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Full text of "Physikalisch-medicinische Darstellung der bekannten Heilquellen der vorzüglichsten Länder Europa's"

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http://www.archive.org/details/physikalischmedi02unse 


Darstellung 


der  bekannten 


Heilquellen. 


Physikalisch  -  medicinische 

Darstellung* 


der  bekannten 


Heilquelle 

der  vorzüglichsten  Länder  Europa's. 


Yqu. 


Dr.  E.    Osann, 


K.  Geli.  Med.  Ratli,  ordentl.  Professor  der  Medicin  an  der  Universität 
und  der  med.  chirurg.  Academie  für  das  Militair  zu  Berlin,  Director 
des  K.  Poliklin.  Instituts,  Ritter  des  rotben  Adler-Ordens  dritter  Klasse 
mit  der  Schleife,  Director  der  Hufeland.  med.  Chirurg.  Gesellschaft  und 
Mitglied  mehrerer  gelehrten  Gesellschaften  des  In-  und  Auslandes. 


Zweiter   T  h  e  i  1. 
Zweite    vermehrte  Auflage. 

B  e  rlin, 

bei     Ferdinand     D  ü  m  m  1  e  r. 

18  4  1. 


Vorrede. 


rJei  der  so  häufigen  Benutzung  der  Heilquellen,  dem 
wachsenden  Interesse  für  dieselben,  der  gründliche- 
ren und  vielseitigeren  Bearbeitung,  welcher  die  Lehre 
derselben  sich  besonders  in  Teutschland  in  den  letz- 
ten Decennien   zu  erfreuen  hatte,   konnte  es    nicht 
fehlen,  dafs  die  Heilquellen  selbst  sorgfältiger  ana- 
lysirt,    ihre  Wirkungen  und  die  Indicationen  zu  ih- 
rer   geeigneten   Anwendung   wissenschaftlicher    be- 
gründet,  —    die   einzelnen  Kurorte   fast  in   jedem 
Jahre  mit  zeitgemäfseren  Verbesserungen  ausgestattet 
wurden.     Um  so  willkommner  war  mir   die    Auf- 
forderung, eine  neue  Auflage  des  schon  im  J.  1832 
veröffentlichten  zweiten  Theiles  meiner  Schrift  über 
die  bekannten  Heilquellen  Europa's  zu  veranstalten, 


VI 

insofern  ich  hierdurch  Gelegenheit  erhielt,  viele 
seit  Erscheinung  der  ersten  Auflage  hinzugekommenen 
neuen  Ergebnisse  einzuschalten,  und  dadurch  immer 
mehr  der  Aufgabe  zu  entsprechen,  welche  ich  mir 
bei  der  Abfassung  des  ganzen  Werkes  gestellt  hatte, 
—  ein  möglichst  vollständiges  Repertorium  der  be^ 
kannten  Heilquellen  Europa's  zu  liefern,  mit  Be-> 
rücksichtigung  der  mannigfaltigen  und  vielseitigen 
wissenschaftlichen  Beziehungen,  welche  der  gegen-? 
wärtige  Standpunkt  der  Medizin  und  die  grofsen 
Fortschritte  ihrer  Hilfswissenschaften  erfordern. 

In  der  früheren  Anordnung  des  Ganzen  sind 
keine  wesentlichen  Veränderungen  eingetreten;  — - 
die  einzelnen  Heilquellen  sind  auch  hier  nach  ihrer 
Lage,  ihren  geognostischen  Verhältnissen  und  der 
geographischen  Abgränzung  der  Länder,  welchen  sie 
angehören,  in  denselben  Gruppen  zusammen-  und 
dargestellt  worden,  um  dadurch  das  Auffinden  der 
einzelnen  Kurorte,  so  wie  den  Ueberblick  des  Gaiir 
zen  zu  erleichtern. 

Viele  ältere,  jetzt  wenig  oder  gar  nicht  mehr 
gebrauchte  Heilquellen  sind  der  Vollständigkeit  we- 
gen beibehalten,  —  neue  inzwischen  bekannt  ge- 
wordene und  benutzte  hinzugekommen,  —  die  Wir- 


VH 

klingen,  Form  der  Anwendung  und  Benutzung  vie- 
ler älteren  ausführlicher  dargestellt  worden. 

Hinsichtlich  neuer  Analysen,  erst  neuerdings 
bekannt  gewordener  genaueren  Höhenbestimmungen, 
so  wie  mancher  lokalen  Verhältnisse  einzelner  Kur- 
orte, der  in  denselben  fortbestehenden,  verbesserten 
oder  neu  getroffenen  Einrichtungen,  der  vermehrten 
oder  verminderten  Frequenz  der  Kurgäste  in  den 
einzelnen  Etablissements  waren  viele  und  wesent- 
liche Nachträge  erforderlich. 

Die  schon  früher  mitgetheilte  Litteratur  der 
einzelnen  Heilquellen  ist  durch  die  Hinzufügung  der 
seit  dem  J.  1832  erschienenen  gröfseren  und  klei- 
neren Schriften  möglichst  vervollständiget  worden, 
nur  fehlen  einige  der  neuesten,  da  der  Druck  dieses 
bogenreichen  Werkes  viel  Zeit  forderte  und  mehrere 
sehr  schätzenswerthe  und  verdienstliche,  neuerdings 
erschienene  Monographieen  und  umfassendere  Schrif- 
ten mir  leider  erst  zu  spät  zukamen. 

So  wie  früher  ist  auch  in  dieser  Auflage  das 
weniger  Wichtige  mit  kleinerer  Schrift  gesetzt  worden, 
um  dadurch  eine  leichtere  Uebersicht  über  das  Ganze 
zu  gewinnen,  und  zugleich  die  an  sich  schon  grofse 
Bogenzahl  dieser  Schrift  zu  beschränken. 


VI» 

Möchte  es  mir  gelungen  sein,  durch  diese  neue 
sehr  vermehrte  und  umfangreichere  Bearbeitung  des 
zweiten  Theils  meiner  Schrift  dem  Bedürfnifs  der 
Zeit  und  zugleich  auch  dem  ehrenvollen  Yertrauen 
des  ärztlichen  Publikums  entsprochen  zu  haben, 
dessen  sich  die  erste  Auflage  zu  rühmen  hatte. 

Berlin,  den  18.  Juni.  1841. 

Dr.  E.  Osann. 


Inhalt. 


Zweiter    Theil.      Darstellung    der    einzelnen 
bekannten  Heilquellen 

Erste  Abtheilung.  Die  Heilquellen  Teutschlands 
und  der  damit  verbundenen  Länder,  namentlich 
Böhmens  und  Ungarns     ..... 

I.  Die  Heilquellen  des  Oesierreichischen  Kaiser 
Staates       ...... 


I.  Die   Heilquellen   des    Königreichs  Böh 
men,    der    Markgrafschaft    Mähren    und 
des  Oeste  rreichische  n  Schlesiens    . 

1.  Die  Heilquellen  des  Königreichs  Böhmen 

2.  Die  Heilquellen  der  Markgrafschaft  Mähren  und 
des  Oesterreichischen  Schlesiens 

II.  Die  Heilquellen  des  Erzherz  ogthums 
Oesterreich  und  des  Herzogt hums  Salz- 
burg, der  geforsteten  Grafschaft  Tyrol 
u.  der  Herzogthümer  Steiermark,  Kärn- 
thcnundKrain. 

1.  Die    Heilquellen   des    Erzherzogtums    Oester- 
reich und  des  Herzogthums  Salzburg 

2.  Die    Heilquellen     der    gefürsteten    Grafschaft 
Tyrol 

3.  Die  Heilquellen  des  Herzogthums  Steiermark 

4.  Die  Heilquellen  des  Herzogthums  Kärnthen     . 

5.  Die  Heilquellen  des  Herzogthums  Krain   . 


Seite 
1 

3 
11 


15 

15 

127 


141 

142 

176 
194 
210 
217 


X 


111.  Die  Heilquellen  des  Königreichs  Un- 
garn u.  Galizien,  des  Grofsf  ürst  enth  um  s 
Siebenbürgen  und  der  Königreiche  Sla- 

vonien  und  Kroatien 

1.  Die  Heilquellen  des  Königreichs  Ungarn  . 

2.  Die  Heilquellen  des  Köuigreicbs  Galizien 

3.  Die  Heilquellen  des  Grof'sfürstenthums  Sieben 
bürgen    und  der  slavonischen  ,    banatisclien  und 
siebenbürgischen  Militair-Gräuze 

4.  Die  Heilquellen   der  Königreiche  Kroatien  und 
Slavonien        


Seite 


II.  Die  Heilquellen  des  Königreichs  Preufscn 

I.  Die  Heilquellen  der  Provinz  Schlesien 
und  der  Grafschaft  Gl az 

1.  Die  Heilquellen  der  Provinz  Schlesien 

2.  Die  Heilquellen  der  Grafschaft  Glaz 

II.  Die  Heilquellen  des  Grofs herzogt h um 
Niederrhein  


1.  Die  Heilquellen  der  Regierungsbezirke  Aachen 
und  Cleve      .        .        .        .         . 

2.  Die    Heilquellen    der  Regierungsbezirke  Colin 
Cobleuz  und  Trier 

III.  Die  Heilquellen  der  Provinz  West 
p  h  alen 

IV.  Die  Heilquellen  der  Provinzen  Sach 
sen,  Brandenburg,  Pommern  und  Ost 
preufsen         

1.  Die  Heilquellen  der  Provinz  Sachsen 

2.  Die  Heilquellen    der   Provinzen    Brandenburg 
Pommern  und  Ostpreufsen    .... 

III.   Die  Heilquellen  des  Königreichs  Baiern 

I.  Die  Heilquellen  Frankens     ,        .        . 

1.  Die  Heilquellen  des  Uutermainkreises 

2.  Die   Heilquellen   des    Obermain-    und   Retzat 
kreises 


II.  Die  Heilquellen  Baie ms 
IV.   Die  Keilquellen  des  Königreichs  Wurf  einher 

1.  Die  Heilquellen  des  Schwarzwaldkreises 

2.  Die  Heilquellen  des  Neckar-  und  Jaxtkrcises 

3.  Die  Heilquellen  des  Donaukreises 


XI 

Seite 

V.  Die  Heilquellen  des  Grofsherzogthums  Baden  765 

1.  Die  Heilquellen  des  Mittel-  u.  Unterrheinkreises  769 

2.  Die  Heilquellen  des  Oberrhein  -    u.  Seekreises  786 

VI.  Die  Heilquellen    des  Grofsherzogthums  Hes- 
sen und  der  Landgrafschaft  Hessen-Homburg    .  809 

VII.  Die  Heilquellen  des  Kurfürstenthums  Hessen         825 

VIII.  Die  Heilquellen  des  Herzogthums  Nassau  845 

1.  Die  Heilquellen  am  südlichen  Abhänge  des  Taunus  852 

2.  Die  Heilquellen  der  nördlichen  Verzweigungen 

des  Taunus 878 

IX.  Die  Heilquellen   des  Königreichs  Sachsen     .  925 

1.  Die  Heilquellen  des  Erzgebirges        .        .        .  929 

2.  Die  Heilquellen  des  Meifsuisclien  und  Lausitzer 
Kreises 933 

3.  Die  Heilquellen  des  Leipziger  Kreises      .        .  943 

X.  Die  Heilquellen  des  Grofsherzogthums  Wei- 
mar und  der  Sächsischen  Herzogtümer  .  950 

1.  Die  Heilquellen  des  Grofsherzogthums  Weimar  954 

2.  Die  Heilquellen  des  Herzogthums  Meiningen    .  957 

3.  Die    Heilquellen    der    Fürstlich    Schwarzburgi- 
schen Länder         .......  963 

XI.  Die  Heilquellen  der  Fürstlich  Waldeckischen, 
Lippe- Detmoldischcn  und  Lippe- Schaumburgi- 
schen  Länder 968 

1.  Die   Heilquellen   der    Fürstlich   Waldeckischen 
Länder 972 

2.  Die  Heilquellen   der  Fürstlich    Lippe-Detmoldi- 
schen und  Lippe-Schaumburgischen  Länder       .  993 

XII.  Die  Heilquellen  des  Königreichs  Hannover, 
des  Herzogthums  Braunschweig  und  der  Her- 
zoglich Anhaltinischen   Länder       ....        1009 

1.  Die  Heilquellen   des  Königreichs  Hannover      .  1012 

2.  Die  Heilquellen  des  Herzogthums  Braunschweig 

und  der  Herzoglich  Anhaltinischen  Länder        .  1024 

XIII.  Die  Heilquellen  der  Grofsherzoglich  Meck- 
lenburgischen Länder  und  des  Herzogthums 
Holstein 1031 


XII 


Seite 

1.  Die   Heilquellen   der   Grofsherzoglich    Mecklen- 
burgischen Länder 1034 

2.  Die  Heilquellen  des  Herzogthums  Holstein  und 
Schleswig 1037 

XIV.    Die    teutschen    Seebäder    der    Nord  -    und 

Ostsee 1041 

1.  Die  Seebäder  der  Nordsee    ....  1053 

2.  Die  Seebäder  der  Ostsee 1061 

Zweite  Abtheilung.    Die  Heilquellen  der  König- 
reiche Holland  und  Belgien    .....  1075 

1.  Die  Heilquellen   Belgiens 1080 

2.  Die  Seebäder  Hollands 10b7 


Zweiter  Theil. 


Darstellung  der  einzelnen  bekannten 


Heilquellen. 


II.  TLeil. 


Erste  Abtheilimg. 

Die  Heilquellen  Teutschlands  und  der  damit  ver- 
bundenen Länder,  namentlich  Böhmens  und 
Ungarns. 


A  2 


Reich  ist  das  heilige  Land  Thuiskons,   reich  an   des  Halmes 

Frucht  nicht  allein,  an  Trauben,  Gewild,  Bergwäldern  und  Landsee'n;  — 

Auch  ergiebiger  sind  an   weitgefeierten  Quellen, 

Als  die  besungensten  Höhn  des  Auslands,   seine  Gebirge. 

JS  eu  b  e  ck. 


Im  Westen  von  dem  Wasgau  und  den  Ardennen,  im  Osten 
von  den  Ebenen  Rufslands  und  Polens  umschlossen,  im 
Süden  von  den  mit  Schnee  bedeckten  Alpen  umkränzt,  nach 
Norden  gegen  die  See  sich  abflachend,  bildet  Teutsch- 
land einen  Verein  sehr  verschiedenartiger,  durch  Gebirgs- 
züge und  Flufsgebiete  begränzter  Ländergruppen,  und  zu- 
gleich sehr  mannigfacher  Verzweigungen  eines  grofsen 
und  mächtigen  Yolkes.  Die,  zwei  Hauptabtheilungen,  in 
welche  es  in  dieser  doppelten,  chorographischen  und  poli- 
tisch-nationalen, Beziehung  zerfällt,  sind  Süd-  und  Nord- 
Teutschland.  Die  Gränze  zwischen  beiden  zieht  der 
gewaltige,  von  den  Karpathen  beginnende,  nach  Westen 
streichende  Gebirgsstock,  welcher  Mähren,  Böhmen  und 
Franken  im  Norden  begränzt,  sich  bis  zum  Rhein  zieht, 
schirmend  seine  beiden  Ufer  begleitet  und  dann  in  Belgien 
und  dem  nördlichen  Frankreich  sich  verliert. 

Fast  in  der  Mitte  von  Europa  gelegen,  nicht  blofs  in 
geographischer  Hinsicht,  auch  in  geistiger  als  der  Mittel- 
punkt der  Kunst  und  Wissenschaft  zu  betrachten,  —  das 
eigentliche  Herz,  dessen  Lebensäusserungen  so  seegens- 
reich  auf  die  geistigen  Entwicklungen  aller  Glieder  dieses 
Erdtheüs    zurückwirkten,   —   besitzt  Teutschland    in   sei- 


6 

nen  jetzt  politisch  getrennten,  verschiedenen  Ländergebie- 
ten  einen  greisen  Theil  der  Gaben,  mit  welchen  seine  Nach- 
barländer reich  von  der  Natur  ausgestattet  wurden ;  —  und 
geseegnet  mit  den  mannigfaltigsten  Erzeugnissen  auf  der 
Erde,  verschliefst  nicht  minder  der  Schoofs  seiner  Gebirge 
wie  einen  Schatz  von  edlen  und  unedlen  Metallen,  so  einen 
unversiegbaren  Quell  von  zahlreichen  und  kräftigen  Mine- 
ralbrunnen. 

Seit  Jahrhunderten  schon  benutzt,  haben  sich  mehrere 
teutsche  Heilquellen  im  In-  und  Auslande  einen  so  ausge- 
zeichneten, wohl  verdienten  und  allgemein  anerkannten 
Ruf  erworben,  wie  keine  der  übrigen  Länder  Europas.  Ich 
gedenke  nur  des  viel  berühmten  Karlsbads,  welches,  seit 
einem  halben  Jahrtausend  im  Gebrauch,  mit  jedem  Jahr, 
trotz  der  künstlichen,  in  der  neuern  Zeit  so  viel  benutz- 
ten Nachbildungen,  aus  den  entferntesten,  selbst  aufser- 
europäischen  Ländern  zahlreiche  Kranke  um  seine  Heil 
und  Gesundheit  spendenden  Quellen  versammelt,  —  des  so 
viel  getrunkenen  Säuerlings  zu  Selters,  dessen  Mineral- 
wasser jährlich  nach  beiden  Indien  gesendet  wird,  —  der 
Thermalquellen  zu  Aachen,  welche,  mit  ihren  im  Namen 
verwandten  Schwestern  in  Frankreich  und  Savoyen  wett- 
eifernd, schon  von  den  Römern  benutzt,  durch  Kaiser  Karl 
den  Grofsen  ihre  Weihe  empfingen,  —  aus  der  Nähe  und 
Ferne  wallfahrten  Kranke  zu  ihnen,  ihre  Heilkräfte  rühmt 
ein  Jahrtausend.   — 

Ich  gebe  zu,  dafs  mehrere  Länder  Europas  sowohl 
durch  die  Zahl,  als  durch  die  hohe  Temperatur  ihrer  Mi- 
neralquellen Teutschland  übertreffen ;  —  die  höchste  Tem- 
peratur der  teutschen  Thermalquellen  beträgt  54°  R.  zu 
Baden,  56°  R.  zu  Wifsbaden,  60  und  62°  R.  zu  Karlsbad 
und  Burtscheid,  —  während  die  Temperatur  mehrerer  Tb. 
quellen  in  Frankreich  und  Italien  65°  R.  übersteigt.  Ein- 
zelne Länder  rühmen  sich  allerdings  eines  ausgezeichne- 
ten Rcichthums  an  besondern  Klassen  von  Mineralquellen, 
—  einige  einer  aufscrordentlichen  Menge  von  Säuerlingen, 


andere  einer  grofsenZahl  von  Schwefelquellen,  —  entbehren 
dann  aber  meist  andere  nicht  weniger  wirksame.  —  Teutsch- 
land, auch  in  dieser  Hinsicht  die  Mitte  in  Europa  haltend, 
zählt  in  jeder  Klasse  von  Heilquellen  vorzügliche,  und  darf 
sich  rühmen,  die  für  die  praktische  Medizin  so  wichtige 
Lehre  der  Heilquellen  zuerst  wissenschaftlich  begründet, 
in  ihren  vielseitigen  Beziehungen  nach  Verdienst  gewürdi- 
get und  die  einzelnen  Kuranstalten  mit  so  zweekmäfsigen 
Vorrichtungen  zur  Versendung  des  Mineralwassers,  so  wie 
mit  so  musterhaften  und  sinnreichen  Einrichtungen  zu  jeder 
Art  von  Bädern  ausgerüstet  zu  haben,  wie  wohl  kein  an- 
deres Land  in  Europa.  — 

Nach  Verschiedenheit  der  Lage,  Richtung,  Höhe  und 
Formation  der  einzelnen  Gebirgszüge  in  Süd-  und  Nord- 
Teutschland  werden  auch  verschiedenartige  Gruppen  von 
Mineralquellen  gebildet.  Bemerkens werth  und  karakteri- 
stisch  für  ihre  Qualität,  ihre  Temperatur  und  Mischungs- 
verhältnisse ist  der  Reichthum  an  Säuerlingen  und  das 
häufige  Vorkommen  von  Thermalquellen  in  dem  südlichen 
Teutschland,  während  das  nördliche  Teutschland  beider 
beinahe  entbehrt,  —  für  die  Bedingungen  ihrer  Entstehung 
die  Eigenthümlichkeit  mehrerer  Gebirgszüge  in  Teutschland, 
gegen  Norden  sich  abzuflachen  und  dagegen  nach  Süden 
oder  Südost  schroff  abzufallen,  wie  unter  andern  die  Ge- 
birge Tyrols,  die  Karpathen,  die  Rhön,  der  Taunus.  Wäh- 
rend Baden,  Nassau,  Schlesien,  Böhmen,  Kärnthen,  Steier- 
mark, Krain  und  Ungarn  sich  durch  kräftige  Thermalquel- 
len und  zahlreiche  Säuerlinge  auszeichnen,  findet  sich  in 
Nordteutschland,  nördlich  von  der  Lahn,  dem  Mayn  und 
dem  Riesengebirge,  zwischen  Rhein  und  Weichsel  nicht 
eine  Thermalquelle  und  in  den  flachen  Uferstaaten  zwi- 
schen Elbe  und  Weichsel  nicht  ein  Säuerling. 

Südteutschland,  von  den  Verzweigungen  der  Alpen- 
Centralkette  in  mannigfachen  Richtungen  durchschnitten, 
bildet  mehrere  wichtige,  zum  Theil  auch  chorographisch 
abgeschlossene  Gruppen  von  Heilquellen,  —  in  Osten :  die 


8 


des  Beckens  von  Böhmen,  der  Tyroler-,  Salzburger-,  Steier- 
schen-,  Karnischen  und  Krainschen-  Alpen  und  der  Karpa- 
then,  —  in  Westen:  die  des  Schwarzwaldes,  der  rauhen 
Alp  und  des  Taunus,  —  und  in  der  Mitte  die  des  weiten, 
im  Norden  von  dem  Fichtelgebirge,  dem  Thüringerwalde, 
der  Rhön,  dem  Spessart  und  Odenwalde,  in  Süden  von 
den  Alpen  begränzten  Beckens  des  Mayns  und  der  obern 
Donau.  —  Der  gegen  die  See  allmählig  sich  abflachende 
Norden  Teutschlands  zerfällt  dagegen  in  zwei  durch  ihre 
Lage,  Gebirgsformation  und  Höhen- Verhältnisse  verschie- 
dene Hauptgruppen:  in  Westen  in  die  Gruppen  der  zwi- 
schen Rhein  und  Elbe  sich  verzweigenden  Gebirgszüge 
des  Westerwaldes,  des  Vogelgebirges,  des  Teutoburger-, 
Habichts-  und  Thüringerwaldes,  des  Erzgebirges,  der  We- 
sergebirge und  des  die  flachen  TJferstaaten  der  Nordsee 
weit  überschauenden  Harzes,  —  und  in  Osten  in  die  der 
grofsen  Schuttebene,  welche  von  den  Gebirgen  Schlesiens 
und  der  Lausitz,  nur  von  wenigen  Höhenzügen  unterbro- 
chen, zwischen  Elbe  und  Weichsel  in  ihrer  allmähligen 
Abflachung  bis  zur  Ostsee  sich  ausdehnt. 

Vereinigt  man  diese  Gruppen  nach  ihrer  geographisch- 
politischen Begränzung,  so  zerfallen  sie  in  folgende: 

I.  Die  Heilquellen  des  Oesterreichischen 
Kaiserstaates. 

e  H.q.  des  Königreichs  Preufsen. 

e  H.q.  des  Königreichs  Baiern. 

e  H.q.  des  Königreichs  Würtemberg. 

e  H.q.  des  Grofsherzogthums  Baden. 

e  H.q.   des  Grofsherzogthums  Hessen. 

e  H.q.  des  Kurfürstenthums  Hessen. 

e  H.q.  des  Herzogthums  Nassau. 

e  H.q.  des  Königreichs  Sachsen. 

e  H.q.  des  Grofsherzogthums  Weimar 
und  der  Sächsischen  Hcrzogthümer. 

Die  H.q.  der  Fürstlich  Waldeckischen-, 


II. 

D 

III. 

D 

IV. 

D 

V. 

D 

VI. 

D 

VII. 

D 

VIII. 

D 

IX. 

D 

X. 

D 

XI. 


9 

Lippe-Detmold-    und    Schauenburgi- 
schen  Länder. 

XII.  Die   H.q.    des   Königreichs   Hannover, 

des  Herzogthums  Braunschweig   und 
der  Herzogl.  Anhaltischen  Länder. 

XIII.  Die  H.q.  der  Grofsherzogl.  Mecklenbur- 

gischen Länder  und  des  Herzogthums 
Holstein. 

XIV.  Die  teutschen  Seebäder  der  Nord-  und 

Ostsee. 

L.  Fuchsii  historia  omnium  aqHarum,  quae  in  usu  practican- 
tium  sunt.   Venet.  1542.  — 1544. 

J.  D.  Tabernaemontanus,  neuer  Wasserschatz,  d.i.  von  al- 
len metallischen  mineralischen  Bädern  und  Wassern.  Frankfurth 
1544.  —  1581.  —  1584.  —  1587.  —  1593.  —  1603.  —  1605.  —  1608. 

Von  den  heilsamen  Bädern  des  teutschen  Landes  etc.,  durch 
J.  J.  Huggelin.     Basel  1559. 

Th.  Paracelsi  Badebüchlein,  sechs  köstliche  Tractate  von  Was- 
serbädern, publicirt  von  Adam  v.  Bodenstein.     Miililhausen  1562. 

Joann.  Guintheri  Andernaci  comment.  de  balneis  et  aquis 
medicatis.     Argentorati  1565. 

G.  Eschenreuter,  Natur  aller  heilsamen  Bäder  und  Brunnen. 
Strafsburg  1571.  —  1580.  —  1589.  —  1599.  —  1609.  -  1616.  —  1699. 

Leonh.  Thurneisser's  zehn  Bücher  von  kalten,  warmen, 
mineralischen,  metallischen  Wassern.    Frankfurth  a.  d.  O.  1572.— 1612. 

Joann.  Baubini  nova  methodus  de  aquis  medicatis.  Montis- 
belligardi  1588.  —  1600.  —  1605.  —  1607.  —  1612.  —  1698. 

F.  Hoffmann,  de  praecipuis  Germaniae  fontibus.     Halae  1726. 

J.  F.  Zuckert,  systematische  Beschreibung  aller  Gesundbruunen 
und  Bäder  Teutschlands.    Berlin  1768. 

Kühn  systematische  Beschreibung  aller  Gesundbrunnen  und  Bä- 
der Deutschlands.     Breslau  1789. 

F.  C.  G.  Scheideman  tel's  Anleitung  zum  vernünftigen  Ge- 
brauch aller  Gesundbrunnen  und  Bäder  Teutschlands.    Gotha  1792. 

K.  A.  Zwierlein1s  allgemeine  Brunnenschrift.  Leipzig  1793. 
—  1815.  —  1835. 

Systematische  Beschreibung  aller  Gesundbrunnen  und  Bäder  der 
bekannteren  Länder,  vorzüglich  Teutschlands  (von  Fuchs).  Zwei 
Bde.    Jena  und  Leipzig  1797,  —  1801. 

C.  W.  Hufeland's  praktische  Uebersicht  der  vorzüglichsten 
Heilquellen  Teutschlands  nach  eigenen  Erfahrungen.  Berlin  1815.  — 
1820.  —  1831.  —  1840. 

F.  Kretschmar's  tabellarische  Uebersicht  der  Mineralwasser 
Teutschlands.    Dessau  1817. 

C.  F.  Mosch,  die  Bäder  und  Heilbrunnen  Teutschlands  und  der 
Schweiz.    2  Bde.  1819. 

E.  Wetzler,  über  Gesundbruunen  und  Heilbäder.  Th.  I.  II.  III. 
Mainz  1819.  — 1825. 


10 

E.  Wetzler's  Zusätze  und  Verbesserungen  zu  den  zwei  Bän- 
den über  Gesundbr.  und  Heilbäder.    Mainz  18^2. 

Jahrbücher  der  HeiSq.  Deutschlands.  Herausgegeben  von  Fenn  er 
von  Fenneberg,  Peez,   Döring  und  Höpfner.     1821.  1822. 

Teutschland  geognostisch-geologisch  dargestellt  von  Cb.  Kefer- 
stein.    Bd.  1  — VI.    Weimar  1821  —  1830. 

G.  Bischof,  die  vulkanischen  Mineralquellen  Deutschlands  und 
Frankreichs.    Bonn  1826. 

Teutschlands  Mineralquellen,  ein  Leitfaden  zum  Behuf  akademi- 
scher Vorlesungen  von  G.  H.  Richter.    1828. 

Taschenbuch  für  Aerzte,  Chemiker  und  Badereisende,  die  Be- 
standtheile  und  physischen  Eigenschaften  der  vorzüglichem  Mineral- 
quellen Deutschlands,  der  Schweiz  und  angrenzender  Länder  nebst 
den  neuesten  besten  Analysen  enthaltend,  von  L.  F.  Bley,  mit  ei- 
nem Vorworte  von  Dr.  J.  B.  Trommsdorff.     Leipzig  1831. 

Abbandlung  von  den  Mineralquellen  im  Allgemeinen  und  Versuch 
einer  Zusammenstellung  von  880  der  bekannteren  Deutschlands,  der 
Schweiz  und  einiger  angränzenden  Länder,  von  Dr.  C.  Stucke, 
nebst  einer  Karte  von  H.  Richter.     Cöln  1831. 

Jos.  v.  Vering,  Eigenthümliche  Heilkraft  der  M.wässer.  Aus 
ärztlichen  Erfahrungen  dargestellt.     Wien  1833  — 1836. 

L.  Fr.  von  Zedlitz,  balneographisches  statistisch -historisches 
Hand-  und  Wörterbuch.    Leipzig  1834. 

Heilquellenkarte,  entworfen  und  gezeichnet  von  C  F.  Weiland. 
Zweite  Auflage.    Weimar  1835. 

Gust.  Herrn.  Richter,  Deutschlands  M.quellen  zum  Gebrauch 
für  Aerzte  und  Badereiseude.    Berlin  1835. 

J.  F.  Sobernheim,  Deutschlands  Heilquellen  in  physikalischer, 
chemischer  und  therapeutischer  Beziehung.    Berlin  1836, 

A.  F.  Speyer,  Teutschland^  vorzüglichste  M.quellen  nach  ihren 
physischen,  chemischen  und  therapeutischen  Eigenschaften.  Hanau  1836. 

Geographische  Tabellen  der  M.wässer  und  Bäder  in  den  deut- 
schen Staaten,  in  Ungarn,  Frankreich,  der  Schweiz,  Italien  und  Grofs- 
britannien,  mit  einer  Hydrakologie  begleitet,  vorzüglich  für  Aerzte. 
Von  L.    Zürich  1836. 

v.  Graefe  und  Kali  seh,  Jahrbücher  für  Deutschlands  Heilquel- 
len und  Seebäder.  Erster  Jahrgang.  Berlin  1836.  —  Zweiter  Jahr- 
gang 1837.  —  Dritter  Jahrgang  1838.  —  Vierter  Jahrgang  1839. 
—  Intelligenzblatt  für  Deutschlands  Heilq.  u.  Seebäder,  zu  v.  Graefe 
und  Kalisch's   balneologischen  Jahrbüchern  für  1837.     Berlin  1837. 

Edw.  Lee,  an  Account  of  the  medical  application  of  the  mi- 
neral  Springs.     London  1836. 

Karl  Chris  tian  Hille,  die  Heilquellen  Deutschlands  und  der 
Schweiz.  Ein  Taschenbuch  für  Brunnen-  und  Badereisende.  Erster 
Theil.      Erstes  bis  viertes  Heft.    Leipzig  1837—1838. 

The  Spas  of  Germany.  By  the  Author  of  „St.  Petersburgh.'" 
(A.  B.  Granville).    Vol.  I.  u.  II.    Loudou  1837. 

A.  Vetter,  theoretisch  -  praktisches  Handbuch  der  Heilqucllen- 
lehre.  Nach  dem  neuesten  Standpunkte  der  physikalischen  und  phy- 
siologischen Wissenschaften,  so  wie  nach  eigenen  ärztlichen  Erfah- 
rungen systematisch  bearbeitet.    Th.  I.  u.  II.    Berlin  u.  Wien  1838. 


I. 


Die  Heilquellen  des  Oesterreichischen 
Kaiserstaates. 


Uie  zahlreichen  Mineralquellen,  welche  Oesterreich  be- 
sitzt, zeichnen  sich  nicht  blofs  durch  die  Mannigfaltigkeit 
ihrer  Temperatur-  und  Mischungsverhältnisse,  sondern  auch 
durch  die  Wichtigkeit  ihrer  Benutzung  aus.  Schon  im 
Jahre  1777  zählte  H.  J.  von  Crantz  653,  ohne  die  des 
Lombardisch- Venezianischen  Königreichs,  —  und  wie  viele 
sind  seit  jener  Zeit  hinzugekommen,  wie  viele  erfreuen  sich 
einer  gründlichem  chemischen  Untersuchung,  einer  wissen- 
schaftlichem Ermittelung  ihrer  Wirkung,  einer  vielseitigem 
und  zweckmäfsigern  Anwendung,  eines  zahlreicheren  Zu- 
spruches !   — 

Da  indefs  vorliegender  Band  nur  die  Darstellung  der 
Heilquellen  Teutschlands  bezweckt,  bleiben  die  des  Lom- 
bardisch -  Venezianischen  Königreichs  einem  folgenden 
Bande  vorbehalten  und  ich  beschränke  mich  in  diesem 
Bande  nur  auf  diejenigen  Heilquellen  des  Oesterreichi- 
schen  Kaiserstaates,  welche  Teutschland  oder  mehreren 
wichtigen  Nachbarländern  angehören ,  die  theils  durch 
Gebirgszüge  geographisch,  theils  durch  Verträge  poli- 
tisch mit  Oesterreich  verbunden  sind. 

Dieser  Abschnitt  umfafst  daher  die  Heilquellen  der 
Länder  des  südöstlichen  Teutschlands,  welche  in  Norden 
von  dem  Böhmer  Wald,  dem  Erz-  und  Riesengebirge  und 
den  Sudeten  umschlossen,  in  Süden  von  der  mächtigen 
Fortsetzung  der  Alpen  begränzt  werden,  und  nach  ihrer 
Lage  in  drei  Hauptgruppen  zerfallen: 

I.  Die  Heilquellen  des  Königreichs  Böh- 
men, der  Markgrafschaft  Mähren  und 
des  Oesterreichischen  Schlesiens. 


14 

II.  Die  Heilquellen  des  Erzherzogthums  Oe- 

sterreich  und  des  Herzogthums  Salz- 
burg, der  gefürsteten  Grafschaft  Ty- 
rol,  und  der  Herzogthümer  Steiermark, 
Kärnthen  und  Krain. 

III.  Die    Heilquellen    des    Königreichs    Un- 

garn, des  Grofsfürstenthuins  Sieben- 
bürgen und  der  Königreiche  Slavonien 
und  Kroatien. 

H.  J.  von  Crantz,  Gesundbrunnen  der  Oesterreichischen  Mo- 
narchie.   Wien  1777. 

Vinc.  Ferer.  Taude,  Synopsis  fontium  Austriae  provincia- 
rumque  adnexarum.    Viennae  1779. 

Die  berühmtesten  Badeö'rter  und  Gesundbrunnen  des  Oesterrei- 
chischen Kaiserthums.    II.  Thle.    Briinn  1821. 

Leop,  Fleckles,  der  ärztliche  Wegweiser  nach  den  vorzüg- 
lichsten Heilquellen  und  Gesundbrunnen  des  österreichischen  Kaiser- 
staates.   Wien  1834. 


I.    Die  Heilquellen   des  Königreichs  Böhmen,    der 

Markgrafschaft  Mähren  und  des  Oesterreichischen 

Schlesiens. 


\_J\e  Gebirge,  durch  welche  die  Lage  und  chorographische 
Begränzung  der  genannten  Länder  bedingt  werden,  sind 
der  Böhmer  Wald,  das  Gebirge  der  Lausitz,  das  Riesen- 
gebirge, die  Sudeten,  das  schlesisch  -  mährische  Gebirge 
und  die  Verzweigung  der  Karpathen,  welche  Mähren  von 
Ungarn  trennt,  —  sie  umschreiben  einen  grofsen  Halb- 
kreis, dessen  Basis  das  Flufsgebiet  der  Donau  bildet,  und 
welcher  durch  das  von  Nordost  nach  Südwest  streichende 
mährische  Gebirge  in  zwei  von  Gebirgen  umkränzte  Bek- 
ken  getheilt  wird:  das  von  Böhmen  und  das  von  Mäh- 
ren und  dem  Oesterreichischen  Schlesien. 

1.  Die  Heilquellen  des  Königreichs  Böhmen. 

Das  Königreich  Böhmen  bildet  vermöge  seiner  Lage 
ein  abgeschlossenes  Ganzes  für  sich.  Nach  allen  Seiten 
umringt  von  einem  Kranz  von  Gebirgen,  gleicht  es  einem 
von  Höhenzügen  durchschnittenen,  grofsen  und  weiten 
Becken,  welches  wahrscheinlich  früher  mit  Wasser  gefüllt, 
ein  Binnenmeer  darstellte,  dessen  Durchbruch  im  Norden 
erfolgte  und  sich  noch  jetzt  im  Laufe  der  Elbe  verfol- 
gen läfst. 

Die  Höhenverhältnisse  Böhmens  werden  bedingt  durch 
die  Höhe  der  dieses  Königreich  umschliefsenden  Gebirge 
und  die  Tiefe   des   von   diesen   gebildeten  Beckens.    Die 


16 

höchsten  Punkte  des  Fichtel-  und  Riesengebirges  betragen 
über  4000  F.,  des  Böhmer  Waldes  und  des  Erzgebirges 
über  3000  F.,  des  Mittelgebirges  über  2000  F.  —  Prag 
liegt  550  F.,  Lowositz  414  F.,  Aussig  409  F.,  —  die  am 
höchsten  gelegenen  Kurorte,  nahe  dem  Fichtel-  und  Erz- 
gebirge, gegen  1000  bis  1.900  F.  über  dem  Meere  erhaben. 
So  entspringen: 

Die  M.  Q.  zu  Teplitz  .        .        .        .        .        .  648  F. üb. d.M. 

Carlsbad  .        .        .        .        .        .  1150 

K.  Franzensbad       .        .        .        .        .  1569 

_ —  Marienbad 1932 

In  geographischer  Hinsicht  ist  besonders  der  Umstand 
bemerkenswerth,  dafs  das  an  M.quellen  und  neptunischen 
Bildungen  so  reiche  Böhmen  doch  in  seinem  Norden,  so- 
wohl in  der  Gestalt  seiner  Gebirge,  als  in  der  Formation 
und  Qualität  seiner  Gebirgsarten,  theilweise  einen  unläug- 
bar  vulkanischen  Karakter  zeigt;  —  dafür  spricht  nicht 
nur  das  häufige  Vorkommen  von  vulkanischem  Gestein, 
Klingstein,  Porphyr,  Basalt,  basaltischer  Hornblende  und 
anderen,  auch  die  mächtigen  Ausströmungen  von  kohlen- 
saurem Gas  in  vielen  Gegenden,  und  endlich  Ueberreste 
früher  thätiger  Vulkane,  wie  z.  E.  des  Kammerbühls  bei 
Eger.  Sehr  interessant  ist  in  dieser  Hinsicht  die  sinn- 
reiche Parallele,  welche  Berzelius  zwischen  den  vulka- 
nischen Gebirgen  und  M.quellen  Nordböhmens  und  den  die- 
sen sehr  ähnlichen  von  Vivarais  und  Auvergne  aufstellte. 

Von  der  Natur  mit  den  schönsten  Gaben  verschwen- 
derisch ausgestattet,  besitzt  Böhmen  einen  grofsen  Reich- 
thum  an  kräftigen  Heilquellen.  Schon  vor  länger  denn 
fünfzig  Jahren  betrug  die  Zahl  der  Böhmischen  M.quellen 
mein*  denn  hundert,  von  welchen  jedoch  freilich  nur  ein 
kleiner  Theil  als  Heilquellen  benutzt  wurde. 

Als  der  eigentliche  Heerd  der  wichtigsten  ist  Nord- 
böhmen zu  betrachten.  Von  den  hier  entspringenden  zeich- 
nen sich  die  Thermalquellen  dm-ch  eine  sehr  hohe  Tem- 
peratur aus  (25—60°  R.),  die  kalten  M.  quellen  durch  ihren 

Reich- 


17 

Reichtbum  an  kohlensaurem  Gas  und  festen  Bestandtei- 
len, —  von  letzteren  vorzugsweise  durch  schwefelsaures  Na- 
tron, schwefelsaure  Talkerde  und  kohlensaures  Natron.  Böh- 
men besitzt  die  stärksten  Bittersalz-  und  Glaub  er  salz  quel- 
len, zahlreiche  Säuerlinge,  sehr  kräftige  kalte  und  heifse 
alkalische  M.  q.,  ist  aber  arm  an  Schwefelquellen,  entbehrt 
ganz  der  Kochsalzquellen,  und  zeigt  sogar  in  der  Mehr- 
zahl seiner  M.  q.  eine  so  geringe  Menge  von  Chlornatrium, 
dafs  man  schon  hieraus  auf  einen  Mangel  bedeutender 
Steinsalzlager  zurückschliefsen  kann. 

Mehrere  unter  den  Böhmischen  Heilquellen  erfreuen 
sich  jährlich  eines  ungemein  zahlreichen  Zuspruchs  von 
Kurgästen,  und  werden  in  grofser  Menge  und  sehr  weit 
versendet.  —  Uebrigens  werden  die  Kurgäste  in  den  Böhmi- 
schen Bädern  nicht  nach  der  Zahl  der  Personen,  sondern 
nach  Parthien  oder  Nummern  gezählt. 

Von  den  heifsen  M.  quellen  verdienen  vor  allen  ge- 
nannt zu  werden  die  berühmten  zu  Karlsbad  und  Tep- 
litz,  —  von  den  kalten  die  Eisenquellen  zu  Kaiser- 
Franzensbad  und  Liebwerda,  die  alkalischen  M.q. 
zu  Bilin,  die  Glauber-  und  Bittersalzquellen  zu  Marien- 
bad, Püllna,   Saidschütz  und  Seidlitz. 

H.  J.  von  Crantz,  Gesundbr.  d.  Oestr.  Mon.    S.  243. 

Vinc.  Fer.  Tau  de,    Synopsis  fontium  Austriae.  p.  144. 

Die  Quellen  von  Karlsbad,  Teplitz  und  Königswarth  von  J.  Ber- 
zelius,  übers.  von  G.  Rose,  herausgegeben  mit  erläuternden  Zu- 
sätzen von  Gilbert.    Leipzig  1823.     S.  71.  116. 

E.  Wetzler,  über  Gesundbrunnen  u.  Heilbäder.  Th.  III.  Ueber 
die  vorzüglicbsten  Gesundbr.  in  Böhmen.     Mainz  1825. 

Böhmens  Heilquellen  von  W.  A.  Gerle.    Prag  1829.  —  1S39. 

Kastner's  Archiv.     Bd.  VIII    S.  78.  444.  —  Bd.  X.  S.  354. 

Das  rothe  Sandsteingebilde  zwischen  dem  linken  Isar-  und  dem 
rechten  Eibufer,  am  südlichen  Fufs  des  Isar-  und  Riesengebirges, 
geographisch  geschildert  von  J.  Moteglek.    Prag  1829. 

Der  Führer  in  die  vorzüglichsten  Heilquellen  Böhmens :  Teplitz, 
Karlsbad,  Franzeusbrunn,  Marienbad  etc.  von  Dr.  D  i  e  t  e  r  i  c  h.  Leip- 
zig 1837. 

K.  Chr.  H i 1 1  e ' s  Heilq.  Deutschlands  und  der  Schweiz.  Th.  I. 
Heft  2.    Leipzig   1837. 

J.  Fr.  Kr  zisch,  die  Heilq.  des  Königreichs  Böhmen.  Wien  1837. 
II.  Theil.  ß 


18 

Casper's   Wochenschrift   für    die   gcsammte   Heilkunde.     1838. 
No.  8.  u.  9. 

1.  Die  M. quellen  zu  Karlsbad.  Die  wegen 
vorzüglicher  Zinn-  und  Stahlarbeiten  bekannte,  durch  ihre 
seit  Jahrhunderten  schon  benutzten  Heilquellen  so  be- 
rühmte Stadt  Karlsbad  zählt  nach  der  im  Jahre  1837 
unternommenen  Zählung  3189  Einwohner,  und  liegt  in  dem 
Elnbogener  Kreise,  1150  F.  über  dem  Meere  erhaben,  von 
Eger  sechs,  von  Prag  sechzehn,  von  Teplitz  dreizehn 
Meilen  entfernt,  in  dem  engen,  von  hohen,  waldbewach- 
senen Bergen  umschlossenen  Thale  der  Tepl,  welches 
sich  nach  Westen  öffnet. 

Ueber  die  älteste  Geschichte  der  Quellen  von  Karls- 
bad mangeln  zuverlässige  Nachrichten.  Nach  Dobner 
sollen  die  ersten  Ansiedler  an  den  Quellen  Bewohner  des 
unfern  gelegenen  Dorfes  Ward  oder  Wary  gewesen 
sein,  von  welchem  man  in  den  Waldungen  bei  Karlsbad 
noch  Ueberreste  aufgefunden  haben  will.  Lange  mögen 
schon  die  Quellen  von  den  nächsten  Bewolmern  der  Um- 
gegend gekannt  und  selbst  benutzt  Avorden  sein,  ohne  dafs 
die  Kenntnifs  derselben  weiter  drang.  Nach  C.  Brusch's 
Beschreibung  des  Fichtelgebirges  waren  die  Quellen  zuK. 
schon  sehr  früh  bekannt,  —  ob  aber  schon  664  unter  dem 
Namen  Tepliwoda  (Warmbad),  nach  Cosmas  und 
Pulkawa,  ist  wohl  sein*  zu  bezweifeln. 

Einer  Sage  zufolge  wurden  sie  zuerst  in  der  Mitte  des 
vierzehnten  Jahrhunderts  durch  Kaiser  Karl  IV.  entdeckt 
und  erwarben  sich  schon  damals  in  kurzer  Zeit  einen  be- 
deutenden Namen.  Zu  ihrer  Entdeckung  gab,  dieser  Er- 
zählung zufolge,  die  Veranlassung  eine  Jagd,  welche  Kai- 
ser Karl  nach  Einigen  1347,  nach  Andern  1358  in  den  da- 
mals noch  unwegsamen,  wilden  Waldthälern  bei  Pet- 
schau  und  Stein  Einbogen  hielt.  Der  von  seinen 
Verfolgern  hart  bedrängte  Hirsch  stürzte  sich  dicht  bei 
Karlsbad  von  einer  steilen  Höhe,  welche  noch  jetzt  des- 
halb „Hirschsprung"   oder  „Hirschberg"  genannt  wird,  in 


19 

die  Tiefe,  in  welcher  die  heifsen  Quellen  entspringen, 
führte  die  ihm  nachsetzenden  Jäger  zu  dem  Ursprung 
derselben  und  soll  so  die  erste  zufällige  Gelegenheit  zu  ih- 
rer Entdeckung  gegeben  haben.  —  So  berichtet  wenigstens 
eine  alte  Sage,  welche  F.  Summer  (Sommer),  in  seiner 
1572  über  Karlsbad  erschienenen  Schrift  mittheilt,  und  welche 
später  von  P a n s a ,  Strobelberger,  Stöhr  u.A.  nach- 
erzählt worden  ist.  Eine  schriftliche  Urkunde  hierüber  ist, 
nach  Stöhr,  in  keinem  Archiv  vorhanden  und  hat  nach 
aller  Wahrscheinlichkeit  auch  nirgend  existirt.  Der  Um- 
stand, dafs  Wenceslaus  Payer,  Arzt  zu  Einbogen, 
der  erste,  welcher  die  Quellen  untersuchte  und  über  sie 
schrieb,  dieser  Sage  nicht  erwähnt,  erregt  mit  Recht 
Zweifel. 

Auf  Anrathen  von  W.  Payer  gebrauchte  sie  Kaiser 
Karl  mit  glücklichem  Erfolge  gegen  einen  gichtischen 
Schaden  am  Fufse.  In  der  Nähe  der  Quellen  wurde  ein 
kleines  Schlofs  aufgeführt,  den  hier  sich  ansiedehiden 
Fremden  viele  Vorrechte  verheifsen,  der  Ort  nach  seinem 
Begründer  Karlsbad  genannt,  schon  1370  zu  einer  Stadt 
erhoben,  -  und  in  dem  zu  Nürnberg  v.  14.  August  dieses 
Jahres  erlassenen  Freiheitsbriefe  die  Treue  der  Bewohner 
von  Karlsbad  belobt. 

Die  nach  ihrem  angeblichen  Entdecker  benannten  Th. 
quellen  gehören  nicht  blofs  zu  den  ältesten,  in  Teutsch- 
land benutzten,  sondern  auch  zu  den  wirksamsten  und  be- 
suchtesten. Wenn  viele  andere  sehr  kräftige  M.wasser 
durch  ähnliche  ersetzt  werden  können,  so  gilt  dieses  nicht 
von  denen  zu  Karlsbad.  So  reich  unser  Vaterland  und 
seine  Nachbarländer  an  Heilquellen  ist,  so  erscheinen 
doch  die  von  Karlsbad  in  ihren  Mischungsverhältnissen 
und  Wirkungen,  mit  andern  Thermen  verglichen,  fast 
einzig  in  ihrer  Art.  —  Die  unfern  Karlsbad  entspringen- 
den, so  wirksamen  H.quellen  von  Marienbad,  welche 
denen  von  Karlsbad  hinsichtlich  ihres  chemischen  Gehal- 
tes am  nächsten  stehen,   sind  kalt,   —   und  die  von  Vi- 

B2 


20 

chy  in  Auvergne,  welche  häufig  mit  ihnen  verglichen,  von 
Mehreren  irrig  das  französische  Kaisbad  genannt  wurden, 
entbehren  nicht  blofs  der  hohen  Temperatur  der  Quellen 
von  Karlsbad,  sondern  unterscheiden  sich  auch  von  letz- 
teren durch  ihren  überwiegenden  Gehalt  an  kohlensaurem 
Natron  (Vergl.  Th.  I.  S.  330.  oder  373  zweite  Aufl.).  Das 
Alter  ihres  Gebrauchs,  die  durch  fünf  Jahrhunderte  be- 
währte Erfahrung,  ihre  unveränderten,  jugendlich  kräfti- 
gen Wirkungen  erheben  die  Heilquellen  zu  K.  zu  dem 
Rang  der  ersten  und  wichtigsten  Europas.  — 

Erhaben  über  die  wechselnde  Gunst  der  Aerzte,  so 
wie  über  die  herrschenden  Systeme  der  Zeit,  hat  sich  K. 
einer  besonders  in  den  letzten  Decennien  steigenden  Fre- 
quenz von  Kranken  aus  fast  allen  Erdtheilen  zu  erfreuen  ge- 
habt, —  ja  der  häufigere  Gebrauch  der  nach  Struve's 
Methode  künstlich  nachgebildeten  Karlsbaderquellen  an  so 
vielen  Orten  in  und  aufser  Teutscliland  hat  die  Frequenz 
der  Kurgäste  zu  K.  nicht  vermindert,  scheint  sie  im  Ge- 
gentheil  nur  vermehrt  zu  haben. 

Den  Beleg  dazu  liefert  folgende  Usbersicht: 
Im  Jahr  1785  zählte  man  in  Karlsbad     445  Parthien 


—  — 

1795 

— 

—  — 

— 

634 

— 

_  — 

1805 

— 

—  — 

— 

725 

— 

—  _. 

1815 

— 

—  — 

— 

1305 

— 

—  _ 

1825 

— 

—  — 

— 

1660 

— 

_  _ 

1830 

— 

—  — 

— 

2448 

— 

oder  4503  Personen 

—  — 

1831 

— 

—  — 

— 

1772 

— 

— 

3090 

— 

—  — 

1832 

. — 

—  — 

— 

2063 

— 

— 

3633 

— 

—  — 

1833 

— 

—  — 

— 

2933 

— 

— 

5291 

— 

—  — 

1834 

— 

—  — 

— 

3287 

— 

— 

6165 

— 

—  — 

1835 

— 

—  — 

— 

2737 

— 

— 

4845 

— 

—  _ 

1836 

— 

—  — 

— 

2499 

— 

— 

4683 

— 

—  — 

1837 

— 

—  — 

— 

2772 

— 

— 

4934 

— 

—  — 

1838 

— 

—  — 

— 

2556 

— 

— 

4557 

— 

—  — 

1839 

— 

—  — 

— 

2736 

— 

Da  die  Heilquellen  von  K.  sich  sein*  bald  einen  be- 
deutenden Ruf  erwarben,  besitzen  wir  auch  schon  aus  den 
älteren  Zeiten  viele  Monographien  über  sie.  Zu  den  äl- 
testen gehören  die  Schriften  von  W.  Payer,    Summer, 


21 

Strobelberger  und  Reudenius,  —  im  achtzehnten 
Jahrhunderte  machten  sich  um  die  zweckmäfsige  Benu- 
tzung dieser  Th.quellen  verdient  Fr.Ho  ff  in  a  n  n,  S  p  rin  g  s  - 
feld,  Becher,  —  und  in  diesem  Jahrhundert  Hufeland, 
Kreysig,  Wetzler,  Pöschmann,  Ryba,  deCarro, 
Fleckles  u.  A.  —  Angestellte  Brunnenärzte  zählt  man 
in  Karlsbad  zwölf,  nämlich  die  Hrn.  Dr.  Mitterba- 
cher, Damm,  Pöschmann,  de  Carro,  Hochber- 
ger,  Bermann,  Meifsner,  Forster,  Fleckles, 
Wagner,   Hlawaczek  und  Mannl. 

Zur  Aufnahme  der  Kurgäste  besitzt  Karlsbad  zahl- 
reiche, sehr  gut  eingerichtete  Privatwohnungen.  —  Ein- 
richtungen zu  Bädern  finden  sich  in  dem  neuen  Sprudel- 
gebäude und  in  dem  Miihlbadehaus ;  im  ersteren,  welches 
auch  Vorrichtungen  zu  Douche-  und  Mineralschlammbädern 
enthält,  zu  Bädern  von  Sprudelwasser,  in  dem  letzteren  von 
Mühl-,  Theresien-,  Neu-  und  Bernhardsbrunnen.  Seit  1827 
besteht  ein  Etablissement  zu  Thermaldampfb ädern ;  die 
Dampfkasten,  in  welchen  die  Th.  dämpfe  der  Hygiäens- 
quelle  in  Form  von  Bädern  angewendet  werden,  sind  nach 
Art  der  Schwefelräucherungskasten  nach  de  Carro 's 
Angabe  erbauet,  —  aufser  dieser  Form  benutzt  man  die 
Thermaldämpfe  in  Form  von  Dampfdouche.  —  Das  am 
Fufse  des  Bernhardsfelsens  1812  erbaute,  mit  einer  eignen 
Thermalquelle  und  Bädern  versehene  Hospital,  Bernhard- 
spital genannt,  ist  zur  Aufnahme,  Behandlung  imd  Ver- 
pflegung armer  Kranken  und  erkrankter  Dienstboten  be- 
stimmt; gegründet  wurde  es  und  wird  auch  noch  grofsen- 
theils  erhalten  durch  die  Beisteuer  der  Kurgäste.  Verpflegt 
wurden  im  J.  1839;  142  Kranke. 

Die  Umgebungen  von  Karlsbad  zeichnen  sich  durch  An- 
mutli  und  Mannigfaltigkeit  aus,  die  ordnende  Hand  der 
Kunst  hat  ihre  Annehmlichkeit  erhöht  —  romantische  Fel- 
senparthicn  wechseln  mit  freundlichen  Parkanlagen,  Wie- 
sen mit  dunklen  Waldgruppen,  und  die  Höhen  überraschen 
mit  belohnenden  Aussichten. 


22 

Ich  erinnere  hier  nur  an  das  schöne  Thal  der  Tepl,  welches 
nach  Hammer  führt,  Findlater's  Tempel,  den  Dreikreuz- 
berg, den  Hirschsprung  und  Hammerberg,  den  durch  Spiefs 
bekannten  Hans-Heiling-Felsen  an  der  Eger,  die  in  mehrfa- 
cher Beziehung  interessanten  Ruinen  von  E  n  g  e  1  h  a  u  s ,  die  male- 
risch gelegene  Stadt  Einbogen,  S  chlackenwer  th  und  Schla- 
ckenwald.   — 

Alle  Quellen  von  Karlsbad,  mit  Ausnahme  des  Säuer- 
lings, sind  in  ihren  Mischungsverhältnissen  nur  wenig  ver- 
schieden, und  unterscheiden  sich  nur  durch  den  Grad  ih- 
rer Temperatur.  —  Ueber  ihre  Entstehung  herrschen  ver- 
schiedene Ansichten.  Becher  glaubte,  der  Sprudel,  die 
heifseste  Quelle,  verdanke  seine  Entstehung  einem  imer- 
mefslichen,  unter  dem  Hirschberg  befindlichen,  entzünde- 
ten Kiesstock,  Klaproth  einem  in  Brand  gerathenen 
Steinkohlen-  und  Schwefelkieslager.  Berzelius  und  A. 
v.  Hoff  haben  neuerdings  die  Entstehung  der  Quellen 
durch  im  Innern  der  Erde  noch  fortdauernde  vulkanische 
Processe  zu  erklären  sich  bemüht. 

In  geognostischer  Hinsicht  bieten  Karlsbad  und  seine 
Umgebungen  viel  interessante  Eigenthümlichkeiten  dar.  — 
Granit  erscheint  als  Hauptstock  des  Gebirges  in  einer 
mächtigen  und  weiten  Ausbreitung,  erstreckt  sich  nach 
v.  Hoff  östlich  gegen  fünf  Meilen  weit,  scheint  westlich 
mit  dem  Fichtelgebirge  zusammenzuhängen,  erreicht  süd- 
lich, bei  Kloster  Tepl  und  Marienbad,  seinen  höchsten 
Rücken,  geht  in  Glimmerschiefer  über  und  bildet  nördlich 
ein  tief  eingeschnittenes ,  von  der  Tepl  durchflossenes 
Thal,  auf  dessen  Ufern  die  Stadt  Karlsbad  liegt.  Nächst 
Granit  ist  Sandstein  bemerkenswerth,  welcher  den  Granit 
am  Fufse  des  Dreikreuzberges  bedeckt,  —  Lager  von 
Braunkohlen  und  Thon,  in  welchem  sich  Massen  von  Por- 
cellanjaspis  und  eisenhaltigen  Erdschlacken  finden,  die 
auf  Zerstörungen  durch  Feuer  schliefsen  lassen,  —  Ba- 
salt, basaltische  und  andere  vulkanische  Erzeugnisse  bei 
Fischern,  über  Hammer,  an  dem  Schlofsbcrg  und  zu  En- 
gclhaus.   —    Genaue  Untersuchungen   der  geognostischen 


23 

Verhältnisse  verdanken  wir  Racknitz,  Reufs,  L.  v. 
Buch,  Berzelius,   v.  Göthe  und  A.  v.  Hoff. 

Ihren  Mischungsverhältnissen  zufolge  gehören  alle 
Quellen,  mit  Ausnahme  des  Säuerlings,  zu  der  Klasse  der 
alkalischen  Glaubersalz  -  Thermen,  ihre  vorwaltenden  Be- 
standteile sind  Glaubersalz  und  kohlensaures  Natron,  au- 
fser  diesen  kohlensaures  Gas  und  Stickgas ;  —  die  ein- 
zelnen unterscheiden  sich  nur  durch  die  Verschiedenheit 
ihrer  Temperatur  und  durch  geringe  Differenzen  in  dem 
quantitativen  Verhältnifs  ihrer  festen  und  flüchtigen  Be- 
standteile. Das  Wasser  ist  klar  und  farblos,  hat  einen 
salzigen,  aber  zugleich  laugenhaften,  animalisch-faden  Ge- 
schmack, welchen  Mehrere  mit  stark  versalzener  Tauben- 
oder Hühnerbrühe  verglichen  haben ;  fast  alle,  besonders 
die  heifseren,  zeichnen  sich  durch  einen  animalisch -faden 
Geruch  aus.  Der  Einwirkung  der  atmosphärischen  Luft 
ausgesetzt,  wird  das  Wasser  trübe  und  setzt  auf  den  Bo- 
den einen  gelblich-bräunlichen,  sinterartigen  Niederschlag 
ab.  Das  Wasser  der  kühleren  Quellen,  in  ein  Glas  ge- 
schöpft, perlt.  Das  speeifische  Gewicht  desselben  bestimmt 
Berzelius  bei  +  18°  C.  1004,975. 

Alle  Th.quellen  haben  einen  gemeinschaftlichen  Heerd 
und  Ursprung,  alle  entspringen  aus  OefFnungen  eines  sehr 
grofsen,  festen  Gewölbes  von  Kalksinter,  in  welche  man 
zur  besseren  Benutzung  der  Quellen  Röhren  eingesetzt 
hat.  Ueber  dieses  Gewölbe  fliefst  die  Tepl;  auf  demsel- 
ben ist  ein  Theil  der  Stadt  Karlsbad  selbst  erbaut.  Je 
höher  ihr  Ursprung,  desto  kühler  ist  ihre  Temperatur,  je 
tiefer  und  näher  dem  von  diesem  Gewölbe  umschlossenen 
Reservoir  von  heifsem  Th.wasser  und  Wasserdämpfen,  um 
so  heifser. 

Dieses  Steingewölbe,  „Sprudelsehaale"  oder  „Sprudeldecke"  ge- 
nannt, theilweise  durch  Niederschlag  und  Verhärtung  der  festen  Be- 
standteile des  Th.wassers  selbst,  wahrscheinlich  schon  seit  Jahr- 
tausenden, entstanden,  besteht  aus  verschiedenen,  aber  nicht  concen- 
trischen  Schichten  von  Kalksinter,  welcher  die  Härte  von  Marmor, 
einen   faserigen  Bruch   hat  und  verschiedenartige  Schattirungen   von 


24 

braun,, schwarzbraun,  gelb,  grünlich  gelb  und  grau  zeigt;  aus  der  un- 
tersten Sprudelschaale  ausgebrochene  Stücke  waren  von  weifser 
Farbe,  röthlich  gefleckt,  von  der  Härte  des  Chalcedon.  Den  neueren 
Untersuchungen  zufolge  besteht  dieses  Gewölbe  aus  drei  verschiede- 
nen Stockwerken  von  ungleichem  Dui'chmesser,  welche  gleich  Stollen 
in  Bergwerken  in  gröfseren  und  kleineren,  tieferen  und  oberflächli- 
cheren, längeren  und  kürzeren  Höhlungen  sich  verbreiten,  und  von 
Seitenwänden  von  verschiedener  Stärke  umschlossen  und  gestützt 
werden.  —  Nach  Berzelius  Analyse  enthält  der  an  der  Oeffhung  der 
Sprudelschaale  befindliche  äufserlich  schwarze,  auf  dem  Bruche  roth- 
braune  Sprudelstein : 

Kohlensaure  Kalkerde  43,20 

Basisch -phosphorsaures   Eisenoxyd  1,77 

Eisenoxj'd  19,35 

Kohlensaures  Eiseuoxyd  12,13 

Phosphorsaure  Thonerde  0,60 

Kieselerde  5,95 

Wasser  9,00 

Entsteht  eine  theilweise  Hemmung  der  nothwendigen 
Entleerung  von  Th.wasser,  Wasserdäinpfen  und  kohlen- 
saurem Gas  durch  die  vorhandenen  Oeffnungen  in  der 
Sprudeldecke,  und  dadurch  eine  zu  grofse  Anhäufung,  Ue- 
berfüllung  von  Th.wasser,  Dämpfen  und  Gas,  so  erfolgen 
entweder  stärkere  Entladungen  durch  die  vorhandenen 
Oeffnungen,  oder  gewaltsame  Durchbrüche  der  Sprudel- 
decke und  neue  Ergüsse  von  Th.wasser  und  Dämpfen, 
sogenannte  „Sprudelausbrüche".  Die  häufigsten  Sprudel- 
ausbrüche  kommen  im  Bette  der  Tepl  und  in  der  Gegend 
des  Gemeinbades  vor,  und  werden  theils  durch  Versilbe- 
rung der  Oeffnungen,  theils  durch  Sprünge  oder  Risse  der 
Sprudelschaale  in  Folge  äufserer,  mechanischer  Einwirkun- 
gen, grofser  Stein-  und  Eismassen  in  der  Tepl,  veranlafst. 
Dem  Sprudelausbruche  vom  Jahre  1784  verdankt  der 
Bernhardsbrunnen  seine  Entstehung,  —  dem  vom  Jahre 
1809  die  Hygiäensquelle  ihr  Dasein. 

Sämmtlichc  Th.  quellen  kommen  nur  in  dem  westli- 
chen Theile  der  Stadt  zu  Tage,  nahe  bei  einander,  auf 
einem  beschränkten  Raum,  unfern  der,  Karlsbad  in  zwei 
Hälften  theilenden  Tepl,  sowohl  auf  ihrem  rechten,  als 
auf  ihrem  linken  Ufer;    auf  dem  rechten  entspringen   die 


25 

heifsesten,  der  Sprudel  und  die  Hygiäensquelle  unmittel- 
bar aus  der  Sprudelschaale,  —  die  übrigen,  weniger  hei- 
fsen,  auf  dem  linken,  höber  gelegenen  Ufer  aus  einer 
Steinmasse,  welche  aus  körnigem  Kalk,  Kalkspath,  Horn- 
stein,  Granit  und  Schwefelkies  besteht,  zum  Theil  sehr 
beträchtliche  Höhen  und  Felsen  bildet,  und  von  der 
Granitwand  des  Hirschensprunges  sich  bis  zur  Sprudel- 
schaale hinabzieht. 

Es  werden  folgende  Th. quellen  unterschieden: 

1.  Der  Sprudel,  die  älteste,  berülnnteste  und  wich- 
tigste aller  Quellen,  —  ausgezeichnet  durch  seine  hohe 
Temperatur  und  seinen  Wasserreichthum,  ehrwürdig  durch 
sein  Alter,  seine  grofsartig  imponirende  Erscheinung,  seine 
ausgezeichnete  und  seit  Jahrhunderten  bewährte  Wirk- 
samkeit. 

Auf  dem  rechten  Ufer  der  Tepl,  aus  der  Sprudel- 
schaale in  mehreren  Mündungen  hervorbrechend,  umgeben 
von  einer  bedeckten  Säulenhalle,  erhebt  sich  derselbe 
schäumend  und  brausend  bis  zu  einer  Höhe  von  mehre- 
ren Fufs  in  einem  mächtigen  Strahl  gefafst,  dem  neuen 
Springer,  aus  dem  in  der  Tiefe  befindlichen,  von  der 
Natur  selbst  gebildeten  grofsen  Reservoir  von  Th.wasser 
unaufhörlich,  aber  stofsweise,  unter  Entwicklung  von  Was- 
serdämpfen  und  kohlensaurem  Gas.  Der  nicht  von  den 
Brunnenmädchen  für  die  Trinker  geschöpfte  wird  in  die 
öffentlichen  und  Privatsprudelbäder  und  die  Salzsiedereien 
geleitet,  und  der  nicht  gebrauchte  Abflufs  von  Th.wasser 
theils  zu  Incrustaten,  theils  zu  häuslichen,  ökonomischen 
Zwecken  benutzt.  Das  abfliefsende  Th.wasser  ist  noch  so 
heifs,  dafs  Eier  von  demselben  gehärtet,  Hühner  gebrüht 
werden;  in  dasselbe  längere  Zeit  gelegte  Körper  werden 
von  einem  gelbbräuulichen  Sinter  überzogen. 

Seine  Temperatur  beträgt  an  der  Bohröffnung  59  — 
60°  R.,  seine  Wassermenge  25,74  Eimer  Th.wasser  in  ei- 
ner Minute. 

2.  Die  Hygiäensquelle,    in  Folge  eines  heftigen 


26 

Sprudelausbruches  im  Jahre  1809  entstanden,  dem  Spru- 
del gegenüber,  an  der  Stelle  des  vormaligen  Gemeinbade- 
hauses, an  Temperatur  und  in  ihren  Mischungsverhältnis- 
sen dem  Sprudel  gleich,  giebt  8,93  Eimer  Th.wasser  in 
einer  Minute,  und  wird  theils  zur  Bereitung  der  Dampfbä- 
der in  den  hierzu  errichteten  Etablissements,  theils  zum 
Trinken  benutzt. 

3.  Der  Mühlbrunnen,  am  Fufse  des  Schlorsber- 
ges,  benannt  nach  einer  früher  hier  vorhandenen  Mühle, 
schon  von  F.  Summer  im  Jahre  1571  beschrieben,  von 
Fr.  Ho  ff  mann  besonders  empfohlen,  mit  einem  Badege- 
bäude versehen,  seit  1826  und  1827  zweckmäfsiger  gefafst 
und  mit  einer  Colonnade  ausgestattet,  welche  den  Neu-  und 
Bernhardsbrunnen  mit  dem  Mühlbrunnen  verbindet.  Seine 
ungünstige  Lage  und  so  häufige  Benutzung  veranlafst  an 
demselben,  besonders  in  den  Morgenstunden,  oft  ein  sehr 
lästiges  Gedränge  von  Kurgästen. 

Er  hat  die  Temperatur  von  45°  R.,  und  giebt  12  bis 
15  Seidel  Th.wasser  in  einer  Minute. 

Nahe  bei  demselben  aus  der  steilen  Wand  des  Schlofs- 
berges  entspringt: 

3.  Die  weniger  benutzte  Felsenquelle  von  30°  R. 

4.  Der  Neubrunnen,  an  der  Colonnade  des  Mühl- 
brunnens,  zuerst  von  Springsfeld  im  Jahre  1748  miter- 
sucht, von  ihm  Neubrunnen  genannt,  von  48 — 49°  R.  Tem- 
peratur, giebt  31  Seidel  Th.wasser  in  einer  Minute. 

5.  Der  Bernhardsbrunnen,  unfern  dem  vorigen, 
benannt  nach  der  Statue  des  heiligen  Bernhard  auf  einem 
benachbarten  Felsen,  hinsichtlich  seiner  Wassermenge  und 
Temperatm*  dem  Sprudel  am  nächsten  stehend,  im  Jahre 
1784  zuerst  erschienen,  von  55,5  —  57°  R.,  giebt  96  Seidel 
Th.wasser  in  einer  Minute,  und  wird  nur  äufserlich  be- 
nutzt, in  Form  von  Tli.  dämpfen  bei  Augen-  und  Ohren- 
krankhcitcn  und  zu  Wasserbädern.  Zur  örtlichen  Benu- 
tzung der  Th.  dämpfe  bei  Krankheiten  der  Ohren  bedient 
man  sich  eines  blechernen  Rohres. 


27 

6.  Der  Theresienbrunnen,  früher  unter  dem  Na- 
men „der  Gartenquelle"  bekannt,  schon  von  F.Summer 
benutzt,  im  Jahre  1768  nach  der  Kaiserin  MariaTkeresia 
benannt,  hat  die  Temperatur  von  43 — 44°  R.;  seine  Was- 
sermenge  beträgt  8  Seidel  Th.wasser  in  einer  Minute.  Wäh- 
rend des  Sprudelausbruches  im  Jahre  1809  war  auch  hier 
eine  bedeutende,  jedoch  nur  vorübergehende  Abnahme  sei- 
ner Wassermenge  bemerkbar. 

7.  Der  Schlofsbrunnen,  nach  dem  Schlofsberge 
benannt,  auf  welchem  er  entspringt,  und  wo  derselbe  im 
Jahre  1769  zufällig  von  einem  Knaben  entdeckt  wurde,  schon 
von  Becher  empfohlen,  jedoch  erst  später  nach  Verdienst 
gewürdigt,  verschwand  im  Jahre  1809,  als  in  Folge  eines 
heftigen  Sprudelausbruches  die  Hygiäensquelle  entstand, 
kehrte  aber  im  October  1823  wieder. 

Wesentlich  durch  seinen  Reichthum  an  kohlensaurem 
Gase  von  den  übrigen  Th. quellen  sich  unterscheidend,  um- 
geben von  einem  tempelartigen  Ueberbau  und  einem  be- 
deckten Säulengange  hat  derselbe  die  kühlste  Temperatur 
von  allen  benutzten  Th.  quellen,  nach  Posch  mann  nur  35°, 
nach  deCarro  und  F 1  e  c  k  1  e  s  40°  R. ;  seine  Wassermenge 
beträgt  30  Seidel  in  einer  Minute. 

8.  Die  Spital  quelle,  am  Abhänge  des  Bernhards- 
felsens, hinter  dem  Spital,  schon  von  F.  Summer  und  Be- 
cher gekannt,  von  45  —  46°  R.  Temperatur,  von  48 — 49 
Seidel  Wasserzuflufs  in  einer  Minute,  nur  äufserlich  zu  Was- 
serbädern in  dem  Hospitale  benutzt. 

9.  Die  Ferdinandsquelle,  am  Markte  entspringend, 
imd  daher  auch  Markt  quelle  genannt,  erst  im  Jahre  1839 
gefafst,  reicher  an  Wasser  und  Salzen  als  der  Mühlbrun- 
nen, nach  der  von  W  o  1  f  unternommenen  Analyse,  hat  die 
Temperatur  von  46°  R.  und  giebt  in  einer  Minute  35f  Sei- 
del Th.  wasser.  — 

Chemisch  untersucht  wurden  die  Th.quellen  zuerst  von 
Becher  im  Jahre  1770,  Klaproth  im  Jahre  1789,  Reufs 
im  Jahre  1811,  Berzelius  im  Jahre  1822,  Steimann  im 


28 

Jahre  1824,  PI  ei  sc  hl  im  Jahre  1835,  und  endlich  neuer- 
dings von  Nentwich,  Creuzburg  und  Wolf;  —  sehr 
bemerkenswerth  ist  der  Umstand,  dafs,  wenn  auch  diese 
verschiedenen  Analysen  in  dem  quantitativen  Verhältnifs  der 
Hauptbestandteile,  und  in  dem  Vorkommen  der  nur  in  ge- 
ringer Menge  in  dem  Th.wasscr  enthaltenen,  weniger  wich- 
tigen Bestandtheile  abweichen,  sie  doch  im  Allgemeinen  sehr 
analoge  Resultate  geliefert  haben. 

In  sechzehn  Unzen  Th.Avasser  enthalten: 
1.   der  Sprudel. 

nach  Berzelius:     nachReufs: 

Schwefelsaures  Natron  19,86916  Gr.  18,466  Gr. 

Chlornatrium  7,97583  —  8,933  — 

Kohlensaures  Natron  9,69500  —  10,000  — 

Kohlensauren  Strontian  0,00737  — 

Kohlensaure  Kalkerde  2,37005  —  3,433  — 

Kohlensaure  Talkerde  1,36965  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul  0,07780  —  0,033  — 

Kohlensaures  Manganoxydul  0,00645  — 

Phosphorsaure  Kalkerde  0,00169  — 

Basisch -phosphors.  Thonerde  0,00246  — 

Flufssaure  Kalkerde  0,0245S  — 

Kieselerde  0,57715  —  0,633  — 


41,92719  Gr.  41,498  Gr. 

Kohlensaures  Gas  8,000  K.-Z. 

2.  DerNeuhrumien.  3.  Der  Bernhardshrunnen. 

nach  R  e  u  f  s  :  nach  Stein  manu: 

Schwefelsaures  Natron             18,049  Gr.  15,933  Gr. 

Kohlensaures  Natron                10,500  —  9,000  — 

Chlornatrium                                8,833  —  7,900  — 

Kohlensaure  Kalkerde                3,449  —  3,441  — 

Kieselerde                                     0,566  —  0,510  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul        0,033  —  0,033  — 

41,632  Gr.  36,817  Gr. 

Kohlensaures  Gas                     14,632  K.-Z.  13,807  K.-Z. 
4.  DerMUhlbrunnen.  5.  DerTheresienbrunnen. 

nach  Reufs:  nach  Reufs: 

Schwefelsaures  Natron             17,816  Gr.  15,733  Gr. 

Chlornatrium                                8,716  —  7,783  — 

Kohlensaures  Natron                10,366  —  8,860  — 

Kohlensaure  Kalkerde                3,625  —  3,717  — 

Kieselerde                                    0,549  —  0,466  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul        0,033  —  0,016  — 

"41,105  Gr.  36,575  Gr. 

Kohlensaures  Gas                    15,333  K.-Z.  15,333  K.-Z. 


29 


6.  DerSchlofsbrunnen.  7. 

nach  Steinmann: 

Schwefelsaures  Natron  15,37989  Gr. 

Schwefelsaures  Kali  3,03252  — 

Chlornatrium  7,52640  — 

Kohlensaures  Natron  8,85342  — 

Kohlensaures  Lithion  0,01605  — 

Kohlensauren  Strontian  0,00330  — 

Kohlensaure  Kalkerde  2,39846  — 

Kohlensaure  Talkerde  1,17704  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul  0,02342  — 

Kohlensaur.  Manganoxydul  0,00492  — 

Phosphorsaure  Kalkerde  0,00607  — 
Basisch  -  phosphorsaure 

Thonerde  0,00653  — 

Flufssaure  Kalkerde  0,01521  — 

Kieselerde  0,44867  — 
Hydriodsaures  Natron 
Bromnatrium 
Phosphorsaures  Natron 
Kieselflufssaures  Natron 
Eisenoxyd   haltende 

Thonerde 


Der  Ferdinandsbrunnen, 
nach  Wolf: 
17,90193  Gr. 
1,96039  — 

8,32988  — 
9,45538  — 
0,01927  — 
0,03778  — 
2,14189  — 
0,82291  — 
0,08908  — 
0,01858  — 


0,32710  — 
0,02096  — 
0,01336  — 
0,01009  — 

1,32287  — 


0.02519 


38,89190  Gr. 


43,81680  Gr. 


An  freier  Kohlensäure  fand  Steinmann  in  1000  Gewichtsthei- 
len  Wasser  1,39371  Gewichtstheile. 

Noch  ehe  Wolf  in  der  Ferdinandsquelle  Jod  und  Brom  vorfand, 
wurden  in  dem  Sprudelwasser  Jod  von  N  entwich  und  Creuz- 
burg,  und  Jod  und  Brom  von  Pleischl,  indefs  nur  in  sehr  gerin- 
ger Menge  entdeckt.  Nach  Creuzburg  enthält  ein  Pfund  Sprudel 
nur  0,01845  Gran  Jodnatrium,  —  und  aufser  diesem  einen  eigenthüm- 
lichen,  seifenartig -bituminösen,  in  Weingeist,  aber  nicht  in  Wasser 
löslichen  Stoff  und  Spuren  von  Schwefehvasserstoffgas,  welches  Nent- 
wich  schon  früher  ermittelt  hatte. 

Wenn  auch  schon  früher  von  Springsfeld  auf  die  grüne  Ma- 
terie aufmerksam  gemacht  wurde,  welche  sich  an  den  Th.quellen  zu 
Karlsbad  findet,  so  verdanken  wir  doch  erst  Agardh  und  Corda 
die  genauere  Ermittelung  und  Nachweisung  der  zahlreichen  und  ei- 
genthümlichen  Oscillatorien  der  Th.quellen  zu  Karlsbad  (de  Carro, 
Almanach  de  Carlsbad.    1834.  p.  49.  —  1835  p.  166.— 1836  p.  176.—). 

Nach  Berzelius  besteht  der  aus  dem  Th.wasser  gebildete  Nie- 
derschlag, wenn  dasselbe  längere  Zeit  in  Flaschen  aufbewahrt  wird, 
aus  Eisenoxyd -Silicat,  basisch -phosphorsaurem  Eisenoxyde,  basisch- 
phosphorsaurer  Thonerde  und  einem  organischen  Stoffe;  —  das  an 
Stellen,  wo  sich  die  Th.quellen  befinden,  in  Form  eines  salzartigen 
Anfluges   an  Felsen,  Mauern   oder  Rinnen   anschiefsende  sogenannte 


30 

„Mauerzalz"   enthält   (Med.  Jahrb.  d.  k.  k.  österr.  Staates  N.  F.  Bd. 
XII.  St.  1.  S.  1.  S.  64.)  in  100  Theilen : 

Schwefelsaures  Natron  94,4281 

Schwefelsauren  Kali  0,3585 

Kohlensaures  Natron  1,6743 

Kohlensaure  Talkerde  0,3268 

Kohlensaure  Kalkerde  0,6388 

Wasser  2,5737 

100,0000 
Von  dem  ärztlichen  Gesichtspunkt  aus  betrachtet,  ge- 
hören die  H.quellen  zu  Karlsbad  zu  den  durchdringendsten 
und  auflösendsten,  die  wir  besitzen.  Ihre  Wirkung  auf  die 
flüssigen,  wie  auf  die  festen  Theile  ist  so  stark,  die  Qua- 
lität der  Mischungsverhältnisse  der  ersten  umändernd  und 
die  Cohäsion  der  letzten  so  vermindernd,  schmelzend,  dafs 
hierin  fast  keine  andere  Heilquelle  ihnen  gleichkommt. 

Mäfsig  getrunken  -wirkt  das  Th.wasser  gleich  den  Glau- 
bcrsalzquellen  kräftig  die  Se-  und  Exkretionen  bethätigend 
und  verbessernd,  und  äufsert  folgende  Erscheinungen: 

1.  Zuerst  nimmt  dasselbe  die  Organe  der  Verdauung 
in  Anspruch,  wirkt  auf  die  vorhandenen  Unreinigkeiten  auf- 
lösend, zugleich  die  Darinausleerungen  vermehrend,  abfüh- 
rend und  die  Verdauung  verbessernd,  ohne  dabei  den  Ma- 
gen und  Darmkanal  so  zu  schwächen,  wie  sich  wolü  von 
dem  längeren  Gebrauche  eines  an  schwächenden  Salzen  so 
reichen  M.wassers  erwarten  liefse.  Gegen  Würmer  erweist 
sich  dasselbe  weniger  wirksam. 

2.  Von  ausgezeichneter  Wirkung  ist  dasselbe  ferner 
auf  die  Organe  der  Resorption,  des  Drüsen-  und  Lymphsy- 
stems,  die  parenchymatösen  Organe  des  Unterleibes,  die 
Leber,  das  Pankreas,  die  Milz,  das  Pfortader-  und  Uterin- 
system, —  wirkt  daher  ungemein  auflösend  bei  Stockungen, 
Anschwellungen,  Hypertrophieen,  Verhärtungen  oder  ande- 
ren krankhaften  Metamorphosen  und  die  eigen  thümli  eben 
Krankheitsprodukte  der  genannten  oder  anderer  Organe,  — 
die  Assimilation,  insbesondere  die  Gallenabsonderung  ver- 
bessernd, die  Hämorrlioidalstockungen  zertheilend,  oder  den 
Hämorrhoidalflufs  befördernd. 


31 

3.  Es  wirkt  ferner  zugleich  auf  das  Misehungsverhält- 
nifs  der  Säfte  im  Allgemeinen  umändernd,  verflüssigend, 
insbesondere  auf  die  Harn  Werkzeuge,  nicht  blofs  die  Diurese 
sehr  verstärkend,  sondern  auch  wesentlich  die  Qualität  des 
Urins  verändernd,  verdünnend,  alkalescirend,  —  auflösend, 
zersetzend  auf  vorhandene  steinige  Concremente  und  ihre 
Ausleerung  zugleich  befördernd. 

Wie  durchdringend  die  Wirkung  des  Karlsbader  Th. 
wassers  in  den  ganzen  Procefs  der  Vegetation  eingreift, 
beweist  unter  andern  die  merkwürdige,  von  Hufeland  und 
Rust  mitgetheilte  Erfahrung,  dafs  der  Gebrauch  desselben 
bei  Knochenbrüchen  die  Callusbildung  verhindert,  und  auch 
den  schon  gebildeten,  vollkommen  formirten  Callus  wieder 
aufzulösen  vermag. 

Hierdurch  erklärt  sich  zugleich  aber  auch,  von  welcher 
nachtheiligen  Wirkung  dasselbe  sein  mufs,  wenn  es  im  Ue- 
bermafs  getrmiken  oder  in  Fällen  angewendet  wird,  in  wel- 
chen es  contraindicirt  ist. 

Zu  lange,  oder  in  zu  reichlicher  Menge  getrunken,  wirkt 
dasselbe  ungemein  schwächend,  zersetzend,  —  und  kann  ei- 
nen eigenthümlichen  Zustand  von  krankhaft  erhöhter  Reiz- 
barkeit, ein  Gefühl  von  grofser  Hinfälligkeit,  Verflüssigung 
tler  Säfte,  Erschlaffung  und  Erweichung  der  weichen  und 
festen  Gebilde  hervorrufen,  welcher,  analog  der  Form  von 
scorbutischer  Dyscrasie,  nach  zu  lange  oder  im  Uebermafs 
gebrauchten  alkalischen  Mitteln  zu  entstehen  pflegt.  — 

Aus  dieser  kräftigen  und  eindringlichen  Wirkung  die- 
ser Th.quellen  auf  den  gesammten  Vegetationsprocefs  er- 
klären sich  ferner  die  Dauer  der  günstigen,  durch  sie  be- 
wirkten Veränderungen,  sowie  die  häufig  beobachteten  Nach- 
wirkungen; —  bei  Kranken,  welche  an  Schwäche  und  grofser 
Trägheit  desDarmkanals  leiden,  werden  diese  Störungen  nicht 
blofs  während  der  Kur  gehoben,  sondern  in  Folge  der  verbes- 
serten Digestion  imd  Assimilation  erfolgen  die  früher  fehlen- 
den Darmausleerungen  auch  nach  dem  Schlufs  der  Km*  täg- 
lich regelmäfsig  und  leicht ;  —  zuweilen  fehlen  während  der 


32 

Kur  die  gehofften  günstigen  Wirkungen  und  erscheinen  erst 
später. 

Wenn  auch  nicht  immer,  so  treten  doch  häufig  schon 
während  der  Kur,  seltener  später,  bestimmte  Krisen  ein,  und 
dann  oft  an  bestimmten  Tagen  während  des  Gebrauches, 
namentlich  fieberhafte  Bewegungen  gegen  den  vierzehnten 
oder  einundzwanzigsten  Tag,  mit  dem  Gefühl  grofser  Hin- 
fälligkeit des  ganzen  Körpers,  verzagter,  trüber,  hypochon- 
drischer Verstimmung,  Congestionen  nach  dem  Kopfe,  Wech- 
sel von  Frost  und  Hitze,  Beschleunigung  des  Pulses,  Span- 
nung im  Unterleibe  und  leichten  Kolikbeschwerden,  welche 
Zufälle  jedoch  nach  dem  Eintritt  reichlicher  breiartiger  Darm- 
ausleerungen, übelriechender  Schweifse,  oder  nach  starker 
Ab-  und  Aussonderung  eines  mit  sehr  dickem  und  dunkel- 
gefärbtem Bodensatz  versehenen  Urins  verschwinden,  wo- 
zu sich  dann  ein  Gefühl  von  behaglichem  Wohlsein  ge- 
sellt. Sehr  oft  erfolgen  ohne  fieberhafte  Beschwerden  kriti- 
sche^ sehr  reichliche  Stuhlausleerungen  von  weicher  oder 
schmieriger  Consistenz,  von  schwarzgrüner  Farbe,  mit  Glas- 
schleim vermengt,  welche  bei  ihrem  Abgang  nicht  selten  im 
Mastdarm  Brennen  bewirken.  —  Bei  Koliken  von  Nieren-  und 
Gallensteinen  erscheinen  oft  reichliche  Ausleerungen  von 
Gries,  kleinen  Nierensteinen,  zerbröckelten  Blasensteinen 
oder  der  Abgang  von  Gallensteinen ;  —  bei  an  anomaler  Gicht 
leidenden  Kranken  zuweilen  regelmäfsige  Gichtanfälle  als 
Krisen;  —  bei  versteckten  oder  unterdrückten  psorischen 
Dyscrasieen  kritische  flechtenartige  Hautausschläge,  —  bei 
Störungen  im  Uterinsysteme  regelmäfsige  und  reichliche 
Menstruation,  —  bei  zu  schnell  geheiltem,  supprimirtem 
Wechselfieber  neue  Anfälle  desselben.  — 

Die  verschiedene  Wirkungsart  der  einzelnen  Th.quel- 
len  wird  vorzüglich  bedingt  durch  die  Verschiedenheit  ih- 
rer Temperatur.  Die  heifsesten,  vor  allen  der  Sprudel,  und 
die  in  ihrer  Temperatur  ihm  zunächst  stehenden,  zeichnen 
sich  vor  den  übrigen  durch  ihre  das  Blutsystem  ungemein 
aufregende,   reizend  -  erhitzende  Wirkung   aus,   —  wirken 

un- 


33 

ungemein  auflösend,  durchdringend,  oft  aber  weniger  ab- 
führend als  die  minder  heifsen  Th.  quellen,  und  sind  daher 
contraindicirt  bei  wahrer  Vollblütigkeit,  leichter  Erregbar- 
keit des  Blutsystems,  Fieber,  entzündlicher  Anlage,  Dispo- 
sition zu  Schlagflufs,  Neigung  zu  activen  Blutcongestionen 
und  Blutflüssen,  organischen  Krankheiten  des  Herzens  und 
der  grofsen  Blutgefässe,  so  wie  bei  sehr  reizbaren  und  schwa- 
chen, zur  Hektik  disponirten  Lungen,  vermöge  erblicher  An- 
lage oder  in  Folge  von  anderen  vorhergegangenen  Krank- 
heiten. 

Dagegen  können  die  kühleren  Th.quellen,  der  Schlofs-, 
Theresien-,  Mühl-  und  der  Neubrunnen,  in  mehreren  Fäl- 
len, wo  die  heifsen  contraindicirt  sind,  mit  der  nöthigen  Vor- 
sicht ohne  Nachtheil  gebraucht  werden,  obgleich  sie  dennoch 
zu  widerrathen  sind :  bei  fieberhaften  Beschwerden,  —  sehr  gro- 
fser  Schwäche  des  Magens  imd  Darmcanals,  —  einem  ho- 
hen Grade  von  allgemeiner  Hinfälligkeit  und  Kraftlosigkeit, 
insbesondere  in  Folge  von  bedeutendem  Säfteverlust  und  da- 
durch bedingten  reinen  Nervenkrankheiten  von  Schwäche 
oder  hydropischer  Cachexie,  —  wirklicher  Wassersucht,  — 
scorbutischen  und  syphilitischen  Dyscrasieen,  —  inneren  Ex- 
ulcerationen,  ausgebildeter  Lungen-  oder  Halsschwindsucht, 
organischen  Leiden  des  Herzens  oder  der  grofsen  Gefäfse, 
Scirrhus  oder  Krebs. 

Diese,  durch  die  Temperatur  der  Th.quellen  bedingte 
Verschiedenheit  der  Wirkimg  hat  die  Erfahrung  festgestellt, 
wenn  gleich  de  Carro  behauptet,  dafs  die  Uebereinstim- 
mung  der  Mischungsverhältnisse  aller  Th.quellen  auch  keine 
so  wesentlichen  Verschiedenheiten  in  ihren  Wirkungen  be- 
gründe (de  Carro  in  Hufeland's  und  Osann's  Journ. 
d.  pract.  Heilk.  Bd.  LXXVI.  St.  3.  S.  29). 

Angezeigt  ist  ihr  Gebrauch  im  Allgemeinen  und  vor- 
zugsweise bei  tiefen  Leiden  der  Vegetation,  von  Schwäche 
atonischer  Art  in  den  verschiedenartigsten  und  mannigfach- 
sten Krankheitsformen,  —  Störungen  der  Se-  und  Exem- 
tionen, und  dadurch  bedingten  krankhaften  Metamorphosen, 
II.  Theil.  c 


34 

vorzüglich  der  Unterleibsorgane,  —  Beschwerden,  die  sich 
entweder  nur  in  der  Sphäre  der  Organe  des  Unterleibs  als 
Krankheiten  derselben  constituiren,  oder  durch  krankhafte 
Störungen  dieser  Organe  bedingt,  secundär  als  materiell- 
dynamische  oder  dyscrasische  Formen  in  anderen  Systemen 
auftreten. 

1.  Leiden  der  Organe  der  Digestion  und  Assimilation, 

—  Verschleimungen,  Säure  der  ersten  Wege,  Sodbrennen, 
Flatulenz,  Ansammlung  von  Unreinigkeiten,  Infarcten  mit 
Trägheit  des  Stuhlganges  verbunden,  Helininthiasis,  —  Ano- 
malieen  des  Leber-  und  Pfortadersystems,  Polycholie,  Ic- 
terus, Gallensteine,  Anschwellung,  Hypertrophie  und  Ver- 
härtung der  Leber,  Stockungen  im  Pfortadersystem,  Hä- 
morrhoiden, Plethora  abdominalis,  materielle  Hypochondrie. 

2.  Chronische  Leiden  des  Lymph-  und  Drüsensy Ste- 
rnes überhaupt,  Geschwülste,  Verhärtungen,  Afterbildungen, 

—  Schleim-,  Scrophel-  und  Fettsucht. 

3.  Anomalieen  der  Menstruation  und  Stockungen  im 
Uterinsystem,  Fluor  albus,  insofern  sie  durch  Plethora  ab- 
dominalis und  atonische  Schwäche  der  Unterleib sorgane 
bedingt  werden. 

4.  Dyscrasieen,  vorzugsweise  saurer  Art,  namentlich 
Gicht,  welche  mit  bedeutenden  Störungen  der  Verdauung, 
Stockungen  im  Leber-  und  Pfortadersystem  und  Trägheit 
des  Stuhlganges  verbunden,  sich  durch  gichtische  Ablage- 
rungen, Gichtknoten  und  Afterbildungen  in  den  Gelenken 
ausspricht,  —  nächst  diesen,  chronische  Hautausschläge, 
Flechten,  besonders  Gutta  rosacea,  durch  Unterleibsbeschwer- 
den bedingt. 

5.  Krankheiten  der  Harnwerkzeuge,  —  Neigung  zur 
Lithiasis,  Gries-  und  Steinbeschwerden,  —  Kolik  von  Nieren- 
steinen, —  Blasenhämorrhoiden. 

6.  Brustleiden,  chronische  Blennorrhoeen  gichtischer 
Art,  oder  durch  Stockungen  in  der  Milz,  der  Leber,  dem 
Pfortader-  oder  Uterinsystem  begründet. 

7.  Chronische  Nervenkrankheiten,  selbst  Gemüthskrank- 


35 

heiten,  insofern  sie  durch  materielle  Leiden  im  Unterleibe 
entstanden,  durch  Fortdauer  der  letzteren  unterhalten  wer- 
de^ —  die  höheren  Formen  von  Hypochondrie,  Melancholie. 

8.  Hartnäckige  Leiden  der  Augen  und  des  Gehörs  gich- 
tischer und  scrophulöser  Natur,  oder  bedingt  durch  Stockun- 
gen in  den  Unterleibsorganen.  — 

Angewendet  werden  die  Th.quellen  in  folgenden  Formen: 

1.  Als  Getränk.  Wenn  die  Th.quellen  in  den  ersten 
Zeiten  ihres  Gebrauchs  auch  nur  in  Form  von  Bädern  be- 
nutzt wurden,  ja  Karlsbad  diesen  selbst  seinen  Namen  ver- 
dankt, so  ist  doch  die  innere  Anwendung  derselben  jetzt 
die  häufigste  und  wichtigste.  Payer  war  der  erste,  wel- 
cher 1521  sie  empfahl.  Fr.  Hoff  mann  und  Becher  lie- 
fsen  sonst  täglich  zehn  bis  achtzehn  und  noch  mehr  Becher 
trinken!  —  Vier  bis  zwölf,  höchstens  fünfzehn,  werden  jetzt 
hinreichend  erachtet.  Wenn  man  früher  täglich  sechs  und 
mehr  Darmausleerungen  bezweckte,  so  hält  man  jetzt  ei- 
nige, aber  reichliche,  für  hinreichend.  Tägliche  Ausleerung 
ist  indefs  während  der  Kur  durchaus  nothwendig,  da  sonst 
leicht  starke  Blutcongestionen  nach  der  Brust  und  dem  Kopf 
veranlafst  und  die  beabsichtigten  guten  Wirkungen  dadurch 
gestört  werden  können.  Um  diese  zu  bewirken,  bedient  man 
sich  anfänglich  der  weniger  heifsen  Quellen  in  täglich  stei- 
genden Gaben,  —  oder  des  Zusatzes  von  einem  oder  eini- 
gen Theelöffeln  Karlsbadersalzes,  —  oder  von  eröffnenden 
Pillen  am  Abend. 

Man  läfst  demnach  am  besten  mit  drei  bis  vier  Bechern 
Mülil-,  Schlofs-  oder  Theresienbrunnen  die  Kur  beginnen, 
täglich  oder  alle  zwei  Tage,  je  nach  der  Wirkung,  mit  ei- 
nem Becher  steigen,  und  später  erst  damit  die  heifseren 
Th.quellen,  namentlich  den  Sprudel,  in  der  Art  verbinden, 
dafs  mit  der  Zahl  der  Becher  vom  Sprudel  die  der  ande- 
ren vermindert,  in  manchen  Fällen  sogar  dann  blofs  Spru- 
del getrunken  wird.  Ist  auf  diese  Weise  der  Kranke  mit 
der  Becherzahl  zu  einer  gewissen  Höhe  gestiegen,  so  wird 
die  Zahl  derselben  in  gleicher  Art,  wie  sie  vermehrt  wurde, 

C2 


36 

vermindert,  so  dafs  der  Kranke  mit  der  Zahl  von  Bechern 
die  Kur  beschliefst,  mit  welcher  er  letztere  begonnen  hatte. 
Die  Dauer  der  Trinkkur,  so  wie  die  Menge  des  zu  trin- 
kenden Wassers  wird  lediglich  bedingt  durch  die  Individua- 
lität des  Kranken  und  die  Art  der  Krankheit.  Bei  sehr  tor- 
piden Subjecten  und  bei  sehr  inveterirten  Leiden,  wo  eine 
reizende  und  zugleich  sehr  eindringliche  Behandlung  indi- 
cirt  ist,  werden  oft  nicht  blofs  die  heifseren  Th. quellen,  son- 
dern auch  grofse  Gaben  derselben  erfordert,  und  eben  des- 
halb ist  auch  hier,  bei  entsprechender  Wirkung,  die  Kur 
in  kürzerer  Zeit  beendigt.  Weniger  torpiden,  leicht  auf- 
regbaren,  zu  Congestionen  geneigten  Subjecten  dagegen, 
wo  eine  zu  erregende  Einwirkung  und  zu  grofse  Gaben  nach- 
theilige Nebenwirkungen  veranlassen  könnten,  wo  im  Ge- 
gentheil  oft  eine  milde,  aber  längere  Zeit  fortdauernde  Wir- 
kung zur  gründlichen  Heilung  der  Krankheit  wünschens- 
werth  ist,  entsprechen  die  weniger  heifsen  Th.  quellen  in 
sehr  mäfsigen  Gaben,  aber  längere  Zeit,  fünf  bis  sechs  Wo- 
chen anhaltend  fortgebraucht. 

Bei  ungünstiger  Witterung  ist  es  rathsam,  die  ersten 
Becher  im  Bett,  die  späteren  an  der  Quelle  trinken  zu  las- 
sen. So  nothwendig  Bewegung  im  Freien  während  des  Trin- 
kens ist,  so  ist  doch  Personen,  welche  leicht  zu  starker 
Transspiration  geneigt  sind,  während  des  Trinkens  nur  eine 
mäfsige  anzuempfehlen,  damit  durch  zu  starkes  Transspi- 
riren  die  wünschenswerthe  Wirkung  auf  den  Unterleib  nicht 
geschwächt  wird. 

Um  nicht  den  Schlaf  zu  stören,  ist  das  Trinken  von 
Th.wasser  des  Nachmittags  nur  in  besonderen  Fällen  aus- 
nahmsweise anzurathen,  dagegen  nur  ein  sehr  mäfsiges  und 
leichtes  Abendessen,  und  imter  diesen  die  so  beliebte,  Karls- 
bad eigenthümliche  Sprudelsuppe  zu  gestatten. 

Während  des  Gebrauchs,  und  auch  noch  nach  Been- 
digung der  Kur  ist  eine  sehr  strenge  Diät  im  weitesten 
Sinne  des  Wortes  (Vergl.  Th.  I.  S.  443  oder  520  zweite 
Aufl.)  wesentlich   zum  Gelingen    der  Kur   erforderlich,   — 


37 

eine  sorgfältige  Auswahl  von  leichten,  mit  dem  Gehrauch 
der  Trinkkur  verträglichen  Speisen  und  Getränken,  Vermei- 
dung aller  störenden  Aufregungen  undExcesse,  Regelmäfsig- 
keit  der  Lehensweise,  tägliche  und  viele  BeAvegung  im  Freien. 
Schlaf  am  Morgen,  wozu  man  nach  dem  Trinken  des  Th.was- 
sers  meist  viel  Neigung  hat,  ist  gleich  dem  Schlafen  des 
Nachmittags  sehr  zu  widerrathen,  da  leicht  hierdurch  starke 
Blutcongestionen  nach  dem  Kopfe  veranlafst  werden. 

In  Bezug  auf  die  Wahl  und  Benutzung  der  einzelnen  Th.  quellen, 
besonders   als  Getränk,  gelten  nach  Fl  e  ekles  folgende  Regeln: 

a)  Der  Sprudel  wird  wegen  seiner  reizenden  Wirkung  am  häufig- 
sten nur  in  Verbindung  oder  nach  vorhergegangenem  Gebrauch  von 
weniger  heifsen,  zur  Verstärkung  der  letzteren,  benutzt,  —  allein  nur 
bei  grofser  vorwaltender  Atonie  und  mit  sorgfältiger  Berücksichtigung 
der  Contraindicationen,  welche  die  Anwendung  desselben  verbieten. 

b)  Der  Mühlbrunnen  erfreut  sich  seit  Jahren  des  zahlreichsten 
Zuspruchs  und  der  besonderen  Gunst  der  Aerzte  und  Kranken ;  we- 
gen seines  mäfsigen  Wärmegrades,  seiner  milden,  gelind  auflösenden, 
die  Darmausleerungen  befördernden  Wirkungen  sagt  er  den  verschie- 
denartigsten Constitutionen  zu,  und  hat  sich  dadurch  eine  sehr  ausge- 
breitete Sphäre  der  Anwendung  erworben. 

c)  Der  Neubrunnen,  von  höherer  Temperatur  als  der  vorige,  das 
Mittelglied  zwischen  dem  Schlofsbrunnen  und  Sprudel,  bildet  einen 
sehr  zu  empfehlenden  Uebergang  zwischen  dem  Schlots-  oder  Mühl- 
brunnen zum  Sprudel. 

d)  Der  Theresienbrunnen  dagegen  eignet  sich  für  Personen  von 
einer  reizbaren,  delicaten  Constitution,  welche  eines  beruhigend  wir- 
kenden, gelind  auflösenden,  umstimmenden  Th.wassers  bedürfen,  um 
dadurch  für  den  späteren  Gebrauch  der  erregenderen  Th.quellen  Karls- 
bads vorbereitet  zu  werden. 

e)  Der  Bernhardsbruunen  hat  sich  einen  besonderen  Ruf  bei  Au- 
genkrankheiten und  Gehörleiden  erworben.  Man  setzt  das  leidende 
Organ  unmittelbar  der  Einwirkung  der  Th. dämpfe  aus,  welche  angeb- 
lich von  55—57°  R.  Temperatur  sich  aus  dem  mit  frisch  geschöpftem 
Bernhardsbrunnen  gefüllten  Becher  entwickeln. 

Zu  widerrathen  bei  Entzündung,  erysipelatösen,  syphilitischen  und 
gichtischen  Leiden  der  Augen,  hat  man  ihn  in  Verbindung  mit  dem 
gleichzeitigen  inneren  Gebrauch  der  Th.quellen  benutzt  bei  chroni- 
schen Blennorrhaeen ,  Leiden  der  Meibomschen  Drüsen,  atonischer 
Schwäche  der  Muskeln,  so  wie  erethiseber  Schwäche  der  Nerven  des 
Auges,  krampfhaften  Beschwerden,  chronischer  Photophobie. 

f)  Die  neu  hinzugekommene  Ferdinands-  oder  Marktquelle  scheint 
bei  ihrem  Reichthum  an  eröffnenden  Salzen  mehr  die  Darmauslee- 
runsen  zu  bethätigen  und  dem  Mühlbrunncn  am  nächsten  zu  stehen. 


38 

2.  Wasserbäder,  aus  dem  mit  Wasser  der  Tepl  abgekühl- 
tem Th.wasser  bereitet,  zur  Unterstützung  des  inneren  Ge- 
brauchs der  Th.quellen.  Da  sie  im  Allgemeinen  angreifend 
wirken,  läfst  man  sie,  wenn  sie  angezeigt  sind,  meist  nur  zwei 
bis  drei  Mal  wöchentlich,  zu  25 —  28°  R.  gebrauchen  und 
erst  damit  anfangen,  wenn  die  Kranken  acht  bis  vierzehn 
Tage  schon  getrunken  haben. 

Sehr  hülfreich  erweisen  sie  sich,  wenn  die  Hartnäckig- 
keit der  Krankheit  ihre  Anwendung  erfordert,  und  die  Con- 
stitution der  Kranken  sie  erlaubt,  —  bei  Unterleib sleiden 
von  psorischen,  gichtischen  oder  rheumatischen  Metastasen, 
—  veralteten  Hautausschlägen,  —  rheumatischen  und  gich- 
tischen Leiden  oder  anderen  Störungen  der  Thätigkeit  der 
äufseren  Haut,  —  zu  sparsamer,  unregelmäfsiger  oder  un- 
terdrückter Menstruation,  —  und  rheumatischen  und  gich- 
tischen Leiden  des  Gehörs,  bei  welchen  eine  Krisis  durch 
die  Haut  wünschenswerth  ist. 

Je  nachdem  sie  aus  Sprudel-  oder  Mühlbrunnen  bereitet  werden, 
unterscheidet  man  Sprudel-  und  Mühlbrunnenbäder:  die  er- 
steren  sind  von  einer  reizenderen  Wirkung  und  besonders  passend  bei 
vorwaltender  Atonie  in  sehr  hartnäckigen,  veralteten  Fällen ;  —  die 
zweiten,  von  milderer  Wirkung,  sagen  mehr  reizbaren,  delicaten  Con- 
stitutionen zu,  und  werden  namentlich  bei  hysterischen,  rhachitischeu 
und  scrophulösen  Leiden  mit  Nutzen  in  Anwendung  gezogen. 

3.  Bäder  von  Thermaldämpfen.  Die  hierzu  benutzten 
Th.dämpfe  der  Hygiäensquelle  bestehen  aus  atmosphäri- 
scher Luft,  kohlensaurem  Gas  und  Wasserdämpfen  ;  hun- 
dert Theile  Th.dampf  von  36°  R.,  zu  +5°  R.  erkaltet,  be- 
stimmte Nentwich  auf  83,333  Th.,  zusammengesetzt  aus 
79,150  Th.  atmosphärischer  Luft  und  4,183  Th.  Kohlensäure. 

Contraindicirt  bei  wahrer  allgemeiner  Plethora,  organi- 
schen Leiden  des  Herzens  und  der  grofsen  Blutgefäfse,  nur 
bedingt  anzuwenden  bei  Disposition  zu  Blutflüssen  und  ac- 
tiven  Blutcongcstionen,  sind  sie  dagegen  zu  empfehlen  bei 
veralteten,  gichtisch-rheumatischen  Localleiden,  Ischias,  gich- 
tischen oder  durch  traumatische  Entzündungen  entstandenen 
Contracturen  und  An chy losen,  — -  Lähmungen,  in  Folge  gich- 


39 

tischer,  rheumatischer  oder  psorischer  Metastasen  und  chro- 
nischer Metallvergiftungen ;  wenig  läfst  sich  dagegen  hoffen 
bei  Lähmungen  als  Folgekrankheiten  von  Schlagflufs.  Die 
Dauer  eines  solchen  Dampfbades  wird  auf  acht  bis  zehn 
und  fünfzehn  Minuten,  die  öftere  oder  seltnere  Wiederho- 
lung nach  dem  Zustande  des  Kranken  bestimmt. 

E.  Schmalz  empfiehlt  sie  bei  Leiden  des  Gehörs,  vorzüglich 
wenn  letztere  durch  Metastasen  oder  Ablagerungen  von  Krankheits- 
stoffen entstanden,  oder  damit  complicirt  sind;  widerräth  sie  jedoch, 
wenn  die  Localaffection  des  Gehörorgans  durch  active  Blutctmgestio- 
nen  begründet  wird. 

4.  Die  Wasserdouche  gewährt  ferner  ein  kräftiges  Un- 
terstützungsmittel während  der  Trinkkur  in  allen  den  Fäl- 
len von  bedeutenden  Localleiden,  die  ein  äufseres  kräftig 
erregendes  Mittel  erfordern,  —  Stockungen  im  Pfortader- 
system, Anschwellungen  und  beginnende  Verhärtungen  der 
Leber  und  Milz,  Magenkrampf  oder  Kolikbeschwerden  in 
Folge  der  genannten  Zustände  oder  gichtischer  Ursachen ; 
sehr  wirksam  zeigt  sich  dieselbe  oft  auf  das  Rückgrath  ap- 
plicirt  bei  Hysterie  mit  krankhaften  Anomalieen  der  Men- 
struation. 

Zu  empfehlen  ist  ihre  Anwendung  jedoch  nur  erst  nach 
mehrwöchentlichem  Gebrauch  der  Trinkkur,  nachdem  einige 
Wasserbäder  genommen  und  in  Verbindung  mit  diesen,  nur 
zwei  bis  drei  Mal  die  Woche  zu  fünf  bis  zehn  Minuten,  spä- 
ter auch  wohl  noch  länger. 

5.  Ueber  die  Mineralschlammbäder  zu  K.  vergl.  Th.  I. 
S.  489.  zweite  Aufl. 

6.  Oertlich  werden  die  Th.quellen  ferner  in  Form  von 
Umschlägen  und  Einspritzungen  häufig  angewendet,  nament- 
lich das  Sprudelwasser,  in  Form  von  Klystieren  bei  hart- 
näckigen Verschleimungen,  Stockungen,  Verhärtungen  und 
gleichzeitiger  Trägheit  des  Stuhlganges. 

7.  Endlich  ist  noch  das  berühmte  Karlsbader-  oder 
Sprudelsalz  zu  erwähnen,  welches  nicht  nur  in  Karlsbad 
als  Zusatz  zu  dem  Th.wasser  zur  Verstärkung  seiner  er- 
öffnenden Wirkung,  sondern  auch  versendet  als  Abführungs- 


40 

mittel  benutzt  wird.  Gottfried  Berg- er  machte  zuerst  auf 
dasselbe  aufmerksam.  Die  Bereitung-  desselben,  welche  frü- 
her Geheimnifs  war,  wurde  durch  B  echer  vereinfacht.  Der 
von  Jahr  zu  Jahr  vermehrte  Bedarf  und  Absatz  dieses  Sal- 
zes erfordert  jetzt  zu  seiner  Bereitung  23  grofse  und  69 
kleine  Kessel  zum  Abdampfen  desselben. 

Das  ächte  Karlsbadersalz  ist  in  verschlossenen,  mit  dem  Karlsba- 
der Stadtsiegel  versehenen  Schachteln  zu  halben  und  ganzen  Pfunden 
zu  haben  beim  Kaufmann  G.  Beruh.  G  o  1 1 1  im  teutschen  Hause  auf 
der  alten  Wiese  No.  C.  374,  —  das  Pfund  zu  3  Fl.  C.-M.  — 

Ist  nach  dem  Gebrauch  von  Karlsbad  noch  eine  Nach- 
kur indicirt,  so  bedient  man  sich  nach  Umständen  gegen 
Gicht  der  Bäder  zu  Teplitz,  zur  Unterhaltung  der  auflö- 
senden Wirkung  der  K.  Quellen  des  Kreuzbrunnens  zu  Ma- 
rienbad oder  der  Salzquelle  und  der  Bäder  zu  K.  Fran- 
zensbad. —  Zur  Stärkung  nach  dem  Gebrauch  von  K.  ist  oft 
eine  mit  der  nöthigen  Bequemlichkeit  unternommene  Reise 
ausreichend.  Stärkende,  sehr  zusammenziehende  Eisenquel- 
len sind  in  der  Mehrzahl  der  Fälle,  unmittelbar  nach  K. 
angewendet,  nachtheilig,  in  so  fern  sie  die  Nachwirkungen 
von  K.  stören.  Ist  der  Gebrauch  stärkender  M. quellen  in- 
dicirt, dann  sind  nur  leichte  Eisenwasser,  Bäder  von  der 
Luisenquelle  zu  K.  Franzensbad,  später  der  innere  Gebrauch 
des  Franzensbrunuens,  aber  erwärmt  und  mit  Vorsicht,  und 
Soolbäder,  wie  die  zu  Ischl,  zu  empfehlen.  — 

Noch  findet  sich  zu  K.  ein  Säuerling,  welcher  zwar 
getrunken,  aber  nur  selten  als  Heilquelle  benutzt  wird.  Er 
entspringt  aus  Granit,  hat  ein  geräumiges  Becken,  ist  aber 
nicht  sehr  wasserreich.  Sein  Wasser  ist  klar,  perlt,  hat  ei- 
nen säuerlich-prickelnden,  und  dabei  einen  eigenthümlichen 
Beigeschmack;  Berzelius  leitet  den  letzt ern  von  seinem 
Gehalt  an  Kieselerde  ab.  Nach  Lampadius  beträgt  die 
Temperatur  desselben  12,5°  11.  bei  17,5°  R.  der  Atmosphäre. 

Wir  besitzen  von  demselben  zwei  Analysen;  in  1000 
Gewichtstheilen  fanden : 


41 


L  amp  a< 

ius: 

Ber  zelius: 

0,091  G. 

-Tb. 

0,019  G.-Th. 

.    0,156 

— 

0,010      — 

.    0,065 

• 

0,015      — 
0,024      — 
0,013      — 

. 

, 

0,002      — 

Schwefelsaures  Natron 
Chlornatrium 
Chlorcalcium 
Kohlensaures  Natron 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlens.  Manganoxydul 

—  Eisenoxydul"» 

Flufssaure  Kalkerde  J-  0,004      — 

Phosphorsaure  Thonerde  J 

Kieselerde 0,047      — 

Humusextract 0,008      — 


0,312  G.-Th.        0,142  G.-Th. 
Den  Gehalt  an  kohlensaurem  Gase  bestimmte  Lampadius  auf  0,88. 

Andr.  Baccius,  de  thermis.    Venet.  1571.    p.  228.  236. 

Wencesl.  Payer,  tractatus  de  thermis  Caroli  IV.  sitis  prope 
Einbogen  1522.  —  Lipsiae  1614. 

Aller  heylsamen  Bäder,  Saurbrunnen  und  anderer  Wasser  Natur, 
Krafft  u.  Tugent  durch  G.  Eschenreuterum.    1580.    S.  9. 

J.  D.  Tab  ernämon  tanus  neuer  Wasserschatz.  Kap.il.  S.553. 

J.  Günth.  Andernac.    com.  de  balneis.    p.  64. 

J.  J.  Huggelin's  Bäder  des  teutschen  Landes.    S.  49. 

Fabian.  Summer  de  inventione,  descriptione,  viribus  et  im- 
primis  usu  thermarum  D.  Caroli  IV.  Lipsiae  1571.  —  1589.  Uebers. 
von  Mathias  Summer.  Leipzig  1573.  —  Nürnberg  1580.  —  Leip- 
zig 1592.  —  Nürnberg  1647. 

Mart.  Pansa,  kurze  Beschreibung  des  Karlsbades.  Annaberg 
1609. 

M.  Reudenii  observationes  Carolinae,  darinnen  von  der  Na- 
tur des  Kaiser  Carlsbades  gehandelt  wird,  verteutscht  und  herausge- 
geben durch  Melch.  Rathnirum.     Jena  1611.    8. 

J.  S  t.  Stro  b  elb  erger,  Politiae  Thermae  Carolinae  prodromus. 
Ratisbonae  1622. 

—  —  Thermologia  nova,  in  qua  de  thermarum  causa  genera- 
tim,  speciatim  vero  de  balueo  divino  Caroli  IV.  theoretice  et  practice 
agitur.     Ratisbonae  1623. 

—  —  kurze  Instruction,  wie  das  Kaiser  Karlsbad  zu  gebrau- 
chen. Meissen  1624.  —  Nürnberg  1629.  —  1647.  —  1667.  —  Witten- 
berg 1696.  —  Eger  1715.  —  1733. 

P.  H.  Schach  er,  vom  Carls-  und  Egerschen  Bade.  Jena  1618.   8. 

W.  H  i  1 1  i  g  e  r  (auch  H  i  1 1  i  n  g  e  r)  Hydriatria  Carolina.  Das  weit- 
berühmte Carlsbad.  Zwickau  1638.  —  Nürnberg  1684.  —  Prag  1696. 
—  Eger  1715.  —  1733. 

Chr.  C.  Lange,  genio  Thermarum  Caroli  V.  imperat.  glorioss. 
ac  Frisiorum  nomini  inonumentum.    Lipsiae  1653.  —  Francf.  1688. 


42 

M.  R.  Schmutzer,  Tract.  de  iiympbis  Carolo  -  Badensibus  in 
regno  Bohemiae  admirabilibus.    1662.    8. 

C  Keilii  merkwürdiges  Bedenken  von  dem  Carlsbade.    1665.   8. 

J.  L.  Volckameri  Obs.  de  aquis  tbermalibus  Carolinensis  ni- 
mium  potis  in  Ephem.  Germ.  Dec.  II.  p.  419. 

J.  Olearii  Thaumatologia  oder  Wunder  der  göttlichen  Allmacht 
aus  dem  Carlsbade.    1668. 

J.  C.  Straufs,  Thermae  Carolinae.  8.  Lips.  1693.  —  1695.  — 
Teutsch  übersetzt.    Leipzig  1695. 

Trinum  fluidum  magnum  thermae  Carolinae.    8.    Lips.  1695. 

J.  G.  Plumtre,  de  Thermis  Carolinis.  4.  Halae  1695.  —  1705.— 
Dresden  1714  übersetzt  von  Bergmann. 

F.  Hoff  mann,  diss.  de  Thermis  Carolinis.    4.    Halae  1705. 

—  —  de  acidularum  et  thermarum  ratione  ingredientium  et  vi- 
rium  conniventia.    4.    Halae  1712. 

—  —  diss.  observationes  et  cautelas  circa  acidularum  et  ther- 
marum usura  et  abusum  exhibens.     Halae  1717. 

—  —  de  praecipuis  medicatis  Germaniae  fontibus  eorumque 
examine  chymico.     Halae  1724. 

—  —  Gründliche  Anweisung,  wie  der  Mensch  durch  Gebrauch 
der  mineral.  kalten  und  warmen  Gesundbrunnen,  insonderheit  des  Carls- 
bades seine  Gesundheit  erhalten  könne.    8.    Frankf.  u.  Leipz.  1717. 

—  —  diss.  med.  de  sale  medicinali  Carol.  Therm.  Halae  1734. 
—  teutsch  1734. 

—  —  consultationes  et  responsa  medica  Cent.  I.  observ.  15. 
pag.  61.  observat.  16.  pag.  68.  —  Cent.  II.  observat.  6.  pag.  26.  — 
Cent.  III.  observ.  18.  pag.  95.  observ.  140.  pag.  558. 

—  —  Medicina  consultatoria.  T.  I.  p.  254.  T.  III.  p.  36.  218. 
228.    T.  V.  p.  224.    T.  VIII.  p.  191. 

E.  H.  Bergmann,  epistola  de  thermarum  Caroliuarum  opera- 
tione.     Dresdae  1705. 

J.  G.  Berg  er,  prodromus  commentationis  de  Carolinis  Bohemiae 
fontibus.    Vitebergae  1708—9.  D.  I— II. 

—  —    Commentatio  de  Thermis  Carolinis.    Guelferbj'ti  1709. 
P.  G.  Schacher,   de  thermarum  Carolinarum  usu  in  arthritide. 

4.    Lipsiae  1709. 

—  —  de  thermarum  Caroünarum  usu  in  morbis  ventriculi  et 
intestinorum.    4.    Lipsiae  1709.  —  1711.  —   1715. 

—  —  de  thermarum  Carolinarum  usu  in  renum  et  vesicae  cal- 
culo.    Lipsiae  1711. 

J.  J.  A.  M.  L.  u.  P.,  Beschreibung  vom  Kaiser  Carlsbad,  wie  das 
Wassertrinken  und  Baden  recht  anzufangen.    8.    Freiburg  1710. 

C.  G.  P,  Getreuer  llath  zum  nützlichen  Gebrauch  des  Cailsba- 
des.    1711. 

B.  G.  Blumenberg,  getreuer  llath  zum  nützlichen  Gebrauch 
des  Kaiser  Carlsbades.     Chemnitz  1711. 

C.  M.  Adolphi,  de  fönte  sie  dicto  niolari  ad  thermas  Curoliuas. 
Lipsiae  1713. 


43 

G.  C.  Ihl,  praerogativa  Carolinarum  thermarum.  4.  Altdorf  1718. 
—   4.    Altenburg  1719. 

Vom  verführten  Carlsbader  Wasser.    4.    Berlin  1720. 

Neu  verbessert  und  vermehrtes  merkwürdiges  Kaiser  Carlsbad. 
8.  Nürnberg  1726.  —  1734.  —  1738. 

Beschreibung  des  Kaiser  Karlsbades.    Nürnberg  1734. 

Denkwürdigkeiten  des  Kaiser  Karlsbades.  Nürnberg  1734.  1736. 
3  Theile. 

Neu  verbessert-  und  vermehrtes  denkwürdiges  Kaiser  Carlsbad 
das  ist:  Alt-  als  neue  Denkwürdigkeiten.     Nürnberg  1736.    8. 

J.  Smith,  diss.  de  sale  Carolinarum  rite  depurato  et  crystalli- 
sato.    Pragae  1738. 

G.  Schuster,  Hydrologia  mineralis,  nebst  Berger's  Tractat 
vom  Gebrauche  des  Carlsbades.    8.    Chemnitz  1746. 

C.  G.  Springsfeld,  Abhandlung  von  dem  Carlsbade  nebst  ei- 
nem Versuche  einer  Carlsb.  Krankengeschichte.    Leipz.  1748  — 1749. 

—  —  commentatio  de  praerogativa  thermarum  Carolinarum  in 
dissolvendo  calculo  vesicae  prae  aqua  Calcis  vivae.    4.    Lipsiae  1756. 

—  —  Beantwortung  der  Frage,  ob  bei  einer  Entzündung  und 
Ausbleibung  der  monatlichen  Reinigung  das  Carlsbad  sicher  zu  ge- 
brauchen sey.    Carlsbad  1750.    • 

—  —  Observationes  medicae  circa  verum  usum  thermarum  Ca- 
rolinarum in  diversis  morbis  institutae.  Lipsiae  1751.  —  1756.  — 
Teutsch.    Leipzig  1758. 

J.G.Tilling,  vom  Carlsbade.  Th.  1.2.  — 8.  Annaberg  1748.  — 1756. 

—  —  observationes  medicae  singulares  circa  verum  usum  ther- 
marum Caroliuarum.    Lipsiae  1751. 

F.  Budaei,  consilia  zur  Carlsbader-,  Töplitzer-  und  Seltercur 
iu  der  Media  Societät  zu  Budissin  Sammlung  und  Abhandl.  aus  allen 
Theilcn  der  Arzneigelahrtheit.    Altenburg  1757.   S.  147. 

B.  L.  Tralles,  das  Kaiser  Carlsbad,  in  einer  Ode  entworfen, 
nebst  einer  Abhandlung  von  den  Kräften  desselben.    8.   Breslau  1756. 

Klinghammer,  Versuch  vom  Daseyn  des  Eisens  im  Karlsba- 
der Sprudelgesteiu.    Dresden  1763. 

H.  J.  v.  Crantz,  Gesundbr.  d.  Oest.  Monarchie.    S.  282. 

Reise  eines  auswärtigen  Arztes  von  Prag  nach  Carlsbad.  Leipz.  1779. 

J.  P.  Willebrand,  Nachricht  von  einer  Carlsbader  Brunnen- 
reise.   Leipzig  1781. 

Brückmann,  Bemerkungen  auf  einer  Reise  nach  Carlsbad.   1785. 

Schreber,  Reise  nach  Carlsbad.    Leipzig  1771. 

D.  D.  Becher,  neue  Abhandlung  von  dem  Carlsbade.  3  Theile. 
Prag  1766.  1767.  1768.  —  1772.  —  Eine  ganz  umgearbeitete  Ausgabe. 
Leipzig  1789.  —    Ins  Französische  übersetzt  von  Gruber  1797. 

G.  Schuster,  üb.  die  Schädlichkeit  des  äufserlichen  Carlsbader- 
gebrauchs in  dessen  med.  Journal  über  allerhand  iu  die  Arzneiwissen- 
schaft einschlagende  Materien.  Chemnitz  1767.    I.  Th.   Nr.  8.  S.  32. 

J.  A.  Seh  er  er,  von  der  Luftart  im  warmen  Carlsbader  Wasser. 
In  Abhandl.  des  Böhm.  Ges.  d.  W.  v.  J.  1785.    Nr.  15. 


44 

—  —  Beobachtungen  über  das  pflanzenäbnlicbe  Wesen  in  dem 
warmen  Carlsbad.   In  Abh.  d.  Böhm.  Ges.  d.  W.  v.  J.  1786.  Nr.  21. 

G.  Schuster,  Obs.  de  materie  ad  vasa  et  ductus  aquaticos  de- 
pos.  in  thermis  Töplicensibus  et  Carolinis  ejusdemque  natura  animali 
—  in  v.  Ja c quin  Coli,  ad  bot.  ehem.  et  bist,  natur.  speetantia. 
Viennae  1786.   Vol.  II. 

Prochasca,  von  der  mephitischen  Luft  der  Quellen  in  und  bei 
Carlsbad.    In  Abhandl.  der  Böhm.  Ges.  d.  W.    1785.    Nr.  14. 

J.  Mannsey,  über  Carlsbad  in  Philos.  Transact.  Bd.  XLVI. 
Nr.  493.    S.  217. 

Hufeland's  Jour.  d.  prakt.  Heilk.  Bd.  XIV.  St.  1.  S.  185. 
St.  2.  S.  199.   Bd.  XVII.  St.  2.  S.  47. 

Das  Carlsbad,  beschrieben  zur  Bequemlichkeit  der  Badegäste. 
Carlsbad  1788. 

Briefe  über  das  Carlsbad  und  die  Naturprodukte  der  dortigen  Ge- 
gend.   Leipzig  1788. 

L.  von  Buch,  Beitrag  zu  einer  mineralogischen  Beschreibung 
der  Carlsbader  Gegend  in  dem  Freybergcr  Bergmännischen  Journal. 
Jahrgang  5.    1792.   Bd.  II.  S.  383. 

v.  Racknitz,  Briefe  über  das  Carlsbad  und  die  Naturprodukte 
der  dortigen  Gegend.    Dresden  1788. 

Chemische  Untersuchung  der  Mineralquellen  zu  Carlsbad  (von 
Klaproth).    Berlin  1790. 

D.  Hos  er,  Beschreibung  von  Carlsbad.  Prag  1797.  8. 
Hub.  v.  Harrer,  Karlsbad  und  die  umliegende  Gegend.  Prag  1801. 
Reufs,  mineralogische  Bemerkungen  auf  einer  Reise  nach  Carls- 
bad in  d.  Abhandl.  d.  Ges.  naturf.  Freunde  in  Berlin  1795.  Bd.  I.  Nr.  15. 
Sammlung  zur  Kenntnifs  der  Gebirge  von  und  um  Carlsbad,  an- 
gezeigt und  erläutert  von  Göthe.    Carlsbad  1807. 

Leonhard's  Taschenbuch  für  die  gesammte  Mineralogie.  Jahr- 
gang I.  S.  162.    Jahrg.  II.  S.  131. 

v.  Göthe,  zur  Naturwissenschaft  übern.  Bd.  I.  S. 33, 211, 230, 234. 
Müller  in  Hufeland's  Journ.    der   prakt.   Heilk.    Bd.  XXXI. 
St.  3.  S.  61. 

D.  F.  Sartori,  Taschenbuch  für  Carlsbads  Kurgäste.  8.  Wien, 
Prag  und  Carlsbad.    1817. 

Freimüthige  Blätter  über  Gebrauch  und  Einrichtung  des  Karlsba- 
des.   Leipzig  1819. 

Harlefs,  Rheinische  Jahrb.    1819.   Jahrg.  1.  St.  1. 
A.  L.  Stöhr,   Kaiser   Karlsbad    und    dieses   weltberühmten   Ge- 
sundheitsortes  Denkwürdigkeiten.    8.    Karlsbad  1810.  —  1812.  —  1817. 
—  1822.  —  1830. 

—  —  Kaiser  Karlsbad  im  Jahre  1822.  8.  Karlsbad  1S22.  —  1830. 
Lampadius,  Würdigung  des  Carlsbader  Säuerlings.  Freyberg  1821. 
C.  W.  Hufe  1  and,  prakt.  Ucbers.  der  vorzüglichsten  Heilquellen 

Teutschlands.    3te  Aufl.  S.  111.  239. 

—  —  Jouru.  d.  prakt.  Heilk.  Bd.  XL1II.  St.  4.  S.  135.  136. 
Bd.  LV1I.  St.  5.  S.  118—122. 


45 

Posch  mann  in  Hufeland's  Journ.  d.  prakt.  Heilk.  ßd.  LVI. 
St.  4.  S.  121—124.  —  Bd.  LVII.  St.  2.  S.  129,  130. 

Leo  in  Hufeland's  Journ.  d.  prakt.  Heilk.  Bd.  LXIII.  St.  3. 
S.  3—28,  130. 

E.  L.  H.  Lebenheim  in  Hufeland's  Journ.  d.  prakt.  Heilk. 
Bd.  LIX.  St.  1.  S.  65-83. 

Döbereiner,  über  die  chemische  Constitution  der  Mineralwas- 
ser 1821.    S.  11.  12. 

Rust's  Magazin  für  die  gesummte  Heilk.  Bd.  I.  St.  I.  S.  175. 
Bd.  XV.  St.  3.  S.  490. 

Kastner's  Archiv  der  Physik,  ßd.  V.  S.  103.  Bd.  VI.  S.  105, 
221.   Bd.  X.  S.  363. 

Fi  ein  us  in  Zeitschrift  für  Natur-  und  Heilkunde.  Bd.  III.  St.  I. 
S.  111. 

Die  besuchtesten  Kurörter  und  Gesundbrunnen  des  Oest.  Kaiser- 
staates.   Bd.  II.  S.  1. 

Berzelius,  Untersuchung  der  Mineralwasser  von  Carlsbad  von 
Töplitz  und  Königswart.  Aus  dem  Schwedischen  von  D.  G.  Rose 
übers,   u.  herausg.  mit   erläuternd.  Zusatz,  v.  Gilbert.    Leipz.  1823. 

J.  E.  Wetzler,  über  Gesundbrunnen  und  Bäder.  Dritter  Theil. 
Mainz  1825.    S.  207. 

K,  F.  A.  von  Ho  ff,  geognostische  Bemerkungen  über  Karlsbad. 
Gotha.    1825. 

Der  Schlofsbrunnen  zu  Karlsbad,  literarisch  -  geschichtlich  -  phjr- 
sikalisch-  chemisch-  und  medicinisch  dargestellt  von  J.  Posch  manu. 
Erster  Theil.    Prag  1826. 

F.  L.  Kreysig,  über  den  Gebrauch  der  natürlichen  und  künst- 
lichen Mineralwasser  von  Karlsbad,  Embs,  Marienbad,  Eger,  Pyrmont 
und  Spaa.     Leipzig  1825.  S.  114. 

Die  vulkanischen  M.  quellen  Deutschlands  und  Frankreichs  von 
G.  Bischof.    Bonn  1826.  S.  153.  192.  393. 

Link  in  Karsten's  Archiv  für  Bergbau  u.  Hüttenwesen.  1827. 
Bd.  XV.  S.  81. 

Fr.  Leo  u.  A.  PI  eisen  1,  Geschichte  von  einer  Gallenstein- 
kranken.   Prag  1826. 

J.  de  Carro,  über  die  Dampfbäder  in  Karlsbad.    Karlsbad  1827. 

Cax-lsbad,  ses  eaux  minerales  et  ses  nouveaux  bains  ä  vapeurs, 
par  le  Chevalier  Jean  de  Carro.    Carlsbad  1827. 

Karlsbad  und  seine  Heilquellen,  ein  Handbuch  für  Kurgäste,  von 
J.  E.  Ryba.    Prag  1828.  —  1836. 

Lateinische  Ode  auf  Karl  des  Vierten  Heilquellen  von  dem  Frei- 
herrn Boguslaw  Hassenstein  von  Lobkowitz,  aus  dem 
Französ.  des  Ritters  Johann  de  Carro  von  Johann  Ritter  von 
Rittersberg.     Prag  1829. 

Böhmens  Heilquellen,  von  VV.  A.  Gerle.    Prag  1829.  S.  61. 

Fr.  Tantini,  opuscoli  scientifici.    Pisa  1830.    Vol.  III.  p.  7. 

Almanach  de  Carlsbad  par  J.  de  Carro.  1831.  —  1832.—  1833. 
—  1834.  -  1835.  —  1836.  —  1837.  —  1838.  —  1839. 


46 

Karlsbads  Heilquellen  nach  ihren  Wirkungen  dargestellt  von  An  t. 
Jos.  Bermann.     Wien  1831. 

Berliner  Centralzeitung.  1832.  S.  384.  —  1833.  S.  377.  —  1831 
S.  309.  —  1835.  S.  227. 

Jos.  Ritter  von  Vering,  eigentümliche  Heilkraft  verschie- 
dener Mineralwasser.     Wien  1836.  S.  80. 

Essay  on  the  mineral  waters  of  Carlsbad  for  physicians  and  pa- 
tients  by  J.  de  C a r r o.    Prague  1835. 

Plcischl,  über  Kali-  und  Jodgehalt  des  Karlsbader  Wassers  in 
Erdmann's  u.  Schweigg et- Seidel' s  Journ.  d.  Chemie.  Bd.  V. 
St.  1.    1835. 

Blick  auf  Karlsbad,  von  J.  T.  Held.    Prag  1835. 

Casper's  Wochenschrift  für  die  gesammte  Heilk.  1835.  No  15. 
S.  227. 

Hufeland  und  Osann's  Journ.  d.  prakt.  Heilk.  Bd.  LXXI. 
St.  3.  S.  94.  —  Bd.  LXXXI.   St.  1.  S.  124.  S.  6.  S.  121. 

Karlsbader  Adressenbuch,  von  Tad.  und  L.  Platzer.  Prag  1835. 

Baumgärtner's  Zeitschr.  für  Physik  u.  verwandte  Wissen- 
schaften.   1836.    Bd.  IV.  St.  2.  S.  97. 

v.  Gräfe's  und  Kalisch's  Jahrbücher  f.  Deutschlands  Heil- 
quellen. I.  Jahrg.  1836.  S.  209,  215,  234.  u.  384,  —  II.  Jahrg.  1837. 
S.  141.  u.  299.  —  III.  Jahrg.  1838.  S.  207.  215.  —  Jahrg.  1839.  1.  Ab- 
theilung.  S.  199.  u.  207. 

v.  St o seh,  in  Casper's  Wochenschrift  f.  d.  gesammt.  Heilk. 
1836.  No.  20.  S.  305.  u.  No.  21. 

Gius.  Frank,  Raguaglio  di  aleune  opere  recenti  sopra  Carlsr 
bad  con  notizie  autentiche  intorno  questo  argumento,  in  Biblioteca 
italiana.     Milano  1836.   Fase.  243. 

Kraufs,  in  den  Verhandlungen  der  Kais.  Leopold.  Karol.  Aka- 
demie der  Naturforscher.    Bd.  XVIII.   Th.  I.    1837. 

Dr.  Jos.  Wagner' s  Beobachtungen  über  Karlsbad  und  seine 
Heilwirkung.    Prag  1837. 

Dr.  Jos.  Wagner,  in  Dr.  W.  B.  Weitenweber 's  Beiträ- 
gen zur  gesammten  Natur-  und  Heilwissenschaft.  1837.  Bd.  II.  St.  2.  S.  172. 

Fle  ekles,  in  den  medic.  Jahrbüchern  des  k.  k.  österr.  Kaiser- 
staates.   Bd.  XII.  St.  3.  —  Bd.  XIV.  St.  1. 

Jeitteles,  in  d.  med.  Jahrb.  d.k.  k.  öst.  Kaiserst.  Bd. XIII.  St.  3. 

Wolf  in  d.  med.  Jahrb.  d.  k.  k.  öst.  Kaiserst.    Bd.  XVII.  St.  3. 

Med.  Zeit,  von  dem  Verein  f.  Heilk.  in  Preufsen.  Jahrg.  1838. 
No.  19.,  S.  93. 

Karlsbad,  seine  Gesundbrunnen  und  Mineralbäder  in  geschichtli- 
cher, topographischer,  naturhistorischer  und  medicinischer  Hinsicht, 
von  L.  Fleck les.    Stuttgart  1838. 

Karlsbad  in  medicinischer,  pittoresker  und  geselliger  Beziehung 
für  Kurgäste,  von  Dr.  Ed.  Xlawaczek.    Prag  1838. 

Fleckles,  in  Hufeland's  Journ.  d.  prakt.  Heilk.  Bd.  LXXXIX. 
St.  6.  S.  88. 


47 


Ed.  Hlawaczeck's   Geschichte  von  Karlsbad.    Prag  1839. 
—    —    in  Beer' s  Gesundheitszeitung.    1837.    Nr.  7.    S.  49. 

Nur  zwei  Meilen  von  Karlsbad  entfernt,  im  Thalc  der  Eger,  am 
nördlichen  Abhänge  des  Buchberges  unweit  Rodisfurth  entspringt: 

Die  M.  quelle  von  Giefshübel,  in  der  Grafschaft  dieses 
Namens  im  EInbogener  Kreise,  bekannt  unter  dem  Namen  des  Buch- 
säuerling's  oder  Rodisfurther  Sauerbrunnens,  —  nicht  zu  ver- 
wechseln mit  der  M.  quelle  zu  Berggiefshiibel  im  Königreich  Sachsen, 
früher  dem  Grafen  von  Stiebar  gehörig,  seit  1829  Eigenthum  des 
Hrn.  Ritter  Wilh.  von  Neuberg. 

Das  M.  wasser  entquillt  einem  Granitfels,  in  dessen  Nähe  sich 
Basalt  findet,  ist  krystallhell,  von  einem  angenehmen  säuerlich  -  prik- 
kelnden  Geschmack  und  läfst  sich  gut  versenden;  seine  Temperatur 
beträgt  7,50°  R.,  sein  specifisches  Gewicht  1,0025,  seine  Wasser- 
menge  6'/2  Maafse  in  einer  Minute. 

Chemisch  uutersucht  wurde  dasselbe  von  Damm  und  Mitter- 
bacher, neuerdings  von  Steinmann.  Diesen  Analysen  zufolge 
gehört  dieses  M.wassser  zu  der  Klasse  der  erdig -alkalischen  Säuer- 
linge, und  enthält  in  sechzehn  Unzen: 

nach  Damm  u.  Mitterbacher :     nach  Steinmann: 


Schwefelsaures  Natron  . 

0,180  Gr. 

.... 

Chlornatrium   .... 

0,310  — 

•.        •         .        . 

Chlorkalium     .... 

. 

0,260  Gr. 

Kohlensaures  Natron 

0,180  — 

6,714  — 

Kohlensaures  Kali  . 

.          . 

0,796  — 

Kohlensaure  Talkerde    . 

0,130  — 

1,270  — 

Kohlensaure  Kalkerde    . 

0,800  — 

1,870  — 

Kohlensaures  Lithion 

.          . 

0,055  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul 

0,320  — 

0,020  — 

Kohlensauren  Stroutian 

.          . 

0,011  — 

Kohlensaures  Manganoxydul 

. 

0,003  — 

Schwefelsaures  Kali 

.          . 

0,246  — 

Kieselerde       .... 

0,800  — 

0,478  — 

2,720  Gr. 

11,723  Gr. 

Freie  und  ungebundene  Kohlens 

iure 

.      21,952  Kub.  Z 

Schon  früher  wurde  dieses  M.  wasser  wegen  seiner  gelind  auflö- 
senden, eröffnenden  Wirkung  als  Getränk  von  W.  Payer,  Reu- 
denius,  Springsfeld,  Marggraf,  Brunner,  Fr.  Hoff- 
mann, neuerdings  von  Damm,  Mitterbacher,  de  Carro  u.  A. 
als  kühlender,  gelind  eröffnender  Säuerling  gerühmt,  namentlich:  bei 
Krankheiten  der  Schleimhäute,  Verschleimung  des  Magens  und  Darm- 
kanals, hartnäckigen  ßrustkatarrhen,  Schleimasthma,  —  Stockungen 
in  der  Leber,  dem  Pfortader-  und  Uterinsystem,  —  Hämorrhoiden, 
Hypochondrie,  Hysterie,  Anomalieen  der  Menstruation,  —  Krankheiten 
der  Harnwerkzeuge,  Blasenkatarrhen,  Blasenhämorrhoiden,  Steinbe- 
schwerden, —  atonischer  Gicht. 


48 

De  Carro  empfiehlt  diesen  Säuerling  als  gewöhnliches  Getränk 
während  der  Kur  zu  Karlsbad  oder  auch  als  Nachkur. 

Beträchtlich  ist  die  Versendung  dieses  M.wassers.  Man  wendet 
sich  zu  diesem  Ende  an  die  Brunnendirektion  zu  Giefshübel  bei  Karls- 
bad, oder  an  die  Hauptniederlage  dieses  M.wassers  zu  Prag  (bei  Fr. 
Kunerle,  Altstadt,  Zeltner  Gasse  Nr.  602). 

A.  S.  Marggraf,  in  seinen  chemisch.  Schriften.   Th.  II.  S.  191. 

Untersuchung  des  Giefshübler  Sauerbrunnens,  sonst  sogenannten 
Buchsäuerlings  in  Böhmen  v.  F.  Damm  u.  B.  Mitterb  acher.  1799. 

Die  besuchtesten  Badeörter  und  Gesundbrunnen.    Th.  II.  S.  122. 

Böhmens  Heilquellen  von  W.  A.  Gerle.    S.  228. 

Almanach  de  Carlsbad  par  J.  d  e  Carro.  Prague  1831.  p.  36.  — 
1832.   p.  43. 

Franz.  Jul.  Lerch,  der  Giefshübler  Sauerbrunnen  in  Böhmen. 
Prag  1834. 

W.  R.  Weitenwebe r's,  Beiträge  zur  gesammten  Natur-  und 
Heihvissenschaft.    Bd.  I.  St.  1.  S.  9.    1836. 

K.  CIi.  Hill  e    a.  a.  0.  S.  41. 

2.  Die  M. (/wellen  zu  Kaiser-Fr  anxensbad 
oder  E g er  im  Elnbogner  Kreise.  Das  Egerland,  die  nord- 
westlichste Spitze  des  Königreichs  Böhmen,  nördlich  von 
Sachsen  und  westlich  von  Baiern  begränzt,  bildet  eine  rings 
von  Höhen  umschlossene  Ebene,  in  deren  Mitte  die  alte  Stadt 
Eger  und,  unfern  dieser,  K.  Franzensbad  sich  erhebt.  Schon 
seit  Jahrhunderten  mit  Böhmen  verbunden,  bildet  das  Eger- 
land  doch  ein  Ganzes  für  sich,  durch  natürliche  Gränzen  des 
Landes  und  nationale  Eigenthümlichkeiten  seiner  Bewohner 
von  seinen  Nachbaren  und  Nachbarstaaten  geschieden. 

Die  Stadt  Eger  (Egra,Aegra),  von  Marienbad  vier, 
von  Karlsbad  sechs  Meilen,  von  Hof  gleichweit  entfernt, 
nach  G.  Bischofs  Bestimmung  1569  F.  über  dem  Meere 
erhaben,  zählt  mit  seinen  Vorstädten  10,000 Einwohner.  Frü- 
her eine,  durch  seine  Lage  wichtige  Grenzveste,  seit  1808  sei- 
ner Festungswerke  beraubt,  wird  Eger  von  den  Kurgästen 
von  K.  Franzensbad  häufig  besucht,  selten  aber  von  ihnen 
zu  einem  längern  Aufenthalt  gewählt. 

Bcmerkenswerth  daselbst  sind  die  Ruinen  des  alten  Schlosses 
der  Grafen  von  Vohburg,  so  wie  die  historischen  Denkwürdigkei- 
ten von  Wallen  stein,  welcher  am  25.  Februar  1634  mit  seinen 
Anhängern,  Graf  Ter tzl<3r,  Illo,  ObristKinsky  und  Kittmeister 
Nc um unn,  hier  fiel. 

Eger 


49 

Eger  und  das  Egerlantl,  früher  Besitzthum  der  Mark- 
grafen von  V  oh  bürg  oder  Vohenburg,  einer  ursprüng- 
lich baierschen  Familie,  kam  unter  Kaiser  Friedrich  I.  1149 
an  das  Haus  der  Hohenstaufen  und  verblieb  Eigenthum  der- 
selben, bis  es  von  dem  letzten  Spröfsling  dieser  mächtigen  Dy- 
nastie, dem  beklagenswerthen  Conradin,  vor  seinem  un- 
glücklichen Zuge  nach  Italien  an  die  Herzöge  von  Bai- 
ern verpfändet  wurde,  —  von  diesen  ging  es  jedoch  bald 
in  den  Besitz  Oesterreichs  über,  unter  dessen  Scepter  es 
verblieb  und  in  vielen  Kriegen,  welche  0 esterreich  früher 
bestand,  bald  Schauplatz,  bald  Gegenstand,  bald  Unter- 
pfand des  Streites  war.  — 

Die  Brunnenkolonie  K.  Franzensbad  liegt  von  der 
Stadt  Eger  nur  eine  Stunde  nördlich,  mit  ihr  durch  eine 
Kunststrafse  verbunden.  Der  Ort  zählt  gegenwärtig  an 
fünfzig  zur  Aumahme  von  Kurgästen  bestimmte  Häuser, 
deren  Zahl  sich  mit  jedem  Jahre  vermehrt,  und  ist  im 
Besitz  eines  grofsen,  sehr  gut  eingerichteten  Badehau- 
ses, in  welchem  Wasser-,  Mineralschlamm-  und  Douche- 
bäder  gegeben  werden.  Zu  diesem  Ende  wird  dahin  in  un- 
terirdischen Röhren  das  Wasser  der  Franzens-  und  Lui- 
senquelle und  des  kalten  Sprudels  geleitet.  Das  Badehaus 
ist  Eigenthuin  des  k.  Burgverwalter's  Hrn.  Loimann,  steht 
aber  gleichwohl  unter  Aufsicht  der  Regierung  und  des  Brun- 
nenarztes. —  Das  Kurhaus  vereinigt  die  Kurgäste  zu  ge- 
selligen Vergnügungen.  Ein  bedeckter,  an  der  Westseite 
geschlossener,  und  mit  dem  Kurhause  in  Verbindung  ste- 
hender Säulengang  schützt  die  beim  Trinken  der  Quellen 
Lustwandelnden  gegen  die  Ungunst  der  Witterung  und  ge- 
währt die  beim  inneren  Gebrauch  der  M.  quellen  so  not- 
wendige Bewegung  im  Freien.  Die  bei  guter  Witterung 
fleifsig  besuchten,  nahe  bei  den  M.quellen  befindlichen  Gar- 
tenanlagen zu  K.  Franzensbad  sind  in  den  letzten  Jahren 
erweitert  und  verschönert  worden. 

Zu  Spaziergängen  und  Lustfahrten  werden  benutzt:    Ober-  und 
Unterlohma,  Oberndorf,  Triesenhof,  Ältenteicb,  Wild- 
II.  Theil.  D 


50 

stein,  der  Kammerbühl,  der  Kammerpark,  Siechenbaus, 
St.  Anna,  Schönberg,  das  Schlofs  Liebenstein  und  See- 
berg, das  romantisch  gelegene  Stift  Waldsassen,  die  baiersche 
Gränzfeste  Hochberg  und  die  Probstei  von  Maria  Culm  mit  ih- 
rer freundlichen  Aussicht  über  das  Egerland  und  das  im  Westen  ma- 
lerisch sich  erhebende  Fichtelgebirge. 

Die  H.quellen  zu  K.  Franzensbad  wurden  früher  alljähr- 
lich sehr  fleifsig  besucht,  eine  Zeitlang  weniger,  —  seit  1822 
betrug  die  Mittelzahl  der  K.  Franzensbad  besuchenden  Kur- 
parthien  5—600,  —  im  Sommer  1820  nur  371,  —  1822: 
559,  —  1829:  620,  —  1830  nahe  an  700;  —  im  Sommer 
1839  zählte  man  in  den  Badelisten  887  Parthien  mit  1597 
Personen. 

Von  den  Badeärzten  zu  K.  Franzensbad  erwähne  ich 
nur  der  Hrn.  D.  D.  Conrath,  Lautner  und  Köstler, 
welchen  wir  theils  schätzbare  Monographien,  theils  andere 
Mittheilungen  über  die  M. quellen  von  K.  Fr.  verdanken. 

Die  zu  K.  Franzensbad  gehörigen  M. quellen  waren  schon 
sehr  früh  bekannt  und  gebraucht.  Zuerst  gedenkt  C.  Bru- 
schius  im  Jahre  1542  einer  Eisenquelle  bei  Eger,  welche 
nach  dem  Dorfe  Schiada  der  Schladaer  Säuerling  ge- 
nannt und  häufig  benutzt  wurde,  —  später  Günther  von 
Andernach,  Ruland,  Agricola,  G.  Eschenreuter, 
Göbel  und  Tab ernaemontanus,  —  im  siebenzehnten 
Jahrhundert  Ruhiger  oder  Rubinger,  Macasius, 
Hörnigk,  Reudenius,  A.  de  Blois,  M.  Meyer,  Hil- 
linger  od.  Hilliger,  Lange  und  Hauptmann.  In 
der  ersten  Hälfte  des  achtzehnten  Jahrhunderts  erwarb  sich 
um  die  gründlichere  Kenntnifs  der  Eigenthüinlichkeiten  und 
die  zweckmäfsige  Anwendung  der  M.  quellen  bei  Eger  Fr. 
Hoff  mann  grofse  Verdienste.  An  die  neueren  Monogra- 
phien über  K.  Franzensbad  von  Adler,  Hoser,  Rcufs, 
Trommsdorff  und  mir  schliefsen  sich  die  Schriften  von 
Hufeland,  Posch  mann,  Wetzler,  Conrath  und 
Köstler. 

Die  M.  quellen  bei  Eger  erwarben  sich  bald  einen  be- 
deutenden Ruf,   schon  im  siebenzehnten  Jahrhundert  wur- 


51 

den  unter  den  Kurgästen  von  Eger  drei  Kaiser,  ein  Kur- 
fürst, vier  Markgrafen,  sechs  Herzöge  und  eilf  Fürsten  auf- 
geführt. Die  Einrichtungen  an  den  Quellen  waren  indefs 
damals  und  auch  später  sehr  mangelhaft,  bis  unter  dem 
Schutz  des  Kaisers  Franz  1793  die  gegenwärtig  bestehende 
und  nach  ihm  K.  Franzensbad  benannte  Brunnenkolonie  ge- 
gründet wurde.  Um  ihre  Einrichtung  erwarb  sich  der  dama- 
lige, leider  aber  zu  früh  verstorbene,  thätige  Brunnenarzt 
Bernh.  Adler  ausgezeichnete  Verdienste. 

Die  M.  quellen  in  K.  Franzensbad  enthalten  zwar  alle 
dieselben  Bestandteile  und  zwar  als  vorwaltende:  schwefel- 
saures und  kohlensaures  Natron,  Chlornatrium,  kohlensaures 
Eisenoxydul  und  freie  Kohlensäure,  und  zeichnen  sich  überdies 
durch  innige  Verbindung  derselben  aus,  unterscheiden  sich  aber 
doch  wesentlich  unter  sich  durch  das  quantitative  Verhält- 
nifs  derselben,  und  gewähren  dadurch  eine  für  ihre  medi- 
cinische  Benutzung  wichtige  Reihe  von  verschiedenartig  wir- 
kenden Heilquellen.  —  Nach  Verschiedenheit  des  quantitati- 
ven Verhältnisses  ihrer  Bestandtheile  und  Mischung  zer- 
fallen sie  in  vier  Klassen:  —  die  Franzens-  und  Luisen- 
quelle gehören  der  Klasse  der  alkalisch-salinischen 
Eisenquellen,  die  Salzquelle  der  der  al  kaiisch -sa- 
linischen Säuerlinge,  der  kalte  Sprudel  der  der  ei- 
senhaltigen Säuerlinge,  die  neuentdeckte  Wiesen- 
quelle endlich  der  der  glaubersalzhaltigen  Mine- 
ralquellen an. 

Wetz ler  will  an  den  M.  quellen  von  K.  Franzensbad  einen 
schwachen  Schwefelgeruch,  an  der  Franzensquelle  sogar  einen  schwa- 
chen Schwefelgeschmack  wahrgenommen  haben;  da  jedoch  die  che- 
mische Analyse  in  ihnen  keinen  Schwefelgehalt  nachgewiesen  hat, 
so  wäre  es  wohl  wahrscheinlich,  dafs  eine  durch  zufällige  Zersetzung  der, 
in  den  M.  quellen  enthaltenen,  schwefelsauren  Salze  bewirkte  unwe- 
sentliche Entwickelung  von  Schwefelwasserstoffgas  Veranlassung  hier- 
zu gegeben  hätte.  Für  diese  Ansicht  scheint  der  Umstand  zu  spre- 
chen, dafs  neuerdings  auchZembsch  in  der  an  schwefelsaurem  Na- 
tron reichen  Wiesenquelle  eine  höchst  geringe  Beimischung  von  Schwe- 
felwasserstoffgas aufgefunden  hat. 

Ueber  die  von  Struve  ausgesprochene  Ansicht,  dafs  das  quan- 
titative Verhältnifs   der   festen  Bestandteile   in  den  M.  quellen  zu  K. 

D  2 


52 

Franzensbad  wechsele,  können  nur  wiederholte,  zu  verschiedenen  Zei- 
ten unternommene  Analysen  entscheiden. 

Das  Egerland  ist  auf  allen  Seiten,  mit  Ausnahme  des 
Culmerberges,  von  Urgebirge  umgeben.  Nördlich  erstreckt 
sich  dasselbe  bis  in  die  Nähe  der  M.  quellen.  Die  Ebene, 
von  angeschwemmtem  Lande  und  Flötzlagern  bedeckt,  wel- 
che sich  von  Osten  nach  Westen  ziehen,  besteht  aus  Thon, 
Kalkmergel,  Sand,  beträchtlichen  Moorschichten,  Basalt  und 
Steinkohlengeschieben.  Der  Moor,  welcher  sich  zunächst 
den  M. quellen  befindet  und  in  welchem  sich  ganze,  mit  Erd- 
harz durchzogene,  Stämme  finden,  bildet  an  mehreren  Stel- 
len ein  Lager  von  zehn  Fufs  Tiefe,  —  zunächst  diesem 
liegt  eine  mehrere  Fufs  hohe  Schicht  von  Sand  und  dann 
eine  fast  gleich  hohe  von,  mit  Glimmerblättchen  gemeng- 
tem, Leime.  —  In  den  Kiesniederschlägen  fand  lletzius 
Infusorien,  ähnlich  denen  im  Bergmehl  bei  Degernfors. 

Das  Egerland  und  die  westlich  und  nördlich  dasselbe  begränzen- 
den  Länder  sind  reich  an  Säuerlingen  und  Eisenquellen,  —  ich  gedenke 
nur  der  zu  Waldsassen,  Hochberg,  Schönberg,  des  Säuerlings 
zu  L  a  n  g  e  n  b  r  ü  c  k  bei  Eger,  u.  a. 

Die  geognostischen  Verhältnisse  der  Umgebung  der  Mi- 
neralquellen von  K.  Fr.  tragen  einen  gemischten,  einen  nep- 
tunisch-vulkanischen Karakter,  vorherrschend  scheint  jedoch 
der  letztere,  ^  dafür  sprechen  namentlich  in  beträchtlicher 
Menge  vorkommende  vulkanische  Erzeugnisse  und  beson- 
ders der  unfern  der  M. quellen  liegende  Kammerbühl,  — 
ein  Hügel,  dessen  eigenthümliche  Gestalt  und  dessen  Reich- 
thum  an  vulkanischen  Produkten  es  sein*  Avahrscheinlich  ma- 
chen, dafs  er  selbst  früher  ein  Vulkan  gewesen  ist.  Itcufs 
suchte  die  Entstehung  dieses  merkwürdigen  Hügels  durch 
Neptunismus,  Born  durch  Vulkanismus  zu  erklären,  und 
v.  Göthe  die  streitenden  Partheien  des  Neptun  und  Vul- 
kan friedlich  zu  vereinigen. 

Für  die  vulkanische  Natur  der  M.  quellen  bei  Iv.  Fr.  und  folglich 
auch  für  eine  solche  Entstellung  spricht  schon  der  vorwaltende  Ka- 
rakter der  Gebirgsart  der  ganzen  (legend,  und  diese  Ansicht  gewinnt 
noch  mehr  an  Wahrscheinlichkeit,  wenn  man  die  grofse  Aehnlichkeir, 
welche  zwischen  dem  mineralischen  (»ehalte   dieser  Quellen  und  den 


53 

Bestandteilen  vulkanischer  Produkte  statt  rindet,  erwagt,  und  mit 
diesen  Quellen  das  Vorkommen  ähnlicher,  unverkennbar  vulkanischer 
in  Nord -Böhmen  vergleicht. 

Die  zum  mediemischen  Gebrauch  zu  K.  Franzensbad 
benutzten  M.  quellen  sind  folgende: 

1.  Die  Franzens  quelle  oder  der  Franzens- 
brunnen, —  unter  allen  die  älteste  und  berühmteste,  frü- 
her unter  dem  Namen  „Egerwasser"  weit  versendet  und  viel 
getrunken,  jetzt  nach  ihrem  Kaiserlichen  Beschützer  be- 
nannt. Die  Quelle  ist  gut  gefafst,  durch  einen  Ueberbau 
geschützt  und  verziert;  an  sie  schliefst  sich  der  schon  er- 
wähnte bedeckte  Säulengang.  Frisch  geschöpft  ist  das  Was- 
ser dieser  Quelle  klar,  perlt  stark,  und  besitzt  einen  ange- 
nehmen, säuerlich-prickelnden,  salzig  gelind-zusammenzie- 
henden  Geschmack.  Es  ist  geruchlos,  erregt  aber  wegen 
seines  Reichthums  an  kohlensaurem  Gase  eine  stechend- 
prickelnde  Empfindung  in  der  Nase.  Der  Zuflufs  der  Quelle 
beträgt  in  einer  Minute  275  K.  Zoll  oder  11  Oestr.  Maafs, 
ihre  Temperatur   9,33°  R.,  ihre   speeif.  Schwere  1,00589. 

Benutzt  wird  diese  Quelle  vorzugsweise  als  Getränk, 
versendet  wurden  jährlich  gegen  150,000  Krüge. 

Trotz  aller  Bemühungen  läfst  es  sich  nicht  verhindern,  dafs  dieses 
nach  alter  Art  versendete  M.wasser  einen  Theil  seines  Eisen-  und 
Kohlensäuregehalts  verliert.  Nach  dem  Rathe  vou  Bcrzelius  ge- 
lang es  indefs  nach  vielen  vergeblichen  Versuchen  Hin.  He ch  t,  dem 
thätigen  und  um  die  gute  Versendung  der  M.  quellen  sehr  verdienten 
Brunnenpächter,  die  von  J.Mast  ermann  erfundene  Verkorkungs- 
masebine  mit  einem,  mit  kohlensaurem  Gase  gefüllten,  Gasometer  sinn- 
reich in  der  Art  zu  verbinden,  dafs  der  zur  Aufnahme  des  Stöpsels 
nöthige  wasserleere  Raum  in  dem  Augenblicke  mit  kohlensaurem  Gase 
gefüllt,  wird,  in  welchem  die  Maschine  diesen  leeren  Baum  durch 
Wegdrücken  des  im  Halse  der  Flasche  befindlichen  Wassers  bewirkt. 
Diese  Maschine  treibt  den  Kork,  ohne  Rücksicht  auf  seine  verhu'lt- 
iiifsmäfsig  gröfsere  Stärke,  in  die  Flaschenmüuduug  hinein,  und 
gewährt  dabei  auch  noch  den  Vortheil,  dafs  das  bei  der  älteren  Fül- 
lungsmethode häufig  vorkommende  Zerbrechen  der  Flaschen  fast  gänz- 
lich vermieden  Avird.  Mittelst  dieser  Maschine  kann  ein  Arbeiter  in 
einer  Stunde  600  Flaschen  verkorken. 

Eine  eigens  zur  Prüfung  dieser  Methode  niedergesetzte  Commis- 
sion,  so  wie  die  im  Auftrage  der  Landes -Regierung  unternommenen 
Untersuchungen    von  Fleisch],    Steinmann    und  K  r  o  m  b  h  o  1  z 


54 

zu  Prag,  entschieden,  dafs  diese  Methode  dem  Zwecke,  in  dem  ver- 
sendeten Wasser  Zersetzung  zu  verhindern,  vollkommen  entspreche. 

Struve  hat  schon  früher  auf  ähnliche  Weise  seine  künstlich 
nachgebildeten  Wässer  versendet,  und  wenn  jetzt  allerdings  an  meh- 
reren Kurorten,  wie  z.  B.  zu  Kissingen  und  Pyrmont,  ähnliche  Vor- 
richtungen eingeführt  und  benutzt  werden,  so  gebührt  doch  K.  Fran- 
zensbad das  Verdienst,  unter  den  teutschen  Kurorten  zuerst  diese 
Methode  eingeführt  zu  haben.  —  Da  die  Franzensquelle  sowohl  nach 
alter  Art,  wie  nach  dieser  neuen  Methode  versendet  wird,  haben  von 
der  Quelle  entfernt  wohnende  Kranke  den  Vortheil,  sie  nach  Umstän- 
den in  beiden  Formen,  je  nachdem  die  eine  oder  die  andere  wün- 
schenswerth  ist,  benutzen  zu  können. 

Um  diese  verschiedenen  Füllungen  leicht  zu  unterscheiden,  sind 
die  nach  der  alten  Methode  verkorkten  Krüge  schwarz,  die  nach  der 
neuen  Methode  gefüllten  roth  gesiegelt. 

Zur  Füllung  und  Versendung  des  Brunnens  bedient  man  sich 
theils  gut  glasirter  Krüge,  theils  Flaschen  von  undurchsichtigem  Glase 
(Hyalithflaschen). 

2.  Die  Luisen  quelle,  seit  1806  erst  bekannt  uiul 
nach  der  Kaiserin  Luise  benannt,  durch  einen  zweckmä- 
fsigen  Ueberbau  geschützt,  besteht  aus  einer  Vereinigung 
mehrerer  Quellen,  und  wird  nur  äufserlich  zu  Wasser-  und 
Minerals chlammb  ädern  benutzt.  Hinsichtlich  ihrer  Mischungs- 
verhältnisse ist  sie  der  Franzensquelle  sehr  ähnlich,  nur  we- 
niger reich  an  festen  Bestandtheilen  und  kohlens.  Gas.  — 
Der  Zuflufs  an  Wasser  beträgt  in  einer  Minute  27056  K, 
Zoll  oder  356  Oestr.  Maafs,  ihre  Temperatur  9,75°  R.,  ihre 
specif.  Schwere  1,00574. 

3.  Der  kalte  Sprudel,  erst  seit  1817  bekannt,  von 
einem  tempelartigen  Ueberbau  umschlossen,  erhielt  seinen 
Namen  von  der  starken  Gasentwicklung  und  der  dadurch 
ihm  eigenthümlichen,  heftig  wallenden,  rauschenden  Bewe- 
gung, ist  von  einem  angenehmen,  prickelnd- stechenden,  sal- 
zigen Geschmack  und  wird  zum  Trinken  und  Baden  benutzt. 
—  Der  Zuflufs  des  Wassers  beträgt  in  einer  Minute  3648 
K.  Zoll  oder  48  Oestr.  Maafs,  seine  Temperatm-  9,33  °R., 
sein  spec.  Gewicht  1,00588. 

Bäder  von  dem  Wasser  des  kalten  Sprudels  werden 
in  dem  Badehausc  gegeben. 


55 

4.  Die  Salzquelle,  erst  seit  1819  durch  Pösch- 
mann  bekannt,  1822  von  mir  empfohlen,  1820  gefatet  und 
1827  durch  einen  geschmackvollen  Ueberbau  geziert.  Das 
Wasser  derselben  ist  frisch  geschöpft  vollkommen  klar,  perlt 
aber  nicht  so  stark,  als  das  der  übrigen  Quellen.  Es  ist  ge- 
ruchlos und  besitzt  einen  angenehmen,  erquickenden,  säu- 
erlich-salzigen Geschmack.  Der  Zuflufs  an  Wasser  beträgt 
in  einer  Minute  133  K.  Zoll  oder  6j^  Oesterr.  Maate,  die 
Temperatur  9,16°  R.  Benutzt  wird  die  Quelle  als  Getränk 
und  seit  mehreren  Jahren  auch  fleifsig  versendet,  bereits 
werden  jährlich  an  40 — 50,000  Krüge  verschickt.  An  der 
Salzquelle  befindet  sich  eine  fünfzig  Klafter  lange,  mit 
Glasfenstern  geschlossene  Wandelbahn,  um  Kurgäste,  wel- 
che bei  ungünstiger  Witterung  trinken,  gegen  Regen  und 
Wind  zu  schützen. 

5.  Die  erst  in  der  neuesten  Zeit  entdeckte  Wiesen- 
quelle,  südlich  von  der  Salzquelle,  entspringt  unter  dem 
zwölf  Fute  tiefen  Moorlager  aus  einem  sandigen  und  stei- 
nigen Grunde.  Ihr  W  asser  ist  hell  und  klar,  perlt  stark,  hat 
einen  angenehmen,  erfrischenden,  prickelnden  Geschmack ; 
ihre  Temperatur  beträgt  constant  8,5°  R.,  ihr  specifisches 
Gewicht  1,0070769,  ihre  Wassermenge  in  einer  Minute  44 
österr.  Maate  oder  110  Pfund  Wasser.  —  Wesentlich  un- 
terscheidet sie  sich  von  der  Franzens-  und  Luisenquelle 
durch  ihren  geringeren  Eisengehalt,  von  dem  kalten  Spru- 
del und  der  Salzquelle  durch  ihre  gröteere  Menge  kühlen- 
der, eröffnender  Salze. 

6.  In  einiger  Entfernung  von  dem  Franzensbrunnen 
sprudelte  früher  eine  sechste,  von  Agricola  schon  er- 
wähnte Quelle,  der  Polterbrunnen,  in  ihren  Bestand- 
theilen  und  Wirkungen  der  Franzens  quelle  sehr  ähnlich, 
jetzt  aber  absichtlich  verschüttet.  Die  an  ihrer  Stelle  jetzt 
vorhandene  starke  Ausströmung  von  kohlensaurem  Gase 
wird  zur  Bereitung  von  Gasbädern  benutzt.  Zu  diesem  Ende 
wurde  1826  ein  Gebäude  aufgeführt  mit  Zimmern  und  dem 
nöthigen  Apparate,  in   welchem  Bäder  von  Gas  in  Bade- 


56 

wannen  genommen,  oder  auch  das  Gas  blofs  lokal  als  Gas- 
douche  angewendet  werden  kann. 

Nach  Trommsdorff 's  Analyse  besteht  das  hier  aus- 
strömende Gas  aus  kohlensaurem,  weichem  ein  Minimum 
von  Schwefelwasserstoffgas  beigemischt  ist.  Die  Ausströ- 
mung dieses  Gases  beträgt  in  einer  Minute  4  Wiener  Ku- 
bikfufs,  folglich  in  24  Stunden  5760  Kubikfufs. 

7.  Noch  mufs  ich  des  Mineralschlammes  erwähnen, 
welcher  nahe  bei  den  Quellen  in  grofser  Menge  sich  findet 
und  äufserlich  auch  häufig  benutzt  wird  (Vergl.  Theil  I. 
S.  411,  zweite  Aufl.  S.  484). 

Chemisch  analysirt  wurden  die  M.quellen  von  Gren, 
Neumann,  Reufs,  Trommsdorff,  Berzelius,  Wolf 
und  Zembsch. 

Diesen,  Untersuchungen  zufolge  enthalten  in  sechzehn 
Unzen : 


1.    Die 

Franzensquelle. 

nach  Trommsdorff  (1828) : 

nach  Berzelius 

Chlornatriuni   , 

8,9333  Gr. 

.    9,2306  Gr. 

Schwefelsaures  Natron  . 

25,4166  — 

.  24,5047  — 

Doppelkohlensaures  Natron 

8,4566  — 

. 

Kohlensaures  Natron 

.        . 

.    5,1S86  — 

Kohlensaure  Kalkerde     . 

1,6000  — 

.     1,8002  — 

Kohlensaure  Talkerde    . 

0,5333  — 

.    0,6720  — 

Kohlensaures  Lithion 

0,0026  — 

.    0,0376  — 

Kohlensauren  Strontian  . 

0,0013  — 

.    0,0031  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul 

0,0680  — 

.    0,2350  — 

Kohlensaures  Manganoxydul 

0,0040  — 

.    0,0430  — 

Phosphorsaure  Kalkerde 

0,0213  — 

.    0,0230  — 

Phosphorsaure  Talkerde 

0,0106  — 

. 

Kieselerde 

0,3666  — 

.    0,4731  — 

Basisch  phosphorsaure  Thonerde 

.    0,0123  — 

45,4142  Gr. 

42,2232  Gr. 

Kohlensaures  Gas 

40,85  Kub. 

Zoll. 

2.  Die  Luis  en  quelle.    3.  Der  kalte  Sprudel. 

nach  Trommsdorff  (1819) :  nach  Trommsdorff  (1828) : 
Chlornatrium    ....            6,766  Gr.       .        .    8,6000  Gr. 
Schwefelsaures  Natron  .        .          21,416  —        .        .  26,9300  — 
DoppclUohlensaures  Natron   .            5,498  —        .        .    7,1733  — 
Kohlensaure  Kalkcrdc     .        .            1,600  —        .        .    1,6000  — 
Kohlensaure  Talkcrdo 0,0133  — 


57 


Kohlensauren  Strontian 

Kohlensaures  Eisenoxydul      .  0,328  Gr. 

Kohlensaures  Manganoxydul  .... 
Phosphorsaure  Kaik-  u.  Talkerde 
Kieselerde 0,228  — 


Kohlensaures  Gas 


Chlornatrium   .        . 
Schwefelsaures  Natron    . 
Doppelkohleusaures  Natron 
Kohlensaures  Natron 
Kohlensaures  Lithion 
Kohlensaure  Talkerde     . 
Kohlensaure  Kalkerde     . 
Kohlensauren  Strontian  . 


35,836  Gr. 
32,53  Kub.  Zoll 

Die  Salzquelle, 
nach  Trommsdorff  (1828) : 
9,2160  Gr. 
17,9333  — 

9,3200  — 


0,1320  — 
1,6066  — 
0,0026  — 


Kohlensaure  Kalkerde  mit  Spuren  von  Strontian 


Kohlensaures  Eisenoxjrdul 
Kohlensaures  Mangan oxydul  . 
Phosphorsaure  Kalk-  u.  Talkerde 
Phosphorsaure  Kalk-  u.  Thonerde 
Kieselerde        .... 


Kohlensaures  Gas 


0,0160  — 
0,0040  — 
0,0040  — 

0,3333  — 
38,5678  Gr. 
26,89  Kub.  Zoll 


6.    DieWiesenquelli 
nach  A.  Zembsch  (183S) : 
-   .        25,6554  Gr. 


9,3254  — 


geringe  Mense 


Schwefelsaures  Natron 

Schwefelsaures  Kali 

Phosphorsaures  Natron 

Chlornatrium   . 

Bromnatrium 

Jodnatrium 

Doppelt  kohlensaures  Natron 

Kohlensaures  Lithion 

Kohlensaure  Kalkerde    . 

Kohlensauren  Strontian 

Kohlensaure  Talkerde    . 

Kohlensaures  Eisenox3'dul 

Kohlensaures  Manganoxydul  , 

Quellsaures  Eisenoxydul 

Phosphorsaure  Kalkerde 

Basisch  phosphorsaure  Thonerde    0,0099  — 

Thonerde  .        .         .        .        . 

Kieselerde        ....  0,4758  — 

Verlust 


8,9787  — 
0,0258  — 
1,3733  - 
0,0022  — 
0,6196  — 
0,1367  — 
0,0209  — 
0,0452  — 
0,0214  — 


0,0013  Gr. 

0,2000  — 

0,0040  — 

0,0280  — 

0,0560  —  , 
44,6059  Gr. 
39,4  Kub.  Zoll. 

nach  Berzelius : 
8,7698  Gr. 
21,5209  — 

5,2078  — 
0,0269  — 
0,7989  — 


1,4192  — 
0,0704  — 
0,0123  — 

0,0246  — 
0,4907  — 


38,3415  Gr. 


nach  Wolf  (1838): 
.  25,2228  Gr. 
.  0,1362  — 
.  0,0623  — 
.  9,3461  — 


46,6903  Gr. 


6,4136  — 
0,0629  — 
1,2909  — 
0,0492  — 
1,1896  — 
0,3763  — 
0,0929  -r- 


0,0071  -» 

0,8014  — 

0,0564  — 

45,1077  Gr. 


58 

Kohlensaures  Gas   .        .        .        30,691  Kub.  Zoll  31,1311  Kub.Zoll 

Schwefelwasserstoffgas  .        .  0,211     —     —  .... 

Stickgas 0,077     —     —         .... 

In  Bezug  auf  die  Wirkung  der  einzelnen  Quellen  fin- 
det folgende  Verschiedenheit  statt: 

1.  Der  Franzensbrunnen,  ausgezeichnet  durch 
seinen  beträchtlichen  Gehalt  an  Kohlensäure  und  Eisen  und 
seinen  Reichthuni  an  auflösenden  Salzen,  wirkt  ganz  ähn- 
lich den  alkalisch -salinischen  Eisenwassern  (Vergl.  Th.  I. 
S.  234.  238.  oder  249—252  zweite  Auflage)  reizend,  die  Se- 
und  Exkretionen  befördernd,  stärkend  und  auflösend  zu- 
gleich, und  zeichnet  sich  vor  ähnlichen  Quellen  noch  da- 
durch vortheilhaft  aus,  dafs  er  sehr  leicht  vertragen  wird. 
Seine  Hauptwirkung  ist  auf  die  Organe  des  Unterleibes  ge- 
richtet, er  belebt  und  stärkt  Magen  und  Darmkanal,  ver- 
mehrt den  Appetit,  tilgt  vorhandene  Säure,  wirkt  die  Stuhl- 
ausleerung und  Urinabsonderung  befördernd,  reizend -erhi- 
tzend auf  das  Blutsystei«,  belebend-stärkend  auf  das  Uterin- 
system, excitirend  auf  Muskel- und  Nervensystem,  die  krank- 
hafte gesteigerte  Reizbarkeit  des  letztern  mindernd,  seine 
Reaktion  vermehrend,  die  Mischung  des  Bluts  verbessernd, 
aber  gelinde  zusammenziehend  auf  alle  Schleimhäute. 

Hinsichtlich  der  Versendung  findet  ein  wesentlicher  Unterschied  in  der 
Wirkung  statt:  der  nach  alter  Art  versendete,  eines  grofsen  Theils  seines 
Eisens  und  seiner  Kohlensäure  beraubt,  wirkt  weniger  reizend,  stärkend, 
aber  eben  deshalb  eröffnender,  und  wird  daher  von  manchen  Perso 
nen  besser  vertragen,  —  der  auf  die  neuere  Art  versendete,  und  des- 
halb in  seinem  Gehalt  an  flüchtigen,  wie  festen  Bestandtlieilen  nicht 
veränderte,  ist  dagegen  ganz  dem  an  der  Quelle  getrunkenen  Mine- 
ralwasser des  Franzensbrunnens  gleich  zu  stellen. 

2.  Die  Luisen  quelle,  in  Form  von  Bädern  ange- 
wendet, wirkt  ähnlich  der  vorigen,  wegen  ihres  beträchtli- 
chen Gehaltes  an  Kohlensäure  ungemein  belebend,  stärkend 
und  weniger  zusammenziehend  als  ähnliche  Eisenwasser. 

3.  Die  Salzquelle  unterscheidet  sich  von  beiden 
vorigen  wesentlich  dadurch,  dafs  sie,  vermöge  ihres  gerin- 
gen Gehaltes  an  Eisen  und  Kohlensäure,  ungleich  milder 
wirkt,  kühlend,  auflösend,   eröffnend,  —  ohne  zu  erhitzen 


59 

alle  Ab-  und  Aussonderungen  befördernd,  besonders  die  der 
Schleimhäute,  namentlich  des  Darmkanals,  sehr  diuretisch, 
die  Resorption  bethätigend,  —  und  zeichnet  sich  dabei  vor- 
teilhaft vor  vielen  ähnlichen  Heilquellen  noch  dadurch  aus, 
dafs  sie  auch  von  reizbaren,  wie  von  vollblütigen,  zu  akti- 
ven Congestionen  geneigten  Subjekten,  sehr  leicht  und  gut 
vertragen  wird.  —  Conrath  empfiehlt  sie,  bis  zu  45°  R. 
erhitzt,  als  das  beste  und  natürlichste  Surrogat  des  Mühl- 
brunnens zu  Karlsbad. 

4.  Der  kalte  Sprudel,  durch  seinen  gröfsern  Ge- 
halt an  Kohlensäure  und  Eisen  von  der  vorigen  verschie- 
den, besitzt  dagegen  eine  reizendere,  erhitzendere,  stürmi- 
schere Wirkung  auf  alle  Se-  und  Exkretionen,  namentlich 
die  der  Nieren  und  des  Darmkanals.  Sehr  reizbaren,  zu 
activen  Congestionen,  Blutflüssen  oder  entzündlichen  Af- 
fectionen  geneigten  Subjecten  zu  widerrathen,  verdient  er 
dagegen  torpiden,  schlaffen  Constitutionen  vorzüglich  em- 
pfohlen zu  werden. 

5.  DieWiesenquelle  greift  bei  ihrer  Wirkung  noch 
kräftiger  in  das  vegetative  Leben  ein,  als  die  Salzquelle, 
wirkt  erregender,  mehr  die  Se-  und  Exkretionen  bethäti- 
gend,  verbessernd,  und  stärker  abführend. 

6.  Das  Gas  des  Polterbrunnens  oder  die  Gas- 
quelle, örtlich  auf  die  äufsere  Haut  angewendet,  wirkt 
ganz  ähnlich  dem,  auch  in  andern  Kurorten  benutzten  koh- 
lensauren Gase  (Vergl.  Th.  I.  S.  374,  oder  zweite  Auflage 
S.  442.),  ist  wegen  seiner  reizend-erhitzenden  Wirkung  nur 
bedingt  anzuwenden,  bei  vorwaltender  örtlicher  atonischer 
Schwäche  aber  besonders  zu  empfehlen. 

7.  Der  Mineral  schlämm.  Von  demselben  und  sei- 
ner Benutzung  habe  ich  bereits  schon  früher  gehandelt 
(Vergl.  Th.  I.  S.  411,  oder  487  zweit.  Aufl.).  — 

Unter  allen  Formen,  in  welchen  man  die  M.  q.  zu  K. 
Fr.  benutzt,  ist  die  des  Getränkes  die  häufigste.  Man  läfst 
täglich  vier  bis  zehn  Becher  allein,  bei  reizbaren  Subjec- 
ten künstlich   erwärmt   oder  mit  Milch  vermischt  trinken. 


60 

1.  Der  Franz ensbrunnen.  Zu  widerrathcn  in  al- 
len den  Fällen,  in  welchen  der  innere  Gebrauch  von  Eisen- 
wassern contraindicirt  ist,  namentlich  bei  wahrer  Vollblü- 
tigkeit, Neigung  zu  activen  Blutcongestionen  und  Blutflüs- 
sen, Disposition  zu  Schlagflufs,  fieberhaften  Beschwerden, 
organischen  Leiden  des  Herzens  und  der  grofsen  Blutge- 
fäfse,  Verhärtungen  (Tuberkeln),  inneren  Exulcerationen 
oder  scirrhösen  Metamorphosen,  ist  er  dagegen  allein  oder 
in  Verbindung  mit  Bädern  der  Luisenquelle  vorzugsweise 
zu  empfehlen  bei  vorwaltender  Schwäche,  als  belebend  stär- 
kendes Mittel  bei  Leukophleginasieen,  schlaffen  Constitu- 
tionen, Dyskrasieen  von  Schwäche  oder  in  allen  den  Fällen, 
wo  insbesondere  die  Organe  des  Unterleibes  bethätigt  und 
zugleich  gekräftiget  werden  sollen,  —  namentlich  in: 

a)  Nervenkrankheiten  von  erethischer  und  torpider 
Schwäche,  —  allgemeiner  Schwäche  des  Nerven-  und  Mus- 
kelsystems, Hysterie,  selbstGemüthskrankheiten,  —  L  ähmun- 
gen,  anfangender  Tabes  dorsalis,  Impotentia  virilis,  Schwä- 
che des  Gedächtnisses  und  Gesichtes,  —  krampfhaften  und 
neuralgischen  Affectionen,  namentlich  des  Unterleibes,  Ma- 
genkrampf, habituellen  oder  periodisch  wiederkehrenden  Ko- 
liken. 

b)  Stockungen  im  Unterleibe  von  örtlicher  Schwäche, 

—  Stockungen  in  der  Milz,  im  Leber-  und  Pfortadersystein, 
Anomalieen  der  Gallenabsondcrung,  Hämorrhoiden,  Hypo- 
chondrie, —  Schwäche  der  Verdauungswerkzeuge  und  in 
Folge  dieser  Mangel  an  Appetit,  Ansammlung  von  Säure 
und  Schleim,  Flatulenz,  Infarctcn,  Hehnmthiasis. 

c)  Chronischen  Leiden  der  Brust  von  örtlicher  Schwä- 
che und  dadurch  bedingter  Blennorhoe,  veralteten  Brustka- 
tarrhen, Schleimasthma,  anomalen  Hämorrhoiden,  anfangen- 
der Schleimschwindsucht. 

d)  Krankheiten  des  Utcrinsystems,  bedingt  durch  reine 
Schwäche  oder  durch  Stockungen  in  Folge  von  Schwäche, 

—  krankhaften  Störungen  der  Menstruation,  mit  oder  ohne  hy- 
sterische Bcschwerdcn,Amcnorrhoe,bcschwcrlicher,  schmerz^ 


61 

hafter  und  unterdrückter  Menstruation,  Chlorosis,  passiven 
Schleim-  undBlutflüssen,Unfruchtbarkeit,Neigung  zu  Abortus. 

e)  Kachexieen  und  Dyskrasicen,  —  Leukophlegmasieen, 
wassersüchtigen  Beschwerden  in  Folge  von  Profluvien,  lange 
andauerndem  Wechselfieber,  Mercurialdyskrasieen,  atoni- 
scher Gicht,  inveterirten  rheumatischen  Leiden,  Scropheln, 
Rhachitis,  hartnäckigen  Hautausschlägen,  atonischen,  veral- 
teten Geschwüren. 

f)  Krankheiten  der  Harnwerkzeuge  erethischer  Art  oder 
von  örtlicher  Erschlaffung,  —  Verschleimungen,  Blennor- 
rhoeen,  Blasenkrämpfen,  anomalen  Hämorrhoiden,  —  Gries 
und  Lithiasis. 

g)  Als  stärkende  Nachkur  nach  dem  Gebrauch  von  auf- 
lösenden Th.wassern,  jedoch  nur  sehr  bedingt  und  mit  der 
Vorsicht,  auf  welche  schon  früher  aufmerksam  gemacht 
wurde  (Vergl.  Th.  I.  S.  436.  oder  512.  zweite  Aufl.),  ent- 
weder nach  Verlauf  von  mehreren  Wochen,  nachdem  zuvor 
Bäder  der  Luisenquelle  angewendet  worden,  oder  erwärmt. 

2.  Die  Luisen  quelle  wird  als  Wasserbad  allein 
oder  zur  Unterstützung  des  inneren  Gebrauches  der  übri- 
gen M.  quellen  benutzt. 

3.  Die  Salzquelle.  Aufser  dem  kurmäfsigen  Ge- 
brauch ist  dieselbe  auch  bei  hartnäckigen  Brust-  und  Un- 
terleibsleiden, täglich  zu  einigen  Gläsern,  allein  oder  mit 
Milch,  oft  Monate  lang  fortgesetzt,  sehr  zu  empfehlen,  ohne 
dafs  bei  dieser  Anwendungsform  die  Jahreszeit  beachtet 
zu  werden  braucht,  und  ohne  dafs  hierbei  die  körperliche 
Bewegung  erforderlich  wäre,  welche  sonst  der  innere  Ge- 
brauch von  anderen  M.  quellen  erfordert. 

Sehr  hülfreich  hat  sich  dieselbe  namentlich  in  folgen- 
den Krankheiten  erwiesen: 

a)  bei  krankhaft  erhöhter  Reizbarkeit  des  Blutsystems, 
Congestionen,  Disposition  zu  activen  Blutflüssen  und  Ent- 
zündungen, congestiv-entzündlichen  Leiden,  vorzüglich  wenn 
gleichzeitig  Störungen  der  Verdauungswerkzeuge  vorhan- 
den sind. 


62 

b)  Stockungen  im  Unterleibe,  Plethora  abdominalis,  vor- 
züglich wenn  gleichzeitig  Trägheit  des  Darmcanals  und 
Disposition  zu  Congestionen  nach  anderen  Organen  zuge- 
gen sind,  —  Säure  und  Verschleimung  der  ersten  Wege, 
habituellen  Coliken,  Hypochondria  cum  materia,  Infarcten, 
Stockungen  im  Leber-  und  Pfortadersysteme,  congestiv- 
entzündlichen  Leiden,  Anschwellungen  und  Verhärtungen  der 
Leber,  krankhaften  Anomalieen  der  Gallenabsonderung,  Gal- 
lensteinen. 

c)  Chronischen  Hals-  und  Brustbeschwerden  congestiver 
und  subinflammatorischer  Art,  Asthma,  Herzklopfen,  Brust- 
krämpfen von  Hämorrhoidal-  und  Menstrualcongestionen,  ver- 
alteten Brustkatarrhen,  hartnäckiger  Heiserkeit,  chronischer 
Bronchitis,  anfangender  Hals-  oder  Lungenschwindsucht,  vor- 
züglich, wenn  letztere  durch  scrophulöse  oder  hämorrhoida- 
lische  Ursachen  bedingt,  oder  gleichzeitig  mit  einem  sehr 
aufgeregten  subinflammatorischen  Zustande  des  Blutsystems 
verbunden  sind.  —  So  nachtheilig  der  Franzensbrunnen 
und  ähnliche  Mineralwasser  in  diesen  Fällen,  so  vortreff- 
lich wirkt  hier  die  Salzquelle,  wie  ich  aus  eigner  wieder- 
holter Erfahrung  bestätigen  kann,  —  vermag  sie  bei  voll- 
kommen ausgebildeter  Hals-  oder  Lungenschwindsucht  auch 
nicht  immer  radikal  zu  heilen,  so  gewährt  sie  doch  grofse 
Beruhigung  und  Erleichterung  der  vorhandenen  Beschwer- 
den, besonders  des  Hustens. 

d)  Krankheiten  der  Harnwerkzeuge,  Blasenhämorrhoi- 
den,  Blasenkrämpfen,   besonders  aber  Steinbeschwerden. 

e)  Leiden  des  Drüsen-  und  Lymphsystems,  Stockun- 
gen, Verhärtungen,  Scropheln. 

f)  Krankheiten  des  Uterinsystems,  krankhaften  Störun- 
gen der  Menstruation,  Auflockerungen  und  beginnenden  Ver- 
härtungen des  Uterus,  namentlich  des  Colli  Uteri. 

4.  Der  kalte  Sprudel  wird  als  Getränk  vorzugs- 
weise in  allen  den  Fällen  in  Gebrauch  gezogen,  wo  bei  vor- 
waltender Sclnvächc  atonischcr  Art  kräftiger  die  Ab-  und 


63 

Aussonderungen   der  Verdauungs-  und  Harnwerkzeuge  be- 
fördert werden  sollen. 

5.  Die  Wiesen  quelle  hat  sich  als  Getränk,  ob- 
gleich erst  seit  kurzer  Zeit  im  Gebrauch,  bereits  schon 
sein*  hülfreich  in  den  Fällen  erwiesen,  in  welchen  die  Salz- 
quelle passend,  und  wo  nur  noch  stärker  die  Ab-  und  Aus- 
sonderungen, vorzüglich  des  Unterleibes,  befördert  werden 
sollen,  namentlich  bei  hartnäckiger  Trägheit  des  Stuhlgan- 
ges, Yersckleimungen  des  Darinkanals,  Stockungen  im  Le- 
ber- und  Pfortader  System,  Hämorrhoidalbeschwerden  und 
Infarcten. 

6.  Das  Gas  der  Gasquelle  ist  als  Bad  nach  Con- 
rath  zu  Aviderratken  während  Schwangerschaft  und  der 
monatlichen  Reinigung,  bei  zu  profusem  Menstrual-  und  Hä- 
morrhoidalflufs,  bei  krankhaftem  Erethismus  der  Geschlechts- 
werkzeuge, so  wie  entzündlicher  Disposition. 

Gleich  den  Gasbädern  zu  Marienbad  hat  sich  dasselbe 
in  Form  ganzer  Bäder,  oder  auch  nur  örtlich  als  Gasdouche, 
nach  Conrath's  Erfahrungen  vorzugsweise  in  folgenden 
Krankheiten  bewährt:  a)Hautcachexieen,oder  solchen  Krank- 
heiten, welche  sich  auf  verminderte  Thätigkeit  oder  ato- 
nische Schwäche  der  äufseren  Haut  gründen,  chronischen 
Hautausschlägen,  atonischen,  gichtischen  und  rheumati- 
schen Lokalleiden,  —  so  wie  den  secundären  Krankheiten 
des  Drüsen-  und  Lymphsystems,  der  serösen  und  Schleim- 
häute, welche  in  Folge  von  krankhaften  Störungen  der  äu- 
fseren Haut  entstanden  sind;  —  b)  Schwäche  der  Extre- 
mitäten, Steifigkeit  und  Lähmung  von  gichtischen  oder  rheu- 
matischen Ursachen  ;  —  c)  krankhaften  Anomalieen  der  Men- 
struation von  Schwäche  atonischer  Art, —  unterdrückter  oder 
zu  sparsamer  Menstruation,  —  Bleichsucht,  Fluor  albus, 
Unfruchtbarkeit ,  —  so  wie  Impotenz  beim  männlichen  Ge- 
schlecht; —  d)  schlaffen  und  fauligen  Geschwüren;  — 
e)  Krankheiten  des  Gehörorgans  von  Schwäche  atonischer 
Art,  gehemmter  Absonderung  des  Ohrenschmalzes,  Erschlaf- 
fung und  Unempfindlächkeit  des  Trommelfells,  oder  in  Folge 


64 

rheumatischer,   gichtischcr  oder  scroplmlöser  Metastasen; 

—  f)  beginnender  Amaurose;  —   g)  Neuralgieen,  —  doch 
verdienen  hier  M.  Schlammbäder  meist  den  Vorzug.  — 

Der  Wasser douc he  bedient  man  sich  in  dem  Bade- 
hause als  wichtiges  Hülfsmittel  beim  Gebrauch  der  M.quel- 
len,  vorzugsweise  bei  hartnäckigen,  örtlichen  Nervenleiden, 
gichtischen,  rheumatischen  Schmerzen,Neuralgieen, — Schwä- 
che und  Unthätigkeit  der  Haut,  miterdrückten  Schweifsen, 
chronischen  Hautausschlägen,  —  vollkommener  oder  un- 
vollkommener Lähmung,  durch  Atonie,  Stockungen  oder 
Extravasat  bedingt,  —  Geschwülsten,  Ausschwitzungen, 
Verhärtungen,  Steifigkeiten  und  Contracturen,  —  örtlicher 
Schwäche  des  Mastdarms,  der  Blase  oder  der  Scheide  mit 
dem  Karakter  der  Atonie. 

Casp.  Brusch,  Beschreibung  des  Fichtelberges.    1542.    S.  172. 

J.  Guintheri  Anderuaci  Commentar.  de  balneis  et  aquis 
medicaiis.    Argentor.    1565.    S.  124. 

G.  Agricola,  de  natura  eoruui,  quae  effluunt  e  terra.  Basileae 
1546.    Lib.  I.  S.  100.  101. 

J.  J.  Huggelin,  von  den  heilsamen  Bädern  des  teutschen  Lan- 
des.  Basel  1559.    S.  49. 

L.  T  u  r  n  e  i  f  s  e  r ,  von  kalten,  warmen,  mineralischen  und  me- 
tallischen Wassern.    VII.  Buch.  Kap.  18.  S.  316. 

J.  D.  Tabernaemontanus,  New  Wasserschatz.  Frankfurth 
1605.    Cap.  LXXXV.  S.  464. 

Andr.  Baccius,  de  Thermis.    Venetiis  1571.    S.  407. 

Jo.  Goebelius,  Diagraphe  thermalium  aquarum  apud  Hermun- 
duros  sitarum  prope  Annabergum  et  Wolkensteinium.  Lipsiae  1576. 
Lib.  III.  S.  94. 

Jo.  Rubigeri,  Physici  Egraui,  de  fontibus  agri  Egrani  et  vi- 
cinis.    1602.   Lib.  III. 

P.  Macasius,  de  acidularum  Egranarum  usualium  seu  fonticuli 
crystallini  natura,  viribus   et   administratione.     Norimbergae  1612.    4. 

—  1625.  —   teutsch.     Leipzig  1613.  —  Frag  1615.  —  1624.  —  Leip- 
zig 1616.  —  Nürnberg  1667. 

C.  Math.  Hornigk  (Hoernyck),  Epistola  de  acidularum,  quae  ad 
Egram  sunt,  viribus.    Prag  1614.   4. 

Des  Egrischen  Schiader- Säuerlings  Beschreibung.  Aus  zehnjäh- 
riger selbst  eigener  Erfahrung  verfertigt  durch  Math.  Höruigk. 
Hof  1617.    4. 

Michael  Reudenius,  Discursus  philosophico-medicus,  in  wel- 
chem zehn,  das  Aveitberufcne  Karlsbad  und  Egcrischcn  Schiader- 
Säuerling  betreffende  Fragen  erörtert  werden.    Jena  1618.    8. 

Mart. 


05 

Mart.  May  er  i  kurze  Beschreibung  des  Egerischen  Schlader- 
Sauerbrunnen.    Nürnberg  1617.    12.  —  1666.  —  1667.  —  1671. 

M.  Sebizii  Dissertat.  de  acidulis  sectiones  duae.  Argentor. 
1627.   8. 

Jo.  Pharam.  Rljumelii  Thermarura  et  acidularum  descriptio, 
vornämlich  aber  auf  den  Griefsbacher,  Petersthaler  und  Egerischen 
Sauerbrunnen  gerichtet.    Tübingen  1631.    8. 

Christ.  Lange  et  Aug.  Hauptmann,  Dissert.  de  geuuiuo 
acidulas  Egranas  usurpandi  modo.     Lips.  1651. 

Aug.  deBois,  vom  Ursprung,  grofsen  Unterschiede,  "Wirkung 
und  heilsamen  Nutzen  der  Wasserflüsse  und  Brunnen,  insonderheit 
aber  des  Egerischen  Schiader-Säuerlings  Beschreibung.  Baireuth  1670. 
12.  —  Eger  1695. 

Jo.  Christ.  Treuueri  SIedacrene  s.  Acidulae  Egranae,  Car- 
oline elegiaco  descriptae.    Rudolphst.  1681.    4. 

Job.  Christ.  Ettner,  gründliche  Bcscbreibung  des  Egerischen 
Sauerbrunnens.   Eger  1699.  12.  —  1701.  —  Nürnberg  1710.  —  Eger  1714. 

Vi ti  Riedlini  acidulae  Egranae  egregias  exserentes  vires,  in 
Ephemeridibus  Naturae  Curiosorum.  Cent.  IX.  Observ.  XIX.  p.  275. 
1722. 

Franc.  Casp.  Ludov.  de  Liebe neck^  Anchora  salutis,  seu 
disquisitiones  medicae  de  origine,  antiquitate,  differentia,  virtute,  modo 
utendi  ac  efficaci  effectu  acidularum  Egrensium.    Prag  1725.    8. 

F.  Hoffmann,  opuscul.  physico -medica.  T.  II.  p.  58.  76t  74. 
99.  73.  125.  137.  170.  175.  187  —  190.  200.  206.  317. 

Chr.  Beruh.  Jampert,  von  den  Wässern  zu  Eger,  Pyrmont, 
Sedlitz.    Berlin  1729.    4. 

Joh.  G  e.  Starkmann,  des  weitberühmten  Egersauerbrunnens 
gründliche  Untersuchung.    Eger  1750. 

Jos.  Esch  weiler,  kurze  Beschreibung  des  sehr  berühmten 
Eger-Sauerbrunnen,  dessen  Eigenschaft,  Wirkung  und  Heilungskräfte. 
Eger  1768. 

H.  J.  v.  Crantz,  Gesundbrunnen  der  Oesterreichischen  Monar- 
chie.   1774.    S.  279, 

Beruh.  Adler,   Dissertatio  de  acidulis  Egranis.  8.  Viennae  1782. 

—  —  chemisch-medizinische  Abhandlung  von  dem  Ege- 
rischen Sauerbrunnen.  Eger  17S5.  —  In's  Italienische  übersetzt  von 
Antonio  Riduzzi. 

Gren  in:  Krells  chemischen  Annalen.    1785.    Bd.  II.  S.  326.  u.  f. 
J.  von  Born,    über   einen  ausgebrannten  Vulkan  bei  der  Stadt 
Eger.   Prag  1774. 

F.  A.  Reüfs  im:  Bergmännischen  Journal.    1792.    St.  4. 

—  —  chemisch -medizinische  Beschreibung  des  K.  Fran- 
zensbades.   Prag  1794.  —  Eger  1816. 

—  —  Anhang  zu  der  Beschreibung  des  K.  Franzeusba- 
des.   Prag  1794. 

—-  —  Anleitung  zum  Gebrauch  des  K.  Frauzensbades. 
Leipzig  1799. 

II.  Theik  E 


66 

V-  E.  Ho  8  er' s  Beschreibung  vom  Franzensbruntien  bei  Eger. 
Prag  1799. 

Püscbmann  in:  Hufeland's  Journal  der  praktischen  Heil- 
kunde. Bd.  XXXVII.  St.  1.  S.  123.  Bd.  XLVIII.  St.  4.  S.  110.  St.  5. 
S.  116.  Bd.  LH.  St.  3.  S.  124.  —  Allg.  med.  Annalen.  Altenburg  1819. 
Mai.  S.  712. 

Lautner  in:  Med.  Jahrbücher  des  K.  K.  Oesterreich.  Staats. 
Bd.  VI.  St.  1.  S.  82. 

Harlefs,  Rheinische  Jahrbücher  für  Medicin  u.  Chirurgie.  1819. 
Bd.  1.  S.  197. 

B.  Trommsdorff,  in  seinem  neuen  Journal  der  Pharmacie. 
Bd.  IV.  St.  1.  S.  3-84.  St.  2.  S.  27—37.  —  In  Hufeland's  Journ. 
d.  prakt.  Heilkunde.    Bd.  XLIX.   St.  5.  S.  134. 

C.  W.  Hufeland's  Journ.  d.  prakt.  Heilk.  Bd.  XV.  St.  3.  S.  112. 

—  Bd.  LV.  St.  4.  S.  123.  —   Bd.  LVI1.  St.  5.  S.  116.  —  Bd.LXI.St.6. 
S.  139.  —  Bd.  LXX.  St.  4.  S.  123. 

G.  J.  M.  Graumann,  kurze  Darstellung  der  Heilquellen  in  K. 
Franzensbad  bei  Eger.    Prag  1817.  —  1818.  —  Wien  1825. 

B.  Tr  o  m  m  s  do  r  ff 's  physikalisch-chemische  Untersuchung  der 
Mineralwasser  zu  K.  Franzensbad  bei  Eger.    Leipzig  1820. 

Die  berühmt.  Badeort,  u.  Gesundbr.  Bd.I.  S.  101.  297.  Bd.  II.  S.  66. 

Conrath  in:  Hufeland's  Journal  der  prakt.  Heilk.  Bd.  LV. 
St.  1.  S.  89  —  98.  Bd.  LVI.  St.  4.  S.  124.  Bd.  LXI.  St.  4.  S.  83. 
Bd.  LXVI.  St.  3.  S.  123. 

C.  W.  Hufeland's  prakt.  Uebersicht  der  wichtigsten  Heilquel- 
len Teutschlands.    S.  81.  ff.  —  4.  Aufl.  S.  74-82. 

Die  Mineralquellen  zu  Kaiser  Franzensbad  Historisch  -  medici- 
nisch  dargestellt  von  E.  Osaiin,  und  pliysikalisch-cbemisch  von  B. 
Trommsdorff.    Berlin  1822.  —  1828. 

J.  E.  Wetzler,  über  Gesundbrunnen  und  Heilbäder.  Dritter 
Theil.    Mainz  1825.   S.  151-207. 

W.  von  Gut  he,  zur  Naturwissenschaft.  Erster  Band.  S.  65  — 
80.  236-239. 

Kastner's  Archiv  der  Chemie.    Bd.  V.  S.  234.  —  Bd.  VI.  S.  250. 

—  Bd.  VIII.  S.  78.  82.  —  Bd.  X.  S.  35S. 

Kurze  Darstellung  der  Analysen ,  Wirkungen  und  AnAvendung 
der  Mineralquellen  zu  K.  Franzensbad,  geschöpft  aus  den  Werken 
der  berühmtesten  Aerzte,  gesammelt  und  herausgegeben  von  J.  A. 
Hecht.    Eger  1824.  8.    —    Ins  Englische  übersetzt.   Hamburgh  1826. 

—  1833.  —  1836. 

J.  L.  Kreysig,  über  den  Gebrauch  der  natürlichen  und  künst- 
lichen Mineralwasser  von  Karlsbad,  Embs,  Maricubad,  Eger,  Pyrmont 
und  Span.    Leipzig  1S25.  S.  228. 

Medicinische  Abhandlung  über  die  Egcrische  Salzquelle  von  Dr. 
A.  L.  Küstler.    Wien  1827. 


67 

Fr.  Tantini,  opuscoli  scientifici  T.  III.    p.  46. 

Tratte"  des  eaux  minerales  de  Franzensbad  pres  d'Egra  en  Bo- 
heme, par  le  Baron  Aim6  de  Vas  simon  t.    Egra  1S30. 

Conrath,  über  die  neuen  Bade -Anstalten  zu  K.  Franzensbad 
und  die  hier  erst  erfundene  verbesserte  Metbode,  kohlensaure  Eisen- 
wässer auf  Flaschen  zu  füllen  und  zu  versenden.    Prag  1830.   8. 

Hufeland  in:  Hufelaud  u.  Osann's  Journ.  d.  prakt.  Heilk. 
Bd.  LXX1V.  St.  5.  S.  126. 

Hufeland,  Conrath  u.  Osann  in:  Hufeland  u.  Osann's 
Journ.  der  prakt.  Heilk.   Bd.  LXXVIII.  St.  3.  S.  114. 

Conrath  in:  Casp  er's  Wochenschrift  für  die  gesammte  Heilk. 
Jahrg.  1835.  Nr.  25.  S.  393.  Berlin.  Centralzeitung.  1834.  S.  797.  — 
1835.    S.  547. 

Conrath  in:  v.  Graefe  u.  Kali  seh  's  Jahrb.  für  Deutschlands 
Heilquellen  u.  Seebäder.  1.  Jahrg.  1836.  S.  181.  Jeitteles  eben- 
daselbst.   S.  386. 

Conrath  in:  v.  Graefe  u.  KalisclTs  Jahrb.  1838.  III.  Jahr- 
gang. S.  236.     Lautner  ebendas.  S.  247. 

Osann  in:  Hufe  1  and 's  Journ.  d.  prakt.  Heilk.  Bd.  LXXXVII. 
St.  2.   S.  104. 

K.  Ch.  Hille  a.  a.  0.  S.  67. 

Med.  Jahrb.  d.  österr.  Kaiserst.    1838.  Bd.  XVII.  St.  4. 

N.  B.  Conrath,  über  die  Wirkungen  u.  Anwendung  der  Heil- 
quellen zu  Franzensbad.    Prag  1839. 

Die  Wiesenquelle  zu  Eger-Franzensbad  von  Dr.  L.  Kö  stier  u. 
A.  Zembsch.    Prag  1839. 

Cotta,  über  die  Entstehung  des  Kammerbühls  bei  Eger. 

II.  F.  Meyer  in:  v.  Graefe  u.  Kalisch's  Jahrb.  Jahrgang  IV. 
1839.  Abth.  I.  S.  212.  u.  226. 

Nur  namentlich  aufzuführen  im  Elnbogener  Kreise  sind  die  weni- 
ger bekannten  M. quellen  von  Karba,  Dörfles,  Hartessen- 
reuth,  Liebenstein,  Libjn,  Rohr,  Petersdorf,  Milesa, 
Niedorf,  Reuth,  Sebelitz  u.  a. 

3.  Die  M.  quellen  xii  Marie?ibad  im  Pilsener 
Kreise.  —  Die  erst  in  den  letzten  Decennien  bekannt, 
in  dieser  kurzen  Zeit  aber  so  berühmt  gewordenen  Heil- 
quellen zu  Marienbad,  das  Eigcnthum  der  reichen  Präinon- 
stratenser- Abtei  zu  Tepl,  liegen  geographisch  und  auch 
nach  ihrem  chemisch-medizinischen  Karakter  zwischen  Karls- 
bad und  Eger  fast  in  der  Mitte,  —  seitwärts  der  Strafte 
von  Eger  nach  Pilsen,  unfern  des  Dorfes  Auschowitz,  fünf 
Meilen  von  Karlsbad,  sechs  Meilen  von  Eger  entfernt, 
1932  F.   über  dem  Meere  erhaben. 

Das  Thal,  in  welchem  die  M.  quellen  entspringen,  ein 

E2 


68 

Seitenthal  des  Königswarther  Gebirges,  wird  in  Norden  von 
dem  Mühlberg  und  dem  noch  höheren  Steinhau  umschlos- 
sen, in  Osten  von  dem  Wehrhall  und  dem  Hamclika,  in 
Westen  von  dem  Schneiderhau,  —  durchflössen  von  dem 
Hainelika-  und  Mühlbach,  welche  vereint  den  Auschowitzer- 
bach  bilden.  Früher  von  einem  wilden,  finstern  Karakter, 
erfreut  sich  dieses  Thal  jetzt  durch  die  schaffende  Hand 
der  Kunst}  und  ganz  besonders  durch  die  unermüdete  Für- 
sorge und  Liberalität  des  um  diesen  Kurort  sehr  verdien- 
ten Prälaten  zu  Tepl,  Herrn  Karl  von  Reiten  borg  er, 
vieler  Annehmlichkeiten  und  Vorzüge.  —  Als  Nein*  die  Ge- 
gend von  Marienbad  zuerst  besuchte,  kannte  man  die  M. 
quellen  kaum  dem  Namen  nach,  sie  lagen  in  einer  fast  un- 
zugänglichen Wildnifs,  und  jetzt  erblickt  man  an  der  Stelle 
düsterer  Waldgebirge  einen  blühenden  Anbau,  zahlreiche, 
grofse  und  geschmackvolle  Gebäude,  zu  Wohnungen  für 
Kurgäste  bestimmt,  versehen  mit  sehr  zweckmäßigen  Ein- 
richtungen, um  die  hier  entspringenden  zahlreichen  M.quel- 
len  in  den  mannigfaltigsten  und  zweckmäfsigsten  Formen 
zu  benutzen,  —  umschlossen  von  freundlichen  Gartenanlagen. 
Für  die  kurze  Zeit,  dafs  hier  ein  Kurort  gegründet  wor- 
den, erfreut  sich  Marienbad  eines  sehr  zahlreichen  Zuspruchs. 
Im  Jahre  1807  waren  die  M.  quellen  von  Marienbad  kaum 
gekannt,  1817  hatten  sie  bereits  einigen  Ruf  erworben,  1822 
und  1823  zählten  die  Kurlisten  schon  800, 1827:  999  Nummern 
oder  Parthieen,  1836:  2003,  —1837:  1642  Kurgäste,  1839: 
1352  Parthieen;  —  in  derThat,  es  dürfte  wohl  wenig  Kurorte 
geben,  welche  eines  so  schnellen  Emporkommens  und  eines  so 
schönen  Gedeihens  sich  rühmen  können,  als  Marienbad !  — 

Zu  Spaziergängen  und  entfernteren  Spazierfahrten  bieten  die  Um- 
gebungen  von  Marienbad  mehrere,  zum  Theil  sebr  anziehende  Punkte 
dar:  die  Mühle,  A  in  aliensh  ü  he,  A  lisch  o  wi  tz  ,  Hobendorf, 
das  Jägerhaus,  Königs  wärt  b,  —  unter  den  entfernteren,  das 
schenswerthe  und  fleifsig  besuchte  Stift  Tepl,  und  die  Ruinen  von 
Pfr  auenb  erg. 

Wenn  auch  erst  in  neuerer  Zeit  die  Quellen  zu  Ma- 
rienbad als  Heilquellen  benutzt  wurden,  so  waren  sie  doch 


69 

schon  seit  langer  Zeit  bekannt.  Die  Auschowitzer  Salz- 
quellen, —  diesen  Namen  führten  sie  früher  nach  dem  na- 
hebei gelegenen  Dorfe,  —  kannte  man  schon  zu  den  Zei- 
ten Kaiser  Ferdinands  I.  Letzterer  wollte  an  der  Quelle, 
Avelche  jetzt  nach  ihm  den  Namen  der  Ferdinandsquelle 
erhalten  hat,  eine  Salzsiederei  errichten,  —  Baibin  theilt 
noch  einen  Brief  vom  Kaiser  Ferdinand  an  den  Abt  zu 
Tepl  mit,  in  welchem  letzterer  beauftragt  wird,  nach  Prag 
mehrere  Flaschen  von  dem  Wasser  dieser  Quellen  zu  schik- 
ken,  um  es  von  Erfahrenen  untersuchen  zu  lassen. 

Gegen  das  Ende  des  sechszehnten  Jahrhunderts  ge- 
brauchte die  Quellen  zu  Marienbad  Prudentius,  Rath 
Kaiser  Rudolphs  IL,  auf  Empfehlung  des  Doctor  Hörnigk 
zu  Eger,  und  wurde  durch  sie  von  hartnäckigen  gichtischen 
Leiden  befreit,  —  1603  Freiherr  J o a c h i m  Liebsteinsky 
von  Kolowrat  auf  Anrathen  des  Dr.  Reudenius  zu 
Schlackenwald,  —  1663  der  Prälat  Raimund  nach  dem 
Rath  des  Dr.  Dueler  in  Karlsbad.  Man  kannte  damals 
drei  Brunnen,  unter  den  Namen  des  ,, Stänker",  der  „ge- 
salzenen" und  der  ,, schwefeligen  Quelle." 

Wenn  auch  diese  Quellen  seit  jener  Zeit  häufig  als 
Volksmittel  von  den  Bewohnern  der  Umgegend  benutzt  wor- 
den sein  mögen,  so  gebührt  doch  Scrinci  zu  Prag  das 
Verdienst,  sie  zuerst  (1760)  unter  dem  Namen  des  Tepler 
Gesundbrunnens  in  einer  eigenen  Schrift  beschrieben  zu  ha- 
ben, später  erschienen  die  Schriften  von  Zauschner  (1768) 
mid  Nehr  (1813),  und  an  diese  schliefsen  sich  in  der  neue- 
sten Zeit  die  schätzbaren  Monographieen  und  Mittheilun- 
gen von  Clarus,  Reufs,  Scheu,  Hufeland,  Stein- 
mann, Krombholz,  Wetzler,  Kreysig,  Rust,  und 
und  den  jetzigen  B.ärzten  zu  M.  Heidler  u.  Frankl. 

Das  Gebirge^  welches  die  Quellen  umgiebt,  ist  Ur- 
gebirge,  porphyrartiger  Granit,  welcher  von  Karlsbad  bis 
hieher  streicht.  Sein*  bemerkenswerth  ist  das  reiche  und 
weithin  sich  verbreitende  Moorlager  zunächst  den  Quellen, 
in  welchem  sich  Schwefelkies,   Strahlenkies  und  bituminö- 


70 

ses  Holz  ohne  alle  Unterbrechung-  durch  Leim-  oder  Sand- 
lager findet.  Reufs  betrachtet  dieses  Moorlager  vorzugs- 
weise als  die  Geburtsstätte  der  an  freier  Kohlensäure  so 
reichen  M.  quellen.  Wetz ler  glaubt  dagegen  dasselbe 
weniger  als  Ursache,  sondern  als  Produkt  dieser,  eines 
freien  Abflusses  lange  entbehrenden  Quellen  ansehen  zu 
müssen. 

In  den  hier  befindlichen  Badehäusern  sind  gute  Vorrich- 
tungen zu  Wasser-,  Douche-,  Mineralschlamm-,  Gas-  und 
Dampfbädern  vorhanden. 

Nach  Verschiedenheit  ihrer  Mischungsverhältnisse  und 
Wirkungen  zerfallen  die  Heilquellen  zu  Marienbad  in  fol- 
gende : 

1.  Kalte  alkalische  Glaubersalzquellen.  Dahin 
gehören : 

a)  D  e  r  K  r  e  u  z  b  r  u  n  n  e  n ,  —  unter  allen  der  b  erühm- 
teste,  schön  gefafst,  von  einer  auf  Säulen  ruhenden,  sehr 
geschmackvollen  Halle  umgeben.  Das  frisch  geschöpfte 
Wasser  desselben  ist  klar,  perlt  sehr,  trübt  sich  aber,  an- 
haltend der  Einwirkung  der  atmospärischen  Luft  ausge- 
setzt, da  das  in  demselben  enthaltene  kohlensaure  Gas  nicht 
sehr  fest  an  das  Wasser  gebunden  zu  sein  scheint.  Der 
Geschmack  desselben  ist  säuerlich-salzig,  seine  Tempera- 
tur beträgt  9,50°  R.,  sein  spec.  Gewicht  1,0094191.  Der 
Zuflufs  von  Wasser  beträgt  in  einer  Stunde  im  Durch- 
schnitt nur  6047  Kub.  Zoll. 

Hinsichtlich  ihres  Gehaltes  zeichnet  sich  diese  Quelle 
durch  einen  ungemeinen  Reichthum  an  festen  Bcstandthei- 
len  aus,  und  gehört  in  dieser  Beziehung  zu  den  reichhal- 
tigsten, die  wir  besitzen. 

Benutzt  wird  sie  vorzugsweise  als  Getränk,  an  der 
Quelle  und  versendet.  Die  jährliche  Versendung  beläuft 
sich  auf  200000  Krüge  und  betrug  im  Jahre  1835 :  350000 
Flaschen. 

b)  Der  Marienbrunnen  oder  die  Bade  quelle, 
hundert  Schritte  von  dem  Ambrosiusbrunncn  entfernt,  aus.; 


71 

gezeichnet  durch  seinen  geringeren  Gehalt  an  festen  Bestand- 
theilen  und  seinen  Reichthum  an  kohlensaurem  Gase,  wel- 
ches über  dem  Spiegel  der  Quelle  eine  Gasschicht  bildet,  die 
nach  Verschiedenheit  der  Witterung  und  Jahreszeit  zuwei- 
len eine  Höhe  von  7  bis  8  Fufs  erreicht.  In  einer  Stunde 
giebt  die  M.quelle  380160  K.  Zoll  Wasser,  welches,  frisch 
geschöpft,  durchsichtig,  klar,  geruchlos  und  von  einem 
säuerlich-stechenden  Geschmacke  ist;  seine  Temperatur  be- 
trägt 9,50  bis  10,50°  R.,  sein  speeif.  Gewicht  1,0007827. 
NachWetzler  ist  das  M.wasser  nicht  so  reich  an  Eisen, 
wie  die  Untersuchungen  von  Brem  und  Reufs  vermuthen 
lassen. 

2.  Alkalisch-salinische  Eisenquellen.  Dahin 
gehören : 

a)  Der  Karolinenbrunnen,  nach  der  Kaiserin 
von  Oesterrcich  benannt,  früher  bekannt  unter  dem  Namen 
des  „Neubrunnen",  von  einem  auf  acht  korinthischen 
Säulen  ruhenden  Tempel  umgeben.  Sein  Wasser  ist  kry- 
stallhell,  perlt  sehr,  sein  Geschmack  säuerlich -stechend, 
später  gelind  zusammenziehend.  Obgleich  in  diesem  Was- 
ser kein  Sclrweferwasserstoffgas  chemisch  nachgewiesen  wor- 
den, läfst  doch  der  Geruch  desselben  eine  sehwäche  Beimi- 
schung davon  vermuthen.  Seine  Temperatur  beträgt  7°  R., 
sein  spec.  GeAvicht  1,0031299.  An  Wasser  ist  dieser  Quell 
reicher  als  der  Kreuzbrunnen;  in  einer  Stunde  beträgt  die 
Wassermenge  desselben  29160  Kub.  Zoll.  Das  kohlensaure 
Gas,  so  wie  das  Eisen  scheint  in  dieser  Quelle  fester  an 
das  Wasser,  als  im  Kreuzbrunnen,  gebunden  zu  sein.  Bis 
zu  56°  R.  erhitzt,  50  Stunden  der  Einwirkung  der  atmo- 
sphärischen Luft  ausgesetzt,  röthete  dasselbe  noch  das 
Lackmuspapier,  Kalkwasser  wurde  durch  dasselbe  getrübt 
und  Galläpfcltinctur  noch  stark  gefärbt. 

Diese  Quelle  wird  vorzugsweise  zum  Trinken  benutzt. 

b)  D  e  r  A  m  b  r  o  s  i  u  s  b  r  u  n  n  e  n ,  von  der  vorigen  Quelle 
nur  70  Schritte  entfernt,  seit  1824  gefafst.  Das  Wasser 
desselben  hat  einen  säuerlichen,   angenehm  erfrischenden 


72 

Geschmack,  seine  Temperatur  beträgt  7°  It.,  sein  specif. 
Gewicht  1,0023474,  seine  Wassermenge  in  einer  Stunde 
5400  K.  Zoll. 

c)  Der  Ferdinandsbrunnen  oder  die  Auscho- 
witzer  Quelle,  von  Marienbad  eine  gute  Viertelstunde 
entfernt,  auf  dem  linken  Ufer  des  Aus cho witzer  Baches, 
seit  1819  im  Gebrauch,  nach  Kaiser  Ferdinand  I.  benannt, 
welcher  ihm  seine  besondere  Aufmerksamkeit  geschenkt 
hatte,  —  gegenwärtig  gut  gefafst,  und  von  einem  auf  Säu- 
len ruhenden  Ueberbau  umschlossen.  Das  frisch  geschöpfte 
Wasser  perlt  sehr  stark,  ist  ganz  klar,  zwar  geruchlos, 
erregt  aber  eine  prickelnde  Empfindung  in  der  Nase  und 
besitzt  einen  sehr  angenehmen,  säuerlich  -  salzigen,  gelind 
zusammenziehenden  Geschmack.  Die  in  demselben  enthal- 
tene Kohlensäure  seheint  sehr  fest  an  das  Wasser  gebun- 
den zu  sein ;  auch  in  dem  gekochten  Wasser  wird  noch 
das  Lackmuspapier  geröthet.  Seine  Temperatur  beträgt 
7,50  °  R.,  sein  specif.  Gewicht  1,004627,  der  Zuflufs  an 
Wasser  in  einer  Stunde  208224  K.  Zoll. 

Man  benutzt  ihn  vorzugsweise  als  Getränk,  an  der 
Quelle  und  versendet. 

3.  Alkalisch- salinische  Säuerlinge.  Dahin 
ist  nur  eine  Mineralquelle  zu  zählen,  nämlich: 

Die  Waldquelle  oder  derAeolsbrunnen,  neuer- 
dings von  Heidler  und  Scheu  als  Getränk  mit  Erfolg 
angewendet  und  empfohlen. 

Nach  der  Untersuchung,  welche  Steinmann  1828  an 
Ort  und  Stelle  unternahm,  unterscheidet  sie  sich  von  den 
andern  Quellen  durch  ihren  vorherrschenden  Gehalt  an  koh- 
len- und  schwefelsaurem  Natron,  kohlensauren  Erden,  eine 
geringe  Beimischung  von  kohlensaurem  Eisen  und  ihre  Menge 
an  kohlensaurem  Gase,  durch  welche  sie  alle  übrigen  Quel- 
len übertrifft.  In  Hinsicht  ihrer  Mischungsverhältnisse  und 
Wirkungen  gehört  sie  mehr  zu  der  Klasse  der  alkalisch- 
salinischen  Säuerlinge,  als  zu  der  der  andern  Glaubcrsalz- 
qucllcn  von  Marienbad. 


73 

Chemisch  analysirt  wurden  die  Heilquellen  zu  Maricn- 
had  von  Reufs,  Brem,  Steinmann  und  neuerdings  von 
Berzelius. 

Diesen  Untersuchungen  zufolge  enthalten  in  sechzehn 

Unzen : 

1.    Der  Kreuzbrunnen. 

nach  Reufs:  nach  Berzelius: 

Schwefelsaures  Natron  .        .  23,677  Gr.       .        .  3S,115S  Gr. 

Chlornatrium   .        .        .        ..  8,993  —        .        .  13,5636  — 

Kohlensaures  Natron      .        .  15,030  —        .        .    7,1332  — 

Kohlensaure  Kalkerde    .        .  3,310  —        .        .    3,9345  — 

Kohlensaure  Talkerde    .        .  1,750  —        .        .     2,7187  — 

Kohlensaures  Lithion 0,1144  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul     .  0,286  —        .        .    0,1759  — 

Kohlensaures  Manganoxydul 0,0384  — 

Kohlensauren  Strontian 0,003S  — 

Kieselerde        ....  0,460  —        .        .    0,3878  — 

Basisch  phosphorsaure  Thouerde  .        .        .        .        .    0,0031  — 

Extractivstoff  ....        0,306  —        .        .  . 

53,812  Gr.  66,1892  Gr. 

Kohlensaures  Gas    .        .        .  8,384  Kub.  Z.        .        .        . 

2.     Die  Ferdinands-  oder  Auch  owi  tzer  quelle. 

nach  Steinmann  und       nach  Steiirmaun's  durch 

Reufs :  Berzelius  ergänzter  Analyse : 

Schwefelsaures  Natron     .  14,514  Gr. 

Chlornatrium      .        .        .  6,450  — 

Kohlensaures  Natron         .  13,152  — 


Kohlensaures  Lithion 

Kohlensaure  Kalkerde       .  4,694  — 

Kohlensauren  Strontian     .... 

Kohlensaure  Talkerde       .  2,464  — 

Kohlensaures  Manganoxydul    . 

Kohlensaures  Eisenoxydul  0,346  — 

Basisch  phosphors.  Thonerde    . 

Kieselerde  ....  0,584  — 

Extractivstoff     ....     Spuren 

Flufssaure  und  phosphorsaure 

Kalkerde  und  Jodnatrium  (?) Spuren 


22,5362  Gr. 
8,9963  — 
6,1302  — 
0,0676  — 
4,0112  — 
0,0054  — 
3,0489  — 
0,0921  — 
0,3993  — 
0,0054  — 
0,6697  — 


42,204  Gr.  45,9623  Gr. 

Kohlensaures  Gas     .        .  13,736  Kub.  Zoll 

3.   Der  Karolin  eu-  od.      4.   Die  Badequelle  od. 
Neubrunnen.  der  Marienbrunnen, 

nach  Reufs  u.  Steinmann  :    nach  Reufs : 
Schwefelsaures  Natron      .  2,793  Gr.      .        .    0,3534  Gr. 

Chlornatrium      .        .        .  0,820  —        ,       .    0,0473  — 


74 


Saures  kohlens.  Natron 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaures  Eisenoxydu 
Kieselerde 
Extractivstoff     . 
Harzigen  Extractivstoff 
Gummigen   —        — 

Kohlensaures  Gas 


2,201  Gr. 
3,665  — 
3,949  — 
0,445  — 
0,462  — 
0,386  — 


0,4362  Gr. 
0,0606  — 
0,0348  — 

0,1898  — 

0,0569  — 

0,0162  — 


14,721  Gr. 
15,436  Kuh.  Zoll. 


1,1952  Gr. 
9,0560  Kub.  ZolL 

5.   Der  Ambrosiusbruniien.   6.  Die  Waldquelle. 


Schwefelsaures  Natron 
Schwefelsaures  Kali  . 
Chlornatrium 
Kohlensaures  Natron 
Kohlensaures  Lithion 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensauren  Strontian     . 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaures  Eisenoxydul 
Kohhlensaures  Eisenoxydul  mit 
Spuren  von  Manganoxydul    . 
Kieselerde 
Humusextrakt     . 
Extractivstoff 


nach  Reufs : 
1,866  Gr. 


1,640  — 
1,668  — 

2,894  — 

2,729  — 
0,341  — 


0,486  - 
Spuren 


nach  Steinmann 

.  5,734  Gr. 

.  2,004  — 

.  2,249  — 

.  6,013  — 

.  0,073  — 

.  2,237  — 

.  0,005  — 

.  2,901  — 


0,131 

0,648 
0,007 


11,624  Gr.  22,002  Gr. 

Kohlensaures  Gas      .        .  12,928  Kub.  Zoll.         18,883  Kub.  Zoll. 

Endlich  ist  hier  noch  zu  erwähnen  die  beträchtliche  Menge  von 
kohlensaurem  Gas,  welches  nicht  nur  einen  wesentlichen  Bestandtheil 
der  hier  entspringenden  M  quellen  bildet,  sondern  auch  an  vielen  Punk- 
ten der  Umgegend  von  Marienbad  als  trockene  Gasausströmung  er- 
scheint. Kohlensäure  bildet  allerdings  den  Hauptbestandtheil  dersel- 
ben; vielen  Gasquellen  ist  aber  auch,  was  von  Reufs  und  Stein- 
mann zwar  bezweifelt,  aber  von  H  e  i  d  1  e  r  nachgewiesen  wird,  ein  ge- 
wisser Antheil  von  Schwefelwasserstoffgas,  der  freilich  nur  sehr  unbedeu- 
tend, und  nur  bei  gröfseren  Mengen  durch  Reagentien  zu  ermitteln  sein 
soll,  beigemengt,  besonders  bei  denjenigen,  welche  zu  den  Gasbädern 
verwendet  werden.  Nach  Stein  mann  bestehen  sie  aus  9900  Vol. 
Kohlensäure,  14  Th.  Stickgas  und  26  Th.  Sauerstoffgas. 

Hinsichtlich  ihrer  Wirkungen  findet  zwischen  den  ein- 
zelnen Mineralquellen  in  Marienbad  folgende  Verschieden- 
heit statt : 

1.  Der  Kreuzbrunnen  wirkt  getrunken  haupt- 
sächlich auf  die  Digestionsorganc,  die  Urinwerkzeuge,  die 


75 

parenchymatösen  Organe  des  Unterleibes,  namentlich  die 
Leber  und  das  damit  verbundene  Pfortadersystem,  das 
Lymphsystem  und  die  äufsere  Haut,  belebend,  alle  Se-  und 
Excretionen  bethätigend,  auflösend,  ausleerend.  In  seinen 
Wirkungen,  wie  in  seinen  Mischungsverhältnissen  sehr  ähn- 
lich den  Quellen  von  Karlsbad,  und  daher  mit  Recht  von 
Mehreren  das  kalte  Karlsbad  genannt,  nur  weniger  erhi- 
tzend, weniger  durchdringend  und  bei  schwachen  Verdau- 
ungswerkzeugen nicht  so  leicht  zu  vertragen,  als  letztere, 
verursacht  er  ebenfalls  copiöse,  schwarzgrüne,  höchst  übel- 
riechende Stuhlausleerungen.  So  grofs  die  Erleichterung 
ist,  welche  Kranke  nach  den  letztern,  wenn  sie  täglich  und 
reichlich  erfolgen,  oft  erhalten,  so  nachtheilig  kann  er 
wirken,  wenn  dies  nicht  der  Fall  ist,  und  dadurch  starke 
Congestionen  nach  Kopf  und  Brust  veranlafst  werden. 

Da  das  kohlensaure  Gas  und  das  kohlensaure  Eisen- 
oxydul nicht  sehr  fest  an  das  Wasser  gebunden  sind,  Avirkt 
der  versendete  Kreuzbrunnen,  trotz  der  beim  Füllen  der 
Krüge  beobachteten  Sorgfalt,  weniger  erregend,  erhitzend, 
dagegen  eröffnender,  abführender. 

Von  nachtheiligen  Nebenwirkungen  kann  derselbe  sein 
bei  einem  hohen  Grade  von  allgemeiner  oder  örtlicher  Schwä- 
che der  Verdauungsorgane,  besonders  wenn  gleichzeitig  Nei- 
gung zur  Wassersucht  oder  zu  passiven  Profluvien  vorhan- 
den ist,  —  bei  inneren  Exulcerationen,  namentlich  Lungen- 
sucht, —  skirrhösen  Verhärtungen,  Syphilis  und  Chlorose, 
in  so  fern  letztere  durch  reine  Schwäche  bedingt  wird. 

Vollblütigkeit,  Neigung  zu  aktiven  Blutflüssen,  Dispo- 
sition zu  Entzündungen,  organische  Krankheiten  des  Her- 
zens oder  der  grofsen  Gefäfse,  so  wie  ein  sehr  reizbares 
Gefäfssystem  überhaupt  erfordern  als  Vorkur  Blutentziehun- 
gen, den  innern  Gebrauch  von  antiphlogistischen  Abführun- 
gen, oder  contraindiciren  den  Gebrauch  dieses  Brunnens. 
Wenn  W  et  zier  den  weniger  erregend  wirkenden,  versen- 
deten Kreuzbrunnen  auch  in  fieberhaften,  und  selbst  ent- 
zündlichen Affectionen,  als  kühlendes  Abführungsmittel  zu 


76 

trinken  erlaubt,  so  dürfte  diese  Erlaubnifs  wohl  nur  auf  sel- 
tene Ausnahmen  zu  beschränken  sein. 

Auch  darin  sehr  ähnlich  den  Quellen  von  Karlsbad  kann 
der  Kreuzbrunnen  ferner  sehr  nachtheilig  wirken,  wenn  er 
zu  anhaltend,  oder  in  zu  grofser  Menge  gebraucht  wird. 

2.  Der  Ferdinandsbrunnen.  Aehnlich  dem  Kreuz- 
brunnen, nur  weniger  auflösend,  weniger  abführend,  dage- 
gen diuretischer,  Gefäfs-  und  Nervensjstem  mehr  erregend, 
steht  derselbe  in  dieser  Beziehung  zwischen  dem  Kreuz- 
brunnen und  den  an  Eisengehalt  reicheren  Ambrosius-  und 
Karolinenbrunnen  in  der  Mitte.  Wenn  daher  der  Kreuz- 
brunnen in  allen  den  Fällen  passender  ist,  wo  bei  unter- 
drückten Kräften,  einer  falschen  Schwäche,  bei  robusten 
Constitutionen,  bei  Störungen  der  Circulation  im  Unterleib, 
bei  Plethora  abdominalis,  die  Se-  und  Excretionen  bethäti- 
get,  mehr  ausgeleert  und  geschwächt  werden  soll ;  so  ver- 
dient dagegen  der  Ferdinandsbrunnen  vor  diesen  den  Vor- 
zug bei  chlorotischen,  schlaffen  und  an  wahrer  Schwäche 
leidenden  Subjecten,  wo  belebend -erregender  auf  Nerven- 
und  Gefäßsystem  eingewirkt,  oder  die  Diuresis  mehr  be- 
fördert werden  soll. 

3.  Der  Karolinen-  und  Ambrosiusbrunnen 
wirken  wegen  ihres  stärkern  Gehalts  an  Eisen  und  ihres 
sehr  bemerkenswerthen  geringern  an  auflösenden,  kühlen- 
den Salzen  noch  erregender,  erhitzender,  als  der  letztere, 
schliefsen  sich  daher  den  reineren  Eisenquellen,  wie  z.  E. 
denen  von  Schwalbach,  Brückenau  an,  und  sind  in  allen 
den  Fällen  zu  widerrathen,  in  welchen  letztere  contrain- 
dicirt  sind. 

Contraindicirt  ist  daher  der  innere  Gebrauch  des  Fer- 
dinands-, Carolinen-  und  Ambrosiusbrunnens  bei  Vollblütig- 
keit, Neigung  zu  Sclilagflufs,  inneren  Vereiterungen,  Lun- 
gensuchten,  organischen  Krankheiten  des  Herzens  und  der 
grofsen  Gcfäl'sc,  Syphilis  und  Skirrhen. 

4.  Die  Marienquellc.  Sie  wird  blofs  zu  Bädern  be- 
nutzt.   Die  von  derselben  bereiteten  Wasserbäder  wirken 


77 

sehr  belebend,  stärkend.  Unmittelbar  nach  dem  Eintritt  in 
das  Bad  wird  der  Körper  mit  Gasbläschen  bedeckt,  es  er- 
folgt Röthe  der  Haut,  bei  selbst  ziemlich  erhöhter  Tempe- 
ratur des  Wassers  oft  ein  bald  vorübergehendes  Gefühl  von 
leichtem  Frösteln,  später  das  von  Wärme,  Belebung,  Kraft, 
Reizung  der  Geschlechtstheile,  vermehrte  Urinabsonderung, 
zuweilen  vorübergehende,  ziehende,  schmerzhafte  Empfin- 
dungen in  vernarbten  Wunden,  oder  in  gichtischen  Local- 
affectionen,  —  veraltete,  schlaffe  Geschwüre  erhalten  ein 
besseres  Ansehen,  chronische  Hautausschläge  kommen  wäh- 
rend des  Bades  stärker  zum  Vorschein. 

Contraindicirt  sind  diese  Bäder  in  allen  den  Fällen,  in 
welchen  Bäder  von  Eisenwasser  zu  widerrathen.  (Vergl. 
Bd.  I.  S.  239,  oder  249.  zweite  Aufl.) 

Die  Formen,  in  welchen  die  Heilquellen  von  M.  be- 
nutzt werden,  sind  folgende: 

1.  Als  Getränk:  der  Kreuz-,  Ferdinands-,  Karolinen- 
und  Ambrosiusbrunnen,  theils  an  der  Quelle,  theils  versen- 
det. Nach  Nehr  wurde  früher  auch  der  Marienbrunnen 
als  Getränk  benutzt,  gegenwärtig  aber  nur  äufserlich. 

Man  trinkt  das  Wasser  der  genannten  Quellen  allein, 
bei  reizbarem,  schwachem  Magen  mit  Milch,  oder  künst- 
lich erwärmt,  fängt  täglich  mit  vier  Bechern  an  und  steigt 
damit  allmählig  bis  zu  acht,  höchstens  zehn  Bechern.  Man 
beschränkt  sich  hier  nicht  blofs  auf  den  Morgen,  sondern 
tränkt  auch  häufig  noch  gegen  Abend.  Zeigen  sich  reich- 
liche, flüssige  Stuhlausleerungen,  so  vermindert  man  all- 
mählig die  Zahl  der  täglich  zu  tränkenden  Becher;  —  er- 
folgen die  Stuhlausleerungen  auch  bei  steigenden  Gaben 
des  Wassers  nicht  hinreichend,  so  mischt  man,  wie  bei  dem 
Gebrauch  von  Karlsbad,  entweder  Karlsbader  Salz  bei,  oder 
läfst  nebenbei  Abends  eröffnende  Pillen  nehmen ;  —  bei  sehr 
geschwächten  Verdauungswerkzeugen  ist  es  oft  rathsam, 
nebenbei  noch  bittere,  die  Verdauung  fördernde  Mittel  ge- 
brauchen zu  lassen. 

In  der  Regel  läfst  man  mit  dem  Kreuzbrunnen   anfan- 


78 

gen,  und  verbindet  nach  Umständen  damit  später  den  Fer- 
dinandsbrunnen,  oder  einen  eisenreicheren. 

Was  in  Bezug  auf  die  Diät  von  Karlsbad  erinnert  wor- 
den, gilt  auch  bei  und  nach  dem  Gebrauch  von  Marienbad. 

2.  Als  Wasserbad.  Man  bedient  sich  hierzu  vorzugs- 
weise des  Wassers  der  Marienquelle,  aufser  dieser  der  Ca- 
rolinen- und  Ambrosiusquelle.  Die  Wannenbäder,  wozu 
sehr  gute  Einrichtungen  vorhanden  sind,  werden  in  Ver- 
bindung mit  Schlamm-,  Douche-  und  Gasbädern  benutzt. 

3.  Als  Wasserdouche  in  den  bekannten  verschiedenen 
Formen. 

4.  Als  Gasbad.  Das  zu  diesem  Zweck  bnnutzte  Eta- 
blissement enthält  Kabinette,  in  welchen  man  in,  mit  Gas 
gefüllten,  wohl  verschlossenen  Wannen  badet,  oder  nach  Um- 
ständen das  Gas  blois  örtlich  anwenden  läfst.  Das  in  M. 
in  grofser  Menge  vorhandene  und  hierzu  verwendete  koh- 
lensaure Gas  ist,  äufserlich  in  den  genannten  Formen  an- 
gewendet, von  ausgezeichneter  Wirkung  und  ganz  analog 
den  schon  früher  ausführlicher  erörterten  Wirkungen  (Vgl. 
Bd.  I.  S.  374.  oder  443  zweite  Aufl.).  Auf  die  Fläche  der  äu- 
fsern  Haut  angewendet,  erregt  es  das  Gefühl  von  Wärme, 
Prickeln  in  der  Haut,  dem  Unterleibe,  besonders  den  Ge- 
schlechtstheilen,  vermehrte  Hautausdünstung,  gröfsere  Em- 
pfindlichkeit der  Haut  gegen  äufsere  Einflüsse,  in  den  kran- 
ken Thcilen  häufig  die  Empfindung  von  Ziehen  oder  Amei- 
senkriechen, und  besitzt  eine  specifisch-reizende  Wirkung 
auf  das  Uterinsystem  und  die  Ilämorrhoidalgefäfse,  beför- 
dert die  Menstruation,  so  wie  den  Flufs  der  Hämorrhoiden. 

Nach  Scheu  soll  der  Puls  hei  der  Mehrzahl  der  Kran- 
ken im  Gasbade  langsamer  werden,  bei  phlegmatischen,  tor- 
piden Subjecten,  welche  ohnehin  einen  langsamen  Puls  ha- 
ben, wurde  er  in  den  ersten  Gasbädern  schneller,  lebhaf- 
ter, später  langsamer.  Wetzler  und  Fr  an  kl  nahmen 
dagegen  durch  die  Gasbäder  keine  wesentliche  Veränderung 
im  Pulse  wahr. 

So  passend  diese  Gasbäder  in  allen  den  Formen  von 


79 

allgemeiner  oder  örtlicher  Schwäche  atonischer  Art  sind, 
so  nachtheilig  und  contraindicirt  sind  dieselben  im  entge- 
gengesetzten Falle,  —  hei  vermehrter  Reizbarkeit  und  Em- 
pfindlichkeit der  äufsern  Haut,  Neigung  zu  profusen  Schwei- 
fsen,  Vollblütigkeit,  entzündlichen  Localleiden,  Neigung  zu 
activen  Congestionen,  grofser  Reizbarkeit  des  Gefäfssystems, 
besonders  der  Gefäfse  des  Uterinsystems  und  Anlage  zu 
Metrorrhagieen. 

5.  In  Form  von  Dampfbädern. 

6.  Als  Mineralschlamm,  blofs  örtlich  oder  in  der  Form 
von  Mineralschlammbädern  (Vergl.  Bd.  I.  S.  408.  oder  4SI. 
zweite  Aufl.). 

7.  Als  Klystier.  Der  Kreuzbrunnen  wird  in  dieser 
Form  von  Frankl  und  Vetter  nicht  nur  zur  Bethätigung 
der  Stuhlausleerungen,  sondern  auch  als  auflösendes  Mit- 
tel bei  hartnäckigen  Verschleimungen  und  Stockungen  em- 
pfohlen, ähnlich  den  Kämpfischen  Visceralklystieren. 

Die  Krankheiten,  gegen  welche  die  einzelnen  Mineral- 
quellen von  Marienbad  vorzugsweise  empfohlen  werden,  sind 
folgende : 

1.  Der  Kreuzbrunnen,  wie  schon  erinnert,  als  ein 
kaltes  Karlsbad  zu  betrachten,  verdient  im  Allgemeinen  in 
allen  den  Fällen  von  Krankheiten  empfohlen  zu  werden,  in 
welchen  auflösend,  eröffnend  gewirkt  werden  soll,  und  wo 
Karlsbad  bei  Vollblütigkeit  und  Neigung  zu  starken  acti- 
ven Blutcongestioncn  entweder  wegen  seiner  erhitzenden 
Wirkung,  oder  bei  sehr  erschöpften  Subjecten  wegen  sei- 
ner eindringlichen  und  dadurch  schwächenden  Einwirkung 
weniger  passend  erscheint,  als  ein  Brunnen,  welcher  zwar 
nicht  mit  so  eindringlicher  Intensität  auf  die  dynamische 
Seite,  wie  auf  die  Mischungsverhältnisse  des  Organismus 
einwirkt,  gleichwohl  von  ähnlicher  Wirkung  unter  den  be- 
zeichneten Verhältnissen  und  mit  sorgfältiger  Berücksichti- 
gung der  Individualität  des  Kranken,  oft  besser  vertragen  wird. 

So  mannigfaltig  die  Gruppen  der  Krankheiten  sind,  ge- 


80 

gen  welche  man  den  Kreuzbrimnen  empfohlen  hat,   so  las- 
sen sich  doch  alle  folgenden  Hauptformen  unterordnen: 

a)  Ansammlung  von  gastrischen  Unreinigkeiten  im  Ma- 
gen und  Darmkanal,  Säure,  Schleim,  Galle,  Flatulenz,  In- 
farkten, mit  Trägheit  des  Darmkanals  complicirt. 

b)  Plethora  abdominalis,  mit  Hemmung  der  freien  Blut- 
circulation,  Hartleibigkeit,  —  Hämorrhoidalbeschwerden, 
Anomalieen  der  Menstruation,  Stockungen  im  Uterinsystem, 
Unfruchtbarkeit. 

Häufig  sprechen  sich  diese  Störungen  durch  consen- 
suelle  Leiden  in  entfernten  Organen  aus,  in  der  Form  von 
Cephalalgie,  bis  zur  Melancholie  gesteigerter  Hypochon- 
drie, Schwindel,  Brausen  vor  den  Ohren,  Schlaflosigkeit, 
Asthma,  Herzklopfen,  selbst  scheinbar  rein  krampfhaften 
Beschwerden,  wie  Epilepsie. 

c)  Krankheiten  der  Leber,  Anomalieen  der  Gallenab- 
sonderung, Gallensteine,  Auftreibungen,  Verhärtungen  der 
Leber. 

d)  Gicht,  —  insofern  sie  sich  weniger  auf  gichtische 
Desorganisationen,  als  auf  eine  fehlerhafte  und  sehr  ge- 
schwächte Digestion  und  Assimilation  gründet. 

e)  Krankheiten  der  Nieren,  durch  Schwäche,  fehler- 
hafte Absonderung  oder  Afterbildungen  bedingt,  —  nament- 
lich Gries,  Nieren-  oder  Blasensteine. 

f)  Drüsengeschwülste,  Verhärtungen  scrophulöser  Art. 

In  manchen  Fällen  ist  der  Gebrauch  des  Kreuzbrun- 
nens, besonders  erwärmt,  als  Nachkur  nach  Karlsbad  zu 
empfehlen,  um  durch  ihn  die  guten  Nachwirkungen  des  letz- 
tern zu  unterhalten  und  zu  befördern. 

2.  Der  Ferdinands-,  A m b r o s i u s -  und  K  a r o - 
linenbrunnen,  in  allen  den  Fällen  indicirt,  wo  weniger 
auflösend  und  abführend,  sondern  mehr  belebend -reizend 
eingewirkt  werden  soll,  werden  dagegen  empfohlen: 

a)  Bei  allgemeiner  oder  örtlicher  Schwäche  des  Ner- 
ven- und  Muskclsystems  torpider  Art,  allgemeiner  Abspan- 
nung, Zittern  der  Glieder,  Lähmung,  Impotentia  virilis. 


81 

b)  Passiven  Schleim-  und  Blutflüssen. 

c)  Schwäche  des  Uterinsystems,  Neigung  zu  Gebär- 
mutterblutflüssen, —  bei  zu  profuser  Menstruation. 

d)  Krankheiten  der  Urin  werk  zeuge,  Blennorrhoeen,  Gries- 
und  Steinbeschwerden. 

e)  In  Verbindung  mit  dem  Kreuzbrunnen,  oder  nach 
dem  Gebrauch  desselben,  als  Nachkur  oder  als  Uebergang 
zu  vielleicht  noch  eisenreicheren  M.quellen. 

3.  Die  Bäder  von  dem  Wasser  der  Marienquelle 
oder  des  Ambrosius-  und  Karolinenbrunnens  werden 
baldig  zur  Unterstützung  des  innern  Gebrauchs  der  eisen- 
reicheren Quellen  von  Marienbad  in  den  schon  genannten 
Krankheiten  angewendet,  namentlich  aber  zur  Belebung  und 
Stärkung  in  folgenden  empfohlen: 

a)  Gegen  hartnäckige,  rheumatische  und  gichtische 
Leiden  nervöser  Art. 

b)  Oertliche  Schwäche,  Lähmungen,  Steifigkeit  oder 
Contracturen. 

c)  Chronische  Hautausschläge,  inveterirte  Geschwüre. 

d)  Lymphatische  Geschwülste  und  Verhärtungen. 

e)  Passive  Schleim-  und  Blutflüsse,  Anomalieen  der 
monatlichen  Reinigung. 

f)  Chronische  Nervenaffectionen  krampfhafter  Art. 

g)  Während  des  Gebrauchs  des  Kreuzbrunnens  oder 
nach  demselben  als  stärkende  Nachkur. 

Denversendeten  Marienbrunnen  fand  Wetzler,  äu- 
ferlich  gebraucht,  sehr  wirksam  bei  scrophulöser  Augen- 
entzündung. 

4.  Die  Gasbäder,  in  Form  von  verschlossenen  Bade- 
wannen, oder  nur  örtlich  angewendet,  empfehlen  Heidi  er 
und  Scheu  vorzugsweise: 

a)  Bei  Suppressionen  der  Menstruation  und  des  Hä- 
morrhoidalflusses,  Krankheiten  des  Uterinsystems  von  ato- 
nischer  Schwäche,  unregelmäfsiger  oder  zu  schwacher  Men- 
struation. 

b)  Scrophulösen  Geschwülsten  und  Geschwüren. 
II.  Theil.  F 


82 

c)  Gichtischen  und  rheumatischen  Metastasen,  Unter- 
drückung der  Hautthätigkeit,  und  als  Folge  dieser  Störun- 
gen des  Magens  und  Darmkanals,  krampfhaften  Nervenlei- 
den und  Lähmungen. 

d)  Hartnäckigen  Hautausschlägen. 

e)  Chronischen  Leiden  der  Sinnorgane,  namentlich  des 
Gesichts  und  des  Gehörs,  insofern  sie  durch  örtliche  Schwä- 
che bedingt  werden. 

5.  DieWald  quelle  oder  der  Aeolsbrunnen  ist  gleich 
ähnlichen  alkalisch-salinischen  Säuerlingen  neuerdings  von 
Scheu  als  Getränk  mit  Milch  oder  Molken  sehr  reizba- 
ren, schwächlichen  Subjecten,  welche  andere  schwerere  M. 
wasser  nicht  vertragen,  empfohlen  worden:  bei  Krankhei- 
ten der  Schleimhäute,  chronischen  Brustleiden,  Verschlei- 
mungen des  Magens  und  Darmkanals  erethischer  Art,  — 
Krankheiten  der  Harnwerkzeuge,  namentlich  Gries-  und  Stein- 
beschwerden, —  Neigung  zu  hysterischen  Krämpfen  und 
chronischem  Erbrechen. 

J.  Thölde,  Haliographia  oder  Beschreibung  aller  Salzminera- 
lien.   Leipzig  1603.  S.  194. 

B.  Balbini  Miscellan.  lüstoric.  1679.  Pragae  Dec.  1.  Lib.  I. 
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—  Uebersetzt  von  Carnova  1792.    Bd.  1.  S.  14. 

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burg 1760. 

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H.  J.  v.  Crantz,  Gesundbrunnen  der  Oesterreichischen  Monar- 
chie.   S.  257. 

J.  J.  Nebr,  Beschreibung  der  mineralischen  Quellen  zu  Marien- 
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Clarus  in  Hufeland's  Journal  der  practischen  Heilkunde. 
Bd.  XLVI.  St.  3.  S.  120—126. 

Nachricht  von  den  mineralischen  Heilquellen,  besonders  von  dem 
verführbaren  Kreutzbrunnen  zu  Marienbad  in  Böhmen.    Wien  1818. 

F.  A.  Reufs,  das  Marienbad  bei  Auschowitz  auf  der  Herrschaft 
Tepl.    Prag  1818. 

M.  F.  L.  Schmidt,  Anleitung  zum  Gebrauch  der  Mineralwässer. 


83 

Ein  Buch  für  Jedermann,  welcher  die  Mineralwasser  und  besonders 
jenes  des  Marienhader  Kreutzbrunnen  gebrauchen  will.    Wien  1818. 

Sartori,  Taschenbuch  für  Marienbad's  Kurgäste.  Wien  und 
Prag  1819. 

D.  C.  J. Heidler,  über  die  Gasbäder  in  Marienbad.   Wien  1819. 

D.  C.  J.  Heidler  in  Hufeland's  Journ.  der  praktischen  Heil- 
kunde.   Bd.  LIV.  St.  2.  S.  100-109. 

Ziegler,  Bemerkungen  über  Marienbad  in  Böhmen.  Regens- 
burg 1820. 

N.  Rust,  Magazin  für  die  gesammte  Heilkunde.  Bd.  V.  S.  149. 
—  Bd.  VHT.  S.  71.  —  Bd.  X.  S.  107—138.  -  Bd.  XXI.  S.  111.  —  Bd. 
XXIL  S.  163. 

N.  Rust  u.  Casper,  Repertorium  für  d.  ges.  Heilkunde.  Bd.  V. 
St.  2.  S.  315. 

Physikalisch  -  chemische  Untersuchung  der  Ferdinandsquelle  zu 
Marienbad  von  J.  Steinmann,  und  über  die  Heilkräfte  derselben 
von  J.  V.  Krombholz.    Prag  1821. 

F.  L.  Richter,  Marienbad.  Ein  Taschenbuch  für  diejenigen, 
welche  diesen  Curort  besuchen.    Prag  1821. 

Kastner's  Archiv.    Bd.  VI.  S.  250.    Bd.  X.  S.  324.  361. 

Die  besuchtesten  Badeörter  des  Oesterr.  Kaisersr.    Bd.  II.  S.  86. 

D.  C.  J.  Heidler,  Marienbad  nach  eigenen  Beobachtungen  und 
Ansichten  dargestellt.    Wien  1822.  2  Bde. 

Scheu,  Beobachtungen  über  die  eigenthümlichen  Wirkungen  der 
Bäder  in  Marienbad  u.  der  Trinkquellen  daselbst.    Prag  1822—1824. 

Schneider,  Marienbad,  ein  Cyclus  von  Gedichten.    1822. 

F.  Scheu  in:  Hufeland's  Journ.  der  prakt.  Heilk.  Bd.  LV. 
St.  6.  S.  117-121.   Bd.  LVI1I.  St.  2.  S.  117—124. 

Kurze  Nachricht  über  Marienbad  mit  besonderer  Beziehung  auf 
den  Kreutz-  und  Ferdinandsbrunnen  daselbst.    Prag  1823. 

Die  Quellen  von  Carlsbad  untersucht  von  Berzelius,  über- 
setzt von  Rose,  mit  Zusätzen  von  Gilbert.   1823.   S.  117. 

C.W.  Hufeland's  prakt.  Uebers.  d.  wicht.  H.q.  S.142.  —  4.Aufl.S.132. 

—  —  Journ.  d.  prakt.  Heilk.  Bd.  XLIX.  St.  5.  S.  132.  Bd.  LI. 
St.  6.  S.  113.  Bd.  Litt  St.  3.  S.  43.  St.  5.  S.  132.  Bd.  LV1I.  St.  5. 
S.  114.  Bd.  LVIII.  St.  6.  S.  83.  Bd.  LXI.  St.  6.  S.  139.  Bd.  LXVI. 
St.  4.  S.  102. 

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Hecker's  literarische  Annalen  der  gesammten  Heilkunde.  Ber- 
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Scheu  in  Rust's  Magazin  für  die  gesammte  Heilk.  Bd.  XIX. 
St.  3.  S.  529. 

D.  F.  Scheu,    über  den  zweckmäfsigen  Gebrauch  der  versende- 

F2 


84 

ten  Mineralwasser  Marienbad's,  besonders  aber  des  Kreutzbrunnens. 
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Herzig  in:  Journal  für  die  gesummte  prakt.  Heilkunde  etc.  von 
Hörn,  Nasse  u.  Wagner.    Jahrg.  1837.  Heft  1. 

A.  Schmi  diu  ger,  WegAveiser  für  Marienbad'sKurgäste.  Prag  1838. 

Herzig  in:  Vi  Graefe  u.  Kalisch's  Jahrb.  1838.  III.  Jahrg. 
S.  222. 

Vetter  in:  Hufeland's  Journ.  d.  prakt.  Heilk.  Bd.  LXXXVIII. 
St.  6.  S.  65. 

Herzig's  Heilung  der  Krankheiten  mit  Hülfe  des  Kreuzbrun- 
nens zu  M.    Prag  1840. 

Unfern  Marienbad,  auf  einem  Abhänge  des  von  Tepl  nach  Nord- 
west sicli  ziehenden  Gebirges,  unweit  der  von  Marienbad  nach  Eger 
führenden  Strafse,  liegen  der  dem  Fürsten  von  Metter nicli  zuge- 
hörige Marktflecken  und  Schlofs  Königswarth,  und  die  nach  diesem 
Flecken  benannten  M. quellen  zu  König siv arth. 

In  der  an  M.quellcn  und  vulkanischem  Gestein  so  reichen  Umge- 
gend finden  sich  Torflager  und  Basalte,  Laven  mit  basaltischer  Horn- 
blende und  Aujriteu.  — 


85 


Die  drei  hier  entspringenden  Mineralquellen,  erst  in  neuerer  Zeit 
entdeckt  und  bekannt,  chemisch  von  Berzelius  und  von  Stein- 
mann  untersucht,  enthalten  verhältnifsmäfsig  nur  sehr  wenig  kohlen- 
und  schwefelsaure  Salze,  Eisen,  Kieselerde  und  kohlensaures  Gas. 
Der  Trinkbrunnen  oder  die  Marienquelle,  unter  allen  am  reichsten 
an  kohlensaurem  Gase,  enthält  letzteres  und  das  Eisen  sehr  fest  ge- 
bunden, und  eignet  sich  daher  vorzugsweise  zu  Versendungen. 

In  sechzehn  Unzen  enthalten  nach  Berzelius: 
1.    Die   Marien-   od.   Trink-  2.  Die  Eleon  or  enquelle  od. 


quelle. 

Schwefelsaures  Kali          .  0,089  Gr. 

Chlorkalium        .        .        .  0,062  — 

Chlornatrium      .        .        .  0,047  — 

Kohlensaures  Natron         .  0,443  — 

Kohlensaure  Kalkerde       .  3,238  — 

Kohlensauren  Strontian    .  0,005  — 

Kohlensaure  Talkerde       .  1,628  — 
Basisch  phosphors.  Thonerde    0,019  — 

Kohleusaur.  Manganoxydul  0,431  — 

Kieselerde  ....  0,653  — 
Basisch  phosphors.  Thonerde  1 
Eisenoxydul                              / 

Humusextrakt     .        .        .  0,157  — 


der  Schiersäuerling. 
0,025  Gr. 
0,016  — 
0,033  — 
0,092  - 
0,431  — 

0,043  — 

0,021  — 

0,297  — 

0,017  — 
Spuren 


6,772  Gr. 
Kohlens.  Gas  in  100  K.  Zoll 
Wasser  nach  Steinmaun    151,37  Kub.  Zoll. 

3.    Die  Bade  quelle 
Schwefelsaures  Kali     . 
Chlorkalium  . 
Cblornatrium 
Kohlensaures  Natron    . 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensauren  Strontian 
Kohlensaure  Talkerde 
Basisch  phosphorsaure  Thonerde 
Kohlensaures  Mauganoxydul 
Kohlensaures  Eisenoxydul  . 
Kieselerde     .... 
Humusextrakt 


ach 


0,975  Gr. 
145,166  Kub.  Zoll. 

0,055  Gran. 

0,011  — 

0,028  — 

0,193  — 

1,590  — 

0,002  — 

0,760  — 

0,011  — 

0,054  — 

0,319  — 

0,490  — 

0,044  — 

3,557  Gr. 

143,26  Kub.ZolI. 


Kohlens    Gas  in  100  Kub.  Zoll  Wasser  m 
Steinmann.        .        . 

Zu  empfehlen  ist  dieses  M.  wasser  zum  innern  und  äufsern  Ge- 
brauch in  allen  den  Fällen,  wo  reizend- stärkende  Säuerlinge  indicirt 
sind,  bei  Krankheiten  mit  dem  Karakter  der  atonischen  Schwäche, 
bei  einem  hohen  Grad  von  Schwäche  des  Nerven-,  Gefäfs-  und  Mus- 
kelsystems, Kachexieen  (Bleichsucht),  und  Schleimfiüssen  passiver  Art. 


86 

J.  Berzelius,  Untersuchungen  der  M.wasser  von  Karlsbad,  Tep- 
Iitz  und  Königswarth,  übers,  v.  G.  Rose,  herausg.  von  Gilbert. 
Leipzig  1823.    S.  94. 

Trommsdorff's  neues  Journal  d.  Pharmac.  Band  VIII.  St.  I. 
S.  303. 

J.  E.  Wetzler,  über  Gesundbr.  u.  Heilb.    Bd.  III.  S.  140. 

G.  Bischof,  Unters,  d.  M.wasser  zu  Geilnau,  etc.  1826.  S.  196. 

An  sie  schliefst  sich  im  Pilsener  Kreise: 

Das  Bad  von  Lochotin,  unfern  der  Stadt  Pilsen,  als  Kurort 
erst  neuerdings  durch  die  verdienstlichen  Bemühungen  und  getroffenen 
Einrichtungen  von  Kopetzy,   Schiesler  und  Fritzmann    be- 
gründet.    Die  an  der  Höhe  von  Lochotin  entspringende,  gegen  Blen- 
norrhoeen,  besonders  der  Harnwerkzeuge,  empfohlene  Eisenquelle  ent- 
hält nach  Peuthner's  Analyse  in  sechzehn  Unzen  Wasser: 
Schwefelsaure  Kalkerde      .        .        .        1,5692  Gr. 
Schwefelsaure  Talkerde     .        .         .        0,2019  — 
Saures  schwefelsaures  Eisenoxyd      .        0,0695  — 
Chlormaguium     .....        0,0969  — 

1,9375  Gr. 

Med.  Jahrb.  d.  k.  k.  österr.  Staates.  1834.  Bd.  XV.  St.  2.  S.  334. 
—   1837.  Bd.  XXII.   St.  2. 

A.  Zawadsky,  die  Pilsener  Heilquellen  in  topographischer,  che- 
mischer u.  mediciniscber  Hinsicht.    Lemberg  1836. 

Weniger  bekannt  und  benutzt  sind  die  M.  quellen  von  Abo  sin, 
Nemcowitz  u.  a.  im  Pilsener  Kreise. 

4.  Die  M. quellen  zu  Teplitz  im  Leutmeritzer 
Kreise,  zu  unterscheiden  von  den  gleichnamigen  in  Mäh- 
ren, Krain  und  Kroatien. 

Die  durch  ihre  Heilquellen  berühmte  Stadt  Teplitz 
oder  Töplitz  liegt  am  nordwestlichen  Fufse  des  Mittel- 
gebirges, 648  Fufs  über  dem  Meere,  zwei  Meilen  von  Aus- 
sig, acht  von  Dresden,  zwölf  von  Prag  entfernt,  mit  ge- 
nannten Orten  durch  gute  Kunststrafsen  verbunden.  Das 
breite  und  fruchtbare  Thal,  in  dessen  Mitte  Teplitz  male- 
risch sich  erhebt,  wird  von  zahlreichen  Dörfern,  Kapellen 
und  Klöstern  belebt,  in  Osten  von  dem  Schlofsbcrg,  süd- 
lich von  dem  Spitalberg,  westlich  von  dem  Kopfhügel  und 
Kreuselsberg,  südwestlich  von  dem  Wachholderberg,  und 
in  Nordosten  von  dem  spitzigen  und  Schönauer  Berg  be- 
gränzt. 

Die  in  den  letzten  zehn  Jahren  durch  neue  und  schöne 


87 

Gebäude  sehr  vergröfserte  Stadt  zählt  jetzt  nahe  an  vier- 
hundert Häuser  und  gegen  drei  tausend  Einwohner,  —  Ober- 
imd  Unterschönau  152  Häuser  mit  mehr  denn  tausend  Ein- 
wohnern. —  Reich  an  bequemen  und  geschmackvollen  Woh- 
nungen für  Kurgäste,  gut  eingerichteten  Badeanstalten,  schö- 
nen Spaziergängen,  unter  welchen  der  Fürstl.  Clarysche 
Schlofsgarten  Erwälmung  verdient,  gehört  Teplitz  nicht  nur 
zu  den  ältesten,  sondern  auch  zu  den  besuchtesten  Bade- 
orten. Jährlich  erfreut  sich  dasselbe  fortwährend  eines  zahl- 
reichen und  glänzenden  Zuspruchs  von  nahen  und  fernen 
Kurgästen.  Die  Mehrzahl  derselben  wohnt  in  der  Stadt 
selbst,  ein  Theil  in  dem  nahe  gelegenen,  mit  M.quellen  und 
Bädern  wohl  versehenen  Dorfe  Schönau. 

Von  den  Badeanstalten  sind  zu  erwähnen; 

1.  in  Teplitz  selbst:  a)  Die  Stadtbäder,  —  das 
Männerbad  oder  Gemein-Männerbad,  —  die  Specialbäder, 
b)  Das  obrigkeitliche  oder  fürstliche  Badehaus, 
—  das  Frauenzimmern  ad,  —  das  Gemeinbad  für  Männer, 
und  die  Specialbäder.  —  c)  Das  Gürtlerbad.  —  d)  Die 
vier  Judenbäder  und  —   e)  das  Herrnhausbad. 

2)  in  Schönau:  a)  Das  Steinbad,  —  b)  das  Tem- 
pelbad, t—  c)  das  S  chlangenb  ad  und  —  d)  das  S  chwe- 
felbad   oder  neue  Bad. 

Arme  Kranke  erhalten,  ohne  Unterschied  des  Vaterlandes  und 
der  Religion,  unentgeltliche  Aufnahme,  Verpflegung  und  Behandlung 
in  dem  John  sehen  Spital,  —  in  demselben  wurden  in  dem  Zeit- 
raum von  1802  bis  1822:  3949  Arme  aufgenommen  und  behandelt. 
Aufser  diesem  sind  von  milden  Stiftungen  noch  zu  nennen  :  das  herr- 
schaftliche Spital,  das  Ci vilbadhospital  oder  Bürgerspi- 
tal, das  k.  k.  Militair-  Spital,  das  k.  sächsische  Militair- 
Badeinstitut  in  der  John'schen  Stiftung,  das  israelitische  Ba- 
dehospital, die  sächsische  Stiftung  vom  J.  1826  und  endlich 
das  durch  S.  Majestät  den  König  von  Preufsen  gegründete  K.  Preufs. 
Badeinstitut  zur  Aufnahme  und  Verpflegung  von  Preufs.  Kriegern; 
die  Zahl  der  in  letzterer  Anstalt  im  Jahre  1830  aufgenommenen  und 
behandelten  Kranken  betrug :  74,  —  der  im  J.  1835  aufgenommeneu  : 
87.  —  Im  J.  1839  wurden  verpflegt  und  behandelt  im  k.  preufs.  uud 
k.  sächsischen  Militairhospitale  über  120,  in  dem  städtischen  Civilhos- 
pital  über  282,  in  dem  israelitischen  Badehospital  über  61  Kranke. 


88 

Die  Geschichte  von  Teplitz  verliert  sich  in  die  Sagen- 
reiche Vorzeit.  Nach  Hayek  fällt  die  Entdeckung  der 
M. quellen  zu  Teplitz  in  das  Jahr  762,  in  die  Regierung 
des  Herzogs  Przemisl.  Die  Heerde  des,  in  dem  benach- 
barten Dorfe  S e 1 1 e n z  wohnenden  Ritters  Kolostug,  wel- 
che sich  in  diesen  damals  an  Waldungen  reichen,  unweg- 
samen Gegenden  verirrte,  soll  zuerst  die  Veranlassung  zur 
Entdeckung  der  heifsen  Quellen  gegeben  haben. 

Zu  ihrer  Benutzung  soll  schon  damals  Ritter  Kolostug  ein 
Badehaus  oder  Schlofs  gebaut  haben,  an  welches  sich  wahrscheinlich 
später  andere  Gebäude  anschlössen,  und  wodurch  der  Name  „warme 
Gasse"  Tepla  vlice  oder  Teplice  entstand.  Nach  dem  Streite, 
welchen  Kostal  oder  Koschal,  damaliger  Besitzer  von  Bilin,  mit 
Kolostug  führte,  schweigt  die  Chronik  von  Teplitz  bis  zum  Jahre 
1173,  in  welchem  die  Königin  Judith  an  der  Dobrowska  Hora, 
dem  jetzigen  Schlofsberg,  ein  Nonnenkloster  gründete  und  ihm  den 
Teplitzer  Bezirk  als  Eigenthum  anwies.  Später  zogen  sich  die  Non- 
nen in  ein  Kloster  in  der  Stadt  zurück,  und  da  dieses  1421  durch  die 
Hussiten  zerstört  wurde,  nach  Graupen;  aber  auch  Graupen 
wurde  fünf  Jahre  später  durch  Procop  niedergebrannt.  An  die 
Stelle  des  zerstörten  Nonnenklosters  wurde  auf  dem  Schlofsberg  eine 
Veste  erbaut,  im  Jahre  1639  von  den  Schweden  belagert,  eingenom- 
men und  1655  auf  Befehl  des  Hofes  niedergerissen.  —  Gegen  das  Ende 
des  sechzehnten  Jahrhunderts  war  Teplitz  Eigenthum  des  Hrn.  von 
Wrzowecz,  kam  später  an  das  Haus  Kinsk}^,  wurde,  nach  dem 
Tode  von  Wilh.  Kinskjr  zu  Eger  im  Jahre  1634,  vom  Kaiser  Fer- 
dinand an  Job.  Grafen  von  AI  dringen  geschenkt,  und  fiel,  als 
1664  mit  Job.  Max  v.  Aldringen  der  männliche  Stamm  erlosch, 
an  die  Familie  der  Fürsten  Clary  und  Aldringen,  welche  Teplitz 
noch  besitzt. 

Die  authentische  Geschichte  der  Heilquellen  beginnt 
erst  mit  dem  Jahre  1589,  in  welchem  das  grolse  Männer-, 
die  zwei  Weiber-  und  das  Frauenzimmerbad  durch  Radis- 
law  Chynitz  in  der  Stadt  erbaut  wurden.  1674  wurde 
L.  J.  Pesten  reut  er  als  erster  Badearzt  angestellt,  die- 
sem folgte  1690  J.  F.  Zittmann. 

Jährlich  erfreut  sich  Teplitz  eines  sehr  zahlreichen  und 
glänzenden  Besuchs  von  Kurgästen.     Man  zählte: 

Im  Jahre  1808  .  .  1700  l'arthien  oder  6000  Badegäste 

—  —    1820  .  .  '    2542        —        —  8000        — 

—  —    1835  .  .  3009        —        —  6431        — 

—  —     1836  .  .  2500        —        —  4600        — 

—  —    1839  .  .  2523        —        —  4375        ~- 


89 

Von  den  eigentlichen  Kurgästen  ist  die  sehr  beträchtliche  Zahl 
der  durchreisenden  Fremden  zu  unterscheiden;  im  J.  1835  betrug  die 
Gesammtzahl  der  durchreisenden  Fremden  und  Kurgäste  zu  T.  20,120 
Personen,  im  J.  1839:  22,451. 

Badeärzte  zu  T.  waren  i.  J.  1839  die  Hrn.  Dr.  Stolz, 
Gegenbauer,  Bischoff,  Schmelkes,  Fiedler,  Ul- 
rich, Haas,  Küttenbrugg  und  Richter. 

Aufser  den  älteren  Monographieen  über  T.  von  Zitt- 
mann,  Ambro zi  und  John  sind  besonders  zu  erwähnen 
die  neuem  Schriften  und  Mittheilungen  von  Reufs,  Wetz- 
ler,  Hufeland,  Schmelkes,  Gerle  und  Hille. 

Das  Klima  von  T.  ist  sehr  mild  und  gesund,  die  Lage 
und  Umgebungen  sind  sehr  reizend,  reich  an  nahen  und 
entfernteren,  zu  Spaziergängen  und  Lustfahrten  einladen- 
den und  fleifsig  besuchten  Punkten. 

Es  gehören  dahin:  der  Schlofsberg  mit  seiner  herrlichen  Aus- 
sicht, Turn,  Doppelburg,  die  Bergschänke  auf  dem  Wachhol- 
derberg,  Probstau,  Eichwald,  Pyhanken,  Dreyhunken,  das 
Bergstädtchen  Graupen,  der  Geiersberg  mit  seineu  Ruinen,  die 
Lippnay,  der  Mont  Ligne,  der  Judenberg,  das  Dorf  Krze- 
musch,  Schlofs  Schwatz,  das  Städtchen  Dux  mit  seinem  durch 
die  Familie  Wallenstein  berühmten  Schlofs,  die  sehenswerthe  Cister- 
zienser  Abtei  Ossegg,  die  Riesenburg,  der  vielbesuchte  Wallfahrts- 
ort Mariaschein,  die  nach  L i n d n  e r  2741  F.  hohe  Millschaur 
und  endlich  das  denkwürdige  Schlachtfeld  von  Maria  Kulm. 

Die  zahlreichen  vulkanischen  und  pseudovulkanischen 
Producte  in  der  Nähe  der  Stadt,  die  unverkennbar  vulka- 
nische Formation  des  Mittelgebirges  machen  es  sehr  wahr- 
scheinlich, dafs  auch  die  Th.quellen  zu  T.  ihre  Entstehung 
vulkanischen  Ursachen  verdanken. 

Dafür  scheint  auch  der  Umstand  zu  sprechen,  dafs  im  Jahre  1755 
am  1.  November,  während  des  Erdbebens  zu  Lissabon,  die  Hauptuuelle 
zu  Teplitz  sich  zu  trüben  anfing,  eine  halbe  Stunde  lang  dunkelgelb 
fiofs,  einige  Minuten  ganz  ausblieb,  dann  mit  grofser  Gewalt  wieder 
hervorbrach,  anfänglich  dick  und  gelbgefärbt  war,  nach  einer  halben 
Stunde  aber  wieder  klar  fiofs  und  am  Boden  einen  gelbrothen  Nieder- 
schlag zurückliefs,  dem  ähnlich,  welcher  sich  noch  jetzt  au  den  Ab- 
üufsröhren  absetzt. 

Die  Gebirgsformation  des  ganzen  Teplitzer  Thaies  wird 
gebildet  aus  dem  Urgebirge  des  Erzgebirges,  dem  Basalt- 
gebirge des  Mittelgebirges  und  den  zwischen  beiden  aus- 


90 

gebreiteten  Flötzlagern.  Es  findet  sich  daher  bei  Teplitz 
Granit,  Gneis,  Porphyr,  Basalt,  besonders  südlich  von  der 
Stadt,  auf  diesen  gelagert  Klingsteinporphyr,  Sandstein, 
Mergel  und  Kalkstein,  Töpferthon  und  Sand,  und  ein  be- 
deutendes Braunkohlenflötz,  —  aufser  den  schon  genann- 
ten, zum  Theil  vulkanischen  Steinarten,  ein  halbgebrannter 
Thon  und  Erdschlacken,  namentlich  an  dem  östlichen  und 
südlichen  Abhänge  des  Wachholderberges ,  bei  Eichwald 
und  andern  Stellen. 

Die  M.  quellen  in  und  dicht  bei  Teplitz,  in  ihren  Mi- 
schungsverhältnissen nur  wenig,  aber  wesentlich  nach  ih- 
rer Temperatur  verschieden,  entspringen  aus  Syenitporphyr 
und  gehören  zu  der  Klasse  der  alkalisch-salinischen  Ther- 
malquellen; ■ —  sie  enthalten  als  vorwaltenden  festen  Be- 
standteil kohlensaures  Natron,  —  in  keiner  Quelle  findet 
sich  Schwefel,  obgleich  eine  den  Namen  der  Schwefelbad- 
quelle führt.  Die  Temperatur  der  verschiedenen  Th. quel- 
len beträgt  20  —  39,5°  R. 

Ihr  Th.wasser  ist  farblos,  krystallhell,  im  Badebecken 
von  meergrüner  Farbe  (gleich  Gletscherwasser),  besitzt  ei- 
nen schwach- salzigen,  etwas  laugenhaften  Geschmack,  kei- 
nen Geruch,  selbst  das  des  sogenannten  Schwefelbades  nicht. 

Nach  Verschiedenheit  ihrer  Temperatur  und  Lage  zer- 
fallen die  einzelnen  Thermalquellen  in: 

1,    Thermalquellen  der  Stadt. 

a)DieHauptqu  e  11  e,— der  Ursprung,  Männerbadquelle, 
—  entspringt  als  die  ergiebigste  unter  dem  Stadtbadehause 
aus  Syenitporphyr,  hat  die  Temperatur  von  39,5°  R.  in  der 
Tiefe,  das  speeif.  Gewicht  1,00065,  giebt  in  einer  Stunde 
804,336  K.  Fufs  Wasser  und  versorgt  das  Gemein -Män- 
nerbad, die  Mehrzahl  der  Separatbäder  des  Stadtbadehau- 
ses, sämmtliche  Fürstenbäder,  das  Gürtlerbad  und  die  Ju- 
denbäder. 

b)  Die  Frauen-  und  Weiberbadquellc,  dicht  an 
der  vorigen,  von  38,5°  R.  Temperat,  liefert  in  einer  Stunde 
446,666  K.  Fufs  Wasser,  durch  welches  das  Frauen-  und 


91 

Weiberbad  und  einige    städtische  Separatbäder   versorgt 
werden. 

c)  Die  Frauenzimmerbadquelle,  unfern  der  letz- 
teren, hat  die  Temperatur  von  36 — 38,5°  R.,  das  spec.  Ge- 
wicht von  1,0027,  giebt  in  einer  Stunde  39,172  Kub.  Zoll 
Wasser  und  wird  für  das  Gemein-Frauenzimmerbad  und  ei- 
nen Theil  der  Herrnhausbäder  benutzt. 

d)  Die  Sandbadquelle,  östlich  von  der  vorigen, 
von  35°  R.  Temp.,  hat  das  spec.  Gewicht  von  1,0612  und 
giebt  ihr  Wasser  an  die  übrigen  Herrnhausbäder. 

e)  Die  Gartenquellen,  im  Spital-  oder  Frauengar- 
ten, liefern  in  einer  Stunde  66,666  K.  Fufs  Wasser.  Von 
ihnen  sind  besonders  gefafst  die  Trinkquelle  v.  21,33° 
R.,  —  und  die  Augenquelle  von  20,75°  R.;  —  die  übri- 
gen unter  dem  Namen  der  Badquelle  versorgen  die  Herrn- 
und  Fürstenbäder. 

2.    Thermalquellen  im  Dorfe  Schönau: 
a)  Die  Steinbadquelle  von  30 — 31°  R.  liefert  in  ei- 
ner Stunde  509  K.  F.  Wasser  und  versorgt  die  im  Stein- 
badehause befindlichen  Badebecken,  das  Gemeine-Männer- 
bad,  das  Gemeine- Weiberbad  und  die  Tempelbäder. 

b)DieTempelbad quelle,  unfern  der  vorigen,  giebt 
in  einer  Stunde  117,8  Kub.  Fufs  Wasser,  und  dasselbe  an 
die  Becken  der  Tempelbäder. 

c)  DieWiesenquelle  liefert  in  einer  Stunde  13,676 
K.  Fufs  Wasser,  welches  zur  Abkühlung  der  Tempelbäder 
benutzt  wird. 

d)  Die  Militairbadquelle,  nahe  bei  der  vorigen, 
von  28°  R.,  und  1,00024  spec.  Gew.,  giebt  in  einer  Stunde 
128,333  K.  Fufs  Wasser,  welches  in  dem  Bassänbade  be- 
nutzt wird. 

e)  Die  Schlangenbadquellen,  in  mehrere  Behäl- 
ter gefafst,  von  30—32°  R.,  geben  in  einer  Stunde  297,915 
K.  Fufs  Wasser. 

f)  Die  Schwefelbadquelle  entspringt  am  soge- 
nannten weifsen  Hügel,  ist  von  35°  R.  an  ihrem  Ursprünge, 


92 


liefert  42,218  K.  Fufs  Wasser  in  einer  Stunde  und  jversorgt 
das  Schwefel-  oder  neue  Bad. 

g)  Die  nahe  bei  der  vorigen  entspringenden  Sand- 
qu eilen,  welche  die  Schwefelbäder  versorgen,  haben  34° 
R.  Temp.,  ein  spec.  Gewicht  von  1,0012  und  geben  160 
K.  Fufs  Wasser  in  einer  Stunde. 

Analysirt  wurden  die  Th. quellen  zu  Teplitz  von  Am- 

brozi,    Reufs,   Berzelius  und  neuerdings   von  Fici- 

nus  und  Wolf.    Die  älteren  Analysen,  wie  z.  E.  die  von 

Ambro zi,   weisen  einen  ungleich  beträchtlicheren  Gehalt 

an  kohlensaurem  Natron  nach  als  die  neuen;   zufolge  der 

letzteren  enthalten  in  sechzehn  Unzen: 

1.  Die  Hauptquelle  2.  Die  Frauenzimmerbadquelle 
nach  Ficinus:  nach  Ficinus: 

0,10464  Gr. 
0,43296  — 
0,05680  — 
0,43390  — 
2,68400 
0,01823 


Chlorkalium     . 

Chlornatrium   . 

Jodnatrium 

Schwefelsaures  Kali 

Kohlensaures  Natron 

Kohlensaures  Lithion 

Kohlensaure  Kalkerde 

Kohlensauren  Strontian 

Kohlensauren  Mangan 

Kohlensaure  Talkerde 

Kohlensaures  Eisenoxydul 

Basisch  phosphorsaure  Thonerde   0,02200  — 

Thonerde 

Phosphorsaures  Natron 

Fluor-Silicium  Natrium 

Kieselerde 

Quellsäure 


Kohlensaures  Gas 
Stickgas   . 
Sauerstoffgas  . 


Chlornatrium  . 
Jodnatriiiin 
Schwefelsaures  Kali 
Schwefelsaures  Natron 
Kohlensaures  Natron 
Kohlensaures  Lithion 


1 


00  —  i 
23  —  J 

0,32530  —  1 

0,01920  —  J 

0,08000  — 

0,05350  — 

0,03720  — 


0,00027  — 
0,13000  — 
0,31200  — 
0,09000  — 


1,2170  Gr. 


2,7570  — 


0,02700  — 

0,0450  — 
0,1400  — 
0,0300  — 

0,0160  — 
0,1540  — 
0,1300  — 
0,2700  — 
0,0410  — 


4,84000  Gr. 
0,3966  Kuh.  Zoll 

0,4958    —    — 


5,0700  Gr. 
0,4945  K,  Zoll 

0,2205  

0,0115 


Die  Sandbadquelle     4.  Die  Gartenquelle 
nach  Ficinus: 

.    0,4873  Gr. 


nach  Ficinus 
}    0,286  Gr. 

0,570  — 
0,065  — 

}    0,047  -- 


0,0237  — 
0,4190  — 
0,1018  — 
1,8376  — 
0,0202  — 


93 


Kohlensaure  Kalkerde    . 
Kohlensauren  Strontian 
Kohlensauren  Mangan    . 
Kohlensaure  Talkerde    . 
Kohlensaures  Eisenoxydul 
Basisch  phosphorsaure  Thonerde 
Phosphorsaures  Natron  . 
Fluor-Siliciuin  Natrium  . 
Kieselerde        .... 
Kieselerde  mit  Flufssäure 
Quellsäure  (Extfaktivstoff)     . 

Kohlensaures  Gas  . 
Stickgas  .        .        .        . 
Sauerstoffgas  .... 


0,324  Gr. 

0,482  — 


0,018  — 
0,028  — 
0,380  — 

0425  — 
5,325  Gr. 
0,3742  Kuh. 
0,2726    — 
0,0132    — 


0,8200  Gr. 
0,0250  — 
0,0700  — 
0,1190  — 
Spuren 
0,0207  — 
0,0207  — 


0,6550  — 

0,0800  — 


Zoll 


4,7000  Gr. 
0,595  Kuh.  Zoll 
0,462    —    — 


5.    Die 

Chlornatrium  . 
Jodnatrium 
Schwefelsaures  Kali 
Schwefelsaures  Natron 
Kohlensaures  Natron 
Kohlensaures  Lithion 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensauren  Strontian 
Kohlensauren  Mangan 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaures  Eisenoxydul 
Basisch  phosphorsaure  Thon 
Phosphorsaures  Natron   . 
Kieselerde 

Kieselerde  mit  Flufssäure 
Quellsäure  (Extraktivstoff) 

Kohlensaures  Gas  . 
Stickgas   .... 
Sauerstoffgas    . 


S  teinbadequelle 

nach  F  i  c  i  n  u  s 
0,3688  Gr. 
0,0212  — 
0,0900  — 
0,5310  — 
2,6698  — 
Spuren    . 
0,2555  - 
0,0315  — 
0,1350  — 
0,0100  — 
0,0450  —     1 
erde    0,0272  —     J 


nach  Ber 
0,422 

0,008 
0,545 

2,672 

0,499 


0,284 
0,023 


0,3900  — 
2,1000  — 
"4^6750  Gr7 
0,6525  Kub.  Zoll 
0,1570    —    — 
0,0165    —    — 


z  e  li  u's : 
Gr. 


0,015 
0,322 


0,322 


5,113  Gr. 


6.  Die  Militairbadquellc    7.  Die  Schlangenbadquelle 


nach  Fi  ein us : 


Chlornatrium     . 
Jodnatrium 
Schwefelsaures  Kali 
Schwefelsaures  Natron 
Kohlensaures  Natron 
Kohlensaures  Lithion 


|    0,2910  Gr. 

[    0,6240  — 
2,5625  — 


wenig 


nath  Ficinus: 
.    0,4920  Gr. 
.    0,0430  — 
.    0,7900  — 

.    1.9050  — 
.    Spuren 


94 


Kohlensaure  Kalkerde    . 

Kohlensauren  Strontian  . 

Kohlensauren  Mangan    . 

Kohlensaure  Talkerde    . 

Kohlensaures  Eisenoxydul 

Basisch  phosphorsaure  Thonerde  J.  0,0740 

Fluor-Silicium  Natrium  . 

Kieselerde 

Kieselerde  mit  Flufssäure 

Quellsäure  (Extraktivstoff) 

Phosphorsaure  Salze 

Kohlensaures  Gas   . 
Stickgas    .... 
Sauerstoffgas    . 
Schwefelwasserstoffgas  . 


J  0,1340  Gr. 

.  0,2920  Gr. 
.  0,0220  — 

0,3810  — 

.  0,0820  — 

0,1535  — 

.  0,0800  — 

X  0,0740  — 
}  0,3S00  — 

.  0,0140  — 
.  0,0890  — 
.  0,4640  — 
.  0,0270  — 

?  Spuren 

.  0,0900  — , 
.  Spuren 

4,6000  Gr. 

4,3900  Gr. 

0,2640  Kub.  Zoll  .  0,792  Kub.  Zoll 
0,3313  —  —   .  0,248  —  — 
0,0646  —  —   .  0,068  —  — 

8.  Die  Schwefelbadquelle 
nach  Ficinus: 

Chlornatrium    .        .  ' 
Jodnatrium 
Schwefelsaures  Kali 
Schwefelsaures  Natron 
Kohlensaures  Natron 
Kohlensaures  Lithion 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensauren  Strontian 
Kohlensauren  Mangan 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaures  Eisenoxydul 
Basisch  phosphorsaure  Thonerde 
Thonerde  .... 

Phosphorsaures  Natron  . 
Kieselerde  mit  Flufssäure 
Quellsäure  (Extraktivstoff) 


Kohlensaures  Gas 
Stickgas    . 
Sauerstoffgas     . 


1 


0,2020  Gr. 
0,1170  — 

0,5920  — 

2,4750  — 
Spuren 
0,1964  — 
0,0616  — 
0,0316  — 
0,2000  — 

0,0400  — 

0,4250  — 
Spuren 
4,3400  Gr. 
0,154  Kub.  Zoll 
0,231    —    — 
0.061    —    — 


Nach  H.  A.  Wolfs  Analyse  enthalten 

a)  an  gasförmigen  Bestandteilen  in  1000  Theilen: 

1.  Die  Stadtbadquelle :    2.  Die  Gartentrinkquelle 
Kohlensäure       .        .  47,421        .        .        .        54,734 

Sauerstoff  .        .        .  6,666 

Stickstoff    .        .        .        945,913        .        .        .      945,266 


95 


3.  Die  Gartenaugenquelle :    4.  Die  Steinbadquelle: 
Kohlensäure        .        .  55,545        .       54,456  bis  58,731 

Sauerstoff  .        .        .  19,333        .       17,534  —  26,144 

Stickstoff    .        .        .        925,122        .     928,010  -935,125 

b)  an  festen  Bestandteilen  in  zehn  Civil  Pfund  Wasser: 

1.  Die  Stadtbadquelle:  2.  Die  Gartentrinkquelle: 


Kalisulphat    .        .        .        -  0,97640  Gr. 

Natronsulphat        .        .        .  2,89139  — 

Natroncarbonat     .        .        .  26,34646  — 

Natronphosphat     .        .        .  0,13964  — 

Fluor-Silicium  Natrium         .  3,51404  — 

Chlornatrium          .        .        .  4,33247  — 

Strontiancarbonat .        .        .  0,26718  — 

Kalkcarbonat         .        .        .  3,30442  — 

Magnesiacarbonat          .        .  0,87986  — 

Manganoxydulcarbonat          .  0,21421  — 

Eisenoxydulcarbouat     .        .  0,18736  — 

Basisch  phosphors.  Thonerde  0,19425  — 

Kieselerde      ....  4,42930  — 

Quellsäure      ....  0,33835  — 

Verlust 0,53013  — 


0,70173  Gr. 
4,14053  — 
21,69152  — 
0,20192  — 
0,53743  — 
4,37239  — 
0,33858  — 
6,60527  — 
1,15318  — 
0,22495  — 
0,16277  — 
0,09290  — 
8,42617  — 
0,59655  — 
0,46246  — 


Summa  48,54546  Gr. 

49,70835  Gr. 

3.  Die 

Gartenaugenquelle 

:    4.  Die  Steinbadquelle 

Kalisulphat     .        . 

.      0,77390  Gr. 

.    2,06451  Gr. 

Natronsulphat 

.      4,62883  — 

.    1,98236  — 

Natroncarbonat 

.    23,40747  — 

.  22,61053  — 

Natronphosphat     . 

0,14357  — 

.    0,12975  — 

Fluor-Silicium  Natrium 

,      2,19042  — 

.    1,22535  — 

Chlornatrium 

5,22614  — 

.    3,25530  — 

Strontiancarbonat 

0,32169  — 

.    0,21804  — 

Kalkcarbonat 

.      3,88410  — 

.     1,72900  — 

Magnesiacarbonat . 

1,28370  — 

.    2,61192  — 

Manganoxydulcarbonat 

0,42457  — 

.    0,06296  — 

Eisenoxydulcarbonat     . 

0,29712  — 

.    0,34473  — 

Basisch  phosphors.  Thonerd 

e    0,21114  — 

.    0,13589  — 

Kieselerde      .... 

3,64302  — 

.    7,51407  — 

Quellsäure      .... 

0,45835  — 

.    0,06756  — 

Verlust 

0,10824  — 

.     1,43800  — 

Kalisulphat    . 
Natronsulphat 
Natroncarbonat 
Natronphosphat 
Fluor-Silicium  Natrium 


Summa  47,00226  Gr. 

5.  Die  Schlangenbadquelle  : 
1,44723  Gr. 
2,57660  — 
0,13359  — 
23,87196  — 
1,17392  — 


45,38997  Gr. 

Die  Schwefelbadquelle: 
.    1,64761  Gr. 
.     1,92017  — 
.  23,67772  — 
.    0,10821  — 
.    1,37199  — 


96 


Chlornatrium 

2,82305  Gr. 

.    3,01116  Gr. 

Strontiancarbonat .        .        . 

0,21267  — 

.    0,20960  — 

Kalkcarbonat 

2,86067  — 

.    1,83418  — 

Magnesiacarbonat . 

3,11096  — 

.    3,11327  — 

Manganoxydulcarbonat 

0,04376  — 

.    0,06296  — 

Eisenoxydulcarbonat     . 

0,23570  — 

.    0,32246  — 

Basisch  phosphors.  Thonerde 

0,18426  — 

.    0,15355  — 

Kieselerde      . 

7,33978  — 

.    7,49641— 

Quellsäure      .... 

0,09214  — 

.    0,08083  — 

0,05912  — 
46,16541  Gr. 

.    0,17118  — 

Summa 

45,19035  Gr. 

Nach  ihrem  Gehalt  und  ihren  Wirkungen  gehören  die 
Heilquellen  zu  Teplitz  zu  den  kräftigsten  alkalischen  Ther- 
men, die  wir  besitzen.  Unter  den  alkalischen  Thermen  Frank- 
reichs stehen  ihnen  an  Temperatur  und  Gehalt  die  Th.q. 
von  St.  Nectaire  und  Neris  am  nächsten.  Yon  den  teut- 
schen  lassen  sich  mit  ihnen  wegen  ihrer  ausgezeichneten 
Heilkräfte  in  ähnlichen  Krankheiten,  besonders  in  hart- 
näckigen Gichtleiden  imd  Lähmungen,  die  Th.q.  von  Ga- 
stein  vergleichen.  Zwischen  beiden  besteht  jedoch  folgende 
Aehnlichkeit  und  Verschiedenheit  der  Wirkung:  Beide  als 
Bad  benutzt,  äufsern  auf  den  ganzen  Organismus,  und  na- 
mentlich auf  das  Nervensystem  eine  ganz  eigenthümlich  be- 
lebend-erregende Wirkung,  indefs  doch  in  der  Art,  dafs  die 
Th. quellen  von  Gastein  geistiger  wirken,  die  von  Teplitz  da- 
gegen, wegen  ihres  reicheren  alkalischen  Gehaltes,  mate- 
rieller den  Organismus  durchdringend  und  eben  deshalb  auch 
mehr  alkalisch  auflösend  auf  die  festen  Theile,  so  wie  um- 
ändernd neutralisirend  auf  die  Mischungsverhältnisse  der 
Säfte  und  die  Excretionsorgane.  — 

Die  besondere  Wirkung  der  Th. quellen  zu  Teplitz  wird 
durch  die  Form  ihrer  Anwendung  und  die  Verschiedenheit 
ihrer  Temperatur  bedingt. 

1.  Die  Heilquellen  von  T.  in  Form  von  Bädern  wirken 
im  Allgemeinen  belebend  auf  das  Nervensystem,  vermöge 
ihres  alkalischen  Gehaltes  auflösend,  zersetzend  bei  Aftcr- 
bildungen,  neutralisirend  bei  sauren  Dyskrasiecn,  die  Thä- 

tie- 


97 

tigkeit  der  Haut,  nächst  dieser  die  der  Harnwerkzeuge  be- 
fördernd. 

Nach  Verschiedenheit  ihrer  Temperatur  findet  indefs  in 
Bezug  auf  die  besondere  Wirkung  der  einzelnen  Bäder  fol- 
gender Unterschied  statt: 

a)  Die  heifsen  Bäder,  und  namentlich  die  der  St;ult, 
wirken  ungemein  erregend,  erhitzend,  vermehren  die  Fre- 
quenz des  Pulses,  so  wie  anfänglich  die  rheumatischen  und 
gichtischen  Schmerzen,  verursachen  leicht  Unruhe,  Hart- 
leibigkeit, starke  Blutcongestionen  nach  dem  Kopf,  und  wir- 
ken so  reizend  auf  die  äufsere  Haut,  dafs  häufig  nach  ihrer 
Anwendung  ein  Badeausschlag  entsteht. 

"Wer  daher  an  Vollblütigkeit  leidet,  an  Neigung  zu  star- 
ken activen  Congestionen  nach  Kopf  und  Brust,  Anlage  zu 
Entzündungen,  Apoplexieen  oder  Blutflüssen,  thut  wohl,  sie 
gar  nicht  zu  gebrauchen,  oder  zuvor  durch  allgemeine  oder 
örtliche  Blutentziehungen  die  Irritabilität  des  Gefäfssystems 
herabzustimmen;  —  aus  demselben  Grunde  sind  diese  Bä- 
der contraindicirt  bei  fieberhaften  Beschwerden,  Wasser- 
sucht und  Abzehrungen. 

6)  Dagegen  wirken  die  weniger  heifsen  Thermalbäder, 
und  namentlich  die  zu  Schönau,  weniger  aufregend,  weni- 
ger durchdringend,  aber  um  so  beruhigender;  —  und  sind 
daher  schwächlichen  Personen,  oder  bei  vorwaltendem  Ere- 
thismus hysterisch -krampfhafter  Art  vorzugsweise  zu  em- 
pfehlen. 

2.  Getrunken  wirkt  das  Th.wasser  zu  Teplitz  säure- 
tilgend, gelinde  auflösend,  gelinde  eröffnend,  diuretisch.  — 

Die  verschiedenen  Formen  der  Anwendimg,  deren 
man  sich  zu  Teplitz  bedient,  sind  folgende : 

1.  Die  häufigste,  seit  den  ältesten  Zeiten  schon  be- 
nutzte, ist  die  der  Bäder.  Man  badet  am  besten  am  Mor- 
gen. Aufser  mehreren  gröfsern  Reservoirs  in  und  nahe  bei 
der  Stadt,  in  welchen  gemeinschaftlich  gebadet  wird  (Ge- 
meinbäder), finden  sich  zahlreiche  und  gut  eingerichtete 
Specialbäder,  namentlich  im  Herrenhause,  dem  Stadtbade- 
II.  Theil.  G 


98 

hause,  dem  Steinbad,  den  Schlangenbädern  und  dem  neuer- 
dings so  geschmackvoll  ausgestatteten  Schwefel- oder  Neuen- 
Bad  zu  Schönau. 

2.  Zur  Anwendimg  der  Wasserdouche  finden  sich  in 
mehreren  Bädern  Vorrichtungen. 

3.  Als  Getränk  benutzt  man  die  Trinkquelle  zur  Un- 
terstützung des  gleichzeitigen  Gebrauchs  der  Bäder,  oder 
läfst  auch  häufig  andere  M.  quellen,  —  nach  Verschieden- 
heit der  Kranken  Bitter-  oder  Biliner  M.wasser,  Kreuz-, 
Ferdinands-  oder  Franzensbrunnen  —  trinken.  Das  Th.was- 
ser  wird  am  Morgen  besser  nach  als  vor  dem  Bade  ge- 
trunken. 

4.  Eine  wesentliche  Bereicherung  haben  die  Th.  quel- 
len endlich  durch  die  gleichzeitige  Benutzung  des  schon 
seit  mehreren  Jahren  mit  glücklichem  Erfolg  angewendeten 
Minerals chlamms  bei  Teplitz  erfahren,  von  welchem  bereits 
früher  gehandelt  worden  (Vgl.  Th.  I.  S.  487.  zweit.  Aufl.). 
—  Schon  im  Sommer  1835  wurden  gegen  1200  allgemeine 
und  örtliche  M.  Schlammbäder  verabreicht. 

Bei  der  Anwendung  der  Bäder  zu  Teplitz  sind  die  küh- 
leren von  den  heifseren  wohl  zu  unterscheiden. 

1.  Empfohlen  hat  man  die  heifseren  in  allen  den  Fäl- 
len von  vorwaltender  Sclnväche  atonischcr  Art,  wo  durch- 
dringend reizend  auf  Nerven-,  Gefäfs-  und  Muskelsystem, 
so  wie  kräftig  auf  fehlerhafte  Mischungsverhältnisse  der 
Säfte  eingewirkt  werden  soll,  namentlich: 

a)  bei  veralteten  rheumatischen,  so  wie  hartnäckig  gich- 
tischen Leiden,  besonders  sauren  Dyskrasieen,  gichtischen 
Desorganisationen,  Gichtknoten,  Gelenkgeschwülsten,  An- 
chylosen,  Contracturen,  —  Anlage  zu  rheumatischen  oder 
gichtischen  Beschwerden. 

In  den  Fällen,  wo  zugleich  die  Assimilation  sehr  gestört,  bedeu- 
tende Stockungen  im  Unterleibe,  fehlerhafte  Mischungsverhältnisse  der 
Säfte  mit  Trägheit  des  Stuhlgangs  vorhanden,  läfst  man  gleichzeitig 
den  Maria  Kreuzbrunnen,  oder  die  Eger  Salzquelle  trinken,  —  oder 
zuvor  Karlsbad  gebrauchen,  uud  die  Uäder  von  Teplitz  dann  als  treff- 
liche Nachkur. 


99 

b)  Lähmungen,  besonders  der  Extremitäten,  namentlich 
wenn  sie  von  gichtischen  oder  rheumatischen  Metastasen 
entstanden  sind.  Wie  viele  Kranke  dieser  Art  verdanken 
Teplitz  ihre  Herstellung!  — 

c)  Chronische  Hautausschläge,  Flechten,  veraltete  Ge- 
schwüre, besonders  gichtischer  Art. 

d)  Contracturen,  Ancbylosen,  nach  Verwundungen  ent- 
standen. 

2.  Die  kühleren  Bäder  werden  dagegen  empfohlen  als 
beruhigendes,  alle  Se-  und  Excretionen,  und  besonders  die 
der  äufsern  Haut  betätigendes  Mittel,  bei  sehr  reizbaren 
schwächlichen  Subjecten  entweder  zum  alleinigen  Gebrauch, 
oder  als  Vorbereitung  zu  den  dami  später  zu  gebrauchen- 
den reizenderen  Bädern: 

a)  bei  krankhaftem  Erethismus,  Hysterie,  krampfhaften 
Beschwerden  leichter  Art. 

b)  Bei  gichtischen  oder  rheumatischen  Leiden  sein*  reiz- 
barer sensibler  Subjecte. 

c)  Störungen  der  monatlichen  Reinigung,  Suppressio- 
nen,  unregelmäfsiger  oder  zu  schwacher  Menstruation.  — 

Die  Trinkquelle  hat  man  zum  innern  Gebrauch  ange- 
wendet als  gelind  auflösendes,  eröffnendes  Mittel:  bei  Un- 
reinigkeiten  der  ersten  Wege,  Säure,  Verschleimung,  An- 
sammlung von  Galle,  —  bei  Stockungen  im  Unterleibe  leich- 
ter Art,  leichten  Hämorrhoidalbeschwerden,  Hypochondrie, 
—  Stockungen  und  Anomalieen  des  Uterinsystems,  — ■  Ver- 
schleimungen der  Brust,  Blennorrhoeen  der  Harnwerkzeuge, 
Steinbeschwerden,  —  anomaler  Gicht  mit  Affection  des 
Magens  und  Darmkanals. 

P.  Alb  in  i,  Meisnisclie  Land-  und  Bergcbronika.  Wittenberg.  4. 
1530.  —  Dresd.  1589.  S.  192. 

G.  Agricola,   Op.  omnia.  ßasil.    155S.    S.  160. 

C.  Gesner,  de  thermis  et  fontibus  medicatis  Helvetiae  et  Ger- 
nianiae.  p.  289. 

J.  Giintheri  Andernac.  comment.  de  balneis  et  aquis  me- 
dicatis.   1565.   S.  69. 

M.  Ruland,  Hydriatrice  seu  aquarum  medicatarum  sectiones  IV. 
Dilliiigen  1568.   8. 

G  2 


100 

Leonhard  Thurnelser,  von  kalten  und  warmen  minerali- 
schen und  metallischen  Wassern.  Frankfurt!»  1572.  Buch  VII.  Cap.  5. 
S.  302. 

J.  Göbelius,  Diagraphe  thermalium  aquarum,   Lips.  1576.  S.  60. 

Th.  Paracelsus  Schriften,  herausgegeb.  v.  J.  Huser.  Frank- 
furth  1579.   S.  1114. 

H.  Kreuz  heim,  Carmen  de  thermis  Teplicensibns.  Pragae  1594. 

Schwenkfeldt's  Beschreibung  des  Teplitzer  Bades.  Görlitz 
1607.  —  Liegnitz  1617.  —  1619. 

M. Ruland,  Balnearium  restauratum  et  distinctum  in  libros.  IIIBasil. 
1613.  Lib.  I.  S.  13. 

J.  Chr.  Vollhardtens  Teplicisches  warmes  Badebüchlein. 
Dresden  1648. 

A.  Kirchner,  Mundus  subterran.  Amstelod.  1665.  Nr.  44.  S.  265. 
L.  J.  Pestenreuter,  Bericht   des  Teplitzer  Bades.    Prag  1675. 

B.  Balbini  Miscellan.  historica  regni  Bohemiae.  Pragae  1679. 
Bd.  I.  S.  61-64. 

M.  Cast,  Thermae  Teplicenses,  das  ist  eine  kurze  Beschreibung 
der  T.  neuen  Bäder.    Dresden  1701.  —  1708. 

P.  G.  Schacher,  experimenta  cum  aquis  Teplicensibus.  Lips. 
1701. 

J.  F.  Kempfe's  genaue  Beschreibung  des  uralten  Teplitzer  Ba- 
des.   Berlin  1706. 

M.  Leders  kurze  Beschreibung  des  heilsamen  warmen  Bades 
der  Stadt  Töplitz.    Freiburg  1717. 

J.  H.  de  Vignets  Beschreibung  des  Teplitzer  Bades.  Prag 
1720. 

J.  H.  Erndtelius,  de  Teplicensium  in  Bohemia  thermis  earum- 
que  origine  et  viribus  in  Act.  Acad.  N.  C.  Vol.  III.  1723.  Norimberg. 
p.  121-144. 

J.  F.  Zittmann,  von  dem  Teplitzer  Bade.  Leipzig  1731.  — 
Dresden  1743.  —  1754.  —  1756.  —  1761. 

J.  W.  Sparmann,  Beschreibung  aller  in  und  vor  der  Stadt 
Teplitz  befindlichen  warmen  Bäder.  Dresd.  u.  Leipz.  1725.  —  Leit- 
meritz  1733. 

Unterricht,  wie  man  sich  des  Teplitzer  Wassers  bedienen  soll. 
Prag  1740. 

F.  Hoffmann,  Opuscul.  phys.  med.  T.  II. 

G.  Schuster,  Hydrologia  mineralis.  p.  138. 

J.  G.  Wallerius,  Hydrologia.  A.  d.  Schwed.  v.  Denso.  Berlin 
1751.   S.  88. 

H.  G.  N.  Troschel,  Bemerkungen  über  die  Teplitzer  Wasser. 
Grätz  1761.  —  Dresd.  1762  in's  Franz.  übersetzt. 

—  —     Teplitzer  Nachrichten.    Leitmeritz  1762. 

—  —     Memoria  Jubilaei  milleni  thermarum  Teplicens. 

J.  Stepling,  de  causa  mutationis  thermarum  Tocplicens.  Pra- 
gae 1763. 

F.  A.  Ca rt he us er,  Rudiments  llydrolog.  s^ystemat.  Francof.  1758. 


101 

J.  B.  J.  D.  Zaus  ebner,  de  elementis  et  viribus  medicatis  aqua- 
rum  mineral.  Teplicens.    Pragae  1766. 

H.  J.  v.  Crantz,  Gesundbr.  d.  Oesterr.  Monarchie.    S.  271. 

v.  Castellez,  Prüfung  des  Teplitzer  Bades.  Wien  1777. 

J.  W.  Baum  er,  Fuudamenta  Geographiae  et  Hydrographiae  sub- 
terraneae.    Giessae  1779.  p.  186.  §.  IV. 

M.  Hansa,  Abhandlung  vom  Teplitzer  mineralischen  Badwasser. 
Brüx  1784.  —  Beobachtungen  in  H  uf  el  and's  Journ.  d.  prakt.  Heilk. 
Bd.  II.  St.  3.  S.  356.    Bd.  VIII.  St.  1.  S.  34. 

John,  Allgemeine  Beschreibung  von  Teplitz  in  Böhmen.  Dres- 
den 1792.  —  1813. 

—  —  in  Huf  el  and's  Journal  d.  prakt.  Heilkunde.  Bd.  IV.  St.  2. 
S.  361. 

W.  L.  Ambrozi,  Untersuchung  der  warmen  Heilquellen  in  und 
bei  Teplitz.   Leipzig  1797. 

F.  A.  Reufs,  die  Gartenquelle  zu  Teplitz  in  Böhmen.  Prag  und 
Dresden  1797. 

Beschreibung  von  Teplitz  in  Böhmen.   Prag  1797. 

W.  L.  Ambrozi,  Anleitung  zum  Gebrauch  der  warmen  Mine- 
ralquellen zu  Teplitz.    1799. 

Der  Badegast  in  Teplitz,  ein  topographisches  -  medicinisches  Ta- 
schenbuch.   Prag  1816. 

Beschreibung  von  Teplitz  und  seinen  malerischen  Umgebungen 
nebst  dem  Gebrauch  der  Bäder,  ein  Taschenbuch  für  Bruunengäste 
und  Reisende  von  A.  K.  Eichler.    Teplitz  1818.  —  1821. 

Die  besuchtestsn  Badeörter  des  Oest.  Kaiserstaates.  Bd.  II.  S.  32. 

F.  A.  Reufs,  Taschenb.  f.  Badegäste  von  Teplitz.  Teplitz    1823. 

C.W.Hufeiand's  prakt.  Uebersicht.    S.  134.  236.  4.  Aufl.  S.  125. 

—  —  Journal  d.  prakt.  Heilkunde.  Bd.  IV.  St.  2.  S.  194.  —  Bd. 
XIV.  St.  2.  S.  198.  —  Bd.  XXVI.  St.  2.  S.  28.  —  Bd.  XXVIII. 
St.  1.  S.  8.  —  Bd.  XXIX.  St.  4.  S.  8.  —  Bd.  XXXI.  St.  3.  S.  69. 
St.  6.  S.  6.  —  Bd.  LI.  St.  6.  S.  113.  —  Bd.  LH.  St.  4.  S.  112-113. 
—  Bd.  LVII.  St.  5.  S.  122.  —  Bd.  LVIII.  St.  5.  S.  46.  —  Bd.  LXI. 
St  3.  S.  3-25.  —  Bd.  LXXXVII.  St.  2.  S.  101. 

Wahrnehmungen  an  den  Heilquellen  zu  Teplitz  von  Chr.  Fr. 
Harlefs.    Hamm  1824. 

J.  E.  Wetzler,  über  Gesundbr.  u.  Bäder.    Tb.  HI.  S.  309-370. 

C.  Naumann  in:  v.  Leonhard's  Zeitschrift  für  Mineralogie. 
1825.    October.  S.  289. 

Puscb  in:  v.  Leonhard's  Zeitschrift  für  Mineralogie,  1826. 
Junius    S.  530. 

Teplitz  und  seine  Umgebungen,  ein  Wegweiser  für  Fremde,  von 
A.Voigt.    Dresden  i 826. 

Harlefs,  Rheinisch-Westphälisch.  Jahrb.  f.  Medic.  Bd.  IX.  St.  1. 

Fi  ein  us  in:  Zeitschrift  für  Natur-  und  Heilkunde.  Dresden 
1828.  Bd.  V.  St.  3.  S.  448. 

Trommsdorff's  Journal  für  die  Pharmacie.  XVI.  Bd.  Theil I.- 
Erfurt 1828. 


102 

Böhmens  Heilquellen,  von  W.  A.  Gerle.    S.  309. 

Kastner's  Archiv.   Bd.  X.  S.  345.  u.  346. 

G.  Grofs,  die  T.  Heilquellen  in  ihren  positiven  Wirkungen  auf 
den  gesunden  Menschen  u.  als  antipsorisches  Heilmittel.    Leipzig  1832. 

Teplitz  et  ses  Charmes,  a  l'usage  des  haigneurs  par  Ch.  V.  Rie- 
del.   Prague  1834. 

Thaerin:  Casper's  Wochenschr.  für  d.  gesammt.  Heilkunde. 
Jahrg.  1834.    S.  65. 

Gottfr.  Schmelkes,  Physikalisch-medizinische  Darstellung  des 
T.  Koblenmineralmoors  und  dessen  Anwendung  zu  Bädern.  Prag  1835. 

Ambr.  Reufs,  die  Bäder  von  T.  und  ihre  bewundernswürdige 
Heilkraft  bei  vielen  und  häufig  vorkommenden  äufseren  und  inneren 
Krankheiten.    Prag  1835. 

A.  C.  Eichler's  Beschreibung  des  Aufenthaltes  Ihrer  Majestäten 
u.  s.w.  in  der  Badestadt  Teplitz  als  Almanachd.  J.  1835  auf  d.J.  1836..  Prag. 

Schmelkes  u.  Jeitteles  in:  v.  Graefe  u.  Kaiisch  Jahrb. 
für  Deutschlands  H.  quellen  u.  Seebäder.   1.  Jahrg.  1836.  S.  339.  u.  390. 

Gust.  Ad.  Wolf  in:  Med.  Jahrb.  des  k.  k.  österr.  Staats.  1836. 
Bd.  XIX.  St.  3.  u.  4. 

Gottfr.  Schmelkes,  die  Thermalquellen  zu  T.  Eine  med.- 
physikalische  Skizze.    Berlin  1837. 

Gegenbauer,  Stolz,  Ulrich  und  Schmelkes  in:  von 
Graefe  u.  Kaiisch  Jahrb.  Jahrg.  II.  1837.  S.  232.  —  Jahrg.  III. 
1838.  S.  226.  230.  —  Jahrg.  IV.    1839.  Abth.  I.  S.  173.  184. 

H.  Fischer,  Bad  Teplitz,  wie  es  jetzt  ist.  Ein  Handbuch  für 
Kurgäste.     Grimma  1839. 

Kaiisch,  allgemeine  Zeitung  des  Brunnen-  und  Badewesens. 
1840.    Mai  S.  186. 


Bemerkenswerth  in  der  Nähe  von  Teplitz  sind: 

Die  M. quelle  zu  Mariaschein,  einem  viel  besuchten,  eine 
Stunde  von  Teplitz  entfernten,  sehr  malerisch  gelegenen  Wallfahrts- 
orte. Aufserhalb  des  Klosters  entspringt  eine  kalte  eisenhaltige  Quelle, 
welche  wegen  ihrer  guten  Wirkung  auf  den  Appetit  früher  den  Na- 
men des  „Frefsbrunnens"  erhielt. 

Hille  a.  a.  O.    S.  143. 

Die  M.quelle  zu  Sobrusau,  unfern  Dux  bei  Teplitz,  ist  kalt, 
von  einem  starken  Schwefelgeruch,  und  setzt  in  der  Abflufsröhre  ei- 
nen schwefelhaltigen  Niederschlag  ab. 

F.  A.  Reufs,  Taschenbuch  für  Kurgäste  in  Teplitz.  1823.  S.  22. 

E.  Wetzler's  Gesundbr.  u.  Heilb.  Th.  III.  S.  336. 

Böhracu's  Heilq.  von  Gerle.    S.  377. 

Das  Riesenbad,  eine  halbe  Stunde  nordöstlich  von  Dux,  mit 
drei  wannen  und  vier  kalten  M.quellen,  welche  gegen  Gicht  empfoh- 
len werden,  und  die  alaunhaltige  M.quelle  von  Ober-Leutens- 
dorf,  zwei  Stunden  von  Dux. 

Hille  a.  a.  0.  S.  145.  u.  146. 


103 

An  sie  schliefst  sich : 
Das  Josephsbad  zu  Tetschen,  in  der  Herrschaft  dieses 
Namens  auf  dem  rechten  Eibufer,  in  einer  sehr  romantischen  Gegend, 
anderthalb  Meilen  von  Aussig  und  eben  so  weit  von  Schandau  in  der 
sächsischen  Schweiz.  Die  M.quelle  entspringt  im  Dorfe  Obergrund,  am 
Fufse  desPappertsberges  aus  eisenschüssigem,  mit  Brauneisenstein  durch- 
zogenem Sandstein.  Einrichtungen  zu  Wasserbädern  finden  sich  in  dem 
Badehause. 

Das  frisch  geschöpfte  M.wasser  ist  farblos,  vollkommen  klar  und 
hell,  perlt,  hat  einen  säuerlich-erfrischenden,  später  zusammenziehen- 
den Geschmack;   seine  Temperatur  beträgt  8,80°  R. 

Nach  Klinger's  Analyse  enthalten  sechzehn  Unzen: 
Kohlensaure  Kalkerde    ....        0,326  Gr. 
Kohlensaure  Talkerde    ....        0,103  — 
Schwefelsaure  Kalkerde         .        .        .        0,182  — 
Schwefelsaures  Kali       ....        0,569  — 
Chlorkaüum     .        .        .        .        .        .        0,051  — 

Chlortalcium 0,109  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul     .        .        .        0,191  — 

Kieselerde 0,236  — 

1,767  Gr. 
Kohlensaures  Gas 7,566  Kub.  Zoll. 

Klinger  empfiehlt  das  M.wasser  bei  Krankheiten  des  Unterlei- 
bes, Magenbeschwerden,  Leberleiden,  —  äufserlich  gegen  Gicht,  Rhcu- 
matalgien,  inveterirte  Geschwüre. 

J.  Henr.  Bauer,  tractat.  de  fönte  miuer.  Teschens.  ed.  2.  Pra- 
gae  1771. 

Chr.  G.  Lieber's  Anmerkungen  von  der  heilsamen  Kraft  und 
Wirkung  des  Josephibades  zu  Tetschen.     Zittau  1777. 

Th.  Klinger's  chemisch-medicinische  Beschreibung  des  St.  Jo- 
sephs-Bades zu  Tetschen  in  Böhmen.    Prag  1823. 

Böhmen's  Heilquellen  von  Gerle.    S.  370. 

Nur  namentlich  aufzuführen  sind  im  Leutmeritzer  Kreise  die  we- 
nig benutzten  M.quellen  von  Zernosek,  Budjn,  Kosten,  Kos- 
tomlat,  Kresic,  Ladowitz  u.  a. 

5.  Die  M.quellen  zu  Bilin  im  Leutmeritzer  Kreise. 
Die  an  3000  Einwohner  mit  Einschlufs  der  Vorstädte  zäh- 
lende, alte  Stadt  Bilin  liegt  am  Fufse  des  Mittelgebirges, 
in  dem  anmuthigen  Thale  der  Bila,  zwischen  Teplitz  und 
Prag,  von  Teplitz  nur  wenige,  von  Prag  neun  Meilen  ent- 
fernt. Südlich  von  der  Stadt  erhebt  sich  der  berühmte  Bi- 
liner  Stein,  westlich  der  Ganghof,  welcher  sich  bis  in  die 
Stadt  und  den  Flufs  hinabzieht,  nördlich  kegelförmig;  der 
Chluin,  ein  wegen  seines  Echo   merkwürdiger  Basaltberg, 


104 

p 

an  dessen  Fufs  die  Vorstädte  von  Bilin  sich  herumziehen, 

—  östlich  erblickt  man  auf  einer  vorspringenden  Höhe  das 

höchst  malerisch  gelegene,  die  Stadt  beherrschende  Schlofs 

des  Fürsten  von  Lobkowitz,  des  Besitzers  von  Bilin. 

Die  nach  Bilin  benannten  M.q.  entspringen  ganz  nahe 

bei  der  Stadt  am  östlichen  Abhänge  des  Ganghofes,'  und 

sind  mit  Bilin  durch  eine  mit  Obstbäumen  besetzte  Fahr- 

strafse  verbunden. 

Die  Stadt  Bilin  rühmt  sich  eines  hohen  Alters.  Zu  welcher  Zeit 
indefs  die  M. quellen  bei  Bilin  entdeckt  und  benutzt  worden,  ist  schwer 
mit  Sicherheit  zu  ermitteln.  Nach  einer  zweifelhaften  Stelle  in  Ha- 
geck's  Chronik  sollen  sie  schon  im  Jahre  761  von  den  Dienern 
Koschal's  entdeckt  worden  sein.  Baibin  gedenkt  dagegen  in  sei- 
nen Miscellaneen  mit  keinem  Worte  dieser  Quellen.  Erst  seit  dem 
ersten  Jahrzelient  des  vorigen  Jahrhunderts  scheint  man  denselben 
Aufmerksamkeit  geschenkt  zu  haben,  später  wurden  sie  gefafst,  che- 
misch untersucht,  mit  den,  zum  Packen  und  Versenden  nöthigen  Ge- 
bäuden versehen,  und  erwarben  sich  bald  einen  ausgezeichneten  und 
ausgebreiteten  Ruf. 

In  geognostischer  Hinsicht  bietet  die  Gegend  um  Bilin 
viel  Merkwürdiges  dar,  vor  allen  den  durch  seine  groteske 
Form  und  Höhe  ausgezeichneten,  an  Höhlen  reichen,  aus 
Klingsteinporphyr  bestehenden  Biliner  Stein  (Borczen). 

Derselbe  liegt  eine  kleine  Stunde  von  der  Stadt  entfernt,  besteht 
eigentlich  aus  zwei  besondern  Absätzen,  von  welchen  der  obere  säu- 
lenförmig, der  untere  tafelförmig  gespalten  ist.  Sein  Gipfel  wird  von 
sehr  hohen  und  starken,  meist  vierseitigen  Säuleu  gebildet;  nur  eine 
ist  sechsseitig,  mifst  4  bis  5  Ellen  im  Durchmesser,  ist  sehr  regel- 
mäfsig  gestaltet  und  dabei  von  aufserordentlicher  Höhe.  Auf  allen 
Seiten,  von  welchen  man  den  Biliner  Stein  erblickt,  gewährt  seine 
schroffe  und  originelle  Gestalt  einen  überraschenden  Anblick. 

Die  ganze  Gegend  um  Bilin  ist  reich  an  Gneifs,  Basalt  und  an- 
dern vulkanischen  Producten.  Für  die  Entstehung  und  die  Mischungs- 
verhältnisse der  M.  quellen  zu  Bilin  ist  das  so  häufig  vorkommende 
Natron  von  Wichtigkeit,  es  verdankt  aller  Wahrscheinlichkeit  nach 
nur  der  Verwitterung  und  Zersetzung  von  Feldspath  sein  Dasein. 

Alle  M.quellen  zu  B.  zeichnen  sich  durch  ihren  Reich- 
thum  an  kohlensaurem  Natron  und  kohlensaurem  Gas  aus, 
und  gehören  in  dieser  Beziehung  zu  den  stärksten  alkali- 
schen Heilquellen  Teutschlands. 

Man  unterscheidet  vier,  nur  durch  das  quantitative  Ver- 


105 


hältnifs  ihrer  Bestandteile  verschiedene  M.  quellen :  die 
Josephs-  und  Karolinenquelle  als  die  vorzüglichsten, 
—  aufser  diesen  die  Quelle  in  dem  Gewölbe  und  die 
Seitenquelle. 

Ihr  Wasser  ist  frisch  geschöpft  klar,  stark  perlend, 
von  einem  säuerlich  -  prickelnden,  angenehm  erfrischenden 
Geschmack.  Ueber  dem  Spiegel  der  M. quellen  bildet  sich 
eine  Schicht  von  kohlensaurem  Gas,  jedoch  von  keiner  be- 
deutenden Höhe.  Die  Temperatur  der  Josephs-  und  Karoli- 
nenquelle beträgt  9 — 9,50°  R.  bei  12  u.  15°R.  der  Atmosphäre ; 
das  spec.  Gew.  der  ersteren  1,00653,  —  das  der  letzteren 
1,00531,  die  Wassermenge  beider  in  einer  Stunde  128  Kub. 
Fufs.  Die  Wassermenge  der  Quelle  im  Gewölbe  und  der 
Gemeinquelle  ist  nach  Reufs  dreimal  so  grofs  als  die  der 
Josephs-  und  Karolinenquelle. 

Chemisch  analysirt  wurden  die  M.  quellen  zu  Bilin  zu 
verschiedenen  Zeiten  von  Reufs,  Struve  u.  Steinmann. 

In  sechzehn  Unzen  enthalten? 


Kohlensaures  Natron 
Kohlensaures  Lithion 
Kohlensaure  Kalkerde     . 
Kohlensaure  Talkerde    . 
Kohlensauren  Strontian  . 
Kohlensaures  Eisenoxjdul 
Kohlensaures  Manganoxydul  . 
Schwefelsaures  Natron  . 
Schwefelsaures  Kali 
Chlornatrium    .... 
Basisch  phosphorsaure  Thonerde 
Basisch  phosphorsaure  Kalkerde 
Kieselerde        .... 

Freies  und  halbgebundenes 

kohlensaures  Gas 
Atmosphärische  Luft 


Die  Josephsquelle, 
nach  Reufs : 
70,924  Gr. 


2,666  — 
1,333  — 


wenig 
14,300  — 
2,924  — 

0,528  — - 
92,675  Gr. 


nach  Steinmann; 
23,948  Gr. 
0,088  — 
2,349  — 

1,976  — 
0,014  — 
0,049  — 
0,011  — 

5,539  — 
1,891  — 
2,927  — 
0,014  — 
0,005  — 
0,388  — 


26,666  Kub.  Zoll. 


Nach  Struve: 


Schwefelsaures  Natron 
Chlornatrium   . 


39,199  Gr. 

33,580  K.  Zoll. 
0,215 

6,171  Gr. 

2,884  — 


106 

Kohlensaures  Natrou 
Schwefelsaures  Kali       , 
Kohlensaure  Talkerde     . 
Kohlensaure  Kalkerde     . 
Kohlensauren  Strontian  . 
Basisch  phosphorsaure  Thonerde 
Basisch  phosphorsaure  Kalkerde 
Kohlensaures  Eisenoxydul 
Kieselerde       .... 


22,732  Gr. 
1,735  — 
1,197  — 
3,066  — 
0,007  — 
0,029  — 
Spuren 
0,009  — 
0,355  — 


38,185  Gr. 


nach  Reufs : 

nach  Steinmann : 

Kohlensaures  Natron 

56,666  Gr. 

.    17,980  Gr. 

Kohlensaures  Lithion 

•        .        . 

.      0,081  — 

Kohlensaure  Kalkerde    . 

2,132  - 

.      2,919  — 

Kohlensaure  Talkerde    . 

1,000  — 

.      1,544  — 

Kohlensauren  Strontian  . 

... 

.      0,014  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul 

0,264  — 

•                •                •                • 

Schwefelsaures  Natron  . 

13,858  - 

.      5,332  — 

Schwefelsaures  Kali 

... 

.      1,634  — 

Chlornatrium   .... 

2,848  — 

.      2,437  — 

Basisch  phosphors.  Thonerde) 
Basisch  phosphors.  Kalkerde  ) 

.      0,055  — 

• 

Kieselerde        .... 

0,400  — 

.      0,422  — 

77,168  Gr. 

32,418  Gr. 

Freies  und  halbgebundenes 

kohlensaures  Gas 

21,666  Kub. 

Zoll 

31,728  K.  Zoll. 

Atmosphärische  Luft 

. 

.    0,154  —    — 

3.  Die  Seiten q 

uelle.    4.  Die 

Que 

11  e  im  Gewölbe. 

nach  Reufs : 

Schwefelsaures  Natron   . 

13,600  Gr. 

.      3,400  Gr. 

Chloruatrium  .... 

2,561  — 

.      1,000  — 

Kohlensaures  Natron 

49,462  — 

.    22,166  - 

Kohlensaure  Kalkerde     . 

2,666  — 

.      3,781  — 

Kohlensaure  Talkerde     . 

0,400  — 

.      2,050  — 

Kieselerde        .... 

.    0,400  — 

.      2,000  — 

69,089  Gr. 

35,178  Gr. 

Kohlensaures  Gas    . 

30,666  K.  Zoll. 

.      2,166  K.  Zoll. 

Das  abfliefsende  Wasser  der  M.  quellen  wird  in  Pfannen  abge- 
dampft, und  das  dadurch  gewonnene  Natron  zur  Fällung  der  kohlen- 
sauren Magnesia  und  der  von  dem  benachbarten  Sa  idsc  hitzer 
Brunnen  hierher  gebrachten  Bitterwasser-Lauge  verwendet.  Nach 
Reufs  Urtbeil  übertrifft  die  hier,  auf  die  genannte  Weise  bereitete 
Magnesia  die  englische  an  Schönheit  und  Leichtigkeit. 


107 

Getrunken  wirkt  das  M.  wasser  von  B.,  ähnlich  dem 
Fachinger,  reizend  auf  alle  Se-  und  Excretionen,  vorzüg- 
lich die  Schleimhäute,  die  Urinwerkzeuge  und  das  Drüsen- 
und  Lymphsystem,  die  Resorption  befördernd,  auflösend, 
—  und  dabei  reizend  auf  das  Gefäfssystem. 

Die  Zahl  der  jährlich  versendeten  Krüge  war  früher 
sehr  beträchtlich,  und  beträgt  im  Durchschnitt  jährlich 
gegen  90,000. 

Zu  widerrathen  bei  Vollblütigkeit,  activen  Congestio- 
nen,  Neigung  zu  activen  Blutflüssen,  Entzündungen,  Fieber 
und  inneren  Exulcerationen,  —  wird  das  M. wasser  von  B. 
dagegen  als  Getränk  allein,  oder  mit  Milch  täglich  zu  zwei 
bis  sechs  Gläsern  empfohlen : 

1.  Bei  Krankheiten  der  Urinwerkzeuge,  Verschlei- 
mungen, Blasenhämorrhoiden,  Blasenkrämpfen,  Steinbe- 
scliAverden. 

2.  Leiden  des  Drüsen-  und  Lymphsystems,  scrophulö- 
sen  Geschwülsten. 

3.  Chronischen  Krankheiten  der  Brust,  veralteten  Brust- 
katarrhen, Schleimasthma,  anfangender  Lungensucht,  — 
bei  wirklich  ausgebildeter  Lungensucht  nur  sehr  bedingt, 
da  sonst  leicht  die  fieberhaften  Beschwerden  vermehrt  und 
die  zu  befürchtende  Colliquation  schneller  herbeigeführt  wer- 
den kann. 

4.  Verschleimung  und  Schwäche  der  Digestionsorgane, 
Anschwellung  und  Verhärtung  der  Leber,  Anhäufung  von 
Gallensteinen,  Hämorrhoidalbeschwerden. 

5.  Anomalieen  der  monatlichen  Reinigung. 

6.  Gichtischer  Dyskrasie. 

7.  Wassersucht. 

Da  das  Biliner  M. wasser  sich  gut  versenden  läfst,  wird 
es  in  den  schon  genannten  Krankheiten  vorzüglich  in  an- 
dern Kurorten  beim  Gebrauch  von  verwandten  M.  bädern 
zur  Unterstützung  der  Wirkung  der  letztern  häufig  benutzt, 
namentlich  in  dem  benachbarten  Teplitz. 


108 

Von  A.  E.  Reufs  ist  dasselbe  neuerdings  zu  Bädern 
empfohlen  worden. 

W  e  n  c  e  1  a  i  H  a  g  e  c  i  i  Böhmische  Chronik ,  übersetzt  durch  J. 
Sandel.    Nürnberg  1596.    S.  30. 

J.  F.  Zittmann's  praktische  Anmerkungen  von  dem  Teplitzer 
Bade,  dem  Böhmischen  Bitter-  und  Biliner  Wasser,  aufgesetzt  vom 
Dr.  Ch.  G.  Schwenken.    Dresden  1743.  —   1752.  —  1756. 

H.  J.  N.  Troschel's  Nachricht  von  dem  Biliner  Sauerbrunnen. 
Prag  1762.  —  Leipzig  1766. 

—  —  allgemeine  Nachricht  von  den  verschiedenen  Mineral- 
wassern, Salzen,  Pulvern  und  Balsamen  der  Biliner  Gegend.  Leit- 
meritz  1762.    8. 

H.  J.  v.  Crantz,  Gesundbr.  der  Oesterr.  Monarchie.    S.  259. 

F.  A.  Reufs  in:  v.  Crell's  ehem.  Annalen.  1788.  Bd.  I.  S.  17. 

—  —     Naturgeschichte  des  Biliner  Sauerbrunnen.  Prag  1788.  8. 

—  —     die  Mineralquellen  zu  Bilin.    Wien  1808.   8. 
Hufeland's  Journal  der  praktischen  Heilkunde.    Bd.  XXVIII. 

St.  4.  S.  7.  —  Bd.  XXIX.  St.  4.  S.  2.  —  Bd.  LVIII.  St.  5.  S.  46. 

Die  besucht.  Badeörter  und  Gesundbr.    Th.  II.  S.  98. 

E.  Wetzler,  über  Gesundbrunnen  und  Bäder.    Bd.  III.  S.  300. 

C.  W.  Hufeland,   praktische  Uebersicht    S.  231. 

Die  Mineralquellen  zu  Bilin  in  Böhmen,  von  Reufs  u.  Stein- 
mann. AVien  1827.   8. 

Böhmen's  Heilquellen  von  W.  A.  Gerle.    S.  378. 

A.  E.  Reufs  in:  medic.  Jahrb.  des  k.  k.  österr.  Kaiserstaates. 
1837.    Bd.  XIII.  St.  2. 

6.  Die  M. quellen  von  Saidsc/ittz,  Seidlitz, 
Steinwafser  und  Püllna  —  entspringen  bei  den  Dör- 
fern gleiches  Namens  nahe  bei  einander,  nur  wenige  Mei- 
len von  Teplitz  entfernt,  nahe  bei  Bilin,  in  einer  an  Mine- 
ralquellen ungemein  reichen  Gegend.  Alle  zeichnen  sich 
aus  durch  ihren  grofsen  Gehalt  an  schwefelsauren  Salzen 
(schwefelsaurer  Talkerde  und  schwefelsaurem  Natron),  ih- 
ren bitterlich-salzigen  Geschmack,  und  haben  sich  als  Bit- 
terwasser einen  ausgebreiteten  Ruf  erworben. 

Das  Dorf  Saidschitz  (Zagecice)  liegt  zwei  Stunden 
von  Bilin  an  der  südwestlichen  Gränze  des  Böhmischen  Mit- 
telgebirges, an  dem  Abhänge  des  von  Petsch  sanft  sich  ver- 
flächenden Wacheberges,  einige  tausend  Schritte  nördlich  da- 
von das  Dorf  Sei  dlitz  oder  Sedlitz  (Sedlicze).  Die  Ge- 
gend umher  ist  einförmig,  ein  gutes  süfses  Wasser  selten. 


109 

Die  Ebene,  in  welcher  diese  M.  quellen  so  zahlreich  ent- 
springen, wird  in  Norden  von  einem  niedrigen  Bergrücken 
begränzt,  welcher  bei  Krssina  zu  einem  mäfsig  hohen  Ba- 
salthügel sich  erhebt,  gegen  Westen  durch  den  Serpina- 
sumpf,  welcher  bei  einer  sehr  verschiedenen  Breite  eine 
Länge  von  zwei  Stunden  hat,  —  die  Ebene  selbst  ist  un- 
gemein ergiebig  an  Weizen  und  Korn. 

Die  Quellen  zu  Seidlitz,  deren  Zahl  10  beträgt,  be- 
finden sich  im  Dorfe  selbst,  die  Saidschitzer,  deren 
man  24  zählt,  von  welchen  aber  vier  wegen  geringen  Salz- 
gehaltes verschüttet  wurden,  in  einer  Entfernung  von  etwa 
tausend  Schritten  von  dem  Dorfe. 

Das  Wasser  der  Mineralquellen  bei  Saidschitz  war 
lange  unter  dem  Namen  des  Laxir-  Frefs-  und  Fieberwas- 
sers bekannt  und  im  Gebrauch. 

Als  Heilmittel  wurde  das  Bitterwasser  von  Seidlitz 
1712  vom  Professor  Rings  in  der  damals  herrschenden 
Epidemie,  später  von  Geelhausen  angewendet.  Den  er- 
sten Ruf  verdankt  dasselbe  indefs  der  Empfehlung  des,  um 
die  teutschen  Mineralbrunnen  so  hochverdienten  Friedrich 
Hoffmann,  welcher  auf  seiner  Reise  nach  Böhmen  1717 
es  zuerst  kennen  lernte  und  1721  mit  ersuchte.  Fast  gleich- 
zeitig wurde  das  Bitterwasser  zu  Saidschitz  bekannt,  lie- 
ber beide  erschienen  später  zahlreiche  Schriften  und  Ab- 
handlungen v.  Göritz,  Jampert,  Sp  armann,  Brück- 
mann, Zittmann  und  Troschel.  Bertrand,  Roux 
und  d '  A  r  c  e  t  analysirten  das  M.  wasser  im  Auftrage  der 
damaligen  medizinischen  Facultät  zu  Paris,  —  aufser  die- 
sen Bergmann,  Naumann,  Reufs,  Struve  und  Stein- 
mann. 

Saidschitz  gehört  dem  Fürsten  von  Lobkowitz,  dem 
Besitzer  der  Herrschaft  Bilin.  Alle,  Privatpersonen  zuge- 
hörige Quellen  von  Bitterwasser  brachte  er  1780  durch  Kauf 
an  sich;  dahin  gehören  unter  andern  die  vier,  dem  Bauer 
Kose  abgekauften,  welche  noch  jetzt  den  Namen  der  Ko- 
se'sehen  führen.    Das  Wasser  derselben  wird  theils  zu  Ver- 


110 

Sendungen,  theils  zur  Gewinnung  von  Magnesia  (Vergl.  Bi- 
linS.106),  theils  zur  Bereitung  von  Bittersalz  benutzt.  Die 
Quellen  des  Seidlitzer  Bitterwassers  gehören  dem  Kreuz- 
herrn mit  dem  rothen  Stern  zu  Brüx,  und  sind  von  dem 
Fürsten  von  LobkoAvitz  gepachtet. 

Versendet  wird  das  Saidschitzer  Bitterwasser  von  Brüx  aus  in 
gröfsern  und  kleinem  Krügen  ohne  Henkel,  die  ersten  enthalten  60, 
die  letztern  30  Unzen  Medizinalgewicht;  alle  führen  als  Um-  und  In- 
schrift: „Fürstlich  Lobkowitzisches  Saidschitzer  Bitterwasser."  Jede 
Kiste  ist  mit  einem  Certificat  versehen,  dafs  sie  achtes  Saidschitzer 
Bitterwasser  enthalte. 

In  geognostischer  Hinsicht  ist  zu  bemerken,  dafs  die 
grofse  Ebene,  in  welcher  diese  M. quellen  entspringen,  zwar 
mit  tertiären  Bildungen  ausgefüllt  ist,  aber  die  sie  umschlie- 
fsenden  Hügel  und  Bergrücken  den  vulkanischen  Gebilden 
angehören;  —  bei  dem  Dorfe  Wollepschitz  erheben 
sich  zwei  kegelförmige  Basalthügel,  —  der  Milaier  und 
der  Krssinaer  Berg  bestehen  ebenfalls  aus  Basalt. 

Den  von  Krssina  gegen  den  Serpiuamoor  sanft  sich  verflachen- 
den Hügelrücken,  an  dessen  Fufse  die  einzelnen  Bittersalzquellen  ent- 
springen, betrachtet  Reufs  als  ihren  Heerd.  Er  besteht  selbst  aus 
pseudovulkanischen  Producten,  von  welchen  Porcellanjaspisse  selte- 
ner, häufiger  aber  schwere,  eisenschwarze  Schlacken  vorkommen.  — 

Das  weniger  benutzte  Stein w asser  entspringt  eine 
Stunde  südlich  von  Brüx,  aufser  diesem  in  der  Umgegend 
zahlreiche  ähnliche  Bittersalzquellen. 

Das  so  berühmte  und  viel  gebrauchte  Püllnaer  Bit- 
terwasser entspringt  bei  dem  Dorfe  Püllna,  eine  Stunde 
südlich  von  Brüx,  in  einer  freundlichen  Ebene.  Die  sie- 
ben, auf  einem  der  Gemeinde  gehörigen  Wiesengrunde  be- 
findlichen M.  brunnen  wurden  früher  nur  wenig  von  den 
nächsten  Bewohnern  in  Krankheiten  gebraucht.  Der  gün- 
stige Erfolg,  welcher  selbst  bei  dieser  ungeregelten  An- 
wendung beobachtet  wurde,  veranlafste  Herrn  Adalbert 
U  Ihr  ich,  Kaufmann  zu  Brüx,  die  Quellen  zu  pachten  und 
ihr  Wasser,  gleich  dem  Saidschitzer  und  Seidlitzer,  zu  ver- 
senden.   Zur  Versendung  des  Wassers  wird  nur  ein  Brun- 


111 

nen  benutzt,  der  aber  so  wasserreich  ist,  dafs  nöthigenfalls 
wöchentlich  6000  kleine  Krüge  gefüllt  werden  können. 

Das  Püllnaer  BitterArasser  wird  von  Brüx  aus,  wie  das 
Saidschitzer  Wasser,  in  grofsen  und  kleinen  steinernen  Krü- 
gen ohne  Henkel  versendet,  die  ersten  enthalten  56  bis  57 
Unzen,  die  letztern  die  Hälfte  davon. 

Seit  mehreren  Jahren  hat  man  das  Püllnaer  M.wasser  zu  Brüx 
und  in  der  Umgegend  auch  zu  Bädern  benutzt,  seit  1826  ist  unfern 
des  Hauptbrunnens  eine  kleine  Badeanstalt  errichtet  worden,  welche 
aufser  den  zu  Bädern  bestimmten  Zimmern  auch  noch  Wohnzimmer 
für  Kurgäste  enthält. 

In  Bezug  auf  das  chemische  Mischungsverhältnifs  der 
verschiedenen  Arten  von  Bitterwassern  verdient  bemerkt  zu 
werden,  dafs  alle  durch  Versendung  und  längeres  Aufbe- 
wahren nur  wenig  verlieren. 

1.  Das  Saidschitzer  Bitterwasser  ist  klar,  we- 
nig ins  Gelbliche  spielend,  an  der  Quelle  getrunken  von 
einem  bitterlich  -  salzigen  Geschmack,  wirft  keine  Blasen  5 
wird  es  einige  Zeit  der  Einwirkung  der  atmosphärischen 
Luft  ausgesetzt,  so  legen  sich  kleine  Bläschen  an  die  Wände 
des  Glases  und  sein  bitterlich-salziger  Geschmack  vermehrt 
sich.  Nach  Stein  mann  betrug  die  Temp.  12,5°  R.  bei  16 
— 20°  R.  der  Atmosphäre,  das  specifische  Gewicht  des  Haupt- 
brunnens 1,01761,  von  Kose's  Brunnen  1,01730. 

2.  Das  Seidlitzer  Bitterwasser  verhält  sich  dem 
vorigen  sehr  ähnlich,  ist  aber  weniger  reich  an  festen  Be- 
standteilen, namentlich  schwefelsauren  Salzen. 

3.  Das  Püllnaer  salinische  Bitterwas  ser  ist 
hell  und  klar,  von  gelblicher  ins  Grünliche  spielender  Farbe, 
von  einem  ähnlichen,  nur  noch  salzigem  Geschmack  und 
hat  die  Temperatur  von  7°  R. 

Nach  dem  chemischen  Gehalte  der  einzelnen  Bitter- 
wasser findet  folgende  Verschiedenheit  statt: 

1.    Das  Saidschitzer  Bitterwasser. 
Nach  St  ein  mann 's  im  Jahre  1826  unternommenen 
Analyse  enthalten  in  sechzehn  Unzen: 


112 


1.  der  Hauptbrunnen. 
Salpetersaure  Talkerde         .        20,274  Gr. 
Schwefelsaure  Talkerde 
Chlortalcium  .... 
Kohlensaure  Talkerde  . 
Schwefelsaures  Kali     . 
Schwefelsaures  Natron 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensauren  Strontian 
Kohlensaures  Eisenoxydul    . 
Kohlensaures  Manganoxydul 
Basisch  phosphorsaure  Thonerde  0,018 
Kieselerde      ....  0,061 

Humusextrakt         .        .        .  0,385 


Kohlensäure  . 
Atmosphärische  Luft 


78,735  - 
2,606  — 
1,100  — 
22,932  — 
27,113  — 
2,496  — 
4,838  — 
0,024  — 
0,108 
0,028 


El 


Kose's  B  r  u  n  n  < 
7,903  Gr. 
81,056  — 

1,338  — 
1,238  — 
14,027  — 
22,136  — 
0,786  — 
4,203  — 
0,019  — 

0,163  — 

0,424  — 


160,718  Gr. 

133,293  Gr. 

3,304  — 

2,967  — 

0,105  — 

0,286  — 

Struve  fand  dagegen,  abweichend  von  dieser  Analyse,  in 
sechzehn  Unzen  von  Kose's  Brunen : 


Schwefelsaure  Talkerde 
Salpetersaure  Talkerde 
Chlortalcium 
Kohlensaure  Talkerde 
Schwefelsaures  Kali     . 
Schwefelsaures  Natron 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensauren  Strontian 
Kohlensaures  Eisenoxydul 
Kohlensaures  Manganoxydul 
Kieselerde     .... 
Basisch  phosphorsaure  Kalkerde 
Basisch  phosphorsaure  Thonerde 


83,170  Gr. 
7,906  — 
1,629  — 
1,097  — 
3,20S  — 

23,496  — 
1,505  — 
6,805  — 
0,045  — 
0,017  — 
0,012  — 
0,120  — 
0,016  — 
0,012  — 
129,03S  Gr. 


2.    Das  Bitterwasser  zu  Seidlitz. 

Nach  Naumann  (1782)  enthalten  sechzehn  Unzen: 

Schwefelsaure  Talkerde  .        .     104,0  Gr. 

Schwefelsaure  Kalkerde  .        .        8,0  — 

Chlortalcium 3,0  — 

Kohlensaure  Talkerde     .        .        .        3,0  — 
Kohlensaure  Kalkcrde     .        .        .        8,0  — 

126,0  Gr. 


113 


3.  Das  Bitterwasser  zu  Steinwasser 
enthält  nach  Damm  in  sechzehn  Unzen: 


Schwefelsaure  Talkerde 
Chlortalcium 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaure  Kalkerde 
Extraktivstoff 

Kohlensaures  Gas 


272,000  Gr. 

12,000  — 

7,125  — 

5,500  — 

2,375  — 

1,000  — 

"300,000  Gr. 

unbestimmte  Menge. 


4.    D  as  Püllnaer  Bitterwasser. 

Chemisch  untersucht  wurde  dasselbe  von  Mikan, 
Trommsdorff,  Pleischl,  Struve  und  Ficinus,  — 
die  Analysen  derselben  sind  sehr  abweichend  in  dem  quan- 
titativen Verhältnifs  der  einzelnen  Bestandtheile. 

Sechzehn  Unzen  desselben  enthalten  an  wasserfreien 
Salzen : 


nach  Pleischl: 

nach  Struve : 

Schwefelsaures  Natron     . 

91,81  Gr.       . 

123,800  Gr. 

Schwefelsaures  Kali 

4,800  — 

Schwefelsaure  Kalkerde  . 

2,99  — 

2,600  — 

Schwefelsaure  Talkerde  . 

67,88  — 

93,086  — 

Chlortalcium 

15,47  — 

16,666  — 

Kohlensaure  Talkerde 

2,23  - 

6,406  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

1,73  — 

0,770  — 

Basisch  phosphorsaureu  Kalk 

0,003  — 

Kieselerde  u.  organischen 

Stoff 

0,63  — 

Kieselerde 

0,176  — 

182,74  Gr. 

248,307  Gr. 

An  Kohlensäure  enthalten 

100  Kub.  Zoll  Wasser 

. 

6,939  Kub.  Zoll. 

Getrunken  zeichnen  sie  sich  unter  allen  M.wassern  durch 
ihre  kühlend-schwächende  Wirkung  aus,  und  wirken  nach 
Verschiedenheit  der  einzelnen  Organe: 

1.  Zunächst  den  Magen  und  Darmkanal  reizend,  auf- 
lösend, stark  abführend,  leicht  häufige  wässrige  Ausleerun- 
gen veranlassend,  —  hierdurch  ableitend  von  Kopf,  Brust 
und  der  äufsern  Haut. 

2.  Kühlend-antiphlogistisch  auf  das  Gefäfs-  und  Mus- 
kelsystem, —  die  Mischmig  der  Säfte  umändernd,  verdün- 

II.  Theil.  H 


114 

nend,  die  Plethora  und  den  Orgasmus  des  Blutes  vermin- 
dernd, die  activen  Blutcongestionen  mäfsigend,  die  Muskel- 
faser erschlaffend. 

3.  Die  Se-  imd  Excretionen  des  Leber-  und  Uterin- 
systems bethätigend,  auflösend,  die  Menstruation  befördernd. 
Contraiudicirt  bei  nervösen,  schwächlichen,  blutarmen 
Constitutionen  oder  bei  grofser  Schwäche  des  Magens  und 
Darmkanals,  ist  der  Gebrauch  dieser  Bitterwasser  dagegen 
vorzüglich  zu  empfehlen  bei  phlegmatischen,  plethorischen, 
zu  activen  Congestionen,  Verschleimungen  und  Trägheit 
des  Darmkanals  geneigten  Subjecten. 

Ein  zu  lange  fortgesetzter  Gebrauch  dieser  M.wasser 
bei  nicht  sehr  robusten  Subjecten  kann  durch  ihre  anti- 
phlogistische Wirkung  leicht  Schwäche  des  Magens  und 
Darmkanals,  des  Muskel-  und  Gefäl'ssysteins,  selbst  hy- 
dropische  Zufälle  zur  Folge  haben.  —  Sein'  kräftige  Na- 
turen können  dagegen  oft,  mit  kleinen  Unterbrechungen  von 
Zeit  zu  Zeit,  sehr  lange  vom  Bitterwasser  Gebrauch  ma- 
chen und  zwar  mit  dem  besten  Erfolg,  wenn  täglich  nur 
eine  sehr  mäfsige  Quantität  getrunken  wird. 

Zwischen  den  einzeluen  Arten  von  Bitterwassern  rindet  in  der 
"Wirkung  folgender  wesentlicher  Unterschied  statt:  Das  Seidlitzer  und 
Saidschitzer  Bitterwasser,  welches  nach  seineu  chemischen  Mischungs- 
verhältnissen mit  Recht  den  Namen  des  Bitterwassers  verdient,  wirkt 
milder,  das  Püllnaer  aher,  vermöge  seiner  überwiegenden  Menge 
Glaubersalz  zwischen  dem  eigentlichen  Bitterwasser  und  dem  Glau- 
bersalzwasser in  der  Mitte  stehend,  an  Salzgehalt  die  vorigen  über- 
treffend, besitzt  dagegen  eine  den  Darmkanal  stärker  reizende,  stür- 
mischere, und  deshalb  noch  mehr  schwächende  Wirkung  als  jene. 
Wenn  das  letztere  vorzüglich  passend  bei  grofser  Trägheit  des  Darm- 
kanals, vorwaltendem  Torpor  und  Plethora,  so  ist  das  Saidschitzer 
und  Seidlitzer  Bitterwasser  dagegen  in  allen  den  Fällen  zu  empfeh- 
len, wo  eine  weniger  starke  Einwirkung  erfordert  wird. 

Hinsichtlich  der  Dosis  ist  zu  bemerken,  dafs  bei  dem 
Püllnaer  Bitterwasser  meist  nur  die  Hälfte  der  Gabe  nö- 
thig  ist,  welche  die  zwei  andern  erfordern. 

Von  dem  Saidschitzer  Bitterwasser  läfst  man  täglich 
zwei  bis  vier  Gläser  trinken,  —  wie  lange?  —  hängt  von 
der  Wirkung  des  M.wassers,  der  Natur  der  Krankheit  und 


115 

dem  Zwecke  des  Arztes  ab.  Sehr  zweckmäfsig  fand  ich 
es,  in  chronischen  Krankheiten,  Abends  vor  Schlafengehen 
ein  Glas  und  am  folgenden  Morgen  ein  bis  zwei  Gläser 
nüchtern  trinken  zu  lassen,  —  in  andern  Fällen  ist  es  oft 
rathsam,  nüchtern  kurz  vor  dem  Frühstück,  im  Winter  noch 
im  Bette,  ein,  höchstens  zwei  Gläser  zu  trinken,  —  oder 
bei  Personen,  welche  nüchtern  nicht  Wasser  vertragen,  eine 
Stunde  nach  eingenommenem  Frühstück.  Bei  dem  Gebrauch 
desselben  ist  es  nicht  so  nöthig,  sich  die  Bewegung  zu  ma- 
chen, welche  beim  Gebrauch  anderer  Brunnen  wesentlich 
erfordert  wird,  —  und  daher  läfst  sich  dasselbe  auch  zu 
allen  Zeiten  des  Jahres  gebrauchen. 

Auf  ähnliche  Weise  wird  das,  durch  Evaporation  des  Wassers 
gewonnene  Saidschitzer  Salz  benutzt,  worüber  ich  mich  bereits  frü- 
her ausgesprochen  habe  (Vergl.  Theil  I.  S.  257.  S.  270.  zweite  Aufl.). 

Benutzt  werden  die  genannten  Bitterwasser  entweder 
als  vorbereitende  Km*  beim  Gebrauch  anderer  M.  quellen, 
oder  als  Unterstützungsmittel  während  der  Anwendung  der 
letztern,  oder  endlich  ganz  allein. 

Die  Krankheiten,  in  welchen  die  genannten  M.quellen 
vorzugsweise  empfohlen  werden,  sind  folgende: 

1.  Vollblütigkeit  und  dadurch  bedingte  active  Con- 
gestionen  nach  Kopf  und  Brust,  in  Form  von  klopfendem 
Kopfschmerz,  Ohrensausen,  Schwerhörigkeit,  Mouches  vo- 
lantes,  Schwindel,  Ohnmächten,  epileptischen  Anfällen,  — 
Beängstigungen,  Herzklopfen,  Brustschmerzen*  Asthma  ple- 
thoricum,  Brustkrämpfe,  und  andere  convulsivische  Zu- 
fälle. 

2.  Stockungen  im  Unterleibe,  durch  Plethora  abdomi- 
nalis bedingt,  Ansammlungen  von  Schleim  und  Galle,  — 
Störungen  im  Leber-,  Pfortader-  und  Uterinsystem,  Hä- 
morrhoidalbeschw erden ,  Melancholie  von  materiellen  Ur- 
sachen. 

3.  Chronische  Hautausschläge,  von  Blutcongestionen, 
anomaler  Menstrual-  oder  Hämorrhoidal  -  Congestion  ent- 
standen, —  namentlich  kupfrige  Ausschläge  des  Gesichts, 

H2 


116 

—  allein,  oder  in  passender  Verbindung  mit  dem  Gebrauch 
von  Schwefel-  oder  Antimonialmitteln. 

4.  Trägheit  des  Darmkanals,  —  bei  von  Natur  habi- 
tueller oder  durch  Verhältnisse  veranlafster  Hartleäbigkeit. 

—  Der  letzte  Fall  tritt  namentlich  häufig  in  Schwanger- 
schaften ein.  Die  genannten  Arten  von  Bitterwassern  sind 
dann  ein  unschätzbares  Mittel,  insofern  sie  nicht  nur  die 
Darmausleerungen  befördern,  sondern  auch  die  activen  Blut- 
congestionen  nach  Kopf  und  Brust  mindern  und  dadurch  oft 
einen  Aderlafs  unnöthig  machen. 

Bei  plethorischen  Frauen  erleichtert  oft  ungemein  die 
Entbindung  ein  mehrwöchentlicher  Gebrauch  von  Bitter-1 
wasser  in  der  letzten  Zeit  der  Schwangerschaft.  In  einem; 
Falle  bei  einer  sehr  vollblütigen,  zu  activen  Congestionen 
geneigten  Frau,  welche  während  ihrer  Schwangerschaft  im- 
mer viel  litt  und  das  Unglück  hatte,  mehrere  Kinder  we-j 
gen  Vollblütigkeit  bald  nach  ihrer  Geburt  zu  verlieren,, 
wurde  in  zwei  Fällen  Bitterwasser  während  der  Schwan- 
gerschaft, in  Verbindung  mit  einer  strengen  Diät  mehrere 
Monate  lang  gebraucht;  die  Schwangere  befand  sich  vor 
der  Entbindung  sein*  gut,  gebar  leicht  beide  Kinder,  und 
beide  leben  noch. 

5.  Rheumatische  oder  gichtische  Affectionen,  mit  Ple- 
thora oder  starken  activen  Congestionen  complicirt. 

6.  Geschwülste,  Verhärtungen,  durch  congestive  Ur- 
sachen entstanden  oder  vermehrt  und  unterhalten. 

7.  Fieberhafte  Krankheiten  entzündlicher  Art,  oder 
mit  gastrischen  Leiden  complicirt,  —  Saburralfieber,  Gal- 
lenfieber. 

8.  Noch  verdienen  diese  M.wasser  besonders  empfoh- 
len zu  werden  bei  Anlage  zu  Stockungen  im  Leber-  unc' 
Pfortader system,  Neigung  zu  Stuhlverstopfung  und  activen 
Congestionen,  als  Prophylakticum,  um  die  Entwickeluna 
der  Hämorrhoiden  zu  verhüten.  — 

Das  Püllnaer  Wasser,  welches,  wie  schon  erwähnt,  aucli  zu  Bä- 
dern benutzt  worden  ist,  hat  sicli  in  dieser  Form  nach  den  Erfahruu- 


117 

gen  des  Dr.  Kill  ich  es  zu  Brüx  sehr  hülfreich  erwiesen  gegen  rheu- 
matische und  gichtische  Leiden,  —  Hypochondrie  und  Hysterie  mit 
materieller  Grundlage,  —  Stockungen  im  Leber-  und  Pfortadersystem, 
hämorrhoidalische  Beschwerden.  —  Bei  dem  Gebrauch  der  Bäder  er- 
folgt oft  ein  gelinder,  aber  sehr  wohlthätig  wirkender  Durchfall. 

Fr.  Hoffmann  et  M.  L.  Claufsen,  D.  examen  cbemico-me- 
dicum  fontis  Sedlizensis  in  Bohemia  sistens.     Halae  1724. 

—  —  et  W.  Kellner,  D.  sistens  fontis  Sedlizensis  in  Bohe- 
mia nee  non  salis  ex  eodem  parati  examen.     Halae  1724.    4. 

C.  B.  Jampert,  von  dem  Wasser  zu  Eger,  Pyrmont  und  Sed- 
litz.   Berlin  1724. 

Fr.  Hoffmann,  Bericht  von  dem  Nutzen  und  Gebrauch  des  zu 
Seidlitz   neu   entdeckten,    bittern  purgiienden  Brunnens.     Halle  1724. 

4.  —  1725.   4. 

—  —  indicium  et  examen  fontis  et  salis  Sedlizensis  in  Bo- 
hemia in  ejusdem  Medicina  consultatoria.  P.  IV.  p.  327.  —  Teutsch 
Dresden  und  Halle  1725,  —  ins  Englische  übersetzt  ?onShaw.  Lon- 
don 1743,  —  ins  Französische.    Berlin  1752. 

Kurzer  Extract  aus  Hrn.  Dr.  Hoffmann's  gründlichem  Bericht 
von  denen  zu  Sedlitz  und  Seydschütz  in  Böhmen  neu  entdeckten  bit- 
tern Purgirbrunnen.    Halle  1725. 

F.  E.  B  rückmann,  de  aquarum  Sedlicensium  usu.  —  In  Com- 
merc.  litt.  Nor.  Vol.  III. 

J.  A.  Göritz,  vermehrte  Nachrichten  von  dem  böhmischen  Sed- 
litzer  oder  Saidschitzer  Bitterwasser.  Regensburg  und  Dresden  1727. 
—  Leipzig  1730.  —  Regeushurg  1731.  —  1754.    8. 

—  —  neue  Bemerkungen  von  den  Böhmischen  Bitterwassern. 
Regensburg  1738. 

J.  H.  Lefser,  von  den  herrlichen  "Wirkungen  des  Seidlitzer 
Brunnens,  in  Hamburger  Gelehrten  Berichten.     1735.  S.  666.  —  1736. 

5.  66. 

Jentsc hen's  kurze  Gedanken  von  dem  Nutzen  und  Gebrauch 
des  Sedlitzer  oder  Saidschitzer  Bitterwassers  und  des  daraus  verfer- 
tigten Salzes.    1744.    8 

Joh.  Fr.  Zittmann's  praktische  Anmerkungen  von  den  Te- 
plitzer  Bädern,  böhmischen  Bitterwassern   u.  s.  w.    Dresden  1752.    8. 

G.  N.  Troschel,  nothwendige  Nachrichten  von  den  wahrhaftig 
höhmischen  Bitterwassern,  Saidschitzer  Ursprungs  aus  dem  hochlehi- 
schen  Berge.    Leutmeritz  1761.    8. 

Baidinger,  Med.  Journal.  St.  2.  S.  87.  —  St.  27.  S.  24.  — 
St.  28.  S.  12. 

F.  A.  S  c  h  u  1  z  e ,  Nachricht  von  dem  Böhmischen  Bitterwasser.  1767. 

H.  J.  v.  Crantz,  Gesundbrunnen  der  Oesterreichischen  Monar- 
chie.   S.  265.  266. 

Das  Saidschitzer  Bitterwasser,  physisch,  chemisch  und  medizi- 
nisch heschrieben  von  Reufs.    Prag  1791. 

F.  K.  O'Reilly,  Untersuchung  des  Bitterwassers  zu  Steinwas- 
ser.   Prag  1791. 


118 

M.  Hoffmann,  dissertatiou  sur  les  eaux  de  Sels  et  Sedlitz. 
1779. 

Die  besuchtesten  Badeörter  des  Oesterr.  Kaiserst.    Bd.  II.  S.  106. 

C.  W.  Hufeland's  Uebersicht.    S.  193.  231.  4.  Aufl.  S.  182. 

J.  E.  Wetz ler,  über  Gesundbrunnen.    3.  Th.  S.  304. 

E.  Dingler's  polytechnisches  Journal.    1826.    Bd.  I.  S.  181. 

Ueber  den  Nutzen  und  Gebrauch  des  Püllnaer  Bitterwassers  von 
J.  E.  Wetz  ler.    Augsburg  1826.  —  1827.  —  1828.  —  1830.  —  1836. 

Das  Saidschitzer  Bitterwasser  chemisch  untersucht  vom  Profes- 
sor Steinmann,  historisch,  geognostisch  und  heilkundig  dargestellt 
vom  Dr.  Reufs.    Prag  1827. 

Hufeland's  Journal  der  praktischen  Heilkunde.  Bd.  XXIX. 
St.  4.  S.  1.  Bd.  LV.  St.  4.  S.  127.  Bd.  LVIII.  St.  6.  S.  79.  Bd.  LXII. 
St.  6.  S.  114. 

Kastner's  Archiv.    Bd.  V.  S.  210. 

Böhmens  Heilquellen  von  Gerle.    S.  392. 

Ueber  das  Püllnaer  Bitterwasser,  dessen  äufserlichen  und  inner- 
lichen Gebrauch  von  J.  Killich  es.     Prag  1829. 

Les  eaux  minerales  ameres  de  Saidschitz  en  Boheme  analysees 
par  M.  J.  Stein  mann  et  decrites  par  Fr.  A.  Reufs.    Prague  1829. 

Zusätze  zu  der  Schrift:  Ueber  den  Nutzen  und  Gebrauch  des 
Püllnaer  Bitterwassers,  von  J.  E.  Wetzler.    Augsburg  1830.    8. 

Pitsch  in:  Med.  Central -Zeitung.    1839.  S.  132. 

7.  Die  M. quellen  %u  Liebwerda  im  Bunzlauer 
Kreise.  Sie  entspringen  in  dem  nordöstlichsten  Theile  Böh- 
mens in  der  Herrschaft  Friedland,  bei  dem  Dorfe  Lieb- 
werda, dem  Besitzthum  des  Grafen  von  Clam-Gallas, 
nahe  der  Gränze  von  Schlesien,  in  einem  von  Osten  nach 
Westen  verlaufenden  Thale,  anderthalb  Stunden  von 
Stadt  und  Schlots  Friedland,  eine  Meile  von  Flinsberg 
entfernt. 

Schon  1600  gedenkt  Schwenkfeld  derselben.  Für  Kurgäste 
und  zur  Benutzung  der  Quellen  sind  die  nöthigen  Gebäude  vorhanden. 
Die  Umgegend  ist  reich  an  ähnlichen  kalten,  an  Kohlensäure  reichen 
Mineralquellen.  Von  interessanten,  häufig  besuchten  Punkten  in  der 
Nähe  von  Liebwerda  sind  zu  erwähnen:  das  Kloster  Haindorf  und 
das,  wegen  seiner  schönen  Lage  und  seiner  historischen  Erinnerun- 
gen an  Wallenstein  gleich  bemerkenswerthe  Schlofs  Friedlaud. 

Das  Gebirge  der  Umgegend  besteht  aus  Granit,  Glimmerschiefer, 
Gneifs,    Thonschiefer  und  Lagern  von  Urkalk  und  Quarz. 

Die  M.  quellen  zu  Liebwerda  zeichnen  sich  aus  durch 
ihren  beträchtlichen  Gehalt  an  kohlensaurem  Gase  und  ei- 
nen  verhältnifsmäfsig    nur  geringen  an  festen  Bestandthei* 


119 


len;  nur  zwei  enthalten  Eisen.   Ihr  Wasser  perlt  stark  und 
ist  von  einem  säuerlichen,  angenehmen  Geschmack. 
Man  unterscheidet  folgende  Quellen: 

1.  Die  Trinkquelle  oder  der  Christiansbrun- 
nen, —  sie  hat  die  Temperatur  von  8°  R.  hei  9 — 12°  R. 
der  Atmosphäre,  ihr  spec.  Gewicht  beträgt  1,0009,  ihre 
Wassermenge  in  einer  Stunde  19,668  Kub.  Fufs. 

2.  Die  Josephinenquelle,  von  9°  R. ;  ihr  spec.  Ge- 
wicht beträgt  1,0018,  ihre  Wassermenge  in  24  Stunden 
53,056  Kub.  Fufs. 

3.  Der  Stahlbrunnen,  von  9°  R.  und  1,0027  spec. 
Gewicht;  seine  Wassermenge  beträgt  in  24  Stunden  669 
Kub.  Fufs. 

4.  Der  Wilhelmsbrunnen,  von  9°  R.  und  1,0018 
speeifischem  Gewicht,  giebt  in  24  Stunden  60,371  Kub.  Fufs 
Wasser. 

Chemisch  untersucht  wurden  die  M.quellen  von  Meyer 
und  Reufs.    Nach  Reufs  enthalten  in  sechzehn  Unzen: 

1.  Die  Trinkquelle.    2.  Die  Josephinen- 
quelle. 
0,02667  Gr. 

0,06667  — 
0,15333  — 
0,13333  — 
0,21333  — 
0,06667  — 
Spuren 
0,05333  — 


Chlornatrium  . 
Schwefelsaures  Natron  . 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Kohlensaures  Natron 
Kohlensaure  Talkerde    . 
Kohlensaure  Kalkerde    . 
Kohlensaures  Eisenoxydul 
Kieselerde 


Kohlensaures  Gas 


0,71333  Gr. 
23,040  Kub.  Zoll. 


0,06667  Gr. 
0,11111  — 
0,43333  — 
0,46667  — 
1,51111  — 
0,48889  — 
0,32222  — 
0,08889  — 
3,48889  Gr. 


Clilornatrium 
Schwefelsaures  Natron 
Kohlensaures  Natron 
Schwefelsaure  Kalkerde    . 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaures  Eisenoxydul 
Kieselerde  . 

Kohlensaures  Gas 


Der  Stall  lbruu 
n  en. 
0,04444  Gr. 
0,10000  — 
0,66666  — 
0,57778  — 
2,26667  — 
0,55556  — 
0,73333  — 
0,07778  — 


5,02222  Gr. 
21,333  Kub.  Zoll 


Der  Wilhelms- 
brunnen. 
.  0,04444  Gr. 
.  0,06667  — 
.  0,52222  — 
.  0,45556  — 
.  0,73333  — 
.  0,51111  — 
.  0,55556  — 
.  0,12222  — 
5,02222  Gr. 
17,689  Kub.  Zoll. 


120 

Die  früher  beträchtliche  Versendung  des  M.  Wassers 
hat  sich  später  vermindert.  —  *Der  Brunnenarzt,  Hr.  Dr. 
Gofse,  wohnt  in  dem  nahen  Friedland. 

Nach  ihren  Mischungsverhältnissen  und  Wirkungen  ge- 
hören die  zwei  ersten  zu  der  Klasse  der  alkalisch-erdigen, 
die  beiden  letzten  zu  der  der  eisenhaltigen  Säuerlinge.  In- 
nerlich gebraucht  wirken  sie  gelind-stärkend,  specifik  auf 
die  Urinwerkzeuge  und  das  Uterinsystem,  nach  ihrem  ver- 
schiedenen Eisengehalt  die  Se-  und  Excretionen  mehr  oder 
weniger  bethätigend. 

Man  benutzt  sie  als  Getränk,  in  Form  von  Wasser- 
bad und  Douche,  und  rühmt  sie  namentlich  bei  Schwäche 
des  Magens  und  Darmkanals,  Neigung  zur  Säure,  —  chro- 
nischen Krankheiten  der  Urin-  und  Geschlechtswerkzeuge, 
Bleichsucht,  Anomaläeen  der  Menstruation,  Gries-  und  Stein- 
beschwerden, —  gichtischen  und  rheumatischen  Affectionen 
von  Schwäche. 

Casp.  Schwenk f  e  1  d , stirpium et fossilium Silesiae catalogus.  1600. 

H.  J.  v.  Crantz,  Gesundbr.  der  Oest.  Monarchie.    S.  224. 

Untersuchung  des  Liebwerder  Sauerbrunnen  in  Böhmen.  Prag  u. 
Dresden  1786. 

J.  Meyer,  Untersuchung  des  Liebwerder  Sauerbrunnens  in  Böh- 
men.   Prag  1786.  —  Dresden  1787.  —  1791. 

J.  H,  Bauer's  Untersuchung  nach  der  Naturkunde  und  Chemie 
der  uralten  mineralischen  Sauerbrunnen  im  Königreiche  Böhmen. 
Prag  1785. 

M.  Hansa's  Beschreibung  des  neu  entdeckten  Stahl wassers  bei 
Liebwerda.    1790. 

Anleitung  zum  Gebrauch  des  neuen  Säuerlings,  Christiansbrunnen 
genannt,  zu  Liebwerda.    Prag  1790. 

(Wellik),  Anleitung  zum  Gebrauch  des  mineralischen  Stahlbrun- 
nens zu  Liebwerda.    Prag  1794. 

F.  A.  Reufs,  die  M.quellen  zu  Liebwerda  in  Böhmen.    Prag  1811. 

Die  besucht.  Badeort,  des  Oest.  Kaiserst.    Bd.  II.  S.  110. 

Hille  a.  a.  O.  S.  165. 


Aufser  diesen  Heilquellen  besitzt  Böhmen  noch  eine  grofse  Menge 
von  M.quellen,  besonders  Eisenquellen  und  Säuerlingen,  von  welchen 
jedoch  die  Mehrzahl  wenig  oder  gar  nicht  benutzt  wird.  Ich  er- 
wähne nur: 


;    ; 

±,uuu  v*r. 

2,375  — 

. 

4,050  — 

. 

0,091  — 

.    . 

0,400  — 

0,522  — 

. 

1,061  — 

121 

a)  im  Saatzer  Kreise: 
Die  M. quelle  zu  Stecknitz,   benannt  nach  dem  Schlofs   und 
Dorf  dieses  Namens,  anderthalb  Stunden  von  Saatz,  zwei  Meilen  von 
Laun,  vier  von  Teplitz. 

Die  hier  entspringende,  Avenig  benutzte  M.  quelle  enthält  nach 
Reufs  in  sechzehn  Unzen: 

Schwefelsaures  Natron 
Schwefelsaure  Talkerde 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Schwefelsaure  Thonerde 
Schwefelsaures  Eisen    . 
Kohlensaures  Eisen 
Thonerde 

9,499  Gr. 

Marggraf,  ehem.  Schrift.    Th.  II.  Nr.  14.  S.  191. 

Tract.  de  ortu,  indole,  contentis  et  viribus  medicis  ac  usu  aqua- 
rum  mineralium  Stecknizensium.    1765. 

C.  F.  Pörner,  vom  Brunnen  zu  Stecknitz.    Leipzig  1770. 

H.  J.  v.  Crantz,  Gesundbr.  der  Oest.  Monarchie.    S.  266. 

F.  A.  Reufs,  physisch-chemische  Untersuchung  des  Stecknitzer 
Gesundbrunnens.    Prag  1802. 

Das  Dobritschaner  Bad,  auf  der  Herrschaft  gleiches  Na- 
mens, eine  Viertelstunde  von  dem  Dorfe  Dobritschan,  südlich  von. 
Stecknitz  eine  Viertelstunde  von  dem  Dobritschauer  Schlosse. 
Seit  den  ungenügenden  Untersuchungen  dieses  Mineralwassers  von 
O'Reilly  und  H.  J.  v.  Crantz  ist  keine  neuere  Analyse  bekannt 
geworden. 

J. -O'Reilly,  Beschreibung  und  Gebrauch  des  Dobritschaner 
Bades  mit  einigen  beigefügten  von  demselben  bewirkten  Heilungen. 
Eger  1769. 

H.  J.  v.  Crantz  a.  a.  O.    S.  265. 

Die  besuchtesten  Badeörter  des  Oest.  Kaiserst.     Tb.  II.  S.  129. 

Das  Wenzelsbad  zu  Tschachwitz.  Das  Dorf  Tschachwitz, 
zur  Stadt  Kaaden  gehörig,  liegt  von  Saatz  zwei,  von  Kommotau  zwei 
und  eine  halbe  Stunde  entfernt;  die  daselbst  befindliche  Badeanstalt 
ist  Eigenthum  der  Gemeinde.  Die  Temperatur  des  M.wassers  beträgt 
14°  R.,  sein  spec.  Gewicht  1,001618.  Nach  Pleischl's  Analyse  ent- 
hält dasselbe:  freie  Kohlensäure,  kohlensaure  Kalk-  und  Talkerde, 
kohlensaures  Natron  und  Eisen,  Schwefels.  Natron,  salzsaur.  Natron 
und  Talkerde,  Kieselerde  und  harzigen  Rückstand  (an  festen  Bestand- 
theilen  enthalten  16  Unzen  5,8 1 8  Gr.). 

Seinen  Mischungsverhältnissen  und  Wirkungen  nach  zu  der  Klasse 
der  erdig-alkalischen  Eisenwasser  gehörig,  —  contraindicirt  in  allen 
den  Fällen,  wo  Eisenquellen  überhaupt  zu  Aviderrathen,  —  rühmt  man 
es  innerlich  und  äufserlich  bei  Verschleimungen  und  Schleimflüsseu 
des  Magens  und  Darmkanals,  Neigung  zu  Säure  und  Flatulenz,  — 
Blasenkatarrben,  Gries-  und  Steinbeschwerden,  —  Cachexieen,  Bleich- 


122 

sucht,  Skropheln,  Rhachitis,  —  chronischen  Hautausschlägen,  inveterir- 
ten  Geschwüren,  —  langwierigen  rheumatischen  und  giclitischen  Lei- 
den, —  chronischen  Nervenkrankheiten  krampfhafter  Art  und  Läh- 
mungen. 

Das  Wenzelsbad  zu  Tschachwitz,  von  J.  V.  Tirsch.   Prag  1830. 

Die  M. quelle  zu  Sadschutz  auf  der  Herrschaft  Neudorf-Ei- 
sendorf, eine  kalte  erdig -salinische  Eisenquelle.  Nach  Reufs  be- 
trägt das  spec.  Gewicht  derselben  1,0014;  sechzehn  Unzen  Wasser 
enthalten : 


<l    UHU  liill   III1II 

Schwefelsaures  Natron  . 

u,uo  ur, 
0,34  — 

Schwefelsaure  Talkerde 

1,30  — 

Schwefelsaure  Kalkerde 

0,10  — 

Kohlensaure  Kalkerde    . 

0,08  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul 

0,14  — 

Kieselerde 

0,35  — 

Harz         .... 

0,01  — 

2,40  Gr. 

Kohlensaures  Gas    . 

eine  geringe  Menge. 

F. 

Sadschützer  Bades  im  Saatzer  Kreise.    Dresden  179S. 

In  derselben  Herrschaft  sind  noch  zwei  andere,  weniger  bekannte 
M.quellen  zu  erwähnen:  die  nach  Trübschütz  gehörige,  welche  dem 
Biliner  M.wasser  sehr  ähnlich  sein  soll,  und  die  bei  dem  Dorfe  Kum- 
mern oder  Kommern  entspringende  Eisenquelle. 

b)  im  Rakonitzer  Kreise: 

Das  M.bad  zu  Mfseno.  Das  Dorf  Mfseno  oder  Mfeno  liegt  im 
nördlichen  Theile  dieses  Kreises  auf  der  Kinsky'schen  Herrschaft 
Slonitz,  eine  Stunde  von  Budin,  zwei  von  Schlan,  anderthalb  von 
Welwar. 

Die  Gebirgsart  der  Umgegend  ist  eisenschüssiger  Sandstein  von 
verschiedener  Farbe,  —  nächst  diesem  Schieferthon  und  Sandsteiuschie- 
fer.  Man  unterscheidet  verschiedene  aus  eisenschüssigem  Sandstein 
entspringende  M.quellen.  Die  östliche  Quelle  giebt  in  einer  Minute 
7  Oesterr.  Maafs,  die  mittlere  Quelle  3,  die  westliche  8. 

Ihr  Wasser  ist  klar,  geruchlos,  von  einem  zusammenziehenden 
Geschmack,  und  setzt  im  Bassin  viel  Eisenocker  ab.  Nach  Reufs 
beträgt  die  Temperatur  7°  R.,  während  die  der  atmosphärischen  Luft 
auf  dem  Eispunkt  stand,  das  spec.  Gewicht  1,0013. 

Zur  Benutzung  des  M.  wassers  findet  sich  zu  Mfsno  ein  Badehaus 
mit  Gemeinbädern  und  Wannenbädern. 

Der  Karlsbrunnen  wird  zu  Bädern  benutzt,  der  Rosabrun- 
nen als  Getränk  empfohlen. 

Seinem  chemischen  Gehalte  nach  gehört  das  M.wasser  zu  Mfsno 
zu  der  Klasse  der  Vitriolwasser;  nach  Reufs  neuester  Analyse  ent- 
hält der  Kavlsbrunnen  in  sechzehn  Unzen : 


123 


Schwefelsaures  Natron         .        .        .        0,750  Gr. 
Schwefelsaure  Talkerde       .        .        .        1,305  — 
Schwefelsaure  Kalkerde        .        .         .        1,917  — 

Chlornatrium 0,111  — 

Kohlensaure  Kalkerde  .  .  .  .  0,273  — 
Kohlensaure  Talkerde  ....  0,222  — 
Schwefelsaures  Eisenoxydul        .        .        1,000  — 

Kieselerde 0,283  — 

Harz 0,063  — 

5,895  Gr. 
Aeufserlich  angewendet  wirkt  dasselbe  gleich  ähnlichen  Yitriol- 
wassern  sehr  stärkend,  zusammenziehend  auf  Gefäfs-  und  Muskelsy- 
stem und  die  Schleimhäute,  und  wird  besonders  als  Bad  gerühmt  bei 
Krankheiten  von  Schwäche  atonischer  Art,  namentlich  bei  hartnäcki- 
gen passiven  Blut-  und  Schleimflüssen,  Fluor  albus,  Gonorrhoea  se- 
cundaria, Blasenhämorrhoiden,  —  chronischen  Nervenleiden,  Bleichsucht. 
F.  A.  Reufs,  phys.  chemische  Beschreibung  des  Gesundbrunnens 
und  Bades  zu  Mfsno.    Dresden  1799. 

Die  M.  quelle  zu  Mfsno  in  Böhmen.    Leipzig  1804. 

Die  besucht.  Badeörter  u.  Gesundbr.    Th,  II.  S.  125. 

Wenz.  StStanek,  die  M.wässer  und  Bäder  zu  Mseno.  Prag  1832. 

Hille  a.  a.  O.    S.  162. 

Das  M.bad  zu  Sternberg  bei  Schlan  auf  der  Clam-Marti- 
nitzschen  Herrschaft  Schmetschna,  eine  halbe  Stunde  von  dem  Schlofs 
Schmetschua,  eine  Stunde  von  Schlan,  drei  Meilen  von  Prag,  in  ei- 
nem anmuthigen  Thale.  Seinen  Namen  erhielt  es  von  einer  Gräfin 
Martinitz,  geb.  Gräfin  von  Sternberg. 

Man  unterscheidet  hier  zwei,  wenig  in  ihrem  Gehalte  verschie- 
dene M. quellen:  die  Haupt-  und  Nebenquelle;  das  spec.  Ge- 
wicht der  ersteren  beträgt  1,0077,  das  der  zweiten  1,0076,  die  Tempe- 
ratur beider  8°  R. 

Chemisch  untersucht  wurden  sie  von  Reufs  und  Düras.  In 
sechzehn  Unzen  enthalten  nach  Düras: 


1. 

die  Hauptquelle :     2. 

die  Nebenquelle : 

Schwefelsaure  Talkerde 

1,1471  Gr.       . 

.      1,9300  Gr. 

Kohlensaure  Talkerde  . 

1,7748  — 

0,7102  — 

Chlortalcium  .... 

0,0180  — 

.      0,2500  — 

Schwefelsaure  Kalkerde 

0,4750  — 

.      0,3889  — 

Kohlensaure  Kalkerde  . 

4,4478  — 

4,5920  — 

Schwefelsaures  Natron 

0,8418  — 

0,8889  — 

Chlornatrium 

0,0760  — 

. 

Kohlensaures  Eisenoxydul    . 

0,3303  — 

0,2389  — 

Kieselerde      .... 

0,2000  — 

0,1667  — 

Extractivstoff 

0,0278  — 

.      0,0833  — 

9,3386  Gr. 

9,2489  Gr. 

Benutzt  werden  die  M. quellen  als  Getränk  und  Bad  gegen  h}rpo- 
chondrische  und  hysterische  Beschwerden,    gichtische    und  rheumati- 


124 

sehe  Leiden,  Lähmungen,  Bleichsucht  und  ähnliche  Krankheiten  des 
Uterinsystems  von  Schwäche. 

Im  Sommer  1820  wurden  3468  Bäder  verabreicht,  —  im  J.  1830: 
1990,  im  J.  1831:  1865,  und  im  J.  1832:  1853. 

H.  J.  v.  Crantz,  Gesundbr.  d.  Oest.  Monarchie.    S.  277. 

Fr.  Ambr.  Reufs,  phys.  chemische  Beschreibung  des  Stern- 
berger  M.  wassers.    Prag  1802. 

Jos.  Diiras,  ehem.  medizinische  Beschreibung  der  Stahlwässer 
zu  Sternberg.    Prag  1820. 

Max.  M  e i 1 1 ,  Sternberg  bei  Schlan.    Prag  1S33. 

Hil'.e  a.  a.  O.    S.  156. 

Das  Bad  zu  Johannesdorf  oder  Liboch,  nur  36  Fufs  über 
der  Elbe  erhaben,  eine  halbe  Stunde  von  Liboch  oder  Lyboch  auf  der 
Herrschaft  gleiches  Namens,  eine  Meile  von  Melnik,  Eigenthum  des 
Grafen  Pachta. 

Die  Hauptquelle  entspringt  aus  einem  thonig-eisenschüssigen  Sand- 
stein, ist  hell,  klar  von  einem  tintenartig  zusammenziehenden  Ge- 
schmack, wirft  Blasen ;  ihre  Temperatur  beträgt  7°  R.,  ihr  spec.  Ge- 
wicht 1,0013,  ihre  Wassermenge  in  einer  Stunde  15  Eimer. 

Schon  1754  wurde  dieses  M.wasser  von  Dr.  Kral,  Physikus  zu 
Leutmeritz  empfohlen,  später  von  H.  J.  v.  Crantz  beschrieben  und 
untersucht,  und  neuerdings  von  J.  Jacobi.  Nach  letzterm  enthält 
es  schwefelsaures  Eisen,  kohlensaure  Kalkerde  und  schwefelsaure  Talk- 
und  Kalkerde. 

Das  Badehaus  enthält  Badekabinette  mit  hölzernen  Wannen. 

Jacobi  empfiehlt  dasselbe  bei  Verschleimungeu  der  Verdauungs- 
werkzeuge, passiven  Blut-  und  Schleimflüssen,  chronischen  Nerven- 
krankheiten, chronischen  Hautausschlägen,  Gicht  und  Cachexieen,  na- 
mentlich Chlorosis. 

H.  J.  v.  Crantz,   Gesundbr.  der  Oestr.  Monarchie.    S.  269. 

J.  Jacobi  in:  Med.  Jahrb.  des  Oesterr.  Kaiserstaates.  1819. 
Bd.  V.  St.  2.  S.  101. 

Nur  namentlich  zu  erwähnen  sind:  das  St.  Blasiusbad  bei 
Zerotin,  —  das  Ziegerwasser  (Wenecek)  bei  Prag,  im  J.  1768 
beschrieben  von  Zause hner  (Beiträge  zur  Wassergeschichte  von 
Böhmen.     Bd.  II.  S.  119),  —  und  der  Säuerling  von  Zelewcic.   — 

c)   im  Königgrätzer  Kreise: 

Das  Kuhusb  ad  oder  Gradlitzerb  ad  nördlich  von  König-* 
grätz  in  der  Herrschaft  Gradlitz,  bei  dem  Dorfe  Kukus.  Die  hier 
entspringende  M.quelle,  welche  früher  den  vielversprechenden  Namen 
„goldene  Ader1'  führte,  wurde  1694  untersucht,  und  da  die  Prüfung  günstige 
Resultate  ergab,  von  dem  Grafen  Spork  die  erforderlichen  Gebäude 
für  Kurgäste  aufgeführt.  Den  Namen  Kukus  (Kux)  erhielt  der  neu- 
gegründete  Ort  von  dem  genannten  Hrn.  Grafen  wegen  des  in  frühe- 
rer Zeit  hier  betriebenen  Bergbaus.  —  Früher  wurde  dieser  Kurort  viel 
besucht  und  gebraucht,  ist  aber  jetzt  fast  ganz  aufser  Gebrauch. 


125 

Uralter  Kukus- Brunnen,  anjetzo  erneuerter  Gradlitzer  Brunnquell 
von  Karl  Valeut.  Kirchmeyer.    Prag  1698.  —  1718. 

Der  so  alte,  als  edle  Kukusbrunnen  nach  Hrn.  Kirchmeyer  fer- 
ner recommandirt  von  Chr.  Gottl.  Langen.    Hirschberg  1720. 

Gott  fr.  Benj.  Haake,  Beschreibung  des  Kukusbades.  Schweid- 
nitz  1725. 

C  h  r.  M  i  c  h.  A  d  o  1  p  h  u  s ,  de  fönte  Kukufsensi.  Wratislaviae  1726. 

H.  J.  v.  Crantz,  Gesundbr.  der  Oest.  Monarchie.    S.  245. 

An  das  Kukusbad  scbliefsen  sich  folgende  weniger  bekannte  und 
benutzte:  das  Königinn hofer-Johannesbad,  bei  der  Stadt 
Königinnhof,  welches  im  J.  1506  gegründet,  jetzt  aber  nur  wenig  ge- 
braucht wird;  —  das  Bad  Resek  bei  dem  Dorfe  Blaschkow;  —  das 
Nachoder  oder  Biloweser-Bad  bei  dem  Dorfe  Bilowes,  besitzt 
eine  sehr  starke,  dem  Cudowaer  M.wasser  ähnliche  Eisenquelle ;  — 
das  Bad  zu  Klein-Schwadowitz,  drei  Stunden  von  Nachod, 
eine  in  Form  von  Wasserbädern  gegen  Gicht  und  Rheumatismen  be- 
nutzte kalte  Schwefelquelle;  —  das  Badsdorfer-Bad  auf  der 
Herrschaft  Senftenberg,  drei  Stunden  von  dem  Städtchen  Senfteii- 
berg.  — 

d)  im  Biczower  Kreise: 

Das  Johannesbad,  oder  der  Johanuesbrunnen  auf  der 
Herrschaft  Wildschütz,  dem  Freiherrn  von  Silberstein  gehörig,  an  1500 
Fufs  über  dem  Meere,  am  Fufse  des  Schwarzenberges,  bekannt  seit 
Anfange  des  siebzehnten  Jahrhunderts,  chemisch  untersucht  von  Logd- 
niaiiii  von  Auen,  Arnoldi  und  neuerdings  von  Adalbert  Ka- 
blick,  weniger  als  Getränk,  häufiger  äufserlich  als  Bad  benutzt. 

Nach  A.  Kablick's  Analyse  enthalten  sechzehn  Unzen  M.was- 
ser an  festen  Bestandtheilen  in  wasserleerem  Zustande: 

Chlornatrium 0,12384  Gr. 

Schwefelsaures  Natron     .        .        .        0,13163  — 
Einfach  kohlensaures  Natron    .        .        0,14343  — 

—  —    kohlensaure  Kalkerde 

—  —    kohlensaure  Talkerde 
Kieselerde  ..... 
Schwefelsaure  Kalkerde    . 
Halbajebundene  Kohlensäure 


0,83342  — 
0,05245  — 

0,04178  — 
0,10383  — 
0,45824  — 
1,88862  Gr. 


A.  Kablick  fand  bei  den  im  J.  1814,  1828  und  1835  angestellten 
Analysen,  dafs  diese  M.  quelle  in  einem  Zeitraum  von  ein  und  zwan- 
zig Jahren  hinsichtlich  ihrer  festen  Bestandtheile  keine  wesentliche 
Veränderung  erlitten  habe. 

Ursprung  und  Gebrauch  des  uralten  Johannesbrunnen.    1680. 

Melch.  Wenz.  Logdmann  de  Aven,  beachtsame  und  wahr- 
haftige Beschreibung  der  mineralischen  Wässer  in  den  St.  Johan- 
nisbädern.    1707. 

L.  A.  Arnoldi 's   Zergliederung   und  Beschreibung    des  uralten, 


126 

der  Stadt  Trautenau  nächstgelegenen,  mineralischen  Badesprudels  Jo- 
hannesbrunnen.   Prag  1795. 

Die  M.  quelle  zu  Johannisbad  von  AdalbertKablick.  Prag 
1837  (Abgedr.  aus  W.  R.  Weite nweber's  Beiträgen  zur  gesamm- 
ten  Natur-  und  Heilwissenschaft.   Bd.  II.  St.  I.  S.  119).  — 

Nur  namentlich  aufzuführen  sind:  das  Forsterbad  beim  Dörf- 
chen Forst,  —  das  Mostigerbad  (Mosteky  Lazen),  auf  der  Herr- 
schaft gleiches  Namens,  —  das  Miletinerbad  oder  Trottine  r- 
b  a  d ,  bei  Klein-Trottin  auf  der  Herrschaft  Miletin,  (Gründliche  und 
■wahrhafte  Beschreibung  des  Miletiner  Gesundheitsbades  von  Job.  Al- 
tenberger.  Königgrätz  1752),  —  dasHoritzerbad  bei  der  Stadt  Ho- 
ritz,  —  das  Chlumetzer-  oder  Milkosrb-Bad,  nahe  bei  Chlu- 
metz,  —  das  Sadskaerbad  dei  der  Stadt  Sadska,  —  und  das  Bad 
im  Dorfe  Chodowitz   u.  a. 

Nur  namentlich  zu  erwähnen  sind  endlich  in  dem  Taborer 
Kreise:  das  St.  Anna  dorfer-Bad  auf  der  Herrschaft  Hroby,  — 
das  Bec hin  er-Bad,  eine  eisenhaltige  M.  quelle  bei  der  Stadt  Be- 
chin,  —  das  Gut w asser-  oder  Dobrawoda-Bad  bei  dem  Dorfe 
Klokot  bei  Tabor  (Haylsame  Brunn -Quelle  der  K.  Bergstadt  Ta- 
bor  von  Jos.  Jgn.  Mitschky.  Prag  1731),  —  das  Bad  bei  dem 
Städtchen  Poczatek  oder  Podsc haken  auf  der  Herrschaft  Sero- 
witz, —  das  Raudnauer-Bad  zum  Gute  Mischkawitz  gehörig ;  — 
in  dem  Chrudimer  Kreise:  das  Bad  Goldbrünnel  am  Walde 
auf  der  Herrschaft  Bistra,  —  das  Bad  Hagek  auf  dem  Gute  Bo- 
rownitz,  —  das  Bad  bei  Hamry  auf  der  Herrschaft  Reichen- 
burg, —  das  Bad  bei  Königsfeld  auf  der  Herrschaft  Landskern,  — 
das  St.  Nikolasbad  bei  W  ratzlau  auf  der  Herrschaft  Hohen- 
maut,  —  das  Bad  bei  P  o  d  o  1  auf  der  Herrschaft  Herzmanmiestez 
u.  a. ;  —  im  Prac hiner  Kreise:  das  Bad  Doktorka  bei  der 
Stadt  Prachatitz  auf  der  Herrschaft  Winterberg,  —  das  St.  Gün- 
thersbad im  Bezirke  Waldhwozd,  zeichnet  sich  nach  Mayer 
durch  die  Reinheit  seines  kalten  Wassers  aus  (Abhaudl.  einer  Privat- 
gesellschaft in  Böhmen.  Bd.  IV.  S.  148),  —  das  Horawizerbad 
bei  der  Stadt  gleiches  Namens,  —  das  Bad  Klaubowka  bei  dem 
Dorfe  Kotaun,  —  das  Bad  AVodolenoAV  oder  Wo  dolenka  beim 
Dorfe  Hradek  u.  a. ;  —  im  Klattauer  Kreise:  das  M.bad  zu  Le- 
tin  in  der  Herrschaft  Unter -Lukawetz,  —  zu  Milawetz  in  der 
Herrschaft  Taufs,  —  zu  Wolf  gang  bei  der  Stadt  Chaudenitz;  — 
im  Czaslauer  Kreise:  das  Bad  Lipka  bei  dem  Marktflecken  Przi- 
bran,  —  das  St.  Annabad  bei  Modletin  auf  der  Herrschaft  glei- 
ches Namens,  —  das  Petrokofer-Bad  auf  der  Herrschaft  Schrit- 
tens ,  —  das  Bad  Wiklantitz  auf  dem  Gute  gleiches  Namens, 
u.  a. ;  —  im  Budweifser  Kreise:  das  Fraueuberger-  oder 
Lipnitscher-Bad  bei  dem  Dorfe  Lipnitsch ,  ein  eisenhaltiges 
Schwefelwasser,  —  das  Bad  zu  Gutwasser,  —  zu  Heilbrunn  u. 
a. ;  —  im  Beraun  er  Kreise:  das  Kuchelbad  oder  Klein- 
küchlerbad, anderthalb  Stunden  von  Prag,  Eigenthiim  des  Hrn. 
Professor  Dr.  Rottenbereer,  —  u.  a. 


127 

Ueber  diese  und  andere  weniger  bekannte  und  grofsentheils  un- 
benutzte M.  quellen  vergl.  Hille  (a.  a.  0.  S.  177.  u.  folg.)  5  ein  al- 
phabetisches Verzeicknifs  der  bekannten  böhmischen  M.  quellen  findet 
sich  in  de  Carro's  Almanach  de  Carlsbad.    Annee  1835.   p.  46. 

2.  Die  Heilquellen  der  Markgrafschaft  Mähren 
und  des  Oesterreichisclien  Schlesiens. 

Umschlossen  von  dem  mährischen  Gebirge  im  Westen, 
nördlich  von  dem  mährisch  -  schlesischen,  den  Verzweigun- 
gen der  Sudeten,  östlich  von  dem  Halbkreis  der  Karpathen, 
flacht  sich  Mähren  gegen  Süden  nach  der  Donau  zu  ab, 
und  bietet  in  dieser  Beziehung  sehr  verschiedene  Höhen- 
verhältnisse dar;  —  im  Norden  erreicht  der  Altvater  die 
Höhe  von  4505  Fufs,  der  Peterstein  die  von  4420  F.,  der 
Karlsbrunnen  oder  das  Bad  zu  Hinnewieder  die  von  2353 
Fufs,  —  während  der  Spiegel  der  Donau  bei  Wien  480,  bei 
Pesth  nur  215  F.  über  dem  Meere  erhaben  ist. 

Das  Hauptgebirge  im  Norden  besteht  aus  Urgebirge, 
Gneifs,  Glimmerschiefer,  Thonschiefer  und  Grauwacke;  an 
sie  reihen  sich  die  verschiedenen  Formationen  der  altern 
und  Jüngern  Flötzgebirge,  welche  bis  in  das  Flufsgebiet 
der  Donau  herabsteigend,  einen  Theil  des  grofsen  Beckens 
bilden,  durch  welches  die  schöne  Donau  sich  mäandrisch 
windet. 

Von  Th.quellcn  besitzt  Mähren  nur  eine,  von  25°  R. ; 
aufser  dieser  mehrere  kalte  Schwefelquellen  und  zahlreiche 
andere  kalte  Mineralquellen,  welche  zwar  reich  an  kohlen- 
saurem Gas,  häutig  aber  nur  wenig  feste  Bestandtheile 
enthalten. 

Die  Zahl  der  Kochsalzquellen  in  Mähren  und  dem  Oe- 
sterreichisclien Schlesien  ist  verhältnifsmäfsig  gering,  nur 
im  Fürstenthume  T  e  s  c  h  e  n  unweit  Freiburg  zeichnen  sich 
die  Quellen  bei  Orlau,  Karwin  und  Solza  durch  ihren 
beträchtlichen  Salzgehalt  aus. 

Eine  besondere  Erwähnung  verdienen:  die  Schwefel- 
Th.quelle  zu  Ullersdorf,  —  der  Karlsbrunnen,  die 
M.  quellen  zu  Luhatschowitz  und  zu  Sternberg. 


128 

Th.  Jordan  de  Clausenburg,  coimnent.  de  aquis  medicatis 
Moraviae.    Francof.  1586. 

H.  J.  v.  Crantz,  Gesundbr.  der  Oest.  Monarchie.    S.  238.  289. 

Vinc.  Fer.  Tau  de,  Synopsis  fontium  Austriae.    p.  172. 

Die  besucht.  Badeörter  und  Gesundbrunnen  des  Oesterr.  Kaiserst. 
Th.  I.  S.  130. 

Beschreibung  der  Heilquellen  des  Gesenkes  und  ihres  zweckinä- 
fsigen  Gebrauchs,  vou  Dr.  A.  Zink.    Brunn  1816. 

v.  Oeynhausen,  geognostische  Beschreibung  von  Oberschlesien. 
1822.    S.  124. 

Teutschland,  geogn.  geolog.  dargestellt  von  Ch.  Keferstein. 
1824.    Bd.  III.  St.  1.  S.  131. 

Hille's  Heilq.  Deutschlands  u.  der  Schweiz.    Th.  I.  Heft  2. 

1.  Das  M.had  %u  U 11  er s d o rf  \\\\  Olmützer  Kreise, 
am  Tefsflusse,  Eigenthum  des  Fürsten  Karl  von  Lich- 
tenstein,  am  Fufse  der  Gebirgskette,  welche  Schlesien 
von  Mähren  trennt,  in  einem  höchst  romantischen  Thale, 
nach  Jord.  v.  Klausenburg-  die  Königin  der  Mährischen 
Gesundbrunnen,  von  dem  Schlosse  Ullersdorf  nur  eine 
Viertelstunde  entfernt,  von  Olmütz  sieben  Meilen  nörd- 
lich gelegen.  — ■  Durch  einen  Zufall  entdeckt,  wurde  die 
hier  entspringende  M.  quelle,  zuerst  von  J.  v.  Klausen- 
burg  1586  unter  dem  Namen  Aqua  Lofsinensis  beschrie- 
ben und  von  Job.  v.  Zerotin,  Erbherrn  auf  Ullersdorf,  ge- 
fafst,  als  Bad  fleifsig  benutzt.  Eine  neuere  Beschreibung 
dieses  Bades  besitzen  wir  vom  Dr.  Vincenz  Kratky, 
Physikus  zu  Trüben. 

Die  zur  Aufnahme  von  Kurgästen  bestimmten  Wohn- 
gebäude sind  unfern  des  mit  den  nöthigen  Vorrichtungen 
versehenen  Badehauses. 

Das  Wasser  ist  klar,  von  einem  starken  Schwefelge- 
ruch und  Geschmack,  seine  Temperatur  beträgt  25°  R. 

Der  Analyse  zufolge,  welche  Joh.  Schrott  er  1824 
unternahm,  enthalten  sechzelm  Unzen  dieses  Wassers : 
Schwefelsaures  Natron         .        .        .        0,266  Gr. 

Chlornatrium 0,300  — 

Kohlensaures  Natron    ....        0,333  — 
Kohlensauren  Kalk        ....        0,166  — 

Kieselerde 0,ü83  — 

Extractivstoff 0,058  — 

1,206  Gr. 

Schwe- 


129 

Schwefelwasserstoffgas     .        .        .        2,635  Kub.Z. 
Kohlensaures  Gas      .         .     eine  unbestimmte  Menge. 
Hinsichtlich  seiner  Bestandteile  und  seiner  Wirkungen  vergleicht 
es  Kratky  mit  dem  Schwefelwasser  zu  Baden  in  Nieder-Oesterreich. 

Gebraucht  wird  das  M.wasser  nur  als  Bad,  weniger  als 
Getränk;  als  Getränk  haben  Mehrere  eine  nur  einige  hun- 
dert Schritte  von  der  warmen  Schwefelquelle  entfernte  kalte 
benutzt. 

Mit  günstigem  Erfolg  wurde  dieses  Schwefelwasser  an- 
gewendet bei  hartnäckigen  rheumatischen  und  gichtischen 
Leiden,  —  chronischen  Hautausschlägen,  veralteten  Ge- 
schwüren, —  Verschleimungen  und  Stockungen  im  Unter- 
leibe, —  Gries-  und  Steinbeschwerden,  so  wie  andern  chro- 
nischen Leiden  der  Harnblase. 

Thom.  Jord.  a  Clausenburg,    1.  c.  p.  7. 

H.  J.  v.  Crantz,  Gesundbr.  der  Oest.  Monarchie.    S.  300. 

Moravia.    1819.    Heft  1.  Nr.  11. 

Beobachtungen  u.  Abhandlungen  von  Oesterreich.  Aerzten.  Bd.  I. 
1819.  S.  329. 

Die  besucht.  Badeerter  und  Gesundbr.  des  Oest.  Kaiserstaates. 
TL.  II.  S.  150. 

Hille  a.  a.  0.  S.  195. 

2.  Das  Mineralbad  Hinnewieder  oder  K arls - 
brunn,  nach  dem  Erzherzog  Karl  genannt,  Eigenthum  des 
teutschen  Ordens,  liegt  mit  den  dazu  gehörigen  Gebäuden 
in  einem,  von  hohen  Waldgebirgen  umschlossenen,  von  der 
Oppa  durchflossenen  Thalkessel,  2353  Fufs  über  dem  Meere, 
am  Fufse  des  ehrwürdigen  fünfthalbtausend  Fufs  hohen  Alt- 
vater, zwei  Meilen  von  Freudenthal,  und  wird  daher  auch 
unter  dem  Namen  des  FreudenthalerBades  aufgeführt. 

Durch  die  hohe  Lage  und  die  Nähe  bedeutender  Ge- 
birge ist  das  Klima  rauh  und  veränderlich.  Im  Juli  und 
August  sind  oft  die  Tage  sehr  heifs,  die  Morgen  und  Abende 
kühl,  die  Witterung  wechselnd,  dagegen  heiterer  und  be- 
ständiger im  September. 

Bekannt    waren    die    M.  quellen   schon  lange ,    wurden    aber   we- 
nig und  nur  von  den  nächsten  Bewohnern  benutzt,    Erst  im  J.  1768 
schenkte  man  ihnen  mehr  Aufmerksamkeit,  1780  wurde  die  nach  dem 
Erzherzog    Maximilian  benannte    Maximiliansquelle    gefafst, 
II.  Theil.  I 


130 

und  später  die  bei  der  Quelle  befindlichen,  zu  Bädern  und  Wohnun- 
gen für  Kranke  bestimmten  Wohngebäude  aufgeführt,  welche  später 
ansehnlich  vermehrt  wurden.  Seit  dem  J.  1833  ist  auch  eine  Molken- 
anstalt errichtet. 

Die  Frequenz  der  Kurgäste  hat  sich  in  den  letzten  Jahren  sehr 
vermehrt;  die  Zahl  der  den  Kurort  besuchenden  Familien  betrug  im  J. 
1833:  150,  —  1834:  170,  -  1835:  190,  —  1836:  204,  —  der  versen- 
deten Krüge  im  J.  1835:  15000,  —  im  J.  1836:  18000. 

Der  Brunnenarzt,  Hr.  Dr.  Klemm  verweilt  in  Karlsbrunn  von 
Anfang  Juni  bis  Ende  September.  —  Unter  den  Monographieen  sind 
die  neuesten  von  Klemm  und  Malik  als  besonders  rühmlich  zu 
erwähnen. 

Das  Wasser  der  einzelnen  hier  entspringenden  Quellen 
ist  unter  sich  nicht  wesentlich  verschieden.  Alle  sind  sehr 
reich  an  Kohlensäure,  enthalten  vorwaltend  kohlensaure 
Erden  und  kohlensaures  Eisen,  und  halten  zwischen  den 
erdigen  Eisenwassern  und  den  eisenhaltigen  Säuerlingen 
die  Mitte. 

Sehr  bemerkenswerth  ist  der  Umstand,  dafs  die  Koh- 
lensäure sehr  fest  an  das  Wasser  gebunden  zu  sein  scheint. 
Man  unterscheidet  folgende  Mineralquellen: 

1.  Die  Maximilians  quelle.  Ihr  Wasser  ist,  frisch 
geschöpft,  hell  und  klar,  von  einem  angenehm -säuerlich- 
prickelnden  Geschmack,  perlt  sehr,  überzieht  die  Wände 
des  Glases  mit  vielen  Glasperlen  und  bildet,  der  Einwir- 
kung der  atmospärischen  Luft  ausgesetzt,  nur  einen  ge- 
ringen ockerartigen  Niederschlag.  Ihre  Temperatur  beträgt 
6°  R.jj  ihre  Wassermenge  13085  Kub.  Zoll  in  einer  Stunde. 

Benutzt  wird  diese  Quelle  vorzugsweise  zum  Trinken 
und  zum  Versenden. 

2.  Die  Karlsquelle,  durch  eine  Allee  mit  der  vo- 
rigen verbunden,  später  entdeckt  und  gefafst  als  jene,  nach 
dem  Hoch-  und  Teutschmeister  Erzherzog  Karl  benannt, 
wird  als  Getränk  und  Bad  benutzt,  und  liefert  in  einer 
Stunde  30,000  Kub.  Zoll  Wasser. 

3.  DieAntonsquellc  erhielt  von  dem  Hoch-  und 
TeutsChineister  Erzherzog  Anton  ihren  Namen  und  giebt 
in  einer  Stunde  45,437  Kub.  Zoll  Wasser. 


131 


4.  Die  M. quelle  an  der  Strafse  nach  dem  Hoch- 
ofen; ihre  Wasserinenge  beträgt  in  einer  Stunde  38,983 
Kub.  Zoll. 

5.  Die  M. quelle  am  Philosophengang  liefert  in 
einer  Stunde  4642  Kub.  Zoll  Wasser. 

Chemisch  untersucht  wurden  die  M. quellen  von  Scholz 
und  neuerdings  von  Meifsner. 

In  sechzehn  Unzen  Wasser  enthalten : 

1.  D  i  e  Maximilians  quelle 


nach  Scholz : 

nach  Meifsner: 

Schwefelsaure  Kalkerde 

0,46  Gr.       . 

0,42  Gr. 

Schwefelsaures  Natron  . 

0,20  — 

... 

Chlornatrium  .        .        .     •   , 

0,07  — 

... 

Kohlensaure  Kalkerde    . 

2,17  — 

4,12  — 

Cblorcalcium  . 

.... 

0,16  — 

Kohlensaure  Talkerde   . 

1,53  —        . 

1,18  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul    . 

0,36  — 

0,50  — 

Kieselerde       . 

0,15  — 

0,53  — 

Mangan  und  organische  Stof 

fo~".         .         . 

Spuren 

4,94  Gr. 

6,91  Gr. 

Kohlensaures  Gas  . 

.-       58,3  Kub.  Zoll 

.    .      44,92  K.Zoll 

2.   D 

ie  Karlsquelle 

nach  Scholz : 

nach  Meifsner: 

Schwefelsaure  Kalkerde 

0,15  Gr.      . 

0,30  Gr. 

Schwefelsaures  Natron 

0,20  — 

•        . 

Chlornatrium  . 

0,15  — 

... 

Kohlensaure  Kalkerde    . 

0,76  — 

4,51  — 

0,07  — 

Kohlensaure  Talkerde    . 

3,98  — 

1,99  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul 

0,30  — 

0,50  — 

Kieselerde 

0,15  — 

0,51  — 

Mangan  und  organische  Stof 

fe      . 

Spuren 

5,69  Gr. 

■  7,88  Gr. 

Kohlensaures  Gas  . 

53,3  Kub.  Zoll 

.    .      43,07  K.  Zoll 

3.   Di 

3  Antonsquelle 

nach  Scholz : 

nach  Meifsner : 

Schwefelsaure  Kalkerde 

0,30  Gr.      . 

0,16  Gr. 

Schwefelsaures  Natron  . 

0,15  — 

... 

Chlornatrium  . 

0,07  — 

... 

Kohlensaure  Kalkerde   . 

0,50  — 

2,69  — 

Chlorcalcium  . 

•                  •                  •                  • 

0,06  — 

Kohlensaure  Talkerde  . 

0,77  — 

0,62  — 

I  2 


132 


Chlortalcium  .... 

Kohlensaures  Eisenoxj'dul     . 

Kieselerde 

Mangan  und  organische  Stoffe 

Kohlensaures  Gas  . 
Schwefelwasserstoffsas  . 


0,07  Gr.       . 
0,22  — 
0,21  — 

2,29  Gr. 
48,07  Kub.  Zoll. 


4.   Die  M.quelle  an  der  Strafse 
nach  Scholz  : 
Schwefelsaure  Kalkerde        .        .        0,15  Gr. 


Schwefelsaures  Natron 
Chlornatrium  . 
Kohlensaure  Kalkerde 
Chlorcalcium  . 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaures  Eisenoxydul  . 
Kieselerde  .... 
Mangan  und  organische  Stoffe 

Kohlensaures  Gas  . 


0,15  — 
0,15  — 

0,30  — 


0,60  — 
0,15  — 
0,15  — 

1,65  Gr. 

28,0  Kub.  Zoll. 


0,61  Gr. 
0,31  — 
Spuren 

£45  Gr. 
34,67  K.  Zoll. 
Spuren. 

nach  Meifsner: 
0,20  Gr. 


0,80  — 
0,07  — 
0,23  — 
0,58  — 
0,32  — 
Spuren 
2,20  Gr. 
26,40  K.Zoll. 


5.   Die  M. quelle  am  Philosophengang 

nach  Meifsner: 
Schwefelsaure  Kalkerde         .        .        .        0,20  Gr. 
Kohlensaure  Kalkerde    .        .        .        .        1,36  — 
Chlorcalcium 0.13  — 


Kohlensaure  Talkerde    . 
Kohlensaures  Eisenoxydul 
Kieselerde        .... 
Mangan  und  organische  Stoffe 


0,57  — 

0,28  — 

0,57  — 

Spuren 
_3,lfGrT 
27,96  Kub.  Zoll. 


Kohlensaures  Gas  .... 
Innerlich  und  äufserlich  angewendet  wirkt  das  M.was- 
ser  belebend,  stärkend,  gelinde  zusammenziehend,  und  wird 
innerlich  und  äufserlich  empfohlen :  bei  allgemeiner  Schwä- 
che, vorzüglich  des  Nervensjstems,  —  Schwäche  des  Ma- 
gens und  Darmkanals,  Säure,  Verschleimung  des  Magens, 
Wurmkrankheiten,  Durchfall,  —  Krankheiten  des  Uterin- 
systems, durch  Schwäche  bedingt,  —  Störungen  der  Men- 
struation, Unfruchtbarkeit,  —  Schleim-  und  Blutflüssen  pas- 
siver Art,  —  Nachtripper,  —  Krankheiten  der  Harnwerk- 
zeuge,  —  Gries-  und  Steinbeschwerden,  —  veralteten  Ge- 
schwüren, nässenden  Flechten. 


133 

Zum  Getränk  bedient  man  sich  der  Maximiliansquelle,  oder  der 
mehr  die  Stuhlausleerungen  befördernden  Karlsquelle,  und  läfst  sie  al- 
lein oder  mit  einem  Zusatz  von  Schaafmolken,  Milch  oder  Karlsba- 
dersalz trinken. 

Zu  den  Bädern  benutzt  man  das  Wasser  der  drei  übrigen  M.quel- 
len,  -welches  theils  durch  glühend  heifse  Schlacken  von  dem  nahen 
Hochofen,  theils  durch  Zusatz  des  vierten  Theils  von  kochendem  sü- 
fsem  Wasser  erhitzt  wird. 

Versendet  wurden  nach  Malik  im  J.  1834:  20,000,  —  im  J.  1835: 
15,000,  —  im  J.  1836:  18,000  Flaschen  M.wasser. 

Physikalisch  -  chemische  Untersuchung  des  Freudenthaler  Sauer- 
brunnens in  Schlesien.  Unternommen  auf  Verlangen  des  Erzherzogs 
Maximilian.     Wien  1782.  —  Troppau  1794. 

S.  Dürer,  examen  physico-chemicum  acidularum  Freudenthalen- 
sium  in  Silesia.    Viennae  1782. 

v.  Crell's  chemische  Annalen.    1785.   Bd.  I.  S.  263. 

F.  J.  Preifs,  der  Sauerbrunn  und  die  Schlackenbäder  in  Carls- 
brunn.   Breslau  1807. 

Beschreibung  des  im  Oesterreichisch-Schlesischeu  Antheil  gelege- 
nen Bades  Karlsbrunnen  oder  Hinnewieder  mit  seinen  Umgebungen. 
Breslau  1812. 

J.  Nep.  Klemm' s  Nachricht  über  den  Sauerbrunn  und  die 
Schlackenbäder  zu  Carlsbrunn.    Troppau  1819. 

Franz  Rud.  Hermann,  Carlsbrunn,  ein  Gedicht  in  drei  Ge- 
sängen.   Breslau  1820. 

J.  Nep.  Klemm,  der  Sauerbrunn  und  die  Schlackenbäder  in 
Karlsbrunn.    Wien  1826. 

Meifsner  in:  Seh  weigger- S  ei  del's  Jahrb.  d.  Chemie  u. 
Physik.    1831.    St.  4. 

Ant.  Aug.  Malik,  die  Stahlquellen  zu  Karlsbruun.  Troppau 
1837. 

Hille  a.  a.  O.    Th.  I.  Heft  3.  S.  158. 


Aehnliche,  aber  nur  wenig  benutzte  M.  quellen  finden  sich  in  der 
Umgegend  zu  Ludwigsthal,  Seifersdorf,  Einsiedel  und 
Steinseifen. 

3.  Die  M,  quellen  %u  huhatschowit%  ent- 
springen von  dem  Dorfe  dieses  Namens  nur  eine  Viertel- 
stunde entfernt,  im  Hradiscker  Kreise,  1600  F.  über  dem 
Meere,  in  einem  freundlichen  von  Nordost  nach  Südwest 
sich  ziehenden  Thale,  welches  von  einem  Nebenzweig-  der 
mittleren  Karpathen  gebildet,  sehr  reich  an  M.quellen  ist. 
In  dem  ganzen  Gebirgszug  ist  die  Thon-  und  Kalkforma- 
tion die  vorherrschende. 


134 

Wenn  auch  das  Klima  gemäfsigt  ist,  sind  doch  die 
Morgen  und  Abende  oft  kühl  und  die  Witterung  wechselnd. 

Bekannt  sind  die  Mineralquellen  erst  seit  der  zweiten 
Hälfte  des  siebzehnten  Jahrhunderts.  Chemisch  untersucht 
wurden  sie  vom  Grafen  Joh.  Nep.  von  Mittrowsky, 
Spenkuch  und  neuerdings  von  Planiava. 

Die  durch  die  Thätigkeit  des  gegenwärtigen  Besitzers  dieser  Herr- 
schaft, Hrn.  Grafen  von  Seren y,  gegründeten  Trink-  und  Badean- 
stalten, nehst  den  dazu  gehörigen  Gebäuden  liegen  am  nordwestlichen 
Fufs  des  grofsen  Kommena;  seit  1834  besteht  hier  auch  eine  Molken- 
anstalt. 

Es  finden  sich  hier  folgende  M.  quellen : 

1.  Der  Vincentiibrunnen,  am  Furse  des  grofsen 
Kommena,  von  10°  R.  Temp.  und  1,00730  spec.  Gew. ;  'gut 
gefafst  und  überwölbt  von  einem  auf  Säulen  getragenen 
Dache  giebt  derselbe  in  einer  Stunde  6  Eimer  Wasser. 

2.  D e rA mandiltrunnen,  gut  gefafst  und  geschützt, 
von  10,5°  R.  Temperatur,  liefert  in  einer  Stunde  3j  Eimer 
Wasser. 

3.  Der  Johannesbriinnen,  ebenfalls  gefafst  aber 
unbedeckt,  von  11°  R.  Temp.,  1,00800  spec.  Gew.,  giebt 
in  einer  Stunde  4|  Eimer  Wasser. 

4.  Die  hui&enc/uelle,  gefafst,  aber  gleich  dem  vo- 
rigen unbedeckt,  hat  11°  R.  Temp.,  das  specif.  Gew.  von 
1,00940,  seine  Wassermenge  beträgt  in  einer  Stunde  drei 
Eimer. 

Aufser  diesen  entspringen  in  der  Nähe  mehrere  ähnli- 
che M. quellen,  welche  jedoch  nicht  benutzt  werden. 

Das  Wasser  der  genannten  M.  quellen  ist  mit  Aus- 
nahme der  Amandiquclle  klar  und  hell,  geruchlos,  von  ei- 
nem angenehm  erfrischenden,  mehr  oder  weniger  salzigen, 
später  zusammenziehenden  Geschmack ;  am  salzigsten  ist 
der  Geschmack  der  Luisenquelle,  am  angenehmsten  der 
des  Vincentii-  und  Johannesbrunnens. 

In  sechzehn  Unzen  Wasser  enthalten  nach  Planiava 
an  festen  Bestandtheilcn  im  wasserfreien  Zustande  und  an 
Kohlensäure : 


135 


1.  Die  Vincentiiquelle.   2.  Die  Aman di quelle. 


Chlorkalium 
Chlornatrium 
Bromnatrium 
Jodnatrium 
Flufssaure  Kalkerde 
Kohlensaures  Natron 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensauren  Strontian 
Kohlensauren  Baryt  . 
Kohlensaur.  Eisenoxydul 
Kohlens.  Manganoxydul 
Kieselerde  . 
Kohlensäure 


1,985401  Gr. 

18,420793  — 
0,421990  — 
0,066642  — 
0,022733  — 

34,590474  — 
0,467334  — 
6,729792  — 
0,055859  — 
0,066933  — 
0,105943  — 
0,025125  — 
0,368640  - 

10,256595  — 


73,593254  Gr. 
3.  Die  Johannesquelle. 
0,366353  Gr. 
.      29,583919  — 
0,011816  — 
0,056645  — 
0,015744  — 
36,583050  — 
0,438915  — 
7,320534  — 
0,118263  — 
0,068042  — 


Chlorkalium 
Chlornatrium 
Bromnatrium 
Jodnatrium  . 
Flufssaure  Kalkerde   . 
Kohlensaures  Natron  . 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensauren  Strontian 
Kohlensauren  Baryt  . 
Kohlensaur.  Eisenoxydul   0,155544  — 
Kohlens.  Mangan oxydul     0,042130  — 
Kieselerde   .        .        .        0,261120  — 
Kohlensäure        .        .        9,540955  — 
84,543030  Gr. 

Sehr  bemerkenswerth  in  diesen  M.  cuiellen  ist  aufser 
der  beträchtlichen  Menge  an  Chlorsalzen,  Jod  und  Brom 
ihr  Reichthum  an  kohlensaurem  Natron  und  freier  Kohlen- 
säure. Ihre  Wirkung  ist  daher  analog  der  der  jod-  und 
bromhaltigen  Kochsalzquellen,  wird  aber  durch  das  kohlen- 
saure Natron  und  die  freie  Kohlensäure  erhöht.  Getrun- 
ken wirken  sie  daher  erregend  auf  das  Nerven-  und  Blut- 
system, aber  vorzugsweise  auf  das  Drüsen-  und  Lymphsy- 
stem,  die  Harnwerkzeuge  und  die  Schleimhäute,  die  Re- 
sorption kräftig  betbätigend,  rückbildend  auf  krankhafte  Me- 
tamorphosen, umändernd,  verflüssigend  auf  das  Mischungs- 


1,110877  Gr. 
22,704134  — 

0,433603  — 

0,064682  — 

0,021658  — 
37,348270  — 

0,419424  — 

6,755512  — 

0,089669  — 

0,073316  — 

0,110615  — 

0,028802  — 

0,276480  — 

8,969513  — 
78,45b555  Gr. 

Die  Luisenquelle. 

2,127209  Gr. 
31,838719  — 

0,006669  — 

0,073502  — 

0,050688  — 
44,078822  — 

0,747562  — 

6,488275  — 

0,104270  — 

0,075910  — 

0,202538  — 

0,019917  — 

0,252672  — 

9,443681  — 
95,510434  Gr. 


136 

verhältnifs  der  Säfte,  sehr  diuretisck,  schleimauflösend,  ge- 
linde abführend;  —  als  Bad  benutzt,  die  Thätigkeit  der 
äufsern  Haut  verbessernd,  belebend,  stärkend  und  zugleich 
die  Resorption  befördernd. 

Zu  widerratken  bei  fieberhaften  Beschwerden,  bei  voll- 
blütigen, zu  activen  Congestionen  und  Entzündungen  ge- 
neigten Subjecten,  haben  sich  diese  M.quellen  dagegen  als 
Getränk  und  Bad  sehr  hilfreich  erwiesen :  bei  Krankheiten 
der  Digestion  und  Assimilation  von  Schwäche,  Verschleimun- 
gen, Flatulenz,  Mangel  an  Appetit,  Stockungen  in  der  Leber, 
der  Milz  und  dem  Pfortadersysteme,  —  hartnäckigen  Lei- 
den des  Drüsen-  und  Lymphsystems,  krankhaften  Hyper- 
trophieen  und  Metamorphosen,  insbesondere  scrophulösen 
Geschwülsten  und  Verhärtungen,  Struma  lymphatica,  — 
Krankheiten  der  Harnwerkzeuge,  Gries-  und  Steinbeschwer- 
den, —  blennorrhoischen  Affectionen,  namentlich  Leiden  der 
Schleimhaut  der  Luftwege  und  Lungen,  hartnäckigen  Brust- 
katarrhen und  chronischen  Hautausschlägen. 

Nach  J.  v.  Vering  ist  auch  das  versendete  M.was- 
ser  noch  sehr  wirksam,  inufs  aber  in  diesem  Falle  längere 
Zeit  als  andere  getrunken  werden,  da  es  sehr  gelind  und 
langsam  wirkt. 

Joan.   Ferd.    Hertodt   a  Totenfeld,    Tartaro  -  Mastix   Mo- 
raviae.  p.  107. 

H.  J.  v.  Crantz,  Gesundbr.  d.  Oestr.  Monarch.    S.  294. 

Aloys  Ferd.  Kiesewetter,    Etwas   von   dem  im  Hradisclier 
Kreise  gelegenen  Luhatschowitzer  Gesundbrunnen,     Brunn   1792. 

Spenkuck,  Untersuchung  der  Luhatschowitzer  M.wasser.    Wien 
1798.  —  1804.  —  Brunn  1813. 

R.  Brandes,  Arch.  des  Apothekervereins.    Bd.  XXXIX.    S.  93. 

Planiavain:    Baumgartner    u.    Ettings  h  ausen's    Zeit- 
schrift für  Physik  u.  Mathematik.    1828.    Bd.  IV.  S.  277. 

J.   v.  Vering,    eigenthüml.    Heilkraft    verschiedener    M.wasser. 
2.  Aufl.  S.  93. 

Darstellung    der   Luhatsch.   M.quellen  in  Mühreu,  als  Trink-  und 
Badeheilanstalt  von  Dr.  Joh.  M.  Wink ler.    Brunn  1S36. 

Hille  a.  a.  0.    S.  203. 


An  diese  M.quellen  schliefsen  sich: 
Der  Ander sdorf er   oder   Slernberg er  Sauerbrunnen, 


137 

Eigenthum  des  regierenden  Hauses  der  Fürsten  von  Lichtenstein, 
im  Olmützer  Kreise  in  einem  romantischen  Thale  bei  dem  Dorfe  An- 
dersdorf, nur  eine  Viertelmeile  von  dem  Flecken  Bären,  kaum 
hundert  Schritte  von  der  grofsen,  von  Olmütz  nach  Troppau  fuhren- 
den Strafse,  zwei  Stunden  von  der  Stadt  Sternberg.  Die  ganze  Um- 
<^eirend  ist  sehr  reich  an  M. quellen. 

ÖD 

Das  Wasser  hat    die   Temperatur  von  9°  R.   und  ist  von  einem 
angenehmen,  gelinde-zusammenziehenden  Geschmack-. 

Sechzehn  Unzen  dieses  Wassers  enthalten: 

Kohlensaure  Talkerde         .        .        .        0,96  Gr. 


Kohlensaures  Eisen     . 

0,23  — 

Kohlensaures  Natron  . 

0,10  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

1,27  — 

Schwefelsaure  Kalkerde 

0,25  — 

Kieselerde 

0,30  — 

3,11  Gr. 

Kohlensaures  Gas 

.      22,50  Kub.  Z. 

Innerlich  angewendet  wirkt  dasselbe  belebend,  stärkend  auf  Ner- 
ven-, Muskel-  und  Gefäfssystem,  aber  zugleich  auch  belebend-reizend 
auf  die  Se-  und  Excretioneu,  namentlich  auf  die  Schleimhäute  und 
Harnwerkzeuge,  —  die  Verdauung  befördernd,  auflösend,  sehr  diu- 
retisch. 

Benutzt  wird  dasselbe  als  Getränk,  an  der  Quelle  und  versendet, 
allein,  oder,  bei  reizbaren  Kranken,  mit  lauwarmer  Milch,  und  als 
Bad  in  allen  den  Fällen,  in  welchen  alkalisch-erdige  Säuerlinge  indi- 
cirt  sind.  Seit  1811  befindet  sich  bei  der  Quelle  ein  zu  Wasserbä- 
dern eingerichtetes  Gebäude. 

Besonders  gerühmt  wird  dasselbe  bei  Verschleimungen  und  Schleim- 
flüssen, —  namentlich  hartnäckigen  Brustkatarrhen,  hartnäckiger  Hei- 
serkeit, Schleimasthma,  als  Nachkur  nach  Brustentzündungen,  anfan- 
gender Schleimschwindsucht,  —  mit  Eselinnenmilch  oder  Molken. 

H.  J.  v.  Crantz    a.  a.  O.   S.  289. 

Von  dem  Nutzen  und  Gebrauch  des  Sternberger  Sauerbrunnens. 
Wien  1785. 

Eclaircissement  sur  la  nature,  les  vertus  et  Tusage  des  eaux  de 
Sternberg.    Vienne  1785. 

Die  besucht.  Badeort,  u.  Gesundbr.  des  Oesterr.  Kaiserst.  II.  Th. 
S.  157. 

Hille  a.  a.  O.  Th.  I.  Heft  2.  S.  200. 

Die  M. quelle  zu  Ranigsdor  f  bei  Trübau  im  Olmützer  Kreise, 
auf  einer  aus  Moorgrund  bestehenden  Wiese,  kaum  drei  Viertel  Stun- 
den westlich  von  der  Stadt  Trübau. 

Die  gefafste,  aber  nur  wenig  benutzte  Quelle  ist  reich  au  Koh- 
lensäure, gehört  zu  der  Klasse  der  Säuerlinge,  ist  klar,  von  einem 
angenehmen  säuerlichen  Geschmack,  perlt  sehr,  bildet,  der  Einwirkung 
der  atmosphärischen  Luft  längere  Zeit  ausgesetzt,  einen  ockerartigen 


138 

Niederschlag,  hat  nach  Herrn  von  Lukawetz  die  Temperatur  von 

10 — 12°  R.  und  enthält  in  sechzehn  Unzen : 

Kohlensaures  Natron      ....        0,050  Gr. 
Schwefelsaures  Natron  ....        0,383  — 

Chlornatrium 0,283  — 

Kohlensaure  Kalkerde  ....  1,100  — 
Kohlensaure  Talkerde  ....  0.283  — 
Kohlensaures  Eisenoxydul     .        .        .        0,033  — 

Kieselerde 0,433  — 

Extractivstoff .        .        .        .        .        .        1,233  — 

3,798  Gr. 

An  kohlensaurem  Gase  enthalten  10  Kub.  Zoll  Wasser  12  Kub.  Z. 

Der  Lichtenbrunnen,  östlich  von  Freudenthal,  an  der  Strafse 
von  Jägerndorf  nach  Bennisch,  auch  bekannt  unter  dem  Namen  des 
Wetter-  oder  Heubrunneus,  enthält  kohlensaures  Eisen,  Kiesel- 
erde und  freie  Kohlensäure  und  wird  nicht  benutzt. 

H.  J.  v.  Crantz,  Gesundbr.  d.  Oest.  Monarch.  S.  238. 

Hille  a.  a.  O.  Heft  3.  S.  167. 

Aehnliche,  aber  nicht  benutzte  M.quellen  finden  sich  bei  Raase, 
südlich  von  Freudenthal,  zu  Wiese,  zwischen  Freudenthal  und  Jägern- 
dorf, und  zu  Skotschau  im  Fürstenthum  Teschen. 

Der  Säuerling  bei  Tsckes  chdorf,  eine  halbe  Stunde  von 
Tscheschdorf,  eine  halbe  Meile  von  Trübau,  in  einem  engen  von  wal- 
digen Höhen  umschlossenen  Thale  entspringend,  ist  nicht  sehr  was- 
serreich, enthält  nach  der  vom  Professor  K.  Hartmann  1810  unter- 
nommenen Analyse  kohlensaures  Gas,  kohlensaure  Talk-  und  Kalkerde, 
kohlensaures  Natron  und  Eisen,  ist  dem  Säuerling  von  Andersdorf 
ähnlich,  nur  schwächer,  wird  wenig  und  nur  als  Getränk  benutzt. 

Die  S  chwefelquelle  zu  Olmiitz  ist  kalt,  enthält  nach  der 
Analyse  von  Job.  Schrötter  in  sechzehn  Unzen: 


Schwefelsaures  Natron 

0,250  Gr. 

Chlornatrium 

0,149  — 

Kohlensaures  Natron   . 

0,158  — 

Schwefelsaure  Kalkerde 

0,066  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

0,858  — 

Kohlensaure  Talkerde 

1,433  — 

Kieselerde     .... 

0,016  — 

Extractivstoff 

0,050  — 

2,980  Gr. 

Schwefelwasserstoffgas 

2,224  Kub.  Z. 

In  der  Badeanstalt,  welche  Privateigenthum  ist,  wird  das  Schwe- 
felwasser äufserlich  benutzt  bei  chronischen  Hautausschlägen  und 
rheumatischen  Affectionen. 

Die  Slatenitzer  Schwefelquelle  im  Olmdtzer  Kreise,  ent- 
springt eine  halbe  Stunde  von  Plumenau,  anderthalb  Stunden  von  01- 
mütz  entfernt. 

Das  Wasser  ist  kalt  und  enthält  nach  der  von  Job.  Schrötter 


139 

1809  unternommenen  Analyse:  Schwefelwasserstoffes,  kohlensaures 
Gas,  schwefelsaures  Natron,  Chlornatrium,  schwefelsaure  Kalkerde, 
kohlensaure  Talkerde  und  Extractivstoff.  Benutzt  wird  dasselbe  als 
Bad  und  empfohlen  bei  rheumatischen  und  gichtischen  Leiden,  chro- 
nischen Hautausschlägen  und  Stockungen  im  Unterleibe. 

Alex.  Ant.  Ign.  Schamsky,  Beschreibung  des  heilsamen  Was- 
sers zu  Grofs  -  Lattein ,  insgemein  Slatenitz  genannt,  bei  Olmütz. 
Brunn  und  Olmütz  1713. 

H.  J.  v.  Crantz,  Gesundbr.  der  Oest.  Monarchie.  S.  298. 
Das  Czernoivincr  Bad,  nur  eine  halbe  Stunde  von  Olmütz 
entfernt.  Das  Wasser  desselben  ist  kalt,  enthält  wiederholten  Ana- 
lysen von  J.  Sehr  ött  er,  Dr.  Fr.  Pf  rang,  Prof.  Steinheibl 
zufolge  nur  höchst  wenig  feste  und  flüchtige  Bestandtheile,  —  nur 
sehr  wenig  Eisen,  schwefel-  und  kohlensaures  Natron,  —  und  wird 
als  Bad  von  den  Bewohnern  von  Olmütz  mehr  zum  diätetischen,  als 
eigentlich  medizinischen  Gebrauch  benutzt. 

Das  Bad  zu  Tb plitz,  eine  Viertelmeile  von  Weifskirchen,  Ei- 
genthum  des  Fürsten  v.  Dietrichsteiu,  liegt  im  Prerauer  Kreise, 
auf  dem  linken  Ufer  der  Betschowa,  in  einer  sehr  angenehmen  Ge- 
gend. Schon  seit  langer  Zeit  ist  dasselbe  im  Gebrauch,  —  die  zu 
demselben  gehörigen  Gebäude  enthalten  Einrichtungen  zu  Bädern  und 
Wohnungen  für  Kurgäste. 

Das  mit  vielem  Flufsw  asser  vermischte  M.wasser  hat  die  Tem- 
peratur von  14°  R.  bei  9°  R.  der  Atmosphäre,  ist  reich  an  Kohlen- 
säure und  enthält  an  festen  Bestandtheilen  kohlensaure  Kalkerde,  Ei- 
sen, schwefelsaure  Kalkerde  und  etwas  Chlornatrium. 

H   J.  v.  Crantz,  Gesundbr.  d.  Oest.  Monarchie.    S.  301. 

Die  bes.  Badeort,  u.  Gesundbr.  d.  Oest.  Kaiserst.    Th.  II.  S.  170. 

Der  J ohannisbrunnen  auf  der  Herrschaft  Meltsch,  nach 
dem  Gründer  des  Kurortes,  Grafen  Johann  v.  Tenczin  benannt, 
liegt  zwei  Meilen  von  Troppau  in  einem  romantischen  Wiesenthaie. 
Erst  seit  1811  hat  man  diese  Quelle  einer  besonderen  Aufmerksam- 
keit gewürdigt,  gefafst  und  Gebäude  zu  Bädern  und  Wohnungen  für 
Kurgäste  aufgeführt. 

Das  Mineralwasser  ist  hell,  von  einem  angenehm  säuerlichen  Ge- 
schmack, perlt  stark,  enthält  nur  wenig  feste  Bestandtheile,  aber  viel 
Kohlensäure,  und  gehört  zu  der  Klasse  der  erdigen  Säuerlinge. 

In  sechzehn  Unzen  enthält  dasselbe ; 
Kohlensaures  Natron  . 
Kohlensaure  Kalkerde 


Schwefelsaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Talkerde 
Chlortalcium 
Kieselerde    . 
Kohlensaures  Eisenoxydul 

— 4,44 ""Gr~ 
Kohlensaures  Gas     .  ...      29,5  Kub.  Z. 


0,93  Gr. 
1,57  — 
0,13  — 
1,06  — 
0,06  — 
0,37  — 
0,32  — 


140 

Benutzt  wird  dasselbe  als  Getränk  und  Bad. 

Die  besucht.  Badeort,  u.  Gesuudbr.  d.  österr.  Kaiserst.  Th.  II. 
S.  163. 

Hille  a.  a.  0.    Heft  3.  S.  175. 

Das  Bad  Summer aw,  eine  halbe  Stunde  von  Neutitschin  im 
Prerauer  Kreise.  Das  Wasser  hat  die  Temperatur  von  5°  R.  bei 
13°  R.  der  Atmosphäre,  scheint  reich  an  Schwefelwasserstoffgas  und 
kohlensaurem  Gas  zu  sein,  wird  in  Form  von  Wasserbädern  in  den  bei  der 
Quelle  befindlichen  Badekabinetten  benutzt  und  bei  gichtischen  und  rheu- 
matischen Leiden,  so  wie  bei  chronischen  Hautausschlägen  gerühmt. 

Die  bes.  Badeort,  u.  Gesundbr.  d.  Oest.  Kaiserst.     Th.  IL  S.  176. 

Die  M. quelle  zu  Buchlau  im  Hradischer  Kreise,  schon  von 
Jord.  v.  Clausenburg  beschrieben,  von  Her  hol  dt  und  H.  J.  v. 
Crantz  und  AI.  Ferd.  Kiesewetter  empfohlen,  in  Form  von 
Bädern  angewendet. 

H.  J.  v.  Crantz,  Gesundbr.  der  Oest.  Monarchie.    S.  290. 

Das  Buchlauer  Bad  in  einer  Reihe  von  Briefen  von  AI.  Ferd. 
Kiesewetter.   H.  Skalitz  1781. 

Es  gehören  hierher  ferner,  aufser  andern  wenig  bekannten, 
im  Olmützer  Kreise:  die  M.  quelle  von  Wierowan,  schon  von 
Jord.  v.  Clausenburg  beschrieben;  —  in  dem  Hradischer 
Kreise:  die  M.  quellen  von  Suchaloza,  Huck  oder  Hluck, 
Otrakowitz,  Wisowitz,  Swada  Studinka,  Smradiatka, 
die  als  Bad  benutzte  M. quelle  von  Koritschan  (Joh.  Stupinka 
in  d.  med.  Jahrb.  d.  k.  k.  österr.  Staats.  Bd.  XIII.  S.  478.  1833),  von 
Koritna,  Nagapedl,  Nezdenitz  bei  Petrow;  —  in  dem  Pre- 
rauer Kreise  das  Hosteiner  Bad,  die  M.  quellen  von  B  o  - 
c h  o r z i ,  H I i n s  k  o  ;  —  im  Briinner  Kreise  der  als  Bad  be- 
nutzte Voi  tels  brunn  en  ;  —  im  Iglauer  Kreise  der  Pozdia- 
teker  Gesundbrunnen  (Joh.  Bapt.  Mich.  Sagars,  von  dem  Poz- 
diateker  Gesundbrunnen.    Wien  1765). 


II.   Die  Heilquellen  des  Erzherzogthums  Ocsterreich 
und  des  Herzogthums  Salzburg,  der  geforsteten  Graf- 
schaft Tyrol  und  der  Herzogthümer  Steiermark, 
Kärnthen  und  Krain. 


A 


lle  genannte  fünf  Nachbarländer  vereinigen  sich  vermöge 
ihrer  Lage  zu  Einer  Gruppe,  welche  von  dem  Flufsgebiete 
des  Inn  und  der  Donau,  von  Innspruck  bis  Prefsburg,  im 
Norden  und  im  Süden  von  dem  dasselbe  begränzenden 
Hochlande,  einer  Fortsetzung  der  mächtigen  Alpenkette 
gebildet  wird,  welche,  nachdem  sie  die  Schweiz  in  allen 
Richtungen  durchzogen,  durch  Tyrol,  Salzburg,  Steiermark, 
Kärnthen  und  Krain  sich  ausbreitet  und  schirmend  den  wei- 
ten Busen  des  adriatischen  Meeres  umkränzt. 

Die  Höhenverhältnisse,  welche  diese  Länder  karakte- 
risiren,  sind  daher  sehr  mannigfaltig.  Das  Becken  des  Inn 
von  Innspruck  bis  Passau  und  der  Donau  von  Passau  bis 
Prefsburg,  in  welche  sich  alle  am  nördlichen  Abhänge  des 
Gebirges  entspringende  Flüsse  ergiefsen,  bildet  den  tiefsten 
Stand,  den  höchsten  die  südlich  dieses  Flufsgebiet  begrän- 
zenden majestätischen  Alpen;  —  Innspruck  liegt  noch  über 
1500  Fürs,  der  Spiegel  der  Donau  bei  Passau  789  F.,  bei 
Prefsburg  nur  316  F.  über  dem  Meere,  während  die  paral- 
lel mit  der  Donau  ostwärts  streichenden  Gebirgszüge,  die 
Norischen,  Rhätischen,  Julischen  und  Karnischen  Alpen,  sich 
bis  zu  einer  Höhe  von  9  und  10,000  F.,  der  Grofsglockner 
bis  zu  der  von  11,780  F.  erheben! 

Der  Gegensatz,  welcher  durch  diese  Höhenverhältnisse 
bedingt  wird,  zeigt  eine,  diesen  entsprechende,  sehr  zu  be- 


142 

achtende  karakteristische  Verschiedenheit  in  den  geognosti- 
schen  Beziehungen  der  genannten  Länder  zwischen  dem 
Gestein  des  Donaubeckens  und  dem  des  Alpenzuges;  das 
erste,  aus  einer  neueren  tertiären  Lagermasse,  grünlich- 
bläulichem  Thon  (Tegel)  und  Leithakalk  zusammengesetzt, 
wird  von  Wiener  Sand-  und  Kalkstein  umschlossen,  wäh- 
rend in  dem  eigentlichen  Gebirgsstock  eine  ältere  Forma- 
tion vorwaltet,  —  Glimmer-  und  Thonschiefer,  Flysch-  und 
Alpenkalk  und  Nagelflühe. 

Die  Verschiedenheit  der  Höhenverhältnisse,  der  Rich- 
tung und  der  einzelnen  Gebirgsarten  gewährt  eine  rei- 
zende Mannigfaltigkeit  der  Vegetation  und  des  Klimas  der 
einzelnen  Gegenden,  —  ein  fruchtreiches,  mit  Dörfern,  Städ- 
ten und  Schlössern  bedecktes,  von  Weinbergen  und  belaub- 
ten Höhen  umschlossenes  Becken,  durch  welches  die  Do- 
nau majestätisch  strömt,  —  romantische  Thäler  in  den  vor- 
springenden Verzweigungen  des  Hauptgebirges,  —  reizende 
Seen  und  malerische  Wasserfälle,  —  und  endlich  in  dem 
höheren  Gebirge  kolossale  Felsenmassen  mit  Sennenhütten, 
steilen  Granitwänden,  einsamen  Eisfeldern  und  überraschen- 
den Ein-  und  Aussichten  in  die  Tiefe  und  Ferne. 

1.  Die  Heilquellen  des  Erzherzogthums  Oester- 
reich  und  des  Herzogthums  Salzburg. 

Wenn  gleich  das  Erzherzogthum  Oesterreich  in  den  Grup- 
pen der  genannten  Länder  die  tiefste  Lage  hat,  indem  es  das 
eigentliche  Flufsgebiet  der  Donau  zwischen  Passau  und 
Prersburg  bildet,  so  umfafst  dasselbe,  da  es  auch  tlie  Salz- 
burger Alpen  mit  einschliefst,  zugleich  auch  sehr  bedeu- 
tende Höhen;  —  Wien  liegt  480  F.,  Baden  638  F.,  Hall 
1000  F.,  Salzburg  1300  F.,  Ischl  1433  F.,  Hallein  1450  F., 
Hallstadt  1500  F.,  Gastein  3000  F.  über  dem  Meere  er- 
haben. 

Für  die  Entstehung  und  Mischungsverhältnisse  der  in 
Oesterreich  und  Salzburg  entspringenden  M.  quellen  schei- 
nen beachtenswerth  mehrere  bedeutende  Steinkohlcnflötze, 


143 

namentlich  bei  Baden,  beträchtliche  Braunkohlenlager  im 
Hausrückkreise,  sehr  mächtige,  von  Kalkwänden  umschlos- 
sene und  bedeckte  Salzlager  bei  Hall,  Hallstadt  und  Hal- 
lein im  Salzkammergut  und  Salzburg-,  und  das  Urgebirge 
der  Salzburger  Alpen. 

Die  berühmtesten  Heilquellen  und  Bäder  dieser  Gruppe 
sind  die  Schwefel -Thermalquellen  von  Baden,  die  Ther- 
malquellen von  Gast  ein  und  das  Soolbad  zu  Ischl,  — 
die  Temperatur  der  Th.  quellen  beträgt  22—38,5°  R. 

H.  J.  v.  Crantz,  Gesundbr.  der  Oest.  Monarchie.    S.  13. 

Vinc.  Fer.  Taude,  Synopsis  fontium  Austriae.  p.  2. 

Teutschland  geogu.  geolog.  dargestellt  von  Ch.  Ke  fer  st  ein. 
Bd.  I.  St.  3.  S.  253.  277.  292.  Bd.  V.  St.  3.  S.  425.  Bd.  VI.  St.  2. 
S.  125. 

C.  Prevost  in:  K  eferstein's  Teutschland.  Bd.  II.  St.  1.  S.  67. 

Parts  ch  in:  Keferstein's  Teutschland.  Bd.  IV.  St.  3.  S.  287. 

1.  Die  Schwefeltherme  %u  Baden,  im  Kreise 
unter  dem  Wienerwalde,  nicht  zu  verwechseln  mit  Baden- 
Baden  mid  Baden  in  der  Schweiz. 

Die  durch  ihre  Heilquellen  berühmte  und  nach  ilmen 
benannte  Stadt  Baden  liegt  an  der  Schwechat,  vier  Meilen 
südöstlich  von  Wien,  am  Fufse  der  Cethischen  Gebirge, 
638  Fufs  über  dem  Meere,  in  einer  höchst  anmuthigen, 
reich  von  der  Natur  gesegneten  Gegend,  und  wird  mit  Recht 
zu  den  ältesten  und  besuchtesten  Kurorten  Teutschlands  ge- 
zählt. Die  Zahl  ihrer  Einwohner  betrug  im  J.  1837:  3641, 
die  mittlere  Zahl  tler  sie  jährlich  besuchenden  Badegäste 
nach  Habel  durchschnittlich  in  den  letzten  zehn  Jahren 
5328,  von  welchen  freilich,  wie  bei  Baden -Baden,  die  Ge- 
sunden von  den  wirklich  Kranken  wohl  zu  unterscheiden 
sind.  Die  Annehmlichkeit  eines  Aufenthaltes  zu  Baden  wird 
sehr  durch  die  Nähe  der  volkreichen  und  vergnügungssüchti- 
gen Kaiserstadt  erhöht. 

Das  Klima  zu  Baden  ist  nach  Beck  zwar  schnellen 
Temperaturwechseln  unterworfen,  übrigens  aber  gesund. 
—  So  reich  Baden  an  kräftigem  warmen  Schwefelwasser 
ist,  so  wenig  Quellen  von  gutem  Trinkwasser  besitzt  es. 


144 


Schon  den  Römern  waren  die  Th.  quellen  von  Baden, 
und  wahrscheinlich  die  des  Ursprunges  bekannt.  Marcus 
Aurelius  Anton inus,  welcher  sich  lange  in  Carnu- 
tum  (Petronell  oder  Hahnburg)  und  in  der  Umgegend 
aufhielt,  gedenkt  der  Aquac  Pannoniae  und  Thermae  Ce- 
thiae,  der  Strafse  von  Vindobona  über  Aquis  und  Scara- 
bantia  (Oedenburg)  nach  Sabaria  (Stein  am  Anger)  und  be- 
stimmt sogar  die  Entfernung  dieser  Bäder  auf  18Ö00  Schritte. 
Aufgefundene  römische  Inscriptionen  und  Ueberreste  von 
alten  römischen  Bädern  machen  es  sehr  wahrscheinlich,  dafs 
diese  Quellen  schon  im  ersten  und  zweiten  Jahrhundert  den 
Römern  bekannt  gewesen,  und  daselbst  von  der  zehnten 
und  vierzehnten  Legion  ein  Bad  nebst  mehreren  Gebäu- 
den aufgeführt  worden  ist.  Als  in  der  Mitte  des  tlritten 
Jahrh.  die  Römer  die  Herrschaft  in  Oberpannonien  verlo- 
ren, scheinen  die  Bäder  zu  Baden  in  Verfall  gerathen  zu 
sein  und  sich  erst  später  wieder  gehoben  zu  haben.  —  Rühm- 
lichst wird  ihrer  im  sechzehnten  und  siebzehnten  Jahrhun- 
dert von  Eschenreuter,  Günther  von  Andernach, 
Martin  Ruland,  L.  Thurneiser,  Baccius  u.  A.  ge- 
dacht ;  von  den  neueren  über  diesen  Kurort  erschienenen 
Schriften  und  Mittheilungen  verdienen  einer  besondern  Er- 
wähnung die  von  Schenk,  Beck,  A.  und  C.  Rollett 
und  Habel. 

Von  den  Badeärzten  zu  B.  sind  zu  erwähnen  die  Hrn. 
D.D.  Rollett,  Habel,  Sevigniani  u.  Landesmann. 

Die  Umgebungen  von  Baden  sind  reizend.  Von  den  beliebtesten 
Punkten  nenne  icli  nur:  das  Helene nthal,  die  malerisch  gelege- 
nen Ruinen  von  Rauhen  stein,  Rauhe  neck  u.  S  c  h  a  r  f  c  n  e  ck. 

Die  zahlreichen  Schwefel-Th.quellen  kommen  theils  in 
der  Stadt,  theils  in  der  Nähe  derselben  zu  Tage.  Die  Ba- 
den umgebenden  Berge  bestehen  aus  Flötzkalkstein,  Schie- 
fer, Gyps,  und  führen  Schwefelkies,  Stalaktiten,  merkwür- 
dige Versteinerungen  und  Steinkohlen. 

Die  Gegend  von  Siegenfeld  betrachtet  Schenk  als  den  eigentli- 
chen Heerd  der  Schwefel-Th.quellen  und  glaubt,  dafs  sie  von  da  durch 
den  Calvarieuberg  ihren  Lauf  nach  Baden  fortsetzten;   Beck  dage- 
gen 


145 

gen  sucht  die  geheime  Werkstätte  dieser  Quellen  unter  dem  sogenann- 
ten, zum  Kaltenbergergebirge  gehörigen  Hollerthalberge. 

Von  den  Spitälern  und  andern  wohlthätigen  Anstalten  zu  B.  ver- 
dienen eine  besondere  Erwähnung:  das  Militairbadehaus,  das 
Haus  der  Wohl  thätigkeit,  das  Bürgerspital,  die  beiden 
Lazarethe  und  das  Marienspital. 

Das  Th.wasser  ist  vollkommen  klar,  wird,  der  Einwir- 
kung der  atmosphärischen  Luft  ausgesetzt,  leicht  getrübt, 
und  besitzt  einen  starken  Schwefelgeruch  und  Geschmack. 
Alle  Th.  quellen  sind  sehr  ergiebig ;  der  Ursprung  giebt  in 
24  Stunden  13,440  Eimer ;  ihr  spec.  Gew.  beträgt  1004. 

Nach  Beck  erleidet  sowohl  die  Menge,  als  auch  die  Qualität  und 
Temperatur  des  zu  Tage  kommenden  Wassers  durch  die  verschiede- 
nen Jahreszeiten  nur  wenig  Veränderung.  An  den  Wänden  sublimi- 
ren  sich  zarte,  geibe  Krystalle,  welche  unter  dem  Namen  des  Bade- 
ner Salzes  bekannt  sind.  —  Von  diesem  ist  der  Badeschlamm 
oder  Niederschlag  der  Quellen  zu  unterscheiden,  und  zwar  ein  un- 
terirdischer, welcher  gebildet  wird,  wo  das  Thermalwasser  sich 
in  einem  bedeckten  Räume  befindet,  und  ein  oberirdischer,  wel- 
cher beim  unbedeckten  Abflufs  desselben  entsteht. 

Chemisch  analysirt  wurde  das  Badener  Th.wasser  von 
Volta,  Schenk,  R.  von  Specz  und  C.  Rollett. 

Nach  R.  von  Specz  enthalten  sechzehn  Unzen  Th. 
wasser: 

Chlortalcium  ....  0,368  Gr. 
Chlornatrium  ....  1,341  — 
Kohlensaures  Lithion  .  .  .  0,078  — 
Schwefelsaure  Talkerde  .  .  1,360  — 
Schwefelsaures  Natron  .  .  1,990  — 
Kohlensaure  Talkerde  .        .        1,750  — 

Kohlensaure  Kalkerde  .        .        1,800  — 

Schwefelsaure  Kalkerde  .  .  3,200  — 
Thierisch  -  vegetabilische  Materie  0,730  — 
Phosphorsaure  Kalkerde      .        .        Spuren 

12,ol7  Gr. 
Schwefelwasserstoffgas       .       ..        0,7  Kub.  Z. 
Kohlensaures  Gas        .         .         .         0,5    —    — 
Stickgas       .        .        .        .        .        0,3    —    — 


1,5  Kub.  Z. 

Ein  Loth  des  Badener  Salzes  enthält: 

Schwefelsaure  Talkerde     .        .        199,2  Gr. 
Schwefelsaure  Kalkerde     .         .  10,4  — 

Schwefelsaures  Natron      .        .  30,4  — 

240  Gr. 
II.  Theil.  K 


146 

Ueher   die  Analyse    des   Schwefel  -  Mineralschlammes    zu  Baden 
vergl.  Bd.  I.  S.  404  u.  405;  —  zweit.  Aufl.  S.  478. 

Die  Temperatur  der  Th.quellen.  beträgt  22— 29°  R.  ■ 
Man  unterscheidet   folgende  verschiedene  Th.  quellen  und 
Bäder: 

1.  Das  Josephsbad  am  Josephsplatz,  ein  rundes 
tempelartiges  Gebäude;  die  Temperatur  seiner  Th. quelle 
beträgt  29°,  die  des  Bades  28,6°  R. 

2.  Das  Frauen bad,  östlich  vom  vorigen,  am  Ende 
der  Frauengasse ;  die  Temperatur  der  Th.  quelle  beträgt 
28,9°  R.,  die  des  Bades  24,4°  R. 

3.  Das  Karolinen  bad,  früher  Neubad,  auch  äufse- 
res  Frauenbad  genannt,  ein  Theil  der  in  einem  Gebäude 
vereinigten  Frauen-  und  Karolinenbäder;  die  Th.quelle  hat 
die  Temperatur  von  28,8°  R.,  das  Bad  von  28°  R. 

4.  Die  Engelburgbäder ,  jenseit  der  Schwechat; 
die  Temperatur  der  Th.  quelle  beträgt  28,4°,  die  des  Ba- 
des 27,7°  R.  In  den  nebenbei  befindlichen  Stuiidenb ädern 
befinden  sich  Vorrichtungen  zu  Douche-  und  Tropfbädern. 

5.  Das  Sauerbad,  auch  jenseit  der  Schwechat;  die 
Th.quelle  hat  die  Temperat.  von  28,1°  R.,  das  Bad  die  von 
27,7°  R. 

7.  Die  Römerquelle,  oder  der  Ursprung,  von  27,9° 
R.  —  Neben  dem  stollenartigen  Gange  zur  Römerquelle 
befindet  sich  der  Trinkbrunnen,  dessen  Wasser  in  por- 
zellanenen Röhren   zum  Brunnenbecken  geleitet  wird. 

8.  Die  Halbbäder,  oder  Ursprungbäder  erhal- 
ihr  Wasser  aus  der  Römerquelle,  von  27,9°  R.  Temp. 

9.  Die  Theresienbäder,  in  geringer  Entfernung 
von  den  Halbbädern,  von  26,2 — 6°  R.  Temp. 

10.  Das  H  e  r  z  o  g  s  b  a  d  in  dem  Herzogshofe ,  von 
27,25°  R. 

11.  Das  Antonsbad,  ebenfalls  im  Herzogshofe,  von 
27°  R. 

12.  DasMilitai r  b  a  d ,  früher  Petersbad  genannt ; 
die  Temp.  der  Th.quelle  beträgt  27,65°,  des  Bades  26,95°  R. 


147 

13.  Das  Franzensbad,  dem  Sauerhofe  gegenüber; 
die  Th.  quelle  hat  die  Temperat.  v.  27,5°  R.,  das  Bad  von 
26,80°  R. 

14.  Die  Leopoldsbäder,  früher  Heiligenkreuzbad 
genannt •  die  Temperatur  der  Th.quelle  beträgt  26,4°,  die 
der  Bäder  25,55°  —  26°  R.  —  In  dem  Gebäude  befinden 
sich  Apparate  zu  Dampfbädern,  um  in  verschiedenen  höl- 
zernen Kasten  den  ganzen  Körper,  oder  nur  einzelne  Theile 
der  Einwirkung  der  Dämpfe  auszusetzen,  Douche-,  Regen- 
und  Tropf bäder,  und  eine  aufsteigende  Douche  oder  das 
Klystierbad. 

15.  Das  Johannisbad;  die  Temperat.  der  Th.quelle 
beträgt  26,3°,  die  des  Bades  26,1°  R. 

16.  Das  Armen-  oder  Bettlerbad;  die  Th.quelle 
hat  die  Temperatur  von  26,1°,  das  Bad  die  von  25,8°  R. 

17.  Das  Mariazellerbad;  die  Th.quelle  und  das 
Bad  sind  von  22,9°  R.  Temp. 

18.  Das  Peregrinibad,  das  kühlste  von  allen  Bä- 
dern; die  Temperatm*  der  Th.quelle  beträgt  22,3°,  des 
Bades  22,2°  R.  — 

Die  Th.  quellen  von  Baden  gehören  nach  ihrer  chemi- 
schen Constitution  zu  den  wirksamsten  erdig  -  salinischen 
Schwefel- Th. quellen  Teutschlands.  In  ihrer  Wirkung  ana- 
log den  Th.quellen  dieser  Klasse  (vergl.  Bd.  I.  S.  243; 
zweite  Aufl.  S.  256),  nehmen  sie  vorzugsweise  die  äufsere 
Haut,  die  Schleimhäute  und  das  Leber-  und  Pfortadersy- 
stem in  Anspruch.  Aeufserlich  als  Bad  benutzt,  wirken  sie 
erregend,  belebend,  die  Resorption  bethätigend,  umändernd, 
verbessernd  auf  das  Mischungsverhältnifs  der  Säfte,  dia- 
phoretisch, häufig  einen  Ausschlag  eigener  Art  (Psydra- 
cia  thermalis)  erregend,  —  innerlich  auflösend  auf  das  Le- 
ber-, Pfortader-  und  Uterinsystem,  gelinde  eröffnend,  dia- 
phoretisch. 

Nachtheilig  und  zu  widerrathen  ist  der  Gebrauch  der 
Badener  Th.  bäder  bei  Kranken,  welche  an  einem  hohen 
Grade  von  Eutkräftung  und  Schwäche  leiden,   so  wie  bei 

K  2 


148 

Vollblütigkeit,  Neigung-  zu  activen  Blutflüssen,  Disposition 
zu  Schlagflufs,  fieberhaften  Leiden,  Entzündungen,  inneren 
Exulcerationen,  so  wie  organischen  Leiden  des  Herzens 
oder  der  grofsen  Gefäfse. 

Benutzt  werden  die  Th.  quellen : 

1.  Als  Wasserbad,  —  und  zwar  als  Ganzes-,  Halbes- 
oder blofs  Fufsbad.  Man  badet  hier  einzeln  in  kleinen 
Bädern,  oder  in  einem  Bademantel  mit  mehreren  Personen 
gemeinschaftlich  in  grofsen  Bassins. 

2.  Als  Getränk,  —  schon  von  J.  Günther  und  M. 
Ruland  empfohlen,  —  bei  Trägheit  des  Stuhlgangs  mit 
einem  Zusatz  von  Karlsbader  Salz. 

3.  Als  Douche-  oder  Tropfbad.  —  Besonders  ist  hier 
noch  zu  erwähnen  die  Anwendung  des  Th.wassers  in  Form 
von  Klystieren. 

4.  Als  Dunst-  oder  Qualmbad. 

5.  Ueber  die  Anwendung  des  Badener  Schwefel-  Mine- 
ralschlammes vgl.  Bd.  I.  S.  404.  405.,  zweite  Aufl.  S.  478. 

Die  Krankheiten,  in  Avelchen  sich  die  Thermalquellen 
in  den  genannten  Formen,  namentlich  in  der  der  Bäder  be- 
währt haben,  sind  folgende: 

1.  Hartnäckige,  rheumatische  und  gichtische  Leiden, 
insofern  sie  auf  bedeutende  Dyskrasieen  gegründet,  der  nö- 
thigen  Reaction  entbehren  und  eine  flüchtig  belebende  Ein- 
wirkung erfordern;  —  aber  eben  deshalb  werden  auch 
gichtische  Leiden  entzündlicher  oder  rein  venerischer  Art 
durch  den  Gebrauch  der  Badener  Schwefelbäder  oft  ver- 
schlimmert. 

2.  Lähmungen  von  gichtischen  Metastasen  oder  als 
Folge  von  chronischen  Metall-,  besonders  Blei -Vergif- 
tungen. 

3.  Hysterische  Beschwerden,  nicht  blofs  durch  einen 
krampfhaften  Erethismus  des  Nervensystems,  sondern  auch 
gleichzeitig  durch  ein  idiopathisches  Leiden  des  Uterinsy- 
stems bedingt,  wie  örtliche  Schwäche  nach  zu  vielen  und 
schnell  sich  folgenden  Wochenbetten,  Fluor  albus  u.  dergl. 


149 

4.  Chronische  Leiden  der  Schleimhaut  der  Luftwege, 
asthmatische  Beschwerden,  hartnäckiger  Husten,  nament- 
lich wenn  gleichzeitig-  häniorrhoidalische  Complicationen 
vorhanden. 

5.  Stockungen  im  Leber-  und  Pfortader system ;  —  be- 
sonders zu  empfehlen  sind  hier  Bäder  in  Verbindung  mit 
dem  innern  Gebrauch. 

6.  Geschwülste,  Verhärtungen  gichtischer  oder  scro- 
phulöser  Art. 

7.  Chronische  Hautausschläge,  hartnäckige  Geschwüre. 

Wolfg.  Anemarius,  Traktätlein  über  das  Badener  Bad.    1511. 

-  1571. 

Joan.  Güntherus  Andernac,    de  aquis  medicatis.    1565.    p.  68. 

Andr.  Baccius,  de  Thermis.    Venetiis  1571.    p.  250. 

Aureoli  Theophrasti  Schreiben  von  warmen  oder  Wildbä- 
dern, durch  D.  Adamen  von  Bodenstein.    Basel  1576.  S.  59. 

Mart.  Rulandi    balnearium  restauratum.   Basil.    1579.    p.  40. 

G.  Eschenreuter,  Natur  aller  heilsaineu  Bäder,  Sauerbrunnen 
und  anderer  Wasser.    Strafsburg  1580.    S.  10. 

J.  Th.  Tabernämontanus,  neuer  Wasserschatz.  Frankfurth 
1605.    S.  553.  614. 

Wolf  gang  Win  terb  erger,  vom  Wildbade  der  Stadt  Baden 
in  Oesterreich,  1512  lateinisch  beschrieben,  verteutscht  durch  G.Wag- 
nern.  Linz  1617. 

P.  L.  de  Monquetin,  Beschreibung  des  Badewassers  zu  Ba- 
den.    Wien  1686.  —  1735. 

C.  Joach.  Festa,  das  Badener  Bad,     1731, 

Car.  Pisani,  diss.  inaug.  de  balneis  Badensibus.    1731. 

Dietmann,  diss.  inaug.  examen  thermarum  Badensium.  Viennae 
1732.  —  1734. 

—    —    Beschreibung  des  Badener  Bades.    Wien  1734. 

J.  A.  C.  v.  S.,  eigentliche  Beschreibung  der  berühmten  drei  Ge- 
sundbrunnen zu  Baden,  Deutsch-Altenburg  und  Pyrenwarth  in  Nieder- 
Oesterreich.    Nürnberg  1734.  —  1735. 

Amüsements  des  eaux  de  Bade  en  Autriche.    1748. 

Fr.  Xav.  Mare's  chemischer  Versuch  des  n.  ö.  Badener  Bades. 
Wien  1763. 

Meine  Launen  zu  Baden.    Wien  1781. 

Volta,    saggio   sulle  acque   termali  e  montagni  di  Baden.     1791. 

—  übersetzt  von  Meidinger.    1792. 

C.  Schenk,  Abhandlung  von  den  Bädern  der  Stadt  Baden. 
1791.  —  1794.  —  1799. 

Beschreibung  der  Stadt  Baden  und  ihrer  heilsamen  Bäder.  Wien 
und  Baden  1801. 


150 

Gab  eis,  Wanderungen  und  Spazierfahrten  in  die  Gegenden  von 
Wien.    1801.    Heft  31-32. 

Historisch  topographische  Beschreibung  der  Stadt  Baden  und  der- 
selben heilsamen  Bäder  von  Ant.  Ritter  von  Geusau.    1802. 

Hoser's  Naturschönheiten  und  Kunstanlagen  der  Stadt  Baden 
und  ihrer  Umgebungen.   Wien  1803. 

C.  Schenk  und  A.  Rollett,  medizinisch-chirurgisches  Archiv 
von  Baden  in  Niederoesterreich.    1804. 

Fauna  und  Flora  der  Gegend  um  Baden.    1805. 

C  Schenk's  Taschenbuch  für  Badegäste  Baden's.    1805. 

Schematismus  der  landesfürstlichen  Stadt  Baden  in  Oesterreich 
und  des  Merkwürdigsten  der  nächstliegenden  Gegend.  Wien,  Baden, 
Triest  1805. 

A.  Rollet  t's   Hygieia.     Handbuch   für  Badegäste  Badens.    1816. 

W.  F.  J.  Schmid's  neue  Methode,  das  ßadener  Wasser  zu  ge- 
brauchen.   1816. 

Ben.  Obersteiner,  einige  ernste  Worte  über  den  innern  Ge- 
brauch der  Badener  Heilquellen.    1816. 

C.  Schenk,  die  Schwefelquellen  von  Baden  in  Niederoesterreich. 
1817.  —  1825. 

M.  J.  Mayer,  Miscellen  über  den  Kurort  Baden  in  Niederoester- 
reich.   Baden  1819.    Erstes  Bändchen. 

—    —    das  neuerbaute   Frauen-  und    Karolinenbad.    Wien   1821. 

Chrys.  Schratt,  Versuch  einer  Darstellung  der  Heilkräfte  der 
wrarmen  Schwefelquellen  zu  Baden  in  Oesterreich.     1821. 

Baden  in  Nieder -Oesterreich,  in  topographisch  -  statistischer,  ge- 
schichtlicher, naturhistorischer,  medizinischer  und  pittoresker  Bezie- 
hung, von  J.  N.  Beck.    1822, 

C.  Schenk,  Anweisung  zum  zweckmäfsigen  innern  Gebrauch 
des  Badener  Schwefelwassers.    Wien  1825. 

C.  W.  Hufeland's  Journ.  d.  prakt.  Heilkunde.  Bd.  LI.  St.  6. 
S.  113.  —  Bd.  LVIII.  St.  5.  S.  36. 

Chronik  der  Heilquellen  von  Baden  in  Oesterreich  von  Dr.  J.  N. 
Beck.    Wien.    Erster  Jahrg.  1827.  -   Zweiter  Jahrg.  1828.  — 

Lettera  del  D.  Gasp.  Barzellotti  al  Profes.  Giacom.  Bar- 
zellotti  intorno  ai  bagni  di  Baden  in  Austria.    Pisa  1829. 

Carol.  Rollett,  dissert.  inaug.  med.  de  Thermis  Badensibus 
Austriacis.    Vindobonae  1831. 

J.  A.  Krikel,  Baden  u.  seine  Umgebungen,  ein  Wegweiser  für 
Fremde  und  Einheimische.    Wien  1832. 

M.  Landesmann,  das  Lehen  in  Thermen  mit  besonderer  Be- 
ziehung auf  die  warmen  Schwefelquellen  Badens.    Wien  1836. 

Baden  in  Oesterreich,  seine  reichlichen  Quellen  und  deren  hei- 
lende Kräfte  von  C.  Rollett.    Wien  1838. 

Habel  in:  v.  Graefe  u.  Kaiisch  Jahrb.  f.  Deutschi.  Heilq. 
Jahrg.  III.    1838.    S.  269. 

Beer's  Gesundheitszeitung.    1839.    Nr.  3.  S.  21.  — 

An  die  Schwefelquellen  von  Baden  schlicfscn  sich  : 


151 


Die  M. quelle  zu  Vöslau,  bei  dem  Dorfe  dieses  Namens,  Ei- 
genthum  des  Grafen  Fries,  eine  kleine  Stunde  südlich  von  Baden, 
am  östlichen  Fufse  des  Vöslauer,  aus  Dolomit  bestehenden  Lindko- 
gels,  in  einer  sehr  anmuthigen  Gegend.  Schon  Laudriani  unter- 
suchte sie  im  J.  1819,  im  J.  1825  erwarb  sich  Hr.  Dr.  Malfatti 
von  Montereggio  grofse  Verdienste  dadurch,  dafs  er  einen  Brun- 
nenschacht graben  liefs,  und  später  wurde  durch  die  Fürsorge  des 
damaligen  Besitzers  Hrn.  Baron  Geymüller  die  M. quelle  mit  ei- 
nem Badehause  versehen,  welches  ein  Vollbad  und  Badekabinette  mit 
Wannenbädern  enthielt,  ein  grofser  Teich  gegraben  und  mit  allen 
zu  einem  Schwimmbade  und  einer  Schwimmschule  nöthigen  Anstal- 
ten versehen,  was  um  so  leichter  möglich  war,  da  diese  M.quelle  un- 
gemein wasserreich  ist. 

Das  M.wasser,  welches  mit  dem  zu  Baden  höchst  wahrschein- 
lich einen  gemeinschaftlichen  Heerd  der  Entstehung  hat,  nach  J.  N. 
Beck  als  ein  verdünntes  und  kühleres  Badener  Wasser  zu  betrach- 
ten, ist  nach  Habel  klar,  färb-  und  geruchlos,  von  einem  laugenhaft- 
salzigen  Geschmack,  von  einem  grofsen  Lichtstrahlen -Brechungsver- 
mögen, hat  die  Temperatur  von  19°  R.  nach  Habel,  von  20° R.  nach 
Schenk;    sein  spec.  Gew.  beträgt  10005. 

Nach  der  von  Schenk  im  J.  1823  unternommenen  Analyse  des 
Wassers  des  jetzt  nicht  mehr  existirenden  Baches  enthalten  sechzehn 
Unzen: 

Chlornatrium  ....  0,8225  Gr. 
Chlorkalium  ....  0,0725  — 
Chlortalcium  ....  0,1308  — 
Schwefelsaures  Natron  .  .  0,0725  — 
Schwefelsaure  Talkerde  .  .  0,3666  — 
Schwefelsaure  Kalkerde  .  .  0,1008  — 
Kohlensaure  Talkerde  .  .  0,1333  — 
Kohlensaure  Kalkerde  .  .  1,7066  — 
Kieselerde  .        .        .        .        0,1256  — 

Gummiharzigen  Stoff        .        .        0,0525  — 


An  flüchtigen  Bestandteilen 


4,5837  Gr. 
kohlensaures  Gas  und  Stickgas. 


Meifsner's  Analyse  einer  neuen  Quelle  lieferte   dagegen  sehr 
verschiedene  Resultate  in  100  Gewichtstheilen: 


Freie  Kohlensäure 
Schwefelsaures  Kali  u.  Natron 
Doppeltkohlensaure  Kalkerde 
Doppeltkohlensaure  Talkerde 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Chlortalcium .... 
Kieselerde     .... 
Alaunerde  u.  organ.  Substanz 


0,00923  Gew.Th. 

0,01340  —  — 

0,11171  —  — 

0,09763  —  — 

0,18541  -  — 

0,01852  —  — 

0,00456  —  — 
Spuren 

0,44046  Gew.  Th. 


152 

Dieser  Analyse  zufolge  ist  dieses  M.  wasser  frei  von  Schwefel, 
sehr  arm  an  festen  Bestandteilen,  und  gehört  zu  der  Klasse  der  in- 
differenten Thermalquellen.  —  Als  Wasserhad  benutzt  wirkt  dasselbe 
sehr  beruhigend  auf  das  Nerven-  und  Blutsystem  und  wird  als  Vor- 
bereitung zu  den  Bädern  von  Baden  empfohlen,  oder  in  allen  den 
Fällen,  wo  die  Bäder  zu  Baden  wegen  ihrer  erregenden  Wirkung 
von  reizbaren  Subjecten  nicht  vertragen  werden. 

Nach  Habel  haben  sich  diese  Bäder  hilfreich  erwiesen  bei 
chronischen  Nervenkrankheiten  krampfhafter  Art,  Hysterie,  nervöser 
Hypochondrie  ,  —  erethischen  Leiden  des  Blutsjstems,  passiven 
Blutcongestionen ,  —  chronischen  Hautausschlägen  leichter  Art,  — 
rheumatischen,  gichtischen  und  hämorrhoidalischen  Leiden  erethischer 
Art,  —  Skropheln  und  Rhachitis,  wenn  beide  Krankheiten  noch  in  ihrer 
ersten  Entwicklung  begriffen,  die  Kinder  aber  dabei  sehr  reizbar  und 
schwächlich  sind,  —  Krankheiten  des  Uterinsystems  krampfhafter 
Art,  —  Evolutionskrankheiten  überhaupt,  in  welchen  die  nothwendige 
Harmonie  der  einzelneu  Systeme  gestört  ist.  —  Von  ausgezeichnetem 
Nutzen  sind  diese  Bäder  besonders  reizbaren  und  schwächlichen  Kin- 
dern, insofern  durch  sie  die  vorhandenen  Mifsverhältnisse  leicht  aus- 
geglichen und  die  körperliche  Entwicklung  kräftig  gefördert  wird. 

Baden  in  Niederösterr.  von  D.  J.  N.  Beck.    Wien  1822.  S.  122. 

Die  Seh.  quellen  von  Baden  von  C.  Schenk.    1825.    S.  77. 

Habel  in:  v.  Graefe  u.  Kaiisch  Jahrb.  Jahrgang  HI.  1838. 
S.  291. 

Beer's  Gesundheitszeitung.    1839.    Nr.  3.  S.  21. 

Die  M. quelle  zu  Wien,  in  der  Alstergasse,  v.  J.  v.  Crantz 
erwähnt  (Gesundbr.  der  Oesterr.  Monarch.  S.  22),  ein  kaltes,  schwa- 
ches und  wenig  benutztes  Eisenwasser. 

Das  Bad  zu  Hiefzing,  unfern  Wien.  Dieser  vielbesuchte 
und  reizend  gelegene  Ort,  eine  Colonie,  bald  eine  Vorstadt  der  gro- 
fsen  und  immer  weiter  sich  ausbreitenden  Kaiserstadt,  besitzt  seit 
25  Jahren  eine  Badeanstalt.  Die  zu  Bädern  benutzte  Quelle  soll  sich 
nach  Beer  bei  rheumatischen  und  gichtischen  Leiden,  so  wie  bei 
äufseren  Verletzungen,  Luxationen  u.  d.  gl.  wirksam  erweisen. 

B  e  e  r  '  s  Gesundheitszeitung.    1839.   Aufs.  Beilage.  Nr.  56.  S.  476. 

Das  Bad  zu  Heiligenstadt,  von  Wien  nur  eine  Stunde  ent- 
fernt, in  einer  höchst  anmuthigen  Gegend,  als  Kur-  und  Belustigungs- 
ort fleifsig  besucht.  Wenn  die  hier  entspringende  M.  quelle  auch 
schon  früher  gekannt  und  benutzt  worden  sein  mag,  so  wurde  doch 
erst  1781  hier  ein  Badehaus  errichtet. 

Die  M.quelle  ist  ein  schwaches  Eisenwasser,  welches  als  Bad  bei 
Krankheiten  von  Schwäche,  besonders  Nervenleiden  empfohlen  wird. 

Die  besucht.  Badeort,  u.  Gesuudbr.    Th.  I.   S.  33. 

Das  Bad  zu  Rodaun  bei  Wien  in  der  Herrschaft  Grofs-Fuchs, 
besitzt  eine  schwache  M.quelle,  Avelche  in  Form  von  Wannenbädern  be- 
nutzt wird.  Bei  der  stärkenden  Wirkung  dieses  Bades  kommt  gewils 
sehr  die  Lage  und  die  stärkcnd-belcbciidc  Luft  der  Gegend  in  Betracht. 


153 

Das  Mödlinger  Bad.  Der  landesfürstliche,  als  Vergnügungs- 
ort viel  besuchte,  über  2000  Einwohner  zählende  Markt  Mödliug,  nach 
welchem  dieses  M.  bad  benannt  wurde,  liegt  südlich  von  Wien  am 
Fufse  der  mächtigen,  von  Nordost  nach  Südwest  streichenden  Ge- 
birgskette, in  einer  sehr  reizeuben  Gegend.  —  Viele  bei  Mödling 
ausgegrabene  römische  Münzen  und  altes  Mauerwerk,  auf  welches 
man  beim  Nachgraben  stiefs,  lassen  auf  ein  hohes  Alter  von  M.  schlie- 
fsen,  wofür  auch  der  Umstand  spricht,  dafs  gerade  diese  Gegend  viel 
von  den  Römern  besucht,  und  zugleich  durch  erbaute  Kastelle  gegen 
Angriffe  der  Eingebornen  geschützt  wurde.  Wenn  unter  dem  Namen 
„Civitas  Megelica'"  oder  „Medelicum"  das  heutige  Mödling  zu  verste- 
hen ist,  dann  läfst  sich  das  Alter  dieses  Ortes  bis  in  das  neunte  uud 
zehnte  Jahrhundert  verfolgen. 

Die  nach  M.  benannte  M. quelle  entspringt  aus  einem  Lager  von  eisen- 
reichem, bläulich-grauem  Thon,  ist  von  9°  11.  Temperatur,  einem  he- 
patischen Geruch,  einem  styptischen  Geschmacke,  und  bildet,  längere 
Zeit  der  Luft  ausgesetzt,  einen  schwärzlich-grauen  Niederschlag. 

Benutzt  wird  sie  in  Form  von  Wasserbädern,  und  von  Sarenk 
namentlich  gerühmt  gegen  rheumatisch -gichtische  Leiden,  Schleim- 
flüsse, Blasenkatarrhe,  Fluor  albus,  Steinbeschwerden,  Stockungen  im 
Leber-  und  Pfortadersystem,  Skropheln,  —  endlich  als  stärkendes 
Bad  nach  Beinbrüchen  und  Verrenkungen. 

Die  besucht.  Badeörter  u.  Gesundbr.    Bd.  I.  S.  36. 
Geschichte   und  Topographie  des  landesfürstlichen  Marktes  Möd- 
ling  und   seiner  reizenden  Umgebungen.    Von  Dr.  J.  Sarenk.    Wien 
1817.   8. 

-Das  Bad  zu  Untcrmeidling  dicht  bei  Wien,  als  Kur-  und 
Vergnügungsort  viel  besucht.  —  Das  aus  einem  Lager  von  eisen- 
schüssigem Thon  entspringende  M.wasser,  auf  Veranlassung  der  Kai- 
serin Maria  Theresia  zuerst  untersucht,  und  später  mit  den  erforder- 
lichen Einrichtungen  zu  Bädern  versehen,  hat  die  Temperatur  von  9° 
R.,  und  gehört  zu  der  Klasse  der  erdig-salinischen  Schwefelquellen. 
Man  unterscheidet   zwei  Bäder:    1)    das  Theresienbad,    das 

älteste,    nach    der   Kaiserin  Maria  Theresia  benannt,  —    und  2)  das 

Pfanische  Bad,   erst  seit  1821  im  Gebrauch. 

Nach  Schöpfer's  Analyse  enthalten  in  sechzehn  Unzen: 

1.  Das  Theresienbad.   2.  Das  Pfanische  Bad. 

Schwefelsaures  Natron 

Schwefelhydrogeu-Kalk 

Schwefeloxydulkalk 

Schwefelsaure  Kalkerde 

Schwefelsaure  Talkerde 

Chlornatrium  . 

Kohlensaure  Kalkerde  . 

Kieselerde 

Extractivstoff 

Schwefelwasserstoff gas 


0,79  Gr.       . 

. 

6,52  Gr. 

1,64  - 

. 

1,55  — 

0,97  - 

. 

• 

0,95  — 

. 

. 

1,26  — 

. 

2,45  — 

0,70  — 

eine  Spur 

0,61  — 

• 

0,54  Gr. 
eine  Spur. 

8,47  Gr. 

9,51  Gr. 

0,6577  Kub. 

Zoll. 

0,2892  Kub.  Zoll 

154 

Benutzt  wird  dasselbe  vorzugsweise  als  Bad,  weniger  als  Ge- 
tränk, in  allen  den  Fällen,  wo  die  sclnväcberen  kalten  erdig-salini- 
schen Schwefelquellen  indicirt  sind,  namentlich  bei  rheumatisch-gichti- 
schen Leiden,  chronischen  Hautausschlägen,  Schleimflüssen,  Gries- 
und  Steinbeschwerden. 

H.  J.  v.  Crantz,  Gesundbr.  d.  Oest.  Monarchie.   S.  44. 

Das  Theresienbad  zu  Untermeidling  von  G.  Schwarz.  Wien 
1823. 

Das  Bad  zu  Pyraw artlt.  Das  Dorf  Pyrawarth  liegt  sechs 
Meilen  von  Wien,  seitwärts  von  der  grofsen,  von  Wien  nach  Brunn 
führenden  Strafse.  Das  hier  entspringende  M.  wasser  ist  kalt,  und 
gehört  zu  der  Klasse  der  eisenhaltig-salinischen  Schwefelwasser.  Ei- 
ner, freilich  sehr  unvollkommenen,  von  Hirschmann  mitgetheilten 
Analyse  zufolge  enthält  es  aufser  Schwefel  und  Kohlensäure  Eisen, 
schwefelsaure  Talk-  und  Kalkerde  und  Natron. 

Benutzt  wird  dasselbe  als  Wasserbad  in  allen  den  Fällen,  wo 
diese  Klasse  von  Schwefelwassern  angezeigt  ist,  namentlich  bei  Blen- 
norrhoeen,  gichtischen  und  rheumatischen  Leiden,  Skropheln  und  Rha- 
chitis.  In  dieser  Form  scheint  das  M. wasser  besonders  belebend,  ge- 
linde stärkend  auf  die  Geschlechtsorgane  zu  wirken,  und  wird  da- 
her sehr  gerühmt  bei  Aulage  zu  Abortus,  Unfruchtbarkeit,  Fluor  al- 
bus, —  so  Avie  überhaupt  bei  örtlicher  durch  Excesse  veranlafster 
Schwäche  der  Genitalien. 

Getrunken  wird  das  M.wasser  leicht  vertragen,  unterstützt  dann 
die  Wirkung  der  Bäder,  ist  aber  in  dieser  Form  nur  wenig  im  Ge- 
brauch. 

Badearzt  ist  der  Physikus  zu  Gaumersdorf,  welches  von  Pyra- 
Avarth  nur  eine  Viertelstunde  entfernt  liegt. 

J.  A.  C.  \vS.,  Beschreibung  der  berühmten  drei  Gesundbrunnen 
zu  Baden,  Deutsch-Altenburg  und  Pyrenwarth  in  Nieder-Oesterreich. 
Nürnberg  1734.  —  1735. 

H.  J.  v.  Crantz,  Gesundbr.  d.  Oest.  Monarchie.   S.  46. 

Das  Pyrawarther  Bad  in  Nieder -Oesterreich  von  J.  Hirsch- 
mann.   Wien  1817.    Zweite  Auflage. 

Die  besucht.  Badeörter  u.  Gesundbr.    I.  Th.  S.  28. 

Jos.  Zangerl,  in  d.  med.  Jahrb.  d.  k.  k.  österr.  Staates.  1S32. 
N.  Folge.  Bd.  III.  St.  3. 

Die  M. quelle  zu  Altenburg,  im  Kreise  unter  dem  Wiener 
Walde,  sechs  Meilen  von  Wien  entfernt,  nur  wenig  benutzt. 

J.  A.  C.  v.  S.,  Beschreibung  der  berühmten  drei  Gesundbrunnen 
zu  Baden,  Deutsch-Altenburg  und  Pyrenwarth  in  Nieder-Oesterreich. 
Nürnberg  1734.  —  1735. 

H.  J.  v.  Crantz,  Gesundbr.  d.  Oesterr.  Monarchie.   S.  22. 

Die  M.r/uelle  zu  Manner sdorf,  im  Kreise  unter  dem  Wie- 
ner Walde,  vier  Meilen  von  Wien,  zwischen  dem  Lcithaflufs  und  dem 
Neusiedlersce,  unfern  der  Ungcrschen  Grenze,  enthält  nach  H.  J. 
v.  Crantz  schwefelsaure  Talk-  und  Kalkerde,  kohlensaure  Erden,  und 


155 

wird  von  demselben  gerühmt  bei  Stockungen,  Hämorrhoiden,  Hypo- 
chondrie, Hysterie,  Unfruchtbarkeit,  gichtischen  Leiden,  Steinbe- 
schwerden. 

J.  F.  Prusky,  Beschreibung  des  Wildbades  zu  Mannersdorf  am 
Leytaberg.    Wien  1734.    M.  1.  K. 

H.  J.  v.  Crantz  a.  a.  0.    S.  42. 

Das  La  ach-  oder  La  ab  ad,  benannt  nach  dem  Dorfe  Laach 
in  Nieder  -  Oesterreich,  zwischen  dem  Dorfe  Lanzendorf  und  Roth- 
neusiedel.  Das  hier  entspringende  M.  wasser  enthält  schwefelsaure 
Talkerde,  Chlornatrium  und  eine  geringe  Beimischung  von  Eisen  und 
kohlensaurem  Gas,  und  wird  nur  wenig  benutzt. 

H.  J.  v.  Crantz  a.  a.  0.  S.  42. 

Die  M. quelle  zu  Ober-Döbling  im  Kreise  unter  dem  Wie- 
ner Walde,   unfern  Wien,  eine  kalte,   wenig  benutzte  Schwefelquelle. 

Die  M. quelle  zu  Zwettel,  arm  an  wirksamen  Bestandteilen, 
unbenutzt. 

H.  J.  v.  Crantz  a.  a.  0.    S.  47. 

2.  Das  Gasteiner  fVildbad  im  Salzburger  Kreise, 
fünfzehn  Meilen  von  der  Stadt  Salzburg,  in  dem  Thale  der 
Ache,  einem  Seitenthale  der  Salza.    — 

Der  Weg  von  Salzburg  nach  G.,  früher  sehr  schwie- 
rig, an  mehreren  Punkten  selbst  lebensgefährlich,  jetzt  vor- 
trefflich, sicher  und  bequem,  führt  in  dem  von  hohen  Berg- 
massen umschlossenen  Thale  der  Salza  durch  höchst  ma- 
lerische Gegenden,  in  welchen  dem  Reisenden  die  Anmuth 
und  Grofsartigkeit  der  Alpennatur  in  der  reizendsten  Ab- 
wechselung entgegentritt,  über  Hallein,  Golling,  den,  durch 
seine  verzweifelte  Vertheidigung  berühmten  Pafs  Lueg,  Wer- 
fen, St.  Johann,  an  der  Lend,  durch  den  finstern  Felsen- 
pafs  Klamm,  die  Ache  entlang  nach  Hof-Gastein,  und  von 
da  noch  höher,  in  das  romantisch  -  schauerliche  Thal  des 
Wiklbades. 

Das  Bad  zu  G.  gehört  zu  den  ältesten  Teutschlands, 
—  in  den  ältesten  Badeschriften  wird  dasselbe  unter  den 
Namen  Gastein,  Gastaun,  auch  Castyn  aufgeführt,  die  Ache 
unter  dem  Namen  des  Gastauner  Baches  (Gastuna). 

Die  älteste  Geschichte  von  G.  verliert  sich  in  Sagen. 
Gewifs  ist,  dafs  schon  in  den  ältesten  Zeiten  in  den  erzrei- 
chen Gebirgen  des  G.thales   ein  sehr   ergiebiger  Bergbau 


156 

getrieben  wurde.  Dafs  die  Heilquellen  schon  im  J.  680 
nach  Chr.,  nach  Dücker  von  Haslau,  von  zwei  Jägern 
entdeckt  worden  seien,  hat  keine  historische  Glaubwürdig- 
keit. Die  sichern  Nachrichten  lassen  sich  bis  in  das  fünf- 
zehnte Jahrhundert  verfolgen,  wo  Herzog  Friedrich  von 
Oesterreich,  nachmaliger  römischer  Kaiser,  die  Bäder  von 
G.  im  J.  1436  besuchte  und  sie  selbst  gegen  eine  schwere 
Verwundung  des  Schenkels  mit  glücklichem  Erfolge  ge- 
brauchte. Im  sechzehnten  und  siebzehnten  Jahrhundert  er- 
freute sich  G.  eines  zahlreichen  und  glänzenden  Zuspruchs 
von  Kurgästen.  —  Die  ältesten  teutschen  Baineographen 
gedenken  rühmlichst  des  Wildbades  zu  G.,  namentlich  P  a- 
racelsus,  Huggelin,  Tab  ern  ämontanus,  Gün- 
ther v.  Andernach  und  Turneis  ser,  —  an  sie  schlie- 
fsen  sich  die  neueren  Monographieen  von  Eckl,  Bari- 
sani, J.  E.  von  Koch-Sternfeld,  W.  Streinz,  B. 
Eble  und  A.  von  Muchar. 

Das  enge  Thal,  in  welchem  das  Wildbad  liegt,  nach 
v.  Myrbach  2939,  nach  Rufs  egger  3226  F.  über  dem 
Meere  erhaben,  wird  an  zwei  Seiten  von  steilen,  gröfsten- 
theils  mit  hochstämmigem  Nadelholz  bewachsenen  Alpen 
und  majestätisch  hinter  diesen  sich  erhebenden  Eisbergen 
umschlossen.  Die  ganze  Gegend  trägt  einen  ernsten  ko- 
lossalen Charakter,  eine  Grofsartigkeit  der  Natur,  welche 
auf  eine  wunderbare  Weise  ergreift,  und  deren  Eindruck 
im  Bade  noch  durch  die  Ache  vermehrt  wird,  welche  dicht 
an  den  Wohngebäuden  der  Kurgäste,  bei  der  Schreck- 
brücke bis  in  die  Tiefe  des  Gasteiner  Thaies  unter  St.  Ni- 
colaus mit  einem  donnernden  Brausen  in  mehreren  Absät- 
zen über  einen  steilen  Abhang  von  einer  Höhe  von  600  F. 
sich  herabstürzt. 

Die  grofsentheils  kleinen  Häuser,  welche  das  Wildbat]  bilden  und 
AVohnungen  für  Kurgäste  enthalten,  Hegen  zerstreut  in  Gruppen  an 
dein  grünen  Abhang  der  das  Thal  umschliefsenden  Alpen;  ihre  Zahl 
entspricht  noch  nicht  der  Menge  jährlich  G.  besuchender  Kurgäste. 
In  den  letzten  Jahren  ist  indefs  durch  Aufführung  neuer  Privatge- 
büude  viel  geschehen,  um  diesem  Bcdürfuifs  zu  begegnen. 


157 

Die  örtlichen  Verhältnisse  des  Wildbades  sind  ungün- 
stig. Abgesehen  von  dem  schauerlich  -  ernsten  Charakter 
der  Gegend,  dem,  reizbaren  Kranken  für  die  Dauer  stören- 
den Brausen  des  Wasserfalles,  ist  das  Klima,  wegen  der 
hohen  Lage,  der  Höhe  der  nahgelegenen  Berge  und  der 
Enge  des  Thaies  an  sich  schon  rauh,  häufigem  und  schnellem 
Wechsel  unterworfen,  —  und  die  abhängige  Lage  des  Tha- 
ies erschwert  die  wünschenswerthe  Erweiterung  und  Ver- 
gröfserung  der  vorhandenen  Wohn-  und  Kurgebäude. 

Zur  Aufnahme  der  Kurgäste  dienen  das  Schlofs  (Belle  vue),  das 
Straubinger  Gasthaus,  in  welchem  schon  Herzog  Friedrich  von 
Oesterreich  wohnte  und  welches  jetzt  durch  einen  Neubau  vergröfsert 
worden  ist,  so  wie  ältere  und  neuerdings  aufgeführte  Privatgebäude. 

Bei  der  grofsen  Berühmtheit,  welche  dieser  Kurort 
sich  erworben  hat,  ist  die  Zahl  der  Kurgäste  jährlich  sehr 
beträchtlich;  sie  betrug  in  den  Jahren  1826 — 1830  jährlich 
1200—1300,  —  im  J.  1833:  1091,  —  im  J.  1836:  816  im 
Wildbade,  234  zu  Hofgastein,  —  im  J.  1837  :  1042. 

Das  Leben  in  dieser  grofsartigen  Alpennatur  ist  ein- 
fach. Für  geräuschvolle  und  glänzende  Zertreuimgen  an- 
derer Kurorte  entschädigen  Excursionen  zu  Fufs  oder  zu 
Pferd  in  die  reizenden  Thäler  oder  auf  das  Gebirge,  — 
nach  Beckstein,  dem  Nafsfeld,  den  malerischen  Wasser- 
fällen der  Ache  (dem  Schleier-,  Kessel-  und  Bärfall),  nach 
Hofgastein,  dem  Anlauf-,  Rauriser-  und  Kötschachthal,  auf 
den  Rathhausberg,  den  Gamskahrlkogl  und  den  Kreuzkogl 
(der  Rathhausberg  erhebt  sich  bis  8806  F.,  der  Gamskahrl- 
kogl bis  7800  F.  über  dem  Meer). 

Die  Einrichtungen  zu  Wasserbädern  lassen  noch  man- 
ches zu  wünschen  übrig.  Gemein-  und  Separatbäder  fin- 
den sich  in  dem  Schlofs,  dem  Straubinger  Gasthaus,  dem 
Gemeindebadhause,  dem  Schröpfbade,  dem  Gebäude  für 
das  Dampf-  oder  Dunstbad,  und  mehreren  Privatwohnungen. 
Unbemittelte  inländische  und  auswärtige  Kranke  erhalten  unent- 
geltliche Hülfe,  Aufnahme  und  Unterstützung  in  dem,  von  Conrad 
Schochner  gegründeten  und  durch  spätere  Vermächtnisse  berei- 
cherten Hospitale.  Die  Zahl  der  in  demselben  aufgenommenen  Kran- 
ken betrug  im  Durchschnitt  jährlich  2-300. 


158 

Badearzt  zu  G.  ist  Hr.  Dr.  Kiene. 

Urgebirge  ist  in  der  hohen  Tauernkette,  an  welche  sich 
die  Gastein  umgebenden  Thäler  anschlieisen,  die  vorherr- 
schende Gebirgsart. 

Granit,  Granitgneifs,  Gneifs,  Urkalk  und  Schiefer  bilden  das  Grund- 
gestein dieser  Höhen  und  auch  des  Gasteiner  Thaies.  Eigentliche 
Flötzgebirgsarten  finden  sich  in  demselben  nicht.  Granit  bildet  den 
Hauptstock  von  zwei  Drittheilen  des  ganzen  Thaies;  auf  Granit  folgt 
Gneifs,  besonders  im  Angerthale  und  auf  der  Erzwiese  mit  Urkalk- 
stein,  dann  tritt  die  weit  verbreitete  Glimmerschieferformation  hervor 
mit  den  ihr  eigentbümlichen  Gebirgsarten  von  Talk,  Chloritschiefer, 
grünem  und  perlgrünem  Thonschiefer,  Serpentin,  Urgrünstein  und  Ur- 
kalk. Das  G  -Thal  ist  sehr  reich  an  den  verschiedenartigsten  und  sel- 
tensten erdigen  und  metallischen  Fossilien  (nach  A.  v.  Muchar  zählt 
man  von  denselben  im  Ganzen  51  Gattungen),  das  Erdreich  besteht 
aus  einem  Gemenge  von  Kalk,  Thon,  Bittererde,  Kiesel,  Quarz,  Feld- 
spath  und  Glimmer,  die  Berge  bei  Beckstein  sind  reich  an  Arse- 
nikerzen. 

Alle  H.quellen  zu  G.,  in  ihren  Mischungsverhältnissen 
gleich,  und  nur  in  ihrer  Temperatur  verschieden,  scheinen 
einen  gemeinschaftlichen  Heerd,  und  zwar  in  dem  Grauko- 
gel  zu  haben. 

Zum  medicinischen  Gebrauch  werden  benutzt: 

1.  Die  Fürstenquelle,  nach  dem  ehemaligen  Fürst- 
bischof Grafen  Hieronymus  von  Colloredo  benannt, 
welcher  das  Schlofs  im  Wildbad  im  J.  1794  erbauen  liefs, 
entspringt  als  die  am  höchsten  gelegene,  nahe  beim  Schlosse 
aus  dem  Felsen  des  Schreckberges,  hat  die  Temperatur 
von  37°  R.,  giebt  in  24  Stunden  13,680  K.  Fürs  Wasser, 
und  wird  zu  dem  Fürstenbad  im  Schlosse  und  zu  den  hin- 
ter diesem  erbauten  Bädern  benutzt. 

2.  Die  Doctorsquelle,  benannt  nach  einem  über 
derselben  früher  befindlichen,  dem  Doctor  Nieder  huber 
gehörigen  Gebäude,  entspringt  tiefer  als  die  vorige,  mit 
einer  Temperatur  von  38°  R.,  giebt  in  24  Stunden  3600 
Kub.  Fufs  Wasser,  und  versorgt  die  Bäder  im  Schlosse, 
das  Bad  des  Erzherzogs  Johann,  das  Doucliebad  in  dem 
Straubinger  Gasthaus,  das  Chirurgen-  und  Gemeinbad. 

3.  Die  Kaiser-Franzens  quelle,  früher  bekannt 


159 

unter  dem  Namen  der  Straubinger  Quelle,  auf  Befehl  des 
Kaisers  Franz  im  J.  1809  neu  gefafst  mid  nach  ihm  be- 
nannt, entspringt  am  Fufse  des  Reichenberges,  mit  einer 
Temperatur  von  38°  R.,  giebt  im  Tage  10,080  Kub.  Fufs 
Wasser  und  versorgt  die  Straubinger  Bäder  und  das 
Schröpfbad  des  Chirurgen.  Durch  die  zu  Gunsten  der  Für- 
stenquelle unternommenen  Einrichtungen  hat  sich  nicht 
blofs  der  Zuflufs  des  Wassers,  sondern  auch  die  Tempe- 
ratur desselben  um  zwei  Grad  vermindert. 

4.  Die  untere  oder  Hauptquelle,  auch  Spital-, 
Mitterwirths-  oder  Grab  enwirthsquelle  genannt, 
die  am  tiefsten  gelegene  und  wasserreichste,  kommt  am 
Fufse  des  Reichenberges  zu  Tage,  mit  einer  Temperatur 
von  38,5°  R.,  giebt  in  24  Stunden  72,720  Kub.  Fufs  Was- 
ser, nährt  die  Bäder  des  Spital-,  Mitter-  und  Grabenwirths 
und  die  neu  errichteten  Bäder  zu  Hofgastein. 

5.  Aufser  diesen,  sämmtlich  auf  dem  rechten  Ufer  der 
Ache  entspringenden  II.  quellen  sprudelt  eine  fünfte  in  dem 
obersten  Falle  der  Ache  hervor,  welche  mit  dem  Wasser 
der  Ache  vermischt,  nahe  am  Wasserfall  und  der  Brücke 
als  Pferdebad  benutzt  wird. 

6.  Am  Ende  des  letzten  Wasserfalles  entspringt  end- 
lich auf  dem  linken  Ufer  der  Ache,  auf  einer  dem  Graben- 
bäcker zugehörigen  Wiese,  eine  sechste  Heilquelle,  wel- 
che mit  anderem  Wasser  vermischt,  die  Temperatur  von 
29 — 30°  R.  hat  und  die  Bäder  des  Grabenbäckers  versorgt. 

Nach  der  angegebenen  Menge  Thermalwasser  der  genannten  Heil- 
quellen kann  man  annehmen,  dafs  sie  in  jeder  Minute  gegeu  70  Kub. 
Fufs,  in  jeder  Stunde  an  4170  Kub.  F.  Wasser  liefern. 

Das  fast  ganz  geschmacklose  Thermalwasser  zeich- 
net sich  aus  durch  grofse  Reinheit,  Klarheit  und  Durch- 
sichtigkeit, ist  von  keinem  andern  Geruch,  als  dem  des 
künstlich  erhitzten  destillirten  Wassers ;  bei  Gewittern  und 
Regenwetter  wollen  einige  einen  hepatischen  Geruch  be- 
merkt haben;  Eble  hatte  nie  Gelegenheit  sich  davon  zu 
überzeugen.    Die   specifische   Schwere    des  Wassers,    ab- 


160 

hängig  von  der  Temperatur  desselben,  beträgt  985  —  990: 
1000 ;  seine  Temperatur  36 — 38,5°  R.  Bemerkenswert!!  ist 
der  Umstand,  dafs  bei  Erdbeben  die  Temperatur  keine  we- 
sentlichen Veränderungen  erlitt;  bei  den  sechs,  bisher  in 
Gastein  beobachteten  Erders chütterun gen  bemerkte  man 
nur  bei  der  im  Jahre  1690  wahrgenommenen  eine  starke, 
aber  bald  vorübergehende  Trübung  des  Th.  wassers. 

Der  von  dem  Th.  wasser  gebildete  Badeschlamin  (Conferva  iher- 
malis),  besteht  nach  Werneck's  Untersuchungen  aus  Monas  ther- 
mo  und  crepusculum,  Vibrio  rugula,  bacillus  und  undula,  Navicula 
fulva  und  gracilis,  Philodina  erythrophthalma  und  citrina. 

Bei  den,  mittelst  der  Magnetnadel  angestellten  Versuchen  fanden 
Baumgartner  und  Marian  Koller  im  J.  1829,  dafs  das  Th. was- 
ser an  seiner  Quelle  die  Magnetnadel  bis  auf  25°  des  Multiplicators 
brachte,  während  das  gewöhnliche  destillirte  Wasser  keine  Verände- 
rung bewirkte,  ferner  dafs  mit  der  Verminderung  des  natürlichen 
Wärmegrades  auch  sichtbar  die  Wirkung  auf  die  Magnetnadel  ab- 
nahm, und  zwar  in  der  Art,  dafs  bis  auf  27—28°  R.  erkaltetes  Ther- 
malwasser  die  Magnetnadel  nur  bis  auf  11°  brachte.  Wem  eck 
konnte  indefs  bei  seinen  deshalb  mit  Gasteiner  Thermalwasser  im  J. 
1S33  wiederholten  Versuchen  keine  Abweichung  der  Magnetnadel  be- 
merken. Nach  Baumgartner  soll  ferner  das  Gasteiner  Th.wasser 
die  Electricität  weit  stärker  leiten  als  gemeines  Wasser,  auch  bei  der 
Zersetzung  in  gleicher  Zeit  weit  mehr  Gas  liefern.  Stahl  will  im 
J.  1829  ein  starkes  Lichtbrechungsvermögen  von  G.  Thermalwasser 
entdeckt  haben,  welches  an  Schwefelalcohol  erinnert. 

Sehr  wichtig  wäre  die  Entdeckung,  Avelche  Baumgartner  im 
J.  1829  mit  Hilfe  der  Volta'schen  Säule  gemacht  haben  will,  wenn 
sich  dieselbe  bestätigen  sollte,  dafs  nämlich  das  G.  Th.wasser  nicht 
wie  das  gewöhnliche  Wasser  zwei,  sondern  drei  Theile  Wasserstoff 
auf  einen  Theil  Sauerstoff,  und  demnach  verhältnifsmäfsig  beträcht- 
lich mehr  Hydrogen  als  jedes  bisher  bekannte  Wasser  enthielte.  An 
der  Richtigkeit  dieser  Versuche  ist  indefs  gezweifelt  worden,  nament- 
lich von  Schweigger-Seidel  (Schweigger-Seidel  N.  Jahrb. 
d.  Chem.  u.  Phys.    1833.  St.  13.  S.  280). 

Nach  vergleichenden  Versuchen,  welche  im  J.  1821  über  die  Ab- 
kühlung des  natürlichen  und  künstlich  erwärmten  Thermalwassers 
angestellt  wurden,  ergab  sich,  dafs  sechszchn  Unzen  Th.wasser  in 
der  ersten  Viertelstunde  8,8°  Ft.,  in  der  zAveiten  5,2°  R.,  in  der  drit- 
ten 1,5°  R.;  in  der  vierten  2°  R.,  und  in  der  fünften  2°  R.  Wärme 
verloren. 

Schon  in  früheren  Zeiten  wurde  das  G.Th. wasser  che- 
misch untersucht,  gewährte  aber  sehr  ungenügende  Resul- 
tate.   Auch  die  neuesten  Analysen  von  Trommsdorff, 

Mayer 


161 

Mayer  und  Hüne  fei d  zeigen  nur  einen  auffallend  ge- 
ringen Gehalt  an  festen  Bestandteilen,  und  gewähren  kei- 
nen Aufschlufs  über  den  eigentlichen  Grund  der  Wirksam- 
keit desselben. 

In  sechszehn  Unzen  fanden: 


1 

rom 

ms 

do 

rff:                      Mayer: 

Schwefelsaures  Natron 

1,450 

Gr.      .        .        1,250  Gr. 

Kohlensaures  Natron 

0,500 

0,154  — 

Chlornatrium 

0,150 

0,572  — 

Schwefelsaure  Kalkerde    . 

0,175 

0,132  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

0,250 

0,231  — 

Chlorcalcium 

0,550 

0,264  — 

Kieselerde  .... 

0,088 

3,163  G 

r.                      2,628  Gr. 

Hünefeld: 

Schwefelsaures  Natron    . 

1,4331  Gr. 

Clilornatrium     .    '     . 

0,2S34  — 

Chlorkalium 

0,1405  — 

Kohlensaures  Natron 

0,0595  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

0,3394  — 

Kieselerde 

0,3315  — 

Talkerde    . 

0,0100  — 

Manganoxydul  . 

0,0138  — 

Eisenoxydul       . 

0,0484  — 

Schwefelnatrium 

0,0292  — 

Flufssaure  Kalkerde 

Spuren 

Phosphorsaure  Thonerde 

0,0292  — 

2,7180  Gr. 

In  Form  von  Bädern  angewendet  wirkt  das  Th.wasser 
von  G.  sehr  belebend,  erregend  auf  Nerven-,  Gefäfs- 
und  Muskelsystem,  die  Resorption  bethätigend,  specifik  auf 
die  Harn-  und  Geschlechtswerkzeuge. 

In  seinen  Wirkungen  läfst  sich  dasselbe  mit  den  kräf- 
tigsten, inländischen,  alkalischen  Th.  quellen,  namentlich 
mit  denen  zu  Teplitz  vergleichen  ;  nur  mit  dem  Unterschied, 
dafs  das  Th.wasser  von  G.  von  einer  mehr  geistigen,  fei- 
neren Wirkung  auf  das  Nervensystem,  das  Th.wasser  von 
T.  dagegen,  wegen  seines  ungleich  reicheren  Gehalts  an 
kohlensaurem  Natron,  materieller,  durchdringender  auf  den 
Organismus  wirkt,  alkalisch-auflösend  auf  die  festen  Theile, 
umändernd  neutralisirend  auf  die  Mischungsverhältnisse  der 
II.  Theil.  L 


162 

Säfte,  die  se-  und  excernirenden  Organe  bestätigend,  ihre 
Ab-  und  Aussonderungen  befördernd. 

Die  eigentbümlichen  Wirkungen,  welche  das  Th.  was- 
ser  von  G.  besitzt,  lassen  sich  nach  meiner  Ueberzeugung 
weder  durch  die  blofse  Reinheit  des  Wassers,  noch  allein 
durch  die  hohe  Lage  erklären,  und  ich  verweise  in  dieser 
Beziehung  auf  das",  was  hierüber  schon  früher  gesagt 
worden  ist  (Th.  I.  S.  50.  u.  folg.  2.  Aufl.). 

Bei  den  Wirkungen  des  Th.wassers  zu  G.  unterschei- 
det Eble  mit  Recht  die  primären  und  secundären. 

An  sich  selbst  beobachtete  er  folgende  primäre  Erscheinungen. 
Wenn  ein  Bad  von  28°  R.  wie  gewöhnlich  des  Morgens  genommen 
wird,  entsteht  weniger  das  Gefühl  von  vermehrter  Wärme,  als  viel- 
mehr von  wohlthuender  Behaglichkeit  und  Leichtigkeit.  Prickeln, 
Jucken,  Stechen  und  starke  Röthe  der  äufseru  Haut  wurde  nur  bei 
Personen  bemerkt,  welche  entweder  an  chronischen  Hautkrankheiten 
litten,  sehr  sensibel,  oder  zu  Orgasmus  des  Blutes,  oder  congestiven 
Beschwerden  sehr  geneigt  waren ;  die  Haut  wird  dagegen  weicher, 
geschmeidiger,  Schweifs  erfolgt  nur  ausnahmsweise.  Nach  kurzer 
Zeit  erfolgt  Drang  zum  Uriniren,  so  wie  zu  Stuhlgang  bei  Personen, 
welche  um  diese  Zeit  dazu  geneigt  sind ;  der  Puls  wird  frequeuter, 
kräftiger,  voller  (wurde  bei  Eble  in  den  ersten  zwanzig  Minuten  um 
fünfzehn  Schläge  vermehrt,  eine  halbe  Stunde  nach  dem  Bade  auf 
fünf  vermindert),  begleitet  gleichzeitig  mit  andern,  aber  schnell  vor- 
übergehenden Aufregungen  des  ßlutsystems,  Eingenommenheit  des 
Kopfes,  leichtem  Schwindel  und  Klopfen  der  Carotiden,  auf  welche 
das  Gefühl  einer  wohlthuenden,  behaglichen  Belebung  des  ganzen  Or- 
ganismus folgt;  der  Turgor  vitalis  der  äufsern  Haut  wird  vermehrt, 
das  Gefühl  einer  behaglichen  Wärme  in  dem  leidenden  Theile  eine 
wohlthuende  Leichtigkeit  und  geistige  Belebung  des  Nervensystems 
wahrgenommen.  Reizbare  und  zu  Congestionen  disponirte  Personen 
thun  wohl  das  Bad  zu  verlassen,  sobald  sich  das  Gefühl  der  erwähn- 
ten Behaglichkeit  zu  vermindern,  und  eine  Art  von  Ueberreizung  oder 
Erschlaffung  einzustellen  beginnt.  Ein  zu  langes  Verweilen  im  Bade 
veranlafst  die  Erscheinungen  einer  beginnenden  Berauschung. 

Unmittelbar  nach  dem  Bade,  nachdem  der  Körper  abgetrocknet 
und  mit  Flanell  abgerieben  worden,  stellt  sich  ein  prickelndes  Gefühl 
auf  der  ganzen  Haut  ein,  Schweifs  selten;  später,  besonders  in  der 
ersten  Periode  der  Badekur,  wird  öfter  Urin  gelassen,  der  meist 
wäfsriger,  als  gewöhnlich,  zuweilen  molkenartig,  sehr  trübe,  einen 
dicken,   eiterartigen  Niederschlag  bildet. 

Einige  Stunden  nach  dem  genommenen  Bade  tritt  an  die  Stelle 
der  früheren  Aufregung  ein  harmonisches  Gleichgewicht  in  allen  Funk- 
tionen,   verbunden  mit  dem  Gefühl   einer  behaglichen  Stärkung,   wel- 


163 

dies  nur  unterbrochen  wird  durch  eine  zweite,  aber  bald  vorüberge- 
hende Aufregung  nach  dem  Mittagsesseu  mit  der  beginnenden  Ver- 
dauung, und  endlich  durch  eine  dritte,  gegen  zwei  bis  drei  Uhr  nach 
Mitternacht,  welche  ebenfalls  nicht  lange  anhält,  mit  erhöhter  Tem- 
peratur des  ganzen  Körpers,  lebhafterem  Puls,  regerem  Geschlechts- 
triebe, unruhigen  Träumen  verbunden  ist  und  mit  einem  ruhigen,  er- 
quickenden Schlaf  sich  endigt. 

Gesunde  beobachteten  während  und  nach  dem  Bade  gewöhnliche 
Erscheinungen,  besonders  eine  wohlthuende  Belebung  des  Nerven-, 
Muskel-  und  Gefäfssystems,  starken  Schweifs  jedoch  nur  höchst  selten. 

Getrunken  wirkt  das  Th.wasser,  auch  selbst  in  grofser  Menge, 
weniger  aufregend,  als  ähnliche  Th.quellen,  meist  sehr  diuretisch.  — 

Hinsichtlich  der  secundären  Erscheinungen  beobachtete  E  b  1  e  fol- 
gende :  Von  dem  dritten  bis  achten  Tag  an  ein  Gefühl  von  Mattig- 
keit, Zerschlagenheit,  Eingenommenheit  des  Kopfes  mit  leichten  fie- 
berhaften Beschwerden  und  anfangenden  kritischen  Ab-  und  Ausson- 
derungen, besonders  des  Darmkanals  und  der  Harnwerkzenge,  später 
einen  Zeitraum  von  Ruhe  ohne  auffallende  andere  Erscheinungen  als 
die  eines  häufig  erfolgenden,  eigeuthümlichen  Badeausschlages,  wel- 
cher in  Bezug  auf  die  Zeit  des  Eintritts,  wo  wie  die  Art  seiner  Aus- 
breitung sehr  verschieden,  keineswegs  die  Fortsetzung  des  Badens 
coutraindicirt,  wenn  er  nicht  sehr  bedeutend  ist,  sondern  nur  Bäder  von  ei- 
ner etwas  kühleren  Temperatur  erfordert.  Mit  dem  fünfzehnten  oder 
zwanzigsten  Tage  tritt  gewöhnlich  die  Hauptkrise  ein,  eine  kräftigere 
Aufregung  des  Blutsystems  mit  noch  stärkeren  kritischen  Ausschei- 
dungen, und  nicht  selten  später  noch  eine  vierte  als  Nachwirkung, 
welche  aber  weniger  an  eine  bestimmte  Zeit  gebunden  zu  sein  scheint. 

Zu  einer  vollständigen  Badekur  rechnet  man  gewöhn- 
lich 28 — 30  Wasserbäder.  Anfänglich  läfst  man  den  Kran- 
ken nur  eine  Viertelstunde  im  Bade  verweilen,  täglich  bis 
zum  vierten  Bade  um  eine  Viertelstunde  steigen,  und  mit 
einer  Stunde  so  lange  fortfahren,  bis  sich  die  bereits  be- 
schriebenen kritischen  Erscheinungen  einstellen;  für  kurze 
Zeit  wird  dann  der  Gebrauch  der  Bäder  suspendirt  und  bei 
dem  Wiederanfang  derselben  täglich  die  Zeit  des  Aufent- 
haltes im  Bade  vermindert. 

Reizbare  Personen  dürfen  nur  acht  bis  zehn  Minuten  in  einem 
Bade  verweilen  und  nur  sehr  allmählig  und  mit  Vorsicht  steigen.  Sehr 
heftige,  während  der  Kur  eintretende  Aufregungen  des  Nerven-  und 
Gefäfssystems  machen  eine  Unterbrechung  der  Kur  auf  einige  Zeit, 
oft  gänzliches  Aufhören  derselben  nothwendig.  Erscheint  die  Haupt- 
krise, vor  dem  achtzehnten  Tag  und  ohne  auffallende  Besserung,  so 
thut  man  wohl,  den  Gebrauch  der  Bäder  auszusetzen,  nach  einiger 
Zeit  aber  von   neuem  zu   beginnen,    und   damit  fortzufahren,   bis  die 

L2 


164 

erwähnten  kritischen  Erscheinungen  eintreten.  —  Täglich  zweimal  zu  | 
baden,  und  in  dem  Bade  länger  als  eine  Stunde  zu  verweilen,  ist  nur 
den  Kranken  zu  rathen,   bei   welchen  ein  hoher  Grad  von  Schwäche 
atonischer  Art  vorwaltet. 

Getrunken  wird  das   Th.wasser  zu  einem  halben  bis  ! 
drei  Seidel. 

Zur  Unterstützung  der  Wirksamkeit  der  ganzen  Bä- 
der wird  auch  dasselbe  benutzt  als  Trinkkur,  in  Form  von 
Dampf-  und  Doucheb ädern,  örtlichen  Wasserbädern  von 
30  —  32°  R.  Sehr  hilfreich  bei  Localleiden  erweisen  sich 
Klystiere  von  Th.wasser;  der  grüne  Badeschlamm  wird  bei 
äufseren  Schäden  als  Umschlag  empfohlen. 

Plethorische,  oder  zu  activen  Congestionen  disponirte 
Kranke  müssen  entweder  ganz  auf  den  Gebrauch  der  Bä- 
der verzichten,  oder  zuvor,  oder  während  der  Kur  durch 
Blutentziehungen  nachtheiligen  Aufregungen  des  Blutsyste- 
mes  vorzubeugen  suchen.  Zu  widerrathen  sind  die  Bäder 
bei  Neigung  zu  Bluthusten,  starken  Blutcongestionen  nach 
dem  Kopfe  und  dadurch  bedingter  Disposition  zu  Schlag- 
flufs,  bei  Fieber,  entzündlichen  AfFectionen  und  innern  Ex- 
ulcerationen ;  dagegen  vorzugsweise  indicirt  bei  vorwalten- 
der Schwäche  torpider  Art,  wobei  nicht  blofs  das  tief  ge- 
sunkene Nervenleben  gehoben  und  gekräftiget,  sondern 
auch  die  Se-  und  Excretionen  bethätiget  und  gestärkt  wer- 
den sollen.  Unpassend  bei  entschiedenen  Dyskrasien,  wo 
kräftig  das  Mischungsverhältnis  der  Säfte  umgeändert 
werden  soll,  so  wie  bei  den  Krankheiten,  wo  starke  kriti- 
sche Ausscheidungen  durch  Haut  oder  Darmkanal  erfordert 
werden,  sind  es  namentlich  folgende  Krankheiten,  in  denen 
sich  das  Th.  wasser  von  G.  als  Bad  allein,  oder  in  Ver- 
bindung mit  der  Trinkkur,  bewährt  hat: 

1.  Chronische  Nervenkrankheiten,  —  allgemeine  Ab- 
spannung, Entkräftung,  Zittern  der  Glieder,  nervöse  Hy- 
pochondrie, Hysterie,  Cardialgie,  nervöser  Kopfschmerz, 
Krampfkolik,  —  Leiden  des  Rückenmarks,  Lähmungen,  be- 
sonders der  untern  Extremitäten,  anfangende  Rückenmarks- 


165 

Schwindsucht,   von  Ueberreizung  durch   Excesse,    oder   in 
Folge  von  Schlagflufs. 

2.  Leiden  der  Geschlechtswerkzeuge  von  Schwäche 
atonischer  Art,  —  passive  Schleim-  und  Blutflüsse,  Bleich- 
sucht, Neigung  zu  Abortus,  Stockungen  im  Uterinsystem, 
Nachtripper,  Unfruchtbarkeit,   Impotenz. 

3.  Inveterirte  nervös-rheumatische  und  gichtische  Lo- 
calleiden,  —  Hüft-,  Kreuz-  und  Lendenweh,  Coxalgieen, 
—  Steifigkeit  der  Muskeln  und  Gelenke,  Anchylosen,  Con- 
tracturen. 

4.  Chronische  Leiden  der  Harnwerkzeuge  erethischer 
Art,  Blasenkrämpfe,  Harnbeschwerden,  Gries-  und  Stein- 
beschwerden. 

5.  Schwere  Verwundungen  und,  in  Folge  dieser,  oder 
metastatischer  Complicationen,  Neuralgieen,  veraltete  Ge- 
schwüre. 

6.  Leiden  der  Schleimhäute  und  Stockungen  leichter 
Art,  —  Verschleimungen  des  Magens,  blinde  Hämorrhoiden. 

7.  Endlich  chronische  Hautausschläge  und  Skropheln. 

Die  Filial-Bade  an  s  talt  zu  Hof-Gastein.  Bei  der  be- 
schränkten und  ungünstigen  Lage  des  Wildbades  hatte  man  schon 
lange  den  Plan,  an  einem  bequemer  und  angenehmer  gelegenen  Orte 
in  der  Nähe  vom  Bad  G.  ein  zweckmäfsigeres  Etablissement  zu  er- 
richten. Man  beabsichtigte  zu  diesem  Zweck  eine  Anlage  theils  un- 
ter Bad  G  ,  in  dem,  nach  Hof-Gastein  sich  hinziehenden  Wiesen- 
grunde, theils  über  Bad  G.  in  dem  breiten  Thal  von  Beckstein,  und 
gründete  endlich  im  J.  1830  eine  Filial -Anstalt  in  dem  von  Bad  G. 
drei  Stunden  entfernten  Markt  Hof-Gastein,  indem  man  den  unbe- 
nutzten Tlieil  des  Th.wassers  in  Röhren  daliinleitete  und  daselbst  Bä- 
der errichtete.  Die  Wasserleitung  mifst  4471  Klafter  (2y2  Stunden)  und 
besteht  aus  2235  Stück  hölzernen  Röhren,  welche  auf  dem  rechten 
Ufer  der  Ache  theils  ganz  zu  Tage,  theils  von  Erde  bedeckt  über 
Brücken  geführt  wurden.  Das  Th.wasser  legt  diesen  Weg  in  zwei 
und  einer  Viertelstunde  zurück,  und  verliert  nur  wenig  von  seiner 
Temperatur;  nach  Eble  beträgt  die  Temperatur  des  Badewassers 
zu  Hof-G.  vom  Monat  Mai  bis  October  wenigstens  26—29°  R.,  —  im 
Monat  September  1832,  an  einem  sehr  kalten  Morgen,  fand  ich  sie 
27°  R. 

Der  alte  Markt.  Hof-Gastein,  beträchtlich  tiefer  als  Bad-Gastein, 
in  der  Fortsetzung  des  Thaies  der  Ache  zwischen  dem  Pafs  Klamm 
und  Bad-Gastein  gelegen,  da  wo  dieses  Thal  am  breitesten  ist,  zählt 


efinden 
m  Mili- 


166 

114  Häuser  und  688  Einwohner  und  gewährt  den  Kurgästen  einen  ge- 
räumigeren und  bequemeren  Aufenthalt.  Die  ganze  Badeanstalt  steht 
unter  dem  Ausschusse  einer  Actiengesellschaft,  und  diese  unter  dem 
dortigen  Pfleggericht. 

Zur   Benutzung    des    nach  Hof-G.  geleiteten  Th.wassers  bef 
sich  Gemein-  und  Separatbäder  in  dem  grofsen   Badehaus,   dem 
tairbadehaus,   dem  Nothbad,  und   in   mehreren  Privathäusern,  in  wel- 
chen auch  für  gute  Wohnungen  der  Kurgäste  gesorgt  ist.  — 

Ob  das  nach  Hof-G.  geleitete  Thermahvasser  eben  so  wirksam 
sei,  wie  das  an  der  Quelle  zu  Bad-G.  —  kann  nur  die  Erfahrung 
entscheiden.  Hr.  Eble  will  die  Bäder  zu  Hof-G.  mit  ganz  gleichem 
Erfolge,  wie  die  zu  Bad-G.,  gebraucht  haben. 

J.  J.  Huggelin,  von  den  heilsamen  Bädern  des  teutschen  Lan- 
des.   Basel  1559.   S.  47. 

J.  Güntheri  Andern,  comment.  de  balneis  et  aquis  medicatis. 
Argentorati  1565.    p.  67. 

A.  T  li  e  o  p  h  r.  P  a  r  a  c  e  1  s  i  Schreiben  von  warmen  oder  Wild- 
bädern, durch  Adam  v.  Bodenstein.    Basel  1570.  —  1576.    S.  56. 

L.  Thurneisser,  von  kalten,  warmen,  min.  u.  metall.  Was- 
sern.   Frankf.  a.  d.  0.  1572.   Buch  V.   Kap.  39.   S.  171. 

G.  Pictorius,  Badefahrtbüchlein  oder  ganz  kurzer  Bericht  von 
allerhand  einfachen  und  componirten  mineralischen  deutschen  Landes 
Wildbädern.    Frankf urth  1572. 

J.  Th.  Tabernämontanus,  neuer  Wasserschatz.  Frankfurth 
1605.    S.  586. 

W.  Eckl,  vom  Gasteiner  Wildbade  im  Stifte  Salzburg.  Salzburg 
1738.  —  1750. 

J.  A.  Wieser's  Schreiben  aus  dem  berühmten  Wildbad  Gastein 
d.  10.  Jul.  1759  (in  Versen). 

P.  Corbianus  Thomas,  Thermae  Gasteinienses,  in  dessen 
Ephemeriden. 

Ern.  Stoeben,  observationes  quaedam  de  thermis  Gasteinien- 
sibus.    1760. 

J.  Barisani  Dissert.  de  therm. Gasteiniensibus.  Vindobon.  1780.  8. 

—  —  Physisch-chemische  Untersuchung  des  berühmten  Gastei- 
ner Wildbades.    Salzburg  1785. 

J.  Nieder  huber,  einige  Erläuterungen  über  den  nützlichen  Ge- 
brauch des  Gasteiner  Wildbades.    Salzburg  1790.    8. 

Mayer  u.  Trommsdorff  in:  J.  B.  Tr  ommsd  orf  f's  neuem 
Journal  der  Pharmacie.    1609.  Bd.  XVIII.  St.  1.  S.  313.  St.  2.  S.  24.  52. 

J.  E.  von  K  o  ch-  S  t  ern  fei  d,  das  Gasteiner  Thal  mit  seinen 
warmen  Heilquellen  im  Salzburgischen  Gebirge.  Ein  Taschenbuch 
für  Reisende,  insbesondere  zum  Nutzen  und  Vergnügen  der  Kurgäste 
Gasteius.    Salzburg  1810. 

J.  Fr.  Rumpf,  Notizen  über  das  G.  Wildbad  in  der  Karinthia. 
1815.    Nr.  30. 

Oberlechner  u.  Mahir,  im  Salzacher  Kreisblatte.  1815.  Nr. 
48,  59,  60. 


167 

Westenrieder's  Briefe  von  und  über  G.    München  1817. 
Die  Straubinger  Hütte  zu  Bad  G.  v.  Emil.    Wien  1819.—  1832. 
Mitterdorfer's  Gastungia.    Salzburg  1820. 
Teutschland,  geognostisch-geologisch  dargestellt  von  Ch.  Ke fer- 
st ein.    1821.    Bä.  I.  St.  3.  S.  277. 

Curiositäten.    1822.    S.  4.  S.  421. 

Klaatsch  in:  Hufeland's  und  Osann's  Journal  der  prakt. 
Heilkunde.    Bd.  LVIII.  St.  1.  S.  72—87. 

Hünefeld  in:  Schweigger's  Jahrbücher  der  Chemie  und 
Physik.    1828.   Bd.  XXII.  St.  4.  S.  458. 

R.  Brandes,   Archiv  d.  Apothek.    Bd.  XXIX.  S.  88. 

Les  bains  de  Gastein  et  leurs  effets  admirables  dans  les  mala- 
dies  les  plus  d6sesp6rees  par  W.  Streinz.    Linz  1831. 

B.  Eble,  das  Wildbad  G.  in  seinen  Beziehungen  zum  menschli- 
chen Organismus  und  die  neu  errichtete  Filial- Badeanstalt  zu.  Hof- 
Gastein.    1832. 

Schweigger-Seidel  in:  dessen  neuen  Jahrb.  d.  Chemie  u. 
Physik.    1833.    Bd.  VIII.  St.  5.  S.  280. 

W.  Streinz  in:  d.  mediz.  Jahrb.  d.  österr.  Staat.  Bd.  IX.  St.  1. 
S.  126.  1835.  —  Bd.  XI.  St.  1.    1836.  — 

H.  Rormann's  Hofgastein,  wie  es  ist,  als  Seitenstück  zuEmil'a 
Straubingerhütte.    München  1834. 

B.  Eble,  die  Bäder  von  G.    Wien  1834. 

Das  Thal-  u.  Warmbad  zu  G.  von  A.  v.  Muchar.     Grätz  1834. 

J.  Chr.  A.  Clarus  u.  J.  Radius,  Beiträge.    Bd.  1.  St.  3.    1834. 

Kiene  in:  Clarus  u.  Radius  Beiträgen.    Bd.  II.  St.  4. 

W.  Werneck  in:  Clarus  u.  Radius  Beiträgen.   Bd.  II.  1835. 

W.  Streinz  in:  Weitenweber's  Beiträgen.  Bd.  II.  St.  3. 
S.  321.    1838. 

Kiene  in:  v.  Graefe  u.  Kaiisch  Jahrb.   1838.  Jahrg.III.  S.260. 

Andeutungen  über  G.  u.  dessen  Anstalten  zu  Wildbad  u.  Hofga- 
stein von  R.  Edlem  von  Vivenot.    Wien  1839. 

An  der  Nordseite  der  salzburgischen  Tauernkette  sind  noch  drei 
M.quellen  zu  erwähnen,  welche  aber  von  niederer  Temperatur  als  die 
Th. quellen  zu  Gastein  sind,  —  im  Grolsarl,  in  der  Rauris  und 
zu  St.  Wolf  gang  in  der  Fusch. 

Die  M. quelle  zu  St.  Wolfgang  am  Weichselbach,  eine 
kleine  Stunde  von  dem  Dorfe  Fusch,  früher  eine  der  berühmtesten  M. 
quellen  im  Salzburgischen,  war  besonders  gegen  das  Ende  des  vori- 
gen Jahrhunderts  sehr  besucht,  jetzt  jedoch  weniger. 

Das  M.  wasser  der  Trinkquelle  zu  St.  Wolfgang;  ist  klar,  farb- 
und  geschmacklos,  perlt  ziemlich  stark,  hat  die  Temp.  von  5—6,5°  R., 
zeichnet  sich  aus  durch  den  geringen  Gehalt  an  festen  Bestandthei- 
len,  und  enthält  Talk-  und  Kalkerde,  Kohlen-,  Schwefel-  und  Kiesel- 
säure und  Schwefelwasserstoffgas.  —  Noch  ärmer  an  festen  Bestaud- 
theilen  ist  das  Augenwasser  zu  St.  Wolfgang,  es  enthält  Kalk-  und  Talk- 
erde, eine  Spur  von  Natron  und  Hydrochlor-,  Kohlen-  und  Schwefelsäure. 


168 

Nach  Saut  er  wirkt  die  M.  quelle  zu  St.  Wolfgang  weniger  die 
Se-  und  Excretionen  bethätigend,  dagegen  mehr  stärkend,  die  Ver- 
dauung und  Blutbereitung  verbessernd. 

Die  besucht.  Badeort,  u.  Gesundbr.    Th.  I.  S.  138. 

Saut  er  in:  d.  üsterr.  med.  Jahrb.   1838.  Bd.  XV.  St.  2. 

3.  Das  Soolbad  zu  Ischl  im  Traunkreise.  Der 
freie  Markt  Ischl  (Iscala),  berühmt  durch  seine  ergiebige 
Saline,  liegt  fast  im  Mittelpunkt  des  K.  K.  Salzkammer- 
gutes, in  dem  malerischen  Thale  der  Traun,  zwischen  dem 
Traun-  und  Gmundner  See,  1433  Fufs  nach  von  Liech- 
tenstern  üb.  d.  Meere,  rings  von  hohen  Gebirgen  um- 
schlossen ;  —  der  Ischler  Salzberg  erhebt  sich  zwar  nur 
bis  zu  2975  Fufs,  dagegen  der  Dach-  oder  Thorstein,  des- 
sen Scheitel  ewiger  Schnee  bedeckt  und  durch  welchen 
das  Traunthal  geschlossen  wird,  zu  einer  Höhe  von  9063 
W.  Fufs.  —  Das  Alter  dieses  Marktes  läfst  sich  bis  in 
das  zwölfte  Jahrhundert  verfolgen,  da  laut  einer  Urkunde 
schon  im  Jahre  1192  Herzog  Leopold  VI.  das  Kloster 
Garsten  mit  62  Fuder  Salz  aus  dem  Bergwerk  von  Ischl 
beschenkte.  Die  an  festen  Bestandtheilen  so  reiche  Soole 
wurde  gleichwohl  erst  seit  d.  J,  1821  als  Soolbad  benutzt, 
später  ein  Badehaus  erbauet  und  mit  den  erforderlichen 
Apparaten  ausgestattet,  und  erfreuet  sich  jetzt  sehr  guter 
Einrichtungen  und  eines  sehr  zahlreichen  Zuspruchs  von 
Kurgästen. 

Unter  den  über  J.  erschienenen  Monographieen  sind 
besonders  zu  erwähnen  die  von  Hrn.  Dr.  Götz,  Badearzt 
und  Salinenphysikus  zu  J. 

Die  Umgebungen  von  J.  gewähren  eine  reizende  Ab- 
wechselung von  anmuthig-lieblichen  und  grofsartig-erhabe- 
nen  Alpengegenden,  —  freundlichen  Wiesengründen,  sehr 
hohen,  theils  mit  Wald  bewachsenen,  theils  nackten  und 
steilen  Kalkbergen;  —  schon  der  Weg  nach  J.  von  Linz 
über  den  herrlichen  Gmundener  See,  oder  von  Salzburg, 
den  malerischen  Gilgensee  entlang  ist  reizend. 

Bei  einem  längern  Aufenthalt  zu  J.  ist  sehr  die  hohe 
und  verhältnifsmäfsig  gesunde  Lage,   die  reine  und  stär- 


169 

kende  Bergluft,  so  wie  die  der  hohen  Lage  entsprechende 

Alpenvegetation  zu  berücksichtigen. 

Nach  Götz  kommen  unter  den  Einwohnern  von  J.  Nervenfieher 
und  Lungensuehten  nur  höchst  selten  vor,  obgleich  die  bei  dem  Salz- 
sieden beschäftigten  Arbeiter  fast  Tag  und  Nacht  den  nachtheiligsten 
Einflüssen  ausgesetzt  sind;  —  bedeutende  Epidemieen  und  Epizootiecn 
herrschten  noch  nie  in  J.  —  Jm  Durchschnitt  beträgt  das  Verhältnifs 
der  Geborenen  zu  den  Gestorbenen  160:  130,  und  es  würde  noch  gün- 
stiger sein,  wenn  die  erwähnten  nachtheiligen  Einflüsse  fehlten. 

Die  J.  umschliefsenden  Gebirge  sind  Verzweigungen 
der  norischen  Alpen  und  bestehen  aus  vier  Hauptformatio- 
nen 5  —  einer  am  weitesten  verbreiteten,  häufig  mit  Kalk- 
spath  gemengten  und  an  Versteinerungen  reichen  Kalkfor- 
mation, —  einer  Salzformation  mit  Thonlagern,  —  einer 
auf  dieser  gelagerten  Mergelformation  —  und  endlich  einer 
aus  Thon,  fasrigem  und  dichtem  Gyps-  und  Kalkconglo- 
merat  zusammengesetzten,  welche  das  Traunthal  ausfüllt 
und  zwischen  welcher  Sandsteinlager  und  Trappsteinge- 
schiebe brechen. 

Das  Trinkwasser  zu  J.  ist,  trotz  des  an  kohlensaurem  und  schwe- 
felsaurem Kalk  reichen  Gesteins,  sehr  gut,  namentlich  die  auf  dem 
rechten  Traunufer  befindliche  „Wierer's  Quelle". 

Die  durch  Auslaugen  gewonnene  imd  vom  Salzberg  in 
Röhren  nach  J.  geführte  Soole  ist  sehr  reich  an  Chlorna- 
trium und  enthält  in  sechzehn  Unzen: 

Chlornatrium 223,000  Gr; 


Chlorcalcium          .... 

0,780  — 

Chlortalcium 

7,109  — 

Schwefelsaures  Natron 

4,855  — 

Schwefelsaure  Kalkerde 

1,027  — 

Schwefelsaure  Talkerde 

1,820  — 

238,591  Gr. 

Nach  Meifsner  enthält  ein  Eimer  Soole 

56,57  Gr.  Brom 

In  1000  Theilen  der  Mutterlauge  fand  He 

ifs  n  e  r : 

Chlornatrium          .... 

216,44  Th. 

Chlortalcium  ..... 

16,21  — 

Schwefelsaures  Natron 

18,35  — 

Kieselerde     ..... 

2,00  — 

Brom  (als  hydrobromsaures  Salz) 

2,04  — 

255,04  Th. 
Noch  ist  in  J.  eine  im  Maria-Theresiastollen  des  Salzberges  'unt- 


170 

springende  kalte  Schwefelquelle  bemerkenswerth,  welche  nach  Meifa- 

ner  in  1000  Tlieilen  enthält: 

Chlornatrium 5,17 

Schwefelsaures  Natron       .        .        .  1,60 

Kohlensaure  Kalkerde         .        .        .  0.80 

Kohlensaure  Talkerde         .        .        .  0,73 

Kohlensaures  Natron  .                  .         .  Spuren 

Schwefel 1,31 

pi 

Der  von    dieser  Schwefelquelle  abgesetzte  M.  schlämm  enthält  in 
100  Gewichtstheilen : 

Schwefel 56,20 

Kieselerde    .        .        .        .        .        .      26,88 

Alaunerde 4,17 

Kalkerde 3,09 

Talkerde 0,84 

Eisenoxydul 2,50 

Bituminöse  Theile  u.  Verlust     .        .        6,32 

100,00 

Benutzt  wird  zu  J.  vor  allen: 

1.  Die  Soole  in  Form  von  Wasserbädern.  Ihre  Wir- 
kung ist,  analog  der  ähnlicher  salzreichen  Soolquellen,  zu- 
nächst reizend  auf  die  äufsere  Haut,  ihre  Absonderung  be- 
tätigend und  verbessernd,  ihre  krankhaft  erhöhte  Reiz- 
barkeit herabstimmend,  stärkend,  —  kräftig  die  Resorption 
befördernd,  auflösend,  —  das  Nervensystem  belebend,  stär- 
kend, ohne  dabei  das  Blutsystem  so  aufzuregen,  wie  Ei- 
senwasser. 

Mit  sehr  günstigem  Erfolge  sind  diese  Bäder  ange- 
wendet worden :  a)  bei  chronischen  Leiden  des  Drüsen-  und 
Lymphsystems,  scrophulösen  Geschwülsten  und  Verhärtun- 
gen, Stockungen  im  Uterin-,  Leber-  und  Pfortadersy stein, 
Hypertrophieen  und  krankhaften  Metamorphosen  der  Ova- 
rien; —  b)  hartnäckigen  rheutnati sehen  und  gichtischen  Lei- 
den, insbesondere,  wenn  gleichzeitig  grofse  Erschlaffung 
oder  abnorme  Reizbarkeit  der  äufsern  Haut,  und  eine  hier- 
durch bedingte  krankhafte  Empfindlichkeit  der  letztern  vor- 
handen sind;  —  c)  chronischen  Nervenkrankheiten  von  rei- 
ner Schwäche,  —  allgemeiner  und  örtlicher  Nervenschwäche, 
Hysterie,  Neuralgien,  convulsi  vi  sehen  Leiden,  Lähmungen; 


171 

—  d)  hartnäckigen  Hautausschlägen,  Flechten,  veralteten 
Geschwüren;  —  e)  endlich  hahen  diese  Bäder  sich  sehr 
hilfreich  erwiesen  als  stärkende  Nachkur  nach  dem  Ge- 
brauch auflösender  M. quellen,  namentlich  Karlsbad. 

Mit  Soole  oder  Schwefelwasser  vermischt  wird  der  beim 
Auslaugen  der  Soole  zurückbleibende  M.schlamm  allgemein 
oder  blofs  örtlich  als  Umschlag  oder  Fufsbad  empfohlen  bei 
chronischen  Hautausschlägen,  Anchylosen,  Drüsen-  oder  Zell- 
gewebe Verhärtungen,  kalten  Geschwülsten,  scrophulösen  oder 
cariösen  Geschwüren.  —  Er  ist  von  grauer  Farbe,  salzigem 
Geschmack  und  enthält  Chloraluminium,  schwefelsaure  Thon- 
erde,  Kieselerde  und  Eisenoxyd. 

2.  Die  beim  Sieden  der  Soole  sich  entwickelnden  Salz- 
dämpfe, welche  nach  v.  Er  lach  aufser  Chlorsalzen  Brom 
und  Kreosot  enthalten  sollen.  Um  diese  Dämpfe  zu  benu- 
tzen, wurden  schon  im  J.  1824  über  der  grofsen,  damals 
vorhandenen  Siedpfanne  Galerieen  mit  Kabinetten  errichtet, 
welche  indefs  wesentliche  Verbesserungen  erfahren  haben 
seit  Aufführung  eines  neuen  Siedhauses  im  J.  1833.  Statt 
einer  Siedpfanne  befinden  sich  in  demselben  zwei,  und  über 
denselben  abgeschlossene  Kabinette,  in  welchen  die  Kran- 
ken entkleidet,  nur  in  Bademäntel  gehüllt,  der  Einwirkung 
der  Salzdämpfe  nach  Umständen  längere  oder  kürzere  Zeit 
sich  aussetzen.  Nach  Meifsner's  Anordnung  sind  sehr 
wesentliche  Verbesserungen  getroffen,  um  durch  Luft-  und 
Abzug  der  heifsen  Sooldämpfe  die  Hitze  und  reizende  Wir- 
kung dieser  Dämpfe  zu  mindern.  Die  Temperatur  dieser 
Dämpfe  beträgt  27—29  bis  35°  R. 

Ihre  Wirkung  ist  sehr  reizend,  die  Se-  und  Exemtio- 
nen bethätigend  zunächst  der  äufsern  Haut,  und  der 
Schleimhaut  der  Respirationsorgane,  —  aber  zugleich  auch 
analog  der  der  Bäder  von  Chlordämpfen  in  verschlossenen 
Badewannen,  kräftig  die  Resorption  befördernd,  und  von  be- 
sonderer Einwirkung  auf  das  Leber-  und  Uterinsystem. 

Zu  widerrathen  in  allen  den  Fällen,  in  welchen  wegen 
grofser  Empfindlichkeit   der  Respirationsorgane   und  Nei- 


172 

gung  zu  activen  Congestionen  oder  Blutflüssen  reizende 
Dampfbäder  nachtheilig  sein  würden,  werden  sie  in  der 
Mehrzahl  der  Fälle  empfohlen,  in  welchen  die  Soolbäder 
zu  J.  benutzt  werden,  zur  Unterstützung  der  letztern,  na- 
mentlich bei  gichtischen  und  rheumatischen  Leiden,  Gelenk- 
geschwülsten, Drüsenverhärtungen,  chronischen  Nervenlei- 
den und  Hautausschlägen,  —  insbesondere  aber  bei  Krank- 
heiten der  Respirationsorgane  und  des  Uterinsystems. 

3.  Die  Douchebäder  werden  zur  Unterstützung  der  Sool- 
bäder benutzt,  namentlich  bei  Lähmungen,  hartnäckigen 
localen  rheumatischen  und  gichtischen  Leiden,  Gelenkstei- 
figkeit,  Verkrümmungen  des  Rückgrathes,  Anschwellungen 
und  Verhärtungen. 

4.  Das  Schwefelwasser  empfiehlt  Götz  allein  oder  in 
Verbindung  mit  Soole  als  Bad  bei  flechten-  oder  krätzar- 
tigen Hautausschlägen,  herum  schweifen  der  Gicht,  Lähmun- 
gen, Gelenksteifigkeit,  Verkrümmungen,  Geschwüren,  Ca- 
ries  und  Krankheiten  des  Uterinsjstems,  —  innerlich  zu 
einem  Seidel  als  eröffnendes  Mittel  bei  scrophulösen  Lei- 
den und  Stockungen  im  Leber-  und  Pfortadersysteme. 

Ischl  besitzt  endlich  eine  Molkenanstalt.  Die  hier 
bereitete  Molke  ist  wegen  der  herrlichen  Vegetation  der 
Umgebung  von  J.  von  vorzüglicher  Güte  und  wird  allein, 
oder  in  Verbindung  mit  fremden,  versendeten  M.  wassern 
in  allen  den  Fällen  benutzt,  in  welchen  Molken  angezeigt 
sind,  namentlich  bei  chronischen  Leiden  der  Respirations- 
organe, Stockungen  im  Unterleibe,  Dyskrasieen  und  Ca- 
chexieen,  Skropheln  und  chronischen  Hautausschlägen. 

Beobachtungen  und  Abhaudl.  aus  dem  Gebiete  der  gesammt.  prakt. 
Heilkunde  von  Oesterr.  Aerzten.    Bd.  V.    1826.  S.  266. 

Ischl  und  seine  Soolenbäder.     Wien  1826. 

F.  C.  Weidmann,   der  Führer  nach  u.  um  Ischl.    Wien  1834. 

Ischl  u.  seine  Soolenbäder  vom  J.  1826  bis  1833  v.  M.  D.  G  ö  tz. 
Wien  1834. 

Beiträge  zur  Badechronik  von  Ischl.    Wien  1836. 

Die  tcutschen,  insbesondere  die  bairischen  und  österreichischen 
Salzvverke  von  J.  E.  Ritter  von  Koch-Stcrnfeld.     1836. 


173 

Meifsner  in  d.  med.  Jahrb.  d.  österr.  Staats.  N.Folge.  Bd.  III. 
St.  4.  S,  619. 

Das  Salinen -Dampfbad  zu  Ischl  von  Fr.  vonErlach.  Wien 
1837. 

Ritter  Val.  L.  Brera,  Ischl  und  Venedig  in  ihrer  heilkräftigen 
Wirksamkeit,  übers,  u.  mit  Zusätzen  vermehrt  von  Dr.  H.  H.  Beer. 
Wien  1838. 

Beer's  Gesundheitszeitung.    1S40.    S.  316.  389.  391. 


An  diese  Heilbäder  schliefsen  sich: 
Die  Salzquelle  oder  das  Kropf  wasser  zu  Hall  im  Traun- 
kreise. —  Der  alte  und  freie  Markt  Hall  (Haliola),  liegt  im  Lande  ob 
der  Ens,    im   Traunkreise,    an   der   Strafse    von   Wels    nach   Steyer, 
1060  Fufs  über  d.  Meere,  in  einer  fruchtbaren,  anmuthigen  Gegend. 

Bekannt  ist  diese  Salzquelle  seit  länger  denn  einem  Jahrtausend. 
Die  erste  Erwähnung  derselben  geschieht  in  den  Stiftsurkunden  des 
Benedictiner  Klosters  zu  Kremsmünster,  denen  zufolge  Thassilo  II., 
Herzog  von  Baiern,  im  J.  774  diese  Quelle  dem  von  ihm  begründeten 
Stift  Kremsmünster  nebst  drei  damals  hier  beschäftigten  Salzsiedern 
übergab.  Erst  später  fing  man  an  auf  seine  medizinischen  Wirkungen  zu 
achten,  dasselbe  wegen  seiner  ausgezeichneten  Wirkung  gegen  Kröpfe 
„Kropfwasser"  zu  nennen,  unter  dem  Namen  „Haller  Kropfwasser" 
in  Flaschen  zu  versenden,  oder  in  Form  von  „Kropfbrot"  (mit  die- 
sem Wasser  gebackenem  Brote)  zu  gebrauchen. 

Beschrieben  und  empfohlen  wurde  dasselbe  schon  von  Med  er  er 
1772  und  von  H.  J.  v.  Cr  an  tz ,  —  in  neuerer  Zeit  von  L.  F.  Wag- 
ner und  Arming,  —  analysirt  von  Ph.  von  Holger. 

Das  Haller  Kropfwasser  ist  klar,  von  einem  salzigen  Geschmack, 
einem  schwachen  aber  eigeuthümlichen,  dem  Jod  ähnlichen  Geruch, 
wird,  der  Einwirkung  der  atmosphärischen  Luft  längere  Zeit  ausge- 
setzt, gelblich  getrübt;  seine  Temperatur  beträgt  9,16°  R.,  sein  spec. 
Gewicht  1,108. 

Nach  Ph.  von  Holger  enthalten  1000  Theile  desselben: 

Chlornatrium 11,331 

Chlorlithion         .....        0,656 

Clorcalcium 0,437 

Chloraluminium 0,510 

Schwefelsaure  Talkerde  .  .  .  0,076 
Schwefelsaures  Lithion  .  .  .  0,096 
Schwefelsaure  Alaunerde  .         .         .        0,017 

Jodnatrium 0,720 

Bromnatrium 0,054 

13,897 
Nach  einer  Mittheilung  in  der  Linzer  Zeitung  (1830.  Nr.  27.)  soll 
dieses   M.wasser   aufser    den    genannten    Bestandtheilen    noch   Eisen, 
Extraktivstoff,    Kieselerde,    Jodwasserstoffgas   und  Kohlensäure   ent- 
halten. 


174 

Als  Getränk  und  Bad  angewendet,  wirkt  dasselbe  wegen  seines 
beträchtlichen  Jodgehalts,  ähnlich  den  jod-  und  bromhaltigen  Kochsalz- 
quellen (vgl.  Th.  I.  S.  278.  u.  281.  zweit.  Aufl.),  sehr  reizend  auf  das  Drüsen- 
und  Iyymphsystem,  die  Resorption  erregend  auf  das  Blut-  und  Ner- 
vensystem, so  wie  die  Se-  und  Excretionen  bethätigend,  insbesondere 
der  Schleimhäute,  der  Harnwerkzeuge,  des  Darmkanals  und  des  Ute- 
rinsystems. 

Benutzt  wird  dasselbe  als  Getränk  (täglich  zu  einem  Viertel  bis 
halben  Seidel),  als  ganzes  oder  Halbbad,  Fufsbad,  Waschungen,  Um- 
schlag (besonders  bei  Kropf),  Einspritzungen  und  Klystier. 

Zu  widerrathen  bei  wahrer  Vollblütigkeit  und  Disposition  zu  ac- 
tiven  Congestionen  und  Blutfliissen,  grofser  Erregbarkeit  des  Nerven- 
und  Blutsystems,  Exulcerationen  wichtiger  Organe,  hektischem  Fie- 
ber und  Neigung  zu  Bluthusten,  Schwäche  der  Verdauungswerkzeuge 
mit  Neigung  zu  Durchfall,  hat  sich  dagegen  die  M. quelle  als  Getränk 
und  Wasserbad   sehr  hilfreich   erwiesen : 

1)  bei  chronischen  Leiden  des  Drüsen-  und  Lymphsystems,  na- 
mentlich Skropheln,  Struma  lymphatica,  wie  anderen  scrophulösen  Ge- 
schwülsten und  Verhärtungen,  scrophulösen  Leiden  der  Augen  und 
der  äufsern  Haut.  (Nach  Hall  er  wurden  von  44  Kropfkranken,  wel- 
che nur  das  Wasser  tranken,  25  vollkommen  geheilt,  16  gebessert; 
nur  bei  dreien  blieb  die  Kur  ohne  Wirkung.) 

2)  Chronischen  Hautausschlägen,  veralteten  dyskrasischen  Ge- 
schwüren. 

3)  Hypertrophieen  und  Verhärtungen  der  Milz  und  Leber,  der 
Gekrösdrüsen,  Stockungen  im  Pfortadersysteme,  Hämorrhoidalbe- 
schwerden. 

4)  Hartnäckigen  rheumatischen  und  gichtischen  Leiden,  mit  krank- 
haften Störungen  der  Digestion  und  Assimilation. 

5)  Krankheiten  des  Uterinsystems  von  atonischer  Schwäche,  Sup- 
pressionen,  Retentionen  der  Menstruation,  passiven  Profluvien,  Bleich- 
sucht, Unfruchtbarkeit. 

6)  Chronischen  Nervenleiden  von  materiellen  Ursachen,  bedingt 
durch  Stockungen  im  Unterleibe  oder  mit  ihnen  complicirt,  —  Hypo- 
chondrie, Melancholie,  Hysterie. 

H.  J.  v.  Crantz,   Gesundbr.  d.  Oest.  Monarchie.    S.  16. 

Historisch- topographische  Darstellung  von  dem  Stifte  Kremsmün- 
ster von  P.  Ulrich  Harten  Schneider.    Wien   1830. 

Leop.  Ferd.  Wagner,  dissert.  inaug.  med.  de  aqua  iodica  fon- 
tis  Hallensis.    Vindobonae  1831. 

J.  v.  Vering's  eigeuth.  Heilkraft  verschiedener  Mineralwasser. 
1836.    S.  95. 

Die  Jod-  und  Bromhaltige  Salzquelle  zu  Hall  von  Arming. 
Wien  1834. 

E.  Osann,  über  Jod-  und  Bromhaltige  M.  quellen  in  C.  W.  Hu- 
feland u.  Osann's  Journ.  d.  prakt.  Heilk.   Bd.  LXXXI.  St.  5.  S.  3. 

Arming  iu :  med.  Jahrb.  d.  k.  k.  österr.  Staats.  1837.  Bd.  XII. 
St.  3. 


175 

C.  Hall  er  in:  mediz.  Jahrbüchern  d.  k.  k.  österr.  Staats.  1838. 
Bd.  XVI.    St.  4. 

Aufser  diesen  Kochsalzquellen  verdient  noch  eine  besondere  Er- 
wähnung die  Benutzung  der  Soole  zu  Ha  11  ein  in  Form  von  Bädern. 

Knolz  in:  Beobacht.  und  Abhandl.  aus  dem  Gebiete  der  prakt. 
Heilk.  von  Oest.  Aerzten.    1828.    Bd.  VI.    S.  323. 

Die  M.quelle  zu  Krems  in  Nieder-Oesterreich,  enthält  schwe- 
felsaure Salze,  unter  dieseu  Alaun,  und  wird  äufserlich  bei  schlaffen 
Geschwüren  und  rhachitisclien  Beschwerden  gerühmt. 

H.  J.  v.  Crantz  a.  a.  0.   S.  40. 

Die  M.quelle  von  Eglhof  im  Traun -Kreise  in  Ober-Oester- 
reich,  unfern  Windisch  Garsten,  eine  kalte,  wenig  gebrauchte  Schwe- 
felquelle. 

H.  J.  v.  Crantz  a.  a.  0.   S.  16. 

Das  Riendler  M.w as »er  in  Ober-Oesterreich  in  der  Herr- 
schaft Waidenfeld,  sieben  Meilen  von  Linz,  enthält  schwefelsaure 
Talkerde  und  kohlensaure  Kalkerde. 

H.  J.  v.  Crantz  a.  a.  0.    S.  20. 

Das   Puchrigler   Bad   im   Traunkreise,    eine   halbe   Stunde 
von  Windisch -Garsten,  nicht  mehr  im  Gebrauch. 
H.  J.  v.  Crantz  a.  a.  0.    S.  19. 

Die  M.quelle  zu  Leonfelden,  unweit  der  Riendler  Mine- 
ralquelle, bei  dem  Städtchen  Leonfelden,  im  Mühlkreise  in  Ober  -  Oe- 
sterrreich,  jetzt  aufser  Gebrauch. 

H.  J.  v.  C  r  a  n  t  z  a.  a.  OT    S.  18. 

Die  M.quelle  von  Aigen  in  einer  reizenden  Gegend  des 
Salzburger  Kreises,  von  der  Stadt  Salzburg  nur  eine  kleine  Stunde 
entfernt,  eine  der  ältesten  M.  quellen  im  Herzogthum  Salzburg,  die 
schon  im  Jahre  1524   von  J.  P.  Zwangmeister  empfohlen  wurde. 

Das  M. wasser  ist  kalt,  wird  in  Form  von  Bädern  benutzt,  und 
ermangelt  noch  einer  genügenden  Analyse. 

Unterricht  über  das  Gesuudbad  in  Aigen  im  Erzstifte  Salzburg. 
Salzburg  1778. 

K.  M.  Seh  roll  in:  v.  Mo  11  's  Jahrbüchern  der  Berg-  und  Hüt- 
tenkunde.   1797.   Bd.  I.  S.  194. 

Die  besucht.  Badeörter  und  Gesundbr.    Th.  I.    S.  144. 

Das  Bad  zu  Leo  gang  im  Salzburger  Kreise,  im  Gericht  Sal- 
felden.  Schon  im  Jahre  1559  unter  dem  Erzbischof  Michael  von 
Künburg  war  dieses  Bad  bekannt.  Eine  genügende  Analyse  dieses 
M.  wassers  mangelt  noch. 

Die  besucht.  Badeort,  u.  Gesundbr.    Th.  I.   S.  143. 

Das  Bad  bei  Zell  im  Salzburger  Kreise.  Die  M.quelle  ent- 
springt eine  halbe  Stunde  von  dem  Markte  Zell  am  Fufse  eines  Thon- 
schieferberges.    Nach  Niederl's  Analyse  gehört  dieses  M. wasser 


176 

zu  der  Klasse  der  kalten  erdig-salinischen  Schwefelquellen,  und  wirc 
als  Bad  empfohlen  bei  Gicht,  Rheumatismen,  Lähmungen,  Schleim'" 
Aussen,  Bleichsucht  und  Hypochondrie. 

Die  besucht.  Badeort,  u.  Gesundbr.    Th.  I.  S.  141. 

2.    Die  Heilquellen  der  gefürsteten  Grafschaft 

Tirol. 

Der  Hauptzug  der  Gebirge  Tirols  streicht  von  Westen 
nach  Osten  mit  zahlreichen  Seitenthälern  nach  Norden  und 
Süden,  —  der  Inn  bildet  die  nördliche  Begränzung  des  Haupt- 
gebirges, der  Brenner  die  Scheidewand  zwischen  Süden  und 
Norden. 

In  den  Gebirgen  Tirols  ist  vorwaltend  die  Granit-  und 
Gneifsformation ;  an  ihren  nördlichen  und  südlichen  Ver- 
zweigungen findet  sich  viel  Glimmerschiefer,  nach  Osten 
und  Westen  Thonschiefer.  Sehr  bemerkenswerth  im  süd- 
lichen Tirol  ist  das  Porphyrgebirge  und  der  dasselbe  be- 
gleitende rothe  Sandstein,  im  nördlichen  und  südlichen  die 
Formation  von  Alpenkalkstein,  Kalknagelflühe  und  Stein- 
kohlenflötzen. 

Reich  an  reizenden  Thälern,  umschlossen  und  durch- 
zogen von  kolossalen  und  hohen  Gebirgen,  vereinigt  Ti- 
rol eine  grofse  Mannigfaltigkeit  von  Naturschönheiten  und 
zugleich  eine  grofse  Verschiedenheit  des  Klimas. 

Hinsichtlich  des  Klimas  findet  zwischen  dem  nördli- 
chen und  südlichen  Tirol  eine  wesentliche  Verschiedenheit 
statt;  so  rauh  das  Klima  in  manchen  Gegenden  am  nörd- 
lichen Abfall  des  Brenners  ist,  so  mild  und  lieblich  ist  es 
in  vielen  Thälern  an  seinem  südlichen  Abhänge. 

Sehr  beachtenswerth  ist  die  hohe  Lage  und  die  da- 
durch reizend  stärkende  Gebirgsluft  vieler  Bäder,  nament- 
lich des  Brennerbades,  —  da  nicht  blofs  die  Berge  Tirols 
(der  Brenner  4500  F.,  mehrere  über  10,000  F.),  sondern  auch 
selbst  die  einzelnen  Thäler  eine  sehr  beträchtliche  Höhe  ha- 
ben, —  so  liegen  in  dem  an  Heilbädern  so  reichen  Unter-Inn- 
thale  Innspruck  1766  F.,  in  dem  an  M.  quellen  gleich  er- 
giebigen Eisacktbale  Brixen  nach  von  Liechtenstern 

1666 


177 

1666  F.,  Botzen  1094  F.,  —  im  Pusterthalc  Brunecken  2610 
F.,  —  im  Passeyrthale  St.  Leonhard  2134  F.,  Meran  1300  F., 
—  Toblach  an  der  Rienz  3902  F.  über  dem  Meere  erhaben. 

Tirol  besitzt  zwar  eine  sehr  grofse  Menge  von  Heil- 
bädern, verhältnifsmäfig  aber  nur  wenig-  ausgezeichnete  Mi- 
neralquellen, nicht  eine  einzige  von  einer  sehr  hohen  Tem- 
peratur, dagegen  viele  sehr  kalte.  Zu  bedauern  ist  es,  dafs 
sogar  bedeutende  und  sehr  besuchte  Kurorte,  selbst  in  der 
Nähe  von  Innspruk  und  Botzen,  guter  Analysen  noch  ent- 
behren. 

Im  Vergleich  mit  den  M. quellen  anderer  Länder  zeich- 
nen sich  die  Heilquellen  Tirols  durch  folgende  Eigentüm- 
lichkeiten aus: 

1.  Thermalquellen  von  hoher  Temperatur  fehlen,  die 
Th.  quellen  bei  Dux,  etwa  1500  F.  unter  dem  Duxer  Glet- 
scher, haben  nach  Ennemoser  nur  11  — 18,2°  R.,  —  die 
des  Brennerbades  18°  R. 

2.  Tirol  besitzt  viel  Säuerlinge,  welche  meist  nur  sehr 
wenig  feste  Bestandtheile,  einige  fast  nichts  als  Koh- 
lensäure zu  enthalten  scheinen,  —  nach  Ennemoser 
sind  zehn  näher  bekannt,  wie  die  von  Ladis  und  andere, 
aber  weniger  benutzte. 

3.  Von  erdigen  und  salinischen  M.  wassern  sind  nach 
Ennemoser  über  50  bekannt. 

4.  Von  eisenhaltigen  ohngefähr  eben  so  viele.  Aufser 
dem  von  Ennemoser  angeführten  Bärenbad  gehört  hier- 
her insbesonders  die  viel  benutzte  starke  Eisenquelle  zu 
Rabbi. 

5.  An  Schwefelwassern  besitzt  Tirol  30-— 40,  —  an 
Soolen  nur  ein  fleifsig  besuchtes  Soolbad. 

Ins  Ausland  werden  von  den  Tiroler  M.  quellen  nur 
wenige  versendet.  Häufig  werden  sie  in  Form  von  Was- 
serbädern benutzt,  jedoch  nur  meist  von  Inländern;  nach 
Hör  mann  betrug  die  Zahl  der  jährlich  allein  die  Bäder 
des  Botzener  Kr.  besuchenden  Kurgäste  an  4000.  Der  Auf- 
enthalt in  den  einzelnen  Bädern  ist  meist  sehr  billig,  die  Ein- 
II.  Tbeil.  M 


178 

Dichtungen  zur  Benutzung  der  Quellen  in  der  Mehrzahl  des 
Bäder  lassen  indefs  noch  viel  zu  wünschen  übrig,  —  nur 
in  wenigen  linden  sich  Douche-  und  Tropfbäder.  Sehr  b< 
merkenswerth  ist  der  Gebrauch  in  Tirol,  in  den  Bädern 
sehr  lange  zu  verweilen;  man  badet  täglich  meist  zweimal 
und  verbleibt  jedesmal  eine  halbe  bis  drei  Stunden  in 
Wasser. 

H.  J.  v.  Crantz,    Gesundbr.  der  Oesterr.  Monarchie.    S.  48. 

Vinc.  Fer.  Taude,  Synopsis  fontium  Austriae.   p.  21. 

Teutschland  geognostisch-geologisch  dargestellt  von  Ch.  Ke fer- 
ste in.    1821.   Bd.  I.  Heft  3.  S.  313.  319.  344.  358.  386. 

Marzari-Pencati  in:  Keferstein's  Teutschland.  Bd.  II 
St.  2.   S   236. 

Leop.  v.  Buch  in:  Keferstein's  Teutschland.  Bd.  II.  St.  2 
S.  253. 

Marachini  in:  Annales  des  mines.    T.  VIII.    1823.   p.  629. 

V.Pfaundler  in:  Beiträge  zur  Geschichte,  Statistik,  Natur- 
kunde und  Kunst  von  Tyrol  und  Voralberg,  herausgegeben  von  den 
Mitgliedern  des  Ferdiuandeums,  v.  Mersi,  v.  Pfaundler  u.  Rög- 
gel.    Innsbruck  1825.    Bd.  I.  S.  281. 

J.  v.  Hörmann  in:  Beiträgen  zur  Geschichte,  Statistik  u.  s.  w. 
1826.    Bd.  II.   S.  239. 

L.  v.  Bueh  in:  Beiträgen  zur  Geschichte,  Statistik  u.  s.  w.  1827. 
Bd.  III.   S.  242. 

L.  v.  Buch  in:  Anuales  de  chemie  et  pbysique.  T.  XXIII. 
p.  276. 

G.  Bischofs  Bemerkungen    über  Tyrol's  M. quellen   nach  Mit- 
theilungen des  Hrn.  Prof.  Ennemoser  in:  Erdmann  u.  Schwci; 
ger-Seidel's  Journ.  f.  prakt.  Chemie.     1834.    Bd.  II.  S.  66.  u.  folg. 

Nach  Verschiedenheit  der  Lage  zerfallen  die  Heilquel- 
len dieses  Landes  in  die  des  nördlichen  und  südli- 
chen Tyrols. 

1.  Die  Heilquellen  des  nordlichen  Tirols. 

Eine  besondere  Erwähnung-  verdienen  hier  das  Bad  auf 
dem  Brenner,  zu  Hall,  Prutz  und  Ladis. 

1.  Das  Brennerbad,  auf  dem  Gipfel  dieses  Ber- 
ges, nur  eine  kleine  Stunde  von  der  Station  Brenner  ent- 
fernt, dicht  an  der  vom  Brenner  nach  Sterzing  führenden 
Strafse,  4500  F.  über  dem  Meere.  Das  Bad  wird  fleifsig- 
besucht,  gewährt  aber  nur  wenig-  Raum  für  Kurgäste. 


179 

Das  M.  wasser,  dessen  Temperatur  Ennemoser  zu 
18°  R.  bestimmt,  enthält  nur  wenig  feste  Bestandtkeile, 
2,6  Gr.  unlösliche  und  1,5  Gr.  lösliche;  noch  mangelt  eine 
gründliche  Analyse  desselben. 

Empfohlen  wird  dasselbe  als  Bad  bei  Stockungen  im 
Leber-  und  Pfortadersystem,  Rheumatismen,  Harnbeschwer- 
den und  chronischen  Hautausschlägen. 

H.  J.  v.  Crantz  a.  a.  0.   S.  66. 
G.  Bischof  a.  a.  0.    S.  66. 

2.  Das  Soolbad  zu  Hall,  seit  d.  J.  1825  bestehend 
und  sehr  fleifsig  besucht,  nur  eine  Stunde  von  Innspruck 
entfernt,  liegt  in  einer  der  schönsten  Gegenden  des  nördli- 
chen Tirols,  dicht  an  dem  Inn  in  einem  breiten  und  frucht- 
baren Thale,  zu  beiden  Seiten  von  hohen  Gebirgen  um- 
schlossen. 

Die  hier  benutzte  sehr  salzreiche  Soole  enthält  26,72 
Proc.  Chlornatrium,  aufser  diesem  eine  unbestimmte  Menge 
Chlorcalcium  und  Chlortalcium  und  schwefelsaure  Kalk- 
erde, —  die  Mutterlauge,  welcher  man  sich  nach  Umstän- 
den auch  zu  Bädern  bedient,  Chlorcalcium  imd  Chlortal- 
cium und  etwas  Chlornatrium. 

Zu  widerrathen  in  allen  den  Fällen,  wo  sehr  salzreiche 
Soolbäder  contraindicirt  sind  (vgl.  Th.I.  S.  280.  2.  Aufl.),  ha- 
ben sich  die  Bäder  zu  H.,  gleich  ähnlichen,  namentlich  sehr 
hilfreich  erwiesen :  1)  gegen  Skropheln  und  Rhachitis,  scro- 
phulösen  Drüsenanschwellungen,  Auflockerungen  und  Exul- 
cerationen  des  Uterus,  scrophulösen  Gelenk-  und  Knochen- 
geschwüren, —  2)  chronischen  Nervenleiden  von  Schwäche, 
allgemeine  Nervenschwäche,  Lähmungen,  —  3)  hartnäckigen 
Krankheiten  der  äufsern  Haut,  Rheumatismen,  Gicht,  örtli- 
che Schwäche  der  äufsern  Haut,  —  4)  Stockungen  im  Le- 
ber-, Pfortader-  und  Uterinsystem,  Hämorrhoiden,  Hypo- 
chondrie, krankhaften  Störungen  der  Menstruation. 

Ha us er  in:    medic.   Jahrb.   des  k.  k.  österr.  Staates.    1838.   N. 
Folge.    Bd.  XV.  St.  2.  S.  203. 

3.  Das  Prutzer  Bad  im  Ober-Innthaler  Kreise,  ge- 

M2 


180 

hört  zu  den  berühmtesten  und  besuchtesten  Kurorten  Ti- 
rols, und  begreift  vier  verschiedene  kalte  M.  quellen  zu 
Prutz  und  Ladis,  nämlich: 

1.  zwei  Säuerlinge,  von  welchen  der  eine,  sehr  reich 
an  kohlensaurem  Gase,  viel  getrunken,  häufig  versendet 
und  auch  von  der  Quelle  entfernt  vielfach  als  Getränk  be- 
nutzt wird.  Sein  Gehalt  an  festen  Bestandtheilen  wird  äl- 
teren Analysen  zufolge  nach  v.  Crantz  auf  10  Gr.  un- 
lösliche, und  3,57  Gr.  lösliche  Bestandteile,  nach  Dietl 
auf  28  Gr.  in  einem  Pfunde  angegeben,  und  besteht  wahr- 
scheinlich aus  kohlensauren  und  schwefelsauren  Erden  und 
einem  nicht  unbedeutenden  Gehalt  an  Eisen,  wie  der  Ge- 
schmack des  Mineralwassers  an  der  Quelle  zu  beweisen 
scheint,  wovon  ich  mich  selbst  im  Herbst  1839  überzeugte. 

2.  Zwei   Schwefelquellen   bei  dem  Dorfe  Ladis   (das! 
Bad  zu  Ladis). 

Die  erstem  werden  als  Getränk  gerühmt  gleich  ahn 
liehen  Säuerlingen  bei  Blennorrhoeen,  chronischen  Brustlei- 
den, Krankheiten  der  Harnwerkzeuge  und  Krankheiten  von 
allgemeiner  Schwäche,  —  die  Schwefelquellen  als  Bad  bei 
chronischen  Hautausschlägen,  Gicht  und  Rheumatalgien. 

H.  J.  v.  Crantz   a.  a.  0.   S.  51. 

Dietl,  de  Austr.  imp.  fönt.  med.  p.  88. 


An  sie  schliefsen  sich  im  Unter-Innt haier  Kreise  folgende 
weniger  Denutzte  M.  quellen : 

Das  Bad  zu  Ampas,  früher  bekannt  unter  dem  Namen  des 
Enbrickler  Bades,  zwischen  Innspruck  und  der  Haller  Innbriicke, 
eine  kalte  erdig-salinische  Eisenquelle  mit  einem  Badehause.  Das  M. 
wasser  enthält  in  sechzehn  Unzen  5  Gr.  feste  Bestandteile,  —  2,84 
Gr.  kohlensaure  und  schwefelsaure  Kalkeide  und  2,16  Gr.  schwefel- 
saure Talkerde,  —  und  wird  als  Bad  gerühmt  gegen  Schleimttüsse, 
Kachexieen,  Rheumatalgieen,  Lähmungen  und  chronische  Hautaus- 
schläge. 

H.  J.  v.  Crantz  a.  a.  0.    S.  54. 

Das  Eg  er  da  eher -Bad  bei  Innspruck,  1800  F.  üb.  d.  M.  Die 
hier  entspringende  M.  quelle  ist  kalt,  enthält  kohlensaures  Natron, 
schwefelsaure  Kalkerde,  Chlormagnium,  besitzt  Einrichtungen  zu  Bä- 
dern  und  wird   in  dieser  Form   gegen  chronische  Nervenkrankheiten, 


181 

Leiden  im  Unterleibe    von  Schwäche    und    chronische  Hautausschläge 
benutzt. 

H.  J.  v.  Crantz   a.  a.  O.   S.  53. 

Das  V oldersbad  bei  Schwatz,  unfern  Hall,  schön  gelegen, 
mit  einem  Badehause  versehen.  Das  M.  wasser  desselben  enthält 
schwefelsaure  Erden  und  wird  nur  als  Bad  gegen  chronische  Haut- 
ausschläge, Leiden  der  Unterleibsorgane,  rheumatische  Beschwerden 
und  Neurosen  mit  günstigem  Erfolg  gebraucht. 

H.  J.  v.  Crantz  a.  a.  0.    S.  83. 

Das  V enusber g er  Bad,  eines  der  ältesten  Bäder  Tirols, 
besitzt  ein  Badehaus  und  wird  ziemlich  fleifsig  besucht.  Die  hier 
entspringende  kalte,  erdig -salinische  M.  quelle  wird  nur  als  Bad  ge- 
gen Hysterie,  rheumatische  Beschwerden,  Krankheiten  des  Uteriusy- 
stems  und  chronische  Hautausschläge  benutzt. 

H.  J.  v.  Crantz  a.  a.  0.   S.  82. 

Das  M. wasser  zu  Ob  erp  er  fufs  ein  kaltes,  erdig-salini- 
sches Eisenwasser,  welches  mit  einem  Badehause  versehen,  ziemlich 
häufig  besucht,  als  Getränk  und  Bad  gegen  Blut-  und  Schleimflüsse 
passiver  Art,  Gicht,  Lähmungen,  Bleichsucht  und  chronische  Haut- 
ausschläge gerühmt  wird. 

H.  J.  v.  Crantz  a.  a.  0.   S.  63. 

Das  Bad  zu  S ellrain,  angenehm  gelegen,  sehr  im  Ge- 
brauch, eine  kalte  erdig -alkalische  M.  quelle,  welche  durch  Zutritt 
von  wildem  Wasser  verloren  haben  soll,  und  nur  als  Bad  bei  chroni- 
schen Hautausschlägen,  Neurosen  und  Krankheiten  des  Unterleibes 
von  Schwäche  benutzt  wird. 

H.  J.  v.  Crantz  a.  a.  0.    S.  76. 

Die  N  o  oh  quelle  im  Unter-Innthaler  Kreise,  an  5000  F.  über 
dem  Meere  entspringend,  zeichnet  sich  durch  die  Reinheit  und  Leich- 
tigkeit ihres  Wassers  aus;  ihre  Temperatur  betrug  nach  Ennemo- 
ser  5°  R.  bei  11°  R.  der  Lufttemperatur,  ihr  spec.  Gewicht  wird  von 
Oellacker  und  G.  Bischof  verschieden  bestimmt;  nach  G,  Bi- 
schof enthält  die  N. quelle  an  festen  Bestandtheilen  eine  organische 
Materie  und  schwefelsaure  Salze,  wahrscheinlich  Gyps  und  Bittersalz. 

H.  J.  v.  Crantz  a.  a.  0.   S.  63. 

G.  Bischof  a.  a.  0.    S.  67.  u.  folg. 

D as  Bad  zu  N alters  bei  Iunspruck.  Das  hier  entspringende 
M.wasser  zeichnet  sich  aus  durch  seine  Reinheit  und  seinen  geringen 
Gehalt  an  festen  Bestandtheilen,  insbesondere  an  Kieselerde,  —  G. 
Bischof  versichert,  dals  ihm  noch  nie  ein  Quellwasser  vorge- 
kommen sei,  in  welchem  sich  Kieselerde  und  organische  Substanz 
in  so  überaus  geringer  Menge  vorgefunden  habe,  als  in  dieser  Mi- 
neralquelle. 

H.  J.  v.  Crantz  a.  a.  0.    S.  62. 

G.  Bischof  a.  a.  0.    S.  69.  u,  71. 


182 

Das  Griesbad  zu  Kif&büchl,  in  dem  Städtchen  K.,  —  eine 
kalte  erdige  Eisenquelle,  welche  gegen  gichtische  und  rheumatische 
Leiden,  so  wie  Krankheiten  des  Uterinsystems  von  Schwäche  benutzt 
und  empfohlen  wird. 

H.  J.  v.  Crantz  a.  a.  0.    S.  59. 

Das  Joe hb  erger  Bad.  Die  hier  entspringende  M.  quelle  ist 
kalt,  scheint  schwefelsaure  Salze  zu  enthalten,  wurde  sonst  gegeu 
Rheumatismen  und  chronische  Hautausschläge,  jetzt  aber  nicht  mehr 
gebraucht. 

D as  H eiligekr euzbad,  unfern  Hall,  ein  kaltes,  schwaches, 
erdig-salinisches  Schwefelwasser,  welches  als  Bad  nur  wenig  benutzt, 
gegen  rheumatische  Beschwerden ,  chronische  Hautausschläge  und 
Krankheiten  des  Uterinsjstems  empfohlen  wurde. 

H.  J.  v.  Crantz  a.  a.  0.    S.  75. 

Das  Aubad  unfern  Rattenberg,  eine  kalte  erdige  Eisenquelle, 
welche  nur  wenig  besucht,  als  Bad  bei  Krankheiten  von  Schwäche, 
namentlich  bei  Hysterie  gebraucht  wird. 

H.  J.  v.  Crantz  a.  a.  0.   S.  49. 

Das  Baumhir  chner  -Bad,  zwischen  Volders  und  dem  Hei- 
ligenkreuzbad,  —  eine  kalte  M.  quelle,  welche  schwefelsaure  Salze 
enthält  und  gegen  Krankheiten  des  Uterinsjstems  als  Bad  empfoh- 
len wird. 

H.  J.  v.  Crantz  a.  a.  0.   S.  50. 

Das  M. wasser   zu  Rörebüchel,   unfern  der  von  Innsbruck 
nach  Salzburg  führenden  Strafse,  eine  kalte  Schwefelquelle. 
H.  J.  v.  Crantz   a.  a.  0.    S.  75. 

Das  Bad  zu  Leng  au  im  Landgericht  Kufstein,  eine  kalte 
Schwefelquelle. 

Das  Ofenlocher-  und  Karschenthaler-Bad  in  Inns- 
bruck selbst,  von  geringer  Bedeutung. 

H.  J.  v.  Crantz  a.  a.  0.    S.  59.  u.  64. 

In  dem  nordwestlichen  Tirol,  dem  Bregenzer  Kreise  oder  dem 
Voralbergiscben  sind  zu  erwähnen : 

Das  Bad  Reutti,  —  eine  alkalisch-saliuische  Eisenquelle,  als 
Getränk  und  Bad  sehr  gerühmt  bei  Kachexieen,  besonders  Bleich- 
sucht und  Schleimflüssen.  Seit  1822  ist  das  Bad  neu  eingerichtet; 
1826  zählte  man  600  Kurgäste. 

Das  Bad  Rothenbrunn,  —  eine  kalte  salinisch -alkalische 
M.  quelle,  welche  seit  Jahrhunderten  schon  im  Gebrauch,  jetzt  mit 
guten  Einrichtungen  versehen.,  fleifsig  besucht  und  als  Getränk  und 
Bad  gegen  Hypochondrie  und  Hysterie,  Stein-,  Menstrual-  und  Hä- 
morrhoidalbeschwcrden  gerühmt  wird. 

Das  Bad  zu  Hohen  eins,  eine  laue  Schwefelquelle,  gebraucht 


183 

>ei  chronischen  Hautausschlägen,  rheumatischen  und  gichtischen  Lei- 
ten, Lähmungen,  Nervenschwäche,  Stockungen  im  Unterleibe,  und 
Krankheiten  der  Harnwerkzeuge. 

Das  Dillingsbad,  ein  erdiges  Eisenwasser,  gegen  Rheu- 
natalgieu,  chronische  Nervenkrankheiten,  chronische  Hautausschläge 
nid  Krankheiten  'des  Uterinsystems  benutzt. 

Die  M. quellen  zu  Ferenberg,  Gfall,  Hasloch  und 
Hinderegg,   schwache  Eisenquellen. 

2.  Die  Heilquellen  des   südlichen  Tirols. 

Besonders  zu  erwähnen  sind  hier:  das  Bad  zuRabbi, 
las  Mitter-  und  Egartbad  und  das  Bad  zu  Ratzes. 

1.  Das  Bad  xu  Rabbi  im  Trienter  Kreise,  1800 
b'ufs  üb.  d.  M.,  im  Val  di  Rabbi,  —  eine  mit  Einrichtun- 
gen zu  Bädern,  stattlichen  Gebäuden  zur  Aufnahme  von 
Kurgästen  wohl  versehene,  zahlreich  besuchte,  sehr  viel 
Fersendete  und  häufig-  fern  vom  Kurort  als  Getränk  be- 
mtzte,  an  Eisen  sehr  reiche  M.  quelle. 

Die  M.  quelle  hat  die  Temperatur  von  7°  R. ;  ihr  spec. 
Gew.  beträgt  1,00419,  ihre  Wassermenge  in  einer  Minute 
4  Pfund  6  Unzen  Wiener  Gewicht.  Auf  ihren  Reichthum 
an  Eisen  machte  schon  H.  J.  von  Crantz  aufmerksam, 
Ein  Eisen  und  Kohlensäure  scheint  sie  die  berühmte  M. 
imelle  von  Recoaro  zu  übertreffen.  Nach  Ragazzini's 
Analyse  enthält  sie  aufser  kohlcns.  Eisenoxydul  und  Koh- 
lensäure, Chlornatrium,  kohlensaures  Natron  und  kohlen- 
saure Kalkerde  als  vorwaltende  feste  Bestandteile,  näm- 
lich in  einem  venezianischen  Pfunde: 

Kohlensaures  Gas        .        .        .  9,42  Gr. 

Kohlensaures  Natron    .        .        .  4,84  — 

Chlornatrium         ....  1,59  — 

Schwefelsaures  Natron        .        .  0,06  — 

Doppelkohlensaure  Kalkerde       .  2,30  — 

—        —        Talkerde       .  0,28  — 

Doppelkohlensaures  Eiseuox3rdul  0,67  — 

Kieselsäure 0,10  — 

Ammonium 0,01  — 

Aufser  diesen  Bestandteilen  fand  Ragazzini  in  dem  ocher- 
artigen  Niederschlage  des  M.wassers  Kren-  und  Hypokrensäure, 


184 

In  ihren  Wirkungen  ähnlich  der  berühmten  Eisen- 
quelle von  Recoaro,  wird  die  von  Rabbi  als  Getränk  und 
Bad  namentlich  empfohlen  bei  chronischen  Leiden  von  ato- 
nischer Schwäche,  Verschleimungen  und  Erschlaffung  der 
Verdauungswerkzeuge,  Bleichsucht,  Stockungen  im  Uterin- 
system von  Schwäche,  so  wie  Gries-  und  Steinbeschwerden. 

H.  J.  v.  Crantz   a.  a.  0.    S.  66. 

Ueber  die  Stadt  Meran  in  Tirol,  ihre  Umgebung  und  ihr  Klima. 
Wien  1837.   S.  36. 

Unfern  Rabbi,  mit  Rabbi  durch  einen  Saumweg  verbunden,  in  ei- 
nem sehr  wilden  Felseuthale  entspringt: 

Die  M,  quelle  zu  Pey  (Peyo),  ein  kaltes,  an  Kohlensäure 
und  Natronsalzen  reiches  Eisenwasser,  welches  häufig  besucht,  als 
Bad  und  Getränk,  auch  versendet,  benutzt  und  namentlich  bei  Krank- 
heiten der  Unterleibsorgane  von  Schwäche  gerühmt  wird. 

H.  J.  v.  Crantz  a.  a.  0.    S.  65. 

2.  Das  Mitterbad  im  Thale  Ulten  im  Botzener 
Kreise,  Landgerichts  Ulten,  anderthalb  Stunden  von  dem 
Dorfe  St.  Pankraz,  zwei  und  eine  halbe  von  Lana,  in  ei- 
nem engen  und  wilden  Thale,  —  schon  seit  langer  Zeit  im 
Gebrauch  und  viel  benutzt;  —  im  Sommer  1825  zählte 
man  an  2000,  im  J.  1835:  1640  Badegäste.  Obgleich  die 
Umgebungen  des  Bades  nicht  heiter  sind,  gilt  es  in  Tirol 
für  das  heiterste,  —  die  Hälfte  der  Badegäste  besteht  oft 
aus  Italienern,  welche  aus  den  Nachbarthälern  hierher 
kommen. 

Die  Lage  ist  sehr  hoch,  die  Luft  rein  und  stärkend, 
für  reizbare  Brustkranke  zu  reizend,  das  Klima  im  Juli 
und  August  schön  und  von  gemässigter  Temperatur. 

Die  M.  quelle  entspringt  eine  Viertelstunde  von  dem 
Badehause  entfernt,  wird  in  Röhren  dahin  geleitet,  und 
scheint  hierbei  einen  Theil  seines  Eisen-  und  Kohlensäure- 
gehaltes zu  verlieren. 

Kalt,  klar,  von  einem  säuerlichen,  zusammenziehenden 
Geschmack,  geschüttelt  viel  Bläschen  von  kohlensaurem 
Gase  entwickelnd,  bildet  das  M.wasser,  der  Einwirkung 
der  atmosphärischen  Luft  längere  Zeil  ausgesetzt,  einen 
reichlichen    ochcrartigen  Niederschlag,    scheint  an   Gehalt 


185 

und  Wirkung  der  M.  quelle  von  Rabbi  sehr  ähnlich  und 
enthalt  nach  einer  in  Botzen  unternommenen  Analyse  au- 
fser  Kohlensäure  kohlens.  und  schwefeis.  Eisen,  schwefel- 
saure Talkerde  und  Chlorsalze. 

Getrunken  verursacht  es  leicht  Magendrücken  und  an- 
dere Unterleibsbeschwerden,  wird  dagegen  um  so  häutiger 
als  stärkendes  Bad  in  allen  den  Krankheiten  von  Schwä- 
che gerühmt,  wo  kräftige  Eisenwasser  indicirt  sind,  na- 
mentlich bei  wahrer  Nerven-  und  Muskelschwäche,  Zittern 
der  Glieder,  krampfhaften  Leiden,  Lähmungen,  Impotenz, 
—  Blutmangel  in  Folge  fehlerhafter  Ernährung  und  star- 
ken Säfteverlusts,  nervösem  Herzklopfen,  Bleichsucht  und 
andern  Leiden  des  Uterinsystems  von  reiner  Schwäche,  — 
passiven  Profluvien,  Hämorrhagien  und  Blennorrhoeen,  — 
chronischen  Hautausschlägen,  atonischer  Schwäche  der  äu- 
fseren  Haut,  Skropheln  und  Rhachitis. 

Man  badet  gewöhnlich  den  Vormittag,  verweilt  eine 
Stunde  im  Bade,  und  sucht  durch  Bewegung  nach  dem- 
selben die  Wirkung  zu  unterstützen ;  eine  ganze  Bade- 
kur dauert  nicht  unter  sechs  Wochen. 

Aufser  den  eigentlichen  Kranken  finden  sich  im  Mitterbade  jähr- 
lich viel  Gäste,  welche  hier  die  Sommerfrische  geuiefseu. 
H.  J.  v.  Crantz  a.  a.  0.    S.  85. 
H  ö  r  m  a  n  n  a.  a.  0.  S.  266. 
Ueber  die  Stadt  Meran  u.  s.  w.    S.  36.  u.  folg. 

An  dieses  Bad  reiht  sich  das  auch  im  Thale  Ulteu  gelegene  In- 
ner- oder  Lotter-Bad,  eine  halbe  Stunde  vom  Dorfe  St.  Wal- 
burg, am  nördlichen  Fufse  des  Karschbaumberges.  —  Die  hier  be- 
nutzte M.  quelle  scheint  einer  Analyse  zufolge  der  des  Mitterbades 
sehr  ähnlich  zu  seiu,  steht  an  Ruf  iudefs  derselben  nach. 

H.  J.  v.  Crantz  a.  a.  0.    S.  84. 

Hör  mann  a.a.O.    S.  265. 

3.  Das  Egartbad  im  Botzener  Kreise,  nur  andert- 
halb Stunden  von  Meran  entfernt,  in  einer  der  fruchtbar- 
sten, gesundesten  und  schönsten  Gegenden  des  Etschtha- 
les,  ist  nicht  blofs  eines  der  besuchtesten  Bäder  Ti- 
rols, sondern  auch  mit  sehr  guten  Einrichtungen  versehen. 


186 

In  dem  Badehause  finden  sich  unter  andern  auch  Vorrich- 
tungen zu  Tropf-  und  Dampfbädern. 

Man  unterscheidet  zwei  M. quellen.  Die  erste  hat  nach 
einer  neuen  Analyse  die  Temperatur  von  9°  R.  bei  21°  R. 
der  Atmosphäre,  enthält  Schwefelwasserstoffgas,  kohlen- 
und  schwefelsaure  Talkerde,  schwefelsauren  Kalk,  schwe- 
felsaures Eisen  und  hydrothionsaures  Kali.  Die  zweite  Mi- 
neralcpielle  scheint  der  ersten  ähnlich,  nur  schwächer  und 
wird  weniger  benutzt.  Später  sind  noch  andere  Schwefel- 
quellen (von  2  und  5°  R.  Temperatur  im  Juli)  entdeckt 
worden. 

Wahrscheinlich  wurden  die  zwei  ersten  hier  entsprin- 
genden M. quellen  schon  seit  sehr  langer  Zeit  benutzt,  das 
erste  Badehaus  jedoch  erst  1728  von  J.  J.  von  Wolf 
errichtet,  später  verbessert,  vergröfsert  und  mit  neuen 
Gebäuden  bereichert.  Vermöge  seiner  freundlichen  Lage  und 
seines  angenehmen  Klimas  eignet  sich  dieses  Bad  vorzugs- 
weise für  zarte,   sehr  reizbare,  nervenschwache  Personen. 

Als  Bad  hat  man  dieses  M.wasser  mit  vielem  Erfolg 
empfohlen  bei  chronischen  Hautausschlägen,  Gicht,  Rheu- 
matismen, Stockungen  im  Unterleibe,  Lähmungen,  Hämor- 
rhoidal-  mid  Urinbeschwerden,  Verschleimungen,  besonders 
der  Brust,  Fluor  albus;  —  getrunken  wirkt  das  M.wasser 
auflösend,  die  Darmausleerungen  befördernd. 

H.  J.  v.  Crantz  a.  ä.  0.    S.  54. 

Hörmann  in:  Beiträgen  zur  Geschichte  a.  a.  0.    S.  268. 

4.  Das  Bad  Ratzes  im  Botzcncr  Kreise,  imfern 
des  Dorfes  Kastclrut  (Castroruptuni),  im  Landgerichtsbe- 
zirke gleiches  JNamens,  fünf  Stunden  von  Botzen  und  sie- 
ben von  Brixen,  sehr  romantisch  an  dem  Fufse  der  Seiser- 
;\l|»e  und  des  mächtigen  Schlürnkofels  gelegen,  durch 
Schädlcr  1715  sehr  in  Aufnahme  gekommen,  von  Meh- 
reren unter  dem  Namen  Castroruptuni  aufgeführt,  spä- 
1er  einige  Zeit  vergessen,  in  neuerer  Zeit  dagegen  häufi- 
ger benutzt.     Die  Lage   ist    sehr  hoch,   das   Klima    sehr 


187 

rauh.     Die  Zahl  der  Kurgäste  beträgt  jährlich  im  Durch- 
schnitt 4—600  Personen. 

Man  unterscheidet  hier  zwei  M. quellen: 

1.  Die  Eisenquelle,  am  Fufse  des  Kofels  aus  ei- 
senhaltigem Thonschiefer  entspringend,  kalt,  klar,  etwas 
ins  Bläuliche  spielend,  reich  an  schwefelsaurem  Eisen  und 
Alaun  (nach  Wassermann  in  sechzehn  Unzen  Wasser 
drei  Gran  Eisenvitriol  enthaltend).  Man  soll  es,  trotz  des- 
sen, ohne  Beschwerden  trinken  können.  Empfohlen  wird  es 
als  stärkendes  Bad  in  Krankheiten  von  atonischer  Schwä- 
che, namentlich  bei  passiven  Profluvien,  chronischen  Ner- 
venkrankheiten, besonders  Lähmungen,  Zittern  der  Glie- 
der, —  Suppressionen  der  monatlichen  Reinigung  von  Schwä- 
che, chronischen  Hautausschlägen. 

2.  Die  Schwefelquelle,   am  Fufse  der  Seiseralpe 

entspringend,  ist  kalt,  enthält  Schwefelwasserstoffgas,   an 

festen  Bestandteilen    vorzüglich   schwefelsaure  Kalkerde 

und  wird  als  Bad  und  Getränk  benutzt  bei  Blennorrhoeen, 

Verschleimungen,  Stockungen  im  Unterleibe,  rheumatischen 

und  gichtischen  Leiden,   flechtenartigen  Hautausschlägen, 

veralteten  Geschwüren. 

H.  J.  v.  Crantz   a.  a.  0.    S.  52. 

Das  Bad  Ratzes,  beschrieben  von  Dr.  Wassermann.  Brixen 
1823. 

Hörmann  a.  a.  0.   S.  249. 

An  diese  reihen  sich  folgende  M. quellen  im  Botzener  Kreise: 
Das  Bad  zu  Schunis,   Sgu.ms   oder   Sttims  im  Landgericht 
Schlanders,   zwischen  Tschengels   und  Laas  in  einer  sumpfigen,   häu- 
fig Ueberschwemmungen    ausgesetzten,    die  Entstehung   von  Wechsel- 
fiebern begünstigenden  Gegend. 

Man  unterscheidet  hier  fünf  Quellen : 

1.  Die  erste,  in  der  Küche  des  Badehauses  entspringende,  hat  die 
Temperatur  von  13°  R.  bei  17°  R.  der  Atmosphäre  und  enthält  koh- 
lensaures Eisen,  Schwefel,  kohlen-  und  schwefelsaure  Kalkerde. 

2.  Die  zweite,  in  einer  geringen  Entfernung  vom  Bade  befindli- 
che M. quelle,  gleich  der  vorigen  zu  Bädern  benutzt,  von  14°  R.  Tem- 
peratur bei  17°  R.  der  Atmosphäre,  soll  nach  einer  in  Meran  unter- 
nommenen Analyse  kohlensaures  Eisen,  kohlensaure  Kalkerde,  salz- 
saures Natron  und  Schwefel  enthalten. 

3.  Die  dritte  oder  die  Schwefelquelle,    zweihundert  Schritte 


188 

von  dem  Badehause  entfernt,  von  einem  starken  Schwefelgeruch  und 
Geschmack,  hat  nach  einer  neuern  Untersuchung  die  Temperatur  von 
13°  R.  hei  17°  R.  der  Atmosphäre  und  enthält  kohlen-  und  schwefel- 
saure Kalkerde,  schwefelsaure  Talkerde,  salzsaures  Natron,  Kali,  Ei- 
sen, Schwefel  und  Kohlensäure. 

4.  Die  vierte  und  fünfte  Quelle  bilden  das  Trinkwasser  der 
Badegäste. 

Die  erste  M. quelle  hat  sich  einen  Ruf  hei  Rheumatismen,  Gicht, 
Unfruchtbarkeit  und  allgemeiner  Schwäche,  —  die  dritte  bei  Krätze, 
flechten  artigen  Hautausschlägen  und  langwierigen  Geschwüren  erworben. 

H.  J.  v.  Crantz  a.  a.  0.    S.  78. 

Hörmann  a.  a.  0.    S.  277. 

Das  Bad  zu  Salt,  ebenfalls  im  Landgericht  Schlanders,  auf 
dem  Marteller  Nördersberge,  in  einem  einsamen  Bauerhofe,  ausge- 
zeichnet durch  seine  reine  Bergluft,  aber  schwer  zugänglich.  Das  hier 
entspringende  M.wasser  hat  die  Temperatur  von  9°  R.  bei  16°  R.  der 
Atmosphäre,  soll  nach  einer  neuem  in  Meran  unternommenen  Ana- 
lyse viel  kohlensaures  Gas,  an  festen  Bestandtheilen  Chlornatrium, 
schwefelsaure  Kalkerde,  schwefelsaures  Natron,  Eisenvitriol  und  Kup- 
fer (?)  enthalten. 

Das  hier  befindliche  Badehaus  ist  im  J.  1780  erbaut  worden.  Als 
stärkendes  Bad  benutzt  man  das  M.  wasser  gegen  Gicht,  chronische 
Hautausschläge,  Krankheiten  des  Uterinsystems,  besonders  Bleichsucht. 

Hörmann   a.  a.  0.    S.  279. 

Das  Bad  zu  Serenthal  oder  Sar entlial  besitzt  eine  kalte, 
alkalisch-erdige  Eisenquelle,  welche  als  Getränk  und  Bad  bei  Krank- 
heiten von  Schwäche,  namentlich  bei  Rheumatalgieu,  Krankheiten  der 
Schleimhäute  und  chronischen  Hautausschlägen  benutzt  wird. 

H.  J.  v.  Crantz  a.  a.  0.    S.  77. 

Das  Bad  von  Oberhaus  im  Landgerichtsbezirke  Meran,  an- 
derthalb Stunden  vom  Dorfe  Partschins  am  Abhänge  des,  gegen  Nor- 
den das  Etschthal  begränzenden  Gebirges,  in  einer  an  herrlichen  Aus- 
sichten reichen  Gegend.  Das  M.  wasser  hat  nach  neuereu  Untersu- 
chungen die  Temperatur  von  5°  R.  bei  9°  R.  der  Atmosphäre  und  ent- 
hält aufser  Eisen  auch  Kochsalz  und  schwefelsaure  Erden.  —  Man 
benutzt  es  mehr  innerlich,  als  in  Form  von  Bädern,  und  empfiehlt  es 
bei  Schwäche  der  Verdauungswerkzeuge  und  der  Nerven,  Bleichsucht 
und  Wechselfiebcrn. 

Hörmann  a.  a.  0.   S.  276. 

Das  Bad  in  der  Schür gau,  von  Botzen  fünf  Stunden,  nahe 
bei  dem  Dorfe  Sarnheim.  Seit  Menghin  wurde  das  hier  entsprin- 
gende M.wasser  nicht  analysirt.  Die  Badeanstalt  wird  nur  von  den 
nächsten  Bewohnern  benutzt  und  gegen  Gicht,  chronische  Hautaus- 
schläge und  Krankheiten  des  Utcrinsystems  von  Schwäche  empfohlen. 

llörmanu  a.  u.  0.    S.  260. 


189 

Das  Bad  zu  ZÖgg  im  Passeyrthale,  im  Landgerichtsbezirke 
gleiches  Namens,  unfern  des  Dorfes  St.  Leonhard,  in  einer  gesunden 
Gegend,  schon  1755  vom  Dr.  von  Fontaua  sehr  gerühmt,  indefs 
erst  seit  1780  als  Bad  allgemeiner  benutzt.  Nach  einer  neuern  Ana- 
lyse beträgt  die  Temperatur  12°  R.  bei  20°  R.  der  atmosphärischen 
Luft,  enthält  Kohlensäure,  kohlensaures  Eisen,  Kochsalz  und  schwe- 
felsaure Salze.  Angewendet  hat  man  dasselbe  als  Bad  bei  Gicht, 
chronischen  Nervenkrankheiten  und  chronischen  Hautausschlägen. 

Hör  mann  a.  a.  0.    S.  267. 

Das  Bad  im  Thurmhache  im  Landgerichte  Altenburg,  nahe 
bei  dem  Dorfe  Eppan  oder  St.  Michael,  höchst  malerisch  gelegen  mit 
reizender  Aussicht.  Entdeckt  wurde  die  M.  quelle  im  Anfange  des 
vorigen  Jahrhunderts;  nach  den  Erfahrungen  von  Dalletorre  ist 
sie,  als  Bad  angewendet,  besonders  zu  empfehlen  bei  Schwäche  des 
Unterleibes,  bei  Gicht  und  langwierigen  Geschwüren. 

Hör  mann   a.  a.  0.    S.  258. 

Das  Bad  zu  St.  Rochtts  nahe  bei  Kaltem,  im  Kreise  gleiches 
Namens,  am  Fufse  des  mächtigen,  unter  dem  Namen  der  Mendel  be- 
kannten Gebirgsrückens.  Das  Wasser  ist  kalt  und  scheint  nur  we- 
nige mineralische  Bestandteile  zu  enthalten;  empfohlen  hat  man  es 
als  Bad  gegen  Gicht  und  chronische  Hautausschläge. 

H  ö  r  m  a  n  n  a.  a.  0.    S.  259. 

Das  Bad  zu  Völlaii,  im  Landgerichtsbezirk  Lana  beim  Dorfe 
gleiches  Namens.  Das  hier  entspringende  Wasser  hat  die  Tempera- 
tur von  12°  R.  bei  17°  R.  der  Atmosphäre,  ist  neuerdings  wiederholt 
zu  Botzen  und  Meran  untersucht  worden,  doch  ohne  dafs  diese  Ana- 
lysen genügende  Resultate  geliefert  hätten. 

Benutzt  wird  das  Bad  seit  dem  Jahre  1816  und  hat  sich  hilf- 
reich erwiesen  bei  Gicht,  Lähmungen  und  chronischen  Krankheiten 
der  äufsern  Haut. 

Hörmann  a.  a.  0.    S.  260. 

Das  St.  Petersbad  im  Landgerichte  Gufidaun,  nach  dem  Dorfe 
St.  Peter  benannt,  auf  dem  von  dem  Grödnerthale  nach  dem  Eisack- 
thale  führenden  Gebirgswege,  am  östlichen  Gebirgsabhange,  welchen 
das  Grödnerthal  bildet,  seit  länger  denn  hundert  Jahren  im  Gebrauch, 
fleifsig  von  den  Bewohnern  des  Grödnerthales  besucht.  Die  als  Bad 
und  Getränk  benutzte  M.  quelle  wird  nach  Hör  mann  gerühmt  bei 
Anschwellungen  und  Geschwülsten,  Hämorrhoidalbeschwerden,  chroni- 
schen Hautausschlägen,  gichtischen  Leiden,  Krankheiten  der  Harn- 
werkzeuge und  des  Uterinsystems. 

Hörmann  a.  a.  0.    S.  247. 

Das  Bad  zu  Dreykirchen  im  Landgerichte  Villanders,  am 
nördlichen  Gebirgsabhange  des  Eisackthales,  eine  Stunde  vom  Dorfe 
Kollmann,   auf  einer  mäfsigen  Höhe,  in  einem  üppigen  mit  Wald  ab- 


190 

wechselnden  Wiesengrunde,    mit  herrlicher  Aussicht   in   die  reizende 
Umgegend. 

Aufser  der  Badquelle  finden  sich  hier  zwei  Trinkquelleu,  welche 
sämmtlich  zu  der  Klasse  der  salinisch -alkalischen  Heilquellen  zu  ge- 
hören scheinen.  Das  Bad  wurde  erst  1811  errichtet  und  hat  sich  einen 
Ruf  bei  rheumatischen  und  gichtischen  Leiden,  so  wie  bei  Krankhei- 
ten des  Uterins3'stems  erworben. 

Hörmann  a.  a.  0.    S.  245. 

Das  Bad  bei  Löwenberg,  oder  dem  Tauf ner gute  ober 
Marling,  im  Landgerichtsbezirk  Lana,  unfern  des  Dorfes  Tscherms, 
in  einer  sehr  angenehmen  Gegend,  erfreut  sich  eines  verhältnifsmä- 
fsig  sehr  milden  Klimas.  Einer  in  neuerer  Zeit  unternommenen  Ana- 
lyse zufolge  hatte  das  M.wasser  die  Temperatur  von  8°  R.  bei  17° 
R.  der  Atmosphäre,  und  enthält  freie  Kohlensäure,  schwefelsaures 
Natron,  schwefelsaure  Talkerde  und  Eisen.  Gerühmt  wird  dasselbe 
bei  hartnäckigen  Hautausschlägen,  veralteten  Geschwüren  und  gichti- 
schen Affektiouen. 

Hürmanu   a.  a.  0.    S.  262. 

Das  Bad  Froi  im  Landgerichte  Gufidaun,  zwei  Stunden  von 
Klausen  und  drei  von  Brixen  entfernt,  sehr  hoch  gelegen  in  einer 
wilden,  waldigen  Gebirgsgegend,  Das  hier  entspringende  M.wasser 
ist  kalt,  und  enthält  nach  neueren  Untersuchungen  kohlensaures  Gas, 
an  festen  Bestandteilen  schwefelsaure  und  Chlor- Salze.  Als  Bad 
wurde  es  schon  in  der  ersten  Hälfte  des  sechzehnten  Jahrhunderts 
benutzt. 

Aerztlichen  Erfahrungen  zufolge  hat  dasselbe  sich  nach  H  ö  r  - 
mann  bewährt  bei  Gicht,  Wassersucht,  chronischen  Hautausschlägen, 
Stockungen  im  Unterleibe,  Schwäche  der  Verdauungswerkzeuge,  Urin- 
beschwerden und  Krankheiten  des  Uteriusystems,  namentlich  Unfrucht- 
barkeit. 

Hör  mann  a.  a.  0.    S.  248. 

Das  Bad  Weifslan,  im  Landgerichtsbezirk  Karneid,  in  einer 
engen  Thalschlucht,  am  Fufse  des  Schlärnkofels,  eine  kleine  Stunde 
vom  Dorfe  Tiers.  Die  hier  entspringenden  M.  quellen  enthalten  koh- 
lensaures Natron.  Inhaberin  des  Bades  ist  die  Thalgemeinde;  erst 
im  Jahre  1811   wurde  das  jetzt  benutzte  Badehaus  erbaut. 

Einen  Ruf  hat  sich  das  Bad  erworben  in  gichtischen  und  rheu- 
matischen Leiden,  Krankheiten  des  Unterleibes  und  der  Nerven  von 
Schwäche,  Bleichsucht. 

H  ö  r  m  a  n  n   a.  a.  0.    S.  254. 

Das  Bad  zu  St.  Isidur,  an  der  östlichen  Seite  des  Kolk 
mannbergea  in  einer  waldigen  Schlucht.  Die  liier  entspringende  M. 
quelle  enthält  nach  Abermayr  kohlensaures  Natron,  kohlensaure 
Kalkerde    und    Eisen,    und   wird    als  Bad    benutzt  bei  Gicht,    chroni- 


191 

sehen  Hautausschlägen,  Verschleimungen,  Schwindel  und  Krankheiten 
des  Uterinsystems. 

Hörmann  a.  a.  0.    S.  256. 

Das  Bad  an  der  Talfer  bei  Botzen,  gehört  eigentlich  nicht 
hierher,  da  das  hier  in  Form  von  Bädern  gebrauchte  Wasser  aus 
dem,  in  die  Eisack  bei  Botzen  sich  ergiefsenden  Talferbach  genom- 
men wird. 

Hörmann  a.  a.  0.   S.  257. 

Das  Bad  zu  Kochemoos  im  Landgericht  Kastelbeil,  eine 
halbe  Stunde  vom  Dorfe  Tschars  in  einer  etwas  sumpfigen ,  aber 
sonst  nicht  unangenehmen  Gegend,  jetzt  nur  wenig  besucht.  Nach 
einer  neueren  Analyse  besitzt  das  M.  wasser  die  Temperatur  von  14° 
R.  bei  22°  R.  der  Atmosphäre  und  soll  Kohlensäure,  schwefelsauren 
Kalk,  Kochsalz  und  Salpeter  enthalten. 

H  ö  r  m  a  n  n  a.  a.  0.    S.  267. 

Das  Bad   zu  lieber  w asser  und  Staflerlechner ,  zwei  un- 
bedeutende Bäder  im  Botzener  Kreise. 
Hörmann  a.  a.  0.    S.  266. 

Das  Bad  bei  Längenfeld  im  Oetzthale,  eine  kalte,  nur  we- 
nig feste  Bestandtheile   enthaltende  Schwefelquelle. 

Das  Bad  zu  Schlaneid  im  Landgerichtsbezirke  Karneid,  — 
auf  dem  westlichen  Abhänge  des  Möltuerthales. 

Das  Bad  zu  W elsclmofen  in  demselben  Landgerichtsbezirke, 
wie  das  vorige,  zwischen  dem  Tierner  und  Eggenthaie,  acht  Stunden 
von  Botzen. 

Unfern  Meran  befindet  sich  bei  Verdins  im  Passeyrthale  eine 
Eisenquelle,  Avelche  weniger  Eisen  und  Kohlensäure,  als  die  von 
Rabbi  enthält,  mit  Badeanstalten,  —  der  Ort  zeichnet  sich  aus  durch 
seine  schöne  Lage,  seine  gesunde  und  reine  Luft;  —  ferner  über  die 
Toll  hinaus  eine  Badeanstalt,  „das  Badl"  genannt,  in  welcher 
eine  hier  entspringende  kalte  und  schwache  Schwefelquelle  in  Form 
von  Bädern  gegen  rheumatische  und  gichtische  Leiden,  so  wie  chro- 
nische Hautausschläge  gebraucht  wird. 

Ueber  die  Stadt  Meran  in  Tirol,  ihre  Umgebung  und  Klima.  1837. 
S.  41. 

Im  Pusterthalkreise  sind  zu  erwähnen: 
Das  Bad  bei  Innichen,  im  Ganzen  nur  wenig  besucht.  Man 
unterscheidet  hier  zwei  kalte  Quellen:  1.  das  Alt-Braxbad  und  2. 
den  Antonsbrunnen,  von  welchen  die  erste  zu  der  Klasse  der 
erdig- salinischen  Schwefelwasser,  die  andere  zu  der  der  erdig-salini- 
schen Eisenquellen  gezählt  wird.  Empfohlen  wird  die  erste  als  Bad 
gegen  Gicht,  Skrophelu,  Blennorrhoeen,   Rheumatalgien,  Amenorrhoe 


192 

und  chronische  Hautausschläge,  —  die  zweite  als  Bad  und  Getränk 
bei  Hysterie,  Hypochondrie  und  Magenkrampf. 
H.  J.  v.  Crantz  a.  a.  0.   S.  55. 

Das  Bad  zu  M ay Stadt  unweit  Niedersdorf,  nur  wenig  be- 
nutzt. Die  hier  entspringende  M.  quelle  enthält  kohlensaure  Erden 
und  viel  kohlensaures  Gas,  wird  als  Getränk  und  Bad  benutzt,  auch 
versendet,  doch  nur  wenig. 

H.  J.  v.  Crantz  a.  a.  0.    S.  61. 

Das  Af alter sbaclier  Bad  zwischen  Lienz  und  Silljan,  als 
Kurort  wenig  besucht.  Die  Quelle  ist  kalt  und  wird  nur  als  Bad  in 
dem  daselbst  befindlichen  Badehause  benutzt  bei  chronischen  Hautaus- 
schlägen und  veralteten  Geschwüren. 

H.  J.  v.  Crantz  a.  a.  0.    S.  48. 

Das  Bad  zu  Burg  stall  bei  Brixen  besitzt  ein  kaltes  erdi- 
ges Eisenwasser,  welches  als  Getränk  und  Bad  bei  Schleimflüssen, 
namentlich  bei  Brustleiden,  Lähmungen,  gichtischen  Leiden  und  chro- 
nischen Hautausschlägen,  aber  nur  wenig  benutzt  wird. 

H.  J.  v.  Crantz  a.  a.  0.   S.  52. 

Das  Winkelbad  in  der  Gemeinde  Winkel  im  Pusterthale.  — 
Die  hier  entspringende  M.  quelle  ist  kalt,  gehört  zu  der  Klasse  der 
erdig-alkalischen  und  wird  als  Bad,  in  dem  hierzu  vorhandenen  Bade- 
hause, so  wie  auch  zugleich  als  Getränk  benutzt  bei  Schwäche  über- 
haupt, namentlich  aber  bei  Krankheiten  der  Orgaue  des  reproductiven 
Systems,  so  wie  bei  veralteten  Geschwüren. 

Der  Jünkel-  oder  Jungbrunnen  zu  Tristach  bei  Lienz,  mit 
Einrichtungen  zu  Bädern,  als  Bad  und  Getränk  benutzt  bei  Krankhei- 
ten der  Verdauungs-  und  Haruwerkzeuge. 

H.  J.  v.  Crantz   a.  a.  0.    S.  58. 

Das  Bad  zu  Aniholz  besitzt  zwei  kalte  M.quellen :  1.  den 
Salomonsbrunnen,  ein  alkalisch  -  erdiges  Eisenwasser,  und  2. 
das  Stampfelbad,  eine  alkalisch -salinische  Schwefelquelle,  von 
welchen  jedoch  nur  die  erste  als  Getränk  und  Bad  in  dem  vorhan- 
denen Badehause  bei  Hämorrhoidalbeschwerden  und  Krankheiten  des 
Uterinsystems  benutzt  wird. 

H.  J.  v.  Crantz   a.  a.  0.    S.  48. 

Das  Bad  zu  Er  lach  in  der  Gemeinde  St.  Veit,  ein  alaunhal- 
tiges  Eisenwasser,  gegen  chronische  Hautausschläge,  Hämorrhoidal- 
und  Menstrualbeschwerdcn,  so  wie  chronische  Nervenkrankheiten  von 
Schwäche,  empfohlen. 

Die  M. quelle  zu  Silian,  ein  Säuerling,  als  Getränk  gegen 
Stockungen   im  Unterleibc   gerühmt. 

Das   G  l  eis  Hb  erger  Bad,  Landgerichts  Welsbcrg,  eine  kalte 

Schwe- 


193 

Schwefelquelle,   welche    in   Form   von   Bädern,    aber  nur  wenig   ge- 
braucht wird. 

Das  Ramwalder  Bad,  eine  kalte  erdig -alkalische  M.quelle, 
welche  nur  wenig  besucht,  und  als  Getränk  und  Bad  gegen  gichtische 
und  rheumatische  Beschwerden  mit  gutem  Erfolg  benutzt  wird. 

Das  Wallbrunnbad,  in  der  Gemeinde  Welsberg,  —  eine 
kalte  erdig-alkalische  M.  quelle. 

Aufser  diesen  M.  quellen  besitzt  Tirol  noch  viele  andere,  welche 
aber  grofsentheils  nur  wenig  benutzt  werden;  —  schliefslich  erwähne 
ich  nur  noch:  die  M.quelle  von  Campo  di  Sotto  bei  Ampezzo, 
eine  kalte  Schwefelquelle,  —  die  M.quelle  zu  Carano,  eine  er- 
dig-alkalische Eisenquelle,  —  die  M.  quell  e  zu  Sella  im  Val  Su- 
gana,  ein  kalter  erdiger  Säuerling,  —  die  M.quelle  Sotto  Co- 
mano  bei  Roveredo,  eine  salinisch  -  alkalische  Quelle,  welche  man 
gegen  Gicht,  chronische  Hautausschläge,  Krämpfe  und  Lähmungen 
benutzt.  — 


Wegen  seines  sehr  milden  Klimas  ist  ueuerdings  Meran  im  süd- 
lichen Tirol  empfohlen  und  deshalb  häufig  von  Kranken  zum  länge- 
ren Aufenthalt  als  Kurort  benutzt  worden. 

Meran,  1300  F.  über  dem  Meere,  liegt  nur  vier  Meilen  nord- 
westlich von  Botzen,  in  dem  malerischen  Thale  der  Etsch,  an  dem 
Einflüsse  des  Passeyrbaches  in  letztere,  im  Norden  und  Nordosten 
durch  hohe  Gebirge  gegen  rauhe  Winde  geschützt;  —  das  nahe 
Obermais,  eine  Fortsetzung  von  Meran,  auf  dem  linken  Ufer  der 
Passeyr,  von  M.  nur  durch  sie  getrennt,  mit  Meran  durch  eine  Brücke 
verbunden,  liegt  schon  weniger  geschützt  als  letzteres. 

Die  alte  Stadt  M.,  früher  Sitz  der  Herzoge  gleiches  Namens,  zählt 
über  200  Häuser,  von  welchen  viele  den  Kranken  einen  reinlichen  und 
freundlichen  Aufenthalt  gewähren,  —  eine  in  steigender  Zunahme  be- 
griffene Bevölkerung  von  2  bis  3000  Einwohnern,  welche,  obgleich 
Italien  so  nahe,  doch  durch  Sprache,  Körperbildung,  Sitten  und  Le- 
bensweise noch  ganz  dem  teutschen  Tirol  angehören. 

Die  reizende  Lage  und  die  grofsartigen  Umgebungen  von  M.  ge- 
währen einen  reichen  Wechsel  von,  an  einem  Orte  gewifs  nur  selten 
vereinigten  Schönheiten  der  Natur,  in  welchen  sich  die  Lieblichkeit 
und  Ueppigkeit  einer  südlichen  Vegetation  mit  der  Erhabenheit  und 
Grofsartigkeit  des  Nordens  verschwistert  haben.  —  Das  Thal  der 
Etsch  zwischen  Meran  und  Botzen  ist  breit,  wird  zu  beiden  Seiten 
von  zwei  sehr  hohen  Gebirgszügen  umschlossen,  durch  zahlreiche 
Ruinen,  Schlösser  auf  den  malerischen  Vorsprüngen  dieser  mächti- 
gen Gebirge  geschmückt,  und  entfaltet  in  seiner  Tiefe  zwischen  der 
Menge  von  Dörfern,  Kirchen,  vereinzelten  Höfen  und  gröfseren 
Privatbesitzungen,  eine  italienische  Vegetation,  üppige  Weinpflanzun- 
gen, hohe  Maisfelder,  stämmige  Feigenbäume,  Kastanien,  Pfirsichen 
II.  Theil.  .  N 


194 

und  ähnliche  Obstarten  mit  einer  seltenen  Fülle  der  süssesten  und 
«rewürzhaftesteu  Flüchte.  Jährlich  findet  eine  dreimalige  Feigen- 
erndte  statt. 

Das  berühmte  und  sehenswerthe  alte  Stammschlofs  des  ganzen 
Landes,  der  ehemalige  Sitz  seiner  Regenten,  das  Schlofs  Tirol,  erhebt 
sich  2600  F.  üb.  d.  M.,  nur  eine  gute  Stunde  von  Meran  auf  einem 
steilen  Vorsprunge  des  mächtig  hinter  letzterem  aufsteigenden  kolos- 
salen Gebirges  und  gewährt  eine  reizende  und  weite  Ein-  und  Aus- 
sicht, —  südlich  nach  Botzen  in  das  reich  gesegnete  Etschthal, 
nach  Westen  in  das  malerische  Vintschgau,  über  welches  sich  der 
bei  heiterem  Wetter  sichtbare  Ortles  mit  seinem  weifsen  Haupt  ma- 
jestätisch erhebt. 

In  medicinischer  Hinsicht  zeichnet  sich  Meran  vor  ähnlichen  Or- 
ten durch  eine  verhältnifsmäfsig  sehr  wohlthätige  Milde  und  Bestän- 
digkeit seines  Klimas  aus;  im  Sommer  ist  es  hier  nicht  so  heifs,  wie 
in  dem  benachbarten  Botzen  und  anderen  Städten  des  tieferen  Etsch- 
thales;  der  Temperaturwechsel  ist  weniger  schnell  und  auffallend, 
in  rauheren  Jahreszeiten  die  Kälte  weniger  streng,  und  fällt  im  Win- 
ter Schnee,  so  ist  letzterer  in  der  Regel  nur  von  sehr  kurzer  Dauer. 
Die  mittlere  Höhe  des  Barometers  betrug  in  M.  innerhalb  sechs 
Jahren  26,10,  —  die  mittlere  Temperatur  9,9°  R.,  die  höchste  27,0°  R., 
die  niedrigste  —  5  bis  9,0°  R.;  —  die  Durchschnittszahl  der  heiteren 
Tage  135,  der  Regentage  58,  Schnee  nur  8,  Gewitter  11.  —  Die 
Sterblichkeit  verhält  sich  in  M.  wie  1:  37. 

In  M.  giebt  es  keine  endemische  Krankheiten,  dagegen  abwärts 
in  dem  Etschthale  zwischen  M.  und  Botzen  nicht  selten  Wechselfie- 
ber in  Folge  der  häufigen  Ueberschwemmungen  der  Etsch. 

AVegen  der  Milde  und  Beständigkeit  seines  Klimas  ist  M.  neuer- 
dings häufig  zum  längeren  Aufenthalt  von  Kranken  benutzt  worden, 
weiche  an  Nervenschwäche  und  anderen  chronischen  Nervenkrank- 
heiten, so  wie  an  hartnäckigen  Blennorrhoeen  der  Respirationsorgane, 
Hals-  und  Lungenschwiudsucht  leiden,  um  hier  Trauben-,  Molken- 
oder Milchkuren  zu  gebrauchen,  oder  versendete  Mineralwasser  (na- 
mentlich das  von  Rabbi  (Vergl.  S.  183.)  und  vou  Ladis  (Vergl. 
S.  180.)  allein,  oder  in  Verbindung  mit  Milch  oder  Molken  kurmiifsig 
zu  trinken.    Eröffnet  wird  die  Molkenkuranstalt  Mitte  Aprils. 

Von  den  Aerzten  in  M.  erwähne  ich  die  Hrn.  DD.  Gas  teiger, 
W  ei  bei  und  Feiertag,  welche  ich  im  Herbst  1839  bei  meinem 
Aufenthalt  zu  M.  persönlich  kennen  zu  lernen  das  Vergnügen  hatte. 

Ueber  die  Stadt  Meran  in  Tirol,  ihre  Umgebung  und  ihr  Klima, 
nebst  Bemerkungen  über  Milch-,  Molken-  und  Traubenkur,  und  nahe 
M. quellen.     Mit  einer  Karte  der  Umgebung.     Wieu  1837. 

3.  Die  Heilquellen  des  Herzogthuins  Steiermark. 

Das  Herzogthum  Steiermark,  durchzogen  von  dem  iniicli- 
tigen  Zuge  der  durch  Salzburg,  Kämthen  und  Krain  strei- 


195 

chenden  Alpenkette,  theilt  mit  seinen  Nachbarländern  eine 
gleich  hohe  Lage;  —  der  Eisenhut  an  der  Kärntnischen 
Grenze  hat  eine  Höhe  von  7470  Fufs,  die  Stangalpe  eine 
Höhe  von  7140  F.,  —  Leoben  liegt  1568  F.,  Judenburg 
2268  F.,  die  Saline  zu  Aussee  2084  F.  üb.  d.  M.  erhaben. 

Die  reine,  reizend-belebende  Gebirgsluft  der  Steirischen 
Alpen  verdient  daher  bei  Kranken,  welche  sich  dahin  be- 
geben sollen,  besondere  Erwägung,  und  ich  kann  in  dieser 
Beziehung  nicht  umhin,  auf  die  Molkenanstalt  zu  Maria- 
zell  aufmerksam  zu  machen,  —  dem  berühmten,  viel  be- 
suchten Wallfahrtsort,  welcher  2544  Fufs  über  dem  Meere 
erhaben,  mit  Wien  und  Grätz  durch  gute  Poststrafsen  ver- 
bunden, vermöge  seiner  hohen  Lage  einer  reinen,  gesun- 
den Gebirgsluft,  einer  schönen  Gegend  und  einer,  gute 
Molke  versprechenden  Alpenvegetation  sich  erfreut.  Aus- 
kunft über  die  Anstalt  giebt  das  K.  K.  Verwaltungsamt, 
aufser  diesem  Hr.  Dr.  K.  Kn äfft,  Distriktsarzt  zu Mariazell. 

Wichtig  für  die  Entstehung  und  die  Mischungsverhält- 
nisse der  Steirischen  M.  quellen  sind  beträchtliche  Salzla- 
ger im  Judenburger  Kreise  (zu  Aussee)  und  der  vulkani- 
sche Karakter  einzelner  Gegenden.  Dahin  gehört  nament- 
lich das  Gebirge  des  Gleichenberger  Distriktes,  dessen 
Berge  von  kegelförmiger  Gestalt,  aus  porphyrartigem  Tra- 
chyt  zusammengesetzt,  sich  durch  kräftige,  kalte  M.  quel- 
len, namentlich  die  Klausener  Eisenquelle,  auszeichnen. 

Die  zahlreichen  Säuerlinge,  welche  in  Steiermark  ent- 
springen, enthalten  Eisen-  und  Natronsalze,  vor  allen  die 
berühmte  Eisenquelle  zu  Rohitsch;  —  an  Th.  quellen 
besitzt  Steiermark  nur  drei,  und  zwar  von  22  —  29,5°  R. 
Temperatur. 

Die  berühmtesten  M.  quellen  Steiermarks  sind :  das 
Dobbelbad,  das  Bad  zu  Tuff  er  und  Neuhaus,  und 
die  kalten  M. quellen  zu  Rohitsch  und  Gleichen!} erg. 

H.  J.  v.  Crantz,  Gesundbr.  der  Ocst.  Monarchie.    S.  100. 
Vinc.  Fer.  Tande,  Synopsis  fontium  Austriae.  p.  46. 
Die  besucht.  Badeörter  und  Gesundbr.    Th.  I.  S.  55. 

N2 


196 

H.  G.  Bronn 's  Ergebnisse  meiner  naturhistoriscben  ökonomi- 
schen Reiseu.    1826.    Th.  I.  S.  633. 

Wie d mann,  Reise  im  steirischen  Oberlande  mit  besonderer 
Beziehung  auf  den  berühmten  Wallfahrtsort  Mariazell.    Wien  1830. 

1.  Das  Tobel-  oder  Dobbelbad  im  Grätzer  Kreise, 
in  einem  anmuthigen  Thale,  eine  Stunde  südwestlich  von 
Grätz,  —  eines  der  ältesten  Bäder  Steiermarks;  seit  wel- 
cher Zeit  die  hier  entspringenden  H.  quellen  entdeckt  wor- 
den, ist  indefs  ungewifs. 

Den  Namen  Dobbelbad  leitet  man  von  dem  nahe  gelegenen  Dorfe 
Dobbel,  und  diesen  von  dem  Wort  „toplo"  und  „tepl"  (heifs,  warm), 
nach  welchem  auch  die  warmen  Quellen  zu  Teplitz  in  Böhmen,  und 
Ungarn  (Trentsin)  benannt  wurden;  richtiger  ist  wohl  die  Ablei- 
tung von  dem  Worte  Tobel,  einer  engen  Gebirgsschlucht. 

Des  Dorfes  Dobbel  geschieht  schon  im  Jahre  1241  Erwähnung 
von  Peruold,  dem  Biographen  des  Herzogs  Friedrich  IL,  des  Streit- 
baren, welcher  bei  Tobel  sich  mit  Jagd  soll  erlustigt  haben,  des  Ba- 
des im  sechzehnten  Jahrhundert  unter  Kaiser  Ferdinand  L,  im  sieb- 
zehnten Jahrh.  in  einem,  im  Ständischen  Archive  befindlichen  Bade- 
Protokolle  vom  Jahre  1640,  wo  das  Bad  zwar  benutzt,  aber  nicht 
nach  Verdienst  gewiirdiget  wurde.  Erst  seit  1810,  seit  die  Stände 
für  die  nöthigen  Einrichtungen  Sorge  trugen  und  die  Hrn.  Dr.  Misley, 
L  es  sing,  und  nach  dem  Tode  des  letzteren  Hr.  Dr.  C.  Goriupp 
sich  thätig  des  Bades  annahmen,  begann  dasselbe  sich  zu  heben. 
Die  vorhandenen  Wasserbäder  sind  neuerdings  nicht  nur  verbessert, 
sondern  auch  mit  einem  Apparat  zu  Dampfbädern  bereichert  worden, 
durch  welchen  man  in  den  Bädern  die  natürliche  Wärme  des  Tb. 
wassers  von  22°  R.  auf  28°  R.  erhöhet.  —  Im  Jahre  1823  betrug  die 
Zahl  der  Kurgäste  über  300. 

Man  unterscheidet  zwei  Hauptquellen  in  einer  Entfer- 
nung von  40  Klaftern,  welche  beide  verhältnifsniäfsig  arm 
an  festen  Bcstandtheilen,  in  der  Temperatur  und  ihrem  che- 
mischen Gehalte  nur  wenig  verschieden,  zu  der  Klasse  der 
indifferenten  Th.  quellen  gehören.  —  Ihr  Wasser  ist  hell, 
durchsichtig,  wird  aber  flockig,  getrübt,  wenn  man  es  ge- 
scböpft,  länger  der  Einwirkung  der  atmosphärischen  Luft 
aussetzt.  Es  ist  fast  geschmacklos,  nach  Lessing  von 
einem  schwachen,  aber  eigentümlichen,  balsamisch -harzi- 
gen Geruch.  Seine  Temperatm-  beträgt  21  —  22°  R.,  an 
dem  Ursprünge  23°  R. 


197 

Nach  der  Analyse  des  Hrn.  von  V est  enthalten  sech- 
zehn Unzen  dieses  Th.  wassers; 


Kohlensaure  Kalkerde  . 

2,400  Gr. 

Kohlensaures  Eisen 

0,266  — 

Schwefelsaures  Natron 

0,933  — 

Kohlensaures  Natron     . 

0,400  — 

3,999  Gr. 

Kohlensaures  Gas 

eine  unbestimmte  Menge. 

Nach  von  Vest  enthält  der  Schaum  des  gekochten 
Wassers  folgende  Theile: 

Kohlensaure  Kalkerde    ....        80,0  Gr. 

Eisen  und  Mangan 0,5  — 

Wasser    , 18,7  — 

99,2  Gr. 
Der  Badeschlamm   dagegen   nach  von  Vest  in  100 
Theilen: 

Kieselerde 6,0  Gr. 

Kohlensaure  Kalkerde  l        3,0  — 

Kohlensaures  Eisen 56,0  — 

Mangan .        3,0  — 

68,0  Gr. 
Sehr  befremdend  ist  hier  die  Menge    des  Eisengehaltes,   bei  der 
geringen,  in  dem  Th.wasser  enthaltenen  Quantität  dieses  Metalles. 

In  Form  von  Bädern  und  als  Getränk  angewendet,  wirkt 
das  Th.wasser,  gleich  den  indifferenten  Th.quellen,  krampf- 
stillend, beruhigend  auf  das  Nervensystem,  belebend,  ge- 
linde reizend  auf  alle  Se-  und  Excretionen,  die  äufsere  Haut, 
die  Schleimhäute,  das  Drüsen-  und  Lymphsystem,  die  Harn- 
und  Geschlechtswerkzeuge,  die  Resorption  befördernd,  auf- 
lösend, diuretisch. 

Empfohlen  wird  dasselbe: 

1.  bei  chronischen  Nervenkrankheiten  mit  dem  Karak- 
ter  des  Erethismus,  ***  Nervenschwäche,  Hysterie,  krampf- 
haften Leiden. 

2.  Krankheiten  der  Harnwerkzeuge,  Gries-  und  Stein- 
beschwerden. 

3.  Krankhaften  Störungen  im  Uterinsystem,  Verschlei- 
mungen,  Unfruchtbarkeit,  Leukorrhoe, 

4.  Stockungen  im  Leber-  und  Pfortadersystem,  Hy- 


198 

pochondrie,  Melancholie.  Gleichzeitig  mit  den  Bädern  rühmt 
Lessing  den  innern  Gehrauch  des  Rohitscher  Mineral- 
wassers. 

5.  Noch  ist  dasselbe  endlich  auch  gegen  rheumatische 
und  gichtische  Neuralgieen,  chronische  Hautausschläge, 
Flechten,  Krätze,  veraltete  Fufsgeschwüre,  —  und  Skro- 
pheln  und  Rhachitis  angewendet  worden,  dürfte  indefs  bei 
diesen  genannten  Krankheiten  kräftiger  einwirkenden  Schwe- 
fel- und  Soolbädern  nachstehen. 

H.  J.  v.  Crantz,  Gesundbr.  der  Oest.  Monarchie.    S.  100. 

L  e  s  s  i  n  g  in  :  der  Aufmerksame.    1820.  Nr.  43.  u.  44.  1S23.  Nr.  45. 

Prefsburger  Unterhaltungsblatt.    1820  vom  28.  April. 

Die  besucht.  Badeörter.    Th.  I.  S.  63. 

Salzburger  mediciuisch-chirurg.  Zeitung.    1820.    Nr.  58. 

Einige  Beobachtungen  über  das  Dobelbad  im  Jahre  1820  v.  D.  A. 
L  e  s  s  i  n  g. 

Medicinische  Erfahrungen  über  das  ständische  Dobelbad  im  Jahre 
1821  von  Dr.  A.  Lessing. 

Fortgesetzte  Beobachtungen  und  Verbesserungen  im  ständischen 
Tobelbade  von  Dr.  A.  L  e  s  s  i  n  g ,  vom  Jahre  1823,  —  vom  Jahre 
1824,  —  vom  Jahre  1825. 

Einige  Beobachtungen  über  das  ständische  Tobelbad  im  Jahre 
1827  von  Dr.  G,  Goriupp, 

2.  Das  Romerbad  zu  Tuff  er  im  Cillier  Kreise, 
von  Cilli  drei  Stunden  entfernt,  in  einer  malerischen  Ge- 
gend auf  einer  Anhöhe  gelegen.  Dafs  die  Römer  es  schon 
gekannt  und  benutzt  haben,  scheint  eine  in  der  Mauer  des 
Badehauses  befindliche  Inschrift  zu  beweisen. 

Man  unterscheidet  hier  drei  Th.  quellen,  welche  aber 
hinsichtlich  ihrer  Temperatur  wenig  verschieden,  zusam- 
men in  einer  Stunde  an  1000  Kub.  Fufs  Wasser  geben. 
Dasselbe  ist  hell,  ins  Bläuliche  spielend,  geruchlos,  von 
einem  erdig-salzigen,  etwas  zusammenziehenden  Geschmack, 
dem  Gefühle  nach  weich ;  anhaltend  der  Einwirkung  der  at- 
mosphärischen Luft  ausgesetzt,  wird  es  trübe.  Die  Tem- 
peratur der  gröfsten  Quelle  ist  29,7°  R.,  der  mittlem  29,8°  R., 
der  kleinsten  29,5°  R.,  —  im  Bassin  29,5C  R. ;  das  speeif. 
Gewicht  beträgt  nach  Baumbach  1,0012  bei  einer  Luft- 
teinperalur  von  12°  R. 


199 

Chemisch  analysirt  wurde  das  Th.  wasser  1813  von 
Schall g  ruber,  1826  von  Macher.  D iesen  Untersuchun- 
gen zufolge  enthalten  sechzehn  Unzen: 

nach  Schallgruber:     nach  Macher: 

Kohlensaures  Natron 

Schwefelsaures  Natron    .        .        .        0,43  Gr.   . 
Schwefelsaure  Kalkerde  .        .        Spuren    . 

Kohlensaure  Kalkerde      .         .         .         1,87  —     . 

Kohlensaure  Talkerde )   2,00  Gr. 

Schwefelsaure  Talkerde 

Kieselerde 0,30  —     . 

Kohlensaures  Eisenoxydul      .        .        Spuren     .     '  . 

Chloreisen Spuren     . 

2,53  Gr. 

Der  Gehalt  an  kohlensaurem  Gas  ist  gering.  Baumbach  fand 
in  80  Kub.  Zoll  Wasser  nur  15  K.  Z.  kohlens.  Gas. 

Der  Badeschlamm  enthält  fast  gleiche  Bestandtheile,  nämlich  Kie- 
selerde, schwefelsaure  Kalkerde  und  Eisen,  aulser  diesen  kohlensaure 
Kalkerde. 

Als  Bad  angewendet,  eine  Form,  in  welcher  es  vor- 
zugsweise benutzt  wird,  wirkt  es  belebend,  stärkend  auf 
das  Nervensystem,  alle  Se-  und  Excretionen  befördernd, 
vorzüglich  die  der  äufsern  Haut.  Sehr  leicht  erregt  es  ei- 
nen eigenthümlichen  Badeausschlag,  welcher  meist  gegen 
den  vierzehnten  Tag  mit  Jucken  zum  Vorschein  kommt, 
und  dann  mit  Abschuppung  nach  und  nach  verschwindet. 

Man  badet  von  Anfang  Mai  bis  Ende  September.  Den 
ersten  Tag  eine  halbe  Stunde  des  Vor-  und  eine  halbe 
Stunde  des  Nachmittags,  den  zweiten  Tag  eine  ganze  Stunde, 
den  dritten  Tag  anderthalb  Stunden  Vor-  und  Nachmittags, 
und  so  wird  täglich  zweimal  um  eine  halbe  Stunde  gestie- 
gen, bis  man  den  sechsten  Tag  auf  drei  Stunden  zweimal 
gekommen  ist.  Dieses  sogenannte  hohe  Bad  wird  vierzehn 
Tage  lang  fortgesetzt.  Den  einundzwanzigsten  Tag  badet 
man  drittehalb  Stunden  Vor-  und  Nachmittags  und  ver- 
mindert jeden  Tag  die  Dauer  des  Bades  um  eine  halbe 
Stunde,  bis  man  am  funfundzwanzigsten  Tage  wieder  auf 
eine  halbe  Stunde  gekommen  ist,  und  dann  schliefst,  -^ 

So  wirksam  diese  Methode  in    manchen  Fällen   sein 


200 

mag,   so  wenig  empfehlenswerth  dürfte  sie  indefs  für  Je- 
den sein. 

Empfohlen  hat  man  dieses  Bad:  bei  gichtischen  und 
rheumatischen  Leiden  mit  einem  hohen  Grad  von  Schwäche 
complicirt,  selbst  Contrakturen,  Steifheit,  —  chronischen 
Nervenkrankheiten,  Krämpfen,  Lähmungen,  —  chronischen 
Hautausschlägen,  veralteten  Geschwüren,  —  örtlicher  Schwä- 
che durch  mechanische  Verletzungen,  Verwundungen,  Brü- 
che, Quetschungen  entstanden. 

H.  J.  v.  Crantz,   Gesundbr.  der  Oest.  Monarchie.    S.  106. 

J.  Schallgruber,  Aufsätze  und  Beobachtungen,  im  Gebiet  der 
Heilkunde  sammt  Darstellung  der  Bäder  von  Neuhaus  und  Tüffer  in 
Steiermark.    Grätz  1816. 

Die  besuchtesten  Badeort,  d.  Oest.  Kaiserst.    Th.  I.  S.  77. 

Macher,  das  Römerbad  nächst  Tüffer  in  Steiermark  in  physi- 
kalisch-medizinischer Hinsicht.    Grätz  18'26. 

Brandes,  Archiv  des  Apothekervereins.    Bd.  XXII.   S.  108. 

3.  Das  Bad  zu  Neu  haus  im  Cillier  Kreise,  ZAvei 
Stunden  von  Cilli  entfernt,  mit  letzterer  Stadt  durch  eine 
schöne  Strafse  verbunden. 

Neuhaus  gehört  zu  den  besuchtesten  Badeorten  Stei- 
ermarks;  man  zählt  jährlich  über  500  Kurgäste  und  mufs 
sich  frühzeitig  um  Wohnung  bemühen,  um  derselben  sicher 
zu  sein. 

Das  Bad,  welches  isolirt  zwischen  Bergen,  ungefähr 
eine  Viertelstunde  vom  nächsten  Dorfe  entfernt  liegt,  ist 
Eigenthuin  des  Besitzers  der  Herrschaft  Neuhaus. 

Das  hier  benutzte  M.wasser  ist  klar,  ins  Bläuliche  spie- 
lend, entwickelt  geruchlose  Blasen,  hat  die  Temperatur  von 
27,5  —  29,0°  R.,  und  enthält  wenig  feste  Bestandthcile. 
Zehn  Maafs  Th.wasser  geben  38  Gran  trocknen  Rückstand. 
Zwanzig  Gran  von  diesem  enthielten  vier  Gran  schwefel- 
saures Natron,  aufser  diesem  kohlen-  und  schwefelsaure 
Kalkerdc,  Kieselerde  und  0,0625  Gran  Eisen. 

Zur  Aufnahme  und  Bcwirthung  der  Kurgäste,  so  wie 
zu  Bädern  sind  zwei  grofse  Gebäude  liier  aufgeführt.  Die 
!\1. quelle   ist  in   einein   geräumigen  Bassin  gefafst,   in  wel- 


201 

ehern  von  früh  4  bis  Abends  9  Uhr  gebadet  wird.  Neben 
dem  Bassin  befinden  sich  die  Zimmer  zum  Aus-  und  An- 
kleiden. 

Gewöhnlich  verweilt  man  ein  bis  zwei  Stunden  im 
Wasser,  und  badet  täglich  zweimal.  Die  Badezeit  dauert 
drei  Wochen,  und  mit  jeder  dritten  Woche  beginnt  eine 
neue  Tour. 

Gerühmt  werden  die  Bäder  zu  Neuhaus  bei  gichtischen 
und  rheumatischen  Leiden,  vorzugsweise  aber  bei  Krank- 
heiten des  Uterinsystems,  Fluor  albus,  Amenorrhoe,  Un- 
fruchtbarkeit, Hysterie. 

H.  J.  v.  Crantz   a.  a.  0.    S.  102. 

J.  Schallgruber's  Aufsätze  und  Beobachtungen  im  Gebiet 
der  Heilkunde,  sammt  Darstellung  der  Bäder  zu  Neuhaus  und  Tüf- 
fer  in  Steiermark.    Grätz  1816. 

Keferstein's  Teutschland  geogn.  geol.  dargestellt.  Band  VI. 
St.  1.    S.  228. 

4.  Der  M.brimnen  bei  Rohitsch,  ebenfalls  im 
Cillier  Kreise,  entspringt  eine  Stunde  von  dem  Markt  Ro- 
hitsch,  von  Grätz  fünfzehn  Meilen  entfernt.  Entdeckt 
Avurde  derselbe  nach  P.  Sorbait's  Angabe  durch  Zufall 
vom  Grafen  Zriny  auf  der  Jagd,  und  erwarb  sich  bald 
unter  den  Heilquellen  Steiermarks  einen  sehr  ausgebreite- 
ten Ruf.  Die  Versendung  des  Wassers,  welche  besonders 
sehr  beträchtlich  nach  Italien  ist,  beträgt  jährlich  mehrere 
hundert  Tausend  Krüge,  —  im  J.  1830  betrug  sie:  400000, 

—  im  J.  1836:  3S2042;  —  im  J.  1836  zählte  man  704  Kur- 
gäste, gegeben  wurden  1616  Wasserbäder;  —  im  J.  1837 
wurden  274669  Krüge  versendet  und  3000  Wasserbäder 
verabreicht. 

Durch  Fürsorge  der  Steiermärkischen  Stände  ist  viel 
in  Rohitsch  geschehen,  gute  Badezimmer  sind  eingerichtet, 

—  für  eine  gute  Apotheke  und  gesundes  Trinkwasser  ist 
gesorgt  worden. 

Die  ganze  Gegend  um  Rohitsch  ist  reich  an  ähnlichen,  an  koh- 
lensaurem Gase  reichen  M. quellen.  Aufser  der  als  Trinkquelle  be- 
nutzten Hauptquelle  sind  zu  erwähnen  die  Ferdinands-  und  Gott- 


202 

hardts quelle,    sämmtlich    in   ihren   Mischungsverhältnissen   nicht 
wesentlich  verschieden,  aus  grobkörnigem  Kalkstein  entspringend. 

Ibr  Wasser  ist  klar,  durchsichtig,  stark  perlend,  von 
einem  angenehmen  säuerlich,  salzig,  zusammenziehenden 
Geschmack,  seine  Temp.  beträgt  9°  R.  bei  16  und  17,5°  R. 
der  Atmosphäre,  seine  speeifische  Schwere  1,0048. 

Ausgezeichnet  durch  einen  grofsen  Reichthum  an  koh- 
lensaurem Gas  und  festen  Bestandteilen,  besonders  Eisen, 
gehört  die  M.quelle  zu  Rohitsch  unbedenklich  zu  den  kräf- 
tigsten Eisenwassern,  die  wir  besitzen. 

Chemisch  analysirt  wurde  dasselbe  von  Suefs.  In 
sechzehn  Unzen  fand  derselbe : 


Schwefelsaures  Natron 

.      21,333  Gr. 

Kohlensaures  Natron    . 

2,250  — 

Chlornatrium 

0,166  — 

Schwefelsaure  Kalkerde 

4,142  — 

0,111  — 

Kohlensaure  Kalkerde  . 

7,900  — 

Schwefelsaure  Talkerde 

2,875  — 

Chlormagnium 

0,625  — 

Kohlensaure  Talkerde  . 

2,900  — 

0,333  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul    . 

1,200  — 

Extractivstoff                                > 

0,100  — 

43,935  Gr. 

In    100  Kub.  Zoll  Wasser   fand   Su 

efs   142  Kub.   Zoll 

saures  Gas. 

Getrunken  wirkt  das  M.wasser  reizend,  stärkend,  aber 
zugleich  sehr  diuretisch,  eröffnend.  Contraindicirt  in  al- 
len den  Fällen,  in  welchen  Eisenwasser  zu  widerrathen 
sind  (Vergl.  Bd.  I.  S.  239,  —  zweit.  Aufl.  S.  253),  wird 
es  als  Getränk  und  auch  in  Form  von  Bädern  empfohlen: 

1.  bei  Schwäche  der  Verdauungswerkzeuge,  Magen- 
krampf, Verschleimungen,  Säure,  chronischem  habituellem 
Erbrechen. 

2.  Stockungen  in  dem  Leber-,  Pfortader-  und  Ute- 
rinsystem, insofern  diese  durch  reine  Schwäche  atonischer 
Art  bedingt  werden,   —  Ilämorrhoidalbesclnvcrdcn,  Hypo- 


203 

chondrie,  Unfruchtbarkeit,  krankhaften  Anomalieen  der  Men- 
struation, Bleichsucht. 

3.  Chronischen  Nervenkrankheiten  von  Schwäche, 
krampfhaften  Beschwerden,  Hysterie,  anfangenden  Läh- 
mungen, Impotenz. 

4.  Krankheiten  der  Harnwerkzeuge,  Gries-  und  Stein- 
beschwerden,  Verschleimungen. 

5.  Gichtischen  und  rheumatischen  Leiden  von  Schwäche. 

6.  Skropheln  und  Rhachitis,  —  namentlich  skropku- 
lösen  Anschwellungen. 

Grindl's  Rohitschokrene.    Grätz  1687. 

H.  J.  v.  Crantz,   Gesundbr.  der  Oester.  Monarchie.    S.  102. 

Trommsdorff's  Journ.  d.  Pharmacie.    Bd.  XII.   St.  1.  S.  150. 

J.  A.  Suefs,  chemisch  -  physikalische  Untersuchung  des  Rohit- 
scher  Sauerbrunnens,  nebst  Anleitung  zum  innerlichen  Gebrauch  des- 
selben von  B.  Faby.    Grätz  1803. 

Die  besuchtesten  Badeörter  u.  Gesundbr.    Th.  I.  S.  55. 

Bruchstücke  aus  dem  Leben,  Trink-  und  Badegebrauch  an  der 
Mineral-  uud  Heilquelle  Sauerbrunn  bei  Rohitsch  in  Steiermark,  von 
C.  A.  Riedl.    Grätz  1821. 

M.Macher,  pbysikalisch-medicinische  Beschreibung  des  Sauer- 
brunnens bei  Rohitsch  in  Steiermark.    Grätz  1826. 

Brandes  Archiv.    Bd.  XXII.   S.  320.       - 

Stock  in:  med.  Jahrb.  d.  k.  k.  österr.  Staats.  1837.  Bd.  XIII. 
St.  4.    - 

Med.  Jahrb.  d.  k.  k.  österr.  Staates.    1838.    Bd.  XVI.  St.  3. 

5.  Der  Kurort  Gleichenberg  im  Grätzer  Kreise, 
eine  Meile  von  Feldbach,  vier  von  Hartberg,  sechs  und 
eine  halbe  von  Grätz. 

Wenn  auch  mehrere  hier  entspringende  Mineralquellen 
schon  seit  langer  Zeit  bekannt  und  im  Gebrauch  waren, 
wie  z.  E.  die  Klausener  und  Stradner,  so  wurde  gleichwohl 
das  jetzt  bei  den  M.  quellen  befindliche  Etablissement  erst 
seit  d.  J.  1834  von  einer  Actiengesellschaft  gegründet;  es 
liegt  von  dem  Dorfe  Gleichenberg  nur  eine  Viertelstunde, 
von  Trautmannsdorf  eine  halbe  Stunde  entfernt,  umfafst 
aufser  einem  Badehause  mit  den  erforderlichen  Einrichtun- 
gen zu  Bädern,  eine  Apotheke,  Gasthäuser  und  Wohnge- 
bäude zur  Aufnahme  von  Kurgästen,  und  erfreute  sich  seit 


204 

seiner  Gründung;  eines  zunehmenden  Zuspruches  von  Kur- 
gästen; —  im  J.  1838  zählte  man  390,  im  J.  1839:  420 
Kurgäste.  —  Badearzt  ist  Hr.  Dr.  Ritter  vonHaydegg, 
Verfasser  eines  Berichtes  über  diesen  Kurort. 

Das  fruchtbare  aber  schmale  Thal  Gleichenberg,  nach 
Sehr ött er  663  Fufs  über  dem  Meere  erhaben,  umschlos- 
sen von  dem  aus  porphyrartigem  Trachyt  bestehenden 
Schlofs-  oder  Gleichenberg,  dem  Klöcherkegel  und  dem 
Hochstradner  Kegel,  deren  Höhe  261  bis  319  Klafter 
beträgt,  zeichnet  sich  durch  ein  verhältnifsmäfsig  mil- 
des und  beständiges  Klima,  durch  sehr  anmuthige  Um- 
gebungen und  eine  reiche  Vegetation,  wichtig  für  die  hier 
bereitete  und  benutzte  Molke  und  Kräutersäfte,  aus.  Das 
gewöhnliche  Trinkwasser  ist  sehr  gut. 

Von  den  Gl.  M.  quellen  werden  die  Constantinsquelle, 
der  Johannis-  und  der  Klausnerbrunnen  versendet;  die 
Versendung  des  Johannisbrunnens  betrug  im  Jahre  1838: 
64,000  Flaschen,  im  J.  1839:  101,000  FL,  —  der  Constan- 
tinsquelle im  J.  1838:  23000  Fl.,  im  J.  1839:  32000  FL, 
—  des  Klausnerbrunnens  im  Jahre  1838;  4000  FL,  im  J. 
1839 :  2500  Fl. 

Man  unterscheidet   hier  fünf  verschiedene  M.  quellen: 

a)  Die  Constantinsquelle,  zum  Andenken  an 
den  um  diesen  Kurort  hochverdienten  Grafen  Konstantin 
von  Wickeburg,  Gouverneur  von  Steiermark,  benannt, 
früher  bekannt  unter  dem  Namen  der  Sulzleitner,  von  der  ge- 
genwärtigen Brunnendirektion  zweckuiäfsig  und  geschmack- 
voll gefafst,  mit  einem  Säulendache  überwölbt,  findet  sich 
fast  im  Mittelpunkt  der  Anlagen  des  Kurortes. 

Das  M.  wasser  derselben  ist  frisch  geschöpft  stark 
perlend,  klar,  farblos,  durchsichtig,  von  einem  anfangs 
säuerlich-erfrischenden,  prickelnden,  später  alkalischen  Ge- 
schmack, sein  spec.  Gewicht  beträgt  1,00563  bei  16°  R. 
der  Atmosphäre,  seine  Temperatur  constant  13°  R.,  seine 
Wassermenge  in  einer  Minute  50  Wiener  Maafs. 

Der  chemischen  Analyse  von  Schrötter  zufolge  eilt- 


205 

hält  die  C. quelle  an  festen  (wasserfreien  trocknen)   und 
flüchtigen  Bestandtheilen  in  einem  Wiener  Pfunde: 
Kohlensaures  Natron         .        .        .       19,29830  Gr. 


Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Talkerde 
Schwefelsaures  Natron 
Chloruatrium 
Kieselerde  . 


2,72890  — 
3,20563  — 
0,65824  — 
14,24179  — 
0,40604  — 


40,88910  Gr. 
Kohlensaures  Gas      .        .     35,58784  Wien.  K.  Zoll. 

Aufser  diesen  Bestandtheilen  fand  Sigmund  Jod,  doch  nur  in 
geringer  Menge. 

In  wohl  verwahrten  Flaschen  oder  Krügen  hält  sich  das  M.was- 
ser  sehr  lange. 

b)  Die  Werl  es  quelle,  nach  Hrn.  Dr.  Werle  be- 
nannt, welcher  sich  um  diesen  Kurort  sehr  verdient  ge- 
macht, Avird  nur  äufserlich  in  Form  von  Wannenbädern 
benutzt  in  dem  hier  befindlichen  Badehause,  in  welchem 
der  nach  Meifsner's  Angabe  angefertigte  Apparat  zur 
künstlichen  Erwärmung  des  M.  wassers,  um  hierbei  das 
Entweichen  der  Kohlensäure  möglichst  zu  verhüten,  Be- 
achtung verdient. 

Zu  empfehlen  in  allen  den  Krankheiten,  in  welchen  al- 
kalisch -  muriatische  M.  quellen  indicirt  sind,  dürfte  diese 
als  Bad  bei  Skropheln,  hartnäckigen  Hautausschlägen  und 
Lithiasis  sich  hilfreich  erweisen. 

c)  Die  Karlsquelle  scheint  von  der  Constantins- 
quelle  nicht  wesentlich  verschieden,  nur  reicher  an  Jod 
nach  dem  Geruch  zu  urtheilen,  wird  in  Form  von  Douche-, 
Regen-  und  Tropfbad  benutzt. 

d)  Der  Johannisbrunnen,  früher  bekannt  unter 
dem  Namen  der  „Stradener  M.  quelle",  benannt  nach  dem 
Erzherzog  Johann,  versendet  seit  dem  J.  1814. 

Das  Wasser  desselben  perlt  stark,  ist  frisch  geschöpft 
klar,  färb-  und  geruchlos,  von  einem  angenehmen,  säuer- 
lich-prickelnden, später  etwas  eisenhaften  Geschmack  ;  sein 
spec.  Gewicht  beträgt  1,0041  bei  16°  R.  der  Atmosphäre, 


206 

seine  Temperatur  8,8  bis  9°  R.,  seine  Wassermenge  in  ei- 
ner Minute  40  W.  Maafs. 

Analysirt  wurde  derselbe  in  Wien  1818,  von  v.  Vest 
im  Jabre  1821  und  neuerdings  von  Schrötter;  letzterer 
fand  an  festen  (wasserleeren,  trocknen)  und  flüchtigen  Be- 
standteilen in  einem  Wiener  Pfunde  Wasser: 

Kohlensaures  Natron  .  .  13,41826  Gr. 

Kohlensaure  Kalkerde       .  .  .        4,90798  — 

Kohlensaure  Talkerde       .  .  .        3,86612  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul  .  .        0,18586  — 

Chlorkalium  .  .  .  .  .  0,07242  — 
Chlornatrium                       ;  4,47582  — 

Thonerde 0,23270  — 

Kieselerde  <  0,36965  — 

27,31081  Gr. 
Kohlensaures  Gas     .        .        22,6661  Wien.  K.  Zoll. 

Benutzt  wird  derselbe  als  Getränk  und  in  Form  von 
Wasserbädern. 

e)  Der  Klausnerbrunnen,  eine  sehr  kräftige  Ei- 
senquelle. 

Das  frisch  geschöpfte  Wasser  desselben  ist  klar,  farb- 
und  geruchlos,  von  einem  säuerlich-prickelnden,  erfrischen- 
den und  gleichzeitig  zusammenziehenden,  eisenhaften  Ge- 
schmack,* die  spec.  Schwere  desselben  beträgt  1,0013  bei 
14°  R.  der  Atmosphäre,  die  Temperatur  8 — 9,3°  R. ;  —  der 
Wasserreichtum  dieses  Brunnens  ist  nicht  sehr  beträcht- 
lich, täglich  können  nicht  mehr  als  vierhundert  Flaschen 
gefüllt  werden.  —  Die  in  dem  Wasser  enthaltenen  Salze 
scheinen  sehr  fest  an  das  Wasser  gebunden;  nach  Sig- 
mund hatte  drei  Jahre  lang  aufbewahrtes  M.  wasser  kei- 
nen Niederschlag  gebildet. 

Schon  II.  J.  von  Crantz  gedenkt  dieses  M.wassers; 
analysirt  wurde  dasselbe  von  Ph.  von  II olger.  Nach 
Letzterem  enthält  an  festen  (nicht  wasserfreien)  und  flüch- 
tigen Bestandteilen  ein  Wien.  Pfund  Wasser: 

Kohlensaure  Kalkerde  .  .  .  0,46080  Gr. 
Kohlensaures  Litliion  .  .  .  0,27648  — 
Kohlensaures  Eisenoxydul        .       .       0,66048  — 


207 


Schwefelsaure  Kalkerde   .        .        .        0,15360  Gr. 

Chlortalcium 0,09216  — 

Thonsilikat         .....        0,09216  — 


1,73568  Gr. 
Kohlensaures  Gas      .        .        .      25,627580  K.Zoll. 

Die  hier  entspringenden  M.  quellen  unterscheiden  sich 
zwar  wesentlich  in  ihren  Wirkungen,  unterstützen  sich 
gleichwohl  gegenseitig  und  gewähren  dadurch  eine  vielsei- 
tige Benutzung  in  sehr  verschiedenen  Krankheitsformen. 

Die  durch  ihren  reichen  Gehalt  an  kohlensaurem  Na- 
tron, Chlornatrium  und  Kohlensäure  ausgezeichnete,  eisen- 
freie Consta ntins quelle,  wird  an  der  Quelle,  und 
versendet  als  Getränk  mit  sehr  günstigem  Erfolg  benutzt 
hei  scrophulösen  Leiden,  insbesondere  Struma  lyinphatica 
und  ähnlichen  Geschwülsten  und  Verhärtungen,  —  Gries- 
und  Steinbeschwerden,  —  Plethora  abdominalis,  Stockun- 
gen und  Infarkten  der  Unterleibsorgane  und  dadurch  be- 
dingter Djspepsie,  Säure  und  Verschleimung  der  ersten 
Wege,  und  Gicht.  —  Wirkt  die  Constantinsquelle  nicht 
hinreichend  die  Darmausleerungen  bethätigend,  so  läfst 
man  sie  mit  einem  Zusatz  von  Zucker  oder  Karlsbadcr- 
salz  trinken. 

Der  Johannisbrunnen^  zwar  weniger  reich  an 
kohlensaurem  Natron,  Chlornatrium  und  kohlensaurem  Gas, 
aber  eisenhaltig,  wird  versendet  leichter  zersetzt  als  die 
Constantinsquelle,  wirkt  indefs  an  der  Quelle  getrunken 
ähnlich  der  letztern,  nur  erregender  und  wird  in  densel- 
ben Krankheiten  benutzt,  —  der  versendete,  seines  Eisen- 
gehaltes beraubte  mit  Milch  oder  Molken  bei  chronischen 
Brustleiden  empfohlen. 

Auffallend  ist  in  dem  Klausnerbrunnen  die  ver- 
hältnifsmäfsig  geringe  Menge  fester  Bestandtheile,  vorzüg- 
lich sein  geringer  Gehalt  an  Salzen,  wodurch  er  sich  von 
den  meisten  andern  Eisenwassern  wesentlich  unterscheidet, 
und  vermöge   dessen  er  sich  nur  mit  wenigen,   wie  z.  E. 


208 

mit  denen  von  Spaa,  Brückenall  und  Schwalbach,  verglei- 
chen läfst. 

Wegen  seines  geringen  Gehaltes  an  Salzen  und  sei- 
nes beträchtlichen  an  Eisen,  wirkt  er  daher  weniger  auf- 
lösend, aber  kräftiger  erregend,  sehr  stärkend,  tonisirend. 

Er  verdient  daher,  nach  den  Erfahrungen'  von  F.  v. 
Schöller,  L.  von  Vest,  J.  von  Frauenberg,  Jes- 
schitzky,  J.  v.  Vering  und  Sigmund,  gleich  andern 
kräftigen  Eisenwassern,  in  allen  den  Krankheiten  vorzugs- 
weise empfohlen  zu  werden,  welche  sich  auf  reine  Schwä- 
che gründen,  —  namentlich  bei  Schleimflüssen,  chronischen 
Diarrhoeen,  Fluor  albus,  passiven  Blutflüssen,  Hysterie, 
Bleichsucht,  Cardialgie  und  in  dem  Stadium  der  Reconva- 
lescenz  nach  schweren  Krankheiten. 

H.  J.  v.  Crantz   a.  a.  0.    S.  101. 

Werle's  Anweisung  zum  Gebrauch  des  Johannisbrunnens. 
Grätz  1822, 

F.  v.  Schöller  in  d.  Aufmerksam.    Grätz  1827.    Nr.  36. 

Physikalisch -chemische  Beschreibung  des  Klausner  Stahlwassers 
in   Steyermark,    von  Phil.  Aloys  Ritter  v.  Holger.    Wien  1829. 

Kastner's  Archiv.    Bd.  XVIII.    St.  3.  S.  313.  329. 

Onderka  in:  med.  Jahrbuch,  des  k.  k.  österr.  Staat.  N.  Folge. 
Bd.  IX.   St.  1.  S.  115. 

v.  Vivenot  in:  Casper's  Wochenschrift  für  die  gesammte 
Heilk.    1835.    Nr.  39.   S.  624. 

Die  Heilquellen  des  Thaies  Gleichenberg  von  L.  Langer. 
Grätz  1836. 

J.  v.  Vering,  eigentümliche  Heilkraft  verschiedener  M. Was- 
ser.   1836.    S.  115. 

Werle  in:  med.  Jahrb.  d.  k.  k.  österr.  Staat.  1838.  N.  Folge. 
Bd.  XVI.   St.  4.   S.  542. 

v.  Haydegg  in:  med.  Jahrb.  d.  k.  k.  österr.  Staat.  N.  Folge. 
Bd.  XVII. 

Erinnerungen  an  Gleichenberg  von  Dr.  R.  G.  Puff.     Grätz  1839. 

Gleichenberg,  seine  Mineralquellen  und  der  Kurort  von  Dr.  C.  L. 
Sigmund.    Wien  1840. 


An  diese  schliefsen  sich : 
Dax  Wolken steiner  Bad  zu  Wörschach,    an  dorn  Fufse 
des  alten  Wolkensteiner  Schlosses,    nur  einige   hundert  Schritte   seit- 
wärts von  der  über  Brück  nach  Salzburg  führenden  Salz-Commcrzial- 
stralse.     Wenn   gleich   die  hier  entspringende  kräftige  Schwefelquelle 

schon 


209 

schon  lange  von  den  Armen  der  Umgegend  mit  glücklichem  Erfolg  ge- 
gen die  verschiedenartigsten  Krankheiten  benutzt  wurde,  so  ist  doch 
erst  seit  einigen  Jahren  durch  Hrn.  Rofsmann,  Besitzer  der  Herr- 
schaft Wolkenstein,  eine  Analyse  dieser  M.  quelle  veranlafst  und  da- 
selbst eine  Heilanstalt  begründet  worden. 

Eine  üppige  Vegetation,  eine  reine  herrliche  Luft  erhöhen  nicht 
wenig  die  guten  Wirkungen  dieser  M.  quelle.  Die  Umgebungen  von 
Wörschach  sind  sehr  anmuthig,  —  das  Ennsthal  ist  wegen  seiner 
Schönheit  berühmt,  —  besonders  zu  erwähnen  sind  das  Stift  Ad- 
mont,  das  herrliche  Trauteufels  und  Gumpenstein,  die  Eisenwerke  zu 
Donnersbach  und  Gulling. 

Die  erst  seit  1838  organisirte,  unter  ärztliche  Leitung  gestellte 
Kur-  und  Badeanstalt  ist  mit  Sachkenntnifs  angelegt  und  besteht  nicht 
blofs  aus  einem  grofsen  gemeinschaftlichen  Bade,  sondern  auch  aus 
bequemen  und  reinlichen  Wannenbädern  in  abgeschlossenen  Räumen. 

—  Bezirks-  und  Badechirurg  ist  Hr.  Jos.  Hey,  Physikus  des  Juden- 
'  burger  Kreises  Hr.  Dr.  Fleischboth. 

Das  milchig  weifse  M.wasser  hat  die  Temperatur  von  1-2°  R.  und 
enthält  nach  der  von  Hrn.  Professor  A.  Seh  rütter  zu  Grätz  im  J. 
1837  unternommenen  Analyse  sehr  viel  Schwefelwasserstoffgas,  et- 
was freie  Kohlensäure,  —  an  festen  Bestandtheilen:  kohlensaures 
Natron,  kohlensaure  Kalkerde,  schwefelsaures  Natron,  Chlornatrium, 
etwas  schwefelsaure  Talkerde,  einige  Kalisalze  und  etwas  Eisenoxydul. 

Als  Getränk  und  Bad  benutzt  wirkt  dasselbe  analog  ähnlichen 
kräftigen  Schwefelwassern,  die  Se-  und  Exemtionen,  besonders  der 
äufsern  Haut  und  der  Schleimhaut  des  Darmkänals  bethätigend,  bele- 
bend auf  das  Lymph-  und  Drüsens}rstem,  gelind  reizend  auf  das  Le- 
ber- und  Pfortadersystem,  den  Blutumtrieb  beschleunigend,  auflüsend 
und  zugleich  das  Mischungsverhältnifs  der  Säfte  umändernd ,  ver- 
bessernd. 

Angewendet  und  empfohlen  wird  dasselbe  daher  namentlich :  gegen 
hartnäckige  rheumatische  oder  gichtische  Leiden,  besonders  gegen  letz- 
tere, —  Trägheit  des  Stuhlganges,  Stockungen,  selbst  Verhärtungen 
in  Unterleibsorganen,  Hämorrhoidalbeschwerden,  Gelbsucht,  Hypochon- 
drie und  Hysterie  von  materiellen  Ursachen,  —  Leiden  des  Uterinsy- 
stems, Suppressionen  und  Retentionen  der  Menstruation,  Bleichsucht, 

—  chronische  Blennorrhoeen  und  Hautausschläge  und  Skropheln. 

Das  Bad  zu  Ein  öd  im  Judenburger  Kreise.  Es  führt  seinen 
Namen  von  der  einsamen  Gegend,  in  welcher  es  liegt. 

Der  Untersuchung  zufolge  enthält  die  Badequelle  au  festen  Be- 
standtheilen in  sechzehn  Unzen: 

Schwefelsaures  Natron  .  .  3,457  Gr. 

Schwefelsaure  Kalkerde  .  .  3,989'  — 

Kohlensaure  Kalkerde  ..  .  0,664  — 

Kohlensaures  Eisen    .  .  .  0,033  — 

8,143  Gr. 

II.  Theil.  0 


210 

Als  Bad  wird  das  M.  wasser    benutzt  bei  Gicht,    Rheumatismen, 
chronischen  Hautausschlägen,   hartnäckigen  Geschwüren,  Lähmungen. 
H.  J.  v.  Crantz  a.  a.  0.   S.  100. 

Der  Sauerbrunnen  von  Radendorf  bei  Radkersburg  im 
Grätzer  Kreise,  enthält  unter  den  festen  Bestandteilen  als  Torwal- 
tende:  kohlensaures  Natron,  nächst  diesem  schwefelsaures  Natron, 
kohlensaure  Talk-  und  Kalkerde  und  Eisen. 

Der  Sauerbrunnen  von  Sulz dorf  bei  Radkersburg  im 
Grätzer  Kreise,  enthält  an  festen  Bestandteilen  kohlen-,  salz-  und 
schwefelsaures  Natron  und  kohlensaure  Kalkerde. 

Die  Sauerbrunnen  bei  Judenburg.  Der  chemischen  Ana- 
lyse zufolge  enthalten  sie  aufser  kohlensaurem  Gase  kohlensaure 
Kalkerde,  schwefel-  und  salzsaures  Natron,  und  eine  schwache  Bei- 
mischung von  Eisen,  Mangan  und  Kieselerde. 

Der  Inkratiscker  Sauerbrunnen  enthält  unter  den  festen 
Bestandteilen  als  vorwaltenden:  kohlensaures  Natron,  aufser  diesem 
schwefel  -  und  salzsaures  Natron,  kohlensaure  Talk-  und  Kalkerde 
und  Eisen. 

Der  Ko  stanitzer  Säuerling.  An  festen  Bestandteilen 
sind  seine  vorwaltenden:  schwefel-  und  kohlensaures  Natron,  kohlen- 
saure Talk-  und  Kalkerde,  nächst  diesen  Eisen  und  salzsaures  Natron. 

Der  Säuerling  zu  G aberneh,  entspringt  anderthalb  Stun- 
den von  dem  Rohitscher  Sauerbrunnen  und  enthält  nach  SuelV  Prü- 
fung, aufser  kohlensaurem  Gase,  schwefel-  und  salzsaures  Natron, 
kohlensaure  Talkerde  und  Eisen. 

A.  Suefs,  ehem.  physikal.  Untersuchung  des  Rohitscher  Sauer- 
brunnens.   Grätz  1803.    S.  25. 

Ueber  die  Analyse  dieser  und  ähnlicher  Säuerlinge  Steiermarks 
vergl.  Den  Aufmerksamen.    1821.    Nr.  49.  u.  50. 

4.   Die  Heilquellen  des  Herzogthums  Kärnthen. 

Die  geognosti sehen  und  Höhenverhältnisse,  welche  die 
Fortsetzung-  und  Ausbreitung-  der  Älpenkette  in  Steiermark 
und  Krain  karakterisiren ,  theilt  auch  das  an  reizenden 
Thälern  und  grotesken  Felsengruppen  reiche  Hochland  von 
Kärnthen.  Die  Villacher  Alpe  hat  eine  Höhe  von  7375  F., 
der  Obyr  die  von  6569  F.  nach  den  Messungen  des  k.  k. 
österr.  Gencralquartiermcistcrstabes ;  —  Villach  liegt  1544 
F.,  Klagenfurth  1383  F.  üb.  d.  Meere. 

Ueber  die  Formation  und  Züge  der  Gebirge  Kärnthens 
hat  neuerdings  Kef  er  stein  ausführlich  gehandelt. 


211 

Besonders  reich  an  M.  quellen  ist  das  Fellathal  und 
das,  wegen  seiner  Fruchtbarkeit  berühmte,  reizende  Lavan- 
thal.  —  Für  die  geognostischen  Verhältnisse  des  letztern 
und  die  Mischungsverhältnisse  der  in  demselben  entsprin- 
genden Säuerlinge  scheint  sehr  bemerkenswerth  die  Nähe 
eines  beträchtlichen  Basaltberges  unfern  St.  Andre,  dessen 
Gipfel  die  Ruinen  des  Schlosses  Gollnitz  schmücken. 

Von  den  Säuerlingen,  welche  Kärnthen  zählt,  sind 
mehrere  sehr  reich  an  kohlensaurem  Gase  und  kohlensau- 
remNatron,  namentlich  die  des  Fellathales;  die  wenigen 
M.  quellen  in  Kärnthen,  welche  von  einer  höhern  Tempe- 
ratur sind,  übersteigen  nicht  die  von  21°  R.,  wie  die  von 
Villach. 

H.  J.  v.  Crantz,  Gesundbr.  der  Oest.  Monarch.    1777.   S.  88. 

Vinc.  Fer.  Taude,   synops.  fönt.  Austriae.    p.  39. 

Die  besucht.  Badeörter  und  Gesundbr.  des  Oest.  Kaiserst.    1821. 
Th.  I.   S.  90. 

Teutschland   geogn.   geolog.    dargestellt    von    Ch.  Kef  erst  ein. 
Bd.  VI.    St.  2.   S.  165.  u.  folg. 

1.  Die  M. quellen  im  Fellathale  im  Klagenfur- 
ther  Kreise.  Am  nördlichen  Fufse  der  Karnischen  Alpen- 
kette, welche  Kärnthen  von  Krain  scheidet,  entspringen  an 
der  aus  dem  Kankerthale  über  den  Seeberg  ins  Fellathal 
führenden  Strafse,  auf  dem  rechten  Ufer  des  Fellabaches, 
2862  F.  üb.  d.  Meere,  vier  nur  einige  Klafter  von  einan- 
der entfernte  M.  quellen.  Eine  geräumige  Erweiterung  des 
Thaies  hat  Hr.  Michael  Pessiak,  Eigenthümer  des  M. 
brunnens,  mit  vieler  Umsicht  zur  Aufführung  von  Gebäu- 
den zu  Bädern,  Wohnungen  für  Kurgäste,  Stallungen  u.  s.  w., 
und  zur  Erbauung  einer  Kirche  benutzt. 

Im  Sommer  1830  betrug  die  Zahl  der  Kurgäste  275,  versendet 
wurden  7000  Flaschen  M.wasser. 

Alle  vier  M.quellen,  welche  aus  grauem  Kalkstein  ent- 
springen, zeichnen  sich  aus  durch  ihren  Reichthum  an  koh- 
lensaurem Gase  und  kohlensaurem  Natron.  Ihr  Wasser 
ist  klar,  durchsichtig,  wirft  Blasen,  hat  einen  angenehmen, 
erfrischenden,    etwas  salzigen  Geschmack,    verursacht  in 

02 


212 

der  Nase  eine  prickelnde  Empfindung,  und  trübt  sich  an 
der  Luft  erst  nach  langer  Zeit.  Die  Oberfläche  des  Was-' 
sers  an  den  Quellen  ist  mit  einer  Schicht  von  kohlensau- 
rem Gase  von  verschiedener  Höhe  bedeckt. 

In  Bezug  auf  die  einzelnen  M.  quellen  findet  folgende 
Verschiedenheit  statt : 

1.  Die  älteste  M. quelle  Nr.  1.  hat  die  Tempera- 
tur von  7,0°  R. ;  die  Höhe  der  Schicht  von  kohlensaurem 
Gase  über  dem  Spiegel  ihres  Wassers  beträgt  nur  3  Zoll. 

2.  D  ie  M.  quelle  Nr.  2.  von  gleicher  Temperatur, 
sehr  stark  perlend,  von  einer  beträchtlichen  Gasschicht 
über  dem  Wasserspiegel.  Ihre  Wassermenge  beträgt  in 
82  Minuten  beinahe  10  Oester.  Eimer. 

3.  Die  M. quelle  Nr.  3.,  von  beiden  vorigen  nur  35 
Schritte  entfernt,  blofs  zum  Baden  benutzt,  von  derselben 
Temperatur,  weniger  perlend  als  die  vorigen;  ihre  Was- 
sermenge beträgt  in  einer  Minute  7  Maafs. 

4.  Die  M. quelle  Nr.  4.,  von  der  alten  M.quelle  west- 
wärts nur  2'z  Klafter  entfernt,  unter  allen  am  reichsten  an 
kohlensaurem  Gase  und  daher  von  einer  Gasschicht  über 
dem  Wasserspiegel,  deren  Höhe  3  Fufs  beträgt ;  die  Was- 
sermenge  beträgt  in  einer  Minute  17  Maafs. 

Der  Analyse  des  Hrn.  Apotheker  Franz  von  Gro- 
matzky  zu  Laibach  zufolge  enthalten  in  sechzehn  Unzen 
Wasser : 


1.  Die 

M.quelle   P 

h.  1. 

2.  Die  M.quelle  Nr.  2 

Kohlensaures  Natron         » 

24,96  Gr. 

. 

.      24,61  Gr. 

Chlornatrium 

1,74  — 

. 

1,73  — 

Schwefelsaures  Natron 

3,S9  — 

. 

4,11  — 

Kohlensaures  Eisen    . 

— 

. 

eine  Spur. 

Kohlensaure  Talkerde 

0,80  — 

. 

1,12  — 

Kohlensauren  Kalk     . 

9,04  — 

8,48  — 

40,43  Gr. 

40,05  Gr. 

Kohlensaures  Gas       .        . 

38,32  Kuh.  Zoll. 

.      38,32  Kuh.  Zoll. 

3.  Die  M.quelle  Nr.  3.        4.    Die  M.quelle  Nr.  4. 

Kohlensaures  Natron  .       16,56  Gr.               .        .      20,57  Gr. 

Cblornatrium      .       .  .       0,87  —       ...       4,03  — 

Schwefelsaures  Natron  .        2,59  —        ...        5,19  — 


213 


Kohlensaures  Eisen    .        .        0,04  Gr.      .  0,48  Gr. 

Kohlensaure  Talkerde        .        0,48  —  1,06  — 

Kohlensaure  Kalkerde        .        4,88  —        .        .        .      11,28  — 


25,42  Gr.  42,61  Gr. 

Kohlensaures  Gas       .        .      30,65  K üb.  Zoll.     .        .      45,98  Kub.  Zoll. 

Getrunken  wirken  sie  auflösend,  sehr  diuretisch,  und, 
nach  Verschiedenheit  ihres  Gehaltes  an  Eisen  und  Kohlen- 
säure, belebend,  stärkend.  Am  erregendsten  und  reizend- 
sten wirkt  die  M.quelle  Nr.  4.,  sie  ist  daher  bei  einem  leicht 
erregbaren,  zu  congestiven  Beschwerden  geneigten  Gefäfs- 
system  zu  widerrathen,  dagegen  zu  empfehlen  bei  vorwal- 
tender Schwäche  torpider  Art. 

Benutzt  werden  sie  als  Getränk,  allein  oder  mit  Mol- 
ken, und  als  Bad.    Als  Getränk  rühmt  sie  J.  Verbitz: 

1.  bei  gastrischen  Leiden,  Verschleimungen,  Flatulenz, 
Ansammlungen  von  Galle,  Wurmbeschwerden,  —  beson- 
ders empfohlen  wird  hier  die  M.quelle  Nr.  1.,  —  Durch- 
fall, insofern  derselbe  durch  Schwäche  bedingt  wird,  Hä- 
morrhoidalbeschwerden,  hartnäckigen  Wechselfiebern,  Was- 
sersucht und  Gicht,  insofern  sich  beide  auf  bedeutende 
Störungen  der  Unterleibsorgane  gründen, 

2.  Chronischen  Leiden  des  Drüsen-  und  Lymphsystems, 
namentlich  Skropheln,  Stockungen,  Geschwülsten,  Verhär- 
tungen. 

3.  Krankheiten  des  Uterinsystems  von  Schwäche,  Bleich- 
sucht, fehlerhafter  Menstruation,  Fluor  albus,  Mutterblutflüs- 
sen von  Schwäche  torpider  Art. 

4.  Nieren.,  Blasen-  und  Steinbeschwerden. 

5.  Chronischen  Brustleiden,  Verschleimungen,  Asthma. 
Man  empfiehlt  sie  hier  mit  Vorsicht,  und  in  Verbindung 
mit  Molken. 

6.  Chronischen  Nervenkrankheiten,  namentlich  Hypo- 
chondrie, Hysterie,  Magenkrampf,  habitueller  Kolik. 

Als  Bad  werden  sie  von  J.  Verbitz  fast  in  densel- 
ben Krankheiten  empfohlen,  allein,  oder  in  Verbindung  mit 
dem  innern  Gebrauch,  namentlich  gegen  Gicht,  Lähmun- 
gen, chronische  Hautausschläge,  veraltete  Geschwüre,  Con- 


214 

tracturen,   Krankheiten   der   Sexualorgane  von  Schwäche, 

besonders  des  Uterinsysteins. 

J.  Verbitz  in:  Karinthia.    Klagenfurth  1806. 
Die  besucht.  Badeörter  und  Gesundbr.    Th.  I.   S.  107. 
Kurze  Beschreibung  der  Sauerbrunnen  im  Fellathale  in  Kärnthen, 
von  Dr.  J.  Verbitz.    Laibah   1825. 

2.  Das  Villa  eher  Bad  im  Kreise  gleiches  Na- 
mens, ziemlich  fleifsig  auch  von  Fremden  besucht,  besitzt 
zwei  M.quellen,  welche  von  21°  R.  Temperat.,  nach  Hau- 
ser's  Untersuchung  kohlensaure  Kalk-  und  Talkerde, 
schwefelsaure  Kalkerde,  Kieselerde  und  Spuren  von  Eisen 
enthalten.  Benutzt  werden  sie  als  Bad  bei  allgemeiner  Schwä- 
che, gichtischen  und  rheumatischen  Leiden  und  schwer  hei- 
lenden Wunden. 

A.  Th.  Paracelsus,  von  warmen  oder  Wildbädern  durch 
Adam  v.  Bodenstein.    1576.    S.  59. 

L.  Thurneisser,  von  kalten,  warmen,  mineralischen  und  me- 
tallischen Wassern.    Bd.  V.  Kap.  56.  S.  179. 

H.  J.  v.  Crantz  a.  a.  0.    S.  96. 

Teutschland  geogn.  geologisch  dargestellt  von  Ch.  Keferstein. 
Bd.  VI.   St.  2.  S.  202. 


Aufser  diesen  sind  zu  erwähnen: 

Das  Bad  zu  St.  Leonhard  im  Klagenfurther  Kreise,  im  Be- 
zirk Alpeck,  an  dem  Bergrücken,  welcher  den  Klagenfurther  von  dem 
Villacher  Kreise  scheidet,  3636  Fufs  über  dem  Meere.  Entdeckt  wurde 
die  hier  entspringende  M. quelle  im  Anfange  des  sechzehnten  Jahrhun- 
derts und  1528  über  derselben  eine,  dem  heiligen  Leonhard  geweihete 
Kapelle,  1546  eine  grofse  Kirche  erbauet. 

So  fleifsig  früher  dieses  Bad  besucht  wurde,  hat  sich  doch  in 
neueren  Zeiten  die  Frequenz  sehr  gemindert.  Im  Sommer  1830  be- 
fanden sich  daselbst  nur  80  Kurgäste. 

Das  M.wasser  ist  ein  schwaches  Eisenwasser  von  6°  R.,  welches 
erwärmt  als  Bad  bei  Krankheiten  von  Schwäche,  namentlich  bei  Ner- 
venschwäche angewendet  wird. 

Die  besucht.  Badeörter  und  Gesundbr.    Th.  I.  S.  90. 

Der  V  reblau  er  Sauerbrunnen  im  obern  Lavanthale  im 
Klagenfurther  Kreise,  eine  Stunde  westlich  von  St.  Leonhard,  ist 
sehr  reich  an  kohlensaurem  Gase,  dessen  Gehalt  aber  nicht  immer 
sich  gleich   zu   bleiben  scheint. 

Der  chemischen  Analyse  zufolge  enthält  derselbe  in  sechzehn 
Unzen: 


215 


nach  Burger:       nach  Hollenschnigg 

5,12  Gr.       . 

.      21,00  Gr. 

1,75  — 

1,66  — 

0,02  —        .    - 

0,05  — 
0,44  — 

0,43  — 

0,44  - 
0,66  — 
2,66  — 
0,50  — 

7,32  Gr. 

27,41  Gr. 

.- 

32,00  Kub.  Zoll. 

66,00  Kub.  Zoll 

Kohlensaures  Natron 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaures  Eisen    . 
Salzsaures  Natron 
Salzsaure  Talkerde    . 
Schwefelsaures  Natron 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Kieselerde    . 

Kohlensaures  Gas 


Er  wirkt  getrunken,  auflösend,  eröffnend,  und  wird  als  Getränk 
mit  Molken  gleich  dem  Selterserwasser  als  Säuerling  empfohlen  bei  hä- 
morrhoidalischen  Beschwerden,  Verschleimungen,  besonders  chroni- 
schen Brustleiden.  Besucht  wird  der  Brunnen  indefs  wenig,  da  es  an 
den  nöthigen  Einrichtungen  mangelt. 

Die  besucht.  Badeörter  und  Gesundbr.    Th.  I.  S.  111. 

Der  Lienzlmühler  Sauer hrunnen  im  reizenden  Lavan- 
thale  im  Klagenfurther  Kreise,  anderthalb  Stunden  von  Wolfsberg, 
sehr  ähnlich  dem  vorigen,  nur  eisenreicher,  von  einem  schwachen 
Schwefelgeruch.  Benutzt  wird  er  gleich  dem  vorigen,  versendet,  als 
Getränk  mit  Molken,  bei  chronischen  Brustleiden,  Verschleimungen 
und  Stockungen  im  Unterleibe  und  Krankheiten  der  Urinwerkzeuge. 

Der  chemischen  Analyse  zufolge  enthält  derselbe  in  sechzehn 
Unzen: 


nach  Burger: 

nach  Spitzer 

Kohlensaures  Natron 

25,6  Gr.       . 

.      21,51  Gr. 

Kohlensaure  Kalkerde 

14,3  — 

.      18,31  — 

Kohlensaures  Eisen    . 

1,1  -        . 

1,04  — 

Chlortalcium 

2,4  -        . 

3,73  — 

Kieselerde  .... 

. 

0,83  — 

43,4  Gr.  45,42  Gr. 

Kohlensaures  Gas       .        .        .        41,0  Kub.  Zoll.     .      45,0    Kub.Zoll. 
Schwefelwasserstoffgas      .         eine  unbest.  Menge,  eine  unbest.  Menge. 

Die  besuchtesten  Badeörter.    Th.  I.  S.  111. 

D  er  Klininger  Sauerbrunnen  im  obern  Lavanthale  im 
Klagenfurther  Kreise,  nicht  weit  von  dem  Preblauer  M.brunnen,  ge- 
hört nach  den  chemischen  Analysen  zu  den  stärksten  erdig -alkali- 
schen Eisenquellen. 

Sechzehn  Unzen  enthalten: 


nach  Burger: 

nach  Spitzer: 

Kohlensaures  Natron 

1,59  Gr.       . 

2,56  Gr. 

Kohlensaure  Kalkerde 

2,00  — 

5,58  — 

Chlortalcium        .        .        . 

0,50  — 

0,72  — 

216 

Kieselerde 2,00  Gr.       .        .        1,67  Gr. 

Kohlensaures  Eisen    .        .        .        1,25  —        .        .        1,40  — 


7,34  Gr.  11,93  Gr. 

Kohlensaures  Gas       .        .        .      16,00  Kub.  Zoll.     .      28,02  Kub.  Zoll. 

Getrunken  wirkt  derselbe  reizend,  erhitzend,  stärkend,  ist  bei 
Schwäche  der  Unterleibsorgane  empfohlen  worden,  wird  aber  nur  we- 
nig benutzt. 

Die  besuchtesten  Badeörter.    Th.  I.  S.  114. 

Die   M.qxielle   zu  St.  Peter    an   der   Gränze   von  Kärnthen 

und  Steiermark,  hinsichtlich  ihres  reichen  Eisengehaltes  sehr  ähnlich 

dem  Klininger  M.wasser,   enthält  nach  Burger  in  sechzehn  Unzen: 

Kohlensaures  Natron      ....        0,30  Gr. 

Kohlensaure  Kalkerde    ....        6,30  — 

Chlornatrium 0,40  — 

Schwefelsaure  Kalkerde         .■.:,,.        .        0,30  — 
Kohlensaures  Eisen         ....        1,40  — 

Kieselerde 1,25  — 

9,95  Gr. 

Kohlensaures  Gas 27,00  Kub.  Z. 

Die  besuchtesten  Badeörter.    Th.  1.   S.  115. 

Der  Ebriacher  Sauerbrunnen  bei  Kappel  im  Klagenfur- 
ther  Kreise,  wenige  Stunden  vom  Dorfe  Zell  entfernt,  in  einer  rau- 
hen Gegend,  ein  ungemein  starkes  alkalisch -salinisches  Eisenwasser, 
enthält  nach  Damiaui's  Anatyse  in  sechzehn  Unzen  Wasser  an  fes- 
ten Bestandtheilen: 

Schwefelsaures  Natron  ....        2,22  Gr. 

Chlornatrium 4,44  — 

Kohlensaures  Natron      ....       12,44  — 

Thonerde 1,33  — 

Kohlensaure  Kalkerde    ....       12,99  — 
Kohlensaures  Eisenoxydul      .        .        .        5,77  — 

~ 39,19  Gr. 

Getrunken  wirkt  er  stärkend,  zusammenziehend  und  wird  nur 
wenig  von  den  Bewohnern  der  nächsten  Orte  bei  Krankheiten  der 
Unterleibsorgane  von  Schwäche  als  Getränk  gebraucht. 

Die  besuchtesten  Badeörter.    Th.  I.  S.  120. 

Das  Weifsbacher  oder  Weifsenbacher-Bad  bei  Wolfs- 
berg im  Klagenfurther  Kreise. 

In  dem  schönen  Weifsbacherthale  entspringen  zwei  M.  quellen, 
welche  diesen  Namen  führen,  eine  Schwefelquelle  und  eine  zweite, 
welche  reicher  an  Eisen  und  Kohlensäure  ist.  Durch  unvorsichtiges 
Abteufen  soll  das  Mineralwasser  merklich  verloren  haben. 

Durch  die  Stände  ist  hier  ein  Wohnhaus  zur  Aufnahme  von  Kur- 
gästen und  in  einiger  Entfernung  davon  ein  Badehaus  errichtet  wor- 
den.   Jährlich   wird  das  Bad  nur  von  wenigen  Gästen  besucht. 


217 

Die  besuchtesten  Badeörter.    Th.  I.  S.  116. 

Teutschland  geogn.  geologisch  dargestellt  von  Ch.  Ke  ferst  ein. 
Bd.  VI.  St.  1.  S.  190. 

Das  Nicolai  Bad  bei  Gmünd  im  Villacher  Kreise,  ein  kal- 
tes Schwefehvasser,  welches  nur  wenig  äufserlich  und  innerlich  von 
den  Bewohnern  der  nächsten  Dörfer  gegen  rheumatische  Uebel  und 
chronische  Hautausschläge  angewendet  Avird. 

Von  diesem  ist  zu  unterscheiden  der  bei  Gmünd  entspringende 
Sauerbrunnen.  Er  wirkt  diuretisch,  auflösend,  die  Digestion  verbes- 
sernd, und  wird  von  den  Bewohnern  der  Stadt  Gmünd  als  Getränk 
benutzt  bei  Schwäche  der  Verdauungsorgane,  Verschleimungen  und 
Hämorrhoidalbeschwerden. 

Das  Fragantlier  Bad.  Das  M.wasser  desselben  ist  kalt,  noch 
nicht  gründlich  analysirt,  als  Bad  angewendet  worden,  wird  aber 
jetzt  nur  wenig  von  den  Bewohnern  der  nächsten  Umgebungen  benutzt. 

Das  St.  Katharinenb  a  d  bei  Mühlstadt  im  Villacher 
Kreise,  ist  lauwarm,  entbehrt  einer  gründlichen  Analyse,  wird  als 
Bad  bei  Krankheiten  von  Schwäche,  namentlich  bei  Krankheiten  des 
Uterinsystems  angewendet,  jetzt  aber  nur  sehr  wenig  gebraucht. 

Das  St.  Barbara  Bad  bei  Friesach  im  Klagenfurther 
Kreise.  Die  hier  entspringende  M.  quelle  enthält  nur  wenig  minerali- 
sche Bestandtheile,  dient  als  gewöhnliches  Getränk  und  ist  erwärmt, 
als  Bad  bei  chronischen  Hautausschlägen  mit  Nutzen  angewendet 
worden. 

Der  Sauerbrunnen  auf  der  Petzen  bei  Bleiburg  im  Kla- 
genfurther Kreise,  noch  nicht  analysirt,  scheint  aber  nur  sehr  wenig 
mineralische  Bestandtheile  zu  enthalten. 

Die  besuchtesten  Badeörter.    Th.  I.   S.  107. 

Die  M.  quelle  in  der  Zell  im  Villacher  Kreise,  ein  kaltes, 
schwaches  M.wasser,  fast  aufser  Gebrauch,  3040  Fufs  über  dem  Meere 
entspringend. 

Die  besuchtesten  Badeörter.    Th.  I.  S.  106. 

5.   Die  Heilquellen  des  Herzogthums  Krain. 

Die  Krainschen  Alpen,  die  Fortsetzung  der  Karnischen, 
geben  dem  Herzogthum  Krain  und  den  in  demselben  ent- 
springenden M.  quellen  eine  verhältnifsmäfsig  hohe  Lage, 
—  die  Höhe  des  Terglou  beträgt  8794  F.,  des  Mangart 
8235  F.,  des  Wischberges  8195  F.,  des  Rogitzaberges 
7934  F.,  —   Adelsberg  liegt  1700  F.,   Radmannsdorf  1517 


218 

F.,  Idria  1448  F.,  Planina  1412  F.,  Krainburg  1217  F., 
Laibach  900  F.  üb.  d.  M. 

Der  Entstehung  kräftiger  M.  quellen  scheint  die  Ge- 
birgsformation  im  Allgemeinen  ungünstig  zu  sein,  insofern 
in  ihr  das  Urgebirge  vorwaltet.  Namentlich  ist  dies  der 
Fall  in  Oberkrain,  wo  daher  auch  die  vorwaltenden  Be- 
standtheile  der  M.quellen  kohlensaure  Talk-  und  Kalkerde, 
mit  einer  wechselnden  Beimischung  von  Eisen  ausmachen. 
Dagegen  finden  sich  in  den  M.quellen  des  Alpen-  und 
Uebergangskalkes  mehr  schwefelsaure  Salze,  Chlorsalze 
in  den  Quellen  des  meistens  aus  Thonschiefer ,  Quarzge- 
schieben,  Flötzkalk  imd  Kalkbreccie  bestehenden  übrigen 
Gebirges,  —  und  die  Menge  der  Chlorsalze  scheint  sich 
in  Verhältnifs  der  Annäherung  an  das  adriatische  Meer  zu 
steigern ;  —  der  zu  Laybach  als  Trinkwasser  benutzte 
Layback  enthält  in  einem  Pfund  nicht  volle  drei  Gran 
feste  Bestandtheile,  und  unter  diesen  Chlornatrium,  Chlor- 
magnium,  Chlorcalcium,  Chlorkalium  und  Eisen. 

Die  Temperatur  der  M.  quellen  wird  zum  Theil  durch 
die  Gebirgsart  bedingt,  welcher  sie  ihre  Entstehung  ver- 
danken. Von  der  niedrigsten  Temperatur  sind  die  Quellen 
des  Urgebirges,  von  höherer  die  anderer,  besonders  vulka- 
nischer Gebirgsarten,  —  namentlich  gilt  dies  von  den  Th. 
quellen,  welche  östlich  dem  Gebirgszuge  entspringen,  wel- 
cher aus  vulkanischen  Gesteinen  zusammengesetzt,  sich 
südlich  nach  Kroatien,  nordöstlich  bis  in  die  Umgebungen 
des  Plattensees  erstreckt,  und  welchem  aufs  er  den  Th. 
quellen  Kroatiens  die  Th.  quellen  zu  Töplitza  ihre  Entste- 
hung verdanken. 

Im  Allgemeinen  ist  in  den  M.quellen  Krams  das  quan- 
titative Verhältnifs  der  festen  Bestandtheile  gering;  an 
Th.  quellen  zählt  man  nur  drei :  Töplitza,  A  1 1  e  n  b  u  r  g 
und  Veldes,  deren  Temperatur  nur  22  bis  29,5°  R.  be- 
trägt.   Die  wichtigste  von  allen  ist  Töplitza. 

H.  .T.  v.  Crantz   a.  a.  0.    S.  107. 
Hacquct,  ürycto^raphia  Camiolica.    T.  III. 


219 

Vinc.  Fer.  Taude,   Synopsis  fontium  Austriae   p.  50. 
Teutschland  geogn.  geologisch  dargestellt  von  Ch.  Keferstein. 
Bd.  VI.   St.  2.  S.  165-251. 

A.  Boue,  memoires  de  la  Soci^te"  geolog.  1835.  T.  II.  p.  50.  u. flg. 

Das  31.6 ad  %u  Tö plitz  oder  Töplitza  im  Neu- 
städtler Kreise,  von  Neustädtl  anderthalb,  von  Laybach 
acht  Stunden  entfernt. 

Dieses  Bad,  welches  von  der  Wärme  seines  M.wassers 
seinen  Namen  erhielt,  scheint  schon  sehr  früh  bekannt  und 
benutzt  worden  zu  sein. 

Am  Ende  des  siebzehnten  Jahrhunderts  bemerkt  schon  J.  W. 
Valvassor  in  seiner  gelehrten  und  berühmten  Beschreibung  von 
Erain,  dafs  dieses  Bad  von  In-  und  Ausländern  sehr  fleifsig  besucht 
und  gebraucht  werde.  — 

Toplitz  ist  ein  ansehnliches  Pfarrdorf,  zur  Fürstlich 
Auersp  ergischen  Herrschaft  Seifenberg  gehörig.  Im  Jahre 
1767  liefs  Fürst  Heinr.  v.  Auersperg  das  Badgebäude 
aufführen,  welches  aufser  Bädern  mehrere  Säle  zu  gesel- 
ligen Vereinen  und  eine  hinreichende  Menge  Wohnzimmer 
zur  Aufnahme  von  Kurgästen  umfafst.  —  Die  Zahl  der 
Toplitz  jährlich  besuchenden  Kranken  beträgt  im  Durch- 
schnitt gegen  400. 

In  dem  Badegebäude  befinden  sich  drei  Badebassins: 

1.  Das  Fürsten-  oder  Heinrichsbad,  das  gröfste, 
—  es  bildet  ein  längliches  Viereck,  ist  gewölbt,  mit  dem 
nahe  davon  brechenden  Kalksteine  gepflastert,  rings  um 
mit  drei  Reihen  auf  einander  folgender,  steinerner  Sitze 
versehen,  und  so  geräumig,  dafs  150  Personen  darin  baden 
können.  Seine  Höhe  vom  Boden  bis  zum  Gewölbe  beträgt 
30  Fufs.  Zur  Ableitung  der  Thermaldämpfe  findet  sich  an 
der  Decke  eine  Oeffnung.  Für  jedes  Geschlecht  ist  ein 
besonderes  Auskleidezimmer  vorhanden,  um  die  Hälfte  des 
Vierecks  läuft  eine  Gallerie,  zur  Aufnahme  der  nicht  Ba- 
denden bestimmt. 

2.  Das  Karlsbad,  das  zweite  Bassin.  Es  ist  eben- 
falls gepflastert,  mit  einer  Reihe  Sitze  aus  Quadersteinen 
versehen,    auch    gewölbt,    das    Gewölbe   ist   aber   weniger 


220 

hoch,  als  das  im  ersteren;  unfern  des  Bassins  findet  sich 
eine  Auskleidekammer.  Dieses  Bad  ist  für  die  niedere 
Volksklasse  und  das  subalterne  Militair  bestimmt.  Zum 
Unterkommen  für  das  letztere  schenkte  Fürst  Wilhelm 
von  Auersperg  ein  massives  Gebäude  im  Dorfe  dem 
Militair-Aerarium.  —  Das  aus  dem  Karlsbade  abfliegende 
Wasser  fliefst  in  das  dritte  Bad. 

3.  Das  Josephsbad,  zur  Benutzung-  für  Arme  be- 
stimmt. 

Alle  Bassins  werden  täglich  zweimal  abgelassen  und  gereinigt. 
Die  ganze  Badeanstalt  wird  von  der  Fiirstl.  Auerspergischen  Gü- 
ter-Direktion auf  mehrere  Jahre  verpachtet. 

Die  Lage  des  Kurortes  ist  sehr  anmuthig  und  wird 
durch  schöne  Parkanlagen  erhöht. 

Die  Th.  quelle  scheint  in  dem  östlich  von  Töplitz  ge- 
legenen Berge  Gradishe  zu  entspringen,  und  dann  an 
verschiedenen  Orten  in  mehreren  besondern  Quellen  zu 
Tage  zu  kommen;  das  Fürstenbad  hat  eine  Haupt-  und 
drei  Nebenquellen,  das  Karlsbad  drei  Quellen. 

Der  Zuflufs  der  Quelle  ist  reichlich  und  beträgt  in 
einer  Sekunde  7—8  Wiener  Maafs.  — 

Die  Temperatur  des  Th.wassers  im  Fürsten-  und  Karls- 
bade ist  29,25°  R.,  im  Josephsbade  etwas  weniger. 

Frisch  geschöpft  ist  das  Th.  wasser  ganz  klar,  durch- 
sichtig, und  bleibt  es  sehr  lange,  ohne  einen  merklichen 
Bodensatz  zu  bilden,  wenn  man  dasselbe  in  wohl  verschlos- 
senen Flaschen  aufbewahrt.  Im  warmen  und  abgekühlten 
Zustande  ist  es  geruchlos  und  besitzt  einen  nicht  ange- 
nehmen, gutem  Qucllwasser  ähnlichen  Geschmack.  Edle 
Metalle  werden  in  dem  Tb. wasser  glänzend,  linnene  Wä- 
sche blendend  weifs,  blankes  Eisen  nach  einigen  Stunden 
schwärzlich  oxydulirt. 

Der  von  D.  Sig.  Graf  im  Jahre  1830  unternomme- 
nen Analyse  zufolge  enthält  es  an  flüchtigen  Bestandthei- 
Letl  weder  koblensaures  Gas  noch  Schwcfelwasserstoflgas, 
an  festen  2,2735  Gr.  in  sechzehn  Unzen,  nämlich: 


221 


Schwefelsaures  Natron 

0,2472  Gr. 

Schwefelsaure  Talkcrde 

0,1020  — 

Chlormagnium 

0,1405  — 

Chlorcalcium 

0,1881  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

0,9316  — 

Kohlensaure  Talkerde 

0,2606  — 

Thonerde     . 

0,2308  — 

Kieselerde    . 

0,1025  — 

Extractivstoff 

0,0702  — 

2,2735  Gr. 
In  100  Gr.  fester  Bestandtheile  sind  enthalten: 


Schwefelsaures  Natron 
Schwefelsaure  Talkerde 
Chlorcalcium     . 
Chlörmagnium  . 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Talkerde 
Thonerde  . 
Kieselerde 
Extractivstoff    . 


11.0  Gr. 
4,5- 
8,3  — 
4,4- 

41.1  — 
11,5  — 
10,5  — 

5,5  — 
3,2- 

100,0  Gr. 

Benutzt  wird  dieses  Tk.wasser  nur  als  Bad.  Man  ba- 
det täglich  zweimal  und  verweilt  in  jedem  Bade  eine  halbe 
bis  anderthalb  Stunden. 

In  dieser  Form  angewendet  wirkt  dasselbe  belebend 
reizend  auf  das  Nervensystem  und  die  Organe  der  Repro- 
duction,  die  Se-  und  Excretion  befördernd,  die  Resorption 
bethätigend,  auflösend,  und  wird  gerühmt  bei  Gicht,  Rheu- 
matismen, chronischen  Hautausschlägen,  Lähmungen  und 
bei  durch  metastatische  Ursachen  oder  Verwundungen  ent- 
standenen Contrakturen,  —  Amenorrhoe,  Bleichsucht,  Mer- 
knrialkachexie  und  chronischen  Nervenkrankheiten  krampf- 
hafter Art. 

J.  W.  Valvassor,  die  Ehre  des  Herzogthums  Krain,  übersetzt 
und  mit  Anmerk.  versehen  von  Er  asm.  Franciscus.  1689.  Th.  I. 
S.  228. 

Anton  Castellez,  Thermarum  Teplicensium  in  inferiori  Car- 
niolia  existentium  examen  et  usus.    Vindobon.  1777.    4. 

H.  J.  v.  Crantz  a.  a.  O.   S.  109. 


222 

An  die  Th.  quellen  zu  Töplitza  reihen  sich  zwei  ähnliche,  die 
Th. quellen  zu  Altenburg  und  Veldes,  und  mehrere  kalte,  weni- 
ger benutzte  M.  quellen. 

Die  Th. quelle  zu  Alienburg  an  der  Gurk  in  Unter -Krain, 
oder  in  dem  Neustädtler  Kreise. 

Das  Tli.wasser  hat  die  Temperatur  von  27°  R.,  entbehrt  noch 
einer  chemischen  Analyse,  und  wird,  in  Ermangelung  von  Gebäuden 
zur  Aufnahme  von  Kurgästen,  nur  von  den  nächsten  Bewohnern  als 
Bad  mit  Nutzen  bei  chronischen  Hautausschlägen,  Geschwüren,  Ge- 
lenksteifigkeiten  und  Lähmungen  benutzt. 

Die  M.  quelle  zu  Veldes  in  Ober-Krain  oder  dem  Layba- 
cher  Kreise.,  hat  die  Temperatur  von  22°  R.,  ist  noch  nicht  chemisch 
analysirt  worden,  entbehrt  der  nöthigeu  Gebäude  zur  Aufnahme  von 
Kurgästen  und  wird  nur  von  den  nächsten  Bewohnern  gleich  der  Th. 
quelle  zu  Altenburg  mit  Nutzen  gebraucht. 

Die  M. quellen  zu  Kroppa  oder  Krupp  im  Laybacher 
Kreise,  der  Zahl  nach  zwei,  nur  von  den  Bewohnern  der  Umgegend 
als  Getränk  benutzt. 

H.  J.  v.  Crantz  a.  a.  0.    S.  108. 

Der  Sauerbrunnen  bei  Loybl,  ein  auflö'send-eröffnend  wir- 
kender Säuerling. 

H.  J.  v.  Crantz  a.  a.  0.   S.  108. 

Die  M.  quelle  zu  Klingen  fei  s  in  Unter -Krain,  nur  wenig 
benutzt. 

H.  J.  v.  Crantz   a.  a.  0.    S.  108. 

Die  M.  quelle  zu  Billich  g  r  ätz ,  ein  auflösend -eröffnender 
Säuerling. 

H.  J.  v.  Crantz  a.  a.  0.    S.  107. 

Die  M.  quellen  zu  Strehaz  und  Rybnich,  zwei  Eisenquel- 
len, jetzt  wenig  im  Gebrauch,  früher  als  Getränk  gegen  Durchfall 
gerühmt 

Die  M. quelle  von  Natoplitze,  wurde  früher  als  Bad  be- 
nutzt, wirkt  gelind-auflösend,  ist  gegenwärtig  aber  nur  wenig  im  Ge- 
brauch. 

H.  J.  v.  Crantz  a.  a.  0.    S.  108. 


An  diese  M.  quellen  schliefsen  sich  im  Triester  Gouvernemeutiäge- 
bietc,  unfern  der  Stadt  Triest: 

Die  Th.buder  von  M ontefalcone  oder  Monfalcone,  zwei 


223 

Miglien  von  der  Stadt  dieses  Namens,  eine  Miglie  von  San  Giovanni, 
am  nördlichen  Fufse  des  Monte  di  S.  Antonio. 

Schon  die  alten  Römer  kannten  sie;  nach  Plinius  entsprangen 
sie  auf  Inseln  des  adriatischen  Meeres  den  Quellen  des  Timao  ge- 
genüber, wurden  viel  gebraucht,  und  ihrer  ausgezeichneten  Wirksam- 
keit wegen  Aqua  Dei  et  vitae  genannt.  Reiche  Villen  und  ein  Tem- 
pel, in  welchem  die  durch  die  Bäder  Genesenen  ihr  Dankopfer  nie- 
derlegten, erstanden  um  sie  und  in  ihrer  Nähe  das  reiche  und  mäch- 
tige Aquileja.  Seit  Attila,  der  Aquileja  zerstörte,  wurden  indefs  auch 
diese  Gegenden  vielfach  verheert  und  die  Heilquellen  fast  vergessen. 
Die  die  ganze  Umgegend  beherrschende  Falkenburg  (Montefalcone) 
wurde  erbaut  von  Theodorich,  dem  Könige  der  Ostgothen,  nach  sei- 
nem Siege  in  der  Ebene  von  Merinizza  am  Isonzo  über  Odoacer,  den 
König  der  Heruler,  —  erst  später  entstand  am  Fufse  des  Berges, 
(Rocca  di  Monfalcone)  die  Stadt  Monfalcone,  und  au  den  Quellen  des 
Timao  wurde  aus  den  Quadern  des  zerstörten  Tempels  die  Kirche 
von  San  Giovanni  und  -auf  dem  Felsenrücken  eine  dem  heiligen  An- 
tonio geweihte  Kirche  erbaut,  von  welcher  die  Benennung  Monte  di 
Sant1  Antonio  sich  herschreibt.  Die  Thermalquelle  blieb  gleichwohl 
lange  zwischen  den  Felsen,  denen  sie  entspringt,  und  dem  Sumpfe, 
in  welchem  sie  flofs,  unbeachtet,  bis  im  J.  1433  Francesco  Nani, 
ein  venetianischer  Nobile  und  damaliger  Podesta  von  Monfalcone, 
endlich  das  Bad  wieder  herstellte.  Durch  seine  ausgezeichneten  Heil- 
kräfte kam  dasselbe  auch  bald  wieder  in  Aufnahme,  und  erhielt 
wohlverdiente  Anerkennung,  wie  aus  einem  Schreiben  von  J  a  c  o  m  o 
Valvasone  aus  Udine  vom  J.  1553  und  aus  einem  Beschlüsse  des 
Magistrats  von  Monfalcone  vom  J.  1590  erhellt;  auch  A.  Baccius 
gedenkt  rühmlich  dieses  Bades.  Im  J.  1772  wurde  das  Thermalwas- 
ser  von  H.  J.  von  Crantz  in  Wien  untersucht,  im  J.  1799  von 
Michieli  und  den  Gebrüdern  Mattiassi,  damaligen  Pächtern  des 
Bades,  ein  Badehaus  aufgeführt,  und  J.  Ant.  Vidali  beauftragt,  die 
Th. quelle  zu  auaiysiren.  Eine  neuere  Analyse,  welche  sehr  wün- 
schenswerth  wäre,  ward  zwar  1830  veranstaltet,  blieb  leider  aber  un- 
beendigt,  gleichwohl  wurde  hierdurch  ermittelt,  dafs  aufser  den  bis 
dahin  bekannten  Bestandtheilen  auch  Jod  und  Brom  in  diesem  Ther- 
malwasser  enthalten  sind;  —  eine  im  J.  1839  von  Hrn.  Degrassi, 
Stadt-  und  Badearzt  von  Monfalcone,  veranlafste  Analyse  steht  zu  er- 
warten. In  Folge  des  Vereins  einer  Actiengesellschaft  wurde  im  J. 
1838  das  alte  Badegebäude  abgerissen  und  ein  neues,  geräumigeres 
und  zweckmäfsigeres  im  Jahre  1839  vollendet,  das  schon  von  mehr 
denn  hundert  Badegästen  benutzt  wurde  und  welches  der  Nachbar- 
schaft von  Triest  entspricht,  —  einer  Stadt,  die  bestimmt  scheint  die 
Stelle  des  alten  Aquileja  einzunehmen;  —  und  so  scheint  dieses  Bad, 
an  einer  der  belebtesten  Strafsen,  am  adriatischen  Meere,  an  der 
Schwelle  Italiens  gelegen,  umgeben  von  malerischen  Gegenden,  klassischen 
Erinnerungen  aus  der  Vorzeit,  mit  einer  reizenden  Aussicht  auf  das 
Meer,  Istriens  Halbinsel,  auf  Triest  uud  auf  die  Alpen  im  Hinter- 
grunde, einer  neuen  uud  glänzenden  Zukunft  entgegen  zu  gehen. 


224 

Das  Thermalwasser  ist  dadurch  besonders  merkwürdig,  dafs  es 
alle  vier  und  zwanzig  Stunden  mit  der  Fluth  und  Ebbe  des  adriatischen 
Meeres  steigt  und  fällt,  —  fontes  calidi,  sagt  Plinius,  qui  pariter 
cum  aestu  maris  crescuut  minuunturque.  Mit  der  Fluth  entwickeln 
sich  im  Becken  der  Th.quellen  Thermaldämpfe,  welche  aus  dem  Was- 
ser in  Form  von  Blasen  aufsteigen,  aus  einem  Gemisch  von  kohlen- 
saurem Gas  und  Schwefelwasserstoffgas  bestehen,  das  Wasser  trüben 
und  eine  3  bis  4  Fufs  hohe  Schicht  über  dem  Wasserspiegel  bilden. 
Die  Temperatur  des  Th.  wassers  beträgt  30—31,  nie  über  37°  R.,  ist 
klar,  bleibt  durchsichtig,  bildet  keinen  bedeutenden  Niederschlag;  das- 
selbe hat  einen  salzigen  Geschmack,  schmeckt,  wenn  es  zu  erkalten 
anfängt,  doch  nur  entfernt  nach  Schwefelwasserstoffgas,  was  aber 
nicht  mehr  weder  durch  Geschmack  noch  Geruch  bemerkt  wird,  sobald 
es  erkaltet  ist.    Das  spec.  Gew.  des  Th.  wassers  beträgt  1015. 

Nach  Ant.  Vidali's  Analyse  enthalten  sechzehn  Unzen  des 
Thermalwassers,  aufser  einer  unbestimmten  Menge  an  Schwefelwas- 
serstoffgas, au  festen  Bestandtheilen: 

Schwefelsaure  Talkerde    .        .  6,186  Gr. 

Schwefelsaure  Kalkerde    .        .  5,333  — 

Chlornatrium       ....  83,200  — 

Chlormagnium     ....  12,160  — 

Kohlensaure  Kalkerde        .        .  5,546  — 

Verlust 1,920  — 

114,345  Gr. 

Man  rühmt  diese  Bäder  vorzüglich  gegen  hartnäckige  rheumati- 
sche und  gichtische  Leiden,  chronische  Haut-  uud  Nervenkrankheiten, 
so  wie  veraltete,  schwer  heilende  Wunden.  — 

Plinii  histor.    natural.     Lib.  II.  Cap.  103.  —  Lib.  III.  Cap.  26. 

Baccius,  de  thermis.    Venetii  1711.    p.  141. 

Basilio  Asquini,  Ragguaglio  geografico-storico  di  Monfalcone 
nel  Friuli.    Udine  1741.    4°.  — 

Raccolta  di  opuscoli  inediti  riguardanti  TAcque  mineraü  dello 
stato  della  sereniss.  Repubblica  di  Venezia,  data  in  luce  da  Dome- 
nico Vincenti.    Venet.  1760.    4°.  — 

A.  Vidali,  Notizie  ed  aualisi  chimica  dell1  acqua  termale  di 
Monfalcone.  — 

Dr.  Franco,  Risultati  medico-chimici  dei  bagni  di  Monfalcone. 
Padova  1804.   — 

Continuazione  della  storia  mcdica  dei  bagni  di  Monfalcone  doppo 
li  risultamenti  medico-chimici,  stampati  in  Padova  Panno  1804,  in  ein 
ven^ono  espnste  altre  piu  interossanti  osservazioni  riscontratc  da 
Marco  Franco.    Pardcuonc  1812.   — 

Modic.  Jahrb.  des  Oesterr.  Kaiser  Staates.  1817.  Bd.  III.  St.  2. 
S.  133.  — 

Giu- 


225 

Giuseppe  Berini,  indagiui  sullo  stato  del  Timavo  etc.   Udine 

1826.    4°.  — 

Wiener  Zeitschrift  für  Kunst  u.  Literatur.    1830.   Nr.  33.   S.  266. 
Augsburger  Allgem.  Zeitung.    1839.    Beilage  246.   247. 


Weniger  bekannt  und  benutzt  sind  in  Ulyrien  die  lauwarmen 
M.quellen  von  B uschen  dorf,  —  ihr  Wasser  ist  nach  Macher  klar, 
geruch-  und  geschmacklos  und  hat  die  Temperatur  von  18—20°  R. ; 
—  und  die  Mineralquellen  bei  Tschatasch  auf  dem  rechten  Ufer 
der  Save,  —  ihr  Wasser  ist  klar,  geruch-  und  geschmacklos,  dem 
Gefühl  nach  sehr  weich,  fast  seifenartig,  von  19 — 30°  R.  und  wird 
als  Bad  bei  gichtischen  Leiden,  chronischen  Hautausschlägen  und 
veralteten  Geschwüren  benutzt. 


II.  Theil. 


III.    Die   Heilquellen    der  Königreiche  Ungarn   und 

Galizien,    des  Grofsfürstenthums   Siebenbürgen    und 

der  Königreiche  Slavonien  und  Kroatien. 


±Jer  grofse  Gebirgsstock,  welcher  diese  Länder  zu  einer 
Gruppe,   zu  einem  Ganzen  vereint,   sind   die   Karpathen. 
Am  nördlichen  Ufer  der  Donau  bei  Orsowa  sich  erhebend, 
anfänglich  nach  Osten,  später  nach  Westen  in  vielarmi- 
gen  Verzweigungen  streichend,  in  bedeutenden  Höhen  zwi- 
schen Galizien  und  Ungarn  sich  ausbreitend,    südlich  bis 
zur  Donau  bei  Prefsburg  herabsteigend,    im  Norden  mit 
dem  schlesisch- mährischen  Gebirge  sich  verbindend,  um- 
schliefsen  sie  Völker  von  verwandtem  Ursprung,  Karakter, 
Sprache  und  Sitten  und  reich  von  der  Natur   geseegnete 
Länder;  —  in  ihrem  Innern  birgt  sich  ein  unermefslicher 
Schatz  von  Metallen  und  Steinsalz  und   ein  unerschöpfli- 
cher Quell  von  kräftigen  Mineralbrunnen,  in  deren  Tempe- 
ratur und  Mischungsverhältnissen  sich  unläugbar  eine  gro- 
fse Analogie  ausspricht. 

1.    Die  Heilquellen  des  Königreichs  Ungarn. 

Ungarn  und  Siebenbürgen  bilden  ein  breites  und  tiefes 
Becken,  welches  von  mächtigen  Strömen  und  grofsen  Seen 
bewässert,  von  dem  Zuge  der  majestätischen  Karpathen 
umkränzt,  vor  den  genannten  andern  Ländern  verschwen- 
derisch von  der  Natur  mit  den  schönsten  Gaben  auf  und 
in  der  Erde  ausgestattet  wurde. 


227 


Man  hat  Ungarn  in  dieser  Hinsicht  klein  Europa  ge- 
nannt ;  —  in  unserm  Erdtheil  wenigstens  existirt  wohl  kein 
Land  von  gleichem  Flächeninhalt,  welches  hinsichtlich  des 
Reichthums,  der  Mannigfaltigkeit  und  Vortrefflichkeit  sei- 
ner Naturerzeugnisse  Ungarn  gleich  gestellt  werden  könnte. 

Der  mächtige  Gebirgszug,  welcher  Ungarn  umschliefst, 
fängt  in  der  Prefsburger  Gespannschaft  in  sanften  Erhöhun- 
gen an,  zieht  sich  an  der  nördlichen  Gränze  Ungarns  in 
Form  eines  Halbmondes  nach  Siebenbürgen,  erhebt  sich 
in  der  Liptauer  Gespannschaft  schon  zu  einer  beträchtli- 
chen Höhe,  zu  einer  kolossalen  jedoch  in  der  Zipser  Ge- 
spannschaft, und  bildet  die  bekannten  drei  Hauptgruppen 
des  Tatra,  Fatra  und  Matra.  Die  Lomnitzer  Spitze 
im  Zipser  Comitate  erhebt  sich  bis  zu  einer  Höhe  von 
8316  Fürs,  die  Kesmarker  in  derselban  Gespannschaft 
bis  zu  8100  Fufs,  der  grofse  Krywan  in  der  Liptauer  Ge- 
spannschaft bis  zu  7818  F.  $  —  während  die  Donau,  der 
Vereinigungspunkt  aller  ungarischen  Flüsse,  den  Maafstab 
der  Tiefe  des  fruchtreichen  Beckens  abgiebt;  —  ihre  Höhe 
beträgt  bei  Prefsburg  310  F.,  bei  Raab  256  F.,  bei  Pesth 
nur  215  F.  über  dem  Meere. 

Die  höhere  oder  niedere  Lage  der  einzelnen  M.quellen 
Ungarns  wird  daher  auch  dadurch  bedingt,  je  nachdem  sie 
näher  der  Donau,  oder  entfernter  von  ihr  im  Gebirge  zu 
Tage  kommen.    So  entspringen  nach  Beudant's  Angabe: 

d.  Meere 


}ie  M.quelle 

von  Erdö-Benye 

341  Fufs  üb 

__        _ 

—  Tölszva     . 

341 

—      - 

—        — 

—  Rima  Szombath 

393 

—      — 

—        — 

—  Füred 

460 

—      — 

—        — 

—  Ofen 

493 

—      _ 

—        — 

—  Erlau 

543 

—      — 

—        — 

—  Glafshütte 

1074 

—      — 

—        — 

—  Neusohl     . 

1155 

—      — 

—        — 

—  Sliacs 

1194 

—      — 

_        _ 

—  Grofs  Schlagendorf  . 

3014 

—      — 

Das  Hauptgestein  der  Gebirgszüge  ist  Granit,  mit  Ur- 
sandstein  (Karpathensandstein),  Urkalk,  Uebergangskalk,  — 

P  2 


228 

mit,  theilweise  in  beträchtlichen  Massen  vorkommendem  Ur- 
trapp,  Porphyr,  Grünsteinporphyr,  Trachyt,  Basalt. 

Wegen  ihres  Reichthums  an  kräftigen  M. quellen  schei- 
nen  besonders  bemerkenswertk  mehrere  Trachyt-  und  Por- 
phyrgebirge, namentlich  die  beträchtliche  Trachytkette,  wel- 
che sich  von  dem  Kalmannygebirge  bis  in  die  Nähe  von  Vä- 
särhelly  erstreckt,  und  die  Berge  von  Traclryt  und  Tra- 
chyttuff  zu  Büdöshegy,  welche  so  reich  an  Mineralquellen 
und  Ausströmungen  von  kohlensaurem  Gase  und  Schwefel- 
dämpfen sind,  dafs  sie  Boue  mit  der  Solfatara  bei  Neapel 
vergleicht.  —  Aehnliche  Ausströmungen  von  kohlensaurem 
Gase,  gleich  denen  in  der  Hundsgrotte  zu  Neapel,  finden 
sich  bei  Ribär  in  der  Sohler-,  und  zu  Sz.  Iväny  in  der 
Liptauer  Gespannschaft. 

In  Bezug  auf  die  Mischungsverhältnisse  der  M. quellen 
verdient  besonders  bemerkt  zu  werden,  dafs  in  Ungarn 
sich  fast  alle  edlen  und  unedlen  Metalle  in  ausserordentli- 
cher Menge  vorfinden,  sehr  beträchtliche  Salzstöcke  und 
viel  Alaun  und  Natron.  Die  Erzgänge  der  edlen  Metalle 
in  Ungarn  zeigen  eine  auffallende  Analogie  mit  denen  in 
Südamerika.  Nach  Beudant  liefert  Ungarn  halb  so  viel 
Gold  als  ganz  Europa  zusammengenommen,  an  Silber  den 
dritten  Theil,  die  Mehrzahl  der  gröfsern  Flüsse  führen  Gold; 
—  nach  einem  alten  Sprichwort  ist  Neusohl  mit  kupfernen, 
Schemnitz  mit  silbernen  und  Kremnitz  mit  goldenen  Mau- 
ern umgeben!  —  Mächtige  Salzlager  durchstreichen  die 
Säroser  und  Marmaroser  Gespanns chaft,  —  die  Biliarer  und 
Mosonyer  Gespannschaft  sind  so  reich  an  Natronseen,  die 
Baranyer,  Ilevescr  und  Beregher  Gespannschaften  so  er- 
giebig an  Alaun,  dafs  zur  Benutzung  des  Natron,  so  wie 
zur  Gewinnung  von  Alaun  beträchtliche  Fabriken  bestehen. 

Durch  alle  diese  Loealverhältnisse  erklärt  sich  der 
grofsc  Ueichthum  Ungarns  an  Mineralquellen.  Nacli  H.  .1. 
v.  Crantz  beträgt  ihre  Zahl  230,  nach  Shepeshäzy 
275,  nach  neuern  Angaben  mehr  denn  401). 

Besonders  reich  an  M.  quellen  sind  die  an  dem  südli- 


229 

chen  Abfall  der  Karpathen  gelegenen  Gespannschaften,  na- 
mentlich die  Flursgebiete  der  Waag,  des  Gran  und  der 
Theifs,  —  in  der  von  Säros  lassen  sich  allein  einige  sie- 
benzig  nachweisen!   — 

Hinsichtlich  der  Qualität  der  einzelnen  besitzt  Ungarn 
zahlreiche  heife  Th.  quellen  und  ungemein  viel  Säuerlinge, 
namentlich  in  der  Säros  er,  Marmaroser,  Zipser  und  Gömö- 
rer  Gespannschaft,  welche  aufser  vielem  kohlensaurem  Gase 
verhältnifsmäfsäg  viele  Natronsalze,  namentlich  kohlensau- 
res Natron  enthalten.  Die  Temperatur  der  Th. quellen  be- 
trägt 25  —  50°  R. 

Mehrere  M.  quellen  wurden  schon  seit  den  frühesten 
Zeiten  gekannt  und  auch  benutzt,  eine  besondere  Aufmerk- 
samkeit schenkte  ihnen  jedoch  die  Regierung  seit  d.  Jahre 
1763.  H.  J.  v.  Crantz  lieferte  in  seinem  schon  erwähn- 
ten Werke  eine  Beschreibung  derselben,  später  wurden 
sie  von  berühmten  Chemikern  untersucht,  namentlich  von 
Kitaibel,  welcher  sich  von  1795  — 1814  damit  beschäf- 
tigte, aber  an  der  Vollendung  seines  verdienstvollen  Unter- 
nehmens durch  den  Tod  verhindert  wurde;  doch  gab  Schu- 
ster nachher  seine  „Opera posthuma"  heraus.  —  An  diese  Ar- 
beiten reihen  sich  mehrere  neuerdings  erschienene  sehr  vor- 
zügliche Monographieen  einzelner  Kurorte,  —  eine  sehr 
ausgezeichnete,  viel  umfassende  und  zugleich  gründliche 
Schrift  über  die  M.  quellen  Ungarns  und  Siebenbürgens 
wird  erwartet  von  dem  rühmlichst  bekannten  Hrn.  Profes- 
sor T  a  g  n  i  o  zu  Pesth. 

Mehrere  Kurorte  Ungarns  erfreuen  sich  eines  nicht 
unbeträchtlichen  Zuspruchs  von  den  Nachbarstaaten;  die 
Versendungen  von  M.wasser  sind  indefs  nicht  so  bedeu- 
tend, als  man  bei  der  Güte  der  einzelnen  Quellen  wohl 
erwarten  sollte.  $%enthümlich  ist  der  Gebrauch  an  eini- 
gen Orten,  Wasser  von  Säuerlingen  mit  Hefen  auf  Fässer 
zu  legen,  gähren  zu  lassen  und  in  dieser  Form  als  Getränk 
zu  benutzen. 

Von  den  zahlreichen  M.  quellen  Ungarns,  welche  we- 


230 

gen  ihres  Reichthuins  an  festen  und  flüchtigen  Bestandteilen 
und  wegen  ihrer  ausgezeichneten  Wirksamkeit  eine  besondere 
Erwähnung  verdienen,  nenne  ich  blofs  die  Eisenquellen  von 
Bartfeld,  Vichnye,  Tärsca,  Buzias,  Szalatnya, 
Rank,  Herlein  und  Parad,  —  die  Säuerlinge  von 
Füred,  Neu-Lublau,  —  die  Thermalquellen  von  Ofen, 
Trentsin,  Pöstheny,  Mehadia,  Harkauy,  Kra- 
pina,  Skleno,  Lipik,  —  die  kalten  S chwefelqu eilen 
von  Balf,  Szobranz,  —  die  alkalische  M. quelle  von 
Borszek  und  den  Sodasee  in  der  Biliarer  Gespaimschaft, 
—  die  Bittersalzquellen  von  Gran,  —  die  Soolen  von  So- 
vär,  Felsö-Bajom  u.  a.,  —  von  j od-  und  bromhalti- 
gen Mineralquellen  erwähnt  Tagnio  in  Ungarn  29,  —  in 
Siebenbürgen  7. 

Georg.  Wernherus,  Hypomnemation  de  admirandis  Hungariae 
aquis.    Vindobon.  1551. 

Danubius  Pannonico-Mysicus  observationibus  geograpbicis,  astro- 
nomicis,  hydrographicis,  historicis,  physich?  perlustr.  et  in  VI.  tom. 
digest.  ab  Aloysio  Ferd.  Com.  Mars  Mi.  Hagae  Comitum  et 
Amstelod.  1726.    Tom.  VI. 

H.  J.  v.  Crantz,  Gesundbrunnen  der  Oesterreich.  Monarchie. 
S.  131. 

Vinc.  Fer.  Tande,  sjrnopsis  fontium  Austriae.    p.  63. 

Fichtel's  mineralogische  Bemerkungen  von  den  Karpathcn. 
Wien  1791. 

Beiträge  zur  Topographie  von  Ungarn ,  von  S.  Bredeczky. 
Wien  1803.    Bd.  I-1V. 

Magda  Pal  Mag}rar  Orszagnak  sat.  statistikai  es  geogräphiai  le- 
eräsa.    Pesten  1819. 

Die  besucht.  Badeörter  und  Gesundbr.  des  Oest.  Kaiserstaates. 
Th.  II.    S.  187. 

v.  Froriep's  Notizen.    Bd.  V.   S.  257. 

Voyage  min6ralogique  et  giiologiquc  en  Hongric  par  F.  S.  Beu- 
dant.    Paris  1818-1822.    Vol.  I-IV. 

Oken's  Isis.    1825.    St.  10.  Litt.  Anzeig.  S.  104.  105. 

Merkwürdigkeiten  des  Königreiches  Ungarn  von  C.  v.  Szepes- 
hazy  und  J.  C.  v.  Thiele.    Kascbau  1825. 

Neuester  Wegweiser  durch  das  Königreich  Ungarn  von  C.  von 
Szepcshazy  und  J.  C.  v.  Thiele.    Kascbau  1827. 

J.  G.  Sommer's  Taschenbuch  zur  Verbreitung  geographischer 
Kenntnisse.    5.  Jahrg.    Prag  1827. 

P.  Kita  i  bei  i  Hydrographia  Hungariae,  ed  J.  S  c  li  u  s  t  er.  Pe- 
stiui  1829.    T.  I.  II. 


231 

Gemälde  von  Ungarn,  v.  J.  v.  C  s  a  p  1  o  v  i  c  s.  Pesth  1829.  Th.  I.  S.  87. 

A.  Boue  in:  Edinburgh  philos.  Journal.  1829.  October  —  De- 
cember  und  in:  Journal  de  Geologie.    1830.    T.  I.  p.  30.  113. 

Teutschland  geogn.  geologisch  dargestellt  von  Chr.  Keferstein. 
Bd.  Vif.    St.  2.  S.  135  —  191. 

Sana.  Aug.  Stoltz,  aquae  minerales  sulfureae  Hungariae.  Dis- 
sert.  inaug.    Pesthini  1833. 

Matth.  Macher,  die  den  Grenzen  der  Steiermark  nahen  Heil- 
wässer in  Ungarn,  Croatien  und  Illyrien.    Grätz  1834. 

L  u  d  vi  g  h's  malerische  Reise  inUngarn.  2Theile.  Hildburghausen  1835. 

Die  berühmtesten  und  besuchtesten  Bäder  und  Gesundbrunnen 
von  Ungarn,  ihre  Eigenschaften,  Heilkräfte  und  Gebrauchsweise.  Leip- 
zig 1837. 

Tagnio  in:  R.  Brandes  u.  Wackenroder's  Archiv  und 
Zeitung  des  Apothekervereins.    1839.    Bd.  III.  S.  217. 

Kaiisch,  Allgemeine  Zeitung  des  Brunnen-  und  Badewesens. 
1839.   August.    S.  17. 

1.  Die  Thermalquellen  %u  Ofen  (Therinae 
Budenses).  —  Die  alte,  in  historischer  Hinsicht  so  denk- 
würdige Haupt-  und  Residenzstadt  des  Königreichs,  Ofen, 
im  fünften  Jahrhundert  Aufenthalt  des  gefürchteten  Attila, 
später  der  Sitz  und  die  Wiege  der  Könige  Ungarns,  aus- 
gezeichnet durch  den  Besitz  höchst  wirksamer,  viel  benutz- 
ter Heilbäder,  berühmt  durch  die  mannigfaltigen  und  ver- 
hängnifsvollen  Schicksale,  welche  diese  Stadt  im  Wech- 
sel der  Zeit  erfuhr,  namentlich  durch  die  häufigen  Belage- 
rungen, den  hartnäckigen  und  verzweifelten  Widerstand, 
welchen  die  hart  bedrängten  Vertheidiger  derselben  zeig- 
ten, —  liegt  auf  dem  rechten  Ufer  der  Donau,  nach  Beu- 
dant  493  F.  üb.  d.  M.  erhaben,  fast  in  der  Mitte  des  Kö- 
nigreiches, von  Prefsburg  29,  von  Wien  36  Meilen  entfernt. 

Ihre  Lage  ist  sehr  malerisch.  —  Durch  eine  Schiff- 
brücke mit  dem  auf  dem  linken  flachen  Donauufer  gelege- 
nen, volkreichen  Pesth  verbunden,  wird  Ofen  von  einem 
Halbkreis  von  Bergen  mittlerer  Höhe  umkränzt,  welche 
gröfstentheils  mit  Gärten  und  reichen  Rebenpflanzungen 
bedeckt  sind,  —  gegen  Süden  tritt  der  steile  St.  Gerhards- 
berg dicht  an  die  Donau,  im  Norden  schliefst  den  Halb- 
kreis der  allmählig  sich  gegen  den  Strom  abflachende  Jo- 
sephsberg. 


232 

Dafs  schon  die  Römer  die  Tb.quellen  Ofen's  gekannt  und  benutzt 
Laben,  beweisen  zahlreiche  theils  noch  vorhandene,  theils  früher  aus- 
gegrabene römische  Alterthümer.  Auf  der  Stelle,  -welche  gegenwärtig 
Altofen  einnimmt,  stand  früher  Aquincum  (Acinquum,  Acincum),  der 
Sitz  der  römischen  zweiten  Hiilfslegion  (Legio  secunda  adjutrix  pia 
fidelis),  welche  einer  hier  aufgefundenen  Inschrift  zufolge  nach  Eini- 
gen schon  von  Kaiser  Titus  Vespasianus  im  J.  69—79,  nach  Anderen 
jedoch  erst  von  Trajanus  im  J.  98—117  hieher  befehligt  wurde.  Un- 
ter Kaiser  Septimius  Severus  im  J.  Chr.  201  wurde  schon  Ofen  mit 
öffentlichen  Bädern,  Springbrunnen  und  Schwitzbädern  ausgestattet, 
von  welchen  ein  noch  jetzt  vorhandenes  im  J.  1778  entdeckt  wurde. 
Nach  der  Vertreibung  der  Römer  zu  Anfang  des  vierten  Jahrhunderts 
durch  die  andringenden  Völkerwanderungen  verheerten  barbarische 
Horden  auch  diese  Gegend;  die  Hunnen  und  andere  besafsen  sie  nur 
kurze  Zeit,  bis  nach  mannigfachem  Wechsel  die  Ungarn  im  neunten 
Jahrhundert  auch  hier  festen  Fufs  fafsten. 

Die  erste  Erwähnung  der  warmen  M.  quellen  findet  sich  in  ei- 
nem Diplom  des  Königs  Andreas  II.  vom  J.  1212;  später  gedenken 
ihrer  der  aus  Palästina  über  Ofen  zurückkehrende  Reisende  Bertran- 
don de  la  Brocquiere  (1443),  der  Graner  Erzbischof  Nico- 
laus  Oläh  unter  der  Regierung  von  Mathias  Corvinus  (1458—1490), 
Antonius  ßonfinius  (zu  Anfang  des  16.  Jahrb.),  noch  später  Sig- 
mund Freiherr  von  Herberstein  und  in  der  Mitte  des  sechzehnten 
Jahrhunderts  der  die  türkische  Gesandtschaft  nach  Konstantinopel  be- 
gleitende Auge ri us  Gislenius  Busbecquius.  —  Glänzend  war 
die  beinahe  anderthalbhundertjährige  Periode  des  Besitzes  von  Ofen 
unter  den  Türken.  Georg  Wem  her,  der  in  seinem  Hy- 
pomuemation  de  admirandis  Hungariae  aquis.  Viennae  1551.  über 
Ofen  ausführlichere  Nachrichten  giebt,  sagt  von  dieser  Zeit:  Turcae, 
quibus  tarnen  omnia  vastare  libido  est,  (thermas)  non  modo  non  cor- 
ruperunt,  sed  etiam  eultiores  ac  per  speciem  religionis  quasi  augustio- 
res  reddiderunt."  Der  Pascha  Mohammed  liefs  bei  den  obern  und  un- 
tern Bädern  den  Dervischen  Klosterwohnungen  bauen ;  die  Einrichtung 
der  Bäder  selbst  förderte  er  und  seine  Nachfolger  auf  das  eifrigste. 
Die  Badegebäude  wurden  zierlich  und  mehrere  sogar  prachtvoll  her- 
gestellt, wovon  noch  Spuren  im  Blocks-,  Brück-  und  Kaiserbade  sicht- 
bar sind,  und  selbst  in  dem  Königsbade  waren  sie  es  bis  zum  J.  1826. 
—  Nach  einer  Herrschaft  von  146  Jahren,  nach  langen  und  blutigen 
Kämpfen  verloren  die  Türken  endlich  Ofen,  und  wichen  im  J.  1(>86 
dem  siegreichen  Kaiser  Leopold.  Nacli  ihrem  Abzüge  verfielen  aller- 
dings die  Badeanstalten  und  haben  sich  erst  in  neuester  Zeit  wieder 
gehoben.  Die  einzelnen  Th.bädcr  wurden  zum  Theil  Privateigenthum, 
zum  Theil  Eigenthum  des  Aerars  und  wechselten  oft  ihre  Besitzer. 

Von  den  Mittheilungen  und  Monographieen  über  Ofens 
Th.  quellen  aus  neuerer  Zeit  sind  zu  erwähnen  die  Schrif- 
1  en  von  K it ai b el,  D e n hof  f  er  vom  J.  ISO  1,  der  von  der  be- 


233 

sonders  ernannten  Commission  in  demselben  Jahre  gelieferte 
Bericht  über  das  Kaiserbad,  die  Anleitung  zum  Gebrauch 
des  Kaiserbades  von  D.  Schwimmer  (dem  jetzigen  Ba- 
dearzte des  Kaiserbades),  —  so  wie  die  Monographieen 
D.  Stoker's  vom  J.  1721,  D.  Oesterreicher's  vom 
J.  1781  und  D.  Linzbauer's  yoin  J.  1832  und  1837. 

Die  Th.quellen  von  Ofen  speisen  fünf  Bäder;  aus  dem 
Schoofse  des  St.  Gerhards-  oder  Blocksberges  empfangen 
drei  am  südlichen  Ende  Ofens,  beinahe  in  einem  Halbkreise 
in  unbedeutender  Entfernung  von  einander  am  Fufse  des 
Berges  gelegene  Bäder,  die  sogenannten  unteren,  — 
aus  der  Tiefe  des  Josephsberges  dagegen  die  sogenann- 
ten oberen  Bäder  am .  nördlichen  Ende  der  Stadt,  ihr 
Th.  nasser. 

Aufser  diesen  Th.quellen  kommen  aber  noch  viele  ähnliche  an 
dem  rechten  Donauufer  zu  Tage,  welche  aber  nicht  benutzt  werden: 
ja  oberhalb  der.  dem  Kaiserbade  gegenüberliegenden  Margarethenin- 
sel,  in  der  Richtung  zum  Pesther  Ufer,  entspringen  mehrere  mitten 
im  Donaubett,  die  man  bei  niedrigem  Wasserstande  des  Flusses  deut- 
lich sehen  und  ihren  Schwefelgeruch  erkennen  kann.  Auch  auf  dem 
Altofener  Gebäude,  so  wie  längs  der  Donau  bis  zu  den  Orten  Kro- 
tendorf  und  St.  Andre*  finden  sich  noch  andere  Th.quellen,  welche 
jedoch  heut  zu  Tage  zu  öffentlichen  Bädern  nicht  mehr  verwendet 
werden ;   einige  derselben  sind  so  mächtig,  dafs  sie  Mühlen  treiben. 

Alle  diese  M". quellen  scheinen  einen  gemeinschaftlichen 
Ursprung  zu  haben,  wofür,  aufser  der  geringen  Verschie- 
denheit in  ihren  chemischen  Mischungsverhältnissen,  auch 
der  Umstand  zu  sprechen  scheint,  dafs  die  Th.  quellen  des 
Brück-  und  Raizenbades  von  dem  Wasserstande  im  gro- 
fsen  Reservoir  von  Th.  wasser  des  Kaiserbades  abhängig 
sind ;  denn  so  oft  derselbe  entleert  werden  mufste,  sank 
ihr  Wasserspiegel  jedesmal  beträchtlich.  Auch  das  Kö- 
nigsbad  unterlag  gleichen  Veränderungen,  was  jedoch  bei 
seiner  Nähe  nicht  auffallen  kann;  nur  das  Blocksbad  be- 
hauptete sich  allein  ganz  unabhängig,  und  scheint  mithin 
einzig  aus  der  Tiefe  des  St.  Gerhardsberges  seinen  Zu- 
flufs  zu  erhalten. 

Im  Betreif  der   geognostischen  Verhältnisse  der  Um- 


234 

gegend  bemerkt  Linzbauer,  dafs  die  unterste  Lage  des 
im  Süden  der  Stadt  gelegenen  Blocksberges  aus  dichtem 
Kalkstein  besteht,  der  sich  zum  Donaubett  fortzieht  und 
mit  Hornsteinconglomerat  von  verschiedener  Farbe,  wel- 
cher wieder  mit  Jurakalk  wechselt,  bedeckt  wird;  —  der 
Josephsberg,  im  Norden  der  Stadt,  besteht  aus  Kalk.  In 
grösserer  Tiefe  befinden  sich  Braunkohlenschichten,  in  den 
Spalten  des  Josephsberges  nach  Kitaibel  auch  Schwe- 
felkies. 

Salpeter  enthalten  übrigens  fast  alle  Trinkbrunnen  Ofen's;  in  der 
Vorstadt  Landstrafse  und  zwischen  den  Ofener  und  Budaeörser  Wein- 
bergen findet  man  bittersalzhaltige,  zwischen  den  Ofener  und  Pro- 
montors  Weingärten  glaubersalzhaltige  Wasser;  letztere  bildeten  Süm- 
pfe, welche  im  J.  1819  in  die  Donau  abgeleitet  wurden. 

Nach  Verschiedenheit  ihrer  Lage  zerfallen  die  Ther- 
malbäder Ofen's,  wie  schon  erwähnt,  in  die  unteren  und 
oberen. 

1.  Zu  den  unteren  Thermalbädern  (Al-hev-vizek, 
Aquae  calidae  inferiores)  gehören:  a)  das  Blocksbad, 
b)  das  Bruckbad  und  c)  das  Neu-   oder  Raizenbad. 

a)  Das  Blocksbad  (Saros  Fürdö),  hart  an  dem  Vorgebirge  des 
St.  Gerhardsberges  und  dem  Donauufer,  in  Ansehung  der  Bauart  das 
unansehnlichste  Badehaus  Ofen's ;  noch  besteht  der  tempelartige  Bau 
des  allgemeinen  Bades,  welchen  die  Türken  im  J.  1556  aufführten, 
ausgenommen  drei  im  J.  1725  davon  abgesonderte  Steinbäder.  Das 
Bad  wurde  nach  der  Eroberung  Ofen's  vom  Kaiser  Leopold  im  J.  1687 
seinem  Leibarzt  D.  Fried r.  Ferd.  Illmer  von  Wartenberg  ge- 
schenkt, vom  Sohn  des  Letztern  im  J.  1718  der  Stadt  verkauft,  welche 
die  verfallenen  Thermen  ausbessern  liefs  und  bis  zum  J.  1809  besafs, 
in  welchem  sie  an  die  Familie  Sagits,  ihre  gegenwärtigen  Besitzer, 
käuflich  übergingen.  Im  J.  1806  wurde  dieses  Bad  durch  neue  Bau- 
ten ansehnlich  vermehrt.  Aufser  Wohnzimmern  für  Kurgäste  enthält 
dasselbe  ein  grol'ses  Allgemeinbad,  welches  200  —  250  Personen  fafst, 
Stein-  und  Wannenbäder.  —  Die  das  Blocksbad  speisende  Thermal- 
quelle ist  nur  eine  Klafter  über  dem  Donauspiegel  erhaben  und  die- 
ses Bad,  wenn  das  Wasser  des  Stromes  steigt,  nicht  selten  Ueber- 
Bchwemmungen  ausgesetzt. 

Noch  ist.  zu  erwähnen,  dafs  kranke  Militairs,  aus  dem  unweit  des 
Badegebäudes  stehenden  Lazarethe,  in  dein  Blocksbade,  laut  contract- 
liclicr  Uebereinkunft  mit  dem  Kigenthümer,  zu  festgesetzten  Stunden 
bilden,  —  ein  Umstand,  der  irrig  Veranlassung  zur  Annahme  eines 
besonderen,  nach  diesen  Militairs  benannten  Bades  gegeben  hat. 


235 

b)  Das  Bruckbad  (Rudas  Fürdö),  unweit  des  vorigen,  in  der 
Raizenstadt,  unmittelbar  am  Ufer  der  Donau,  in  einem  sehr  freund- 
lichen Style  erbaut.  Seinen  Namen  erhielt  es  von  der  nach  Pesth 
führenden  fliegenden  Brücke,  welche  früher  hier  anlegte,  —  sonst 
das  Gemein-  oder  Bürgerbad,  früher  auch  die  königlichen  ersten  Bä- 
der, unter  den  Türken  die  Mustaphaschen  genannt,  weil  Pascha  Mu- 
stapha  im  J.  1556  dasselbe  ganz  neu  herstellen  liefs.  Nachdem  es 
während  der  Belagerung  von  Ofen  im  J.  1686  sehr  gelitten,  gelangte 
es  1703  als  Schenkung  des  Kaisers  Leopold  an  die  Stadt  Ofen,  die 
es  sehr  bequem  und  zweckmässig  wieder  herstellte  und  zu  festge- 
setzten Terminen  verpachtet. 

Die  Anstalt,  welche  auch  mit  Wohn-,  Gastzimmern,  Räumen  zu 
geselligen  Vereinen  und  mit  offenen  Gallerien  zum  Aufenthalt  bei  un- 
günstiger Witterung  ausgestattet  ist  und  sich  eines  zahlreichen  Be- 
suchs erfreut,  enthält  ein  allgemeines  Bad,  und  im  Ganzen  30  Wan- 
nen-, Stein-  und  Dunstbäder,  welche  sehr  bequem,  mehrere  auch  auf 
das  eleganteste  eingerichtet  sind. 

c)  Das  Neu-  oder  Raizenbad  (Räcz  Fürdö),  an  dem  gegen 
Norden  sich  abdachenden  Fufse  des  St.  Gerhardsberges  an  den  Fel- 
sen gleichsam  angelehnt,  aber  mitten  unter  Häusern,  in  alterthümli- 
cher  einfacher  Form.  Zu  König  Mathias  Corvinus  Zeiten  hiefs  es 
das  „Königsbad1',  war  von  weitläuftigen  Lustgärten  umgeben  und  zum 
ausschliefslichen  Gebrauch  der  königlichen  Familie  bequem  und  pracht- 
voll eingerichtet.  Bei  der  Eroberung  Ofen's  schenkte  Kaiser  Leopold 
es  dem  aus  Babvlonien  gebürtigen  Johann  vonPergasi,  von  dessen 
Nachkommen  es  käuflich  1774  auf  die  es  noch  gegenwärtig  besitzende 
Familie  Z agier  überging.  Das  Bad,  das  sich  eines  grofseu  Zuspruchs 
erfreut,  enthält  aufser  Wohnungen  für  Kurgäste  ein  allgemeines  Bad 
und  Steinbäder. 

2.  Zu  den  oberen  Thermalbädern  (Fel-hev-vizek, 
Aquae  calidae  superiores)  werden  gezählt: 

a)  Das  Königs-  oder  Spr  en  gerbad  (Kiräly  Fürdö)  vereinigt 
ein  angenehmes  Aeufsere  mit  eben  so  freundlichen  als  bequemen  in- 
nern  Einrichtungen.  Nach  der  Eroberung  Ofeifs  erhielt  es  —  damals 
Siechenhaus  (Thermae  xenodochiales)  genannt  —  der  bei  dem  Blocks- 
bade bereits  erwähnte  Leibarzt  D.  Illmer  v.  Wartenberg  zum 
Geschenk  von  Kaiser  Leopold;  später  kam  dasselbe  käuflich  in  den 
Besitz  verschiedener  Personen,  zuletzt  im  J.  1796  an  die  Familie  Kö- 
nig, die  es  noch  gegenwärtig  besitzt  und  ihm  seineu  Namen  gab.  Der 
Namen  „Spreugerbad"  wird  mit  Wahrscheinlichkeit  von  der  Familie 
Sprenger  abgeleitet,  die  es  besessen  haben  soll. 

Aufser  zwei  Höfen  enthält  dasselbe  ein  allgemeines  Bad,  Stein- 
und  Wannenbäder  mit  Aukleidekabinetten ;  einige  Bäder  sind  sehr 
elegant,  mit  Springbrunnen  versehen  und  mit  Marmor  ausgelegt. 

b)  Das  Kaiserbad  (Csaszär- Fürdö)  hat  unter  allen  Bädern 
Ofen's  unstreitig  die  schönste  Lage;  sein  Aeufseres  ist  angenehm,  der 


236 

schattige  Hofraum  desselben  gleicht  einem  Garten,  auf  der  der  Donau 
zugekehrten  Seite  dieses  Bades  geniefst  man  eine  überraschend  schöne 
und  weite  Aussiebt.  , 

Dieses  Bad  gehört  ohne  Zweifel  zu  den  von  den  Römern  benutz- 
ten und  steht  auf  demselben  Grunde,  vorauf  die  Aquae  calidae  su- 
periores  der  Alten  entsprangen.  Nach  Wernherus  soll  Pascha  Mo- 
hammed die  Bäder  und  daneben  den  Dervisehen  ein  eigenes  Kloster 
erbaut  haben;  nach  Istuanfi  dagegen  wurde  es  von  Hussein  Pa- 
scha hergestellt  und  mit  einer  Ringmauer  umschlossen.  Bei  der  Er- 
oberung Ofen's  gingen  auch  diese  Bäder  auf  den  Kaiser  Leopold  über 
und  erhielten  seit  dieser  Zeit  den  Kamen  der  „kaiserlichen".  Nach 
verschiedenen  Besitzern  kamen  diese  Bäder  im  Anfange  des  gegenwär- 
tigen Jahrhunderts  käuflich  an  Stephan  von  Marczibäny,  wel- 
cher sie  dem  Ordensbaus  der  barmherzigen  Brüder  in  Ofen  schenkte,  de- 
ren Spital  unweit  derselben  stromabwärts  gelegen  ist.  Die  Badean- 
stalten erfuhren  seit  dieser  Zeit  vielfache  Verbesserungen,  zeichnen 
sich  gegenwärtig  durch  sehr  gute  und  zweckmäfsige  Einrichtungen 
aus,  —  und  enthalten,  aufser  zahlreichen  Wohnzimmern  für  Kurgäste, 
ein  Allgemeinbad,  Stein-  und  Wannenbäder  und  im  Hofraum  eine  in 
Mormor  gefafste,  von  einer  Säulenhalle  umgebene  Trinkquelle. 

Man  unterscheidet  in  0.  folgende  Th.  quellen : 

1.  Die  Th. quelle  des  Blocksbades  entspringt 
hinter  dem  Bade  südlich  aus  der  Felswand  unter  starker 
Gasentwickelung,  wird  in  einem  grofsen  Reservoir  gesam- 
melt und  von  da  in  die  einzelnen  Bäder  geleitet.  Ihre  Tem- 
peratur beträgt  38  —  39°  R.  bei  ihrem  Ursprünge;  bei  be- 
deutenden atmosphärischen  Veränderungen  differirt  sie  in- 
defs  von  1,5  bis  2°  R. ;  ihre  Wassermenge  soll  in  24  Stun- 
den an  950  Eimer  betragen. 

Beachtenswert!)  ist  der  Bad  es  ch  la  mm  ,  welcher  sich  als  locke- 
rer, gelbgrauer  Niederschlag  in  dem  allgemeinen  Bade,  wie  in  dem 
abfliefsenden  Wasser  absetzt;  Einrichtungen  zur  Benutzung  dieses 
Mineralschlamms  fehlen,  so  wie  eine  chemische  Analyse  desselben. 

2.  Die  T/t.  f/ iiellen  des  Bruckbades  entsprin- 
gen am  steilen  Abhänge  des  St.  Gerhardsberges  iu  fünf 
Adern,  und  werden  in  einem  grofsen  viereckigen  Bassin 
vereinigt.  Ihre  Temperatur  beträgt  35 — 37°  R.,  und  erlei- 
det bei  Veränderungen  der  Temperatur  der  Atmosphäre 
eine  Differenz  von  1,5  bis  2°  R. ;  ihre  Wassermenge  soll 
in  21  Stunden  1800  bis  1900  Eimer  betragen;  in  dem  Ka- 
nal,   welcher   das  Th.wasscr  zu   dem  Bruckbad  führt,   hat 


237 

sich  eine  sehr  bedeutende,  täglich  zunehmende  Ablagerung 
von  festen  Bestandteilen  gebildet. 

3.  Die  Th. quelle  des  Maizenbades,  von  37 — 
38°  R.,  wird  ebenfalls  in  ein  grofses  viereckiges  Wasser- 
reservoir gesammelt  und  bildet,  gleich  der  vorigen,  in  dem 
Th.wasser  führenden  Kanäle  sehr  beträchtliche  Ablage- 
rungen. 

4.  Die  Th. quelle  des  Königsbades  entspringt 
an  tausend  Klaftern  entfernt  von  dem  Gebäude  dieses  Ba- 
des am  Fufse  des  Josephsberges,  und  Avärd  von  da  in  ei- 
nem Kanal  in  ein  Wasserreservoir  des  Badehauses  gelei- 
tet, welches  die  einzelnen  Bäder  versorgt. 

Die  Temperatur  der  Th. quelle  beträgt  am  Ursprung 
48°  R.,  beim  Einöufs  in  das  Reservoir  nicht  über  36 — 37° 
R.,  —  an  der  Trinkquelle  30 — 31°  R. ;  —  im  Winter  ver- 
mindert sie  sich  um  1,5  bis  2°  R. ;  —  die  Menge  des  bin- 
nen 24  Stunden  abfliefsenden  Th.wassers  berechnet  man 
auf  800  Eimer. 

5.  Die  T h. quellen  des  Kaiser  bades,  der  Zahl 
nach  sieben,  welche  theils  innerhalb  des  Raumes,  den  die 
Gebäude  dieses  Bades  einnehmen,  theils  in  der  nächsten 
Umgebung  desselben  zu  Tage  kommen.  Ihre  Temperatm* 
beträgt  an  ihrem  Ursprung  46 — 51°  R.,  an  dem  Einüufs  in 
die  Steinbäder  6 — 8°  R.  weniger,  und  10 — IL0  R.  weniger 
in  den  Wannenbädern ;  ihr  Wasserreichthum  ist  so  grofs, 
dafs  sie  nicht  nur  alle  vorhandenen  Bäder  überflüssig  mit 
Wasser  versorgen  und  zum  Theil  unbenutzt  abfliefsen,  son- 
dern sogar  mehrere  Mühlen  treiben. 

Drei  von  diesen  Th.  quellen,  welche  höher  als  die  Bä- 
der liegen,  werden  mittelst  Röhren  in  die  Badebehälter  ge- 
leitet; —  drei  andere  tiefer  gelegene  mittelst  Pumpen,  na- 
mentlich der  sogenannte  Wäscherbrunnen,  welcher,  nach 
Sigmund  die  heifseste  Quelle,  51°  R.  haben  soll.  —  Eine 
siebente,  auf  welche  man  im  J.  1802  zufällig  stiefs,  als 
man  an  der  Südseite  die  Badeanstalten  erweitern  wollte 
und  Schutt  wegräumte,  wird  seit  1804  als  Trink  quelle 


238 

benutzt;    sie  hat  nach  Sigmund  die  constante  Tempera- 
tur von  48,8°  R. 

Zwei  laue  Th.  quellen  von  21  —  22°  R.  Temperatur, 
welche  inner-  und  aufserhalb  des  Badegebäudes  zu  Tage 
kommen,  werden  zur  Abkühlung  der  Wannenbäder  benutzt. 

Aufser  diesen  genannten  Th.  quellen  besitzt  0.  noch  viele  andere 
ähnliche;  —  Linzbauer  erwähnt  noch  21,  welche  allein  aus  dem 
Josephsberge  entspringen.  Ich  gedenke  nur  noch  zweier  M.  quellen, 
welche  unweit  des  Kaiserbades  in  südlicher  Richtung  zu  Tage  kom- 
men, deren  eine  blos  zur  Reinigung  von  Wäsche,  die  andere  aber 
zur  Speisung  von  einem  Steinbade  und  zwei  Wannenbädern  dient, 
welche  gewöhnlich  mit  dem  Namen  des  Bleicher-  oder  Luckerl- 
bades bezeichnet  werden. 

Sämmtliche  Th.  quellen  zu  Ofen  scheinen  nur  durch 
ihre  Temperatur,  nicht  durch  ihren  chemischen  Gehalt  sich 
wesentlich  von  einander  zu  unterscheiden.  Nach  den  bis- 
her bekannt  gewordenen  Analysen  gehören  alle  zu  der 
Klasse  der  erdig- salinischen  Schwefelthermalquellen  und 
zeichnen  sich  hinsichtlich  ihrer  chemischen  Constitution 
vor  vielen  ähnlichen  erdig-salinischen  Schwefelthermalquel- 
len durch  ihre  hohe  Temperatur  und  ihren  Reichthum  an 
kohlensaurem  Gase  aus. 

Das  frische  Thermalwasser  entwickelt  unaufhörlich  viel 
kleine  Luftblasen,  ist  klar,  durchsichtig,  nicht  ganz  farb- 
los, sondern  etwas  ins  Bläuliche  spielend,  verbreitet  einen 
schwachen  hepatischen  Geruch  und  hat  einen  unangeneh- 
men säuerlich  -  salzigen ,  etwas  zusammenziehenden  Ge- 
schmack. Bei  längerem  Stehen  in  offenen  Gefäfsen  bildet 
das  Thermalwasser  auf  seiner  Oberfläche  ein  feines  wei- 
fses  Häutchen  und  einen  reichlichen  Niederschlag  auf  dem 
Boden  und  den  Wänden  der  Gefäfse. 

Analysirt  wurden  die  Th.  quellen  schon  von  H.  J.  v. 
Crantz  (1772)  und  von  Oestcrreicher  (1781).  Au- 
fserdem  hat  Schuster  Analysen  mitgcthcilt,  welche  aber 
nach  Linz!)  au  er  nur  die  im  Decimalvcrhältnifs  berech- 
neten Analysen  Ocsterreicher's  vom  J.  1781  sind.  Die 
Trinkquelle  wurde  ferner  im  J.  1804  durch  eine  auf  An- 


239 


Ordnung  der  königl.  Statthalterei  gewählte  ärztliche  Com- 
mission  einer  chemischen  Prüfung  unterworfen,  deren  Re- 
sultate von  Winterl  und  Kitaibel  veröffentlicht  wor- 
den sind.  Die  neueste  Analyse  der  Trinkquelle  und  des 
Wäscherbrunnens  des  Kaiserbades  vom  J.  1839  verdanken 
wir  C.  Sigmund  in  Wien. 

In  sechzehn  Unzen  Thermalwasser  enthält: 
1.    Das  Kaiserbad. 

a)  die  Trinkquelle:  b)  der  Wäscherbrunnen: 
nach  S  i  >i  in  u  n  d  : 


Schwefelsaures  Natron  . 

2,950  Gr. 

2,070  Gr. 

Chlornatrium  . 

0,820  — 

0,530  — 

Kohlensaures  Natron 

2,020  — 

1,800  — 

Kohlensaure  Magnesia    . 

0,460  — 

0,420  — 

Kohlensaure  Kalkerde     . 

3,120  — 

3,210  — 

Kieselsäure 

0,690  — 

0,720  — 

Alumiumoxyd  . 

0,180  — 

0,170  — 

Verlust     .... 

0,270  — 

0,190  — 

10,510  Gr. 

9,110  Gr. 

Kohlensäure     . 

5,720  Kub.  Z 

)1I.            3,130  Kub.  Zoll. 

Schwefelwasscrstoffgas  . 

Spuren 

•        . 

Stickgas   .... 

Spuren 

Spuren. 

2.   Das  König 

ä  b  a  d.       3.   Das 

Elaizenbad. 

nach  O  e  s  t  e  r  r 

ei  eher   (Schuster): 

Schwefelsaures  Natron  . 

2,182  Gr.       . 

2,312  Gr. 

Schwefelsaure  Magnesia 

... 

1,616  — 

Schwefelsaure  Kalkerde 

0,286  — 

1,956  — 

Chlornatrium   . 

0,829  — 

1,629  — 

Chlormagnesium 

0,215  — 

0,042  — 

Kohlensaure  Magnesia    . 

0,555  — 

2,684  — 

Kohlensaure  Kalkerde     . 

1,347   - 

0,810  — 

Kieselsäure 

0,275  — 

0,366  — 

Extractivstoff  . 

0,008  — 
5,687  Gr. 

0,016  — 

11,431  Gr. 

Kohlensäure     . 

9,158  Kub.  Zo 

11.     .        7,771  Kub.Zoll. 

Schwefelwasserstoff 

Spur 

Spur 

Sauerstoff 

0,808  — 

0,589  — 

4.    Das  Bruckbad.      5.    Das  Blocksbad. 

nach  Oesterreicher  (Schuster); 
Schwefelsaures  Natron  .        .        2,425  Gr.      .        .        2,333  Gr. 
Schwefelsaure  Kalkerde         .        2,156  —        .        .        2,156  — 
Chlornatrium  ....       1,136  —        .        .        2,156  — 


240 

Chlormagnesium 
Kohlensaure  Magnesia    . 
Kohlensaure  Kalkerde     . 
Kieselsäure 
Extractivstoff  . 
Alaunerde 
Eisen        . 


0,942  Gr.      . 

1,078  Gr. 

1,491  — 

2,670  — 

1,471  — 

2,670  — 

0,194  — 

0,273  — 

Spur 

0,072  — 

0,019  — 

0,021  — 

9,834  Gr. 

13,429  Gr. 

10,230  Kub.  Zoll.     . 

8,670  Kub.  Zoll, 

0,661     —    — 

0,791   —    — 

Kohlensäure     . 
Sauerstoff 

Der  Erfahrung  zufolge  ist  die  Hauptwirkung  der  Ofe- 
ner TU.  quellen  nicht  minder  in  den  in  ihnen  enthaltenen 
festen  und  flüchtigen  Bestandteilen,  als  in  dem  bedeuten- 
den Wärmegrad  derselben  zu  suchen.  Die  Hauptwirkung 
spricht  sich  vorzüglich  aus  in  kräftiger  Erregung  des 
Nerven-  und  Blutsysteins  und  Bethätigung  der  Se-  und 
Excretionen,  namentlich  der  äufsern  Haut,  der  Nieren,  der 
Schleim-,  serösen  und  fibrösen  Häute,  der  aushauchenden 
und  aufsaugenden  Gefäfse,  und  als  Folge  davon  in  einer 
eindringlichen  Wirkung  auf  die  Mischungsverhältnisse  der 
Säfte  und  die  Qualität  der  Ab-  und  Aussonderungen.  Hier- 
durch erklären  sich  nicht  blofs  die  gerühmten  auflösenden 
und  zertheilenden  Kräfte,  sondern  auch  die  so  Avohlthäti- 
gen,  nicht  schwächenden  Ausscheidungen  durch  die  Haut, 
den  Darmkanal  und  die  Harnwerkzeuge. 

Wegen  ihrer  reizend- erhitzenden  Wirkung  sind  die- 
selben contraindicirt  in  allen  den  Fällen,  wo  Vollblütig- 
keit, Neigung  zu  Congestionen,  activen  und  passiven  Blut- 
flüssen, Vereiterungen  oder  Desorganisationen  wichtiger 
Centralorganc,  ein  hoher  Grad  von  Schwäche  und  Zehr- 
fieber den  Gebrauch  reizend -erhitzender  M.  quellen  im  All- 
gemeinen verbieten. 

Benutzt  werden  die  Thermalquellen  äufserlich  und  in- 
nerlich. 

Zum  inneren  Gebrauche  eignet  sich  vorzüglich  die 
Trinkquelle  im  Kaiserbade,  wegen  der  Localität  dieses 
Bades,  welche  die  während  des  Trinkens  unerläfsliche  Bc- 

we- 


241 

wegung  im  Freien  auch  bei  ungünstiger  Witterung  mög- 
lich macht.  Aelteren  und  sehr  geschwächten  Personen  wi- 
derräth  man  aus  Erfahrung  den  Gebrauch  der  Trinkquel- 
len, so  wie  allen  zu  Blutflüssen,  Entzündungen  und  Conges- 
tionen  Geneigten;  das  Wasser  der  Trinkquelle  des  Kaiserba- 
des wird  auch  in  die  Umgebungen,  selbst  auf  die  entferntesten 
Punkte  Pesth's  von  eigens  hierzu  bestellten  Leuten  in  wohl 
verschlossenen  Gefäfsen  getragen  und  behält  in  diesem  Falle 
einen  ziemlichen  Grad  Wärme,  seinen  Geruch  und  Geschmack 
unverändert. 

Den  Stein-  oder  Spiegelbädern  strömt  das  Th.  Was- 
ser in  seiner  natürlichen  Wärme  in  immer  gleicher  und 
ziemlich  hoher  Temperatur  zu,  aber  gerade  deshalb  ist 
ihre  Anwendung  nicht  immer,  wenigstens  nicht  im  Anfange 
sogleich  zulässig.  Ueberdies  mangelt  es  nicht  selten,  trotz 
aller  Bemühungen  der  Badebesitzer,  auch  an  der  gehöri- 
gen Reinlichkeit,  da  verschiedene  Gäste  nach  einander  das- 
selbe Bad  benutzen  und  ein  Steinbad,  wenn  es  auch  voll- 
ständig abgelassen  und  gereinigt  wird,  dennoch  nie  so  rein 
gehalten  werden  kann,  als  eine  Wanne. 

Dunstbäder  bestehen  im  Brück-,  Königs-  und  Kai- 
serbade. 

Sehr  häufig  werden  leider  die  Th.bäder  von  Kranken  ohne  Zuzie- 
hung eines  Arztes,  selbst  ohne  Beachtung  der  zum  wirksamen  Gebrauch 
von  Mineralwässern  durchaus  erforderlichen  Kurregeln  gebraucht,  und 
sie  entbehren  daher  bei  fehlender  ärztlicher  Aufsicht  mancher  guten  Ein- 
richtungen, wodurch  anderwärts  die  Wirksamkeit  der  Heilquellen  er- 
höht wird.  Linzbauer  spricht  deshalb  in  seiner  Monographie  alles 
Ernstes  und  ausführlich  über  die  Anwendung  der  Ofener  Thermen, 
„wie  sie  für  die  Zukunft  sein  sollte." 

Innerlich  wird  die  Trinkquelle  gerühmt  bei  Stockun- 
gen im  Unterleibe,  namentlich  in  der  Leber,  Milz  und  dem 
Pfortadersystem,  Hämorrhoidalbeschwerden  mit  Trägheit 
des  Stuhlganges  verbunden,  —  Stockungen  im  Uterinsy- 
stem und  dadurch  bedingten  krankhaften  Anomalieen  der 
Menstruation,  —  Verschleimungen  und  Blennorrhoeen,  chro- 
nischen Katarrhen,  habituellen  Schleimflüssen,  —  Krank- 
II.  Theil.  Q 


242 

heiten  der  Nieren  und  Blase,  Gries-  und  Steinbeschwerden, 

—  chronischen  Hautausschlägen ,  scrophulösen  Geschwül- 
sten und  Drüsenverhärtungen,  —  chronischen  Metallver- 
giftungen, —  hartnäckigen  Wechselfiebern. 

Aeufserlich  haben  sich  die  Th. quellen  hülfreich  er- 
wiesen : 

1.  bei  hartnäckigen  Hautleiden  psorischer  und  herpe- 
tischer Natur,  —  Finnen  und  Hautflecken,  mit  lästigem 
Brennen  und  Jucken  verbunden; 

2.  chronischen  gichtischen  und  rheumatischen  Affectio- 
nen,  Gclenksteifigkeiten,  Contracturen ; 

3.  Lähmungen  von  rheumatischen,  gichtischen  und 
psorischen  Metastasen,  oder  in  Folge  chronischer  Metall- 
vergiftungen ; 

4.  bei  Störungen  der  Abdominalfunctionen,  Anschop- 
pungen, Trägheit  der  Circulation  vorzüglich  in  den  venö- 
sen Gebilden,  Anomalieen  der  Menstruation,  Häinorrhoidal- 
beschwerden ; 

5.  bei  scrophulöser  Disposition,  Drüsenverhärtungen, 
Knochenauftreibungen,  unreinen  Geschwüren ; 

6.  bei  chronischen  Krankheiten  der  Urinwerkzeuge, 
Blasenkatarrhen,  Blasenkrämpfen,  Gries-  und  Steinbildung. 

An  Wohnungen  zur  Aufnahme  von  Kurgästen  fehlt  es  in  Ofen 
nicht,  da  zu  diesem  Zwecke  bei  jedem  Bade  mehrere,  bei  dem  Brück-, 
Königs-  und  Kaiserbade  zugleich  reine,  scböue,  sogar  prachtvolle  Zim- 
mer vorhanden  und  die  Badehäuser  selbst  zur  Bequemlichkeit  ih- 
rer Gäste  mit  Billard-,  Kaffee-,  Speisesälen  u.  s.  w.  ausgestattet  sind; 

—  das  Kaiserbad  hat  indessen  durch  seine  neue  Einrichtung  einen  bedeu- 
tenden Vorzug  vor  allen  übrigen  gewonnen.  Aufser  den  Badegebäu- 
den selbst  findet  man  aber  auch  häufiges  und  bequemes  Unterkom- 
men in  den  nahgelegenen  Gasthöfen  und  Bürgerhäusern. 

Endlich  ist  noch  zu  erwähnen,  dafs  die  Ofener  Bäder  von  den 
Bewohnern  der  Städte  Ofen  und  Pesth  sehr  häufig  als  diätetisches 
Mittel  benutzt  werden;  der  Andrang  ist  besonders  an  Freitagen  und 
Sonnabenden  so  stark,  dafs  man  ungeachtet  so  vieler  Badegebäude 
oft  kein  Bad  erhalten  kann.  Der  Gebrauch  der  Allgemeinbäder  ist 
dem  geringeren  Theile  der  Bevölkerung  überlassen.  In  dem  Kaiscr- 
bad  eignen  sich  zu  diesen  Zwecken  die  etwas  kühleren  und  geräu- 
migeren   Türkenbäder   vorzugsweise,    da    in    ihnen    weniger    die    sich 


243 

entwickelnden  Thermaldämpfe  belästigen  und  Reinlichkeit  und  Be- 
quemlichkeit sich  hier  vereint  findet. 

Laurent.  Stoker,  Thermographia  Budensis,  seu  Scrutinium 
physico-medicum  aquarum  mineralium  Budae  scaturientium.  Augustae 
Vindel.  et  Graecii  1721.  —  Budae  1729. 

Neu  aus  seinem  Steinhaufen  wiederum  aufwachendes  Ofen  etc. 
Mit  einem  kurzen  Anhang  von  Ofnerischeu  Gesundbädern.    Ofen  1733. 

Henr.  Joa.  Nep.  Cranz,  Analyses  thermarum  Herculanarum 
Daciae  Trajani  celebriorumque  Hungariae.  Accedit  Aquarum  Hunga- 
riae,  Croatiae  Nomenciator.     Viennae  1773. 

H.  J.  v.  Crantz    a.  a.  0.    S.  168. 

Steph.  Schoenwissner,  de  ruderibus  Laconici  Caldariique 
Romani.    Budae  1778. 

Jos.  Man.  Oesterreicher,  Analyses  Aquarum  Budensium. 
Budae  1781. 

De  aqua  soteria  thermarum  Budensium  quae  Caesareae  dicuntur. 
Diss.  Commiss.  med.  per  Excels.  Consilium  R.  L.  Hung.  delegatae. 
Budae  1804. 

Vinc.  Jos.  Berghoff  er,  succincta  notitia  virtutum  et  usus 
medici  aquae  soteriae  Budae  ad  thermas  Caesareas  recens  inventae. 
Budae  1804. 

Franz  Schams,  Vollständige  Beschreibung  der  königl.  freien 
Hauptstadt  Ofen.    Ofeu  1822. 

K.  v.  Szepeshäzi  und  J.  C.  v.  Thiele,  Merkwürdigkeiten  des 
Königreichs  Ungarn.    2.  Tbl.   Kaschau  1825.    S.  8. 

—  —  Neuester  Wegweiser  durch  das  Königreich  Ungarn 
etc.  Verbunden  mit  einer  ausführlichen  Beschreibung  aller  Mineralbä- 
der, Gesundbrunnen  und  Heilquellen.    Kaschau  1827. 

Paul.  Kitaibel,    1.  c.     T.  I.    p.  115.  174.  175. 

Franc.  Xav.  Linzbauer,  Conspectus  thermarum  Budensium. 
Budae  1832. 

Panorama  von  Ofen  und  Pesth,  oder  Charakter  und  Sittengemälde 
der  beiden  Hauptstädte  Ungarns  etc.    Leipzig  1833. 

Schwimmer,  der  nützliche  Rathgeber  für  Kurgäste  im  Kaiser- 
bade.  Pesth  1835. 

Die  berühmtesten  und  besuchtesten  Bäder  und  Gesundbrunnen 
von  Ungarn.    Leipzig  1837.  S.  98. 

Franz  Xav.  Linzbauer,  die  warmen  Quellen  der  Hauptstadt 
Ofen  im  Königreich  Ungarn.    Pesth  1837. 

A.  Jancovich,   Pest  und  Ofen.    Ofen  1838. 

Carl  Sigmund  in:  österr.  med.  Jahrbuch.  Bd.  XXVII.  Heft  2. 
S.  177—184.  —  Berl.  Med.  Central-Zeitung.  Jahrg.  VIII.  1839.  Stück 
13.  S.  247. 


Auf  dem  linken  Donauufer  zu  Pesth  finden  sich  auch  kalte  Ei- 
senquellen. 

Schon   seit  mehreren  Jahren  existirt  in  der  Theresienstadt    ein 

Q2 


244 

Eisenbad,  welches  Eigentlium  eines  Privatmannes,  angenehm  gelegen, 
mit  gut  eingerichteten  Badezimmern  versehen,  ziemlich  fleifsig  be- 
sucht "wird. 

Aufser  diesem  besteht  ein  ähnliches  öffentliches  Eisenbad  seit 
1806;  es  liegt  aufserhalb  der  Stadt  anmuthig  zwischen  Gärten,  be- 
sitzt, aufser  Einrichtungen  zu  Wannenbädern,  Wohnungen  für  Kurgäste, 
und  erfreuet  sich  eines  zahlreichen  Besuchs  von  Gästen.  Der  Haupt- 
bestandtheil  des  M.  wassers  ist  kohlensaures  Eisen.  Man  bedient  sich 
dieses  Bades  mit  gutem  Erfolg  bei  Lähmungen,  Rheumatismen,  Hämor- 
rhoidalbeschwerden,  Nervenschwäche  und  krampfhaften  Beschwerden. 

Noch  sind  zu  Pesth  mehrere  M.quellen  zu  erwähnen,  welche  von 
Kitaibel  untersucht  wurden. 

P.  Kitaibel  1.  c.  T.  I.  p.  176. 


An  diese  schliefsen  sich  noch  folgende: 

ölehrere  unfern  Ofen  entspringende  kalte  M.  quellen  wurden  frü- 
her von  Oesterreicher,  neuerdings  von  Kitaibel  untersucht. 

Oesterreicher,  Analyses  aquarum  Budensium.  Budae  1781. 
p.  180. 

P.  Kitaibel  1.  c.   T.  I.  p.  180. 

Die  M. quellen  bei  Nagy-Körös,  der  Zahl  nach  zwei,  neuer- 
dings chemisch  untersucht  von  Barra.  Die  eine  dieser  Quellen  ent- 
hält Eisen,  Kalkerde,  Natron,  Schwefel,  Thon-  und  Kieselerde,  Salz-, 
Kohlen-  und  Hydrothionsäure,  —  die  andere  dieselben  Bestandtheile, 
nur  weniger  Eisen. 

Stasznos  Mulatsiiyok.     1830.    Nr.  49. 

Die  Sodaquellen  und  der  Sodasee  zu  Saroksär. 
P.  Kitaibel  1.  c.  T.  I.  p.  177. 

2.  Die  Heilquellen  der  Saroser  Gespann  seh  aft. 
1.  Die  Bartfelder  und  Hofsxüreter  M. quel- 
len (Acidulae  Bartphenses  et  Hofszuretenses).  Das  Thal, 
in  welchem  diese  berühmten  M.  quellen  entspringen,  liegt 
nur  eine  halbe  Stunde  von  der  Königl.  Freistadt  Bartfeld, 
zwei  Meilen  von  der  Galizischen  Grenze  entfernt.  Durch 
eine  allmählig  sich  erhebende  Anhöhe  wird  das  Thal  in 
zwei  kleinere  getheilt,  an  der  östlichen  Seite  dieses  Hü- 
gels liegt  die  Stadt  Hofszuret  (Langenau),  zur  Herrschaft 
des  Hrn.  Grafen  v.  Aspermont  gehörig,  —  auf  der  an- 
dern Seite  umgeben  von  waldigen  Höhen  die  Stadt  Bart- 
feld. Bei  der  Stadt  Hofszuret,  so  wie  in  dem  Bartfelder 
Thale  entspringen  zahlreiche  M.  quellen,  unter  denen  sechs 


245 

besondere  Erwähnung  verdienen,  von  welchen  drei  als  Ge- 
tränk, die  übrigen  drei  zu  Bädern  benutzt  werden. 

Wenn  gleich  die  M.  quellen  zu  B.  schon  im  Anfange 
des  sechzehnten  Jahrhunderts  (1505)  bekannt  waren,  so 
wurden  sie  gleichwohl  erst  in  der  zweiten  Hälfte  des  vori- 
gen Jahrhunderts  als  Heilquellen  allgemeiner  benutzt. 
Im  Jahre  1787  wurde  die  erste  Badeanstalt  errichtet,  und 
sie  kam  bald  durch  die  glückliche  Heilung  eines  Polnischen 
Edelmanns  Thomas  v.  Lisiczki  in  grofse  Aufnahme. 

Im  Jahre  1813  wurde  dieses  Bad  besucht  von  134,  im  Jahre  1814 
von  226,  —  im  J.  1815  von  286  und  1816  von  368  Familien.  Im  J. 
1815  wurden  55860,  im  J.  1816  45660  Flaschen  M.wasser  versendet. 
Die  Frequenz  hat  sich  in  den  letzten  Jahren  merklich  vermehrt;  — 
der  Kurort  durch  sehr  zweckmäfsige  Einrichtungen  wesentlich  ge- 
wonnen. 

Der  Boden,  welcher  zunächst  die  M.  quellen  umgiebt, 
ist  thonhaltig,  das  Gestein  der  nahen  Hügel  und  Berge 
Sandstein.  Alle  M.  quellen  sind  sehr  wasserreich  und  scheinen 
ihren  gemeinschaftlichen  Ursprung  aus  dem  Berge  Köhegy 
zu  erhalten.  Man  badet  theils  in  den  zu  diesem  Zwecke 
eingerichteten,  mit  Wannen  versehenen  Zimmern,  theils  in 
den  von  den  Kurgästen  bewohnten  Privathäusern. 

Das  Wasser  der  erwähnten  M.  quellen  ist  klar,  farb- 
los, mit  Ausnahme  desjenigen,  welches  in  grofsen  Behäl- 
tern fortwährend  der  Einwirkung  der  atmosphärischen  Luft 
ausgesetzt,  trübe  und  bräunlich  gefärbt  wird.  Es  verur- 
sacht gleich  Säuerlingen  ein  eigenthümliches  Stechen  in 
der  Nase,  hat  einen  säuerlich -prickelnden,  etwas  zusam- 
menziehenden, eisenhaften  Geschmack.  Erwärmt  entwickelt 
das  M.wasser  sehr  viele  Gasblasen;  längere  Zeit  der  Ein- 
wirkung der  atmosphärischen  Luft  ausgesetzt,  wird  es 
trübe,  setzt  einen  weifsen  Niederschlag  ab,  welcher  spä- 
ter rothbraun  gefärbt  wird.  Die  Temperatur  der  M.  quel- 
len beträgt  bei  12°  R.  der  Atmosphäre  7,50—9,00°  R. 

Das  Bartfelder  M. wasserist  von  Kitaibel  mit   dem 


246 


M. wasser  von  Spaa,  von  Hacquet   und  J.  v.  Vering 
mit  dem  von  Pyrmont  verglichen  worden. 

Hacquet  (1797),  Schultes  (1806)  und  Kitaibel 
(1797  u.  1813)  haben  das  M.  wasser  untersucht,  theils  zu 
Bartfeld,  theils  entfernt  von  dem  Kurorte. 

Nach  Schultes  enthalten  sechzehn  Unzen  dieses  Was- 
sers an  festen  Bestandteilen : 


Kohlensaures  Natron 

6,07  — 

Chlormagnium 

0,62  — 

Kohlensaure  Kalkerde    . 

0,75  — 

Kohlensaures  Eisen 

0,40  — 

0,35  — 

11,59  Gr. 

Nach  Kitaibel  enthalten  in   100  Kub.   Zoll  Wasser 
an  Bestandteilen  (im  wasserfreien  Zustande) : 

1.  die  erste  Trinkquelle.  2.  die  zweite  Trinkquelle. 


Kohlensaures  Natron 

60,60  Gr.       . 

.      39,50  Gr. 

Chlornatrium 

21,40  — 

.      14,99  — 

Schwefelsaures  Natron 

0,66  — 

0,40  — 

Kieselerde   .... 

1,04  — 

1,00  — 

Alaunerde    .... 

0,24  — 

0,34  — 

Extractivstoff 

1,06  — 

1,01  — 

Kohlensaures  Eisen  . 

2,09  — 

1,62  — 

87,09  Gr. 

58,86  Gr. 

Kohlensäure        . 

116,7  Kub.  Zoll. 

121,6  Kub.  Zoll. 

Einer  neueren  Analyse  zufolge,  fand  Tognio  in  einer  der  B.  M. 
quellen  Jodnatrium. 

Anderthalb  Stunden  von  Bartfeld  entfernt  wurde  im  J.  1838  in 
Czigelka  die  Lu  d  wi  gs  quelle  entdeckt,  welche  noch  mehr  Jod- 
natrium enthält,  und  täglich  frisch  geschöpft,  nach  Bartfeld  gebracht 
wird,  um  sie  an  die  betreffenden  Kurgäste  zu  verabreichen. 

Seinem  Gehalt  und  seinen  Wirkungen  zufolge  gehört 
das  M.wasser  zu  Bartfcld  zu  den  stärksten  und  bedeutend- 
sten Eisenquellen  Ungarns. 

Getrunken,  wirkt  es  auflösend -stärkend,  und  ist  da- 
her vorzüglich  geeignet,   vorhandene  Stockungen  zu  zer- 


247 

theilen  und  zugleich  allgemeine  oder  örtliche  Schwäche 
zu  beseitigen. 

Benutzt  wird  das  M.wasser  als  Getränk  und  Bad,  und 
versendet.  Die  Zumischung  von  Cremor  Tartari,  welche 
Manche  anrathen,  ist  deshalb  zu  widerrat.hen,  weil  dadurch 
nothwendig  eine  Zersetzimg  bewirkt  wird. 

Die  Krankheiten,  in  welchen  das  M.wasser  sich  be- 
sonders hülfreich  erwiesen,  sind  folgende: 

1.  Chronische  Nervenkrankheiten  von  Schwäche,  Hy- 
sterie, Cephalalgie,  Epilepsie,  Schwindel,  —  allgemeine, 
durch  Excesse  herbeigeführte  Schwäche  des  Nervensystems. 

2.  Krankheiten  des  Magens  und  Darmkanals  von  Schwä- 
che, Cardialgie,  Appetitlosigkeit,  Neigung  zu  Säure  und  Ver- 
schleimung. 

3.  Stockungen,  Hämorrhoidalbeschwerden,  Anomalieen 
der  Menstruation,  Hypochondrie,  —  Anlage  zu  Gicht. 

4.  Krankheiten  der  Harnwerkzeuge,  Lithiasis,  Ischurie. 

H.  J.  v.  Crantz   a.  a.  0.    S.  185. 

V.  v.  Bathyany  in:  Zeitschrift  von  und  für  Ungarn.  1803. 
Th.  I.    S.  49. 

Kitaibel's  Vorläufige  Nachricht  über  das  Bartfelder  Mineral- 
wasser.   Kaschau  1801. 

Hacquet,  Reise  durch  die  dacischen  und  sarmatischen  Karpa- 
then.    Th.  III.  S.  131. 

Csaplovics  in:   Hesperus.    1816.    S.  57. 

Das  Bartfelder  Bad  beschrieben  von  J.  v.  Csaplovics.  Wien 
1817. 

Bärtfai  Levelek.    Icta  Graf  Dezseöffy  Josef.  S.  Patakon.    1818. 

Die  besucht.  Badeörter  und  Gesundbr.  des  Oesterr.  Kaiserstaates. 
Bd.  II.    S.  199. 

P.  Kitaibel  1.  c.  Th.  II.  p.  3. 

J.  v.  Csaplovics  Gemälde  von  Ungarn.    1829.    S.  88. 

J.  v.  Vering,  eigentümliche  Heilkraft  verschiedener  M.wasser. 
Wien  1836.    S.  118. 

Die  berühmtesten  und  besucht.  Bäder  und  Gesundbr.  von  Ungarn. 
1837.    S.  179. 

Kaiisch,  allgem.  Zeitung  des  Brunnen-  und  Badewesens.  1839. 
August.   S.  18. 


An  diese  schliefsen  sich : 
Die  M. quellen  von  Lipocz  (Szinyc-Lipocz),  nach  dem  Dorfe 


248 

Lipocz  benannt,  Eigenthum  der  von  Szinycyschen  Familie,  von 
Eperies  vier  Stunden  entfernt,  in  einer  sehr  anmuthigen  Gegend.  Die 
zahlreichen  hier  entspringenden  M.  quellen  sind  kalt,  und  wurden  vor 
längerer  Zeit  von  St.  Josa  chemisch  untersucht;  eine  neuere  ge- 
nauere Analyse  derselben  mangelt  noch.  Der  Gehalt  der  M.  quellen 
ist  verschieden,  die  Mehrzahl  scheint  schwefelhaltig;  die  vierte  da- 
gegen, ein  unfern  der  Ghilänyischen  Wohngebäude  befindlicher 
Sauerbrunnen,  ist  sehr  eisenreich  und  daher  mit  dem  Bartfelder  M. 
Avasser  verglichen  worden. 

H.  J.  v.  Crantz  a.  a.  0.    S.  186. 

Scrutinium  aquarum  mineralium  in  possessionibus  Sindler  et  Li- 
pocz inclyti  comitatui  Särossiensi  ingremiatis  existentium  per  S  t  e  - 
phanum  Josa.    Cassoviae  1799. 

v.  Sennowitz  in:  Vaterland.  Blättern.    1810.  Nr.  9.  S.  93. 

Tudomänj-os  Gyuitemeny  1820.    S.  69. 

Die  besucht.  Badeörter  und  Gesundbr.    Th.  II.  S.  230. 

J.  v.  Csaplovics,  Gemälde  von  Ungarn.    1S29.   S.  99. 

Die  M. quelle  von  Savnik,  eine  kalte  Schwefelquelle,  Ei- 
genthum des  Hrn.  Joh.  v.  Szirmaj',  bei  Stropko  an  der  Gränze  der 
Zempliner  Gespannschaft,  mit  einem  Bade.  Einer  Analyse  zufolge 
enthält  dieses  M.wasser  Schwefelwasserstoffgas,  kohlensaures  Gas, 
kohlensaures  Nation,  kohlensaure  Kalkerde  und  Eisen. 

Das  Czemeter  M.w  asser  (Aqua  Czemiatensis),  enthält  nach 
Kitaibel's  Untersuchung  kohlensaures  Gas,  kohlensaure  erdige 
und  alkalische  Salze. 

P.  Kitaibel  1.  c.   T.  II.  p.  1. 

Dan  Kis-  Sdroser  M.wasser  (Aqua  Kis-Sarosiensis),  scheint 
nach  Kitaibel  aufser  kohlensaurem  Gase,  kohlensaures  Eisen  und 
kohlensaure  Erden  zu  enthalten. 

P.  Kitaibel  1.  c.  T.  IL  p.  I. 

Der  Dubover  Sauerbrunnen  (Aqua  acidula  Dubovensis), 
entspringt  zwischen  Felsen  in  drei  Quellen,  welche  gesondert  werden, 
entwickelt  viel  Blasen,  wird  aber  nicht  benutzt. 

H.  J.  v.  Crantz  a.  a.  0.   S.  185. 

P.  Kitaibel   1.  c.  T.  II.  p.  3. 

Die  Soole  zu  Sovdr  (Salzburg),  eine  der  grüfsten  und  be- 
rühmtesten Salinen  iu  Ungarn.  —  Sie  giebt  27  pro  Cent,  liefert  jähr- 
lich gegcu  120000  Centner  Kochsalz  und  wird  auch  zu  Bädern  benutzt. 

Fichtel's  mineralogische  Bemerkungen  von  den  Karpathen. 
Th.  I.    S.  66. 

Bredetzky's  Beiträge  zur  Topographie  des  Königreichs  Ungarn. 
Bd.  I.   S.  1. 

Die   M. quelle  von  Vite cz-Hur k a,   auf  dem  rechten  Ufer 


249 

der  Toricza,  eine  halbe  Stunde  von  der  Stadt  Eperies,  Eigenthum  der 
letztern.    Sie  ist  schwefelhaltig  und  besitzt  eine  Badeanstalt. 

Die  M. quelle  von  Borhut  (Weinbrunnen),  ein  eisenhaltiger 
Säuerling,  mit  einer  Badeanstalt. 

Die  M. quellen  zu  Czigla,  zwei  Säuerlinge,  beim  Dorfe  die- 
ses Namens. 

Die  M.  quellen  zu  Gablotto,  drei  Säuerlinge,  beim  Flecken 
dieses  Namens. 

Die  M. quelle  zu  Gerlahö,  ein  Säuerling  beim  Dorfe  Gerlah6. 

Die  M. quellen  zu  Hrabske,  mehrere  Sauerbrunnen. 

Die  M. quelle  von  Radoma,  ein  Sauerbrunnen,  eine  Vier- 
telstunde Tön  dem  Savniker  Bade. 

Die  Mineralquellen  von  Niklova,  Singler,  Petrova, 
Sznako  u.  a. 

3.  Die  Heilquellen  der  Trentsiner  Gespannschaft. 
1.  Das  M.bad  %u  Trentsin,  auch  das  Teplitzer 
Bad  genannt,  auf  der  Gräflich  Illeshäzyschen  Herr- 
schaft Dubnicz,  im  Dorfe  Teplitz,  anderthalb  Stunden  von 
der  Freistadt  Trentsin,  eines  der  ältesten  und  berühmtesten 
Bäder  Ungarns,  —  seit  1835  Eigenthum  des  Hrn.  Baron 
von  Sina,  dem  es  auch  die  Errichtung  eines  neuen 
Badehauses  verdankt.  Nach  J.  von  Klausenburg  soll 
diese  Quelle  durch  einen  Hirten  aus  Topla  zuerst  entdeckt 
worden  sein,  welcher,  aufmerksam  auf  dieselbe  durch  die 
Wirkungen,  welche  ihr  Wasser  auf  seine  Heerde  äufserte, 
dasselbe  mit  sehr  günstigem  Erfolg  gegen  offene  Schäden 
der  Füfse  gebrauchte.  Der  Thermalquellen  gedenkt  zu- 
erst Georg  Wernherus  in  s.  Hypomnemation  i.  J.  1551. 
Gegenwärtig  erfreut  sich  das  Bad  eines  sehr  zahlreichen 
Zuspruchs  von  Kurgästen;  man  zählt  jälirlich  im  Durch- 
schnitt 2  bis  2500.  Die  Stadt  Trentsin  gewährt  durch  die 
Nähe  und  die  Merkwürdigkeiten  ihres  alten  Schlosses,  so 
wie  das  nahe  gelegene  Gräfliche  Schlafs  Dubnicz  mit  sei- 
nen schönen  Gärten  einen  angenehmen  Ausflug. 

Das  M.  wasser  zu  Trentsin  gehört  zu  der  Klasse  der 
wirksamsten  Schwefelthermen  und  hat  die  Temperatur  von 
27  —  32°  R.  Nach  Verschiedenheit  der  besonderen  Bäder 
beträgt  die  Temperatur: 


250 


1.  des  Herrschaftsbades 

2.  des  Officierbades 

3.  des  Bürgerbades 

4.  des  Gemeinbades 

5.  des  Judenbades  . 

6.  des  Armenbades 

7.  des  Br'dnnleins  . 


30,50°  R. 

30,00  — 

31,00  — 

29,75  — 

29,50  — 

29,50  — 

32,00  — 


Untersucht    wurde   dasselbe    seit   Thomas    Jordan 

von  Klausenburg  von  Dr.  Hirneis  (1760),  Dr.  Joh. 

Just.  Torkos  und  Paulus  Adami.    Nach  der  von  Dr. 

Aloys  Carl   unternommenen    Analyse    enthalten   vierzig 

Unzen  Th.wasser  an  festen  Bestandteilen: 

Kohlensaure  Kalkerde  .        .    '    .        .       16,782  Gr. 
Schwefelsaure  Talkerde        .        .        .      14,930  — 
_      _      _     Kalkerde       .        .        .      12,220  — 

Kieselerde 4,280  — 

Schwefelcalcium    .     -   .        .        .        .        3,680  — 
Thonerde  u.  Spuren  von  Eisen  u.  Mangan    0,390  — 

52,282  Gr. 

An  flüchtigen  in  800  Th.  Th.wasser: 

Schwefelwasserstoffgas      ....  42,857 

Kohlensaures  Gas 27,143 

Stickgas 10,000 


80,000. 


Vollblütigen,  zu  activen  Congestionen  geneigten  Per- 
sonen ist  der  Gebrauch  der  Th.bäder  zu  widerrathen  we- 
gen ihrer  sehr  erhitzenden  Wirkung. 

Man  badet  im  Anfange  nur  einmal  des  Morgens,  verweilt  in  dem 
Bade  anfänglich  eine  Viertelstunde,  später  eine  ganze  Stunde,  und 
nimmt  dann  weiterhin  täglich  ein  zweites  Bad  den  Nachmittag.  Getrun- 
ken wird  das  Th.wasser  erst  später,  nachdem  der  Kranke  sich  an 
die  Bäder  gewohnt  hat,  täglich  zu  3  bis  4  Gläsern.  —  Zu  einer  gan- 
zen Kur  rechnet  man  60  Bäder,  —  und  nach  einigen  Monaten  als 
Nachkur  noch  20  bis  30. 

In  Form  von  Bädern  und  auch  als  Getränk  empfiehlt 
man  das  M.  wasser  zu  Trentsin  namentlich : 

1.  in  den  mannigfachsten  Formen  von  Gicht  und  Rheu- 
matismen, als  eines  der  kräftigsten  Bäder  der  Ocsterrei- 
ebischen  Monarchie,  -=~  bei  Rheumatalgien,  Ischiadik,  Con- 
tracturen,  hartnäckigen  Augenleiden  von  gichtischen  Me- 


251 

tastasen,  Gichtknoten,  mehreren  Formen  von  syphilitischer 
Gicht. 

2.  Bei  unvollkommenen  und  vollkommenen  Lähmungen. 

3.  Stockungen  und  Verhärtungen,  Hypochondrie,  Hä- 
morrhoidalbeschwerden,  Leberverhärtungen,  Skropheln. 

4.  Chronischen  Hautausschlägen,  Flechten,  Krätze. 

5.  Verschleiuiungen  und  Schleimflüssen. 

6.  Mechanischen  Verletzungen,  Contusionen,  Verwun- 
dungen. 

Thomas  Jordanus,  de  origine  et  usu  thermarum  Teplicen- 
sium.    1580. 

Andr.  Hermann!,  de  thermis  Trentsinensibus  commentariolus. 
Lipsiae  1726. 

Thermophili  Moravi  succincta  narratio  de  origine  et  usu  ther- 
marum prope  regiam  civitatem  Trenchinium.  Ollomucii  1752.  — 
teutsch  Ollmütz  1755. 

P.  Adami,  Hydrographia  comitatus  Trencsinensis.   Viennae  1766. 

Kiese  weiter' s  Beschreibung  des  Töplitzer  Bades.  Brunn  1774. 

H.  J.  v.  Crantz,  Gesundbr.  der  Oest.  Monarchie.   S.  140. 

Seidler's  Beschreibung  des  Trentschiner  Warm-  und  Gesund- 
bades.   Wien  1797. 

Weissenbach's  Briefe  aus  den  Bädern  zu  Teplitz  im  patrio- 
tischen Tageblatte.    1803.    Zweites  Vierteljahr.    S.  406. 

Abhandlung  über  das  Trencsiner  Bad.    Brunn  1817. 

Die  besucht.  Badeörter  des  Oest.  Kaiserst.    Th.  II.  S.  223. 

Kastner's  Archiv.    Bd.  IX.  S.  330. 

Die  Schwefelquellen  zu  Teplitz  bei  Trentschin  von  A.  Carl. 
Prefsburg  1826. 

J.  v.  Csaplovics  Gemälde  von  Ungarn.    1829.    S.  91. 

Ludvigh's  malerische  Reise  von  Pesth  über  Semlin.  1835. 
Hildburghausen.    Th.  II.  S.  141. 

Les  bains  sulfureux  de  Trenchin,  proprement  dit  de  Teplitz  pres 
de  Trenchin  en  Hongrie,  par  Dr.  Leop.  Beer.     Günz  1836. 

J.  v.  Vering's  eigenthümliche  Heilkraft  verschiedener  M.wasser. 

1836.  S.  25. 

Die   berühmtesten   u.   besuchtesten  Bäder  u.  Gesundbr.  Ungarns. 

1837.  S.  44. 

Thom.  Kratochwill,  kurze  Abhandlung  über  das  Baden  und 
dessen  Nutzen,  besonders  aber  über  die  Heilquellen  in  Töpiitz  bei 
Trentschin.     Tirnau  1838. 

Kaiisch,  allgemeine  Zeitung  des  Brunnen-  und  Badewesens. 
1839.    August.    S.  22. 

Die  Trentschiner  Bäder,  oder  die  Schwefelquellen  zu'  Teplitz 
nächst  Trentschin.    Von  Leop.  Beer.    Prefsburg  1839. 


252 

An  die  Bäder  von  Trentsin  reiht  sich: 

Die  M. quelle  bei  Rajecz,  eine  Stunde  von  dem  Markte 
dieses  Namens,  häufig  in  Form  von  Bädern  benutzt.  Das  M.wasser 
hat  in  den  einzelnen  Bädern  die  Temperatur  von  26 — 27°  R.;  nämlich 
im  Herrenbad  27°  R.,  im  Gemein-  und  Armenbad  26°  R. 

Einer  unvollkommenen  Anatyse  zufolge  enthält  ein  Pfund  dieses 
M. wassers  nicht  vier  Gran  feste  Bestandteile,  unter  diesen  kohlen- 
saures Natron. 

Benutzt  -werden  diese  Bäder  bei  Lähmungen,  chronischen  Ner- 
venkrankheiten krampfhafter  Art,  Gicht  und  chronischen  Hautaus- 
schlägen. 

H.  J.  v.  Crantz  a.  a.  0.  S.  140. 

Die  besucht.  Badeorten    Th.  II.  S.  239. 


Aufser  den  kräftigen  Bädern  zu  Trentsin  und  Rajecz  zeichnet 
sich  die  Trentsiner  Gespannschaft  durch  einen  Reichthum  von  Sauer- 
brunnen aus. 

Der  Sauerbrunnen  zu  Rubra,  oder  Kis-Kubr a,  uuferu 
Trentsin,  zwischen  den  Dörfern  Grofs-  und  Klein  Rubra,  als  Ge- 
tränk benutzt,  und  nach  Trentsin  und  Töplicz  verführt;  er  wirkt 
diuretisch,  auflösend. 

H.  J.  v.  Crantz  a.  a.  0.    S.  138. 

Der   Väg-Teplaer,    ein  Sauerbrunnen,   dessen    flüchtige  und 
feste  Bestandtheile   nur  schwach  an  das  Wasser  gebunden  scheinen. 
J.  v.  Csaplovicz,  Gemälde  von  Ungarn.    1829.    S.  91. 

Die  M. quelle  zu  Kokolna  (Chocholna),  eine  Meile  von 
Trentsin,  von  angenehmem  Geschmack,  wirkt,  getrunken,  leicht  be- 
rauschend, sehr  diuretisch. 

Zwei  Pfund  Wasser  enthalten  46  Gran  feste  Bestandtheile,  Schwe- 
fel- und  kohlensaures  Natron,  Erden  und  Eisen. 

Benutzt  wird  es  als  Bad  und  GetränU,  nicht  blofs  au  der  Quelle, 
sondern  auch  nach  Prefsburg,  Tyrnau  und  Leopoldstadt  versendet. 

Die  M. quelle  bei  Nimnicza,  drei  Meilen  von  Hrabovka, 
eine  halbe  Stunde  von  Piichow,  nahe  bei  dem  Dorfe  Nimnicza,  drei 
kalte,   au  freier  Kohlensäure  reiche  M.  quellen. 

Die  M. quellen  zu  Bellussa,  eine  halbe  Stunde  von  dem 
Städtchen  dieses  Namens  entfernt,  sind  lau,  schwefelhaltig,  werden 
aber  nur  wenig  benutzt. 

Die  M. quelle  von  lafstraba,  ein  alkalischer  Säuerling, 
welchen  man  dem  Selterserwasser  gleich  stellt. 

Die  M. quelle  M elcsicz,  ein  eisenhaltiger  Säuerling,  empfoh- 
len bei  Schwäche  der  Verdauungswerkzeuge,  Verschleimungeu  und 
Durchfall. 


253 

Die  M. quelle  zu  Orechove,  ein  Sauerbrunnen,  eine  Viertel- 
stunde von  dem  Dorfe  Orechove,  zwei  Stunden  von  Trentsin,  als 
Getränk  benutzt. 

Aufser  diesen  sind  noch  zu  erwähnen  die  M.quellen  zu  Kosz- 
telna,  Zsamarocz  und  Szutsa. 


4.    Die  Heilquellen   der  Neutraer  und  Prefsburger 
Gespannschaft. 

1.  Die  M.f/uellen  zu  Klein  Pöstheny ,  Post- 
ySn  oder  Piestyän  (Therinae  Postyenses),  in  der  Neu- 
traer Gespannschaft,  entspringen  in  dem  an  Naturschön- 
heiten so  reichen  Thale  der  Waag,  dicht  an  genanntem 
Flufse,  von  Trentsin  vier,  von  Tyrnau  sechs  Meilen,  von 
Neustadt  nur  eine  Poststation  entfernt.  Sie  sind  das  Eigen- 
thum  Sr.  Excellenz  des  Hrn.  Grafen  Joseph  Erdödy 
v.  Monyorokerek,  Obergespann  des  Neutraer  Komita- 
tes,  durch  welchen  für  die  Einrichtungen  der  Bäder,  so 
wie  für  die  Verpflegung  der  Gäste  so  gesorgt  worden  ist, 
dafs  dieser  Badeort  jetzt  zu  den  vorzüglichsten  Ungarns 
gehört. 

Schon  im  sechzehnten  Jahrhundert  erwähnt  Wern- 
herus  rühmlichst  der  Bäder  zu  Pöstheny,  später  Krato 
von  Kraftheim,  A.  Baccius,  Nie.  Isthvänfi,  Ad. 
Traj.  Beneschovinus,  H.  J.  v.  Crantz,  Kitaibel, 
—  Monographieen  über  sie  lieferten  Torkos,  Prochas- 
ka,  Tonhäzy,  Wallich  und  Scherer.  —  Badearzt 
zu  P.  ist  gegenwärtig  Hr.  M.  Pull  mann. 

Aufserhalb  Klein-Pöstheny,  auf  dem  rechten  Ufer  der 
Waag,  dicht  am  Flufs,  befindet  sich  die  Haupt  quelle, 
(auch  schlechtweg  nur  der  Brunnen  genannt).  Sie  entwi- 
ckelt unter  fortwährendem  Geräusch  und  Gasentwickelung 
einen  eigenthümlichen  hepatischen  Geruch,  und  ist  beson- 
ders des  Morgens  und  bei  hohem  Wasserstande  der  Waag 
mit  einer  dichten  Wolke  von  Wasserdampf  umhüllt.  Aehn- 
liche  Dampfwolken  erheben  sich  längs  dem  linken  Ufer 
der  Waag,  einige  sogar  mitten  aus  dem  Strome  selbst,  in 


254 

dessen  Bette  mehrere  Thermalquellen  zu  entspringen  schei- 
nen. Stand  mid  Temperatur  des  Hauptbrunnens,  so  wie 
der  übrigen  Th.  quellen,  richtet  sich  sehr  nach  dem  Stei- 
gen und  Fallen  der  Waag.  Die  höchste  Temperatur  der 
Th.  quellen  beträgt  49  —  51°  R. 

Lobenswerth  sind  die  hier  befindlichen  Einrichtungen  zu  Bädern. 
Man  bedient  sich  Gemein-  und  Wannenbäder  in  ßadekammern,  Was- 
ser-, Schlamm-  und  Gehbäder  (mit  vielem  Mineralschlamm  saturirte 
Wasserbäder). 

Die  Gebirge  der  Umgegend  enthalten  dichten  Kalk- 
spath,  und  theilweise  auf  diesem  lagert  Glimmerschiefer; 
in  nicht  bedeutender  Entfernung  von  Pöstheny  finden  sich 
Spuren  von  Steinkohlen  und  Schwefelkies. 

Das  Wasser  des  Hauptbrunnens  ist  frisch  geschöpft, 
klar,  ohne  besondern  Geschmack  und  Geruch,  wirft  keine 
Blasen,  wird  nach  Einwirkung  der  atmosphärischen  Luft 
etwas  trübe,  und  bildet  dann  einen  weifslichen,  lockeren 
Bodensatz.  Im  Brunnen  selbst  sieht  es  trübe  aus,  quillt 
mit  einem  schlammartigen  Sediment  hervor,  hat  einen 
brenzlich-schwefeligen  Geruch  und  behält  seine  eigenthüm- 
liche  Wärme  so  lange,  dafs  man  dasselbe  in  dortiger  Ge- 
gend in  Fässern  zu  Bädern  verfahren  kann.  Der  Mineral- 
schlamm des  Bades  besteht  aus  einer  glänzend-schwarzen, 
weichen  Masse,  welch  aufser  den  Bestandteilen  des  Th. 
wassers  noch  einen  nicht  unbeträchtlichen  Theil  Eisenoxjrd 
enthält,  und  von  sehr  hoher  Temperatur  ist. 

Chemisch  analysirt  wurde  das  Th. wasser  von  Jac- 
quin  und  Scholz.  —  Nach  Scholz  enthält  ein  Pfund 
Th.  wasser: 


Schwefelsaures  Natron 

.       3,72  Gr. 

Schwefelsaure  Talkerde 

1,13  — 

Schwefelsaure  Kalkcrde 

2,64  — 

Chlornatrium 

0,67  — 

Kohlensaure  Kalkerde . 

0,81  — 

Kohlensaure  Talkerde 

0,74  — 

Kieselerde     .... 

0,18  — 

i>,80  Gr. 


255 


In  100  Theilen  Thermalschlamm  fand  Scholz: 

Kieselerde 52 

Eisenoxyd 11 

Alaunerde 12 

Humus 1 

Wasser  .......  9 

Kalkerde 5 


Die  Incrustationen  enthielten  in  40  Granen: 
Kieselerde 
Kalk-  und  Talkerde 
Eisenoxyd 
Alaunerde 
Verlust     .... 


12  Gr. 

19  — 
3  — 
5  — 
1  — 


Benutzt  wird  das  Th.wasser  innerlich  und  äufserlich. 

1.  Als  Getränk  angewendet,  unterstützt  es  sehr  die 
gute  Wirkung  der  Bäder,  befördert  Appetit,  Verdauung, 
Darmausleerung,  Urinabsonderung  und  Schlaf,  und  wird 
vorzüglich  gerühmt  gegen  Gries-  und  Steinbeschwerden, 
Hämorrhoidalbeschwerden,  Hypochondrie  und  Stockungen 
im  Unterleibe. 

2.  In  Gestalt  von  Wasser-  und  Gehbädern  wird  es 
empfohlen : 

a)  gegen  veraltete  rheumatische,  gichtische  und  vene- 
rische Leiden,  Podagra,  Ischiadik. 

b)  Paralysen,  nach  schweren  Verwundungen  oder 
nach  Schlagflufs  entstanden,  —  Epilepsie. 

c)  Lymphatische  Geschwülste,  Gliedschwamm,  Oedema 
pedum,  Skropheln,  Rhachitis,  Caries. 

d)  Chronische  Hautausschläge,  inveterirte  Geschwüre. 

e)  Fehlerhafte  Verdauung,  Stockungen  im  Unterleibe, 
Gelbsucht,  Anschwellung  und  Verhärtung  der  Leber,  Hä- 
morrhoidalleiden. 

f)  Verschleimungen  und  Schleimflüsse,  veraltete  Brust- 
katarrhe, Fluor  albus. 

g)  Krankheiten  der  Harnwerkzeuge,  Gries-  und  Stein- 
beschwerden. 

/i)  Krankheiten  des  Uterinsystems  von  Schwäche,  Bleich- 
sucht, Unfruchtbarkeit.  — 


256 

Da  die  Bäder  zu  Pösth<Sny  sehr  erregend  wirken,  hüte  man  sich 
vor  zu  heifsen  Bädern,  und  setze  öfters  aus,  (nach  W  a  1 1  i  c  h  wö- 
chentlich einen  Tag),  —  die  Zahl  der  Bäder  wird  bedingt  durch  die 
Art  der  Krankheit,  die  Individualität  des  Krauken  und  die  Wirkung 
der  Bäder. 

3.  Der  hier  befindliche  Mineralschlamm  wirkt  sehr  rei- 
zend. Von  der  Benutzung  desselben  ist  bereits  gehandelt 
worden  (Vergl.  Th.  I.  S.  418,  —  zweit.  Aufl.  S.  496). 

4.  Noch  wird  besonders  das  M.  wasser  zu  Pöstheny 
örtlich  mit  sehr  günstigem  Erfolg  benutzt  bei  chronischen 
Augenleiden. 

Wernherus,  de  admirandis  aquis  Hungariae  hypomnemation. 
Viennae  1551. 

J.  Crato  de  Kraftheim,   consil.  med.    1571.    lib.  V. 

Ortelius  redivivus  1665.    T.  I.  p.  24. 

Torkos,  Schediasma  de  Thermis  Postenyensibus.    Posonii  1745. 

H.  J.  v.  Crantz  a.  a.  0.    S.  135. 

Beiträge  zur  Topographie  des  Königreichs  Ungarn  von  S.  Bre- 
deczky.    Wien  1804.    Bd.  III.  S.  242. 

Alöys  v.  Mednyanzy's  Topographie  des  Neutraer  Comitates 
im  Hesperus.    1817. 

Einige  Nachrichten  und  Bemerkungen  über  die  Bäder  in  Piestan, 
von  Prochaska.  Wien  1818  (aus  den  med.  Jahrbüchern  des  Oest. 
Kaiserstaates.    Bd.  III.  St.  1.  S.  106). 

Abhandlung  über  das  berühmte  Pischtyaner  Bad  und  seine  An- 
wendung in  verschiedenen  hartnäckigen  Krankheiten,  von  J.  v.  Ton- 
hazy.    Prefsburg  1821. 

Die  besucht.  Badeörter  und  Gesundbr.    1821.    Th.  II.   S.  187. 

Ueber  die  Bäder  in  Klein-Pösteny  oder  PöstytSn,  auch  Piestjan, 
von  E.  W.  Wal  lieh.    Wien  1821. 

P.  Kitaibel  1.  c.  T.  I.  p.  7. 

J.  v.  Csaplovics  Gemälde  von  Ungarn.    1829.   S.  88. 

J.  v.  Vering,  eigentümliche  Heilkraft  verschiedener  M.wässer. 

1836.  S.  31. 

Die  heifsen  Quellen  und  Bäder  zu  Pösteny  in  Ungarn  von  Dr. 
F.  E.  Scherer.    Leipzig  1837. 

Die  berühmt,  u.  besucht.  Bäder  und  Gesundbrunnen  von  Ungarn. 

1837.  S.  66. 

Kaiisch,  allg.  Zeitung  des  Brunnen-  und  Badewesens.  1839. 
August.   S.  21. 


An  diese  schliefscn  sich: 
Die  M.t/uelle  zu  Bajm'öcz  in  der  Neutraer  Gespannscliaft,  in 
einer  sehr  romantischen   Gegend,  am  Flufse  Neutra,  am  Fufse  eines 

Ber- 


257 

Berges,  dessen  Rücken  die  Ruinen  des  Schlosses  Bajmöcz  trägt,  ist 
von  einer  niedern  Temperatur  als  die  von  Pösteny,  und  wurde  schon 
im  sechzehnten  Jahrhundert  von  Alexander  Turzso  als  Bad  ein- 
gerichtet. Das  Badehaus  ist  geräumig,  enthält  Wohnungen  für  Kur- 
gäste und  vier  Gehbäder,  deren  jedes  mit  Steinen  gepflastert  und 
mit  herumlaufenden  Marmorbänken  versehen  ist.  Das  Wasser  ist 
klar,  durchsichtig,  und  dabei  so  warm,  dafs  es  mit  kaltem  Wasser  ver- 
mischt werden  mufs.  In  Wannen  wird  nur  auf  besonderes  Verlan- 
gen gebadet.  Die  Badegäste  finden  theils  in  dem  Badehause,  theils 
in  dem  Markte  Bajmöcz,  welcher  von  dem  Bade  nur  durch  einen 
mäfsigen  Berg  getrennt  wird,  in  den  Privatwohnungen  der  dortigen 
Bürger,  Unterkommen. 

H.  J.  v.  Crantz  a.  a.  0.   S.  132. 

Hesperus.    1819.    Dec.    S.  529. 

Die  besuchtesten  Badeörter.    Th.  II.  S.  276. 

J.  v.  Csaplovics,   Gemälde  von  Ungarn.    1829.  S.  97. 

Die  M.  quelle  zu  Pösing  oder  Bozin  in  der  Prefsburger 
Gespannschaft.  In  dem  Weingebirge  der  K.  Freistadt  Pösing  ent- 
springt eine  kalte  Eisenquelle,  welche  als  Bad  und  als  Getränk  be- 
nutzt wird.  Das  Badehaus  wurde  1777  von  dem  Magistrat  zu  Pö- 
sing erbauet.  Das  Wasser  enthält  in  einem  Pfund  nur  vier  Gran 
feste  Bestaudtheile. 

H.  J.  v.  Crantz   a.  a.  0.    S.  132. 

Das  Eisenbrünnchen  bei  Pr efsburg.  Es  entspringt  nörd- 
lich von  Prel'sburg  im  Weidritzer  Thale,  gehört  zu  der  Klasse  der 
erdigen  Eisenquellen,  hat  die  Temperatur  von  16°  R.  bei  24°  R.  der 
Atmosphäre,  das  spec.  Gewicht  1,005,  und  enthält  nach  J.  B  a  c  h  - 
mann's  Analyse  in  einem  Pfund; 

Chlornatrium  ....        0,0504  Gr. 

Kohlensaures  Natron  .  .  .  0,1329  — 
Kohlensaure  Talkerde  .  .  .  0,0429  — 
Kohlensaure  Kalkerde  .  .  .  0,6284  — 
Kohlensaures  Eisenoxydul      .        .        0,3894  — 

Thonerde 0,0389  — 

Kieselerde         ......        0,3028  — 

Extractivstoff  .        .        .        .  —    .       Spuren  — 

1,5857  Gr. 
Kohlensaures  Gas    ....        2,0264  Kub.Z. 

Prefsburger  Unterhaltungsblatt.    1825.  Nr.  91.  92. 

Geiger' s  Mag.  für  Pharm.  IV.  Jahrg.    1826.    Bd.  XVI.  S.  101. 

Brandes,  Archiv.    Bd.  XXIX.   S.  92. 

Das  Bad  zu  Belicz  in  der  Neutraer  Gespannschaft,  ist  lau- 
warm, wird  weniger  als  Heilbad,  mehr  als  Belustigungsort  des  be- 
nachbarten Adels  an  Sonn-  und  Festtagen  besucht.  Für  Wohnungen 
der  Kurgäste  ist  nur  uothdürftig  gesorgt. 

II.  Theil.  R 


H.  J.  v.  Crantz  a.  a.  0.    S.  133. 

J.  v.  Csaplovics  Gemälde  von  Ungarn.    1829.    S.  98. 

Die  M. quelle  zu  Kr  asznad  olina  oder  Gr a sna wa- 
ll' o  da  in  der  Neutraer  Gespannschaft,  ein  eisenhaltiger  Sauerbrun- 
nen, eine  Stunde  von  Jastrabje.  Getrunken  wirkt  dieses  M.  wasser 
stärkend  und  wird  empfohlen  bei  Schwäche  des  Magens  und  Darm- 
kanals, Verschleimungen,  Schleimflüssen,  Würmern,  Krankheiten  des 
Uterinsystems  von  Schwäche. 

H.  J.  v.  Crantz  a.  a.  0.  S.  134. 

Die  M.  quelle  zu  Drahova  in  der  Neutraer  Gespannschaft, 
unfern  Jastrabje  am  Fufse  des  Berges  Bragna,  ein  eisenhaltiger  Säu- 
erling, welcher  getrunken,  auflösend,  eröffnend,  sehr  diuretisch  wirkt 
und  empfohlen  wird  bei  Verschleimungen  und  Säure  des  Magens, 
Stockungen  und  Anomalieen  der  monatlichen  Reinigung. 

Die  M.  quelle  zu  Bufsocz,  wird  wenig  gebraucht. 

Aufser  diesen  erwähnt  Szepeshäzj'  in  der  Neutraer  Gespann- 
schaft noch  der  weniger  bekannten  M. quellen  von  Sztrezsenicz, 
Predjarki-Woda,  Namoscidla  und  Zlat  nikowa-  Wo  da. 

5.    Die  Heilquellen   der  Zipser  Gespannschaft. 

1.  Der  G  r  ofs  -  S  c  hl  ag  end  orfer  oder  Mühlba- 
cher Sauerbrunnen  (Acirlula  Nagy-Szalokensis),  Ei- 
genthum  der  Gräflichen  Familie  Czaky,  schon  lange  be- 
nutzt und  eines  weit  verbreiteten  Rufes  als  Heilquell  sich 
erfreuend.  Er  entspringt  fünf  Stunden  von  Kcsmark,  3011 
Fufs  über  dem  Meere  in  einer  Gegend,  welche  eine  anmu- 
tlüge Abwechselung  von  Dörfern,  Flecken,  fruchtreichen 
Fluren  und  den  romantischen  Thälern  und  Verzweigungen 
der  Karpatheil  gewährt. 

Auch  von  Ausländern  wird  dieser  Brunnen  besucht,  und  beson- 
ders zahlreich,  seit  der  Besitzer  desselben,  Graf  Czaky,  Gebäude 
zur  Aufnahme  von  Kurgästen  errichten  liefs,  —  und  die  Frequenz 
würde  noch  beträchtlicher  sein,  wenn  die  Localität  dem  Aufenthalt 
für  Kranke  hier  günstiger  wäre.  Das  bei  gutem  Wetter  sehr  ange- 
nehme, gegen  Nordwest  geöffnete  Thal,  in  welchem  der  Kurort  liegt, 
ist  rauhen  Winden  ausgesetzt  und  wird  häutig  vom  Regen  heimgesucht. 

Man  unterscheidet  zwei,  nur  drei  Klafter  von  einander 
entfernte  M.quellen  am  Fufse  des  Gebirges,  und  noch  zwei 
ander«',  von  diesen  ungefähr  300  Schritte  entfernte,  erst 
neuerdings  entdeckte. 


259 

Die  ersten  zwei,  nicht  wesentlich  von  einander  ver- 
schieden, entspringen  ohne  viel  Geräusch  und  sind  sein* 
wasserreich.  Ihr  Wasser  ist  klar,  krystallhell,  von  einem 
sehr  angenehmen,  salzig-prickelnden  Geschmack,  perlt  au- 
fserordentlich  stark,  hat  auf  dem  Grund  einen  röthlichen 
Niederschlag.  So  kalt  dasselbe  im  Sommer  auch  ist  (es 
hat  die  Temperatur  von  7°  R.),  so  friert  [dasselbe,  selbst 
im  Winter  bei  der  strengsten  Kälte  nie  zu.  Auf  Flaschen 
gefüllt,  zersprengt  es  diese  leicht  wegen  seines  Reichthums 
an  kohlensaurem  Gase.  Am  besten  conservirt  sich  das- 
selbe, wenn  es  an  der  Quelle  selbst  auf  Weinhefen  in  Fäs- 
ser gefüllt  wird.  So  pflegt  man  überhaupt  in  Ungarn  man- 
che an  Kohlensäure  reiche  M.wasser  aufzubewahren  und  da- 
durch eine  Art  von,  dem  Champagner  ähnlichem,  stark 
schäumendem  Getränk  zu  bereiten  und  zu  verführen. 

Die  Hauptquelle  ist  in  Granit  gefafst,  die  andere,  ober- 
halb dieser,  in  Holz.  Weiter  hin  im  Thale  hat  man  eine 
dritte,  welche  sehr  eisenhaltig,  benutzt.  Obgleich  alle  drei 
Quellen  von  Torflagern  umgeben  sind,  haben  sie  doch  ei- 
nen sehr  angenehmen,  reinen  Geschmack. 

Der  von  Kitaibel  unternommenen  Analyse  zufolge 
enthält  das  M.wasser  eine  sehr  geringe  Menge  fester  Be- 
standteile, kohlensaure  Kalkerde,  kohlensaures  Natron  und 
Chlornatrium,  die  oberen  Quellen  kohlensaures  Eisen,  au- 
fser  diesen  aber  eine  so  aufserordentliche  Menge  von  koh- 
lensaurem Gase,  dafs  das  Wasser  zu  Schlagendorf  zu  den 
stärksten  Säuerlingen  Ungarn' s  zu  gehören  scheint. 

Getrunken  wirkt  dasselbe,  nach  den  Erfahrungen  vom 
Dr.  Engel,  Physicus  des  Comitates,  belebend,  erregend, 
auflösend,  eröffnend,  diuretisch,  und  wird  mit  günstigem 
Erfolg  benutzt  bei  Hypochondrie,  Hysterie,  chronischen 
Brustleiden,  Fettsucht  und  Krankheiten  der  Harnwerkzeuge. 

H.  J.  v.  Crantz,  Gesundbr.  der  Oest.  Monarchie.    S.  181. 

Die  besucht.  Badeörter.    Th.  II.  S.  266. 

P.  Kitaibel   1.  c.   T.  I.  p.  222. 

Neues  Archiv  für  Gesch.,  Literat,  und  Kunst.    Wien  1830.    Juni. 

R2 


260 

2.  Die  M. quelle  %u  Neu-Lublau  (Uj-Lublo, 
Acidulae  Neo-Lublowienses),  jetzt  Eigenthum  des  Hrn.  v. 
Probstner,  von  Kesmark  drei  Meilen,  von  Stadt  und 
Schlofs  Lublau  eine  Stunde  entfernt,  — ■  einer  der  vorzüg- 
lichsten Säuerlinge,  zuerst  erwähnt  von  J.  H.  v.  Crantz, 
ausführlicher  beschrieben  von  Dr.  Engel  1794  und  analy- 
sirt  von  Kitaibel. 

Nachdem  man  lange  dieses  M.wasser  ganz  unbeachtet  gelassen, 
erwarb  sich  dasselbe  gegen  das  Ende  des  vorigen  Jahrhunderts  einen 
so  ausgebreiteten  und  grofsen  Ruf,  dafs,  trotz  der  vorhandenen  Ge- 
bäude, die  aus  den  benachbarten  Comitaten  und  aus  Galizien  herbei- 
strömenden Kurgäste  kein  Unterkommen  finden  konnten.  Das  M.was- 
ser wurde  nach  Warschau,  Krakau  und  Wien  versendet;  in  neueren 
Zeiten  hat  es  einen  Theil  seiner  Kurgäste  aus  Polen  verloren,  wel- 
che diesem,  früher  schwer  zugänglichen,  Bade  das  vaterländische, 
von  Neu-Lublan  nur  sechs  Stunden  entfernte,  Bad  zu  Krynica  vorzie- 
hen. —  Der  von  Leutschau  über  die  hohen  Gebirge  nach  dem 
Badeorte  führende,  sonst  gefährliche  Weg  ist  seit  1825  auf  Kosten 
des  Hrn.  von  Probstner  in  eine  sehr  gute  Strai'se  umgeschaffen 
worden. 

Die  hier  befindlichen  M.  quellen  entspringen  in  einem 
tiefen,  von  hohen,  mit  Wald  bewachsenen  Bergen  umschlos- 
senen Thale,  welches  ein  Bach  durchschneidet;  auf  dem 
einen  Ufer  desselben  finden  sich  zwei  M.  quellen,  auf  dem 
andern  eine  dritte,  welche  eisenreicher  scheint,  als  die  vo- 
rigen und  zu  Bädern  benutzt  wird. 

Das  M.wasser  perlt  ungemein  stark,  ist  von  einem 
säuerlich  angenehmen,  prickelnden,  weinartigen  Geschmack, 
und  hält  sich  in  wohl  verschlossenen  Krügen  sehr  gut. 
Der  Einwirkung  der  atmosphärischen  Luft  ausgesetzt  oder 
gekocht,  setzt  es  einen  rothlichen,  ocherartigen  Niederschlag 
ab,  welcher  sich  auch  auf  dem  Boden  und  den  Kanälen  der 
Quellen  findet. 

Aufser  vielem  kohlensaurem  Gase  scheint  dieses  Was- 
ser nach  Kitaibel's  Untersuchung  an  festen  Bestandtei- 
len kohlensaure  Salze,  besonders  erdige,  und  kohlensaures 
Eisen  zu  enthalten. 

K.  K  r  o  c  z  k  i  e  w  i  c  z  empfiehlt  dasselbe  als  gclind  stär- 


261 

kendes  und  zugleich  gelind  auflösendes  M.wasser  in  folgen- 
den Krankheiten: 

1.  in  chronischen  Nervenkrankheiten,  nervösem  Kopf- 
schmerz, Schwindel,  Hysterie,  Nervenschwäche,  Impotenz, 
krampfhaften  Affectionen,  Krankheiten  der  Augen  und  des 
Gehörs  von  reiner  Schwäche. 

2.  Bei  Profluvien  passiver  Art,  Blennorrhoeen,  Fluor 
albus,  hartnäckigen  Brustkatarrhen,  Asthma  pituitosum, 
anfangender  Lungensucht,  Pollutionen. 

3.  Retentionen  von  Schwäche,  namentlich  Retentio 
mensium. 

4.  Stockungen  in  den  Organen  des  Unterleibes,  An- 
schwellungen der  Leber  und  Milz  nach  Fiebern. 

5.  Schwäche  des  Magens  und  Darmkanals,  Appetit- 
losigkeit, Pyrosis,  Magenkrampf,  habitueller  Trägheit  des 
Darmkanals. 

6.  Krankheiten  der  Harnwerkzeuge,  Stein-  und  Gries- 
beschwerden. 

7.  Chronischen  Hautausschlägen  und  Skorbut. 

8.  Gichtischen  und  rheumatischen  Leiden. 

9.  Endlich  als  allgemeines  Stärkungsmittel  in  dem 
Stadium  der  Reconvalescenz. 

Man  läfst  dieses  Wasser  allein  trinken,  oder  auch 
häufig  mit  Mich  oder  Molken.  — 

J.  v.  Vering  vergleicht  dieses  M.wasser  mit  der 
Egerer  Salzquelle  und  rühmt  es  namentlich  bei  hartnäcki- 
gen Stockungen  im  Unterleibe,  Nervenschwäche  und  lang- 
wierigen Hals-  und  Brustleiden  mit  Molken. 

H.  J.  v.  Crantz,   Gesundbr.  der  Oest.  Monarchie.    S.  182. 

ü.  Kroczkiewicz,  Physische  Beschreibung  des  Neu-Lublauer 
salinisch-eisenhaltigen  Mineral-Sauerbrunnenwassers. 

Die  besuchtesten  Badeörter.    Tb.  II.  S.  247. 

C.  v.  Szepeshäzy  und  C.  J,  v.  Thiele,  Merkwürdigkeiten 
a.  a.  0.    S.  164. 

P.  Kit ai  bei  1.  c.   T.  I,  p.  230. 

J.  v.  Csaplovics,   Gemälde  von  Ungarn.    1829.    S.  99. 

H.  J.  v.  Vering,  eigenthüml.  Heilkraft  verschiedener  M.wässer. 
1836.  S.  112. 


262 

3.  Das  M. wasser  %u  Rauschenbach  oder  Ru%- 
bach  (Acidula  Rusbachensis),  in  der  Kameralherrschaft 
Podoiin,  eine  Stunde  von  der  Stadt  dieses  Namens,  zwei 
von  Lublau,  vier  von  Kesmark,  von  Engel  zuerst  1794 
beschrieben. 

In  früheren  Zeiten  hatten  die  Bäder  zu  Rauschenbach 
eines  ausgezeichneten  Rufes  sich  zu  erfreuen.  Aus  Sieben- 
bürgen und  Polen  strömten  zahlreiche  Kurgäste  herbei, 
was  noch  das  grofsc  Badegebäude  beweiset,  welches  der 
Fürst  Lubomirski  aufführen  liefs. 

Die  M.quellen  liegen  in  einem  Thal,  welches  anfänglich  sehr  eng, 
später  jedoch  in  eine  aumuthige  Ebene  sich  öffnet;  ihr  Wasser  sam- 
melt sich  in  weiten  Behältern  von  einer  Art  Tuffstein,  welchen  die 
Quellen  seihst  durch  Niederschlag  gebildet  und  welcher  sich  auch  in 
den  übrigen  Bädern  findet.  Alle  Körper,  welche  sich  einige  Zeit  in 
dem  M,  wasser  befinden,  werden  incrustirt,  selbst  die  Mühlräder,  wel- 
che das  mit  einem  andern  Bache  vermischte  Mineralwasser  treibt. 

Die  M.  quellen  entspringen  mit  einem  starken,  unauf- 
hörlichen Geräusch,  entwickeln  einen  rauchähnlichen  Dampf, 
scheinen   aufzuwallen  und   zu  kochen  und  erhielten  wahr- 
scheinlich daher  den  Namen  „Rauschenbach".    Ihr  Wasser 
ist  geschöpft  durchsichtig,  klar,  im  Glase  opalisirend,  frisch 
von  einem  durchdringenden  schwefelartigen  Geruch,  einem 
weichen,   etwas  salzigen,  prickelnden  Geschmack.     Es  ist 
lauwarm,  friert  nie  im  Winter,  selbst  mit  anderm  Wasser 
vermischt,  so   dafs  es  im  strengsten  Winter  sieben  Müh- 
len treiben  kann.     Zuweilen  trübt  sich  das  Wasser  plötz- 
lich, wenn  Regen  und  Sturm  nahen.    In  verschlossenen  Ge- 
fäfsen  verliert  es  in  den  ersten  Wochen  nicht  seine  Klar- 
heit, besitzt  anfänglich  einen  starken  Schwefelgeruch  und 
Geschmack;    später   verliert    es    diesen    Geruch   und   Ge- 
schmack, bildet  einen  weifsen  Niederschlag  und  auf  der 
Oberfläche  ein  weifses  Häutchen.    In  den  Kesseln,  in  avcI- 
chen   das  M.  wasser  gekocht   wird,  setzt  sich  eine  Kruste 
von  einem  feinen,  weifsen  erdigen  Pulver   ab.     Chemisch 
untersucht  wurde  dieses  Wasser  von  Engel  und  Kitai- 
bel.     Nach   Engel    enthält   dasselbe    viel   Kohlensäure, 


263 

schwefelsauren    Kalk,    kohlensaures    Natron,    Kalk    und 

Eisen. 

Engel  beobachtete  nach  der  Anwendung  dieses  Mi- 
neralwassers reichliche  Schweifse,  zuweilen  auch  Hautaus- 
schlag-, und  rühmt  es: 

1.  in  hartnäckigen  rheumatischen  oder  gichtischen  Af- 
fectionen,  Anchylosen,  Contracturen,  Hüft-  und  Lenden» 
weh,  schmerzhaften  Gelenkgeschwülsten. 

%  In  chronischen  Nervenkrankheiten,  Lähmungen,  He- 
mikranie. 

3.  Drüsengeschwülsten  und  Verhärtungen, 

4.  Hartnäckigen  Hautausschlägen  und  Geschwüren.  — 
Engel  heilte  einen  chronischen  Ohrenflufs,  so  wie  eine 
mit  bedeutender  Abmagerung  verbundene  Atrophie. 

H.  J.  v.  Crantz    a.  a,  O.    S.  183. 

Hambacher,   notitia   iiidolis   et  usus  scaturigiuum  Rusbachen« 
sium.    1778. 

J  a  c.  M  e  1  z  e  r  in :  Panuoiiia.    1819.    Nr.  67.  68.  69. 
Die  besucbtesten  Badeörter.    TU.  II.  $.  265. 
P.  Kitaibel  1.  c.   T.  I.  p.  265. 


An  diese  reihen  sich  folgende  weniger  bekannte  M.queüen: 

Die  M. quelle  zu  Bela,  eine  kalte  Schwefelquelle,  bei  wel- 
cher sich  seit  1817  ein  eingerichtetes  Bad  befindet,  welches  mit  gu- 
tem Erfolg  gegen  gichtische  Beschwerden  gebraucht  wird. 

Die  M. quelle  zu  Dubrava,  eine  halbe  Stunde  von  Korot» 
nok,  Eigenthum  der  Gräfl.  Emanuel  Csäkyscbcn  Erben. 

Das  M.ivasser  zu  JSeuJiof  (Aqua  Neuhofensis) ,  vom  Dr. 
Pottyondi  entdeckt,  und  von  demselben  mit  Erfolg  in  mehreren 
schwierigen  Krankheitsfällen  benutzt.  Kitaibel  fand  das  ihm  im 
Jahre  1801  gesendete  klar,  färb-,  geruch-  und  geschmacklos  und 
ohne  irgend  einen  Niederschlag. 

P,  Kitaibel  1.  c.    T.  I.  p.  280. 

Die  M.quelle  zu  Leibicz,  eine  kalte  Schwefelquelle  mit  ei- 
ner Badeanstalt. 

Bei,  prodrom.   p.  78. 

S.  Bredetzky,  Beiträge  zur  Topographie  des  Königreichs  Un- 
garn.   Th.  IV.   S.  170. 

Die  M. quelle  von  Smerzsonka,  unfern  des  rothen  Klosters, 
eine  kalte  Schwefelquelle, 


264 

H.  J.  v.  Crantz  a.  a.  0.  S.  185. 

Die  besuchtesten  Badeörter.    Tb.  II.  S.  265. 

Die  M.  quelle  von  Lipnik,  ein  eisenhaltiger  Säuerling. 

Die  M. quelle  zu  Szlatvina,  eine  halbe  Stunde  von  Olaszi, 
ein  Sauerbrunnen,  welchen  man  verfährt  und  dessen  diuretische 
Kraft  gerühmt  Avird. 

Die  M. quelle  von  Topporecz,  ein  Sauerbrunnen?  welcher 
an  festen  ßestandtheilen  kohlensaure  kalkerde  und  Natron  enthält. 

Die  M. quelle  von  Andräs,  ein  eisenhaltiger  Säuerling,  an 
der  Strafse  von  Leutschau  nach  Poprad. 

Die  M.  quelle  von  Roh  s  oder  Rohu s,  ein  eisenhaltiger  Säuer- 
ling mit  einem  Bade. 

Die  M.  quelle  von  Bald  ö  cz,  den  Gräfl.  Emanuel  Csaky- 
schen  Erben  gehörig,  mit  Gebäuden  zu  Bädern  und  Wohnungen 
der  Kurgäste  versehen. 

Die  M.  quelle  zu  Ganöcz  (Johannesdorf),  ein  Säuerling,  zwi- 
schen Svabocz,  Lutsiwna  und  Poprad. 

Die    M.quellen   zu   Kisocz,    Kreigh,    Kamjonka,    Filicz, 
Viborna,  Ladok,  Totfalva,  Maldur,  Svabocz,  Siva-Brada. 
H.  J.  v.  Crantz  a.  a.  0.    S.  177.  180.  182. 
Die  besuchtesten  Badeörter.  Tb.  II.  S.  266.  267. 


6.    Die  Heilquellen    der    Sohler  Gespann  schaff. 

Die  M.quellen  xu  Szliacs  oder  Riblir  (Ther- 
mac  Ribarienses) ,  entspringen  auf  dem  linken  TJfer  des 
Gran  bei  Ribär,  drei  Viertelstunden  von  Altsohl,  andert- 
halb Stunden  von  Neusohl,  1194  Fufs  über  dem  Meere. 
Das  Bad  liegt  unfern  der  lebhaften,  von  Schemnitz  nach 
Neusohl  führenden  Hauptstrafse  und  gewährt  von  der 
Höhe,  auf  welcher  die  Badegcbäude  sich  befinden,  eine 
reizende  Aussicht  auf  das  fruchtbare  Thal  des  Gran  und 
die  mahlerischen  Gebirgszüge  von  Trachvt,  welche  den 
Horizont  begränzen. 

Bekannt  sind  die  M.quellen  zu  Szliacs  schon  seit  den 
ältesten  Zeiten.  Nach  Zipser  soll  schon  Aeneas  Syl- 
vius  unter  der  Regierung  Math.  Corvinus  dieser  Quel- 
len gedenken.  Eine  bestimmte  Erwähnung  derselben  findet 
sich    schon    in   den    Schriften    von   G.  Agricola  und  G. 


265 

Wem  her.  Erst  1724  und  1726  würdigte  man  indefs 
diese  Quellen  einer  nähern  Aufmerksamkeit  und  Untersu- 
chung, später  jedoch  handelten  von  ihnen  M.  Bei,  Wi- 
pacher,  H.  J.  y.  Crantz,  Csaplpvics,  P.  Kitaihel, 
Z  i  p  s  e  r  und  M  o  j  s  i  s  o  v  i  c  s.  Analysirt  wurden  die  M.- 
quellen  von  Höring  und  neuerdings  von  Dr.  Dan. 
Wagner. 

Man  unterscheidet  in  S.  folgende  verschiedene  Bäder: 

1.  Das  Herrenbad  bildet  ein  längliches  Viereck  von  13y2  Fufs 
Länge,  71/,,  F.  Breite  und  4y2  F.  Tiefe,  mit  einem  Wasserstande 
von  4  F.  Das  Th.wasser  desselben,  welches  mit  Geräusch  und  mit 
starker  Gasentwickelung  entspringt,  ist  vollkommen  klar  und  farblos, 
von  einem  prickelnd-säuerlichen,  später  bitterlich-salzigen,  zuletzt  et- 
was adstringirenden  Geschmack;  seine  Temperatur  beträgt  constant 
2S.S0  R.;  sein  spec.  Gew.  1.0038  bei  -f-  12°  R,  der  Atmosphäre, 
seine  Wassermenge  24b0  Kub.  Fufs  in  24  Stunden.  Die  Eutwicke- 
lung  von  Gas,  welches  der  Untersuchung  zufolge-  aus  reinem  kohlen- 
saurem G-s  besteht,  erfolgt  so  stark  und  stürmisch,  dafs  das  Th.- 
Avasser  zu  kochen  scheint.  Längere  Zeit  der  Einwirkung  der  At- 
mosphäre ausgesetzt,  oder  gekocht,  verliert  das  Th.wasser  seine 
flüchtigen  Bestaudtheile,  wird  trübe  und  bildet  einen  bräunlichen 
Niederschlag.  Nach  Wagner  enthalten  sechszehn  Unzen  Wasser 
22,725  Gr.  feste  Bestandtheile. 

2.  Das  Biirgerbad  ist  8  Fufs  lang,  7'/2  F.  breit  und  7  F. 
hoch,  mit  einem  Wasserstande  von  4  F.  3  Zoll.  Sein  Wasser,  wel- 
ches nicht  so  viel  kohlensaures  Gas  entwickelt,  als  ersteres,  hat  die 
Temperatur  von  23,9°  R.,  sein  spec.  Gew.  beträgt  bei  -)-  12°  R.  der 
Atmosphäre  1,0037.  Im  Uebrigen  verhält  sich  dasselbe  gleich  dem 
vorigen,  sechzehn  Unzen  desselben  enthalten  nach  Wagner  22,725 
Gran  feste  Bestandtheile. 

3.  Das  Bauernbad,  dem  Umfange  nach  das  gröfste,  von  22,1° 
R.  Temperatur.  Die  Entwickelung  des  kohlensauren  Gases  ist  in 
diesem  Wasser  noch  geringer,  als  in  der  vorhergehenden  Quelle; 
sein  spec.  Gew.  beträgt  bei  -|-  12°  R.  der  Atmosphäre  1,0034.  Im 
Uebrigen  verhält  sich  das  M.wasser  wie  das  der  beiden  vorigen  Bä- 
der, nach  Wagner  enthalten  sechzehn  Unzen  21,20  Gr.  feste  Be- 
standtheile. 

4.  Der  Dorotheenbrunnen,  benannt  nach  Maria  Doro- 
thea, Gemahlin  des  Erzherzogs  Joseph,  Palatinus  von  Ungarn, 
welche  im  J.  1823  dieses  Bad  besuchte,  wird  als  Trinkquelle  be- 
nutzt und  entwickelt  noch  weniger  freie  Kohlensäure,  als  die  erwähn- 
ten Quellen.  Sein  Wasser  hat  die  Temperatur  von  -\-  17,6°  R.,  ein 
spec.  Gew.  von  1,0029,  verhält  sich  im  Uebrigen  wie  die  vorigen 
M. quellen  und  enthält,  nach  Wagner,  in  sechzehn  Unzen  17,425 
Gr.  feste  Bestandtheile. 


266 


5.  Die  Adamsquelle  entwickelt  mehr  Kohlensäure  als  der 
Dorotheenbrunnen.  Sein  M.wasser  hat  die  Temperatur  von  -}-  1933° 
R.,  das  specif.  Gew.  von  1,0032  gleicht  im  Uebrigen  den  vorigen 
M.  quellen  und  enthält  in  sechzehn  Unzen  18,90  Gr.  feste  Bestand- 
teile. 

6.  Die  neue  Quelle  (Albin'squelle)  hat  eine  Temperatur  von 
-f-  17,2°  R. ;  die  Entwickelung  der  Kohlensäure  ist  schwächer  als  in 
der  vorigen,  das  spec.  Gew.  des  M.wassers  beträgt  1,0030;  im  Ue- 
brigen den  vorigen  gleich,  beträgt  nach  Wagner  sein  Gehalt  an  fe- 
sten Bestandteilen  in  sechzehn  Unzen  17,90  Gr. 

7.  Die  JosephrqUelle,  nach  Sr.  K.  K.  Hoheit  dem  Erzher- 
zog Joseph,  Palatinus  von  Ungarn,  benannt,  ist  ein  kalter  Säuerling, 
von  nicht  bedeutender  Wassermenge.  Das  Wasser  ist  vollkommen 
klar,  von  einem  prickelnd-säuerlichen,  zusammenziehenden  Geschmack; 
es  entbindet  nur  wenig  kohlensaures  Gas.  Sein  spec.  Gew.  beträgt 
1,0009.  Nach  Wagner  enthalten  sechzehn  Unzen  nur  2,575  Gr. 
feste  Bestandteile. 

Nach  der  von  Dr.  Dan.  Wagner  im  J.  1833  ange- 
stellten Analyse  enthalten  in  1000000  Gew.  Theilen: 

1.  Das  Herrenbad:  2.  Das  Bürarerbad: 


Harz  (Quellsäure) 

23,00 

21,00 

Chlormagnium 

83,50 

73,00 

Chlornatrium  .... 

288,50 

.      242,50 

Schwefelsaure  Kalkerde 

,    1556,00 

.     1375,00 

Schwefelsaure  Talkerde 

273,37 

.      316,00 

Schwefelsaures  Lithion 

16,45 

14,50 

Schwefelsaures  Natron 

66,18 

.      232,00 

Kieselerde 

29,00 

27,00 

Kohlensaures  Eisenoxydul     . 

57,36        . 

59,50 

Kohlensaure  Kalkerde 

409,00 

.      416,00 

Kohlensaure  Talkerde 

174,00 

.       198,50 

2976,36 

2975,00 

Kohlensäure  in  100  Volumtheilen  60  Vol.Th 

66  Vol.  Th. 

3.  Das  Bauernbad: 

4.  Der 

Dorotheenbruunen : 

Harz        .... 

19,50 

13,50 

Chlormagnium 

81,00 

58,00 

Chlornatrium 

223,00 

.       205,50 

Schwefelsaure  Kalkerde 

1117,50 

.      776,00 

Schwefelsaure  Talkerde 

337,00 

.      342,00 

Schwefelsaures  Lithion 

15,50 

13,50 

Schwefelsaures  Natron 

256,00 

.      251,00 

Kieselerde 

28,00 

19,00 

Kohlensaures  Eisenoxyditl 

62,00 

43,50 

Kohlensaure  Kalkerde    . 

.      434,00 

.      366,00 

Kohlensaure  Talkcrde    . 

.      201,00 

.      191,50 

2774,50 

2279,50 

Kohlensäure  in  100  Vol.  Th 

.  ,     72  Vol.Th 

85  Vol.Th. 

267 


5.  Die  Adamsquelle : 

5 

Die 

neue  Quelle: 

Harz 

17,00 

15,50 

Chlormagnium 

65,50 

68,50 

Chlornatrium 

206,00 

222,00 

Schwefelsaure  Kalkerde 

721,00 

766,00 

Schwefelsaure  Talkerde 

356,00 

345,00 

Schwefelsaures  Lithion 

14,00 

16,50 

Schwefelsaures  Natron 

.      262,00 

263,00 

Kieselerde 

24,00 

17,50 

Kohlensaures  Eisenoxydul 

46,50 

83,50 

Kohlensaure  Kalkerde    . 

.      425,00 

.      351,50 

Kohlensaure  Talkerde   . 

204,00 
2341,00 

192,00 

2341,00 

Kohlensäure  in  100  VoI.Th. 

80  Vol.Th.      .        85VoI.Th 

7.  Die  Jos 

ephsquelle: 

Schwefelsaure  Kalkerc 

e   . 

40,00 

Schwefelsaures  Natroi 

l     . 

25,00 

Kieselerde 

• 

12,50 

Kohlensaures  Eisenox 

ydul 

105,00 

Kohlensaure  Kalkerde 

.        .        • 

115,00 

Kohlensaure  Talkerde 

• 

37,50 

335,00 

Kohlensäure  in  100  V 

ol.  Th. 

110  Vol.  Th. 

Nach  Zipser,  von  Dragonszky,  Physicus  der  K. 
K.  Frei-  und  Bergstadt  Neusohl,  und  Mojsisovics  wir- 
ken diese  M.  quellen,  in  Form  von  Bad  und  Getränk  be- 
nutzt, auflösend,  die  Se-  und  Excretionen  gelind  beför- 
dernd, und  zugleich  das  Nervensystem  beruhigend  und 
belebend. 

In  der  Regel  wird  zwei  Mal  des  Tages  gebadet;  die  Dauer  der 
Bäder  wird  meist  der  Willkür  der  Gäste  überlassen,  von  */4  Stunde 
bis  2 — 3  Stunden.  Von  der  M. quelle  des  Herrenbads,  welche  seit 
1833  auch  zum  Trinken  eingerichtet  worden  ist,  läfst  man  täglich 
8—12,  von  dem  Dorotheen-  und  Adamsbrunnen  höchstens  6,  und  von 
der  Josephsquelle  nur  3—4  Becher  trinken. 

Aufser  der  Form  des  Wasserbades  empfiehlt  Zipser  die  Be- 
nutzung des  unfern  der  Dorotheenquelle  ausströmenden  kohlensauren 
Gases,  als  Dunstbad  bei  Lähmungen,  hartnäckigen  rheumatisch-gich- 
tischen Localleiden,  —  gleich  den  Gasbädern  zu  Marienbad. 

Als  Bad  und  Getränk  haben  sich  die  M.  quellen  in 
folgenden  Krankheiten  besonders  hülfreich  erwiesen : 

1.     Chronischen  Nervenleiden  von  reiner   Schwäche, 


268 

—  Hysterie,    krampfhaften  und   neuralgischen  Beschwer- 
den, Cardialgie,  Amblyopie,   Amaurosis,  Paralysen. 

2.  Blennorrhoen  der  Schleimhaut  der  Luftwege,  des 
Darmkanals,  der  Harnblase  und  weiblichen  Genitalien. 

3.  Verschleimungen  und  Stockungen  in  den  Organen 
der  Verdauung  und  Assimilation,  so  wie  Stockungen  im 
Uterinsy stein  von  Schwäche,  —  Magendrücken,  Dyspepsie, 
Pyrosis,  Gelbsucht,  Plethora  abdominalis,  Häinorrhoidal- 
beschwerden ,  Hypochondrie,  —  congestiven  Beschwerden 
bei  Frauen  in  Folge  anfangender  oder  schon  erfolgter 
Cessation  der  monatlichen  Reinigung. 

Zur  Minderung  krankhaft  vermehrter  Se-  und  Exem- 
tionen Averden  die  heifseren,  die  kühleren  M.  quellen  dage- 
gen zur  Bethätigung  und  Vermehrung  krankhaft  vermin- 
derter Ab-  und  Aussonderungen  empfohlen. 

4.  Veralteten  rheumatischen  und  gichtiscben  Leiden, 
besonders  der  Gelenke  und  Knochen. 

5.  Scrophulösen  Gesclrwülsten  und  Verhärtungen. 

G.  Agricola,    de  natura  fossilium.  Basil.  1546.  Lib.  III.  p.  221. 

G.  Wernheri  de  admirandis  Hungariae  aquis  bypomneniation. 
1595. 

Danubius  Pannonico-Mj'sieus  observationibus  geographica,  astro- 
nomicis,  historicis,  pbysicis  perlustratus  ab  Aloys.  Ferd.  Com. 
Marsili.  Hagae  Comitum  et  Amstelodaini.  1726.    T.  I.  p.  94.  95. 

Math.  Bei,  notitia  nova  historico-geographica  Hungariae.  Vicn- 
nae  1736.  T.  II.  p.  396. 

Dav.  Wipachcr  de  Tliermis  Ribariensibus  in  Hungaria.  Liber 
singularis,    Lipsiae  1768.  4. 

Anzeigen  aus  säinmtlichen  k.  k.  Erblanden.  V.  Jahrg.  Wien  1775. 

H.  J.  v.  Crantz  a.  a.  0.   S.  257. 

Wiudiscb,  neues  ungerisches  Magazin.  Prefsburg  1791.  B,  1. 
S.  92. 

J.  Kant's  ph}rsische  Geographie  von  Job.  Jac.  W.  Vollmer. 
B,  II.  Abth.  2.  S.  80, 

Hamburg.  Magazin,  Bd    IV.  St.  I.  S.  69. 

Csaplovics  topographisch-statistisches  Archiv  des  Königreichs 
Ungarn.  Wien  1801.  Bd.  I.  S.  182, 

Ungcrische  Miscellcn  1805.  B.  I.  St.  2. 

I*.  Kitaibel  1.  c.  T.  I.  p.  100. 

Her  Badegast  zu  Sliatsch  in  Nieder  -Ungarn  von  Dr.  Chr.  A. 
Zipscr.  Neusohl  und  Schemnitz.  1827. 

J.  v.  Csaplovics  Gemälde  von  Ungarn.  1829.  S.  91. 


269 

Dan.  Wagner  und  Mojsiso vics  in:  med.  Jahrb.  des  k.  k. 
Ostreich.  Staats.  1834.  Bd.  XV.  St.  3.  und  4. 

Mojsisovics  in:  Casper's  kritischen  Repertorium  für  die  ge- 
sammte  Heilkunde.  Jahrg.  1832.  Bd.  XXXII.  St.  1.   S.  130. 

Ludvigh's  malerische  Reise.  Th.  II.  S.  93. 

Die  berühmt,  uud  besucht.  Bäder  und  Gesundbr.  von  Ungarn. 
1837.  S.  213. 

Dr.  Borkheim's  Jahresberichte  der  medic.  Section  der  Schles. 
Gesellschaft  für  vaterländische  Kultur  1838.  in  Breslau.  Berl.  Med. 
Central-Zeitung.  VIII.  Jahrg.  d.  8.  Juni  1839.  23  St.  S.  455. 

Kaiisch,  allgem.  Zeitung  des  Bade-  und  Brunnenwesens.  1839. 
August  S.  21. 

An  diese  schliefsen  sich: 

Die  M. quellen  zu  Allsohl  (Aquae  Veterosolienses).  An 
dem  Zusammenflufs  des  Gran  und  Szalath  entspringen  mehrere  (12) 
M.  quellen,  von  welchen  die  vorzüglichste  das  rothe  Wasser  (Cser- 
vena  Woda),  auf  dem  linken  Ufer  des  Grau,  leicht  Ueberschwem- 
mungen  des  letztern  ausgesetzt,  einem  Porphyrfelsen  mit  vielen  Bla- 
sen entquillt. 

Das  M.wasser  bildet  einen  röthlichen,  ocherartigen  Niederschlag, 
woher  sein  Name,  hat  nach  Kitaibel  die  Temperatur  von  9"  R. 
bei  23°  R.  der  Atmosphäre,  sein  spec.  Gewicht  beträgt  1,0028.  Nach 
Kitaibel  enthalten  100  Kub.  Zoll  Wasser  80  Kub.  Zoll  kohlensau- 
res Gas,  sechzehn  Unzen  Wasser  au  festen  Bestandtheilen: 
Schwefelsaure  Kalkerde         .        .        .        0,450  Gr. 


Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Talkerde 
Schwefelsaures  Natron 
Chlornatrium 
Chlortalcium 
Chiorcalcium 
Kohlensaures  Natron 
Kieselerde 
Eisenoxydul    . 


1,500  — 
4,600  — 
1,025  — 
0,075  — 
0,100  — 
0,050  — 
7,000  — 
0,500  — 
'        0,700  — 
16,000  Gr. 
Die  übrigen  bei  Altsolil  entspringenden  M.quellen  wer- 
den nicht  benutzt. 

H.  J.  v.  Crantz  a.  a.  O.  S.  155. 

C.  v.  Szepeshazy  und  C.  J.  v.  Thiele,  Merkwürdigkeiten  a. 
a.  O.  S.  14. 

P.  Kitaibel  1.  c.  T.  I.  p.  103. 

Die  M.quellen  zu  N agy  szalalhn  a  (Aquae  Nagyszalath- 
nenses),  der  Zahl  nach  zwei,  nicht  sehr  ergiebig,  reich  an  kohlen- 
saurem Gase,  geruchlos,  von  angenehmem  Geschmack,  von  16,5°  R. 
Temperatur  bei  11°  R.  der  Atmosphäre,  ihrem  chemischen  Gehalt  nach 
sehr  ähnlich  dem  Altsohler  M.wasser. 


270 

P.  Kitaibel  1.  e.  T.  I.  p.  104. 

.1.  v.  Csaplovics  Gemälde  von  Ungarn.   1829.  S.  95. 

Die  M. quelle  zu  Bazuch  (Acidula  ßazuchensis),  entspringt 
sehr  Avasserreich  aus  einem  Felsen  von  Granit  und  Glimmerschiefer, 
eine  Viertelstunde  von  dem  Dorfe  Bazuch  entfernt,  neben  dem  Bache 
Bazuska.  Das  M.wasser  ist  klar,  farblos,  gerucblos,  von  einem  an- 
genehmen säuerlichen  Geschmack,  entwickelt  viel  Gasblasen,  setzt 
einen  ocherartigen  Niederschlag  ab,  hat  die  Temperatur  von  8,5°  R. 
bei  5  —  8°  R.  der  Atmosphäre,   seine  spec.  Schwere  beträgt  1,0030. 

Nach  Höring  enthalten  sechzehn  Unzen  Wasser: 

Kohlensaures  Natron       ....    4,400  Gr. 
Kohlensaure  Kalkerde      ....     0,630  — > 
Kohlensaure  Talkerde      ....     1,300  — 
Chlornatrium    ......     5,200  — 

Eisenoxydul 0,410  — 

Kieselerde 0,060  — 

12,000  Gr. 
100  Kub.  Z.  Wasser  enthalten  108  Kub.  Z.  kohlensaures  Gas. 

Benutzt  wird  die  M  quelle  als  Getränk  und  soll  sehr  diuretisch 
wirken. 

H.  J.  v.  Cr  an  tz  a.  a.  O.  S.  155. 

P.  Kitaibel  1.  c.  T.  I.  p.  110. 

Die  M.  quellen  zu  Karpona  (Aquae  Karponenses),  der  Zahl 
nach  drei,  entspringen  in  einer  gesunden  und  angenehmen  Gegend. 
Die  erste  ist  klar,  von  mildem  Geschmack,  geruchlos,  einer  sich 
ziemlich  gleich  bleibenden  Temperatur,  so  dais  sie  auch  im  streng- 
sten Winter  nicht  zufriert.  Die  zweite  ist  trübe,  milchigt,  von  ei- 
nem zusammenziehenden  Geschmack  und  scheint  viel  kohlensaure 
Salze  zu  enthalten.  Die  dritte  hat  mit  der  ersteren  die  gröfste  Aehn- 
lichkeit,  nur  dafs  sie  wasserreicher  und  etwas  wärmer  als  jene  zu 
sein  scheint. 

P.  Kitaibel  1.  c.  p    99. 

Die  Osztrovskische  oder  Klokocsische  M. quelle  (Aci- 
dula Osztroskensis,  s.  Klokoczensis),  in  einer  aumuthigeu  Gegend 
am  Fufse  der  Osztrovskischen  Berge,  bei  dem  Dorfe  Klokocs  ent- 
springend. Ihre  Temperatur  beträgt  nach  Kitaibel  8,0°  R.  bei 
15,5"  R.  der  Atmosphäre,  ihre  spec.  Schwere  1,0006. 

An  festen  Bestandtheileu  enthalten  sechzehn  Unzen  Wasser: 
Kohlensaure  Kalkerde  .        .        .        0,200  Gr. 

Kohlensaure  Talkerde  .        .        .        1,400  — 

Schwefelsaures  Natron         .        .        .        2,000  — 
Kohlensaures  Natron  .        .        .        1,000  — 

Eisenoxydul 0,200  — 

Kieselerde  .        .        .  *      .        .        0,200  — 

5.000  Gr. 


271 


100  Kub.  Z.  Wasser  enthalten  115  Kub.  Z.  kolilensaures  Gas. 
Die  Bewohner  bedienen  sich  desselben  als  Getränk. 
H.  J.  v.  Crantz  a.  a.  0.  S.  157. 
P.  Kitaibel  1.  c.   T.  I.  p.  105. 

Die  M. quellen  zu  Vegles  (Acidulae  Yeglenses),  entspringen 
auf  einer  sumpfigen,  leicht  Ueberschwemnmngen  ausgesetzten  Wiese, 
haben  nach  Kitaibel  die  Temperatur  von  10°  R  bei  19°  R.  der 
Atmosphäre,  enthalten  vorwaltend  chlorsaure,  weniger  schwefelsaure 
Salze  und  scheinen  mit  der  M. quelle  von  Szalath  viel  Aehnlichkeit 
zu  besitzen. 

Das  M. wasser  wird  getrunken  und  wirkt  nach  Adami  auflösend, 
eröffnend. 

H.  J.  v.  Crantz  a.  a.  0.  S.   158. 

P.  Kitaibel    1.  c.  T.  I.  p.  106. 

Die  WI. quellen  zu  Alsu-Mic s  iny  e  (Aquae  Also-Mitsinyen- 
ses),  der  Zahl  nach  drei,  von  welchen  die  vorzüglichste  die  Csere- 
n3rer  Quelle  ist.  Ihr  Wasser  ist  hell,  klar,  von  einem  augenehmen 
säuerlichen  Geschmack,  hat  die  Temperatur  von  8°  R.  bei  18°  R. 
der  Atmosphäre,  ihre  spec.  Schwere  beträgt  1,0032. 

Nach  Kitaibel  enthalten  sechzehn  Unzen  Wasser  an  festen 
Bestandteilen  : 

Schwefelsaure  Kalkerde       .        .        .        0,250  Gr. 
Kohlensaure  Kalkerde  .        .        .        3,500  — 

Kohlensaure  Talkerde  .        .        .        8,620  — 

Schwefelsaure  Talkerde       .        .        .        0,300  — 
Schwefelsaures  Natron         .        .        .        0,080  — 

Chlornatrium 0,040  — 

Eisenox3'dul  .        .        .        .        .      -  0,110  — 

Kieselerde 0,110  — 

13,010  Gr. 

100  Kub.  Z.  Wasser  enthalten  90  Kub.  Z.  kohlensaures  Gas. 

Benutzt  wird  sie  als  Getränk. 

P.  Kitaibel   1.  c.  T.  I.  p.  107. 

Die  M. quellen  bei  Neu  so  hl  (Acidulae  Neosolienses).  Die 
Umgebungen  von  Neusohl  besitzen  viele  an  Kohlensäure  reiche  Mi- 
neralquellen, welche  früher  sehr  gebraucht,  in  neuerer  Zeit  grofsen- 
theils  vernachläfsigt  worden. 

Zu  den  mehr  benutzten  gehören  die  vor  dem  silbernen  Thor  ge- 
legenen, die  man  erwärmt  in  Form  von  Wasserbädern  gebraucht. 
Ihr  Wasser  ist  von  einem  schwefeligen  Geruch,  hat  nach  Kitaibel 
die  Temperatur  von  7°  R.,  die  spec.  Schwere  1,0046,  und  enthält 
der  chemischen  Prüfung  zufolge  wenig  kohlen-  und  chlorsaure,  dage- 
gen mehr  cchwefelsaure  und  erdige  Salze. 
.      H.  J.  v.  Crantz  a.  a.  O.  S.  157. 

P.  Kitaibel  1.  c.  T.  I.  p.  108. 


272 

Die  M. quellen  zu  Csacsin  unfern  des  Dorfes  dieses  Namens. 
Die  vorzüglichste  davon  Jelsovecz  ist  sehr  reich  an  kohlensaurem 
Gase,  hat  nach  Kitaibel  die  Temperatur  von  7°  R.  bei  12°  R.  der 
Atmosphäre,   ihr  spec.  Gewicht  beträgt  1,0027. 

H.  J.  v.  Crantz  a.  a.  0.  S.  157. 

P.  Kitaibel  1.  c.  T.  I.  p.  107. 

Aufser  diesen  M.  quellen  gedenken  noch  mehrere  Schriftsteller 
der  weniger  bekannten  Säuerlinge  von  Benyuss,  Jeszenye,  Poj- 
nik,  Brezno-Bany  a,  Br ezno-Mito,  Bukovecz,  Jaraba  und 
Bruzua. 

7.  Die  Heilquellen  der  Graner  G  esp  ann  schaf  t. 
1.  Die  Graner  Bitterquellen  (Aquae  Strigo- 
nienses),  entspringen  auf  dem,  dem  Erzbischof  gehörigen 
Grunde  Kifs-Leva,  am  St.  Thomas  Berge;  ihr  Wasser 
wird  in  einem  grofsen  Reservoir  gesammelt.  Es  ist  farb- 
und  geruchlos,  von  einem  bittersalzigen  Geschmack  und 
hat  die  Temperatur  von  9°  R.  bei  18°  R.  der  Atmosphäre. 
Auf  dem  St.  Thomas  Berge  entspringen  mehrere  ähnliche 
M.quellen.  Auf  dem  Kapitelgrunde  fand  sich  früher  eine 
sehr  reiche  ähnliche  M.quelle,  ist  aber  jetzt  ganz  ver- 
schwunden. Aufser  dieser  enthalten  fast  alle  Quellen  in 
Gran  mehr  oder  weniger  Bittersalz.  Nach  den  von  J. 
Winterl,  F.  Schmidt  und  Vinc.  Krammlin  unter- 
nommenen Analysen  ist  Bittersalz  ihr  Hauptbestandtheil. 
Ein  Maafs  des  M.wassers  von  Kifs-Leva  enthält: 

nach  Winterl:        nach  Schmidt: 

Schwefelsaure  Talkerde  .        700  Gr.      .        .        718  Gr. 

Kohlensaure  Kalkerde       .        .  24  —        .        .  23  — 

Chlormagnium  ...  14  —       .... 

Schwefelsaure  Kalkerde %  — 

738  Gr.  743  Gr. 

Nach  der  Analyse  von  Vinc.  Krammlin  war  je- 
doch der  Gehalt  an  Bittersalz  weniger  grofs. 

Benutzt  wird  es  gleich  dem  Saidschitzer  Bitterwasser 
als  Abfuhrungsmittel  und  zur  Bereitung  von  Bittersalz. 

An  dem  Fufse  des  Thomas  Berges  entspringt  auch  eine  warme 
M.quelle,  welche  gefafst  ist  und  deren  Abflufs  eine  Mühle  treibt. 
Das  Wasser  dieser  M.quelle  ist  klar,  farblos,  von  einem  faden  Ge- 
schmack, einem  unangenehmen  hepatischen  Geruch,  und  hat  die  Tem- 
peratur vou  22°  R.  bei  159  R.  der  Atmosphäre. 

In 


273 

In  Gran  selbst  entspringen  überdies  mehrere  warme  M.quellen, 
Ton  welchen  vorzüglich  drei  besondere  Aufmerksamkeit  verdienen. 
Die  beachtenswertheste  davon  findet  sich  Zwischen  dem  Fufse  des 
Schlofsberges  und  der  nahen  Donau,  gesammelt  in  einem  geräumigen 
Behälter  und  ist  so  wasserreich,  dafs  sie  eine  nahe  Mühle  treiben  kann. 
Das  Wasser  dieser  M.  quelle  ist  klar,  färb-  und  geschmacklos,  ent- 
wickelt einen  schwachen  hepatischen  Geruch,  friert  nie  im  Winter 
zu  und  wird  zu  Bädern  benutzt. 

H.  J.  v.  Crantz  a.  a.  0.  S.  176. 

Mich.  v.  Lenhossek   in  Lübeck^  patriotisch.  Wochenblatte. 

1804.  Bd.  II.  S.  39. 

P.  Kitaibel   1.  c.   T.  I.  p.  53. 


Es  gehören  dahin  ferner: 

Das  Ebeder  M.wasser  (Aqua  calida  Ebediensis),  entspringt 
zwischen  dem  Gute  Ebed  und  der  Donau  in  zwei  Quellen  und  in  so 
grofser  Menge,  dafs  der  Abfiufs  desselben  früher  hinreichte,  eine  Mühle 
zu  treiben.  Es  ist  klar,  obwohl  durch  den  mit  Ungestüm  mit  dem 
Wasser  hervorgetriebenen  Sand  an  der  Quelle  etwas  getrübt,  von 
einem  unbedeutenden  faden  Geschmack  und  hepatischen  Geruch; 
seine  Temperatur  beträgt  19°  R.  bei  15°  R.  der  Atmosphäre. 

P.  Kitaibel  1.  c.  T.  I.  p.  59. 

Die  S ärisäper  M. quelle  (Aqua  Sarispasiensis  calida),  ent- 
springt eine  Viertelstunde  von  dem  Gute  Särisäp  entfernt,  ist  klar, 
farblos,  von  einem  faden  Geschmack,  und  hat  die  Temperatur  von 
25°  R.  bei  15°  R.  der  Atmosphäre.  Früher  befand  sich  bei  der  Mi- 
neralquelle ein  Badegebäude,  welches  aber  jetzt  verfallen  ist;  das 
Wasser  ist  jetzt  aufser  Gebrauch. 

Bei  dem  schon  genannten  Gute,  unfern  einer  Steinkohlengrube, 
entspringen  zwei  benutzte  alauuhaltige  M.quellen  (Aqua  Sarispasiensis 
alumiuosa),  deren  Wasser  färb-  und  geruchlos  ist,  von  einem  süfs- 
lich-zusammenziehenden  Geschmack,  und  von  15°  R.  Temperatur  bei 
25°  R.  der  Atmosphäre. 

P.  Kitaibel  1.  c.  T.  I.  p.  57 

Das  M ogyoröser  M.wasser  (Aqua  Mogyorosiensis),  nach 
dem  Dorfe  Mogyor<5s  benannt,  unfern  Tokod.  Es  ist  von  einem 
säuerlichen,  herben,  zusammenziehenden  Geschmack,  erhält,  wenn  es 
lange  steht,  eine  Regenbogenhaut  und  bildet  einen  ocherartigen  Nie- 
derschlag. Nach  Kitaibel 's  Analyse  sind  die  Hauptbestandtheile 
desselben  schwefelsaure  Salze,  namentlich:  schwefelsaures  Eisen, 
Alaun-,  Talk-  und  Kalkerde. 

P.  Kitaibel  1.  c.  T.  I.  p.  60. 

8.    Die  Heilquellen  der  Honther   Gespannschaft. 
Das    Szal athn  i/aer    M.wasser    (Aqua    Szalat- 
nyensis)   entspringt  am  Fufse  eines  mit  Gärten  und  Obst« 
II.  Theil.  S 


274 

anpflanzungen  bedeckten  Hügels,  in  vier  Haupt-,  und  meh- 
reren andern,  weniger  starken  Quellen.  Nicht  weit  von 
demselben  in  dem  schönen  und  breiten  Thale,  durch  wel- 
ches das  Schemnitzer  Wasser  flicfst,  liegen  die  Dörfer 
Horvathy,  Szemmered  und  Egegh,  —  Szalathnya  in  einem 
kleineren  Neb  entlüde. 

Unterkommen  finden  die  Kurgäste  in  dem  zu  ihrer  Aufnahme; 
eingerichteten  Kurgebäude.  Das  Bad  dient  dem  Honther  Adel  zu  ei- 
nem Vereinigungspuukt  und  wird  vorzüglich  an  Sonn-  und  Festtagen 
stark  besucht. 

Von  den  vier  Hauptquellen  zu  Szalathnya  wird  blofs 
eine  benutzt;  sie  liegt  etwas  tiefer,  als  die  andern,  wird  in 
einem  hölzernen  Behälter  gesammelt  und  ist  ungemein! 
wasserreich. 

Das  Wasser  ist  klar,  von  einem  schwachen  Eisenge- 
schmack, und  hat  eine  Temperatur  von  11,5°  R.  bei  15 
und  16°  R.  der  Atmosphäre. 

In   wohl   verschlossenen  Gefäfsen    läfst    sich    das    Wasser  lange} 
Zeit  aufbewahren,  ohne  wesentlich  verändert  zu  werden ;  bei  mäfsiger 
Wärme   entwickelt  es   viel   Bläschen    von   kohlensaurem  Gase,   wirdi 
trübe,  bildet  ein  hellbräunliches  Häutchen   auf  der  Oberfläche  und  ei 
nen  braunen  Niederschlag. 

Nach  einer   altern   Analyse   enthält   ein  Pfund  dieses: 

Mineralwassers  an  festen  Bestandteilen: 

Chlornatrium       ....  3,20  Gr. 

Schwefelsaures  Natrou      .        .        14,00   — 
Kohlensaures  Natrou  .         .         32,00  — 

Kohlensaures  Eisen  .        .  2,50  — 

~5l,70  Gr. 

Einer  neuern  Analyse  zufolge  hat  dieses  M.wasscr  das 
spec.  Gewicht  von  1,0034  und  enthält  nach  Wehrle  in 
10000  Th. : 

Chlornatrium 4,8446  Tille. 


Chlorkalium 
Schwefelsaures  Natron 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Kohlensaures  Natron 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Talkerde 
Essigsaures  Natron 
Kohlensaures  Ammoniak 


0,2674 
3,8855 
0,8459 
1,2386 
5,5598 
1,6465 
0,9616 
0,6804 


275 

Kieselerde 0,0434  Tille. 

Kohlensaures  Eisenoxydul       ....  0,0103    -- 

Basisch  phosphors.  Thonerde  und  Manganoxyd  0,0690    — 

Kohlenstoffhaltige  Substanz     ....  0,0680    — 

20,121(TThie7~ 
100  Kub.  Zoll  dieses  Wassers  enthalten: 

Kohlensaures  Gas      .        .        75,0  Kub.  Zoll 
Stickstoffgas       ...  5,0    —      — 

Der  Sinter,  welchen  dieses  M.wasser  absetzt,  besteht  in  100 
Theilen  aus: 

Kohlensaurer  Kalkerde       .        ,        .        76,245  Thle. 
Kohlensaurer  Talkerde      .        .        .        22,826    — 

Kieselerde 0,654    — 

Kohlensaurem  Eisenoxydul        .        .  0,645    — 

Phosphorsaurer  Thonerde  u.  Manganoxyd  0,050    — 

Der  Analyse  zufolge  schliefst  sich  dieses  M.wasser  an 
die  hekannten  andern  kräftigen  Eisenquellen  Ungarns,  an 
das  Ranker,  Neu-Lublauer  und  Bartfelder  M.wasser  an. 

Seinen  Mischungsverhältnissen  zufolge  wirkt  es  ge- 
lind reizend,  stärkend,  auflösend,  —  weniger  reizend,  und 
daher  leichter  verträglich,  als  die  M. quellen  zu  Bartfeld 
und  Neu-Lublau. 

Benutzt  wird  es  als  Getränk  (an  der  Quelle  und  auch 
versendet)  und  als  Bad;  nach  Wagner  beträgt  die  jähr- 
liche Versendung  an  10,000  Flaschen. 

Kitaibel  theilt  mehrere  Fälle  mit,  denen  zufolge  das 
M.wasser  sich  sehr  hilfreich  erwies  in  Krankheiten  von 
Schwäche,  namentlich  bei  Nachkrankheiten  nach  Wechsel- 
fiebern, hysterischen  Krämpfen,  Hypochondrie,  Griesbe- 
schwerden  und  bei  chronischen  Brustleiden. 

H.  J.  v.  Crantz  a.  a.  O.  S.  158. 

P.  Kitaibel  in  Schedius  Zeitschrift  von  und  für  Ungarn. 
1802.  Bd.  II.  S.  54. 

Wagner  in  Medic.  Jahrbüchern  des  K.  K.  Oest.  Kaiserstaates, 
Bd.  V.  St.  4.  S.  132. 

Die  besuchtesten  ßadeörter.    Th.  II.   S.  249. 

P.  Kitaibel  1.  c.  T,  I.  p.  69. 

J.  v.  Csaplovics  Gemälde  von  Ungarn.  1820.  S.  96. 

Wehrlein:  Baumsärtner's  Zeltschrift.   Bd.  III.  S.  289. 


S  2 


276 

An  diese  schliefsen  sich : 

Das  Magyar  ader  M.wasser  (Aquae  Mag}raradenses).  Man 
unterscheidet  hier  drei  Mineralquellen.  Die  erste,  nahe  am  Wege 
befindliche,  das  grofse  Bad  genannt,  ergiefst  ihr  Wasser  in 
einen  steinernen  Behälter,  und  wird  als  Bad  gegen  Rheumatismen, 
Gicht  und  chronische  Hautausschläge  benutzt.  Eine  zweite  Quelle 
auf  dem  Gipfel  des  Hügels  soll  früher  wasserreicher  gewesen,  aber 
nach  einem  Erdbeben  ärmer  an  Wasser  geworden  sein.  Die  dritte 
liegt  niedriger,  ergiefst  sich  in  einen  kleineren  Behälter,  welcher  das 
kleine  Bad  genannt  wird.  Kitaibel  erwähnt  noch  einer  vierten 
M. quelle,  welche  aber,  von  den  Einwohnern  für  giftig  gehalten,  ver- 
schüttet worden  sein  soll.  Noch  befindet  sich  eine  schwache  M. quelle 
am  Fufse  eines  Hügels  von  Tuffstein,  welcher  in  Form  von  Pulver 
von  den  hiesigen  Bewohnern  häufig  mit  Fett  bei  äufsereu  Schäden, 
namentlich  bei  Beinbrüchen,  Quetschungen  u.  dgl.  benutzt  wird.  Un-j 
ter  den  hier  bei  den  M. quellen  wachsenden  Pflanzen  ist  besonders  bc- ' 
merkenswerth  Glaux  maritima. 

Das  M.wasser  in  allen  drei  Behältern,  besonders  aber  in  dem 
kleinen  Bade,  entwickelt  viel  Blasen,  setzt  Kalksinter  und  Schwefel 
ab,  besitzt  einen  süfslich-sauren  Geschmack  uud  hat  einen  hepatischen 
Geruch. 

H.  J.  v.  Crantz  a.  a.  0.  S.  164. 

Wagner  in  den  Medic.  Jahrbüchern  des  K.  K.  Oest,  Kaiser- 
staates. Bd.  V.  St.  4.  S.  132. 

Die  besuchtesten  Badeörter.  B.  II.  S.  249. 

P.  Kitaibel  1.  c.  T.  I.  p.  88. 

Das  Szänlöer  M.tv  asser  (Aquae  Szäntöenses),  entspringt 
auf  dem  rechten  Ufer  des  durch  das  Thal  fliefsenden  Baches,  und 
wird  in  einem  geräumigen  Behälter  gesammelt.  Es  ist  klar,  farblos, 
von  fast  unmerklichem  Schwefelgeruch ,  einem  angenehmen,  kaum 
merklich  säuerlichen,  aber  pikanteren  Geschmack,  als  das  auf  dem  i 
linken  Ufer  des  erwähnten  Baches  entspringende  Magyarader  Mine- 
ralwasser; seine  Temperatur  beträgt  10°  R.  und  scheint  hinsichtlich 
seiner  Mischungsverhältnisse  dem  Magyarader  M.wasser  sich  gleich 
zu  verhalten. 

Aufser  diesen  erwähnten  M.quellen  finden  sich  noch  mehrere  an-  ; 
dere,  welche  klar,  färb-  und  geruchlos,  von  einem  säuerlichen  Ge- 
schmacke,  einen  ocherartigen  Niederschlag  bilden,  nicht  benutzt  wer- 
den, und  die  benachbarten  Felder  sehr  fruchtbar  machen;  in  ihrer 
Nähe  wächst  häufig  Glaux  maritima  uud,  wo  sie  stagniren,  Scirpus 
lacustris   und  Poa  aquutica, 

Wagner   in    den    Medic.    Jahrbüchern   des   K.  K.  Oest.  Kaiser-   j 
Staates.  B.  V.  St.  4.  S.  132. 

Die  besuchtesten  Badeörter.  B.  II.  S.  249. 

P.  Kitaibel   1.  c.  T.  1.  p.  93. 

Das    Gyügyer    M.wasser    (Aquae    Gyügycnses).     Bei    dem 


277 

Dorfe  Gyügy  entspringt  ein  Säuerling,  welcher  aber  weniger  kräftig 
scheint  als  der  von  Szalathnya,  und  mehrere  kalte  Schwefelquellen. 

H.  J.  v.  Crantz   a.  a.  0.   S.  163. 

W agn er  in  Medic.  Jahrbüchern  des  K.  K.  Oest.  Kaiserstaates. 
B.  V.  St.  4.  S    132. 

Die  besuchtesten  Badeörter.  Th.  II.  S.  254. 

P.  Kitaibel  1.  c.  T.  I.  p.  87. 

Das  Mereer  M.wasser  (Aquae  Mer^enses),  der  Zahl  nach 
sechs.  Kitaibel  hat  von  ihnen  nur  zwei  untersucht^  die  M. quelle 
des  obern  und  die  Schwefelquelle  des  untern  Hügels. 

P.  Kitaibel  1.  c.  T.  Lp.  86. 

Das.  Egeglier  M.w  asser  (Aqua  Egeghensis),  eine  Quelle, 
welche  in  ihren  Eigenthümlichkeiten  sehr  ähnlich  dem  M.wasser  von 
Szalathnya,  nur  weniger  wasserreich  ist. 

P.  Kitaibel  1.  c.  T.  I.  p.  87. 

Die  M. quelle  zu  Csall,  beim  Dorfe  dieses  Namens,  mit  einer 
Badeanstalt. 

9.  Die  Heilquellen  der  Thuroczer  Gespannschaft. 
Das  Bad  zu  Stubnya  oder  Stuben  (Aquae 
Stubnenses) ,  seit  fast  300  Jahren  schon  bekannt,  gegen- 
wärtig mit  der  Herrschaft  Stubnya  der  K.  freien  Berg- 
stadt Kremnicz  zugehörig,  liegt  an  dem  südlichen  Ende 
eines  breiten  Thaies.  Gesammelt  wird  das  hier  in  grofser 
Menge  entspringende  warme  M.wasser  in  grolsen  überbau- 
ten Behältern,  welche  zu  Bädern  benutzt  werden,  -—  unter 
den  Namen  des  grünen,  blauen  und  rothen  Bades 
(nach  der  Farbe  benannt,  mit  welcher  die  hölzernen  Be- 
hälter angestrichen  sind),  —  und  des  Bauern-  und  Zi- 
geunerbades. Aufser  diesen  Bädern  ist  noch  zu  er- 
wähnen die  Trink  quelle. 

Unfern   der  Bäder   finden  sich   Wohngebäude  für  die 
Gäste  und  ein  Gasthaus. 

Sehr  angenehm  sind  die  Umgebungen.  Wegen  der  nahen  bedeu- 
tenden Gebirge,  deren  Gipfel  vom  Ende  September  bis  im  Juni  mit 
Schnee  bedeckt  sind,  und  wegen  der  verhältnifsmäfsig  hohen  Lage 
des  Orts,  ist  das  Klima  rauh,  kalt,  die  Luft  rein  und  gesund,  inso?- 
fern  ihre  Reinheit  nicht  durch  die  benachbarten  Hanfgruben  leidet. 

Das  M.wasser  ist  hell,  klar,  färb-,    geruch-,   und  fast 
geschmacklos,   und  setzt  einen  rothen   eisenhaltigen  Nie- 


278 

derschlag  ab.  Man  bestimmt  gewöhnlich  die  Temperatur 
der  M.quellen  zu  29—32°  R.,  nach  Kitaibel  die  höchste 
zu  35°  R. 

Nach  Kitaibel's  Analyse  enthält  das  M.wasser  freie  Kohlen- 
säure, an  festen  Bestandteilen :  kohlensaure  Kalk-  und  Talkerde, 
schwefelsaure  Kalkerde,  schwefelsaures  Natron,  etwas  Eisen,  Thon- 
und  Kieselerde  und  Extractivstoff. 

In  den  einzelnen  Bädern  findet  weder  in  ihrem  Gehalt  und  ihrer 
Temperatur,  noch  in  ihren  Heilkräften  eine  wesentliche  Verschieden- 
heit statt;  —  man  zieht  gleichwohl  im  Gebrauch  das  blaue,  rothe 
und  grüne  vor. 

Man  empfiehlt  sie  allein  oder  in  Verbindung  mit  dem 
Gebrauch  der  Trinkquelle: 

1.  bei  hartnäckigen  rheumatischen  und  gichtischen  Lei- 
den, gichtischen  Geschwülsten,  Steifigkeiten,  Contracturen, 
örtlicher   Schwäche  der  Gelenke. 

2.  Chronischen  Hautausschlägen,  Geschwüren. 

3.  Lähmungen,  von  gichtischen  Metastasen,  oder  in 
Folge  von  Schlagflufs  entstandeu. 

4.  Stockungen  und  Geschwülsten,  Infarcten,  An- 
schwellung und  Verhärtung  der  Leber  und  Milz,  Hämor- 
rhoidalbeschw  erden,  Wechselfiebern. 

5.  Gries-  und  Steinbeschwerden. 

6.  Krankheiten  des  Uterinsystems  von  Schwäche,  ört- 
licher Erschlaffung,  Leukorrhoe. 

7.  Allgemeine  Schwäche  torpider  Art. 

Seh  wand  n  er  i  scriptor.  rerum  Hungaric.  T.  II.  p.  302. 
J.  Lischoviny,   scrutin.  physic.  aquarum  Stubnens.      Tyrnovii.i 
1748. 

H.  J.  v.  Crantz  a.  a.  0.   S.  160. 

V.  Kitaibel,    exanien   thermärum    Stubnensium.     Neosolii  1808. 

Zipser  in  Hcsperus.  1815. 

Die  besuchtesten  Badeörter.  Th.  II.  S.  237. 

P.  Kitaibel  1.  c.  T.  I.  p.  20. 

J.  v.  Csaplovics,  Gemälde  von  Ungarn.  1829.  S.  98. 


Aufscr  diesen  sind  hier  noch  folgende,  an  freier  Kohlensäure  sehr 
reiche  M.quellen  zu  erwähnen : 

Die  M.  t/u  eile  zu  J  ahoduika,  ein  Säuerling. 

Die    M.r/ucllen    zu   Kclmenfalva    und  Budy.    Getrunken 
wirken  sie  auflösend,  eröffnend. 


279 

Es    gehören    ferner    hierher    die   Säuerlinge    von    Töt-Pröna, 
Podhrägy,    Stjavnitska  undDolina. 

10.  Die  Heilquellen  der  Liptower  Gesp  annschaft. 
Das  Lucskaer  M.wasser  entspringt  kaum  eine 
Viertelstunde  von  dem  Kameraldorfe  Lucsky,  zwischen  den 
Flüssen  Waag  und  Arva,  in  einem  breiten  gegen  Süden 
geöffneten  Thale,  in  solcher  Menge  in  mehreren  Quellen, 
flafs  es  einen  Bach  bildet  und  zwei  grofse,  zu  Bädern  be- 
stimmte Behälter  in  zwei  Stunden  füllt.  Die  Temperatur 
des  Mineralwassers  beträgt  25°  R.  Es  ist  von  einem 
säuerlichen,  später  eisenhaften  Geschmack,  bildet  einen 
ocherartigen  Niederschlag  und  färbt  die  Wäsche  bräunlich. 
Der  Analyse  zufolge  ist  dasselbe  trotz  seiner  erhöhten 
Temperatur  sehr  reich  an  Kohlensäure  und  enthält  an  fe- 
sten Bestandteilen :  kohlensaures  Eisen,  Kalk-  und  Talk- 
erde, schwefelsaure  Talkerde  und  Chlortalcium. 

Man  zählt  das  Lucskaer  M.wasser  zu  einer  der  kräf- 
tigsten Eisenquellen  Ungarns,  welche  vor  andern,  in  ihrem 
Gehalte  ähnlichen  M. quellen,  wie  z.  E.  denen  von  Bart- 
feld, durch  ihre  erhöhte  Temperatur  einen  entschiedenen 
Vorzug  besitzt.  Vermöge  der  letztern  wirkt  das  M.wasser, 
innerlich  benutzt,  gelind  reizend,  auflösend,  stärkend,  weni- 
ger adstringirend,  —  als  Bad  angewendet  das  Hautsystem 
reizend,  belebend,  leicht  einen  eigentümlichen  Hautaus- 
schlag erregend. 

Seitdem  die  Herrschaft  Lucsky  der  Kameral-Herrschaft 

Likawa  einverleibt  worden,  ist  durch  die  Fürsorge  des  Hrn. 

Wisner  von  Morgenstern  viel  geschehen,  um  die  bis 

dahin  vorhandenen  mangelhaften  Anstalten  zu  verbessern. 

H.  J.  v,  Crantz  a.  a.  0.  S.  143. 

Nitsch  in  Zeitschrift  von  und  für  Ungarn.  B.  VI.  S.  283.  339. 
P.  Kitaibel   1.  c    T.  I.  p.  11, 


Die  übrigen  in  dieser  Gespannschaft  entspringenden  bemerkens- 
werthen  M.quellen  sind  kalt  und  zeichnen  sich  aus  durch  ihren  Reicli- 
thum  an  Kohlensäure,  dahin  gehören  nach  Szepeshazy  u.  A.  na- 
mentlich: 


280 

Die  M. quellen  zu  Bessenova,  mehrere  Säuerlinge  unfern 
des  Dorfes  gleiches  Namens,  gerühmt  wegen  ihrer  diuretischcn  Wir- 
kung. 

H.  J.  v.  Crantz  a.  a.  0.    S.  146. 

P.  Kitaibel  I.  c.    T.  I.  p.  18. 

Die  M. quelle  zu  Szlets,  ein  Sauerbrunnen,  welchen  man  als 
Getränk  allein   oder  mit  Milch  benutzt. 

Die  M. quellen  zu  Szent-Iväny,  fünf  an  der  Zahl,  sehr 
angenehme  leichte  Säuerlinge. 

H.  J.  v.  C  r  a  n  t  z   a.  a.  0.    S.  147. 
P.  Kitaibel  1.  c.  T.  I.  p.  18. 

Die  M.  quelle  zu  Magyar -Falv  a ,  ein  eisenhaltiger  Sauer- 
brunnen, welcher  als  Getränk  empfohlen  wird  bei  Schwäche  des  Ma- 
gens und  Darmkanals,  Hämorrhoidalbeschwerden,  Nieren-  und  Blasen- 
steinen und  Krankheiten  des  Uterinsystems  von  Schwäche. 

Die  M. quellen  von  Nagy-Selmecz,  der  Zahl  nach  drei, 
die  obere,  mittlere  und  untere;  —  alle  sind  reich  an  kohlensaurem 
Gase  und  enthalten  Eisen  und  kohlensaures  Natron. 

Noch  sind  aufser  den  genannten  zu  erwähnen :  die  M. quellen  von 
Stankovur,  Tepla,  kSchemnitz,  Benedekjfalva,  Smrecsän, 
Konszka,   Zsjär  und  Rosenberg. 

11.     Die   Heilquellen    der   Neograder  Gespannschaft. 

Die  Neograder  Gespannschaft  besitzt  zahlreiche  und 
zum  Theil  sehr  kräftige  M.  quellen,  besonders  Säuerlinge, 
namentlich : 

Das  M.was  s  er  zu  Ronya,  (Aqua  Ron3'cnsis),  leider  weniger 
bekannt,  als  dasselbe  es  verdient.  Es  enthält  viel  Eisen  und  wird 
erwärmt  in  dem  nahebei  gelegenen  Badehause  zu  Bädern  benutzt. 

J.  v.  Csaplovics,    Gemälde  von  Ungarn.    1S29.    S.  4)5. 

Das  M.wasser  zu  Felsü-Peteny ,  welches  gesammelt  und 
erwärmt  zu  Bädern  gegen  gichtische  Leiden  gebraucht  wird. 

Es  gehören  hierher  ferner  die  in  dem  östlichen  und  südlichen 
Theile  der  Neograder  Gespannschaft  entspringenden  M. quellen:  die  zu 
Gar  ab  und  die  nicht  weit  davon  entfernte  zuKaliis  (wo  in  neuerer 
Zeit  erst  eine  solche  entdeckt  worden),  zuPoltas,  wo  mehrere 
entspringen,  an  Stärke  aber  der  von  Gar  ab  nachstehen.  —  Hier 
giebt  es  unter  andern  eine  M.quelle,  welche  „Richanku1'  von  den  sla- 
vischeu  Einwohnern  genannt,  Schwefel  zu  enthalten  scheint  und  mit 
dein  Pnradcr  M.wasser  verglichen  wird.  Ungefähr  200  Schritte  da- 
von entspringt  eine  zweite  M. quelle,  welche  stark  perlt,  etwas  trübo 
ist  und  Eiscnochcr  absetzt.  —  Unfern  der  Stadt  Fü Ick  findet  sich  ein. 


281 

von  den  Einwohnern  viel  getrunkener  Sauerbrunnen,  bei  der  Stadt  Lo- 
soncz  eine  eisenhaltige  M.quelle,  welche,  erwärmt,  in  dem  1818  bei 
derselben  erbauten  Badehause  zu  Bildern  benutzt  wird. 

In  dem  westlichen  Theile  der  Neograder  Gespannschaft  sind  be- 
merkenswerth: 

Die  Sauerbrunnen  zu  Esztergaly,  Kürtös,  Räros-Mul- 
gäd  bei  K6kkö.  zu  Tiszovnyik,  Hugyag,  welcher  nach 
Pesth,  Waizen  und  Komorn  in  beträchtlicher  Menge,  theils  in  Fässern, 
theils  in  hohen  Flaschen  versendet  wird,  —  ferner  die  Sauerbrunnen 
zu  Madacska,  Szklabonya,  Hutla  (wo  von  den  drei  hier  ent- 
springenden der  durch  eine  röthliche  Farbe  ausgezeichnete  am  mei- 
sten benutzt  wird,  zu  Ebeczk  und  zu  Zsely.  In  Jene  befindet 
sich  ein  M.wasser,  Zsibak  genannt,  welches  als  Bad  gerühmt  wird, 
zu  Sös-Hartyany  eine  Salzquelle,  welche  von  der  K.  K.  Kammer 
mit  einer  Mauer  umgeben  worden  ist.  Bei  Juropolya  entspringt 
eine  M.quelle  auf  dem  Gebirge,  welche  Mathias  Bei  beschrieb. 
Bei  Matra-Novak  findet  sich  auf  dem  Gipfel  eines  Berges  ein 
Teich,  Cserto  von  den  Bewohnern  genannt,  welcher  viel  mineralische 
Theile  zu  enthalten  scheint;  —  hierher  gehört  ferner  das  M.wasser 
bei  Vislas. 

Mocsdry  Antal  Nemes  Nogräd  Värmegyenek  Historiai,  Geogra- 
phiai  es  Statistikai  es  mertetese.  Pesten  1826.   Masodik  Kö'tet.  I.  21. 

P.  Kitaibel  1.  c.   T.  I.  p.  114. 

12.    Die  Heilquellen   der  Zempliner   Gespannschaft. 

Die  M.quellen  von  Kelcs,  fünf  Meilen  von  Epe- 
ries.  Man  unterscheidet  hier  zwei  M. quellen.  Die  erste 
ist  ein  angenehmer  Säuerling,  welcher,  getrunken,  auflö- 
send, sehr  diuretisoh  wirkt,  und  mit  Nutzen  bei  Stockun- 
gen im  Unterleibe,  Verschleimungen,  Hämorrhoidalbeschwer- 
den,  Sodbrennen,  Harn-,  Gries-  und  Steinbeschwerden  ge- 
rühmt wird. 

Die  zweite  M.quelle,  100  Schritte  von  der  ersten 
entfernt,  erst  vor  kurzem  von  Hrn.  v.  Jekelfalussy  ent- 
deckt, hat  einen  starken  Schwefelgeruch  und  wird  als  Bad 
benutzt  bei  chronischen  Hautausschlägen,  Geschwülsten  und 
Verhärtungen  scrophulöser  Art. 

Die  besuchtesten  Badeörter.    Th.  II.  S.  242. 


An  diese  schliefsen  sich : 
Die  V elejterer  M.quelle.    Sie  enthält   nach  Kitaibel   an 


282 

festen  Bestandteilen;    kohlensaure  Kalk-    und  Talkerde,    kohleusau- 
res  Natron  und  Chlornatrium. 

P.  Kitaibel  1.  g.  T.  I.  p.  281. 

Die  M. quellen  zu  Kbrtvelyes  oder  Hrussov  (Aquae  Kört- 
v61yenses  s.  Hrussovenses),  der  Zahl  nach  zwei,  am  Fufsc  eines  Ber- 
ges, von  Kitaibel  untersucht. 

P.  Kitaibel   1.  c.    T.  I.  p.  283. 

Die  31. quelle  zu  Er dobenye ,  von  Kitaibel  untersucht, 
besitzt  eine  Badeanstalt. 

P.  Kitaibel  1.  c.    T.  I.  p.  281. 

Die  M. quelle  von  Mad,  mit  einer  Badeanstalt. 

Die  M. quelle  von  Tölcsva,   noch  nicht  genau  analysirt. 

13.     Die    Heilquellen    der   Szalader   Gespannschaft. 

Die  Szalader  Gespannschaft  besitzt  mehrere  M.  quel- 
len, besonders  unfern  des  Plattensees,  welche  sich  durch 
ihren  Reichthum  an  kohlensaurem  Gase  auszeichnen.  Da- 
hin gehören: 

Die  Heilf/iiellen  von  Füred  (Acidulae  Fure- 
dienses  s.  Tihanienses),  dicht  am  Ufer  des  Plattensees, 
zwei  Bleuen  von  Weszprim,  nur  drei  Viertelstunden  nörd- 
lich von  der  Benedictinerabtey  Tihani,  eine  starke  Viertel- 
stunde südlich  vom  Dorfe  Füred,  —  gehören  zu  den  be- 
rühmtesten Säuerlingen  Ungarns. 

Aufser  den  bei  Füred  entspringenden  M.  quellen  wird 
auch  das  Wasser  des  nahen  Plattensees  mit  vielem  Er- 
folg zu  Bädern  benutzt,  allein,  oder  in  Verbindung  mit 
dem  innern  Gebrauch  des  Füreder  M.  wassers. 

Obgleich  die  Römer  diesen  Thcil  von  Pannonien  sehr 
wohl  kannten,  wie  zahlreiche  und  bedeutende  Niederlas- 
sungen beweisen,  scheinen  sie  doch  die  M.quellen  von  Fü- 
red nicht  gekannt  zu  haben;  den  Plattensee  erwähnen  sie 
mit  dem  Namen  Lacus  Peiso,  Peison,  Pelsodis  (ein  Namen, 
welchen  auch  der  Ncusiedlcrsee  führt),  Lacus  ad  Cybatim, 
volcaea.  In  der  zweiten  Hälfte  des  siebzehnten  Jahrhun- 
derts gedenken  der  M.quellen  bei  Schlofs  Tyhan  zuerst 
Zeiller,  Kreckwitz  und  Lower.     Renutzt  wurden  sie 


28.3 

anfänglich  nur  von  den  nächsten  Bewohnern  der  Umge- 
gend ;  allgemeiner  wurde  ihre  Benutzung  erst  um  die  Mitte 
des  vorigen  Jahrhunderts.  Wesentliche  Verbesserungen 
der  vorhandenen  Einrichtungen,  zweckmäfsigere  Fassung 
der  einzelnen  M. quellen  und  Verschönerung  der  Umgegend 
wurden  seit  d.  J.  1831,  insbesondere  durch  den  dortigen 
Badearzt  Hrn.  Dr.  Adler  veranlagst  und  seit  flieser  Zeit 
hat  sich  die  Frequenz  der  Kurgäste  jährlich  sehr  vermehrt. 
In  den  letzten  Jahren  soll  ihre  Zahl  jährlich  an  und  über 
1000,  in  d.  J.  1839  an  4000  betragen  haben. 

Iu  F.  finden  sich  zwei  Badeliäuser,  Einrichtungen  zu  warmen 
und  kalten  Bädern.  Auch  wird  das  M.wasser  in  nicht  unbeträchtli- 
cher  Menge  versendet,  nur  läfst  die  Art  der  Füllung  noch  manches 
zu  wünschen  übrig. 

Der  Platten-  oder  Balaton-See  (Lacus  Bala- 
ton), der  gröfste  Ungarn' s  und  daher  auch  poetisch  das 
Ungrische  Meer  genannt,  erstreckt  sich  von  Nordost  nach 
Nordwest,  seine  Länge  beträgt  8  deutsche  Meilen,  seine 
Breite  eine  Achtel  bis  anderthalb  Meilen,  bei  Tihany,  wel- 
ches eine  Halbinsel  bildet,  nur  560  Wiener  Klafter.  Schon 
bei  mäfsigem  Wind  zeigt  dieser  See  eine  ungewöhnliche 
Bewegung  seines  Wassers.  Höchst  wahrscheinlich  ent- 
springen auf  dem  Grunde  desselben  zahlreiche  M.  quellen. 
Die  Temperatur  des  Sees  ist  an  den  verschiedenen  Orten 
verschieden,  in  der  Regel  niedriger,  je  weiter  vom  Ufer  ent- 
fernt, im  Allgemeinen  aber  in  einem  ziemlich  beständigen 
Verhältnifs  zu  der  der  Atmosphäre,  im  Durchschnitt  im 
Sommer  Mittags  3  —  4°  R.  geringer  als  die  der  letzteren, 
und  behält  bei  ruhigem  Wetter  diese  Temperatur  bis  Mit- 
ternacht. 

In  geognostischer  Hinsicht  sind  in  den  Umgebungen  des  Platten- 
sees nach  Beudant  Jurakalk  mit  Kieseleinschüssen,  fein-  und  grob- 
körniger aus  Quarz  bestehender  Sandstein  und  Basalt  in  Kegeln  und 
Gängen  bemerkenswert!! ;  in  dem  Kalk  finden  sich  eigentümliche  Mu- 
schelbildungen, bekannt  unter  dem  Namen  der  Ziegenklauen.  —  Die 
Höhe  der  Thäler  des  Plattensees  beträgt  nach  Beudant  140  bis  150 
Metres  (460  F.)  über  dem  Spiegel  des  Meeres,  —  eine  Höhe,  welche 
indefs  Sigmund  für  zu  hoch  hält. 


284 

Nach  Sigmund  ist  das  Klima  von  F.  sehr  gesund,  erfreut  sich 
einer  sehr  gemäfsigten  Temperatur;  vermöge  der  Richtung  der  be- 
nachbarten Berge  ist  die  Gegend  gegen  die  rauhen  Nordwinde  ge- 
schützt und  nur  Ost-  und  Südwinden  offen. 

Man  unterscheidet  in  F.   drei  verschiedene  M.  quellen. 

Die  erste,  die  Hauptquelle,  hat  die  Temperatur  von 
10°  R.,  ein  spec.  Gew.  von  10013  5  ihr  Wasser  ist  klar, 
farhlos,  vollkommen  durchsichtig,  von  einem  prickelnd  ste- 
chenden Gerüche,  einem  prickelnd -säuerlich- erfrischenden, 
eigentümlich  metallischen  Geschmacke;  —  die  beiden  an^ 
dem  sind  nur  wenig  von  der  ersten  verschieden,  die  dritte 
wird  vorzugsweise  zu  Wasserbädern  benutzt. 

Analysirt  wurden  die  M.  quellen  zu  verschiedenen  Zei- 
ten von  H.  J.  von  Crantz  (1772  u.  1773),  Kitaibel, 
Schuster  (1821)  und  neuerdings  von  Sigmund  (1835  u. 
1836),  —  dem  Verfasser  der  neuesten,  sehr  verdienstli- 
chen Monographie  über  diese  Heilquellen. 

In  sechzehn  Unzen  Wasser  enthält  die  Hauptquelle 


nach 

Schuster: 

nach  Si  c;m  und 

Kohlensaure  Kalkerde     . 

7,2250  Gr. 

6,98  Gr. 

Kohlensaure  Talkerde    . 

0,0210  — 

*      .      1,10  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul 

0,1810  — 

.        0,32  - 

Thonerde         .... 

0,0625  — 

0,19  — 

Kieselerde        .... 

0,0312  — 

0,26  — 

Chlormagnium 

2,0323  — 

. 

Schwefelsaure  Talkerde 

0,9170  — 

. 

Schwefelsaures  Natron  . 

6,0615  — 

6,30  — 

Kohlensaures  Natron 

0,3750  — 

.... 

Basisch  kohlens.  Natron 

. 

1,10  — 

Chlornatrium  .... 

. 

1,08  — 

16,9065  Gr.  17,33  Gr. 

Kohlensaures  Gas  .  .  .  37,18  Kuh.  Zoll.  .  38,40  Kub.Zoll. 
Das  Wasser  des  Plattensees  untersuchte  Kitaibel 
nur  oberflächlich,  Schuster  betrachtet  dasselbe  als  einen 
sehr  verdünnten  Säuerling.  Nach  Sigmund  enthält  das- 
selbe am  Ufer  geschöpft  verhältnifsmäfsig  viel  feste  Be- 
standtheile  und  kaum  eine  Spur  von  kohlensaurem  Gase, 
während  das  zwischen  Boglärd  und  S.  Abraham  auf  dem 
offenen  See  geschöpfte  weniger  feste  Bestandteile  und 
mehr  kohlensaures  Gas  nachwies. 


285 


Das 

letztere    analysirt   enthält 

nach 

Sig 

mund   in    zwei  Civil- 

pfunden : 

Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaures  Eisenoxyd 
Schwefelsaures  Natron 
Clilornatrium 
Kohlensaure  Talkerde 
Thonerde 

• 

0,47  Gr. 
0,01  — 
0,49  — 
0,02  — 
Spuren 
0,09  — 

Vegetabilische  u.  animal 

Materie 

0,54  — 

1,62  Gr. 

Kohlensaures  Gas 

. 

. 

1,06  K.Zoll. 

Den  mitgetheilten  Analysen  zufolge  gehören  die  M. 
quellen  zu  F.  nicht  zu  der  Klasse  der  kräftigen  Eisenwas- 
ser, wie  früher  angenommen  wurde,  sondern  zu  der  der 
erdig-salinischen  Säuerlinge. 

Als  Getränk  und  in  Verbindung  mit  warmen  und  kal- 
ten Bädern  haben  sie  sich,  gleich  ähnlichen  Säuerlingen, 
sehr  hilfreich  erwiesen: 

a)  bei  chronischen  Leiden  von  allgemeiner  oder  örtli- 
cher Schwache^  —  Blennorrhoeen  der  Schleimhaut  der 
Luftwege,  Harn-  und  Geschlechtswerkzeuge,  Amennorrhoe, 
Chlorosis,  Unfruchtbarkeit,  —  nervös  -  krampfhaften  Lei- 
den, Magenkrampf,  Erbrechen,  Flatulenz,  —  allgemeiner 
Abspannung  in  Folge  sehr  schwächender  Einflüsse,  schwe- 
rer Entbindungen,  übermäfsig  geistiger  Anstrengungen  oder 
vorhergegangener  Krankheiten,  besonders  Faul-  und  Ner- 
venfiebern, —  Erschöpfung,  Lähmungen;  — 

b)  Stockungen  leichter  Art  im  Allgemeinen,  —  Stockun- 
gen im  Leber-  und  Pfortadersystem,  Plethora  abdominalis, 
Hämorrhoiden,  Gelbsucht,  Hypochondrie ;   — 

c)  als  stärkende  Nachkur  nach  dem  Gebrauch  von 
Pösteny,  Trentsin,  Ofen,   Mehadia  und  ähnlichen  Bädern. 

PI  in.,  histor.  natural.    Lib.  III.    Cap.  27. 

Martin  Zeiller,  neue  Beschreibung  des  K.  Ungarn  und  der 
dazu   gehörigen   Landen.    Ulm  1644. 

G.  Kreckwitz,  totius  regni  Hungariae  superioris  et  inferioris 
descriptio.    1635. 

Matth.  Remig.  Lower's  neue  Beschreibung  einer  Reysz  von 
Augspurg  nach  Constantinopel.    Utrecht  1694. 


286 

H.  J.  Nep.  Crantz,  analysis  thermarum  Herculanarum  Daeiae 
Trajani  celebriorumque  Huugariae.    Viennae  17S3.   p.  88. 

H.  J.  v.  Crantz   a.  a.  0.    S.  175. 

Kurzer  Unterricht  von  dem  Füreder  Sauerling.  Herausgegeben 
von  N.  $.,  Med.  Dr.    Wien  1780. 

Alexander  Aradscliky  (Samuel  Ratz),  Anmerkungen  über 
den  Füreder  Sauerbrunnen.    Pest  1787. 

—        —        Beschreibung  des  Füreder  Sauerbrunnens.  Pest  1788. 

.loh.  Wurm 's  Anleitung  zum  Gebrauche  der  M.  wässer  und  Bä- 
der mit  besonderer  Hinsicht  anf  das  Füreder  3VI.  wasser  und  Bad. 
Prefsburg  1807. 

Kastner's  Archiv.    1814.    Bd.  I.  S.  356. 

Vaterländische  Blätter.  Wien  1812.  Nr.  101.  —  1814.  Nr.  98. 
—  1816.   Nr.  63. 

Die  besucht.  Badeort,  d.  österr.  Kaiserst.    Tb.  II.    S.  217. 

P.  Kitaibel  1.  c.    T.  I.  p.  217  u.  191. 

Szepesbäzy  u.  Thiele's  Mark  Würdigkeiten  a.  a.  0.    S.  67. 

C.  v.  Csaplovics  Gemälde  von  Ungarn.    S.  93. 

Oesterreicb.  Archiv  für  Geschichte,  Erdbeschreibung,  Staaten- 
kunde, Kunst  u.  Litteratur.    Wien  1832.    Nr.  XLVI.  S.  181. 

J.  v.  Vering's  eigenthümlicbe  Heilkraft  verschiedener  M.wassci". 
1836.    S.  106. 

Füreder  Badeanzeige.    Pest  1812.  —  1836. 

Annalen  des  Wieuer  Museums.    Wien  1S36.    Bd.  I.  Abth.  1.  S.  93. 

C.  Ludw.  Sigmund,  fontes  soterii  Füridienses  et  lacus  Bala- 
ton.   Pest  1837. 

C.  Ludw.  Sigmund,  Füred's  Mineralquellen  und  der  Platten- 
see.  Pest  1837. 

Kulis ch,  allg.  Zeit.  d.  Brunnen-  u. Badewesens.  1839.  Aug.  S.  19. 


Reich  an  kohlensaurem  Gase,  chemisch  untersucht  von  P.  Ki- 
taibel, aber  weniger  bekannt  und  benutzt  sind  die  M.  quellen  von 
Zanka,  Kekkus,   Kis-Eör,  Abraham  und  Kis-Apäthi. 


Bemerk enswertb    zu   Kefzthely    ist    eine    laue    Schwefelquelle 
von  25°  II.,  bei  welcher  Graf  Feszetits  Bäder  hat  einrichten  lassen. 
P.  Kitaibel  1.  c.    T.  I.  p.  189. 
J.  v.  Czaplovics  Gemälde  von  Ungarn.    1829.    S.  98. 

14.  Die  Heilquellen  der  Aba-Öjvarer  Gespannschaft. 
Die  Herleiner  und  Ranker  M. quellen  (Aquae 
Herleinenses  et  Rankcnscs),  entspringen  vier  Stunden  von 
der  K.  K.  Freistadt  Kascliau,  an  der  Grunze  der  Aba-Uj- 
varor  Gespannschaft  in  einem  Thale,  theils  bei  dein  Dorfe 
Herlein,  theils  nördlich  davon  bei  dem  Dorfe  Rank. 


287 

Die  Berge  der  Umgegend  scheinen  vulkanischer  Natur,  enthalten 
theiiweise  wenigstens  poröse  Lava;  der  eine  Stunde  entfernt  davon 
bei  dem  üorfe  Kaminicz  sich  erhebende  kahle,  kegelförmige  Boldoghe- 
gy  besteht  aus  Pseudoporpliyr,  und  noch  weiter  vier  Stunden  nördlich 
bei  dem  Flecken  Cservenicza  finden  sich  ähnliche  vulkanische  Ge- 
birgsarteu. 

Die  bei  Herlein  und  Rank  entspringenden  M.  quellen 
werden  in  Behältern  gesammelt  und  zu  Bädern  benutzt. 
Kitaibel  unterscheidet:  1.  die  Herleinsche  obere  und 
2.  die  Herleinsche  untere,  3.  die  Ränker  obere 
und  4.  die  Ranker  untere  M. quelle.  In  Temperatur 
und  Gehalt  scheinen  nach  Kitaibel  die  einzelnen  M.quel- 
len  nicht  wesentlich  verschieden  zu  sein. 

Ihr  Wasser  ist  klar,  farblos,  von  einem  prickelnden, 
bergölartigen  Geruch,  einem  säuerlich -zusammenziehenden 
harzigen  Geschmack,  entwickelt  Gasblasen,  setzt  einen 
braunrothen  Eisenocher  ab,  wird  erwärmt  bräunlich,  trübe 
und  färbt  auch  die  Wäsche  bräunlich.  Die  Temperatur 
des  Wassers  beträgt  nach  Kitaibel  10°  R.  bei  15°  R. 
der  Atmosphäre,  das  spec.  Gewicht  Aerhält  sich  zum  de- 
stillirten  Wasser  =  1069^  :  1067^. 

Nach  Kitaibcl's  Analyse  enthält  dasselbe:  kohlen- 
saures Gas,  Eisen,  kohlen-,  schwefel-  und  chlorsaure,  er- 
dige und  alkalische  Salze. 

Die  vorhandenen  Einrichtungen  zu  Wohnungen  für  Kur- 
gäste und  zur  Benutzung  des  M.wassers  in  Form  von  Bä- 
dern sind  hier  besser  und  bequemer,  als  in  manchen  an- 
dern Badeorten  Ungarns. 

Gerühmt  wird  dieses  M.  wasser  bei  Schleimflüssen, 
Fluor  albus,  Gonorrhöen  und  chronischen  Hciutausschlägen. 

Die  besuchtesten  Badeörter.    Th.  II.   S.  244. 

P.  Kitaibel  1.  c.    T.  I.  p.  295. 

J.  v.  Csaplovics  Gemälde  von  Ungarn.    1S29.    S.  99. 


Aufser  diesen  sind  zu  erwähnen : 

Das  M.ivasser  zu  Ke'ked,  Eigenthum  der  Familie  v.  Zorn- 
borjr,  eine  kalte  Schwefelquelle,  früher  weniger,  in  neuern  Zeiten 
häufiger  in  Form  von  Bädern  mit  sehr  glücklichem  Erfolge  angewen- 


288 

det  bei  Lähmungen,  gichtischen  Affectioncn,  chronischen  Rheumatis- 
men und  Hämorrhoidalaffectionen. 

J.  v.  Csaplovics  Gemälde  von  Ungarn.    1829.    S.  100. 

Die  M. quelle  zu  Ka schau.  In  der  Vorstadt  dieser  Stadt 
am  Hernathflusse  findet  sich  ein  Bad  von  einem  schwachen  eisen- 
haltigen M.  wasser. 

Die  M. quelle  zu  Banko,  ein  eisenhaltiges  Bad,  dreiviertel- 
stunden  von  Kaschau  entfernt,  in  einer  reizenden  Gegend  gelegen. 

Die  M.  quelle  zu  Rudnok,  ein  eisenhaltiges  Bad,  zwischen 
Schmölnitz  und  Jäszo. 

Die  M. quelle  zu  Telki-Bdny  a,  eine  Viertelstunde  von  dem 
Dorfe  gleiches  Namens,  mit  einem  Bade. 

15.     Die  Heilquellen    der    Stuhlweifsen burger   Ge- 
s  pannschaft. 

Die  M. quellen  zu  Bodaik  (Wudacka).  Sie  ent- 
springen in  der  Mitte  der  Stadt  dieses  Namens,  am  Fufse 
des  Calvarienberges ;  das  abfliei'sende  Wasser  bildet  einen 
kleinen  Teich,  treibt  eine  Mühle  und  bleibt  auch  bei  gro- 
fser  Trockenheit  an  Menge  sich  gleich.  Während  des  Erd- 
bebens 1810  sollen  neben  den  alten  M.  quellen  sich  neue 
geöffnet  haben  und  die  Menge  des  vorhandenen  M.  Was- 
sers um  die  Hälfte  vermehrt  worden  sein. 

Die  Umgegend  ist  freundlich.  Bodaik  liegt  in  einem  breiten  frucht- 
baren Thale;  das  nahe  liegende  Gebirge  ziert  eine,  von  den  Bade- 
gästen lleifsig  besuchte  Ruine. 

Das  M.wasser  ist  klar,  geruchlos,  perlt  stark,  hat  nach 
Kitaibel  die  Temperatur  von  13°  R.  bei  0°  R.  der  At- 
mosphäre und  friert  nie;  sein  spec.  Gewicht  beträgt  nach 
Kitaibel  nur  etwas  mehr  als  das  des  Brunnenwassers. 
Gekocht,  oder  längere  Zeit  der  Einwirkung  der  atmosphä- 
rischen Luft  ausgesetzt,  bildet  es  einen  weifsen  erdigen 
Niederschlag. 

Der  chemischen  Analyse  zufolge  sind  die  Ilauptbe- 
standtheile  desselben:  Kohlensäure,  kohlensaure  Talkerde 
und  Kieselerde. 

Das  M.wasser  wirkt  auflösend,  erweichend,  und  Avird 
mit   Erfolg   gebraucht   bei    chronischen  Hautausschlägen, 

rheu- 


289 

rheumatischen  und  gichtischen  Affectionen,  Stockungen  im 
Unterleibe,  Hypochondrie,  Hysterie  und  Hämorrhoiden,  — 
so  wie  bei  heftigen  Schmerzen  nach  Fracturen,  gegen 
Steinbeschwerden  und  Amenorrhoe. 

Benutzt  wird  es  in  Form  von  Bädern  in  dem  hier  be- 
findlichen Badehause,  doch  meist  nur  von  den  Bewohnern 
des  Orts  imd  des  Comitates. 

P.  Kitaibel,  diss.  de  motu  terrae  in  genere,  ac  in  specie  moo- 
rensi,  anno  1810  d.  14.  Jan.  orto.    Budae  1814.    p.  22. 

P.  Kitaibel  1.  c.    T.  Lp.  201. 


An  diese  reihen  sich: 
Das  Atyaer  M.wasser.    Man  unterscheidet  zwei  verschiedene: 

1.  Das  obere  (Atyai  Felsöto)  entspringt  in  zahlreichen  Quellen, 
welche  sich  in  einen  Teich  vereinigen,  auf  dessen  Grunde  selbst  meh- 
rere Quellen  sich  öffnen,  ist  klar,  geruchlos,  vom  Geschmack  reinen 
Brunnenwassers  und  wirft  Blasen.  Die  Temperatur  desselben  betrug 
bei  0°  der  Atmosphäre  im  Februar  1810  15°  R. 

2.  Das  untere  (Duzzogo),  gegen  hundert  Schritte  von  dem  vo- 
rigen östlich,  ist  gleich  diesem  klar  und  farblos,  unterscheidet  sich 
jedoch  von  demselben  durch  eine  so  starke  Gasentwickelung,  dafs 
es  zu  kochen  scheint  und  eben  daher  den  Namen  Duzzogo  er- 
hielt. Hinsichtlich  seiner  Temperatur  übertrifft  es  alle  M.quellen  im 
Stuhlweifsenburger  Comitate,  sie  beträgt  20°  R.  bei  0°  der  Atmo- 
sphäre. 

Nach  der  chemischen  Analyse  enthalten  sechzehn  Unzen  folgende 
Bestandtheile: 

Freie  Kohlensäure  .  .  .  11,509  Gr. 
Kohlensaure  Kalkerde  .  .-  5,454  — 
Kohlensaure  Talkerde        .        .        5,090  — 

Kieselerde 0,909  — 

Chlorcalcium  .  .  .  .  1,090  — 
Chlortalcium  ....  6,000  — 
Schwefelsaure  Kalkerde     .        .        2,181  — 

32,233  Gr. 

Personen,  welche  in  den  Teich  springen,  sinken  nicht,  sondern 
werden  mit  Macht  wieder  nach  der  Oberfläche  getrieben.  Kitaibel 
sucht  diese  Erscheinung  von  dem  feinen  Sand  zu  erklären,  welchen 
das  Wasser  aufwühlt  und  welcher  mit  dem  Wasser  und  dem  in  dem- 
selben enthaltenen  kohlensauren  Gase  sich  in  beständiger  Bewegung 
befindet. 

P.  Kitaibel  1.  c.  T.  I.  p.  201.  203. 

Der  Sauerbrunnen  zu  Moha  entspringt  in  der  Ebene,  wel- 
II.  Theil.  T 


290 


che  der  Bodaiker  Flufs  durchschneidet.  Der  Brunnen  ist  37s  Klaf- 
ter tief  und  wird  aus  dem  Zusammenflufs  von  drei  Quellen  gebildet. 
Sein  Wasser  ist  klar,  färb-  und  geruchlos,  perlt  nicht,  und  besitzt 
einen  schwachen  säuerlichen,  später  einen  etwas  zusammenziehenden, 
eisenhaften  Geschmack,  färbt  den  Wein  schwärzlich  und  setzt  Eisen- 
ocher  ab. 

Der  chemischen  Untersuchung  zufolge  enthält  ein  Pesther  Maafs: 


Kohlensaure  Kalkerde  . 

.       17,00  Gr. 

Kohlensaure  Talkerde. 

6,00  — 

Kohlensaures  Eisen 

0,83  — 

Kieselerde                               . 

1,40  — 

Kohlensaures  Natron   . 

1,10  — 

Schwefelsaures  Natron 

2,00  — 

Chlornatrium 

2,00  — 

30,33  Gr. 

Freie  Kohlensäure 

13,50  Gr. 

Benutzt  wird  es  von  den  Bewohnern  der  Gegend  als  Getränk. 

J.  Noväk  theilt  die  Geschichte  eines  Obristwachtmeisters  mit, 
welcher  mit  Wunden  bedeckt,  an  grofser  Schwäche  des  Darmkanals, 
Stockungen  in  dem  Leber-  und  Pfortadersystem  leidend,  durch  das 
Trinken  dieses  Wassers  fast  vollkommen  hergestellt  wurde. 

P.  Kitaibel   1.  c.   T.  I.  p.  205. 

Das  M.ic as ser  zu  Csurgo  entspringt  in  mehreren  Quellen 
aus  Dolomitbergen,  sammelt  sich  in  einen  Teich,  ist  klar,  färb-  und 
geruchlos,  hat  den  Geschmack  von  gutem  Brunnenwasser  und  scheint 
weniger  ergiebig  als  das  zu  Bodaik. 

P.  Kitaibel  1.  c.    T.  I.  p.  202. 

Das  Güther  M.was  ser  (Güthi  forrds),  entspringt  am  Fufse 
eines  Weinberges  in  mehreren  Quellen,  bildet  einen  Teich  von  acht- 
zig Schritten  im  Umfang.  Der  Grund  dieses  Teiches  besteht  aus 
Quarz-  und  Dolomitstücken.  Das  M.  wasser  ist  klar,  färb-  und  ge- 
ruchlos, perlt  und  hatte  im  Februar  1810  die  Temperatur  von  14°  R., 
während  die  der  Atmosphäre  auf  0°  stand. 

Der  chemischen  Analyse  zufolge  enthält  ein  Pesther  Maafs: 


Kohlensaure  Talkerde 

3,10  Gr. 

Kohlensaure  Kalkerde . 

4,30  — 

Kieselerde    .... 

0,70  — 

Chlorcalcium 

0,38  — 

Chlortalcium 

1,10  — 

Schwefelsaure  Kalkcrde 

0,90  — 

10.48  Gr. 

Freie  Kohlensäure 

3,20  Gr. 

P.  Kitaibel  1.  c.    T.  I.  p 
Die  M. quellen   zu  Aba 


201.  203. 


an  der  Strafse  nach  Kaloz. 


Sie  bilden  einen  salzhaltigen  Teich 
Das  Wasser  desselben  enthält  nach  Ki- 


291 

taibePs  Untersuchung:  kohlensaure  Kalk-  und  Talkerde,  Kiesel- 
erde,  viel  schwefelsaures  Natron,  weniger  kohlensaures  Natron  und 
noch  weniger  Chlornatrium. 

P.  Kitaibel  1.  c.   T.  I.  p.  207. 

16.    Die    Heilquellen    der   Barser    Gespannschaft. 

1.  Das  Bad  zu  Skleno  oder  Glas/iütten,  von 
Kremnitz  drei,  von  Vichnye  nur  zwei  Stunden,  und  eben 
so  weit  von  Schemnitz  entfernt,  zu  der  K.  K.  Sachsenstei- 
ner  Berg-Kaineralherrschaft  gehörig-,  schon  von  Tullius 
und  Belius  erwähnt. 

Wohnungen  für  Kurgäste  finden  sich  in  den  verschie- 
denen Badehäusern,  so  wie  in  der  benachbarten  ehemali- 
gen Amalgamationsinühle. 

Man  unterscheidet  folgende  Bäder: 

1.  Das  Herrenbad. 

2.  Das  Prinzenbad. 

3.  Das  Kaiserbad. 

4.  Das  Zipserbad,  für  Arme  bestimmt. 

5.  Das  Schwitzbad.—-  Ueber  dem  Spiegel  des  M. 
wassers  befindet  sich  eine  in  Tuffstein  gehauene  Höhle,  in 
welche  man  auf  Stufen  sich  begiebt  und  welche  wegen  ih- 
rer Hitze  zu  Schwitzbädern  benutzt  wird;  je  höher  man 
steigt,  je  mehr  nimmt  die  Hitze  zu,  je  profuser  wird  der 
Schweifs,  so  dafs  man  es  kaum  hier  eine  halbe  Stunde 
aushalten  kann.    — 

Die  Zahl  der  hier  entspringenden  Th.  quellen,  so  wie 
die  Menge  ihres  Wassers  ist  beträchtlich.  Alle  scheinen 
einen  gemeinschaftlichen  Ursprung  zu  haben,  und  nur  in 
dem  Grade  ihrer  Temperatur  sich  zu  unterscheiden.  Letz- 
tere beträgt  19—44,6°  R. 

Hinsichtlich  der  Temperatur  der  einzelnen  Th.quellen 
findet  folgende  Verschiedenheit  statt: 

1.  Die   M.  quelle    hinter    dem  Pfarrhofe,    von   44,6°  R.    Temperatur, 

spec.  Gewicht  1,023. 

2.  Die  M.  quelle  unter  dem  Kreuze,   von  41,5°  R.  Temperatur,  spec. 

Gewicht  1,023, 

T2 


292 


3.  Die  M.  quelle  im  Chirurgusgarten,  von  42,0°  R.  Temperatur,  spec. 

Gewicht  1,022. 

4.  Die  M.  quelle   an  der  Strafse,   von  35,0°  R.  Temperatur,    specif. 
Gewicht  1,022. 

5.  Die  M.  quelle  im  Schulmeister- Garten,   von   35,0°  R.  Temperatur, 
spec.  Gewicht  1,022. 

6.  Die  M.quelle  im  Zipserbade,  von  37,0°  R.  Temperatur,  spec.  Ge- 
wicht 1,021. 

7.  Die  M.quelle    an    der  Spazier  -  Anlage,   von  19,0°  R.   Temperatur, 
spec.  Gewicht  1,009. 

8.  Die  M.quelle  am  Bache. 

Der  Analyse  von  Wehrle  zufolge  enthalten  in  einem 
Pfunde : 


1.  Die 

M.quelle  Nr.  1.:    2. 

Die  M.quelle  Nr.  2. : 

Chlortalcium     . 

0.081  Gr.       . 

0,089  Gr. 

Schwefelsaure  Talkerde  . 

4,642  — 

5,024  — 

Schwefelsaure  Kalkerde  . 

14,374  — 

20,288  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

0,570  — 

0,805  — 

Kieselerde 

0,091  — 

0,125  — 

Extractivstoff  . 

0,042  — 

0,046  — 

19,800  Gr. 

26,377  Gr. 

Kohlensaures  Gas    . 

0,100  Kuh.  Z. 

0,100  Kub.Z. 

3.  Die  M.quelle  Nr.  3.:     4. 

Die  M.quelle  Nr.  4. : 

Chlortalcium     . 

0,075  Gr. 

0,090  Gr. 

Schwefelsaure  Talkerde  . 

4,377  — 

5,212  — 

Schwefelsaure  Kalkerde . 

14,566  — 

12.087  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

0,461  — 

0,488  — 

Kieselerde 

0,106  — 

0,075  — 

Extractivstoff   . 

0,040  — 

0,048  — 

19,625  Gr. 

18,000  Gr 

Kohlensaures  Gas    . 

0,100  Kub.Z. 

0,100  Kub.Z. 

5.  Die  M.quelle  Nr.  5.:     6. 

Die  M.quelle  Nr.  6.: 

Chlortalcium     . 

0,082  Gr.      . 

0,090  Gr. 

Schwefelsaure  Talkcrde  . 

4,971  — 

5,592  — 

Schwefelsaure  Kalkerde  . 

14,193  — 

1,342  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

0,411  — 

0,510  — 

Kieselerde 

0,091  — 

0,140  — 

Extractivstoff  . 

0,052  — 

0,050  — 

19,S00  Gr. 

7,724  Gr. 

Kohlensaures  Gas    . 

0,100  K.Z.    . 

0,100  Kub.  Z. 

7.  Die  M.quelle  Nr.  7.:    8.  Die  M.quelle  Nr.  S. : 

Chlortalcium     .        .        , 

0,070  Gr.       . 

0,090  Gr. 

Schwefelsaure  Talkerde 

3,910  — 

5,242  — 

Schwefelsaure  Kalkerde  . 

7,405  — 

13,794  — 

293 

Kohlensaure  Kalkerde      .        0,150  —        .  .  0,560  — 

Kieselerde         .        .        .        0,025  —        .  .  0,085  — 

Extractivstoff  .        .                 0,040  —        .  .  0,048  — 

11,600  Gr.  "  19,819  Gr7 

Kohlensaures  Gas    .        .        0,100  Kub.  Z.  .  0,100  Kub.  Z„ 

Zu  widerrathen  bei  wahrer  Vollblütigkeit,  Neigung  zur 
Colliquation,  Desorganisationen  wichtiger  Centralorgane, 
inneren  Exulcerationen,  organischen  Herzleiden,  Zehrfieber, 
wird  das  Th.  wasser  als  Bad  gleich  ähnlichen  kalkerdigen 
Th. quellen  gerühmt  bei  hartnäckigen  rheumatischen  und 
gichtischen  Leiden,  Gelenksteifigkeiten,  Contracturen,  me- 
tastatischen Lähmungen,  —  chronischen,  scropkulösen  und 
herpetischen  Hautausschlägen,  —  Leiden  des  Drüsen-  und 
Lymphs3rstems,  Drüsengeschwülsten,"  Anschwellungen  der 
mesaraischen  Drüsen,  Krankheiten  des  Uterinsystems  von 
Schwäche,  krankhaften  Anomalieen  der  Menstruation  und 
dadurch  bedingten  hysterischen  Beschwerden,  Bleichsucht, 
Fluor  albus,  —  Leiden  der  Harnwerkzeuge,  Gries-  und 
Steinbeschwerden,  Blasenhämorrhoiden,  Blasenkatarrhen, 
krampfhafter  Dysurie  und  Strangurie  und  endlich  allge- 
meiner oder,  örtlicher  Nerven-  oder  Muskelschwäche. 

Jacob.  Tullii  epistolae  itinerariae  1700.  Amstelodami,  Ep.  V. 
p.  169. 

Belii  Hungariae  antiquae  et  novae  piodromus.    1723. 

H.  J.  v.  C  r  a  n  t  z  a.  a.  O.    S.  164. 

Wagner  in :  ,  Med.  Jahrbuch,  des  K.  K.  Oest.  Kaiserstaates. 
1819.    Bd.  V.   St.  4.  S.  132. 

Die  besuchtesten  Badeörter.    T.  II.  S.  260. 

Geiger 's  Magazin  für  Pharmacie.    Jahrg.  IV.  Bd.  XVI.    S.  105. 

F 1  e  c  k  1  e  s ,  ärztl.  Wegweiser  nach  den  vorzügl.  Heilquellen  u. 
Gesundbr.  d.  österr.  Kaiserstaates.    S.  125. 

2.  Die  Mj/uelle  zu  Eisenbac/i  oder  Vichnye. 
Das  Bad  dieses  Namens,  Eigenthum  der  K.  K.  freien  Berg- 
jstadt  Schemnits,  liegt  von  ihr  nur  zwei  Meilen,  von  Skleno 
nur  zwei  Stunden  entfernt. 

Unterkommen  finden  die  Badegäste  theils  in  dem  geräumigen 
iBadegebäude,  theils  in  Privatwohnungen.  Das  Badegebäude,  in  wel- 
ches das  M.  wasser  in  Röhren  geleitet  wird,  besitzt  aufser  einem 
iGemeinbad  auch  noch  Wannenbäder  in  Kammern. 

Sehr  bemerkenswert!!  sind  die  in  der  Nähe  befindlichen  Gold-  und 


294 

Silberbergwerke,  von  welchen  die  vorzüglichsten  sind :  die  nach  dem 
Heiligen  Anton  von  Padua  und  nach  den  Heiligen  drei  Königen  be- 
nannten, —  so  wie  die  drei  Stunden  von  Eisenhach  entfernte  bedeu- 
tende Silber-Schmelzhütte  zu  Sczernovicz. 

Das  M.  wasser  ist  hell  und  klar,  geruchlos,  ohne  be- 
sondern Gesclunack;  seine  Temperatur  beträgt  32°  R.,  sein 
spec.  Gewicht  1,0025. 

Sechzehn  Unzen  desselben  enthalten: 

Chlornatrium 0,60  Gr. 

Schwefelsaures  Natron  .  .  .  0,65  — 
Schwefelsaure  Kalkerde  .  .  .  3,45  — 
Kohlensaure  Talkerde  .  .  .  0,40  — 
Kohlensaure  Kalkerde  .  .  .  1,75  — 
Kohlensaures  Eisen  ....  0,95  — 
Kieselerde    .        .        .        ;■■'■'■.        .        0,20  — 

8,00  Gr. 
Kohlensaures  Gas       ....        6,179  Kub.Z. 
Empfohlen  hat  man  das  M.wasser  als  stärkend -bele- 
bendes Bad  bei  Gicht,  Schleimflüssen  und  Krankheiten  des 
Uterinsystems  von  Schwäche,  namentlich  Bleichsucht  und 
Fluor  albus. 

Math.    Belii    Hungariae    antiquae    et  novae  prodromus.    1723. 
p.  139. 

H.  J.  v.  Crantz  a.  a.  O.    S.  161. 

Wagner   in:    Med.   Jahrbuch,    des    K.   K.    Oester.    Kaiserstaa- 
tes.   1819.   Bd.  V.   St.  4.  S.  138. 

Die  besuchtesten  Badeörter.    Th.  IL  S.  156. 
J.  v.  Csaplovics,  statist.  geognost.  Archiv  von  Ungarn.    1821, 
Bd.  I.   S.  186. 

—        —     Gemälde  von  Ungarn.    1829.  S.  92. 


An  diese  schliefst  sich: 

Die  M. quelle  von  Leva  oder  Levenz,  welche  als  Säuer- 
ling benutzt  wird. 

H.  J.  v.  Crantz  a.  a.  0.   S.  161. 

Aufser  diesen  gedenkt  Szcpeshazy  in  der  Barser  Gespann- 
schaft der  Sauerbrunnen  von  Csernely  und  Ebcd£cz. 

17.   Die  Heilquellen  d  e  r  T  e  m  e  s  e  r  G  e  s  p  a  n  n  s  c  h  a  f  t. 
1.  Die  Buziascr  M.(/ucllen  (Aquac  Buziascnscs). 
Das  Dorf  Buzia,   von  welchem  diese  M.quellcn  ihren  Na- 
men  erhielten,   liegt  in  einem  angenehmen,  von  mäfsigen 


295 

Höhen  umschlossenen  Thale,   und  war  schon  den  Römern 
unter  dem  Namen  „Centum  putei"  bekannt. 

Die  M.  quellen  entspringen  theils  bei  dem  Dorfe,  theils  an  der 
nördlichen  Seite  des  Thaies.  Der  Grund  des  Thaies  ist  von  einer 
mehr  als  einen  Fufs  tiefen  Schicht  von  sehr  fruchtbarer  Dammerde 
bedeckt,  unter  welcher  sich  ein  Lager  Ton  zähem  braungelbem  oder 
bräunlichem  Thon  befindet,  noch  tiefer  ein  zweites  Lager  von  Thon, 
welcher  mit  weifsem,  aus  Glimmerblättchen  und  Quarzkörnern  zu- 
sammengesetztem Sande  gemischt  ist,  und  wahrscheinlich  aus  verwit- 
tertem Glimmerschiefer  besteht.  Als  man  vor  einigen  Jahren  wegen 
eines  Brunnens  zehn  Fufs  tief  grub  und  die  in  der  Tiefe  befindliche 
feste  Kiesrinde  durchbrach,  brach  das  M.wasser  mit  einer  solchen 
Menge  von  Gas  hervor,  dafs  die  Arbeiter  in  Gefahr  geriethen,  zu  er- 
sticken. Der  benachbarte  Berg,  auf  welchem  ein  vortrefflicher  Wein 
wächst,  enthält  als  Hauptgestein  Quarz  und  Glimmer. 

Hundert  Schritte  von  den  M.  quellen  entfernt  findet  sich  eine 
Quelle  mit  sehr  gutem  süfsem  Wasser,  aufser  ihr  noch  eine  zweite 
von  gleicher  Güte,  —  während  in  dem  Nachbardorf  Bakovär  alle  dort 
entspringende  zahlreiche  Quellen  mineralischer  Natur  sind.  Im  übri- 
gen liegt  Buzia  höher  als  die  übrige  Ebene  des  Banats,  nahe  den 
Bergen,  entfernt  von  den  durch  ihre  Ausdünstungen  nachtheiligen 
Sümpfen,  und  erfreut  sich   deshalb  eines  gesunden  Klimas. 

Noch  bleibt  an  diesem  Kurort  viel  für  die  Bequemlichkeit  der 
Kurgäste  zu  wünschen  übrig.  Die  Wasserbäder  werden  in  mehreren 
Gebäuden  gegeben;  —  die  Kurgäste  wohnen  in  Privathäusern.  An 
Festtagen  versammeln  sich  viele  Gäste  aus  Temesvär  und  Lugos. 

Man  unterscheidet  zu  Buzia  vier  M.  quellen,  zwei  an 
dem  östlichen  Ende  des  Dorfes,  die  beiden  andern  am  Ende 
des  Thaies.  Eine  dieser  M.quellen  hat  Kitaibel  mit  dem 
Namen  „Sprudelbrunnen"  bezeichnet,  wegen  des  Getöses 
und  der  starken  Gasentwickelung,  mit  welcher  derselbe 
dem  Boden  entquillt. 

Alle  M.quellen  entwickeln  viel  Gas,  besonders  die  zwei  aufser 
dem  Dorfe  befindlichen,  bei  diesen  ist  die  Gasentwickelung  so  bedeu- 
tend, dafs  sie  ein  bedeutendes,  weit  vernehmbares  Geräusch  ver- 
ursacht. 

Das  geschöpfte  Wasser  perlt  stark,  ist  zwar  klar  und 
farblos,  aber  nicht  frei  von  Ocherflocken,  von  einem  eigen-, 
thümlichen  Geruch  nach  Erdharz,  einem  säuerlich-prickeln- 
den zusammenziehenden  Geschmack,  und  einer  sich  gleich- 
bleibenden Temperatur  von  10°  R. 

Die  Menge  des  Wassers  ist  verschieden  nach  Verschiedenheit  der 


296 

einzelnen  M.  quellen;  die  Sprudelquelle  giebt  in  einer  Stuude  an  100 
Eimer,  die  übrigen  M.quellen  weniger.  Die  Wände  der  Behälter  in 
den,  das  M.wasser  führenden  Kanälen,  sind  mit  einem  orangefarbi- 
gen Niederschlag  überzogen.  In  wohl  verkorkten  Flaschen  hält  sich 
das  M.wasser  ziemlich  lange.  In  einem  offenen  Gefäfse  der  Luft 
ausgesetzt  wird  es  nach  und  nach  trübe,  bekommt  eine  hellbräunliche 
Farbe  und  verliert  allmählig  an  Geschmack  und  Geruch. 

Untersucht  wurden  die  M.quellen  zu  verschiedenen 
Zeiten  von  Fischer,  Cichini,  Petz,  Klapka  und 
Kitaibel. 

Nach  Kitaibel  enthalten  sie  aufser  viel  Kohlensäure 
kohlensaure  Talk-  und  Kalkerde,  kohlensaures  Natron, 
kohlensaures  Eisen,  —  und  in  untergeordneten  Verhältnis- 
sen Chlornatrium,  Alaun-  und  Kieselerde,  und  Extractiv- 
stoff.  —  Bemerkenswert!!  ist  der  Gehalt  dieses  M. Was- 
sers an  Steinöl. 

Benutzt  werden  die  M.quellen  als  Getränk  und  Bad. 

Nach  den  Erfahrungen  der  Herrn  Comitats-Physici 
Capdebo  und  Csokeslyan  haben  sie  sich  sehr  hülf- 
reich erwiesen  in  folgenden  Krankheiten:  1.  bei  Krankhei- 
ten von  allgemeiner  Schwäche,  besonders  aber  des  Ner- 
vens3rstems,  —  Impotenz ;  —  2.  Schwäche  der  Verdauungs- 
werkzeuge ;  —  3.  Schleimflüssen  passiver  Art,  Fluor  albus, 
Schieimhämorrhoiden ;  —  4.  Krankheiten  der  Harnwerk- 
zeuge und  Geschlechtsthcile,  —  besonders  Gries-  und  Stein- 
beschwerden; —  5.  chronischen  Krankheiten  der  Haut, 
hartnäckigen  Geschwüren ;  —  6.  Skrophelu  und  Rhachitis ; 
—  7.  chronischen ,  gichtischen  und  rheumatischen  Affec- 
tionen.  —  Venerische  Beschwerden  verschlimmern  sie  häu- 
fig, sind  dagegen  empfohlen  worden  als  stärkende  Nach- 
kur nach  den  Thermalbädern  von  Mehadia. 

Künstlich  erwärmt  oder  auch  kalt  als  Bäder  angewen- 
det, sind  sie  zu  widerralhen  bei  Vollblütigkeit,  activen 
Congestionen  und  Anlage  zu  Blutflüssen,  dagegen  zu  em- 
pfehlen: bei  invetcrirten  Geschwüren,  flechtenartigen  Aus- 
schlägen, allgemeiner  Schwäche,  Schwäche  der  Verdauungs- 
werkzeuge,   der  äufsern  Haut,  der  Gcschlechtswcrkzcuge, 


297 

Fluor  albus,  Gonorrhoea  secundaria.  Bei  Lokalleiden  des 
Kopfes  von  Schwäche  desselben  wird  die  örtliche  Anwen- 
dung des  M.  wassers  kalt  gerühmt. 

P.  Kitaibel  1.  c.  T.  II.  p.  252. 

J.  v.  Csaplovics,  Gemälde  von  Ungarn.    1829.    S.  97. 

K  a  1  i  s  c  b,  allg.  Zeitung  d.  Brunnen-  u.  Badewesens.  1839.  Aug.  S.  19. 


Aufser  diesen  sind  hier  noch  zu  erwähnen : 

Das  Engelbrunner-  oder  Kis-F a  lud  er  M.wasser  (Aqua 
Engelbrunneusis  s.  Kis-Faludensis),  eine  Viertelstunde  von  dem  Dorfe 
Kis,  unfern  des  Flusses  Maros,  der  Familie  Pikety  zugehörig,  ist 
klar,  färb-  und  geruchlos,  von  einem  etwas  zusammenziehenden  Ge- 
schmack, hat  die  Temperatur  von  10°  R.  bei  20°  R.  der  Atmosphäre, 
und  enthält  nur  wenig  Chlorsalze,  Erden  und  Eisen. 

P.  Kitaibel  1.  c.   T.  II.   p.  251. 

Bas  Lippaer  M.wasser  (Aqua  Lippensis).  Die  Stadt  Lippa 
an  der  Maros  liegt,  sechs  Meilen  von  Temesvar,  in  einem  breiten  von 
bewachsenen  Höhen  umgebenen  Thale.  Die  hier  entspringende,  seit 
1813  erst  bekannte  M.  quelle  ist  kalt,  klar,  farblos,  von  einem  säuer- 
lich-prickelnden Geschmack,  enthält  viel  kohlensaures  Gas,  aufser  die- 
sem Chlorsalze  und  Eisen,  und  wird  als  Getränk  benutzt. 

P.  Kitaibel  1.  c.  T.  II.  p.  251. 

Das  Mur anyer  M.wasser  entspringt  drei  Meilen  weit  von 
Temesvar  am  Fufse  eines  Saudberges,  ist  klar,  färb-  und  geruchlos,  von 
einem  etwas  säuerlichen  Geschmack,  giebt  in  einer  Stunde  sechs  Ei- 
mer (760  Pfund)  Wasser,  hat  die  Temperatur  von  10°  R.  bei  17°  R. 
der  Atmosphäre,  und  enthält  Kohlensäure,  kohlensaure  Kalkerde, 
schwefelsaures  Natron  und  Chlorsalze.  —  Benutzt  wird  dasselbe  als 
Getränk,  äufserlich   zur  Reinigung  von  Geschwüren. 

P.  Kitaibel  1.  c.  T.  II.  p.  248. 

Die  Brücke nauer  M. quelle  (Aqua  Bruckeuauensis) ,  eine 
halbe  Stunde  von  dem  Kammergute  dieses  Namens,  in  der  Mitte  ei- 
nes Waldes,  scheint  in  Temperatur  und  Gehalt  nicht  wesentlich  von 
den  vorigen  verschieden  und  wird  gleich  jenen  als  angenehmes  Ge- 
tränk gebraucht. 

P.  Kitaibel  1.  c     T.  II.  p.  248. 

Das  Szecsänyer  M.w  a  sser  (Aqua  Szetsanyensis  et  Fibisensis). 
In  demselben  Thale,  eine  Viertelstunde  von  Bruckenau  entfernt,  und 
bei  dem  Fibischer  Gute  finden  sich  theils  mehrere  Kohlensäure  hal- 
tige Quellen,  theils  auch  au  mehreren  Stellen  eine  starke  unaufhör- 
liche Entwickelung  von  kohlensaurem  Gas  statt,  vermöge  welcher  in 
Gruben  aufgefangenes  Regenwasser  davon  imprägnirt  wird. 

Getrunken  wirkt  das  M.wasser  auflösend,  abführend. 

P.  Kitaibel  1.  c.   T.  II.  p.  249. 


n 


298 

Das  B akov är er  M.w asser  (Aqua  Bakovärensis).  Das  Dor 
Bakovär  liegt  drei  Stunden  weit  von  Temesvar.  Die  in  und  bei  dem 
Dorfe  entspringenden  M. quellen,  nach  Kitaibel  der  Zahl  nach  fünf, 
sind  kalt  und  von  säuerlichem  Geschmack.  Die  bemerkenswertheste 
ist  die  in  der  Mitte  des  Dorfes  befindliche.  Ihr  Wasser  ist  klar,  farb- 
und  geruchlos,  von  einem  säuerlich  -  prickelnden  Geschmack,  hat  die 
Temperatur  von  10°  Ft.  bei  20°  R.  der  Atmosphäre  und  friert  im  Win- 
ter nicht  zu;  seine  spec.  Schwere  verhält  sich  zu  der  des  destillirten 
Wassers  =  771  :  768.  Es  enthält  Kohlensäure,  Chlorsalze,  kohlen- 
saure Kalkerde  und  kohlensaures  Natron,  und  wirkt  getrunken  leich 
abführend. 

P.  Kitaibel  1.  c.  T.  II.  p.  250. 

Die  M.  quelle  von  Bog  da,  einem  Dorfe  vier  Stunden  von 
Temesvar,  mit  einer  Badeanstalt. 

18.  Die  Heilquellen    der  Hevescher  und  Borsoder 
Gesp  ann  seh  af  t. 

In  verschiedenen  Richtungen  von  dem  Mätragebirge 
durchschnitten,  reich  an  schönen  Thälern  und  malerischen 
Gebirgszügen,  erfreut  sich  die  Hevescher  Gespannschaft 
eines  verhältnifsmäfsig  sehr  gesunden  und  milden  Klimas. 
Die  höheren  Theile  des  Gebirges  werden  von  Damm-,  die 
Thäler  von  Lagern  von  Thonerde  bedeckt,  das  Gebirge 
selbst  besteht  aus  Basalt,  Sandstein,  Thonschiefer  und  Por- 
phyr, und  ist  reich  an  Schwefelkiesen,  Steinöl,  Gyps,  Bit- 
tersalz, Alaun  und  Eisenvitriol.  Hierdurch  erklärt  sich 
das  Vorkommen  von  M.  quellen,  welche  sich  durch  einen 
beträchtlichen  Gehalt  an  Kohlensäure,  Eisen,  Alaun  und 
Schwefel  auszeichnen. 

Literarischer  Anzeiger  für  Ungarn.  1799.  Februar.  Nr.  7.  S.  25. 
—  März.  Nr.  12.  und  13.  S.  45. 

P.  Kitaibel  I.  c.   T.  II.  p.  151. 

1.  Die  31.  quellen  zu  Paräd  in  der  Hevescher 
Gespannschuft.  Das  Dorf  Paräd  liegt  vier  Stunden  von 
Erlau,  drei  und  eine  halbe  Stunde  von  Gyöngyös,  zwölf  Mei- 
len von  Pesth,  in  einem  wiesenreichen,  schönen  von  dem 
Mätragebirge  gebildeten  Thale.  Das  Klima  der  ganzen 
Gegend  ist  sehr  gesund  und  mild,  schon  im  März  ver- 
schwindet fast  aller  Schnee;  an  der  Südseite  des  Mätra- 
gebirges  wächst  ein  vorzüglicher  Wein. 


299 

Mit  dem  Ruf,  welchen  sich  die  M.quelien  zu  P.  in  den 
letzten  zwölf  Jahren  erworben,  hat  sich  die  Zahl  der  Kur- 
gaste vermehrt,  haben  sich  die  hier  befindlichen,  unter  der 
Aufsicht  eines  Badearztes  stehenden  Anstalten  verbessert. 
Zu  Wohnungen  der  Kurgäste  dienen  mehrere  Badege- 
bäude. —  Eiue  Monographie  über  die  M.quelien  von  P. 
besitzen  wir  von  Dr.  Prünyi,  Badearzt  daselbst. 

Man  unterscheidet  zu  Paräd  drei  verschiedene  Arten 
von  M.quelien,  welche  von  Kitaibel  und  Meifsner  im 
J.  1827  untersucht  wurden. 

1.  Schwefelquellen,  ausgezeichnet  durch  ihren 
Reichthum  an  kohlensaurem  Gas,  der  Zahl  nach  drei, 
nach  Kitaibel  durch  die  Benennungen  der  schwarzen, 
der  mittlem  und  der  weifsen  unterschieden. 

Das  Gestein,  welchem  sie  entspringen,  ist  ein  Sandstein,  welcher 
in  seinen  oberen  Schichten  aus  grüfseren,  tiefer  aus  kleineren  Quarz- 
körnern zusammengesetzt,  viel  Glimmerblättchen  und  Eisenkrystalle 
enthält,  und  an  der  Luft  in  einen  alaun-  und  eisenhaltigen  Sand  ver- 
wittert. Hieraus  erklärt  sich  wohl  der  Umstand,  dafs  die  aus  diesem 
Gestein  entspringenden  Quellen  Schwefelwasserstoffgas  und  zugleich 
kohlensaures  Eisen  enthalten. 

Das  M.wasser  ist  frisch  geschöft  klar,  von  einem  he- 
patischen Geruch,  einem  angenehmen  säuerlichen  Ge- 
schmack, und  entwickelt  sehr  viel  Gasblasen.  Bei  0,5°  R. 
der  Atmosphäre  betrug  nach  Meifsner  die  Temperatur 
der  weifsen  M.quelle  8,5°  R.  und  der  mittlem  7,5°  R.  bei 
einem  Barometerstand  von  27"  8'"  l"1'  Wien.  Maafs,  das 
spec.  Gewicht  der  schwarzen  M.quelle  1,087,  der  weifsen 
1,072  nach  Kitaibel. 

Der  Einwirkung  der  atmosphärischen  Luft  längere  Zeit  ausge- 
setzt, wird  das  M.wasser  aller  Quellen  trübe,  das  der  schwarzen 
schwärzlich,  das  der  beiden  übrigen  weifslich.  In  offenen  Gefäfsen, 
noch  schneller  durch  Kochen,  verliert  das  Wasser  fast  allen  Geruch 
und  Geschmack.  In  wohl  verkorkten  Flaschen  scheint  es  dagegen 
von  seinen  flüchtigen  Bestandtheilen  nur  wenig  zu  verlieren. 

Nach  Meifsner 's  Analyse  enthalten  in  sechzehn 
Unzen : 


4,50  Gr.      . 

4.30  Gr. 

2,30  — 

0,80  — 

5,20  — 

3,70  - 

3,80  — 

2,50  -» 

1,80  — 

1,30  — 

0,80  — 

0,70  — 

18,40 'Gr.     . 

.       13,30  Gr. 

2,10  Kub.  Z. 

10,80  Kub.  Z. 

31,40    —    — 

34,00    —    — 

300 

1.  Die  M. quelle  Nr.  1.:  2.  Die  M.quelle  Nr.  2.: 

(KitaibePs  schwarze  M.q.)      (KitaibeTs  mittlere  M.q.) 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaures  Natron    . 
Schwefelsaures  Natron 
Chlornatrium 
Kieselerde 

Schwefelwasserstoffgas 
Kohlensaures  Gas 

Nach  Kitaib.el's  Untersuchung  enthält  das  M.wasser  sehr  viel 
kohlensaures  Gas  (einige  90  Kub. Z.  in  100  Kub.Z.  Wasser),  viel 
Schwefel  (in  der  Form  von  Schwefelwasserstoffgas),  Naphtha,  kohlen- 
saure Kalk-  und  Talkerde  (in  12  Unzen  3  Gran),  und  kohlensaures  Na- 
tron, Chlornatrium  und  schwefelsaures  Natron  (5  Gran  in  12  Unzen). 
In  dem  Niederschlag  der  schwarzen  Quelle,  zuweilen  auch  in  dem  der 
mittleren,  fand  Kitaibel  Eisen,  nie  jedoch  in   dem  der  weifsen. 

2.  Eisenquellen,  weniger  berühmt  und  benutzt  als 
die  vorigen,  obgleich  ausgezeichnet  durch  ihren  reichen 
Gehalt  an  kohlens.  Eisen  und  kohlens.  Gas. —  Meifsner 
zählt  dahin  die  M. quellen  Nr.  3,  4  und  5,  von  welchen  die 
erste  nur  wenig  kohlens.  Eisen,  die  zweite  viel,  die  dritte 
endlich  noch  mehr  enthält;  —  die  M.quelle  Nr.  3.  ist  un- 
ter dem  Namen  des  Aveifsen  Schwefel  Säuerlings  beschrieben. 

Das  Gestein,  aus  welchem  diese  drei  M.quellen  entspringen,  liegt 
höher  als  das,  welchem  die  Schwefelwasser  entquellen ,  ist  von 
Dammerde  bedeckt,  führt  aber  tiefer  Lager  von  Thon,  Porplvyr  und 
Basalt,  alle  Eisenquellen  scheinen  nur  verschiedene  Adern  einer  ge- 
meinschaftlichen Quelle  zu  sein. 

Frisch  geschöpft  ist  ihr  Wasser  farblos,  durchsichtig 
hell,  perlt  stark,  hat  den,  den  Säuerlingen  eigenthümlichen 
Geruch  nach  kohlensaurem  Gas,  einen  angenehmen,  an- 
fänglich prickelnd- stechenden ,  später  eisenhaften  Ge- 
schmack; seine  Temperatur  beträgt  bei  -+-  2°  R.  der  At- 
mosphäre 8,8°  R.,  sein  spec.  Gewicht  1,098,  die  Wasser- 
menge ist  sehr  beträchtlich. 

Nach  Meifsner  enthalten  in  sechzehn  Unzen; 


301 


1.  Die  M 

quelle  Nr.  3.:          2. 

Die  M.quelle  Nr.  4.: 

Kohlensaure  Kalkerde  . 

4,00  Gr.      . 

4,50  Gr. 

Kohlensaure  Talkerde  . 

0,50  — 

1,80  — 

Kohlensaures  Eisen 

Spur 

4,80  — 

Kohlensaures  Natron     . 

3,50  — 

— 

Schwefelsaures  Natron 

0,80  — 

Spur 

Chlornatrium 

0,50  — 

0,50  — 

Kieselerde 

0,50  — 

0,80  — 

9.80  Gr. 

12,40  Gr. 

Kohlensaures  Gas 

.      21,00  Kuh.  Z. 

.      36,3    Kuh.  Z. 

3. 

Die  M. quelle  Nr.  5. : 

Kohlensaure 

Kalkerde 

5,40  Gr. 

Kohlensaure 

Talkerde 

1,70  — 

Kohlensaures 

Eisen 

5,30  — 

Kohlensaures 

Natron    . 

1,40  — 

Schwefelsaures  Natron 

6,30  — 

Chlornatriuin 

.... 

0,80  — 

Kieselerde 

• 

0,70  — 

21,60  Gr. 

Koliiensaures 

Gas 

38,7     Kub.  Z. 

3.  Das  Alaun wasser  entspringt  östlich  von  dem 
Dorfe  Paräd  in  einem  sehr  angenehmen  Thale,  wo  sehon 
1778  ein  Alaunwerk  errächtet  wurde.  Die  M.mielle  ist  sehr 
.ergiebig,  versiegt  auch  in  sehr  heifsen  Sommern  nicht. 
Man  sammelt  das  Wasser,  bewahrt  es  ohne  bedeutenden 
Verlust  an  flüchtigen  oder  festen  Bestandteilen  auf  und 
benutzt  es  zu  Bädern. 

Das  M.  wasser  entspringt  alaunhaltigem  Porphyr,  ist  klar,  von 
hellbräunlicher  Farbe,  einem  sehr  zusammenziehenden  Geschmack, 
färbt  die  Badewannen  gelbbräunlich,  die  Abkochung  der  Eichenrinde 
schwarz  und  wirkt,  als  Bad  angewendet,  auf  die  äufsere  Haut  sehr 
zusammenziehend. 

Als  Hauptbestandtheile  dieses  M.wassers  hat  die  chemische  Ana- 
lyse von  Kitaibel  nachgewiesen:  schwefelsaure  Thonerde,  schwefel- 
saures Eisen,  schwefelsaure  Kalk-  und  Talkerde. 

Die  Verschiedenheit  der  einzelnen  M.quellen  gestattet 
auch  eine  sehr  mannigfaltige  Benutzung  derselben: 

1.  Die  Schwefelquellen,  wegen  ihres  Reichthums 
an  kohlensaurem  Gas  leicht  verträglich,  werden  vorzugs- 
weise als  Getränk  benutzt,  in  wohlverschlossenen  Gefäfsen 
auch  versendet,  aber  auch  zu  Bädern  benutzt;  —  Prii- 
nyi  empfiehlt  täglich  6  bis  10  Becher. 


302 

Nach  den  Erfahrungen  von  Bene,  Prünyi  u.  a. 
Aerzten  haben  sie  sich,  gleich  ähnlichen  wirksamen  Schwe- 
felwassern, namentlich  hilfreich  erwiesen  bei  chronischen 
Hautausschlägen  und  dyskrasischen  Geschwüren,  —  Stoc- 
kungen im  Leber-  und  Pfortadersystem,  Hämorrkoidalbe- 
schwerden,  Verschleimungen,  Trägheit  des  Stuhlganges, 
Gries-  und  Steinbeschwerden,  —  hartnäckigen  gichtischen 
und  rheumatischen  Leiden,  —  Skropheln  und  Rhachitis,  — 
veralteten  Verschleimungen  und  Blennorrhoeen  der  Luft- 
wege, —  und  chronischen  Metallvergiftungen. 

2.  Die  Eisenquellen  werden  im  Allgemeinen  als 
Getränk  weniger  leicht  vertragen  als  die  Schwefelquellen; 
man  fängt  mit  den  schwächeren  an  und  geht  allmählig  zu 
den  eisenreicheren  über,  zu  Wasserbädern  benutzt  man 
die  M.  quelle  No.  3. 

Angezeigt  in  allen  den  Fällen,  in  welchen  ähnliche 
Eisenwasser  empfohlen  werden,  haben  sie  sieb,  innerlich i 
und  äul serlich  angewendet,  namentlich  hilfreich  erwiesen 
bei  chronischen  Hautkrankheiten  von  örtlicher  Schwäche, 
—  Blennorrhoeen,  Verschleimungen,  Diarrhoeen,  Fluor  al- 
bus imd  Nachtripper,  —  rheumatischen  und  gichtischen 
Beschwerden,  —  Leiden  des  Uterinsystems  von  Schwäche, 
profuser  Menstruation,  Amenorrhoe,  Bleichsucht,  —  chro- 
nischen Nervenkrankheiten,  Krämpfen,  Neuralgieen,  Lähmun- 
gen, —  Skropheln  und  Rhachitis,  —  Krankheiten  von  all- 
gemeiner Schwäche. 

3.  Das  Alaunwa  sser,  innerlich  seltner,  häufiger 
äufserlich  als  örtliches  oder  allgemeines  Bad,  als  Gurgel- 
wasser und  Einspritzung  in  allen  den  Fällen  benutzt,  wo 
kräftiger  adstringirendc  Heilquellen  angezeigt  sind,  insbe- 
sondere bei  passiven  Blutflüssen,  Blennorhocen,  Vereite- 
rungen, Schleimpolypen,  chronischen  Halsentzündungen, 
rheumatischen  und  gichtischen  Leiden,  complicirt  mit  ört- 
licher oder  allgemeiner  Schwäche,  örtlicher  Erschlaffung 
in  Folge  mechanischer  Verletzungen,  Skropheln  und  Ra- 
chitis, i 


303 

Literarischer  Anzeiger  für  Ungarn.  1799.  Februar  Nr.  7.  —  März 
|Nr.  12.  13. 

C.  v.  Szepeshäzy  und  C.  J.  v.  Thiele,  Merkwürdigkeiten. 
Th.  II.  S.  43. 

J.  v.  Csaplovics,  topogr.  statistisches  Archiv  von  Ungarn. 
B.  I.  S.  194. 

P.  Kitaibel  I.  c.   T.  II.  p.  151.  162. 

J.  v.  Csaplovics,  Gemälde  von  Ungarn.  1829.  S.  93. 

Med.  topograph.  Abhandlung  des  Kurortes  Paräd  sammt  seinen 
fiSchwefel-,  Eisen-  und  Alaunwässern  von  Em.  Mich.  Prunyi. 
Pesth  1833. 

Die  berühmt.  Bäder  und  Gesundbr.  v.  Ungarn.     S.  133. 

F ran  eise.  Bene,  elementa  medicinae  practic.   Pestiui  1834. 

Kali  seh  allgem.  Zeit,  des  Brunnen-  und  Badewesens.  1839.  S.  21. 


An  sie  schliefsen  sich  in  der  Hevescher  Gespanuschaft: 
Das  M.w  asser  zu  Er  lau  (Thermae  Agrienses).   Drei  M.quel- 
len  sind  hier  zu  unterscheiden: 

1.  Die  erste,  welche  zu  Bädern  benutzt  wird,  hat  die  Tempe- 
ratur von  25°  R.  bei  8,66°  R.  der  Atmosphäre,  und  enthält  nach 
Szovits  kohlensaures  Gas  und  kohlensaure  Kalkerde. 

2.  Die  zweite  hat  die  Temperatur  von  19,75°  R.  bei  8,75°  R. 
der  Atmosphäre. 

3.  Die  dritte  von  der  Temperatur  von  22°  R.  bei  9°  R.  der 
Atmosphäre.  —  Die  beiden  letztem  werden  nicht  als  Heilquellen, 
sondern  zu  technischen  Zwecken  anderweitig  benutzt. 

P.  Kitaibel  1.  c.  T.  II.  p.  206. 

Der  Retsher  Sauerbrunnen  (Acidula  Retzkensis)  scheint 
nur  wenig  kohlensaures  Gas  zu  enthalten.;  ist  klar,  geruchlos,  von 
einem  angenehmen  säuerlichen  Geschmack,  Avird  von  den  Bewohnern 
der  Umgegend  getrunken,  aber  nicht  als  Heilquelle  benutzt. 

P.  Kitaibel  1.  c.  T.  II.  p.  204. 

Der    Tarer    Säuerling    (Acidula   Tarensis),    bei    dem  Dorfe 
Tar,  in  einem  Thale  des  Mätragebirges. 
P.  Kitaibel  1.  c.   T.  II.   p.  204. 

Bemerkenswerth  in  der  Bors/)  der  Gespannschaft  sind: 
Die   M. quelle  von  Szalona,  als  Bad  benutzt. 

Die  M. quelle  von  Dios-Gybr,  unfern  des  Städtchens  die- 
ses Namens,  an  der  Nordseite  des  Gebirges. 

Die   M.  quelle  zu  Kdcz,  sehr  ähnlich  der  vorigen. 

Die  M. quelle  zu  Szendrö,  eine  kalte  Schwefelquelle,  in 
Form  von  Bad  benutzt. 

Michael  Hanäk,  dissert.  sist.  analysin  trium  fontium  de  B€el 
in  Apatfalva  comitatus  Borsodiensis  prorumpentium.  Pestini  1827. 


304 

19.    Die  Heilquellen  der  Oedenburger  und  Eisenburger 
Gespannschaft. 

1.  Die  Tarczaer  M. quelle^  bei  dem  Dorfe  Tar- 
cza  (Tazinannsdorf),  anderthalb  Stunden  von  Pinkefeld. 
In  einem  schönen,  nicht  über  dreihundert  Schritte  breiten, 
fünf  Stunden  langen,  fruchtbaren  Thale  auf  einer  Moor- 
wiese entspringen  mehrere  M.  quellen.  Ihr  Wasser  ist 
kalt,  klar,  perlt  stark,  bildet,  der  Einwirkung  der  atmo- 
sphärischen Luft  ausgesetzt,  einen  starken  ocherartigen 
Niederschlag,  besitzt  einen  laugenhaft-adstringirenden  Ge- 
schmack und  hat  die  Temperatur  von  9  — 10°  R. 

Nach  Macher  enthalten  sechzehn  Unzen  desselben: 

Kohlens.  Kalk-  mit  Talkerde       .        .        12,00  Gr. 

Säuerliches  kohlens.  Natron 

Schwefelsaures  Natron 

Chlornatrium  .... 

Kohlensaures  Eisenoxj'dul 

Kieselerde  und  Extraktivstoff 

Kohlensaures  Gas 
Benutzt  wird  dasselbe  als  Getränk  und  Bad  in  allen 
den  Krankheiten  von  Schwäche,  wo  stärkende  Eisenquel- 
len indicirt  sind,  —  namentlich  bei  Schleimflüssen,  chroni- 
schen Nervenkrankheiten,  und  Leiden  des  Uterinsystems 
von  Schwäche. 

Ign.  Wetsch,  dissert.  inaug.  sistens  examen  chemico - medicum 
aquae  acidulae  Tarcseiisis.     Viennae  1763. 

H.  J.  v.  Crantz  a.  a.  0.    S.  173. 

Ign.  Wetsch  in:  Schedius  Zeitschrift  von  und  für  Ungarn. 
1804.  B.  I.  S.  193. 

P.  Kitaibel  1.  c.  T.  I.  p.  204. 

J.  v.  Csaplovics,  Gemälde  von  Ungr..n.  S.  96. 

J.  Brehm's  vorläufiger  Unterricht,  den  innerlichen  und  äufscr- 
lichen  Gebrauch  des  Tazmaunsdorfer  M.wassers  betreffend.  Stein- 
manger.  1813. 

M,  Macher's  physik.  medicin.  Beschreibung  der  Sauerbrunnen 
zu  Tazmannsdorf  und  Sulz,  der  schwefelhaltigen  Bäder  zu  Warasdin, 
Krapina,  Stubitza,    Tschatasch  und  Neustädtl.     Grätz  1834. 

Verhaltungsregeln  bei  dem  Trink-  und  Badegebrauch  des  Taz- 
ttamidorfei  M.wassers  von  Franz  Hoffer.  Mit  einem  Situations- 
plane.    GUnz  1834. 

J.    v.    Vcring,    eigcnthüml.    Heilkraft  verschiedener   M.wässcr. 

IM'..  S.  105. 

Es 


10,30  — 

3,50  — 

3,70  — 

0,60  — 

0,40  — 

30,50  Gr. 

14,7  Kub.Zoll. 

305 


Es  gehören  hierher  ferner: 

Die  W olfs.er-  oder  Balil  f er  M.  quellen  in  der  Oedenbur- 
ger  Gespannschaft,  östlich  von  der  Stadt  Oedenburg,  an  dem  grofsen 
Neusiedlersee,  in  dem  Dorfe  ßahlf  (Wolfs),  mit  den  erforderlichen 
Einrichtungen  zu  Bädern  versehen. 

Man  unterscheidet  zwei  kalte  Schwefelquellen,  von  welchen  die 
eine  zu  Bädern,  die  andere  zum  Trinken  benutzt  wird. 

Der  chemischen  Analyse  zufolge  enthalten  in  sechzehn  Unzen: 


1.  Die  Trinkquelle: 

2.  Die  Badequelle: 

Schwefelsaure  Alaunerde 



0,06832  Gr. 

Schwefelsaures  Natron     . 

. 

0,700      — 

0,256      — 

Chlortalcium 

0,095936  Gr.     . 

0,224      — 

Chlornatrium 

0,864        —      . 

1,560      — 

Kohlensaures  Natron 

0,48992    —      . 

•                 •                • 

Kolensaure  Kalkerde 

4,256        —      . 

2,0688    — 

Kohlensaure  Talkerde 

1,184        —      . 

1,08        — 

Kieselerde 

0,32         —      . 

0,008      — 

7,209856  Gr. 

5,96512  Gr. 

Kohlensaures  Gas     . 

5,27568    Kub.Z. 

•                •                 • 

Schwefelwasserstoffgas    . 

0,08768   Kub.Z. 
5,36336   Kub.Z. 

0,5088  Kub.Z. 

Beschrieben  und    emp 

'ohlen   wurden   sie  von 

Andres  Conradi 

1772. 

Angewendet  werden  dieselben  bei  chronischen  Hautausschlägen, 
Verschleimungen,  gicbtischen  und  rheumatischen  Leiden,  Krankheiten 
der  Harnwerkzeuge,  namentlich  Gries-  und  Steinbeschwerden. 

Benutzt  werden  sie  in  Form  von  Wasserbädern,  als  Getränk  und 
als  Mineralschlamm  zu  Umschlägen. 

Hesperus  1816.  S.  357. 

J.  v.  Csaplovics,  topogr.  statist.  Archiv  von  Ungarn.  Bd.  I. 
S.  217. 

—        —     Gemälde  von  Ungarn.  1829.  S.  96. 

Die  M. quelle  von  Pecsenyed  (Pötsching),  einem  Fürstlich 
Eszterhazy  sehen  Dorfe,  chemisch  untersucht  von  J.  N.  Hell, 
AI.  Steigen  berger  und  v.  Ja  quin.  Nach  dem  letztern  enthalten 
sechzehn  Unzen : 


Chlornatrium 

0,300  Gr. 

Schwefelsaures  Natron 

3,850  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

3,666  — 

Kohlensaure  Talkerde 

1,466  — 

Schwefelsaure  Kalkerde 

0,666  — 

Chlortalcium 

0,233  — 

Kieselerde 

0,133  — 

Eisenoxydul 

0,833  — 

11,147  Gr. 

Kohlensaures  Gas 

39,866  Kub 

Csaplovics  Archiv.  Bd.  I.  S.  2 

19. 

II.  Theil. 

U 

306 

Die  M.quelle  von  Pinhafeld  an  der  Steyrisch-Oesterreich. 
Gränze,  sechzehn  Meilen  von  Wien,  ähnlich  der  M.quelle  von  Pecsen- 
Ved,  nur  scheint  sie  noch  reicher  an  flüchtigen  und  festen  Bestand- 
theilen  als  jene.  Benutzt  wird  dieselbe  als  Getränk  und  Bad  bei 
Verschleimungen,  Stockungen  und  Krankheiten  der  Harnwerkzeuge 
von  Schwäche,  so  wie  bei  Unfruchtbarkeit  und  nervöser  Gicht. 

Die  M.quelle  zu  Sulz,  in  der  Eisenburger  Gesp.,  eine  alka- 
lisch-erdige Eisenquelle,  von  9  bis  10°  R.  Temp. ;  ihr  spec.  Gewicht 
beträgt  1,003,  ibre  Wassernienge  1,033  Eimer  in  einer  Stunde. 

Vor  einigen  Jabren  entdeckte  man  Ueberreste  einer  älteren  Fas- 
sung der  M.quelle,  nach  welcher  in  Verbindung  mit  den  bei  derselben 
ausgegrabenen  römischen  Münzen  und  einer  Nymphenstatue  zu  urthei- 
len  man  schon  auf  eine  sehr  frühe  Benutzung  dieser  M.  q.  zurück- 
schliefsen  kann. 

Nach  Mittermay  r's,  durch  Macher  reducirten  Analyse  ent-i 
halten  sechzehn  Unzen  dieses  M.wassers: 

Kohlensaure  Kalkerde 

Kohlensaure  Talkerde 

Kohlensaures  Eiseuoxydul     . 

Chlornatrium  .... 

Chlortalcium  und  Calcium 

Kieselerde  und  Extractivstoff 


Freie  Kohlensäure 

Fr.  Mitterm  ayr,  Beschreibung  des  im  Eisenburger  Comitate 
zu  Sulz  befindlichen  und  chemisch  untersuchten  M.wassers.  Stein 
am  Anger  1825. 

B  uchner's  Repert.  für  die  Pharmac.  Bd.  XXVIII.  St.  I.  S    163. 

M.  Macher's  phys.  med.  Beschreibung  der  Sauerbr.  zu  Taz- 
manusdorf,  Sulz  u.  s.  w.     Grätz  1834. 

Die  M.quelle  bei  N einet -Ker esztür.  Bei  dem  Städtchen 
dieses  Namens  in  der  Oedenburger  Gespannschaft  entspringt  eine 
kalte  M.quelle,  welche  reich  an  kohlensaurem  Gase,  kohlensaurem 
Natron,  Erden  und  Eisen,  getrunken  auflösend,   eröffnend  wirkt. 

H.  J.  v.  Crantz  a.  a.  O.  S.  170. 

An  sie  schliel'scn  sich  in  der  Oedenburger  Gespannschaft  die  von 
mehreren  erwähnten  Säuerlinge  zu  Kabolc,    Harka  und  Sircz. 

20.     Die  Heilquellen  der  Komorner  Gespannschaft. 

D a s  31. was s er  von  A Im ä s ,  von  Komorn  zwei, 
von  Riuib  sieben  Meilen  entfernt,  entspringt  in  mehreren! 
Quellen  in  solcher  Menge,  dafs  dasselbe  eine  Mühle  trei- 
ben kann.     Es  ist   klar,    wird  nur  trübe    bei  stürmischer 


10,3  Gr. 

1,2- 

0,7  - 

18,5  — 

0,6  — 

0,7- 

32,0  Gr. 

12,0  Kuh. 

Z 

307 

Witterung,  oder  geschöpft  längere  Zeit  der  Einwirkung 
der  atmosphärischen  Luft  ausgesetzt,  perlt  stark,  ist  von 
einem  hepatischen,  aber  bald  verschwindenden  Gerüche 
und  Geschmacke,  im  Sommer  kalt,  im  Frühjahr  und 
Herbst  lau. 

Der  chemischen  Untersuchung  zufolge  enthält  ein 
Pfund  an  festen  Bestandteilen  eine  Drachme,  —  Schwe- 
felwasserstoffgas, kohlen-  und  schwefelsaures  Natron  und 
Kalk-  und  Talkerde. 

Das  M. wasser  wird  als  Getränk  mit  Nutzen  gebraucht 
bei  rheumatischen  ..  und  gichtischen  Leiden,  Lähmungen, 
Amenorrhoe,  Krätze  und  Flechten,  Blennorrhoen ,  und 
Stockungen  im  Leber-,  Pfortader-  und  Uterinsystem,  Hä- 
morrhoiden, Hypochondrie. 

H.  J.  v.  Crantz  a.  a.  0.    S.  162. 

P.  Kitaibel   1.  c.  T.  I.  p.  195. 


Aehnliche  M.  quellen  finden  sich  bei  dem  Flecken  Dotis  oder 
Tata,  bei  Tdväros,  welche  früher  häufig  gebraucht  wurden  und 
noch  in  Form  von  Bädern  benutzt  werden. 

P.  Kitaibel   1.  c.  T.  I.  p.  198. 

21.    Die    Heilquellen    der    Unghvärer    und  Beregner 
Gesp  annschaft. 

Die  M.f/uelle  bei  Szobrancz  in  der  Unghvärer 
Gespannschaft,  entspringt  ungefähr  1200  Klafter  nördlich 
von  der  Stadt  dieses  Namens,  zwei  Meilen  von  Unghvär, 
vier  Posten  von  Kaschau,  und  ist  Eigentimm  des  Hrn. 
Grafen  Christian  Sztaray.  Die  nächsten  Umgebungen 
der  M.  quellen  bestehen  aus  verwittertem  Porplryr.  Die 
Lage  dieses  Badeortes  ist  sehr  amnuthig,  auf  der  einen 
Seite  verliert  sich  der  Blick  in  eine  fruchtbare,  unermefs- 
liche  Ebene,  auf  der  andern  weilt  er  mit  Vergnügen  auf 
den  berühmten,  mit  reichen  Weinpflanzungen  bedeckten 
Hegyallyaer  Bergen,  dem  Vaterland  des  köstlichen  Tokayer 
Weines,  und  auf  den  andern  Gebirgszügen  der  Unghvärer 
und  Beregher  Gespannschaft. 

U2 


308 

Der  Kurort  erfreut  sich  eines  ausgebreiteten  Rufes 
und  eines  zahlreichen  Zuspruchs  von  Kurgästen.  Aulser 
geräumigen ,  zur  Aufnahme  von  Kurgästen  bestimmten 
Wohnzimmern,  finden  sich  hier  Einrichtungen  zu  Wannen- 
bädern. 

Das  M.wasser  perlt,  ist  von  einem  starken  Schwefel- 
o-eruch,  einem  bitterlich-salzigen  Geschinacke,  bildet  der 
Einwirkung  der  Atmosphäre  ausgesetzt,  einen  grünlich- 
weifscn  Niederschlag  5  seine  Temperatur  beträgt  13,5 — 14° 
R.  bei  17°  R.   der  Atmosphäre. 

Seinem  Gehalt  und  Wirkungen  zufolge  gehört  dasselbe 
zu  der  Klasse  der  erdig-salinischen  Schwefelquellen. 

Ein  Pfund  dieses  M.wassers  enthält: 


Chlornatrium 

20,00  Gr. 

Clilorcalcium 

12,00  — 

Schwefelsaures  Natron 

1,00  — 

Schwefelsaure  Kalkerde    . 

6,00  — 

Schwefelsaure  Talkerde     . 

5,00  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

4,00  — 

Kohlensaure  Talkerde 

2,00  — 

50,00  Gr. 
Schwefelwasserstoffgas  in  100  K.  Z.    40,00  Kub.  Zoll. 

Nach  Kita i  bei  enthält  es  an  festen  Bestandtheilen 
dagegen  nur:  kohlensaure  Kalk-  und  Talkerde,  Kieselerde 
und  Alaunerde. 

Nach  den  Erfahrungen  des  Comitats-Physikus  Hrn. 
Dr.  Czerinak,  hat  sich  dieses  M.wasser  als  Getränk, 
Wasserbad  und  in  Form  der  Umschläge  von  M. schlämm 
sehr  hilfreich  in  folgenden  Krankheiten  erwiesen: 

1.  Gegen  Gicht  und  Rheumatismen,  —  gichtische 
Contracturen  und  Geschwülste. 

2.  Stockungen,  Geschwülste  und  Verhärtungen,  — 
sorophulösc  und  rhachitischc  Beschwerden,  Anschwel- 
lungen und  Verhärtungen  der  Leber  und  Milz,  blinde  und 
Bchleimige  Hämorrhoiden,  Hypochondrie,  Amenorrhoe. 

•*•  W  ürmer,  —  namentlich  Bandwurm  5  —  in  Form 
von  Getränk  und  Bad. 


309 

4.  Chronische   Hautausschläge,    besonders    Krätze, 
i  Flechten,  Kopfgrind,   veraltete  Geschwüre,    Sommerspros- 
sen,   Leberflecke,     —  rauhe,     spröde,    harte    Haut.    — 
Sehr  erhöht  wird  in    den  genannten   Fällen   die  Wirkung 
der  Wasserbäder  durch  Umschläge  von  M. schlämm. 

5.  Chronische  Merkurialvergiftungen,  —  so  wie  meh- 
rere Formen  von  venerischen  Leiden. 

H.  J.  v.  Crantz  a.  a.  O.  S.  187. 

P.  Kitaibel  1.  c.  T.  I.  p.  286. 

J.  v.  Csaplovics,  Gemälde  von  Ungarn.    1SL29.  S.  1U(X 


Aufser    dieser}  M.  quelle  ist    in    der  Unghvarer  Gespan uschaft 
noch  zu  erwähnen: 

Der  Sauerbrunnen  von  Uzsok  mit  einer  Badeanstalt. 


Von  den  M.  quellen  der  Beregher  Gesnannscbaft  nenne  ich : 

Die  M. quelle  zu  Nelipina,    eine  salzhaltige    Quelle  mit  Ge- 
bäuden zu  Bädern  und  Wohnungen  für  Kurgäste. 
H.  J.  v.  Crantz  a.  a.  0.  S.  200. 
J.  v.  Csaplovics,  Gemälde  von  Ungarn.    1829.   S.  10ös 

Die   M.  quelle  von  Szent-Iväny ,    unfern  Munkasz ,    ein  ei- 
senhaltiges M.  wasser,  seit  1826  bekannt,  zu  Bädern  benutzt. 
P.  Kitaibel  1.  c.  T.  I.  p.  210. 
Js.  v.  Csaplovics,  Gemälde  von  Ungarn.  1829.  S.  100. 

Aufser  diesen  gedenken  mehrere  Schriftsteller  noch  der  M.quellen 
von  Szolyva,  Dragober  tfalva,  Krabouicza,  Latukas, 
Paszika,  Polena,  Szolotsina,  Podhering,  Sztrojna, 
Z  d  e  n  o  v  a. 

22.    Die  Heilquell  en    der  6'öfflörer   und  Klei  n-Honther 
G  espannscb  aft. 

Die  Mehrzahl  der  hier  entspringenden  M.quellen  ent- 
hält viel  Kohlensäure,  und  an  festen  Bestandtheilen  als 
vorwaltende :  kohlensaure  Erden,  kohlen-  und  schwefelsau- 
res Eisen;  im  Jahre  1795  wurden  sie  von  dem  Physikus 
des  Comitates  St.  Pill  mann,  später  von  seinem  Nach- 
folger G.  Marikoyszky  Edlen  von  Nagy  Toronya 
chemisch  untersucht. 


310 

Physische  und  analytische  Beschreibung  aller  M.quellen  des  löb'I, 
Gömörer  und  Klein-Honther  Comitates.  Von  G.  Mari  ko  vszky  Ed- 
len von  Nagy  Toronya,    Leutschau  1814. 


Die  M.  quelle  von  Rosnau.  Die  Stadt  Rosnau,  jetzt  bi- 
schöfliche Residenz,  liegt  in  einem  engen,  von  steilen,  an  Metallen 
reichen  Bergen  gebildetem  Thale,  welches  sich  nach  Süden  in  eine 
Ebene  öffnet. 

Die  M.quellen,  der  Zahl  nach  drei,  sind  sehr  wasserreich  und 
entspringen  unfern  der  Stadt:  die  eine  aus  einem  ehemaligen  Stollen, 
eine  zweite,  welche  zu  Bädern  benutzt,  den  Namen  „der  Badequelle,, 
führt,   und  eine  dritte,  gegen  300  Schritte  vom  Bade  entfernt. 

Das  Wasser  ist  klar,  farblos,  von  einem  starken,  tintenhaften 
Geschmack,  und  setzt  der  Einwirkung  der  Luft  ausgesetzt,  viel  Ei- 
senocker ab.  Nach  Marikovszky  beträgt  ihre  Temperatur  10° R. 
bei  15°  R.  der  Atmosphäre,  ihr  spec.  Gewicht  1,004. 

31  aryko  vszky 's  Untersuchung  zufolge  enthalten  sechzehn  Unzen  : 
Kohlensaures  Eisen    .        .        .        0,444  Gr. 
Schwefelsaures  Eisen         .        .        8,000  — 

8,444  Gr. 

Innerlich  gebraucht  verursacht  es  leicht,  wegen  seines  grofsen 
Eisengehaltes,  Magenbeschwerden.  Dagegen  wird  es  in  Form  von 
Bädern  viel  gebraucht  und  von  Marikovszky  gerühmt  bei  Proflu- 
vien  passiver  Art,  —  namentlich  Hämorrhagien,  profusen  Schweifsen 
und  Pollutionen. 

G.  v.  Marikovszky,  phys.  u.  analytische  Beschreibung.  S.  62. 

P.  Kitaibel  1.  c.  T.  I.  p.  311. 

Das  M.w asser  zu  Kun-Taplocz  oder  Tapolczan  ent- 
springt in  mehreren  Quellen  in  so  grofser  Menge,  dafs  der  Abflufs 
derselben,  welcher  sich  in  den  Sajo  ergiefst,  eine  Mühle  treibt.  Es 
hat  den  Geschmack  von  reinem  Quell wasser,  entwickelt  geschüttelt 
Blasen,  bildet,  längere  Zeit  der  Einwirkung  der  Luft  ausgesetzt,  einen 
weifsen  Niederschlag,  ist  im  Sommer  kühl,  im  Winter  lau. 

Nach  Marikovszky  kommt  es  in  seinen  physischen  und  che- 
mischen Verhältnissen  mit  dem  Kiralyer  M.wasser  überein. 

Als  Getränk  und  Bad  rühmt  man  es  gegen  Gicht. 

G.  Marikovszky  a.  a.  O.  S.  77. 

P.  Kitaibel  1.  c.   T.  I.  p.  312. 

Das  Jolsvaer  M.wasser  ist  dem  vorigen  fast  ganz  gleich, 
«Mit wickelt  jedoch  mehr  Blasen,  als  jenes,  wirkt  mehr  auf  die  Harn- 
werkzeuge  und  wird  gegen  Hautkrankheiten  gerühmt. 

P.  Kitaibel    I.  c.    T.  I.  p.  312. 

Die  M. quelle  von  he  wärt  entspringt  in  dem  Ratkoer  Di- 
strikte eine  halbe  Stunde  von  Lewart,  in  einem  engen,  von  Kalkbcr- 
gen  eingeschlossenem   Wicscuthale,    unfern   des  Thurotzbachcs,  sain- 


311 

I  melt  sich    in    einem   Wasserbehälter,   dessen  Umfang  30  Schritte  be- 
i  trägt,  und  bei  welchem  von  der  Cseruschischen  Familie  ein  ßa- 
dehaus  errichtet  wurde. 

Nach  Kitaibel  hat  sie  grofse  Aehnlichkeit  mit  dem  Taploczaer 
und  Jolsvaer  M.  wasser. 

G.  Marikovszky  a.  a.  0.  S.  70. 
P.  Kitaibel  1.  c.   T.  I.  p.  313. 

Das  Teig är der  M. wasser.  Telgärd  (Thiergarten)  liegt  am 
Ursprange  des  Flusses  Gran,  am  südlichen  Fufse  des  Königsberges, 
eines  der  höchsten  der  Gespannschaft,  in  einem  breiten,  schönen 
Thale,  vier  Stunden  von  Murany. 

Das  nach  Telgärd  benannte  M.wasser  entspringt  in  drei  kalten, 
an  Kohlensäure  reichen  öl. quellen;  die  obere  und  mit t lere  bil- 
det, der  Einwirkung  der  äufsern  Luft  ausgesetzt,  einen  weifsen  Nie- 
derschlag, die  untere  dagegen,  welche  eisenreicher  scheint,  einen 
safrangelben. 

Alle  drei  werden  zu  der  Klasse  der  Säuerlinge  gezählt.  Nach 
Marikovszky  enthalten  sechzehn  Unzen: 

Kohlensaure  Kalkerde        .        .  1,111  Gr. 

Kohlensaures  Eisen  .        .  0,666  — 

Kohlensaures  Natron         .        .  4,000  — 

Chlornatrium       ....  2,666  — 

Kieselerde  ....  0.222  — 


8,665  Gr. 
Kohlensaures  Gas      .        .        .        32,00  Kub.  Z. 

Getrunken  wirkt  es  auflösend,  eröffnend,  diuretisch  und  wird  em- 
pfohlen bei  Stockungen  in  den  Organen  des  Unterleibes,  Hypochon- 
drie und  Hysterie. 

G.  Marikovszky  a.  a.  O.  S.  5ä. 

P.  Kitaibel  I,  c.    T.  I.  p.  312. 

Die  M. quelle  zu  Tiszolcz  oder  Teisholz  im  Klein-Hon- 
ther  Distrikte,  eine  halbe  Stunde  von  Tiszolcz  in  einem  engen,  von 
hohen  Kalkbergen  eingeschlossenem  Thale,  ist  klar,  von  einem  ange- 
nehmen, säuerlich  -  prickelnden  Geschmacke,  perlt  stark,  ihre  Tem- 
peratur beträgt  bei  15°  R.  der  Atmosphäre  10°  R.,  ihre  spec.  Ge- 
wicht 1,004. 

Nach  Marikovszky  enthält  sie  in  sechzehn  Unzen  Wasser: 


Kohlensaure  Kalkerde 

6,666  Gr. 

Chlorcalcium       .        ; 

0,444  -* 

Schwefelsaure  Kalkerde 

2,000  — 

Kieselerde 

0,666  — 

Harzstoff    .        .        .        . 

0,222  — 

9,998  Gr. 

Kohlensaures  Gas 

32,00  Kub.Z 

312 

1 

Marikovszky   empfiehlt   es  bei  Schwäche  der  Verdauung,  na- 
mentlich bei  Säure  des  Magens,    Sodbrennen. 
G.  Marikovszky  a.  a.  0.  S.  39. 

Das  He ter  M.wasser  entspringt  in  zwei  Quellen,  welche  in 
einer  Stunde  acht  Eimer  Wasser  geben,  ist  klar,  färb-  und  geruchlos, 
von  einem  angenehmen  Geschmack,  und  wird  als  Getränk  und  Bad  ge- 
gen Rheumatismen  benutzt. 

P.  Kitaibel  1.  c.  T.  I.  p.  313. 

Die  M. quelle  von  Kiräly,  sehr  wasserreich,  hei  dem  Dorfe 
dieses  Namens,  eine  halbe  Stunde  von  Tornallye,  auf  dem  rechten 
Ufer  des  Säjo.  Ihr  Wasser  ist  klar,  farblos,  von  einem  widerlichen 
Geschmack,  einem  hepatischen  Geruch,  entwickelt  Blasen  und  bildet 
beim  Kochen  einen  weifslichen  Niederschlag.  Im  Sommer  ist  es 
kalt,  im  Winter  lau  und  friert  nie  zu.  Seine  Temperatur  bestimmt 
Marikovszky  zu  20°  R.  bei  23°  R.  der  Atmosphäre,  sein  spec. 
Gewicht  zu  1,001. 

Nach  Marikovszky  enthalten  sechzehn  Unzen  Wasser  an  fe- 
sten Bestandtheilen : 

Kohlensaure  Kalkerde       .        .        5,777  Gr. 
Schwefelsaure  Kalkerde     .        .        2,222  — 


7,999  Gr. 


Innerlich  und  äufserlich  angewendet  soll  es  leicht  einen  Haut- 
ausschlag bewirken,  und  als  Bad  sich  hilfreich  bei  Geschwüren, 
gichtischen  und  rheumatischen  Beschwerden  erweisen. 

G.  Marikovszky  a.  a.  0.  S.  72. 

P.  Kitaibel  1.  c.  T.  I.  p.  314. 

Die  M.  quelle  von  Värgede  entspringt  in  dem  S6rker  Di- 
strikte, an  dem  Gortwatlufs,  zwei  Stunden  von  Rima-Szombath,  am 
Fufse  des  aus  eisenhaltigem  Tonschiefer  und  Kalk  zusammengesetz- 
ten Schloi'sberges,  auf  welchem  nur  noch  wenig  von  den  Ruinen  von 
Värgede  wahrzunehmen  ist. 

Das  M.wasser  ist  klar,  farblos,  perlt  stark,  hat  einen  angeneh- 
men, säuerlich  -  prickelnden,  etwas  zusammenziehenden  Geschmack ; 
die  Temperatur  desselben  beträgt  nach  Marikovszk}'  10°  R.  bei 
16°  R.  der  Atmosphäre,  das  spec.  Gewicht  1,002. 

Nach  Marikovszky  enthalten   sechzehn  Unzen  Wasser: 

Kohlensaure  Kalkerde 

Kohlensaure  Talkerde 

Kieselerde 

Kohlensaures  Eisen 

Chloreisen 

Extractivstoff     . 

Kohlensaures  Gas 


1,333 

*  B  1  . 

0,222 



1,333 



0,222 

— 

0,111 

— 

4,109 

Gr. 

18,066 

Kttb.  Z. 

313 

Iu  seiner  Wirkung  gleicht  es  dem  Sider  M.  wasser.  Es  wirkt 
diuretisch,  gelinde  eröffnend,  stärkend,  und  wird  in  Krankheiten  von 
Schwäche  empfohlen. 

G.  Marikovszky  a.  a.  0.  S.  26. 

P.  Kitaibel  I.e.  T.  I.   p.  314. 

Das  AjnäcsköerM. wasser  (Aqua  Hajnatsköensis),  entspringt 
auf  einem  Wiesengrunde  zwischen  Ajnatskö  und  Almagy,  kaum  eine 
halbe  Stunde  von  beiden  entfernt;  die  benachbarten  Berge  bestehen 
aus  grauem  Sand-  und  Kalkstein  und  eisenhaltigem  Thonschiefer. 

Das  M.wasser  ist  trübe,  von  einem  säuerlichen,  etwas  zusammen- 
ziehendem Geschmack  und  wirft  viel  Blasen;  seine  Temperatur  dif- 
ferirte  nach  Marikovszky  im  Monat  Juni  um  6°  R.  von  der  der 
Atmosphäre,  sein  spec.  Gewicht  betrug  1,004,  seine  Wassermenge 
scheint  zu  wechseln,  und  im  Winter,  so  wie  bei  trockner  Witterung, 
sich  zu  vermindern. 

Nach  Marikovszky  enthalten  sechzehn  Unzen: 

Schwefelsaure  Kalkerde 

Kohlensaure  Kalkerde 

Kieselerde 

Kohlensaures  Eisen 

Harzstoff    . 

Kohlensaures  Gas 
Schwefel  Wasserstoffes 


Marikovszky  rühmt  es  gegen  Magensäure,  Gries-  und  Steinbe- 
schwerden, Retention  der  monatlichen  Reinigung,  Bleichsucht,  Rheu- 
matismen und  chronische  Hautausschläge. 

G.  Marikovszky  a    a.  0.  S.  9. 

P    Kitaibel  1.  c.  T.  I.  p.  315. 

Die  M.quelle  zu  Sid.  Das  Dorf  Sid  liegt  im  Serker  Dis- 
trikte in  einem  engen  Thale  zwischen  zwei  Sandhügeln,  zwei  Stun- 
den von  Füek  und  Värgede.  Die  Hügel  bestehen  aus  Sand  und  Lehm, 
die  nördlich  gelegenen  Berge  aus  eisenhaltigem  Thonschiefer  und 
Kalkstein. 

Von  den  hier  entspringenden  M.quellen  erwähnt  Marikovszky 
vier.  Ihr  Wasser  ist  klar,  geruchlos,  von  einem  säHcrlichen,  etwas 
zusammenziehendem  Geschmack,  setzt  einen  gelben  ocherartigen  Nie- 
derschlag ab  ;  nach  M  a  r  i  k  o  v  s  z  k  y  beträgt  die  Temperatur  des  Was- 
sers 10°  R.  bei  19°  R.  der  Atmosphäre,  das  spec.  Gewicht  1,003. 

Marikovszky's  Analyse  zufolge  enthalten  sechzehn  Unzeu: 
Kohlensaure  Kalkerde       .        .        .        2,444  Gr. 
Kohlensaure  Talkerde       .        .        .        1,111  — 
Kohlensaures  Eisen   .        .        .        .        1,333  — 


1,222 

Gr. 

4,666 

— 

0,111 

— 

1,777 

— 

1,111 

— 

8,887 

Gr. 

.      14,666  Kub.Z. 

• 

2,000 

— 

16,666 

Kub 

Z 

314 


Chloreisen.        .        .        ..  .        0,1t  1  Gr. 

Kieselerde 0,444  — 

Harzstoff 0,111  — 


5,554  Gr. 
Kohlensaures  Gas  «  8,00  Kub.  Z. 

Marikovszky  empfiehlt  es  gegen  Sehwäche  der  Verdauungs- 
werkzeuge, Appetitlosigkeit,  Säure  des  Magens,  —  so  wie  gegen  Re- 
tentio  Mensium  und  Häniorrhoidalbeschwerden. 

G,  Marikovszky  a.  a.  0.    S.  20. 

P.  Kitaibel  1.  c.    T.  I.  p.  315. 

Das  Szutorer  M.wasser  (Aqua  Szutoriensis),  im  Serker  Di- 
strikte, aus  einem  beträchtlichen  Lehmlager  entspringend,  ist  nicht 
ganz  klar,  von  einer  weifslichen  Farbe,  einem  säuerlichen  Geschmack, 
einem  schwefeligen  Geruch  und  perlt  ziemlich  stark;  seine  Tempera- 
tur beträgt  10°  R.,  seine  spec.  Schwere  1,0013. 

Marikovszky  fand  in  sechzehn  Unzen  Wasser : 


j\min.ii>iiuii"    iicinvi  nie           .            . 

Kohlensaure  Talkerde 

0,666  — 

Kohlensaures  Natron 

0,666  — 

Chlornatrium      .        .        «        , 

0,444  — 

Kieselerde 

0,444  — 

4,886  Gr. 

Kohlensaures  Gas 

.      18,666  Kub.  Z 

Schwefelwasserstoffgas     . 

0,666    — 

19,332  Kub.  Z. 

Es  wirkt  ähnlich  dem  M.wasser  von  Ajnatskö,  hat  noch  einen 
angenehmem  Geschmack  als  dieses,  und  wird  von  Marikovszky 
gerühmt  bei  Stockungen  in  den  Eingeweiden  des  Unterleibes,  Träg- 
heit des  Darmkauais  und  Krankheiten  der  Harnwerkzeuge. 

G.  Marikovszky  a.  a.  O.    S.  32. 

P.  Kitaibel  1.  c.    T.  I.  p.  316. 

Das  Rima-Brczo  er  M.wasser ,  im  Klein-Honther  Distrikte, 
am  Rimaflufs,  von  RimarBrezo  eine  halbe,  von  Rima-Szombath  vier 
Stunden  entfernt.  Der  Berg,  an  dessen  Fufs  diese  M.  quelle  ent- 
springt, besteht  aus  eisenhaltigem  Schiefer  und  Sandstein. 

Das  Wasser  ist  klar,  von  einem  säuerlich-prickelnden,  etwas  zu-, 
sammenziehenden  Geschmack ,  entwickelt  viel  Gas  und  setzt  viel 
och'erartigen  Niederschlag  ab;  seine  Temperatur  betrug  nach  Ma- 
rikovszky 10°  R.  bei  17"  R.  der  Atmosphäre,  sein  spec.  Gewicht 
1,002. 

Nach  Marikovszki   enthält  es  in  sechzehn  Unzen: 
Kohlensaure  Kalkerde      .        •        .        4,444  Gr. 
Kohlensaures  Eisen  ....       0,888  — 

Chlornatrium 0,888  — 

6,220  Gr. 


315 


Kohlensaures  Gas 
G.  M  a  r  i  k  o  v  s  z  k  i  a.  a.  0.  S.  3" 


16,000  Kub.Z. 


Das  Suhaer  M.wasser,  im  Klein  - Honther  Distrikte,  zwei 
Stunden  von  Rima - Szombatb  an  der  Strafse,  welche  von  da  nach 
dem  Dorfe  Suha  führt,  am  Fufse  eines  Hügels. 

Das  M.wasser  ist  trübe,  geruchlos,  entwickelt  nur  wenig  Luft- 
blasen, hat  die  Temperatur  von  8°  R.  bei  16°  R.  der  Atmosphäre, 
sein  spec.  Gewicht  beträgt  1,005. 

Nach  Marikovszky  enthält  es  in  sechzehn  Unzen : 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Talkerde 


Chlornatrium 
Kieselerde  . 
Extractivstoff 


6,000  Gr. 
0,888  — 
1,111  — 
0,666  — 
0,222  — 


8,887  Gr. 
Kohlensaures  Gas     ....        5,333  Kub.  Z. 
So  wirksam  sich  dieses  M.wasser  auch  als  auflösendes  Mittel  bei 
Verhärtungen  gezeigt  hat,   so  wird  es  doch  wenig  gebraucht,  wegen 
der  Nähe  des  kräftigen  Pongyeloker  M.  wassers. 
G.  M  a  r  i  k  o  v  s  z  k  y  a.  a.  O.    S.  42. 

Der  Pongyeloker  Säuerling,  im  Klein-Honther  Distrikte, 
von  dem  Dorfe  Pongyelok  kaum  eine  Viertelstunde  entfernt.  Der 
Boden,  welchem  er  entquillt,  besteht  aus  Lehm  und  Thon ;  unfern 
der  Quelle  findet  sich  eine  Stelle,  wo  eine  starke  Entwickelung  von 
kohlensaurem  Gase  statt  findet. 

Das  M.wasser  ist  klar,  geruchlos,  von  einem  angenehmen  säuer- 
lich-prickelnden Geschmack,  und  perlt  stark;  seine  Temperatur  be- 
trug am  27.  August  12°  R.  weniger  als  die  der  Atmosphäre,  sein 
spec.  Gewicht  1,003. 

Nach  Blarikovszky  enthält  es  in  sechzehn  Unzen: 
Kohlensaure  Talkerde       .        .        .        0,444  Gr. 


Salzsaures  Ammonium 
Thonerde    . 
Kieselerde . 
Extractivstoff     . 


0,444  — 
0,111  — 
0,666  — 
0,111  — 


Kohlensaures  Gas 


1,776  Gr. 
.      20,00  Kub.Z. 

Das  M.wasser  wird  in  Krügen  nach  Rima- Szombatb  gebracht, 
und  nach  Marikovszky  als  auflösend  -  eröffnendes  Getränk  sehr 
gerühmt  bei  Stockungen  im  Unterleibe,  Verhärtungen  der  Leber  und 
Milz,  Verschleimungen,  Hypochondrie  und  Krankheiten  der  Harn- 
werkzeuge. 

G.  Marikovszky  a.  a.  O.   S.  44. 

Das  Czakoer  M.wasser  (Aqua  Czakoviensis).  Czako  liegt 
an   dem  kleinen  Balogflufse,   nur   dreiviertel  Stunden  von  Rimaszets 


316 

entfernt.  Das  M.wasser,  in  zwei  Quellen  entspringend,  ist  klar,  ge- 
ruchlos, von  einem  säuerlichen  Geschmack  und  entwickelt  nur  we- 
nig Luftblasen;  seine  Temperatur  beträgt  10°  R.,  sein  specif.  Ge- 
wicht 1,002. 

Marikovszky  fand  in  sechzehn  Unzen: 

Kohlensaure  Kalkerde       .        .        .        2,444  Gr. 
Kohlensaures  Natron         .        .        .        0,666  — 

Kieselerde 0,444  — 

Kohlensaures  Eisen  ....         0,111  — 

3,665  Gr. 
Kohlensaures  Gas     ....        5,333  Kub.  Z. 

Von  den  genannten  ähnlichen  Säuerlingen  dieser  Gespannschaft 
unterscheidet  es  sich  durch  seinen  sehr  geringen  Eisengehalt.  Nach 
Marikovszky  wirkt  es  auflösend,  eröffnend,  diuretisch,  und  erweist 
sich  sehr  hilfreich  gegen  nach  Fiebern  zurückgebliebene  Stockungen 
in  den  Unterleibseingeweiden. 

G.  31  a  r  i  k  o  v  s  z  k  y  a.  a.  O.    S.  34. 

P.  Kitaibel  1,  c.    T.  I.  p.  316. 

Die  Mastintz  er  M.quelle,  im  Kleiu-Honther  Distrikte,  nur 
eine  halbe  Stunde  von  dem  Pongyeloker  M.  brunnen  entfernt,  unfern 
der  von  Zaluzän  nach  Zeleno  führenden  Strafse,  häufig  durch  Regen- 
wasser verdünnt. 

Es  ist  klar,  geruchlos,  von  angenehmem  säuerlichem  Geschmack, 
entwickelt  wenig  Luftblasen  und  hat  die  Temperatur  von   10°  R.  bei 
14°  R.  der  Atmosphäre,  sein  spec.  Gewicht  beträgt  1,003. 
Nach  Marikovszky  enthält  es  in  sechzehn  Unzen: 
Kohlensaure  Talkerde       .        .        .        0,444  Gr. 
Chlornatrium      ......        0,444  — 

Kieselerde 0,222  — 

1,110  Gr. 
Kohlensaures  Gas     ....        5,333  Kub.Z. 
G.  Marikovszky  a.  a.  O.   S.  48. 

Das  M.w  asser  von  G  ortiv  a-  Kisfalu,  eine  halbe  Stunde 
östlich  von  Värgede,  nach  dem  Dorfe  Gortwa- Kisfalu  benannt,  au 
Gehalt  und  Wirkung  dem  M.  wasser  von  Aärgedc  sehr  ähnlich,  ent- 
hält nach  Marikovszky  in  sechzehn  Unzen: 

Kohlensaure  Kalkerde        .         .         .        0,SS8  Gr. 
Kohlensaure  Talkerde       .        .         .         1,333  — 
Kohlensaures  Eisen  ....         1,333  — 

Cliloreisen 0,222  — 

Kieselerde 0,222  — 

3^98~GiT 
Kohlensaures  Gas      ....      18.666  Kub.Z, 

G.  Marikovszky  a.  a.  0.    S.  31. 


317 

Das  Ratko -Suhaer  M.w asser  im  Ratkoer  Distrikte,  eine 
halbe  Stunde  von  Ratko,  und  eben  so  weit  von  Sulia  und  Dobra- 
Patak  entfernt;  der  Boden,  welcher  die  Quelle  umgiebt  nnd  aus  wel- 
chem sie  entspringt,  besteht  aus  Lehm  und  einem  viel  Glimmer  füh- 
renden Thonschiefer. 

Das  M.  wasser    ist    klar,    von    einem   schwachen   säuerlichen  Ge- 
schmack und  entwickelt  wenig  Luftblasen  ;    seine  Temperatur  beträgt 
bei  12°  R.  der  Atmosphäre  8°  R.,  sein  spec.  Gewicht  l,00'/„. 
Nach  Mariko  vsz  ky  enthält  es  in  sechzehn  Unzen: 
Kohlensaure  Kalkerde       .        .        .        0,444  Gr. 
Schwefelsaure  Kalkerde    .        .     ,   .        0,666  — 

1,110  Gr. 
Kohlensaures  Gas     ....        8,00  Kub.  Z. 

Nach  Mariko vszky   wirkt   es  gelinde  eröffnend,   diuretisch  und 
wird  von  den  Bewohnern  der  Umgegend  im  Sommer  viel  getrunken. 
G.  Mari ko vszky  a.  a.  O.    S.  53. 

Die  M. quelle  von  Eltsch,  nach  Marikovszky  an  Gehalt 
und  "Wirkung  sehr  ähnlich  den  Kiralyer,  Lewarter  und  Taploczer 
M. quellen,  wird  in  Form  von  Bädern  benutzt. 

G.  Marikovszky  a.  a.  0.    S.  78. 

Die  M. quelle  von  Baratz  im  Putnoker  Distrikte.   Das  kleine 
Dorf,   nach  welchem  diese  M.quelle  ihren  Namen  erhielt,  liegt  in  ei- 
nem engen  Wiesenthaie  zwischen  Füge  und  Zako. 

Das  M.  wasser   ist   trübe,    geruchlos,   von  einem  säuerlichen  Ge- 
schmack, entwickelt  Luftblasen,  hat  die  Temperatur  von  10°  R.;  sein 
spec.  Gewicht  beträgt  1,001. 

Nach  Marikovszky  wirkt  es  gelind    stärkend  und  enthält  in 
sechzehn  Unzen : 

Kohlensaure  Kalkerde       .        .        .        1,888  Gr. 
Schwefelsaure  Kalkerde    .        .        .        0,444  — 
Kohlensaures  Eisen  ....        0,222  — 

Kieselerde  .         .        .        .        .        .        0,222  — 

2,776  Gr. 
Kohlensaures  Gas      ....       10,666  Kub.  Z. 

Das  J elener  M.wasser  in  der  Gömörer  Gespannschaft  zwi- 
schen Susäny  und  Suha,  anderthalb  Stunden  von  Rima-Szombath  ent- 
fernt, nach  letztgenanntem  Ort  im  Sommer  häufig  gebracht,  ist  klar, 
von  einem  säuerlich -zusammenziehenden  Geschmack,  entwickelt  viel 
Gasblasen,  hat  die  Temperatur  des  Suhaer  M.brunnens;  sein  spec. 
Gewicht  beträgt  1,003. 

Nach  Marikovszky  enthält  es  in  sechzehn  Unzen: 
Kohlensaure  Kalkerde       .        .        .        2,666  Gr. 
Kohlensaures  Eisen  ....        0,666  — 

3,332  Gr. 
Kohlensaures  Gas     .  .        .      16,00  Kub. Z. 


318 

Als   reizend- stärkendes  Mittel  empfieht   es  Mari  k  ovszky  bei 
Schwäche  der  Verdauung,  Nervenschwäche,  Hysterie  und  Bleichsucht. 
G.  Marikovszky  a.  a.  0.    S.  50. 

Die  M. quelle  zu  Po  Csevicze,  westlich  eine  halbe  Stunde 
von  Värgede,  in  seinem  Gehalte  und  Wirkungen  sehr  ähnlich  den 
von  Vargede  und  Sfd.  Nach  Marikovszky's  Angabe  enthalten 
sechzehn  Unzen  Wasser: 

Kohlensaure  Kalkerde  .  .  .  0,888  Gr. 
Kohlensaure  Talkerde  .  .  .  1,333  — 
Kohlensaures  Eisen  ....        1,777  — 

Kieselerde 0,222  — 

Harzstoff 0,111  — 

4,331  Gr. 
Kohlensaures  Gas      ....      13,333  Kuh.  Z. 
G.  Marikovszky  a.  a.  0.    S.  30. 

23.     Die   Heilquellen    der   Arader   und   Bekescher  Ge- 
span nsch  aft. 

Die  M. quellen  zu  Boros-Je?iö.  Boros-Jenö,  in 
der  Arader  Gespannschaft,  liegt  in  einer  weiten  morastigen 
Ebene,  welche  nur  von  den  wenigen,  mit  Weingärten  und 
Laubholz  bedeckten,  Hügeln  von  Mokra  und  Kära-Ulä 
durchschnitten  wird.  Am  Fufse  des  letztern,  aus  schwarz- 
grauem Porphyr  bestehenden  Hügels,  anderthalb  Stunden 
von  Boros-Jenö,  dicht  an  der  Landstrafse  in  einem  Eichen- 
walde entspringen  zwei  M.  quellen. 

Ihr  M.  wasser  ist  klar,  kalt,  perlt  stark,  besitzt  einen 
schwachen  Geruch,  einen  säuerlich  zusammenziehenden  Ge- 
schmack. 

Kitaibel  hat  dieses  M.  wasser  dreimal  untersucht. 
Seinen  Untersuchungen  zufolge  soll  dasselbe :  kohlensau- 
res Gas,  schwefelsaures  Eisen,  schwefelsaure  Kalk-  und 
Talkerde  und  Kupfer  (?),  (von  welchem  man  sonst  iii  der 
Gegend  keine  Spur  findet),  enthalten.  —  Der  vorzüglich 
wirksame  Bestandteil  scheint  schwefelsaures  Eisen  zu  sein. 

Der  Comitats-Physikus  Dr.  Rosa  rühmt  es  gegen 
chronische  1  lautausschläge. 

P.  Kitaibel  1.  c.   T.  II.  p.  222. 


319 

Es  gehören  hierher  ferner: 

Die  M. quelle  zu  M  onyasza  (Aqua  Monyaszensis),  in  der 
Arader  Gespannschaft,  entspringt  in  einem  anmuthigen  Thale  bei  dem 
Gute  dieses  Namens  aus  Kalkstein ;  unfern  derselben  kommen  meh- 
rere ähnliche  M.  quellen  zu  Tage. 

Das  M.wasser  ist  nach  Rosa  klar,  von  einem  schwachen  Schwe- 
felgeruch, lauwarm,  hat  das  spec.  Gewicht  von  1,004,  und  enthält 
Eisen,  Kalkerde  und  Schwefelwasserstoffgas. 

Benutzt  hat  mau  es  gegen  Nervenschwäche,  bei  Augenentzün- 
dungen und  venerischen  Lokalaffectionen. 

P.  Kitaibel  1.  c.    T.  II.  p.  243. 

Das  Pankotaer  M.wasser  (Aqua  Pankotensis),  beim  Gute 
Pankota,  am  Fufse  der  gleich  benannten  Berge  entspringend,  angeb- 
lich schon  von  den  Türken  zu  Bädern  benutzt,  hat  einen  schwach 
hepatischen  Geruch  und  enthält  au  festen  Bestandtheilen  kohlensaure 
und  Chlor-Salze. 

P.  Kitaibel   1.  c.    T.  II.  p.  244. 

Das  Meneser  M.wasser  (Aqua  Menesiensis),  in  der  Arader 
Gespannschaft.  Untersucht  wurde  dasselbe  von  J.  Sa  dl  er.  Dieser 
Analyse  zufolge  enthalten  sechzehn  Unzen: 

Chlortalcium 7,272  Gr. 

Chlornatrium 9,090  — 

Kohlensaure  Talkerde  (u.  Alaunerde?)     5,454  — 

Kohlensaure  Kalkerde       .        .        .  15,930  — 

Schwefelsaure  Kalkerde    .        .        .  eine  Spur 

37,746  Gr. 
Kohlensaures  Gas     ....      36,363  Kub.Z. 

Die  M. quelle  auf  der  Tsorv  äs  er  Haide  in  der*  Beke- 
scher  Gespannschaft,  zwischen  Oroshava  und  Bekes,  ist  von  mildem 
salzigem  Geschmack  und  geruchlos. 

Die  M.  quellen  in  der  Tenkerer,  so  wie  in  der  Szigeter 
Meierei  sind  farblos,  klar,  geruchlos,  von  einem  faden  Geschmack 
und  enthalten  nach  Kitaibel's  Versuchen  viel  kohlensaures  Na- 
tron, Chlor-,  weniger  schwefelsaure  Salze  und  gehören  zu  den  in 
Ungarn  so  häufig  vorkommenden,  viel  kohlensaures  Natron  enthalten- 
den Mineralwässern. 

P.  Kitaibel  1.  c.   T.  II.  p.  218. 

Das  M.w asser  des  Teiches  Gyöpdros  in  der  Bekescher 
Gespannschaft,  ist  von  gelblich -bräunlicher  Farbe,  ähnlich  der  von 
verdünntem  altem  Wein,  geschmacklos,  von  einem  hepatischen  Ge- 
ruch. Nach  Kitaibel  enthält  es  an  festen  Bestandtheilen  kohlen- 
saures Natron  und  kohlensaure  Erden. 

P.  Kitaibel  1.  c.    T.  II.  p.  219. 


320 

24.   Die  Heilquellen  der  Baranycr,  Biliarer,  Märmaroser, 

Szabolczer,  Ugocser,   Szatbmarer  und  Torner 

Gespannschaft. 

Das  Bad  zu  Harkany,  in  dem  Dorfe  dieses  Na- 
mens in  dem  südwestlichen  Theile  der  Baranyer  Gespann- 
schaft, Eigenthum  des  Grafen  Batthyany,  —  in  einem, 
von  einer  ziemlich  hohen  Gebirgskette  und  der  Drau  be- 
gränzten  Thale  gelegen,  eine  halbe  Stunde  von  dem  Markte 
Siklds,  drei  und  eine  halbe  Stunde  von  Fünfkirchen 
entfernt. 

Entdeckt  wurden  die  M.  quellen  im  Jahre  1824  beim 
Graben  von  Kanälen  und  durch  die  zufällige  Heilung-  ei- 
nes Arbeiters,  welcher  seit  längerer  Zeit  an  Gicht  litt. 

Von  Seiten  der  Grundherrschaft  ist  zur  Verschönerung" 
der  Umgebungen  und  Verbesserung  der  vorhandenen  Ein- 
richtungen bereits  viel  geschehen.  Die  Zahl  der  Kurgäste 
betrug  in  den  letzten  Jahren  9  — 1100.  Zu  ihrem  Unter- 
kommen dient  ein  unfern  der  Bäder  befindliches  Wohnge- 
bäude, —  in  der  Badeanstalt  befinden  sich  Badecabinette 
mit  Wannen ,  und  zwei  gröfsere  Bäder  für  die  ärmere 
Klasse. 

Man  unterscheidet  drei  Brunnen,  von  welchen  der  hei- 
fseste  die  Temperatur  von  47°  R.,  der  weniger  heifse  die 
von  35°  R.  hat. 

Das  M.  wasser  wirft  starke  Blasen,  ist  von  einem 
starken  Schwefelgeruch ;  seine  specif.  Schwere  beträgt 
0,9S0 : 1,000  bei  10°  R.  der  Atmosphäre,  seine  Wasser- 
menge in  16  Stunden  3,840  Eimer. 

Der  Analyse  zufolge  enthalten  zwei  Apothekerpfund 
Wasser : 


Kohlensaure  Kalkerde 

.      11,058  Gr. 

Kohlensaure  Talkcrde 

2,000  — 

Chlornatrium     ... 

3,493  — 

0,096  — 

17,247  Gr. 

Schwefolwasserstoffgas    . 

.      22,75  Kub.  Z. 

Nach    Patkovich   enthält   das   Tb. wasser  auch  Bergöhl   und 

hier- 


321 

hiervon  dürfte  sich  zum  Theil  seine  günstige  Wirkung  bei  Krankhei- 
ten der  Harnwerkzeuge  erklären  lassen. 

Seinen  Mischungsverhältnissen  und  Wirkungen  zufolge 
gehört  dieses  M.wasser  zu  den  kräftigsten  Schwefelther- 
men, und  ist  daher  in  allen  den  Fällen  zu  empfehlen  und 
zu  widerrathen,  in  welchen  letztere  indicirt  oder  contrain- 
dicirt  sind. 

H.  Dr.  Patkovich,  Physikus  der  Baranyer  Ge- 
spannschaft, empfiehlt  es  am  Morgen  als  Getränk  zu  4 
his  6  Gläsern,  als  Wasserbad  und  benutzt  den  M.  schlämm, 
entweder  bei  heftigen  Lokalleiden  als  Umschlag,  oder  mit 
Th.wasser  verdünnt  als  Hand-  und  Fufsbad,  zur  Unterstü- 
tzung bei  dem  Gebrauch  ganzer  Bäder. 

Die  Trinkkur  wird  nur  zur  Unterstützung  der  Wirkung  der  Bäder 
benutzt,  ist  aber  iu  dieser  Verbindung  bei  Stockungen  im  Unterleibe, 
Krankheiten  der  Harnwerkzeuge  und  scropbulösen  Leiden  von  gro- 
fser  Wirksamkeit. 

Die  Bäder  werden  nach  Erfordernifs  zu  28  —  31°  R.  genommen, 
zum  Nachtheil  der  Kranken,  trotz  aller  Warnung,  noch  heifser.  Schwa- 
che Kranke  baden  meist  täglich  nur  einmal,  die  Mehrzahl  zweimal 
und  verweilt  in  einem  Bade  eine  Viertel-  bis  ganze  Stunde.  Die 
Zahl  der  Bäder  wird  bei  rheumatischen  und  gichtischen  Kranken  im 
Durchschnitt  auf  24  bis  36  festgesetzt,  bei  hartnäckigen  Hautausschlä- 
gen aber  auf  mehr.    Fälle  von  Ueberbaden  kommen  nicht  selten  vor. 

Nach  J.  von  Yering,  Patkovich  und  Kremzir, 
welcher  i.  J.  1838  das  Bad  selbst  besuchte,  erweiset  sich 
dieses  Th.  wasser  sehr  hilfreich  in  folgenden  Krankheits- 
klassen : 

1.  Gichtischen  und  rheumatischen  Leiden,  schlecht  ge- 
heilten Wunden,  Anchylosen  und  Contracturen. 

2.  Chronischen  Hautausschlägen,  veralteten  Geschwüren. 

3.  Stockungen  im  Unterleibe,  Hämorrhoidalbeschwer- 
den,  Anschwellungen  der  Leber  und  Milz. 

4.  Chronischen  Nervenkrankheiten,  durch  gichtische, 
rheumatische  oder  psorische  Metastasen  bedingt,  —  Zit- 
tern der  Glieder,  Lähmungen. 

5.  Krankheiten  des  Drüsen-  und  Lymphsystems,  na- 
mentlich Skropheln.  —  Von  grofser  Wirksamkeit  ist  der 
M.  schlämm  örtlich  bei  Drüsenverhärtungen  angewendet. 

II.  Theil.  X 


322 

6.  Verschleimung  und  Blennorrhoeen   der  Harnwerk- 
zeuge. 

7.  Chronischen  Metall-,  vorzüglich  Merkurial-  und  A-r- 
senikvergiftungen. 

Tudomänyos  Gyüitemeny.    1825.    December. 

J.  v.  Csaplovics,  Gemälde  von  Ungarn.   1820.  S.  99. 

Die  Heilquellen  zu  Harkäny,  kurz  dargestellt  von  Dr.  Patko- 
vich,  Physikus  im  Baranyer  Komitate.    Fünfkirchen  1830. 

J.  v.  Vering  in:  allgem.  medizin.  Zeitung.  Altenburg  1830.  Nr. 6. 
S.  81. 

J.  v.  Vering's  eigentbüml.  Heilkraft  verscbiedener  M.  wässer. 
1S36.    S.  32. 

Kremzir  in:  H.  Beer's  Gesundlieitszeitung.  1839.  Nr.  29. 
S.  241.  u.  S.  245. 

Kaiisch,  allg.  Zeitung  d.  Brunnen-  u.  Badeweseus.   1839.    S.  17, 


Es  gehört  hierher  ferner  in  der  Baranyer  Gespannschaft: 
Die  M.cjuelle  zu  K'ükeny,  nebst  einer  Badeanstalt. 


In  der  Biliarer  Gespannschaft  sind  zu  erwähnen: 
Der  Sodasee  am  Wege  von  Grofs- Wardein  nach  Debrezin,  als 

Bad  benutzt. 

J.  von  Csaplovics  topogr.  Statist.  Archiv  von  Ungarn.    Bd.  I. 

S.  34S. 

_     _     Gemälde  von  Ungarn.    1829.    S.  100. 

Die  M. quelle  von  Szaldrd,  Eigenthum  des  Grafen  Csaky. 
Obschon  sie  bereits  im  Jahre  1798  entdeckt  wurde,  hat  man  sie  spä- 
ter vernachlässigt.  In  neuern  Zeiten  entdeckte  man  eine  zweite, 
errichtete  ein  Badehaus  und  seit  der  Zeit  wird  sie  als  Heilquelle  be- 
nutzt; im  Jahre  1822  erfreute  sie  sich  eines  zahlreichen  Zuspruchs. 
Nach  einer  unvollkommenen  Analyse  enthält  sie  in  einem  Pfund  fünf 
Gran  fester  Bestandtheile,  unter  diesen  viel  Eisen. 

Tudomänyos  Gyüitemeny.    1822.    Sept.   S.  10. 

Noch  verdient  in  der  Biliarer  Gespannschaft  eine  besondere  Er- 
wähnung die  sogenannte  Schwellquelle  (Dagado-Forriis).  Sie  ent- 
springt in  einem  reizenden  Thale  auf  dem  Terrain  des  zur  Yaskoßr 
Herrschaft  gehörigen  Wallachiscben  Dorfes  Kalugy.  Nach  der  Er- 
y.ülilung  von  Csaplovics  stöfst  diese  merkwürdige  Quelle  zu  unbe- 
stimmten Zeiten  eine  sehr  beträchtliche  Menge  Wasser  von  sich  und 
rulit  in  der  Zwiscbcnzeit.  Jedem  Wasscrausbruch  geht  immer  ein 
unterirdisches  Brausen  vorher.  Die  Menge  des  ausströmenden  Was« 
Bera  ist  nicht  immer  sich  gleich;  nach  Csaplovics  soll  sie  zuwei- 
len   an   50  Eimer  betragen,   zuweilen    aber   auch   viel  weniger.    Die 


323 

Ausbrüche  erfolgen  täglich  Öfter,  —  sehr  häufig  zwischen  Weihnach- 
ten und  der  Mitte  des  Sommers,  dagegen  -viel  seltener  in  der  zwei- 
ten Hälfte  des  Sommers  und  im  Herbste.  Das  Wasser  selbst  ist 
rein,  kalt,  von  einem  angenehmen  Geschmack,  trinkbar,  und  friert  nie 
im  Winter. 

Die  die  Umgegend  bewohnenden  Wallachen  schreiben  dem  Was» 
ser  Wunderkräfte  zu  und  benutzen  es  häufig  als  Bad  gegen  Gicht, 
Wunden  und  Krätze. 

Tu  dorn.  Gyüitemeny.    1822.    Sept.  S.  85. 

J.  v.  Csaplovics,  Gemälde  von  Ungarn.    Th.  I.  S.  86. 

In  der  Marmaroser  Gespannschaft  sind  bemerkenswert!!: 
Die  M. quelle  von   Suliguli  (Schuliguli).     Nach  Torosie- 
wicz  enthält  sie  in  sechzehn  Unzen: 

Kohlensaures  Natron 12,8168  Gr. 

Salzsaures  Natron  .        .  '      .        .        .        .        6,1328  — 

Kohlensaure  Kalkerde 8,9104  — 

Kohlensaure  Talkerde 5,0780  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul  und  Manganoxyd        0,4124  — 

Thonerde 0,0141  — 

Kieselerde        .......        1,2728  — 

34,6373  Gr. 
Die  Menge  des  kohlensauren  Gases  scheint  sehr  beträchtlich,  ist 
aber  noch  nicht  näher  bestimmt. 

Wegen  seiner  Haltbarkeit  wird  das  M.wasser  viel  versendet.  Be- 
stellungen auf  dasselbe  werden  zu  Szigeth  angenommen. 

Buchner's  Repert.  für  die  Pharm.    Bd.  XXXIV.  St.  1.  S.  2. 

Die  M. quelle  zu  Kobola-Polydna  (Aqua  Kobolensis),  ein 
sehr  kräftiger  M.  brunnen,  mit  einem  gut  eingerichteten  Bade  verse- 
hen, wurde  1796  und  1815  untersucht,  ist  sehr  reich  an  kohlensau- 
rem Gase  und  enthält  an  festen  Bestandteilen  kohlen-  und  schwefel- 
saure Salze. 

Die  M.  quelle  zu  Dragomirfalva,  eine  kalte  Schwefel- 
quelle. 

Vaterländische  Blätter.    1812.    Nr.  49. 

Die  besuchtesten  Badeörter.    Th.  II.   S.  273. 

P.  Kitaibel  1.  c.   T.  II.  p.  210.  216. 

J.  v.  Csaplovics  Gemälde  von  Ungarn.    S.  97- 


Von  den  M.quellen  der  Szab  olcz  e  r  Gespannschaft  gedenke  ich 
nur  der 

M.quellen  von  Nyiregyhaza,  der  Zahl  nach  zwei,  eine  Sal- 
peter- und  eine  natronhaltige. 

P.  Kitaibel  1.  c.   T.  IL  p.  217. 


Von  den  M.quellen  der  Ugoczer  Gespannschaft  ist  die 

X2 


324 

I 

M. quelle  von  Nagy-  Tor  na  zu  erwähnen,  ein  Saucrbrunner 
mit  einer  Badeanstalt. 


Von  den  M. quellen  der  Szathmarer  Gespannscbaft  nenne  icb; 
Die  M. quelle  von  Bikszad,  mit  einem  Bade  auf  dem  Wege 
nach  Szatbmar,  —  ferner 

Die  Säuerlinge  von  Vämfalva,  Baj-Falu  und  Nagy-Mo- 

gyoros. 



Noch  ist  zu  erwähnen  in  der  Torner  Gespannschaft  des  Sauer- 
brunnens zu  Lö-Fej,  ein  halbe  Stunde  von  der  berühmten  Höhle 
Szilicz,  —  in  der  Weszprimer  Gespannschaft  der  Schwefelquelle 
zu  Szent-Laszlo. 


2.   Die  Heilquellen  des  Königreichs  Galizien. 

Die  den  Karpathen  eigentümliche  Gebirgsformation, 
welche  in  Ungarn  sich  so  bestimmt  ausspricht,  wiederholt 
sich  mit  einigen  Modifikationen  in  dem,  an  dem  nördlichen 
Abhänge  dieses  Gebirgszuges  ausgebreiteten  Galizien;  es 
finden  sich  daher  hier  in  verwandten  Gebirgsarten  auch 
ähnliche  Erzeugnisse. 

Ungarn  ist  reich  an  Steinsalz,  Galizien  nicht  minder. 
Die  Salinen  Galiziens  geben  jährlich  einen  Ertrag  von 
neun  Millionen  Centnern  Sudsalz,  und  dabei  bleiben  viele 
Salzquellen  unbenutzt;  alle  entspringen  aus  Salzthon,  wel- 
cher mit  Gyps,  Kalk,  Sandstein  und  zuweilen  mit  Stein- 
salz lagert,  —  das  Gebirge  selbst  gehört  der  Formation 
des  schwarzen  Mergels  mit  Gryphitenkalk  oder  dem  Mer- 
gelsandstein an.  —  Der  reiche  Salzstock,  welcher  Galizien 
durchstreicht,  hat  mächtige  und  weit  verbreitete  Verzwei- 
gungen. Wer  kennt  nicht  das  berühmte  Salzwerk  zu  Wie- 
liczka,  welches  schon  im  dreizehnten  Jahrhundert  bebaut, 
noch  jetzt  jährlich  eine  so  reiche  Ausbeute  liefert! 

Aufser  den  Salzlagern  scheinen  für  die  Qualität  und 
Mischungsverhältnisse  der  M.qucllen  Galiziens  sehr  bemer- 
kenswert h  bedeutende  Flötze  von  Sandmergel,  Thon  und 
Gyps  mit  Schwefel  und  Erdharz,  namentlich  in  dem  Sam- 


325 

borer  Kreise.  Wie  beträchtlich  ist  der  jährliche  Gewinn 
von  Schwefel  zu  Szwoszowice  in  dem  Wadowicer  Kreise! 
Heifse  M.quellen  entbehrt  Galizien  ganz,  besitzt  dage- 
gen an  Eisenquellen  und  Säuerlingen  die  bekannten  M.quel- 
len von  Kryniga,  Korso w,  Szczawnice, Dorn a-Kan- 
dreny  und  Watra,  —  an  Soolen  und  Koch  salz  wassern 
die  zu  Wieliczka,  Iwonicz  und  Bolechow  und  eine 
grofse  Menge  kalter  Schwefelquellen,  von  welchen  eine 
rühmliche  Erwähnung  verdienen  die  M.quellen  von  Lu- 
bieri,  Sklo,  Niemirow,  Szwoszowice  und  Novo- 
s  i  e  1  c  e. 

Adalb.  Oczko  Cieplice  w  Krakowie  1578. 

Ada  Ib.  Tylkowski,  pbilosophia  curiosa.  Olivae  1680.  P.  IX. 
cap.  34. 

Gabr.  Rzaczynski,  historia  naturalis  curiosa  regni  Poloniae. 
Sandomiriae  1721.  p.  119. 

—  —  actuarium  historiae  naturalis  curipsae.  Opus  posthu- 
mum.    Dantisci  1742.   p.  183. 

H.  J.  v.  Crantz,    Gesundbr.  der  Oest.  Monarchie.    S.  233. 

Vinc.  Ferd.  Tau.de,  Synopsis  fontium  Austriae.  p.  138.  141.  182. 

Sam.  Bredetzk}''s  Reisebemerknngen  über  Ungarn  und  Gali- 
zien.   Wien  1809.   Bd.  II.  S.  218. 

C.  v.  Schindler,  geognostische  Bemerkungen  über  die  Karpa- 
tben.   Wien  1S15.    S.  30.' 

Blöde,  über  die  Uebergangsgebirgsformation  im  Königr.  Polen. 

Thürnagel  in:  C.  J.  B.  Kars  teu' s  Archiv  für  Bergbau  und; 
Hüttenwesen.    Bd.  XII.    1826,  St.  2,  S,  337, 

Ignat.  Joan.  Ressig,  diss.  inaug.  med.  sistens  brevem  exposi- 
tionem  aquarum  mineralium  regni  Galiciae.    Vindobonae  1827.    8. 

Medic.  Jahrb.  des  K.  K.  Oesterr.  Staates.  Jahrgang  1830.  Bd.  I. 
St.  3.  S.  182. 

Fr.  L.  Siarczynski  Bibliothekorz  Wiadomosc  o  dawnym  pow- 
szechnice  uzywania  Lazcin,  w  Kraiach  slowianshijek,  a  wszczgolno- 
sci,  w  Polszcze  i  Rusi.  1828.  T.  II.  —  "Vergl.  Zeitschrift  der  Osso- 
linskischen  Bibliothek  zu  Lemberg.    Heft  2.   S.  100. 

A.  Boue"  in:-  Journal  de  Geologie.    1830.    T.  I.  p.  337. 

Francisc.  Benedict.  Bulikowski,  de  aquis  naturalibus  me- 
dicatis  provinciarum  antiquae  Poloniae  nee  non  de  tumoribus  adipo- 
sis.    Cracoviae  1S34. 

1.  Die  M. quelle  zu  Lubien  im  Samborer  Kreise. 
Das  Dorf,  von  welchem  die  M. quelle  ihren  Namen  erhielt, 
liegt  drei  Meilen  von  Lemberg,  ist  Eigenthum  der  Gräfin 


326 


Jablonowka,  besitzt  die  nöthigen  Einrichtungen  zu  Bä- 
dern und  erfreut  sich  eines  zahlreichen  Zuspruches  von 
Kurgästen. 

Die  Zahl  derselben  betrug  im  Jahre  1824 :  490,  1S25 :  482  und '' 
1826:  518,  —  ungerechnet  der  armen  Kranken,  welche  das  Bad  un- 
entgeltlich gebrauchen. 

Die  M.  quelle  zu  Luhieri  gehört  zu  der  Klasse  der  ei- 
senhaltig-salinischen Schwefelquellen.  —  Ihr  M.wasser  ist 
klar,  farblos,  von  einem  starken  Schwefelgeruch  und  Ge- 
schmack; seine  Temperatur  beträgt  8,2°  R.,  sein  spec.  Ge- 
wicht 1,005023. 

Nach  der  Analyse  von  Th.  v.  Torosiewicz  enthal- 
ten sechzehn  Unzen: 


Schwefelsaures  Natron     . 
Chlornatrium     . 
Kohlensaures  Lithion 
Kohlensauren  Strontian  . 
Schwefelsaure  Kalkerde  . 
Schwefelsaure  Talkerde  . 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Talkerde 
Chlortalcium 

Kohlensaures  Manganoxydul 
Kohlensaures  Eisenoxydul 
Schwefel   .... 
Kieselerde 

Schwefelhaltiges  Harz 
Huuiusextract    . 


0,5634  Gr. 
0,3400  — 
0,0105  — 
0,0182  — 
15,5722  — 
0,1060  — 
2,1373  — 
0,0760  — 
0,2325  — 
0,0073  — 
0,0320  — 
0,0362  — 
0,0426  — 
0,0349  — 
0,3666  — 


19,5757  Gr. 
1,226  Kuh.  Z. 
2,401    — 
0,426    — 


Kohlensaures  Gas     . 
Schwefelwasserstoffgas    . 
Stickgas 

4,053  Kub.Z. 

Benutzt  wird  dasselbe  als  Getränk  und  Bad  in  allen 
den  Fällen,  wo  eisenhaltig- salinische  Schwefelwasser  an- 
gezeigt sind.  Aufser  den  erforderlichen  Vorrichtungen  zu 
W  annenbädern  linden  sich  auch  hier  Apparate  zu  Donche-, 
Tropf-  und  Dampfbädern. 

Man  empfiehlt  das  Schwcfelwasser  zu  Luhieri  in  den 
genannten  Formen:    bei  Stockungen  der  Eingeweide   des 


327 

Unterleibes,  Anschwellungen  der  Leber  und  Milz,  Gelb- 
sucht, Hämorrhoidalbeschwerden,  Hypochondrie,  —  Ver- 
schleiunmgen  und  Schleimflüssen,  —  Rheumatismen  und 
Gicht,  —  chronischen  Hautausschlägen,  Flechten,  Krätze, 
_  Dyskrasieen,  chronischen  Merkurialvergiftungen ,  ver- 
schiedenen Formen  von  degenerirter  Syphilis,  —  Krank- 
heiten der  Harnwerkzeuge,  Gries-  und  Steinbeschwerden, 
Blennorrhoeen,  Leiden  der  Prostata. 

C.  Kroczkiewicz,  allgemeine  Baderegeln  für  Luhien'.  Lem- 
berg  1798. 

Physikalisch-chemische  Analyse  der  mineralischen  Schwefelquelle 
zu  Lubieii  im  Königreiche  Galizien  von  Th.  von  Torosiewicz. 
AVien  1829. 

Buchner's  Repertorium  für  die  Pharmacie.  Bd.  XXVIII.  St.  I. 
S.  158. 

Ign.  J.  Pvessig  1.  c.   p.  22. 

2.  Das  M. wasser  %u  Krynifa  (Krynitza),  im 
Sandecer  Kreise,  entspringt  in  zwei  Hauptquellen  in  ei- 
nem sehr  engen,  von  Nord-West  nach  Süd-Ost  streichen- 
den Thale.  Schon  im  Jahre  1784  schenkte  demselben  die 
Oest.  Regierung  ihre  Aufmerksamkeit,  Zu  verschiedenen 
Zeiten  wurden  die  M.  quellen  gut  gefafst  und  mit  den  nö- 
thigen  Gebäuden  und  Bädern  umgeben,  und  gehören  jetzt 
zu  den  berühmtesten  und  besuchtesten  Eisenquellen  Ga- 
liziens. 

Das  M.  wasser  ist  klar,  perlt  stark,  besitzt  einen  pri- 
ckelnden, angenehm  säuerlichen,  später  zusammenziehen- 
den Geschmack,  in  der  Nähe  der  Quellen,  besonders  gegen 
Abend  einen  schwachen  Schwefelgeruch,  doch  ohne^  dafs 
Schwefelwasserstoffgas  durch  die  chemische  Analyse  er- 
mittelt worden  wäre;  seine  Temperatur  beträgt  7°R.,  sein 
spec.  GeAvicht  1,074. 

Nach  Schult  es  Analyse  enthält  dieses  M.  wasser  in 
sechzehn  Unzen: 


Chloruatrium 

0,61  Gr. 

Chlorcalcium 

0,37  — 

Kohlensaures  Natron  . 

1,28  — 

Kohlensaure  Kalkerde. 

.      12,16  — 

328 


Kohlensaures  Eisen     .        .        .  0,33  Gr. 

Kieselerde 0,17  — 

Extractivstoff        ....  0,18  — 

Erdharz 0,32  — 


15,42  Gr. 
Kohlensaures  Gas        .        .        .      45,3  K.Z. 

Hundert  Theile  des  auf  dem  Boden  des  Wasserbehäl- 
ters befindlichen  Niederschlags  enthielten : 

Kohlensaures  Eisen    .        .        .  27,50  Gr. 

Kohlensaure  Kalkerde        .        .  24,50  — 

Chlorcalcium       ....  0,96  — 

Chlornatrium       ....  1,27  — 

Kieselerde 24,50  — 

Extractivstoff     ....  0,32  — 

79,05  Gr. 

Nach  seinem  Gehalt  und  seinen  Wirkungen  gebührt 
diesem  Wasser  unter  den  stärkenden  Heilquellen  Galiziens 
eine  der  ersten  Stellen.  Getrunken  wirkt  es  reizend,  zu- 
sammenziehend, sehr  diuretisch,  mehr  die  Stuhlausleerun- 
gen anhaltend,  als  vermehrend,  und  wird  nicht  blofs  an 
der  Quelle  als  Getränk  und  Bad  benutzt,  sondern  auch 
versendet. 

Contraindicirt  in  allen  den  Fällen,  wo  eisenreiche  Heil- 
quellen wegen  ihrer  reizend-erhitzenden  Wirkung  zu  widerra- 
then  sind,  empfiehlt  man  dasselbe  vorzugsweise :  bei  chro- 
nischen Nervenkrankheiten,  namentlich  Lähmungen,  — 
Schleimflüssen,  Fluor  albus,  hartnäckigen  Durchfällen,  — 
Schwäche  der  Verdauungswerkzeuge,  Würmern,  —  allgemei- 
ner Schwäche  nach  bedeutendem  Säfteverlust,  in  dem  Sta- 
dium der  Reconvalescenz,  —  Skropheln  und  Rhachitis,  in- 
sofern beide  durch  reine  Schwäche  bedingt  werden. 

J.  A.  Schuttes,  über  die  M. quellen  zu  Kryniga  im  Saudcccr 
Kreise.    Wien  1807. 

Vaterländische  Blätter.    Jahrsaug  1811.    Nr.  2.  S.  10. 

*'r.  Stirba  v.  Stirbitz,  die  M. quellen  zu  Krynica.  Lemberg 
1816. 

Die  besuchteste  Badctfrtcr.    Th.  II.  S.  309. 
Stirba  v.  Stirbitz  in:    Beobachtungen  und  Abhandlungen  aus 
dnm  Gebiete    der  gesammten  Heilkunde  von  Oest.  Acrztcu.    Heraus- 


229 

gegeben    von    den    Direktoren    des   Studiums  der  Keilk.     Wien  1826. 
Bd.  V.  S.  299. 

Ign.  J.  Ressig  I.  c.  p.  11. 

Wladomsc  o  wodzie  mineralney  Krynickicy.  1S29. 

3.  Die  M. quellen  2MÄ2CÄ«M'wece  imSandecer 
Kreise,  fünf  Meilen  von  Neu-Sandec,  gleich  weit  von  Kry- 
nica  entfernt.  Das  Dorf  Szczawnice  liegt  dicht  an  der 
Gränze  von  Ungarn  auf  einer  Anhöhe  in  einem  romanti- 
schen Thale,  welches  von  hohen  Bergen  von  Thonschiefer 
und  Kalkstein  gebildet,  als  eine  Fortsetzung  und  Verzwei- 
gung der  Karpathen  zu  betrachten  ist,  welche  hier  mit 
dem  Namen  der  Pieninen  belegt  wird. 

Die  Monate  Juni,  Juli  und  August  sind  zu  einer  Brunnenkur  in 
Szczawnice  die  besten,  zuweilen  auch  noch  der  September;  der  Mo- 
nat Mai  ist  dagegen  meist  kalt,  nafs  und  weder  zu  Trink-  noch  Ba- 
dekuren zu  empfehlen. 

An  dem  Brunnen  selbst  befinden  sich  drei  Dominialgebäude,  au- 
fser  diesen  Einrichtungen  zu  Bädern  und  Wohnungen  für  Kurgäste 
in  dem  nahe  gelegenen  Dorfe  Szczawnica  wizia. 

Im  Sommer  1830  betrug  nach  Herb  ich  die  Zahl  der  in  Szczaw- 
nice befindlichen  Kurgäste  mehr  denn  300. 

Kranke,  welche  Szczawnice  besuchen  wollen,  wenden  sich  direct 
an  die  Verwaltung  in  Szczawnice. 

Chemisch  untersucht  wurde  das  M.wasser  zu  Szczaw- 
nice zu  verschiedenen  Zeiten  von  Ign.  Fonberg  und 
von  Hrn.  Prof.  Rhodius. 

Man  unterscheidet  zwei  M. quellen: 

1.  Den  Jos  ephinenbrunnen  in  der  Mitte  des 
Brunnenhauses.  Sein  Wasser  ist  hell,  von  einem  ange- 
nehmen, salzigen  Geschmack  von  8°  R.  Temperatur,  wurde 
bisher  fleifsig  getrunken. 

2.  Den  Stephansbrunnen,  im  östlichen  Theile  des 
Gebäudes.  Sein  Wasser  ist  hell,  von  einem  etwas  hepa- 
tischen Geruch,  einem  weniger  salzigen  Geschmack,  hat 
die  Temperatur  von  7°  R.  und  perlt  stark. 

Der  Analyse  zufolge  enthalten  nach  Herbich  in 
sechzehn  Unzen: 


330 

1.  der  Josephinenbrunnen:  2.  der  Stephausbrunnen: 

Kohlensaures  Natron     .        .  38,96  Gr.  .        .  18,472  Gr. 

Chlornatrium           .        .        .  39,44  —  .        .  23,316  — 

Kohlensaure  Kalkerdc    .        .  31,28  —  .        .  12,992  — 
Extractivstoff,   Kieselerde  und 

Verlust         .        .  %      .        .  2,32  —  .        .  0,720  — 


112,00  Gr.  55,500  Gr. 

Kohlensaures  Gas  .        .        24,8  Kub.Z.         .        26,40  Kub.Z. 

Schwefelwasserstoffgas  .        .  l  .         .  1,20    — 

24,8  Kub.Z.  27,60  Kub.Z. 

Dieser  Analyse  zufolge  gehört  der  Josephinenbrunnen 

zu    der  Klasse    der  alkalischen  Kochsalzquellen,  der  Ste- 

phansbrunnen  unterscheidet  sich  von  demselben  durch  seine 

Beimischung  von  Schwefelwasserstoffgas. 

Beide  M.quellen  werden  versendet  unter  den  Signaturen  „Szczaw- 
nicer  Josephinen-Brumien  uud  St.  Stephans-Brunnen."  Man  wendet 
sich  deshalb  entweder  direct  mit  Bestellungen  nach  Szczawnice  oder 
an  die  Kreisstädte  Galiziens.  Im  Zeiträume  von  fünf  Jahren  Avur- 
den  168,704  zwei  Quart  haltige  Flaschen  dieses  M  wassers  blofs  in 
das  Inland  versendet. 

Für  die  Bereitung  der  Molken,  um  mit  ihnen  das  M.wasser  zu 
trinken,  wird  von  den  Bewohnern  von  Szczawnice  gesorgt;  warm  er- 
halten wird  die  Milch  oder  Molke  in  besondern,  zu  diesem  Zweck 
mit  heifsem  Wasser  gefüllten  Apparaten,  in  welche  man  die,  Milch 
oder  Molke  enthaltenden  Gefäfse  stellt,  —  ähnlich  den  Vorrichtun- 
gen, welche  sich  zu  diesem  Zweck  an  andern  Kurorten,  z.  E.  zu 
Salzbrunn  fn   Schlesien,  befinden. 

Innerlich  gebraucht  wirken  die  M.quellen  zu  Szczaw- 
nice gelinde  reizend  auf  die  Organe  der  Sc-  und  Exem- 
tionen, vorzüglich  die  Schleimhäute,  die  Harnwerkzeuge, 
das  Uterin-,  Drüsen-  und  Lymphsystem,  —  eröffnend,  sehr 
diuretisch,    die  Resorption  bethätigend,  auflösend. 

Benutzt  werden  sie  als  Getränk,  allein  oder  mit  Milch 
und  Molken,  —  und  in  Form  von  Wasserbädern.  Her- 
bich rühmt  sie  namentlich   in  folgenden  Krankheiten: 

1.  bei  chronischen  Leiden  der  Brust,  Verschleimungen, 
hartnäckigen  Brustkatarrhen,  als  idiopathischen  Affectionen 
dor  Respirations Werkzeuge j  oder  iils  Folge  tiefer  Leiden 
der  Unterleibsorgane. 

2.  Stockungen  und  Vcrschlemu.mgen  im  Uriterleibe, 
Appetitlosigkeit,  Sodbrennen,  Hypochondrie,  Infarctcn,  Fla- 


331 

tulenzj  Trägheit  des  Stuhlgangs,  Würmern,  Anschwellung- 
und  Verhärtungen   der  Leber,  Gelbsucht. 

3.  Chronischen  Leiden  des  Uterinsystems  durch  örtliche 
Schwäche  oder  Stockungen  veranlagst,  —  unregelmäfsiger 
Menstruation,  Fluor  albus. 

4.  Krankheiten  der  Harn  Werkzeuge,  Verschleimungen. 

5.  Chronischen  Leiden  des  Drüsen-  und  Lymphsystems, 
namentlich  Skropheln  in  den  mannigfachen  Formen,  in 
welchen  sie  vorkommen,  —  nicht  blofs  Geschwülsten,  Ver- 
härtungen, und  durch  scrophulöse  Leiden  der  mesaraischen 
Drüsen  bewirkter  Atrophie,  auch  scrophulösen  Ausschlägen. 

Igu.  J.  Ressig  I.  c.  p.  16. 

Wiadomosc  o  Szcawnicy  w  karpatuch  w  Gyrkule  Sandecken  w 
Galicyn.  1829.     Vergl.  Lemberger  Miscellen.   Jahrg.  1829.  Nr.  31. 

Fonberg  in:    Rosmaitosci  Warsowski.  1829.  S.  162. 

Nachricht  über  den  in  Galicien  im  Sandecer  Kreise  befindlichen 
Szczawnicer  Gesundbrunnen  von  Dr.  Fr.  Herbich.  Wien  1831. 


An  diese  schliefsen  sich : 

Die  Soolb'dder  zu  Wieliczka  bei  der  Stadt  gleiches  Na- 
mens im  Bochnier  Kreise.  In  Folge  der  vierjährigen  Bearbeitung  die- 
ses mit  Recht  so  berühmten  Salzbergwerks  sind  in  demselben  bedeu- 
tende Aushölungeu  entstanden,  welche,  mit  Wasser  angefüllt,  durch 
Auflösung  des  Steinsalzes  in  ihnen ,  Reservoirs  einer  sehr  starken 
zu  Bädern  benutzten  Soole  bilden.  Der  Hauptsee  derselben  liegt  132 
Klafter  unter  dem  Tage;  das  Wasser  desselbeu  verbreitet  in  und 
über  dem  Schachte  durch  Verdunstung  einen  bituminös -salzigen  Ge- 
ruch, ist  klar  und  durchsichtig,  von  einem  sehr  salzigen,  etwas  bit- 
terlichen Geschmack  und  von  9°  R.  Temperatur.  —  Die  Menge  der 
jährlich  zu  Tage  geförderten  Soole  beträgt  182,960  östeir.  Eimer. 

Der  hier  bearbeitete  mächtige  Salzstock  besteht  aus  drei  verschie- 
denen, nicht  parallel  laufenden,  Sulzlagen.  Die  oberste,  das  sogenannte 
Grüusalzgebirge,  oder  der  Salzthon,  führt  Thonmergel,  nesterweise 
dichten  Gyps  in  Kugeln,  derbe  Sandsteingeschiebe,  Kalkstein,  Schwe- 
felkies, gediegenen  Schwefel,  bunten  Thon,  Eisenbohnenerz,  Eisen- 
thon  mit  vielen  vermoderten  organischen  Ueberresten  und  Erdpech; 
—  die  zweite  oder  mittlere  Lage,  das  Sandstein-  oder  Spizagebilde, 
enthält  aufser  Thonmergel  mit  geschichtetem  Sandstein,  das  Spizasalz 
und  seine  Abart  das  Knistersalz,  welches  befeuchtet  unter  Knistern 
Kohlenwasserstoffgas  entwickelt;  —  die  tiefste  Lage  endlich,  das 
Gyps-  oder  Schibicker-Gestein,  führt  das  reinste  Salz,  das  Schibicker 
Salz,  welches  zwar  frei  von  organischen  Ueberresten,  gleichwohl 
Mergelflötze  und  strahligen  und  faserigen  Gyps  führt.  —     Umschlos- 


332 

sen  wird  dieser  tiefe  und  weit  verbreitete  Salzstock  von  einer  festen 
Kinde,  welche  aus  salz-  und  kohlenstoffhaltigem,  mit  Gyps  und  Schwe- 
fel gemengtem  Thon  gebildet  wird,  welchen  Schichten  von  Thonmer- 
gel  und  Triebsand  bedecken. 

Die  chemische  Analyse  dieser  Soole  durch  Dr.  Sawiczewski, 
Professor  der  Chemie  zu  Krakau,  ermittelte  in  einem  Quart  derselben 
3900  Gran  Salztheile   und  zwar: 

Chlornatrium        ....        3820  Gr, 
Chlortalcium        ....  31  — 

Chloreisen  ....  3  -»■ 

Schwefelsaure  Talkerde     .  24  — 

Schwefelsaures  Natron       .        .  24  — 

Schwefelsaure  Kalkerde      .        .  8  — 

Harzigen  Extractivstoff      .        .        Spuren 

3900  Gr. 

Wegen  ihres  grofsen  Reichthums  an  festen  Bestandteilen  gehört 
diese  Soole  unbedenklich  zu  den  stärksten  und  wirksamsten,  welche 
bisher  als  Heilmittel  angewendet  worden  sind. 

Seit  dem  J.  1821  wird  sie  von  nahen  und  fremden  Kurgästen  mit 
sehr  günstigem  Erfolg  benutzt,  und  hat  sich,  gleich  ähnlichen  Soolen,. 
nach  den  Erfahrungen  des  Dr.  Boczkowski,  k.  k.  Salinen-Physi- 
kus  zu  W.,  vorzüglich  bewährt  gegen  die  hartnäckigsten  und  mannig- 
fachsten Formen  yon  Skropheln ,  skrophulöse  Geschwülste ,  Ge- 
schwüre,  Ausschläge,  Augenleiden,  Coxalgieen,  Leiden  der  mesarai- 
scheu  Drüsen  und  dadurch  bedingte,  anfangende  Atrophia  scrophulosa, 
—  veraltete  flechten-  und  krätzartige  Hautausschläge,  —  rheumatische,, 
gichtische,  pliköse  und  degenerirte  venerische  Dyskrasieen,  —  Vcr- 
schleimungen  und  Blenuorrhoeen  der  Luftwege,  hartnäckige  Husten, 
beginnende  Hals  -  und  Lungensucht,  —  chronische  Leiden  des  Ner-. 
vensystems  von  Schwäche  krampfhafter  und  torpider  Art,  Hysterie, 
Epilepsie,  Lähmungen,  allgemeine  Entkräftuug,  —  Stockungen  im 
Leber-  und  Pfortadersystem,  Hämorrhoidalbeschwerden  und  dadurch 
bedingte  Hypochondrie,  —  und  endlich  Leiden  des  Uterinsj'stems^ 
Menostasie,  Menstruatio  difficilis,  profusa,  Unfruchtbarkeit. 

Seit  1838  ist  ein  neues  Badehaus  erbaut  worden,  welches  aufscr 
Wannenbädern,  einem  Gemein-  und  Spiegelbad,  sowie  einem  Soolen- 
dampfbad,  auch  Vorrichtungen  zu  Douche-  und  Tropfbädern  enthält. 

Die  Bäder  wirken  ähnlich  den  Soolbädcrn  (Vgl.  Bd.  I..  S.  279.),.  nur 
scheinen  sie  weniger  erregend  auf  das  Nerven-  und  Blutsystem  zu 
wirken.  Man  bereitet  sie  bei  grofser  Empfindlichkeit  der  äufseren 
Haut  anfänglich  nur  aus  1  bis  2  Thcilen  Soole  des  Hauptsees  und  30 
bis  00  Theilen  süfsen  Wassers,  setzt  zu  denselben  auch  wohl  eine 
Abkochung  von  Kleie,  —  Kranke  von  weniger  reizbarer  Haut  vertra- 
gen nicht  selten  Bäder  von  8,  12,  ja  selbst  von  30  Theilen  Soole. 
Seilt  BOolereiche  Bäder  verursachen  indefs  starkes  Prickeln  der  Haut, 
Schwere  und  Abgeschlugonhcit  der  Glieder,  nicht  selten  selbst  Durch- 
fall und  Fieber.     Um  sie  leichter  verträglich    zu   machen,  dürfen  sie 


333 

nur  mäfsig  warm  genommen,  und  ihre  Temperatur  mnfs  allmählig  bis 
zu  13°  R.  vermindert    werden. 

Sehr  zweckmäfsig  wird  mit  dem  Gebrauch  der  Bäder  der  innere 
der  Soole  in  der  Elisabetlikammer  verbunden,  vorzüglich  wenn  auflö- 
seud  auf  vorhandene  Stockungen  im  Unterleib  gewirkt  und  die  Darm- 
und Urin-Ab-  und  Aussonderung  befördert«  erden  soll.  Man  läfst  zu  die- 
sem Zweck  einen  bis  zwei  Efslöffel  Soole  mit  schwacher  Fleisch- 
brühe am  Morgen  ein  bis  dreimal  nehmen. 

Boczkowski  in :  Medic.  Jahrbuch,  des  k.  k.  österr.  Staates. 
Neueste  Folge.  Bd.  XIII.  St.  3.  S.  360. 

Die  Wf. quellen  von  Iwonicz  im  Jasloer  Kreise,  zwei  Mei- 
len von  Krosno  entfernt,  liegen  auf  einer  bergigen,  mit  Nadelholz  be- 
wachsenen Anhöhe.  Man  unterscheidet  hier  zwei  an  Jod  und  Brom 
reiche  Kochsalzquellen  und  eine  dritte,  weniger  wichtige. 

Das  Gestein,  welchem  sie  entspringen,  besteht  aus  Salzthon, 
über  welchem  bituminös-salziger  Sandstein,  Sandmergel  und  bituminö- 
ser schwarzer  Schieferthon  lagern. 

Die  zwei  ersten  entspringen  mit  vielem  Geräusch  und  starker 
Gasentwicklung;  das  ausströmende  Gas  ist  Kohlenwasserstoffgas. 

Das  frisch  geschöpfte  Wasser  ist  farblos,  von  salzigem  Geschmack, 
einem  starken  Geruch  von  Naphtha,  an  dessen  Stelle,  wenn  er  sich 
vermindert,  der  von  Jod  und  Brom  tritt.  Die  Temperatur  der  Quelle 
Nr.  1.  beträgt  constant  7,8°  R.,  das  spec.  Gewicht  1,01178;  —  die 
Temperatur  der  Quelle  Nr.  2.  8,2°  R.,  das  spec.  Gewicht  1,100729. 

Die  Durchsichtigkeit  des  Wassers  der  Quelle  Nr.  1.  ist  742,  der 
Quelle  Nr.  2.  720,  wenn  das  rein  destillirte  Wasser  =  1000  ange- 
nommen wird. 

Nach  Torosiewicz  enthalten  in  zwölf  Unzen  Wasser  an  fe- 
sten Bestandteilen : 

Die  Quelle  Nr.  1.:        Die  Quelle  Nr.  2.: 
Bromnatrium  .        .        .        0,218  Gr.        .        0,074  Gr. 

Jodnatrium       ....        0,127  —  .        0,030  — 

Chlornatrium  .        .        .      45,343  —  .      35,398  — 

Kohlensaures  Natron       .        .        9,778  —  .        6,044  — 

Kohlensaure  Kalkerde     .         .         1,291  —  .         1,100  — 

Kohlensaure  Bittererde  .        0,499  —  .        0,3S6  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul       .        0,029  —  .        0,044  — 

Kohlensaures  Manganoxydul  0,0 14  —  .        0,020  — 

Kieselerde         ....        0,074  —  .        0,079  — 

Quellsäure         ....        0,058  —  .        0,06S  — 

Bituminöses  Erdharz       .        .        0,039  —  .        0,024  — 

Naphtha  ....  unbestimmt 


57,470  Gr.  43,267  Gr. 
In  100  Kub.Z.  M.wasser  an  flüchtigen: 

Kohlenwasserstoffgas       .        .        2,777  Kub.  Z.  0,820  Kub.  Z. 

Kohlensaures  Gas            .        .       30,416    —  27,598    — 

Stickgas            ....        0,704    —  1,240    — 

33,897  Kub.Z.  29,658  Kub.Z. 


Das  Wasser  wird  versendet,  und  soll  gut  verkorkt  durch  Ver- 
sendung wenig  verlieren. 

Man  läfst  es  erwärmt  die  Kranken  trinken. 

Beide  M.quellen,  in   ihrem   Gehalt   der  Adelheidsquelle   in  Baiern  I 
sehr  ähnlich,    unterscheiden  sich  von  letzterer  durch  ihren  reicheren 
Gehalt  an  Clilornatrium  und  kohlensaurem  Natron. 

Die  dritte  M  quelle,  unfern  der  vorigen,  enthält  nur  sehr  wenig- 
feste  und  flüchtige  Bestandteile,  und  von  ersteren  nur  wenig  Eisen, 
obgleich  man    sie  „Eisenwasser"  genannt  hat. 

Das  Wasser  ist  von  einem  adstringirenden  Geschmack,  seine 
Durchsichtigkeit  beträgt  888,  seine  Temperatur  7,8°  R.,  das  spec. 
Gewicht  1,000179. 

Nach  Torosiewicz  enthalten  zwölf  Unzen: 

Chlornatrium     .        .        .'■:',.  0,1841  Gr. 

Quellsaures  Natron  .        .  0,0124  — 

Kohlensaure  Kalkerde      .        .  0,3946  — 

Kohlensaure  Bittererde    .         .  0,2775  — 

Manganhaltiges  Eisenoxydul  0,1546  — 

Kieselerde  ....  0.0773  — 

Quellsäuren       ....  0,2450  — 

1,3455  Gr. 
100  Kuh.  Z.  Wasser:  Kohlensaures  Gas       4,7  Kub.Z. 

Buchner 's  Repertor.  f.  d.  Pharmac.  Zweite  Reihe.  1803.  Bd. 
XIII.  St.  2,  S.  164-187. 

T.  v.  Torosiewicz,  die  brom-  und  jodhaltigen  alkal.  Heilquel- 
len u.  das  Eisenwasser  zu  Iwonicz.     Lemberg  1S39. 

Die  M. quelle  zu  Konophow  a  im  Tarnopoler  Kreise,  süd- 
östlich von  der  Stadt  Tarnopol,  unfern  Mykulince,  eine  kalte  Schwe- 
felquelle, welche  viel  besucht  und  in  Form  von  Bädern  gegen  alle 
die  Krankheiten  empfohlen  wird,  gegen  welche  Schwefelw  asser  an- 
gezeigt sind;  —  im  J.  1829  und  1S30  stieg  die  Zahl  der  Badegäste 
von  600  bis  auf  1300. 

Am  Fufse  eines  56  Fufs  hohen  Sandsteinfelsens  entspringen  nahe 
bei  einander  zwei,  in  ihrem  Gehalt  nicht  verschiedene  M.quellen,  die 
in  einem  Behälter  vereint  benutzt  werden.  Ihre  Wassermenge  be- 
trägt in  einer  Minute  256  Pfund. 

Das  M.wasser  ist  klar,  farblos,  von  einem  starken  Schwefelge- 
ruch, einem  hepatischen,  säuerlichen,  wenig  zusammenziehenden  Ge- 
Bchmacke:  seine  Temperatur  beträgt  7,6°  —  7,8°  R,  sein  spec.  Gew. 
1,001497.  Der  in  Abflufskanälen  von  dem  M.wasser  gebildete  weifs- 
liche  Niederschlag  besteht  aus  Schwefel  und  kohlens.  Kalkerde. 

Nach  einer  älteren  Anatysc  von  Fuchs,  Apotheker  zu  Tarnopol, 
enthält  dieses  M.wasser:  kohlensaure  Talk-  und  Kalkerde,  schwefel- 
saure Salze,  kohlensaures  Gas  und  Schwefelwasserstoffgas. 

Einer  neueren  Analyse  zufolge  von  J.  V.  Torosiewicz  ent- 
halten zwölf  Unzen : 


335 


a)  an  festen  Bestandteilen  im  k^stallisirten  Zustande : 


Schwefelsaures  Natron 
Chlornatrium     . 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaures  Manganoxydul 
Kohlensaures  Eisenoxydul 
Kieselsäure 


b)  an  flüchtigen: 

Schwefelwasserstoffgas 
Kohlensaures  Gas     . 
Stickgas 
Sauerstoffes     . 


1,2764  Gi 
0,0074  — 
0,7934  — 
1,6000  — 
0,3295  — 
0,0187  — 
0,0247  — 
1,1610  — 


5,2111 

Gr. 

0.700  Kuh.  Z. 

1,067 

— 

0,359 

— 

0,025 

— 

2,151  Kub.Z. 


Ign.  J.  Ressig  1.  c.  p.  30. 

Die  Schwefelquelle  zu  Konopköwka  physikal.  chemisch  unter- 
sucht und  beschrieben  von  J.  v.  Torosiewicz,  nebst  ärztlichen 
Bemerkungen  von  Dr.  G.  H.  Mo  sing.  Mit  4  lithograph.  Abbild. 
Leinberg  1831. 

Buclmer's  Repert.  f.  d.  Pharmac.  Zweite  Reihe.  1835.  B.1I.S.284. 

Die  M.f/u eilen  zu  Sklo  im  Przemysler  Kreise,  fünf  Meilen 
von  Lemberg  entfernt,  der  Zahl  nach  zwei,  gehören  zu  der  Klasse 
der  kalten  Schwefelwasser,  und  werden  fleifsig  besucht. 

Den  Namen  Sklo  erhielt  dieser  Ort  von  der  Klarheit  der  Quel- 
len, da  das  Wort  Sklo  Glas  bezeichnet. 

Es  befindet  sich  daselbst  auch  eine  Militair-Badeanstalt. 

Chemisch  aualysirt  wurden  dieselben  von  Hacquet.  Dieser 
Untersuchung  zufolge  enthalten  sechzehn  Unzen  Wasser: 

Schwefelsaure  Kalkerde    . 
Schwefelsaure  Talkerde    . 
Eisenoxyd 
Kalkschwefelleber 

Schwefelwasserstoffgas    - 
Man  benutzt  sie   als  Bad  und  Getränk  in  den  Krank- 
heiten, in  welchen  die  Schwefelquelle  von  Lubieri  empfoh- 
len worden  ist,   namentlich  gichtischen  und  rheumatischen 
Leiden  und  Lähmungen. 

H.  J.  v.  Crantz  a.  a.  O.  S.  233. 

O  Cieplicach  w  Sklo.  Kszcg  troie  przcz  Erasma  Syxta.  w 
Warzawie  1780. 


9,083 

Gr. 

0,677 

— 

0,182 

— 

3,000 

— 

12,942 

Gr. 

12,25  1 

Üub.Z 

336 


M.  0.  Zcakrewski,  über  die  M.quellen  zu  Sklo.    Vergl.  Zeit- 
schrift derOssoliuskischen  Bibl.  Jahrg.  1828.  St. 3.—  1829.  St. I. 
I  g  n.  J.  R  e  s  s  i  g  1.  c.  p.  26. 

Die  M. quelle  zu  JV ow osielce  im  Brzezaner  Kreise,  eine 
kalte  Schwefelquelle,  welche  nach  Rhodius  viel  Schwefelwasser- 
stoffgas, von  festen  Bestandteilen  schwefelsaures  Natron,  Chlorna- 
trium,  schwefelsaure  Talkerde  und  kokleusaure  Kalkerde  enthält,  und 
in  Form  von  Wasserbädern  bei  chronischen  Hautausschlägen,  Ilämor- 
rhoidalbeschwerden,  rheumatischen  und  gichtischen  Beschwerden  an- 
gewendet wird. 

Ign.  J.  Ressig  1.  c.  p.  31. 

Die  M. quelle  zu  Korsow  im  Zloczower  Kreise,  ist  kalt, 
enthält  nach  einer  Analyse  von  A.  C.  Titas  iu  drei  Pfund  und  zehn 
Unzen  Wasser: 

Schwefelsaure  Kalkerde       .        .        2,00  Gr. 
Kohlensaures  Natron  .        .        2,00  — 

Kohlensaures  Eisen     .        .        .        6,00  — 

10,00  Gr. 
Kohlensaures  Gas        .        .        .      30,00  Kub.Z. 

Eine  andere  im  Garten  entspringende  M.  quelle  enthält  dagegen 
nach  T  i  t  z : 

Schwefelsaure  Kalkerde       .        .        2,00  Gr. 
Kohlensaures  Natron  .         .-       2,00  — 

Kohlensaures  Eisen  .        .        7,00  — 


11,00  Gr. 
Kohlensaures  Gas        .        .        .       26,00  Kub.  Z. 

Benutzt  wird  dieses  M.wasser  ähnlich  dem  von  Kryui^a,  nur  soll 
es  auflösender  wirken  (wogegen  iudefs  sein  Reichthum  an  Eisen  und 
sein  geringer  Gehalt  an  auflösenden  Salzen  spricht),  und  rühmt  es 
daher  als  Bad  auch  sehr  bei  Krankheiten  des  Drüsen-  und  Lymph- 
systems. 

Ign.  J.  Ressig   1.  c.  p.  19. 

C.  Theod.  Titz,  Beschreibung  des  Korsower  mineralischen,  ei- 
senhaltigen Wassers.     Lcmberg  1800. 

Das  B ad  von  Krzessow.  Es  befinden  sich  hier  zwei  M.qüel- 
len, eine  Eisen-  und  eine  Schwefelquelle,  welche  in  Form  von  Was- 
serbädern und  Mineralschlamm  benutzt  werden.  (Vergl.  Tbl.  I.  S.  406. 
—  Zweite  Aufl.  S.  479.) 

S.  Bre  de tzky  's  Reisebemerk,  üb.  Ungarn  u.  Galizieu.  Bd.  11.  S.82. 

Die  M. quelle  zu  Niemierow  im  Zolkiewer  Kreise,  ein  kal- 
te! Schwcfelwasser.  Der  vorläufigen  Untersuchung  des  Kreis-Apo- 
theken zu  Zolkiew  Hin.  Heller  zufolge  enthält  sie:  Sehwefelwas- 
«rrHtoflgas,  kohlensaures  Gas,  —  an  festen  Bestandtheileu:  Chlorna- 
trium, Uhlortalciuui,  schwefelsaures  Natron,  schwcfcl-  und  kohlen- 
saure 


337 


saure  Kalkerde.      Sie   wird   fleifsig  besucht  und  in  Form  von  Bädern 
gegen  Gicht,  Rheumatismen  und  chronische  Hautausschläge  benutzt. 

Lemberger  Miscellen  1825.  N.  23. 

Ign.  J.  Ressig  1.  c.  p.  29. 

Die  M. quellen  zu  Dorna-Watra  und  D orna-Kandreny 
im  Czernowitzer  Kreise.  —  Das  ganze  Thal  von  Dorna,  besonders 
das  rechte  Ufer  der  Dorna,  ist  sehr  reich  an  eisenhaltigen  M. quellen, 
von  welchen  besonders  die  zwei    genannten  Erwähnung  verdienen. 

Obgleich  Pluschk  die  M.quelle  zu  Dorna-Kandreny  schon  im 
Jahre  1807  untersuchte,  fing  man  doch  erst  im  Jahre  1811  an,  ein 
Bade-Etablissement  zu  errichten.  Die  Frequenz  der  Badegäste  betrug 
im  Jahre  1813:  nur  23,  1814:  20,  1815:  44,  —  im  Jahre  1816  zählte 
man  31  Ausländer. 

Von  den  hier  befindlichen  eisenreichen  M.quellen  entspringen  die 
zwei  ergiebigsten  mitten  im  Dorfe ;  sie  liefern  in  24  Stunden  166 
niederöster.  Eimer  Wasser,  welches  in  Tonnen  in  die  Wohnungen 
der  Kurgäste  verfahren  wird. 

Eine  dritte,  weniger  ergiebige  M.quelle  befindet  sich  westlich 
vom  Dorfe  auf  einer  morastigen  Wiese,  unfern  der  Mündung  der 
Dorna  in  die  Bistritz. 

Im  Jahre  1816  wurde  die  bisher  nicht  beachtete,  von  den  erste- 
ren  zwei  M.quellen  nur  fünfzig  Schritt  entfernte,  M.quelle  von  Dorna- 
Watra  gereinigt  und  zu  Bädern  benutzt.  Ihr  Wasser  ist  von  einem 
sehr  zusammenziehenden  Geschmack,  einem  schwachen  hepatischen 
Geruch,  hat  die  Temperatur  von  4°  R.  bei  16°  R.  der  Atmosphäre, 
das  spec.  Gewicht  =  1,002  und  liefert  in  24  Stunden  180  öst. 
Eimer. 

Analysirt  wurden  die  M.quellen  von  Pluschk. 

Der  chemischen  Analyse  zufolge  enthalten  in  sechzehn  Unzen 
Wasser : 


- 

1.  die  M.quelle  zu  D. 

2.  die  M.quelle  zu  D 

Kandreny : 

Watra : 

Kohlensaures  Natron     . 

5,40  Gr.      . 

.        -        .        > 

Schwefelsaure  Kalkerde 

•        .        •          . 

0,090  Gr. 

Chlorcalcium 

0,05  —       . 

.        .        .        • 

Chlortalcium 

«        .        .          .        i 

0,110  — 

Chlornatrium 

0,38  -       . 

0,330  — 

Schwefelsaures  Natron 

•                •                 •                    • 

0,150  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

6,80  —       . 

0,430  — 

Kohlensaure  Talkerde 

•                •                •                      • 

0,460  — 

Chloreisen     .        .        .        . 

•               •                       • 

0,138  — 

Kohlensaures  Eisen 

0,40  —       . 

0,538  — 

Extractivstoff 

•                •                •                   • 

0,070  — 

Kieselerde     . 

1,00  —       . 
14,03  Gr. 

. 

2,316  Gr. 

Kohlensaures  Gas 

.    49,80  Kub.Z. 

6,00  Kub.Z. 

IL  Theil. 

Y 

338 

Innerlich  und  äufserlich  angewendet  wirken  sie  reizend,  erhit- 
zend, stärkend.  Man  benutzt  die  M.quelle  von  Dorna-Watra  vorzugs- 
weise als  Bad,  als  Getränk  zum  Anfang  die  leichtere  von  Dorna- 
Kandreny,  später  die  eisenreichere,  schwerere  von  Dorna-Watra, 
und  versendet  sie  auch   iu  gläserneu  Flaschen. 

Empfohlen  hat  man  sie  bei  nervöser  Gicht,  Hypochondrie,  Hy- 
sterie, Migraine,  Skrophcln  und  allgemeiner  Schwäche. 

Pluschk  iu  Vaterländischen  Blättern   für  den  Oest.  Kaiserstaat. 

1811.  Nr.  87. 

Med.  Jahrb.  der  K.  K.  Oest.  Staaten.  1818.  B.  IV.  St.  4.  S.  135.— 
1830.  B.  I.  St.  3.  S.  182. 

Die  besucht.  Badeörter.  Th.  II.  S.  317. 

Ign.  J.  Ressig  1.  c.  p.  17. 

Die  M.quelle  von  Jaroslaw  in  dem  Przemysler  Kreise,  ist 
kalt,  und  enthält  uach  der  Analyse  von  J.  Pogir  in  Przemysl  in 
sechzehn  Unzeu  Wasser  an  festen  Bestandtheileu : 


Kohlensaure  Talkerde 

10,00  Gr. 

Kohlensaure  Kalkerde 

3,75  — 

Kohlensaures  Eisen 

1,00  — 

Kieselerde           .        . 

1,25  — 

16,00  Gr. 
Ign.  J.  Ressig  1.  c.  p.  20. 

Die  M.quelle  von  Grodek  im  Lemberger  Kreise,  eine  kalte 
Schwefelquelle,  welche  in  Form  von  Wasserbädern  bei  rheumatischen 
und  gichtischen  Leiden  benutzt  wird. 

In  und  bei  Lemberg  sind  mehrere  M.quellen  bemerkenswert!] : 
1.  Eine  M  quelle,  eine  Viertelstunde  von  der  Stadt,  in  einer  schönen 
Gegend  gelegen,  nur  wenig  Eisen  enthaltend,  mit  einer  Badeanstalt, 
welclie  von  den  Einwohnern  Lembergs  benutzt  wird.  —  2.  Die  M.- 
quelle in  der  Vorstadt  Chorczczyzna,  mit  einem  Badebause  mit  Bade- 
kabinetten. —  3.  Eine  dritte  in  dem  Jesuiteugarten,  welche  fast  aller 
wirksamen  Bestandteile  entbehrt.  —  4.  Die  M.quelle  nächst  dem  Ja- 
blonowskischen  Garten,  so  schwach  wie  die  vorige,  mit  einem  höl- 
zernen Badehäuschen  und  einigen  Wannen.  —  5.  Die  M.quelle  am 
Fufse  des  Sandberges,  arm  an  mineralischen  Bestandtheileu  gleich 
den  vorigen,  mit  einem  Badebause. 

Die  M.quelle  zu  Szwo szowice  im  Wadowicer  Kreise,  eine 
kalte  Schwefelquelle,  welche  als  Bad  angewendet,  auflösend,  gelinde 
stärkend  wirkt,  als  Bad  benutzt  wird  und  sich  in  Galizien  einen  Ruf 
bei  rheumatischen  und  gichtischen  Leiden  erworben  hat. 

Ign.  J.  Ressig  I.  c.  p.  28. 

Die  M.quelle  zu  Ziel onee  im  Wadowicer  Kreise,  ein  kal- 
tes, noch  nicht  analyshtes  Schwcfclwasser,  welches  wenig  gebraucht 
wird. 


339 

Die  M. quelle  zu  Truskawice  im  Samborer  Kreise,  eine 
kalte  Schwefelquelle,  als  Bad  gegen  gichtische  und  rheumatische 
Leiden  empfohlen. 

Buchner's  Repert.  f.  d.  Pharm.  1836.  Bd.  V.  Nr.  13.  S.  1.  — 
Nr.  14.  S.  165. 

Die  M.quelle  von   Droliobycz    im    Samborer  Kreise,   eine 
kochsalzhaltige  Quelle,    sehr  ähnlich  der  Soole  zu  Bollechow. 
Ign.  J.  Ressig  1.  c.  p.  35. 

Die  M.  quelle  zu  Kwiczowic e  im  Samborer  Kreise,  eine 
noch  nicht  analysirte  kalte  Schwefelquelle,  welche  als  Bad  von  den 
nächsten  Bewohnern  gegen  Gicht   und  Rheumatismen  benutzt  wird. 

Die  Soole  zu  Bo  llechvw  im  Stryer  Kreise.  Sie  ist  farblos, 
klar,  geruchlos,  von  einem  sehr  salzigen  Geschmack;  ihr  spec.  Ge- 
wicht beträgt  1,199. 

Nach  C.  Adler's  Analyse  enthalten  100  Theile  des  Soolwassers: 


Chlornatrium 

23,2440  Thle. 

Chloraluminium 

0,2938     — 

Chlorcalcium 

0,0052    — 

Chlortalcium    . 

1,2090    — 

Schwefelsaures  Natron 

0,4264    — 

Schwefelsaure  Talkerde 

0,3068    — 

Schwefelsaure  Kalkerde 

0,2808    — 

Kohlensaure  Kalkerde  "k 

Kohlensaures  Eisen        > 

0,2340    — 

Kieselerde      .        .        J 

Wasser 

74,0000  Thle. 

100,0000  Thle. 

Gerühmt  wird  diese  Soole  gleich  der  zu  Ischl  in  Form  von  Bä- 
dern in  allen  den  Krankheiten,  in  welchen  kräftige  Kochsalzquellen 
indicirt  sind ,  namentlich  bei  hartnäckigen  psorischen  Affectionen, 
chronischen  Rheumatismen  und  Gicht,  Lähmungen,  chronischen  Ner- 
venkrankheiten erethischer  Art,  Schwäche  und  grofser  Empfindlich- 
keit der  äufsern  Haut,  mehreren  Formen  von  Syphilis  und  Hydrar- 
gyrosis  und  endlich  in  den  mannigfachen  Krankheiten  des  Driisen- 
und  Lymphsysteins,  welche  sich  in  Form  von  Stockungen,  Geschwül- 
sten, Verhärtungen  und  Skropheln  aussprechen. 

Ign.  J.  Ressig  1.  c.  p.  33. 

Die  M. quelle  zu  Rozdol  im  Stryer  Kreise,  eine  kalte  Schwe- 
felquelle, in  Form  von  Bädern  benutzt. 

Die  M. quelle  von  Kozyn  im  Stryer  Kreise,  eine  kalte  Ei- 
senquelle. 

Die  M. quellen  zu  Truchanow  und  W oyczyna  im  Stryer 
Kreise,  zwei  kalte  Schwefelquellen,  ähnlich  der  von  Rozdol,  wenig 
gebraucht. 

Y2 


340 

Noch  ist  in  dem  Stryer  Kreise  zu  gedenken  der  Schlackenbäde 
zu  Synowudzka,  Skole,  Mizuu,  Padhorodze,  Weldzik 
Roznintow  und  Pereckinsko,  welche  jedoch,  da  gröfsere  Ba 
deanstalten  mangeln,  nur  von  Einzelnen  benutzt  werden. 

Die  M. quelle  zuHorodenka  im  Kolomeer  Kreise,  eiue  kalte 
noch  nicht  analysirte,  in  Form  von  Bädern  empfohlene  Schwefel 
quelle. 

Dio  M.  quelle  zu  Zahohruki  in  demselben  Kreise,  gleich 
der  vorigen,  zu  der  Klasse  der  kalten  Schwefelwasser  gehörig,  noch 
nicht  untersucht. 

Die  M.  quelle  zu  Lodyczyn  im  Tarnopoler  Kreise,  kalt  und 
schwefelhaltig,  noch  nicht  analysirt,  iu  Form  von  Bädern  bei  rheu- 
matischen und  gichtischen  Leiden  gebraucht. 

Die  M.  quelle  zu  Wyszowa  im  Jasloer  Kreise,  ist  kalt,  ge-: 
hört  zu  der  Klasse  der  eisenhaltigen  Kochsalzquellen,  wird  nur  von 
den  nächsten  Bewohnern  besucht  und  in  Form  von  Bädern  bei  rheu- 
matischen und  gichtischen  Leiden  benutzt. 

Die  M.  quelle  zu  Zamowa  im  Jasloer  Kreise,  eine  kalte,  eine 
geringe  Beimischung  von  Eisen  enthaltende  Schwefelquelle,  welche 
nur  von  den  nächsten  Bewohnern  in  Form  von  Bädern  gegen  rheu- 
matische und  gichtische  Beschwerden  gebraucht  wird. 

Die  M  quelle  von  Bizdzidza  im  Kreise  Jaslo,  eine  kalte 
Schwefelquelle  mit  einer  schwachen  Beimischung  von  Eisen,  gleich 
der  vorigen  wenig  beuutzt. 

Die  Wl.qu  eilen  zu  Wapie nnie  und  J ohanolo  ica  im  Jas- 
loer Kreise,  zwei  kalte,  wenig  benutzte  und  noch  nicht  analysirte 
Schwefelquellen. 

D  a  8  Rawnic  er  M.wasser>,  ein  sehr  angenehmer  Säuerling, 
welcher  in  Galizien  gleich  dem  Selterser  Wasser  benutzt  wird. 

Die  M.  quelle  von  Sokolowka  im  Brzczaner  Kreise,  eine 
kalte  Eisenquelle. 


3.    Die  Heilquellen  des  Gr  of  sfür  stenthums  Sie- 
benbürgen  und  der  slavonischen,    banatischen 
und  siebenbürgischen  Militair-Gränze. 

Das  Grofsfürstenthum  Siebenbürgen  wird  auf  allen 
Seiten  von  einem,  nur  dureb  vierzehn  Engpässe  zugängli- 
chen Wall  hoher  und  schroffer  Gebirgsmassen  umschlossen, 
—  der  Fortsetzung  des  gewaltigen  Zuges  der  Karpathcn. 
Die    Hohe   dieser  Gebirge    beträgt   an   mehreren   Punkten 


341 

mehr  denn  6  und   7000  Fufs,  wie  z.  E.    die  des  Uenökoe, 
des  Surul  und  des  Budislaw. 

Von  der  Natur  reich  mit  Allem,  und  namentlich  einem 
Schatz  von  edlen  und  unedlen  Metallen  ausgestattet,  be- 
sitzt Siebenbürgen  auch  viele  und  sehr  kräftige  M.quellen. 

In  geognostischer  Hinsicht  und  in  Beziehung  auf  die 
Entstehung  und  Mischungsverhältnisse  der  zahlreichen  Mi- 
neralquellen Siebenbürgens  ist  sehr  bemerkenswerth  der 
Karpathensandstein  ,  welcher  beinahe  ganz  Siebenbürgen 
bedeckt,  und  von  da  zwischen  trachytischen  und  Urgebirgs- 
gruppen,  deren  früher  schon  Erwähnung  geschehen,  in 
die  Wallachei  und  Moldau  vordringt. 

Sehr  beachtenswert!!  ist  der  Umstand,  dafs  auch  Sie- 
benbürgen, gleich  dem  benachbarten  Ungarn,  beträchtliche 
Salzlager  und  Salzquellen  besitzt. 

Die  Thermalquellen  haben  die  Temperatur  von  24  — 
51°  R.;  die  Mehrzahl  der  kalten  M.quellen  ist  sehr  reich 
an  kohlensaurem  Gase,  und  reich  an  Chlornatrium,  koh- 
lensaurem Natron  und  schwefelsauren  Salzen,  —  von  letz- 
teren auch  an  Alaun,  namentlich  die  M.quelle  von  Sovany. 
Ausgezeichnet  durch  ihren  Reichthum  an  M.quellen  sind 
die  Gegend  von  Rodna  und  der  Distrikt  Udvarhelly. 

Die  berühmtesten  M.quellen  dieser  Gruppe  sind:  die 
M,quellen  zu  Borszek  und  Mehadia. 

Luc.  Wagner,  dissert.  inaugur.  med.  chemic.  de  aquis  medica- 
tis  M.  P.  Transylvaniae.  1773. 

H.  J.  v.Crantz,  Gesundbrunnen  der  Oest  Monarchie.  S.  202. 

Az  Erdely-Orszägi  Orvosvizeknek  bontäsardl  közönsegesen.  Irta 
Nyülas  Ferencz  Orvos.  Härom  Daräb.  8.  Kolosvaratt  Hoch- 
meistemeX  1800. 

Sigism.  Beiteki,  coiispcctus  systematrco-practicus  aquar.  miner. 
magni  Principatus  Transylvaniae  indigenarum.     Vindobonae  1818. 

Sana.  Pataki,  descrrptio  phjsico  -  cheinica  aquaruni  mineralium 
M.  P.  Transylvaniae  iussu  excelsi  Regü  gubernii.    Pestini.  1820. 

Augustin.  Otvös,  aquae  medicatae  Transylvaniae.  Budae 
1836.  *  ' 

1.     Heilquellen   im  Lande  der    Szekler. 

Die  M. quellö  zu   Borszek    entspringt    an    der 

äufsersten  Szeklergränze   im    Distrikte   Csik,    gegen   die 


342 

Moldau,  auf  dem  Territorium  von  Zarhegy  und  Ditro  ir, 
dem  romantischen  Gebirgsthale  der  Gyergyo.  Von  den 
zahlreichen  M. quellen,  welche  in  diesem  Thale  zu  Tage 
kommen,  wird  vorzugsweise  diejenige  benutzt,  welche  den 
Namen  der  Borszeker  führt. 

Bekannt  wurde  dieses  M.wasser  erst  unter  der  Regie- 
rung der  Kaiserin  M  ar  i  a  Th  er  e  s  i a ;  rühmliche  Erwähnung  l 
von  demselben    thaten    L.  Wagner,    H.  J.  v.  Crantz   I 
St.    Mattyus,   Neustädter,    später    S.  Belteki  und 
S.  Pataki. 

Im  Juli  und  August  erfreut  sich  der  Kurort  eines  zahlreichen 
Zuspruchs  von  Kurgästen. 

Die  M. quelle  hat  einen  angenehmen  säuerlichen  Ge- 
schmack, die  Temperatur  von  8°  R.,  welche  sich  auch  in 
sehr  heifsen  Tagen  nur  wenig  zu  verändern  scheint,  und 
giebt  in  24  Stunden  299  neue  Maas,  oder  40  ehemalige 
Siebenbürger  Eimer. 

Der  chemischen  Analyse  zufolge,  welche  1822  von  der 
Wiener  Facultät  unternommen  wurde,  enthalten  sechzehn 
Unzen  dieses  M.wassers: 


Kohlensaures  Natron 
Kohlensaure  Kalkerde 

18,80  Gr. 
5,26  — 

Kohlensaure  Talkerde 

12,52  — 

Kohlensaures  Eisen 

0,17  — 

Schwefelsaures  Natron 

1,75  - 

Chlornatrium 

0,65  — 

Thonerde 
Kieselerde 

0,87  — 

0,87  — 

Kohlensaures  Gas 

40,89  Gr. 
56,27  Kub.Z. 

Sehr  bemerkenswert!!  ist  der  Umstand,  dafs  dieses  Mineralwasser 
nicht  blofs  sehr  reich  an  kohlensaurem  Gase,  sondern  dafs  letzteres 
auch  sehr  fest  an  das  Wasser  gebunden  ist  und  seihst  bei  einer  Tempera- 
tur von  50°  R.  sich  nur  langsam  verflüchtiget.  —  Nach  Sigmund'» 
Analyse  ist  die  Menge  des  kohlensauren  Gases  wechselnd,  —  der 
bebalt  an  kohlensaurem  Eiscnoxydul  betrug  etwas  mehr  als  0,7  Gr 
in  einem  Pfund  Wasser. 

Seinen  Mischungsverhältnissen   zufolge  gehört   dieses 
M.wasser  zu  der  Klasse  der  erdig-alkalischen  M.qucllen. 


343 

Getrunken  wirkt  dasselbe  die  Verdauung  befördernd, 
auflösend,  eröffnend,  sehr  diuretisch,  specifik  auf  das  Ute- 
rinsystem, belebend,  stärkend. 

Die  Hauptquelle  wird  zum  iririern  Gebrauch  vorzugs- 
weise benutzt,  und  jährlich  in  beträchtlicher  Menge,  nach 
Sigmund  bis  Konstantinopel  und  Smyrna,  versendet; 
im  Jahre  1824  betrug  die  Zahl  der  nach  der  Moldau  und 
Ungarn  versendeten  Krüge  135,000. 

Eine  zweite,  unfern  der  Hauptquelle  befindliche  ähnliche  M.quelle 
wird  zu  Bädern  in  dem  zu  diesem  Zweck  errichteten  Badehause  be- 
nutzt. 

Der  Erfahrung  zufolge  hat  sich  die  M.quelle  zu  Bors- 
zek  hilfreich  erwiesen  bei  Stockungen  und  Verhärtungen, 
Schwäche  und  Verschleimungen  des  Darmkanals,  Krank- 
heiten der  Urinwerkzeuge  und  Anomalieen  der  Menstruation. 

Luc  Wagner,  diss.  inaug.  med.  ehem.  de  aquis  medicatis  M. 
P.  Transylvaniae.  1773. 

H.  J.  v.  Crantz  a.  a.  0.    S.  219. 

C.  K.  Mattyus  Ist  van  Med.  Dr.  0,  es  uj  Diaetetica  s.  Dar.  2. 
Resz.  p.  81. 

M.  Neustädter  in  der  Siebenbürgischen  Quartalschrift  1793. 
Jahrgang  3.  Heft  3.  S.  179. 

Sig.  Belteki  1.  c.  p.  65.  70.  80. 

Sana.  Pataki  1.  c.  p.  16. 

Die  Heilquelle  von  Borszek  nach  eigenen  Erfahrungen  in  Kürze 
beschrieben  von  einem  praktischen  Arzte.    Wien  1825. 

Tudoinanyos  Gyüitemeny.  1826.  III.  S.  8-i. 

Kalis ch,  allg.  Zeitung  des  Brunnen-  und  Badewesens.  1839. 
S.  22.  

An  sie  schliefsen  sich  : 
Die  M.quelle  zu  Kov äszna.  Bei  dem  Dorfe  dieses  Na- 
mens im  Distrikte  Haromsz6k  am  Fufse  der  Gebirge,  welche  Sieben- 
bürgen von  der  Moldau  trennen,  bei  dem  Flusse  Meszapataka,  ent- 
springen mehrere  M.quellen,  welche  als  Getränk  und  Bad  benutzt 
werden.  Ihr  Wasser  ist  von  angenehm  säuerlichem,  etwas  zusam* 
menziehendem  Geschmack;  seine  Temperatur  beträgt  10°  R.,  sein 
spec.  Gewicht  1,001041. 

Nach  Pataki  enthalten  sechzehn  Unzen: 

Chlornatrium 1,0000  Gr. 

Schwefelsaures  Natron         .  2S6000  — 

Schwefelsaure  Kalkerde 2,8000 

Schwefelsaure  Talkerde 0,9000  — 


344 


Schwefelsaures  Eisen 
Extractivstoff 


0,8000  Gr. 

0,5125  — 

8,6125  Gr. 
Kohlensaures^  und  Schwefelwasserstoffgas        .      28,80  Kub  Z. 

In  Verbindung  mit  dem  innern  Gebrauch  des  versendeten  M.was- 
eers  von  Borszek  oder  Bodok  benutzt  man  das  Mineralwasser  von 
Koväszna  in  Form  von  Wasserbädern. 

H.  J.  v.  Crantz  a.  a.  O.    S.  216. 

Die  besucht.  Badeörter  und  Gesundbrunnen.    T.  IL  S.  300. 

S,  Pataki   1.  c.   p.  32. 

Die  M. quelle  zu  Bodok  entspringt  im  Distrikte  Haromszök 
bei  den  Dörfern  Bodok  und  Oltszeme  unfern  des  Flusses  Aluta,  ist 
krystallhell ,  von  einem  angenehm  säuerlichem  Geschmack ;  ihre 
Temperatur  beträgt  10°  R.,  ihre  spec.  Gewicht  1,003333, 

Naeh  Pataki  enthalten  sechzehn  Unzen: 


Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaures  Natron 
Kohlensaures  Eisen 
Schwefelsaures  Natron 
Chlornatrium     . 


4,000  Gr, 
2,200  — 
29,000  — 
0,028  — 
2,800  — 
1,000  — 

39,028  Gr. 
44,80    Kub.  Z. 


Kohlensaures  Gas     . 

In  seinem  Gehalt  und  seinen  Wirkungen  sehr  ähnlich  dem  M.was- 
8er  zu  Borszeli,  wird  das  von  Bodok  in  denselben  Krankheiten  als 
Getränk  benutzt  und  auch  versendet, 

H.  J.  v.  Crantz  a.  a.  O.    S.  216. 

Die  besucht.  Badeörter  und  Gesuudbr.    T.  IL  S.  306. 

S.  Pataki  1.  c.  p.  34. 

Die  M. quelle  von  Fortyogö  im  Csikcr  Distrikte  am  Berge 
Büdöshegy,  von  einem  säuerlichen  Geschmack,  einem  bituminösen 
Geruch,  enthält  nach  Pataki  in  sechzehn  Unzen: 

Schwefelsaure  Kalkerde  , 

Chlornatrium  ,  . 

Chlortalcium  .        ,  , 

Kohlensaures  Eisen  .  , 

Extractivstoff  .        ,  , 

Kohlensaures  -  und  Schwefehvasserstoffgas 

Das  Volk  rühmt  diese  M.  quelle  in  Form  von  Bädern  sehr  bei 
Gicht,  Contracturcn,  chronischen  Hautausschlägen  und  veralteten  Ge-> 
schwüren« 

S.  I'ataki  I.  c.  p.  23. 


•            ^ 

4,80  Gr. 

,           , 

3,60  — 

2,00  — 

. 

0,24  — 

. 

2,80  — 

13,44  Gr. 

fgas 

.      34,40  Kub.Z 

345 


Die  M. quellen  von  S oosmezö  in  dem  untern  Csiker  Di- 
strikte entspringen  auf  dem  in  geognostischer  Hinsicht  so  merkwür- 
digen Berge  Büdöshegy,  unfern  der  M.quelle  von  Sombor,  sind  farb- 
los, von  einem  prickelnden  Geruch,  einem  säuerlich -stechenden,  zu- 
sammenziehenden Geschmack,  haben  die  Temperatur  von  9°  R.,  ihr 
spec.  Gewicht  beträgt  1,004635. 

Die  Umgegend  ist  sehr  reich  an  M.  quellen  und  Ausströmungen 
von  kohlensaurem  und  hepatischem  Gase.  Das  Gebiet  des  Dorfes 
Torja  zählt  allein  mehr  denn  30. 

Noch  mangelt  eine  genaue  Anatyse. 

S.  Pataki  I.  c.  p.  29. 

Die  M. quellen  zu  Borsdros  im  Csiker  Distrikte.  Die  ganze 
Gegend  um  Sz.  Kiraly  ist  ungemein  reich  an  M. quellen,  vor  allen 
aber  die  von  Borsaros  an  der  Aluta. 

Unter  diesen  hat  man  vorzüglich  zwei  Quellen  beachtet,  welche 
sich  nur  durch  eine  geringe  Temperaturverschiedenheit  unterscheiden, 
die  eine  hat  nämlich  14°  R.,  die  andere  10°  R.  Ihr  spec.  Gewicht 
beträgt  1,000625.     Nach  Pataki  enthalten  sechzehn  Unzen: 


Kohlensaure  Kalkerde 

1.200  Gr. 

Kohlensaure  Talkerde 

0,048  — 

Kohlensaures  Natron 

2,800  — 

Kohlensaures  Eisen    . 

0,800  — 

Schwefelsaures  Natron 

1,600  — 

Chlornatrium 

0,400  — 

Alaunerde    .... 

0,400  — 

7,248  Gr. 

Kohlensaures  Gas 

.      25,60  Kub.Z 

Pataki  empfiehlt  sie  zum  innern  und  äufsern  Gebrauch  bei 
Krankheiten  von  Schwäche,  —  bei  chronischen,  gichtischen,  rheuma- 
tischen und  psorischen  Affectionen. 

S.  Pataki  1.  c.   p.  21. 

Die  M.quelle  zu  Räkos  im  Csiker  Distrikte,  vom  Dorfe  Sz. 
Mihaly  anderthalb  Stunden,  vom  Flusse  Rakos  hundert  Schritte  ent- 
fernt, besitzt  einen  angenehmen  säuerlichen  Geschmack.  Das  M.was- 
ser,  dessen  specifisches  Gewicht  1,001666  ist,  enthält  nach  Pataki 
in  sechzehn  Unzen : 

Kohlensaure  Kalkerde         .        .        .        4,90  Gr. 


Kohlensaure  Talkerde 

1,40  — 

Kohlensaures  Natron  . 

4,20  — 

Kohlensaures  Eisen    . 

0,48  — 

Schwefelsaures  Natron 

1,20  — 

Chlornatrium 

0,60  — 

Alaunerde    . 

0,40  — 

Extractivstoff 

0,20  — 

13,38  Gr. 

Kohlensaures  Gas 

.      32,00  Kub.Z 

346 


Die  M. quelle  zu  Räkos  wirkt  auflösend,   stärkend,  nach  Patak. 
sehr  ähnlich  der  M.  quelle  von  Szäldobos. 
S.  Pataki  1.  c.   p.  19. 

Die  M. quelle  von  Jakob  falva  im  Distrikte  Csik,  am  Flüfs- 
chen  Borpatak,  ist  krystallhell,  farblos,  von  eiuem  prickelnd-säuerli- 
chen Gerüche,  einem  angenehmen  säuerlichen  Geschmack,  von  9°  R. 
Temperatur,  ihr  specifisches  Gewicht  beträgt  1,002708;  sie  giebt  in 
24  Stunden  500  Krüge  Wasser  und  enthält  nach  Pataki  in  sech- 
zehn Unzen: 


Kohlensaures  Natron  . 

.      19,20  Gr. 

Schwefelsaures  Natron 

4,80  — 

Chlornatrium 

1,80  — 

Kohlensaure  Kalkerde  . 

6,40  — 

Kohlensaure  Talkerde. 

3,20  — 

Kohlensaures  Eisen 

0,60  — 

Kieselerde     .... 

0,20  — 

36,20  Gr. 

Kohlensaures  Gas 

.      48,00  Kuh.  Z. 

Dieser  Anatyse  zufolge  gehört  diese  M.quelle  hinsichtlich  ihres 
Gehaltes  an  kohlensaurem  Gase  und  Eisen  zu  den  reichhaltigsten  in 
Siebenbürgen. 

H.  J.  v.  Crantz  a.  a.  O.   S.  222. 

S.  Pataki  1.  c.   p.  24. 

Die  M.quelle  von  Borhegyes  im  Distrikte  Csik,  in  einer 
waldigen  Gegend  am  Fufse  des  Berges  Hargita  entspringend,  klar, 
farblos,  von  prickelndem  Geruch,  einem  säuerlich  zusammenziehenden 
Geschmack.  Der  unvollkommenen  Analyse  zufolge,  welche  mit  dem 
Wasser  derselben  unternommen  -wurde,  ist  dasselbe  sehr  reich  an  Ei- 
sen, arm  an  andern  Salzen. 

S.  Pataki  1.  c.  p.  25. 

Die  Säuerlinge  von  Korona..  Im  Distrikte  Udvarhelly 
entspringen  mehrere,  von  welchen  der  bekannteste,  Artsö*  genannt, 
am  Fufse  des  Berges  Lopägy  zu  Tage  kommt.  Seine  Temperatur  be- 
trägt 10°  R.,  sein  spec.  Gew.  1,002031.  Sechzehn  Unzen  desselben 
enthalten  nach  Pataki: 

Schwefelsaures  Natron 


Chlornatrium        .... 

0,30  — 

Kohlensaures  Natron  . 

0,80  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

4,40  — 

Kohlensaure  Talkerdc         .        , 

1,60  — 

Kohlensaures  Eisen    . 

0,20  — 

Alaunerde    

0,30  — 

Kieselerde    .        .         . 

0,18  — 

8,98  Gr. 

Kohlensaures  Gas 

25,60  Kub.  Z 

347 


Ein  ähnlicher,  unfern  dieser  befindlicher  Säuerling  wird  zu  Bä- 
dern benutzt. 

Die  übrigen  auf  dem  rechten  Ufer  des  Korond  entspringenden 
M.quellen  von  Szejke  unterscheiden  sich  von  den  erwähnten  durch 
ihren  Reichthum  an  kohlensaurem-  und  Schwefelwasserstoffgas;  an 
festen  Bestandteilen  führen  sie  vorzugsweise  Chlornatrium  und  koh- 
lensaure Erden. 

Der  Säuerling  von  Korond  gehört  zu  den  schwächeren  eisenhal- 
tigen und  wird  daher  von  manchen  reizbaren  Kranken  besser  vertra- 
gen, als  andere  inländische  stärkere. 

H.  J.  v.  Crantz  a.  a.  0.   S.  210. 

S.  Pataki  1.  c.  p.  49. 

Der  Säuerling  von  Hämor  oder  Lövete  beim  Dorfe  Lö- 
vete  im  Distrikte  Udvarhelly.  Sein  speeif.  Gewicht  beträgt  1,00166. 
Nach  Pataki  enthalten  sechzehn  Unzen: 

Schwefelsaures  Natron  .  .  1,800  Gr. 
Chlornatrium  ....  2,800  — 
Kohlensaures  Natron  .  .  .  4,000  — 
Kohlensaure  Kalkerde .  .  .  2,800  — 
Kohlensaure  Talkerde  .  .  1,600  — 
Kohlensaures  Eisen  .  .  .  0,640  — 
Kieselerde 0,664  — 


Kohlensaures  Gas 

H.  J.  v.  Crantz  a.  a.  O.   S.  210. 
S.  Pataki  1.  c.  p.  42. 


14,304  Gr. 
27,20  Kub.Z. 


Der  Säuerling  von  Keruly  im  Distrikte  Udvarhelly,  nach 
dem  Flüfschen  Kenily  benannt,  von  Lövete  vier  Stunden  entfernt. 
Seine  speeif.  Schwere  beträgt  1,001406,  seine  Wassermenge  in  24 
Stunden  5040  Krüge. 

Nach  Pataki  enthalten  sechzehn  Unzen  desselben: 


Schwefelsaures  Natron 

0,768  Gr. 

Chlornatrium 

1,032  — 

Kohlensaures  Natron  . 

4,000  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

3,328  — 

Kohlensaure  Talkerde 

0,768  — 

Kohlensaures  Eisen    .        . 

0.160  — 

Kieselerde  .... 

0,664  — 

10,720  Gr. 

Kohlensaures  Gas 

34,60  Kub.Z 

Nach  Pataki  übertrifft  dieser  alle  übrigen  Säuerlinge  der  Ge- 
gend und  wird  namentlich  mit  günstigem  Erfolg  bei  rheumatischen 
und  gichtischen  Leiden  angewendet. 

S.  Pataki  1.  c.  p.  44. 


348 


Die  M.  quellen  von  Horod  oder  Olakfälu,  nach  dem 
Dorfe  gleiches  Namens  benannt,  im  Distrikte  Udvarbelly,  vier  Stun- 
den von  der  Stadt  Udvarbelly  entfernt.  Man  unterscheidet  vier  ver- 
schiedene, von  welchen  folgende  bemerkenswert!!  sind: 

1.  Die  untere  M.  quelle,  nach  Pataki  von  9°  R.  Tempera- 
tur; ihr  specif.  Gewicht  beträgt  1,002239,  ihre  Wassermenge  in  24 
Stunden  450  Krüge.    Sechzehn  Unzen  derselben  enthalten: 


Schwefelsaures  Natron 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Chlornatrium 
Kohlensaures  Natron 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaures  Eisen    . 
Kieselerde  . 


1,200  Gr. 
0,640  — 
1,280  — 

3,080  -, 
2,816  — 
1,720  -* 
0,600  — 
0,520  — 


Kohlensaures  Gas 


11,856  Gr. 
.      32,00  Kub.Z. 

2.  Die  obere  M.  quelle,  300  Schritte  von  der  vorigen  entfernt, 
von  8,5°  R.  Temperatur,  enthält  in  sechzehn  Unzen: 


Schwefelsaures  Natron 

1,60  Gr. 

Schwefelsaure  Kalkerde 

0,40  — 

Chlornatriiim 

1,00  — 

Kohlensaures  Natron  . 

3,90  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

1,60  — 

Kohlensaure  Talkerde 

1,00  — 

Kohlensaures  Eisen 

0,40  — 

Kieselerde     .... 

0,60  — 

10,50  Gr. 

Kohlensaures  Gas 

.      27,55  Kub.  Z. 

Getrunken  wirkt  dieses  M.wasser  auflösend,  eröffnend,  diuretisch, 
gelind  stärkend,  und  wird  von  Pataki  empfohlen  bei  Verschleimun- 
gen, Stockungen,  Hämorrhoidalbeschwerdcn,  Hypochondrie,  chroni- 
schen Brustleiden  und  Anomalieen  der  Menstruation, 

H.  J.  v.  Crantz  a.  a.  O.    S.  213. 

S.  P  a  t  a  k  i  1.  c.   p.  41. 

Die  M. quelle  von  Szomhat falva  im  Distrikte  Udvarbelly, 
am  Flüfschen  Sospatak,  vom  Dorfc  Szombatfalva  anderthalb,  von  Ud- 
varbelly zwei  Stunden  entfernt.    Man  unterscheidet  hier: 

1.  Den  Säuerling  von  Szombatfalva.  Nach  Pataki  be- 
träft das  spec.  Gewicht  seines  Wassers  1,001041,.  Sechzehn  Unzen 
desselben  enthalten: 

Schwefelsaures  Natron        .        ,  1,00  Gr. 

Clilornatrium  ....  0,20  — 

Kohlensaures  Natron   .         .        ,  1,40  — 

Kohlensaure  Kalkcrdc         .        .  5,20  — 


349 


Kohlensaure  Talkerde  .        .  2,40  Gr. 

Kohlensaures  Eisen      .        .        .  0,04  — 

Alaunerde 1,20  — 

Kieselerde     .        .        .  .  0,20  — 


11,64  Gr. 
Kohlensaures  Gas         .        .        .      22,40  Kub.  Z. 

In  seinen  Wirkungen  ähnlich  dem  Säuerling  von  Horod,  wird 
er  zu  medicinischem  Gebrauch  nicht  benutzt. 

2.  Die  Schwefelquelle  von  Szowbatfalva,  ungefähr 
300  Schritte  von  dem  vorigen  entfernt.  Ihr  Wasser  ist  von  einem 
salzigen  Geschmack,  einem  hepatischen  Geruch,  hat  die  Temperatur 
von  9°  R.  und  enthält  nach  Pataki  in  sechzehn  Unzen: 


Chlornatrium 

10,00  Gr. 

Kohlensaures  Natron   . 

2,80  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

2,00  — 

Kohlensaure  TalUerde 

0,80  — 

Kohlensaures  Eisen 

0,08  — 

Kieselerde     .... 

0,40  — 

Schwefel       .... 

0,80  — 

16,88  Gr. 

Kohlensaures  Gas 

25,60  Kub.  Z 

Schwefelwasserstoffgas  eine  unbestimmte  Menge. 

Erwärmt,  in  Form  von  Bädern  erweiset  sich  dieses  M.wasser 
hilfreich  bei  chronischen  Hautausschlägen,  rheumatischen  und  gichti- 
schen Lokalleiden,  namentlich  Contracturen  und  krampfhaften  Af- 
fectionen. 

H.  J.  v.  Crantz  a.  a.  O.  S.  215. 

S.  Pataki  1.  c.    p.  46. 

Die  M. quelle  von  Sos-Borvitz  im  Distrikte  Udvarhelly, 
nur  eine  Viertelstunde  von  dem  Säuerling  von  Lövete  oder  Hämor 
entfernt,  enthält  an  festen  Bestandtheilen  Vorzugsweise  Chlornatrium, 
aufser  diesem  Eisen,  schwefelsaure  Kalk-  und  Talkerde,  Chlortalcium 
und  Chlorcalcium,  von  kohlensaurem  Gas  in  sechzehn  Unzen  25,60 
Kub.  Zoll. 

Nach  Pataki  ist  dieselbe  mit  Nutzen  gebraucht  worden  bei  Stok- 
kungen  und  Verschleimungen  in  Folge  von  kalten  Fiebern,  Wurmbe- 
schwerden, rhachitischen  und  scrophulösen  Leiden. 

S.  Pataki  1.  c.  p.  43. 

Die  M. quelle   von  Farkas  Mezö  im  Distrikte  Udvarhelly, 

auf  dem  linken  Ufer  des  Flüfschens  Fejer  Patak.    Ihr  spec.  Gewicht 

beträgt  nach  Pataki  1,001145;  sechzehn  Unzen  derselben  enthalten: 

Schwefelsaures  Natron        .        .        1,00  Gr. 

Chlornatrium         ....        0,20  — 

Kohlensaures  Natron   .        .        .        1}40  — 


350 

Kohlensaure  Kalkerde  .        .        5,20  Gr. 

Kohlensaure  Talkerde  .        .        2,40  — 

Kohlensaures  Eisen      .        .        .        0,04  — 
Alaunerde     .....        1,20  — 

Kieselerde 0,20  — 

11,64  Gr. 

Kohlensaures  Gas        .        .        .  22,40  Kub.  Z. 

Aehnliche  Säuerlinge  finden  sich  auch  auf  dem  rechten  Ufer  des 
Fejer  Patak. 

S.  Pataki  I.  c.  p.  45. 

Die  M. quelle  zu  Szaldobos,  im  Distrikt  Udvarhelly,  ent- 
springt im  Filialsitz  Bardotz,  einige  hundert  Schritte  vom  Dorfe 
Szaldobos. 

Nach  Pataki  beträgt  die  Temperatur  derselben  9,5°  R.,  das  spec. 
Gewicht  1,001666.    Sechzehn  Unzen  des  M.wassers  enthalten: 


Kohlensaure  Kalkerde 

2,50  Gr. 

Kohlensaure  Talkerde 

1,40  — 

Kohlensaures  Eisen     , 

0,44  — 

Kohlensaures  Natron   . 

2,40  — 

Schwefelsaures  Natron 

0,80  — 

Chlornatrium 

0,60  — 

Kieselerde     .... 

0,80  - 

8,94  Gr. 

Kohlensaures  Gas 

.      52,00  Kub.  Z 

Empfohlen  wird  es  von  Pataki  in  allen  den  Fällen,  wo  erdig- 
alkalische Eisenquellen  indicirt  sind. 
H.  J.  v.  Crantz  a.  a.  O.  S.  214. 
S.  Pataki  I.  c.   p.  52. 

DieM.quellen  von  P oj an  oder  Pollyän,  zwei  an  der  Zahl, 
entspringen,  nur  wenige  Schritte  von  einander  entfernt,  in  dem  Di- 
strikt Haromsz6k,  in  dem  engen  Thale  von  Zonda  Vö'lgyc,  zwei  Stun- 
den von  Kezdi-Vasärshelly. 

Das  Wasser  dieser  Quellen  ist  von  einem  säuerlich-zusammenzie- 
henden  Geschmack,  hat  die  Temperatur  von  9°  R.,  das  spec.  Gewicht 
ist  1,003333  und  giebt  in  24  Stunden  630  Krüge  Wasser. 

Nach  Pataki  enthalten  sechzehn  Unzen: 


Kohlensaure  Kalkerde  . 

6,00  Gr. 

Kohlensaure  Talkerdc  . 

1,60  — 

Kohlensaures  Eisen 

0,80  — 

Kohlensaures  Natron  . 

.      12,80  — 

Schwefelsaures  Natron        . 

2,00  — 

Chlornatrium 

1,40  — 

Kieselerde     .... 

0,20  — 

24,80  Gr. 

Kohlensaures  Gas 

.      44,80  Kub.Z. 

351 


In  ihrer  Zusammensetzung  und  Wirkung  haben  sie  viel  Aehn- 
lichkeit  mit  der  M.  quelle  von  Horod,  eignen  sich  aber  nicht  zu  Ver- 
sendungen, da  das  kohlensaure  Gas  in  denselben  nicht  fest  gebunden 
scheint. 

S.  Pataki  1.  c.  p.  26. 

Die  M. quelle  von  Bugyogo  oder  Malnäs,  auf  dem  lin- 
ken Ufer  der  Aluta  bei  dem  Dorfe  Malnäs  im  Distrikt  Haromszek, 
besitzt  einen  starken  Schwefelgeruch,  einen  stechenden  Schwefelge- 
schmack, hat  die  Temperatur  von  18°  R.,  ihr  spec.  Gewicht  beträgt 
1,001354. 

Nach  Pataki  enthalten  sechzehn  Unzen: 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Talkcrde 
Schwefelsaures  Natron 


Schwefelsaures  Eisen 
Chlornatrium  .        , 
Alaunerde 
Extractivstoff 

Schwefelwasserstoffgas 
S.  Pataki  1.  c.  p.  35. 


3,0  Gr. 
1,2- 
0,8  — 
0,6  — 
1,2- 
1,0- 
0,8  — 


8,6  Gr. 

25,6  Kub.Z. 


Die  M. quelle  von  'Sombor  entspringt  bei  dem  Dorfe  Torja 
im  Distrikte  Haromszek  mit  vielem  Geräusch  und  starker  Entwicke- 
lung  von  Gas.  Ihr  Wasser  ist  trübe,  schmutzig -gelblich,  von  einem 
starken  Schwefelgeruch,  einem  säuerlich  -  süfslich  faden  Geschmack, 
hat  die  Temperatur  von  9°  R.,  das  spec.  Gewicht  =  1,001354. 

Nach  Pataki  enthalten  sechzehn  Unzen: 


Chlorcalcium 

0,90  Gr. 

Chlornatrium 

0,80  — 

Schwefelsaure  Kalkerde 

3,40  - 

Schwefelsaure  Talkerde 

1,20  — 

Schwefelsaures  Natron 

2,00  — 

Schwefelsaures  Eisen  . 

0,40  — 

Extractivstoff 

1,00  — 

9,70  Gr. 

Schwefelwasserstoffgas  in  unbestim 

mter  Menge. 

S.  Pataki  1.  c.  p.  27. 

, 

2.  Die  Heilquellen  im  Lande  der  Magyaren  und  Sachsen. 
Die  hierher  gehörigen  Thermalquellen  hahen  die  Tem- 
peratur von  23 — 28°  R.,  —  die  Mehrzahl  der  kalten  zeich- 
net sich  aus  durch  ihren  Reichthum  an  kohlensaureni  Gas. 
Zu  den  ersteren  gehören: 
Die  Schwefel-Thermalquellen  von  Also-Vatza  (Th. 


352 

Vätzaienses)  in  der  Zaränder  Gespannschaft,  entspringen  zwei  Stun- 
den von  Koros -Bänya  und  Halmägy  in  einer  Ebene,  am  Fufse  von 
an  Eisen-  und  Kupfer-Erzen  reichen  Bergen.  Ihr  Wasser  ist  von  ei- 
nem starken  hepatischen  Geruch,  einem  weichen  faden  Geschmack, 
hat  die  Temperatur  von  25°  R.,  das  spec.  Gewicht  =  1,000625. 
Nach  Pataki   enthalten  sechzehn  Unzen: 

Schwefelsaure  Kalkerde      .        .        2,40  Gr. 

Chlornatrium         ....        2,90  — 

Chlortalcium         .        .        .        .        3,00  — 

8,30  Gr. 

Schwefelwasserstoffgas        .        .      12,8  Kub.  Z. 

Diese  Schwefel  -  Thermalquellen  wirken  nach  Pataki  reizend 
auf  alle  Se-  und  Excretionen,  diaphoretisch,  diuretisch,  auflösend,  er- 
weichend, beruhigend,  und  werden  mit  ausgezeichnetem  Erfolg  ange- 
wendet bei  gichtischen  und  rheumatischen  Leiden,  Stockungen  im 
Unterleibe,  Hysterie,  Hypochondrie,  Melancholie  und  chronischen 
Hautausschlägen. 

H.  J.  v.  Crantz  a.  a.  0.    S.  208. 

S.  Pataki  I.  c.   p.  61. 

Die  Thermalquellen  von  All-  Gyögy  in  der  Hunyader 
Gespanuschaft,  unfern  der  Stadt  Hunyad,  hei  dem  Dorfe  All-Gyögy, 
der  Zahl  nach  drei,  von  welchen  die  Hauptquelle  den  Namen  Apaffi 
Ferdöje  (Thermae  Apaffi)  führt. 

Ihr  Wasser  ist  klar,  färb-  und  geruchlos,  von  einem  säuerlichen 
Geschmack,  ihre  Temperatur  beträgt  23  —  28°  R.,  ihr  spec.  Gewicht 
1,001770.  Ihre  Wassermenge  ist  so  beträchtlich,  dafs  si$  hinreicht, 
das  Rad  einer  Mühle  zu  treiben.  Sechzehn  Unzen  der  Hauptquelle 
enthalten : 

Kohlensaure  Kalkerde  .  .  .  2,80  Gr. 
Kohlensaure  Talkerde  .  .  .  3,20  — 
Kohlensaures  Natron  .        .        .        7,05  — 

Chlornatrium 0,80  — 

Kieselerde 0,60  — 

14,45  Gr. 
Kohlensaures  Gas     ....        14,40  Kub.  Z. 

Die  übrigen  M.quellen  unterscheiden  sich  von  dieser  dadurch,  dafs 
sie  weniger  kohlensaures  Natron  enthalten. 

Als  auflösend-erweichendes,  gelind  stärkendes  M.wasser  wird  die 
Hauptquelle  von  Pataki  bei  rheumatischen  und  gichtischeu  Neural- 
gieen,  Krämpfen  und  bei  chronischen  Hautausschlägen  empfohlen. 

H.  .1.  v.  Crantz  a.  a.  O.    S.  214. 

S.  P  a  t  a  k  i  1.  c.    p.  55. 

Die  Thermalquelle  von  Kis-Kalan  entspringt  in  der 
Honyader  Gespannschaft  unfern  des  Flusses  Strigy,  zwei  Stunden  von 
Huuyad.    Ibr  Wasser   ist  färb-  und  geruchlos,  von  einem  säuerlich- 

fa- 


353 

faden  Geschmack ;  ihre  Temperatur  beträgt  24°  R.,  ihr  spec.  Gewicht 

1,001250. 

Nach  Pataki  enthalten  sechzehn  Unzen: 

Kohlensaure  Kalkerde  .         .  2,00  Gr. 

Kohlensaure  Talkerde  .        .  2,40  — 

Kohlensaures  Natron  .        .  2,40  — 

Schwefelsaures  Natron        .        .  1,80  — 

Chlornatrium        '.  1,00  — 


9,60  Gr. 
Kohlensaures  Gas         .     -  .        .        9,60  Kub.  Z. 

Iu  früheren  Zeiten  viel  benutzt,  sind  sie  jetzt  fast  ganz  aufser 
Gebrauch.  Pataki  empfiehlt  sie  in  denselben  Fällen,  in  welchen  die 
Th.  quellen  von  All-Gyögy  angewendet  werden. 

H.  J.  v.  Crantz  a.  a.  0.   S.  206. 

S.  Pataki  1.  c.  p.  56. 


Es  gehören  hierher  ferner: 
Die  Säuerlinge  von  Kernend.  Sie  entspringen  in  der  Hu- 
nyader  Gespannschaft,  einige  hundert  Schritte  von  dem  Dorfe  Ke- 
rnend in  einem  sehr  engen  Thale.  Ihr  Wasser  ist  färb-  und  geruch- 
los, von  einem  säuerlich-prickelnden  Geschmack,  von  11,5°  R.  Tem- 
peratur, ihr  spec.  Gewicht  beträgt  1,001250.  Nach  Pataki  enthalten 
sechzehn  Unzen : 

Kohlensaure  Kalkerde  .  .  .  4,400  Gr. 
Kohlensaure  Talkerde  .  .  .  5,200  — 
Kohlensaures  Natron  .        .        .      2,000  — 

Kohlensaures  Eisen  ....  0,120  — 
Schwefelsaures  Natron        .        .        .      1,525  — 

Chlornatrium 0,600  — 

Kieselerde 0,400  — 

14,245  Gr. 
Kohlensaures  Gas       ...  28,80  Kub.  Z. 

Benutzt  werden  sie  wenig,   obschon  sie  in   allen  Fällen,  wo  er- 
dige Säuerlinge  indicirt  sind,  zu  empfehlen  wären. 
Aehnliche  Säuerlinge  finden  sich  unfern  dieser. 
H.  J.  v.  Crantz  a.  a.  O.  S.  206. 
S.  Pataki  1.  c.  p.  58. 

Die  M. quellen  von  Bozes,  bei  dem  Dorfe  dieses  Namens, 
in  der  Hunyader  Gespannschaft,  anderthalb  Stunden  von  der  M.quelle 
von  All  -  Gyögy  entfernt,  haben  hinsichtlich  ihres  Gehaltes  mit  den 
Mineralquellen  von  Kernend  die  gröfste  Aehnlichkeit,  nur  sind  sie  rei- 
cher an  Eisen,  als  letztere. 

H.  J.  v.  Crantz  a.  a.  O.   S.  203. 

S.  Pataki  I.  c.  p.  59. 
II.  TheiL  Z 


354 

Die  M. quelle  zu  '  Sibö,  von  dem  Orte  dieses  Namens  eine 
halbe  Stunde  entfernt,  in  der  Szolnoker  Gespannschaft,  von  einem 
starken  Schwefelgeruch,  einem  salzig -schwefeligen  Geschmack,  hat 
die  Temperatur  von  11,5°  R.,  das  spec.  Gewicht  1,012500.  Sechzehn 
Unzen  enthalten  nach  Pataki: 

Kohlensaure  Kalkerde         .        .        .        1,00  Gr. 
Kohlensaure  Talkerde         .        .        .        2,90  — 
Kohlensaures  Eisen     .        .        .        .        0,10  — 
Schwefelsaures  Natron       .        .        .      78,40  — 
Chlornatrium        .....      82,80  — 


165,20  Gr. 
Kohlensaures  Gas       ,        .        .         .        3,20  Kuh.  Z. 
Schwefelwasserstoffgas       .        .        .      22,40  — 

25,60  Kub.  Z. 
S.  Pataki  I.  c.   p.  70. 

Die  M. quelle  zu  Sloika  in  der  Szolnoker  Gespannschaft, 
wasserarm,  von  einem  prickelnden  Geruch,  salzig -bitterlich -säuerli- 
chem Geschmack,  hat  die  Temperatur  von  10°  R.,  ihr  spec.  Gewicht 
beträgt  1,011145.    Nach  Pataki  enthalten  sechzehn  Unzen: 


Kohlensaure  Kalkerde 

4,20  Gr. 

Kohlensaure  Talkerde 

6,00  — 

Alaunerde 

1,60  — 

Kieselerde     .        .        , 

0,80  — 

Chlornatrium 

«      18,12  — 

Schwefelsaures  Natron 

.      26,80  — 

Kohlensaures  Natron  . 

7,20  — 

Extractivstoff 

0,80  — 

65,52  Gr. 

Kohlensaures  Gas 

.      40,00  Kub.  Z 

Ihrem  Gehalte  zufolge  unterscheidet  sich  diese  M.  quelle  von  vie- 
len ähnlichen  dadurch,  dafs  sie  kein  Eisen  enthält.  Innerlich  ge- 
braucht wirkt  sie  auflösend,  eröffnend  und  diuretisch. 

S.  Pataki  1.  c.   p.  67. 

Die  Säuerlinge  von  Vetzel  in  der  Hunyader  Gespann- 
schaft, in  dem  Thale  Kalamär,  von  dem  Dorfe  Vetzel  eine  halbe 
Stunde  entfernt. 

Von  einem  säuerlichen  Geschmack,  haben  sie  die  Temperatur  von 
12°  R.,  das  spec.  Gewicht  1,001302.  Nach  Pataki  enthalten  sech- 
zehn Unzen: 

Kohlensaure  Kalkerde  .        .        5,00  Gr. 

Kohlensaure  Talkerde         .        .        1,30  — 
Kohlensaures  Natron  .        .        4,80  — 

Schwefelsaures  Natron        .        .        1,00  — 
Chlornatrinm  ....        0,80  — 


355 


Alaunerde     . 
Extractivstoff 


0,20  Gr. 
0,20  — 


13,30  Gr. 
Kohlensaures  Gas        .         .        .      22,40  Kub.  Z. 
Die  M.  quellen   werden    als    gewöhnliches  Getränk   benutzt.    Ob- 
gleich  man   früher    glaubte,    dafs   sie  wegen   des  Kupfergehaltes  der 
benachbarten  Berge  auch  Kupfer  enthielten,  hat   doch  die  chemische 
Analyse  in  dem  Wasser  keine  Spur  davon  auffinden  können. 
S.  Pataki  1.  c   p.  59. 

Die  M.  quelle  von  Zoväny  bei  dem  Dorfe  gleiches  Namens 
in  der  Krasznaer  Gespannschaft,  von  der  Stadt  Somlyö  zwei  Stunden 
entfernt,  ist  klar,  farblos,  von  einem  süfslich  säuerlichen,  etwas  zu- 
sammenziehenden Geschmack,  ihr  spec.  Gew.  beträgt  1,015533.  Sech- 
zehn Unzen  enthalten  nach  Pataki: 

Schwefelsaure  Kalkerde    .        .        18,416  Gr. 


Schwefelsaure  Talkerde 
Schwefelsaures  Eisen 
Schwefelsauren  Alaun 
Chlortalcium 
Extractivstoff     . 


8,420  — 
2,800  — 
66,400  — 
0,600  — 
0,800  — 


97,436  Gr. 

Erwärmt  wird  das  M.  wasser  als  stärkend  -  zusammenziehendes 
Bad  benutzt  bei  Krankheiten  von  atonischer  Schwäche,  Erschlaffung, 
örtlicher  Schwäche  nach  Luxationen  oder  Knochenbrüchen,  —  chro- 
nischen Hautausschlägen,  Geschwüren,  Durchfällen,  rheumatischen 
und  gichtischen  Leiden. 

S.  Pataki  1.  c.   p.  66. 

Die  M  quelle  von  Arapataka,  bei  dem  Dorfe  dieses  Namens 
an  der  Aluta,  in  einem  anmuthigen,  mit  Wald  begränzten  Thale  der 
obern  Weifsenburger  Gespannschaft,  besitzt  einen  säuerlich  -  zusam- 
menziehenden Geschmack,  ihre  Temperatur  beträgt    9°  R.,  ihr  spec. 


Gewicht  1,004010.     Nach  Pataki   enthalte] 

l  sechzehn  Ui 

Kohlensaure  Kalkerde 

12,80  Gr. 

Kohlensaure  Talkerde 

1,60  — 

Kohlensaures  Natron 

9,60  — 

Kohlensaures  Eisen     . 

0,24  — 

Schwefelsaures  Natron 

1,60  — 

Chlornatrium       . 

1,00  — 

Alaunerde    

0,90  — 

Extractivstoff     . 

0,50  — 

28,24  Gr. 
Kohlensaures  Gas       .        .        .        41,60  Kub.  Z. 
Weniger  reich  an  Eisen,  als  die  M.  quelle  zu  Pojan,  ist  der  Säu- 
erling  zu  Arapataka  ven   ähnlicher  Wirkung   und  wird   gegen   ver- 
wandte Krankheiten  benutzt. 

Z  2 


356 

H.  J.  v.  Crantz  a.  a.  0.   S.  202. 
S.  Pataki  I.  c.   p.  37. 

Die  M. quelle  zu  Kis-Czeg  bei  dem  Dorfe  dieses  Namens 
in  der  Koloser  Gespannschaft,  vier  und  eine  halbe  Meile  von  Thorda, 
ohne  Geruch,  von  gelblicher  Farbe,  einem  bitterlich  -  salzigen  Ge- 
schmack, ihre  Temperatur  beträgt  9°  R.,  ihr  spec.  Gewicht  1,008333. 
Nach  Pataki  enthalten  sechzehn  Unzen : 

Kohlensaure  Kalkerde       .        .  1,20  Gr. 

Kohlensaure  Talkerde        .        ..  2,00  — 

Alaunerde 0,80  — 

Schwefelsaure  Talkerde     .        .  24,00  — 

Schwefelsaures  Natron      .        .  105,60  — 

Chlornatrium       ....  10,S0  — 

Extractivstoff      .        .        .        .  0,S0  — 


145,20  Gr. 
Kohlensaures  Gas      ....        2,40  Kub.  Z. 
Dieser  Analyse  zufolge    gehört   dieses   M.  wasser   zu   der  Klasse 
der  kalten  Glaubersalzquellen,  wirkt  getruuken,  abführend,  diuretisch, 
auflösend,  und  ist  in  dieser  Hinsicht  dem  Piillnaer  M. wasser  zu  ver- 
gleichen. 

H.  J.  v.  Crantz  a.  a.  O.   S.  202. 
S.  Pataki  1.  c.   p.  71. 

Die  M. quelle  von  Oelves  in  der  Koloser  Gespannschaft,  von 
der  von  Kis  -  Czeg  eine   halbe  Stunde  entfernt,  von  gelblicher  Farbe, 
einem  schwach  bitterlichen  Geschmack,  ohne  Geruch,  hat  die  Tempe- 
ratur von  11°  R.  und  enthält  nach  Pataki  in  sechzehn  Unzen: 
Kohlensaure  Kalkerde      .        .        .  1,70  Gr. 

Kohlensaure  Talkerdc       .        .        .  2,80  — 

Alaunerde  .        .        .        .        .        .  0,60  — 

Schwefelsaure  Talkerde   .        .        .      104,00  — 
Clornatrium        .....  1,60  — 

Extractivstoff 0,40  — 

111,10  Gr. 
Kohlensaures  Gas  einige  Kub.  Z. 
Seinem  Gehalt  und  seinen  Wirkungen  nach  gehört  dieses  M.was- 
ser   zu   der  Klasse  der  Bitterwasser  und  ist  in   dieser  Hinsicht  dem 
Saidschitzer  Bitterwasser  zu  vergleichen,   nur  mit  dem  Unterschiede, 
dafs  es  weniger  feste  Bestandtheile  enthält,  als  letzteres. 
S.  Pataki  1.  c.    p.  72. 

Die  M. quelle  von  F  els'ü-Baj  om  oder  Bazen  im  Distrikte 
Mcdias.  In  einem  sehr  anmuthigen  Thale  entspringen  auf  dem  lin- 
ken Ufer  eines  kleinen  Flusses  mehrere  M.  quellen,  von  welchen  be- 
sonders zwei  Erwähnung  verdienen,  die  obere  oder  das  Kirchen- 
bad und  die  untere,  oder  das  Bettlerbad. 

Sehr  bemerkenswert!!  ist  die   starke  Ausströmung  von  Schwefel- 


357 

wasserstoffgas,  theils    m   der  Nähe  der  Ölquellen,  theils  einige  Stun- 
den von  denselbeu  im  Distrikte  Kis-Saros. 

Das  M.  wasser  von    Felsö-Bajom  ist   geruchlos,   von  einem  ste- 
chend-salzigen  Geschmack,  hat  die  Temperatur  von  15°  R.,  das  spec. 
Gewicht  von  1,040000  und  enthält  nach  Pataki  in  sechzehn  Unzen: 
Chlornatrium      ....      388,800  Gr. 
Chlorcalcium  -.         14,400  — 

Chlortalcium      ....        17,200  — 
Extractivstoff    ....  0,800  — 

Thonerde  ....  0,536  — 

"  421,736  Gr. 
Seit   Jahrhunderten   hat   sich   bereits    dieses  M. wasser  sehr  hilf- 
reich erwiesen  hei  hartnäckigen  gichtischen  Leiden,   namentlich  Con- 
tracturen,  Skropheln  und  Lähmungen. 
S.  Pataki  1.  c.  p.  62. 

3.  Die  Heil  quellen  der  Slavonischen,  Banatisch  en,  Kroa- 
tischen und  Siebenbürgischen  Mili  tair  gränz  e. 

1.  Die  Herculesbäder  von  Mehadia.  Sie 
liegen  in  der  ungarischen  oder  banatischen  Militairgränze, 
im  Bezirke  des  wallachisch -illyrischen  Regiments,  in  ei- 
nem anmuthigen  Thale,  welches  anderthalb  Stunden  lang, 
theilweise  sehr  eng,  nirgends  mehr  denn  3 — 400  Schritte  breit, 
als  ein  Theil  des  Cserna  Thalzuges  zu  betrachten,  sich 
durch  Milde,  Wärme  und  Reinheit  der  Luft,  und  eine  reiche 
Vegetation  auszeichnet.  —  Das  Badeetablissement  besteht 
aus  einer  einige  hundert  Schritte  langen  Reihe  von  Häusern 
auf  dem  rechten  Ufer  der  Cserna,  von  dem  Marktflecken 
Mehadia  eine  Stunde,  von  der  türkischen  Gränzfestung 
Orsova  anderthalb   Stunden  entfernt. 

Der  höchste  Grad  von  Kälte,  welcher  aber  nur  selten  mehr  denn 
zwei  bis  drei  Tage  anhält,  beträgt  —  11°  R.,  nur  im  Winter  1829  — 
1830  war  sie,  als  aufserordentlich,  bis  zu  —  16°  R.  gestiegen.  Der 
Weinstock  liefert  schon  im  August  vortreffliche  Trauben,  der  Feigen- 
baum wächst  hier  wild  und  der  Rosmarin  hält  den  Winter  hindurch 
im  Freien  aus.  Im  Juli  und  August  ist  die  Hitze  wegen  des  Reflexes 
der  Sonnenstrahlen  von  den  Kalkfelsen  so  beträchtlich,  dafs  sie.  Mit- 
tags zwischen  11  bis  3  Uhr  im  Schatten  26  —  29°  R.  beträgt. 

Die  zahlreichen  römischen  Niederlassungen  in  dem 
alten  Dacien  und  die  bei  den  Herculesbädern  aufgefunde- 
nen zahlreichen  Inschriften,  Votivtafeln,  Münzen  von  Tra- 
jan,  Hadrian  und  den  Antoninen  bis  auf  M.  A.  Philippus, 


358 

so  wie  sieben  Statuen  des  Hercules  lassen  auf  eine  sehr 
frühe  Kenntnifs  und  Benutzung  dieser  Heilquellen  schlie- 
fsen.  Lange  Zeit  wurden  sie  jedoch  vernachlässigt.  Der 
Feldmarschall-Lieutenant  Graf  Hamilton  war  der  erste, 
welcher  in  der  ersten  Hälfte  des  vorigen  Jahrhunderts  un- 
ter Kaiser  Karl  VI.  ihnen  seine  Aufmerksamkeit  schenkte, 
die  bis  dahin  schlechten  Einrichtungen  verbesserte  und 
namentlich  das  Ludwi  gs-,  Franc  isci-  und  Hercules- 
bad  errichtete.  Während  der  Türkenkriege  erfuhr  das 
Etablissement  leider  mannigfache  Bedrängnisse  und  Zer- 
störungen^ erfreute  sich  jedoch  seit  1792  nicht  nur  der 
wesentlichen  Verbesserung  der  vorhandenen  und  Errich- 
tung von  neuen  Bädern,  sondern  auch  zahlreicher  und 
zweckin äfsiger  Wohngebäude  und  Verschönerungen  der 
Umgebungen. 

Die  Zahl  der  Kurgäste  im  Jahre  1811  betrug  944,  im  Jahre  1830 
1431  (aufser  298  Fremden,  -welche  sich  nur  einige  Zeit  im  Bade  auf- 
hielten), —  die  Zahl  sämmtlicher  Kurgäste  von  1S11  bis  1830  19,243. 

Paschalis  Caryophilus  (Pascal  Garofolo)  war 
der  erste,  welcher  in  einer  Monographie  die  durch  Graf 
Hamilton  wieder  neu  aufgefundenen  Heilquellen  beschrieb ; 
die  neueste  und  vollständigste  Schrift  über  diesen  Kurort 
verdanken  wir  Schwarzott. 

Die  das  Cserna-Thal  umschliefsenden  Berge  bestehen  auf  dem 
rechten  Ufer  aus  Granit,  schiefrigem  Kalk-  und  Thonmcrgel,  in  wel- 
chem häufig  Schwefelkies  vorkommt,  und  aus  körnigem  Kalkmergel, 
aschgrauem  Uebergangskalk  und  Grauwacke,  —  auf  dem  linken  Ufer 
aus  Grünstein  mit  Feldspath,  Quar^krystallen ,  Kalkspatb  und  Horn- 
stein,  Aveiter  abwärts  aus  schaligem  Kalkmergel,  und  noch  weiter  ab- 
wärts aus  einem  an  beiden  Flufsufern  hin  abziehenden  Thonschiefer- 
gebirge,  mit  abtheilungsweisc  eingeschobeneu  Kicsclmassen. 

Die  Mehrzahl  der  M.  quellen  bei  Mehadia  gehört  zu 
der  Klasse  der  Schwefelthermalquellen.  Ihr  Wasser  ist 
klar,  von  einem  bitterlich- salzigen  und,  nach  Verschie- 
denheit ihres  gröfsern  oder  geringeren  Schwefelgehaltes, 
mehr  oder  weniger  hepatischem  Geschmack  und  Geruch, 
1  iaht  sich,  längere  Zeit  der  Einwirkung  der  atmosphäri- 
schen Luft  ausgesetzt,  und  bildet  dann  auf  der  Oberfläche 


359 

ein  farbiges  Häutchen,  auf  dem  Boden  einen  feinen  Nie- 
derschlag. 

Die  einzelnen,  benutzten  und  unbenutzten  M.quellen  entspringen 
mit  einer  sehr  verschiedenen  Wassermenge  in  einer  Entfernung  von 
1650  Schritten  vom  Hercules-  bis  zum  Franciseibade,  22  au  der  Zahl, 
3  davon  auf  dem  linken,  die  übrigen  auf  dem  rechten  Ufer,  «um 
Theil  in  dem  Bette  der  Cserna.  Nach  Schwarzott  beträgt  ihre 
Temperatur  18  —  51°  R. 

Badearzt  ist  Hr.  Regimeutsarzt   Dr.  Martini. 

Benutzt  werden  folgende  Bäder: 

1.  Das  Herculesbad,  das  älteste,  wahrscheinlich  schon  von 
den  Römern  benutzte  Bad. 

Seine  Th.quelle  entquillt  eiuem  aschgrauen  Kalkfelseu,  ist  hell, 
geruchlos,  von  schwachem,  bitterlieh-salzigem  Geschmack;  die  Tem- 
peratur des  Th.  wassers  beträgt  18  —  39°  R.  (nach  Verschiedenheit 
der  Jahreszeit  und  des  Zuflusses  von  Schnee-  oder  Regenwasser), 
das  spec.  Gewicht  1006  bei  14°  R.  der  Atmosphäre,  seine  Wasser- 
menge nach  Zimmermann  in  einer  Stunde  5045  Kub. F.  oder  2815§ 
Wiener  Maafs. 

2.  Das  Karlsbad.  Die  Th.quelle  dieses  Namens  bricht  sechs 
Klafter  vom  Ufer  zwischen  den  Ludwigs-  und  Herculesbäderu  aus  der 
Fortsetzung  derselben  Gebirgsmasse  hervor,  aus  welcher  die  Hercu- 
lesquelle  entspringt.  Ihr  Wasser  ist  gleich  dem  der  vorigen  hell, 
von  einem  schwachen  hepatischen  Gerüche,  einem  gelind  bittersalzi- 
gen Geschmack,  von  35°  R.  Temperatur;  sein  spec.  Gewicht  beträgt 
1006,  seine  Wassermenge  23  Kub.  F.  in  einer  Stunde.  Sie  ist  unter 
allen  hepatischen  Quellen  die  schwächste  und  bildet  zwischen  diesen 
und  der  Herculesquelle  gleichsam  den  Uebergang. 

3.  Das  Lud  wigs  bad,  hart  am  rechten  Ufer  der  Cserna  gelegen. 
Seine  Th.quelle  ist  durchsichtig,  von  schwach  schwefeligem  Geruch, 
bitterlich -salzigem  Geschmack,  ihre  Temperatur  beträgt  37°  R.,  ihr 
spec.  Gewicht  nach  Zimmermann  1005,  ihre  Wassermenge  in  ei- 
ner Stunde  960  Kub.  F. 

Statt  der  ehemaligen  Militair-Baracken,  in  welche  die  Militahba- 
demannschaft  einquartirt  wurde,  besteht  seit  1834  ein  sehr  schönes, 
geräumiges  Gebäude,  in  welches  170  Mann  aufgenommen  werden  kön- 
nen, und  welches  mit  dem  Ludwigsbade  durch  einen  unterirdischen 
Gang  in  Verbindung  steht,  so  dafs  die  Mannschaft  gegen  jede  Witte- 
rung geschützt  sich  dahin  begeben  kann. 

4.  Das  Karolinenbad.  Die  unter  diesem  Namen  benutzten 
Bäder  erhalten  ihr  Wasser  aus  zwei  Th.  quellen ,  von  welchen  die 
eine  aus  Kalkfelsen  entspringt  und  in  einem  Reservoir  aufgefangen 
wird,  die  andere  dagegen  eine  durch  Röhren  gebildete  Ableitung  aus 
dem  Kaiserbade  ist.  Ihr  Wasser  ist  farblos,  durchsichtig,  von  einem 
starken  Schwefelgeruch,  welcher  selbst  in  mehreren  Tagen  nicht 
ganz  verschwindet,    von    mildem,    schwach-salzigem,  bitterlichem  Ge- 


360 

schmuck;  seine  Temperatur  beträgt  22°  R.,  sein  spec.  Gewicht  1005, 
seine  Was^ermenge  180  Kub.  F.  in  einer  Stunde.  —  Nach  Zimmer- 
mann betrug  die  Temperatur  coustaut  33°  R.,  der  Zuflufs  in  einer 
Stunde  115£  Kub.  F. 

Das  Neu-Gebäude  für  Kurgäste  ist  seit  1833  durch  einen  hellen, 
aber  geschlossenen  Gang  zum  Vortheil  der  Kurgäste  verbunden  worden. 

5.  Das  Kaiserbad  hat  seine  eigene,  aus  Kalk-  und  Schiefer- 
felsen entspringende  Th. quelle,  welche  theils  zu  den  Bädern  dieses  Eta- 
blissements, theils  zu  denen  des  Karolinenbades  benutzt  wird.  Un- 
fern derselben  sprudeln  mehrere  sehr  heifse  Quellen  (die  eine  von 
51°  R.),  welche  unter  sich  und  mit  der  eigentlichen  Badequelle  zu; 
communiciren  scheinen.  Das  Wasser  erscheint  an  der  Quelle  klar 
und  farblos,  in  gröfserer  Menge  ins  Grünliche  spielend,  von  einem 
starken ,  mehrere  Tage  anhaltenden  Schwefelgeruch ,  einem  ekel- 
haft-bitterlichen, scharfsalzigen  Geschmack;  seine  Temperatur  beträgt 
44°  R.,  das  spec.  Gewicht  1012  (nach  Zimmermann  43°  R.  und 
100S),  sein  Zuflufs  (ungerechnet  den  der  tiefer  entspringenden  sehr 
ergiebigen,  heifseren)  89  Kub.  F.  in  einer  Stunde. 

6.  Das  Ferdinandsbad.  Die  Quelle  war  früher  bekannt  un- 
ter dem  Namen  der  ..Kalkquelle.,>  Unfern  derselben  befindet  sich 
das  sogenannte  Schwitzloch,  auf  dessen  Grunde  drei  hepa- 
tische Quellen  von  43°,  33°  und  32°  R.  hervorquellen ;  die  Tempera- 
tur dieser,  jetzt  unbenutzten  Höhle  wechselt  nach  Verschiedenheit  der 
Temperatur  der  Atmosphäre.  Unter  derselben  zwischen  dem  Kaiser- 
und  Augenbade  befindet  sich  noch  eine  nicht  unbedeutende  Quelle, 
welche  Nicolaiqu  eil  e  genannt,  früher  zu  einem  eigenen  Bade 
verwendet  wurde. 

Die  M.quelle  des  Ferdinandsbades  kommt  in  ihrem  plrysischen 
Verhalten  mit  der  des  Kaiserbades  überein,  hat  jedoch  nur  die  Tem- 
peratur von  43°  R.,  ihr  specifisches  Gewicht  beträgt  1009,  ihre  Was- 
sermenge 90  Kub.  F.  iu  einer  Stunde. 

7.  Das  Augenbad  oder  Augendunstbad  (der  Augenbruu- 
nen).  Die  Th. quelle,  welche  unter  diesem  Namen  benutzt  Avird, 
kommt  mit  der  des  Kaiserbades  in  Geschmack,  Geruch  und  übrigen 
Eigenthümlichkeiten  iiberein ,  hat  die  Temperatur  von  42°  R. ;  die 
Wassermenge  beträgt  in  einer  Stunde  40  Kub.  E. 

8.  Das  Franciscibad.  Das  am  linken  Ufer  der  Cserna  lie- 
gende Badegebäude  steht  auf  der  Quelle  selbst,  unfern  derselben  fin- 
det sich  eine  zweite,  welche  aber  nicht  benutzt  wird.  Die  erstere 
ist  frisch  geschöpft  klar,  durchsiebtig,  ins  Grünliche  spielend,  von  ei- 
nem starken  Schwefelgeruch,  einem  bitterlich- salzigen  Geschmack. 
Ihre  Temperatur  beträgt  32°  R.,  ihr  spec.  Gewicht  1012,  ihre  Was- 
sermenge in  einer  Stunde  9G  Kub.  F. 

'.».  Das  Josephsbad,  ebenfalls  auf  dem  linken  Ufer  der  Cserna. 
Die  Quelle  dieses  Bades  scheint  ein  Abkömmling  des  Kaiserbades  zu 
■CID,  kommt  daher  hinsichtlich  ihrer  physischen  Eigenthümlichkeiten 
mit  denen  jener  iiberein ;  ihre  Temperatur  beträgt  39°  R.,  ihre  Was- 
sermenge nur  5  Kub.  F.  iu  einer  Stunde. 


361 


Chemisch  untersucht  wurde  das  Th.wasser  der  einzel- 
nen Quellen  zu  verschiedenen  Zeiten  von  Kitaibel, 
Schuster  und  Zi in m ermann  und  ergab  folgendes  Re- 
sultat. 

In  sechzehn  Unzen  Wasser  enthalten : 

1.  die  Herculesquelle  :        2.  die  Karlsquelle : 
Chlornatrium     .     •  .        .        12,103004  Gr.     .        .       10,211526  Gr. 
Chlorcalcium     .        .        .  5,242182  —      .        .        4,463519  — 

Schwefelsaure  Kalkerde   mit 

0,656039  —      . 


einer  Spur  von  Kieselerde 

Schwefelwasserstoffgas  . 
Stickgas  .... 
Kohlensaures  Gas 


18,001225  Gr. 

0,340282  K.  Z. 
1,128139  — 

1,468421  KZ. 


0,631514  — 
15,306559  Gr. 
0,766400  K.Z. 
0,324954    — 

0,349478    — 

1,440832  K.Z. 


3.  Die  Ludwigsquelle :     4.  Die  Karolinenquelle  : 


Chlornatrium 
Chlorcalcium 


16,729000  Gr. 
6,974248  — 


Schwefelsaure   Kalkerde  mit 
einer  Spur  von  Kieselerde      0,931943  — 

24,635191  Gr. 
Schwefelwasserstoffgas     .        1,578877  K.Z. 
Stickgas      ....        0,340282      — 
Kohlensaures  Gas      .        .        0,380101      — 


2,299260  K.Z. 

Die  Kaiserquelle : 
29,478847  Gr. 
15,398528  — 


Chlornatrium 
Chlorcalcium 
Schwefelsaure   Kalkerde   mit 
einer  Spur  von  Kieselerde      1,548129 


.      28,028S16  Gr. 
.       13.534641  — 

1,400980  — 

42,964437  Gr. 
2,293071  K.Z. 
0,343347  — 

0,447578  — 

3,083996  K.Z. 

6.  Die  Ferdinandsquelle : 

.   29,432826  Gr, 
,   .   15,775597  — 

1,557325  — 


Schwefelwasserstoffgas 
Stickgas 
Kohlensaures  Gas 


46,425504  Gr. 
3,096256  K.Z. 
0,352507    — 
0,643776    — 

4,092539  K.  Z. 


46,765748  Gr. 
1,581851  K.Z. 
0,331085    — 

0,478233    — 

2,391169  K.Z. 


Chlornatrium 

Chlorcalcium 

Schwefelsaure    Kalkerde  mit 

einer  Spur  von  Kieselerde 


7.  Die  Augenquelle  :     8.  Die  Francisciquelle : 

31,606376  Gr.    .        .      23,599019  Gr. 

16,587366  —      .        .      11,312041  — 


1,538933  — 
49,732675  Gr. 


1,237890  — 
36,148950  Gr. 


362 

l 

Schwefelwasserstoffgas    .  2,605763  K.Z.  .        1,563458  K.Z. 

Stickgas    ....  0,343347    —     .        .,_     0,343347    — 

Kohlensaures  Gas    .        .  0,573263    —     ."       .        0,407724    — 

3,522373  K.Z.  2,314529  K.Z. 

9.     Die    Joseplisquelle : 

Chlornatrium 28,185162  Gr. 

Chlorcalcium 14,442022  — 

Schwefelsaure  Kaierde  mit  einer  Spur  von  Kieselerde      1,532765  — 

44,159949  Gr. 
Schwefelwasserstoffgas  .        .        .        .        .  2,133660  K.Z. 

Stickgas 0,343347    — 

Kohlensaures  Gas .        .  0,422648    — 

2,899655  K.Z. 

In  ihren  Wirkungen  sind  sie  den  kräftigsten  Schwe- 
felthermen  gleich  zu  stellen  (Vergl.  Th.  I.  S.  243.  Zweit. 
Aufl.  S.  257  u.  f.).  Contraindicirt  in  allen  den  Fällen,  in 
welchen  reizende  Schwefelthennen  überhaupt  zu  widerra- 
then  sind,  sind  sie  gar  nicht,  oder  nur  sehr  bedingt  anzu- 
wenden bei  Fieber,  entzündlichen  Affectionen,  einem  sehr 
hohen  Grade  von  Schwäche,  ödematösen  Anschwellungen, 
skirrhösen,  scorbutischen  und  syphilitischen  Dyskrasieen, 
so  wie  organischen  Fehlern,  varicösen  Qeschwüren  und 
localen  syphilitischen  Affectionen. 

Benutzt  werden  sie  in  folgenden  Formen : 

1.  Als  Bäder.  Ganze  Bäder  werden  genommen  in  dem 
Hercules-,  Ludwigs-,  Karolinen-,  Kaiser-,  Ferdinands-, 
Francisci-  und  Josephsbade,  —  das  Kai'lsbad  dient  zu  Fufs- 
und  Handbädern,  der  Augenbrunnen  als  Augendunstbad. 

Die  Dauer  des  Aufenthaltes  im  Bade,  so  wie  die  Zahl  der  Bäder 
hängt  von  der  Individualität  des  Kranken  und  der  Art  der  Krank- 
heit ah. 

Man  badet  früh  nüchtern  zu  einer  Temperatur  von  27  —  32°  K., 
verweilt  in  dem  Bade  eine  halbe  bis  ganze  Stuude,  —  in  Bädern  vou 
hoher  Temperatur  indefs  nur  zehn,  höchstens   fünfzehn  Minuten. 

Die  Th.bäder  verursachen  häufig  einen  eigenthümlichen  Badeaus- 
schlag  mit  starkem  Jucken  der  Haut,  welcher  oft  kritisch,  bei  mäfsig 
warmem  Verhalten,  so  wie  das  Jucken  allinählig  verschwindet. 

2.  Als  Klystier  und  Einspritzung,  —  Douche-,  Tropf- 
und  Regenbad;   —  die  Douche   wird    besonders    gerühmt 


363 

bei  Lähmungen,  Contracturen,  Rheuuiatalgieen,  kalten  Ge- 
schwülsten. 

3.  In  luftförmlger  Gestalt  als  Therm aldampfb ad. 

4.  Als  Trinkkur.     Hierzu  werden  gewöhnlich  benutzt : 
die  Hercules-,  Karls-,  Ludwigs-  und  Augenbrunnenquelle. 

Das  Wasser  der  erstem  ist,  besonders  mit  Milch,  nicht  unange- 
nehm zu  trinken,  wird  am  besten  nüchtern  ein  oder  zwei  Stunden 
nach  dem  Bade  zu  2  bis  6  Gläsern,  bei  mäfsiger  Bewegung  im  Freien 
getrunken,  und  in  der  Regel  vom  Magen  leicht  vertragen.  —  Das 
Wasser  der  Karlsquelle  wirkt  stärker  auflösend  und  erhitzender;  — 
ganz  ähnlich  dieser  wirkt  die  Augenbrunnenquelle. 

Wirkt  das  getrunkene  Th.wasser  nicht  hinreichend  täglich  auf 
den  Stuhlgang,  so  mischt  man  dem  ersten  zu  trinkenden  Becher  eine 
halbe  bis  anderthalb  Drachmen  Karlsbadersalz  zu,  oder  sucht  durch 
Klystier  von  Th.wasser  des  Hercules  -,  Karls  -  oder  Augenbrunnens 
nachzuhelfen. 

Die  Krankheiten,  in  welchen  sich  die  Heilquellen  be- 
sonders hilfreich  erwiesen,  sind  folgende: 

1.  Chronische  Hautausschläge,  —  namentlich  krätz- 
und  flechtenartige. 

2.  Krankheiten  des  Drüsen-  und  Lymphsystems,  Skro- 
pheln,  Verhärtungen,  kalte  Geschwülste. 

3.  Blennorrhöische  und  katarrhalische  AfFectionen  der 
Luftröhre  und  Lungen,  des  Darmkanals,  der  Harn-  und 
Geschlechtswerkzeuge. 

4.  Heftige  rheumatische  und  gichtische  Leiden,  — 
Omagra,  Chiragra,  Podagra,  verlarvte  Gicht  in  Form  von 
gichtischen  Schleimflüssen,  Neuralgieen,  chronischen  Haut- 
ausschlägen und  Geschwüren. 

5.  Steifigkeit  und  Contracturen  der  Gelenke,  in  Folge 
von  Verwundungen,  Knochenbrüchen,  Verrenkungen,  Ge- 
lenkgeschwülsten oder  metastatischen  Affectionen. 

6.  Lähmungen;  contraindicirt  bei  Lähmungen,  welche 
als  Folgekrankheit  der  Apoplexia  sanguinea  zu  betrachten, 
sind  sie  zu  empfehlen,  wenn  sie  von  reiner  Schwäche, 
Dyskrasieen,  gichtischen  und  psorischen  Metastasen  oder 
chronischen  Metallvergiftungen  entstanden  sind. 

7.  Verhaltene  oder  zu  sparsame,  anomale  Menstruation. 


364 

Auch  bei  Kindern  werden  die  Heilquellen  nicht  selten  benutzt 
indefs  doch  nur  äufserlieh  in  Form  von  Bädern  und  Klystieren, 

Paschalis  Caryophilus,  dissert.  epistolaris  de  thermis  Her- 
culanis  nuper  in  Dacia  detectis.    Viennae  1737. 

Paschalis  Caryophilus,  dissert.  de  usu  et  praestantia  tlier- 
maruin  Herculanarum ,  quae  nuper  in  Dacia  detectae  sunt,  epistolaris 
altera.     Mantuae  1739. 

H.  J.  v.  Crantz,  analyses  thermarum  Herculanarum  Daciae  Tra- 
jaui,  celebriorunique  Hungariae.    Viennae  1773. 

H.  J.  v.  Crantz,  Gesundbr.  der  Oest.  Monarchie  S.  198. 

Stadler,  Versucbe  über  die  uralten  römischen  Hercules- Bäder 
Wien  1775. 

Fr.  Griselini,  Versuch  einer  Geschichte  des  Temeswarer  Bana- 
tes.     Wien  1780.     Tb.  II.  S.  107. 

Vaterländische  Blätter.  1S08.  S.  157.  —  1S10.  S.  393.  —  1820 
No.  9. 

Sartori's  Naturwunder  des  Oestreichischen  Kaiserthums  1809 
Tb.  I.  S.  201. 

Hesperus  1815.    S.  477. 

J.  Wächter,  Abbandlung  über  den  Gebrauch  der  vorzüglichsten 
Bäder  und  Trinkwasser.    Wien  1817.    S.  127. 

v.  Hitzinger's  Statistik  der  Militairgränze  des  Oest.  Kaiser- 
thums.    Wien  1817.  Tb.  I.    S.  135.  Th.  II.  S.  425. 

Die  besucht.  Badeort,  u.  Gesundbr.  des  Oest.  Kais.  Th.  II.  S.  278. 

v.  Csaplovics,  topographisch- statistisches  Archiv  für  das  KÖ- 
nigr.  Ungarn.     Wien  1821.  Th.  I.  S.  244. 

C.  v.  Szepeshäzy  und  C.  J.  v  Thiele,  Merkwürdigkeiten  a 
a.  O.  S.  172. 

v.  Hitzinger's  Gemälde  von  Ungarn.  1829.  Th.  I.  S.  93. 

P.  Kitaibel,  Hydrographia  Hungar.    T.  II.   p.  311. 

J.  v.  Csaplovics,  Gemälde  von  Ungarn.    1829.  S.  93. 

Felsö-  Magyar  -  Orszägi  Minerva.     Mäsodik  Kötet.  1830. 

Die  Hercules -Bäder  bei  Mehadia  von  J.  H.  Seh  arzott.  Wien 
1831.     Mit  einem  Kupfer  und  mehreren  Tabellen. 

Ludvigh's  malerische  Reise  von  Pesth  nach  Orsowa  1835 
Th.  I.  S.  83. 

.1.  v.  Vering,  eigenthüml.  Heilkraft  verschiedener  M.wässer 
1836.  S.  34. 

Die    berühmtesten    Bäder    u.    Gesundbrunnen   von    Ungarn.   1837. 

2.  Das  M.bad  %u  Topnszko  in  der  kroatischen 
Militairgränze,  unfern  Sziszeg,  scheint  schon  den  Römern 
bekannt  gewesen  zu  sein,  wie  unter  andern  eine  ausge- 
grabene römische  Inschrift  zu  beweisen  scheint.  Unfern 
der  Quellen  wurde  1222  unter  Andreas  II.  von  den  Be- 
nedict ineru  eine  Abtei  erbaut. 


365 

Die  M. quellen  haben  die  Temperatur  von  45 — 49°  R.; 
ihr  Wasser  ist  geschmack-  und  geruchlos.  Diejenige, 
welche  zu  Bädern  benutzt  wird,  hat  die  Temperatur  von 
46°  R.  Nach  Csaplovics  giebt  die  Hauptquelle  in  ei- 
ner Stunde  180  Eimer  Wasser. 

Nach  der  Analyse  des  Apothekers  Gürth  enthalten 
sechzehn  Unzen  dieses  Th.wassers : 

Kohlensaure  Kalkerde 

Schwefelsaure  Talkerde 

Chlortalcium 

Erdharz 

Schwefelsaure  Kalkerde 

Kohlensaures  Gas 
Aufser  einem  Hospital  für  Soldaten  findet  sich  hier 
ein  Badehaus.  Das  Unterkommen  der  Kurgäste  ist  durch 
mehrere  neu  aufgeführte  Bauten,  so  wie  bessere  Einrich- 
tungen in  Privatwolinungen  erleichtert  worden. 

Benutzt  werden   die  M.  quellen  in  Form  von  Wasser- 
bädern, so  wie  auch  von  M. schlämm. 
H.  J.  v.  Crantz  a.  a.  0.  S.  124. 

Wiener  Zeitschrift  für  Kunst,  Literatur,  Theater  und  Mode.  1827. 
Nr.  121.  122. 

J.  v.  Csaplovics  Gemälde  von  Ungarn.    1829.  S.  101. 


2,709  Gr. 

4.0L1  — 

1,340  — 

0,088  — 

0,465  — 

8,613  Gr. 

0,886  Kub.  Z. 

An  diese  Bäder  schliefsen  sich: 
Die  M. quellen  von  Ro  dna  und Szent-  György(St.  Georg) 
in  der  siebenbürgischen  Militairgränze.  Das  Gebiet  der  Stadt  Rodna 
in  dem  Umkreise  einer  Quadratmeile  ist  ungemein  reich  an  M.quel- 
len,  vorzüglich  eisenhaltigen  Säuerlingen;  man  zählt  einige  zwanzig, 
von  welchen  die  vorzüglicheren  folgende  sind. 

1.    Die  M. quelle  von  D ombliät.     Ihr  Wasser  ist  klar,  von 
schwefeligem  Geruch,    einem  säuerlich  -  stechenden  Geschmacke,  von 


10°  R.  Temperatur;    das  spec.  Gewicht  beträgt  1,005308. 
taki  enthalten  sechzehn  Unzen: 

Kohlensaure  Kalkerde        .        .       11,200  Gr. 


Nach  Pa- 


Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaures  Eisen 
Kohlensaures  Mangan 
Kohlensaures  Natron 
Schwefelsaures  Natron 


5,100  — 
0,900  — 
0,300  — 
25,600  — 
2,400  — 


366 


Chlornatrium      .        .        .        .        7,200  Gr. 
Kieselerde  ....        0,100  — 

Extractivstoff     ....        0,024  — 


52,824  Gr. 
Kohlensaures  Gas       .        .        .      46,08  Kub.Z. 
Sckwefelwasserstoffgas  in  unbestimmter  Menge. 

2.  Die  M. quelle  von  Szent-  Gy Örgy,  von  dem  Dorfe  die- 
ses Namens  mehrere  hundert  Schritte  entfernt,  farblos,  krystallhell, 
von  schwefeligem  Geruch,  einem  sauren,  salzig-stechenden  Geschmack, 
hat  die  Temperatur  von  11°  R,  das  spec.  Gewicht  beträgt  1,006060 
und  sie  enthält  nachPataki  in  sechzehn  Unzen: 


Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaures  Eisen 
Kohlensaures  Natron 
Schwefelsaures  Natron 
Chlornatrium 
Kieselerde 


12,80  Gr. 
5,60  — 

0,80  — 
17,20  — 

1,40  — 
28,S0  — 

0,20  — 


66,80  Gr. 
Kohlensaures  Gas        .        .        .        40,96  Kub.Z. 
Schwefelwasserstoffgas  eine  geringe  Menge. 

3.  Die  M. quelle  v on  Bor-Volgy,  (Vale-Szienluy)  in  dem 
langen  waldigen  Thale  dieses  Namens,  nördlich  zwei  Stunden  von 
Rodna,  färb-  und  geruchlos,  von  einem  säuerlichen,  zusammenziehen- 
den Geschmacke,  hat  die  Temperatur  von  8°  R.,  das  spec.  Gewicht 
=  1,002698  und  sie  enthält  nach  Pataki  in  sechzehn  Unzen: 


Kohlensaure  Kalkerde 

2,20  Gr. 

Kohlensaure  Talkerde 

1,60  — 

Kohlensaures  Eisen 

1,10  — 

Kohlensaures  Natron 

6,00  — 

Schwefelsaures  Natron 

1,50  — 

Chlornatrium         .        . 

0,90  — 

Extractivstoff 

0,40  — 

13,70  Gr. 

Kohlensaures  Gas 

30,72  Kub.  Z 

4.  Die  M. quelle  von  Vale  TJrsuluy,  im  Thale  dieses  Na- 
mens, 'am  Flüfschen  Medve  Pataka,  eine  halbe  Stunde  von  Rodna, 
krystallhell,  geruchlos,  von  säuerlich -tintenartigem  Geschmack;  ihre 
Temperatur  beträgt  7,5°  R.,  ihr  spec.  Gewicht  1,001704.  Nach  P  a- 
taki  cuthalten  sechzehn  Unzen: 

Kohlensaure  Kalkcrde  .        .       0,20  Gr. 

Kohlensaures  Eisen      .         .         .        0,60  — 
Kohlensaures  Natron  .        .        0,90  — 


36F, 


Schwefelsaures  Natron 
Extractitstoff        .        -r 

Kohlensaures  Gas 


0,40  Gr. 
0,20  — 

2,30  Gr. 
23,04  Kub.Z. 


5.  Die  M. quellen  zu  Rodna  oder  Radna.  Sie  entspringen 
in  der  Stadt  selbst,  unfern  des  Flusses  Izvor,  haben  einen  säuerlich- 
tintenartigen  Geschmack,  ihre  Temperatur  beträgt  10,5°  R.,  das  spec. 
Gewicht  1,001183;  sie  enthalten  nach  Pataki  in  sechzehn  Unzen: 


Kohlensaure  Kalkerde 

1,60  Gr. 

Kohlensaure  Talkerde 

0,30  — 

Kohlensaures  Eisen 

1,20  — 

Kohlensaures  Natron 

1,00  — 

Schwefelsaures  Natron 

1,10  — 

Chlornatrium        . 

0,40  — 

Extractivstoff 

0,10  — 

5,70  Gr. 

Kohlensaures  Gas 

15,24  Kub.Z. 

6.  Die  M. quelle  am  Flufs  Aranyos,  von  Dombhat  nur 
eine  halbe  Stunde  entfernt.  Ihr  Wasser  ist  färb-  und  geruchlos,  von 
einem  säuerlich-tintenartigen  Geruch,  ihre  Temperatur  beträgt  9°  R., 
das  spec.  Gewicht  1,001373;  sie  enthält  nach  Pataki  in  sechzehn 
Unzen : 

Kohlensaure  Kalkerde  .        .        1,40  Gr. 


Kohlensaures  Eisen      .        . 

0,90  — 

Kohlensaures  Natron 

0,30  — 

Schwefelsaures  Natron 

0,80  — 

Chlornatrium 

0,40  — 

Chtortalcium 

1,50  — 

Kieselerde     .... 

0,20  Gr. 

5,50  Gr. 

Kohlensaures  Gas 

.      15,36  Kub.Z 

Die  hier  besonders  aufgeführten  M.  quellen  zerfallen  nach  Ver- 
schiedenheit ihres  Gehalts  und  ihrer  Wirkung  in  zwei  Klassen : 

1.  in  die  weniger  eisenreichen  Säuerlinge,  die  M. quellen  von 
Dombhat,  Sz.  György  und  Vale-Szienluy.  Getrunken  wirken  sie  ge- 
lind reizend  auf  alle  Se-  und  Excretionen,  namentlich  die  Schleimhäute, 
expectorirend,  eröffnend,  diuretisch  und  werden  empfohlen  bei  Stockun- 
gen und  Verschleimungen  im  Unterleibe,  Hämorrhoiden,  Infarcten,  Hy- 
pochondrie, Melancholie,  Gelbsucht,  Stockungen  in  den  inesaraischen 
Drüsen,  —  bei  chronischen  Brustkrankheiten,  Gries-  und  Steinbe- 
schwerden, —  endlich  bei  rheumatischen  und  gichtischen  Affectionen. 

2.  Die  eisenreicheren  Säuerlinge  dagegen  (die  M.quellen  von  Vale 
Ursuluy,  Rodna  und  Aranyos),  von  einer  reizenden  und  erhitzenden 
Wirkung,  zu  widerrathen  in  allen  den  Fällen,  wo  Eisenwasser  con- 
traindicirt  sind,  werden   in  Krankheiten   von   Schwäche  torpider  Art 


368 

empfohlen,  —  namentlich  bei  Kachexieen  von  Schwäche,  Chlorosis, 
Rhachitis,  Skropheln,  Fettsucht,  Impotentia  virilis,  Anomalieen  der 
Menstruation  von  Schwäche,  Unfruchtbarkeit. 

H.  J.  v.  Crantz  a.  a.  0.   S.  228. 

S.  Pataki  1.  c.  p.  7. 

Das  B ar ander  M.w asser  in  der  Banater  Militairgräuze.  Bei 
dem  Dorfe  Barand  befindet  sich  ein  salzhaltiger  Teich,  welcher  zu 
techuischen  Zwecken,  zur  Gewinnung  von  Salz,  von  den  Bewohnern 
der  Umgegend  benutzt  wird.  Nach  Kitaibel  ist  der  Hauptbestand- 
teil desselben  Chlornatrium,  die  Menge  seines  Gehaltes  jedoch  wech- 
selnd. 

P.  Kitaibel  I.  c.   T.  II.  p.  298. 

Die  M. quelle    Szalankama,    in   der  slavonischen  Militair- 
gränze,  von  Kitaibel  nur  unvollkommen  untersucht. 
P.  Kitaibel  1.  c.   T.  II.  p.  297. 

4.     Die  Heilquellen   der  Königreiche  Kroatien 
und  Slavonien. 

Beide  Königreiche  besitzen  einen  grofsen  Reichthuui 
an  M.qucllen,  sowohl  warmen,  als  an  kohlensaurem  Gase 
reichen  kalten,  von  welchen  jedoch  verhältnifsm'afsig  nur 
ein  kleiner  Theil  benutzt  wird.  Die  bekanntesten  sind: 
die  Heilquellen  zu  Grofswardein  oder  Töplika,  Kra- 
pina  und  Szutinczka. 

H.  J.  v.  Crantz,  Gesundbr.  der  Oest.  Monarchie.    S.  112.  126. 

Joan.  Bapt.  LaLanque,  tractatus  de  aquis  medicatis  re- 
gnorum  Croatiae  et  Slavoniae.    Zagrebiae  1779. 

Vinc.  Ferd.  Taude,  Synopsis  fontium  Austriae.    p.  54.  61. 

Mag  da  Pal  Magyar  Orszäynak  sat.  statistikai  6s  geogruphiai 
lecräsa.    Pesten  1819. 

Taube,  Beschreibung  von  Slavonien.    Th.  I.  S.  11. 

1.  Die  Thermalschiuefelbäder  zu  Töplika, 
T öplitza  oder  Grofswardein  (Therm.  Töplikenses 
Croatorum) ,  in  der  Varasder  Gespannschaft,  schon  den 
Alten  bereits  bekannt  unter  dem  Namen  der  Thermae  Con- 
stantini,  Eigenthum  des  Agramer  Domkapitels,  sehr  flei- 
fsig  besucht,  eine  halbe  Stunde  von  der  K.  Freistadt  Wa- 
r;i Silin,  acht  von  Agram,  vier  von  Fridau,  in  einer  reizen- 
den Gegend. 

Nach 


369 


Nach  den  noch  vorhandenen  Ueberresten  waren  diese  Tb.  quellen 
nicht  blofs  den  Römern  bekannt,  sondern  -wurden  von  letzteren  mit 
bedeutenden  Bauwerken  ausgestattet,  auch  als  Bäder  bemitzt.  Nach 
einer  verheerenden  Feuersbrunst  liefs  Constantin  die  Bäder  wie- 
der herstellen,  daher  der  Name  der  „Constantinsbäder",  —  den  Na- 
men „Th.  Jasiae"  erhielten  die  Bäder  von  den  anwohnenden  Jazy- 
gen.  Die  Verwüstungen,  welche  Attila'8  Zug  auch  hier  veranlafste, 
wurde  Ursache,  dafs  sie  lange  -Zeit  vernachlässigt  und  erst  in  neue- 
rer Zeit  wieder  mit  den  erforderlichen  Einrichtungen  zu  Bädern  ver- 
seben wurden.  Aufser  den  Constantinischen  Bädern,  den  ältesten, 
und  den  Josephsbädern,  finden  sich  hier  Wannenbäder,  und  auch  ein 
M.schlammbad  in  zwei  Abtheilungen  für  Männer  und  Frauen. 

Das  Wasser  der  hier  entspringenden  sehr  wasserrei- 
chen Th.quellen  ist  klar,  stark  perlend,  von  einem  starken, 
weit  sich  verbreitenden  hepatischen  Geruch  und  ähnli- 
chem Geschmack;  der  Einwirkung  der  Luft  längere  Zeit 
ausgesetzt,  bildet  sich  auf  dem  Boden  des  Wassers  ein 
schwärzlicher  Niederschlag;  seine  Temperatur  beträgt  45° 
R.,  sein  spec.  Gew.  1,0015. 

Chemisch  untersucht  wurde  dasselbe  von  H.  J.  von 
Crantz,  Hacquet,  Lalanque,  Kitaibel  und  neuer- 
dings von  M.  J.  Halter,  Apotheker  in  Warasdin. 

Nach  Halter  enthält  dasselbe  in  sechzehn  Unzen: 


Schwefelsaures  Natron 

1,97  Gr. 

Chlornatrium 

0,81  — 

Schwefelsaure  Talkerde 

0,57  — 

Chlortalcium 

0,41  — 

Schwefelsaure  Kalkcrde 

.        1,17  - 

Chlorcalcium         .        .        . 

0,14  — 

Kohlensaure  Talkerde  . 

0,57  — 

Kohlensaure  Kalkerde  . 

2,26  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul  . 

0,12  — 

Kieselerde     .... 

0,21  — 

Thonerde      .... 

0,42  — 

Harzstoff      .... 

0,12  — 

Schwefel       .... 

2,84  — 

11,61  Gr. 

Kohlensaures  Gas 

2,68Kub.Z. 

Schwefelwasserstoffgas 

5,68 

8,36  Kub.  Z. 

Der  Schwefel -Mineralschlamm  ist  von  aschgrauer,  ins  Gelbliche 
spielender  Farbe,   breiartiger  Consistenz,    hepatischem   Gerüche    und 
von  27°  R.  Temperatur  an  der  Oberfläche,  von  30°  R.  in  der  Tiefe. 
II.  Theil.  A  a 


370 

Empfohlen  werden  die  Th.quellen  zu  T.  vorzüglich  als 
Bad  in  folgenden  Krankheiten: 

1.  gegen  chronische  Hautausschläge,   in  Folge  gichti- 
scher, rheumatischer*  selbst  syphilitischer  Dyscrasien. 

2.  Nevralgien  und  Contrakturen  von  gichtischen  Ur 
sachen. 

3.  Krankheiten  des  Uterinsystems,  besonders  Anlage 
zu  Abortus. 

Mit  Nutzen  bedient  man  sich  auch  des  Schwefel-M.schlammes  zv 
T.  zur  Unterstützung  der  Wirkung  der  Wasserbäder,  namentlich  bei 
chronischen  Hautausschlägen  und  hartnäckigen  gichtischen  Localleiden. 

H.  J.  v.  Crantz  a.  a.  0.   S.  121. 

P.  Kitaibel  1.  c.    T.  II.  p.  284. 

J.  v.  Csaplovics,  Gemälde  von  Ungarn.    1829.    S.  95. 

Historisch -topographische  Beschreibung  des  Varasdiner  Töplitzer 
Schwefelbades  von  Mich,  von  Kunitsch.    Varasdiu  1828. 

Macher's  phys.  mediz.  Beschreibung  der  Sauerbrunnen  zu  Taz- 
mannsdorf  und  Sulz,  der  Bäder  bei  Warasdin,  Erapina,  Stubitza, 
Tschatasch  und  Neustädtl.    1834. 

Die  berühmtesten  und  besuchtesten  Bäder  und  Gesundbrunnen 
von  Ungarn.   1837.   S.  88. 

2.  Die  T hermalbäder  bei  Krapina^  andert- 
halb Stunden  von  K.  entfernt. 

Das  Wasser  der  drei  hier  entspringenden  Th.quellen 
ist  klar,  von  einem  hepatischen  Gerüche,  einem  salzig- 
schwefeligen  Geschmack  und  von  33 — 35,5°  R.  Temperatur. 

Der  chemischen  Analyse  zufolge  enthält  es  eine  unbe- 
deutende Menge  Schwefelwasserstoff  gas ,  an  festen  Be- 
standtheilen  in  sechzehn  Unzen  Th. wasser  3  Gr.,  unter 
diesen  vcrhältnifsmäl'sig  viel  schwefelsaures  Natron,  weni- 
ger kohlensaure  Kalkerde,  sehr  wenig  Chlorsalze  und  eine 
Spur  von  kohlensaurem  Eisen oxydul. 

Weniger  als  Getränk,  häufig  in  Form  von  Bädern  be- 
nutzt, erweiset  sich  dasselbe  sehr  hilfreich  bei  chronischen 
Exanthemen,  besonders  Flechten  und  hartnäckigen  kratz* 
artigen  Hautausschlägen,  gichtischen  und  rheumatischen 
Afi'ectionen. 

H.  J.  v.  Crantz  a,  a.  0.    S.  115. 


371 

P.  Kitaibel  1.  c.  T.  II.  p.  287. 

Macher,   pbys.    medic.    Beschr.  der  Sauerbr.  zu  Tazmannsdorf, 
Sulz  u.  s.  w.    1834. 

3.  Die  Thermalquellen  %u  Szutinczka, 
zwei  Stunden  weit  von  Krapina  entfernt,  am  Fufse  eines 
Felsens.  Ihr  Wasser  ist  klar,  hell,  von  bläulicher  Färbung, 
geruch-  und  geschmacklos,  nach  Kitaibel  von  30  —  32, 
—  nach  Macher  von  25—27°  R. 

An  festen  Bestandteilen  enthält  es  kohlensaure  Kalk- 
erde und  schwefelsaure  Talkerde. 

Gerühmt  wird  dasselbe  bei  gichtischen  und  rheumati- 
schen Leiden  und  chronischen  Nervenleiden. 
H.  J.  v.  Crantz  a.  a.  0.   S.  121. 
P.  Kitaibel  1.  c.  T.  II.  p.  288. 

Aufser  dieseii  Tb. quellen  sind  noch  zu  erwähnen: 

Die  Th.b'üder  zu  Daruvdr  iu  der  Poseganer  Gespannschaft, 
Eigen thum  des  Hrn.  Grafen  v.  Jankovicz. 

Nach  mebreren  aufgefundenen  römischen  Ueberresten  war  dieser 
Ort  schon  den  Römern  bekannt  unter  dem  Namen  Thermae  Jasorven- 
ses.     Das  Antonibad  ruht  auf  einem   römischen  Fundamente. 

Den  Namen  Daruvdr  leitet  man  von  dem  im  Gräfl.  Jankowic- 
zi  scheu  Familienwappen  befindlichen  Kranich  (Daru)  und  V&r 
(Schlofs)  ab. 

Die  Tb.  quellen  entspringen  am  Fufs  des  die  nordöstliche  Seite 
der  Stadt  umkränzenden  Weingebirges. 

Nach  H.  J.  v.  Crantz  enthielten  zwei  Pfund  des  Wassers  ab- 
gedampft nur  fünf  Gran  feste  Bestandtheile;  Kitaibel  fand  bei  sei- 
ner 1808  unternommenen  Analyse:  kohlensaures  Gas,  kohlensaure 
Kalk-  und  Bittererde,  Eisen  und  schwefelsaures  Natron. 

Daruvär  besitzt  mehrere,  in  neuerer  Zeit  noch  verbesserte  Bade- 
anstalten, das  Antonibad,  das  Johannesbad  uud  ein  Schwimm- 
bad ;  benutzt  wird  auch  der  M.  schlämm. 

H.  J.  v.  Crantz  a.  a.  0.    8.  128. 

Die  besuchtesten  Badeörter.    Th.  II.  S.  292. 

J.  v.  Csaplovics,  Gemälde  von  Ungarn.    1829.    S.  100. 

Das  Lipiker  Bad,  drei  Stunden  von  Daruvär,  unfern  Pakrdtz. 
Die  Temperatur  der  hier  entspringenden  schwefelhaltigen  M.  quellen 
beträgt  30—41°  R. :  die  des  Volksbades  41°  R.,  die  des  Bischofsbades 
36°  R.,  die  einer  dritten  33°  R.,  und  die  einer  vierten  30°  R. 

Viele  vermuthen,  das  Lipiker  Th.wasser  habe  mit  dem  von  Da- 
ruvär einen  gemeinschaftlichen  Ursprung. 

Empfohlen  wird  es  als  Getränk,  Bad  und  in  Form  von  Klystie- 
ren  bei  Stockungen,  Verschleimungen  und  Lähmungen. 

Äa2 


372 


H.  J.  v.  Crantz  a.  a.  0.   S.  126. 

J.  v.  Csaplovics,  Gemälde  von  Ungarn.   1829.    S.  101. 

Die  M.quellen  von  Sztubicza  in  der  Agramer  Gespannschaft, 
entspringen  auf  einer  Ebene  aus  Moorgrund,  auf  welcher,  wo  man  tief 
gräbt,  Th. quellen  zu  Tage  kommen.  Mau  unterscheidet  sechs  Th. 
quellen,  welche  so  wasserreich  sind,  dafs  sie  in  drei  Stunden  über 
1500  Kub.  Fufs  Wasser  geben. 

Obgleich  diese  Th.  quellen  schon  lange  bekannt,  hat  man  erst  ia 
neuerer  Zeit  geeignete  Einrichtungen  zu  ihrer  zweckmäfsigeren  Be- 
nutzung zu  treffen  sich  bemüht.  Aufser  Vorrichtungen  zu  gemein- 
schaftlichen Bädern,  finden  sich  nach  Macher  zu  St.  auch  Wannen-, 
Dampf-  und  Schlammbäder. 

Das  Wasser  aller  Th. quellen  ist  klar  und  durchsichtig,  von  wei- 
chem, kaum  merklich  salzigem  Geschmack;  die  Temperatur  der  hei- 
fsesteu  Th.  quelle  beträgt  nach  Macher  47°  K.,  ihr  specif.  Gewicht 
1,00204.  Der  Einwirkung  der  atmosphärischen  Luft  länger  ausge- 
setzt, entwickelt  sich  ein  hepatischer  Geruch  und  weifsliche  Flocken. 

Nach  Baumbach  enthalten  sechzehn  Unzen: 


Schwefelsaures  Natron 

0,67  Gr. 

Schwefelsaure  Talkerde 

0,50  — 

Schwefelsaure  Kalkerde 

0,33  — 

Chlorcalcium 

0,24  — 

Kohlensaure  Talkerde 

0,75  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

0,86  — 

Kohlensaures  Eiseuoxydul  . 

0,01  — 

Kieselerde     

0,03  — 

Alaunerde      

0,05  — 

3,44  Gr. 

Kohlensaures  Gas        .        -t 

0,53  K,Z. 

Sauerstoffgas 

0,03   — 

Atmosphärische  Luft  .        » 

0,25   — 

0,81  K.Z. 

Ihrer  chemischen  Constitution  zufolge  gehören  die  Th. quellen  zu 
der  Klasse  der  indifferenten  Th. quellen  (Vergl.Th.  1.  Zweit.  Aufl.  S.  294) 
werden  zwar  hauptsächlich  als  Wasserbad  benutzt,  aber  auch  als  Ge- 
tränk, zu  einem  halben  bis  ganzen  Seidel,  als  Dampfbad  und  in  Form 
von  Mineralschlamm. 

Hilfreich  haben  sie  sich,  gleich  ähnlichen  indifferenten  Th.  quel- 
len, namentlich  in  chronischen  Leiden  von  allgemeiner  oder  örtlicher 
Schwäche  des  Nervensystems,  besonders  Lähmungen,  —  veralteten 
Hautausschlägen  und  Geschwüren,  —  hartnäckigen  rheumatischen  und 
gichtischen  Leiden  ohne  entzündliche  oder  fieberhafte  Complicationen, 
Mercurialkachexie,  —  Krankheiten  des  Drüsen-  und  Lymphsystems, 
scrophulüaen  Geschwülsten  uud  Geschwüren,   Rhachitis,  —  Stockun- 


373 

gen  und  Verhärtungen  im  Unterleibe,  Hämorrhoidalbeschwerden,  Gelb- 
sucht, Hypochondrie,  krankhaften  Störungen  der  Menstruation,  Bleich- 
sucht, Fluor  albus,  —  bewiesen. 

H.  J.  v.  Crantz  a.  a.  0.    S.  118. 

P.  Kitaibel  1.  c.    T.  II.  p.  2S9. 

Phys.  chemische  Beschreibung  des  Sztubitzer  Bades  von  Jos. 
von  S  hitisch.    Agram  1814. 

Macher,  phys  med.  Beschreibung  der  Sauerbrunnen  zu  Taz- 
mannsdorf,  Sulz  u.  s.  w.    1834. 


An  sie  schliefsen  sich  in  der  Agramer  Gespannschaft  die  drei 
Sauerbrunnen  von  Jamnicza,  Lascina  und  Kamensko,  welche 
am  Kulpaflufse  in  einer  Entfernung  von  drei  Stunden  entspringen,  und 
mehr  durch  die  Quantität  als  '  die  Qualität  ihrer  Bestandteile  sich 
unterscheiden. 

Die  M. quelle  Jamnicza  in  dem  Jamniczer  Walde,  auf  dem 
linken  Ufer  des  Kulpaflusses  entspringend,  hat  das  spec.  Gew.  1008 
und  enthält  nach  der  Analyse  von  Augustin  in  einem  halben  Wie- 
ner Maafse  Wasser; 


Kohlensaure  Kalkerde 

5,00  Gr. 

Kohlensaures  Eisenoxydul  . 

1,00  — 

Schwefelsaures  Natrou 

9,80  — 

Chlornatrium         . 

12,00  — 

Chlortalcium 

3,00  — . 

Kohlensaures  Natron    . 

23,20  — 

Kieselerde      .... 

0,75  — 

Extraktivstoff        .        . 

0,25  — 

55,00  Gr. 

Kohlensaures  Gas 

.    116,00  Wien.  Kub.Z. 

Benutzt  wird  dieselbe  als  Getränk  und  Bad.  —  Im  J.  1829  wur- 
den 5000,  —  im  J.  1830:  12332  Flaschen  dieses  M.wassers  abgesetzt. 

H.  J.  v.  Crantz  a.  a.  O.    S.  112. 

Kitaibel  1.  c.    T.  II.   p.  290. 

Der  Sauerbrunnen  Jamnicza  im  Königreiche  Croatien,  von  Mi- 
chael von  Kunitsch.    Agram  1831. 

Die  M. quelle  von  La  szina  (Lafsinia),  eine  halbe  Stunde 
vom  Dorfe  Laszina,  auf  dem  rechten  Ufer  des  Kulpaflusses,  enthält 
nach  Gürth's  Anatyse  in  sechzehn  Unzen: 

Kohlensaure  Kalkerde        .        .  5,293  Gr. 

Schwefelsaure  Talkerde    .        .  1,817  — 

Schwefelsaures  Natron      .        ,  18,518  — 

Chlornatrium       ....  10,360  — 


374 


Kohlensaures  Eisen    .        .        .        0,133  Gr. 
Extractivstoff     ....        0.370  — 


36.491  Gr. 
Kohlensaures  Gas       .        .        .      56,888  Kuh.  Z. 

Als  Getränk  empfiehlt  man  sie  hei  Verschleimungen,  Säure  des 
Magens,  —  aufserdem  als  Einspritzung  und  zu  Klystieren. 

H.  J.  v.  Crantz   a.  a.  0.    S.  117. 

Der  Sauerbrunnen  von  Jamnicza  von  M.  von  Kunitsch 
S.  31.  32. 

Die  M. quelle  von  Kamenszk o ,  von  Jamnicza  zwei  Stunder 
entfernt. 

H.  J.  v.  Crantz  a.  a.  0.    S.  115. 

Es   sind   hier  ferner   zu   erwähnen    der   Sauerbrunnen   von   K  a 
meiüi    Goricza,    eine    halbe    Stunde  von    Nowi  -  Marhoff,    —    die 
Schwefelquelle   von   Slaboticz,  —   und  die  Th. quelle   des  Smer 
de  eher  Bades   bei    Krapina    von   24 —  26°  R.,    in    sechzehn    Unzen 
Wasser   nur   2'/2  Gr.    feste  Bestandtheile    enthaltend,    gegen    chroni 
sehe  Hautausschläge  empfohlen. 

H.  J.  v.  Crantz  a.  a.  0.   S.  114.  119. 


II. 

Die  Heilquellen  des  Königreichs  Preufsen. 


E 


ine  Zusammenstellung  der  Mineralquellen  Preufsens  nach 
ihrer  Zahl  und  Qualität  mit  den  verschiedenen  Gebirgsar- 
ten,  durch  welche  ihre  Entstehung  bedingt  wird,  zeigt 
schon  beim  ersten  Blick  eine  grofse  und  wesentliche  Ver- 
schiedenheit zwischen  denen  der  flachen  Moor-  oder  Sand- 
ebenen  und  denen  bedeutender  Gebirgszüge.  —  Während 
die  grofse  Schuttebene,  welche  von  dem  nördlichen  Abfalle 
der  schlesischen  Gebirge  zwischen  Elbe  und  Weichsel  mit 
ihren  nur  geringen  Sandhügeln  bis  an  die  Küste  der  Ost- 
see sich  erstreckt,  der  heifsen  Mineralquellen  ganz  ent- 
behrt, häufig  zwar  kalte  enthält,  aber  doch  nur  solche, 
die,  arm  an  freier  Kohlensäure  und  festen  Bestandtheilen  und 
sehr  abhängig  von  äufsern,  besonders  atmosphärischen  Ein- 
flüssen, einen  sehr  veränderlichen  Gehalt,  und  daher  als 
Heilquellen  nur  einen  untergeordneten  Werth  haben  kön- 
nen: —  welche  Menge,  welche  Mannigfaltigkeit  von,  an 
festen  und  flüchtigen  Bestandtheilen  reichhaltigen  M.  quel- 
len bieten  dagegen  Schlesien,  die  Rheinlande  und  ein  Theil 
von  W  estphalen  dar!  —  Gegenden,  in  welchen  durch  die 
blofs  liegenden  Gebirgsarten  einer  altern  Zeit  das  Innere 
unserer  Erde  sich  erschliefst,  wodurch  um  so  leichter 
und  ungetrübter  die  Erzeugnisse  ihrer  geheimnifsvollen 
Tiefe  zu  Tage  gefördert  werden  können. 

Nach  Verschiedenheit  ihrer  Lage  zerfallen   die  Heil- 
quellen des  Königreichs  Preursen  in  folgende  Hauptgruppen: 


378 


I.  Die  Heilquellen  der  Provinz  Schlesien 
und   der   Grafschaft  Glaz. 

II.  Die  Heilquellen  des  Grofsher zogthums 
Niederrhein  und  der  Provinz  Julie h - 
Clevc-Berg. 

III.  Die  Heilquellen  der  Provinz  Westphalen. 

IV.  Die  Heilquellen  der  Provinzen  Sachsen, 
Brandenburg-,  Pommern  und  Ostpreufsen. 

E.  0 sann's  Uebersicht  der  wichtigsten  Heilquellen  im  König- 
reich Preufsen.  Berlin  1827.  —  Abgedruckt  in:  Hufe  1  and  und 
0 sann's  Journal  der  praktischen  Heilkunde.  Bd.  LXV.  St.  6.  S.  121. 
Supplem.  1827.  S.  112.  —  Supplem.  1829.  S.  235.  —  Supplem.  1830. 
S.  208:  —  Bd.  LXXIX.   St.  6.  S.  95. 

C.v.  Graefe  u.  M.  Kaiisch,  Jahrbücher  für  Deutschlands  Heil- 
quellen und  Seebäder.  III.  Jahrg.  1838.  S.  301.  —  IV.  Jahrg.  1839. 
3.  Abth. 


V 


I.    Die  Heilquellen  der  Provinz  Schlesien  und   der 
Grafschaft  Glaz. 


as  Hauptgebirge,  durch  welches  die  Eigenthümlichkei- 
ten  der  genannten  Länder  bedingt  werden,  ist  der  hohe, 
von  Südost  nach  Nordwest  streichende  Kamm  des  Riesen- 
gebirges mit  seinen  mannigfachen  Vorbergen  und  Verzwei- 
gungen, und  der  die  Grafschaft  Glaz  amphitheatraUsch 
umschliefsende  Kranz  von  hohen  Gebirgen.  Von  den  M. 
quellen,  welche  Schlesien  und  die  Grafschaft  Glaz  besitzt, 
entspringen  die  zahlreichsten  und  kräftigsten  im  Gebirge 
oder  am  Fufse  desselben,  —  die  schwächeren  und  verhält- 
nifsmäfsig  auch  weniger  benutzten  dagegen  in  dem,  am 
nördlichen  Abhänge  des  Gebirges  tiefer  sich  ausbreitenden 
flachen  Lande. 

Bei  der  Betrachtung  der  Localverhältnisse  der  erste- 
rcu  kommt  vor  allem  ihre  zum  Theil  sehr  hohe  Lage  in 
Betracht.  Die  Höhe  der  Schneekoppe,  des  höchsten  Punkts 
im  Riesengebirge,  beträgt  4965  F.,  des  Altvaters  in  der 
Grafschaft  Glaz  4505  F.,  —  die  des  Spiegels  der  Oder, 
als  des  tiefsten  Punkts,  bei  Kosel  570  F.,  bei  Brieg  419  F., 
bei  Breslau  370  F.,  bei  Glogau  212  F.,  bei  Neusalz  190  F. 
über  dem  Meere.  Während  mehrere  unbedeutende  M.  quel- 
len in  der  Ebene  und  eben  deshalb  verhältnifsmärsig  ziem- 
lich tief  entspringen,  beträgt  die  Höhe  der  wichtigeren 
Heilquellen  Schlesiens  und  der  Grafschaft  Glaz  1000  — 
1700  F.  über  dem  Meere.    Es  entspringen  nämlich: 


,380 

Die  M.  q.    zu  Warmbrunn    .        .        .        .        .        1008  F.  irb.  d.  M. 

—  ,  —      —  Salzbrunn 1210 

—  —  —  Cudowa 1235 

—  —  —  Altwasser 1255 

—  —  —  Niederlangenau       ....        1330 

_  _  _  Landeck.        .        .        .        .        .        1399 . 

—  —  —  Charlottenbrunn      ....        1437 

_  _  _  Flinsberg 1542 <- 

__  _  _  Reinerz 1720 

Durch  ihre  beträchtliche  Höhe,  und  besonders  dadurch, 
dafs  die  Mehrzahl  der  Kurorte  am  nördlichen  Abfall  des 
Gebirges  gelegen,  häufig  den  Einflüssen  der  Nord-  und 
Nordostwinde  mehr  ausgesetzt  ist,  wird  ihr  Klima  oft  rauh 
und  kalt;  —  daher  die  eigentliche  Badezeit  hier  meist  spä- 
ter ihren  Anfang  nimmt  und  auch  früher  schliefst,  als  an 
andern,  in  dieser  Beziehung  günstiger  gelegenen  Kurorten. 
Durch  die  hohe  Lage  besitzen  die  meisten  eine  reine,  rei- 
zend-belebende Bergluft.  Wenn  diese  allerdings  für  Per- 
sonen, welche  sehr  reizbare  Lungen  haben,  zu  erre- 
gend sein  kann,  so  wirkt  sie  dagegen  um  so  wohlthätiger 
auf  alle  diejenigen,  welche  an  krankhafter  Schwäche  der 
Nerven,  oder  an  chronischen  Brustübeln,  zunächst  auf  Er- 
schlaffung und  Atonie  der  Schleimhaut  der  Luftwege  gegrün- 
det, leiden.  —  Noch  darf  hierbei  nicht  unbeachtet  bleiben, 
dafo  gerade  die  verhältnifsmäfsig  hohe  Lage  der  Kurorte 
von  Schlesien  und  der  Grafschaft  Glaz  nicht  selten  ihren 
Umgebungen  eine,  vielen  Gegenden  in  der  Schweiz  zu  ver- 
gleichende Gebirgsvegetation  verleiht,  welche  von  grofser 
Wichtigkeit  für  €Üe  Qualität  der  hier  bereiteten  Molken  wird. 

Die  Mehrzahl  der  in  oder  an  dem  Gebirge  gelegenen 
Kurorte  erfreut  sich  einer  reizenden  Lnge.  Die  Grafschaft 
Glaß  umschliefst  zum  Theil  sehr  liebliche  Thäler,  wie  un- 
ter andern  das  nach  Landeck  führende  anmuthige  Thal  der 
Bicli»,  —  der  hohe,  durch  seine  kolossale  Form  ausgezeich- 
nete Kamm  des  Riesengebirges,  reich  an  weiten  Aussich- 
ten in  die  fruchtbare,  nach  Norden  sich  entfaltende  Ebene, 
bildet  dagegen  breitere,  reich  bevölkerte,  durch  Betrieb- 
samkeit belebte  Thäler,  —  namentlich  das  mit  Recht  so  be* 


381 

rühmte  und  gepriesene  Schmiede-  und  Hirschberger  Thal, 
in  welchem  Warmbrunn  liegt. 

In  geognostischer  Hinsicht  zeigt  das  Riesengebirge  mit 
dem  die  Grafschaft  Glaz  umschliefsenden  Gebirgszug  die 
gröfste  Analogie. 

Im  Riesengebirge  beschränken  sich  die  Hauptgebirgs- 
arten  auf  Granit,  Gneus,  Glimmer-  und  Hornblende-Schie- 
fer und  körnigen  Kalkstein.  —  Bei  Liebwerda,  am  Iser- 
und  Schmiedeberger  Kamm  zeigt  sich  gneusartiger  Granit, 
Glimmerschiefer  bei  Flinsberg,  Lager  von  Thonschiefer 
mit  gneusartigem  Glimmerschiefer  abwechselnd  am  südli- 
chen Abhang  des  Gebirges  Grünsteinschiefer;  das  Wal- 
denburger  Gebirge  besteht  aus  Grünstein-  mid  Thonschie- 
fer, an  welchen  sich  graues  und  rothes  Conglomerat  und 
sehr  beträchtliche  Lager  von  Sandstein  anschliefsen,  welche 
als  Quader-Sandsteingebirge  sich  nach  Böhmen  und  der 
Grafschaft  Glaz  fortsetzen.  Den  grofsten  Theil  des  gan- 
zen Waldenburger  Gebirges  nimmt  das  Stemkohlengebirge 
ein,  aus  dunkelrothem  eisenhaltigem  Sandgestein  und  Schie- 
ferthon  bestehend,  zwischen  welchen  Steinkohlen  lagern. 
Aus  diesem  erheben  sich  eine  Menge  höherer  aus  Porphyr 
bestehender  Berge.  Bemerkenswerth  ist  das  Vorkommen 
von  Basalt,  namentlich  bei  Querbach,  Neusorge,  zwischen 
Börngrätz  und  Neu-Kemnitz,  bei  Pörschwitz,  Keulendorf, 
—  bei  Greifenstein,  Friedberg  am  Q,ueifs  und  Langwasser. 

In  den  Gebirgen  der  Grafschaft  Glaz  herrscht  Gneus 
und  auf  diesem  gelagerter  Glimmerschiefer  vor.  Mit  dem 
Thale  von  Albendorf  parallel  bildet  der  Porphyr  eine  Hü- 
gelreihe, und  verliert  sich  in  die  kolossalen  säulenartigen 
Sandsteinfelsen,  welche  die  Heuscheuer,  die  Umgebungen 
des  Braunauer  Spitzberges  und  die  merkwürdigen  Adersba- 
cher Felsengruppen  bilden,  und  an  welche  sich  ein  mächti- 
ger Sandsteinzug  anschließt.  Mit  der  Sandsteinformation 
erscheint  Pläner  Kalkstein,  besonders  bemerkenswerth  bei 
Cudowa  und  Reinerz,  und  von  da  sich  bis  gegen  Habel- 
schwerdt  ziehend.     Das  von  Glaz  bis  Silberberg  sich  aus- 


382 

dehnende  Uebergangsgebirge  zeigt  Grünstein,  Grünstein- 
schiefer, Hornblendeschiefer,  Thonschiefer,  Grauwacke  und 
Conglomerat.  Steinkohlen  finden  sich  in  beträchtlichen 
Flötzen.  Bemerkenswerth  ist  das  Vorkommen  von  Basalt 
am  Dieberschaarberg,  Grauen -Berg  und  Winklerberg  in 
der  Gegend  von  Landeck.  — 

Nach  G.  Bischof  läfst  sich  bei  'vielen  der  an  freier 
Kohlensäure  und  Natron  reichen  kalten  Quellen  nachwei- 
sen, dafs  sie  in  der  Nähe  von  vulkanischen  Gebirgsarten 
zu  Tage  kommen,  —  die  warmen  entspringen  aus  Urge- 
birge,  —  die  schwächern  kalten,  an  flüchtigen  Bestand- 
theilen  und  kohlensaurem  Natron  ärmern  dagegen  in  Ebe- 
nen aus  angeschwemmtem  Lande.  — 

In  Bezug  auf  die  Mischungsverhältnisse,  das  quanti- 
tative und  das  qualitative  Verhältnifs  der  Bestandtheile  der 
M.quellen  Schlesiens  und  der  Grafschaft  Glaz  verdient  be- 
merkt zu  werden,  dafs  die  Mehrzahl  der  kalten  M.quellen 
im  Gebirge  und  namentlich  in  der  Grafschaft  Glaz  ungemein 
reich  an  kohlensaurem  Gase  ist;  die  Quellen  zu  Cudowa 
gehören  sogar  zu  den  an  Kohlensäure  reichsten,  die  wir 
überhaupt  besitzen.  —  Bei  dem  grofsen  Reichthum  an  koh- 
lensaurem Gase  ist  es  indefs  sehr  zu  bedauern,  dafs  bei 
mehreren  schlesischen  und  gläzischen  M.quellen  dasselbe 
nur  schwach  an  das  Wasser  gebunden,  und  dafs  daher  diese 
nicht  ohne  bedeutende  Zersetzung  und  Verlust  an  Eisen- 
gehalt versandt  werden  können.  Zwar  hat  man  durch  Ein- 
schlagen von  eisernen  Nägehi  in  den  Kork,  — Vorkehrungen, 
welche  früher  schon  empfohlen  wurden, —  diesem  Uebelstand 
zu  begegnen  versucht;  —  dafs  diesem  Zweck  aber  weit 
besser  die  Anfüllung  des  wasserleeren  Raumes  der  zu  ver- 
sendenden Flaschen  mit  Kohlensäure  entspricht,  ist  bereits 
schon  früher  erörtert  worden.  (Vergl.  Tb.  I.  S.  427,  zweite 
Aufl.) 

An  festen  Bestandteilen  sind  die  M.quellen  von  Cu- 
dowa, Reinerz  und  Salzbrunn  reich,  —  in  andern  kalten 
und  Thermal-M. quellen   ist  dagegen  das  quantitative  Vcr- 


383 

liältnifs  ihres  fixen  Gebaltes  zum  Theil  sehr  gering1.  In 
einem  Pfund  Wasser  enthalten  die  Quellen  von  Warmbrunn 
und  Altwasser  nicht  10  Gran,  die  von  Niederlangenau  nicht 
8  Gran,  die  von  Charlottenbrunn,  Landeck  und  Flinsberg 
nicht  5  Gran. 

In  Bezug  auf  die  Qualität  der  Bestandteile  finden  sich 
kohlensaure  Salze,  kohlensaures  Natron  und  kohlensaure 
Kalkerde,  kohlensaures  Eisen,  und  nächst  diesen  schwefel- 
saure Salze  am  häufigsten.  Bemerkenswerth  scheint  der 
Umstand,  dafs  trotz  beträchtlichen  Steinsalzlagern  und 
Salzwerken  in  den  östlichen  Nachbarländern  von  Schlesien 
Chlorsalze,  namentlich  Chlornatrium  in  allen  schlesischen 
und  glazischen  M. quellen  nur  sparsam  vorkommt.  So  be- 
trägt der  Gehalt  an  Chlorsalzen  in  einem  Pfunde  Wasser 
der  M. quellen  von  Niederlangenau  nicht  einen  halben,  der 
M.quellen  von  Salzbrunn,  Cudowa,  Wannbrunn,  Landeck, 
Altwasser  und  Reinerz  nicht  einen  Gran.  —  Der  Gehalt 
der  böhmischen  M.quellen  an  Kochsalz  ist  zwar  beträcht- 
licher, aber  doch  immer  noch  unbedeutend  im  Vergleich 
mit  andern  (Vergl.  S.  17.  28.  59.);  der  Gehalt  an  Koch- 
salz in  den  Quellen  von  Karlsbad  und  Kaiser  Franzensbad 
beträgt  in  16  Unzen  Wasser  nicht  10  Gran.  — 

An  lauen  und  wannen  M.quellen  besitzt  Schlesien  nur 
zwei  Schwefelthermen,  die  Schwefel-Th. quellen  zuWarm- 
brunn  und  L a n d e c k ,  die  Temperatur  der  erstem  beträgt 
28—29°  R.,  die  der  letztern  15—23°  R. ;  —  unter  den  Säuer- 
lingen verdienen  vor  allen  die  von  Salzbrunn  Erwähnung, 
—  von  den  zahlreichen  Eisenquellen  die  rühmlichst  bekann- 
ten von  Cudowa,  Niederlangenau,  Reinerz  in  der 
Grafschaft  Glaz,  —  von  Flinsberg  und  Altwasser  in 
Schlesien.  —  Zur  Nachkur  und  Stärkung  bedient  man  sich 
der  Eisenquellen  zu  Altwasser  nach  dem  Gebrauch  von 
Salzbrunn,  der  Eisenquellen  von  Flinsberg  nach  Warm- 
brunn, der  Eisenquellen  zu  Reinerz  nach  Landeck. 

C.  Schwenkfeit,  stirpium  et  fossilium  Silesiae  catalogus.  Lip- 
siae  1  601. 


384 

Schickfufs,  Chronik.  Jena  1625.  Cap.  IV.  S.  16. 

N.  Hernelii  ab  Hennen  fei  dt  Silesiographia  renovata,  neces- 
sariis  scholiis,  observationibus  et  indice  aucta.  Wratislaviae  1704. 

G.  Ant.  Volkmanni  Silesia  subterranea,  oder  Schlesien  mit 
seinen  unterirdischen  Schätzen ,  Seltsahmkeiten ,  als  seltsalim  gebil- 
dete Steine,  in  Stein  verwandelt  Holz,  Sauer-,  Heil-  und  Gesund- 
brunnen. Leipzig  1720. 

D.  Sieg.  Weifst,  von  den  Sauerbrunnen  in  Schlesien  und  der 
Grafschaft  Glaz.  1738. 

J.  G.  31  orgen  besser' s  Nachricht  an  das  Publikum :  die  Ge- 
sundbrunnen zu  Cudowa,  Reinerz,  Altwasser,  Charlottenbrunn  und 
Salzbrunnen  in  Schlesien.  Breslau  1777. 

Die  Mineralquellen  in  Schlesien  und  Glaz  von  G.  P.  Mogalla. 
Breslau  1802. 

L.  v.  Buch,  geognostische  Beobachtungen  auf  Reisen.  Berlin 
1S02.  S.  1. 

Das  Riesengebirge  von  Dr.  J.  K.  E.  Hos  er.  1804. 

Schulze  iu:  v.  Leonhard's  Taschenbuch.  Jahrg.  1811.  S.  61. 

Die  Gebirge  Niederschlesiens ,  der  Grafschaft  Glaz  und  eines 
Theiles  von  Böhmen  und  der  Oberlausitz,  geognostisch  dargestellt 
durch  C.  v.  Raum  er.  Berlin  1819. 

Singer  in:  Karsten's  Archiv  für  Bergbau  und  Hüttenwesen. 
Bd.  III.  S.  86. 

Burkart  in:  v.  Leonhard's  Taschenbuch  für  die  gesammte 
Mineralogie.  Bd.  XVII.  St.  4.  S.  831. 

Die  Heilquellen  Schlesiens  und  der  Grafschaft  Glaz,  dargestellt 
von  Dr.  C.  Fr.  Mosch.  Breslau.  1821. 

Teutschland  geogn.  geolog.  darg.  von  Chr.  Keferstein.  Bd.  II. 
St.  3.  S.  193. 

Rhode  in:  Schles.  Provinzialblätt.  1823.  Bd.  LXXYII.  S.  221. 

Man6s  in:  Journal  des  Mines.  1825.  T.  XI.  p.  1. 

G.  Bischof,  die  vulkanischen  Mineralquellen  Deutschlands  und 
Frankreichs.  1826.  S.  206. 

E.  Fr.  Glocker,  Beiträge  zur  mineralogischen  Kenntnifs  der 
Sudetenländer.  Breslau  1827. 

Hufeland  und  Osanu's  Journal  der  prakt.  Heilk.  1829.  Supple- 
menth.S.235  —  Bd.  LXV.  St.  6.  S.  124.  —  1830.  Supplementh.  S.  20S. 

Zobel  und  v.  Caruall  in:  Karsten's  Archiv  für  Mineralogie. 
1831.  Bd.  Hl.  St.  1. 

C.  A.  Müller,  Beschreibung  sämmtlicher  Bäder  Schlesiens  in 
topographischer,  oekouomischer  u.  medizinischer  Hinsicht.  In  alpha- 
betischer Ordnung.  Breslau.  1832. 

K.  A.  Müller,  Taschenbuch  für  Schlesische  Bade-  und  Brunnen- 
gäste ,  oder  kurze  Beschreibung  aller  in  Schlesieu ,  der  Grafschaft 
Glaz  und  dem  Preufs.  Antheil  der  Lausitz  befindlichen  M.bruuncn  und 
Badeanstalten  etc.  Breslau.  1835. 

Die  Höhenmessungen  in  Schlesien  von  Felix  Prudlo.  Breslau 
1837. 

v.  D  c  - 


385 

v.  De  eben  in:  Karsten'«  Archiv  für  Mineralogie.  1838.  Bd. 
XI.  St.  I. 

K.  Ch.  Hille,  die  Heilquellen  Deutschlcnd's  und  der  Schweiz. 
Th.  I.  3.  Heft.  Leipzig  1S3S. 

1.    Die  Heilquellen  der  Provinz  Schlesien. 

I.  Die  Schwefeltherme  xn  IVarmbrunn 
im  Hirschberger  Kreise,  —  der  Kurort,  welcher  unter 
allen  schlesischen  Bädern  unbedenklich  die  freundlichste 
und  lieblichste  Lage  besitzt. 

Bekannt  durch  seine  kunstreichen  Glas-  und  Stein- 
schneider, berühmt  durch  seine  kräftigen,  lange  benutzten 
Heilquellen,  liegt  W  armbrunn  unweit  der  Stadt  Hirschberg 
in  einem  breiten  fruchtbaren,  wohlangebauten  Thale,  auf 
beiden  Ufern  des  Zackenflusses  ausgebreitet;  —  südlich  da- 
von erhebt  sich  majestätisch  das  Riesengebirge  mit  seinen 
malerischen  Vorsprüngen  und  begränzt  mit  der,  über  den 
ganzen  Kamm  des  Gebirges  stolz  sich  erhebenden  Schnee  - 
koppe  den  Horizont. 

Der  Badeort  Warmhrunn,  über  2000  Einwohner  zählend,  im  Mit- 
telalter lange  Zeit  Eigenthum  der  Herzöge  von  Jauer  und  Schweid- 
nitz,  wurde  mit  seinem  Gebiete  1377  von  Kaiser  Karl  IV.  zur  Be- 
lohnung für  die  treuen,  in  der  Schlacht  bei  Erfurth  geleisteten  Dien- 
ste dem  Grafen  G  o  ttsch  af  oder  Schafgotsch  übertragen,  dessen 
Nachkommen    Warmbrunn  noch  jetzt  angehört. 

In  medizinischer  Hinsicht  ist  beachtenswerth ,  dafs 
Warmbrunn  1008  Fufs  über  dem  Meere  und  an  dem  nörd- 
lichen Abhänge  des  Riesengebirges  liegt. 

Wenn  das  Klima  des  Hirschberger  Thaies  milder  ist  als  das  an- 
derer höher  und  ungünstiger  gelegener  Kurorte  Schlesiens,  so  ist 
dasselbe  doch  im  Allgemeinen  rauh  und  veränderlich,  und  sehr  abhängig 
von  der  tieferen  oder  höheren,  mehr  oder  weniger  geschützten  Lage 
der  einzelnen  Orte.  Die  Traube  reift  hier  nicht,  in  den  höher  gele- 
genen Theilen  des  Gebirges  gedeiht  nicht  mehr  Getreide  und  Obst, 
—  desto  üppiger  ist  dagegen  die  Vegetation  in  den  geschützten  Thei- 
len und  in  den  tiefer  gelegenen  Gründen.  Von  den  Winden  ist  der 
Westwind  der  herrschende.  Wechselfieber  kommen  nur  selten  vor, 
wirkliche  Epidemien  von  bösartigen  Nerven-  oder  Faulfiebern  fast 
gar  nicht,  —  dagegen  häufiger,  wegen  der  Veränderlichkeit  der  Wit- 
terung, katarrhalische  und  rheumatische  Krankheiten,  Brustaffectionen, 
und  als  endemische  Krankheiten,  wie  in  den  meisten  Gebirgsgegen- 
den, Kröpfe. 

II.  Theil.  B  b 


386 

Einer  Sage  zufolge  sollen  die  Schwefel-Th. quellen  zu 
Warmbrunn  schon  im  zwölften  Jahrli.  bekannt  und  von 
Herzog  BoleslavIV.  (Crispus,  auchBolko  genannt) 
angeblich  1175  beim  Verfolgen  eines  Hirsches  auf  der  Jagd 
zuerst  entdeckt  worden  sein.  Sie  wurden  dem  heiligen 
Johannes  geweiht  und  in  ihrer  Nähe  eine  Kapelle  erbaut. 
Später  verband  der  damalige  Besitzer  einen  Theil  des  Ge- 
bietes von  Warmbrunn  nebst  dem  Bade  mit  dem  Cister- 
zienser  Stift  zu  Grüssau  zu  einer  Probstei,  woher  sich 
noch  jetzt  die  Benennung  des  „Probsteibades"  schreibt. 
Damals  und  später  wurden  die  Schwefelquellen  zu  Warm- 
brunn, nach  der  benachbarten  Stadt  Hirschberg,  unter  dem 
Namen  des  ,,Hirschberger  Bades"  aufgeführt.  Im  sechzehn- 
ten Jahrhundert  gedenkt  derselben  C.  Hoffmann,  im  sieb- 
zehnten Jahrhundert  C.  Schwenkfeld,  Pansa,  M.  A. 
Zindel,  Chr.  Pauli,  —  an  sie  reihen  sich  die  gröfsern 
und  kleinem  Abhandlungen,  welche  im  achtzehnten  Jahr- 
hundert über  sie  erschienen,  und  was  in  diesem  Jahrhun- 
dert über  die  Wirkung  und  Benutzung  dieser  Heilquellen 
von  Mogalla,  Hufeland,  Schmidt,  Hauslcutncr, 
Wen  dt  undPreifs  mitgetheilt  worden  ist.  —  Badeärzte 
zu  W.  sind  die  Hrn.  Dr.  Hausleutner  und  Preifs. 

Die  Schwefel- Thermalquellen  zu  Warmbrunn,  jetzt 
Eigenthum  des  Grafen  Schafgot seh,  erfreuen  sich  jähr- 
lich eines  sehr  zahlreichen  Zuspruchs  von  Kurgästen. 

Aufser  den  zahlreichen,    W.  jährlich  besuchenden  Fremden,  wel- 
che sich  längere  Zeit  daselbst  aufhielten,  zählte  man: 

Im  J.   1826  .  .  .  1794  Kurgäste 

—  —  1828  .  .  .  1353  — 

—  —  1829  .  .  .  1474  — 

—  —  1830  .  .  .  1268  — 

—  —  1831  .  .  .  1227  — 

—  —  1832  .  .  .  1500  — 

—  —  1833  .  .  .  1565  — 

—  —  1836  .  .  .  1940  — 

Das  Thal,  in  welchem  Hirschberg  und  Warmbrunn 
liegen,  meist  nach  dem  ersten  Orte  benannt,  ist  vier  Mei- 
len lang,    zwei    Meilen   breit  und  gehört  unstreitig  zu  den 


387 

reizendsten  Schlesiens  und  der  Grafschaft  Glaz.  Es  zeich- 
net sich  aus  durch  Fruchtbarkeit  und  sorgsame  Cultur  des 
Bodens,  durch  Anmuth  und  Mannigfaltigkeit  der  lieblichen 
Vorberge  und  malerischen  Seitenthäler  des  Hauptgebirges 
und  endlich  durch  die  Thätigkeit  und  den  groisen  Ge- 
werbfleifs  seiner  zahlreichen  Bewohner,  welche  überall  sich, 
zeigt  und  dem  schönen  Ganzen  das  wahre  Leben  giebt. 

Nach  allen  Richtungen  bieten  die  Umgebungen  von  W.  einladende 
anmuthige  Punkte  dar,  —  ich  nenne  nur  die  Ruinen  des  an  Sagen 
so  reichen  Kynast,  den  malerischen  Zacken-  und  Kocheltall,  das  nah 
gelegene  Hirschberg,  Hermsdorf,  Buchwald,  die  Falkenberge,  die  rei- 
I  zenden  Umgebungen  von  Fisclibach  und  Erdmaunsdorf,  und  endlich 
die  4965  Fufs  über  das  Meersich  erhebende,  mit  einer  weiten  Aussicht 
lohnende  Schneekoppe. 

Die  Gebirge,  welche  W.  umgeben,  bestehen  aus  Ur- 
gebirge.  Urgranit  ist  die  Grundlage,  auf  diesem  lagert 
grüner  Urschiefer  und  Gneusgranit.  Von  Erzen  findet 
man  Schwefelkies,  Eisen,  Bleiglanz  und  Molybdän.  Reich 
an  mächtigen  Kalksteinlagern  und  Metallen  sind  die  den 
Granit  in  Norden  und  Osten  umschliefsenden  und  bedecken- 
den Urschiefer-,  und  die  in  Süden  und  Nordwesten  gele- 
genen Gneus  -  Granitgebirge,  so  wie  die  Marmorbrüche  in 
Urschiefer  in  Tiefkartmannsdorf.  Der  Bergbau  zu  Kupfer- 
berg liefert  jährlich  eine  nicht  unbeträchtliche  Ausbeute 
von  Schwefelkiesen,  Kupfer,  Blei,  Arsenik,  Blende  und 
selbst  Silber. 

Die  Th. quellen  entspringen  aus  Spalten  eines  grobkörnigen  Gra- 
nits, dessen  überwiegender  Bestandtheil  fleischrother  Feldspath  ist 
und  welchem  grauer  Quarz,  grüner  Speckstein  und  schwarzer  Glim- 
mer beigemengt  sind.  Ueber  dem  Granit  liegt  blaugrauer  Thon. 
Aus  der  Tiefe  der  Quellen  entwickeln  sich  häufig  grofse  Blasen, 
welche  auf  der  Oberfläche  des  Wassers  zerplatzen.  —  Basalt  findet 
sich  einige  Meilen  von  Warmbrunn  in  den  kleinen  Schneegrubeu,  in 
einer  Höhe  von  mehreren  tausend  Fufs,  aus  Granit  hervorbrechend, 
unweit  des  Ursprungs  der  Elbe,  —  so  wie  am  Kohlenberge  bei  Quer- 
bach, am  Wickenstein  bei  Neusorge,  bei  Steiurücken  zwischen  Börn- 
grätz  und  Neu-Kemnitz  und  bei  Langwasser. 

Die  einzelnen  Schwefelth.quellen,  welche  in  einer  Ent- 
fernung von  kaum  100  Fufs  von  einander,  290  Fufs  vom 
Ufer  des   Zacken   entspringen,   sind  unter  sich  an  Gehalt 

Bb  2 


388 

und  Temperatur  nur  wenig  verschieden,  und  haben  wahr- 
scheinlich einen  gemeinschaftlichen  Heerd.  Das  Th.was- 
ser  ist  vollkommen  hell  und  durchsichtig,  etwas  ins  Bläu- 
liche spielend,  wirft  viele  Blasen,  welche  frei  von  Kohlen- 
säure und  Schwefelwasserstoffgas  aus  Stickgas  bestehen. 
Frisch  geschöpft  ist  dasselbe  von  einem  weichlich-faden, 
schwefeligen,  später  etwas  bitterlichen  Geschmack  und 
einem  schwachen  hepatischen  Geruch,  welcher  aber  durch 
Zumischung  von  Säuren  nicht  vermehrt  wird;  erkaltet  be- 
sitzt dasselbe  keinen  vorwaltenden  Geschmack.  Nach  Fi- 
scher beträgt  das  spec.  Gewicht  des  Th.wassers  1,000313, 
die  Wassermenge  ist  ziemlich  constant,  und  beträgt  in  ei- 
ner Stunde  im  grofsen  Bassin  gegen  700  Kub.  F.,  im  klei- 
nen gegen  250  Kub. F. 

Man  unterscheidet  folgende  Hauptbäder  und  Th.quellcn : 

1.  Das  Probsteibad    oder    das  kleine  Bassin, 
von  29°  R.  Temperatur. 

2.  Das    Grafenbad    oder    das    grofse  Bassin, 
von  2S°  R.  Temp. 

3.  Die  Trinkquelle,  von  29°  R.  Temp. 
Chemisch    analysirt  wurde    das   Th.wasser  von   Mo- 

galla  und  Günther  (1802),  Tschörtner  (1822)  und 
Fischer  (1823,  1836  u.  1839). 

Nach  Mogalla    und    Günther    enthalten    sechzehn 
Unzen : 


1. 

des  Prohsteibades : 

2.  des  Grafenbades 

Kohlensaures  Natron 

5,014  Gr.    . 

5,072  Gr. 

Schwefelsaures  Natron 

2,666  —      . 

2,814  — 

Chlornatrium 

0,666  —      . 

0,833  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

1,043  —      . 

1,101  — 

Schwefelsaure  Kalkcrde 

0,444  —      . 

0,463  — 

Harzstroff 

0,578  —      . 

0,605  — 

1 

10,411  Gr. 

10,888  Gr. 

Schwefelwasserstoffgas 

6,666  Kuh.Z. 

8,000  Kuh.  Z. 

In  1000  Kub.  Z.  Th.wasser  des   kleinen  Bassins  fand 

Ts  chörtner: 

Schwefelsaures  Natron         .        .        64,3650. 
Kohlensaures  Natron     .        .        .        39,5000. 


389 


Chlornatrium 

Chlorcalciuin  mit  Ammonium 
Lösliche  organische  Stoffe  . 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Sehwefeligsaure  Kalkerde    . 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Talkerde 
Thonerde       .... 
Eisenoxyd      .... 
Unlösliche  organische  Stoffe 
Kieselerde      .... 


18,8463, 
eine  Spur. 

1,2500. 

1,7500. 

1,5000. 

7,0340. 

0,5000. 

2,5000. 

0,1250. 

0,5000. 
27,0000. 

164,8703. 
27,76. 
1,535. 
Spuren. 


Stickgas  .... 
Kohlensaures  Ammonium  . 
Schwefelwasserstoffgas 

Nach  Fischer  (1836)  enthalten  sechzehn  Unzen  Th.« 
wasser : 

1.  des  grofsen  Bassins:        2.  des  kleinen  Bassins: 


Schwefelsaures  Natron    .        . 

1,83  Gr. 

1,7100  Gr. 

Kohlensaures  Natron 

0,91  — 

0,9100  — 

Chlornatrium 

0,54  — 

0,4800  — 

Chlorcalcium  und  Ammonium 

0,06  — 

0,0600  — 

Organische  Stoffe  u.  QueHsäure 

0,15  — 

0,1400  — 

Schwefelsaure  Kalkerde 

•                    •                    • 

0,0100  — 

Kohlensaure  Kalkerde     . 

0,13  — 

0,1500  - 

Kohlensaure  Talkerde     . 

0,02  — 

0,0300  — 

Phosphorsaure  Thonerde 

0,03  — 

0,0100  — 

Organische  Stoffe 

0,07  — 

0,0700  — 

Kieselerde         .... 

0,89  — 

0,6300  — 

4,63  Gr. 

4,2000  Gr„ 

Stickgas             ... 

0,46  Kub.Z. 

0,46  Kub.Z 

Kohlensaures  Gas    .        . 

0,16    — 

0,13    — 

Schwefelwasserstoffgas    . 

Spuren 

Spuren 

Unbedeutend  abweichend  war  das  Resultat  der  Analyse  von  F  i- 
scher  vom  J.  1839,  nur  war  der  Gesammtrückstand  etwas  geringer, 
der  Gehalt  an  schwefelsaurem  Natron  etwas  gröfser,  schwefelsaure 
Kalkerde  fehlte  gänzlich,  dagegen  waren  Spuren  von  Eisen  vorhanden. 

Wenn  unter  den  Schwefeltherinen  Teutschlands  die 
zu  Aachen  den  ersten  Platz  einnehmen,  so  gebührt  denen 
von  Warmbrunn  und  Baden  in  Oesterreich  der  ZAveite. 
Mit  den  Schwefel-Tb. quellen  zu  Aachen  verglichen,  besit- 
zen die  von  W.  eine  verhältnifsmäfsig  niedere  Temperatur 
und  einen  ungleich  geringeren  Gehalt  an  festen  Bestand- 


390 

theilen,  namentlich  nur  sehr  wenig  Schwefel  und  Chlorna- 
trium.  Hieraus  erklärt  sich,  warum  die  Schw.  Th. quellen 
zu  W.j  obgleich  zu  den  reizend-erregenden  Schwefelbädern 
zu  zählen,  doch  weniger  reizend,  erhitzend  und  durchdrin- 
gend wirken,   als  die  zu  Aachen. 

Als  Bad  angewendet,  wirkt  das  Th.wasser  zu  W.  rei- 
zend-belebend auf  die  äufsere  Haut,  das  Nerven-,  Lyinph- 
und  Gefäfssystem,  —  erhitzend,  die  Resorption  befördernd, 
umändernd  auf  die  Mischungsverhältnisse  der  Säfte,  sehr 
diaphoretisch,  häufig  einen  Hautausschlag  eigener  Art  her- 
vorrufend ;  —  und  ist  daher  als  Bad  zu  widerratheil  bei 
Vollblütigkeit,  Neigung  zu  Congestionen,  Blutflüssen,  An- 
lage zu  Schlagflufs,  so  wie  bei  scorbutischer  Dyskrasie  und 
hydropischer  Kachexie.  —  In  Fällen  dieser  Art  sind  unter 
den  Bädern  in  Schlesien  und  der  Grafschaft  Glaz  statt 
der  Bäder  zu  W.  die  weniger  reizend  wirkenden  lauen 
Schwefelquellen  zu  Landeck  zu  empfehlen. 

Als    Getränk   angewendet,    besitzt    das  Th.wasser  zu 
W.  eine  gelind  reizende  Wirkung   auf  alle  se-  und  excer- 
nirende  Organe,  vorzüglich  die  Schleimhäute,  —  wirkt  ge- 
linde öffnend,  diuretisch,  belebend  auf  das  Uterinsystem. 
Benutzt  werden  die  Schw.th.  quellen  zu  W. : 

1.  Als  Wasserbad.  Gemeinschaftlich  wird  gebadet  in 
dem  kleinen  und  grofsen  Bassin,  und  in  dem  für  Arme 
bestimmten  Bade,  in  welchem  arme  Kranke  aufser  dem 
Bade  auch  Wohnung,  Kost  und  Pflege  unentgeltlich  er- 
halten; —  aufser  diesen  in  Separatbädern  in  Wannen.  — 
Täglich  zweimal  zu  baden,  wie  hier  häufig  geschieht,  ist 
im  Allgemeinen  zu  widerrathen. 

2.  Als  Getränk,  täglich  zu  4  bis  12  Bechern,  allein 
oder  mit  Milch,  oder  bei  Trägheit  des  Darmkanals  mit 
einem  Zusätze  von  Karlsbader  Salz. 

3.  Erhöht  wird  die  Wirkung  der  Bäder  und  des  in- 
nern  Gebrauches  durch  Benutzung  der  Wasserdouche, 
deren  Fall  35£  F.  Höhe  beträgt,  und  die  Anwendung  von 
russischen  Dampfbädern. 


391 

Angezeigt  sind  die  Schw.th. quellen  von  W.  in  den 
genannten  Formen  in  allen  den  Krankheitsformen  von 
Schwäche  atoniscber  Art,  welche  reizend-erhitzende  Schwe- 
felthermen  forden  (Vergl.  Th.  I.  S.  246,  —  zweite  Aufl. 
S.  260),  namentlich  in  folgenden: 

1.  hartnäckigen  rheumatischen  und  giehtischen  Lei- 
den, gichtischen  Kachexieen,  Nevralgieen,  Ischiadik,  Anchy- 
losen,  Contracturen,  Lähmmigen. 

2.  Chronischen  Leiden  des  Drüsen-  und  Lymphsystems, 
—  Anschwellungen  drüsiger  Gebilde,  Kniegeschwülsten. 

3.  Chronischen  Krankheiten  der  Haut,  inveterirten 
Hautausschlägen,  Flechten,  veralteten  Geschwüren,  dege- 
nerirter  Krätze. 

4.  Chronischen  Metallvergiftungen  von  Blei,  Queck- 
silber oder  Arsenik. 

5.  Stockungen  in  dem  Leber-,  und  Pfortader-  oder 
in  dem  Utcrinsystem,  welche  sich  in  Form  von  Hämor- 
rhoidalbeschwerden  oder  Anomalieen  der  Menstruation  aus- 
sprechen. 

6.  Chronischen  Krankheiten  der  Urinwerkzeuge,  — 
Blasenkrämpfcn ,  Terschleimungen,  Gries-  und  Steinbe- 
schwerden. 

7.  Das  Eänathmen  der  Thermaldämpfe  der  Quellen, 
mit  'atmosphärischer  Luft  vermischt,  wird  allein  und  in 
Verbindung  mit  dem  innern  Gebrauche  des  Th.wassers 
bei  veralteten  Katarrhen,   Engbrüstigkeit  und  anfangender 

Schleimsclnvindsucht  gerühmt. 

C.  Hoffmann  (Physikus  zu  Küstrin)  epistola  ad  D.  P.  Luthe- 
rum,  in  consiliis  et  epistolis  medicinalib.  J.Cratonis  a  Kraftheim 
aliorumque  praestantissimorum  medicorum.  1569.  p.  240. 

C.  Schwenk feld,  Catol.  stirpium  et  fossilium.  1601.  p.  398. 

—  —  Kurze  und  einfältige  Beschreibung  des  Hirschbergischen 
Warmen  Bades.  Görlitz  1607.  S.  154.  —  Hirschberg  1620.  —  Leip- 
zig 1708. 

Hernelii  ab  Henenfeld  Silcsiographia.  Francofurti  1613.  p. 
12.  —  Silesiographia  renovat.  1704.  Cap.  III.  §.  37.  p.  302. 

M.  Pansa,  Badeordnung  oder  Bericht  von  den  warmen  Bädern 
und  ihren  Eigenschaften,  insonderheit  des  Hirschbergischen  und  Lan- 
deckischen Bades.  Leipzig  1618.  8.  —  1718.  8. 


392 

Schickfufs,  Chronik.  Jena  1625.  Cap.IV. 

M.  A.  Zindel,  vom  Hirschbergischen  warmen  Bade  in  Schlesien. 
Liegnitz   1656.  8. 

Christ.  Pauli,  Deliciae  Thermarum,  oder  Seelen-Ergötzung  bei 
der  Hirschbergiseh.  od.  Landecker  warmen  Badekur.    Brieg  1674,  12. 

Job.  Chr.  Schwedler,  gottseliger  Badegast  oder  Predigt  von 
warmen  Bädern,  sonderlich  von  Schaffgottschischen  warmen  Brunnen. 
Lauban  1701.  4. 

Balth.  Scharf 's  Vortrcfl'Iichkeit  des  Hirschbergischen  Warm- 
bades. Hirschberg  1710.  12. 

Alberti,  Beschreibung   des   Hirschbergischen  Warmbades.  1710. 

Hirschbergische  Denkwürdigkeiten  von  Dav.  Zcller.  1720.  — 
1726.  3  Theile. 

Joan.  Chr,  Otto,  de  thermisHirschbergensibus.  Lips.  1726.  4. 

C.  G.  Lindner,  in  Ephemerid.  Acad.  uatur.  curiosor.  Vol.  IV. 
append.  1737.  pag.  47. 

Chr.  Ben.  Schneider,  diss.  de  modo  utendi  et  regjmine  in 
thermjs  Hirschbergensibus  observandis.    Halae  1739. 

Chr.  M.  Adolphi  de  thermis  Hirschbergensibus,  in  Dissertat. 
physico-med.    Lipsiae  1747.  pag.  149—227. 

Vom  Trinken  des  Warmbades  zu  Warmbrunn,  in  Scbles.  Provin- 
zial-Blättern.  1786.  Bd.  II.  S.  262. 

G.  P.  M.  Mogalla,  Briefe  über  die  Bäder  zu  jWarmbrunn  nebst 
einigen  Bemerkungen  über  die  zu  Flinsberg  und  Liebwertha.  Bres- 
lau 1791. 

v.  Crell's  chemische  Annalen.  1795.  Bd.  I.  128.  270. 

Vaterländische  Blätter  zum  Nutzen  und  Vergnügen.  1797.  Fünf- 
tes Stück.  S.  33. 

G.  P.  M.  Mogalla,  Mineralquellen  in  Schlesien  und  Glatz.  Bres- 
lau 1802.  S.  41. 

Hufeland' s  Uebersicht.  Vierte  Aufl.  S.  169. 

Hauslcutner  in:  Hufeland's  Journal  der  prakt.  Heilkunde 
Bd.  LVI.  St.  5.  S.  62-84,  Bd.  LXI.  St.  2.  S.  54.  Bd.  LXIV.  St.  5. 
S.  104.  Bd.  LXV.  St.  6.  S.  135. 

Kastncr's  Archiv.  Bd.  VI.  S.  229. 

Teutschland  geolog.  geogn.  dargestellt  von  Chr.  Kef  erst  ein. 
Bd.  II.  S.  19. 

Schlesische  Provinzialblätter.  1820.  St.  3.  S.  231.  —  St.  4.  S.  287. 
—  1823.  S.  135. 

Warmbrunn  und  seine  Heilquellen,  von  W.  L.  Schmidt.  Hirsch- 
berg 1821. 

Fr.  Tsch  ör  tner  in:  Trommsdorff's  neues  Journal  der  Phar- 
macie.  Bd.  VII.  St.  1.  S.  36. 

C.  F.  Mosch,  die  Heilquellen  Schlesiens  u.  der  Grafschaft  Glatz. 
Breslau  1821.   S.  215. 

Hufeland  und  O  sann 's  Journal  der  prakt.  Hcilk.  1829  Sup- 
plemeutheft   S.  24t.  —     1830   Supplcmcnthcft  S.  208. 

Warmbruun  u.  s.  Heilquellen  von  Berge  manu.  1830. 


: 


393 

Osann  in:  Hufeland  und  Osann's  |Jown.  d.  prakt.  Heilk. 
Bd.  LXXIX.  St-  6.  S.  98. 

Em.  Fr.  Hausleutner,  Warmbrunn  u.  seine  Schwefelquellen. 
Hirscliberg  1836. 

Fischer  in:  v.  Gräfe  u.  Kaiisch,  Jahrb.  für  Deutschlands 
Heilquellen  und  Seebäder.    I.  Jahrg.  1836.  S.  4. 

H'ausleutner  in:  v.  Graefe  und  Kaiisch,  Jahrb.  II.  Jahrg. 
1837  S.  401. 

Ihtelligenzblatt  für  Deutschlands  Heilquellen  und  Seebäder  zu 
y.  Gräfe  und  Kaiisch  Balneol.  Jahrb.  f.  1837.  S.  71. 

Wen  dt  in:  Rust's  Magazin.  Bd.  XL1V.  S.  145. 

Die  Therme  zu  Warmbrunn  von  Dr.  J.  W  e  n  d  t.  Warmbrunn  1840. 

Beobachtungen  über  die  Heilkraft  der  Bäder  zu  Warmbrunn  von 
B.  Freifs.  Breslau  1840. 


Aufscr  Warmbrunn  ist  in  dem  Hirschberger  Kreise  der  Säuer- 
ling zu  Seidorf  zu  erwähnen,  welcher  abführend  wirkt  und  von 
den  Bewohnern  der  Umgegend  getrunken  wird,  —  und  eine  ähnliche 
M.quelle  in  dem  benachbarten  Arnsdorf,  welche  getrunken  und  auch 
in  Form  von  Bädern  benutzt  wird. 

2.  Die  M. quellen  zu  Salzörunn,  im  Walden- 
burger  Kreise.  —  Aufser  Marienbad  giebt  es  in  der  Ge- 
schichte der,  in  den  letzt  verflossenen  Decennien  in  Ge- 
brauch gekommenen  M.quellen  wohl  keinen  Kurort,  wel- 
cher so  schnell  emporgekommen,  eines  so  ausgebreiteten 
Rufes  und  eines  so  beträchtlichen  Zuspruchs  von  Kranken 
in  so  kurzer  Zeit  sich  zu  erfreuen  gehabt  hätte,  als  Salz- 
brunn. Dieses,  dem  Grafen  Hochberg  gehörige,  von 
Schweidnitz  2|-  Meilen,  von  dem  reizenden  Schlols  Für- 
stenstein nur  eine  gute  Stunde  entfernte,  sein*  lange  Dorf 
entbehrte,  trotz  der  trefflichen,  lange  zwar  gekannten,  aber 
nicht  bekannten  M.quellen  aller  Einrichtungen  zu  ihrem 
zweckmäfsigen  Gebrauch,  —  ja  sogar  passender  Wohnun- 
gen für  Kurgäste.  Statt  kleiner  unwohnlicher  Häuser 
finden  sich  indefs  jetzt  schon  in  S.  sehr  schöne  stattliche 
Wohngebäude,  deren  Zahl  sich  jährlich  vermehrt,  eine 
Apotheke  und  eine  Molkenanstalt ;  —  mit  der  Anlage  von 
Spaziergängen ,  an  welchen  es  früher  sehr  mangelte,  ist 
man  fortwährend  beschäftiget  3  —  der  Salzbrunnen  erfreut 


394 

sich  eines  bedeckten,  zum  Lustwandeln  für  Kurgäste  bei 
ungünstiger  Witterung  bestimmten  Ganges,  welcher  nach 
miserer  verehrten  Königin,  die  die  Heilquellen  im  J.  1830 
gebrauchte,  benannt  wurde,  —  und  an  diese  wesentlichen 
Verbesserungen  der  Kuranstalt  reihen  sich  jährlich  neue 
zur  Vervollkommnung  der  vorhandenen  Einrichtungen,  so 
wie  zur  Bequemlichkeit  der  Kurgäste.  —  In  der  That! 
wenn  man  erwägt,  was  die  Quellen  von  Salzbrunn  bereits 
schon  geleistet  haben,  dafs  ferner  gerade  in  den  östlichen 
Theilen  von  Teutschland  ähnliche  Quellen  nur  selten  sich 
vorfinden,  steht  zu  erwarten,  dafs  dieser  Kurort  mit  jedem 
Jahr  mehr  emporkommen  midzu  einem  der  bedeutendsten,  na- 
mentlich für  chronische  Brustkrankheiten,  sich  erheben  wird. 

Salzbrunn  erfreut  sich  jetzt  jährlich  eines  sehr  zahlreichen  Be- 
suches von  Kurgästen.  —  Brunnenarzt  ist  Hr.  Geh.  Hofrath  Zemp- 

lin,  welcher  sich  um  die  Begründung  und  das  Gedeihen  dieser 
Kuranstalt  grofse  Verdienste  erworben  hat,  —  nächst  diesem  Hr. 
Dr.  K  ü  r  s  c  h  n  e  r. 

Die  Zahl  der  Kurgäste  betrug: 

Im    Jahr  1821         .        .        .     -  .  412. 

—  —     1822         .        .        .        .  516. 

—  —     1826         ....  1053. 

—  —    1830         ....  1134. 

—  —     1831         ....  904. 

—  —    1832         ....  1312. 

—  —    1833         ....  1404. 

—  —    1834         ....  1607. 

—  —     1835         ....  1329. 

—  —    1836         ....  1504. 

—  —    1837         ....  1491. 

—  —    1838         ....  1631. 

—  —     1839         .        .        .        .  1910. 

Die  Zahl  der  versendeten  Krüge  von  Obersalzbrunuen  und  Mühl- 
brunnen betrug  im  J.  1813:  nur  1700,—  1821:  70,000,  und  in  den  letz- 
ten Jahrzehnten  jährlich  im  Durchschnitt  100 — 130,000. 

Aufser  mit  Molken,  welche  nacli  der  bekannten  Methode  aus  Käl- 
bermagen bereitet  werden,  werden  die  M.q.  jährlich  auch  von  den  Kur- 
gästen viel  mit  Eselinnen-,  Kuh- und  Ziegenmilch  getrunken,  welche,  da 
die  Vegetation  um  S.  sehr  schön  ist,    von   besonderer   Qualität    sind. 

Die  nächsten  Umgebungen,  so  wie  die  entfernteren 
Punkte  des  Gebirges  bieten  eine  Mannigfaltigkeit  von  rei- 
zenden Gegenden  dar,  welche  auch  häufig  von  Kurgästen 


395 

besucht  werden;  ich  erwähne  nur:  das  so  romantisch  ge- 
legene, nahe  Schlofs  Fürstenstein,  die  Annenhöhe,  den 
"Weg  nach  Conrathsthal ,  den  Wachberg,  die  Ruinen  von 
Kingsberg,  die  Hornburg  und  die  sehenswerthen  Aders- 
bacher Felsen. 

Die  M. quellen  zu  Salzbrunn  entspringen  nach  v.  H  o  p  - 
fengarten's  Angabe  1210  Fufs  über  dem  Meere,  aus 
Uebergangsgebirge.  Die  Berge,  welche  Salzbrunn  zunächst 
umgeben,  bestehen  aus  Thonschiefer,  grauem  und  rothem 
Sandstein  und  rothem  Conglomerat.  Die  Basalte  von 
Poischwitz  und  Keulendorf  sind  2£,  die  von  Strigau  2  Mei- 
len davon  entfernt. 

Mit  Bestimmtheit  ist  nicht  nachzuweisen,  aber  mit  grofser  Wahr- 
scheinlichkeit zu  vermutben,  dafs  die  Quellen  von  Salzbrunn,  und  na- 
mentlich der  Ober-  oder  eigentliche  Salzbrunnen,  schon  sehr  lange  ge- 
kannt worden,  und  dafs  das  ihn  umgebende  Dorf  nicht  blofs  seinen 
Namen,  sondern  auch  seine  Entstehung  demselben  verdankt.  In"  alten 
Urkunden  wird  des  Dorfes  schon  1333  und  1337  gedacht.  Die  auf 
der  alten  Einfassung  des  Brunnens  eingegrabene  Jahreszahl  1599  läfst 
vermutben,  dai's  schon  damals  derselbe  gebraucht  wurde.  Beschrieben 
wird  er  zuerst  v.  C.  Schwenkfeld  im  Jahre  1601,  später  von  Hart- 
inann,  Graupner,  Morgenbess er,  Mogalla.  Seit  dem  Jahre 
1812  fing  man  jedoch  erst  an  ihn  nach  Verdienst  zu  würdigen.  Auf 
seine  ausgezeichneten  Heilkräfte  machten  Ebers  und  Hufeland 
aufmerksam,  sehr  gute  Monographieen  verdankt  Salzbrunn  Hrn.  Geh. 
Hofrath  Zemplin,  —  au  sie  schliefst  sich  die  Schrift  von  Radius. 

Alle  in  S.  entspringende  M.brunnen  scheinen  einen 
gemeinschaftlichen  Heerd  zu  haben.  Es  werden  folgende 
M.quellen  unterschieden: 

1,  Der  Salz-  oder  Oberbrunnen,  von  allen  M.- 
quellen die  älteste  und  berühmteste.  Er  ist  gut  gefafst, 
von  einem  kleinen  Pavillon  umgeben  und  wird  unter  allen 
vorzugsweise  als  Getränk  benutzt,  sowohl  an  der  Quelle, 
als  versendet.  Sein  Wasser  ist  sehr  klar,  perlt  stark, 
hat  einen  anfänglich  zusammenziehenden,  später  gelinde 
salzigen,  erfrischenden  Geschmack,  keinen  Geruch.  Die 
Wassermenge  beträgt  in  1|  Stunden  36250  K.  Zoll,  seine 
Temperatur  5 — 6°  R.,  die  spec.  Schwere  1,00241. 

2.  Der   Mülilbrunnen,  160  Schritt  von  dem  vori- 


396 

gen  entfernt,  sehr  ungünstig,  dicht  neben  dem  durch  Salz- 
brunn fliefsenden  Bach  gelegen.  Schon  erwähnt  von  Mo- 
gall a,  wird  er  als  Trinkquelle  erst  seit  1816  benutzt  und 
versendet.  Sein  Wasser  ist  klar,  geruchlos ,  perlt  noch 
stärker,  als  das  des  Salzbrunnens,  und  hat  einen  prickelnd- 
säuerlichen, angenehmen,  weniger  salzigen,  mehr  zusam- 
menziehenden Geschmack;  seine  spec.  Schwere  beträgt 
100192,  seine  Wassermenge  in  2  Stunden  21,788  K.  Zoll. 

3.  Der  H  e  i  1  b  r  u  n  n  e n ,  ungefähr  260  Schritt  von 
dem  Salzbrunnen  entfernt,  in  einem  hölzernen  Kasten  ge- 
fafst,  nicht  so  wasserreich,  wie  die  andern  M. quellen.  Sei- 
ner wird  zuerst  1704  gedacht. 

4.  Der  Sonnenbrunnen,  in  gleicher  Entfernung 
vom  Oberbrunnen,  in  einem  Seitengebäude  des  Gasthofes 
zur  Sonne,  von  einem  zusammenziehenden  Geschmack,  ei- 
nem schwach  hepatischen  Geruch,  an  Wasser  reichlicher 
als  der  Heilbrunnen. 

5.  Die  Kramerquellen,  in  zwei  Brunnen  gefafst, 
300  Schritte  vom  Oberbrunnen,  in  ihrer  Qualität  dem  Was- 
ser des  Heilbrunnens  ähnlich. 

6.  Der  Wiesenbrunnen,  dicht  am  Mühlbach  mii 
fern  des  Wiesenhauses,  —  hell,  klar,  von  einem  faden, 
salzigen  Geschmack,  in  seiner  Qualität  dem  Heilbrunnen 
gleich. 

Der  Heinrichsbrunneii  und  der  Sauerb  run  neu,  unfern 
des  Oberbrunnens,  unterschieden  sieb  nur  wenig  von  letztcrem ;  beide 
■wurden  überdeckt,  um  dadurch  dem  Oberbrunnen  nicht  zu  schaden. 
—  Aufser  diesen  befinden  sich  noch  mehrere,  ähnliche  M.qucllen  zu 
Salzbrunn,  die  aber  nicht  beuutzt  Averden. 

Chemisch  untersucht  wurden  die  M.qucllen  zu  Salz- 
brunn von  Günther  und  Mogalla,  und  neuerdings  von 
Fischer,  Struve  und  Heller. 

In  sechzehn  Unzen  enthalten : 

1.  Der  Ober-  od.  Salzbrunnen  2.  Der  Mühlbrunnon 

nach  Fischer;  nach  Fischer: 

Kohlensaures  Natron       .        8,000  Gr..        .  .        6,373  Gr. 

Schwefelsaures  Natron  .       3,200  —         .  .       2.587  — 


397 


Chlornatrium   . 

1,012  Gr. 

0,464  Gr. 

Kohlensaure  Kalkerde 

2,020  — 

3,380  — 

Kohlensaure  Talkerde 

1,100  — 

1,563  — 

Kieselerde 

0,240  — 

0,830  — 

Kohlensaures  Eisen 

0,018  — 

0,095  — 

15,590  Gr. 

15,292  Gr. 

Kohlensaures  Gas  im  fr 

jien 

Zustande  in  100  K.  \ 

Zoll 

Wasser 

89,0  Kub.  Z. 

112,0  Kub.  Z. 

3.  D 

er  Heinrichsbrunnen 

4.  Der  Sauerbrunnen 

nach  Fischer: 

nach  Fischer: 

Kohlensaures  Natron 

8,056  Gr. 

1,052  Gr. 

Schwefelsaures  Natron 

4,321  — 

2,827  — 

Chlornatrium    . 

1,321  — 

0,701  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

2,942  — 

1,436  — 

Kohlensaure  Talkerde 

1,454  — 

0,277  — 

Kieselerde 

0,300  — 

unbestimmt 

Kohlensaures  Eisen 

0,016  — 

0,002  — 

18,410  Gr. 

6,295  Gr. 

Kohlensaures  Gas  in  100  K. 

Zoll  Wasser 

90,0  Kub.  Z. 

71,0  Kub.  Z. 

5.    D 

?T  Sonnenbrunneu 

nach  Fischer: 

Schwefelsaures  Natron 

•        •        .        •        • 

0,27  — 

Kohlensaures  Natron 

.        .        .        .        . 

0,11  — 

0,04  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

•        •        •        •        • 

1,20  — 

Kohlensaure  Talkerde 

•        •        •        .        • 

0,09  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul       .        .        .        . 

0,41  — 

2,74  Gr. 

An  flüchtigen  Bestandteilen  enthalten  150  K 

ub.Z. 

Kohlensaures  Gas     . 

a                   .                    .                   •                   . 

16,0  Kub.  Z. 

Schwefelwasserstoffgas 



Spuren. 

6.  Der  neue  Kramerbrunnen    7. 

Der  Wieseubrunnen 

nach  Heller  (1831):        n 

ich  Heller  (1831): 

Kohlensaures  Natron 

•                                           •                                           >                                           • 

0,553  Gr. 

Chlornatrium    . 

0,529  Gr. 

0,233  — 

Schwefelsaures  Natron 

0,403  — 

2,243  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

1,265  — 

0,890  — 

Kohlensaure  Talkerde 

1,754  — 

0,675  — 

Chlorcalcium 

0,364  — 

398 


Schwefelsaure  Talkerde 

0,113  Gr. 

0,139  Gr. 

Kohlensaures  Eisenoxydul 

0,305  — 

.        . 

Kieselerde 

0,188  — 

0,281  — 

Thonerde          . 

0,121  — 

0,020  — 

Extractivstoff  . 

0,229  — 

0,270  — 

Verlust     .... 

0,299  — 
5,216  Gr. 

0,377  — 

6,045  Gr. 

Kohlensaures  Gas     . 

7,00Kub.Z. 

6,00Kub.Z. 

Struve  fand  in  sechzehn  Unzen  des  Salzbrunnens: 

Kohlensaures  Natron 

«... 

8,1512  Gr. 

1,1675  — 

Schwefelsaures  Natron 

.... 

2,9462  — 

Schwefelsaures  Kali     . 

.... 

0,2960  — 

Kohlensaures  Lithion 

. 

0,0134  — 

Basisch  phosphorsaure  Thonerde   nebst  Spuren 

von  phosphorsaurer  Kalkerde  .... 

0,0061  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

.... 

2,3333  — 

Kohlensaure  Talkerde 

.... 

1,8812  — 

Kohlensauren  Strontian 

... 

0,0220  — 

Kohlensaures   Eisenoxydul 

nebst  Spuren  von 

kohlensaurem  Manganoxj 

dul            ... 

0,0360  — 

Kieselerde 



0,3386  — 

17,1915  Gr. 

Nach  ihrem  Gehalt  und  ihren  Wirkungen  gehören  die 
M.  quellen  zu  Salzbrunn  theils  der  Klasse  der  alkalisch- 
salinischen  Säuerlinge,  theils  der  der  eisenhaltigen  Säuer- 
linge an. 

Der  Salzbrunnen,  oder  Oberbrunnen,  welcher  vorzugsweise 
benutzt,  theils  an  der  Quelle  getrunken,  theils  unter  dem  Namen  des 
Salzbrunnen  jährlich  in  beträchtlicher  Menge  versendet  wird,  ist  in 
seinen  Wirkungen  im  Allgemeinen  ganz  analog  den  alkalisch -salini- 
schen Säuerlingen  (Vergl.  Th.  I.  S.  273.  Zweit.  Aufl.  S.  290). 

Getrunken  wirkt  derselbe  specitik  auf  das  Drüsen-  und  Lymph- 
system, die  Schleimhäute,  das  Leber-  und  Pfortadersystem,  die  Harn- 
werkzeuge und  das  Uterinsystem,  —  alle  Se-  und  Excretiouen  gelind 
befördernd,  auflösend,  die  Expectoration  erleichternd,  eröffnend,  diure- 
tisch ;  —  darin  ähnlich  dem  Selterserbrunuen,  nur  mit  dem  Unter- 
schiede, dafs  der  versendete  Salzbrunnen  weniger  erregend  auf  das 
Gefäfssystem  wirkt,  als  der  nicht  versendete,  welcher  reicher  au 
Eisen  und  Kohlensäure  ist. 

Von  dem  Salzbrunnen  ist  dagegen  der  Mühlbrunncn  wohl  zu 
unterscheiden,  durch  seinen  gröfseren  Gehalt  an  Eisen  und  freier  Koh- 
lensäure und  daher  auch  durch  seine  ungleich  reizendere,  erhitzendere 
Wirkung,  Vortrefflich  als  belebend  reizendes  Mittel  bei  Schwäche  tor- 


399 

pider  Art,  ist  er  Personen,  welche  ein  leicht  erregbares  Gefäfssystem 
besitzen,  oder  wohl  gar  an  kranken  Lungen  leiden,  zu  Aviderrathen. 
Leicht  erregt  er  im  letzteren  Falle  heftige  Wallungen,  Vermehrung 
der  Brustbeschwerden,  selbst  Bluthusten. 

Die  häufigste  Form,  deren  man  sich  bedient,  ist  die 
des  Getränkes.  Man  läfst  täglich  4  bis  8  Gläser  trinken, 
allein  oder  mit  Molken.  Zur  Bequemlichkeit  der  Trinken- 
den finden  sich  bei  dem  Brunnen  mit  warmen  Wasser  ge- 
füllte Vorrichtungen,  um  nach  Gefallen  in  denselben  Mol- 
ken und  Mineralwasser  künstlich  zu  erwärmen  und  warm 
zu  erhalten.  Zur  Beförderung  der  Wirkung  des  Brunnens 
auf  die  Darmausleerung  geniefst  man  häufig  Pfefferku- 
chen, —  ein  auch  in  andern  schlesischen  Bädern  häufiger 
Gebrauch. 

Zu  Bädern  werden  benutzt  der  Sonnen  - ,  Krämer-  und  Wiesen- 
brunnen, in  dem  Sonnen-,  Kramer-  und  Wiese  nba  d  ;  gebraucht 
werden  die  M.bäder  allein  oder  mit  Abkockungen  von  Kleien  oder  an- 
dern Zusätzen. 

Die  Krankheiten,  in  welchen  der  Salzbrunnen  sich  vor- 
züglich hilfreich  erwiesen  hat,  sind  folgende: 

1.  Chronische  Brustleiden,  —  anfangende  eiterige,  schlei- 
mige, knotige  Lungensucht,  hartnäckige  Brustkatarrhe, 
unvollkommen  zertheilte  Lungenentzündungen,  langwierige 
Heiserkeit,  chronische  Bronchitis,  anfangende  Luftröhren- 
schwindsucht. Viele  von  denen,  welche  an  genannten  Krank- 
heiten leiden,  werden  leider  oft  erst  dann  nach  Salzbrunn 
geschickt,  wenn  alle  Hilfe  umsonst  ist,  —  und  hieraus  er- 
klärt sich  auch,  dafs  viele  derselben  nur  erleichtert  diesen 
Kurort  verlassen,  und  an  demselben  häufiger  Todesfälle 
vorkommen,  als  an  andern,  nach  welchen  man  nicht  leicht 
so  schwere  Kranke  sendet. 

Vergleicht  man  die  Brustkranken  ebenfalls  so  sehr  empfohleneu 
Heilquellen  zu  Reinerz  mit  denen  von  Salzbrunu,  so  ergiebt  sich  fol- 
gende Verschiedenheit:  Die  ersteren,  reicher  an  Eisen,  schon  durch 
ihre  höhere  Lage  und  ihre  dadurch  reizendere  Gebirgsluft,  wirken  un- 
gleich erregender  und  sind  daher  empfehlenswerth,  wo  Erschlaffung, 
Schwäche  atonischer  Art  vorwaltend  ist,  —  die  zweiten  dagegen,  in 
ihren  Wirkungen  analog  ähnlichen  Säuerlingen,  weniger  erregend,  ste- 
hen in  dieser  Beziehung  den  Th.nuellen  von  Ems  näher,  sind  gleich- 


400 

wohl  bei  einem  reizbaren,  zu  Congestionen  oder  entzündlichen  Leiden 
disponirten,  Gefäfssystcinc  mit  Vorsicht  anzuwenden. 

2.  Stockungen  im  Unterleib e,  namentlich  im  Leber- 
und Pfortadersystem,  Verschleimungen,  Hämorrhoidalbe- 
schwerden. 

3.  Chronische  Krankheiten  der  Harnwerkzeuge,  Bla- 
senkrämpfe, anomale  Hämorrhoiden,  Gries-  und  Steinbe- 
schwerden. 

4.  Anomalieen  der  monatlichen  Reinigung,  Bleichsucht, 
Suppressioncn. 

5.  Drüsengeschwülste,  Verhärtungen.  — 

Den    Mühlbrunnen  hat   man  dagegen  als  Getränk 

empfohlen  bei  vorwaltender  Schwäche  torpider  Art  gegen 

Bleichsucht  und  chronische  Krankheiten  des  Nervensystems. 

Sehr  wichtig  für  Salzbrunn  ist  die  Nähe  der  Eisenquellen  aoii 
Altwasser;  sie  liegen  kaum  eine  Stunde  von  Salzbrunn  entfernt  und 
können,  wenn  andere  Eisenquellen  überhaupt  während  oder  nach  dem 
Gebrauch  von  Salzbrunn  erforderlich  sind,  passend  und  leicht  mit  die- 
sen verbunden  werden. 

C.  Schwenkfeld,  Catalogus  stirpium  et  fossilium  Silesiae.  1601. 
S.  390. 

Hernelii  Silesiographia.   T.  I.  p.  515. 

G.  Graupner,  de  fontibus  Silesiae  alcalinis  medicatis.  Francof. 
ad  V.  1775. 

Morgenbesser,  Nachricht  über  die  Gesundbrunnen  zuCudowa, 
Reinerz,  Altwasser,  Charlottenbrunn,  Salzbrunn  und  Fliusberg.  Bres- 
lau 1777. 

P.  J.  Hartmann,  de  fontibus  alcalino-martialibus  Siles.,  specia- 
tim  Salzbornensibus  et  Veteraquensibus.  Traj.  ad  Viadr.  1780. 

Die  Mineralquellen  iu  Schlesien  und  Glatz  von  Mogalla.  Bres- 
lau 1802.  S.  71. 

Ebers  in:  Uufeland's  Journal  der  prakt.  Heilk.  Bd.  XLVIII. 
St.  3.  S.  22—94. 

Salzbrunn  oder  das  schlesische  Selterserwasser  von  A.  Zcmp- 
lin.  Schweidnitz  1817.  —  Salzbrunn  im  Jahre.  1818.  —  1819. 

Fischer,  chemische  Untersuchungen  der  Heilquellen  zu  Salz- 
brunn. Breslau  1821. 

Brunnen-  und  Molkeuanstalt  zu  Ober-Salzbrunn  im  Jahre  1822. 

C.  W.  Hufeland,  prakt.  Uebersicht.  Vierte  Aufl.  S.  178.  —  Im 
Journal  der  prakt.  Heilkunde.  Bd.  LVII.  St.  5.  S.  125. 

C.  F.  Mosch,  die  Heilquellen  Schlesiens.  1821.  S.  163. 

A.  Zeraplin  in:  Uufeland's  Journal.  Bd.  L.  St.  3.  S.  71— 95. 
Bd.  LH.  St.  3.  S.  108-125.  Bd.  UV.   St.  2.   S.  109—112.   Bd.  LVI. 

St.  2. 


401 

St.  2.  S.  115-123.  -  Bd.  LVIII.  St.  3.  S.  114.  —  Bd.  LXI.  St.  3. 
S.  111.  —  Bd.  LXII.  St.  5.  S.  113.  —  Bd.  LXIV.  St.  5.  S.  113.  — 
Bd.  LXVI.  St.  4.  S.  122.  —  Bd.  LXX.  St.  3.  S.  93.  —  Bd.  LXXIII 
St.  3.  S.  116.  —  Bd.  LXXV.  St.  1.  S.  110.  —  Bd.  LXXVI.  St.  3.  S. 
110.  —  Bd.  LXXVIII.  St.  4.  S.  103.  —  Bd.  LXXX.  St.  3.  S.  118.  — 
Bd.  LXXXI.  St.  1.  S.  73.  -  Bd.  LXXXIII.  St.  6.  S.  27.  —  Bd. 
LXXXVI.  St.  1.  S.  81.  —  Bd.  LXXXVIH.  St.  1.  S.  91.  —  Bd.  XC. 
St.  1.  S.  93. 

A.  Zemplin,  Salzbrunn  und  seine  Heilquellen.  Breslau  1822. 

Hufeland  und  Osann's  Journ.  der  prakt.  Heilkunde,  Bd. LXV. 
St.  6.  S.  129.  —  1830  Supplem.  S.  215. 

Die  Brunnen-  und  Molkcnanstalt  zu  Salzbrunn  im  Jahre  1827, 
!  nebst  einer  Vergleichung  unserer  scblesischen  Bäder  und  Brunnen  mit 
i  einigen  ausländischen.  Von  D.  A.  Zemplin. 

Bemerkungen  über  Salzbrunn  und  Altwasser  nebst  einem  Anhange 
über  Charlottenbrunn  von  J.Radius.  Leipzig  1830. 

Die  Brunnen-  und  Molkeuanstalt  zu  Salzbrunn  von  Dr.  A.  Zemp- 
lin. Erstes  Bändchen.  Breslau  1831.  —  Zweites  Bändchen.  1837. 

Ch.  Lange,  Salzbrunn  mit  seinen  Heilquellen,  Localitäten,  Se- 
henswürdigkeiten und  Umgebungen.  Berlin  1833. 

Loewe  in:  v.  Gräfe  und  v.  Walt  her 's  Journ.  der  Chirurg. 
Bd.  XXVIII.  S.  643. 

Zemplin  in:  v.  Gräfe  und  Kaiisch  Jahrb.  für  Deutschlands 
Heilquellen  und  Seebäder.  I.  Jahrg.  1836.  S.  331.  —  II.  Jahrg.  1837. 
S.  230.  —  III.  Jahrg.  1838.  S.  303.  —  IV.  Jahrg.  1839.  3.  Abtheil.  S. 
3.  —  V.  Jahrg.  1840.  S.  325. 

Kirschner  in:  medicin.  Zeitung  von  dem  Verein  für  Heilkunde 
in  Preufsen.  Jahrg.  1836.  No.  20.  S.  97. 

Wendt  in:  Rust's  Magazin.  Bd.  XLIV.  S.  138. 

Lebenheim  in:  Rust's  Magazin.  Bd.  XLIX.  S.  461. 

Hille  a.  a.  0.  S.  55. 

A.  V  etter's  Handbuch  der  Heilquellenlehre.  1838.  Th.II.  S.  382. 

3.    Die  M. quellen  zu  Altwasser  im  Walden- 
burger  Kreise,  in  einem  freundlichen  Thale,  1255  Fufs  über 
dem  Meere  nach  Schulz,  nahebei  der  Stadt  Waidenburg, 
;  von  Salzbrunn  nur  durch  einen  Berg  geschieden,    nur  we- 
nige Stunden  von  dem  reizenden  Fürstenstein  entfernt. 

Das  Dorf  Altwasser  scheint  von  hohem  Alter  zu  sein. 
Schon  im  Jahre  1357  wird  desselben  in  einer  Urkunde  un- 
ter dem  Namen  „Aqua  antiqua"  als  einer  Besitzung  Her- 
zogs Bolko  von  Schweidnitz  gedacht,  und  der  Name  des 
Dorfes  läfst  wohl  vermuthen,  dafs  die  M. quellen  schon  da- 
mals bekannt  gewesen.  Sie  geriethen  indefs  in  Vergessen- 
II.  Theil.  C  c 


402 

heit,  wurden  erst  zufällig  im  Jahre  1646  durch  einen  Rei 
senden  wieder  bekannt,  und  erhielten  bald  einen  Ruf.  Dei 
Oberbrunnen  wurde  16S9  gefafst  und  mit  einem  Brunnen! 
hause  überbant,  der  Mittelbrunnen  später,  der  Friedrichs- 
brunnen erst  1771  und  die  vierte  Mineralquelle  noch  spä- 
ter entdeckt. 

Wenn  die  Einrichtungen  zu  A.  früher  allerdings  vieles  zu  wün- 
schen übrig  liefsei),  so  ist  doch  in  den  letzten  Jahren  sehr  viel  ge- 
schehen. A.  erfreut  sich  jetzt  mehrerer  guten  Badehäuser,  in  wel- 
chen nicht  blofs  Wannenbäder  in  Badekabinetten,  sondern  auch  Douche- 
bäder  gegeben  werden.  Badearzt  ist  Hr.  Hofrath  Dr.  Bau,  welchem 
wir  die  neueste  Monographie  über  die  Heilquellen  zu  A.  verdanken. 

Die  Zahl  der  Familien,  welche  in  den  letzten  fünfzehn 
Jahren  A.  besucht,  betrug  vor  dem  J.  1829  weniger  als 
300,  hat  aber  seit  dieser  Zeit  eine  erfreuliche  Zunahme 
erhalten. 


Vlan  zählte 

Im 

J. 

1815   . 

239  Familien 

— 

— 

1820   . 

277   — 

— 

— 

1825   .  ■ 

231    — 

— 

— 

1829   . 

301    - 

— 

— 

1830   . 

361    — 

— 

— 

1831   . 

315   — 

— 

— 

1832   . 

..   378   — 

— 

— 

1833   . 

422   — 

— 

— 

1834   . 

.   432   — 

— 

— 

1835   . 

370   — 

— 

— 

1836   . 

449   — 

— 

— 

1837   . 

440   — 

— 

— 

1838   . 

454   — 

— 

— 

1839   . 

522   — 

Das  Gebirge  umher  bestellt  aus  einem  bald  grob-  bald 
feinkörnigen  Sandstein,  der  hier  und  da  conglomerat- 
ähnlich  wird,  und  in  welchem  sich  bedeutende  Steinkohlen- 
flötzc  befinden. 

Zu  unterscheiden  sind  folgende  M.queüen: 

1.     Der    Ober-    oder    Mühlbrunnen,    die    älteste 

Quelle,  mit  einem  auf  Säulen  ruhenden  Ueberbau  geziert, 

vorzüglich  zu  Bädern  benutzt.     Sein  Wasser  ist  klar  und 

rem,  etwas  ins  Hellgelbe  spielend,  von  einem  säuerlich-zu- 


403 

| sammenziehenden  Geschmack,  einem  schwachen  Geruch 
liach  Schwefelwasserstoffgas  5  seine  Temperatur  beträgt 
Isrie  die  der  übrigen  M.quellen  7°  R. 

s  2.  Der  Friedrichs-  oder  Niederbrunnen,  im 
■  J.  1771  entdeckt,  etwa  hundert  Schritte  von  dem  Mittel- 
brunnen  entspringend,  sehr  wasserreich,  als  Getränk,  als 
Vorbereitung  zum  Uebergang  zu  dem  Georgbrunnen,  und 
izu  Bädern  benutzt.  Sein  Wasser  ist  auch  klar,  etwas  ins 
Hellgelbe  spielend,  von  einem  etwas  salzigen,  weniger  ad- 
stringirenden  Geschmacke,  einem  säuerlichen  Gerüche; 
frisch  geschöpft  entwickelt  es  Gasblasen. 

3.  Der  Mittelbrunnen,  zwischen  dem  Ober-  und 
Friedrichsbrunnen  gelegen  und  daher  „Mittelbrunnen"  ge- 
nannt, die  an  Eisen  schwächere,  und  nur  zu  Bädern  be- 
nutzte Quelle. 

4.  Der  Georgenbrunnen,  erst  seit  1824  entdeckt, 
gut  gefafst,  von  einem  eisernen  Geländer  umschlossen,  von 
einem  auf  Säulen  ruhenden  Dache  bedeckt,  benannt  nach 
Georg  Mogalla,  zum  Andenken  an  die  Verdienste  des 
Letztern  um  die  Heilquellen  Schlesiens.  Das  Wasser  die- 
ser M. quelle  ist  von  angenehmem,  erfrischend  -  zusammen- 
ziehendem Geschmack,  übertrifft  hinsichtlich  seines  Gehal- 
tes an  Eisen  alle  übrigen  M.quellen  zu  A. ,  wird  vorzugs- 
weise «als  Getränk  benutzt,  und  versendet. 

5.  Die  beiden  Wiesenquellen,  von  welchen  die 
eine  im  J.  1798,  die  andere  im  J.  1801  entdeckt  wurde, 
dicht  hinter  dem  kleinen  Badehause,  nur  zu  Bädern  be- 
nutzt. 

Bei  der  Aufzählung  und  Benennung  dieser  M.quellen  bin  ich 
Rau  (phys.  med.  Abhandl.  über  die  Heilq.  von  A.  S.  46.)  gefolgt,  ob- 
gleich Fischer  bei  seiner  veröffentlichten  Analyse  derselben  die  ein- 
zelnen unter  andern  Namen  aufführt,  (v.  Gräfe  und  Kaiisch  Jahrb. 
1836.  S.  33). 

Chemisch  untersucht  wurden  die  M.quellen  zu  A.  von 
Mogalla  und  Günther,  und  neuerdings  von  Fischer. 

Nach  Mogalla  und  Günther  enthalten  in  sechzehn 
Unzen: 

Cc2  . 


404 


1.  Der  Oberbrunnen  :    2.  Der  Friedrichsbrunner, 


Kohlensaures  Natron 

0,639  Gr. 

2,106  Gr. 

Schwefelsaures  Natron 

0,235  — 

0,999  — 

Chlornatrium 

0,029  — 

.  •     0,140  — 

Kohlensaure  Talkerde 

1,955  — 

1,618  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

2,785  — 

2,159  — 

Kohlensaures  Eisen 

0,450  — 

0,085  — 

Extractivstoff    . 

0,050  — 

0,006  — 

6,143  Gr. 

7,113  Gr. 

Kohlensaures  Gas     . 

23,75  Kub.Z. 

17,50  Kub.Z 

Nach  Fischer  enthalten  in  sechzehn  Unzen: 


1.  Der  Georgbrunnen 
(Mittelbrunnen  nach  Rau): 


2.  Der  Friedrichsbrunnen 


Kohlensaures  Natron    . 
Schwefelsaures  Natron 
Chlornatrium 
Extractivstoff 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaures  Eisenoxydul 
Kieselerde 

6,59  Gr. 
Kohlensäure  in  100  Maafs  Brunnen  106. 


1,21  Gr. 

1,33  Gr. 

0,89  — 

1,01  — 

0,09  — 

0,08  — 

0,35  — 

0,29  — 

2,88  — 

2,63  — 

0,72  — 

0,79  — 

0,37  — 

0,34  — 

0,08  — 

0,34  — 

3.  Der  Oberbrunnen : 


6,81  Gr. 
101. 

4.  Der  Mittelbrunnen 
(Georgbrunnen  nach  Ran] 
in  zwölf  Unzen  Wasser: 


Chlorkalium 

0,090  Gr. 

0,010  Gr. 

Schwefelsaures  Kali 

0,086  — 

... 

Schwefelsaures  Natron 

0,400  — 

1,020  — 

Schwefelsaure  Talkerde  . 

0,250  — 

1,523  — 

Schwefelsaure  Kalkerde    . 

0,100  — 

1,291  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

0,860  — 

... 

Kohlensaure  Talkerde 

0,308  — 

0,080  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul 

0,306  — 

0,728  — 

Kohlensaures  Manganoxydul 

0,130  — 

0,160  — 

Extractivstoff    . 

0,520  — 

0,660  — 

Kieselerde          .        . 

0,130  — 

0,650  — 

3,180  Gr. 

6,122  Gr. 

Kohlensäure  in  100  Vol. 

21  Vol. 

16  Vol. 

Die  Wirkung-  der  M. quellen  zu  Altwasser  ist  gleich 
der  der  schwachem  erdig-alkalischen  Eisenwasser,  belebend 
stärkend,  gelinde  zusammenziehend,  — von  speeifiker  Wir- 


405 

kung  auf  das  Nerven-,  Muskel-  und  Uterinsystem  und  die 
Schleimhäute.  Wegen  ihres  Reichthuins  an  kohlensaurem 
Gase  und  ihres  verhältnifsmäfsig  nur  geringen  Gehaltes 
an  festen  Bestandteilen  werden  sie  getrunken,  leicht  ver- 
tragen. Zur  Beförderung  der  Wirkung  des  M.wassers  auf 
den  Darmkanal  bedient  man  sich  auch  hier  wie  in  Salz- 
briinn  und  Charlottenbrunn  häufig  des  Genusses  von  Pfef- 
ferkuchen. 

Zu  widerrathen  oder  nur  bedingt  zu  erlauben  in  allen 
den  Fällen,  in  welchen  die  milderen  Eisenwasser  überhaupt 
contraindicirt  sind,  hat  man  die  M.quellen  zu  A.  als  Getränk 
und  Bad  vorzüglich  in  folgenden  Krankheitsklasscn  em- 
pfohlen : 

1.  bei  allgemeiner  Schwäche,  nach  acuten  Krankhei- 
ten, bedeutendem  Säfteverlust,  oder  auch  als  Nachkur  nach 
dem  Gebrauch  von  auflösenden,  oder  sonst  schwächenden 
M.brunnen, 

Sehr  vortheilhaft  ist  in  dieser  Beziehung  die  Nähe  von  Salz- 
brunu.  Häufig  und  mit  gutem  Erfolg  wird  der  Gebrauch  beider  Kur- 
orte mit  einander  verbunden,  man  trinkt  erst  einige  Zeit  in  Salzbrunn 
und  gebraucht  später  zur  Stärkung  und  als  Nachkur  Bäder  zu  A. 

2.  Schwäche  des  Magens  und  Darmkanals,  besonders 
wenn  sie  gleichzeitig  mit  Stockungen  oder  Ilämorrhoidal- 
beschwerden  leichter  Art  verbunden  ist. 

3.  Chronischen  Krankheiten  des  Utorinsystems,  Fluor 
albus,  Neigung  zu  Abortus,  Menstruatio  irregularis,  parca, 
Bleichsucht. 

4.  Passiven  Schleim-  und  Blutflüssen  überhaupt. 

5.  Chronischen  Krankheiten  des  Nervensystems,  na- 
mentlich mit  dem  Charakter  des  Erethismus,  —  hysteri- 
schen Beschwerden,  Veitstanz. 

6.  Grofser  Schwäche  der  Haut  und  dadurch  bedingter 
Disposition  zu  rheumatischen  und  gichtischen  Krankheiten. 

7.  Chronischen  Hautausschlägen. 

S.  Grafs  in  Miscell.  curios.  medico-phys.  Academiae  Nat.  curios. 
Ann.  1674.  Observat.  97.  p.  99. 


406 

J.  C.  Thym,  Beschreibuug  des  Altwasserschen  Sauerbrunnens 
Sckweidnitz  1698. 

Henelii  ab  Hennen feld  Silesiographia.  Cap.  V.  pag.  614 
717. 

G.  A.  Volkmann,  Silesia  subterranea,  oder  Schlesien  mit  sei-i 
nen  unterirdischen  Schätzen.    Leipzig  1720.    §.  11.  S.  294. 

Kurzer  Begriff  der  Wirkungen  der  Schlesisch  -  Altwasserschen1 
Sauerbrunnen,  wie  und  in  welcherlei  Krankheiten  selbige  zu  gebrau- 
chen.   Breslau  1732. 

F.  Hoffmann  (respond.  Sam.  Rohnke)  de  acidulis  Vetera- 
quensibus  in  Silesia,  vulgo  Altwasser  Sauerbrunnen.  Halle  1731.  — 
übers.  Leipzig  1732.  —  1734. 

F.  Hoffmann's  gründlicher  Bericht  vom  Altwasser-Sauerbrun- 
nen in  Schlesien.    Leipzig  1732. 

E.  J.  Neifeld's  pbysikal.  Abhandlung  vom  Altwasser  Sauer- 
brunnen in  Schlesien.    1752. 

J.  G.  Morgenbesser' s  Nachricht  an  das  Publikum:  die  Ge- 
sundbrunnen zu  Cudowa,  Reinerz,  Altwasser,  Charlottenbrunn  und 
Salzbrunn  in  Schlesien.    Breslau  1777. 

P.  J.  Hartmann  (respond.  J.  Giesche)  dissert.  de  fontibus 
alcalino-martialibus  Siles.  speciatim  Salzbrouneusibus  et  Veteraquen- 
sibus.    Traject.  ad  Viadr.  1780. 

Literarische  Beilage  zu  den  Schlesischen  Provinzialblättern.  1797. 
11.  Stück. 

G.  P.  Mogall a,  die  Mineralquellen  in  Schlesien  und  der  Graf- 
schaft Glatz.    S.  60. 

A.  H.  Hinze,  Altwasser  und  seine   Heilquellen.    Breslau  1805. 

—  —  Annalen  der  mineralischen  Kuranstalt  zu  Altwasser. 
1.  Jahrgang.   Breslau  1810. 

Kurze  Nachricht  für  die  Brunnen-  und  Badegäste  zu  Altwasser 
von  A.  II.  Hinze.   1812. 

Horn's  Archiv  für  med.  Erfahrung.    Jahrg.  1812.    S.  351. 

C.  W.  Hufeland's  Uebersicht  der  vorzüglichsten  Heilq.  Vierte 
Aufl.  S.  91. 

Hufeland's  Journ.  d.  prakt.  Heilkunde.  Bd.  XLIII.  St.  5.  S.  98, 
Bd.  XLV.  St.  3.  S.  59.  Bd.  LI.  St.  6.  S.  113.  Bd.  LIII.  St.  2. 
S.  114.  115. 

C.  F.  Mosch,  die  Heilquellen  von  Schlesien.   S.  13S. 

Hufeland  undOsann's  Journal  der  praktischen  Heilk.  Bd. 
LXV.  St.  6.  S.  132.  —  Supplem.  1829.  S.  254.  —  Supplem.  1830. 
S.  216.  -  Bd.  LXXIX.   St.  6.   S.  109. 

Radius,  Bemerkungen  über  Salzbrunn  und  Altwasser  nebst  ei- 
nem Anhang  über  Charlottenbrunn.    Leipzig  1830.    S.  44. 

Rau  in:    d.  Berlin.  Ccntral-Zeitung.    1834.    Nr.  4. 

Medizin,  pbysikal.  Abhandlung  über  die  Heilquellen  zu  Altwasser 
von  Dr.  R  a  u.    Breslau  1S35.    Mit  einem  Kupfer. 

Cohen  in:  Casper's  Wochenschrift  für  gcs.  Heilkunde.  1836. 
Nr.  15.    S.  232. 


407 

Fischer  in:  v.  Graefe  u.  Kaiisch  Jahrbuch.  I.  Jahrgang. 
1836.   S.  33. 

Rau  in:  v.  Graefe  u.  Kali  seh  Jahrb.  I.  Jahrg.  1836.  S.  139. 
—  IL  Jahrg.  1837.  S.  235.   Jahrg.  III.  1838.  S.  337. 

Rau  in:  Hufeland  u.  0 sann's  Jouru.  d.  prakt.  Heilkunde. 
Bd.  LXXXIV.   St.  3.   S.  120. 

Hille  a.  a.  0.   Tb.  I.  Heft.  3.  S.  76, 


An  sie  schliefsen  sich : 

Die  M. quellen  zu  Charlottenbrunn  im  Waldenburger  Kreise, 
in  der  Herrschaft  Tannhausen,  eine  Meile  von  Waidenburg  und  Alt- 
wasser, anderthalb  Meilen  von  Salzbrunn.  —  Der  freundliche  Markt- 
flecken Ch.  liegt  1437  F.  üb.  d.  M.  auf  dein  östlichen  Rücken  des  nach 
dem  lieblichen  Thalc  der  Weistritz  sich  abdachenden  Langen-Berges. 
Das  Charlottenbrunn  umscbliefsende  Gebirgebestellt  aus  rothem  Saud- 
stein und  führt  Porphyr  und  Basalt. 

Entdeckt  wurde  die  erste  M.  quelle  hier  schon  im  J.  1697  von  ei- 
nem Bauer  aus  Tannhauseu,  worauf  sie  1724  besser  gefafst,  mit  einem 
Brunnenhause  versehen  wurde  und  unter  dem  Namen  des  „Tannhäuser 
oder  Cbarlottenbrunneu"  in  Gebrauch  kam.  Die  hierdurch  um  den  Brun- 
nen entstandene  Kolonie  wurde  1740  zu  einem  Marktflecken  erhoben, 
der  zugleich  durch  den  in  Schlesien  im  vorigen  Jahrhundert  sehr 
blühenden  Leinwandhandel  emporkam. 

Die  Zahl  der  Ch.  besuchenden  Kurgäste  betrug  in  den  letzten 
Jahren  im  Durchschnitt  jährlich  60—95  Familien.  In  dem  Badehause 
zu  Ch.  weiden  nicht  blofs  Wannenbäder,  sondern  auch  Douchebäder 
gegeben.  Die  Zahl  der  jährlich  versendeten  Flaschen  mit  M.wasser 
ist  sehr  gering.  Auf  Mogalla's  Veranlassung  wurde  eine  Molken- 
anstalt errichtet,  und  zur  Bequemlichkeit  der  trinkenden  Kurgäste  im 
Jahre  1832  eine  bedeckte  Wandelbahn  erbaut.  Badearzt  ist  Hr.  Dr. 
Lorenz. 

Man  unterscheidet  zu  Ch.  zwei  M.  quellen : 

1.  Die  Char  1  o  tten  quell  e,  an  der  untern  Hälfte  des  Mark- 
tes aus  Porphyrfelsen  entspringend,  noch  von  dem  alten  ßrunnenhause 
überbauet  und  umschlossen. 

2.  Die  Elisenquelle,  entspringt  aus  einem  Schacht  von  ro- 
them Sandstein. 

Das  Wasser  beider  M.  quellen  ist  hell,  klar  und  geruchlos,  ent- 
wickelt geschöpft  viel  Gasblasen,  vorzüglich  das  der  Elisenquelle;  das 
Wasser  der  Charlottenquelle  ist  von  einem  erfrischenden,  etwas  sal- 
zigen und  zugleich  gelind  adstringirenden  Geschmack,  das  der  Elisen- 
quelle von  einem  angenehm  erfrischenden,  prickelnden,  später  schwach 
alkalisch-salzigen  Geschmack.  Beide  haben  eine  Temperatur  von  6° 
IV.;  das  spec.  Gew.  der  Eliseuquelle  beträgt  1,010625. 

Chemisch  untersucht  wurde  das  M.wasser  zu  Ch.  von  Stern- 
stein, Klaproth  und  neuerdings  von  Beinert. 


408 


In  sechzehn  Unzen  Wasser  enthalten  nach  Beinert: 

1.  Die  Charlottenquelle:  2.  Die  Elisenquelle : 

Kohlensaures  Natron  (wasserfrei)  1,588  Gr.  .  0,5429  Gr. 

Chlornatrium  (wasserfrei)     .        .  0,079  —  .  0,3038  — 

Schwefelsaures  Natron  (wasserfrei)  0,116  —  .  0,1344  — 

Kohlensaure  Kalkerde  (wasserfrei)  2,290  —  .  1,8828  — 

Schwefelsaure  Kalkerde        .        .  0,030  —  .  0,0122  — 

Kohlensaure  Talkerde   .       .        .  0,553  —  .  0,8068  — 

Thonerde 0,023  —  .  0,0031  — 

Kieselerde 0,217  —  .  0,1502  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul    .        .  0,200  —  .  0,0595  — 

Gummigen  Extraktivstoff      .        .  0,186  —  .  0,1005  — 

Verlust 0,374  —  .  0.0606  — 


5,656  Gr.       .        4,0568  Gr. 
Kohlensaures  Gas.        .        .        .      18,60  Kub.Z.  .      17,6036  K.Z. 

Das  M. wasser  zu  Ch.  gehört  zu  den  leichteren  Eisenquellen, 
wirkt,  innerlich  und  äufserlich  angewendet,  gelind  stärkend  auf  das 
Nerven-  und  Muskelsystem,  die  Schleimhäute  und  insbesondere  auf 
das  Uterinsystem  und  wird  daher  häufig  von  sehr  reizbaren  Subjec- 
ten  leicht,  viel  besser  vertragen  als  stärkere  Eisenwasser. 

Als  Bad  und  Getränk  hat  man  es  empfohlen  bei:  Schwäche  des 
Magens  und  Darmkanals,  Bleichsucht,  Stockungen  im  Uterinsystem, 
Anomalieen  der  monatlichen  Reinigung,  Krankheiten  der  Harnwerk- 
zeuge von  Schwäche,  Verschleimungen,  Blennorrhoeen  und  Nerven- 
schwäche. 

Der  Mineralquell  zu  Charlottenbruun  in  Schlesien.  Von  A.  S. 
Nimmtsch  und  J.  Kanold  in  Breslau.    Sammlung  v.  J.  1724. 

F.  Sternstein,  von  dem  Tannhäuser  oder  Charlottenbrunner 
Sauerbrunnen.    Hirschberg  1737. 

G.  H.  Burghardt's  histor.  phys.  und  medic.  Abhandlung  von 
den  warmen  Bädern  bei  Landeck  in  der  Grafschaft  Glaz,  nebst  An- 
weisung wie  der  Charlottenbrunnen  zu  gebrauchen.    Breslau  1742. 

Vernünftiger  und  erfahrungsmäfsiger  Rath,  wie  der  Charlotten- 
brunnen im  Trinken  und  Baden  zu  gebrauchen.    Breslau  1743. 

Vom  Gebrauch  des  Tannhäuser  Brunnens.    Breslau  1743. 

J.  G.  Morgen  besser,  Nachricht  über  die  Gesundbrunnen  zu 
Cudowa,  Reinerz,  Altwasser,  Charlottenbrunn  und  Salzbrunn  betref- 
fend.    Breslau  1777. 

G.  P.  Mogalla  a.  a.  O.   S.  69. 

C.  F.  Mosch  a.  a.  O.    S.  192. 

(v.  Z  e  d  1  i  t  z)  Vom  Charlotteubrumi,  nebst  einer  chemischen  Prü- 
fung (Klaproth's)  und  einem  Schreiben  (Seile's)  über  dessen 
Wertb.    Berlin  1790. 

G.  Bischof  a.  a.  O.   S.  209. 

Schlcsische  Provinziulbätter.    1827.    April.  S.  356. 

Huf el and  und  O sann's  Journal  der  prakt.  Hcilk.    Bd.  LXV. 


St  6    S.  133.  —  1829.   Supplementheft  S.  255.  —  1830.  Supplement- 
heft. S.  216.  -  Bd.  LXXIX.   St.  5.  S.  111. 

J.  Radius  a.  a.  0.    S.  64. 

Lorenz  in:   Schles.  Provinzialblätter.    1837.    St.  3.  S.  6. 

Wendt  in:  Rust's  Magazin.    Bd.  XL1V.    S.  144. 

Cohen  in:  Casper's  Wochenschrift.    1836.    S.  236. 

Hille  a.  a.  0.  S.  90. 

Das  Bad  zu  Dirsdorf,  eine  halbe  Meile  südlich  von  Nimptscb 
im  Kreise  N.  Die  hier  entspringende  kalte  M.quelle  enthält  Eisen, 
Schwefelwasserstoffgas  und  etwas  kohlensaures  Gas.  Seit  1825  be- 
steht hier  eine  Badeanstalt  mit  Wannenbädern  in  Badekabinetteu. 
Zum  Getränk  wird  eine  zweite,  unfern  der  ersten  entspringende  M. 
quelle  benutzt.  —  Im  J.  1837  zählte  man  134  Kurgäste,  im  J.  1S38: 
154;  im  J.  1839  wurde  ein  Gebäude  zu  Wohnungen  für  Kurgäste 
aufgeführt. 

Das  Bad  zu  Olber sdorf  im  Frankensteiner  Kreise,  zwischen 
Frankenstein  und  Reichenbach.  Zwei  kalte,  nach  dem  Dorfe  0.  be- 
nannte M.  quellen,  von  welchen  die  Badequelle  schon  im  J.  1670  von 
Titius  untersucht  worden  sein  soll,  sind  arm  an  kohlensaurem  Gas 
und  scheinen  als  Hauptbestandtheil  schwefelsaures  Eisen  zu  enthalten ; 
Vater  vergleicht  sie  mit  denen  des  Augustusbades  bei  Radeberg  in 
Sachsen.     Seit  dem  J.  1813  befindet  sich  hier  ein  Badehaus. 

Die  M.  quellen  zu  Peterwitz,  eine  halbe  Meile  südwestlich 
von  Frankenstein,  der  Zahl  nach  zwei,  in  Hinsicht  ihres  Gehaltes 
den  vorigen  ähnlich.  In  dem  Badehause  findet  sich  eine  Douche. 
Die  eine  der  M.  quellen  wird  zu  Bädern,  die  andere  als  Getränk 
benutzt. 

Aehnliche  Eisenquellen  finden  sich  im  Frankensteiner  Kreise  zu 
Quickendorf  und  Lampertsdorf. 

Das  Bad  zu  Münsterberg,  in  der  Kreisstadt  dieses  Namens. 
Seit  1820  besteht  hier  eine  Badeanstalt.    Das  hier  entspringende  M. 
wasser  enthält  nach  der  Analyse  von  Burgund  in  sechzehn  Unzen: 
Schwefelsaures  Natron        .        .        .      0,115  Gr. 


Chlornatrium        .... 

0,332  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

1,351  — 

Schwefelsaure  Kalkerde     . 

0,253  — 

Chlorcalcium        .... 

.      0,133  — 

Kohlensaures  Eisen     . 

0,115  — 

Harziger  Extraktivstoff 

.      0,115  — 

2,414  Gr. 

Von  flüchtigen  Bestandtheilen  enthält  dasselbe  eine  unbestimmte 
Menge  Schwefelwasserstoffgas. 

Eine  ähnliche  Eisenquelle  im  Münsterbergischen  Kreise  entspringt 
zu  Nofsen. 

Hille  a.  a.  0.    S.  101-104. 


410 

4.  Die  M. quellen  zu  Flinsberg)  im  Löwen- 
bergischen  Kreise,  entspringen  dicht  an  der  böhmischen 
Gränze,  nördlich  vom  Iserkamm,  eine  Meile  von  der  Stadt 
Friedeberg  an  der  Queifs,  nach  Charpenticr  1542 F.  üb. 
d.  M.,  in  einem  ahmuthigen,  von  hohen  malerischen  Ber- 
gen umschlossenen  Thale,  welches  sich  gegen  Norden  öff- 
net und  eine  freie,  weite  Aussicht  in  die  freundliche  Thal- 
erweiterung gewährt,  in  welcher  Friedeberg  und  Greiffen- 
berg  liegen. 

Die  Kuranstalt  liegt  auf  einer  Anhöhe  in  einer  mäfsi- 
gen  Entfernung  von  dem  langen,  längs  dem  Laufe  der 
Queifs  gebauten  Dorfe  Flinsberg.  So  angenehm  die  Lage 
ist,  so  schön  die  Aussicht  von  dem  Kurhause  und  den 
dicht  dabei  gelegenen  M.quellen,  so  ist  doch  das  Klima 
im  Ganzen  rauh  und  schnellem  Temperatur  Wechsel  unter- 
worfen. 

Wohnungen  für  Kurgäste,  so  wie  Speise-  und  Gesellschaftslokale 
finden  sich  bei  den  M.quellen,  —  in  dem  alten  und  neuen  ßadehause 
aufser  Wannenbädern  in  Badekabiuetten,  Vorrichtungen  zu  Douche-  und 
Mineralschlammbädern.  —  Noch  mufs  der  Molkenanstalt  gedacht  wer- 
den,   welche    sehr  gute  Molken  liefert. 

Die  Zahl  der  jährlich  verabreichten  Wannenbäder  beträgt  6 — 
7000,  —  der  in  Glasflaschen  versendeten  alten  Quelle  uud  des  Neu- 
brunnens gegen  6000  Flaschen. 

Die  Zahl  der  Flinsberg  besuchenden  Kurgäste  betrug 
jährlich  im  Durchschnitt  zwischen  250 — -300. 

Im  Jahre  1830  zählte  man  254  Kurgäste 


— 

—  1831 

— 

—  212 

— 

—  1832 

— 

—  245 

— 

—  1833 

— 

—  298 

— 

—  1835 

— 

—  271 

— 

—  1837 

— 

—  315 

Die  Umgebungen  von  Flinsberg  werden  von  den  Kurgästen  häu- 
fig zu  Excursionen  benutzt,  —  man  besteigt  die  hohe  Tafelfichte  oder 
besucht  Meflersdorf,  den  grüuen  Hirt  oder  die  Ruinen  von  Greifen- 
stein; —  die  Höhe  des  Geicrstcincs  beträgt  2501  F.,  des  Iscrkammes 
(der  Einsenkung  bei  den  Iscrhäuscrn)  2897  F.,  des  Hcufudcrs  334ö  F. 
uud  der  Tafelfichte  3379  F.  über  dem  Meere. 

Die  vorherrschende  Gcbirgsart  der  Gegend  ist  Glimmerschiefer, 
welcher  von  der  Tufelüchtc  sich  ostwärts  über  Fliusbcrg  hinzieht. 


411 

Unter  dem  Namen  des  heiligen  Brunnens  gedenkt  der  M.  quelle 
zuFlinsberg  schon  L.  Thurneisser  1572,  später  1601  C.  Schwenk- 
feld. Das  Dorf  Flinsherg  soll  seineu  Namen  von  dem  alten  wendi- 
schen Gotte  Fliintz  oder  Flius  erhalten  haben.  —  Die  eigentliche 
Geschichte  Flinsberg's  als  Kurort  beginnt  jedoch  erst  mit  dem  J.  1738, 
in  welchem  Dr.  Weifs  durch  seine  Schrift  den  damaligen  Besitzer 
F.'s,  den  Grafen  S  chafgotsch,  auf  diese  M.quellen  aufmerksam  machte 
und  hierdurch  eine  Untersuchung  derselben  durch  eine  ärztliche  Com- 
mission  veranlafste.  —  Durch  Kausch  wurde  im  Jahre  1S12  eine  Mol- 
kenanstalt gegründet,  Hr.  Dr.  Georgi  als  Bruunenarzt  angestellt, 
welchem  später  Hr.  Dr.  Junge  folgte,  welcher  noch  jetzt  Bruunen- 
arzt daselbst  ist. 

Die  liier  entspringenden  und  benutzten  M.quellen  ge- 
hören zu  der  Klasse  der  erdigen  Eisenquellen,  zeichnen 
sich  durch  einen  verhältnifsmäfsig  geringen  Gehalt  an  fes- 
ten Bestandteilen,  aber  durch  einen  sehr  beträchtlichen 
Gehalt  an  freier  Kohlensäure  aus. 

Das  M.  wasser  zu  Flinsberg  ist  klar,  perlt  sehr  und 
hat  einen  angenehmen,  säuerlich-stechenden,  etwas  zusam- 
menziehenden Geschmack.  Man  unterscheidet  folgende 
Quellen : 

1.  Die  alte  Quelle,  oder  die  Hauptquelle,  gut 
gefafst  mit  einem  Pavillon  überbauet,  —  so  wasserreich, 
dafs  sie  nicht  blofs  als  Trinkquelle  und  zur  Versendung, 
sondern  auch  zu  Bädern  benutzt  werden  kann. 

2.  Die  Queifsquelle  oder  der  Neubrunnen  einige 
hundert  Schritte  östlich  von  der  vorigen,  zweihundert  Fufs 
tiefer  gelegen,  nahe  dem  Queifsflufse  auf  dem  rechten  Ufer 
desselben,  zweckmäfsig  gefafst,  überbauet,  erfreuet  sich 
gleich  der  vorigen  eines  so  bedeutenden  Wasserreichthums, 
dafs  sie,  zwar  jetzt  vorzugsweise  getrunken,  auch  Bäder 
würde  versorgen  können,  wenn  ihre  tiefere  Lage  nicht  den 
Wassertransport  nach  den  Badehäusern  erschwerte. 

3.  Die  Quelle  im  Pavillon  oder  der  Stahl- 
brunnen und 

4.  Die  Schützische  Quelle  oder  die  Quelle  im 
Keller;  —  beide  gegen  zwei  hundert  Schritte  westlich 
von  der  Hauptquelle,  gefafst,   werden  nur  zu  Bädern  be- 


412 


nutzt,  und  daher  auch  oft  „der"  oder  „die  Badebrunnen" 
genannt. 

Die  Temperatur  der  Hauptquelle  beträgt  7,5°  R.,  die  des  Neubrun- 
nens  mehr.  Das  Wasser  des  an  Kohlensäure  weniger  reichen  Bade- 
bruunens  ist  gleich  den  übrigen  klar  und  hei!,  von  einem  zusammen- 
ziehend eisenhaften  Geschmack,  bildet  aber  geschöpft,  der  Einwirkung 
der  atmosphärischen  Luft  ausgesetzt,  einen  ocherartigen  Niederschlag. 

Das  spec.  Gewicht  der  alten  Quelle  beträgt:  1,001562,  —  der 
neuen:  1,002557,  —  der  Quelle  im  Pavillon:  0,000674,  —  der  Quelle 
im  Keller:  1,000253. 

Analysirt  wurden  die  M.quelleu  zu  verschiedenen  Zeiten  von 
Tschörtner  und  Fischer. 

Nach  Fisch  er 's  neuester  Analyse  enthalten  in  sech- 
zehn Unzen: 


1.  Die  alte  Quelle:   2. 

Der  Neubrunnen 

Kohlensaures  Natron 

0,3313  Gr. 

0,6508  Gr. 

Schwefelsaures  Natron    . 

0,0529  — 

0,0588  — 

Chlornatrium  uebstKalium u. Ammonium  0,0504  — 

0,0382  — 

Kohlensaure  Talkerde 

0,2721  — 

0,7841  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

0,7168  — 

3,6732  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul 

0,1735  — 

0,2590  — 

Kohlensaures  Mangauox3'duI    . 

0,0276  — 

0,0309  — 

Auflösliche  organische  Stoffe  nebst 

Quellsäure      .... 

0,0170  - 

0,0204  — 

Unauflösliche  organische  Stoffe 

0,0505  — 

0,0580  — 

Kieselerde         .... 

0,4823  — 

0,6414  — 

2,1644  Gr. 

6,2148  Gr. 

Kohlensaures  Gas     . 

.      27,56  Kub.  Z. 

.      27,82  Kub.  Z. 

3.  Die  Quelle 

im  Pavillon :  4.  Die  S< 

mützische  Quelle 

Kohlensaures  Natron 

0,3839  Gr.       . 

0,0634  Gr. 

Schwefelsaures  Natron  . 

0,0259  — 

0,0176  — 

Chlornatrium  nebst  Kalium 

und  Ammonium  . 

0,0338  — 

0,0265  — 

Kohlensaure  Talkerde   . 

0,2684  — 

. 

Kohlensaure  Kalkerde  . 

0,5758  — 

0,3452  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul 

0,0588  — 

0,0432  — 

Kohlensaures  Manganoxydu 

[  0,0082  — 

.        . 

Auflösliche  organische 

Stoffe  nebst  Quellsäure 

0,0156  — 

0,0092  — 

Unauflösliche    organische 

Stoffe  .... 

0,0362  — 

<■ 

Kieselerde       .        .        . 

0,4495  — 

0,1013  — 

1,8561  Gr. 

0,6064  Gr. 

Kohlensaures  Gas  . 
Die  M.mißllßn  7.11  Fln 

25,90  Kub.  Zoll. 

leTiniMr    jrclini'ftl    7.11 

den   leinnfern 

an  Koblensäure  reichen  erdigen  Eisenwasscrn,  und  sind  in 


413 

dieser  Beziehung  mit  denen  von  Spaa  verglichen  worden, 
stehen  aber  hinsichtlich  ihres  Eisengehaltes  letztem  nach. 
Getrunken  wirkt  der Flinsbergcr  M.brunnen  daher  we- 
niger erregend,  erhitzend,  als  der  zu  Spaa,  wird  aber  eben 
deswegen  von  reizbaren,  zu  Congestionen  geneigten  Sub- 
jeeten,  bei  welchen  die  stärkeren  Eisenwasser  in  der  Re- 
gel contraindicirt  sind,  leichter  vertragen.  Innerlich  gebraucht 
wirkt  er,  ganz  analog  den  erdigen  Eisenwassern,  belebend 
stärkend,  und  insbesondere  auf  das  Nervensystem,  die 
Schleimhäute  und  das  Uterinsystem. 
Benutzt  hat  man  bisher: 

1.  Als  Getränk,  die  Haupt-  und  Queifsquelle  allein 
oder  mit  Molken  an  der  Quelle. 

2.  Als  Bad  in  dem  schon  erwähnten  Badehause. 

Empfohlen  hat  man  die  M.quellen  zu  Flinsberg  in  al- 
len den  Fällen,  wo  leichte  erdige  Eisenwasser  überhaupt 
indicirt  sind,  vorzugsweise  bei  weiblichen,  reizbaren  Sub- 
jeeten,  welche  stärkere,  kräftiger  zusammenziehende  Ei- 
senquellen nicht  vertragen  würden,  namentlich  in  folgenden 
Krankheitsformen : 

1.  Allgemeiner  Schwäche  des  Nervensystems,  zur  Stär- 
kung, oder  auch  zur  Umstimmung  des  letztern,  zur  Aus- 
gleichung der  dynamischen  Mifsverhältnifse  zwischen  den 
übrigen  Systemen,  insofern  diese  auf  reiner  Schwäche  ato- 
nischer oder  erethischer  Art  begründet  sind,  —  Hysterie, 
nervöser  Hypochondrie. 

2.  Passiven  Schleim-  und  Blutflüssen  überhaupt,  ins- 
besondere aber  des  Uterinsystems,  —  Störungen  der  Di- 
gestion aus  Schwäche,  Verschleimung  des  Darmkanals, 
Neigung  zu  Durchfällen. 

3.  Krankheiten  des  Uterinsystems  von  Schwäche,  — 
Anomalieen  der  Menstruation,  Bleichsucht. 

4.  Chronischen  Leiden  der  Harnwerkzeuge  von 
Schwäche. 

5.  Häufig  bedient  man  sich  endlich  und  mit  sehr  gu- 
tem Erfolg  der  M.quellen  von  Flinsberg  als  stärkender  Nach- 


414 

km*  nach    dem   Gebrauch    der  Schwefeltherme  zu  Warm- 
brunn. — 

L.  Thurne isser,  von  den  kalten,  warmen,  mineralischen,  me- 
tallischen Wassern.  1572.  Lib.  VII.  cap.  44.  S.  321. 

C.  Schwenkfeld,  stirpium  et  fossilium  Silesiae  catalogus.  1601. 
p.  375. 

Henelii  ab  Hennen  feld  Silesiographia.    p.  132. 
Ign.  Ephraim   Naso   Phoenix  redivivus  Ducatuum  Suidnic.  et 
Jaur.  Wratislav.  1667.  p.  328. 

D.  S.  Weiss,  von  den  Sauerbrunnen  in  Schlesien  und  der  Graf- 
schaft Glaz.    1738. 

Gründlicher  Bericht  von  dem  Gehalt,  der  Wirkung  und  Kraft  des 
Flinsberger  Sauerbrunnens,  abgefafst  von  S.  Fribe.  1739.  (Manuscript 
in  der  Bibliothek  zu  Hermsdorf.) 

C.  Friederici,  Bericht  in  Gel.  Schles.  Neuigkeiten.  1740. 
S.  213. 

J.  G.  Menzel,  de  aeidulis  Fliusbergensibus.  Francof.  ad  Viadr. 
1775. 

Nachricht  an  das  Publikum,  die  Gesundbrunnen  zu  Cudowa,  Rein- 
erz, Altwasser,  Charlottenbrunn,  Salzbrunn  und  Flinsberg  in  Schlesien 
betreffend,  von  Morgenbesser.  Breslau  1777. 

Gott  im  Wasser,  bei  der  Quelle  erwogen  von  einem  Flinsberger, 
von  Bergmann.  1784. 

Bauer,  vom  Flinsberger  Brunnen.  Prag  1785. 

P.  J.  Hartmann,  de  aeidulis  Flinsbergensibus.  Francof.  ad  Viadr. 
1785. 

Zimmermann' s  Beiträge  zur  Beschreibung  von  Schlesien.  Brieg 
1786.  Bd.  VI.  S.  115. 

Schlesische  Provinzialblätter.  1794  Juni.  —  1795  October.  —  De- 
cember.  Anhang  342.  —  1807  April.  —  1812  April.  —  1816  Mai.  — 
1820  Mai.  —  1826  Mai. 

Tschörtner  in:  v.  Cr ell's  ehem.  Anualen.  1795.  St.  3.  S. 
259—270.  —  J.  B.  TrommsdorfTs  Neues  Journ.  der  Pharm.  Bd. 
IX.  St.  1.  S.  1. 

G.  P.  Mogalla,  Briefe  über  die  Bäder  zu  Warmbrunu  und  Flins- 
berg. Berlin  1796. 

—  —  Die  Mineralquellen  in  Schlesien  und  Glatz.  Breslau  1802. 
S.  65. 

C.  W.  Hufe  1  and,  prakt.  Uebers.  Viert.  Aufl.  S.  91. 

Georgy  in:  Kausch's  Memorabilien  der  Heilkunde.  1813.  S.  25. 

Schmidt,  das  Riesengebirge.  1816.  S.  71. 

Mos  ch ,  die  Heilquellen  Schlesiens.  S.  249. 

Junge  in:  Schlesischen  Provinzialblättern.  1827.  April,  f    366. 

Flinsberg  und  seine  Heilquellen,  von  J.  C  Bergemann.  Lieg- 
nitz  und  Löwenberg  1827. 

Hufe  1  and  und  Osann's  Journal  der  prakt.  Heilk.  Bd.  XXVII. 


415 

St.  2.  S.  47.  Bd.  XLI.  St.  1.  S.  119.  Bd.  LXV.  St.  6.  S.  134.  — 1829 
Supplementheft  S.  250.  —  1830  Supplem.  S.  212. 

F.  W.  B.  de  Gufsnar  diss.  de  acidulis  Silesiacis  Flinsbergensi- 
bus.  Giessae  1830. 

Wen  dt  in:  Rusfs  Magazin.  Bd.  XL1V.  S.  142. 

Junge  in:  v.  Gräfe  und  Kaiisch  Jahrb.  1.  Jahrg.  1836.  S.  169. 

Hille  a.  a.  0.  S.  13. 

Junge  in:  Hufeland's  Joum.  der  prakt.  Heilk.  Bd.  LXXXYI. 
S.  I.  S.  63. 

Cohen  in:  Casper's  Wochenschrift.  Jahrg.  1836.  S.  177. 


In  der  Unigegend  von  Flinsberg  finden  sich  mehrere  ähnliche  Ei- 
senquellen, Avelcbe  aber  weniger  bekannt  und  entweder  gar  nicht, 
oder  nur  von  den  nächsten  Bewohnern  benutzt  werden,  namentlich 
die  Eisenquellen  zu  Baumgarten  bei  Greifenberg,  zu  W ii li- 
sch cudorf  und  Gr ofs-  Waldendorf. 


An  diese  reihen  sich: 

Das  Rohnauer  Bad  im  Dorfe  Rohnau  im  Landshuter  Kreise. 
Benutzt  wird  hier  das  Wasser,  welches  in  dem  Vitriolwerk  Morgen- 
stern bei  der  Gewinnung  des  Schwefels  aus  Schwefelkiesen  mittelst 
Durchlaufens  durch  die  Kühlkasten,  mineralische  Bestandteile  sich  an- 
eignet.   NachKopisch  enthalten  sechzehn  Unzen  Wasser  desselben: 

Schwefelige  Säure      .        .        .        6,34  Gr. 
Freien  Schwefel  .        .        .        4,11  — 

Schwefelsaures  Eisenoxydul  mit  Spu- 
ren von  Mangan  (wasserfrei)  .        1,44  — 

11,89  Gr. 

Verstärkt  durch  Zusatz  von  Eisenfeile  wird  dieses  Wasser  in 
Form  von  Bädern  benutzt,  wozu  sich  hier  ausser  einem  Bassinbade 
auch  Wannenbäder  befinden.  Die  Anstalt  besitzt  auch  Wohnungen 
für  Badegäste. 

Eine  ähnliche  Badeanstalt  findet  sich  zu  Schömbach  im  Bol- 
kenhainer  Kreise. 

Die  Wiesauer  M. quelle  im  Bolkenhainer  Kreise,  unfern  des 
Dorfes  Wiesau,  enthält  nach  Klaproth  in  einem  Pfunde  Wasser: 

Schwefelsaures  Natron      .         .  8,200  Gr. 

Kohlensaures  Natron         .        .  2,100  — 

Chlornatrium      ....  0,200  — 

Kohlensaure  Kalkerde        .        .  4,699  — 

Kohlensaures  Eisen    .        .        .  eine  Spur. 

15,199  Gr. 


416 

•  ■  'I 

Noch  sind  in  dem  Bolkenhainer  Kreise  zu  erwähnen  die  IM.  quel- 
len zu  Alt  Reich  enau,  welche  zwar  gefafst,  aber  nur  von  den 
Bewohnern  der  Umgegend  benutzt  werden. 

Das  Bad  zu  Buchowina  in  Niederschlesien  im  Wartenber- 
gischen Kreise,  eine  Meile  von  Festenberg,  anderthalb  Meilen  von 
Wartenberg  entfernt.  Aufser  einem  Badehause  befinden  sich  daselbst 
noch  mehrere  zum  Aufenthalt  der  Kurgäste  bestimmte  Gebäude,  wel- 
che der  jetzt  verstorbene  Hr.  Major  v.  Weger,  Besitzer  des  Bades 
BucUowina,  aufführen  liefs. 

Die  hier  entspringenden  M.quellen  gehören  zu  der  Klasse  der 
Alaun wasser.  Man  unterscheidet  zwei,  die  Ober-  und  Nie  de r- 
quelle,  die  erste  hat  die  Temperatur  von  7,25°  R.,  die  zweite  die 
von  9,5°  R. 

In  sechzehn  Unzen  enthält  nach  Lachmund: 

1.  Die  Oberquelle :    2.  Die  Niederquelle: 


Schwefelsaure  Kalkerde    . 

0,400  Gr.      . 

0,480  Gr. 

Schwefelsaure  Thonerde    . 

1,476  — 

2,080  — 

Schwefelsaures  Eisenoxydul 

1,920  — 

1,960  — 

Salzsaures  Eisenoxydul 

0,440  — 

0,920  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

0,080  — 

... 

Thonerde    .... 

0,140  —      -  . 

0,380  — 

Kieselerde  .... 

0,080  — 

0,120  — 

Extractivstoff 

0,080  — 

0,120  — 

Eisenoxyd  .... 

. 

0,160  — 

4,616  Gr. 

6,220  Gr. 

Sehr  abweichend  von  diesen  Analysen  ist  das  Resultat  einer 
neuern,  im  J.  1839  von  Duflos  unternommenen,  nach  welcher  120 
Unzen  Wasser  enthalten  sollen : 

Doppelt  kohlensaures  Natron     .        1,520  Gr. 
Kohlensaure  Kalkerde         .        .        1,940  — 
Cklomatrium        ....        9,453  — 
Freie  Kohlensäure      .        .        ,        Spuren. 

12,913  Gr. 
Badearzt  ist  Hr.  Kreisphysikus  Dr.  Bunke. 
Als  adstringircndes  M.wasser  empfiehlt  Kau  seh  dasselbe  in  Form 
von  Bädern: 

1.  bei  Schwäche  des  Muskel-  und  Nervensystems,  besonders  hy- 
sterischen und  hypochondrischen  Beschwerden. 

2.  Rheumatischen  und  gichtischen,  durch  Schwäche  bedingten 
Leiden,  —  Lähmungen. 

3.  Chronischen  Krankheiten  der  äufsern  Haut  von  Schwäche. 
Friese  in  lit.  Beilage  zu  den  Schlesisch.  Provinzialblät.  1798. 
Kau  seh,  die  Heilquellen  zu  Buckowina,   nach   des  Hrn.  Apoth. 

Lachmund's  chemischer  Untersuchung  gewürdigt.  Breslau  1802. 

Kau  seh  in:  Hufeland 's  Journal  der  prakt.  Heilk.  Bd.  XIX. 
St.  3.  S.  133. 

Weni- 


417 

Weniger  bekannt,  weniger  benutzt,  zum  Theil  gar  nicbt  gebraucht, 
11  sind  die  Eisenquellen  bei  0  tt  o-Langend  o  rf  im  Warteuberger 
Kreise,  —  zu  31  a  s  s  e  1  w  i  t  z  im  Breslauer  Kreise,  —  zu  Skarsine  im 
!"•  Trebnitzer  Kreise,  — zu  Gimmel  im  Wohlauer Kreise,  —  zu  Ober- 
i  Tschirnau  im  Guhrauer  Kreise,  —  das  Bad  zu  Rauffe  zwischen 
i  Liegnitz  und  Neumarkt  —  und  die  Liegnitzer  M.quelle.  — 
I 

,  Die  M. quellen  zu  N aumburg  amBober  im  Saganer  Kreise. 

!Man  zählt  hier  zwei  M.quellen,    die  eine,    dicht  unter   dem  Schlofs- 
,  berg  gelegene,    hat    die    Temperatur   von  8,5°  R.,    ihr  spec.  Gewicht 
Ibeträgt  1,002,  —  die  andere  entspringt  nur  sechzig  Fufs  von  der  vo- 
rigen entfernt. 

Benutzt  wird  das  M.wasser  zu  Naumburg  erst  neuerlich.  Hr. 
Sturm,  Besitzer  der  Herrschaft  Naumburg,  hat  ein  Badehaus  erbauen 
lassen,  welches  ausser  Badekabinetten  mit  Wannenbädern  einen  Dou- 
cheapparat  enthält. 

Im  Sommer  1828  zählte  man  145  Kurgäste,  —  im  J.  1830  nur 
106,  und  in  den  darauf  folgenden  Jahren  noch  weniger,  ßrunnenarzt 
ist  Herr  Dr.  Fritsch. 

Nach  der  Analyse  von  Pitsch  enthalten  sechzehn  Uuzeu: 

1.  der  ersten  M.quelle:     2.  der  zweiten  M.quelle: 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Schwefelsaures  Natron 
Schwefelsaure  Talkerde 
Chlornatrium 
Chlortalcium 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaures  Eisenoxydul 
Extractivstoff 
Harz  und  Extractivstoff 


Kohlensaures  Gas 
Schwefelwasserstoffgas 


Als  Bad  benutzt  zeigte  sich  nach  Reiche  das  M.wasser  von 
Wirksamkeit  bei  Krankheiten  von  reiner  Schwäche,  namentlich  bei 
Empfindlichkeit  und  erhöhter  Reizbarkeit  der  äufsern  Haut,  bei  grofser 
Neigung  zu  Erkältungen  und  rheumatischen  Leiden,  der  nach  Rheu- 
matismen oft  zurückbleibenden,  lange  anhaltenden  Abspannung,  — 
Schwäche  des  Muskel-,  Verstimmung  des  Nervensystems,  —  Kachexieen, 
Hysterie,  Gicht,  Rheumatismen,  Lähmungen,  Schleimflüssen,  Bleich- 
sucht, Neigung  zu  Abortus,  chronischen  Hautausschlägen. 

Bei  guter  Verdauung  ist  das  M.wasser  auch  innerlich  angewen- 
det worden. 

II.  Theil.  D  (1 


...      . 

0,280  Gr. 

1,99  Gr.   . 

.   .   « 

1,76  — 

0,855  — 

1,47  — 

•      •      • 

0,32  — 

0,716  — 

0,59  — 

0,475  — 

1,65  — 

... 

1,62  — 

0,640  — 

0,30  — 

. 

. 

0,250  — 

9,70  Gr. 

3,216  Gr. 

9,98  Kub.  Z. 

4,667  Kub.  Z. 

Spuren 

0,370   — 

5,037  Kub.  Z. 

418 

Brandes  Archiv.  Bd.  XXV.  S.  87. 

Trommsdorff's  neues  Journal.  Bd.  XVII.  St.  2.  S.  270. 

Beiche  in:  Hufeland  und  Osann's  Journal  der  prakt.  Heilk. 
Bd.  LXIV.  St.  6.  S.  120. 

Fritscb  in:  Hufeland  und  Osann's  Journal  der  prakt.  Heilk. 
Bd.  LXVIII.  St.  6.  S.  85. 

In  demselben  Kreise  befinden  sich  noch  mehrere  M.quellen ,  wie 
die  zu  Hertwigswaldau,  Hirschfelde  u,  a.,  welche  den  M.quel- 
len von  Naumburg  sehr  ähnlich,  nicht  benutzt  werden. 

Die  M.quellen  zu  Czarkow  im  Kreise  Plefs.  Man  unter- 
scheidet mehrere  hier  entspringende  M.quellen,  welche  in  ihrem  che- 
mischen Gehalte  gleichwohl  keine  wesentliche  Verschiedenheit  dar- 
bieten. 

Nach  Ze  1 1  ne  r'  s  Analyse  enthalten  sechzehn  Unzen  des  M.wassers: 


Humussaures  Eisenoxydul 

0,7010  Gr. 

Kieselerde 

0,4250  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul 

0,7300  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

0,2865  — 

Kohlensaure  Talkerde 

0,1531  — 

Chlortalcium 

0,1555  — 

Chlorcalcium       .               <  . 

0,1165  — 

Chlornatrium      . 

0,0S80  — 

Mangan 

0,1185  — 

2,7741  Gr. 

Die  Mehrzahl  der  behandelten  Krankheiten  waren  Gicht  und 
krampfhafte  Zufälle,  wogegen  Wannenbäder  mit  Douchebädern  mit  gün- 
stigem Erfolg  angewendet  wurden. 

Hufeland  und  Osann's  Journal  der  prakt.  Heilk.  Bd.  LXV. 
St.  G.  S.  145.  —  Bd.  LXXIX.  St.  6.  S.  113. 

Die  Schwefelquelle  zu  Sophientha /.im  Bybnicker  Kreise, 
zählte  im  Sommer  1826  :  41  Kurgäste,  im  J.  1827  :  43,  —  1828  :  54, 
1830  :  49.  —  Unter  den  hier  behandelten  Krauken  litt  die  Mehrzahl  an 
gichtischen  und  krampfhaften  Beschwerden.  Leider  brannte  im  J.  1835 
die  Badeanstalt  ab. 

Hufeland  und  Osann's  Journal  der  prakt.  Heilk.  Bd.  LXV. 
St.  6.  S.  145.  —  1829.  Supplementheft.  S.  261. 

Das  Wilhelmsbad  oder  das  K  oho  schülzerbad  im  Byb- 
nicker Kreise,  nach  dem  Dorfe  Kokoschütz  benannt.  Beide  M.quellen, 
welche  hier  zu  Bädern  benutzt  werden,  haben  die  Temperatur  von 
9°  B.,  sind  reich  an  Scliwcfelwasscrstoffgas,  und  enthalten  in  sech- 
zehn Unzen  23  Gr.  feste  Bestandteile,  unter  diesen  17,33  Gr.  schwe- 
felsaure Kalkerde  und  5.67  Gr.  schwefelsaure  Talkerde. 


419 

Wannenbäder  wurden  mit  günstigem  Erfolg  angewendet  bei  hart- 
näckigen gichtischen  und  rheumatischen  Leiden,  so  wie  bei  chronischen 
Nervenkrankheiten. 

Hufeland  und  O  sann  's  Journal  der  prakt.  Heilk.  Bd.  LXV 
St.  6.  S.  145.  —  Bd.  LXXIX.  St.  6.  S.  112. 

Die  M.  quellen  zu  Grüben  im  Falkenberger  Kreise,  zwischen 
Grottkau  und  Falkenberg.  —  Man  unterscheidet  hier  zwei  M.quellen, 
die  Bade-  und  Trinkquelle.  Einer  chemischen  Analyse  zufolge 
enthalten  sechzehn  Unzen  derselben : 

Schwefelsaure  Kalkerde     .  .  0,275  Gr. 

Schwefelsaures   Eisenoxydul  .  0,250  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul  .  0,325  — 

Extractivstoff     .        .        .  .  0,175  — 


1,025  Gr. 


In  dem  Badehause,  in  welchem  sich  aufser  Badekabinetten  mit 
Wannenbädern  auch  ein  Dampfbad  befindet,  bestehen  seit  1834 
auch  Vorrichtungen  zu  M.schlammbädern,  welche  nach  Dr.  Siegmund, 
Badearzt  daselbst,  mit  sehr  günstigem  Erfolg  angewendet  werden. 

Die  Zahl  der  Kurgäste  beträgt  im  Durchschnitt  jährlich  60—70. 

Mit  günstigem  Erfolg  wurden  die  Bäder  zu  Grüben  angewendet 
bei  chronischen,  rheumatischen  und  gichtischen  Leiden,  Blennorrhoen, 
chronischen   Hautausschlägen  und  Nervenschwäche. 

Brandes  Archiv.  Bd.  XXIII.  S.  159. 

Hufeland  und  O sann's  Journal  der  prakt.  Heilk.  Bd.  LXV- 
St.  6.  S.  143.  1829  Supplementheft.  S.  258.  —  Bd.  LXXIX.  St.  6. 
S.  114. 

Siegmuud  in:  v.  Gräfe  und  Kaiisch  Jahrb.  1.  Jahrg.  1836. 
S.  197. 

Hille  a.  a.  O.  S.  187. 

Aehnliche,  aber  weniger  benutzte  M.quellen  im  Falkenberger  Kreise, 
finden  sich  bei  dem  Dorfe  Arnsdorf  und  bei  Falkenberg  (der 
Probstbrunnen).  — 

Die  M.quellen  zu  Ku-nzendorf  im  Neustädter  Kreise.  — 
Mau  unterscheidet  hier  zwei  M.quellen,  von  welchen  die  alte  im  J. 
1809  beim  Graben  eines  Brunnens  entdeckt,  die  zweite  erst  im  J. 
1818  aufgefunden  wurde.  Seit  1820  besteht  hier  eine  Badeanstalt,  in 
welcher  aufser  Badekabinetten  mit  Wannenbädern,  auch  Douche-,  Tropf- 
und Regenbäder  und  ein  Dampfbad  sich  befindet. 

Die  Zahl  der  Kurgäste  betrug  früher  im  Durchschnitt  jährlich 
60—80,  in  den  Jahren  1834—1838  zwischen  42-50. 

Badearzt  ist  seit  1836  Dr.  Plattnauer. 

Das  Wasser  beider  M.quellen  ist  von  einem  gelind  zusammenzie- 
henden Geschmacke  und  einem  hepatischen  Gerüche. 

Dd  2 


420 


Chemisch  analysirt  wurden  die  M.quellen  von  Günther  und  Bur 
u  n  d.     In  sechzehn  Unzen  Wasser  enthalten : 


I.  Die  alte  Quelle 

2.  Die  neue  Quell« 

nach  Günther: 

nach 

Burg  und: 

Kohlensaures  Natron 

0,433  Gr. 

,         . 

Chlornatiium 

0,600  — 

0,035  Gr. 

Schwefelsaures  Natron     . 

0,088  — 

0,042  - 

Chlorkalium 

.       .        . 

0,046  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

0,466  — 

0,952  — 

Kohlensaure  Talkerde 

1,550  — 

0,183  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul 

0,330  — 

0,256  — 

Schwefelsaure  Kalkerde 

• 

0,094  — 

Extractivstoffi    . 

0,266  — 
3,733  Gr. 

0,073  — 

1,681  Gr. 

Kohlensaures  Gas 

2,660  Kub.Z. 

2,170  Kub.Z 

Schwefelwasserstoffgas 

.        .        . 

. 

unbestimmt. 

Mit  glücklichem  Erfolg  werden  die  M.quellen  zu  Kunzendorf  als 
Bad  in  Verbindung  mit  der  Douche  angewendet  bei  Gicht,  Rheuma- 
tismen, krampfhaften  und  paralytischen  Affectionen,  Hysterie  und 
Schleimflüssen. 

Brandes  Archiv  des  Apothek.  Vereins.  Bd.  XXVI.  S.  159. 

Hufeland  und  Osann's  Journal  der  prakt.  Heilk.  Bd.  LXVI. 
St.  6.  S.  144.  —  1829  Supplementheft  S.  260.  —  Bd.  LXX1X.  St.  6. 
S.  113. 

Hille  a.  a.  O.  S.  183. 

Das  Amalienbad  zu  K'önigshütle  im  Kreise Beuthen.  Das 
hier  benutzte,  von  den  Bergleuten  „Sauerwasser"  genannte  M. Was- 
ser wird  aus  der  Köuigsgrube,  160  F.  tief  ans  der  Erde  emporgeho- 
ben. Nach  der  Analyse  des  Hrn.  Apotheker  Cach.ler  zu  Tarnowitz 
enthält  angeblich  ein  Pfund  des  M.wassers : 

Eisenoxyd  ....  0,100  Gr. 

Kieselsaures  Eisenoxyd      .  ,  0,500  — 

Schwefelsaures  Eisenoxyd  .  .  1,397  — 

Schwefelsaures  Eisenoxydul  .  0,583  — 

Schwefelsaures  Manganoxydul  0,126  — 

Schwefelsaure  Kalkerde      .  .  1,053  — 

Schwefelsaure  Talkerde      .  .  0,787  — 

Schwefelsaures  Ammonium  .  0,245  — 

Schwefelsaure  Thonerde     .  .  1,166  — 

Schwefelsaures  Natron        .  .  0,248  — 

Schwefelsaures  Kali             .  .  0,170  — 

Harzigen  Extraktivstoff      .  .  0,020  — 

Vegetabilische  Säure    .        .  .  0,066  — 


421 


Thonerde     .        .        .        .        ,        0,020  Gr. 
Freie  Schwefelsäure    .        .        .        2,825  — 


9,306  Gr. 

Nach  einer  neueren  Analyse  enthalten  sechzehn  Unzen  Mineral- 
wasser: 

Kohlensaures  Eisenoxydul         .        .  0,17168  Gr. 

Kohlensaures  Mauganoxydul      .        .  0,02296  — 

Kohlensaure  Kalkerde         .        .        .  0,02788  — 

Schwefelsaures   Mangauoxydul  .  0,00984  — 

Schwefelsaure  Kalkerde     .        .        .  1,45960  ■— 

Schwefelsaure  Thonerde  .         .  0,03772  — 

Wasserleeres  schwefelsaures  Natron  0,25584  — 

Chlornatrium       ......  0,38688  — 

Chlorcalcium Spuren. 

Kieselerde  .....  0,04920  — 

Humussäure  und  harzigen  Extractivstoff  0,32636  — 

Pyrrhin Spuren. 

2,74796  Gr" 

Freies  kohlensaures  Gas    .        .        .        2,84  Kub.  Z. 

In  der  Badeanstalt  finden  sich  aufser  Badekahinetten  mit  Wan- 
nen-, ein  Douche-  und  ein  russisches  Dampfbad. 

Durchschnittlich  beträgt  die  Zahl  der  Kurgäste  jährlich  60 — 80;  — 
im,  J.  1834  zählte  man  126. 

Badearzt  ist  Hr.  G.  W.  Schultz e  zu  Königshiitte. 

Hilfreich  erweisen  sich  die  Wasserbäder  bei  passiven  Schleim- 
und Blutflüssen,  grofser,  besonders  nach  starkem  Säfteverlust  ent- 
standener allgemeiner  Schwäche,  Fluor  albus  und  Bleichsucht,  —  die 
russischen  Bäder  bei  hartnäckigen,  gichtischeu  und  rheumatischen 
Leiden,  Lähmungen  und  chronischen  Hautausschlägen. 

Hufe  1  and  und  O sann's  Journal  der  prakt.  Heilk.  Bd.  LXV, 
St.  6.  S.  143.  —  1829  Supplementheft  S.  257.  —  Bd.  LXXIX.  St.  6. 
S.  113. 

Der  Heinrichsbrunnen  im  Neisser  Kreise.  Chemisch  unter- 
sucht wurde  derselbe  von  Günther. 

Nach  Günther 's  Analyse  enthalten  sechzehn  Unzen  Wasser  an 
festen  Bestandtheilen : 

Chlorcalcium  und  Chlortalcium  0,214  Gr. 

Chlornatrium         .        .        .  ,  0,321  — 

Kohlensaure  Talkerde  .  .  0,303  — 

Kohlensaure  Kalkerde  .  .  0,390  — 


422 

Eiseuoxyd 0,463  Gr. 

Extractivstoff      ....        0,140  — 


1,831  Gr. 

Aufser  Einrichtungen  zu  Wasserbädern  finden  sich  daselbst  Ap 
parate  zur  Wasserdouche,  auch  Ziegenmolken. 

Die  Mehrzahl  der  Kurgäste  litt  an  chronischen  Nervenleiden,  be- 
sonders Nervenschwäche. 

Hufeland  und  0  sann 's  Journal  der  prakt.  Heilk.  Bd.  LXV. 
St.  6.  S.  144. 

2.     Die  Heilquellen  der  Grafschaft  Glaz. 

1.  Die  Schwefeltherme  zu  Landeck  im  Ha- 
belschwerdter  Kreise,  —  von  der  Statlt  Glaz  südlich  nur 
wenige  Meilen  entfernt,  mit  ihr  durch  eine,  durch  das 
aninuthige  Thal  der  Biela  führende  Chaussee  verbunden. 
Das  Bad  liegt  nur  in  einer  geringen  Entfernung  von  der 
Stadt  Landeck  von  freundlichen  Gartenanlagen  umgeben, 
von  hohen  Bergen  nach  Osten,  Süden  und  Westen  um- 
schlossen. 

Bemerkenswerth  in  medizinischer  Hinsicht  ist  die  hohe 
Lage  des  Kurortes,  so  wie  die  Nähe  bedeutender  Gebirge, 
wodurch  das  Klima  zwar  einen  rauhen  Charakter,  aber 
zugleich  auch  alle  Vorzüge  einer  reinen,  stärkend  beleben- 
den Gebirgsluft  erhält;  das  alte  Bad  liegt  nach  Prudlo 
1399  F.  über  dem  Meere  erhaben,  —  die  Höhe  des  Schnee- 
bergs bei  Landeck  beträgt  3158  F. 

Ueber  das  Alter  und  die  Geschichte  der  Tk. quellen  zu  Landeck 
läfst  sich  mit  Zuverlässigkeit  nichts  bestimmtes  ermitteln.  Unver- 
bürgten Sagen  zufolge  sollen  die  Quellen  des  Georgenbades,  des  älte- 
sten, gegen  das  Ende  des  zwölften,  nach  andern,  gegen  Ende  des 
dreizehnten  Jahrhunderts  zuerst  durch  Hirten  entdeckt,  das  Bad 
durch  die  Einfälle  der  Tartaren  1242  zerstört,  nachher  zwar  wie- 
der benutzt,  aber  später  in  dem  fünfzehnten  Jahrhunderte  vou  neuem 
wieder  vernachläfsiget  worden  sein. 

Carl,  Georg  und  Albrecht,  Söhne  von  Heinrich,  Herzog 
zu  Münsterberg  und  Glaz,  schenkten  dem  M.brunnen  eine  besondere 
Aufmerksamkeit  und  liefsen  ihn  1498  durch  Conrad  vom  Berge 
aus  Wien  an  Ort  und  Stelle  untersuchen  und  in  Stand  setzen,  — 
Herzog  Georg  erbaute  zu  Ehren  des  Heiligen  Georg  eine  Kapelle, 
bei  welcher  Gelegenheit  auch  das  Bad  den  Namen  des  „St.  Georgen- 


423 

bades"  erhielt.  Im  Jahre  1501  kam  die  Grafschaft  Glaz  an  Ulrich 
v.  Hardeck,  von  Christoph  v.  Hardeck  an  König  Ferdinand, 
von  diesem  an  Hans  v.  Bernstein.  Von  Letzterem  erkaufte  das 
Bad  Franz  Kallmanu,  ein  Bürger  aus  Glaz,  im  Jahr  1571  war  es 
Besitzthum  von  Simon  Schubert,  und  kam  im  folgenden  Jahre 
durch  Kauf  an  die  Stadt  Landeck,  welche  noch  heute  im  Besitze  des- 
selben ist. 

Das  sogenannte  „neue  Bad"  war  noch  im  Jahre  1625  im  Besitz 
eines  Bauern  zu  Thalheim.  Siegmuud  Hoffmann,  Kaiserlicher 
Rath  zu  Glaz,  kaufte  es  mit  den  dasselbe  umgebenden  Grundstücken, 
liefs  das  M.wasser  durch  Kunstverständige  untersuchen,  1678  den  Bau 
des  jetzt  noch  vorhandenen  Brunnen-  und  Badehauses  beginnen,  spä- 
ter noch  eine  Kapelle  zu  Ehren  unserer  lieben  Frauen  Maria  von  Eiu- 
siedel  erbauen,  und  darnach  das  Bad  „Unser  lieben  Frauen  Bad"  be- 
nennen.   Im  Jahr  1735  kam  auch  dieses  Bad  an  die  Stadt  durch  Kauf. 

Durch  die  verdienstlichen  Bemühungen  des  Hrn.  Gra- 
fen v.  Hoym  ist  schon  in  der  letzten  Hälfte  des  vorigen 
Jahrhunderts  viel  zur  Annehmlichkeit  der  Kurgäste  und 
zur  zweckmäfsigen  Benutzung  der  Quellen  geschehen, 
(schon  im  Jahr  1788  besafs  Landeck  ein  Douchebad),  und 
in  der  neuesten  Zeit  ist  L.  durch  viele  sehr  zweckmässige 
Einrichtungen  bereichert  worden.  —  An  die  älteren  Mo- 
nographieen  über  L.  von  Burghard,  Mogalla  und 
Förster  reiht  sich  die  neueste,  sehr  verdienstliche  von 
Dr.  ßannerth,  Badearzt  daselbst. 

In  den  letzten  Jahren  hat  sich  daher  L.  einer  zuneh- 
menden Frequenz  von  Kurgästen  zu  erfreuen  gehabt. 


Sie  betrug : 

Im 

J. 

1826   , 

451 

Kurgäste 

— 

— 

1827   . 

-  .   470 

— 

— 

— 

1828   . 

449 

— 

— 

— 

1829   . 

385 

— 

— 

— 

1830   . 

390 

— 

— 

— 

1831   . 

372 

— 

__ 

— 

1832   . 

282 

— 

— 

— 

1833   . 

627 

— 

— 

— 

1834   . 

457 

— 

— 

— 

1835   . 

604 

— 

__ 

— - 

1836   . 

783 

— 

— 

— 

1837   . 

670 

— 

— 

— 

1838   . 

966 

— 

— 

— 

1839   . 

.   1435 

__ 

424 

(587  Personen  mitgerechnet,  welche  nicht  unter  10  Bäder  ge- 
nommen). 

Von  den  Gegenden  und  Höhen,  welche  von  den  Kurgästen  Lamj 
deck's  häufig  besucht  werden,  nenne  ich  nur  folgende:  den  reizenden 
Wö'lfelsfall,  den  steilen  Schrollenstein,  Dreieckenstein,  und  Winkler- 
berg, das  romantisch  gelegene  Schlofs  Johannisberg ,  das  freundliche 
Kuuzen-  und  Ullersdorf  im  Thale  der  Biela,  Grafenort  und  den  hohen 
Schneeberg. 

Die  Berge  um  Landeck  führen  Gneus,  Quarz,  Granit,  Thonschie- 
fer,  Hornblendeschiefer,  Kalkstein,  Basalt  und  Steinkohlen;  die  Th.- 
quellen  entspringen  einem  Lager  von  Gneus. 

Die  Th.qnellen  zu  L.,  in  ihrem  Gehalte  wenig,  nur 
durch  ihre  Temperatur  verschieden,  gehören  nach  Mo  galla 
und  Günther  zu  der  Klasse  der  lauwarmen  alkalisch- 
salinischen  Schwefelthermen.  Ihr  Wasser  ist  klar,  durch- 
sichtig, in  den  Bassins  von  bläulich- grünlicher  Färbung, 
einem  nur  schwachen  Schwefelgeruch,  und  einem  schwach 
hepatischen,  alkalisch-bitterlichen  Geschmack,  welcher  ei- 
nen eigenthümlichen  Nachgeschmack  zurückläfst,  ähnlich 
dem  von  gekochtem  Eiweifs.  —  Die  in  den  Bassins  oft 
vorkommenden  weifslichen  Flocken  sind  nach  Nees  von 
Esenbeck's  Untersuchung  abgestofsene  Massen  einer 
Conferve  aus  der  Gruppe  der  Leptomideen. 

Man  unterscheidet : 

1.  Die  Th.quelle  des  St.Georgenbades,  oder  des 
alten  Bades,  von  23°  R. ;  sie  giebt  in  einer  Minute  360  Pr. 
Quart  Wasser  und  versorgt  das  Georgenbad. 

2.  Die  Marien  quelle,  im  Mittelpunkte  des  Ma- 
rienbades, von  23°  R.,  gibt  in  einer  Minute  90  Pr.  Quart 
Wasser,  und  speiset  das  Marienbad. 

3.  Die  Trinkquelle,  oder  derMarianenbrunnen, 
nach  der  Prinzessin  Albrecht  von  Preussen  benannt,  von 
16°  R.,  unpassend  „die  kalte  Schwefelquelle"  genannt,  — 
seit  1829  gefafst  und  überbauet.  Ihre  Wassermenge  be- 
trägt 15  Pr.  Quart  in  einer  Minute. 

4.  Die  Douchequelle,  nur  wenige  Schritte  von 
«lern  Marienbade  entfernt,  versorgt  nicht  allein  das  Dou- 
chebad  und  die  Wannenbäder  des  Marienbades,  sondern  ist 


auch  seit  1838  mit  Vorrichtungen  zu  Inhalations-  oder  Gas- 
bädern  versehen.  Die  Wassermenge  dieser  Th.quelle  be- 
trägt in  einer  Minute  30  Pr.  Quart. 

5.  Die  Mühl-  und  die  Wiesen  quelle,  ersterevon 
14°  R.j  letztere,  welche  erst  1837  wieder  aufgegraben 
wurde,  von  17,5°  R. 

Das  spec.  Gewicht   der  Georgen-   und    der  Marienquelle    beträgt 
1000,102,  —  das  der  Trinkquelle  1000,104. 

Chemisch  analysirt  wurden  sie  von  Mogalla  und 
Günther  (1797)  und  von  Fischer  (1834—1835)5  beide 
Analysen  bieten  eine  grofse  Verschiedenheit  dar,  Fischer 
fand  nur  Spuren  von  Schwefelwasserstoffgas. 

In  sechzehn  Unzen  Wasser  enthalten: 


nach  Moga 

Ha  uud  Günther:    i 

lach  Fischer: 

Schwefelsaures  Natron    . 

0,858  Gr. 

0,248  Gr. 

Kohlensaures  Natron 

. 

0,286  — 

Quellsaures  Natron 

. 

0,165  — 

Chlornatrium 

0,025  — 

Chlorkalium 

.             ... 

0,081  — 

Chlorcalcium 

0,066  — 

.        . 

Phosphorsaure  Kalkerde 

• 

0,042  — 

Schwefelsaure  Kalkerde 

0,100  — 

0,008  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

0,132  — 

0,081  — 

Kohlensaure  Talkerde 

•             ... 

0,009  — 

Phosphorsaure  Thonerde  nebst 

Eisen  und  Mangan 

•              ... 

0,012  — 

Kieselerde 

•             ... 

0,271  — 

Alaunerde 

. 

0,100  — 

1,181  Gr. 

1,303  Gr. 

Schwefelwasserstoffgas 

4,333  Kub.  Z. 

Spuren. 

Kohlensaures  Gas 

1,250 

0,260  Kub.  Z 

Stickgas    ,        .        . 

. 

0,620 

5,583  Kub.  Z. 

0,SS0  Kub.  Z. 

2. 

Das  Marienbad 

nach  Moga 

IIa  und  Günther: 

uach  Fischer: 

Schwefelsaures  Natron 

1,200  Gr. 

0,213  Gr. 

Kohlensaures  Natron 

.             •        • 

0,231  — 

Quellsaures  Natron 

.        .             .        • 

0,231  — 

Chlorkalium 

. 

0,029  — 

426 


Chlorcaleium 


0,093  Gr. 


Phosphorsaure  Kalkerde 

. 

0,032  Gr. 

Schwefelsaure  Kalkerde 

0,309  — 

. 

0,029  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

0,111  — 

0,069  — 

Kohlensaure  Talkerde 

, 

0,018  — 

Phosphorsaure  Thonerde  nebst 

Eisen  und  Mangan 

. 

. 

0,115  — 

Kieselerde 

. 

0,337  — 

Alaunerde 

0,055  — 
1,868  Gr. 

• 

. 

1,304  Gr. 

Schwefel  wasserstoffgas 

3,555  Kuh 

Z. 

Spuren. 

Kohlensaures  Gas   . 

2  222    

— 

0,260  ;Kub.  Z. 

Stickgas   .... 

• 

z. 

0,620 

5,777  Kub. 

0,880  Kub.  Z. 

3.    Die  Trinkquelle 

oder  der  Mariane 

nbrunnen 

nach  Mogall 

a  und  G  ü  n 

t  h  e  r : 

nach  Fischer: 

Schwefelsaures  Natron    . 

0,150  Gr. 

, 

0,224  Gr. 

Kohlensaures  Natron 

. 

. 

0,314  — 

Quellsaures  Natron  . 

0,239  — 

Chlorkalium 

.              . 

. 

0,081  — 

Chlornatrium 

0,235  — 

. 

•        . 

Chlorcaleium     . 

0,100  — 

. 

... 

Phosphorsaure   Kalkerde 

0,059  — 

Schwefelsaure  Kalkerde 

0,300  — 

. 

... 

Kohlensaure  Kalkerde 

0,033  — 

, 

0,089  — 

Kohlensaure  Talkerde 

. 

. 

0,009  — 

Phosphorsaure  Thonerde  nebst 

Eisen  und  Mangan 

. 

. 

0,040  — 

Kieselerde 

, 

. 

0,241  — 

Alauneide 

0,053  — 
0,871  Gr. 

• 

. 

1,296  Gr. 

Schwefelwasserstoffgas    . 

4,333  Kub 

.  Z. 

Spuren. 

Kohlensaures  Gas     . 

1,000    — 

— 

0,260  Kub.  Z. 

Stickgas    .... 

• 

z. 

0,440 

5,333  Kub. 

0,700  Kub.  Z. 

Obgleich  die  Th. quellen  von  L.  zu  den  Schwefelwassern  gezählt 
werden,  so  enthalten  sie  nach  Fischer  nur  Spuren  von  Schwefel- 
wasserstoffgas; ausser  ihrem  reicheren  Gehalt  an  Stickgas,  macht 
Bannerth  auf  einen  eigenthümlichcn  organischen,  von  dem  gewöhn- 
lichen Extractivstoff  verschiedenen,  Stoff  aufmerksam,  welcher  aber 
noch  nicht  genauer  bestimmt  worden,  und  aus  welchem  die  besondere 
Weichheit  dieses  Th.wasscrs  sich  zum  Thcil  erklären  läfst. 

Von  ähnlichen   SchwcfeUhcrinalqnellcn    unterscheiden 
sich  ilie  zu  L.  durch   ihre  ungleich  mildere,  weniger  erre- 


427 

gende  Wirkung.  —  Als  Wasserball  angewendet,  wirken 
sie  belebend  und  betliätägend  auf  die  äußere  Haut,  die 
Schleimhäute  und  das  Nervensystem,  umstimmend  verbes- 
sernd auf  das  Mischungsverkältnifs  der  Säfte,  —  getrun- 
ken, gelinde  reizend,  alle  Se-  und  Excretionen  befördernd, 
ihre  Ab-  und  Aussonderung  verbessernd,  namentlich  die  der 
Schleimhäute,  des  Leber-,  Pfortader-,  Lymph-  und  Drüsen- 
systems. —  Wesentlich  unterscheiden  sie  sich  von  den  stär- 
keren und  heifseren  Schwefelquellen,  namentlich  denen  von 
Warmbrunn,  dafs  sie  weit  weniger  erregend  auf  das  Ner- 
vensystem, weniger  erhitzend  auf  das  Gefäfssystem  wirken, 
und  daher  zwar  weniger  durchdringend,  aber  auch  selbst 
bei  Neigung  zu  activen  Congestionen  und  activen  Blut- 
flüssen leichter  vertragen,  und,  mit  Berücksichtigung  der 
individuellen  Constitution  der  Kranken,  in  diesen  Fällen 
ohne  Nachtheil  angewendet  werden  können. 

In  L.  wird  in  dem  alten  und  neuen  Bade,  in  Bassins  gemein- 
schaftlich, aber  auch  in  Wannen  gebadet,  —  und  häufig  das  Th. Was- 
ser getrunken ,  allein ,  oder  mit  Ziegenmilch  oder  Molken.  —  Aufser 
einer  Molkenanstalt  und  Apparaten  zu  Douche-,  Tropf-  und  Regen- 
bädern besitzt  L.  auch  ein  Inhalations-  oder  Gasbad. 

Sehr  hilfreich  beweisen  sich  die  M. quellen  zu  Landeck 
in  allen  den  Fällen,  wo  die  milderen  Schwefelquellen  im 
Allgemeinen  indicirt  sind,  namentlich: 

1.  bei  gichtischen  und  inveterirten  rheumatischen  Uebeln$ 

2.  verschiedenen  Formen  von  chronischen  Nerven- 
leiden von  Schwäche,  krankhaftem  Nerveneretkisinus,  Ner- 
venschwäche, Hysterie,  Nevralgiecn,  —  Lähmungen  in 
Folge  gichtischer  oder  rheumatischer  Metastasen,  oder 
vorhergegangener  Anfälle  von  Schlagflufs; 

3.  Stockungen  im  Leber-,  Pfortader-  und  Uterinsy- 
stem, —  Hämorrhoidaibeschwerden,  Anomalieen  der  monat- 
lichen Reinigung,  Bleichsucht,  Neigung  zu  Abortus,  Fluor 
albus ; 

4.  chronischen  Krankheiten  der  äufsern  Haut,  chroni- 
schen Hautausschlägen,  Geschwüren; 


428 

5.    Verschleimungen ,    Schleimflüssen,   namentlich  bei 
chronischen  Brustkrankheiten. 

Durch  Landeck  wird  oft  sehr  passend  eine  Kur  eingeleitet,  welche 
später  sehr  zweckmässig  in  Reiuerz  vollendet  wird. 

J.  Crato  v.  Kraftheim,  Consilia  et  epistolae  medicinal.  Fran- 
cof.  1591.  Lib.  I.  p.  126. 

C.  Schwenkfeld,  stirpium  et  fossilium  Silesiae  catalogus.  Lip- 
siae  1601.  p.  405. 

M.  Pansa,  Badeordnung,  insonderheit  von  dem  Landeckschen 
warmen  Bade.  Leipzig  1612—1618. 

G.  Ambr.  Walter  von  Lieben fels,  Instruction  und  Be- 
schreibung vom  Landecker  St.  Georgenbade.  Glatz  1622.  —  1677. 

Schilling,  vom  Ursprung  und  Erfindung  des  warmen  Brunnens 
zu  Laudeck  in:  Schickfufs  Chronik.  Jena  1625.  Cap.  IV.  S.  16. 

Beschreibung  des  Landeckischen  warmen  Bades  in  der  Grafschaft 
Glatz.  Glatz  1683. 

Anonymi  fons  Landeccensis  salutaris.  vindobonae  1693. 

A.  Fr.  Kremeri  descriptio  fontium  medicatorum  in  comitatu 
Glacensi  prope  civitatem  Laudecceusem.  Vindobonae  1693.  —  teutsch 
1694. 

Ein  kurzer  Unterricht  was  des  alten  Landeckischen  wannen  Ba- 
des Ursprung  oder  Erfindung,  Alter,  Situation,  Natur,  Art,  Eigenschaft, 
Kraft  und  Wirkung  sey.  'Glatz  1694. 

Thermae  Landeccenses  in:  Nie.  Henelii  ab  Hennenfeld  Si- 
lesiographia  renovata.  Vratislaviae  1700.  Cap.  1.  §.  44.  p.  61. 

Histor.  morborum,  qui  anno  praeteriti  secul.  LXXXXIX.  Vratisla- 
viae grassati  sunt,  adornata  a  Leopold.  Acad.  Nat.  Curios.  Vratislaviae 
1701.  p.  93. 

C.  Oehmbs  Beschreibung  des  alten  warmen  Bades  od.  St.  Geor- 
genbrunnens nahe  der  Köuigl.  Stadt  Landeck.  Breslau  1705. 

Breslauer  Sammlungen  von  Natur  und  Medizin.  1719.  Art.  16. 
S.  352. 

G.  H.  Burghard's  bist.  phys.  und  med.  Abhandlung  von  den 
warmen  Bädern  bei  Land-Ecke.  Breslau  1744. 

A.  Wentzel,  de  fontibus  Silesiacis  sulphureis  medicatis.  Traj. 
ad  Viadr.  1776. 

A.  Bach,  Abhandlung  von  den  laulichten  Bädern  bei  Landeck. 
Breslau  1783.  —  Leipzig  1795. 

U  d  e  u  ,  Magazin  für  gerichtliche  Arzneikuude  und  medicinischc 
Polizei.  Stendal  1785.  Bd.   II.  St.  4. 

J.  Fr.  Zolin  er 's  Briefe  über  Schlesien,  Krakau,  Wieliczka  und 
die  Grafschaft  Glatz.  1791.  Tb.  I.  S.  550.  Th.  II.  S.  42. 

Leop.  von  Buch,  Versuch  einer  mineralogischen  Beschreibung 
von  Landeck.  Breslau  1797. 

G.  P.  Mogalla,  die  Bäder  bei  Landeck.  1798. 

—    —     die  Mineralquellen  Schlesiens.  S.  79. 


429 

A.  G.  Förster,  über  die  Bäder  bei  Landeck  u.  deren  Gebrauch. 
Glatz  1805. 

Mosch,  die  Heilquellen  Schlesiens.  S.  57. 

Teutschland  von  Chr.  Keferstein.  Bd.  II.  St.  1.  S.  18. 

Hufeland,  Journal  der  prakt.  Heilkunde.  Bd.  LI.  St.  6.  S.  113. 
Bd.  LVH.  St.  5.  S.  127.  Bd.  LVIII.  St.  5.  S.  36. 

__    _    Uebersicht.  Viert.  Aufl.  S.  167. 

Hufe  lau d  und  0 sann's  Journal  der  prakt.  Heilk.  Bd.  LXV. 
St.  6.  S.  141.  —  1829  Supplementheft  S.  225.  —  1830  Supplementheft 
S.  216.  —  Bd.  LXXIX.  St.  6.  S.  103. 

Wendt  in:  Rust's  Magazin.  Bd.  XLIV.  S.  144. 

Fischer  in:  v.  Gräfe  und  Kaiisch  Jahrb.  1.  Jahrg.  1836. 
S.  41. 

Bannerth  in:  v.  Gräfe  und  Kaiisch  Jahrb.  I.  Jahrg.  1836. 
S.  235.  —  II.  Jahrg.  1837.  S.  209.  —  III.  Jahrg.  1838.  S.  317.  —  IV. 
Jahrg.  1839.  Dritte  Abtheil.  S.  17. 

Dr.  Bannerth's  Jahresbericht  über  die  Heilquellen  bei  Landeck. 
1834—1837.  (Abgedr.  aus  d.  Schles.  Proviuzialblätt.). 

Die  Heilquellen  zu  Landeck  von  Florian  Bannerth.  Breslau 
1838. 

Hille  a.  a.  0.  S.  121. 

Bannerth  in:  v.  Graf  e  und  Kaiisch  allg.  Zeitung  des  Brun- 
uen-  und  Badewesens.  1840.  S.  162. 

2.  Die  M. quellen  bei  Reiner%,  Die  Stadt  Rein- 
erz zählt  über  1600  Einwohner  und  liegt  am  Fufse  des 
Hut-  und  Hirtenberges  in  dem  westlichen  Theile  der  Graf- 
schaft Glaz,  1720  F.  über  dem  Meere,  von  Levin  nur  eine, 
von  Cudowa  zwei,  und  von  der  Stadt  Glaz  drei  Meilen 
entfernt.  Die  Brunnen-,  Bade-  und  Molkenanstalt,  Eigen- 
thum  der  Stadt,  mit  letzterer  durch  eine  Allee  verbunden, 
findet  sich  nur  1700  Schritte  von  R.  entfernt,  und  umfafst 
aufser  den  M.quellen  zur  Aufnahme  von  Kurgästen  be- 
stimmte Wohngebäude,  ein  Badehaus  mit  Kabinetten,  in 
welchen  Wannenbäder  genommen  werden,  ein  Gebäude  zu 
Douchebädern ,  eine  Apotheke,  eine  Speiseanstalt  und 
Lokale  zu  geselligen  Vergnügungen. 

Eine  rühmliche  Erwähnung  verdient  die  hier  von 
Mogalla  zuerst  gegründete  und  mit  Recht  berühmte  Mol- 
kenanstalt. 

Die  Milch  der  unfern  des  Brunnenetablissements  im  Gebirge  un- 
terhaltenen Ziegen  und  Eselinnen  wird  täglich  nach  dem  Brunnen  ge- 


430 

bracht  und  unter  Aufsicht  eines  Apothekers  Molke  bereitet,  gewöhn 
lieh  aus  Kälbermagen,  aber  auch  auf  andere  Weise  nach  Verlanger 
und  Bedürfnifs  der  Kranken.  Von  Wichtigkeit  für  die  Güte  der  Molke 
ist  die  reiche  Gehirgsvegetation. 

Wegen  der  hohen  Lage  von  Reinerz  und  der  Nähe 
bedeutender  Berge  ist  das  Klima  rauh,  die  Luft  stärkend- 
reizend.  —  Die  Höhe  der  nahebei  gelegenen  Heuscheuer 
beträgt  2800,  die  der  hohen  Mense  3284,  die  der  Seefelder 
2604  Fuls. 

Die  Stadt  Reinerz  liegt  auf  Urgebirge,  —  die  R.  um- 
gebenden Gebirge  fuhren  Thon-  und  Glimmerschiefer,  Sand- 
stein und  Kalksteinlager.  Basalte  kommen  in  einer  Ent- 
fernung von  einigen  Meilen  vor. 

In  den  ältesten  Zeiten  war  Reinerz  ein  Dorf,  welches  böhmisch 
„Dusnisk"  genannt,  und  auch  noch  mit  diesem  Namen  von  den,  in  der 
Nähe  wohnenden  Böhmen  bezeichnet  wird.  Seinen  Namen  und  Ur- 
sprung scheint  Reinerz  dem  Bergbau  zu  verdanken,  welcher  noch  jetzt 
in  diesen  Gegenden  betrieben  wird.  In  einer  Urkunde  vom  Jahre  1366 
wird  Reinerz  unter  dem  Namen  „Oppidum  Reinhardi"  aufgeführt. 
Als  Kurort  wurde  Reinerz  erst  seit  dem  Ende  des  vorigen  Jahrhun- 
derts bekannt. 

Die  M.quellen  und  Molken  zu  R.  haben  sich  einen 
ausgezeichneten  und  wohlbegründeten  Ruf  bei  chronischen 
Brustkrankheiten  erworben.  Brunnenarzt  zu  R.  ist  Hr. 
Med.  RathDr.  Welzel. 

Im  J.  1826  zählte  man  in  R.    380  Kurgäste. 


1827 

— 

— 

— 

475 

— 

1828 

— 

— 

— 

416 

— 

1829 

— 

— 

— 

334 

— 

1830 

— 

— 

— 

467 

— 

1831 

— 

— 

— 

406 

— 

1832 

— 

— 

— 

272 

— 

1833 

— 

— 

— 

346 

— 

1834 

— 

— 

— 

591 

— 

1836 

— 

— 

— 

587 

— 

1837 

— 

— 

— 

229  Familien 

1838 

— 

— 

— 

249 

— 

Die  ganze  Gegend  um  Reinerz  ist  sehr  reich  an  M.- 
quellen.  Die  unfern  der  Stadt  entspringenden  und  be- 
nutzten M.quellen   enthalten  aufsei*  kohlensaurem  Natron 


431 

und  Erden  eine  beträchtliche  Menge  kohlensauren  Gases, 
und  sind  wesentlich  durch  ihren  Gehalt  an  kohlensaurem 
Eisen  und  ihre  Temperatur  verschieden,  —  nur  die  Ulri- 
kenquelle enthält  abweichend  von  den  übrigen  M.quellen 
Chlorcalcium. 

Man  unterscheidet  folgende  M.quellen: 

1.  Die  kalte    oder  alte  M.  quelle,   zweckmäfsig 

gefafst,  von  einem  Brunnenhause  umschlossen,  von  7,2° 
R.  Temp. 

2.  Die  laue  oder  neue  M.quelle,  seit  1800  im 
Gebrauch,  zweckmäfsig  gefafst,  von  einem  tempclartigen 
Gebäude  umgeben,  an  welches  ein  bedeckter  Säulengang 
sich  anschliefst,  welcher  den  Kurgästen  bei  ungünstiger 
Witterung  als  Wandelbahn  dient;  ihr  Wasser  hat  dje 
Temperatur  von  13,7°  R.  und  wird,  gleich  der  vorigen, 
zwar  vorzugsweise  auch  als  Getränk  benutzt,  aber  auch 
zu  Bädern  im  Badehause. 

3.  Die  Ulrikenquelle,  seit  1818  gefafst  und  ana- 
lysirt,  nahe  am  Badehause,  versorgt  im  letztern  die  Dou- 
che-  Tropf-  und  Regenbäder. 

Das  Wasser  sämmtlicher  M.quellen  ist  an  Farbe,  Durchsichtig- 
keit, Geruch  und  Geschmack  nur  wenig  verschieden;  die  laue  M.quelle 
ist  in  Folge  ihrer  höheren  Temperatur  weniger  klar  als  die  kalte, 
perlt  stärker  als  letztere,  entwickelt  mehr  freie  Kohlensäure,  ist  von 
einem  mehr  prickelnd-stechenden  Gerüche  und  bildet  über  dem  Spie- 
gel des  Wassers  eine  dauernde  Gasschicht,  welche  jeden  sich  Ba- 
denden zu  Husten  und  Niesen  reizt  und  den  Theil  des  Körpers,  wel- 
chen man  seiner  Einwirkung  längere  Zeit  aussetzt,  mit  einem  eigen- 
thümlichen  Gefühl  von  Wärme  durchdringt.  Das  spec.  Gewicht  der 
lauen  M.quelle  beträgt  1,020,  das  der  Ulrikenquelle  1,018. 

Chemisch  untersucht  wurden  die  M.quellen  zu  R.  von 
M o g a  1 1  a  und  Günther  und  neuerdings  von  Fischer 
(1828).  Die  Resultate  beider  Analysen  liefern  hinsichtlich 
der  Menge  der  festen  Bestandtheile  sehr  abweichende  Er- 
gebnifse. 

In  sechzehn  Unzen  Wasser  enthalten: 


432 


nach  Mogal 

Kirne  vjueue 

a  und  Günther: 

nach  Fisch  ei 
1,11974  Gr. 

Kohlensaures  Natron 

10,675  Gr.      . 

Schwefelsaures  Natron 

2,375  — 

0,52685  — 

Chlornatrium 

0,953  — 

0,08986  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

4,175  — 

. 

Kohlensaure  Talkerde 

•        • 

2,68262  — 

Kohlensaures  Eiseuoxydul    . 

0,572  — 

0,23808  — 

Kohlensaures  Maugan 

. 

0,04539  — 

Extractivstoff 

.        .             .        • 

0,33331  — 

Kieselerde 

. 

0,41318  — 
-  5,44903  Gr. 

18,750  Gr. 

Kohlensaures  Gas 

24,184  Kuh.  Z. 

28,34  Kub.Z. 

2.    Die 

laue  Quelle 

nach  Mogal 

a  und  Günther: 

nach  Fischer: 

Kohlensaures  Natron     . 

13,850  Gr.      . 

3,80621  Gr. 

Schwefelsaures  Natron 

2,027  — 

0,80333  — 

Chlornatrium 

0,560  — 

0,09907  — 

Schwefelsaures  Kali 

. 

0,21233  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

5,200  — 

4,63411  — 

Kohlensaure  Talkerde 

1,340  — 

1,28256  — 

Kohlensaures  Mangan 

•              .        . 

0,00077  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul 
Extractivstoff 

,    . 

0,11059  — 
0,15130  — 

Kieselerde 

. 

0,77952  — 

22,977  Gr. 

11,87979  Gr. 

Kohlensaures  Gas 

20,280  Kuh.  Z. 

26,78  Kub.Z. 

3.  Die  Ulrikenquelle 
nach  Welzel: 

Kohlensaures  Natron         .        .  2,4000  Gr. 

Schwefelsaures  Natron      .        .  0,5942  — 

Chlornatrium      ....  0,3771  — 

Kohlensaure  Kalkerde        .        .  3,2000  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul         .  0,8686  — 

Chlorcalcium      ....  3,2000  — 

Kieselerde 0,5486  — 


Kohlensaures  Gas 


11,1885  Gr. 
12,57  Kub.Z. 


Getrunken  wirken  die  Heilquellen  zu  Reinerz  stär- 
kend, gelind- zusammenziehend 3  auf  Nerven-,  Gefäfs-  und 
Muskelsystem,  vorzugsweise  aber  auf  die  Schleimhäute,  ihre 

pro- 


433 

profuse  Schleiniabsonderimg  vermindernd,  verbessernd.  Viel 
eicbter  zu  vertragen,  als  ähnliche  an  Eisen  reichere  M.- 
piellen,  sind  sie  gleichwohl  Personen,  welche  an  fieber- 
laften  Beschwerden  leiden,  oder  ein  sehr  reizbares,  zu 
Oongestionen  oder  Bluthusten  geneigtes  Gefäfssysteni  be- 
sitzen, entweder  nur  bedingt  mit  Molken  zu  empfehlen, 
Dder  ganz  zu  widerrathen. 

Zwischen  beiden,  zum  Getränk  benutzten  Quellen  zu  Reinerz 
Sndet  in  der  Wirkung  ein  wesentlicher  Unterschied  statt.  Die  laue 
Quelle  wirkt  weniger  reizend  und  adstringirend,  als  die  kalte,  vorzugs- 
weise stärkend  auf  die  Schleimhäute,  besonders  die  der  Luftwege, 
and  vermehrt,  auch  nur  zu  wenigen  Bechern  getrunken ,  die  Thätig- 
keit  der  äufsern  Haut.  Sie  wird  daher  vorzugsweise  als  Ge- 
tränk Brustkranken  anempfohlen.  Reizbare  Kranke  läfst  man  an- 
fänglich Molken  allein,  später  mit  Molken  täglich  einige  Becher  der 
lauen  Quelle  trinken  und  mit  letzterer  allmäklig  steigen.  —  Das  Was- 
ser der  kalten  Quelle  ist  dagegen  getrunken,  schwerer  zu  vertragen, 
und  daher  der  Mehrzahl  der  Brustkranken  zu  widerrathen. 

Um  die  Molken  und  das  Mineralwasser  immer  lauwarm  trinken 
zu  können,  bedient  man  sich  hier  wie  zu  Salzbrunn  hölzerner,  mit 
warmem  Wasser  gefüllter  Gefäfse,  in  welche  man  die  Molken  und 
das  frisch  geschöpfte  Mineralwasser  setzt  und  dadurch  in  immer  glei- 
cher Temperatur  erhält. 

Die  Krankheiten,  gegen  welche  man  die  M. quellen 
theils  allein,  theils  in  Verbindung  mit  Molken  empfiehlt, 
sind  folgende: 

1.  Vor  allen  haben  sie  sich  einen  grofsen  Ruf  bei 
chronischen  Brustleiden  erworben,  namentlich  bei  veralte- 
ten Brustkatarrhen,  chronischer  Heiserkeit,  anfangender 
eitriger-  oder  schleimiger  Lungensucht,  so  wie  anfangender 
Halsschwindsucht,  —  und  wetteifern  in  dieser  Hinsicht  mit 
den  verschwisterten  M.quellen  zu  Obersalzbrunn. 

Zwischen  beiden  findet  jedoch  ein  wesentlicher  Unterschied  statt. 
Wenn  der  Salzbrunnen  in  Schlesien  bei  Schwäche  erethischer  Art 
indicirt  ist  (Vergl.  S.  393),  so  verdient  dagegen  die  laue  M.quelle  zu 
Reinerz  empfohlen  zu  werden,  wo  Schwäche  torpider  Art  vorherr- 
schend ist,  bei  Krankheiten  der  Luftwege,  welche  durch  örtliche  Er- 
schlaffung bedingt  werden,  und  in  diesem  Falle  wird  die  reizend  stär- 
kende Wirkung  der  M.quellen  durch  die  Reinerz  eigentümliche  stär- 
kende Gebirgsluft  sehr  passend  unterstützt. 

Wasserbäder  sind  hier  nur  bedingt  anzuwenden. 
II.  Theil.  E  e 


ft 


434 

2.  Allgemeine  Schwäche,  insbesondere  Schwäche  des 
Nervensystems,  —  so  wie  als  stärkende  Nachkur  nach  dem 
Gehrauch  von  Landeck  oder  Warinbrunn.  —  In  den  ge- 
nannten Fällen  sind  sehr  zu  empfehlen  Wasserbäder.  — 
Sehr  unterstützt  wird  auch  hier  ihre  gute  Wirkung  durch 
die  hohe  Lage  des  Orts  und  die  reine  und  stärkend -bele- 
bende Gebirgsluft. 

3.  Schwäche  der  Verdauungswerkzeuge,  verbunden  mit 
Verschleimungen,  vermehrter  Schlehnabsonderung,  Hämor- 
rhoidalbeschwerden,  Hypochondrie,  —  anfangende  Tabes 
abdominalis. 

Nachricht  von  zweien  in  der  Grafschaft  Glatz  befindlichen  Ge- 
sundbrunnen zu  Reinerz  und  Cudowa.    Breslau  17G9. 

J.  G.  Morgen  bess  er,  Nachricht,  die  Gesundbrunnen  zu  Cu- 
dowa, Reinerz  u.  a.  betreffend.    Breslau  1777. 

Die  Gesundbrunnen  zu  Cudowa  und  Reinerz.    1799. 

G.  F.  Mogalla,  die  Heilquellen  in  Schlesien  und  der  Grafscha 
Glatz.    Breslau  1802.    S.  92. 

Schles.  Provinzialblätter.    Jahrg.  1804.    St.  4.  1805.  St.  5. 

C.  W.  Hufeland's  Uebersicht.    Viert.  Aufl.    S.  92. 

C.  F.  Mose  h  a.  a.  0.    S.  89. 

Friese  und  Fischer  in:  Trommsdo  rff's  neues  Journal 
der  Pharmacie.    Bd.  VII.  St.  1.  S.  65. 

Hufeland  und  Osann's  Journal  der  prakt.  Heilk.  Bd.  LXV. 
St.  6.  S.  138.  —  1829.  Supplem.  S.  256.  —  1830.  Supplem.  S.  217. 
Bd.  LXX1X.   St.  6.  S.  110. 

Wen  dt  in:  Rust's  Magazin.    Bd.  XLIV.  S.  137. 

Fischer  in:  v.  Graefe  u.  Kaiisch  Jahrbücher.  1.  Jahrgang. 
1836.   S.  20. 

Welzel,  die  Molken-,  Brunnen-  und  Badeanstalt  bei  Reinerz. 
Breslau  u.  Reiuerz    1838. 

3.  Die  M. quellen  zu  Cudowa.  Das  Dorf  Cu- 
dowa, bei  welchem  sie  entspringen,  liegt  am  Fufse  der 
Ileuschcuer,  nahe  der  böhmischen  Gränze,  von  Reinerz 
zwei,  von  Nachod  eine  Meile  entfernt.  Unmittelbar  bei 
den  Quellen  befinden  sich  freundliche  Gartenanlagcn,  wel- 
che den  trinkenden  Kurgästen  einen  angenehmen  Spazier- 
gang gewähren,  zahlreiche  Gebäude,  welche  zu  Wohnun- 
gen, geselligen  Vereinen  und  Bädern  bestimmt  sind. 

Nach   unverbürgten  Angaben   waren  die  Eisenquellen 


435 


Ivon  Cudowa  schon  vor  dem  Jahre  1622  bekannt,  wurden 
jedoch  erst  seit  1788  zu  verschiedenen  Zeiten  von  Hoff- 

imann,  Kneissler,  Mogalla  und  neuerdings  (1835)  von 
Fischer   analysirt  und   erst  gegen  das  Ende   des  acht- 

f  zehnten  und  zu  Anfange  des  neunzehnten  Jahrhunderts 
nach  Verdienst  gewürdigt.  Das  ganze  Brunnenetablisse- 
nient,  früher  Eigenthum  tles  Hrn.  Grafen  v.  Stillfried, 
gehört  jetzt  dem  Hrn.  Grafen  v.  Götzen. 

Die  Zahl  der  Kurgäste  betrug  im  Durchschnitt  in  ei- 
nem Jahr  2-300. 


Im  Jahr  1826 

—  —  1827 

—  —  1828 
— '  —  1830 

—  —  1831 

—  —  1832 

—  —  1833 

—  —  1835 

—  —  1838 

—  —  1839 
Badearzt  ist  Hr.  Dr.  Hemprich 


224. 
266. 
243. 
199. 
182. 
167. 
220. 
199. 
264. 
357. 
Verfasser  der  neuesten  und 
umfassendsten  Monographie  über  die  Heilquellen  von  C. 

Trotz  der  hohen  Lage  von  Cudowa  und  der  Nähe  be- 
deutender Berge,  —  der  Kurort  selbst  liegt  1235  Fufs  über 
dem  Meere  erhaben,  die  Höhe  der  Heuscheuer  beträgt 
2800  F.,  —  ist  die  Lage  nicht  ungünstig,  das  Thal  breit,  nach 
Südwest  geöffnet,  gegen  Nordosten  durch  Höhen  geschützt. 

Die  Berge,  welche  Cudowa  umgeben,  bestehen  aufser  Granit, 
Sienit  und  Sandstein,  aus  Kalksteinlager  verschiedener  Gebilde,  — 
bei  Straufseney  linden  sich  Steinkohlen  mit  Schwefelkiesen  und  Ei- 
senerzen. 

In  den  Badehäusern  finden  sich  aufser  Badekabinetten  mit  Wannen, 
auch  Apparate  zu  Douche-,  Tropf-  und  Regenbädern,  und  Vorrichtungen 
zur  Benutzung  des  in  grofser  Menge  den  M.  quellen  entweichenden  koh- 
lensauren Gases  in  Form  von  gauzen  und  Gasdouchebädern.  Seit 
1823  besteht  nach  Anordnung  des  jetzt  verstorbeneu  Badearztes  Dr. 
K  n  e  i  f  s  1  e  r  eine  Vorrichtung  zur  Bereitung  von  künstlichem  Karls- 
bader Tb.  wasser. 

Die  M.  quellen  von  Cudowa  gehören  zu  den  bedeu- 
tendsten alkalisch-erdigen  Eisenquellen,  reihen  sich  an  die 
Eisenquellen  von  Spaa,  Malmedy,  Schwalbach,  übertreffen 

Ee  2 


436 

aber  letztere  durch  ihren  reicheren  Gehalt  an  kohlensau- 
rem Natron,  kohlensauren  Erden  und  kohlensaurem  Gas, 
—  nur  ist  zu  bedauern,  dafs  sowohl  das  kohlensaure  Ei- 
sen, wie  die  freie  Kohlensäure  schwach  an  das  Wasser 
gebunden  sind. 

Man  unterscheidet  drei  M.quellen,  welche  indefs  in  ih- 
ren Mischungsverhältnissen  keine  wesentlichen  Verschie- 
denheiten darbieten. 

Das  Wasser  der  Trinkquelle  entwickelt  unaufhörlich 
und  mit  Geräusch  Gasblasen,  ist  geschöpft  klar,  perlend, 
von  einem  angenehmen,  prickelnden,  zusammenziehenden 
Geschmack;  nach  Fischer  ist  die  Temperatur  constant 
9,1°  R.  bei  +  6  — 14°  R.  der  Atmosphäre,  das  spec.  Gew. 
=  1,0022;  die  Wassermenge  der  Trinkquelle  beträgt  in 
einer  Minute  8  Kuh.  Fufs  173|  K.  Zoll.  Der  in  dem  Was- 
ser sich  bildende  Niederschlag  besteht  aus  kohlensaurer 
Talkerde  und  Eisenoxyd.  Durch  das  in  grofser  Menge 
dem  M. wasser  entweichende  kohlensaure  Gas  bildet  sich 
über  dem  Spiegel  der  Trinkquelle  eine  bedeutende,  aber 
oft  wechselnde  Gasschicht,  welche  nach  Kneifsler  und 
Hern pr ich  bei  heiterer  und  trockner  "Witterung,  hohem 
Barometerstand  und  am  Morgen  nicht  selten  die  Höhe  von 
drei  Fufs  erreicht,  unter  entgegengesetzten  Verhältnissen 
und  bei  Gewitterluft  bis  zur  Hälfte  dieser  Höhe  herab- 
sinkt. 

Chemisch  mitersucht  wurden  sie  zu  verschiedenen  Zei- 
ten. Das  Resultat  derselben  weiset  constant  eine  sein* 
grofse,  aber  verschiedene  Menge  von  kohlensaurem  Gas, 
dieselben  festen  Bestandteile  aber  sehr  abweichende 
Ergebnisse  im  Betreff  des  quantitativen  Verhältnisses 
der  letztern  besonders  des  kohlensauren  Eiscnoxyduls 
nach,  (0,9062  Gr.  nach  Kneifsler,  0,208  Gr.  nach  Fi- 
scher in  sechzehn  Unzen  Wasser). 

Sechzelm  Unzen  Wasser  enthalten : 

nach  Kneifsler:  nach  Fischer: 

Kohlensaures  Natron       .        .      12,1325  Gr.       .        6,276  Gr. 


437 


Kohlensaure  Kalkerde     . 

1,8715  Gr. 

.       3,442  Gr. 

Kohlensaure  Talkerde     . 

13,6140  — 

1,270  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul 

0,9062  — 

0,208  — 

Kohlensaures  Manganoxydul  . 

. 

0,035  — 

Schwefelsaures  Natron    . 

4,3508  — 

2,136  — 

Chlornatrium     .... 

1,9492  — 

0,939  — 

0,645  — 

Extraktivstoff  . 

0,8654  — 

0,868  — 

35,6896  Gr.  15,819  Gr. 

Kohlensaures  Gas    .        .        .      86,8585  Kub.  Zoll.    40,500  K.  Zoll. 

Getrunken  wird  das  M.wasser  wegen  seines  Reick- 
tliunis  au  freier  Kohlensäure  leicht  vertragen  und  wirkt 
innerlich  und  äufserlich  angewendet  sehr  belebend,  stär- 
kend auf  das  Nerven-,  Gefäfs-  und  Muskelsystem,  zusam- 
menziehend auf  die  Schleimhäute,  die  Harn-  und  Geschlechts- 
werkzeuge, umändernd  verbessernd  auf  die  Mischungsver- 
hältnisse, reizend  erhitzend  auf  das  Gefäfssystem ,  leicht 
Congestionen  veranlassend,  Wenn  es  daher  in  allen  den 
Fällen  zu  widerrathen  ist,  in  welchen  Eisenwasser  con- 
traindicirt  sind,  so  verdient  es  um  so  mehr  empfohlen 
zu  werden  in  Krankheiten  von  atoiiischer  Schwäche,  in 
welchen  die  an  freier  Kohlensäure  reicheren  Eisenquellen 
gefordert  werden, 

Benutzt  jwerden  sie  als  Getränk,  an  der  Quelle  und 
auch  von  der  Quelle  entfernt,  —  in  Form  von  Wasserbä- 
dern in  Wannen,  —  Wasserdouche-,  Tropf-  und  Regen- 
bad, —  und  als  Gasbad  und  Gasdouche. 

Zu  bedauern  ist,  dafs  das  kohlensaure  Eisenoxydul  und  die  freie 
Kohlensäure  nur  schwach  an  das  Wasser  gebunden  sind  und  dadurch 
die  Versendung  desselben  erschwert  wird;  so  wenig  sich  das  Ein- 
schlagen von  eisernen  Stiften  in  die  Korke  bewährt  hat,  um  diesen 
Uebelstand  zu  verhindern,  um  so  empfehlenswerter  ist  die  Anfüllung 
des  wasserleeren  Raumes  der  zu  versendenden  Flaschen  mit  kohlen- 
saurem Gas  (Vergl.  S.  382). 

Die  Krankheiten,  in  welchen  sich  der  innere  und  äu- 
fsere  Gebrauch  der  Eisenquellen  zu  Cudowa  in  den  er- 
wähnten Formen  besonders  bewährt  hat,  sind  folgende: 

1.  Allgemeine  Schwäche,   insbesondere  des  Nervensy- 


438 

stems  in  Folge   von   bedeutendem  Säfteverlust,    oder  Ue- 
berreizung,  —  Hysterie,  nervöse  Hypochondrie. 

2.  Chronische  Nervenkrankheiten  von  atonischer  Schwä- 
che, —  Lähmungen. 

3.  Passive  Schleim-  und  Blutflüsse,  —  Verschleimun-, 
gen,  krankhaft  vermehrte  Saamenergiefsungen,  Blennor- 
rhoea  pulmonum,  Fluor  albus,  —  Menorrhagia,  scorbuti- 
sche  Dyskrasieen. 

4.  Chronische  Krankheiten  der  Geschlechts-  und  Harn- 
werkzeuge von  reiner  Schwäche,  —  weibliche  Unfruchtbar- 
keit, Anlage  zu  Fehlgeburten,  krankhafte  Anomalieen  der 
Menstruation,  —  Schwerharnen  aus  Schwäche  und  begin- 
nender Lähmung  der  Blase,  Incontinentia  urinae,  Blasen- 
krämpfe,  Lithiasis. 

5.  Leiden  der  Verdauungswerkzeuge,  Mangel  an  Ap- 
petit, Neigung  zu  Säure  und  Durchfällen,  Magenkrampf 
und  Krampfkolik,  Durchfall,  Schleimhämorrhoiden. 

6.  In  vielen  Fällen  sind  endlich  die  Eisenquellen  zu 
C.  nach  dem  vorhergegangenen  Gebrauch  anderer  M.  quel- 
len als  stärkende  Nachkur  in  allen  den  Fällen  zu  empfeh- 
len, in  welchen  die  Anwendung  von  ähnlichen  Eisenquellen 
indicirt  ist. 

Glaciographia  oder  Glätzische  Chronik  durch  M.  Georgium 
Aelurium.    Leipzig  1645.    Nr.  1.   S.  212. 

Nachricht  von  zwei  in  der  Grafschaft  Glatz  befindlichen  Gesund- 
brunnen Reinerz  und  Cudowa.    Breslau  1769. 

J.  G.  Morgenbesser,  Nachricht  die  Gesundbrunnen  zu  Cu- 
dowa, Reinerz  u.  s.  w.  betreffend.    Breslau  1777.    S.  1 — 6. 

Uden's  Magazin  für  gerichtliche  Arzneikunde  und  medizinische 
Polizei.    Stendal  1782.    Bd.  II.  St.  4.  S.  740. 

C.  A.  Hofmann's  Untersuchung  in:  v.  Crell's  chemischen 
Annalen.    1787.    St.  11.  S.  431-436. 

A.  Bach,  Abhandlung  über  den  Cudowaer  Gesundbrunnen.  Strie- 
gau  1787. 

F.  S.  Kncissler,  chemisch -medizinische  Beschreibung  des  Cu- 
dowaer Sauerbrunnen  und  Bades.    Glatz  1795. 

G.  P.  Mogalla  in:  schlesisch.  Provinzialblätteru.  Breslau  1796. 
St.  11.   S.  463. 

Der  Gesundbrunnen  zu  Cudowa  und  Reinerz.    Breslau  1799. 
G.  P.  Mogalla,  die  Mineralquellen  in  Schlesien.  1801.  S.  88. 


439 

Hufeland's  Uebersicbt.    Viert.  Aufl.    S.  73. 
_        —    Journal  d.  prakt.  Heilkunde.    Bd.  XXVII.   St.  2.  S.  22. 
Jd.  LI.  St.  6.  S.  113.    Bd.  LVII.  St.  5.  S.  128. 

Trommsdorff's  neues  Journ.  d.  Pharmac.  Bd.  VII.  St.  1.  S.  65, 
C.  F.  Mosch,  die  Heilquellen  Schlesiens  u.  der  Grafschaft  Glatz, 
Jreslau  1821.    S.  106-125. 

Hufeland  und  0 sann's  Journal  der  prakt.  Heilk.  Bd.  LXV. 
S  St.  6.  S.  137.  Bd.  LXXIII.  St.  3.  S.  101.  —  1829.  Supplementheft 
,  S.  256.  —  Bd.  LXXIX.  St.  6.  S.  106. 

C.  Hemprich  in:  Hufelaud  und  Osann's  Journal  d.  prakt. 
Heilkunde.   Bd.  LXXIII.  St.  3.  S.  101.  —  Bd.  LXXX.  St.  5.  S.  115. 
C.  Hemprich,  die  Heilquellen  zu  Cudowa.    Breslau  1831. 
C.  Hemprich  in:  d.  Schles.  Provinzialblätt.    April  1831—1839. 
Wendtiu:  Rust's  Magazin.    Bd.  XL1V.  S.  141. 
Fischer  in:    v.  Graefe  u.  Kaiisch  Jahrbuch.    1.  Jahrgang. 
1836.   S.  62. 

Cohen   in:   Casper's    Wochenschrift    f.    d.   gesammt.   Medizin. 
Jahrg.  1836.    S.  199. 

C.  Hemprich  in:  v.  Graefe  u.  Kaiisch  Jahrbuch.   1.  Jahrg. 
1836.   S.  149.  —  IV.  Jahrg.  1839.    Abth.  III.  S.  50. 
Hille  a.  a.  O.    S.  138. 

C.  Hemprich  in:    Casper's   Wochenschrift.    Jahrgang  1839. 
S.  229. 

C.  Hemprich,   die  Heilquellen  zu  Cudowa.    Breslau  1839. 


Au  diese  Mineralquellen  schliefst  sich ; 

Die  Eisenquelle  zu  Nieder langenau  im  Habelschwerdter 
Kreise,  —  Eigenthum  der  Stadt  Habelschwerdt,  erst  in  neuerer  Zeit  als 
Heilanstalt  benutzt  und  bekannt.  Das  Dorf  Niederlangenau,  von  wel- 
chem diese  M.quelle  ihren  Namen  erhielt,  liegt  1330  Fufs  über  dem 
Meere  au  der  Neifse,  unfern  der  Glänze,  von  Habelschwerdt  nur 
wenige  Stunden,  von  Glaz  drei  Meilen  entfernt.  Die  Niederlaugenau 
umschliefsendeu  Berge  sind  von  beträchtlicher  Höhe,  —  die  Höhe  des 
Seifendorfer  Berges  beträgt  2000  Fufs,  die  des  westlich  von  Nieder- 
langenau sich  erhebenden  Heidelberges  2900  Fufs. 

Die  Hauptgebirgsart  der  ganzen  Gegend  ist  Pläner-  und  Quader- 
Sandstein,  auf  Urgebirge  gelagert,  welches  bei  Niederlangenau  an  bei- 
den Seiten  der  Neifse  inselmäfsig  hervortritt.  Bedeckt  wird  der  Sand- 
stein von  jüngerem  Flötzkalk  und  Lehm.  Die  nächsten  Basalte  bei 
Landeck  brechen  in  einer  Entfernung  von  zwei  Meilen  von  Nieder- 
langenau. 

Das  Gestein,  aus  welchem  die  Quelle  entspringt,  ist  ein  schwe- 
felkiesiger, zum  Schieferthon  sich  neigender  Glimmerschiefer. 

Die  M.  quelle  kommt  aus  einem  früher  bearbeiteten  Stolleu  zu 
Tage.  Im  Jahre  1572  befand  sich  zu  Niederlangenau  ein  Alaunwerk, 
welches  aber   zur   Zeit   der  Unruhen  in  dem  dreifsigjährigen  Kriege 


440 


verlassen  wurde  und  verlassen  blieb.  Nachdem  die  M.quelle  geraum 
Zeit  blofs  in  einem  hölzernen  Troge  aufgefangen  und  so  von  de 
nächsten  Bewohnern  lange  als  Getränk  benutzt  worden,  wurde  si 
1802  in  einem  steinernen  Bebälter  gefafst  und  1819  erst  die  nöthigei 
Vorkehrungen  getroffen,  sie  zweckmäfsiger  zu  benutzen  und  die  V 
forderlichen  Gebäude  zur  Begründung   einer  Badeanstalt  aufzuführen 

Das  M.wasser  wird  selten  allein  als  Getränk  benutzt,  in  der  Re  I 
gel  mit  Wasserbädern  verbunden;   man  läfst   täglich  3-4  Gläser  un< 
bei  Schwäche  des  Magens  oder  der  Brust  mit  Ziegenmilch  trinken. 

In  dem  Badehause,  in  welchem  sich  Badecabinette  mit  Wannen- 
bädern  und  Vorrichtungen  zu  Douchebädern  befinden,  wird  das  bei 
Bereitung  der  Wasserbäder  durch  Erhitzung  des  M.wassers  entwei- 
chende    kohlensaure   Gas   aufgefangen  und  zu  Dampfbädern    benutzt. 

Badearzt  zu  N.  ist  Hr.  Dr.  J.  Hancke. 


ie  Zahl  der  Kurgäste  betrug: 

Im  J.  1826 

113  Kursäste 

1827 

88 



1828 

52 

__ 

1829 

67 

__ 

1830   , 

120 



1831 

141 



1832 

62 

__ 

1833 

156 

_ 

1835 

100 

__ 

1836 

95 

_ 

1837 

125 

_ - 

Das  frisch  geschöpfte  M.wasser  ist  krystallhcll,  perlt  stark,  wird 
bei  längerer  Einwirkung  der  atmosphärischen  Luft  getrübt  und  bildet 
einen  ocherartigen  Niederschlag.  Ueber  dem  Wasserspiegel  der 
Quelle  befindet  sich  eine  Schicht  von  kohlensaurem  Gase,  deren 
Höhe  jedoch  wechselt.  Am  IL.  Juli  1821  betrug  sie  11  Zoll  Höhe, 
am  26.  d.  M.  bei  regnichter  Witterung  nur  9  Zoll. 

Der  Geschmack  des  Wassers  ist  angenehm  -  säuerlich,  prickelnd- 
zusammenziehend. Die  Ergiebigkeit  der  Quelle,  als  Mittclzahl  und 
Resultat  wiederbolter  Versuche,  beträgt  in  24  Stunden  57,600  Quart, 
die  Temperatur  7°  R.  bei  1°  R.  der  Atmospbäre  und  bei  1°  R.  der 
nahebei  fliefsenden  Neifse.  —  Nach  Hancke  sind  das  kohlensaure 
Eisen  und  das  kohlensaure  Gas  sehr  fest  an  das  Wasser  gebunden, 
wie  namentlich  die  Erhitzung  des  letztem  bei  Bereitung  der  Wannen- 
bäder beweiset.  Nach  Trommsdorff's  Versicherung  hatte  das 
ihm  in  wohl  verkorkten  Flaschen  zugesandte  M.wasser  weder  Eiseu- 
oxyd  noch  sonst  einen  in  demselben  aufgelösten  Bestandteil  abge- 
setzt, —  und  konnte  in  verschlossenen  Gcfäisen  stark  erhitzt  werden, 
bevor  Trübung  entstand. 

Chemisch  analysirt  wurde  das  M.  wasser  zu  Nicdcrlangcnau  von 
Günther,    von  Tr  omms  dor  f  f  und  neuerdings  (1835)  von  Fischer. 


441 


Sechzehn  Unzen  dieses  M.wassers  enthalten: 

nach  Günther:         nach  Trommsdorff : 
1,800  Gr.;      . 
0,178  — 


0,180  — 
0,150  — 
2,400  — 
0,500  — 
5,208  Gr. 
23  Kuh.  Z. 


0,871  Gr. 
0,132  — 
1,767  — , 
2,720  — 
0,115  — 
1,947  — 
0,421  — 
7,973  Gr. 
30,70  Kub.  Z. 


Kohlensaures  Natron 
Schwefelsaures  Natron 
Chlortalcium     . 
Chlornatrium    . 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaures  Eisen 

Kohlensaures  Gas    . 

Nach  Fi  seh  er 's  neuester  Analyse: 

Schwefelsaures  Natron  und  Kali  0,184  Gr. 

Chlorcalium         ....  0,197  — 

Kohlensaures  Natron .        .        .  1,435  — 

Kohlensaure  Kalkerde        .        .  2,3S5  — 

Kohlensaure  Talkerde        .        .  1,278  — 
Kohlensaures  Eisenoxydul    (mit 

Spuren  von  Kupfer)        .        .  0,388  — 

Kohlensaures  Manganoxydul      .  0,089  — 

Thonerde 0,013  — 

Kieselerde 0,516  — 

Organische  Stoße  nebst  Verlust  0,086  — 

6,571  Gr. 

Kohlensaures  Gas        .        .        .  33,28  Kub.  Zoll. 

Seinen  Mischungsverhältnissen  und  Wirkungen  zufolge  gehört 
das  M.  wasser  von  Niederlangenau  zu  den  stärkern  akalisch  -  erdigen 
Eisenquellen,  hat  namentlich  viel  Aehnlichkeit  mit  dem  von  Cudowa, 
enthält  indefs  weniger  freie  Kohlensäure,  seine  flüchtigen  und  festen 
Bestandtheile  scheinen  jedoch  fester  an  das  Wasser  gebunden  zu 
sein,  als  bei  dem  von  Cudowa. 

Innerlich  und  äufserlich  in  Form  von  Wasserbädern  benutzt  wirkt 
dasselbe  reizend,  belebend,  stärkend,  vorzugsweise  auf  Nerven-,  Mus- 
kel- und  Gefäfssystem,  —  und  scheint  in  Bezug  auf  Mischung  und 
Wirkung  den  M.quellen  von  Cudowa-  sehr  nahe  zu  stehen. 

Zu  widerrathen  in  den  Fällen,  in  welchen  kräftigere  Eisenwasser 
contraindicirt  sind,  hat  man  diese  Heilquelle  als  Getränk,  Wasser- 
und  Douchebad  in  allen  den  Krankheiten  empfohlen,  in  welchen  eine 
kräftige  Erregung  und  Stärkung  erfordert  wird,  bei  allgemeiner  oder 
örtlicher  Schwäche,  besonders  atonischer  Art,  namentlich:  bei  Ner- 
venschwäche, —  durch  bedeutenden  Säfteverlust,  Ausschweifungen, 
übermäfsige  geistige  Anstrengungen  veranlafst,  —  nervöser  Hypo- 
chondrie, Hysterie,  Krämpfen;  —  Schwäche  des  Magens  und  Darm- 
kanals, —  Sodbrennen,  Magenkrampf,  habituellem  Erbrechen,  Wür- 
mern; —  Krankheiten  des  Uterinsystems  durch  reine  Schwäche  be- 
dingt, Bleichsucht,  passiven  Schleim-  und  Blutflüssen ;  —  Kachexieen, 


442 

namentlich  Skropheln  und  Rhachitis ;  —  und  endlich  als  stärkende  Nach- 
kur bei  rheumatischen  oder  gicbtischeu  Leiden,  nach  dem  Gebrauch 
von  Landeck  oder  ähnlichen  Bädern. 

C.  Oekmb's  Beschreibung  des  alten  wannen  Bades  od.  S.  Ge- 
orgenbrunuens  nahe  der  Stadt  Landeck.  Breslau  und  Liegnitz  1705. 
Seite  6. 

C.  F.  Mosch,  die  Heilquellen  Schlesiens.   S.  125---129. 

Friese  in:   Schlesischen  Provinzialblättem.     Jahrg.  1821.   März. 

Friese  und  Fischer  in:  Trommsdorff  s  Journal  der  Phar- 
inacie.    Bd.  VII.   St.  1.  S.  65. 

Die  Heilquelle  in  Nieder  -  Langenau  bei  Habelsclnverd  in  der 
Grafschaft  Glatz.    Breslau  (1823). 

Schlesische  Provinzialblätter.    1827  April.   S.  342. 

Hufeland  und  0  sann 's  Journal  der  prakt.  Heilk.  Bd.  LXV. 
St.  6.  S.  142.  —  Bd.  LVII.  St.  1.  S.  119.  —  Bd.  LVIII.  St.  6.  S.  92. 
—  1829  Supplementheft.  S.  257.  —  1830  Supplemeutheft.  S.  217.  — 
Bd.  LXXIX.   St.  6.  S.  112. 

Wendtin:  Rust's  Magazin.    Bd.  XLIV.   S.  142. 

Fischer  in:  v.  Graefe  u.  Kaiisch  Jahrbuch.  1.  Jahrg.  1836. 
S.  51. 

Lengfeld  in:  v.  Graefe  u.  Kaiisch  Jahrb.  I.  Jahrg.  1836. 
S.  267.  —  III.  Jahrg.  1838.  S.  598. 

Hille  a.  a.  0.  S.  148. 

Dr.  J.  Hancke,  über  das  Bad  zu  Nieder-Langenau  im  J.  1839 
(Abgedr.  aus  d.  Schles.  Provinzialblättem.    1840). 


Aufser  diesen  an  Kohlensäure  so  reichen  Mineralquellen  besitzt 
die  Grafschaft  Glaz  noch  viele  »ndere  ähnliche  Eisenquellen  und 
Säuerlinge,  welche  aber  gröfstcnthcils  ganz  unbenutzt  sind,  nament- 
lich die  Mineralquellen  zu  Gellenau,  Alt  he  y  da,  Grafcuort, 
Obcr-Sch wedelsdorf,  Alt-Wilmsdorff,  Arnsdorff,  Rei- 
ch enau  u.  a. 


&Bom 


IL     Die   Heilquellen    des    Grofsherzogthums 
Niederrhein. 


E 


in  Land,  welches  wie  dieses  so  früh  schon  der  Sitz  der 
Kultur  war3  so  lange  die  Freistatt  der  Künste,  der  Schau- 
platz und  Zeuge  der  in  der  Geschichte  der  Römer,  Gal- 
lier, Franken  und  Teutschen  erfolgreichsten  Begebenhei- 
ten, bietet  in  historischer  Hinsicht  ein  vielseitiges  Interesse 
dar;  —  und  nicht  minder  grofs  ist  dasselbe,  wenn  man 
nicht  blofs  bei  dem  verweilt,  was  auf  dem  Boden  dieses 
Landes  sich  zutrug,  sondern  auch  die  grofsen  Revolutio- 
nen erwägt,  welche  in  dem  Schoofs  seiner  Gebirge  vor 
Zeiten  Statt  gefunden  haben  müssen.  Es  dürfte  in  der 
That  in  Teutschland  nicht  leicht  eine  Gegend  zu  finden 
sein,  in  welcher  die  vulkanische  Natur  so  rein  und  in  so 
mannigfachen  Gestaltungen  sich  ausgesprochen  hätte,  wie 
hier.  —  Wenn  man  daher  die  den  Gebirgen  des  Nieder- 
rheins eigentümlichen  Mineralquellen  mit  denen  der  schle- 
sischen  Gebirge  vergleicht,  so  ergiebt  sich,  dafs  ersterc 
im  Allgemeinen  zwar  von  einer  weit  weniger  hohen  Lage 
als  die  letzteren,  aber  dagegen  in  den  Bedingungen  ihrer 
Entstehung,  so  wie  in  den  Verhältnissen  ihrer  Mischung 
noch  bestimmter  und  unzweideutiger  einen  vulkanischen 
Karakter  offenbaren. 

Hinsichtlich  des  Klimas  gewährt  das  Grofsherzogthum 
Niederrhein  in  den  durch  Gebirge  geschützten  Theilen  eine 
auffallende  Milde.    Das  mit  Recht  wegen  seiner  Schönheit 


444 

so  berühmte  Thal  des  Rheins  von  Mainz  bis  Bonn  gewährt 
eine  Reihe  der  reizendsten  und  mannigfaltigsten  Gegenden, 
—  schroffe,  hohe  mit  Ruinen  geschmückte  Felsen,  durch 
welche  der  noch  männlich  kräftige  Strom  mit  Ungestüm 
seinen  Weg  sich  bahnt,  —  liebliche  mit  Fruchtfeldern, 
Wein  und  zahlreichen  Dörfern  bedeckte  Höhen  oder  Flä- 
chen, auf  welchen  das  Auge  mit  Vergnügen  weilt  und  an 
welche  sich  die  anmuthigen  Thäler  der  Nahe,  Lahn,  Mo- 
sel, Ahr  und  Sieg  anreihen. 

Die  Gebirge  des  linken  Rheinufers  nördlich  Ton  der 
Nahe  erreichen  in  Vergleich  mit  den  südlichen,  westlichen 
und  östlichen  Gebirgszügen  der  Nachbarländer  nur  eine 
mäfsige  Höhe.  Auf  dem  linken  Ufer  des  Rheins  beträgt 
die  Höhe  des  Lachersees  890  Fufs,  der  Landskrone  bei 
Ahrweiler  1100  F.,  —  auf  dem  rechten  Rheinufer  die  der 
LöAvenburg  1444  F.,  der  Wolkenburg  1015  F.,  und  des 
Drachenfelsen  1005  Fufs;  —  die  Höhe  des  Spiegels  des 
Rheins  —  als  des  tiefsten  Punktes,  —  bei  Koblenz  190  F., 
bei  Bonn  138  F.,  bei  Kölln  112  F.  über  dem  Meere.  Die 
Mineralquellen  des  Niederrheins  haben  daher  verhältnifs- 
mäfsig  eine  ungleich  tiefere  Lage,  als  andere  unter  glei- 
cher Breite,  ja  sogar  nördlicher  gelegene  Länder  des  öst- 
lichen Teutschlands :  die  Mineralquellen  von  Kreuznach 
entspringen  308  F.,  die  von  Godesberg  150  F.,  —  die  un- 
gleich nördlicher  gelegenen  Eisenquellen  zu  Hofgeismar 
nördlich  von  Kassel  dagegen  500  F.  und  die  zu  Pyrmont 
404  F.  hoch  über  dem  Meere. 

Das  Gebirge,  welchem  die  zahlreichen  und  kräftigen 
Heilquellen  des  Grofsh.  Niederrhein  zunächst,  iliro  Entste- 
hung verdanken,  ist  als  Thcil  und  Fortsetzung  des  gro- 
fsen  Gcbirgsstockcs  zu  betrachten,  welcher,  reich  an  vul- 
kanischen Gebirgsbildungcn,  von  dem  westlichen  Thcil  des 
Riesengcbirgs  sich  durch  Nordböhmen  zieht,  die  geogra- 
phische Gränzc  zwischen  Nord-  und  Süd-Teutschland  bil- 
dcl,  dann  dem  Rhein  auf  beiden  Ufern  folgt,  und  endlich 
auf  dein  linken  Rheinufer  an  die  Anleimen,  auf  dem  rech- 


445 

(en  an  die  Berge  der  Grafschaft  Mark  und  Westphalen 
sich  anschließt. 

Ganz  entsprechend  den  Gebirgsformationen  des  rech- 
ten Rheinufers,  besonders  denen  des  Taunus,  ist  auch  das 
linke  reich  an  Thonschiefer,  nur  scheint  auf  dem  linken 
Rheinufer  zwischen  dem  nördlichen  und  südlichen  Theil 
des  Gebirges  eine  zu  beachtende  Verschiedenheit  obzuwal- 
ten. Der  nördliche  nämlich,  und  ganz  besonders  die  Ei- 
fel,  zeichnet  sich  durch  einen  vorwaltenden  vulkanischen 
Karakter  aus:  aufser  einer  diesem  entsprechenden  Menge 
von,  an  freier  Kohlensäure  und  kohlensauren  Salzen  rei- 
chen, kalten  Mineralquellen  und  mehreren  Thermen  finden 
sich  hier  vulkanische  Seen  (Dreisweiher),  vulkanische  Süm- 
pfe (Maren),  starke  Ent Wickelungen  von  kohlensaurem 
Gas  (Mofetten),  Lava  und  Basalt  und  unläugbar  noch 
Krater  von  früher  thätigen  Vulkanen.  Sehr  bemerkens- 
werth  wegen  seines  vulkanischen  Karakters  und  zugleich 
wegen  der  starken  Mofetten  und  seines  grofsen  Reichthums 
an  M.  quellen  ist  namentlich  das  Kyllthal  und  die  Umge- 
bungen des  Lacher  Sees,  der  sehenswerthe  Ueberrest  ei- 
nes früher  höchst  wahrscheinlich  thätigen  Vulkans. 

Südlich  von  der  Mosel  in  dem  Gebirgsstocke  des  so- 
genannten Hundsrücks  scheint  der  vulkanische  Karakter 
dagegen  weniger  vorherrschend.  —  TrapptufF,  Trachyt  und 
Basalt  mangeln,  und  andere  Gesteine,  welche  für  einen 
vulkanischen  Ursprmig,  für  früher  hier  thätige  vulkanische 
Prozesse  zeugen  könnten,  kommen  seltener  vor.  Es  findet 
sich  eisenschüssiger  Thonschiefer  vor,  schiefrige  und  kör- 
nige Grauwacke,  stellemveise  durchsetzt  von  Tkoneisen- 
stein  und  Sandstein  jüngerer  Formation,  bedeckt  von  san- 
digem Thonmergel.  Südlich  und  südöstlich  durchstreicht 
den  Hundsrück  ein  Steinkohlenflötz  in  einer  Länge  von 
12  Meilen  und  einer  Breite  von  3  bis  4  Meilen,  abwech- 
selnd mit  buntem,  jüngerem  Sandstein,  bedeckt  von  Flötz- 
kalkstein,  begränzt  von  der  Nahe. 

Die  kalten   und  warmen  M.  quellen   des  Niederrheins 


446 

zeichnen  sich  durch  einen  verhältnifsmäfsig  sehr  beträcht 
liehen  Gehalt  an  freier  Kohlensäure  und  kohlensaurem  Na- 
tron aus,  und  enthalten  nächst  diesen  kohlensaures  Eisen- 
oxydul, schwefelsaures  Natron,  Chlornatrium,  kohlen-  und 
schwefelsaure  Erden,  Chlorcalcimn  und  Chlortalcium  und 
Kieselerde. 

Nicht  hlofs  in  Gebirgsart  und  Gebirgsformation,  aucl 
in  Gehalt  und  in  den  Mischungsverhältnissen  der  M.  quel- 
len findet  zwischen  dem  Taunus  und  den  Gebirgen  des  lin- 
ken Rheinufers  unverkennbar  eine  grofse  Aehnlichkeit  statt 
Die  grofse  Analogie  zwischen  dem  Selterserwasser  und  den: 
Roisdorfer  bei  Bonn  hat  die  Chemie  gezeigt,  die  Erfah- 
rung bestätigt,  —  der  Saline  von  Soden  und  Nauheim  ent- 
spricht die  von  Kreuznach,  —  den  zahlreichen  natronhal- 
tigen  Säuerlingen  und  Eisenquellen  in  Nassau  die  des  Un- 
ken Rheinufers  von  Lamscheid,  Tönnisstein,  Heppingen, 
Godesberg,  Obermennig  u.  a.  —  In  Bezug  auf  die  Ther- 
malquellen sind  die  von  Aachen  und  Burtscheid  mit  denen 
von  Wiesbaden  zu  vergleichen,  erstere  am  nördlichen  Fufse 
der  Eifel,  letztere  am  südlichen  Abfall  des  Taunus  gelegen, 
beide  in  ihren  flüchtigen  Bestandteilen  zwar  wesentlich 
verschieden,  aber  verwandt  durch  ihren  vorwaltenden  Ge- 
halt an  Chlornatrium. 

Besonders  ergiebig  an  kräftigen  M.quellen  scheinen  vor 
allen  die  Eifel  und  die  ihr  zunächst  gelegenen  Gebirgs- 
gruppen  zu  sein;  über  ihre  geognostischen  Eigenthümlich- 
keiten  verdanken  wir  genaue  Untersuchungen  Dethier, 
Nöggcrath,  Steininger,  von  der  Dechcn  und  G. 
Bischof,  und  es  steht  zu  hoffen,  dafs  die  zahlreichen 
und  kräftigen  Mineralquellen  der  Eifel  auch  in  der  Folge 
noch  mehr  bekannt  und  benutzt  werden. 

An  Thermalquellen  besitzt  das  Grofsherzogthum  Nie- 
derrhein  die  Th.quellcn  von  Aachen,  Burtscheid  und 
Bcrtrich,  —  an  Kochsalzqucllen  die  von  Kreuznach, 
—  von  den  zahlreichen  Säuerlingen  verdienen  eine  beson- 
dere Erwähnung    die  von  Roisdorf,    Heppingen  und 


447 

Heilstein,—  von  den  Eisenquellen  die  von  Malmedy, 
Lamscheid,  Tönnisstein  und  Godesberg. 

Detbier,  coup  d'oeuil  sur  les  anciens  volcans  eteints  des  eil- 
virons  de  la  Kyll  superieure.    Paris  1S03. 

Das  Gebirge  in  Rbeinland-Westpbalen  von  Nöggerath. 

J.  J.  Omalius  d'Halloy  in:  Journal  des  Mines.    Nr.  140. 

Steiuinger's  geogn.  Studien  am  Mittelrhein.     Mainz  1819. 

Chr.  Keferstein's  geognostisebe  Bemerkungen  über  die  ba- 
saltischen Gebilde  des  westlichen  Deutschlands.    Halle  1820. 

Steininger's  erloschene  Vulkane  in  der  Eifel  und  am  Nieder- 
rhein.   Mainz  1820. 

Behr,  sur  les  Volcans  Eteints  de  la  Kyll  superieure  in:  Annal. 
g<5ner.  des  scienc.  phjs.  parBory  de  St.  Vincent,  Drapiez  et 
Mons.   T.  I. 

Steininger's  neue  Beiträge  zur  Geschichte  der  rheinischen 
Vulkane.    Mainz  1821. 

Teutschland  geol.  geogn.  dargestellt  von  Chr.  Keferstein. 
Th.  I.  St.  1.  S.  68.  —  Th.  IL  St  1.  S.  9.  —  Tb.  IV.  St.  3.  S.  293. 

Chr.  Keferstein,  Zeitung  für  Geoguosie  und  Geologie.  St.  3. 
S.  385.  —  St.  4.  S.  61.  78.  —  St.  6.  S.  56.  —  St.  10.  S.  21. 

Notice  sur  les  anciens  chateaux  et  monumens  remarquables  de 
la  partie  meridionale  du  Dep.  du  Bas-Rhin  par  Schweighäuser. 
1828. 

Schweigger's  Journal  der  Chem.  N.  R.  Bd.  XIII.  (1825.) 

Die  vulkanischen  Mineralquellen  Deutschlands  und  Frankreichs 
von  G.  Bischof.    1826.    S.  139.  161. 

Von  derWyck,  Uebersicht  der  Rheinischen  und  Eifler  Vul- 
kane.   Bonn  1826. 

Kastner's  Archiv.     Bd.  IX.  St.  1.  S.  22. 

Die  vorzüglicheren  salinischen  und  eisenhaltigen  Gesundbrunnen 
im  Grofsherzogthum  Niederrhein   von  Chr.  Fr.  Harlefs.   Bonn  1826. 

Chr.  Fr.  Harlefs  und  G.  Bischof,  die  Stahlquelle  zu  Lam- 
scheid.   1827.   S.  13.  66. 

Hufeland  und  Osann's  Journal  der  prakt  Heilkunde.  1827. 
Supplementheft.  S.  77.  —  Bd.  LXXIX.  St.  6.  95. 


1.   Die  Heilquellen  der  Regierungsbezirke  Aa- 
chen und   Cleve. 

1.  Die  Heilquellen  %u  Aachen  und  Burt- 
scheid.  —  Die  ehemalige  freie  Reichsstadt  Aachen, 
liegt  in  einem  fruchtbaren,  breiten  Thale  zwischen  den 
Flufsgebäeten  des  Rheins  und  der  Maas,  von  Kölln  neun 
und  eine  halbe,  von  Lüttich  sechs  und  eine  halbe  Meile 


448 

entfernt,  —  ehrwürdig  durch  ihr  Alter,  denkwürdig  durch 
die  grofsen  Erinnerungen,  welche  sich  an  die  Geschichte 
der  Fürsten  knüpfen,  die  hier  gekrönt  wurden  und  lebten, 
reich  durch  die  Betriebsamkeit  ihrer  Bewohner,  durch  die 
Mannigfaltigkeit  und  Gröfse  ihrer  Fabriken,  berühmt  durch 
die  Heilquellen,  welche  schon  so  lange  seegensreich  wirk- 
ten, und  welchen  die  Stadt  Aachen  ihren  Namen,  wahr- 
scheinlich auch  ihre  Entstehung  verdankt. 

Aachen  führte  verschiedene  Namen:  „Aquisgranum"  oder  „Civi- 
tas  Aquensis",  —  Aix  la  Chapelle,  nach  dem  prächtigen,  von  Karl 
dem  Grofsen  der  heiligen  Jungfrau  erbauten  und  vom  Papst  Leo  III. 
804  geweibeten,  Dom  genannt  und  zugleich  zum  Unterschied  von 
Aix  in  Savoyen  und  Aix  in  Provence.  Der  teutsche  Name  der  Stadt 
entstaud  höchst  wahrscheinlich  blofs  aus  Verdrehung  des  lateinischen 
Wortes  Aquae  in  derselben  Art,  wie  noch  jetzt  mehrere  Orte  in 
Teutschland  und  der  Schweiz  die  von  Aquae  entstandene  Benennung 
Aach,  Aken,  auch  Aa  führen. 

Die  Geschichte  der  Stadt  Aachen  ist  der  Inbegriff  der 
wichtigsten  Ereignisse  der  altfränkischen  Könige  und  der 
Hauptbegebenheiten  des  teutschen  Kaiserreiches.  Trotz 
der  zahlreich  ausgegrabenen  Inscriptionen ,  Münzen  und 
der  Ueberreste  alter  Bäder,  welche  vermuthen  lassen,  dafs 
die  Römer  nicht  blofs  die  heifsen  Quellen  zu  Aachen  ge- 
kannt, sondern  auch  und  mit  glücklichem  Erfolg  gebraucht 
haben,  ist  doch  die  älteste  Geschichte  Aachens  zur  Zeit 
der  Römer  in  einen  undurchdringlichen  Schleier  gehüllt. 
Wenn  auch  der  Name  der  Stadt  (Aquisgranum)  und  der 
der  Quellen  (Aquae  Granenses)  von  dem  angeblichen  Be- 
gründer „Granus"  abgeleitet  werden  mufs,  so  ist  doch 
die  ganze  Existenz  desselben  sehr  ungcwifs,  —  nach  Eini- 
gen soll  er  53,  nach  Andern  124  nach  Christus  gelebt  ha- 
ben. Mit  Gewifsheit  läfst  sich  dagegen  nachweisen  und 
annehmen,  dafs  schon  im  Jahre  514  Klodowich,  der 
Sohn  Theodor  ich  s,  Aachen  zu  seiner  Residenz  ernannte. 
—  Klodwig  hielt  einen  Reichstag  in  Aachen  und  im  J. 
754  verweilte  lange  Pipin  in  ihren  Mauern.  Aachen  war 
die  Wiege  und  Vaterstadt  Karls  des  Grofsen  und 
wurde    später   die   Hauptstadt    des   von   ihm    begründeten 

Reichs, 


449 

Reichs,  —  er  erblickte  hier  im  Jahr  742  das  Licht  der 
Welt,  starb  814,  und  wurde  im  Dom  zu  Aachen  beigesetzt. 
—  Aachen,   von   ihm  besonders  begünstigt,  wuchs  so   an 

i  Wohlhabenheit  und  Gröfse,  dafs  im  Jahre  1171  wegen  des 

i  Flors  der  Wollfabriken  und  der  zunehmenden  Bevölke- 
rung die  Stadt  selbst  zu  klein  war,  um  alle  die  Wollen- 
weber, Wollkämmer,  Spinner,  Walker  und  andere  Woll- 
arbeiter unterzubringen.  —  Seit  Karl  dem  Grofsen  wurde 
Aachen  die  Auszeichnung  zu  Theil,  die  berühmtesten  teut- 
schen  Kaiser  innerhalb  seiner  Mauern  krönen  zu  sehen. 
In  historisch  -  politischer  Hinsicht  wurde  Aachen  später 
merkwürdig    durch   den  Frieden,    welcher   1668   zwischen 

:  Spanien  und  Frankreich,  einen  zweiten,  welcher  1748  zwi- 
schen Frankreich,  England  und  den  Niederlanden  hier  ge- 
schlossen wurde ,  und  1818  durch  den  hier  gehalte- 
nen Congrefs.  Schon  Karl  der  Grofse  liefs  über  dem 
Haupteingang  seines  Pallastes  die  Worte  setzen :  „Hie 
sedes  regni  trans  Alpes  habeatur,  caput  omnium  provincia- 

!  rmn  et  civitatum  Galliae,"  —  auf  Münzen  wurde  Aachen : 
,,TJrbs  regalis,  regni  sedes  principalis,  prima  regum  curia" 
genannt,  —  in  Kaiserlichen  Diplomen:  „Aquisgranum,  ubi 
Romanorum  reges  initiantur  et  coronantur,  omnes  provin- 
cias  et  civitates  post  Romain  dignitatis  et  honoris  praero- 
gativa  praecellit!"  — 

Unter  den  sehenswerthen  Gebäuden  der  Stadt  nehmen  die  Auf- 
merksamkeit der  Fremden  vor  allen  in  Anspruch  die  an  historischen 
Erinnerungen  so  reiche  Pfalz  von  Karl  dem  Grofsen,  der  ehrwür- 
dige Dom,  das  Rathhaus,  —  unter  den  neuern  Gebäuden  der  neue, 
durch  schöne  architektonische  Verhältnisse  ausgezeichnete  Trinkbrun- 
nen, das  neue  geschmackvolle  Schauspielhaus,  und  die  neue  Redoute, 
der  Mittelpunkt  von  geselligen  Vereinen. 

Der  Mildthätigkeit  und  Wohlhabenheit  seiner  Bewohner  verdankt 
Aachen  das  Theresienhaus  oder  Josep hinische  Institut 
(eine  Versorgungsanstalt  für  alte  abgelebte  Personen  beiderlei  Ge- 
schlechts), das  Elisabeth-Spital  in  dem  Elisabethinerinnen 
Kloster,  das  Marien-Spital,  das  Vincenz-Spital  für  unheil- 
bare Kranke  beiderlei  Geschlechts  und  das  Armen  Waisenhaus; 
—  an  diese  milden  Stiftungen  schliefst  sich  der  seit  dem  Jahre  1823 
ins  Leben  getretene  Verein  zur  Unterstützung  auswärtiger,  der  Brun- 
II.  Theil.  F  f 


450 

nenkur  bedürftiger  Kranken.  Er  besitzt  gegenwärtig  einen  Stiftungs 
fond  von  mehreren  tausend  Thalern,  dessen  Zinsen  zur  Heilung  frem 
der  Annen  verwendet  werden,  aber  hierzu  nicht  ausreichen,  weshall 
auch  die  vornehmeren  Kurgäste  um  einen  Beitrag  zu  dieser  wohlthä 
tigen  Stiftung  ersucht  werden.  Ueber  die  erfreuliche  Wirksamkei 
dieser  Anstalt  sind  bereits  Berichte  dem  Publikum  mitgetheilt  worden 

Aachen  erfreuet  sich  einer  sein*  grofsen  Frequenz  vor 
Kurgästen,  und  besonders  Ausländern;  die  Zahl  der  er 
steren  beträgt  jährlich  im  Durchschnitt  2 — 3000.  Im  Jahre 
1834  zählte  man  nach  Zitterland  3300  Kurgäste,  untei 
diesen  nur  300  Inländer,  dagegen  1400  Engländer,  —  im 
J.  1835:  3350,  —  im  J.  1838  gegen  3000. 

Von  den  zahlreichen  Monographieen  über  die  Heilquel- 
len von  A.  erwähne  ich  nur  der  neuern  und  neuesten  von 
Monheim  und  Zitterland. 

In  geognostischer  Hinsicht  sind  in  den  Umgebungen  von  Aachen 
bemerkenswert!!  mächtige  Lager  von  Uebergangskalkstein,  über  wel- 
chen abwechselnd  Grauwacken-,  Dach-  und  Thonschiefer  vorkommen, 
so  wie  glimmerartiger  Sandstein,  Quadersandstein,  Grauwacke,  Mu- 
schelkalk, Steinkohlen  mit  Schwefelkiesen  und  Eisenstein.  Aller  Wahr- 
scheinlichkeit nach  findet  sich  tiefer  ein  sehr  bedeutendes  Salzlager, 
von  welchem  der  Kochsalzgehalt  der  Th.quellen  zu  Aachen  und  Burt- 
scheid  abzuleiten  ist.  Die  Schwefel -Th.quellen  entspringen  zwischen 
Uebergangskalkstein,  Thonschiefer  und  glimmerartigem  Sandstein.  Ob- 
gleich die  nächsten  vulkanischen  Gebirgsarten  in  einer  Entfernung 
von  5—8  Meilen  von  Aachen  erst  vorkommen,  so  üifst  sich  doch  mit 
vieler  Wahrscheinlichkeit  annehmen,  dafs  der  unverkennbar  vulkanische 
Karakter  der  Eifel  nicht  ohne  Einflufs  auch  auf  diese  Th.quellen  sei, 
und  dafs  die  Entstehung  der  letztern  durch  dieselben  Ursachen  und 
Processe  bedingt  werde ,  welche  Grund  so  vieler  andern  vulkanischen 
Erscheinungen  sind. 

Die  Th.  quellen  zu  Aachen  gehören  nach  ihren  Mi- 
schungsverhältnissen zu  der  Klasse  der  alkalisch -muriati- 
schen  Schwefelquellen.  Ihr  Wasser  besitzt  einen  laugen- 
haften,  salzig-schwefeligcn  Geschmack  und  Schwefelgeruch, 
mit  dem  Unterschiede,  dafs  bei  den  obern  Th.quellen  der 
Geruch  und  Geschmack  von  Schwefel  stärker  ist  als  bei 
den  untern.  Frisch  geschöpft  ist  dasselbe  klar  und  farb- 
los, verliert  bald  die  in  demselben  enthaltenen  Gasarten, 
wird  trübe  und  setzt  allmäblig  einen  weifsen  Niederschlag 
«ab.    Mehrere  Stunden  der  Eimvirkung  der  atmosphärischen 


451 

Luft  ausgesetzt,  ist  es  ganz  trübe,  ohne  Geschmack  und 
Geruch  von  Schwefel,  und  hat  den  Geschmack  einer  schwa- 
chen Hühnerbrühe.  Die  Temperatur  der  Th. quellen  variirt 
jivon  46  und  37°  R.  5  ihre  spec.  Schwere  beträgt  1,004. 

Nach  Verschiedenheit  ihre  Lage,  Temperatur  und  ih- 
res Gehaltes  an  Schwefel  theilt  man  die  einzelnen  Th.qucl- 
len  in  die  oberen  und  die  unteren,  —  die  oberen  sind 
die  heifseren  und  an  Schwefel  reicheren. 

1.  Zu  den  oberen  Schwefel-Th.qu eilen  gehören: 

a.  die  Kais  er  quelle  im  Kaiserbade.  Sie  hat  die 
Temperatur  von  46°  R.,  übertrifft  an  Reichhaltigkeit  ihres 
Gehaltes,  besonders  des  Schwefels,  alle  übrigen  Th. quel- 
len zu  Aachen,  und  versorgt  aufser  dem  neuen  Trink- 
brunnen (dem  Elisenbrunnen),  drei  Badehäuser,  nämlich  das 
Kaiserbad,  das  neue  Bad  und  das  Bad  der  Königin  von 
Ungarn. 

Der  nach  unserer  verehrten  Königin  benannte  Elisenbrun- 
jnen  befindet  sich  von  einem  höchst  geschmackvollen  Gebäude  um- 
schlossen, in  einem  der  schönsten  Theile  der  Stadt,  dem  Fried- 
rich-Wilhelmsplatz. —  Am  16.  November  1822,  dem  fünf  und  zwan- 
zigsten Jahrestage  der  Thronbesteigung  König  Friedrich  Wilhelm's  des 
Dritten,  wurde  der  Grundstein  dazu  gelegt,  —  im  J.  1827  der  Trink- 
brunnen den  Kurgästen  eröffnet. 

b.  Eine  vor  dem  Kaiserbade,  auf  demBüchel  ge- 
legene, weniger  mächtige  Th.quelle  von  gleicher  Tempe- 
ratur, für  das  Kaiserbad  und  das  neue  Bad  benutzt. 

c.  Die  Quirinus quelle,  hat  die  Temperatur  von 
38°  R.  und  versorgt  das  nach  ihr  benannte  Quirinusbad, 
so  wie  Bäder  der  Königin  von  Ungarn. 

2.  Zu  den  unteren  Th. quellen  gehören: 

a.  Die  Cornelius  quelle,  von  37°  R.  Temperatur, 
versieht  das  Corneliusbad  und  das  daneben  liegende 
Karlsbad. 

b.  Die  Trinkquelle  (die  Quelle  des  alten  Trinkbrun- 
nens), von  35°  R.  Temperatur. 

c.  Die  R  o  s  e n  b  a  d  q  u  e  1 1  e  von  37 °  R.  Temperatur. 
Chemisch  untersucht  wurde  das  Th.wasser  zu  Aachen 

F  f  2 


452 


zu  verschiedenen  Zeiten  von  Kort  u  in ,  L  a  u  s  b  e r  g ,  G  i  in  • 
bcrnat  und  Monheim. 

In  sechzehn  Unzen  enthalten: 


Chlornatrium 
Schwefelnatrium     . 
Schwefelsaures  Natron 
Kohlensaures  Natron     . 
Phosphorsaures  Natron 
Phosphorsaures  Natron-Lithion 
Animal.  organische  Substanz 
Kieselsäure 

Flufssaure  Kalkerde      .        .    . 
Kohlensaure  Kalkerde  . 
Kohlensaure  Taikerde  . 
Kohlensauren  Strontian 


Die  Kaiserquelle  nach  M  o  n  h 
im  Jahre  1810: 
22,30  Gr. 


1,50  — 
4,15  — 


0,52  — 

0,95  — 
0,33  — 


29,75  Gr. 


Kohlensaures  Gas 

Stickgas 

Schwefehvasserstoffgas 


2.  Die 

Schwefelnatrium    .  ~ 
Chlornatrium 
Kohlensaures  Natron     . 
Schwefelsaures  Natron 
Phosphorsaures  Natron 
Phosphorsaures  Natron-Litliion 
Animal.  organische  Substanz 
Kieselsäure 
Flufssaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Kalkcrde  . 
Kohlensaure  Talkerde  . 
Kohlensauren  Strontian 


Quirinusquellc     3. 

nach  Mouheim  im 
0,5860  Gr. 
20,1810  — 
6,4850  — 
2,0680  — 
0,1420  — 
0,0005  — 
0,2850  — 
0,4710  — 
0,4660  — 
0,2300  — 
0,1350  — 
.0,0380  — 


31,0875  Gr. 


im  Jahre  1829: 
20,7160  Gr. 
0,6200  — 
2,1210  — 
6,6100  — 
0,1460  — 
0.0006  — 
0,2940  — 
0,5400  — 
0,4790  — 
0,2320  — 
0,1520  — 
0,0430  — 

31,9536  Gr. 
8,000  K.Z. 
.   18.533  — 
0,133  — 

26,666  K.Z. 

Die  Rosenbadquelle 

Jahre  1829: 

0,5740  Gr. 
19,0150  — 
6,3780  — 
2,0410  — 
0,1330  — 
0,0005  — 
0,2790  — 
0,4620  — 
0,4610  — 
0,1240  — 
0,1300  — 
0,0370  — 

29,6345  Gr. 


4.  Die  Corneliusquelle    5.  Der  alte  Trinkbrunnen 
nach  Monheim  im  Jahre  1829: 
Schwefelnatrium    ....       0,5590  Gr.      .       .       0,5450 Gr. 
Chlornatrium  ....      19,2580  —       .        .      19,1950  — 

Kohlensaures  Natron     .         .        .        6,2280  —        .        .        6,1920  — 
Schwefelsaures  Natron  2,0190  —  .        2,0560  — 


453 


0,1300  Gr. 


Pliosphorsaures  Natron  .        .        0,1320  Gr. 

Phospliorsaures  Natron-Lithiou            0,0005  —        ,  .        0,0005  — 

Aniinal    organische  Substanz        .        0,1990  —        .  .        0,1960  — 

Kieselsäure 0,4600-        ,  .        0,4130- 

Fiufssaure  Kalkerde       .        ,        .        0,4600  —        .  .        0,4600  — 

Kohlensaure  Kalkerde            .        .        0,2240  -        .  .        0,2220  - 

Kohlensaure  Talkerde  .        .        .        0,1300  —        .  .        0,1210  — 

Kohlensauren  Strontian         .        .        0,0350  —        .  .        0,0340  — 

29,7345  Gr.  29,5645 Gr. 

Noch  verdient  eine  besondere  Erwähnung  das  durch 
Abdampfen  des  Schwefel-Th.-wassers  gewonnene  Aachener 
f  hermalsalz.     Dasselbe  enthält  in  100  Theilen : 

Cliloruatrium 64,840  Gr. 

Schwefelsaures  Natron 8,578  — 

Kohlensaures  Natron 20,688  — 

Phosphorsaures  Natron        .....  0,446  — 

Phosphorsaures  Natron-Lithion           .        .        .  0,002  — 

Animalisch-organische  Substanz         .        .        .  0,920  — 

Kieselsäure »  1,689  — 

Flufssaure  Kalkerde 1,500  — 

Kohlensaure  Kalkerde         .....  0,727  — 

Kohlensaure  Talkerde         .        .     ..'.        .        .  0,475  — 

Kohlensauren  Strontian       . '       .  •    "  .       .        .  0,135  — 


100,000  Gr. 


Aachen  besitzt  sehr  gut  eingerichtete  Badehäuser,  in 
welchen  von  dem  Thermalwasser  der  einzelnen  Schwefel- 
quellen nicht  blofs  Wasser-,  Pouche-  und  Gasbäder  gege- 
ben Averden,  sondern  in  welchen  sich  zugleich  bequeme 
und  geschmackvolle  Wohnungen  für  Kurgäste  vorfinden. 
Nach  ihrer  Lage  und  der  der  Schwefel -Th. quellen,  wel- 
che sie  mit  dem  nöthigen  Wasser  versorgen,  theilt  man  sie 
in  die  Badehäuser  der  obern  und  untern  Schwe- 
fel-Th.quellen. 

1.  Zu  den  Badehäusern  der  obern  S ch  wjefel-Thu-quel- 
len  gehören: 

a.  Das  K  a  i  s  e  r  b  a  d ,  auf  der  Büchelstrafse  gelegen  und  aller 
Wahrscheinlichkeit  nach  die  älteste  aller  Badeanstalten  zu  Aachen, 
da  ganz  nahe  bei  demselben  noch  Ueberreste  von  römischen  Bädern 
sich  betiuden. 

b.  Das  neue  Bad,  dem  vorigen  schräg  gegenüber. 

c.  Das  Bad  der  Königin  von  Ungarn,  auf  der  Hofstfafse. 


454 

d.  Das  Quirinusbad,  dicht  neben  dem  vorigen. 
l2.  Zu  den  Badehäusern  der  untern  S  chwefel- Th -quel- 
1  e  n  gehören : 

ö.  Das  Rosenbad,  auf  der  Comphausbadstrafse. 

b.  Das  Corneliusbad,  neben  dem  vorigen,  der  neuen  Redoute 
schräg  gegenüber. 

c.  Das  Karlsbad. 

d.  Das  Armenb  ad,  —  für  Unbemittelte  bestimmt,  -welche  in 
demselben  um  einen  sehr  geringen  Preis  Wasser-  und  Douchebäder 
erhalten  können. 

Unter  den  Schwefel -Thermen  Teutschlands  nehmen 
die  Th. quellen  von  Aachen  unbedenklich  die  erste  Stelle  ein, 
—  sie  übertreffen  die  von  Baden  in  Oestreich,  Warmbrunn 
und  Landeck  nicht  blofs  durch  ihre  ungleich  höhere  Tem- 
peratur, sondern  auch  den  Reichthum  ihres  chemischen 
Gehalts,  mid  nähern  sich  hinsichtlich  der  nicht  unbeträcht- 
lichen Menge  von  Kochsalz  schon  den  muriatischen  Ther- 
men, namentlich  denen  von  Baden-Baden  und  Wiesbaden. 
Einen  wirklichen  Uebergang  zu  den  letzten  liefern  die  be- 
nachbarten Th. quellen  von  Burtscheid,  von  welchen  nur 
wenige  Schwefel  enthalten,  die  Mehrzahl  derselben  dage- 
gen der  Klasse  der  muriatischen  Thermen  angehört. 

Im  Allgemeinen  wirken  die  Th.  quellen  zu  Aachen  in 
Form  von  Wasserbädern  angewendet  ungemein  durchdrin- 
gend, reizend,  auflösend,  diaphoretisch,  —  vorzugsweise 
nehmen  sie  die  äufsere  Haut,  die  Mischungsverhältnisse 
der  Säfte,  das  Nerven-,  Lymph-  und  Gefäi'ss}rstem  in  An- 
spruch, verursachen  daher  bei  plethorischcn,  zu  Wallun- 
gen geneigten  Subjectcn  leicht  Erhitzung  und  starke  Con- 
gestionen  nach  Brust  und  Kopf.  —  Zu  widerrathen  sind  sie 
daher  bei  Vollblütigkcit,  activen  Congestionen,  Anlage  zu 
Blutflüssen  und  Entzündungen,  Disposition  zu  Schlagflufs, 
bei  fieberhaften  Beschwerden,  krankhafter  Reizbarkeit  und 
Aufregung  des  Gefäfssystems ,  bei  organischen  Krankhei- 
ten oder  bedeutender  örtlicher  Schwäche  wichtiger  innerer 
Organe,  so  wie  überhaupt  in  allen  den  Fällen,  wo  Bäder 
von  reizenden  Thermalquellen  contraindicirt  sind.  Desto 
heilsamer  erweisen  sich  dagegen  die  Th.quellen  von  Aachen, 


455 

wenn  Schwäche  torpider  Art  vorherrschend  ist,  bei  lym- 
phatischen, phlegmatischen  Constitutionen.  —  Hinsichtlich 
der  Wahl  der  einzelnen  Quellen  verdient  bemerkt  zu  wer- 
den, dafs  die  untern  Th.quellen  wegen  ihrer  niedern  Tem- 
peratur und  ihres  geringern  Schwefelgehaltes  weniger  rei- 
zend und  erhitzend  wirken,  als  die  obern. 

Getrunken  wirkt  das  Aachener  Schwefelwasser  reizend 
auf  alle  se-  und  excernirende  Organe,  ihre  Function  be- 
fördernd und  zugleich  auch  die  Qualität  der  Se-  und  Ex- 
cretion  umändernd,  —  namentlich  auf  die  Schleimhäute, 
die  resorbirenden  Gefäfse  und  die  äufsere  Haut,  —  schleim- 
auflösend, gelinde  abführend,  expectorirend,  diaphoretisch, 
diuretisch,  auflösend,  —  erregend  auf  das  Blutsystem,  be- 
sonders das  der  Venen,  reizend  auflösend  auf  die  Leber, 
das  Pfortader-  und  Uterinsystem. 

Die  Formen,  in  welchen  man  die  Th.quellen  von  Aa- 
chen benutzt,  sind  folgende: 

1.  Als  Getränk.  Schon  Blondel  empfahl  sie  als 
Getränk ;  neuerdings  bedient  man  sich  häufig  der  neuen 
Trink-  oder  Elisenquelle,  allein  oder  mit  Milch,  täglich  zu 
vier  bis  sechs  Bechern. 

Obgleich  das  Aaclienerwasser  abgekühlt  sehr  verändert  wird  und 
viel  verliert,  hat  man  doch  auch  das  versendete  bei  Magenbeschwer- 
den und  hypochondrischen  Leiden  trinken  lassen. 

2.  Aeufserlich  benutzt  man  die  Aachener  Th.quellen 
in  Form  von  Wasser-,  Douche-  und  Dampfbädern. 

Mau  empfiehlt  in  der  Regel  täglich  ein  Wasserbad,  reizbaren, 
zu  Wallungen  geneigten  Kranken  aber  nur  die  Wocbe  zwei  bis  drei. 
Nach  Umständen  ist  es  oft  rathsam,  zuvor  oder  nachher  Bäder -von 
dem  theils  weniger,  theils  gar  keinen  Schwefel  enthaltenden  Th.was- 
ser  von  Burtscheid  zu  nehmen. 

Erhöht  wird  die  Wirksamkeit  der  sehr  kräftigen  Wasserdouche- 
bäder  durch  Frottiren  und  Massiren  der  leidenden  Theile. 

Die  Thermaldampfbäder  werden  theils  in  wohl  verschlossenen, 
besonders  dazu  eingerichten  Kasten  benutzt  oder  nur  partiell  ange- 
wendet.   Die  Th.dämpfe  haben  die  Temperatur  von  35°  und  mehr. 

Innerlich  und  äufserlich  in  allen  den  Fällen  angezeigt, 
wo  gegen  gichtische  oder  andere  Dyskrasieen  kräftig  erre- 


456 

gend  auf  die  äufsere  Haut,  das  Drüsen-,  Lymph-  und 
Nervensystem,  die  Schleimhäute,  das  Leber-  und  Pfortr 
adersystem  eingewirkt  werden  soll,  —  haben  sich  die  Th.- 
quellen  zu  Aachen  besonders  hilfreich  in  folgenden  Krank- 
heiten erwiesen: 

1.  Hartnäckigen  rheumatischen  und  gichtischen  Be- 
schwerden, besonders  bei  vorwaltender  Dyskrasie  der  Säfte 
und  Desorganisationen  der  festen  Theile,  wie  Gichtan- 
schwellungen in  den  Gelenken,  Contracturen ,  Anchylosen. 

2.  Lähmungen  der  Extremitäten,  von  gichtischen,  rheu- 
matischen und  psorischen  Metastasen,  oder  von  chronischen 
Bleivergiftungen;  —  bei  Lähmungen  von  Schlagflüssen 
und  noch  vorhandener  Neigung  zu  Congestionen  nur  mit 
grofser  Vorsicht. 

3.  Nevralgieen  rheumatischer,  gichtischer  oder  psori- 
scher  Art,  wie  Kopfweh,  CresiGhtsschinerz,  Lenden-  oder 
Hüftweh. 

4.  Eingewurzelten  pseudosyphilitischen  Beschwerden, 
gegen  welche  schon  lange  Quecksilbermittel,  unpassend 
oder  in  zu  grofser  Menge,  auf  jeden  Fall  erfolglos  ge- 
braucht worden. 

5.  Chronischen  Metallvergiftungen  durch  Merkur,  Blei 
und  andere  Metalle. 

6.  Hartnäckigen  Hautausschlägen,  vorzüglich  gichti- 
scher  und  scabiöser  Art,  —  Flechten,  veralteten  Ge- 
schwüren. 

7.  Stockungen  im  Untcrleilie,  Hämorrhoiden,  chroni- 
schen Leiden  der  Leber,  —  bei  hartnäckigen  Wechscllic- 
bern  werden  sie  mit  Erfolg  angewendet. 

8.  Verschleimungen  und  Schlcimflüssen,  —  Vcrschlci- 
mung  des  Magens  und  Darmkanals,  Wurmbeschwerden, 
—  inveterirten  Brustkatarrhen,  Asthma  pituitosum,  anfan- 
gender Schleimschwindsucht,  hartnäckigen  Blcnnorrhocn 
der  1  lamwerkzcuge. 

i).  Geschwülsten,  Verhärtungen, — besonders  vongick- 
fischen  oder  sorophulöseii  Ursachen. 


457 

10.   Chronischen  Krankheiten  der  Urinwerkzeuge,  — 
Gries-  und  Steinbeschwerden.  — 


Aufser  den  Scbwefel-Th. quellen  finden  sich  zu  Aachen  auch  kalte 
Eisenquellen,  welche  in  ihren  Mischungsverhältnissen  denen  von  Spaa 
und  Malmedy  ähnlich  sind.     Man  unterscheidet  zwei: 

1.  Die  Eis  en  quelle  auf  der  Draitschstrafse,  von  11° 
R.  Temperatur  bei  15°  R.  der  Atmosphäre,  und 

2.  die  Leuch  tenrader  Eisenquelle,  von  9,5°  R.  Tem- 
peratur. 

Ihr  frisch  geschöpftes  M.wasser  ist  klar,  farblos,  hat  einen  schwachen 
Beigeruch  von  Schwefelwasserstoffgas  und  einen  säuerlich-prickelnden 
Geschmack;  ihr  spec.  Gewicht  beträgt  1,0015.  Der  Einwirkung  der 
atmosphärischen  Luft  ausgesetzt,  entwickelt  es  unaufhörlich  Gasbläs- 
chen, wird  trübe  und  bildet  einen  ocherartigen  Bodensatz. 

Nach  Monheim  enthalten  in  sechzehn  Unzen: 

1.  Die  Eisenquelle  auf    2.  Die  Leuchtenrader 
der  Draitschstrafse:  Eisenquelle: 


Kohlensaures  Natron  .  0,384  Gr. 

Chlornatrium       .        .  .  1,025  — 

Schwefelsaures  Natron  .  1,615  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul  0,579  — 

Kohlensaure  Kalkerde  .  3,933  — 

Kohlensaure  Talkerde  .  0,880  — 

Kieselsäure          .        .  .  0,106  — 


0,114  Gr. 
0,416  — 
0,246  — 

0,897  — 
1,597  — 
0,091  — 
0,086  — 


8,522  Gr.  3,447  Gr. 

Kohlensaures  Gas       .        .        7,800 Kub.Z.         .        4,115  Kuh. Z. 
Nach  Eisen  riechendes  Wasser- 
stoffgas    ....        0,004    —  0,029     — 

7,804  Kub.  Z.  4,144  Kub.  Z. 

Zur  zweckmäfsigen  Benutzung  ist  eine  Badeanstalt  errichtet  wor- 
den, in  welcher  nicht  blofs  Wasser-,  sondern  auch  Douchebäder  ge- 
geben werden. 

Wegen  seines  geringen  Gehaltes  an  Kohlensäure  ist  das  M.was- 
ser weniger  zum  innern  Gebrauch  geeignet;  man  läfst  daher  während 
des  äussern  Gebrauches  desselben  entweder  das  M.wasser  von  Spaa, 
Malmedy  oder  Heilstein,  oder  das  Eisenwasser  zu  Aachen  mit  dem 
von  Heilstein  zu  gleichen  Theilen  nach  G.  Bischofs  Rath  trinken. 

Zu  empfehlen  sind  diese  Eisenquellen  nach  Zitterland  äufser- 
lich  in  den  genannten  Formen :  bei  allgemeiner,  nach  acuten  Krank- 
heiten zurückgebliebener  Schwäche,  —  Bleichsucht,  insofern  sie  nicht 


458 

mit  organiscbet  Veränderungen  verbunden  ist,  —  skrophulösen  Be- 
schwerden, —  chronischen  Leiden  der  Schleimhäute  von  Schwäche, 
Schleimflüssen ,  anfangender  Schleimschwindsucht,  —  krampfhaften 
Nervenleiden,  namentlich  habituellem  Magenkrampf,  —  örtlicher 
Schwäche  einzelner  Theile  nach  Knochenbrüchen  oder  Verrenkungen, 
—  und  endlich  schlaffen,  unreinen  iuveterirten  Geschwüren. 


Noch  gebührt  endlich  dem  Aachner  Therm  als  alz  hier  eine 
rühmliche  Erwähnung. 

Innerlich  angewendet  wirkt  dasselbe  nicht  stürmisch ,  sehr  an- 
greifend,  sondern  allmählig  und  mild  die  Se-  und  Excretionen  beför- 
dernd, umändernd  verbessernd  auf  die  Mischungsverhältnisse,  die 
Blutcirculation  betbätigend,  auflösend,  diaphoretisch,  diuretisch  und  ist 
in  seinen  Wirkungen  nachhaltig. 

Zitt er land  empfiehlt  während  seines  Gebrauchs  eine  wohlge- 
ordnete Brunnendiät  und  läfst  die  Kranken  Abends  vor  Schlafenge- 
hen einen  kleinen  Theelöffel  voll  Schwefelblumen  mit  einer  Messer- 
spitze Thermalsalz  in  kaltem  Wasser,  am  andern  Morgen  fünfzehn 
Gran  Thermalsalz  in  einem  achtunzigen  Glase  warmen  Wassers  neh- 
men, und  nach  Umständen  ein  bis  fünf  Gläser  trinken.  Zur  Auflösung 
bedient  man  sich  am  besten  kochenden  Wassers,  welches  man  bis 
zu  einer  Temperatur  von  45  bis  46°  R.  abkühlen  läfst.  —  Getrunken 
wird  nüchtern  alle  Viertelstunden  ein  Glas,  unter  steter  mäfsiger 
Bewegung,  bei  schlechtem  Wetter  in  der  Wohnung  des  Kranken,  am 
besten  im  Freien,  wenn  es  das  Wetter  und  die  Kräfte  erlauben,  im 
Bette,  wenn  der  Kranke  zum  Gehen  zu  schwach  ist.  Eine  halbe 
Stunde  nach  dem  letzten  Glas  kann  gefrühstückt  werden.  Während 
der  ganzen  Kur  hat  sich  Patient  gleich  andern  Brunnengästen  vor  Er- 
kältungen, heftigen  Gemüthsbewegungen  und  allen  andern  Einflüssen, 
welche  die  Kur  stören  könnten,  sorgfältig  zu  hüten.  Nach  Umständen 
ist  es  oft  rathsam,  auch  Abends  die  Hälfte  der  am  Morgen  getrunke- 
neu Salzauflösung  zu  gebrauchen. 

In  dieser  Form  soll  sich  dieses  Thermalsalz  nach  Zittcrland 
sehr  hilfreich  erwiesen  haben  in  vielen  Formen  chronischer  Krank- 
heiten, —  namentlich  bei  Leiden  der  Verdauung,  ohne  dafs  jedoch 
eine  hervortretende  Ansammlung  von  gastrischen  Unreinigkeiten  vorhan- 
den sein  darf,  bei  Flatulenz,  habituellem  Magenkrampf  und  Kolik,  Hait- 
leihigkeit,  Infarkten,  Stockungen  im  Leber-  und  Pfortadersystem,  Hä- 
morrhoidalbeschwerden,  Hypochondrie,  —  unterdrückter  oder  unregel- 
iniii'siger  krankhafter  Menstruation,  Unfruchtbarkeit,  —  Krankheiten  der 
Schleimhäute,  besonders  der  Schleimhaut  der  Luftwege,  hartnackigen. 
BruBtkatarrhen,  chronischer  Heiserkeit,  —  Leiden  des  Drüsen-  und 
Lymphsystems,  scrophulösen  Anschwellungen  und  Verhärtungen,  — 
chronischen  Hautausschlägen,  Flechten,  veralteten  Geschwüren. 

Auch  äüfserlich  gebrauchte  Zittcrland  eine  Auflösung  dieses  Th.- 
talzes   von  26—30°   lt.,    örtlich    früh    und   Abends   angewendet,  mit 


459 

Nutzen  bei  Flechten,  veralteten  Geschwüren,   Ohrenflüssen,  scorbuti- 
schen  Affectionen  des  Zahnfleisches  und  ähnlichen  Uebeln. 


Die  durch  ihre  Heilquellen  und  Fahriken  berühmte 
Stadt  ßurtscheid  (Porcetum,  Borcette,  Borset),  liegt 
südlich  von  Aachen,  kaum  einen  Flintenschufs  davon  ent- 
fernt. 

Noch  im  neunten  Jahrhundert    soll  die   Fläche,   auf 
welcher  sich  jetzt  so  viele  und  blühende  Fabriken  erheben, 
ein  dichter,  an  wilden  Schweinen  reicher,   Eichenwald  ge- 
wesen sein,  wovon  der  Name  ,, Porcetum"  abgeleitet  wird. 
Seine   Entstehung  verdankt  Burtscheid   dem   griechischen 
Prinzen  Gregor,  Sohn  des  orientalischen  Kaisers  Nice- 
phorus  Phocas  und  Bruder  der  Kaiserin Theophania, 
(der  Gemahlin  Kaiser  Otto  IL),  welcher  im  Jahre 974  an 
der  Stelle,  an  welcher  noch  jetzt    das   ehemalige  Abteige- 
bäude steht,  ein  Benediktiner  Kloster  erbaute,   demselben 
als  Abt  selbst  vorstand  und  dadurch    die   erste   Veranlas- 
sung zur  Aufführung  mehrerer  anderer  Gebäude  gab,  aus 
welchen  anfänglich  unter  dem  Schutze   des  Klosters  erst 
ein  Dorf,  1270  ein  Flecken  erwuchs,  welcher  an  Umfang 
und  Betriebsamkeit  jedoch  sich   so  vergröfserte,  dafs  der- 
selbe schon  im  Jahre  1300  eine  sehr  bedeutende  Tuchma- 
cher-Innung  besafs.       Gegenwärtig  übertrifft    Burtscheid, 
welches  schon  vor  zehn  Jahren  über  6000  Einwohner  zählte, 
durch  die  Industrie   seiner  Bewohner  und  die  Gröfse  und 
Vortrefflichkeit  seiner  Fabriken  ähnliche,  ja  bedeutend  grö- 
fsere  Fabrikstädte.     Seine  Wollentuch-,  Kasimir-,  Circas- 
siennen-,  Nähnadel-  und  andere  Fabriken  wetteifern  mit 
denen  des  so  nahe  gelegenen  und  befreundeten  Aachen,  — 
beide  Städte  theilen  alle  Annehmlichkeiten   des  geselligeu, 
so  wie  alle  Vortheile    des  commerziellen  Lebens    und  die 
Vorzüge,  welche  ihr  Reichthum  an  ausgezeichneten,  in  ih- 
rem Gehalt  und  in  ihren  Wirkungen  verschwisterten,  Heil- 
quellen ihnen  gewährt. 


460 

Die  Zahl  der  Burtscheid  besuchenden  Kurgäste  betrug: 

Im    J.  18-26 471. 

—  —  1S28 295. 

—  —  1S34 882. 

—  —  1835 666. 

1S36 745. 

1837  .'.'...  SS9. 

_    —  1S38 1108. 

Was  über  die  geognostischen  Verhältnisse  der  Umgegend  von  Aa- 
chen bereits  erinnert  worden,  gilt  auch  von  Burtscheid. 

Nach  ihren  Mischungsverhältnissen  zerfallen  che  Ther- 
malquellen zu  Burtscheid  in  zwei  Klassen,  in  die  Schwe- 
fel- und  nicht  schwefelhaltigen. 

1.  Die  schwefelhaltigen  Th.quellen  schliefsen 
sich  in  ihren  Mischungsverhältnissen  an  die  von  Aachen 
an,  enthalten  nur  wenig  SchwefelwasserstofFgas,  fast  ganz 
gleiche  feste  Bestandtheile,  sind  von  gleichem  Geschmack 
und  Geruch,  haben  das  spec.  Gewicht  von  1,003  und  die 
Temperatur  von  35—46,5°  11. 

2.  Die  nicht  schwefelhaltigen  Th.  quellen  ent- 
halten gleiche  feste  Bestandtheile,  unterscheiden  sich  aber 
von  den  vorigen  durch  ihren  Mangel  an  Schwefelwasser- 
stoffgas und  gehören  zu  der  Klasse  der  alkalisch -muriati- 
schen  Th.quellen.  Die  vorwaltenden  Bestandtheile  in  ihrer 
Mischung  sind  Kochsalz  und  kohlensaures  Natron;  ihre 
Temperatur  beträgt  48—62°  R.,   ihr  spec.  Gewicht  1,004. 

Nach  der  durch  ihre  Temperatur,  Mischung  und  Lage 
bedingten  Verschiedenheit  thcilt  man  die  Th.quellen  in  die 
oberen  und  unteren. 

1.  Zu  den  unteren  oder  schwefelhaltigen  Th.- 
quellen gehören: 

a.  Die  Trink  quelle,  am  Eingange  Burtscheids,  von 
der  Seite  der  Aachener  Theaterstrafse  und  des  dortigen 
Adalbertsthpres  gelegen,  von  16,5°  11.  Temperatur. 

b.  Das  sogenannte  1' ockenbrii midien  oder  Pok- 
konpfützchen,  unfern  des  grofsen  wannen  Weihers, 
erhielt   seinen   Namen    von    dem    ausserordentlichen  Kufe, 


461 

welchen  es  sich  durch  Heilung  hartnäckiger  Hautaus- 
schläge erwarb ;  seine  Temperatur  beträgt  35°  R.,  sein  spec. 
Gewicht  1,003. 

c.  Zwei  im  Innern  des  Rosenbades  gelegene  geschwe- 
felte Thermalquellen,  —  so  wie  noch  fünf  andere,  von 
Monheim  aufgeführte,  aber  nicht  benutzte  schwefelhaltige 
Th.quellen. 

2.  Zu  den  oberen,  nicht  schAvef  elhaltigen  Th.- 
quellen werden  gezählt: 

a.  Der  Kochbrunnen,  auch  die  warme  Pfütze 
genannt,  unweit  des  Krebsbades  in  der  Mitte  des  Thaies 
gelegen,  hatte  früher  die  Temperatur  von  53°  R.,  nach 
Monheim  jetzt  48°  R.,  seine  spec.  Schwere  beträgt 
1,004. 

b.  Eine  im  Krebsbade  gelegene  besondereTh.- 
quelle  von  54°  R. 

c.  Eine  im  Mühlenbend  entspringende  Ther- 
malquelle; am  Orte  der  Vertheilung  hat  sie  nach  Mon- 
heim die  Temperatur  von  62°  R.,  im  Schwerdtbade  59° 
R.,  im  Mühlenbade  56°  R.,  im  Kaiserbade  54°  R.,  und  im 
Bade  zum  Prinzen  von  Lüttich  51°  R.  —  Diesem  nach 
wären  diese  Quellen  und  der  Sprudel  zu  Karlsbad  die  hei- 
fsesten  Th.quellen,  welche  Teutschland  besitzt. 

d.  Eine  zweite  im  Mühlenbend  entspringende  Th.- 
quelle  von  53°  R. 

e.  Eine  dritte  im  Mühlenbend  befindliche  Th.- 
quelle  von  45°  R. 

f.  Eine  vierte  Th.quelle  im  Mühlenbend,  aber 
nicht  als  Heilquelle  benutzt. 

g.  Eine  aus  dem  Abhänge  des  Bergrückens,  welcher 
den  Kirchhof  der  Michaeliskirche  begränzt,  mächtig  her- 
vordringende Th.quelle,  —  ebenfalls  nicht  als  Heilquelle 
gebraucht. 

h.  Eine  im  Gartendes  Krebsbades  entspringende 
Th.quelle  von  54°  R.  — 

Chemisch    analysirt  wurden   die  Th.quellen  zu   Burt- 


462 


scheid  von  Kör  tum,    Gimbernat,   Döbereiner  und 
Monheim  zu  verschiedenen  Zeiten. 


In  sechzehn  Unzen  enthalten: 

1.     Der  Trinkbrunnen  nach  Monheim 
im  Jahre  1810 
19,675  Gr. 


Chlornatrium 
Schwefelnatrium 
Kohlensaures  Natron 
Schwefelsaures  Natron 
Phosphorsaures  Natron 
Phosphorsaures  Natron-Lithion 
Animal.  organische  Substanz 
Kieselsäure 
Flufssaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Talkerde  . 
Kohlensauren  Strontian 


3,325  — 
3,325  - 


0,450  — 

0,425  — 
0,300  — 


Jahre  1829: 
21,6240  Gr. 
0,6240  — 
6,5990  — 
2,5670  — 
0,1420  — 
0,0005  — 
0,2080  — 
0,5530  — 
0,4850  — 
0,2410  — 
0,1130  — 
0,0420  — 


27,500  Gr. 

33,1985  Gr. 

Kohlensaures  Gas 

.... 

.      .  7,712  K.Z. 

0,053   — 

.      18,867    — 
26,632  K.Z. 

2.     Das  Pockenbriinnchen  nach  Monheim: 

im  Jahre  1810: 

im  Jahre  1829: 

Chlornatrium 

18,400  Gr.      . 

.      17,9900  Gr. 

Schwefelnatrium     . 

•        .            .        • 

0,2070  — 

Kohlensaures  Natron     . 

3,200  — 

5,6700  — 

Schwefelsaures  Natron 

4,400  — 

2,7560  — 

Phosphorsaures  Natron 

.        .        .            . 

0,1270  — 

Phosphorsaures  Natron-Lithion 

.        .        .            • 

0,0005  — 

Animal.  organische  Substanz 

• 

0,2850  — 

Kieselsäure 

0,260  — 

0,3130  — 

Flufssaure  Kalkcrde 

•             .        .        ■ 

0,3230  — 

Kohlensaure  Kalkerdc 

0,140  — 

0,1700  — 

Kohlensaure  Talkerde 

0,375  — 

0,1520  — 

Kohlensauren  Strontian 

0,0350  — 

26,775  Gr. 

28,0285  Gr. 

Kohlensaures  Gas 

0,570  K.  Z. 

7,680  K.  Z. 

Schwefclwasscrstoffgas        .        . 

1,880    — 

0,026    — 

Stickgas 

. 

18,960  — 

2,450K.Z. 


20,006  K.  Z. 


463 


3.    Der  Kochbrunne 

n  nach  M 

oiiheim: 

im  Jahre  1810:         im 

Jahre  1829: 

Chlornatrium          .... 

20,500  G 

r. 

20,7110  Gr. 

Kohlensaures  Natron     . 

4,400  - 

■ 

6,6510  — 

Schwefelsaures  Natron 

4,950  - 

• 

2,9490  — 

Phosphorsaures  Natron 

. 

. 

0,1500  — 

Phosphorsaures  Natron-Lithion 

. 

, 

0,0006  — 

Auimal.  organische  Substanz 

. 

0,2240  — 

Kieselsäure 

0,625  - 

. 

0,5560  — 

Flufssaure  Kalkerde 

. 

•        .        . 

0,5020  — 

Kohlensaure  Kalkerde  . 

0,850  - 

.        . 

0,3080  — 

Kohlensaure  Talkerde  . 

0,250  - 

. 

0,1560  — 

Kohlensauren  Strontian 

• 

. 

0,0470  — 

31,575  Gr 

32,2546  Gr. 

Kohlensaures  Gas 

0,450  K üb.  Z. 

Schwefelwasserstoffgas 

0,550    - 

1,000  Kub.Z. 

4.     Die  heifseste  Th.quclle  nach 

M  o  n  h  e  i  m 

: 

Chlornatrium     . 

.        . 

22,0570  Gr. 

Kohlensaures  Natron 

, 

6,7220  — 

Schwefelsaures  Natron 

."       . 

354650  — 

Phosphorsaures  Natron 

. 

0,1610  — 

Phosphorsaures  Natron-Lithion 

0,0006  — 

Animalisch  organische 

Substanz 

0,2320  — 

Kieselsäure       . 

.        . 

0,6560  — 

Flufssaure  Kalkerde 

i        . 

0,5730  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

.        . 

0,3950  — 

Kohlensaure  Talkerde 

.        . 

0,2420  — 

Kohlensauren  Strontian 

0,0550  — 

34,5586  Gr. 

Kohlensaures  Gas 

.        . 

7,600  Kub.Z. 

Sauerstoffgas 

.         . 

0,040    — 

Stickgas    . 

• 

19,000    — 

26,640  Kub.Z. 

In  Bezug  auf  den  Gasgehalt  fand  Döbereiner  weder  in  dem 
Kochbrunnen,  noch  in  dem  Pockenbrunnen  Schwefelwasserstoffgas. 

In  100  Kub.Z.  enthält  nach  Döbereiner: 

Der  Kochbruunen:  Der  Pockenbruunen  : 

bei  152°  F.  bei  110°  F. 

Stickgas        ...        65  Kub.Z.        .  .        79  Kub.Z. 

Kohlensaures  Gas         .35      —  21      — 


100  Kub.Z. 


100  Kub.Z. 


464 

Benutzt  werden  die  Th. quellen  zu  Burtscheid  in  den- 
selben Formen,  wie  die  zu  Aachen,  als  Getränk  und  in 
Form  von  Bädern.  Wie  in  Aachen,  bestehen  auch  hier 
Badehäuser,  in  welchen  man  aufser  den  nöthigen  Appara-i 
ten  zu  Wannen-,  Gas-,  Dampf-,  und  Douchebädern  zu- 
gleich auch  cmpfehlenswerthe  Wohnungen  für  Kurgäste 
vorfindet.    Es  gehören  dahin  folgende  neue: 

a.  Das  Rosenbad,  ein  neu  aufgeführtes  Gebäude,  beim  Ein- 
gange Burtscheids,  —  aufser  einer  Quelle  mit  nicht  schwefelhaltigem 
Th.wasser  besitzt  es  zwei  schwefelhaltige,  von  welchen  eine  zum 
Trinken  benutzt  wird,  ausser  diesen  sehr  gut  eingerichtete  mit  Dou- 
chen  versehene  Wasserbäder;  —  die  hier  befindliche  Douche  zeichnet 
sich  durch  besondere  Stärke  aus. 

b.  Das  Krebsbad,  unfern  des  vorigen. 

c.  Das  Schwerdtbad,  tiefer  in  die  Stadt  hinein  gelegen. 

d.  Das  Badehaus  zur  Goldmühle,  neben  dem  vorigen. 

e.  Das  Badehaus  zum  Prinzen  von  Lüttich. 
/.  Das  Kaiserbad. 

g.  Das  Joh  annisbad. 

h.  Das  neue  Bad,  auch  Drieschbad  genannt. 

i.  Das  Schlange nbad. 

Aufser  diesen  einzelnen  aufgeführten  Badehäusern  zählte  man 
früher  noch  mehrere,  welche  jedoch,  mit  Ausnahme  des  Armenbades, 
fast  sämmtlich  aufser  Gebrauch  gekommen  sind. 

Hinsichtlich  ihrer  Wirkung-  stehen   die  Th. quellen  zu 

Burtscheid  zwischen  denen  von  Aachen  und  den  stärkeren 

alkalisch-muriatischen   Th.quellen,    wie   z.   E.    denen  von 

Wiesbaden,  in  der  Mitte. 

Die  schwefelhaltigen  Th  quellen  zu  Burtscheid  wirken  ähnlich 
denen  von  Aachen,  nur  wegen  ihres  geringeren  Schwefelgehaltes  we- 
niger reizend-erhitzend. 

Die  nicht  schwefelhaltigen  Th.quellen  zu  Burtscheid  sind  den  al- 
kalisch-muriatischen Th.quellen  zu  Wiesbaden  und  Baden-Baden  zu 
vergleichen,  Avirken  speeifik  reizend  auf  alle  Se-  und  Excretionen, 
namentlich  die  Schleimhäute,  das  Drüsen-,  Lymph-,  Haut-  und  Ute- 
rinsystem, die  Organe  der  Digestion  und  Assimilation  und  die  Harn- 
Werkzeuge,  —   eröffnend,  auflösend,  diaphoretisch,  diuretisch. 

Angewendet  werden  die  Th.quellen  von  Burtscheid, 
wie  schon  erinnert,  häufig  in  Verbindimg  mit  denen  von 
Aachen  und  in  der  Mehrzahl  der  Krankheiten,  gegen  Avel- 
che  die  letzteren  gerühmt  werden.  Nicht  selten  läfst  man 
mit  dem  innern  und  äufsern  Gebrauch  der  Th.quellen  von 

Burt- 


465 

Burtscheid  anfangen  und  geht  dann  später  zu  dem  der 
Aachener  Quellen  über,  oder  man  läfst  die  Burtscheider 
Th.quellen  trinken  und  in  Aachen  baden.  In  den  schon 
erwähnten  Formen  hat  man  sie  allein  oder  mit  denen  von 
Aachen  vorzugsweise  in  folgenden  Krankheiten  empfohlen: 

1.  Stockungen  in  den  Organen  der  Digestion  und  As- 
similation, Verschleimungen,  Hypochondrie,  Krankheiten  des 
Leber-  und  Pfortadersystems,  Hämorrhoidalbeschwerden. 

2.  Chronischen  Leiden  der  Harnwerkzeuge,  Blasenhä- 
morrhoiden,  Gries-  und  Steinbeschwerden,  Anschwellungen 
der  Prostata. 

3.  Krankheiten  der  Schleimhäute,  Schleimflüssen,  in- 
veterirten  Brustkatarrhen,  Blennorrhoea  pulmonum,  Asthma 
pituitosum,  Fluor  albus. 

4.  Anomalieen  der  Menstruation  durch  Stockungen  und 
Schwäche  bedingt,  Suppression,  unregelmäfsiger,  oder  zu 
geringer  Menstruation. 

5.  Chronischen  Leiden  des  Drüsen-  und  Lymphsystems, 
Geschwülsten,  Verhärtungen,  von  scrophulösen,  gichtischen 
Ursachen,  oder  andern  Dyskrasieen. 

6.  Hartnäckigen  rheumatischen  oder  gichtischen  Be- 
schwerden, —  Lähmungen,  durch  gichtische,  rheumatische 
oder  psorische  Ursachen  veranlafst. 

7.  Chronischen  Krankheiten  der  Haut. 

Sind  nach  dem  Gebrauch  der  Bäder  von  Aachen  und  Burtscheid 
stärkende  Eisenquellen  indicirt,  so  bedient  man  sich  der  nur  einige 
Meilen  von  Aachen  entfernten  alkalisch-erdigen  Eisenquellen  zu  Spaa 
und  Malmedy  oder  der  zu  Aachen  und  Burtscheid  befindlichen  Ei- 
senquellen» 


An  diese  schliefsen  sich  mehrere  kalte  Eisenquellen,  welche  sich 
in  Burtscheid  befinden,  aber  lange  Zeit  ganz  unbeachtet  gelassen,  in 
der  neueren  Zeit  gefafst  und  empfohlen  worden  sind» 

Man  unterscheidet  zwei : 

1.  den  Wilhelmsbrunnen,  nach unserm verehrten  Prinz  Wil- 
helm, dem  Oheim  unsers  jetzt  regierenden  Königs  benannt,  und  als 
Trinkquelle  empfohlen; 

II.  Theil.  G  ir 


466 

2.  die  B  a  d  e  q  u  e  1 1  e.  Sie  ist  in  Rubren  in  das  Johannisbad  ge- 
leitet -norden,  wo  zu  ibrer  Benutzung  Bäder  eingerichtet  und  mit  ei- 
ner Douche  versehen  worden. 

Das  M.wasser  ist  von  einem  zusammenziehend  -  tintenbaftem  Ge- 
schmack, perlt  nicht,  entwickelt  nur  wenige  GasbFäschen ,  wird  von 
der  atmosphärischen  Luft  leicht  getrübt  und  hat  die  Temperatur  von 
13°  R.,  sein  spec.  Gewicht  beträgt  1,003. 

Der  Zuflufs  des  M.wassers  beträgt  binnen  24  Stunden  nach  Zit- 
terland's  Angabe  50  Tonnen,  und  wird  in  einem  dazu  eingerichte- 
ten Reservoir  aufbewahrt. 

Erwärmt  wird  das  M.wasser  zum  Gebrauch  der  Bäder  durch  das 
Th.wasser  des  Jobannisbades ,  welches  beim  Ausflufs  im  Mühlenbend 
nach  Monheim  noch  die  Temperatur  von  45°  R.  besitzt. 

Nach  Zitterland's  Angabe  enthalten  1534  Grammen  Wasser 
der  Badequelle  0,530  Grammen  eines  gröblichen,  ockergelben  Pulvers, 
welches  nach  einer  vorläufigen  Untersuchung  aus  Chlornatrium,  koh- 
lensaurer Kalk-  und  Talkerde,  schwefelsaurer  Kalkerde  und  kohlen- 
saurem Eisenoxydul  bestand.  In  100  Kub.  Zoll  Wasser  waren  nur 
4,45  Kub.  Zoll  kohlensaures  Gas  enthalten. 


Auch  in  B.  hat  man  wie  in  Aachen  aus  dem  Th.wasser  der  Gold- 
mühle das  durch  Abdampfen  gewonnene  Thermalsalz  benutzt,  welches 
nur  wenig  von  dem  Aachner  verschieden  scheint.  —  Es  enthält  nach 
Zitterland  in  200  Theilen: 

Wasserfreies  Chlornatrium     .        .        .  132,250 

Wasserfreies  schwefelsaures  Natron      .  22,668 

Wasserfreies  phosphorsaures  Natron ,    '  0,532 

Wasserfreies  kohlensaures  Natron         .  23,000 

Animalisch  organische  Substanz     .        .  0,500 

Wasser 21,050 

200,000 

Petri  Bruhesii  Epistolae  de  thermarum  Aquisgranensium  vi- 
ribus, causa  et  legitimo  usu.  Autwerp.  1555.  —  1558. 

Andr.  Baccii  de  Tbermis.  1571.  Lib.  VII.  p.  248. 

Franc.  Fabricius,  de  balneorum  naturalium  maxime  eorum, 
quae  Aquisgrani  et  Porceti ,  natura  et  facultate  et  qua  ratione  illis 
uteudum  sit.  Colon.  1546.  —  1564.  —  1616.  —  1617. 

Joan.  Bauhini  de   aquis  medicatis.    1612.  Lib.  II.  p.  111.  278. 

Anton.  Guainerii  Comment.  de  aquis  Aquensibus  seu  balueis 
civitatis  antiquissimac. 

F.  Rur  emo  ndani  Thermac  Aquenses.  Colon.  1616. 

Petri  a  Beck  Aquisgranum,  s.  bistorica  narratio  de  regiae  S. 
R.  I.  et  coronationis  Regum  Romanorum  sedis  Aqueusis  origine  et 
prognssu.  Aquisgrani  1020.  cap.-XIl. 

Noppii  Chronrcon  Aquisgraiicnsc.  Colon.  1643. 


467 

De  Roy  er,   von  den  warmen  Bädern  der  Stadt  Aachen.  1649. 

F.  Blondel,  therm.  Aquisgran.  et  Porcetan.  elucidatio  et  thauma- 
turgia.  Traj.  ad  Mosam  1655.  —  Aquisgrani  16S8.  —  übers,  u.  d.  Tit.: 
Ausführliche  Erklärung  und  augenscheinliche  Wunderwirkung  deren 
heylsamen  Badt-u.  Trinkwässer  zu  Aach  durch  Fr.  Blondel.  Aach  1688. 

F.  Blondel,  enarratio  thermopotationis  Aquensis.  Traj.  ad  Mo- 
sam 1661. 

Lettre  de  Mr.  Didier  ä  Mr.  Blondel  touchant  les  vertus  et 
les  proprietes  des  dites  eaux  et  ä  quelles  maladies  elles  sont  profi- 
tables tant  par  les  bains  que  principalement  par  la  boisson  d'icelles. 
Sedan    1661. 

Lettre  de  Blondel  ä  J.  Didier  touchant  les  eaux  minerales 
chaudes  d'Aix  et  de  Borcette  et  ä  J.  Gaen  sur  les  premices  de  la 
boisson,  des  memes  eaux  et  les  rares  eures,  qui  se  sont  faites  par 
leur  usage.  Bruxelles  1667. 

Thermographia  Aquensis  et  Porcetana,  dat  is  beschryvinghe  der 
haderen,  oste  warme  medicinale  Wateren  der  Stadt  Aken  en  de  Bor- 
cette, gemaakt  door  Franc.  Tournee!.  Luyk  1674. 

Bathoniensium  et  Aquisgranensium  thermarum  comparatio  variis 
adjunetis  illustrata  R.  P.  Pugh  epistola  ad  illustrem  yirum  Roye- 
rum  etc.  London   1676. 

F.  Blondel,  repetitio  medica  de  aquis  thermalibus  Aquisgra- 
nensibus.  Aquisgrani    1682. 

Aegid.  Heusch,  Experientia  doctrinalis  de  aquarum  mineralium 
Aquisgranensium  ingredientibus.  Colon.  1683.  —  Traject.  ad  Mosam  1683. 

Lettres  des  eaux  minerales  d'Aix  et  de  Borset  par  J.  F.  B  r  e  s  - 
mal.  1687. 

Avis  au  Public,  touchant  les  vertus  des  eaux  minerales  chaudes 
et  froides  d'Aix  la  Chapelle  ,  comme  aussi  des  bains  de  Borcet  par 
Tournielle.  Aix  la  Chapelle  1696. 

Nicol.  Vallerii  Tentamina  physico  -chemica  circa  aquas  ther- 
males Aquisgranenses.  Quibus  adjeeta  ex  Anglico  ab  eo  versa  R.  B. 
Boyle  speeimina  historiae  aquarum  mineralium  et  Joa.  Floyeri 
inquisitio  in  usum  balneorum.  Lugdun.  Bat.  1699. 

J.  F.  Bresmal,  Hydro  -Analyse  des  eaux  minerales  chaudes  et 
froides  de  la  ville  imperiale  d'Aix  la  Chapelle.    Liege  1703. 

Lettre  a  un  ami,  en  vers  libres,  qui  donuent  une  idee  des  eaux 
d'Aix  la  Chapelle.  Cologne  1703. 

La  connoissance  des  eaux  minerales  d'Aix  la  Chapelle,  de  chaude 
fontaine  et  de  Spa  par  leur  ve"ritables  prineipes,  Par  W.  C  h  r  o  u  e  t. 
Leide  1714.  —  Liege  1729. 

J.  F.  Bresmal,  la  circulation  des  eaux  ou  l'Hydrographie  des 
eaux  minerales  d'Aix  et  de  Spa.    Liege  1716.  —  1718. 

Beschryving  van  de  beroemde  en  van  ouds  vermaarde  vrye  Kei- 
serlyke  Ryks-  en  Krooningstadt  Aken,  mitsgaders  van  alle  desselfs 
Fonteinen,  en  minerale  Wateren  en  Baden,  so  in  als  om  deselve 
stad  gelegen ,  als  ook  van  alle  desselfs  heerlyke  Gebouwen  en  an- 
genaame  Gesichten.   Leiden  1727. 

Gg2 


468 

D.  C.  Delile,  Reflexjons  sur  l'eau  en  generale,  tant  simple  que 
mine>alc  et  en  particulier  sur  les  eaux  thermales  <TAix  la  Chapelle 
et  de  Borsette.  Avec  une  Dissertation  sur  la  goutte.  Liege  1731. 

Ch.  Perry,  inquiry  into  the  nature  and  priuciples  of  Spa- Wa- 
ters vfitli  a  cursory  inquiry  into  the  hot  fountaius  at  Aix  la  Cha- 
pelle. London  1734. 

Amusemens  des  eaux  d'Aix  la  Chapelle,  ouvrage  utile  ä  ceux, 
qui  vont  prendre  les  bains  etc.  par  l'auteur  des  amusemens  des  eaux 
de  Spa.  T.  I— III.  Amsterdam  1736.    —  deutsch.    Berlin  1737. 

Thora.  Lesoinne,  Diss.  de  thermis  Aquisgranensibus.  Lugd. 
Bat.   1738. 

G.  C.  Springsfeld,  iter  medicum  ad  thermas  Aquisgrauenscs 
et  fontes  Spadanos.  Accessere  singulares  quaedäm  observationes  me- 
dicae  atque  physicae.    Lips.  1748. 

Demonstrations  mecaniques  des  Operations  et  effets,  que  les  eaux 
min£rales  chaudes  d'Aix  la  Chapelle  produisent  par  leur  usage  inte- 
rieur  et  exterieur  dans  le  corps  humain  etc.  par  N.  T.  Ledrou. 
Aix  la  Chapelle  1749. 

Essay  sur  les  eaux  mineral.  et  thermal.  d'Aix  et  de  Borset  par 
Mr.  Lucas  traduit  de  l'Anglois  par  Mr.  O'Kean.  1762. 

C.  M.  Bio  in:  in  Kongl.  Vetensk.  Academiens  Handl.  for  1766. 
Vol.  XXVII.  S.  169.  (Schwed.  Abhandl.  Bd.  XXVIII.  S.  175.) 

TraUe"  des  eaux  min^rales  avec  plusieurs  memoires  relatifs  a. 
cet  object  par  M.  Mounet.  Paris  1768.  p.  132. 

A.  Treatise  on  the  medicinal  virtues  of  the  Waters  of  Aix  la 
Chapelle  and  Borset.  By  J.  Williams.  Lond.  1772. 

Torbern  Bergmann  in:  Kongl.  Vetenskaps  Academiens  Hand- 
lingar.  Vol.  XXXIX.  for  1778.  S.  219.  Opusc.  physico-chemic.  Vol.  I. 
p.  237. 

D.  inaug.  med.  de  thermis  Aquisgranensibus  earumque  usu  sa- 
lubri  et  noxio,  quam  publice  defendet  Joan.  Lesoinne.  Teutoburgi 
ad  Rhenum  1781. 

Math.  Solders,  D.  inaug.  chemico  medic.  de  thermis  Aquensi- 
bus.  Colon.  1781. 

Les  amusemens  de  Spa.  Secondc  edition  en  deux  Volumes.  Par 
J.  Ph.  de  Limbourg.  Amsterdam  1782.    T.  I.  p.   171. 

Lettrcs  sur  la  ville  et  les  eaux  d'Aix  la  Chapelle  par  M.  D.  B. 
Haye  1784. 

Abhandlung  über  die  Nutzbarkeit  der  in  der  kaiserlich  freien 
Reichsstadt  Aachen  befindl.  Mineralwasser  von  Jos.  Ferd.  Michels. 
Köln  1785. 

Tableau  d'Aix  pour  servir  a  I'instruction  et  a  l'tfdification  des 
voyageurs,  des  joueurs,  des  historiens  et  des  philosophes.  Berg  op 
Zoom  1786. 

Experiments  and  Observations  to  investigate  by  chemieul  ana- 
lysis  the  medicinal  properties  of  the  mineral  Waters  of  Spa  and  Aix 
la  Chapelle  in  Germany  and  of  the  Waters  and  Bouc  near  St.  Amand 
in  Frencb  Flandera.  By  John  A»h.  London  1788. 


469 

Briefe  an  einen  Freund  über  die  Aachener  Mineralquellen  von  D. 
Veling.  Frankf.  a.  M.  1791. 

C.  G.  Tb.  Kortum  in:  Hufeland's  Journal  der  prakt.  Hcilk. 
Bd.  XIV.  St.  3.  S.  155.  Bd.  XX.  St.  3.  S.  42. 

Carl  Georg  Theod.  Kortum,  vollständige  physikalisch  -  me- 
dizinische Abhandl.  über  die  warmen  Mineralquellen  und  Bäder  in 
Aachen  und  Burdscheid.  Dortmund  1798.  —  Mit  neuen  Zusätzen  und 
Verbesserungen.  Dortmund  1817. 

Gimbernat  und  Monheim  in:  Schweigger's  Journal  der 
Chem.  Bd.  V.  S.  181. 

Guide  des  etrangers  ou  itineraire  de  la  ville  d'Aix  la  Chapelle  et 
de  Borcette  par  J.  B.  de  Bouge.    Bruxelles  1806. 

J.  B.  Poissenot,  Coup  d'oeuil  historique  et  statistique  sur  la 
ville  d'Aix  la  Chapelle  et  ses  environs.    Aix  la  Chapelle  1808. 

Reumont's  Beobachtungen  in :  Hufeland's  Journal  der prakt 
Heilk.  Bd.  XLV.  St.  5.  S.  3-67. 

Analyse  des  Eaux  sulfureuses  d'Aix  la  Chapelle  par  Reumont 
et  Monheim.    Aix  la  Chapelle  1810. 

Analyse  des  eaux  thermales  de  Borcette,  suivie  de  l'examen  du 
gaz  azote  sulfure  degage  des  sources  sulfureuses  tant  d'Aix  la  Cha- 
pelle, que  de  Borcette  par  Fr.  L aus b erg.    Aix  la  Capelle  1810. 

S.  M.  X.  de  Golbery,  considerations  sur  le  departement  de  la 
Roer,  suivies  de  la  notice  d'Aix  la  Chapelle  et  de  Borcette.  Aix  la 
Chapelle  1811. 

Analyse  des  eaux  thermales  de  Borcette  par  J.  P.  J.  Monheim. 
Aix  la  Chapelle   1812. 

Aachen  und  dessen  Umgebungen  von  Chr.  Q u i x.   Frankf.  1818. 

C.  W.  Hufeland,  prakt.  Uebersicht.  Vierte  Aufl.  S.  164.  217. 

"Wetz ler,  über  Gesundbr.  und  Heilbäder.  II.  S.  253.  —  Zusätze 
und  Verbesserungen.  1822.  S.  23. 

L.  Meyer,  Aachen  und  seine  Umgebungen.  Mit  einer  topogra- 
phischen Karte. 

Berichterstattung  über  die  Leistungen  des  Instituts  zur  Unter- 
stützung auswärtiger  der  Brunnenkur  in  Aachen  bedürftiger  Armen. 

E.  H.  Höpffner,  ein  Wort  zu  seiner  Zeit  über  die  Mineralquel- 
len und  Bäder  zu  Aachen.  Aachen  1819. 

Döbereiner,  chemische  Constitution  der  Mineralwasser.  Jena 
1821.  S.  21.  22. 

E.  H.  Höpffner,  über  die  Heilkraft  der  Aachener  Mineralwas- 
ser in:  Döring,  Fenn  er,  Höpffner  und  Peez  Jahrbüchern  der 
Heilquellen  Teutschlands.  II.  1822.  S.  50—130. 

Aachen,  Spaa  und  Burdscheid,  ein  Handbuch  für  Fremde  von  A. 
Schreiber.  Nebst  einer  Abhandlung  des  Herrn  Dr.  Höpffner. 
Heidelberg  1824.  —  auch  französisch.  2.  Aufl.  1840 

Wegweiser  für  Fremde  in  Aachen,  Burtscheid  und  ihren  Umge- 
bungen, von  L.  v.  Bilde rbeek.  Aachen  1825. 

Hufeland  und  O sann's  Journal  der  prakt.  Heilkunde.  Bd.  IV. 
S.  399.    Bd.  XV.  St.  4.  S.  118.    Bd.  XXIX.  St.  4.  S.  7.    Bd.  XXXL 


470 

St.  1.  S.  42.  Bd.  LI.  St.  6.  S.114.  Bd.  LVIII.  St.  5.  S.  34.  Bd.LXIII. 
St.  1.  S.  134.  Bd.  LXV.  St.  6.  S.  146.  Bd.  LXVI.  St.  3.  S.  99.  — 
1827  Supplementh.  S.  115.  —  1829  Supplementh.  S.  236.  239, 

Kastuer's  Archiv.  Bd.  VI.  S.  229. 

Nöggerath's  Rheinland  -  Westphalen.  Bd.  I.  S.  281.  301. 

Teutschland  geogn.  dargest.  v.  Keferstein.  Bd.  II.  St.  1.  S.  11. 

Aachen  und  seine  Heilquellen ,  ein  Taschenbuch  für  Badegäste 
von  Dr.  G.  Reumont.  Aachen  1828. 

Anleitung  für  Brunnengäste  zn  erfolgreicher  Benutzung  der  Heil- 
quellen zu  Aachen  undBurtscheid  von  Dr.  Zitterland.  Aachen  1828. 

Die  Heilquellen  von  Aachen,  Burtscheid,  Spaa,  Malmedy  und 
Heilstein,  in  ihren  historischen,  geoguostischen,  physischen,  chemi- 
schen und  medizinischen  Beziehungen,  von  J.  P.  J.  Monheim.  Aa- 
chen und  Leipzig  1829. 

J.  F.  Benzenberg,  über  die  warmen  Quellen  in  Aachen.  Aa- 
chen 1831. 

Zitterland,  die  neu  entdeckten  Eisenquellen  in  Aachen  und 
Burtscheid,  nebst  einer  Nachricht  über  die  Gewinnung  der  Thermal- 
salze  daselbst.  Aachen  1831. 

Chr.  Qu  ix,  Historisch -topographische  Beschreibung  der  Stadt 
Burtscheid.  Mit  61  Urkunden.  Aachen  und  Leipzig  1832. 

Aix  la  Chapelle,  Borcette  et  Spa;  Manuel  ä  l'usage  des  baigneurs, 
contenant  la  descriptiou  de  ces  trois  villes  et  de  leurs  environs,  ainsi 
qu'  une  Instruction  detaillee  sur  la  maniere  d'utiliser  leurs  eaux  d'apres 
les  ouvrages  des  Messieurs  Monheim,  Zitterland,  Dardon- 
ville,  Hoepffner,  Reumont  et  Schreiber.  Aix  la  Chapelle 
1834. 

Zitterland,  Aachens  heifse  Quellen.  Aachen  1835. 

Zitterland  in:  v.  Graefe  und  Kaiisch  Jahrb.  für  Deutsch- 
lands Heilquellen  und  Seebäder.  1.  Jahrg.  1836.  S.  87. 

Aachen's  heifse  Quellen.  Von  Dr.  Zitterland.  Aachen  und  Leip- 
zig 1836.  

An  sie  schliefsen  sich: 

DieM. quellen  bei  Malmedy,  im  Kreise  dieses  Namens.  Die 
Stadt  Malmedy  liegt  zwei  Meilen  von  Spaa,  neun  von  Aachen  ent- 
fernt. Die  nach  Malmedy  benannten  M.quelleu,  welche  aber  wegen 
der  Nähe  von  Spaa  bisher  weniger  beachtet  wurden,  als  sie  es  ver- 
dienen, entspringen  in  den  nächsten  Umgebungen  der  Stadt.  —  Die 
ursprüngliche  Sprache  dieser  Gegend  ist  die  wallonische,  welche  je- 
doch in  den  neuern  Zeiten  durch  die  teutschc  und  französische  sehr 
verdrängt  worden  ist. 

In  geoguostischcr  Hinsicht  verdieut  bemerkt  zu  werden,  dufs  die 
Umgegend  von  M.  zwar  viel  Aehulichkeit  mit  der  von  Spaa  hat,  sich 
aber  hier  eine  Bergkette  mit  eigentümlichem  Conglomcrat  lindet, 
welcher  unter  dem  Namen  des  „Malmedyer  Conglomeratcsvl  bekannt  ist. 

Nach  der  Analyse  von  Monheim  gehören  die  M.quellen  zu  M. 
zu  den  kräftigsten  alkalisch  -  erdigen  Eisenquellen,   die  wir  besitzen; 


471 

1H    ia  ihren  Mischungsverhältnissen  sehr    ähnlich   den   berühmten  Eisen- 
,    quellen  zu  Spaa,  übertreffen  sie  letztere  sogar  durch  ihren  Reichthum 
an  festen  und  flüchtigen, Bestandtheilen. 

Noch  werden  diese  M.quellen  zwar  nicht  so  benutzt,  wie  sie  es  ver- 
dienen; es  steht  indefs  zu  hoffen,  dafs  ,sie  bei  ihrem  Reichthum  an 
so  wirksamen  Bestandtheilen  in  der  Folge  einer  allgemeineren  und 
vielseitigeren  Anwendung  sich  erfreuen  werden. 

Man  unterscheidet  bei  Malmedy  folgende  M.quellen : 

1.  Pouhont  (mit  dem  Namen  Pouhont  bezeichnet  man  in  der 
Wallonischen  Sprache  überhaupt  ein  Sauerwasser)  de  Geromont. 
Sie  entspringt  am  steilen  Abhänge  eines  Berges  in  einer  anmuthigen 
Gegend,  eine  viertel  Stunde  von  der  Stadt,  bei  dem  Dorfe  Geromont, 
unfern  der  von  Malmedy  nach  Aachen  führenden  Strafse.  Ihr  Wasser 
ist  von  einem  angenehmen  säuerlich-zusammenziehenden  Geschmack ; 
seine  Temperatur  beträgt  7°  R.,  sein  spec.  Gewicht  1,0015. 

2.  Pouhont  des  lsles,  ganz  nahe  bei  Malmedy  dicht  an  der 
Strafse  gelegen,  welche  nach  Stablo  führt,  noch  besser  gefafst,  als  der 
Pouhont  de  Geromont.  Der  Beiname  „des  lsles"  wurde  ihr  deshalb 
zu  Theil,  weil  sie  auf  einer  von  Wasser  umflossenen  Halbinsel  ent- 
springt. In  ihren  physischen  Eigenschaften  kommt  sie  mit  der  vori- 
gen M. quelle  überein  ;  Geschmack,  Temperatur  und  spec.  Gewicht  sind 
dieselben,  nur  läfst  ihr  Geruch  Spuren  von  Wasserstoffgas  vermu- 
then.  —  Unfern  dieser  Quelle  entspringt  die  Source  de  Quirin. 
Sie  unterscheidet  sich  von  den  übrigen  durch  ihren  Alaungehalt  und 
wird  nur  äufserlich  bei  Augenkrankheiten  benutzt. 

3.  Pouhont  de  Cuves,  eigentlich  drei  M.quellen,  welche  eine 
kleine  Stunde  nord-ösilich  von  Malmedy,  in  einer  sehr  romantischen 
Gebirgsgegend  entspringen.  Den  Beinamen  „de  Cuves1'  haben  sie  von 
der  bottichartigen  Vertiefung  erhalten,  die  sie  in  dem  Felsen  nach 
und  nach  gebildet  haben. 

4.  Pouhont  de  Laveaux,  dicht  bei  der  Stadt,  nach  einer 
Strafse  in  Malmedy  benannt,  welche  zu  dieser  Quelle  führt.  —  Unter 
allen  M.quellen  ist  diese  die  schwächste. 

Aufser  diesen  M.quellen  finden  sich  zahlreiche  ähnliche  in  den 
Häusern  der  Stadt  Malmedy  auf  dem  alten  Wege  nach  Weismes  an 
der  belgischen  Grenze  beim  rothen  Wasser  ^Eau  rouge),  in  den  Dör- 
fern Mörderscheidt  und  Reuland ,  in  einem ,  eine  Viertelstunde  von 
Amel-Iveldingen  gelegenen  Wiesenthaie,  bei  Planche  und  am  Drefs- 
bach,  welche  aber  nicht  benutzt  werden. 

Nach  Monheim's  Analyse  enthalten  in  sechzehn  Unzen: 

1.  Der  Pouhont  de        2.  Der  Pouhont 
Geromont:  des  lsles: 

Kohlensaures  Natron       .        3,8645  Gr.       .        .        1,8333  Gr. 
Chlornatrium  .       .        0,1271  —        .        .        0,2042  — 

Schwefelsaures  Natron    .  ...        0,3063  — 

Kohlensaure  Kalkerde  .  2,4741  —  .  .  4,4700  — 
Kohlensaure  Talkerde  .  0,8332  —  .  .  1^1025  — 
Kohlensaure  Thonerde    .        0,5620  —        .        .        0,0285  — 


472 


Kieselerde        .        .        .        0,3841  Gr.       .        .        0,1666  Gr. 
Kohlensaures  Eisenoxydul      1,7500  —        .        .        0,8780  — 
Verlust     ....        0,0410  —        .        .        0,0106  — 


10,0360  Gr.  9,0000  Gr. 

Kohlensaures  Gas     .        .    23,12  Kuh.Z.  22,076  Kuh.Z. 

Wasserstoffes  .......        0,024    — 


22,100  Kub.Z. 


Hufeland  und  0 sann's  Journal  der  prakt.  Heilk.  1827  Sup- 
plementheft S.  124.  —  1829  Supplementheft  S.  124. 

Brandes  Archiv  des  Apothek.  Bd.  XXVI.  S.  160. 

Die  Heilquellen  von  Aachen,  Burtscheid,  Spaa,  Malmedy  und 
Heilstein,  abgehandelt  von  Dr.  J.  P.  J.  Monheim.  Aachen  1829. 
S.  351. 

Die  M. quelle  zu  Heilstein  im  Reg.  Bezirk  Aachen,  ein 
erdig-alkalischer  Säuerling,  von  Aachen  sieben  und  eine  halbe,  von 
Wollseifen  eine  halbe,  von  Gemünd  und  Schieiden  anderthalb  Stun- 
den entfernt,  entspringt  am  Abhänge  eines  mit  Grauwacke  untermisch- 
ten Schiefergebirges. 

Schon  von  den  Römern  gekannt  und  wahrscheinlich  auch  benutzt, 
ist  sie,  nachdem  man  sie  lange  unbeachtet  gelassen,  vor  wenig  Jahren 
erst  neu  gefafst,  analysirt  und  empfohlen  worden.  Man  hat  sie  auch 
versendet;  die  Hauptniederlage  ist  zu  Aachen,  wohin  man  sich  wen- 
det unter  der  Adresse:  „An  das  Heilsteiner  Mineralbrunnen-Comtoir." 

Das  M.wasser  ist  vollkommen  klar,  von  einem  angenehm -erfri- 
schenden Geschmack;  seine  Temperatur  beträgt  7°  R.,  das  spec.  Ge- 
wicht 1,0015. 

Nach  Monheim's  Analyse  enthalten  sechzehn  Unzen: 


^  'iiiuruiuriuiii           .          .          . 

Kohlensaures  Natron 

6,667  — 

Kohlensaure  Talkerde 

0,441  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

0,992  — 

Kohlensaures  Eisenoxj^dul 

0,009  — 

Kieselsäure 

0,331  — 

8,661  Gr. 

Kohlensaures  Gas 

.      13,639  Kub.Z. 

Nach  G.  Bischof    enthalten    10,000  Gewichtstheile  Heilsteiner 
M.wasser: 

Freie  und  halbgebundeue  Kohlensäure     ....      28,6872  Tb. 
Wasserfreies  kohlensaures  Natron  ....        6,4468  — 

Wasserfreies  schwefelsaures  Natron        .        ...        .        0,1311  — 

Phosphorsaurcs  Natron 0,0195  — 

Lithionsalze in  nicht  bestimmbarer  Menge. 

Chlornatrium 0,0844  — 

Kohlensaure  Kalkerde 1,2148  — 


473 

Kohlensaure  Talkerde ,  0,7406  Th. 

Jodnatrium 0,0322  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul  mit  geringen  Spuren  von 

Manganoxyd  und  Thonerde  .        .        ...        .  0,0717  — 

Kieselerde 0,1218  — 

Organische  Substanz  .  ' Spuren. 

37,5501  Th. 

Den  Erfahrungen  von  Höpffner  und  andern  Aerzten  zufolge 
■wirkt  das  M.wasser  auflösend,  eröffnend  und  wird  mit  Erfolg  bei 
Stockungen  im  Unterleibe,  Verschleimungen,  Hämorrhoidalbeschwerden, 
Trägheit  des  Darmkanals  und  Drüsenverbärtungen  benutzt. 

Vorläufige  Mittheilungen  über  die  Mineralquelle  zu  Heilstein  un- 
weit Aachen,  von  Th.  Hons,  mit  einem  Vorworte  von  Höpffner. 
Aachen  1826. 

G.  Bischof  in:  Hufeland  und  Osann's  Journal  der  prakt. 
Heilk.  Bd.  LXX.  St.  3.  S.  56. 

Hufe I and  und  Osann's  Journal  der  prakt.  Heilk.  1827  Sup- 
plementheft S.  124. 

Die  Heilquellen  von  Aachen  und  Burtscheid  von  Monheim. 
S.  391. 

Nachträgliche  Mittheilungen  von  den  Mineralquellen  zu  Heilsteiu 
von  Zitterland.  1829. 


An  diese  reiben  sich: 

Die  M.  quelle  bei  Cleve,  sehr  anmuthig  unfern  der  Stadt  in 
dem  Thiergarten  gelegen,  wurde  1725  entdeckt,  von  Schütte  be- 
schrieben, und  wird  jetzt  noch  häufig  von  den  benachbarten  Hollän- 
dern besucht  und  benutzt.  In  frühern  Zeiten  betrug  die  Zahl  der 
Kurgäste  3  bis  400. 

Einer  älteren  Untersuchung  zufolge  enthält  sie  in  einem  Pfund 
4,5  Gran  feste  Bestandtheile,  von  welchen  die  hauptsächlichsten  kohlen- 
saures Eisen  und  schwefelsaure  Talkerde  sind,  aufser  diesen  eine  Spur 
von  kohlensaurer  Kalkerde  und  gehört  demnach  zu  der  Klasse  der 
erdig-salinischen  Eisenquellen.  Nach  einer  neuen  Analyse  von  Vel- 
sen  enthalten  sechzehn  Pfund  M.wasser  26  Gran  kohlensaures  Eisen 
nnd  26  Kub.  Zoll  kohlensaures  Gas. 

Als  Getränk  und  Bad  hat  man  sie  empfohlen  bei  Krankheiten  von 
Schwäche,  namentlich  bei  Verschleimungen,  Schleimflüssen ,  Bleich- 
sucht, Hysterie,  Skorbut,  gichtischen  und  rheumatischen  Leiden. 

Schütte,  Abhandlung  über  den  rechten  Gebrauch  und  die  kräf- 
tige Wirkung  des  Clevischen  Gesundbrunnens.  1740. 

—  —  Beschreibung  des  neu  entdeckten  Clevischen  Gesund- 
brunnens. Cleve  und  Dortmund  1742.  —  1751.  —  holländisch  1742. 
—  1746. 


474 

Schütte,  Wirkung  des  Clevischen  Gesundbrunnens.  1743. 

—  —  diss.  de  aquis  medicatis  praesertim  de  tonte  inedicato 
Cliyensi.  Halae  1751.  —  1752. 

W.  v.  Linden,  über  Schütte's  Nachricht  von  dem  Clevischen 
Gesundbrunnen.  Leipzig  1746. 

V eisen  in:  Hörn,  Nasse  und  Henke's  Archiv  für  med.  Er- 
fahrung 1817.  Januar  und  Februar.  S.  154. 

Harless  a.  a.  0.  S.  148. 

Over  de  gesondheidsbrou  van  Cleef,  door  E.  J.  Thomassen  a 
Thuess  ink. 

DieM. quelle  bei  Ratlte  im ,  im  Reg.  Bezirk  Aachen  im  Kreise 
Heinsberg.  Sie  entspringt  in  einer  dem  Freih.  v.  Spies-Bulles- 
heim  auf  Hall  gehörigen  sumpfigen  Niederung  unfern  des  Dorfes 
Ratheim  und  ist  in  der  Umgegend  bekannt  unter  dem  Namen  „dröge 
Pütz"  (trockner  Brunnen). 

Nach  der  vorläufigen  Untersuchung  von  Voget  enthält  sie:  freie 
Kohlensäure,  koblensaures  Eisenoxydul,  kohlensaure  Kalk-  und  Talk- 
erde, salzsaure  Talkerde,  Chlornatrium  und  Spuren  von  schwefel- 
sauren Salzen. 

Brandes  Archiv  Bd.  XXVII.  St.  1.  S.  5. 


2.    Die  Heilquellen  der  Reg.  Bezirke  Colin, 
Coblenz  und  Trier. 

1.  Die  Th. quelle  von  Bertric/t.  Der  Kurort 
Bertrich  liegt  im  Kreise  Kochern  unfern  des  Dorfes  Ber- 
trich  zwischen  Trier  und  Coblenz,  seitwärts  der  von  Trier 
nach  Coblenz  führenden  Hauptstrafse,  in  dem  mahlerischen 
Thale  des  Is-  oder  Usbaches,  433  Fufs  über  dem  Spiegel 
des  Meeres  erhaben.  Die  Höheu,  welche  das  Thal  bilden, 
sind  grofsentheils  mit  Laubholz  bewachsen,  zwischen  ih- 
nen erheben  sich  mahlerisch  nur  spärlich  mit  Gebüsch  be- 
deckte schroffe  Basalt-  und  Schieferfelsen.  Die  näheren 
und  entfernteren  Umgebungen  von  Bertrich  enthalten  eine 
seltene  Mannigfaltigkeit  von  reizenden  Gegenden. 

Hücbst  wahrscheinlich  waren  die  M.quellen  zu  Bertrieb  schon  den 
Römern  bekannt.  Ihren  Namen  scheinen  sie  später  von  einem  Ere- 
miten, Avelchcr  in  diesem  Thale  gelebt  haben  soll,  erhalten  zu  haben. 
Im  vierzehnten  Jahrhundert  geschieht  ihrer  in  Urkunden  Erwähnung 
unter  dem  Namen  „Thermac  ad  Saud  um  Bcrtricum,"  oder  auch 
„Aquae  Bertlichianae,"  —  später  „Berilinger  Bad."  Im  Jahr  1471 
wird  ihrer  in  deu  Gcstis  Tieviiorum  unter  dem  JNameu  „Thermac  ad 


475 

sanctum  Bertricum"  gedacht.  Einen  ausgebreitetem  Ruf  erwarben 
sich  die  Th. quellen  zu  Bertrich  im  sechzehnten  Jahrhundert,  wo  die- 
selben L.  Turneisser,  Eschenreuter,  Günther  von  Ander- 
nach und  Tabern  am  ontanus  erwähnen.  Gegen  das  Ende  des 
achtzehnten  Jahrhunderts  (1769  und  1770)  unter  der  Regierung  Cle- 
mens Wenzeslaus,  Kurfürsten  von  Trier,  geschah  viel,  die  bis 
dahin  mangelhaften  Einrichtungen  zu  verbessern,  und  seit  1815 
wo  das  ehemalige  Trierische  Land  mit  Preufsen  verbunden  wurde 
hat  man  die  bestehenden  Einrichtungen  noch  mehr  zu  vervollkomm- 
nen versucht. 

Die  nöthigen  Vorrichtungen  zu  Wannen-  und  Douchebädern  fin- 
den sich  im  Kurhause.  Die  Bäder  sind  von  verschiedener  Gröfse,  von 
rothem  Sandstein  und  mit  Brohler  Trafs  bekleidet. 

Seit  1821  erfreut  sich  Bertrich  eines  Armen-  und  Krankenhauses, 
dessen  Erbauung  und  Unterhaltung  von  dem  in  Coblenz  befindlichen 
Hülfsverein,  von  Zuschüssen  der  Regierung  und  von  den  Beiträgen 
zur  Unterstützung  der  Verarmten  und  Bedürftigen  bestritten  wurde 
und  es  steht  zu  hoffen,  dafs  der  Plan  eines,  mit  dem  Armenhause  zu 
verbindenden  Armenbadehauses  bald  wird  können  ausgeführt  werden. 
Seit  1821  wurden  in  dem  Armenhause  jährlich  50 — 60  Arme  verpflegt 
und  ärztlich  behandelt. 

An  die  älteren  ungenügenden  und  zum  Theil  selten  gewordenen 
Monographien  von  V.  E.  E.  C  oh  aus  en,  Hettund  Härtung  schliefst 
sich  die  neuerdings  erschienene  umfassendere  von  Harlefs. 

Die  Gegend  um  Bertrich  trägt  unverkennbar  einen  vulkanischen 
Charakter,  wie  bereits  auch  schon  Steininger,  v.  Dechen,  B  e  h  r , 
Stengel,  v.  Haupt  und  G.  Bischof  dargethan  haben.  Die  vor- 
herrschende Gebirgsart  bei  Bertrich  ist  Grauwackenschiefer,  von  Ba- 
salten und  Laven  auf  der  Oberfläche  durchbrochen. 

Das  Th.wasser  ist  hell  und  klar,  perlt  weder  in  dem 
Glase,  mit  welchem  es  geschöpft  wurde,  noch  in  dem  Ba- 
dehecken; sein  Geschmack  ist  schwach  laugenhaft,  etwas 
fade,  doch  nicht  unangenehm;  sein  spec.  Gewicht  beträgt 
1001,65  :  1000,  seine  Temperatur  25—26°  R.  Nach  Hett 
giebt  die  Th. quelle  zu  Bertrich  in  24  Stunden  198  Fu- 
der Wasser,  das  Fuder  zu  6  Ohm  oder  12  Eimern  ge- 
rechnet. 

Analysirt  wurde  das  Th.wasser  von  Mohr,  G.  Bi- 
schof und  Funke. 

Nach  der  von  Mohr  1821  unternommenen  Analyse 
enthalten  sechzehn  Unzen: 

Schwefelsaures  Natron        .        .        8,160  Gr. 
Schwefelsaure  Kalkerde      .        .       0,560  — 


476 


Schwefelsaure  Talkerde 

O5860  Gr. 

Chlornatrium 

1,200  — 

Kohlensaures  Natron 

0,740  — 

Kohlensaure  Talkerde 

0,080  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

0,720  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul 

0,480  — 

Kieselerde 

0,400  — 

13,200  Gr. 

Kohlensaures  Gas 

0,1  Kuh.  Z. 

Einer  spätem  von  Funke  im  Jahr  1827  unternomme- 
nen Analyse  zufolge  enthalten  sechzehn  Unzen : 

-.mit  Schwefel-  und  Salzsäure,  gröfs-} 

'tentheils    mit  Kohlensäure    verbun->        9,326  Gr. 


{tenth 
den. 


Kali  l 

Lithion Spuren. 

Kieselerde        .  0,084  — 

Thonerde 0,008  — 

Kohlensaure  Kalkerde 0,708  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul      .....  0,028  — 

Schwefelsäure         .        .        .        .        .        .        .  1,S31  — 

Chlorkalium 0,363  — 


13,067  Gr. 
Kohlensäure,  freie  und  unvollkommen  gehundene    5,52960  Maasth. 
Schwefelwasserstoffgas Spuren. 

Nach  Harless  besitzt  das  Bertricher  Th.wasser  eine 
gelind  reizende,  auflösende,  alle  Absonderungen  befördernde 
Wirkung,  welche  beim  Bade  zwar  zunächst  das  Nerven- 
und  Lymphsystem  der  äufsern  Haut  in  Anspruch  nimmt, 
von  da  aber  sich  auch  auf  das  System  der  Schleimhäute 
der  Harnwerkzeuge,  des  Darmkanals  und  der  Organe  der 
Brust  verbreitet. 

Als  Bad  vorzugsweise,  aber  auch  als  Getränk  be- 
nutzt, zeigt  sich  das  Wasser  von  Bertrich  nach  Harlefs 
hilfreich  in  folgenden  Krankheiten: 

1.  in  Krankheiten  der  Absonderungs-,  Assimilations- 
und  Ernährungsorgane,  namentlich  Schwäche  des  Magens 
und  Darmkanals,  bei  Skrophclu,  Rheumatismen  und  gich- 
tischen  ArFcctionen,  besonders  mit  gleichzeitigen  Störungen 
der  Digcstionsorgnne. 


477 

2»  Krankheiten  des  Gefäfssysteins,  in  so  fern  sie  sich 
auf  Schwäche  und  Stockungen  gründen,  —  namentlich 
bei  Hämorrhoidalbeschwerden,  Suppressionen  der  monatli- 
chen Reinigung,  Fluor  albus,  Unfruchtbarkeit. 

3.  Chronischen  Nervenkrankheiten,  —  vorzugsweise 
als  beruhigendes  Mittel  bei  Krankheiten  mit  dem  Charak- 
ter eines  krampfhaft  gesteigerten  Erethismus,  wie  Hysterie, 
nervöse  Hypochondrie,  Nervenschwäche,  —  aber  auch  bei 
Lähmungen. 

Eine  ähnliche  M.quelle  entspringt  südlich  von  Bertrich,  auf  dem 
rechten  Ufer  der  Mosel  zwischen  Trarhach  und  Berncastel,  aus  Thon- 
schiefer  in  der  Tiefe  einer  Grube  in  dem  Bergwerke  am  „Kauten- 
ha  eh."  Sie  hat  die  Temperatur  von  22°  R.,  und  ist  nach  G.  Bi- 
schofs Analyse  von  ähnlichem  Gehalte  als  die  Therme  von  Bert- 
rich, nur  dafs  letztere  reicher  an  Kochsalz,  Glaubersalz  und  Kalk  zu 
sein  scheint. 

L.  Turn  eis  ser,  von  kalten,  warmen,  mineralischen  und  metal- 
lischen Wassern.  Frankfurth  1572.  B.  XVII.  Cap.  58.  S.  270. 

Aller  heylsamen  Bäder,  Saurbrunnen  und  anderer  Wasser,  so  in 
Teutschland  bekandt  und  erfahren,  Natur,  Kraft  und  Wirkung  durch 
Gallum  Eschen reuterum.  1580.  S.  36. 

V.  E.  E.  Cohausen:  in  Commerc.  litterar.  phys.  med.  Norim- 
berg.  1743.  p.  102  und  202. 

V.  E.  E.  Cohausen,  Crenographia  Trevirensis  Bertlichio  — 
Birresborniana ,  h.  e.  Gründliche  und  physikalische  Untersuchung 
zweier  im  Erzstift  Trier  gelegener  theils  warmer  theils  kalter  Ge- 
sundbrunnen. 1748. 

von  Haupt  in:  Journ.  des  Mines  No.  LV. 

Hett,  Beschreibung  von  Bertrich. 

J.  D.  Härtung,  kurze  Beschreibung  des  Badeortes  Bertrich. 
Koblenz  (1817.) 

Keferstein's  geognost.  Bemerkungen  über  die  basalt.  Gebirge 
des  westlichen  Deutschlands.  1820.  S.  81. 

Steininger's  geogn.  Studien  am  Mittelrhein.  1819.  S.  35.  185. 

—  —  erloschene  Vulkane  in  der  Eifel  und  am  Niederrhein. 
1820.  S.  5.  24. 

—  —  neue  Beiträge  zur  Geschichte  der  rheinischen  Vul- 
kane. 1821. 

G.  Bischof,  die  vulkanischen  M.quellen  Deutschlands  und 
Frankreichs.  Bonn  1826.  S.  167. 

Das  Bad  zu  Bertrich  unfern  der  Mosel  im  K.  Pr.  Grofsherzog- 
thum  Niederrhein  beschrieben  von  Dr.  Chr.  Fr,  Harlefs.  Mit  zwei 
Abbildungen.  Coblenz  1827. 

Braades  Archiv,  Bd.  XXVI,  S.  187. 


478 

v.  Dechen  in:  Nöggerath's  Rheinland- Westphalen.  Bd.  III. 
S.  113. 

Hufeland  und  0  sann's  Journal  der  prakt.  Heilk.  Ed.  LXV. 
—  Supplementh.  S.  118. 


An  sie  schliefst  sich: 

Die  Eisenquelle  zu  Lamscheid.  Sie  entspringt  auf  dem 
Hundsriick  im  Reg.  Bezirk  Cobleuz,  im  Kreise  St.  Goar,  dicht  an  der 
grofsen,  von  Coblenz  über  Boppard  und  Simmern  nach  Kreuznach 
führenden  Landstrafse,  unfern  der  Dörfer  Lamscheid,  Schwall  und 
Leiningen,  und  führte  daher  auch  früher  den  Namen  des  „Leininger 
M.brunnen."  Rühmlich  gedenken  derselben  schon  Eschenreuter, 
G.  v.  Andernach  und  Tab  er  nämon  tanus,  —  die  erste  Anatyse 
wurde  zuerst  1783  oder  1784  vom  Dr.  Wanzel,  Oberamtsphysikus 
zu  Simmern,  unternommen  und  vom  Dr.  Ratzen  1786  bekannt  ge- 
macht. 

Die  M.quelle  und  das  dicht  bei  derselben  befindliche  für  Kurgäste 
und  Reisende  eingerichtete  Logirhaus  liegen  in  einem  freundlichen 
Wiesenthaie.  Aufser  einem  Krugmagazin  finden  sich  hier  Einrichtun- 
gen zu  Wannenbädern,  welche  aber  noch  sehr  der  Verbesserung  be- 
dürfen. Vor  dem  Ausbruche  der  französischen  Revolution  betrug  die 
Versendung  des  Lamscheider  M.wassers  jährlich  an  180000  Krüge. 

In  geoguostischer  Hinsicht  verdient  bemerkt  zu  werden,  dafs  die 
herrschende  Gebirgsart  der  Gegend  Thouschiefer  ist,  mit  Sand  ver- 
mengt, oder  schiefrige  und  körnige  Grauwacke,  stellenweise  durchsetzt 
von  Thoneisenstein,  auch  von  Sandstein  jüngerer  Formation,  und  be- 
deckt mit  sandigem  Thonmergel.  Der  Hügel,  an  welchem  die  M.quelle 
entspringt,  hat  sandigen  und  eisenschüssigen  Thonschiefer  zum  Grund- 
gestein und  sandigen  Thonmergel  zur  Bedeckung.  Trapptuff,  Trachyt, 
Basalt,  so  wie  alle  GebirgsUrten  vulkanischer  Natur  fehlen  gänzlich, 
—  und  hierdurch  unterscheiden  sich  Aveseutlich  die  geognostischen 
Verhältnisse  des  Hundsrück  von  der  an  vulkanischen  Ucberrestcn  so 
reichen  Eifel. 

Chemisch  analysirt  wurde  das  M.wasser  zu  Lamscheid  1808  von 
Funke  und  1827  von  G.  Bischof.  Der  Analyse  des  letztern  zu- 
folge gehört  es  zu  der  Klasse  der  kalten  alkalisch-erdigen  Eisenwas- 
ser, ist  sehr  reich  an  freier  Kohlensäure,  enthält  zwar  nur  wenig 
feste  Bestandtheilc,  unter  den  letztem  aber  eine  sehr  beträchtliche 
Menge  von  Eisen. 

Nach  G.  Bischof  beträgt  die  Temperatur  des  Wassers  14,5°  R. 
bei  25°  R.  der  Atmosphäre,  sein  spec.  Gewicht  1,0013986. 

Sechzehn  Unzen  des  M.wassers  enthalten : 

nach  Funke:     nach  G.  Bischof: 
Kohlensaure  Talkcrde     .        1,440  Gr.      .        .        0,35219  Gr. 
Kohlensaure  Kalkerde     .        3,520  —        .... 


479 


Kohlensaure  Kalkerde  mit  Spu- 
ren von  Baryt  und  Strontian 
Kohlensaures  Natron 
Chlorcalcium     .        .        .        0,0S0  Gr. 
Chlornatrium  .         .  .,-.;.. 

Schwefelsaure  Kalkerde  0,160  — 

Schwefelsaures  Natron    . 
Schwefelsaures  Kali  .  . 

Kohlensaures  Eisenoxydul 
Kohlensaures  Manganoxydul        .  •     . 
Eisenoxyd         .        .        .        0,160  — 
Kieselerde         ...  . 

Flufssaure  Kalkerde 


2,68262  Gr. 
0,30162  — 

0,04902  — 

0,02341  — 
0,0074§  — 
1,00834  — 
0,07047  — 

0,17687  — 
Spuren. 


5,360  Gr. 


4,87203  Gr. 
Kohlensaures  Gas 42,541  Kuh.  Z. 

Innerlich  und  äufserlich  empfiehlt  es  Harlefs  in  allen  den  Fäl- 
len, wo  kräftige  alkalisch  -  erdige  Eisenwasser  indicirt  sind,  nament- 
lich hei  Schwäche  des  Muskel-,  Gefäfs-  und  Nervensystems  atonischer 
Art,  Krankheiten  des  Magens  und  Darmkanals  von  Schwäche,  — 
Hypochondrie,  Hysterie,  Würmern,  Unfruchtbarkeit,  Impotenz,  Bleich- 
sucht, passiven  Blut-  und  Schleimflüssen,  namentlich  Fluor  albus,  — 
als  Stärkung  in  dem  Stadium  der  Reconvalescenz  nach  sehr  angrei- 
fenden acuten  Krankheiten,  —  so  wie  als  stärkende  Nachkur  nach 
den  von  Lamscheid  nur  10  Stunden  entfernten  Th.quellen  zu  Bertrich. 

Aller  heylsamen  Bäder,  Saurbrunnen  und  anderer  .Wasser,  so 
in  Teutschland  bekandt  und  erfahren,  durch  Gallum  E  sehen  reu- 
te rum.  1580.  S.  52. 

Kurze  physisch-chemische  Anzeige  des  Lamscheider,  sonst  Lei- 
ninger  Mineral-  und  Kurwassers  (von  Dr.  Ratzen).  Frankfurth  und. 
Leipzig  1786. 

Physisch-chemische  Abhandlung  des  Lamscheider  Mineralwassers, 
von  Funke.  Köln  1808. 

Funke  in:  Trommsdorff's  Journal  der  Pharm.  Bd.  XXVII. 
St.  I.  S.  107. 

Die  Stahlquelle  zu  Lamscheid  auf  dem  Hundsrück,  beschrieben 
von  Dr.  Chr.  Fr.  Harlefs  und  Dr.  G.  Bischof.  Bonn  1827. 

Schweigger,  Journal  für  Chemie  und  Physik.  Bd.  XXI.  S.116. 
—  Bd.  LI.  S.  116. 

Hufeland  und  Osann's  Journ.  d.  prakt.  Heilkunde.  Bd.  LXV. 
Supplementheft  S.  122. 

Büchner' s  Repertorium  für  die  Pharmacie.   Bd.  XXX.    S.  374. 

Harlefs,  Gesundbrunnendes  Grofsberzogthums  Niederrh.  S.  144, 

2.  Die  Soolquell en  zu  Kreuznach)  dem 
Grofsherzogthum  Hessen  zugehörig-,  aber  unter  Preufsi- 
scher  Hoheit,   entspringen  zu  und  bei  der  Stadt  Kreuz- 


480 

nach  in  dem  Reg.  Bezirk  Coblenz  des  Grofsherzogthuins 
Niederrhein. 

Die  alte  Stadt  Kreuznach  (Cruznacha,  Kruzinacha), 
schon  im  J.  819  in  Urkunden  erwähnt,  285  F.  über  dem 
Meer  erhaben,  im  Kreise  gleiches  Namens,  zählt  über 
8000  Einwohner,  erfreut  sich  eines  verhältnifsmäfsig  milden 
Klimas  und  einer  sehr  anmuthigen  Lage,  —  sie  liegt  in 
einer  eine  Stunde  breiten  Erweiterung  des  reizenden  Nahe- 
thales,  von  rebenreichen  Höhen  und  mahlerischen  Bergen 
umschlossen,  mit  dem  östlichen  und  westlichen  Teutsch- 
land, so  wie  mit  Frankreich  und  Holland  durch  Kunst- 
strafsen  verbunden,  nur  drei  Stunden  von  Bingen,  und  vom 
Rhein,  dem  Könige  der  teutschen  Flüsse,  entfernt. 

Nach  Recams  Untersuchungen  ist  es  wahrscheinlich, 
dafs  schon  vor  d.  J.  1490  die  Soole  zu  Kr.  als  Bad  ge- 
braucht wurde.  Gleichwohl  ist  erst  in  den  letzten  Decennien 
Kr.  als  Kurort  benutzt  worden.  Durch  ihre  ausgezeichnete 
Wirksamkeit  in  den  verschiedenartigsten  und  schwierigsten 
Krankheiten  mid  die  unter  der  Leitung  des  Hrn.  Hofrath 
Prieger  ins  Leben  gerufenen  zweckmäfsigen  Einrichtun- 
gen, haben  die  Heilquellen  zu  Kr.  sich  gegenwärtig  einen 
so  ausgebreiteten  und  wohl  begründeten  Ruf  erworben,  dafs 
die  Zahl  der  Kurgäste  in  den  letzten  Jahren  sich  merklich 
vermehrt  und  die  Einwohner  Kr. 's  durch  neue  Bauten  für 
gute  Wohnungen  und  Bequemlichkeit  der  Kurgäste  zu 
sorgen  und  dieser  zunehmenden  Frequenz  von  Fremden  zu 
entsprechen  bemüht  sind. 

Die  Zahl  der  Kurgäste  zu  Kr.  betrug : 


Im  Sommer  1836 

800 

—   —   1837 

1200 

—   —   1838 

.   1532 

—   —    1830 

1042 

Zu  diesen  kamen  im  Sommer  1838  noch  über  1000  und  1839  noch 
1787  Fremde  und  Durchreisende,  nach  den  polizeilich  geführten 
Kurlisten. 

Unter  den  Badeärzten  Kr.'s  gedenke    ich  nur  des  um 
die  zweckuiäfsige  Benutzung  dieser  Heilquellen  sehr   ver- 
dienten 


481 

dienten  Hrn.  Hofrath  Dr.  Prieger  und  des  Hrn.  Dr.  En- 
gel mann,  beiden  verdanken  wir  Monographieen  über  die- 
sen Kurort. 

Das  gesegnete  Thal  der  Nahe  vereinigt  einen  Reich- 
thum  an  Naturschönheiten,  denkwürdigen  historischen  Ue- 
berresten  und  —  gewährt  auch  in  geoguostischer  Hinsicht 
mehrfaches  Interesse. 

Die  Soolquellen  entspringen  aus  Felsen  von  Feldspath  und  Por- 
phyr, und  liefern  jährlich  einen  reichen  Gewinn  an  Salz.  Die  nahe- 
gelegenen Gebirge  bestehen  aus  Lagern  von  Trapp,  Steinkohlen  und 
Kohlensandstein,  an  welche  sich  Bänke  von  älterm  Flötzkalkstein 
und  eine  Stunde  nördlich  von  Kr.  das  rheinische  Schiefergebirge  an- 
schliefsen ;  —  Steinsalzlager  wurden  bisher  noch  nicht  ermittelt.  — 
Einige  Quecksilbenverke  auf  dem  Lemberg  und  Moscheilandsberg,  in 
welchen  sich  nebst  dem  Erze  zugleich  Stufen  von  gediegenem  Queck- 
silber vorfinden,  bestehen  noch. 

Sämmtliche  in  und  bei  Kr.  zu  Tag  kommende  Sool- 
quellen  haben  die  Temperatur  von  10—23°  R.,  unterschei- 
den sich  in  ihrem  chemischen  Gehalt  nur  durch  das  quan- 
titative Verhältnifs  der  einzelnen  Bestandteile,  sind  gleich 
ähnlichen  Soolen  sehr  reich  an  Chlorsalzen,  enthalten 
ebenfalls  Jod,  zeichnen  sich  aber  vor  ihnen  wesentlich  durch 
ihren  Mangel  an  schwefelsauren  Salzen  imd  durch  ihren 
reichen  Bromgehalt  aus. 

Man  unterscheidet  folgende  M.quellen: 

1.  Die  Elisenquelle,  ihre  Temperatur  beträgt  con- 
stant  zu  den  verschiedenen  Jahres-  und  Tageszeiten  10°  R., 
ihr  spec.  Gewicht  nach  L  ö  w  i  g  1,004. 

Frisch  geschöpft  ist  ihr  Wasser  von  einem  salzig- 
bitterlichen Geschmacke,  vollkommen  klar,  nur  sehr  wenig 
ins  Gelbliche  spielend,  kleine  Bläschen  von  kohlensaurem 
Gas  steigen  nur  in  sehr  unbedeutender  Menge  auf,  bald 
trübt  sich  indefs  das  Wasser,  es  bilden  sich  viele  kleine 
Flocken  von  brauner  Farbe,  die  zu  Boden  fallen,  und  erst 
nach  einigen  Tagen  nach  beendigtem  Niederschlag  ganz 
verschwinden. 

Sechzehn  Unzen  desselben  enthalten: 
II.  Theil.  H  h 


482 


nach  Low 
(im   wasserfreien 

Chlornatrium 
Chlorkalium 
Chlorlithium 
Chlorcalcium 
Chlormagnium 
Brommagnium 
Jodmagnium 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensauren  Baryt  . 
Bittererde   . 
Eisenoxyd  . 

Phosphorsaure  Thonerde 
Manganoxydul    . 
Kieselerde  . 


Zustande) 


72,883  Gr. 
0,624  — 
0,613  — 

13,389  — 
4,071  — 
0,278  — 
0,035  — 
1,693  - 
0,017  — 
0,106  — 
0,154  — 
0,025  — 
0,006  — 
0,129  — 


94,023  Gr. 

nach  Bauer: 

Chlorkalium 

0,9717000  Gr. 

Chlornatrium 

.      72,9223680  — 

Chlorlithium 

0,0750000  — 

Chlorcalcium 

13,2769370  — 

Chlormaguesium 

0,2515250  — 

Bromnatrium        .  . 

0,3072000  — 

Jodnatrium     . 

0,0032145  — 

Magnesiacarbonat         , 

1,3511-240  — 

Strontiancarbonat 

0,6835100  — 

Barytcarbonat 

0,2994200  — 

Eisenoxydulcarbonat    . 

0,1993550  — 

Manganoxydulcarbonat 

0,0095665  — 

Reine  Thonerde 

0,0215320  — 

Kieselsaure    . 

0,3139530  — 

90,6864050  Gr. 

2.  Der  Karls  hall  er  Brunnen,  nur  wenig  von  der 
Elisenquelle  verschieden.  Seine  Temperatur  beträgt  im 
Schachte  und  an  dem  Ausmündungsrohre  12°  R.,  bei  wei- 
tem mehr  aber  in  der  Tiefe. 

Sechzehn  Unzen  desselben  enthalten: 

nach  Pr e 8 1 i nari  und  D ü  ring  :  nach  G.Osann: 

Jodnatrium 0,043  Gr.      .  .        0,0440  Gr. 

Chlornatrium  ....      59,675  —        .  .      59,6651  — 

Chlormagnium        ....       3,31t  —       .       .       0,6786  — 
Chlorcalcium  ....        9,166  —        .        .        2,5612  — 


483 


Chlorkalium    . 

0,417  Gr.      . 

0,4071  Gr. 

Chlorlithium 

0,057  — 

0,0566  — 

Chloraluminium 

0,443  — 

0,4321  — 

Manganchlorür 

0,837  — 

0,6538  — 

Kohlensaure  Kalkerde  . 

0,611  — 

0,6133  — 

Kohlensaure  Talkerde 

0,483  — 

0,4730  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul    . 

0,473  — 

■ 

Kieselerde                         • 

0,033  — 

0,0313  — 

Bromcalcium 

. 

6,6025  — 

Brommagnium 

. 

1,3672  — 

Kohlen-  und  quellsaures  Eisenoxydul 

. 

0,3645  — 

Kohlensaures  Lithion               "V 

Kohlensaure  Thonerde             1 

Kohlensaures  Mauganoxydul   f 

Spuren  . 

• 

Salzsaures  Eisenoxydul           J 

Quellsatzsäure  und  einen  eigentümli- 

chen harzigen  Stoff,  dessen  Auf- 

lösung in  Weingeist   an  der  Luft 

sich    verändert   und   eine   braune 

Substanz  präcipitirt     . 

. 

1,4717  — 

75,549  Gr. 

75,4220  Gr. 

3,98Kub.Z. 

0,93     — 

4,91  Kub.Z. 
Auf  Brom  wurde  in  der  ersten  Analyse    nicht  Rücksicht  genom- 
men, weil  dieser  Stoff  erst  später  entdeckt  wurde. 

3.  Der  Hauptbrunnen  auf  der  Theodorshalle, 
von  dem  vorigen  Brunnen  durch  seine  Stärke  verschieden; 
seine  Temperatur  beträgt  im  Schacht  17°  R.,  in  der  Tiefe 
21°  R. 

Nach  M  e  1 1  e  n  h  e  im  e  r's  unter  L  i  e  b  i  g's  Leitung  unter- 
nommenen Analyse  enthalten  sechzehn  Unzen  diesesWassers : 


Chlornatrium 

70,602  Gr. 

Chlorcalcium 

11,758  — 

Chlormagnium     . 

4,121  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul  . 
Kohlensaure  Kalkerde 

Salzsaures  Kali 

Kieselerde 

Phosphorsäure 

,    .         1,436  — 

Thonerde 

Lithion 

Jod 

87,917  Gr. 

11  h  2 

484 

4.  Der  Hauptbrunnen  der  Saline  Münster, 
sehr  ähnlich  dem  Karlshaller  Brunnen,  nur  von  diesem, 
wie  den  übrigen,  durch  seine  höhere  Temperatur  verschie- 
den; diese  beträgt  an  dem  Erahn  des  Aufsteigerohrs  an 
Betriebstagen  ziemlich  constant  22°  R.,  tiefer  im  Bohrloche 
23-24°  R. 

Der  Gehalt  an  festen  Bestandteilen  schwankt  zwischen  64—76 
Gr.,  am  schwächsten  ist  derselbe  in  den  Wintermonaten,  wenn  der 
Brunnen  längere  Zeit  ausser  Betrieb  ist.  Eine  genaue  Analyse  fehlt 
noch,  oberflächliche  Untersuchungen  ergeben  ziemlich  dieselben  Ver- 
hältnisse wie  im  Karlshaller  Brunnen,  nur  scheint  hier  der  Eisengehalt 
geringer,  als  bei  dem  Karlshaller  Brunnen. 

5.  Die  Mutterlauge  der  Münster-,  Karls-  und 
The  od  ors  halle  enthält  eine  concentrirte  Auflösung  der 
löslichen  Bestandteile  nach  Ausscheidung  des  Kochsalzes 
und  Präcipitation  oder  Ablagerung  der  nicht  löslichen. 

Sie  ist  klar,  von  braungelber  Farbe,  einer  geringern  Con- 
sistenz  als  fettes  flüssiges  Oel.  Gleich  letzterm  fühlt  sie  sich 
anfänglich  fettig  an,  ertheilt  aber  später  bei  längerer  Berüh- 
rung der  Haut  ein  eigenthümliches  Gefühl  von  Sprödigkeit, 
wie  nach  Waschen  mit  einer  Auflösung  von  Chlorkalk.  Ihr 
Geruch  ist  dem  von  Seetang  zu  vergleichen,  ihr  Geschmack 
bitter,  zusammenziehend,  brennend;  ihr  spec.  Gewicht  be- 
trägt 1,307  und  1,314  bei  15°  R. 

Sechzehn  Unzen  derselben  enthalten  nach  G.  Osann: 


Chlorcalcium 

# 

. 

. 

1577,71 

Gr. 

Brouicalcium 

. 

. 

388,72 

— 

Bromkalitun 

.         . 

. 

92,82 

— 

Cblormagnium 

. 

3S,44 

— 

Bromnatrium 

.         , 

. 

. 

154,10 

— 

Chlornatrium 

. 

, 

. 

. 

60,34 

— 

('blorkalium 

. 

. 

. 

17.30 

— 

Thonerde  und 

Eis 

enoxydul 

35,66 

— 

Quellsäure  und 

Quell 

satzsäurc, 

fe 

rner 

zwei  eigentümliche 

harzartig 

jSI 

offe 

mit  Spuren  von 

.1. 

d 

216,13 

— 

Wassergehalt  <? 

er 

Sa 

ze  und  V 

erl 

11  st 

44,50 

— 

2625,72  Gr. 
In   dem  grünen  Mincralschlamm,    welcher  sich  in  den  Kästen  der 


485 

Gradirwerke  absetzte,  ermittelte  Fontan  mehrere  verscbiedene  Ar- 
ten von  Conferven  und  Thierarten,  namentlich  Oscillatoria  viridis, 
Zjgne'ima  genuflexum  und  ßacillarien. 

Die  Wirkung  der  Heilquellen  zu  Kr.  kommt  im  Allgemei- 
nen mit  der  der  iod-  und  bromhaltigen  Kochsalzquellen  über- 
ein (vgl.  Th.  1.  S.  279  zweit.' Aufl.).,  wird  indefs  durch  ihren 
reichen  Gehalt  an  Brom  gesteigert  und  unterscheidet  sich 
dadurch  wesentlich  von  ähnlichen  M.quellen,  dieser  Klasse. 

Benutzt  werden  die  Heilquellen  von  Kreuznach: 

1.  am  häufigsten  als  Wasserbad  von  24—28°  R. ;  sehr 
zweckmäfsig  wird  das  Soolbad  nach  Umständen  durch  ei- 
nen Zusatz  von  Mutterlauge  verstärkt.  Ein  eigenthümli- 
cher  kritischer  Badeausschlag  zeigt  sich  nicht  selten  zwi- 
schen dem  zwanzigsten  und  dreifsigsten  Bade 

Die  Mutterlauge  wird  jährlich  in  beträchtlicber  Menge,  auch 
aufser  Teutschland,  nach  Holland,  Belgien,  Rufsland,  England,  nach 
Prieger  selbst  nach  Brasilien  versendet  und  mit  sehr  günstigem  Er- 
folg auch  anderwärts  als  kräftiger  Zusatz  zu  Bädern  von  Koch-  oder 
Seesalz  benutzt;  man  reebnet  von  der  versendeten  Mutterlauge  auf 
das  Bad  für  einen  Erwachsenen  1  Flasche. 

2.  Zur  Unterstützung  der  Wirkung  der  Bäder  benutzt 
man  als  Getränk  die  Elisenquelle,  den  Karlshaller  Brun- 
nen und  den  Brunnen  am  Stein  zu  Münster. 

Die  Elisenquelle  wird  versendet  und  häufig  auch  im  Ausland  ge- 
trunken. 

3.  Die  Wasserdouche  kalt  zu  8 — 15°  R.,  oder  warm 
zu  22 — 27°  R,  in  stärkeren  oder  schwächeren  Strahlen, 
oder  als  Regendouche.  —  An  sie  schliefsen  sich: 

4.  Umschläge  und  Einspritzungen  bei  örtlicher  Schwä- 
che und  profusen  Absonderungen,  —  namentlich  Injectio- 
nen  von  12—20°  R.  in  die  Scheide  bei  Fluor  albus,  wel- 
cher von  örtlicher  Erschlaffung,  syphilitischen,  oder  scro- 
phulösen  Dyskrasieen  entstanden,  —  Auflockerungen  und 
Exulcerationen  der  Schleimhaut  der  Vagina  und  des  Ute- 
rus, Anschwellungen,  Verhärtungen  des  Muttermundes  und 
Halses  des  Uterus. 


486 

Mit  sehr  gutem  Erfolg  wendete  Prieger  statt  mit  Soole  ge- 
tränkten Compressen  bei  Leideu  der  Knochen  und  Gelenke  auch 
örtlich  Säckchen  mit  Mutterlaugensalz  allein  oder  mit  andern  Substan- 
zen an. 

5.  Die  durch  Verdunstung  der  Sooie  fast  ununterbro- 
chen sich  entwickelnde  Salzluft  bei  den  Gradirhäusern 
wird  häufig  auch  benutzt. 

Nach  der  Berechnung  des  Hrn.  Salinen -Dircctors  Geyger  ver- 
dunsten an  den  Gradirwerken  der  Theodorshaller  Saline  allein  43,096 
Kub.  Fufs  Wasser  mit  den  in  denselben  enthaltenen  kräftigen  Sub- 
stanzen, —  ähnlicher  Art  ist  die  Verdunstung  au  den  Salinen  zu 
Münster  und  Karlshalle.  —  Diese  Salzluft  ist  so  stark  mit  den  wirk- 
samen Bestandteilen  der  Soole  gesättiget,  dafs  sie  auffallend  den 
Sinn  des  Geruchs  und  des  Geschmacks  in  Anspruch  nimmt  und  sehr 
stärkend  auf  die  Schleimhaut  der  Luftwege  und  der  Lungen  wirkt. 
Man  läfst  die  Kranken  theils  auf  den  bei  den  Gradirwerken  befindli- 
chen Ruhebänken  ein  und  mehrere  Stunden  verweilen ,  oder  sie 
längs  den  Gradirwerken,  welche  gegen  1000  Fufs  lang  sind, 
sich  ergehen,  wenn  es  ihre  Kräfte  erlauben.  Prieger  empfiehlt  das 
längere  Verweilen  in  dieser  Salzluft,  so  wie  nach  Umständen  das 
Einathmen  der  aus  den  Siedpfannen  aufsteigenden  Salzdämpfe  als 
Vorbauungs-,  Heil-  und  Stärkungsmittel  bei  zuTuberkelbilduug  dispo- 
nirten  Subjecten,  schon  vorhandenen  Lungentuberkeln,  so  wie  endlich 
bei  Verschleimungen,  hartnäckiger  Heiserkeit,  Blennorrhöen  mit  Ver- 
dickung und  Auflockerung  der  Schleimhaut  der  Luftwege,  und  anfan- 
gender Halsschwindsucht. 

Auch  den  in  Kasten  und  Röhren  abgesetzten  Mineralschlamm  hat 
Prieger  mit  Nutzen  als  Umschlag  nach  dem  Bade  bei  Knochen- 
leiden und  Exulcerationeu  angewendet. 

Contraindicirt  in  allen  den  Krankheiten,  in  welchen 
von  ihrer  zu  erregenden  oder  zu  kräftig  in  den  Vegeta- 
tionsprozefs  eingreifenden  Wirkung  Nachtheil  zu  besorgen 
ist,  namentlich  bei  Anlage  zu  Schlagtlufs  oder  activen  Blut- 
flüssen, chronischen  Entzündungen  oder  Exulcerationeu  wich- 
tiger Centralorganc ,  einem  hohen  Grad  von  allgemeiner 
Schwäche,  Disposition  zu  Scorbut,  oder  schon  ausgebilde- 
tem Scorbut,  Colliquation,  hektischen  Fieber,  ausgebilde- 
ter Ilals-  oder  Lungenschwindsucht  und  Wassersucht,  ha- 
ben die  Heilquellen  von  Kr.  sich  dagegen  vorzugsweise 
bewährt  in  allen  den  Krankheiten,  wo  die  krankhaft  verän- 
derten Se-  und  Excretionen  beschränkt  oder  vermehrt,  ge- 


487 

ordnet  und  verbessert,  das  Nervensystem  gehoben  und 
gestärkt,  die  Resorption  kräftig  bethätiget,  Dyskrasieen 
getilgt  und  zugleich  Rückbildungen  krankhafter  Metamor- 
phosen bezweckt  werden,  —  namentlich  in  den  schon  er- 
wähnten Formen: 

1.  gegen  die  hartnäckigsten  Formen  der  Scrophelsucht 
und  der  Tuberkelbildung,  —  allgemeine  Scrophulosis, 
scrophulöse  Drüsenanschwellungen  und  Verhärtungen,  — 
inveterirte  Leiden  der  Augen,  Augenlieder  und  des  äufse- 
ren  Ohrs,  —  Geschwüre,  Blennorrhöen,  Auflockerungen 
und  Exulcerationen  der  Schleimhäute,  Tuberkeln  der  Lun- 
gen und  der  Schleimhaut  der  Luftwege,  —  Stockungen, 
Hypertroph ieen  und  Verhärtungen  der  Leber,  Milz,  Pro- 
stata und  der  Hoden; 

2.  Leiden  der  Knochen  und  Gelenke  scrophulöser, 
rhachiti scher,  pseudo- syphilitischer  Natur,  —  Knochenan- 
schwellungen, Auftreibungen,  Verkrümmungen,  ■ —  Exulce- 
rationen, Caries,  Anchylosen,  Tumor  albus; 

3.  Krankheiten  der  weiblichen  Geschlechtswerkzeuge 
von  reiner  Schwäche,  oder  in  Folge  anomaler  Ab-  und  Aus- 
sonderungen veranlafste  krankhafte  Metamorphosen,  — 
Anomalieen  der  Menstruation,  Unfruchtbarkeit,  Neigung 
zu  Abortus,  Blennorrhöen  mit  Exulceration  oder  Auflocke- 
rung der  Schleimhaut  der  Vagina,  —  Stockungen,  Ver- 
dickungen und  theilweise  Verhärtungen  des  Uterus; 

3.  scrophulöse,  arthritische  imd  pseudosyphilitische 
Hautausschläge,  —  Herpes  exedens,  pseudosyphilis,  Liehen, 
Porrigo,  Ichthyosis,  Psoriasis; 

4.  Leiden  der  Nieren  und  Harnblase,  Gries-  und  Stein- 
beschwerden, hartnäckige  Blennorrhöen,  insbesondere  mit 
Auflockerung,  Verdickung  oder  andern  Entartungen  der 
Schleimhaut  oder  der  übrigen  Häute  der  Blase; 

5.  hartnäckige  rheumatische  und  gichtische  Affectio- 
nen,  —  vorzüglich  wenn  gleichzeitig  wegen  hämorrhoidali- 
scher  Leiden  Stockungen  zu  beseitigen  und  die  Darmaus- 
leerungen  zu  reguliren  oder  eine  krankhaft  erhöhte  Reiz- 


488 

barkeit   oder    Erschlaffung    der    äufsern  Haut   zu  beseiti- 
gen sind; 

6.   chronische   Nervenleiden  erethischer  Art,   wie  Hy 
sterie,  nervöse  Hypochondrie,  —  und  atonischer  Art,  un- 
vollkommene oder  vollkommene  Lähmungen. 

Wid<Jer,  historische  Beschreibung  der  Pfalz.  Bd.  IV.  S.  23. 

Kästner'«  Archiv.  Bd.  IX.  St.  1.  S.  113. 

Kreuznach  uud  seine  Heilquellen  von  J.  E.  P.  P rieger.  Mainz 
1827. 

Hufeland  und  0 sann's  Journal  der  prakt.  Heilkunde.  1827. 
Supplementheft.  S.  123. 

Kopp's  Denkwürdigkeiten  in  der  ärztlichen  Praxis.  Bd.  III.  S. 94. 

Kreuznach  und  seine  Brom-  und  Jodhaltigen  Heilquellen  von  Dr. 
J.  E.  P.  Prieger.  Kreuznach   1837. 

Prieger  in:  Hufeland 's  Journ.  d.  prakt.  Heilk.  Bd.  LXXXV. 
St.  4.  S.  139. 

Osann  in:  Hufeland's  Journ.  d.  prakt.  Heilk.  Bd.  LXXXVI. 
St.  5.  S.  126. 

Engelmann  in:  Media  Annalen,  herausgegeben  von  den  Mit- 
gliedern der  Grofsh.  Badischen  Sanitäts-Kommissiou.  Bd.  IV.  St.  7. 

C.  W.  Hufeland,  Uebers.  Viert.  Aufl.  S.  245. 

Kreuznach,  seine  Heilquellen  und  deren  Anwendung.  Zunächst 
für  Kurgäste.  Von  Dr.  C.  Engelmann.  Heidelberg  1S40.  —  franz.: 
Traduit  du  manuscrit  allemand  par  Fr.  Nu  s  bäum,  Dr.  Heidelb.  1840. 

Prieger  in  :HufeIand's  Journ.  d.  prakt.  Heilk.  Bd.XC.  St.  3.  S.  3. 

Wiesbaden  in:  Kalisch's  allg.  Zeitung  des  Brunnen-  und  Ba- 
dewesens. 1840   Septbr,  S.  41. 


An  diese  schliefsen  sich : 

Die  M. quellen  zu  Roisdorf  im  Kreise  Bonn.  Das  Dorf 
Roisdorf,  von  welchem  die  M.quellen  ihren  Namen  erhielten,  liegt  am 
Fufse  einer  Hügelkette,  von  Bonn  zwei,  von  Colin  vier  Stunden  ent- 
fernt. Die  erste  Nachricht  von  diesen  M.quellen  thcilt  Kau  bleu 
in  einer  Monographie  mit.  Früher  führten  sie  nach  dem,  nur 
eine  Viertelstunde  von  Koisdorf  entfernten,  Dorfe  Alfter  diesen  Na- 
men. Unter  der  Bezeichnung  Eau  d'Alfter  wurden  sie  schon  von  AI i - 
bert  beschrieben,  —  und  die  versendeten  Flaschen  führen  das  Krug- 
zeichen: S.  S.  (Salm-Salm)  Alfter.  F.  F.  Nr.  7. 

An  den  Quellen  selbst  mangelt  es  noch  au  hinreichenden  Einrich- 
tungen zur  Aufnahme  von  Kurgästen,  —  dagegen  wird  jährlich  eine 
beträchtliche  Menge  dieses  M.wassers  versendet.  Die  Zahl  der  ver- 
sendeten Krüge  betrug  früher  jährlich  an  150-200,000;  —  im  J. 
1834  :  95;000,  —  im  J.  1835  :  70,000,  —  im  J.  1830  :  70,000,  —  im 
J.  1837  :  75,000,  —  im  J.  1839  :  110,000  Krüge. 


489 

Man  unterscheidet  in  Roisdorf  zwei  M.quellen : 

1.  Die  Trinkquelle  oder  den  Roisdorfer  Säuerling, 
welcher  vorzugsweise  benutzt  wird,  —  er  gehört  zu  der  Klasse  der 
alkalisch-muriatischen  Säuerlinge.  Seine  Temperatur  beträgt  9,5°  R. 
bei  14,75°  R.  der  Atmosphäre,  sein  spec.  Gewicht  1,00449. 

2.  Die  Stahlquelle.  Ihre  Temperatur  beträgt  ebenfalls  9,5° 
R.  bei  18,5°  R.  der  Atmosphäre,  ihr  spec.  Gewicht  1,00182. 

Der  chemischen  Analyse  zufolge,  welche  G.  Bischof  unternahm, 
hat  die  Trinkquelle  in  ihrem  Gehalt  und  in  ihren  Mischungsverhält- 
nissen viel  Aehnlichkeit  mit  dem  Selterserwasser.  Letzteres  ist  im  All- 
gemeinen reicher  an  festen  Bestandtheilen,  namentlich  au  kohlensaurem 
Natron  und  Chlornatrium,  —  die  Roisdorfer  Trinkquelle  enthält  dagegen 
mehr  schwefelsaures  Natron  und  kohlensaure  Erden  als  jenes.  —  Die 
ausgezeichneten  Wirkungen,  welche  die  Roisdorfer  Triukquelle,  in 
Krankheiten  angewendet,  besitzt,  haben  noch  mehr  die  Aehnlichkeit 
beider  M.quellen  bestätiget,  und  so  steht  zu  erwarten,  dafs  die  durch 
ihre  Lage  begünstigte,  sehr  leicht  zu  Wasser  zu  versendende  Rois- 
dorfer Trinkquelle  in  Preufsen  allgemeiner  bekannt  und  gewifs  sehr 
passend  in  vielen  Fällen  statt  des  Selterserwassers  benutzt  wer- 
den wird. 

Chemisch  untersucht  wurden  die  M.quellen  zu  Roisdorf  von  Pe- 
taz,zi  1813,  Vauquelin  und  neuerdings  von  G.  Bischof.  —  In 
sechzehn  Unzen  enthält : 


Die  Trinkquelle 

nach  Petazz 

8,193  Gr. 

0,649  — 

2,232  — 

0,417  — 

6,807  — 

5,395  — 


Chlornatrium 

Chlorcalcium 

Schwefelsaures  Natron 

Schwefelsaure  Kalkerde 

Kohlensaures  Natron 

Kohlensaure  Talkerde 

Phosphorsaures  Natron 

Kohlensaure  Kalkerde       .        0,626  — 

Thonerde 

Kohlensaures  Eisenoxydul  mit 

Spuren  von  Manganoxyd 
Kieselerde  .        .         .       0,083  — 


nach  G.  Bischof: 
14,5997  Gr. 

3,6727  — 

6,0406  — 
3,0628  — 
0,0505  — 

2,1657  — 
0,0080  — 


0,0557  — 
0,1240  — 


24,402  Gr.  29,7797  Gr. 

Kohlensaures  Gas    .        .      15,571  Kub.  Z.  19,8685  Kub.  Z. 

2.  Die  Stahlquelle  enthält  in  10000  Thr  M.w.  nach  G.  Bischof; 
Kohlensaures  Natron    ....        1,8089  Th. 


Schwefelsaures  Natron 
Chlornatrium 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaures  Eisenoxydul  u 


1,5381  — 
5,0325  — 
2,8470  — 
1,3409  — 
Manganoxyd  0,2671  — 


490 


Kieselerde 0,9202  , Tb. 

Phosphorsaures  Natron        .        .        .        eine  Spur 
Thonerde 0,9202  — 


14,6749  Th. 

Der  Roisdorfer  Säuerling  wirkt  getrunken  ganz  gleich  den  alka- 
lisch-muriatischeu  Säuerlingen,  —  kühlend,  beruhigend,  die  Se-  und 
Excretionen  befördernd,  besonders  die  der  Schleimhäute,  —  expecto- 
rirend,  gelinde  eröffnend,  auflösend,  sehr  diuretisch.  — 

Nach  den  Erfahrungen  von  Nasse,  Harlefs,  von  Walther, 
Merrem,  E.  Bise  hoff,  Ennemoser,  Veiten  und  andern  Aerz- 
ten,  ist  derselbe  täglich  zu  einer  halben  bis  ganzen  Flasche,  allein 
oder  mit  Milch  getrunken,  besonders  zu  empfehlen : 

1.  bei  chronischen  Brustleiden,  —  Hals- und  Lungenschwindsucht, 
veralteten  Brustkatarrhen,  Schleimasthma. 

2.  Verschleimungen  des  Magens  und  Darmkanals,  Stockungen  in 
dem  Leber-  und  Pfortadersystem ,  Hämorrhoidalbeschwerden,  Hypo- 
chondrie, Trägheit  des  Darmkanals. 

3.  Leiden  der  Harnwerkzeuge,  zur  Beförderung  der  Diuresis. 

4.  Chronischen  Krankheiten  des  Lymph-  und  Drüsensystems,  — 
namentlich  scrophulösen  Geschwülsten  und  Verhärtungen. 

F.  W.  Kauhlen,  dissert.  inaug.  medica,  in  qua  exponitur  exa- 
meu  fontis  mineralis  soterii  Roisdorffiensis  prope  Bonuam.  Duisburgi 
ad  Rhenum  1774. 

Petazzi  in:  Annales  de  Chemie.  T.  LXXXVII.  p.  109. 
Gilbert's  Annal.  der  Physik.  N.  F.  Bd.  XVI.  S.  334. 
Mercure  de  la  Roer.  Nr.  XI.  1813.  p.  337. 

Precis  historique  sur  les  eaux  minerales  Ies  plus  usitecs  en  ni6- 
decine,  par  J.  L.  Alibert.  Paris  1826.  p.  295. 

G.  Bischof,  die  Mineralquellen  zu  Roisdorf  bei  Alfter  ohuweit 
Bonn.  Bonn  1826. 

—  —  die  vulkanischen  Mineralquellen  Deutschlands  und  Frank- 
reichs. Bonn  1826.  S.  172. 

Ch.  Fr.  Harlefs  a.  a.  O.  S.  1.  150. 

—  —    Rheinisch-Westphäl.  Jahrb.  1826.  Bd.  XI.  St.  3. 

E.  Bischoff  in:  Hu  fei  and  und  O  sann 's  Journal  der  prakt. 
Heilk.  Bd.  LVIII.  St.  5.  S.  46.  —  Bd.  LXI.  Supplementh.  S.  64. 

Hufeland  und  Osann's  Journal  der  prakt.  Heilk.  1827.  — 
Supplementh    S.  121.—  Bd.  LXXIX.  St.  6.  S.  128. 

Die  M, quelle  oder  der  Draitschbrunnen  zu  Godesbcrg, 
im  Kreise  Bonn,  von  der  Stadt  dieses  Namens  nur  eine  Stunde 
entfernt. 

Die  Lage  von  Godesberg  ist  reizend.  Dicht  an  der  grofson  von 
Cobleuz  nach  Colin  führenden  Strafsc,  in  dem  breiten  Thale  des 
Rheins,  welches  im  Westen  von  einem  waldigen  Höhenzuge,  im  Osten 
von  dem  niiihlerischcn  Siebengebirge  umschlossen  wird,  bildet  die  Ge- 
gend von  Codesberg  das  Schlul'sglied  der  Kette  von   pittoresken  Au- 


491 

sichteii,  welche  den  schönen  Rhein  fast  ohne  Unterbrechung  beglei- 
ten, um  ihm  dann  hierfür  immer  Lebewohl  zu  sagen;  —  Godesberg 
gewährt  in  dieser  Hinsicht  die  Vortheile  einer  fruchtreichen  Ebene, 
welche  zu  mannigfaltigen  Excursionen  auf  das  nahegelegene  Siebeu- 
webir»-  auf  dem  rechten,  oder  auf  die  an  schönen  Aussichten  reichen 
Höhen  des  linken  Rheinufers  oder  in  das  anspruchslose  Marienforster 
Thal  auf  dem  linken  Rheinufer  einladet.  Mit  Wohlgefallen  schweift 
der  Blick  über  die  reiche,  von  Obstbäumen  beschattete  Fruchtebene, 
durch  welche  der  Rhein  sich  windet,  nach  den  Ruinen  von  Godesberg 
und  Rolandseck,  und  weilt  im  Osten  auf  dem  mit  Wald  bedeckten 
Petersberg,  der  Löwenburg  und  dem  kühn  am  Rhein  über  Nonuen- 
werth  sich  erhebenden  Drachenfels. 

Sehr  beachtenswerth  ist  der  Umstand,  dafs  Godesberg  durch  die 
Höhen,  die  es  umschliefsen,  sich  eines  weit  mildern  Klimas  erfreut, 
als  die  andern,  aufser  diesem  Gebirgskranze,  oft  nur  wenige  Stunden 
nördlich  gelegenen  Orte. 

Der  Berg,  welcher  die  Ruinen  von  Godesberg  trägt,  ist  ein  Ba- 
saltkegel, ande.e  Höhen  bei  Muffendorf  sind  ebenfalls  basaltisch,  und 
der  ungefähr  eine  Stunde  von  Godesberg  entfernte,  von  Mehlem  auf- 
wärts sich  erstreckende,  an  das  basaltische  Rolandseck  sich  lehnende 
Roderberg,  scheint  ein  ausgebrannter  Vulkan  zu  sein. 

Um  die  zweckmäfsige  Benutzung  der  M.quelle  zu  Godesberg  er- 
warb sich  der  letzte  Kurfürst  von  Colin,  Maximilian,  wesentliche 
Verdienste ;  er  liefs  1789  den,  bis  dahin  gegen  den  Andrang  von  wil- 
dem Wasser  nicht  geschützten,  Brunnen  gut  fassen  und  führte  die 
geschmackvollen,  Godesberg  zierenden  Gebäude  auf,  welche  gegen- 
wärtig den  Kurgästen  zur  Wohnung  dienen. 

Das  M.wasser  zu  Godesberg  ist  kalt,  klar,  perlt  wenig,  hat  einen 
angenehmen  zusammenziehenden  Geschmack,  und  gehört  nach  seinen 
Mischungsverhältnissen  zu  der  Klasse  der  erdig- alkalischen  Eisen- 
wasser. 

Chemisch  untersucht  wurde  das  M.wasser  von  Würz  er  und 
Pickel.     Sechzehn  Unzen  enthalten: 


Kohlensaures  Natron  . 
Schwefelsaures  Natron 
Chlornatrium 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaures  Eisen  . 
Kieselerde  . 
Extractivstoff 

Kohlensaures  Gas    . 

Die  jetzige  M.quelle  zu  Godesberg  betrachtet  Döbereiner  als 
eine  neue,  nach  dem  Untergang  der  altern  neu  aufgefundene  und  ge- 


nach  W  u  r  z  e  r : 

nach  Pickel: 

7,000  Gr.      . 

7,240  Gr. 

.        •        . 

2,100  — 

1,333  — 

0,550  — 

2,666  — 

3,100  — 

31,600  — 

0,500  — 

0,075  — 

0,040  — 

•                          •                • 

0,250  — 

. 

0,025  — 

42,674  Gr. 

13,805  Gr. 

16,00  Kub.  Zoll. 

12,00  K.  Zoll 

492 

fafstc.    Nach  seiner  Bestimmung    enthält  sie   ein  Salz ,   welches  aus 
folgenden  TheUeu  zusammengesetzt  ist: 

Kohlensaures  Eisen        .        .  1  Antheil 

Kohlensaure  Talkerde  2        — 

Kohlensaure  Kalkerde     .     '   .  3        — 

Kohlensaures  Natron  3        — 

Chlornatrium  ....  4        — 

Schwefelsaures  Natron  2        — 

Benutzt  Avird  das  M.wasser  zu  Godesherg  innerlich  und  aufserlich. 
Zu  vier  his  sechs  Gläsern  allein  oder  mit  Mich  getrunken ,  wird  es 
leicht  vertragen;  in  früheren  Zeiten  wurde  es  in  nicht  unbeträchtli- 
cher Menge  versendet.  Bäder  von  diesem  M.wasser  werden  entweder 
in  der  hier  befindlichen  Badeanstalt,  oder  in  den  Frivatwohnuugen 
der  Kranken  gegeben. 

Mit  günstigem  Erfolge  hat  man  das  M.wasser  zu  Godesherg  be- 
nutzt bei  Krankheiten  von  allgemeiner  oder  örtlicher  Schwäche,  — 
namentlich  bei:  Nervenschwäche,  Krankheiten  des  Uterinsystems, 
Anomalieen  der  Menstruation,  Bleichsucht,  Metrorrhagie,  Schwäche  der 
Verdauungswerkzeuge,  Krankheiten  der  Harnwerkzeuge  von  Schwä- 
che, Verschleimungen,  Schleimflüssen,  namentlich  Fluor  albus,  —  end- 
lich in  dem  Stadium  der  Reconvalescenz  oder  nach  dem  vorherge- 
gangenen Gebrauch  von  andern  M. quellen  als  stärkende  Nachkur. 

F.  Wurzer's  phys.  chemische  Beschreibung  der  Mineralquelle 
zu  Godesherg  bei  Bonn.  1790. 

Briefe  üb.  den  Aufenthalt  beim  Godesherg.  Gesundbrunnen.   1793. 
Ueber   die   chemische  Constitution    der  Mineralwässer  von  Dr.  J. 
\V.  1)  ober  ein  er.  Jena  1821.  S.  18.  19. 

E.  Wetzler's  Gesundbrunnen   und  Bäder.   Th.  II.    S.  358.  259. 
—    —    Nachträge  und  Zusätze.   S.  38. 
Nöggerath's  Rheinland-Westphalcn.  Bd.  III.  S.  82. 

G.  Bischof,  die  vulk.  Mineralquellen  Deutschlands  S.  174. 
Harlefs,  die  vorzügl.  Gesundbr.  S.  72. 

Huf  el  and  und  Osann's  Journal  der  prakt.  Heilk.  1827  Sup- 
plcmentheft  S.  123.  —  Bd.  LXXIX.  St.  6.  S.  121. 

E.  Weyden,  Godesherg,  das  Siebengebirge  und  ihre  Umgebun- 
gen. Für  den  Fremden  und  Heimischen  historisch-romantisch  geschil- 
dert  mit  naturhistorischen  Andeutungen.  Mit  einem  Stahlstich  und 
einer  Karte.  Bonn. 

B.  Hundeshagen,  der  Heilbrunnen  und  Badeort  Godesherg  bei 
Bonn  am  Rhein.  Köln  1833. 

Die  M. quelle  zu  Tvnnisstein,  Tonnstein  (Antoniusstein) 
oder  der  Tillerborn  im  Kreise  Mayen,  —  in  der  Fortsetzung  des 
an  Traft,  vulkanischer  Asche,  Laven  und  andern  vulkanischen  Gc- 
birgsarten  so  ergiebigen,  an  Naturschönheiten  so  reichen  romantischen 
Brolilcr  Thaies,  unfern  des  Laudier  Sees. 

Das  M.wasser  ist  von  einem  angenehmen   säuerlich -prickelnden, 


493 

eisenhaltig  zusammenziehenden  Geschmack,  hell,  klar,  wirft  unauf- 
hörlich starke  Blasen  ;  —  der  Luft  ausgesetzt,  präeipitirt  es  nach  12 
Stunden  seinen  ganzen  Eisengehalt. 

Nach  J.  Funke's  Untersuchung  enthalten  sechzehn  Unzen: 


Schwefelsaures  Natron 

0,80  Gr. 

Chloruatriüm        .         ... 

0,95  — 

Kohlensaures  Natron 

.-       7,25  - 

Kohlensaure  Kalkerde 

9,00  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul 

0,10  — 

18,10  Gr. 

Kohlensaures  Gas 

.      21,04  Kuh.  Zoll. 

Das  M.wasser  zu  Tönnissteiu  wird  vorzugsweise  zu  Versendun- 
gen benutzt.  Die  Menge  der  im  Jahr  1819  verschickten  Krüge  be- 
trug 84000,  von  welchen  10000  nach  Berlin  versendet  wurden. 

Bei  Bestellung  des  Tönnissteiner  M.wassers  wendet  man  sich: 
An  die  Brunnenverwaltung  in  Tönnissteiu,  bei  Andernach,  oder  an 
Hru.  Dahl  jun.  in  Coblenz. 

Günther  Andernac.  comment.  de  haineis  et  aquis  medicatis. 
Argeutor.  1565.  p.  136. 

Tabernä  montan  us,  neuer  Wasserschatz.  Frankf.  1593.  S.  316. 

Petri  Holtzcnii  descriptio  fontis  medicati  St.  Antonii  vulgo 
Tilleboru  dicti  prope  Andernacum.  Colon.  Agripp.  1620.  12. 

J.  D.  Horst,  Beschreibung  des  Sauerbrunnens  zu  Langenschwal- 
bach  und  Dönnigstein.  Frankfurth  1659. 

—  —  Kurze  Beschreibung  des  Tönuisteiner  Sauerbrunnens. 
Frankfurth  1680. 

J.  Th.  Mören's  Beschreibung  des  Tönnisteiner  Sauerbrunnens. 
Bonn  1699. 

De  methodo  usurpandi  ac  cum  utilitate  bibendi  aquas  Dünsteinen- 
ses,  cf.  Behrii  Medicina  consultatoria.  1751.  p.  58. 

S.  Grabeier,  über  Tönnistein.  Boun  1755. 

F.  Wallerstein,  Abhandlung  über  die  vorzüglichsten  Eigen- 
schaften des  bisher  so  sehr  verkannten  Tönuisteiner  Heilbrunnen.  An- 
dernach im  siebenten  Jahre  der  Frankenrepublik. 

J.  Funcke  in:  Schweigger's  Journal  für  Chemie  und  Physik. 
1811.  Bd.  III.  St.  4.  S.  383. 

Einige  Worte  über  die  Mineralquelle  zu  Tönnisstein  von  F.  We- 
geier. Coblenz  1811.  —  1821.  —  französisch  1812. 

E.  Wetzler,  über  Bäder  und  Gesundbr.  Th.  II.  S.  361. 

Harlefs,  die  vorzügl.  Gesundbr.  S.  59. 

—  —     Rheinische  Jahrbücher.  Bd.  I.  St.  1.  S.  201. 

G.  Bischof,  die  vulk.  Mineralquellen  Deutschlands.  Bonn  1826. 
S.  175. 

Hufeland  und  O sann's  Journal  der  prakt.  Heilk.  1827  Sup- 
plementheft S.  122. 


494 

Die  M. quelle  zu  Brohl  oder  Burgbr ohl,  kaum  eine  Vier- 
telstunde von  ßrobl,  in  einem  höchst  romantischen  Thale,  an  einem 
Kalksinterfelsen  entspringend,  ausgezeichnet  durch  ihren  grofsen  Reich- 
thum  an  kohlensaurem  Gase  und  Eisen. 

Nach  einer  Analyse  von  G.  Bischof  betrug  die  Temperatur  des 
M.wassers  12°  R.  An  festen  Bestandtheilen  enthielt  das  M.wasser 
nach  zu  verschiedenen  Zeiten  vorgenommenen  Untersuchungen  in 
10,000  Theilen  17—23,  1771,  —  nämlich : 

Kohlensaures  Natron 8.0097  Theile 

Schwefelsaures  Natron ■    1,0944  — 

Chlornatrium 1,2780  — 

Kohlensaure  Kalkerde 5,1538  — 

Kohlensaure  Talkerde          .        .        .        .        .  5,7489  — 
Kohlensaures  Eisenoxjdul  nebst  einer  geringen 

Menge  Thonerde  und  Manganoxyd          .        .  1,4197  — 

Kieselerde 0,4726  — 

23,1771     Theile 
100  Kuh  Z.  Wasser  geben  165  Kuh.  Z.  kohlensaures  Gas. 

Sehr  bemerkenswert!)  aufser  dieser  M.quelle  ist  eine  durch  ihre 
starke  Kohlensäure -Entwickelung  ausgezeichnete  Gasquelle,  welche 
G.Bischof  auffand,  300  Schritte  von  der  Brohler  M.quelle,  eine 
Viertelstunde  von  der  M.quelle  zu  Tönnisstein,  anderthalb  Stunden 
von  dem  Laacher  See  entfernt.  Die  Menge  des  hier  ausströmenden 
kohlensauren  Gases  beträgt  in  24  Stunden  4237  Rheinl.  Kub.  Fufs. 
Diese  Gasquelle  ist  ganz  frei  \on  Beimischung  von  Schwefelwasser- 
stoffgas, welches  so  häufig  in  ähnlichen  vorzukommen  pflegt. 

Harlefs  a.  a.  O.  S.  128. 

G.  Bischof  in:  Hufeland  und  Osann's  Journal  der  prakt. 
Heilk.  Bd.  LXXIII.  St.  5.  S.  116.  —  1827  Supplementheft  S.  104. 

D er  Heilbrunnen,  wegen  seines  Salzgehaltes  auch  Halboru 
genannt,  im  Kreise  Mayen,  unfern  der  M.quelle  zu  Tönnisstein  in  ei- 
ner tiefen  Thalschlucht,  schon  von  Tabernämontanus  gekannt 
und  gerühmt,  neuerdings  von  Funke  anatysirt. 

Das  M.wasser  ist  klar,  von  einem  salzig-laugenhaften  Geschmack, 
präeipitirt,  der  atmosphärischen  Luft  ausgesetzt,  bald  seinen  Gehalt 
an  Eisen  und  Kalkerde,  und  gehört  nach  seiner  chemischen  Consti- 
tution zu  der  Klasse  der  alkalisch-erdigen  Säuerlinge. 

Nach  Funke's  Analyse  enthalten  sechzehn  Unzen: 

Schwefelsaures  Natron          .        .  1,30  Gr. 

Chlornatrium          ....  4,80  — 

Kohlensaures  Natron     .        .         .  10,80  — 

Kohlensaure  Kalkerde  .        .        .  11,10  — 


495 

Kohlensaure  Talkerde  .        .        .        0,40  Gr. 
Kohlensaures  Eisenoxydul    .        .        0,20  — 

28,60  Gr. 
Kohlensaures  Gas  12,80  Kub.Z. 

Günther  Andernac.  comment.  de  balneis  et  aquis  medicatis. 
p.  135. 

Th.  Tabernämon  tanus,  neuer  Wasserschatz.  S.  313. 
Harlefs,  die  vorzügl.  Gesundbr.  und  Heilbäder.  S.  72. 

Die  M.  quelle  bei  Ob  er  in  endig  oder  Obermennig  im 
Kreise  Mayen,  unfern  Andernach,  zwei  Stunden  südlich  vom  Laacher 
See,  am  Fufse  der  berühmten  und  als  Handelsartikel  für  diese  Ge- 
gend so  wichtigen  Brüche   der  Nieder-  und  Obermendiger  Mühlsteine. 

Günther  v.  An  dem  ach  und  Tabernämon  tanus  gedenken 
dieser  M.quelle  unter  dem  Namen  des  „Kesselborns  von  Mendich." 

Die  M.quelle  ist  reich  an  Eisen  und  Kohlensäure,  von  einem  an- 
genehm zusammenziehenden  Geschmack,  stark  perlend,  und  enthält 
nach  Funke's  Analyse  in  sechzehn  Unzen : 

Schwefelsaures  Natron 
Chlornatrium 
Kohlensaures  Natron 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaures  Eisenoxydul 

Kohlensaures  Gas 

Bei  Niedermendig  findet  sich  eine  ähnliche,  aber  schwächere 
M.quelle. 

Funke  in:  Schweigger's  Journal  für  Physik  und  Chemie.  Bd. 
III.  St.  4.  S.  383. 

Harlefs  a.  a.  O.  S.  120. 

Die  M.  quellen  bei  Ober-  und  Nieder-Zissen  im  Kreise 
Mayen,  beide  anderthalb  Stunden  von  einander  südlich  von  Tönnis- 
stein,  und  von  Burgbrohl  anderthalb  Stunden  entfernt,  in  ihrem 
Gehalt  an  Kohlensäure,  kohlen  -  und  salzsaurem  Natron  ähnlich  der 
Mineralquelle  zu  Birresborn.  Beide  M.quellen  liegen  am  Fufse  von 
zwei  interessanten  vulkanischen  Bergen,  dem  Herzenberg  und  dem 
Bausenberg,  deren  abgeflachte  Gipfel  ehemalige  Krater  vermuthen 
lassen. 

Harlefs  a.  a.  0.  S.  128. 

Die  M.quelle  zu  Heppingen,  im  Kreise  Ahrweiler,  von 
Ahrweiler  nur  anderthalb  Stunden  entfernt,  nahe  bei  dem  Dorfe  Hep- 
pingen, in  dem  anmuthigen  Thale  der  Ahr,  am  Fufse  der  Landskrone, 
eines  1100  Fufs  hohen  Basaltberges,  schon  Günther  v.  Ander- 
nach und  Tabernämontanus  bekannt. 


0,80  Gr. 

0,70  — 

0,80  — 

2,00  — 

0,80  — 

5,10  Gr. 

27,90  Kub.Z 

496 


Sie  entspringt  aus  Grauwacke  und  scheint  auf  der  Gränze  zwi- 
schen Grauwacke  und  Basalt  hervorzudringen,  oder  vielmehr  selbst  im 
Basalte  ihren  Ursprung  zu  haben.  So  weit  die  Grauwacke  um  die 
M.quelle  eutblöfst  ist,  zeigt  sie  eine  grofse  Zerrüttung  ihrer  Schich- 
ten, welche  wahrscheinlich  durch  das  Aufsteigen  des  Basaltes  veran- 
lafst  ist. 

Das  M.wasser  ist  völlig  klar,  von  einem  sehr  angenehmen  Ge- 
schmack, setzt  wenig  Eiseuoxyd  ab  und  gehört  zu  der  Klasse  der 
alkalisch-erdigen  Säuerlinge. 

Nach  Funke's  Analyse  enthalten  sechzehn  Unzen: 


Kohlensaures  Natron 

6,20  Gr. 

Schwefelsaures  Natron  . 

2,10  — 

Chlornatrium 

3,00  — 

Kohlensaure  Talkerde 

2,40  — 

Kohlensaure  Kalkerde            . 

1,30  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul    . 

Spuren 

15,00  Gr. 

Kohlensaures  Gas 

17,06  Kuh.  Z. 

Wegen  ihrer  tiefen  Lage  ist  diese  M.quelle  leicht  Ueberschwem- 
mungen  der  Ahr  ausgesetzt. 

Ausser  dieser  M.quelle  ist  unfern  derselben  eine  zweite  zu  be- 
merken, der  Lau  dsk  roner  M.  brunnen,  welcher  höher  gelegen 
sich  durch  seinen  verhält  nifsmäfsig  höchst  geringen  Gehalt  au  Eisen 
auszeichnet  und  dadurch  sich  wesentlich  von  der  Mehrzahl  der  Säuer- 
linge unterscheidet. 

Nach  G.  Bischofs  im  J.  1831  unternommenen  Analyse  enthal- 
ten 10,000  Gewichtstheile 

Kohlensaures  Natron         .        .        .  8,145 

Chlornatrium 4,076 

Schwefelsaures  Natron     .        .        .  2,413 

Kohlensaure  Talkerde       .         .         .  3,563 

Kohlensaure  Kalkerde_      .        .        ^  2,433 

Eiseuoxyd  und  Thonerdc         .        .  0,041 


20,671 


Freies  und  halbgebundenes  kohlensaures  Gas  in 
einem  Maalstheil  M.wasser      .... 


1,3932. 

Die  Gesellschaft  des  Landskroner  Brunnens  beabsichtigt  bei  der 
Quelle  ein  bequem  und  geschmackvoll  eingerichtetes  Kurhaus  auffüh- 
ren zu  lassen. 

Günther.  Andernac.  de  balncis.  1565.  p.  130. 

Tab  er  n  am  o  n  t  a  n  u  s ,  neuer  Wusserschatz.  Frankf.  1503.  S.  406. 

Funke  in:  Schweiggcr's  Journal  für  Physik  und  Chemie. 
Bd.  III.  St.  4.  S.  383. 

Barlefa  a.  a.  O.  S.  50. 

G.  Bischof  a.  a.  O.  S.  175. 

Hufe- 


497 

Hufeland  und  Osaun's  Journal   der  prakt.  Heilk.  1827. 
Das  Ahrthal  von  E.  Weyden.  Bonn  1835. 

Rheinische  Provinzial-Blätter  für  alle  Stände.  1839.  Nr.  16.  S.  180. 
—  Nr.  17.  S.  186. 

Die  M.  quelle  zu  Birre  sbom  im  Kreise  Prüm,  im  Kyllthale, 
zwei  Stunden  von  Hillesbeim,  drei  von  Prüm,  sehr  angenehm  gele- 
gen. Gefafst  wurde  sie  schon  1757,  fast  gleichzeitig  untersucht  von 
E.  Cohausen,  beschrieben  von  Valent.  Ernst  Euge.nius,  1824 
durch  die  Sorgfalt  des  Hrn.  Landrath  Barsch  neu  gefafst  und  durch 
ein  geschmackvolles  Kuppeldach  geschützt,   und  neuerdings  analysirt. 

Der  neuesten  Analyse  zufolge  hat  das  M.wasser  die  Tempe- 
ratur von  8,1°  R.  bei  12,3°  R.  der  Atmosphäre,  und  enthält  nach 
Schmitz  und  Velin  g  in  10,000  Theilen: 


Chlornatrium 
Schwefelsaures  Natron 
Kohlensaures  Natron 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaures  Eisen  . 
Unauflöslichen  Rückstand 
Verlust        . 


7,3400  Th. 
3,7200  — 
18,7500  — 
3,4700  — 
0,4400  - 
2,1200  — 
0,5000  — 
3,6700  — 


40,0100  Th. 
Freie  Kohlensäure    ....  45,2000  Th. 

(In  dieser  Analyse  scheint  indefs  der  Eisengehalt  zu  hoch  an- 
gegeben.) 

G.  Bischof  a.  a.  O.  S.  165. 

Hufeland  und  Osann's  Journal  der  prakt.  Heilk.  Bd.  LXXII. 
St.  1.  S.  104.  —  1827  Supplementheft  S.  126. 

R.  Brandes  Archiv  Bd.  XXVI.  S.  160. 

Harlefs  a.  a.  O.  S.  126. 

Harlefs  in:  Hufeland  und  Osann's  Journ.  der  prakt.  Heilk. 
Bd.  LXXII.  St.  1.  S.  104. 

Die  DraisweiTter-  o der  Dr  eiser-  Weiher  M. quellen  im 
Reg.Bezirk  Trier,  im  Kyllthale,  zwei  Stunden  von  Daun,  anderthalb 
von  Hillesheim,  in  einer  vulkanischen  Gegend,  bei  den  Dörfern  Dreis, 
Dockweiler,  Pruck  und  Oberheh  auf  einer  von  Anhöhen  wallförmig 
umgebenen  Wiese,  welche  früher  mit  Wasser  bedeckt  zu  den  soge- 
nannten Maaren  gehörte.  Nach  G.  Bischof  sind  hier  vier  M.quel- 
len  zu  unterscheiden :  1.  die  Dreisader,  2.  der  Kuchendreis, 
3.  der  Jude  ndreis  und  4.  der  Stock  dreis. 

Die  beiden  ersten  liegen  nahe  bei  einander,    sind    sehr   reich    au 
kohlensaurem  Gase,  Salzen   und  Eisen.     Das   M.wasser    des   Juden- 
dreis dagegen  enthält  zwar  auch  nach   G.  Bischof   viel    freie  Koh- 
lensäure, kohlensaures  Natron,   aber   wenig   Chlornatrium,    gar   kein 
II.  Theil.  I  i 


498 

Glaubersalz,  wenig  Kalkcrde  und  nur  äufserst  wenig  Eisen.  Untei 
allen  vier  M.quellen  zeigt  die  Dreisader  die  stärkste  Entwickeln^ 
von  freier  Kohlensäure ,  etwas  weniger  der  Kuche-ndreis  und  noci 
weniger  die  beiden  letztern.  Die  Temperatur  dieser  M.quellen  ist 
10-10,5°  R. 

Das  Gebirge  in  Rheinland- Westpbalen   von  Nöggeratb.   Bd. 
S.  66.  72. 

G    B  i  s  c  b  o  f  a.  a.  O.  S.  162. 
Harle  fs  a.  a.  O.  S.  123. 

Die  M. quelle  zu  Gerolstein  im  Kyllthale,  eine  Stunde  von 
Birresborn  entfernt,  am  Fufse  eines  der  ausgebrannten,  von  Sten- 
gel beschriebenen  Vulkane  der  Eifel.  Sein  Krater  ist  noch  wohl 
erhalten,  und  die  Lavaströme  ergiefsen  sich  über  Uebergangs- 
kalkstein. 

Das  M.wasser  scheint  dem  von  Birresborn  ähnlich,  sich  aber 
wesentlich  von  vielen  andern  Säuerlingen  dadurch  zu  unterscheiden 
dafs  dasselbe  frei  von  Eisen  ist. 

Stengel  in:  Das  Gebirge  in  Rheinland- Westpbalen  von  Nüg 
gerath.  Bd.  I.  S.  92. 

G.  Bischof  a.  a.  0.  S.  165. 
Harlefs  a.  a.  0.  S.  127. 

Der  Brudeldreis  auf  dem  rechten  Kjllufer  unfern  Birresborn' 
und  die  Quelle  bei  Hezerath,  fünf  Stunden  von  Trier,  —  zwe< 
Gasquellen,  welche  mit  einem,  sehr  weit  vernehmbaren  Geräusch,  aus 
Grauwacke  kohlensaures  Gas  entwickeln. 

J.  Fr.  Schanat,  Eiflia  illustrata,  —  übersetzt  von  Bärschi 
1824.  T.  I. 

Schwciggers  Journal  der  Chemie.  1825.  N.  R.  Bd.  XII.  St.  I 
Harlefs  a.  a.  0.  S.  124. 

Die  W imminger  oder  Caud  enthalcr  M. quelle  auf  den 
rechten  Ufer  der  Mosel,  zwei  Stunden  von  Coblenz,  dem  Fleckei 
Wimmingcu  gegenüber,  schon  von  Günther  v.  Andernach  um 
Tab  ern  ä montan us  gerühmt,  scheint  nur  wenig  Eisen  zu  enthal 
ten,  aber  reicher  au  kohlensaurem  Natron    und  Chlornatrium  zu  sein 

Harlefs  a.  a.  0.  S.  125. 

Die  M.  quelle  zu  Wehr  und  die  Wohlmühler  M  quelle 
unfern  der  M.quellen  von  Ober-  und  Nieder  -  Zissen ,  schon  vot 
Günther  v.  Andernach  und  Tab  ernäm  ontanus  erwähnt. 

Harlefs  a.  a.  0.  S.  128. 

Die  M.quellen  bei  der  Stadt  Dann  im  Reg.  Bezirk  Triei 
(ine    Stunde    östlich    von    Gerolstein,    der   Zahl  nach  drei,    nämlich 


499 

1.  der  Lenziger  M.brunnen,  weniger  Eisen,  aber  mehr  Kohlen- 
säure als  die  übrigen  enthaltend,  wegen  seines  angenehmen  Ge- 
schmacks von  den  Bewohnern  der  Umgegend  gern  getrunken.  2.  Der 
Hotzerbrunnen,  reicher  an  Eisen  und  Salzen  als  der  vorige,  und 
3.  der  Daunerbecher,  ausgezeichnet  durch  die  Menge  seines  Ei- 
sengehaltes. 

Harlefs  a.  a.  0.  S.  122. 

Der  Säuerling  im  Titale  Ehr enbr eilstein,  auf  dem 
rechten  Rheinufer,  Coblenz  gegenüber,  am  östlichen  Eude  von  Eh- 
renbreitstein,  am  Fufse  der  Arzheimer  Höhe,  auch  nach  dem  nahen 
Dorfe  Mühlen  der  „Mühlener  Sauerbrunnen''  genannt,  —  schon  von 
Giinthcrv.  Andernach  und  Tabernämo  ntanus  gekannt,  we- 
gen seines  angenehmen  Geschmackes  ein  Lieblingsgetränk  der  Be- 
wohner von  Coblenz  und  der  Umgegend. 

Nach  Döbereiner's  Bestimmung  enthalten  700  Kub.  Zoll  dieses 
M.wassers : 


Talkerde   . 

.     -   19,0  Gr. 

Kalkerde    . 

26,9  — 

Natron 

29,5  — 

Kieselsäure 

15,0  — 

Kohlensäure 

41,4  - 

131,8  Gr. 

Aufser  diesen  eine  geringe  Menge  von  Eisen  und  Kochsalz. 

Harlefs  a.  a.  0.  S.  139. 

Döbereiner,  über  chemische  Constitution    der   Mineralwasser. 

S.  17.  18. 

Die  M.  quelle  bei  Riedenberg  an  der  Westseite  des  Hoch- 
waldes, im  Regierungs-Bezirk  Trier,  vier  Stunden  von  Birkenfeld  in 
der  Richtung  gegen  Trarbach  zu,  ehemals  zu  der  hintern  Grafschaft 
Sponheim  gehörig.    Noch  maugelt  eine  gute  Analyse  derselben. 

Harlefs  a.  a.  O.  S.  142. 

Aufser  diesen  finden  sich  noch  eine  Menge  weniger  bekannter 
Säuerlinge,  unter  andern  der  Pönterbrunnen.  die  M.quellen  von 
Mettersdorf,  Bassenheim,  Kerlich  u.  a. 


An  diese  M.quellen  schliefsen  sich  zwei  andere,  zwar  nicht  im 
Grofsherz.  Niederrhein,  sondern  in  dem  Grofsherz.  Oldenburgischen 
Fürstenthum  Birkenfeld  nahe  bei  einander  gelegene,  —  die  M.quellen 
zu  Hambach  und  Schwollen. 

Beide  M.quellen  scheinen  schon  in   den   ältesten  Zeiten   bekannt 

Ii2 


500 

gewesen  zu  sein;  einen  bedeutenden  Ruf  erlangten  sie  in  der  letzten 
Hälfte  des  sechzehnten  Jahrhunderts.  Raveustein  beschrieb  sie 
1744  und  Maler  17S4,  17S0  -wurde  ein  Badehaus  gebaut.  Dem  Eni- 
porblühen  der  Badeanstalt  trat  indessen  die  französische  Revolution 
hinderlich  entgegen.  Seit  dem  J.  1815,  wo  das  Fürstenthum  unter 
Oldenburgische  Herrschaft  kam,  hat  sich  besonders  Hr.  Dr.  Rieken 
um  die  M. quellen  wesentliche  Verdienste  erworben,  sowohl  durch 
Vorschläge  zur  bessern  Benutzung  derselben,  als  durch  eine  sehr  aus- 
führliche Monographie.  —  Die  Errichtung  eines  neuen  Kur-  und  Ba- 
dehauses mit  Einrichtungen  zu  M. schlämm-  und  Gasbädern,  so  wie 
zu  Douche-  und  Regenbädern  steht  bevor. 

1.  Die  M.  quellen  oder  der  Sauerbrunnen  zu  Hamb  ach, 
einem  Dorfe,  eine  Stunde  von  Birkenfeld,  von  Kreuznach  14  Stunden, 
von  Bingen  18  Stunden,  von  Trier  10  Stunden  entfernt,  liegen  in  ei- 
nem anmuthigen  Thale  zwischen  zwei  waldbekränzten  Bergen ,  an  i 
der  Landstrafse,  die  von  Birkenfeld  nach  dem  Huudsrück  und  an  die 
Mosel  führt. 

Man  unterscheidet  hier  vier  Quellen,  die  zur  Klasse  der  alkalisch- 
erdigen Eisenwasser  gehören: 

«.Die  Hau  pt-  Trink  qu  eile,  ovalrund  in  Wackensteinen  ge- 
fafst,  aber  unbedeckt,  giebt  in  einer  Stunde  339  Litres  Wasser.  Das  i 
frisch  geschöpfte  M.wasser  ist  vollkommen  hell  und  klar,  perlt  stark; 
der  Einwirkung  der  atmosphärischen  Luft  ausgesetzt,  fängt  es  nach 
zwölf  Stunden  an  sich  zu  trüben  und  läfst  später  gelb-röthliche 
Flocken  von  Eisenoxyd  fallen.  Es  hat  einen  stechenden,  säuerlichen, 
etwas  zusammenziehenden,  erfrischenden  Geschmack  und  eine  Tem- 
peratur von  8,75°  R.  nach  Kastner.  Die  speeif.  Schwere  beträgt 
nach  Becker:  1,005. 

Dieses  M.wasser  zeichnet  sich  durch  eine  sehr  feste  Bindung  der 
Kohlensäure  und  eine  sehr  grofse  Innigkeit  der  Mischung  seiner  Be- 
standteile aus,  daher  es  auch  versendet  werden  kann. 

b.  Die  Albertusquelle,  1781  entdeckt,  70  Schritte  oberhalb  der 
Trinkquelle,  an  eiuer  sumpfigen  Stelle,  gefafst  und  auch  bedeckt,- 
giebt  in  eifler  Stunde  168  Litres  Wasser.  Das  Wasser  derselben  ist 
klar,  perlt  aber  minder  stark  und  hat  einen  minder  stechenden  Ge- 
schmack, als  das  der  vorigen  Quelle;  —  der  Geruch  erinnert  entfernt 
an  Schwefelwasserstoff.  Die  Temperatur  beträgt  nach  Becker  9,5° 
R.  und  das  spec.  Gewicht  1,004. 

c,  d.  Die  Bade  quellen,  zwei  an  der  Zahl,  eine  grölsere  und 
eine  kleinere,  ebenfalls  gefafst.  Die  gröfsere  liefert  in  einer  Stunde 
hinreichendes  Wasser  zu  '26  Bädern.  Der  Geschmack  des  Wassers 
ist  wie  bei  der  vorigen  Quelle,  aber  der  Geruch  stärker  nach  Koh- 
lensäure, welche  sich  so  stark  entwickelt,  dafs  sie  eine  1^  Fufs  starke 
Schiebt  über  dem  Spiegel  der  Quelle  bildet.  Das  spec.  Gewicht  des 
Wassers  ist  nach  Bccktr  1,004;  die  Temperatur  11—12°  R>,  —  nach 
Käst  iifi  nur  8,40°  B. 


501 

2.  Die  M. quellen  zu  Schwollen,  eine  Viertelstunde  vom 
Dorfe  Schwollen,  zwei  Stunden  von  Birkenfeld,  dreiviertel  Stunden 
vom  Hainbacher  Sauerbrunnen  entfernt. 

Man  unterscheidet  hier  zwei  Quellen,  welche  zwischen  den  alka- 
lisch-salinischen und  alkalisch-erdigen  Eisenwasseru  in  der  Mitte  ste- 
hen, und  sich  auch  durch  ihren  Gehalt  an  Brom-  und  Jodnatrium 
auszeichnen. 

a.  Die  obere  Trink  quelle,  gefafst  und  mit  einem  Dache 
versehen,  giebt  in  einer  Stunde  189  Litres  Wasser.  Dasselbe  ist  klar 
und  perlend,  von  milderem,  nicht  so  zusammenziehendem  Geschmacke 
als  das  der  Hamhacher  M.quellen,  doch  stechender  auf  der  Zunge, 
Die  Temperatur  beträgt  9,75°  R.  nach  Kastner. 

Die  frühere  Meinung,  dafs  dies  M.wasser  sich  nicht  gut  zur  Ver- 
sendung eigne,  theilt  Kieken,  gestützt  auf  eigene  Erfahrung,  nicht. 

b.  Die  untere  M. quelle,  gefafst,  früher  bedeckt,  jetzt  offen, 
giebt  in  einer  Stunde  146  Litres  Wasser,  das  sehr  klar,  stark  per- 
lend und  von  angenehmem,  erfrischendem  Geschmack  ist.  Die  Tem- 
peratur beträgt  nach  Kästner  9,2°  R. 

Zu  bemerken  ist  noch  der  rings  um  alle  M.quellen,  besonders  um 
die  untere  Schwollener  Quelle,  in  sehr  bedeutender  Menge  sich  vor- 
findende,  fettig  anzufühlende,  rothbraune  Mineralschlamm,  welcher  als 
ein  ocherartiger  Niederschlag  der  M.quellen  zu  betrachten  ist. 

Sowohl  die  Hambacher  als  die  Schwollner  M.quellen  entspringen 
aus  Uebergangsgebirge,  und  zwar  aus  Grauwacke.  — 

Chemisch  analysirt  Avurden  die  Hambacher  und  Schwollener  M.- 
quellen zuerst  von  Maler  (1778,  1781  und  1782),  dann  (1835—1836) 
vom  Apotheker  Adam  Becker  und  zuletzt  (1S3S)  vom  Professor 
Kastner. 

Die  Hambacher  M.quellen  enthalten  in  sechzehn  Unzen  nach 
Maler: 

1.  Die  Trinkquelle:  2.  Die  Badequelle: 

Kohlensaures  Natron  „        0,629  Gr.      .        .        0,370  Gr. 

Kohlensaure  Kalkerde  .  3,703  —  ,  .  2,296  — 
Kohlensaures  Eisenoxydul  0,200  —  .  .  0,120  — 
Kohlensaure  Thonerde        ,        1,481  —        .        .        0,312  — 

6,013  Gr.  3,098  Gr. 

Kohlensaures  Gas    .        ,        21,333  Kub.  Z.  13,500  Kub.Z, 

3.     Die  Albertusquelle  : 

Kohlensaures  Natron  .        .        .  0,111  Gr„ 

Kohlensaure  Kalkerde  .        ,  1,111  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul  .  0,120  — 

Kohlensaure  Thonerde        .        .  0,592  — 


1,934  Gr. 
Kohlensaures  Gas      .        .        „        13,500  Kub.  Z. 


502 


Nach  deu  neuem  Analysen  enthält  in  sechzehn  Unzen 
Die  Trinkquelle 

nach  Becker: 


Kohlensaures  Natron 
Kohlensaures  Lithion 
Kohlensaure  Ba^terde 
Kohlensaure  Strontianerde 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaures  Manganoxydul     . 
Kohlensaures  Eisenoxydul 
Quellsaures  und  qucllsatzsaures 
Natron     ..... 
Schwefelsaures  Natron     . 
Phosphorsaures  Natron     . 
Basisch-phosphorsaure  Thonerde 
Kieselsäure         .... 

Thonerde 

Fluor-Calcium  .... 
Chlorkalium  .... 
Chlornatrium  .... 
Chlorlithium  .... 
Bromnatrium  .... 
Jodnatrium  .... 

Extractivstoff  und  Verlust 


1,339  Gr. 

Spuren 
Spuren 
1,117  — 

0,382  — 
Spuren 
0,835  — 


0,095  — 
0,010  — 

0,286  — 
0,006  — 

0,006  — 

0,045  — 


0,076 


Kohlensaures  Gas 


4,197  Gr. 
24,66    Kub.Z. 


Die  Hambacher  Badequelle   enthält   nach  K  a  s 
Kuh.  Z.  Kohlensaures  Gas. 


nach  Kästner: 
1,4150  Gr. 
0,0050  — 
0,0005  — 
0,0004  — 
1,1156  — 
0,3850  — 
0,0015  — 
0,6525  — 

0,0125  — 
0,0945  — 
0,0095  — 
0,0012  — 
0,2775  — 

Spuren 
0,0250  — 
0,0435  — 
Spuren 
0,0005  — 
Spuren 

4,0397  Gr. 
25,3596Par.K.Z. 
tner:   16,65   Par. 


Von  den  Seh  wollner  M.  quellen  enthalten  in  sechzehn  Unzen 
nach  Maler: 

1.  Die  obere  Trinkquelle  : 

Kohlensaures  Natron       .        .        1,55  Gr. 

Kohlensaure  Kalkerde  .  .  3,85  — 
Kohlensaures  Eisenoxydul  .  0,12  — 
Thonerde 


0,67  — 

6,19  Gr. 
17,33  Kub.Z. 


Die  untere  Quelle : 
1,37  Gr. 

5,47  — 
0,12  — 
0,67  — 


7,63  Gr. 
16,66  Kub.  Z. 


Kohlensaures  Gas 

Nach  den  neuern  Analysen  enthält  in  sechzehn  Unzen : 
Die  obere  Trinkquelle 

nach  Becker:        nach  Kästner 
Kohlensaures  Nation         .        .        1,855  Gr.      .        1,8750  Gr. 
Kohlensaures  Lithion         .         .        0,023  —        .        0,0225  — 


503 


0,017  Gr. 

0,0015  Gr. 

0,012  — 

0,0012  — 

0,994  — 

0,9925  — 

0,636  — 

0,6415  — 

Spuren 

0,0018  — 

0,685  — 

0,4925  — 

m 

0.0135  — 

0,145  — 

0,1465  — 

0,119  — 

0,1185  — 

le    . 

0,0015  — 

0,259  — 

0,2575  — 

0,143  — 

0,1425  — 

0,0005  — 

0,122  — 

0,1225  — 

0,511  — 

0,5115  — 

. 

0,0010  — 

0,0011  — 

0,017  — 

0,0165  — 

0,660  — 

. 

Kohlensaure  Baryterde 
Kohlensaure  Strontianerde 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaures  Manganoxydul    . 
Kohlensaures  Eisenoxydul 
Quellsaures  und  quellsatzsaures 

Natron 

Schwefelsaures  Natron     . 

Phosphorsaures  Natron     . 

Basisch  phosphorsaure  Thonerde 

Kieselsäure 

Thonerde   .... 

Fluorcalcium 

Chlorkalium 

Chlornatrium 

Chlorlithium 

Bromuatrium 

Jodnatrium 

Extractivstoff  uud  Verlust 

6,198  Gr.  5,3616  Gr. 

Kohlensaures  Gas      .  24,00  Kub.  Z.       24,9040Par.K.Z. 

Die  Schwollener  untere  M.quelle  ergab  nach  Kastner:  19,475 
Par.  Kub.  Z,  kohlensauren  Gases.  — 

Die  M.quellen  zu  Hainbach  und  Schwollen  werden  bis  jetzt  nur 
als  Getränk  und  Wasserbad  benutzt,  indessen  lassen  sich  auch  leicht 
M.schlammbäder  und  Gasbäder  'einrichten.  —  Zum  Trinken  bedient 
man  sich  vorzugsweise  der  Hambacher  Trink-  und  Albertusquelle,  so 
wie  der  oberen  Schwollener  Quelle. 

Getrunken  wirken  sie  im  Allgemeinen  belebend,  reizend,  stärkend, 
ohne  zu  sehr  zu  adstringiren,  im  Gegentheil  zugleich  gelinde  auflö- 
send, eröffnend  auf  die  Urinwerkzeuge  und  den  Darmkanal,  und  wer- 
den auch  bei  schwacher  Verdauung  leicht  und  gut  vertragen.  Ver- 
möge ihres  etwas  gröfsern  Gehalts  an  Salzen,  Brom  und  Jod  besitzt 
die  Schwollener  M.quelle  mehr  auflösende  Kräfte  als  die  Hambacher, 
deren  Wirkung  wegen  ihres  gröfsern  Eisen-  und  geringeren  Salzge- 
haltes tonisirender  ist. 

Sie  wirken  daher  vorzüglich  auf  die  Organe  der  Blutbereitüng, 
die  Circulation  des  Bluts  beschleunigend,  seinen  Cruor  vermehrend, 
—  auf  das  Nervensystem,  stärkend,  reizend,  belebend,  die  zu  grofse 
Reizbarkeit  desselben  vermindernd  und  in  gleichem  Verbältnifs 
seine  Iieaction  vermehrend,  —  auf  das  Muskelsystem  stärkend,  be- 
lebend, —  auf  das  Hautsystem  die  Absonderung  der  Haut  vermindernd 
und  ihre  Spannkraft  erhöhend,  —  auf  das  Knochensystem  die  Cohäsion 
desselben  vermehrend,  —  auf  das  Drüsen-  und  Lymphsystem  und  alle 
schleimabsonderudeu  Häute,  ganz  besonders  aber  auf  den  Unterleib 
stärkend  und  doch  zugleich  auflösend,  —  auf  die  Niereu  die  Urinse- 


504 

cretion  vermehrend  und  zugleich  stärkend,  —  die  Productivität  im 
Allgemeinen  vermehrend  und  von  specifiker  Wirkung  auf  das  Uterin- 
system. 

Als  Wasserbad  angewendet,  wirken  die  Hambacher  und  Schwol- 
lener  M.quellen  auf  eine  ihrer  Wirkung  beim  innern  Gebrauch  ana- 
loge Weise. 

Diese  M.quellen  eignen  sich  daher  vermöge  ihrer  stärkenden,  rei- 
zenden,  gelinde  auflösenden  Wirkungen  zur  Anwendung  in   allen    den  ! 
Fällen,  wo  Belebung  und  Stärkung  ohne  zu  grofse  Zusammenziehung  i 
und  Erhitzung,   wo    Auflösung  ohne  Schwächung,    Verbesserung   und 
Kräftigung  der  flüssigen  und  festen  Theile   beabsichtigt   wird,   —  bei  I 
Krankheiten    von    Schwäche    des    Nerven-    und   Gefäfssjstems ,    bei  j 
passiven  Blut-   und  Schleimflüssen,  Kachexieen  und  in  vielen  Fällen 
von  Stockungen  und  andern   Leiden   der  Digestion ,   Assimilation  und 
Nutrition,  —  Leiden  des  Haut-  und  Muskelsystems  von  Schwäche,  — 
und    als  Nachkur    nach    dem  Gebrauche    schwächender,    auflösender 
Heilquellen. 

Wenn  daher  die  M.quellen  contraindicirt  sind  bei  allen  acuten 
fieberhaften  Krankheiten,  Vollblütigkeit  und  Neigung  zu  entzündlichen 
Krankheiten  und  activen  Blutflüssen,  apoplektischer  Anlage,  organi- 
schen Fehlern  des  Herzens  und  der  grofsen  Gefäfse,  sowie  bei  Ver- 
härtung und  Exulcerationeu  wichtiger  Centralorgane,  so  sind  dagegen 
die  Krankheiten,  in  denen  sie  sich  besonders  hilfreich  erwiesen  ha- 
ben, nach  Rieken  folgende:  —  Hj'pochondrie  und  Hysterie,  — 
Krämpfe  und  Zittern  der  Glieder  mit  dem  Charakter  nervöser  Schwä- 
che, —  örtliche  krampfhafte  und  schmerzhafte  Affectionen,  Schwäche 
der  Sinnesorgane,  Lähmung,  —  chronische  Rheumatismen  und  Gicht  mit 
dem  Charakter  der  Atonie, —  krankhafte  Reizbarkeit  und  Schwäche  der 
äufsern  Haut  mit  Neigung  zu  profusen  Schweifsen,  —  Scropheln  und 
Rhachitis,  —  Schwäche  des  Magens  und  Darmkanals,  —  Neigung  zu 
passiven  Blutungen ,  —  übermäfsige  Schleimabsonderungen  der 
Schleimhaut  und  der  Respirationsorgane, — Bleichsucht  und  Anomalieen 
der  Menstruation,  —  Neigung  zu  Metrorrhagieen  und  Abortus,  Un- 
fruchtbarkeit, Fluor  albus  in  Folge  atonischcr  Schwäche,  Blennorrhöen 
der  Urinwerkzeuge,  Nachtripper,  —  Mercurial-Dyskrasieen. 

J.  F.  Ravenstein,  Bericht  von  den  bei  Birkenfeld  befindlichen 
mineralischen  Heil-  und  Gesundbrunnen.  Zweibrücken  1744. 

F.  W.  Maler,  Beschreibungen  und  Wirkungen  des  Hambacher 
und  Schwollener  Sauerbrunnens.  Karlsruhe  1784. 

Harlefs  a.  a.  0.  S.  145  ff. 

Die  Heilquellen  bei  Hambach  und  Schwollen  in  dem  Grofsherz. 
Oldenb.  Fürstenthum  Birkcnfeld ,  ihren  physischen  und  chemischen 
Verhältnissen  nach  untersucht  im  Jahre  1S3S  von  Dr.  K.  W.  G. 
Kästner. 

Heinr.  Chr.  Ricken,  die  eisenhaltigen  M.quellen  zu  Hambach 
und  Schwollen  im  Grofsherz.  Oldenb.  Fürstenthum  Birkenfeld.  Brüs- 
sel und  Leipzig  1840. 


III,    Die  Heilquellen  der  Provinz  Westphalen. 


R 


eich  an  starken  Kochsalz-  und  Eisenquellen,  besitzt 
Westphalen  mehrere  sehr  kräftige  Sclnvefelquellen,  aber 
keine  heifse  Thermalquelle. 

Hinsichtlich  der  Lage  der  einzelnen  M.quellen  und  der 
Formation,  Höhe  und  Richtung  der  Gebirgszüge  im  Ver- 
gleich mit  denen  des  südlichen  Teutschlands,  ergiebt  sich 
eine  wesentliche  Verschiedenheit.  Die  Wesergebirge  und 
der  Teutoburger  Wald  haben  nur  eine  mäfsige  Höhe,  das 
Land  der  Vechte  und  Ems  erhebt  sich  an  vielen  Orten  nicht 
über  60 — 80  Fufs  über  dem  Meere,  der  Weserspiegel  bei 
Minden  beträgt  nur  8S  F.,  —  die  Höhe  der  Eisenquelle  zu 
Ründeroth  460  F.,  der  Salzquellen  zu  Westerkotten  305  F., 
Salzkotten  315  F.,  Salz-Uffeln  254  F.,  Königsborn  bei 
Unna  226  F.,  Werl  264  F.  über  dem  Meere. 

Als  die  Geburtsstätte  der  zahlreichen  M.quellen  West- 
phalens  ist  das  beträchtliche  Flötzgebirge  zu  betrachten, 
•welches  die  Flufsgebiete  der  Weser,  Lippe  und  Ruhr  durch- 
streicht, und  an  die  Gebirgszüge  des  rechten  Rheinufers 
sich  anschliefst.  Von  besonderer  Bedeutung  für  die  Ent- 
stehung der  einzelnen  M.quellen  sind  hier  die  verschiede- 
nen Gebirgsarten:  für  die  zahlreichen  Kochsalzquellen  der 
ältere  Flötzkalk  und  die  vorhandenen  Salzlager,  —  für  die 
vorkommenden  kalten  Schwefelquellen  die  zum  Theil  be- 
trächtlichen Steinkohlenflötze,  und  für  die  zahlreichen  Eisen- 


506 

quellen  die  Sand-,  Thon-  und  Mergelgebirge.  Zwischen 
der  Weser  und  Paderborn  herrscht  vor  ein  bunter  Sand- 
stein mit  buntem  Mergel,  Thon-  und  Sandniergel,  in  dem 
Weserthal  findet  sich  Muschelkalk,  bedeckt  durch  jüngere 
Lager  von  Schieferthon,  Thonmergel  und  einem  lockeren 
schieferigen  Sandstein.  In  unterbrochener  Lagerung  zeigt 
sich  diese  Decke  auf  der  Höhe  zwischen  Höxter  und  Bra- 
kel,  zieht  sich  nordwärts  bis  in  die  Gegend  von  Pyrmont, 
fehlt  theilweise  in  den  Umgebungen  von  Driburg.  Trotz 
des  häufigen  Vorkommens  von  Basalt  in  den  Umgebungen 
von  Kassel,  finden  sich  nördlich  vom  Diemelfluis  Basalte 
und  dem  Basalt  ähnliche  Bildungen  nur  selten.  So  fand 
F.  Hoff  mann  Basalt  unweit  Lemgo  und  Bielefeld,  Grau- 
wacke  bei  Salzuffeln,  und  nordwärts  von  Bielefeld  eine 
schwarze,  feinkörnige,  kieselige  Gebirgsart,  welche  dem 
Hornfels  am  Harze  und  mehreren  Basalten  zu  gleichen 
scheint.  —  Ueber  die  gcognostischen  Verhältnisse  des  lin- 
ken Weserufers  hat  früher  schon  v.  Beroldingen  und 
Hausmann  lehrreiche  Untersuchungen  mitgetheilt,  an  sie 
schliefsen  sich  die  gründlichen,  mit  sehr  detaillirten  Profil- 
zeichnungen und  Karten  der  verschiedenen  Gebirgsarten 
und  Gebirgszüge  erläuterten,  welche  wir  F.  Hoffmann 
verdanken. 

In  Bezug  auf  die  Mischungsverhältnisse  der  vorkom- 
menden M.quellen  ist  besonders  bemerkenswerth  der  grol'se 
Reichthum  an  Kochsalzquellen,  —  sie  finden  sich  sehr 
häufig  in  dem  westlichen  Theile,  aber  auch  in  dem  östli- 
chen bildet  Kochsalz  in  andern  Quellen,  namentlich  in  de- 
nen von  Godelheim,  einen  vorwaltenden  Bestandthcil.  Die 
Mehrzahl  der  Eisenquellen  zeichnet  sich  durch  einen  be- 
trächtlichen Gehalt  an  Eisen  aus.  In  Bezug  auf  ihren 
Gehalt  an  freier  Kohlensäure  findet  eine  wesentliche  und 
zu  beachtende  Verschiedenheit  statt ;  —  sehr  reich  au  freier 
Kohlensäure  sind  die  auf  dein  linken  Ufer  der  Weser  ge- 
legeneu, unfern  Höxter  und  Driburg,  die  dagegen  westlich 
gelegenen  in  dem  Flußgebiete  der  Lippe  und  Ems,  obgleich 


507 

zum  Theil  sehr  reich  an  festen  Bestandteilen,  enthalten 
verhältnifsmäfsig  weniger  flüchtige  Bestandteile. 

Wenn  auch  im  Allgemeinen  die  Einrichtungen  der 
zahlreichen  Kuranstalten,  welche  Westphalen  besitzt,  noch 
viele  Mängel  haben  mögen,  so  sind  doch  dabei  die  grofsen 
Vorzüge  nicht  zu  verkennen,  welche  einige  besitzen.  Als 
Muster  einer  trefflich  eingerichteten  Kuranstalt  mufs  das 
mit  Recht  so  gerühmte  Driburg  genannt  werden. 

Von  Eisenquellen  sind  die  zu  Driburg,  Taten- 
hausen, Gripshofen,  Holzhausen,  — von  Schwefel- 
quellen die  zu  Fiestel  und  Valdorf,  —  und  von 
Kochsalzquellen  ausser  den  bekannten  Soolen,  die  zu  G  o- 
d  el h  e  im  besonders  hervorzuheben. 

Teutschland  geogn.  geol.  dargestellt  von  Chr.  Keferstein. 
Bd.  V.  St.  1.  S.  140. 

Das  Gebirge  iu  Rheinland-Westphalen  von  Nöggerath.  Bd.  HI- 
S.  42. 

F.  Hoffmann's  Beiträge  zur  genauem  Kenntnifs  der  geoguo- 
stischen  Verhältnisse  Nord- Teutschlands.  Berlin  1823. 

F.  Hoffmann  in:  Poggen  d  orf  f 's  Annalen  der  Physik.  Bd. 
LXXIX.  St.  1. 

F.  Hoff  mann  in:  Karsten'«  Archiv  für  Berghau  und  Hütten- 
wesen. Bd.  XII.  S.  264.  Bd.  XIII.  St.  1.  S.  1. 

F.  Hoffmann,  Ucbersicht  der  orograph.  und  geogn.  Verhält- 
nisse des  nordwestl.  Teutschlands.  1830. 

1.  Die  M. quell en  zu  Driburg.  Die  kleine 
Stadt  Driburg  liegt  von  Paderborn  nur  wenige  Meilen  ent- 
fernt, 300  Fufs  über  dem  Spiegel  der  Weser,  in  einem  an- 
genehmen Thale,  welches  rings  von  mäfsigen  Höhen  um- 
schlossen wird.  Die  Stadt  zählt  1482  Einwohner  und  ist 
sehr  alt.  Ob  ihr  Name  von  einer  berühmten  Familie  die- 
ses Namens,  welche  schon  im  fünfzehnten  Jahrhundert 
ausstarb,  oder  von  der  Zusammenziehung  „nach  d'r  Iburg" 
(deren  Trümmer  sich  bei  Driburg  befinden)  abzuleiten  sein 
dürfte,  ist  noch  zweifelhaft. 

Das  Klima  von  Driburg  ist  wegen  seiner  Lage  im  Winter  rauh, 
sonst  gesund,  endemische  Krankheiten  sind  unbekannt,  Epidemieen  kom- 
men nur  selten  vor. 


508 

I 

Die  M.quellen  und  das  sie  umgebende,  zur  Aufnahme 
von  Kranken  und  zur  Benutzung  der  Quellen  bestimmte 
Etablissement  liegt  nord-östlich  von  der  Stadt. 

Die  erste  Erwähnung  der  M.quellen  von  Driburg  that 
L.  Thurneysser.  In  der  Mitte  des  siebzehnten  Jahrhun- 
derts schenkte  F  e  r  d  i  n  a n  d  v.  F  ü  r  s  t  e  n  b  e  r  g,  Fürstbischof 
von  Paderborn,  ihnen  seine  besondere  Aufmerksamkeit, 
liefs  den  Trinkbrmmcn  fassen,  sein  Leibarzt  Rottendorf 
stellte  in  einem  Brief  das  Driburger  Wasser  höher  als  das 
von  Eger,  Schwalbach,  Spaa  und  Wildungen;  Bernhard 
Rotger  Tork  und  Leonhard  Frison  besangen  seine 
Heilkräfte.  Chemisch  untersucht  wurde  dasselbe  1714  auf 
Veranlassung  des  Fürstbischofes  Franz  Arnold  Wolf- 
Met  t  er  nie  h  zu  Gracht  von  Dr.  E.  Nessel  und  Son- 
de rland.  Die  Versendung  des  Wassers  geschah  zuerst 
auf  Rechnung  der  Stadt  Driburg,  von  1754  an  aber  auf 
Rechnung  der  fürstlichen  Kammer. 

Im  Jahr  1782  wurde  der  Freiherr  von  Siersdorpf 
vertragsmäfsig  Besitzer  der  M.quellen,  und  seine  Schöpfung 
ist  jetzt  das  schöne  Etablissement,  welches  die  Quellen 
umgiebt.  Geschmackvolle  Wohnungen  zur  Aufnahme  von 
Kurgästen  wurden  erbaut,  die  einzelnen  Quellen  zweck- 
mäfsig  gefafst,  vortreffliche  Bäder  eingerichtet,  erfahrene 
Aerzte  berufen  und  die  Umgebungen  der  Quellen  durch 
freundliche  Aulagen  verschönert.  —  Zur  unentgeltlichen 
Verpflegung  und  Behandlung  wurde  eine  Anstalt  gegrün- 
det, in  welcher  jährlich  arme  Kranke  aufgenommen  und 
verpflegt  werden  können. 

Unter  den  neuern  Monographieen  und  Mittheilungen 
über  die  M.quellen  zu  Driburg  sind  die  »von  Brandis, 
W.  A.  Ficker,  L.  W.  F  ick  er  und  Brück,  jetzt 
Brunnenarzt  zu  Driburg,   besonders  zu  erwähnen.  — 

D.is  Leben  in  Driburg  ist  weniger  geräuschvoll,  als 
in  gröfsern  und  glänzenderen  Badeetablissements,  und  da- 
her häufig  denen  mehr  zusagend,  welche  an  ein  ruhigeres 


509 

Leben    gewöhnt,    hier   blofs    ihrer  Gesundheit   und  einer 
freundlichen  Natur  leben  wollen. 

Die  Zahl  der  D.  jährlich  besuchenden  Kurgäste  betrug  früher 
3 — 400,  hat  sich  aber  in  den  letzten  Jahren  auf  160 — 216  vermindert. 

Ausser  dem  Wasser  der  als  Getränk  benutzten  Eisenquelle  wird 
auch  das  der  Hersterquelle  versendet. 

Die  nächsten  Umgebungen  der  M.quellen  bestehen  aus 
einem  mächtigen  Lager  von  Torf-  und  Moorerde  mit  tuff- 
steinartigen Bildungen,  welches  auf  einem  grofsen  mit 
Kalk  gemengten  Thonlager  ruht.  Die  Berge,  welche  zu- 
nächst sicli  den  Hauptquellen  erheben,  bestehen  aus  Mu- 
schelkalkstein 5  in  welchem  dolomitische  Massen  vorkom- 
men ;  theilweise  zeigt  sich  unter  Muschelkalk  bunter  Mer- 
gel und  unter  diesem  ein  mürber  braunrother  Sandstein 
mit  silberfarbigem  Glimmer. 

Die  ganze  Gegend  ist  reich  an  M.quellen  und  starken  Ausströ- 
mungen von  kohlensaurem  Gase. 

Besonders  bemerkenswerth  ist  das  Lager  von  schwarzbrauner 
Moor-  oder  Torferde,  dessen  Durchmesser  an  einigen  Stellen  nur  3, 
an  andern  indefs  12  Fufs  beträgt,  und  welche  zur  Bereitung  der 
M.scblammbäder  benutzt  wird. 

Die  zu  Driburg  vorzugsweise  benutzten  M.quellen  ge- 
hören zu  der  Klasse  der  erdig-salinischen  Eisenquellen,  — 
sie  scheinen  einem  gemeinschaftlichen,  grofsen,  tiefen  Heerd 
ihre  Entstehung  zu  verdanken.  Sehr  reich  an  Schwe- 
fel-, salz-  und  kohlensauren  Salzen,  kohlensaurem  Eisen 
und  kohlensaurem  Gase,  wetteifern  sie  hinsichtlich  ih- 
res Gehaltes  und  ihrer  Wirkungen  mit  denen  von  Pyr- 
mont. 

Sehr  bemerkenswerth  in  den  Driburger  M.quellen  ist  die  feste 
Bindung  der  Kohlensäure  an  das  Wasser,  wie  bereits  früher  schon 
bemerkt  (Vergl.  Bd.  I.  S.  32.  Zweit.  Aufl.  S.  34).  Die  schon  mitge- 
theilten  Ergebnisse  bestätigen  die  von  Du  Mesnil  unternommenen 
Versuche.  Nach  Du  Mesnil  enthält  Wasser,  in  welchem  ein  Bad 
von  26°  R.  genommen  worden  war,  in  einem  Pfunde  noch  19j5Kub.Z. 
kohlensaures  Gas.  Hieraus  erklärt  sich,  warum  dasselbe  bei  Versen- 
dungen verhältnifsmäfsig  wenig  verändert  wird. 

Man  unterscheidet  folgende  M.quellen: 

1.     Die  Trink  quelle.     Ihr  Wasser  ist  vollkommen 


510 

!] 

klar,  durch  sichtig,  scheint  unaufhörlich  zu  kochen,  entwi- 
ckelt viel  Luftblasen,  und  besitzt  irisch  geschöpft  und  ge- 
trunken einen  bitterlich-salzigen,  später  etwas  zusammen- 
ziehenden Geschmack.  Ihre  Temperatm*  beträgt  8°  R.,  ihr 
spec.  Gewicht  1,00401.  Nach  wiederholten  Untersuchun- 
gen giebt  sie  in  einer  Stunde  63  Pfund  Wasser  und  ent- 
wickelt in  gleicher  Zeit  250  Kub.  Fufs  kohlensaures  Gas. 
Sie  wird  nicht  blofs  in  Driburg  als  Getränk  benutzt,  auch 
versendet. 

2.  Die  Badequelle  de  s  alten  Badehauses,  voni 
der  vorigen  60  Schritte  entfernt.  Ueber  dem  Spiegel  des 
M. wassers  befindet  sich  in  einem  geschlossenen  und  zu 
Gasbädern  benutzten  Räume  eine  Schicht  von  kohlensau- 
rem Gase,  deren  Höhe  bis  zu  mehreren  Fufs  steigt. 

3.  Die  Badequelle  des  Armenhauses,  seit  1824 
gefafst,  sehr  ergiebig,  in  ihrein  Gehalte  der  vorigen  ähn- 
lich. — 

An  diese  Heilquellen  schliefsen  sich  folgende,  nur  zum 
Theil  benutzte  M.quellen: 

4.  Der  Mühlbrunnen,  von  der  Trink  quelle  gegen 
tausend  Schritte  entfernt. 

5.  Der  Wiesenbrunnen,  am  Ende  der  grofsen 
Allee,  von  der  Trinkquelle  westlich,  achthundert  Schritte 
entfernt.  Seine  Temperatur  beträgt  12°  R.,  nach  Ficker 
enthält  er  viel  kohlensaures  Gas,  an  festen  Bestandtheilen 
kohlensaure  Kalk-  und  Talkerde,  Chlornatrium,  aber  kein 
Eisen. 

6.  Der  Luisenbrunnen,  in  östlicher  Richtung  1200 
Schritte  von  der  Trinkquellc  entfernt,  zwischen  dem  Ro- 
sen- und  Steinberge.  Seine  Temperatur  beträgt  10°  R., 
sein  spec.   Gewicht  1,00235. 

Von  der  Trinkquellc  unterscheidet  er  sich  durch  sei- 
nen geringeren  Gehalt  an  Kohlensäure  und  kohlensaurem 
Eisen;  mit  Rcagentien  angestellte  Versuche  lassen  koh- 
lensaures Natron  vermuthen. 


511 

7.  Die  Herstcr  M.quelle,  nahe  bei  dem  Dorfe 
Herste,  in  süd-östlicher  Richtung  eine  Stunde  von  Driburg 
entfernt,  seit  mehreren  Jahren  schon  gefafst  und  be- 
nutzt. 

Ihr  Wasser  ist  klar,  durchsichtig,  entwickelt  viel  Luft- 
blasen und  besitzt  einen  angenehmen,  kühlenden,  erfrischen- 
den, säuerlich-salzigen  Geschmack,  welcher  an  der  Quelle 
jedoch  nicht  frei  von  einem  schwachen  Beigeschmack  von 
Schwefelwasserstoffgas  ist.  Ihre  Temperatur  beträgt  10°  R. 

In  Vergleich  mit  der  Trinkquelle  scheint  sie  weniger 
kohlensaures  Gas  und  kohlensaures  Eisen  zu  enthalten  und 
letzteres  sich  leicht  aus  dem  Wasser  zu  präcipitiren. 

8.  Der  Schmechtener  M.brunnen,  eine  Viertel- 
stunde von  der  vorigen  entfernt,  in  einer  alten  Eichenwal- 
dung, unfern  des  Dorfes  Schmechte,  früher  unter  dem  Na- 
men des  „Methbrunnens"  bekannt,  gegen  Nierensteine  be- 
sonders gerühmt,  in  seinen  Mischungsverhältnissen  der  vo- 
rigen Quelle  sehr  ähnlich. 

9.  Der  Buller born,  zwischen  dem  vorigen  und  der 
Hersterquelle,  —  ein  gewöhnliches  Moorwasser  von  gelbli- 
cher Farbe,  einem  unangenehmen  moorigen,  schwach  säuer- 
lichen Geschmack,  ohne  besonders  bemerkenswerthe  Be- 
standtheile. 

Sehr  bemerkenswert!!  ist  die  starke  Entwickelung  von  kohlensau- 
rem Gase,  welche  in  der  ganzen  Gegend  um  diese  Quelle  statt  findet. 
Unter  dem  Moorlager,  welches  die  Umgebung  dieser  Quelle  bedeckt, 
läfst  sich  ein  unterirdisches  Getöse  vernehmen,  ähnlich  dem  von  ko- 
chendem Wasser.  Ueberall,  wo  man  hier  eine  Grube  gräbt  oder  auch 
nur  mit  einem  Stocke  in  die  Erde  stöfst,  quillt  zischend  ein  Strom 
von  kohlensaurem  Gase  hervor.  In  den  mit  Wasser  gefüllten  Gruben 
entwickelt  sich  das  kohlensaure  Gas  in  Form  grofser  Blasen. 

10.  Die  Saatzer  Schwefelquelle,  eine  Viertel- 
stunde von  Driburg  süd-östlich,  nicht  weit  von  der  Herster 
M.quelle,  seit  1813  gefafst.  Ihr  Wasser  entwickelt  viel  Luft- 
blasen, ist  klar,  im  Brunnen  etwas  opalisirend,  von  einem 
starken  Schwefelgeruch  und  Geschmack,  besitzt  die  Tem- 
peratur von  12°  R.,   friert  nie  im  Winter  und  läfst  auch 


512 


bei  der  gröfsten  Trockenheit   und  Dürre  im   Sommer  eil 
Wasscrabnakme  nickt  wahrnehmen. 

Ckemisck  mitersuckt  wurden  die  M.quellen  von  Dri- 
burg:, früker  von  Westrumb,  und  neuerdings  von  Du- 
M es n iL  Diesen  zufolge  enthalten  in  sechzehn  Unzen 
TS  asser: 

1.     Die  .Trinkquelle 


Schwefelsaures  Natron 

Schwefelsaure  Talkerde 

Schwefelsaure  Kalkerde 

Chlornatrium 

Chlorcalcium 

Chlortalcium 

Kohlensaures  Aluminiumoxyd 

Kohlensaure  Talkerde 

Kohlensaure  Kalkerde 

Kohlensaures  Eisen       •    -    . 

Kohlensaures  Eisenprotoxyd 

Harzstoff       .... 

Kohlensaures  Manganprotox3'd 


Kohlensaures  Gas 


i>V  e  s  t  r  u  m  b  :     n 

ich  Du  M  esnil: 

.      11,68  Gr.      . 

3,888  Gr. 

2,85  — 

4,250  - 

.      10,68  — 

8,425  — 

0,23  — 

0,06  — 

. 

0,93  — 

0,535  — 

6,89  — 

■ 

0,24  — 

. 

. 

9,123  — 

1,33  — 

. 

. 

0,512  — 

0,13  — 

. 

. 

0,072  — 

35,02  Gr. 

26,805  Gr. 

28,00  Kub.Z. 

41,65  Kuh.  Z. 

Chlortalcium    .         .        . 
Chlornatrium  . 
Schwefelsaure  Talkerde 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Schwefelsaures  Natron  . 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Talkerde    . 
Kohlensaures  Eisenoxydul 
Kieselerde 
Harzige  Materie     . 

Kohlensaures  Gas 


2.  Der  Luisenbrunnen  :    3.  Die  Hersterquelle; 
nach  Du  Mc  snil: 

1,02  Gr. 


0,06  Gr. 
0,22  - 
4,46  — 
5,57  — 
4,48  - 
6,48  — 
0,37  — 
0,24- 
0,06  — 

21,94  Gr. 
26,66  Kub.Z. 


0,39  — 

6,33  — 

12,17  — 

4,94  — 

5,65  — 

1,49  — 

0,18  — 

0,03  — 
32,20  Gr. 


4.    Die  Saatzer  Schwefelquelle  nach  Ficker: 


Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaure  Kalkerde 
Chlortalcium 


0,526  Gr. 
2,500  — 
1,157  — 


Schwe- 


513 


Chlornatrium 

0,315  Gr. 

Schwefelsaure  Talkerde 

2,157  — 

Schwefelsaure  Kalkerde 

4,315  — 

Schwefelsaures  Natron 

5,315  — 

Hydrothionsaure  Kalkerde 

0,368  — 

Thonerde     ". 

0,157  — 

Schwefelharz        . 

0,197  — 

Extractivstoff 

0,210  — 

17,217  Gr. 

Ihren  Mischungsverhältnissen  und  Wirkungen  zufolge 
gehören  die  erstgenannten  M. quellen  zu  Driburg  zu  den 
kräftigsten  erdig-salinischen  Eisenquellen  Teutschlands  und 
streiten  in  dieser  Hinsicht  mit  denen  von  Pyrmont  um  den 
Vorzug.  Von  diesen  unterscheidet  sich  dagegen  die  Her- 
ster  M.quelle  wesentlich  durch  ihren  geringen  Eisengehalt 
und  ihre  weniger  erregenden  Wirkungen,  daher  sie  allen 
denjenigen  Kranken  besonders  zusagt,  welche  eines  weniger 
eisenreichen,  stärker  die  Se-  und  Excretionen  betkätigen- 
den  Mineralwassers  bedürfen. 

Innerlich  und  äufserlich  angewendet  zeichnen  sich  die 
Trink-  und  Badequelle  zu  D.  durch  ihre  reizende,  bele- 
bende und  stärkende  Wirkung  aus,  welche  sich  nament- 
lich in  der  Sphäre  des  Nerven-,  Muskel-  und  Gefäfssy- 
stems ,  der  Organe  der  Digestion ,  Assimilation  und  des 
Sexualsystems  ausspricht. 

Getrunken  wirken  sie  wegen  ihres  grofsen  Reichthums 
an  kohlensaurem  Gase  und  ihres  beträchtlichen  Gehaltes 
an  auflösend  eröffnenden  Salzen,  weniger  die  Se-  und  Ex- 
cretionen beschränkend,  ihre  Ab-  und  Ausscheidungen  ver- 
bessernd, speeifik  auf  das  Uterinsystem,  und  scheinen  in 
dieser  Hinsicht  bei  Verschleimungen  und  Stockungen  im 
Leber-,  Pfortader-  und  Uterinsystem  selbst  vor  in  ihrem 
Gehalte  verwandten  Eisenquellen,  wie  z.  E.  denen  von 
Pyrmont,  sich  vortheilhaft  zu  unterscheiden.  Trotz  des  be- 
trächtlichen Gehaltes  an  Eisen  kommen  die  Eisenquellen 
von  Driburg  und  Pyrmont  w  egen  ihres  Reichthums  an  koh- 
II.  Theil.  K  k 


514 

lensaurem  Gase  gleichwohl  darin  iiberein,  dafs  innerlich 
gebraucht  beide  leicht  von  dem  Magen  vertragen  und  ver- 
arbeitet werden. 

In  Form  von  Wasserbädern  spricht  sich  reiner  die 
belebend-stärkende  Wirkung  der  Eisenquellen  zu  D.  aus. 
Sehr  beachtenswerth  ist  hier  die  innige  Bindung  des  koh- 
lensauren Gases  an  das  Wasser,  vermöge  deren  auch! 
das  zu  Bädern  benutzte  noch  eine  nicht  unbeträchtliche 
Bienge  Kohlensäure  enthält. 

Zu  wäderrathen  ist  der  Gebrauch  der  Eisenquellen  zu 
D.  in  allen  den  Fällen,  in  welchen  starke  Eisenwasser  i 
überhaupt  contraindicirt  sind,  namentlich  bei  Vollblütigkeit, 
activen  Congestionen,  Neigung  zu  activen  Blutflüssen  und 
Entzündungen,  Anlage  zu  Schlagflufs  und  einem  sehr 
reizbaren  Gefäfssystem.  — 


Bei  Haemoptoe,  Haematemesis  und  Melaena,  wogegen  Ficker 
das  Driburger  M.Avasser  empfiehlt,  dürfte  es  wohl  nur  sehr  bedingt 
und  ausnahmsweise  anzuwenden  sein. 

So  -wenig  passend  kräftige  Eiseuwasser  bei  organischen  Leiden 
der  parenchymatösen  Eingeweide  des  Unterleibes,  namentlich  bei  Ver- 
härtungen der  Leber  sind,  so  hat  sich  doch  das  Driburger  M.wasser 
sehr  hilfreich  bei  nach  kalten  Fiebern  entstandenen  bedeutenden  An- 
schwellungen der  Milz  erwiesen,  wenn  sie  durch  Erschlaffung  und  reine 
örtliche  Schwäche  bedingt  wurden. 

Benutzt  werden  die  Eisenquellen  zu  Driburg: 

1.  Als  Getränk  an  der  Quelle  selbst  oder  von  ihr  ent- 
fernt, täglich  zu  vier  bis  acht  Gläsern,  von  der  natürlichen 
Temperatur  des  Wassers,  oder  künstlich  erwärmt,  allein 
oder  nach  Umständen  mit  Milch  vermischt. 

2.  Als  Wasserbad.  Die  Zahl  so  wie  die  Tempera- 
tur und  Dauer  derselben  hängt  von  der  Art  der  Krank- 
heit, dem  Zweck  des  Arztes  und  der  Individualität  des 
Kranken  ab. 

Sehr  zu  empfehlen  ist  während  des  Bades  das  Froltiren  der 
aufsein  Haut  und  bei  Andrang  des  Blutes  nach  dem  Kopf  das  Auf- 
legen eines  kalten  Schwammes,  eines  mit  kaltem  Wasser  befeuchte- 
ten Tuches  oder  einer,  mit  kaltem  Wasser  gefüllten  Schweinsblase 
auf  den  Kopf,  um  letztem  dadurch  fortwährend  kühl  zu  erhalten. 


515 

3.  Als  Dampf-  und  Wasserdoucke. 

4.  Als  M.schlammbad.  (Vgl.  TU.  I.  S.  472.  Zweite 
Vufl.). 

Die  Krankheiten,  in  welchen  die  Eisenquellen  zu  Dri- 
burg vorzugsweise  als  Getränk  und  Bad  empfohlen  wer- 
ten, sind  folgende : 

1.  Chronische  Leiden  der  Organe  der  Digestion  und 
Assimilation,  welche  sich  auf  einen  Mangel  an  Kraft  und 
;ine  dadurch  verminderte  oder  krankhaft  veränderte  Thä- 
igkeit  gründen,  —  avo  entweder  ein  krampfhafter  Ere- 
;hismus  beruhiget  oder  bei  vorwaltender  Schwäche  atoni- 
scher Art  durch  belebend  reizende  Eisenwasser  die  träge 
Se-  und  Excretion  bethätiget  werden  mufs.  —  Man  hat  zu 
liesem  Ende  das  Driburger  M.wasser  empfohlen  bei  Kolik, 
Vlagenkrampf  und  krampfhaftem  Erbrechen,  —  so  wie  bei 
schlechter  Verdauung  mit  Neigung  zur  Trägheit  des  Stuhl- 
ganges, vorwaltender  Venosität,  Verschleimungen,  Stockun- 

en,  Hämorrhoidalbeschwerden. 

2.  Chronische  Krankheiten  des  Sexual  Systems.  Einen 
irofsen  Ruf  hat  sich  Driburg  in  dieser  Hinsicht  bei  Krank- 
leiten  des  Uterinsystems  erworben,  welche  durch  Schwä- 
che atonischer  Art  und  davon  abhängige  Stockungen  be- 
dingt werden,  namentlich  bei  passiven  Blutflüssen,  Fluor 
ilbus,  Neigung  zu  Abortus,  Unfruchtbarkeit,  Anomalieen 
ler  Menstruation. 

Sehr  erhöht  wird  in  mehreren  der  genannten  Krankheiten  die 
Wirkung  des,  M.wassers  als  Getränk  und  Bad  durch  die  gleichzeitige 
Benutzung  der  Douchehäder. 

3.  Kachexieen  im  Allgemeinen,  aber  vorzüglich  solche, 
welche  sich  auf  eine,  durch  Schwäche  der  assimilirenden 
Organe  bedingte  fehlerhafte  Blutbereitung  gründen,  —  wie 
apolitische  Kachexieen,  Bleichsucht,  Scorbut,  Skropheln 
und  Rhachitis  bei  Kindern. 

4.  Chronische  Nervenkrankheiten,  —  allgemeine  Ner- 
venschwäche, Hysterie,  nervöse  Hypochondrie,  Nevralgieen, 
Zittern  der  Glieder,  und  vor   allen  Lähmungen.  —  Auch 

Kk2 


516 

hier  wird  die  Wirksamkeit  des  Wassers  sehr  durch  di 
mannigfaltigen,  so  kräftigen  Formen  der  äufsern  Anwen 
düng  des  M.wassers  erhöht. 

Von  ausgezeichneter  Wirksamkeit  ist  die  Dampf-  und  Wassei 
douche  nach  Brück  bei  Lähmungen  der  Glieder,  zurückgeblieben« 
Erschlaffung  der  Gelenke  und  Ligamente,  torpider  Schwäche  de 
Darmkanals,  des  Sphincter  vesicae,  zu  häufigen  Pollutionen,  heftige 
hysterischen  und  hypochondrischen  Lokalleiden,  hartnäckigen  örtl 
eben  gichtischen  oder  rheumatischen  Leiden,  Steifigkeit  und  Ai 
chylosen. 

Das  in  neuerer  Zeit  an  der  Quelle  und  von  ihr  ein 
fernt  getrunkene  Her  st  er  M.wasser  wirkt,  mit  dem  Dr 
burger  M.wasser  verglichen,  weniger  erhitzend  und  aufri 
gend,  —  aber  stärker  die  Se-  und  Excretionen  bethätigeni 
auflösender,  leichter  und  schneller  eröffnend,  sehr  diurc 
tisch,  und  Avird  als  auflösend  eröffnendes  Wasser  dahe 
täglich  zu  einem  viertel  bis  halben  Quart  als  Getränk  iiü 
mentlich  empfohlen  bei  Unterleibsbesclrwerden,  —  Vei 
schleimungen,  Flatulenz,  Obstructionen,  Anlage  zu  Hü 
morrhoidalbeschwerden,  —  Gichtkranken,  in  Fällen,  wo  ol 
reizende  Mineralwasser  zu  erregend  wirken  würden,  un 
daher  zu  widerrathen  sind,  —  bei  Krankheiten  der  Urin 
Werkzeuge,  —  Schleimflüsscn ,  Blasenhämorrhoiden,  INic 
ren-  und  Blasensteinen,  —  endlich  als  Vorkur  zum  G( 
brauch  eines  stärkeren  Eisenwassers. 

Der  häufigere  Gebrauch  des  Herster  M.wassers  iii 
Verein  mit  den  übrigen  reichen  Hilfsmitteln,  welche  D 
darbietet,  gewährt  eine  vielseitigere  und  mannigfaltiger 
Benutzung  der  vorhandenen  M. quellen  nach  Verschieden j 
heit  der  einzelnen  Krankheitsformen  und  der  eigenthümli 
eben  Constitutionen  der  Kranken.  Brück  unterscheide 
hiernach  vier,  diesen  verschiedenen  Anforderungen  entsprd 
chende  Verbindungen  der  Heilapparate  D.'s,  —  die  al'j 
leinig  e  An  wen  d  u  n  g  der  Ei  s  enq  u eilen  ;i  1  s  G  c  t  r  ä n  1 
und  Bad,  —  der  Herster  M.  quelle  als  Geträn] 
in  Verbindung  mit  Eisenbädern,  —  des  Eisen 
Wassers  in  Verbindung   mit  den  S  chwcfclminc 


517 

ralschlammbädern  —  und  endlich  der  Herster  M.- 
quelle  als  Getränk  in  Verbindung  mit  ScliAve- 
felmineral  Schlammbädern. 

Tabernämontanus,  newer  Wasserschatz.  Francf.  1593  S.  389. 

L.  Thurneysser,  von  miner.  und  metall.  Wassern.  Strafsburg 
,1612.  S.  296. 

Rotteudorf  in:  Monument.  Paderborn.  Amstelod.  1672.  p.  268. 

L.  Frizon,  opera  poetica.  Paris.  1675.  p.  304. 

E.  Nesselii  examen  fontis  salubris  Driburgensis.  1714. 

B.  W.  R  öd  der,  gründliche  Beschreibung  des  zu  Driburg  im 
Hochstift  Paderborn  gelegenen  Gesund-  und  Stahlbrunnens.  Hannover 
J1757. 

G.  F.  Gmelin,  descripr.  aquae  mineralis  prope  Driburg  iu  Nov. 
Comment.  Soc.  Reg.  Goetting. 

Brückmann,  vom  Nutzen  des  Driburger  Mineralwassers  bei 
'verstopften  Eiugeweiden.  In  Baldinger's  Neuem  Magazin  für  Arznei- 
kunde. Bd.  XI.  St.  4.  Nr.  1. 

J.  A.  E.  v.  Beroldingen,  physisch-chemische  Beschreibung  des 
Gesundbrunnens  zu  Driburg.  Hildesheim  1783. 

J.  F.  Westrumb's  Beschreib,  des  Mineralwas.  zu  Driburg. 
Erfurth  1788. 

Krebs,  medizinische  Beobachtungen.  Quedlinburg  1789.  Bd.  VIII. 
St.  4.  Nr.  IV. 

Brandis,  Anleitung  zum  Gebrauch  des  Driburger  Bades  uud 
Brunnens,  nebst  einer  kurzen  Beschreibung  der  dortigen  Anlage  und 
Gegend.  Münster  1792. 

A.  J.  D  e  n  n  e  r ,  Bemerkungen  über  die  Brunnenörter  Rehburg  u. 
Driburg.  Hannover  1798. 

J.  F.  Westrumb's  kleine  phys.  chemische  Abhandlungen.  Bd. II. 
Heft  2. 

Suadicani  in:  Hufeland's  Journ.  der  prakt.  Heälk.  Bd.  XIV. 
St.  2.  S.  5. 

W.  A.  Ficker's  Driburger  Taschenbuch.  Paderborn  1811. 

Hufeland  in:  Jouru.  d.  prakt.  Heilk.  Bd.  XXI.  St.  3.  S.  176— 181. 

Hufeland's  Uebersicht.  Viert.  Aufl.  S.  70. 

F  ick  er  in:  Fenner's  Taschenbuch  für  Bäder.  1817.  S.  11—18. 

Ficker  in:  Hufeland's  Journ.  d.  prakt.  Heilk.  Bd.  LH.  St.  2. 
S.  91-107.  St.  4.  S.  3—38.  Bd.  LIV.  St.  3.  S.  111—129.  Bd.  LV.  St. 
1.  S.  98—100.    Bd.  LVIII.   St.  4.  S.  67-70.  Bd.  LXH.    St.  3.  S.  97. 

Buchner 's  Repertorium.  Bd.  XIII.  St.  3.  S.  469. 

Du  Mesnil's  chemische  Forschungen  im  Gebiete  der  anorgani- 
sch.eu  Natur.  Hannover  1825.  S.  318. 

Ueber  die  Wirkungen  der  eisenhaltigen  Mineralquellen,  insbe- 
sondere der  Driburger  und  Herster  von  L.  W.  Ficker.  Münster 
1828. 

Hufeland  und  O  sann's  Journal  der  prakt.  Heilk.  1827  Sup- 
plem.  S.  129.  —  1830  Supplem.  S.  218.  —  Bd.  LXXIX.  St.  6.  S.  115. 


518 


Brück  in:  Hufeland  und  Osaan's  Journal  der  prakt.  Heilk. 
Bd.  LXXII.  St.  4.  S.  48.  —  Casper's  kritiscb.  Repertorium  für  die 
gesammte  Heilk.  Bd.  XXIX.  St.  1.  S.  136. 

A.  Th.  Brück  in:  Hufeland  und  Osann's  Journ.  der  prakt. 
Heilkunde  Bd.  LXXIY .  St.  5.  S.  98.  Bd.  LXXVI.  St.  2.  S.  67.  Bd! 
LXXVIII.  St.  3.  S.  74.  Bd.  LXXXIi.  St.  3.  S.  62.  Bd.  XC.  St.  1. 
S.  47. 

—  —  in:  Ca  s  per 's  med.  Wochenschrift  für  die  gesammt. 
Heilk.  Jahrg.  1833.  No.  8.  S.  158.  Jahrg.  1834.  No.  50.  S.  800.  Jahrg. 
1S35.  No.  51.  S.  816.  Jahrg.  1837.  No.  4.  S.  58. 

—  —  in:  G.  P.  Ho  Ische r's  Hannover.  Annal.  für  d.  gesammt, 
Heilk.  1S37.  Bd.  II.  St.  2. 

—  —  in:  v.  Gräfe  und  Kalis ch  Jahrb.  1S3S.  Jahrg.  III. 
S.  403. 

2.  Das  Mineralbad  Fiestel  im  Kreise  Rahden. 
Das  hier  benutzte  M.wasser  gehört  zu  der  Klasse  der  kal- 
ten erdig-salinischen  Schwefelquellen. 

F.  erfreuet  sich  eines  neuen  gut  eingerichteten  Bade- 
hauses ;  ausser  Einrichtungen  zu  Wasserbädern  finden  sich 
hier  Vorrichtungen  zu  M. Schlammbädern,  Wasser-  und 
Dampfdouche.  —  Ueber  die  Analyse,  Wirkung  und  An- 
wendung des  M.schlammes  zu  Fiestel  ist  bereits  gespro- 
chen worden.  (Vergl.  Th.  I.  S.  400.  Zweit.  Aufl.  S.  473). 
Die  Zahl  der  Kurgäste  betrug  in  den  letzten  Jahren  4 — 600. 

Im     J.     1826  zählte  man  in  F.  621  Kurgäste. 

—    1827      ...        457        — 




1829   . 

348 

—  — 

1830   . 

321 

—  — 

1831   . 

407 

—  — 

1832   . 

332 

—  — 

1833   . 

503 

—  — 

1834   . 

571 

—  — 

1835   . 

539 

—  — 

1836   . 

557 

—  — 

1837   . 

617 

—  — 

1838   . 

530 

—  — 

1839   . 

458 

Nach  W  itting'  s  Analyse  enthalten  in  sechzebn  Unzen : 
1.  Der  Trinkbrunnen :    2.  Die  Badequelle: 
Kohlensaures  Natron  .        .        1,657  Gr.      .        2,904  Gr. 

Kohlensaure  Talkerdc         .        .        1,107  —        .        0,0S3  — 
Kohlensaures  Eiscuoxydul  .        0,243  —        .        0,174  — 


519 


Kohlensaures  Manganoxydul 
Schwefelsaures  Natron 
Schwefelsaure  Talkerde     . 
Schwefelsaure  Kalkerde      . 
Chlornatrium 

Chlortalcium        .        •        , 
Chlorcalcium        .        , 
Phosphorsaures  Kali 
Phosphorsaure  Kalkerde 
Kieselerde  .        , 

Harz 
Extractivstoff 


Kohlensaures  Gas 
Schwefel«  asserstoffgas 


Spuren 
1,536  Gr. 

0.903  - 
10,450  — 

0,095  — 

0,125  - 

0,125  — 

Spuren 

0,071  — 
0,036  — 

0,786  — 

17,134  Gr. 

0,430  Kub.Z. 
0,840     - 

1]270  Kub.  Z. 


Spuren 
1,203  Gr. 
0,729  — 
11,290  — 
0,090  — 
0,092  — 
0,136  — 

Spuren 

0,114  — 
0,036  — 
0,929  — 

17,780  Gr. 
0,036  Kub.  Z. 

0,840     — 

0,876  Kub.Z. 


3.     Der  Augenbrunuen : 

Kohlensaures  Natron  .        .        3,364  Gr. 

Kohlensaure  Talkerde         .'       .  0,093  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul  .  0,174  -r- 

Kohlcnsaures  Manganoxydul       .  Spuren 

Schwefelsaures  Natron        .        .  1,478  — 

Schwefelsaure  Talkerde      .        ,  0,696  tt- 

Schwefelsaure  Kalkerde     .        .  13,619  — 

Chlornatrium         ....  0,086  — 

Chlortalcium         .        .        .        .  0,100  — 

Chlorcalcium        ....  0,136  -r- 
Phosphorsaures  Kali           l 
Phosphorsaure  Kalkerde    ]         •  P 

Kieselerde 0,107  — 

Harz     ......  0,021  -* 

Extractivstoff        ....  0,571  — 

20,445  Gr. 

Kohlensaures  Gas         .        .        .        0,8722  Kub.Z. 
Schwefelwasserstoffgas        .        .        0,7300      — 

1,6022  Kub.  Z. 

Die  Krankheiten,  gegen  welche  das  M. wasser  zu  Fie- 
stel  in  den  genannten  Formen  besonders  gerühmt  wird, 
sind:  Gicht,  Rheumatismen,  chronische  Nervenkrankheiten, 
Scropheln,  Lähmungen,  chronische  Leiden  der  Brust- 
und  Unterleibsorgane,  Hypochondrie,  chronische  Hautaus- 
schläge. 


320 

Erdmann's  Journal  für  technische  Chemie.  Bd.  II.  S.  49. 

Büchner' s  Repertorium.  Bd.  XXX.  S.  387. 

Brandes  Archiv.  Bd.  XXXVI.  S.  121. 

Hufeland  und  Osann's  Journal  der  prakt.  Heilk.  1827  Sup- 
plementheft S.  132.  —  1S30  Supplementheft  S.  220.  —  Bd.  LXXIX. 
St.  6.  S.  104. 

3.     Die  M. quellen  zu  Tatenhausen  im  Kreise 
Halle. 

Der  Kurort  dieses  Namens  liegt  an  der  Nordwest 
seite  des  Teutoburgerwaldes  in  der  Grafschaft  Ravensberg, 
zehn  Stunden  von  Münster,  vier  Stunden  von  Bielefeld,  an 
der  von  Münster  abführenden  Berliner  Poststrafse.  Die  Heil 
quellen,  in  der  Umgebung  des  dem  Hrn.  Grafen  Korf  v. 
8 c hm i sing  angehörigen  Gutes  entspringend,  1795  durch 
Zufall  entdeckt,  wurden  mit  so  günstigem  Erfolge  ange- 
wendet und  so  fleifsig  besucht,  dal's  im  Jahre  1825  wegen 
Mangel  an  Raum  nicht  alle  Gäste  aufgenommen  werden 
konnten.  An  die  Stelle  eines  hölzernen  Badehauses,  wel 
dies  abbrannte,  wurde  später  ein  gröfseres  geräumigeres 
von  Stein  aufgeführt,  und  mit  guten  Einrichtungen  zu  Wan- 
nen-, Douche-,  Dampf-  und  M. Schlammbädern  versehen. 
Wohnungen  für  Kurgäste  finden  sich  in  dem  Logierhause, 
dem  Wirthschaftsgebäude  und  bei  Privatpersonen. 

T.  erfreut  sich  eines  zahlreichen  Zuspruches  von  Kurgästen;  in 
den  letzten  Jahren  zählte  man  im  Durchschnitt  jährlich  5— 000. 

Im    J.  1S26 1020. 

—  —  1827 450. 

1829 484. 

1830 415. 

1831 389. 

1832 540. 

1833 50S. 

—  —  1S34 464. 

—  —  1835 519. 

—  —  1836 520. 

1837 037. 

—  —  1S38 507. 

1S39 502. 

Badearzt  ist  Hr.  Krcisphysikus  Dr.  Gicselcr. 

Die   Umgehung    von  Tatcuhauccn   ist  sandig,   das  Klima    trocken 


521 

und  gesund.  Das  Gebirge  in  der  Nähe  von  Tatenhauseu  besteht  vorzugs- 
weise aus  Quadersandstein  und  Jurakalk,  und  enthält  Steinkohlenflötze. 
Die  kenne,  oder  die  grofse  Sandebene,  auf  welcher  Tatenhausen  liegt, 
ist  theilweise  von  dunkelrothem  Eisensande  durchzogen,  theilweise 
mit  Damm-  und  Moorerde  bedeckt.  In  der  Nähe  von  Tatenhausen, 
in  der  Kniesebecker  Heide  und  anderen  Orten  finden  sich  versteinerte 
Seethiere  in  Feuerstein  eingeschlossen. 

Von  den  hier  entspringenden  M. quellen,  welche  zu 
der  Klasse  der  erdig-salinischen  Eisenquellen  gehören,  sind 
folgende  bemerkenswerth : 

1.  Die  Trink  quelle.  Ihr  Wasser  ist  klar,  trübt 
sich  an  der  Luft,  besitzt  einen  schwachen,  hepatischen  Ge- 
ruch, einen  salzigen,  zusammenziehenden,  etwas  hepati- 
schen Geschmack;  ihre  Temperatur  beträgt  10°  R.  bei 
15°  R.  der  Atmosphäre,  ihr  spec.  Gewicht  1,0001. 

2.  Die  Bade  quelle.  In  ihren  physikalisch-chemi- 
schen Eigenthümlichkeiten  der  vorigen  gleich ,  gibt  sie  in 
24  Stunden  8265  Eimer  oder  56792  Quart  Wasser.; 

Eine  besondere  Aufmerksamkeit  zu  Tatenhausen  verdient  noch 
der,  an  mehreren  Orten  in  der  Nähe  der  M. quellen  vorkommende 
M.schlamm.  Er  ist  weich,  von  schlüpfrig- gallertartiger  Consistenz, 
fast  ganz  frei  von  Fasern,  theilweise  von  einer  mehr  röthlichgel bli- 
chen, theilweise  von  einer  dunkleren  Farbe.  In  beträchtlicher  Menge 
kommt  derselbe  bei  der  Allee  vor,  welche  von  der  Trinkquelle  nach 
dem  Badehause  führt;  weniger  ergiebig  ist  der  Absatz  von  M.schlamm 
bei  der  Trink-  und  Badequelle.  —  Der  an  diesen  Stellen  befindliche 
M.schlamm  wird  gesammelt,  in  ein  grofses  Reservoir  gebracht  und 
zu  M.schlammbädern  benutzt. 

Er  besitzt  einen  anfänglich  hepatischen,  später  moorig -bituminö- 
sen Geruch.  Bringt  man  ihn  auf  ein  Filtrum,  so  läuft  ein  helles  Was- 
ser ab ;  der  zurückbleibende  M.schlamm  ist  von  dunkelgrün-schwarzer 
Farbe,  einer  weichen,  teigartig-schlüpfrigen  Consistenz,  das  spec.  Ge- 
wicht beträgt  1,175. 

Chemisch  untersucht  wurden  diese  M.quellen  neuer- 
dings von  R.  Brandes.  Dieser  Analyse  zufolge  enthal- 
ten in  sechzehn  Unzen; 

1.  Die  Trinkquelle:    2.  Die  Badequelle: 
Jodnatrium  .        .        .        0,00360  Gr.      .        0,00296  Gr. 

Chlornatrium  .  .  ,  0,01102  —  .  0,02078  — 
Chlormagnium  .  .  .  0,02802  —  .  0,01868  — 
Schwefelsaures  Natron        .        0,04076  —        .        0,08516  — 


522 


Schwefelsaures  Kali     .        .  0,0035S  Gr. 

Schwefelsaure  Kalkerde      .  0,01150  — 

Kohlensaure  Kalkerde         .  0,95340  — 

Kohlensaure  Talkerde         .  0,0270S  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul  0,10972  — 

Kohlensaures  Manganoxydul  0,00210  — 

Phosphorsaure  Kalkerde      .  0,00400  — 

Kieselerde     ....  0,02800  — 
Alaunerde    mit    Spuren    von 

Eisenoxyd  .  .  .  0,00600  — 
Kalkerde  ....  0,00616  — 
Bituminöses  Harz  .  .  0,00300  — 
Azotisirte  organ.  Suhstanz  0,09600  — 
Extractivstoffartige  Materie  0,09604  — 
Azotisirte  mit  Kieselerde  ver- 
bundene organ.  Substanz  0,02400  — 
Ammoniaksalz 


1,48398  Gr. 
Schwefelwasserstoffgas        .        Spuren 
Kohlensaures  Gas        .        .        0,72  bis  0,8  Kub.Z. 

3.    Der  Mineralschlamm: 

Chlorcalcium 

Chlortalcium 

Chlornatrium 

Jodnatrium 

Schwefelsaures  Kali 

Phosphorsaure  Kalkerde 

Schwefelsaure  Kalkerde 

Kohlensaure  Kalkerde 

Kohlensaure  Talkerde 

Alauneide 

Kieselerde 

Eisenoxyd 

Manganoxj'd 

Humussäure    . 

Azotisirte  in  Wasser  lösliche  Materie 

Azotisirte  in  Wasser  unlösliche  Mater 

Durch  Actzkali  erhaltene  in  Alkalien 

ser  lösliche  Materie    . 
Gallertartige  Materie 
Extractivstoffartige  Materie 
Harz         .... 
Wachs      .... 
Griinharz 
Schwefelwasserstoff  und  Ammoniaksalz 


ind  Was- 


0,004S4  Gr. 
0,02704  — 

0,86398  — 
0,00814  — 
0,08639  — 
0,00314  — 
0,00600  — 
0,07040  — 

0,01000  — 
0,00618  — 
0,00600  — 
0,06700  — 
0,08900  — 

0,08100  — 
Spuren 

1,45669  Gr. 
Spuren 
0,97  Kub.Z. 

4,0000  Gr. 
2,0000  — 

0,8188  — 

Spuren 

Spuren 

3,7000  — 

17,8856  — 

153,6856  — 

8,0000  — 

449,7600  — 

1098,0000  — 

310,9400  — 

0,8000  — 

46,0000  — 

6,0000  — 

3,0000  — 

840,0000  — 

144,0000  — 

36,0000  — 

4,0000  — 

4,0000  — 

10,4000  — 

Spuren 

3142,9900  Gr. 


523 

Nach  den  bisherigen  Erfahrungen  wirkt  das  M.was- 
ser  zu  Tatenhausen  reizend  auf  alle  Se-  und  Excretioneu, 
erregend  stärkend  auf  Nerven-,  Muskel-  und  Gefäfssystem, 
und  die  äufsere  Haut,  das  Drüsen-  und  Lymphsystem  be- 
thätigend.  Als  Getränk,  zu  £— f  Maafs  täglich,  und  in 
Form  von  Wasserbädern,  wird  das  M.wasser  zu  Taten- 
hausen namentlich  in  folgenden  Krankheiten  empfohlen: 

1.  bei  Verschleimungen  und  Blennorrhöen. 

2.  Stockungen  im  Leber-  und  Pfortadersystem,  Hämor- 
rhoidalbeschwerden. 

3.  Störungen  der  monatlichen  Reinigung,  Menstruatio 
difficilis,  dolorifica,  spastica,  —  Neigung  zu  Abortus. 

4.  Krankheiten  der  Harnwerkzeuge  von  Schwäche, 
Griesbeschwerden. 

5.  Chronischen  rheumatischen  und  gichtischen  Be- 
schwerden. 

6.  Schwäche  des  Muskel-  und  Nervensystems,  Läh- 
mungen, Nervenschwäche,  convulsivischen  Beschwerden. 

Die  Mineralschlammbäder,  in  welchen  man  die  Kranken  eine  halbe 
bis  ganze  Stunde  verweilen  läfst,  haben  sich  namentlich  sehr  hilfreich 
erwiesen  bei  hartnäckigen  gichtischen  und  rheumatischen  Lokalleiden, 
Nevralgieen,  scrophulösen  Geschwüren  und  scrophulöser  Caries. 

Kurzer  Unterricht  von  dem  Gesundbrunnen  überhaupt,  nebst  vor- 
läufiger Anzeige  eines  neu-entdeckten  eisenhaltigen-salinischen  Schwe- 
felbrunnens zu  Tatenhausen  von  M.  Detten.  Münster  1799. 

Hufeland  und  Osann's  Journal  der  prakt.  Heilkunde.  1827. 
Supplementh.  S.  133.  —  1830  Supplementh.  S.  222.  —  Bd.  LXXIX. 
St.  6.  S.  HS. 

Die  M.quelle  und  das  M.schlammbad  zu  Tatenhausen  in  der  Graf- 
schaft Ravensberg  von  R.  Brandes  und  K.  Tegeler.  Lemgo  1830. 


An  sie  schliefsen  sich: 

Die  M. quellen  zu  Godelheim  im  Kreise  Höxter,  als  Heil- 
quellen bekannt  seit  1747  durch  Scriba,  entspringen  in  einer  anmu- 
thigen  Gegend  am  Einflufs  der  Nethe  in  die  Weser,  eine  Stunde  von 
Höxter,  zwei  Stunden  vom  Schlofs  Corvey  entfernt.  Bei  den  Mineral- 
quellen findet  sich  ein  Badehaus  mit  Wannen-  und  Douchebädern. 
Die  Zahl  der  Kurgäste  betrug  im  Sommer  1824  :  150,  —  im  Jahre 
1826  :  241,  —  im.  J.  1838  :  89,  —  im  J.  1839  aber  nur  60. 


524 


Die  Berge  bei  G.  gehören  dem  Flötzgebirge  an;  auf  dem  rechten 
Ufer  der  Weser  bricht  Sandsteinschiefer,  auf  dem  linken,  auf  welchem 
die  M. quellen  entspringen,  Flötzkalkstein,  in  welchem  sich  Lager  von 
Braunkohlen,  Alaunerde  und  bituminösem  Holze  finden.  Beide  M. quel- 
len zu  Godelheim  scheinen  ihre  Entstehung  dem  schon  erwähnten 
Lager  von  Braunkohlen  zu  verdanken.  Die  das  anmuthige  Thal  der 
Weser  umschliefsenden  Berge  sind  zum  Theil  sehr  hoch ;  —  nach 
Lampadius  Bestimmung  ist  der  Moosberg  im  Solinger  Walde 
1046  F.  über  dem  Meere. 

Man  unterscheidet  zu  G.  zwei  kalte  M.quellen :  die  Trinkquelle 
oder  den  Salzbrunnen,  und  die  von  der  vorigen  nur  40  Schritte 
entfernte  Bade-  oder  die  Stahlquelle,  welche  nur  in  dem  quan- 
titativen Verhältnifs  ihrer  Bestandtheile  verschieden,  zu  der  Klasse  der 
eisenhaltigen  Kochsalzquellen  gehören. 

Das  Wasser  der  Trinkquelle  ist,  geschöpft,  krystallhell,  perlt  im 
Glase,  obgleich  nicht  so  auffallend  wie  das  Pyrnionter  oder  Dribur- 
ger M.wasser,  perlt  jedoch  sehr  stark,  wenn  dasselbe  mit  Zucker  oder 
Wein  vermischt  wird ;  seine  zu  allen  Jahreszeiten  constante  Tempe- 
ratur beträgt  nach  F.  K.  Himly  8°  R.,  sein  spec.  Gewicht  1,005, 
seine  Wassermenge  1560  Quart  in  einer  Stunde. 

Chemisch  anatysirt  wurden  die  M.quellen  zu  Godelheim  von 
Trampel,  Lampadius  und  neuerdiugs  von  W  i  tting  und  F.  K. 
Himly.    In  sechzehn  Unzen  enthält: 

1.    Die  Trink-  oder  Salzquelle: 

nach  Lampadius:     nach  Wi tting: 


Chlornatrium 

8,00  Gr.      . 

.        7,21  Gr. 

Schwefelsaures  Natron 

2,25  — 

2,75  — 

Schwefelsaure  Talkerde 

2,00  — 

2,20  — 

Schwefelsaure  Kalkerde 

7,00  — 

8,00  — 

Chlorcalcium 

0,50  — 

0,75  -v 

Cblortalcium 

0,75  — 

1,00  — 

Kohlensaures  Natron 

• 

.        2,22  - 

Kohlensaure  Talkerde    . 

2,25  — 

3,00  — 

Kohlensaure  Kalkerde    , 

5,00  — 

4,25  - 

Phosphorsaures  Kali 

. 

Spuren 

Phosphorsaure  Kalkerde 

. 

Spuren 

Kieselerde       .... 

Spuren 

0,75  — 

Extractivstoff 

Spuren 

0,20  — 

0,50  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul      . 

1,13  — 

1,20  — 

Kohlensaures  Manganoxydul 

. 

0,12  — 

28,88  Gr. 

34,15  Gr. 

Kohlensaures  Gas 

C5,00  Kuh.  Z- 

05,50  Kuh.  Z. 

nach  F.  K. 

II  i  in  1  y  : 

Zweifach  kohlensaure  Kalkerde 

12,319  Gr. 

Zweifach  kohlensaures  Eiscnox 

vdul        .        .        . 

1,158  — 

525 


Zweifach  kohlensaures  Manganoxydul 

Schwefelsaure  Kalkerde 

Schwefelsaure  Talkerde 

Chlormagnium 

Chlornatrium     . 

Kieselerde         , 

Thonerde  .... 

Bromnatrium,  .... 


Freie  Kohlensäure 

Freie  und  sogenannte  halbgehundene  Kohlensäure 
Sämmtl.  freie,  halbgebundene  u.  gebund.  Kohlensäure 


0,096  Gr. 
0,843  — 
2,199  — 
1,275  — 

18,996  — 
0,075  — 
0,008  — 
0,001  — 

36,970  Gr! 

37,160  Kub.Z. 
44,205      — 
51,245      — 


2.     Die  Bade-  oder  Stahlquelle; 


nach 

Lampadius:     nach  "Wi 1 1 i n g : 

Chlornatrium   . 

7,00  Gr.      . 

6,50  Gr. 

Schwefelsaures  Natron 

2,13  — 

2,50  — 

Schwefelsaure  Talkerde 

2,00  — 

1,75  — 

Schwefelsaure  Kalkerde 

1,13  — 

2,00  — 

Chlortalcium 

0.39  — 

0,50  — 

Chlorcalcium 

0,96  — 

0,50  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

.        2,75  -        . 

2,75  — 

Kohlensaure  Talkerde     . 

1.25  — 

1,25  — 

Phosphorsaures  Kali 

.           ... 

Spuren 

Phosphorsaure  Kalkerde 

. 

Spuren 

Kieselerde         . 

Spuren 

0,75  — 

Extractivstoff 

Spuren 

0,20  — 

Harzstoff 

.           .        • 

0,50  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul 

1,50  — 

1,75  — 

Kohlensaures  Manganoxydul 

. 

0,16  — 

19,11  Gr. 

21,11  Gr. 

Kohlensaures  Gas 

45,00  Kub.Z. 

46,00  Kub.  Z. 

Weniger  reich  au  Kochsalz  als  ähnliche,  Avie  z.  E.  die  eisen- 
haltigen Kochsalzquellen  zu  Kissingen  und  Caunstadt,  aber  dagegen 
ausgezeichnet  durch  ihren  gröfsern  Gehalt  an  freier  Kohlensäure  und 
Eisen,  wirkt  die  Trinkquelle  zu  Godelheim  specifik  auf  die  Schleim- 
häute, das  Drüsen-  und  Lymphsystem,  auflösend,  gelinde  eröffnend, 
sehr  diuretisch  und  dabei  stärkend,  weniger  schwächend,  auflösend 
und  verdünnend  auf  die  Säfte,  als  die  an  Kochsalz  reichhaltigeren, 
eisenhaltigen  Kochsalzquellen,  —  die  Badequelle,  als  Bad,  ungemein 
stärkend  auf  die  äufsere  Haut,  die  Schleimhäute  und  das  Nerven- 
system. 

Empfohlen  werden  beide  als  Getränk,  Wasser-  und  Douchebäder 
in  folgenden  Krankheiten : 


526 

1.  Allgemeiner  ScLwäcbe  in  Folge  vorhergegangener  gastrischer, 
rheumatischer  oder  nervöser  Fieber. 

2.  Verschiebungen  und  Stockungen  in  den  Organen  der  Di- 
gestion und  Assimilation,  insofern  sie  durch  örtliche  Schwäche  be- 
dingt oder  mit  ihr  complicirt  sind,  —  Schwäche  der  Verdauung,  Hy- 
pochondrie, Hämorrhoiden. 

3.  Chronischen  Leiden  des  Uterinsystems  von  Schwäche,  Chloro- 
sis,  Fluor  albus,  Sterilität. 

4.  Krankbeilen  der  Harnwerkzeuge,  Griesbescbwerden,  Strangurie, 
Blennorrböen,  Blasenhämorrhoiden. 

5.  Chronischen  Nervenkrankheiten  erethischer  und  torpider  Art, 
—  nevralgischen  und  convulsivischen  Leiden,  Hysterie,  —  Lähmungen. 

6.  Scrophulösen  Geschwülsten  und  Verhärtungen. 

7.  Veralteten  Geschwüren. 

Kurze  doch  hinlängliche  Anweisung  und  Unterricht,  sonderlich 
vor  den  gemeinen  und  einfältigen  Mann,  in  welchen  Zufällen  und 
Krankheiten,  zu  welcher  Zeit,  in  welcher  Ordnung  und  mit  welchem 
Verballen  so  wohl  überhaupt  alle  mineralischen  Gesundbrunnen,  als 
insbesondere  der  ohnlängst  bei  dem  Dorfe  Godelheim  in  dem  Hoch- 
fürstl.  Stifft  Corvey  neu  entdeckte  Sauerbrunnen  sicher  und  mit  Nutzen 
zu  trinken  seyen.  1747. 

Kurze  doch  mit  hinlänglicher  Deutlichkeit  entworfene  Beschrei- 
bung des  vor  einigen  Jahren  neu  entdeckten  mineralischen  Gesund- 
brunnens in  dem  Hochfürstl.  Stifft  Corvej-,  obnweit  einem  Dorfe  Go- 
delheim genannt.  Von  Fr.  P.  Scriba.  Huxar  1749. 

Becker  im :  Corvey1scheu  Intelligenzblatt.  1804.  Stück  31. 

W.  A.  Lampadius,  das  Bad  zu  Godelheim  an  der  Weser  nebst 
seinen  reizenden  Umgebungen.  Freyberg  1S07. 

Seiler  in:  Hufeland  und  Osann's  Journal  d.  prakt.  Hcilk. 
Bd.  LX.  St.  4.  S.  102.  —  Bd.  LXII.  St.  6.  S.  67.  —  Bd.  LXIV. 
St.  6.  S.  114. 

F.  Ho  ff  mann  in:  Poggendorffs  Annaleu  der  Physik  Bd.  III. 
St.  1.  S.  1. 

Brandes  Archiv.  Bd.  XX.  S.  125. 

Hufeland  und  Osann's  Jouru.  der  prakt.  Heilkunde,  1S27  Sup- 
plem.  S.  130.  —  1830  Supplcm.  S.  218. 

F.  K.  Himly  in:  Archiv  für  med.  Erfahrung  von  Hörn,  Nasse 
und  Wagner.  Jahrg.  1836.  St.  5. 

F.  K.  Himly  in:  v.  Gräfe  und  Kaiisch  Jahrb.  für  Deutsch- 
lands Heilquellen    und  Seebäder.  II.  Jahrg.  1837.  S.  432. 


Nur  eine  Stunde  vom  Bad  Godelheim  entfernt  entspringt: 

Die  Bruchhäuser  M. quelle,  ein  alkalisch-erdiger  Säuerling, 
welcher  als  erfrischendes  Getränk  ,  ähnlich  dem  Selterser W8SS er  be- 
DUtzt,  nach  Witting's  Analyse  in  sechzehn  Unzen  Wasser 
cuthält : 


527 


Zweifach  kohlensaures  Natron   , 

Zweifach  kohlensaure  Kalkerde 

Schwefelsaures  Natron 

Schwefelsaure  Kalkerde     . 

Chlorinagnium 

Chlorcalcium 

Chlornatrium 


Kohlensaures  Gas 


1,743  Gr. 
4,712  — 
0,066  — 
0,458  — 
0,091  — 
0,031  — 
0,057  — 

7,158  Gr. 
31.90  Kuh.  Zoll. 


Es  gehören  hierher  ferner: 

Die  M. quelle  zu  Schwelm  im  Kreise  Hagen.  Das  Hoch- 
oder Govgericht  Schwelm  liegt  in  dem  südwestlichen  Theile  der 
Grafschaft  Mark,  an  der  Gräuze  des  Herzogthums  Berg,  —  in  seiner 
Mitte  die  durch  seine  Fabriken  bekannte  Stadt  Schwelm,  und  nur 
eine  kleine  Stunde  nord -ostwärts  davon  der  nach  ihr  benannte  M.- 
bruunen.  Er  entspringt  aus  einem  Thonlager  in  dem  Östlichen  und 
höchsten  Theile  eines  breiten  Thaies,  welches  die  Schwelm  durch- 
fliefst  und  von  zahlreichen  Bauerhöfen  und  Fabrikgebäuden  belebt 
■wird.  Die  gut  gefafste  und  überbaute  Mineralquelle  wird  von  einer 
Gruppe  von  Häusern  umgeben,  welche  theils  zu  Wohnungen  der  Kur- 
gäste dienen,  theils  mit  den  nöthigen  Einrichtungen  zu  Bädern  ver- 
sehen sind. 

Bekannt  ist  die  M.quelle  zu  Schwelm  seit  1706.  —  Die  Zahl  der 
Kurgäste  betrug  in  den  letzten  Jahren  jährlich  im  Durchschnitt  ge- 
gen 200. 

Im  J.  1826  zählte  man  in   S.    405  Kurgäste. 
~  —  1827    —        —        —       194        — 


1829 

—  —  1830 

1831 

1832 

1833 

1834 

1835 

1836 

1837 

1838 


159 
183 
169 
1S6 
161 
258 
221 
18S 
203 
171 


Die  Berge,  welche  das  Thal  von  Schwelm  bilden,  sind  Flötzge- 
birge,  haben  die  Richtung  von  Westen  nach  Osten,  schliefseu  sich  in 
Süd- Westen  an  die  Vemveigungen  des  Siebengebirges  am  Rheine,  im 
Osten  an  die  Berge  des  Herzogthums  Westphalen.  Sie  führen  Kalk- 
und  Sandstein,  Thonschiefer,  Schwefelkies,  -Eisen-  und  Kupfererze 
und  sind  reich  au  Steinkohlenflötzen.    Beachtenswert!!  ist  ein   durch 


1,20  Gr.      . 

0,6180  Gr. 

8,7-2  — 

7,3S0O  — 

•                      •                • 

0,0500  — 

0,32  — 

0,1104  — 

• 

.  ,     0,0980  — 

1,86  — 

.  '     0,9041  — 

1,75  — 

0,4708  — 

. 

0,0400  — 

13,85  Gr. 

9,6713  Gr. 

9Kub.ZolI. 

528 

diese  Gegend  sich  ziehender  thoniger  Moorgrund,  welcher  kaum  eine 
Viertelstunde  breit,  aber  mehrere  Meilen  lang  sich  bis  in  die  Graf- 
schaft Limburg  erstreckt. 

Der  M.brunnen  zu  Schwelm  gehört  zu  der  Klasse  der  erdig-sali- 
nischen  Eisenwasser.  Das  M.wasser  ist  klar,  perlt  wenig,  hat  einen 
säuerlichen,  sehr  zusammenziehenden  Geschmack  und  wird  durch  die 
Einwirkung  der  atmosphärischen  Luft  leicht  zersetzt;  seine  Tempera- 
tur, Avelche  auch  bei  Veränderungen  der  Atmosphäre  sich  ziemlich 
gleich  bleibt,  beträgt  7,7°  R.,  sein  spec.  Gewicht  1,0025,  seine  Was- 
sermenge in  24  Stunden  929'  792"  Wasser. 

Sechzehn  Unzen  dieses  Wassers  enthalten: 

nach  Stucke:    nach  Brandes  (1823) : 
Schwefelsaure  Talkerde 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Clilortalcium 
Chlornatrium 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaures  Eisenoxyd    . 
Kohlensaures  Manganoxyd 

Kohlensaures  Gas 

Reich  an  Eisen,  arm  au  kohlensaurem  Gase,  wirkt  die  M.quelle, 
zu  Schwelm  zusammenziehend,  erhitzend,  stärkend.  Getrunken  be- 
schwert sie  leicht  den  Magen,  wird  daher  mehr  äufserlich  in  Form 
von  Wasser-,  Douche-  und  Tropfbädern  benutzt. 

Zu  widerrathen  in  allen  den  Fällen,  in  welchen  Eisen  wasser  con- 
traindicirt  sind,  wird  dieser  M.brunnen  in  den  genannten  Formen  als 
kräftig,  stärkend  zusammenziehendes  Mittel  in  allen  den  Krankheiten 
gerühmt,  welche  sich  auf  reine  Schwäche  torpider  Art  gründen,  na- 
mentlich bei :  hartnäckigen  rheumatischen  und  gichtischen  Beschwer- 
den, —  passiven  Blut-  und  Schleimflüssen,  —  chronischen  Hautaus- 
schlägen, Flechten,  veralteten  Geschwüren,  —  Nervenschwäche,  ner- 
vöser Hypochondrie,  —  chronischen  Leiden  des  Uterinsjstems  von 
Schwäche,  Amenorrhoe,  Bleichsucht,  Fluor  albus,  —  und  scorbutischen 
Dyskrasieen. 

Acidulae  Schuclmcnscs  oder  Beschreibung  des  neuen  Schwelmer 
Sauerbrunnens.  Von  J.  Ph.  Maulio.  Dortmund  1706. 

Kurzer  Unterricht  von  dem  nahen  bei  der  Stadt  Schwelm  erfun- 
denen Mcdizinalbrunucn.  Von  E.  Hüllerb  off.   Dortmund  1706. 

Praxis  Schwelmensis  oder  Erzählung  etlicher  vornehmen  Casuum 
und  Krankheiten,  welche  1706  und  1707  durch  den  Gebrauch  des 
Schwelmer  Wasser  vermittelst  göttlichen  Seegens  genesen  seynd.  Von 
J.  Ph.  Maulio.  Dortmund  1707. 

Neue  Beschreibung  des  Schwelmcr  Gesundbrunnens.  Von  J.  H. 
Schütte.  Soest  1733. 

Neue 


529 


Neue  Versuche,  wodurch  der  Schwelmer  Gesundbrunnen  als  ein 
temperirtes  Sauerwasser  angemerkt,  nebst  einem  Anhang  von  dem 
scharfen  Brunnen  daselbst.  Von  A.  Dulläus.  Iserlohn  1744. 

Eibers,  Anleitung  zum  vernünftigen  Gebrauch  des  Gesundbrun- 
nens bei  Schwelm.  Dortmund  1769. 

S.  Co II  enb  lisch,  Erfahrungen  über  den  Nutzen  und  Schaden 
des  Schwelmer  Gesundbrunnens.  Stadthagen  1791. 

L.  Castringius  und  C.  H.  Stucke,  über  den  Schwelmer  Ge- 
sundbrunnen. Dortmund  1800. 

Hufeland  und  Osann's  Journal  der  prakt.  Heilk.  Bd.  LI. 
St.  6.  S.  113.  —  1827  Supplementh.  S.  134.  —  1830  Supplemth.  S.  219. 
—  Bd.  LXXIX.  St.  6.  S.  119. 

Trommsdorff's  neues  Journal  der  Pharmacie.  Bd.  IX.  St.  2. 

Die  M. quellen  zu  Seebruch  bei  Valdorf  im  Kreise  Her- 
ford. Eine  Stunde  von  der  Stadt  Vlotho  nahe  bei  dem  Dorfe  Valdorf 
entspringen  drei  kalte  Schwefelquellen.  Das  Thal  wird  auf  der  Ost- 
seite von  einer  Bergkette  begränzt,  welche  sich  von  Herford  nach 
der  Weser  zieht  und  deren  höchster  Punkt  der  Bornstapel  ist.  Das  Ge- 
birge führt  Kalkstein,  rothen  Sandschiefer,  Tuffstein  und  Versteine- 
rungen ;  in  der  Nähe  finden  sich  Braun-  und  Steinkohlenlager,  gegen 
Vlotho  hin  Gyps  und  Thon.  — 

Im  J.  1826  betrug  die  Zahl  der  Kurgäste  über  500,  im  J.  1827  : 
440,  im  J.  1836  :  500,  in  den  folgenden  Jahren  jedoch  durchschnitt- 
lich nur  gegen  200,  auch  weniger. 

Die  drei  genannten  M.quellen  entspringen  sämmtlich  unfern  des 
Badehauses.  Ihr  Wasser  ist  zuweilen  klar,  zuweilen  milchig  weifs, 
von  einem  starken  hepatischen  Geruch  und  Geschmack,  ihre  Tempe- 
ratur beträgt  8—9°  R. ,  bei  6°  R.  der  Atmosphäre;  das  spec.  Ge- 
wicht der  ersten  M. quelle  beträgt  1,001 ,  das  der  zweiten  1,005,  und 
das  der  dritten  1,007. 

Nach  Beisenhirtz  enthalten  in  sechzehn  Unzen  an  festen  und 
flüchtigen  Bestandtheilen : 


Schwefeltalcium 
Schwefelsaure  Talkerde 
Schwefelsaures  Natron 
Schwefelnatrium 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Neutrales  kohlensaures  Natron 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaures  Eisenoxydul 
Kieselerde    . 
Harzigen  Extractivstoff 
Humussäure 


rste  M.quelle :     2 

.  Die  zweite  M.quelle : 

1,137  Gr. 

0,464  Gr. 

2,043  — 

0,766  — 

0,913  — 

0,208  — 

0,058  — 

0,058  — 

5,713  — 

2,539  — 

ron  0,071  — 

2,539  — 

1,657  — 

0,566  — 

0,254  — 

0,125  — 

0,100  — 

0,116  — 

0,150  — 

0,100  — 

Spuren 

Spuren 

Spuren 

Spuren 

11,496  Gr. 


7,481  Gr. 


II.  Theil. 


LI 


530 


Kohlensaures  Gas  . 
Schwefel  wasserstoffgas 


1,836  Kub.Z. 
1,049      — 


2,885  Kub.Z. 
3.     Die  dritte  Mineralquelle: 


1,669  Kub.Z 
0,864      — 

2,533  Kub.Z 


Schwefeltalcium   . 
Schwefelsaure  Talkerde 
Schwefelsaures  Natron 
Chlornatrium        . 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Neutrales    kohlensaures  Natron 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaures  Eisenoxydul  . 
Kieselerde     .         .         .         . 
Harzigen  Extractivstoff 
Humussäure 

Kohlensaures  Gas 
Schwefelwasserstoft'sas 


0,682  Gr. 
1,740  — 
0.300  — 
0,039  — 
3,656  — 
0,056  — 
0,800  — 
0,065  -- 
0,100  - 
0,125  — 
Spuren 
Spuren 


7,572  Gr. 
2,170  Kub.Z, 
1,815      — 


3,985  Kub.Z. 

Benutzt  wird  das  M.wasser  in  Form  von  Wasser-  und  M. Schlamm- 
bädern, und  sehr  gerühmt  bei  Gicht,  Rheumatismen,  Lähmungen,  Flcch-i 
ten  und  andern  chronischen  Hautausschlägen. 

Hufeland  und  O sann's  Journal  der  prakt.  Hcilk.  1827  Sup-i 
plementheft  S.  135.  —  Bd.  LXXIX.  St.  6.  S.  105. 

B  ei  senhirtz  in:  Brandes  Archiv.  Bd.  XXXVI.  St.  2.  S.  129. 

Die  M.r/uelle  zu  Gripshof en  im  Kreise  Minden,  eine  kalte  J 
alkalisch -salinische  Eisenquelle.  Gebadet  wird  in  zwei  Badehäusern. 
Die  ganze  Anstalt  ist  Privateigentum   und  wird  verpachtet. 

Die  Zahl  der  Kurgäste  betrug  durchschnittlich  in  den  letzten  Jah-i 
ren  in  einem  Sommer  2  —  300. 

282. 
274. 


Im     J. 


1834 
1835 

—  —    1836 

—  —     1S37 

—  —    1838 

—  —    1839 


358. 
322. 
260. 
220. 


Unpassend  und  selbst  nachtheilig  bei  Vollblütigkeit,  erweiset  sich! 
diese  M. quelle  sehr  hilfreich  bei  Scropheln,  scrophulösen  Augciicnt- 
Zündungen,  langwierigen  Brustkatarrhen,  Blcnnorrhoeen,  Rheuma? 
tismen. 

Hufeland  und  0 sann's  Journal  der  prakt.  Hcilk.  1827  Sup- 
plemeuthcft  S.  134.  -  1830  Supplementheft  8.  223.  —  Bd.  LXXIX. 
S.  6.  S.  120. 


531 


von 
die 
Seh 


Das  M.badzu  Holzhausen  im  Kreise  Rahden.    Nach  einer 
Runge  zu  Oldendorf  unternommenen  chemischen  Analyse  beträgt 

Temperatur  des  Mineralwassers  zu  Holzhausen  8,5°  R ,  die  spec. 

were  1  0025.    Sechzehn  Unzen  des  Wassers  enthalten : 


Schwefelsaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Kalkerde 
Chlorcalcium 
Chlortalcium 

Schwefelsaure  Thonerde 
Kohlensaures  Eisenoxydul 


15,343  Gr. 
1,393  — 
0,575  — 
0,370  — 
0,35S  — 
0,105  — 

18,144  Gr. 


In  den  letzten  Jahren   betrug   durchschnittlich   in   einem  Sommer 
die  Zahl  der  Kurgäste  2—300. 

Im    J.    1835  .        .        .        .  268. 


—  1836 

—  1837 

—  1838 

—  1839 


156. 
302. 
191. 
192. 


Die  Krankheiten,  gegen  welche  das  M.wasser  benutzt  wurde, 
waren:  Allgemeine  Schwäche,  Gicht  und  chronische  Rheumatismen, 
Lähmungen,  Anomalieen  der  Menstruation,  Scropheln,  Rhachitis  und 
chronische  Augenkrankheiten. 

Hufeland  und  Osanu's  Journal  der  prakt.  Hcilk.  1827  Sup- 
plementheft S.  135.  —  1830  Supplementheft  S.  220.  —  Bd.  LXXIX. 
St.  6.  S.  120. 

Die  M.  quelle  zu  Lipp springe  in  der  Stadt  dieses  Namens, 
am  Fufse  des  Teutoburger  Waldes,  anderthalb  Stunden  von  Pader- 
born, von  Wittin g  zuerst  im  J.  1832,  später  von  R.  Brandes  und 
G.  B  ischof  untersucht,  mit  einem  Badehaus  versehen,  zählte  im  J. 
1837  :  130,  im  J.  1838  :  183,  im  J.  1839  :  129  Kurgäste. 

Das  M.wasser  hat  nach  Witting  die  Temperatur  von  16 — 18°  R., 
enthält  nur  wenig  feste  Bestandtheile,  unter  diesen  vorwaltend  schwe- 
felsaure Salze  (nach  neuern  Untersuchungen  auch  Beimischungen  von 
Brom),  von  flüchtigen  Stickgas  und  kohlensaures  Gas. 

100  Vol.  des    aus  dem  M.wasser  ausströmenden  Gases  enthalten : 


Stickgas 

82,64. 

Sauerstoffgas 

1,95. 

Kohlensaures  Gas 

15,41. 

100  Vol.  des  aus  dem  M.wasser  entwickelten  Gases  enthalten : 

Kohlensaures  Gas        .        79,31. 
Stickgas        .         .         .        18,01. 


Sauerstoffcas 


2,68. 


LI  2 


532 

Nach  den  Erfahrungen  des  Hrn.  Dr.  Schmidt  hat  sich  dies 
M.wasser  innerlich  und  äufserlich  benutzt  sehr  hilfreich  erwiesen  t 
chronischen  Leiden  der  Schleimhaut  der  Luftwege,  anfangend 
Phthisis,  so  wie  bei  Stockungen  im  Leber-  und  Pfortadersj'stem  ui 
Nierenleiden. 

G.  Bischof  in:  Schweigger-Seidel's  Jahrb.  Bd.  VIII. 
5  u.  249. 

Erdmann  und  Schweigger-Seidel's  Journ.  f.  prakt.  Cli 
mie.  Bd.  1.  St.  6.  S.  321. 

Hufeland  und  Osann's  Journ.  d.  prakt.  Heilk.  Bd.  LXXI 
St.  6.  S.  96. 

Die  M.  quelle  zu  Hüllhorst  im  Kreise  Lübbecke,  eine  kal 
Schwefelquelle,  welche  in  Form  von  Bädern  gegen  gichtische,  rhei: 
matische  und  scrophulöse  Leiden  gerühmt  wird. 

Die  Zahl  ihrer  Kurgäste  betrug: 


Im  J. 


1830 
1831 
1832 
1833 

1834 
1835 
1836 
1837 
1838 
1839 


120. 
163. 
130. 
133. 
198. 
181. 
168. 
155. 
155. 
198. 


Huf  el  and  und  Osann's  Journal  der  prakt.  Heilk.  1830  Suy 
plementheft  S.  222.  —  Bd.  LXXIX.  St.  6.  S.  1 19. 

Die  Eisenquelle  zw  Levern  im  Kreise  Lübbecke,  mit  einer 
neuen  Bade-  und  Logierhause  ausgestattet,  erfreute  sich  bisher  eine 
zahlreichen  Zuspruches.    Die  Zahl  der  Kurgäste  betrug: 

Im  J.  1836  ....  232. 

—  —  1837  ....  330. 

—  —  1838  ....  209. 

—  —  1839  ....  240. 


Es  gehören  hierher  ferner: 

Die  M. quelle  zu  Bünde  im  Kreise  Herford,  wird  in  Form 
von  Bädern  benutzt  und  empfohlen  gegen  invetcrirto  rheumatischt 
Leiden,  Gicht,  Lähmungen   und  veraltete  Geschwüre. 

Die  Zahl  der  Kurgäste,  welche  in  den  J.  1832  und  1833  sich  sein 
vermindert  hatte,  betrug: 

Im    J.     1834  ....  280. 

—    -     1835  ....  419. 


533 

Im    J.  1836  ,  349. 

—  -t  1837  ....  385. 

—  —  1838  ....  308. 

—  —  1839  ....  366. 

Hufeliind  und  0 sann's  Journal  der  prakt.  Heilk.  1827  Stip- 
plementheft  S.  137.  —  1830  Supplementheft  S.  222.  —  Bd.  LXXIX. 
St.  6.  S.  119. 


Das  S oolba d  zu  Königsborn  bei  Unna  im  Kreise  Hamm, 
besitzt  ausser  Einriclitungen  zu  Wannen-  und  Douchebädern  auch 
ein  russisches  Dampfbad. 

Die  Zahl  der  Kurgäste  betrug  jährlich  meist  weniger  denn  100, 
—  nur  im  J.  1830  :  147,  im  J.  1835  :  109. 

Eine  von  Brandes  unternommene  Analyse  der  Soole  ergab  ei- 
nen beträchtlichen  Gehalt  an  Brom-  und  Jodmagnium. 

Nach  Brandes  enthalten  100  Theile  des  Mergels,  aus  welchem 
die  Soolquellen  zu  Tage  kommen,  folgende  Bestandtheile: 


Siliciumsäure 

54,380  Gr. 

Calciumoxyd 

8,616  — 

Magnesiumoxyd    . 

. 

1,000  — 

Carbonsäure 

. 

7,000  — 

Aluminiumoxyd    . 

16,000  — 

Eisenoxydul  mit  Manganoxyd 

2,600  — 

Kochsalz 

0,610  — 

Wasser 

• 

9,250  — 

99,456  Gr. 

Sehr  gerühmt  werden  die  Bäder  zu  Königsborn  bei  Gicht,  Rheu- 
matismen, Scropheln  und  chronischen  Hautkrankheiten. 

Das  Sool-  und  russische  Dampfbad  zu  Köuigsboru  bei  Unna, 
Hamm  1827. 

Brandes  in:  Verhandlungen  der  Gesellschaft  naturforschender 
Freunde  zu  Berlin.  Bd.  I.  S.  315. 

Westphälischer  Anzeiger.  Correspondenzblatt.  Nr.  19.  1830. 

Hufeland  und  Osann's  Journal  der  prakt.  Heilk.  1827  Sup- 
plementh.  S.  131.  —  1830  Supplementheft  S.  219.  —  Bd.  LXXIX. 
St.  6.  S.  135. 

IDas  Soolbad  Salzkotten  im  Kreise  Büren. 
Die  Zahl  der  Kurgäste  erreichte  in  den  letzten  zehn  Jahren  durch- 
schnittlich nicht  die  von  50. 

Sehr  nützlich  erwiesen  sich  die  Bäder  in  rheumatischen  Krankheiten, 
Scropheln,  chronischen  Hautkrankheiten,  Hysterie  und  Anomalieen  der 
monatlichen  Reinigung. 

Hufeland  und  Osann's  Journal  der  prakt.  Heilk.  1827  Sup- 
plementheft S.  136.  —  1830  Supplementheft  S.  223.  —  Bd.  LXXIX. 
St.  6.  S.  135. 


534 

Das  M.bad  zu  Dankerseti  im  Kreise  Minden.  An  fixen  K 
standtheilen  enthält  die  M.quelle  nur  wenig  Eisen  und  Salze. 

Die  Zahl  der  Kurgäste  erhob  sich  in  den  letzten  zehn  Jahr 
im  Durchschnitt  jährlich  nicht  bis   zu  50. 

Angewendet  wurden  die  Bäder  gegen  Gicht,  Rheumatisnu 
Schwäche  der  Verdauungswerkzeuge  und  Verschleimungen. 

Hufeland  und  0 s an n's  Journal  der  prakt.  Heilk.  1827  S« 
plementheft  S.  136.  —  1830  Supplementheft  S,.  223.  —  Bd.  LXXI 
St.  6.  S.  120. 

Die  M.quelle  zu  Soest  im  Kreise  Soest.  Im  Jahre  1826  ei 
deckte  man  eine  neue  Soolquelle.  Nach  der  chemischen  Analyse  ei 
halten  sechzehn  Unzen  der  altern  Soolquelle: 

Chlornatrium         .        .  .      .        .  310,0  Gr. 

Chlorcalcium         ....  41,6  — 

Chlortalcium         ....  5,0  — 

Schwefelsaures  Natron        .        .  17,0  — 

Schwefelsaure  Kalkerde      .         .  23,6  — 

Harzigen  Extractivstoff      .        .  Spuren 

397,2  Gr. 
Schwefelwasserstoffgas        .        .  Spuren 

Die  Analyse  der  neu  aufgefundeneu  Quelle  zeigte  in  ihrem  craj 
mischen  Gehalt  von  der  älteren  keine  wesentliche  Verschiedenheit. 

Die  Zahl  der  Kurgäste  erhob  sich  in  den  letzten  Jahren  im  Durcl 
schnitt  jährlich  nicht  bis  zu  100. 

Gerühmt  werden  die  Bäder  namentlich  bei  Gicht,  inveterirte 
Rheumatismen  und  chronischen  Hautausschlägen. 

Hu  fei  and  und  O  sann's  Journal  der  prakt.  Heilk.  1827  Suj 
plementheft  S.  137.  -  1830  Supplementheft  S.  220.  —  Bd.  LXXD 
St.  6.  S.  135. 

Die  M.quelle  zu  L  ipp  oldshausen  im  Kreise  Dortmund 
Aufser  der  schon  früher  von  Pröbsting,  Bährensund  Stuck; 
untersuchten,  ist  eine  neue  Quelle  entdeckt,  und  als  Bad  angewende 
worden.  Im  Sommer  1826  betrug  die  Zahl  der  Kurgäste  78,  —  ig 
J.  1S27  :  71    später  noch  weniger. 

Die  hauptsächlichsten  Krankheiten,  gegen  welche  die  M.qucll 
als  Bad  und  zum  Theil  auch  als  Getränk  benutzt  wurde,  waren  :  Gicht 
Lähmungen,  chronische  Hautausschläge,  Schwäche  der  Verdauungs 
Werkzeuge,  chronische  Krankheiten  der  Augen. 

Hufeland  und  üsann's  Journal  der  prakt.  Heilk.  1827  Sup! 
plementheft  S.  130.  —  1830  Supplementheft  S.  224.  —  Bd.  LXXIX 
St.  6.  S.  121. 

Die  M. quellen  bei  Vlothu  im  Kreise  Herford.  Ausser  meh- 
reren M.quellen  ist  besonders  bemerkenswerth  der  liier  befindliche 
kräftige  M. schlämm. 


535 

Nach  der  von  Brandes  im  Jahre  1823  angestellten  Analyse  ent- 
halten sechzehn  Unzen  der  M.quelle  : 

Chlornatrium      ....  38,2392  Gr. 

Schwefelsaures  Natron      .         .  4,1862  — 

Schwefelsaure  Talkerde    .         .  1,8512  — 

Schwefelsaure  Kalkerde    .         .  15,1750  — 

Chlortalcium        ....  0,9874  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul         .  0,1308  — 

Kohlensaure  Kalkerde        .         ,  3,8798  — 

Kohlensaure  Talkerde    ) 

tt                                          (   ,  Spuren 

Harz                                  )  l 


64,4496  Gr. 


Kohlensaures  Gas       .        .  .        6,450  Kub.  Z. 

Schwefelwasserstoffgas      .  .        0,167     — 

"&617  Kub.  Z. 

Der  Eisen-M.schlamm    enthält  nach  Brandes  in  sechzehn  Unzen 

Schwefelsaures  Eisen     .        .  244,328  Gr. 

Freie  Schwefelsäure       .         .  70,116  — 

Chlornatrium  .         .        .        .  3,640  — 

Schwefelsaures  Natron            .  6,412  — 

Schwefelsaure  Kalkerde         .  262,000  — 

Faserstoff        ....  1830,000  — 

Extractivstoff  und  Erzharz    .  160,000  — 

Unlösliche  Erden  und  Oxyde  1830,000  - 

Wasser    .....  3280,000  — 


7686,496  Gr. 

Die  Zahl  der  Kurgäste  betrug  früher  jährlich  im  Durchschnitt 
gegen  50,  hat  sich   aber  noch  mehr  vermindert. 

Hilfreich  erwiesen  sich  die  Bäder  bei  Rheumatismen,  Flechten,  chro- 
nischen Augenkrankheiten,  (ein  fast  schon  Erblindeter  fühlte  schon  nach 
fünf  Bädern  eine  ungemeine  Besserung),  Verschleimungen,  besonders 
des  Unterleibes. 

Brandes  Archiv.  Bd.  XI.  S.  330. 

Hufeland  und  Osann's  Journal  der  prakt.  Heilk.  1827  Sup- 
plementheft S.  137.  —  1830  Supplementheft  S.  222.  —  Bd.  LXXIX. 
St.  6.  S.  121, 

Die  M.quelle  am  Hopp  e  nb  er  ge  bei  Petershagen,  im  Kreise 
Minden,  enthält  Eisen  und  wenig  Salze,  und  wird  in  Form  von  Bä- 
dern benutzt. 

Die  Zahl  der  Kurgäste  belief  sich  von  d.  J.  1826 — 1833  jährlich 
im  Durchschnitt  auf  weniger  denn  100,  hat  sich  aber  in  den  letzten 
Jahren  sehr  vermehrt;  sie  betrug: 


536 


Im    J.     1834 

/     .           438. 

—    —    1835 

312. 

—    —    1836 

300. 

—    —    1837 

209. 

—    —    1838 

258. 

—    —    1839 

278. 

Contraindicirt  iu  den  Fällen ,  wo  Eisenwasser  unpassend  sind, 
wird  diese  M. quelle  als  Bad  empfohlen  bei  chronischen,  gichtischen 
und  hartnäckigen  rheumatischen  Beschwerden,  so  wie  bei  Scropheln, 
Verschleimungen  und  Schleimflüssen. 

Hufeland  und  0  sann 's  Journal  der  prakt.  Heilk.  1827  Sup- 
plementheft S.  138.  —  1830  Supplementheft  S.  223.  —  Bd.  LXXIX. 
St.  6.  S.  120. 


Die  M. quelle  zu  Nammen  im  Kreise  Minden,  gehört   zu  der  i 
Klasse  der  kalten  erdig-salinischen  Schwefelquellen  und  hat  in  Bezug 
auf  ihren   chemischen    Gehalt   grofse  Aehnlichkeit  mit    der  Schwefel- 
quelle zu  Eilsen. 

Die  Zahl  der  Kurgäste  war  früher  sehr  gering,    hat  sich  aber  in 
neuerer  Zeit  vermehrt;  sie  betrug: 


Im  J.  1834 

—  —  1835 

—  —  1836 

—  —  1837 

—  —  1838 

—  —  1839 


206. 
120. 
201. 
160. 

87. 
116. 


Witting,  welcher  im  J.  1833  dieses  M.wasser  anatysirte,  fand 
die  Temperatur  desselben  10°  R.  bei  -f  12°  R.  und  27"  10'"  ßarom. 
der  Atmosphäre,  und  in  sechzehn  Unzen  Wasser: 


a. 

an  krystall.  Salzen : 

Schwefelsaure  Kalkerde 

16,77  Gr. 

Schwefelsaures  Nation 

3,49  — 

Schwefelsaure  Talkerde 

2,36  — 

Kohlensaure  Kalkcrdc 

1,43  — 

Kohlensaures  Natron 

0,61  — 

Chlorcalcium 

1,22  — 

Chlortalcium  . 

1,28  — 

Chlornatrium 

0,06  — 

Jod-  und  Bromverbindui 

gen 

Spuren 

Kalisalz 

Spuren 

Silicium-  und  Aluminium 

oxyd 

0,05  — 

Extractiv-Harzstoff 

• 

Spuren 

27,27  Gr. 

537 

b.  au  flüchtigen  Bestandtheilen : 

Scbwefelwasserstoffgas        .        .        3,21  Kub.  Zoll. 
Kohlensaures  Gas         .         .         .         1,21        — 
Atmosphärische  Luft  .        .        .        1,06        — 

5,48  Kub.  Zoll. 

Gerühmt  wird  die  Seh. quelle  zu  N.  als  Getränk  und  Bad  bei 
chronischen  Hautausschlägen,  rheumatisch-gichtischen  Leiden,  nament- 
lich gichtischen  Gelenkentzündungen,  so  wie  bei  Stockungen  im  Le- 
ber- und  Ffortadersystem. 

Hufeland  und  Osann's  Journal  der  prakt.  Heilk.  1827  Sup- 
plementheft  S.  138.  —  1S30  Supplementheft  S.  223.  —  Bd.  LXXFX. 
St.  6.  S.  105. 

Brandes  Archiv  II.  Reihe.  I.  S.  133. 

Die  M. quelle  zu  Hechinghausen  zwischen  Schwelm  und 
Gemarke,  enthält  nach  Stucke  in  sechzehn  Unzen  Wasser: 


Schwefelsaure  Talkerde 

Chlortalcium 

Kohlensaure  Kalkerde 

Schwefel 

Asphalt 

Kohlensaures  Eisen 


Kohlensaures  Gas 
Schwefelwasserstoffeas 


0,750  Gr. 
0,150  — 
0,500  — 
0,150  — 
0,250  — 
0,575  — 

2,375  Gr. 

7,000  Kub.  Z. 


L.  Castringius  und  Stucke,   über  den  Schwelmer  Gesund- 
brunnen. Dortmund  1800.  S.  114. 

Die    M. quelle    zu   Eppenhausen    im  Kreise  Hagen,   unfern 
Stadthagen,  enthält  nach  Stucke  in  sechzehn  Unzen: 

Chlornatrium  ) 

Schwefelsaure  Talkerde      ) 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaures  Eisenoxydul 

Kohlensaures  Gas     .  . 

Die  Zahl  der  Kurgäste  betrug  im  J.  1838 
ger  als  50. 

Benutzt  wurde  das  M.wasser  gegen  Gicht,  veraltete  Rheumatismen 
und  chronische  Hautausschläge. 

L.  Castringius  und  C.  H.  Stucke,  über  den  Schwelmer  Ge- 
sundbrunnen. 4800.  S.  107. 


0,600  Gr. 

2,000  — 
0,600  — 
0,333  — 

Z. 

oft 

3,533  Gr. 
2,500  Kub. 

:  100,  früher 

weni 

53S 


Huf elan  d  und  0 sann's  Journal  der  prakt.  Heilk.  1827  Sup- 
plementheft  S.  13S.  —  1830  Supplemeutheft  S.  219.  —  Bd.  LXXIX 
St.  6.  S.  121. 

Der  Schar bo  cksbr  unnen  uufern  Schwelm,  ein  starkes  Vi- 
triolwasser, welches  nach  Stucke  in  3  Pfund  24  Grau  Eisenvitriol 
und  26  Gran  Alaun  enthalten  soll. 

Castringius  und  Stucke  a.  a.  0.  S.  97. 

Die  M.quelle  zu  Runder oth  im  Aggertbale,  unfern  Gum- 
mersbach, eine  erdig-saliuische  Eisenquelle  von  7°  R.  Temperatur,  ent- 
hält nach  A.  Marder  in  sechzehn  Unzen: 


Chlornatrium 
Chlorcalcium 
Chlortalcium 

Schwefelsaure  Kalkerde  . 
Schwefelsaure  Talkerde  . 
Kohlensaures  Eisenoxydul 
Kohlensaure  Kalkerde 
Thonerde  .... 
Harzigen  Extractivstoff     . 

Kohlensaures  Gas 


0,3499  Gr. 
0,0528  — 
0,1835  — 
0,0037  — 
0,0963  — 
0,5931  — 
0,8750  — 
0,1610  — 
0,0078  — 

2,323  t  Gr. 
4,560  Kub.  Z. 


Die  M.quelle  wurde  von  Wüste  und  Kleine  bei  gichtischen 
und  rheumatischen  Ueheln,  so  wie  bei  chronischen  Nervenleiden  krampf- 
hafter Art  mit  Erfolg  angewendet. 

A.Marder,  physikalisch- chemische  Untersuchung  der  M.quelle 
zu  Ründeroth.  Kölln  1827.  S.  17—47. 

Hufeland  und  O sann's  Journ.  der  prakt.  Heilk.  1827  Sup- 
plementheft S.  139.  —  1830  Supplementheft  S.  220.  —  Bd.  LXXIX. 
St.  6.  S.  121. 

Die  M.quelle  zu  Rodenbach  im  Kreise  Mühlheim,  unweit 
Volberg,  eine  Eisenquelle. 

Hu  fei  and  und  Osanu's  Journal  der  prakt.  Heilk.  1827  Sup- 
plementheft S.  139. 

Die  M.quelle  zu  Brakel  unfern  der  Stadt  und  im  Kreise  die- 
ses Namens ,  eine  kalte,  vou  W i 1 1 i n  g  untersuchte  Schwefelquelle, 
welche  als  Getränk  bei  Stockungen  im  Unterleib e,  Infarkten,  Hämor- 
lhoidalbcsclnverdcn  und  auch  bei  chronischen  Bnistkrankheiten  mit 
Erfolg  angewendet  worden  ist. 

Hufe  1  and  und  Osaun's  Journal  der  prakt.  Heilk.  1827.  Sup- 
plemeutbeft S.  139. 

Die    M.quelle    zu    Germete    im  Kreise   Warburg,   iiu  Jahre 


539 

1826  zwar   gefafst,    aber  noch   der    erforderlichen    Einrichtungen  zu 
Bädern  entbehrend. 

Hufeland  und  Osann's  Journal  der  prakt.  Heilk.  1827  Sup- 
plementheft S.  139. 

Die  WI. quelle  zu  Beiehe  im  Kreise  Arensberg,  enthält  an 
festen  Bestandteilen  kohlensaures  Eisenoxj'd,  Chlornatrium,  Chlor- 
calcium  uud  kohlensaures  Natron. 

Die  Zahl  der  Kurgäste   ist  nur  sehr  gering. 

Hufeland  und  Osann's  Journal  der  prakt.  Heilk.  1830  Sup- 
plementheft S.  224.  —  Bd.  LXXIX.  St.  6.  S.  120. 

Die  Eisenquelle  zu  Destel  im  Kreise  Lübbecke,  zählte  im 
J.  1834  :  208,  —  im  J.  1837  :  180  Kurgäste,  —  im  J.  183S  nur  61, 
—  im  J.  1839  :  71. 

►       Die  M. quelle  zu  Sottorf,  eine  Soolquelle. 
Kastner's  Archiv.  Bd.  VII.  S.  207. 

Ueber  die  bekannten  Salinen  zu  Werl,  Salzkotten,  We- 
sterkotten  und  audere  in  Westphalen,  vergl.  Teutschland  geogn. 
dargest  von  Chr.  Keferstein.  Bd.  II.  St.  3.  S.  301—338. 


IV.     Die  Heilquellen   der  Provinzen  Sachsen,  Brau 
denburg,  Pommern  und  Ostpreufsen. 


In  geognostischer  Beziehung  hietet  die  grofse  Schuttebene, 
welche  sich  von  dem  nördlichen  Abhänge  der  Gebirge 
Schlesiens  und  Nordböhmens  zwischen  Elbe  und  Weichsel, 
von  geringen  Hügelgruppen  unterbrochen,  in  einer  sehr 
alhnähligen  Abflachung  bis  zur  Ostsee  erstreckt,  nur  we- 
nig Elemente  dar,  durch  welche  die  Entstehung  gehaltrei- 
cher kalter  oder  heifser  M.  quellen  bedingt  werden  könnte. 
Vulkanischer  Gebirgsarten  ganz  entbehrend,  besitzt  sie,  be- 
merkenswerth  für  die  Bildung  von  M.quellen,  mehrere  be- 
trächtliche Salzlager  auf  dem  linken  Ufer  der  Elbe,  sowie 
zwischen  Elbe  und  Weichsel  und  in  dem  Flufsgebiete  der 
Spree  und  Oder  ergiebige  Lager  von  Torf,  Braun-  und 
Steinkohlen. 

Bei  der  höhern  oder  niedrigem  Lage  der  einzelnen  Mine- 
ralquellen kommt,  aufscr  der  nördlichen,  noch  besonders  die 
mehr  östliche  oder  westliche  in  Betracht,  —  auf  dem  lin- 
ken Ufer  der  Elbe  besonders  die  INähc  des  Harzes  und 
Thüringer  Waldes.  Die  M. quellen  von  Muskau  liegen  nur 
300  F.,  die  M.quellen  zu  Frankfurt  a.  d.  0.  116  F.,  dage- 
gen die  Soolquellen  zu  Halle  574,  und  die  Schwefelquelle 
zu  Langensalze  744  F.  über  dem  Meere  erhaben. 

Alle  in  den  genannten  Provinzen  entspringende  31. quel- 
len sind  kalt,  enthalten  nur  eine  geringe  3Iengc  flüchtiger 


541 

und  fester  Bestandtheile  (mit  Ausnahme  mehrerer  sehr  reich- 
haltiger Soolquellen),  und  sind,  nahe  der  Oberfläche,  meist 
aus  angeschwemmtem  Lande  gebildet,  in  ihren  Mischungs- 
verhältnissen sehr  abhängig  von  äufsern  Einflüssen.  Der 
reiche  Gehalt  an  freier  Kohlensäure  und  kohlensaurem  Na- 
tron, durch  welchen  die  M. quellen  vulkanischer  Gegen- 
den sich  auszeichnen,  und  wodurch  die  Mischung  und 
Verbindung  der  übrigen  Bestandtheile  inniger  imd  feiner 
wird,  fehlt  ihnen  fast  gänzlich,  dagegen  besitzen  sie,  jedoch 
verhältnifsmäfsig  nur  in  geringer  Menge,  die  Mehrzahl 
der  übrigen  festen  Bestandtheile,  selbst  mehrere  der  neuer- 
dings erst  aufgefundenen :  so  fand  S  c  h  r  a  d  er  in  der  Eisen- 
quelle zu  Potsdam  Manganoxyd,  John  in  der  zu  Gleifsen 
Lithion. 

Unter  allen  M.quellen  kommen  am  häufigsten  erdige 
und  salinische  Eisenquellen  vor,  Schwefelquellen  nur  we- 
nig, —  Soolquellen,  ausgezeichnet  durch  einen  sehr  be- 
trächtlichen Salzgehalt,  auf  dem  linken  Eibufer  und  der 
Ostsee  entlang  zwischen  Elbe  und  Weichsel. 

In  Hinsicht  der  Benutzung  der  einzelnen  M.quellen 
verdient  bemerkt  zu  werden,  dafs  fast  keine  versendet  wird ; 
—  dagegen  finden  sich  in  mehreren  Kurorten  sehr  gute 
Einrichtungen  zu  Wasser-  und  Douchebädern,  in  einigen 
sehr  Avirksame  M.  Schlammbäder. 

Teutschland  geogn.  geolog.  dargestellt  von  Chr.  Kefer stein. 
Bd.  V.  St.  2.  S.  222. 

Geognostische  Beschreibung  des  Herzogsthums  Magdeburg,  des 
Fürstentums  Halberstadt  und  ihrer  Nachbarländer,  von  Fr.  Hoff- 
mann.  Berlin  1823. 

Chr.  Kefersteiu,  Zeitung  für  Geognosie  und  Geologie.  1828. 
St.  5.  S.  79. 

Oeynhausen  in:  Karsten's  Archiv  für  Bergbau  und  Hütten- 
wesen. Bd.  XIV.  St.  2.  S.  227. 

Klöden's  Beitrag  zur  mineralogischen  und  geognost.  Kenntnifs 
der  Mark  Brandenburg.  1828.  1.  Heft. 

1.     Die  Heilquellen  der  Provinz  Sachsen. 
Aurser  sehr  beträchtlichen  zu  Bädern  benutzten  Sool- 
quellen sind  hier   mehrere  erdig  -  salinische  Schwefel-  und 


542 

Eisenquellen   bemerkenswert!].    Besondere  und   rühmliche 
Erwähnung  verdient  hier: 

Das  Soolbad  zu  Elmen  bei  dem  Dorf e  dieses 
Namens  im  Magdeburger  Reg.  Bezirk,  zwischen  Grofs- 
salze  und  Schönebeck,  durch  die  Bemühungen  des,  um 
diese  segensreiche  Anstalt  sehr  verdienten  Hrn.  Dr.  Tol- 
berg  zuerst  1800  gegründet,  1811,  1818  und  1820  vervoll- 
kommnet und  jetzt  mit  sehr  zweckmäfsigen  Einrichtungen 
versehen. 

Ausser  gut  eingerichteten  Wannenbädern  in  Badeka- 
binetten, Vorrichtungen  zu  Douche-  und  Dampfbädern,  sind 
in  neuerer  Zeit  Sooldampfbäder  eingerichtet  und  eine 
Trinkanstalt  eröffnet  worden. 

Badearzt  ist  gegenwärtig  Hr.  Dr.  Lohmeier. 

Die  Frequenz  der  Kurgäste  zu  Elmen  ist  sehr  be- 
bedeutend. 


Im 

J. 

1826 

betrug 

sie 

. 

587. 

z 

z 

1827 
1828 

• 

• 

• 

586. 
554. 

— 

— 

1830 

. 

.          . 

. 

875. 

— 

— 

1831 

. 

. 

. 

461. 

— 

— 

1832 

. 

v 

. 

536. 

— 

— 

1833 

. 

.          . 

. 

524. 

— 

— 

1834 

. 

. 

. 

610. 

— 

— 

1835 

. 

. 

. 

650. 

— 

— 

1836 

. 

. 

700. 

— 

— 

1837 

. 

.          . 

. 

594. 





1838 
1839 

• 

#          m 

# 

723. 

818. 

Die  Umgebungen  des  Soolbad 

CS 

besteben 

aus 

Lagern   von  Kalk- 

stein  von  verscl 

liedc 

ner  M 

äcbtigkeit 

und  Abstufung 

.  die  Soole  entquillt 

einer  festen  La 

;e  von  Tbon  und 

S. 

mdstcin. 

Die  Soole  zu  Schönebeck  gehört  unbedenklich  zu  den 
an  Salz  reichhaltigsten  und  den  ergiebigsten,  welche  das 
Königreich  Prcufsen  besitzt.  —  Alten  Urkunden  zufolge 
■war  schon  im  dreizehnten  Jahrhundert  zu  Elmen  oder 
Allenbcrge  ein  Salzwerk,  —  denn  schon  1230  wurde  zwi- 
schen dem  Kapitel  des  Klosters  „Gottes  Gnaden"  und 
Eberhard  und  Norbert  von  Er  oh  sc   zu  Grofsensalzc 


543 

ein  Vergleich  geschlossen  wegen  eines  Soolbrunnens,  wel- 
chen das  Kapitel  hatte  graben  lassen. 

Die  einzelnen  Soolquellen  unterscheiden  sich  nur  hin- 
sichtlich des  quantitativen  Gehaltes  der  einzelnen  Bestand- 
teile. 

Die  Trinkquelle  ist  von  9 — 10°  R.  im  Schacht  bei 
11°  R.  der  Atmosphäre,  vollkommen  farblos  und  klar,  ent- 
wickelt beim  Ausgiefsen  schnell  Gasblasen,  wird  bei  länge- 
rer Einwirkung  der  Atmosphäre  theilweise  zersetzt,  indem 
sich  Eisenoxyd  präeipitirt  und  kohlensaures  Gas  und 
Schwefelwasserstoffgas  entweicht.  Der  Geschmack  der 
Soole  ist  anfangs  schwach  salzig,  später  gelind  bitter; 
das  spec.  Gewicht  der  Trinksoole  beträgt  1,022572,  der 
Badesoole  1,040487  bei  13°  R.  der  Atmosphäre. 

Chemisch  untersucht  wurde  die  Soole  zu  Elmen  von 
Herrmann  und  neuerdings  von  Steinberg. 

Ausser  dem  grofsen  Reichthum  an  Chlornatrium  zeich- 
net sich  dieselbe  durch  einen  sehr  beträchtlichen  Gehalt 
an  Brom  aus,  welchen  Stein berg  nachgewiesen  hat. 

Nach  Herrmann's  Analyse  enthalten  sechzehn  Unzen  der  zum 
medicinischen  Gebrauch  benutzten  Soole: 


Chlornatrium     . 
Chlorkalium 
Cblortalcium 
Schwefelsaure  Talkerde 
Schwefelsaure    Kalkerde 
Schwefelsaures  Natron 
Schwefelsaures  Kali 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaures  Eisen 


146,980  Gr. 
0,120  — 
1,680  — 
0,300  — 
2,480  — 
1,800  — 
0,120  — 
0,065  — 
0,025  — 


Kohlensaures  Gas 
Schwefelwasserstoffaas 


153,570  Gr. 
in  unbestimmter  Mens>e. 


Nach  Steinberg  enthalten  in  sechzehn  Unzen: 

1.  Die  Trinkquelle:     2.  Die  Badequelle: 
Chlornatrium        ....        201,896  Gr.      .        375,369  Gr. 
Chlortalcium        ....  2,816  —        .  5,240  — 

Chlorkalium  ....  0,647  —        .  1,145  — 

Bromtalcium         .        .        .        .  1,458  —        .  4,526  — 


544 


Jodnatrium  .... 

Schwefelsaures  Natron 
Schwefelsaures  Kali 
Schwefelsaure  Talkerde     . 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Zwiefach  kohlensaure  Kalkerde 
Zwiefach  kohlensaures  Eisenoxyd 
Kieselsäure  .... 

Ammoniaksalz     .... 
In  Alkohol  lösliche  organ.  Substanz 


Spuren 

2,537  Gr.      . 

0,758  — 

3,573  — 
10,501  — 

0,360  — 

0,216  — 

0,045  — 
Spuren 
unberücksichtigt 


Spuren 
4,440  Gr. 
1,340  — 
6,621  - 
11,320  -*. 
2,425  — 
0,504  — 
0,062  — 

Spuren 

unberücksicht. 


223,S07  Gr.  412,992  Gr. 

1,04  Kub.  Z.  i}25  Kub.  Z. 

Die  Mutterlauge: 

.        .        .        59,38  Gr. 
.     1145,S3  — 


Freie  Kohlensäure 

3. 
Chlornatrium 
Chlortalcium 
Bromtalcium 
Jodnatrium 

Schwefelsaure  Talkerde 
Eiseuchlorid 
Mangauchlorür 
Chloraluminium    . 
Erdharz        .        .        , 
Quellsatzsäure 

Eisen,  Mangan,  Kalkerde,  Kieselsäure    0,50  — 
Flüchtigen  riechenden  Stoff       .        unbestimmt 


1177,19  — 
1,27  — 
93,74  — 
1,02  — 
2,64  — 
Spuren 
3,00  — 
0,55 


2485,12  Gr. 

Als  Bad  und  als  Getränk  angewendet,  kommt  die  Soole 
zu  Elmen  in  ihren  Wirkungen  mit  den  bereits  schon  aus- 
führlicher geschilderten  der  Kochsalzquellen  und  insbeson- 
dere der  jod-  und  bromhaltigen  überein.  (Vergl.  Th.  I. 
S.  278-282.  Zweit.  Aufl.). 

Benutzt  wird  dieselbe: 

1.  Als  Getränk,  täglich  zu  2  bis  4  Gläsern,  ."nicht 
blois  um  aufzulösen  und  den  Darmkanal  zu  bethätigen 
bei  Stockungen  und  Verschleimungen  im  Unterleibe,  wenn 
gleichzeitig  Trägheit  des  Darmkanals  vorhanden  ist,  — 
sondern  auch  bei  scronhulö'sen  Leiden. 

2.  Als  Wasserbad,  die  häufigste  und  allgemeinste  Form 
der  Anwendung.  Man  nimmt  die  Bäder  entweder  nur  aus 
Soole  oder  verstärkt  sie  durch  passende  Zusätze.  Zu  ei- 
ner Kur  rechnet  man  gemeiniglich  28. 

3.  In 


545 

3.  In  Form  von  Mineralschlamm  - ,  Douche-  oder  als 
Sooldampfbad. 

Die  Krankheiten,  in  welchen  die  Salzsoole  in  den  ge- 
kannten Formen  sich  vorzüglich  hilfreich  erwiesen,  sind 
olgende : 

1.  Chronische  Leiden  des  Drüsen-  und  Lymphsystems, 
orzüglich  Scropheln,  —  namentlich  scrophulöse  Geschwül- 
ste, Verhärtungen,  Tumor  albus,  Geschwüre. 

2.  Hartnäckige  rheumatische  und  gichtische  Leiden, 
sesonders  wenn  schon  organische  Destructionen,  wie  Gicht- 
knoten, Gichtablagerungen  oder  gleichzeitig  eine  grofse 
Sclnväche   und  Erschlaffung   der   äufsern  Haut  vorhanden. 

3.  Hartnäckige  Nervenleiden,  Ischias,  —  Lähmungen 
ler  Extremitäten  von  gichtischen,  rheumatischen  oderpso- 
•ischen  Metastasen. 

4.  Chronische  Hautausschläge,  veraltete  Hautge- 
»chwüre. 

5.  Verschleimungen,  hartnäckige  Blennorrhöen. 

6.  Stockungen  im  Leber-  und  Pfortadersystem,  mit 
Trägheit  des  Darmkanals,  —  Uterinleiden,  Bleichsucht. 

Bei  chronischen  Brustleiden  ist  sehr  beachtens-  und  zugleich  em- 
jjfeblenswerth  das  Einathmen  der  mit  Salztheilen  so  reichlich  ge- 
ichwängerten  und  dadurch  ungemein  stärkenden  Luft  in  der  Nähe  der 
jjradirhäuser,  welche  sich  sehr  passend  in  dieser  Hinsicht  mit  der, 
n  ähnlichen  Fällen  so  gerahmten  Seeluft  vergleichen  läfst. 

J.  W.  Tolberg,  über  die  Aehnlichkeit  der  Salzsoole  mit  dem 
Seewasser  und  den  Nutzen  der  Soolbäder.  Magdeburg.  Erstes  Heft 
1803.  —  Zweites  Heft  1811. 

Das  Soolbad  zu  Elmen  von  J.  W.  Tolberg.  Magdeburg  1822. 

J.  W.  Tolberg  in:  Hufeland's  Journal  der  prakt.  Heilkunde. 
Bd.  XVI.  St.  3.  S.  136.  Bd.  XXVI.  St.  3.  S.  3.  Bd.  XLVI.  St.  3.  S.  3. 
Bd.  LXIII.  St.  3.  S.  69. 

—  —  über  die  Einrichtung  und  Wirkung  des  russischen  Dampf- 
jades  bei  dem  Soolbade  zu  Elmen.  1826. 

Teutschland  geogn.  geol.  dargest.  von  Chr.  Keferstein.  Bd.  II. 
t.  3.  S.  367. 

Hufeland  und  0 sann's  Journal  der  prakt.  Heilk.  1827  Sup- 
plementheft S.  149.  —  1829  Supplementheft  S.  242.  —  Bd.  LXXIV. 
t.  5.  S.  45.  -  Bd.  LXXIX.  St.  6.  S.  129. 

L.  Lohmeier  in:  v.  Gräfe  und  Kaiisch  Jahrb.     Jahrg.  III. 

II.  Theil.  M  m 


546 

1838.  S.  363.  —  Jahrg.  IV.  1839.  3.  Abtheil.  S.  71.  —  Jahrg.  V.  1840. 
S.  348. 

L.  Lo  hmeier  in:  Hufeland's  Jouru.  der  prakt.  Heilk.  Bd. 
LXXXIX.  St.  2.  S.  3. 

Kali  seh,  allgem.  Zeit,  des  Brunnen-  u.  Badewesens.  1839.  S.  57 
und  79. 

L,  Lohmeier,  über  warme  Sooldunstbäder.  Magdeburg  1840. 



An  die  Soole  zu  Elmen  schliefsen  sich  mehrere  ähnliche  Sool- 
quellen  im  Magdeburgischen,  am  Unterharz  und  in  Sachsen. 

Das  Wilhelmsbad  bei  Aschersleben,  benannt  nach  dem  Prin- 
zen (Wilhelm)  von  Preussen,  mit  einem  Badehause  versehen,  als 
Heilanstalt  benutzt  seit  dem  J.  1832. 

Im  J.  1832  zählte  man  225,  im  J.  1833  jedoch  nur  90  Kurgäste., 

Zur  Bereitung  der  Bäder  werden  zwei  M.quellen  benutzt,  der 
Lohbrunnen  (eine  schwache  Eisenquelle)  und  eine  sehr  starke i 
Soolquelle,  welche  in  Tonnen  täglich  nach  dem  Bade  trauspor- 
tirt  wird. 

Analysirt  wurden  beide  von  Schweigger- S  eidel.  Dieser  Un- 
tersuchung zufolge  hat: 

1.  Der  Lohbrunnen  die  Temperatur  von  10°  R.  in  einer 
Tiefe  von  12  Fufs,  an  der  Oberfläche  11°  R.,  bei  15°  der  atmosphä-! 
rischen  Luft  im  Schatten;  —  das  spec.  Gewicht  beträgt  l,00168.i 
Sechzehn  Unzen  des  M.wassers  enthalten: 


Chlornatrium        .... 

0,1630  Gr. 

Chlorkalium        .... 

0,0058  — 

Schwefelsaure  Kalkerde     . 

1,2500  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

0,9500  — 

Kohlensaure  Talkerde        .        . 

0,7300  — 

Kieselerde  mit  Eisenoxydul  und 

Manganoxydul 

0,0830  — 

Extractivstoff     .... 

0,3182  — 

3,5000  Gr. 

2.  Der  Soolbrunncn,  hat  die  Temperatur  von  9,9°  R.  in  der 
Tiefe  von  15  Fufs,  an  der  Oberfläche  11°  R.  bei  16°  R.  der  atino-i 
sphärischen  Luft  im  Schatten.  Das  spec.  Gewicht  beträgt  1,037.  Sech- 
zehn Unzen  Wasser  enthalten : 

Chlornatrium      ....  334,150  Gr. 
Chlorkalium        ....        16,810  — 
Schwefelsaure  Knlkerde     .         .         10,280  — 
Kohlensaure  Kalkerde       .        .  2,215  — 

Kohlensaure  Talkerde        .        .  2,750  — 


547 


Kieselerde  und  Eisenoxj'd         .  Spuren 

Extractivstoff     ....  1,795  Gr. 


368,000  Gr. 

Nach  Waldmann  wurde  die  Soolquelle  innerlich  mit  günstigem 
Erfolge  bei  chronischen  Leiden  der  Schleimhaut  der  Luftwege,  so 
wie  bei  Verschleimungen ,  Stockungen  und  Trägheit  des  Darmkanals 
angewendet,  —  in  Form  von  Bädern  hei  chronischen,  rheumatischen 
und  gichtischen  Leiden,  so  wie  gegen  die  verschiedensten  Formen  von 
Scropheln,  namentlich  scrophulöse  Augenentzündungen. 

Hufeland  und  0 sann's  Journ.  der  prakt.  Heilk.  Bd.  LXXIX, 
St.  6.  S.  131. 

Der  Huber tusbrunnen   im    Kreise    Quedlinburg,   eine   Sool- 
.    quelle,   am  Fufse   der  Rofstrappe   im  Bodethale  am  Unterharze,  süd- 
westlich vom  Dorfe  Thale,  entspringt   in   der   Nähe  eines   Eisenhüt- 
i    tenwerkes. 

Obgleich    diese  M.quelle    erst    seit    1834   als    Heilquelle   benutzt 

.!   wurde,   ist  von    dem  gegenwärtigen  Besitzer  derselben   Hrn.  Daude 

:■    bereits  schon  viel  geschehen ;  gegenwärtig  bestehen  Vorrichtungen  zu 

Wannen- und  Douchebädern,  die  Kurgäste  wohnen  in  dem  Dorfe  Thale. 

Den  Namen  „Hubertusbrunnen'"  führt  diese  M.quelle  seit  1837.  — 

Besucht  wurde  dieselbe  im   J.  1836  von  60,   im  J.  1837  von  138,   im 

3.  1838  von  166  Kurgästen. 

In  geognostischer  Hinsicht  ist  hier  bemerkenswerth  Thonschiefer, 
I  in  welchen  Granit  eingelagert  ist.     Die  800  F.  über  dem  Spiegel  der 
y  Bode  sich  erhebende  Rofstrappe  besteht  aus  Granit;    die    den  Granit 
begleitenden  Hornsteinlager  führen  Strahlstein  und  Granaten. 

Das  Wasser  dieser  M.quelle  ist  klar  und  hell ,  ohne  bedeutende 
Niederschläge  bei  längerer  Einwirkung  der  Atmosphäre,  von  einem 
scharf-salzigen  Geschmack ;  seine  Temperatur  beträgt  7°  R.  bei  14° 
R.  der  Atmosphäre,  sein  spec.  Gewicht  1,0205;  die  Wassermenge 
60  Pr.  Quart  in  einer  Minute. 

Chemisch  untersucht  wurde  derselbe  im  J.  1835  von  Halt  er- 
mann und  Bley,  und  im  J.  1836  von  Bauer. 


Ha  Hermann  fand  in  sechs  M 

aafs  Wasser: 

Chlornatrium 

47  Quent. 

Kieselerde 

18  Gr. 

Chlorcalcium  . 

24      — 

54  — 

Chlortalcium   . 

44  — 

Chloraluminium 

13  — 

Verlust    .... 

3      — 

51  — 

77  Quent. 
In  sechzehn  Unzen  enthält  derselbe  nach  Bley: 

a.  im  krystallisirten  Zustande :   b.  im  trockenen  Zustande : 
Chlornatrium         .        .        .       272,309  Gr.      .        272,309  Gr. 

Mm2 


548 


Chlorcalcium 
Chlortalcium 
Chloralumiuium 
Kieselerde     . 


525,252  Gr. 

16,654  — 

7,803  — 

4,566  — 


266,230  Gr. 
8,403  — 
3,823  — 
4,566  — 


826,584  Gr. 


555,331  Gr. 


In  sechzehn  Unzen  enthält  derselbe  nach  Bauer: 


Chlorkalium 

Chlornatrium 

Chlorammonium     . 

Chlorlithium 

Chlorcalcium 

Chlorstrontium 

Chlorbarym    . 

Chlortalcium 

Chloraluminium     . 

Bromtalcium  .        . 

Jodtalciuin 

Salpetersaure  Kalkerde 

Phosphorsaure  Kalkerde 

Kohlensaure  Kalkerde 

Kieselerde 

Kohlensaures  Eisenoxydul 

Manganoxyd 

Kohlensaures  Gas 


0,5684705  Gr. 
114,9039612  — 
0,1681000  — 
0,1113648  — 
85,7471850  — 
0,7262323  — 
0,0253827  — 
0,1875196  — 
0,4160579  — 
0,2686600  — 
0,0022299  — 
3,3301000  — 
0,0100000  — 
0,5809260  — 
0,2690000  — 
0,0051190  — 
Spuren 

207,3203089  Gr. 
0,439  Kuh.  Z. 


Ueher  die  günstigen  Wirkungen  des  inneren  und  äufsern  Ge- 
brauchs dieser  Soolquelle  haben  sich  Schwalbe,  Thaer  und 
Schrader  ausgesprochen. 

Phys.  chemische  Untersuchung  eines  Soolquells  unweit  der  Uofs- 
trappe  im  Bodethale  am  Unterharz  von  Dr.  L.  Fr.  Bl  ey.  Quedlin- 
burg 1835. 

Schwalbe  und  Thaer  in:  C asper1  s  Wochenschrift.  Jahrg. 
1836.  Nr.  48  und  49. 

Schrader,  Nachricht  vom  Hubertusbrunnen  bei  Thale.  Qued- 
linburg. 

Der  Hubertusbrunnen  am  Fufso  der  Rofstrappe,  phys.  chemische 
Untersuchung  durch  Dr.  L.  Bley.  Quedlinburg  1840. 

Dax  Beringerbad  bei   Suderode    unfern    des  Alexisbades,    nnM 
Unterharz.      Das    Preufs.  Dorf  S.    liegt  eine  Viertelstunde  von  Gern- 
rode, zwei     von    Quedlinburg,    zwei    von  Ballenstiidt,    drei    von   dem 
Alexisbade. 

Die  in  einem  angenehmen  Thale  entspringende  Salzquelle  wurde 
schon  im  sechzehnten  Jahrhundert  als  Saline  benutzt.  Im  Jahr  1569 
verglich  sich   die  erste  evangelische  Aebtissiu   Anna  II.  von  Stollbcrg 


549 

mit  dem  v.  Hoy  irischen  Vormunde,  Hans  von  Hildes  heim,  und 
1570  abermals  mit  den  von  Hoymschen  Lehnserbeu  wegen  dieses 
Salzwerks.  Als  Heilquelle  bedienten  sich  derselden  schon  lange  die 
nächsten  Bewohner,  erst  im  Jahre  1820  jedoch  wurde  sie  chemisch 
analysirt,  als  Bad  fleifsiger  benutzt,  und  kam  nebst  dem  sie  umgeben- 
den Grundstück  im  Jahr  1827  durch  Kauf  an  den  Herzog  von  An- 
halt-Bernburg.  Das  neu  entstehende  Bad  erhielt  den  Namen  des 
„Beringerbades"  von  einem  berühmten  Ahnherrn  des  Hauses  Anhalt, 
welcher  im  achten  Jahrhundert  Karl  dem  Grofsen  befreundet ,  das 
Christenthum  annahm  und  zu  dessen  Besitzungen  wahrscheinlich  der 
Forst  gehörte,  in  dessen  Mitte  die  Salzquelle  entspringt. 

Seit  einigen  Jahren  ist  zu  Suderode  ein  neues  Bade-  und  Logir- 
haus  aufgeführt  worden.  —  Ausser  Einrichtungen  zu  Wannenbädern 
finden  sich  daselbst  auch  Douchebäder. 

Die  Zahl  der  Kurgäste  betrug  im  J.  1836  :  76,  -*-  im  J.  1837  :  115, 
-  im  J.  1838  :  66. 

Nach  Bley's  Untersuchung  beträgt  die  Temperatur  des  Wassers 
7°  R.  bei  11°  R.  der  Atmosphäre,  das  spec.  Gewicht  1015.  Das  Was- 
ser ist  hell  und  klar,  setzt  Gasbläschen  au  und  erst  nach  mehreren 
Wochen  gelbliche  Flocken,  besitzt  einen  unangenehmen,  salzig-bitter- 
lichen Geschmack  und,  frisch  geschöpft,  einen  Geruch  nach  Schwe- 
felwasserstoffgas. 

Sehr  reich  an  festen  Bestandteilen,  besonders  Chlorcalcium  und 
Chlornatrium,  enthalten  sechzehn  Unzen  nach  ßley: 


Chlornatrium       .... 

87,0000  Gr. 

Chlorkalium         .... 

0,2643  — 

Chlorcalcium       .... 

116,3359  — 

Chlortalcium       .... 

6,1122  — 

Chloraluminium 

2,3966  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

0,0916  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul  mit  Spu 

- 

ren  von  Manganoxydul  . 

0,6339  — 

Thonerde    ..... 

0,0416  — 

Kieselerde           . 

0,0025  — 

Extractivstoff     .-..'", 

0,5000  — 

Brom  .,.„,". 

0,0767  — 

213,4553  Gr. 

Kohlensaures  Gas 

2,500  Kub.Z. 

Schwefelwasserstoffgas 

0,055      — 

2,555  Kub.Z. 

Auch  innerlich  hat  man  das  Wasser  täglich  zu  1  bis  3,  höchstens 
6  Weingläsern  allein,  oder  zur  Erhöhung  der  Wirkung  bei  dem  gleich- 
zeitigen Gebrauch  der  Bäder  mit  gutem  Erfolg  benutzt  in  allen  den 
Fällen,  in  welchen  kräftige  Soolquellen  indicirt  sind.  (Vergl.  Th.  I. 
S.  266.     Zweit.  Aufl.  S.  282). 


550 

Bley  in:  Tromm  s  dorff  s  N;  Journal  der  Pharmac.  Bd.  XV] 
St.  2.  S.  1. 

Die  Heilquellen  am  Unterharze.  S.  53. 

Behr  in:  Hufeland  und  0  sann's  Journal.  Bd.  LXVI1I.  Si 
6.  S.  114. 

R.  Brandes  Archiv.  Bd.  XXV.  S.  67. 

C.  A.  F.  Ziegler,  de  aquis  Beringensibus.  Berolini  1830. 

Hufeland  und  0 sann's  Journal  der  prakt.  Heilk.  Bd.  LXXIX 
St.  6.  S.  134. 

Das  S  o  olbad  zu  Sülld  or  f  bei  Egeln  im  Magdeburgischen 
Die  Zalil  der  Kurgäste  betrug  durchschnittlich  in  den  J.  1831— 183^ 
gegen  30,  im  J.  1S35  :  60,  im  J.  1836  :  40,  im  J.  1837  :  59,  im  J 
1838  :  70.  —  Hilfreich  erwies  sich  das  Bad  bei  gichtischen,  rheu 
matischen  und  scrophulösen  Beschwerden. 

Huf  eland  und  O  sann's  Journal  der  prakt.  Heilk.  1830  Sup 
plementheft  S.  224.  —  Bd.  LXXIX.  St.  6.  S.  135. 

Ausser  den  genannten  Salinen  sind  wenigstens  namentlich  hier 
noch  aufzuführen:  die  Soolquellen  zu  Stafsfurth,  Dürrenberg, 
Teuditz,  Kutschen  und  die  salzhaltigen  Mineralquellen  im  Amte 
Dambeck  bei  Salzwedel. 

Teutschland  geogn.  geol.  dargestellt  von  Chr.  Keferstein, 
Bd.  II.  St.  3.  S.  293.  392.  408.  423.  429. 

Von  Soolquellen  in  dem  Pr.  Herzogthum  Sachsen  sind  beson 
ders  zu  erwähnen : 

Das  So  olbad  zu  Kosen  Hegt  an  der  Saale  im  Naumburger 
Kreise,  von  der  Stadt  Naumburg  nur  eine  gute  Stunde  entfernt,  in 
einem  reizenden  Thale.  Zur  Gewinnung  von  Salz  wurde  die  Soole 
zu  Kosen  schon  lange,  als  Bad  erst  in  neuerer  Zeit  benutzt. 

Im  J.  1826  betrug  die  Zahl  der  Kurgäste  nur  Ol .  bat  sich  aber 
seit  jener  Zeit  beträchtlich  vermehrt. 

Im    J.     1837      zählte  man        470  Kurgäste. 

—  —    1838  —        —        479        — 

—  —    1839  —        —        519        — 

Badearzt  ist  Hr.  Salincnarzt  Dr.  Rosen  berg  er,  der  Gründer 
einer  Pcnsionsanstalt  zur  Aufnahme  schwächlicher  und  kranker,  be- 
sonders scrophulöser  Kinder  zu  K.,  und  Verfasser  der  neuesten  Mit- 
tlieilungcn  über  das  Soolbad  zu  K. 

Ausser  guten  Vorrichtungen  zu  Wannenbädern,  besitzt  K.  ein 
Soolendampfbad. 

Ausser  der  Soolqnclle  besitzt  Kosen  noch  eiue  erdig- salinischc 
Eisenquelle,  welche  bereits  1725  entdeckt  und  von  Rem  in  ler  ana- 
lysirt,  aber  weniger  als  die  Soohjuelle  benutzt  wird. 


551 


2.  Die  Eisenquelle 
nach  Rem  ml  er: 


315,630  Gr. 

0,200  Gr. 

0,940  — 

. 

. 

0,166  — 

5,570  — 

0,083  — 

21,105  - 

0,315  — 

. 

0,315  — 

0,500  — 

31,185  — 

0,500  — 

4,725  — 

0,830  — 

. 

0,166  — 

0,315  — 

eine  geringe  Menge 

0,650  — 

380,750  Gr. 

2,445  Gr. 

In  sechzehn  Unzen  enthalten: 

1.  Die  Soolquelle 
nach  Herrn  ann : 

Chlornatrium    . 
Chlorkalium     . 
Chlorcalcium 
Chlortalcium     . 
Schwefelsaures  Natron  . 
Schwefelsaures  Kali 
Schwefelsaure  Talkerde 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Kalkerde     . 
Kohlensaure  Talkerde     . 
Kohlensaures  Eisenoxydul 
Erdharz   .... 


Empfohlen  werden  die  salzreichen  Soolbäder  zu  Kosen  allein  oder 
in  Verbindung  mit  den  Sooldampfbädern.  in  allen  den  Fällen,  in  wel- 
chen ähnliche  Soolbäder  überhaupt  indicirt  sind,  und  namentlich  die 
von  Elmen. 

J.  Greg.  Gerhard's  kurze  Nachricht  von  dem  zu  Küsen  an  der 
Saale  entdeckten  mineralischen  Gesundbrunnen.  Naumburg  1726. 

—  —  Nachricht  wie  mit  Zusatz  eines  Salis  cathartici  der  Kö- 
sener  Brunnen  zu  gebrauchen.  1728. 

Bemerkungen  über  die  Kösener  Bäder,  hauptsächlich  über  die 
Soolbäder.  Naumburg  1816. 

Teutschland  geogn.  geolog.  dargestellt  von  Chr,  Keferstein. 
Bd.  II.  St.  3.  S.  399. 

Senff  in:  Hufeland  und  O sann's  Journal  der  prakt.  Heilk. 
Bd.  LIV.  St.  4.  S.  121. 

Hufeland  und  Osann's  Journal  der  prakt.  Heilk.  1827  Sup- 
plementheft S.  150. 

Rosenberger  in:  v.  Gräfe  und  Kali  seh  Jahrb.  Jahrg.  III, 
1838.  S.  354.  —  Jahrg.  IV.  Abtheil.  1.  1839.  S.  62.  —  Jahrg.  V.  1840. 
S.  335. 


Das  Soolbad  zu  Halle  an  der  Saale.  Die  grofse  Reichhal- 
tigkeit der  hier  entspringenden  Kochsalzquellen  haben  schon  die  äl- 
teren Analysen  von  Gren  und  Gilbert  dargetban,  die  von  Herr- 
inann und  Meifsner  bestätiget.  Reil  gebührt  das  Verdienst,  zu- 
erst in  Halle  eine  gut  eingerichtete  Badeanstalt  zur  zweckmässigen 
Benutzung  der  Soole  begründet  zu  haben.  Die  Krankheiten,  gegen 
welche  letztere  sich  hilfreich  erwiesen  und  äusserlich  benutzt  wird, 
sind  dieselben,  gegen  welche  Soolquellen  überhaupt  empfohlen  wer- 
den (Vergl.  Bd.  I.  S.  266.  Zweit.  Aufl.  S.  282). 


552 


Durch  ihren  Reich th um  au  festen  Bestandteilen  zeichnen  sich 
besonders  aus  der  Deutsche-  und  G  utia  hrbrun  n  e  u. 

Ausser  der  Soole  zu  Halle  findet  sich  daselbst  noch  eine  Eisen- 
quelle, welche  von  Meifsner  analysirt  wurde. 

Der  chemischen  Analyse  zufolge  enthalten  in  sechzehn  Unzen : 

1.  Der  Deutsche  Brun. :  2.  DerGutiahrbrun.: 


Chlornatrium 

89,075  Gr. 

74,343  Gr. 

Schwefelsaure  Kalkerde 

2,105  — 

2,240  — 

Chlorcalcium 

0,973  - 

0,873  — 

Clilorkalium 

0,198  — 

0,159  — 

Chlortalcium 

1,590  — 

1,349  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

0,351  — 

0,496  — 

Kohlensaures  Eisen 

0,020  — 

0,396  — 

Erdharz 

0,020  — 

0,059  — 

94,332  Gr. 

79,915  Gr. 

3. 

Der  Hockeborn 

i.    Die  Eisenquelle 

nach  Herrmann: 

nach  Meifsner: 

Chlornatrium 

57,814  Gr. 

0,69375  Gr. 

Schwefelsaure  Kalkerde  . 

2,066  — 

0,96150  — 

Chlorcalcium 

0,734  — 

Spuren 

Chlorkalium 

0,128  — 

... 

Chlortalcium 

1,708  — 

0,21250  — 

Kohlensaure  Talkerde 

•        .        • 

0,61973  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

0,318  — 

2,44929  — 

Schwefelsaure  Talkerde   . 

.... 

0,36213  — 

Schwefelsaures  Natron    . 

... 

1,29140  — 

Thonerde           .        .        ., 

. 

0,20625  — 

Kieselerde 

. 

0,58756  — 

Kohlensaures  Eisen 

0,159  — 

0,38255  — 

Extractivstoff 

...» 

0,01250  - 

Erdharz     .... 

0,039  — 
62,966  Gr. 

. 

7,77916  Gr. 

Kohlensaures  Gas    . 

.        .        . 

2,55210  Kub.Z. 

324. 

des  Hulleschcn  Salz- 


ßestandtheilcn    fand  Meifsner   in  den 
Soolquellen  zu  Halle  noch  Jod  und  Brom. 

v.  Crcü's  ehem.  Aunalcu.  1788.  St.  1.  S. 

Förster's   Beschreibung    und  Geschichte 
Werkes.  Halle  1793. 

C.  C.  Schmieder1«  topogr.  Mineralogie    der   Gegend  um  Halle 
in  Sachsen.  Halle  1797. 

Heil,  über  die  Nutzbarkeit  u.  Gebrauchsart  der  Soolhädcr.  Halle 
1809. 

W.  Meifsner  in:  Seh  weigger1»  Journ.  f.  Chcin.  Bd.  XXXVI. 
—  Bd.  XLIII.  —  Bd.  XLVHl. 


553 


v.  Veltheim's  mineralog.  Beschreibung  der  Gegend  von  Halle. 
Halle  1820. 

Teutschland  geogn.  geolog.  dargestellt  von  Chr.  Keferstein. 
Bd.  II.  St.  3.  S.  349. 

Hufeland  und  Osann's  Journal  der  prakt.  Hcilk.  1827  Sup- 
plementheft S.  150. 

Die  Soolquelle  zu  Artern  im  Sangerhauser  Kreise,  66S  F. 
über  dem  Meere  erhaben.  Ausser  der  hier  befindlichen  Soolquelle 
welche  Herrmann  analysirte,  findet  sich  hier  eine,  von  Tromms- 
dor ff  untersuchte  Eisenquelle.    In  sechzehn  Unzen  enthalten: 


Chlornatrium     . 
Chlorkalium 
Chlortalcium 

Schwefelsaures  Natron    . 
Schwefelsaures  Kali 
Schwefelsaure  Talkerde 
Schwefelsaure  Kalkerde  . 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kieselerde 

Kohlensaures  Eisenoxydul 
Extractivstoff  .  .  , 
Erdharz     . 


1.  Die  Soolquelle 
nach  Herrmann: 

213,885  Gr. 
0,315  — 
0,315  — 
6,930  — 
0,315  — 
0,315  — 
11,770  — 
3,150  — 


Die  Eisenquelle 
nach  Trommsdorff: 
0,750  Gr. 

0,062  — 
0,930  — 

0,250  — 
0,725  — 
0,186  — 
0,062  — 

0,031  — 
0,500  — 

3,496  Gr. 

Fahner's  Magazin  für  populäre  Arzneikunde.  Bd.  I.  St.  4. 

Trommsdorff  s  Journal  der  Pharmacie.  Bd.  VI.  St.  S.  78.  

Bd.  XIII.  St.  2.  S.  322. 

Hufeland  und  Osann's  Journal  der  prakt.  Heilk.  1827  Sun- 
plementheft  S.  151. 

Die  M.  quelle  bei  Erfurtk  enthält  nur  wenig  Kochsalz,  ent- 
springt unfern  Erfurth  am  Fufse  der  Cyriaksburg  bei  dem  Dorfe 
Hochheim,  590  Fufs  über  dem  Meere,  und  wurde  von  Funke  und 
Biltz  analysirt.  Sie  hat  die  Temperatur  von  10,75°  R.,  das  spec. 
Gewicht  von  1,015,  und  enthält  in  sechzehn  Unzen: 


0,945  — 

1,260  — 
239,200  Gr. 


Chlornatrium     . 
Schwefelsaures  Natron 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Schwefelsaure  Talkerde 
Kohlensaure  Kalkerde 
Chlortalcium 
Kohlensaures  Natron 
Kohlensaures  Eisenoxydul 


nach  Funke; 

7,198  Gr. 
3,297  — 
9,099  — 
2,000  — 
2,000  — 
1,792  — 


nach  Biltz: 

14,750  Gr. 
1,950  — 
7,600  — 

1,540*  — 

1,400  — 
0,025  — 
0,065  - 


554 

Kieselerde         .        .        .  .        .        .        .  0,030  Gr. 

Extractivstoff    .        .        .  0,099  Gr.  .  0,015  — 

25,485  Gr.  ~~  27,375  Gr. 

Kohlensaures  Gas .  2,70Kub.Z. 

Nach  den  Versuchen  von  Biltz  ist  in  diesem  M.wasser  das  Ver- 
hältnifs  der  festen  Bestandteile  abwechselnd. 

J.  J.  Planer  in:  Act.  acad.  Mogunt.  util.  quae  Erforti  est.  1778. 
—  1779. 

Lob  er  und  Funke  in:  Trommsdorff's  Journal  der  Pharm. 
Bd.  VIII.  St.  1.  S.  63. 

Biltz,  chemische  Untersuchung  der  M.quelle  unter  der  Cyriaks- 
bur»;  bei  Erfurt.  1824. 


Von  kalten  Schwefelquellen  sind  zu  erwähnen  die  nahe  bei 
einander  gelegenen  zu  Langensalze  und  Tennstädt. 

Die  Schw efelquelle  zu  Lang en salze  im  Kreise  dieses 
Namens,  in  einer  der  fruchtbarsten  Ebenen  Thüringens,  von  Erfurth 
drei  Meilen,  von  der  Stadt  Langensalze  nur  einige  hundert  Schritte 
entfernt.  Sie  gehört  zu  den  kalten  salinischen  Schwefelquellen,  ist 
bekannt  seit  1811,  gut  gefafst,  mit  einem  Badehause  versehen  und 
wurde  bereits  1812  von  Trommsd  orf  f  analysirt. 

Die  Zahl  der  Kurgäste  betrug  im  J.  1826  :  110,  —  im  J.  1828  : 
108,  —  im  J.  1836  :  76,  —  im  J.  1837  :  40,  —  im  J.  1S38  :  100. 

Das  M.wasser  ist  klar,  wird  beim  Zutritt  der  atmosphärischen 
Luft  trübe  milchig,  besitzt  einen  starken  Schwefelgeruch,  einen 
schwefelig-salzig-bitterlichen  Geschmack;  seine  Temperatur  beträgt 
10°  R.  bei  15°  R.  der  Atmosphäre. 

Nach  Trommsdorff's  Analyse  enthalten   in  sechzehn  Unzen; 


Schwefelharz 

0,100  Gr. 

Hydrothionsaurc  Talkerde 

0,150  — 

Hydrothionsaure  Kalkerde 

1,250  — 

Chlortalcium 

0,250  — 

Schwefelsaure  Talkerde 

2,000  — 

Schwefelsaures  Natron 

1,950  — 

Schwefelsaure  Kalkerdc 

.       11,150  — 

Kohlensaure  Talkerde          . 

0,650  — 

Kohlensaure  Kalkerdc 

2,200  — 

Thonerde       .... 

0,250  — 

Kieselerde     .... 

0,150  — 

Extractivstoff       , 

0,075  — 

20,175  Gr. 

Kohlensaures  Gas 

1,628  Kub.  Z. 

Schwefelwasserstoffgas 

3,732      — 

5,360  Kub.  Z. 

555 

Eine  später  von  Brock  mann  wiederholte  Analyse  bestätigt 
die  Ergebnisse  der  von  Trommsdorff  früher  unternommenen. 

Das  M.wasser  in  Form  von  Wasserbädern  angewendet,  nimmt, 
ganz  analog  den  salinischcn  Schwefelquellen,  vorzugsweise  die  äus- 
sere Haut  in  Anspruch,  wirkt  auf  sie  reizend  belebend,  diaphore- 
tisch, ihre  Absonderung  verbessernd,  —  nächst  diesen  auf  die  Schleim- 
häute. 

Sehr  hilfreich  erwiesen  sich  die  Schwefelbäder  zu  Langensalze : 
bei  hartnäckigen  rheumatischen  und  gichtischen  Leiden,  —  chronischen 
Hautausschlägen,  namentlich  herpetischer  und  scabiöser  Art,  —  Läh- 
mungen durch  rheumatische  oder  gichtische  Ursachen  veranlafst. 

J.  B.  Trommsdorff,  die  neuentdeckten  salinischen  Schwefel- 
bäder zu  Langensalze  und  Tennstädt.  Erfurth  1812. 

Schmalkalden's  Beobachtungen  über  die  Heilkräfte  des  Mine- 
ralischen Gesundbrunnens  bei  Langensalze.  1813. 

J.B.  Trommsdorff 's  Journ.  d.  Pharm.  Bd.  XXI.  St.  2.  S.  3— 27. 

Hufeland  und  0 sann's  Journal  der  prakt.  Heilk.  1827  Sup- 
plementh.  S.  152.  —  1829  Suppl.  S.  241.  —  1830  Suppl.  S.  221.  — 
Bd.  LXX1X.  St.  6.  S.  105. 

Die  Schwefelquelle  zu  Tennstädt  entspringt  unfern  der 
Stadt  dieses  Namens,  zwei  Meilen  von  Langensalze,  aus  einem  Tuff- 
steinlager. Obgleich  früher  gekannt,  wurde  sie  als  Heilquelle  doch 
erst  seit  1811  benutzt. 

Die  Zahl  der  Badegäste  war  in  den  letzten  Jahren  höchst  gering. 

Das  Wasser  der  M  quelle  ist  hell,  von  einem  schwefeligen  Ge- 
schmack und  einem  so  durchdringenden  Schwefelgeruch,  dafs  sich 
derselbe  nach  Trommsdorff  bei  stiller  Luft  60  bis  100  Schritte 
weit  von  der  Quelle  verbreitet;  ihre  Temperatur  beträgt  nach 
Trommsdorff  9°  R.  bei  19°  R.  der  Atmosphäre. 

Nach  Trommsdorff  s  Analyse  enthalten  sechzehn  Unzen: 

Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Talkerde 
Schwefelsaure  Talkerde 
Schwefelsaures  Natron 
Chlortalcium 
Schwefelharz 
Harzigen  Extractivstoff 


Kohlensaures  Gas 
Schwefelwasserstoffffas 


In  ihren  Mischungsverhältnissen  und  Wirkungen  sehr  ähnlich 
der  Schwefelquelle  zu  Langensalze  wird  sie  in  Form  von  Bädern  in 
denselben  Krankheiten  angewendet,  in  welchen  jene  empfohlen  wird. 


0,810  — 

2,470  — 

0.882  — 

0,764  -, 

0,08S  — 

0,117  — 

7,853  Gr. 

5,033  Kub.  Z. 

• 

3,732      — 

8,765  Kub.  Z. 

556 

J.  B.  Trommsdorff,  über  die  neu  entdeckten  Schwefelbäder 
zu  Langensalza  und  Tennstädt.  Erfurth  1812.  S.  76. 

—    —    Journal  der  Pharmacie.  Bd.  XXL  St.  2.  S.  27—47. 

Hufeland  und  Osann's  Journal  der  prakt.  Heilkunde.  1827 
Suppl.  S.  152.  —  1S29  Suppl.  S.  241.  —  1830  Suppl.  S.  221.  —  Bd. 
LXXIX.  St.  6.  S.  105. 


Unter  den  erdig-saliniscben  Eisenquellen  verdienen  eine  be- 
sondere Erwähnung  die  von  Lauchstädt  und  Bibra. 

Die  Eisenquelle  zu  Lauchstädt  im  Merseburger  Kreise. 
Die  alte  Stadt  Lauchstädt,  nach  der  vorüberfliefsenden  Lauche  be- 
nannt, schon  im  dreizehnten  Jahrhundert  einer  der  bedeutendsten 
Orte  in  Thüringen,  liegt  in  einer  fruchtreichen  Ebene  zwischen  Halle, 
Naumburg  und  Merseburg.  Die  M.quelle  entspringt  dicht  bei  der 
Stadt  und  ist  mit  ihr  durch  eine  Allee  verbunden.  Im  Jahr  1710 
wurde  die  Quelle  zuerst  gefafst  und  durch  die  Empfehlung  des  be- 
rühmten F.  Hoffmanu  bald  bekannt.  Wahrscheinlich  war  sie  schon 
früher  gekannt  und  benutzt  worden,  aber  bei  den  wiederholten  Drang- 
salen, welche  Lauchstädt  durch  Kriege  und  Feuersbrünste,  namentlich 
im  Jahr  1636  erlitt,  in  Vergessenheit  gerathen. 

In  geognostischer  Hinsicht  ist  zu  bemerken,  dai's  unter  einem 
Lager  von  Dammerde,  Letten  und  Saud,  welches  mehrere  Ellen, 
an  manchen  Stellen  aber  zuweilen  auch  nur  einen  Fufs  tief  liegt,  sich 
beträchtliche  Geschiebe  von  eisenschüssigem  Sandstein  und  Kalk  fin- 
den, welche  tiefer  Salzflötze  vermuthen  lassen.  Brauukohlenlager 
kommen  bei  Beuchlitz  vor. 

Hieraus  erklärt  sich  der  Umstand,  dafs  die  Gegend  nahe  bei 
Lauchstädt  und  in  einem  Umkreise  von  mehreren  Meilen  reich  an 
M.quellen,  namentlich  Eisen  -  und  Salzquellen  ist ,  wie  die  M.quellen 
zu  Bibra,  Klein-Lauchstädt,  Kriegstädt,  Litzkendorf,  und  die  Eisen- 
quellen zu  Halle,  Dörnberg  und  Kosen  beweisen. 

Das  M. wasser  ist  klar,  durchsichtig,  perlt  wenig,  hat  eineu  säuer- 
lich-zusammenziehenden  Geschmack  und  bildet,  der  Einwirkung  der 
atmosphärischen  Luft  ausgesetzt,  einen  ocherartigeu  Niederschlag; 
seine  Wassermenge  beträgt  iu  einer  Stunde  3343  Pfund  Wasser,  seine 
Temperatur  4°  R.,  sein  spec.  Gewicht  1,001. 

Sechzehn  Unzen  dieses  M.wassers  enthalten: 


nach  Rein: 

nach  S  t  o  1 1  z  c : 

Kohlensaure  Kalkcrdc 

0,01  Gr. 

0,459  Gr. 

Kohlensaure  Talkerdc 

o 

0,932  — 

Schwefelsaure  Kalkcrdc 

0,01  — 

2,340  — 

Schwefelsaure  Talkerdc 

2,01  - 

1,982  — 

Clilortalcium    . 

0,07  — 

0,242  — 

Schwefelsaures  Natron 

. 

0,932  — 

Kieselerde 

0,80  — 

. 

. 


557 


Harzstoff        ....        0,03  Gr 

Eisen MO  -  .  0,283  Gr. 


4,13  Gr.  7,170  Gr. 

Kohlensaures  Gas    .        .        .        3,37  Kub.  Z.  3,862  Kub.  Z. 

Gleich  ähnlichen,  an  kohlensaurem  Gase  armen  erdig-salinischen 
Eisenquellen  wirkt  diese  stärkend,  zusammenziehend,  weniger  Se-  und 
Excretionen  befördernd,  als  die  an  auflösenden  Salzen  und  freier  Koh- 
lensäure reicheren  M.quellen  dieser  Klasse. 

Benutzt  wird  sie  vorzugsweise  als  Wasserbad ,  auch  als  Wasser- 
douche  in  dem  mit  Badezellen  versehenen  Badehause.  Als  Getränk 
beschwert  es  leicht  den  Magen,  —  zum  innern  Gebrauch  bedient  man 
sich  daher  zur  Unterstützung  der  Wirkung  der  Wasserbäder  häufig 
anderer  Eisenquellen,  wie  z.  E.  des  Pyrmonter   Wassers. 

~  Die  Krankheiten ,  gegen  welche  das  Lauchstädter  Bad  empfoh- 
len wird,  sind:  allgemeine  Schwäche,  —  Schwäche  des  Nervensy- 
stems, allgemeine  Abspannung,  Zittern  der  Glieder,  Lähmungen,  — 
Schleim-  und  Blutflüsse  passiver  Art,  —  rheumatische  und  gichti- 
sche Leiden  nervöser  Art,  —  Krankheiten  des  Uterinsystems  durch 
allgemeine  oder  örtliche  Schwäche  bedingt,  —  Bleichsucht,  Unfrucht- 
barkeit, —  Kachexieen,  Rhachitis. 

Reineccius,  des  Lauchstädter  Sauerbrunnens  Art  und  Wirkung 
kürzlich,  doch  gründlich  entworfen,  (ohne  Jahreszahl  u.  Druckort.) 

Fried  eis  Beschreibung  von  dem  zuLauchstädt  bekannt  gewor- 
denen Gesund-  oder  Sauerbrunnen.  Naumburg  1719. 

C.  G.  Barth,  Abhandlung  über  die  Natur,  Nutzen  und  Gebrauch 
des  Gesundbrunnen  von  Lauchstädt.   Naumburg  1719.  —  Leipz.  1768. 

F.  Hoffmann,  de  fontibus  medicatis  Lauchstadicnsibus.  Halae 
1723.  —  Ej.  Opuscul.  Ulm.  1726.  T.  II.  —  übers.  1724.  —  F.  Ej. 
Medicin.  consultator.  T.  IV.  p.  339. 

—  —  Von  den  Bestandteilen,  Wirkungen  und  Gebrauch  des 
Lauchstädter  Brunnen.  Halle  1747. 

J.  F.  Henkel,  Bethesdaportuosa,  das  hilfreiche  Wasser  zum  lan- 
gen Leben,  insonderheit  in  dem  Laucbstädter  Brunnen  bei  Merse- 
burg. Leipzig  und  Halle  1726. 

D.  G.  F  r  e  n  z  e  1 ,  die  Natur  und  Wirkung  des  mineralischen  Was- 
sers zu  Lauchstädt.  Halle  1768. 

J.  E.  A.  Koch,  der  Gesundbrunnen  zu  Lauchstädt,  historisch- 
physikalisch-chemisch und  medicinisch  beschrieben.  Leipzig  1790.  — 
Halle  1813. 

—  —  Erfahrungen  über  die  Wirkungskräfte  des  Gesund- 
brunnens u.  Bades  zu  Lauchstädt  in  altern  u.  neuern  Zeiten.  Halle 
1802. 

—  —  Erfahrungen  über  die  Wirkungskräfte  des  Gesund- 
brunnens und  Bades  zu  Lauchstädt,  gesammelt  in  den  Jahren  1802 
bis  1805. 

Hufelan d's  Uebersicht.  S.  214.  Viert.  Aufl. 


558 

Kastner's  Archiv.  Bd.  VI.  S.  241. 

H.  Stoltze  in:  Berlin.  Jahrb.  f.  Pharmacie.  Jahrg.  XXII.  1821. 
—  In  dem  Merseburger  Amtsblatt.  1823.  St.  15.  S.  102. 

Hufeland  und  Osann's  Journ.  der  prakt.  Heilkunde.  1827  Sup- 
plem.  S.  152. 


Die  Eisenquelle  zu  Bibra  im  Eckartsberger  Kreise.  Die 
kleine,  aber  seit  dem  zwölften  Jahrhundert  schon  bekannte  und  in 
Urkunden  unter  dem  Namen  „Biberaha"  aufgeführte  Stadt  Bibra  liegt 
in  einer  sehr  freundlichen  Gegend  Thüringens,  zwischen  der  golde- 
nen Aue  und  dem  Thale  der  Saale. 

Der  nach  dieser  Stadt  benannte  M.brunnen ,  schon  seit  langer 
Zeit  gebraucht  und  früher  bekannt  unter  dem  Namen  des  „Kupfer-, 
Fieber-,  Hunger-  oder  Wunderbrunuen's,"  wurde  1682  gefafst, 
1684  eingeweiht,  und  erwarb  sich  seit  dieser  Zeit  einen  Ruf  als 
Heilquelle. 

Die  Hauptgebirgsart  der  Gegend  gehört  der  Flötzformation  an ; 
Muschelkalk  findet  sich  überall,  unter  ihm  liegt  Flötzgyps,  welcher 
bei  Schlofs  Wendelstein  zu  Tage  ausgeht.  Nördlich  von  Bibra  zeigt 
sich  das  aufgeschwemmte  Land  in  Lagern  von  Thon,  Sand  und  Lei- 
men, entfernter  kommt  auf  altem  Flötzkalk  aufgelagert  bunter  Sand- 
stein zum  Vorschein. 

Das  Wasser  ist  kalt,  durchsichtig,  hat  einen  zusammenziehen- 
den Geschmack,  und  setzt,  der  längern  Einwirkung  der  atmosphä- 
rischen Luft  ausgesetzt,  einen  starken  ocherartigen  Niederschlag  ab. 
Sein  spec.  Gewicht  beträgt  1,009,  die  Wassermenge  in  24  Stunden 
1600  Eimer. 

Die  ausser  dem  Hauptbrunnen  vorhandenen  M.quellen  zu  Bi- 
bra sind  in  ihren  Mischungsverhältnissen  nicht  wesentlich  ver- 
schieden. 

Der  chemischen  Analyse  zufolge  führt  das  M.wasser  nur  wenig 
feste  Bestandteile  und  sehr  wenig  kohlensaures  Gas. 

Analysirt  Avurde  dasselbe  von  Hoffmann  und  Trommsdorff, 
ihren  Untersuchungen  zufolge  enthalten  sechzehn  Unzen: 


nach  H 

»ffmann: 

nach 

Trommsdorff: 

Schwefelsaure  Kalkerde 

0,40  Gr. 

0,400  Gr. 

Kohlensaure  Kalkerdc 

0,35  — 

0,625  - 

Kohlensaure  Talkerde 

0,15  — 

0,333  — 

Schwefelsaure  Talkerde 

0,35  — 

0,125  — 

Chlortalcium 

0,30  — 

0,779  — 

Kieselerde      .... 

.           . 

0,041  — 

Extractivstoff 

,           . 

0,041  — 

Eisenoxyd      .        .        .        . 

0,20  — 

0,333  — 

1,75  Gr. 

2,677  Gr. 

Kohlensaures  Gas 

3,875  Kub.Z 

f 

11,0  Kub.Z. 

559 

Benutzt  wird  dasselbe  vorzüglich  als  Bad,  und  namentlich:  ia 
chronischen  Krankheiten  des  Nerven  -  und  irritablen  Systems,  welche 
sich  auf  reine  Schwäche,  besonders  atonischer  Art  gründen,  Zittern  der 
Glieder,  Lähmungen,  —  Schwäche  und  Verschleimungen  des  Magens 
und  Darmkanals,  Hypochondrie,  Hämorrhoidalbeschwerden,  —  Krank- 
heiten des  Uterinsystems,  durch  allgemeine  oder  örtliche  Schwäche 
bedingt,  —  Fluor  albus,  Bleichsucht,  Unregelmäfsigkeit  der  Menstrua- 
tion, Unfruchtbarkeit. 

D.  J.  Siebold's  Unterricht  vom  Gesundbrunnen  zu  Bibra.  1694. 

Fr.  Ho  ff  mann,  Med.  consult.  Lib.  VIII.  p.  314. 

Hesse,  die  wiederauflebenden  Bäder  in  den  wiederhergestellten 
r     martialischen  Gesundbrunnen  zu  Bibra.  Dresden  1766. 

J.  B.  Trommsdorff's  Journal  der  Pharm.  Bd.  V.  St.  1. 

A.  F.  Heck  er,  über  das  Mineralwasser  zu  Bibra  in  Thüringen. 
Erfurt  1798. 

F.  A.  Weitz,  kleine  Aufsätze,  die  Geschichte  des  mineralischen 
Brunnens  zu  Bibra  betreffend,  mit  Zusätzen  herausgegeben  von  J.  G. 
Ziegler.  Altenburg  1798. 

Hufeland 's  Uebersicht.  S.  229. 

Hufeland  und  Osann's  Journal  der  prakt.  Heilk.  Bd.  XXVII. 
St.  2.  S.  46.  —  1827  Suppl.  S.  69. 

An  diese  Eisenquellen  reihen  sich: 

Das  Amalienbad  bei  Morsleben  im  Kreise  Neu-Haldens- 
leben  an  der  Strafse  zwischen  Magdeburg  und  Helmstädt.  Gegründet 
wurde  diese  Anstalt  im  Jahre  1788  von  Frau  von  Veitheim. 

Die  hier  befindliche  M. quelle  gehört  zu  der  Klasse  der  erdig- 
salinischen  Eisenquellen.  Nach  Gren  beträgt  ihr  spec.  Gewicht 
1,00042.    Sechzehn  Unzen  enthalten: 


Chlorcalcium         

0,210  Gr. 

Schwefelsaure  Kalkerde 

0,750  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

0,375  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul 

0,500  — 

1,835  Gr. 

Kohlensaures  Gas 

9,500  Kub.  Zoll 

Schwefelwasserstoffgas 

Spuren. 

F.  A.  C.  Gren:  in  Gilbert's  Annalen  der  Physik.  Bd.  III.  St. 
3.  S.  368.  371.  378. 

Die  M.  quelle  zu  Molle ndorf  in  der  Grafschaft  Mansfeld, 
eine  alkalisch-salinische  Eisenquelle ,  deren  Temperatur  10,5°  R.  und 
deren  spec.  Gewicht,  1,0015  beträgt,  und  welche  nach  Rothe  in  sech- 
zehn Unzen  enthält : 

Schwefelsaures  Natron        .        .        1,100  Gr. 
Chlornatrium        ....        1,700  — 
Kohlensaures  Natron  .        .        .        1,900  — 


560 

Kohlensaure  Kalkerde          .        .        1,300  Gr. 
Kohlensaures  Eiseuoxj'dul          .        0,600  — 
Kieselerde 1,300  — 

7,900  Gr. 
Kohlensaures  Gas        .        .        .        7,200  Kub.Z. 

Rothe's  Untersuchung  der  M.quelle  bei  Möllendorf  in  der  Graf- 
schaft Mansfeld.  Halle  1806. 

Das  S  ternb  ad  bei  Quedlinburgs  eine  kalte  Eisenquelle. 

Die  M.quelle  zu  Bellberg  bei  Halle  im  Reg.  Bezirk  Mer- 
seburg, eine  schwache  erdig-salinische  Eisenquelle. 

Nach  Gren's  Analyse  enthalten  sechzehn  Unzen: 

Schwefelsaure  Talkerde      .  .  2,600  Gr. 

Schwefelsaure  Kalk  erde      .  .  r    1,666  — 

Chlortalcium         .  0,200  — 

Kohlensaure  Kalkerde          .  .  0,166  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul  .  0,333  — 

4,965  Gr. 
Kohlensaures  Gas        ...        2,5  Kub.Z. 

J.  Chr.  Stisser,  kurze  Nachricht  vom  Gebrauch  des  zwischen 
Halle  und  Bellberg  entstandenen  Gesundbrunnen.  Halle  1710. 

Abel,  vom  Hallischen  Gesundbrunnen.  Halle  1796. 

Greii  in:  v.  Crell's  Beiträgen  zu  den  ehem.  Ann.  1786.  Bd.  1. 
St.  3.  Nr.  6.  S.  60-77. 

Die  M.quelle  b ei  H ornhausen  im  Kreise  Oscherslcben.  Bei 
dem  Dorfe  Hornhausen  unweit  Oschersleben,  zwei  Meilen  von  Hal- 
berstadt entspringt  eine  M.quelle,  welche  in  der  ersten  Hälfte  des 
siebzehnten  Jahrhunderts  entdeckt  und  am  Ende  desselben  Jahrhun- 
derts benutzt  wurde,  jetzt  aber  ausser  Gebrauch  ist. 

Conring,  wahrhaftige  Relation  und  Judicium  von  den  Tugenden 
und  der  Kraft  des  Gesundbrunnens  zu  Hornhausen.  Helmstädt  1646. 

Bericht  von  den  sechs  wunderbaren  Heilbrunneu  zu  Hornhausen. 
1646. 

Salzmann,  vom  Hornhausischen  Gesundbrunnen.  1646. 

Bericht  aus  dreier  Männer  Schreiben  von  d.  Heilbrunnen,  wel- 
cher zu  Hornhausen  entsprungen.  1646. 

Von  dem  Hornhausischen  Gesundbrunnen.  8  Tractätchen.  1646. 

Gründlicher  und  wahrhafter  Bericht  aus  dreier  glaubwürdiger 
Männer  Schreiben,  von  dem  Heilhrunncn  zu  Hornhausen  in  Nicdcr- 
sachsen.   1646. 

Zween  Truktätlcin  vom  Hornhauser  Heilbrunneu.  1646. 

Ycrzcichnils  der  Kranken,  so  durch  den  Heilbrunneu  zu  Horn- 
hausen 1646  curirt  worden. 

Haupt- 

/ 


561 

Hauptmann,  Erforschung  des  Hornhausischen  Gnadenbrunnens. 
Leipzig  1647. 

Hoffmann,  kurzer  Unterriebt  von  dem  im  Fürstentbum  Hal- 
berstadt zu  Hornhausen  entsprungenen  Gesundbrunnen ,  was  derselbe 
vor  Ingredientia  habe,  und  woriunen  der  Gebrauch  und  Misbrauch 
bestehe.  Halberstadt  1689. 

Stisseri,  J.  A.,  Aquarum  Hornhjsanarum  examen.  Heimst.  1689. 

Krüger,  von  dem  Gesundbrunnen  zu  Hornhausen.  Wolfenb.  1690. 


Die  M.  quelle  zu  AI  ach,  einem  Dorfe  unfern  Erfurt,  bekannt 
seit  1783,  hat  die  Temperatur  von  4°  R. ,  enthält  nur  wenig  feste 
Bestandteile  und  wird  nicht  benutzt. 

Nach  Küpstein's  Untersuchung  enthält  sie  in  sechzehn  Unzen: 


Chlornatrium 
Chlortalcium 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaure  Kalkerde 
Eisenoxyd 
Thonerde 
Extractivstoff 


Kohlensaures  Gas 


0,310  Gr. 

0,250  — 

0,310  — 

0,500  — 

0,310  — 

0,125  — 

0,125  — 

0,125  — 

2,055  Gr. 
3,840  Kub.  Z. 


J.  J.  Osburg's  chemische  Untersuchung  des  Alacher  Mineral- 
wassers. Erfurt  1786. 

Act.  academ.  electoralis  Moguntinae.  1786. 

Ch.  Klip  st  ein  in:  Trommsdorff's  Journal  der  Pharmacie. 
Bd.  VI.  St.  1.  S.  78. 

Die  M.  quelle  zu  Riefsslädt,  eine  erdig- salinische  Eisen- 
quelle bei  dem  Dorfe  Riefsstädt,  zwischen  Eisleben  und  Sangerhau- 
sen. Nach  Trommsdorff's  Analyse  enthält  sie  in  sechzehn  Un- 
zen Wasser: 


Schwefelsaures  Natron 

0,250  Gr. 

Chlornatrium 

0,125  — 

Schwefelsaure  Kalkerde 

0,125  — 

Schwefelsaure  Talkerde 

0,125  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

0,875  — 

Kohlensaure  Talkerde 

0,375  — 

Chlortalcium         . 

0,125  — 

Eiseuoxydul          . 

0,375  — 

2,375  Gr. 

Kohlensaures  Gas 

8  Kub.  Z. 

Trommsdorff's  Journal  der  Pharm.  Bd.  XXIII.  St.  1.  S.  23. 
H.  Theil.  $  n 


562 

Die  M. quelle  zu  Lei tz  kau  im  Jerichower  Kreise,  eine  erdi»-- 
saliuisclie  Eisenquelle. 

Neuer  Heil-  und  Gesundbrunnen  zu  Leitzkau  von  H.  Meuder. 
Magdeburg  1737. 

Die  M.  quelle  bei  Schleusing  en  im  Kreise  dieses  Namens, 
anscheinend  von  sehr  geringem  mineralischen  Gehalt,  nur  von  den 
Bewohnern  der  nächsten  Umgebung  benutzt. 

Ihr  Wasser  ist  klar,  färb-  und  geruchlos,  von  weichem  milden 
Geschmack,  arm  an  freier  Kohlensäure  und  enthält  in  18  Unzen  nach 
Trommsdorff  an  festen  Bestandteilen: 

Kohlensaure  Kalkerde  .         .        1,675  Gr. 

Kohlensaures  Natron  .         .        .        0,450  — 


2,125  Gr. 


2.  Die  Heilquellen  der  Provinzen  Brandenburg-, 
Pommern  und  0  stpre  ufsen. 

Von  den  zahlreichen  erdig -salinischen  Eisenquellen 
und  Vitriol  wassern  der  genannten  Ländergruppe  erwähn® 
ich  besonders  der  M. quellen  zu  Freie nwal de,  Neustadt- 
Eberswalde,  Muskau  und  Gleifsen,  —  die  beiden 
letztern  bemerkenswerth  wegen  ihrer  M. Schlammbäder. 

Die  M. quellen  zu  Fr eienw  aide  im  Obcr-Barnimschen  Kreise. 
Die  an  der  Oder  gelegene,  von  Berlin  sieben  und  eine  halbe,  vom 
Frankfurt  sieben  Meilen  entfernte  Stadt  Freienwalde  zählt  an  3000 
Einwohner,  —  die  nach  ihr  benannten  Mineralquellen  entspringen i 
theils  in  der  Vorstadt,  theils  ganz  nahe  bei  der  Stadt  in  einem  sehr 
freundlichen,  von  mit  Wald  bewachsenen  Höhen  eingeschlossenen  Thale. 
Ausgezeichnet  durch  sehr  zweckmäfsige  Einrichtungen  zur  Benutzung 
der  M. quellen,  begünstigt  durch  sehr  anmuthige  Umgebungen  und  die i 
Nähe  von  Berlin,  erfreut  sich  Frcicnwalde  jährlich  eines  nicht  unbe- 
trächtlichen Zuspruchs.  Die  Zahl  der  Kurgäste  beläuft  sich  jährlich 
auf  mehrere  Hundert. 

Den  Namen  Freienwaldc  haben  mehrere  von  der  Göttin  Frciai 
ableiten  und  die  Entstehung  der  Stadt  in  die  älteste  Zeit  verlegen 
wollen.  Im  Jahre  1305  wird  ihrer  urkundlich  gedacht.  Wahrschein- 
lich schon  früher  lange  Zeit  benutzt,  wurden  die  M. quellen  bei  Freien! 
walde  zuerst  unter  der  Regierung  des  grofsen  Kurfürsten  (10S3)  be- 
kannt, erwarben  sich  zu  Anfang  des  achtzehnten  Jahrhunderts  durch 
glückliche  Heilungen  von  Kranken  und  verwundeten  Soldaten  einen 
Ruf,  welcher  bald  durch  das  Urthcil  von  Albinus  und  Fr.  Hoff- 
inann  bestätigt  wurde.  Im  Jahre  1684  wurde  der  Grund  zu  der 
ersten  Anlage  des  Brunucnetublissemcuts  gelegt. 


563 

Die  Freienwalde  umschliefsenden  Höben  gehören  der  jüngsten 
Forma+ion  an,  und  bestehen  aus  Lagern  von  Thon  und  Sand,  Braun- 
kohle, bituminösem  Holz,  Mergel,  Raseneisen-  und  Tboneisenstein. 
Braunkohlen-  und  Alaunerz  werden  noch  jetzt  bergmännisch  gefördert 
und  benutzt;  auch  wird  hier  Sand  zu  den  feinsten  Krystall- und  Spie- 
gelgläsern gegraben  und  verfahren. 

Der  Thalgrund  ist  mit  fruchtbaren  Schichten  von  Damm-  und 
Torferde  bedeckt. 

Alle  in  und  bei  Freienwalde  entspringenden  M.quellen  sind  in 
ihren  Mischungsverhältnissen  nur  wenig  unterschieden,  arm  an 
freier  Kohlensäure,  erdigen-  und  alkalischen  Salzen  und  reihen  sich 
in  dieser  Beziehung  an  die  zahlreichen  Eisenquellen  zwischen  der 
Elbe  und  Weichsel,  deren  Entstehung  durch  Torf-  und  Braunkohlen- 
lager bedingt  wird. 

Man  unterscheidet  an  M.quellen  zu  Freienwalde: 

1.  Den  Königl.  Gesundbrunnen,  einige  tausend  Schritte  von 
der  Stadt  entfernt,  mit  ihr  durch  eine  von  Linden  beschattete  Strafse 
verbunden,  anmuthig  gelegen  am  Fufse  von  mit  Nadel-  und  Laubholz 
bedeckten  Höhen,  umgeben  von  Wiesen  und  freundlichen  Gartenanla- 
gen, als  Kuranstalt  A'orzugsweise  benutzt.  Das  Thal,  achtzig  Fufs 
höher  als  die  Stadt  Freienwalde  gelegen,  wird  nach  Norden,  Westen, 
Süden  und  Süd -Osten  von  Höhen  umschlossen.  Das  Etablissement, 
jetzt  Eigenthum  der  Stadt,  besteht  aus  Gebäuden,  welche  theils  zur 
Aufnahme  von  Kurgästen,  theils  zur  Benutzung  der  Heilquellen  be- 
stimmt sind,  und  ausser  gut  eingerichteten  Wasserbädern  auch  Ap- 
parate zu  Douche-,  Regen-  und  den  verschiedenen  Dampfbädern 
enthalten. 

Man  unterscheidet  hier  sechs  M.quellen:  1.  den  Königsbrun- 
nen; 2.  die  M.  quelle  am  Wege;  3.  die  Küch  en  que  11  e  ;  4.  die 
Jeschkesche  Quelle;  5.  den  Georgenbruunen  und  6.  die 
M. quelle  des  herrschaftlichen  Bades. 

Das  Wasser  dieser  M.quellen  hat  einen  dintenartigen  zusammen- 
ziehenden Geschmack,  bildet  der  Einwirkung  der  atmosphärischen 
Luft  anhaltend  ausgesetzt  auf  der  Oberfläche  ein  schillerndes  Häut- 
chen, auf  dem  Boden  einen  ocherartigen  Niederschlag;  seine  Tempe- 
ratur beträgt  nach  Treumann  7,20°  R. 

Nach  Rose  enthalten  in  sechzehn  Unzen: 

1.  Der  Königsbrunnen:    2.  Die  Küchenquelle: 

Chlornatrium        .         .        .  0,760  Gr.  .  .  0,240  Gr. 

Schwefelsaure  Talkerde     .  0,160  —  .  .  0,160  — 

Schwefelsaure  Kalkerde     .  2,080  —  .  .  0,480  — 

Kohlensaure  Talkerde         .  0,060  —  .  .  0,100  — 

Kohlensaure  Kalkerde         .  2,080  —  .  .  0,100  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul  .  0,175  —  .  .  0,260  — 

Nn2  ' 


564 


Kieselerde    ....        0,040  Gr. 
Extractivstoff  und  Harzstoff      0,080  — 


0,050  Gr. 
0,160  — 

1,550  Gr. 


5,435  Gr. 
Kohlensaures  Gas  eine  geringe  Menge. 
Von  diesem  ist  zu  unterscheiden: 

2.  Das  seit  einigen  Jahren  erst  durch  John  und  Fürst  be- 
kannt gewordene  Achillesche-  oder  Alexandrinenbad  in  ei- 
ner Vorstadt  von  Freienwalde,  vor  dem  Berliner  Thore,  unweit  des 
Dorfes  Tornow,  nach  der  Frau  Grofsherzogin  von  Mecklenburg-Schwe- 
rin AI  e  xandri  n  e  benannt.  Das  Bad  besitzt  ein  Badehaus,  in  wel- 
chem ausser  den  nöthigen  Vorrichtungen  zu  Wasserbädern  auch  Ap- 
parate zu  Douche-,  Regen-,  Tropf-  und  Dampfbädern  sich  befinden. 

Von  den  drei  zu  diesem  Bade  gehörigen  M.quellen  scheinen  die 
beiden  ersten,  der  Ober-  und  Hauptbrunnen,  in  Mischungsver- 
hältnissen und  Wirkungen  nicht  wesentlich  von  den  vorigen  verschie- 
den, die  dritte,  die  sogenannte  Schwefelquelle,  sich  durch  ihren 
Schwefelgehalt  von  den  übrigen  zu  unterscheiden.  Die  beiden  ersten 
haben  einen  adstringirenden  Geschmack,  die  Temperatur  beträgt 
7—7,5°  R.  bei  10—20°  R.  der  Atmosphäre,  —  die  Schwefelquelle  ist 
dagegen  trübe,  hat  einen  zusammenziehend  hepatischen  Geschmack, 
einen  hepatischen  Geruch  und  die  Temperatur  von  6,5°  R.  bei  10—20° 
R.  der  Atmosphäre. 

Nach  John  enthalten  in  sechzehn  Unzen: 

1.    Der  Oberbrunnen : 

Kohlensaures  Eisenoxydul 

Kohlensaure  Kalkerde 

Kohlensaure  Talkerde  . 

Schwefelsaure  Kalkerde 

Schwefelsaure  Talkerde 

Pfianzenextract 

Spuren  harziger  Materie 

Chlornatrium    ) 

Extractivstoff  ; 

Chlorkalium 

Freies  Alkali 

Gummigen  Extractivstoff 

Pflanzensaures  Kali 


} 
1 


0,13  Gr. 

0,88  — 
0,05  — 
0,20  — 

0,27  — 


0,31  — 


0,27 


Kohlensaures  Gas  .        .         . 

Atmospbärische  Luft 

2.     Der    Hauptbrunnen : 
Kohlensaures  Eisenoxydul     . 
Kohlensaure  Kalkcrde 


2,11  Gr. 

l,C4Kub.Z. 
0.20    — 

l,84Kub.Z. 

0,20  Gr. 
1.01)  — 


565 


Kohlensaure  Talkerde   . 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Schwefelsaure  Talkerde 
Eigentümliches  Pflanzenextract  j 
Spuren  harziger  Materie 
Kohlensaures  Kali 
Chlorkalium 
Chlornatrium 
Pflanzensaures  Alkali 
Gummigen  Extractivstoff 

Kohlensaures  Gas 
Atmosphärische  Luft    .    ,    . 


3.    Der  Schwefelbrunnen 

Kohlensaures  Eisenoxydul 

Kohlensaure  Kalkerde   .        .        ,  ! 

Schwefelsaure  Kalkerde 

Schwefelsaure  Talkerde 

Pflanzenextractivstoff 

Spuren  harziger  Materie 

Chlorkalium 

Chlornatrium 

Pflanzensaures  Alkali 

Gummigen  Extract 

Spuren  kohlensauren  Alkalis ! 


0,10  Gr. 
0,31  — 


0,66 


} 


2,36  Gr. 

2,45  Kub.  Z. 
0,50    — 

2,95  Kub.  Z. 

0,25  Gr. 
1,23  — 
0,61  — 

0,31 


0,72  — 


3,13  Gr. 

Kohlensaures  Gas  .        .        .        2,45  Kub.  Z. 

Atmosphärische  Luft  und  Schwefel        geringe  Menge. 

Man  benutzt  die  Eisenquellen  zu  Freienwalde  vorzugsweise  äus- 
serlich  als  Wasserbad  und  erhöht  ihre  Wirksamkeit  durch  den  Um- 
ständen angepafste  Zusätze  von  Eisen ,  Schwefel  und  aromatischen 
Kräutern;  —  auch  als  Getränk  hat  man  sie  empfohlen  allein  oder 
mit  Molken.  Verträgt  sie  der  Magen  nicht,  so  läfst  man  statt  des 
Freienwalder  M.wassers  ein  kräftigeres  und  leichter  verdauliches  Ei- 
senwasser ,  wie  Pyrmonter ,  Driburger ,  Franzensbrunner  natürliches, 
oder  geeignete  künstlich  nach  Struve's  Methode  nachgebildete  M.- 
quellen  trinken. 

Empfohlen  hat  man  die  Eisenquellen  zu  Freienwalde  in  den  er- 
wähnten Formen  vorzüglich:  bei  allgemeiner  Schwäche,  besonders 
des  Nervensjstems,  —  passiven  Schleim-  und  Blutflüssen ,  Scropheln, 
Hämorrhoiden,  chronischen  Hautausschlägen,  rheumatischen  und  gich- 
tischen Leiden,  welche  durch  Schwäche  bedingt  werden. 

Menzel  in:  Ephemer.  Nat.  Curios.  1684.  p.  53. 


566 

B.  D.  Alb  in  us,  de  fönte  sacro  Freiemvaldensi.  Francofurti  ad 
Viadr.  1685. 

J.  Gohlii,  Tugend  des  Freienwalder  Gesundbrunnens.  Berlin 
1716.  —  1776. 

M.  Alberti  S  chaars  chm  i  dt,  de  fönte  medicato  Freienwal- 
densi.  Halae  1729. 

Aug.  Schaarscbmidt,  vom  Freienwalder  Gesundbrunnen.  Ber? 
lin  1729.  —  1761. 

A.  Schaarscbmidt  in:  s.  med.  chirurgischen  Nachrichten. 
Jabrg.  I.  1739.  S.  88. 

Fr.  Hoffmann,  indicium  de  aquis  medicatis  Freienwaldensibus 
in  Fr.  Hoffmanni  Medic.  consult. 

T.  E.  v.  d.  Hagen,  Beschreibung  der  Stadt  Freienwalde,  des 
dasigen  Gesundbrunnens  und  Alaunwassers.  Berlin  1784. 

F.W.  Hey  deck  er,  Beschreibung  des  Gesundbrunnens  und  Ba- 
des zu  Freienwalde.  Kerlin  1795. 

Hufelan  d's  Uebersicht  Viert.  Aufl.  S.  102. 

J.  F.  John,  Chemische  Untersuchungen  der  Mineralquellen  des 
Acliilleschen  Bades  zu  Freienwalde.  Berlin  1820. 

Freienwalde's  Alexandrinenbad  von  J.  J.  Fürst   Berlin  1823 

Hufeland's  Journal  der  prakt.  Heilk.  Bd.  LI.  St.  6.  S.  113.  — 
1827  Suppl.  S.  142. 

Treumann  in:  Hufeland  und  Osann's  Journal  der  prakt. 
Heilk.  Bd.  LXVI.  St.  3.  S.  96. 

Die  Heilquellen  und  Badeanstalten  des  Königl.  Gesundbrunnens 
zu  Freienwalde  a.  d.  0.,  topographisch,  historisch  und  ärztlich  daiv 
gestellt  von  Dr.  A.  Treumann,  mit  einem  Vorwort  von  C.W.  Hu- 
felan d.  Mit  einer  Karte.  Berlin  1827. 

Kali  seh,  allg.  Zeitung  des  Brunnen-  und  Badewesens.  1839.  S. 
57  und  79. 

Die  M.  quellen  zu  N  eu  sl  adt-  Eb  er  swalde.  Die  durch  ihre 
Fabriken  bekannte  Stadt  Neustadt-Eberswalde  liegt  von  Freienwalde 
nur  zwei  Meilen  entfernt ;  ihre  M. quellen  sind  denen  von  Freienwalde 
sehr  ähnlich  und  werden  gleich  diesen  in  Form  von  Wasserbädern 
benutzt.  Obgleich  schon  Thurncifser  die  Mineralquellen  ge- 
kannt zu  haben  scheint,  sind  sie  erst  seit  Anfang  dieses  Jahrhunderts 
uls  Heilquellen  allgemeiner  bekannt  geworden.  Um  ihre  Zweck! 
inäfsige  Benutzung  erwarb  sich  wesentliche  Verdienste  der  leider  ver- 
storbene Dr.  Baum  er  zu  Neustadt-Eberswaldc.  Ausser  Vorrichtun- 
gen zu  Douche-  und  Tropfbäderp  ist  auch  eine  Molkenanstalt  eingcr 
richtet  worden. 

Interessant  in  historischer  Hinsicht  ist  die  von  Bcllermaun 
erschienene  Monographie  über  Neustadt-Eberswalde. 

Man  zählt  in  N.  E.  mehrere,  in  ihrem  Gehalte  aber  nicht  wesent- 
lich verschiedene  M  quellen:  1.  die  Rasen-  oder  Trinkquell ca 
2.  die  Königs  quelle,  3.  die  Augcnqucllc  und  4.  die  Ufcr- 
quell  e. 


567 

Den  chemischen  Untersuchungen  von  Klaproth,  P,  Arndt, 
Mertens,  John  u.  a.  zufolge  haben  alle  M. quellen  zu  Neustadt- 
Eberswalde  die  grölste  Aehnlichkeit  mit  denen  von  Freienwalde. 

Man  benutzt  sie  in  Form  von  Bädern,  in  Verbindung  mit  andern 
natürlichen  versendeten,  oder  künstlich  nachgebildeten  M. wassern ,  in 
denselben  Krankheiten,  in  welchen  die  M. quellen  von  Freienwalde 
empfohlen  werden,  namentlich  bei  Gicht,  Rheumatismen,  Hysterie, 
Hypochondrie,  Blennorrhoeen ,  chronischen  Hautausschlägen,  Läh- 
mungen, Scropheln  und  Hämorrhoidalbeschwerden. 

L.  Thurne isser,  von  mineral.  und  metall.  Wassern.  Lib.  IX. 
fCap.  33.  S.  396. 

Hufeland  und  0  sann's  Journal  der  prakt.  Heilk.  1827  Suppl. 
'S.  142.; 

Neustadt-Eberswalde  mit  seinen  Fabriken,  Alterthümern  u.  Heil- 
quellen von  J.  J.  Bellermann.  Berlin  1829. 

Das  Hermannsbad  bei  Mus  kau  im  Rothenburger  Kreise, 
dem  Regierungsbezirk  Liegnitz  einverleibt,  au  der  Gränze  der 
Lausitz  und  Schlesiens,  —  eine  Anstalt,  durch  gute  Einrichtungen, 
besonders  sehr  zweckmäfsig  eingerichtete  M. Schlammbäder  vor  vielen 
;  andern  vorteilhaft  ausgezeichnet.  Was  die  Natur  der  Gegend  ver- 
sagte, hat  die  Hand  der  Kunst  zu  ersetzen  versucht  und  in  einer  ein- 
:  förmigen  und  unfruchtbaren  Ebene  einen  reizenden  Park,  gleich  einer 
Insel  im  Sandmeere,  hervor  zu  zaubern  gewufst. 

Die  Stadt  Muskau  oder  Muzakow  (Männerstadt)  zu  der  Zeit  der 
Sorben  ein  berühmter  Wallfahrtsort,  von  Cottbus  vier,  von  Dresden 
zwölf,  von  Berlin  achtzehn  Meilen  entfernt,  zählt  1400  Einwohner 
und  ist  der  Sitz  des  Fürsten  Pückler- Muskau. 

Obgleich  man  die  M.quellen  zu  Muskau  schon  längst  kannte,  fing 
man  doch  erst  seit  dem  Sommer  1822  auf  Veranlassung  des  Hrn.  Dr. 
Klee  mann  an,  sie  als  Heilquellen  zu  benutzen.  Es  wurde  eine  Ba- 
deanstalt errichtet,  welche  man  zu  Ehren  ihres  Fürstlichen  Besitzers 
„Hermannsbad"  nannte,  und  diese  später  durch  geschmackvolle  Bau- 
ten zu  Wohnungen  der  Kurgäste,  so  wie  zur  Benutzung  des  kräftigen 
hier  befindlichen  M.schlamms,  und  freundliche  Parkanlagen  vergröfserte 
und  verschönerte. 

Ausser  sehr  guten  Einrichtungen  zu  Wannen-,  Mineralschlamm- 
und  Dampfbädern,  ist  zu  M.  auch  für  künstlich  nachgebildete  M.was- 
ser  gesorgt,  welche  in  Verbindung  mit  den  Bädern  der  hier  entsprin- 
genden Eisenquellen  und  der  Schwefelquelle,  M.schlamm-  und  Dampf- 
bädern gebraucht  werden.  —  Gleichwohl  war  die  Zahl  der  Kurgäste 
in  den  letzten  Jahren  nur  gering. 

Die  Gegend  zunächst  um  Muskau  besteht  aus  Thonerde.  Eisen- 
erz, mächtigen  Lagern  von  bituminösem  Holz  und  Alaun ;  an  letzte- 
rem sind  besonders  reich  die  dicht  an  der  Stadt  gelegenen  zur  Ge- 
winnung von  Alaun  vorzugsweise  benutzten  Anhöhen.  Noch  findet 
man    nicht  selten  eine  bituminöse,   theilweise  Bernstein    enthaltende 


568 


Erde,  Schwefelkies  iu  der  unter  dem  Namen  Wasserkies  bekannten 
Abänderung,  blaue  Eisenerde,  Lehm,  weii'sen  Sand,  kalkartigen  Mer- 
gel, —  ausser  diesen  Lager  von  Torf. 

Die  hier  entspringenden  und  benutzten  M.quellen  sind  unter  sich 
nicht  Avesentlich  verschieden  : 

1.  Der  Hermanusb  run  neu,  unweit  des  Badehauses  gelegen, 
gut  gefafst  und  als  Trinkquclle  benutzt,  hat  die  Temperatur  von 
7,5°  R.  bei  9  und  14°  R.  der  Atmosphäre;  sein  spec.  Gewicht  be- 
trägt 1,043. 

2.  Die  Badequelle,  aus  über  einander  gelagerten,  an  Schwefel- 
kiesen und  Alaunthon  reichen  Braunkohlenflötzen  entspringend,  hat 
die  Temperatur  von  6°  R.  bei  14°  R.  der  Atmosphäre ;  ihr  spec.  Ge- 
wicht beträgt  1,090. 

Nach  Hermbstädt's  Analyse  enthalten  in  sechzehn  Unzen: 

1.  Der  Hermannsbrunnen:  2.  Die  Badequelle: 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Talkerde 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Schwefelsaure  Talkerde     . 
Schwefelsaure  Thonerde   , 
Schwefelsaures  Natron 
Chlorcalcium 
Chlortalcium 

Kohlensaures  Eisenoxydul 
Schwefelsaures  Eisenoxydvil 
Bituminösen  Extractivstoff 
Kieselerde     .... 


Kohlensaures  Gas 
Schwefelwasserstoffgas 
Stickstoffgas        .       , 


0,100  Gr.      . 

0,500  Gr. 

0,179  — 

.        . 

0,833  — 

1,696  — 

•              •        . 

3,500  — 

0,943  — 

5,711  — 

2,194  — 

.  5,000  — 

• 

0,833  — 

•             .        i 

1,500  — 

0,271  — 

0,660  — 

0,880  — 

6,166  — 

0,500  — 

1,500  — 

0,416  — 

6,316  Gr. 

27,066  Gr. 

3,1996  Kub.Z. 

3,555  Kuh.  Z. 

0,4267    — 

0,711     — 

0,2843    — 

0,533     — 

3,9106  Kub.Z. 

4,799  Kub.  Z. 

Ausser  diesen  M.quellen  ist 

3.  noch  zu  erwähnen  die  im  J.  1S31  entdeckte  kalte  Schwe- 
felquelle. 

llir  Wasser  ist  von  einem  starken  hepatischen  Geruch,  hell,  vou 
8,5°  R.,  und  enthält  nach  Lampadius  in  sechzehn  Unzen; 

Saure  schwefelsaure  Tlioncrdc  .  1,500  Gr. 

Schwefelsaures  Eisenoxydul  .  0,432  — 

Schwefelsaure  Kalkerde       .  .  0,275  — 

Schwefelsaures  Kali     .        .  .  0,251  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul  .  .  0,201  — 

Kohlensaure  Kalkcrdc        .  .  0.150  — 


Kohlensaure  Talkerde          .        .        0,132  Gr. 
Humussäure          ....        0,750  — 
Kieselerde 0,250  — 


3,941  Gr. 

Kohlensaures  Gas         .        .        .  2,972  Kuh.  Z. 

Schwefelwasserstoffgas        .        ,  1,057    — 

Stickgas 0,254    — 

Sauerstoffgas        ....  0,020     — 


4,303  Kub.Z. 


Ausser  diesen  M.quellen  benutzt  man  zum  innern  Gehrauch  ver- 
sendete natürliche  fremde  oder  künstlich  bereitete  M.wasser,  —  zum 
äussern  Gebrauch  Wasser-,  Dampf-,  Douche-,  Tropf-  und  M.schlamm- 
bäder;  von  der  ausgezeichneten  Wirksamkeit  der  letztern  ist  bereits 
gehandelt  worden  (Vergl.  Bd.  I.  S.  414.  —  Zweit.  Aufl.  S.  492.) 

Empfohlen  hat  man  die  Rituellen  zu  Muskau  in  den  erwähnten 
Formen,  besonders  der  der  Wasserbäder,  in  allen  den  Krankheitsklas- 
sen,  in  welchen  ähnliche  Eisenquellen  indicirt  sind,  namentlich  bei 
Nervenschwäche,  Zittern  der  Glieder,  Lähmungen,  flechtenartigen 
Ausschlägen ,  hartnäckigen  Geschwüren,  passiven  Proflu^ien,  invete- 
rirten  rheumatischen  und  gichtischen  Leiden. 

Die  kalte  Schwefelquelle  wirkt  getrunken  die  Se- undExcretionen 
bethätigend,  namentlich  die  des  Darmkanals,  des  Leber-,  Pfortader- 
und Drüsensjstems,  —  als  Wasserbad  angewandt  die  Se-  und  Excretiou 
der  äufsern  Haut  und  der  Schleimhäute  verbessernd,  und  ist  nament- 
lich bei  rheumatischen,  gichtischen  und  katarrhalischen  Leiden  be- 
nutzt worden. 

Das  Hermannsbad  bei  Muskau,  nebst  einer  ausführlichen  Analyse 
seiner  Quelleu  und  des  Moor-  und  Badeschlamms,  von  Dr.  Hermb- 
städt.  Sorau  1825. 

Hcrmbstädt  in:  Hufeland  und  Osanns  Journal  der  prakt. 
Heilk.  Bd.  LX.  St.  4.  S.  65-73. 

Haxthausen  in:  Rusfs  Magazin.  Bd.  XXI.  St.  3.  S.  489. 

Programm  als  Einladung  zu  der  am  27.  Juni  zu  eröffuenden  Kur- 
zeit im  Hermannsbade  bei  Muskau.  Leipzig  1824. 

Hufeland  und  Osann's  Journal  der  prakt.  Heilk.  1827  Sup- 
plementheft  S.  143.  —  Bd.  LXXIX.  St.  6.  S.  121. 

Kleemann  in:  Rust's  Magazin.  Bd.  XVII.  S.  152. 

Sturm  in:  Rust's  Magazin.  Bd.  XXVI. 

Wen  dt  in:  Rust's  Magazin.  Bd.  XXIX.  S.  498. 

Sick  in:  Hufeland  und  Osann's  Journ.  der  prakt.  Heilk.  Bd. 
LXXX.  St.  4.  S.  115. 

Das  M.bad  zu  Gleifsen  bei  Zielenzig  im  Sternbergschen 
Kreise,  drei  Meilen  von  Landsberg,  fünf  Meilen  von  Küstrin  entfernt, 
dicht  au  der  Polnischen   Gränze.    Die   hier   in  einem,    von  waldigen 


570 

Höhen  umschlossenen  Wiesenthaie  entspringenden  M.quellen,  bekannt 
seit  1790,  wurden  chemisch  untersucht  von  Serlo  und  John.  Ge- 
genwärtig besitzt  Gleii'sen  gute  Einrichtungen  zu  Wasser-,  Gas-,  Rus- 
sischen-, Dampfdouche-  und  Mineralmoorbädern,  von  deren  Wirksam- 
keit und  Benutzung  bereits  gehandelt  worden  (Vergl.  Bd.  I.  S.  413, 
Zweit.  Aufl.  S.  490).  Ausser  diesen  besteht  zu  Gleifsen  eine  Molken- 
anstalt, und  auf  Verlangen  werden  hier  nicht  blofs  alle  andere  Arten 
von  Wasserbädern,  sondern  auch  künstliche  M.wasser  zum  innera 
Gebrauch,  namentlich  das  Struvesche  Karlsbader  Wasser  bereitet. 

Ein  Badeetablissement  begründete  zuerst  bei  denselben  Hr.  Ber- 
nard, und  dieses  wurde  später  vom  Hrn.  Henoch,  dem  gegenwär- 
tigen Besitzer,  sehr  erweitert  und  vervollkommnet. 

Die  Zahl  der  Kurgäste,  welche  früher  jährlich  nur  gegen  100  be? 
trug,  zählte  im  J.  1837  :  236. 

Eröffnet  wird  die  Badeanstalt  den  1.  Juni.  —  Badearzt  ist  Hr. 
Dr.  Gu  tj  ahr. 

Die  Umgegend  von  Gleifsen,  ähnlich  der  von  Freienwalde,  ge- 
bort zu  der  Fiötzformation  und  aufgeschwemmtem  Lande.  Die  Hügel 
bestehen  aus  mit  Dammerde  bedeckten  Sandlagern ,  mit  Braunkohlen^ 
und  Alaunschieferflötzen. 

Sämmtliche  M.quellen  zu  Gleifseu  (die  Haupt-,  Rohr-,  Wie- 
sen- und  A  1  au  n  q  u  e  11  e  )  gehören  zu  der  Klasse  der  schwächern 
erdig-salinischen  Eisenquellen.  Ihre  Temperatur  beträgt  6—8°  R.,  ihr 
spec.  Gewicht  1,004. 

Nach  John 's  Analyse  enthält  die  Hauptquell  e  in  sechzehn 
Unzen : 

Kohlensaure  Kalkerde  .        .        0,384  Gr. 

Kohlensaure  Talkerde         .        ,        0,172  — 

Chlornatrium 

Chlorkalium 

Pflanzensaures  Kali 

Fflanzensaure  Kalkerde  V      0,230  — 

Pflanzenextract  mit  Spuren  vonj 

schwefelsaurem  Natrou 
Schwefelsaure  Talkerde 
Schwefelsaure  Kalkerde       ,        ,        0,250  — 

Kieselerde 0,230  -— 

Eisenoxydul  ,         .        0,096  — 

Gummösen  Extractivstoff  "^ 

Pflanzensaure  Talkerde     f 

Schwefelsaures  Kali  C 

Freies  Natron  J 

Harzig  bituminösen  Stoff    .         .         Spuren 

1,438  Gr. 
Kohlensaures  Gas        .        .        .        0,766  Kub.Z. 
Stickgas           )  -. 

Sauerstoffgas  i gennge  Mengo. 


571 

Formey  empfiehlt  die  M.quellen  zu  Gleifsen  in  den  genannten 
Formen  gegen  chronische  Nervenkrankheiten,  Hypochondrie,  Hysterie, 
selbst  Lähmungen  und  Epilepsie,  —  hartnäckige  Hautausschläge,  — 
Gicht  und  Rheumatismen,  Drüsengeschwülste,  Scrophelu,  Atrophie, 
—  Verschleimungen,  —  Fehler  der  monatlichen  Reinigung  auf  Schwä- 
che gegründet. 

M.  L.  Serlo,  diss.  inaug.  de  aqua  minerali  in  pago  Gleissensi 
nuper  deteeta.  ßerolini  1817. 

Das  Mineralbad  zu  Gleifsen  untersucht  und  beschrieben  von  Dr. 
J.  F.  John,  nebst  Bemerkungen  über  die  Heilkräfte  desselben  von 
D.  Formey.  Berlin  1821. 

Ueber  den  neu  entdeckten  mineralischen  Kohlenschlamm  im  Mine- 
ralbad zu  Gleifsen  von  Prof.  John,  nebst  Beifügung  des  dritten  Jah- 
resberichtes über  dieses  Bad  von  D.  F.  A.  Zeuschner.  Berlin  1824. 

Hufeland  und  0 sann's  Journal  der  prakt.  Heilk.  1827  Sup- 
plementheft S.  144. 

Zeuschner  in:  Hufeland  und  0 sann's  Journal  der  prakt. 
Heilk.  Bd.  LIV.  St.  5.  S.  112—121. 

Das  Mineral-  u.  Kohlenschlammbad  zu  Gleifsen  von  D.  Zeusch- 
ner und  Reimann.  1827.  —  1828.  —  1829.  —  1830. 

Das  Mineral-  und  Kohlenschlammbad  zu  Gleifsen  von  Dr.  W.  L. 
Schmidt.  1832. 


An  diese  schliefsen  sich : 

Der  Louisenbrunnen  bei  Berlin,  eine  kalte  schwache  er- 
dig-salinische Eisenquelle ,  ganz  nahe  bei  Berlin,  zu  Bädern  aber 
nicht  benutzt. 

Nach  Rose's  Analyse  enthalten  sechzehn  Unzen: 


Kohlensaures  Natron  . 

1,400  Gr. 

Chlorcalcium 

0,066  — 

Schwefelsaure  Kalkerde 

0,700  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

0,902  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul 

0,021  — 

Thonerde 

0,050  — 

Kieselerde     . 

0.363  — 

3,502  Gr. 

Kohlensaures  Gas 

1,0  Kub.  Z. 

H.  W.  Behm,  vom  Berliner  Gesundbrunnen.  Berlin  1760. 
Markgraf's  ehem.  Schriften.  Th.  I.  S.  273. 
Formey's  Versuch  einer  medicinischen  Topographie  von  Berlin. 
1796.  S.  39. 

Die  M.  quelle  zu  Charloltenburg  unfern  Berlin,  eine  zu 
Bädern  benutzte  schwache  erdig -salinische  Eisenquelle,  welche  nach 
E  i  t  n  e  r  in  fünf  Pfund  Wasser  enthält : 

Chlornatrium      ....        14,400  Gr. 

Chlorcalcium       ....  2,250  — 


572 

Schwefelsaure  Kalkerdc       .  .  3,000  Gr. 

Schwefelsaures  Natron        .  .  0,975  — 

Kohlensaure  Kalkerde         .  .  15,300  — 

Kohlensaure  Talkerde          .  .  1,000  — 

Kieselerde 0,400  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul  .  2,400  — 

Extractivstoff        .        .        .  .  1,300  — 

41,025  Gr. 
Die  Eisenquelle  in  Charlottenburg  von  W.  Eitner.  Berlin  1821. 

Die  M.  quelle  zu  Potsdam,  gleich  den  vorigen,  eine  schwa- 
che erdig-salinische  Eisenquelle  in  der  Berliner  Vorstadt  der  Stadt 
Potsdam,  enthält  nach  Schrader  in  sechzehn  Unzen: 


Kohlensaure  Kalkerde 

4,032  Gr. 

Kohlensaure  Talkerde 

0,184  — 

Chlorcalcium 

4,320  — 

Chlortalcium          . 

0,252  — 

Chlornatrium        . 

1,252  — 

Kohlensaures    manganhaltiges    1 

üi- 

senoyxdnl                                     , 

0,676  — 

Kieselerde 

0,088  — 

Extractivstoff       . 

4,560  — 

15,364  Gr. 

Kohlensaures  Gas 

8,420  Kub.Z 

v.  Gräfe  nnd  v.  Walther's  Journal  der  Chirurgie.  Bd.  V.  St 
1.  S.  10.  —  Bd.  VII.  St.  2.  S.  259.  260. 

Brandes  Archiv.  Bd.  XVIII.  S.  48. 

Hufeland  und  Osann's  Journal  der  prakt.  Heilk.  1827.  Sup- 
plementheft S.  148. 

Die  M. quellen  zu  Frankfurt  a.  d.  O.  Sowohl  die  ältere, 
schon  von  Cartheuser  untersuchte,  als  die  später  entdeckten,  in 
ihrem  chemischen  Gehalte  nicht  wesentlich  verschiedenen,  gehören 
alle  zu  der  Klasse  der  schwachen  erdig- salinischcn  Eisenquellen,  und 
enthalten  nach  John  in  sechzehn  Unzen: 

Kohlensaure  Kalkerde         .        .        0,187  Gr. 

Schwefelsaure  Kalkerde      .        .        0,843  — 

Chlorcalcium 


Lhlorcalcium  1 
Chlortalcium     >    . 
Chlornatrium  / 


0,328  — 
Kohlensaures  Eisenoxydul  .        0.375  — 


1,733  Gr. 

Kohlensäure  so  viel  zur  Auflösung  des  Eisens  und  der  Kalkerdc 
erforderlich  ist. 

Zu  ihrer  medicinischen  Benutzung  befinden  sich  zu  Frankfurt 
dreij  Privatpersonen  zugehörige  Badeanstalten,  in  welchen  nicht  nur 
Wannenbäder,  auch  Schwcfclräuchcrungcn  und  russische  Dampfbäder 
gegeben  werden, 


573 


J.  F.  John's  vermischte  Schriften.  1811.  Bd.  III.  Nr.  43.  S.2S6. 
Hufelan  ,d  und  Osann's   Journal  der  prakt.  Heilk.    1827  Sup- 
plementheft  S.  146. 

Das  Elisabethbad  bei  Prenzlau,  errichtet  im  Jahre  1825, 
benannt  nach  Ihr.  Maj.  der  Königin  von  Preufsen,  unfern  der  Stadt 
Prenzlau,  der  Hauptstadt  der  Uckermark,  90  Fufs  über  der  Ostsee 
erhaben.  In  dem  Badehause  befindet  sich  ausser  Wannenbädern  in 
Badekabinetten  ein  Russisches  Dampf-  und  ein  Douchebad. 

Nach  Hermbstädt's  Analyse  enthalten  sechzehn  Unzen: 


Kohlensaure  Kalkerde  . 

2,10  Gr. 

Chlornatrium 

0,90  — 

Chlorcalcium          -. 

0,30  — 

Chlortalcium 

0,40  — 

Kieselerde       .        . 

0,50  — 

Extractivstoff 

0,70  — 

Kohlensaures  Eiseuoxyd 

0,90  — 

5,80  Gr. 

Kohlensaures  Gas 

5,50  Kub.5 

Als  Getränk  und  Bad  benutzt  wirkt  dasselbe  belebend ,  stärkend, 
zusammenziehend,  und  wird  von  Löwenhardt    in  allen  den  Krank- 
heiten empfohlen,  welche  sich  auf  reine  Schwäche  des  Nerven-,  Mus- 
kel- und  Gefäfssystems  gründen,  namentlich  bei  chronischer  Nerven- 
schwäche, Hysterie,   nervöser  Hypochondrie,   krampfhaften  Affectio- 
nen,  Lähmungen,  —  krankhaften  Störungen    des  Üterinsysjcms ,  Ano- 
malieen  der  Menstruation,   Unfruchtbarkeit,   Neigung  zu  Abortus,  — 
Schwäche  des  Magens  und  Darmkanals,  Säure  und  Verschleimung  des 
Magens,  Flatulenz,  —  passiven  Blutflüssen,  —    Verschleimungen  und 
Blennorrhoe,  —  hartnäckigen   gichtischen   und  rheumatischen  Leiden. 
Aufser     der     erwähnten     Mineralquelle     findet     sich     noch    un- 
fern   der    Stadt    Prenzlau    die    Kranichsquelle,    bekannt    unter 
dem   Namen    des   „Gesundbrunnen,"   schon   im   Jahre    1753   von   Dr. 
Wangerow  beschrieben,  von    Dr.  Herz    1790  in  seiner  Beschrei- 
bung von  Prenzlau  erwähnt   und   damals    schon    analysirt.    Nach  der 
vom  Dr.  Herz  und  Apotheker  Loewe  im  April    1789  unternomme- 
nen Analyse  enthält  diese  M.quelle  in  sechzehn  Unzen  Wasser: 
Salpetersaure  Talkerde        .        .        0,850  Gr. 
Schwefelsaure  Talkerde      .        .        0,400  — 
Schwefelsaure  Kalkerde      .        .        0,600  — 
Chlornatrium         .        .        .        .        0,200  — 
Kohlensaure  Talkerde         .        .        0,277  — 
Kohlensaure  Kalkerde         .        .  ,     1,340  — 
Extractivstoff       .        .        .        .        0,050  — 
Kohlensaures  Eisenoxydul  .        .        0,277  — 

3,994  Gr.      . 
Wangerow,  vom  Prenzlauer  Gesundbrunnen.  1754. 
Herz,  Versuch  einer  medizinischen  Ortsbeschreibung  der  Ucker- 
märkischen  Hauptstadt  Prenzlau.  Berlin  1790. 


574 

Kurzgefafste  Darstellung  des  Elisabeth-Bades  zu  Prenzlau  von  S. 
E.  Lü  wenliard  t.   Prenzlau  mit  einer  Steindrucktafel.  1831. 

Hufeland  und  0 sann's  Journal  der  prakt.  Heilk.  Bd.  LXX1V. 
St.  5.  S.  130.  —  Bd.  LXXIX    St.  6.  S.  125. 

Die  M.  quelle  zu  Kabel  im  Luckauschen  Kreise,  dicht  bei 
dem  Dorfe  Kabel,  am  Fufse  einer  nach  Süd -Westen  fortlaufenden 
Reihe,  mit  Holz  bewachsener  Sandhügel.  In  der  Nähe  der  M.quelle 
befinden  sich  beträchtliche  Lager  von  Torf.  Das  Badehaus  enthält 
ausser  Badezellen  mit  Wannen  ein  Russisches  Bad  und  Wohnungen 
für  Kurgäste.  —  Die  Zahl  der  Kurgäste  ist  nur  gering. 

Nach  Ficinus  gehört  das  M.wasser  zu  der  Klasse  der  schwa- 
chen erdig-salinischen  Eisenquellen,  enthält  wenig  kohlensaures  Gas 
und  Stickgas,  an  festen  Bestandtheilen  :  kohlensaures  Kali ,  Chlorcal- 
cium,  kohlensaure  Talkerde,  Thon-  und  Kieselerde,  Eisen-  und  Man- 
ganoxyd, Harz-  und  Extractivstoff. 

Hufeland  und  Osann's  Journal  der  prakt.  Heilk.  1S27  Sup- 
plementheft S.  146. 

Die  M  quellen  bei  Triebet  im  südlichen  Theile  des  Reg.  Be- 
zirks Frankfurt,  nahe  an  der  Grenze  der  Neumark  und  Schlesien, 
schwache  erdig-salinische  Eisenquellen. 

Mineralquellen  im  Flufsgebiete  der  Neifse,  untersucht,  beschrieben 
und  gewürdigt  von  Dr.  C.  Burdach.  Sorau  u.  Leipzig  1S2'2. 

Das  Luisenbad  b  ei  Polzin  in  Hinterpommern,  im  Belgard- 
schen  Kreise,  eine  "Viertelmeile  von  Polzin,  dreizehn  Meilen  von 
Stargard.  Die  Anstalt,  früher  bekannt  unter  dem  Namen  des  „Pol- 
ziner  Bades,"  später  nach  der  Hochseeligen  Königin  Luise  benannt, 
ist  jetzt  Eigenthum  der  Familie  Borcke.  Die  hier  entspringenden 
seit  1693  bekannten,  von  Tj'besius  und  Born wass er  beschrie- 
benen, früher  von  Meyer,  neuerdings  von  John  analysirteu  M.quel- 
len  gehören  zu  der  Klasse  der  erdig-saliuischen  Eisenquellen. 

Ausser  Wohnungen  für  Kurgäste,  den  nöthigen  Einrichtungen  zu 
Wasserbädern  findet  sich  daselbst  auch   ein  Russisches  Dampfbad. 

Die  Zahl  der  Kurgäste  schwankte  in  den  letzten  zehn  Jahren 
jährlich  zwischen  40—100. 

Man  unterscheidet  drei    M  quellen,  die  Friedrichs-,  Luijseu- 
und  Stahlquelle.     Nach  John  enthält  in  sechzehn  Unzen 
die  Friedrichsquelle: 
Natron  ^ 

Chlornatrium  f  nRnr 

Extractivstoff  (  '        °'50  Gr- 

Stickstoffhaltiges    ExtractJ 

Eisenoxydul 0,11  — 

Kohlensaure  Talkerde    .  .        0,22  — 

Kohlensaure  Kalkerde  .        .        .        1,00  — 

Kieselerde 0,22  — 

2,71  Gr. 
Kohlensaures  Gas  und  atmosphärische  Luft  in  geringer  Menge. 


575 

Die  Luisenquelle  enthält  etwas  mehr  Eisen,  die  Stahlquelle  1,5 
Gr.  in  16  Unzen  Wasser,  —  ausser  diesen  finden  sich  Spuren  von 
Phosphorsäure  und  Manganoxydul. 

J.  F.  John's  kurze  Beschreibung  des  Luisenbades  bei  Polzin  in 
Hinterpommern.  Berlin   1824. 

Büchner' s  Repertorium  für  Pharm.  Bd.  XX.  S.  297. 

Hufeland  und  O.sann's  Journal  der  prakt.  Heilk.  1S27  Sup- 
plementheft S.  153.  -  Bd.  LXXIX.  St.  6.  S.  125. 

Pitsch  in:  med.  Zeitung.  Berlin  1838.  S.  247. 

Jul.  Bechert,  diss.  de  fontibus  medicatis  in  agro  Polzinensi. 
Berolini  1840. 

Das  M.bad  zu  Hohenbüfsow  unfern  Demmin ,  im  Kreise 
dieses  Namens. 

Die  M. quellen  zu  Kenz  bei  Stralsund  und  zu  S agard  auf 
der  Insel  Rügen,  eine  erdig-salinische  Eisenquelle. 

Dr.  Siegism.  Aug.  Pfeiffer's  gründliche  Vorstellung  der 
Pommerischen  Glückseeligkeit  in  dem  gedoppelten  Wasserschatz  derer 
Gesundbrunnen  zu  Barth  und  Eentz.  Stralsund  1722. 

Nachricht  von  Kentz  und  den  daselbst  befindlichen  Brunnen.  St. 
1—4.  Stralsund  1743—1751. 

Vorläufer  einer  ausführlichen  Beschreibung  des  Gesundbrunnens 
zu  Sagard,  von  Dr.  M.  W  i  1 1  i  c  h.  Stralsund  1795. 

Das  31  bad  zu  Bansen  zwischen  Rössel  und  Bischofsburg  in 
Preulsen.  Die  hier  benutzte  M. quelle  ist  eisenhaltig.  Die  im  J.  1823 
errichtete  Anstalt  ist  Eigenthum  des  Hrn.  Landrath  v.  Knobloch, 
umfafst  nicht  blofs  die  nöthigen  Einrichtungen  zu  Wasserbädern  in 
Wannen,  sondern  auch   ein  Russisches  Dampfbad  und  Douchebäder. 

Mittheilungen  im  Gebiet  des  Gartenwesens  der  östlichen  Provin- 
zen Preufsens.  Bd.  II.  St.  1.  S.  1. 

Die  Hl.  quelle  zu  Thurn  in  Ostpreufsen,  unfern  Gumbinnen, 
eine  Eisenquelle,  welche  1783  entdeckt,  1787  von  Mehl  hörn  und 
Hagen  analysirt  wurde. 

ß.  F.  H.  Mehlhorn's  vorläufige  Anzeige  von  der  Beschaffen- 
heit, den  Bestandtheilen  und  Heilkräften  des  im  Dorfe  Thurn  entdeck- 
ten M.wassers.  Königsberg  1789. 

J.  C.  G.  Hagen,  diss.  ehem.  inquirens  aquam  Thurncnsem  in 
Borussia.  Regiomon.  1788.  —  1789. 

Die  Otllauische  M.  quelle   in  Westpreufsen,  unfern  Marien- 
Averder,  nach  Hagen's  Analyse  ein  schwaches  Eisenwasser. 
Hagen,  aquae  Ottlaviensis  disquisitio.  Regiomont.  1788. 


Sehr  bemerkenswert!!  sind  die  Salzlager  und  die  dadurch  beding- 
ten Soolquellen,  welche  zwischen  Elbe  und  Weichsel  und  jenseit  der 
letztern  die  Ostsee  entlang  sich  vorfinden,  und  von  welchen  die  wich- 
tigsten in  Pommern  die  Salinen  zu  Greifswald  und  Colberg  sind. 

Die  S o Ölquellen  zu  Greifswald  im  Reg.  Bezirk  Stralsund 
unfern  der  Stadt   Greifswald.    Die   Saline   besitzt  mehrere  Salzbrun- 


576 

nen,  den  alten  Ros  enthalis  chen-,  den  neuen  Friedrichs-  um 
den  Karlsbrunnen. 

Die  Zahl  der  Kurgäste  betrug  in  den  letzten  Jahren  im  Durch- 
schnitt jährlich  40 — 70. 

v.  Oeynhausen  in:  Karstens  Archiv  für  Berg-  und  Hütten- 
wesen. Bd.  XIV.  S.  227. 

Teutschland  geogn.  geolog.  dargestellt  von  Chr.  Keferstein. 
Bd.  II.  St.  3.  S.  295.  Bd.  V.  St.  1.  S.  179. 

Die  Soolquellen  zu  Colberg,  nördlich  von  der  Stadt  Col- 
berg, im  Reg.  Bezirk  Cöslin ,  sehr  fleifsig  in  Form  von  Soolbädern 
benutzt.  —  Das  spec.  Gewicht  dieser  Soolquellen  beträgt  1,034—1,038. 

Nach  Klaproth's  im  J.  1S12  unternommener  Analyse  enthalten 
in  1000  Gewichtstheilen: 

1.  Die  Soole  des  Salz-  2.  Die  Soole  der4|lö- 


her 

5er  Brunnens : 

thi 

gen  Quelle: 

Chlornatrium 

.        . 

40,00 

. 

41,00 

Chlorcalcium 

.         . 

5,00 

5,50 

Chlortalcium 

. 

3,25 

3,50 

Schwefelsaure 

Kalkerde 

Spuren 

Spuren 

48,25 

50,00 

3.  Die 

Soole  der  5^  lö- 

4. 

Die  Mutter- 

thi 

gen  Quelle : 

lauge: 

Chlornatrium 

. 

43,00 

102,00 

Chlorcalcium 

6,00 

95,00 

Chlortalcium 

... 

4,00 

60,00 

53,00 

257,00 

Es  gehören  dahin  die  zum  Theil  schwachen  und  nicht  benutz- 
ten Soolquellen  bei  Bublitz,  Moen  und  Beigard  östlich  von 
Colberg,  —  ferner  die  Soolquellen  bei  Tr  ep  t  0  we»-De  ep  westlich 
von  Colberg,  bei  Weichmühl  südlich  vonCamiu,  bei  Schwir- 
sen  zwischen  Treptow  und  Camin,  bei  Reckow,  Dobberphal, 
Klein-  Weckow,  Coblcnz  (zwei  Meilen  von  Pasewalk),  zu  Sa  11  e 
bei  Lentschitz  im  ehemaligen  Südpreufsen,  bei  Slonsk  an  der 
Weichsel,  drei  Meilen  von  Thorn,  zwischen  Bobrownick  nnd  Do- 
brzyn,  bei  Pielizysk  und  in  der  Gegend  von  Czechanow,  und 
endlich  die  von  Ponnau  im  Amte  Taplaken  des  Iusterburger  Krei- 
ses, welche  nach  Hagen  4  Proceut  Salz  enthält. 

Hagen  in:  Beiträgen  zur  Kunde  Preufscns.  Bd.  I.  Heft  3. 

Teutschland  geogn.  geolog.  dargestellt  von  Chr.  Keferstein. 
Bd.  II.  St.  3.  S.  275.  Bd.  III.  St.  2.  S.  185-191. 


III.  Die 


III. 

Die  Heilquellen  des  Königreichs  Baiern. 


II.  Theil.  O  o 


J_>Jas  Königreich  Baiern  bildet  ein  grofses  Becken,  im  Sü- 
den begränzt  von  den  Alpen,  im  Osten  von  dem  Böhmer- 
wald, im  Norden  von  dem  Fichtelgebirg ,  dem  Thüringer- 
wald5  der  Rhön,  dem  Spessart  und  Odenwald.  Es  umfafst 
das  Flufsgebiet  des  Mayn,  von  seinem  Ursprung  bei  Aschaf- 
fenburg, der  Donau  von  Ulm  bis  Passau  und  den  gröfsten 
Theil  der  Ufer  der  in  diese  Ströme  sich  ergiefsenden  Flüsse. 
Durch  die Flufsgebiete  der  genannten  zweiHauptströme  wer- 
den zwei  kleinere  Becken  gebildet,  zwei  wesentlich  verschie- 
dene, früher  wie  geographisch  so  auch  politisch  getrennte,  jetzt 
unter  Einer  Krone  vereinte  Länder, —  und  nach  dieser  natür- 
lichen Begränznng  zerfallen  die  Heilquellen  Baierns  in  zwei 
Hauptgruppen :  die  Heilquellen  Frankens  (des  Flufsgebiets 
des  Mayn)  und  Baierns  (des  Flufsgebiets  der  Donau). 

Die  Fränkischen  und  Baierschen  M.quellen  sind  mehr- 
fach in  altern  und  neuern  Zeiten  chemisch  untersucht  wor- 
den, namentlich  von  Vogel  im  Auftrage  der  Regierung, 
von  welchem  wir  eine  Zusammenstellung  der  Heilquellen 
Baierns  aus  dem  Jahr  1829  besitzen,  an  welche  sich  die 
von  Kaiisch  nach  amtlichen  Quellen  im  J.  1839  mitge- 
theilte  anschliefst. 

Die  Gesammtzahl  der  wichtigeren  beträgt  nach  Vogel 
61,  nämlich  24  im  Flufsgebiete  des  Mayn  (dem  Ober-  und 
Unter-Mayn-  und  Rezatkreise),  und  37  in  dem  Flufsgebiete 
der  Donau  (dem  Unter-  und  Ober-Donau-,  dem  Regen-  und 
Isarkreise).  Alle  sind  kalt,  und  ihre  Zahl  hat  sich  seit  jener 
Zeit  sehr  vermehrt.  Bemerkens werth  ist  die  Eigenthümlich- 

Oo  2 


580 

keit,  dafs  die  Mehrzahl  der  Mineralquellen  in  Franken  sehr 
reich  an  Kohlensäure  ist,  in  Baiern  aber  sich  nicht  ein 
einziger  Säuerling  findet,  dagegen  häufig  erdig  -  salinische 
Schwefelquellen. 

Die  Heilquellen  des  Königreichs  Baiern  zerfallen  dem- 
nach in  zwei  Hauptgruppen: 

I.  Die  Heilquellen  Frankens. 

II.  Die  Heilquellen  Baiern s. 

M.  Flurl's  ßescbreibuug  der  Gebirge  von  Baieru  und  der  obern 
Pfalz.  München  1792. 

Versuch  einer  pragmatischen  Geschichte  der  baierischen  und  ober- 
pfälzischen Mineralfaser  von  J.  B.  Graf.  München  1805.  Tb.  I.  II. 

Uebersicbt  der  vielen  reichhaltigen  Mineralquellen  im  Königreich 
Baiern,  entworfen  von  C.  R.  Aus  dem  34.  Bande  der  allgem.  geo- 
graph.  Ephemeriden  besonders  abgedruckt.  "Weimar  1811. 

Notizen  über  Bayerns  Bäder  und  Heilquellen,  herausgegeben  vou 
J.  B.  Friedreich.  Nürnberg  1827. 

Die  Mineralquellen  des  Königreichs  Bayern  vou  A.  Vogel.  Mün- 
chen 1829. 

Kaiisch,  Darstellung  sämmtlicher  im  Königr.  Baiern  befindli- 
chen Heilquellen  und  Kurorte  in:  v,  Gräfe  und  Kaiisch  Jahrb. 
für  Deutschlands  Heilquellen  und  Seebäder.  IV.  Jahrg.  1839.  Abtb.  1. 
S.  1-170. 


I.    Die  Heilquellen  Frankens. 


S. 


ie  entspringen  in  dem,  von  Osten  nach  Westen  ausge- 
breiteten Flufsgebiete  des  Mayn  und  der  in  denselben  sich 
ergiefsenden  Flüsse,  welches  im  Osten  von  dem  Fichtel- 
gebirg,  und  im  Norden  von  dem  an  letzteres  sich  an- 
schliefsenden  Halbkreis  des  Thüringerwaldes ,  der  Rhön 
und  des  Spessart  begränzt  wird". 

Hinsichtlich  der  Höhenverhältnisse  dieses  Bezirks  sind 
als  die  höchsten  Punkte  die  des  Fichtelgebirges,  als  die 
tiefsten  die  des  Flufsgebietes  des  Mayns  bei  seinem  Aus- 
tritt aus  diesem  Becken  zwischen  Würzburg  und  dem 
Spessart  anzunehmen. 

Im  Fichtelgebirge  beträgt  nach  G.  Bischof  und 
Goldfufs: 

die  Höhe  des  Ochsenkopfes  ....        3394  F.  üb.  d.  M. 

—  —      —    Schneekopfes         ....        3252  —  — 

—  —      —    Kössein  .....        3060  — 

Im  Rhöngebirg  nach  Gerstner: 

die  Höhe  des   Kreuzberges  ......  2810  F.  üb.  d.  M, 

—  —      —     Damerfeldes 2793 r ■ 

—  —      der  Müsenburg 2481 

—  -r       des  Dreystelz 1927 

während  die  Höhe  des  Mayns  bei  Würzburg  nur  538  Fufs 
beträgt,  —  Brückenau  915  F.,  Kissingen  620  F.  über  dem 
Meere  erhaben  liegt. 


582 

Hinsichtlich  der  mitgetheilten  Höhenbestimmungen  von  G.  Bi  s  cho  f 
rügt  Berghaus,  dafs  der  Vergleichungspunkt,  die  Stadt  Erlangen,  um 
200  F.  zu  hoch  angenommen,  daher  der  Ochsenkopf  auf  3135  Par.  F., 
und  auch  die  übrigen  Höhen  in  gleicher  Art  zu  reduciren  sind. 

Durch  den  von  Osten  nach  Westen  sich  ziehenden 
Halbkreis  von  Gebirgen  werden  die  rauhen  Nord  -  und 
Nord -Ostwinde  abgewehrt,  und  wenn  das  Klima  in  den 
höher  gelegenen  Punkten  kalt  und  unfreundlich,  so  ist  es 
um  so  milder  und  lieblicher  in  der  Tiefe  des  Maynbeckens, 
wo  die  Natur  das  Füllhorn  ihres  Seegens  ausgegossen.  Hier- 
aus erklärt  sich,  warum  mehrere  sehr  hoch  gelegene  Bä- 
der des  Fichtelgebirges,  wie  das  zu  Stehen  und  das  Alexan- 
derbad, unfreundlich,  dagegen  mehrere  in  der  Tiefe  und 
durch  Bergzüge  geschützte  in  der  Nähe  von  Würzburg 
sich  eines  sehr  milden  Klimas  rühmen  können. 

Unter  allen  Gebirgen  in  diesem  Becken  ist  das  wich- 
tigste das  Fichtelgebirge,  der  Mittel-  und  Stützpunkt  bedeu- 
tender Gebirgsverzweigungen ,  der  Ursprung  zahlreicher 
Flüsse.  Seinem  innern  Bau  nach  scheint  dasselbe  ein  abge- 
schlossenes, der  Granit- Gneufsformation  angehöriges,  Ganze 
zu  bilden.  Die  höchsten  und  mächtigsten  Theile  dessel- 
ben bestehen  aus  Granit,  an  diesem  lagert  sich  in  Nord- 
Westen  und  Süd- Osten  Gneufs  und  Glimmerschiefer,  an 
welchen  sich  theils  Thonschiefer,  theils  Lager  von  Horn- 
blende und  Grünstein  in  mannigfaltigen  Formen  und  Uc- 
bergängen  anschliefsen.  Im  nördlichen  Thonschiefergebirge 
erscheint  der  Alpcnkalk  in  untergeordneten  Bildungen,  die 
Talkformation  in  einzelnen  Lagern,  am  nordwestlichen 
Fufse  der  Serpentin  in  Hügeln    und  einzelnen  Felsmassen. 

Für  die  Qualität  und  Mischungsverhältnisse  der  Mine- 
ralquellen des  Fichtelgebirgcs  scheinen  bedeutungsvoll  die 
kegelförmigen,  isolirten  Basaltbildungen  an  der  Gränze  von 
Böhmen  und  Franken ,  ohne  Zweifel  in  Beziehung  zu  den 
vulkanischen  Ueberresten  in  den  Umgebungen  von  Eger 
(Vergl.  S.  52.),  und  beträchtliche  Lager  von  Braunkohlen, 
Eisenstein  und  eisenschüssigem  Sandstein. 


583 

An  die  Verzweigungen  des  Fichtelgebirges  schliefst 
sich  der  unter  dem  Namen  des  Frankenwaldes  bekannte, 
zur  Schief erformation  gehörige  Theil  des  Thüringerwaldes, 
—  an  diesen  die  Rhön.  Besonders  beachtenswerth  in  der 
letztern  sind  die  unverkennbar  vulkanischen  Bildungen,  na- 
mentlich Basalt,  —  nächst  diesen  die  Formation  des  bun- 
ten Sandsteins ,  Muschelkalks ,  der  Braunkohlen  und  die 
beträchtlichen,  an  der  fränkischen  Saale  befindlichen  Salz- 
Jager. 

Sehr  bemerkenswerth  für  die  chemische  Constitution 
der  zahlreichen  M.quellen  dieser  Ländergruppe  ist  der  Um- 
stand, dafs,  mit  Ausnahme  des  Rezatkreises,  alle  sich  durch 
grofsen  Reichthum  an  kohlensaurem  Gase  auszeichnen. 
Nach  Verschiedenheit  ihrer  Lage  und  zugleich  ihres  Ge- 
haltes an  festen  Bestandteilen  sind  indefs  drei  Gruppen 
zu  unterscheiden,  die  des  Fichtelgebirges,  (des  Ober-Main- 
kreises), der  Rhön  und  Fränkischen  Saale  (des  Unter-Main- 
kreises) und  des  südwestlich  von  dem  Fichtelgebirg  bele- 
genen Rezatkreises.  Die  ersteren  zeichnen  sich  aus  durch 
ihren  Reichthum  an  kohlensaurem  Gase,  durch  ihren  Ge- 
halt an  Eisen,  kohlensauren  Erden  und  Natron,  die  nam- 
haftesten und  bekanntesten  unter  ihnen  sind  das  Alexan- 
der -  und  Stehen erbad;  die  zweite  westlicher  gelegene 
Gruppe  karakterisirt  dagegen  eine  gröfsere  Mannigfaltig- 
keit ihrer  Mischung  und  umfafst  namentlich  vier  nicht  weit 
von  einander  entfernte,  gegenseitig  in  ihren  Wirkungen 
vortrefflich  sich  unterstützende,  rühmlichst  bekannte  Kur- 
orte, nämlich  die  auflösenden  Heilquellen  zu  Kissingen, 
das  Schwefelbad  zu  Wipfeld  und  die  stärkenden  Ei- 
senquellen zuBrückenau  und  Bocklet,  -*-  während 
die  M. quellen  des  Rezatkreises,  arm  an  flüchtigen  und  fe- 
sten Bestandteilen,  unter  den  letztern  schwefel-  und  koh- 
lensaure Erden  als  vorwaltende  enthalten. 

M.  Flurl's  Beschreibung  der  Gebirge  von  Baiern  u.  der  obern 
Pfalz.  München  1792, 

J.  C.  W.  Vo igt's  mineralogische  Beschreibung  des  Hochstifts 
Fulda.  Leipzig  1794. 


584 

1 

Naturhistorische  Beschreibung  des  hohen  Rhöngebirges  u.  seiner 
nordwestlichen  Vorberge,  von  Dr.  Schneider.     Frankf.  a.  M.  1816, 

Plrysikalisch-statistische  Beschreibung  des  Fichtelgebirges  von  AJ 
Goldfufs  u.  G.  Bischof.  Nürnberg  1817.  Th.  I.  S.  34.  103.  143. 

Taschenbüchlein  für  Minerahvassertrinker  mit  besonderer  Bezie- 
hung auf  die  Kondrauer,  Hardecker  und  Wisauer  Gesundbrunnen 
im  Ober  -  Mainkreise  des  Königreichs  Baiern,  von  Dr.  Leupoldt, 
Nürnberg  1819. 

J.  E.  Wetzler,  über  Gesundbr.  und  Heilbäder.  Bd.  II.  S.  511. 
—  Zusätze  und  Verbesserungen.  S.  90. 

J.  E.  Wetzler,  Beschreibung  der  Gesundbrunnen  u.  Bäder  Wip- 
feld,  Kissingen,  Bocklet  und  Brückenau.  Mainz  1821. 

Die  Gesundbrunnen  und  Bäder  im  Ober -Mainkreise  des  König- 
reichs Baiern,  von  J.  E.  Wetzler.  Nürnberg  1821. 

Kastner's  Archiv.  Bd.  VII.  S.  328.  Bd.  VIII.  S.  82. 

G.  Bischofs  vulk.  Mineralquellen  Deutschlands.  S.  188. 

K,  F.  Hohn,  geographisch -statistische  Beschreibung  des  Ober- 
Mainkreises  in  Baiern,  Bamberg  1827. 

A.  Vogel's  M.q.  des  Königreichs  Bayern.  S.  1.  22.  67. 

V.Gräfe  und  Kaiisch,  Jahrb.  f.  Deutschlands  Heilquellen  und 
Seebäder.  IV.  Jahrg.  1839.  Abth.  I.  S.  1  ff. 

1.    Die  Heilquellen  des   Unter-Mainkreises. 

1.  Das  M.bad  bei  Brückenau^  von  dem  Städt- 
chen dieses  Namens  eine  kleine  Stunde,  von  Würzburg 
neun  Meilen,  von  Fulda  vier  Meilen  entfernt,  915  F.  über 
dem  Meere,  mahlerisch  in  dem  anmuthigen  Wiesenthaie 
der  Sinn  gelegen,  von  waldigen  Bergen  umkränzt. 

Entdeckt  wurden  die  M.quellen  zu  Brückenau  unter  Amand  von 
Busek,  Fürstbischof  von  Fulda,  in  der  ersten  Hälfte  des  vorigen 
Jahrhunderts  und  zuerst  1746  von  Job.  B  urch.  S  c h  ler  e  t h  be- 
schrieben. Brückenau  gehörte  lauge  zum  Fürstenthume  Fulda,  ist  jetzt 
Eigenthum  der  Krone  ßaierns  und  wird  durch  einen  Inspektor  auf 
Regie  verwaltet. 

Fast  in  der  Mitte  von  Nord-  und  Südteutscldand  gelegen,  durch  gute 
Strafsen  mit  Würzburg  und  Fulda  verbunden,  wird  Brückenau  südlich  von 
dem  Sinnberge,  nördlich  von  dem  Pfundsberge,  östlich  von  dem  Kreuz- 
berge, westlich  von  den  hessischen  Bergen  umschlossen.  —  Sie  gehö- 
ren zu  der  basaltreichcn  Eisen  und  Torf  führenden  Rhön,  und  sind 
von  bedeutender  Höhe.  —  Die  Gebirgsart,  aus  welcher  die  M.quellen 
«•ntspringen,  ist  ein  zerklüftetes  rothes  Sandstcinilötz,  aus  welchem 
sie  senkrecht  aufsteigen.  Der  Kurort  erhält  durch  seine  hohe  Lage 
und  die  Nähe  bedeutender  Berge  eine  reine  und  sfärkend-belcbcndc 
Luft,  welche  bei  Schwächo  der  Nerven  und  Scbwächo  der  Brustor- 
gane atouischcr  Art  sehr  wohlthätig  einwirkt. 


585 

Umgeben  von  freundlichen  Anlagen,  erfreut  sich  der 
Kurort  sehr  guter  Wohnungen  für  Kurgäste,  zweckmäßi- 
ger Einrichtungen  zur  Benutzung  der  M.quellen  und  jähr- 
lich eines  zahlreichen  Zuspruchs  von  Kurgästen,  —  wozu 
die  besondere  Fürsorge  und  der  öftere  Aufenthalt  des  Kö- 
nigs von  Baiern  viel  beigetragen  hat. 

Eröffnet  wird  das  Bad  Mitte  Juni.  Wegen  Logisbe- 
stellungen wendet  man  sich  an  die  K.  Baiersche  Badein- 
spection. 

Die  Zahl  der  Kurgäste  betrug  im  J.  1836  gegen  700,  —  1837  : 
400  und  1838  :  700;  —  versendet  wurden  im  J.  1836  :  7300,  1837  : 
7866  und  1838  :  6850  Krüge. 

Badearzt  ist  Hr.  Dr.  Schipper. 

Für  die  nächste  Saison  (1841)  sollen  auch  in  B.  ei- 
senhaltige Schlammbäder,  wozu  die  Anordnungen  bereits 
getroffen  sind,  eingerichtet  und  eine  Molkenanstalt  mit  dem 
Kurort  in  Verbindung  gebracht  werden. 

Man  unterscheidet  hier  nach  ihrem  Gehalt  und  ihren 
Wirkungen  verschiedene  M.quellen:  die  Brückenauer, 
und  nahe  dabei  die  Wernarzer  und  Sinnberger;  —  die 
erste  gehört  zu  der  Klasse  der  erdig-salinischen  Eisenwas- 
ser, die  beiden  andern  dagegen  zu  der  der  alkalisch-erdi- 
gen Säuerlinge.  Alle  drei  zeichnen  sich  vor  ähnlichen 
M.quellen  wesentlich  dadurch  aus,  dafs  sie,  bei  einem  sehr 
beträchtlichen  Gehalt  an  kohlensaurem  Gase,  verhältnifs- 
mäfsig  der  Menge  nach  nur  wenig  feste  Bestandteile  ent- 
halten. 

1.  Die  Eisenquelle  zu  Brückenau,  seit  1747  gefaßt 
und  benutzt.  Ihr  Wasser  ist  vollkommen  klar,  geruchlos, 
von  einem  angenehmen  säuerlichen,  schwach  zusammenzie- 
henden Geschmack,  und  perlt  sehr  stark ;  ihre  Temperatur 
beträgt  7 — 8°  R.,  ihre  spec.  Schwere  1,00609. 

Früher  haben  W  et  zier  und  Andere  behauptet,  dafs  das  kohlen- 
saure Gas  nicht  fest  an  das  Wasser  gebunden  sei ,  und  das  Eisen 
sich  leicht  aus  demselben  präeipitire ;  gegen  diese  Behauptuug  schei- 
nen jedoch  die  Versuche  zu  sprechen,  welche  Vogel  im  J.  1S23  mit 


586 

Wasser  austeilte,    welches    bereits  1816    auf  Flaschen    gefüllt,  wohl 
verkorkt,  so  lange  aufbewahrt  worden  war. 

2.  Die  Wernarz er  M.  quelle  ist  gut  gefafst  und 
an  Ergiebigkeit  der  vorigen  fast  gleich.  Ihr  Wasser  ist 
hell,  perlt  stark,  doch  weniger  als  das  der  vorigen,  hat  ei- 
nen angenehmen  säuerlichen,  jedoch  keinen  zusammenzie- 
henden Geschmack;  ihre  Temperatur  beträgt  7 — 8,5°  R., 
ihr  spec.  Gewicht  1,00300. 

3.  Die  S  in  nb  erger  M.  quelle,  durch  die  neue  Fas- 
sung Aveit  ergiebiger  und  besser  geworden.  Gleich  der  vo- 
rigen ist  ihr  Wasser  von  einem  angenehmen  säuerlichen 
Geschmack,  enthält  aber  weniger  freie  Kohlensäure  und 
perlt  daher  auch  weniger;  ihre  Temperatur  beträgt  7,3° 
R.,  ihr  spec.  Gewicht  1,00250. 

Die  Wassermenge  der  M.quelleu  beträgt  in  einer  Stunde  hei  der 
Brückenauer  Eisenquelle  20—27,  bei  der  Wernarzer  30 — 40,  bei  der 
Sinnberger  M.quelle  33—40  Kubikschuh.  —  Einem  grofsen  Wechsel  an 
Wasserreichthum  ist  die  Brückenauer  Eisenquelle  unterworfen,  uud 
er  wird  in  jedem  Jahre  durch  Niederschlag  und  Ablagerung  des  Ochers 
an  die  Wände  des  Bohrloches  und  dadurch  bewirkte  Verengerung 
desselben  über  die  Hälfte  vermindert;  vor  Anfang  einer  jeden  Bade- 
saisou  mufs  sie  daher  vom  Ocher  durch  eine  eigene  Vorrichtung  ge- 
reinigt werden,  wobei  das  M.wasser  anfänglich  als  eine  braunrothe 
breiige  Masse,  nach  und  uach  dünner,  endlich  flüssig  und  heller  in 
ursprünglicher  Quantität  hervorströ'mt. 

Untersucht  Avurden  die  M.quelleu  zu  sehr  Aerschiede- 
nen  Zeiten  von  J.  B.  Schlereth,  Weikard,  Lieblein, 
Pickel,  Maier,  Vogel  und  Kastner.  Diesen  Analy- 
sen zufolge  enthalten  in  sechzehn  Unzen : 

1.    Die  Brückenauer  M.quelle  : 


nach 

Pickel  u.  M  a  i  e  r : 

nach  Vogel: 

Schwefelsaure  Kalkerde 

0,0821  Gr.      . 

0,60  Gr. 

Schwefelsaures  Natron 

1,1215  - 

Chlornatrium 

0,0219  — 

0,30  — 

0,65  — 

Kohlensaure  Talkerde 

0,8081  — 

0,15  - 

Kohlensaure  Kalkerde 

0,0500  — 

0,55  - 

hohlcusaures  Eisenoxydul 

0,1800  — 

0,25  — 

587 


Schwefelsaure  Kalkerde    uud  ani- 
malische Substanz  ...-•• 

Kieselerde  .        .        .     -  .        0,0120  Gr. 


0,20  Gr. 


Kohlensaures  Gas 


2,2756  Gr. 
36,444  Kub.Z. 


Chlornatrium 
Chlorkalium 
Essigsaures  Kali 
Gyps  und  Kieselerde 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Talkerde 
Schwefelsaures  Natron 
Kohlensaures  Eisenoxyd 
Animalische  Substanz 
Kieselerde  . 


2.    Die  Wernarzer  M. quelle: 

nach  Pickel  u.  Maier 
0,03115  Gr.      . 


0,33280  — 
0,10000  — 
0,06524  — 
0,01000  — 

0,18SOO  — 


2,70  Gr. 

35,5  Kub.  Z. 

nach  Vogel: 

0,20  Gr. 

0,05  — 

0,10  — 

0,40  — 

0,10  — 

eine  Spur 


0,72719  Gr. 

0,S5  Gr. 

Kohlensaures  Gas    . 

.      32,0  Kub.Z. 

28,3  Kub.Z. 

3.    Die 

Sinnberger  M.quelle : 

• 

nach  Pickel  u.  Maier: 

nach  Vogel: 

0,25  Gr. 

Clilornatrium 

0,02292  Gr.       . 

. 

Kohlensaures  Natron 

. 

0,03  — 

Schwefelsaures  Natron 

0,04661  — 

0,02  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

0,36100  — 

0,25  — 

Kohlensaure  Talkerde 

0,08250  — 

0,10  — 

Kieselerde 

0,16100  — 

0,10  — 

Eisenoxyd 

0,08100  — 

. 

Animalische  Substanz 



eine  Spur 

0,75503  Gr. 

0,75  Gr. 

Kohlensaures  Gas 

.    26,75  Kub.Z. 

25,3  Kub.Z. 

Hinsichtlich  ihrer  Wirkung  gewähren  die  genannten 
M. quellen  eine  für  ihre  Benutzung  sehr  wichtige  Verschie- 
denheit, —  während  die  ßrückenauer  Mineralquelle, 
gleich  ähnlichen  Eisenquellen,  reizend,  stärkend  wirkt,  er- 
freuen sich  die  heiden  Säuerlinge  einer  milden,  beruhigen- 
den, gelind  auflösenden  Wirkung. 

1.  Die  Brück en.au er  M.q.  gehört  wegen  ihres  ge- 
ringen Gehaltes  an  chlor-,  kohlen-  und  schwefelsauren  Sal- 


588 

zcn  uud  bei  ihrem  grofsen  Reichtbum  an  kohlensaui'en 
Gase  zu  den  geistigsten  und  reinsten  Eisenwassern  Teutsch 
lands.  Sie  wirkt  ungemein  belebend  stärkend,  erregen» 
tonisirend  auf  Nerven-,  Muskel-  und  Gefäfssystem,  starkem 
zusammenziehend  auf  die  Schleimhäute.  —  Zu  widerrathei 
in  den  Fällen,  wo  Eisenwasser  überhaupt  contraindicir 
sind,  wird  die  Brückenauer  M. quelle  dagegen  als  Getränl 
und  Bad  gerühmt  in  allen  den  Krankheiten ,  welche  durcl 
reine  Schwäche  bedingt  werden,  namentlich  in  folgendei 
Fällen: 

a.  Bei  Schwäche  des  Muskel-  und  Gcfäfssystems,  wel; 
che  sich  nicht  bloTs  auf  einen  grofsen  Verlust  von  Kräften, 
sondern  auch  von  Säften  gründet,  —  Schwäche  nach  zv 
häufigen  Wochenbetten,  nach  zu  langem  Säugen  von  Kin 
dem,  starkem  Blutverlust,  Schwäche  mit  fehlerhafter  Mi- 
schung der  Säfte,  Kachexiecn. 

b.  Chronischen  Krankheiten  des  Nervensystems,  durch] 
reine  Schwäche  bedingt,  mit  dem  Karakter  des  Torpor  oder 
Erethismus,  —  namentlich  chronischen  Nervenkrankheiten' 
convulsivischer  Art,  Hysterie,  Krämpfen  des  Magens,  ner- 
vösem Kopf-  und  Gesichtsschmerz. 

c.  Passiven  Schleim-  und  Blutflüssen,  —  Blennorrhoen 
des  Darmkanales  und  der  Blase,  Fluor  albus. 

d.  Krankheiten  des  Magens  und  Darmkanals  ans  Schwä- 
che, —  Mangel  an  Appetit,  Neigung  zur  Säure  und  Ver- 
schleimung. 

e.  Chronischen  Leiden  des  Uterinsystems,  auf  Sclnvä- 
che  atonischer  Art  gegründet,  Bleichsucht,  Unterdrückung 
der  monatlichen  Reinigung,  anomaler  Menstruation,  Neigung 
zu  Abortus,  Unfruchtbarkeit. 

f.  Scrophulösen,  gichtisclieu  undMercurial-Dyskrasiecn, 
mit  einem  hohen  Grade  von  Schwäche  complicirt. 

2.  Die  Wcrnarzerr  und  Sinnbcrger  M.q.,  zwei 
leichte  Säuerlinge,  die  getrunken,  sehr  leicht  vertragen 
werden  und  gelinde  reizend  auf  alle  Sc-  und  Excrclioncn 
wirken,  ihre  Ab-  und  Aussonderungen   befördern;   sie   ver- 


589 

mehren  die  Thätigkeit  des  Drüsen-  und  Lymphsystems, 
der  Schleimhäute,  namentlich  der  Respirationsorgane,  die 
Espectoration,  und  sind  dabei  noch  von  einer  besondern 
Wirkung-  auf  die  Nieren  und  die  äufsere  Haut.  Das  Ge- 
fäfssystem  weit  weniger  erregend  als  die  Brückenauer 
M.  quelle,  sind  daher  beide  M.quellen  zum  innern  Gebrauch 
i  vorzüglich  zu  empfehlen  in  allen  den  Fällen,  in  welchen 
jene  contraindicirt  ist,  —  die  mehr  oder  weniger  erregende, 
aber  zu  beachtende  Wirkung,  welche  beide  auf  das  Ge- 
fäfssystem  äufsern,  wird  allein  bedingt  durch  ihren  ver- 
1  ischiedenen  Gehalt  an  kohlensaurem  Gase. 

Als  Getränk,  mit  Milch  oder  ohne  diese,  hat  man  sie 
'   allein,  oder  auch  als  Vorbereitungskur  zu  der  dann  später 
*[zu  gebrauchenden    Brückenauer    Eisenquelle,    namentlich 
1  ■  empfohlen  bei  grofsem  Erethismus   des  Nervensystems  zur 
Beruhigung  des  letztern,  —  chronischen  Leiden  der  Respi- 
i   rationswerkzeuge ,  Verschleimungen ,   hartnäckigen  Brust- 
j   katarrhen,  Lungenknoten,  anfangender  Lungensucht,  mid 
j  i  anderen  Exulcerationen,  —  Verschleimung  des  Magens  und 
f    Darmkanals,   Säure  der  ersten  Wege,  Neigung  zu  Hart- 
leibigkeit,   mit    Stockungen    in    dem   Leber-    und    Pfort- 
i    adersystem  complicirt ,  —  Blasenkatarrhen ,  Blasenhämor- 
rhoiden,    Gries-   und    Steinbesclrwerden ,    —    chronischen 
Hautausschlägen ,  insofern   sie  von  congestiven  Beschwer- 
den ,  psorischen  oder   andern  Dyskrasieen  entstanden.  — 
Zwierlein  rühmt  noch  besonders  das  Sinnberger  M. Wäs- 
ser gegen  Zittern   der  Glieder,    Lähmungen  oder  heftige 
Schmerzen,  als  Folgen    einer    chronischen    Mercurialver- 
giftung. 

Aeufserlich  rühmt  AI  ix  das  Wernarzer  M.wasser  in 
Form  von  Umschlägen  gegen  schmerzende  Brustwarzen 
und  Fufsgeschwüre. 

Joh.  Burch.  Schier  etil' s  kurze  Beschreibung  des  ohnweit 
Brückenau  im  Hoclistift  Fulda  neu  erfuudenen  Gesundbrunnen.  Ful- 
da 1746. 

Melcb.  Ad.  Weikard's  neue  Nachricht  von  dem  bei  Brücke- 
nau im  Fuldaischen  gelegenen  Gesundbrunnen.  Fulda  1767. 


590 

M.  A.  Weikard,  observat.  med.  1777.  Francof.  Fase.  III.  p.  Hfi 

J.  Ch.  G.  Scliei  deinan  tel's  Nachricht  vom  Nutzen  und  Ge 
brauch  der  im  Hochstift  Fulda  gelegenen  Miueralbruunen.  Fuldi 
1775. 

Nouvelle  Instruction  sur  les  eaux  minerales  de  Brückenau  en  1; 
prineipaute"  de  Foulde,  traduitc  de  l'allemand  de  RI.  Weikard  pai 
M.  Alix.  Foulde  1776. 

M.  A.  Weikard,  de  viribus  aquarum  medicatarum  Brückenauen 
sium  in  observ.  Fase.  II.  p.  164.  —  Fase.  III.  p.  112.  —  Fase.  IV 
p.  134. 

—  —       Einladung  zur  Kur  an  den  Kurort  zu  Brückenau.  1777 

—  1778. 

Her  lein 's  Hirtengedicht  über  die  Mineralquellen  bei  Brücke- 
nau. Fulda  1778. 

M.  A.  Weikard's  neueste  Nacbricht  von  dem  Mineralwasser 
bei  Brückenau.  Fulda  1780.  —  1790. 

—  —    vermischte  Schriften.  St.  2  und  3. 

—  —  nouveau  memoire  sur  les  eaux  minerales  de  Brückenau 
dans  FEv&chö  de  Foulde.  1780. 

K.  A.  Zwierlein's  Abhandlung  über  den  Gesundbrunnen  zu 
Brückenau.  Fulda  1785. 

—  —  vom  Nutzen  und  Gebrauch  des  Brückenauer,  Weruarzer 
und  Sinnberger  Wassers.  Frankfurtb  1797. 

—  —     Aeskulap  für  Badegäste.  Wien  1S00. 

—  —  Neueste  Nacbricht  vom  Bade  zu  Brückenau  und  seinen 
Heilquellen.  Frankfurtb.  1811. 

C.  W.  Hufelaud's  prakt.  Uebersicht.  Vierte  Aufl.  S.  87,  212. 
J.  E.  Wetz  ler,  über  Gesundbr.  und  Bäder.  Th.  II.  S.  511.  534. 

—  Nachträge  S.  90. 

—  • —  Beschreibung  der  Gesundbrunnen  Wipfeld,  Kissingen,  . 
Bocklet  und  Brückenau.  S.  1S5.  —  224. 

Kastner's  Arcbiv.  Bd.  VI.  S.  255. 

Schipper  in:  J.  B.  Friedreich's  Notizen  über  Bayerns  Bä- 
der. S.  1. 

Briefe  aus  dem  Bade  Brückenau  von  einem  Kurgaste.  Frank- 
furtb 1825. 

Ausführliche  Beschreibung  der  Heilquellen  zu  Kissingen  von  Dr. 
Ad.  EI.  v.  Siebold.  Berlin  1828.  S.  247. 

F.  K.  J.  Schipper,  die  Heilquellen  zu  Brückenau,  deren  Wir- 
kung und  Gebrauchsart.  Marktbreit  1828. 

A.  Vogel  a.  a.  O.  S.  1. 

Schneid  er' s  Beschreibung  des  Rhöngeb.  Bd.  IV.  Heft  2.  S.  93. 

Pfeufer  in:  Hufeland  und  0  sann's  Journal  der  prakt.  lleilk. 
Bd.  LXX.  St.  2.  S.  29. 

Das  Bad  zu  Brückenau  und  seine  Umgebungen  geschichtlich,  to- 
pographisch dargestellt  und  betrachtet  von  Dr.  Schneider  und  Dr. 
Wolf.  Fulda  1831. 


591 

Ch.  Pfeufer,  die  M.quellen  von  Kissingen  und  ihre  Beziehung 
zu  denen  von  Briickenau  und  Bocklet.  Bamberg  1839.  S.  201. 

v.  Gräfe  und  Kali  seh,  Jahrb.  für  Deutschlands  Heilq.  und 
Seebäder.  IV.  Jahrg.  1839.  1.  Abth.  S.  37—45. 

Allg.  Zeitung  des  Brunnen-  und  Badewesens.  1840.  S.  184. 


An  diese  schliefsen  sich  noch  in  der  Nähe  von  Briickenau  der 
Säuerling  zu  Kothen  im  ehemaligen  Fürstenthum  Fulda,  dicht  an 
der  von  Briickenau  nach  Fulda  fuhrenden  Strafse,  und  der  Säuerling 
zu  Riedenberg,  die  aber  beide  von  den  Gemeinden,  deren  Eigen- 
thum  sie  sind,  nur  zu  diätetischem  Gebrauche  als  Trinkwasser  be- 
nutzt werden.  Von  letzterem  besitzen  wir  keine  chemische  Analyse; 
die  M.quelle  von  Kothen  enthält  nach  Weikard  und  Lieb  lein 
in  sechzehn  Unzen  : 


Schwefelsaure  Kalkerde 

1,055  Gr. 

Kohlensaures  Natron    . 

0,555  — 

Kohlensaures  Eisen 

2,222  — 

3,832  Gr. 
Kohlensaures  Gas        .        eine  unbestimmte  Menge. 
M.  A.  Weikard,  observat.  medic.  Francof.  1775.  p.  160. 

2.  Die  M.quellen  zu  Kissingen  im  Landge- 
richte dieses  Namens,  im  Untermainkreise  und  im  nördli- 
chen Theile  des  Regierungsbezirks  von  Unterfranken  und 
Aschaffenburg,  unter  dem  49°  50'  nördlicher  Breite  und 
27°  35'  östlicher  Länge. 

Das  alte,  seit  dem  neunten  Jahrhundert  schon  be- 
kannte Städtchen  Kissingen  (Kizziche,  auch  Chizzigheim), 
liegt  620  Fuis  über  dem  Meere,  in  dem  anmuthigen  von 
Waldbergen  umkränzten  Wiesenthaie ,  durch  "rt* elches  die 
fränkische  Saale  mahlerisch  sich  windet,  von  Würzburg 
sechs,  von  Brückenau  drei,  von  Bocklet  nur  eine  Meile 
)  entfernt,  mit  den  namhaftesten  Städten  des  nord-  und  süd- 
I  westlichen  Teutschlands  durch  gute  Strafsen  verbunden; 
—  früher  Besitzthum  der  Grafen  von  Henneberg,  kam 
Kissingen  durch  Waffengewalt  1374  an  Alb  recht  Burg- 
grafen von  Nürnberg,  später  an  Anna,  Gemahlin  des 
Herzogs  Swendiborn  von  Pommern,  1394  an  Gerhard, 


592 

Bischof  von  Würzburg,  im  achtzehnten  Jahrhundert  mit 
dem  Grofsherzogthum  Würzburg  an  Erzherzog  Ferdi- 
nand von  Oesterreich,  und  mit  Würzburg  endlich  an  die 
Krone  Baierns. 

Wenn  auch  die  Soolquellen  bei  Kissingen  schon  den  Römern 
bekannt  gewesen ,  wie  Eccardt  aus  einer  Stelle  des  Tacitus 
zu  erweiseu  sich  bemüht,  und  schon  sehr  früh  als  Salinen  be- 
nutzt worden  sind,  kamen  sie  doch  als  Heilquellen  erst  im  sech- 
zehnten Jahrhundert  in  Gebrauch,  der  Kurbrunnen  in  der  Mitte 
desselben,  der  Badebrunnen  1579.  Die  erste  zuverlässige  Nach- 
richt von  dem  Dasein  der  M. quellen  zu  Kissingen  findet  sich  in  ei- 
ner noch  vorhandenen  Verordnung  vom  Fürstbischof  Conrad  von 
Thüngen  vom  Jahre  1544.  Bald  darauf  erschienen  die  ersten  Schrif- 
ten über  die  Heilquellen  von  K.  von  Unland  (1579),  Witt  ig 
(1589),  und  Steegh  (1595).  In  diesen  und  andern  Schriften  des 
siebzehnten  Jahrhunderts  wird  nur  zweier  Sl.qucllen  gedacht,  des  r 
Sänerlinges  und  des  Badebrunnens  (Pandur) ;  der  Ragozi  wurde  erst  I 
im  J.  1737  entdeckt,  im  J.  1738  von  dem  Fürstbischof  Friedrich] 
Karl  von  Schöuborn  das  Kurhaus  erbauet  und  1768  vergröfsert  und 
verschönert,  und  seit  dem  J.  1813,  in  welchem  der  Säuerling  neu  ge- 
fafst  wurde,  ist  fast  kein  Jahr  verflossen,  in  welchem  dieser  Kurort 
nicht  wesentliche  Verbesserungen  und  Verschönerungen  erfahren 
hätte. 

K.  hat  sich  durch  die  ausgezeichnete  Wirksamkeit 
seiner  Heilquellen  gegenwärtig  einen  europäischen  Ruf  er- 
worben, ist  durch  den  König  von  Baiern  mit  grofsartigen 
Bauten,  namentlich  dem  schönen  Kursaal  ausgestattet  und 
durch  die  ßaulust  der  Bewohner  K.'s  mit  zahlreichen  Pri- 
vathäusern vergröfsert  worden,  welche  geschmackvolle  und 
bequeme  Wohnungen  den  Kurgästen  darbieten,  die  aber 
bei  der  in  den  letzten  Jahren  sich  so  vermehrenden  Fre- 
quenz der  Kurgäste  kaum  ausreichen. 


Im  J.  1814  betrug  die  Zahl  der  Kurg.    173. 

—  —  1815  ....  218. 

—  —  1816  ....  196. 

—  —  1817  ....  298. 

—  —  1818  ....  322. 

—  —  1819  ....  390. 

—  —  1820  ....  540. 

—  —  1821  ....  587. 

—  —  1822  ....  727. 

—  —  1823  ....  530. 


Im  J. 


593 


Im  J.  1824  betrug  die  Zahl  der  Kurg.  544. 

—  —  1825     ....     588. 

_  —  1826 

662. 

—  —  1827 

712. 

—  —  1828 

675. 

—  —  1829 

700. 

—  ~  1830 

754. 

—  —  1831 

905. 

—  —  1832 

1034. 

—  —  1833 

1275. 

—  —  1834 

1875. 

—  —  1835 

2023. 

—  —  1836 

2053. 

—  —  1837 

2335. 

—  —  1838 

2863. 

—  —  1839 

3959. 

Einrichtungen  zu  Wasser-  und  Douchebädern  finden  sich  in  dem 
Kurhause,  —  ausser  diesen  dicht  bei  der  Saline,  eine  kleine  halbe 
Stunde  von  der  Stadt  K.,  in  einem  besondern  Gebäude  eine  Gasbade- 
anstalt, in  welcher  nicht  blofs  das  dem  Soolsprudel  entströmende  koh- 
lensaure Gas  als  Gasdouche,  sondern  auch  in  verschlossenen  Wannen 
in  Form  allgemeiner  Bäder  angewendet  wird. 

Schon  seit  einer  Reihe  von  Jahren  sind  die  M.quellen  von  K.  an 
das  Haus  Bolzano  verpachtet,  durch  weiches  die  sehr  beträchtliche 
Versendung  derselben  besorgt  wird.  —  Die  Zahl  der  jährlich  versen- 
deten Flaschen  vom  Ragozi  betrug  im  J.  1836  :  300,000,  —  im  J. 
1837  :  350,000,  —  im  J.  1838  :  450,000. 

Die  Lage  von  K.  wird  als  sehr  gesund  gerühmt  (die  mittlere 
Temperatur  beträgt  10°  R. ,  im  Sommer  zwischen  14 — 15°  R.),  und 
ist  sehr  angenehm,  seine  Umgebungen  sind  höchst  anmuthig,  reich  au 
einladenden  Spaziergängen ,  mahlerischen  An  -  und  Aussichten.  Das 
Thal,  in  welchem  Kissingen  liegt,  zieht  sich  von  Norden  gegen  Sü- 
den und  steht  durch  die  nach  Würzburg  und  Bamberg  führenden 
Hauptstrafsen  mit  den  wichtigsten  Orten  Frankens  in  naher  Ver- 
bindung. 

Die  Kissingen  umschliefsenden  Berge,  eine  Fortsetzung  der 
Flötz-  und  Basaltgebirge  der  Rhön,  bestehen  aus  Muschelkalk  und 
buntem  Sandstein. 

Sämmtliche  in  dem  Thale  der  fränkischen  Saale  ent- 
springende M.quellen  zeichnen  sich  durch  ihren  Reichthum 
an  kohlensaurem  Gas  aus,  unterscheiden  sich  indefs  nach 
Verschiedenheit  ihrer  Lage  wesentlich  dadurch,  dafs  die 
höher  zu  Tag  kommenden  verhältnifsmäfsig  arm  an  festen 
Bestandtheilen  sind,  wie  die  M.quellen  zu  Bocklet,  Brücke- 
nau,  Sinnberg ,  Wernarz,  Kothen,  —  die  tiefer  gelegenen 
II.  Theil.  P  p 


594 

dagegen  eine  sehr  beträchtliche  Menge  von  festen  Bestand 
theilen,  besonders  Chlornatrium  enthalten. 

Die  zunächst  in  den  Umgebungen  von  K.  befindlichen  M.quellei 
scheinen  ihre  Entstehung  einem  gemeinschaftlichen  Heerd  zu  verdau 
ken  und  zunächst  wohl  einem  mächtigen  weit  verzweigten  Salzstocl 
und  sehr  bedeutenden  Entwicklungen  von  kohlensaurem  Gas  in  dei 
Tiefe.  Aehnliche  schwächere  Ausströmungen  finden  sich  an  mehre 
ren  Stellen  in  der  Nähe  von  Kissingen.  Die  in  einem  kleinen  Wel 
heraufsteigenden  Gasblasen  enthalten  nach  Kästner  in  100  Vol 
Theilen:  25,45  kohlensaures  Gas,  6G.50  Stickgas  und  nur  8,05  atmo 
sphärische  Luft,  —  ein  Verhältnifs,  welches  jedoch  nach  Verschieden 
lieit  der  Jahreszeit  und  der  Luftelektricität  wechselte. 

Von  den  Badeärzten  von  K.  gedenke  ich  nur  der  Hrn.  Dr.  Maas - 
Balling,  Welsch,  welchen  wir  Monographieen  über  K.  verdankeni: 
an  welche  sich  die  neuren  und  neuesten  Schriften  über  diesen  be- 
rühmten Kurort  von  EI.  von  Siebold,  Wetzler,  Friedreich. 
Wendt,  Seh  arold,  Pf  e  ufer  und  Eisenmann  anschliefsen. 

Wenn  auch  sämmtliche  M.quellen  von  K.  Chlorsalze, 
insbesondere  Chlornatrium  der  Menge  nach  als  vorwaltende 
Bestandteile  enthalten ,  so  zerfallen  sie  doch  nach  Ver- 
schiedenheit ihres  gröfseren  oder  geringeren  Gehaltes  am 
Kohlensäure  und  Eisen  und  der  dadurch  bedingten  Wir- 
kungen in  drei  Abth eilungen :  in  eisenhaltige  Koch- 
salzquellen, den  Ragozi  und  Pandur,  —  koch  salz- 
haltige  Säuerlinge,  den  Maximilians-  und  Theresien- 
brunnen ,  —  und  endlich  den  Soolensprudel,  welcher 
durch  seinen  Rcichthum  an  festen  und  flüchtigen  ßestand-'s 
theilen  alle  übrigen  übertrifft. 

1.  Der  Ragozi  (Ragoczy)  oder  Kurbrunnen,  den 
berühmteste,  am  häufigsten  benutzte,  seltener  als  Bad, 
häufiger  als  Getränk,  jährlich  in  sehr  beträchtlicher  Menge 
versendet,  entspringt  am  südlichen  Ende  der  Kolonade 
des  neuen  Kursaales  aus  einem  Gerolle  von  Sandstein  undl 
Basalt  mit  starkem  Geräusch  unter  Entwicklung  grofser 
Gasblascn. 

Sein  Wasser,  welches  etwas  ins  Bläuliche  spielt,  ist 
geschöpft  nicht  ganz  krystallhcll  wegen  der  starken  Gas- 
entwickelung  und  der  Menge  Gasblascn,  welche  sich  an  die 
innere  Fläche   des  Glases  ansetzen,   von  einem  säuerlich- 


595 

salzigen,  zusammenziehenden  Geschmacke,  einem  prickeln- 
den, kohlensäureartigen  Gerüche;  gekocht  entwickelt  das- 
selbe den  Geruch  von  Brom;  der  Einwirkung  der  atmo- 
sphärischen Luft  längere  Zeit  ausgesetzt,  bildet  dasselbe 
einen  gelblich -röthlichen  Niederschlag;  seine  Temperatur 
i]  beträgt  9°  R.  und  wird  durch  Temperaturwechsel  der  At- 
mosphäre nur  wenig  verändert. 

2.  Der  Pandur  oder  Badebrunnen,  bekannt  seit 
dem  sechzehnten  Jahrhundert,  nur  einige  dreifsig  Schritte 
von  dem  vorigen  entfernt,  entspringt  aus  demselben  Ge- 
steine und  aus  gleicher  Tiefe,  wie  der  Ragozi,  nur  mit 
noch  gröfserem  Geräusch  und  wird,  wie  schon  der  Name 
sagt,  vorzugsweise  zu  Bädern  benutzt. 

Sein  Wasser  verhält  sich  ähnlich  dem  des  Ragozi,  ist 
nur  von  einem  weniger  angenehmen,  salzigeren  Ge- 
ile schmack,  von  7°  R.  Temperatur,  und  enthält  mehr  koh- 
J  lensaures  Gas,  weniger  feste  Bestandtheile ;  er  zeichnet 
115sich  durch  einen  so  grofsen  Wasserreichthum  aus,  dafs  er 
jr  täglich  mehrere  hundert  Bäder  versorgen  kann. 
Ii.  3.  Der  Maximilians-  oder  Maxbrunnen,    unfern 

j  des  Kurhauses,  entspringt  aus  einer  Felsenspalte  in  einer 
J  Tiefe  von  zwölf  Fufs ,  unter  unaufhörlicher  Entwickelung 
r  von  Gasblasen  und  einem  dadurch  veranlafsten  Geräusch 
1.  und  Bewegung  des  Wassers. 

Das  frisch  geschöpfte  Wasser  ist  kry stallhell ,  stark 
M  perlend,  von  einem  erfrischenden,  säuerlich -salzigen  Ge- 
]ischmacke,  einem  prickelnden  säuerlichen  Gerüche;  län- 
■  gere  Zeit  der  Einwirkung  der  atmosphärischen  Luft  aus- 
|  gesetzt  bildet  dasselbe  einen  erdigen  Niederschlag;  seine 
,1  Temperatur  beträgt  8,75°  R.,  und  wird  durch  den  Einflufs 
der  Witterung  nur  wenig  verändert. 

Mit  den  vorigen  M. quellen  verglichen,  unterscheidet 
sich  dieser,  wie  der  Theresienbrunnen,  von  jenen  durch  ih- 
ren geringen  Gehalt  an  festen  und  ihren  Reichthum  an 
flüchtigen  Bestandtheilen. 

4.  Der  Theresienbrunnen  entspringt  mit  starker 

Pp2 


596 

Gasentwickelung  und  Geräusch  fast  am  Ende  des  untern 
Gradirwerkes  aus  einer  sehr  beträchtlichen  Tiefe. 

Sein  Wasser,  dem  des  Maxbrunnens  sehr  ähnlich, 
ist  krystallhell ,  stark  perlend,  von  einem  erfrischenden, 
säuerlich-salzigen  Geschmacke ;  seine  Temperatur  beträgt 
8—9°  R. 

5.  Der  Soolensprudel  oder  die  Salzsoole,  eine 
kleine  halbe  Stunde  von  K.  entfernt,  entspringt  aus  bun 
tem  Sandstein,  in  einer  Tiefe  von  311  Fufs. 

Im  Schacht  und  auch  geschöpft  ist  die  Soole  nicht 
ganz  klar,  von  einer  bläulichen  Schattirung,  von  einem 
sehr  salzigen,  eisenhaft-säuerlichen  Geschmacke,  einem  ei- 
senhaft prickelnden  Gerüche;  ihre  Temperatur  beträgt 
15,6—16°  R. ,  ihr  spec.  Gew.  1,9158  bei  16°  R.  der  At-i 
mo sphäre,  ihre  Wassermenge  40  Kub.  Fufs  in  einer  Minute. 

Ausser  einem  grofsen  Reichthum  au  festen  Bestandteilen  und 
kohlensaurem  Gas,  besitzt  diese  Quelle  eine  ihr  eigentümliche  Ebbe 
uud  Flutb,  ein  periodisches  Steigen  und  Fallen,  mit  einem,  bald  dum 
pfen,  bald  entfernten  Kanonenschlägen  ähnlichen  Geräusch  und  eine 
diesem  entsprechende  wechselnde  mächtige  Ausströmung  von  kohlen 
saurem  Gas.  In  den  ersten  Jahren,  als  diese  Soole  gebohrt  worden 
war,  erfolgte  diese  Ebbe  und  Fluth  sehr  unregelmäfsig,  später  regel-l 
mäfsiger ,  in  den  letzten  Jahren  binnen  24  Stunden  sechs  bis  neun 
mal,  noch  öfter  wenn  eine  gröfsere  Menge  Soole  verbraucht  wird  und 
umgehehrt.  Das  Wasser  der  Soole  ist,  so  lange  es  sichtbar  ist,  we 
gen  ihrer  starken  Entwickelung  von  kohlensaurem  Gas  in  einer  fort-! 
währenden  mit  Geräusch  verbundenen,  schäumenden  Bewegung.  Das 
hierbei  in  grofser  Menge  sich  entwickelnde  kohlensaure  Gas  bildet 
über  derselben  eine  fortdauernde,  aber  wechselnde  Gasschicht,  derem 
Höhe  im  Durchschnitt  zwei  bis  drei  Fufs ,  am  Morgen  und  vor  dem; 
Ausbruche  vor  Gewittern  noch  mehr  beträgt 

G.  Osanu,  welcher  diese  eigentümliche  Erscheinung  sorgfältig, 
untersuchte  und  binnen  vier  und  zwanzig  Stunden  zehnmal  sich  re- 
gelmäfsig  wiederholen  sah,  erklärt  sie  sehr  einfach  und  sinnreich 
durch  eine  in  der  Tiefe  von  Zeit  zu  Zeit  erfolgende  starke  Entbin- 
dung von  kohlensaurem  Gas,  wodurch  die  Soole  gehoben  wird  und 
nach  Entladung  dieses  Gases  wieder  fällt. 

Die  über  der  Soole  befindliche  Gasschicht  ist  mit  at- 
mosphärischer Luft  in  verschiedenem  Verhältnifs  vermischt! 
Kästner  fand  Schichten,  welche  nur  1  Proc.  atmosphäri- 
sche Luft  enthielten]  die  oberen  können  18  Proc.  und  mehr 


597 

enthalten.  Zum  medicinischen  Gebrauch  werden  nur  die 
unteren,  am  wenigsten  atmosphärische  Luft  enthaltenden 
Schichten  benutzt. 

Die  Gassicht  selbst  ist  von  einem  säuerlich- prickeln- 
den Geschmacke,  einem  säuerlich-prickelnden  Gerüche  und 
von  15,6°  R.  Temperatur. 

Chemisch  analysirt  wurden  die  M.quellen  zu  K.  zu 
verschiedenen  Zeiten  von  G  o  1  d  wi  t  z,  Lieblei n,  Pickel, 
Henry,  Planche,  Boullay,  Vogel  und  zuletzt  von 
[Kästner  (1831). 

In  sechzehn  Unzen  enthalten: 


nach  Vogel:      i 

lach  Kästner 

Chlornatrium    .... 

63,00.  Gr.      . 

.      62,05  Gr. 

Chlorkalium              .        .        -. 

1,00  — 

0,91  — 

Chlortalcium    .... 

6,50  — 

6,85  — 

Salzsaures  Ammoniak    . 

... 

0^05  — 

Jodtalcium      .... 

■        •        . 

Spuren 

Bromtalcium    .        . 

0,50  — 

0,70  — 

Kohlensaures  Natron 

.        .        •        < 

0,82  — 

Kohlensaure  Kalkerde    . 

5,50  — 

3,55  — 

Kohlensaure  Talkerde   . 

2,50  — 

2,50  — 

Kohlensauren  Strontian 

Spuren 

Kohlensaures  Eisenoxydul 

0,75  — 

0,68  — 

Kohlensaures  Manganoxydul) 
Kohlensaures  Lithion             ) 

. 

Spuren 

Phosporsaures  Natron    . 

•        .        . 

0,17  — 

Schwefelsaures  Natron  . 

2,00  — 

2,00  — 

Schwefelsaure  Kalkerde 

2,75  — 

2,50  — 

Kieselerde       .... 

0,50  — 

2,25  — 

Thonerde 

... 

0,18  — 

Organischen  Extractivstoff    . 

. 

0,15  - 

85,00  Gr. 

85,36  Gr. 

Kohlensaures  Gas  . 

25,00  Kub.  Z. 

26,25  Kub.  Z 

%    Der  Pandur 

■ 

nach  Vogel:      i 

lach  Käst  n  er 

Chlornatrium     .... 

59,0  Gr.      . 

.      57,00  Gr. 

Chlorkalium       .        .                . 

0,5  — 

0,25  — 

Chlortalcium      .... 

6,5  — 

5,85  — 

Salzsaures  Ammoniak 

. 

0,05  — 

59S 


Jodtalcium 
Bromtalcium 
Kohlensaures  Natron 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaures  Strontian  . 
Kohlensaures  Eisenoxydul 
Kohlensaures  Manganox3'dul 
Kohlensaures  Lithion 
Phosphorsaures  Natron  . 
Schwefelsaures  Natron     . 
Schwefelsaure  Kalkerde  ) 
Kieselerde  ; 

Thonerde 
Organischen  Extractivstoff 


0,5  Gr. 

7,5  - 
1,5- 

0,5  — 


1,5  - 

2.5  — 


Spuren 
0,68  Gr. 
0,03  — 
5,85  — 
1,62  — 
Spuren 
0,45  — 

Spuren 

0,05  — 
1,75  — 
0,75  — 
1,55  — 
0,05  — 
0,09  — 


80,0  Gr. 

76,02  Gr. 

Kohlensaures  Gas    . 

.     29,0  Kub.  Z 

2S,85Kub.Z 

3.    Der 

Maxbrunnen : 

nach  Voge 

1 :       nach  Kastner: 

Chlornatrium 

17,50  Gr. 

.      18,270  Gr. 

Chlorkalium   . 

1,00  — 

1,002  - 

Chlortalcium 

2,50  — 

3,102  — 

Bromtalcium 

. 

Spuren 

Kohlensaures  Natron    . 

,            . 

0,3S0  — 

Kohlensaures  Lithion  . 

, 

Spuren 

Kohlensaure  Kalkerde  . 

2,00  — 

2,590  — 

Kohlensaure  Taikerde    . 

0.50  — 

1,825  — 

Schwefelsaures  Natron 

1,00  — 

1,860  — 

Schwefelsaure  Kalkerde 

1,00  — 

0,651  — 

Phosphorsaurcs  Natron 

.            .  ■ 

0,125  — 

Kieselerde     . 

.            .        . 

0,465  — 

Verlust                   , 

. 

nahe  0,380  — 

Kohlensaures  Gas 
Stickstoff  gas 
Sauerstoffgas 


25,50  Gr. 
25.00  Kub.  Z. 


Der  Thcresienbrunnen 
nach  Kästner: 


30,650  Gr. 

31,040Kub.Z. 
0,008    — 
0,003    — 

31,05  lKub.Z, 


Chlornatrium 

Chlorkalium 

CbTortalcium 

Mromnntrium 


18,40  Gr. 

0,85  — 
2,75- 
0,09  — 


599 


Bromtalcium  } 
Jodnatrium     ) 
Kohlensaures  Natron     . 
Kohlensaures  Kali 
Kohlensaure  Talkerde  . 
Kohlensaure  Kalkerde   . 
Phosphorsaures  Natron 
Schwefelsaures  Natron 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Kieselerde 
Organischen  Extractivstoff 


Kohlensaures  Gas 

Au  Oxygen  reiche  atmosph.  Luft 


Spuren 

0,39  Gr. 
0,05  — 
2,37  — 
2,00  — 
0,15  — 
1,35  — 
0,75  — 
0,50  — 
Spuren 

29,65  Gr. 
28,00  Kub.  Z. 
0,05      — 

28,05  Kuh.  Z. 


5.     Der  Sooleusprudel 
nach  Kastner: 

Chlornatrium . 

Chlorkalium 

Chlorlithium  . 

Chlortalcium 

Chlorcalcium 

Bromtalcium 

Phosphorsaures  Natron 

Schwefelsaures  Natron 

Kohlensaure  Talkerde 

Kohlensaure  Kalkerde 

Kohlensaures  Eisenoxydul    . 

Kohlensaures  Manganoxydul 

Extractivstoff,  enthaltend  der  Quellsäure  ähn- 
liche humusartige  Säuren,  Ammonium,  Kie- 
selerde und  Thonerdc       .... 


107,5153600  Gr. 
0,9792000  — 
0,1920000  — 

24,5161000  — 
3,9936000  — 
0,0629760  — 
Zweifelhafte  Spuren 

25,3079100  — 
6,4128000  — 
1,6512000  — 
0,3550000  — 
0,0008815  — 


Kohlensaures  Gas 
Stickgas   . 


0,8640000  — 
171,8510275  Gr. 
30,576  Kub.  Z. 
kaum  bemerkliche  Menge. 


Die  Mutterlauge  ist  hell  und  durchsichtig,  von  blafsgelber, 
dem  Wein  ähnlicher  Farbe ,  einem  salzig  -  bittern ,  später  beifsenden 
Geschmacke,  einem  sehr  bemerklichen  Bromgeruch,  und  fettartig  an- 
zufühlen. 

Tausend  Gran  derselben  enthalten  nach  der  von  Fr.  Ficken- 
scher  unter  Fuchs  Aufsicht  unternommenen  Analyse: 

Chlormagnium    ....        250,64  Gr. 
Chlornatrium       .        .        .  54,69  — 

Chlorammonium  .        .        .  19,52  — 


600 


Chlorlithium 

Brommagnium     .     '  . 
Schwefelsaure  Talkerde 
Wasser 


4,53  Gr. 

1,34  — 

32,10  — 

637,18  — 

1000,00  Gr. 

1 

Ausgezeichnet  durch  ihren  Reichthum  an  Chlornatrium,     j 
kohlensaurem    Gase   und    kohlensaurem   Eisen    und  durch     <, 
ihre   Beimischungen    von    Jod     und    Brom    gehören     der    j( 
Ragozi-  und  Pandurhrunnen  ohne  Zweifel  zu  den  wirksam 
sten  Kochsalzquellen,  die  wir  besitzen  und  reihen   sich  ana 
ähnliche  brom-  und  jodhaltige  M.quellen  dieser  Klasse,  un- 
terscheiden sich  von  den  meisten  nur  durch  ihren  beträcht- 
lichen   Gehalt  an  Eisen  und  Kohlensäure.      In  ihren   Mi- 
schungsverhältnissen, wie  in    ihren  Wirkungen  verwandt 
den  Thermalquellen  von    Wiesbaden ,    sind    sie  gewisser- 
mafsen  als  ein  kaltes  Wiesbaden  zu  betrachten.  Beide  sind 
reich  an  Kochsalz;  den  Quellen  von   Wiesbaden    ertheilt 
die    erhöhte    Temperatur   eine    reizendere    Wirkung,   den 
Quellen  von  Kissingen  ihr  Reichthum  an  kohlensaurem  Gase 
und  kohlensaurem  Eisen  einen    geistigeren,    eindringliche- 
ren Karakter;  beide  sind   von  einer  sehr  auflösend  durch- 
dringenden Wirkung,  —  innerlich  gebraucht  scheinen  jedoch 
die    M.quellen    von   Wiesbaden    lhehr    die  peripherischen  I 
Theile,    die    M.quellen   von   Kissingen  dagegen  mehr  die   ! 
Ccntralorgane,  insbesondere  die  Beckenorgane  in  Anspruch 
zu  nehmen. 

1.  DerRagozi,  unbedenklich  der  erste  und  wich- 
tigste M.brunnen  Kissingens,  wegen  seiner  eigenthümlichen 
Mischungsverhältnisse,  seines  Reichthums  an  festen  und 
flüchtigen  Bestandteilen,  von  einer  höchst  eindringlichen, 
kräftigen  und  zugleich  vielseitigen  Wirkung,  pflegt  sein* 
verschiedenartigen  Körpcrconstitutionen  zuzusagen  und 
hat  sich  dadurch  einen  sehr  ausgedehnten  Kreis  der  Be- 
nutzung erworben. 

Trotz  seines  verhältnifsmäfsig  reichen  Gehaltes  an 
Salzen  wird  er,  getrunken,  leicht  vertragen  und  assimiürl, 


601 

wirkt  auflösend  und  zugleich  stärkend,  —  zunächst  um- 
stimmend und  belebend  auf  die  Gangliennerven  des  Unter- 
leibs, den  Darmkanal,  das  Leber-,  Pfortader-  und  Uterin- 
system, nächst  diesen  auf  die  übrigen  Schleimhäute,  die 
Harnwerkzeuge,  das  Drüsen-  und  Lymphsystem ,  —  die 
Darmausleerung  befördernd,  auflösend  auf  vorhandene 
Stockungen,  die  Blutcirculation  namentlich  in  den  Unter- 
leibsorganen bcthätigend,  rückbildend  auf  vorhandene  Me- 
tamorphosen, die  Menstruation  befördernd,  Anomalieen 
derselben  ausgleichend,  —  und  pflegt  auch  nach  Beendi- 
gung seines  Gebrauches  auf  die  regelmäfsige  Excretion 
des  Darmkanals  wohlthätig  nachzuwirken. 

Weun  bei  einigen  Kranken  schou  in  den  ersten  Tagen  des  Ge- 
brauchs vermehrte  Darm-  und  Urinausleeruugen  erfolgen ,  so  wird 
doch  bei  der  Mehrzahl  häutiger  das  Gegentheil  beobachtet  und  erst 
später  erfolgen  vermehrte  Darmexcretionen  mit  Gefühl  von  grofser 
Erleichterung,  in  Begleitung  kräftiger  Reactionen  und  ähnlicher  wohl- 
thätiger  Ausscheidungen  auf  andern  Wegen.  Entsprechen  den  her- 
vorgerufenen allgemeinen  Reactionen  nicht  die  Qualität  und  Quantität 
der  Ausleerungen,  so  scheint  ein  Zustand  von  scheinbarer  Verschlim- 
merung einzutreten,  Unbehagen,  Verstimmung,  Störung  des  Appetits, 
ja  Appetitlosigkeit,  rohe  und  unvollkommene  kritische  Ausscheidungen, 
meist  nur  Vorläufer  von  reichlicheren  und  vollkommenem,  welche  dann 
meist  später  erst  gegen  den  vierzehnten  oder  ein  und  zwanzigsten 
Tag  nicht  zurückbleiben. 

Wird  beim  innern  Gebrauch  des  Ragozi  durch  Einflufs  der  Wit- 
terung, oder  durch  constitutionelle  Verhältnifse  der  Kranken,  mehr 
die  Thätigkeit  der  äufsern  Haut  oder  der  Harnwerkzeuge  in  Anspruch 
genommen,  so  pflegt  in  gleichem  Grade  die  intensivere  Wirkung  des- 
selben auf  den  Darmkanal  vermindert  zu  werden. 

Obgleich  das  kohlensaure  Gas  sehr  fest  an  das  Wasser  gebunden 
scheint,  ist  der  nach  alter  Art  versendete,  von  der  Quelle  entfernt  ge- 
trunkene, von  einer  auffallend  schwächeren  Wirkung,  namentlich  auf 
die  Darmausleerungen. 

Wegen  seiner  höchst  eindringlichen  und  kräftigen  Wirkung  ist 
der  Ragozi  entweder  ganz  zu  widerrathen  oder  nur  mit  Vorsicht 
zu  gestatten  in  allen  den  Fällen,  in  welchen  wahre  Plethora,  Nei- 
gung zu  activen  Congestionen,  Fieber,  Disposition  zu  wassersüch- 
tigen Beschwerden,  organische  Leiden  des  Herzens  oder  der  gro- 
fsen  Gefäfse ,  innere  Exulcerationen  den  Gebrauch  ähnlicher  M.brun- 
nen  beschränken. 

Als  Bad  neuerdings  häufiger  benutzt  wirkt  derselbe   auch  auflö- 


602 

send  und  stärkend,    aber    tonisirender   als   der    Pandur,    und  dadurc 
ähnlicher  Bädern  von  reinen  Eisensäuerlingen. 


i 


si 


2.  Der  Pandur,  im  Allgemeinen  dem  Ragozi  in  sei 
neu  Wirkungen  sehr  ähnlich,  weniger  als  Getränk,   hau 
figer  als  Bad  benutzt,  unterscheidet  sich  von  jenem  durcl  j 
folgende  Eigenthiimlichkeiten. 

Getrunken  wirkt  derselbe  weniger  stärkend,  dagegei 
kräftiger  die  Se-  und  Excretionen  befördernd ,  namentlicl 
die  des  Darmkanals,  der  Harnwerkzeuge  und  der  äufsen 
Haut,  — ■  weniger  erregend  auf  das  Blutsystem,  —  soll  so 
gar  Abends  zu  weuigen  Bechern  getrunken  ruhigeren 
Schlaf  veranlassen. 

Als  Bad  angewendet,  die  häufigste  Form  der  Anweni 
düng,  wirkt  der  Pandur  analog  den  Soolbädern  reizend, 
die  Resorption  bethätigend,  stärkend,  nur  noch  belebender 
und  eindringlicher  wegen  seines  beträchtlichen  Gehaltes  an 
Kohlensäure  und  Eisen,  —  örtlich  die  äufsere  Haut  rei- 
zend und  stärkend,  kräftige  Reactionen  erregend,  die  Se- 
und  Excretionen  befördernd  und  die  durch  den  innern  Ge- 
brauch des  Ragozi  eingeleitete  kritische  Ausscheidung  der 
Krankheitsprocesse  unterstützend.  Sehr  verstärkt  wird  die 
eindringliche,  aber  auch  zugleich  aufregende  Wirkung  des 
Pandur  durch  hohe  Temperatur  der  Bäder  desselben. 

3.  Der  Maxbrunnen  wirkt  getrunken  gleich  ähnli- 
chen, an  Eisen  armen,  muriatischen  Säuerlingen,  gelind 
die  Se-  und  Excretionen  bethätigend,  vorzüglich  die  der 
Schleimhäute,  der  Nieren  und  des  Darmkanals,  ohne  zu 
erhitzen. 

4.  Der  bis  jetzt  noch  weniger  benutzte  Thercsien- 
brunnen  scheint  von  einer  ganz  ähnlichen  Wirkung. 

5.  Der  So  olenspru  del,  in  Form  von  Bädern  ange- 
wendet, wirkt  ganz  analog  anderen  an  Kochsalz  reichen 
Soolen,  nur  noch  kräftiger  und  eindringlicher  wegen  seines 
reichen  Gehalts  an  Eisen  und  kohlensaurem  Gas. 

Bei  der  Anwendung  der  genannten  M. quellen  sind  zu 
unterscheiden : 


603 

1.  Der  Ragozi,  welcher  weniger  als  Bad,  am  häufig- 
sten innerlich  als  die  kräftigste  der  zum  Trinken  benutz- 
ten M.quellen  Kissingens  allein  oder  unterstützt  durch  den 
gleichzeitigen  Gebrauch  von  Bädern,  sich  vorzugsweise  in 
folgenden  Krankheiten  erwiesen  hat: 

a.  hartnäckigen  Leiden  der  Verdauungswerkzeuge  von 
atonischer  Schwäche  oder  eigenthümlicher  Verstimmung 
der  Gangliengeflechte  des  Unterleibes  und  dadurch  be- 
dingten materiellen  Anomalieen,  —  Neigung  zu  Verschlei- 
mungen, Ansammlung  von  Schleim  und  Säure,  Sodbren- 
nen, schmerzhaftem  Druck,  Auftreibung  und  Spannung  in  den 
Präcordien,  —  häufig  mit  krankhaften  Störungen  der  As- 
;  similation  und  Hartleibigkeit  coinplicirt ,  —  als  Folge 
anderer  Krankheiten,  wie  lange  anhaltender  Wechselfie- 
ber, oder  als  Vorläufer  und  Heerd  zu  fürchtender  Dyskra- 
sieen,  wie  Gicht,  oder  endlich  als  selbstständige  Krankheit 
ohne  die  genannten  Beziehungen;  — 

b.  bei  nochbestimmter  entwickelten  Krankheits formen  der 
Organe  der  Assimilation  als  Steigerung  der  vorigen  Krank- 
heitsgruppe, —  Plethora  abdominalis,  venösen  Stockungen, 
Hämorrhoidalbeschwerden,  materieller  Hypochondrie,  In- 
farctcn,  Hypertrophie,  Verhärtung  der  Leber,  fehlerhafter 
Gallenausscheidung,  hartnäckiger  Gelbsucht;  — 

c.  in  secundären  Affectionen  des  Kopfes  und  der  Brust 
in  Folge  venöser  Stockungen  im  Leber-,  Pfortader-  oder 
Uterinsystem,  —  Asthma  sanguineum,  Herzklopfen,  Schwere 
und 'Benommenheit  des  Kopfes,  drückenden  oder  klopfenden 
Kopfschmerzen,  Ohrensausen,  Schwindel;  — 

d.  bei  chronischen  Nervenleiden,  in  so  fern  sie  durch  ma- 
terielle Ursachen  bedingt  werden,  venösen  Stockungen,  feh- 
lerhafter Gallenbereitung  und  Ausleerung,  Trägheit  des 
Darmkanales  und  dadurch  veranlafsten  krankhaften  Ablage- 
rungen und  eigenthümlicher  Verstimmung  der  Nerven,  be- 
sonders der  Unterleibsganglien,  —  Hysterie,  Neuralgieen, 
Amblyopie,  anfangender  Amaurose,  Gemüths  krankkeiten, 
namentlich  Melancholie ;  — 


604 

e.  Krankheiten  des  Uterinsystems  in  Folge  torpider 
Schwäche  und  venöser  Stockungen,  —  in  Form  von  Ano- 
malieen  der  Se-  und  Excretion,  Retentionen  und  Suppres- 
sionen  der  Menstruation,  Blennorrhüen ,  Auflockerungen 
und  anfangender  Verhärtung  des  Uterus,  krankhaften  Me- 
tamorphosen der  Ovarien ;  — 

f.  hartnäckigen  Leiden  der  Harn  Werkzeuge  von  örtli- 
cher torpider  Schwäche,  oder  hämorrhoidalischer,  rheuma- 
tischer, gichtischer  Art,  —  chronischen  Blennorrhöen,  Auf- 
lockerungen oder  ähnlichen  krankhaften  Metamorphosen  der 
Häute  der  Blase,  Blasenhämorrhoiden ,  so  wie  Leiden  der 
Nieren,  Lithiasis;  — 

g.  hei  veralteten  rheumatischen,  gichtischen  und  psori- 
schen  Dyskrasieen  in  Form  von  bestimmten  Lokalaffectionen 
oder  von  Arthritis  vaga,  in  so  fern  diese  begründet  oder 
complicirt  sind  mit  gleichzeitigen  tiefern  Störungen  der 
Digestion  und  Assimilation,  Ansammlung  von  gastrischen 
Unreinigkeiten,  Trägheit  des  Darmkanals  und  Stockungen 
im  Leber-  und  Pfortadersystem  5  — 

h.  in  Krankheiten  des  Drüsen-  und  Lymphsystems  in 
Folge  einer  fehlerhaften  Assimilation,  —  Scrophulosis  und 
den  dadurch  bedingten  mannigfachen  krankhaften  Meta- 
morphosen der  drüsigen  Gebilde,  der  äursern  Haut  und  der 
Augen. 

Als  Bad  rühmt  neuerdings  B  allin  g  den  Ragozi,  wo  zugleich 
mehr  belebend-  tonisirend  gewirkt  werden  soll,  bei  überwiegenden 
Leiden  des  Nervensystems,  zur  Beseitigung  von  atonischcr  Schwäche 
des  letztern,  zur  nothwendigen  Ausgleichung  dynamischer  Mifsver- 
hältnifse  oder  zur  allgemeinen  Stärkung  des  Organismus. 

2.  Der  Pandur  wird  zur  Unterstützung  des  innern 
Gebrauches  des  Ragozi  am  häufigsten  und  vorzugsweise 
als  belebend-stärkendcs  Bad  empfohlen  bei  den  verschie- 
denartigsten chronischen  rheumatischen  und  gichtischen 
Leiden,  hartnäckigen  Störungen  im  Uterinsystem,  Schwä- 
che und  Erschlaffung  der  äufsern  Haut,  und  dadurch  be- 
dingter Disposition   zu  rheumatischen  Krankheiten,  chro- 


605 

nischen  Hautausschlägen    in   Folge   seeundärer    dyskrasi- 
scher  Ablagerungen  oder  primärer  Affectionen. 

Innerlich  rühmt  Balling  den  Pandur  allein  oder  zur  Unter- 
stützung der  Wirkungen  des  Ragozi  in  allen  den  Fällen,  wo  kräftiger 
die  Se-  und  Excretionen,  namentlich  des  Darmkanals  bcthätiget,  oder 
wo  vorhandene  Aufregungen  des  Blut-  und  Nervensystems  beruhiget 
werden  sollen. 

3.  Der  Maxbrunnen,  ein  angenehmer  Säuerling, 
welcher  reizbaren,  blutreichen,  zu  nervösen  Stockungen 
geneigten  Subjecten  besonders  zuzusagen  scheint,  so  wie 
allen  denen,  auf  welche  der  Ragozi  zu  erregend  und  rei- 
zend wirkt,  wird  gleich  ähnlichen  Säuerlingen  namentlich 
als  Getränk  benutzt  bei  chronischen  Leiden  der  Schleim- 
haut der  Luftwege,  Neigung  zu  Katarrhen  und  Blennor- 
rhöen,  veralteten  Blennorrhöen,  Anlage  zur  Hektik,  scro- 
phulöser  Lungensucht,  selbst  anfangender  Schleimschwind- 
sucht, —  Verschleimung  der  Verdauungswerkzeuge,  Säure 
der  ersten  Wege  mit  Trägheit  des  Darmkanals  oder 
krankhafter  Verstimmung  der  Gangliennerven,  —  Ver- 
schleimungen mid  Blennorrhöen  der  Harn-  und  Geschlechts- 
werkzeuge, Blasenkämorrhoiden ,  Lithiasis,  —  Scrophu- 
losis. 

Bäder  vom  Maxbrunneu  sind  von  einer  ungleich  milderen  Wir- 
kung als  die  der  übrigen  M.  quellen,  unterstützen  gelind  die  durch  den 
innern  Gebrauch  der  M.quellen  vorbereiteten  Krisen  und  Werden  na- 
mentlich sehr  erethischen  Subjecten  empfohlen  gegen  krankhafte  Ano- 
malieen  der  Menstruation,  Hysterie,  Scropheln,  Anlage  zur  Hektik  und 
mehr  nervöse  Gicht. 

4.  Der  Soolensprudel  in  Form  von  Bädern  ist 
dagegen  angezeigt,  gleich  ähnlichen  an  Kochsalz  sehr  rei- 
chen Soolen,  in  allen  den  Fällen ,  in  welchen  nicht  blofs 
eine  reizendere  Einwirkung  auf  die  äufsere  Haut,  sondern 
zugleich  eine  tiefer  und  kräftiger  eingreifende  auf  die  Cen- 
tralorgane,  auf  das  Mischungsverhältnils  der  Säfte  und 
die  Resorption  erfordert  wird,  um  bis  zu  einer  gewissen 
Höhe  entwickelte  Krankheitsprocesse  und  dadurch  hervor- 
gerufene Metamorphosen  zu  beseitigen,   —  namentlich  bei 


606 

Tuberkulosis  und  Scropheln  in  Form  von  Drüsenanschwel- 
lungen und  Verhärtungen,  Hypertrophie  der  Leber,  — 
Stockungen  und  beginnenden  Verhärtungen  des  Uterus,  Hy- 
pertrophie der  Ovarien,  —  hartnäckigen  dyskrasischen  Blen- 
norrhöen  der  Genitalien  mit  Auflockerung  der  Schleimhaut, — 
inveterirten  rheumatischen  und  gichtischen  Leiden,  in  Form 
von  Affectionen  der  serösen  und  fibrösen  Gebilde,  Neural- 
giecn,  Lähmungen,  oder  von  veralteten  gichtischen  Abla- 
gerungen in  den  Gelenken,  Anchylosen,  —  endlich  als 
kräftiges  Stärkungsmittel  der  äufsern  Haut  bei  örtlicher 
Schwäche  und  Erschlaffimg,  Neigung  zu  profusen  Schwei- 
fsen  oder  Disposition  zu  rheumatischen  Leiden. 

Weniger  im  Gebrauch,  aber  empfehlenswerth  ist  auch  die  innere 
Anwendung  des  Soolensprudels  in  allen  den  Fällen,  in  welchen  die 
andern  31. quellen  nicht  hinreichend  die  Darmausleerung  fördern,  und 
daher  einer  noch  kräftigern  Unterstützung  bedürfen. 

Aehnlich  dem  Soolensprudel  ist  auch  die  Mutterlauge  in  Form 
von  Bädern,  den  Bädern  vom  Pandur  beigemischt,  bei  scrophulösen 
Leiden  der  Drüsen,  Gelenke  und  Knochen,  scrophulösen  und  nicht 
scrophulösen  hartnäckigen  Hautausschlägen,  so  wie  chronischen  rheu- 
matischen und  gichtischen  Krankheiten  der  Gelenke  und  Knochen  be- 
nutzt worden. 

Eine  fette  mit  Ragozi  impräguirte  Moorerde  wendete  Bai  lin  g 
als  Mineralschlamm  mit  Nutzen  bei  hartnäckigen  Flechten  und  Krank- 
heiten der  Gelenke  an. 

Das  in  grofser  Menge  aus  dem  Soolensprudel  sich  entwickelnde 
kohlensaure  Gas  wird  in  den  schon  erwähnten  Formen,  in  ver- 
schlossenen Badewannen  oder  blos  örtlich  als  Gasstrom,  gleich  ähnli- 
chen Vorrichtungen  zu  Marienbad,  Kaiser- Franzensbad,  Meinberg  u.  a. 
namentlich  empfohlen  bei  hartnäckigen  gichtischen  Lokalaffectionen, 
Leiden  der  Gelenke,  Neuralgieen  und  Paralysen,  —  Flechten,  schlaf- 
fen und  unreinen  Geschwüren,  —  Stockungen  im  Uterinsystem,  Ame- 
norrhoe, Menstruatio  difficilis,  —  und  endlich  bei  Schwerhörigkeit  in 
Folge  rein  nervöser  Leiden,  oder  in  Folge  gichtischer,  rheumatischer 
oder  scrophulöser  Metastasen  und  der  dadurch  veranlafsten  purulenten 
Blennorrhöen   und  Auflockerungen  der  Gehörorgane. 

Bedürfen  die  Kranken  nach  dem  Gebrauch  der  M. quellen  von  K. 
einer  mehr  tonisirend-stärkenden  Nachkur,  so  finden  sie  diese  in  den 
benachbarten  Eisenquellen  zu  Bocklct  und  Brücken  au. 

Tue  it. ,  Annal.  Lib.  XIII.  Cap.  57. 
Eccardt,  de  rebus  Franciae  orieutal.  L.  I.  p.  7. 
.1.  T  li  c  o  d.  T  a  b  e  r  n  ä  m  o  n  t  a  u  u  s ,  Neu  Wasserschatz.  1581.  Kap. 
XC1I1. 


607 

Joh.  Wittich's  Beschreibung  des  Kissinger  Heilbrunnens.  1589. 

G.  S  t  e  e  g  i  i  Descriptio  fontis  medicati  Kissingensis.  Wirceb.  1595. 

Kurzer  Bericht  des  mineralischen  Sauerbrunnens  zu  Kissingen 
durch  Joh.  Wittichi  um,  Würzburg  1596. 

Joh.  Mich.  Fehr,  Wirkungen  und  Gebrauch  der  Sauerbrunnen 
vnä  Wildbäder,  insonderheit  des  Sauerbrunnens  zu  Kissingen.  1676. 

J.  Fr.  Joh.  Gaebii  Beschreibung  des  Kissinger  Sauerbrunnens. 
Fulda  1696. 

Joh.  Fr.  Hack's  kurze  doch  gründliche  Beschreibung  des  preifs- 
würdigen  Kissinger  Sauerbrunnens.  1696. 

J.  N.  Saitz,  Brydrol.ogia  Franconica,  d.  i.  gründliche  Beschrei- 
bung des  Kissinger  Sauerbrunnens.  Nürnberg  1714.  —  1763. 

J  oa.  Pbil.  WTo  1  fii,  Med.  Doctoris,  Examen  Acidularum  Kis- 
singensium.   1730.  Mens.  Julii.   (Mspt.  auf  der  Würzburger  Bibliothek). 

J.  B.  A.  Beringer  's  gründliche  u.  wichtige  Untersuchung  des 
Kissinger  Heil-  und  Gesundheitsbrunnens.  Würzburg  1738. 

Collectio  novissima  scriptorum  et  rertim  Wirceburgensium.  T.  II. 
Francof.  et  Lips.  1744.  p.  710. 

F.  J.  de  Overkamp,  wahrer  Mineral-Gehalt  und  davon  abstam- 
mende WTürk-Kräfte  der  Kissinger  und  Bockleter  Heyl-,  Trink-  und 
Bad-Brunnen.  Würzburg  1745. 

Joh.  Georg  Jäger' s  Kurz  verfafste  Beschreibung  des  wahren 
Befundes  des  uralt  bekannten  Heyl-  Trink-  und  Badbrunnens  nächst 
dem  Städtlein  Kissingen.  Würzburg  1765. 

H.  F.  Delius,  Untersuchungen  u.  Nachrichten  von  dem  Gesund- 
brunnen zu  Kissingen  und  Bocklet.  Erlangen  1770. 

D.  A.  F.  Ehlen,  de  fontibus  medicatis  in  priueipatu  Wircebur- 
gensi  prope  Kissingen  et  Bocklet.  Wirceb.  1773. 

Mediciniscli-Chirurgische  Zeitung.  1793.  Beilage  zu  Nr.  84.  S.  50. 

S.  G  o  1  d  w  i  t  z ,  die  Mineralquellen  zu  Kissingen  u.  Bocklet.  1795. 

Ph.  J.  Horsch,  die  salinischen  Quellen  zu  Kissingen  u.  die  Stahl- 
quellen zu  Bocklet  im  Grofsherzogthum  Würzburg.  1811. 

Pickel  im:  Intelligenzblatt  des  Unter-Mainkreises.  1818.  Nr.  65. 

J.  A.  Maas,  Kissingen   und    seine  Heilquellen.     Würzburg  1820. 

—  1830. 

J.  E.  Wetzler,  über  Gesundbrunnen  und  Bäder.  Th.  II.  S.  559. 

—  Nachträge  und  Zusätze.  S.  23.  95. 

—  —  Beschreibung  der  Gesundbrunnen  und  Bäder  zu  Wipfeld, 
Kissingen,  Bocklet  und  Brückenau.  Mainz  1821.  S.  24—132. 

Maas  in:  Hufeland's  Journal  der  prakt.  Heilkunde.  Bd.  LIV. 
St.  4.  S.  118.  119. 

Hufeland's  Journal  der  prakt.  Heilk.  Bd.  LI.  St.  6.  S.  114.  Bd. 
LVIII.  St.  5.  S.  59. 

Geschichte  des  Städtchens  Kissingen  und  seiner  Mineralquellen 
Ton  Dr.  Jäger.  Ingolstadt. 

Notizen  über  Bayerns  Bäder  und  Heilquellen  von  J.  B.  Fried  - 
reieb.   Nürnberg  1827.  S.  71—84.  85—90.  91—120. 


608 

Uebcr  die  Salzquellen  der  Saline  zu  Kissingen  und  ihren  medi- 
cinischen  Gebrauch.  Inaug.  Abhandl.  von  J.  Herrmann  Lern p. 
Würzburg  1827. 

Neueste  Nachrichten  über  den  Curort  Kissingen  und  seine  Heil- 
quellen, mit  besonderer  Beziehung  auf  den  Nutzen  und  Gebrauch 
derselben.  Würzburg  1827. 

Extract  du  rapport  fait  h  TAcad^mie  Royale  de  M6decine  de 
Paris  par  la  Commission  des  eaux  minerales,  Iu  et  approuve"  en  s&ince 
g£n6rale  le  3  Juillet  1827. 

Ausführliche  Beschreibung  der  Heilquellen  zu  Kissingen  von  Dr. 
Ad.  E 1  i  a  s  v.  S  i  e  b  o  1  d.  Berlin  1828. 

A.  Vogel  a.  a.  0.  S.  7. 

Chr.  Pfeufer  in:  Hufeland  und  Osann'a  Journal  der  prakt. 
Heilk.  Bd.  LXX.  St.  2.  S.  29. 

G.  Osann  in:  Baierschen  Annal.  1834.  S.  579. 

Biermann  in:  Hufeland  und  Osaiin's  Journ.  der  prakt.  Heilk. 
Bd.  LXXXI.  St.  4.  S.  106. 

F.  A.  Balling  in:  Jahrb.  des  ärztlichen  Vereines  zu  München. 
Jahrg.  II.  München  1836.  S.  373. 

Balling  in:  v.  Gräfe  und  v.  W  al  ther's  Journ.  für  Chir.  und 
Augenheilk.  1836.  Bd.  XXIV.  St.  1.  S.  92. 

Fr.  Jul.  Weber,  Kissingen.  Kurze  Beschreibung  dieser  vortreff- 
lichen Heilanstalt.  Bamberg  1836. 

Berliner  Centralzeitung.  1836.  S.  824.  931  u.  966. 

Job.  Wen  dt,  die  Heilquellen  zu  Kissingen  im  Künigr.  Baiern. 
Breslau  und  Kissingen  1837. 

Eisenmann,  die  Heilquellen  des  Kissinger  Saalthals.  Erlangen 
1837. 

F.  A.  Balling,  Kissingens  Bäder  und  Heilquellen.  Ein  Taschen- 
buch für  Kurgäste  und  Aerzte.  Stuttgart  1837. 

Maas  in:  v.  Gräfe  und  Kali  seh  Jahrb.  für  Deutschlands  Heil- 
quellen und  Seebäder.  II.  Jahrg.  1837.  S.  248.  HI.  Jahrg.  183S.  S.  428. 

Job.  Bapt.  Scharold,  Erinnerungen  aus  der  Geschichte  der 
Kurbrunnen  und  Kuranstalten  zu  Kissingen  von  der  ältesten  bis  zur 
neuesten  Zeit.  Kitzingen  1838. 

Christ.  Pfeufer,  die  M.quellen  zu  Kissingen  und  ihre  Bezie- 
hung zu  denen  von  Briickenau  und  Bocklet.  Bamberg  1839. 

Kissingen,  ses  eaux  minerales  et  ses  bains.  Par  Fr.  Ant.  Bal- 
ling. Fraucfort  s.  le  M.  1839. 

Heinr.  Carl  Welsch,  Kissingen  mit  seineu  Heilquellen  und 
Bädern.  WUrzburg  1839. 

v.  Gräfe  und  Kali  seh,  Jahrb.  für  Deutschlands  Heilquellen 
und  Seebäder.  IV.  Jahrg.  1839.  Abth.  3.  S.  5-25. 

Ka  lisch,  Allgem.  Zeitung  des  Brunnen-  und  Badewcscns.  1839. 
S.  37.  l8'/0.  S.  179. 

Becr's  Gcsundheitszcitung.  1840.  S.  60. 

Hufelaud's  Ucbers.  Viert.  Aufl.  S.  236. 

3.  Die 


3.  Die  M. quellen  zu  Bocklet.  Das  Dorf  Bocklet 
mit  seinen  nach  ihm  benannten  M.qnellen  liegt  in  der 
Fortsetzung  des  anmuthigen  Wiesenthaies,  in  welchem 
die  M.quellen  von  Kissingen  entspringen,  nach  Schön 
620  Fufs  über  dem  Meere,  —  von  Kissingen  nur  eine, 
von  Würzburg  sieben,  von  Brückenau  zwei,  von  Meinin- 
gen fünf  Meilen  entfernt.  Gebildet  wird  das  Thal  von 
einer,  von  ;Süden  nach  Norden  sich  ziehenden  Bergkette 
von  Flötzsand-  und  Flötzkalkstein,  an  welche  sich  nördlich 
die  der  Rhön  eigenthümlichen  Basaltgebirge  anschliefsen. 
—  Das  Klima  zu  B.  ist  gemäfsigt;  —  die  mittlere  Tem- 
peratur im  Sommer  beträgt  zwischen  15  und  16°  R. 

In  geognostischer  Hinsicht  sind  in  den  nächsten  Um- 
gebungen der  M.quellen  verschiedene  über  einander  ge- 
schichtete Erdlager  zu  unterscheiden  5  die  oberste  15 — 20 
Fufs  tiefe  Schicht  besteht  aus  einem  aus  heterogenen  Erd- 
arten aufgeschwemmten,  unter  diesem  folgt  ein  weniger 
starkes  von  grauem  Letten  und  dann  ein  sehr  festes,  gegen 
10  Fufs  mächtiges  Gerolle  von  Basalt,  Sand  und  Kies, 
aus  welchem  die  M.quellen  zwar  entspringen,  deren  Heerd 
indefs  wohl  tiefer  zu  suchen  sein  dürfte. 

Entdeckt  wurden  die  M.quellen  im  Jahre  1720  von 
G.  Schöppner,  Pfarrer  zu  Aschach,  1725  zuerst  gefafst 
und  untersucht  von  Behring  er,  Leibarzt  des  Fürstbi- 
schofs Franz  v.  Hütten.  Spätere  Fassungen  und  Ver- 
besserungen der  vorhandenen  Einrichtungen  erfolgten  1756, 
1766,  1812  und  1835—1836. 

Das  Etablissement,  seit  längerer  Zeit  Eigentbum  der  Krone 
Baierns,  ist  gegenwärtig  an  das  Haus  Bolzano  verpachtet. 

Das  Bad  bildet  ein  abgeschlossenes  Ganze,  umfafst  mehrere  Ge- 
bäude, welche,  ausser  bequemen  Wohnungen  für  Kurgäste,  eine 
Badeanstalt  enthalten,  in  welcher,  ausser  Wannen-  undDouchebädern, 
auch  Einrichtungen  zu  Gas-,  wie  zu  Eisenmineralschlamm-  und  Mut- 
terlaugenbädern getroffen  sind. 

Bocklet  gehört    nicht    zu  den    geräuschvollen  Bädern,    seine  An- 
nehmlichkeiten beschränken  sich  mehr  auf  die  freundliche  Natur,  wel- 
che Bocklet  umgiebt,  und  den  geselligen  Umgang.   Von  grofser  Wich- 
II.  Theil.  Qq 


610 

tigkeit  für  Bocklet  ist  die  Nähe  von  Kissingen.  Die  Kurgäste  beide 
Bader  erhalten  hierdurch  nicht  nur  mehr  gesellige  Beziehungen,  -! 
die  Nähe  beider  Kurorte  gestattet  zugleich  die  oft  sehr  wirksam; 
Verbindung  beider  Heilquellen;  man  trinkt  einen  Kissinger  Brunne 
und  badet  in  Bocklet,  oder  mau  beginnt  die  Kur  in  Kissingen  un 
beschliefst  mit  einer  stärkenden  Nachkur  in  Bocklet.  —  Im  Somme 
1829  betrug  die  Zahl  der  Kurgäste  172;  —  in  den  letzten  Jahrei; 
belief  sie  sich  in  jeder  Saison  auf  200  bis  250,  welche  jährlich  übe 
30U0  Bäder  verbrauchten.  —  Brunnenarzt  ist  Hr.  Dr.  Kirchgess 
ner,  dem  wir  auch  die  neueste  Monographie  über  B.  verdanken. 

Man  unterscheidet  zu  B.  gegenwärtig  nur  zwei  ver 
schiedene  M.quellen,  nämlich:  1.  die  Stahl  quelle,  ah. 
Hauptquelle,  eine  erdig-salinische  Eisenquelle,  und  2.  du 
Schwefelquelle,  eine  eisenhaltig -salinische  Schwefel 
quelle. 

1.  Die  Stahlquelle.  Nach  ihrer  Entdeckung  im  J 
1720  erhielt  dieselbe  anfänglich  eine  Schachtfassung.  Im! 
J.  1786  fand  Professor  Pickel,  hei  einer  vorgenommener 
neuen  Fassung,  auf  einem  eng  hegränzten  Räume  in  dei 
Tiefe  des  Schachtes  drei  verschiedene  Ausbrüche  dieser 
M ..quelle,  die  sich  nach  der  angestellten  chemischen  Un 
tersuchung  nicht  in  qualitativer,  wohl  aber  in  quantita 
tiver  Hinsicht  ihrer  mineralischen  Bestandtheile  von  ein- 
ander unterschieden.  Diese  Verschiedenheit  gab  damals 
Veranlassung,  jene  Ausbrüche  als  drei  verschiedene  Mi- 
neralquellen zu  fassen  und  sie  mit  dem  Namen  der  Lud- 
wigsquelle, Friedrichsquelle  und  Karlsquelle 
zu  bezeichnen.  Da  man  aber  späterhin  fand,  dafs  diese 
Trennung  dem  mineralischen  Gehalte  des  Wassers  nicht 
förderlich  war,  so  wurde  im  Winter  I8f|  eine  neue  Schacht- 
fassung ausgeführt,  in  welcher  die  früher  getrennten  Quel- 
lenausbrüche wieder  zu  einer  Quelle  vereinigt  wurden ,  wel- 
che jetzt  in  einer  Stunde  eine  Wassermenge  von  79 
Kubikfufe  liefert. 

Das  frisch  geschöpfte  Wasser  der  Stahlquelle  perlt 
sehr  stark,  erscheint  im  ersten  Augenblick  undurchsichtig, 
wird  aber  nach  Entweichen    der  Gasbläschen  durchsichtig 


und  klar;  besitzt  einen  angenehmen ,  erfrischenden,  eisen- 
haltig-prickeiden  Geschmack  und  Geruch  und  hat  die  Tem- 
peratur von  8°  R.;  sein  spec.  Gewicht  beträgt  1,0117. 

Merkwürdig  ist  auch  hier,  wie  hei  dem  Soolensprudel  der  nahen 
Saline  zu  Kissingen,  ein  periodisches  Steigen  und  Fallen  dieser  Quelle, 
das  bisweilen  täglich  zu  verschiedenen  Malen  eintritt,  dann  aber  auch 
wohl  auf  einige  Zeit  ganz  aussetzt. 

2.  Die  Schwefelquelle,  nur  wenige  Schritte  vom 
Schachtbrunnen  im  Brunnentempel  zu  Tage  kommend,  durch 
Röhren  in  ein  kleines  steinernes  Bassin  geleitet.  Das 
Wasser  derselben  ist  klar  und  hell,  etwas  ins  Bläuliche 
spielend,  von  einem  anfangs  angenehmen,  später  aber  mehr 
1  eisenhaft-salzigen  Geschmack  und  einem  sehr  hepatischen 
Geruch.  Seine  Temperatur  beträgt  nahe  an  12°  R.  Es  ent- 
hält eine  nicht  unbeträchtliche  Menge  Kohlensäure  imd 
hydrothionsaures  Gas,  letzteres  jedoch  nicht  fest  mit  dem 
Wasser  verbunden ;  —  beacktenswerth  ist  sein  nicht  unbe- 
deutender Eisengehalt.  Wegen  ihrer  verhältnifsmäfsig  ge- 
ringen Ergiebigkeit  wird  sie  nur  als  Getränk  benutzt. 

Chemisch  analysirt  wurden  die  M.quellen  zu  B.  zu 
verschiedenen  Zeiten  von  Goldwitz, Lieb  lein,  Mayer, 
Vogel  mann  und  Vogel;  da  aber  diese  Analysen  noch 
zu  der  Zeit  unternommen  wurden,  wo  die  einzelnen  Quellen- 
ausbrüche besonders  gefafst  waren,  sind  die  Ergebnisse 
dieser  Untersuchung  durch  die  neue  Fassung  des  Stahl- 
brunnens  unbrauchbar  geworden.  Um  so  erfreulicher  und 
dankenswerther  ist  daher  die  neue  von  Kastner  im  Jahre 
1836  an  Ort  und  Stelle  unternommene  und  im  Jahre  1837 
wiederholte  Analyse  des  Stahlbrunnens.  Hiernach  enthält 
in  sechzehn  Unzen  Wasser: 

1,     Die  Stahlquelle: 

im  Frühjahr  1836 :  im  September  1837 : 

Kohlensaure  Talkerde   .        3,3600000  Gr.  .  3,434000  Gr. 

Kohlensaure  Kalkerde    .        6,5450000  —  .  3,605000  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul     0,6106585  —  .  0,674800  — 

Kohlensaures  Mangauoxydul  0,0010000  —  .  0,001000  — 

Brommagnium  .        .        0,0002100  —  .  0,000212  — 

Qq2 


612 


Jodmagnium     . 

Spuren 

Spuren 

Chlormagnium 

4,4320000  Gr.      . 

4,432000  Gr. 

Chlorkalium    . 

0,1473000  — 

0,148040  — 

Chlornatrium  . 

6,5522000  — 

6,560000  — 

Chlorlithium    . 

.        .        . 

Spuren 

Schwefelsaures  Natron 

2,5421000  — 

2,542000  — 

Schwefelsaure  Talkerde 

3,2300000  — 

3,240000  — 

Schwefelsaure  Kalkerde 

0,0000300  — 

0,000016  — 

Phosphorsaures  Natron 

0,0000100  — 

0,000012  — 

Phosphorsaure  Kalkerde 

Spuren 

Spuren 

Kieselerde 

0,2210000  — 

0,021600  — 

Thonerde 

0,0023000  — 

0,000120  — 

Extractivstoff  . 

0,0200800  — 
31,663S885  Gr.             5 

0,021200  — 

| 

!4,680000  Gr. 

Freie  Kohlensäure 

39,388  Par.  Kub.  Z.        42,48  Par.  Kuh.  Z; 

Stickstoffgas 

Spuren. 

2.  Die  Schwefel  quell 

e,   welche   bei    der  neuern  Schachtfas-; 

sung  unberührt  blieb : 

nach  Mayer: 

aach  Vogel: 

Schwefelsaures  Natron 

0,19520  Gr.      . 

0,25  Gr. 

Kohlensaure  Kalkerde 

2,55600  — 

2,50  — 

Chlornatrium 

0,38450  — 

0,25  — 

Chlorkalium 

.        .        .        .        • 

0,50  — 

Kohlensaures  Natron 

>        .        .        . 

0,50  — 

Kohlensaure  Talkerde 

0,28128  — 

0,50  — 

Thonerde 

0,07240  — 

. 

Kohlensaures  Eisenoxydul 

0,52000  — 

0,40  — 

Kieselerde 

0,10400  — 
4,11338  Gr. 

0,10  — 

5,00  Gr. 

Kohlensaures  Gas    . 

25,00  Kub.  Z. 

21,00  Kub.  Z. 

Schwefelwasserstoffgas  . 

5,00      — 

0,20     — 

1 

30,00  Kuh.  Z. 

21,20  Kub.  2 

Die  vorherrschenden  Bcstandtheilc  des  Stahlbrunnens, 
der  durch  die  neue  Fassung-  bedeutend  an  Gehalt  gewon- 
nen hat,  sind :  kohlensaures  Gas,  Eisenoxydul,  kohlensaure 
und  Chlorsalze.  Wenn  daher  schon  früher  die  ältere  Lud- 
wigsquelle, als  die  stärkste  unter  den  früher  besonders 
aufgeführten  M. quellen,  hinsichtlich  ihrer  chemischen  Con- 
stitution und  Wirkung  zwischen  den  Eisenquellen  zu  Pyr- 
mont und  dem  Franzensbrunnen  ibre  Stelle  erhielt,  so 
scheint  der   neugefafsten  Stahlquelle  zu  B.  diese   Stellung 


613 

jetzt  mit  noch  grösserem  Rechte  zuzukommen,  nur  dürfte 
sie  hinsichtlich  ihres  Reichthums  an  kohlensaurem  Gas 
und  Eisen  näher  dem  Pyrmonter  als  dem  Franzenshrunnen 
stehen.  Gleichwohl  wird  dieses  M.wasser  von  sehr  reizba- 
ren und  zu  congestiven  Beschwerden  geneigten  Subjecten, 
bei  welchen  die  reinen,  an  kühlenden  Salzen  armen  Eisen- 
wasser zu  erhitzend  und  erregend  wirken,  verhältnifsmäfsig 
leichter  vertragen,  —  ist  indefs  als  Getränk  und  Bad  in 
allen  den  Fällen  nur  bedingt  anzuwenden,  wo  Eisenwasser 
überhaupt  contraindicirt  sind.  Vermöge  seiner  stärkenden 
und  gleichwohl  weniger  adstringirenden  Wirkung  reiht  sich 
der  Stahlbrunnen  von  B.  sehr  passend  an  die  mehr  auflö- 
senden M.wasser  von  Kissingen,  —  und  eignet  sich  daher 
sehr  zweckmäfsig  zu  einer  stärkenden  Nachkur  nach  dem 
Gebrauch  der  M.quellen  zu  Rissingen. 

In  Beziehung  auf  die  besondern  Wirkungen  der  einzelnen  Heil- 
quellen B.s  findet  indefs  folgende  Verschiedenheit  statt: 

a.  Die  Stahlquelle  wirkt  getrunken  und  als  Bad  vorherrschend  er- 
regend, stärkend  auf  den  Gesammtorganismus,    verbindet  aber  hiermit 

j  zugleich  vermöge  ihres  beträchtlichen  Gehaltes  an  Salzen  und  ihres 
Reichthums  an  Kohlensäure  eine  alterirende  Wirkung,  durch  welche 
nicht  nur  das  Mischungsverhältnifs  der  Säfte  und  die  organische  Pla- 
stik verbessert,  sondern  zugleich  auch  die  adstringirende  und  erhit- 
zende Wirkung  modificirt  wird. 

b.  Die  Schwefelquelle  wirkt  dagegen  primär  mehr  umstimmend, 
das  Mischungsverhältnifs  der  Säfte  umändernd,  und  ihre  tonisirende, 
stärkende  Wirkung  ist  hier  eine  mehr  seeundäre,  untergeordnete. 

Man  benutzt  die  M.quellen  zu  Bocklet  als  Bad,  Was- 
serdouche,  Tropf-  und  Regenbad  3  besonders  als  aufstei- 
gende Douche,  —  und  als  Getränk;  im  letzteren  Falle läfst 
man  vier  bis  acht  Becher  trinken. 

Die  frühere  starke  Versendung  der  Stahlquelle,  welche  jährlich 
60  bis  80,000  Krüge  betrug,  hat  zwar  in  neuerer  Zeit  abgenommen; 
da  aber  die  mit  dem  versendeten  M.wasser  des  ueugefafsten  Schacht- 
brunnens wiederholten  Versuche  dargethan  haben,  dafs  durch  die  zweck- 
mäfsigere  Fassung  des  Brunnens  auch  die  chemische  Constitution  des 
M.wasser  wesentlich  gewonnen,  und  die  einzelnen  Bestandtheile  inniger 
und  fester  an  das  Wasser  gebunden  scheinen,  steht  zu  erwarten,  dafs 
die  Versendung  dieses  M.wassers  sich  wieder  heben  wird. 


614 

Aufserdem  befinden  sieh  in  B.  noch  Gasbüder,  Eisen -Mineral- 
scblammbäder  und  31utterlaugeubäder. 

Zu  den  Gasbädern  benutzt  man  das  sehr  reichlich  aus  dem 
neugefafsteu  Schachtbrunnen  sich  entbindende  kohlensaure  Gas,  wel- 
ches mittelst  einer  besonderu  Vorrichtung  aufgefangen,  in  die  Bade- 
anstalt geleitet  und  dort  zu  den  verschiedenen  Arten  von  Gasbäderu 
verwendet  wird. 

Die  zu  den  Schlammbädern  nöthige  Moorerde  bezieht  man 
aus  dem  sogenannten  rothen  Moore  auf  der  hohen  Rhön.  Diese  Moor- 
erde, die  schon  an  sich  sehr  reichhaltig  au  Eisenoxydul  und  vegeta- 
bilischem Humus  ist,  wird  vor  dem  Gebrauch  zu  ganzen  oder  Local- 
bädern  erst  längere  Zeit  mit  dem  Stahlwasser  gesättigt  und  dann  durch 
Beimischung  von  erwärmtem  M.wasser  zu  Bädern   benutzt. 

Zu  den  Mutterlaugenbädern  bezieht  man  die  Mutterlauge 
von  der  nahen  Saline  Kissingen.  Sie  wird  in  bestimmten  Quantitäten 
den  einfachen  M.wasserbädern  aus  Stahlbrunuen  beigemischt,  wodurch 
nach  den  Erfahrungen  von  Kirchgessner  die  überwiegend  bele- 
bend stärkende  Wirkung  der  letztem  wesentlich  modificirt,  und  hier- 
durch mehr  alterirend,  auflösender  wird. 

Gleich  ähnlichen  Eisenquellen  angezeigt  in  allen  den 
Krankheiten,  in  welchen  vorwaltende  Schwäche  die  An- 
wendung- belebend -stärkender  M.quellen  fordert,  hat  sich 
der  Stahlbrunnen  als  Getränk  und  Bad  namentlich  in 
folgenden  Krankheiten  hilfreich  erwiesen: 

1.  In  chronischen  Leiden  des  Nervensystems,  bedingt 
durch  reine  Schwäche,  —  Hysterie,  nervöser  Hypochondrie, 
habituellen  Krämpfen,  örtlicher  und  allgemeiner  Nerven- 
schwäche, anfangender  Tabes  dorsalis,  Lähmungen. 

2.  In  Krankheiten  der  Verdauungswerkzeuge,  —  Schwä- 
che  des  Magens  und  Darmkanals,  Unregelmäfsigkeit  des 
Stuhlganges,  Neigung  zu  Verschleimungcn  und  habituellen 
Durchfällen. 

3.  In  krankhaften  Anomalieen  des  Uterinsystems  in  Folge 
allgemeiner  oder  örtlicher  Schwäche,  —  Bleichsucht,  ganz 
fehlender  oder  unregehnäfsiger,  zu  sparsamer  oder  schmerz- 
hafter Menstruation,  —  Neigung  zu  Abortus,  passiven  Hä- 
morrhagica, Fluor  albus,  Unfruchtbarkeit. 

4.  In  analogen  krankhaften  Zuständen  der  männlichen 
Geschlechts- und Ilnrnwcrkzcuge, —  Blennorrhöen  der  Blase, 
Blasenhämorrhoiden,  Blasenkrämpfen,  wie  Incontinentia  uri- 


615 

nae  von  Schwäche,  —  krankhaften  Saamenergiefsungen, 
Impotenz. 

5.  Dyskrasieen  und  Kachexieen,  in  so  fern  sie  entwe- 
der durch  reine  Schwäche  oder  Leiden  der  Digestion  und 
Assimilation  bedingt  werden ,  oder  vermöge  ihrer  qualita- 
tiven Beschaffenheit  Eisenwasser  fordern,  —  Scropheln, 
Rhachitis,  mercuriellen  Dyskrasieen. 

Die  Schwefelquelle  ist  dagegen  innerlich  mehr  in 
den  Fällen  angezeigt,  in  welchen  weniger  belebend-stärkcnd, 
sondern  mehr  umändernd  auf  das  Mischungsverhältnifs  der 
Säfte  und  kräftiger  die  Se-  und  Excretionen  bethätigend 
eingewirkt  werden  soll,  namentlich :  bei  hartnäckigen  rheu- 
matischen und  gichtischen  Verschleimimgen  des  Magens 
und  Darmkauais,  Stockungen  im  Leber-  und  Pfortader- 
system und  dadurch  bedingten  Hämorrhoidalleiden  oder 
Dyskrasieen,  —  rheumatischen,  gichtischen  und  psorischen 
Blennorrhöen  der  Harnwerkzeuge  und  Brustorgane,  Dispo- 
sition zu  chronischen  Brustkatarrhen,  zu  Bronchitis,  und 
Fluor  albus,  —  scrophulösen  Leiden,  insbesondere  der 
Kinder  von  schwächlicher  und  schlaffer  Körperconstitution, 
—  mercuriellen  Dyskrasieen,  in  welchen  der  Stahlbrunnen 
der  Schwefelquelle  nachsteht. 

Ueber  den  Gebrauch  der  M.quellen  zu  B.  als  stärkende  Nachkur 
nach  dem  Gebrauch  der  zu  Kissingen,  mit  Rücksicht  der  hierbei  über- 
haupt zu  beachtenden  Verhältnisse  vergl.  S.  606. 

J.  A.  Stephan,  Föns  medicatus  Christophorianus  noviter  in  su- 
periore  Franconia  detectus  et  virtute  sua  famosus.    Wirceburgi  1727. 

F.  J.  de  Oberkamp,  wahrer  Mineralgehalt  und  davon  abstam- 
mende Würk-Kräfte  der  Kissinger  und  Bockleter  Heyl-,  Trink-  und 
Bad-Brunnen.  Wiirzburg  1745. 

Kurz  verfafste  Beschreibung  des  wahren  Befundes  deren  uralten 
Heil-,  Trink-  und  Badbruuuen  nächst  dem  Städtleiu  Kissingen  an  der 
Saale.  Würzburg  1765. 

H.  P.  Delius,  Untersuchungen  u.  Nachrichten  von  den  Gesund- 
brunnen und  Bädern  zu  Kissingen  und   Bocklet.  Erlangen   1770. 

D.  A.  F.  Ehlen,  de  fontibus  medicatis  in  principätü  Wircebur- 
gensi  prope  Kissingen  et  Bocklet.  Wirceburgi  1773. 

Gh.  J.  Berger's  Beobachtungen  über  den  Gesundbrunnen  bei 
Bocklet  im  Fürstenthume  Würzburg,  und  Anweisung  zu  dessen  Ge- 
brauch. Meiningen  1775. 


616 

Pickel  in:  Baldinger's  neuem  Magazin.  1793.  Bd.  XIV.  St.  ü 

Ueber  den  Kurort,  Mineralbrunnen  und  das  Bad  zu  Bocklet.  Mi 
Zusätzen  von  D  i  n  k  1  e  r.  1793. 

Die  Mineralquellen  zu  Kissingen  und  Bocklet  von  S.  Goldwitz 
Würzburg  1795. 

Ph.  J.  Horsch,  die  salinischen  Quellen  zu  Kissingen  und  dii 
Stahlquellen  zu  Bocklet  im  Grolsherzogth.  Würzburg.  Wiirzb.  1811. 

Bocklet  und  seine  Heilquellen  vou  Spind ler.   Würzburg  1811. 

E.  J.  Wetzler,  über  Gesundbr.  und  Heilbäder.  Tb.  II.  S.  534 
—  Zusätze  und  Nachträge.  S.  92. 

—  —  Beschreibung  der  Gesundbrunnen  Wipfeld,  Kissingen 
Bocklet  und  Brückenau.  1821.  S.  132. 

Kästner' s  Archiv.  Bd.  VI.  S.  242. 

Haus  und  Zeller  in:  Friedreich's  Notizen  üb.  Bayerns  Bä- 
der. S.  19.  61. 

Haus  in:  Gemeinsame  deutsche  Zeitschrift  für  Geburtskunde.j 
Bd.  II.  St.  2.  S.  139.  —  Bd.  V.  St.  3.  S.  400. 

Ausführliche  Beschreibung  der  Heilquellen  zu  Kissingen  von  Dr. 
Ad.  EI.  v.  Siebold.  S.  211. 

Vogel  a.  a.  0.  S.  13. 

Büchner' s  Repertorium  für  die  Pharm.  Bd.  XXX.  1S29. 

Pfeufer  in:  Hufeland  und  0 sann's  Journ.  der  prakt.  Heilk. 
Bd.  LXX.  St.  2.  S.  29. 

C.  J.  Haus,  über  Bocklet  und  seine  Heilquellen.  Würzb.  1831. 

Eisenmann,  die  Heilquellen  des  Kissinger  Saalthaies.  Erlangen 
1837.  S.  45.  ff. 

F.  A.  Ballin  g,  Kissingens  Bäder  und  Heilquellen.  Stuttgart  1S37. 
S.  177. 

Ferd.  Kirch  ge  ssn  er,  der  Kurort  Bocklet  mit  seinen  Heil- 
quellen und  Bädern.  Würzburg  183S. 

Ch.  Pfeufer,  die  M. quellen  von  Kissingen  und  ihre  Beziehun- 
gen zu  denen  von  Brückenau  und  Bocklet.  Bamberg  1839.  S.  227. 

v.  Gräfe  und  Kali  seh,  Jahrb.  für  Deutschlands  Heilq.  und 
Seebäder.  IV.  Jahrg.  1839.  Abth.  1.  S.  25.  ff. 

Kali  seh,  allgem.  Zeitung  des  Brunnen-  und  Badewesens.  1840. 
S.   179. 


An  diese  M.quellen  schliefsen  sich: 

Das  Ludwigsbad  bei  Wipfeld,  im  Landgerichte  Werncck, 
550  Fufs  über  dem  Meere,  auf  dem  linken  Ufer  des  Main,  dem  Dorfe 
Wipfeld  gegenüber,  ungefähr  800  Schritte  vom  Ufer  entfernt,  in  einer 
anmutliigen  und  fruchtbaren  Gegend,  von  Würzburg  sechs,  von  Schwciu- 
furth  drei,  von  Werneck  zwei  Stunden  entfernt. 

Erst  in  der  neuern  Zeit  wurden  diese  M.quellen  als  Heilquellen 
allgemeiner  benutzt,  von  Zeller,  Wetzler,  Pfeufer,  Balling 
und  Kirchner  empfohlen;  von  Ludwig,  König  von  Baiern,  erhielt 
das  Bad  1825  seinen  Namen,  und  1828  durch  den  Kaufmann  Herold 


617 

zu  Würzburg,  der  die  Heilanstalt  in  einem  noch  sehr  unvollkommenen 
Zustande  im  Jahre  1827  nebst  einem  Theil  der  Umgebungen  des  Bades 
käuflich  an  sich  brachte,  ein  Kurhaus  und  1S37  ein  steinernes  Badege- 
bäude mit  Einrichtungen  zu  Douche-,  Dampf-  und  Miueralschlammbä- 
dern.  Durch  letzteres  wurde  einem  grofsen  ,  Kranken  oft  nachtheili- 
gen Uebelstand  abgeholfen,  da  früher  die  Kurgäste  im  Dorfe  auf  dem 
rechten  Ufer  wohnen,  und  zum  Baden  sich  jedesmal  über  den  Main 
mufsten  setzen  lassen. 

Die  Zahl  der  Kurgäste  betrug  in  den  letzten  Jahren  durchschnitt- 
lich 180—200  Personen,  wobei  Passanten  nicht  mitgerechnet  sind,  — 
die  Zahl  der  Bäder  im  J.  1836  und  1837  zwischen  1800  bis  1900;  — 
im  J.  1838  :  2024,  darunter  201  Schlammbäder  und  151  Douchebäder; 
—  die  Zahl  der  jedes  Jahr  versendeten  Flaschen  Mineralwasser 
4-500. 

Badearzt  ist  Hr.  Dr.  Seh  er  er. 

Das  Klima  wird  als  sehr  mild  gerühmt  und  besonders  für  Brust- 
kranke geeignet,  weshalb  auch  viele  Aerzte  der  benachbarten  Städte 
dergleichen  Leidende  zum  Genüsse  der  Landluft  hierher  schicken. 

Der  die  M. quellen  unmittelbar  umgebende  Boden  ist  Moorland, 
das  nur  an  manchen  Stellen  von  einer  ein  bis  zwei  Fufs  mächtigen 
Schicht  von  Kalktufferde,  mit  einzelnen  derberen  Schichten  von  Kalk- 
tuff oder  Travertino  vermischt,  bedeckt  wird.  Hierauf  folgt  ein  12 
bis  15  Fufs  mächtiges  Schlammlager,  das  einen  sehr  wirksamen  Schwe- 
felmineralschlamm liefert,  und  erst  in  einer  Tiefe  von  etwa  20  Fufs 
stufst  man  auf  das  Flötzkalkgebirge. 

Der  Zahl  nach  unterscheidet  man  fünf  M.quellen: 

1.  Die  L  udwigs  quelle,  von  Pickel  entdeckt. 

2.  Die  Heffnersquelle,  von  der  vorigen  nur  wenige  Schritte 
entfernt,  durch  Hrn.  Heffner  entdeckt  und  nach  ihm  benannt. 

3.  Die  Stahlquelle,  nur  zwei  Schritte  von  der  Heffners- 
quelle, doch  ohne  ausgezeichneten  Gehalt  nach  einer  vorläufigen  Un- 
tersuchung von  Mayer. 

4.  Eine  vierte  M. quelle,  entfernter  von  den  übrigen  gegen  Süd- 
Ost  entspringend,  von  Balling  mit  dem  Namen  der  Schilf  quelle 
bezeichnet. 

5.  Die  Schwefelquelle,  in  dem  den  zuerst  angeführten  älteren 
M.quellen  nahen  Altach-Wäldchen  im  J.  1838  von  Dr.  Scherer  beim 
Graben  des  M.schlamms  entdeckt;  —  und  zwei  andere  in  demselben 
Wäldchen  entspringende  M.quellen.  —  Diese  drei  letzteren  Quellen 
sind  bisher  noch  nicht  benutzt  worden. 

Von  den  zuerst  genannten  vier  M.quellen,  die  seither  allein  in 
Gebrauch  gezogen  sind,  hat  nur  die  Ludwigsquelle  einen  steinernen 
Brunnenkranz  und  ist  mit  einem  leichten  Pavillon  versehen  ;  —  die 
drei  andern  sind  blofs  in  hölzernen  Kufen  gefafst  und  mit  Deckeln 
geschlossen.  —  Der  Wasserreichthum  der  Ludwigsquelle  betrügt  nach 
Körte  879  Par.  Kubikfufs  in  24  Stunden. 

Die  Heilquellen  des  Ludwigsbades  gehören  zum  Theil  zur  Klasse 
der  Schwefelquellen,  wie  die  Ludwigs-,  Heffuers-  und  die  neue  Schwe- 


618 

feiquelle,  —  zum  Theil  zu  den  erdig -salinischen  Quellen,  -wie  die 
Schilfquelle,  die  Stahlquelle  und  die  in  dem  Altach -Wäldchen  ent- 
springenden beiden  M  quellen,  welche  sämmtlich  kohlensaure  uiul 
schwefelsaure  Kalkerde  nebst  kohlensaurer  lind  schwefelsaurer  Talk- 
erde enthalten  und,  ausser  einem  etwas  gröfsern  oder  geringern  Ge- 
halt an  kohlensaurem  Eiseuox3dul,  nur  wenig  in  der  Quantität  ihrer 
Bestandtheile  von  einander  abweichen. 

Das  Wasser  der  Ludwigsquelle  ist ,  frisch  geschöpft ,  klar ,  von 
starkem  hepatischen  Geruclte  und  einem  anfangs  etwas  süfsliclteu 
Geschmacke.  Längere  Zeit  der  Luft  ausgesetzt,  trübt  es  sich  und  ver- 
liert an  Geruch,  der  aber  wieder  entstellt,  wenn  man  es  etwas  schüt- 
telt, —  eine  Eigentümlichkeit,  auf  welche  Wetzler  und  Balling 
aufmerksam  machen  und  die  eine  innigere  Bindung  des  Schwefelwas- 
serstoffgases an  das  Wasser  zu  beweisen  scheint.  Ganz  gleich  ver- 
hält sich  das  AVassrr  der  beiden  andern  Schwefelquellen.  —  Die 
Schilf-  und  Stahlquelle  siud  frei  von  Schwefelwasserstoff,  entwickeln 
aber  unaufhörlich  bei  ihrem  Hervorquellen  eine  Menge  Gasblasen,  so 
dafs  das  Wasser  fortwährend  zu  kochen  scheint.  Dieses  Gas  besteht 
aus  einer  Mischung  von  atmosphärischer  Luft  mit  etwas  kohlensau- 
rem und  Kohlenwasserstoffgas. 

Die  Temperatur  säinmtlicher  M.quellen  ist  constant  +  11°  K. 

Ausser  diesen  M.quellen  ist  noch  der  hier  befindliche  und  sehr 
wirksame  Schwefelmineralschlamm  zu  erwähnen.  Derselbe 
ist  von  fetter  seifenartiger  Cousistenz,  hängt  sich  leicht  an  die  Fin- 
ger an  und  hat  eine  braunschwärzliche,  an  andern  Stellen  mehr  gelb- 
liche Farbe.  Er  zeigt  sich  beim  Zertheilen  aufs  innigste  von  feineu 
Pflanzenfasern  durchdrungen,  und  entwickelt  einen  sehr  starken  Ge- 
ruch nach  Schwefelwasserstoffgas.  Sein  speeifisches  Gewicht  ist 
1,3  bis  1,4. 

Analysirt  wurden  die  M.quellen  von  Pickel,  Körte,  Vogel, 
Mayer  und  neuerlich  (1838— 1839)  von  Scherer. 

Der  chemischen  Analyse  zufolge  enthalten  sechzehn  Unzen 
1.     Der  Ludwigsquelle: 

nach  Körte:  nach  Mayer: 

Kohlensaure  Kalkerde       .        2,500  Gr.  .  .        1,9300  Gr. 

Kohlensaure  Talkerde        .        0,718  —  .  .         0,1200  — 

Schwefelsaure  Kalkerde    .        4,600  —  .  .      10,4800  — 

Schwefelsaure  Talkerde   .        0,900  —  .  .        3,10U0  — 

Chlorcalcium .  0,0932  — 

Eisen  ....        Spuren  .... 

Kohlensaures  Eisen  ...  .  .        0,0207  — 

Extractivstoff     .        .        .        0,250  —  .  .        0,0732  — 

Verlust        ....        0,232  —  .         .        . 

9,200  Gr.  15,8171  Gr. 


619 


Kohlensaures  Gas 

1,28  Kuh.  Z. 

Schwefelwasserstoffgas 

4,26    — 

5,54  Kub.  Z. 

nach  Vogel: 

nach  Seh  e  r  er : 

Schwefelsaure  Talkerde 

3,25  Gr.      . 

2,120  Gr. 

Chlorkalium    . 

0,50  — 

0,102  — 

Chlorwagnium 

0,25  — 

•         • 

Schwefelsaures  Natron 

6,25  — 

. 

Schwefelsaure  KalUerde 

•        .          .         • 

6,471  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

.        4,25  -        . 

2,302  — 

Kohlensaure  Talkerde 

1,25  — 

0,525  — 

Kohlensaures   Eisen 

Spuren 

.        • 

Humusextract 

0,25  — 

•        .        • 

Extractivstoff 

. 

0,289  — 

16,00  Gr. 

11,809  Gr. 

Kohlensaures  Gas 

2.5  Kub.  Z. 

2,50  Kub.  Z. 

Schwefelwasserstoffgas 

0,3    — 
2,8  Kub.  Z. 

0,92     — 

3,42  Kub.  Z. 

Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Taikerde 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Schwefelsaure  Talkerde 
Chlorkalium 
Extractivstoff   . 
Kohlensaures  Eisenoxydul 


2.  Der  neuen  Schwefelquelle:    3.  Der  Schilfquelle: 
nach    Scherer: 

2,912  Gr.      . 

0,826  — 
10,312  — 

2,547  — 

0,457  — 


Kohlensäure 
Schwefelwasserstoffffas 


0,024 


17,078  Gr. 

3,2  Kub.Z. 
0,6     — 

3,8  Kub.  Z. 


1,448  Gr. 

0,425  — 

8,711  — 

2,092  — 

0,028  — 

0,032  — 

0,021  — 

12,757  Gr. 


Die  Hef  fnersquel  le  enthält  nach  Scherer  in  sechzehn  Un- 
zen 0j8  Kub.  Zoll  Schwefelwasserstoffgas  und  11,8  Gran  feste  Kestand- 
theile  im  wasserfreien  Zustande.  —  Das  Wasser  der  Stahlquelle  zeigt, 
ausser  einem  nur  wenig  gröfsern  Gehalt  an  kohlensaurem  Eisenoxy- 
dul, keine  Verschiedenheit  von  dem  der  Schilfquelle. 

Der  Schwefelmineralschlamm  ist  ebenfalls  von  Scherer 
analysirt  worden.  Sechzehn  Unzen  desselbeu  verlieren  durch  langsa- 
mes Austrocknen  12  Unzen  Feuchtigkeit  und  liefern 


620 


Schwefelwasserstoffes  .  3,7  Kub.  Z. 

Kohlensäure  .        .        .        17,0      — 


20,7  Kub.  Z. 

An  festen  Bestandteilen  enthalten  100  Gran  desselben,  die  mö^ 
liehst  von  Wurzeln  befreit  sind: 

Kohlensaure  Kalkerde          .        .  24,097  Gr. 

Schwefelsaure  Kalkerde      .        .  6,347  — 

Kohlensaure  Talkerde         .        .  4.72S  — 

Thonerde 10,300  — 

Eisenoxydul           ....  2,900  — 

Kieselerde     .....  12,000  — 

Schwefel 0,813  — 

Humussäure           .        .    .  i,        .  25,500  — 

Bituminöses  Harz        .        .        .  0,800  — 

Extractivstoff       ....  4,000  — 
Schwärzlichen  Rückstand  von  Kohle 

und  Kieselerde          .        .        .  8,515  — 


100,000  Gr. 


In  ihren  Wirkungen  ähnlich  denen  der  kalten  erdig  -  saliuischen 
Schwefelwasser,  werden  die  M-quellen  zu  Wipfeld  als  Getränk,  und 
äufserlich  in  Form  von  Wasser-,  Douche-,  Dampf-,  Regen-  und  Mi- 
neralscblammbädern  benutzt;  die  letztern  wurden  von  Balling  ge- 
gründet und  durch  Seh  er  er  wesentlich  verbessert. 

Unter  den  neunzehn  Badezimmern  des  Badegebäudes  sind  4  für 
Schlammbäder,  in  deren  jedem  zwei  Wannen  sich  befinden :  eine  auf 
Rollen  gestellte  Schlammwanne,  welche  nach  jedem  einzelnen  Bade 
hinausgefahren  und  ausgeleert  wird,  und  eine  in  den  Boden  einge- 
senkte Wanne  zum  Abwaschen.  —  Der  Schlamm  wird  jeden  Tag 
frisch  gegraben  und  dann  mit  heifsem  Schwefelwasser  saturirt  und  er- 
Avärmt.  Sc  her  er  zieht  diese  Bereitungsart  der  Erwärmung  des 
Schlamms  selbst,  oder  der  durch  heifse  Dämpfe  vor,  weil  bei  beiden 
letztem  immer  ein  Verlust  der  flüchtigen  (jase  durch  die  erhöhte 
Temperatur  entstellt. 

Ausser  diesen  werden  von  Kranken  nach  Umständen  hier  auch 
Molken,  frisch  ausgepreiste  Kräutersäfte  oder  versendete  M.wasser 
getrunken. 

Die  Krankheiten,  in  welchen  die  genannten  Schwefelquellen  in- 
nerlich und  äufserlich  besonders  empfohlen  werden,  sind  folgende : 

1.  Krankheiten  des  Leber-  und  des  Pfortadersystems,  —  Plethora 
abdominalis,  Stockungen,  llämorrhoidalbcschw erden. 

2.  Chronische  Leiden  des  Uterinsystems  durch  Stockungen  und 
örtliche; ,  oder  allgemeine  Schwäche  bedingt,  —  Dysmenorrhoe, 
Amenorrhoe. 

3.  Krankheiten  des  Drüsen  -  und  Lymphsystems  in  den  man- 
nigfachen Formen  der  Serophcln,  —  Geschwülste,  Verhärtungen,  Tu- 
berkeln. 


621 

4.  Blennorrhoe!!,  von  rheumatischen ,  gichtischen ,  hämorrhoidali- 
schen  oder  psorischen  Ursachen,  —  anfangende  Lungensuchten  und 
Abzehrungen.  —  Wenn  Kissingen  sich  einen  besondern  Ruf  bei  Krank- 
heiten des  Unterleibes  erwarb,  so  scheint  Wipfeld  besonders  hilfreich 
bei  chronischen  Leiden  der  Schleimhaut  der  Bronchien  und  Lungen, 
Blenuorrhoeen  und  Disposition  zur  Lungensucht. 

5.  Rheumatische  und  gichtische  Leiden,  —  Lähmungen. 

6.  Chronische  Metallvergiftungen  durch  Blei,  Mercur,  Kupfer  und 
Arsenik. 

7.  Chronische  Hautausschläge. 

8.  Hysterische  Leiden,  vorzüglich  wenn  sie  durch  Blutstockun- 
gen in  dem  Unterleihe  bedingt  werden,  —  hysterisches  Kopfweh, 
Herzklopfen. 

Körte  in:  Gilbert's  N.  Journal  für  Chemie  und  Physik.  Bd 
IX.  St.  3. 

Wipfeld  am  Majrn  mit  seinen  Umgehungen  u.  der  Schwefelquelle. 
Ein  Taschenbuch  für  Badegäste  (von  Bar.  v.  Münster),  mit  einer 
Flufskarte  und  einer  Abbildung  von  Wipfeld.  Nürnberg  1813. 

Neueste  Nachricht  >om  Bade  zu  Wipfeld  im  Unter -Mainkreise 
des  Königreichs  Baiern  u.  seinen  Heilquellen  von  Dr.  Zell  er.  Würz- 
burg 1818. 

J.  F.  Wetzler,  über  Gesundbr.  und  Heilbäder.  Th.  II.  S.  569. 

—  —       Zusätze  und  Verbesserungen.  1822.    S.  98. 

—  —  Beschreibung  der  Gesundbrunnen  und  Bäder  Wipfeld, 
Kissingen,  Bocklet  und  Brückenau.  1821.  S.  1. 

J.  B.  Friedreich's  Notizen  über  Bayerns  Bäder  und  Heilquel- 
len. 1827.  S.  133. 

Büchner' s  Repertorium.  Bd.  XXX.  1829. 

A.  Vogel's  Mineralquellen  des  Königreichs  Baj^ern.  S.  18. 

D.  Ferd.  Kirch gefsner's  Beobachtungen  über  die  Heilkraft 
der  Mineralquellen  des  Ludwigsbades  bei  Wipfeld,  nebst  einer  kur- 
zen Beschreibung  des  neuen  Kurhauses.  Würzburg  1830. 

Pfeufer  in:  Hufeland  und  Osann's  Journal  der  prakt.  Heilk. 
Bd.  LXX.  St.  2.  S.  29. 

Ball  in  g  in:  Hufeland  und  0  s  a  n  n's  Journal  der  prakt.  Heilk. 
Bd.  LXXII.  St.  3.  S.  56.  —  St.  6.  S.  87. 

M.  J.  Schleiss,  das  Ludwigshad  bei  Wipfeld  und  seine  Umge- 
bungen, mit  besonderm  Hinblick  auf  Gaibachs  Kunstgegeustände  und 
Gartenanlagen.  Würzburg  1837. 

Emil  Kirchner,  das  Ludwigsbad  bei  Wipfeld  im  Untermain- 
kreise des  Königreichs  Baiern ,  in  naturhistorischer  und  medicini- 
scher  Beziehung.  Würzburg  1837. 

v.  Gräfe  und  Kaiisch,  Jahrb.  für  Deutschlands  Heilq.  und 
Seebäder.  IV.  Jahrg.  1839.  Ahth.  1.  S.  45  ff. 

Die  M.  quellen  zu  Orb,  im  westlichen  Theile  Unterfrankens 
im  Reg.  Bezirk  Aschaffenburg,  nahe  der  Grofsherz.  Hessischen  Gränze. 
Die   Stadt  liegt  450  F.  über  dem  Meere ,  in   einem  nördlich ,  östlich 


622 

und  südlich  von  400  bis  900  Fufs  hohen,  ans  Thon  und  Flötzsand  <*e 
bildeten  Bergen  eingeschlossenen  Kessel,  und  erfreut  sich  eines  mil 
den  Klimas. 

Die  hier  befindliche  Soolbadeanstalt  ist  Eigenthum  des  Apotheken 
Koch  in  Orb;  die  M.quellen  selbst  sind  Staatseigentum. 

Schon  vor  dem  J.  1S37,  in  welchem  Jahr  man  die  gegen würti^t 
Badeanstalt  errichtete,  wurde  die  Soole  im  Grofsen  theils  auswärts 
verschickt,  theils  von  den  dortigen  Bewohnern  zu  Bädern  und  zu  in- 
nerlichem Gebrauche  verwendet.  Die  Badeanstalt  besteht  in  einem 
steinernen  Badegebäude  mit  Einrichtungen  zu  Wannen  -  und  Douche- 
bädern  und  einem  Wohugebäude.  Die  Soole  wird  in  die  Wannen 
der  Badezimmer  direct  von  den  Quellen  geleitet.  —  In  den  beiden 
Jahren  ihres  Bestehens  zählte  die  Badeanstalt  108  wirkliche  Kurgäste. 
—  Badearzt  ist  Dr.  Albert. 

Bemerkenswerth  sind  hier  mehrere  M.quellen,  namentlich: 

1.  Der  Ludwigsbrunnen,  eine  Soolquelle,    in   der  Mitte    deri 
Stadt,  —  und 

2.  der  Friedrichsbrunnen,  ebenfalls  eine  Soolquelle,  am 
östlichen  Ende  der  Stadt,  ausserhalb  der  Ringmauer. 

Beide  Soolquellen  entspringen  aus  einem  von  Thon  bedeckten 
Kalklager ,  sind  gefafst ,  und  liefern  zusammen  in  einer  Minute  52,9 
Kub.  Fufs  Wasser  von  11—12°  R.  Temperatur. 

3.  Der  Säuerling,  500  Schritte  von  dem  Friedrichsbrunnen 
entfernt,  dadurch  gebildet,  dafs  das  aus  dem  Boden  in  grofser  Menge 
ausströmende  kohlensaure  Gas  sich  mit  dem  darüber  hinfliefsenden 
süfsen  Quellwasser  vereinigt  und  mit  demselben  eine  nur  lose  Verbin- 
dung eingeht ;  er  wird  von  da  in  ein  Bassin  geleitet  und  aus  diesem 
theils  zum  Kurgebrauche,  theils  als  gewöhnliches  Trinkwasser  ge- 
schöpft. 

Die  Soole  ist  von  Kastner  und  Fuchs  untersucht  worden. 
Letzterer  fand  in  100  Theilen  des  aus  derselben  durch  Abdampfen 
erhaltenen  Rückstandes  im  wasserfreien  Zustande,  ausser  etwas  Ei- 
sen und  freier  Kohlensäure,  folgende  Bestandtheile: 


Chlornatrium 

. 

.      76,68  Th. 

Chlorkalium    . 

.        .        . 

2,31  — 

Chlorcalcium 

... 

4,34  — 

Chlormagnitim 

.         , 

2,77  — 

Schwefelsaures 

Natron 

5,34  — 

Schwefelsaure 

Kalkerde 

.        1,77  - 

Kohlensaure  K 

alkerde 

5,63  — 

98,84  Th. 

Nach  den  Erfahrungen  des  Brunnenarztes  Dr.  Albert  hat  sich 
auch  diese  Soole  gleich  ähnlichen  kochsalzhajtigen  M.quellen  bisher 
sehr  wirksam  bewiesen:  bei  Scrophcln,  chronischen  Hautausschlägen, 
chronischen  Rheumatismen  und  Gicht,  chronischen  Nervenkrankhei- 
ten, in  so    fern    sie    durch  scrophulöse  Dyskrasiccn   bedingt  werden, 


623 

oder  eine  kräftige  Erregung  der  peripherischen  Organe  erfordern,  — 
Unterleibsleiden,  —  Krankheiten  des  uropoetischen  Systems  und  der 
Respirationsorgane.  Bei  letzteren  wird  mit  der  Soole  der  Gebrauch 
des  Säuerlings  mit  Molken  oder  Ziegenmilch  und  das  Einathmen  der 
aus  den  Gradierhäusern  und  den  Sudpfannen  sich  entwickelnden  Gas- 
arten und  Dämpfe  empfohlen. 

v.  Gräfe  und  Kaiisch,  Jahrb.  für  Deutschlands  Heilq.  und 
Seebäder.  IV.  Jahrg.  1S39.  Abtli.  I.  S.  61  ff. 

Die  M.  quellen  zu  Neuhaus,  einem  Dorfe  dem  Städtchen 
Neustadt  an  der  Saale  gegenüber,  im  nördlichen  Theile  .Unterfran- 
kens, an  der  östlichen  Abdachung  des  Rhöngebirges,  —  von  Meiniu- 
gen  3|  Meile,  von  Bocklet  1|,  von  Kissingen  2,  von  Schweinfurt  4 
und  von  Würzburg  9  Meilen  entfernt,  am  Fufse  eines  niedern,  jedoch 
ziemlich  ausgedehnten  Kalkgebirges,  —  zur  Klasse  der  jod-  und  brom- 
haltigen Kochsalzquellen  gehörig  und  Eigenthum  des  Freiherrn  von 
Haxth  ausen. 

Die  M. quellen  kommen  zunächst  aus  einem  angeschwemmten, 
aus  rothen  Sandsteinen,  Basalt  und  Sand  gemischten,  Gerolle  zu  Tage, 
welchem  Kalksteinlager  zur  Grundlage  dienen. 

Zwar  wurde  eine  dieser  M. quellen  schon  vor  etwa  50  Jahren  ge- 
fafst,  später  aber,  durch  das  hier  öfter  stattfindende  Austreten  der 
fränkischen  Saale  über  den  ganzen  Wiesengrund  zugeschvvemmt,  und 
fast  vergessen,  bis  im  J.  1832  der  alte  verfallene  Brunnenschacht  wie- 
der aufgesucht,  gereinigt  und  mit  einer  hölzernen  Bekleidung  umge- 
ben wurde.  In  der  Folge  wurden  noch  mehrere,  in  der  Nähe  der  vo- 
rigen befindliche  M.quellen  entdeckt,  zum  Theil  gefafst  und  vorzüg- 
lich zu  Bädern  benutzt. 

Es  sind  daher  hier  zu  unterscheiden : 

1.  Die  Haupt-  oder  Bon  ifaci  us  Quel  I  e  ,  welche  bisher  vor- 
zugsweise als  Getränk  benutzt  und  auch  versendet  wird,  sie  giebt  in 
einer  Minute  4  Maal's  Wasser  unter  Entbindung  von  22  Kubik-ZoU 
freier  Kohlensäure.  Das  Wasser  ist  klar  und  hell,  von  einem  säuer- 
lichen, salzig-bitterlichen  Geschmacke,  einem  prickelnden,  etwas  brom- 
artigen Gerüche;  von  ganz  ähnlicher  Beschaffenheit  ist  das  Wasser 
der  übrigen  M. quellen.  Die  Temperatur  der  Hauptquelle  beträgt  9,6° 
R.,  bei  10°   R.  der  Atmosphäre,  ihr  spec.  Gewicht  1,0106. 

Chemisch  analysirt  wurde  das  M.wasser  von  Maier  zu  Würz- 
burg, Streckler  zu  Schweiufurth ,-  E.  Witting  zu  Höxter  und 
endlich  von  Kastner. 

Diesen  Untersuchungen  zufolge  enthalten  sechzehn  Unzen  M  - 
wasser : 

nach  Maier:       nach  Streckler: 
Chlorcalcium    ....        0,94  Gr.      .        .        1,70  Gr. 
Chlormagnium  .        .        .        0,27  —        .        .        8,40  — 


624 


Chlornatrium            .        .        , 

96,40  Gr.      . 

.      82,75  Gr. 

Chlorkalium     . 

•           •        . 

1,05  — 

Phosphorsaures  Natron           , 

0,27  —      . . 

•                •                • 

Schwefelsaures  Natron   . 

•                     •                • 

3,25  — 

Schwefelsaure  Talkerde 

0,71  — 

... 

Schwefelsaure  Kalkerde         , 

7,59  — 

.        4,75  - 

Kohlensaure  Kalkerde    . 

7,82  — 

8,50  — 

Kohlensaure  Talkerde    . 

1,55  — 

.        2,75  _ 

Kohlensaures  Eisenoxydul 

0,48  — 

0,75  — 

Brommagnium  . 

•        •          •        • 

0,60  — 

Kieselerde         . 

•        •          •        • 

0,75  — 

Thonerde 

0,04  — 

.        .        . 

Humusextract  . 

. 

.        0,25  - 

116,07  Gr. 

115,50  Gr. 

Kohlensaures  Gas    .        . 

.      19  Kub.Z. 

25,82  Kub.  Z. 

Schwefelwasserstoffgas  . 

• 

1,74      — 

27,56  Kub.  Z. 

nach  W  i  t  ti  ng: 

nach  Käst n  o 

(1840) 

Chlornatrium 

84,50  Gr.      . 

.      82,4685  Gr. 

Chlorkalium 

.          .        . 

0,7545  — 

Schwefelsaures  Natron 

4,25  — 

8,2560  — 

Schwefelsaure  Talkerde 

3,00  — 

•                •                • 

Schwefelsaure  Kalkerde 

7,25  —        a 

•                • 

Chlorlithium 

.            .        . 

0,0390  — 

Chlormagnium     . 

9,75  — 

3,5750  — 

Chlorcalcium 

•                        •                • 

5,7630  — 

Jod 

•                        •                • 

0,0005  — 

Jod-  und  Bromverbindungen 

0,75  — 

. 

Bromnatrium        .        . 

.            .        . 

0,0500  — 

Brommagnium     .        .        . 

.            • 

0,2410  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul 

0,25  — 

0,4500  — 

Kohlensaures  Manganoxydul 

• 

Spuren 

Kohlensaure  Talkerde 

2,50  — 

2,5520  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

4,50  — 

0,4300  — 

Kohlensaures  Litliion 

.            .        .        • 

Spuren 

Phosphorsaures  Litliion 

.            •        . 

0,0010  — 

Phosphorsaures  Natron 

.                    . 

0,0005  — 

Kieselerde  mit  Thonerde  . 

0,2650  — 

116,75  Gr. 

104,8460  Gr. 

Kohlensaures  Gas 

30,00  Kub.  Z. 

25,00  Kub.  Z. 

Stickgus      .... 

. 

0,50     — 

25,50  Kub.Z. 

2.  Der 


625 

2.  Der  Carlsbrunnen,  von  einem  salzig-bitterlichen  Geschmack, 
einem  prickelnden  schwach  bromartigen  Geruch,  hat  die  Temperatur 
von  9,5°  R.  bei  10°  R.  der  Atmosphäre,  das  spec.  Gewicht  von 
1,0096  und  enthält  nach  Kastner  in  sechzehn  Unzen: 


Chlornatrium 

.      86,1250  Gr. 

Chlorkalium 

0,7650  — 

Schwefelsaures  Natron 

3,8725  — 

Chlorlithium 

0,0500  — 

Chlormagnium     . 

4,1130  — 

Chlorcalcium 

2,1250  — 

Jod 

0,0005  — 

Brommagnium 

0,3200  — 

Bromnatrium 

0,0500  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul 

0,0885  — 

Kohlensaure  Talkerde 

2,7750  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

2,8500  — 

Phosphorsaures  Lithion     . 

0,0007  — 

Phosphorsaures  Natron 

0,0008  — 

Kieselerde            . 

0,2720  — 

103,4080  Gr. 

Kohlensaures  Gas     . 

30,10  Kub.Z. 

Stickgas 

0,45     — 

Sauerstoffgas     .... 

0,05     — 

30,60  Kub.Z. 

3.  Die  Burchardtsquelle,  von  einem  salzig-bitterlichen  stark 
prickelnden  Geschmacke,  hat  die  Temperatur  von  9,5°  R.  bei  10°  R 
der  Atmosphäre,  das  spec.  Gewicht  von  1,0097  und  enthält  in  sech- 
zehn Unzen  nach  Kastner: 


II.  Theil. 


Chlornatrium 

.      84,5000  Gr. 

Chlorkalium 

0,7625  — 

Schwefelsaures  Natron 

4,7730  — 

Chlorlithium 

0,0460  — 

Chlormagnium     . 

3,7750  — 

Chlorcalcium 

3,0000  — 

Jod 

0,0005  — 

Brommagnium     . 

0,3150  — 

Bromnatrium 

0,0500  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul 

0,1750  — 

Kohlensaure  Talkerde 

2,2500  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

4,1592  — 

Phosphorsaures  Lithion     . 

0,0008  — 

Phosphorsaures  Natron 

0,0007  — 

Kieselerde   .... 

0,2770  — 

104,0847  Gr. 

Rr 

f>2(» 

Kohlensaures  Gas     .        ,         .         30,225  Kub.Z. 

Stickgas 0,050     — 

Sauerstoffgas     .'        .        .        .  0,500     — 

30,775  Kub.Z. 

Die  Einrichtungen  zur  Benutzung  des  M.wassers  sind  noch  unvoll 
kommen;  man  badet  in  Privathäusern  oder  in  dem  Gasthofe  desHrni 
Wolf  zu  Neuhaus,  wo  Badekabinette  eingerichtet  sind.  Getrunke 
wird  das  Mineralwasser  täglich  zu  drei  bis  fünf  Bechern;  - 
um  drei-  bis  viermalige  Darmausleerungen  zu  bewirken,  genügei 
in  der  Kegel  zwei  bis  drei  Schoppen  Mineralwasser.  —  Aue 
sind  bereits  erfolgreiche  Versuche  mit  der  Versenduug  des  M.wasser! 
gemacht  worden ;  die  Krüge  führen  die  Aufschrift :  „Neuhauser  Bit 
terwasser."  —  Die  Zahl  der  Kurgäste  in  Neuhaus  betrug  von  1836- 
1839  zusammen  nur  102. 

Die  M.quellen  zu  N.  gehören  zu  der  Klasse  der  jod-  und  bronv 
haltigen  Kochsalzquellen,  wirken  diesen  analog  und  reihen  sich  in  die 
ser  Beziehung  an  die  von  Kissingen,  Homburg  und  ähnliche.  — 

Nach  den  Erfahrungen  des  Dr.  Krais  zu  Neustadt  hat  sich  die 
ses  M.wasser  als  ein  alterirendes  auflösendes,  den  Stoffwechsel  be 
förderndes,  die  Se-  und  Excretioneu  bethätägendes  Mittel  bewährt  wn 
sich  hauptsächlich  wirksam  gezeigt :  bei  Plethora  abdominalis  und  dci 
dadurch  bedingten  oder  damit  complicirten  Krankheitsformen,  nament; 
lieh  Plethora  des  Uterinsystems,  und  den  dadurch  begründeten  Ano; 
malieen,  Stockungen  im  Leber-  und  Pfortadersystem,  den  verschieden 
artigen  Formen  von  Hämorrhoiden  und  Hypochondrie,  Anschwelluu 
gen  der  Leber  und  Milz,  mit  Trägheit  des  Darmkanals  verbunden,™ 
krankhaften  Störungen  der  Verdauung,  Säure,  Verschleimungen,  Flai' 
tulenz ,  —  chronischen,  rheumatischen  und  gichtischen  Leiden,  — ' 
übermäfsiger  Fettbildung,  —  impetiginösen  Hautausschlägen  verschie; 
dener  Art,  und  bei  verschiedenen  scrophulöseu  Leiden,  besonders  de. 
Knochensystems,  —  Congestionen  nach  Kopf  und  Brust  in  Folge  voi| 
venösen  Stockungen  im  Unterleibe,  und  endlich,  in  verminderter  Gabe' 
aber  anhaltend  fortgesetzt,  als  wirksames  Diureticum  bei  Hyl 
dropsieen. 

v.  Gräfe  u.  Ka lisch,  Jahrb.  für  Deutschlands  Heilquellen  um 
Seebäder.  IV.  Jahrg.  1839.  Abthcil.  1.  S.  66  ff. 


Die  M. quelle  zu  Sennfeld,  im  Landgericht  Schweinfurt.' 
eine  halbe  Stunde  von  dieser  Stadt,  500  Schritte  östlich  vom  Dorfc 
Sennfeld  und  eine  Viertelstunde  vom  linken  Mainufer  in  einer  sehr 
freundlichen  Gegend,  entspringt  aus  Kalkstein  und  Mergel,  —  eine  schwe- 
felhaltige M. quelle,  welche  mit  mehreren  Seitenquellcn  in  einem  gc-> 
meiDSchaftlichen  Bassin  gefafst,  zwar  gegenwärtig  bei  ihrem  Wasser* 
reichthum  zum  Treiben  einer  Mühle  verwendet,  aber  nach  Dr. 
Seh  mi  dt  in  Schweinfurt  sicli  schon  seit  längerer  Zeit  bei  Gicht, 
Rheumatismen    und    ehroniseheii    Exanthemen    hilfreich    erwiesen   Im t 


627 


Nach  einer  im  J.  1833  unternommenen  Analyse   enthalten  32  Un- 
zen M.wasser,  die  Salze  im  wasserfeien  Zustande  berechnet: 

Chlorcalcium 
Schwefelsaures  Natron 
Kohlensaures  Natron     . 
Schwefelsaure  Talkerde 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaures  Eisenoxydul 
Kieselerde 

Harzigen  Extractivstoff  mit  Spuren 
von  Schwefel    .... 


0,75  Gr. 
1,50  — 
0,25  — 
0,50  — 
19,46  — 
4,25  — 
0,25  — 
1,75  — 


0,25  - 


Freie  Kohlensäure 
Schwefelwasserstoffgas 


28,96  Gr. 

3,22  rh ein.  Duod  K.Z. 

0,88    —       —      — 

4,10  rhein.  Duod.  K.Z. 

v.  Gräfe  und  Kaiisch,  Jahrb.  für  Deutschlands  Heilq.  und 
Seebäder.  IV.  Jahrg.  1839.  Abth.  1.  S.  72. 

Die  M.  quellen  zuHafsfurt,  Eigenthum  der  Wittwe  Kehl 
zu  Würzburg,  sind  mit  einer  Badeanstalt  versehen,  welche  im  J.  1837 
von  76  Kurgästen  benutzt  wurde. 

Von  den  zwei  hier  entspringenden  M.quellen  ist  jede  in  einem 
:  Bassin  gefafst  und  das  abfliefsende  Wasser  aus  demselben  treibt  Mühl- 
räder. Dem  Geschmacke  und  der  Analyse  zufolge  sind  sie  von  glei- 
chem Gehalte  und  wahrscheinlich  eines  gemeinsamen  Ursprunges ;  — 
ihr  Wasser  hat  im  Winter  die  Temperatur  von  10 — 12°  R ,  im  Som- 
mer nur  8 — 9°  R. 

Analysirt  wurden  die  M.quellen  vom  Apotheker  Reufs  zu  Hafs- 
furt  und  Mai  er  zu  Würzburg.  Nach  Angabe  des  Ersteren  enthalten 
sechzehn  Unzen  M.wasser  21  Gr.  feste  Bestandtheile,  wobei  schwe- 
felsaure Kalkerde  der  vorherrschende  ist,  nächst  diesem  kohlensaure 
Kalkerde,  kohlensaure  Talkerde,  kohlensaures  Eisenoxydul,  Chloreisen, 
schwefelsaure  Talkerde,  Chlornatrium,  Chlorkalium,  harzigen  Extractiv- 
stoff und  freie  Kohlensäure. 

Innerlich  und  äufserlich  wurden  sie  nach  Dr.  Henke  mit  gutem 
Erfolg  angewendet:  gegen  Rheumatismen  und  Gicht,  Scropheln,  Blen- 
norrhöen ,  namentlich  des  Uterinsystems ,  Flechten ,  veraltete  Ge- 
schwüre und  überhaupt  chronische  Leiden  der  Haut  von  atonischer 
Schwäche. 

v.  Gräfe  und  Kaiisch,  Jahrb.  für  Deutschlands  Heilq.  und 
Seebäder.  IV.  Jahrg.  1839.  Abth.  1.  S    73, 

Die  M.  quelle  zu  Lender  shaus  en  ,  ein  Eisensäuerling,  Ei- 
genthum der  Gemeinde  Lendershausen,  im  Landgerichtsbezirk  Hof- 
heim, drei  Viertelstunden  von  Hofheim,  eine  Viertelstunde  von  Len- 

Rr2 


628 

dershausen,    in   einem    kleinen  Buchenhölzchen ,   —    bisher    fast  u 
benutzt. 

Die  M.quelle  ist  zwar  gefafst,  aber  nicht  frei  von  wildem  Wa 
ser.  Nach  einer  vom  Provisor  Schmitt  in  Hofheim  im  J.  1837  u 
ternommenen  Analyse  sollen  in  10  Maafs  gemischten  Wassers,  ab, 
nach  Abzug  der  Hälfte  süfsen  Wassers  in  5  Maafs  der  M.quelle  eni 
halten  sein : 

Schwefelsaures  Natron     ...        30  Gr. 

Chlornatrium 15  — 

Schwefelsaure  Talkerde  ...  8  — 

Kohlensaures  Eisenoxyd     .         .         .        8  — 



61  Gr. 

und  sehr  viel  freie  Kohlensäure. 

v.    Gräfe   und   Kali  seh,   Jahrb.    für   Deutschlands  Heilq,   uni 
Seebäder.  IV.  Jahrg.  1839.   Abth.  1.  S.  75. 

Die  M.quelle  zu  Gold  back  bei  Aschaffenburg,  ist  klar,  vor] 
einem  schwachen  hepatischen  Geruch,  einem  eisenhaften  Geschmack 
setzt  an  der  Luft   viel s  Eisenoxyd   ab    und    enthält  nach   Tromms 
dorff's  Analyse  in  sechzehn  Unzen: 

Chlornatrium        ....  0,289  Gr. 

Kohlensaures  Natron  .         .  0,941  — 

Kohlensaure  Kalkerde         .         .  0,960  — 

Kohlensaure  Talkerde  .        .  0,213  — 

Kohlensaures  EisenoxA'dul  .         .  0,294  — 

Extractivstoff        ....  0,106  — 

Kieselerde 0,106  — 


2,909  Gr. 
Kohlensaures  Gas         .        .        .        3,33  Kub.  Z 

Die  M.quelle  ist  im  J.  1823  entdeckt  und  Eigenthum  des  Dr. 
Gihak.  —  Die  frühere  Fassung  ist  gegenwärtig  so  zerstört,  dafs 
man  nicht  einmal  die  Hauptquelle  genau  angeben  kann. 

Geige r's  Magazin  für  Pharmacie.  Bd.  XI.  S.  103. 
Dr.  Gihak,  die  Heilquelle  zu  Goldbach.  1833. 

Die  M.quelle  zu  Weyhers  entspringt  im  Landgerichte  die- 
ses Namens  aus  vulkanischem  Gestein,  und  enthält  nach  Lieblein 
in  sechzehn  Unzen  Wasser: 

Kohlensaures  Natron    . 
Schwefelsaure  Kalkcrde 
Kohlensaure  Kalkcrde 
Kohlcnsauros  Eisenoxydul 

Kohlensaures  Gas 


1,375  Gr. 
0.500  — 
1,000  — 
1,250  — 

/«,125  Gr. 
eine   unbestimmte 

Menge. 

629 

Endlich  sind   noch  zu  erwähnen    der  Säuerling   zq  Weikards- 
ofeu  und  ähnliche  im  Landgerichte  Weybers. 


.     Die  Heilquellen   des  Ober-Main-  und  Rezat- 
kr  ei  ses. 

1.  Das  Alexander  bad  oder  das  Bad  zu  Si- 
hertsreut/i  im  Reg.  Bezirk  Oberfranken,  liegt  am  östli- 
chen Fufse  des  Fichtelgebirgs,  unfern  des  Dorfes  Sicherts- 
•euth  und  der  Stadt  Wunsiedel,  sechs  Meilen  von  Baireuth, 
—  nach  G.  Bischof  1906  F.  über  dem  Spiegel  des  Mee- 
res. Das  Klima  des  Kurorts  ist  daher  theils  wegen  die- 
ser Höhe,  theils  wegen  der  Nähe  beträchtlicher  Gebirge, 
rauh.  Aber  eben  deshalb  ist  auch  die  Lage  dieses  Bades 
s  sehr  mahlerisch,  seine  Umgebungen  von  einem  kolossalen 
Karakter,  reich  an  schönen  Gegenden.    - 

Granit,  Urkalk  und  Glimmerschiefer  hilden  die  Hauptgehirgsart 
3er  Gegend,  aus  dem  letztern  entspringt  die  M  quelle.  —  Bemerkens- 
werfh  sind  die  ungeheuren ,  wild  durch-  und  übereinandergeworfenen 
Granitblöcke,  —  in  deren  Schluchten  das  im  Dunkeln  leuchtende 
(rjmnnostomum  pennatum  wächst,  —  und  der  hier  vorkommende  An- 
äalusith  und  asbestartige  Tremolith. 

Entdeckt  wurde  die  M.quelle  zufällig  1737  von  einem  Bauer  aus 
Sichertsreuth,  durch  die  Fürsorge  des  Markgrafen  Alexander  gut 
gefafst,  mit  Wohngebäuden,  den  erforderlichen  Einrichtungen  zu  Bä- 
dern versehen  und  ihm  zu  Ehren  „Alexanderbad"''  genannt. 

Dieses  Badeetablissement,  Eigenthum  des  Staats,  früher  fleifsig 
besucht,  hat  in  den  letzten  Jahren  sehr  verloren.  Die  Zahl  der  Kur- 
gäste belief  sich  in  den  J.  1836 — 1839  zusammen  auf  nicht  mehr 
als  34. 

Das  Wasser  perlt,  ist  von  einem  zusammenziehenden, 
etwas  prickelnden  Geschmack,  seine  Temperatur  beträgt 
7°  R.,  sein  spec.  Gewicht  1,0066.  Nach  Hildebrandt's 
Untersuchung  giebt  die  M  quelle  in  einer  Stunde  16  Kub. 
Fufs  Wasser. 

Chemisch  untersucht  wurde  die  M.quelle  von  Delius, 
Hildebrandt  (1803),  Fikentscher  (1820)  und  später 
von  Vogel,  und  gehört  nach  ihren  Mischungsverhält- 
nissen   zu    der    Klasse    der    alkalisch  -  erdigen    Eisenwas- 


630 

ser.    In  sechzehn  Unzen  enthält  das  M.wasser  nach  Hil 
debrandt: 

an  der  Quelle  untersucht:     das  versendete 


Kohlensaure  Kalkerde  • 

2,366  Gr. 

.        2,15  Gr. 

Kohlensaures  Natron    . 

0,350  — 

0,38  — 

Thonerde       .        .        . 

0,150  — 

0,15  — 

Kieselerde      .... 

0,550  — 

.        .        0,47  - 

Eisenoxyd     .... 

0,215  — 

1,17  — 

3,631  Gr. 

4,32  Gr. 

Kohlensaures  Gas        .        .      27,666  Kub.Z. 

24,27  Kub.7 

nach  V 

ogel: 

Kohlensaures  Natron 

•                •                • 

0,30  Gr. 

Schwefelsaures  Natron 

m                . 

0,10  — 

Chlornatrium 

. 

0,20  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

. 

1,12  — 

Kohlensaure  Talkerde 

. 

0,25  — 

Kohlensaures  Eisen 

.        . 

0,28  — 

Kieselerde 

t        # 

0,25  — 

Humusextract 

• 

eine  Spur 
2,50  Gr. 

Kohlensaures  Gas 

, 

28,02  Kub.  Z. 

Aeufserlich  angewendet  wirkt  das  M.wasser  reizend, 
zusammenziehend,  stärkend,  auf  das  Muskel-,  Gefäfs-  um 
Nervensystem  und  die  Schleimhäute,  —  getrunken  wegen 
seines  geringen  Gehaltes  an  Salzen  weniger  eröffnend,  als 
andere  alkalisch  -  erdige  Eisenwasser,  welche  reicher  an 
auflosend- eröffnenden  Salzen  sind,  und   verursacht  daher 


leicht    bei    zu 


Congestionen 


geneigten    vollblütigen   Per- 


sonen zu  starke  Erregung  des  Gcfäfssystems,  Erhitzung, 
Wallung. 

Benutzt  wird  dasselbe  als  Getränk,  Wasserbad  und  Wasserdouche, 

—  überdies  auch  noch  jährlich  versendet. 

Die  Krankheiten,  gegen  welche  man  es  empfohlen  hat, 
sind  namentlich  folgende:  Schleim-  und  Blutttiissc  passi- 
ver Art,  —  Durchfall,   Fluor  albus,   llaemorrhagia  Uteri, 

—  chronische  Nervenkrankheiten,  besonders  Lähmungen 
der  Extremitäten,  —  Anomulicen  der  Menstruation,  durch 
Schwäche  bedingt,  namentlich  Bleichsucht,  hartnäckige 
Geschwüre    und  nässende  Flechten  der  Haut,  —  mit  der 


631 

Vorsicht,  mit  welcher  überhaupt  zusammenziehend-wirkende 
Mittel  in  solchen  Fällen  anzuwenden  sind,  —  Würmer  und 
•Scorbut,  —  gichtische  und  rheumatische  Leiden  mit  dem 
Karakter  der  Schwäche.  — -  Bei  Stockungen  im  Unterleibe 
hat  man  dasselbe  auch  empfohlen,  dürfte  indefs  wegen 
seines  geringen  Gehaltes  an  auflösenden  Salzen  weniger 
passend  sein. 

C.  H,  Keil's  Nachricht  von  dem  Sichertsreuther  Sauerbrun- 
nen. Wunsiedel  1734. 

R.  C.  Wagneri  epistola  de  acidulis  Sichersreuthensibus  ad  filium 
P.  C.  L.  Wagnerum.  Erlangen  1753. 

Journal  von  und  für  Franken,  ßd,  II.  St.  1.  Nr.  3.  St.  4.  Nr.  5. 
S.  53.  456. 

J.  G.  Schmidt  im:  Frank.  Merkur.  St.  95.  Beil    10.  S.  183. 

H.  Fr.  Delius,  Nachricht  von  dem  Gesundbrunnen  bei  Sicherts- 
reuth  unweit  Wunsiedel.  Bäireüth  1774. 

F.  Hild  ebrandt's  physikal,  Untersuchung  des  Mineralwassers 
im  Alexanderbad  bei  Sichertsreuth  in   Franken.  Erlangen  1803. 

Physikal.  statistische  Beschreibung  des  Fichtelgebirges  von  A. 
Goldfufs  und  G.  Bischof.  1817.  Tb.  I.  S.  103. 

Lagarde  Messence,  coup  d'oeuil  sur  l'Alexaudrebad  et  Loui- 
senbourg  dans  Ie  cercle  du  Haut-Mayn  en  Baviere.  Munnich  1819. 

E.  Wetzler,  die  Gesundbrunnen  und  Bäder  im  Ober-Mainkreise 
Baierns.  1823.  S.  53. 

R.  Ci  Jördens  in:  Hufeland's  Journal.  Bd.  XI.  St.  3.  S.  125. 
Bd   XL.  St.  3.  S.  115. 

A.  Vogel  a.  a.  0.  S.  25. 

Georg  Henr.  Wunderlich,  Diss.  de  aquis  mineralibus  Si- 
chersreuthensibus. München  1835. 

v    Gräfe  und  Kali  seh,  Jahrb.  Jahrg.  1839.  Abth.  1.  S.  85. 

2.  Die  M. quellen  zu  Stehen.  Das  Dorf  Unter- 
steben, Sitz  eines  Koni  gl.  Bergamtes  und  Dekanats,  liegt 
im  Landgerichte  Naila,  sechs  Stunden  von  Hof,  sechzehn 
Stunden  von  Baireuth,  nach  Heidenreich  1770  Fufs 
über  dem  Meere.  • —  Die  zwischen  den  Dörfern  Unter-  und 
Obersteben  entspringenden  und  nach  ihnen  benannten  Heil- 
quellen bilden  eine  der  zahlreichen  Gruppen  von  Eäsenwas- 
sern  und  Säuerlingen,  welche  fast  in  allen  Richtungen  die 
Verzweigungen  des  Fichtelgebirges  umlagern. 

Die  M.quellen  sind  Eigenthum  des  Staats.  Früher  wurde  das 
M.wasser  in  Tonnen  nach  Unterstehen  gefahren,  wo  die  dort  in  Pri- 


632 

vatliäusern  wohnenden  Kurgäste  auf  ihren  Zimmern  in  hö'lzernei 
Wannen  badeten.  —  Seit  dem  J.  1836  besitzt  St.  auch  ein  Badehaus  i 
mit  Einrichtungen  zu  Moor-,  Douche-,  Tropf-  und  Schwitzbädern,  und 
eine  Colonnade,  durch  welche  so  wie  durch  die  in  ihrer  Nähe  ange- 
legte ßaumpflauzung  mit  Spaziergängen  einem  fühlbaren  Bediirfnifs 
abgeholfen  ist.  —  Im  J.  1824  betrug  die  Zahl  der  Kurgäste  nur  83, 
—  im  J.  1827  :  120,  —  im  J.  1828  :  190,  —  im  J.  1836  :  192,  im  J. 
1837  :  221,  —  im  J.  1838  :  170,  —  1839  :  170.  —  Badearzt  ist  Hr. 
Dr.  R  e  i  c  h  e  1. 

Die  herrschende  Gebirgsart  der  Gegend  ist  Thonschiefer,  nächst 
diesem  Grauwacke  und  Grünstein;  letzterer  erscheint  häufig  als  La- 
ger, aber  auch  als  Kuppen.  Kalkspath  findet  sich  in  demselben  in  For- 
men von  grofsen  Nieren,  oder  als  kleine  Körner  eingewachsen.  Für 
die  Mischungsverhältnisse  der  M. quellen  und  ihren  so  beträchtlichen 
Eisengehalt  scheinen  besonders  bemerkenswerth  die  in  den  genannten 
Gesteinen  häufig  vorkommenden  beträchtlichen  Eisengänge. 

Die  Umgegend  von  Stehen  ist  besonders  dadurch  merkwürdig, 
dafs  auf  einem  kleinen  Räume  viele  M.quellen  zusammengedrängt  sind: 
nach  Spörl  befinden  sich  deren  inner  alb  des  Raumes  einer  Qua- 
dratmeile vierzehn. 

Man  unterscheidet  bei  Steben  fünf  M.quellen,  die  auf 
dem  sogenannten  Säuerlingsanger,  einige  hundert  Schritt 
südwestlich  von  Untersteben  ganz  nahe  bei  einander  zu 
Tage  kommen.  Es  sind:  1.  die  Trink  quelle,  schon  vor 
1444  bekannt,  —  2.  die  untere  Badequelle,  1729  ent- 
deckt, —  3.  die  Wiesen  quelle,  seit  1802, —  4.  die  obere 
ßadequelle,  seit  1807 bekannt,  —  5.  die  Tornesiquelle, 
welche  in  Holz  gefafst  und  die  beiden  ersten  aufserdem 
auch  mit  einem  steinernen  Kranze  und  einer  tempelartigen 
Bedachung  versehen  sind. 

Ihr  Wasser  ist  klar,  perlt,  besitzt  einen  säuerlichen, 
sehr  zusammenziehenden  Geschmack  und  bildet,  der  Ein- 
wirkung der  atmosphärischen  Luft  ausgesetzt,  bald  einen 
ocherartigen  Niederschlag;  die  Temperatur  des  Wassers 
beträgt  nach  IT  ei  den  reich  9,25°  R.  bei  24°  R.  der  At- 
mosphäre, sein  spec.  Gewicht  1,002,  seine  Wassenncnge 
in  einer  Stunde  130,515  Knb.  Zoll;  —  nach  einer  späte- 
ren Berecbnung  Baclunann's  beträgt  der  stündliche  Zu- 
flufs  in  der  Trinkquelle  28,559  Kuh.  Zoll,  in  der  oberen 
Badcqucllc  30,41 1  Kub.  Zoll,  in  der  Wicscnquelle  29,423 


633 


Kub.  Zoll,  in  der  unteren  Badequelle  42,119  Kub.  Zoll,  in 
der  Tornesiquelle  8,640  Kub.  Zoll,  zusammen  139,155  Kub. 
Zoll  oder  80f  Kub.  Kufs. 

Nach  seinen  Mischungsverhältnissen  zu  der  Klasse  der 
alkalisch-erdigen  Eisenquellen  gehörig,  schliefst  sich  das 
M.wasser  zu  Stehen  an  die  M.quellen  von  Spaa,  Schwal- 
bach, Brückenau,  Sichertsreuth ,  Altwasser,  Cudowa  und 
ähnliche;  —  ausgezeichnet  in  demselben  ist  sein  geringer 
Gehalt  an  kohlensaurem  Natron  und  kohlensauren  Erden, 
und  sein  sehr  beträchtlicher  Gehalt  an  kohlensaurem  Eisen 
und  kohlensaurem  Gase. 

Analysirt  wurde  das  M.wasser  zu  verschiedenen  Zei- 
ten von  Hildebrandt,  Spörl,  Bachmann  und  Vo- 
gel.    Es  enthält  in  sechzehn  Unzen  : 


Kohlensaures  Natron 
Kohlensaure  Talkerde    . 
Kohlensaure  Kalkerde 
Chlornatrium    . 
Schwefelsaures  Natron     . 
Humusextract 
Kieselerde 
Kohlensaures  Eisenoxydul 

Kohlensaures  Gas   . 


nach  Hildebrandt 
0,37  Gr.      . 


2,03  — 


0,73  — 
0,97  — 

4,10  Gr. 
23,07  Kub.  Z. 


nach  Vogel: 
0,75  Gr. 
0,20  - 
1,65  - 
0,08  — 
0,05  - 
0,12  — 
0,50  — 
0,65  — 

4,00  Gr. 
27,50  Kub.  Z. 


Nach  den  Analysen  von  Bachmann  vom  Jahre  1829  und  1838 


enthält: 


1.  Die  Trinkquelle 
in  16  Pfund  M.wasser: 

2.  D 

in  18 

e  Tornesiquelle 
Pfund  M.wasser 

Chlornatrium 

Chlorcalcium  und  Chlortalcium 

7,00  Gr. 
5,30  — 

1,500  Gr. 

Kohlensaure  Kalkerde 

33,50  — 

21,760  — 

Kohlensaure  Talkerde 

1,960  — 

Kohlensaures  Natron 

Eisenoxyd 

Kohlensaures  Eisenoxydul 

10,40  — 
14,00  — 

20,49  — 

10,280  — 
18,980  — 

Kohlensaures  Manganoxydul 

0,50  — 

Schwefelsaures  Natron 

0,720  — 

Kieselerde 

13,50  — 

10,500  — 

634 


Harzigen  Extractivstoff     .  4,10  Gr.      .        .  2,400  Gr. 

Iu  Alkohol  lösliche  organische 
Substanz 2,500  — 

Unlöslich.  Extractivstoff,  Quell- 
satzsäure und  Quellsäure 
nebst  Verlust 3,380  — 


i 


108,79  Gr.  73,980  Gr. 

Kohlensaures  Gas      .        .    372  Kub.  Z.  433  Kub.Z. 

Hydrothionsaures  Gas  Spuren. 

Das  M. wasser  zu  Sieben  wirkt  stärkend,  zusammen- 
ziehend, —  das  Nerven-,  Muskel-  und  reproductive  System 
belebend,  stärkend,  das  Gefäfssystem  reizend,  den  Cruor 
und  die  Plasticität  des  Blutes  vermehrend,  die  Cohäsion 
des  Knochensysteins  erhöhend,  alle  Se  -  und  Excretionen, 
besonders  die  der  Schleimhäute  vermindernd. 

Benutzt  wird  dasselbe  als  Getränk,  mehr  aber  noch  in  Form  von 
Wasserbädern,  als  Tropfbad,  als  Einspritzung  und  Klystier,  und  end- 
lich in  Verbindung  mit  der,  in  reichen  Lagern  bei  Ober -Stehen  be- 
findlichen Moorerde  als  Umschlag  und  Bad.  Bei  Schwäche  der  Ver- 
dauungswerkzeuge, welche  das  Stebener  Wasser  als  Getränk  nicht 
gestattet,  verbindet  man  gern  mit  der  Anwendung  der  Wasserbäder 
den  innern  Gebrauch  von  benachbarten  leichtern  Eisenwassern,  na- 
mentlich denen  von  Langenau,  Wiesau  u.  a. 

Zu  widerrathen  in  allen  den  Fällen,  in  welchen  über- 
haupt die  kräftigeren  Eisenwasser  contraindicirt  sind,  rühmt 
man  dasselbe  dagegen  als  Bad,  und  nach  Umständen  auch 
als  Getränk  vorzugsweise  in  allen  den  Krankheiten,  wel- 
che sich  auf  reine  Schwäche,  und  besonders  Schwäche 
torpider  Art  gründen,  namentlich:  bei  passiven  Schleim- 
und  Blutflüssen,  Fluor  albus,  Diarrhöen,  Blennorrhöcn  der 
Harmverkzeuge,  profusen  Schweifsen,  —  chronischen  Lei- 
den des  Muskel-  und  Nervensystems,  —  allgemeiner  Ner- 
venschwäche, Hysterie,  nervöser  Hypochondrie,  krampf- 
haften Beschwerden,  Schwäche  der  Sinnorgane,  Retentio 
oder  Incontinentia  urinae,  durch  Krampf  oder  anfangende 
Paralyse  der  Schliefsmuskeln  bedingt,  —  Zittern  der  Glie- 
der, SeliAväche  des  Rückenmarks,  anfangender  Tabes  dor- 
salis,  unvollkommenen  oder  vollkommenen  Lähmungen  «1er 
Extremitäten,    —   ätonischer    und    habitueller   Gicht,    — 


635 

Krankheiten  des  Uterinsystems,  durch  atonische  Schwäche 
bedingt,  scrophulösen  und  rhachitischen  Beschwerden,  in 
sofern  sie  auf  fehlerhafter  Mischung  der  Säfte,  atonischer 
Schwäche  und  vorwaltender  Laxität  der  Fasern  beruhen. 

Besonders  empfohlen  hat  man  den  schon  erwähnten  M.schlamm 
als  Umschlag  oder  Bad  bei  örtlicher  Schwäche,  Contracturen,  Läh- 
mungen, veralteten  Geschwüren  und  ödematösen  Geschwülsten. 

G.  Stein,  Crenae  Stehenae.  Baireuth  1690. 

J,  Hechtel,  acidulae  Stehenses  in  confinio  non  pares.  Francof. 
1722. 

M.  Thumigii  observat.  physicae  de    acidulis  Stehensibus.   1727. 

Ueber  die  mineralischen  Gesundbrunnen  zu  Stehen  und  Langenau. 
Herausgegeben  von  P.  L.  v.  W.  D.  B.  R.  A.  0.  G.  C.  G.  R.  u.  L. 
H.  z.  H    Leipzig  und  Hof.  1787. 

Nähere  Beschreibung  des  Bades  und  der  Mineral-  und  Heilquel- 
len zu  Stehen,  in  des  Königreichs  Baiern  Ober -Mainkreise  und  der 
vormaligen  Provinz  Baireuth,  von  G.  H.  Spörl.  1822. 

Kästner' s  Archiv.  Bd.  III.  S.  483. 

Hufeland's  Journal  der  prakt.  Heilk.  Bd.  XV.  St.  3.  S.  131. 
Bd   XXX.  St.  4.  S.  54. 

E.  Wetzler,  Gesundbr.  im  Ober-Mainkreise.  S.  3. 

Steben's  Heilquellen ,  besonders  in  genauer  Beziehung  auf  ihre 
Anwendung  und  auf  ihren  zweckmäfsigen  Gebrauch,  dargestellt  von 
Dr.  W.  Reichel,  mit  einer  Vorrede  von  Dr.  C.M.Marc.  Hof  1829. 

A.  Vogel  a.  a.  0.  S.  23. 

F.  W.  Heidenreich,  die  Eisenquellen  bei  Stehen.  Nürnberg 
1835. 

Reichel,  über  die  Eigenthümlichkeiten  der  Stahlquelleu  Ste- 
hens. Hof  1838. 

Heidenreich,  die  Wirkungsart  der  M.quellen  bei  Stehen.  Nürn- 
berg 1839. 

v.  Gräfe  und  Kaiisch,  Jahrb.  Jahrg.  IV.  1839.  Abth.  1.  S. 
86  ff. 

Allgem.  Zeitung  des  Brunnen-  und  Badewesens.  1840.  S.  201. 


An  die  M.quellen  von  Stehen  reihen  sich: 

Die  M. quelle  zu  Langenau,  anderthalb  Stunden  von  Ste- 
hen, an  der  Strafse,  die  von  Stehen  nach  Bamberg  führt,  in  einem 
auf  beiden  Seiten  von  hohen  Bergrücken  eingeschlossenen  Thale; 
nahe  bei  der  Quelle  ist  ein  Jägerhaus,  das  einzige  Gebäude  in  der 
ganzen  Gegend. 

Das  M.wasser  wird  von  den  Kurgästen  zu  Stehen,  wohin  es  in 
Krügen  getragen  wird,  als  Säuerling  getrunken.  Nach  Heidenreich 
sind  es  eigentlich  zwei  Quellen  von  verschiedener  Qualität,  die  aber 


636 

in  ein  einziges  steinernes  Becken  fliefseu.  Das  Wasser  beider  nahe 
bei  einander  befindlichen  M.quellen  perlt  mehr  als  das  in  Stehen. 
Nach  Vogel  enthalten  sechzehn  Unzen : 

Kohlensaures  Natron      .        .        .  1,15  Gr. 

Chlornatrium  ....  0,20  — 

Humusextract         ....  0,25  — 

Kohlensaure  Kalkerde  .        .  5,45  — 

Kohlensaure  Talkerde    .        .        .  1,25  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul     .        .  0,35  — 

Kieselerde 1,15  — 


9,80  Gr. 
Kohlensaures  Gas         .        .        .        31,5  Kub.  Z. 

Die  M.quellen  im  Hollerthale ,  eine  Stunde  von  Stehen, 
zwei  Eisensäuerlinge,  gleichfalls  in  einer  Schlucht,  in  der  Nähe  des 
Selbitzflusses,  der  seinen  Lauf  durch  dieses  Thal  nimmt,  —  die  Mine- 
ralquelle bei  der  Krötenmühle  an  der  Muschwitz,  ein  schwacher 
Eisensäuerling,  — und  die  M.quelle  im  dürren  Grund  sind  noch 
nicht  gefafst  und  analysirt,  scheinen  aber  die  Mitte  zu  halten  zwi- 
schen dem  Langenauer  M.wasser  und  dem  von  Stehen. 

Kastner's  Archiv.  Bd.  III,  S.  385. 
Wetz ler  a.  a.  O.  S.  29. 
A.  Vogel  a.  a.  0.  S.  33. 

Heidenreich,  die  Eisenquellen  zu  Stehen.  S.  32. 
v.  Gräfe   und   Kaiisch,    Jahrb.   für  Deutschlands    Heilq.   und 
Seebäder.  IV.  Jahrg.  1839.  1.  Abth.  S.  88.  90.  91. 


Es  gehören  hierher  ferner: 

Die  M.quellen  zu  Wie  sau.  Das  Dorf  dieses  Namens  liegt 
im  Landgericht  Waldsassen,  im  Reg.  Bez.  Oberpfalz  und  Regeusburg, 
von  Waldsassen  vier,  von  Tirschenreut  drei  Stunden  entfernt,  unfern 
der  Chauss6e,  welche  von  Leugast  nach  Mitteuteich  führt.  Mau  kann 
von  hier  nach  Eger  in  drei,  nach  Marienbad  in  sieben  Stunden  gelangen. 

Die  M.quellen  entspringen  eine  Viertelstunde  von  dem  Pfarrdorf 
Wiesau,  etwa  1700  F.  über  dem  Meere,  an  der  Gränze  des  Böhmerwal- 
des  und  des  Fichtelgehirges  zwar  aus  Urgebirge,  streichen  aber  wahr- 
scheinlich durch  das  nahe  an  Eisenstein  so  reiche  Terrain.  Der  M.quel- 
len, welche  Eigenthum  des  Staats  sind,  zählt  mau  vier,  von  denen 
zwei,  die  Ottoquelle,  welche  hauptsächlich  als  Getränk  benutzt  wird, 
und  der  sogenannte  S  p  r u  d  e  1 ,  schon  länger  bekannt  und  in  Granit  ge- 
fafst sind,  —  die  dritte  wurde  erst  1830  aufgefunden,  in  Holz  gefafst 
u ml  S  a  1  z  quelle  genannt,  weil  mau  nach  dem  Genufs  des  Wassers  auf- 
lösende Wirkungen  beobachtet  haben  wollte  und  der  Geschmack  ei- 
nen vorherrschenden  Salzgehalt  zu  erkennen  gab ;  —  die  vierte  wurde 
1833  entdeckt  und  scheint  eine  schwache  Stahlquelle,   aber  reich  an 


637 

kohlensaurem  Gas  zu  sein.  —  Eine  fünfte  eisenhaltige  Quelle  ent- 
springt eine  halbe  Stunde  seitwärts  bei  Fuchsmühl,  und  wird  von  den 
Bewohnern  der  Umgegend  stark  getrunken. 

Das  M.Avasser  wird  auch  versendet. 

Ausser  den  M.quellen  befindet  sich  in  ihrer  Nähe  ein  beträchtli- 
ches Lager  von  Moorerde,  welche  nach  Dr.  Kreuzburg  der  in 
Franzensbad  gleichkommt  und  zu  Bädern  benutzt  wird. 

Bis  zum  J.  1836  befand  sich  in  der  Nähe  der  M.quellen  ein  klei- 
nes Badehaus  mit  Badewannen;  da  es  aber  demselben  an  Raum  ge- 
brach, mufsten  die  Badegäste  in  den  Dörfern  Wiesau  und  Fuchsmühl 
Avohnen.  Im  J.  1836  wurde  ein  neues  Kur-  und  Badehaus  vollendet 
und  die  ganze  Anstalt,  deren  Besitzer  jetzt  Graf  von  Holln  stein 
ist,  erhielt  den  Namen  Ottobad.  Im  J.  1835  waren  hier  bereits  103 
Kurgäste,  —  1837:  111,  —  1838  :  65.  —  Badeärzte  sind  Dr.  Fischer 
in  Waldsassen  und  Dr.  Müller  in  Wiesau. 

Sehr  bemerkenswerth  ist  der  Umstand,  dafs  in  diesem  M.wasser 
das  Gas  und  Eisen  sehr  fest   an  dasselbe  gebunden  zu  sein  scheinen. 

Das  M.wasser  der  Ottoquelle  ist  analysirt worden  von  Vogel, 
Bachmann  und  Wetzler,  neuerdings  (1837)  von  Fikentscher. 

In  sechzehn  Unzen  enthält  dasselbe : 


nach  Vogel:    nach  Bachmann 


Kohlensaures  Natron 

0,48  Gr. 

0,50  Gr. 

Chlornatrium   . 

0,08  — 

0,50  — 

Humusextract 

0,20  — 

Kohlensaure  Kalkerde     . 

0,80  - 

1,00  — 

Kohlensaure  Talkerde    . 

0,20  — 

. 

Kohlensaures  Eisen 

0,54  — 

1,00  — 

Kieselerde 

0,20  — 

0,28  — 

2,50  Gr. 

3,28  Gr. 

Kohlensaures  Gas 

28,2  Kub.  Z 

12,00  Kub.  Z. 

nach  F 

iken t s  eher : 

Kaliumchlorid 

0,0288  Gr. 

Kalisulphat 

0,0335  — 

Natronsulphat 

0,0651  — 

Basisch  phosphorsaure 

Thonerde 

0,0063  — 

r-  Phosphorsauren 

Kalt 

0,0072  — 

V  Eisenoxydul     . 

0,4388  — 

1  Mangan  oxydul 

0,0188  — 

/Kalk 

.         . 

0,0328  — 

JBittererde 

0,2772  — 

/Kali 

0,0177  — 

L  Natron 

0,2562  — 

Die  eingeklammerten  Basen  gebunden  an : 


638 

Kieselsäure         .        .        .        .  0,5549  Gr. 

Quellsäure 0,2517  — 

Kohlensäure        ....  3,7600  — 
Spuren  von  Calciumfluorid. 

Freies  kohlensaures  Gas  .        .       31,53  Kub.  Z. 
Schwefelwasserstoffgas        .        .        Spuren. 

Die  Salzquelle  wurde  gleich  nach  ihrer  Entdeckung,  noch  ehe 
sie  gefafst  war,  vom  Apotheker  Moser  analysirt.  Derselbe  fand  in 
sechzehn  Unzen: 


Kohlensaures  Eisen 

0,48  Gr. 

Kohlensaure  Kalkerde 

0,11  — 

Kohlensaure  Talkerde   . 

0,15  — 

Kochsalz         .        .         . 

0,14  — 

Kohlensaures  Natron     . 

0,50  — 

Kieselerde       .                 . 

0,12  — 

Humusextract 

0,11  — 

1,61  Gr. 

Kohlensaures  Gas        . 

.      33,5  Kub.Z. 

Aeltern  Beobachtungen  zufolge  erwies  sich  dieses  M.wasser  hilf- 
reich bei  Magenschwäche ,  Flatulenz ,  chronischem  Durchfall ,  Bleich- 
sucht, Hysterie,  Fluor  albus,  zu  profuser,  geringer,  schmerzhafter  oder 
unregelmäfsiger  Menstruation  und  Unfruchtbarkeit.  Neuere  Erfahrun- 
gen über  seine  Wirkungen  sind  nicht  bekannt. 

Graf  a.  a.  O.  Th.  I.  S.  33. 

Wetzler's  Gesundbr.  und  Bäder  im  Ober-Mainkreise.  S.  108. 
Kastner 's  Archiv.  Bd.  III.  S.  483. 
A.  Vogel  a.  a.  O.  S.  27. 

Fischer  in:  Jahrbücher  des  ärztlichen  Vereins  in  München. 
1835.  Jahrg.  1. 

Fischer,  das  Ottobad  bei  Wiesau.  Baireuth  1838. 

v.  Gräfe  und  Kali  seh,  Jahrb.  Jahrg.  IV.  1839.  Abth.  1.  S.  159. 

Die  M. quelle  zu  Kondrau,  unfern  des  Dorfes  dieses  Na- 
mens im  Landgerichte  Waldsasscn,  im  Reg.  Bez.  Oberpfalz  und  Re- 
gensburg, von  Waldsassen  nur  eine  halbe  Stunde  entfernt  Die  beiden 
hier  befindlichen  M.qucllen  entspringen  auf  einer  Wiese  und  in  einem 
angenehmen  Thalgrunde  nicht  weit  von  einander,  1600  Fufs  über  dem 
Meere,  aus  Granit,  sind  in  Holz  gefafst,  mit  Granitkränzen  umgeben 
und  Eigcnthum  des  Staates. 

Das  M.wasser  ist  krystallhcll ,  von  einem  angenehmen  säuerlich- 
erfrischenden  Geschmack,  entwickelt  viel  Gasblasen  und  hat  die  Tem- 
peratur von  7°  R.    In  sechzehn  Unzen   des  Wassers   sind  enthalten: 

nach  Vogel:     nach  Bach  mann: 


Kohlensaures  Natron 

CllloniatrillUl    . 


0,90  Gr. 
2,15  — 


1,50  Gr. 
2,53  - 


639 


Schwefelsaures  Natron   . 

0,25  Gr. 

2,50  Gr. 

Chlorkalium     . 

0,40  — 

Humusextract 

0,25  — 

Kohlensaure  Kalkerde    . 

0,20  — 

1,97  — 

Kohlensaure  Talkerde     . 

0,25  — 

•                • 

Kohlensaures  Eisen 

0,10  — 

•                         OS 

Kieselerde 

0,40  — 

1,12  — 

Schwefelsaure  Kalkerde 

1,28  — 

4,90  Gr. 

10,90  Gr. 

Kohlensaures  Gas            . 

27,2Kub.Z. 

16,25  Kub.Z. 

Seinen  Mischungsverhältnissen  und  Wirkungen  zufolge  gehört 
dieses  M.wasser  zu  den  vorzüglichsten  Säuerlingen  Baierns.  Es  wird 
versendet  und  gleich  Selterserwasser  benutzt;  —  doch  hat  die  Ver- 
sendung in  den  letzten  Jahren  sehr  abgenommen.  Die  Inspection 
über  dasselbe  führt  Hr.  Dr.  Fischer  zu  Waldsassen. 

Nach  Grafs  und  anderer  Aerzte  Erfahrung  hat  man  dasselbe  als 
Getränk  mit  gutem  Erfolg  empfohlen  bei  chronischen  Brust-  und 
Unterleibsbeschwerden,  Verschleimungen,  Lungensucht,  Stockungen, 
Hämorrhoiden,  Gries-  und  Steinbeschwerden ;  —  als  Bad  bei  Gicht 
und  Rheumatismen,  Lähmungen  und  chronischen  Hautkrankheiten. 

Graf  a.  a.  O.  Th.  I.  S.  53. 

Wetzler  a.  a.  O.  S.  121. 

Vogel  a.  a.  O.  S.  29. 

v.  Gräfe  u.  Kalis ch,  Jahrb.  IV.  Jahrg.  1839.  Abth.  1.  S.  157. 


Die  M. quelle  von  Har deck,  unfern  des  Dorfes  dieses  Na- 
mens, im  Landgerichte  Waldsasseu,  Reg.  Bez.  Oberpfalz  und  Regens- 
burg, von  Waldsassen  drei  kleine  Stunden  entfernt,  dicht  an  der 
Böhmischen  Gränze.  Neben  der  Quelle  ist  ein  Eisenhammer,  sonst 
befindet  sich  dort  kein  zum  Unterkommen  der  Kurgäste  bestimmtes 
Gebäude.    Die  Quelle  gehört  dem  Eigenthümer  des  Eisenhammers. 

Das  M.wasser  perlt  stark,  ist  von  einem  sehr  angenehmen,  erfri- 
schenden Geschmack,  und  wirkt  leicht  berauschend.  Das  in  demsel- 
ben enthaltene  kohlensaure  Gas  und  Eisen  scheint  sehr  fest  an  das 
Wasser  gebunden  zu  sein.    Sechzehn  Unzen  Wasser  enthalten 


nach  Vogel: 

nach  Bachma 

Kohlensaures  Natron 

1,20  Gr.      . 

0,8125  Gr. 

Chlornatrium 

2,50  — 

1,6250  — 

Schwefelsaures  Natron 

5,25  — 

6,0000  — 

Chlorkalium 

1,25  — 

•                •                •            • 

Humusextract 

0,25  — 

•                •            • 

Kohlensaure  Kalkerde 

2,40  — 

2,0625  — 

Kohlensaure  Talkerde 

0,40  — 

•                  i                 .              . 

Kohlensaures  Eisenoxydul 

0,45  — 

0,3750  — 

640 


Kieselerde     . 
Schwefelsaure  Kalkerde 


0,50  Gr. 


0,3750  Gr. 
0,6250  — 


Kohlensaures  Gas 


14,20  Gr.  11,8750  Gr. 

.    32,2Kub.Z.        .        lS,00Kub.Z. 

Getrunken  wirkt  es  auflösend,  stärkend,  wird  versendet  und  flei- 
fsig  getrunken. 

Empfohlen  hat  man  dasselbe  bei  Schwäche  der  Verdauungs- 
werkzeuge ,  Magendrücken ,  Flatulenz ,  Säure  der  ersten  Wege,  — 
Stockungen  im  Leber-  und  Pfortadersjstem ,  Hämorrhoidalbeschwer- 
den,  —  Krankheiten  der  Harnwerkzeuge,  Verschleimungen,  Gries- 
und  Steinbeschwerden,  —  ßlennorrhöen,  Hypochondrie,  Hysterie, 
Melancholie. 

Graf  a.  a.  O.  Th.  I.  S.  43. 

Wetzler  a.  a.  0.  S.  125. 

Kastner's  Archiv.  Bd.  III.  S.  483. 

Ä.  Vogel  a.  a.  0.  S.  30. 

v.  Gräfe  u.  Kali  seh,  Jahrb.  IV.  Jahrg.  1839.  Abth.  1.  S.  161. 

Die  M. quelle  bei  Hohenberg  oder  Ho  chberg,  unfern  der 
Gränzfeste  dieses  Namens  im  Landgericht  Selb,  im  Reg.  Bezirk 
Oberfranken,  1835  Fufs  über  dem  Meere,  nahe  bei  der  Strafse,  wel- 
che von  Hohenberg  nach  Eger  führt.  Früher  wurden  jährlich  von 
derselben  mehrere  tausend  Krüge  versendet,  doch  ist  die  M. quelle 
jetzt  sehr  vernachlässiget,  bei  derselben  fehlen  Wohngebäude  und 
Einrichtungen  zu  Bädern  für  Kurgäste. 

Analysirt  wurde  das  M.Avasser  von  Vogel  und  Bach  mann 
und  enthält  in  sechzehn  Unzen : 


nach  Vogel:    nach  Bachmann 

Kohlensaures  Natron  . 

0,45  Gr.      . 

0,2750  Gr. 

Schwefelsaures  Natron 

0,12  — 

0,2625  — 

Chlorkalium 

0,20  — 

.        . 

Chlornatrium 

0,18  — 

0,6000  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

1,90  — 

0,7600  — 

Kohlensaure  Talkerde 

0,40  — 

. 

Chlorcalcium 

•        •            . 

0,0625  — 

Kohlensaures  Eisen oxydul 

.    0,30  — 

0,4000  - 

Humusextract 

0,10  — 

.        • 

Kieselerde    .... 

0,35  — 

4,00  Gr. 

2,3600  Gr. 

Kohlensaures  Gas 

.     30,6  Kub.  Z. 

55,00  Kub.  Z. 

Schwefelwasserstoffgas 

0,20      — 

30,6  Kub.  Z. 
Wetzler  a.  a.  O.  S.  89. 
A.  Vogel  a.  a.  O.  S.  31. 
v.  Gräfe  u.  Kaiisch,    Jahrb.    IV.  Jahrs;. 


55,20  Kub.  Z. 

1839.  Abth.  1.  S.  83. 
Ausser 


641 

Ausser  diesen  M.quellen  sind  in  dem  Ober  -  Mainkreise  noch  fol- 
gende weniger  bekannte  nur  namentlich  zu  erwähnen :  Die  M.quel- 
len zu  Fixen,  Falkenberg,  Gosel  und  E  ckardtsgriin  im 
ehemaligen  Stift  Waldsassen,  —  die  M.quelle  zu  Bücke nho  fe  n 
bei  Erlangen,  —  ferner  die  M.quelle  von  Kothenbibersbach 
unweit  Thiersheim,  1600  Fufs  über  dem  Meere,  von  M.  Hörnigk 
und  Keil  als  stärkender  eisenhaltiger  Säuerling  empfohlen,  von  den 
Bewohnern  der  Umgegend  als  Getränk  benutzt,  —  die  M.quelle  zu 
Grünheidt,  noch  höher  gelegen,  —  die  M.quelle  am  Fichtelsee 
bei  Gottesgab,  —  der  Wunderbrunnen  an  der  Steinach,  zwi- 
schen Wiedenberg  und  Warmen- Steinach,  —  die  M.quelle  am  Pfeif- 
fer bei  Warmen-Steinacli,  —  die  M.quellen  bei  Köditz,  bei  Schön- 
wald an  der  Grunermühle  und  bei  dem  Dürrenweider 
Hammer. 

Graf  a.  a.  0.  S.  61.  65.  347. 

Wetzler  a.  a.  0.  S.  135. 

Gold  fufs  und  Bisch  of  Beschreibung.  Th.  I.  S.  116—130. 

v.  Gräfe  und  Kaiisch  a.  a.  0.  S.  83. 


Bemerkeuswerth  in  dem  Rezatkreise  ist: 

Das  Wildbad  bei  Burgbernheim  im  Landgerichte  Winds- 
heim, im  Reg.  Bezirk  Mittelfranken,  unfern  des  Marktes  Burgbern- 
heim, in  einer  anmuthigen,  von  schönen  Waldungen  umgebenen  Ge- 
gend, von  Anspach  sechs,  von  Erlangen  zehn,  von  Rothenburg  zwei 
Stunden  entfernt. 

Die  Anstalt,  mit  den  nöthigeu,  zu  Wohnungen  der  Kurgäste  und 
Bädern  eingerichteten  Gebäuden  versehen ,  ist  Eigenthum  des  Markt- 
fleckens Burgbernheim   und   wird  an    einen  Badeinspektor  verpachtet. 

Das  Bad  von  Burgbernheim  gehört  zu  den  ältesten  in  Teutsch- 
land. Alten  Urkunden  zufolge  soll  das  M.wasser  des  Wildbades  schon 
1128  von  Kaiser  Lothar  gegen  Steinbeschwerden  gebraucht  wor- 
den sein.  Gegen  Ende  des  dreizehnten  Jahrhunderts  liefs  Gott- 
fried III.,  Bischof  zu  Würzburg,  den  M.brunnen  gut  fassen,  und  be- 
suchte 1308  es  selbst.  Im  Jahre  1347  gebrauchte  es  Kaiser  Karl  IV., 
1484  Albrecht  Achilles,  Kurfürst  von  Brandenburg.  Während  und 
nach  dem  dreifsigjährigen  Kriege  blieb  es  lange  unbenutzt,  —  erst 
im  achtzehnten  Jahrhundert  kam  es  wieder  in  Gebrauch  und  Auf- 
nahme und  wurde  durch  die  Fürsorge  der  Markgrafen  von  Branden- 
burg-Kulmbach und  Baireuth ,  namentlich  durch  Markgraf  Chri- 
stian Friedr.  Karl  Alexander  mit  neuen  Wohngebäuden  und 
Einrichtungen  ausgestattet. 

Die  M.quellen  des  Wildbades  entspringen  aus  grauem  Sandstein, 
auf  der  Wasserscheide  des  Main-  und  Donaugebiets,  in  einer  waldigen 
von  Nordost  nach  Südwest  streichenden  Thalschlucht ,  gegen  1300 
Fufs  über  dem  Meere,  —  sind  in  ihren  Mischungsverhältnissen  we- 
ll. Theil.  S  S 


642 

nig  verschieden,  nur  abweichend  in  dem  quantitativen  Verhältnifs 
ihrer  einzelnen  Bestandteile;  ibre  vorwaltenden  festen  Bestandteile 
sind  schwefelsaure  Talkerde  und  kohlensaurer  Kalk. 

Folgende  M.quellen  werden  unterschieden:  1.  Der  Doktorbrun- 
nen.  Sein  Wasser  ist  frisch  geschöpft  krystallhell ,  bleibt  es  auch 
bei  der  Einwirkung  der  Luft,  hat  einen  schwachen  Geruch  nach 
Schwefel  wasserstoffgas,  uud  einen  unbedeutend  erdigen,  etwas  zu-! 
sammenziehenden  Geschmack;  seine  Temperatur  beträgt  6,3°  R.  bei 
12,4°  R.  der  Atmosphäre,  sein  spec.  Gewicht  1,0022,,  seine  Wasser- 
menge in  24  Stunden  181g  Eimer.  —  2.  Der  Musketierbrunnen 
erhielt  seinen  Namen  uuter  der  Markgräflicheu  Regierung,  von  äem 
damals  anwesenden  Militair,  von  welchem  die  au  chronischen  Aus- 
schlägen Leidenden  angewiesen  wurden,  diesen  M.brunnen  zu  gebrau- 
chen. An  Geruch,  Geschmack  uud  Klarheit  dem  vorigen  gleich,  hat 
das  Wasser  dieses  Brunnens  die  Temperatur  von  6,4°  bei  12,4°  R.j 
der  Atmosphäre,  seine  Wassermenge  beträgt  in  24  Stunden  120^' 
Eimer.  —  3  Das  Augenbrüunlein,  weniger  wasserreich  als  die 
beiden  vorigen,  hat  die  Temperatur  von  8,5°  R.  bei  12,4°  R.  der 
Atmosphäre.  —  4.  Der  Badebrunnen.  In  Farbe,  Geschmack  und 
Geruch  mit  dem  Doktorbrunnen  übereinkommend,  hat  sein  Wasser 
die  Temperatur  von  8,75°  R.  bei  12,4°  R.  der  Atmosphäre,  sein  spec. 
Gewicht  1,0026,  seine  Wassermenge  in  24  Stunden  217g7s  Eimer.  — 
5.  Der  Kochbrunnen,  nicht  zu  medicinischen ,  sondern  ökonomi- 
schen Zwecken  benutzt. 

Chemisch  analysirt  wurden  die  M.quellen  von  Martius  und  Vo--i 
gel.    Das    Wasser    des   Doktorbrunnen    enthält  in  sechzehn    Unzen 
nach  Vogel: 

Schwefelsaure  Talkerde        .        .        4,10  Gr. 

Chlorkalium 0,20  — 

Chlortalcium  ....        0,15  — 

Kohlensaure  Kalkerde  .        .        2,10  — 

Kohlensaure  Talkerde  .        .        .        0,50  — 
Schwefelsaure  Kalkerde  mit  einer  Spur 

von  Kieselerde    und  Eisen        .        0,S0  — 
Extractivstoff         ....        0,15  — 

~~85ÖÖ"Gr7"" 

Als  Bad  gebraucht  wirkt  dieses  M.wasscr  auf  alle  Se-  und  Ex- 
emtionen gelinde  befördernd ,  leicht  einen  Badeausschlag  erregeud, 
und  wird  von  Ackermann  empfohlen:  bei  hartnäckigen  rheumati- 
schen und  gichtischen  Leiden,  —  hypochondrischen  uud  hysterischen 
Zufällen,  —  chronischen  Krankheiten  des  Utcrinsystcnis,  Supprcssio- 
nen  der  monatlichen  Reinigung,  —  Hämonhoidalbeschwerden ,  ano- 
malen Hämorrhoiden,  —  chronischen  Hautausschlägen,  veralteten  Ge- 
schwüren, —  schmerzhaften  Krankheiten  der  Urinwcrkzeugc,  — 
Nlcinbcsch  werden. 


643 

T.  K  n  o  b  1  o  c  h ,  vom  Burgbernheimer  Wildbade,  nebst  einer  kur- 
zen Beschreibung  der  Kräuter,  so  um  und  in  dem  Walde  gefunden 
werden.  Onolzbach  1611.  —  1620. 

Das  neue  lobreiche  Wildbad.  Baireuth  1620. 

J.  G.  Layritz,  pauegyricus  de  fontibus  soteriis  111.  Principat. 
sup.  Burggraf.  Norici. 

C.  F.  G.  Petz,  de  aquis  medicatis  Burgbernheimensibus.  Altdop- 
fii  1713. 

G.  Hase  n  est,  Zuflucht  derer,  so  mit  Glieder -Gebrechen  und 
mehreren  andern  Krankheiten  geplagt  sind.  Nürnberg  1729. 

J.  U.  Sponsel's  Beschreibung  des  Burgbernheimer  Wildbades. 
1768. 

H.  J.  Delius,  Nachricht  von  dem  Wildbade  bei  Burgbernheim. 
Bayreuth  1775. 

J.  G.  Mensel's  Beschreibung  des  Wildbades  bei  Burgbernheim, 
in  Miscellen  artist.  Inhaltes.  Heft.  I.   S.  18. 

Kastner's  Archiv.  Bd.  III.  S.  483. 

Büchner' s  Repertorium.  Bd.  XIII.  S.  441. 

K.  H.  L.  Schulz,  Nachricht  von  dem  Wildbade  bei  Burgbern- 
heim. Burgbernheim  1804. 

K.  W.  Ackermann,  das  Wildbad  bei  Burgbernheim.  Erlangen 
1822.  Mit  2  Kupfern. 

A.  Vogel  a.  a.  0.  S.  68. 

v.  Gräfe  u.  Kaiisch,   Jahrb.  IV.  Jahrg.  1839.  Abth.  I.  S.  80. 


An  die  M.quellen  bei  Burgbernheim  reihen  sich  ferner : 

Das  M.bad  bei  W emding,  eine  halbe  Stunde  von  Wemding 
entfernt,  Eigenthum  des  Hrn.  Oekonomen  J.  Seh  och. 

Man  unterscheidet  zwar  drei  Quellen ,  alle  werden  aber  vereint 
als  Getränk  und  Bad  benutzt.  Die  Bäder  wrerden  in  dem  Kurhause 
genommen,  in  welchem  sich  dazu,  obgleich  sehr  mangelhafte,  Vorrich- 
tungen befinden.  —  Im  J.  1836  befanden  sich  hier  51,  —  1837  :  31, 
—  1838  :  38  Kurgäste.  —  Als  Arzt  fungirt  hier  der  Gerichtsarzt  Dr. 
Hefs  1er. 

Nach  Vogel's  Analyse  enthalten  sechzehn  Unzen  des  M.wassers: 

Schwefelsaure  Talkerde 

Chlorkalium 

Kohlensaure  Talkerde   . 

Kohlensaure  Kalkerde 

Kieselerde  u.  schwefelsaure  Kalkerde 

Humusextract 

Kohlensaures  Eisen 


2,95 

Gr. 

0,75 

— 

0,10 

— 

1,20 

— 

e    0,70 

— 

0,20 

— 

eine 

Spur 

5,90 

Gr. 

Ss 

2 

644 


Thermologia  Wemdingiana  von  J.  Ant.  Jas  er.  1654. 

Beschreibung  des  schon  vor  mehr  als  dreihundert  Jahren  beriihn 
ten  wundersamen  mineralischen  Heilbades  von  Wemding  von  Jol'i 
J.  Heile  th.  1715. 

Hierl's  Beschreibung  des  Bades  zu  Wemding.  1752. 

J.  B.  Graf  a.  a.  0.  Th.  II.  S.  233. 

A.  Vogel  a.  a.  0.  S.  70. 

v.  Gräfe  u.  Kaiisch  a.  a.  0.  S.  152. 


Das  Wildbad  zu  Rothenburg  an  der  Tauber,  im  Reg.  Be 
zirk  Mittelfranken.  Die  Badeanstalt  liegt  in  dem  angenehmen  südlic 
von  der  Stadt  Rothenburg,  dicht  an  der  Tauber  hinlaufenden  Thah 
gegen  1000  Fufs  über  dem  Meere,  ist  Eigenthum  der  Stadt  Rothen 
bürg,  wird  fleifsig  benutzt,  und  enthält  nicht  blofs  Badezimmer  mi 
Wannen,  sondern  auch  Vorrichtungen  zu  Douchc-  und  Dampfbädern 

Man  unterscheidet  hier  zwei  M.quellen  :  das  sogenannte  Mineral 
wasser  und  das  Stahlwasser.  Nach  Vogel's  Untersuchung  ent; 
halten  in  sechzehn  Unzen  : 


Schwefelsaure  Talkerde 
Schwefelsaure  Kalkcrde 
Chlortalcium 
Schwefelsaures  Natron 
Koblcnsaure  Kalkcrde   . 
Kohlensaure  Talkcrde    . 
Kohlensaures  Eisenoxydul 
Kieselerde 
Humusextract 


1.  DasM.wasser; 
3,25  Gr. 
7,50  — 

0,50  — 
0,25  — 
5,50  — 
0,25  — 
eine  Spur 
0,25  — 
0,15  — 


2.  Das  Stahlwasser 
3,25  Gr. 
4,80  — 
0,25  — 

6,25  — 
0,50  — 
0,05  — 

0,15  — 


Kohlensaures  Gas '. 
Schwefelwasserstoffgas 


17,65  Gr.  15,25  Gr. 

4,3  Kub.  Z.  3,3  Kuh.  Z. 

Spuren. 

Das  M.wasser  wird  meist  nur  in  Form  von  Wasserbädern  ange- 
wendet, die  im  Allgemeinen  reinigend,  auflösend,  die  Thätigkeit  aller 
Secretionsorgane,  besonders  die  der  Haut  und  Nieren  befördernd  und 
das  Gefüfssystem  etwas  aufregend  wirken,  und  namentlich  empfohlen 
werden  bei  chronischen  Hautkrankheiten ,  rheumatischen  oder  psori- 
schen  Metastasen,  chronischen  Rheumatismen  und  Gicht;  Stockungen 
im  Unterleibe  und  dadurch  bedingter  Hypochondrie,  Hysterie  und  Hä- 
morrhoidalleiden;  Scropheln  und  Rhachitis. 

\ 

Kastner's  Archiv.  Bd.  III.  S.  483. 

A.  Vogel  a.  a.  O.  S.  74. 

v.  Gräfe  u.  Kaiisch,  Jahrb.  Jahrg.  IV.  1830.  Abth.  1.  S.  78. 

Das  Wildbad  zu  Weifsenburg,  im  Reg.  Bez.  Miltelfran- 
ken.     Im  südöstlichen  Thcil   dieser  Stadt  entspringt ,    1000  Fufs    über 


645 

dem  Meere,  aus  kalkartigem  Boden,  eine  alkalische,  etwas  Eisen  ent- 
haltende M.quelle,  welche  ziemlich  wasserreich,  mit  Quadersteinen  ge- 
fafst  und  Eigenthum  der  Stadt  ist. 

Das  hier  befindliche  Badehaus  wird  wenig  benutzt,  die  Bäder 
meistens  in  Privatwohnungen  genommen. 

Das  M.wasser  ist  klar,  farblos,  schmeckt  etwas  herb,  setzt  einen 
ocherartigen  Niederschlag  ab,  und  bildet  im  Kochkessel  den  sogenann- 
ten Pfannenstein. 

Aualysirt  wurde  dasselbe  von  Vogel,  neuerlich  (1835)  von  L, 
A.  Buchner  jun.  aus  München,  Sechzehn  Unzen  enthalten: 

nach  Vogel;        nach  Buchner: 

Schwefelsaures  Natron         „        0,50  Gr.       .        . 

Chlorkalium   ...»        0,25  — 

Kohlensaure  Kalkerde  .        .        1,20  —        .        .        1,256  Gr. 

Kohlensaure  Talkerde  mit  Spuren 
von  Eisen  .         .        .        0,30  —        . 

Kohlensaure  Talkerde ...  ...        0,223  — 

Schwefelsaure  Kalkerde  mit  Kie- 
selerde       ....        0,50  —..,,. 

Kohlensaure  Talkerde     )  q  ^qq  

Kohlensaures  Kali  ) 

Schwefelsaures  Natron  mit  etwas 

schwefelsaurer  Kalkerdc  .        .        .        .        0,240  — 

Eisenoxyd  )  q  272  

Thonerde  ; 

Kieselerde .        0,192  — 

Spuren  einer  stickstoffhaltigen 
organischen  Substanz  u.  Quell- 
säure      0,017  — 


2,75  Gr.  2,600  Gr. 

Das  M.wasser  soll  gelind  auflösend  wirken,  und  sich  bisher  gegen 
Schwindel,  Schwerhörigkeit,  Gliederzittern  ,■  Krämpfe ,  Lähmungen, 
Gicht,  Rheumatismus,  Steinbeschwerden,  Hypochondrie  und  chroni- 
sche Hautausschläge  wohlthätig  gezeigt  haben. 

A.  Vogel   a.  a.  O.  S.  71. 

v.  Gräfe  u.  Kaiisch,   Jahrb.   Jahrg.  IV.  1839.  Abth,  1.  S.  81. 

Die  M.quelle  bei  Nördlingen,  bekannt  unter  dem  Namen 
des  St.  J  ohann  isbades,  befindet  sich  unfern  der,  von  Nördlingen 
nach  Wallerstein  führenden  Chaussee  und  gehört  der  Stadt  Nördlin- 
gen. In  einem ,  neben  der  Quelle  erbauten  Hause  finden  sich  Vor- 
richtungen zu  Bädern. 

In  sechzehn  Unzen  M.wasser  fand  Vogel: 

Schwefelsaures  Natron .        .        .        0,15  Gr. 
Kohlensaures  Natron     .        .        .        0,10  — 


646 


Chlornatrium 

0,10  Gr. 

Kohlensaure  Kalkerde  . 

1,20  — 

Kohlensaure  Talkerde 

0,25  — 

Kohlensaures  Eisenoyxdul     . 

0,15  — 

Kieselerde      .... 

0,50  — 

Humusextract 

0,05  — 

2,50  Gr. 

Kohlensaures  Gas 

4,8  Kuh.  Z 

Kastner's  Archiv.  Bd.  III.  S.  483. 
A.  Vogel  a.  a.  O.  S.  72. 


IL     Die  Heilquellen  Baierns. 


J_/as  Becken ,  in  welehem  sie  entspringen,  ist  das  Flufs- 
gebiet  der  Donau  von  Lim  bis  Pas  sau  und  der  in  diesen 
Strom  sich  ergiefsenden  zahlreichen  Flüsse.  —  Die  Tiefe 
des  Beckens  bezeichnet  der  Lauf  der  Donau,  deren  Spie- 
gel bei  ihrem  Eintritt  in  Baiern  bei  Ulm  1100  Fufs,  bei 
Ingolstadt  1000  F.,  bei  Regensburg  972  F.,  und  am  tief- 
sten Punkte,  bei  ihrem  Austritt  aus  Baiern,  bei  Passau 789 F. 
beträgt.  Das  rechte  Donauufer  bildet  eine  gegen  die  Alpen 
allmählig  sich  erhebende  Hochebene ,  welche  südlich  von 
reizenden  Gebirgsthälern,  mahlerischen  Seen  und  Höhen 
von  2 — 3000  Fufs  begränzt  wird;  Freysingen  liegt  1096  F., 
Wasserburg  1264  F.,  Reichenhall  1381  F.,  München  1550  F., 
Augsburg  1464  F.,  Sonthofen2244  F.,  Tegernsee  2324  F., 
der  Wallersee  2522  F.,  das  Bad  zu  Kreuth  2911  F.  über 
dem  Meere  erhaben. 

Die  Hauptformationen  der  südlich  dieses  Becken  um- 
schliefsenden  Gebirge  sind:  Alpenkalk,  bunter  und  jüngster 
Saudstein,  —  theilweise  linden  sich  bedeutende  SaMager, 
wie  zu  Reichenhall,  theilweise  merkwürdige  Petrefakte,  na- 
mentlich zu  Sonthofen,  theilweise  Quellen  von  Napbtha, 
wie  die  zwischen  Gmünd  und  Tegernsee,  welche  aus  auf 
Sandstein  sitzendem  Mergel  entspringt;  die  Hochebene  be- 
steht aus  einem  mächtigen,  theilweise  nur  schwach  von 
Damm  erde  bedeckten  Kieslager. 


648 

Alle  hier  entspringenden  M.quellen  zeichnen  sich  aus| 
durch  ihren  geringen  Gehalt  an  freier  Kohlensäure,  die  Mehr 
zahl,  mit  Ausnahme  der  Soole  zu  Reichenhall,  enthält  we 
nig  feste  Bestandtheile,  unter  diesen  vorwaltend  erdige  Salze. 
—  unter  ihnen  finden  sich  viel  erdig-salinische  Schwefel- 
quellen. 

Unter  den  zahlreichen ,  gröfstentheils  jedoch  unbedeu- 
tenden Kurorten  Baierns  haben  in  der  neuesten  Zeit  sich 
das  Wildbad  zu  Kreuth  und  die  Adelheids  quelle 
zu  Heilbrunn  einen  besondern  Ruf  erworhen. 

FluiTs  Beschreibung  der  Gebirge  von  Baiern  und  der  obern 
Pfalz.  1792.  S.  6. 

Kästner'»  Archiv.  Bd.  III.  S.  482. 

Teutschland  geolog.  geogn.  dargestellt  von  Chr.  Ke  ferste  in. 
Bd.  I.  St.  3.  S.  351.  353.  —  Bd.  V.  St.  3.  S.454.  —Bd.  VII.  St.  1.  S.  7. 

Die  M.quellen  des  K.  Bayern    von  A.  Vogel.  S.  34.  45.  53.  77. 

Botte  im:  Journal  de  Geologie.   1830.  Juin.  p.  136. 

v.   Gräfe   und   Kaiisch,   Jahrb.   für   Deutschlands    Heilquellen  l 
und  Seebäder.  IV.  Jahrg.  1839.  Abth.  1.  S.  93  ff. 

1.  Das  Bad  zu  Kreuth  im  Isarkreise,  im  Reg. 
Bez.  Oberbaiern,  Landgerichte  Tegernsee,  von  München 
siebzehn,  von  Rosenheim  fünfzehn  Stunden  entfernt,  sehr 
mahlerisch  am  Fufse  der  Tyroler  Alpen  unfern  Tegernsee 
gelegen,  2911  Fürs  über  dem  Meere  erhaben,  von  einem 
Kranz  hoher  Gebirge  umschlossen,  berühmt  durch  seine  Mol- 
kenanstalt. Der  hohen  Lage  und  der,  Kreuth  umgebenden, 
seiner  Höhe  entsprechenden  Alpenvegetation  verdanken  die 
Molken  zu  Kreuth  ihre  Güte. 

Das  unfern  Kreuth  befindliche  Kloster  zu  Tegernsee  wurde  754 
von  Adalbert  und  Odoakcr  gegründet,  und  das  zu  diesem  Kloster 
gehörige  Wildbad  zu  Kreuth  unter  dem  Namen  des  „Wildbades  zum 
heiligen  Kreuz"  scheint  schon  sehr  früh  bekannt  und  benutzt  wor- 
den zu  sein.  —  Im  J.  1S17  wurde  das  Bad  von  Maximilian  Jo- 
seph, dem  hochseligen  König  von  Baiern,  gekauft,  und  in  den  Jah- 
ren 1823  und  1824  durch  Bauten  und  zweckmäfsige  Einrichtungen 
verbessert  und  verschönert.  Gegenwärtig  ist  die  Kuranstalt  Kigen- 
thum   der  verwittweten   Königin  Karoline. 

Kreuth  entbehrt  in  seiner  abgeschlossenen  Lage,  bei  der  hier 
vorherrschenden    einfachen    und  stillen   Lebensweise,    der   städtischen 


649 

Zerstreuungen  und  geräuschvollen  Vergnügungen,  welche  andere  sehr 
zahlreich  besuchte  grofse  Kurorte  charakterisiren,  entschädigt  aber  da- 
gegen durch  den  ungetrübten  Genufs  einer  grofsartigen  Natur,  höchst 
mahlerischer  Umgebungen,  einer  reichen  Alpenvegetation  und  einer 
reinen,  stärkenden  Gebirgsluft. 

Das  Klima  zu  Kreuth  ist  im  Allgemeinen  sehr  rauh,  häufigen  und  sehr 
plötzlichen  Temperaturwechseln  unterworfen;  —  die  vorteilhafteste  Zeit 
ist  von  Mitte  Juni  bis  Mitte  September,  —  es  giebt  Jahre,  wo  am 
ersten  Juni  noch  Schnee  liegt  und  im  September  schon  Schnee  fällt. 
Ein  längerer  Aufenthalt  in  dieser  leichten ,  reinen ,  aber  rauhen 
Gebirgsluft  pflegt  daher  im  Allgemeinen  den  Kranken,  welche  an 
einem  j^rofsen  Erethismus  der  Schleimhaut  der  Luftwege  und  Lun- 
gen leiden,  mit  Exulceration,  einem  sehr  reizbaren  zu  Bluthusten  oder 
Entzündung  disponirten  Blutsystem,  —  oder  bei  welchen  die  Hals- 
!  oder  Lungenleiden  schon  in  das  Stadium  der  Colliquation  überge- 
gangen sind,  nicht,  —  dagegen  sehr  in  allen  den  Fällen  zuzusagen,  wo 
reine  torpide  Schwäche,  Erschlaffung  der  Schleimhaut  der  Luftwege 
und  Lungen,  —  oder  reiner  allgemeiner  Nerven -Erethismus  bei  sehr 
zarten  nervösen  Constitutionen,  aber  ohne  besorgliche  Lokalleiden  der 
Respirationsorgane,  vorwalten. 

Die  zum  Etablissement  gehörigen  Gebäude  enthalten 
gute  Wohnungen  für  Kurgäste  und  zweckmässig  eingerich- 
tete Wannenbäder  in  Badezimmern,  ausser  diesen  Appa- 
rate zu  Tropf-,  Douche-  und  Dampfbädern.  Die  Douche- 
bäder  werden  mittelst  einer  transportabeln  Douchemaschine 
gegeben,  die  Dampfbäder  in  Dampfkasten  in  Form  allge- 
meiner, oder  blofs  lokaler. 

Zur  unentgeltlichen  Aufnahme  und  Verpflegung  mittelloser  Kran- 
ken dient  das  Maximilian -Armenbad,  welches  mit  einem  Fun- 
dations-Capital  von  50,000  Fl.  ausgestattet  ist. 

Eröffnet  wird  das  Bad  Mitte  Juni,  geschlossen  Mitte 

September.   —  Wegen  Bestellungen  wendet   man  sich  an 

die  Badeinspection  zu  Kreuth. 

Bei  dem  zahlreichen  Besuch,  dessen  sich  Kreuth  jährlich  erfreut, 
sind  indefs  die  eigentlichen  Kurgäste  von  den  Kreuth  besuchenden 
Fremden  wohl  zu  unterscheiden. 

Im  J.  1827  betrug  die  Zahl  deriKurg.  431. 

—  —  1828  ....  434. 

—  —  1833  ....  280. 

—  —  1834  ....  337. 

—  —  1836  ....  276. 


650 

Im    J.     1S37  betrug  die  Zahl  der  Kurg.    292. 
—    —    183S  ....  320. 

Wenu  auch  die  Molkenanstalt  zunächst   den  Ruf  von    je 
Kreuth  begründet  hat,  so  besitzt  Kreuth  ausser  dieser  doch    sc 
noch  andere  Vorzüge,    welche   die  Wirksamkeit   der  hier 
benutzten  Molken  nicht  blofs  sehr  erhöhen,    sondern  auch 
eine  vielseitigere  Benutzung  derselben  gestatten,  —  näm- 
lich Soolbäder  uud   kalte  Schwefelquellen. 

1.  Die  Molken  zu  Kreuth  sind  wegen  der  reichen  Al- 
penvegetation von  so  ausgezeichneter  Güte,  dafs  sie  denen 
der  besten  Molkenanstalten  der  Schweiz  gleichgestellt 
werden  können. 

Von  den  liier  bereiteten  Molkeu  »eben  sechzehn  Unzen  abgeraucht 
1  Unze  Rückstand,  welcher  nach  Vogel  enthält;  5  Drachmen  Milch- 
zucker, 1  Drachme  Osmazom  und  2  Drachmen,  welche  Milchsäure, 
Schleim,  Käsestoff,  salzsaurc,  phosphorsaure  und  schwefelsaure  Salze 
enthalten. 

Getrunken  wirken  die  Molken  im  Allgemeinen  kühlend 
beruhigend,  —  auflösend,  gelind  die  Se-  und  Excrctionen 
bethätigend,  —  umändernd  und  verbessernd  auf  das  Mi- 
schungsverhältnifs  der  Säfte,  —  nährend  und  zugleich  ge- 
linde stärkend;  — ■  bei  ihrer  Wirkung  und  Anwendung 
kommen  gewifs  ausser  ihrer  guten  Qualität  auch  die  kli- 
matischen Verhältnisse  sehr  in  Betracht. 

Sehr  hilfreich  haben  diese  Molken  sicli  bisher  er- 
wiesen: 

a.  bei  Hals-  und  Brustleiden,  chronischer  Bronchitis, 
veralteter  Heiserkeit,  Blennorrhöen,  anfangender  Hals- und 
Lungenschwindsucht ; 

6.  bei  chronischen  Nervenleiden  erethischer  Art,  — 
krankhafter  Verstimmung  der  Ganglien  im  Unterleibe 
und  dadurch  bedingten  örtlichen  krampfhaften  Beschwer- 
den, —  allgemeiner  Nervenschwäche,  Entkräftung,  selbst 
Abzehrungen  ohne  innere  Exulccrationen ; 

c.  bei  Stockungen  in  den  Organen  der  Assimilation, 
und  dadurch  veranlasster  mangelhafter  Ernährung  oder  feh- 
lerhafter Mischung  der  Säfte,  —  Ilämorrhoidalbeschw erden, 


651 

hartnäckigen  Gelbsuchten,  Dyskrasieen  und  Kachexieen,  — 
Scropheln,  Rhachitis,  anfangender  Atrophie,  —  Anomalieen 
der  Menstruation,  Bleichsucht,  —  chronischen  Hautaus- 
schlägen ; 

d.  bei  Krankheiten  der  Harnwerkzeuge,  —  Blasenhä- 
morrhoiden,  Griesbeschwerden. 

Die  Molken  läfst  man  allein  oder  mit  frisch  ausgeprefsten  Kräu- 
tersäften, welche  hier  von  vorzüglicher  Qualität  sind  ,  oder  mit  ver- 
sendetem natürlichem  M.wasser  trinken.  —  Verabreicht  werden  sie  iu 
einem  sehr  geräumigen  Saale,  welcher  bei  ungünstiger  Witterung  den 
Trinkenden  Schutz  und  zugleich  Kaum  gewährt  sich  hierbei  die  er- 
forderliche Bewegung  zu  machen. 

Unterstützt  wird  die  Wirkung  der  Molken  nach  Umständen  durch 
die  gleichzeitige  Benutzung  der  Soolbäder  und  der  hier  entspringen- 
den M.quellen. 

2.  Bäder  von  Soole,  wozu  die  kräftige  Soole  von 
Rosenheim  benutzt  wird  (vergl.  die  M.quellen  zu  Rosen- 
heim), werden  allein  oder  in  Verbindung  mit  den  übrigen 
Hilfsmitteln,  welche  Kreuth  darbietet,  in  allen  den  Fällen 
empfohlen ,  in  welchen  Soolbäder  überhaupt  indicirt  sind. 

Empfohlen  werden  sie  namentlich:  bei  chronischen  Hautausschlä- 
gen ,  hesonders  scrophulösen  Flechten ,  eingewurzelter  Krätze ,  scro- 
phulösen  Geschwüren,  —  gichtischen  und  rheumatischen  Leiden,  oder 
andern  durch  Störung  oder  Unterdrückung  der  Hautthätigkeit  beding- 
ten Leiden,  —  Krankheiten  des  Drüsen-  und  Lymphsystems,  beson- 
ders Scropheln ,  scrophulösen  Anschwellungen ,  Verhärtungen,  anfan- 
gender Atrophie,  —  Stockungen  im  Pfortader-  und  Uterinsystem, 
Fluor  albus,  —  chronischen  Nervenkrankheiten,  —  Nervenschwäche, 
Hysterie,  krampfhaften  Leiden,  Lähmungen. 

3.  Die  bei  Kr.  entspringenden  kalten  erdig-salinischen 
Schwefelquellen,  von  jedoch  nur  sehr  wenig  flüchti- 
gen Bestandtheilen,  als  Getränk,  und  als  Wasser-,  Dampf- 
uncl  Douchebad  benutzt. 

a.  Die  M. quelle  zum  heiligen  Kreuz,  auch  Badequelle 
genannt,  sehr  wasserreich ,  am  Fufse  des  Hohlensteins  entspringend ; 
ihre  Temperatur  beträgt  9°  R.,  ihr  spec.  Gewicht  1005  nach  Vogel. 

b.  Die  M. quelle  bei  Schwaighof,  am  Abhänge  einer  Berg- 
wiese am  süd-  östlichen  Winkel  des  Tegernsees,  an  flüchtigen  und 
festen  Bestandtheilen  etwas  reichhaltiger  als  die  vorige. 

e.  Die  M.quelleim  Stinkergraben,   entspringt   aus   grobem 


652 


Gerb'll  von  Gypsbruchstücken,  seit  1825  in  Gebrauch,  ist   indefs  sei 
1833  verschüttet. 

d.  Die  M. quelle  am  Fufse  des  Geinberges,  sie  euthäl'. 
mehr  feste  Bestandteile  als  die  M.quelle  zum  heiligen  Kreuz  und  an 
Schwaigbofe. 

Ausserdem  ist  noch  zu  erwähnen  die  Quelle  am  Monumente, 
von  ähnlicher  Beschaffenheit  wie  die  M.quelle  zum  heiligen  Kreuz,  — 
sie  wird  aber  nur  diätetisch  als  Trinkwasser  benutzt. 

Chemisch  analysirt  wurden  diese  M.quellen  früher  von  Graf, 
neuerdings  von  Vogel  und  Fuchs.    In    sechzehn  Unzen  enthalten: 

1.     Die  Quelle  am  Schwaigbofe 


\ 


SchAvefelsaure  Kalkerde  . 
Schwefelsaure  Talkerde, 
Schwefelsaures  Natron  u.  Kali 
Kohlensaure  Kalkerde     . 
Kohlensaure  Talkerde     . 
Kohlensaures  Eisenoxydul 
Hydrothionsaure  Kalkerde     . 
Hydrothionsaures  Natron 
Chlortalcium     .... 
Extractivstoff  .... 
Kieselerde         .... 
Humusextract  .... 


nach  Vogel 
4,1250  Gr. 

5,5000  - 

1,5000  — 
0,3750  — 
0,0625  — 

0,5000  — 

0,1750  — 


Kohlensaures  Gas  . 
Schwefelwasserstoffgas 


Schwefelsaure  Kalkerde 
Schwefelsaure  Talkerde 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaures  Eiscuoxyd 
Chlortalcium 
Cblornatrium    . 
Kieselerde 
Humusextract    . 


0,3750  — 
0,0750  — 

12,6875  Gr. 

0,8125  Kuh.  Z. 
0,6250     — 

1,4375  Kuh.  Z. 

Die  Quelle  zum  heil. 
Kreuz 
nach  Vogel: 
2,1250  Gr. 

2,7500  - 
1,8125  — 
0,6250  — 
0,0625  — 
0,1250  — 


Schwefelwasserstoffgas 


0,3750  — 
0,1250  — 

8,0000  Gr. 
0,05Kub.Z. 


nach  Fuchs 
10,3750  Gr. 
1,7050  — 
1,1225  — 
2,2025  — 
0,3400  — 

0,1650  — 


wenig 
Spuren 

15,9100  Gr. 

2,2750  Kuh.  Z. 
0,4625      — 

2,7375  Kub.  Z. 

,  Die  Quelle  am 

Gernberge 
nach  Vogel; 
2,375  Gr. 
2,500  — 
0,375  — 
0,750  — 
0,125  — 
0,125  — 
0,625  - 
0,625  — 

7,500  Gr. 
0,0625kub.Z. 


Kohlensaures  Gas 0,6875 


0,05  Kub.  Z. 


0,7500Kub.Z. 


653 


4.     Die  Quelle  im  Stinkergraben  nach  Vogel: 

Schwefelsaure  Kalkerde     .        .  5,8750  Gr. 

Schwefelsaure  Talkerde     .        .  2,7500  — 

Kohlensaure  Kalkerde        .        .  7,0625  — 

Kohlensaure  Talkerde        .        .  0,3750  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul         .  0,1250  — 

Chlortalcium       ....  0,1250  — 

Kieselerde            .        .        .        .  0,5625  — 

Humusextract     ....  0,1250  — 


17,0000  Gr. 
Schwefelwasserstoffgas      .        .        1,350  Kuh.  Z. 
Kohlensaures  Gas      .        .        .        2,625    — 


3,975  Kuh.  Z. 

Die  M.q  uel  lc  zum  heiligen  Kr  euz  hat  man,  gleich  ähn- 
lichen schwachen  Schwefelquellen,  innerlich  bei  Säure  und  Verschlei- 
mung der  Verdauungswerkzeuge,  —  zur  Bethätigung  der  Diurese  bei 
Griesbeschwerden ,  ßlasenhämorrhoiden ,  Verschleimungen  und  Blen- 
norrhöen  der  Harnwerkzeuge  empfohlen ;  —  äulserlich  in  Form  von 
Wasserbädern:  bei  rheumatischen  und  gichtischen  Leiden,  —  veral- 
teten flechtenartigen  Ausschlägen,  hartnäckigen  Geschwüren,  psori- 
;  sehen  Metastasen,  —  scrophulösen  und  rhachitischeu  Leiden,  Knocben- 
auftreihungen,  Coxarthrocace,  Caries,  —  Verschleimungen  und  Blen- 
norrhöen,  Fluor  albus,  —  Stockungen  im  Leber-  und  Pfortadersystem, 
Ahdominalplethora,  Hämorrhoiden,  —  krampfhaften  Leiden  und  Läh- 
muDgen,  —  und  endlich  Mercurialdyskrasiecn. 

Chronicon  Monasterii  Tegernseensis  in:  Bernard.  Peezii 
thesaur.  aneedot.  T.  LH.  1721.  "p.  553. 

Parnassus  Boicus.  München  1722.  I.  S.  28. 

Neu  fortgesetzter  Parnassus  Boicus.  1736.  S.  32. 

Kastner's  Archiv.  Bd.  VII.  S.  103. 

Beschreibung  des  Wildbades  bei  Kreuth,  in  historischer,  topogra- 
phischer und  medicinischer  Beziehung.  Mit  sieben  Ansichten  u.  zwei 
Kärtchen.  München  1825. 

Krämer  in:  Hufeland  und  Osann's  Journ.  der  prakt.  Heilk. 
Bd.  LXVII.  Supplemeutheft  S.  174. 

Die  Molken-  und  Badeanstalt  Kreuth  im  Bayerischen  Hochge- 
birge bei  Tegernsee  von  Dr.  C.  Ph.  Krämer.  Mit  einer  Abbildung. 
München  1829. 

A.  Vogel  a.  a.  O.  S.  91. 

Beschreibung  des  Tegern-  und  Schlicrsees,  des  Wildbades  Kreuth 
und  dessen  Umgebungen  von  Adolph  v.  Schaden. 

Das  bayerische  Alpengebirge  nebst  angränzenden  Thälern  von 
Tyrol  und  Salzburg  von  J.  J.  v.  Obernberg,  mit  Karten  und  Ab- 
bildungen. 

C.  Krämer  in:  Jahrbücher  des  ärztlichen  Vereins  in  München. 
1.  Jahrg.  1835.  II.  Jahrg.  1836. 

v.  Gräfe  und  Kaiisch  a.  a.  O.  S.  120. 


i 


654 

2.  Die  M. quelle  zu  Heilbruim,  bekannt  un 
ter  dem  Namen  der  Adelheidsquelle,  im  Landgericht 
Tölz,  im  Reg.  Bez.  Oberbaiero,  acht  Meilen  von  München, 
zwischen  Tölz  und  dem  ehemaligen  berühmten  Kloster  Be- 
nedictbeuren. 

Das  Pfarrdorf  Heilbrunn  liegt  am  Fufse  einer  Voralpe,  2400  Fufe 
über  dem  Meere  nach  Wetzler,  auf  einer  beträchtlichen,  aus  Na- 
gelfluhe  gebildeten  Anhöhe,  von  welcher  man  interessante  Aussichten; 
geniefst.  Gegen  Westen  begränzt  den  Horizont  der  3355  Fufs  höht! 
Peifsenberg,  —  gegen  Norden  überblickt  man  ein  anmuthiges  Thal,i 
aus  dem  sich  gegen  den  Wurm-  oder  Starnbergersee  hin  waldbekränzteli 
Hügel  erheben,  —  gegen  Süden  aber  steigen  als  nächste  Umgebung! 
Voralpen  an  mit  den  überraschendsten  Fernsichten;  hinter  ihnen  der; 
4750  Fufs  hohe  Zwieselberg  und  hinter  diesem  die  6104  Fufs  hohe1 
Benedictenwand.  In  der  Niederung  aber  liegen  in  reizender  Umgebung.; 
Benedictbeuren  und  einige  Stunden  entfernter  das  ehemalige  Klosteri 
Schlehdorf  am  Kochelsee. 

Nach  Geiger  soll  die  M.quelle  schon  im  Jahre  955  von  den  Un- 
garn zerstört,  im  Jahre  1059  nach  erfolgten  Nachgrabungen  wieder 
entstanden  sein.  Sichere  Nachrichten  über  ihre  fernere  Benutzung; 
fehlen  bis  in  das  siebzehnte  Jahrhundert.  Im  Jahr  1659  wurde  sie  der 
Kurfürstin  Adelheid,  Gemahlin  des  Kurfürsten  F  er  din  an  d,  ge- 
gen Unfruchtbarkeit,  und  mit  Erfolg,  empfohlen;  später  nicht  beach- 
tet, wurde  die  M.quelle  nach  Aufhebung  des  Klosters  Benedictbeuren 
Eigenthum  des  Staats  und  kam  durch  Kauf  im  J.  1831  in  Besitz  des 
Herrn  M.  Dehler  in  München,  welcher  bisher  sich  eifrig  bemüht 
hat  Einrichtungen  zur  zweckmäfsigeren  Benutzung  der  M.quelle 
zu  treffen. 

Bei  der  Reinigung  des  M.brunnens  ereignete  sich  die  überra- 
schende Erscheinung,  dafs,  als  man  mit  einem  Kerzenlicht  den  aus 
dem  Wasser  aufsteigenden  Gasblasen  zu  nahe  kam,  eine  Entzündung 
derselben  entstand.  Es  erklärt  sich  hieraus  vielleicht  die  von  Gei- 
ger mitgetbeilte  Sage,  dafs  auch  im  Jahre  1059  beim  Nachgraben 
des  Brunnens  eine  Feuersbrunst  entstanden  sein  soll. 

Zum  Andenken  an  die  Kurfürstin  Adelheid  hat  die  früher  un- 
ler  dem  Namen  des  „Heilbrunnen  bei  Benediktbeuren  oder  Tölz" 
hekanntc  M.quelle  jetzt  den  Namen  Adelheidsquelle  erhalten.  — 
Die  Kurgäste  finden  in  Heilbrunn  und  den  benachbarten  Orten  gutes 
Unterkommen,  und  das  M.wasser  wird  zum  Baden  in  die  Häuser  ge- 
tragen ,  selbst  nach  entfernteren  Orten  gefahren.  Seit  1838  hat  Hr. 
Dehler  auch  zur  Bequemlicbkeit  der  die  Trinkkur  gebrauchenden 
Kurgäste  einen  Trinksaal  erbauen  lassen ,  worin  sie  bei  ungünstiger 
Witterung  Schutz  findeu.  —  Seit  dem  J.  1837  ist  Hr.  Dr.  Schwei- 
ger in  Henodiktbcurcn  für  die  Saison  als  Arzt  angestellt;  —  eine 
sehr  umfassende  Monographie  verdanken  wir  Hrn.  Dr.  Wetzler. 
Obgleich    diese    M.quelle     in    neuester    Zeit    erst  allgemeiner  bc- 


655 

kannt  und  in  Aiifnabnie  gekommen ,  betrug  doch  die  Versendung  im 
i  J.  1838  zwischen  50—60,000  Flaschen. 

Die  M.quelle   hat   eine  Tiefe  von  mehr   den  50  Fufs 
und  entspringt  aus    Molasse  und  Mergelsandstein ;  —  in 
der  Nähe  von  Heilbrunn  finden  sich  Braunkohlenflötze. 
Das  M. wasser  ist  klar,  farblos,  perlt  stark,  hat  einen 

[etwas  widerlichen  Geruch  nach  Brom  und  Kohlenwasser- 
stoffgas, zuweilen  auch  nach  Schwefelwasserstoffgas,  und  ei- 
nen anfänglich  schwach  salzigen,  schwach  gesalzener  Fleisch- 

i  brühe  ähnlichen  Geschmack,  später  einen  etwas  widerlichen 
nach  Brom  und  auch  nach  Schwefelwasserstoff.  Die  Tem- 
peratur desselben  fand  W  et  zier  constant  -f-  8°  R.  Das 
spec.  Gewicht  beträgt  nach  Vogel  bei  -h  15°  R.  =1,005. 

Nach  W  e  t  z  1  e  r  schwebt  über    dem  Wasserspiegel    der  M.quelle 
fortwährend  eine  beträchtliche  Gasschicht. 

Chemisch  analysirt  wurde  sie  von  Ding ler  (1826), 
i| Vogel  (1829),   Fuchs,  Barruell  (1835)  und  Struve, 

—  sehr  bemerkenswertli  in  derselben  ist,  ausser  einer 
i  grofsen  Menge  an  Kochsalz,  ihr  beträchtlicher  Gehalt  an 

Jod  und  Brom,  und  ihr  Gehalt  an  Kohlenwasserstoff. 

In  sechzehn  Unzen  enthält  diese  M.quelle 


nach  Vogel: 

nach  Fuchs: 

Chlornatrium 

.      45,50  Gr.      . 

36,899  Gr. 

Kohlensaures  Natron    . 

4,50  — 

4,257  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

0.60  —        .    , 

0,504  — 

Jodnatrium    . 

0,75  — 

0,912  — 

ßromnatrium 

•        •           • .      • 

0,300  — 

Kohlensaure  Talkerde 

0,20  — 

0,230  — 

Kohlensaures  Eisenoxjdul 

.        0,10  -  -v 

Humusextract 

.        0,25  -    1 

eine  Spur 

•     .     .    r ' 

Bituminöse  Substanz(Petroleum)  eineSpurJ 

Kieselerde 

0,20  — 

0,122  — 

52,00  Gr. 

43,224  Gr. 

In  100  Kuh.  Z.  Wasser  fand  Fuchs  4,00  Kub.  2 

i.  Kohlenwasser 

stoffgas. 

Nach  der  von  Barruell  zu  Paris  angestellten  Untersuchung  ent- 
hält ein  Litre  M.wasser: 


656 


Jodnatrium  ....  1,828  Gr. 

Bromnatrium         ....  0,604  

Chlornatrium         ....  73,800  — 

Kohlensaures  Natron  .        .        .  9,503  — 

Kohlensaure  Kalkerde  .        .  1,002  — 

Kohlensaure  Talkerde.        .        .  0,464  — 

Schwefelsaures  Natron        .        .  0,950  — 

Kieselerde 0,260  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul  .        .  0,115  — 
Organische  Materie,  analog  der  Quell- 
säure des  ßerzelius     .        .  Spuren 


88,526  Gr. 

In  100  Kub.  Zoll  Wasser : 

Kohlenwasserstoffgas 

2,30  Kub.  Z. 

Kohlensaures  Gas 

0,50      — 

2,80  Kub.  Z- 

Dagegen  ergab  die  von  Struve  angestellte  Analyse  ein  qualita- 
tiv und  quantitativ  von  Fuchs  abweichendes  Resultat.  Derselbe  fand 
in  sechzehn  Unzen: 


Jodnatrium 
Bromnatrium 
Chlornatrium 
Kohlensaures  Natron 
Schwefelsaures  Natron 
Kohlensaures  Kali 
Kohlensaures  Ammonium 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensauren  Strontian 
Kohlensauren  Baryt 
Kohlensaure  Thonerde 
Kohlensaures  Eisenoxydul 
Kohlensaures  Manganoxydul 
Kieselerde  .... 


0,2000  Gr. 
0,4090  — 
38,1540  — 
6,8112  — 
0,0072  — 
0,2355  — 
0,1203  — 
0,6271  — 
0,3974  — 
0,0517  — 
0,0032  — 
0,0221  — 
0,0162  — 
0,0016  — 
0,2562  — 

47,3127  Gr. 


Gleich  ähnlichen  joil-  und  bromhaltigen  Kochsalzquell 
len  wirkt  die  Adelheidsquclle  getrunken  und  in  Form  von 
Wasserbädern  sehr  reizend  und  kräftig  auf  die  sc-  und 
cxcernireiulen  Organe,  —  namentlich  die  der  Resorption, 
des  Drüsen-  und  Lymphsystems,  die  Schleimhäute,  .Uarn- 
werkzeuge  und  das  Uterinsystem;  —  weniger  die  Stuhl- 
ausleerungen befördernd,  dagegen   die  Absonderungen  der 

Schleim- 


657 

Schleimhäute,  der  drüsigen  und  parenchymatösen  Organe 
umändernd,  dadurch  verbessernd  auf  die  fehlerhaften  Mi- 
schungsverhältnisse der  Säfte,  die  Resorption  bethätigend, 
auflösend  und  dadurch  rückbildend  auf  Krankheitspro- 
ducte  und  krankhafte  Metamorphosen  der  weichen  Ge- 
bilde. 

Als  Getränk  und  verstärkt  durch  den  gleichzeitigen 
Gebrauch  von  Bädern,  hat  man  sie  daher  namentlich  em- 
pfohlen und  mit  günstigem  Erfolg  angewendet: 

1.  bei  hartnäckigen  Leiden  des  Drüsen-  und  Lymph- 
systems, —  Scrophelsucht  und  den  mannigfachsten  Formen 
von  Scrophelleiden,  Drüsengeschwülsten  und  Verhärtungen, 
Struma  lymphatica,  scrophulösen  Augen-  und  Knochenlei- 
den, —  so  wie  ähnlichen  krankhaften  Metamorphosen  nicht 
scrophulöser  Art,  Verhärtungen  der  Hoden,   der  Prostata; 

2.  veralteten  Verschleimungen  und  blennorrhöischen 
Beschwerden  des  Magens  und  Darmkanals,  der  Harnwerk- 
zeuge und  des  Uterinsystems ; 

3.  Stockungen,  Auftreibungen,  selbst  Verhärtungen 
der  Leber  und  Milz,  —  Hämorrhoidalbeschwerden,  hart- 
näckiger Gelbsucht,  materieller  Hypochondrie; 

4.  veralteten  gichtischen  Dyskrasieen  mit  Stockungen 
im  Unterleibe  verbunden  oder  durch  letztere  bedingt,  oder 
mit  scrophulöser  Kachexie  complicirt,  —  in  Form  von 
krankhaften  Ablagerungen  oder  Afterbildungen ; 

5.  Krankheiten  des  Uterinsystems  von  torpider  Schwä- 
che und  in  Folge  dieser  krankhaften  Anomalieen  der  Men- 
struation, Retentionen,  Suppressionen,  Bleichsucht,  krank- 
haften Metamorphosen  des  Uterus  oder  der  Ovarien; 

6.  chronischen  Leiden  der  Harnwerkzeuge  von  örtli- 
cher Schwäche,  oder  in  Folge  von  Hämorrhoidalcongestio- 
nen  oder  gichtischen  und  scrophulösen  Metastasen,  — 
Blasenhämorrhoiden ,  Auflockerungen  und  Afterbildungen 
des  Halses  und  der  Häute  der  Blase,  der  Prostata,  Stric- 
turen,  Griesbeschwerden ; 

II.  Theü.  T  t 


658 

7.  Wasser-  und  Fallsucht,  bedingt  durch  Stockungei 
im  Leber-  oder  U t er insy stein. 

Die  Wasserbäder  werden  insbesondere  gerühmt  Lei  hartnäcki 
gen  gichtischen  Lokalleiden,  gichtischen  Ablagerungen ,  Steifig 
keit  der  Glieder  und  Contracturen ,  —  so  wie  Flechten  und  andern 
Formen  von  chronischen  Hautausschlägen. 

Foutigraphia  oder  Brunnenbeschreibung  des  mirakulösen  Heil- 
brunns bei  Benedicktbeuren  durch  Mal  ach  i  am  Geiger.  München 
1636. 

Graf,  Versuch  einer  pragmat.  Geschichte  der  baierischen  und 
pfälzischen  M.  Wasser.  München  1805.  Bd.  1.  S.  4. 

Kästner 's  Archiv.  Bd.  VI.  S.  333. 

Dingler's  polytechnisches  Journal.  Bd.  XIX.  1826.  S.  181. 

Notizen  über  Bayern's  Bäder  von  J.  B.  Friedreich.  1827. 
S.  67. 

A.  Vogel  a.  a.  0.  S.  84. 

S  ch  w  e  igger- S  eid  el's    N.   Journal  der  Chemie.  1833.   St. 
S.  275. 

J.  E.  Wetzler,  die  Jod-  und  Brom -haltige  Adelheidsquelle  zu 
Heilbrunn  in  Bayern,  eine  der  merkwürdigsten  und  heilkräftigsten  Mi- 
neralquellen. Augsburg  1833.  —  1835.  —  1839. 

v.  Gräfe  und  Kali  seh  a.  a.  0.  S.  129. 


Es  gehören  hierher  ferner: 

Die  Soole  zu  Reichenhall.  —  Hie  durch  ihre  Soole  be- 
rühmte Stadt  Reichenhall  liegt  zwischen  hohen  Gebirgen  an  der 
Gränze  von  Tyrol  und  Salzburg,  im  Reg.  Bezirk  Oberbaiern,  1381  F. 
über  dem  Meere.  —  Die  Soole  daselbst  kann  jährlich  über  100,000 
Centner  Salz  liefern,  wird  durch  sehr  kunstreiche  Vorrichtungen  nach 
Traunstein  und  Rosenheim  geleitet  und  zu  Soolbädern  benutzt.  — 
Reichenhall  besitzt  siebzehn  benutzte  Soolqucllcn ,  welche  am  süd- 
östlichen  Fut'se  des  Gruckenberges  hervorquellen. 

Analysirt  wurden  sie  früher  von  Schmid,  neuerdings  von  Most. 
Nach  Letzterem  liefert  die  Edelquelle  2,5  Kub.  Fufs  Soole  in  der 
Minute  mit  22,3  l'roc.  Salz.  Sie  ist  ganz  klar,  von  einem  rein  salzi- 
gen Geschmack;  ihre  Temperatur  beträgt  11—13°  R. ,  ihr  spec.  Ge- 
wicht 1,177. 

Hundert  Lolh  Soole  enthalten  : 

Chlornatrium         ....  22,361 

Chlorkalium          ....  0,006 

Kohlensaure   Knlkcrdc          .         .  2,028 

Kohlensaure  Talkerde           .         .  2,013 

Chlortalcium         ....  0,107 

Schwefelsaure  Kalkerde       .         .  0,288 


659 


Schwefelsaure  Talkerde      .        .  0,123 

Schwefelsaures  Natron         .         .  0,242 

Quarzkömer,  Gyps  und  Salzthon  0,011 

Verlust 0,104 

Wasser         .        .        .        .        .  76,657 


100,000 


Die  Analyse  der  übrigen  Soolquellen  hat  gezeigt,  dafs  in  allen 
bis  zu  der  Schachtquelle  die  Menge  der  andern  festen  Bestandteile 
sich  in  gleichem  Verhältnifs  mit  der  des  Chlornatrium  vermindert. 

Besonders  wirksam  erwies  sich  das  Soolbad  bei  chronischen 
Hautausschlägen,  Störungen  der  Menstruation  und  Fluor  albus,  Scro- 
pheln,  inveterirten  Geschwüren,  wassersüchtigen  Beschwerden,  Hypo- 
chondrie und  Hämorrhoidalleiden.  x 

Topographie  und  Geschichte  der  K.  Baiersch.  Salinenstadt  Rei- 
chenhall \on  J.  Osterhammer,  nebst  einem  Anhange  über  das 
dortige  Soolenhad  von  Dr.  J.  G.  Osterhammer.  Landshut  1825. 

Chr.  Keferstein's  Zeitung  für  Geognosie,  Geologie  und  Na- 
turgeschichte des  Innern  der  Erde.  1828.  St.   IV.  S.  102. 

v.    Gräfe   und  Kaiisch  a.  a.  O.  S.  143. 

Die  M. quellen  bei  Ade  lltolzen,  im  Landgerichte  Traun- 
stein,  im  Reg.  Bez.  Oberbaiern,  zwei  und  eine  halbe  Stunde  südwest- 
lich von  Traunstein  an  einem  Bergabhang,  östlich  vom  Chiemsee, 
nördlich  vom  Gebirge,  entspringen  gegen  1400  F.  über  dem  Meere  aus 
sandig  kiesigem  Grunde.  Es  sind  drei  der  Zahl  nach,  nämlich  die 
Schwefel-,  Alaun-  und  Eisenquelle,  —  trotz  der  verschiedenen  Namen 
von  keiner  wesentlichen  Verschiedenheit.  An  festen  Bestandteilen 
enthält  das  Wasser  nur  wenige,  die  sogenannte  Schwefelquelle  ent- 
hält eine  sehr  geringe  Menge  Schwefelwasserstoffgas. 

Benutzt  werden  die  M. quellen,  in  einem  Reservoir  vereinigt,  als 
Getränk  und  Bad,  zu  letzterm  finden  sich  Badekabinette  mit  Wannen. 

Besucht  wurden  sie  im  J.  1836  von  59,  —  im  J.  1837  von  69,  —  im  J. 
1838  von  72  Kurgästen.  Sie  werden  gerühmt  bei  Gicht  und  Rheumatalgieen, 
vorzüglich  bei  Lähmungen  in  Folge  von  Apoplexieeu,  —  in  chroni- 
schen Unterleibsleiden,  Hämorrhoidalbeschwerden,  chronischen  Haut- 
ausschlägen, —  und  haben  sich  selbst  bei  Gries-  und  Steinbeschwer- 
den einen  besondern  Ruf  erworben. 


Nach  Vogel  enthält  das  M  wasser 

Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Talkerde 
Salpetersaures  Kali 
Chlornatrium 
Kohlensaures  Natron    . 
Schwefelsaures  Natron 
Eisen  und  Humusextract 


u  sechzehn  Unzen 


1,80  Gr. 

0.20 

— 

0,01 

— 

0,08 

— 

0,02 

— 

0,01 

— 

eine 

Spur 

2,12 

Gr. 

Tt 

2 

660 


G.  Bopp,  Trifons  Adelholzianus  antipodngricus.     München  1666 

Graf  a.  a.  0.  S.  205. 

A.  V  o  g  e  1  a.  a.  0.  S.  78. 

v.  Gräfe  u.  Kalisch    a.  a.  0.  S.  135. 

Hieran  schliefseil  sich  noch  die  M.quellen  zu  Alz  in  g,  einem 
Bauerngute  dicht  bei  Adelholzen,  Eigenthum  des  Casp.  Hatmsper- 
ger,  der  hier  eine  Badeanstalt  errichten  will;  —  die  M.quelle  zu 
Fliegeneck,  einem  Bauernhause  in  der  Nähe  von  Eisenarzt,  2£ 
Stunden  von  Trauustein,  —  beide  im  Landgericht  Traunstein,  und 
von  ähnlicher  Beschaffenheit  wie  die  zu  Adelholzen. 

v.  Gräfe  u.  Kalisch  a.  a.  0.  S.  13G.  138. 

Die  M.quelle  zu  Allmanshausen,  im  Landgerichte  Sta- 
renberg, unfern  des  Starenberger  See's,  wenig  ergiebig,  nicht  gefafst, 
enthält  nur  wenig  feste  Bestandteile,  nach  Vogel  in  sechzehn 
Unzen : 


Kohlensaures  Natron 
Salpetersaures  Natron    . 
Chlornatrium 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Talkerde    . 
Kohlensaures  Eisenoxydul 
Extractivstoff 


0,07  Gr. 
0,01  — 
0,01  — 
1,01  — 
0,50  — 
0,30  — 
0,01  — 

1,91  Gr. 


Westeurieder,  Beschreibung  des  Wurm-  u.  Starenberger  Sees. 
München  1784. 

Moser,  Nachrichten  über  die  Allmanshäuser  Mineralquelle. 
Graf  a.  a.  O.  S.  315. 
A.  Vogel  a.  a.  0.  S.  80. 

Der  Annenh  runnen  bei  Schwinde  ck ,  auch  der  Tannen- 
brunnen genannt,  im  Landgericht  Haag,  Beg.  Bezirk  Oberbaiern, 
auf  dem  Wege  von  Haag  nach  Ampting,  eine  Slunde  von  der  Chaus- 
see entfernt,  —  in  einer  waldigen,  wildromantischen  Gegend.  Ausser 
einem  Wirthshause  begreift  die  Anstalt  mehrere  hölzerne  Häuser  mit 
Badezimmern.  Im  Sommer  1825  betrug  die  Zahl  der  Kurgäste  120  bis 
130,  —  in  den  letzten  Jahren  durchschnittlich  jährlich  200.  —  Das 
Wasser  enthält  nach  Vogel  in  sechzehn  Unzen: 

Kohlensaures  Natron      .        .         .        0,02  Gr. 


Chlornatrium  . 
Chlorkalium    . 

Schwefelsaures  Natron 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Talkerde    , 


0,05  — 
0,03  — 
0,03  — 
1,20  — 
0,(>0  — 


661 


Animalischen  Extractivstoff  .        .        0,03  Gr. 
Kohlensaures  Eisenoxydul     .         .       eine   Spur 


1,96  Gr. 

Hilfreich  hat  sich  dieses  M.wasser  erwiesen  bei  eingewurzelten 
rheumatischen  und  gichtischen  Leiden,  Contracturen,  Lähmungen  und 
Steifigkeit  der  Gelenke,  —  chronischen  Hautausschlägen,  Krätze,  ver- 
alteten Geschwüren,  —  Verschleimungen  und  Stockungen  im  Leber- 
und Pfortadersystem,  Hypochondrie,  Hämorrhoidalbeschwerden ,  — 
bei  mehreren  Knochenkrankheiten,  wie  Caries,  Spina  ventosa, 
Exostosen. 

A,  Vogel  a.  a.  0.  S,  81. 

v.  Gräfe  und  Kaiisch  a.  a.  0.  S.  139. 

Die  M. quelle  hei  Eschelloh,  Landgerichts  Werdenfels,  Reg. 
Bezirk  Oberbaiern,  dreiviertel  Stunden  von  Partenkirchen  entfernt, 
Eigenthum  der  Wittwe  Gröbl  in  Eschelloh,  besitzt  ein  Badehaus 
mit  Badewannen,  das  aber  seit  zehn  Jahren  nicht  mehr  benutzt,  jetzt 
unbrauchbar  ist,  und  enthält  nach  Vogel  in  sechzehn  Unzen: 


Schwefelsaure  Talkerde 

1,3  Gr. 

Chlornatrium    .... 

0,5  — 

Chlortalcium     .         .         .         . 

.        0,2  - 

Kohlensaure  Kalkerde 

3,0  — 

Kohlensaure  Talkerde    . 

1,3  — 

Schwefelsaure  Kalkerde 

0,8  — 

Kieselerde         .... 

.        0,2- 

Kohlensaures  Eisenoxydul     , 

0,2  — 

Humusextract  .... 

0,2  — 

7,7  Gr. 

Scbwefelwasserstoffgas  .        . 

0,2  Kub.  Z- 

A.  Vogel  a.  a.  O    S.  83. 

v.  Gräfe   und    Kali  seh  a.  a.  0.  S.  121 


Die  M. quelle  zu  KircJiberg,  ganz  nahe  bei  Reichenhall, 
mit  dem  sie  eine  gemeinschaftliche  Badeanstalt  zu  Reichenhall  hat, 
1519  Fufs  über  dem  Meere,  Eigenthum  des  Hrn.  J.  Oberkehler, 
enthält  nach  Vogel  in  sechzehn  Unzen: 

Kohlensaures  Natron 

Chlornatrium    . 

Schwefelsaures  Natron    . 

Kohlensaure  Kalkerde     . 

Kohlensaure  TalUerde     . 

Kieselerde 

Eisen  und  Humusextract 

2,4  Gr. 


0,3 

Gr. 

0,5 

— 

0,2 

— 

0,9 

— 

•        •        0,4 

— 

0,1 

— 

eine 

Spur 

662 

Das  M.wasser  wird  im  reinen  Zustande  fast  nur  als  Trinkwasse 
zum  medicinischen  Gebrauche  aber  in  der  Regel  nur  mit  Reiche; 
baller  Soole  in  Form  von  Wannenbädern  benutzt. 

A.  Vogel  a.  a.  0.  S.  77. 

v.  Gräfe  und  Kaliscb  a.  a.  0.  S.  131. 


Bas  Bad  zu  Leutstetten,  genannt  Petersbrunn,  im  Lan< 
gerichte  Stareuberg,  dreiviertel  Stunden  von  St.  entfernt,  in  ein« 
angenehmen  Gegend,  jetzt  Eigentbum  des  Hrn.  Fürsten  von  Oettit 
gen -Wall  erst  ein,  besitzt  ein  zweckmäfsig  eingerichtetes  Bad«!  I 
haus,  in  welchem  sich  ausser  den  Badezimmern  auch  Wohnungen  fi 
Kurgäste  befinden,  deren  sich  in  den  letzten  Jahren  durchschuittlicj 
jährlich  nur  15  einfanden,  die  das  M.wasser  gegen  atouische  uu 
scrophulöse  Geschwüre,  bei  veralteten  Rheumatismen  und  Profluvie 
in  Folge  von  Anschoppungen  gebrauchten,  Sechzehn  Unzen  dessel 
ben  enthalten  nach  Vogel: 

Kohlensaure  Kalkerde  .        .        1,65  Gr. 

Kohlensaure  Talkerde  .  .  .  0,15  — 
Kohlensaures  Natron  .  .  .  0,10  — 
Chlornatrium  ....        0,10  — 

Kieselerde  und  Humusextract      .  eine  Spur 

2,00  Gr. 

Vogel  a.  a.  0.  S.  93. 

v.  Gräfe  und  Kaliscb  a.  a.  0,  S.  149. 

Das  Mariabrunnen-  oder  Mo  chinger  -  Bad,  Landge- 
richts Dachau,  Reg.  Bezirk  Oberbaiern,  zwei  Stunden  von  Dachau, 
sechs  und  eine  halbe  Stunde  von  München  entfernt,  zwischen  Dachau  I 
und  Heimhausen,  Eigentbum  des  Hrn.  Ludw.  Hesso,  der  es  indes-; 
seu  verpachtet  hat.  Die  zu  dem  Bade  gehörigen  Gebäude  enthalten: 
Vorrichtungen  zu  Wasserbädern  und  Wohnungen  für  Kurgäste,  deren:: 
im  J.  1836  :  45,  im  J.  1837  :  85,  im  J.  1838  :  68  zugegen  waren. 
Das  Wasser  der  ungefähr  1500  Par.  F.  über  dem  Meere  entspringen-: 
den  und  in  24  Stunden  160  Eimer  Wasser  liefernden  M.quelle  selbst 
enthält  in  sechzehn  Unzen  nach  Vogel: 


Kohlensaures  Natron     . 

0,40  Gr. 

Schwefelsaures  Natron 

0,50  — 

Kohlensaure  Kalkerde  . 

.      10,50  — 

Kohlensaure  Talkerde  . 

.        1,25  - 

Kieselerde       .... 

1,75  — 

Humusextract 

1,10  - 

15,50  Gr. 

A.  J.  N.  v.  Luuthner's  plrysisch-  praktische  Beschreibung  des 
GoBundbades  zu  Maria-Brunnen  nächst  Moching.  München  1790. 

—  —  Ehrenrettung  der  von  einem  in  ihrem  Grundgehalt 
falsch  bestrittenen  Mineralquelle  zu  Maria-Brunn.  Nürnberg  1810. 


663 


A.  Vogel  a.  a.,0.  S.  95. 

v.  Gräfe  und  Ka  lisch  a.  a.  0.  S.   146. 


Die  M.  quelle  b  ei  M  iihldor  f,  auch  bekannt  unter  dem  Na- 
men des  Annabrunnens,  auf  dem  rechten  Ufer  des  Inn,  eine  kleine 
Stunde  von  Mühldorf,  Eigenthum  des  Zimmermeisters  Popp.  In  dem 
neben  der  Quelle  befindlichen  kleinen  Schlosse  sind  zwei  Zimmer 
zum  Baden  eingerichtet ,  wohin  das  im  Locale  der  Quelle  erwärmte 
Wasser  in  die  Wannen  herübergetragen  wird.  Dasselbe  enthält  nach 
Vogel  in  sechzehn  Unzen: 

Schwefelsaures  Natron   .         .        .  0,1  Gr. 

Kohlensaures  Natron       .        .        .  0,1  — 

Kohlensaure  Talkerde     .        .        .  0,4  — 

Kohlensaure  Kalkerde     .        .        .  1,6  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul      .        .  0,1  — 

Chlorkalium  u.  animalische  Substanz  0,1  — 


2,4  Gr. 

Graf  a.  a.  O.  Th.  II.  S.  285. 

A.  Vogel  a.  a.  0.  S.  97. 

v.  Gräfe  und  Kaiisch  a.  a.  0.  S.  145. 

Das  Partenkirchen  er -oder  Kanizer-  Bad  im  Landgerichte 
Werdenfels,  Reg.  Bezirk  Oberhaiern,  jetzt  Eigenthum  des  Hrn.  G.  A. 
Hibler,  besitzt  zwar  ein  Badehaus  mit  Badewannen,  die  Kurgäste 
müssen  indefs  in  dem,  eine  Viertelstunde  vom  Bade  entfernten  Markt 
Partenkirchen  wohnen.  Die  Quelle,  welche  nicht  sehr  ergiebig  ist, 
entspringt  in  dem  reizenden,  zu  den  uorischen  Alpen  gehörigen  Par- 
tenachthale,  nach  Winkler  2485  F.,  nach  Andern  2390  baier.  Fufs 
über  dem  Meere. 

Analysirt  wurde  sie  1829  von  Vogel,  1833  von  Buchner,  aber 
entfernt  von  der  Quelle.     Sechzehn  Unzen  Wasser  enthalten 


Kohlensaures  Natron  mit  etwas 

hydrotbionsaurem  Natron 
Kohlensaures  Natron   . 
Jodnatrium    .... 
Chlornatrium 
Schwefelsaures  Natron 
Kieselerde      .... 
Kohlensaure,  Kalkerde 
Animalischen  Extractivstoff 
Kohlensaures  Eisenoxydul 
Fluorcalcium 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaures  Eisen 


}• 


nach  Vogel: 

nach  B  uchn 

2,08  Gr.      . 

.           .        .        < 

3,710  Gr 

0,050  — 

0,05  — 

0,284  — 

0,01  — 

.  0,992  — 

0,01  — 

.    . 

0,01  — 

0,05  - 

-        ■  ■  ' 

Spuren 

.  ■ 

0,226 


664 

Natronsalz  mit  organ.  Säure, 
Spuren  von  koklens.  Kalkerde, 
Chlortalcium  und  Verlust         .  ...        1,218  Gr. 

2,21  Gr.  6,480  Gr. 

Schwefelwasserstoffgas        .        0,01  Kub.  Z. 

Contraindicirt  bei  allgemeiner  Plethora,  Neigung  zu  activen  Con| 
gestionen  und  Blutflüssen,  organischen  Fehlern  des  Herzens  und  dei 
grofsen  Gefäfse,  Wassersucht,  —  hat  sich  das  Mineralwasser  heil 
sam  bewährt  bei  Gicht,  Rheumatismen,  Stockungen  im  Leber-  uni 
Pfortadersystem,  Hämorrhoidalbeschwerden,  krankhaften  AnomalieeL 
der  Menstruation,  Bleichsucht,  chronischen  Hautausschlägen  und  Lüh- 
mungen. 

A.  Vogel  a.  a.  O.  S.  98. 

G.  Ludw.  Dieterich,  der  Kanitzerbrunnen  bei  Partenkirchen 
nebst  seinen  Umgebungen.  München  1834. 
v.  Gräfe  und  Kaiisch  a.  a    0.  S.  128. 


Die  M. quelle  bei  Ro  senJieim  entspringt  einige  hundert' 
Schritte  vom  Marktflecken  dieses  Namens,  im  Reg.  Bezirk  Oberbaiern, 
1467  bair.  Fufs  über  dem  Meere,  auf  einem  Moorgrunde  aus  reinem 
Sande,  welcher  auf  einem  Kalksteinflötz  ruht.  Hie  M. quelle  wurde  1615 
von  dem  Hr.  Geiger  zu  Rosenheim  entdeckt,  war  früher  bekannt! 
unter  dem  Namen  des  „Küpferling,"  jetzt  Eigenthum  des  Hrn.  Dr. 
Halbreiter  zu  Rosenheim,  besitzt  ein  Kurhaus  mit  guten  Einrich- 
tungen zu  Wannen-  und  Douchebädern.  Die  Zahl  der  Kurgäste  be- 
läuft sich  jährlich  auf  200  bis  250,  die  Zahl  der  gebrauchten  Bäder 
auf  3800.  Das  M.wasser  selbst  enthält  nur  wenig  flüchtige  und  feste 
Bestandtheilc,  nach  Vogel  in  sechzehn  Unzen: 


! 


Chlornatrium) 
Chlorkalium   ) 

0,01  Gr. 

Schwefelsaures  Natron 

0,08  — 

Kohlensaures  Natron 

0,06  — 

Humusextract 

0,01  — 

Kohlensaure  Kalkerdc    . 

1,01  — 

Kohlensaure  Talkerdc   . 

0,05  — 

Kohlensaures  Eisen 

0,01  — 

Kieselerde       .... 

1,01  — 

1,24  Gr. 

Schwcfelwasscrstofl'gas 

0,1  Kub.  Z 

Wichtiger  als  die  hier  entspringende  M.quelle  ist  die  aus  Rei- 
chcnhall  nach  Roscnheim  geleitete  Soole,  welche  hier  in  Form  von 
SoolbSdern  und  als  Soolendampfbad  benutzt  wird.  —  Auch  besitzt  R. 
eine  Molkenanstalt,  in  welcher  Ziegenmolkcn  bereitet  werden.  — 
Eröffnet  wird  das  Bad  den  1.  Juni. 


665 

Die  Krankheiten,  in  welchen  sich  diese  Heilquelle,  so  wie 
die  Soolbäder  vorzüglich  wirksam  bewährt  haben,  sind  chroni- 
sche Rheumatismen,  Gicht,  Lähmungen,  chronische  Hautausschläge, 
vorzüglich  Krätze  und  Flechten,  veraltete  Geschwüre,  Stockungen  und 
Infarcten  der  Unterleibseingeweide,  und  chronische  Leiden  der  Harn- 
werkzeuge. 

G.  F.  Willand's  Beschreibung  des  Gesundbrunnens,  vulgo  Kü- 
pferlings  zu  Rosenheim.  München  1744. 

Schmidt  Beschreibung  des  Heilbades  zu  Rosenheim.  1775. 

Friedreich's  Notizen  a.  a.  0.  S.  120. 

Graf  a.  a.  O.  Th.  II.  S.  157. 

A.  Vogel  a.  a.  0.  S.  101. 

v.  Gräfe  und  Kaiisch  a.  a.  0.  S.  118. 

Die  M.  quelle  bei  ScJiäftlarn,  nahe  bei  der  ehemaligen 
Prämonstratenser  Abtei  dieses  Namens,  im  Landgericht  Wolfratshau- 
sen, Reg.  Bezirk  Oberbaiern,  fünf  eine  halbe  Stunde  von  München 
entfernt,  links  von  der  über  Wolfratshausen  führenden  Chaussee  nach 
Tyrol,  nur  einige  hundert  Schritte  von  der  Isar,  ist  Eigenthum  des 
Bierbrauers  Georg  Hagen  aus  München,  zählt  jährlich  im  Durch- 
schnitt gegen  150  Badegäste  und  besitzt  mehrere  Quellen : 

1.  zwei  im  Klostergarteu,  gefafst,  aber  bisher  unbenutzt ;  doch  ist 
der  Plan  im  Werke,  hier  ein  Bad  zu  errichten. 

2.  Die  Sohlerquelle,  rechts  von  dem  Wege,  der  von  der 
Münchner  Strafse  nach  dem  Klostergebäude  führt.  Sie  entspringt  kry- 
stallhell,  ungewöhnlich  kalt  aus  einem  gemauerten  offenen  Gewölb, 
und  setzt  viel  Ocher  ab. 

3.  Die  frühere  Juliusquelle,  jetzt  die  Hauptquelle,  die  al- 
lein zum  Baden  benutzt  wird  und  gefafst  ist.  Ihr  Wasser  ist  krystall- 
hell,  perlt  stark  und  gefriert  nie. 

Das  an  flüchtigen  Bestandtheilen  arme  M.wasser  enthält  in  sech- 
zehn Unzen  nach  Vogel: 


Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Talkerde  . 
Kohlensaures  Natron 
Schwefelsaures  Natron 
Chlornatrium  . 
Eisen  und  Kieselerde    , 
Humusextract 


1,09  Gr. 
0,02  — 
0,05  — 
0,05  — 
0,01  — 
eine  Spur 
eine  Spur 

2,22  Gr. 


A.  Vogel  a.  a.  0.  S.  103. 

Joh.  Gistl,  historische  Skizze  von  Schefftlarn,  ehemaliger  Prä- 
monstratenser-Abtei,  gegenwärtigem  Heilbadeorte.  München  1832. 

Joh.  Gistl,  Schefftlarn.  Das  Heilbad  und  die  Umgebung.  Mün- 
chen 1837. 

v.  Gräfe  und  Kaiisch  a.  a.  0.  S.  127. 


666 


Die  M.  quelle  zu  See  ort,  auf  einer  Insel  des  Seeoner-Sees, 
bei  dem  Kloster  dieses  Namens  in  einer  sehr  reizenden  Gegend  des 
Landgerichts  Trostberg,  jetzt  Eigenthum  des  Hrn.  Reichenwall- 
11  er,  besitzt  ein  Etablissement  zu  Bädern  und  wird  fleifsig  besucht. 
Die  Zahl  der  Kurgäste  in  den  letzten  drei  Jahren  betrug  zusammen 
gegen  2000. 

Nach  Vogel  enthalten  sechzehn  Unzen  des  Wassers: 


Kohlensaures  Natron 

0,20  Gr. 

Chlorkalium   ) 
Chloruatrium) 

0,02  — 

Animalischeu  Extractivstoff 

0,08  — 

Kohlensaure  Kalkerde   . 

1,70  — 

Kohlensaure  Talkerde  .         .    , 

0,80  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul    . 

0,50  — 

Kieselerde      .... 

0,10  — 

3,40  Gr. 

Kohlensaures  Gas  . 

2,5  Kuh.  Z, 

Schwefelwasserstoffgas 

.        0,2      - 

2,7  Kub.  Z. 

Das  Wasser  wirkt,  als  Bad  gebraucht,  auflösend,  reinigend  und 
geliud  stärkend,  wird  daher  empfohlen  bei  Hypochondrie,  Hämorrhoi- 
dalbcschwerden,  Schwäche  der  Verdauungswerkzeuge,  Flatulenz,  Gicht 
und  langwierigen  Rheumatismen,  Nervenschwäche,  chronischen  Haut- 
ausschlägen und  veralteten  Geschwüren. 

A.  Vogel  a.  a.  O.  S.  107. 

v.  Gräfe  und  Kali  seh  a.  a.  O.  S.  119. 

Der  Sulzbrunnen  am  Peissenberg,  Eigenthum  des  Hrn. 
Pharmaceuten  Ignatz  von  Stahl  aus  Augsburg,  entspringt  beim 
Kloster  I'olling  im  Landgerichte  Weilheim,  an  dem  nordöstlichen  Ab- 
hänge des  Peifsenberges ,  1S00  Fuls  über  dem  Meere,  aus  Flötzge- 
birge,  in  welchem  Lager  von  Nagelfluhc  und  Brauukohle  wechseln. 
Er  ist  mit  einem  geräumigen  Kur-  und  Badebause  versehen,  zählte 
in  den  letzten  Jahren  nur  wenige  Kurgäste,  und  enthält  nacli  Vogel 
in  sechzehn  Unzen  Wasser: 

Kohlensaure  Kalkcrde  .        .  0,85  Gr. 

Kohlensaure  Talkeide  .        .        .  0,15  — 

Kohlensaures  Natron     .        .        .  0,30  — 

Schwefelsaures  Natron  .         .         .  0,10  — 

Chlornatrium 0,10  — 

Eisen,   Kieselerde,   Humusextract  0,10  — 

1,00  Gr. 

Schwefelwasscrstoffgas         .       .       0,1  Kub.  Z. 

Der  Sulzerbrunnen  wirkt  im  Allgemeinen  auflösend,  gelinde  stär- 


667 

kend  und  hat  sich  hilfreich  bei  Hämorrhoidalleiden   und   chronischen 
Hautausschlägen  erwiesen. 

P.  Karl's  Beschreibung  des  Sulzer  Brunnens.  1780. 

A.  Vogel  a.  a.  0.  S.  112. 

Graf  a.  a.  0.  Th.  II.  S.  173. 

v.  Gräfe  und  Kaiisch  a.  a.  0.  S.  123. 

Das  Wildbad  Empfing  bei  Traunstein,  im  Landgerichte  die- 
ses Namens,  1200  Fufs  über  dem  Meere,  mit  Einrichtungen  zu  Bä- 
dern versehen,  Eigenthum  vom  Hrn.  G.  Bauer.  Die  M. quelle  ent- 
springt aus  einem  TurTsteinfelsen,  durchstreicht  Kieslager  mit  thoui- 
geu  Geschieben,  ist  gefafst  und  enthält  nach  Vogel  in  sechzehn 
Unzen ; 


Kohlensaures  Natron 

0,10  Gr. 

Chlornatrium 

0,20  — 

Salpetersaures  Kali 

0,10  — 

Kohlensaure  Kalkerde  . 

1,40  — 

Kohlensaure  Talkerde  . 

0,20  — 

Animalischen  Extractivstoff 

eine  Spur 

2,00  Gr. 


A.  Vogel  a.  a.  0.  S.  114. 

v.  Gräfe  und  Kaiisch  a.  a.  0.  S.  137. 


Die  M.  quelle  bei  Vilsbiburg,  das  sogenannte  Briinnl,  in 
der  Gemeinde  Wolferling,  Reg.  Bezirk  Niederbaiern,  eine  Stunde  süd- 
westlich von  Vilsbiburg,  vier  Stunden  von  Landshut  entfernt,  mit  ei- 
nem gut  eingerichteten  Badehause  versehen ,  erfreut  sich  jährlich  ei- 
nes Zuspruchs  von  180  bis  200  Kurgästen,  und  ist  Eigenthum  des 
Brauers  Tra^p pentreu  in  Eberspoint.  Früher  bestanden  hier  sechs 
Quellen,  von  denen  aber  der  jetzige  Besitzer  drei  ausfüllen  lieis,  wäh- 
rend zwei  andere  theils  in  einer  Kapelle  einen  Springbrunnen  bilden, 
theils  in  die  Wiesen  abfliefsen.  Das  M.wasser  enthält  nach  Vogel 
in  sechzehn  Unzen : 

Salpetersaures  Natron  )  0  1  Gr 

Chlornatrium  } 


0,1  - 


Kohlensaures  Natron 

Humusextract 

Kohlensaure  Kalkerde    .  .  .  1,5  — 

Kohlensaure  Talkerde     .  .  .  0,3  — 

Kieselerde         .        .        .  .  .  0,1  — 

Kohlensaures  Eiseuoxydul  .  .  eine  Spur 


2,1  Gr. 

Chemische  Untersuchung  der  Heilquellen  zu  Johanneskirchen  bei 
Vilsbiburg.  1814. 

A.  Vogel  a.  a.  0.  S.  115. 

v,  Gräfe  und  Kaiisch  a.  a.  0.  S.  116. 


668 

Die  M. quelle  bei  Wasserburg  oder  die  Quelle  des  hei- 
ligen Achatiut,  auf  dem  rechten  Ufer  des  Inn,  von  der  Stadt 
Wasserburg  kaum  eine  Viertelstunde  entfernt,  Eigenthum  der  Gemeinde 
AVasserburg,  Reg.  Bezirk  Oberbaiern.  In  dem  Badehause  finden  sich 
Zimmer  mit  Badewannen,  aber  keine  Wohnungen  zur  Aufnahme  von 
Kurgästen.  Dem  bisherigen  Uebelstande,  dafs  die  M.quelle  sich  kei- 
nes eignen  Badehauses  erfreute,  sondern  mit  einem  Wohlthätigkeits- 
institute  verbunden  war,  so  dafs  das  Badehaus  gleichsam  als  ein 
blofser  Anhang  der  Pfründneranstalt  der  sogeuauuten  Leprosen  er- 
schien, steht  eine  Abhilfe  bevor  durch  die  bereits  Seitens  des  Magi- 
strats von  W.  heschlossene  Errichtung  eines  eigenen  Badehauses  und 
einer  zeitgemäfsern  Einrichtung  desselben. 

Im  J.  1837  betrug  die  Anzahl  der  auswärtigen  fremden  Kurgäste 
71,  der  einheimischen  103,  —  im  J.  1S38  die  Zahl  der  auswärtigen 
Kurgäste  53,  der  einheimischen  93. 

Sechzehn  Unzen  des  Wassers  enthalten  nach  Vogel: 

Chlornatrium 1,50  Gr. 

Kohlensaures  Natron     .        .        .  0,10  — 

Kohlensaure  Kalkerde  .        .        .  2,20  — 

Kohlensaure  Talkerde  .         .        .  0,ü0  — 

Animalischen  Extractivstoff          .  eine  Spur 

4,40  Gr. 

Das  M.wasscr  wirkt  gelinde  auflösend  und  ist  daher  namentlich 
zur  Zertheilung  von  Stockungen,  besonders  Hämorrhoidalbeschwcrden 
empfohlen  worden. 

W.  Bergbau  er,  über  die  Wasserhurger  M.quelle.  Miinch.  1735. 

Graf  a.  a.  O.  Th.  II.  S.  289. 

A.  Vogel  a    a.  O.  S.  117. 

v.  Gräfe  und  Kaiisch  a.  a.  0.  S.  133. 


Von  den  M. quellen  des  Regcnkrcises  verdienen  eine  beson- 
dere Erwähnung: 

Die  M.quelle  bei  Ab  ach  im  Landgerichte  Kelheim,  Reg.  Be- 
zirk INiedcrbaiern  ,  bei  dem  Marktflecken  Abach  an  der  Donau,  nur 
«■ine  Stunde  entfernt  von  der  Einmiinduug  des  Ludwigskanals  in  die- 
selbe, Eigenthum  des  Brauers  G.  Koller,  angeblich  seit  1262  schon 
bekannt,  jetzt  in  Form  von  Getränk  und  Wasserbäderu  benutzt.  Eine 
besondere  Trinkanstalt  besteht  nicht,  dagegen  ein  Logirhaus,  die  Woh- 
nung des  Ei»;cnthiimcrs,  wo  sich  auch  Einrichtungen  zu  Wannenbä- 
dern vorfinden;  dennoch  hat  sich  die  Anstalt  als  Kurort  Ruf  erwor- 
ben  und  erfreut  sich  schon  wegen  der  ]\iiho  von  Hegensburg,  Slrau- 
bing,  Landshüt  und  Ingolstadt  guten  Zuspruchs.  —  Im  Jahre  1836 
befanden  eich  hier  120,  —  im  J.  1837  :  130,  —  im  J.  1838  ;  150 
Kurgaste,  —  Versendet  wird  das  M.wasscr  nicht. 


669 

Das  M.wasser  hat   einen   stark    hepatischen  Geruch   und  enthält 
nach  Vogel   in  sechzehn  Unzen: 

Schwefelsaures  Natron          .        .  0,33  Gr. 

Chlornatrium           ....  0,77  — 

Kohlensaures  Natron     .        .        .  0,72  — 

Kohlensaure  Kalkerde   .        .        .  1,08  — 

Kohlensaure  Talkerde  .         .        .  0,29  — 

Kieselerde 0,11  — 

Humusextract        .        .        .        .  eine  Spur 


3,30  Gr. 
Kohlensaures  Gas  .        .        .        1,5  Kuh.  Z. 

Schwefelwasserstoffgas         .        .        6,3      — 


7,8  Kub.Z. 


Graf  empfiehlt  die  M.quelle  von  Abach  als  Bad  und  Getränk 
bei  Stockungen  im  Unterleibe,  besonders  Hämorrhoidalbesch werden, 
—  Gicht  und  Rheumatismen,  chronischen  Hautausschlägen,  Lähmun- 
gen und  Krankheiten  des  Uterinsystems. 

J.  Lehner's  kurze  Beschreibung  des  Wildbades  zu  Abach  in 
Nieder-Baiem.  Regensburg  1718. 

L.  M.  Die  t rieh's  histor.  physikalische  Abhandlungen  von  dem 
Wildbade  zu  Abach.  Regensburg  1754. 

Graf  a.  a.  O.  Th.  I.  S.  97. 

Vogel  a.  a.  O.  S.  35. 

v.  Gräfe  und  Kaiisch   a.  a.  0.  S.  100. 

Die  M.quelle  bei  Abensb er g,  im  Landgerichte  dieses  Na- 
mens, Reg.  Bez.  Niederbaiern,  mit  einem  Badehause  und  Wohngebäu- 
den, Eigenthum  des  Hrn.  Engleder,  —  der  vorigen  ähnlich,  nur 
ärmer  an  Schwefelwasserstoffgas.  Nach  Vogel  enthalten  sechzehn 
Unzen : 

Kohlensaures  Natron     . 
Schwefelsaures  Natron 
Chlornatrium  .... 

Kohlensaure  Kalkerde  . 
Kohlensaure  Talkerde  . 
Kieselerde  nebst  Spur  von  Eisen 


Schwefelwasserstoffgas 

Graf  empfiehlt  es  in  Form  von  Wasserbädern  bei  Gicht,  Rheuma- 
tismen, —  chronischen  Metallvergiftungen,  Verschleimungan,  Schleim- 
flüssen, und  chronischen  Hautausschlägen. 

M.  K.  S  chafen  roth's  Beschreibung  des  Abensberger  Gesund- 
bades. Stadt  am  Hof  1774. 


0,90  Gr. 

0,10  — 

0,70  — 

1,00  — 

0,25  — 

0,10  — 

3,05  Gr. 

eine  Spur. 

670 


Graf  a.  a.  0.  Th.  I.  S.  113. 

A.  Vogel  a.  a.  0.  S.  36. 

v.  Gräfe  u.  Kalis ch  a.  a.  O.  S.  102. 


Die  M. quelle  zu  Güg ging  im  Landgerichte  Abensberg,  Reg. 
Bezirk  Niederbaiern,  eine  Stunde  von  Abensberg  und  eine  halbe 
Stunde  von  dem  Städtchen  Neustadt  an  der  Donau,  Eigenthum  des 
Oeconomiebesitzers  Brande  in  Gügging,  —  sehr  ähnlich  der  vorigen, 
enthält  nach  Vogel  in  sechzehn  Unzen: 

Kohlensaures  Natron     .        .        .  0,81  Gr. 

Schwefelsaures  Natron         .        .  0,18  — 

Chlornatrium  .        ...        .  0,56  — 

Kohlensaure  Kalkerde  .        .  0,80  — 

Kohlensaure  Talkerde  mit  einer  Spur 

von  Eisen 0,54  — 

Kieselerde 0,16  — 


Schwefelwasserstoffgas 

Graf  a.  a.  0.  Th.  I.  S.  137. 
Kastner's  Archiv.  Bd.  VI.  S.  229. 
A.  Vogel  a.  a.  0.  S.  37. 
v.  Gräfe  und  Kaiisch  a.  a.  0.  S.  104. 


3,05  Gr. 
0,2  Kub.Z. 


Die  M. quelle  bei  Gr ofs- Alber tshofen  im  Landgerichte 
Sulzbach,  Reg.  Bezirk  Oberpfalz  und  Regensburg,  eine  Stunde  von 
Sulzbach  entfernt,  im  Jahre  1726  gefafst,  enthält  in  sechzehn  Unzen 
nach  Vogel: 

Schwefelsaure  Talkerde 

Chlortalcium  . 

Kohlensaure  Kalkerde 

Kohlensaure  Talkerde   . 

Kohlensaures  Eisen 

Gyps  mit  ciuer  Spur  Kieselerde 


Schwcfehvasscrstoffgas 

V.  Schleifs,   Beschreibung   und  Untersuchung   des    Gesundbrun- 
nens zu  Grofs-Alhcrtshofen.  Sulzbach   1770. 
Graf  a.  a.  0.  Th.  I.  S.  85. 
A.  Vogel  a.  a.  0.  S.  38. 
v.  Gräfe  und  Kali  seh  a.  a.  0.  S.  157. 

Dir  M, quelle  von  M arching  im  Landgerichte  Abensberg, 
Reg.  Bezirk  Niederbaiern,  eine  halbe  Stunde  von  Neustadt  an  der 
DoDBO]  HU)  l'iils  über  dem  Meere.  Vogel  fand  in  sechzehn  Unzen 
folgende  Bestandteile: 


5,26  Gr. 

0,50  — 

3,00  — 

0,20  — 

0,04  — 

lerde          1,00  — 

10,00  Gr. 

eine  Spur. 

671 


Kohlensaures  Natron 
Schwefelsaures  Natron    . 
Chlornatrium     .        .         .        . 
Kohlensaure  Kalkerde     . 
Kieselerde  mit  Bitumen 

Schwefelwasserstoffgas  . 

Graf  a.  a.  O.  Th.  I.  S.  143. 

A.  Vogel  a.  a.  0.  S.  39. 

v.  Gräfe  und  Kaiisch  a.  a.  0.  S.  110. 


0,1  Gr. 

.        0,2  - 

0,2  — 

.        1,6- 

.        0,1- 

2,2  Gr. 

0,1  Kub.  Z 

DasM.badzuNeumarkl,  im  Landgerichte  gleiches  Namens, 
Reg.  Bezirk  Oberpfalz  und  Regensburg,  am  Ludwigs -Donau -Mainka- 
nal und  an  der  Hauptstrafse  von  Wien  nach  Frankfurt,  1445  bair. 
Fufs  über  dem  Meere,  zehn  Stunden  Ton  Nürnberg,  siebzehn  Stun- 
den von  Regensburg,  neun  Stunden  von  Amberg,  sechzehn  Stunden 
von  Ingolstadt  und  acht  und  dreifsig  Stunden   von  München   entfernt. 

Schon  im  Jahre  1550  war  N.  als  Heilquelle  bekannt,  erhielt  je- 
doch erst  im  J.  1774  ein  Badehaus.  Seit  1830  Eigenthum  des  Hrn. 
Thomas  Fleischmann  ist  dasselbe  ausser  mit  Wohnungen  für 
Kurgäste  mit  sehr  guten  Einrichtungen  zu  Wannen-,  Douche-,  Schlamm-, 
Dampf-  und  Tropfbädern  versehen. 

Im  J.  1831  betrug  die  Zahl  der  Kurg.      79. 

—  —  1832  ....  90. 

—  -  1833  ....  146. 

—  —  1834  ....  231. 

—  —  1835  ....  322. 

—  —  1836  ....  417. 

—  —  1837  ....  439. 

—  —  1S38  ....  451. 

Badearzt  ist  Hr.  Dr.  Schrauth,  dem  wir  auch  die  neueste 
Monographie  über  N.  verdanken. 

Gegenwärtig  werden  vier  M.quellen  benutzt:  1.  Die  B  adequelle, 
die  älteste,  im  Badegebäude  selbst,  bestehend  aus  einer  10  Fufs  tie- 
fen Wasserkammer,  in  welche  sich  fünf  Quellen  ergiefsen,  von  wel- 
chen die  beiden  ergiebigsten  eisenhaltigen  auf  dem  Grunde  entsprin- 
gen, drei  aber,  eine  eisenhaltige  und  zwei  schwefelhaltige,  aus  den 
Seiten  wänden  zufliefsen;  —  2.  der  Kegelbahnbrunnen  und  — 
3.  der  Waldbrunnen,  nur  als  Getränk  benutzt,  nach  Schrauth 
an  Schwefelwasserstoffgas  und  an  festen  Bestandtheilen  reicher  als 
die  Badequelle  ;  —  4.  eine  vierte,  aus  dem  sogenannten  Kapuzinerkel- 
ler kommende  Quelle. 

Die  M.quellen  entspringen  wahrscheinlich  aus  dem  an  Bitumen 
und  Schwefelkies  sehr  reicheu  Liasschiefer,  der  unter  dem  die  nächste 
Umgebung  der  M.quellen  bildenden  Liassande  lagert. 

Das  M. wasser  ist  vollkommen  klar   und   durchsichtig ,  etwas  ins 


672 

Stahlgraue  spielend,  —  der  atmosphärischen  Luft  ausgesetzt  trübt  es 
sich  und  bildet  einen  schwärzlichen  Bodensatz,  —  von  fadem,  nicht  sehr 
unangenehmem,  bei  dem  Kegelbahnbrunnen  stark  hepatischem,  zusam- 
menziehendem, bei  dem  Waldbrunnen  stark  zusammenziehendem,  et- 
was hitterem,  fast  harzigem  Geschmacke,  hepatischem  Gerüche  und 
besitzt  die  Temperatur  von  +  9°  R. 

Nach  Vogel's  Analyse  enthalten    sechzehn    Unzen    der    Bade- 
quelle: 

Schwefelsaure  Talkerde        .        .        2,70  Gr. 
Chlorkalium  ....        0,75  — 

Chlortalcium  ....        0,75  — 

Humusextract  mit  essigsaurem  Natron  0,80  — 
Schwefelsaure  Kalkerde  .  .  0,40  — 
Kohlensaure  Kalkerde  .  .  .  1,20  — 
Kohlensaure  Talkerde  .        .        0,25  — 

Kohlensaures  Eisen  mit  Schwefeleisen  0,10  — 


6,95  Gr. 

Kohlensaures  Gas  .        .        .        1,5  K üb.  Z. 

Schwefelwasserstoffgas  .        .        0,4      — 

1,9  Kub.  Z. 

Das  M. wasser  wurde  von  Vogel  noch  zweimal  zu  verschiede- 
nen Zeiten  analysirt,  das  einemal  enthielt  dieselbe  Menge  Wasser 
7,1  Gr.,  das  anderemal  6,9  Gr. 

Die  M. quellen  werden  als  Getränk  und  Bad  benutzt,  gewöhnlich 
wird  beides  verbunden.  Nicht  selten  wird  uebenbei  Ragozi  oder  Püll- 
naer  Wasser  gebraucht. 

Die  Wirkung  des  M.wassers  ist  im  Allgemeinen  belebend,  die  Se- 
und  Excretionen  befördernd,  die  Verdauung  so  wie  das  Mischungs- 
verhältnifs  der  Säfte  verbessernd,  gelind  stärkend.  Die  Krankheiten, 
in  welchen  es  sich  vorzugsweise  hilfreich  erwiesen  hat,  sind:  Gicht, 
Rheumatismen,  Contracturen  ,  Lähmungen  ,  Stockungen  im  Pfortader- 
system, Hämorrhoiden,  Leiden  der  Schleimhäute,  Asthma,  Mcnstrua- 
tions-,  Harn-  und  Steinbesch werden,  chronische  Hautausschläge,  ver- 
altete Geschwüre,  Mercurialdyskrasiccn. 

J.  Ch.  Rhu  melius,  gründliche  Beschreibung  des  neuerbauten 
mineralischen  Bades  der  Stadt  Newenmarkt.  Amberg  1598. 

Schöfler's  Beschreibung  des  Gesundbades  zu  Neumarkt.  1682. 

J.  B.  Seh  alle  r's  Beschreibung  des  mineralischen  Gesundbades 
zu  Neumarkt.  Amberg  1777. 

Graf  a.  a.  O.  Th.  I.  S.  73. 

A.  Vogel  a.  a.  O.  S.  40. 

v.  Gräfe  und  Kaiisch  a.  a.  0.  S.  162. 

Kali. seh,  allgcm.  Zeit,  des  Brunnen-  11.  Badewesens   1840.  S.  205. 

J.  Bapt  Schranth,  das  M.bad  zu  Neumarkt  in  der  Oberpfalz 
de«  Könii;r.  Bayern.  Nürnberg  1840. 

Die 


673 


0,1  Gr. 

0,1  - 

0,1  - 

0,7- 

0,2  — 

0,1  _ 

1,3  Gr. 

0,1  Kub.Z 

Die  M. quelle  zu  Sippenau,  eine  schwache  Schwefelquelle 
zwei  Stunden  von  Abensberg.  Nach  Vogel  enthalten  sechzehn 
Unzen: 

Schwefelsaures  Natron 
Kohlensaures  Natron 
Chlornatrium   . 
Kohlensaure  Kalkerde    . 
Kohlensaure  Talkerde  und  Eisen 
Kieselerde  mit  Humusextract 


Schwefelwasserstoffgas 

Graf  a.  a.  O.  Th.  I.  S.  131. 
A.Vogel  a.  a.  O.  S.  42. 

Die   M. quelle   zu    Wörth,    auf  dem    linken  Ufer  der  Donau 
sechs  Stunden  von  Regensburg.    Vogel  fand  in  sechzehn  Unzen: 

Chlornatrium  ....  1,36  Gr. 

Chlorkalium 0,30  — 

Kohlensaures  Natron  .  .  .  0,10  — 
Schwefelsaures  Natron  .  .  eine  Spur 
Humusextract  ....  0,20  — 
Kohlensaure  Kalkerde  .  .  0,30  — 
Kohlensaure  Talkerde  .  .  .  0,10  — 
Kohlensaures  Eisenoxydul  mit  Man- 
ganoxydul     0,20  — 

Kieselerde  mit  Thonerde      .        .  0,10  — 

2,66  Gr. 
A.  Vogel  a.  a.  O.  S.  43. 


Im  Regenkreise  sind  noch  zu  erwähnen:  Die  M.quelle  bei 
Vohburg  und  bei  Kö  sc  hing,  zwei  Schwefel  wasser  im  Landge- 
richt Ingolstadt,  —  die  M.quelle  bei  Amberg,  ein  eisenhaltiges 
Schwefelwasser  mit  Einrichtungen  zu  Bädern. 

v.  Gräfe  u.  Kaiisch  a.  a.  O.  S.  125.  168. 


Von  den   M.quellen   im  Un  ter  -  Don  aukreis  e    sind  besonders 
zu  erwähnen  die  von  Höhenstädt  und  Altötting. 

Das  Bad  zu  Höhenstädt  beim  Kloster  Fürstenzeil,  Landge- 
richts Griesbach,  Reg.  Bezirk  Niederbaiern ,  unweit  Passau,  in  Auf- 
nahme seit  1713  durch  Abt  Abundo,  welcher  die  nöthigen  Gebäude 
aufführen  liefs,  seit  1830  Eigenthum  des  Staats,  wird  jetzt  häufig  be- 
sucht. —  Die  Zahl  der  Kurgäste  betrug  im  J.  1836  :  334,  —  im  J.  1837: 
232,  —  im  J.  1838  :  318.  Die  Erbauung  eines  neuen  Badehauses  und  Ver- 
schönerung durch  Promenaden  steht  bevor.  Badearzt  ist  der  Landge- 
II.  Theil.  U  u 


674 

riclitsarzt  Dr.  Linprun  zu  Griesbacli.  Es  können  hier  täglich  über 
hundert  Bäder  gegeben  werden. 

Man  unterscheidet  hier  zwei  Quellen,  von  welchen  die  obere 
wasserreicher  und  stärker  ist,  als  die  untere.  Das  Wasser  heider 
Quellen  ist  im  Uebrigen  nicht  wesentlich  verschieden,  von  einem 
starken  Schwefelgeruch  und  Geschmack. 

Chemisch  analysirt  wurde  es  von  Fahrer,  Nufshardt,  Kai- 
ser und  Vogel.  Sechzehn  Unzen  Mineralwasser  enthalten  nach 
Vogel; 


0,G0  Gr. 


Kohlensaures  Natron 

Hydrothionsaures  Natron 

Schwefelsaures  Natron  .        .  0,35  — 

Chlornatrium  .        .        .        .  0,25  — 

Bitumen 0,10  — 

Kohlensaure  Kalkerde   .        .        .  l,c25  — 

Kohlensaure  Talkerde    ...  0,12  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul    .        .  eine  Spur 

Kieselerde 0,30  — 


2,97  Gr. 

Kohlensaures  Gas  .        .        .        1,2  Kuh.  Z. 

Schwefelwasserstoffgas  .-       .        0,6      — 


1,8  Kuh.  Z. 


DerbeiHöhenstädt  vorkommende  Badeschlamm,  welcher  ausser  ver- 
schiedenen erdigen  Salzen,  Schwefelwasserstoff  und  Schwefeleisen  ent- 
hält, wird,  theils  mit  AVasser  verdünnt,  in  der  Form  von  allgemeinen 
Schlammbädern,  theils  örtlich  als  Umschlag  benutzt  und  hat  diesem 
Kurort  bereits  einen  grofsen  Ruf  erworben. 

Das  M.wasser  wirkt  im  Allgemeinen  die  Se-  und  Excretionen 
bethätigend,  namentlich  die  der  äussern  Haut,  der  Harnwerkzeuge, 
der  Schleimhäute  und  des  Darmkanals  auflösend,  gelinde  stärkend. 

Contraindicirt  bei  wahrer  Vollblütigkeit ,  Neigung  zu  Schlagflufs, 
activen  Blutflüssen,  in  ausgebildeter  Luugensiicht  und  Vereiterungen 
andrer  Centralorgane,  und  wassersüchtigen  Beschwerden,  —  haben 
sich  dagegen  die  Schwefelquellen  und  der  M. schlämm  von  Höhen- 
städt  heilsam  erwiesen  :  bei  Stockungen  im  Leber-  und  Pfortadcrsy- 
stem,  Hämorrhoidalbeschwerdcn,  Hypochondrie,  Melancholie,  —  hart- 
näckigen rheumatischen  und  gichtischen  Uebeln ,  Anschwellung  und 
Steifigkeit  der  Gelenke,  Lähmungen,  —  Stockungen  im  Uterinsystem, 
Amenorrhoe,  Hysterie,  Bleichsucht,  Unfruchtbarkeit,  —  Verschlei- 
munnjen  und  Blennorrhöen  der  Harnwerkzeuge  und  des  Gcnitalsy- 
Bteins,  —  chronischen  Hautausschlägen,  herpetischen  Leiden,  veralte- 
ten Hiiutgeschwüren,  —  Leiden  des  Lymph-  und  Drüsensystcms,  Ge- 
schwülsten und  Verhärtungen,  Scropheln,  Rhachitis,  Nekrosis,  — 
ebroniichen  Metallvergiftungcn. 

Beschreibung  des  Höchstädter  Gesundbrunn.  von    Andr.  Mayer. 


675 

Höhenstädtisches  Gesundwasser,  von  Fr.  Ant.  Stebler.  Ingol- 
stadt 177-2. 

Graf  a.a.O.  Th.  II.  S.  147. 

Intelligenzblatt  für  den  Unter-Donaukreis.  1822.  St.  36. 

A.  Vogel  a.  a.  0.  S.  46. 

Jos.  Röckl,  Beschreibung  der  M.quellen  zu  Höhenstatt.  Mün- 
chen 1832. 

v.  Gräfe  und  Kaiisch  a.  ä.  0.  S.  105. 

Das  Bad  bei  AltUtting,  oder  Wildbad  St.  Georgen  ge- 
nannt, eine  halbe  Stunde  vom  Sitz  des  Landgerichts  gleiches  Namens, 
früher  Eigenthum  von  Hrn.  M.  Stadl  e  r,  jetzt  des  Hrn.  Mutilans 
Sollersbäck,  mit  einem  weitläufigen  Badehause  versehen,  das, 
obwohl  das  Bad  noch  zu  Ende  des  vorigen  Jahrhunderts  von  Kran- 
ken sehr  stark  besucht  wurde,  jetzt  fast  nur  zur  Belustigung  und  zur 
Reinigung  benutzt  wird.  Die  drei  hier  befindlichen  Mineralquellen, 
die  Schwefel-,  Alaun-  und  Salpeterquelle  Averden  zum  Be- 
huf der  Bäder  vereinigt.  In  sechzehn  Unzen  des  Wassers  fand 
Vogel: 

Kohlensaures  Natron       .        * 
Chlornatrium  ) 
Humusextract) 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Talkerde     . 
Eisen  und  Kieselerde 

1,5  Gr. 

Mathias  Brunwiser's  Anhang  und  Bemerkung  üb.  die  Wild- 
und  Gesundheitsbades-Untersuchung  von  Altötting  und  Neukolbeu- 
berg.  München  1784. 

'Graf  a.  a.  0.  Th.  II*  S.  75. 

A.  Vogel  a.   a.  0.  S.  51. 

v.  Gräfe  und  Kaiisch  a.  a.  0.  S.  138. 

Das  M.bad  Pilzw  eg,  eine  kleine  halbe  Stunde  von  Höhen- 
städt ,  Eigenthum  des  Brauers  Lorenz  Pilzweger,  besitzt  eine 
Schwefelquelle,  ähnlich  der  von  Höhenstädt,  und  ein  Badehaus,  worin 
auch  Kurgäste  wohnen  können.  Die  Zahl  derselben  betrug  im  Jahr 
1836  :  210,  —  im  J.  1837  :  124,  —  im  J.  1838  :  151. 

v.  Gräfe  u.  Kaiisch  a.  a.  0.  S.  110. 

Die  M. quelle  bei  Kellberg,  einem  Dorfe  anderthalb  Stunden 
von  Passau,  auf  einem  Hügel  des  hohen  linken  Donauufers,  11—1200 
Fufs  über  dem  Meere,  erst  1837  entdeckt,  Eigenthum  des  Hrn.  Wal  tl, 
besitzt  ein  freundliches  Badegebäude.  Die  M.quelle  ist  gefafst,  kry- 
stallhell,  geruchlos,  von  sehr  erfrischendem,  hinterher  eisenhaft-ad- 
stringirendem  Geschmacke,  hat  eine  constante  Temperatur  von  8°  R. 
und  giebt  in  24  Stunden  800  Eimer  Wasser.    Nach  einer  vorläufigen 

Uu2 


0,1 

Gr. 

0,1 

— 

1,1 



0,2 

— 

eine 

Spur 

676 

chemischen  Analyse  enthält  sie  Eisenoxydul,  kohlensaure  Kalkerde, 
Gyps ,  Chloreisen ,  Quellsatzsäure  und  eine  unbedeutende  Menge 
Kohlensäure. 

Die  M.  quelle  zu  Dingol fing,  dreiviertel  Stunden  von  die- 
ser Stadt,  im  sogeiiaunteu  Moosthale,  mit  einem  kleinen  Badekause 
versehen.  Das  M.wasser  hat  einen  schwefeligen  Geruch,  einen  un- 
angenehmen salzigen  Geschmack,  perlt  sehr.  Nach  der  von  Prof. 
Kaiser  182S  unternommenen  Analyse  enthält  es  an  flüchtigen  Bestand- 
teilen Schwefelwasserstoffgas  und  kohlensaures  Gas  in  beträchtli- 
cher Menge,  —  an  festen  Bestandteilen  :  kohlensaure  Kalk-  und  Talk- 
erde, schwefelsaures  Natron,  Chlortalcium,  hydrothionsaure  Talk-  und 
Kalkerde. 

Die  M. quelle  in  UnterwindscTitrur,  einem  Dorfe  eine  Vier- 
telstunde südwestlich  von  Passau  entfernt,  im  J.  1832  entdeckt,  Ei- 
genthum  des  Zimmermanns  Wiesböck,  mit  einem  kleinen  Badehause 
versehen.  Die  M. quelle  liefert  in  24  Stunden  90  Eimer  Wasser,  wel- 
ches Schwefelwasserstoffgas,  Chlorcalcium  und  kohlensaure  Kalkerde 
enthält. 

v.  Gräfe  u.  Kaiisch  a.  a.  0.  S.  26.  104.  112. 

Die  M.  quelle  bei  M ünchshöfen,  im  Unterdonaukreise, 
Eigentbum  des  Oekonomiegutsbesitzers  Joseph  Rabl,  besitzt  seit 
1S38  eine  Badeanstalt.  Die  Hauptquelle  giebt  in  einer  Stunde  174 
Maafs  Wasser.  Das  M.wasser  ist  an  der  Quelle  ziemlich  trübe,  fühlt 
sich  seifenartig  an  und  hat  die  Temperatur  von  12°  R.  bei  26°  R.  der 
Atmosphäre.  Nach  der  vom  Hofrath  Buchner  (1825),  fern  von  der 
Quelle  veranstalteten  Analyse  enthält  ein  bair.  Maafs : 


a.  basische  Bestandtheile : 

Kalkerde 

.  - 

1,87  Gr. 

Talkerde 

. 

0,98  — 

Kali  nebst  Spuren  von 

Natron  und 

Lithion 

• 

0,35  — 

Eisenoxydul    . 

. 

0,05  — 

b.  Säuren : 

Kohlensäure 

. 

1,78  — 

Salzsäure 

.        . 

0,33  — 

Salpetersäure 

. 

0,70  — 

Phosphorsäure 

•        • 

0,36  — 

Kieselerde 

.         .        • 

0,19  — 

Extractivc  Theilc 

. 

0,14  — 

b,75  Gr. 

Nach  den  Erfahrungen  des  praktischen  Arztes  Dr.  v.  Pe  Ch- 
ina n  D  in  J'il.stinß  hat  sich  die  innere  und  äufserc  Anwendung  des 
M. wassern  wirksam  bewiesen:  bei  veralteten    rheumatischen  und  Rieh- 


677 

tischen  Leiden,  Scrophulosis ,  Stockungen  im  Unterleibe,  namentlich 
der  Leber  und  Milz,  Verhärtung  der  Vorsteherdrüse,  herpetischen 
Ausschlägen  und  Geschwüren,  vor  allem  bei  Lähmungen. 

v.  Gräfe  u.  Kaiisch  a.  a.  0.  S.  113. 

Das  M.wasser  zu  Prinzhofen  bei  Straubing,  analysirt  von 
P  e  1 1  e  n  k  o  f  e  r. 

Kastner 's  Archiv.  Bd.  VII.  S.  107. 


Nur  namentlich  anzuführen  ist  der  Teufelsbrunnen  am  Ham- 
merberg ausser  der  Innstadt  bei  Passau.  Nach  Vogel  beträgt  seine 
Temperatur  7°  R.  bei  15,5°  K.  der  Atmosphäre,  sein  Gehalt  an  fe- 
sten Bestaudtheilen  in  sechzehn  Unzen  nur  einen  Gran;  —  ferner 
das  M.wasser  von  Künzen  bei  PI  ein tli  ng  im  Landgerichte  Vilsho- 
fen;  —  das  M.wasser  von  Us  te  rli  ng  und  das  des  heiligen  Wolfs- 
sinthis  zu  Reispach  im  Landgerichte  Landau;  —  die  M. quelle 
zu  Künzing  (Quintana  der  Römer),  nicht  gefafst,  von  12°  R.  Tem- 
peratur, soll  nach  einer  vorläufigen  Untersuchung  des  Landgerichts- 
arztes Dr.  Ei  rein  er  zu  Vilshofen  kohlensaures  Natron,  kohlensaure 
Kalkerde,  Chlornatrium  und  ein  phosphorsaures  Salz  enthalten;  —  die 
M. quellen  in  der  Stadt  T raunstein  auf  der  Besitzung  des  Apothe- 
kers Pauer,  von  gleicher  Beschaffenheit  mit  der  Mineralquelle  zu 
Empfing. 

A.  Vogel   a.  a.  0.  S.  50. 

v.  Gräfe  u.  Kali  seh  a.  a.  0.  S.  113.  117.  137.  143. 


Die  M.quellen  im  Ober-Donaukreise  sind  meist  sehr  arm  an 
flüchtigen  und  festen  ßestandtheilen. 

Die  M. quelle  zu  Aich   bei   Kempten.     Das   Badehaus    enthält 
ausser  Badekabinetten  mit  Wannen  noch  Wohnzimmer  für  Kurgäste. 

Das  Wasser  enthält  nach  Vogel  in  sechzehn  Unzen : 

Chlornatrium  ....        0,1  Gr. 

Schwefelsaures  Natron    .         .         .        0,1  — 

Humusextract eine  Spur 

Kohlensaure  Kalkerde  .  .  .  0,9  — 
Kohlensaure  Talkerde  .  .  .  0,2  — 
Eisen        .  eine  schwache  Spur 


1,3  Gr. 


A.  Vogel  a.  a.  0.  S.  53. 


Die  M.quellen  zu  Au,   im    Jllerthale   im  Landgerichte   Sont- 
hofen,  schon  bekannt    und    gebraucht  seit   1653.    Man   unterscheidet 


678 


zwei  Mineralquellen.  Im  Wohuliause  befinden  sich  Wohn-  und  Ba- 
dezimmer. Das  Wasser  der  altern  Quelle  enthält  nach  Vogel  in 
sechzehn  Unzen : 


Chlornatrium 
Kohlensaures  Natron     . 
Salpetersaures  Kali 
Schwefelsaures  Natron 
Humusextract 
Kohlensaure  Kalkerde  . 
Kohlensaure  Talkerde 


Schwefelwasserstoff ims 


0,01  Gr. 
0,05  — 

0,05  — 
0,01  — 
0,01  — 
1,90  — 
0,30  — 

2,33  Gr. 
0,03  Kub.  Z. 


Kurze  Beschreibung  vom  Ursprung,  Gelegenheit  und  Würkung, 
auch  nützlichen  Gebrauch  des  in  der  Herrschaft  Röttemberg  liegenden 
Bades,  die  Aw  genannt,  durch  J.  Fr.  Bilge  reu.  Augspurga  1653. 

A.  Vogel  a.  a.  O.  S.  55. 

Das  Kl  ev  er  erb  a  d  bei  Grönenbach,  schon  seit  hundert  Jahren 
bekannt,  gegenwärtig  nur  wenig  benutzt.  Das  M.wasser,  welches  schon 
Erhard  in  Memmingen  1(356  untersuchte,  enthält  nach  Vogel  in 
sechzehn  Unzen  : 


Clilorkalium 
Schwefelsaures  Natron 
Kohlensaures  Natron 
Humusextract 
Kohlensaure  Kalkerde  . 
Kohlensaure  Talkerde  . 
Kohlensaures  Eisenoxydul 


A.  Vozel  a.  a.  O.  S.  57. 


0,1  Gr. 

0,1  - 

eine  Spur 

0,6  — 

0,1  - 

o,i  - 

1,0  Gr. 


Das  Klingen  bad  oder  Klimath  im  Landgerichte  Burgau, 
besitzt  drei  sehr  ergiebige  M. quellen,  welche  vereint  zu  Bädern  in 
dem  vorhandenen  Badehause  benutzt  werden.  Vogel  fand  in  sech- 
zehn Unzen  des  M. Wassers  : 

1      Chlorcalcium     . 

Schwefelsaure  Kalkerde 
Humusextract 

Kohlensaure  Kulkerdc 
Kohlensaures  Eisenoxydul 


0,1 

Gr. 

.        0,1 

— 

0,2 

— 

.        0,1 

— 

eine 

Spur 

0,5  Gr. 


A.  Vogel  a.  a.  O.  S.  58. 


Dan  Und  zu  Krumbach,  eine  kleine  halbe  Stunde  östlich  von 
dem  Marktfl  Krumbach,  im  Landgerichte  Ursberg,  auf  einem  bedeutenden 


679 

Hügel  an  der  Krumbach-Augsburger-Strafse,  —  von  Ursberg  eine,  von 
Ulm  acht,  von  Augsburg  neun  Stunden  entfernt,  jetzt  Eigenthum  des 
Hrn.  W.  Gresser.  In  dem  grofsen  Badehause  befinden  sieb,  ausser 
Gemein-  und  AYaunenbäderu  in  Badezimmern,  noch  gut  eingerichtete 
Wohnzimmer  für  Kurgäste.  Die  Zahl  der  letztem  betrug  im  J.  1836  : 
420,  —  im  J.  1837  :  502,  —   im  J.  1838  :  568. 

Die  Sage  läfst  die  Krumbacher  M.quellen  an  den  drei  Punkten 
entsprungen  sein,  au  welchen  im  J.  1390  Graf  Ulrich  von  Eller- 
bach  eine  Scheune,  in  welche  sich  seine  Gemahlin  Adelheid  geb. 
von  Roth,  die  er  aus  Eifersucht  tödten  wollte,  geflüchtet  hatte,  in 
Brand  steckte.  Allein  das  Bad,  das  davon  seinen  Namen  „Brandbad0 
erhielt,  möchte  wohl  älter  seiu ,  wenigstens  ist  kein  Zweifel,  dafs 
Krumbach  unter  dem  Namen  Viaca  oder  ad  vias  eine  Römersta- 
tion war. 

Zu  den  früheren  drei  M.quellen  ist  im  J.  1838  noch  eine  vierte, 
gleichartige,  sehr  ergiebige  hinzugekommen.  Sie  entspringen  aus  ei- 
ner eigenthümlichen  Gebirgsart,  dem  sogenannten  Badesteine.  Das 
M.wasser  läuft  von  allen  vier  Quellen  durch  Röhren  in  ein  geräumi- 
ges Bassin ,  von  wo  aus  es  wieder  durch  Röhren  ins  Badehaus  ge- 
leitet wird.     Sechzehn  Unzen  desselben  enthalten : 

nach  Vogel:  nach  Fuchs: 

Chlornatrium    ....  0,08  Gr.  .  .  0,08  Gr. 

Chlorkalium      .  0,01  —  .  .  0,01  — 

llumusextract  .         .         .         .  0,01  —  .  .  0,01  — 

Kohlensaure  Kalkerde    .         .  1,01  —  .  .  1,10  — 

Kohlensaure  Talkerde     .        .  0,03  —  .  .  0,30  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul      .  0,0  t  —  .  .  0,10  — 


1,15  Gr.  1,60  Gr. 

Der  nahe  bei  der  Anstalt  brechende,  zu  Schlammbädern  empfoh- 
lene und  benutzte,  auch  versendete  „Krumbacher  Badestein" 
ist,  frisch  gegraben,  dunkelgrau  ,  nimmt  aber,  längere  Zeit  an  einem 
trockeuen  Orte  aufbewahrt,  eine  weifsgruue  oder  gelblich  weifse  Farbe 
an,  ist  sehr  leicht,  mürbe,  im  Bruche  muschlicht,  mit  bräunlichen,  gelb- 
lichen und  gelblich-grünen  Adern  durchflochten,  fühlt  sich  weich  und 
fett  au,  läfst  sich  zum  feinsten  Pulver  zerreiben  und  giebt  dem  Krum- 
bacher M.wasser,  in  welchem  er  sich  beim  Kochen  viel  leichter  als 
in  anderm  auflöst,  eine  milchähnliche  Farbe.  Hundert  Theiie  dessel- 
ben enthalten : 

nach  Vogel:         nach  Fuchs: 

Kieselerde  .....        50  Th.      .        .  65,0  Th. 

Thonerde 16  —  19,3  — 

Eisenoxydul  -.  5  —         .         .  6,2  — 

Kalkerde 2,4  — 

Talkerde     .        .  .        .        .         .        .        .  1,5  — 


680 


Kalk-,  Talkerde  u.  Manganoxydul      2  Th 

Ammoniak  .  , ,  1,0  Th. 

Ammonium ,   Wasser  und  organi- 
sche Stoffe  21  — 
Kali  und  Verlust      ...  6  —        .... 


100  Th.  95,4  Th. 

Getrunken  wirkt  das  M.'wasser  gelind  erregend,  stärkend  und 
auflösend,  besonders  auf  das  Drüsen-,  Harn-  und  Geschlechtssystem, 
—  als  Bad  mit  zugesetztem  Badesteiu  erweichend,  auflösend,  zer- 
theileud. 

Nach  den  vieljährigen  Erfahrungen  des  Landgerichtsarztes  Dr. 
Zimmermann  envies  sich  das  M.wasser,  in  den  genannten  Formen 
angewendet,  sehr  hilfreich  bei  veralteter  Gicht,  giclitischen  Ablage- 
rungen auf  die  Gelenke,  chronischen  Rheumatismen,  Steifigkeit  der 
Gelenke  oder  Muskeln,  —  chronischen  Hautausschlägen  und  Fufsge- 
schwiiren,  —  Plethora  abdominalis  und  Hämorrhoidalbeschwerden,  — 
Chlorose,  Leukorrhoe,  Menstruationsbeschwerden,  Unfruchtbarkeit, 
Neigung  zu  Blutflüssen  und  Fehlgeburten  aus  Atonie  des  Uterus ,  so 
wie  bei  örtlicher  Schwäche  desselben  nach  Hämorrhagien,  —  Rhachitis 
und  Scropheln,  namentlich  scrophulösen  Anschwellungen  der  mesa- 
raischen  Drüsen.  —  Auch  als  kosmetiscI-.es  Mittel  ist  dasselbe  bei 
spröder,  trockuer  Haut  von  trefflicher  "Wirkung  und  wird  in  dieser 
Beziehung  mit  dem  Schlaugenbad  verglichen. 

Ruland's  Beschreibung  des  Krumbacher  Bades.  1623. 

Neue  Beschreibung  des  altberühmten  und  vortrefflichen  heilsamen 
Krummbades  bei  Krummbach  in  Schwaben,  dem  wohllöblichen  freien 
Stift  Ursberg  Prämonstratenser  Ordens  zugehörig,  und  des  ächten  und 
Avahren  Krummbadsteiu,  nach  der  Erfahrung  etc.  Ursberg  und  Augs- 
burg 1758. 

Das  Krumbacher  Heilbad  von  J.  E.  Wetz ler.  Augsburg  1811. 

.1.  E.  Wetzler,  über  Gesundbrunnen  und  Heilbäder.  Th.  II. 
S.  235. 

Kastner's  Archiv.  Bd.  XI.  S.  128. 

A.  Vogel  a.  a.  O.  S.  59. 

v.  Gräfe  u.  Kaiisch  a.  a.  0.  S.  153. 

K  a  1  i  s  c  h  ,  allgcm.  Zeitung  des  Brunnen  -  und  Badewesens.   1839. 

S.  129. 

i 

Das  Bad  zu  Mindelhcim  im  Landgerichte  dieses  Namens, 
bekannt  auch  unter  dem  Namen  des  „Märzeubades."  Nach  Vogel 
enthalten  sechzehn  Unzen  des  M.wassers: 

Kohlensaures  Natron     .         .         .  0,05  Gr. 

Schwefelsaures  Natron  .         .  0,02  — 

lliimuscxtract         ....  0,02  — 

Kohlensaure  Kalkerde  .         .         .  2,02  — 


681 


Kohlensaure  Talkerde  .        .        .       0,25  Gr. 
Kohlensaures  Eisenoxydul     .        .        0,02  — 
Kieselerde 0,11  — 


1,4  Gr. 

0,8  — 

0,1  — 

0,2  - 

0,1  - 

eine  Spur 

0,1  - 

2,7  Gr. 

. 

0,05  Kub.  Z 

2,49  Gr. 

Bemerkenswert!»  bei  Mindelheim  ist  noch  das  Marienbad  mit 
einem  Badehause.  Das  M.wasser  desselben  ist  noch  schwächer,  als 
das  vorige. 

A.  Vogel  a.  a.  O.  S.  62. 

Die  M. quelle  bei  Ob  er-Tiefenbach  im  Landgerichte  Im- 
menstadt, früher  von  Flach  o  und  Fuchs,  neuerdings  von  Vogel 
aualysirt,  beschrieben  von  Geiger,  enthält  nach  Vogel  in  sech- 
zehn  Unzen ; 

Kohlensaures  Natron 
Chlornatrium    . 
Chlorkalium      . 
Kieselerde         .        . 
Humusextract  .        . 

Kohlensaures  Eisenoxydul 
Kohlensaure  Kalkerde     . 


Schwefelwasserstoffgas 

In  einer  hölzernen  Hütte  befinden  sich  Badewannen  für  Land- 
leute, und  im  Wohnhause  Zimmer  für  Fremde. 

Beschreibung  des  Heilbades  zu  Ober -Tiefenbach  von  Dr.  Gei- 
ger. Kempten  1815. 

A.  Vogel  a.  a.  0.  S.  64. 

Ausser  diesen  M.quellen  zählt  der  Ober -Donaukreis  noch  meh- 
rere andere,  welche  aber,  sehr  arm  an  wirksamen  Bestandteilen, 
als  Heilquellen  nicht  benutzt  werden.  Dahin  gehören :  die  M.quellen 
von  Füfsen  (von  Dr.  Grub  er  1815  beschrieben),  —  von  Weiler, 
S i e b e r s  (eine  Stunde  von  Weiler),  —  Altensberg,  Maleichen, 
Aspen,  Trunkelsberg,  Dankeisried  (alle  drei  im  Landgerichte 
Ottobeuren),  —  von  Mordingen  (zwei  Stunden  von  Dillingen),  — 
das  Steinbogen-  und  Divenreiserbad  bei  Memmingen  und  die 
M.quellen  zu  Lindau  und  Schachen,  im  Landgerichte  Lindau. 

Hartmann,  diss.  inaug.  de  aquis  martialibus  Mordingensibus. 
Landshuti  1821. 

A.  Vogel  a.  a.  0.  S.  66. 

Noch  zu  erwähnen  ist  endlich  die  Mineralquelle  bei  Th  ann- 
hausen, der  zu  Krumbach  ähnlich.    Es  findet  sich  hier  auch  eine, 


682 

der  Krumbacher   ähnliche,  Steinart,   nur    dafs   diese   viel    weifser  als 
die  Krumbacher,  und  viel  Talkerde  zu  enthalten  scheint. 

E.  Wetz ler,  über  Gesundbrunnen  und  Heilb.  Th.  II.  S.  245. 


Im  Isarkreise,  Reg.  Bez.  Oberbaieru,  sind  noch  zu  erwähne»: 

Das  Heilbad  zu  Ha  ekel  thal,  Landgerichts  Haag,  eine  halbe 
Stunde  nordwärts  von  Haag,  Eigenthuni  des  Wirths  Martin  Maier- 
hofer,  erhält  sein  AVasscr  aus  einer  in  aufgeschwemmtem  Laude 
aus  Thon-  und  Mergelschichten  entspringenden  M.quelle.  Das  M. was- 
ser  bestand  nach  einer  von  Dr.  Lippl  wiederholt  angestellten  Ana- 
lyse in  zehn  Pfund  med.  Gewicht  aus  4 — 6  Kub.  Zoll  kohlensauren 
Gases,  4—5  Gran  kohlensauren  Natrons,  6  Gran  kohlensaurer  Talk- 
erde, 4  Gran  kohlensaurer  Kalkerde,  einer  Spur  von  Cblornatrium, 
einem  besonderen  Extractivstoffe,  welcher  auf  die  Silber-  und  Gall- 
äpfelauflösung reagirt  und  mit  Nation  verbunden  sein  kann,  nebst  ei- 
ner Spur  von  aufgelösten  Eiseuoxydul  und  Kieselerde. 

Das  Ther  esienb  ad  zu  Greifenberg,  Landgerichts  Lands- 
berg, Eigenthum  des  Landarztes  J.  Hassinger.  Die  gefafste  Mine- 
ralquelle liefert  in  24  Stunden  120  Eimer  Wasser  und  wurde  1836 
von  Buchner  analysirt,  ohne  dafs  die  Resultate  davon  jedoch  be- 
kannt wurden. 

Die  neuerbaute  Badeanstalt  hat  in  den  zwei  Jahren  ihrer  Existenz 
sich  der  Frequenz  von  457  Personen  zu  erfreuen  gehabt. 

Das  Miueralwassrr  wird  als  Getränk  und  Bad  benutzt  und  be- 
weist sich  sehr  wirksam  in  chronischer  Gicht  und  Rheumatismen, 
Lähmungen,  —  Bleichsucht,  Hämorrhoidal-  und  Me:istruationsbeschwer- 
den,  Fluor  albus,  —  scrophuiöseu  und  hysterischen  Beschwerden,  — 
chronischen  Hautkrankheiten  und  veralteten  Geschwüren.  —  Auffal- 
lend ist  die  Wirkung  desselben  bei  durch  Krankheiten,  Säfteverlust 
oder  körperliche  und  geistige  Anstrengungen  sehr  geschwächten  Con- 
stitutionen. 

Das  Bad  zu  Wartenberg,  Landgerichts  Erding,  eine  Vier- 
telstunde von  Wartenberg,  Eigenthum  des  Bierbrauers  Paul  Aum- 
berger  daselbst.  Der  durchschnittliche  Zuflui's  der  M. quelle  beläuft 
sich  in  24  Stunden  auf  7u80  bair.  Maafs  oder  128  Kimer  Wasser,  das 
nach  der  von  Fuchs  im  J.  1823  angestellten  Analyse  etwas  freie 
Kohlensäure,  Kalk- und  Talkerde,  Kieselerde,  ExtractivstotT  und  etwas 
Bchwefelsnure  Kalkerde  enthält. 

Die  Badeanstalt  wurde  im  J.  1836  von  1Ö5,  —  im  J.  1S37  von 
197,  —  im  J,  1838  von  173  Kurgästen  besucht.  Das  M.wasser  wird 
BUlier  in  Form  von  Wasserbädern  auch  als  Getränk  benutzt  und 
ii.wiih  sich  vorzüglich  wirksam  bei  chronischen  Hautausschlägen, 
chronischen  Rheumatismen,   selbst   Lähmungen. 


683 

Das  Bad  Brunnthal,  im  Landgerichte  Au,  wurde  1831  von 
der  K.  Akademie  untersucht  und  enthält  in  einem  Pfunde  Wasser : 
kohlensaures  Gas  2,5  Kub.  Zoll,  —  an  festen  Bestandteilen :  koh- 
lensaures und  schwefelsaures  Natron,  Chlbrnatrium ,  Humusextract, 
schwefelsaure  und  kohlensaure  Kalkerde,  kohlensaure  Talkerde,  koh- 
lensaures Eisenoxydul,  —  zusammen  1,25  Gr.  Das  Wasser  wird  je- 
doch fast  nur  zu  diätetischen  Zwecken  benutzt. 

v.  Gräfe  u.  Kaiisch  a.  a.  0.  S.  141.  142.  147.  150. 

Nur  namentlich  anzuführen  sind  im  Isarkreise: 

Die  M. quelle  bei  der  Ayachmühle  in  der  Gemeinde  Löbing 
und  die  M. quelle  bei  II  e  1 1  e  n  in  der  Gemeinde  Hohenpeifsenberg,  — 
zwei  Schwefelwasser  im  Landgerichte  Schougau,  —  die  Soole  zu 
Berchtesgaden,  —  drei  M.quellen  im  Landgerichte  Neumarkt  an 
der  Rott,  nämlich:  der  rothe  Brunnen  im  Hofe  des  ehemaligen 
Benedictinerklosters,  nun  Freiherrlich  v.  Sp  eck- Ste  rn  b  ur  gschen 
Oeconomieguts  St.  Veit,  der  steinerne  Brunnen  im  Walde  seit- 
wärts von  Tegerubach,  und  eine  Waldquelle  beim  Weber  am  Wei- 
her, in  der  Nähe  von  Thalprachting,  wo  die  Benedictiuer  von  St.  Veit 
ehemals  eine  Badeanstalt  hatten,  —  das  Herzogbad  bei  Burg- 
hauseu,  eine  Badeanstalt,  —  die  Quiriuusoel  quelle  am  Te- 
gernsee,  eine  Naphtbaquelle  gegen  2600—2700  Fufs  über  dem  Meere, 
w7ovon  sich  bei  Buchner  (Pharmacie  Bd.  IX.  Heft  3)  eine  Analyse 
findet. 

v.  Gräfe  u.  Kali  seh  a.  a.  O.  S.  125.  126.  145.  149.  150.  151. 


Noch  sind  zu  erwähnen  in  Rheinbaiern: 

Die  Schwefelquellen  bei  Buch  eiber  g,  Kautons  Kandel,  uud  bei 
Edenkoben,  gleichnamigen  Kantons,  so  wie  der  schwache  Eisen- 
säuerling bei  Dürkheim,  welcher  in  Verbindung  mit  der  dortigen 
Soole  zu  Bädern  benutzt  wird. 

v.  Gräfe  u.  Kaiisch  a.  a.  O.  S.  157. 


An  diese  M.quellen  schliefst  sich  endlich  in  dem  nordwestlichen 
Theile  Baierns,  dicht  an  der  Badischen  Gräuze: 

Das  M.w asser  in  der  S ladt  Amor bach,  wurde  früher  in 
Form  von  Wasserbädern    mehr  benutzt,  jetzt  nur  wenig. 

Das  M.wasser  ist  kalt  und  enthält  nach  einer  neuen  Analyse  von 
G.  Osann  in  1000  Grammen: 

Kohlensaures  Natron  .        .  0,3598 

Chlornatrium      ....  0,2099 

Chlorkalium        ....  0,1088 

Schwefelsaure  Talkerde    .        .  0,0271 


6S4 


Salpetersaures  Kali            . 

0;0124 

Pflanzensaures  Kali  . 

0,1022 

Schwefelsaures  Natron 

0,032-2 

Humussaures  Eisenoxydul 

0,0507 

Humussäure        .... 

0,1177 

Azotisirte  organische  Materie  . 

0,0127 

Fettartige  organische  Substanz 

0,0431 

Chlormagnium     .... 

0,0069 

Kieselerde  

0,0751 

Thonerde 

0,0011 

Verlust,  welcher  auf  Rechnung  des 

Krystallwassers  der  Salze  u.  Spu- 

ren vouChloreisenu.  kohlens.Man- 

ganoxydul  zu  setzen  ist 

0,2978 

1,4575 

Ein  Pfund  M.wasser  wird  hiernach  7,2  Gran  krystallisirtes  koh- 
lensaures Natron  enthalten. 

An  flüchtigen  Bestandtheilen  enthält  das  M.wasser  kohlensaures 
Gas  und  Stickgas,  beide  in  nicht  beträchtlicher  Menge. 


IV. 

Die  Heilquellen  des  Königreichs  Würtemberg. 


D< 


'as  Königreich  "Würtemberg  umfafst  das  Flufsgebiet 
der  Donau  von  ihrem  Ursprung-  bis  Ulm  und  das  Land 
des  Neckar  von  seinem  Ursprung  bis  Neckarsulm,  — - 
westlich  von  dem  Schwarzwald,  südlich 'von  dem  Boden- 
see,  nördlich  von  dem  Odenwald  und  dem  Flufsgebiet 
der  Jaxt  begränzt.  —  Die  erhabensten  Punkte  bezeichnet 
daher  die  Höhe  der  rauhen  Alp,  die  tiefsten  der  Spiegel 
des  Neckar,  und  zwar  bei  seinem  Austritt  aus  dem  Kö- 
nigreich. Die  Höhe  der  rauhen  Alp  beträgt  1300—3000 
Fufs  nach  Schübler,  —  nämlich  die  des  Schafberges 
3121  F.,  des  Lochen  2980  F.,  des  mit  Ruinen  geschmück- 
ten Kegelberges  von  Hohenzollern  2621  F.,  des  Rofsberges 
2681  F.,  des  hohen  Neuffen  2253  F.,  des  Braunenberges 
2210  F.,  der  Achalm  2180  F.,  der  Tekk  1344  F.;  —  die 
des  Spiegels  des  Neckar  2000— 470  F.,  —  nämlich  2148  F. 
bei  seinem  Ursprünge,  1699  F.  bei  Rottweil,  1316  F.  bei 
Sulz,  1040  F.  bei  Rotenburg,  938  F.  bei  Tübingen,  843  F. 
bei  Nürtingen,  723  F.  bei  Efslingen,  551  F.  bei  Besigheim, 
503  F.  bei  Laufen,  470  F.  bei  Heilbronn. 

Nach  der  Verschiedenheit  ihrer  höhern  oder  tiefern  Lage 
gewähren  daher  die  Heilquellen  Wüitembergs  sehr  abwei- 
chende Yerhältnisse.     Es  entspringen: 

Die  M.q.  des  Jordansbades  bei  Biberach     .        .        1702  F.  üb.  d.  M. 

—  —       zu  Bähungen 

—  —    —     Hechingen 

—  —     —     Dietzenbach 

—  —    —    Sebastiansweiler 

—  —    —    Giengen    .        . 


1564 

1558 

1540 

1449 

1440 


688 

Die  M.q.  des  Wildbades 1333  F.  üb.  d.  M. 

—  —  zu  Boll 1289 

_  _  —  Imiiau 1241 

—  —  —  Teinacb 1224 

—  —  —  Reutlingen 1198 

—  —  —  Niedernau IUI — 

—  —  —  Liebenzeil 995 

__  _  _  Hall 859 

—  —  —  Cannstatt 680 

—  —  — ■  Mergeutheim 602 

—  —  —  Friedrichshall  bei  Jaxtfeld      .        .          474 

_  _  _  Offenau 458 

Die  rauhe  Alp,  die  Scheidewand  zwischen  dem  Nek- 
karland  und  Donaugebiete,  bildet  einen  von  Süd-West  nach 
Nord-Ost  streichenden  Gebirgszug,  dessen  erhabenste  Punkte 
über  seine  fast  gleichförmig  verlaufende  Höhe  nur  wenig 
sich  erheben.  Sowohl  in  der  Richtung  als  auch  in  der 
Formation  zeigt  die  rauhe  Alp  eine  unverkennbare  Analo- 
gie mit  dem  Jura  5  sie  scheint  nur  eine  Fortsetzung  des 
letztern,  beide  karakterisirt  als  vorwaltende  Gebirgsart  Al- 
penkalk. —  In  Bezug  auf  das  Vorkommen  vulkanischer 
Gcbirgsarten  scheinen  bemerkenswerth  die  Gegenden  von 
Urach  und  Dettingen. 

So  rauh  das  Klima  in  der  Höhe,  so  lieblich  und  mild 
sind  die  tiefern,  reich  mit  Früchten  aller  Art,  namentlich 
Wein,  gesegneten  Thäler  des  Neckar,  —  statt  aller  erwähne 
ich  nur  die  reizenden  Umgebungen  Cannstatts,  welche  mit 
Recht  der  Garten  Württembergs  genannt  werden. 

Das  Gebirge  führt  vcrhältnifsmäfsig  nur  wenig  Metalle, 
in  den  tiefer  gelegenen  Thälcrn  finden  sich  bedeutende 
Flötzc  von  Steinkoblcn  und  Steinsalz,  vorzugsweise  in  dem 
Neckar-  und  Jaxtkreise,  namentlich  bei  Hall,  Sulz,  Nie- 
dernhall,  Friedrichshall,  Weifsbach,  Offenau,  Schwennin- 
gen,  Gaildorf.  — 

G.  C.  L.  Sigwart  und  Rampold  verdanken  wir 
ncurrcliugs  in  zwei  besondern  Schriften  eine  Ucbersicht 
der  wichtigsten  M.quellen   Würtcmbcrgs,   —  lleyfelder 

eine 


689 

eine  sehr  vollständige  und  dankenswerthe  Monographie 
über  dieselben. 

Von  den  Thermalbädern  Würtembergs  verdienen  be- 
sondere Erwähnung  die  des  Wildbades  und  zu  Lieben- 
zell  von  25 — 29°  R.,  —  von  Eisenquellen  und  Säuerlingen 
die  M.quellen  zu  Iuinau,  Teinach,  Niedernau,  Göp- 
pingen,—  von  Kochsalzquellen  die  zu  Cann  statt,  Hall 
und  Mergentheim,  —  von  kalten  Schwefelquellen  die  zu 
Boll,  Bähungen  und  Reutlingen. 

Nach  Verschiedenheit  ihrer  Lage  zerfallen  die  Heil- 
quellen Würtembergs  in  drei  Hauptgruppen: 

1.  Die  Heilquellen  des  Schwarzwaldkreises, 

—  sie  umfassen  zwei  Thermalquellen  und  nächst  diesen 
mehrere  kalte  M.quellen,  welche  sich  durch  ihrenReichthum 
an  kohlensaurem  Gase  auszeichnen. 

2.  Die  Heilquellen  des  Neckar-  und  Jaxtkrei- 
s  e  s ,  —  die  vorzüglichen  charakterisiren  sich  durch  ihren 
verhältnifsmäfsig  reichen  Gehalt  an  Kochsalz. 

3.  Die  Heilquellen  des  Donaukreises,  —  kalte 
Schwefelquellen  bilden  ihre  Mehrzahl.  — 

Philibert  Leucippus,  von  Natur,  Eigenschaft  und  Wirkung 
und  rechtem  Gebrauch  der  warmen  und  wilden  Bäder,  insonderheit 
der  vier  im  Schwarzwald  gelegenen  Marggraven  Baden,  Wildbad, 
Zellerbad  und  Huberbad.  1598. 

M.  Jac.  Fr.  Jun  gen,  Würtembergischer  Wasserschatz,  oder 
das  mit  Gesundbrunnen  und  heilsamen  Bädern  gesegnete  Würtem- 
berg,  deren  sämbtl.  Stande  und  Würden  nach  höchst  und  hochge- 
schätzten Badgästen  zum  heilsamen  Unterricht  etc.    Reutlingen  1720. 

—  1721. 

Zelleri  celebrium  Würtembergiae  aeidularum  examen.  Tubin- 
gae  1727. 

G.  Fr.  Gmelin,  Kurze,  aber  gründliche  Beschreibung  aller  in 
Würtemberg  berühmten  Sauerbrunnen  und  Bäder,  nach  ihrem  Ur- 
sprung, Gegend,  Gelegenheit,  bei  sich  führenden  Mineralien,  beson- 
derer Wirkung,  Gebrauch,  Diät  etc.  Stuttgart  1736. 

Fr.  Eberh.  Braun,  Gründliche  Beschreibung  der  vorzüglichsten 
Eigenschaften  aller  im  Königreich  Würtemberg  berühmten  Heilbäder 
und  Sauerbrunnen  etc.  Tübingen  1816. 

Die  Gesundbrunnen  u.  Heilbäder  Würtembergs,  von  D.  J.  Dan- 
gelmaier.  4  Theile.  Gmünd  1820—1823. 

Würtemberg.  Jahrbücher  für  vaterländ.  Geschichte,  Geographie, 
II.  Theil.  X  X 


690 

Statistik  und  Topographie  von  Memminger.  Jahrg.  1821.  —  1823, 
—  1824. 

»Schub  ler  in:  Seh  wei  ggers  Journ.   f.  Chemie.  Bd.  VII.  S.  56. 

Teutschland  geolog.  geogn.  dargestellt  von  Ch  r.  Ke  ferste  in. 
Bd.  III.  S.  43.  183.  190.  —  Bd.  VI.  S.  299. 

Kastner's  Archiv.  Bd.  V.  S.  1. 

G.  Bischofs  vulkau.  M.quellen.  S.  233.  237.  238. 

Das  Gebirge  des  Königreichs  Würtemberg  in  besonderer  Bezie- 
hung auf  Halurgie  von  Fr.  Alberti.  Mit  Anmerkungen  und  Beilagen 
von  Seh  übler.  Stuttgard  1826. 

Uebcr  die  Mineralwasser  in  dem  Königreiche  Würtemberg  und  in 
den  angränzendeu  Gegenden,  nebst  Bemerkungen  über  das  Verhältnifs 
ihrer  Mischung  und  Temperatur  zu  den  Gebirgsarten  ;  unter  dem  Prä- 
sidium von  G.  C,L,  S  ig  wart  der  öffentlichen  Prüfung  vorgelegt  von 
Mor.  Fr.  Leipprand.  Tübingen  1831. 

Beiträge  zur  Naturkunde  Oberschwabens ;  unter  dem  Präs.  von 
G.  Schübler  von  Carl  Lingg.  Tübingen   1832. 

G.  C.  L.  Sigwart,  Uebersicht  der  im  Königreich  Würtemberg 
und  in  den  angränzenden  Gegenden  befindlichen  M.wasser  und  ihrer 
Vorkommens-Verhältnisse.  Stuttgart  1836. 

E.  Osann  in:  Hufeland  u.  0 sann's  Journ.  d.  prakt.  Heilk. 
1837.  Bd.  LXXXV.  St.  2.  S.  97. 

Allgemeiner  Bericht  über  die  Bäder  Würtembergs  in :  Med.  Cor- 
respondenz-Blatt  des  würtemberg.  ärztlichen  Vereins.  1837.  S.  185.  — 
Zweiter  Bericht.  1838.  S.  121.  —  Dritter  Bericht.  1839.  S.  129.  - 
Vierter  Bericht.   1840. 

llampold,  über  die  Bäder  und  Kurorte  des  Königreichs  Wür- 
temberg. Berlin  1838.  Auch  in:  Jahrbücher  für  Deutschlands  Heilquel- 
len und  Seebäder  von  v.  Gräfe  und  Kaiisch.  III.  Jahrg.  1838.  S. 
1—85.  IV.  Jahrg.  Abth.  2.  1839.  S.  1-44. 

Kaiisch,  allgem.  Zeitung  des  Brunnen-  und  ßadewesens.  1839. 
S.  153.  1840.  S.  153.  189. 

A.  Vetter,  theoretisch -praktisches  Handbuch  der  Hcilquelleu- 
lehre.  Berlin  1838.  Bd.  II.  S.  163-200. 

Heyfelder,  die  Heilquellen  und  Molkenkuranstalten  des  König- 
reichs Würtemberg  und  der  Hohenzollerschen  Fürstenthümer.  Stutt- 
gart 1840. 


1.    Die  Heilquellen  des  Sckwarzwaldkrciscs. 

1.  Das  Wildbad  (Tkermae  ferinae)  im  Oberauite 
Neuenbürg.  Die  kleine  Stadt,  welckc  dem  Gebrauehe  ih- 
rer  warmen  M.quellen  Namen  und  Entstehung  verdankt, 
z&hlt  an  1800  Einwohner,  und  liegt  an  der  Enz,  1323  Par. 
Fuft  über  dem  Meere,  von  Stuttgard  eilt*,    von  Calw  vier 


691 

von  Carlsruhe  neun  Stunden  und  fast  eben  so  weit  von 
Baden  entfernt.  Das  Thal,  welches  diesen  alten  und  be- 
rühmten Kurort  umschliefst,  hat  einen  wild -romantischen 
Karakter;  die  Höhen  sind  mit  Fichten  und  Tannen  be- 
wachsen, mit  ihnen  wechseln  Sand-  und  Granitfelsen  in  ei- 
genthümlichen  Formen  und  Gruppirungen.  Die  Natur  der 
Umgebungen  von  Wildbad  ist  wild  und  ernst,  das  Klima 
rauh.  Kurgäste  thun  daher  wohl,  die  wärmsten  Sommer- 
monate zu  einem  Aufenthalt  im  Wildbade  zu  benutzen  und 
sich  mit  warmer  Bekleidung  zu  versehen. 

Einer  alten  Sage  zufolge  wurden  die  warmen  M.quellen  dieses 
Kurortes  zuerst  durch  Jäger  entdeckt,  welche  einen  hieber  sich  flüch- 
tenden Eber  verfolgten.  Schon  im  Anfange  des  sechzehnten  Jahrhun- 
derts besafs  dieses  Bad  einen  beträchtlichen  Ruf  und  wird  von  den 
Baineographen  dieser  Zeit  beschrieben  und  gerühmt.  Merkwürdig  ist 
der  Freibrief,  welchen  Kaiser  Karl  V.  diesem  Bade  ertheilte,  ver- 
möge dessen  alle,  „mit  Ausnahme  der  Mörder  und  Strafsenräuber,  all- 
hier  Jahr  und  Tag  Fried  und  Freiung  haben  sollen." 

Die  Kurgäste  wohnen  in  Privat-  und  Gasthäusern.  —  Badearzt 
ist  gegenwärtig  Hr.  Dr.  Fricker,  —  während  der  Saison  Hr.  Dr. 
Fallati  aus  Hamburg. 

Die  Zahl  der  Kurgäste  betrug : 


Im  J. 

1830 

470. 

—  — 

1831 

.   .     515. 

! —  — 

1832 

601. 

—  — 

1833 

677. 

—  — 

1834 

693. 

—  — 

1835 

713. 

—  — 

1836     .   . 

902. 

—  — 

1837 

1003- 

—  — 

1838 

1235. 

—  — 

1839 

1424. 

Die  Berge,  welche  das  Wildbad  umgeben,  bestehen  aus  eisenhal- 
tigem, rothem  Sandstein  und  Granit.  Das  warme  M.wasser  entquillt, 
nach  Kern  er,  in  vier  Hauptausflüssen  der  Spalte  eines  zersprunge- 
nen Granitfelsens  in  der  Richtung  von  Norden  nach  Süden  und  bildet 
mehrere,  durch  Scheidewände  getrennte,  zu  gemeinschaftlichen  Bädern 
benutzte  Bassins.  Doch  befinden  sich  auch  in  den  einzelnen  Bädern 
abgesonderte  Badekabinette. 

Das  M.wasser  zeichnet  sich  durch  seinen  geringen  Ge- 
halt an  festen  Bestandtheilen  aus,  ist  hell,  klar,  von  einem 
faden  Geschmack,  sein  spec.  Gewicht  beträgt  1,004,  die 

Xx2 


692 

Temperatur  25 — 30°  R. ,  und  ist  nach  den  neuern  Unter 
suchungen  sehr  constant. 

Folgende  Bäder  werden  hier  unterschieden : 

1.  Das  Fürstenbad,  oder  der  erste  Baderaum,  mit  einer  Tem- 
peratur von  27—28,7°  R.  und  mit  Raum  für  acht  Personen,  wird  ab- 
wechselnd von  Frauen  und  Männern  benutzt. 

2  Das  Herrenbad,  oder  der  zweite  Baderaum,  besteht  aus 
einer  Abtheilung,  worin  22,  und  aus  einer  andern,  worin  15  Badende 
Platz  haben,  ausserdem  aus  9  Badegemächern  für  einzelne  und  einem 
Baderaum  für  4  Personen.  In  einer  Nische,  die  Hölle  genannt, 
kommt  die  Hauptquelle  von  30°  R.  zu  Tage,  in  der  Mitte  dieses  Bas- 
sins eine  zweite,  weniger  ergiebige.  Die  gewöhnliche  Temperatur  im 
Herrenbade  ist  27,7—28°  R. 

3.  Das  Frauenbad,  oder  der  dritte  Baderaum,  dunkel  und  un- 
freundlich, enthält,  ausser  einem  Badekabinet  für  eine  Person,  eine 
Abtheilung  für  20  und  eine  zweite  für  15  Personen.  Die  Quellen  die- 
ses Baderaums  entspringen  nahe  an  denen  des  vorigen  und  haben  eine 
Temperatur  von  27,7—28°  R. 

4.  Das  neue  Bad,  oder  der  vierte  Baderaum,  mit  zwei  Abthei- 
lungen für  Männer  und  zwei  Abtheilungen  für  Frauen,  soll  40  Per- 
sonen aufnehmen  können.  Die  Temperatur  desselben  beträgt  25,7 — 
26,5°  R. 

5.  Der  fünfte  Baderaum  im  Katharinenstifte,  welcher  für 
Arme  benutzt  wird,  hat  eine  Temperatur  von  25,5—27°  R. 

Bei  den  Baderäumen  sind  Vorzimmer  zum  An-  und  Auskleiden, 
in  welchen  nicht  selten  eine  sehr  hohe  Temperatur  herrscht. 

Ausser  den  angeführten  Badequellen  wurde  im  J.  1836  eine  neue 
Quelle  von  26,5°  R.  Temperatur  entdeckt,  1837  durch  Degen  che- 
misch untersucht  und  zu  einem  Trinkbrunnen  eingerichtet.  Ihr  Ge- 
schmack ist  der  des  warmen  dcstillirtcn  Wassers. 

Ausserdem  ist  im  J.  1839  eine  neue,  sehr  ergiebige  Quelle  von 
2S°  R.  Temperatur  erbohrt  worden;  —  an  einem  zweiten  Bohrloche 
neben  dem  neuen  Bade  wurde  im  Sommer  1839  gearbeitet. 

Aufnahme  und  Verpflegung  erhalten  unbemittelte  Kranke  im  Ka- 
tharinenstift. 

Von  den  in  neuerer  und  neuester  Zeit  erschienenen  Monogra- 
phiccii  erwähne  ich  nur  der  von  J.  Kerner,  Fricker  und  Heim. 

Chemisch  analysirt  wurde  das  Th. wasser  von  Stau- 
denmeyer und  Lampadius,  neuer  ding  von  Sigwart 
und  \\  eifs,  das  der  Trinkqucllo  von  Degen  (1837).  In 
sechzehn  Unzen  enthält  das  Wasser  der  Badequclle: 

nach  Stauden-     nach  S.igwart  und 
meyer:  Weifs: 

Schwefelsaures  Natrou      .        0,03125  Gr.      .        .        0,40  Gr. 


693 


Kohlensaures  Natron 
Chlornatrium 

Schwefelsaure  Kalkerde  . 
Schwefelsaures  Kali  . 

Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaures  Eisenoxydul    ) 
Kohlensaures  Manganoxydul  j 
Kieselerde 

Verkohlte  stickstoffhaltige  und 
erdharzige  Materie 


0,45875  Gr. 
0,17750  — 
0,15500  — 


0,17750  — 


0,53  Gr. 

1,82  — 

0,02  — 
0,34  — 
0,07  — 

0,02  — 


0,39  — 

eineunhest.Menge 

1,00000  Gr.  3,59  Gr. 

In  100  Theilen  des  in  Th.wasser  aufgelösten  Gases  waren  ent- 
halten: 12,50  kohlensaures  Gas,  79,25  Stickgas,  8,25  Sauerstoffgas, 
—  in  100  Theilen  des  aus  den  Th.quellen  aufsteigenden  Gases:  2,00 
kohlensaures  Gas,  91,56  Stickgas  und  6,44  Sauerstoffgas. 

Das  Th.wasser  der  Trink q'u  eile  enthalt 


nach  Degen 

nach  Zel  1  er 

in 

100,000  Theilen :    in  sechzehn  Unzen 

Kohlensaure  Kalkerde 

9,109  Th.      . 

0,69  Gr. 

Kohlensaure  Talkerde  . 

1,19S  — 

0,06  — 

Kohlensaures  Natron    . 

9,163  — 

0,74  — 

Schwefelsaure  Talkerde 

.        .    .        .        • 

0,03  — 

Schwefelsaures  Natron 

3,477  — 

0,33  — 

Chlorkalium                            , 

1,861  — 

0,12  — 

Schwefelsaure  Kalkerde 

.    .        ,        , 

0,01  — 

Chlornatrium 

24,570  — 

1,79  — 

Kieselerde      . 

6,693  — 

0,51  — 

Koblens.  Eisen-  u.  Manganox3 

/dul  Spuren          .        . 

Spuren 

Thonerde               . 

Spuren 

Spuren 

56,071  Tb.  4,30  Gr. 

Gleich  andern  indifferenten  Heilquellen  (vergl.  Th.  I. 
S.  294.  Zweit.  Aufl.)  sind  die  des  Wildbades  von  einer  mehr 
dynamischen,  flüchtigem,  weniger  von  einer  so  materiell  ein- 
greifenden Einwirkung  auf  das  Mischungsverhältnifs  der 
weichen  und  flüssigen  Theile,  als  andere  an  festen  und 
flüchtigen  Bestandteilen  reichere  M.wasser.  —  Sie  wir- 
ken belebend  auf  das  Nerven-  und  Blutsystem,  aber  zu- 
gleich auch  beruhigend,  krampfstillend,  namentlich  auf  die 
Gangliengeflechte  des  Unterleibes  und  zugleich  die  Se-  und 
Excretionen  bethätigend,  namentlich  die  der  Schleimhäute, 
der   Leber}  Nieren,   des   Uterinsystems  und  der   äussern 


694 

Haut,  —  auflösend,  expektorirend,  die  Menstruation  beför- 
dernd, sehr  diaphoretisch  und  diuretisch. 

In  Form  von  Wasser h ädern  angewendet  tritt  vorzugsweise 
ihre  beruhigende,  aber  bei  plethorischeu  Subjccten  leicht  auch  ihre 
erhitzende  Wirkung  hervor,  —  die  Thätigkeit  der  äufseru  Haut,  so 
wie  die  des  Uterinsystems  wird  hierbei  kräftig  angeregt. 

Anfänglich  sind  die  Bäder  oft  von  einer  sehr  angenehm  beleben- 
den Wirkung,  hinterlassen  ein  Gefühl  von  Wohlsein  und  Behaglich- 
keit, —  später  nicht  selten  Müdigkeit,  Abgeschlagcnheit,  Neigung  zum 
Schlaf,  —  bei  langem  Verweilen  im  Wasser  Beengung,  Druck  auf  der 
Brust,  vorübergehenden  Kopfschmerz  und  Schwindel,  — Zufälle,  welche, 
wenn  sie  nach  den  ersten  Bädern  wahrgenommen  werden,  bei  Fort- 
setzung der  Bäder  sich  indefs  später  verlieren. 

Kritische  Ausscheidungen  durch  die  äufsere  Haut  und  die  Nieren 
erfolgen  nach  acht  Tagen  oder  in  der  Mitte  der  Kur  und  sind  nicht 
selten  mit  einem  Gefühl  von  Unbehaglichkeit,  auch  mit  Fieberbewe- 
gungen begleitet,  —  häufig,  jedoch  nicht  immer  erfolgt  wohl  auch  ein 
rosenartiger  Badeausschlag. 

Bei  der  Benutzung  der  Heilquellen  als  Wasserbad  ist  sehrbeach- 
tenswerth  der  von  J.  Kern  er  schon  mit  Recht  hervorgehobene  Vor- 
theil,  dafs  das  Th.wasser  hierbei  weder  einer  künstlichen  Erwärmuug 
noch  Abkühlung  bedarf,  und  daher  seine  ursprüngliche  natürliche  Mi- 
schung und  Temperatur  in  ihrer  ganzen  Integrität  mit  dem  Organismus 
in  Wechselwirkung  tritt. 

Als  Getränk  angewendet  wirkt  das  Th.wasser  weniger  die 
Darmausleerungen  vermehrend,  nicht  selten  sogar  anhaltend ,  dagegen 
sehr  beruhigend  und  zugleich  bethätigend  auf  die  Secretion  der 
Schleimhäute  der  Luftwege,  des  Darmkauais,  der  Harnwerkzeuge  und 
des  Uterinsystems,  —  diuretisch  und  diaphoretisch. 

Hinsichtlich  seines  geringen  Gehaltes  an  festen  und  flüchtigen 
Bestaudtheilen  so  wie  seiner  eigcntliümlichen  Wirkungen  ist  das  Wild- 
bad nicht  selten  mit  den  Tb,  quellen  von  Gast  ein  und  Pfeffers  ver- 
glichen worden,  scheint  von  ersterem  sich  aber  wesentlich  durch  seine 
niedere  Temperatur  und  seine  weniger  reizenden  und  erhitzenden 
Wirkungen  zu  unterscheiden,  —  dagegen  in  Temperatur  und  Wirkung 
mehr  Aehnlichkeit  mit  Pfeffers  zu  haben. 

Wenn  die  Th. quollen  des  Wildbades  hauptsächlich 
früher  nur  in  Form  von  Bädern  angewendet  wurden,  und 
auch  noch  werden,  benutzt  man  sie  gegenwärtig'  doch  auch 
sehr  häufig  als  Getränk,  und  hierzu  insbesondere  die  im 
J.  1S.'36  aufgefundene  Th. quelle. 

Mafi  trinkt  sie  allein  oder  mit  Ziegen-  oder  Esclinncnmilch,  oder 
Molke,  täglich  zu  zwei  bis  drei,  später  bis  zu  sechs  und  acht  Bechern, 
—  vorzüglich  um  zu    beruhigen    bei  grolscm    Erethismus  und   um    die 


695 

Absonderung  der  Schleimhäute  zu  betbätigen  und  zu  verbessern,  und 
die  Ausscheidungen  durch  die  äufsere  Haut  und  Nieren  zu  befördern- 
—  Abends  wird  nur  ausnahmsweise  getrunken. 

Zu  einer  Kur  rechuet  man  durchschnittlich    28 — 30  Wasserbäder. 

Halbbäder,  so  wie  Einspritzungen  von  Th.wasser,  siud  oft  von 
sehr  ausgezeichneter  Wirkung  bei  Krankheiten  des  Uterinsystems,  — 
bei  krampfhaften  Affectionen  und  Stockungen  im  Unterleibe  Klystiere 
von  Th.wasser. 

Wegen  ihrer  belebend-erhitzenden  Wirkungen  ist  der 
Gebrauch  der  Th.bäder  in  allen  den  Fällen  zu  widerrathen, 
in  welchen  der  ähnlicher  Th.quellen  in  dieser  Form  con~ 
traindicirt  ist,  namentlich  bei  wahrer  Plethora,  apoplekti- 
scher  Disposition,  Neigung  zu  activen  Blutcongestionen 
und  Blutflüssen,  Fieber,  Entzündungen,  Exulcerationen 
wichtiger  Centralorgane ,  Wassersucht  und  organischen 
Fehlern  des  Herzens  und  der  grofsen  Gefäfse. 

Dagegen  haben  sich  die  Th.quellen  als  Bad  und  Ge- 
tränk sehr  hilfreich  vorzugsweise  in  folgenden  Krankheiten 
erwiesen : 

1,  In  chronischen  Leiden  des  Uterinsystems,  wogegen 
dieses  Bad  seit  den  ältesten  Zeiten  sich  einen  wohlbegründe- 
ten Ruf  erworben  hat,  —  örtlicher  Schwäche,  und  in  Folge 
dieser  krankhaften  Störungen  der  naturgemäfsen  Entwicke- 
lung  und  normalen  Ausscheidung,  Stockungen,  Menstrua- 
tio  difficilis,  dolorifica,  parca,  Unfruchtbarkeit,  so  wie  Ver- 
schleimungen und  Fluor  albus. 

2.  In  Nervenkrankheiten,  vorzüglich  krampfhafter  Art, 
Hysterie  in  Folge  von  Stockungen  oder  krankhaften  Ano- 
malieen  im  Uterinsystem,  —  neuralgischen  Affectionen  nach 
herpetischen  und  gichtischen  Metastasen,  Gesichts- 
schinerz, Ischias,  hartnäckigen  Magenkrämpfen  und  Koli- 
ken, habituellem  Erbrechen,  —  aber  auch  Lähmungen  in 
Folge  von  lang  anhaltenden  krampfhaften  Leiden,  Nerven- 
fiebern, Metastasen. 

Bei  eintretender  Besserung  im  letztern  Falle  zeigt  sich  anfäng- 
lich in  den  gelähmten  Theilen  mehr  Beweglichkeit,  ein  Gefühl  von 
Kriebeln,  mehr  Empfindung,  Schweifs,  —  zuweilen  erfolgen  stofsweisc 
scheinbar  elektrische  Schläge. 


696 

3.  In  chronischen  Leiden  der  Harnwerkzeuge,  Blennor- 
rhöen,  Blasenhämorrhoiden,Blasenkräinpfen,  Griesbeschwer- 
den. 

4.  In  hartnäckigen  rheumatischen  und  habituellen  gich- 
tischen Leiden,  besonders  der  Gelenke. 

5.  Bei  Steifigkeit  und  Contracturen  der  Gelenke,  nicht 
blofs  von  gichtischen  und  rheumatischen  Ursachen,  sondern 
in  Folge  äufserer  Verletzungen,  —  veralteten  Luxationen 
und  Beinbrüchen,  Tumor  albus,  Koxarthrocace  im  ersten 
Stadium. 

6.  Gegen  chronische  Leiden  der  Schleimhaut  der  Luft- 
wege und  Lungen  erethischer  Art  als  Getränk  allein  oder 
mit  Milch  mit  sehr  günstigem  Erfolg. 

Bei  Plethora  abdominalis,  so  wie  bei  hartnäckigen  Krankheiten 
des  Drüsen-  und  Lymphsysteins,  wogegen  dieses  Tli.wasser  auch  ge- 
rühmt Avird,  dürften  indefs  an  festen  und  flüchtigen  Bestandteilen 
reichere,  nicht  blofs  dynamisch,  sondern  auch  materiell  kräftiger 
eingreifende  Tli.wasser  den  Vorzug  verdienen. 

Dr.  J.  Widmann,  dicti  Mechinger,  tract.  de  balneis  therma- 
rum  feriuarum  (vulgo  Wildbad).  Tubingae  1513.  —  übers.  1513. 

Audr.  Baccius,  de  thermis.  1571.  Lib.  VI.  Fol.  365. 

Von  heilsamen  Bädern  des  teutschen  Landes,  von  11  ug  gel  in. 
Basel  1559.  S.  18. 

Aller  heylsamen  Bäder  Kraft  und  Wirkung  durch  G.  Eschen- 
reuterum.  1580.  S.  11. 

J.  Güntheri  Ander nac.  comment.  de  balneis.  p.  81. 

Job.  Georg.  Agricola,  nützlicher  und  ausführlicher  Unter- 
richt, woher  die  warme  und  wilde  Bäder  sonderlich  die  uff  dem 
Schwarzwalde  ihren  Ursprung,  was  sie  für  Nutzen,  Kraft  und  Tu- 
gend haben.  1598.  —  Amberg  1619.  —  1680. 

J.  Pf  au  ti  us  (cf.  Petersthal). 

J.  Deuzer's  heilsamer  und  nützlicher  Gebrauch  des  Wildbades. 
1617.  —  Augsburg  1655.  —  Ulm  1666. 

Job.  Deucer,  de  thermis  feriuis  enzianis  Ducatus  YVirtembcr- 
gici,  vulgo  Wildbad.  1637. 

Job.  Deucer,  heilsame  und  nützliche  Bad- Cur  des  Wildbades 
u.  8.  w.  Zavclstein  1707. 

II  ii- roii.  Walch  jun.,  Würtcmbergisch- Wunder-  und  Wildbads- 
beBchreibung.   Stuttgart  1667. 

J.  A.  Cardiluvius,  Beschreibung  der  Arzneikräfte  des  wirtemb. 
Wildbads.  Nürnberg  1681. 

Mezgor,  diHs.  thermarutn  physico-chcmica.  Tubingae  1685. 


697 

Job.  Gärtner,  praes.  Jo.  Zeller,  de  thermis  ferinis  et  Zel- 
lensibus.  Tubingae  1729. 

Gmelin  a.  a.  0.  S.  24. 

J.  A.  G.  (Gesner)  Historisch -physikalische  Beschreibung  des 
Würtembergischen  Wildbades.    Stuttgardt  1745. 

Brauchbare  Nachrichten  für  diejenigen,  die  sich  des  Wildbades 
bedienen  wollen,  von  einem  dankbaren  Badegaste  (J.  J.  Moser). 
Stuttgardt  1758.  —  1767. 

Beschreibung  einer  Reise  durch  den  Theil  des  Schwarzwaldes, 
welcher  unterschiedene  Gesundbrunnen,  Bäder  und  die  Handelsstadt 
Calw  enthält.  Frankfurth  1781. 

Kastner's  Archiv.  Bd.  I.  S.  349.  350. 

Teutschland  geogn.  geolog.  dargestellt  von  Chr.  Ke  ferst  ein. 
Bd.  II.  S.  23. 

Just.  Kerner,  das  Wildbad  im  Königreich  Würtemberg.  Tübin- 
gen 1811.  —  1813.  —  1832.  —  1839. 

Schweigger  N.  Journal.  Bd.  VI.  S.  387. 

Wetzler  Gesundbr.  und  Heilb.  Th.  II.  S.  186. 

Hehl 's  geognostische  Beiträge  im  Correspoudenzbl.  des  landw. 
Vereins.  Bd.  III.  1823. 

D.  J.  Dangelmaie  r  a.  a.  0.  Th.  IV.  1823.  S.  124. 
Chemische  Untersuchung  des    Wildbader  M.wassers.    Inaug.   Dis- 

sert.  von  D.  C.  F.  A.  Weifs  unter  d.  Präsid.  von  M.  D.  Sigwart. 
Tübingen  1831. 

Dr.  J.  Fricker,  die  Heilkräfte  der  warmen  Quellen  zu  Wild- 
bad. Ludwigsburg  1837.  —  1840. 

E.  Osann  in:  H  ufeland  und  0  sann's  Journ.  der  prakt.  Heilk. 
1837.  Bd.  LXXXV.  St.  2,  S.  102. 

Medizinisches  Correspondenz-Blatt.  Bd.  VII.  S.  188.  —  Bd.  VIII. 
S.  121  u.  145.  —  Bd.  IX.  Nr.  17. 

v.  Gräfe  und  Kali  seh,  Jahrb.  für  Deutschlands  Heilquellen 
und  Seebäder.  III.  Jahrg.  1838.  S.  19  ff.  IV.  Jahrg.  1S39.  Abtb.  2. 
S.  3. 

Kali  seh,  allgem.  Zeitung  des  Brunnen-  und  Bade  Wesens.  1839. 
S.  23.  1840.  S.  111. 

Wildbad  dans  le  roy.  de  Würtemberg  et  ses  eaux  thermales  par 
le  prof.  Heim,  traduit  par  J.  M.  Gerard.  Stuttgart,  Paris  et  Lon- 
don 1839. 

A.  H.  Peez,  über  den  Werth  Wiesbadens,  Cannstatts  u.  Wild- 
bads in  Bezug  auf  Wintercuren.  Wiesbaden  1840. 

Hufeland's  Uebersicht.    Vierte  Aufl.  S.  254. 

Heyf eider  a.  a.  0.  S.  10—21. 


An  das  Wildbad  schliefsen  sich : 

Das  Zeller-  oder  Liebenzeller -Bad,  im  Amtsbezirk  Neuen- 
burg. —  Das  Städtchen  Liebenzell  liegt  drei  Stunden  von  dem  Wild- 


698 

bad,  nur  wenige   Stunden  von   Calw  in    dem    aumuthigen  Thale  der 
Nagold,  von  einem  Kranze  von  Bergen  umschlossen. 

Des  Bades  zu  Liebenzeil  wird  schon  im  sechzehnten  Jahrhundert 
rühmlich   gedacht. 

Man   badet  in   zwei  grofsen  Badehäusern ,   dem  ober n   und  dem 
untern  Bade,  beide  durch  eine  alte,  schattige  Lindenallee  mit  einan- 
der verbunden,  beide  uufern  des  Städtchens  Liebeuzell  gelegen.  Aus 
ser  Einrichtungen    zu    Bäderu    finden    sich   iu  den  Badehäusern  auch 
Wohnungen  für  Kurgäste. 

Die  Zahl  der  Kurgäste  betrug: 

Im  J.  1829    im  obern  Bade 

—  —  1830  — 

—  —  1831  — 

—  —  1832  — 

—  —  1833  — 

—  —  1834  — 

—  —  1835  — 

—  —  1836  — 
_  _  1837  — 
_  _  1838  — 

—  —  1839  — 

Badearzt  ist  Hr.  Dr.  Hartmann. 

Liebeuzell  besitzt  drei  M.quellen :  in  dem  obern  Bad  eine,  in  dem 
untern  zwei,  —  eine  Haupt-  und  eine  Nebenquelle;  letztere,  das 
Brunneustö  ekle  genannt,  wird  hauptsächlich  als  Getränk  benutzt. 
Alle  drei  Th. quellen  entspringen  aus  buntem  Sandsteim,  in  dessen 
Nähe  Granit  sich  findet,  und  verhalten  sich  iu  ihren  physischen  uud 
chemischen  Eigenschaften  gleich,  nur  ihre  Temperatur  ist  etwas  ver- 
schieden :  zwischen  18,5  und  19,5°  R.  bei  dem  untern,  zwischen  17,5 
und  18.5°  R.  bei  dem  obern  Bade.  Das  spec.  Gewicht  beider  Quellen 
beträgt  nach  Nase  hold  1,001,326.  Das  Wasser  ist  hell,  nicht  per- 
lend, farblos  und  von  einem  ganz  indifferenten  Geschmacke,  an  der 
Quelle  getrunken;  —  erkaltet  schmeckt  es  weniger  fade,  und  ist  von 
einem  schwachen  hepatischen  Gerüche. 

Sechzehn  Unzen  des  M.wassers  enthalten : 

nach  Sigwart:      nach  Nase  hold: 

Chlornatrium         .        .        .       3,009  Gr 

Chlornatrium  mit  einer  Spur  von 


32 

im  untern 

58 

im  Ganzen 

90 

41 

— 

44 

— 

85 

43 

— 

53 

— 

96 

36 

— 

44 

— 

80 

52 

— 

56 

— 

108 

48 

— 

54 

— 

102 

39 

— 

70 

— 

109 

37 

— 

56 

-- 

93 

26 

— 

40 

— 

66 

39 

— 

52 

— 

91 

64 

— 

115 

— 

179 

Chlormagnium    . 

.              .         • 

5,14  Gr 

kohlensaures  Natron    . 

0,"30l  — 

0,80  — 

Schwefelsaures  Natron 

0,230  — 

0,01  — 

Kohlensaure  Kalkcrdc  . 

0,400  — 

0,82  — 

Kieselerde 

0,114  — 

0,11  — 

699 

Eisenoxyd     .....  ...        0,10  Gr. 

Talkerde,  Eisen,  stickstoffhalti- 
gen verkohlbaren  Stoff      .        Spuren  .... 

4,714  Gr.  7,88  Gr. 

100  Theile  von  dem  aus  dem  Wasser  sich  entwickelnden  Gase 
enthalten; 

a.  im  untern  Bade:    b.  imobernBade: 
Kohlensaures  Gas       .        .        51,58  Th.      .        .        52,08  Th. 
Stickgas       ....        44,17  —        .        .        40,74  — 
Sauerstoffgas        .        .        .  5,25  —        .        .  7,08  — 

Seiner  chemischen  Constitution  und  seinen  Wirkungen  zufolge 
gehört  auch  dieses  M.wasser  zu  der  Klasse  der  indifferenten  Th.quel- 
len,  wirkt  ähnlich  dem  benachbarten  Wildbade,  nur  weniger  erre- 
gend, milder. 

Benutzt  wird  es  vorzugsweise  als  Bad,  aber  auch  gleichzeitig  als 
Getränk,  —  als  Bad  namentlich  bei  chronischen  Nervenleiden  erethi- 
scher Art,  Hysterie,  nervöser  Hypochondrie,  Magenkrampf,  weniger 
bei  Lähmungen,  —  chronischen  Hautausschlägen,  —  Krankheiten  des 
Uterinsystems,  krankhaften  Anomalieen  der  Menstruation,  Fluor  albus, 
Unfruchtbarkeit,  wogegen  sich  dieses  Bad  schon  seit  den  ältesten  Zei- 
ten einen  grofsen  Ruf  erworben  hat. 

J.  J.  Huggelin  a.  a.  O.  S.  23. 

Aller  heilsamen  Bäder,  Natur,  Krafft,  Tugent  und  Wirkung  durch 
G.  Eschenreuterum.  1580.  S.  23. 

J.  Günther.  Andernac.  comment.  p.  85. 

Leonh.  Fuchsius,  historia  omnium  aquarum  etc.  Venet. 
1542—1544. 

Leonh.  Fuchsius,  opus  de  balneis.  Venet.  1553. 

Mart.  Rulandus,  tract.  de  hydriatice.  Dillingen  1568. 

Job.  Georg  Agricola,  Nützlicher  und  ausführlicher  Bericht, 
woher  die  warme  und  wilde  Bäder,  sonderlich  die  uff  dem  Schwarz- 
walde etc.  ihren  Ursprung  haben.  159S.  —  Amberg  1619. 

Leonh.  Thurneis.ser,  von  kalten,  warmen,  mineral.  u.  metall. 
Wassern,  zehn  Bücher,  herausg.  v.  J.  R.  Salz  mann.  Strasburg  1612. 

H.  Walch's  Beschreibung  des  uralten  heilsamen  mineralischen 
Bades  bei  Liebenzeil.  Stuttgardt  1668. 

Zeller,  de  thermis  feriuis  et  Zellensibus.  Tubingae  1729. 

J.  Gärtner,  Calvensis,  de  thermis  ferinis  atque  Zellensibus.  Tu- 
bingae 1729. 

J.  A.  G  e  s  n  e  r ,  vom  Zellerbade  bei  der  Würtembergischen  klei- 
nen Amtsstadt  Liebenzell.  Stuttgardt  1748. 

D.  J.  Dangelmaier  a.  a.  O.  Th.  IV.  S.  105. 

Das  Wildbad  im  K.  Würtemberg  von  Just.  Kerner.  Dritte 
Aufl.  1832.  S.  132.  —  Vierte  Aufl.  1839.  S.  147. 

Georg  Fr.  Nase  hold,  unter  Präs.  von  G.  S  c  h  ü  b  1  e  r ,  che- 
mische Untersuchung  der  Liebenzeller  M.wasser.  Tübingen  1833. 


700 

Osann  in:  Hufeland  und  Osann's  Journ.  der  prakt.  Heilk. 
Bd.  LXXXV.  St.  2.  S.  107. 

Hartmann  in:  Med.  Correspondenz-Blatt.  Bd.  VII.  S.  235.  Bd. 
IX.  S.  147. 

Gmelin  a.  a.  0.  S.  28. 

v.  Gräfe  und  Kaliscb,  Jahrb.  für  Deutschlands  Heilq.  und 
Seebäder.  Jahrg.  III.  1838.  S.  33.  Jahrg.;iV.  1839.  Abth.  2.  S.  13. 

Kaiisch,  allgem.  Zeitung  des  Brunnen-  und  Badewesens.  1840. 
S.  153. 


Der  Sauerbrunnen  zu  Teinach,  DeinacJi  oder  Dar- 
nach, eine  halbe  Stunde  von  dem  Städtchen  Zavelstein,  von  dem 
"Wildbade  vier,  von  der  Oberamts -Stadt  Calw  nur  zwei  Stunden  ent- 
fernt, 1200  Fufs  über  dem  Meere,  in  dem  romantischen  Thale  der 
Nagold. 

Zu  T.  findet  sich  ein  altes  und  ein  neues  Badehaus,  in  diesem 
Vorrichtungen  zu  Douche-,  Tropf-,  Regen-  und  Schlammbädern,  — 
eine  Molkenanstalt  in  dem  1800  Fufs  über  dem  Meere  gelegenen  Za- 
velstein. 

Die  Zahl  der  Kurgäste  zu  T.,  welche  seit  dem  J.1790  sich  sehr 
vermindert  hatte,  hat  in  den  letzten  Jahren  bedeutend  zugenommen. 


Im 

J. 

1829 

betrug 

die  Zahl  der 

Kurg. 

62. 

— 

— 

1830 

. 

.   . 

126. 

— 

— 

1831 

. 

.   . 

152. 

— 

— 

1832 

, 

.   . 

128. 

— 

_ 

1833 

. 

.   . 

143. 

— 

— 

1834 

. 

.   •   i 

159. 

— 

— 

1835 

. 

#   # 

167. 

— 

— 

1836 

, 

.   , 

205. 

— 

— 

1837 

. 

.   g 

250. 

— 

— 

1838 

, 

v   . 

290. 

— 

— 

1839 

. 

.   .   , 

297. 

Das  M.wasscr  wird  auch  versendet. 

Früher  besafs  Teinach  nur  eine  eisenhaltige,  schwach  alkalische 
M. quelle,  die  Dintenquelle  genannt,  und  drei  alkalische  Säuer- 
linge: dieQuellc  im  Dächlei  nskasten,  die  Quelle  im  Mit- 
tclk  asten  und  die  Quelle  im  Wandkasten,  —  welche  sich 
sämmtlich  in  den  untern  kellerartigen  Räumen  des  alten  Brunnenhau- 
ses beisammen  finden.  Ausser  diesen  altern  M. quellen  wurden  im 
Verlaufe  des  J.  1839  liier  noch  drei  neue  M. quellen  durch  Bohrver- 
suche  aufgefunden.  Die  eine  derselben,  jetzt  Laub  c  rhiit teil-  oder 
Lauben  quelle  genannt,  scheint  dem  Wasser  des  Dächleinsbrunncns 
ganz  gleich  zu  sein;  —  die  zweite,  die  Wiesen  quelle  genannt, 
durch  die  sich  entwickelnde  Kohlensäure  in  ihrem  Bohrloch  in  be- 
ständiger Aufwallung,  ist  von  einem  erfrischenden  und  ciscnrcichen 
Geschmack,  und  setzt  reichlich  Ochcr  üb;  —  die  dritte  Quelle  wurde 


701 

•wieder  geschlossen,  weil  sie  der  zweiten  einen  Theil  ihres  Wassers 
zu  entziehen  schien. 

Die  altem  Säuerlinge  geben  nach  Müller  in  einer  Minute  11,526 
Schoppen  Wasser;  das  Wasser  des  Däcbleinskastens,  welches  vor- 
zugsweise reich  an  Kohlensäure  und  fast  ausschliefslich  zum  Trinken 
für  die  Kurgäste  benutzt  wird,  ist  klar,  farblos,  ziemlich  stark  per- 
lend, von  leicht  säuerlichem  Geschmacke  und  hat  die  Temperatur  von 
+  7,51°  R.  Die  Datenquelle  liefert  in  der  Minute  1,446  Schoppen 
Wasser,  das  nicht  perlt,  gelblich  opalisirend  ist,  einen  zusammenzie- 
henden, dintenartigen  Geschmack  hat  und,  wenn  es  längere  Zeit  steht, 
einen  gelben,  flockigen  Niederschlag  absetzt.  Seine  Temperatur  be- 
trägt +  6,83°  R. 

Chemisch  analysirt  wurden  die  alten  Teinacher  M.quellen  durch 
J.  G.  Gmelin,  Zahn,  Jäger,  Müller  und  Federhaff.  In  sech- 
zehn Unzen  enthält  nach  Federhaff 's  Untersuchung: 

1.  Die  Quelle  des  Dach-    2.  Die  Datenquelle 
leinkastens  (1826) ; 

(v.  J.  1830): 

Kohlensaures  Natron     .        .        2,2387  Gr 

Kohlensaures  Natron  u.  schwefel- 
saures Kali  mit  einer  Spur 
schwefelsaurer  Kalkerde  0,4144  Gr. 

Schwefelsaures  Natron  .        .        0,6589  —         ...        . 

Chlornatrium  mit  einer  Spur  von 
Chlortalcium         .        .        .        0,3024  — 

Chlornatrium  u.  Chlorcalcium  mit 
einer  Spur  von  Chlortalcium   .        .        .        *.■••■•        0,3152  ~ 

Kohlensaure  Kalkerde    .        .        3,4380  —        .        .        0,5376  — 

Kohlensaure  Talkerde    .        .        0,3979  —        .        .        0,0800  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul     .        eine  Spur 

Kohlensaures  Eisenoxydul  mit  ei- 
ner Spur  von  kohlensaurem 
Mangauoxydul 0,1216  — 

Kieselerde       ....        0,2995  —        .        .        0,0432  — 

7,3254  Gr.  1,5120  Gr. 

Kohlensaures  Gas  .        .      20,677  Kub.Z.  0,213  Kub.Z. 

Als  Bad  und  Getränk  benutzt,  wird  das  M.wasser  besonders  ge- 
rühmt gegen  Bleichsucht,  Suppression  der  Menstruation,  Hypochon- 
drie, Hämorrhoidalbeschwerden,  Gelbsucht,  —  in  Verbindung  mit  Mol- 
ken-, Ziegen-  oder  Eselsmilch  auch  gegen  anfangende  Schleim-,  Lun- 
gen- und  Luftröhrenschwindsucht. 

G.  Eschenreuter  a.  a.  O.  S.  49. 

J.Günther.  Andern  ac.  comment.  p.  128. 

Tabernämontanus  a.  a.  O.  Kap.  80.  S.  483. 

Kurze   Beschreibung   des   Dainacher  Sauerbrunnens,    seiner   für- 


702 

nämbsten  Kräfte  und  Eygenschafteu ,  und  wie  derselbige  zu  vielen 
Krankheiten  mit  Trinken  und  Baden  ordentlich  soll  gebraucht  werden, 
durch  J o h.  Leporinum  D.  Stuttgart  1642.  —  1650.  —  1680.  —  1707. 
—  1716. 

Mich.  Beruh.  Valentini,  Erinnerung  vom  Gebrauch  des 
Sauerbrunnens  in  Dainach.  Giefsen  1685. 

J.  G.  Gmelin,  diss.  inaug.  sist.  celebrium  Wurtemb.  nostr.  aci- 
dularum  Teinacensium  spiritusque  vitrioli  volatilis  et  ejus  phlegmatis 
examen  per  reagentia  cum  phaenomenorum  explicatione.  Tubing.  1724. 

M.  Fac.  J.  Jungen,  wurtemb.  Wasserschatz  etc. 

Audr.  Buchner's  Miscellanea  pbysico-medico-mathematica  anui 
1730.  Erfurt  1734.  p.  949. 

G.  Fr.  Gmelin  a.  a.  O.  S.  6—13. 

Ausführlicher  Bericht  von  dem  Deinacher  Sauerbrunnen  u.  s.  w. 
von  Job.  Andr.  u.  Georg  Andr.  Planer.  Stuttgart  1740. 

Gerner,  Beschreibung  der  Würtemberg.  Bäder  und  zwar  des 
Wild-,  Boller-,  Zellerbades,  des  Canstädter  Sulzwassers.  1745.  —  1754. 

Chr.  Fr.  Sattler' s  historische  Beschreibung  des  Herzogthums 
Würtemberg.  Stuttgart  1752.  Th.  I.  S.  169. 

Fromann,  diss.  de  influxu  fodinae  Bulacensis  Würtemberg.  in 
aeidulas  proximas  Deinacenses.  praes.  Gmelin.  Tubiugae  1758. 

Zuckert,  systemat.  Beschreibung  aller  Gesundbrunnen  u. Bäder 
Deutschlands.  1768. 

Dcinach,  Luft,  Lage,  Vergnügungen,  Bequemlichkeiten  und  Vor- 
theile  für  die  Gesundheit,  die  ein  Aufenthalt  bei  diesem  Brunnen  ge- 
währen kann,  (von  Dr.  iur.  Zahn).  Tübingen  1789. 

Wetzler,  über  Gesundbr.  u.  Heilbäder.  Bd.  II.  S.  190. 

Dangelmaier  a.  a.  O.  Bd.  IV.  S.  95. 

Chr.  Fr.  Schiler,  chemische  Untersuchung  der  Teiuacher  Mi- 
neralquellen, unter  d.  Präs.  von  C.  G.  Gmelin.  Tübingen  1831. 

C.  F.  Müller,  Beschreibung  des  Gesundbrunnens  zu  Teinach. 
Stuttgart  1834. 

Osann  in:  Hufeland  und  Osann's  Journal  der  prakt.  Hcilk. 
Bd.  LXXXV.  St.  2.  S.   107. 

Med.  Corrcspoud.  Blatt  f.  Würtemberg.  1835.  Nr.  28.  S.  218.  — 
1838.  Nr.  20.  S.  159.  —  1839.  Nr.  20.  Bd.  VIII.  S.  169. 

J.  Kerner,  das  Wildbad  im  K.  Würtemberg.  Vierte  Aufl.  1S39. 
S.  155. 

v.  Gräfe  und  Kaiisch  a.  a.  0.  III.  Jahrg.  1838.  S.  41.  —  IV. 
Jahrg.  1839.  2.  Abthcil.  S.  16. 

Kaiisch,  allgem.  Zeitung  des  Brunnen-  und  Badewesens.  1S40. 
S.  153. 

Hcyfcldcr  a.  a.  0.  S.  109—122. 

Weniger  bekannt  ist: 

Die  M.qutlle  zu  Calw,  in  dem  Tliale  der  Nagold,  zwischen 
Liebenzell   und  Teinach.     In   dieser  Stadt  wurde  1835,    auf  dem  Hofe 


703 

hinter  dem  Hause  des  Stadtraths  Na  sc  hold,  135  Schritte  vom  Ufer 
der  Nagold,  beim  Bohren  eines  artesischen  Brunnens  eine  M.quelle 
aufgefunden,  und  bei  derselben  eine  Badeanstalt  eingerichtet,  die  den 
Namen  des  Nascholdschen  Bades  führt. 

Das  Wasser  ist  geruchlos,  hat  einen  schwach  adstringireuden  Ge- 
schmack, eine  leicht  gelbliche,  etwas  opalisirende  Farbe  und  setzt  ei- 
nen gelbrotheu  flockigen  Niederschlag  ab,  welcher  nach  Federhaff 
aus  quellsatzsaurem  und  quellsaurem  Eisen  besteht.  Die  Temperatur 
des  Wassers  im  Bohrloche  variirt  zwischen  +  5—10°  R.  bei  einer 
Lufttemperatur  von  -f-  2—16°  R.,  sein  spec.  Gewicht  beträgt  1,002652 
bei  -J-  6,5°  R.  des  Wassers  und  -f-  7°  R.  der  Atmosphäre. 

Nach  Federhaff  enthalten  vierzehn  Unzen  Wasser: 


Schwefelsaures  Natron 
Chlorcalcium 
Chlormagnium 
Chlornatrium 
Salpetersaures  Kali 
Kohlensaures  Natron   . 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Talkerde  . 
Kohlensaures  Eisenoxydul 
Phosphorsaure  Kalkerde 
Kieselerde     .        .     *  . 
Extractivstoff 


0,393  Gr. 
0,661  — 
0,079  — 
0,393  — 
1,825  — 
0,978  — 
2,933  — 
0,329  — 
0,093  — 
0,064  — 
0,176  — 
unbestimmte  Menge 


7,924  Gr. 
Kohlensaures  Gas         .        .        .        2,9593  Kub.  Z. 

Das  M.wasser    wird   in  Form  von  Bädern    und  Getränk  benutzt. 
c  r    fand    es   heilsam    bei  Scropheln ,  Rhachitis ,  Caries,  Tumor 


Mül 

albus,   Rheumatismus 
Geschwüren 


Gicht,  chronischen  Hautleiden  und  veralteten 


Müller  in:  Med.  Corresp.  Blatt.  Bd.  V.  S.  106.  Bd.  VII.  S.  251. 
Bd.  VIII.  S.  184.  Bd.  IX.  S.  191. 


Die  M. quellen  zu  Imnau,  im  Fürstenthum  Hohenzollern 
Siegmaringen,  in  einer  anmuthigen  Gegend  zwischen  Tübingen  und 
Rottweil,  von  Tübingen  sechs,  von  Rottweil  fünf,  von  Hechingen  und 
Ton  Niedernau  drei,  von  Sulz  zwei,  von  Stuttgard  zwölf  Stunden  ent- 
fernt, 1241  Par.  Fufs  über  dem  Meere.  —  Obgleich  schon  im  siebzehn- 
ten Jahrhundert  entdeckt,  wurden  sie  erst  im  vorigen  Jahrhundert  ge- 
fafst,  und  mit  den  nöthigen  Gebäuden  zu  ihrer  Benutzung  ausgestat- 
tet. In  den  letzten  Decennien  sind  manche  Verbesserungen  und  neue 
Einrichtungen  getroffen  worden ,  in  Folge  deren  Imnau  auch  an  Fre- 
quenz gewonnen  hat.  Ausser  der  seit  zwei  Jahren  bestehenden  Mol- 
kenanstalt, in   welcher  die  Molken   durch   einen  Appenzeller  bereitet 


704 


■werden,  ist  auch  im  Verlauf  des  letzten  Jahres  ein  Gasbad  eingerich- 
tet -worden.  —  Das  M.wasser  wird  auch  versendet. 

Die  Zahl  der  wirklichen  Kurgäste  erreichte  in  Iimiau  bis  zum  J. 
1830  nicht  die  Zahl  von  100;  seitdem  ist  sie  im  Steigen. 

Im  J.  1830    betrug  die  Zahl  der  Kurg.      91. 

—  —  1831  ....  105. 

—  —  1832  ....  106. 

—  —  1833  ....  73. 

—  —  1834  ....  115. 

—  —  1835  ....  110. 

—  —  1836  ....  108. 

—  —  1837  ....  104. 

—  —  1838  ....  146. 

—  —  1839  ....  119. 

Die  Imuau  umgehenden  Berge  führen  Flötzkalk  und  Gyps.  Be- 
merkenswerth  ist  der  Reichthum  an  kohlensaurem  Gase  in  der  gan- 
zen Umgegend. 

Das  M.wasser  ist  kalt,  von  einem  angenehmen,  prickelnd-zusam- 
menziehenden  Geschmacke,  perlt  stark,  und  ist  so  reich  an  kohlen- 
saurem Gase,  dafs  letzteres  über  dem  Spiegel  des  Wassers  eine  meh- 
rere Fufs  hohe  Schicht  bildet. 

S  ig  wart  hat  sich  durch  Versuche  überzeugt,  dafs  nicht  allein 
das  in  den  Quellen  aufsteigende  Gas,  sondern  auch  das  im  Wasser 
selbst  enthaltene  etwas  Sauerstoffgas  und  Stickgas  enthält.  Die  Ana- 
lyse des  nach  der  Absorption  der  Kohlensäure  durch  Kalkwasser 
übrig  bleibenden  Gases  im  Volta'schenEudiometer  hat  diesen  Sauer- 
stoffgehaltvollkommen bestätigt,  und  hieraus  erklärt  Sigwart,  warum 
das  Imnauer  M.wasser  bei  längerem  Verweilen  seinen  Eisengehalt 
ganz  oder  zum  Theil  verliert. 

Man  unterscheidet  zu  Imnau  sechs  M.qucllen :  die  Fürsten- 
quelle, schon  früh  bekannt,  ein  Jahrhundert  lang  verschüttet,  1732 
wieder  aufgefunden, —  und  fünf  untere  M.quellen,  die  man  bei 
einer  neuen  Fassung  der  ursprünglichen  Quelle  im  J.  1790  auffand, 
und  welche  seitdem  abgesondert  erbalten  wurden. 

Im  J.  1838  wurden  in  einiger  Entfernung  von  der  Fürstenquelle 
oberhalb  des  Dorfes  zwei  neue  Quellen  aufgefunden,  die  einen  grofsen 
Reichthum  an  Kohlensäure  verrathen  und  von  denen  die  eine  schon 
früher  scheint  benutzt  worden  zu  sein. 

Chemisch  analysirt  wurde  das  Wasser  der  fünf  untern  Quellen 
von  Gmelin  (1715),  Klaproth  (1792)  und  Sigwart  (1831  und 
1838—1839), —  das  der  Fürstenquellc  von  Kielme}rer  (1805)  und 
von  Sigwart  (1831  und  1838 — 1839).  —  In  sechzehn  Unzen  enthält: 

1.      Die   Fürstenquellc : 

nach  K  i  c  1  m  c  y  e  r :     nach  Sigwart: 
0,640  Gr. 
0,550  — 

Schwe- 


Kohlcnsaures  Eisenoxydul  .        0,5i  Gr. 


705 


Schwefelsaure  Talkerde 
Chlornatrium 
Chlormagnium 
Kohlensaure  Kalkerde  . 
Kohlensaure  Talkerde  . 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Kieselerde 
Organische  Materie 

Kohlensaures  Gas 


0,99  Gr.       . 

0,335  Gr. 

0,45  — 

1,044  — 

0,34  — 

0,326  — 

6,35  — 

6,855  — 

. 

1,089  — 

0,221  — 

0,27  - 

0,029  — 

0,34  — 

1,120  — 

9,28  Gr. 

11,569  Gr. 

1,34  Vol. 

30,35  IPar.KZ. 

2.     Die  fünf  untern  Quellen 


He  Quelle  No.  I. 


nach  Kl  aproth  j 

nach  Sigwart 

Kohlensaures  Eisenoxydul 

schwache  Spuren 

0,086  Gi% 

Schwefelsaure  Kalkerde 

.        •                    . 

0,646  — 

Schwefelsaure  Talkerde  mil 

Spuren  von   Gyps 

1,52  Gr.      . 

•        .        . 

Schwefelsaure  Talkerde 

.        . 

0,416  — 

Chlornatrium          .         * 

0,07  -) 
0,05  —  J 

0,072  — 

Chlormagnium 

Kohlensaure  Kalkerde          , 

6,62  — 

6,630  -*- 

Kohlensaure  Talkerde 

.           .        • 

0,155  — 

Kieselerde      . 

0,26  — 

0,260  — 

Organische  Materie 

0,07  — 

0,542  — 

8,59  Gr. 

8,807  Gr. 

Kohlensaures  Gas         * 

Die  Q 

1,04  Vol. 
lelle  No.  II. 

23,467Par.K.Z 

nach  Klapro  th  .* 

nach  S  i  g  w  a  r  1 3 

Kohlensaures  Eisenoxydul    . 

0,29  Gr.      . 

c  0,640  Gr, 
f  0,564  — 

Schwefelsaure  Talkerde 

1,32  —       r      . 

0,140  — 

Schwefelsaure  Kalkerde 

.       .        . 

0,487  — 

Chlornatrium. 

0,07  — 

0,078  — 

Chlormagnium 

0,05  — 

0,045  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

7,35  — 

6,629  — 

Kohlensaure  Talkerde 

.                   .        . 

0,429  — 

Kieselerde                        . 

0j26  — 

0,092  — 

Organische  Materie 

0,07  — 

0,430  — 

9,41  Gr. 

8,074  Gr. 

Kohlensaures  Gas        .        j 

Ij05  Vol. 

27,119Par.K.Z 

II.  Theil. 

?y 

706 


Die  Quelle  No.  III. 

nach  Klaproth 

Kohlensaures  Eisenoxydul    .        0,38  Gr. 
Schwefelsaure  Talkerde       .        1,45  — 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Chlornatriimi 


Chlormagnium 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Talkerde  . 
Kieselerde 
Organische  Materie 


0,07  — 

0,05  — 

7,48  — 

0,26  — 

0,07  — 


Kohlensaures  Gas 


9,76  Gr. 

1,04  Vol. 

Die  Quelle  No.  IV. 

nach  Klaproth 


Kohlensaures  Eisenoxydul  .  0,60  Gr. 

Schwefelsaure  Kalkerdc 

Schwefelsaure  Talkerde  .  1,59  — 

Chlornatrium         .        .  .  0,07  — 

Chlormagnium        .        .  .  0,05  — ~ 

Kohlensaure  Kalkerde  .  .  8,21  — 

Kohlensaure  Talkerde  .  .  . 

Kieselerde      ....  0,26  — 

Organische  Materie       .  .  0,07  — 


Kohlensaures  Gas 


Kohlensaures  Eisenoxydul 
Schwefelsaure  Talkcrdc 
Schwefelsaure  Kalkerdc 
Chlornatrium 
Chlormagnium 
Kohlensaure  Kalkerdc 
Kohlensaure  Talkerde 
Kieselerde 
Organische  Materie 

Kohlensaures  Gas 


10,85  Gr. 

.      1,21  Vol. 

Die   Quelle  No.  V. 

nach  Klaproth: 

Spuren 
1,52  Gr. 


0,06  — 
0,05  — 
7,90  — 

0,26  — 

0,07  - 

9,86  Gr. 
1,15  Vol. 


nach  Sigwart : 

0,086  Gr. 

0,577  — 
0,499  — 
0,099  — 
0,079  — 
7,273  — 
0,572  — 
0,268  — 
0,576  — 

9,929  Gr. 
23,811Par.K.Z. 


nach  Sigwart: 

c  0,639  Gr. 
J0,318  — 

0,559  — 

0,415  — 

0,095  — 

0,059  — 

6,313  -- 

0,457  — 

0,064  — 

0,445  — 

8,725  Gr. 
25,858  Par.K.Z. 


Benatzt  werden  die  M. quellen  als  Getränk  an 
Versendet,  —  üusscrlich    in  Form  von  Wasser- 


nach Sigwart: 

0,381  Gr. 
0,157  — 
0,124  — 
0,138  — 
4,165  — 
0,336  — 
0,205  — 
0,622  — 

6,128  Gr. 

27,5311'ar.K.Z. 

der  Quelle  und  auc 
Douchc-,  Gas-  und 


707 

Dampfbädern,  in  dem  mit  Wohnungen   für  Kurgäste   versehenen  Ba- 
dehause. 

Für  den  innern  Gebrauch  ist  von  Wichtigkeit  der  ungleiche  Ei- 
sengehalt in  den  verschiedenen  M. quellen ,  indem  mau  für  die  eine 
oder  die  andere  sich  entscheiden  kann,  je  nachdem  die  Individualität 
des  Kranken  und  der  Grad  der  Krankheit  die  Anwendung  eines  kräf- 
tigeren oder  schwächern  Stahlwassers  fordert. 

Zur  Trinkkur  wird  in  neuern  Zeiten  vorzugsweise  die  Fürsten- 
quelle benutzt,  wozu  sie  ihr  bedeutender  Reichthum  an  Kohlensäure 
neben  der  sehr  geringen  Menge  von  Gyps  besonders  geeignet  macht; 
auch  wird  das  Wasser  derselben  sehr  gut  vertragen.  Heyfelder 
läfst  daher  auch  in  dem  Fall  die  Trinkkur  mit  der  Fürstenquelle  be- 
ginnen, wenn  er  beabsichtigt,  später  das  Wasser  der  zweiten  untern 
Quelle  trinken  zu  lassen,  welche  einen  so  starken  Eisengehalt  hat, 
dafs  Sigwart  für  sie  die  Benennung  „Stahlquelle"  in  Vorschlag  ge- 
bracht hat.  Das  Wasser  dieser  letzten  wird  besonders  gut  vertragen, 
wenn  die  Kranken  es  mit  dem  der  Fürsteuquelle  gemischt  trinken. 

Innerlich  und  äufserlich  gebraucht,  wirken  die  M.quellen  zu  Im- 
nau  Delebend,  stärkend,  —  die  Verdauung  verbessernd,  sehr  diure- 
tisch,  speeifik,  belebend  auf  das  Uterinsystem,  —  und  werden  daher 
besonders  gerühmt  bei  Leiden  des  Nervensystems,  Krankheiten  des 
Darmkanals,  der  Harnwerkzeuge  und  des  Uterinsystems  von  Schwäche. 

S.  Caspars  Beschreibung  des  Sauerbrunnens  zu  Imuau.  Ulm 
1733. 

F.  X.Metzler  in:  Baidinger  N.  Magazin  f.  Aerzte.  Bd.  XIII. 
St.  5.  —  Beilage  Nr.  3.  —  In  Hufeland's  Journal  der  prakt.  Heilk. 
Bd.  V.  St.  3.  S.  171. 

Hufeland's  Journal  der  prakt.  Heilk.    Bd.  III.  St.  1.  S.  160. 

M.  H.  Klaproth  in:  v.  Crell's  ehem.  Ann.  1792.  Bd.  1.  S.  333. 

F.  X.  Metzler's  vorläufige  Nachricht  über  den  Kurort  zu  Im- 
nau.  Siegmaringen  1795. 

Friedrich  in:   Salz.  med.  chir.  Zeitung.  1795.  Bd.  IV.  S.  419. 

M.  H.  Klaproth's  Beiträge  zur  ehem.  Kenntnifs  der  Mineral- 
körper. Posen  und  Berlin.  1797.  Bd.  II. 

Metzler's  neueste  Nachrichten  von  Imnau,  mit  der  physisch- 
chem.  Untersuchung  der  Fürstenquelle.    Freyburg  und  Constanz  1811. 

D.  J.  Dangelmaier  a.  a.  0.  Bd.  IV.  S.  76. 

Heyfelder,  Imnau  und  seine  Heilquellen.  Stuttgart  1S34. 

Heyfelder  in:  Med.  Correspondenz -Blatt.  Jahrg.  1834.  S.  45. 
Jahrg.  1839.  S.  187. 

Rampold  a    a.  0.  S.  72. 

v.  Gräfe  und  Kaiisch  a.  a.  0.  Jahrg.  III.  1838.  S.  72. 

Heyfelder  a.  a.  0.  S.  56-81. 

Kaiisch,  allgem.  Zeitung  des  Brunnen-  und  Badewesens.  1840. 
S.  155. 

Die  Schwefelquelle  zu  Glatt,  im  Fürstenthum  Hohenzol- 
lern-Siegmariugen,  vier  Stunden  von  Imnau,  gut  gefafst.  Das  Wasser 

Yy2 


TOS 

derselben  wird  durch  hölzerne  Rübren  nach  dem  fünf  Minuten  davon 
entfernten  Wirtbshause  geleitet,  in  welchem  sich  Vorrichtungen  zu 
Wannenbädern  finden. 

Die  Schwefelquelle  zu  Stetten,  eine  kleine  Stunde  von 
Haigerloch,  zwei  und  eine  halbe  Stunde  von  Imnau,  wurde  1837  ent- 
deckt und  ist  noch  nicht  gefafst. 

Heyfelder  a.  a.  0.  S.  160. 

Ferner  ist  noch  zu  erwähnen : 

Die  Molkenkuranstalt  zu  Beuron,  im  Fürstenthum  Ho- 
henzollern-Siegmaringen,  an  der  Donau,  zwischen  Tuttlingen  und  Sieg- 
maringen, von  beiden  Orten  nur  vier  Stunden  entfernt,  15S0  Fufs  über 
dem  Meere,  in  einer  gegen  den  Einfluis  der  kalten  Winde  geschütz- 
ten, an  Naturschönheiten  reichen  Gegend.  Die  Anstalt  besteht  seit 
1837,  und  hatte  im  ersten  Jahre  66,  im  zweiten  100,  im  dritten  (1839) 
gegen  90  Kurgäste.  —  Die  Bereitung  der  Molken  geschieht  mittelst 
Kälbermagen  und  wird  durch  einen  Appenzeller  besorgt.  Nur  Ziegen- 
molken werden  gereicht,  welche  in  Bezug  auf  Qualität  denen  der 
Schweiz  gleich  kommen. 

Hey  fei  der  a.  a.  0.  S.  196. 


An  diese  schliefsen  sich : 

Das  Mb  ad  zu  Nieder  n  au.  Das  Dorf  Niedernau  liegt  in  dem 
engen,  von  waldigen  Höhen  umschlosseneu  Thale  der  Katzenbach' 
zwei  und  eine  halbe  Stunde  von  Tübingen  und  eine  halbe  Stunde 
slid- westlich  von  der  Oberamtsstadt  Kotenburg,  1111  Pär.  Fufs  über 
dem  Meere.  —  Die  hier  befindliche  gut  eingerichtete,  ältere  Kuran- 
stalt, Eigenthum  des  Hrn.  Dr.  Kai  dt,  besitzt  Einrichtungen  zu  Was- 
ser-, Dampf-,  Douche-,  Tropf-  und  Regenbädern ,  eine  Molkeuanstalt 
und  ist  auch  mit  Y  orrichtuugen  zu  Flufsbädern  im  Neckar  versehen.  — 
Eine  zweite  Kuranstalt,  die  Traube,  dreihundert  Schritte  von  der  er- 
sten und  eine  Viertelstunde  von  der  ihr  zugehörigen  Karlsquclle  ent- 
fernt, ist  weniger  umfangreich. 

Die  M. quellen  cutspringen  zunächst  aus  Muschelkalk  und  Dolomit. 
Unfern  des  Bades  linden  sich  Lager  von  Gyps,  Stinksteiu,  —  zwei 
Stunden  von  Niedernau  Steiukohlenflötze.  Die  ganze  Umgegend  zeich- 
net sich  durch  einen  Reichthum  au  M.quelleu  und  kohlensaurem 
Gase  aus. 

Ausser  den  altern  M. quellen,  die  zum  Theil  schon  den  Römern 
bekannt  gewesen  zu  sein  scheinen,  wie  aus  vielen  in  dieser  Gegend 
noch  vorhandenen  römischen  Wasserleitungen  und  andern  antiken 
I  eberreaten  hervorgeht,  sind  noch  zu  erwähnen:  1.  Die  im  J.  1836 
entdeckte  Köm  erquelle,  welche  ihren  Namen  von  einem  bcilcu- 
tonden  Funde  römischer  Münzen,  Ringe  u.  dgl.,   den  man  beim  Auf- 


graben  dieser  Quelle  in  einer  Tiefe  von  22—24  Fufs  machte,  erhielt. 
Die  Quelle  ist  seitdem  gefafst,  überbaut  und  mit  einigen  Anlagen  um- 
geben. —  2.  Die  Karlsquelle,  von  6,8°  R.  Temperatur,  eben- 
falls erst  im  J.  1833  in  der  Nähe  des  Neckar  entdeckt,  gefafst  und 
mit  einem  Bade-  und  Kurhause  versehen. 

Erwähnt  Averdeu  die  M.queilen  zu  Niedernau  schon  von  Eschen- 
reut  er,  in  neuerer  Zeit  von  Raidt,  und  ganz  kürzlich  von  B.Rit- 
te r  beschrieben. 

Ihr  Wasser  ist  klar,  stark  perlend,  von  einem  durchdringenden, 
unangenehmen  Geruch  und  ähnlichem  Geschmack,  —  beides,  veran- 
lafst  durch  die  Beimischung  von  Erdharz  und  zuweilen  auch  von 
Schwefehvasserstoffgas,  soll  beim  Versenden  verschwinden,  ohne  dafs 
dadurch  das  M.wasser  seinen  grofsen  Reichthum  au  kohlensaurem 
Gase  verliert.  Der  auf  dem  Grund  des  Wasserbeckens  gebildete 
M. schlämm  von  sehr  widerlichem  Geruch,  besteht  nach  Klotz  aus 
kohlensauren  Erden  und  Eisen  und  einem  eigenthümlichen  empyreu- 
matischen  Steinöl.  Die  Temperatur  des  M.wassers  beträgt  nach 
Georgi  12°  R.,  —  das  spec.  Gewicht  der  älteren  M.queilen  Nr.  1. 
1,0025,  —  Nr.  2.   1,0015. 

Chemisch  untersucht  wurden  die  älteren  M.queilen  zu  verschie- 
denen Zeiten  von  G  eil  fufs ,  Hafen  rc  ff  e  r  (1625),  Klotz  (1802), 
Georgi  (1814),  Gmelin  (1827),  —  von  den  neu  entdeckten  die 
Karlsquelle  von  Sigwart  (1835)  und  die  Römerquelle  von  B.  Rit- 
ter (1838).  Wenn  nach  den  von  Klotz,  Georgi  und  Gmejin 
zu  verschiedeneu  Zeiten  angestellten  Analysen  das  Mineralwasser  der 
alten  Quellen  sich  allmälig  geändert  zu  haben  schien,  und  zwar  hin- 
sichtlich seines  Gehalts  au  Kohlensäure  zu  seinem  Vortheil,  während 
der  Gehalt  an  Eisen  und  Petroleum  abnahm,  so  ist  dagegen  neuer- 
dings durch  B.  Ritter  dargethan,  dafs  jeue  Analysen  nicht  dieselben, 
sondern  verschiedene  Quellen  betreffen.  Doch  ist  durch  diesen  Um- 
stand jene  bedeutende  Differenz  nur  theilweise  erklärt,  indem  die 
physicalischen  Eigenschaften  jener  Quellen  keinen  so  grofsen  Unter- 
schied zeigen,  als  zu  erwarten  sein  würde,  wenn  die  Unterschiede 
der  Zusammensetzung  so  bedeutend  wären,  wie  sie  durch  jene  Ana- 
lysen sich  herausstellen.     Nach  Georgi  enthalten  in  einem  Pfund: 


Die  alti 

bM, 

.quelle  Nr.  1. 

Die 

alfo 

b  M.quelle  Nr.  2. 

(die 

Trinkquelle) : 

Cd 

ie 

Badequelle) : 

Kohlensaure  Kalkerde    . 

. 

3,50  Gr. 

8 

2,60  Gr. 

Kohlensaure  Talkerde     . 

0,80  — 

. 

. 

0,60  — 

Schwefelsaure  Talkerde 

0,90  - 

0,50  — 

Chlornatrium  . 

. 

0,20  — 

. 

0,20  — 

Chlortalcium    . 

0,30  — 

Kieselerde 

. 

0,07  — 

, 

„ 

0,05  — 

Extractivstöff  (Bergöl)   . 

0,40  — 

0,40  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul 

0,75  — 

• 

• 

0,30  — 

6,92  Gr.  4,65  Gr. 


710 


Schwefelwasserstoffgas 
Kohlensaures  Gas. 


sehr  wenig 
26,5  Kub.  Z. 


In  gleicher  Quantität  Wasser  enthält: 

Die  alte  Quelle 
nach  G  m  e  I  i  n  : 

0,2S  Gr 
1,02  — 

7,44  — 
0,86  — 
1,18  — 
0,58  — 
0,12  — 
0,08  — 
0,01  — 


sehr  wenig 
22,5  Kub.Z. 


Die  Karlsquelle 
nach  Sigwart: 


Schwefelsaures  Natron 
Schwefelsaures  Kali 
Kohlensaure  Kalkerde  . 
Kohlensaure  Talkerde  . 
Schwefelsaure  Talkerde 
Chlortalcium 
Kieselerde      , 

Kohlensaures  Eisenoxydul  . 
Kohlensaures  Manganoxydul 
Erdharz  . 


•     ," 

5,807  Gr. 

. 

1,637  — 

. 

0,402  — 

• 

0,214  — 

• 

Spuren 

mmt 

0,010  — 

Kohlensaures  Gas 
Schwefel  wasserstoffgas 


11,57  Gr. 
1,21  Gr. 
zuweilen. 


8,070  Gr. 
0,6  Gr. 


Die  Römerquelle    enthält    nach   B.  Ritter  in    vierzehn  Unzen 
Wasser ; 

Kohlensaure  Kalkerde     .        .  3,75000  Gr. 

Kohlensaure  Talkerde      .        .  0,33571  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul       .  0,10432  — 

Schwefelsaure  Talkerde  .        .  0,13362  — 

Schwefelsaures  Kali       )  nnor-, 

c  ,  «  t         •  0,03571  — 

Schwefelsaures  Natron  ) 

Chlortalcium     ....  0,26436  — 

Chlornatrium    ....  0,21428  — 

Kieselerde         ....  0,10714  — 

Extractivstoff  mit  Spuren  v.  Erdöl  0,07857  — 


Kohlensaures  Gas 


5,02372  Gr. 
29,60249  Kub.  Z. 

Noch  ist  zu  erwähnen,  dafs  zu  Niedcrnau  unter  Zutritt  einer 
verkohlbaren  stickstoffhaltigen  Materie  (von  Georgi  als  Bergöl  be- 
zeichnet) über  dem  Wasserspiegel  Schwefel  in  Menge  abgesetzt  wird, 
welcher  nach  Sigwart  Kohlenstoff  oder  eine  vcrkohlbare  Materie 
enthält. 

Die  M.quellen  von  Niedcrnau  gehören  zu  den  ältesten  und  ergie- 
bigsten Eisenquellen  Würtembergs.  Ausser  ihrem  Reich th um  nn  koh- 
lensaurem Gase,  ihrem  Gehalt  an  Eisen  und  Erden  ist  besonders  be- 
merkenswerth  in  ihnen  ihr  Gehalt  an  Bergöl. 

Innerlich  und  äufserlieh  hat  man  sie  namentlich  empfohlen  bei 
Krankheiten  der  Ilarnwcrkzcugc,  Gries-  und  Steinbeschwerden,  Ver- 
»chloimungcu,  —  krampfhaften  Affcctioncu   des    Utcrinsystcins,    Sto- 


711 

ckungen,   Anomalieen  der  Menstruation,  Bleichsucht,  —  Hämorrhoi- 
dalbescbwerden,  —  Gicht  und  Rheumatismen. 

G.  E  seh  en  reut  er  a.  a.  0.  S.  49, 

Hafenr effer,    Beschreibung  des  Sauerbrunnens   zu  Niedernau, 
Rottweil  1625. 

Joh.  Chr.  Geilfufs,  Beschreibung  des  Sauerbrunnens  zu  Nie- 
deruau  bei  Rottenburg  am  Neckar.  1664.  —  1720. 

Jo.  Fr,  Siber,  praes.  Rud.  Jac.  Camerario,    disp.   med,  de 
aeidulis  Nidernowensibus.  Tubing.  1710. 

Roesler,  Beiträge  zur  Naturgeschichte    des  Herzogthums  Wür« 
temberg.  1778.  Erstes  Heft.  p.  204. 

Ch.  F.  Klotz,  praes.  G.  G.  Ploucquet,  diss.  inaug.  de  aeidu- 
lis Niedernowensibus    Tubingae  1802. 

G.  A.  Georgii,  praes.    F.  G.  Gmelin,  diss.   inaug.   med.  sis- 
tens  analysiu  cbemicam  aeidularum  Niedernowensium.  Tubingae  1814. 

Tübinger  Blätter.  Bd.  I.  St.  1.  S.  105. 

Raidt,    über    die    Sauerquellen    von  Niedernau    und    ihren  Ge- 
brauch. 1815. 

Wetz  ler,  über  Gesundbrunnen  und  Bäder.  Bd.  II.  S.  219. 

D.  J.  Dangelmaier  a.  a.  0,  Bd.  IV.  S.  1. 

Walz,  unter  Präs.  von  C.  G.  Gmeliu  ,  chemische  Untersuchung 
des  Sauerwassers  bei  Niedernau.  Tübingen  1827. 

Rampold  a.  a.  0.  S.  46. 

Med.  Corresp.  Blatt  Bd.  VIII.  S.  169. 

B.  Ritter,  Niedernau  und  seine  M.quellen.  1838. 

v.  Gräfe  u.  Kali  seh  a.  a.  0.  Jahrg.  III.  1838.  S.  40.  46.  Jahrg, 
IV.  1839.  Abth.  2.  S.  17. 

Heyfelder  a.  a.  0.  S.  81. 


Zwischen  Imnau  und  Niedernau  finden  sich  ähnliche  Säuerlinge, 
aus  Muschelkalk  mit  Gypslagern  entspringend,  bei:  Mühringen, 
eine  halbe  Stunde  von  Imnau,  unweit  der  Eyach,  —  bei  Börstin- 
geu  am  Neckar,  oberhalb  des  Einflusses  der  Eyach,  welche  Sig- 
wart  zu  den  bittersalzbaltigen  Säuerlingen  rechnet,  —  bei  Sulzau 
auf  dem  linken  Ufer  des  Neckar  zwischen  Börstingen  und  Bieringen, 
—  bei  Bieringen  am  Neckar,  auf  der  rechten  Seite  desselben,  — 
und  bei  Obern  au,  eine  nach  S  ig  wart  vernaeblässigte  M.  quelle 
auf  dem  rechten  Neckarufer,  weltme  in  seebzehu  Unzen  kohlensaures 
Gas  0,92  Vol.,  Bittersalz  2,14  Gr.,  Chlormagnium  0,24  Gr.,  Gyps  8,78 
Gr.,  kohlensaure  Kalkerde  8,20  Gr.  nebst  kohlensaurer  Talkerde  und 
Spuren  von   kohlensaurem  Eisenoxydul  und  Bitumen  enthält. 

Heyfelder  a.  a.  O.  S.  85. 


712 

Die  Schw  efelquellen  bei  Reutlingen  im  Oberamte  dieses 
Namens.  Eine  Viertelstunde  von  der  Stadt,  unfern  der  Strafse  «ach 
Stuttgart  am  nördlichen  Fufse  des  Aclialm,  entspringen  in  einem 
freundlichen  Thalgrunde,  1170  Par.  Fufs  über  dem  Meere,  in  geringer 
Entfernung  von  einander  aus  Liasschiefer  die  beiden  nach  der  Stadt 
Reutlingen  benannten,  seit  1713  bekannten,  fleifsig  besuchten  und  be- 
nutzten Heilquellen. 

Das  liier  befindliche  neue  Badehaus  wurde  im  J.  1835  eröffnet 
und  entspricht  mit  seinen  innern  Einrichtungen  den  Anforderungen 
der  Zeit.  Gegenwärtiger  Besitzer  der  Anstalt  ist  Hr.  Gerardt.  Die 
Zahl  der  fremden  Kurgäste  betrug  in  den  letzten  fünf  Jahren  zusam- 
men 400;  —  im  J.  1838  zählte  man  79,  —  im  J.  1839  :  65  Kurgäste; 
ausser  diesen  gebrauchten  20  Einheimische  im  J.  1839  die  Kur. 

Die  äussere  der  beiden  senkrecht  emporsteigenden  Quellen, 
•welche  in  24  Stunden  fünfzig  Eimer  Wasser  liefert  und  hauptsäch- 
lich für  die  Bäder  benutzt  wird,  ist  1838  neu  gefafst,  neu  gedeckt 
und  mit  Röhren  versehen,  welche  das  Wasser  direct  in  die  Badezim- 
mer des  Kurhauses  leiten.  —  Weniger  schwefelreich  und  nur  halb  so 
ergiebig  ist  die  innere  Quelle,  welche  fast  ausschliefslich  als  Ge- 
tränk benutzt  wird. 

Ihr  Wasser  ist  krjrstallhell,  ins  Bläuliche  spielend  ,  von  einem 
starken  hepatischen  Geruch,  einem  faden  Geschmack  und  trübt  sich, 
der  Einwirkung  der  Luft  ausgesetzt;  die  Temperatur  beträgt  10°  R., 
das  spec.  Gewicht  1,003. 

Chemisch  analysirt  wurde  es  von  Job.  Frank  von  Ulm  (1713), 
später  durch  J.  Rud.  Camerer,  1735  durch  Gmelin,  1765  durch 
Ph.  Fr.  Gmelin,  1818  durch  Knaufs,  1825  durch  Chr.  Gmelin, 
1831  durch  Sigwart  und  1835  durch  S  ig  wart  und  E.  Vö  bring  er. 

Sechzehn  Unzen  Wasser  enthalten: 


nach  K 

n aufs  (1818): 

n 

ach  Gmelin  (1825): 

Kohlensaures  Natron    . 

0,36  Gr. 

, 

1,615  Gr. 

Kohlensaure  Kalkerde 

0,44  - 

1,200  — 

Kohlensaure  Talkerde  . 

1,23  — 

0,160  - 

Chlornntrium 

0,25  — 

. 

0,668  — 

Schwefelsaures  Natron 

•        •           • 

, 

0,297  — 

Kieselerde 

0,06  — 
2,34  Gr. 

• 

0,071  — 

4,011  Gr. 

Kohlensaures  Gas 

, 

0,110  Vol. 

Schwcfehvasscrstoffgas 

0,31  Kuh. 

Z. 

0,013    — 

Stickgas 

0,47      — 

z. 

0,050    -- 

0,78  Kuh. 

0,173  Vol. 

nach  Sigwart  (1831) :  nach  V  ö  h  r  i  u  g  c  r  (1835) : 

Kohlensaures  Natron      .        .        1,40  Gr.      .        .       0,93  Gr. 
Schwefelsaures  Matrou  .         .         0,15  —         .         .        0,49  — 


713 


Chlornatrium  .        .        . 

0,25  Gr.      . 

0,40  Gr. 

Kohlensaure  Kalkerde   . 

0,39  — 

0,35  — 

Kohlensaure  Talkerde    .        . 

0,12  — 

1,05  — 

Kieselerde        .                 .        . 

0,06  — 

0,15  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul 

0,02  — 

0,02  — 

Organische  Stoffe   .        .        . 

• 

0,57  - 

2,39  Gr. 

3.96  Gr. 

Kohlensaures  Gas  .        . 

0,129  Vol. 

0,087  Vol. 

Schwefelwasserstoffgas  . 

0,015    — 

0,029    — 

Stickgas           . 

0,067    — 

0,015    — 

Kohlenwasserstoffgas 

Spuren 

0,021    — 

0,211  Vol. 


0,152  Vol. 


Das  "Wasser  der  äufsern  Quelle  übertrifft  das  der  innern  durch 
einen  doppelten  Gehalt  an  Schwefelwasserstoffgas  und  durch  eine 
zwanzigmal  gröfsere  Menge  von  Kohlensäure. 

Benutzt  hat  mau  das  Schwefelwasser  zu  Reutlingen  in  allen  den 
chronischen  Krankheiten,  in  welchen  ähnliche  indicirt  sind  (Vgl.  ßd. 
I.   S.  246.  Zweit.  Aufl.  S.  260.),  namentlich  das  von  Boll. 


Franck,  Judicium  medicum  über  den  zu  Reutlingen  entstande- 
nen Heilbrunnen.  1713. 

Joh.  Rud.  Cammerer,  unangreiflicher  Bericht  von  dem  neu 
erfundenen  Heilbrunnen  zu  Reutlingen.  1713. 

Dr.  G  m  e  1  i  n  ,  die  Prüffung  des  schwefelichten  Wassers  zu  Reut- 
lingen, durch  Reagentia  dargestellt.  1735. 

Duvernoy,  praes.  A.  Camerario,  disp.  med.  de  fontibus  so- 
teriis  sulphureis  Reutliugeusi  et  Bahlingensi.  Tubingae   1736. 

Ph.  Fr.  Gmelin,  umständlicher  Bericht  von  dem  eiue  Viertel- 
stunde von  Reutlingen  gelegenen,  1713  gegrabenen  Heilbruunen.  Tü- 
bingen 1761. 

Gesammelte  Nachrichten  von  dem  vortrefflichen  Gesundbrunnen 
nahe  bei  des  Heiligen  Rom.  Reichs-Stadt  Reutlingen.  1761. 

Gmelin,  Prof.,  Untersuchung  des  Schwefelwassers  zu  Reutlin- 
gen. 1765. 

B.  Knaufs,  diss.  med.  ehem.  sistens.  analysin  chemicam  aquae 
sulphuratae  Reutlingensis.  Tubingae  1818. 

D.  J.  Dangelmaier  a.  a.  O.  Bd.  IV.  S.  57. 

Memminge r,  Beschreibung  des  Oberamts  Reutlingen.  1824. 
S.  35. 

Chr.  Gmelin,  Analyse  des  Reutlinger  Schwefelwassers.  1825. 

Analyse  des  Reutlinger  Schwefelwassers  von  Prof.  Sigwart 
und  Leipprand.  1831. 

E.  Vöhringer,  unter  Präs.  von  Sigwart,  ehem.  Untersuchung 
des  Schwefelwassers  bei  Reutlingen.  1835. 

F.  A.  Schmidt,  das  Schwefelbad  zu  Reutlingen.  1836. 


714 

Med.  Corr.  Blatt.  Bd.  VII.  S.  266.  Bd.  VIII.  S.  175.  Bd.  IX.  S.  185. 

Rampold  a.  a.  0.  S.  66. 

t.  Gräfe  und  Kaiisch  a.  a.  O.  Jahrg.  III.  1838.  S.  66.  Jahrg. 
IV.  1S39.  Abth.  2.  S.  41. 

Heyfelder  a.  a.  0.  S.  141. 

Kaiisch,  allgem.  Zeitung  des  Brunnen-  und  Badewesens.  1840. 
S.  157. 

Die  M. quellen  zu  Sebastiansweiler,  1469  Par.Fufs  über 
dem  Meere,  am  nordwestlichen  Abhänge  der  schwäbischen  Alb  und 
an  der  Landstrafse  zwischen  Tübingen  und  Hechingen,  von  ersterer 
Stadt  drei,  von  letzterer  zwei  Stunden  entfernt.  Es  befinden  sich  hier 
zwei  Schwefelquellen,  welche  aus  Liasschiefer  entspringen,  in  den  J. 
1829  und  1833  aufgefunden  und  gefafst  wurden  und  Eigenthum  des  Hrn. 
Prof.  Autenrieth  in  Tübingen  sind.  Das  in  einiger  Entfernung  von 
den  M.quellen  erbaute  Kurhaus  enthält,  ausser  Wohnungen  für  Kur- 
gäste, ein  russisches  Dampfbad,  einen  Dampfkasten  sammt  Vorrich- 
tungen zur  Anwendung  von  Gasarten,  zu  Regen-  und  Tropfbädern. 

Von  den  beiden  M.quellen,  die  zusammen  für  70 — 80  Bäder  täg- 
lich hinreichendes  Wasser  liefern ,  wurde  bis  jetzt  nur  die  obere 
analysirt.  Ihre  Temperatur  beträgt  9,6°  R.  bei  einer  Lufttempera- 
tur von  11,5°  R.  und  11°  R.  bei  einer  Lufttemperatur  von 
13,6°  R.  Das  Wasser  derselben  riecht  stark  nach  Hydrothion- 
säure  und  ist  von  schwefelig-bitterlichem  Geschmack;  das  der  untern 
dagegen  riecht  weniger  stark  nach  Hydrothiousäure  und  übertrifft  das 
erstere  durch  einen  stärkeren  Bittersalzgeschmack.  Das  Wasser  bei- 
der Quellen  ist  hell,  trübt  sich  aber  schnell  an  der  Luft,  wobei  der 
Geruch  nach  Schwefelwasserstoffgas  auffallender  hervortritt. 

S  ig  wart  fand  in  sechzehn  Unzen  Wasser  der  obern  Quelle: 


Schwefelsaures  Natron 

4,51  Gr. 

Schwefelsaure  Talkerde 

1,61  — 

Chlornatrium 

0,59  — 

Chlormagnium             ■   . 

0,23  - 

Kohlensaure  Kalkerde  . 

3,72  — 

Kieselerde 

0,18  — 

Kohlensaure  Talkrrde   . 

0,41  — 

Erdharz 

0,02  — 

Kohlensaures  Eiseuoxydul 

0,06  — 

11,33  Gr. 

I  ebenlies  etwas  Jod,  kohlensaures  Manganoxydul,  schwefelsaures 
Kali,  schwefelsaure  Kalkerde  und  Schwcfelcalcium.  —  Au  flüchtigen 
Bestandteilen  enthalten  100  Kuh.  Zoll  Wasser: 

Schwefclwasscrstoffgas    ....       2,26— 4,33  Kub.  Z. 
Stickgas  mit  etwas  kohlensaurem  und  Koh- 
len wasserstoffgas         ....       3,07  — 


5,33-7/i0  Kub.  Z. 


715 

Nach  Au  tenrieth  bewirkt  das  M.wasser  von  Sebastiansweiler 
getrunken,  selbst  das  der  untern  Quelle,  nur  ausnahmsweise  diarrbö- 
artige  Stühle,  —  letzteres  wirkt  entschieden  diuretisch,  was  derselbe 
dem  Gehalt  an  Erdöl  zuschreibt,  welches  in  schwarzen  Punkten  auf 
dem  Wasserspiegel  schwimme.  Diese  starke  diuretische  Wirkung 
erklärt  zum  Tlieil  auch,  warum  das  Wasser  der  untern  Quelle  inner- 
lich  besser  als  das  der  obern  Quelle  vertragen  wird. 

Der  äusserliche  und  innerliche  Gebrauch  der  M.quellen  von  Se- 
bastiansweiler zeigte  sich  bisher  vorzugsweise  heilsam  in  allen  Krank- 
heiten, die  auf  Stockungen  im  Pfortadersystem  beruhen,  —  bei  chro- 
nischen Hautausschlägen,  Scrophulosis,  in  chronischen  Rheumatismen 
und  anomaler  Gicht,  in  Nachkrankheiten  von  unterdrückter  Krätze 
oder  andern  psorischen  Leiden,  bei  Lähmungen,  besonders  in  Folge 
scabiüser  oder  psorischer  Metastasen,  —  Hydrargyrosis,  vor  allem 
nach  überstandeuen  eingreifenden  Quecksilberkuren,  —  Krankheiten 
des  Uterinsystems,  starker  Leukorrhoe  und  Leiden    der  Menstruation. 

Niethammer,  unter  Präs.  von  Sigwart,  chemische  Unter- 
suchung des  Schwefelwassers  bei  Sebastiansweiler.  Tübingen  1831. 

H.  F.  Autenrieth,  das  Schwefelbad  von  Sebastiansweiler. 
Tübingen  1834. 

Rampold  a.  a.  0.  S.  64. 

Med.  Corresp.  Blatt.  Bd.  VII.  S.  266.  Bd.  VIII.  S.  173. 

v.   Gräfe  und  Kaiisch  a.  a.  0.  Jahrg.  III.  1838    S.  64. 

Hey  fei  der  a.  a.  0.  S.  146. 

Die  Schwefelquellen  bei  Hediingen,  eine  halbe  Stunde 
von  der  Stadt,  vier  und  eine  halbe  Stunde  von  Tübingen,  anderthalb 
Stunden  von  Sebastiansweiler,  unmittelbar  an  der  grofsen  Strafse 
nach  der  Schweiz,  in  der  Nähe  des  Butzensees,  wurden  1834  entdeckt 
und  bald  darauf  gefafst.  Man  unterscheidet  zwei,  die  obere  oder  die 
Friedrichsquelle  und  die  untere  oder  die  Cons  tan  tinsqa  eile; 
beide  entspringen  aus  Liasscbiefer.  Die  erste  liegt  1558  Par.  F.  über 
dem  Meere  und  liefert  in  24  Stunden  13  würtembergische  Eimer  Was- 
ser; die  andere  liegt  1517  Par.  Fufs  über  dem  Meere  und  liefert  in 
derselben  Zeit  47  würtembergische  Eimer  Wasser;  die  Temperatur  bei- 
der Quellen  beträgt  8—9°  R. 

Die  Badeanstalt,  Eigenthum  des  Hrn.  Dr.  K  o  1 1  er ,  ist  in  der  Vorstadt 
von  Hechingen,  wohin  das  Wasser  zu  Wagen  geführt  wird,  Sie  ent- 
hält ausser  Wohnungen  für  Kurgäste  die  nöthigen  Einrichtungen  zu 
Wannen-,  Dampf-,  Gas-,  Douche-,  Tropf-,  Spritz-  und  Regeubädern; 
—  auch  werden  hier  künstliche  Bäder  bereitet.  —  Das  zum  Trinken 
bestimmte  Schwefelwasser  wird  jeden  Morgen  unter  dem  Wasserspie- 
gel der  Quellen  in  Flaschen  gefüllt  und  in    das  Kurhaus  gebracht.  — 

Die  Zahl  der  Kurgäste  betrug  im  J.  1836  :  107,  —  im  J.  1837  : 
139,  —  im  J.  183S  :  125,  —  im  J.  1839  :  141. 

Nach  der  von  Chr.  Gmelin  unternommenen  Analyse  enthalten 
sechzehn   Unzen  Wasser: 


716 


Cblormagiiium     ....  0,5181  Gr. 

Schwefelsaure  Talkerde    .        .  1,4971  — 

Schwefelsaures  Natron       .        .  3,4821  — 

Schwefelsaures  Kali  .        .        .  0,01S7  — 

Schwefelsaure  Kalkerde     .        .  0,2167  — 

Kohlensaure  Kalkerde       .        .  3,0S78  — 

Kohlensaure  Talkerde        .        .  1,2296  — 

Kieselerde  ....  0,1373  — 

Schwefel 0,5625  — 


10,6499  Gr. 


Schwefelwasserstoffgas,  theils  frei, 
theils  gebunden,  in  10,000  Theilen 
Wasser  .        .        .'.'..        0,7324  Th. 

Kohlensaures  Gas       .        .        .        unbestimmt. 

Weitere  Versuche  wiesen  auch  die  Anwesenheit  von  Jod  nach, 
ohne  dafs  indefs  weder  Brom  noch  Lithion  aufgefunden  werden 
konnten. 

Die  Wirkungen  des  Hechinger  Schwefel wassers  fand  Koller  im 
Allgemeinen  zwar  denen  ähnlicher  Schwefelquellen  analog,  aber  auch 
nach  den  vorherrschenden  Bestaudtheilen  merklich  inodiheirt;  —  er 
will  es  sebr  wirksam  bei  chronischen  Leiden  der  fibrösen  Gebilde 
gefunden  haben,  bei  psorischen,  rheumatischen  und  gichtischeu  Dys- 
krasieen,  —  ferner  in  chronischen  Hautausschlägen,  vor  allem  Krätze, 
herpetischen  und  atonischen  Gescbwüren,  —  Hypochondrie  und  Hä- 
morrhoidalleiden, —  Verschleimungen  und  Blennorrhöen,  Fluor  albus, 
gonorrhöischen  Leiden,  —  manchen  Formen  von  Hysterie  und  endlich 
Scrophulosis. 

Der  innerliche  Gebrauch  des  M.wassers  bewährte  sich  bisher  vor- 
züglich bei  Leiden  der  Schleimhäute  der  Respirationsorgane  und  des 
Unterleibes.  Es  wird  zu  2  bis  6  Gläsern  meist  gut  vertragen,  da  das 
gebundene  Scbwefelwasserstoffgas  sich  nur  allmäblig  entwickelt,  und 
keine  stürmischen  Wirkungen  veranlafst. 

W i  1  h.  M  a  u  r  e r ,  unter  Fräs,  von  Chr.  G  m  e  1  i n ,  über  die  Schwe- 
felquellen von   Hechingen.  Tübingen  1838. 

Ramnold  a.  a.  O.  S.  69. 

Koller  in:  Med.  Corresp.  Blatt.  Bd.  VIII.  S.  179. 

v.  Gräfe  u.  Kali  seh  a.  a.  O.  Jahrg.  III.  1S38.  S.  69. 

Kaiisch,  allgem.  Zeitung  des  Brunnen-  und  Badewesens.  1840. 
S.  158. 

Hey f eider  a.  a.  O.  S.  150. 

Die  M. quellen  zu  BahUngcn,  auf  der  Strafse  nach  Scbaf- 
bausen,  zwischen  Hechingen  und  Tuttlingen,  1564  Ful's  über  dem 
Meere,  aber  von  einem  milden  Klima.  Früher,  und  noch  in  den  J. 
1826—1830  war  B.  durchschnittlich  von  80—  1U0  Kurgästen  besucht; 
gegenwärtig  wird  das  Mineralwasser  meist  nur  von  Einheimischen 
benutzt. 


717 

Es  befinden  sich  hier  vier  Schwefelquellen.  Die  erste  derselben, 
schon  von  A.  Camerarius  erwähnt,  wurde  1724,  die  zweite  1834, 
beim  Bohren  eines  artesischen  Brunnens,  die  dritte  auf  ähnliche  Weise 
aufgefunden,  die  vierte,  seit  längerer  Zeit  schon  gekannt,  ist  beson- 
ders reich  an  Schwefelwasserstoffgas.  Das  Wasser  der  letzteren  hat 
das  spec.  Gewicht  von  1,005,  —  ist  krystallhell,  von  einem  hepati- 
schen Gerüche,  einem  etwas  salzigen  Geschmacke,  wird  wenig  durch 
Einflüsse  der  Witterung  verändert,  bildet  indefs  geschöpft  und  der  Ein- 
wirkung der  atmosphärischen  Luft  längere  Zeit  ausgesetzt  einen  weifs- 
flockigen  Niederschlag.  Auf  Flaschen  gelegt,  verliert  es  binnen  24 
Stunden  seinen  Geruch  nach  Schwefelwasserstoffgas. 

Die  älteste  Quelle  liefert  in  der  Minute  20  Maafs  Wasser,  die 
zweite  3  Maafs,  die  dritte  2  Maafs,  die  vierte  4  Maafs. 

Ein  Pfund  Wasser  der  ersten  Quelle  enthält: 

nach  Ofterdinger    nach  Märklin 


(1802) : 

(1824) : 

Chlornatrium 

0,333  Gr.      . 

0,500  Gr. 

Kohlensaures  Natron  . 

8,833  — 

7,500  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

0,500  — 

0,250  — 

Kieselerde    . 

0,333  — 

.    . 

9,999  Gr. 

8,250  Gr. 

Schwefelwasserstoffgas 

4  Kub.Z. 

1,250  Kub.  Z. 

Kohlensaures  Gas     . 

• 

0,250      — 
1,500  Kub.Z. 

Nach  Arnold  enthält 

in  sechzehn  Unzen : 

Die  Quelle  No.  2. : 

Die  Quelle  No.  4. : 

Kohlensaures  Natron 

.   .  10,00  Gr. 

8,50  Gr. 

Chlornatrium  . 

2,50  — 

2,50  — 

Chlorcalcium   . 

0.50  — 

.                             .                            3                             • 

Kieselerde 

. 

.     eine  Spur 

13,00  Gr. 

11,00  Gr. 

Schwefelwasserstoffgas 

1,50  Kub.  Z. 

8,9  Kub.  Z. 

Kohlensaures  Gas 

1,50      — 

3,00  Kub.  Z. 

Das  M.wasser  wirktgleichähnlichenSchwefelquellen  auflösend,  kräf- 
tig erregend  auf  die  Thätigkeit  der  äussern  Haut,  der  Harnwerkzeuge 
und  des  Darmkanals,  und  wurde  daher  schon  von  Cam  er  ari  us  beiHä- 
morrhoidalbeschwerden,  Gicht,  chronischen  Hautausschlägen,  veralte- 
ten Fufsgeschwiiren ,  Dysurie  und  Strangurie  empfohlen.  xArnold 
rühmt  es  auch  bei  Biennorrhöen,   namentlich  chronischen  Katarrhen. 

B.  Chr.  Duvernoy,  praes.  D.  A.  Camerario,  disp.  med.  in- 
aug.  de  fontibus  soteriis  sulphureis  Reutlingensi  atque  Bahlingensi. 
Tubinz.  1736. 


718 

G.  L.  Of  ter  d  in  ger,  diss.  inaug.  med.  de  fönte  sulphureo  Bah- 
lingensi,  praes.  G.  G.  Ploucquet.  Tubing.  1802. 
Arnold  in:  Med.  Corresp.  Blatt.  1837.    No.  8. 
Med.  Corresp.  Blatt.  1837.  No.  27.  S.  268.  —  1S39.  No.  24.  S.  186. 

Ausser  diesen  finden  sich  im  Oberamtsbezirke  Bähungen  noch 
Schwefelquellen  zu  Ebnigen,  Heselwangen,  Frommern  und 
Dürrwangen,  welche  nach  Arnold  in  qualitativer  und  quantita- 
tiver Beziehung  gegen  die  Bahlinger  M.quellen  zurückstehen. 

Arnold  in :  Med.  Corresp.  Blatt.  Bd.  VII.  S.  59. 

Das  Krultenbad  hei  Alpirsbach,  eine  Viertelstundevon 
dem  ehemaligen  Kloster  Alpirsbach  im  Oberamtsbezirke  Oberndorf,  in 
einem  romantischen,  gegen  Westen  sich  erhebenden  Seitenthale  der 
Kinzig,  1400  Fufs  über  dem  Meere  und  400  Fufs  über  dem  Niveau 
der  Kinzig,  auf  einem  der  vielen  in  das  Kinzigthal  vorspringenden 
und  aus  Granit  bestehenden  Vorhügel  nächst  der  Waldregion,  welche 
dem  bunten  Sandstein  angehört. 

Das  etwas  tiefer  gelegene  Badegebäude  enthält  ausser  Einrich- 
tungen zu  Wannenbädern  auch  Zimmer  zur  Aufnahme  von  Kur- 
gästen. Die  Zahl  der  letzteren  pflegt  gewöhnlich  zwischen  30  und  60 
zu  betragen,  im  J.  1839  betrug  sie  80. 

Das  Wasser  dieser  nicht  gut  gefafsten  M. quelle  hat  eine  Tem- 
peratur von  7—9°  R.,  ist  geruch-  und  geschmacklos  und  enthält 
nach  Sigwart's  im  J.  1829  unternommener  Analyse  in  sechzehn 
Unzen : 


Kohlensaures  Natron    . 

1,100  Gr. 

Schwefelsaures  Natron 

0,460  — 

Chlornatrium 

0,114  — 

Schwefelsaures  Kali    . 

Spureu 

Kohlensaure  Kalkerde         . 

1,800  — 

Kohlensaure  Talkerde        •% 

Kieselerde                               > 

Spuren 

Kohlensaures  EiscnoxydulJ 

3,474  Gr. 

Kohlensaures  Gas 

Spuren 

Stickgas        .... 

0,02  Vol. 

Das  M.wasser  wird  nur  als  Bad  benutzt  und  nach  Köstlin's  und 
Wirth's  Zeugnissen  bei  chronischen  Hautkrankheiten,  besonders  bei 
Krätze  und  ähnlichen  Exanthemen,  chronischen  Rheumatismen,  unvoll- 
kommenen Lähmungen,  Contracturen  und  Steifigkeit  der  Glieder, 
Störungen  des  Monatstlusses,  Leukorrhoe,  krankhafter  Reizbarkeit  ohne 
materielle  Grundlagen  und  bei  Unthätigkcit  des  Darmkanals  mit  Er- 
folg angewendet. 

Heyfelder  a.  a.  O.  S.  29. 


719 

Das  Bad  zu  Rotte  eil,  am  südöstlichen  Ende  der  Stadt,  — 
jährlich  im  Durchschnitt  von  200  und  mehr  Kurgästen  besucht. 

Die  zum  Badehause  gehörige  Quelle  besitzt  keinen  besoudern  mi- 
neralischen Gehalt,  das  Wasser  derselben  wird  gegenwärtig  fast  nur 
zu  Reinigungsbädern  benutzt.  Seit  zehn  Jahren  werden  hier  Soolbä- 
der  bereitet,  zu  welchen  die  erforderliche  Soole  von  der  Saliue  Wil- 
helmshall bei  Roteumünster  verabfolgt  wird.  Das  spec.  Gewicht  dieser 
Soole  ist  1,19553  bei  17°  R.    Sie  enthält  in  100  Theilen : 

Chlornatrium      ....  24,5537  Th. 

Schwefelsaures  Natron      .        .  0,4986  — 

Chlorcalcium       ....  0,3919  — 

Chlormagnium     ....  0,0320  — 

25,4762  Tb. 

Durchs  Abdampfen  werden  25,4059  Par.  Kub.  Zoll  fester  Rück- 
stand gewonnen. 

Heyfclder  a.  a.  O.  S.  188. 

Der  Jungbrunnen,  eine  Stunde  von  Rotweil,  2098  Fufs  über 
dem  Meere,  in  einem  romantischen  Thale,  schon  von  Taberuämon- 
tanus  erwähnt.  Das  Wasser  desselben  hat  weder  einen  hervorste- 
chenden Geruch,  noch  einen  auffallenden  Geschmack.  Professor  Chr. 
Gmelin,  der  es  im  J.  1819  chemisch  untersuchte,  fand  nur  etwas 
kohlen-  und  schwefelsaure  Kalkerde  und  bezeichnet  es  als  ein  gutes 
Trinkwasser. 

Bis  zum  J.  1821  war  der  Jungbrunnen  sehr  stark  von  Kranken 
besucht,  die  an  Gicht,  Rheumatismen,  Lähmungen,  Hautausschlägen, 
Leukorrhoe  und  Störungen  der  Menstruation,  so  wie  Brustaffectiouen 
litten.  In  dem  genannten  Jahre  brannte  die  Badeanstalt  ab,  und  ob- 
wohl mit  dem  Neubau  nicht  gezögert  wurde,  so  hat  sich  die  Frequenz 
doch  erst  in  den  letzten  Jahren  wieder  vermehrt,  nachdem  ausser 
andern  zweckmäfsigen  Einrichtungen  auch  eine  Molkenanstalt  errich- 
tet worden  war.  Auch  können  die  Kurgäste  Soolbäder  erhalten,  zu 
welchen  die  Soole  von  der  Saline  Wilhelmshall  bei  Rotenmünster  be- 
zogen wird. 

Tabernämon  tanus  a.  a.  O.  Cap.  69. 

Kürtzliche  Beschreibung  invermelten  eine  Stunde  Wegs  von  des 
H.  R.  Reichs-Statt  Rottweil  gelegenen  Bads,  Jungbrunnen  genannt. 
Rottweil  1712. 

(Dange^maier)  Kurze  Beschreibung  des  Bades  und  der  Heil- 
quelle zu  Jungbrunnen  bei  Rotweil.  1822. 

Med.  Corresp.  Blatt.  Bd.  VII.  S.  269. 

Die  Schw  efelquelle  zu  OkmenJiausen,  zwischen  Reut- 
lingen und  Tübingen,  aus  Liasschiefer  kommend,  gehört  zu  den  erdi- 
gen Schweferwassern,  hat  einen  starken  Geruch  und  Geschmack  nach 


720 

Hydrotkionsäure  und  enthält  an  festen  Bestandteilen  Bittersalz,  koh- 
lensaure Talk-  und  Kalkerde  und  Chlormagnium. 

Leipprand  a.  a.  0.  S.  17. 

Die  Schw efelrjuelle  zu  Sondelfingen  hei  Reutlingen, 
noch  nicht  gefafst,  entspringt  aus  Liasschiefer  und  zunächst  aus  bi- 
tuminösem Mergelschiefer. 

Leipprand  a.  a.  0.  S.  19. 

DasBad  zu  Kornw estheim,  eine  halbe  Stunde  von  Lud- 
■wigshurg  auf  der  Strafse  nach  Stuttgart,  besitzt  eine  schwache  Schwe- 
felquelle, die  in  einem  Pfunde  Wasser  gegen  2  Gr.  (Bittersalz,  etwas 
kohlensaure  und  schwefelsaure  Kalkerde,  kohlensaure  Talkerde,  Chlor- 
natrium  uud  Chlorcalcium)  enthalten  soll,  einen  genügen  Schwefelge- 
ruch verbreitet  und  aus  Muschelkalk  entspringt. 

In  dem  Badehause  finden  sich  nicht  blos  Vorrichtungen  zu  Was- 
serbauern, sondern  auch  Wohnungen  für  Kurgäste;  das  M.wasser 
scheint  sehr  ähnlich  dem  von  Rietenau. 

D.  J.  Daugelmaier  a.  a.  0.  Bd.  IV.  S.  103. 

Der  Brunnen  den  Wilhelms  stifte  s  zu  Tübi?ig  e?i,  nach 
Sigwart  und  Leipprand  ein  schwaches  erdig-alkalisches  M.was- 
ser, welches  aus  Keupermergel  entspringt,  enthält  in  einer  Unze: 

Kohlensaures  Natron     ...        0,16  Gr. 

Schwefelsaures  Natron.        .        .        0,15  — 

Schwefelsaures  Kali      .         .  0,15  — 

Kohlensaure  Kalkerde  .        .        .        1,00  — 

Kohlensaure  Talkerde  .        .        .        0,07  — 

Schwefelsaure  Kalkerde 

Chlormagnium 

Chlornatrium  J>  .        Spuren 

Kieselerde 

Vcrkohlbare  Materie 


Kohlensaures  Gas 

Sauerstoff 

Stickstoff 


1,53  Gr. 

39  Vol. 

18    — 

43    — 

100  Vol. 


Ausser  dieser  besitzt  Tübingen  noch  auf  dem  rechten  Neckar- 
ufer eine  aus  einem  sumpfigen  Boden,  der  über  Keuper  und  Muschel- 
kalk liegt,  entspringende  Schwefelquelle,  welche  sich  durch  eine  sehr 
veränderliche  Menge  von  Sehwcfclwasscrstoffgas  uud  Kohlensäure 
auszeichnet,  vom  erstem  zuweilen  gegen  0,028  Vol.,  ausserdem  3,1 
koblepianre  Kalk-  und  Talkcrdc,  1,8  Gyps,  eine  geringe  Menge  Bit- 
tersalz 


721 

tersalz   und    Spuren   von  Chlormagnium  und  harzigem  Extractivstoff 
enthält. 

Leipprand  a.  a.  0.  S.  18.  31. 
Sigwart  a.  a.  0.  S.  18. 

Das  Bl'dsibad  am  Fufse  des  Bläsiberges  unfern  Tübingen, 
bekannt  seit  1470,  beschrieben  von  Hafen  reff  er,  besteht  aus  meh- 
reren Quellen,  welche  nach  Schübler  von  7,5°  R.  Temperatur  sind 
und  in  sechzehn  Unzen  enthalten : 

Kohlensaure  Kalkerde  .        .        .  3,25  Gr. 

Schwefelsaure  Kalkerde        .        .  0,75  — 

Schwefelsaure  Talkerde,  Chlorcal- 

cium  und  Chlortaleium       .        .  1,00  — 


5,00  Gr. 


Als  Bad  ist  es  empfohlen  worden  gegen  gichtische  und  rheumati- 
sche Leiden  und-  chronische  Hautausschläge. 

Im  Jahr  1831  brannte  die  Badeanstalt  ab;  in  dem  seither  neu 
erbauten  Hause  sind  keine  besonderen  Badezimmer  eingerichtet,  doch 
werden  Wannenbäder  auf  besonderes  Verlangen  gegeben. 

Sam.  Hafenreffe r,  diss.  de  Blasianis  aquis  salubribus.  Tu- 
bingae  1629. 

Unda  Bethesda  repullulans,  d.  i.  gründliche  Beschreibung  der  Tu- 
genden des  Wassers  im  Steinbacher  Thal,  nahend  bei  Tübingen  her- 
fürquellend,  das  Bläsibad  genannt,  durch  S.  Hafenreff  er.  Tübin- 
gen 1652. 

Disput,  med.  inaug.  de  balneo  Blasiano,  quam  praes.  Rud.  Jac. 
Camerario  p.  ex.  s.  Job.  Fr.  Engel.  1718. 

D.  J.  Dangelmaier  a.  a.  O.  Bd.  IV.  S.  52. 

Heyfelder  a.  a.  0.  S.  44. 

Das  Soolbad  zu  Sulz  am  Neckar,  1327  Fufs  über  dem  Meere. 
Die  Soolbadeanstalt  besteht  seit  dem  J.  1836.  Die  Soole  zu  den  Bä- 
dern wurde  früher  aus  dem  Grubenschacht  zu  Tage  gefördert,  seit 
zwei  Jahren  aber  wird  in  Sulz  keine  Soole  mehr  gewonnen,  gleich- 
wohl aber  noch  Salz  gesotten,  indem  man  von  den  Salinen  zu  Schwen- 
ningen  und  Rotenmünster  Salz-,  Pfannen-  und  Darrsteiue  erhält,  die 
hier  aufgelöst,  und  in  einer  Auflösung,  welche  27  Grad  stark  ist,  zu 
Bädern  benutzt  werden. 

Heyfelder  a.  a.  0.  S.  187. 

Die  M. quellen  von  Schw enningen,  2159  Fufs  über  dem 
Meere.  Früher,  von  1570 — 1703  war  hier  ein  Bad  auf  einer  Wiese, 
auf  welcher  sich  gegenwärtig  noch  eine  Quelle  findet,  die  aber  keine 
besondern  mineralischen  Bestandtheile  zu  haben  scheint,  fade  schmeckt 
und  aus  der  Keuperformation  entspringt. 

II.  Theil.  Z  z 


722 


Die  Soole  von  Wilhelmshall  bei  Schwenningen  enthält  bei  einem 
spec.  Gewicht  von  1,19778  und  bei  einer  Temperatur  von  9°  R.  in 
100  Theilen: 


Chlornatrium 
Schwefelsaures  Natron 
Chlorcalcium 
Chlormagnium     . 
Kohlensaure  Kalkerde 


24,1682  Th. 
0,5239  — 
0,4134  — 
0,0254  — 
0,0224  — 

25,1535  Th. 


Badeeinrichtungen  sind  nicht  vorhanden,  doch  wird  zu  Bädern 
auf  ein  ärztliches  Zeugnifs  Soole  verabfolgt. 

Heyfelder  a.  a.  O.  S.  190. 

Das  Jakobsbad  bei  Horb  am  Neckar.  Das  M.wasser,  das  in 
die  Badewannen  getragen  werden  mufs,  enthält  nach  Sigwart  haupt- 
sächlich schwefelsaure  und  kohlensaure  Kalkerde,  kommt  aus  Muschel- 
kalk und  wird  von  den  Bewohnern  der  Stadt  und  der  nächsten  Um- 
gegend gegen  Hautausschläge,  gichtische  und  rheumatische  Uebel 
benutzt. 


Der  Heilig ebrunnen  bei  Horb  oder  das  Gnadenbad  ent- 
hält Badezimmer  und  Wohnungen  für  Kurgäste.  Die  M.quelle  entspringt 
aus  Muschelkalk  unter  dem  Hochaltar  der  neben  dem  Bade  stehenden 
Kirche,  ist  hell,  rein,  ohue  bestimmten  Geschmack  und  setzt  einen 
starken  Bodensatz  ab. 

Hey  fei  der  a.  a.  0.  S.  39. 

Das  Rvthenbacherb  ad,  eine  halbe  Stunde  von  der  Ober- 
amts-Stadt  Nagold,  1250  Par.  Fufs  über  dem  Meere.  Die  M.quelle  ist 
klar,  geruchlos,  von  reinem  Geschmack,  nicht  perlend  und  quillt  aus 
mit  Sand  und  Gerolle  bedecktem  Muschelkalk  hervor.  Die  Temperatur 
des  Wassers  hält  sich  zwischen  8  und  9°  R.  bei  einer  Lufttem- 
peratur von  -f-  14 — 21°  R.  Beim  Kochen  trübt  es  sich,  den  gewöhn- 
lichen Kalkniederschlag  der  dem  Kalkgebirge  entspringenden  Quell- 
wasser absetzend. 

Zell  er  in  Nagold  fand  bei  der  im  J.  1829  vorgenommenen  Ana- 
lyse in  sechzehn  Unzen  Wasser: 


Kohlensaure  Kalkerde          . 

1,460  Gr. 

Schwefelsaure  Talkcrdc 

0,560  — 

Schwefelsaure  Kalkerde 

0,320  — 

Kohlensaure  Talkerde 

0,086  — 

Chlortalcium 

0,072  — 

Verlust           .... 

0,100  — 

2,598  Gr. 


723 

Das  Bad  wird  gewöhnlich  nur  von  den  nächsten  Bewohnen  "e°-en 
Gicht,  Rheumatismus,  chronische  Hautkrankheiten  und  Geschwüre 
benutzt. 

David  Brotbeck,  Bericht  von  der  Natur,  Eigenschaft  und  Ge- 
brauch des  Gesund-  und  Heilbronnens  zu  Nagold  im  Rötheubach. 
1726.  (Manuscript  auf  dem  Rathhause  zu  Nagold). 

Dav.  Brotbeck,  Kurtze  Beschreibung  von  dem  nahe  an  der 
fürstl.  würtemberg.  Amtsstadt  Nagold  entspringenden  Gesund-Bronnen. 
Tübingen  1729. 

G.  F.  Gmelin  a.  a.  0.  S.  44. 

Dangelmaier  a.  a.  0.  Bd.  IV.  S.  78. 

Das  Bad  Röthenbach  bei  Nagold,  vom  Apotheker  Zeller  und 
vom  Oberamtsarzte  Dr.  Silber  in:  Med.  Corresp.  Blatt.  Bd.  VIII. 
S.  193.  u.  195. 

Das  Lauterbad  bei  Freudenstadt,  auf  dem  linken  Ufer  der 
Lauter,  jetzt  ohne  eine  Badeanstalt,  besitzt  eine  Quelle  sehr  reinen, 
klaren  und  kalten  Wassers  von  5°  R.,  die  mit  dem  eine  halbe  Stunde 
davon  entfernten  Lumpenbrunnen,  von  alter  Zeit  her  den  Ruf 
grofser  Wirksamkeit  gegen  chronische  Hautausschläge  geniefst  und 
schon  von  Ph.  Grauer  (1592)  erwähnt  wird.  Zu  dem  Lumpen- 
brunnen wallfahrteten  früher  selbst  Aussätzige,  welche,  wenn  sie  Ge- 
nesung fanden,  ihre  Kleider  zurückliefsen,  woher  der  Name  des  Brun- 
nens kommen  soll. 

Heyfelder  a.  a.  0.  S.  31. 

Die  M. quelle  zu  Kleineiigsiingen  bei  Maibach,  von  Reut- 
lingen drei  Stunden  entfernt ,  auf  der  Höhe  der  Alp,  2185  Fufs  über 
dem  Meere,  gegen  das  Ende  des  sechzehnten  Jahrhunderts  aufgefun- 
den, —  ein  schwacher  Säuerling. 

Excrcitatio  academ.  de  acidulis  Engstingensibus  quam  praes.  D. 
AI.  Camerarius  et  respondens  Mich.  Elwert  p.  ex.  subm.  Tu- 
bingae  1719. 

Memmin  g er,  Beschreibung  des  Oberamts  Reutlingen.  Stuttgart 
und  TübiEgen  1824.  S.  35. 

D.  J.  Dangelmaier  a.  a.  0.  Bd.  IV.  S.  65. 


2.  Die  Heilquellen  des  Neckar-  und  Jaxtkreises, 

Die  M.  quellen  zu  Canstatt.  Die  Stadt  Canstatt 
zahlt  4250  Einwohner,  liegt  an  dem  hier  schiffbaren  Neckar, 
in  einem  breiten  sehr  aninuthigen  Thale,  680  Par.  Fufs 
über  dem  Meere  erhaben,  von  Esslingen  und  Ludwig-slust 
zwei,  von  Stuttgart!  nur  eine  Stunde  entfernt,  mit  letzterer 

Zz2 


724 

Stadt  durch  freundliche  Parkanlagen  verbunden.  Das  Klima 
ist  mild,  die  Gegend  so  fruchtbar,  wohl  angebaut,  an  Wein 
und  Früchten  so  ergiebig,  dafs  Memmin g er  sie  „den 
Garten  von  Schwaben"  nennt  und  Wetz ler  zu  den  schön- 
sten und  fruchtbarsten  Teutschlands  mit  Recht  zählt. 

Dafs  die  Römer  bei  Canstatt  betrachtliche  Niederlassungen  ge- 
habt haben,  beweisen  viele  Ueberrestc  aus  jenen  Zeiten.  Zu  Anfang 
des  vorigen  Jahrhunderts  wurde  in  dem  nicht  weit  von  Canstatt 
entfernten  Weiler  Zasenhausen  ein  römisches  Bad  ausgegraben,  — 
ausser  dem  Ueberreste  von  Castellen ,  römische  Münzen,  namentlich 
aus  den  Zeiten  des  Hadrian  und  Antonin us  pius,  Aschenkrüge 
und  andere  Gefäfse  gefunden.  Besonders  reich  an  römischen  Ueberresten 
ist  die  auf  der  linken  Seite  des  Neckars  befindliche  Altenburg  er  Höhe. — 
Den  Namen  von  Canstatt  haben  einige  von  der  Inschrift  eines  alten 
hier  gefundenen  Steines  ableiten  wollen:  C.  ANT.  STAT.  (Caji  Anto- 
nini Stativa),  —  dagegen  spricht  das  Wappen  der  Stadt,  welches 
eine  Kanne  führt. 

Die  Bäder  werden  hier  in  den  eigens  dazu  eingerich- 
teten Etablissements  genommen,  namentlich  in  dem  Wil- 
helm sbade  (dem  vormaligen  Zollerschen  Bade),  dem 
Links  eben  Bade,  oder  im  Gasthofe  zum  Ochsen  in 
der  Vorstadt,  und  der  Fr ösn ersehen  Badeanstalt. 

Unter  den  Einriebtungen  der  neuesten  Zeit  sind  ferner  der  noch 
nicht  ganz  vollendete  Kursaal  mit  einer  ßrunnenhalle  und  die  Neckar- 
strudelbäder zu  erwähnen.  Die  Einrichtung  der  letztern  ist  so ,  dafs 
das  Wasser  einige  Fufs  hoch  herabfällt  uud  dadurch  einen  starken 
Wellenschlag  verursacht. 

Ausserdem  verdienen  eine  besondere  Erwähnung  das  orthopä- 
dische Institut  des  Dr.  H  eine  und  die  Heilanstalt  f  ü  r  F  1  e  c  h- 
tenk ranke,  die  durch  die  Benutzung  der  Canstatter  M. quellen  ei- 
nen besondern  Charakter  gewinnen. 

Die  orthopädische  Anstalt  ist  in  der  Nähe  des  Fr  ösn  ersehen 
Bades  und  besteht  aus  einem  Wohngebäude  und  aus  einem  Badhause 
mit  Einrichtungen  zu  Wannen-,  Dampf-  und  Douchebädern.  Seit  dem 
J.  1838  sind  in  der  unmittelbar  neben  dem  Institutsgarten  befindlichen 
obern  Sulz  verschiedene  neue  Einrichtungen  getroffen',  die  auch  von 
Kurgästen  vielfältig  benutzt  werden;  sie  bestehen  in  Vorrichtungen, 
um  in  dem  Teiche  seihst  in  seiner  natürlichen  Temperatur  von  10— 
17°  K.  sowohl  im  Freien  als  auch  hinter  geräumigen  Verschlügen 
Bäder  zu  nehmen,  deren  Wirkung  durch  einen  künstlichen  Wellen* 
Bcblag  mittelst  Schaufelräder  gesteigert  weiden  kann;  feiner  in 
Schlammbädern,  wozu  der  sehr  eisenreiche  IM. schlämm  sich  besonders 
eignet;  endlich  in  kräftigen  Fall-,  Douche-,  Hegen-  und  Tropfbädcrn, 


725 

bei  welchen  die  natürliche  Temperatur  des  Wassers  ebenfalls  wohl 
in  Anschlag  zu  bringen  ist. 

Die  Heilanstalt  für  Flechtenkranke  ist  ein  Unternehmen  des  Dr. 
Veiel,  im  J.  1837  gegründet  und  1839  zweckmässig  erweitert.  Zu 
der  Anstalt  gehört  ein  Sulzbad,  eine  eigene  M.quelle  und  ein  Stru- 
delbad oder  Flufsbad  mit  starker  Wasserströmung. 

Die  Zahl  der  Canstatt  besuchenden  Kurgäste  betrug  im  J.  1838  : 
1200,  —  im  J.  1839  nahe  an  1500. 

Die  Berge  bei  Canstatt  bestehen  aus  Flötzkalk  und 
Sandstein  der  neuesten  Formation,  worin  jsich  theil- 
weise  Abdrücke  sehilfartiger  Pflanzen  finden.  Die  M. quel- 
len entspringen  einem  sehr  eisenreichen  Kalktuff,  über 
welchen  Lager  von  Thon  und  Lehm  geschichtet  sind. 
Das  unfern  der  M. quellen  befindliche  Gypsflötz  betrachtete 
T ritschier  als  den  Heerd  derselben.  Sehr  merkwürdig 
ist  das  in  dem  schon  erwähnten  Kalktuff  häufige  Vorkom- 
men von  beträchtlichen  Höhlen  (von  30  bis  40  F.  Länge), 
das  Auffinden  merkwürdiger  fossiler  Mammuth-  und  ande- 
rer Thierknochen. 

Die  ganze  Gegend  bei  Canstatt  ist  reich  an  M.quellen.  In  und 
bei  der  Stadt  zählt  man  einige  dreifsig,  von  welchen  indefs  nur  die 
kleinere  Zahl  als  Heilquellen  benutzt  wird. 

Den  chemischen  Analysen  zufolge  gehören  die  31. quel- 
len zu  Canstatt  zu  der  Klasse  der  eisenhaltigen  Kochsalz- 
quellen und  sind  unter  sich  nur  wenig  in  den  quantitativen 
Verhältnissen  der  einzelnen  Bestandtheile  verschieden. 

Das  Wasser  derselben  hat  die  Temperatur  von  15 — 
16°  R.  im  strengsten  Winter  und  Sommer,  ist  krystallhell, 
(mit  Ausnahme  der  obern  Sulz),  perlt  mehr  oder  weniger, 
und  besitzt  einen  pikant  säuerlich-salzigen  Geschmack.  Das 
Wasser  der  Sulzerainquelle  perlt  am  stärksten  und  schmeckt 
am  angenehmsten.  Der  Einwirkung  der  atmosphärischen 
Luft  ausgesetzt,  bildet  es  einen  rothbraunen,  ocherartigen 
Niederschlag. 

Die  Hauptquellen  sind  folgende: 

1.  Die  Sulzerainquelle,  eine  sehr  wasserreiche 
Quelle,  Eigenthum  der  Stadt,  eine  Viertelstunde  von  Can= 


726 

statt     entfernt,     bekannt    seit    1773,     —    als     Getränk 
benutzt. 

Sie  erfahrt  periodische  Veränderungen  in  Hinsicht  der  Ergiebig- 
keit, -welche  nach  Plieninger  vom  Steigen  und  Fallen  des  unterir- 
dischen Zuflusses  abhängig  zu  sein  scheinen.  Nach  den  Messungen 
vom  J.  1834  ergiefst  sie  an  ihren  hochgelegenen  Ausflufsstellen  in  24 
Stunden  über  2-2,000  Kub.  Fufs,  zehn  "Fufs  tiefer  70,000  Kub.  Fufs. 
Ihre  Temperatur  beträgt  15,5°  R. 

2.  Die  Z  o  1 1  e  r  s  c  h e  JM.  q  u  e  1 1  e ,  in  der  Nabe  der  vo- 
rigen, versah  früher  das  Wilhelmsbad  allein;  in  neuester 
Zeit  werden  die  Badezimmer  vermöge  einer  besondern 
Röhrenleitung  auch  aus  der  Sulzerainquelle  mit  Wasser 
versehen. 

3.  Die  Frösnerschen  M.  quellen,  in  dem  Bade- 
garten nahe  bei  einander;  —  die  eine  führt  den  Namen 
des  Weib  lein,  die  andere  den  des  Männlein. 

Als  in  Folge  der  im  J,  1832  erbohrten  artesischen  Brunnen  eine 
bedeutende  Abnahme  der  Wassermenge  besonders  in  dem  Männlein 
entstand,  wurde  im  J.  1833  eine  neue  Quelle  erbohrt,  die  als  ein  sehr 
reichhaltiges,  stark  moussirendes  und  sehr  eisenhaltiges  M.wasser  von 
16°  R.  hervorsprudelte,  mit  deren  Erscheinen  auch  das  Weiblein 
in  quantitativer  Beziehung  abnahm.  Von  den  altern  Quellen  wird 
daher  die  eine  gegenwärtig  fast  gar  nicht,  die  andere  nur  noch  als 
Trinkquelle  benutzt. 

4.  Die  Link  sehe  M.  quelle,  in  der  Linkschen 
oder  der  Badeanstalt  zum  Ochsen. 

5.  DerM.brunncn  bei  H eine's  orthopädischem 
Institut,  einer  der  ersten  artesischen  M.brunncn,  wurde 
1831—1832  erbohrt.  Das  Bohrloch  bat  164  Fufs  Tiefe 
und  liefert  iu  der  Minute  10  Kub.  Fufs  Wasser  von  15,3° 
11.  Temperatur. 

6.  Die  obere  Sulz,  ein  kleiner  See  von  i  Morgen 
im  Umfang  und  durch  den  Zusaimncnflufs  mehrerer  in  ein 
gemeinschaftliches  Becken  sich  ergiefsender  M. quellen  ge- 
bildet,  dessen  Fläche  fortwährend  mit  Blasen  bedeckt  ist, 
die  aus  der  Tiefe  unaufhörlich  aufsteigen,  nach  Sigwart 
ans  Stickgas  und  kohlensaurem  Gas  bestehen  und  dadurch 
eine  fortdauernde  Bewegung  veranlassen.  Das  Wasser  hat 


727 

die    Temperatur   von    16,3°    R.    und    setzt    eine    Menge 
Schlamm  ab. 

7,  Die  Sulz  in  der  Stadt,  ähnlich  der  vorigen, 
wiewohl  von  geringerem  Umfange.  — 

Merkwürdig  sind  die  Veränderungen,  welche  die  M.quellen  zur 
Zeit  des  Erdbebens  von  Lissabon  erfahren  haben  sollen.  (Vgl.  Bd.  I. 
S.  180.  Zweit.  Aufl.  S.  200).  — 

Ausser  den  erwähnten  Brunnen ,  welche  die  Kuranstalten  von 
Caustatt  mit  M.wasser  versehen,  giebt  es  noch  eine  Anzahl  artesi- 
scher Brunnen,  die,  seit  1832  wegen  technischer  Zwecke  erbohrt,  eben- 
falls M.wasser  liefern. 

Dahin  gehört  der  im  J.  1832  erbohrte  Brunnen  an  der  untern 
Spinnerei  in  der  Au ,  der  gegenwärtig  in  der  Minute  40  Kub,  Fufs 
Wasser  von  13°  R.  Temperatur  und  einem  geringen  mineralischen 
Gehalt  zu  Tage  fördert;  —  ferner  der  im  folgenden  Jahr  in  der  Nähe 
der  Neckarbrücke  und  der  Zais 'sehen  Fabrik  erbohrte  Brunnen,  des- 
sen Wasser  eine  Temperatur  von  14°  R.  und  einen  geringen  Ge- 
halt an  Eisen,  Kochsalz  und  Kohlensäure  besitzt;  —  endlich  der  in 
demselben  Jahre  neben  der  Keller'schen  Spinnerei  erbohrte 
Brunuen. 

Noch  ist  ein  artesischer  Brunnen  zu  erwähnen ,  der  im  J.  1839 
innerhalb  der  Begränzung  des  Parks  von  Rosenstein  erbohrt  wurde. 
In  der  Tiefe  von  70  Fufs  stiefs  man  hier  auf  eine  Süfswasserquelle 
und  in  einer  weitern  Tiefe  von  191  Eufs  auf  eine  M.quelle,  deren 
Wasser  dem  der  Sulzerainquelle  ähnlich  zu  sein  scheint.  Durch  eine 
künstliche  Einsetzung  von  Steigröhren  soll  es  möglich  gemacht  wer- 
den, dafs  beide  Wasser  getrennt  nach  oben  kommen,  so  dafs  dann 
aus  demselben  Bohrloche  süfses  und  M.wasser  ausströmen  würde. 

Chemisch  analysirt  wurden  die  M.quellen  von  Doll- 
fufsj  Frösncr,  Succow,  Schüblcr,  Sigwart, 
Morstattund  Degen. 

Diesen  Analysen  zufolge  enthalten  in  sechzehn  Unzen : 
1.    Die  Sulzerainquelle 


nach  Frösner: 

nach  Succow: 

Chlornatrium 

.      10,580  Gr.      . 

2,848  Gr. 

Schwefelsaures  Natron 

3,660  — 

«                •                •        • 

Schwefelsaure  Talkerde 

3,410  — 

1,700  — 

Schwefelsaure  Kalkerde 

12,000  — 

3,800  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

11,120  — 

5,410  — 

Chlortalcium        , 

o                          .                •                         • 

7,764  — 

728 


Kohlensaures  Eisenoxydul 

0,125  Gr 

. 

0,177  Gr. 

Extractivstoff 

1,160  — 

• 

.    . 

42,055  Gr 

21,699  Gr. 

Kohlensaures  Gas 

9,95  Kuh.  Z. 

12,26  Kub.Z. 

nach  Morstatt 

v.  J.  1822: 

v.  J.  1834: 

Chlornatrium 

.      19,500  G 

r. 

.      19,75  Gr. 

Chlormagnium 

. 

0,58  — 

Chlorcalcium          , 

0,142  - 

•        •        . 

Schwefelsaures  Kali     . 

•             . 

0,50  — 

Schwefelsaures  Natron 

7,750  - 

6,50  — 

Schwefelsaure  Talkerde 

2,125  - 

3,50  — 

Schwefelsaure  Kalkerde 

.      11,200  - 

8,25  — 

Kohlensaure  Talkerde  . 

0,142  - 

0,05  — 

Kohlensaures  Eisenox3rdul 

0,142  — 

0,16  — 

Kohlensaure  Kalkerde  . 

7,142  - 

7,09  — 

48,143  G 

r. 

46,38  Gr. 

Kohlensaures  Gas 

23,33  Ku 

b.Z. 

23,12  Kub.Z. 

nach  S  c  h  ii  b  1  e  r : 

nach  S  i  g  w  a  r  t ; 

Chlornatrium          , 

.      17,75  Gr 

.      17,582  Gr. 

Chlormagnium 

0,50  — 

0,541  — 

Schwefelsaures  Kali 

0,45  — 

0,374  — 

Schwefelsaures  Natron 

3,41  — 

2,123  — 

Schwefelsaure  Talkerde 

3,08  — 

1,209  - 

Schwefelsaure  Kalkerde 

6,81  — 

10,125  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

8,33  — 

5,948  — 

Kohlensaure  Talkerde  . 

0,50  — 

0,987  — 

Kohlensaures  Eiseuoxydul 

0,17  — 

O,0S0  — 

41,00  Gr. 

3S,969  Gr. 

Kohlensaures  Gas 

22,4  Kuh. 

z. 

21,45  Kub.Z. 

Degen  fand  in  100,000  Thcilen  Wasser: 

Kohlensaure  Kalk 

ürdc 

108,8 

2  Th. 

Kohlensaure  Talk 

erde . 

2,3 

9  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul  . 

1,6 

7  — 

Schwefelsaure  Ka 

kerde 

77,9 

6  — 

Schwefelsaure  Ta 

Ikerde 

48,3 

)  — 

Schwefelsaures  Natron 

46,1 

2  — 

Chlornatrium 

.        • 

227,0 

S  — 

Chlorkalium 

,        . 

13,6 

B  — 

Kieselerde     .        . 

,        , 

1,5 

l)  — 

Fluor     . 

Spui 

en 

527,5' 

i  Th. 

729 

Die  kürzlich  in  der  Nähe  des  Sulzerain  wieder  ausgegrabene  und 
gefafste  Wiesenquelle  enthält  nach  der  von  Mo r statt  im  Som- 
mer 1837  unternommenen  Analyse  in  sechzehn  Unzen : 


Chlornatrium         .... 
SchwefelsauresNatron  in  krystallini- 

schem  Zustand  . 
Schwefelsaure  Talkerde 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Kalkerde  . 
Kohlensaure  Talkerde  . 
Kohlensaures  Eisenoxydul 
Chlortalcium 


Kohlensaures  Gas 


16,00  Gr. 

5,50  — 
1,75  — 
6,50  — 
7,00  — 
0,25  — 
0,12  — 
Spuren 

37,12  Gr. 
16,474  Kub.  Z. 


2.    Die  Frösnerschen  M.quellen 
nach  Mors  tat  t 


a.  Das  Männlein: 

b.  Das  Weiblein 

Chlorcalcium     . 

0,1250  Gr.      . 

0,2500  Gr. 

Chlortalcium     .        , 

0,0625  — 

0,1875  — 

Chlornatrium    . 

16,0000  — 

17,7500  — 

Schwefelsaures  Natron     . 

4,8750  - 

4,7500  — 

Schwefelsaure  Kalkerde 

8,7500  — 

7,7500  — 

Kohlensaure  Kalkerde     . 

7,0000  — 

7,3750  — 

Kohlensaure  Talkerde     . 

. 

0,3125  — 

Schwefelsaure  Talkerde 

2,3330  — 

2,2500  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul 

0,2000  — 

0,2500  — 

39,3455  Gr. 

40,S750  Gr. 

Kohlensaures  Gas 

19,44  Kub.  Z. 

19,50  Kub.  Z. 

3.   Die  Linksche  M.quelle 


nach  einer  frühern        nach  Morstatt 


Chlornatrium  .  .  , 
Schwefelsaures  Natron  . 
Schwefelsaure  Talkerde 
Schwefelsaure  Kalkeide 
Kohlensaure  Kalkerde  . 
Kohlensaure  Talkerde  . 
Kohlensaures  Eisenoxydul 

Kohlensaures  Gas 


Analyse: 

im  J.  1830: 

6,12  Gr.      . 

7,00  Gr. 

3,75  — 

2,33  — 

4,25  — 

0,78  — 

4,55  — 

3,00  — 

4,95  — 

4,00  — 

.'       0,37  — 

{Spuren 

23,99  Gr. 

17,11  Gr. 

10,15  Kub.  Z. 

13,00  Kub.  Z 

730 

4.  Die  Zollersche  M.quelle    5.  Die  obere  Sulz 
nach  Mor  statt  (1835): 

Chlorcalcium ....        0,25  Gr.      ..... 

Chlortalcium . 
Chlornatrium 
Schwefelsaures  Natron 
Schwefelsaure  Talkerde 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Schwefelsaures  Kali 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Talkerde  . 
Kohlensaures  Eisenoxydul 

Kohlensaures  Gas 

Der  Schlamm  der  ohern  Sulz  enthält   nach  Sigwart's  Analyse 
von  1835 : 


0,12  — 

15,00  — 

3,75  — 

0,272  Gr. 
.      19,711  — 

2,679  — 

2,3S  — 
8,38  —        . 

2,617  — 

8,775  — 

.        . 

0,386  — 

S,6S  — 

9,100  — 

0,11  — 

0,475  — 
0,231  — 

38,67  Gr. 

44,246  Gr. 

19,28  Kuh.  Z. 

15,55  Kub.  Z. 

Kohlensaure  Kalkerdc 

26,58  Gr. 

Schwefelsaure  Kalkerde      . 

32,95  — 

Kohlensaure  Talkerde 

1,41 

Kieselerde    .... 

0,31  — 

Kohlensaures  Eisenoxyd 

33,35  — 

Organische  Stoffe         .        . 

25,40  — 

120,00  Gr. 

Zu  der  Klasse  der  eisenhaltigen  Kochsalzquellen  ge-^ 
hörig,  ähnlich  den  M.quellen  zu  Kissingen,  nur  nicht  so 
reich  an  festen  und  flüchtigen  Bestandtheilen  als  letztere, 
wirken  die  M.quellen  zu  C anstatt  getrunken  auflösend,  er- 
öffnend, gelinde  stärkend,  die  Resorption  hethätigend,  sehr 
diuretisch,  —  als  Wasserbad  angewendet  auflösend,  stär- 
kend, ohne  das  Gefäfssystcm  sehr  zu  erregen  und  zu  erhitzen. 
Wenn  hei  vorwaltender  Schwäche  torpider  Art  der  Ragozi- 
brunnen  wegen  seiner  kräftig  durchdringenden  Wirkung 
zu  empfehlen,  so  scheint  hei  reizbaren  erethischen.  Subjec- 
ten  das  M.wasscr  zu  Canstatt  dagegen  passender. 

Das  früher  nur  wenig  verschickte  M.wasser  zu  Can- 
statt  ist  neuerdings  häufiger  versendet  worden,,  —  nach 
T  r  i  1  s  <;  h  1  e  r  soll  die  Zahl  der  versendeten  Krüge  der  Sulze- 
rainquellc  in  den  letzten  Jahren  an  200000  behagen  haben. 

Die  Krankheiten,  gegen  welche  man  die  M.quellen  zu 


731 

Canstatt  als  Getränk  und  Bad  empfohlen  hat,  sind  fol- 
gende :  Verschleimungen  im  Darmkanal,  Hamorrhoidalbe- 
schwerden  mit  Trägheit  des  Darmkanals  verbunden ,  Hy- 
pochondrie, —  Schwindel,  Kopfweh  durch  Stockungen  im 
Unterleibe  veranlafst,  —  chronische  Leiden  des  Uterinsy- 
stems,  durch  örtliche  Schwäche  und  Stockungen  bedingt, 
—  schwache,  unregelmäfsige  oder  schmerzhafte  Menstrua- 
tion, Fluor  albus,  Unfruchtbarkeit,  —  Gicht  und  Rheuma- 
tismen, insofern  sie  gleichzeitig  mit  bedeutenden  Ver- 
dauungsbesclrwerden  complicirt  sind,  —  chronische  Nerven- 
krankheiten, durch  krankhafte  Störungen  des  Uterinsystems 
veranlafst,  oder  von  gichtischen  und  rheumatischen  Ursa- 
chen entstanden ,  —  krampfhafte  Beschwerden ,  Hysterie, 
nervöse  Hypochondrie,  —  Krankheiten  der  Urinwerkzeuge, 
Blasenhämorrhoiden ,  Griesbeschwerden ,  —  chronische 
Brustleiden,  hartnäckige  Brustkatarrhe,  Schleimasthma, 
Neigung  zur  Schleimschwindsucht,  —  Krankheiten  des 
Drüsen-  und  Lymphsystems,  Geschwülste,  Verhärtungen 
und  Scropheln. 

Sehr  gerühmt  werden  die  Neckarstrudelbäder  als  belebend -stär- 
kendes Mittel  bei  allgemeiner  und  örtlicher  Schwäche,  und  zur  gründ- 
lichen Heilung  rheumatischer  Beschwerden. 

Die  oben  erwähnten  Sulzbäder  haben  sich  nach  Heine  nament- 
lich sehr  hilfreich  erwiesen  bei  chronischen  Rheumatismen  mit  und 
ohne  Hämorrhoidalleiden,  —  atonischer  Schwäche  der  Verdauungs- 
werkzeuge, —  hypochondrischen  und  hysterischen  Beschwerden,  — 
Krankheiten  des  Uterins3stems  von  Schwäche,  Chlorose,  Leukorrhoe? 
Unfruchtbarkeit,  —  chronischen  Nervenleiden,  allgemeiner  Nervenschwä- 
che, Zittern,  Lähmungen,  —  Schwäche  der  Muskeln  und  Gelenkbän- 
der, R'ückgrathskrüinmungen,  —  Scrophulosis  und  Rhachitis. 

Endlich  ist  Canstatt  in  neuern  Zeiten,  namentlich  von  Peez, 
als  ein  wegen  seines  milden  Klimas  zu  Winterkuren  und  zum  Auf- 
enthalt für  Kranke  im  AVinter  besonders  geeigneter  Kurort  bezeich- 
net worden. 

Kurze  Beschreibung  des  Salzwassers  zu  Canstatt  am  Neckar,  — 
in  d.  kleinen  Würtembergsch.  Chronica.  Stuttgardt  1660.  S.  639—643. 

Föns  aquae  vitae  Canstadiensis,  Oder  kurze  und  gründliche  Be- 
schreibung der  fürtrefflichen  Natur,  Kraft  und  Wirkung  des  Cantstat- 
ter  Sultzwassers  (vom  Leibmedicus  Lentil).     Stuttgart  1710.  . 

Rosinus  Lentilius,  de  aquis  medicatis  Canstadtiensibus,  in 
Ephem.  Nat.  curios.  Cent.  I.  et  II.  observ.  169.  p.  358. 


732 

v.  Crell's  ehem.  Annal.  Bd.  II.  S.  34. 

J.  A.  G.  Gel'sner's  Beschreibung  von  fünf  Würtemberger  Bä- 
dern, nehmlicli :  dem  Zaysenhauser,  Kanstadter,  Hirschbad,  Zellerbad 
und  Wildbad.  Stuttgardt  1748. 

—    —    Nachricht  von  d.  Kanstadter  Salzwasser.  Stuttg.  1749. 

J.  L.  Frösner,  diss.  inaug.  med.  sist.  disquisit.  chemicam  acidul. 
Canstadtiens.  quae  1773  deteetae  sunt.  Stuttgardt  1794. 

Dollfufs,  cliem.  Zergliederung  in  :  v.  Crell's  Beiträgen.  Bd.  IV. 
St.  I.  S.  90-95. 

J.  D.  G.  Memin  inger,  Canstadt  und  seine  Umgehungen.  Stutt- 
gardt 1812. 

E.  Wetzler,  über  Gesundbr.  und  Bäder.  Th.  II.  S.  193.  —  Zu- 
sätze und  Verbesserungen  S.  10. 

Die  Gesundbrunnen  und  Heilbäder  in  Kanstadt,  vou  D.  J.  Dan- 
gelmaier.  Gmünd  1820. 

D.  J.  Dangelmaier  a.  a.  0.  Th.  II.  S.  3. 

Caustatt's  M.quellen  und  Bäder  von  Dr.  J.  C.  S.  Tritschler. 
Stuttgardt  1823.  —  1834. 

W.  Romerio,  unter  Präs.  von  Schübler,  chemische  Unter- 
suchung des  Kannstatter  M.wassers,  nebst  Bemerk,  über  die  M. quelle 
in  Berg.  Tübingen  1829. 

Memminger,  Beschreibung  des  Oberamts  Cannstatt.  1832. 

Plieninger,  die  Bohrquellen  in  und  bei  Cannstatt  im:  Cor- 
respondenzblatt  des  Königl.  Würtemberg.  landwirthschaftl.  Vereins. 
Jahrg.  1833.  Heft  II.  S.  158.  Jahrg.  1834.  Bd.  H.  S.  37. 

Chemische  Untersuchung  des  Cannstatter  M.wassers  nebst  Be- 
merkungen über  die  verschiedenen  Verfahrungsarten  ,  die  Menge  des 
kohlens.  Gases  in  Sauerwassern  zu  bestimmen  ;  unter  dem  Präs.  von 
G.  C.  L.  Sigwart  von  Jos.  Rank.  Tübingen  1834. 

Schweigger-Seidel,  Journal  der  Chemie.  1836.  Heft  XV. 
S.  436. 

J.  F.  Cast,  der  Curort  Cannstatt.  Cannstatt  1836. 

Med.  Corresp.  Blatt.  Bd.  VII.  S.  256.  Bd.  VIII.  S.  170.  Bd.  IX. 
S.  156. 

v.  Gräfe  u.  Kali  seh  a.  a.  0.  Jahrg.  III.  183S.  S.  47.  Jahrg. 
IV.  1839.  Abth.  2.  S.  18. 

Kali  seh,  allgem.  Zeitung  des  Brunnen-  und  Badewesens.  1840, 
S.  155. 

Peez,  über  den  Werth  Wiesbadens,  Cauustatts  und  Wildbads  in 
Bezug  auf  Wiutercurcn  etc.  Wiesbaden  1840. 

Hey  fei  der  a.  a.  0.  S.  87—104. 


Ks  gehören  hierher  ferner: 

Die  M, quelle  zu  Berg,  hei  dem  Dorfe  Berg,  unfern  ('anstatt, 
von  Stuttgart  eine  Stunde  entfernt,  auf  einer  Insel  im  Neckar  ent- 
springend.    Ihr  Wasser  ist  hell,  farblos,   von  einem  salzig -stechen- 


733 

den,  eisenhaften  Geschmack,  perlt  stark;  die  Temperatur  beträgt 
16,5°  R.  bei  18,25°  R.    der  Atmosphäre,   ihr   spec.   Gewicht    1,0047. 

Nach  Sigwart  findet  sich  hier  Keupermergel  mit  Keupersandstein 
und  Gyps,  zunächst  bei  der  Quelle  Kalktuff  mit  vielem  Eisenoxydul, 
in  der  Tiefe  Muschelkalk,  dazwischen  Mergel-,  Thon-  und  Thonschie- 
ferschichten. 

Aualysirt  wurde  die  M. quelle  von  Kielmeyer  1786  und  von 
Morstatt  in  neuester  Zeit.     Sechzehn  Unzen  enthalten: 


nach  Kielmeyer:    nach  Morstatt: 


Chlornatrium  . 
Chlormagnium 
Schwefelsaures  Natron  . 
Schwefelsaure  Talkerde 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Kohlensaures  Eisenoxydul 
Kohlensaure  Kalkerde    . 
Kohlensaure  Talkerde    . 


Kohlensaures  Gas 
Schwefehvasserstoffgas 


19,00  Gr. 

•   • 

18,50  Gr. 
0,37  — 
8,25  — 

4,00  — 

1,00  — 

5,20  — 

, 

7,25  — 

1,68  — 

0,25  — 

7,86  — 

• 

8,00  — 
Spuren 

37,74  Gr. 

43,62  Gr. 

16,10  Kub.  t. 

21,00  Kub.  Z. 

3,22  — 

Spuren 

19,32  Kub. 

Z. 

21,00  Kub.Z. 

Das  Berger  M.wasser  wurde  bisher  nur  getrunken,  da  es  noch 
an  Einrichtungen  zu  Bädern  fehlt.  In  dieser  Form  wirkt  es  gleich 
ähnlichen  kochsalzhaltigen  Säuerlingen  auflösend,  eröffnend,  diure- 
tisch ,  vorzüglich  auf  die  Schleimhäute ,  das  Leber-,  Pfortader-  und 
Uterinsystem  und  die  Resorption,  —  und  hat  sich  sehr  hilfreich  er- 
wiesen bei  Leiden  der  Verdauungswerkzeuge,  besonders  Verschlei- 
mungen, Stockungen  im  Pfortader-  und  Uterinsystem,  Hämorrhoiden, 
Anomalieen  der  Menstruation,  Bleichsucht,  Hysterie. 

Berg  besitzt  auch  artesische  Brunnen,  die  hier  früher  als  in  Can- 
statt,  zuerst  im  J.  1830  gebohrt  wurden.  Aus  den  angelegten  Bohr- 
löchern strömte  M.wasser  von  starkem  Kohlensäuregehalt,  ähnlich 
dem  der  Sulzerainquelle  in  Canstatt,  hervor,  dessen  Temperatur  15 — 
17°  R.  betrug. 

Im  Frühjahr  1833  ward  bei  der  Kunstmühle  in  Berg  ein  Brunnen 
erbohrt.  Es  wurden  nach  einander  zwei  Bohrlöcher,  das  eine  150, 
das  andere  136  Fufs  tief  getrieben ,  von  welchen  das  eine  1|  wür- 
temberg.  Eimer  Wasser  in  der  Minute  giebt,  dessen  spec.  Gewicht 
1,00548  und  dessen  Temperatur  14°  R.  beträgt. 

Dieses  stark  perlende,  angenehm  schmeckende  Wasser  wird  viel- 
fältig getrunken  und  auch  häufig  versendet;  es  enthält  nach  Mor- 
statt in  sechzehn  Unzen: 


Chlornatrium  , 
Chlormagnium 


18,15  Gr. 
0,25  — 


734 


Schwefelsaures  Natron 
Schwefelsaure  Talkerde 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Kohlensaures  Eisenoxydul 
Kohlensaure  Kalkerde  . 
Kohlensaure  Talkerde  . 


6,25  Gr. 
4,33  — 
6,06  — 
0,14  — 
9,00  — 
0,25  — 


44,43  Gr. 
Kohlensaures  Gas        .        .        .        22,10  Kub.Z. 

Eine  schwache  Reaction  auf  basisch  -  essigsaures  Bleioxyd  zeigte 
die  Anwesenheit  von  Schwefelwasserstoffgas. 

Der  ergiebigste  artesische  Brunnen  zu  Berg  ist  der  ebenfalls  im 
Sommer  1833  bei  der  ehemaligen  Klotz' sehen  Tuchfabrik  erbohrte» 
indem  er  in  der  Minute  100  Kub.  F.  AVasser  giebt. 

Nach  Degen's  Analyse  enthält  er  in  100,000  Theilen: 

Kohlensaure  Kalkerde        .        .  110,18  Th. 

Kohlensaure  Talkerde       .        .  8,10  — 

Kohlens.  Eisenoxydul  mit  Thonerde  4,29  — 

Schwefelsaure  Kalkerde    .        .  81,68  — 

Schwefelsaure  Talkerde     .         .  65,56  — 

Schwefelsaures  Natron      .        .  0,92  — 

Chlornatrium       ....  205,79  — 

476,52  Th. 

C.  F.  Kielme3reri  disquisitio  chemica  aeidularum  Bergensium 
et  Göppingensium.   Stuttgardtiae  1786. 

F.  Molwitz,  einiges  über  eisen-  und  schwefelhaltige  Gesund- 
brunnen ,  in  Vergleich  mit  der  Mineralquelle  auf  der  Neckarinsel  zu 
Berg  in  der  Gegend  von  Stuttgardt.  Stuttgardt  1S03. 

D.  J.  Dangelmaier  a.  a.  O.  Bd.  I.  S.  8S.  89. 

E.  W  et  zier,  über  Gesundbr.  und  Bäder.  Th.  II.  S.  211.  212.  — 
Zusätze  und  Verbesserungen.  S.  13. 

Plieuinger  in:  Correspondenzblatt  des  König).  Würtemb.  land- 
wirthschaftl.  Vereins.  1833.  Bd.  II.  S.  154.  1834.  Bd.  II.  S.  42. 

Tritschler,  Cannstatt's  M. quellen  und  Bäder.  2.  Aufl.  1S34. 
S.  48.  53. 

E.  Stang,  unter  Präs.  von  Ii.  Aut  cn  riet  h,  die  M. quellen  zu 
Berg.  Stuttgart  1837. 

Das  Neustädter  Bad,  eine  Viertelstunde  von  Waiblingen, 
an  der  Rems,  670  Bar.  Fufs  über  dem  Meere,  durch  Berge  gegen  die 
Nord-  und  Südwestwinde  geschützt.  Die  M.quelle  entspringt  aus  Mu- 
schelkalk und  wurde  schon  1710  von  Lentilius  chemisch  unter- 
sucht, späterhin  verschüttet  und  vergessen,  im  J.  1816  jedoch  wieder 
aufgesucht,  neu  gefafst  und  von  Kühlen,  später  im  J.  1838  von 
G  in  c  I  i  n  amilysirt. 

I);is  speeifische  Gewicht  des  Mineralwassers  war  bei  9,75°  R. 
=  10006024,  —  Dem  1000  Schritte  von  der  M.quelle  entfernten  Bade- 


735 


iiause  stehen  im  nächsten    Jahre   (1841)  zeitgemäfse  Verbesserungen 

bevor.  —  Die    Zahl  der  Kurgäste   betrug  im  J.  1835  :  54,   im  J. 

1836  :  59,  —  im  .T.  1837  :  57,  —  im  J.  1838  :  62,  —  im  J.  1839 :  64*. 


Die  chemische  Analyse  ergiebt  in  sechzehn  Unzen  Wasser: 

nach  Riihlen: 

nach  Gmelin: 

Kohlensaure  Kalkerde      . 

1,62500  Gr.      . 

2,184  Gr. 

Kohlensaure  Talkerde     . 

. 

0,230  — 

Schwefelsaure  Kalkerde 

0,84375  — 

0,456  — 

Schwefelsaure  Talkerde 

0,31250  — 

0,330  — 

Schwefels,  Natron  mit  Spuren 

von  schwefelsaurem  Kali 

.... 

0,353  — 

0,170     - 

Chlorcalcium    . 

0,15625  — 

.                # 

Eisenoxyd 

0,45750  — 

0,044  — 

0,102 

Organische  Materie 

•        •        .        .         . 

Spuren 

Geistigen  Extractivstoff  . 

0,03125  — 

»        •        » 

Wässerigen  Extractivstoff 

0,03125  — 

• 

3,45750  Gr. 

3,869  Gr. 

Freie  Kohlensäure   . 

1,5  Kub.  Z.          nicht  unbeträchtlich 

Nach  Riihlen  enthalten  zwei  Unzen  des  schwarzgrauen  Mine- 
ralschlamms, welcher  sich  in  bedeutender  Menge  aus  diesem  Wasser 
ausscheidet: 


Chlorcalcium 

Kohlensaure  Kalkerde 

Scbwefelsaure  Kalkerde 

Talkerde 

Thonerde 

Kieselerde 

Eisen     . 

Schwefel 

Faserstoff 


16,50  Gr. 
132,00  — 
110,00  — 

24,00  — 
121,00  — 
504,00  — 

10,25  — 
2,25  — 

40,00  — 

960,00  Gr. 


Gmelin  fand  in  zwei  Gran  des  getrockneten  M.schlamms; 

Durch  Wasser  ausziehbare  organi- 
sche Materie     ....  0,0S9  Gr. 

Einfaches  Schwefeleisen     .        .  0,006  — 

Eisenoxyd  mit  Spuren  von  Thon- 
erde und  Manganoxyd      .         .  0,037  — 

Kohlensaure  Kalkerde  .        .        .  0,059  — 

Kohlensaure  Talkerde         .       .  0,038  — 


736 


Organische  Materie      .        .        .  0,067  Gr.' 

Kieselerde 0,796 

Thonerde 0,204  - 

Eisenoxyd  mit  Spuren  v.  Manganoxyd  0,071  — [ 

Talkcrde  mit  Spuren  von  Kalkerde  0,009  — 1 

Quarzsand 0,621  — 

Verlust 0,003  — 


2,000  Gr. 

Das  Mineralwasser  wird  vorzugsweise  zum  Baden  benutzt.  Nach 
Truchsefs  wirkt  es  die  äufsere  Haut  belebend  und  zusammenzie- 
hend, den  ganzen  Körper  und  besonders  die  Unterleibseingeweide 
stärkend.  Er  rühmt  es  bei  Krankheiten  der  Geschlechtsorgane  von 
atonischer  und  erethischer  Schwäche,  bei  Störungen  der  Men- 
struation, Neigung  zu  Fehlgeburten,  Unfruchtbarkeit,  —  ferner  bei 
Abdominalplethora,  Bleichsucht,  Scrophulosis,  Rhachitis,  wasser- 
süchtigen Beschwerden,  Mercurialkachexie,  Scorbut,  Gicht  und  bei 
Rheumatismen,  Neuralgieen,  Lähmungen,  chronischen  Hautausschlägen 
und  schlaffen  Geschwüren. 

Der  Badeschlamm  erwies  sich  hilfreich  bei  chronischen  rheuma- 
tischen und  gichtischeu  Lokalleiden,  Neuralgieen,  Lähmungen,  nament- 
lich in  Folge  von  Apoplexie  und  von  Metastasen,  bei  Contractureu, 
Anchylosen,  Gelenksteifigkeit  nach  Verwundungen,  bei  scrophulösen 
Geschwülsten  und  Verhärtungen,  hartnäckigen  Hautausschlägen  und 
veralteten  Geschwüren. 

Truchsefs  in:  Med.  Corresp.  Blatt.  Bd.  IX.  S.  228. 
Heyfelder  a.  a.  O.  S.  160. 

Die  Roigheimer  Schwefelquelle,  in  einem  Seitenthale 
der  Jaxt,  unweit  Möckmühl,  wahrscheinlich  schon  im  fünfzehnten 
Jahrhundert  bekannt.  Sie  entspringt  aus  Muschelkalk;  ihr  Wasser 
ist  klar,  von  einem  pikanten  Geschmacke,  einem  Geruch  nach  Schwe- 
felwasserstoffgas ;  seine  Temperatur  beträgt  zwischen  9,5  und  10°  R., 
sein  spec.  Gewicht  10018,77. 

Chemisch  untersucht  wurde  die  M. quelle  von  Faber,  Nicol, 
Häuf  fei  und  S  ig  wart.  Nach  Häuffei  enthalten  sechzehn  Unzen 
Wasser: 


Chloraluminium 
Chlortalcium 
Chlornatrium 
Schwefelsaures  Natron 
Schwefelsaure  Talkerdc 
Eisenoxyd  . 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Talkerdc 


0,0062500000  Gr. 
0,0492133125  — 
0,2463218750  — 
0,3434198125  — 
0,3409375000  — 
0,0312500000  — 
1,7812500000  - 
0,3112500000 


Thonerde  mit  Spur.  v.  Phosphorsäure  0,0500600000  — 

Schwefelsaure  Kalkcrdc    .        .        0,4375000000  — 


Kiesel- 


737 


Kieselerde  ....  0,0468750000  Gr. 

Durch    Galläpfelaufgufs    fällbaren 

thierischen  Stoff    .        .        .  0,0450000000  — 
Durch    Silberoxyd    fällbaren    Ex- 

tractivstoff      ....  0,0937500000  — 

Manganoxydul    ....  Spuren 

3,7830175000  Gr. 
Schwefelwasserstoffgas      .        .        0,27  Kub.  Z. 
Kohlensaures  Gas      .        .        .        1,00      — 
Verlust 0,06      — 


1,33  Kub.  Z. 


Das  Wasser  setzt  einen  schwarzen  Mineralschlamm  ab,  der  nach 
Häuf  fei  in  500  Gran  enthält: 

Wasser 156,640000  Gr. 

Schwefeleisen       .        .        .  1,214156  — 

Eisenoxyd      ....  12,021755  — 

Erdharz  mit  Spuren  v.  Schwefel  3,700000  — 
Durch  Wasser  ausziehbaren  Ex- 

tractivstoffmitetwasTalkerde  12,580000  — 

Thonerde       .        .        .        .  21,830000  — 


Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaure  Kalkerde 
Schwefelmangan   . 
Kieselerde 


2,782400  — 

24,052200  — 

0,148000  — 

162,607600  — 


Humus,  Zoogen  und  Verlust      102,4238S9 


500,000000  Gr. 

Höring  empfiehlt  dies  Schwefelwasser  gegen  habituelle  Ver- 
stopfung, Stockungen  im  Pfortadersystem,  chronische  Katarrhe,  Blen- 
norrhöen  der  Luftwege  und  Harnwerkzeuge,  chronische  Rheumatismen 
uud  Gicht,  Contracturen,  Steifigkeit  der  Gelenke,  Lähmungen,  chro- 
nische Hautausschläge  und  Scrophulosis. 

Jo.  Matth.  Faber,  Bethesda  Roeghemiana:  Beschreibung  des 
vor  undenklichen  Zeiten  schon  bekannten  Wild-  und  Heilbrunnens  zu 
Rügheim.  Frankfurt  a.  M.  1669. 

C.  F.  A.  Häuffei,  Analyse  und  Heilwirkungen  der  Roigheimer 
Schwefelquelle  und  ihres  Schlammes.  Heilbronn  1832. 

Med.  Corresp.  Blatt.  Bd.  VII.  S.  269. 

Hey  f  eider  a.  a.  O.  S.  157. 

Das  Soolbad  zu  Hall  am  Kocher,  sechzehn  Stunden  von 
Stuttgart.  In  diesen  berühmten  und  ergiebigen  Salinen  sind,  beson- 
ders seit  1826,  zwei  M.quellen,  der  wilde  Stollen  und  der  alte 
Salzbrunnen,  zu  Bädern  benutzt  worden.  Sie  liegen  965  Fufs 
über  dem  Meere  und  entspringen  aus  Muschelkalk,  in  der  Nähe  eines 
Steinsalzlagers.  In  dem  seit  1827  eingerichteten  Badehause  finden  sich 
H.  Theil,  A  a  a 


738 


ausser  Wannenbädern  auch  Vorrichtungen  zu  Douchc- ,  Regen-  und 
Tropfbädern. 

In  neuester  Zeit  ist  auch  ein  Strom-  und  Wellenbad  in  der  Nähe 
des  Soolbadebauses  durch  Benutzung  des  einen  Arms  vom  Kocher 
eingerichtet.  Im  Sommer  1841  soll  ausserdem  eine  Molkenkuranstalt 
ins  Leben  treten,  welche  sehr  zweckmäfsig  mit  dem  Gebrauch  frisch 
ausgeprefster  Kräutersäfte  verbunden  werden  wird. 

Die  Zahl  der  wirklichen  Kurgäste,  die  Einheimischen  ungerechnet, 
betrug 


18-29 

1830 
1831 
1832 
1833 
1834 
1835 
183G 
1837 
1838 
1839 


129. 
124. 
127. 

80. 
118. 
110. 

91. 
106. 

89. 
138. 

79. 


Das  Wasser  der  Soole  ist  hell,  klar,  geruchlos,  von  einem  unan- 
genehmen, salzig-bitterlichen,  gelind  zusammenziehenden  Geschmack ; 
ihre  Temperatur  beträgt  10°  R.  bei  20°  R.  der  Atmosphäre,  ihre 
AVassermenge  in  24  Stunden  15— 16>000  Kub.  Fufs,  das  speeifisebe 
Gewicht  1,049. 

Nach  der  von  Kober,  Schmidt  und  Sandel  im  J.  1828  vor- 
genommenen Analyse  enthalten  sechzehn  Unzen  der  Salzsoolc: 

Chlornatrium         ....  157,440  Gr. 

Schwefelsaures  Natron        .        .  1,440  — 

Kohlensaure  Kalkcrde          .        .  1,690  — 

Schwefelsaure  Kalkerde      .         .  9,120  — 

Ghlorcalcium         ....  0,920  — 

Schwefelsaure  Talkerdc       .        .  1,440  — 

Chlortalcium          ....  0,670  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul  .        .  0,035  — 

Organische  Stolfe         .        .         .  0,110  — 

173,165  Gr. 

Zur  Unterstützung  der  kräftigen  Wirkung  der  Wasserbäder  be- 
dient man  sich  auch  der  Dampf-,  Douche-  und  Regenbäder,  —  so  wie 
der  Mutterlauge  zu  Umschlägen,  AVaschungcn  und  Einspritzungen  in 
den  Mastdarm,  die  Scheide  und  in  Fistelgänge,  —  des  Salzschlamms 
zu  Umschlägen  bei  Geschwüren  und  Verhärtungen. 

Als  Getränk  benutzte  man  früher  die  schwächere  \\  Procent  hal- 
tige S.M.l«-,  da  diese  aber  den  M:igcn  belästigte,  seit  1837  die  Mutter- 
lauge in  sehr  verdünnter  Form;  man  lälstzwei  Drachmen  bis  eine  Unze 


739 

der  flüssigen  Mutterlauge  mit    einem   Schoppen  Wasser   mischen  und 
davon  viertelstündlich  ein  Glas  trinken. 

Wenn  auch  hinsichtlich  ihres  Gehaltes  an  Kochsalz  stärkeren 
Soolen  Teutschlands  nachstehend,  hat  sich  die  zu  Hall  gleich  ähnli- 
chen in  den  genannten  Formen  sehr  hilfreich  erwiesen  in  den  man- 
nigfachsten und  hartnäckigsten  Formen  von  Scrophulosis  und  Rha- 
chitis,  —  Stockungen  im  Leber- ,  Pfortader  -  und  Uterinsystem,  — 
veralteten  kratze-  und  flechtenartigen  Hautausschlägen  und  schlaffen 
Geschwüren  und  endlich  hartnäckigen  rheumatischen  und  gichtischen 
Leiden. 

Von  dem  Soolbad  ist  zu  unterscheiden : 

Das  Wildbad  zu  Hall,  in  der  Stadt  auf  der  entgegengesetz- 
ten Seite  des  Kocher,  eine  schwache  kalte  Schwefelquelle,  welche 
früher  als  Bad  und  Getränk  viel  benutzt,  später  verloren  ging  und  in 
neuerer  Zeit  durch  Bohrversuche  wieder  aufgefunden  wurde. 

Das  M.wasser  ist  klar,  von  einem  hepatischen  Geruch,  einem  un- 
angenehmen, den  Mund  austrocknenden  Geschmacke;  seine  Tempera- 
tur beträgt  9°  R.,  sein  spec.  Gewicht  1,005. 

Der  im  J.  1823  angestellten  Analyse  zufolge  enthält  dasselbe  freie 
Kohlensäure,  Hydrothionsäure,  kohlensaure  Kalk-  und  Talkerde,  schwe- 
felsaure Kalk-  und  Talkerde  und  Spuren  von  Chlornatrium. 

Bäder  werden  in  dem  mit  guten  Einrichtungen  zu  Wannenbädern 
ausgestatteten  Badehause  gegeben. 

Benutzt  wird  das  M.wasser,  gleich  ähnlichen  Schwefelquellen, 
als  Wasserbad  und  Getränk,  (täglich  zu  vier  bis  acht  Bechern),  na- 
mentlich bei  chronischen  Hautausschlägen,  rheumatischen  Leiden  und 
als  Vorbereitungskur  für  die  Soolhäder. 

D.  J.  Dangelmaier  a.  a.  0.  Bd.  IV.  S.  93. 

Dürr  in:  Hufelan  d  und  0  sann's  Journal  der  prakt.  Heilk. 
1829.  Supplementh.  S.  159. 

Dürr,  die  Wirkungen  des  Soolbads  zu  Hall  in  d.  J.  1831,  1832 
und  1833.  Hall  1834. 

Med.  Correspondenzblatt.    Bd.  III.  No.  23  u.  24.    Bd.  VII.  S.  299. 

v.  Gräfe  u.  Kaiisch  a.  a.  0.  III.  Jahrg.  1838.  S.  80. 

Kaiisch,  allgem.  Zeitung  des  Brunnen-  und  BadeweseDS.  1840. 
S.  189. 

Rampold  a.  a.  O.  S.  80. 

Heyfelder  a.  a.  O.  S.  181.  185. 

Das  Soolbad  zu  J axtfeld,  zwischen  den  Ausflüssen  der 
Jaxt  und  des  Kocher  am  Neckar,  in  einer  anmuthigen  Gegend,  444 
Par.  Fufs  über  dem  Meere.  Die  hier  seit  dem  J.  1831  gegründete 
Soolbadeanstalt  mufste  in  Folge  des  starken  Besuchs  bald  vergröfsert 
werden ;  auch  ist  im  J.  1836  in  einem  unmittelbar  an  der  Strafse  freund- 
lich gelegenen  Gasthause,  eine  Viertelstunde  von  Jaxtfeld,  ein  zwei- 
tes Soolbad  eingerichtet  worden,  das  im  J.  1838  :  27  Kurgäste  zählte.  — 

A  aa  2 


740 

Die  Soolbadeanstalt  zu  Jaxtfeld  wurde  im  J.  1832  von  42,  —  im  J. 
1833  von  74,  —  im  J.  1834  von  104,  —  im  J.  1835  von  126,  —  im 
J.  1836  von  97,  —  im  J.  1837  von  78,  —  im  J.  1838  von  62  Kur- 
gästen besucht. 

Die  zur  Bereitung  der  Bäder  erforderliche  Soole  wird  auf  der 
Saline  zu  Friedrichshall  in  einer  Tiefe  von  530—554  Fufs  aus  den 
Steinsalzlagern  ausgepumpt  und  in  Fässern  in  die  Badeanstalten  ge- 
bracht. Sie  ist  von  einem  salzig-bitterlichen  Geschmacke,  geruchlos, 
durchsichtig,  in  grofsen  Quantitäten  von  einer  grünlichen  Färbuug. 
Ihr  spec.  Gewicht  beträgt  1,2009,  ihre  Temperatur  11—11,5°  R.  Ein 
Kubikfufs  derselben  enthält  beinahe  16  Pfund  mäfsig  getrockneten 
Rückstand,  der  aus  15  Pfund  1  Loth  und  3  Quent.  Kochsalz  und  aus 
li  bis  2  Procent  andern  Salzen  besteht,  unter  denen  nach  Jäger 
nur  eine  sehr  geringe  Menge  von  kohlensaurem  Eisenoxydul,  kein 
Glauber-  und  kein  Bittersalz,  nach  Frommherz  aber  etwas  Brom 
sich  befinden. 

Die  Soole  mufs  immer  zu  Bädern  verdünnt  werden;  Jenisch 
beobachtete,  dafs  sie  bei  einer  Stärke  von  4 — 8  Graden  im  Bade  ge- 
wöhnlich am  besten  wirke.  Auch  als  Getränk  kann  sie  nur  mit  Wasser^ 
Milch  oder  Molken  bedeutend  verdünnt  benutzt  werden.  Innerlich  ge- 
braucht wirkt  sie  sehr  diuretisch  und  zugleich  auch  den  Darmkanal  be- 
thätigend;  ein  Zusatz  von  Ziegenmolken  begünstigt  ihre  auflösende  und 
abführende  Wirkung.  —  Auch  als  Bad  angewendet  befördert  die  Soole 
den  Appetit  und  vermehrt  die  Diuresis,  vor  allem  aber  wirkt  sie  gleich 
ähnlichen  Soolen  belebend  stärkend  auf  die  äufsere  Haut  und  kräftig 
die  Resorption  bethätigend. 

Jenisch  in:  Med.  Corresp.  Blatt.  Bd.  111.  S.  256.  Bd.  VII.  S. 
284.  Bd.  VIII.  S.  ISO.  Bd.  IX.  S.  189. 

Rampold  a.  a.  O.  S.  76. 

v.  Gräfe  u.  Kaiisch  a.  a.  0.  Jahrg.  III.  1838.  S.  76.  Jahrg.  IV. 
1839.  Abth.  2.  S.  44. 

Heyfelder  a.  a.  0.  S.  174. 

Die  M.  quellen  zu  Offen  au,  auf  dem  rechten  Ufer  des 
Neckar,  drei  Stunden  von  Heilbronn,  eine  halbe  Stunde  von  Jaxtfeld, 
eine  Stunde  von  Gundelshcim  ,  460  Par.  Fufs  über  dem  Meere,  aus 
Muschelkalk  entspringend.  Früher  befanden  sich  hier  zwei  M.quellen, 
von  welchen  die  eine,  der  Kurbrunnen  genannt,  ausschliefslich 
zum  Trinken,  die  andere  dagegen  zum  Baden  benutzt  wurde ;  —  er- 
stere  wurde  im  J.  1784  durch  einen  starken  Eisgang  vernichtet,  das 
Bad  gerieth  in  Folge  der  spätem  Kriege  in  Vergessenheit.  Seit  dem 
J.  1836  wurde  indefs  hier  eine  neue  Badeanstalt  errichtet,  die  noch 
vorhandne  Quölle  neu  geläf'st  und  ein  Kurhaus  mit  Wohnzimmern  und 
Badekabinetten  aufgerührt. 

Das  M.wasser  ist  hell  und  farblos,  von  einem  schwachen  Gerüche 
nach  llvdrothionsäurc  und  einem  schwach  salzigen  Geschmack,    seine 


741 

Temperatur  beträgt  10°  R.  Nach  der  von  Schulz    unter  Gmelin's 
Aufsicht  angestellten  Analyse  enthalten  sechzehn  Unzen : 

Chlorcalcium 0,71  Gr. 

Chlormagnium 


\    MIUI  Uid^IlllUJl                  •                 .                 • 

Chlornatrium 

21,69  — 

Schwefelsaures  Natron 

4,57  — 

Schwefelsaure  Talkerde 

0,12  — 

Schwefelsaure  Kalkerde 

3,85  — 

Kohlensaure  Kalkerde  .        , 

1,32  — 

Kohlensaure  Talkerde  . 

0,21  — 

Kieselerde       «        .        . 

0,05  — 

33,31  Gr. 
Kohlensaures  Gas  .        .        .        2,765  Par.  Kub.  Z. 

Nach  Fromm  herz  soll  das  M.wasser  auch  Brom  enthalten  ;  doch 
zeigen  die  Versuche  auf  Brom  und  Jod  mit  gröfsern  Quantitäten  nur 
eine  Spur  von  letzterem;  Eisen   wurde  nicht  aufgefuuden. 

Man  benutzt  es  gröl'stentheils  nur  in  Form  von  Bädern,  doch 
dürfte  sich  dasselbe  auch  als  Getränk  benutzen  lassen.  Bei  dem  Ge- 
brauch der  Soole  zu  Bädern  wird  bei  etwaigem  Bedürfnifs  die  Soole 
der  nahe  dabei  gelegenen  Saline  Clemenshall  zur  Verstärkung  bei- 
gemischt. 

H.  W.  Schuld,  chemische  Untersuchung   des    Offenauer  M.was- 
sers  unter  Präs.  von  Chr.  G.  Gmelin.  Tübingen  1837. 
Jenisch  in:  Med.  Corresp.  Blatt.  Bd.  VII.  S.  299. 
v.   Gräfe  und   Kaiisch  a.  a.  0.  Jahrg.  III.  1838.  S.  79. 
Hey  fei  der  a.  a.  0.  S.  179. 

Die  M. quellen  zu  Mergentheim  im  Oberamte  dieses  Na- 
mens. Mergentheim,  früher  Residenz  des  Hoch-  und  Teutschmeisters, 
seit  1809  Eigenthum  der  Krone  Würtembergs,  zählt  an  3000  Ein- 
wohner, liegt  in  einer  sehr  fruchtbaren  Gegend,  591  Fufs  über  dem 
Meere,  von  Würzburg  fünf,  von  Stuttgart  fünfzehn  Meilen  entfernt. 
Die  vorherrschende  Gebirgsart  besteht  aus  Muschelkalk  und  Gyps. 

Entdeckt  wurden  die  M  quellen  erst  im  Jahre  1826,  1829  die  zu 
ihrer  Benutzung  erforderlichen  Bauten  aufgeführt  und  von  Seh  üz,  Chr. 
Gmelin,  Vogel,  Sigwart,  Christlieb  und  Wrede  analysirt. 

Das  M.wasser  ist  hell,  färb-  und  geruchlos,  von  einem  salzig-bitter- 
licheu  Geschmacke;  seine  Temperatur  beträgt  8 — 9°  R.,  sein  spec. 
Gewicht  1,012. 

Sechzehn  Unzen  desselben  enthalten : 

nach  Schütz  nach  Sigwart 

(1826) :  (1826) : 

Chlornatrium    .        .        ,      37,9092  Gr.       .        .      25,2123  Gr. 
Chlormagnium  ...        3,1830  —        .        .        0,9036  — 
Schwefelsaures  Natron   .      15,8690  —        .        .       6,1402  — 


742 


Schwefelsaure  Talkerde 

.... 

1,3148  Gr. 

Schwefelsaure  Kalkerde . 

7,4426  Gr.      . 

8,9011  — 

Kohlensaure  Kalkerde     . 

4,2820  — 

3,9761  — 

Kohlensaure  Talkerde  . 

. 

0,1853  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul 

Spuren 

•        •      . 

Humusextract 

. 

Spuren 

68,685S  Gr. 

46,6334  Gr. 

Kohlensaures  Gas 

4,2506  Kub.  Z. 

nach  Chr.  Gmelin        nach  Sigwart 

(1828): 

(1829) : 

Chlornatriuin  .... 

78,42  Gr.      . 

69,40  Gr. 

Chlorcalcium   . 

0,38  — 

. 

Chlormagnium           .         , 

. 

0,40  — 

Schwefelsaures  Natron  . 

32,94  —         .       . 

36,94  — 

Schwefelsaure  Talkerde 

2,70  — 

6,90  — 

Schwefelsaure  Kalkerde 

16,50  — 

9,92  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

3,26  —        .        . 

4,44  — 

Kohlensaure  Talkerde    . 

. 

0,44  — 

Kieselerde        .... 

. 

Spuren 

Kohlensaures  Eisenoxydul 

Spuren 

0,03  — 

134,20  Gr. 

128,47  Gr. 

Kohlensaures  Gas. 

13,53  Kub.Z. 

4,68  Kub.Z. 

Stickgas         .... 

0,38      — 
13,91  Kub.Z. 

nach  Vogel            nach  Sigwart 

(1830) : 

(1S32): 

Chlornatrium    . 

.      77,50  Gr.      . 

44,97  Gr. 

Chlorcalcium   . 

0,25  — 

.        .        • 

Chlormagnium 

•                •                                       • 

8,17  — 

Schwefelsaures  Natron  . 

30,55  — 

31,19  — 

Schwefelsaure  Talkerde 

5,11  — 

0,62  — 

Schwefelsaure  Kalkerde 

3,55  — 

6,35  — 

Kohlensaure  Kalkerde     . 

2,15  — 

6,47  — 

Kohlensaure  Talkerde    . 

0,55  — 

1,06  — 

Kieselerde 

Spuren 

Kohlensaures  Eisenoxydul 

0,21  — 

0,03  — 

Humusextract 

0,25  — 

0,13  — 

120,12  Gr, 

98,99  Gr. 

Kohlensaures  Gas 

9,54  Kub.Z. 

9,75  Kub.  Z 

Schwefelwasscrstoffgas 

Spuren. 

nach 

W  r  e  d  e 

1833: 

1830: 

Cblbrnatrium  . 

.      53,45  Gr.      . 

.      45,10  Gr. 

743 


Cblormagnium 
Schwefelsaures  Natron  . 
Schwefelsaure  Talkerde 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Kalkerde  , 
Kohlensaure  Talkerde  . 
Kieselerde 

Kohlensaures  Eisenoxydul 
Humusextract 


Kohlensaures  Gas 


0,43  Gr. 

7,00  Gr. 

.      32,10  — 

.      30,36  — 

7,69  — 

0,86  — 

8,70  — 

7,43  — 

3,93  — 

4,10  — 

0,30  — 

.        0,33  — 

Spuren 

Spuren 

0,02  — 

0,03  — 

0,10  — 

0,10  — 

106,72  Gr. 

95,31  Gr. 

8,52  Kub.  Z. 

8,03  Kub.  Z 

Auffallend  ist  die  Verschiedenheit  des  Gehaltes  an  festen  Be- 
standtheilen  in  den  Ergebnissen  der  veranstalteten  Analysen,  und  er- 
klärt sich  zum  Tlieil  durch  den  Zutritt  von  wildem  Wasser.  —  Herr 
Provisor  Rathgeb  und  Hr.  Baumgartinger  prüften  im  J.  1829 
von  Monat  zu  Monat,  ersterer  den  Gehalt  an  festen  Bestandtheilen, 
letzterer  das  spec.  Gewicht  des  Wassers,  jeder  unabhängig  vom  An- 
dern, und  sie  erhielten  dabei  folgende  Resultate : 


Gehalt  des  Wassers  an 
1829.      fixen  Bestandtheilen   in 
sechzehn  Unzen : 


Specifiscbes  Gewicht 

des    Wassers  bei 

12,5°  R. 

1,016990. 
1,016738. 
1,016082. 
1,015902. 
1,015925. 
1,016990. 
1,016870. 
1,015684. 
1,015315. 
1,016010. 
1,014732. 
1,016985. 

1,016850. 


In  ihren  Mischungsverhältnissen  und  Wirkungen  ähnlich  den  Mi- 
neralquellen von  Canstatt  und  Kissingen,  sind  die  M.guellen  zu  Mer- 
gentheim  als  Getränk  und  Bad  besonders  empfohlen  worden :  bei  Hä- 
morrhoidal-  und  Menstrualbescbwerden,  —  Krankheiten  der  Milz,  Le- 
ber und  Harnwerkzeuge,  —  chronischen  Nervenleiden,  die  ihren  Sitz 
im  Unterleibe  haben,  —  cougestiven  Beschwerden,  —  Leiden  der 
Schleimhäute,  des  Lymph-  und  Drüsensystems,  —  Gicht,  Rheumatis- 
men und  chronischen  Hautausschlägen. 

Man  versendet  auch  das  M.wasser,  der  Verschlufs  desselben  ist 
der  Handlung    C.  und  F.   Ziegler  zu  Mergentheim   übertragen;  die 


Januar 

130,0  Gr 

Februar 

126,7  — 

März 

123,3  — 

April 

120,0  — 

Mai     . 

122,0  — 

Juni    . 

130,7  — 

Juli    . 

129,3  — 

August 

120,0  — 

September 

118,0  — 

October 

122,7  — 

November  . 

119,3  — 

December  . 

130,0  — 

Mittel 

124,33  — 

744 

Krüge  sind  an  dem  Stadtwappen  mit  der  Umschrift  „Mergentheim.  Min. 
Wasser,"  und  einem  besondern  Brunnensiegel  kenntlich. 

Mergentheim  und  seine  Heilquellen  von  Dr.  Bauer.  Mergent- 
Leim  1830. 

F.  A.  Christlieb,  unter  Präs.  von  Sigwart,  chemische  Un- 
tersuchung des  Mergentheimer  M.wassers.  Tübingen  1830. 

W.  E.  F  ab  er  in:  Med.  Corresp.  Blatt.  Bd.  IV.  S.  275. 

Hü  ring  in:  Med.  Correspondenz-Blatt.  Bd.  VI.  S.  194.  Bd.  VII. 
S.  272.  Bd.  IX.  S.  187. 

v.  Gräfe  u.  Kali  seh  a.  a.  0.  Jahrg.  III.  183S.  S.  73.  Jahrg,  IV. 
1839.  Abth.  2.  S.  42. 

Kaiisch,  allgem.  Zeitung  des  Brunnen-  und  Badewesens.  1840. 
S.  15S. 

Rampold  a    a.  0.  S.  73. 

Heyfelder  a.  a.  0.  S.  191. 

Das  Wildbad  zu  Giengen  im  Jaxtkreise  am  südlichen  Ab- 
hänge der  Würtembergischen  Alp,  in  einer  kesselartigen  Vertiefung 
an  der  Brenz,  1440  F.  über  dem  Meere,  von  der  Stadt  Giengen  nur 
einige  hundert  Schritte  entfernt.  —  Die  ältesten  Nachrichten  über  die 
M.q.  zu  Giengen  reichen  bis  zum  Jahr  1566;  im  siebzehnten  Jahr- 
hundert wurden  sie  viel  als  Bad  benutzt;  seit  1826  erfreut  sich  die 
Anstalt  eines,  mit  den  nöthigen  Vorrichtungen  versehenen  Badehauses. 
—  Jährlich  werden  liier  1400 — 1600,  in  besonders  günstigen  Jahren 
1900-2000  Bäder  gegeben. 

Die  ältesten  bekannten  Beschreibungen  dieses  Bades  besitzen  wir 
von  Eberhard  Gockelius  und  Jägerschmidt,  von  Brotbeck 
vom  Jahre  1722  und  ein  Badereglement  von  Mohr  vom  Jahre  1760, 
eine  chemische  Untersuchung  von  Frölich  und  Petermann  vom 
Jahre  1821,  die  neueste  Beschreibung  und  Analyse  des  M.wassers 
von  V.  L.  S  a  1  z  e  r. 

Die  vorherrschende  Gebirgsart  dieser  Gegeud  ist  ein  dichter, 
gelblich  -  weifser  Jurakalk,  auf  welchem  ein  dichter,  hell  gelblich- 
grauer  und  weifsgrauer  Süfswasserkalk  gelagert  ist;  unter  der  Acker- 
erde wird  an  mehreren  Stellen  Torf  gestochen. 

Die  mittlere  Temperatur  des  krystallhcllen,  fast  geruch-  und  ge- 
schmacklosen M. wasser  beträgt  6,81°  R.,  sein  spec.  Gewicht  1,00050S. 
Nach  Salzer  enthalten  sechzehn  Unzen  dieses  M.wassers: 


Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Talkerdc 
Kohlensaures  Eisenoxydul 
Chlorcalcium         > 
Uhlortalcium 
Schwefelsaure  Kalkcrdc 
Ilumussaurc  Thouerde 


2,031  Gr. 
0,166  — 
0,019  — 
0,009  — 
0,049  — 
0,021  — 
0^061  — 


745 


Kieselerde 0,065  Gr. 

Harzigen  Extractivstoff       .        .        eine  Spur 


2,421  Gr. 

Kohlensaures  Gas        .        .        .        2,68  Kub.  Z. 
Stickgas        .....        0,32    — 
Sauerstoffgas        ....        0,06    — 


3,06  Kub.  Z. 
Getrunken  wirkt  das  M.wasser  auflösend,  diuretisch,  —  als  Bad 
angewendet  beruhigend,  die  Thätigkeit  der  äufsern  Haut  befördernd. 
Benutzt  hat  man  es  in  beiden  Formen,  namentlich  als  Bad  bei  Läh- 
mungen, gichtischen  und  rheumatischen  Uebeln,  Unterleibs-  und  Hä- 
morrhoidalbeschwerden. 

Chr.  Dav.  Brotbeck,  kurtze  Anmerkungen  von  dem  gleich  vor 
der  Heil.  Reichs-Stadt  Giengen  gelegenen  Wildbad.  Ulm  1722. 

G.  Fr.  Mohr,  kurzer  Bericht  von  dem  vortrefflichen  Nutzen  und 
Gebrauch  des  Wildbadwassers  bei  der  Reichsstadt  Giengen.  1760. 

D.  J.  Dangelmaier  a.  a.  O.  Bd.  III.  S.  1. 

Untersuchungen  über  das  Wildbad  bei  Giengen,  eine  Inaugural- 
Dissertation  unter  dem  Präsid.  von  G.  Schübler,  von  V.  L.  Sal- 
zer. Tübingen  1828. 

Teutschland  geogn.  geolog.  dargestellt  von  Ch  r.  Kef  er  stein. 
Bd.  VI.  S.  401. 

Heyfelder  a.  a.  O.  S.  47. 

Das  Chrislenhofsbad  bei  Mögglingen  im  Jaxtkreise, 
Oberamtsbezirks  Gmünd,  zwei  und  eine  halbe  Stunde  von  Gmünd, 
zwei  Stunden  von  Aalen  entfernt,  liegt  auf  einer  Anhöhe,  welche 
nach  Bodenmüller  aus  bituminösem  Mergelschiefer  der  Liasforma- 
tion  besteht,  der  in  seinen  tiefern  Schichten  Schwefelkies  enthält. 
Im  J.  1832  wurde  die  Quelle  gefafst  und  eine  Badeanstalt  eingerich- 
tet. Man  zählte  hier  im  J.  1839  :  204  Kurgäste,  —  in  den  vorherge- 
henden Jahren  noch  mehr. 

Das  Mineralwasser  riecht  nach  Schwefelwasserstoffgas,  schmeckt 
säuerlich-bitter,  und  enthält  nach  Sigwart's  Analyse  in  sechzehn 
Unzen : 

Schwefelsaure  Talkerde        .        .        2,85  Gr. 


Schwefelsaures  Natron 
Chlormagnium 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Kalkerde  . 
Kohlensaure  Talkerde  . 


0,86  — 

0,46  — 

10,31  — 

2,85  — 
0,57  — 


Bitumen  mit  Spuren  v.  kohlens.  Eisen  0,15  — 


18,05  Gr. 
Kohlensaures  Gas  .        .        .       0,06  Vol. 

Nach  Boden m üll  er  wirkt  es,    innerlich  gebraucht,    diuretisch 
und  den  Stuhlgang   befördernd;    als   Bad  dagegen   die  Thätigkeit  der 


746 

äufsern  Haut  befördernd.  Er  empfiehlt  das  Bad  gegen  Gicht ,  Rheu- 
matismen, chronische  Hautausschläge,  veraltete  Geschwüre,  Lähmun- 
gen, Erschlaffung  der  äussern  Haut,  profuse  Schweifse ;  —  in  Verbin- 
dung mit  der  Trinkkur  gegen  Säure  und  Verschleimung  des  Magens, 
Schwäche  der  Verdauungsw  erkzeuge,  Stockungen  im  Leber-  und  Pfort- 
adersystem, Hämorrhoidalbeschwerden,  Hypochondrie,  Hysterie ,  Ner- 
venschwäche, Fluor  albus  und  krankhafte  Störungen  der  Menstrua- 
tion, Grics-  und  Harnsteine. 

Bodenmüller,  das  Christenhofbad  bei  Möggliugeu.  Gmünd  1837. 
Heyfelder  a.  a.  0.  S.  36. 

Das  Schwefelbad  zu  Wintert  ach,  im  Remsthale,  dreiviertel 
Stunden  von  Schorndorf,  vier  Stunden  von  El'slingen  und  fünf  uud  eine 
Viertelstunde  von  Stuttgart,  766  Par.  F.  üb.  d.  M.,  seit  1825  im  Gebrauch. 
Die  Zahl  der  Kurgäste  wechselte  bisher  zwischen  12  und  21  jährlich. 

Es  befinden  sich  hier  zwei  Mineralquellen,  von  welchen  das  Was- 
ser der  altern  für  die  Bäder  erwärmt  wird,  indefs  das  der  zweiten, 
im  J.  1838  aufgefundenen,  unmittelbar  in  die  Badewaunen  abfliefst. 

Her  Boden,  aus  dem  die  M.quellen  entspringen,  gehört  der  Keu- 
performation  an,  in  der  Tiefe  findet  sich  Muschelkalk.  Das  Wasser  ist 
hell,  nicht  perlend,  au  der  Luft  sich  trübend,  riecht  nach  Schwefel- 
wasserstoffgas und  schmeckt  bittersalzig.  Seine  Temperatur  beträgt 
S— 9°  R. 

Chemisch  analysirt  wurde  das  Wasser  der  ersten  Quelle  durch 
Gaupp,  Buhl  und  Sigwart,  das  der  zweiten  durch  Grüu- 
zweig. 

In  sechzehn  Unzen  Wasser  cuthält: 


1.  Die 

:  erste  Quelle 

2.  Die 

zweite  Quelle 

nach 

Sigwart: 

nach  G 

rünzweig: 

Schwefelsaure  Kalkerde 

1,567  Gr. 

. 

1,66  Gr. 

Kohlensaure  Kalkerde  . 

. 

0,285  — 

. 

0,55  — 

Kohlensaure  Talkerde   . 

0,143  — 

•                . 

Kohlensaures  Natron    . 

0,25  — 

Schwefelsaure  Talkerde 

1,142  — 

. 

0,55  — 

Chlornatrium 

, 

0,285  — 

0,83  — 

Chiormngniuui 

. 

unbestimmt 

. 

0,25  — 

Exlractivstoff 

• 

unbestimmt 

• 

• 

3,422  Gr. 

4,09  Gr. 

nach  B 

u  h  1 : 

SchwefelwasserstofTgas 

0,28  Kub.Z. 

0,67  Kub.Z. 

Kohlensaures  Gas 

• 

2,00      — 

2,28  Kuh.  Z. 

Als    I5;id   und  Getränk  benutzt,    befördert   das  M.wusser    die  S,e- 
und  Excretiouen,    wirkt   besonders  als  Bad  angewendet   leicht  aulic- 


gend  auf  das    Blutsystem    und   veranlafst   nicht  selten   einen  Bade- 
aussclilag. 

Faber  fand  es  vorzugsweise  heilsam  hei  hartnackigen  Rheuma- 
tismen und  Gicht,  chronischen  Entzündungen  und  beginnenden  Ver- 
härtungen der  Ovarien,  herpetischen  und  scabiösen  Exanthemen,  im- 
petiginösen  Geschwüren,  Krankheiten,  die  auf  Stockungen  im  Pfort- 
adersystem beruhen,  metastatischen  Leiden  in  Folge  von  unterdrück- 
ter Krätze,  unvollkommenen  Lähmungen,  Anomalieen  der  Menstruation, 
Nachkrankheiten  der  Syphilis,  Gries-  und  Steinbeschwerden. 

Faber,  das  Schwefelbad  zu  Winterbach  im  Oberamte  Schorn- 
dorf. 1835. 

Med.  Corresp.  Blatt.  Bd.  VII.  S.  269.  Bd.  IX.  S.  159  u.  169. 
Hejfelder  a.  a,  0.  S.  164. 

Das  Theusserbad  bei  Löwenstein,  eine  Viertelstunde  von 
Löwenstein ,  zwei  Stunden  von  Weinsberg,  drei  Stunden  von  Heil- 
bronn und  Oebringen,  fünf  Stunden  von  Backnang  und  Hall  entfernt, 
in  einem  engen  aber  romantischen  Thale,  schon  von  Tabernä- 
montanus,  Günther  von  Andernach,  Eschenreuter,  R  u- 
land  und  Bauhin  erwähnt. 

In  dem  hier  befindlichen  Badehause  finden  sich  Vorrichtungen  zu 
Wannenbädern;  —  die  Zahl  der  Kurgäste  übersteigt  jährlich  nicht  50. 

Von  den  hier  vorhandenen  sechs  M.quellen  sind  nur  zwei  gefafst; 
alle  entspringen  aus  Felsenspalten  auf  der  Gränze  zwischen  Keuper 
und  Muschelkalk,  sehr  wasserreich  und  von  stets  gleicher  Menge. 

Das  Wasser  ist  krystallhell,  von  bitterlich  -  zusammenziehendem 
Geschmacke,  hat  die  Temperatur  von  10°  R.,  und  wird  gekocht  milch- 
weils. 

Chemisch  analysirt  wurde  dasselbe  in  der  ersten  Hälfte  des  vo- 
rigen Jahrhunderts  von  J.  Gottf.  Meyfeld  und  Dietr.  Chr. 
Scharff,  —  im  J.  1824  von  Sigwart.  Nach  Sigwart  enthalten 
sechzehn  Unzen : 

Schwefelsaure  Talkerde  (krystallisirt)  2,75  Gr. 
Schwefelsaures  Natron  (krystallisirt)  1,10  — 


Schwefelsaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Kalkerde  . 
Kohlensaure  Talkerde  . 
Chlormagnium 
Harzigen  Extractivstoff 


11,28  — 
1,97  — 
0,95  — 
0,35  - 
Spuren 


18,40  Gr. 
Kohlensaures  Gas  .        .        .        1,25  Kuh.  Z. 

Empfohlen  wird  dasselbe  als  Bad  und  Getränk  gegen  Gicht, 
chronische  Hautausschläge,  veraltete  Geschwüre,  Stockungen  im  Un- 
terleibe, namentlich  Störungen  der  Menstruation. 

Dietr.  Chr.  Scharff,  neue  Beschreibung  des  alten  und  vor- 
hin schon  längst  berühmten  bei  und    unter   der  hochgräflichen   Resi- 


748 

denz  Löwenstein  reichlich  hervorfliefsenden  Gesundbrunnens  etc. 
Heilbronn  1733. 

D.  J.  Dangelmaier  a.  a.  0.  Bd.  IV.  S.  118. 

Das  Theusser-ßad  bei  Lüwenstein,  von  Dr.  Staudenmeier  in 
Löwenstein,  in:  Med.  Corresp.  Blatt.  Bd.  VII.  S.  301. 

Heyfelder  a.  a.  0.  S.  34. 

Das  Bad  zu  Rieten  au,  eine  Stunde  von  der  Oberamtsstadt 
Backnang,  drei  Stunden  von  Marbach,  in  einem  freundlichen  Thale, 
schon  seit  1262  als  Bad  benutzt,  späterhin  lange  vernachlässigt,  er- 
hielt 1826  ein  neues  Kurhaus.  Die  Zahl  der  Kurgäste  beträgt  jähr- 
lich 60-80. 

Das  Wasser,  aus  der  Keuperformation  entspringend,  hat  einen 
angenehm  erfrischenden  Geschmack,  ist  geruchlos,  hell  und  perlend. 
Die  Temperatur  wechselt  im  Sommer  zwischen  9 — 10,5°  R.  Analy- 
sirt  wurde  es  1654  durch  Eisenmenger,  1813  durch  Hartmann, 
später  durch  Vayhinger,  1836  durch  Z w i n k. 

Nach  Hartmann  enthalten  sechzehn  Unzen: 

Kohlensaure  Kalkerde  .        .  3,750  Gr. 

Schwefelsaure  Kalkerde      .        .  0,820  — 

Chlorcalcium        ....  0,690  — 

Thonerde      .        .        .        .        .  0,375  — 

Kalkerde 0,312  — 

5,947  Gr. 
Schwefelwasserstoffgas        .        eine  geringe  Menge. 
Zwink  fand  in  100  Unzen: 

Chlormagnium     ....  2,7615  Gr. 

Schwefelsaure  Talkerde     .        .  8,4107  — 

Schwefelsaures  Natron      .        .  2,9192  — 

Schwefelsaures  Kali  .        .        .  0,3967  — 

Schwefelsaure  Kalkerde     .         .  44,8750  — 
Kohlensaure  Kalkerde  (mit  Spuren 

von  Erdharz    und  organischem 

Stoffe,    phosphorsaurem   Kalk, 

Fluorcalcium  und  Eisenoxyd)  16,4062  — 
Kieselerde  mit  etwas  Eisenoxyd 

verbunden        ....  1,3750  — 
Humusartigen  Extractivstoff       unbestimmte  Menge 

77,1443  Gr. 
Kohlensaures  Gas     .        .        .        21,8737  Par.Kub.Z. 

(Also  in  16  Unzen  ungefähr  12  Gran  feste  Bestandteile,  nämlich 
7Gr.  Gyps.,  2,5  Gr.  kohlensaure  Kalkerde,  1,5  Gr.  schwefelsaure  Talk- 
erdcj  neben  3,5  Kuh.  Z.  Kohlensäure). 

Empfohlen  hat  man  dasselbe  bei  Gicht  und  Rheumatismen,  Con- 


749 

tracturen,    Lähmungen ,' Stockungen  im   Uuterleibe ,    Anomalieen  der 
Menstruation   und  chronischen  Hautausschlägen. 

Kurtze  Beschreibung  dessen  im  Hochlöblichen  Herzogthum  Wür- 
temberg,  Marpacher  Amtes,  zu  Rietenau  quellenden  Badbronnen-Was- 
sers u.  s.  w.  erstlich  lb54  Ton  J.  Christ.  Eisenmeng  er  dem  al- 
tern, jetzund  aber  auff  sonderlich  Begehren  u.  s.  w.  durch  Joh. 
Chr.  Eisenmenger  den  Jüngern.  1669. 

Kurze  Beschreibung  des  zu  Rietenau  befindlichen  Badbrunn-Was- 
sers. Stuttgart  1769. 

D.  J.  Dangelmaier  a.  a.  0.  Bd.  IV.  S.  109. 

v.  Dillenius,  neueste  Nachrichten  über  das  M.wasser  zu  Rie- 
tenau. Ludwigsburg  1829. 

Weifs  in:  Med.  Corresp.  Blatt.  Bd.  VII.  S.  306. 

Heyfelder  a.  a.  0.  S.  41. 

Die  M. quelle  zu  Crailsheim,  im  Oberamte  dieses  Namens, 
eine  halbe  Stunde  von  Crailsheim  entfernt,  an  der  Strafse  nach  Hall, 
aus  Keuper  entspringend,  1114  Fufs  über  dem  Meere,  schon  gegen 
Ende  des  siebzehnten  Jahrhunderts  gekannt,  wurde  durch  Dr.  Ec- 
charth,  Physicus  zu  Crailsheim,  1701  zum  erstenmale  chemisch  un- 
tersucht, bald  darauf  gefafst  und  mit  einem  Kurhause  versehen.  Die 
Zahl  der  Kurgäste  betrug  im  J.  1834  nur  25,  —  im  J.  1835  :  34,  — 
im  J.  1836  :  33,  —  im  J.  1837  :  69. 

Die  M.quelle  liefert  in  einer  Stunde  260  Maafs  Wasser,  welches 
hell  und  klar,  von  schwach  hepatischem  Geruch,  von  einem  eisenhaf- 
ten bitterlichen  Geschmacke  ist,  stark  perlt,  im  Glase  nach  und  nach 
seinen  Geschmack  verliert,  fade  wird  und  einen  gelbbraunen  Nieder- 
schlag bildet.  Die  Temperatur  beträgt  constant  8°  R.  Nach  Mayer's 
Analyse  enthält  es  in  sechzehn  Unzen: 

Schwefelsaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Kalkerde. 
Schwefelsaure  Talkerde 
Chlortalcium 
Schwefelsaures  Natron 
Schwefelsaures  Kali    . 
Kohlensaures  Eisenoxydul 
Schwefelerde 

Kohlensaures  Gas 

Schmetzer  empfiehlt  das  M.wasser  namentlich  bei  chronischer 
Gicht  und  Rheumatismen,  Verschleimungeu  und  Stockungen  im  Un- 
terleibe, Anomalieen  der  Menstruation,  anfangender  Bleichsucht,  Hy- 
pochondrie und  Hysterie. 

J.  F.  Hoffmann,  kurze  Beschreibung  des  ohuweit  Krailsheim 
gelegenen  Gesund-  und  Heilbrunnen.  Onolzbach  1722.  —  1726. 


8,214  Gr. 

3,674  — 

2,272  — 

0,082  — 

1,351  — 

0,033  — 

0,109  — 

0,059  — 

15,794  Gr. 

. 

2,5115  Par.  Kub.  Z 

750 

G.  C.  Zimmermann,  Hygiea  Crailsheimensis ,  oder  Crailshei- 
mer Heil-  und  Wunderbrunnen.  1732. 

Seh  metzer  in:  Med.  Corresp.  Blatt  Bd.  IX.  No.  29. 
Heyf eider  a.  a.  0.  S.  172. 

Das  Königs-  oder  Hirschbad  dicht  bei  Stuttgart,  mit  ei- 
nem guten  Badehause  versehen,  dessen  M.q.  schon  früher  von  G  m  e- 
lin  nnd  Gefsner  untersucht  wurdeu,  —  Unfern  des  Bades  befindet 
sich  eine  M. quelle,  welche  nach  Geruch  und  Geschmack  zu  urtheilen, 
schwefelhaltig  scheint. 

Gmelin  a.  a.  0.     S.  37. 

J.  A.  Gefsner,  Beschreibung  des  ohnweit  Stuttgart  gelegenen 
Hirschbades.  Stuttgart  1746. 

D.  J.  Dangelmaier  a.  a.  0.  Bd.  IV.  S.  96. 
Braun  a.  a.  0.  S.  15. 
Heyfelder  a.  a.  0.  S.  38. 


An  diese  M.quellen  schliefsen  sich  folgende  früher  theilweise  viel 
gebrauchte,  jetzt  indefs  unbenutzte: 

Das  Ilgenbad  bei  EJ sling e?i,  angeblich  schon  im  J.  1562 
bekannt. 

Kurze    Beschreibung   des    so    genannten    Ilgenbades  in   der    heil. 
Rom.  Reichs  freien  Stadt  Efslingeu.   Efslingen  1745. 
D.  J.  Dangelmaier  a.  a.  O.  Bd.  IV.  S.  99. 
Heyf  eider  a.  a.  O.  S.  51. 

Das  Thierbad  bei  Welzheim,  zwölf  Stunden  von  Stutt- 
gart, im  Jaxtkreise,  1567  Fufs  über  dem  Meere,  aus  Keuper  und 
Liassandstein  entspringend,  enthält  nach  Sigwart  nur  wenig  feste 
Bestandtheile ,  unter  diesen  kohlensaures  und  schwefelsaures  Natron. 
Zu  Anfang  des  siebzehnten  Jahrhunderts  mit  guten  Einrichtungen 
versehen  und  häufig  benutzt,  ist  es  gegenwärtig  ausser  Gebrauch. 

Ferinae  Weltzheimenses,  d.  i.  gründliche  Erforschung  von  Natur, 
Eigenschaften  und  Gebrauch  des  heilsamen  Wildbrunnens  zu  Weltzen, 
das  Thier-  oder  Wildbad  genannt ,  durch  Johanncm  Remmeli- 
num.  Augspurg  1619. 

Obscrvationes  Ferinarum  Weltzhcimensium  effectus,  d.  i.  flcifsigc 
Aiifmerkung  verbrachter  Tugend  und  Würkung  des  heilsamen  Wild- 
brunnens zu  Weltzheim,  das  Thierbad  genannt  etc.  durch  Job.  Rem- 
mclinum    Augspurg  1628. 

Der  Leb  er bru7incn  bei  Flein,  unweit  Heilbronn,  früher  als 
Bad  benutzt. 

Der  Kirchbrunnen  zu  Heilbronn,  ein  früher  berühmter 
Budbrunnen,  der  aus  der  Kcuperformation  mit  Gypsflötzcn   entspringt 


751 

und  etwas    Bittersalz,    Chlorcalciura ,   kohlensaure   und  schwefelsaure 
Kalkerde  enthält. 

J.  E.  Eisenmenge r,  vom  Leberbrunuen  beim  Dorfe  Flein. 
Heilbronn  1622. 

L  e  i  p  p  r  a  n  d  a.  a.  O.  S.  32, 

Die  M.  quelle  zu  Unter  epp  ach,  eine  Viertelstunde  von 
Neuenstein,  ohnweit  Oehringen,  1573  Fufs  über  dem  Meere,  aus  Mu- 
schelkalk entspringend,  kohlensaure  und  schwefelsaure  Kalkerde, 
schwefelsaures  Natron  und  Spuren  von  Chlornatrium  enthaltend,  frü- 
her gefafst,  ist  gegenwärtig  aufser  Gebrauch. 

Job.  Val.  Bauer' s  kurzer,  doch  ausführlicher  Bericht  von  dem 
zu  Untern -Eppenbach  in  der  Grafschaft  Hohenlohe-Neuensteiu  ent- 
deckten mineralischen  Heil-  und  Gesundbrunnen.  Oehringen  1725. 

Anhang  zu  der  in  verwicheuem  1725er  Jahre  herausgegebenen 
Beschreibung  des  zu  Unfcr-Eppach  neu  entdeckten  mineralisch-martia- 
lischen Heil-  und  Gesundbrunnen.  Oehringen  1726. 

Zuckert  a.  a.  0.  S.  669. 

Die  M.quelle  zu  Kupferzeit  an  der  Poststrafse  von  Küu- 
zelsau  nach  Hall  freundlich  gelegen,  früher  vielfach  benutzt,  jetzt 
ausser  Gebrauch. 

Erste  und  zweite  Continuation  von  dem  durch  den  damals  be- 
rühmten Dr.  Hof  mann  mit  untersuchten  und  applaudirten  Kupfer- 
zeller-Hayl-  und  Gesundbrunnen.  Hall  1718  und  1719. 

Dritte  Continuation  von  dem  durch  den  mehrers  erwähnt  -  welt- 
berühmten Tit.  Medicum  wie  auch  durch  den  Tit.  Leib-  und  Hofme- 
dicum  Dr  Hasenest  mit  untersuchten  und  applaudirten Kupferzeller- 
Heil-  und  Gesundbrunnen.  1720. 

Die  versteinernde  Quelle  zu  Miedel&bach  bei  Schorn- 
dorf im  Jaxtkreise,  entspringt  aus  Keuper  und  Gyps  und  läuft  über 
eiuen  Wiesengrund,  in  welchem  sie  sich  eine  steinerne  Rinne  gebil- 
det hat,  die  öfters  ausgehauen  werden  mufs,  damit  der  Abflufs  nicht 
aufhöre.  Sie  enthält  nach  Sigwart  schwefel-  und  kohlensaure 
Kalkerde. 

Heyfelder  a.  a.  0.  S.  46. 

Noch  sind  im  Jaxtkreise  zu  erwähnen  die  schwefelhaltigen  Mine- 
ralquellen zu  Wasseralfinge  n  bei  Aalen  am  Kocher,  zu  Essin- 
gen und  Armen  w  eiler,  die  sämmtlich  noch  nicht  gefafst,  aus  Lias 
entspringen. 

Heyfelder  a.  a.  0.  S.  159. 


752 

Unter  den  Molkenkuranstalten  des  Neckarkreises  verdient 
endlich  noch  eine  Erwähnung  die  von  Solitude,  eine  und  eine 
halbe  Stunde  von  Stuttgart,  welche  vorzugsweise  von  Kurgästen  be- 
sucht zu  werden  pflegt. 

Heyfelder  a.  a.  0.  S.  199. 

3.  Die  Heilquellen  des  Donaukreises. 

Das  31.6 ad  zu  Boll  unfern  des  Dorfes  dieses  Na- 
mens. Letzteres  zählt  1261  Einwohner,  liegt  im  schönen 
Filsthale  an  der  Alp,  nach  Schübler  12S5  Fufs  über  dem 
Meere,  von  Ueberkingen  vier,  von  Göppingen  zwei,  von 
Weilheim  nur  eine  Stunde  entfernt. 

Schon  im  fünfzehnten  Jahrhundert  wurde  diese  M.quelle  benutzt, 
—  unter  der  Regierung  des  Herzogs  Friedrich  von  Wiirtemberg 
bereits  im  J.  1594  untersucht,  gefafst  und  mit  einem  Brunnenhause 
verseben,  in  dessen  Nähe  später  ein  massives  Badehaus  erbaut,  und 
schon  im  J.  1599  erschien  über  dieses  3I.bad  eine  Schrift  vonRenz, 
dem  Leibarzt  des  genannten  Fürsten. 

Das  neue  im  grofsartigen  und  edleu  Styl  angelegte  Kurhaus  wurde 
1825  vollendet,  und  enthält  aufser  Wohnungen  für  Kurgäste  auch  Ein- 
richtungen zu  Tropf-,  Douche-  und  Dampfbädern.  —  Seit  1826  be- 
steht hier  auch  eine  Molkenkuranstalt,  welche  jährlich  von  50 — 60 
Personen  benutzt  wird.  Die  Zahl  der  Kurgäste  zu  Boll,  welche  die 
Schwefelquellen  gebrauchen,  betrug  nach  Palm  in  den  letzten  vier- 
zehn Jahren  jährlich  im  Durchschnitt.  250,  nach  Andern  nur  160 — 180, 

In  geognostischer  Hinsicht  bietet  die  Gegend  mannigfaches  In. 
teresse  dar.  Sehr  bemerkenswerth  sind  die  zahlreichen  Versteine- 
rungen bei  Boll  in  grauem  Flö'tzkalk,  welchen  bituminöser  3Iergel- 
schiefer  bedeckt,  und  in  welchem  häufig  Schwefelkiesuieren  gefunden 
werden.  Das  bedeutende  Lager  von  schwarzem  Schiefer,  welcher  bei 
Boll  gegraben  und  zu  Dachplatten  benutzt  wird,  läfst  sich  mehrere 
Meilen  weit  bis  Bähungen  und  Reutlingen  verfolgen,  wo,  wie  zu 
Boll,  kalte  Schwefelquellen  zu  Tage  kommen. 

Die  M. quellen  zu  Boll  sind  sehr  ergiebig.  Ihr  Was- 
ser ist  von  bläulicher  Färbung,  einem  starken  Schwefel- 
geruch, einem  ähnlicben  Geschmack,  und  nach  Schübler 
von  der  Temperatur  von  9,06°  11.  Das  spec.  Gewicbt  be- 
trägt nach  Chr.  Gmclin  bei  einer  Temperatur  des  Was- 
sers von  14,5°  R!  =  1,00137. 

■ >* « *  von  Chr.  Gmclin  im  J.  1823  vorgenommene 
Analyse  des  Wassers  ergab  in  sechzehn  Unzen: 

Kohlen- 


753 


Kohlensaures  Natron 

1,03  Gr. 

Schwefelsaures  Natron 

3,34  - 

Chlornatrium  . 

0,22  — 

Kohlensaures  Kali 

0,03  — 

Kohlensaure  Kalkerde   . 

1,44  — 

Kohlensaure  Talkerde  . 

0,03  — 

Kieselerde      . 

0,05  — 

Erdharz           . 

unbestimmte  Menge 

6,14  Gr. 

Kohlensäure 

0,1705               Vol. 

Hydrothionsäure    . 

0,0030-0,0060  — 

Stickgas 

0,0134                 — 

0,1869-0,1899  Vol. 

Das  Boller  Schwefelwasser  wirkt  gleich  ähnlichen 
alkalisch  -  salinischen  Schwefelquellen  vorzüglich  auf  die 
äufsere  Haut  und  die  Schleimhäute,  bethätigt  das  Lymph- 
system,  belebt  das  Nervensystem  ohne  dabei  das  Blutsy- 
stem zu  erhitzen,  und  besitzt  eine  besondere  Wirkung  auf 
die  Leber  und  das  Pfortadersystem.  Gliederschmerzen, 
welche  nach  einem  acht-  bis  vierzehntägigen  Gebrauche 
der  Bäder,  selbst  bei  Kranken,  welche  nie  daran  gelitten, 
häutig  beobachtet  werden,  sind  als  ein  günstiges  Zeichen 
für  den  Erfolg  der  Bäder  zu  betrachten. 

Sehr  hilfreich  hat  sich  dasselbe  gleich  ähnlichen  kal- 
ten Schwefelquellen  nach  Wetz  ler  insbesonders  als  Bad 
erwiesen:  in  hartnäckigen  rheumatischen  und  gichtischen 
Leiden,  selbst  bei  Contracturen,  Lähmungen,  Knochenauf- 
treibungen,  nächtlichen  Knochenschmerzen,  Caries,  Ischia- 
dik,  —  chronischen  Hautausschlägen,  Flechten,  Geschwü- 
ren von  rein  gichtischen,  oder  gichtisch-syphilitischen  Ur- 
sachen, —  Stockungen  im  Leber-  und  Pfortadersystem, 
Hämorrhoidalbeschw  erden,  Auftreibungen  und  Verhärtun- 
gen der  Milz  uud  Leber,  —  chronischen  Krankheiten  der 
Harn-  und  Geschlechtswerkzeuge,  Verschleimungen,  Fluor 
albus,  Anoinalieen  der  monatlichen  Reinigung. 

R  enz  ,  Historie  der  vernehmlichsten  Krankheiten  ,  welche  das 
Bad  zu  ßoll  kuriret.  1599. 

Historia  novi  et  admirabilis  fontis  balneique  Bollensis  in  ducatu 
Wirtembergico  ad  aeidulas  Goeppingenses  a  Jo.  Bauhino.  Montispeli- 
II.  Thcil.  ß  b  b 


754 

gardi  1598.  Deutsch  u.  d.  Tit.:  Ein  Neu  Badbuch  und  historische 
Beschreibung  von  der  wunderbaren  Kraft  und  Wirkung  des  Wunder- 
brunnen  und  heilsamen  Bades  zu  Boll.  Ins  Deutsche  gebracht  durch 
M.  Dav.  Fort  er.  Stuttgart  1602. 

J.  Bauhini  de  aquis  medicatis  nova  inethodus.  Montispeligardi 
1612.  Lih.  IV.  p.  11. 

Hier.  Walch,  würtemb.  Wunderbrunnen.     1644. 

Ausführliche  Beschr.  des  Bades  zu  Boll,  worinnen  dieses  Bades  Si- 
tuation u.  anfängliche  Erbauung,  mit  sich  führenden  Metallen,  auch  zu  wel- 
chen Gebrechen  und  Krankheiten  es  sonderlich  dienlich  etc.  beschrieben 
wird;  theils  aus  des  Dr.  Walchen  Beschreibung  dieses  Bades,  theils 
aus  eigner  Erfahrung  und  Nachfrag  beschrieben,  nebst  Dr.  Ried- 
lin's  Badlied,  welches  er  1710  in  diesem  Bad  gemacht,  und  der  fürst- 
lichen Badordnung,  auch  Gebet,  so  vor-  in-  und  nach  glücklich  voll- 
brachter Badcur  zu  gebrauchen.  A.  MDCCXiV. 

J.  M.  Heb  stock,  vom  Wunderbad  zu  Boll.  Ulm  1723. 

Osiander's  Nachricht  von  dem  gegenwärtigen  Zustande  des 
Bollerbades  in  der  Schwab.  Chronik  v.  J.  1786.  S.  30. 

J.  A.  Gesner,  Beschreibung  der  Würtembergischen  Bäder  und 
zwar  des  Wild-,  Boller-  und  Zellerbades,  und  der  Canstadter  Salz- 
wasser. 1745.  —  1754. 

G.  F.  Gmelin  a.  a.  0.  S.  34. 

J.  A.  G.  M.  D.  (J.  A.  Gesner),  historisch  -  physicalische  Be- 
schreibung des  bei  dem  würtemberg.  Flecken  Boll  befindlichen  Bades, 
insgemein  das  Boiler-Bad  genannt.  Stuttgart  1754. 

Wetz  ler,  über  Gesuudhruunen  und  Heilbäder.  Bd.  II.  S.  227. 

D.  J.  Dangelmeier  a.  a.  0.  Bd.  II.  S.  51.  Bd.  III.  S.  1. 

Die  Schwefelquellen  zu  Boll  im  Königr.  Würtemberg.  Auf  An- 
ordnen der  Regierung  herausgegeben.  Stuttgart  und  Tübingen  1824. 

Palm  in:  Med.  Corr.  Blatt.  1839.  Nr.  22  u.  23. 

Rani  pol d  a.  a.  0.  S.  68. 

Hey  fei  der  a.  a.  0.  S.  134. 

v.  Gräfe  und  Kaiisch  a.  a.  0.  Jahrg.  III.  1838.  S.  68.  Jahrg. 
IV.  1S39.  Abth.  2.  S.  30. 


An  sie  reihen  sich  : 

Die  ~M.  quellen  bei  Göppingen  im  Oberamte  dieses  Namens, 
unfern  der  Stadt  Göppingen,  auf  der  l'oststrafse  von  Stuttgart  nach 
Ulm  und  in  fast  gleicher  Entfernung  von  beiden  Städten,  in  dein  an- 
muthigen  Filsthal,  vier  an  der  Zahl,  schon  bekannt  zu  Anfang  des 
vierzehnten  Jahrhunderts,  von  Maskowsky,  Lentilius,  Gme- 
lin, Kielmeyer  und  Sigwart  untersucht  und  fleifsig  benutzt,  — 
jetzt  Eigen  th  um  der  Hrn.  Dr.  Palm  und  Landerer. 

Ihr  M.waBser  isl  krystallhell,  stark  perlend,  von  einem  prickelnd- 
erdigen  Geschmack;  ihr  sp'ec.  Gewicht  betrügt  1,0014. 


755 

Sechzehn  Unzen  desselben  enthalten : 

nach  Kiclmey  er:  nach  Sigwa  rt: 

Kohlensaures  Natron    .  3,560  Gr.       .  .        0,91  Gr. 

Kohlensaure  Kalkerde.         .         7,538  —         .  .        6,39  — 

Kohlensaure  Talkerde  .        .      10,594  —        .  .        0,80  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul    .        0,140  —        .  .        Spuren 

21,822  Gr.  ~8,10  Gr. 

Kohlensaures  Gas        .        .        19,700  Kub.Z.  23,0  Kuh.  Z. 

Seinen  Mischungsverhältnissen  und  Wirkungen  zufolge  der  Klasse 
der  erdig-alkalischen  Säuerlinge  angehörig,  wird  das  M.wasser  zu 
Göppingen  als  Getränk  und  Bad  in  dem  mit  den  erforderlichen  Ein- 
richtungen versehenen  Badehause  in  allen  den  Krankheiten  besonders 
empfohlen,  in  welchen  diese  Säuerlinge  vorzugsweise  indicirt  sind. 
(Vgl.  Bd.  I.  S.  273-275.  Zweit.  Aufl.  S.  290-293). 

G.  Eschenreuter  a.  a.  O.  S.  46. 

Tabernämontanus,  Newer  Wasserschatz.  Francf.  1581.  Cap. 
80.  S.  466—470. 

Th.  Paracelsus  a.  a.  O.  S.  60. 

Huggelin  a.a.O.  S.  23.  Günther.  Andern,  comment.  p.  125. 

Rhumelii  et  Reini    carmina  laudatae  aeidulae  Goepping.  1607. 

L.  Th  um  e isser  a.  a.  O.  Bd.  V.  C.  7.  S.  118. 

Kleine  Würtemberg.  Chronika.  Stuttgardt  1660.  S.  570—589. 

Methodus  analytica,  de  natura  et  viribus  fontis  aeidi  ad  Göppin- 
gam  oppidum,  in  J.  R.  Game  rar  ii  syllog.  memorab.  medicin.  16S3. 
Centur.  VI.  P.  I.  p.  335. 

Hieron.  Walchen's  Beschreibung  des  Sauerbrunnens  bei  der 
Stadt  Göppingen.  Nürnberg  1644.  —  Tübingen  1664.  —  1668. 

B.  Backmeister,    de  aeidulis  Goeppingensibus.  Tubingae  1681. 
M.  Maskowsky's  Göppinger  Sauerbrunnen.  Nördlingeu  1668. 
—      —      der  Göppingische  Bethesda.  1688. 

R.  Leu  tili  us,  Neue  Beschreibung  des  zu  Göppingen  gelegenen 
uralten  Sauerbrunnen.  Stuttgardt  1725. 

W.  J.  C  h  r  i  s  t  m  a  n  n's  leibliche  und  geistliche  Gestalt  des  Sauer- 
brunnen zu  Göppingen.  Heilbronn  1731, 

G.  Fr.  Gmelin,  Beschreibung  aller  in  Würtemberg  berühmten 
Sauerbrunnen  und  Bäder.  Stuttgardt  1736. 

C.  F.  Kielmcyer,  disquisitio  chemica  aeidularum  Bergensium 
et  Göppingensium.  Stuttgardiae  1786. 

D.  J.  Dangelmaier  a.  a.  O.  Bd.  II.  S.  S. 

G.  Bischof,  vulk.  M.quellen  Deutschlands.  S.  235. 
Heyfelder  a.  a.  O.  S.  123. 

Der  Sauerbrunnen  zu  J ebenhausen,  eine  Stunde  von 
Göppingen,  bei  dem  Dorfe  Jebenhausen,  ohne  Einrichtungen  zu  Was- 
serbädern. 

B  b  b  2 


756 

'G.  Es  ch  enreuter  a.  a.  0.  S.  46. 

J.  G.  Berbis,  neueste  Beschreibung  des  Sauerbrunnens  zu  Je- 
benhausen.  Rothenburg  a.  d.  T.  1723. 

D.  J.  Dangelmai  er  a.  a.  0.  Bd.  II.  S.  50. 
Heyf eider  a.  a.  0.  S.  125. 

Die  M. quelle  zu  Faurndau,  eine  halbe  Stunde  von  Göppin- 
gen, ähnlich  der  zu  Jebenhausen. 

D.  J.  Dangelmaier  a.  a.  0.  Bd.  II.  S.  48, 
Heyfelder  a.  a.  0.  S.  125. 

Die  S  clite  efelquelle  bei  Kirchheim  unter  Tech,  eine 
halbe  Stunde  in  südwestlicher  Richtung  von  der  Stadt,  durch  einen 
Schäfer  erst  vor  kurzer  Zeit  entdeckt,  aus  Liasschiefer  entspringend, 
ist  gehörig  gefafst  und  mit  einem  Pumpbrunnen  versehen.  Das  M  nas- 
ser wird  hauptsächlich  in  der  von  Dr.  Abele  gegründeten  und  mit 
zweckmäfsigen  Einrichtungen   versehenen    Badeanstalt   zu  K.  benutzt. 

Das  M.vvasser  ist  krystallhell,  trübt  sich  aber  bald  an  der  Luft 
nnd  nimmt  eine  bläuliche  Farbe  an.  Es  riecht  und  schmeckt  stark 
nach  Schwefel  und  hat  die  Temperatur  von  10°  R.  bei  einer  Luft- 
temperatur von  8°  R.  Nach  einer  vorläufigen  durch  Mutschier 
unternommenen  Analyse  enthält  es  in  sechzehn  Unzen : 

Chlormagnium         .        .        .  0,07  Gr. 

Chlornatrium  ....        0,34  — 

Schwefelsaures  Natron  .         .         .         1,58  — 
Schwefelsaure  Kalkerde        .         .  geringe  Spuren 
Kohlensaures  Natron      .         .         .         0,77  — 
Kohlensaure  Kalkerde  .         .  -  0,60  — 

Kohlensaure  Talkerde   .        .        .        0,29  — 

Kieselerde 0,06  — 

Schwefel,  theils an  Wasserstoff,  theils 

an  eine  Basis  gebunden    .         .        0,27  — 
Kohlensaures  Gas  .        .        .     unbestimmt 


4,58  Gr. 


Abele  sah  sehr  günstige  Erfolge  von  dem  Gebrauche  der  Schwe- 
felbäder und  der  Dampfbäder  bei  hartnäckigen  rheumatischen,  arthri- 
tischen und  psoriseben  Leiden. 

C.  Gaupp,  medizinische  Topographie  der  Stadt  Kirchheim  un- 
ter Teck.  1830.  S.  11-  16. 

Hey  fehl  er  a.  a.  0.  S.  140. 

Die  M. quelle  zu  Ueherkingert,  nach  dem  Dorfc  llcbcrkin- 
gen  benannt;  eine  kleine  Stunde  westwärts  von  Geifslingen ,  ein  er- 
dig-salinisches Eisenwasser,  mit  einem  Badehause  und  den  nüthigen 
Einriebtungen  zu  Bädern  versehen,  schon  seit  dem  fünfzehnten  Jahr- 
hundert gebraucht,  trüber  sehr  fleifsig  besucht ,  und  chemisch  analy- 
■irl  von  Weiler,  Knaufs,   Ade   und  Lenbc.    Das  M.wasscr  hat 


757 


einen  starken  Eisengeschmack  und  soll  getrunken  leicht  den  Magen 
beschweren  ;  seine  Temperatur  ist  nach  früheren  Untersuchungen 
12°  R.,  nach  neuern  nur  9°  11.  Sechzebu  Unzen  M.wasser  enthalten: 

nach  Ade:  nach  Leube: 

0,4617  Gr.      . 

0,9188  — 

2,7428  — 

0,9142  — 


Uhlortalcium 
Cblorcalcium 
Chlornatrium)     , 
Schwefelsaures   Natron 
Schwefels,  u.  kohlens.  Natron 
Schwefelsaure  Talkerde    . 
Schwefelsaure   Kalkerde 
Kohlensaures  Natron 
Kohleusaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Talkerde 
Koblensaures  Eisenoxydul 


0,4571 


0,6857  — 

0,4571  — 

0,2285  — 


6,8659  Gr. 
22,00  Kuh.Z. 


0,276  Gr. 
0,056  — 
0,020  — 
0,390  — 

6,827  — 
0,247  — 
0,072  '#£ 

7,888  Gr. 

7,376  Gr. 
o,loo  — 

10,509  Gr. 

Kohlensaures  Gas     . 

Freie  Koblensäure 

Halbgcbundene  Kohlensäure   . 

22,00  Kub.  Z. 

Benutzt  wird  es  als  Getränk  und  Bad  bei  Schwäche  und  Sto- 
ckungen im  Unterleibe,  —  Krankheiten  der  Harnwerkzeuge, —  Gicht, 
Rheumatismen   und  chronischen  Hautausschlägen. 

J.  Th.  Ta bernäm o n tanus  a.  a.  O.  P.  I.  Cap.  83; 

G.  Eschenreuter  a.  a.  O.  S.  48. 

J.  Günther.  Andern,  a    a.  O.  dial.  2. 

Jac.  Eckholt,  kurze  Beschreibung  des  Sauerbrunnen  zu  Ueber- 
kiugen  im  Ulmschen.  Ulm  1651. 

Beschreibung  des  in  Ulmischer  Herrschaft  Geislingen  liegenden  Sau* 
erbrunnens  zu  Ueberkingen  von  D.  V.  Riedlin.  Augsburg  1681.  —  1722. 

J.  Frank 's  Hydriatria  Ulmana  d.  i.  Beschreibung  des  Sauer- 
brunnens zu  Ueberkingen.  Ulm  1710. 

Veit.  Eberh.  Roth's  mediz.  Sauerbrunnen-Reglement,  auch  in 
specic  von  des  Sauerbr.  zu  Ueberkingen  Beschaffenheit.  Ulm  1719. 

Neue  Beschreibung  des  berühmten  Ueberkinger  Sauerbrunnen  von 
Dr.  J.  Matth.  Fr  auen  di  ener.  Ulm  1750. 

Historisch  -  stat.  topographische  Beschreibung  des  Dorfes  Ueber- 
kingen und  des  daselbst  befindlichen  Sauerbrunnens  und  Bades,  von 
W.  Fr.  Burger.  Ulm  1809. 

Der  Gesundbrunnen  in  Ueberkingen ,  so  wie  das  Rötheibad  in 
Geislingen  und  der  Sauerbrunnen  in  Dizenbach  von  D.  J.  Daugel- 
maier.  Gmünd  1822. 

A.  Ruesz,  die  Heilquellen  zu  Ueberkingen  im  Königreich  Wür- 
temberg.  Ulm  1839. 

Heyfelder  a.  a.  O.  S.  126. 

v.  Gräfe  und  Kali  seh  a.  a.  O.  Jahrg.  III.  1838.  S.  46. 


758 

Das  Rotheibad  bei  Geislingen,  eine  kleine  Stunde  von 
Ueberkiugen,  unfern  der  Hauptstrafse  von  Stuttgart  nach  Ulm ,  mit 
einem  Badehause,  iu  einem  engen  Thale  von  hohen  Bergen  umschlos- 
sen, seit  drittehalb  hundert  Jahren  bekannt.  Das  Wasser ,  aus  Jura- 
kalk entspringend,  ist  kry  st  allhell ,  von  indifferentem  Geschmack  und 
■ward  früher  zu  Trink-  und  Badekuren  vielfach  benutzt.  —  Feste  Be- 
standteile und  koblensaures  Gas  scheint  es  nur  wenig  zu  enthalten. 

Empfohlen  hat  man  es  bei  Krankheiten  der  Harnwerkzeuge,  ins- 
besondere Griesbeschwerden,  Hämorrhoiden,  rheumatischen  und  gich- 
tischen Leiden,  Lähmungen,  chronischen  Hautausschlägen,  vorzüglich 
aber  bei  Leiden  des  Uterinsystems,  Bleichsucht,  Störungen  der  Men- 
struation, Leukorrhoe,  Neigung  zu  Fehl-  und  Frühgeburten. 

Dr.  Roth,  kurzer  Bericht,  ob  und  wie  weit  ein  Gesundbad  vor 
einem  Sauerbrunnen,  oder  hingegen  dieser  vor  jenem  zur  Badekur  an- 
zurathen  sey.  Ulm  1723. 

Job.  Math.  Frauen  dien  er,  kurze  Beschreibung  des  Röthei- 
bades zu  Geifslingen,  worin  von  dessen  Ursprung,  Beschaffenheit  u. 
s.  w.  gehandelt  wird.  Ulm  1729. 

Wolfgang  Thomas  Rau,  neue  Abhandlung  von  dem  Röthel- 
bad  bei  Geifslingen.  Ulm  1750. 

Jeremias  Hösslin,  Beschreibung  des  Uöthelbades  nahe  bei 
Geifslingen  unter  Helfenstein.  Tübingen  1749. 

D.  J.  Dangelmai  er  a.  a.  0.  Bd.  II.  S.  7. 

Heyf eider  a.  a.  0.  S.  52. 

Das  Griesbad  in  Ulm,  schon  zu  Anfang  des  fünfzehnten 
Jahrhunderts  gekannt,  mit  zweckmäfsigen  Einrichtungen  zu  Bädern, 
auch  mit  einem  Douche-  und  Regenbad  versehen.  Das  Wasser  ist  klar, 
geschmack-  und  geruchlos,  hat  nach  Leube  die  Temperatur  von  5°  R., 
nach  Härlin  6,5°  R.,  und  enthält  nach  Leube  in  sechzehn  Unzen: 

Salpeter-  und  schwefelsaure  Kalk- 
uud  Talkerde,  Chlorcalcium  und 

Chlortalcium     ....  I,b75  Gr. 

Kohlensaures  Eisenoxydul  .        .  0,044  — 

Kohlensaure  Talkerde         .        .  0,105  — 

Kohlensaure  Kalkerde         .        .  1,025  — 

3,049  Gr. 

Von  den  übrigen  ehemals  in  Ulm  vorhandenen  Bädern:  Hirsch- 
bad, Gramm-  und  Hafenbad  ist  keine  Spur  mehr  vorhanden. 

Nachricht  von  dem  in  des  II.  Reichsstadt  Ulm  sich  bciiudcndcn 
Hirschbade.  Ulm  1709. 

Gründliche  Beschreibung  der  Kraft  und  Würkung  defs  in  defs  H. 
Reichsstadt  Ulm  sich  befindenden  Griefsbades  oder  Gesundbrunnens. 
Ulm  1709. 

•loh.  Dietr.  Leopold,  Beschreibung  des  berühmten  Gesund- 
brunnens, daH  Griefsbad  genannt.  Ulm  1730. 


759 

Das  Brandenburgerbad  unweit  Dietenheim,  in  dem  roman- 
tischen lllerthale,  fast  im  Mittelpunkte  zwischen  Ulm  und  Memmin- 
gen, kaum  200  Schritte  von  dem  Schlosse  Brandenburg.  In  der  Nähe 
der  Quelle  ist  ein  Badehaus,  wohin  das  Wasser  durch  Röhren  gelei- 
tet  wird. 

Das  Wasser  dieser  M.quelle  wurde  1808  durch  Juch  in  München, 
1811  durch  v.  Autcnrieth,  1817  durch  Endres,  Hofer  und 
Faul  h  ab  er,  1823  durch  Apotheker  Hummel  chemisch  untersucht 
und  enthält  etwas  freie  Kohlensäure,  etwas  Schwefelwasserstoffgas, 
kohlensaure  Kalkerde  und  kohlensaures  Eisen.  Seit  einigen  Jahren 
ist  die  Quelle,  welche  ganz  versumpft  war,  neu  gefafst,  ohne  dafs 
die  eigentliche  Urquelle  dabei  aufgefunden  werden  konnte.  Das  Was- 
ser setzt  eiueu  braungelben  Ocker  ab,  hat  einen  zusammenziehenden 
Geschmack  und  einen  eigentümlichen  Moorgerucb.  Als  Bad  wurde  es 
bisher  bei  rheumatischen  und  gichtischen  Beschwerden,  chronischen 
Unterleibsleiden,  leichten  fieberlosen  Hautübeln  mit  Erfolg  benutzt. 

D.  J.  Dangelmaier  a.  a.  0.  Bd.  IV.  S.  89. 
Heyfelder  a.  a.  Ö.  S.  53. 

Die  M.quelle  zu  Hugg elaubach,  südlich  vom  Branden- 
burger Bade,  früher  häufig  benutzt,  ist  gegenwärtig  aufser  Gebrauch. 

Heyfelder  a.  a.  O.  S.  54. 

Das  J  ordansbad  bei  Biber  ach,  schon  1290  unter  dem  Na- 
men des  Wass  acher -Berges  bekannt,  seit  Anfang  des  sechzehnten 
Jahrhunderts  gegen  den  Namen  des  Jordansbades  umgetauscht,  liegt 
1655  Fufs  über  dem  Meere  und  hat  freuudliche  Umgebungen.  Die 
Badeeinrichtungen  wurden  im  dreifsigjährigen  Kriege  zerstört  und 
erst  nach  vorgenommener  chemischer  Untersuchung  des  Wassers  durch 
Dr.  S.  Braun  im  Jahre  1671  wieder  hergestellt;  —  sie  gehören  seit 
1400  dem  städtischen  Hospital  und  sind  die  Stiftung  eines  Biberacher 
Bürgers  Jörg  SUssinger.  In  den  J.  1816,  1817  und  1825  geschah 
viel  zur  Erweiterung  und  Verbesserung  des  Bades,  das  auch  Vorrich- 
tungen zu  Tropf-,  Douche-,  Staub-  und  Regenbädem  enthält.  Aufser- 
dem  ist  hier  noch  ein  Armenbad,  worin  unbemittelte  Kranke  freie 
Wohnung,  Verpflegung  und  Bäder  erhalten. 

Im  J.  1829    betrug  die  Zahl  der  Kurg.     193. 

—  —  1830  .  185. 

—  —  1831  ....  136. 

—  —  1832  ....  175. 

—  —  1833  .        .        .  180. 

—  —  1834  ....  218. 
__  _  1835  ....  168. 

—  —  1836  ....  135. 

—  —  1837  ...        .','-.        .,  198. 

—  —  1838  ....,;.-.:..  153. 

—  —  1839  ....  160. 


760 

Beim  Auspumpen  der  gut  gefafsten  20  Fufs  tiefen  M.quelle  wer- 
den vier  Quellen  sichtbar,  welche  durch  ihr  Zusammenströmen  das 
Becken  füllen.  Das  Wasser  ist  geruchlos,  etwas  trübe,  perlt  wenig 
und  hat  einen  anfangs  zusammenziehenden,  später  erdigen  Geschmack. 
Längere  Zeit  der  Einwirkung  der  atmosphärischen  Luft  ausgesetzt, 
bildet  es  einen  kalkhaltigen  Niederschlag,  gekocht  einen  röthlichen, 
welcher  auch  an  den  Kesseln ,  den  Badewannen  und  den  Leitungs- 
röhren sich  absetzt.  Die  Temperatur  des  Wassers  beträgt  8°  R.  bei 
einer  Lufttemperatur  von  9,75°  R.,  das  spec.  Gewich  desselben 
1,000206. 

Chemisch  analysirt  wurde  das  M.wasser  von  Trits  chlor, 
Sigwart  uud  1825  von  Chr.  Gmelin.  Letzterer  fand  in  10UÜ0 
Grammen: 

Kohlensaure  Kalkerde  .        .  2,380  Gram, 

Kohlensaure  Talkerde.        .        .  0,344  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul   .        .  0,262  — 

Kieselerde 0,084  -*■ 

Chlornatrium  u.  organische  Materie  Spuren 

3,070  Gram. 
Kohlensaures  Gas  .  .  .  63,025  Kub.  Z. 
Sauerstoff-  uud  Stickgas  .        .  7,002      — 

70,027  Kub.  Z. 

Mithin  kommen  auf  sechzehn  Unzen  ungefähr  3  Kub.  Z.  kohlen- 
saures Gas  und  2,34  Gr.  feste  Bestandteile. 

Als  Bad  angewendet,  in  welcher  Form  es  am  häufigsten  benutzt 
wird,  verursacht  es  bei  rheumatischen  und  gichtischen  Leiden  nach 
Hof  er  nach  vierzehntägigem  Gebrauch  nicht  selten  einen  Badeaus- 
schlag, welcher  als  günstiges  Zeichen  betrachtet  werden  kann. 

Gerühmt  wird  das  Jordansbad  bei  Gicht  und  Rheumatismen,  —  chro- 
nischen Hautausschlägen,  Krätze,  veralteten  Geschwüren,  —  Anoma- 
lieeu  der  Menstruation,  Fluor  albus,  —  Schwäche  der  Verdauung,  — 
Scrophulosis  und  Rhachitis  und  allgemeiner  Schwäche  in  Folge  von 
starkem  Blut-  und  Säfteverlust. 

S  a  1.  Bruun,  kurze  Entwerfung  oder  Beschreibung  des  schon 
vor  mehr  als  hundert  Jahren  berühmten,  jetzo  aber  neu  auf-  und  zu- 
gerichteten Bades,  der  Jordan  genannt,  bei  des  H.  R.  Reichsstadt 
Biberach.  Tübingen  1672. 

Sal.  Braun,  deutscher  Jordan  oder  Bibcracher  Bad.  Augsburg 
1673. 

J.  N.  J.  C.,  Neu  eröffneter  Jordan,  oder  wiederholte  Beschreibung 
des  herrlichen  uud  hochbelobten  bei  des  H.  R.  Reichsstadt  Biberach 
gelegenen  Bades,  der  Jordan  genannt,  vor  etlichen  Jahren  ausgefer- 
tigt von  S.  Braun,  nun  aber  mit  einigen  Annotalionibtis  von  neuem 
in   den  Druck  befördert  von   Lud.  Miller.  Ulm  lt>88. 

Job.  Val,  Bauer,  Sciagraphia    physico- chymico-mcdica,   oder 


761 

kurze,  doch  eigentliche  und  gründliche  Beschreibung  des  vor  etlichen 
Jahrhunderten  hoch  belobten  und  annoch  täglich  kräftig  sich  erwei- 
senden des  H.  R.  R.  Freyen  Stadt  Biberach  zugehörigen  Heilbrun- 
nens, genannt  der  Jordan.  1710. 

Seb.  Ben.  v.  Spenner,  gründlicher  Bericht  von  dem  Jordan- 
bad, woriunen  von  dem  menschlichen  Leben,  Krankheit,  Beschaffen- 
heit des  Orts,  der  Quelle  u.  s.  w.  abgehandelt  wurde.  0.  J.  (Ma- 
nuscript.) 

Nachricht  von  dem  sogenannten  Jordansbad  des  H.  R.  R.  freien 
Stadt  Biberach.  (Von  Chr.  D.  Mann).  Biberach  1777. 

D.  .1.  Dangel  in  ai er  a.  a.  O.  Bd.  IV.  S.  102. 

J.  Ph    liofer,  das  Jordansbad  bei  Biberach.  Biberach  1826. 

Med.  Corresp.  Blatt.  Bd.  VII.  S.  270.  Bd.  IX.  S.  187. 

II  eyf  eider  a.  a.  0.  S.  167. 

Die  M. quelle  von  Oclisenhausen,  einem  Flecken  mit  1300 
Einwohnern,  1791  Fufs  über  dem  Meere,  anderthalb  Stunden  von  Bibe- 
rach, in  einem  freundlichen  nach  Norden  hin  sich  senkenden  Thale. 
Es  befindet  sich  hier  ein  Badehaus,  das  früher  jährlich  von  70—80, 
in  den  letzten  Jahren  nur  von  50—60  Kurgästen  besucht  wurde. 

Das  M.wasser  ist  klar  und  farblos,  von  einem  zusammenziehen- 
den Geschmacke,  perlt  wenig,  wird,  der  Einwirkung  der  Luft  ausge- 
setzt, getrübt  und  bildet  erwärmt  einen  rothbraunen  Niederschlag.  Die 
Temperatur  des  M.wassers  beträgt  5°  R.  bei  einer  Lufttemperatur  von 
7°  R.  Nach  Ducke  enthält  es  in  sechzehn  Unzen  0,45  Gr.  kohlen- 
saures Eisenoxydul,  keine  schwefelsauren  Salze  und  nur  sehr  wenig 
Kohlensäure.  Es  wird  gleich  ähnlichen  Eisenquellen  vorzugsweise  bei 
Bleichsucht,  Fluor  albus,  allgemeiner  Schwäche,  besonders  in  Folge 
von  starkem  Säfteverlust,  bei  Scorbut,  Unfruchtbarkeit,  Hydrargyro- 
sis  und   Verdauuugsschwäche  benutzt. 

Jacob  in:  Med.  Corresp.  Blatt.  Bd.  VI.  S.  225.  Bd.  VII.  S.  271. 

Die  M. quelle  zu  Dizenbach,  bei  dem  Dorfe  dieses  Namens, 
im  Oberamtsbezirke  Geifslingen,  1540  Par.  Fufs  über  dem  Meere,  in 
dem  von  der  Filz  durchströmten  Längenthaie  der  südlichen  Alp,  sie- 
ben Stunden  von  Ulm,  zwei  Stunden  von  Geifslingen,  anderthalb  Stun- 
den oberhalb  Ueberkingen  und  drei  Stunden  von  Boll. 

Es  befindet  sich  hier  ein  Bade-  und  Gasthaus,  —  die  Zahl  der 
Kurgäste  war  von  1828 — 1837  jährlich  durchschnittlich  nur  20,  —  im 
J.  1838  :  37,  —  im  J.  1839  :  59. 

Die  M. quelle,  zur  Klasse  der  eisenfreien  erdigen  Säuerlinge  ge- 
hörend, wurde  1690  entdeckt,  1750  zum  erstenmale  von  v.  Wolter 
untersucht,    1823  neugefalst  und  1824    von  C.  G.  Ginelin  analysirt. 

Die  Temperatur  des  M.wassers  ist  10,5°  R.,  sein  Geschmack  an- 
genehm säuerlich ,  prickelnd  an  der  Quelle ,  in  Flaschen  verschickt 
etwas  fade.  Mit  Wein  gemischt  wird  es  nicht  getrübt,  effervescirt 
aber  stark  bei  einem  Zusätze  von  Zucker.  Es  ist  klar,  färb-  und  ge- 


762 

rucblos,    stark  perlend   und  bildet,    weder  in  Gefäfsen ,   noch  in  der 
Quelle  einen  Bodensatz. 

Nach  Gmelin's  fern  von  der  Quelle  Unternommener  Analyse 
enthalten  10,000  Theile  dieses  M.wassers : 

Kohlensaure  Kalkerde    mit   geringeu    Spuren   von 

kohlensaurer  Talkerde 4,700  Tu. 

Schwefelsaures  Natron    mit  etwas  schwefelsaurer 

Talkerde 0,125  — 

Chlornatrium 0,026  — 

Organischen  Stoff  mit  Spuren  von  Schwefel        .  0,024  — 

4,875  Th. 
Nach   Dr.   Abele's  gemeinschaftlich  mit  Breu- 
ninger   unternommener   Untersuchung    an    der 
Quelle  selbst  enthalten  sechzehn  Unzen  Wasser 
an  kohlensaurem  Gase 27,7  Kub.  Z. 

Das  M. wasser  wird  als  Getränk  und  auch  zu  Bädern  benutzt,  und 
namentlich  gerühmt  bei  chronischen,  nicht  entzündlichen  Leiden  der 
Respirationsorgane ,  so  wie  bei  Verschleimungen  und  Schwäche  der 
Verdauungsorgaue,  —  äufserlich  von  den  Bewohnern  der  Umgegend 
bei  veralteten  Geschwüren,  scrophulösen  Leiden  und  chronischen 
Hautausschlägen  benutzt. 

J  o.  Nep.  Antli.  Leuthner,  diss.  de  aeidulis  Dizenbaccensibus 
in  comitatu  Wurtenbergico.  Ingolstadii  1746. 

J.  A.  v.  Wolter,  Gründlicher  Bericht  von  dem  Dizenbacher 
Heilbrunnen  etc.  1755.  —  Neu  aufgelegt  1830  unter  d.  Tit.:  die  Di- 
zenbacher Heilquelle  im  Königr.  Wiirtemberg. 

J.  B.  Grafs  pragm.  Geschichte  der  oberpf.  M. wasser.  Bd.  II. 
S.  321. 

D.  J.Dangelm  ni  er,  der  Gesundbrunnen  zu  Ueberkingen.  S.  13. 

Med.  Correspondenz-Blatt.  1837.  S.  253.  —  1838.  S.  147.  —  1839. 
S.  148. 

Abele,  Beschreibung  der  Dizenbacher  Heilquelle.  Kirchheim  u. 
T.  1838. 

Hey  fei  der  a.  a.  O.  S.  129. 

v.  Gräfe  u.  Kaiisch  a.  a.  O.  Jahrg.  111.  1S38.  S.  38. 

Da»  Waldbad  bei  Weingarten  im  Oberamtsbezirke  Ravens- 
burg, drei  Stunden  von  Ravensburg,  hat  drei  Quellen,  welche  aus  Mo- 
lasse entspringen  und  kohlensaure  Thonerdc,  schwefelsaure.  Kalkerde 
und  etwas  freie  Kohlensäure  enthalten.  —  Die  Zahl  der  Badegäste 
war  im  J.  1834  :  117,  —  im  J.  1835  :  101,  —  im  J.  1830:91,  —  im 
J.  1837  :  94,  —  im  J.  1838  :  08,  —  im  J.  1839  :  133. 

Hey  leid  er  a.  a.  O.  S.  48. 

Dur  Senn  erb  ad,  eine  Viertelstunde  von  Ravensburg,  mit  freund« 
liehen  Einriebtungen.    Das  Wasser  enthält  etwas  schwefelsaure  Kalk- 


763 


erde  neben  etwas  freier  Kohlensäure.  —  Die  Zahl   der  Kurgäste   be- 
trug im  J.  1835  :  229,  —    im  J.  1836  :  287,  —  im  J.  1S37  :  211,  — 
im  J.  1S38  :  307,  —  im  J.  1839  :  321. 
Heyfelder  a.  a.  0.  S.  49. 

Das  Heiligkreuzbad  bei  Ravensburg  hat  als  Badeanstalt  auf- 
gehört, dagegen  wird  das  etwas  Chlorkalium  und  kohlensaure  Kalk- 
erde enthaltende  Wasser  von  den  Bewohnern  Ravensburgs  noch  zu 
Bädern  in  Privatwohnungen  benutzt. 

Heyfelder  a.  a.  0.  S.  49. 

Das  Gangulf sb  ad  bei  W  olb  ertschw  ende  ist  ganz  im 
Verfall.  Das  Wasser  enthält  schwefel-  und  kohlensaure  Kalkerde  und 
Spuren  von  Schwefelwasserstoffgas. 

Heyfelder  a.  a.  0.  S.  49. 

Die  Bäder  Briel  und  Sattel  in  der  Nähe  von  Wangen,  in 
einer  freundlichen  Lage. 

Das  Bad  der  Krummbacher  Mühle,  im  Oberamtsbezirk 
Wangen.'  Das  Wasser  soll  doppelt  kohlensaures  Natron,  kohlensaures 
Eisenoxydul,  Schwefelwasserstoffgas,  doppeltkohlensaure  Talkerde, 
doppelt  kohlensaure  Kalkerde,  schwefelsaures  Natron,  Chloruatrium 
enthalten. 

Heyfelder  a.  a.  0.  S.  50. 

Das  Nieratzer  Bad,  eine  Viertelstunde  von  Nieratz,  drei 
Viertelstunden  von  Wangen,  in  einem  freundlichen,  von  Osten  nach 
Westen  sich  ziehenden  Einschnitt  des  oberschwäbischen  Hochlandes, 
liegt  1706  Fufs  über  dem  Meere. 

Die  Zahl  der  Kurgäste  betrug: 

Im    J.    1829  ....  119. 


—  —  1830 

—  —  1831 

—  —  1832 

—  —  1833 

—  —  1834 

—  —  1835 

—  —  1836 

—  —  1837 

—  —  1838 

Die  M. quelle  entspringt  aus 


hell,  geschmacklos  und   nach    S 


73. 

54. 

SO. 

99. 
139. 
113. 

93. 
127. 

75. 


Molasse;  das  Wasser  derselben  ist 
ig  wart  auch  ohne  Geruch,  wenig 
perlend  und  an  der  Quelle  einen  rothbrauuen  Schlamm  absetzend,  hat 
die  Temperatur  von  8°  R.  und  enthält  in  sechzehn  Unzen  nach 
S  i  g  vv  a  r  t : 

Krystallisirtes  kohlensaures  Natron     0,728  Gr. 
Krystallj^irtes  schwefelsaures  Natron  0,071  — 


764 


Chlornatrium         ....  0,012  Gr. 

Kohlensaure  Talkerde         .        .  0,204  — 

Kohlensaure  Kalkerde  .         .  0,494  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul  .        .  0,004  ^— 

Kieselerde 0,098  — 


1,011  Gr, 
Das  M. wasser  soll  sich  als  Bad  nützlich  erweisen  gegen  Gicht,  chro 
nische  Rheumatismen,  Neuralgieeu,  chronische  Hautausschläge,  Krank- 
heiten von  unterdrückten  Hautübeln  und  von  gestörter  Hautthätigkeit, 
bei  krankhafter  Reizbarkeit  ohne  materielle  Ursachen ,  daher  auch 
bei  reiner  Hysterie  und  Hypochondrie. 

Zengerle  in:  Med.  Correspondenz-BIatt.  Bd.  VII.  S.  304. 
Heyleider  a.  a.   O.  S.  32. 

Das  M.wasser  zu  Lainniau,  im  Oberamtsbezirk  Tettnang  in 
der  ISähe  des  Bodensees,  mit  einem  geräumigen  und  freundlich  ein- 
gerichteten Bade-  und  Gasthaus.  Die  Zahl  der  Kurgäste  betrug  im 
J.  1839  :  80.  Das  aus  Molasse  entspringende  Wasser  enthält  etwas 
Eisen,  Chlorcalcium,  auch  Kohlensäure  und  bewährt  sich  nach  Dilil- 
mann  bei  Drüsenleiden,  Kropf,  Scrophelsucht,  bei  Gicht  und  Rheu- 
matismen, Abdominalplethora,  Verschleimung  der  ersten  Wege,  trägem 
Stuhlgang,  krampfhaften  und  hysterischen  Beschwerden  und  krankhaf- 
ten Störungen  der  Menstruation. 

Heyfelder  a.  a.  O.  S.  50. 

Das  Saubad  zu  Owen,  anderthalb  Stunden  von  Kirchheim 
u,  T.,  an  der  Lauter.  Dieses  aus  der  Gryphiteukalktörination  ent- 
springende M.wasser  enthält  nach  Storr  und  Oslander  kohlen- 
saures Eisenox3dul  und  etwas  Schwefelwasserstoffgas.  Früher  viel- 
fältig benutzt,  wurden  die  Badeeinrichtungeu  schon  1038  zerstört,  und 
die  Quelle  gerieth  später  in  Vergessenheit. 

G.  B.  Renz,  Vena  Tepcia.  Oderkurze,  auch  eigentliche  Beschrei- 
bung des  mineralischen  Wassers  am  Teckerberg,  nahendt  bei  Owen 
herfürspringend,  ins  Gemein  das  Saw  Bad  genannt.  Tübingen  1030. 

Fr.  B.  Oslander,  diss.  inaug.  med.  de  fönte  medicato  Owcnsi, 
praes.  Th.  C.  Chr.  Storr.  Tubing.  1779. 

Namentlich  sind  nur  noch  zu  erwähnen:  die  Schwefelquelle  bei 
Pfrungen  im  Oberamtsbezirke  Saulgau,  —  der  Salzbrunn  bei  Eber- 
bach, zwischen  Altshaiisen  und  Aulendorf,  —  die  M  quelle  zu  Gir- 
tenau  im  Oberamte  Marbach,  —  der  Kasbrunnen,  —  die  M.quel- 
Ini   zu  Bierin  gen,  Gönuingen  und  Keberlingen. 

-'S.  ü.  Obermeicr,  von  dem  Kasbrunnen.  Oettjngc»  1079 
Hey  fei  der  a.  a.  O.  S.  159. 


V. 
Die  Heilquellen  des  Grofsherzogthums  Baden. 


V.V  enn  das  Flufsgebiet  des  Rheins  nach  seiner  Lage  und 
Höhe  in  das  Rheinische  Hochland,  das  mittlere  Rheinland 
und  das  Rheinische  Niederland  getheilt  wird,  so  umfafst 
das  Grofsherzogthuni  Baden  den  gröfsten  Theil  des 
rechten  Ufers  des  mittleren  Rheinlandes,  das  Becken  des 
Rheins  vom  Bodensee  bis  Mannheim,  östlich  von  dem  mit 
dem  Rheine  parallel  laufenden  Gebirgszuge  des  Schwarz- 
waldes umschlossen,  —  ein  Land,  dessen  Höhen  gröfsten- 
theils  unfreundlich  und  rauh,  dessen  tiefer  gelegene  Thäler 
und  Flächen  durch  den  Schwarzwald  gegen  kalte  Winde 
geschützt,  sich  durch  Anmuth  der  Gegend,  Ueppigkeit  der 
Vegetation  und  grofse  Milde  des  Klimas  auszeichnen. 

Die  Tiefe  des  Beckens  bezeichnet  der  Spiegel  des 
Rheins ,  in  welchem  sich  alle  am  westlichen  Abfall  des 
Schwarzwaldes  entspringende  Flüsse  münden,  —  die  Höhe 
die  finstern  Gipfel  des  Gebirges  5  —  der  Spiegel  des  Rheins 
beträgt  780  —  284  Fufs,  nämlich  bei  Basel  780  F.,  bei 
Breisach  614  F.,  bei  Safsbach  579  F.,  bei  Kehl  424  F., 
bei  Mannheim  284  F.,  —  die  Höhe  des  Feldberges  4650 
E.,  des  Belchen  4370  F.,  des  Kandelberges  3909  F.,  des 
Blauberges  bei  Badenweiler  3507  F.,  des  Kniebifs  2986  F. 
über  dem  Meere;  daher  die  verhältnifsmäfsig  hohe  Lage 
mehrerer  M. quellen  des  Schwarz waldes.    So  entspringen 

Die  M.q.  \on  Langenbrückeu        ....  440  F.  üb.  d.  M. 

—  —    —    Baden        .        .        .        .  .  616 

—  —     —    Ueberlingea 1223 

—  —     —    Petersthal        .        .        .        .        .        1231 


768 

Die  M.q.  zu     Radenweiler 1239  F.  üb.  d.  M. 

—  —    —     Griesbach         .....        1499 

—  —     —     Rippoldsau 1711 

In  den  geognostischen  Verhältnissen  des  Schwarzwal- 
des  sind  nach  Keferstein  drei  Formationen  zu  unter- 
scheiden. Die  Hauptmasse,  namentlich  die  süd  -  westliche 
gehört  zur  Granit-  und  Gneufsformation,  auf  dieser  lagert 
Porphyr,  welcher  zwar  weniger  mächtig  als  letztere,  gleich- 
w  ohl  aber  die  höchsten  Gipfel  bildet ;  in  den  weniger  er- 
habenen Theiien,  den  östlichen  und  nördlichen,  herrscht 
der  bunte  Sandstein  vor,  welcher  zum  Theil  über  Granit 
liegend,  als  zusammenhängendes  Ganzes  vom  Rhein  ober- 
halb Säkingen  sich  bis  über  den  Mayn  erstreckt.  Bemer- 
kenswerth  in  der  Tiefe  im  Ufergebiete  des  Rheins  und  Ne- 
ckars sind  beträchtliche  Salzstöcke,  namentlich  zu  Bruch- 
sal, Dürrheim,  Ludwigshall,  Ubstadt,  Rappenau,  Mosbach 
und  Wimpfen.  Das  Gebirg  ist  reich  an  Erzen  und  kräf- 
tigen Mineralquellen.  Nach  Heunich  befinden  sich  im 
Grofsherzogthum  Baden  58  Bäder  und  Gesundbrunnen. 

Die  Temperatur  und  chemische  Constitution  der  letz- 
tern bietet  sehr  verschiedene  Verhältnisse  dar.  Die  lauen 
M. quellen  zu  Badenweiler  und  Hub  haben  die  Temperatur 
von  20  bis  23°  R.,  die  heifsen  zu  Baden-Baden  die  von  43 
bis  51°  R.  In  den  tiefer  gelegenen  Theiien  finden  sich 
müriatische  M.quellcn  und  kalte  erdig-salinische  Schwefel- 
quellen, in  den  höhern  Thälern  kalte,  an  Kohlensäure  sehr 
reiche  Eisen-,  Schwefel-  und  kohlensaure  Salze  führende 
M.  quellen. 

Nach  Verschiedenheit  ihrer  nördlichem  und  tiefern,  oder 
südlichem  und  höhern  Lage  zerfallen  die  Heilquellen  Ba- 
dens in  zwei  Hauptgruppen: 

1.  Die  Heilquellen  des  Mittel-  und  Untcr- 
r  he  in  kreises,  (nach  der  früheren  statistischen  Einthei- 
lung  des  Murg-  und  Neckarkreises),  von  welchen 
Baden-Baden  und  das  Schwefelbad  zu  Langenbrü- 
cken vorzüglieh  zu  erwähnen. 

2.  Die 


769 

2.  Die  Heilquellen  des  Oberrhein-  und  des 
S  eekreis  es  (früher  des  See-,  Treisam-  und  Kinzig- 
kreises),  von  denen  besonders  bemerkenswert!!  die  Ei- 
senquellen zu  R  i  p  p  o  1  d  s  a  u. 

G.  Agricola,  von  den  warmen  und  Wildbädern  im  Schwarz- 
walde. Amberg  1610. 

Rhumelii  tliermarum  aeidularum  descriptio.  Tubingae  1631. 

Guerin,  de  fontibus  medicatis  Alsatiae.  Argentorati  1760. 

Käst  n  er 's  Archiv.  Bd.  IX.  S.  384. 

Teutschland  geogn.  geolog.  dargestellt  von  Chr.  Keferstein. 
Bd.  I.  St.  1.  S.  53.  —  Bd.  III.  St.  1.  S.  71.  75.  St.  2.  S.  183. 

Journal  des  Mines.  T.  VIII.  p.  267. 

Die  Mineralquellen  im  Gr.  Herzogthum  Baden  von  W.  L.  Kol- 
reuter.  Karlsruhe.  1.  Jahrg.  1820.  II.  u.  III.  Jahrg.  1822. 

A.  J.  W.  Heunisch,  Beschreibung  des  Grofsherzogthums  Ba- 
den mit  einer  Höhenkarte,  eioem  Stahlstich  und  91  Holzschnitten  (von 
Prof.  Höfel  in  Wiener.  Neustadt).  Stuttgart  1837. 

—  —  geographisch-statistisch-topographische  Beschreibung  des 
Grofsberz.  Baden.  Heidelberg  1833. 

Osann  in:  Hufeland  und  OsaniTs  Journ.  der  prakt.  Heil- 
kunde. Bd.  LXXXV.  St.  2.  S.  97  ff. 

v.  Gräfe  und  Kali  seh,  Jahrbücher  für  Deutschlands  Heilquel- 
len und  Seebäder.  Jahrg.  I.  1836.  S.  269.  Jahrg.  II.  1837.  S.  205. 
Jahrg.  III.  1838.  S.  475.  Jahrg.  IV.  1839.  Abth.  2.  S.  45  ff. 

The  prineipal  Baths  of  Germany  considered  with  reference  to 
their  remedial  efheaey  in  chronic  Disease  by  Edwin  Lee,  M.  R. 
C.  S.  etc.  Vol.  I.  Nassau,  Baden  and  the  adjacent  Districts.  Frankf. 
u.  Wiesbaden  1840. 

1.     Die  Heilquellen  des  Mittel-  und  Unterrhein- 
kreis es. 

1.  Die  T hermalquellen  zu  Baden  im  Mittel- 
rheinkreise, auch  Baden-Baden  genannt.  —  Die  Stadt  Ba- 
den, zwei  Meilen  von  Rastadt,  merkwürdig  durch  ihr  hohes 
Alter,  berühmt  durch  ihre  Th.quellen,  zählt  jetzt  6231  Ein- 
wohner und  liegt  an  der  Oos  oder  dem  Oosbach,  am  Fufse 
des  Schwarzwaldes,  in  einer  paradiesischen  Gegend,  616 
Fufs  über  dem  Meere.  Vor  vielen  andern  Kurorten  wurde 
dieser  von  der  Natur  verschwenderisch  mit  ihren  reichsten 
und  schönsten  Gaben  ausgestattet.  Die  mit  Wald,  Wein 
oder  Gärten  bedeckten  Höhen,  welche  die  Stadt  und  ihre 
II.  Theil.  C  c  c 


770 

Heilquellen  mahlcrisch  umkränzen ,  schützen  gegen  rauhe 
Winde,  —  gegen  Norden  der  Schlofsberg ,  gegen  Osten 
der  Mcrcuriusberg  und  der  kleinere  Staufenberg ,  gegen 
Westeil  der  Fremersberg.  Das  Klima  ist  daher  sein-  mild, 
die  Luft  in  dieser  reich  gesegneten  Gegend  rein  und  ge- 
sund, —  die  Umgebungen  von  Baden  gewähren  eine  rei- 
zende Abwechseliuig  von  sonnigen  Wiesengründen,  Wein- 
bergen, Gärten,  anmuthigen  Wald-  und  Gebirgsgegenden, 
und  liefern  dabei  die  Erzeugnisse  des  Bodens  in  unge- 
wöhnlicher Fülle  und  von  vorzüglicher  Güte. 

Noch  jetzt  vorhandene  Denkmäler  machen  es  sehr  wahrschein- 
lich, dafs  das  Th.vvasser  von  Baden  schon  von  den  Römern  als  Heil- 
quelle benutzt  wurde.  Unter  dem  Namen  ,,Civitas  Aquensis"  bekannt, 
wurde  Baden  von  Marcus  Aurelius  verschönert.  Urkundlich  wird 
der  M. quellen  zuerst  873  unter  Ludwig,  König  der  Teutschen  ,  ge- 
dacht ;  einen  ausgezeichneten  Ruf  erwarb  sich  Baden  jedoch  erst 
später  im  sechzehnten  und  siebzehnten  Jahrhundert,  in  welchem  das- 
selbe unter  dem  Namen  von  „Niederbaden  oder  Markgrafenbad"  von 
Huggeliu,  Paracelsus  und  G.  Esch  erneuter  u.  A.  rühmlichst 
erwähnt  wird. 

Im  Vergleich  mit  andern  teutschen  Kurorten  gehört 
Baden  unbedenklich  zu  den  besuchtesten,  geräuschvollsten 
und  glänzendsten,  und  Avcttcifert  auch  in  dieser  Beziehung 
mit  Wiesbaden. 

Die  Frequenz  ist  noch  immer  im  Steigen,  obwohl  unter  der  Zahl 
der  jährlich  Baden  Besuchenden  nur  der  bei  weitem  kleinere  Theil 
als  wirkliche  Kurgäste  betrachtet  werden  kann.  Wie  die  Zahl  der 
Fremden  in  den  letzten  Deceunieu  gewachsen  ist ,  ergiebt  folgende 
Uebersicht: 

Im     J. 


1806  betrug  die 

Zahl  i 

Jer  Kurg.  1061. 

1807 

1876. 

1S0S 

1605. 

1S09 

. 

1630. 

1810 

. 

2462. 

1811 

.  .  • 

2733. 

1812 

3325. 

1813 

. 

3042. 

1814 

4094. 

1815 

, 

2i60. 

1816 

3620. 

1817 

3200. 

1818 

4076. 

771 


Im 

J.  1819  betrug  die  Zahl  der  Kurg.  4395. 

— 

—  1820    .    .            5138. 

— 

—  1821 

4432. 

— 

—  1822 

6214. 

— 

—  1823 

6108. 

— 

—  1824  - 

—  1825 

7279. 
7767. 

— 

—  1826   .  . 

748  i. 

— 

—  1827 

—  1828 

—  1829 

8364. 
10136. 

11078. 

— 

—  1830 

10992. 

— 

—  1831 

9598. 

— 

—  1832 

11362. 

— 

—  1833 

13905. 

— 

—  1834 

15226. 

— 

—  1835 

15513. 

— 

-  1836 

—  1837 

14200. 
16219. 

_ 

—  1838 

.   etwas  über  20000. 

— 

-  1839 

19895. 

Zu  dieser 

»jrofsen  Zahl  s 

ieuei 

t  das  Ausland  am  meisten 

bei. 

Unter  den  Baden  in  der  Saison  1839  Besuchenden  befanden  sich:  36 
Spanier,  62  Polen,  85  Italiener,  86  Schweden  und  Dänen,  211  Ameri- 
kaner, 231  Belgier,  457  Schweizer,  475  Holländer,  676  Russen,  3652 
Engländer  und  4478  Franzosen. 

Trotz  dieser  grofsen  Frequenz  ist  zu  Baden,  bei  der  Menge  schö- 
ner und  geschmackvoller  Bauten  kein  Mangel  an  bequemen  und  schö- 
nen Wohnungen.  Nicht  minder  wie  für  die  Bedürfnisse  der  Fremden 
ist  auch  für  geräuschvolle  Vergnügungen  und  Zerstreuungen  mannig- 
facher Art  gesorgt.  Zu  den  Schattenseiten  Badens  gehört  die  furcht- 
bare Geifsel  der  Hazardspiele,  welche  hier  dominirt.  Der  frühere 
Pächter  der  Spielhäuser  in  Paris,  Hr.  Benazet,  hat  von  der  Grofs- 
herzoglichen  Regierung  die  Pacht  der  Hazardspiele  im  Conversations- 
hause  zu  Baden  vom  October  1838  an  auf  fünfzehn  Jahre  erhalten. 
Er  zahlt  dafür  an  die  Regierung  jährlich  40,000  Fl.  Pacht,  ferner 
jedes  Jahr  noch  5000  Fl.  für  vorzunehmende  Verschönerungen;  und 
überdies  übernimmt  er  die  auf  dem  Badfonds  lastende  Schuld  von 
120,000  FI.,  —  ein  hinreichender  Maafsstab,  wie  viel  und  wie  hoch 
hier  gespielt  wird. 

Die  Bade-Saison  fängt  schon  am  1.  Mai  an,  und  dauert  bis  Mitte 
October,  weil  das  wärmere  Klima  einen  früheren  Anfang  und  späte- 
res Aufhören  gestattet;  —  viele  Fremde,  besonders  Engländer,  haben 
hier  Häuser  und  bleiben  den  Winter  über  hier. 

Auch  die  Zahl  der  Aerzte  zu  Baden  hat  sich  mit  der  steigenden 
Frequenz  der  Kurgäste  sehr  vermehrt.  Aufser  dem  Hrn.  Geh.  Med. 
RathKramer,  den  Hrn.  Hofräthen  Pitschaft  undGugert,  nenne 
ich  nur  die  Hrn.  Dr.  Ruff,  Komiossi,  Federer  und  Mai  er. 

Ccc2 


772 

Die  Gcbirgsart  der  Umgegend  ist  Flötzkalk,  weiterhin  Urgcbirge. 
Im  J.  1837  wurden  beim  Lclimgraben  in  einem  Hügel  zwischen  Oos-  und 
Rheinthal,  zahlreiche Ueberreste  vorweltlicher  Riesentliiere  aufgefunden, 
hegleitet  von  Geschieben,  die  von  den  das  Oosthal  begrünzenden  Bergen 
stammen.  Die  Lagerangsverhältnisse  beweisen,  dafs  dieselben  vor 
Jahrtausenden  durch  eine  grol'se  Fluth,  welche  das  Rheinthal  bis  zu 
einer  Höhe  von  etwa  200  Ful's  über  den  jetzigen  Spiegel  des  Rheins 
mit  Wasser  erfüllte,  und  einem  grofs.cn  Theilc  der  vor  derselben  diese 
Thäler  bevölkernden  Tbieiwelt  den  Untergang  brachte,  in  jenem  Hü- 
gel begraben  worden  sind. 

Alle  Th. quellen  zu  Baden  scheinen  ihren  Ursprung 
einem  gemeinschaftlichen  Reservoir  zu  verdanken,  ihr 
Wasser  ist  nicht  durch  ihren  chemischen  Gehalt,  sondern 
nur  durch  den  Grad  ihrer  Temperatur  (38—54°  R.)  ver- 
schieden. Sämintliche  Th.quellen  geben  in  24  Stunden  die 
Wassermenge  von  28,408  Kub.  Fufs. 

Als  die  stärkste  und  wichtigste  betrachtet  man  die  Hauptquelle 
oder  den  Ursprung.  Sie  entspringt  auf  der  Anhöhe,  nahe  bei  der  Stifts- 
kirche, aus  der  Spalte  eines  gelblich-grauen  Fclses,  welcher  aus  Hornstein 
und  Quarz  besteht,  und  hat  die  Temperatur  von  5i°  R.  lieber  den 
Th. quelle  ist  ein  Dunstkamin  angebracht,  durch  welchen  theils  die 
Th. dämpfe  ihren  Ausgang  nehmen,  theils  in  das  dicht  dabei  befind- 
liche Gebäude  geleitet  und  zu  Th.Dampfbädern  benutzt  werden.  Das 
Wasser  dieser  Th. quelle  ist  hell,  hat  den  Geschmack  und  Geruch  vom 
versalzener  Fleischbrühe,  und  entwickelt  geschöpft,  nur  wenig  Gas- 
blasen ;  seine  spec.  Schwere  wird  von  Krapf  zu  1,030,  von  Sal- 
zer  zu  1,003  bestimmt.  Aus  dem  Wasser  schlägt  sich  kohlen-  undt 
schwefelsaurer  Kalk  und  Eisenox3'd ,  in  Form  eines  Kalksinters  vom 
bräunlicher  und  brauner  Farbe  nieder.  Von  diesem  ist  ein  weicher,! 
breiartiger,  sehr  fetter  zu  unterscheiden,  welcher  von  schwarzgrünen 
Farbe,  den  Namen  Badeschlamm  oder  Bademoor  führt,  und  im 
welchem  sich  Zoophyten  finden  (Vgl.  Th.  I.  S.  429.  Zweit.  Aufl.  S.  505.) 

In  Bezug  auf  die  Temperatur   und  die  Wassermenge   der    einzcl-I 
neu  Quellen  findet  folgende  Verschiedenheit  statt: 

Der   Ursprung    hat  die  Temp.  von  51°  R.  u.  giebt  in  24  St.  7092  K.Z.', 

Die  zwei  Judcnquellcn  —  —  54  —  — 5732  — 

—  Höllenquelle  —  —  53 1150  — 

—  Q.  zum  Ungemach  —  —  52 3802  — 

—  Klosterquelle  —  —  51  —  —  —  —  —  —    847  — 

Der  Briihbrunneu  —  —  51  —  —    —  —  —  —  18G0  — 

Die  Muurquell.  —  —  50 US  — 

—  zwei  Q.  zum  kühlen  Brunnen      38—44 9306  — 

—  Q.  der  Bütte  —       —  40—52 1500  — 

—  Fettquelle  —       —       f>l 3058  — 

—  namenlose  Quelle  —       —       52       —  — 545  — 


773 

Ihren  Mischungsverhältnissen  nach  gehören  die  Th.- 
quellen  zu  Baden  zu  der  Klasse  der  kochsalzhaltigen  und 
wurden  zu  verschiedenen  Zeiten  analysirt  von  Krapf, 
Salzer,  Haug,  Otto,  Wolf,  Kastner,  Kölreuter 
und  G  i  in  b  e  r  n  a  t. 

Das  Th.wasser  enthält  in  sechzehn  Unzen: 

nach  Otto  u.  Wolf:      nach  Salz  er: 


Chlornatrium 

.      20,000  Gr.       . 

.       17,400  Gr. 

Chlortalcium 

0,666  — 

0,500  — 

Clilorcalcium 

1,777  — 

1,555  — 

Schwefelsaure  Kalkerde 

1,777  — 

2,600  — 

Kieselerde    . 

2,111  — 

.         .        . 

Kohlensaure  Kalkerde 



1,500  — 

26,331  Gr. 

23,680  Gr. 

nach  Kästner: 

nach  Kölreuter 

Chlornatrium 

.       17,500  Gr. 

.       16,00  Gr. 

Clilorcalcium         .         , 

1,500  — 

1,75  — 

Chlortalcitim 

0,500  — 

0,25  — 

Schwefelsaure  Kalkerde 

2,750  — 

• 

Basisch  schwefelkohlensaure  Kalkerde         .     .        .         .        5,00  — 
Kohlensaures  Eisenoxydul   .         .        0,111  —        .... 
iBasisch  kohlensaures  Eisen  mit  Ex- 

tractivstoff 0,02  — 

Kieselerde    .        .        . 0,20  — 


22,361  Gr.  23,22  Gr. 

Kohlensaures  Gas        .        .        .        0,333  Kub.  Z.  0,50Kub.Z. 

Nach  Gimhernat  enthält  das  Th.wasser  Stickgas.  Gimher- 
nat  hat  indefs  das  Stickgas  nicht  in  dem  Wasser  selbst,  sondern  in 
den  Dämpfen  desselben  gefunden,  und  Kölreuter  daher  erinnert, 
dafs  der  von  Gimhernat  angegebene  Gehalt  von  Stickgas  sich 
durch  die  Vermischung  der  Wasserdämpfe  mit  atmosphärischer  Luft 
sehr  wohl  erklären  lasse.  —  Bei  der  Höilenquelle  entwickeln  sich 
mit  dem  aus  der  Felseuritze  hervorsprudelnden  Wasser  Gasblasen, 
die  nach  einer  von  Gugert  und  Fontanelle  vorgenommenen  che- 
mischen Untersuchung  aus  etwas  kohlensaurem  Gas  und  Stickgas 
bestehen  sollen. 

W  et  zier  schlägt  wohl  mit  Unrecht  nach  dem  che- 
mischen Gehalt  der  Th.ouelleu  zu  Baden  ihre  Wirkung  zu 
gering  an.     Hinsichtlich  ihrer   Mischungsverhältnisse  und 


774 

Wirkungen  schliefsen  sie  sich  an  die  von  Wiesbaden,  un- 
terscheiden sich  jedoch  von  letztern  wesentlich  durch  ihren 
verhältnifsmäfsig  bedeutend  geringern  Gehalt  an  Chlorna- 
trium und  die  Verschiedenheit  der  Temperatur. 

In  Form  von  Wasserbädern  wirken  sie  sehr  durch- 
dringend reizend,  —  belebend  auf  das  Nervensystem,  er- 
hitzend auf  das  Gefafssystem ,  die  äufsere  Haut  reizend 
diaphoretisch,  häufig  einen  starken,  sehr  juckenden  Aus- 
schlag erregend,  und  sind  eben  deshalb  zu  widerrathen  bei 
wahrer  Vollblütigkeit,  Disposition  zu  Schlagflufs,  Neigung 
zu  Bluthusten  und  andern  activen  Blutflüssen,  einem  sehr 
reizbaren,  zu  Congestionen  geneigten  Gefafssystem  und 
fieberhaften  Beschwerden.  —  Getrunken  wirkt  das  Th.was- 
ser  auflösend,  besonders  auf  die  Leber,  das  Pfortadersystem, 
die  Harnwerkzeuge  und  das  Uterinsystem. 

Die  Einrichtungen  zur  zweckmiifsigen  Benutzung  der  Quellen, 
besonders  der  Bäder,  waren  früher  sehr  mangelhaft,  haben  sich  aber 
neuerdings  sehr  verbessert.  Die  Kurgäste  wohnen  theils  in  Privat- 
häusern,  theils  in  Gast-  uud  Badehäusern,  dem  Zähringer  Hof,  dem 
Badischen  Hofe,  dem  Hirsch  u.  a.,  —  in  welchen  die  Kranken  den 
Vortheil  haben  nicht  nur  zu  wohnen,  sondern  in  demselben  Gebäude 
auch  Wannen-  und  Douchebäder  nehmen  zu  können. 

Die  verschiedenen  Formen,  in  welchen  die  Th.quellen 
benutzt  werden,  sind  folgende  : 

1.  Als  Wasserbäder,  —  diejenige  Form,  von  wel- 
cher am  häufigsten  Gebrauch  gemacht  wird. 

2.  Als  Getränk.  Man  läfst  mit  2  bis  3  Gläsern  an- 
fangen, und  allmählig  bis  zu  6  oder  8  täglich  steigen ;  man 
trinkt  das  Th.wasser  entweder  allein,  oder  nach  Umstän- 
den mit  Milch  und  Molken,  oder  um  stärker  auf  den  Darm- 
kanal zu  Avirken,  nach  Kölreuter  mit  dem  Zusatz  eines 
eröffnenden  Salzes  (Natron  carbonico-sulphuricum). 

Zu  diesem  Ende  rechnet  Kölreuter  auf  sechzehn  Unzen  Was- 
ser von  50—54°  R. : 

Ucberkohlensaurcs  Natron            .  17,00  Gr. 

Schwefelsaures  Natron        .        .  2(i500  — 

Cblornatrinm         ....  5,00  — 

Kohlensaure  Kalkerde          .        .  -,00  — 


775 


Kohlensaures  Eiseuoxydul  .  0,02  Gr. 

Kieselerde     .        .        .        .'•       .  0,40  — 


50,42  Gr. 

Doch  bedient  man  sich  bei  dem  Gebrauche  der  hiesigen  Th.bäder 
jetzt  häufig  auch  anderer  versendeter  M.wasser  zum  Getränk  und  na- 
mentlich sehr  häufig  des  M.wassers  von  Rippoldsau. 

Seit  1828  besteht  zu  Baden  eine  Anstalt  zur  Ziegeumolkenkur, 
welche  Mitte  Mai  eröffnet  und  den  ganzen  Sommer  benutzt  werden 
kann.  Die  Bereitung  der  Molken  geschieht  wie  in  der  Schweiz,  mit- 
telst Laab. 

Um  die  Trinkenden  gegen  die  nachtheilige  Einwirkung  der  Wit- 
terung zu  schützen,  findet  sich  nahe  der  Quelle  des  Ursprungs  ein  be- 
deckter Gang. 

3.  Als  Do u che-,  Tropf-,  auch  Giefsbad,  so 
wie  als  Klystier  oder  Einspritzung  bei  Krankheiten  des 
Uterinsystems. 

4.  In  Form  von  Th  er  maldämpfen.  In  das  schon 
erwähnte  Gebäude  dicht  bei  dem  Ursprung  werden  zu  die- 
sem Zweck  die  Th. dämpfe  in  Röhren  geleitet,  und  in  Ba- 
dekabinetten in  verschlossenen  Kästen  als  ganzes,  halbes 
oder  blos  localcs  Dampfbad,  —  oder  als  Dampfdouche  bei 
Leiden  einzelner  Theile  benutzt. 

Nach  Verschiedenheit  des  Bedürfnisses  giebt  man  diese 
'Dampfbäder  bald  von  einer  höhern,  bald  von  einer  nie- 
dem  Temperatur. 

Weniger  wird  der  schon  erwähnte  Badener  M.s  c  hl  amm  äufser- 
lich  als  erweichender,  zertheileuder  Umschlag  örtlich  angewendet. 

Im  Allgemeinen  sind  die  Th.quellen  von  Baden  in  al- 
len den  Fällen  indicirt,  in  welchen  heifse  alkalische  Koch- 
salzquellen  angewendet  werden  (Vgl.  Th.  I.  S.  264.  Zweit. 
Aufl.  S.  280.),  daher  besonders  angezeigt  bei  vorwalten- 
der torpider  Schwäche,  imd  namentlich  in  folgenden  Haupt- 
klassen von  Krankheiten : 

1.  Hartnäckigen  Gichtbeschwerden,  mit  bedeutender 
Dyskiasie  und  örtlichen  Ablagerungen,  —  Contracturen, 
Geschwülsten,  Knoten. 

2.  Lähmungen,  —  namentlich  von  gichtischen  Ursa- 
chen entstanden. 


776 

3.  Chronischen  Hautausschlägen,  Flechten,  Geschwüren. 

4.  Stockungen  in  der  Leher,  dem  Pfortader-  und  dem 
Uterinsystem,  —  Anschwellungen  und  Verhärtung  der  Le 
her,  Hämorrhoidalbeschwerden,  —  Anomalieen  der  monat 
liehen  Reinigung,  Fluor  albus,  Unfruchtbarkeit. 

Kölreuter  und  Kram  er  haben  die  Th. dämpfe  mit  atmosphäri- 
scher Luft  zum  Einathmen  bei  chronischen  Brustleiden ,  namentlich 
asthmatischen  Beschwerden.  Brustkrämpfen  und  Blennorrhöen  der  Re- 
spirationsorgane empfohlen.  Man  läfst  anfänglich  nur  Thermaldämpfe 
von  20°  R.  mit  atmosphärischer  Luft  vermischt  eine  Viertelstunde 
lang  einathmen,  und  steigt,  wenn  die  Kranken  es  vertragen,  sowohl 
mit  der  Temperatur  der  Dämpfe,  als  der  Dauer  ihrer  Anwendung.  — 

Die  örtliche  Anwendung  der  Th. dämpfe,  so  wie  des  M.schlammes 
wird  gerühmt  bei  localeu  gichtisch -rheumatischen  Leiden,  Lähmun- 
gen, Geschwülsten,  Verhärtungen  uud  Steifigkeit  der  Gelenke. 


Noch  inufs  hier  mehrerer,  in  einer  reizenden  Gegend  unfern  Ba- 
den bei  dem  Kloster  Lichtenthai  entspringenden  kalten  Eisenquellen 
gedacht  werden,  welche  zu  Wasser-  und  Tropfbäderu  benutzt  wer- 
den. Ein  besonderes  Badehaus  hierzu  mit  den  erforderlichen  Cabi- 
netten  befindet  sich  unter  dem  Namen  des  Ludwigsbades  daselbst, 
so  wie  ein  zweites,  das  Stephaniebad.  —  Von  Baden  ist  Lich- 
tenthal  nur  eine  kleine  Stunde  entfernt. 

Nach  Kölreuter  enthält  die  M. quelle  bei  Lichtenthai  in  sech- 
zehn Unzen  : 

Kohlensaure  Kalkerde         .        .  0,125  Gr. 

Kohlensaure  Talkerde  .        .  0,125  — 

Salzsaure  eisenhaltige  Talkerde  0,250  — 

Kohlensaures  Eisen     .        .        ,  1,250  — 


1,750  Gr. 


Man  bedient  sich  dieses  Eisenwassers  in  den  genannten  Formen 
äufserlich,  theils  als  stärkende  Nachkur  nach  dem  Gebrauch  der  Th.- 
quellen  zu  Baden,  theils  aber  auch  als  belebeud-zusammenzichendes 
Mittel  in  Krankheiten,  welche  sich  auf  reine  Schwäche  gründen,  — 
namentlich  bei  passiven  Schleim  -  und  Blutfiüsseu,  chronischen  Ner- 
venkrankheiten, Scorbut  und  Leiden  des  Uteriusystems  von  Schwäche. 

Von  den  heilsamen  Bädern  des  teutschen  Landes  durch  J.  J. 
II  ug  gel  in.  S.  20. 

Th.  Paracelsus,  von  warmen  oder  Wildbädcrn.  S.  54. 

Th.  Tab  er  nämon  tan  us.,  von  allen  heyls.  metall,  miuer.  Bä- 
dern. S.  553. 

GUntheri  Andern,  commeut.  p.  05. 


:777 

Aller  heilsamen  Bäder  Natur  und  Wirkung  durch  G.  E  sehen - 
reuterum.  S.  1. 

Discursus  curioso-physicus  de  thermis  Marcbio-Badensibus.  Ra- 
stadtii. 

Phil.  Leucippus,  von  Natur,  Eigenschaft,  Wirkung  und  rech- 
tem Gebrauch  der  warmen  wilden  Bäder,  insonderheit  der  vier  im 
Schwarzwald  gelegenen  Marggraven  Baden,  Wildbad,  Zellerbad  und 
Huberbad.  159S. 

J.  Matthaeus,  de  thermis  Marchio-Badensibus.  Spirae  1606. 

teutsch  1606.  —  Strasburg  16 16. 

K  uff  er,  Beschreibung  des  Markgräflichen  warmen  Bades.  Stras- 
burg 16'25. 

ß.  Dylin,  Dissert.  de  thermis  Badensibus.  Rast.  1725. 

Abhandlung  von  dem  mineralischen  Gehalt  und  medizinischen 
Gebrauch  des  im  Markgrafenthum  Badeu- Baden  gelegenen  warmen 
Bades.  Strafsburg  1756. 

G.  Widmer,  Abhandlung  von  dem  warmen  Bade  in  Baden-Ba- 
den. Strasburg  1756. 

G.  M.  Bei  Ion,  tentamen  physico-chemico-medicum  de  origine 
thermarum  Badensium.  Rastadtii  1766. 

J.  F.  Glyckherr,  observat.  medicae  de  thermis  Badensibus. 
Argent.  1780. 

C.  F.  D.  Haug,  de  thermis  Marchio-Badensibus.  Argent.  17S0. 

Wolf  in:  Tr  omms  d  orf  f's  Journal  der  Pharm.  Bd.  XVI.  St.  1. 
S.  42. 

Kästner' s  Archiv.  Bd.  VI.  S.  228.  —  Bd.  IX.  S.  377. 

C.  F.  Salz  er  in:  Seh  weigger  N.  Journal  der  Chemie.  Bd.  IX. 
St.  2.  S.  180. 

Fr.  J.  Krapf,  Beschreibung  der  warmen  Bäder  zu  Baden  in  der 
Markgrafschaft  Baden.  1794.   -  1818. 

AI.  Schreiber,  Baden  mit  seinen  Bädern  u.  Umgebungen.  Karls- 
ruhe 1805. 

Memoires  sur  Ies  eaux  min^rales  de  Bade  en  particulier  et  sur 
les  eaux  thermales  en  general  par  M.  Fod6r6,  in:  Journal  com- 
plem.  Avril  1810. 

J.  C.  Kliiber's  Beschreibung  von  Baden.  Tübingen  1810. 

H.  AI.  Schreiber,  Baden  mit  seinen  Heilquellen  und  Umgebun- 
gen. Heidelb.  1812   —  1819. 

C.  W.  Hufeland  a.  a.  O.  S.  198.   Vierte  Aufl.  S.  185. 

—      —      Journal  der  prakt.  Heilk.  Bd.  LI.  St.  6.  S.  114. 

J.  E.  Wetzler,  Gesundbr.  und  Heilbr.  Th.  IL  S.  119.  —  Zu- 
sätze und  Verbesserungen.  S.  4. 

W.  L.  Kölreuter  a.  a.  0.  I.  Jahrg.  S.  6.  7.  52.  90.  101—143. 
—  II.  Jahrg.  S.  9-16.  230. 

Kr  am  er  in:  Annalen  für  die  gesammte  Heilkunde.  Karlsruhe. 
Bd.  I.   St.  1. 

Ueber  die  Eigenschaften,  Wirkungen  u.  den  Gebrauch  der  war- 
men M.quellen ,   so    wie  der  natürlichen  Stahlbäder  zu  Baden.     Nebst 


778 

Anhang  über  die  dortige  Ziegeninolke.  Von  D.  Kram  er.  Karlsruhe 
und  Baden  1830. 

Fi ts chaf't  in:  Hufeland  und  Osann's  Journal.  Bd.  LXXH. 
St.  6.  S.  48.  —  Bd.  LXXIII.  St.  4.  S.  124. 

Neuer  Führer  in  und  um  Baden  von  II.  AI.  Schreiber.  Carls- 
ruhe 1831. 

J.  A.  Pitschaft,  die  Heilquellen  uud  das  Klima  von  Baden  im 
Grofsherzog.  Baden  als  Heilmittel  zum  Frommen  der  daselbst  heilsu- 
chenden Leidenden.  Baden  1831. 

Allgemeine  mediz.  Annalen.  1831.  Nr.  36.  S.  561. 

A  few  observations  oii  the  Waters  and  Baths  of  Baden.  By  Sir 
John  Frost.  Carlsruhe  and  Baden  1836. 

Hufeland  und  Osann's  Journ.  der  prakt.  Heilk.  Bd.  LXXXV. 
St.  2.  S.  99. 

Baden-Baden.    By  Dr.   Granville.    (1838.) 

Kalisch,  allgem.  Zeitung  des  Brunnen-  und  Badewesens.  1839. 
S.  100.   114. 

v.  Gräfe  u.  Kalisch  a.  a.  0.  IV.  Jahrg.  1839.  Abth.  2.  S.  160. 

Die  Badegäste  zu  Baden-Baden.  Eiue  Federzeichnung  aus  dem 
Skizzenbuche  eines  Weltmannes.  Erstes  Heft:  die  deutschen  Gäste. 
Carlsruhe  1839. 

W.  v.  Chezy,  Rundgemälde  von  Baden-Baden  und  seinen  nä- 
hern und  fernem  Umgebungen.  2.  Aufl.  Carlsruhe  1839.  —  Dasselbe 
französisch,  traduit  par  M.  Varuier.  Carlsruhe  1839. 

II.  Schreiber,  Baden-Baden,  die  Stadt,  ihre  Heilquellen  und 
ihre  Umgebung.  Taschenbuch  für  Fremde  und  Einheimische.  Stutt- 
gart 1840. 

Allgemeine  Badzeituug.  Baden  1840.  Nr.  34. 


An   die  Th. quellen  von  Baden  schliefst  sich  : 

Die  M.t/uelle  zu  Rothenfels,  einem  Gute  im  Murgthale  un- 
weit Baden,  zwischen  Gcrnsbach  uud  Rastatt,  Eigcnthum  Sr.  Hob. 
des  Markgrafen  Wilhelm  von  Baden,  —  im  .1.  1839  entdeckt,  als  mau 
Bolirvcrsuche  nach  Steinkohlen  anstellte.  In  einer  Tiefe  von  330  F. 
im  Rothliegenden  schlug  man  unerwartet  in  eine  starke  lothrechte  Kluft, 
aus  welcher  sogleich  mit  grofscr  Gewalt  Wasser  aufstieg,  das  sich 
nach  den  Untersuchungen  des  Bergraths  Dr.  Wa  lehn  er  als  eine 
reiche,  lauwarme  salinischo  M. quelle  erwies.  Die  M. quelle,  welche 
diu  .Namen  E  1  is  ab  e  thq  ucl  1  c  erhielt,  wurde  sofort  gefafst  und  vor- 
läufige Einrichtungen  zu  Trink-  und  Badekuren  für  die  Saison  1840 
getroffen.  Die  Eröffnung  des  neuen  Badeetablissements  fand  auch 
am   1.").  August  1S40  statt. 

Die  Ölquelle  ist  ein  lauwarmer  Säuerling    von  16"    R.,    eisenhal- 


779 

iig,  enthalt  nach  Kölreuter    unter  seineu  Bestandteilen    eine  hy- 
drobromsaure    Verbindung. 

Allg.  Augsb.  Zeitung  v.  26.  April  1840.  Beilage  Nr.  117.  S.  934. 
v.  20.  May.  Nr.  14  i.  S.  1125. 

Allgem.  Badzeitung.  Baden-Baden.  1840.  Nr.  39.  49. 

2.  Das  Amalienbad  %u  Langenbrücken  im 
Oberainte  Bruchsal  des  Mittelrheinkreises,  440  Fufs  über 
dem  Meere,  in  einer  der  fruchtbarsten  und  belebtesten  Ge- 
genden des  Grofsherzogthums,  von  Bruchsal  zwei  Stunden, 
von  Heidelberg  fünf,  von  Carlsruhe  und  Mannheim  sieben 
Stunden  entfernt. 

Schon  im  Jahre  17Ö6  wurden  die  M.quellen  zu  Langenbrücken, 
einem  zwischen  Heidelberg  und  Bruchsal  gelegenen  ansehnlichen 
Marktflecken  mit  1200  Einwohnern ,  von  Franz  Christoph  vou 
Hütten -Stolze  nberg,  Fürstbischof  von  Speier,  mit  einer  gut 
eingerichteten  Badeanstalt  ausgestattet,  nach  dem  Tode  desselben, 
1780  aber  vergessen,  bis  1808  ein  Privatmann  nothdiirftige  Einrich- 
tungen traf,  und  endlich  1825  Hr.  Siegel,  der  gegenwärtige  Besitzer, 
die  Umgebungen  der  M.quellen  verschönerte,  die  Trinkquelle  besser 
fassen  liefs,  neue  M.quellen.  auffand,  einen  neuen  Kursaal,  ein  neues 
Badehaus  und  Oekonomiegebäude  aufführte  und  das  Etablissement  zu 
Ehren  der  Frau  Markgräfin  „Amalienbad"  nannte.  Die  Gesammtzahl 
aller  in  den  verschiedenen  Gebäuden  zu  Wohnungen  für  Kurgäste  be- 
stimmten Zimmer  beläuft  sich  auf  einige  70.  Das  Badehaus  enthält 
deren  54  mit  allen  Bequemlichkeiten  versehene;  ausserdem  Badeka- 
binette mit  hölzernen  und  porcellauen  Wannen,  und  Vorrichtungen 
zu  Douche-,  Tropf-,  Regen-  und  Dampfbädern,  so  wie  zu  Gasbädern 
von  Schwefehvasserstoflgas  bei  chronischen  Leiden  der  Respirations- 
organe,  oder  Lokalleiden  andrer  Organe. 

Die  Zahl  der  Kurgäste  belief  sich  früher  jährlich  im  Durchschnitt 
über  400.     Die  Zahl  der  wirklichen  Kurgäste  betrug 

im  J.  1829  .                .        i~  407. 

—  —  1830  ....  503. 

—  -  1833  .        .;      .        .  438. 

—  —  1S34        V  ■        •        •        •  408. 

—  —  1835  .  246. 

—  —  1836  ....  232. 

—  —  1837  ....  338. 

—  —  1838  .        .       -.        .  275. 

Bemerkenswert!!  ist  die  in  L.  getroffene  Vorkehrung,  dafs  Kranke 
sich  hier  auch  im  Frühling,  Herbst  und  Winter  der  Kur  unterziehen 
können,  —  so  dafs  namentlich  Lungenkranke  die  angefangene  Kur 
nicht  auszusetzen  brauchen. 


780 

Der  niedrige  Gebirgszug,  welcher  das  siitfliche  Eude  des  Odeu- 
wnldcs  mit  dem  nördlichen  des  Schwarzwaldes  verbindet  und  an  des- 
sen Fufs  L.  liegt,  wird  durch  Flützforinationen  gebildet,  nämlich  durch 
bunten  Sandstein,  Muschelkalk,  Keuper  und  Lias.  Aus  einer  partiel- 
len Ablagerung  der  aus  Kalk  und  Schiefer  bestehenden  Liasformation 
entspringen  in  einer  flachen  Mulde  die  Schwefelquellen  von  L. ,  de- 
ren 14  zum  Kurgebrauche  verwendet  werden,  wovon  die  meisten  un- 
terirdisch gefai'st  und  in  Reservoirs  geleitet  sind,  vier  aber  zu  Tage 
kommen,  nämlich: 

1.  Die  Trinkquelle,  liefert  in  einer  Stunde  480 Badische  Maas 
M.wasser; 

2.  Die  Gasquelle,  100  Schritte  von  der  vorigen  entfernt,  erst 
seit  1834  durch  Bohren  gewonnen,  zeichnet  sich  durch  ihren  grofsen 
Reichthuin  an  Schwefelwasserstoffgas  aus. 

3.  Die  Springquelle,  1826  erbohrt,  liefert  täglich  460  Badi  i 
sehe  Ohm  Schwefelwasser. 

4.  Die  vierte  unter  dem  Saalgebäude  entspringende  Quelle  wird 
zu  häuslichen  Zwecken  benutzt;  das  von  dieser  ablaufende  Wasser 
sowohl  als  das  der  unter  der  Erde  gefafsten,  beinahe  in  einem  Halb- 
zirkel vor  dem  Kursaal  liegenden  übrigen  Quellen  wird  in  ein  Reser- 
voir geleitet,  von  wo  es  erwärmt  für  die  Bäder  benutzt  wird. 

Das  M.wasser  ist  frischgeschöpft  krystallhell,  perlend, 
von  einem  starken  hepatischen  Geruch,  einem  hepatisch- 
harzigen  Geschmack;  in  einem  offenen  Gcfäfse  der  Luft 
ausgesetzt,  wird  es  bald  milchicht  opalisirend,  bläulicht 
und  bedeckt  sich  mit  einem  weifsgclben  Häutchen.  Im 
Bassin  der  Springquelle  setzt  sich  in  ziemlich  beträchtli- 
cher Menge  ein  weilsgelblicher,  sehr  zarter,  fettig  anzu- 
fühlender Niederschlag  ab,  der  unter  dem  Namen  des  Ba- 
de Schlamms  bei  äufserlicheu  Loknlleiden  benutzt  wird. 
In  wohlvcrschlosscncn  Krügen  erhält  sich  Geruch  und  Ge- 
schmack lange  Zeit  in  gleicher  Stärke.  Die  Temperatur 
der  M. quellen  beträgt  9 — 10°  11.,  die  der  Springquelle  auf 
ihrer  Oberfläche  10,5,  in  der  Tiefe  11°  lt.,  ihr  specilisches 
Gewicht  1,002,  —  die  Wassermenge  sännntlioher  M. quel- 
len über  1700  Ohm  in  24  Stunden. 

Chemisch  analysirt  wurde  das  M.wasser  schon  1768, 
neuerdings  von  Geiger  und  Kölrcuter.  Nach  Geiger 
enthält  in  sechzehn  Unzen: 


i  r, 


1.  Die  1 

Yinkquelle :    2.  1 

)ie Quelle  im  Kanal ; 

Schwefelsaures  Natron 

0,480  Gr.      . 

0,525  Gr. 

Natron,  zumTheil  kohlensaures  u. 

an  Extractivstoff  gebundenes 

0,090  — 

0,105  — 

Schwefelsaures  Kali   . 

0,030  — 

0,036  — 

Schwefelsaure  Talkerde 

0,017  — 

0,034  — 

Chlortalcium   mit   etwas    Chlor- 

natrium    .... 

0,030  — 

0.040  — 

Kohlensaure  Talkerde 

0,647  — 

0,758  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

2,260  — 

2,930  — 

Kieselerde    .... 

0,170  — 

0,260  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul 

0,053  — 

0,044  — 

Schwefelhaltiges  Harz 

0,055  — 

0,110  — 

Schwefelsaure  Kalkerde 

0,108  — 

0,321  — 

Extractivstoff 

0,260  — 

0,240  - 

Manganoxyd      ) 
Thonerde           ) 

Spuren 

Spuren 

4,200  Gr. 

5,203  Gr. 

Kohlensaures  Gas 

2,500  Kub.  Z. 

3,000  Kub.  Z. 

Schwefelwasserstoffgas 

0,250     — 

0,220    — 

Stickgas        .... 

0,625     — 
3,375  Kub.  Z. 

0,500    — 

3,720  Kub.Z. 

1000  Gran   des  bituminösen    Schiefers,   aus  welchem  die  Schwe- 
felquellen entspringen,  enthalten  nach  Geiger: 

Chlornatrium  mitschwefelsaurem  Natron 

und  Talkerde 2,00  Gr. 

Gjps 4,00  — 

Flüssiges  Bitumen  durch  Alkohol  erhalten  8,50  — 

Bitumen  durch  Terpentinoehl      .         .  100,00  — 

Kohle  und  Bitumen  durch  Hitze  zerstört  184,00  — 

Kieselerde      ......  345,50  — 

Alauuerde 6,00  — 

Kohlensaure  Kalkerde          .        .        .  260,00  — 

Kohlensaure  Talkerde           .         .        .  16,20  — 

Doppelt  Schwefeleisen          .         .         .  30,00  — 

Mauganoxyd 4,00  — 

Natron .-  3,73  — 

Kali 0,27  — 

Verlust  an  Feuchtigkeit       .        .        .  35,80  — 

1000,00  Gr. 
Gleich  ähnlichen   kalten    erdig -salinischen    Schwefel- 
quellen, wird  das  M.wasser    zu    Langenbrücken    innerlich 
und  äufserlich  in  den  genannten  Formen  von  Hergt  na- 


782 

mentlich  empfohlen:  bei  chronischen  Krankheiten  der  äu- 
fsern  Haut,  Rheumatismen,  —  veralteten  Geschwüren, 
Flechten,  Krätze  und  andern  durch  psorische  Metastasen 
entstandenen  Leiden,  —  Stockungen  im  Pfortader-  und 
Uterinsystem,  Hämorrhoiden,  Hypochondrie,  Hysterie,  Ano- 
malieen  der  Menstruation,  —  Dyskrasieen,  Gicht,  Stein- 
beschvrerden ,  —  Verschleimungen,  Blennorrhöen ,  veralte- 
ten Katarrhen,  chronischer  Bronchitis,  anfangender  Hais- 
und Lungenschwindsucht,  —  Scropheln,  Rhachitis,  — 
chronischen  Metallvergiftungen. 

Erste  Nachricht  und  Beschreibung  von  den  Bestandteilen ,  Ge- 
brauch und  Nutzeu  des  Langenbriicker  M.wassers  (von  Dr.  Brod- 
beck.) Bruchsal  1768.—  1769. 

Das  Amalienbad  zu  Langenbrücken  von  Dr.  Lutz.  Mannh.  1826. 

Bronn  er  in:  Mone's  Badischem  Archiv.  Bd.  IL 

Geiger's  Magazin  für  Pharm.  Bd.  XII.  S.  37.  65. 

Brandes  Archiv.  Bd.  XVIII.  S.  45. 

Hergt  in:  Hufeland  und  0 sann's  Journal.  Bd.  LXX.  St.  4. 
S.  64. 

Poggendorff,  Annalen  der  Physik  u.  Chemie.  Bd.  XVI.  1829. 

Hergt  in:  Geiger's  Magazin  für  Pliannacie.  1830.  Juli. 

H.  Bronn,  Gaea  Heidelbergeusis.  Heidelberg  u.  Leipzig  1830. 

L.  F.  Bley,  Taschenbuch  für  Aerzte.  Leipzig  1831. 

Hergt  in:  Annaleu  der  Pharmacie  von  Brandes,  Geijjer  und 
Liebig.  Bd.  HI.  Heft  2.  1832. 

v.  Brück  mann,  vollkommene  Anleitung  zur  Anlage  von  arte- 
sischen Brunnen.  Heilbronn  1833. 

Hergt  in:  Mcdic.  Annalen.  Bd.  II.  Heft  2.  Heidelberg  1836. 
S.  207. 

F.  J.  Hergt,  die  Schwefelquellen  und  Bäder  zu  Langenbrücken 
im  Grofsherzogthuin  Baden.  Heidelberg  1836. 

Seither  in:  Medic.  Annalen.  Heidelberg  1837.  Bd.  III.  Heft  4. 

v.  Gräfe  u.  Ka  lisch,  Jahrbücher  für  Deutschlands  Heilquellen 
und  Seebäder.  Jahrg.  I.  1836.  S.  269.  Jahrg.  II.  1837.  S.  205.  Jahrg. 
III.  1838.  S.  475.  JuhrK.  IV.  1839.  Abth.  2.  S.  47. 


Es   gehören  hierher  ferner: 

Die  M. quelle  zu  Wie  s  loch  im  ehemaligen  Neckarkreise, 
jetzt  Unterrheinkreise,  eine  kalte  Schwefelquelle  unfern  Langenbrücken, 
bat  nach  Bronn  er  10,5°  R.  bei  19,5°  R.  der  Atmosphäre,  und  enthält 
in  sechzehn  Unzen  6  Gran  feste  Bestandteile,  vorzüglich  schwefel- 
saures Natron,  ausser  diesem  Chlornatrium  und  kohlensaures  Natron, 
kohlensaure  Talkerde,  schwefelsaure  Kalkerde,  Chlorcalcium ,  Thou- 


783 

erde,  Kieselerde    und    Schwefelharz,  —  an  flüchtigen  Bestandteilen 
Schwefelwasserstoffgas  und  kohlensaures  Gas. 

Bronn  er  in:  Annalen  für  die  gesammte  Heilkunde.  Karlsruhe 
1824.  Bd.  1.  St  2.  S.  115. 

Buchner's  Repertorium.  Bd.  XIV.  S.  79. 
Kölreuter  a.  a.  0.  II.  Jahrg.  S.  44.    ; 

Die  M.  quelle  zu  Langen  stci?ibach  im  Amte  Pforzheim, 
mit  einem  Badehause  versehen  und  als  Kurort  benutzt.  Nach  Köl- 
reuter enthalten  sechzehn  Unzen: 

Chloraluminium      ....        0,20  Gr. 
Erdharzigen  Extractivstoff  mit  einer 

Spur  von  Schwefel    .        .        .        0,15  — 


0,35  Gr. 

Deutlicher  und  auf  vernünftige  Wasscrprobeu  gegründeter  Ent- 
wurf von  des  Langensteinbacher  Trink-  und  Badewassers  innerlichem 
Gehalt,  WLkung  und  Nutzen,  samt  merkwürdigsten  Curen  (von  D. 
Textor).  Carlsruhe  1728. 

Kölreuter  a.  a.  0.  II.  Jahrg.  S.  39. 

Die  M.  quell en  zu  Za  y  se-n  hause  ?i  im  Kreise  Bretten.  We- 
nige Schritte  seitwärts  der  Strafse  von  Karlsruhe  nach  Heilbronn, 
eine  Viertelstunde  von  Sickingen  und  eben  so  weit  von  Bretten  ent- 
springen aus  einer  Torfwiese  mehrere  kalte  erdig- salinische  Schwe- 
felquellen, welche  im  J.  1713  entdeckt,  gefafst,  mit  einem  Badehause 
versehen  und  stark  benutzt  wurden,  seit  dem  Anfang  dieses  Jahrhun- 
derts aber  ganz  ausser  Gebrauch  kamen,  bis  sie  erst  seit  kurzem 
von  neuem  wieder  durch  mehrere  glückliche  Heilungen  Aufmerksam- 
keit erregt  haben. 

Schon  früher  von  Zell  er  und  Briegel,  später  von  Salzer 
chemisch  analysirt,  wurden  sie  neuerlichst  (1835)  von  Probst  einer 
neuen  Prüfung  unterworfen.  Sechzehn  Unzen  Wasser  enthalten  : 


nach  Salz  er: 

nach  Probst 

Schwefelsaures  Natron  . 

. 

•          •         « 

0,427  Gr. 

Schwefelsaures  Kali 

>          •         . 

0,028  — 

Schwefelsaure  Talkerde 

. 

•         • 

2,753  — 

Chlormagnium 

, 

•          •         » 

0,021  — 

Chlornatrium  . 

2,0  Gr.       . 

0,017  — 

Kohlensaure  Talkerde     . 

2,0-        . 

. 

Kohlensaure  Kalkerde     . 

. 

6,9  — 

2,564  — 

Schwefelsaure  Kalkerde 

. 

13,0  — 

.      12,117  — 

Eisenoxyd 

... 

0,021  — 

In  Alcohol  lösliche  organische 

Substanz 

•         .        . 

0,097  — 

In  Wasser  lösliche  organi 

ische 

Substanz 

e 

•         .        . 

0,902  — 

'84 


Kieselerde Spuren 

Alaunerde  ....         ....        Spuren 

Ammoniac ^  unbestimmt 


23,9  Gr.  18,947  Gr. 
Schwefelwasserstoffgas          .        0,4  Kub.Z.         .        0,424  Kub.Z. 

Stickstoff .        unbestimmt 

Kohlensaures  Gas 3,611      — 

0,4  Kub.Z.  4,035  Kub.Z. 

M.  Brie  gel,  Beschreibung  des  Zaisenjiäuser  Bades.  1715. 

J.  S.  Carl,  von  dem  Gebrauche  der  Gesundbrunnen  nebst  Bei- 
lage zur  Untersuchung  des  Zaysenh.  Bades.  —  In  dessen  Medicina 
morali.  1726. 

J.  A.  Gefsner,  Beschreibung  der  fünfWürtemberger  Bäder  als 
Zaysenhausen  u.  s.  w.  Stuttgardt  1746. 

Historisch  physikalische  Nachricht  von  dem  Zaj-seuhauser  Brun- 
nen und  Bad.  (Von  J.  A.  Gmelin.)  Stuttgardt  1746. 

Camerer  in:  Ephemerid.  Acad.  Nat.  Cur.  Cent.  IV.  obs.  133. 

Kiedlinger  in:  Ephemerid.  Acad.  Nat.  Cur.  Cent.  VII.  u.  VIII 
Obs.  55.  57. 

v.  CrelTs  ehem.  Anna!.  Bd.  II.  S.  97. 

Kurze  Beschreibung  des  min.  Gesund,  und  Heilbronnen  bei  Zei- 
tzenhausen  im  Amte  Bretten  (v.  D.  F.  Heimhilger).  Mannh.  1761. 

C.  F.  Salz  er,  Unters,  der  min.  Quelle  zu  Zaisenhausen  im:  Ma- 
gazin von  und  für  Baden.  1S03.  Bd.  I.  S.  394. 

Maler  in:  Kölreuter's  Gesundbr.  I.  Jahrg.  1820.  S.  4.  12.  13. 

Archiv  der  Pharmacie.  Bd.  XL  S.  310-315. 

Die  Zaisenhauser  Schwefelquellen.  In  geschichtlicher,  geognosti- 
scher  und  chemischer  Hinsicht  beschrieben  von  Job.  Max.  Alex. 
Probst.  Heidelberg  1836. 

Die  Soole  zu  Bruchsal  im  Murgkreise,  jetzt  Mittclrhein- 
kreise,  enthält  nach  Kölreuter  in  sechzehn  Unzen: 


Chlornatrium          .        .        . 

.      40,60  Gr. 

Kohlensaure  Kalkerde  . 

1,56  — 

Chlorcalcium 

2,06  — 

Chlortalcium  .... 

0,40  — 

Schwefelsaure  Kalkerde 

5,50  — 

50,12  Gr. 
Kölreuter  a.  a.  O.  II.  Jahrg.  S.  46. 

Das  Stephanienbad  zu  Beyer theim   dicht  bei  Karlsruhe, 
«•ine  schwache,  mit  einem  Badehause  versehene  M. quelle. 

Das  Stephanienbad  zu  Beyerthcim  bei  Karlsruhe  von  F.  Brod- 
bag.  1S17. 

Die 


785 


Die  M. quelle  auf  dem  Alleehaus  bei  Karlsruhe,  in  der 
Mitte  des  Weges  zwischen  Karlsruhe  und  Durlach,  im  J.  1830  ent- 
deckt, gefafst  und  mit  einem  Brunnen-  und  Badehause  versehen.  Sie 
kommt  aus  dem  Geröüe  des  Rheinthaies  zu  Tage ,  nimmt  aher  ihren 
eigentlichen  Ursprung  wahrscheinlich  in  dem  ganz  nahen  Flötzgebir^e 
des  sehr  eisenhaltigen  rothen  Sandsteins  und  Muschelkalks,  und  lie- 
fert in  24  Stunden  1584  Kub.  Fufs  Wasser.  Sie  gehört  zur  Klasse 
der  erdigen  Eisenwasser,  ihr  Wasser  ist  vollkommen  klar,  farblos,  von 
dem  Geruch  einer  frischen  Eisenauflösung,  von  angenehmem,  gelind 
zusammenziehendem  Geschmack  und  der  Temperatur  von  8,5°  R. 

Nach  der  von  Kölreuter  angestellten  Analyse  enthalten  sech- 
zehn Unzen: 

Chlorkalium  mit  Spuren  v.  Chlornatrium  0,54  Gr. 
Chlorcalcium  mit  Spuren  v.  Chlormagnium  0,45  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul  .        .  0,52  — 

Kohlensaures  Manganoxydul      .        .  0,08  — 

Kohlensaure  Kalkerde        .        ,        .  4,45  — - 

Kohlensaure  Talkerde         .        .        .  0,36  — 

Kieselsaure  und  humussaure  Thonerde  0,20  — 

Erdharzigen  Extractivstoff         .        .  0,30  — 


6,90  Gr. 


Kohlensaures    Gas    mit    einer  kleinen 
Menge  Schwefelwasserstoffgas 

Badischer  Merkur.  1831.  Nr.  43.  45.  46. 


1,7  Kub.  Z. 


Die  M.quellezu  Mingolsheim  im  Amte  Bruchsal,  eine  kalte 
Schwefelquelle,  hat  nach  Salz  er  die  Temperatur  von  5,5°  R. ,  das 
spec.  Gewicht  von  1,0015  und  enthält  in  sechzehn  Unzen: 


nach  Salz  er: 

nach  Bolley: 

Kohlensaure  Kalkerde  . 

0,67  Gr.      . 

0,524  Gr. 

Kohlensaure  Talkerde  . 

0,16  — 

0,723  — 

Kohlensaures  Natron    . 

1,29  — 

3,548  — 

Chlornatrium 

0,77  — 

0,651  — 

Chlorcalcium.        .        .   ' 

0,06  — 

•                •         • 

Schwefelsaures  Natron 

1,94  —        .-■... 

0,368  — 

Eisenoxyd      . 

•           . 

0,026  — 

Thonerde       . 

0,84  — 

0,014  — 

Schwefelharz 

0,19  — 

• 

Kieselerde      . 

•                      •                •                • 

0,140  — 

Organische  Substanz    . 

. 

0,065  — 

5,92  Gr. 

6,059  Gr. 

Kohlensaures  Gas      ■    . 

3,50  Kub.  Z. 

0,680  Kub.  Z. 

Schwefelwasserstoffgas 

5,25    — 
8,75  Kub.  Z. 

0,477    — 

1,157  Kub.  Z. 

II.  Theil. 


Ddd 


786 

Geiger 's  Magazin.  Bd.  XIV.  S.  126. 

Ueber  die  Liasformatiou  bei  Langenbrücken.  Inaug.  Dissert.  von 
Bolley.  Heidelberg  1837. 

A.  F.  Speyer  in:  Hufelaud's  Journal  der  prakt.  Heilkunde. 
Bd.  LXXXVIII.  St.  5.  S.  48. 

Noch  ist  im  Niederrhein-Kreise  zu  erwähnen : 
Die  Soole  zu  Rappenau,   in  Form   von  Soolbädern  benutzt. 

Teutschland  geogn.  geolog.  dargestellt  von  Chr.  Kef  erst  ein. 
Bd.  III.  St.  1.   S.  73. 

C.  Th.  Griesinger,  Wegweiser  durch  Heilbronn  und  die 
Soolenbäder  Wimpfen,  Jaxtfeld,  Rappenau  und  dessen  Umgebungen. 
Stuttgart  1837. 


2.    Die  Heilquell en  des  Oberrhein-  und  See- 
kreises. 

Hier  sind  zunächst  zu  erwähnen  die  M. quellen  am 
Kniebis  im  untern  Schwarz walde. 

Der  Kniebis,  einer  der  höchsten  Gebirgszüge  des  mit- 
ternächtlichen Schwarzwaldes,  beinahe  bis  zu  3000  Fufs 
sich  über  das  mittelländische  Meer  erhebend,  die  Gränz- 
scheide  von  dem  Königreich  Würtemberg  und  dem  Grofs- 
herzogthum  Baden,  ist  merkwürdig  als  Geburtsstätte  zahl- 
reicher und  sehr  ausgezeichneter  M. quellen. 

An  dem  westlichen  Abhang  desselben  beginnt  das 
Renchthal,  welches  die  Eisensäuerlinge  von  Griesbach, 
Petersthal,  Freiersbach  und  in  Seitenthälern  den  Ei- 
sensäuerling von  Antogast  und  die  laue  Therme  von  Sulz- 
bach umschliel'st;  —  auf  der  östlichen  Seite  desselben  das 
mahlerischeRippoldsauerThal,  benannt  nach  den  viel  benutz- 
ten und  weitversendeten  M. quellen  von  Rippoldsau.  Alle 
diese  Quellen  entspringen  in  einem  Umfang  von  acht  Stun- 
den, so  dafs  sie  recht  gut  in  einem  Tage  besucht  werden 
können. 

Die  M. quellen  %U  Rippoldsau  im  Amte  Wol- 
fach, am  südöstlichen  Fufse  des  Kniebis,    1711  Fufs  über 


787 

dem  Meere,  imfern  Griesbach,  in  einem  stillen,  sehr  niah- 
lerischen,  von  der  Wolf  durchströmten  Thale,  in  welches 
das  reizende  Schwabpacher  Thal  einmündet. 

Grauit  und  Gneufs  sind  die  vorwaltenden  Gebirgsarten   der  Ge- 
gend ;  die  M. quellen  entspringen  aus  Gneufs,  wurden  schon  von  Ta- 
bernämontanus,  neuerdings,    in  Monographieen  von  Rebmann 
Roos,  K.  H.  von  Fahnenberg  und  Sauerbeck  beschrieben. 

Die  Kuranstalt,  jetzt  Eigentbum  des    Hrn.  Balth.     Gorin'ffVr 
welcher  eifrigst  bemüht   ist   für   die  Annehmlichkeit  und  Bequemlich- 
keit,   Wohnung    und    Verpflegung  der  Kurgäste    zu    sorgen,  so    wie 
für  die  Zweckmäfsigkeit  der    hier  befindlichen  Badeeinrichtungen  und 

die  gewissenhafte  Füllung  und  Versendung  des  M.wassers.  Ausser 

Wasserbädern  finden  sich  auch  Vorrichtungen  zu  Douche-,  Dampf - 
und  Gasbädern  in  R.  —  Die  Kurgäste  wohnen  in  einem  sehr  arofsen 
Kurgebäude,  in  welchem  sich  die  Hauptquellen  befinden,  welche  von 
einer  geräumigen  Brunnenhalle  umgeben  sind. 

Das  Wasser  der  Josephsquelle  wird  in  sehr  beträchtlicher Meno-e 
jährlich  versendet;  zur  Bezeichnung  der  Aechtheit  führt  jeder  Kork 
auf  der  untern  Fläche  einen  Stempel  mit  der  Inschrift  „Rippoldsauer 
M. wasser."  —  Die  Füllung  geschiebt  mit  grofser  Sorgfalt,  mit  com- 
primirtem  kohlensaurem  Gas,  wozu  das  Gas  der  Leopoldsquelle  be- 
nutzt wird,  in  derselben  Art  und  mittelst  einer  ähnlichen  Vorrichtung 
wie  in  Kaiser-Franzensbad.         , 

Die  Versendung  hat  sehr  zugenommen. 

Im     J.    1830  wurden  versandt  447,611  Flaschen 


1831      — 

— 

396,331 

— 

1832      — 

— 

393,502 

— 

1833      — 



402,747 

— 

1834      — 



538,447 

— 

1835      — 



552,725 

— 

1836      — 

— 

590,820 

— 

1837      — 

— 

590,000 

— ' 

er  Kurgäste 

ist 

in 

ähnlicher 

Zunahme; 

im  J. 

240  Kurgäste 

5 

— 

im  J.    1835 

:  727,   — 

im  J. 

1824  zählte  R. 
1836  :  876. 

Aerzte  der  Anstalt  sind  Hr.  Dr.  Roos  und  Hr.  Dr.  Sauerbeck. 

Man  unterscheidet  zu  R.  folgende,  nur  in  dem  quan- 
titativen Verhältnifs  ihrer  Bestandtheile  verschiedene  Mi- 
neralquellen : 

1.  Die  Haupt-  oder  Josephsquelle,  klar,  von  ei- 
nem angenehm  säuerlichen,  gelinde  zusammenziehenden 
Geschmack;    ihre  Temperatur   beträgt   8°  R. ,  ihre   spec. 

Ddd2 


788 

Schwere    1,005,    ihre    Wassermenge   in    einer    Stunde  82 
Maafs. 

Sie  ist  nach  Kölreuter's  Angabe  mit  einem  Brunnengas- 
regulator, einer,  von  reinem  Zinn  gefertigten,  siebförmig  durch- 
löcherten Platte,  versehen,  durch  welche  die  Entweichung  des  freien 
kohlensauren  Gases  gemindert,  und  das  durch  die  siebförmigen  Oeff^ 
nungen  der  Platte  durchdringende,  über  derselben  gesammelte  und 
geschöpfte  M.wasser  gleichförmiger  und  reichhaltiger  mit  kohlensau- 
rem Gas  verbunden  Avird. 

2.  Die  Wenzels  quelle,  nur  einige  Schritte  von  der 
vorigen,  weniger  klar,  von  einem  schwächern  säuerlich 
zusammenziehenden  Geschmacke;  ihre  Temperatur  beträgt 
8°  R.,  ihr  spec.  Gewicht  1,025,  ihre  Wassermenge  73,75 
Maafs. 

3.  Die  Leopolds  quelle,  im  Jahre  1830  entdeckt, 
entspringt  entfernt  von  den  übrigen  nächst  dem  rechten 
Ufer  der  Wolf  aus  drei  Felsenritzen  eines  an  dieser  Stelle 
zu  Tage  ausgehenden  alten  Sclnverspathganges.  —  Das 
Wasser  derselben  ist  klar,  von  einem  angenehm  säuerlichen, 
gelind  zusammenziehenden  Geschmacke,  mit  schwachem  Bei- 
geschmack von  Schw  efelwasserstoffgas  ;  die  Temperatur  be- 
trägt 8,5°  R.,  das  spec.  Gewicht  1,003;  die  Wassermenge 
in  einer  Stunde  67  Maafs. 

Die  Fassung  besteht  nach  Kölreuter's  Angabe  aus  einem  Cy- 
linder  von  Sandstein,  in  welchem  sich  ein  zweiter  von  Zinn  und  in 
diesem  eiue  hohle  Pyramide  von  demselben  Metalle  befinden,  —  zur 
stärkereu  Spannung  des  kohlensauren  Gases  im  M.wasser. 

4.  Die  M.quelle  des  Küchenschachtes,  giebt 
in  einer  Stunde  407  Maafs  Wasser,  welches  zur  Bereitung 
der  Bäder  benutzt  wird. 

5.  Die  M.quelle  des  Kunstschacht  es,  allein  von 
allen  auf  dem  linken  Ufer  der  Wolf  und,  wie  die  vorige, 
in  einem  Schacht  eines  ehemaligen  Kupferbergwerkes  ent- 
springend; sie  ist  nicht  gefafst,  wird  nicht  benutzt  und 
giebt  in  einer  Stunde  721  Maafs  Wasser. 


789 

Abweichend  von  den  übrigen  M.quellen  besitzt  diese  einen  Ge- 
ruch von  Schwefelwasserstoffgas,  welcher  wahrscheinlich  durch  Zer- 
setzung der  in  dem  M.wasser  enthaltenen  schwefelsauren  Salze 
entsteht. 

Chemisch  analysirt  wurden  tue  M.quellen  von  Klap- 
roth  und  Kolreuter.  —  In  sechzehn  Unzen  enthalten 
nach  Kölreuter: 


1. 1 

►ie  Josephsq. : 

2.  Die  Wenzelsq. ; 

Kohlensaure  Kalkerde     . 

9,48  Gr.      . 

5,30  Gr. 

Kohlensaure  Talkerde     . 

0,16  — 

0,09  — 

SchwefelsauresNatrou  (krystall.) 

15,60  — 

8,87  — 

Schwefelsaure  Kalkerde 

0,48  — 

0,26  — 

Phosphorsaures   Natron 

0,24  — 

0,14  — 

Phosphorsaure  Talk-  u.  Tlionerdc 

s  0,18  — 

0,21  — 

Kieselsaure  Thonerde     . 

1,09  — 

0,67  — 

Chlornatrium   .... 

0,12  — 

0,08  — 

Chlorkalium      .        .        .        . 

Spuren 

Spuren 

Chlormaguium 

0,24  — 

0,14  — 

Flufssaure  Kalkerde 

Spuren 

Spuren 

Bitumiuösen  Extractivstoff     . 

0,12  — 

0,09  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul     . 

0,76  — 

0,43  — 

Kohlensaures  Mangauoxydul 

0,57  — 
29,04  Gr. 

0,32  — 

16,60  Gr. 

Kohlensaures  Gas. 

32,40  Kub.  Z. 

23,60  Kub.Z. 

3.    Die  Leopoldsquelle: 

Kohlensaure  Kalkerde  .         .        ,  6,15  Gr, 

Kohlensaures  Eisenoxjdul    .         .  0,62  — 

Kohlensaures  Manganoxydul         .  0,40  — 

Kohlensaure  Talkerde  .         .         .  0,20  — 

Schwefelsaures  Natron  (krystall.)  12,20  — 

Schwefelsaure  Kalkerde        .        .  0,30  — 

Kieselsaure  Thonerde  .         .        .  0,33  — - 

Chloruatrium          ....  0,16  — 

Chlormaguium        ......  0,34  -*■ 

Schwefelsaures  Kali      .         .         .  0,51  — 

Schwefelwasserstoff  Erdharz        .  0,20  — 


Kohlensaures  Gas 


21,41  Gr. 
28,50  Kub.  Z. 


Ausser  diesen  M.quellen  sind  hier  noch  zweier  künstlicher,  von 
Kölreuter  dargestellter  M.wasser  zu  erwähnen,  der  Natroine  und 
der  Seh  wefelnatro  in  e,  wovon  die  erstere  aus  dem  M.wasser 
der  Josephsquelle,    die  letztere    aus   dem   M.wasser    der   Leopolds- 


790 

quelle  bereitet  wird  und  deren  Benutzung  den  M. quellen  von  R.  eine 
vielseitigere  Benutzung  verstattet. 

Durch  die  Natroiue  wird  die  Josephsquelle  zu  einem  Natron- 
säuerling umgeschaffen.  Die  Darstellung  geschieht,  nach  Vorschrift 
des  Erfinders,  durch  einen  aus  vier  grofsen  Cy lindern  bestehenden 
Apparat,  vermöge  dessen  das  hierzu  benutzte  M.wasser  wesentliche 
Veränderungen  seiner  Mischungsverhältnisse  erleidet,  namentlich  einen 
Theil  seines  Gehaltes  an  Eisen  verliert,  dagegen  eine  stärkere  Bei» 
miscliung  von  kohlensaurem  Gas  erhält. 

Das  Wasser  der  Natroine  ist  vollkommen  klar,  perlt  stark,  hat 
einen  angenehm  säuerlichen,  prickelnden  und  nur  für  den  geübten 
Kenner  noch  bemerkbaren  schwachen  eisenhafteu  Geschmack  und  ver- 
dient daher  in  vielen  Fällen,  wo  das  an  Eisen  reichere  M.wasser  der- 
selben Quelle  nicht  geeignet  ist,  vor  letzterem  den  Vorzug. 

Die  S  ch  wef  e In  a troin e  dagegen  wird  aus  dem  M.wasser  der 
Leopoldsquellc  in  vier  grofsen,  aus  rothem  Sandstein  gehauenen,  aus- 
gehölten Cylindern  in  ähnlicher  Art  dargestellt. 

Das  Wasser  derselben  ist  klar ,  schmeckt  angenehm  säuerlich, 
prickelnd  und  stark  nach  Schwefelwasserstoffgas,  macht,  selbst  in 
grofsen  Quantitäten  getrunken,  keine  Magenbeschwerden  und  hat  noch 
den  Vortheil ,  dafs  eine  bei  weitem  geringere  Menge  dieses  Wassers 
hinreicht,  um  eine  gröfsere  Quantität  Schwefekvasserstoffgas  dem 
Organismus  zuzuführen ,  als  dies  bei  dem  innern  Gebrauch  andrer 
Schwcfelwasser  möglich  ist. 

Nach  Kölreuter  enthalten  in  sechzehn  Unzen: 


1.  Die  Natroine :  2.  Die  Schwefelnatroine  : 


Saures  kohlensaures  Natron  20,10  Gr. 
Saure  kohlensaure  Kalkerde  .  4,10  — 
Saures  kohlensaures  Eisenoxydul  0,30  — 
Saures  kohlens.  Mangauoxydul  0,10  — 
Saure  kohlensaure  Talkerde  0,18  — 
Schwefelsaures  Natron  .  .  15,60  — 
Chlornatrium  ....  0,12  — 
Chlorkalium  ....  Spuren 
Phosphorsuures  Natron  .        0,30  — 

Bituminösen  ExtractivstofT    .        0,12  — 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Kieselsaure  Thonerde    ... 
Chiormagnium         .... 
Schwefelsaures  Kali       ... 
Schwefelwasserstoff  Erdharz    . 


30,15  Gr. 
3,20  — 
0,10  — 
0,40  — 
0,20  — 

12.20  — 
0,16  — 
Spuren 


0,30  — 

0,33  — 

0,34  — 

0,51  — 

0,20  — 


40,92  Gr. 

48,00  Gr. 

Kohlensaures  Gas 

15,00  Kub.  Z. 

15,00  Kub.  Z. 

Schwcfclwasscrstoffgas 

i 

6,00    — 

15,00  Kub.Z, 


21,00  Kub.  Z. 


791 

Getrunken  wirken  die  M.quellen  die  Se-  und  Excre- 
tioneu  bethätigend,  auflösend,  eröffnend,  besonders  diure- 
tisch  und  zugleich  sehr  stärkend. 

Zu  Aviderrathen  hei  Neigung-  zu  Bluthusten,  innern 
Exulcerationen,  organischen  Krankheiten  des  Herzens  oder 
der  grofsen  Gefäfse,  scirrhösen  Verhärtungen  und  Was- 
sersucht, —  sind  säe  dagegen  als  Getränk  und  Bad  vor- 
zugsweise empfohlen  worden  in  allen  den  Krankheiten,  wo 
nicht  blofs  stärkend ,  sondern  zugleich  auch  die  Se-  und 
Excretionen  bethätigend,  auflösend  gewirkt  werden  soll, 
namentlich  bei  chronischen  Leiden  der  Harn-  und  Genital- 
werkzeuge, Gries-  und  Steinbeschwerden,  Blasenhämor- 
rhoiden,  Blasenkrämpfen,  —  Schwäche  des  Magens  und 
Darmkauais,  Verschleimungen,  Säure,  Magenkrampf,  Wür- 
mern, Stockungen,  —  Krankheiten  des  Uterinsystems,  Ano- 
malieen  der  Menstruation,  Suppressionen  —  und  endlich 
als  stärkende  Nachkur  nach  den  Th. quellen  von  Baden 
oder  des  Wildbades,  —  nach  Umständen  schon  als  Ge- 
tränk während  des  Gebrauches  der  Bäder  dieser  Ther- 
malquellen. 

J.  Th.  Tabernämontanus  a.  a.  0.  Kap.  79.  S.  434. 

U.  Geiger,  vom  iiippoltsauer  Gesundbrunnen.  16Ü5. 

J.  Bau  hin,  de  aquis  med.  nov.  method.  p.  10S. 

Agricola,  von  den  warmen  und  Wildbädern  im  Schwarzwalde. 
Amberg  1610. 

M.  Sebitz,  Beschreibung  u.  Widerlegung  der  Mifsbräuche  beim 
Gebrauch  des  Sauerbruuneu.  Strasburg  1647.  S.  24  u.  folg. 

Vom  Rüppoltzauer  oder  Rüppelein  Sauerbrunnen  in  der  Herr- 
schaft Hausen.  Strasburg  1658.  —  1684. 

Newex  Bericht  vom  Rüppoltzawer  oder  Rüppeliusawer  Sauer- 
brunnen in  der  Landgrafsch.  Fürstenberg.  Strasburg  1658.  —  1660. 
—  1684. 

L.  Hurter's  kurz.  Bericht  von  dem  wiedergefundenen  Rippolts- 
auer  Gesundbrunnen.   Freiburg  1717.  —   1718. 

Selb  in:  Denkschriften  der  vaterländischen  Gesellsch.  v.  Aerzten 
und  Naturf.  Schwabens.  Bd.  I.  &  398. 

Medizinisch-phj'sikalisch,  Gutachten  üb.  den  Gehalt  u.  die  Wir- 
kung derer,  beider  Rippolsauer  M.q.,  von  Jos.  Lamb.  Baader,  J. 
M.  Meyer,  J.  M.  Böhm  und  S.  F.  König.  1756. 

JU.  Edel,  fous  aquae  saüeptis  in  vitam.  Friburgi  1758. 


792 

J.  Boeckler,  diss.  med.  sist.  liistoriam  et  analysin  fontis  Rip- 
polsaviensis.  Argentorati  1762. 

Salzburger  med.  cliir.  Zeitung.  1791.  Bd.  1.  Beilage  zu  Nr.  25. 

Nachricht  von  dem  R.  Sauerbrunnen,  mit  der  neuesten  Kirs? 
n  er  sehen  Analyse  vom  Jahre  1790.  1791. 

Klaproth's  Beiträge.  Bd.  IV.  S.  395. 

W.  L.  Kölreuter  a.  a.  0.  II.  Jahrgang.  S.  34.  S.  176-183. 
215-229. 

Das  Bad  Rippoldsau  u.  seine  Heilquellen  von  W.  A.  Rehmann. 
Donaueschingen  1830. 

Die  Leopoldsquelle  zu  Rippoldsau.  Heidelberg  1833. 

R  o  o  s ,  observations  medicales  sur  les  effets  de§  eaux  minerales 
et  des  baius  en  genöral  et  sur  femploi  des  bains  de  vapeurs  et  des 
douches    ä  Rippoldsau  eu  particulier.  Paris  1833. 

K.  H.  v.  Fahnenberg,  Rippoldsau  und  dessen  Heilquellen  im 
Umrisse.  Baden  1836. 

Osann  in:  Hufeland  und  0 sann's  Journal  der  prakt.  Heilk- 
Bd.  LXXXV.  St.  2.  S.  107. 

K.  H.  v.  Fahnenberg,  die  Heilquellen  am  Kniebis.  S.  42. 

y.  Gräfe  und  Kaiisch  a.  a.  0.  Jahrg.  IV.  1S39.  Abth.  2.  S.  87. 

Rippoldsau  et  ses  eaux  miudrales  (par  Dr.  Sauerbeck).  Strag-? 
bourg  J840. 


Au  diese  reihen  sich : 

Die  M. quelle  zu  Griesbach  im  Amte  Oberkirchen,  1500 
Fufs  über  dem  Meere  erliaben ,  am  Fufse  des  2960  Fufs  über  dem 
Meere  erhabenen  Kniebis,  in  einem  engen  romantischen,  von  der  Rench 
durchströmten,  rings  von  hohen  Bergen  umschlosseneu  Thale,  —  von, 
Rippoldsau  nur  durch  eine  Gebirgs^vand,  die  Holzwälder  Höhe  2788 
Fufs  hoch ,  getrennt ,  —  dreiviertel  Stunden  von  Bad  Peterstbal? 
fünf  Stunden  von  Bad  Sulzbach,  vier  von  Oppenau,  sechs  von  Ober- 
kirch, zwölf  von  Strasburg. 

Die  Gebirgsart,  aus  welcher  die  M. quelle  zu  Griesbach  entquillt, 
ist  Urgebirge,  Granit  und  Gneus. 

Schon  im  sechzehnten  Jahrhunderte  bekannt,  erfreut  sich  Gries- 
bach gegenwärtig  guter  Einrichtungen  zur  Aufnahme  von  Kurgästen, 
so  wie  zur  zweckmäfsigeu  Benutzung  der  M. quelle.  Das  Etablissement, 
Eigenthum  von  Fried r.  Dollmätsch  und  Jos.  Monsch,  enthält 
nicht  blos  Vorrichtungen  zu  Wasserbädern,  sondern  auch  Apparate  zur 
Benutzung  des  kohlensauren  Gases.  —  Die  Zahl  der  Kurgäste  be- 
trägt jährlich  im  Durchschnitt  250  bis  300. 

Das  M.wasser  ist  klar,  perlt  sehr,  hat  einen  säuerlich-zusammen- 
ziebenden  Geschmack,  seine  Temperatur  beträgt  8°  R. ,  sein  speciti- 
BCbes  Gewicht  1,002.  Das  in  demselben  enthaltene  Eisen  und  koh- 
lensaure Gas  scheint  sehr  fest   an  das  Wasser  gebunden  zu  sein.  — * 


793 


Die  Trinkquelle,  welche  im  J.  1S38  neu  gefafst  wurde,  liefert  in  einer 
Stunde  7352  Kub.  Fufs  Wasser. 

Seinen  Mischungsverhältnissen  nach  zu  der  Klasse  der  erdig-sali- 
nischen Eisenquellen  gehörig,  enthält  es  in  sechzehn  Unzen : 

nach  Bock  mann  und    nach  Külreu- 

Schwefelsaures  Natron 
Saure  schwefelsaure  Kalkerde 
Chlornatrium  .... 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Kalkerde    . 
Saures  kohlensaures  Eisen     . 
Eisenoxyd        .... 

Kohlensaures  Gas 

Nach  Kölreuter's  neuester  Untersuchung  vom  J.  1839  enthält 
die  Trinkquelle  in  sechzehn  Unzen  Wasser,  als  Resultat  der  Analyse 
durch  Abdampfen  des  M.wassers  im  wasserleereu  Zustande  : 

Kohlensaure  Kalkerde  .        .        .  9,33  Gr. 

Kohlensaure  Talkerde  .        .        .  2,39  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul    .        .  0,75  — 

Kohlensaures  Manganoxydul         .  0,20  — 

Schwefelsaures  Natron  .        .        .  6,09  -=- 

Schwefelsaures  Kali      .        .        .  0,31  -*■ 

Schwefelsaure  Kalkerde        .        .  1,63  — 

Schwefelsaure  Strontianerde         ,  Spuren 

Chlornatrium  ....  0,23  — 

Phosphorsaure  Talkerde       .        .  0,28  — 

Kieselsaure  Thonerde   .        .        .  0,75  — 

Quellsaure  Kalkerde  u.  Erdharz  .  0,24  — 


Salz  er : 

ter : 

6,75  Gr.      . 

6,25  Gr. 

. 

.      19,00  — 

0,33  — 

0,50  — 

1,39  — 

•        .        • 

10,09  — 

•         •        ■ 

. 

3,00  — 

0,93  — 

. 

19,49  Gr. 

28,75  Gr. 

22,07  Kub.Z. 

22,20  Gr. 
Kohlensaures  Gas,  durch  Siedhitze 

aus  dem  M.wasser  entbunden         42,20  Kub.  Z. 

Dieselbe  enthält  in  gleicher  Menge  Wasser  nachstehende  Verbin- 
dungen von  Säuren  und  Salzbasen,  wie  solche  im  M.wasser  als  nä- 
here Bestandteile  anzunehmen  sind: 

Saures  kohlensaures  Natron         .  4,10  Gr. 

Saure  kohlensaure  Kalkerde         .  12,49  — 

Saure  kohlensaure  Talkerde         .  0,38  — 

Saures  kohlensaures  Eisenoxydul  1,10  — 

Saures  kohlensaures  Manganoxydul  0,30  — 

Schwefelsaures  Natron  (krystall.)  4,20  — 

Schwefelsaures  Kali      .        .        .  0,31  — 


794 


Schwefelsaure  Talkerde        .        .  3,10  Gr. 

Schwefelsaure  Kalkerde        .         .  1,63  — 

Schwefelsauren  Strontian  u.  Baryt  Spuren 

Chlornatrium  ....  0,23  — 

Phosphorsaure  Talkerde         .        .  0,28  — 

Kieselsaure  Thonerde    .         .        .  0,75  — 

Quellsaure  Kalkerde  u.  Erdharz  0,24  — 


29,11  Gr. 


Hiernach  gehört  das  M.wasser  zu  Griesbach  zu  den  kräftigsten 
Eisenwassern  Teutschlands  und  übertrifft  die  Pyrmonter  und  Schwal- 
hacher  Mineralquellen  hinsichtlich  seines  Gehaltes  au  kohlensaurem 
Eisen. 

Innerlich  und  äufserlich  angewendet,  wirkt  dasselbe  belebend,  zu- 
sammenziehend, stärkend  und  wird  mit  Recht  in  allen  den  Krankhei- 
ten gerühmt,  wo  die  stärkeren  Eisenwasser  indicirt  sind.  Man  em- 
pfiehlt es  daher  als  Bad  und  Getränk  namentlich  bei  Schwäche  der 
Verdauungswerkzeuge,  Magenkrampf,  Neigung  zur  Säure,  Verschlei. 
mung,  Durchfällen,  —  allgemeiner  Schwäche  des  Nervensystems,  — 
chronischen  Krankheiten  der  Geschlechtswerkzeuge,  Chlororis,  Anor 
malieen  der  monatlichen  Reinigung  durch  Schwäche  bedingt,  — 
Schleimflüssen,  anfangender  Schleimschwindsucht,  Fluor  albus,  —  Hä- 
morrhoiden, Hjpochondrie  und  Hysterie,  —  chronischen  Leiden  der 
Urinwerkzeuge ,  Stein-  und  Griesbeschwerden ,  •—  gichtischen  und 
hartnäckigen  rheumatischen  Beschwerden,  in  so  fern  sie  sich  auf  reine 
Schwäche  gründen,  —  Scropheln  und  Rhachitis,  —  chronischen  Haut- 
ausschlägen. 

Th.  Tabernämontanus  a.  a.  O.  Cap.  73.  427. 

Von  dem  Greyfsbacher  und  vom  Sanct  Petersbrunnen,  be}rde  in 
dem  Schwarzwald  nicht  weit  von  d.  Stättliu  Oppenaw  gelegen.  Stras- 
burg 1590. 

Des  deux  fonts  dites  de  Griesbach  et  de  Saint  Pierre,  qui  se 
trouvent  dans  la  foret  noir  uroche  de  la  petite  ville  d'Oppenau.  Stras- 
bourg. 1590.  -  1719. 

Georg  Graeseccius,  Dr.  zu  Strafsburg,  fons  salutis  scatebra 
Petrina  d.  i.  gründliche  Beschreibung  der  weltberühmten  ßrunuenquel- 
len  des  Heils,  des  genannten  St.  Petersthals  und  Griesbacher  Sauer- 
wassers.  Strafsburg  1607.  —  1608.  —  Lateinisch  1617. 

Job.  Matth.  Hessi  rationalis  et  empirica  thermarum  Marchi- 
carum  Badensium  descriptio.  Hanovriae  160S. 

Agricola,  von  den  warmen  und  Wildbädern  im  Schwarzwald. 
Amberg  1610. 

Melch.  Sebitzii   dissert.  de  aeidulis.  Argentorati  1627. 

Guil.  F.  Hildanus,  de  thermis  Valesiauis,  aeidulis  Griesbacen- 
sibus,  item  thermis  Piperinis,  adiceta  illarum  thermarum  tabula  gen- 
uina.  Francof.  1629. 

—       —      Observat.  med.  Chirurg.  Francof.  1640.  lib.  II. 


■  795 

J.  Ph.  Rhumelii  thermarnm  et  acidularum  descriptio,  vornehm- 
lich aber  auf  den  Griesbacher,  Fetersthaler  und  Egrischen  Sauerbrun- 
nen gerichtet.  Tübingen  1631. 

J.  L.  Stenzel,  Lebensbalsam  in  der  Diät  und  Universaltinctur, 
so  in  dem  Griesbacher  Sauerbrunnen  bestehet.  Strasburg  1714. 

M.  Sebitz,  Beschreibung  und  Widerlegung  der  Mifsbrä'uche  beim 
Gebrauch  der  Sauerbrunnen.  Strasburg  1747.  S.  24   u.  f. 

C.  M.  Bock  mann,  physikalische  Beschreibung  der  Gesundbrun- 
nen und  Bäder  Griesbach,  Petersthal  und  Antogast.  Carlsruhe  1810. 

Das  Renchthal  und  seine  Bäder  Griesbach,  Petersthal,  Antogast, 
Freiersbach  und  Sulzbach,  mit  einem  botan.  Anhange  von  Zentner. 
Freiburg  1827.  —  Karlsruhe  1839. 

Kölreuter  a.  a.  0.  1.  Jahrg.  S.  146—153.  —  II.  Jahrg.  S.  36. 
37.  215-229. 

W.  J.  A.  Werber,  Theorie  derQuellen  nebst  einer  medizinisch- 
praktischen Abhandlung  über  die  Heilquellen  am  Kniebis.  1831. 

K.  H.  v.  Fah  n  en  be  rg,  die  Heilquellen  am  Kniebis,  Rippoldsau, 
Griesbach,  Antogast,  Freiersbach,  Nordwasser  und  Sulzbach.  Ein 
Wegweiser  für  Kurgäste  und  Reisende.  Karlsruhe  und  Baden  1838. 
S.  27.  60. 

Osann  in:  Hufeland  und  Osann's  Journ.  der  prakt.  Heilk. 
Bd.  LXXXV.  St.  2.  S.  110. 

v.  Gräfe  u.  Kaiisch  a.  a.  0.  IV.  Jahrg.  1839.  Abth.  2.  S.  148. 

W.  J.  A.  Werber,  der  Stahlsäuerling  zu  Griesbach  am  Fufse 
des  Kniebis  im  Grofsherz.  Baden.  Karlsruhe  und  Freiburg  1840. 

Die  M.  quellen  zu  Antogast  im  Amte  Oberkirch,  eine  Stunde 
von  Griesbach,  anderthalb  Stunden  von  Petersthal  entfernt,  bei  dem 
Städtchen  Oppenau  in  dem  rings  von  hohen  Bergen  umgränzten  Thale 
der  Meissach,  —  der  Zahl  nach  drei,  in  ihrem  Gehalte  nicht  wesent- 
lich verschieden,  zu  der  Klasse  der  erdig-alkalischen  Eisenquellen  ge- 
hörig, nämlich:  1.  die  Urquelle,  welche  zu  Bädern  benutzt  wird, 
2.  die  alte  Trinkquelle,  welche  ausser  Gebrauch  ist,  und  3.  die 
neue  Trink  quell  e. 

Antogast  gehört  zu  den  ältesten  Gesundbrunnen  des  Schwarzwal- 
des;  seinen  Namen  leiten  Einige  von  der  Benennung  „fons  anti- 
gastrensis"  ab,  welche  ihm  schon  im  J.  1538  Jacob  Wacker, 
Physicus  in  Kolmar  gegeben  haben  soll.  —  Die  gegenwärtigen  Wohn- 
und  Badegebäude  sind  Eigenthum  von  Anton  Hub  er.  —  Die  Zahl 
der  Kurgäste  belief  sich  in  den  letzten  Jahren  durchschnittlich  nur 
auf  90.  —  Das  M  wasser  wird  auch  versendet  und  beträgt  die  Ver- 
sendung jährlich  noch  20—30,000  Krüge. 

Das  Wasser  der  M. quellen  ist  hell,  kalt,  hat  einen  angenehmen, 
weniger  zusammenziehenden,  aber  mehr  prickelnden  Geschmack ,  als 
das  Wasser  von  Griesbach;  sein  spec.  Gewicht  beträgt  1,00230.  Sech- 
zehn Unzen  enthalten : 


796 


0,620  Gr.      . 

0,75  Gr. 

0,649  - 

. 

• 

9,00  — 

• 

S,50  — 

3,351  — 

•                •                • 

1,057  — 

1,00  — 

5,917  — 

.            • 

. 

1,50  — 

0,489  — 

•        •        • 

. 

1,00  — 

12,083  Gr. 

21,75  Gr. 

22,03  Kuh.  Z. 

[nach  Böckmann  und    nach  K öl  reu- 
Salzer:  ter: 

Chlornatrium 
Schwefelsaures  Natron 
Saure  kohlensaure  Kalkerde 
Saures  kohlensaures  Natron 
Kohlensaures  Natron     . 
Kieselerde      .... 
Kohlensaure  Kalkerde  . 
Saures  kohlensaures  Eisen 
Kohlensaures  Eisen 
Schwefelsaures  Eisen 

Kohlensaures  Gas 

In  seinem  chemischen  Gehalt  an  festen  Bestandtheilen  weniger 
reich  als  das  Griesbacher  M  wasser,  wirkt  es  diesem  ähnlich,  nur  we- 
niger reizend  und  tonisirend,  wird  übrigens  in  denselben  Krankheiten 
angewendet,  in  welchen  jenes  Bad  benutzt  wird. 

Th.  Tabernämontanus  Th.  I.  Kap.  77.  S.  423. 
G.  Esch  enr  eu  ter  a.  a.  O.  S.  51. 

G.  I'.  Rösel's  eigentlicher  Bericht  von  der  Natur  des  Badt  und 
Sauerbiunns,  der  Antegast  geuannt.  Strafsburg  1741. 
M.  Sebiz  a.  a.  O.  S.  24  u.  f. 

C.  M.  Böckmann,    phys.  Beschr.  d.  Gesundbr.  Carlsruhe.   1810. 
K öl  reut  er  a.  a.  O.  11.  Jahrg.  S.  27.  28.  175—184.  215—229. 
K.  H.  v.  Fahnenberg,  die  Heilquellen  am  Knicbis.  S.  80. 
v.  Gräfe  u.  Kaiisch  a.  a.  O.  Jahrg.  IV.  1839.  Abth.  2.  S.  146. 

Die  M. quellen  zu  Petersthal  in  dem  Amte  Oberkirch,  in 
einem  mahlcrischen  Thale,  der  Fortsetzung  des  Renchthales,  nur  eine 
kleine  Stunde  von  Griesbach,  eine  Viertelstunde  von  Bad  Freiersbach, 
drei  Stunden  von  llippoldsau,  eben  so  weit  von  Öppenau,  von  Strafs- 
burg cilf  Stunden  entfernt,  —  1231  Fufs  über  dem  Meere.  Die  Ge- 
birge bestehen  aus  Urgebirge,  in  der  Entfernung  von  einigen  Meilen 
finden  sich  vulkanische  Ueberreste. 

Die  Nachrichten  über  die  Kuranstalt  reichen  bis  in  das  vierzehnte 
Jahrhundert  wo  sie  den  Namen  des  „welschen  Bades"  führte,  aber  noch 
sehr  unvollkommen  war.  Der  gegenwärtige  Besitzer  der  Anstalt 
Xaver  Kimming  ist  unablässig  bemüht,  die  schon  früher  verbes- 
serten Einrichtungen  den  Anforderungen  der  Zeit  immer  entsprechen- 
der zu  machen.  Die  Pouche-,  Dampf-  und  Gasbäder  sind  neu  einge- 
richtet, —  die  Wohnungen  für  Kurgäste  (nahe  an  100)  gut  und  be- 
quem.  Petersthal  wird  unter  den  Kenchbiidern  am  stärksten  besucht: 
die  Zahl  der  Kurgäste  betrug  im  J.  1833  :  500,  —  im  J.  1834  zwi- 
schen 6—700,  —  im  J.  1835  zwischen  7—800,  —  im  J.  1838  :  542.— 


797 


Versendet  wurden  im  J.  1833  :  146,000  Krüge,  —  im  J.  1834  :  315,000, 
—  im  J.  1835  :  336,000,  —  im  J.  1836  :  346,000. 

Alle  M.quellen  zu  Petersthal  sind  nur  in  dem  quantitativen  Ver- 
hältnisse ihrer  Bestandteile,  sonst  niclit  wesentlich  verschieden,  de- 
nen von  Griesbach  sehr  ähnlich,  wirken  nach  ihrem  geringern  oder 
gröfsern  Eisengehalt  bald  mehr  stärkend,  bald  mehr  eröffnend,  und 
werden  gleich  denen  von  Griesbach  in  den  aufgeführten  Krankheiten 
benutzt. 

Man  unterscheidet  folgende  M.quellen:  1.  Die  Stahlquelle, 
auch  Trink-  oder  Peters  quell  e  genannt.  Das  M.wasser  perlt 
sehr,  ist  klar  und  von  einem  angenehmen,  stechenden ,  etwas  zusam- 
menziehenden Geschmack;  seine  Temperatur  beträgt  8°  R.,  seine 
spec.  Schwere  1,002498,  seine  Wassermenge  in  einer  Stunde  7,476 
Kuh.  Fufs,  —  2.  Die  Salz-,  auch  Laxir quelle  genannt.  Ihr  Was- 
ser ist  von  einem  weniger  angenehmen,  mehr  faden  Geschmacke,  und 
einer  stärker  eröffnenden  Wirkung  als  die  vorige;  ihre  Temperatur 
beträgt  8°  R.,  ihr  spec.  Gewicht  1,00300 ;  ihre  Wassermenge  in  ei- 
ner Stunde  4,11  Kub.  Fufs.  —  3.  Die  Gas-  oder  Sop  hienq  uelle, 
nach  der  Grofsherzogin  Sophie  benannt,  im  J.  1835  entdeckt,  gut 
eefafst,  mit  einem  reichen  Ueberbau  versehen,  sehr  reich  an  kohlen- 
saurem Gas  und  kohlensaurer  Kalkerde ,  hat  die  Temperatur  von 
9°  R.  —  4.  Die  Badequelle,  stimmt  qualitativ  mit  den  übrigen 
überein. 

Nach  der  von  Kölreuter  in  den  Jahren  1834— 1S36  angestellten 
chemischen  Analyse  enthält  in  sechzehn  Unzen : 


1.  Die  Stahlquelle: 

2.  Die  Salzquelle: 

Saures  kohlensaures  Natron  . 

0,28  Gr.      . 

0,42  Gr. 

Saure  kohlensaure   Kalkerde 

8,80  — 

8,10  — 

Saures  kohlensaures  Eisenoxjdul 

0,51  — 

0,26  — 

Saures  kohlens.  Manganoxydul 

0,14  — 

0,10  — 

Saure  kohlensaure  Talkerde 

1,30  — 

1,60  — 

SchwefelsauresNatron  (krystall.) 

10,50  — 

.      15,50  — 

ScliAvefelsaures  Kali 

0,48  — 

0,31  — 

Kieselsaure  Thonerde    . 

0,54  — 

0.31  — 

Chlornatrium    .... 

0,22  — 

0,20  — 

Quellsaure  Talk-  und  Kalkerde 

mit  Bitumen 

0,14  — 

0,10  — 

oder :  nach  Abrechnung  des  zwei- 
ten Verhältnisses  der  Kohlen- 
säure   

Kohlensaures  Gas,  durch  Sied- 
hitze aus  dem  M.w.  entbunden 

oder :  nach  Zurechnung  des  zwei- 
ten Verhältnisses  der  Kohlen- 
säure zu  den  salzigen  kohlen- 
sauren Verbindungen 


22,91  Gr. 

19,58  Gr. 
38,40  Kub.  Z. 

33,27  Kub.  Z. 


26,90  Gr. 

22,95  Gr. 
36,40  Kub.Z. 

23,55  Kub.Z. 


798 


3.     Die  Soplnenquelle: 

Saures  muriatisch  kohlensaure  Na- 
trontalkerde ....  4,50  Gr. 
Saure  kohlensaure  Kalkerde  .  16,46  — 
Saures  kohlensaures  Eisenoxydul  0,34  — 
Saures  kohlensaures  Mangauoxjdul  0,10  — 
Schwefelsaures  Natron  (krystall.)  5,40  — 
Schwefelsaures  Kali  .  .  .  0,60  — 
Kieselsaure  Thonerde  .  .  .  0,30  — 
Quellsaure  Kalkerde  mit  Bitumen  0,20  — 


27,90  Gr. 


oder:  nach  Abrechnung  des  zwei- 
ten Verhältnisses  der  Kohlensäure   20.50  Gr. 

Kohlensaures   Gas    durch  Siedhitze 

aus  dem  M  wasser  entbunden         46,10  Kub.  Z. 

oder:  nach  Zurechnung  des  zwei- 
ten Verhältnisses  der  Kohlensäure 
zu  den  salzigen  kohlensauren  Ver- 
bindungen        ....        35,10  Kub.  Z. 

Eine  kürzlich  neu  aufgefundene,  den  Andreas  Kefs ler sehen 
Erben  gehörende  M.quelle,  von  derselben  physikalisch-chemischen  Ei- 
genthümlichkeit,  wie  die  übrigen  Petersthaler  M. quellen,  von  8°  R. 
Temperatur,  ist  gefafst  und  von  dem  ßergrath  F.  A.  Walchner  zu 
Karlsruhe  chemisch  geprüft.    Sie  enthält  in  einem  badischen  Pfunde : 

Kohlensaure  Kalkerde   .        .        .        8,97  Gr. 
Chlornatrium  ....        4,09  — 

Schwefelsaures  Natron  .        .        4,00  — 

Kohlensaures  Natron        einige  Gran  (nicht  genau  bestimmt) 
Kohlensaures  Eisenoxydul  mit  etwas 

kohlensaurem  Manganoxydul     .         0,74  — 
Kieselerde  mit  etwas  Thonerde  .        0,73  — 

Quellsäure Spuren 

Kohlensaures  Gas,  durch  Kochen  des 

M.wassers  entwickelt      .        .        40,60  Kub.  Z. 

Wenn  gleich  die  M. quellen  zu  P.  im  Allgemeinen  auf  das  Ner- 
ven- und  Blutsystem  erregend  -stärkend  wirken  ,  analog  verwandten 
Eisenquellen,  so  erfährt  doch  nach  Verschiedenheit  der  vorwaltenden 
Bestandtheile  in  den  einzelnen  M. quellen  die  Wirkung  derselben  we- 
sentliche Modificationen.  —  In  der  Salzquelle  prädominirt  nicht  blofs 
in  ihren  Mischungsverhältnissen,  sondern  auch  Wirkungen  das  Glau- 
bersalz, —  in  der  Stahlquelle  dagegen  das  kohlensaure  Eiscnoxj'dul 
und  das  kohlensaure  Gas,  —  in  der  Sophienqucllc  dagegen  ihr  ver- 
hältnilsinäfsig  grofser  Reichthum  an  kohlensaurer  Kalk-  und  Talkcrde, 


799 

wodurch  die  letztere  eine  besondere  Wirkung  auf  die  Harnwerkzeuge, 
die  Schleimhäute  und  das  Drüsen-  und  Lymphsystem  erhält. 

Th.  Tahernä  montan  us  a.  a.  0.  Th.  IL  Kap.  78.  S.  431. 

Von  dem  Greyfsbacher  und  Sanct  Petersbrunnen.   Strasb.  1590. 

Allgemeine  Badeordnung  für  Petersthal.   1605. 

J.  G.  Agricola,  von  den  warmen  und  Wildbädern  im  Schwarz- 
walde. Amberg  1610. 

J.  Pfautii  Nosomachia  carmine  descripta,  itemque  inscriptiones 
duorum  foutium,  thermarum  ferinarum,  acidularum  vallis  Petrinae. 
Friburgi  1618. 

J.  Ph.  Rhumelii  thermarum  et  acidularum  descriptio  —  vor- 
nehmlich aber  auf  den  Griesbacher,  Petersthaler  u.  Egrischen  Sauer- 
brunnen gerichtet.   Tubing.  163!. 

G.  Graeseccius,  fons  salutis  scatebra  etc.  cf.  Griesbach. 

Dan.  Keck,  Gebet,  darin  Gott  für  die  edlen  u.  heilsamen  Sauer- 
brunnen zu  Petersthal  und   Griesbach  gedankt  wird.  1647. 

M.  Sebitz,  Beschreibung  u.  Widerlegung  der  Mifsbräuche  beim 
Gebrauch  der  Sauerbrunnen.  Strasburg  1747.  S.  24  u.  folg. 

C.  H.  Behr,  ausführliche  Beschreibung  des  Gesundbrunnens  zu 
St.  Petersthal,  sonst  auch  das  welsche  Bad  genannt.  Strasb.  1750. 

—  —       niedicina  consultatoria.  p.  16. 

J.  R.  Spielmann,  de  acidulis  Petriuis.  Argentor.  1762. 

C.  M.  Böckmann,  physikalische  Beschreibung  der  Gesundbrun- 
nen Griesbach,  Petersthal  und  Antogast.  Karlsruhe   1810. 

Kölreuter  a.  a.  O.  IL  Jahrg.  S.  30-33    176-184.  215—229. 

J.  Zentner,  das  Renchthal  und  seine  Bäder.  Freiburg  1827.  — 
'1839. 

W.  J.  A.  Werber,  Theorie  der  Quellen,  nebst  einer  medizinisch- 
praktischen  Abhandlung  über  die  Heilquellen  am  Kniebis.  Freiburg 
1831. 

—  —  die  Heilquellen  von  Petersthal  am  Fufse  des  Kniebis. 
Freiburg  1838. 

K.  H.  v.  Fahnen berg,  die  Heilquellen  am  Kniebis  im  untern 
Schwarzwalde.  Carlsruhe  und  Baden  1838.  S.  27.  70. 

Osann  in:  Hufeland  und  Osaun's  Journal  der  prakt.  Heilk. 
Bd.  LXXXV.  St.  2.  S.,110. 

v.  Gräfe   u.  Kaiisch  a.  a.  O.  IV.  Jahrg.  1839.  Abth.  2.  S.  153. 

Die  M. quellen  von  Freiersbach,  gleichfalls  in  dem  Rench- 
thale,  entspringen  eine  Viertelstunde  südlich  von  Petersthal,  sind  gut 
gefafst,  mit  einem  erst  kürzlich  erweiterten,  zweckmäfsig  eingerichte- 
ten Kur-  und  Wohnhause  versehen,  und  jetzt  Eigenthum  des  Joh. 
Börsig.  Die  Zahl  der  Kurgäste  betrug  in  den  letzten  Jahren  durch- 
schnittlich 200-250. 

Es  befinden  sich  hier  zwei  M .quellen :  die  Schwefelquelle, 
ein  eisenhaltiges  Schwefel wasser,  von  10°  R.  Temperatur,  dessen 
Wasser  klar,    von  prickelndem  Geschmacke   und    einem  hepatischen 


800 

Gerüche  ist,  —  und  das  Sauerwasser,   ein    den  Peterstkaler  und 
Griesbacher  Eisenquellen  ähnliches  M.wasser. 

Nach  Kölreuter's  Analyse  enthält  in  sechzehn  Unzen: 

1.  Die  Schwefelquelle:    2.  Der  Säuerling : 

Kohlensaure  Kalkerde    . 
Kohlensaures  Natron 
Kohlensaure  Talkerde    . 
Kohlensaures  Eisenoxydul 
Kohlensaures  Manganoxydul 
Schwefelsaures  Natron  . 
Schwefelsaure  Kalk  erde 
Chlornatrium   .... 
Kieselsaure  Thonerde    . 
Hydrotbionbitumen 
Erdharzigen  Extractivstoff 

Freies  Kohlensaures  Gas     . 

Benutzt  wird  das  M  wasser  als  Getränk  und  Bad;  die  Bäder  wer- 
den aus  dem   Wasser  beider  M.quellen  bereitet. 

Der  innere  Gebrauch  der  eisenhaltigen  Schwefelquelle  hat  sich 
hilfreich  erwiesen  bei  verschiedenen  Leiden  des  Unterleibes,  der  Brust 
und  der  äufsern  Haut.  Hergt  empfiehlt  es  bei  alten  Fufsgeschwü- 
ren,  atonischen  Leiden  der  Schleimhäute,  Hämorrhoidalleiden  und 
Menstruationsbeschwerden  mit  dem  Charakter  der  torpiden  Schwäche. 
Kathriner  giebt  diesem  M.wasser  in  allen  den  Fällen,  in  welchen 
das  Langenbrücker  Schwefehv asser  empfohlen  wird,  den  Vorzug,  letz- 
terem dagegen  bei  Krankheiten  der  Respirationsorgane. 

Osann  in:  Hufeland  und  Osann's  Journ.  der  prakt.  Heilk. 
Bd.  LXXXV.  St.  2.  S.  110. 

Hergt  in:  Heidelberger  Med.  Annalen.  1836.  Bd.  II.  Heft  2. 
K.  H.  v.  Fahnen  berg,  die  Heilquellen  am  Kniebis.  S.  78. 
v.  Gräfe  u.  Kaiisch  a.  a.  0.  Jahrg.  IV.  1839.  Abth.  2.  S.  154. 


3,10  Gr. 

4,20  Gr. 

0,46  — 

0,30  — 

0,15  — 

0,18  — 

0,44  — 

0,4S  — 

0,20  — 

0,22  — 

2,20  — 

4,20  — 

0,15  — 

0,30  — 

0,13  — 

0.10  — 

0,30  — 

0,35  — 

0,36  — 

•        .        . 

. 

0,20  — 

7,49  Gr. 

10,53  Gr. 

16,8  Par.  K.  2 

:.              20  Par.  KZ. 

Hieran  reihen  sich  die  in  Seitcnthälern  des  Renchthales  entsprin- 
genden M.quellen  Nordwasser  und  Sulzbach. 

Die  M. quelle  von  Nordwa  sser  im  vorderen  Theile  des  Tha- 
ies Lierbach,  eine  halbe  Stunde  hinter  Oppenau,  auf  dem  Wege  nach 
Allerheiligen,  auf  einem  Bauernhöfe,  Nordwasscr  genannt,  —  ein 
Säuerling.  Die  M. quelle,  Eigentbum  des  Anton  Sinn  er,  wurde  vor 
einigen  Jahren  gefafst  und  daselbst  ein  AVohn-  und  Badehaus  ge- 
baut. Das  M.wasser,  von  dem  noch  keine  Analyse  bekannt  ist,  wurde 
bisher  nur  als  Getränk  benutzt. 

Das 


801 

Das  M.  wasser  zu  Sulz  back  in  dem  Sulzbacher  Thale,  an- 
derthalb Stunden  von  Nordwasser,  eben  so  weit  von  der  Amtsstadt 
Oberkirch,  eine  Stunde  von  Oppenau  entfernt,  auf  drei  Seiten  von 
Bergen  und  Waldhöhen  umgeben  und  nur  das  Thal  entlaug  gegen  die 
Reiich  zu  eine  freie  Aussicht  darbietend.  Die  hier  befindlichen  Bade- 
|und  Wohngebäude  sind  sehr  einfach. 

Die  M.quellen  entspringen  fünfzig  Schritte  von  dem  Kurgebäude 
entfernt  aus  Gneus,  sind  gefafst  und  bedeckt  mit  Sandsteinplatten. 
Das  M. wasser  hat  die  constante  Temperatur  von  17°  R.,  ist  voll- 
kommen klar  und  bleibt  es  auch  der  Einwirkung  der  Luft  längere 
Zeit  ausgesetzt;  der  Geschmack  ist  schwach  salzig,  etwas  alkalisch, 
zeichnet  sich  aber  durch  eine  eigenthümliche  Weichheit,  fast  seifen- 
artige Beschaffenheit  aus,  welche  sehr  wohlthuend  auf  die  äufsere 
Haut  wirkt.     Das  spec.  Gewicht  verhält  sich  wie  1001  :  1000. 

Sechzehn  Unzen  des  M. wassers  enthalten  nach  der  von  Kölreu- 
ter  im  J.  1836  angestellten  Analyse: 

Basisch-muriatisch-kohlensaures  Talk- 
erde-Natron .•  5,60  Gr. 
Kohlensaure  Kalkerde  .  .  4  3,30  — 
Quell-  uud  kieselsaures  Natron  .  0,40  — 
Schwefelsaures  Natron  .  .  2,10  — 
Schwefelsaures  Kali  .  .  .  Spuren 
Kieselsaure  Thonerde  .  .  .  0,20  — 
Bituminösen  Extractivstoff    .  .  0,25  — 


11,85  Gr. 


Das  in  dieser  Analyse  zuerst  aufgeführte  vierfache  Salz  wurde 
durch  Verdunstung  des  M. wassers  bei  einer  Wärme,  die  nie  über 
30°  R.  war,  erhalten,  nachdem  die  kohlensaure  Kalkerde  sich  allmäh- 
lig  in  freien  Krystallen  ausgeschieden  hatte  und  abgesondert  wor- 
den war. 

Das  Sulzbacher  M.wasser,  in  seiner  Qualität  sehr  ähnlich  dem 
von  Schlangenbad,  wirkt  diesem  analog,  den  krankhaft  erhöhten  Ere- 
thismus des  Nervensystems  herabstimmend,  beruhigend,  erweichend, 
gelind  erschlaffend,  auflösend  und  hautreinigend. 

Als  Bad,  aber  auch  als  Getränk  angewendet,  hat  sich  dasselbe 
! hilfreich  erwiesen  bei:  sehr  reizbaren  nervenschwachen  Individuen, 
| —  namentlich  bei  Leiden  der  Respirationsorgane  mit  grofser  Aufre- 
gung des  Nerven-  uud  Blutsystems,  selbst  bei  Phthisis  incipiens,  — 
bei  chronischen,  rheumatischen  und  gichtischen  Leiden,  —  Unter- 
leibsbeschwerden und  Hautkrankheiten. 

K.  H.  v.  Fahn  eu  be  r  g,  die  Heilquellen  am  Kniebis.  S.  S3. 84 — S8. 


n.  Theii.  E  e  e 


802 

An  diese  schliefsen  sieb : 

Die  M. quelle  zu  Badeniveiler  im  Treisam- (jetzt  Oberrhein- 
Kreise  in  einer  Sehr  reizenden  Gegend,  sebon  von  den  Römern  ge 
kannt  und  benutzt,  wie  die  im  Jahre  1784  aufgefundenen  und  späte! 
von  Weinbrenner  untersuchten  Ruinen  alter  kolossaler  Bäder  be 
weisen.  —  Die  Zahl  der  Kurgäste  belief  sich  in  den  letzten  Jahrei 
jährlich  auf  einige  hundert. 

Ihr  M.wasser  zeichnet  sich  aus  durch  seinen  geringen  Gehalt  ai 
festen  und  flüchtigen  Bestaudtheileu,  hat  die  Temperatur  von  22°  R 
und  enthält  in  sechzehn  Unzen  : 

nach  Kö  Ire  titer:     nach  Schmidt 


Kohlensaure  Kalkcrde   . 

0,700  Gr.      . 

0,96  Gr. 

Schwefelsaure  Kalkerde 

0,380  — 

0,52  — 

Chlortalcium 

0,330  — 

,        .        , 

Chlorcalcium 

0,080  — 

0,22  — 

Extractivstoff 

0,016  - 

. 

1,506  Gr.  1,70  Gr. 

S  a  1  z  e  r  vergleicht   es    mit    dem  Th.wasser  von  Pfeffers  ,  letzte 
res,   obgleich  auch  arm  an  festen  Bestandtheilen,  hat  indefs  die  Tem-i 
peratur  von  30°  R. 

Empfohlen  wird  es  als  Bad  und  Getränk  von  Salz  er  bei  Sto-i 
ckungen  im  Unterleibe,  chronischen  Hautausschlägen,  gichtischen  und 
rheumatischen  Beschwerden,  —  von  Marx  bei  chronischen  Nervei 
krankheiten  krampfhafter  Art. 

G.  Eschenreuter  a.  a.  O.  S.  28. 

G.  N.  Döderlein's  Beschreibung  des  Bades  zu  Badenweiler. 
Basel  1672. 

M.  Gerbert,  descriptio  therm.  Badenweiler.  1784. 

C.  L.  P  o  s  s  e  1 1 '  s  Wissenschaft].  Magazin.  Bd.  IIT.  St.  9. 

W.  L.  Kölreüter's  M.q.  des  Gr.  Baden.  II.  Jahrg.  S.  16—19. 
200—250. 

Teutschland  geogn.  geolog.  dargestellt,  von  Keferstcin.  Bd.  II. 
St.  1.  S.  24. 

Das  Bad  an  der  Hub  im  Bezirksamte  Bühl  des  Kinzig-  (jetzt 
Oberrhein-)  Kreises,  von  Baden  zwei,  von  Strasburg  vier  Meilen  ent- 
fernt, mahlerisch  am  Fufse  hoher  mit  Wein  und  Wald  bedeckter 
Berge  gelegen. 

Bekannt  seit  dem  sechzehnten  Jahrhundert,  schon  von  G.Esche  n- 
reutcr,  Tabcrnämontanus  und  Günther  v.  Andernach 
gerühmt,  besitzt  es  gegenwärtig  ein  grofses  Badehaus  mit  Woh- 
nungen für  Kurgäste  und  Badekabinetten.  —  Die  vorwaltende  Ge- 
birgsformatioil  ist  (ineus  und  Granit,  entfernter  finden  sich  Stein- 
kohlen. 

Das  i\I. wasscr  ist  klar,  fast  geruchlos,  von  einem  faden,    etwas 


803 


salzigen  Geschmack,  hat  die  Temperatur   von   23,6°   R.   und    enthält 
in  sechzehn  Unzen : 


nach  Kölreuter: 


Chlornatrium       .... 

Chlortalcium        .... 

Chlorcalcium       .... 

Schwefelsaure  Kalkerde     . 

Basisch  schwefelkohlensaure  Kalk- 
erde   

Kohlensaure  Kalkerde 

Basisch  kohlensaures  Eisen  mit  Ex 
tractivstoff       .... 

Kohlensaures  Eisenoxydul 

Kieselerde  .... 


12,000  Gr. 
0,lö6  — 
0,333  — 


6,000  - 


nach  Salz  er; 

14,040  Gr. 
0,180  — 
0,420  — 
4,260  — 


2,160  — 


0.062 


0,125 


0,060  — 
0,180  — 


18,866  Gr. 


Kohlensaures  Gas    ...... 

Innerlich    und  äufserlich    hat  man    das 


21,300  Gr. 

3,432  Kub.Z. 

M.wasser  besonders  be- 
nutzt bei  Stockungen  im  Unterleibe,  namentlich  Krankheiten  des 
Uterinsystems. 

J.  Th.  Tabernämontanus  a.  a.  O.  Cap.  32.  S,  539. 

G.  Escheureuter  a.  a.  O.  S.  33. 

Güntheri  Andern,  comment.  p.  88. 

Phil.  Leucippus  conf.  Baden. 

C.  F.  Salzer,  Untersuchung  der  Mineralquellen  zu  Baden  und 
in  der  Hub  in:  Klüber's  Beschreibung  von  Baden.  Th.  I.  S.  70.  — 
Th.  II.  S.  215. 

A.  J.  Schütz,  Nachricht  über  d.  Kurort  in  der  Hub.  Carlsr.  1813. 

Kölreuter  a.  a.  O.  II.  Jahrg.  S.  18—21. 


Die  1VL.  quelle  zu  Ueberlingen  bei  der  Stadt  dieses  Namens 
im  Seekreise,  1223  Par.  Fufs  üher  dem  Spiegel  der  Nordsee,  am  nord- 
östlichen Ufer  des  Bodensee's,  welcher  nach  dieser  Stadt  den  Namen 
des  Ueberlinger  Sees  führt,  drei  Meilen  östlich  von  Schaffhauseu,  ist 
mit  einem  Badehause  versehen ,  das  die  nöthigeu  Vorrichtungen  zu 
Wasser-,  Douche-,  Tropf-  und  Dampfbädern,  so  wie  gut  eingerichtete 
Wohnzimmer  für  Kurgäste  umschliefst. 

Die  Nachrichten  über  dieses  Bad  reichen  bis  zum  J.  1505  zu- 
rück;  gegenwärtige  Besitzer  desselben  sind  die  Hrn.  H.  v.  Kiesow 
und  Ed.  Schuster,  denen  dasselbe  schon  manche  Verbesserung, 
auch  seit  dem  J.  1838  eine  neue  zweckmäfsigere  Fassung  der  nahe 
bei  dem  Badehause  befindlichen  M.quelle  verdankt.  —  Die  Zahl  der 
Kurgäste  betrug  im  J.  1837  in  der  Badeanstalt  216,  ausser  derselben  in 
Privathäusern  gegen  50.  Gegenwärtiger  Badearzt  ist  Hr.  Dr.  Molitor. 

Die  M.quelle  ist  klar,  farblos,  setzt  in  dem  Reservoir  einen  ocher- 
artigen  Niederschlag  ab,  und  liefert  in  einer  Stunde  60—70  Kub.  F. 

Eee2 


804 

Wasser.  Die  Temperatur  beträgt  11,5°  R. ,  das  spec.  Gewicht  1002, 
Eine  Erwähnung  verdient  noch  ein  in  dieser  Quelle  beobachtetes 
periodisches  Steigen  und  Fallen  des  Wassers. 

Analysirt  wurde  dasselbe   von  Tscheppe  (1825),    Herberger 
(1831)  und  neuerlich  von  W.  Pfeffer.    Sechzebn  Unzen  enthielten: 

nach  Tscheppe:     nach  Kerberger: 


Cblorsalze 

0,117  Gr.      . 

.... 

Chlornatrium     . 

.        .            . 

0,30280  Gr. 

Chlormaguium   . 

. 

0,19920  — 

Schwefelsaure  Salze 

0,155  — 

. 

Schwefelsaures  Natron    . 

. 

0,39000  — 

Koblensaures  Natron 

0,077  — 

0,14600  — 

Kohlensaure  Kalkerde     . 

1,143  — 

0,SS520  — 

Kohlensaure  Talkerde     . 

0,853  — 

0,50600  — 

Kohlensaures  Eisenoxjdul 

0,576  — 

0,43424  — 

Kohlensaures  Manganoxydul 

0,03936  — 

Stickstoffhaltigen  Stoff     . 

. 

0,32600  — 

Kieselerde 

0,247  — 

0,32000  — 

Thonerde  .... 

. 

0,06000  — 

Extractivstoff  . 

0,120  — 

. 

3,288  Gr. 

3,608S0  Gr. 

Kohlensaures  Gas    . 

2,223  Kub.  Z. 

2,666  Kub.  Z. 

Stickgas     .        ... 

. 

0,433    — 

2,223  Kub.  Z. 

3,099  Kub.  Z. 

Die  von  W.  Pfeffer  nach  der  neuem  Fassung  angestellte  Ana- 
lyse (1838)  ergab  im  Ganzen  ein  mit  der  H  erb  erge  r sehen  Analyse 
fast  übereinstimmendes  Resultat,  nämlich  in  sechzehn  Unzen: 

Schwefelsaures  Natron    .        .  0,38981  Gr. 

Chlornatrium     ....  0,30282  — 

Kohlensaures  Natron        .        .  0,14569  — 

Cblormagnium  ....  0,13843  — 

Kieselsäure        ....  0,2S100  — 

Kohlensaure  Kalkerdc      .        .  0,94500  — 

Kohlensaure  Talkcrde      .        .  0.52986  — 

Thonerde 0,04000  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul        .  0,46064  — 

Koblensaures  Mangnnoxydul  .  0,03918  — 
Phosphorsaure  Kalkerde  mit  einer 

Spur  von  Talkerde       .        .  0^01000  — 

Organische  Substanz  und  Verlust  0,41657  — 


Ganzer  Gehalt  an  Kohlensäure 
An  freier  Kohlensäure     . 


3,70500  Gr. 
2,10873  Gr. 
1,15389  — 


bleibt  an  Hasen  gebundene  Kohlensäure    0)95484  Gr. 


805 

Der  aus  dem  M.wasser    in   dem  Reservoir  sich  bildende  Nieder- 
schlag enthält  in  100  Theilen : 

nach  Tscheppe:     nach  Herberger: 


Im  Wasser  lösliche  Stoffe     . 

0,50  Th. 

Eisenoxjd-Oxydul-Hydrat 

77,50  — 

.      75,70  Th 

Manganoxyd-Hydrat 

. 

0,30  — 

Extractivstoff 

0,60  — 

Kohlensaure  Kalkerde    .        , 

11,65  — 

.      13,45  — 

Kohlensaure  Talkerde     . 

2,85  — 

2,95  — 

Kiesel-  und  Thonerde    , 

7,50  — 

7,00  — 

100,00  Th. 

100,00  Th 

Benutzt  wird  dasselbe  als  Getränk  und  Bad  bei  Blennorrhöen 
und  Verschleimungen,  Bleichsucht.  Hysterie,  Lähmungen,  Hämorrhoi- 
dalleiden, Scropheln  und  chronischen  Hautausschlägen ;  —  neuerdings 
ist  dasselbe  insbesondere  sehr  gerühmt  worden  als  auflösendes  Mittel 
bei  Gries-  und  Steinbeschwerden  und  soll  sich  in  mehreren  Fällen 
dieser  Art  sehr  hilfreich  erwiesen  haben. 

J.  Th.  Tabernamontanus  T.  II.  Kap.  7.  p.  503. 

G.  Eschenreuter  a.  a.  O.  S.  29. 

Günther.  Andern,  cömment.  p.  90., 

He  1  m  1  i ii  g,  Beschreibung  d.  heilsamen  Schwefelbades  in  d.  freien 
R.  Stadt  Ueberlingen.  1691. 

Glatt  haar,  Beschreibung  des  heilsamen  Schwefelbades  zu  Ue- 
berlingen. Constanz  1726. 

Flacho,  Beschreib,  des  heilsamen  Mineralbades  zu  Ueberlingen. 
Ueberlingen   1760. 

J.  N.  Saut  er,  Nachricht  von  dem  Gesund-Brunnen  und  Bad  zu 
Ueberlingen  am  Bodensee.  1805,. 

Kölreuter  a.  a.  O.  II.  Jahrg.  S.  23. 

J.  E.  Herberger,  Ueberlingen  und  seine  Heilquellen.  Constanz 
1831, 

J.  N.  Sauter,  Beschreibung  der  Mineralquelle  zu  Ueberlingen  am 
Bodeusee.  Konstanz  1S36. 

W.  Pfeffer  in:  Buchner's  Repertorium  der  Pharmacie.  Bd. 
XIV.  Heft  3. 

v.  Gräfe  u.  Kali  seh  a.  a.  O.  IV.  Jahrg.  1839.  Abth.  2.  S.  71. 

D  asBad  zu  Säcki?igen  im  Treisam- (jetzt  Oberrhein-)  Kreise, 
unfern  der  Stadt  Säckingen,  am  Fufse  des  Schwarzwaldes,  von  Basel 
sechs  Stunden  entfernt,  benutzt  seit  1453.  Das  Wasser  der  drei 
hier  entspringenden  M.quelleu  hat  an  der  Quelle  die  Temperatur  von 
23°  R.  und  wird  benutzt  als  Getränk  und  Bad  in  dem  nahe  bei  den- 
selben befindlichen  Badehause.  Nach  Keller 's  Analyse  enthalten 
sechzehn  Unzen  : 

Kohlensaure  Kalkerde         .        ,        0,010  Gr. 

Chlormagnium      .        .        .        .     -  0,027  — 


806 


Chlorcalcium 
Chlornatrium 


0,010  Gr. 
0,210  — 


0,257  Gr. 

Benutzt  hat  man  dasselbe  innerlich  und  äufserlich  bei  scrophu- 
lösen  Beschwerden ,  Stockungen ,  Verhärtungen,  Verschleimungeu,  — 
gichtischen  und  rheumatischen  Leiden  ,  —  hypochondrischen  und  hy. 
sterischen  Beschwerden. 

Kölreuter  a.  a.  O.  II.  Jahrg.  S.  22.  195. 

Das  Erlenbad  oder  die  M.quelle  bei  Ob  er  sa  sb  ach  im 
Amte  Achern,  hat  die  Temperatur  von  17°  R..  und  enthält  nach  Sal- 
zer in  100  Kub.  Zoll: 


Chlornatrium 

Chlorcalcium 

Chlortalcium 

Schwefel-  u.  kohlens.  Kalkerde 

Schwefelsaure  Kalkerde 

Kohlensaure  Kalkerde    . 

Chlorcalcium   . 

Chlortalcium    . 


Die  M.quelle  liefert  in  einer  Stunde  500  Maafs  Wasser,  und  wird 
als  Bad  benutzt. 

Kölreuter  a.  a.  O.  II.  Jahrg.  S.  24. 

Mees  in:  Kölreuter  a.  a.  0.  II.  Jahrg.  S.  185—195. 

Die    So  Ölquelle  zu    Dürrheim   im  Seekreise.    Nach  Köl- 
reuter enthalten  sechzehn  Unzen: 


nach  einer  altern 

nach 

einer  neuern 

Analyse : 

Analy 

se (v.J.  1821): 

.      50,00  Gr. 

• 

49,00  Gr. 

1,75  — 

. 

, 

rde     24,00  — 

• 

19,50    r-, 

4,50  — 
0,81  — 
0,32  — 

75,75  Gr. 

74,23  Gr. 

Chlornatrium 

.        . 

8  Loth  53,00  Gr. 

Kohlensaure  K 

alk 

erde  . 

1,07  — 

Kohlensaures  ] 

üisen 

1,07  — 

Schwefelsaure 

Ka 

Ikerde 

.      11,00  — 

Chlorcalcium 

.        . 

7,05  — 

Chlortalcium  . 

.        , 

4,30  — 

Chlorkalium    . 

. 

0,02  — 

ExtractivstolY 

. 

0,03  — 

8  Loth  77,54  Gr. 
Kölreuter  a.  a.  O.  II.  u.  3.  Jahrg.  S.  47. 

Die  M.quelle  zu  Sulzburg  im  Bezirksamte  Miilllieim  des 
Trcisain-  (jetzt  Oberrhein-)  Kreises,  von  12°  R.  Temperatur,  entbehrt 
noch  einer  guten  Anatyse,  ist  mit  einem  seit  1823  vcrgröfserteu  Ba- 


807 

dehause  versehen,    wird  ziemlich  hesucht    und    gegen   Gicht,    Hypo- 
chondrie, Hysterie  und  Hämorrhoidalbeschwerdeu  benutzt. 

G.  E sehen reuter  a.  a.  0.  S.  41. 

Die  M. quelle  zu  Glottenthal  im  Amte  Waldshut  des  Trei- 
sam-  (jetzt  Oberrhein-)  Kreises,  auch  bekannt  unter  dem  Namen  „des 
Glotterbades,"  als  Getränk  und  Bad  empfohlen  gegen  Gicht,  Rheu- 
matismen ,  Verschleimungen ,  ßlennorrhöen  und  chronische  Hautaus- 
schläge. 

G.  Eschen  reuter  a.  a.  0.  S.  39. 
Günther.  Andern,  comment.  p.  95. 

Martini  Rulandi  balnearium  restauratum.  Basileae  1579.  p.  65. 
Joannis  Bauhini  de  aquis  medicatis  nova  methodus.    Montis- 
peligardi  161-2.  p.  208. 

A.  Vetter 's  Handbuch  der  Heilquellenlehre.  Th.  II.  S.  169. 


Nur  namentlich  erwähne  ich  das  Sa  hl-  oder  Sehlbacherbad, 
im  Kinzigkreise,  —  die  M.quellen  zu  Malter  dingen  und  Ober- 
schaf fh  a  u  sen  im  Amte  Emendingeu,  —  die  M. quelle  zu  Vogts- 
burg im  Amte  Bruchsal,  —  die  M.quelle  zu  Kirnhalden  im  Amte 
Kinziugen  ,  —  die  M.quelle  zu  Riedlingen  im  Amte  Lörrach,  — 
die  M.quellen  von  Maul  bürg  und  Gennebach  im  Amte  Schopf- 
heim, und  von  M  ü  1 1  h  e  i  m  ,  —  das  E  m  b  s  b  a  d  bei  Constauz,  —  das 
Landolinsbad  bei  Ettenheim,  —  der  J  u  ngb  r  un  n  e  n  bei  Wol- 
fach, —  das  Radolf  sze  11  erb  ad  am  Bodensee,  —  das  Kibbad 
(nicht  Ribbad),  —  das  P  ri  u  zbac  herbad  im  Kinzigkreise,  —  das 
Zuckenthalerbad,  —  das  Löffiugerbad,  —  das  Acherhad, 
—  das  Villingerbad. 

Günther.  Andern,  comment.  p.  89.  90.  94.  95. 

Huggelin  a.  a.  0.  S.  46. 

Tabernämontanus  a.  a.  0.  S.  31.  —  Th.  II.  Kap.  34.  39. 
S.  553. 

G.  Eschenreuter  a    a.  O.  S.  7.  38.  39.  40.  42.70. 

Martini  Rulandi  balnearium  restauratum.  Basileae  1579.  p.  115. 

J.  N.  Salzmann's  Beschreibung  des  Bads  und  Brunnens,  das 
Sehlbacherbad  genannt.  Strafsburg  1812    8. 

L.  Thurneisser,  vom  Seelbacher  Brunnen  herausgegeben  von 
J.  N.  Salz  mann.  Strafsburg  1612.  Fol. 

J.  Bauhini  de  aquis  medicatis  nova  methodus.  Montispeligardi 
1612.  p.  183.  191.  202.  206.  215.  225.  239.  241.  255.  256.  258.  266. 

Maler  in:  d.  M.quellen  im  Grofsherzogthum  Baden.  Erster  Jahr- 
gang 1820.  S.  10  u.  11. 

A.  Vetter 's  Handbuch  der  Heilquellenlehre.  Th.  II,  S.  169. 


808 


R.  Brunck's  Bad-,  Trink-  und  Curbüchlein  von  dem  sehr  heils 
Bad-  und  Trinkbrunnen  zu  Vogtsburg.  Freiburg  1659. 

C.  W.  W  i  1 1  i  u  s ,  Beschreibung  der  Markgrafscliaft  Hocliberg. 
1783.  Kap.  3. 

J  ägerscli  m  id  t,  das  Miillheimer  M« asser. 

Mone's  Badensches  Arcliiv.  Bd.  I.  S.  300.  361. 


VI. 

Die  Heilquellen  des  Grofsherzogthums 
Hessen. 


±Jas  Grofsherzogfhum  Hessen  zerfällt  nach  seiner  eigen- 
tümlichen Lage  in  zwei  verschiedene,  getrennte  Gebiets- 
theile,  —  die  Provinzen  Starkenburg  und  Rhein- 
hessen, der  Theil  des  Flufsgebiets  vom  Mittelrhein,  wel- 
cher zwischen  Neckar  und  Mayn,  nach  Osten  sich  an  den 
Gebirgszug  des  Odenwaldes  stützt,  westwärts  auf  dem  lin- 
ken Ufer  des  Rheins  von  dem  Grofsherzogthum  Nieder- 
rhein und  Rheinbaiern  begränzt  wird,  —  und  die  Pro- 
vinz Oberhessen,  welche  zwischen  Taunus  und  Yo- 
gelsgebirg,  das  Gebiet  der  Wetter  und  nördlich  einen 
Theil  des  Flufsgebiets  der  Lahn  umfafst,  —  zwei  hin- 
sichtlich der  Lage  und  des  Klimas  wesentlich  verschiedene 
Gruppen. 

In  der  Provinz  Starkenburg  bildet  der  von  Nord 
nach  Süd  streichende  Odenwald  die  hohe  und  schirmende 
Gebirgswand,  welche  den  rauhen  Nordost  abwendet,  unter 
dessen  sicherm  Schutz  die  Früchte  des  Südens  in  der  rei- 
zenden Bergstrafse  reifen,  und  durch  welchen  dieses  Land 
sich  eines  milderen  und  freundlicheren  Klimas  erfreut,  als 
andere  unter  gleicher  Breite. 

In  seinem  westlichen  Theile  der  Granit  -  Gneufsfor- 
mation,  in  seinem  östlichen  der  Sandsteinbildung  angehö- 
rend, erreicht  der  Odenwald  auf  seinem  höchsten  Punkte 
die  Höhe  von  1500  — 1800  Fufs,  während  die  Höhe  des 
Rheinspäegels  bei  Mannheim  284  Fufs,  bei  Mainz  256  Fufs, 
bei  Bingen  235  Fufs  über  dem  Meere  beträgt. 


812 

Die  Provinz  Oberhessen,  nördlicher  und  höher  ge- 
legen, im  Osten  von  dem  YTogelsberg,  im  Westen  von 
dem  Taunus  begränzt,  entbehrt  des  milden  Klimas,  dessen 
sich  der  südlicher  und  tiefer  gelegene,  durch  den  Oden- 
wald geschützte  Theil  des  Grofsherzogthums  erfreut.  Der 
an  vulkanischen  Erzeugnissen  reiche  Taunus  erhebt  sich 
zu  2000  Fufs  und  höher,  —  Homburg  liegt  60UFufe,  Gie- 
fsen  437  Fufs  über  dem  Meere  erhaben. 

In  der  Provinz  Starkenburg  und  Rheinhessen  fin- 
den sich  nur  wenig  nahmhafte  M. quellen,  in  Oberhessen 
und  der  Landgrafschaft  Hessen -Homburg  sind  dagegen 
mehrere  Säuerlinge  und  bedeutende  Salzquellen  und  Sali- 
nen bemerk  enswerth,  welche  als  Heilquellen  benutzt  Aver- 
den,  namentlich  die  zu  Salz  hausen  und  Homburg, 

AVille,  geognostische  Beschreibung  der  Gebirgsmasse  zwischen 
dem  Taunus  und  Vogelsgebirge.  18'28. 

Keferstein,  Teutschland  geognostisoh  -  geologisch  dargestellt. 
Bd.  VI.  Heft  1. 

A.  Klipstein,  Versuch  eiuer  geognostischen  Darstellung  des 
Kupferschiefergebirges  der  YVetterau  und  des  Spessarts.  Darmstadt 
1830. 


Die  S  o Ölquellen  zu  Salzhau&en  in  der  Wetterau.  Die  Sa- 
line Salzhausen ,  welche  sechs  Gradierhäuser  und  fünf  Siedptäuueu 
besitzt,  seit  dem  J.  1820  als  Badeanstalt  benutzt,  liegt  nur  eine  Vier- 
telstunde westlich  voq  Nidda,  fünf  Stunden  nordöstlich  von  Fried- 
berg und  sieben  Stunden  südöstlich  von  Giefsen  entfernt,  374  Fufs 
über  dem  Meere,  in  einem  abgeflachten  Tbale,  rings  von  mäfsigen 
Anhöhen,  der  Fortsetzung  des  drei  Meilen  davon  entfernten  A'ogcl- 
berges,  umschlossen  und  nur  nach  Süden  geöffnet,  wo  es  sich  mit 
dem  Niddathale  und  durch  dieses  mit  der  Wetterau  verbindet. 

Die  Brunnenanstalten  sind  Figenthum  des  Staates  und  stehen  zu- 
nächst unter  der  Aufsicht  einer  Badedirection,  welche  aus  dein  Ba- 
dearzte (gegenwärtig  Hm.  Dr.  Möller)  und  dem  Verualtungsbcam- 
ten  der  Saline  gebildet  wird. 

Vmv  Aufnahme  von  Kurgästen,  deren  jährlich  einige  hundert  sich 
einfinden,  sind  ausser  den  Wohnungen  der  Saline  mehrere  Kurge- 
bäude  mit  gut  eingerichteten  Wohnungen  ,  und  zwei  Badehäuser  mit 
Badekabinetten  vorhanden,  in  denen  sich  auch  zweckmäfsige  Vorrich- 
tungen zu  Wasser-,  Douche-,  russischen,  allgemeinen  und  örtlichen 
Sool -Dampfbädern  beiluden. 


813 

Der  Boden  von  Salzhausen  und  der  Umgegend  bis  zum  Gebirg 
hin  bestellt  aus  basaltischem  Gesteiu  ,  porösen  Laven,  Augit,  Mag- 
neteisenstein, Chrysolith,  Feldsfein,  Kalkspath  uud  Plionolith,  ferner 
aus  Thonerde  und  hier  und  da,  besonders  in  Salzhausen  auch  Sand. 
Die  Salzquellen  entspringen  am  Fulse  von  Basaltanhöhen,  aus  einem 
starken  Lager  von  lockerem  Triebsande,  unter  einer  torfhaltigen  Moor- 
oberfläche. Die  ganze  Umgegend  ist  reich  an  Salzquellen;  in  drei 
benacbbarten  Thälern ,  am  Ausgang  des  Vogelsberges ,  finden  sich 
Soolquelien,  —  ausser  in  Salzhausen ,  auch  in  dem  Tbale  von  Sel- 
ters, zwei  Stunden  südlich  von  Salzhausen,  und  endlich  in  dem  Thale 
von  Büdingen,  vier  Stunden  in  gleicher  Richtung.  An  beiden  letztern 
Orten  kommen  die  Quellen  in  der  Nähe  von  vulkanischem  Gestein 
zu  Tage. 

Das  Soolwasser  ist  vollkommen  klar,  farblos,  in  jeder  Tempera- 
tur durchsichtig,  von  einem  bitterlich-salzigen,  etwas  prickelnden  Ge- 
schmack und  einem  an  der  Quelle  eigeuthümlichen,  dem  Jod  ähnlichen 
Geruch.  Es  erhält  sich  lange  uuzersetzt,  und  kann  versendet  wer- 
den; seine  Temperatur  beträgt  constant  11 — 12°  R,. ,  sein  spec.  Ge- 
wicht bei  mittlerer  Lufttemperatur  1,00825. 

Nach  Liebig's  Analyse  enthalten  10,000  Theile  folgende  feste 
Bestandteile: 


Chlornatrium 

.      95,64  Th. 

Chlortalcium  .... 

.      11,44  — 

Chlorcalcium 

3,35  — 

Schwefelsaure  Kalkerde 

.      14,55  — 

Jodnatrium      .... 

0,77  — 

Verlust,    welches    Chlorkalium 

und 

Eisen  enthielt     .        .        . 

2,39  — 

128,14  Th. 

Spätere  Versuche  an  der  Quelle  ergaben  noch  den  Gehalt  von 
einigen  Kub.  Zoll  freier  Kohlensäure  und  0,20  Gr.  kohlensauren  Ei- 
sens. —  Demnach  würde  ein  Bad  von  600— S00  Pfund  Wasser  enthal- 
ten: 6—8  Pfund  Kochsalz,  1  Pfund  schwefelsauren  Kalk,  1  Pfund 
Chlortalcium,  \  Pfund  Chlorcalcium,  \ — 2  Loth  Jodnatrium,  2|  Quent- 
chen kohlensaures  Eisen,  2600  Kub.  Zoll  freie  Kohlensäure. 

Das  M.wasser  wirkt  analog  ähnlichen  Soolquellen,  als  Bad  und  Ge- 
tränk zunächst  auf  die  äufsere  Haut,  die  Schleim-  und  Muskelhaut  des 
Magens  uud  Darmkanals,  consensuell  auf  das  Nervensystem,  durch 
Aufnahme  von  kräftigen  Arzneistoffen  auf  das  Blutsystem  und  die  ve- 
getative Lebenssphäre. 

Benutzt  Avird  das  M.wasser  in  Form  von  Getränk  und  Bad,  — 
als  Getränk  täglich  zu  vier  bis  sechs  Bechern  allein,  oder  nach  Um- 
ständen mit  warmer  Milch,  —  zu  einem  Wannenbade  rechnet  mau  an- 
fangs i,  zu  einem  Vollbad  einen  Eimer  Soole,  steigt  damit  allmählig 
bis  zu  höchstens  zwei  Eimern  für  ein  Wannenbad  und  bis  zu  vier 
Eimern  für  ein  Vollbad,  und  vermindert  dann  die  Quantität  der  Soole 


814 

gegen  das  Ende  der  Kur  in  demselben  Verhältnifs  wie  sie  vermehrt 
wurde.  —  Erhöht  wird  die  Wirkung  der  Wasserbäder  nach  Umstän- 
den durch  beliebige  Beimischung  von  Mutterlauge.  —  Zur  Unter- 
stützung der  Badekur  werden  auch  hier,  wie  in  mehreren  andern  Soo- 
len,  die  schon  erwähnten  Douche-  und  Salzdampfbäder  benutzt. 

Die  Krankheiten,  gegen  welche  die  Soole  zu  Salzhausen  in  den 
genannten  Formen  sich  besonders  hilfreich  erwiesen  hat,  sind  nach 
Möller  folgende; 

1.  Chronische  Leiden  des  Drüsen-  und  Lymphsystems,  Scrophu- 
losis  und  Scropheln  in  den  mannigfachsten  Formen,  —  Geschwülste, 
Verhärtungen,  Struma,  weifse  Kniegeschwülste,  Augeuentzünduug, 
chronische  Hautausschläge,  Geschwüre,  Rhachitis,  Caries. 

2.  Chronische  Hautausschläge  nicht  blos  scrophulöser  Natur. 

3.  Hartnäckige  rheumatische,  gichtische  und  katarrhalische  Leiden. 

4.  Krankheiten  der  Schleimhäute,  namentlich  der  Luftwege,  Nei- 
gung zu  Heiserkeit,  veraltete  Katarrhe,  Schleimasthma,  anfangende 
Phthisis  trachealis   und  pulmonalis,  namentlich  tuberculosa. 

5.  Krankheiten  des  Uterinsystems  von  torpider  Schwäche,  — 
Auomalieen  der  Menstruation,  Leukorrhoe,  Anschwellung  und  Hyper- 
trophie der  Ovarien,  Auflockerung,  beginnende  Verhärtung  der  Ge- 
bärmutter. 

6.  Stockungen  in  den  Organen  der  Digestion  und  Assimilation, 
Infarcten ,  Neigung  zu  Hartleibigkeit  und  Verstopfung,  Hämorrhoidal- 
beschwerden  und  Gelbsucht. 

7.  Chronische  Nervenleiden,  —  Neuralgieen ,  Hysterie,  nervöse 
Hypochondrie,  Krämpfe,  Lähmungen  insbesondere  in  Folge  gichtischer 
oder  rheumatischer  Metastasen. 

Contraindicirt  ist  dagegen  der  Gebrauch  der  Soole  zu  Salzhausen, 
gleich  dem  ähnlicher ,  bei  zu  grofser  Erschöpfung  nach  langwierigen 
Krankheiten  und  bedeutendem  Säfteverlust,  scorbutischer  Dyskrasie 
und  Neigung  zur  Verflüssigung  und  Zersetzung  der  Säfte,  Colliquation, 
Exulccrationen  wichtiger  Centralorgane  und  krebsartigen  Leiden. 

Graff,  über  die  M. quelle  zu  Salzhausen  und  ihre  Heilkräfte. 
Darmstadt  1825. 

Kastner's  Archiv.  Bd.  V.  S.  454. 

C.  Ph.  Möller,  Mittheilungen  aus  der  Erfahrung  über  die  Wir- 
kung und  Anwendung  der  Soolbäder  insbesondere  zu  Salzhausen. 
Darmstadt  1835. 

v.  Gräfe  u.  Kaiisch,  Jahrbücher  für  Deutschlands  Heilquellen 
und  Seebäder.  II.  Jahrg.  1837.  S.  254. 

Der  Ludwig sbrunn  en  zu  Grofsharben,  ein  eisenfreier 
Säuerling,  zwischen  Bnrggräfeniode  und  Grofskarben  in  dem  Fried- 
berger  Kreise  der  Provinz  Oberhessen,  Dreiviertelstunde  von  der  Strafse 
von  Friedberg  nach  Frankfurt  a,  M.  entfernt,  auf  dem  linken  Ufer  der 
Nidda,  am  Saum  eines  freundlichen  Wiesengrundes,  in  einer  schönen 
und  fruchtbaren  Gegend.  Eine  halbe  Stunde  davon  auf  dem  rechten 
Ufer  der  Nidda  liegt  der  Okarbcner  oder  Selscrbrunnen  und  zwei  und 


815 

eine  halbe  Stunde  nordöstlich  die  Kurhessische  Mineralquelle  zu 
Schwalheim. 

Das  M. wasser  ist  erst  in  neuerer  Zeit  bekannt  geworden  und  wird 
gegenwärtig  bis  jetzt  nur  versendet  Wegen  Bestellungen  wendet 
man  sich  an  „die  Verwaltung  des  Ludwigsbrunnens  in  der  Wetterau 
im  Grofsherzogtlium  Hessen." 

In  Betreff  der  geognostischen  Verhältnisse  der  M. quelle  liegen 
zwar  zunächst  auf  der  Oberfläche  Diluvialmassen ;  allein  nördlich, 
östlich  und  südöstlich  kommt  alter  Sandstein  vor,  durch  Diluvialgebilde 
hin  und  wieder  zu  Tage,  getrennt  und  in  bedeutenden  Massen;  wei- 
terhin nach  Osten  und  Südosten  bricht  wahrscheinlich  viel  Kittererde 
enthaltender  Grobkalk  hervor,  welcher  ohne  Zweifel  tiefer  bis  in 
die  unmittelbare  Nähe  des  Quellengrundes  sich  erstreckt.  Basalt  zeigt 
sich  vereinzelt  in  der  Nähe  der  Quelle,  häufiger  in  Entfernung  von 
einigen  Stunden,  vou  wo  er  in  gröfserer  Ausdehnung  nach  dem 
Vogelsgebirge  hin  fortsetzt.  —  In  der  unmittelbaren  Umgebung  des 
Ludwigsbrunnens  finden  sich  viele  Quellen  von  kohlensaurem  Gas, 
welche  in  den  uach  eingetretenem  Regenwetter  mit  Wasser  gefüllten 
Vertiefungen  der  Erdoberfläche  deutlich   bemerkt  werden. 

Das  frisch  geschöpfte  Wasser  des  Ludwigsbrunuens  perlt  stark, 
ist  von  einem  stark  prickelnden,  angenehm  säuerlichen,  nicht  in  ei- 
nen widerlich  salzigen  übergehenden  Geschmack,  der  anfangs,  wie 
auch  der  Geruch,  eine  Spur  von  Schwefelwasserstoff  zeigt,  bei  dem 
aber  nur  wenige  Tage  auf  Flaschen  gefüllten  Wasser  gänzlich  ver- 
schwindet. Da  indessen  die  an  der  Quelle  angestellten  Versuche  das 
Vorhandenseil)  von  SchwefelwasserstofTgas  nicht  darthun  konnten,  so 
meint  G.  Osann,  dafs  dieser  Geschmack  und  Geruch  von  einer  ge- 
ringen Menge,  dem  Wasser  beigemengten  Bitumen  herrührt.  —  Auf 
Flaschen  gefüllt  bleibt  das  Wasser  vollkommen  klar,  geruchlos,  ohne 
merklichen  Niederschlag.  Die  Temperatur  des  M.wassers  beträgt  9°  R. 
bei  13°  R.  Lufttemperatur,  sein  spec.  Gewicht  1,0049  bei  10°  R. 

Chemisch  untersucht  wurde  das  Wasser  des  Ludwigsbrunnens  von 
Jac.  Tünnermaun  zu  Hanau  (1834)  und  Gottfr.  Osann  zu 
Würzburg  (1836).    Sechzehn  Unzen  desselben  enthalten : 

nach  Tünnermann:    nach  G.  Osann: 


Chlornatrium     . 

15,9051  Gr.      . 

.      16,0469  Gr. 

Chlormagnium 

1,0577  — 

0,4529  — 

Schwefelsaures  Natron    . 

0,5519  — 

0,3776  — 

Schwefelsaures  Kali 

0,4819  — 

0,2630  — 

Schwefelsaure  Talkerde 

•                •                •                • 

0,9705  — 

Kohlensaure  Kalkerde     . 

12,5037  - 

.      12,4230  — 

Kohlensaure  Talkerde     . 

4,3782  — 

5,2613  — 

Kieselerde 

0,1675  — 

0,7258  — 

Quell-  und  Quellsatzsäure 

.... 

0,0738  — 

Extractivstoff  . 

Spuren 
35,0460  Gr. 

. 

36,5948  Gr. 

S16 

Kohlensaures  Gas      .        38,9614  Kub.Z.  40,9  Rheinl.  Kub.  Z. 

Atmosphärische  Luft  0,4979    —  Spuren 

39,4593  Kub.  Z.  "40,9Rheiul.  Kub.  Z. 

Hiernach  übertrifft  der  Ludwigsbrunnen  durch  seinen  Reichthum 
an  Kohlensäure  die  meisten  andern  M. quellen  ;  der  Selterser  Brunnen, 
mit  welchem  derselbe  häufig  verglichen  wird,  enthält  weniger  koh- 
lensaures Gas,  statt  des  kohlensauren  Natrons,  welches  dem  Ludwigs- 
brunnen mangelt,  ist  letzterer  dagegen  sehr  reich  an  kohlensaurer 
Kalk-  und  Talkerde.  Ausserdem  unterscheidet  sich  der  Ludwigsbrun- 
nen wesentlich  von  dem  Seltersenvasser  durch  die  Abwesenheit  jeder 
Spur  von  Eisen  und  dadurch,  dafs  die  Kohlensäure  fester  an  das  Was- 
ser gebunden  zu  sein  scheint. 

Seiner  chemischen  Constitution  zufolge  gehört  der  Ludwigsbrun- 
nen zu  der  Klasse  der  erdig-muriatischen  Säuerlinge  und  wirkt,  ana- 
log diesen,  getrunken,  kühlend,  erfrischend  und  zugleich  belebend,  die 
Ab-  und  Aussonderungen,  namentlich  der  Schleimhäute  der  Harnwerk- 
zeuge bethätigend  und  verbessernd,  schleimauflösend,  eröffnend.  Da- 
bei gewinnt  der  ganze  Körper  allmählig  mehr  Spannkraft,  die  Mus- 
kelbewegungen geben  mit  mehr  Leichtigkeit  vor  sich,  der  Geist  wird 
heiterer,  die  krankhafte  Empfindlichkeit  der  Nerven  vermindert. 

So  wie  die  Abwesenheit  von  Eisen  einerseits  jede  zu  lebhafte 
Erregung  des  Blutsystems  verhindert,  so  bewirkt  andrerseits  die  grofse 
Menge  festgebundener  Kohlensäure  in  diesem  Wasser,  dafs  dasselbe 
leicht  verdaut,  dem  Körper  schnell  angeeignet  und  daher  im  Allge- 
meinen, selbst  in  beträchtlicher  Menge,  leicht  vertragen  wird. 

Ausser  seinem  diätetischen  Gebrauche  als  kühlendes,  erfrischen- 
des Getränk,  als  Surrogat  des  Selterserwassers,  in  allen  den,  beson- 
ders chronischen  Krankheiten,  iu  welchen  letzteres  angezeigt  ist,  hat 
sich  das  Wasser  des  Ludwigsbrunnens  nach  den  Erfahrungen  von 
Kopp,  Stiehcl  u.  A.  in  folgenden  Krankheiten  namentlich  hilfreich 
bewiesen : 

1.  Gegen  chronische  Beschwerden  der  Verdauungswerkzeuge, 
Dyspepsie,  Neigung  zu  Säure  und  Verschleimung  mit  krankhaft  er- 
höhter Reizbarkeit  des  Magens,  —  Sodbrennen,  Magendrücken,  Ma- 
genkrampf, chronisches  Erbrechen. 

2.  Unthätigkeit  und  Schwäche  der  Untcrleibsorganc,  Neigung  zu 
Verstopfung,  Hartleibigkeit,  Würmer,  Stockungen  in  dem  Leber-  und 
Pfortadersystem,  Hämorrhoiden,  Gelb-  und  Wassersucht,  Anomalieen 
der  Menstruation,  Hysterie,  Hypochondrie,  Lithiasis ,  Nieren-  und 
Blasenbcsch  werden. 

3.  Chronische  Krankheiten  der  Respirationsorgane ,  hartnäckige 
Katarrhe,  langwierige  Heiserkeit,  asthmatische  Bescbwerdcn ,  ange- 
hende Lungensucht,  in  dem  Stadium  der  Rcconvalcscenz  nach  Brust- 
entzündungen, so  wie  als  Linderungsmittel  bei  phthisischen  Krank- 
heiten. 

Seiner  milden  und  zugleich  belebenden  Wirkung  wegen,  ist 
dieses    M.wasser   besonders    zarten,    reizbaren    hysterischen    Frauen, 

selbst 


817 

selbst    während    der   Schwangerschaft,     so    wie    auch    scrophulösen, 
schwächlichen  Kindern  zu  empfehlen. 

Jacob  Tünnermann,  Analyse  des  M.wassers  vom  Ludwigs- 
jrunnen  bei  Grofskarbeu.  Frankfurt  a.  M.  1834. 

Trommsdorffs  Journal  der  Pharmacie.  Bd.  XXIV.  Heft  1. 

Kopp  und  Tünnermann  in:  Hufeland  und  0 sann's  Jour* 
ml  der  prakt.  Heilkunde.  1836.  Bd.  LXXX1I.  St.  4.  S.  112. 

G.  Osann,  Analyse  des  M.wassers  vom  Ludwigsbrunuen  zu 
Srofskarben  in  Oberhessen.  1836. 

Die  M. quelle  zu  Seltz  oder  der  Seltzer  S äuerling  in 
ler  Wetterau,  östlich  von  Friedberg,  ein  erdig-muriatischer  Säuer- 
ing, nicht  zu  verwechseln  mit  dem  zu  Niederselters  im  Herzogthum 
Vassau,  wird  als  Getränk  benutzt  und  versendet.  Man  wendet  sieh 
,u  diesem  Ende  an  „die  Seltzer-Miueral-Wasser-Brunuen-Verwaltung 
>ei  Ocarben  in  der  Wetterau."  Nach  Rink  enthalten  sechzehn  Unzen 
lieses  M.wassers : 


Schwefelsaure  Kalkerde 

0,80  Gr. 

Chlornatrium           .        . 

.      11,75  — 

Kohlensaure  Kalkerde    . 

8,50  — 

Kohlensaure  Talkerde   • 

3,80  — 

Eisenoxyd      .        .        . 

0,20  — 

25,05  Gr. 

Kohlensaures  Gas 

29,00  Kub.Z. 

G.  Eschenreuter  a.  a.  O.  S.  73. 

Günther.  Andern,  comment.  S.  147. 

Th.  Tabernämontanus  a.a.O.  Th.I.  Kap.  72.  73.  S.  418.  419. 

A.  Pitzler's  Beschreibung  des  Carber-Salzbrun.  Frankf.  1724, 

Nonne,  über  das  Wasser  zu  Seltz.  Frankfurt  1820. 


An  diese  reihen  sich  in  der  Provinz  Starkenbnrg: 

Das  Soolbad  zu  Wimpfen  am  Berg,  nach  der  Erbgrofs- 
erzogin  von  Hessen  und  bei  Rhein  Mathildenbad  genannt,  am 
inken  Ufer  des  Neckar  auf  einer  200  Fufs  hohen  schroffen  Felswand, 
u  einer  gesunden,  schönen  Gegend,  in  der  Nähe  der  Soolbäder  von 
axtfeld  und  Rappenau,  zwei  Stunden  von  Heilbronn,  besitzt  seit  dem 
.1836  eine  gut  eingerichtete  Badeanstalt  und  Flufsbäder.  Badearzt 
it  Hr.  Dr.  Walther.  Die  hier  benutzte  Soole  wurde  schon  seit 
inger  Zeit  zu  Bädern  gebraucht. 

G.  Marii,  etlicher  Gelehrten  Bedenken  von  dem  heilsamen  Salz- 
ronneu  zu  Offenau,  nächst  der  Reichsstadt  Wimpfen  gelegen.  Hei- 
elberg  1584. 

C.  Th.  Griesinger,  Wegweiser  durch  Heilbroiin  und  die  Soo- 
II.  Theil.  F  f  f 


818 


lenbäder  Wimpfen,  Jaxtfeld,  Rappenau  und  dessen  Umgebungen.  Stutt- 
gart 1837. 

Die  M.  quelle  des  Sir  onabades  bei  Nierstein  in  der  Pro- 
vinz Rheinhessen,  zwischen  Oppenheim  und  Niersteiu,  im  Jahre  180i 
vom  Freiherrn  v.  Wedekind  entdeckt,  im  Jahre  1826  gut  gefafsl 
und  als  Heilquelle  benutzt.  Das  über  derselben  erbaute  Badehaiu 
dient  jetzt  zu  andern  Zwecken.  Nach  einer  Mittheilung  der  allge 
meinen  Badezeitung  vom  3.  Mai  1840.  Nr.  2.  hat  der  Eigenthümei 
dieses  Bades  dasselbe  verkauft  und  von  dem  gegenwärtigen  Besitze' 
desselben  haben  die  früher  zu  Bädern  eingerichteten  und  benutzte* 
Gebäude  eine  andere   Bestimmung  erhalten. 

Die  beim  Nachgraben  aufgefundenen  Alterthümer  lassen  vermui 
then,  dafs  die  M.q.  zu  Nierstein  schon  von  den  Römern  gekannt,  zv 
den  Zeiten  Domitians  gebraucht  und  erst  nach  dem  Jahre  26' 
von  den  in  Gallien  einfallenden  Alemannen  zerstört  wurde.  De» 
Namen  Nierstein  selbst  leiten  einige  von  „Aquae  Neri"  ab.  Beim  Nachl 
graben  fand  man  unter  andern  einen  Weihaltar  mit  der  Inschrift 
„Deo  Apollini  et  Sironae  Julia  Frontina  votum  solvit  libenter  lui 
henter  meritis."  —  Nach  Lehne  ist  der  Name  Sirona  eine  gallischi 
oder  celtische  Benennung  der  Diana  und  bezeichnet  eine  Wassergöt 
tin,  in  Verbindung  mit  dem  Apollo  eine  Schutzgöttin  der  Heilquellen 

Das  M.wasser  entspringt  aus  dem ,  aus  Basalt  und  Lava  zusam 
mengesetzten  Niersteiner  Berg,  ist  kalt,  zeichnet  sich  aus  durch  sei 
nen  starken  Schwefelgeruch  und  Geschmack,  scheint  viel  Aehnlichkci 
mit  dem  Weilbacher  Schwefelwasser  im  Herzogthum  Nassau  zu  be 
sitzen,  und  enthält  in  sechzehn  Unzen  nach  Büchner: 


Chlortalcium 
Chlornatrium 
Kohlensaures  Natron  . 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Schwefelsaures  Natron 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaures  Eisenoxydul 
Harzigen  Extractivstoff 
Wässerigen  Extractivstoff  . 


Schwefelwasserstoffgas 
Kohlensaures  Gas 


0,214  Gr. 
1,970  — 
0,226  — 
0,209  — 
1,364  — 
Ü,8S3  — 
0,037  — 
0,042  — 
0,053  — 
0,069  — 

5,067  Gr. 

0,767  Kub.Z. 
0,834      — 


1,601  Kub.Z. 

Nach  v.    Wedekind    läl'st    sich    das  Mineralwasser  gut  verseil 
den.  —   Empfohlen    hat    es  derselbe  und  Wciusheimer  gleich  den 
Schwefelwasser    zu   Weilbach     bei   chronischen    Hautkrankheiten, 
Verscbleimungen    und    Blennorrböen ,   vorzüglich    der  Brustorgane,  - 
Untcrleibsbeschwcrden,    namentlich  Hiimorrhoidalzulüllcn,  —  chroni 


819 

sehen  Metallvergiftungen,  —  Gicht   und    Rheumatismen,    Knoten  und 
Steifigkeit  der  Gelenke. 

E.  Wetzler,  über  Gesundbr.  und  Heilb.  Bd.  II.  S.  203.  481. 
Das  Sironabad  bei  Nierstein  und  seine  M.quellen.  Mainz  1827. 
v.  W e  d e k i n d  in  :  H u f  e  1  a n  d  u.  Osanu's  Journ.  Bd.  LXVII 

St.  1.  S.  125. 

Geige r's  Magazin.  Bd.  XVIII.  S.  328. 

R.  Brandes  Archiv.  Bd.  XXIII.  S.  209. 

Lehne's  gesammelte  Schriften,  herausg.  von  K  ü Ib.  Mainz  1838. 
Th.  III.  S.  54  folg. 

Die  M.  quelle  zu  Auerbach  in  der  Bergstrafse,  im  Amte  Zwin- 
geberg, unfern  Bickebach,    in  einer  sehr  anmuthigen  Gegend  gelegen. 
Entdeckt  wurde  die  M.quelle  im  J.  1739;  lange  vergessen,  im  J.  1757 
t  aber  von  neuem  wieder  ausgegraben,  kam  sie  seit  1766  in  Ruf  und  Ge- 
ls brauch,   und    wurde   mit    den    erforderlichen  Badegebäuden  versehen. 
t  Im  J.  1767  entdeckte  man    eine   zweite  M.quelle    bei  Hochstädt,  be- 
kannt unter  dem  Namen  der  Hochstädter. 

Aualysirt   wurde  sie  von  Rupp  im  J.  1739,  enthält   diesem  zu- 
folge kohlensaures  Natron,  Eisen,  kohlensaure  Erden    und  kohlensau- 
I  res  Gas,  und  wirkt  getrunken  eröffnend,  auflösend,  stärkend. 

Unterricht  von  d.  Auerbachischen  M.wasser.  Darmst.  (ohueJahrz.) 

F.  A.  Carth  e  user's  Abhandl.  v.  Auerb.  M.wasser.  Giefsen  1776. 


Nur  namentlich  anzuführen  sind  die  M.quellen  von  Wissels- 
heim  und  Büdingen,  Soolquellen  im  Süden  des  Vogelsberges,  — 
Rofsbach  und  Staden,  an  Kohlensäure  reiche  Soolquellen  in  der 
Gegend  von  Friedberg,  —  bei  Echzell,  eine  Schwefelquelle,  eine 
halbe  Stunde  von  Neuschwalheim,  —  bei  Staden,  eine  stahlhaltige, 
wohlschmeckende,  erfrischende  M.quelle,  —  und  zu  Gedern  und 
Vilbel. 

Th.  Tabernämontanus  a.  a.  0.  Th.  6.  Kap.  70.  S.  416.  — 
Kap.  74.  S.  420.  —  Kap.  75.  S.  421.  —  Kap.  76.  S.  422. 

Möller,  Mittheilungen  aus  der  Erfahrung  über  die  Wirkung  und 
Anwendung  der  Soolbäder,  besonders  zu  Salzhausen.  Darmstadt  1835. 
S.  27-31. 


Fff2 


820 


Am  Schlufs  dieses  Abschnittes  sind  noch  rühmlich 
zu  erwähnen  die  M.  quellen  hei  Homburg  vor  der 
Höbe  in  der  Landgrafschaft  Hessen-Homburg,  —  welche 
zwar  erst  seit  wenig  Jahren  allgemeiner  bekannt  und  be- 
nutzt, sich  in  der  kurzen  Zeit  ihrer  Benutzung  sehr  geho- 
ben und  für  die  Folge  eine  noch  vielseitigere  und  allge- 
meinere Anwendung  hoffen  lassen. 

Homburg  vor  der  Höhe,  die  Residenz  dos  Landgrafen  zu  Hes- ! 
sen-Homburg,  mit  einer  Bevölkerung  von  4409  Einwohnern,  liegt  600  F, 
über  dem  Meere,    an   dem   östlichen  Abhang  des  Taunus,    schön  undi 
gesund,  von  Frankfurt  nur  drei,  von  Friedberg  vier,  von  Mainz  neun: 
Stunden  entfernt. 

Die  nach  H.  benannten  M. quellen  entspringen  in  einem  freundli- 
chen, jetzt  durch  Parkanlagen  verschönerten,  Wiesenthaie,  eine  Vier 
telstunde  von  der  Stadt.  Schon  seit  langer  Zeit  gekannt,  wurden  si 
früher  zur  Bereitung  von  Kochsalz  benutzt,  —  im  J.  1622  nothdürf- 
tig  gefafst  und  eine  Saline  errichtet.  Aber  obgleich  man  im  J.  1690 
Salz  in  beträchtlicher  Menge  und  von  vorzüglicher  Güte  gewann,  so 
ging  man  doch  schon  1710  damit  um,  das  ganze  Werk  eingehen  zu 
lassen;  es  kam  immer  mehr  in  Verfall  und  nachdem  man  173S  den 
letzten  Versuch  gemacht,  dem  Werke  aufzuhelfen,  wurden  im  J.  1740 
die  Gradirhäuser  nach  Nauheim  verkauft,  die  Brunnen  zum  Theil 
zugeworfen   und  später  vergessen. 

Die  ersten  Versuche,  die  Soole  zu  Bädern  zu  benutzen,  machte 
man  zwar  schon  in  den  J.  1811  und  1812,  —  kurmäfsig  wurden  die 
Bäder  dieser  Soole  aber  erst  seit  dem  J.  1S33  gebraucht  und  seit  dem 
•T.  1834  mehrere  Badeanstalten  gegründet.  Gegenwärtig  bestehen  deren 
acht,  die  auch  mit  den  nöthigen  Einrichtungen  zuDouche-,  Regeln 
und  Dampfbädern  versehen  sind.  Ausserdem  haben  mehrere  Hausbe- 
sitzer, zur  Bequemlichkeit  der  bei  ihnen  wohnenden  Fremden,  Bade- 
zimmer mit  den  erforderlichen  Bequemlichkeiten  einrichten  lassen.  — 
Die  M  quellen  sind  neu  gefafst  und  mit  den  nöthigen  Gebäuden  zu 
ihrer  zweckmässigem  Benutzung  ausgestattet;  die  Frequenz  der  Kur- 
gäste hat  .sich  bedeutend  vermehrt:    sie  betrug 

im  J.  1834  ....  155. 

—  —  1835  ....  188. 

—  —  1S36  ....  294. 

—  -  1837  ....  805. 


821 

Souach  sind  alle  Aussichten  vorhanden,  dafs  Homburg  in  Kurzem  zu 
einem  sehr  besuchten  Kurorte  emporblühen  werde.  —  Einer  Mit- 
theilung der  Allgem.  Badezeitung  zufolge,  (1840.  No.  62.)  wird  von 
den  Gebrüdern  Blanc  ein  stattlicher  Kursaal  erbaut,  damit  schon  im 
Frühjahr  1841  begonnen  und  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  auch 
hier  wie  in  Baden  und  Wiesbaden  das  Hazardspiel  heimisch  werden. 
Das  M. wasser,  namentlich  die  Elisabethquelle,  wird  auch  versen- 
jdet;  man  wendet  sich  deshalb  an  „die  Landgräflich  Hessische  Brun- 
(neuverwaltuiig  zu  Homburg  v.  d.  H." 

Man  unterscheidet  hier  folgende  drei  M. quellen: 


1.  Den  Kur-  oder  Elisabethbrunnen,  am  weitesten  von 
der  Stadt  entfernt,  im  J.  1836  neu  gefafst,  zur  Klasse  der  eisenhaltig 
gen  Kochsalzquellen  gehörend,  hat  eine  Temperatur  von  8,5°  R.  und 

jgiebt  in  24  Stunden  5800  Maafs  Wasser.  Dasselbe  ist  klar  und  hell, 
in  stets  wallender  Bewegung  von  den  aufsteigenden  Gasblasen, 
anfangs  von  einem  salzig-bitterlichen ,  später  etwas  eisenhaftem  und 
prickelndem  Geschmack.  Der  atmosphärischen  Luft  ausgesetzt,  trübt 
es  sich  unter  starker  Gasentwickelung  und  bildet  einen  festen,  röth- 
lich-gelben  Niederschlag. 

2.  Den  Bade-  oder  Salzbrunnen,  eigentlich  zwei  Brunnen 
in  alter  Fassung,  zur  Bereitung  der  Bäder  benutzt.  Das  Wasser  der- 
selben ist  gelblich  trübe,  von  einem  sehr  unangenehmen  Geschmack 
und  einer  Temperatur  von  9°  11. 

3.  Den  Sauerbrunnen  oder  Ludwigsbrunnen,  im  Jahre 
1809  entdeckt,  schön  gefafst,  wird  eigentlich  nicht  zum  medicinischen 
Gebrauch,  aber  häufig  als  gewöhnliches  Getränk  benutzt.  Sein  Wasser 
ist  krystallhell ,  perlend,  von  einem  angenehmen  säuerlich -salzigen 
Geschmack  und  wird  sehr  leicht  vertragen. 


In  sechzehn  Unzen  M. wasser  enthält: 


l.DerElisabethbrunuen  2.  Der  Badebrunnen 
nach  Liebig:  nach    Matthias: 


Chlornatrium 

79,1548'  Gr.      . 

.    108,392  Gr. 

Chlorcalcium 

7,7590  — 

.      15,283  — 

Chlormagnium    . 

7,7919  — 

5,904  — 

Chlorkalium 

•        . 

0,384  — 

0,002  — 

Schwefelsaure  Kalkerde     . 

... 

0,212  — 

Schwefelsaures  Natron 

0,3815  — 

. 

Kohlensaure  Kalkerde 

10,9905  — 

9,698  — 

Kohlensaure  Talkerde    ,  . 

2,0136  — 

2,485  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul 

0,4623  — 

0,480  — 

822 


Thonerde .        .        .        0.054  Gr. 

Kieselerde  .        .        .        0,3158  Gr.       .        .        0,164  — 


108,8694  Gr.  143,060  Gr. 

Kohlensaures  Gas     .        .        48,64  Kub.  Z.  22,728  Kub.  Z. 

(21,5808  Gr.) 

3.     Der  Sauerbrunnen : 

Schwefelsaure  Kalkerde        .        .  0,88  Gr. 

Chlornatrium  ....  12,50  — 

Chlorcalcium  ....  2,87  — 

Chlortalcium  ....  0,97  — 

Kalkerde 
Talkerde 


Thonerde 

Kieselerde 

Eisenoxj'd 


1,56  — 
0,55  — 
0,40  — 
0,60  — 
0,70  — 


Harz 0,70  — 


21,73  Gr. 

Freies  kohlensaures  Gas       .        .        8,00  Kub.  Z. 
Mit  den  Erden  verbundenes  kohlen- 
saures Gas  ....        1,11     — 


9,11  Kub.  Z. 


Der  Elisabethbrunnen  ist  hinsichtlich  seiner  chemischen  Consti- 
tution und  Wirkung  mit  dem  Ragozi  mit  Recht  verglichen  worden, 
unterscheidet  sich  indefs  von  letzterem  durch  seinen  gröfsern  G ehalt I 
au  Salzen  und  kohlensaurem  Gas,  seinen  geringeren  an  Eisen. 

Getrunken  wirkt  derselbe  ganz  analog  dem  Ragozi ,  nur  milder, 
weniger  stürmisch,  leichter  und  sicherer  die  Stuhlausleerungen  bethä- 
tigend,  tief  eindringend  und  gleichwohl  weniger  angreifend  als  den 
Ragozi;  —  primär  nicht  blofs  die  Ab-  und  Ausscheidungen  der  Di- 
gestionsorgane kräftig  fördernd,  sondern  zugleich  auch  die  Verdauung 
selbst  verbessernd,  —  secundär  die  gesunkene  Ernährung,  so  wie  die 
Vegetation  und  das  Nervensystem   belebend,  stärkend. 

Zunächst  äussert  sich  die  Wirkung  des  getrunkenen  Elisabeth- 
brunnens,  ausser  dem  Gefühl  einer  behaglichen  Wärme  im  Magen  und 
einer  allgemeinen  angenehmen  Belebung,  durch  vermehrte  Darmaus- 
leerung, die  gewöhnlich  ganz  ohne  alle  Beschwerden,  leicht  und  ziem- 
lich rasch  und  mit  grofscr  Erleichterung  erfolgt.  Nach  mchrwöchent- 
lichcm  Gebrauche  erscheinen  öfters  in  Farbe  und  Consistenz  qualita- 
tiv sehr  veränderte  Stühle,  von  schleimig-zäher,  fast  thecrartiger 
Consistenz,  —  eine  in  der  Regel  sehr  günstige  Erscheinung.  —  Mit 
der  gröfsern  ßethütigung  des  Därmkanals,  die  meistens  mit  verbesser- 
tem und  vermehrtem  Appetit  verbunden  ist,  erfolgt  gleichzeitig  auch 
eine  sehr  stark  vermehrte  Diuresis,  allmählige    Lösung  und   Auslcc- 


823 

rang  von  vorhandenen  Stockungen  und  Ablagerungen  im  Unterleibe, 
wohlthätige  Umstimmung  und  Ausgleichung  der  vorhandenen  Mifsver- 
hältnisse  der  Nervengeflechte  im  Uuterltsibe,  Betätigung  der  trägen 
und  gestörten  Blutcirculation,  und  mit  dein  Gefühl  von  zunehmendem 
Wohlsein  ein  beruhigender  und  erquickender  Schlaf. 

Wenn  der  Elisabethbrunnen  im  Allgemeinen  leichter  assimilirbar 
ljund  auch  von  manchen  Krauken  deshalb  besser  vertragen  wird,  als 
der  Ragozi ,   so  erfordert  derselbe  doch  auch  eine  strenge  Diät. 

Als  Getränk  hat  sich  der  Elisabethbrunnen ,  an  der  Quelle  oder 
auch  versendet  getrunken ,  namentlich  sehr  hilfreich  erwiesen  bei 
{hartnäckigen  Leiden  der  Digestionsorgane,  Verschleimungcn  des  Ma- 
ens  und  Darmkanals  mit  Trägheit  des  Stuhlganges,  Mangel  au  Efs- 
lust,  Flatulenz  mit  Druck  in  der  Herzgrube,  sauerm  Aufstofsen,  Dys- 
pepsie, Magenkrampf  und  Kolik,  —  Plethora  abdominalis,  Stockungen 
Jim  Leber-  und  Pfortadersystem ,  Hämorrhoiden ,  Infarcten ,  Hypertro- 
Jphieen  und  Verhärtungen  der  Leber,  Hypochondrie,  Hysterie,  Bleich- 
jsucht,  —  ausser  bei  Verschleimungeu  des  Magens  und  Darmkanals, 
;auch  bei  analogen  Leiden  der  Schleimhaut  der  Luftwege,  hartnäckigen 

i Katarrhen,  asthmatischen  Beschwerden. 
So  wie  bei  ähnlichen  M.brunnen  ist  auch  hier  der  innere  Ge- 
brauch der  Elisabethquelle  contraiudicirt  bei  Fieber,  organischen  Lei- 
Jden  des  Herzens  und  der  grofsen  Gefäfse,  durch  Exulcerationen  wich- 
tiger Centralorgane  veranlafster  Hektik,  —  und  nur  bedingt  und  mit 
Vorsicht  zu  erlauben  bei  vorhandenen  besorglichen  Congestionen  nach 
jKopf  und  Brust. 

Der  günstige  Erfolg,  mit  welchem  der  Elisabethbrunnen  bisher  in 
den  genannten  Krankheiten  benutzt  wurde,  wird  demselben  geM'ifs  bald 
eine  noch  ausgebreitetere  und  gröfsere  Sphäre  der  Anwendung  ver- 
schaffen und  namentlich  in  den  Gruppen  von  Krankheiten,  gegen 
welche  der  Ragozi  und  andere  eisenhaltige  Kochsalzquellen  sich  so 
hilfreich  erwiesen  haben.   — 

Der  zweite  M.brunnen  zu  H.  ist  gleich  ähnlichen  in  Form  von 
Wasserbädern  namentlich  empfohlen  worden  bei  Schwäche,  Erschlaf- 
fung, Unthätigkeit  der  äufsern  Haut,  rheumatischen  und  gichtischen 
Leiden,  chronischen  Hautausschlägen ,  Scrophulosis  und  scrophulösen 
Localaffectionen ,  —  Blennorrhöen,  Fluor  albus,  —  krampfhaften 
Nerveuleiden,  —  und  krankhaften  Anomalieen  des  Uterinsystems. 

Chr.  Keferstein,  Teutschland  geogn.  geolog.  dargestellt.  Bd. 
H.  St.  3.  S.  502. 

Trapp  in:  v.  Gräfe  und  Ka lisch,  Jahrb.  für  Deutschlands 
Heilquellen  und  Seebäder.  1.  Jahrg.  1836.  S.  201. 

C.  Matthias,  Analyse  der  Salzquelle  zu  Homburg  v.  d.  Höhe. 
Hanau  1834. 

Ed.  Chr.  Trapp,  Homburg  und  seine  Heilquellen.  Darmstadt 
1837. 

Machrichteu  über  die  Heilquellen  von  Homburg  vor  der  Höhe, 
deren  chemischen  Gehalt  und  Wirksamkeit.  1837. 


824 

Friedr.  Müller,  Erfahrungen  über  den  Gebrauch  und  die  Wirk» 
samkeit  der  Heilquellen  zu  Homburg  vor  der  Höhe.  Frankfurt  a.  M, 
1838. 

C.  Strahlen  heim,  historisch  -  topographisch  -  statistische  Be* 
Schreibung  der  Residenz-  und  Kurstadt  Homburg  vor  der  Höhe  und 
ihrer  Umgebungen. 

Allgem.  med    Zeitung.  1838.  Nr.  30.  S.  478. 

Allgemeine  Badzeitun»;.  Baden-Baden  1840.  Nr.  3.  4. 


Die  Heilquellen  des  Kurfürslenthums  Hessen. 


Di 


'ie  erhabensten  Punkte  des  Kurfürstenthums  bezeichnen 
die  Höhen  des  Rhöngebirges,  seine  tiefsten  im  Osten  der 
Spiegel  der  Werra  und  Weser,  im  Westen  der  des  Mains, 
—  die  Höhe  des  Dainmerfeldes  betragt  2793  Fufs,  des  Meiss- 
ner 2184  F.,  —  Fulda  liegt  838  F.,  Cassel  486  F.,  Carls- 
hafen an  der  Weser  292  F.  über  dem  Meere. 

Die  durch  die  Kegelform  seiner  Berge  ausgezeichnete, 
gegen  Süd-Osten,  Osten  und  Norden  mit  Wald  umkränzte, 
nach  Nord-West  allmählig  in  das  Gebiet  der  Fulda  sich 
hcrahsenkende,  dagegen  nach  Südost  steil  in  das  Mainbe- 
cken abfallende  Rhön,  ist  reich  an  vulkanischen  Bildungen, 
besonders  an  Basalt,  und  einen  ähnlichen  Karakter  zeigt  die 
Mehrzahl  der  übrigen  Hessischen  Gebirge,  besonders  der 
Meifsner.  Reich  an  Stein-  und  Braunkohlen  auf  dem  Ha- 
bichtswalde, dem  Meifsner  und  bei  Schmalkalden,  besitzt 
Kurhessen  bedeutende  Salinen,  —  namentlich  zu  Nauheim, 
Allendorf,  Schmalkalden,  Karlshafen  und  Ro- 
de nb  er  g,  von  welchen  letztere  auch  zu  Bädern  in  Nenn- 
dorf benutzt  wird. 

Die  Mehrzahl  der  Heilquellen  Kurhessens  gehört  zu 
der  Klasse  der  kalten  erdig-salinischen  Schwefel-  und  Ei- 
senquellen. Die  berühmtesten  sind  die  Schwefelquellen  zu 
Nenndorf,  —  an  sie  schliefsen  sich  die  Eisenquellen  zu 
Hofgeismar  und  der  erdig  -  muriatische  Säuerling  zu 
S  chwalheim. 


828 

Voigfs  mineralogische  Beschreibung  des  Hochstiftes  Fulda. 
Leipzig.  2.  Aufl.  1794 

Natur-historische  Beschreibung  des  hohen  Rhöngebirges  und  sei- 
ner nordwestlichen  Vorberge  von  Dr.  Schneider.  Frankf.  a.  M.  1816. 

G.  Bischors  vulk.  Heilq.  S.  186. 

Teutschland  geo«;n.  geolog.  dargestellt  von  Chr.  Keferstein. 
Bd.  II.  St.  3.  S.  488.  —  Bd.  III.  St.  %  S.  182.  187. 

Die  M. quellen  von  Nenndorf  entspringen  in 
einem  breiten,  durch  einen  Arm  des  Deistergebirges  gebil- 
deten Thale,  in  dem  Kurliessen-Scliaumburgischen  Amte 
Rodenberg,    nahe  der  Gränze  des  Königreichs  Hannover, 

—  von  der  Stadt  Rodenberg  drei  Viertelstunden,  von  Han- 
nover drei,  von  Bückeburg  zwei  Meilen  entfernt,  unfern 
der  grofsen  von  Hannover  nach  Pr.  Minden  führenden 
Strafse. 

In  den  letzten  Jahrzehnten  hat  sich  Nenndorf  unter 
den  kalten  teutschen  Sclrwefeloädern  einen  ausgebreiteten 
und  wohl  verdienten  Ruf  erworben :  die  Quellen  zu  Nenn- 
dorf gehören  nicht  nur  zu  den  stärksten  dieser  Klasse, 
sondern  auch  die  daselbst  getroffenen  Einrichtungen 
zur  Annehmlichkeit  der  Kurgäste,  so  wie  zur  zweckiiiäfsi- 
gen  Benutzung  der  Quellen  zu  den  vorzüglichsten.  Nenn- 
dorf  verdankt  sie  der  Fürsorge  des  verstorbenen  Kurfür- 
sten Wilhelm  I.,  welcher  in  diesem  Kurorte  ein  bleiben- 
des Denkmal  sich  gegründet  hat. 

Obschon  Georg  Agricola  die  M. quellen  zu  Nenndorf  gekannt 
zu  haben  scheint,  blieben  sie  doch  unbekannt  und  unbenutzt  bis  in 
die  zweite  Hälfte  des  vorigen  Jahrhunderts,  wo  zuerst  1763  E  r  n  s  t  i  n  g , 
und  später  Erhart  und  Schröter  sie  beschrieben.  Unter  Landgraf 
Friedrich  II.,  im  J.  1777,  fing  man  zuerst  an,  sich  für  diese  Mi- 
neralquellen zu  intcressiren  und  die  nöthigen  Vorbereitungen  zu  ihrer 
Benutzung  zu  treffen.  So  unbedeutend  Nenndorf  damals  war,  so  hol) 
es  sich  docli  bald  unter  Kurfürst  Wilhelm  I.  und  erfreut  sich  ge- 
genwärtig jährlich  eines  zahlreichen  und  glänzenden  Zuspruchs  von 
Kurgästen. 

Nach  Neuber  belief  sich  die  Zahl  der  Kurgäste  jeden  Sommer 
im  Durchschnitt  auf  6—700,  ohne  dabei  eine  beträchtliche  Menge  von 
Landleuten  mitzurechnen,    welche   das  Bad  unentgeltlich    gebraueben, 

—  im  J.  1838  betrug  sie  iudefs  weniger.  —  Badeärzte  zu  Nenndorf 
sind  Hr.  Hofrath  Dr.  D'O  leite  und  Hr.  Dr.  Cordemann.  Eröffnet 
wird  die  Anstalt  mit  dem   1.  Juni. 


829 

Die  Berge  bei  Nenndorf  gehören  dem  jüngsten  Flötzgebirge  an, 
führen  Lager  von  Muschelkalk,  Sandstein,  Schieferthon ,  Steinkohlen 
und  sind  reich  an  Bergöl.  Der  Boden  zunächst  den  Quellen  besteht 
aus  Dammerde,  Tuffstein,  Mergel,  mit  Bergöl  durchdrungenem  Schie- 
fer, Stinkstein  und  Thou. 

In  Nenndorf  sind  zwei  Klassen  voii  M.quellen  zu  un- 
terscheiden: die  erdig-salinischen  Schwefelquel- 
len und  die  neuerdings  auch  als  Heilquelle  benutzte 
S  o  o  1  e. 

1.  Die  erdig-salinischenS  chwefel quellen  ha- 
ben die  Temperatur  von  9°  R.,  einen  starken  Schwefelgeruch 
und  einen  salzig-bitterlichen  Schwefelgesehmack.  Alle  drei 
Schwefelquellen  entspringen  ziemlich  nahe  bei  einander  und 
sind  in  ihrem  chemischen  Gehalt  nur  wenig  von  einander 
verschieden.     Es  gehören  hierher: 

a.  Die  obere  oder  die  grofse  Badequelle,  von  der  zweiten 
197  Fufs  entfernt,  vorzugsweise  zu  Bädern  benutzt,  liefert  in  24  Stun- 
den 255G  Kub.  Fufs  Wasser ;  ihr  spec.  Gewicht  beträgt  1,0023. 

b.  Die  untere  oder  die  Trinkquelle  liefert  in  24  Stunden 
3297  Kub.  Fufs  Wasser;  ihr  spec.  Gewicht  beträgt  1.0037. 

c.  Die  Quelle  unter  dem  Gewölbe,  von  der  Trinkquelle  nur 
30  Fufs  entfernt,  liefert  in  24  Stunden  1920  Kub.  Fufs  Wasser;  ihr 
spec.  Gewicht  beträgt  1,003S. 

d.  Noch  ist  einer  vierten,  der  Quelle  auf  dem  breiten  Felde 
zu  erwähnen;  sie  liegt  von  den  vorigen  eine  halbe  Stunde  entfernt 
und  unterscheidet  sich  von  ihnen  dadurch,  dafs  sie  minder  reich  an 
wirksamen  Bestandteilen  ist.  Sie  wird  nur  selten  zu  Bädern  be- 
nutzt und  liefert  in  24  Stunden  2400  Kub.  Fufs  Wasser 

Von  dem  Scbwefelmineralschlamm  zu  Nenndorf  habe  ich  bereits 
gehandelt.  (Vgl.  Th.  1.  S.  399.  Zweite  Aufl.  S.  470.). 

2.  Die  Salzsoole  zu  Rodenberg,  eine  halbe  Stunde 
von  Nenndorf,  zu  Bädern  benutzt  seit  1814.  Die  Soole 
wird  durch  Röhren  aus  der  Saline  in  die  unweit  davon  er- 
richtete Badeanstalt  geleitet.  Ihr  Wasser  ist  hell ,  klar, 
von  einem  sehr  starken  salzigen  Geschmack,  geschüttelt 
entwickelt  es  wenig  Gas.  Seine  spec.  Schwere  beträgt 
1,0103  bei  14°  R.  der  Atmosphäre. 

Chemisch  untersucht  wurden  früher  die  M.quellen  zu 
Nenndorf  von  Brockmann,  Westrumb,  Wurzer, 
und  neuerdings  (1836)  von  Wo  hl  er. 


830 

Nach  Wöhler's  Untersuchung  enthalten  in  sechzehn 
Unzen : 


1.  Die  Quelle  unter  dem 
Gewölbe : 


2.  Die  Trinkquelle : 


Schwefelsaures  Natron 

5,221  Gr. 

4,912  Gr. 

Schwefelsaure  Talkerde 

2,831  — 

2,548  — 

Schwefelsaure  Kalkerde     . 

7,154  — 

6,810  — 

Schwefelsaures  Kali  . 

0,287  — 

0,271  — 

Chlormagnium      .        .        . 

1,635  — 

1,623  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

4,308  — 

4,512  — 

Kieselsäure  .... 

0,054  — 

0,067  — 

Schwefelcalcium            ■> 

Ammoniaksalz                 J.    . 

unbestimmt 

.        unbestimmt 

Thonerde  und  ßitumeuj 

21,490  Gr. 

20,743  Gr. 

Kohlensaures  Gas 

5,29S  Kuh.  Z. 

4,326  Kub.  Z. 

Schwefelwasserstoffgas 

1,215    — 

1,204    — 

Stickstoff      .... 

gering 
6,513  Kub.Z 

gering 

5,530  Kub.  Z. 

3.    Die  Badequelle: 

Schwefelsaures  Natron 

1,115  Gr. 

Schwefelsaure  Talkerde 

1,898  — 

Schwefelsaure  Kalkerde 

5,566  — 

Chlormagnium 

0,427  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

3,188  — 

Kieselsäure          "J 

Schwefelcalcium  V 

•        .        • 

unbestimmt 

Thonerde              * 

12,194  Gr. 

Kohlensaures  Gas 

... 

2,755  Kub.  Z. 

Schwefclwasserstoffga 

s 

0,618      — 

3,373  Kub.  Z. 

In    10,000   Gewichtstheilen    d 

er    Soole    zu 

Rodenberg    sind    ent- 

halten : 

Chlornatrium 

64,90 

Schwefelsaure  Kalkerde    . 

19,30 

Schwefelsaures  Natron 

14,07 

Chlormagnium 

13,04 

Kohlensaure  Kalkcrdc 

6,00 

Schwefelsaures  Kali . 

0,13 

831 

Kieselerde  .        .        .        .        .         0,26 

T   ,       i       gebunden  an  Natrium  oder  Magnium 

117,70 
Bei  Betrachtung  der  Wirkung  sind  die  einzelnen  Quel- 
len zu  unterscheiden: 

1.  Die  Schwefelquellen,  nach  ihren  Mischungs- 
verhältnissen zu  der  Klasse  der  erdig  -  salinischen  Schwe- 
felquellen zu  zählen,  wirken  diesen  ähnlich  (Vergl.  Th.  I. 
S.  243—218.  Zweit.  Aufl.  S.  259.)  —  als  Bad  angewendet 
belebend  reizend  auf  die  äufsere  Haut,  diaphoretisch,  nächst 
diesen  auf  die  Schleimhäute,  das  Lymphsystem  und  die 
Mischungsverhältnisse  der  Säfte,  —  getrunken  vorzugs- 
weise auf  die  Leber,  das  Pfortadersystem  und  den  Darm- 
kanal, auflösend,  abführend,  gelinde  reizend  auf  das  Ute- 
rinsystem, diuretisch,  expektorirend.  Unter  den  teutschen 
kalten  Schwefelquellen  stehen  denen  zu  Nenndorf  die  von 
Eilsen  in  Gehalt  und  Wirkung  am  nächsten. 

2.  Die  Salzsoole,  in  Form  von  Bädern  angewendet, 
wirkt  ganz  analog  ähnlichen  Soolquellen  (Vergl.  Th.  I. 
S.  265.  Zweit.  Aufl.  S.  279.) 

Angewendet  werden  die  M. quellen  zu  Nenndorf: 

1.  Als  Getränk,  täglich  zu  4  bis  8  Bechern,  allein 
oder  mit  Milch  vermischt. 

In  wohl  verpichten  Krügen  läfst  sich  das  Wasser  versenden  und 
auch  von  der  Quelle  entfernt  trinken.  Zu  dergleichen  Versendungen 
hat  man  die  Quelle  unter  dem  Gewölbe  benutzt. 

2.  Am  häufigsten  in  Form  der  Bäder  aus  Schwefel- 
wasser oder  Salzsoole  von  24 — 28°  R. 

Die  Wasserbäder  werden,  wie  die  Regen-,  Sturz-,  Dampf-  und 
Douchebäder  nur  in  dem  grofsen  Badehause  gegeben,  das  Scbwefel- 
wasser  dahin  in  Röhren  geleitet.  —  Nach  Neu  her  wurden  jährlich 
gegen  15 — 16,000  Wasserbäder  verabreicht. 

3.  Sehr  zu  empfehlen  als  M.  schlämm,  von  welchem 
bereits  (Vergl.  Th.  I.  S.  399.  400.  Zweit.  Aufl.  S.  470.) 
gehandelt  wurde. 

4.  Die  gerühmten  ScliAvefelgasbäderzu  N.  werden 
dadurch   bereitet,  dafs  man  mittelst  einer   Fontaine   von 


832 

Schwefelwasser  das  in  dem  letztern  enthaltene  Schwefel- 
wasserstoffgas  verflüchtiget  und  mit  der  atmosphärischen 
Luft  vermischt  von  Kranken,  welche  sich  hier  längere  Zeit 
aufhalten,  einathmen  läfst,  —  ausserdem  gibt  es  in  N.  zum 
längern  Aufenthalt  für  Kranke  noch  kleinere  Gaszimmer 
und  Schlafkahinette ,  deren  Atmosphäre  mit  Schwefelwas- 
serstoffgas geschwängert  wird,  welches  man  durch  Röhren 
dahin  leitet. 

Das  Schwefelwasserstoffgas  mit  atmosphärischer  Luft  verdünnt 
in  dieser  Form  eingeathmet,  macht  allerdings  oft  den  Puls  langsa- 
mer, wirkt  herabstimmend  auf  die  krankhaft  erhöhte  Sensibilität  der 
Schleimhaut  der  Luftwege  und  der  Lungen,  vermindernd  und  verbes- 
sernd auf  die  Schleim-  und  Eiterabsonderung,  wird  aber  gleichwohl 
von  manchen,  an  einem  grofsen  Erethismus  des  Kervensjstems  lei- 
denden Kranken  nicht  vertragen,  verursacht  im  Anfange  des  Gebrauchs 
Eingenommenheit  des  Kopfes,  Schwindel,  Beklemmung,  Zittern  der 
Glieder,  —  später  verlieren  sich  indefs  oft  diese  Zufälle  und  die 
Kranken  gebrauchen  dann  diese  Gasbäder  ohne  Unbequemlichkeit.  Im 
Aligemeinen  ist  es  rathsam  mit  den  schwächereu  Formen  dieser  Gas- 
biider  anzufangen  und  allmählig  zu  den  stärkeren  überzugehen;  —  man 
läfst  die  Kranken  anfänglich  nur  in  der  Nähe  der  Schwefelquellen 
das  in  geringerer  Menge  entwickelte  Gas,  später  das  mit  Wasserdäm- 
pfen vermischte  und  zuletzt  das  durch  atmosphärische  Luft  verdünnte 
Schwefelwasserstoffgas  längere  Zeit  einathmen. 

Ausgebildete  oder  schon  in  das  Stadium  der  Colliquation  über- 
gegangene Lungen-  und  Halsschwindsucht,  so  wie  entzündliche  Brust- 
leiden contraindiciren  den  Gebrauch  dieser  Gasbäder,  —  auch  ist  es 
ein  ungünstiges  Zeichen,  wenn  nach  denselben  der  reichliche  Aus- 
wurf plötzlich  sehr  vermindert  wird. 

Bei  örtlichen  Leiden  ,  namentlich  Krankheiten  des  Gehörorgaus, 
wendet  man  das  erwärmte  Gas  blos  lokal  mittelst  einer  elastischeu 
Röhre  an. 

5.  Die  aus  Schwefel wasser  mittelst  eines  sehr  zweck- 
mäfsigen  Apparates  hereiteten  Douchehäder,  —  an 
sie  schliefsen  sich  die  seit  dem  J.  1831  auf  d'Olcirc's 
Vorschlag  eingerichteten  sehr  wirksame  Regen-  und 
S  t  u  r  z  h  ä  d  e  r. 

Bei  den  von  d'Oleirc  gerühmten  Regen-  und  Sturzbädern  be- 
findet sich  der  Kranke  in  einem  ganzen  oder  halben  Bude  von  Schwe- 
felwasser; die  Regen-  oder  Sturzbäder  werden  in  bestimmten  Zwi- 
schenräumen mit  Scliwefelwasser  von  niederer  Temperatur ,  als  die 
des  Bades,  auf  den  Kopf  uud  Rücken,  nach  Umständen  auch  auf  die 

Brust 


833 

Brust   und   den  Unterleib   mittelst  einer    einfachen    Vorrichtung  ap- 
plicirt. 

6.  Die  Dampfbäder  werden  in  Badezimmern  genom- 
men, welche  mit  einem  Schwitzkasten  und  einer  Badewanne 
versehen  sind. 

Der  ganze  Körper  des  Kranken,  mit  Ausnahme  des  Kopfes,  wird 
in  diesem  Kasten  der  Einwirkung  von  Schwefelwasserdämpfen  von 
32—40°  R.  ausgesetzt;  man  läfst  den  Kranken  in  demselben  eine 
Viertelstunde  verweilen ,  nach  Umständen  während  des  Dampfbads 
mit  in  kaltes  Wasser  getauchten  Tüchern  den  Kopf  bedecken,  nach- 
her in  demselben  Kabinet  ein  Bad  von  Schwefelwasser  von  27°  R. 
nehmen  und  dann  zu  Bett  die  Transpiration  abwarten. 

Benutzt  werden  die  Heilquellen  zu  Nenndorf  folgen- 
dermafsen : 

1.  Die  Krankheiten,  gegen  welche  man  die  Schwe- 
felquellen als  Wasserbad  und  als  Getränk  empfiehlt, 
sind  folgende: 

a.  Chronische  Hautausschläge,  in  den  hartnäckigsten 
und  verschiedenartigsten  Formen  von  Herpes  und  Scabies, 
veraltete,  dyskrasische  Geschwüre,  schwer  heilende  Wun- 
den, —  so  wie  die  nach  scabiösen  Metastasen  entstande- 
nen schwierigen  Folgekrankbeiten. 

b.  Hartnäckige  rheumatische  und  gichtische  Leiden, 
—  atonische  Gicht,  veraltete  gichtische  Localaffectionen, 
gichtische  Neuralgieen,  Gichtknoten,  gichtische  Geschwüre 
oder  Hautausschläge,  Lähmungen,  Contracturen,  An- 
chylosen. 

c.  Chronische  Leiden  der  Schleimhäute,  —  Verschlei- 
mungen, Blennorrhöen  der  Respirationsorgane,  der  Harn- 
werkzeuge und  des  Uterinsystems. 

d.  Störungen  der  Blutcirculation  im  Unterleib  von 
Schwäche  und  dadurch  bedingte  Plethora  abdominalis, 
venöse  Stockungen  im  Leber-  und  Pfortadersystem  und 
der  Milz  mit  Trägheit  des  Stuhlganges,  Hämorrhoiden, 
und  in  Folge  dieser  Auflockerung  und  Hypertrophie  der 
genannten  Organe,  —  Infarcten,  —  Stockungen  im  Ute- 
rinsystem  und   dadurch  bedingte  krankhafte    Anomalieen 

II.  Theil.  Q  g  g 


834 

der  monatlichen   Reinigung,   Amenorrhoe,  Dysmenorrhöe, 
Fluor  albus,  Chlorose. 

e.  Aufser  rheumatischen,  gichtischen  und  psorischen 
Dyskrasieen,  scrophulöse,  —  chronische  Metallvergiftun- 
gen und  insbesondere  Mercurialdyskrasie. 

f.  Chronische  Nervenleiden,  Neuralgieen  und  Lähmun- 
gen, in  Folge  von  venösen  Blutcongestionen,  rheumatischen 
oder  gichtischen  Metastasen  oder  chronischen  Metallver- 
giftungen. 

Oertlich  wird  das  Schwefclwasscr  zu  N.  zur  kräftigen  Unter- 
stützung des  gleichzeitigen  inneren  und  äufseren  Gebrauches  gegen 
die  benannten  Krankheiten    in  den  schon  erwähnten  Formen  benntzt. 

Die  Regen-  und  Sturzbäder  fand  d'Oleire  sehr  wirksam 
ee^en  Cephalaea  nervöser,  gichtischer  und  rheumatischer  Art,  so  wie 
zur  Stärkung  eines  sehr  reizbaren  Hautorganes ,  wodurch  so  häufig 
eine  Disposition  zu  katarrhalisch -rheumatischen  Affectionen  begrün- 
det wird. 

Die  Seh  wefelga  sbäd  er  werden  mit  sehr  glücklichem  Erfolge 
benutzt  bei  chronischen  Leiden  der  Respirationsorgane,  vorzüglich 
wenn  örtliche  atonische  Schwäche  und  Erschlaffung  denselben  zum 
Grunde  liegt,  bei  veralteten  Brustkatarrhen ,  Heiserkeit ,  anfangender 
schleimiger  und  eiternder  Lungcnsucht,  besonders  wenn  der  Auswurf 
sehr  copiös  und  übelriechend  ist;  —  die  Dampfbäder  bei  hart- 
näckigen Hautausschlägen  und  chronischen  Metallvergiftungen ;  —  die 
Gasdouche  bei  Otorrhöe  und  Schwerhörigkeit,  Fluor  albus,  Neu- 
ralgieen rheumatischer,  gichtischer  oder  psorischcr  Natur. 

Die  Wasserdouche  ist  dagegen  in  allen  den  Fällen  indicirt, 
wo  eine  örtlich  reizendere  Einwirkung  erfordert  wird,  wie  bei  sehr 
hartnäckigen  und  tief  eingewurzelten  rheumatischen  gichtischen  Lo- 
calleiden,  Steifigkeit  der  Gelenke,  Gichtknoten ,  lymphatischen  Ge- 
schwülsten, krampfhaften  Affectionen,  anfangender  Tabes  dorsalis 
und  Lähmungen. 

Der  S  c  h  w  e  f  e  1  m  i  n  e  r  a  1  s  c  h  1  a  in  m ,  blofs  örtlich  oder  in  Form 
von  ganzen  Bädern  angewendet,  zu  widerrathen  bei  activen  Blutcon- 
gestionen, Aufregungen  des  Blutsystems,  Fieber  und  entzündlichen 
Complicationen,  hat  sich  vorzüglich  hilfreich  erwiesen  bei  inveterirten 
rheumatischen  und  gichtischen  Locallcidcn ,  Contracturen  und  Läh- 
mungen, Tabes  dorsalis,  chronischen  Hautausschlägen  besonders  mit 
dem  Charakter  der  Torpiilität,  —  Geschwülsten  und  Verhärtungen 
gichtischen,  rheumatischen  oder  scrophulösen  Ursprungs,  —  varicöscn, 
atonischeu  Geschwüren,  nach  Syphilis  zurückgebliebenen  Knochen- 
aebmerzeo  und  Knochenauftrcibungen,  —  schlecht  geheilten  Knochen-' 
brächen ,  Luxationen  und  dadurch  entstandenen  schlechten  Vernar- 
bungen   und  Anch_ylosen. 


835 

Noch  verdient  eine  besondere  Erwähnung  die  Anwendung  des 
lauen  Schwefelwassers  in  Form  von  Klystier  oder  Einspritzung 
in  die  weiblichen  Geschlechtstheile  bei  Krankheiten  des  Darmkanals 
und  des  Uterinsystems. 

2.  Die  Soolbäder  werden  dagegen  in  allen  den  Fäl- 
len sehr  gerühmt,  wo  die  Schwefelbäder  zu  erregend  auf 
das  Gefäfssystein  wirken,  oder  wo  man  mehr  noch  das 
Drüsen-  und  Lymphsystem  bethätigen  oder  das  Nerven- 
und  Muskelsystem  stärken  will,  ohne  das  Gefäfssystem  zu 
erregen.  Man  läfst  hier  erst  Schwefelbäder  nehmen,  spä- 
ter Soolbäder  oder  letztere  ganz  allein,  und  auch  Nenn- 
dorfer  Schwefelwasser  trinken.  Empfohlen  hat  man  sie  in 
allen  den  Fällen,  in  welchen  Soolbäder  überhaupt  indicirt 
sind  (vergl.  Th.  I.  S.  265.  266.  Zweite  Aufl.  S.  282—285.), 
ganz  besonders  noch  hier  als  stärkende  Nachkur. 

G.  Agricola,  de  natura  eorum,  quae  effluunt  e  terra.  1546.  Ba- 
sileae.  Lib.  I.  p.  538. 

Ernsting  in:  Riuteler  Anzeiger.  1763.  St.  14  u.  folg. 

Erhart's  Beiträge  zur  Naturkunde.  Bd.  III.  S.  48. 

Baldiuger's  neues  Magazin  für  Aerzte.  Bd.  VI.  S.  131. 

L.  Ph.  Schröter'  s  Beschreibung  d.  asphaltischen  Schwefelquel- 
len zu  Nenndorf.  Rinteln  1788. 

—  —  das  neueste  von  den  asphaltischen  kalten  Schwefel- 
quellen zu  Nenndorf.  Rinteln  1790. 

Nenndorfs  asphaltische  Schwefelquellen,  historisch,  physikalisch- 
chemisch und  medicinisch  beschrieben  von  L.  Ph.  Schröter.  Rin- 
teln 1792. 

L.  Ph.  Schröter  in:  Hannover.  Magazin,  1784.  St.  2.  S.  31. 

—  —  Versuch  einer  historischen  Nachricht  von  den  Anlagen 
und  Einrichtungen  bei  den  Schwefelquellen  zu  Nenndorf.  Leipzig  1792. 

—  —  in:Baldinger's  neuem  Magazin  für  Aerzte.  Bd.  IV. 
St.  3.  S.  103.  —  Bd.  IX.  St.  3.  S.  219.  —  Bd.  XVI.  St.  3. 

—  —  in:  Hufelan  d's  Journal  der  prakt.  Heilkunde.  Bd.  IX. 
St.  3.  S.  26. 

—  —  einige  Worte  über  Neundorf's  Schwefelquellen  und  die 
Schwefelbäder  überhaupt.  Rinteln  1794. 

Geschichte  einer  langwierigen  Hämorrhoidalkrankheit,  von  dem 
Leidenden  selbst  entworfen  zu  Nenndorf.  Hannover  1795. 

Einige  Worte  eines  Niederteutschen  über  die  Hessischen  Brun- 
nenanstalten zu  Nenndorf.  Helmstädt  1795. 

L.  Ph.  Schröter,  über  die  vorzüglichsten  Heilkräfte  des  Nenn- 
dorfer  Schwefelwassers.  Rinteln  1797. 

Merkwürdige   Beobachtung    von  den  Wirkungen   des   Nenndorfer 

Ggg2 


836 

Scbwefelwassers  wider  eine  dreimonatliche  Verstopfung  des  Leibes 
(von  Schröter).  Rinteln  1798. 

L.  Ph.  Schröter,  bestätigte  Wirkungskraft  des  Nenndorfer 
Scbwefelwassers,  nebst  einigen  Bemerkungen  über  die  künstlichen 
Schwefelbäder.  Rinteln  1800. 

Schriften  der  Berliner  Gesellschaft  naturforschender  Freunde. 
Bd.  III.  S.  407. 

Homburg,  näbere  Erklärung  des  Plans  von  den  Anlagen  des 
Schwefelbades  zu  Nenndorf.  Hannover  1810.  —  1817. 

Baldinger's  Magazin.  Bd.  XII.  St.  1.  S.  47.  St.  4.  S.  280.  — 
Bd.  XVII.  Nr.  14. 

Waitz  in:  Baldinger's  neuem  Magazin.  Bd.  XII.  St.  1.  S.  58. 

—  —  in:  Hufela  nd's  Journal  der  prakt.  Heilkunde.  Bd.  XVI. 
St.  2.  S.  5.  —  Bd.  XVIII.  St.  1.  S.  87.  —  Bd.  XXIV.  St.  4.  S.  1. 

—  —  in :  med.  Chirurg,  litt.  Zeitg.   II.  Jahrgang.  8.  Heft.  Nr.  7. 

—  —  in:  Hannover.  Magazin.  1811.  St.  21  und  22. 

—  —  in:  Fenner  von  Fenn  eberg's  u.  Peez  Jahrbüchern 
der  Heilquellen  Deutschlands.  1821.  Tb.  I.  S.  213-226. 

Westrumb's  kleine  Schriften  phys.  ehem.  und  technischen  In- 
halts. Hannover  1805.  Bd.  I.  S.  203. 

C.  A.  Zwierlein,  allgemeine  Brunneuschrift  für  Brunnengäste 
und  Aerzte.  Leipzig  1815.  S.  215-221. 

F.  B.  Osiander,  Apollinischer  Grufs  an  die  Najade  Nenndorf. 
Göttingen  1817. 

C.  W.  Hufeland's  Uebersicht.  S.  150.  Vierte  Aufl.  S.  140. 

—  —  Journal  der  prakt.  Heilkunde.  Bd.  III.  St.  1.  S.  58.  St. 
3.  S.  30.  Bd.  IV.  St.  4.  S.  198.  Bd.  XIV.  St.  2,  S.  197.  Bd.  XX.  St. 
3.  S.  42.  Bd.  XLII.  St.  4.  S.  129.  —  Bd.  LXVI.  St.  3.  S.  126. 

Kastner's  Archiv.  Bd.  I.  S.  346-380. 

E.  Wetzler's  Beiträge  zur  theor.  und  prakt.  Mediciu.  Bd.  1. 
St.  2.  S.  175. 

Wurzer,  physikalisch -chemische  Beschreibung  der  Schwefel- 
quellen zu  Nenndorf,  nebst  vorangeschickteu  Bemerkungen  über  die 
Zerlegung  der  M.wasser  im  Allgemeinen.  Cassel  u.  Marburg  IS  15. 

—  —  Analyse  der  Schwefelquellen  zu  Nenndorf.  Cassel  1816. 

—  —  in:  Fenn  er' s  Taschenbuch  für  Gesundbrunnen  und  Bä- 
der auf  das  Jahr  1818.  Darmstadt  1818.  S.  49-53. 

—  —  über  die  Soolbäder  zu  Nenndorf.  Leipzig  1818. 

—  —  das  Neueste  über  die  Schwefelquellen  zu  Nenndorf.  Leip- 
zig 1824.  S.  86. 

Neubcr  in:  Hufeland's  Journ.  d.  prakt.  Heilkunde.  Bd.  LIV. 
St.  1.  S.  45.  —  Bd.  LXVI1I.  St.  2.  S.  114. 

Waitz,  über  die  Schlammbäder  zu  Nenndorf  in:  Hufeland  u. 
O sann's  Journal  der  prakt.  Heilk.  Bd.  LXX.  St.  1.  S.  7. 

T  ii  ii  im- r  man  n  in:  Kastner's  Archiv  für  Chemie  und  Meteo- 
rologie V. 

v.  Gräfe  und  Iva  lisch,  Jahrb.  für  Deutschlands  Heilquellen  u. 
Seebäder.  Jahrg.  I.  1836.  S.  375. 


837 

Intelligenz-Blatt  für  Deutschlands  Heiig.,  für  1837.  S.  60. 

H.  d'Oleire  und  F.  Wöhler,  die  Schwefelwasserquellen  zu 
Neundorf,  chemisch -physikalisch  und  medizinisch  dargestellt.  Cassel 
1836. 

Archiv  der  Pharmacie.  Bd.  XL  S.  287—297, 


Es  gehören  hierher  ferner: 

Die  Eisenquellen  zu  Hofgeismar  im  Dieinel-  Distrikte, 
nur  einige  hundert  Schritte  von  der  Stadt  Hofgeismar  entfernt,  drei 
Meilen  nördlich  von  Kassel,  dicht  an  der  von  Kassel  nach  Höxter  füh- 
renden Strafse.  Bekannt  sind  sie  seit  der  ersten  Hälfte  des  siebzehn- 
ten Jahrhunderts,  uud  erfreuen  sich  zweckmäfsiger  Einrichtungen.  — + 
Badearzt  ist  Hr.  Hofrath  Sand  rock. 

Die  benachbarten  Berge,  der  Flötzformation  angehörig,  führen 
vorzugsweise  Kalk,  Sand,  Mergel ,  eisenschüssigen  Thon  und  Quarz- 
Bemerkenswert!]  ist  das  Vorkommen  von  Basalt,  so  wie  ein  starkes 
Braunkohlenlager,  welches  schon  seit  langer  Zeit  bearbeitet  und  von 
Wurzer  als  der  eigentliche  Heerd  der  M.quellen  betrachtet  wird. 

In  ihren  Mischungsverhältnissen  nur  wenig  verschieden,  gehören 
die  M.quellen  zu  Hofgeismar  zu  der  Klasse  der  erdig-salinischen  Ei- 
senquellen. Ihr  Wasser  ist  klar,  perlt  stark ,  besitzt  einen  säuerlich- 
zusammenziehenden  Geschmack,  und  bildet,  der  Einwirkung  der  at- 
mosphärischen Luft  anhaltend  ausgesetzt,  auf  seiner  Oberfläche  ein 
schillerndes  Häutchen,  auf  dem  Boden  einen  Niederschlag  von  Ei- 
senocher. 

Man  unterscheidet  zwei  M.quellen:  1.  Die  Trink  quelle.  Ihre 
Temperatur  beträgt  nach  Würz  er  12,5°  R. ,  ihr  spec.  Gewicht  1,003, 
ihre  Wassermenge  in  einer  Minute  1042,461  Kub.  Z.  2.  Die  Bade- 
quelle,  nur  neun  Fufs  von  der  Trinkquelle  entfernt,  ist  weniger  klar 
als  diese,  ihr  spec.  Gewicht  beträgt  nach  Wurzer  1,0035,  ihre 
Wassermenge  in  einer  Minute  2207,88  Kub.  Z. 

Nach  Wurzer's  Analyse  enthalten  in  sechzehn  Unzen,  die  Salze 
in  wasserleerem  Zustande  berechnet: 

Die  Badequelle : 

0,645380  Gr. 
0,041218  — 
0,127650  — 
2,563178  — 

0,000012  — 
3,892791  — 
0,947689  — 
0,083730  — 
0,000010  — 


1.  Die  Trinkquelle 


Chlornatriura 
Chlormagnium  . 
Chlorkalium 
Schwefelsaures  Natron 
Schwefelsaure  Talkerde  . 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Talkerde     . 
Kohlensaures  Eisenoxydul 
Mangan      .... 
Basisch-phaspbors.  Thonerde 
Kieselerde 


8,196180  Gr. 

0,132857  — 
0,178268  — 
2,249553  — 
2,1945S6  — 
4,724643  — 

0,300540  — 
0,000020  — 
0,011425  — 
0,414812  — 


0,3081S8 


838 


Harzigen  Extractivstoff   .        0,000018  Gr.  .        0,000018  Gr. 

Thonerde  ....  .        .  eine  unwägbare  Spur 

18,402902  Gr.  8,609864  Gr. 

Kohlensaures  Gas  .        16,620  Kub.  Z.  9,064  Kub.  Z. 

Stickgas ....  0,389     —  .        0,388    — 

Sauerstoffgas  .        .        .  0,046    —  .        0,066    — 


17,055  Kub.  Z.  9,518  Kub.  Z. 

Getrunken  wirkt  dieses  M.wasser  stärkend,  gelinde  zusammenzie- 
hend. Benutzt  wird  dasselbe  als  Getränk,  Wasserba,  Wasserdonche 
und  als  Umschlag  in  der  Form  des  Badeschaums.  (Vgl.  Th.  I.  S.  426. 
427.  Zweite  Aufl.  S.  504.) 

Besonders  hilfreich  haben  sich  diese  M. quellen  innerlich  und 
äusserlich  angewendet  gezeigt  bei  Leiden  der  Digestionsorgane  durch 
Schwäche  bedingt,  —  Hypochondrie,  Hämorrhoidalbeschwerden,  chro- 
nischen Durchfällen,  —  Blennorrhöen  mit  dem  Karakter  atonischer 
Schwäche,  Schleimflüssen  der  Genitalien,  hartnäckigen  Verschleimun- 
gen der  Brust,  —  Nervenschwäche,  Hysterie,  Lähmungen,  —  chroni- 
schen Hautausschlägen,  veralteten  Geschwüren. 

S  ch  ulze,  Beschreibung  eines  Brunnens  zu  Hofgeismar.  Erfurth 
1639. 

G.  M.  Schulze's  gründliche  Beschreibung,  wie  auch  Ursprung, 
Eigenschaft,  Wirkung,  Gebrauch  und  Bedeutung  eines  Heilbruunens, 
welcher  zu  Hofgeismar  entstanden.  Marburg  1682. 

W.  Ramlovii  und  G.  B  oll  mann 's  Beschreibung  der  Sauer- 
brunnen zu  Pj'rmont  und  Wildungen  in  Waldeck ,  auch  Beschreibung 
des  wunderbaren  Heilbrunnens  zu  Hofgeismar.  Marburg  1682. 

M.  B.  Valentini,  Erinnerung  vom  rechten  Gebrauch  der  Sauer- 
brunnen in  Ober-  und  Unterhessen,  sammt  deren  benachbarten  zu 
Schwalbach,  Tönnisstein,  Seitern,  Wildungen,  Pyrmont  und  Geismar. 
Giefsen  1685. 

Beschreibung  des  Geismarschen  Sauerbrunnens,  dessen  Eigen- 
schaft und  Gebrauch  von  O.  P.  de  Beaumont.  Cassel  1701. 

Wohlfarth,  altes  und  neues,  oder  aufrichtig  medizinisches  Be- 
denken über  den  bei  Hofgeismar  in  dem  niedern  Fürstenthume  Hes- 
sen liegenden  Gesundbrunnen.  Cassel  1725. 

Wagncr's  merkwürdige  Curen  des  Hofgeismarschen  Gesund- 
brunnens. Cassel  1727. 

—  —  Beschreibung  des  mineralischen  Trink-  und  Badebrunnens 
zu  Hofgeismar.  Cassel  1732. 

C.  II.  Bötticher,  Beschreibung  der  Gesundbr.  und  Bäder  zu 
Hofgeismar.  Cassel  1778. 

Description  des  bains  de  Geismar  en  Hesse.  Cassel  1787. 

Waitz,  Beschreibung  der  gegenwärtigen  Verfassung  des  Kurorts 
Hofgeismar.  Marburg  1792. 

F.  Wurzer,  Beschreibung  der  Heilquellen  zu  Hofgeismar  in  Kur- 
beisen,  Leipzig  1K10. 


839 


Buchner's  Repcrtorium.  Bd.  XXHI.  S.  263. 

Hufeland's  Journal  der  prakt.  Heilk.  Bd.  XLVI.  St.  4.  S.  121. 

Ch.  Siefert  in:  Hufeland's  Journ.  der  prakt.  Heilk.  Bd.  XLH. 
St.  3.  S.  77. 

Die  M.quellen  zu  Hofgeismar  physikalisch  -  chemisch  untersucht 
von  Dr.  F.  Würz  er.  Marburg  1825. 

Der  Säuerling  zu  Sc  hw  alhe  im  iu  der  Wetterau.  Dieser 
Säuerling  entspringt  ia  dem  Amte  Dorheim,  dicht  bei  dem  Dorfe 
Schwalheim,  eine  halbe  Stunde  von  Friedberg,  unfern  der  grofsen 
Strafse,  welche  von  Frankfurt  nach  Limburg  führt.  Früher  der  Ge- 
meinde zu  Schwalheim  gehörig,  wurde  die  Quelle  im  Jahre  1780  von 
dem  jetzt  verstorbenen  Kurfürsten,  damaligen  Kurprinzen  von  Hessen 
gekauft,  besser  gefafst  und  neben  derselben  ein  Gebäude  für  den  Brun- 
neuverwalter  aufgeführt.  Dafs  die  M.quelle  schon  früher  gekannt  und 
benutzt  worden  sein  mag,  wird  durch  den  Umstand  wahrscheinlich, 
dafs  beim  Reinigen  des  Brunnens  römische  Münzen  mit  den  Brustbil- 
dern von  Hadrian,  Domitian  undTrajan  gefunden  worden  sind. 

In  der  Umgegend  bricht  Basalt,  nur  wenige  Stunden  südlich  und 
nördlich  von  Schwalheim,  in  schönen  grofsen  Säulen,  —  die  M.quelle 
selbst  entspringt  aus  zerklüftetem  Basalt.  Nur  eine  halbe  Stunde  von 
Schwalheim  finden  sich  zwei  Brauukohlenlager,  das  eine  bei  Nauheim, 
das  andere  bei  Dorheim.  Die  ganze  Gegend  ist  sehr  ergiebig  au 
Kochsalz-  und  Kohlensäure  reichen  M.quellen. 

Das  Wasser  des  Säuerlings  sprudelt  hell  und  klar  hervor,  mit 
vielen  kleinen  und  grofsen  Blasen,  perlt  geschöpft  stark,  hat  einen 
angenehmen,  säuerlich-kühlenden,  etwas  salzig-prickelnden  Geschmack, 
ist  zwar  geruchlos,  verursacht  aber  durch  die  in  beträchtlicher  Menge 
entweichende  Kohlensäure  ein  eigenthümliches  Prickelu  in  der  Nase. 
Der  Einwirkung  der  atmosphärischen  Luft  ausgesetzt,  bildet  es  einen 
ocherartigen  Niederschlag,  im  Winter  friert  es  nie  zu.  Seine  Tempe- 
ratur beträgt  8,5°  R.  bei  14°  R.  der  Atmosphäre,  sein  spec.  Gewicht 
1,00255  nach  Liebig. 

Analysirt  wurde  die  M.quelle  von  Gärtner  und  Wurzer,  neuer- 
lichst von  Liebig;  sie  gehört  zu  der  Klasse  der  erdig -muriatischen 
Säuerlinge  und  enthält  in  sechzehn  Unzen  ; 

nach  Gärtner:  nach  Wurzer: 

10,875  Gr.      .        .        9,777800  Gr. 
1,125  —        .        .        0,581530  — 
0^800  —        ..... 
6,097  — 
0,250  — 


Chlornatrium 
Chlorkalium    . 
Chlorcalcium 
Kohlensaure  Kalkerde    . 
Tbonerde 
Schwefelsaures  Kali 
Schwefelsaures  Natron 
Kohlensaures  Natron 
Kieselerde 
Eisenoxyd 


0,250 


19,997  Gr. 


4,254243  — 
0,053657  — 
0,571334  — 
0,965254  — 
0,775683  — 
0,089429  — 
0,191377  — 
17,260307  Gr. 


840 


Kohlensaures  Gas         ,        27,000  Kub.  Z. 

37,55555  Kub.Z. 

0,36708      — 

Sauerstoffgas 

0,12236      — 

3S}04499  Kuh.  Z. 

Nach  Liebig's  neuester  Analyse: 

Chlornatrium       .... 

11,9465  Gr. 

Schwefelsaures  Natron      . 

0,6215  — 

Chlormagnium    .... 

1,0826  -r 

Kohlensaure  Talkerde 

0,4185  — 

Kohlensaure  Kalkerde       .        , 

4,3130  -r 

Kohlensaures  Eisenoxydul 

0,0878  — 

Kieselerde                                     f 

0,1489  — 

Brom           ^ 
Quellsäure  ) 

Spuren 

18,6188  Gr. 

Kohlensaures  Gas    .        ,        , 

49,44  Kuh.  Z. 

Getrunken  wirkt  dieses  M.wasser  ganz  analog  den  erdig  -muria- 
tischen  Säuerlingen  specifik  auf  die  Schleimhäute,  die  Uxinwerkzeuge, 
das  Drüsen-,  Lymph-  und  Uterinsjstem ,  die  Resorption  befördernd, 
auflösend,  diuretisch,  gelinde  eröffnend. 

An  der  Quelle  selbst  fehlt  es  an  Gebäuden  und  Einrichtungen 
zur  Aufnahme  von  Kurgästen,  dagegen  werden  jährlich  über  30,000 
Krüge  versendet.  Man  trinkt  täglich  eine  halbe  bis  ganze  Flasche 
und  empfiehlt  es  vorzüglich  bei  Verschleimungen  der  Brust,  des  Ma- 
gens und  Darmkanals ,  —  hartnäckigen  Brustkatarrlien ,  Stockungen 
im  Leber-  und  Pfortadersystem,  Hämorrhoidalleiden  -  —  chronischen 
Leiden  der  Urinwerkzeuge,    Blasenhämorrboiden  ,    Steinbeschwerden, 

—  Stockungen  im  Uterinsystem,  schwacher  oder  unregelmäfsiger  Men- 
struation. 

Güntbcri  Andern,  commeut.  p.  147. 

J.  Th.  Tabernämontanus  a.  a.  O.  Th.  I.  Cap.  71.  S.  417. 

G.  E  s  c  h  e  n  r  e  u  t  e  r  a.  a.  O.  S.  73. 

Ph.  Guil.  Eckhard,  diss.  de  duobus  Wetteraviae  fontibus, 
Schwalheimensi  et  Berstadiensi.  Giessae  1742. 

G.  Gärtner  in:  Beiträgen  zu  Crell's  chemischen  Annal.  Bd. I, 
St.  1.  S.  83-96. 

Hannoversches  Magazin.  Bd.  I.  S.  145. 

Baldinger's  neues  Magazin  für  Aerzte.  Bd.  VI.  S.  116. 

M.  G.  Thilenius,  medizinische  und  chirurgische  Bemerkungen. 
1789.  S.  461. 

F.  Wurzer,  die  M.f|.  zu  Schwalbciin.   Leipzig   1821. 

Hufeland's  Journal  der  prakt.  Hcilk.  Bd.  XXVIII.  St.  4.  S.  7. 

—  Bd.  LVIII.  St.  6.  S.  92. 

Annale»  der  Pliarmacic.  Bd.  XXXI.  S.  59. 


841 

Die  M. quelle  von  Netischwalheim,  eine  Viertelstunde 
von  dem  Dorfe  Echzell,  anderthalb  Stunden  von  Salzhausen  und  nur 
wenige  Schritte  vom  Schwalheimer  Hofe  entfernt.  Das  M.wasser  ist 
klar,  durchsichtig,  von  erdig -salinisch- eisenartigem  Geschmack,  wird 
nur  als  Bad  benutzt  und  enthalt  nach  Liebig  in  sechzehn  Unzen: 

Chlornatrium         .  12,905  Gr. 

Chlortalcium         ....  2,720  — 

Schwefelsaure  Talkerde      .        .  0,663  — 

Schwefelsaure  Kalkerde      .        .  0,132  — 

Kohlensaure  Talkerde .        .        .  10,494  — 

Kohlensaure  Kalkerde         .        .  8,100  — 

Kieselerde 0,552  — 

Eisenoxyd 0,221  — 

Kohlige  Theile     ....  0,088  — 

35,875  Gr. 

Geig  er 's  Magazin.  Bd.  XIX.  S.  242. 

Tromms  dorf f 's  Journal  der  Pharm.  Bd.  XVII.  S.  272. 


Das  Soolbad  Nauheim  bei  Friedberg,  erst  in  neuester  Zeit 
in  medizinischem  Gebrauch.  Man  wendet  sich  zur  Besorgung  von 
Wohnungen  an  den  Salinen-Inspector  Weifs;  Badearzt  ist  Hr.  Dr. 
Bode. 

Von  den  M. quellen,  die  aus  buntem  Sandstein  eutspringen;,  sind 
besonders  zu  erwähnen:  1.  Der  Soolsprudel,  ausgezeichnet  durch 
seine  hohe  Temperatur  (27°  R.),  wird  zum  Baden  benutzt;  —  2.  Der 
neue  Kurbrunneu,  ein  muriatischer  Säuerling,  von  einem  sehr  an- 
genehmen Geschmack,  wird  als  Getränk  gebraucht.  Das  spec.  Gewicht 
beider  beträgt  1,0026.  —  Ausserdem  wird  auch  seit  dem  J.  1839  das  den 
M.quellen  reichlich  entströmende  Gas  —  der  Soolsprudel  allein  liefert 
in  jeder  Minute  15  Kub.  Fufs  reiner  Kohlensäure  —  zu  localen  und 
allgemeinen  Gasbädern  benutzt. 

Die  Soole  zu  N.  enthält  nach  ZAvenger  in  sechzehn  Unzen: 


Schwefelsaure  Kalkerde 
Chlornatrium 
Chlormagnium     . 
Chlorcalcium 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaures  Eisenoxydu 
Kieselsäure 


Kohlensaures  Gas 


0,360  Gr. 
192,400  — 

6,558  — 
15,040  — 

3,655  — 
11,510  — 

0,337  — 

0,568  — 

230,428  Gr. 
17,44  Kub.Z. 


Nach   der   neuesten  Analyse  von  Bunsen  enthalten  in  gleicher 
Menge  Wasser: 


842 


1.  Das  Bohrloch  Nr.  1. :    2.  Das  Bohrloch  Nr.  2. 


Schwefelsäure  Kalkerde 
Chlornatrium    . 
Chlormagnium 
Chlorcalcium    . 
Chlorkalium 
Bromuatrium    . 
Kohlensaure  Kalkerde     . 
Kohlensaures  Eisenoxj'dul 
Kohlensaures  Manganoxyd 
Kieselsäure 
Extractivstoff  . 


Kohlensaures  Gas 


0,584  Gr.   . 

0,480  Gr. 

195,400  — 

.   191,700  — 

2,313  — 

... 

14,890  — 

15,850  — 

2,227  — 

2,990  — 

0,307  — 

0,310  — 

17,210  — 

16,630  — 

0,755  — 

0,840  — 

1  0,084  —  '   .  ■ 

0,090  — 

0,146  — 

0,170  — 

Spuren 

Spuren 

233,916  Gr. 

229,060  Gr. 

3,429  Kub.  Z. 

0,277  Kub.  Z 

Chlornatrium 
Chlorcalcium 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaures  Eiseuoxydul 
Thonerdc 
Kieselerde     . 


0,732  Gr. 
0,350  — 
0,280  — 
0,532  — 
0,666  — 
0,033  — 

2,593  Gr. 
1,33  Kub.  Z. 


Kolilcnsaurcs  Gas 

H etiler  empfiehlt  es  innerlich  und  äufserlicb  bei  Schwäche  des 
Magens  und  Darmkanals,  Schleimflüssen  und  Verschleimungen,  Ner- 
venschwäche und  Krankheiten  des  Uterinsystems  von  Schwächet 

J.  Müller's  kurze  Beschreibung  des  eine  halbe  Stunde  von  Ha- 


15  u  n  sen  hat  in  diesen  Analysen  die  kohlensauren  Verbindungen 
als  Bikarbonate  berechnet. 

Schweigger's  Journal  für  prakt.  Chemie.  1837.  Bd.  XII.  S. 
156-166. 

t 

Das  Wilhelm shad  bei  Hanau,  sehr  angenehm  gelegen, 
zwischen  Frankfurt  und  Hanau,  von  Hanau  nur  eine  kleine  Stunde 
entfernt,  dicht  an  der  grofsen,  von  Hanau  nach  Frankfurt  führenden 
Laudstrafse,  durch  die  Fürsorge  des  verstorbenen  Kurfürsten  mit  guten 
Einrichtungen,  Vorrichtungen  zu  Wasser-,  Douche-  und  Dampfbädern 
versehen,  mit  geschmackvollen  Gebäuden  und  freundlichen  Parkanla- 
gen ausgestattet. 

Die  Umgegend  ist  reich  an  eisenschüssigem  Gestein,  Mergel,  Kies 
und  Selenit. 

Das  hjer  entspringende,  seit  1709  bekannte  M.wasser  hat  die 
Temperatur  von  10°  R.  bei  20°  R.  der  Atmosphäre,  das  spec.  Gewicht 
von  1,0001,  gehört  zu  der  Klasse  der  erdig  -  salinischen  Eisenquellen 
und  enthält  nach  Gärtner' s  Analyse  in  sechzehn  Unzen: 


843 

nau  gelegenen  Heil-  und  Gesundbrunnen,  von  dessen  eigentlichen 
Halt,  Kraft  und  Wirkung.  Hanau  1711.  —  Frankf.  1717. 

Kämpf,  vom  Wilhelmsbade  bei  Hanau.  Hanau  1770. 

Briefe  eines  Schweizers  über  das  Wilhelmsbad  bei  Hanau.  Ha- 
nau 1780. 

J.  P.  Hettler,  neueste  Nachrichten  über  die  Badeanstalten  zu 
Wilhelmsbad.  Frankfurth  1794. 

E.  Wetz  ler,  Gesundbrunnen  und  Heilbäder.  Th.  II.  S.  497. 

Das  Augustenba  d  bei  Sa  Iz  schlirf  im  Amtsbezirk  Grofsen- 
lüder  des  Kreises  Fulda  am  Flusse  Altfeld,  in  einer  romantischen 
Gegend,  700  Fufs  über  dem  Meere.  Das  Bad  erhielt  seinen  Namen 
von  der  verstorbenen  Kurfürstin  von  Hessen-Kassel,  gebornen  Prin- 
zessin von  Preusseu,  und  ist  seit  dem  J.  1838  eröffnet.  Eine  beson- 
dere Erwähnung  verdient  die  hier  getroffene  Vorrichtung  eines  eige- 
nen Erwärmungsapparats,  wodurch  das  zum  Baden  bestimmte  M.was- 
ser  nicht  in  Kesseln  oder  in  einem  Reservoir  mittelst  Röhren,  sondern 
in  der  Badewanne  selbst  erwärmt  wird.  —  Unter  den  drei  M  quellen, 
welche  Ueberreste  einer  ehemaligen  Saline  sind,  ist  die  Bonifacius- 
quelle  die  merkwürdigste;  ihre  Temperatur  ist  constant  9°  R. 

Die  vorherrschenden  Gebirgsarten,  aus  denen  die  das  Salzschlirfer 
Thal  von  allen  Seiten  umgebenden  Berge  bestehen,  sind:  bunter  Sand- 
stein, Muschelkalk  mit  Ueberresten  früherer  organischer  Bildungen 
und  Basalt. 

Von  Prof.  Liebig  ist  eine  genaue  Analyse  der  Bonifaciusquelle 
zu  erwarten.  Nach  einer  vorläufigen  Analyse  von  Dr.  Herbst  ent- 
hält dieselbe  in  sechzehn  Unzen : 


Chlornatrium 

60,5  Gr. 

Chlormagnium 

9,5  — 

Chlorcalcium            . 

2,8- 

Schwefelsaures  Natron  . 

3,5  — 

Kohlensaure  Kalkerde     . 

.        2,6  - 

Kohlensaures  Eisenoxydul 

0,5  — 

Kohlensaure  Talkerde    . 

3,0  — 

82,4  Gr. 
Kohlensaures  Gas         .        .         .       23,75  Par.  Kub.  Z. 

Das  M.wasser  wird  als  Getränk  und  Bad  benutzt  und  hat  sich 
nach  Dr.  Martiny  schon  in  einigen  Fällen  von  Scrophulosis,  herpe- 
tischen Ausschlägen,  Gicht  und  Rheumatismus,  Hypochondrie  und 
Hysterie  und  Krankheiten  des  Uterinsystems  hilfreich  erwiesen. 

v.  Gräfe  u.  Kaiisch,  Jahrbücher  für  Deutschlands  Heilquellen 
und  Seebäder.  III.  Jahrg.  1838.  S.  606. 

Kaiisch,  Allg.  Zeitung  des  Brunnen- u.  Badewesens.  1839.  S.  9. 

Die  M.t/tielle  zu  D orfgeismar  im  Amte  Gudensberg,  süd- 
westlich von  Kassel ,  —  unfern  Fritzlar  an  der  Eder,  —  im  Jahre 
1777  restaurirt  und  schon  1778  von  Conrad  Mönch  untersucht.  — 


844 


In  der  Nähe  der  Lier  errichteten  Badeanstalt  stand  die  heilige  Eiche, 
welche  Bonifacius  im  Jahre  724  zerstörte.  Nahebei  befinden 
sich  Braunkohlenlager.  Das  M.wasser  ist  perlend,  von  eisenartigem, 
prickelndem,  etwas  salzig-zusammenziehendem  Geschmacke ,  hat  nach 
Mönch    die  Temperatur  von  9°  R.  und  enthält  in  sechzehn  Unzen: 

Schwefelsaures  Natron        .        .        1,040  Gr. 


Chlornatrium 

1,400  — 

Schwefelsaure  Kalkerde 

1,040  — 

Schwefelsaure  Talkerde 

3,440  — 

Kohlensaure  Kalkerde .        , 

3,600  — 

Kohlensaure  Talkerde 

3,000  — 

Kieselerde    .... 

0,500  — 

Eisenoxyd    .... 

0,420  — 

Extractivstoff       .        .        , 

0,125  — 

14,565  Gr. 

Kohlensaures  Gas 

8,00  Kub.Z 

Stucke's  phys.  ehem.  Beschreibung  des  Wildunger  Brunnens. 
1791.  S.  173. 

Die  M.  quelle  zu  J ohannisber g  ,  von  der  Stadt  Fulda  nur 
eine  kleine  Stunde  entfernt,  dicht  an  der  grofsen  nach  Frankfurt  füh- 
renden Strafse,  838  Fufs  über  dem  Meere,  —  in  der  Umgegend  auf 
dem  Heim-,  Frauen-  und  Petersberge  finden  sich  vulkanische  Ueber- 
restc.    Nach  Weikard  enthalten  sechzehn  Unzen  dieser  M.quelle : 


Chlornatrium 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Kohlensaures  Natron 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Talkerde 


!• 


15,666  Gr. 

0,666  — 

15,666  — 

10,8S8  — 


42,886  Gr. 
Kohlensaures  Gas  .        eine  sehr  geringe  Menge. 

M.  A.  Weickard,  observat.  medic.  Fraucof.  1775.  p.  166. 

Die  M.quelle   zu   Mein  eisen   im  Fuldaischen,   enthält  nach 
Weickard  und  Lieb  lein  in  sechzehn  Unzen: 


Chlornatrium         .        . 
Schwefelsaure  Kalkerdc 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaure  Kalkerde 


Kohlensaures  Gas 


2,716  Gr. 

0,888  — 

15,333  — 


18,937  Gr. 
eine  unbestimmte  Menge, 


M.  A.  Weickard,  observ.  med.  Francof.  1775.  p.  171. 


VIII. 

Die  Heilquellen  des  Herzogthums  Nassau. 


-jjuimmm 


xJns  Herzogthum  Nassau,  berühmt  durch  seinen  Reich- 
thum  an  vortrefflichen  Heilquellen,  bildet  ein  durch  Flüsse 
uud  Gebirge  schön  abgerundetes  Ganze,  —  seine  Lage  und 
Höhe  karakterisirt  der  Taunus,  seine  Gränze  bezeichnen 
im  Westen  der  Rhein,  im  Süden  der  Mayn. 

Wenn  gleich  der  Taunus  nur  als  Fortsetzung  des  zur 
Schieferformation  gehörigen  grofsen  Gebirgszuges  zu  be- 
trachten ist,  welcher  von  Nord -Osten  nach  Süd -West 
streicht,  den  Rhein  theilweise  begleitet,  und  in  dem  nördli- 
chen Frankreich  in  mannigfachen  Verzweigungen  sich  ver- 
liert, so  gestaltet  sich  derselbe  doch  als  eine  eigenthüm- 
liche  abgeschlossene  Gebirgsgruppe,  deren  Richtung, 
Höhe  und  Formation  nicht  nur  für  die  klimatischen  Ver- 
hältnisse des  Landes,  welches  sie  beherrscht,  sondern  auch 
für  die  Entstehung  und  Qualität  seiner  M.  quellen  gleich 
wichtig  sind. 

Der  Taunus  erhebt  sich  westlich  von  der  Wetterau 
und  zieht  sich  von  hier  in  fast  paralleler  Richtung  mit 
dem  Majnthale  bis  zum  Rhein.  Nach  dem  Rhein  und 
Mayn  hin  ist  sein  Abfall  steil,  weniger  auf  der  entgegen- 
gesetzten Seite 

Der  Taunus  bestellt  aus  zwei  Hauptgebirgszügen.  — 
Der  erste,  das  Höhengebirge,  die  Höhe  oder  der  Taunus 
vorzugsweise,  erhebt  sich  hinter  Homburg  aus  der  Ebene 
der  Wetterau,  streicht  von  Nordost  nach  Südwest,  begränzt 
den  südlichen  Theil  des  Landes,  fast  gleichlaufend  mit  dem 


848 

Nitida-  und  Maynthal  und  bildet  einen  durch  häufige,  zum 
Theil  tief  und  steil  abfallende  Einschnitte  unterbrochenen 
Höhenzug,  welcher  sich  südwestlich  auf  dem  Unken  Rhein- 
ufer  in  den  Verzweigungen  des  Hundsrückes  fortsetzt;  — 
der  zweite  Hauptgebirgszug,  das  Westerwaldgebirge,  nach 
seinem  höchsten  Theile,  dem  Westerwald  benannt,  verfolgt 
dieselbe  Richtung  von  Nordost  nach  Südwest,  und  schliefst 
sich  nordöstlich  an  das  westphälische  und  saarländische 
Gebirge,  westlich  an  das  Siebengebirge  und  jenseits  des 
Rheins  an  die  Eifel. 

Eine  Gruppe  sehr  ausgezeichneter  M.quellen  finden 
sich  an  dem  südöstlichen  und  südlichen  Abhang  des  Tau- 
nus, —  ausser  diesen  eine  Menge  in  den  zahlreichen,  den 
Taunus  in  verschiedenen  Richtungen  durchschneidenden 
Thälern,  namentlich  in  dem  Wisper-,  Mühlbach- 3  Dörs- 
bach-,  Aar-,  Ems-  und  Lahnthal. 

Die  Höbe  des  Taunus  ist  bedeutend,  die  höchsten 
Punkte  betragen  über  2000  Fufs,  während  der  Spiegel  des 
Mayns  und  Rheins,  als  die  tiefsten  Punkte,  250  bis  109  F. 
betragen,  —  der  grofse  Feldberg  ist  2721  F.,  der  kleine 
2484  F.,  der  Altkönig  2449  F.,  der  Hausekopf  bei  Schlan- 
genbad 1597  F.,  die  Platte  1418  F.  über  dem  Meere  er- 
haben, —  der  Spiegel  der  Dill  bei  Dillenburg  660  F.,  der 
Spiegel  der  Lahn  bei  Dietz310F.,  der  Spiegel  des  Mayns 
bei  Frankfurt  278  F.,  des  Rheins  bei  Mainz  265  F.,  bei 
Biebrich  246  F.,  bei  Bingen  235  F.,  bei  Niederlahnstein 
109  F.  — 

Durch  die  Verschiedenheit  dieser  Höhenverhältnisse 
und  der  Richtung  des  Gebirges  wird  nothwcndig  eine  grofse 
Mannigfaltigkeit  des  Klimas  und  der  Vegetation  bedingt, 
—  die  Höbe  und  Nordseite  des  Gebirges  ist  theilweise  so 
rauh  und  kalt,  dafs  auf  dem  Westerwalde  die  spärliche 
Hafererndte  nur  mühsam  dem  rauhen  Klima  abgerungen 
werden  mufs,  während  am  südlichen  Abfall  des  Gebirges, 
in  dein  durch  Höhen  geschützten  Rheingau  die  Trauben 
des  gepriesenen  Johannisberger  und  Rüdeshciiner,   und  in 

den 


849 

den  reizenden  Umgebungen  Wiesbadens  Mandeln,  Feigen, 
Pfirsichen  und  süfse  Kastanien  gedeihen. 

Der  Hauptstock  des  Gebirges  gehört  der  Schieferfor- 
mation  an,  und  führt  Quarz,  Glimmer  und  Talk;  Talk  fin- 
det sich  vorzugsweise  an  Stellen  von  verwittertem  Gestein, 
nicht  selten  in  der  Nähe  von  M.quellen,  Quarz  in  einzelnen 
Trümmern,  oder  durchsetzt  in  Gängen  den  Schiefer  und 
bildet  Uebergänge  in  muschligen  Hornstein.  Kupfer-  und 
Schwefelkies,  und  Brauneisenstein  kommen  in  demselben 
angeflogen  und  eingesprengt  vor ;  Eisenoxyd  überzieht  theil- 
weise  das  Gestein.  Graphit  findet  sich  selten.  —  Der 
nordwestliche  Abhang  des  Taunus  zeichnet  sich  aus  durch 
Grauwackenformation,  —  Grauwacke  mit  Uebergangsthon- 
schiefer,  mit  Gängen  von  Blei-,  Kupfer-  und  Silbererzen, 
und  Blende.  —  An  den  Fufs  des  nordwestlichen  Abhanges 
schliefst  sich  die  Schaalsteänbildung  an,  welche  von  Grün- 
stein und  basaltischen  Bildungen  begränzt  wird,  Trachyt 
kommt  nur  selten  in  einigen  hohen  Kegelkuppen  vor.  — 
An  den!  südlichen  Abfall  des  Gebirges  brächt  Kalk  mit 
Thonlagern  wechselnd ,  mit  schmalen  Bänken  von  llasen- 
eisenstein  und  Mergel. 

In  Bezug  auf  den  Karakter  und  die  Entstehung  der 
M.quellen  ist  beachtenswerth  das  Torkommen  von  Basalt, 
theils  in  Massen,  theils  gangartig  den  Schiefer  durchschnei- 
dend, —  von  Bims-  und  Tuffstein,  —  ferner  von  Braun- 
kohlenlagern, namentlich  auf  dem  Westerwalde  und  zwi- 
schen dem  südlichen  Abhänge  des  Gebirges  und  dem  Mayn, 
denen  das  Schwefelwasser  zu  Weilbach  entquillt,  — 
und  von  beträchtlichen  Salzlagern,  welche  am  südlichen 
Abhang  des  Gebirges  von  Nord-Ost  nach  Süd-West  strei- 
chen, und  durch  welche  der  Salzgehalt  vieler  heifsen  und 
kalten  M.quellen  bedingt  wird. 

Bemerkens werth  in  Bezug  auf  die  höhere  oder  niedere 

Lage  der  M.quellen   Nassau's  ist  der  Umstand,    dafs  die 

Th. quellen    im    tiefsten  Niveau,    die   kalten   eisenhaltigen 

alkalischen  M.wasser  und  Säuerlinge   dagegen  etwas  kö- 

II.  Tlieil.  II  h  h 


850 

her  in  der  Nähe  der  im  Schiefer  und  Schaalstein  auf- 
setzenden Kalklager,  die  stärkeren  Eisenwasser  in  den 
tieferen  Punkten  in  der  einfachen  Grauwackenformation 
zu  Tage  kommen. 

Nach  St  i  f f  t  besitzt  Nassau  auf  ohngefa.hr  28,7  Q  Mei- 
len Flächeninhalt  124  Mineralquellen,  —  ein  M.quellen- 
Reichthum,  mit  welchem  sich  wohl  wenige  andere  Länder 
messen  können. 

Hinsichtlich  der  Menge  fester  Bestandteile  sind  ei-! 
nige  M.quellen  sehr  reich,  andere  enthalten  nur  einige* 
Gran  —  die  Th. quellen  von  Wiesbaden  58,46  Gran,  die 
M.quellen  von  Schwalbach  nach  Kästner  nur  3 — 6,213 
Gran  in  sechzehn  Unzen. 

In  der  Mehrzahl  der  M.quellen  findet  sich  kohlensau-i 
res  Natron,  in  der  M. quelle  von  Fachingen  in  sehr  grofsei 
Menge,  (43  Gr.  nach  G.  Bischof)  —  nächst  diesem  Chloiv 
natrium,  kohlensaure  Erden ,  Mangan  und  Eisen,  —  auf-l 
fallend  selten  und  wenig  schwefelsaure  Salze. 

Mehrere  Nassauische  Heilquellen  erfreuen  sich  jähr-t 
lieh  nicht  nur  eines  ungemein  zahlreichen  Zuspruches  vom 
Kurgästen,  wie  z.  B.  Wiesbaden  und  Ems,  sondern  auch! 
einer  so  grofsen  Versendung  ins  Ausland,  wie  keine  sonsti 
—  ich  erinnere  nur  an  Selters. 

Der  Debit  der  wichtigsten  zu  Versendungen  benutztem 
Nassauischen  M.quellen  zu  Selters,  Fachingen,  Ems.' 
Schwalbach  und  Weilbach,  welcher  früher  verpachtet  war, 
steht  jetzt  unter  dem  Herzog!.  Nassauischen  Brunnencompi 
toir  zu  Niederselters,  an  welches  man  sich  wegen  etwai-i 
gcr  Bestellungen  zu  wenden  hat. 

Nach  Verschiedenheit  ihrer  Lage  und  Qualität  zerfall 
Jen  die  M.quellen  Nassau's  in  zwei  Gruppen,  nämlich  in:! 
1.  Die  II e i  1  q u  e  1 1  e n  ä m  s ü d l i  c h  e n  A b h a n g e  de s! 
Taunus,  —  in  allen,  mit  Ausnahme  der  M. quelle  zu! 
NN  <ill>  ach,  bildet  Kochsalz  unter  den  festen  Bestandtei- 
len   den  vorwaltenden ,  —   die   berühmteste    von   allen    ist 


851 

die  Th.quelle  von  Wiesbaden,  —  an  sie  schliefsen  sich 
die  Soolquellen  zu  Soden. 

2.  Die  Heilquellen  der  nördlichen  Yerzwei- 
gung-en  des  Taunus,  namentlich  des  Lahnthaies. 
:  Diese  Gruppe  karakterisiren  alkalische  Mineral-  und,  Ei- 
senquellen, —  die  alkalischen  Thermalquellen  zu  Ems  und. 
S  c  h  1  a n g  e  n  b a  d ,  die  alkalische  Mineralquelle  zu  F  a  c  h  i n- 
gen,  der  alkalisch -muriatische  Säuerling  von   Selters, 

—  von   Eiseriwassern    und    eisenhaltigen    Säuerlingen    die 
M.quellen  zu  Schwalbach  und  Geilnau. 

In   therapeutischer   Hinsicht   gewähren    die  genannten 
'M.quellen    eine   Reihe  von  wichtigen,  gegenseitig  sich  un- 
terstützenden Hülfsmitteln,  —  Wiesbaden  wirkt  reizend  auf- 
i  lösend,  —  Schlangenbad  beruhigend  krampfstillend,  —  Ems 
;  steht  zwischen  beiden   in  der  Mitte;  —  als   Nachkur  sind 
zu  empfehlen  Weilbach  und  Fachingen,  um  aufzulösen  und 
i  gelind  zu  stärken,  und  um  mehr  zu  tonisiren  Geilnau,  Kro- 
nenthal und  Schwalbach. 

Mineralogische  Beschreibung  der  Oranien- Nassauischen  Lande, 
von  J.  P.  Becher.  Marburg  1789. 

Für  Kurgäste,  welche  die  Gesundheitsquellen  von  Wiesbaden, 
Scblangenbad,  Ems   und  Schwalbach  gebrauchen  wollen.   Frankf.  a.  M. 

Fennerv.  Fenneberg,    Taschenbuch   1816.    S.  113.  171.  191. 

—  1817.  S.  162.  —  1818.  S.  139.  199. 

Seh  ad,  das  Lahnthal  und  seine  Heilquellen.  Erlangen  1820. 

J.  E.  Wetz  ler,  über  Gesundbrunnen  u.  Heilbäder.  Th.  II.  S.  369. 

—  Zusätze  und  Verbesserungen.  S.  42. 

Chr.  Keferstein,  geogn.  Bemerkungen  über  die  basaltischen 
Gebilde  des  westlichen  Deutschlands.  Halle  1820.  S.  26. 

Jahrbücher  der  Heilquellen  Deutschlands,  insbesondere  des  Tau- 
nus, von  D.  H.  Fenner  von  Fenneberg  und  Dr.  H.  A.  Peez. 
Wiesbaden.  I.  1821.  —  II.  1822. 

E.  O sann's  Bemerkungen  über  die  Heilquellen  im  Herzogthum 
Nassau.  Berlin  1824.  —  In  Hu  fei  and  und  0  sann's  Journal  der 
prakt.  Heilk.  1824  Supplementheft  S.  88.  —  Bd.  LXXXIV.  St.  5.  S.  110. 

G.  Bischofs  vulk.  Mineralquellen.  S.  1—139. 

Harlefs,  salin,  eisenhalt.  Gesundbr.  am  Niederrhein.  S.  130— 141. 

Kastner's  Archiv.  Bd.  VII.  S.  193.  —  Bd.  XIII.  S.  401.  — 
Bd.  XIV.  S.  66.  —  Bd.  XVI.  S.  342.  376.   478. 

-.  Wille's  geogn.  Beschreibung  der  Gebirgsinassen  zwischen  dem 
Taunus  und  Vogelsgebirge.  Mainz  1828. 

Hhh2 


852 

Dr.  F.  W.  Streifs  Karte  vom  Taunus  und  seinen  Heilquellen. 

C.  E.  Stifft,  geogn.  Beschreibung  des  Herzogthums  Nassau,  in 
besonderer  Beziehung  auf  die  M.quellen  dieses  Landes.  Mit  einer  pe- 
trographischen  Karte  und  eiueni  Niveauprofile  der  vorzüglichsten  Mi- 
neralquellen. Wiesbaden  1831. 

Heyfelder,  über  Bäder  und  Brunnenkuren,  besonders  an  den 
M.quellen  des  Taunusgebirges,  namentlich  Ems,  Schlangenbad,  Wies- 
baden und  Schwalbach.  Stuttgart  1834. 

Bubbles  from  the  Brunnens  of  Nassau,  bi  an  Old  Man.  The 
third  edition.  Brüssels  1834. 

Wegweiser  durch  die  Tauuusbäder  Wiesbaden,  Ems,  Schwalbach 
und  Schlangenbad.  Stuttgart  1836. 

A.  Vetter,  theoretisch-praktisches  Handbuch  der  Heilquellcnlehre. 
Th.  H.  Berlin  1838.  S.  233  ff. 

Die  Heilquellen  des  Herzogthums  Nassau    im  J.  1S36,  1837,  1S3S, 

1839.  Von  Franque,  in:  v.  Gräfe  und  Kali  seh,  Jahrbücher  für 
Deutschlands  Heilquellen  und  Seebäder.  II.  Jahrg.  1837.  S.  305  ff. 
III.  Jahrg.  1838.  S.  85  ff.  IV.  Jahrg.  1839.  Abth.s/s.  175  ff.  V.  Jahrg. 

1840.  S.  3  ff. 

Edwin  Lee,  the  Principal  ßaths  of  Germany.  Vol.  I.  Nassau, 
Baden  and  the  adjacent  districts.  Frankfort  and  Wisbaden  1S40. 

Kastner  in:  Hufeland  u.  Osann's  Journal  der  prakt.  Heilk. 
Bd.  XCII.  St.  2.  S.  67  ff. 


1.     Die  Heilquellen   am   südlichen  Abhänge  des 

T  a  u  n  u  s. 

1.  Die  T h.  quellen  %u  Wiesbaden.  Die  Stadt 
Wiesbaden,  in  altern  Brunnenschriften  auch  Weifsbaden 
genannt ,  gegenwärtig  Residenz  des  Herzogs  von  Nas- 
sau liegt  am  südlichen  Abhang  des  Taunus ,  316  Fuls 
über  dem  Meere  erhaben,  von  Mainz  eine  Stunde,  von 
Frankfurt  vier  Meilen  entfernt,  in  einer  reizenden  Gegend; 
im  Norden  niahlerisch  von  einein  Halbkreis  waldiger  Höhen 
umschlossen,  im  Süden  und  Westen  von  einer  fruchtrei- 
chen Ebene  begiänzt,  durch  welche  der  Mayn  und  Jihein 
sich  windet  und  über  welche  das  alterthüniliche  Mainz  mit 
seinen  Kirchen  und  Thürmen   ehrwürdig  sich  erhebt. 

Vor  neun  und  dreilsig  Jahren  zählte  Wiesbaden  nach 
Lehr  nur  500  Einwohner,  jetzt  10,000,  vergröfsert  und 
verschönert  sieb  noch  mit  jedem  Jahr.  Die  M. quollen  zu 
Wiesbaden,  schon  von  den  Körnern  gekannt  und  benutzt, 


853 

gehören  gegenwärtig*  unstreitig  zu  den  besuchtesten  Kur- 
orten Teutschlands,  —  sie  sind  jährlich  der  Sammel- 
platz vieler  Fremden,  welche  theils  als  wirkliche  Kranke, 
theils  aber  auch  nur  um  sich  zu  vergnügen,  einen  Ort  be- 
suchen, welcher  bei  seiner  günstigen  Lage,  der  Nähe  von 
Mainz,  Frankfurt  und  Darmstadt,  aufser  den  Schönheiten 
einer  reizenden  Gegend,  während  der  Badezeit  eine  Man- 
nigfaltigkeit von  Zerstreuungen  alier  Art  darbietet.  —  Es 
dürfte  in  der  That  in  Teutschland  kein  zweites  Etablisse- 
ment existiren,  welches  von  der  Natur  so  begünstigt,  mit 
guten  Einrichtungen  ausgestattet,  so  grofse  und  vielsei- 
tige Annehmlichkeiten  und  Vorzüge  vereint,  als  dieses. 
Nach  Norden  und  Osten  von  einem  Gebirge  umschlossen, 
welches  einen  sichern  Schutz  gegen  rauhe  Winde  gewährt, 
erfreut  sich  Wiesbaden  eines  so  angenehmen  Klimas,  dafs 
man  es  imbedenklich  weit  südlicher  gelegenen  Gegen- 
den vergleichen  darf.  Die  im  Winter  auffallende  Milde 
der  Jahreszeit  wird  durch  die  Ausdünstungen  der  zahlrei- 
chen lieifsen  Quellen  sehr  vermehrt.  Die  Vegetation  ist 
üppig,  der  üoden  ungemein  ergiebig;  die  Früchte,  welche 
er  hervorbringt,  sind  von  vorzüglicher  Güte  und  gehören 
zum  Theil  schon  südlicheren  Gegenden  an,  wie  Mandeln, 
siifse  Kastanien  u.  a.  -— 

Die  Gegend  um  Wiesbaden  ist  klassisch.  Sie  wurde  früher  von 
den  Mattiaken  bewohnt,  die  Th. quellen  führten  den  Namen  „Fontes 
Mattiaci,"  die  Stadt  „Usbiuui  oder  Visbium."  Von  den  zahlreichen, 
von  den  Römern  zum  Schutz  gegen  die  Germanen  erbauten  Castel- 
len,  befanden  sich  zwischen  Coblenz  und  Mainz  sieben,  von  welchen 
zum  Theil  noch  Ruinen  vorhanden  sind,  —  am  besten  erhalten  sind 
die  Ruinen  von  dem  zu  Holzhausen,  fünf  Stunden  von  Wiesbaden. 
Ein  solches  war  selbst  zu  W. ,  die  Ueberreste  findet  man  noch  am 
Kirchhofe  in  der  sogenannten  Heidenmauer.  Aufser  Ueberresteu  von 
alten  Römischen  Bädern  und  Inscriptionen,  fand  man  viele  Aschen- 
krüge und  Römische  Münzen.  Noch  existirt  eine  Inschrift,  in  wel- 
cher für  die  hier  wieder  erhaltene  Gesundheit  den  Göttern  Dank  ge- 
sagt wird.  Erst  im  J.  1828  wurde  zu  Hedernheim  (Castrum  Adriani) 
unter  anderen  Römischen  Ueberresteu  ein  schöner  Altar  des  Mythras 
ausgegraben.  Die  zwei  und  zwanzigste  Römische  Legion,  welche 
Jerusalem  zerstören  half,  von  da  nach  Alexandrien  und  80  Jahre 
nach  Chr.  nach  ftjaurz  verlegt  wurde,  hatte  in  Wiesbaden  ihr  Stand- 


854 

quartier.  Im  Jabre  371  winde  Makriau,  König  der  Alemannen,  als 
er  die  Bäder  zu  Wiesbaden  gebrauchte,  von  Valentinian  überfal- 
len, aber  noch  glücklich  gerettet.  —  In  Bezug  auf  die  älteste  Ge- 
scbichte  der  Teutschen  sind  die  Grabhügel  auf  dem  Wege  nach  Blei 
denstadt  bemerkenswert!).  Wiesbaden  war  der  Hauptsitz  der  Sali- 
schen  Franken,  lange  Zeit  der  Aufenthalt  von  Karl  und  Otto  dem 
Grofsen,  welcher  letztere  965  Wiesbaden  zur  Stadt  erhob.  Im  dreizehnten 
Jahrhundert  befand  sich  daselbst  noch  ein  Königshof  (Sala) ,  von 
welchem  die  Saalgasse  ihren  Namen  erhielt  und  unter  diesem  noch 
jetzt  bekannt  ist. 

Als  Kurort  erwrarb  sich  Wiesbaden  seit  dem  sechzehnten  Jahr, 
hundert  einen  ausgebreiteten  Ruf.  Aufser  den  altern  Monographien 
über  Wiesbaden  von  Lehr  und  Ritter,  sind  zu  empfehlen  die 
neuen  von  Peez,  Rullmann  und  Richter,  und  die  Schriften  von 
Hufeland  und  Wetz ler. 

Wiesbaden  ist  reich  an  schönen  und  geschmackvollen  Gebäuden, 
theils  zu  Wohnungen  und  Bädern  für  Kurgäste,  theils  zu  öffentlichen 
Vergnügungen  bestimmt.  Zu  den  letztern  gebort  namentlich  der,  we- 
gen seiner  Schönheit  und  Gröfse  berühmte,  von  freundlichen  Parkau- 
lagen umgebene  Kursaal,  der  Mittel-  und  Vereinigungspunkt  der  Kur- 
gäste, der  in  der  neuesten  Zeit  auch  zwei  prächtige  Colonnadeu  er- 
halten hat. 

Bei  dem  Reichthum  au  Th. quellen    sind   in   mehreren  Privathäu- 
sern  sehr  zweckmäfsige  Vorrichtungen  zu  Bädern,  welche  fast  jähr- 
lich erweitert,   vergröl'sert    und  verschönert,    Kranken    zugleich    den  i 
Vorzug  von  gut  eingerichteten  Wohnungen   gewähren.     Von  den  Ba-  l 
dehäuseru  Wiesbadens,  deren  gegenwärtig  27    sind,   nenne    ich    nur: 
die  vier  Jahreszeiten,  die  Rose,  die  Blume,   den  Hof   von  England, 
den  Engel,   den  Adler,    den  Schwan,    das  Rofs,    das  Römerbad,  die 
Krone,  den  Bär,  den  Reichsapfel,  den  Stern,  die  Kette,  die  Lilie,  die 
Sonne,  das  Kreuz,  den  Schützenhof.  —  Neben  dem  Schützeuhofe  fin- 
det sich  das  kürzlich    neu   gebaute    und   zweckmässiger    eingerichtete 
Gemeiubad.  Arme  Kranke  linden  in  dem,  schon  von  Kaiser  Adolph! 
von  Nassau  gestifteten  Hospitale  Aufnahme,  Verpflegung  und  Hülfe. 

Ausser  Vorricbtungcn  zu  Wasserbädern    besitzen  die  Badebäuscri 
Wiesbadens  noch  Apparate  zu  Dampf-,  Douche-,  Tropf-  und    Regen- 
hädern,  —  einige  auch  Vorrichtungen  zu  aufsteigenden  Wasserdouchc-,  { 
Humpfdouchen-  und  Sclm  cfcldampfbädern. 

Es  befinden  sich  zu  Wiesbaden  gegen  700  Badekabinette,  welche  .1 
mit  jedem  Jabre  noch  vermebrt  werden,  ohne  die  Wannenbäder  zu: 
rechnen,  und  allein  in  den  eigentlichen  Badeanstalten  mehr  als  1000  i 
zur  Aiifnnlnnc  von  Kurgästen  bestimmte  Zimmer.  Schon  hiervon  läfst 
sich  auf  die  jährliche  Frequenz  schliefsen.  Man  kann  sie  jährlich  all 
einige  20,000  anschlagen,  —  indeis  begreift  diese  Zahl  nicht  blol'sl 
Kranit-,  sondern  auch  alle  übrige  Fremde,  welche  in  Wiesbaden  län- 
gere Zeit  verweilten. 

Die  Anzahl  der  Wiesbaden  besuchenden  Gäste  betrug: 


855 


Kurgäste  : 

Passanten: 

im  Ganzen 

1824 

12,019 

1836 

8,486 

9,554 

18,040 

1837 

10,000 

S,000 

18,000 

1838 

10,668 

12,520 

23,188 

1839 

11,000 

12,281 

23,281 

1840 

14,512 

15,386 

29,898 

Im  Winter  1839 — 1840  hielten  sieb  in  Wiesbaden  tbeils  während 
des  ganzen  Winters,  theils  auf  längere  oder  kürzere  Zeit  zum  Ge- 
brauch der  Tli.quellen  200  Individuen  auf,  —  im  Winter  1840—1841 
überwinterten  40  englische  Familien  daselbst. 

Wenn  früher  Thilenius,  neuerdings  Peez,  Richter  und  an- 
dere Aerzte  Mineralbäder  im  Winter  anempfohlen  haben  ,  und  sie  in 
vielen  Fällen,  besonders  bei  hartnäckigen  gichtischen  Leiden  sehr 
einpfehlenswerth  sein  dürften,  kenne  ich  in  Teutschland  keinen  Kur- 
ort, welcher  in  mehrfacher  Beziehung  hierzu  sich  so  qualifizirte,  als 
gerade  Wiesbaden.  Ausser  guten  Einrichtungen ,  einem  sehr  milden 
Klima,  kommen  hier  gewifs  noch  sehr  in  Betracht  die  Vortheile, 
welche  Wiesbaden  als  Stadt  darbietet,  die  Nähe  gröfserer,  sehr  in- 
teressanter Städte  und  die  Verbindung,  welche  Wiesbaden  mit  diesen 
vermöge  seiner  Lage  besitzt. 

Von  den  schönen  Punkten,  welche  häufig  von  Kurgästen  zu  Spa- 
ziergängen oder  Lustfahrten  benutzt  werden,  erwähne  ich:  den  Ne- 
rosberg, auf  welchem  ehemals  ein  von  Drusus  und  Tiberius  er- 
bautes Castell  stand,  —  den  nur  eine  halbe  Stunde  entfernten  Geis- 
berg, —  die  Anlagen  bis  zur  Dietenmühle,  —   den  Schulzischeu  Garten, 

—  das  Kloster  Klarenthai,  —  die  Ruinen  von  Sonuenberg,  —  Epp- 
stein,  —  die  Parkanlagen  zu  Mosbach    und   Biberich,  —  Kronenberg-, 

—  Falkcnstein,  —  Schierstein,  —  das  Adamsthal,  —  die  Walkmühle, 

—  den  von  der  Natur  so  gesegneten  Rheingau,  Johannisberg,  Rü- 
desheim, Reich artshausen,  Rauentbal,  Kiedrich,  Eberbach  und  den 
Steinberg,  —  den  Niederwald,  —  die  durch  ihre  Aussicht  lohnende 
Platte,  und  endlich  den  Feldberg. 

Der  Kern  des  Gebirges,  au  dessen  südlichem  Abhänge  Wiesba- 
den liegt,  ist  eiu  grober,  Quarz  und  Glimmer  führender  Thonschiefer. 
In  dem  Rhein-  und  Maynbecken  lagern  sich  an  denselben  ein  Kiesel- 
conglomerat  und  verschiedene,  Quarz,  Saud  und  Hornstein  führende 
Thonlager,  in  der  Tiefe  jüngerer  Flötzkalk  mit  vielen  Süfswasser- 
versteiuerungen ;  bemerkenswertb  in  der  Nähe  vou  Wiesbaden  ist 
Basalt  und  ein  Braunkohlenlager,  welches  sich  bis  zu  dem  Mayn 
fortsetzt.  —  Nach  Stifft  und  G.  Bischof  verdanken  die  Tli.quellen 
zu  Wiesbaden  vulkanischen  Ursachen  ihre  Entstehung. 

Die  Tli.quellen  zu  Wiesbaden,  wenig  an  Gehalt,  nur 
in  ihrer  Temperatur  verschieden,  gehören  zu  der  Klasse 
der  alkalischen  Kochsalz-Thermen,  und  zeichnen  sich  aus 


S56 

durch  ihre  grofse  Reichhaltigkeit  an  Wasser  und  ihren 
Reichthum  an  festen  Bestandtheilen;  die  ihnen  eigenthüm- 
liche  Wärme  ist  sehr  fest  an  das  Wasser  gebunden,  wel- 
ches schon  Plinins  von  den  Fontibus  Mattiacis  rühmt. 

Man  zählt  siebzehn  verschiedene  Th.quellen,  von  denen  nur  zwei, 
der  Koclibrunnen  und  die  Adlerquelle,  offen  zu  Tage  treten,  —  die 
Mehrzahl  der  übrigen  wird  mittelst  zweckmäfsiger  Leitung  in  Röh- 
ren in  den  verschiedenen  Etablissements  zu  Bädern  benutzt. 

Das  Th.wasser  ist  meist  klar,  durchsichtig,  nur  bei 
einigen  etwas  ins  Gelbliche  spielend,  (am  klarsten  das  des 
Kochbrunnens,  am  wenigsten  das  des  Adlerbrunnens),  ent- 
wickelt unaufhörlich  Luftbläschen,  besitzt  einen  faden,  lau- 
genhaft- animalischen  Geruch,  dem  von  gelöschtem  Kalk 
oder  gekochten  Eiern  ähnlich,  einen  salzig-faden  Geschmack, 
sehr  versalzener  Fleischbrühe  vergleichbar. 

Das.  auf  der  Oberfläche  des  Wassers  sich  bildende  schillernde 
Häutchen  bestellt  fast  blofs  aus  Kalkerde,  —  der  in  den  Kanälen, 
durch  welche  das  Wasser  fliefst,  sich  absetzende  rothbraune  Sinter, 
nach  Kastner,  aus  Eisenoxyd,  kieselsaurer  Thonerde  und  schwe- 
felsaurem Kalk,  vorzüglich  aber  aus  kohlensaurer  Kalk-  und  Thonerde. 

Im  Frühjahre  183S  wurde  in  dem  Badehause  zum  Schützenhofe 
ein  altes  Gewölbe  geöffnet,  welches  zum  Reservoir  der  in  der  Nähe 
aus  einem  Quarzfelsen  kommenden  Thermalquelle  diente.  Das  Ther- 
mal wasser  stand,  nach  dem  an  der  Wand  befindlichen  Sinterabsatz« 
zu  schliefsen,  gegen  3  Fufs  hoch  und  der  übrige  Raum  des  etwa  10 
bis  12  Fufs  hohen  Gewölbes  war  mit  den  warmen  Dämpfen  des  Th.. 
wassers  angefüllt.  Einen  halben  Fufs  über  dem  Sinterabsätze  zeigte 
sich  die  ganze  Decke  des  Gewölbes  mit  einer  eigenthünilichen  or- 
ganischen Masse  überzogen. 

Das  spec.  Gewicht  des  Th.wassers  beträgt  nach  Kastner  bei 
dem  Koclibrunnen  1,0068,  —  bei  der  Adlerquclle  1,00(j6,  —  bei  der 
Schiitzenhofquclle  1,0031  Die  Durchsichtigkeit  bestimmt  Kast- 
ner bei  dem  Kochbrunnen  zu  0,940,  —  bei  der  Adlerquelle  zu  0,945, 
—  bei  der  Schützenhofquelle  zu  0,975.  Die  von  Kastner  beobach- 
tete eigenthümliche  elektrische  Spannung  und  deren  dadurch  bedingte 
Rückwirkung  auf  die  Magnetnadel  hat  Gmelin  zu  berichtigen  ver- 
sucht. Die  gesummte  Wassermenge  der  von  Kästner  untersuchten 
dreizehn  Th.quellen  beträgt  in  l24  Stunden  64,092  Kuh.  Fufs. 

Hinsichtlich  der  Temperatur  der  verschiedenen  Ther- 
malquellen ßndet  nach  Kastner  folgende  YcrscJiieden- 
heil  statt: 


857 


Der  Kochbrunnen  oder  die  Hauptquelle  bat  die  Temperatur  von    56°    R. 
Die  Adlerquelle  —    —        —  —       52     — 

—     Schützeubofquelle  —    —        —  —      3S,5  — 

Von  den  Analysen  der  Th. quellen  zu  Wiesbaden  sind 
zu  erwähnen  die  von  Ritter  (1800)  und  die  neuerdings  von 
Kastner  (1821  und  1839)  und  Jung  (1837)  unternomme- 
nen.    Diesen  zufolge  enthält  in  sechzehn  Unzen: 
1.    Der  Kocbbrunnen 

nacb  Kastner  (1821):    nacb  Ritter: 
44,225  Gr. 


Chlornatrium 
Schwefelsaures  Natron 
Chlorcalcium 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Kalkerde 
Chlortalcium 
Kohlensaure  Talkerde 
Thonerde        .        .         , 
Extractivstoff 
Kohlensaures  Eisenoxydul 
Chlorkalium  . 
Kieselsaure  Talkerde   . 


0,700  — 
5,480  — 
0,420  - 
1,650  — 
0,790  — 
0,700  — 

1,750  — 
0,078  — 
1,200  — 
0,600  — 

57,593  Gr. 


nach  Kastner  (1839) 

Kohlensaure  Kalkerde        .... 
Doppelt  kohlensaure  Kalkerde   2,852000  Gr. 
Kohlensaure  Talkerde         .... 
Doppelt  kohlensaure  Talkerde     0,185000  — 
Kohlensaures  Eisenoxydul  .        ..       , 

Doppelt  kohlens.  Eisenoxydul     0,107500  — 
Doppelt  koblens.  Manganoxydul  0,000484  — 


Schwefelsaures  Natron 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Chlorcalcium 
Chlortalcium 
Bromtalcium 
Chlornatrium 
ChlorUalium 
Bromnatrium 
Jodnatrium 
Kieselerde    . 
Thonerde     . 
Organische  Materie     . 


1,112000  — 

5,785000  — 
1,300000  — 
0,062500  — 
45,285000  — 
0,305000  — 
0,001000  — 
0,000025  — 
0,375000  — 
0,072000  — 
1,850000  - 

59,292509  Gr. 


46,46  Gr. 
0,69  — 

5.19  — 
0,44  — 

1.20  — 
0,72  — 
0,48  -, 
0,72  — 
2,46  — 
0,10  — 


58,46  Gr. 

nach  Jung  (1837); 
2,1500  Gr. 

0,0600  — 
0,1770  — 
0,0814  — 


0,3986  — 
5,2006  — 
1,0912  — 
0,0630  — 

45,8422  — 
0,2160  — 


0,3300 
0,0600 


55,0700  Gr. 


858 


Kohlensaures  Gas 
Stickgas 


7,091  Kub.  Z. 
0,075      — 

7,166  Kub.  z7 


6,797  Kub.  Z. 


6,797  Kub.  Z. 


2.  Die  Adlerquelle :   3.  Die  Schützenhofquelle : 
nach  Kastner  (1839): 


Kohlensaure  Kalkerde     .     1,176000  Gr. 
Kohlensaure  Talkerde     .     0,120000  — 
Kohlensaures  Eisenoxydul  0,055000  — 
KohlensauresMauganoxydul  Spuren 
Schwefelsaures  Natron    .     1,100000  — 


Chlorcalcium 

Chlortalcium 

Bromtalcium 

Chlornatrium 

Chlorkalium 

Bromuatrium 

Jodnatrium 

Kieselerde 

Thouerde 

Badleim 

Pseudomuciu 


Kohlensaures  Gas 
Stickgas 


5,775000  — 
1,275000  — 
0,062500  — 
45,275000  — 
0,300000  — 
0,001000  — 
0,000025  — 
0.350000  — 
0,055000  — 
1,800000  — 
Spuren 

57,3445-25  Gr. 

6,730  Kub.  Z. 
0,076      — 

6,806  Kub.  Z. 


1,1450  Gr. 
0,1205  — 
0,0050  — 

0,3750  — 
3,7510  — 
1,0250  — 
0,0605  — 
38,0520  — 
0,1950  — 
0,0005  — 
zweifelhafte  Spuren 
0,1150  — 
0,0250  — 

0,3500  — 


45,1195  Gr. 

4,750  Kub.  Z 
0,850    — 

5,600  Kub.  Z. 


Die  kohlensauren  Verbindungen  als  Bikarbonate  berechnet,  er- 
hält man : 

Doppelt  kohlensaure  Kalkerde     1,6900  Gr,      .        .        1,64500  Gr. 
Doppelt  kohlensaure  Talkerde     0,1820  —        .        .         0,1S250  •— 
Doppelt  kohlens.  Eisenoxydul       0,0794  —        .        .        0,00721  — 

Die  Analyse    des  Badesinters   ergab  nach   Jung  in  100  Thcilen: 

Kieselerde 14,55  Th. 

Eiseuoxyd  mit  Spuren  von  Mangan    3,13  — 

Thonerdc 7,21  — 

Kohlensaure  Kalkerde  .        .        60,10  — 

Schwefelsaure  Kalkerde     .        .        15,01  — 
Fluorkalium  .....        Spuren 

100,00  Tl.. 

Aufser  den  Th.quellen  bat  \V.  auch  noch  fünf  M.  quellen  von  9 
bis  16°  IV. Temperatur,  welche  indessen  zu  ärztlichen  Zwecken  nicht 
benutzt  werden. 

Nach   Kas'tner's  Untersuchung  enthalten  dieselben  kohlensaures 


859 

Gas,  kohlensaure  Kalk-  und  Talkerde,  kohlensaures  Eisenoxyd,  Chlor- 
natrium, Chlorkalium,  Chlorcalcium  und  Chlortalcium,  schwefelsaures 
Natron,  schwefelsaure  Kalkerde,  organischen  ExtractivstofT  und  Spu- 
ren von  Chloreisen   und  kieselsaurer  Thonerde. 

Die  Wirkung  der  Th.quellen  zu  Wiesbaden  ist  unge- 
mein erregend,  durchdringend  auflösend,  ähnlich  der  der 
alkalischen  Thermen,  vermöge  ihres  beträchtlichen  Ge- 
haltes an  Kochsalz  sehr  kräftig  das  Drüsen-  und  Lyinph- 
system  bethätigend  (vgl.  Th.  I.  S.  264.  Zweit.  Aufl.  S.  263). 
Ihre  mehr  oder  weniger  reizende  Wirkung  wird  durch  den 
höhern  oder  niedern  Grad  ihrer  Temperatur  bedingt,  —  in 
dieser  Beziehung  wirkt  namentlich  die  Thermalquelle  des 
Schützenhofes  weniger  erregend  und  reizend,  als  die  Th.- 
quellen von  einer  höhern  Temperatur. 

In  Form  von  Wasserbädern  angewendet,  wirken  sie 
sehr  reizend  auf  die  äufsere  Haut,  leicht  Jucken  und  Bren- 
nen, häufig  einen  eigenthümlichen  Badeausschlag  hervor- 
rufend, —  erhitzend  auf  das  Gefäfssystem ,  —  belebend 
erregend  auf  das  Nervensystem,  —  reizend  bethätigend  auf 
das  Lymph-  und  Drüsensystem ;  —  anhaltend  lange  fort- 
gesetzt die  Qualität  der  Säfte  umändernd,  verdünnend  und 
sehr  auflösend,  zersetzend  auf  die  festen  Gebilde.  Ge- 
braucht man  die  Bäder  sehr  warm,  so  können  sie  leicht 
heftige  Congestionen,  Schwindel,  Ohnmächten ,  selbst  fie- 
berhafte Beschwerden  verursachen. 

Kranke  daher,  welche  vollblütig,  zu  starken  Congestionen  nach 
Brust  und  Kopf,  zu  activen  Blutflüssen,  zu  Entzündungen,  zu  Schlag- 
ilufs  geneigt,  dürfen  die  Bäder  entweder  gar  nicht,  oder  nur  sehr  be- 
dingt, —  Personen  mit  einer  sehr  reizbaren,  vielleicht  von  Natur  zu 
Ausschlägen  disponirteu  Haut,  nur  mit  Vorsicht  gebrauchen. 

Nachtheilig  ist  der  Gebrauch  des  Wassers  bei  seorbutischer  Dys- 
krasie,  Fieber,  Wassersüchten,  inneren  Vereiterungen,  ausgebildeter 
Abzehrung  und  dem  höchsten  Grade  der  Scrophelkrankheit  mit  fieber- 
haften Beschwerden,  so  hilfreich  und  kräftig  sich  dasselbe  sonst  ge- 
gen die  hartnäckigsten  Formen  der  letztgenannten  Krankheit  bewei- 
set, welche  sich  in  bedeutenden  Mifsbildungen  des  Drüsensjstems  mit 
dem  Karakter  der  Schwäche  torpider  Art  aussprechen. 

Innerlich  gebraucht  wirkt  das  Th.wasser  von  Wies- 
baden reizend  auf  alle  Se-  und  Excretionen,  vor  allen  er- 


860 

regend  auf  das  Drüsen-  und  Lymphsystem,  die  Resorption 
bethätigend,  —  reizend  auf  die  Schleimhäute,  schleimauflö- 
scnd,  die  Expectoration  vermehrend,  —  nur  mäfsig  die 
Stuhlausleerungen  befördernd,  und  zu  diesem  Ende  durch 
eröffnende  Zusätze,  oder  den  gleichzeitigen  Gebrauch  von 
abführenden  Mitteln  häutig  zu  verstärken,  —  erhitzend  auf 
das  Gefäfssystem,  besonders  wenn  nicht  täglich  Darmaus- 
leerung erfolgt,  —  specih'k  auf  das  Uterinsystem  und  die 
Hämorrhoidalgefäi'se,  reizend  auflösend,  —  den  Menstriial- 
und  Hämorrhoidalfluls  befördernd,  —  sehr  diuretisch. 

Unter  den  teutsclien  alkalischen  Kochsalzthermen  nehmen  die 
Thermalquellen  zu  Wiesbaden  nächst  denen  von  Burtscheid  (S.  460.) 
den  ersten  Platz  ein,  und  übertreffen  die  zu  Baden  (S.  769.)  hinsicht- 
lich ihres  Wärmegrades  und  ihres  Gehaltes  au  festen  Bestandtheilen. 

Die  Formen,  in  welchen  man  die  Thermalquellen  zu 
Wiesbaden  benutzt,  sind  folgende: 

1.  Am  häufigsten  als  Wasserbäder,  mit  der  schon  erinnerten 
Vorsicht.  Man  nimmt  21—30  Bäder,  verweilt  in  denselben  anfänglich 
eine  Viertelstunde,  und  steigt  allmählig  nach  Umständen  bis  zu  einer 
ganzen  Stunde. 

2.  Als  Getränk.  Man  trinkt  täglich  3— 8  Becher  des  Trinkbruu- 
nens  und  hat,  wie  schon  erinnert,  beim  iunern  Gebrauch  desselben, 
wie  bei  dem  der  Bäder  sehr  auf  tägliche  Darmausleerung  zu  achten. 

3.  Als  Wasserdouche  und  Kl y stier. 

4.  In  Form  von  Thermal  dämpfen,  zu  deren  lokaler  und  all- 
gemeiner Benutzung  sich  sehr  gute  Vorrichtungen  vorfinden,  —  auch 
an  Apparaten  zu  künstlichen  Schwefelräucherungen  fehlt  es  nicht. 
Wer  schwer  in  Transpiration  zu  versetzen  ist,  thut  wohl,  vor  dem 
Dampfbade  einige  Becher  warmes   Th.wasser  zu  trinken. 

5.  Als  Sinterseife  nach  Peez1  Empfehlung,  —  eine  Verbin- 
dung des  von  dem  Th.wasser  gebildeten  gelbbraunen  JNiedcrschlugs 
mit  Seife,  welche  in  Wasser  gelöst,  als  Umschlag  oder  ganzes  Bad 
benutzt  wird.    (Vergl.  Tli.  I.   Zweit.  Aufl.  S.  50i.) 

Schon  Hörnig k  empfahl  früher  äufserlich  Umschläge  von  Ba- 
desinter bei  Lokalübeln.  —  Merkwürdig  ist  der  Umstand,  dafs  schon 
die  Römer  Pilae  Mattiacae  kannten  und  sich  ihrer  bedienten.  (Mar- 
tial.  epigranmi.  Lib.  XIV.  upophlh.  25.) 

Die  Krankheiten,  gegen  welche  man  die  Th. quellen 
besonders  als  Bad  rühmt,  sind  folgende: 

J.  Hartnäckige  Gichtbeschwerden.  —  Besonders  indi- 
rirl    sind    die  ßäder  von  Wiesbaden,  wenn  die  Kranken 


861 

von  sehr  torpider  Constitution,  die  gichtischen  Leiden  sehr 
inveterirt  und  mit  bedeutenden  Desorganisationen,  wie  Gicht- 
knoten, Knochenauftreibungen  u.  dgl.  verbunden  sind. 

2.  Chronische  Nervenkrankheiten,  —  Lähmungen  nach 
gichtischen  Ursachen  oder  als  Folge  von  Schlagflufs,  — 
Neuralgieen,  Tic  douloureux,  vorzüglich  gichtischer  Art. 

3.  Chronische  Krankheiten  des  Drüsensystems,  scro- 
phulöse  Geschwülste  und  Verhärtungen. 

4.  Hartnäckige  Hautausschläge,  veraltete  Geschwüre, 
vorzüglich  wenn  sie  giclitischcr  oder  Hämorrhoidalis  eher 
Art  sind. 

5.  Contracturen  und  Anchylosen,  nach  Gichtmetastasen 
oder  Verwundungen  entstanden. 

6.  Stockungen  und  selbst  anfangende  Verhärtungen 
im  Uterinsystem. 

7.  Bei  veralteten  complicirten  syphilitiseheri  Leiden 
leisten  oft  diese  Bäder  zur  Unterstützung  einer  pas- 
senden speeifiken  Kur  ausgezeichnete  Dienste,  nament- 
lich bei  Affectionen  der  äufsern  Haut  und  des  Knochen- 
systeins. — 

Als  Getränk  hat  man  das  Th.wasser  besonders  em- 
pfohlen : 

1.  Bei  Verschleimungen  und  Stockungen  in  den  Or- 
ganen der  Digestion  und  Assimilation,  verbunden  mit  Träg- 
heit des  Darmkanals,  —  Infarcten,  nach  Wechsel-  und  en- 
demischen Fiebern,  oder  entzündlichen  Leberaffectionen, 
zurückgebliebenen  Anschwellungen,  Stockungen  im  Leber- 
und Pfortadersystem,  Hämorrhoidalbeschwerden ,  um  ano- 
male oder  blinde  Hämorrhoiden  zum  Flufs  zu  bringen.  — 
So  sehr  das  Th.wasser  von  Wiesbaden  von  mehreren  in 
diesen  Fällen  empfohlen  wird,  gebührt  doch  hier  dem  von 
Karlsbad  besonders  bei  grofser  Trägheit  des  Darmkanals 
unbedenklich  der  erste  Platz.  —  Dagegen  scheint  ersteres 

2.  bei  Stockungen  im  Uterinsystem  speeifiker  und  kräf- 
tiger zu  wirken,  als  letzteres,  —  um  eine  durch  Schwäche 
bedingte    unregelmäfsäge   Menstruation   zu   reguliren,    bei 


862 

Schleimflüssen,  Stockungen,    selbst  bei  anfangenden   Ver- 
härtungen. 

3.  Drüsengeschwülsten  und  Verhärtungen  scrophulö- 
ser  Art,  oder  auch  nach  mechanischen  Ursachen  ent- 
standen. 

4.  Chronischen  Krankheiten  der  Harn  Werkzeuge,  Ver- 
schlehnungen,  Gries-  uud  Steinbeschwerden. 

5.  Chronischen  Brustbeschwerden,  welche  sich  auf  ört- 
liche Schwäche  torpider  Art  gründen  —  hartnäckigen  Ver- 
schleimungen,  Asthma  pituitosum,  von  gichtischen  oder 
rheumatischen  Ursachen  oder  anomalen  Hämorrhoiden  ent- 
standen ;  —  sehr  wirksam  ist  hier  oft  der  innere  Gebrauch 
in  Verbindung  mit  Wasserbädern  und  dem  Einathmen  von 
Thermaldämpfen. 

Der  Douche  bedient  man  sich  zur  Unterstützung  der  Wirkung 
des  innern  Gebrauchs  und  der  Wasserbäder  bei  lokalen  gichtischen 
Leiden,  Drüsengeschwülsten,  Lähmungen,  ganz  besonders  aber  auch 
bei  Krankheiten  des  Uteriusystems  und  des  Darmkanals  als  Einspritzung 
in  die  Vagina  und  den  Mastdarm. 

Die  Th. dämpfe  werden  vorzugsweise  bei  Lähmungen,  sehr  bedeu- 
tenden gichtischen  Lokalaffectionen ,  aber  auch  bei  Krankheiten  der 
Sinnorgane,  des  Uterinsystems  und  zu  Einathmungen  bei  chronischen 
Brustkrankheiten  benutzt. 

Nach  den  Erfahrungen  von  Peez  erwies  sich  die  Sinterseife  in 
den  genannten  Formen  hilfreich  bei  hartnäckigen  Hautausschlägen, 
kalten  Geschwülsten,  Neuralgieen,  Lähmungen,  und  endlich  selbst  bei 
verkürzten  oder  sonst  fehlerhaften  Articulationen. 

Als  Nachkur  nach  Wiesbaden  empfiehlt  man  nach  Umständen  zur 
Stärkung  den  Gebrauch  des  M.wassers  von  Schwalbach,  Geilnau 
oder  Fachingen,  —  bei  Stockungen  im  Unterleibe,  so  wie  bei  rheu- 
matisch-gichtischen  Beschwerden  das  der  nahe  gelegenen  Schwefel- 
quelle zu  Weilbach. 

Flori   Histor.    Roman.  Lib.  IV.  cap.  12. 
PI  in.  Histor.  natural.  Lib.  XXXI.  cap.  2. 
A  in  in  i  an  i  Marcel  lini  opera.  Lib.  XXIX.  cap.  3.  4. 
J.  Huggelin  a.  a.  0.  S.  48. 
Günther.  Andern,  comment.  p.  66. 
Tabernämontanus  a.  a.  0.  Th.  II.  Kap.  39.  S.  553. 
G.  Esc  li  cn  re  uter  a.  a.  0.  S.  4. 

M.  K.  Lundorf's  Wicsbadischcs  Wicscnbriinnlein.  Frankfurt. 
2  Thle.  1610.  —  1611. 


863 

P.  Weberi    Thermar.  Wifsbadensium  descriptio,   Oppenh.    1617. 

—  Francof.  1636. 

Lud.  v.  Hörnigk,  Beschreibung  des  Wifsbades.    Fraukf.  1637. 

—  1662. 

3.  G.  Geilfufs,  Unterricht  von  Wifsbaden.  Frankfurt  1637.  — 
1668. 

J.  D.  Horst's  Beschreibung  vom  Sauerbrunnen  zu  Langen- 
schwalbach  und  des  Wiesbades.  Frankf.  1659. 

B.  Niesen 's  Bericht  von  dem  mineralischen  Wasser  zu  Wifs- 
baden. 16S4. 

Ehren  krön,  Anatomia  hjdrologica  oder  Untersuchung  des  Wis- 
bads.  1687. 

Melchior  Erhardt,  Anatomia  hydrologica  thermarum  Wifsba- 
dcnsium.  Maynz  1697. 

J.  H.  Jungk  en.  Beschreibung  der  uralten  weltberühmten  Wifs- 
badischeu  Bäder.  Frankf.  1707.  —  1715. 

—  —     Wifsbader  Badebrunnen.  Wifsbaden   1761. 

J.  G.  Rauch's  Erinnerungen  einiger  unheilbaren  doch  glücklich 
kurirten  Zustände  durch  den  Gebrauch  des  Wifsbades.  Mainz  1710." 

E.  G.  Hellmund,  thermographia  paraenetica  oder  Badbuch  in 
welchem  von  warmen  Bädern  zu  Wisbaden  gehandelt  wird.  Idstein 
1731.  —  Erste  Fortsetzung  desselben.  1734. 

—  —  Nachricht  vom  neuen  Armenbade  zu  Wisbaden.  Idstein 
1735. 

Amüsements,  oder  Zeitvertreib  bei  den  Wassern  zu  Schwalbach 
und  Wifsbaden.  1739. 

Abhandlung  von  dem  Gehalt  der  gemeinen  Wasser  überhaupt, 
insbesondere  in  der  Stadt  Frankfurth,  wie  auch  des  Wifsbads.  Frank- 
furt 1748. 

G.  A.  Schenk'«  Gescbichtsbesclireibung  der  Stadt  Wisbaden. 
Frankfurth  1758.  —  1760. 

—  —  Neue  Beschreibung  des  Bades  zu  Wisbaden.  Wisbaden 
1769. 

Wisbadische  Krankengeschichten.  Frankfurth  1760. 
Neue  Beschreibung   der  uralten  Bäder   zu  Wisbaden    (von  J.  G. 
Rauch  und  J.  Speth).  Wifsbaden  1761. 

Beschreibung  vom  Bade  zu  Wisbaden.  1761. 

F.  Lehr's  Versuch  einer  kurzen  Beschreibung  von  Wisbaden. 
Darmstadt  1799. 

G.  Th.  Ch.  Handel,  das  Wissenwertheste  vom  uralten  Matten- 
oder Wiesbade.  Mainz  1799. 

G.  A.  Ritter's  Denkwürdigk.  der  Stadt  Wisbaden.  Mainz  1800. 

G.  A.  Ritter  in:  Neuen  Schriften  der  Gesellschaft  naturforschen- 
der Freunde  zu  Berlin.  Bd.  III.  S.  104.  —  Annalen  der  Societät  für 
die  gesammte  Mineralogie.  Jena  1802.  Bd.  I.  S.  155.  —  Hufeland's 
Journal  der  prakt.  Heilkunde.  Bd.  VII.  St.  3.  S.  30.  Bd.  XVI.  St.  4. 
S.  153.  Bd.  XX.  St.  3.  S.  116. 


8G4 

G.  H.  Ebhardt,  Geschichte  und  Beschreibung  der  Stadt  Wies- 
baden. Giefsen  1817. 

J.  E.  Wetzler,  Gesundbr.  und  Heilb.  II.  Th.  S.  445.  —  Zu- 
sätze und  Verbesserungen.  S.  64. 

Hufelan  d's  Uehersicht.  Viert.  Aufl.  S.  135. 

—  —    Journal  der  prakt.  Heilkunde.  Bd.  VII.  St    2.  S.  64.  —  ; 
Bd.  XIV.  St.  2,  S.  98.  —  Bd.    XXIX.   St.   4.  S.  5.   —  Bd.  XXXV. 
St.  6.   S.  44.   —   Bd.  LI.  St.  6.  S.  112.  —  Bd.  LIII.    St.  1.   S.  124. 
St.  5.  S.  61.  129.  —  1824  Supplementheft  S.  101.  129. 

Teutschland  geogn.  geolog.  dargestellt  von  Ke  ferst  ein.  Th.  II. 
S.  13. 

H.  Fenn  er,  Taschenbuch  für  Gesundbrunnen  und  Bäder  auf  das 
Jahr  1816.  S.  113. 

A.  H.  Peez  in:  Fenner,  Taschenbuch  für  Gesundbrunnen  und 
Bäder  auf  das  J.  1818.  S.  200—207. 

A.  H.  Peez,  Jahrbücher  der  Heilquellen  Teutschlands.  1821.  I. 
S.  1— IS.  102-150.    II.  S.  131-153. 

—  —  Wiesbadens  Heilquellen  und  ihre  Kraft.  Giefsen  1823.  — 
1831.  —  übers,  ins  Französ.  von  J.  F.  G  raffen  au  er.  1831.  —  ins 
Engl.  Darmstadt  1833. 

G.  C.  W.  Rullmann,  Wiesbaden  und  seine  Heilquellen.  Wies- 
baden 1823.  —  übers,  ins  Franz.  1827. 

Wiesbaden  und  seine  Umgebungen  von  Zimmermann.  Wies- 
baden 1826. 

Neuestes  Gemälde  von  Wiesbaden  und  Schwalbach  von  C.  A.  Fi- 
scher.  Frankfurt  182S. 

Kastner's  Archiv  für  die  gesummte  Naturkunde.  Bd.  XIII. 
Heft  4.  S.  401-464.  Bd.  XIV.  Heft  1.  S.  66.  Bd.  XVIII.  Heft  4. 
S.  489-528. 

Peez  in:  Heidelberger  klinische  Annalen.  1831.  Bd.  VII.  Heft  2. 

Stifft  a.  a.  0.  S.  375.  438.  572. 

Guide  through  Wiesbaden  and  its  environs  for  english  visitors. 
Wiesbaden  1832. 

Heyfelder  a.  a.  0.  S.  86.  H9i 

Richter  in:  Medizinische  Zeitung.  Herausgegeben  von  dem  Ver- 
ein für  Heilkunde  in  Preufsen.  1834.  Nr.  24.  S.  112.  —  1S35.  Nr.  46. 
S.  211.  —  1839.  S.  31. 

Guide  de  l'ötranger  aux  eaux  de  Wiesbaden,  Schwalbach  et 
Sclilangcnbad  et  dans  leurs  environs.  Wiesbaden   1835. 

G.  H.  Richter,  Wiesbaden  nebst  seinen  Heilquellen  und  Um- 
gebungen.  Berlin  183S. 

—  —  Wiesbaden  als  heilsamer  Aufenthaltsort  für  Schwache 
und  Kranke  aus  dem  Norden  Enropa"s,  und  als  Kurort  für  jede  Jah- 
reszeit, mit  besonderer  Bezugnahme  auf  die  Zulässigkeit  des  Gebrauchs 
von  Winterkuren.  Elberfeld  1839. 

A.  II.  Peez,  Wiesbaden  als  Wintcraufenthalt  für  Brustkranke 
und  Schwächliche.  1839. 

v.  Gräfe  und  Kali  seh  a.  a.  0.  Jahrg.  II.  1837.  S.  306.  393.  — 

Jahrg. 


865 

Jahrg.  III.  183S.  S.  S5.  193.  —  Jahrg.  IV.  1839.  Abth.  2.  S.  175.  275. 
296/310.  —  Jahrg.  V.  1840.  S.  3.  5.  17. 

Edw.  Lee  a.  a.  0.  S.  15. 

Kastner  in:  Hufeland  u.  0  sann's  Journ.  der  prakt.  Heilk. 
Bd.  XCII.  St.  2.  S.  69. 


Es  gehören  hierher  ferner : 

Die  Schwefelquelle  zu  Weilbach,  dicht  bei  dem  Dorfe 
dieses  Nameus  in  einer  fruchtreichen  Ebene,  zwischen  dem  südlichen 
Abfall  des  Taunus  und  dem  Mayn,  anderthalb  Stunden  von  Hochheim, 
drei  von  Mainz ,  vier  von  Wiesbaden  ,  fünf  von  Frankfurt  entfernt. 
Wegen  ihres  starken  Schwefelgeruchs  früher  unter  dem  Namen  des 
„Faulborn"  bekannt,  schon  1786  von  Amburger  untersucht  und 
beschrieben ,  erfreut  sich  diese  M.quelle  eines  ausgebreiteten  Rufes 
und  ist  wegen  ihrer  Wirksamkeit  von  C  r  6  v  e  besonders  empfohlen 
worden. 

Früher  waren  die  Kurgäste  genöthigt,  entfernt  von  der  Quelle, 
in  Weilbach  oder  Wickert  zu  wohnen,  seit  1838  jedoch  ist  unmittel- 
bar an  der  Quelle  ein  gut  ausgestattetes  Kur-  und  Wohnhaus  mit 
den  erforderlichen,  früher  ganz  fehlenden,  Einrichtungen  zu  Bädern 
errichtet.     Die  Zahl  der  Kurgäste  betrug 


1829 

. 

80. 

1830 

, 

71. 

1831 

# 

108. 

1832 

92. 

1833 

, 

91. 

1834 

159. 

1835 

172. 

1836 

, 

166. 

1837 

196. 

1838 

210. 

1839 

. 

1000. 

buuesverhä 

tnissen  u 

»d  A* 

Tirkun»;en  s 

der  Klasse  der  kalten  alkalisch  -  salinischen  Schwefelquellen.  Gefafst 
in  einer  marmornen  aufrecht  stehenden,  fünf  Fufs  hohen,  oben  ge- 
schlossenen Urne,  aus  welcher  sich  das  Wasser  in  vier  Röhren  in 
ein  marmornes  Becken  ergiefst,  ist  sie  seit  1832  mit  einem  geschmack- 
vollen Pavillon  umgeben.  Das  Wasser  ist  krystallkell,  ins  Blaugrün- 
liche spielend,  von  einem  starken  Schwefelgeruch,  einem  schwefeli- 
gen, laugenhaft-bitterlichen  Geschmack,  und  bildet,  der  Einwirkung 
der  atmosphärischen  Luft  anhaltend  ausgesetzt,  einen  gelblich  -  grün- 
lichen Niederschlag;  seine  Temperatur,  welche  früher  auf  15°  R.  an- 
gegeben wurde,  beträgt  nach  Kastner  (1839)  im  Bassin  10,1°  R., 
im  frisch  gefangenen  Strahl  11,03°  R. ,  seine  Durchsichtigkeit  0,875, 
sein  spec.  Gewicht  1.0009,  seine  WTassermenge  nach  Cr6ve  in  24 
II.  Theil.  I  i  i 


866 


Stunden  2,649,888  Kub.  Zoll.  Nach  Amburgers  Untersuchung  wurde 
das  Schwefelwasser  von  Creve  im  J.  1810  und  von  Jung  (Apothe- 
ker in  Hochheim)  zu  wiederholten  Malen  (1830—1835)  analysirt. 
Hieraus  ergab  sich,  dafs  die  Temperatur  des  Wassers  zwar  gesunken, 
dasselbe  aber  an  festen  ßestandtheilen  gewonnen  hat.  —  Sechzehn 
Unzen  AVasser  enthalten : 


nach  Creve  (1810)  :  nach  J  u 
Schwefelsaures  Natron 


Chlornatrium 
Chlortalcium 
Kohlensaures  Natron 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensauren   Strontiau 
Kieselerde    . 
Schwefelharz 


1,125  Gr. 
0,937    - 
4,500  — 
1,250  — 
2,125  — 


0,375 


ng  (1830  August): 

0,900  Gr. 
3,250  — 
0,550  — 
4,625  — 
1,600  — 
5,450  — 
Spuren 
0,375  — 


10,312  Gr. 

16,750  Gr. 

Kohlensaures  Gas 

4,0  Kub.  Z. 

4,90  Kub.  Z. 

Scbwefelwasserstoffgas 

.        9,0    - 

1,72    — 

13,0  Kub.  Z. 

6,62  Kub.  Z. 

nach  J 

u  n  g  (1834  Mai) :  nac 

h  Jung  (1835  März):: 

Schwefelsaures  Natron 

0,9990  Gr.      . 

.     •  0,8540  Gr. 

Chlornatrium    . 

4,6410  — 

5,1195  — 

Chlortalcium    . 

2,0080  — 

2,2315  — 

Kohlensaures  Natron 

9,7390  — 

.      11,2855  — 

Kohlensaure  Talkerde 

4,4750  — 

4,4740  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

5,3250  — 

5,5625  — 

Kohlensauren  Strontian 

0,0075  — 

0,0835  — 

Kieselerde 

0,6875  — 

.        0,9375  — 
30,5480  Gr. 

27,8820  Gr. 

Kohlensaures  Gas     . 

5,636  Kub.  Z. 

5,636  Kub.  Z. 

Schwefelwasserstoffgas 

2,053      — 

2,053    — 

7,689  Kub.Z. 


7,689  K  üb.  Z. 


Dagegen  sind   nach  Kastner' s  neuester  Analyse  (1839)  in  sech- 
zehn Unzen  Wasser  enthalten : 

Doppelt  kohlensaures  Natron    . 
Doppelt  kohlensaure  Talkerde 
Doppelt  kohlensaure  Kalkerde  . 
Doppelt  kohlensauren  Strontian 
Schwefelsaures  Natron 
I'hosphorsaurc  Kalkerdc    . 


7,1710  Gr. 
2,7400  — 
2,4132  — 
0,0453  — 
0,3590  — 
Spuren 

12,7285  Gr. 

867 

Schwefehvasserstoffgas      .        ,        2,949  Kub.  Z. 
Kohlensaures  Gas       .        .        .        5,800    — 
Stickgas 0,005    — 

8,754  Kub.Z. 

In  seinen  Wirkungen  denen  der  alkalisch -salinischen  Schwefel- 
quellen zu  vergleichen  (vgl.  Th.  I.  S.  243-246.  Zweit.  Aufl.  S.  257), 
wird  das  M.wasser  zu  Weilbach  vorzugsweise  als  Getränk  benutzt. 
Man  läfst  täglich  3  bis  6  Becher  allein  oder  mit  Milch  trinken.  Die 
Zahl  der  jährlich  versendeten  Krüge,  welche  sich  noch  im  J.  1829 
auf  60,000  Krüge  belief,  ist  gegenwärtig  auf  110,000  Krüge  angewach- 
sen. Seit  der  Errichtung  der  dazu  erforderlichen  Gebäude  und  Ein- 
richtungen wird  jetzt  das  Wasser  auch  häufiger  als  Bad  benutzt. 

Empfohlen  wird  dasselbe  von  Cr6ve,  Metteruich,  Thile- 
nius  und  Andern  namentlich  in  folgenden  Krankheiten:  bei  chroni- 
schen Krankheiten  der  Respirationsorgane ,  der  Lungen  und  der 
Schleimhaut  der  Luftwege,  —  bei  langwierigen  Blennorrhöen,  hart- 
näckiger Heiserkeit,  veralteten  Brustkatarrhen,  Schleimasthma,  selbst 
bei  anfangender  Hals-  und  Lungenschwindsucht.  —  Sehr  empfehleus- 
werth  ist  dasselbe  Brustkranken  als  Nachkur  nach  dem  Gebrauch 
von  Ems,  oder  wenn  die  genannten  Beschwerden  von  rheumatisch- 
gichtischen  oder  psorischen  Ursachen  entstanden,  oder  durch  anomale 
Hämorrhoiden,  oder  Stockungen  im  Uterinsysteme  bedingt  werden.  — 
So  behutsam  M.wasser  überhaupt  bei  chronischen  Brustleiden  anzu- 
wenden sind  und  leicht  nachtheilig  wirken  können,  so  pflegt  doch 
dieses,  allein  oder  mit  Milch  getrunken,  selbst  von  sehr  reizbaren 
Subjecten  gut  vertragen  zu  werden.  —  Man  rühmt  es  ferner  bei  Ver- 
schleimungen, Stockungen  im  Leber-  und  Pfortadersystem,  Ansamm- 
lungen von  Schleim  und  Säure,  verbunden  mit  Trägheit  des  Stuhl- 
gangs ,  Hämorrhoidalbeschwerden ,  —  Stockungen  im  Uterinsystem 
durch  atonische  Schwäche  bedingt,  Verschleimungen,  Schleimflüssen,  un- 
regelmäfsiger  Menstruation,  Amenorrhoe,  Suppression  der  monatlichen 
Reinigung,  —  Krankheiten  der  Urinwerkzeuge,  namentlich  Blasen- 
krämpfen, Blennorrhöen  oder  anomalen  Hämorrhoiden,  Griesbeschwer- 
den,  —  chronischeu  Metallvergiftungen  durch  Blei,  Quecksilber,  Arse- 
nik. Wenn  auch  weniger  durchdringend  und  reizend  als  die  alkalisch- 
salinischen  Schwefeltbermen ,  wie  z.  E.  Warmbrunn ,  welche  gegen 
diese  Krankheiten  vorzugsweise  gepriesen  werden,  reiht  sich  ihnen 
dasselbe  in  seinen  Wirkungen  doch  passend  an ,  —  namentlich  bei 
hartnäckigen  rheumatischen  und  gichtischen  Leiden,  —  chronischen 
Hautausschlägen,  —  Flechten,  krätzartigen  Exanthemen,  —  degene- 
rirten  venerischen  Uebeln. 

Zur  besonderen  Benutzung  des  mit  dem  Wasser  verbundenen 
Hydrothiongases  schlägt  Kästner  vor,  das  Gas  (Hydrothiongas 
sammt  kohlensaurem  Gase)  mittelst  stark  überfirnifster  eisenblechener 
Trichter  aufzufangen  und  durch  ähnlich  gearbeitete  Röhren  in  den 
hohlen  Fufs  eines  —  in  Mitten  des  Zimmers  festzustellenden  —  Ti- 
sches zu  leiten,  dessen  Hohlraum  sich  bis    zu  der,   oben    der  Gröfse 

Iii2 


868 

des  Fufsdurclimessers  entsprechend,  feindurchlöcherten  Tischplatte 
erstrecke,  um  auf  diese  AVeise  die  Atmosphäre  des  Zimmers  mit  ei- 
ner beliebigen  Menge  dieses  Gases  zu  schwängern. 

J.  A.  Amburger's  Versuche  mit  dem  Schwefel-nasser  bei  Weil- 
bach ohuweit  Maj  uz.  Mayuz  1780. 

J.  A.  Am  burger  in:  Bai  dinge  r's  N.  Magazin.  Bd.  VIII.  St.  6. 

A.  F.  Mette  mich,  vom  Schaden  der  Brechmittel  in  der  Lun- 
gensucht. Maynz  1792.  S.  70. 

Crßve's  Beschreibung  des  Gesundbrunnens  zu  Weilbach  im 
Herzogthum  Nassau.  Wifsbaden  1S10. 

E.  Wetz ler,  über  Gesundbr.  und  Heilb.  Bd.  II.  S.  480.  —  Zu- 
sätze und  Verbesserungen.  Mainz  1822.  S.  89. 

Nachrichten  von  dem  Weilbacher  Schwefelwasser,  dessen  Be- 
staudtheilen  und  Heilkräften.    Wiesbaden  1822. 

Hufeland 's  Journal  der  prakt.  Heilk.  Bd.  LIII.  St.  5.  S.  132 
_  Bd.  LVIII.  St.  5.  S.  38.  —  1824  Supplemcntheft  S    129. 

"Fabricius  in:  Hufeland  und  Osann's  Journal  der  prakt. 
Heilkunde.  Bd.  LX1II.  St.  3.  S.  75. 

Stifft,  geognostische  Beschreibung.  S.  441.  557. 

Jung  in:  Geiger' s  Magazin.  Märzheft  1831.  S.  253. 

v.  Gräfe  u.  Kaiisch  a.a.O.  H.  Jahrg.  1837.  S.  367.  III  Jahrg. 
1838.  S.  127.  182.  IV.  Jahrg.  1839.  Abth.  2.  S.  217.  V.  Jahrg.  1840. 
S.  88. 

Memoire  medical  abrßge  sur  les  eaux  sulfurenses  de  Weilbach. 
Par  F.  C.  A.  Fabricius  et  par  R.  J.  H.  L.  J.  Chr.  Thileuius. 
Mayence  et  Baris  1S39. 

Kästner  in:  H  ufeland  u.  Osann's  Journ  der  prakt.  Heilk. 
Bd.  XCII.  St.  2.  S.  88. 

Die  M. quellen  zu  Soden,  einem  freundlichen  Dorfe  im  Amte 
Höchst,  anmuthig  am  Fufse  des  Dachberges,  437  Fufs  über  dem  Meere 
gelegen,  gegen  die  Ebene  des  Mainthaies  gewendet,  durch  Höhen  ge- 
gen rauhe  Winde  geschützt,  eine  Stunde  von  Höchst,  drei  von  Hom- 
burg, fünf  von  Mainz  entfernt,  mit  Frankfurt,  Mainz,  Wiesbaden 
und  Dannstadt  durch  gute  Strafsen  verbunden. 

Seinen  Namen  und  seine  Entstehung  verdankt  das  Dorf  wahr- 
scheinlich den  reichen,  bei  demselben  beiindlichen  Kochsalzquelleu. 
Die  Nachrichten  über  die  M.quellen  zu  Soden  gehen  nicht  über  das 
fünfzehnte  Jahrhundert  hinaus.  Im  Jahre  1400  ertheiltc  Kaiser  Si- 
gismund  in  einer  eigenen  Urkunde  der  Stadt  Frankfurt  ein  Privi- 
legium über  die  M  quellen,  gleichwohl  gedenkt  Ta  b  cm  am  on  taiiu  s 
derselben  nicht.  Erst  im  Anfang  des  vorigen  Jahrhunderts  fing  man 
an  die  M. quellen  als  Heilquellen  nach  Verdienst  zu  würdigen  und  zu 
untersuchen.  Die  neuesten  Monographien  sind  von  Küs  ter,  Schwe  ins-  | 
berg und  Stiebet.  —  Als  Kurort  erfreut  sich  Soden  jetzt  eines  zahl- 
reichen  Zuspruchs.  —  Im  Jahr  1830  zählte  man  hier  365,  —  im  Jahr 
1837  :  800,  —  im  J.  1838  :  745  Kurgäste. 


869 

Soden  liegt  an  der  Gränze  zwischen  der  Erhebung  des  Taunus 
und  des  breiten  Beckens  des  Mainthaies,  dessen  tertiäre  Schichten  und 
Alluvialgebilde  sich  hier  unmittelbar  an  die  Schiefergesteine  des  er- 
stem anlegen.  Gegen  Nordosten  besteht  der  Burgberg  und  das  Ter- 
rain des  Wilhelmsbrunneus  aus  blauem  Thonschiefer ,  in  welchem 
dünne  Zwischenlagen  von  dichtem,  sehr  weifsem  Quarze  sich  häutig 
finden.  Mit  steiler  Neigung  gegen  Nordwesten  streichen  seine 
Schichten  von  NNO.  nach  SSW.  in  derselben  Richtung,  in  welcher 
auch  die  M.quellen  vorkommet);  dagegen  hudet  sich  an  der  südwest- 
lichen Seite,  wo  der  Sauer-,  Wiesen-,  und  Soolbrunnen  entspringen, 
und  am  Dachberge  grüner  Chloritschiefer  mit  cingemengten  Quarz- 
körnern.  —  Zunächst  auf  dem  festen  Gestein  treten  hier  fast  überall 
Lager  von  Torf  auf. 

Die  jüngste  Formation  in  S.  ist  Kalktuff,  der  an  mehreren  Stellen 
gefunden  wird  und  dessen  Bildung  aus  dem  Niederschlag  und  Absätze 
der  kalkhaltigen  Bestandteile  des  M.wassers  noch  fortdauert. 

Folgende  M-quellen  werden   unterschieden; 

I.  Der  Milchbrunnen,  —  seine  Temperatur  beträgt  19°  R., 
sein  spec.  Gewicht  1,00335,  seine  Wassermenge  12  Maafs  in  einer 
Minute. 

IF.  Der  Winklersbrunnen,  —  seine  Temperatur  beträgt 
15,75°  R.,  sein  spec.  Gewicht  1,00742,  seine  Wassermenge  4  Maafs 
in  einer  Minute. 

III.  Der  Warmbrunnen,  neu  gefafst,  —  von  18°  R.  Tempe- 
ratur, —  sein  spec.  Gewicht  ist  1,00323,  seine  Wassermenge  12 — 15 
Maafs  in  einer  Minute. 

IV.  Der  Soolbrunnen,  liegt  in  einem  Kanäle,  —  hat  die 
Temperatur  von  16,5°  R. ,  sein  spec.  Gewicht  beträgt  1,01244,  seine 
Wassermenge  10,5  Maafs  in  einer  Minute. 

V.  Der  Sauer  b  r  unnen,  neu  gefafst,  —  seine  Temperatur  be- 
trägt 9,75°  R.,  sein  spec.  Gewicht  1,00753,  seine  Wassermenge  2,75 
Maafs  in   einer  Minute. 

VI.  «f.  Der  Wilhelmsbrunnen,  neu  gefafst,  —  zeigt  die  Tem- 
peratur von  15"  R.,  —  sein  spec.  Gewicht  ist  1,01118,  seine  Wasser- 
menge 1,333  Maafs  in  einer  Minute. 

b.  Der  Schwefelbrunnen,  neu  gefafst,  —  seine  Temperatur 
beträgt  13,75°  R.,  sein  spec.  Gewicht  1,00778,  seine  Wassermenge  6 
Maafs  in  einer  Minute. 

c.  Der  Trinkbrunnen,  neu  gefafst,  —  hat  die  Temperatur 
von  10°  R. ,  —  sein  spec.  Gewicht  ist  1,01292,  seine  Wassermenge 
2,5  Maafs  in  einer  Minute. 

d.  Der  Schwenkbrunnen  giebt  7  Maafs  Wasser  in  einer 
Minute. 

VII.  Der  Major,  —  seine  Temperatur  beträgt  14°  R.,  sein 
apec.  Gewicht  1,01410. 


870 


VIII.  Das  Bohrloch,  —  ist  unbenutzt,  giebt  0,8  Maafs  Was- 
ser in  einer  Minute. 

IX.  Die  Quelle  des  Dr.  Pfefferkorn,  —  hat  die  Temperatur 
von  9°  R.  und  giebt  1,5  Maafs  Wasser  in  einer  Minute. 

X.  Die  Seh  langen  badquelle,  —  zeigt  die  Temperatur  von 
15,5°  und  giebt  3  Maafs  Wasser  in  einer  Minute. 

XI.  —  XVII.  sind  noch  nicht  näher  benannt  und  werden  nicht 
benutzt 

XVIII.  Der  Wiesenbrunnen,  neu  gefafst,  —  seiue  Tempe- 
ratur beträgt  12°  R.,  seine  Wassermenge  2,5  Maafs    in    einer  Minute. 

XIX.  Die  Champagnerquelle,  neu  gefafst,  —  hat  die  Tem- 
peratur von  12,5°  R.,  —  ihre  Wassermenge  6  Maafs  in  einer  Minute. 

Mit  Ausnahme  der  etwas  weiter  zurückliegenden  Quelle  Nr.  XVI. 
liegen  sämmtliche  M. quellen  Sodens  innerhalb  einer  vom  Burgberge 
sich  gegen  SSW.  mit  der  in  dem  Wilhelmsbruunen  beobachteten  Rich- 
tung der  Gebirgsschichten  parallel  ziehenden  Fläche  von  etwa  400  F. 
Breite  und  2400  F.  Länge,  ausserhalb  deren  sich  weder  Ausflüsse  von 
mineralischem  Wasser  noch  Gasausströmungen  finden. 

Die  salzreichereu  Quellen  No.  VII.,  VI.,  XVIII.  und  IV.  liegen 
fast  in  der  Mitte  dieser  Fläche,  während  die  weniger  salzhaltigen  sich 
mehr  von  derselben  entfernen,  und  die  Quellen  Nr.  I.,  II.,  III.,  X. 
und  XI ,  welche  bei  dem  geringsten  Salzgehalt  dennoch  eine  höhere 
Temperatur  haben,  ebenfalls  in  einer  dem  Hauptzuge  parallelen  Rich- 
tung an  der  Südseite  desselben  an  einander  gereiht  sind. 

Das  M.wasser  ist  von  einem  mehr  oder  minder  salzigen,  eisen- 
haften Geschmacke,  stark  perlend ,  und  von  einem  nur  schwachen 
Geruch  nach  Schwefelwasserstoffgas. 

Chemisch  wurden  im  vorigen  Jahrhundert  die  M.quellen  zu  So- 
den von  Gladbach,  1829  von  Schweinsberg,  1S3S  von  Jung, 
und  1839  von  Lieb  ig  untersucht.  Nach  Schweinsberg  enthalten 
in  sechzehn  Unzen: 

1.  Der  Milchbrun. :    2.  Der  Winklersbrun. : 

Chloruatriuin        .        . 
Chlorkalium 
Kohlensaure   Kalkerde 
Kohlensaure  Talkcrde 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Kohlensaures  Eisenoxydul 
Kieselerde    .... 
Thonerde     .... 
Humussaure  Verbindungen 
Kohlensaures  Mungnuoxydul 
Brom 

Kohlensaures  Gas 


17,687  Gr.      . 

.      40,611  Gr. 

0,168  — 

0,407  — 

2,739  - 

5,068  — 

1,374  — 

3,S47  — 

0,199  — 

0,322  — 

0,161  — 

0,253  — 

0,168  — 

0,629  - 

0,017  — 

0.029  — 

unbestimmt 

unbestimmt 

• 

Spuren 

Spuren 

.     . 

22,513  Gr. 

51,166  Gr. 

13,624  Kub.  Z. 

18,569  Kub.  Z. 

871 


3.  Der  Warmbrun. :       4.  Der  Soolbrun. : 


Chlornatrium 

.      25,589  — 

.     109,900  — 

Chlorkalium          .        » 

0,238  — 

1,075  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

3,682  — 

6,397  — 

Kohlensaure  Talkerde 

1,843  — 

1,359  — 

Schwefelsaure  Kalkerde 

0,268  — 

0,653  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul 

0,199  — 

0,215  — 

Kieselerde  .... 

0,153  — 

0,184  — 

Thonerde     . 

0,023  — 

0,026  — 

Humussaure  Verbindungen 

unbestimmte  Menge 

unbestimmte  Menge 

Brom    .        .        . 

Spuren           , 

Spuren 

31,995  Gr. 

119,809  Gr. 

Kohlensaures  Gas 

14,929  Kub.  Z. 

5,783  Kub.  Z. 

5. 

Der  Sauerbrunnen : 

6.  Der  Major: 

Chlornatrium 

51,939  Gr. 

.      94,087  Gr. 

Chlorkalium 

0,506  — 

0,791  ~ 

Kohlensaure  Kalkerde 

3,770  — 

9,016  — 

Kohlensaure  Talkerde 

0,683  — 

0,936  — 

Schwefelsaure  Kalkerde 

0,207  — 

0,660  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul  , 

0,153  — 

0,336  — 

Kieselerde    . 

0,138  — 

0,207  — 

Thonerde 

0,020  — 

0,041  — 

Humussaure  Verbindungen 

unbestimmt    = 

unbestimmt 

Brom 

Spuren 

Kohlensaures  Manganoxydul 

Spuren 

57,416  Gr. 

106,074  Gr. 

Kohlensaures  Gas 

15,183  Kub.Z. 

15,843  Kub.  Z. 

Nach  Liebig's  Untersuchung  enthält  in  sechzehn  Unzen; 


Chlornatrium    . 
Chlorkalium 

Schwefelsaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Kalkerde     . 
Kohlensaure  Talkerde    . 
Kohlensaures  Eisenoxydul 
Thonerde 
Kieselerde 


DerTrinkbruu.  oder 
die  Quelle  Nr.  VI.  c: 

.     112,2542  Gr. 

0,8424  — 
0,8425  — 
9,7059  — 
1,8693  — 
0,2876  — 
0,0392  — 
0,3018  — 


126,1429  Gr. 
100  Grammen  des  Wassers  enthalten : 
Kohlensaures  Gas  bei 


Der  Wilhelmsbrun.  oder 
die  Quelle  Nr.  VI.«.: 

104,1016  Gr. 
2,5305  — 

0,9830  — 
8,3865  — 
1,2879  — 
0,3032  — 
0,0591  — 
0,3018  — 


117,9536  Gr. 


28"  Bar. 


106,838  Cub.  Cent.   143,383  Cub.Cent. 


872 


Der  Wiesenbruu.  oder  Der  Schwefeibrun.  oder 


die  Quelle  Nr.XVIH.: 

Chlornatrium    .        .        .  94,5514  Gr. 

Chlorkalium      .        .        .  2,0421  — 

Schwefelsaure  Kalkerde  0,8294  — 

Kohlensaure  Kalkerde     .  8,3705  — 

Kohlensaure  Talkerde    .  1,4246  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul  0,2168  — 

Thonerde  .        .        .  0,0392  — 

Kieselerde        .        .        .  0,3148  — 

107,7888  Gr. 

100  Grammen  des  Wassers  enthalten : 


die  Quelle  Nr.  VI. b.: 

77,3621  Gr 
2,6004  — 
0,6082  — 
7,1938  — 
1,2004  — 
0,2168  — 
0,0392  — 
0,2158  — 


89,4367  Gr. 


Kohlensaures  Gas  bei 
28"  Bar. 


126,809  Cub.  Cent.         118,002  Cub.Cent. 


Die  Champagnerquelle 

oder  die  Quelle  Nr.  XIX. 

nach  Li e big; 

Chlornatrium     .        .        .      50,1301  Gr. 
Chlorkalium      .        .        .        0,63S2  — 

Bromnatrium 

Schwefelsaure  Talkerde  0,2903  — 

Schwefelsauren  Kalk  .  0,1853  — 
Kohlensauren  Kalk  .  .  4,9995  — 
Kohlensaure  Talkerde  .  3,1690  — 
Doppeltkohlensaure  Talkerde 
Kohlensaures  Eisenoxj'dul  0,1541  — 
Thonerde  .        .        .        0,0228  — 

Kieselerde        .        .        .        0,1830  — 
Brom        ....        Spuren 


Der  Soolbrun.  oder 

die  Quelle  Nr.  IV. 

nach  Jung: 

114,4062  Gr. 
3,5270  — 
0,0414  — 

0,7616  — 
8,6316  — 
0,4060  — 
0,2944  — 
0,6096  — 
0,8828  — 
0,5000  — 


Kohlensaures  Gas 


59,7723  Gr.  130,0606  Gr. 

50,5  Kub.  Z.  6,235  Gr. 

Mit  Ausnahme  der  von  festeu  Bestandtlieileii  fast  ganz  freien 
Quelle  Nr.  X.  findet  bei  sämmtlichen  M. quellen  von  S.  eine  cigen- 
thümliche  und  reichhaltige  Bildung  von  Niederschlag  statt,  der  sich 
an  den  Wänden  der  Brunnen  und  in  den  Ablaufkanälen  als  gelbe 
gallertartige,  flockig-faserige  Masse  anlegt  und  der  Sitz  zahlreicher  In- 
fusorien ist. 

Schweinsberg  fand  iu  1000  Theilcii  des  Ochcrs  der  Winklers- 
quelle : 


Kohlensauren  Kalk 
Kohlensaure  Talkerde 
Kieselerde 
Thonerde 


136,5 

10,5 

14,5 

5,0 


873 


Eisenoxyd  mit  Spuren  von  Manganoxyd  681,0 
Gebirgsart  und  Sandkörner  .  .  145,5 
Kohlige  Theile 3,5 


996,5 

Die  M.quellen  zu  S.  gehören  zu  der  Klasse  der  lauen  Kochsalz- 
quellen und  wirken  diesen  analog  (vergl.  Tb.  I.  S.  263—266.  Zweit. 
Aufl.  S.  279.),  modificirt  durch  ihren  gröfseren  oder  geringeren  Ge- 
halt an  Chlornatrium,  kohlensaurem  Eisenoxydul  und  Kohlensäure,  — 
und  man  bedient  sich  daher  nach  Umständen  der  schwächeren  oder 
stärkeren  M.quellen  als  Getränk  und  zu  Wasserbädern. 

Gleich  ähnlichen  kochsalzhaltigen  M.quelleu  haben  sie  sich  na- 
mentlich sehr  hilfreich  erwiesen:  hei  chronischen  ßrustleiden ,  Ver- 
schleimungen, ßlenuorrhöen,  anfangender  Phthisis  laryngea,  Erschlaf- 
fung und  Erweiterung  der  Bronchien ,  Varicosität  der  Lungen  durch 
Hämorrhoidalcongestionen ,  wo  man  mit  den  Quellen  Nr.  IV.  und  III. 
anfangen  und  erst  später  zu  andern  an  Kohlensäure  reicheren  über- 
gehen läfst,  —  Unterleibskrankheiten,  Plethora  abdominalis,  Polycho- 
lie,  Anschwellungen  der  Leber  oder  Milz,  des  Pankreas,  Erschlaf- 
fung des  Darmkanals,  Verschleimung,  Infarcten,  wobei  man  mit  klei- 
nen Gahen  der  Quelle  Nr.  XIX.  anfangen  und  sie  später  mit  den 
Quellen  V.  und  XVIII.  vertauscht,  —  Nieren-  und  Blasenleiden,  harn- 
saurem Gries,  wogegen  sich  besonders  die  Quellen  V.  und  XIX.  be- 
währt haben ,  —  Krankheiten  des  Genitalsystems ,  Unfruchtbar- 
keit, Fluor  albus,  Pruritus  der  Genitalien  und  des  Orificium  ani,  — 
Leiden  des  Blutsystems,  Hypertrophie  des  Blutes,  Häniorrhoidalbe- 
schwerden,  Chlorosis,  wogegen  besonders  die  Quellen  IV.,  V.  und  VI. 
sich  bewährt  haben,  —  Drüsenanschwellungen,  Scropheln,  chronischen 
Hautausschlägen,  Rheumatismen,  Wassersucht,  Gicht.  —  Endlich  dürfte 
S.  als  Vorbereitung  zu  dem  späteren  Gebrauche  von  anderen  M.quel- 
len in  vielen  Fällen  vorzüglich  geeiguet  erscheinen. 

Neue  Untersuchung  des  nun  wieder  aufgesuchten  Soder  Gesund- 
brunnens von  Joh.  Beruh.  Gladbach.  Frankfurth  1701. 

Wahrhafftige  Nachricht  von  dem  Halt  und  denen  heilsamen  Wir- 
kungen des  Soder  Milch -Brunnens  und  Bades,  auffgesetzet  von  eini- 
nigen  unparteiischen  Medicis.  1725. 

Joan.  Phil.  Burggravii  comment.  de  aere,  aquis  et  locis 
urbis  Francofortanae  ad  Moen.  Francof.  1751.  §.  39. 

v.  Moser,  die  Reichsfreiheit  der  Dörfer  Sulzbach  und  Soden. 
1753. 

Römer,  Frankfurth.  Jahrbuch.  Bd.  VIII.  Nr.  35.  36.  37.  —  Bd. 
IX.  Nr.  6.  —  Bd.  XI.  Nr.  5.  10.  u.  14. 

Teutschland  geogn,  geolog.  dargestellt  von  Keferstcin.  Th.  II. 
St.  3.  S.  503. 

Soden  und  seine  Heilquellen,  nebst  einem  Anhange  üb.  die  Heil- 
quellen von  Kronberg,  von  F.  Küster.  Hadamar  1820. 


874 

Untersuchung  der  M. quellen  zu  Soden  von  J.  Lieb  ig.  Wiesba- 
den 1830. 

Soden  und  seine  Heilquellen  von  H.  Seh weiusberg.  Gotha 
1831. 

Stifft,  geognostische  Beschreibung.  S.  364.  543. 

v.  Gräfe  und  Kaiisch  a.  a.  0.  Jahrg.  II.  1837.  S.  390.  Jahrg. 
III.  1838.  S.  177.  Jahrg.  IV.  1839.  Abth.  2.  S.  299.  Jahrg.  V.  1840. 
S.  117. 

Stiebel,  über  die  grüne  Oscillatorie  in  den  Sodener  Heilquel- 
len in :  Museuni  Senkenbergianum.  Bd.  III.  S.  81. 

Soden  und  seine  Heilquellen  von  Dr.  S.  F.  Stiebel.  Frankfurt 
1840. 

Die  M.  quellen  von  Kr  onthal.  Eine  Viertelstunde  von  dem  J 
Städtchen  Kronberg  in  einem  freundlichen  ,  gegen  rauhe  Winde  sehr 
geschützten,  Wiesenthal  am  Fufse  des  2449  F.  hohen  Altkönigs,  512 
Fufs  über  dem  Meere,  entspringen  mehrere  M.quellen,  von  denen  die 
eine  unter  dem  Namen  des  Kronberger  Sauerbrunnens  schon  früher 
bekannt  und  benutzt  wurde.  Neuerdings  ist  hier,  unmittelbar  an  den 
Quellen,  unter  Aufsicht  des  Hrn.  Dr.  Küster,  eine  wohl  eingerich- 
tete Brunnen-  und  Badeanstalt,  mit  sehr  guten  Vorrichtungen  zu 
Wasser-,  Douche-,  Tropf-,  Gas-  und  Dampfbädern  errichtet  worden, 
die  den  Namen  Krouthal  erhalten  und  sich  bereits  eines  nicht  un- 
bedeutenden Zuspruchs  von  Kurgästen  zu  erfreuen  hat.  Man  zählte 
hier  im  J.  1836  :  200,  —  im  J.  1837  :  200,  —  im  J.  1838  :  240,  — 
im  J.  1839  :  200  Kurgäste.  —  Seit  dem  J.  1839  ist  hier  auch  eine 
Anstalt  zur  Bereitung  guter  Molken  und  frisch  ausgeprefster  Kräu- 
tersäfte errichtet  worden. 

Unter  den  M.quellen  sind  besonders  hervorzuheben : 

1.  Die  Trink-  oder  Stahlquelle,  stark  perlend,  farblos,  voll- 
kommen klar  und  hell,  von  einem  prickelnden  Geruch  nach  Kohlen- 
säure, einem  angenehm  säuerlichen,  prickelnden,  salzig  eisenhaften 
Geschmack;  die  Temperatur  beträgt  11°  11.,  das  spec.  Gewicht  1,006. 

2.  Die  Wilhelms-  oder  Salzquelle,  wenige  Schritte  von 
der  vorigen  entfernt  und  wie  diese  Eigeuthum  des  Hrn.  Dr.  Küster, 
vtird  vorzüglich  zu  Bädern  benutzt.  Ihr  Wasser  ist  in  einer  fort- 
währenden Aufwallung  begriffen,  klar,  von  einem  prickelnden  Geruch, 
einem  prickelnden,  salzigen ,  später  etwas  cisenhaft  zusammenziehen- 
den Geschmack;  die  Temperatur  beträgt  13°  K.,  das  spec.  Ge- 
wicht 1,110. 

3.  Der  alte  Sauerbor u,  Eigenthum  der  Stadt  Kronberg,  — 
kommt  in  seinen  physikalischen  Eigenschaften  der  Stahlqucllc  am 
nächsten. 

Chemisch  analysirt  wurden  diese  M.quellen  1821  von  Meyer, 
1831  von  Junir.     In  sechzehn  Unzen  Wasser  enthält: 


Die  Trink-  oder  Stahlquelle 
nach  Meyer: 


Schwefelsaures  Natron 
Chlornatrium 
Chlortalcium 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaures  Eisenoxydul 
Thonerde 
Kieselerde    . 


1.568  Gr. 
27,740  — 

0,427  — 
6,840  — 
0,760  — 


0,665  — 
38,000  Gr. 


Kohlensaures  Gas  in  100  K.Z.    128,0  Kub.  Z. 

2.     Die  Wilhelms-    oder   Salzquelle 

nach  Meyer: 

Schwefelsaures  Natron     .        0,6000  Gr. 
Chlornatrium      .         .         .       27,7112  — 

Chlortalcium 

Kohlensaure  Talkerde  .  0,1125  — 
Kohlensaure  Kalkerde  .  6,6750  — 
Kohlensaures  Eisenoxydul        0,2500  — 

Thonerde 

Kieselerde  .        .        .        0,4500  — 


35,7987  Gr. 
Kohlensaures  Gas  in  100  K.Z.  106,0  Kub.  Z. 

3.    Der  Sauerbrunnen  nach  Meyer: 


875 


nach  Jung: 

0,638  Gr. 
17,574  — 
1,921  — 
0,606  — 
3,640  — 
0,613  — 
0,100  — 
0,640  — 

25,732.  Gr. " 
125,0  Kub.  Z. 


nach  Jung: 

0,867  Gr. 

27,303  — 

3,833  — 

0,945  — 

5,400  — 

0,215  — 
0,050  — 

0,625  — 

39,238  Gr. 
111,0  Kub.  Z. 


Schwefelsaures  Natron 
Chlornatrium 
Kohlensaures  Natron 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaures  Eisen    . 
Kieselerde  . 


0,0937  Gr. 

17,7187  — 
0,0937  — 
5,5781  — 
0,0937  — 
0,0937  — 
0,0468  — 


23,7184  Gr. 

Kohlensaures  Gas  in  100  Kub.Z.       88,0  Kub.  Z. 

Bei  ihrem  Rcichthum  an  Chlornatrium  und  kohlensaurem  Gas, 
wirkt  die  Stahlquelle  trotz  ihres  beträchtlichen  Gehaltes  au  Eisen, 
getrunken,  weniger  tonisirend  und  erhitzend  als  ähnliche,  an  Chlor- 
salzen Aveniger  reiche  M.quellen,  wie  z.  E.  Schwalbach,  und  eignet 
sich  daher  sehr,  allein  oder  in  Verbindung  mit  Molken,  als  Nachkur 
in  allen  den  Fällen,  in  welchen  nicht  blofs  Stärkung,  sondern  zugleich 
auch  mäfsiüre  Bethätisruna;  der  Se-  und  Excretionen  erfordert  wird. 


876 

Küster  empfiehlt  sie  namentlich  bei  allgemeiner  Schwäche  und  | 
chronischen  Nervenleiden,  Hj'sterie,  nervöser  Hypochondrie,  krampf- 
haften Leiden,  —  Krankheiten  des  Uterins3rstems  von  Schwäche, 
Anomalieeu  der  Menstruation,  Chlorose,  Fluor  albus  ,  —  chronischen 
Leiden  der  Respirationsorgane,  hartnäckigen  Verschleimungen ,  Blen- 
norrhöen,  Schleimasthma,  —  Verschleimungen  des  Magens  und  Darm-  | 
kanals,  Durchfällen. 

Sehr  erhöht  wird  die  innere  Benutzung  der  M.quelle  durch  den 
gleichzeitigen  Gebrauch  von  Wasserbädern,  Douche  und  die  Anwen- 
dung des  kohlensauren  Gases,  —  letztere  wird  namentlich  gerühmt 
bei  Schwerhörigkeit  und  Taubheit. 

Günther.  Andern,  commcnt.  p.  147, 

Th.  Tabernämontanus  a.  a.  0.  Th.  I.  Kap.  69.  S.  414. 

G.  Esc  heu  reut  er  ä.  a.  0.  S.  72. 

Soden  und  seine  Heilquellen  von  F.  Küster.  S.  75. 

Küster's  kurze  Nachrichten  über  die  M.quellen  bei  Kronberg. 
Frankfurt  1826. 

S'tifft,  geognostische  Beschreibung.  S.  357 — 359.  544. 

v.  Gräfe  und  Kaiisch  a.  a.  0.  Jahrg.  II.  1837.  S.  379.  Jahrg. 
III.  1838.  S.  135.  Jahrg.  IV.  1839.  Abth.  2.  S.  222.  Jahrg.  V.  1840. 
S.  154. 


Die  M.  quellen  von  Neuenhain  oder  Neuenheim,  nur 
eine  halbe  Viertelstunde  südlich  von  Neueuliain,  eine  Viertelstunde 
nordlich  von  Sodeu  und  eine  halbe  Stunde  westlich  von  Kronthal, 
entspringen  aus  einem  kalkig-cbloritischen  Scliiefergebirge  der  älteren 
Gebirgsformation.  —  Mau  unterscheidet  drei  M.quellen,  die  seit  dem 
J.  1833  gefafst,  die  Temperatur  von  S,5°  R.  und  die  spec.  Schwere 
von  1,002,  1,005  und  1,001  haben.  —  Das  Wasser  derselben  ist 
frisch  geschöpft  vollkommen  hell  und  klar,  bildet  aber,  längere  Zeit 
der  atmosphärischen  Luft  ausgesetzt,  einen  och  erartigen  Niederschlag, 
perlt  stark,  ist  von  angenehm  erfrischendem  Geschmack  und  verur- 
sacht von  dein  ausströmenden  kohlensauren  Gase  ein  prickelndes 
Gefühl  in  der  Nase. 

Nach  der  chemischen  Analyse  von  Jung  im  J.  1834  enthält  in 
sechzehn  Unzen  Wasser : 

1.    Die  Hauptquelle: 

Schwefelsaure  Kalkerde    .         .  0,0876  Gr. 

Chlornatrium      ....  2,1035  — 

Chlorkalium       ....  6,0287  — 

Doppelt  kohlensaure  Talkerde  0,1200  — 

Kieselerde 0,7075  — 

Kohlensaures  Kisenoxydul  .  0,6996  — 

Thonerde 0,0412  — 

Kohlensaure  Kalkerde        .         .  2,2500  — 


877 


Einfach  kohlensaure  Talkerde 
Humus         .        . 


Kohlensaures  Gas 


0,4546  Gr. 
Spuren 

"6,5927  Gr. 
25,718  Kuh.  Z. 


2.  Die  Nebenquelle    3.  Die  Ncbenquellc 


Schwefelsaure  Kalkerde 

Cliloruatrium    . 

Chlorkalium 

Doppelt  kohlens.  Talkerde 

Kieselerde 

Kohlensaures  Eisenoxydul 

Thonerde 

Kohlensaure  Kalkerde 

Einfach  kohlens.  Talkerde 

Humus      .        .        .        . 


Kohlensaures  Gas 


Nr.  1. 

0,0571  Gr. 

2,S438  — 
0,0480  — 
0,3200  - 
0,8125  — 
0,7981  — 
0,0475  — 
2,6875  — 
0,7517  - 
Spuren 

8,3662  Gr. 
31,747  Kub.  Z. 


Nr.  2. 

0,0863  Gr. 
1,9756  — 
0,02S7  — 
0,0216  — 
0,7900  — 
0,6757  — 
0,0312  — 
1,9062  — 
0,4167  — 
Spuren 

5,9320  Gr. 
23,860  Kub.  Z. 


Brom    und  Jod   wurde    durch    die   chemische   Analyse    nicht    er- 
mittelt. 

Journal  für  prakt.  Chemie,   von  Erdmann  und  Schweigger- 
Seidel.  1835.  Bd.  IV.  St.  2.  S.  89  ff. 


Der  Grindbrunnen  bei  F  rank  für  t  a.  M.,  eiue  kalte,  un- 
fern Frankfurt  entspringende  Schwefelquelle,  welche  ihren  Namen 
von  ihrer  guten  Wirkung  gegen  chronische  Hautausschläge  erhielt. 
Das  M.wasser  ist  opalisirend ,  von  einem  etwas  salzigen  Geschmack, 
einem  hepatischen  Geruch,  bildet  der  Einwirkung  der  Luft  ausge- 
setzt, einen  weifsen  Niederschlag;  sein  spec.  Gewicht  beträgt  1,004. 
Analysirt  wurde  es  früher  von  Burggraf,  neuerdings  von  Metten- 
heim er.    Nach  Metten  heimer  enthalten  sechzehn  Unzen: 


Chlornatrium 
Kohlensaures  Natron 
Chlortalcium 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaures  Eisenoxydul 
Kieselerde  und  Verlust 


.      14,768  Gr. 
2,481  — 
2,158  — 

1,384  — 
1,036  — 
0,046  —3 
0,092  — 

21,965  Gr. 
eine  geringe  Menge. 


Schwefelwasserstoffgas 

Nonne  rühmt  es  gegen  chrouische  Hautausschläge,  Verschlei- 
mungen und  Schlcimflüsse,  Stockungen  im  Unterleibe,  Merkurialkrank- 
heiten,  Gicht  und  Rheumatismen. 


878 

G.  C.  Spr ingsf eld,  itcr  medicum  ad  thermas  Aguisgranenses 
et  fontes  Spadanos.  1748.  p.  4. 

Seip,  neue  Beschreibung  d.  Pyrmontischen  Stahlbrunnen,  cap.  IV. 
§.  34. 

Nonne,  Darstellung  der  Heilkräfte  der  schwefelhaltigen  M.q., 
genannt  Grindbrünnchen,  bei  Frankfurt  a.  M.  Frankfurt  1818. 

E.  Wetzler,  über  Gesundbrunnen  u.  Heilbäder.  Th.  II.  S.  489. 
—  Zusätze  und  Verbesserungen.  S.  89. 

W.  Mettenheimer  in:  Geiger's  Mag.  für  Pharm.  Bd.  XVII. 
S.  67. 


2.     Heilquellen  der  nördlichen  Verzweigungen 
des  Taunus. 

1.  Die  mit  Recht  so  berühmte  Heilquelle  zu  Selters 
entspringt  in  dem  anmuthigen  Thale  der  Embsbach,  in 
dem  sogenannten  Camberger  Grunde  bei  dem  Dorfe  Nie- 
derselters, 445  Fufs  über  dem  Meere,  dicht  an  der  grofsen 
von  Limburg  nach  Frankfurt  führenden  Strafse,  von  Lim- 
burg zwei,  von  Frankfurt  fünf  Meilen  entfernt.  Den  Brun- 
nen umgeben  die  nöthigcn  Magazin-  und  Oekonomäegebäude, 
die  Versendung  des  Wassers  wird  theils  durch  die  dicht 
an  dem  Brunnen  vorübergehende  Strafse,  theils  durch  die 
mir  wenige  Meilen  von  Niederselters  entfernte  Lahn  sehr 
vereinfacht  und  erleichtert. 

Schon  vor  dem  fünfzehnten  Jahrhundert  scheint  man  die  Mine- 
ralquelle zu  Selters  gekannt,  aber  vergessen,  und  erst  im  Anfange 
des  sechzehnten  Jahrhunderts  wieder  von  neuem  angewendet,  und 
seit  dieser  Zeit  benutzt  zu  haben.  Die  ältesten  bestimmten  Nachrich- 
ten über  diesen  Brunnen  giebt  T  abern  am  o  n  t  anu  s  vom  J.  1581, 
welcher  ihn  „einen  sebr  grofsen  und  schönen,  herrlichen,  fein  lustig 
in  die  Runde  eingefafsten  und  oben  zugewölbten  Sauerbrunnen"  nennt. 
Um  die  Kenntnifs  und  Würdigung  der  ausgezeichneten  Heilkräfte 
dieser  M. quelle  erwarb  sicli  in  der  ersten  Hälfte  des  achtzehnten 
Jahrhunderts  der  berühmte  F.  Ho  ff  mann  grofse  Verdienste  durch 
seine  in  verschiedenen  Ausgaben  und  Formen  erschienene  Monogra- 
phie;  von  den  neueren  Schriften  über  die  Wirkung  und  medicinische 
Benutzung  des  Selterserwassers  sind  vorzüglich  zu  erwähnen  die  von 
H  u  f  e  1  a  n  d  ,  W  e  tz  1  e  r  und  F  e  n  n  e  r  v  o  u  F  ennebe  r  g. 

Die  aus  einem  eisenhaltigen  Thönlager  entspringende 
>I.  quelle  ist  gut  gefafst  und   giebt  in  einer  Stunde  60,000 


879 

Kub.  Z.  Das  Wasser  derselben  perlt  stark,  ist  krystall- 
hell,  von  einem  angenehmen  säuerlich  -  salzigen ,  etwas 
stechenden  Geschmack,  und  setzt,  anhaltend  der  Einwir- 
kung der  Luft  ausgesetzt,  einen  gelblichen  Niederschlag 
ab;  seine  Durchsichtigkeit  beträgt  nach  Kastner  0,960, 
seine  Temperatur  13,5°  R. ,  sein  specifisches  Gewicht 
1,0037. 

Die  festen  Bestandtheile  des  M  wassers  bilden  eine  innige  Mi- 
schung, Ein  Ganzes,  —  nur  das  in  sehr  geringer  Menge  in  demsel- 
ben enthaltene  Eisen  wird  leicht  niedergeschlagen,  fehlt  daher  auch 
dem  versendeten  gänzlich.  Das  kohlensaure  Gas  ist  fest  an  das  Was- 
ser gebunden  und  hierin  ist  wohl  der  Grund  zu  suchen ,  dafs  das 
Selterserwasser  in  mit  Sorgfalt  gefüllten  und  gut  verkorkten  Krügen 
zwar  immer  eine  nicht  unbeträchtliche  Menge  seines  kohlensauren 
Gases  verliert,  aber  dennoch  sich  gut  und  lauge  hält,  weit  zur  See 
versendet  werden,  ja  selbst    ohne  Nachtheil  die  Linie    passiren  kann. 

Chemisch  analysirt  wurde  das  S.wasser  früher  von 
T.  Bergmann,  Westrumb,  —  neuerdings  von  G.  Bi- 
schof, Westrumb,  Döbereiner,  Struve  u.  Kast- 
ner.    Sechzehn  Unzen  enthalten: 


] 

aach  Westrumb: 

nach  G.  Bischof: 

Chlornatrium 

.      17,978  Gr.      . 

.       16,2855  Gr. 

Kohlensaures  Natron 

.      17,636  — 

.       15,4093  — 

Schwefelsaures  Natron 

.-       0,898  — 

0,5653  — 

Phosphorsaures  Natron 

. 

0,7233  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

2,590  — 

1,8672  — 

Kohlensaure  Talkerde 

1,591  — 

1,5953  — 

Kieselerde 

0,227  — 

0,2892  — 

Kohlensaur.  Eisenoxydul 

nebst 

Thonerde  u.  Manganoxydul 

0,1542  — 

Eisenoxydul 

0,136  — 

.     . 

41,056  Gr. 

36,9293  Gr. 

Kohlensaures  Gas    . 

26,4533  Kub.Z. 

15,5714  Kub.Z. 

Nach  Döbereiner's  Bestimmung  enthalten  sechzehn 
Unzen  Selterserwasser: 


Chlornatrium 

.      17,41. 

Kohlensaures  Natron  . 

7,97. 

Kalkerde       .... 

2,51. 

Talkcrde       .... 

1,04. 

28,93, 


880 


Struve  fand  in  sechzehn  Unzen  Wasser  an  trocknen  Salzen 

Schwefelsaures  Kali  .        .        .  0,3973  Gr. 

Chlorkalium        ....  0,3581  — 

Chlornatrium      ....  17,2923  — 

Basisch-phosphorsaure  Kalkerde  0,0010  — 

ßasisch-phosphorsaure  Thonerde  0,0027  — 

Fluorcalcium      ....  0,0018  — 

Kohlensaures  Natron  .        .  6,1552  — 

Kohlensaures  Lithion         .         .  Spuren 

Kohlensaure  Talkerde        .         .  1,3780  — 

Kohlensaure  Kalkerde        .        .  2,1872  — 

Kohlensauren  Stroutian     .         .  0,0192  — 

Kohlensauren  Baryt  .        .  0,0016  — 

Kohlensaures  Manganoxydul     .  Spuren 
Kohlensaures  Eisenoyydul            nicht   herechuet 

Kieselerde 0,3024  — 

28,0968  Gr. 


Nach  Kastner1  s   neuester  Analyse   vom  J.  1839    sind  in  sech- 
zehn Unzen  Wasser  enthalten; 

Doppelt  kohlensaures  Natron     .        9,7741000  Gr. 
Doppelt  kohlensaures  Lithion  .        0,0004053  — 
Doppelt  kohlensauren  Strontian       0,0079100  — 
Doppelt  kohlensaure  Kalkerde  2,6678000  — 

Doppelt  kohlensaure  Talkerde  2,5586000  — 

Doppelt  kohlensaures  Eisenoxydul  0,1088200  — 
Doppelt  kohlensauresManganoxydul  0,0031800  — 


Schwefelsaures  Natron 
Phosphorsaures  Natron 
Phosphorsaures  Lithion 
Phosphorsaure  Kalkerde 
Phosphorsaure  Thonerde 
Kieselerde  . 
Fluorcalcium 
Chlornatrium 
Chlorkalium, 
Bromnatrium 


Kohlensaures  Gas 
Stickgas    . 
Oxygen     . 


0,2615000  — 
0,2775000  — 
0,0001000  — 
0,0003500  — 
0,0001500  — 
0,2500000  — 
0,0016000  — 
17,2285500  — 
0,2890000  - 
0,0001500  — 

33,4287153  Gr. 

30,0100  Kuh.  Z. 
0,02S5   — 
0,0046   — 


30,0431  Kub.  Z. 

An  der  Quelle  seihst  wird   das  M.wasser  von  Kurgästen  nur  we- 
nig gebraucht,  obschon  sich  vorzüglich  für  Brustkranke  von  dem  Gc 
brauch  des  Wassers  an  der  Quelle  viel  erwarten  liefse. 

Bei 


/ 


Bei  der  grofsen  Ergiebigkeit  dieser  Quelle  werden  jährlich  über 
eine  Million,  in  manchem  Jahr  anderthalb  Millionen  Krüge  gefüllt  und 
nicht  blofs  in  alle  Theile  Europas,  sondern,  da  sie  den  Seetransport 
gut  vertragen ,  auch  nach  anderen  Erdtheilen  versendet.  In  einem 
Tage  werden  zuweilen  an  12— 1S000  Krüge  gefüllt,  verpicht  und  zu 
Versendungen  verpackt.  Fünf  und  zwanzig  Personen,  und  oft  mehr, 
sind  in  den  zur  Füllung  der  Krüge  bestimmten  Stundeu  unablässig 
damit  beschäftiget.  In  einem  Jahre  werden  oft  von  den  zu  Versen- 
dungen bestimmten  Krügen  einige  fünfzig  tausend  als  untauglich  be- 
funden, —  bei  dem  Verkorken,  Verpiehen  und  Verpacken  gegen  2500 
Kisten,  1500  Pfund  Bindfaden,  26000  Stück  Leder,  25000  Pfund  Pech 
und  30  Klafter  Holz  zum  Schmelzen  des  Pechs  verbraucht!  — 

Der  ungemeine  Absatz  des  Selterserwassers ,  eine  ergiebige  und 
unversiegbare  Quelle  von  Gewinn  für  die  Herzogl.  Nass.  Regierung, 
hat  Veranlassung  gegeben,  theils  künstlich  nachgebildetes  Selterser- 
wasser,  theils  M.wasser  von  ähnlichen  Säuerlingen,  als  achtes  Selter- 
serwasser  in  aufgekauften  alten  Selterkrügen  zu  verkaufen.  Um  sich 
gegen  diesen  Betrug  hinlänglich  zu  sichern,  wird  einer  Bekanntma- 
chung des  Herz.  Nass.  M.wasser- Verschleifskomptoirs  zufolge ,  jetzt 
den  Korken  auf  der  dem  Wasser  zugekehrten  Seite  das  Zeichen 
„Nassau  Selters1'  eingebrannt,  und  darauf  noch  besonders  aufmerksam 
gemacht,  dafs  bei  dem  ächten  Selterserwasser  die  Jahreszahl  auf  der 
Verkappung  mit  den  Worten  „Selters  Nassau"  angegeben  ist.  — 

In  Bezug  auf  seine  Wirkung  ist  das  an  der  Quelle  getrunkene 
Selterserwasser    von    dem   versendeten    wohl   zu  unterscheiden.     Das 

f  erstere,  welches  reicher  an  kohlensaurem  Gase  und  eisenhaltig  ist, 
wirkt  ungleich  belebender,  reizender  und  erregender  als  das  versen- 
dete. Das  künstlich  von  Struve,  und  absichtlich  noch  stärker  nach- 
gebildete ,  ist  mehr  dem  an  der  Quelle  geschöpften ,  als  dem  versen- 
deten Selterserwasser  zu  vergleichen,  und  wirkt  deshalb  auf  reizbare, 
zu  Congestionen  und  Bluthusten  geneigte  Subjecte  erregender,  erhit- 
zender und  dadurch  oft  unvorteilhafter  als  der  versendete  natürliche 
Selterserbrunnen ,  verdient  aber  deshalb  auch  in  allen  den  Fällen 
von  vorwaltender  torpider  Schwäche,  wo  eine  reizendere  Einwirkung 
und  eine  stärkere  Bethätigung  der  Ab-  und  Aussonderungen  erfordert 

ijwird,  vor  jenem  den  Vorzug. 

Getrunken  wirkt  das  versendete  natürliche  S.wasser 
gelind,  reizend  auf  alle  Se-  und  Excretionen,  gelind  abfüh- 
rend, aber  weniger  als  ähnliche  Säuerlinge,  dagegen  sehr 
diuretisch,  speeifik  auf  die  Schleimhäute,  das  Drüsen-  und 
Lymphsystem ,  die  Resorption  befördernd,  auflösend, — 
anhaltend  gebraucht,  ohne  den  Magen  zu  schwächen,  oder 
sonst  anzugreifen,  höchst  durchdringend,  und  ist  in  dieser 
Beziehung  von  ausgezeichneter  Wirksamkeit  in  hartnäcki- 
II.  Theil.  K  k  k 


882 

gen  Leiden,   und  zugleich   auch  in  manchen  chronischen 
fieberhaften  Krankheiten  mit  Nutzen  zu  gebrauchen. 

Man  trinkt  es  täglich  zu  einer  halben  bis  ganzen  Fla- 
sche, allein,  oder  nach  Umständen  mit  Eselinnenmilch, 
Ziegenmilch ,  ausgepreisten  Kräutersäften ,  oder  ähnlichen 
Zusätzen. 

Angezeigt  ist  der  Gebrauch  desselben  in  allen  den 
Krankheiten,  in  welchen  alkalisch -muriatäsche  Säuerlinge 
indicirt  sind,  (yergl.  Th.  I.  S.  272—275.  Zweite  Aufl. 
S.  288 — 292.)  TorzugsAveise  in  folgenden  Krankheiten : 

1 .  Chronischen  Krankheiten  der  Lungen  und  der  Schleim- 
haut der  Luftwege,  —  Verschleimungen ,  hartnäckigem 
Husten,  vernachlässigten  Brustkatarrhen,  Asthma  pituito- 
sum,  Heiserkeit,  Lungen-  und  Halsschwändsucht,  nament- 
lich wenn  sie  von  scrophulösen  Ursachen  entstanden,  und 
einen  floriden,  subinflammatoiischen  Karakter  besitzt. 

2.  Inveterirten  Krankheiten  der  Urinwerkzeuge,  Bla- 
senkatarrhen,  Blasenhämorrhoiden,  —  Stein-  und  Griesbe- 
schwerden.  Gegen  letztere  rühmen  einige  noch  einen 
künstlichen  Zusatz  von  kohlensaurem  Natron. 

3.  Verscliiehnungen  und  Stockungen  in  den  Organen 
der  Digestion  leichter  Art,  —  Stockungen  in  der  Leber 
und  in  dem  Pfortadersystem,  Hämorrhoidalleiden. 

4.  Wassersüchtigen  Beschwerden. 

5.  Chronischen  Krankheiten  des  Utcrinsystcins,  Sto- 
ckungen, Anomalieen  der  Menstruation. 

C.  Fieberhaften  Krankheiten,  vorzüglich  wenn  das  Ce- 
fäfssystem  nicht  sehr  aufgeregt  und  überhaupt  nicht  leicht 
erregbar  ist,  und  die  Fieber  selbst  die  Form  der  Febris 
gastrica,  putrida  oder  lenta  besitzen. 

Selbst  in  Entzündungen  haben  einige  das  Selterserwasser  empfoh- 
len,  indefs  doch  nur  in  »lein  zweiten  Stadium  derselben,  wenn  durch 
kräftige  Antiphlogistica  der  sthenische  Karakter  der  Krankheit  gebroj 
chen  worden,  zur  Beförderung  der  Krisen,  oder  wenn  es  nicht  voll- 
kommen  gelang,  durch  Bethätigung  der  se-  und  exceruirenden  Organa 
die  besorglichen  Folgen  einer  unvollkommen    zerthciltcn  Entzündung 


883 

zu  beseitigen.  Zu  diesem  Zweck  ist  das  S.wasser  besonders  bei 
Entzündungen  der  Lungen,  der  Bronchien,  der  Leber  und  Blase 
empfohlen   worden. 

Noch  hat  man  endlich  das  S.wasser  empfohlen  als  prophylakti- 
sches Mittel  zur  Verhütung  bedeutender  chronischer  Krankheiten  bei 
beginnenden  Stockungen,  leichten  Störungen  der  freien  Circulation 
im  Unterleibe. 

Endlich  rühmt  Kästner  das  Selterserwasser  zum  Mundausspüh- 
len  zur  Verbesserung  von  übelriechendem  Athem  und  zur  Erhaltung 
der  Zähne. 

Th.  Tabernämontanus  a.  a.  0.  Th.  I.  Kap.  25.  S.  283. 

G.  W.  Mogen's  Beschreibung  des  Nieder-Selters  Brunnen.  Cas- 
sel  1612.  —  Leipzig  1724. 

J.  D.  Horst,  Bericht  ron  dem  Niederselterschen  Sauerbrunnen. 
Darmstadt  1682.  —  Frankfurt  1725.  —  Leipzig  1729. 

M.  B.  Valentini,  Erinnerungen  von  dem  Gebrauch  der  Sauer- 
brunnen. Giefsen  1685. 

Unterricht  vom  Gebrauch  des  Selterserwassers.  Breslau  1720. 

J.  S.  Hahn's  Untersuchung  des  Selterserwassers.  Berlin  1720. 

J.  S.  Hochheim  er,  vom  Selterserwasser.    Leipzig  1725 — 1726. 

Analyse  des  eaux  du  Bas-Selters.  Par  F.  Hoffmann.  trad.  de 
FAlIemand. 

F.  Hoffmann's  gründlicher  Bericht  vom  Selterbrunncn,  dessen 
Gehalt,  Wirkung  und  Kraft.  Halle  1727.  —  Leipzig  1732.  —  Coblenz 
1737.  —  1748.  —  1766. 

—  —     Consult.  et  respons.  Cent.  II.  et  III.  Tom.  II,  Cas.  139. 
554.  Cas.  144.  p.  573. 

—  —    Medic.  consultat.  T.  VII.  Dec.  V.  cas.  7. 
Co  hausen  in:  Act.  phys.  med.  N.  C.  Vol.  X.  cas.  88. 
JSchr,  Medicina  consultat.  p.  94. 

P.  T.  Leveling,  analyse  des  eaux  du  Bas-Selters.  Nancy  1738. 
J.  Kiliani  diss.    iuaug.    med.   de  aqua   Selteraua,  vulgo    Selter- 
wasser. Argentorati  1740—1741. 

Selterbrunnenbericht ,  von  dessen  Gebrauch,  Kraft  und  Wirkung. 
Prenzlau  1754. 

Brock  elsby,  experim.  concerning  the  Solution  and  virtues  of  the 
Selterwaters.  London  1768.  —  übers,  von  Sil  chm  aller.  1772.  — 
Bemerkungen  der  Gesellsch.  v.  Aerzten  von  London.   Bd.  VII.   S.  22. 

Ch.  F.  Reufs,  Untersuchung  und  Nachricht  von  des  berühmten 
Seizerwasser  Bestandtheilen,  Wirkungen  und  richtigem  Gebrauch. 
Leipzig  1775.  —  1781. 

T.  Bergmann,  opuscul.  physäca  et  chemica.  Holmiae  1779. 
Fol.  1.  §.  14. 

F.  Xav.  Barth,  diss.  de  aqua  Selterana,  Spadana  et  Pyrmon-« 
|:ana.  Vieunae  1782. 

Schlözer's  Briefwechsel.  Th.  VIII.  Heft  43.  Nr.  4. 

Venel  in:  Memoires  de  Math,  et  de  Phys.  present.  ä  TAcad. 
loyale  des  sciences.  T.  IV.  p.  55. 

Kkk2 


884 

Ritter,  Denkwürdigkeiten  der  Stadt  Wiesbaden.  Mainz  1800. 
Tb.  I.  S.  303. 

Beschreibung  von  Selters.  Dein  Herrn  D.  F.  Wurzer  zur  Prü- 
fung vorgelegt  von  J.  F.  Westrumb.  Marburg  1813. 

C.  W.  Hu  fei  and  Uebersicbt.  S.  185.  Viert.  Aufl.  S.  173. 
E.  Wetzler,  über  Gesundbr.  im  Unter-Mainkreise.  S.  65. 
Döbereiner,  über  ehem.  Constitution  der  M.wasser.  Jena  1821. 

S.  15.  16. 

Nachrichten  von  dem  Selterser  Wasser,  dessen  Bestandtheilen 
und  Heilkräften.  Wiesbaden  1822.  —  1834. 

G.  Bischof,  vulk.  M.q.  S.  79-125. 

Kästners  Archiv.  Bd.  V.  S.  179.  -  Bd.  VII.  S.  481.  —  Bd.  XVI. 
S.  305. 

D.  H-  Fenn  er  von  Fenneberg,  Selters  und  seine  Heilkräfte. 
Darmstadt  1824. 

Hufeland  und  0 sann's  Journal  der  prakt.  Heilk.  1824  Supple- 
mentheft S.  143. 

Stifft,  geogn.  Beschreibung.  S.  15.  316.  558. 

J.  P.  Beaude  in:  Journal  des  connaiss.  med.  1834.  Avril. 

Chevallie  r  in :  Journal  de  chemie  m^dicale.  1834.  Fevrier. 

Vetter,  über  den  Gebrauch  uud  die  Wirkungen  künstlicher  undi 
natürlicher  Mineralbrunnen.  Berlin  1835. 

Vetter  in:  Hufeland"s  Journ.  d.  prakt.  Heilk.  Bd.  LXXXV. 
St.  3.  S.  103. 

Vetter,  Handbuch  der  Heilqucllenlehre.  Tb.  II.  S.  275  ff. 

Edw.  Lee  a.  a.  O.  S.  161. 

Kastner  in:  Hufe  1  and  und  O sann's  Journal  der  prakt. 
Heilk.  Bd.  XC1I.  St.  2.  S.  91. 

Die  M.qjielle  zu  Niederselters.  Wiesbaden. 

2.  Die  Th.quellen  %u  Ems  an  der  Lahn,  dicktt 
bei  dem  Dorfe  Ems,  von  Coblenz  zwei,  von  Scliwalbach 
sechs  Meilen,  von  Nassau  eine  gute  Stunde  entfernt,  mit 
den  genannten  Orten  durch  gute  Chausseen  verbunden. 

Die  Lage  von  Ems,  291  Fnfs  über  dem  Meere,  istl 
sehr  angenehm.  Das  Thal,  durch  Avelchcs  sich  die  Lahn 
mahlerisch  windet  und  anderthalb  Stunden  von  Ems  in  den 
Rhein  ergiefst,  trägt  nicht  den  colossalen  Karakter  des 
Rhcinthales,  —  die  Mehrzahl  seiner  Berge  sind  mit  dem 
frischen  Grün  von  Laubwald  bekleidet,  die  steileren  Hö- 
hen zum  Theil  zwar  nackt,  an  ihrem  Fufse  indefs  häufig 
mit  Gärten  und  Weinreben  bedeckt. 

So  reizend  die  Ufer  der  Lahn  im  Allgemeinen  sind,  so  verdient 
doch  in  Bezug  auf  die  nächsten  Umgebungen  dieses  Kurorts  bemerkt 


885 

zu  werden,  dafs  Ems  einem  öftern  und  schnellen  Wechsel  der  Tem- 
peratur unterworfen,  und  einem  bedeutenden  Luftzug  ausgesetzt  ist, 
und  wegen  der  Enge  des  Thaies  auf  Personen,  welche  in  einer  we- 
niger durch  Höhen  beschränkten  Gegend  zu  leben  gewohnt  sind  und 
vielleicht  gleichzeitig  an  der  Brust  leiden,  bei  einem  längeren  Aufent- 
halte, oft  beengend  wirken  kann.  Dem  früher  fühlbaren  und  gerügten 
Mangel  an  Spaziergängen  hat  man  durch  Anlagen  auf  dem  linken  Ufer 
der  Lahn  abzuhelfen  gesucht;  —  lobenswerth  ist  die  Veranstaltung, 
dafs  eine  beträchtliche  Menge  von  berittenen  Eseln  immer  bereit  ste- 
hen, um  von  Führern  begleitet,  Kurgäste  mit  Leichtigkeit  und  nach 
Gefallen  entweder  auf  die  nahen  Höhen  oder  nach  entfernteren  Punk- 
ten des  reizenden  Lahn-  oder  Rheinthaies  zu  tragen,  —  nach  der 
Bäderlei,  Dausenau,  Fachbach ,  Linderbach ,  Nievern,  der  Kemmenau, 
der  Silberhütte ,  —  oder  nach  Nassau,  den  Ruinen  von  Nassau  und 
Stein,  den  Stammschlössern  von  zwei,  in  der  Geschichte  der  Frei- 
heitskriege berühmten  Geschlechtern,  —  den  Ruinen  des  reizend  ge- 
legenen Klosters  Arnstein,  des  Schlosses  Langenau,  nach  ßraubach, 
Marxburg  oder  nach  dem  einladenden  Koblenz  und  Ehrenbrcitstein 
mit  den  Riesenwerken  seiner  Festung. 

Die  Berge  bei  Ems  bestehen  aus  Uebergangsgebirge,  Thou-  und 
Grauwackenschiefer,  führen  Blei-,  Silber-  und  Kupferhaltige  Erze. 
Als  Heerd  der  Th. quellen  betrachtet  man  die  Bäderlei,  —  einen  stei- 
len aus  Thonschiefergeschieben  zusammengesetzten  Berg,  an  dessen 
Fufs  die  Mehrzahl  der  Th. quellen  entspringen. 

Der  eigentliche  Kurort  ,,Bad  Ems,"  zum  Unterschied 
von  dem  dicht  dabei  gelegenen,  jetzt  mit  demselben  fast 
verbundenen  Dorfe  „Ems,"  so  genannt,  besteht  aus  eini- 
gen neunzig,  meist  geschmackvoll  gebauten  Häusern,  wel- 
che zur  Aufnahme  der  Kurgäste  bestimmt,  auf  dem  rech- 
ten schmalen  Ufer  der  Lahn,  längs  dem  Flusse  erbaut 
sind.  Das  gröfste  und  wichtigste  von  allen  ist  das  Kur- 
haus, eine  Vereinigung  des  ehemaligen  Hessendarmstäd^ 
tischen  und  Nassau-Oranischen  Badehauses  oder  Schlos- 
ses, Eigenthum  der  Regierung,  welches  ausser  zahlreichen 
Badekabinetten  und  Apparaten  zu  Douchebädern  viele 
Wohnungen  für  Kurgäste  enthält.  —  Nächst  dem  Kur- 
hause giebt  es  noch  zwei  Privathäuser,  in  welchen  sich 
ausser  Wohnungen  für  Kurgäste  auch  Bäder  finden,  das 
steinerne  Haus,  welches  neuerdings  mit  dem  Kurhause 
verbunden  wurde,  und  die  vier  Thürme.  —  Ausser  die- 
sen besitzt  Ems  noch  das  Armen b ad,  in  welchem  Ar- 
menkranke   ohne    Unterschied    des   Vaterlandes    und  der 


886 

Religion,  unentgeltlich  aufgenommen ,  ärztlich  behandelt! 
und  verpflegt  werden.  —  Seit  dem  J.  1839  besitzt  Emsj 
auch  einen  neuen  sehr  geschmackvollen  Kursaal,  welcher; 
durch  eine  bedeckte  Colonnade  mit  dem  alten  Kurhaus! 
verbunden  ist,  —  wodurch,  so  wie  durch  die  Errichtung! 
einer  Wandelbahn  und  einer  Wasserleitung  zur  Bestrei-i 
tung  eines  guten  Trinkwassers,  einem  längst  gefühlten  Be- 
dürfuifs  abgeholfen  ist. 

Die  Bäder  zu  Ems  gehören  zu  deu  ältesten  in  Teutschland,  und; 
haben  besonders  seit  den  letzten  fünfzehn  Jahren  sich  eines  sehr 
zahlreichen  Zuspruchs  und  jährlich  zunehmenden  Rufes  zu  erfreuen 
gehabt.  —  In  der  Nähe  von  Ems  finden  sich  noch  Spuren  von  altem 
Römischen  Castellen.  Ems  wurde  sonst  aufgeführt  unter  dem  Namen: 
„Emps,  Empst,  Eimetz,  Hembesse"  Die  älteste  archivarische  Urkunde]  j 
von  Ems  ist  vom  Jahr  1173,  welcher  zufolge  Ruprecht  IL,  genannt 
der  Streitbare,  Graf  von  Nassau,  schon  im  Jahr  1158  wegen  der  Em- 
ser  Bergwerke  mit  Hillin,  Erzbischof  zu  Trier,  in  Fehde  lag.  Die 
erste  Nachricht  von  dem  Bade  Ems  fällt  in  das  Jahr  1355,  in  wel-i 
chem  Wilhelm,  Erzbischof  von  Kölln,  den  Grafen  Johann  von 
Nassau  mit  dem  Dorfe  Ems,  mit  Gerichten,  Leuten,  Weingärten, 
Fortwehr  der  Mühlen  und  „warmen  Bad  bei  EimetzV)  belehnt.  Im  J. 
1557  gelangte  das  Haus  Hessen  zum  Mitbesitz  von  Ems;  im  J.  1570 
wurde  das  Hessendarmstädtische  Kurhaus  vom  Landgraf  Wilhelm  IV. 
erbaut,  im  Anfang  des  siebzehnten  Jahrhunderts  das  Nassau- Orani- 
sche,  —  seit  1806  ist  Nassau  im  alleinigen  Besitz  von  Ems. 

Von  den  Aerzten,  welche  sich  besonders  um  die  zweckmäfsige 
Benutzung  der  Th. quellen  zu  Ems  verdient  gemacht,  nenne  ich  Thi- 
leuius,  Hufeland,  Wetzler,  Kreyssigund  Diel,  —  dem 
Nestor  der  Aerzte  zu  Ems,  dessen  Monographie  die  Resultate  einer 
fünfzigjährigen  Erfahrung  der  Wirkungen  der  Bäder  zu  Ems  umfafst, 
—  von  neueren  Schriften  die  von  J.  v.  Droste,  Hüls  hoff,  Vog- 
ler, Franque  und  Döring. 

Die  Zahl  der  Ems  besuchenden  Kurgäste    hat  sich  in 
den  letzten  Decennien  sehr  vermehrt;  gleichwohl  gehört  Ems  i 
mehr  zu  den  stillen  Kurorten,   da  es   an    öffentlichen  ge- 
räuschvollen Vergnügungsorten  mangelt  und  die  Mehrzahl 
der  Kurgäste  in  der  Regel  sehr  leidend  ist. 

Die  Zahl  der  Ems  besuchenden  Kurgäste  betrug: 

Im  J.  1825  ....  150«. 

—  —  1826  ....  1601. 

—  —  ls-_>7  .        .        .        .  1536. 

—  —  L828  ....  1501. 


Im  J.  1829 

—  —  1830 

—  —  1831 

—  —  1832 

—  —  1833 
_.  _  1834 

—  —  1835 

—  —  1836 

—  —  1837 

—  —  1838 

—  —  1839 

—  —  1840 


1968. 
2413. 
2260. 
2572. 
2940. 
3306. 
2810. 
3078. 
3108. 
3489. 
3950. 
4556. 


Versendet  werden  jährlich  von  der  Krähncbenquelle  an  100,000 
ganze  und  20,000  halbe  Krüge,  —  von  dem  Kesselbrunnen  gegen  10,000 
ganze  und  4000  halbe  Krüge. 

Von  den  Badeärzten  zu  E.  nenne  ich  nur  die  Hrn.  Dr.  Franque, 
Döring  und  Vogler. 

Alle  Th. quellen  zu  Ems,  durch  das  Verhältnifs  ihrer 
festen  Bestandteile  wenig,  nur  durch  ihre  höhere  oder 
mindere  Temperatur  von  einander  verschieden  (von  19  his 
45°  R.),  gehören  zu  der  Klasse  der  erdig-alkalischen  Ther- 
men (vgl.  Th.  I.  S.  249—253.  Zweit.  Aufl.  S.  262).  Die 
wärmeren  haben  einen  faden  laugenhaften,  schwach  salzi- 
gen, am  besten  mit  schwach  gesalzener  Fleischbrühe  zu 
vergleichenden,  Geschmack,  einen  schwachen  laugenartigen 
Geruch,  —  die  kühleren  einen  weniger  faden,  schwach 
salzigen,  etwas  stechenden  Geschmack.  Das  Wasser  bei- 
der ist  klar,  etwas  ins  Bläuliche  spielend  und  setzt  in  den 
Kanälen  und  Röhren,  durch  welche  es  warm  fliefst,  einen 
röthlichen,  aus  Kalkerde  und  Eisen  bestehenden  Badestein 
ab.  An  festen  Bestandteilen  enthält  das  Th.wasser  als 
vorwaltend  kohlensaures  Natron,  —  nächst  diesem  kohlen- 
saure Talk-  und  Kalkerde  und  Chlornatrium ;  —  an  flüch- 
tigen kohlensaures  Gas  und  Stickgas ,  je  geringer  die 
Temperatur  des  Th.wassers,  um  so  mehr,  —  je  höher, 
um  so  weniger. 

Nach  Verschiedenheit  des  Ortes,  avo  die  -Tli.  quellen 
zu  Tage  kommen  und  benutzt  werden,  zerfallen  sie  in  fol- 
gende: 


888 

1.  Die  Th. quellen  des  Kurhauses,  (des  Lahnbaues,  des 
Mittelbaues,  des  neuen  Baues  und  oberen  Kurhauses).  —  Vou  Trink- 
quellen gehören  dahin  der  K e ss e lbruunen  von  38°  R.  und  das 
Krähnchen  von  26,4°  R.  nach  Kastner.  Beide  sind  gut  gefafst, 
werden  sehr  fleifsig  getrunken.  Neuerlichst  wird  auch  die  im  Jahre 
1839  neugefafste  Fürstenquelle  von  28,5°  R.  Temperatur  als 
Trinkquelle  wieder  angewandt.  —  Zu  Bädern  werden  benutzt  die  Th.- 
quellen  unter  der  Küche ,  bei  den  Felsenbädern ,  der  Fürstenbäder, 
der  Wilhelms-  und  Wappenbrunnen,  die  Bubenquelle,  die  Quellen  der 
Krähnchenbäder,  bei  dem  Rondeel,  von  dem  Mittelbau,  im  Kanal  der 
Lahn,  in  der  Mauer,  im  Keller.  —  Au  sie  scbliefsen  sich  die  Th.- 
quellen  des  jetzt  mit  dem  Kurhause  verbundenen  steinernen 
Hauses,  dicht  an  dem  Kurhaus,  mehrere  von  26 — 30°  R. ,  welche 
zu  Wannen-  und  Douchebädern  auch   als  Getränk  empfohlen  werden. 

2.  Die    Th. quellen   des   Armenbades    von  27—30°  R.,  als 
Getränk,  Wasser-  und  Douchebäder  benutzt. 

Hinsichtlich  der  Temperatur  und  Wassennenge  findet 
bei  den  einzelnen  Th.quellen  des  Kurhauses  folgende  Ver- 
schiedenheit nach  Kastner  statt: 

l.Die  Th.q.  unter  der  Küche    von     32-38°R.  giebtin24St.  1236K.F. 

2.  —      —    des  Kesselbrunnens  38  —    —  —    —    4356  — 

3.  —      —    des  Wilhelmsbrunncns  18  — ■.    —        72  — 

4.  —      —    bei  den  Felsenbädern  25  — 

5.  —      —     bei  d.  Krähnchenbädern  26 — 30  — —       105  — 

6.  Die  Trinkquelle  des  Krähnchens        26,4  — —        72  — 

7.  Die   Th.q.  des  Wappenbrunnens  "        24  —     —  —     —       144  — 

8.  Die  kühle  Q.  bei  d.  Wappenbrunnen   18—19  — —  72  — 

9.  Die  Th.q.  der  Fürstenbäder              28—31— —  440  — 

10.  —    Bubenquelle                                        38  — —  957  — 

IL  —  Th.q.  vor  dem  Mittelbau           36-39 —  139  — 

12.  —  Rondeelquellen  44  — —    2880  — 

13.  —  Th.q.  im  Canal  an  der  Lahn  35  — —      360  — 

14.  —     —      au  der  Mauer  der  Lahn  40,5  —    —  —    —     1152  — 

15.  —     —      im  Keller  25  — —      415  — 

16.  Die  warme  Q.  im  steinernen  Hause  30  — 

17.  Die  kühle  Quelle  daselbst  21  — 

18.  Die  Th.q.  des  Armenbades  34  — 

19.  —     —      des  Fi'crdcbades  45  — 

20.  —    —      d.Fürstenbrun. (nach  J  un  g)  28,5  — 

In  Beziehung  auf  das  spec.  Gewicht  und  die  Durch- 
sichtigkeit der  einzelnen  Th.quellen  findet  nach  Kastner 
folgende  Verschiedenheit  statt : 


889 

Specif.  Gewicbt.  i  Durchsichtigkeit. 

1.  Die  Th.q.  unter  der  Küche  =  1,0035  =  0,979 

2.  —    —       des  Kesselbruuuens         =  1,0031  =  0,986 

3.  _     _       des  Wilhelmbrunnens      =  1,00345  =  0,981 

4.  —    —      bei  den  Felsenbädern      =  1,0033  =  0,985 

5.  —    —       bei  denKrähnchenbädern  =  1,00345  =  0,981 

6.  —  Trinkquelle  des  Krähnchens     =  1,0032  =  0,980 

7.  —  Th.queüe  des  Wappenbrunnens  =  1,0035  =  0,979 

8.  —  kühle  Q.  bei  d.  WTappenbrunnen  =  1,0033  =  0,985 

9.  —  Th.quellen  der  Fürsteubäder     =  1,0034  =  0,984 

10.  —  Bubenquelle                                  =  1,0031  =  0,987 

11.  —  Th.quellen  vor  dem  Mittelbau  =  1,0033  =  0,989 

12.  _          -.          des  Rondeels          =  1,0033  =  0,985 

13.  —  Th.q.  im  Kanal  an  der  Lahn    =  1,0035  =  0,979 

14.  _    _       an  der  Mauer  der  Lahn  =  1,0033  =  0,989 

15.  —    —      im  Keller                         =  1,0034  =  0,984 

16.  —  warme  Q.  im  steinernen  Hause     ■=■  1,0033  =  0,9S5 

17.  —  kühle  Quelle  daselbst                 =  1,0030  =  0,989 

18.  —  Th.q.  des  Armenbades               =  1,0031  =  0,980 

19.  _    _      des  Pferdebades               =  1,0030  =  0,675 

20.  —    —       des  Fürstenbrunneus 

(nach  Jung)  =  1,0042 

In  der  Gegend  von  Ems  entwickeln  sich  in  der  Lahn  an  mehreren 
Stellen  fortdauernd  Gasblasen  ,  am  häufigsten  und  constantesten  in 
der  Gegend  des  sogenannten  Pferdebades.  Sie  beweisen  das  Vorhan- 
densein von  Th.quellen  in  der  Lahn ,  und  erklären  zugleich  die  hö- 
here Temperatur  des  Flufswassers  der  Lahn  an  solchen  Stellen, 
welche  an  einigen  23°  11.  und  mehr  beträgt.  Die  Fassung  der  Pfer- 
debadsquellen bestätigt  diese  Vermuthung  und  dürfte  in  der  Folge 
Veranlassung  geben,  andere  Stellen  in  der  Lahn,  in  welchen  eine 
reiche  Entwickelung  von  Gas  statt  findet,  zu  gedeckten  warmen  Flufs- 
bädern  zu  benutzen. 

Hinsichtlich  ihrer  Mischungsverhältnisse  unterscheiden 
sich  die  einzelnen  Th.quellen  nur  durch  Verschiedenheit 
des  quantitativen  Verhältnisses  ihrer  Bestandtheile.  Im 
Jahr  1781  wurden  sie  von  Cartheuser  untersucht,  neuer- 
dings von  Kastner,  Struve,  Trommsdorff  und 
Jung.     In  sechzehn  Unzen  enthalten: 

1.  Der  Kesselbrunnen      2.  Das  Krahnchen 
nach  Kastner:  nach  Struve: 

Kohlensaures  Natron  ,       20,0000  Gr.      .        ,  9,7118  Gr. 

Schwefelsaures  Kali  ......  0,5924  — 

Kohlensaure  Kalkerde  .        2,0000  —        .        .  0,1407  — 

Kohlensaures  Lithion  0,0167  — 


890 


Kohlensaure  Talkerde  .  2,0000  Gr. 
Schwefelsaures  Natron  .  1,0000  — 
Chlorcalcium  .  .  .  0,5000  — 
Chlortalcium  .  .  .  0,2500  — 
Chlornatrium  .  .  .  3,0000  — 
Flufssaure  Kalkerde  . 

Basisch-phosphors.  Thonerde 

Kieselerde  

Kohlensauren  Baryt        .... 
Kohlensaures  Manganoxydul  0,1250  — 
Kohlensauren  Strontian 
Kohlensaures  Eiseaoxydul      0,0625  — 


28,9375  Gr. 


0,7887  Gr. 
0,1213  — 


7,7974  — 
0,0019  — 
0,0018  — 
0,4139  — 
0,0020  — 
0,0037  — 
0,0107  — 
0,0164  — 

19,6194  Gr. 


3.  Die  Th.q.  des  steinernen  Hauses  nach  Tromms  dorff  (1S25): 


Doppelt  kohlensaures  Natron 
Schwefelsaures  Natron 
Chlornatrium 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Talkerde . 
Kieselerde     .         .         .        . 
Chlorcalcium  ^ 

Humus-  oder  Extractivstoff ) 


19,923  Gr. 
1,000  — 
1,333  — 
0,716  — 
0,666  — 
0,166  — 

eine  Spur 


Kohlensaures  Gas     . 

Nach  Jung' s  Analyse   vom 
Unzen  Wasser: 

Der  Kessellminnen 
Doppelt  kohlensaures  Natron      14,7418  Gr. 


23,804  Gr. 
13,53  Kub.Z. 
1838—1839   enthält   in  sechzehn 


Schwefelsaures  Natron 

Chlormagnium 

Chlornatrium 

Kohlensaures  Lithion     . 

Kieselerde 

Kohlensaures    Eisenoxydul     mit 

Spuren  von  Manganoxydul 
Thonerde  .... 

Kohlensauren    Kalk   mit  Spuren 

von  Strontian 
Kohlensaure  Talkerde    . 

Kohlensaures  Gas 
Atmosphärische  Luft 
Stickgas 


0,353S  - 
0,3318  — 
7,0216  — 
Spuren 

0,3684  — 

0.0576  — 

0,1184  — 

1,4474  — 
0,3200  — 


De 


Fürstenbrunnen: 
16,5526  Gr. 

0,3678  — 
0,5248  — 
6,8335  — 
Spuren 
0,4342  — 

0,0195  — 

0,0789  — 

1,5263  — 
0,6206  — 


21,7608  Gr. 

12,013  Kuh.  Z. 
2,212     — 

0,052     — 

26,0582  Gr 

13,958  Kub 

4,06S    — 

0,01)3     — 

.  Z. 

15,177  Kuh.  Z. 


18}089Kub.Z. 


891 


Das  Krähnch 

eil  : 

Doppelt  kohlensaures  Natron 

.      12,6108  Gr. 

Schwefelsaures  Natron  . 

0,3981  — 

Chlormagnium 

0,3758  — 

Chlornatrium    .... 

6,3349  — 

Kohlensaures  Lithion 

Spuren 

Kieselerde         .... 

0,3842  —  r 

Kohlensaures  Eisenoxjdul  mit 

Sp 

uren 

von  Mangan 

0,0096  — 

Thonerde         .... 

0,0526  — 

Kohlensauren  Kalk    mit    Spuren 

von 

Strontian     .... 

1,4400  — 

Kohlensaure  Talkerde    . 

0,4975  — 

22,1035  Gr. 

Kohlensaures  Gas 

23,340  Kub.Z. 

Atmosphärische  Luft 

3,100    — 

Stickgas          .... 

t 

0,003    — 

26,443  Kuh.  Z. 


Nach    Kastner's    neuester   Analyse    (1839—1840)    enthalten  in 
sechzehn   Unzen: 

1 .  Der  erste  Kurbrunn.  2.  Der  zweite  Kurbrunn. 


(Kesselbrunnen) : 

Doppelt  kohlensaures  Natron  20,010000  Gr. 

Doppelt  kohlensaures  Lithion  0,000380  — 

Doppelt  kohlensaure  Kalkerde  1,975000  — 

Doppelt  kohlensaure  Talkerde.  1,198100  — 

Doppelt  kohlensauren  Strontian  0,010608  — 

Doppelt  kohlens.  Eisenox3Tdul  0,035650  — 

Doppelt  kohlens.  Manganoxydul  0,005530  — 

Fluorkalium      ....  Spuren 

Fluorcalcium    ....  0,002400  — 

Chlornatrium    ....  7,020000  — 

Chlorkalium      ....  0,037500  — 

Chlorlithium     ....  Spuren 

Chlorcalcium  .  ...  0,000750  — 

Chlortalcium     ....  Spuren 

Kieselerde        ....  0,400000  — 

Schwefelsaures  Kali        .        .  0,545000  — 

Phosphorsaure  Thonerde        .  0,002150  — 

Extractivstoff  .        .        .  0,070000  - 


Kohlensaures  Gas 
Stickgas 


31,313068  Gr. 
13,450  K.  Z. 
0,545    — 

13,995  K.  Z. 


(Krähnchen): 

17,050000  Gr. 
0,020900  — 
2,044400  — 
1,213000  — 
0,010814  — 
0,021500  — 
0,000405  — 
Spuren 
0,002100  — 
7,780000  — 
0,000500  — 
0,000100  — 
0,000800  — 
Spuren 
0.220000  — 
0,650000  — 
0,001100  — 
0,150000  — 

29,165619  Gr. 
18,5000  K.  Z. 
0,0025  — 

18,5025  K.  Z. 


S92 


3.  Die  Bubenquelle :  4.  Die  Armeubadquelle : 


Doppelt  kohlensaures  Natron 

Doppelt  kohlensaures  Lithiou 

Doppelt  kohlensaure  Kalkerde 

Doppelt  kohlensaure  Talkerde 

Doppelt  kohlensauren  Stroutian 

Doppelt  kohlens.  Eisenoxydul 

Doppelt  kohlens.  Manganox3'dul 

Fluorkalium 

Fluorcalcium     . 

Chlornatrium    . 

Chlorkalium 

Chlorlithium 

ChloiTalcium    . 

Chlortalcium     , 

Bromtalcium     . 

Kieselerde 

Schwefelsaures  Kali 

Phosphorsaure  Tlionerde 

Extractivstoff  . 


20,000000  Gr. 
0,000630  — 
1,846000  — 
1,198100  — 
0,010608  — 
0,017340  — 
0,006-220  — 
0,000020  — 
0,002400  — 
7,021000  — 
0,037500  — 
Spuren 
0,0007SO  — 
Spuren 

0,450000  — 
0,544000  — 
0,002200  — 
0,075000  — 


Kohlensaures  Gas 
Stickgas 


31,201798  Gr. 

13,500  K.  Z. 
0,055    — 

13,555  K.Z. 
5.     Die    Pferdebadquelle: 


19,900000  Gr. 
0,000630  — 
1,853000  — 
1,198100  — 
0,010608  — 
0,028430  — 
0,005530  — 
Spuren 
0,002400  — 
7,020000  — 
0,037600  — 
Spuren 
0,000790  — 

0,000010  — 
0,400000  — 
0,545000  — 
0,002100  — 

0,075000  — 

31,079198  Gr. 
13,520  K.  Z. 
0,055  — 

13,575  K.Z. 


Doppelt  kohlensaures  Natron  22,0000000  Gr. 

Doppelt  kohlensaures  Lithion  .  0,0008860  — 

Doppelt  kohlensaure  Kalkerde  2,0330000  — 

Doppelt  kohlensaure  Talkerde  1,1503910  — 

Doppelt  kohlensauren  Stroutian  0,0109170  — 

Doppelt  kohlensaures  Eisenoxjdul  0,0256600  — 

Doppelt  kohlensauresManganoxydul  0,0040032  — 

Fluorkalium         ....  Spuren 

Fluorcalcium        ....  0,0027000  — 

Chlornatrium       ....  7,0180000  — 

Chlorkalium        ....  0,3150000  — 

Chlorlithium        ....  Spuren 

Chlortalcium        ....  0,0007000  — 

Bromtalcium       ....  Spuren 

Kieselerde 0,6500000  — 

Schwefelsaures  Kali  .        .        .  0,5400000  — 

Phosphorsaure  Thoncrde  .        .  0,0025500  — 

Extracüvstoir     ....  0,1050000  — 

33,8588072  Gr. 


893 


Kohlensaures  Gas 
Stickgas     . 


14,800  Par.  Kub.  Z. 
0,165  _ 

14,965  Par.  Kub.  Z. 


Der    zimnitfarbene  Niederschlag    in    den   Abflufskanälen    besteht 
nach  Jims  in  100  Tbeilen  aus  folgenden  Bestaudtheilen : 


im 

Kesselbrunnen : 

im  Furstenbrunuen: 

Kohlensaurem,  schwefelsaurem 

Natron  und  Chlornatrium 

0,060  Tb.      . 

Unlöslichen  Thcilen   . 

0,540  — 

0,630  — 

Fluorcalcium 

Spuren 

Spuren 

Pbosphorsaurer  Thonerde  . 

0,030  — 

0,060  — 

Eiseiioxyd    .... 

1,810  — 

4,370  — 

Mai)ganox}7d 

0,786  — 

1,150  — 

Kohlensaurem  Kalk 

93,080  —  (     . 

.      90,100  Gr. 

Kolilcnsaurem  Strontian     . 

0,040  —   '     . 

0,010  — 

Kohlensaurer  Talkerde 

4,348  — 

3,640  — 

100,694  Tb.     . 

.     100,000  Tb. 

Der 


Aveifsgraue  Niederschlag  in  den  Abzugskanälen  im  Krälinchen  aus ; 
Kohlensaurem,  schwefelsaurem  Na- 


tron und  Chlornatrium 
Unlöslichen  Theilen     . 
Fluorcalcium 

Phosphorsaurer  Thonerde 
Eisenoxj'd    . 
Manganoxyd 
Kohlensaurem  Kalk 
Kohlensaurem  Strontian 
Kohlensaurer  Talkerde 


0,060  Tb. 
0,540  — 
Spuren 
0,030  — 
1,810  — 
0,136  — 
93,0S0  — 
0,040  — 
4,348  — 

100,044  Tb. 


In  Bezug*  auf  ihre  Wirkung1  gilt  von  den  Th. quellen 
zu  Ems,  was  bereits  über  die  der  erdig  -  alkalischen  Th.- 
qu  eilen  erinnert  worden  (vgl.  Th.  I.  S.  249.  Zweit.  Aufl. 
S.  263.),  nur  verdient  noch  bemerkt  zu  werden,  dafs  sie 
ganz  specifik  auf  die  Schleimhäute  der  Respirationsorgane, 
des  Darmkanals  und  Uterinsystems  zu  wirken  scheinen,  — 
die  Resorption  bethätigend,  —  beruhigend,  krampf-  und 
schmerzstillend  auf  das  Nervensystem,  —  in  zu  grofsen 
Gaben  und  zu  lange  gebraucht,  wie  alle  alkalischen  Mi- 
neralwasser, auflösend,  zersetzend,  schwächend. 


894 

Nach  Verschiedenheit  der  Temperatur  finden  folgende  Modifika- 
tionen ihrer  Wirkung  statt: 

1.  Der  Kesselbrunnen  enthält  wegen  seiner  höhern  Tem- 
peratur weniger  freie  Kohlensäure,  als  das  Krähnchen,  und  wird  ge- 
trunken daher  von  zu  Congestionen  geneigten  Subjecten  besser  ver- 
tragen, als  letzteres.  Er  wirkt  weniger  eröffnend,  zuweilen  selbst 
Trägheit  des  Stuhlgangs  veranlassend,  dagegen  das  Gefäfssystem  we- 
niger erregend,  als  das  Krähnchen,  ganz  specifik  auf  die  Schleimhaut 
der  Luftwege,  und  verdient  daher  vorzugsweise  bei  Krankheiten  der 
Respirationsorgane  congestiver  oder  inflammatorischer  Art  empfohlen 
zu  werden. 

2.  Bas  Krähnchen  wirkt  dagegen  schon  wegen  seines  bedeu- 
tenden Gehaltes  an  freier  Kohlensäure  belebender,  reizender,  mehr 
auf  den  Magen  und  Darmkanal  auflösend,  gelinde  eröffnend,  Säure 
tilgend,  sehr  diuretisch  und  stärker  auf  das  Uterinsystem,  als  der 
Kessclbrunuen.  Besonders  zu  empfehlen  bei  Krankheiten  des  Unter* 
leibes,  ist  dasselbe  bei  Brustaffectionen  weniger  passend  und  nur  dann 
anzurathen,  wenn  Brustbeschwerden  sich  mehr  auf  Schwäche  torpider 
Art  gründen. 

3.  Die  Th.  quellen  in  dem  steinernen  Hause,  nach  ih- 
rer Temperatur  zwischen  dem  Kesselbrunnen  und  Krähnchen  in  der 
Mitte  stehend,  auch  in  Hinsicht  ihrer  Wirkung  als  ein  Uebergang 
zwischen  beiden  zu  betrachten. 

4.  Die  seit  1S39  als  Trinkquelle  benutzte  Fü  rs  teil  q  ue  11c, 
von  dem  Kesselbrunnen  durch  ihre  geringere  Temperatur,  von  dem 
Krähnchen  durch  einen  etwas  geringern  Gehalt  an  kohlensaurem  Gas 
unterschieden,  eignet  sich  insbesondere  für  Kranke,  welche  an  bedeu- 
tenden congestiven  Brustbeschwerden  leiden  und  welchen  daher  we- 
der die  höhere  Temperatur  des  Kesselbrunnens,  noch  das  Krähnchen, 
wegen  seines  reicheren  Gehalts  an   kohlensaurem  Gas,  zusagt. 

Benutzt  werden  die  Th. quellen  in  folgenden  Formen: 

1.  Als  Getränk  früh  nüchtern  zu  3—8,  auch  10  Bechern,  allein 
oder  vermischt  mit  Eselinnen-  oder  Ziegenmilch;  —  auch  Nachmit- 
tags wird  häufig  noch   getrunken. 

1.  In  Form  von  Wasserbauern  sehr  häufig  zur  Unterstützung 
der  Trinkkur. 

Nach  Verschiedenheit  ihrer  Temperatur  und  Wirkung  theilt  sie 
Diel  in  laue  beruhigende  (von  23—28°  RO,  in  warme  bele- 
bende (von  2S— 30°  IV.),  und  in  heifse  aufregende  (30— 33°  R.). 
Man  verordnet  täglich  ein  Bad  ,  verweilt  in  demselben  eine  Viertcl- 
bi.s  drei  Viertelstunden  und  rechnet  zu  einer  ganzen  Kur  24—28  Bä- 
der;  —  bei  sehr  reizbaren  Subjccteu  ist  es  oft  rathsam,  entweder  gar 
Dicht  zu  baden  oder  überhaupt  wöchentlich  nur  ein  oder  einige  Bäder 
nehmen  zu  lassen. 

•  i.  Sehr  hiiiiiig  werden  sie  als  W  as  s  c  rd  o  u  c  h  e  gebraucht, 
nicht  blois  bei  gichtisch  -  rheumatischen  Leiden,  Neuralgieen,  Verhär- 
tungen,   Geschwülsten    und    Lähmungen,    häufig   auch    bei   Krankhci- 


895 

ten  der  Brustorgane  und  des  Uteri nsjstems.  Man  npplicirt  sie  5—20 
Minuten  lang,  auch  wohl  noch  Jünger  auf  den  leidenden  Theil,  auf 
die  Vordere  Fläche  des  Thorax,  den  Hals,  den  Unterleib  die  Hais- 
und Rückenwirbel. 

Bei  chronischen  Krankheiten  des  Uteriusystems  bedient  man  sich 
der  so  berühmten,  in  dem  Kurhause  befindlichen  Bubenquelle  in 
Form  einer  Bouche  ascendante,  deren  Strahl  man  unmittelbar  auf 
die  weiblichen  Genitalien  einwirken  lüfst.  Da  diese  Quelle  von  einer 
sehr  hohen  Temperatur  (38°  R .),  ihr  Strahl  ziemlich  stark  ist,  wirkt 
sie  sehr  reizend  und  ist  daher  in  der  Mehrzahl  der  Fälle  gegen  die 
Mitte  der  Kur  täglich  nur  einmal  und  nur  wenige  Minuten  und  bei 
sehr  reizbaren   Subjecten  mit  grofser  Vorsicht  zu  empfehlen. 

4.  Besonders  zu  empfehlen  sind  endlich  die  Th. quellen  in  Form 
von  Klystieren  und  E  i  us  p  rit  zu  n  ge  n  in  die  weiblichen  Ge- 
schlechtstheile. 

Die  Krankheiten,  gegen  -welche  die  Th.quellen  von 
Ems  vorzugsweise  empfohlen  werden,  sind  folgende: 

1.  Krankheiten  des  Uterinsystems,  Unregelmässigkeit 
der  monatlichen  Reinigung,  Suppres  sinnen ,  Schleiniflüsse, 
Stockungen,  Unfruchtbarkeit  und  viele  andere  Krankheits- 
formen, insofern  als  nächste  Ursache  derselben  örtliche 
Schwäche  des  Uterinsystems  anzusehen  ist.  Ausser  dem 
innern  Gebrauch  und  den  Wasserbädern  werden  hier  be- 
sonders Injectionen  oder   die  Douche  ascendante  gerühmt. 

2.  Stockungen  und  Verschleimungen  des  Darmkanals. 
So  vortreffliche  Dienste  die  Th.quellen  von  Karlsbad  bei 
hartnäckigen  Stockungen  leisten ,  wenn  sie  auf  Schwäche 
torpider  Art  gegründet,  mit  grofser  Trägheit  und  Atonie 
des  Darmkanals  verbunden  sind,  so  sehr  verdienen  die 
Th.quellen  von  Ems  und  namentlich  das  Krähnchen  in  al- 
len den  Fällen  von  Stockungen  und  Verschleimungen 
empfohlen  zu  werden,  welche  -weniger  hartnäckig,  mit  ei- 
ner geringern  Trägheit  des  Stuhlgangs  verbunden,  nicht 
den  Karakter  des  Torpor,  sondern  den  des  Erethismus 
haben,  und  sich  in  Form  von  schmerzhaften  anomalen  Hä- 
morrhoiden, Hamorrhoidalkrämpfen ,  Krämpfen  des  Unter- 
leibes aussprechen.  —  Ist  gleichzeitig  Trägheit  des  Darm- 
kanals vorhanden,  so  bedarf  es  ausser  dem  innern  Gebrauch 


896 

von  E. wasser  zuweilen  noch  einer  Beiliülfe  von   eröffnen 
den  Mitteln,  wie  z.  E.  abführender  Pillen. 

3.  Chronische  Krankheiten  des  Nervensystems,  deren 
Grund  in  Schwäche  mit  dem  Karakier  einer  krampfhaft 
gesteigerten  Sensibilität  zu  suchen  ist. 

Sehr  passend  ist  liier  die  Form  der  Bäder  in  Verbindung  mit 
dem  iunern  Gebrauch  der  Quellen,  oder  eines  andern  leichten  pas- 
senden Eisenwassers  oder  Säuerlings,  wie  des  Geilnauer  oder  Schwal- 
hacher. 

Hier  ist  wohl  zu  beachten ,  dafs  die  Bäder  von  Emserwasser 
nicht  zu  lange  und  nicht  in  zu  grofser  Zahl  gegeben  werden  dürfen, 
damit  sie  blofs  beruhigend  und  nicht  zu  angreifend  wirken;  nach  Um- 
ständen bedient  man  sich  in  solchen  Fällen  einer  Abkochung  von 
Malz  als  Zusatz  zu  den  Bädern,  —  oft  ist  hier  später  noch  eine  stär- 
kende Nachkur  indicirt.  —  Bei  beginnender  Nervenschwindsuchf  rühmt 
Diel  besonders  die  Bäder  zu  Ems  in  Verbindung  mit  der  Douche, 
Frictionen  und  balsamischen  Einreibungen  in  die  Wirbelsäule. 

4.  Als  Specificum  hat  man  die  Emser  Th. quellen,  na- 
mentlich den  Kesselbrunnen  und  neuerdings  die  Fürsten- 
quelle,  und  mit  Recht  bei  chronischen  Krankheiten  der 
Respirationsorgane  gerühmt,  insofern  sie  sich  entweder 
auf  noch  vorhandene  chronische  Entzündung,  fehlerhafte 
Schleimabsonderung ,  subinflammatorische  Congestionen, 
oder  zugleich  auch  auf  erhöhte  Sensibilität  krampfhafter 
Art  gründen,  —  namentlich  bei  chronischen  Entzündungen 
des  Kehlkopfes  und  der  Bronchien,  hartnäckiger  Heiser- 
keit, fast  gänzlicher  Sprachlosigkeit,  unvollkommen  zer- 
thcilter  Lungenentzündung,  Tuberkeln  der  Lungen,  hart- 
näckigen Verschlcimungen  der  Respirationsorganc,  invete- 
rirten  Brustkatarrhen,  Brustkrämpfen,  endlich  anfangender 
scrophulöser  und  pituitöser  Lungen-  und  Halsschwindsucht. 
Wie  wenig  M. quellen  werden  in  solchen  Fällen  vertragen, 
wie  viele  wirken  geradezu  hier  nachtheilig,  vermöge  ihres 
Gehaltes  an  Eisen  oder  ihres  zu  grofsen  Reichthums  an 
Kohlensäure  zu  erregend !  — 

Bei  reizbaren  Subjecten  läfst  man  den  Kcsselhrunnen  mit  Eselin- 
nen- oder  Ziegenmilch  trinken ,  —  bei  ausgebildetem  Zehrfieber  und 
bestimmt  ausgesprochener  Eiterschwindsucht  ist  der  Gebrauch  des 
E.WBBSers  ganz  zu  widerrathen ,    um    durch    die  auflösende  alkalische 

Wir- 


897 

Wirkung  desselben  nicht  schneller  das  Stadium  der  Colliquation  her- 
bei zu  führen. 

So  selten  Wasserbäder  überhaupt  von  Brustkranken  vertragen 
werden,  so  gut  bekommen  oft  die  von  Emser  Th.wasser,  wenn  die 
Krankheit  nicht  schon  zu  weit  vorgeschritten  ist. 

5.  Ausser  diesen  genannten  Krankheiten  hat  man  noch 
die  Th. quellen  von  Ems  empfohlen  bei  chronischen  Krank- 
heiten der  Haut,  Flechten  und  Geschwüren,  —  gichtischen 
und  rheumatischen  Leiden,  namentlich  mit  dem  Karakter 
des  Erethismus  und  ohne  bedeutende  gichtische  Desorga- 
nisationen, —  bei  vorhandener  scrophulöser  Anlage  und 
krankhafter  Mischung  des  Blutes,  Anlage  zur  Bleichsucht, 
Verschleimung  des  Blutes,  Stockungen  desselben  im  Un- 
terleibe und  dadurch  bedingter  Disposition  zu  Hämorrhoi- 
den, Gicht  oder  Stein.  —  Ob  auch  die  E.  Bäder  gegen 
Wassersucht  anzuratheil  sind,  wogegen  sie  Thilenius 
mit  glücklichem  Erfolg  angewendet  haben  will,  ist  wohl 
zu  bezweifeln. 

Schliefslich  bemerke  ich  nur  noch,  dafs  Subjecten,  welche  einen 
hohen  Grad  von  Erethismus  des  Nervensystems  besitzen,  oft  die  Ver- 
bindung der  Bäder  zu  Ems  mit  denen  des,  nur  wenige  Meilen  von 
Ems  entfernten  Scblangenbades  sehr  woklthuend  und  empfehlenswerth 
ist.  Man  verordnet  alsdann  entweder  vor  oder  auch  nach  der  Bade- 
uir  zu  Ems  acht  bis  fünfzehn  Bäder  in  Schlangenbad. 

G.  E  seh  enreuter  a.  a.  0.  S.  70. 

Günther.  Andern,  comment.  p.  70.145. 

Th    Tabernämontanus  a.  a.  0.  Th.  I.  Kap.  30.  S.  207. 

Dr-yandri  thermarum  Embsensium  vova  delineatio.   1535. 

Günther  v.  Andernach,  Beschreibung  vom  Emserbade.  1565. 

J.  D.  Horst,  Beschreibung  der  Sauerbrunnen  zu  Laugenschwal- 
tach,  Dönningsteiu,  wie  auch  des  Emser,  Berstader,  Brodel  u.  Wifs- 
aden.  Frankfurth  1660.  —  1669.  —  1676. 

Ausführliche  Beschreibung  des  vortrefflichen  Bades  Embs  durch 
darsilium  Weigelium.  Frankfurth  1627. 

M.  Merian,  Topographia  Hassiae.  1627.  p.  22. 

J.  D.  Horst,  Embser  Badebeschreibung.  1676. 

J.  Horstii  kurzer  Bericht  vom  Embser  Bad,  dem  Wifs-  und 
)ffenauer-Bad,  samt  Bericht  D.  Marsilii  Weigelii  vom  Embser 
Jad.  Darmbstadt  1683. 

J.  H.  Junken's  Emser  Bad-  und  Bruunencur.  Frankf.  1700. 

P.    Wolfarth,    thermarum    Embsensium    delineatio.     Cassellae 
715.  —  teutsch  1716. 
II.  Theil.  L  1  1 


S98 

J.  J.  Grambs  Beschreibung  des  Embserbades.  Frankf.  1732. 

B  rückmann,  vollständige  Beschreibung  der  wannen  Brunnen 
und  Bäder  zu  Embs.  Frankfurt  1772.  —  1782. 

M.  G.  Thilenius,  vom  Mineralwasser  zu  Embs,  Schlangenbad 
und  Schwalbach  in  s.  med.  Chirurg.  Bemerkung.  1780.  Frankf.  Drit- 
ter Abschnitt. 

Abhandlung  vom  Emser  M.wasser  (von  F.  A.  Cartheuser). 
Darmstadt  1781. 

Brückmann,  enarratio  choreae  St.  Vit.  et  epilepsiae,  quae  per 
fontes  medicatos  et  thermas  Embsenses  curatae  sunt.  Francof.  1786. 

Description  historique  ehem.  et  med.  des  eaux  et  des  bassins 
d'Einbs.  DEmbs  et  Neuwied  1790. 

Thilenius  in:  Hufeland's  Journal  der  prakt.  Heilkunde.  Bd. 
XL1I.  St.  5.  S.  70-115.  St.  6.  S.  71—101.  —  Bd.  XLHI.  St.  1.  S. 
97-110.  —  Bd.  XLIV.  St.  5.  S.  3—83. 

H.  C.  Thilenius,  Ems  und  seine  Heilquellen.  Wiesbaden  1816. 

Kastner's  Archiv.  Bd.  IX.  S.  254.  384.  —  Bd.  XL  S.  26S. 

H.  Fenn  er,  Taschenbuch  für  Gesundbrunnen  und  Bäder  auf  das  j 
Jahr  1816.  S.  113-137. 

Diel  in:  Fenn  er,  Taschenbuch  für  Gesundbrunnen  und  Bäder 
auf  das  J.  1818.  S.  9—33. 

J.  E.  Wetz ler,  Gcsuudbr.  und  Heilb.  IL  Th.  S.  369.  —  Zu 
sätze  und  Verbesserungen.  S.  42. 

J.  A.  Vogler,  die  Heilquellen  zu  Ems,  auch  über  Heilquellen 
im  Allgemeinen    Coblenz  1821. 

Hufelaud  u.  Osann's  Journal  der  prakt.  Heilk.  1824  Supple- 
mentheft S.  102. 

Ueber  den  Gebrauch  der  Thermalbäder  zu  Ems,  für  angehende 
Acrzte  von  Dr.  A.  F.  A.  Diel.  Frankfurt  a.  M.  1825. 

L.  v.  Frorieps  Notizen.  Bd.  V.  S.  119.  212. 

Vogler  in:  Harlefs  Rhein.  Jahrb.  Bd.  VII.  St.  2, 

F.  L.  Kreysig,  über  den  Gebrauch  der  natürlichen  und  künst- 
lichen Mineralwasser.  Leipzig  1825.  S.  200. 

Fr.  Tantini,  opuscoli  scientifici.  Bisa  1830.  Vol.  II.  p.  51. 

Ems  und  seine  Heilquellen,  von  J.  v.  D  r  os  te-Ii  üls  hoff.  Mün 
ster  1831. 

Sti.fft,  geognost.  Beschreibung.  S.  429.  567. 

He  y  fei  der,  über  Bäder  und  Brunnenkuren.  S.  92. 

A.  F.  A.  Diel,  über  den  innerlichen  Gebrauch  der  Thermalquel 
len  in  Ems.  Frankfurt  a.  M.   1832. 

A.  Vetter,  über  den  Gebrauch  und  die  Wirkungen  künstliche! 
und  natürlicher  M.brunncn.  Berlin  1835. 

Franque  in:  v.  Gräfe  und  Kali  seh  Jahrb.  I.  Jahrg.  1836 
S.  359.  —  ll.  Jahrg.  1837.  S.  318.  —  III.  Jahrg.  1838.  S.  97.  —  IV 
Jahr^.  1K39.  Abth.  2.  S.  195.  291.  —  V.  Jahrg.  1840.  S.  48.  212. 

E.  Osiiiin  in:  Hu  fei  and  und  Osann's  Journal  der  prakt 
Heilk.  1K37.  IM.  LXXXIV.  St.  5.  S.  HO. 


899 

Döring  in:  Wochenschrift  für  die  gesammte  Heilk. ,  heraus*, 
von  Casper,  Romberg  und  v.  Stosch.  Jahrg.  1837.  Nr.  2 4. 

Alb.  Jac.  Gust.  Döring,  Ems  mit  seinen  natürlich  -warmen 
Heilquellen  und  Umgebungen.  Für  Kurgäste  und  angehende  Aerzte 
Ems  1838. 

Vetter,  Handbuch  der  Heilquellenlehre.  Th.  IL  S.  267. 

J.  A.  Vogler,  über  den  Gebrauch  der  M. quellen,  insbesondere 
derer  zu  Ems.  Frankfurt  a.  M.  1840. 

Edw.  Lee  a.  a.  0.  S.  52. 

Kastner  in:  Hufeland's  Joum.  der  prakr.  Heilk.  Bd.  XCII 
St.  2.  S.  78. 

3.  Die  Th. quellen  von  Schlangenbad,  frü- 
her Eigentimm  des  Kurhauses  Hessen,  jetzt  des  Herzogs 
von  Nassau,  liegen  von  Wiesbaden  drei  Meilen,  von 
Schwalbach  nur  eine  kleine  Stunde  entfernt,  897  F.  über 
dem  Meere,  friedlich  in  einem  einsamen,  rings  von  wald- 
bewachsenen  Bergen  umschlossenen  Thale,  in  welchem  sie 
ein  freundliches  Asyl  allen  denjenigen  darbieten,  welche 
in  einer  schönen  Natur  ruhig  der  Wiederherstellung  ihrer 
Gesundheit  leben  wollen. 

Schlangenbad  gehört  zu  den  ältesten  Bädern  Teutschlands.  Frü- 
her bekannt  unter  dem  Namen  des  Carlsthaler  oder  Bärstadter  (so 
benannt  nach  dem  nahebei  liegenden  Dorfe  Bärstadt),  erhielt  es  spä- 
ter den  Namen  Schlangenbad,  von  den  in  diesem  Thale  sonst  häufi- 
gen, aber  unschädlichen  Schlangen.  Einer  Sage  zufolge  wurden  die 
Th. quellen  von  einem  Hirten  entdeckt.  Im  siebzehnten  Jahrhundert 
soll  Dr.  Gloxin  von  Worms  (1657)  den  Besitz  der  Quellen  und  des 
Gebiets  von  Schlangenbad  um  den  Preis  von  zwei  Ohm  Wormser 
Weins  auf  einige  Zeit  an  sich  gebracht  haben.  Nicht  lange  nachher 
machte  jedoch  Hessen  seine  Ansprüche  gelteud.  Landgraf  Moritz 
von  Hessen  liefs  die  Quellen  besser  fassen,  Landgraf  Carl  1694  die 
ersten  Gebäu'de  aufführen,  Kurfürst  F  ranz  von  Mainz  1701  letztere 
durch  ein  Gebäude  vermehren,  welches  später  den  Namen  des  „Nas- 
sauer Hofes"  erhielt,  —  und  Schlangenbad  gewann  allmählig  einen 
immer  ausgebreitetem  Ruf  als  Heilquelle. 

Schlangenbad  besitzt  zwei  Badeanstalten,  den  alten  und  den  neuen 
Bau,  mit  Bädern  und  Wohnzimmern  für  Kurgäste.  —  Den  zum  Theil 
gerechten,  früher  öffentlich  ausgesprochenen  Klagen  über  die  Mängel 
der  vorhandenen  Einrichtungen,  hat  die  Nassauische  Regierung  abzu- 
helfen versucht,  —  die  Erwärmung  der  Bäder  durch  einen  Dampfap- 
parat verbessert,  die  Wohnzimmer  bequemer  und  geschmackvoller 
eingerichtet  und  auch  für  Doucheapparate  gesorgt.  Zur  Aufnahme 
von  Kurgästen  sind  in  den  letzten  Jahren  sehr  geschmackvolle  Wohn- 
gebäude aufgeführt  worden. 

L112 


900 

Die  Frequenz  der  Kurgäste  liat  sich  in  den  letzten  Jahren  be- 
trächtlich vermehrt. 

Im    J.  1832  betrug  die  Zahl  der  Kurg.    308. 

—  —  1833  ....  488. 

—  —  1834  ....  594. 

—  —  1835  ....  593. 

—  —  1836  ....  642. 

—  —  1837  ....  578. 

—  —  1838  ....  762. 

—  —  1839  ....  808. 

—  —  1840  ....  674. 

Unter  den  neuen  über  die  Wirkung  und  Anwendung  der  M.quel- 
len  zu  Schlangenbad  erschienenen  Abhandlungen  sind  besonders  zu 
erwähnen  die  von  Hufeland,  Wetzler  und  Fenner  von  Fen- 
ne b  e  r  g. 

Die  nächsten  und  entferntem  Umgebungen  Schlangenbads  gewäh- 
ren eine  willkommene  Abwechselung  von  engeren  Waldthäleru  und 
den  romantischen  Ufern  des  Rheins,  welche  unfern  Schlangenbad  bei 
Bingen  und  Rüdesheim  sich  öffnen ;  —  mau  besucht  den  Niederwald, 
die  Höhe  zwischen  Wiesbaden  und  Schwalbach,  —  Schlofs  Rüdes- 
heim und  die  Kapelle  zu  Rauhenthal. 

Die  Berge  bei  Schlangenbad  bestehen  aus  Thonschiefer. 
Das  Th.wasser  zu  Schlangenbad  ist  geruchlos,  von 
einem  faden,  schwach  salzigen,  laugenhaften  Geschmack, 
beim  Waschen  oder  Baden  ungemein  weich,  fast  fettig 
anzufühlen,  wirft  unbedeutend  wenig  Luftblasen  und  giebt 
in  24  Stunden  3500  Ohm.  Die  Durchsichtigkeit  der  Haupt- 
quelle verhält  sich  =  998  :  1000,  die  der  Wiesenquelle 
=  0,770  nach  Kastner. 

Hinsichtlich  der  Temperatur  und  Mischungsverhältnisse 
bieten  die  einzelnen  Quellen  nur  wenig  Verschiedenheit 
dar.  Ihre  Temperatur  beträgt  21 — 25°  R.  Nach  ihrem 
Gehalt  gehören  sie  zu  der  Klasse  der  erdig- alkalischen 
Th. quellen,  schlicfscn  sicli  zunächst  an  die  von  Eins,  un- 
terscheiden sich  aber  von  letzteren  durch  ihren  geringen 
Gehalt  an  festen  Bestandteilen,  und  zeigen  hinsichtlich 
ihrer  Temperatur  und  Schwere  folgende  Verschiedenheit: 
1. Der  Schachtbrunnen  hat dieTemp.  von  25,0°  R. — 1,00050 spec.  Gew. 

2.  Di<-  Th.q.  des  alten  Brunnens  —      21—23,5 1,00055    —    — 

;;.   Der  Rölirbruniieu        .        .     —  '22,0 1,00055    —     — 

4.  Die  Th.q.  des  neuen  Brunnens    —  22,5—24,5 1,00050— 

1,00055     —     — 

5.  DicWicsenq.jcinNatronsäuerl.  —  13,0 1,0028      —     — 


901 

An  festen  und  flüchtigen  Bestandtheilen  enthalten  nach 
I    Kastner's  neuester   Analyse  vom  Jahre    1839— 1840  in 
sechzehn  Unzen : 


1.  Die  Haiiptquelle : 

2.  Die  Wiesenquelu 

Doppelt  kohlensaures  Natron 

3,368  Gr.      . 

. 

Doppelt  kohlensaures  Kali     . 

.   ■     .        .    . 

0,01428  Gr. 

Doppelt  kohlensaure  Kalkerde 

1,702  — 

3,74950  — 

Doppelt   kohlensaure   Talkerde 

1,192  — 

0,07170  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul 

«                      g                            • 

Spuren 

Chlorcalcium   .... 

0,005  — 

.... 

Schwefelsaures  Kali 

.        .        .    . 

0,00250  — 

Phosphorsauses  Kali 

0,00030  —  * 

Phosphorsaure  Kalkerde 

>    „ 

Spuren 

Chlornatrium  .... 

2,151  — 

2,82300  — 

Chlorkaliuin     .         .        .        s 

. 

0,00050  — 

Kieselerde        .         .        .         . 

Spuren 

0,00200  — 

Quellsaure    und  quellsatzsaure 

Thonerde     .... 

0,16750  — 

Extractivstoff  .... 

Spuren 

. 

8,418  Gr. 

6,93128  Gr. 

Kohlensaures  Gas 

1,8350  Kub.  Z. 

11,0025  Kub.  Z 

Stickgas           ...... 

0,0021    — 

0,0365    — 

Oxygen    ..... 

. 

0,0075    — 

1,8371  Kub.  Z. 


1 1,0465  Kub.  Z. 


Das  Th. wasser  von  Schlangenbad  in  Form  von  Bädern 
angewendet,  ist  von  besonderer  Weichheit  und  einer  eigen- 
thümlichen  Wirkung  auf  die  äufscre  Haut  und  das  Ner- 
vensystem, —  in  Teutschland  wenigstens  besitzen  wir  kein 
Bad,  welches  in  dieser  Hinsicht  Schlangenbad  gleich  käme. 

Zunächst  wirkt  dasselbe  auf  die  äufsere  Haut  erweichend,  bele- 
bend, die  Thätigkeit  derselben  verbessernd,  verjüngend,  —  auf  das 
Nervensystem  beruhigend,  krampfstillend,  die  vorhandenen  dynami- 
schen Mifsverbältnisse  ausgleichend,  —  herabstimmend  auf  die  ge- 
steigerte Irritabilität  des  Gefäfs-  und  Muskelsystems,  —  specifik  auf 
das  Uterinsystem  auflösend ,  belebend ,  —  und  gewährt  den  grofsen 
Vortheii,  dafs  auch  die  reizbarsten  Subjecte  diese  Bäder  in  der  Regel 
sehr  gut  vertragen. 

So  ausgezeichnet  die  Wirkungen  von  Schlangenbad  sind,  so  ist 
doch  nicht  ausser  Acht  zu  lassen,  dafs  bei  sehr  chronischen,  einge- 
wurzelten Leiden  die  Bäder  von  Schlangenbad  oft  nicht  ausreichen, 
und  dafs  zur  Befestigung  der  in  Schlangenbad  gewonnenen  Besserung, 
als  Nachkur    noch    der  Gebrauch  passender   mehr  auflösender,    oder 


902 

mehr  stärkender  Heilquellen  erfordert  wird,  wie  Ems,  Schwalbach, 
Wiesbaden  u.  a. 

Am  häufigsten  benutzt  man  die  Th.quellen  zu  Scblangenbad  in 
Form  von  Wasserbädern,  und  Iäfst  die  Kranken  eine  Viertel-  bis 
ganze  Stunde  darin  verweilen.  —  In  Form  von  Getränk  wird  es  sel- 
tener gebraucht,  versendet  nur  wenig.  Landgraf  Friedrich  von 
Hessen,  Köuig  von  Schweden,  lief's  aus  grofser  Vorliebe  für  dieses 
Wasser  jährlich  sich  eine  beträchtliche  Menge  desselben  nach  Stock- 
holm senden.  —  Das  versendete  Th.wasser  wird  vorzugsweise  als 
Waschwasser  gebraucht. 

Ausserdem  benutzt  man  das  Th.wasser  noch  in  Form  von 
Douche,  und  den  durch  Niederschlag  der  festen  Theile  sich  bildenden 
Badeschlamm  als  Umschlag  bei  äusseren  Schäden  (vgl.  Th.  I.  S.  425 
Zweit.  Aufl.  S.  503). 

Die  Krankheiten,  gegen  welche  man  die  Bäder  von 
Scblangenbad  vorzugsweise  empfiehlt,  sind  folgende: 

1.  Chronische  Nervenkrankheiten  mit  dem  Karakter 
des  Erethismus,  —  krampfhafte  Leiden  in  den  verschie- 
denartigsten Formen,  Neuralgicen,  nervöses  Köpfweh,  Ko- 
liken. — 

Bei  sehr  hartnäckigen  Leiden  ist,  als  Nachkur  von  Scblangen- 
bad, hier  oft  der  Gebrauch  der  M.quellen  von  Ems  oder  Schwalbach 
zu  empfehlen. 

2.  Chronische  Krankheiten  der  Haut.  Schon  hei  sehr 
trockner,  spröder,  lebloser  Haut  als  Schönheitsmittel  be- 
kannt und  berühmt,  wird  Schlangenbad  mit  gleich  günsti- 
gem Erfolge  auch  bei  flechtenartigen  Hautausschlägen  und 
Geschwüren  angewendet. 

Nur  verdient  auch  hier  bemerkt  zu  werden,  dafs  in  sehr  hart- 
näckigen Fällen,  wenn  denselben  allgemeine  Dyskrasiccn  oder  be- 
deutende Störungen  in  den  Organen  der  Assimilation,  in  dem  Drüsen? 
und  Lymphsystem  zum  Grunde  liegen,  Schlangenbad  allein  nicht  aus- 
reicht und  der  Gebrauch  kräftiger,  die  Mischung  der  Säfte  umän- 
dernder, die  Assimilation  verbessernder  und  das  Drüsen-  und  Lymph- 
system mehr  bethätigender  Heilquellen  erheischt  wird.  —  Das  versen- 
dete Schlangenbadcwasscr  wird  als  Waschwasser  zur  Erhaltung  eines 
guten  Teints  sehr  gerühmt. 

3.  Krankheiten  des  Uterinsysteins,  unregehnäfsige,  sehr 
schmerzhafte  Menstruation,  Unfruchtbarkeit,  —  Verschlei- 
mungen,  Stockungen,  krampfhafte  Beschwerden. 


903 

4.  Chronische  Leiden  der  Urinwerkzeuge,  welche  sich 
auf  Schwäche  krampfhafter  Art  gründen. 

5.  Lähmungen  und  Contracturen ,  von  rheumatischen 
oder  gichtischen  Ursachen. 

6.  Fenn  er  empfiehlt  endlich  sehr  das  Th.wasser  zu 
S.  innerlich  und  als  Bad  bei  schleichenden  Entzündungen, 

—  bei  chronischen  Brust-,  Leber-,  Nieren-  oder  Blasen- 
entzündungen, so  wie  bei  Congcstionen  phlogistischer  Art 
und  inflammatorischer  Diathesis  zur  Herab  Stimmung  des 
erregten  Gefäfssystems. 

J.  B.  S.,  das  weit  berühmte  Carlsthalerbad.  Wetzlar  1707. 

Welker,  Beschreibung  des  Schlangenbades.  Idstein  1721.  — 
1724.  —  1747.  -    1762. 

Amusemens  des  eaux  de  Schwalbach,  Wiesbade  et  Schlangeubad, 
Liege  1779.  —  teutsch  1779. 

Das  Schlangenbad  von  Fenn  er.  Marburg  1806. 

Fenne r's    Taschenbuch    für  Gesundbrunn.    1816.    S.  191—219. 

—  1818.  S.  139- 199. 

—  —  über  den  Nutzen  und  Gebrauch  der  Heilbäder  zu  Schlan- 
genbad. Wiesbaden   1816. 

Das  Schlangenbad  und  dessen  Anwendung  in  der  Heilkunst.  1816. 
Hufeland' s  Journal  der  prakt.    Heilk.   Bd.  XXIX.   St.  4.  S.  % 

—  Bd.  Uli.  St.  1.  S.  127.  St.  5.  S.  32. 

Hufelan  d's  Uebersicht.  Viert.  Aufl.  S.  183. 

Wetzler,  Gesundbrunnen  und  Heilb.  Th.  II.  S.  437. 

Hufeland  und  Osanu's  Journal  der  prakt.  Heilk.  Bd.  LIXs 
1824  Supplementheft  S.  126.  —  Bd.  LXXXII.  St.  1.  S.  47.  —  Bd.  XCII* 
St.  2.  S.  77. 

Feuner,  Schlangenbad  und  seine  Heiltugenden.  Darmst.  1824, 

Stifft,  geognost.  Beschreibung.  S.  405.  562. 

Heyfelder,  über  Bäder  und  Brunnenkuren.   S.  111. 

v.  Gräfe  und  Kaiisch  a.  a.  0.  Jahrg.  II.  1S37.  S.  359.  Jahrg. 
Hl.  183S.  S.  121.  Jahrg.  V.  1840.  S.  78. 

Edw.  Lee  a.  a.  0.  S.  74. 

4.  Die  M.  quellen  %u  Schwalb  ach.  Das  Dorf 
Langenschwalbach,  welches  fast  blofs  aus  einer,  aber  sehr 
langen  Strafse  besteht  und  daher  mit  Recht  seinen  Namen 
führt,  liegt  in  einem  schmalen  Wicsenthale,  909  Fufs  über 
dem  Meere ,  von  Wiesbaden  drei ,  von  Ems  sechs  Meilen, 
von  Schlangenbad  nur  eine  kleine  Stunde  entfernt.  Die 
Schwalbach  umschliefsenden  Höhen  treten  unfreundlich  dem 
von  dem  reizenden  Wiesbaden   Kommenden  entgegen,  — 


904 

gleichwohl    bietet    die    Umgegend   Sehwalbach's    mehrere 
sehr  anmuthige  Punkte  dar,  wie  das  Aarthal,  Adolphs  eck, 
Hohenstein,  welche  von  den  Kurgästen   zu  Fufs   oder  zu     i 
Esel  häufig  besucht  werden. 

Das  Klima  ist  im  Ganzen  rauh  und  begünstiget  Rheumatismen, 
rheumatisch-katarrhalische  Blennorrhöen  und  rheumatisch-entzündliche 
Affectionen. 

Zur  Aufnahme  der  Kurgäste  besitzt  Schwalbach  gut  und  ge- 
schmackvoll eingerichtete  Wohngebäude,  —  zur  Benutzung  der  Quel- 
len ein  sehr  gut  eingerichtetes  Badehaus.  Die  Zahl  der  jährlich 
Schwalbach  besuchenden  Kurgäste,  welche  sich  früher  eine  Zeitlang 
vermindert  hatte,  hat  sich  in  den  letzten  zehn  Jahren  wieder  sehr 
vermehrt.  Die  eigentliche  Saison  in  Schwalbach  beginnt  meist  erst 
Ende  Juni  oder  Anfang  Juli. 

Im  J.  1835  betrug  die  Zahl  der  Kurg.  2069. 

—  —  1836  ....  2Ü00. 

—  —  1837  ....  1750. 

—  —  1838  ....  1564. 

—  —  1839  ....  1650. 

—  —  1840         ....  1695. 

Schon  die  Römer  scheinen  die  Quellen  von  Schwalbach  gekannt, 
und  mit  dem  Namen  Aquae  vinariae  Usipetum  bezeichnet  zu  haben, 
—  als  Heilquellen  erwarben  sie  sich  zuerst  einen  Ruf  im  sechzehn- 
ten Jahrhundert. 

Unter  den  Neueren,  welche  über  die  Wirkung  und  Benutzung 
der  M. quellen  zu  Schwalbach  besonders  handeln,  nenne  ich  Hufc- 
land,  v.  Wedekind-,  Wetzler  und  Fenner  v.  Fenneberg. 

In  und  bei  Schwalbach  entspringen  viele  M.qucllen, 
sämmtlich  aus  Thonschiefcr,  alle  zeichnen  sich  aus  durch 
einen  verbültnifsmäfsig  geringen  Gehalt  an  festen  Bestand- 
th eilen ,  aber  einen  sehr  beträchtlichen  an  kohlensaurem 
Gase.     Die  vorzüglichsten  sind  folgende: 

1.  Der  Stahlbrunnen,  gut  gefafst,  wird  häufig  an 
der  Quelle  getrunken  und  auch  versendet,  früher  jährlich 
gegen  100,000  Krüge.  —  Sein  Wasser  ist  krystallhell, 
perlt  stark  und  besitzt  einen  angenehmen,  etwas  stechen- 
den, säuerlich-zusammenziehendcn  Geschmack.  Seine  Tem- 
peratur beträgt  .9°  R.  bei  28°  II.  der  Atmosphäre,  sein 
spec.  Gewicht  1,0008,  seine  Durchsichtigkeit  nach  Kast- 
ner 0.925. 


905 

2.  Der  W  einbr  unnen ,  der  älteste  Brunnen  in  Schwal- 
bach,  gleich  dem  vorigen  vorzugsweise  als  Getränk  be- 
nutzt, nach  Einigen  so  genannt  wegen  seiner  berauschen- 
den Kraft,  wenn  man  ihn  rasch  trinkt.  —  Sein  Wasser 
ist  ebenfalls  krystallhell ,  perlt  und  besitzt  einen  sehr  an- 
genehmen Geschmack;  seine  Temperatur  beträgt  bei8°R. 
ILuftwärine  7,7°  R. ,  sein  spec.  Gewicht  1,0010,  seine 
Durchsichtigkeit  nach  Kastner  0,915.  —  Auch  dieser 
Brunnen  wird  gleich  dem  vorigen  versendet. 

3.  Der  P  au linenbr  unnen,  von  0,945  Durchsichtig- 
keit, 7,9°  R.  Temperatur  bei  8°  Luftwärme,  spec.  Ge- 
wicht 1,0010,  —  seit  1828  gefafst, —  der  mildeste,  geist- 
reichste aller  Säuerlinge,  ausgezeichnet  durch  seinen  Reieh- 
thum  an  Kohlensäure. 

4.  Der  R  os  enbrunnen,  besitzt  den  gröfsten  Eisen- 
gehalt und  ist  mit  dem  vorigen  Behufs  der  Bäder  zu  ei- 
ner Röiirenleitung  verbunden. 

Ausser  diesen  M. quellen  besitzt  Schwaibach  noch  viele  ähnliche, 
welche  im  Allgemeinen  verhiütuifsmäfsig  wenig  feste  Bestandteile, 
aber  viel  kohlensaures  Gas  enthalten,  und  sich  nur  durch  ihren  grö- 
fsern  oder  geringem  Gehalt  an  kohlensaurem  Eisenoxydul  uud  koh- 
lensaurem Gas  von  einander  unterscheiden. 

Unter  diesen  sind  von  Kästner  noch  analysirt: 

Der  Ne  üb  r  unnen  oder  Unterueubrunnen,  von  0,910  Durch- 
sichtigkeit, 7,9°  R.  Temperatur,  spec.  Gewicht  1,0011,  —  neu  gefafst. 

Der   Neubrunnen    oder    Oberneubrunnen   (trübe   Quelle), 
von  0,780  Durchsichtigkeit,  7,8°  11.  Temp.,    1,0012  spec.  Gewicht.  — ' 
neu  gefafst. 

Der  Ehebrunnen,  mittlere  Quelle,  von  0,920  Durchsich- 
tigkeit, 7,9°  R.  Temperatur,  1,0011  spec.  Gewicht. 

Der  Ehebrunnen,  hin  tere  Quelle,  von  0,940  Durchsich- 
tigkeit, von  7,9°  R.  Temperatur,  1,0009  spec.  Gewicht. 

Chemisch  analysirt  wurden  die  M. quellen  zu  Schwal- 
bach von  Gärtner,  Bucholz  und  Rüge,  neuerdings 
(1829  und  1839)  von  Kastner. 

Nach  Kästner' s  neuester  Analyse  (1839)  enthält  in 
sechzehn  Unzen : 


906 


1.  Der  Weinbrunncu  :  2.  Der  Stuhlbrunuen 


Doppelt  kohlensaures  Natron  0,2823000  Gr. 

Doppelt  kohlensaures  Kali  .  0,0008400  — 

Doppelt  kohlensaures  Lithion  0,0001840  — 

Doppelt  kohlensauren  Strontian  0,0000253  — 

Doppelt  kohlensaure  Kalkerde  3,0880000  — 

Doppelt  kohlensaure  Talkerde  5,7760000  — 

Doppelt  kohlens.  Eisenoxydul  1,0542000  — 

Doppelt  kohlens.  Manganoxydul  0,0005530  — 

Fluorcalcium         .        .        .  Spuren 

Chlornatrium        .        .        .  0,2600000  — 

Chlorkalium  .        .        .  0,0002500  — 

Jodnatrium    ....  0,0000600  — 

Chlorcalcium         .        .        .  0,1000000  — 

Chlortalcium         .        .        .  0,1025000  — 

Kieselsäure  haltige  Thonerde  0,0000600  — 

Schwefelsaures  Natron        .  0,2000000  — 

Phosphorsaures  Natron        .  0,0001000  — 

Phosphorsaure  Thonerde     .  0,0001100  — 

Quellsaure  Thonerde    .        .  Spuren 

10,8651823  Gr. 

27,850  Kub.  Z. 
0,215      — 

28,065  Kub.Z. 


Kohlensaures  Gas 
Stickgas 


0,4019000  Gr. 

0,0002095  — 
0,0000127  — 
1,4550000  — 
2,5600000  — 
1,0292000  — 
0,0002765  — 

0,3400000  — 
0,0015000  — 
0,0001000  — 
0,1100000  — 
0,1000000  — 
0,0000700  — 
0,2250000  — 
•  0,0001200  — 
0,0001400  — 

6,2235287  Gr. 

29,150  Kub.  Z. 
0,210      — 

29,360  Kub.Z. 


3.  Der  Paulinenbruunen:  4.  Der  Neubruunen 


Doppelt  kohlensaures  Natron  0,7137000  Gr. 
Doppelt  kohlensaures  Kali  ... 
Doppelt  kohlensaures  Lithion  0,0002243  — 
Doppelt  kohlensauren  Strontian  0,0000127  — 
Doppelt  kohlensaure  Kalkerde  3,5550000  — 
Doppelt  kohlensaure  Talkerde  4,1770000  — 
Doppelt  kohlens.  Eisenoxydul  0,9016000  — 
Doppelt  kohlens.  Mangauoxydul  0,0013825  — 
Chlornatrium  .  .  .  0,0350000  — 
Chlorkalium  .        .        .        0,0012000  — 

Jodnatrium    ....        Spuren 
Chlorcalcium        .        .       .       0,2078000  — 
Chlortalcium  .        .        .        0,0156000  — 

Kieselsäure  haltigc  Thonerde  0,0001200  — 
Schwefelsaures  Natron  .  0,0350000  — 
Pbospliorsaures  Natron  .  0,0001000  — 
Pbosphorsaure  Thonerde  .  0,0001100  — 
Quelleaurc  Thonerde  .... 

9,6438495  Gr. 


0,2775000  Gr. 
0,0003360  — 
0,0001343  — 
0,0000127  — 
3,1730000  — 
1,8730000  — 
0,8432000  — 
0,0002765  — 
O,O2S000O  — 
0,0001300  — 

0,0012000  — 
1,0015000  — 
0,0004000  — 
0,0015000  — 
0,0003900  — 
0,0003500  — 
0,0001500  — 

7,2010795  Cr] 


Kohlensaures  Gas  .        .        39,580  Kub.  Z. 

Stickgas  ,        .  0,-227      — 

39,807  Kub.Z. 

5.  Der  Neubrnnnen, 
trübe  Quelle : 

Doppelt  kohlensaures  Natron      0,2537000  Gr. 
Doppelt  kohlensaures  Kali  .        0,0008400  — 
Doppelt  kohlensaures  Lithion    0,0001104  — 
[Doppelt  kohlensauren  Strontian     . 
Doppelt  kohlensaure  Kalkerde   3,3030000  — 
Doppelt  kohlensaure  Talkerde    1,8240000  — 
Doppelt  kohlens.  Eisenoxydul     0,6810000  — 
Doppelt  kohlens.  Mauganoxydul  0,0002765  — 
Chlornatrium        .         .        .        0,0200000  — 
Chlorkalium ....        0,0000900  — 

Jodnatriuin     .....  . 

Chlorcalcium  .  .  .  0,0013000  — 
Chlortalcium  .  .  .  0,0012000  — 
Kieselsäure  haltige  Thonerde  0,0000700  — 
Schwefelsaures  Natron  .  0,0016000  — 
Phosphorsaures  Natron,  .  0,0003SOO  — 
Phosphorsaure  Thonerde  .  0,0003000  — 
Quellsaure  Thonerde  .        .        0,0002200  — 


Kohlensaures  Gas 

Stickgas 

Oxygengas 


6,0880869  Gr. 
21,800  Kub.Z. 
0,375      — 
0,003      — 

22,178  Kub.Z. 


22,450  Kub.  Z. 
0,235    — 

22,685  Kub.  Z. 

6.  Der  Ehebrunnen, 
mittlere  Quelle : 

0,3172000  Gr. 
0,0001680  — 
0,0001963  — 
0,0000253  — 
3,2S90000  — 
3,7590000  — 
0,8323000  — 
0,0002765  — 
0,2500000  — 
0,0003000  — 
0,0000500  — 
0,1002000  — 
0,0925000  — 
0,0000600  — 
0,1253000  — 
0,0001400  — 
0,0001500  — 
0,0001200  — 

8,7669861  Gr. 

23,010  Kub.  Z. 
0,225      — 


23,235  Kub.Z. 


7.    Der  Ehebrunnen,  hintere  Quelle : 

Doppelt  kohlensaures  Natron  .  0,26220000  Gr. 

Doppelt  kohlensaures  Kali      .  0,00016800  — 

Doppelt  kohlensaures  Lithion  0,00017200  — 

Doppelt  kohlensauren  Strontian  0,00003800  — 

Doppelt  kohlensaure  Kalkerde  2,62100000  — 

Doppelt  kohlensaure  Talkerde  3,48700000  — 

Doppelt  kohlensaures  Eisenoxydul  0,62760000  — 

Doppelt kohlensaur.Manganoxydul  0,00013825  — 

Chlornatrium     ....  0,18000000  — 

Chlorkalium      .   ,     .        .        .  0,00025000  — 

Joduatrium        .        .        .        .  0,00005000  — 

Chlorcalcium     ....  0,06880000  — 

Chlortalcium     ....  0,05000000  — 

Kieselsäure  haltige  Thonerde  0,00005000  — 

Schwefelsaures  Natron   .        .  0,08600000  — 


908 

Phosphorsaures  Natron    .        .        0,00012000  Gr. 
Phosphorsaure  Thonerde  .        0,00014000  — 

Quellsaure  Thonerde        .        .        0,00010000  — 

"7^38322625  Gr. 

Kohlensaures  Gas  .        .        .        24,420  Kub.  Z. 
Stickgas 0,220      — 

24,640  Kub.  Z. 

Der  Stahl-,  Wein-  und  Paulinenbrimnen ,  so  wie  die 
Mehrzahl  der  übrigen  M. quellen  gehören  zu  der  Klasse 
der  alkalisch  -  erdigen  Eisenwasser,  unterscheiden  sich  je- 
doch im  Allgemeinen  nach  ihrem  gröfsern  oder  geringern 
Gehalt  an  kohlensaurem  Eisenoxydul  und  kohlensaurem 
Gas  durch  ihre  mehr  oder  weniger  reizende  und  tonisirende 
Wirkung ;  in  dem  Weinbrunnen  scheint  das  kohlensaure  Gas 
und  das  Eisen  fester  an  das  Wasser  gebunden,  als  in  dem 
Stahlbrunnen,  daher  auch  letzterer  an  der  Quelle  mehr, 
als  jener  perlt.  Die  Mehrzahl  dieser  M. quellen  enthält 
bei  einem  grofsen  Reichthum  an  kohlensaurem  Gase  nur 
eine  verhältnifsmäfsig  geringe  Menge  von,  die  Wirkung 
des  Eisens  corrigirenden,  alkalischen  und  erdigen  Salzen, 
und  dabei  eine  nicht  unbeträchtliche  Quantität  von  kohlen- 
saurem Eisenoxydul,  —  bei  ihnen  tritt  daher  die  reine, 
durch  keine  Beimischung  von  schwächenden  Salzen  modi- 
ficirtc,  nur  durch  die  Kohlensäure  leichter  verträgliche, 
verflüchtigte  Wirkung  des  Eisens  stärker  hervor.  Sie  wir- 
ken daher  belebend,  reizend,  stärkend,  leicht  erhitzend, 
sehr  diuretisek,  werden  auch  bei  schwacher  Verdauimg 
verhältnifsmäfsig  leicht  vertragen  und  besitzen  eine  beson- 
ders belcbend-stärkende  Wirkung  auf  das  Muskel-,  Ge- 
fäfs-,  Nerven-  und  Uterinsystem. 

Nach  Fenn  er  v.  Fcuneberg  unterscheiden  sieb  beide  darin, 
dafs  der  Stahlbrunnen  reizender,  erhitzender  wirkt,  und  dalier  in  al- 
len den  Küllcn  von  Schwäche  torpider  Art  passender  ist,  wo  ein 
kräftig  erregendes  Eisenwasser  erfordert  wird,  —  der  Weinbrunnen 
dagegen  bei  sehr  reizbaren  Personen,  bei  Schwäche  erethischer  Art, 
bei  grofser  Empfindlichkeit  des  Magens  und  Darmkanuls  besser  ver- 
tragen wird.  —  l>ie  neuerdings  viel  als  Getränk  benutzte  Paulincn- 
<|iielle  empfiehlt  sich  wegen  ihres  grofsen  Gehaltes  au  Kohlensäure. 


Die  von  den  eisenreicheren  M.quellen  bereiteten  Bäder  wirken 
reizend,  erhitzend,  stärkend,  zusammenziehend;  —  bei  sehr  reizba- 
ren, zu  Congestioneu  geneigten  Subjecten,  oder  bei  welchen  überhaupt 
eine  zu  adstringirende  Wirkung  zu  fürchten  ist,  verdient  daher  das 
Wasser  der  weniger  Eisen  enthaltenden  M.quellen  den  Vorzug. 

Zu  widerrathen  ist  der  Gebrauch  der  M.quellen  in  allen  den  Fäl- 
len, in  welchen  Eisenwasser  contraindicirt  sind.  (Vgl.  Th.  I.  S.  239. 
Zweit.  Aufl.  S.  253). 

Benutzt  werden  die  genannten  M. quellen: 

1.  Als  Getränk  zu  vier  bis  acht  Bechern  früh,  — 
allein  kalt,  künstlich  erwärmt,  oder  mit  Eselimiemnilch, 
oder  mit  Molken.  Man  fängt  gern  mit  den  weniger  rei- 
zenden M.quellen  an  und  geht  dann  später  zu  den  stärke- 
ren über. 

Bei  Brustkranken,  grofser  Schwäche  des  Magens  und  Darmka- 
nals, besonders  wenn  zuvor  bereits  längere  Zeit  eine  auflösende 
Therme,  wie  z.  B.  Ems  gebraucht  worden ,  ist  der  innere  Gebrauch 
derselben  nur  sehr  bedingt  zu  empfehlen. 

2.  Als  Wasserbad,  nach  Umständen  aus  den  mehr 
oder  weniger  eisenhaltigen  M.quellen  bereitet  zu  empfeh- 
len, und  nach  Bedürfnifs  der  Kranken  mit  Abkochungen 
von  Kleien,  Malz  oder  aromatischen  Kräutern. 

Die  Krankheiten,  in  welchen  die  genannten  M.quellen 
vorzugsweise  empfohlen  werden,  sind  folgende:  Verschlei- 
mung und  Säure  des  Magens,  Mangel  an  Appetit,  Störung 
der  Verdauung  durch  Schwäche  atonischer  Art  bedingt, 
—  Cachexieen  und  Stockungen,  welche  sich  auf  allgemeine 
Laxität  oder  Schwäche  gründen,  —  chronische  Nerven- 
krankheiten, besonders  Lähmungen,  wenn  sie  nach  bedeu- 
tendem Säfteverlust  oder  durch  Ueberreizung  entstanden 
sind,  —  Krankheiten  des  Uterinsystems  durch  Schwäche 
atomscher  Art  bedingt,  in  welchen  belebende  geistige  Ei- 
senwasser iudicirt  sind,  —  Bleichsucht,  schwache  unregel- 
mafsige  oder  zu  profuse  Menstruation,  passive  Hämorrha- 
gia  Uteri,  Fluor  albus,  Unfruchtbarkeit,  —  chronische  Lei- 
den der  Brust,  inveterirte  Brustkatarrhe,  Verschleimun- 
gen der  Brust,  Schleimasthma,  —  (bei  einem  irritabeln  Ge- 
fäfssj'stein  mit  der  schon  erinnerten,  nöthigen  Vorsicht),  — 


910 

rheumatische  und  gichtische  Beschwerden,  wenn  sie  mit 
einem  hohen  Grad  allgemeiner  oder  örtlicher  Schwäche 
der  äufsern  Haut  verbunden  sind. 

Bei  der  Anwendung  der  M.quellen  zu  Schwalbach  als  stärkende 
Nachkur  nach  dem  Gebrauch  von  Th.quellen ,  besonders  von  Ems, 
ist  grofse  Vorsicht  zu  empfehlen ;  —  man  läfst ,  wenn  die  M.quellen 
von  Schwalbach  für  nöthig  erachtet  werden,  nur  die  weniger  reizen- 
den und  adstringirenden  erwärmt  mit  Milch  oder  Molken  trinken, 
oder  bedient  sich  blofs  der  Wasserbäder  zu  Schwalbach,  —  um  durch 
die  tonisirende  Wirkung  der  M.quellen  zu  Schwalbach  die  guten 
Nachwirkungen  der  Th.quellen  nicht  zu  stören  oder  zu  erregend  auf 
das  Blutsystem  zu  Avirken. 

Th.  T  ab  er  nä  montan  us  a.  a.  0.  S.  12. 

J.  R.  Salzmann's  Beschreib,  des  Schwalbacher  Bades.  Basel  1612. 

Responsa  medica  de  probatione,  facultate  et  usu  acidularum  ac 
fontium  Schwalbacensium  a  celeberrimis  aliquot  medicis  ad  Hei  fr. 
Dietericum  scripta.  Francof.  1631.  —  1664. 

L.  v.  Hornigk's  Beschreibung  der  Langenschwalbacher  Sauer- 
brunnen und  Bäder.  Frankfurth  1632.  —  1648.  —  1662.  —  1740.  — 
1746.  —  Maynz  1758. 

J.  D.  Horst,  vom  Gebrauche  und  Wirkung  des  Schwalbacher 
Sauerbrunnens.  Frankfurth  1655. 

—  —  Beschreibung  des  Sauerbrunnen  zu  Langenschwalbach 
und  Dönningstein.  Frankfurth  1659.  —  1680. 

J.  G.  Geilfufs,  Unterricht  vom  Sauerbrunnen  und  Brodeibrun 
uen  zu  Langenschwalbach.  Frankfurth  1662.  —  1667.  —  16S2. 

Melchior  Eberhard's  Hydrologia,  d.  i.  Wassergespräch,  wel- 
ches Neptun  mit  seiner  Schwalbacher  Wassergöttin  Hydorille  gehal- 
ten. Frankfurth  1694. 

J.  Bernh.  v.  Gladbach,  kurze  Abhandl.  von  dem  Schwalba- 
cher Sauerbrunnen.  Frankfurth  1699. 

L.  G.  Guckelius,  curmäfsige  Schwalbacher  Diät  und  Lebens- 
ordnung. Frankfurth  1699. 

Melch.  Eberhard  und  G.  Chr.  Möller 's  kurzes  Schwalba- 
cher Curbiichlein,  und  vom  Gebrauch  des  Schlangenbades  und  Bro- 
dclbrunuens.  Frankfurth  1700.  —  1702. 

—  —     mars  aeidulis  Schwalbacensibus.  Francofurt.  1704. 

G.  Ch.  Schellhammer,  diss.  acidularum  Schwalbasensium  et 
Pyrmontanarum  per  experimenta  exploratarum  inter  se  collatio.  Ki- 
loniae  1704. 

J.  Th.  Hensingii  meditationcs  et  experimenta  circa  aeidulas 
Sehwalbacenscs.  Francof.  a.  M.  1711.  —  übers.  1711.  —  1728. 

Kurzer  doch  gründlicher  Bericht  vom  Sauerwasser  in  Langen- 
schwalbach. Maynz  1714.  —  Frankfurth  1728.  —  1739.  —  178S. 

■'.  Phil,  llofmann,  eigentliche  Beschreibung  des  Sauer-  und 
Gesuudheits-Brunnen  zu  Schwalbach.  Wetzlar  1717. 


911 

F.  Hoffmann,  diss.  fontis  Spadani  et  Schwalbacensis  conniven- 
tia.  Halae  1730. 

—  —  gründliche  Untersuchung  des  sehr  gesunden  Spaawassers 
und  des  Schwalbacher  Brunnens.  Leipzig  1731. 

Amusemens  des  eaux  de  Schwalbach,  des  bains  de  Wisbade  et 
de  Schlangenbad ,  avec  relations  curieuses.  Liege  1738.  —  übers. 
Lüttich  1749. 

J.  Fr.  Riibel's  Observationen  vom  Friesel-  u.  Fleckfieber,  nebst 
Auhang  von  den  Experimenten  des  Gesundheitswassers  zu  Langen- 
schwalbach. Frankfurth  1744. 

J.  C.  F.  Schweitzers  phys.  ehem.  Versuche  u.  Beschreibung 
eines  vortrefflichen  Stahlbrunnens  zu  Langenschwalbach.  Wetzlar 
1770.  —  1773.  —  1780.  —  im  Auszuge.  Wetzlar  1782. 

—  —  Bestimmung  des  prineipii  martialis  oder  eigentlichen  Ei- 
sengehaltes in  dem  Stahlbrunnen  zu  Langenschwalbach.   Wetzl.  1778. 

Baldinger's  N.  Magazin  für  Aerzte.  Bd.  X.  St.  4.  178S. 
Ch.  G.  Forstii  diss.  de  acidulis  Langenschwalbacensibus.  Gies- 
sae  1790. 

G.  H.  Ritter,  Denkwürdigkeiten.  (Vergl.  Wifsbaden.) 

H.  Ch.  M.  Fenn  er,  Journal  über  Bäder  und  Gesundbr.  Erstes 
Heft.  Marburg  1799. 

—  —     über  Schwalbachs  heilsame  M.q.  Schwalbach  1800. 

Für  Kurgäste,  welche  Wifsbaden,  Schlangeubad,  Ems  und  Schwal- 
bach am  zweckmäfsigsten  gebrauchen  wollen.  Frankfurth  1805. 

J.  Fenner's  freimüthige  Briefe    über  Schwalbach.  Frankf.  1807. 

Ch.  F.  Bucholz,  vergleichende  Zerlegung  im  Reichs -Anzeiger 
der  Deutschen.  1808.  Nr.  169. 

Hufeland's  Journal  der  prakt.  Heilk.  Bd.  XXVII.  St.  2.  S.  31. 
-  Bd.  XLI.  St.  1.  S.  93. 

Kästners  Archiv.  Bd.  XIII.  S.  501. 

v.  Wedekind,  über  das  Schwalbacher  Stahlbrunnen  -  Wasser. 
Mainz  1815.  —  in  Hufeland's  Journal  der  prakt.  Heilk.  Bd.  XLI. 
St.  1.  S.  Sl-97. 

E.  Wetz ler,  über  Gesundbr.  und  Heilb.  Bd.  II.  S.  416.  —  Zu- 
sätze und  Verbesserungen.  S.  50. 

Schwalbach  und  seine  Heilquellen  von  H.  Fenne  r.  Darmst.  1817. 
Dritte  Aufl.  1834. 

Fenn  er  von  Fenneberg,  Taschenbuch  für  Gesundbrunnen. 
1816.  S.  113-137.  171-191.  —  1817.  S.  163—183. 

Fenn  er  und  Peez,  Jahrbücher.  I.  S.  31—94.  —  II.  1822.  S. 
154—201. 

Fenner  von  Fenneberg,  über  den  Nutzen  und  Gebrauch  des 
Mineralwassers  zu  Schwalbach.  Wiesbaden  1823. 

Ritter  in:  Hufeland's  Journal  der  prakt.  Heilk.  Bd.  LH. 
St.  4.  S.  125. 

Fischer.  (Vergl.  Wiesbaden.) 

Physisch-chemische  Untersuchung  derM.quellen  zu  Langenschwal- 
bach, durchgeführt  in  den  J.  1828  u.  1829  von  Dr.  Kastner.  (1830). 


912 

Stifft,  geognostische  Beschreibung.  S.  14.  38S.  549. 

Heyfelder,  über  Bäder  und  Brunnenkuren.  S.  122. 

Ki clit er  in:  Med.  Zeitung,  herausg.  vom  Verein  für  Heilkunde 
in  Preufsen.  Jahrg.  1834.  Nr.  29.  S.  138. 

v.  Gräfe  und  Kaiisch  a.  a.  0.  Jahrg.  II.  1837.  S.  347.  Jahrg. 
III.  1838.  S.  115.    Jahrg.  V.  1840.  S.  71. 

Fenner  von  Fenneberg,  Zur  Geschichte  Schwalbachs,  oder 
Schwalbach  sonst  und  jetzt.  Darmstadt  1836. 

—  —  Schwalbach  et  ses  euvirons  suivi  d'observations  sur  le 
caractere  de  ses  eaux  miußrales  et  la  maniere  de  s'  eu  servir. 
Darmstadt. 

—  —     über  die  Bäder  in  Scbwalbach.  Darmstadt  1839. 

—  —  über  den  innerlichen  Gebrauch  der  kohlensauren  Stahl- 
wasser von  Langenschwalbach.  Darmstadt  1840. 

Edw.  Leea,  a.  0.  S.  87. 

Kastner  in:  Hufeland  u.  Osann's  Journ  der  prakt.  Heilk. 
Bd.  XC1I.  St.  2.  S.  97. 


Es  gehören  hierher  ferner : 

Die  M.  quelle  zu  Fachingen.  Sie  entspringt  in  einem  höchst 
romantischen ,  rings  von  mahlerischeu  Bergen  umschlossenen  Thale, 
auf  dem  linken  Ufer  der  Lahn ,  hart  an  derselben ,  am  Fufse  eines 
Tliouscbieferberges,  338  Fufs  über  dem  Meere,  nahe  bei  dem  Dorfe 
Fachingen,  nur  eine  kleine  Stunde  von  der  Stadt  Dietz,  eine  Meile 
von  Limburg,  nur  wenige  Stunden  von  Geilnau  entfernt. 

Bekannt  Avurde  sie  zuerst  in  der  ersten  Hälfte  des  vorigen  Jahr- 
hunderts durch  Burggraven,  —  um  ihre  zweckmäfsige  Benutzung 
haben  sich  später  verdient  gemacht  Thilenius,  Diel,  Hufelaud 
und  Wetzler. 

Die  Versendung  dieses  M.wassers  ist  sehr  bedeutend.  In  den 
Jahren  1747  bis  1765  betrug  die  Zahl  der  versendeten  Krüge  jährlich 
nur  2000  bis  26000,  stieg  aber  später  so,  dafs  in  manchen  Jahren 
einige  hundert  tausend  versendet  wurden,  selbst  nach  dem  Cap  der 
guten  Hoffnung  und  Ostindien.  Sind  die  Krüge  gut  verkorkt  und  ver- 
picht, so  hält  sich  das  Wasser  trotz  der  weiten  Seereise  und  trotz 
des  beil'sen  Klimas  sehr  gut. 

Die  M.q.  zu  Fachingen  gehört  zu  den  stärksten  alkalisch-salini- 
schen M. quellen  Teutschlands  und  wetteifert  hinsichtlich  ihres  Rcich- 
tluuris  an  kohlensaurem  Natron  und  freier  Kohlensäure  in  Teutsch- 
land mit  den  M. quellen  von  Bilin,  in  Frankreich  mit  denen  vou  Vals, 
Vichy  und  St.  Nectaire. 

Das  M. wasser  ist  klar,  perlt  stark  und  besitzt  frisch  geschöpft 
einen  sehr  angenehmen  Geschmack;  sein  alkalischer  Geschmack  tritt 
ofl  erst  später,  nach  dem  Entweichen  seines  grofsen  Gehaltes  an 
kohlensaurem  (in.sr  bemerkbarer  hervor;  die.  Temperatur  beträgt 8°  R. 
bei  1*2°  K.  der  Atmosphäre;  das  speeif.  Gewicht    in   der  Hauptquelle 

1,0036, 


913 


1,0036,  in  der  Nebenquelle  1,0035,  seine  Durchsichtigkeit  beträgt  nach 
Kastner  in  der  Hauptquelle  0,955,  in  der  Nebeuquelle  0,875. 

Chemisch  analysirt    wurde   das   M.wasser  von  Wuth,    G.   Bi- 
schof und  Kastner.     Nach  Bischof  enthalten  16  Unzen: 


Kohlensaures  Natron 
Schwefelsaures  Natron 
Chlornatrium     . 
Phosphorsaures  Natron 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaures  Eisenoxydul 
Kieselerde 


Kohlensaures  Gas 


43,257S  Gr. 
0,3836  — 
4,3119  — 
0,0186  — 
2,4965  — 
1,7313  — 
0,0892  — 
0,0873  — 

52,3762  Gr. 
19,6874  Kub.  Z. 


Nach  Kastner 's  neuester  Analyse  vom  Jahre   1839   enthält   in 
sechzehn  Unzen  Wasser: 


Doppelt  kohlensaures  Natron 

Doppelt  kohlensaures  Lithion 

Doppelt  kohlensauren  Strontian 

Doppelt  kohlensaure  Kalkerde 

Doppelt  kohlensaure  Talkerde 

iDoppelt  kohlensaures  Eisenoxydul   0,110320  — 

Doppelt  kohleus.  Manganoxydul     0,000070 


Die  Hauptquelle : 

28,080320  Gr. 
0,000633  — 
0,00S240  — 
2,896000  — 
2,291260  — 


Schwefelsaures  Nation 
Phosphorsaures  Natron   . 
Phosphorsaures  Lithion  . 
Phosphorsaure  Kalkerde 
Phosphorsaure  Thonerde 
Kieselerde 
Fluorcalcium    , 
Chlornatrium    , 
Chlorkalium 


^Kohlensaures  Gas 
Stickgas 
Oxygen      . 


0,137250  — 
0,050650  — 
0,000240  — 
0,000420  — 
0,000360  — 
0,261000  — 
0,002700  — 
4,557400  — 
0,003400  — 

38,400263  Gr. 

32,9750  Kub.Z. 
0,0256   — 


Die  Nebenquelle: 

22,323500  Gr. 
0,000595  — 
0,006591  — 
2,873400  — 
1,503730  — 
0,003950  — 
0,000210  — 
0,210000  — 
0,121200  — 
0,000210  — 
0,000340  — 
0,000320  — 
0,204000  — 
0,001800  — 
4,457400  — 
0,005000  — 

21,712246  Gr. 

25,2520  Kub.  Z. 
0,0288      — 
0,0025      — 


(33,0006  Kub.  Z.         25,2833  Kub.  Z. 
Getrunken  wirkt  dasselbe  auflösend,  stärkend,  alle  Se-    und   Ex- 
emtionen befördernd,  speeifik  auf  die  Schleimhäute   des    Magens    und 
Darmkanals,   das   Uterinsystem    und    ganz    besonders    auf  die    Urin- 
i  Werkzeuge. 

Man  läfst  von  diesem  M.wasser   täglich   4  bis   8  Gläser   trinken, 
allein,  oder  bei  reizbaren  Personen  mit  Milch. 

II.  Theil.  Mmjn 


914 

Die  Krankheiten,  in  welchen  man  dasselbe  vorzugsweise  empfoh- 
len hat,  sind  folgende:  chronische  Krankheiten  der  Uriuwerkzeuge, 
Verschleimungen,  anomale  Hämorrhoiden,  Blasenkrämpfe,  Gries-  und 
Steinbeschwerden,  —  Krankheiten  des  Uterinsystems,  durch  allge- 
meine   oder  örtliche  Schwäche   der   Organe    dieses  Systems   bedingt, 

—  Bleichsucht,  uuregelmäfsige  oder  zu  schwache  Menstruation,  — 
Schwäche  und  Verschleimung  des  Magens  und  Darmkanals,  Säure 
in  den  ersten  Wegen,  Stockungen  hämorrhoidalischer  Art,  —  allge- 
meine Schwäche  des  Nervensystems.  — 

Als  Nachkür  nach  Th.quellen  hat  man  es  in  den  Fällen  empfoh- 
len, in  welchen  Stärkung,  aber  zugleich  auch  Bethätigung  der  Se- 
und  Excretionen  erfordert  wird,  um  dadurch  zugleich  auch  die  auf- 
lösende Wirkung  der  Th.quellen  zu  unterstützen. 

J.  P.  Burggraven's  Abhandlung  von  dem  Gehalt  des  gemei- 
nen Wassers  überhaupt,  insbesondere  aber  der  in  Frankfurth  a.  M. 
befindlichen  Brunnen-  und   Röhrenwasser   Frankf.    1749.   S.  111.  190. 

J.  P.  Burggraven's,  Cerf's  und  Se  nkenb  er g's  Bedenken 
von  den  Kräften  und  Gehalt  des  Fachinger  Sauer- Wassers ,  unfern 
der  Stadt  Dietz  1749.  —  übers,  in  das  Franz.  Strasburg  1776. 

J.  C.  W.  Mögen,  diss.  de  aquis  medicatis  Fachingensibus.  Je- 
nae  1776. 

Ch.  F.  Wuth,  diss.  inaug.  de  aqua  soteria  Fachingensi.  Gies- 
sae  1779. 

Baiding  er's  N.  Magazin.  Bd.  XII.  St.  4.  1791. 

M.  G  Thilenius,  Beschreibung  des  gemeinnützigen  Fachin- 
ger M.wassers  und  seiner  heilsamen  Wirkungen.  Marburg  1791.  — 
1792.  —  1799.  —  ins  Holland,  übers.  1S00. 

Diel,  über  die  vorzüglichen  Heilkräfte  des  Fachinger  M.was- 
sers, als  Anhang  zu  seiner  Uebersetzung  von  A.  v.  Stiprian  Luis- 
cius  Art  und  Weise  um  das  laugensalzige  luftsaure  Wasser  ver- 
mittelst das  Fachinger  Wassers  zuzubereiten.  Delft  1799. 

Ritter,  Denkwürdigkeiten  der  Stadt  Wiesbaden.  Mainz  1800.' 
Th.  1.  S.  305. 

Verschiedenes  über  den  Fachinger  M.brunnen.  Hadamar  180'2. 

Kastner's  Archiv.  Bd.  V.  S.  488.  —  Bd.  VII.  S.   193.474.  498. 

C.  W.  Hufe  i  and,  Ucbersicht.  S.  93.  Vierte  Auflage.  S.  88. 

E.  Wetz  ler,  über  Gesundbrunnen   und  Bäder.  Th.  III.  S.   133. 

Nachrichten  von  dem  Fachinger  Wasser,  dessen  Bestandtheilen 
und  Heilkräften.  Wiesbaden  1822. 

Hufeland's  Journal  der  prakt.  Heilk.  Bd.  XXVIII.  St.  4.  S.  7. 

—  Bd.  XXIX.  St.  4.  S.  3.  —  Bd.  LVIII.  St.  6.  S.  82.  —  Bd.  LIX. 
St.  1.  S.  108.  —  1824.  Supplemeuthcft  S.  138. 

G.  Bischof  a.  a.  O.  S.  52. 

Stifft,  geognost.  Beschreibung.  S.  32S— 337.  533. 
Edw.  Lee  a.  a.  O.  S.  166. 
Kästner  in:  Hufeland  und  Osann's  Journ.  der  prakt.  Heil 
Lande.  Bd.  XCH.  St.  2.  S.  91. 


915 

Die  M.quelle  zu  Geilnau,  in  der  Fortsetzung  des  romanti- 
schen, rings  von  waldbewachseneu,  mahlerischen  Bergen  umschlosse- 
inen Thaies  der  Lahn,  dicht  an  der  letztern,  337  Fufs  über  dem  Meere.  — 
tDie  Quelle  entspringt  in  einem  gegen  den  niedrigsten  Stand  des  Was- 
serspiegels der  Lahn  immer  noch  bedeutend  tiefern  Niveau;  gleich- 
wohl aber  findet  bei  der  übrigens  festen,  hier  durchaus  geschlosse- 
nen Felsart,  in  der  die  Quellen  unmittelbar  gefafst  sind,  nicht  die  ge- 
ringste Communication  mit  dem  Flufswasser  statt.  Auch  haben  nach 
G.  Bischof  die  Bestandteile  des  Wassers  weder  quantitativ  noch 
qualitativ  seit  einem  Zeitraum  von  33  Jahren  eine  wesentliche  Ver- 
änderung erlitten.  —  Die  M.quelle,  unverbürgten  Nachrichten  zufolge 
schon  früher  gekannt  und  gebraucht,  aber  vergessen,  erst  seit  1782 
gefafst,  von  Amhurger  1792  untersucht,  empfohlen  und  benutzt,  ist 
gegenwärtig  Eigenthum  der  Herren  Böhm  und  Marchand;  die 
Zahl  der  jährlich  versendeten  Krüge  beträgt  150—190,000. 

Die  Mineralquellen  entspringen  dem  Uebergangsschiefer,  welcher 
n  diesem  Terrain  mit  feinkörniger  Grauwacke  und  glimmerigem  Grau- 
wackeuschiefer  wechselt. 

Das  M  wasser  ist  klar,  perlt  sehr  stark,  hat  einen  angenehmen, 
gelind  zusammenziehenden  Geschmack  und  präcipitirt  leicht  das 
jjdarin  aufgelöst  enthaltene  Eisenoxydul.  Die  Temperatur  dessel- 
ben beträgt  8,5°  R.  hei  14,5°  R.  der  Atmosphäre,  das  spec.  Ge- 
wicht 1,004. 

Analysirt  wurde  dasselbe  von  Amhurger,  Pfaff,  dem  Gesund- 
jheits-Collegium  zu  Stockholm,  neuerdings  von  G.  Bischof.  Das- 
selbe enthält  in  sechzehn  Unzen : 


' 


nach  Amb  urge 


Kohlensaures  Natron  . 
Kohlensaure  Kalkerde 
Chlornatrium 
Schwefelsaures  Natron 
Phosphorsaures  Natron 
Kohlensaure  Talkerde 
Schwefelsaure  Talkerde     . 
Kohlensaures  Eisen    . 
Kohlensaures  Eisenoxydul 
Kohlensaures  Mnganoxydul 
Harzigen  Extractivstoff 
Wässerigen  Extractivstoff 
Kieselerde    . 


Kohlensaures  Gas 


12,00  Gr. 
1,50  — 
0,33  — 


3,66  — 

0,83  — 

s  •   • 

1,50  — 

0,50  — 

20,32  Gr. 

19,50  Kuh. 

Z 

nach  G.  Bischof: 

12,0484  Gr. 

1,9869  — 
0,2976  — 
0,2047  — 
0,7397  — 
2,3238  — 


0,1608  — 


0,1101  — 
17,S720  Gr. 
23,7763  Kuh.  Z. 


Um  vorgekommenen  Unterschleifen  mit  andern  M. wassern  möglichst 
zu  begegnen,  ist  die  Anordnung  von  Seiten  des  Mineralbrunnen-Comp- 
toirs  zu  Geilnau  getroffen,  dafs  für  das  ächte  GeiluauerM.wasser  das 

Mmm2 


916 

bisherige  Krugzeichen,  bestehend  in  einem  aufrecht  stehenden  Bären 
mit  der  Umschrift :  „(üeilnau''  mit  dem  darunter  befindlichen  Beisatz: 
„im  Herzogthum  Nassau"  und  das  auf  der  Verpichung  augebrachte, 
ebenfalls  die  Figur  eines  aufrecht  stehenden  Bären  zeigende  Siegel, 
mit  der  Umschrift:  „Geilnauer  Mineralbruunen"  unverändert  beibe- 
halten worden  ist. 

Getrunken  wirkt  dasselbe  reizend,  gelinde  stärkend,  sjJecifik  auf 
die  Schleimhäute  und  Harnwerkzeuge. 

So  heilbringend  das  Geilnauer  M.wasser  sich  in  vielen  Krank- 
heiten bewährt  hat,  so  ist  dasselbe  als  eisenhaltiger  Säuerling  bei 
Personen  von  einem  sehr  reizbaren  Gefäfssystcm,  bei  Neigung  zu 
Congestiouen,  Bluthusten  oder  entzündlichen  Affectionen  entweder 
gar  nicht,  oder  nur  sehr  bedingt  anzuwenden.  —  Schwäche  der  Ver- 
dauuugswerkzeuge  ist  weniger  zu  fürchten,  auch  ein  schwacher,  sehr 
reizbarer  Magen  verträgt,  es  in  der  Regel  leicht  und  gut. 

Man  benutzt  dasselbe  täglich  zu  3  bis  6  Gläsern  in  allen  den 
Krankheiten,  in  welchen  eisenhaltige  Säuerlinge  indicirt  sind,  vor- 
zugsweise aber  in  folgenden:  bei  Krankheiten  der  Urinwerkzeuge, 
bei  Gries  -  und  Steinbeschwerden,  Vereiterungen  der  Blase  oder  Nie- 
ren, —  als  Getränk  nach  Operationen  der  Blase  und  der  Urinwerk- 
zeuge, um  sicher  die  neue  Erzeugung  von  Gries  oder  Steinen  zu  ver- 
hüten, —  bei  Verschleimuug  des  Magens  und  der  Brust,  veralteten 
Brustkatarrhen,  Schleimflüsssen  der  Blase,  anfangender  Schleim- 
schwindsucht,  Fluor  albus,  —  Rheumatismen  und  Gicht,  —  Fehler 
der  Verdauung,  Magenkrampf,  Säure  des  Magens,  Wurmbeschwerden, 
Anlage  zu  Koliken,  fehlerhafter  Gallenabsonderung,  Gallensteinen,  — 
Krankheiten  des  Uterinsystems,  Hysterie,  Stockungen  der  monatli- 
chen Reinigung,  —  scrophulösen  Beschwerden. 

(Amburger's)  Versuche  und  Beobachtungen  mit  dem  Geilnauer 
Sauerbrunnen.  Offenbach  1795.  —  1809. 

—  —  Untersuchung  und  Beschreibung  des  Geilnauer  M.was- 
sers,  herausgegeben  von  Dr.  Marschall.  Offenbach  1815.  —  1816. 
—  1820. 

Langbeiu's  Lied  von  der  Nymphe  zu  Geilnau. 
C.  F.  Gräfe  in  Hufelan's    Journal    der  praktisch.  Heilkunde 
Bd.  XXXII.  St.  2.  S.  111—120 

Wetzler,  Beschreibung  von  Wipfeld  und  Kissingen.  S.  66. 

—  —     Gesundbrunnen  und  Bäder.  Th.  III.  S.  13.3. 

C.  W.  Hufeland,  Uebcrsicht.  S.  95.  Vierte  Auflage  S.  90. 

Kastner 's  Archiv.  Bd.  VII.  S.  193. 

Pfaff  in:  S  ch  wei  gger's  Journal  der  Chemie  und  Physik.  N.  R. 
Bd.  XL  St.  12. 

Hufeland  und  Üsaim's  Journal  der  prakt.  Heilk.  1S24  Sup- 
plcmcntbeft  S.  140. 

G.  Bischof  a    a.  O.  1826.   S.  17. 

Stifft,  geognost.  Beschreibung.   S.  432.  535. 

Chr.  Fr.  Harlefs,  das  M.wasser  von  Geilnau  an  der  Lahn, 
nach  leinen  Eigenschaften  und  Heilkräften  dargestellt.  Bonn  1S34. 


917 

Die  M. quelle  n  zu  Dink hold  entspringen  unfern  Braubach 
in  einer  engen  von  Osten  nach  Westen  in  das  Rlieinthal  herabzie- 
henden engen  Thalschlucht,  243  Fufs  über  dem  Meere,  in  einer  rei- 
zenden Gegend  aus  Grauwackeuschiefer.  Es  sind  ihrer  zwei,  der 
grofse  und  der  kleine  Dinkholder  Brunnen,  —  ersterer, 
schon  von  Tabe  rn  ämo  ntanus  beschrieben,  ist  seit  dem  Anfang 
dieses  Jahrhunderts  regelmäfsig  gefafst  und  von  Klipstein  und 
Schmidt  analysirt;  —  letzterer  ist  nicht  gefafst,  sein  Wasser  ist 
aber  dem  des  vorigen  gleich. 

Das  M.wasser  perlt  stark,  besitzt  einen  sehr  angenehmen,  säuer- 
lich-prickelnden, zusammenziehenden  Geschmack,  —  scheint  aber  bei 
Versendungen  leicht  seinen  Eisengehalt  zu  präcipitiren,  und  hieraus 
dürfte  sich  die  Verschiedenheit  erklären  lassen,  welche  hinsichtlich 
des  Eisens  die  Analysen  von  Schmidt  und  Klips  t  ein  zeigen.  Es 
enthält  in  sechzehn  Unzen : 

nach  Schmidt:     nach  Klip  stein: 


Schwefelsaures  Natron 

0,300  Gr.      . 

1,800  Gr. 

Chlornatrium 

6,700  — 

1,320  — 

Kohlensaures  Natron 

5,400  — 

2,240  — 

Schwefelsaure  Kalkerde     . 

•    •        .        . 

0,770  - 

Kohlensaure  Kalkerde 

2,400  — 

4,170  — 

Schwefelsaure  Talkerde 

.     ,        ,        , 

0,930  -. 

Kohlensaures  Eisenoxydul 

1,300  — 

. 

ExtractivstofF 

0,100  - 

0,820  — 

0,100  — 

16,200  Gr. 

12,150  Gr. 

Kohlensaures  Gas     . 

32,000  Kub.  Z. 

31,120  Kub.  Z 

Thilenius  rühmt  dasselbe  bei  Verschlcimungcn  des  Darmka- 
nals und  der  Harnwerkzeuge,  hämorrhoidalischen  Stockungen  im  Un- 
terleibe, Fluor  albus,  Bleichsucht  und  audern  Störungen  der  Men- 
struation von  Schwäche, 

Th.  Tabernämontanus  a.  a.  O.  Th.  I.  Kap.  28.  S,  297. 

M.  G.  Thilenius,  Beschreibung  des  Dinkholder  Mineralwassers. 
Wetzlar  1802. 

Schmidt,  kurze  Beschreibung  des  sehr  kräftigen  Dinkholder 
Wassers  bei  Braubach.  Wetzlar  1802. 

Ch.  W.  Klipstein  in:  Trommsdorff's  Journal  der  Pharm. 
Bd.  VIII.  St.  2.  S.  26-34. 

Das  Dinkholder  M.wasser  bei  Braubach  von  J.  N.  Kolb.  1820^ 

G.  Bischof  a.  a.  S.  275. 

Hufe  1  and  und  O  sann's  Journal  der  prakt.  Heilk.  1824.  Sup- 
plementheft S.  141. 

Ha  rief  s  a.  a.  O.  S.  132. 

Stifft,  geognost.  Beschreibung.  S.  421.  536, 


918 

Die  M.quelle  bei  O slerspai,  unfern  Braubach,  entspringt  iu 
demselben  in  das  Rheinthal  einmündenden  engen  Seitentbale,  in  wel- 
chem die  Dinkbolder  M. quellen  zu  Tage  kommen,  weiter  thalaufwärts 
—  unmittelbar  aus  Thouschieferi'elsen,  und  ist  nicbt  gefafst.  Sie  ent- 
hält nach  ß ruckmann  in  secbzehn  Unzen  Wasser: 


Kohlensaures  Eisen  . 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaures  Natron  . 
Chlornatrium 
Schwefelsaures  Natron 
Schwefelsaure  Kalkerde 


1,750  Gr. 
2,01)0  — 
1,333  — 
1.500  — 
1,250  — 
0,750  — 
1,000  — 


9,583  Gr. 


Stifft,  geoguost.  Beschreibung.  S.  422.  548, 

Der  Echel-  oder  Eck ar tsbrunnen  unweit  des  Dinkhol- 
der,  nocb  näher  dem  Städtchen  Braubach,  151  F.  über  dem  Meere,  — 
irrig  „Eckelbrunnen"  genannt,  da  er  sehr  angenehm  zu  trinken,  kei- 
nen Eckel  erregt  und  von  den  Bewohnern  der  Umgegend  häufig  ge- 
nossen wird.     Ta  b  ernämo  n  tan  us  gedenkt  scbon  desselben. 

Er  enthält  nach  Brück  mann  in  72  Unzen  Wasser  : 

Kohlensaures  Eisen 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaures  Natron 
Chlornatrium    . 
Schwefelsaures  Natron 
Extractivstoff 


Kohlensaures  Gas  . 

Tb.  Tab  er  näin  on  tanus  a. 
Harlefs  a.  a.  O.  S.  136. 
Stifft,  geognost.  Beschreibun; 


. 

5,6  Gr. 

. 

.        4,6- 

. 

.        2,3  - 

. 

.        4,2  - 

5,6  — 

. 

.        1,3  - 

• 

.        0,4  - 

24,0  Gr. 

.      40,0  Kub.  Z. 

a.  O.  Tb. 

I.  Kap.  27.  S.  29 

g.  S.  422. 

548. 

Her  Salzbrunnen,  ebenfalls  bei  Braubach,  von  dem  vorigen 
ciuigc  hundert  Schritte  entfernt  iu  dem  sogenannten  Dachshäuscr 
Grunde,  423  F.  über  dem  Meere.  —  Er  cuthält  nach  B  ruckmann 
in  sechzehn  Unzen  Wasser: 


Kohlensaures  Eisen 
Kohlensauren  Kalk 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaures  Natron 


2,00  Gr. 
1,75  — 

0,75  — 
1,50  — 


919 


Cblornatriuin  ....        0,75  Gr. 

Schwefelsaures  Natron  .         .        0,25  — 


7,00  Gr. 
Kohlensaures  Gas  .        .        .        34,0  Kub.  Z. 

Günther.  Andern,  comment.  p.  146. 

Th.  Tabernämontanus  a.  a.  O.  Th.  I.  Kap.  26.  S.  239. 

Harlefs  a.  a.  O.  S.  136. 

Stifft,  geognost.  Beschreibung.  S.  422.  548. 

Die  M.quellen  bei  Montabaur.  Bei  der  Stadt  Montabaur, 
im  Amte  gleiches  Namens  entspringen  695  uud792  F.  über  dem  Meere 
mehrere,  von  Jacobi  untersuchte  Säuerlinge.  Nach  Jacobi  (1818) 
enthalten  in  sechzehn  Unzen : 

1.  Die  M.q.  nnter  der  2.  Die  Mq.  über  der 


) 


Stadt : 

Stadt: 

0,47  Gr.      . 

0,63  Gr. 

0,73  — 

0,22  — 

2530  — 
0,01  — 

0,27  — 
0,27  — 

3,51  Gr. 
16,25  Kub.  Z. 

1,39  Gr. 
14,00  Kub.  Z, 

Schwefelsaure  Talkerde 
Chlorcalcium 
Extractivstoff 
Kohlensaures  Natron 
Kohlensaure  Kalkerde    . 
Kohlensaures  Eisenoxydul 

Kohlensaures  Gas 

Günther.  Andern,  comment.  p.  118. 

Th.  Tabernämontanus  a.  a.  O.  Th.  I.  Kap.  68.  S.  413. 
G.  Eschenreuter  a.  a.  O.  S.  69. 

Jacobi  in:  Tr  omni  sdorf  f  s  N.  Journ.  der  Pharm.  Bd.  IV. 
St.  1. 

Buchner' s  Repertoriuin  für  Pharm.  Bd.  XVIII.  St.  326. 

Harlefs  a.  a.  0.  S.  140.  175. 

Stifft,  geognost.  Beschreibung.  S.  183.  545. 

Die  Mj/uelle  bei  Ob e r l ahnslein  im  Amte  Braubach,  un- 
fern des  romantisch  gelegenen  Oberlahnstein,  am  Ausflufs  der  Lahn 
in  den  Rhein,  anderthalb  Stunden  von  Coblenz  entfernt,  103  Ful's 
über  dem  Meere.     Nach  Amburger  enthalten  sechzehn  Unzen: 

Chlornatrium         ....  2,500  Gr. 

Schwefelsaure  Talkerde      .        .  2,800  — 

Schwefelsaure  Kalkerde       .        .  1,444  — 

Kohlensaures  Natron  .        .  11,160  — 

Kohlensaure  Talkcrde  .        .  0,800  — 


920 


Kohlensaures  Eisenoxydul  .        .        0,125  Gr. 
Kieselerde 0,083  — 


18,912  Gr. 
Kohlensaures  Gas        .        .        .      16,22  Kub.  Z. 

G.  Eschenreuter  a.  a.  0.  S.  71. 

Baldinger's  N.  Magazin  für  Aerzte.  Bd.  VIII.  St.  6. 

Amburger,  Versuche  mit  dem  Rheingauer  Stahlwasser,  dann 
dem  Schwefelwasser  zu  Weilbach  und  dem  Sauerwasser  zu  Ober- 
lahnstein. Mainz  1786. 

G.  Bisehof  a.  a.  O.  S.  178. 

Harlefs  a.  a.  Ö.  S.  137. 

Stifft,  geognost.  Beschreibung.  S.  423.  538. 

Die  M.  quelle  bei  Niederlahnstein,  der  vorigen  gegenüber, 
bei  dem  Flecken  Niederlahnstein,  schwächer  als  die  vorige. 

Günther.  Andern,  comment.  p.  145. 

Th.  Tabernämontanus  a.  a.  0.  Th.  I.  Kap.  31.  S.  309. 

Harlefs  a.  a.  0.  S.  138. 

Die  M.  quelle  zu  Lindenltolzhausen  im  Amte  Limburg, 
452  Fufs  über  dem  Meere,  enthält  nach  Wolfs  Analyse  in  sechzehn 
Unzen ; 


Schwefelsaures  Natron 

4,50  Gr. 

Chlornatrium  .... 

1,86  — 

Kohlensaures  Natron     . 

3,10  — 

Kohlensaure  Kalkerde  . 

3,98  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul     . 

0,55  — 

Thonerde      .... 

0,05  — 

Kieselerde      .... 

0,08  — 

14,12  Gr. 

Kohlensaures  Gas 

18,92  Kub.Z 

Wolf  in:  Trommsdo  r ff's  N.  Journal  der  Pharmacie.  Bd.  IV. 
St.  1. 

Buchner's  Repcrtorium  der  Pharm.  Bd.  XVIII.  S.  325. 
Stifft,  geognost.  Beschreibung.  S.  318.  539. 

Die  Rheing auer-  oder  W erk er  M.  quelle  unfern  des  Klo- 
sters Schönau,  —  650  F.  über  dem  Meere,  in  einem  Scitcnthalc  des 
Wisperthalcs. 

Nacli  Amburger  enthalten  sechzehn  Unzen: 

Kohlensaures  Natron     .        .        .       11,33  Gr. 
Kohlensaure  Talkerdc   .        .        .        3,00  — 


921 


Kohlensaure  Kalkerde  . 
Kohlensaures  Eisenoxydul    . 
Thonerde        .                 . 
Extractivstoff 

1,09  Gr. 
0,75  — 
0,75  — 
0,08  — 

17,00  Gr. 

Kohlensaures  Gas 

18,22  Kub.Z 

Amburger's  Versuche  mit  dem  Rbeingauer  Stablwasser.  Mainz 
1786. 

Stifft,  geognostische  Beschreibung.  S.  399.  546. 

Die  M.  quellen  von  Marienfels,  sechs  der  Zahl  nach,  bei 
dem  Dorfe  dieses  Namens  unweit  Nastädten,  anderthalb  Stunden 
von  Schwalbach,  —  596  Fufs  über  dem  Meere. 

Ihr  M.wasser  ist  klar,  wird  durch  Einwirkung  der  atmosphäri- 
schen Luft  getrübt,  und  setzt  gelbrothe  Flocken  ab;  das  spec.  Ge- 
wicht der  Triukquelle  beträgt  1,001t.  Nach  Kastner's  Analyse 
vom  J.  1822  enthalten  sechzehn  Unzen: 

Chlornatrium     .  2,0000000  Gr. 

Chlorkalium  ....  0,5000000  — 

Kohlens.  Kalkerde  mit  Strontian  3,0000000  — 

Kohlensaure  Talkerde  .        .  2,0650000  — 

Kohlensaures  Natron    .        .  2,6085200  — 

Kohlensaures  Kali         .        .  0,6748816  — 

Schwefelsaures  Kali     .        .  O,509S00O  — 

Phosphorsaures  Kali     .        .  0,0016070  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul  .  0,1144000  — 

Kohlensaures  Manganoxydul  0,0050000  — 

Kieselsäure  und  Extractivstoff  0,0050777  — 

11,4742863  Gr. 

Kohlensaures  Gas       .        .        27,00  Kub.  Z. 

Kastner's  Archiv  Bd.  XVI.  S.  376.  478. 

Stifft,  geognostische  Beschreibung.  S.  10.  396.  540. 

Die  M.  quelle  zu  Löhnberg  bei  Weilburg,  entspringt  in  einem 
in  das  Lahnthal  auslaufenden  Wiesengrund,  442  F.  über  dem  Meere, 
ist  gefafst  und  enthält  nach  Schütz  in  4  Pfund  Wasser  folgende 
Bestandtheile : 

Schwefelsäure  ....  2,6  Gr. 

Talkerde 1,0  — 

Kalkerde  ,        .        .        .        .  4,1  — 

Salzsäure        .        .•   ,   .        .        .  1,5  — 


922 


Sodiumoyxd 

Eisenoxyd 

Thonerde          .        ... 

Vegetabilischen  Stoff 

XII. 

1,8  Gr. 
.        1,5- 

0,5  — 
.        0,4- 

Kohlensaures  Gas 

er,  Repert.  f.  d.  Phys.  Bd. 

13,4  Gr. 
70,174  Kub.Z. 
Heft  3.  S.  389—395 

Stifft,  geognost.  Beschreibung.   S.  294.  545. 

Die  TVL. quelle  von  Rück  ershausen  entspringt  in  einem 
kleinen,  in  das  Aarthal  einmündenden  Wiesenthaie,  529  Fufs  über 
dem  Meere,  —  ein  angenehmer,  etwas  eisenhaltiger  Säuerling,  —  ist 
gefafst.    Nach  Döring  enthalten  sechs  Pfund  Wasser: 

Kohlensaures  Natron 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaures  Eisen 
Schwefelsaures  Natron 
Chlornatrium 
Talk  erde 
Kieselerde 

Kohlensaures  Gas 
Stifft,  geognost.  Beschreibung 

Die  Salzquelle  im  Eltviller -  Gemeindeiv aide ,  unweit 
Schlangenbad,  in  dem  schmalen  Thälchen  des  bei  Eltville  in  den 
Rhein  fallenden  Sülzbachs,  667  Fufs  über  dem  Meere,  enthält  nach 
Kastner  in  sechzehn  Unzen  Wasser  42  Gr.  Chlornatrium,  und 
ausserdem  kohlensauren  und  etwas  schwefelsauren  Kalk  nebst  Chlor- 
calcium  und  Chlortalcium,  kein  kohlensaures  Natron,  aber  eine  Spur 
von  kohlensaurem  Eisenoxj'dul. 

Stifft,  geognost.  Beschreibung.  S.  406.  578. 


. 

13,3  Gr. 

, 

18,8  — 

.           . 

3,3  — 

.            . 

17,8  — 

.           . 

6,4  - 

. 

2,3  — 

• 

1,0- 

62,9  Gr. 

80,0  Kub.Z. 

S.  322.  547 

i 

Ausser  diesen  M.quellen  besitzt  Nassau  einen  grofsen  Reichlhum 
von   Säuerlingen,  von  welchen  jedoch  die  Mehrzahl  nicht  benutzt  wird. 

Weniger  bekannt  und  daher  nur  namentlich  zu  erwähnen  sind: 
indem  Miihlbach  thal  e:  der  M.brunnen  zu  Gerbenroth,  1115  F. 
über  dem  Meere,  gefafst,  reich  au  kohlensaurem  Gas,  in  dessen  Nähe 
noch  zwei  andere  schwächere  M.quellen  entspringen,  —  die  M.rmcllc 
von  Uuch,  816  Fufs  über  dem  Meere,   eine   Viertelstunde    von   dem 


923 

Marienfelser  M.bruunen  entfernt,  —  die  M.quelle  auf  dem  Schwall, 
eine  halbe  Stunde  von  der  vorigen,  779  Fufs  über  dem  Meere,  gleich 
jener  gefafst  und  sehr  reich  an  kohlensaurem  Gas,  —  der  M.bruunen 
zu  Scheuern,  beim  Einflufs  des  Mühlbaches  in  die  Lahn,  ebenfalls 
gefafst,  248  Fufs  über  dem  Meere;  —  in  dem  Dörsbacherthale: 
die  Säuerlinge  von  Dörsdorf,  853  Fufs  über  dem  Meere,  —  von 
Katzenelnbogen  887  Fufs  über  dem  Meere;  —  in  dem  Aarthale 
und  seinen  kleinen  Seitenthälern :  die  Säuerlinge  von  Schies  heiin 
472  Fufs  über  dem  Meere,  auf  dem  linken  und  von  Burgschwal- 
bach auf  dem  rechten  Ufer  der  Aar,  —  die  der  M.quelle  von  Rückers- 
hauseu  sehr  ähnliche  von  Mattenbach,  südlich  von  der  vorigen, 
gefafst,  931  Fufs  über  dem  Meere;  —  in  dem  Emsthale:  die  M.- 
quelle von  Oberselters,  471  Fufs  über  dem  Meere,  der  von  Nie- 
derselters sehr  ähnlich; —  in  dem  Lahnthale:  die  Säuerlinge  bei  der 
Ahler  Eisenhütte,  zwei  au  der  Zahl,  gefafst,  117  F.  üb.  d.  M., — 
die  M  quelle  zu  Nievern  an  der  Lahn,  und  höher  herauf  nördlich 
von  Weilburg  in  Seitenthälern  der  Lahn  die  Säuerlinge  von  Prob- 
bach,  526  Fufs  über  dem  Meere,  von  Di  II  hausen,  738  Fufs  über 
dem  Meere,  und  Obers  hausen,  738  Fufs  über  dem  Meere;  —  in 
dem  Wisp  er  th  ale  und  seinen  Seitenthälern:  die  M.quelle  von  Dau- 
benborn unweit  Lorch,  296  F.  über  dem  Meere,  —  die  M.quelle  von 
Geroldstein,  551  Fufs  über  dem  Meere,  in  dem  Bette  der  Wisper, 
und  daher  nur  bei  niederm  Wasserstand  sichtbar,  —  die  M.quelle  von 
Sauerthal  im  Dorfe  gleiches  Namens,  572  F.  über  dem  Meere,  — 
die  Mineralquelle  von  Leyenkaderich  unfern  Sauerthal,  408 
Fufs  über  dem  Meere,  —  die  Mineralquelle  von  Springen,  934 
F.  über  dem  Meere  im  Dornbachthale ; —  indem  Sauerbornsthale 
entspringen  längs  dem  Sauerbornsbach  mehrere  eisenhaltige  Säuer- 
linge, namentlich  der  Wollmersc bieder,  675  Fufs  über  dem 
Meere;  —  an  sie  schliefsen  sich  der  Ramschieder  Säuerling,  un- 
fern Langenschwalbach,  1038  Fufs  über  dem  Meere,  —  der  Eisen- 
säuerling von  Fischbach,  961  Fufs  über  dem  Meere,  —  die  Eisen- 
säuerlinge bei  Rettert,  841  F.  über  dem  Meere,  —  die  M.quelle  bei 
Camp  unfern  des  Rheius  und  die  Schwefelquelle  von  Nied,  394  F. 
über  dem  Meere,  —  die  von  Am  burger  untersuchten  M.quellen  bei 
S  c  h  a  u  m  b  u  r  g  u.  a. 

Th.  Tabernämoutanus  a.  a.  0.  Th.I.  Cap.  20.  S.  265.  —  Cap. 
21.  S.  276.  —  Cap.  22,  S.  278.  —  Cap.  23.  S.  2S0.  —  Cap.  24.  S.  281. 

L.  Chr.  Cnopii  alias  Blanken bo  th,  Pagographia  Nassovico- 
Herbornea,  oder  kurze  Beschreibung  derer  bei  der  Stadt  Herborn  un- 
versehens entdeckten  Heilbruunen.  Herboru  1656. 

Th.  Ph.  Schacht,  Dissertatio,  in  qua  acidularum  Brabacensium, 
praefecturae  Mengerskirchensis  salubritas,  qualitates  et  vires,  cum 
genuino  usurpandi  modo,  ex  principiis  physicis,  chymicis  et  ipsa  ex- 
perientia  traduntur.  Herbornae  1720. 

P.  Wolfart,  neue  Beschreibung  des  auf  dem  Westerwald,  Ambts 


924 

Mengerskirchen,  liegenden  Brabaclier  Heil-  und  Gesundbrunnens.  Her- 
born 1721. 

Amburger  in:  dem  medizin.  Wochenblatt.  Frankfurth  1734. 
Nr.  13. 

ßaldinger's  N.  Magazin  für  Aerzte.  Bd.  XIV.  St.  2. 

Stifft,  geognost.  Beschreibung.  S.  530.  402.  387.  403.  399.  389. 
400.  401.  397.  39S.  392.  323.  321.  316.  303.  304.  394  u.  424.  395.  403. 
418.  422. 


IX. 

Die  Heilquellen  des  Königreichs  Sachsen. 


JLIas  Königreich  Sachsen  begreift  den  breiten  Kamm  des 
Erzgebirges,  den  nördlichen  Abfall  des  mit  dem  Riesen- 
gebirge verbundenen  Lausitzergebirges  und  die  von  bei- 
den von  Süden  nach  Norden  alhnählig  sich  ausbreitende 
Abflachung  zwischen  der  Elbe  im  Osten,  und  der  Elster 
und  Pleifse  im  Westen.  Die  Höbe  des  Landes  bezeichnen 
die  erhabensten  Punkte  des  Erz-  und  Lausitzergebirges 
(2 — 3000  Fufs) ,  der  Fortsetzung  der  grofsen  von  Osten 
nach  Westen  ganz  Mittelteutschland  durchziehenden  Ge- 
birgskette, —  die  Tiefe  der  Spiegel  der  Elbe,  in  welche 
alle  am  nördlichen  Abfall  des  Gebirges  entspringenden 
Flüsse  sich  ergiefsen ;  —  die  Höhe  des  Auersberges  beträgt 
3132  F. ,  des  Bärensteins  unfern  Annaberg  2736  F. ,  des 
Scheibenberges  2443  F.,  —  des  Spiegels  der  Elbe  bei 
Dresden  280  F.,  bei  Meifsen  238  F.  über  dem  Meere. 

Die  Höhe  der  einzelnen  Orte  wird  daher  dadurch  be- 
dingt, ob  sie  nördlicher  oder  südlicher,  näher  der  Elbe 
oder  dem  Gebirge  liegen ;  Johann  Georgenstadt  liegt  2365 
F.,  Freyberg  1146  F.,  Plauen  1048  F.,  Bischoffswerda  776 
F.,  Bautzen  578  F.,  Leipzig  330  F.  über  dem  Meere  er- 
haben. — 

Das  die  südliche  Gränze  von  Sachsen  bildende  erzrei- 
che Gebirge  karakterisärt  die  Granit- Gneufsformation,  so 
wie  rother  und  bunter  Sandstein.  —  Gegen  Süden  ist  der 
Abfall  des  Gebirges  schroff,  weniger  gegen  Norden,  wo 
es  sanfter  in  das  mittlere  Eibland  sich  herabzieht.  Da  avo 
die  Elbe  den  Gebirgszug  durchbrochen,  bildet  die  diesem 


928 

Theile  eigentümliche  Quadersandsteinformation  schmale 
Felsenthäler  mit  schroffem  Abfall,  ihre  Gipfel  stellen  meist 
abgerundete,  oft  auch  abgeplattete  Flächen  dar.  Die  Kro- 
nen des  Erzgebirges  sind  mit  Wald  oder  Triften  bedeckt, 
ihre  Abhänge  mit  Ackerland  oder  Wiesengründen.  Der 
Theil  des  Lausitzer  Gebirges,  welcher  der  Elbe  zunächst 
liegt,  zeigt  wenig  Zusammenhang,  gewährt  dadurch  mehr 
Mannigfaltigkeit  in  seinen  Felsengruppen  und  Thälern  und 
bildet  die  von  In-  und  Ausländern  fleifsig  besuchte,  be- 
rühmte sächsische  Schweiz. 

Für  die  Entstehung  und  Qualität  der  M.quellen  Sach- 
sens sind  beachtenswerth  die  mächtigen  Züge  von  eisen- 
haltigem Sandstein,  bedeutende  Braun-  und  Steinkohlenla- 
ger, namentlich  bei  Radeberg,  Schmeckwitz  und  Tharandt, 
theilweise  vorkommende  Basaltkegel  und  basaltartige  Bil- 
dungen. 

Von  Th.quellen  besitzt  Sachsen  nur  zwei  laue  im 
Erzgebirge,  die  M . quellen  zu  Wolkenstein  un d  Anna- 
berg, unfern  basaltischen  Bildungen,  —  an  kalten  M.quel- 
len die  erdig-salinischen  Schwefelquellen  zu  Schmeckwitz, 
viel  Eisenquellen  namentlich,  die  zu  Radeberg,  Sc  Lan- 
dau und  Tharandt,  von  welchen  inde.fs  die  Mehrzahl 
sehr  wenig  kohlensaures  Gas  und  nur  diejenigen  viel  da- 
von besitzen,  welche  näher  dem  Gebirge  und  vulkanischen 
Gebirgsarten  an  der  Gränze  Böhmens  entspringen,  wie  die 
M.quellen  zu  Ober-  und  Unter-  Brambach,  Sohl, 
Elster  und  Schönberg. 

d'Aubuisson,  Mdmoires  sur  les  basal  tes.  Paris  1803.  p.  22.24. 
29.  47. 

G.  Bischof  a.  a.  0.  S.  190. 

Litterarischer  Merkur.  Dresden.  1821.  S.  296. 

Darstellung  der  Heilquellen  der  Cur-  und  Bade -Orte  des  König- 
reichs Sachsen  von  Dr.  S.  Dietrich  u.  Fr.  Reich el.  Dresd.  1824. 

Karsten'«  Archiv  für  Bergbau  u.  Hüttenwesen.  1818.  Bd.  XVIII. 
S.  16.  —  1829.  Bd.  XIX.  S.  531. 

Lampadius  in:  S  ch  weigg  er-  Seidel  's  .Tourn.  für  prakt. 
Chemie.  Jahrg.  1834.  Bd.  I.  S.  100  ff. 


Im 


929 


Im  Kreise  des  Erzgebirges  sind  zu  erwähnen ; 


Das  Wieseti-  o  der  J ob  sba  d  bei  Annaberg  im  Amte  Wol- 
kenstein, von  der  Bergstadt  Annaberg  eine  Stunde  entfernt,  in  dem 
schönen  Zscbopauthale,  1365  Fufs  über  dem  Meere.  Schon  bekannt 
seit  dem  Anfange  des  sechzehnten  Jahrhunderts,  erlangte  dasselbe 
einen  grofsen  Ruf  durch  die  verwittwete  Kurfürstin  von  Sachsen 
Sophie,  welche  1602  das  Bad  selbst  gebrauchte  und  nach  welcher 
es  auch  Sophienbad  genannt  wurde. 

Das  aus  Gneufs  entspringende  M.wasser  ist  hell,  durchsichtig 
ohne  Geruch ,  von  einem  faden ,  laugenhaften  Geschmack ,  und  hat 
die    Temper.  von   17°  R.  —  Lampadius  fand  in  sechzehn  Unzen: 


Kohlensaures  Natron 


Kohlensaure  Kalkerde  .  .  0,900  — 
Schwefelsaures  Natron  .  .  0,666  — 
Chlornatrium  ....  0,473  — 
Kohlensaure   Talkerde   nebst  einer 

Spur  von  Eisenoxyd        .        .        0,333  — 


1,666  Gr. 


4,038  Gr. 


100  Kub. Z.  M.wasser  enthalten  4,5  Kub.Z.  Gas,  und  diese  1,5 
Kub.Z.  kohlensaures  Gas. 

Das  M.wasser  gehört  zu  den  schwächeren  erdig-alkalischen  Th.- 
quellen,  und  wirkt  auflösend,  die  Thätigkeit  des  Haut-  und  Uterin- 
systems befördernd. 

Man  benutzt  das  Th.wasser  als  Wasserbad  und  als  Douche  ge- 
gen Störungen  der  monatlichen  Reinigung,  Gicht  und  Rheumatismen, 
Scropheln  und  Rhachitis,  chronische  Krankheiten  der  Haut,  Verschlei- 
mungen und  Schleimflüsse. 

Günther.  Andern,  comment.  p.  84. 

P.  Albin  us,  Berg-Chronica.  p.  190. 

J.  Goebelii  Jiayga'ft]  thermalium  aquarum  apud  Hermunduros 
sitarum  prope  Annabergam.  —  übers.  Dresden.  1576. 

Pfuntilii  descriptio  novi  fontis  cujusdam  in  Misnia.  1608. 

M.  Pansa's  Beschreibung  des  Wiesenbades,  sonst  Jobstbades. 
Annaberg  1609. 

H.  Schneemann,  Hydromantia  Paracelsica  s.  discursus  de  novo 
fönte  circa  opp.  Aunaberg.  reperto.  Francof.  1613. 

M.  G.  Arnold,  von  des  Wiesenbades  Nutzen  u.  Gebrauch.  1643. 

Hydriatria  Wisensis  d.i.  Beschreibung  des  Wiesen-  oder  Jobs- 
bades durch  C.  F.  Gar  mann.  Annaberg  1675. 

D.  Th.  Leh mann' s  edles  Meisnisch-Ober-Erzgebürgisch  heilsa- 
mes Wiesenbad  bei  Annaberg.  Annaberg  1702 

—    —    histor.  Schauplatz.  Abth.  V.  Kap.  XL  S.  232. 

Jenisius,  de  balneo  S.  Jobii.  Annabergae. 

S.  Beckenstein,  vom  Wiesenbade. 
ILTheil.  Nnn 


930 

J.  F.  M.,  Von  der  Lage,  den  Bestandteilen  und  Wirkungen  des 
Wiesenbades.  Dresden  1748. 

Etwas  von  der  Lage,  Bestandtbeilen .  Eigenschaft  und  Würkung 
des  Wiesenbades.  Dresden  1784. 

Teutschland  geogn.  geolog.  dargestellt  von  Ke  ferst  ein.  Th.  IF. 
St.  1.  S.  14. 

J.  Römer's  Annal.  der  Arzueimittell.  Leipzig  1796.  Bd.  F. 
St.  1.  S.  50. 

T.  B.  Neuhof 's  Beschreibung  und  Anweisung  zum  Gebrauch 
des  Wiesenbades.  Annaberg  1808.  —  1822. 

—     —     in  den  Allgemein.  Annaleu.  Altenburg  1819.  Aprilheft. 

Das  M.bad  zu  Gehringswalde  bei  Wolkenstein,  eine 
Viertelstunde  nördlich  von  Wolkeustein ,  drei  von  Aunaberg,  schon 
seit  dem  dreizehnten  Jahrhundert  bekannt  und  beschrieben  unter  dem 
Namen  des  Bades  „unserer  lieben  Frauen  auf  dem  Sande."  Es  liegt 
sehr  angenehm  und  ist  mit  theils  zu  Bädern,  thcils  zur  Aufnahme  von 
Kurgästen  bestimmten  Badegebäuden  versehen. 

Das  M.wasser  ist  klar,  geruchlos,  von  einem  faden,  unbedeuten- 
den Geschmack;  seine  Temperatur  beträgt  23°  Fi.,  sein  spec.  Gewicht 
1,006.  Nach  seinen  Mischungsverhältnissen  zu  der  Filasse  der  erdig- 
alkalischen Th-quellen  zu  zählen,  enthält  es  nach  Kühn  in  sech- 
zehn Unzen: 


Schwefelsaures  Natron 
Chlornatrium 
Kohlensaures  Natron 
Kohlensaure  Kalkerde 
Extractivstoff 


0,205  Gr. 
0,102  — 
1,333  — 
0,205  — 
Spuren 


1,845  Gr. 
Kohlensaures  Gas         .        .        .        1,0  Kub.  Z. 

Benutzt  und  empfohlen  Fiat  man  diese  AF. quelle  in  Form  von  Bä- 
dern bei  rheumatischen  und  gichtischen  Beschwerden,  Steiubesch wer- 
den, Blennorrhöen,  Krankheiten  des  Drüsen  -  und  Lymphsystems  und 
veralteten  Wunden. 

Leonh.  Thurnciser,  von  kalten,  warmen,  mineralischen,  me- 
tallischen Wassern.  Bd.  VF.  Kap.  29.  S.  235. 

Günther.  Andern,  comment.  p.  84. 

Albinus,  Meifsn.  Bergchronik.  S.  189. 

J.  M a  th e s  i n  s ,  Sarepta.  1562.  S.  9. 

J.  Göbel's  Beschreibung  der  zweien  warmen  Bäder,  so  im 
F>,andc  Aleilsen,  nahe  bei  Annaberg  und  Wolkeustein  gelegen.  Dresden 
1576.  —  1578. 

C.  Schwenkfeld,  Beschreibung  des  llirschbcrgischen  Bades  in 
Schlesien,  1607.  S.  17.  22.  24. 

August  FI  r  ii  p  t  m  a  n  n ,  IJhraUer  Wolkensteinischcr  warmer  FFadt- 


931 

und  Wasserschatz ,  zu  unser  lieben  Frauen  auf  dem  Sande  genannt. 
Leipzig  1657. 

M.  Zimmermann' s  Badsabbath.  Freyberg  1671. 

Der  Autor  des  Wolkensteinischen  Bade-Tractacts  zu  unserer  lie- 
ben Frauen  auf  dem  Saude,  an  dessen  überklugen  Bade-Verlesterer. 
1673. 

C.  H.  S  ehr  eye  n,  Uhralter  Wolkensteinischer  Warmer  Bahd- u. 
Wassersehatz.  Frankfurth  a.  d.  0.  1686.  —  1696. 

G.  Müller's  thermae  Wolkensteinenses,  oder  historisch  -  phy- 
sikalische Beschreibung  des  warmen  Bades  unfern  Wolkenstein.  Dres- 
den und  Leipzig  1721. 

G.  Schuster's  Tbermologia  Wolkensteinensis,  oder  gründliche 
und  practische  Abhandlung  von  dem  Wolkensteiner  Bade.  Chemnitz 
1747. 

J.  J.  Rom  er' s  Annaleu  der  Arzneimittellehre.  Leipzig  1796.  Bd. 
I.  St.  2.  S.  50. 

Die  M. quellen  zu  Nied  e  r-  Zw  öfiitz,  auch  St.  Annen's 
Gnadenbrunnen  genannt,  schon  früher  von  Ruf  und  viel  benutzt, 
später  in  Verfall  gerathen,  nach  Dietrich  und  Reichel  wieder  ge- 
fafst  und  mit  Badegebäuden  versehen. 

Junghans,  von  Zwönitzer  Wassern.  Schneeberg  1717. 
C  Lehmann,  von  den  Zwönitzer  Wassern. 
Der  gute  Brunnen  von  Nieder -Zwönitz,   dargestellt  von  E.  Chr# 
V.  Dietrichstein.  Annaberg  1818. 

Das  Bad  zu  Rase  hau  im  Amte  Grünhain,  eine  Stunde  östlich 
von  Schwarzenberg,  eisenhaltig,  empfohlen  gegen  Gicht,  chronische 
Hautkrankheiten  und  hysterische  Beschwerden.  —  Reicher  an  Eisen 
scheint  die  nahe  bei  befindliche  Eisenquelle  beim  Pöckelguthe. 

Das  Bad  zu  Marienberg  gehört  nach  Dietrich  und  Rei- 
chel zu  den  eisenhaltigen  und  wird  gegen  Gicht  und  Rheumatismen 
gerühmt. 

Die  M.schlammb a  deanstalt  zu  Kl e in- S c hirm a ,  einem 
Gebirgsdorfe  an  der  Strafse  von  Freiberg  nach  Chemnitz,  dreiviertel 
Stunden  von  Freiberg  entfernt,  seit  1836  gegründet. 

Die  zu  den  M. Schlammbädern  benutzte  Moorerde  findet  sich  auf 
einer  sumpfigen  Wiese,  in  einem  Torflager  von  2—6  Fufs  Mächtig- 
keit, unmittelbar  unter  dem  Rasen.  Die  frisch  ausgegrabene  Torf- 
masse ist  schwarzbraun ,  seifenartig  und  schlüpfrig  anzufühlen ,  ent- 
hält viele  halbverweste  Wurzeltheile  und  gehört  zu  der  Klasse  des 
Kohleumineralschlamms.  Nach  Lampadius'  imJ.  1836  unternom- 
mener Analyse  enthalten  1000  Gewichtstheile  der  frisch  gegrabenen 
Torfmasse : 

1.   Braune,  liebte  Torfmasse,  welche  1,2  pCt.  einer  leich- 
ten, grauweifsen  Asche  liefert        ....        43,2  Th. 

Nim  2 


932 

2.  Feinen ,  azothaltigen ,  schwarzbraunen  Mineralmoor, 
bestehend 

a.  aus  quell-  und  quellsatzsaurem  und  humussaurem 

Thon,  Kalk,  Talk,  Eisen-  und  Manganoxyd    .        60,2  Tb, 

b.  aus  nicht  saurem  Humus 20,1  — 

c.  durch  Salzsäure  ausziehbaren  erdigten  Theilen      12,3  — 

3.  In  siedendem  Wasser  löslichen,  quellsauren  Kalk, 
nebst  etwas  dergleichen  Talk,  mit  Spuren  von  Hu- 
mussäure, schwefelsaurer  Kalkerde  und  Chlorcalcium   13,3  — 

4.  Der  Torfmasse  adhärireudes  Wasser     .         .        .      620,1  — 

5.  Hydratwasser  der  Torfmasse  ....       200,5  — 

6.  Feinen  der  Torfmasse  beigemengten  glimmrigen  Sand    21,2  — 

7.  Kohlensäure,  Harz  und  Wachsharz       .        .        .        Spuren 
Verlust      .........  9,9  — 


1000,0  Tii 


Der  Moorschlamm  zu  Klein-Schirma  wird  in  seiner  möglichst  na 
türlichen  Beschaffenheit  zum  Baden  verwendet.  Der  frisch  gegrabene 
Schlamm  wird  nur  vermittelst  der  Hände  von  den  grobem  Wurzel- 
stücken u.  dgl.  gesäubert,  hierauf  durchknetet  und  in  einem  grofsen 
hölzernen  Bassin  an  einem  schattigen,  mit  einem  Dache  überbauten 
Orte  zum  Gebrauch  aufbewahrt.  Der  ganze  Wasserbedarf  für  die 
Moor-Badeanstalt  wird  mittelst  einer  Wasserleitung  aus  dem  nahen 
Torflager  selbst  hergeleitet,  weil  in  dem  Torfwasser  sich  eine  nicht 
unbeträchtliche  Menge  humussauren  Kalkes  und  anderer  humus-  und 
quellsaurer  Verbindungen,  wie  sie  in  der  Torfmasse  selbst  enthalten 
sind,  vorfindet. 

Die  M. Schlammbäder  zu  Klein  Schirma  haben  sich  bisher  in  den- 
selben Krankheiten  hilfreich  erwiesen,  in  welchen  ähnliche  M.moor- 
bäder  mit  Nutzen  angewendet  werden.  (Vergl.  Th.  I.  Zweite  Aufl. 
S.  481.) 

Lampadius  in:  Erdmann1s  und  Schweigger-Seidel's 
Journ.  für  prakt.  Chemie.  Bd.  VIII.  S.  459. 

Jul.  Ed.  Heden  us,  die  neu  eingerichteten  Moorschlammbäder 
zu  Klein-Schirma  bei  Freiberg,  und  deren  erprobte  Wirksamkeit  gegen 
die  hartnäckigsten  chronischen  Krankheiten.  Grimma  1840. 


An  diese  schliefst  sich : 


, 


Das  Schlackenbad  zu  Halsbrücke  bei  Freiberg.  Das 
aus  den  llohschlacken  der  Schmelzhütten  zu  Halsbrücke  bereitete 
Schlackenwasser,  welches  nach  der  Analyse  von  Lampadius  Schwe- 
fchvasserstoffgas,  Kohlensäure  und  Eiseuoxyd  enthält,  wird  gleich 
ähnlichen  Schlackenbädern  bei  Lähmungen  und  allgemeiner  Schwäche 
nach  schweren  Entbindungen,  Fehlgeburten,  oder  in  Folge  sehr  an- 
greifender Krankheiten ,  so  wie  bei  gichtischen  und  rheumatischen 
Leiden  nervöser  Art  empfohlen. 


933 

Nur  namentlich  zu  erwähnen  sind :  das  Bad  zu  Einsiede l, 
auch  das  Heidelberger  Bad  genannt,  dicht  an  der  Böhmischen 
Gränze,  zwei  Stunden  von  Saigerhütte,  —  die  M. quelle  zu  Ro- 
th enthal  bei  Olbernbau ,  eine  schwefelhaltige  M.q.,  —  das  Sach- 
senfelder Bad  unweit  Schwarzenberg,  —  die  M.q.  bei  Cainsdorf 
und  bei  Reinsdorf  unfern  Zwickau, —  der  Briino's-Queli  bei 
Cottendorf,  und  0  b  er- Wiese  nthal  im  Amte  Schwarzenberg, 
—  die  M.q.  zu  Ehren-Friedrichsdorf  im  Amte  Wolkenstein,  — 
Bernsbach  und  Crumbach  bei  Hainich en,  —  die  StahlquellÄ  in 
Härtensdorf  bei  Wildenfels,  im  Parke  Greenfield  bei  Wai- 
denburg und  in  der  Nähe  von  Ernstthal  bei  Hohnstein. 


Im  Meifsnischen  und  Lausitzer  Kreise  gedenke  ich  folgender  M.q. : 

Das  Augustusbad  bei  Radeberg.  Die  Stadt  Radeberg  (Ra- 
delberg, Radoberg  oder  Radiberck),  ihrem  Namen  nach  Slavischen 
Ursprungs,  zahlt  gegen  2000  Einwohner,  liegt  zwei  Meilen  östlich 
von  Dresden  und  gehört  zu  den  ältesten  des  Meifsner  Landes.  Das 
nach  ihr  benannte  Bad  liegt  eine  kleine  Stunde  von  ihr  entfernt.  — 
Die  M.quellen  wurden  im  Jahre  1719  durch  den  Bürgermeister  Sei- 
del entdeckt,  welcher  hier  ein  Bergwerk  anzulegen  beabsichtigte, 
1720  mit  einem  Badehause  versehen,  von  Dr.  Lehmann,  Budaeus, 
Hoffmanu  und  Troppaneger  empfohlen,  und  nach  Kurfürst 
Friedrich  August  II.  benannt. 

Wohnungen  für  Kurgäste  finden  sich  in  dem  Galleriehause ,  in 
dem  alten  und  neuen  Herrenhause,  —  Vorrichtungen  zu  Bädern  in 
dem  alten  und  neuen  Badehause. 

Die  Hauptgebirgsart  der  Umgegend  ist  feinkörniger  Granit,  wel- 
cher an  vielen  Orten  in  Gneufs  übergeht.  Die  westlichen  und  süd- 
westlichen Höhen  bestehen  aus  einem  feinkörnigen,  dem  Glimmer- 
schiefer ähnlichen  Gneufs ,  welcher  mannigfaltig  geklüftet  und  ver- 
wittert, vou  Sandgeschieben,  mit  eingesprengtem  Kalkspath,  basalti- 
scher Hornblende,  Feuerstein  und  Quarz  bedeckt  wird.  Sehr  berner- 
keuswerth  ist  ein  bedeutendes,  weit  verbreitetes  Torflager.  Nach 
Ficinus  sind  als  Hauptwerkstätte  der  M.quellen  zu  betrachten  die 
quellenreichen  Moorwiesen,  das  Torf-  und  Gneufslager. 

Ihren  Mischungsverhältnissen  zufolge  gehören  die  hier  entsprin- 
genden M.quellen  zu  der  Klasse  der  erdig -salinischen  Eisenquellen 
und  unterscheiden  sich  nur  durch  die  Verschiedenheit  des  quantitati- 
ven Verhältnisses  ihrer  Bestandteile. 

Man  unterscheidet:  1.  Den  Stollen-  oder  Au  gu  st  us  quell, 
den  ältesten,  aus  einem  Lager  von  eisenhaltigem  Gneufs  entspringend^ 
klar,  von  einem  zusammenziehenden  Geschmack,  7°  R.  Temperat.  — 
2.  Die  M.quelle  Nr.  1.,  bekannt  seit  1786,  gefafst  seit  1812,  weni- 
ger klar,  als  die  vorige ,  von  einem  salzig  -  zusammenziehenden  Ge- 
schmack, dem  Geruch   von   gekohltem  Wasserstoffgas,   am  reichsten 


934 

an  Kochsalz,  von  8,5°  R.  Temperatur  bei  20°  R.  der  Atmosphäre. 
—  3.  Die  M.quelle  Nr.  II.,  sehr  wasserreich,  von  hellerer  Farbe, 
einem  noch  starkem  Geruch,  einem  weniger  zusammenziehenden  Ge- 
schmack als  die  vorige,  von  10°  R.  Temper.  —  4.  Die  M.quelle 
Nr.  III.,  klar,  von  einem  schwächern  Geschmack  und  Geruch,  von  9,5°  R. 
Temp.,  nicht  benutzt.  —  5.  Die  M.quelle  Nr.  IV.,  gefafst  seit  1802, 
von  gelblich  -  trüber  Farbe,  einem  zusammenziehenden  Geschmack, 
von  9,5°  R.  Temp.  —  6.  Die  M.quelle  Nr.  V.,  sehr  wasserreich, 
klar,  von  einem  starken  Geruch  nach  gekohltem  Wasserstoffgas,  von 
9,5°  R.  Temp.,  —  7.  Die  M.quelle  Nr.  VI.,  von  11°  R.  Temperatur. 

Nach  Fi  ein  us  Analyse  enthalten  in  sechzehn  Unzen: 
1.  Der  Stollen  oder 


Schwefelsaures  Natron 
Chlornatrium 
Chlortalcium 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaures  Eisenoxydul 


Augustusquell : 

1,500  Gr.  . 
0,375  — 
0,125  - 
0,750  — 
0,400  — 
0,600  — 


Chlornatrium       , 
Schwefelsaures  Nation 
Chlortalcium 

Schwefelsaure  Kalkcrde 


0,737  Kuh.  Z. 

Die  M.q.  Nr  IV. : 

0,555  Gr.       . 
0,125  - 
0,125  — 

0,375  - 


2.  Die  M.quelle 
Nr.  I.: 

0,125  Gr. 
1,500  — 
0,250  — 
0,875  — 
0,120  — 
0,250  — 


3,750  Gr. 

3,120  Gr. 

Kohlensaures  Gas 

0,588  Kub.Z. 

0,572  Kub.Z. 

Gekohltes  Wasserstoffgas 

,                         •                         •                         •                         4 

0,071    — 

0,643  Kub.Z. 

3. 

Die  M.q.  Nr.  II.:     4. 

Die  M.q.  Nr.  III.: 

Schwefelsaures  Natron 

0,125  Gr.      . 

0,100  Gr. 

0,050  — 

Chlornatrium 

0,083  — 

0,100  — 

Schwefelsaure  Kalkerde 

0,250  — 

0,200  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

0,375  — 

0,500  — 

Kohlensaure  Talkerde 

• 

0,300  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul 

0,120  — 

0,350  — 

Extractivstoff 

0,250  — 

1,100  — 

1,203  Gr. 

2,700  Gr. 

Kohlensaures  Gas 

0,GGC  Kub.Z. 

0,160  Kuh.  Z. 

Gekohltes  Wasserstoffgas 

0,071     — 

Spuren 

0,100  Kub.  Z. 

Die  M.q.  Nr.  V.: 
0,160  Gr. 

0,200  — 


935 


Kohlensaure  Kalkerde 

0,750  Gr. 

0,750  Gr. 

Kohlensaure  Talkerde 

•        • 

0,320  — 

Kohlensaures  Eiseuoxydul 

0,475  — 

. 

0,275  — 

Extractivstoff 

0,375  — 
2,780  Gr. 

• 

0,120  - 

1,825  Gr. 

Kohlensaures  Gas 

0,528  Kub.  Z 

0,333  Kub.Z, 

Gekohltes  Wasserstoffgas  . 

0,500      — 

0,351      — 

1,028  K.  Z. 

0,684  Kub.Z. 

7.     Die  M.qi 

lelle  Nr.  VI.: 

Schwefelsaures  Natron 

1,000  G 

r. 

Chlornatrium 

• 

0,750  - 

Schwefelsaure  Kalkerde 

0,500  - 

Kohlensaure  Talkerde 

-•        . 

0,175  - 

Kohlensaure  Kalkerde 

•        » 

0,700  - 

Kohlensaures  Eisenox 

ydul  „ 

0,375  - 

Extractn  stoff 

0,250  - 

3,750  G 

r. 

Kohlensaures  Gas 

0,333  Kub.Z. 

Gekohltes   Wasserstof 

gas  . 

0,426 

— 

0,759  Kub.Z. 

Gleich  ähnlichen,  an  kohlensaurem  Gase  armen  erdig -salinischen 
Eisenquellen  wirken  diese  zusammenziehend,  stärkend,  und  werden 
vorzugsweise  in  Form  vou  Wasserbädern  benutzt.  Innerlich  hat  man 
den  Stollenquell  und  die  M.quelle  Nr.  I.  allein  oder  mit  Milch  an- 
gewendet ;  bei  Schwäche  und  grofser  Reizbarkeit  der  Verdauungsor- 
gane  werden  sie  innerlich  nicht  gut  vertragen  und  sind  daher  nur 
bedingt  zu  empfehlen.  Ausser  diesen  Formen  benutzt  man  noch  die 
M.quellen  äufserlich  als  Tropfbäder. 

Angewendet  werden  die  M.quellen  in  allen  den  Fälleu ,  in  wel- 
chen erdig-salinische  Eisenquellen,  vorzüglich  in  Form  von  stärken- 
den Bädern  indicirt  sind,  namentlich:  bei  anomaler  Gicht,  hartnä- 
ckigen Rheumatismen  mit  allgemeiner  Schwäche  verbunden ,  oder 
durch  sie  bedingt,  — ■  chronischen  Krankheiten  des  Nervensystems 
aus  Schwäche,  —  allgemeiner  Nervenschwäche ,  örtlicher  Schwäche, 
Lähmungen,  —  passiven  Schleim-  und  Blutflüssen,  —  chronischen 
Krankheiten  der  Urinwerkzeuge,  hartnäckigen  Blasenkatarrhen,  Bla- 
senkrämpfeu,  —  chronischen  Hautausschlägen ,  veralteten  Geschwü- 
ren, —  Retentionen  oder  Suppressionen  vou  Schwäche,  Bleichsucht, 
—  scrophulösen,  rhachitischen  Beschwerden,  auf  Schwäche  gegründet. 

Budaeus,  Bericht  von  dem  min.  Bergwerksbruunen  oder  Ge- 
sundheitswasser ohnweit  Radeberg.  Budissiu  1722.  —  1730. 

F.  Hoffmann,  medicin.  cousultator.  1722.  Dec. IV.  cas.  3.  p.  177. 
J.  C.  Lehmann,  gründlicher  Beweis,   dafs  der  Radeberger  Ge- 


936 

sundbrunuen  so  gesund  und  sicher  innerlich  uud  äufserlich  zu  gebrau- 
chen, als  ein  Brunnen  in  der  Welt.  Leipzig  1722. 

Troppaneger,  Bericht  von  dem  Radeberger  Gesundbrunnen. 
Dresden  1722. 

Milhausen,  Nachricht  anf  was  Art  und  Weise  der  Radeberger 
Augustusbrunnen  mit  Nutzen  zu  gebrauchen.  Dresden  1730 

Wolf,  Untersuchung  des  bei  der  Stadt  Radeberg  entspringenden 
Augustusbrunnens.  Dresden  1730.  —  1737. 

Unterricht  von  dem  Augustusbrunnen  bei  Radeberg.  1766. 

Nachricht  von  dem  bei  Radeberg  befindlich,  mineralischen  Was- 
ser und  dessen  Gebrauche.  Dresden  1770. 

Gumprecht,  Brief  über  das  Radeberger  Bad.  Dresden  1790. 

Fritzsche,  das  Augustusbad  bei  Radeberg  und  dessen  Umge- 
bungen. Dresden  1805. 

L  am»  ad  ins,  ehem.  Untersuchung  der  M.  quellen  bei  Radeberg 
in :  Freyberger  gemeinnützigen  Nachrichten.  1808.  Nr.  46.  47. 

Hufeland's  Journ.  d.  prakt.  Heilk.  Bd.  XXVII.  St.  2.  S.  46. 
—  Bd.  XXIX.  St.  4.  S.  4.  5. 

Ch.  G.  Pienitz  und  H.  Ficinus,  Beschreibung  des  Augustus- 
bades bei  Radeberg.  Dresden  1814. 

H.  v.  Marti  us,  Radeberg  und  seine  Umgebungen.  Bautzen  1S28. 

C.  W.  Hufeland's  Uebersicht.  S.  230.  Viert.  Aufl.  S.  215. 

Der  Marienborn  oder  die  S cluv  ef  elquellen  zu  Schmeck- 
witz, bei  dem  Dorfe  dieses  Namens  aus  einem  Thon-  und  Braunkoh- 
lenlager entspringend ,  zwischen  Kamenz  und  Bautzen ,  unfern  der 
grofsen  Strafse,  von  Bautzen  zwei,  von  Dresden  fünf  Meilen  entfernt. 

Das  benachbarte  böhmische  Gränzgebirge  führt  Granit,  Porphyr, 
Basalt;  das  Land  der  Ebene  ist  angeschwemmt  und  besteht  aus  Sand, 
Kies,  Gneufs  mit  unterlaufenden  Thontlötzen.  Als  Heerd  der  M. quel- 
len betrachtet  Ficinus  das  Braunkokleulager  des  nahe  gelegenen 
Weinberghügels. 

Obschon  früher  gekannt  und  auch  theilweise  gebraucht ,  wurden 
die  M.quellen  zu  Schmeckwitz  doch  erst  seit  1816  mit  den  nöthigen 
Gebäuden  und  Einrichtungen  ausgestattet  und  als  Heilanstalt  benutzt. 
Ausser  Vorrichtungen  zu  Wannenbädern  finden  sich  hier  auch  Appa- 
rate zu  Gas-  und  Douchebädern,  und  zu  Räucherungen.  Den  Namen 
,. Marienborn'"  erhielt  die  Anstalt  von  dem  nahe  gelegenen  Cistcrcien- 
scr  Stift  Marienstern. 

Man  unterscheidet  drei  zu  der  Klasse  der  kalten  erdig -salini- 
schen Schwcfclwasscr  gehörige  M. quellen,  nämlich:  1.  Die  Schwe- 
felquelle. Ihr  Wasser  ist  von  einem  durchdringenden  hepatischen 
Geruch  und  Geschmack,  von  11°  R.  Temperatur,  giebt  in  einer  Mi- 
nute 720  Kub.  Z.  und  wird  vorzugsweise  benutzt.  —  2.  Die  Ei- 
senquelle, weniger  klar  als  die  vorige,  von  starkem  hepatischen 
Geruch,  hcpatisch-zusammcnziehendcm  Geschmack,  von  10°  EL,  giebt 
in  2i  Stunden  1200  Pfund  Wasser.  —  3.  Die  Roscnquelle,  klar, 
von  achwefeligem   Geruch,    zusammenziehendem    Geschmack    uud  10 


937 


bis  11°  R.    Temperatur,  giebt   in   einer  Stunde   800   Pfund    Wasser. 
Nach  Ficinus  Analyse  enthalten  in  sechzehn  Unzen: 

1.  Die  Schwefelq. :       2. 


Extractivstoff  . 
Chlortalcium     . 
Chlornatriuni    . 
Seifenstoff 
Schwefelsaures  Kali 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Eisenoxydul 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Talkcrde 


0,0443  Gr. 
0,0273  — 
0,0233  - 
0,3600  — 
0,03G6  — 
0,1433  — 
0,0210  — 
0,2050  — 
0,0566  — 


Stickstoffhalt.  Extractivstoff  0,2183  — 


Schwefelwasserstoffgas  , 
Atmosphärische  Luft 
Kohlensaures  Gas    . 
Sauerstoffgas    . 
Stickgas    .        .        .        . 


1,1357  Gr. 

0,2983  Kuh.  Z. 
0,4526    — 


Die  Eisen«}.: 
0,0700  Gr. 
0,0266  — 
0,0240  — 
0,4066  — 
0,0366  — 
0,1400  - 
0,1373  — 
0,2100  — 
0,0450  — 
0,5733  — 

1,6694  Gr. 
0,0753  Kub.Z. 

2,9833  — 
0,0846  — 
0,4200   — 

3,5632  Kub.Z. 


0,7509  Kub.Z. 

3.    Die   Rosenquelle : 

Extractivstoff     ....  0,0900  Gr. 

Chlortalcium       ....  0,0300  — 

Chlornatrium       ....  0,0283  — 

Seifenstoff 0,4133  — 

Schwefelsaures  Kali  .        .        .  0,0483  — 

Schwefelsaure  Kalkerde    .        .  0,1866  — 

Eisenoxydul        ....  0,1283  — 

Kohlensaure  Kalkerde        .        .  0,1933  — 

Kohlensaure  Talkerde        .        .  0,0633  — 

Stickstoffhaltigen  Extractivstoff  0,3433  — 

1,5247  Gr. 
Schwefelwasserstoffgas      .        .        0,2433  Kub.  Z. 
Kohlensaures  Gas       .        .        .        3,1133       — 
Sauerstoffgas        ....         0,1033       — 
Stickgas 0,3133      — 

3,7732  Kub.  Z. 

Als  Bad  und  Getränk  hat  man  sie  empfohlen  hei  Gicht  und  Rheu- 
matismen, Stockungen  und  Verschleimungen,  besonders  im  Uuterleibe, 
Hypochondrie ,  Anomalieen  der  Menstruation  ,  Würmern ,  —  chroni- 
schen Hautausschlägen,  —  chronischen  Metallvergiftungen. 

Die  Schwefelquellen  bei  Schmeckwitz  in  der  Ob.Lausitz  von  Dr. 
J.  G.  Böhnisch  und  Dr.  H.  Ficinus.  Dresden  1817.  —  1819. 

Zeitschrift  für  Natur  und  Heilkunde.  Bd.  III.  St.  1.  S.  112. 


938 

Die  M.  quellen  zu  Tharandt.  Das  Städteben  dieses  Namens, 
berühmt  durch  die  hier  bestehende  Forstakademie,  liegt  von  Dres- 
den drei  Stunden  entfernt  in  dem  reizenden  Thale  der  Weiseritz, 
welches  unter  dem  Namen  des  „Plauenscben  Grundes"  bekannt  ist.  Die 
dasselbe  umschliefseuden  Berge  gehören  zur  Flötzformation,  bestehen 
aus  Schieferthon ,  Sandstein ,  Stinkstein ,  Hornsteinconglomeraten  und 
Steinkohlen;  Tharandt  zunächst  bricht  Gneufs,  Quarz  und  schiefriger 
Kalkstein. 

Das  Badehaus  zu  Tharandt  enthält  ausser  Badekabinetten  mit 
Wannen  auch  Wohnungen  für  Kurgäste. 

Man  unterscheidet  zwei,  nicht  wesentlich  verschiedene  erdig-sali- 
nische Eisenquellen:  1.  die  Sidonienquelle,  nach  der  Markgräfin 
Sid  o  ni  a  benannt,  und  2.  die  Heinrich  squelle,  zum  Andenken 
an  Heinrich  den  E  rlauchten  so  genannt;  beide,  von  denen  aber 
nur  die  erste  benutzt  wird,  wurden  im  J.  1793  gefafst  und  von  Leon- 
hardi,  Lampadius,  Ficinus  und  Kühn  analysirt.  Das  M.was- 
ser  ist  klar,  von  einem  zusammenziehenden  und  erfrischenden  Ge- 
schmack und  hat  die  Temperatur  von  10°  R. 

Ausserdem  benutzt  man  in  Tb.  einen  Mineralmoor  zu  Bäderu, 
welcher  sich  in  der  Nähe  von  Th. ,  in  einigen  sumpfigen  Gegenden 
des  Grillenburger  Waldes  in  bedeutender  Menge  vorfindet.  Derselbe 
verdankt  seinen  Ursprung  wahrscheinlich  dem  Niederschlage  saliuisch- 
eisenhaltäger  M.wasser,  der  Zumischung  fetter  Moorerde  und  abge- 
storbener, und  in  Gährung  übergegangener,  vegetabilisch -organischer 
Substanzen.  Vermöge  letzterer  entwickelt  sich  eine  Menge  kohlen- 
sauren Gases,  so  wie  auch  Schwefehvasserstoffgas  in  geringerer  Quan- 
tität. Er  besitzt  eine  dunkelbraune  Farbe,  eine  seifenartige  Fettig- 
keit   und    Weichheit   und   läfst    schon    bei    der  äufsern   Untersuchung: 

o 

vermuthen,  dafs  hier  weniger  die  mineralischen  Bestandtheile  über- 
wiegend sind,  sondern  eine  fette  Moorerde,  reichlich  geschwängert 
mit  in  Gährung  begriffenen  vegetabilisch-organischen  Stoffen. 

Nach  Ficinus  enthalten  sechzehn  Unzen  des  M.wassers  : 


Chloruatrium 

0,2  iO  Gr. 

Chlortalcium 

0,080  — 

Schwefelsaure  Talkerde 

0,0SO  — 

Schwefelsaure  Kalkerde 

0,080  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

0,080  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul  . 

0,125  — 

Kieselerde     .... 

0,200  — 

Extractivstoff 

0,160  — 

1,045  Gr. 
Nach  Kühn  sind  in  100  Theilcn  des  M.wassers  enthalten: 
Natron    mit    einer    unbekannten 

Säure  verbunden   .        .        .        0,00055  Gr. 
Ulilornatrium     ....        0,00233  — 
Kohlensaures  Natron        .        .        0,00008  — 


939 


Kohlensaures  Eisenoxydul       .  0,00241  Gr. 

Kohlensaure  Kalkerde      .        .  0,00225  — 

Kohlensaure  Talkerde      .        .  0,00205  — 

Kieselsäure        ....  0,00197  — 


0,01224  Gr. 
Schwefelwasserstoffgas  und  kohlensaures  Gas  wurden  darin  nicht 
ermittelt,  obgleich  ein  Geruch  von  Schwefelvvasserstoffgas  in  der  Nähe 
der  M. quellen  letzteres  vermuthen  läfst. 

100  Theile  des  M.moors  enthalten  nach  Kühn: 


Wasser 

39,622  Th. 

Organische  Substanz   . 

36,979  — 

Kieselsäure  ..... 

8,703  - 

Alaunerde     ..... 

1,098  — 

Eisenoxyd 

1,680  — 

Kupferoxyd 

0,646  — 

Kohlensaures  Kali  u.  schwefelsaure 

Talkerde 

0,495  — 

Schwefelsäure      .... 

0,452  — 

Kalkerde 

0,302  — 

99,977  Th. 

In  Form  von  Bädern  hat  man  das  M.wasser  namentlich  empfoh- 
len :  bei  gichtischen  und  rheumatischen  Leiden,  —  chronischen  Lei- 
den der  Nerven,  Hysterie,  Lähmungen,  —  passiven  Blut-  und  Schleim- 
flüssen, —  chronischen  Krankheiten  der  Haut,  —  Drüsenanschwel- 
lungen und  Scropheln. 

Die  hinsichtlich  ihrer  Mischungsverhältnisse  zu  der  Klasse  des 
Kohleumineralschlamms  gehörenden  Moorbäder  besitzen  auch  analoge 
Heilwirkungen.  (Vergl.  Th.  I.  Zweite  Aufl.  S.  481). 

P.  D.  Lutheritz,  phys.  ehem.  Beschreibung  des  Buschbades  bei 
Meifsen.  Dresden  1798.  S.  55. 

C.  W.  Becker,  der  Plauische  Grund  bei  Dresden  mit  Hinsicht 
auf  Naturgeschichte  und  schöne  Gartenkunst.  Nürnberg  1799. 

W.  G.  Becker,  der  Plauensche  Grund.  Dresden  1801.  2  Thle. 

C.  Laug's  Beschreibung  des  Plauenschen  Grundes,  des  Badeor- 
tes Tharandt  und  seiner  Umgebungen.  Dresden  1812. 

Cotta,  geognostische  Wanderungen.  Th.  I. 

Tharandt  und  seine  Umgebungen,  beschrieben  von  B.  C.  Dresden 
und  Leipzig  1834. 

H.  B.  Pütt,  die  M.quelle  zu  Tharandt  nebst  einem  Anhang  über 
die  daselbst  neu  eingerichteten  Moorschlammbäder.  Dresden  und 
Leipzig  1836. 

Das  Buschbad,  unfern  Meifsen,  sehr  angenehm  gelegen,  be- 
kannt und  benutzt  seit  dem  Jahre  1608.  Ficinus  Analyse  zufolge 
gehört    der   hier   entspringende    Mineralbrunnen    zu   der   Klasse   der 


940 


schwachem  saliuischen  Eisenwasser;  seine  Temperatur  beträgt  7° 
sein  spec.  Gew.  1,001.  Nach  Ficinus  enthalten  sechzehn  Unzen 


R., 


Schwefelsaures  Natron 
Chloruatrium 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Kalkerde 
Schwefelsaure  Talkerde 
Chlortalcium 
Kohlensaure  Talkerde 
Extractivstoff 
Kieselerde  und  Sand  . 
Kohlensaures  Eisenoxydul 

Kohlensaures  Gas       .        i 


0,400  Gr. 
0,280  — 
0,200  — 
0,160  — 
0,200  — 
0,120  — 
0,320  — 
0,200  — 
0,320  — 
0,320  — 

2,520  Gr. 
ne  unbestimmte  Mena;e. 


Als  stärkendes  Bad  hat  man  die  M.quelle  empfohlen  bei  Nerven- 
schwäche, Hysterie,  Lähmungen,  Hypochondrie,  —  chronischen  Haut- 
ausschlägen, — -   Gicht  und  bei  passiTen  Profluvien. 

J.  Goebelius,  de  thermalibus  aquis  in  Misnia.  Lipsiae  1608. 
P.  J.  D.  Lutheritz,  physisch-chemische  Beschreibung  des  Busch- 
bades bei  Meifsen.  Dresden  1798. 

Das  George  nbad  oder  die  M.  quellen  zu  Berggiejshübel. 
Die  kleine  Bergstadt  Berggiefshübel ,  unfern  der  Böhmischen  Gränzc 
an  der  Gottleube,  in  einem  engen,  von  hoben,  mit  Wald  bewachse- 
nen Bergen  umschlossenen  Thale  gelegen,  besitzt  mehrere,  seit  1719 
bekannte  M.quellen:  1.  den  Sauer-  oder  Fr  i  ed  rieh  s  brunnen, 
den  ältesten,  —  2.  den  Schwefelbrunnen,  und  3.  den  Augus- 
tusbrunnen,  zu  Bädern  benutzt.  Alle  enthalten  nur  wenig  wirk- 
same Bestandtheile.  Der  Friedrichsbrunneu  enthält  in  sechzehu  Un- 
zen Wasser: 


Chlornatrium        , 
Kohlensaures  Natron   . 
Schwefelsaure  Talkerde 
Eisenoxydul 


0,066  Gr. 
0,434  — 
0,062  — 
0,400  — 


0,962  Gr. 
An  kohlensaurem  Gas  nur  eine  geringe,  noch  unbekannte  Menge. 

Früher  wurden  die  M.quellen  fleifsig  besucht,  auch  von  Geliert 
und  Raben  er.  Mau  benutzt  sie  in  Form  von  Bädern  in  dem  vor- 
handenen Badehausc  bei  gichtischen  Beschwerden,  Nervenschwäche, 
chronischen  Krankheiten  der  Haut  und  Anomalieeu  der  Menstruation. 

J.  F.  Henkel,  das  wieder  lebende  Berggiefshübel  in  dem  neu 
erfundenen  Friedrichs-  und  Georgenbade.  Freyberg  1729.  —  Fort- 
setzung. Dresden  1731.  —  Fortsetzung.  Dresden  1732. 

Kästner"»  Archiv.  Bd.  VI.  S.  2i0. 


nach  Müller:    nac 

i  Lamp  adius 

0,320  Gr.      ~ 

0,370  Gr. 

0,427  — 

0,330  — 

0,220  — 

0,200  — 

0,218  — 

0,191  — 

0,170  — 

L          1,060  — 

1,500  — 

0,006  — 

.     . 

941 

Die  M.  quelle  von  Rofswein,  süd-östlich  von  der  Stadt  Rofs- 
wein,  vor  dem  Brückthore.  Nach  Müller  und  Lampadius  gebort 
sie  zu  der  Klasse  der  erdig -salinischen  Eisenquellen,  und  enthält  in 
sechzehn  Unzen : 


Schwefelsaure  Talkerde 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Talkerde 
Chlorcalcium 

Kohlensaures  Eisenoxydul 
Harzstoff     . 

2,251  Gr.  2,761  Gr. 

Kohlensaures  Gas       .        .        4,069  Kuh.  Z.  l,5Kub.  Z. 

Kloster  Altenzelle.  Ein  Beitrag  zur  Kunde  der  Vorzeit  von  H. 
v.  Martius.  Freiberg  1821. 

H.  v.  Martius  in:  Neue  Zeitschrift  für  Natur-  und  Heilkunde, 
herausg.  von  den  Professoren  der  chir.  medic.  Akademie  zu  Dresden. 
1830.  Bd.  I.   Heft  2.  S.  269. 

Bei  Altenberg  quillt,  fast  500  Ellen  unter  Tage  in  der  Sohle 
der  untersten  Weitung  des  Zinnzwitter  Stockwerks,  die  einzige  Ce- 
mentquelle  des  nördlichen  Teutschlands.  Man  benutzt  sie  mittelst 
eingeworfenen  alten  Eisens,  welches  nach  Jahresfrist  ziemlich  stark 
mit  Kupfer  überzogen  wird. 

Die  M. quelle  von  Klein-Welka  bei  Bautzen,  eine  kalte 
schwache  Schwefelquelle,  untersucht  von  Bauer. 

Zeitschrift  für  Natur-  und  Heilk.  Bd.  III.  St.  1.  S.  112. 

Die  M. quellen  zu  Schandau.  Das  Städtchen  Schandau,  acht 
Stunden  südöstlich  von  Dresden,  liegt  in  einem  der  reizendsten  Punkte 
der  sächsischen  Schweiz,  dicht  an  der  Elbe,  unfern  der  Böbmischen 
Gränze,  und  erfreut  sich  jährlich  eines  zahlreichen  Zuspruches  von 
Fremden.  Das  von  Hrn.  Hering  errichtete  Badehaus  befindet  sich 
nahe  bei  der  Stadt. 

Die  vorherrschende  Gebirgsart  um  Schandau  ist  auf  Granit  ru- 
hender Sandstein. 

Man  unterscheidet  mehrere  zu  der  Klasse  der  erdigen  Eisenwas- 
ser gehörige  Mineralquellen.  Ihr  M.wasser  ist  hell,  von  zusammen- 
ziehendem, hepatischem  Geschmack,  setzt  viel  Eisenocher  ab,  hat  die 
Temperatur  von  10°  R  bei  18 — 20°  R.  der  Atmosphäre,  wurde  von 
Ficinus  und  Lampadius  analjsirt  und  enthält  in  sechzehn 
Unzen : 


Chlortalcium 
Schwefelsaure  Kalkerde 


2,100  Gr. 
1,260  — 


942 


Kieselerde 0,270  Gr. 

Eisenoxyd 4,380  — 


8,010  Gr. 

Kohlensaures  Gas  l  2  712  V  h  7 

Schwefelwasserstoffgas     ) 

Empfohlen  hat  man  es  in  Form  von  Bädern  bei  Schleim-  aui 
Blutflüssen  passiver  Art,  chronischen  Nervenkrankheiten,  gichtischen 
und  rheumatischen  Leiden,  und  Krankheiten  des  Uterinsystems  von 
Schwäche. 

Lampadius,  Beiträge  zur  Erweiterung  der  Chemie.  1804.  Bd.  I. 
S.  318. 

Petrenz  in:  Wöchentliche  Beiträge  zur  med.  und  Chirurg.  Kli- 
nik. Herausgeg.  von  G.  C.  A.  Clarus  und  J.  Radius.  1833. 

Das  Augustusb  ad  zu  Zittau  im  Lausitzer  Kreise  unfern 
der  Böhmischen  Gränze.  Die  hier  entspringende  kalte  eisenhaltige 
M.quelle,  wahrscheinlich  schon  in  früheren  Zeiten  als  Heilquelle  ge- 
braucht, wurde  neuerdings  gefafst,  von  Knispel  analysirt,  mit  ei- 
ner Badeanstalt  ausgestattet  und  erhielt  den  Namen  des  „Augustus- 
bades." 

Nach  Knispel's  Analyse  enthält  das  M.wasser  Chlorcalcium 
und  Chlortaleium,  kohlensaure  und  schwefelsaure  Kalkerde,  kohlen- 
saures Eisenoxydul,  Kieselsäure,  Extractivstoff  und  kohlensaures  Gas, 
und  wird  in  Form  von  Bädern  empfohlen  gegen  Gicht  und  Rheu- 
matismen, —  Hümorrhoidalbeschwerden,  Unordnungen  der  monatli- 
chen Reinigung,  —  Sehleimfliisse,  —  chronische  Nervenkrankheiten, 
Krämpfe,  Lähmungen,  —  Drüsenverhärtungen,  —  chronische  Haut- 
ausschläge, Flechten,  Krätze. 

Das  Augustbad  in  Zittau  von   Dr.    J.  G.  Knispel.  Zittau  1816. 

In  und  bei  Dresden  werden  mehrere  eisenhaltige  Quellen  be- 
nutzt, unter  andern  das  Brunnen  bad  bei  der  Annenkirche  in  der 
Wilsdrufer  Vorstadt.  Die  hier  zu  Bädern  benutzte  Quelle  hat  die 
Temperatur  von  10°  R.,  und  enthält  nach  Struve  in  sechzehn 
Unzen : 

Chlornatrium       ....  1,0976  Gr. 

Salpetersaures  Natron        .        .  1,5517  — 

Salpetersaure  Kalkerde      .        .  2,3103  — 

Salpetersaure  Talkerde     .        .  1,3448  — 

Schwefelsaure  Kalkerde     .        .  1,9741  — 

Kohlensaure  Kalkerde        .        .  0,3534  — 

Kohlensaure  Talkerdc        .        .  0,0707  — 

Kieselerde 0,0431  — 

8,7457  Gr. 

Zwanzig  Kuh.  Zoll  Wasser  enthalten  6,00  Kuh.  Zoll  kohlensau- 
res Gas. 


943 

Nur  namentlich  erwähne  ich  des  Linkscli  cn  B  ad  es  bei  Dres- 
den, dessen  Wasser  (der  Pricfsnitzbach)  nach  Hänel  und  Ficinus 
eisenhaltig  sein  soll,  und  das  in  Dresden  zu  Bädern  benutzte  Wasser 
der  Weiseritz,  welches  Engelbrecht  eisenhaltig  fand.  — 

Die  M.quelle  bei  Maxen,  nach  Dietrich  und  Reichel 
eine  schwache,  mit  einer  Badeanstalt  versehene  eisenhaltige  M.quelle. 

Die  M.quelle  bei  Königstein,  nach  Dietrich  und  Rei- 
ch el  eine  kalte  Eisenquelle,  welche  in  dem  Städtchen  Königsteiu 
befindlich,  mit  einer  kleinen  Badeanstalt  versehen  ist  und  Chlor- 
talcium,  schwefelsaure  Kalkerde,  Eiscnoxjd,  kohlensaures  Gas  und 
Schwefelwasserstoffgas  enthalten  soll. 

Nur  historisch  erwähne  ich  der  M.quelle  zu  Got  ts  ch  dorf  oder 
Gottsdorf  in  der  Ober-Lausitz,  anderthalb  Stunden  von  Königs- 
hriiek,  —  der  M.quelle  bei  Löbau  in  der  Ober-Lausitz  und  der 
Eisenqelle  zu  Pr  e lisch  witz  ,  eine  halbe  Stunde  südlich  von  Bautzen, 
—  ferner  noch  der  M  quellen  bei  Hellendorf,  Pirna,  Dippol- 
diswalda,  am  Wilischberg  bei  Reinhard  t's  -  G  rimma, 
Rhänitz,  Tauscha,  Eisenberg  bei  Mo  ri  tzb  urg,  Kostlitz  , 
Grof  sen  ha  in,  Gasern  bei  Meifsen,  und  endlich  der  früher  be- 
rühmten Salzquelle  bei  Dahlen. 

Bericht  von  dem  Heilbrunnen  zu  Gottsdorf  1646. 

Grof  sen  in  s.  Lausitzer  Denkwürdigkeiten.  Th    III.  S.  19. 


Der  Leipziger  Kreis  besitzt  nur  wenige  M. quellen: 

Das  Herrmannsbad  bei  Lausig k,  auf  einer  Anhöhe  bei 
der  Stadt  Lausigk,  Eigenthum  von  Hrn.  Herr  mann,  —  drei  Stun- 
den  von  Grimma,  sieben  Stunden  von  Leipzig  entfernt. 

Nach  Lampadius  Untersuchung  hat  das  M.wasser  die  Tem- 
peratur von  10°  R.  und  enthält  in  zehn  Pfund : 

Schwefelsaure  Kalkerde  .        .  4,75000  Gr. 

Schwefelsaure  Talkerde  .        .  1,48080  — 

Schwefelsaure  Thonerde  .  5,66246  — 

Schwefelsäure  .         .        .  0,57537  — 

Schwefelsaures  Eisenoxydul   .  3,02368  — 

Kieselsäure       ....  0,45000  — 

15,94231  Gr. 

Das  M.wasser  gehört  zu  der  Klasse  der  Vitriolwasser,  ist  in 
allen  den  Füllen  nicht  zu  empfehlen,  in  welchen  letztere  überhaupt 
contraindicirt  sind,  (Vgl.  Th.  I.  S.  239  Zweit.  Auflage  S.  252-254), 
hat  sich  dagegen  nach  Uh lieh's  Erfahrungen  hilfreich  erwiesen  bei 
Gicht,  Lähmungen,  Hämorrhoidalbeschwerden,  chronischen  Hautkrank- 
heiten und  chronischen  Nervenleiden  krampfhafter  Art. 


944 

Das  Herrmannsbad  Lei  Lausigk  von  Friedrich  Pohl.  Leip- 
zig 1822. 

C.  Gottl.  Drescher,  diss.  inaug.med.de  balueo  Hermanniano 
prope  Lausigkiam.  Lipsiae  1826. 


Die    M.q uelle 
Reichelchen     Garten. 
Unzen : 


;u    Leipzig,    eine   schwache   Eisenquelle   im 
Sie     enthält   nach     Küstner    in     sechzehn! 


Schwefelsaures  Natron        .        .  0,640  Gr. 

Schwefelsaure  Kalkerde      .         .  0,800  — 

Chlorcalcium        ....  0,180  — 

Kohlensaure  Kalkerde         .         .  0,240  — 

Kohlensaure  Talkerde  .         .  1,040  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul  .  0,400  — 

3,300  Gr. 
Kohlensaures  Gas    eine  unbestimmte  Menge. 

Küstner  in:  Trommsdorffs  Journ.  der  Pharm.  1811.  Bd.  XX. 

Der  Führer  zu  den  Heilquellen  etc.  Nebst  einer  speciellen  Dar- 
stellung der  Badeanstalten  Leipzigs  und  seiner  Umgebungen.  Von  ei- 
nem prakt.  Arzte.  Leipzig  1833. 

Die  M. quelle  bei  Klein  Millitz,  bei  Leipzig,  einer  chemi- 
schen Analyse  entbehrend. 


Bemerkenswert!!  im  Voigtländischen  Kreise  sind : 

Der  Au gustu$bru7inen  bei  Elster,  unfern  der  weifsen  El- 
ster in  einer  freundlichen  Gegend.  Das  Wasser  der  Hauptquelle  ist 
klar,  entwickelt  viel  kohlensaures  Gas ,  bildet  längere  Zeit  der  Ein- 
wirkung der  atmosphärischen  Luft  ausgesetzt  einen  Niederschlag  von 
Eisenoxjdhydrat,  ist  von  einem  angenehmen  säuerlich  -  zusammenzie- 
henden Geschmack,  von  8°  R.  Temperatur,  0,006  spec.  Gewicht, 
wurde  ehemisch  untersucht  von  Lampadius  und  Bienert,  neuer- 
dings (1833)  von  Seybold,  und  enthält  in  sechzehn  Unzen: 

nach  L  ampa  dius:        nach  Bienert: 


Kohlensaure  Talkerde    . 

1,15  Gr.      . 

1,36  Gr. 

Kohlensaure  Kalkerdc  ,. 

2,00  — 

0,05  — 

Kohlensaures  Natron 

4,50  — 

5,59  — 

Schwefelsaures  Natron 

.       11,00  — 

.      20,25  — 

Chlornatrium   . 

.      16,15  — 

4,64  — 

Eis(Miox3'dul     .         .         . 

1,00  — 

1,24  — 

Kieselerde 

. 

0,03  — 

36,15  Gr. 

33,16  Gr. 

Kohlensaures  Gas 

17,5  Kuh.  Z. 

13,5  Kub.  Z. 
nach 

945 


nach  S  e  y  b  o  1  d : 

Krystallisirtes  Chlornatrium     .        .  10,110  Gr. 

Krystallisirtes  schwefelsaures  Natron  25,130  — 

Krystallisirtes  kohlensaures  Natron  2,800  — 

Krystallisirte  schwefelsaure  Talkerde  0,320  — 

Krystallisirtes  Chlortalcium     .         .  0,110  — 

Koklensaure  Talkerde       .         .         .  0,870  — 

Kohlensaure  Kalkerde       .        .        .  0,690  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul       .        .  0,760  — 

Kieselsäure 0,250  — 

Harzigen  Extractivstoff     )  o 

B  v  Spuren 

Humusextract  ) 


41,040  Gr. 
Kohlensaures  Gas  .         .         .        18,25  Kub.Z. 

Innerlich  und  äufserlich  angewendet  hat  sich  das  Mwasser  nach 
Schreyer  hilfreich  bewiesen  bei  Uuterleibsbeschwerden  von  atoni- 
scher Schwäche,  —  eingewurzelten  Rheumatismen,  atonischer  und 
habitueller  Gicht,  —  Entnervung  von  Ausschweifungen,  —  Krankhei- 
en des  Uterin-  und  Sexualsystems,  —  Vcrschleimungen  und  Blennor- 
rhöen  der  Respirationsorgane,  —  allgemeiner  Nervenschwäche  nach 
ibergrofsen  Anstrengungen,  Nervenfiebern,  —  Schwäche  der  Sehkraft 
ind  Blennorrhöen  der  Augenlieder,  —  krankhafter  Fetterzeugung. 

Leisneri  tractat  de  acidul.  Elsteran.  nympha.  1669. 

Act.  pbysico-med.  N.  C.  Acad.  Caesar    Vol.  VII.  1744. 

Lampadius  in:  Schweigger's  Journ.  für  Chemie,  ßd.  VIII. 
St.  4.  S.  367. 

C.  Schreyer  in:  Clarus  und  Radius,  Beiträge  zur  prakt. 
tfeilk.  1835.  Bd.  II.  Heft  1.  S.  57. 

Die  M. quellen  zu  Ober-  und  Unter -Brambach,  dicht 
In  der  Böhmischen  Gränze,  drei  Stunden  von  K.  Franzensbad,  eben 
;o  weit  von  Adorf  und  vier  Meilen  von  der  Kreisstadt  Plauen  ent- 
ernt,  —  zeichnen  sich  besonders  durch  ihren  Reichthum  an  kohlen- 
saurem Gase  aus.    Man  unterscheidet  folgende  M.quellen: 

1.  Den  Säuerling  bei  Un  te  r- B  r  am  b  ach ,  in  einem  moori- 
gen Wiesengrunde,  südlich  und  westlich  von  Bergen  umkränzt,  —  seit 
(1830  gefafst  und  überhaut ,  liefert  in  seiner  Hauptquelle  in  24  Stun- 
len  gegen  47  Eimer  Wasser,  ist  von  einem  augenehmen,  geistigen, 
jrfrischenden,  prickelnden,  etwas  eisenhaften  Geschmack,  ohne  beson- 
lern  Geruch,  von  8°  R.  Temperatur.  Ueber  dem  Bassin  ist  seit  der 
Fassung  eine  bedeutende  Schicht  von  kohlensaurem  Gas  zu  bemer- 
ien;  hält  man  das  Gesicht  über  den  Brunnen,  so  wird  die  Brust  be- 
äugt und  das  Athmen  erschwert.  An  den  Wänden  des  Bassins  und 
ler  Abzugsröhre  setzt  sich  sehr  viel  Eisenoxyd  ab. 

2,  Den  Eisensäuerling  bei    Ober-Brambach,  in  der  so- 
enannten  Loh,  einem  angenehmen  Thale,  entspringt  auf  einem  Wie- 

II.  Theil.  O  O  O 


946 

sengrunde,  —  ist  gefafst,  weit  ergiebiger  als  die  vorige  Quelle  (giebt 
in  einer  Stunde  6—7  Eimer),  und  entquillt  mit  so  starker  Gasent- 
wickelung, dafs  das  Bassin  einem  Kessel  mit  siedendem  Wasser  gleicht. 
Das  M.wasser  ist  vollkommen  hell  und  klar,  von  angenehm,  geistig 
erfrischendem,  doch  etwas  eisenhaftem  Geschmack,  geruchlos,  besitzt 
die  Temperatur  von  7—8°  R  und  1,0015  spec.  Gewicht.  —  Der  Luft 
längere  Zeit  ausgesetzt,  trübt  sich  das  geschöpfte  M.wasser  und  prä- 
cipitirt  dann  viel  Eisenoxyd;  mit  Wein  und  Zucker  vermischt  braust 
das  M.wasser  heftig  auf.  —  Auch  diese  M. quelle  bildet  über  dem 
Wasserspiegel  eine  sehr  beträchtliche  Schicht  von  kohlensaurem  Gas. 

Eine    dritte  M. quelle,    der  Säuerling  in  Ob  er-Brambach 
ist  zwar  gefafst,  enthält  aber   nur  wenig  feste  uud  flüchtige  Bestand- 
teile. 

Analjsirt  wurden  die  M. quellen  im  J.  1812  von  L  ampadius, 
—  im  Jahre  1830  vom  Apotheker  Carl.  Nach  Letzterem  enthält  in 
sechzehn  Unzen  im  wasserfreien  Zustande : 

1.  Der  Säuerling  zu    2.  Der  Eisensäuerling 
Unter-Brambach :        zu  Ober-Brambach; 

Schwefelsaures  Natron        .  2,629  Gr.  .  .  0,244  Gr. 

Kohlensaures  Natron  .        .  1,113  —  .  .  1,081  — 

Chlortalcium         .        .        .  1,223  —  1  .  0,194  — 

Kohlensaure  Talkerde        .  1,150  —  .  .  0,575  — 

Kohlensaure  Kalkerde         .  2,162  —  .  0,850  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul  0,548  —  .  .  0,585  — 

Alaunerde    .         .         .        .  0,175  —  .  .  0,075  — 

Kieselerde    ....  0,037  —  .  .  0,150  — 


9,047  Gr.  3,754  Gr. 

Kohlensaures  Gas      .        .        20,435  K.  Z.  23,321  K.  Z. 

Zu  widerrathen  in  allen  den  Fällen,  in  welchen  eisenreiche  Mi- 
neralquellen cotitraindicirt  sind,  werden  beide  Säuerlinge  gleich 
ähnlichen  als  Getränk  namentlich  empfohlen :  bei  Schwäche  dei 
Verdauungswerkzeuge,  dadurch  bedingten  Stockungen,  Säure  un(! 
Verschleimungeu  der  ersten  Wege,  —  Blennorrhöen  der  Respi- 
rationsorgane,  veralteten  Brustkatarrhen ,  —  Leiden  des  Uterin- 
systems von  Schwäche,  Chlorosis,  Fluor  albus,  profuser  Menstruation, 
—  Blennorrhöen  der  Harnwerkzeuge,  Blasenkatarrhen,  Griesbeschwcr- 
den,  —  und  endlich  bei  allgemeiner  Nervenschwäche,  anfangender 
Tabes  dorsaüs  und  Paresis. 

Lampadius  in:  Schweiggcr's  Journal.  Bd.  VIII.  St.  4 
S.  367. 

C.  Scbreycr  in:  Beiträge  zur  prakt.  Ileilk.  herausgeg.  von  J, 
Ch.  A.  Clarus  und  J.  Radius.  Bd.  II.  Leipzig  1835.  Heft.  1.  S.  57. 

Die  M. quelle  zu  Schönberg,  eine  kleine  hallte  Stunde  von 
Scbünberg,  dicht  an  der  Böhmischen  Gränze,  hat  die  Temperatur  von 
7°  R.,  und  eiitbält  nach  Lampadius  in  sechzehn  Unzen: 


947 


Chlornatrium 
Schwefelsaures  Natron 
Kohlensaures  Natron 
Chlorcalcium 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Talkerde 
Eisenoxyd 

Kohlensaures  Gas 


8,00  Gr. 
4,50  — 
4,25  - 
1,00  — 
0,50  — 
0,25  — 
1,00  — 

19,50  Gr. 
23,75  Kub.  Z 


Lampadius  in:  Schweigger's  Journ.  Bd.  VIII.  St.  4.  S.  367. 
Osann  und  Tronimsd  o  rff,  K.  Franzensbad.  S.  24.  181. 


Die  M.  quelle  zu  Sofil,  nördlich  von  Elster  und  Brambach 
beim  Dorfe  Niedersohi,  anderthalb  Stunden  von  Adorf  und  eben  so 
weit  von  Brambach  entfernt,  entspringt  auf  einem  moorigen  Wiesen- 
grunde, 1418  Fufs  über  dem  Spiegel  der  Nordsee,  unweit  der  von 
Adorf  nach  K.  Franzensbad  und  Böhmen  führenden  Chaussee.  Die 
M.quelle  ist  im  Jahre  1831  gefafst  und  überbaut  und  liefert  in  einer 
Stunde  1900  rheiul.  Kub.  Z.  eines  krystallhellen  ,  unter  mäfsiger  Gas- 
entwickelung hervorquellenden  Wassers,  welches  der  atmosphärischen 
Luft  längere  Zeit  ausgesetzt  Eisenoxydh}'drat  präeipitirt.  Das  M. Was- 
ser ist  von  einem  stechenden,  salzigen,  zusammenziehenden,  später 
schwach  hepatischen  Geschmack,  einem  laugeuhaften,  bisweilen  he- 
patischen Geruch,  von  8°  R.  Temperatur  und  1,006  spec.  Gewicht. 
Anatysirt  wurde  dasselbe  von  Lampadius,  neuerdings  vom  Apo- 
theker Seyb  o  Id.    Sechzehn  Unzen  enthalten 

nach  Lampadius:     nach  Sey bold: 

Schwefelsaures  Natron 
Kohlensaures  Natron     . 
Chlornatrium 
Chlortalcium . 
Schwefelsaure  Talkerde 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaure    Kalkerde 
Chlorcalcium 

Kohlensaures  Eisenoxydul 
Kieselerde 

Harzigen  Extractivstoff 
Humusextract 

Kohlensaures  Gas 

Schwefelwasserstoffgas Spuren 

Zu  widerrathen  bei  wahrer  Plethora,  activen  Congestionen,  und 
in  allen  den  Fällen,  wo  eisenreiche  M. quellen  contraindicirt  sind,  ist 
dieses  M.wasser    als    Getränk    dagegen  nach  Schreyer   namentlich 

Ooo2 


4,10  Gr.      . 

8,606  Gr. 

.      12,50  — 

.       .        4,052  — 

7,90  — 

3,425  — 

.        •            • 

6,250  — 

. 

2,610  — 

0,60  — 

0,891  — 

2,25  — 

0,572  — 

0,20  — 

•        .        •    • 

.        . 

0,912  — 

. 

0,1S2  — 

• 

Spuren 

27,55  Gr. 

27,500  Gr. 

13,75  Kub.  Z. 

14,0  Kub.  Z. 

94S 

ansezeigt  bei  Uuterleibsbescbwerden,  Stockuugen  im  Leber-  uiid  Pfort- 
adersystem,  Hypochondrie,  Säure,  Verschleimungcn,  —  Krankheiten 
des  Cterinsystems  von  Schwäche,  —  Blennorrhöen  der  Respirations- 
orgaue und  der  Harnwerkzeuge. 

Lampadius  in:  Schweiggers  Journ.  Bd.  VIII.  St.  4.  S.  367. 
Osann  und  Trommsdorff,  K.  Franzensbad.  S.  182. 
C.  Scli r eye r  in:  Clarus  u.  Rad  iu  s,  Beiträge  zur  prakt.  Heilk. 
1S33.  Bd.  II.  Heft  1.  S.  57. 


Die  Salzquelle  zu  Altensalza  im  Amte  Plauen,  früher  als 
Saline  benutzt. 

D  er  Gesundbrunnen  zu  Pauset  und  der  Christianen- 
Kberhar  dinenbrunn  en  zu  R  eib  o  Idsgrü  n,  eine  Stunde  von 
Auerbach,  mit  Badeanstalten  versehen. 


: 


Au  diese  schliefsen  sich : 

r 

Die  M.  quelle  bei  Höllenstein  im  Schönburgscheu,  nur  zwan- 
zig Minuten  von  Hohenstein,  eine  Meile  von  Waidenburg  und  zwei 
von  Chemnitz  entfernt. 

Die  M. quelle,  schon  1766  entdeckt,  wurde  im  Jahre  1829  von  dem 
Apotheker  B  e  ck  er t  gefafst  und  mit  zweckmäfsigen  Badegebäuden, 
in  denen  sich  auch  Vorrichtuugen  zu  Dampfbädern  befinden,  versehen. 
Die  das  Bad  zunächst  umgebenden  Berge  bestehen  aus  eisenhaltigem 
Glimmerschiefer,  Gneus,  gemeinem  Serpentin  mit  Chrom-  und  Magnet- 
eisen ,  rothem  Eisenkiesel  mit  Glaskopf,  Turmaliu ,  Opal,  Chalcedou, 
Band-  und  mehreren  andern  Achaten. 

Das  M.wasser  entspringt  auf  einer  sumpfigen  Wiese,  ist,  frisch 
geschöpft)  kry stallbell,  etwas  perlend,  von  eisenhaft- zusammenziehen- 
dem Geschmack  und  einem  schwach  hepatischen  Geruch;  die  Tem- 
peratur beträgt  9"  R. ,  die  Wassermenge  in  einer  Stuude  2280  Pfund. 
Der  atmosphärischen  Luft  ausgesetzt,  bildet  sich  ein  ocherartiger Nie- 
derschlag; doch  läfst  sich  dasselbe  in  gut  verwahrten  Krügen,  ohne 
bedeutende  Zersetzung  versenden. 

Nach  Döberei  n  er's  ,  fern  von  der  Quelle  angestellter,  Analyse 
enthalten  sechzehn  Unzen  des  M.wassers: 

Kohlensaures  Eiseuoxydul  . 
Kohlensaure  Ivalkerde 
Chlorcalcium 
Erdharzige  Materie 


Kohlensaures  Gas 
Stickgas 


0,i79  Gr. 
0,030  — 
0,206  — 
0,010  - 

0,725  Gr. 

2,140  Kub. 

0,750    — 

z. 

2,890  Kub. 

z, 

949 

Eine  vom  Apotheker  Carl  Reichet  an  der  Quelle  angestellte 
Analyse  ergab  folgendes  Resultat.  Vier  und  zwanzig  Pfund  Med. 
Gewicht  =  138210  Gr.  enthalten: 


Hydrochlorsäure  . 

1,336  Gr. 

Kohlensaure  Kalkerde 

1,211  — 

Talkerde      .         .         .        . 

1,200  — 

Thouerde      .         . 

0,100  — 

Kieselerde     . 

,  .        1,200  — 

Kali 

2,000  — 

Natron  ..... 

1,240  — 

Lithion          .... 

0,089  — 

Eisenoxydul 

7,002  — 

Harzige  Materie  . 

1,900  — 

Quellsäure     .... 

i 

Phosphorsauren  Kalk    ) 
Manganoxydul                ) 

Spuren 

17,278  Gr. 

Schwefelwasserstoffgas 

7,712  Kub.Z. 

Kohlensaures  Gas 

.       11,520      — 

19,232  Kub.  Z 

Das  M.wasser  wird  in  allen  Fallen ,  wo  ähnliche  erdige  Eisen- 
wasser (vgl.  Tli.  I.  Zweit.  Aufl.  S.  249.)  angezeigt  sind,  mit  Nutzen 
angewendet.  Man  trinkt  3—7  Becher  und  badet  bei  25—28°  R.  Der 
M.schlamm  ist  in  zu  geringer  Menge  vorhanden,  um  Bäder  davon 
einrichten  zu  können,  wird  deshalb  nur  zu  Localbädern  benutzt. 

J.  Gottl.  Grundmann,  Kurze  Nachrichten  von  dem  minerali- 
schen Gesundbrunnen  zu  Hohenstein.  Waidenburg  1778. 

Gesundheitszeitung.  Eine  populär-medizinische  Zeitschrift.  Jahrg. 
III.  1830.  Nr.  5. 

Die  M.quelle  und  die  Badeanstalt  bei  Hohenstein,  historisch- to- 
pographisch, physikalisch-chemisch  und  medicinisch-praktisch  beleuch- 
tet. (Von  Dr.  Streit)  1834. 

E  r  dmann  und  Schweigger- Seidel,  Journ.  für  prakt.  Che- 
mie. 1834.  Heft  4.  S.  324.  Heft  12.  S.  274.  1835.  Heft  5.  S.  324. 


Die  M.quelle  zu  Geroldsgrün  bei  Lobenstein  im  Reussi- 
schen, eine  alkalisch-erdige  Eisenquelle,  welche  nach  Fuchsin  sech- 
zehn Unzen  enthält : 


Chlornatrium 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Kohlensaures  Natron  . 
Kohlensaure  Talkerde 


0,2S6  Gr. 

1,481  — 
0,296  — 
7,481  — 


950 


Kohlensaure  Kalkerde         .        .        1,407  Gr. 
Kohlensaures  Eisenoxydul  .        .        0,592  — 


11,553  Gr. 
Kohlensaures  Gas    eine  unbestimmte  Menge. 

J.  M.  Grofseu's  Verzeichnifs  der  im  Baireuthischen  Fürsten- 
thum  befindlichen  M.wasser,  in  S.  AV.  Oetter's  Samml.  verschiedener 
Nachrichten  aus  allen  Theilen  der  histor.  Wissenschaften.  1749. 

v.  Wei  t  ershausen's  Nachricht  vom  Langenauer  und  Stehener 
M.wasser  1786. 

G.  F.  Fuchs  in:  v.  Cr  eil 's  ehem.  Annal.  1794. 


X. 


Die  Heilquellen  des  Grofsherzogthums  Wei- 
mar und  der  Sächsischen  Herzogtümer. 


'ie  genannten  Länder  bilden  eine  durch  Höhenzüge  und 
Bergrücken  durchschnittene,  zusammenhängende  Gruppe 
von  reichen  Fruchtfeldern  und  anmuthigen  Thälern,  wel- 
che im  Norden  von  den  Verzweigungen  des  Harzes,  im 
Westen  von  der  Werra  und  dem  Meifsner  begränzt, 
im  Süden  sich  an  den  Thüringer  Wald  anschliefst,  — 
letzterer,  eine  Fortsetzung  des  Fichtelgebirges,  streicht 
als  natürliche  Gränze  zwischen  Nord-  und  Südteutsch- 
land, von  Süd-Ost  nach  Nord- West  und  sendet  die  seinem 
Schoofs  entquellenden  Gewässer  dem  Mayn,  der  Weser 
und  Elbe  zu. 

Die  höchsten  Punkte  dieser  Länder  bezeichnen  die 
Gipfel  des  Thüringer  Waldes  auf  seiner  nördlichen  Seite, 
—  die  Tiefe  der  Spiegel  der  Werra,  Unstrut  und  Saale;  — 
die  Höhe  des  Inselsberges  beträgt  2886  F.  nach  v.  Zach, 
des  Schneekopfes  2791  F.  nach  v.  Hoff,  des  Dollmar 
2484  F.;  —  Hildburghausen  liegt  1069  F.,  Gotha  878  F., 
Arnstadt  849  F.,  Meiningen  831  F.,  Gera  703  F.,  Weimar 
650  F.,  —  die  M.quellen  zu  Steinheide  2431  F.,  die  zu  Lie- 
benstein 937  F. ,  das  Soolbad  zu  Frankenhausen  438  F. 
über  dem  Meere  erhaben. 

Als  die  Hauptgebirgsarten  des  Thüringer  Waldes  be- 
trachtet man  Porphyr,  Granit,  Alpenkalk,  Grauwacke  und 
Uebergangskalkstein  in  verschiedenen  Formen ,  nament- 
lich an  der  östlichen  Seite  des  Gebirges.  Bemerkenswert!! 


934 

sind  die  theilweise  vorkommenden  basaltischen  Bildungen, 
namentlich  auf  dem  Dollmar,  —  am  Fufse  des  Gebirges 
und  in  der  Ebene  Flötze  von  Braun-  und  Steinkohlen, 
und  Salzlager,  —  namentlich  bei  Kreutzburg,  Suiza,  Sal- 
zungen, Friedrichshall,  Sondershausen  und  Frankenhausen. 
Unter  den  Eisenquellen  gebührt  der  zu  Liebenstein 
die  erste  Stelle,  —  unter  den  Soolquellen  sind  als  Heil- 
quellen besonders  empfohlen  und  benutzt  worden  die  zu 
Frankenhausen  und  Salzungen. 

Heim,  geologische  Beschreibung  des  Thüringer  Waldgebirges. 
1S06. 

E.  J.Wal  ch,  historisch  -  statistische,  geographische  und  topo- 
graphische Beschreibung  der  Sachsen-Meiningscben  Lande.   1811. 

Der  Thüringer  Wald  besonders  für  Reisende  geschildert  von  K. 
E.  A.  v.  Hoff  und  C.  W.  Jacobs.  Gotha  1812.  4  Bde. 

Teutschland  geogn.  geolog.  dargestellt  von  Chr.  Keferstein. 
Bd.  II.  St.  3.  S.  446.  -  Bd.  III.  St.  2.  S.  181.  188.  189. 

Die  M.quellen  des  Herzogthums  S.  Meiningen.  Von  J.  H.  G. 
Schlegel,  in:  Schlegel' s  Materialien  für  die  Staatsarzneiwissen- 
schaft und  prakt.  Heilkunde.  Bd.  IV.  Meiningen  1835.  S.  1—438. 

H.  W a  c k  e  n  r  o  der,  mineralogisch-chemische  Beiträge  zur  Kenut- 
nifs  des  thüringischen  Flötzgebirges.  1836. 


Im  Grofsherzogthum  Weimar  sind  zu  erwähnen : 

Die  Mqueilcn  zu  RuJila.  Hie  kleine  Stadt  Ruhla  mit  3000 
Einwohnern,  liegt  zwei  Meilen  von  Eisenach  in  einem  von  waldigen 
Höhen  umschlossenen  Thale,  966  Fufs  über  dem  Meere.  Die  Berge 
enthalten  Glimmerschiefer,  Eisenstein  und  Steinkohlen.  Die  hier  ent- 
springenden M.quellen  wurden  zuerst  bekannt  im  Jahre  1737  durch 
Storch,  später  analvsirt  von  C.Hoffmnnn,  empfohlen  von  Kell- 
ner, Bertram,  Kühn,  B  u  c  h  o  1  z  und  C  u  n  i  t  z ,  und  vom  Groi's- 
herzog  Karl  August  mit  einer  Badeanstalt  versehen;  sie  gehören 
zu  der  Klasse  der  erdig-saliniscben  Eisenquellen,  sind  geruchlos,  von 
eisenhaftem  Geschmack,  und  enthalten  nach  Hoff  mann  in  sech- 
'/.«'liii  Unzen : 

I.  Der  Trink-  und     2.  Die  Schraderschc 
Badebrunnen :  M.  quelle : 

Chlorcalcium  .        .        .        0,10  Gr.      .        .       0,10  Gr. 

Schwefelsaure  Kalkerde  .         0,2,")  —  .         .         0,40  — 

Kohlensaure  Kalkerdc  .        .       0,17  —       .       .       0,16  — 


Kohlensaures  Eiseuox3rdul 

0,40  Gr.      . 

0,27  Gr. 

Extractivstoff 

0,06  —  .      . 

0,15  — 

0,9S  Gr. 

1,08  Gr. 

Kohlensaures  Gas 

2,40  Kuh.  Z. 

2,00  Kuh.  Z. 

3.  Die  Storchische 

4.  Der  Mühlbrun- 

M. quelle  : 

neu : 

Chlorcalcium    . 

0,06  Gr.      . 

0,25  Gr. 

Schwefelsaure  Kalkerde 

0,36  — 

0,12  — 

Kohlensaure  Kalkerde   . 

0,23  — 

0,75  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul 

0,30  — 

0,50  — 

Extractivstoff 

0,16  — 

0,07  — 

1,11  Gr. 

1,69  Gr. 

Kohlensaures  Gas 

1,75  Kub.Z. 

2,40  Kub.  Z. 

Als  stärkend-zusammenziehendes  M.wasser  ist  dasselbe  in  Form 
von  Bädern  empfohlen  worden  bei  allgemeiner  Schwäche,  chronischen 
Nervenkrankheiten  von  Schwäche,  Schleimflüssen ,  gichtischen  und 
rheumatischen  Leiden. 

G.  H.  Kellner,  examen  aeidularum  Ruhlanarum  in  Ducatu  Ise- 
nacensi  in :  Commerc.  lit.  Nor.  1738.  hebd.  39.  p.  307. 

Cli.  F.  Kühn,  examen  et  vires  aeidularum  Ruhlanarum  in:  Nov. 
Act.  Acad.  Nat.  Curios.  Vol.  II.  observ.  69.  p.  260.  594. 

Heusinger  im:  Intelligenzbl.  der  Allg.  Litterat.  Zeitung.  1790. 
Nr.  77.  S.  626. 

A.  F.  Bertram's  Unterricht  von  dem  Gebrauch  und  der  Wir- 
kung des  Ruhler  Stahlwassers.  Eisenach  1755. 

W.  H.  S.  Bucholz,  das  Bad  zu  Ruhla.  Eisenach   1795. 

A.  J.  Cunitz,  über  das  Bad  zu  Ruhla.  Eisenach  1804. 

Die  M. quellen  zu  Berha.  Die  kleine  Stadt  Berka  von  1000 
Einwohnern,  nach  welcher  die  M.quellen  benannt  wurden,  liegt  in  dem 
anmuthigen,  von  waldigen  Höhen  umschlossenen  Thale  der  Um,  von 
Weimar  kaum  zwei  Stunden  entfernt.  Das  Badehaus  liegt  auf  einer 
Wiese  von  freundlichen  Anlagen  umgeben. 

Man  unterscheidet  zwei  M.quellen:  1.  Die  Schwefelquelle, 
im  Jahre  1813  entdeckt,  und  2.  Die  Eisenquelle,  bekannt  seit 
1812.  Untersucht  wurde  die  erste  von  Döbereiner,  die  zweite  von 
C  Hoffmann.  Obgleich  letzterer  die  zweite  eine  Eisenquelle  nennt, 
so  bezeichnet  er  doch  nicht  in  seiner  Analyse  den  Eisengehalt  der- 
selben.    In  sechzehn  Unzen  enthalten: 

1.  Die  Schwefelq.  nach  2.  Die  Eisenq.  nach 
Döbereiner:         C  Hoffmann: 

Schwefelsaure  Kalkerde         .        5,60  Gr.      .        .      13,50  Gr. 
Schwefelsaures  Natron  .        1,00  —        .... 

Chlorcalcium  mit  Extractivstoff       ....       0,40  — 


956 


Kohlensaure  Kalkerde    . 

4,30  Gr. 

Kohlensaure  Talkerde    . 

.. 

Schwefelsaure  Talkerde 

1,90  — 

Chlortalcium    .... 

0,70  -> 
0,20  — ) 

Extractivstoff  .... 

13,70  Gr. 

Kohlensaures  Gas  . 

3,20  Kub.Z 

Stickstoffhaltiges  Schwefelwasser- 

stoffgas       .... 

6,40      — 

3,40  Gr. 
0,20  — 
3,00  — 

0,20  — 
20,70  Gr. 


9,60  Kub.Z. 

Benutzt  werden  die  M. quellen  in  Form  von  Wannenbädern  und 
Douche  bei  gichtischen  und  rheumatischen  Leiden,  Nervenschwäche 
und  Lähmungen. 

C.  A.  Ho  ff  mann,   System.   Beschreibung    und  Darstellung    der 
Resultate  von  242  ehem.  Untersuch,  min;  Wasser.  1815.  S.  50.  51. 
Hufeland,  Journal  der  prakt.  Heilk.  Bd.  XLIII.  St;  1.  S.  123. 
—    —    Uebersicht.  S.  183.  Vierte  Aufl.  S.  171. 
Göthe's  Werke.  Bd.  XXXII.  S.  80.  85. 

Die  M. quelle  zu  Rastenberg,  eine  erdig -salinische  Eisen- 
quelle, welche  im  Jahre  1646  entdeckt,  anfänglich  sehr  gepriesen, 
von  C.  Hoff  mann  aualysirt ,  jetzt  ausser  Gebrauch  ist.  Ihr  Was- 
ser hat  die  Temperatur  von  10 — 11,5°  K.,  das  spec.  Gewicht  von 
1,002  und  enthält  in  sechzehn  Unzen : 

Chlortalcium  .        ...        .  0,250  Gr. 

Chlorcalcium         ....  0,250  — 

Kohlensaure  Talkerde         .        .  0,450  — 

Kohlensaure  Kalkerde  .        .  0,300  — 

Kohlensaures  Eisenox3rduI  .        .  0,400  — 

Harz 0,400  — 

Extractivstoff       ....  0,300  — 


2,350  Gr. 


J.  A.  Zapf,  Beschreibung  von  dem  Gesundbrunnen  zu  Rasten- 
berg. Jena  1696. 

Historisches  Sendschreiben'  von  den  Gcsundquell.en  bei  Rasten- 
berg, nebst  J.  A.  ZapTs  med.  Untersuchung  dieser  Gesundbr,  1696. 

Rastenbergiscbe  Brunnenfeier.  Weimar  1096. 

M.  l'etri,  oratio  de  fontis  soterü  Rastenbcrgici  effectu.  Schlcu- 
singae  1697. 

S.  St  euer  lein,  von  dem  Rastcnberger  Wunderbrunnen.  Schlcu- 
singen   1720. 

J.  C,  Röddcr's  Verantwortungsschreiben  über  den  Verliiumder 
des  Rastenljer^ischeii  Heil-  und  Friedensbrunncns.  Weil'scnfcls. 

K.  F.  Kaltschmidt,  Nachricht  vom  Rastcnberger  Gesundbrun- 
nen,  dessen   Wirkung  und  Gcbruucb.  Jena  1744. 


957 

Voigt 's  mineral.  Reise  durch  das  Herzogtlium  Weimar,  Eise, 
nach  und  Dessau.  1782.  Th.  I.  S.  115. 

Die  M.  quelle  zu  Vipp  ach- Ed  elhausen  uuferu  Weimar, 
ihre  Temperatur  beträgt  4°  R.,  ihr  spec.  Gewicht  1,0006.  Sechzehn 
Unzen  enthalten : 


Schwefelsaures  Natron 
Chlornatrium 
Kohlensaures  Natron   . 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Talkerde 


10,388  Gr. 
2,120  — 
4,320  — 
1,083  — 

0,458  — 


18,369  Gr. 
Kohlensaures  Gas         .        .        .        3,0  Kub.  Z. 
Trommsdorff  s  Journal  der  Pharm.  Bd.  V.  St.  2. 

Die  M.  quelle  bei  G Ö schwitz   unfern  Jena   enthält   in  sech- 
zehn Unzen: 

Schwefelsaure  Talkerde      .        .        4,728  Gr. 
Schwefelsaure  Kalkerde      .        .        5,686  — 
Kohlensaure  Kalkerde  .        .        5,686  — 


16,100  Gr. 


In  dem  Kerzogthume  Meiningen  verdient  vor  allen  rühmliche 
Erwähnung: 

Die  M.  quelle  zu  Liebenstein.  Sie  entspringt  937  F.  üher 
dem  Meere,  in  einem  reizenden  Thale  am  südlichen  Abhänge  des 
Inselsberges,  des  Königs  des  Thüringerwaldes,  und  der  mahlerisch 
ihn  umkränzenden  Waldgebirge,  —  zwei  und  eine  halbe  Meile  südlich 
von  Eisenach,  vier  Meilen  nördlich  von  Meiningen,  zwei  Stunden  von 
den  M. quellen  von  Ruhla. 

Von  Seiten  der  Regierung  ist  sehr  viel  geschehen,  um  nicht  hlofs 
den  Aufenthalt  der  Kurgäste  zu  Liebenstein  angenehm  zu  machen, 
sondern  auch  um  durch  gut  eingerichtete  Bäder  die  so  wirksame 
M.quelle  zweckmäfsig  zu  benutzen.  Leider  wurde  sie  jedoch  neuer- 
dings nicht  so  besucht  und  benutzt,  wie  sie  es  wohl  verdient. 

Die  Umgebungen  von  Liebenstein  sind  höchst  romantisch  und 
gewähren  eine  Mannigfaltigkeit  von  reizenden  Thälern. 

Die  Gebirgsarteu  der  Umgegend,  neptuuischen  und  vulkanischen 
Ursprungs,  sind  Granit,  Glimmerschiefer,  Porphyr,  Sandstein,  Mergel- 
schiefer, Gyps,  Kalk  und  Basalt.  Der  Liebensteiner  Berg  besteht 
nach  Wac  kenro  de  r  aus  Dolomit,  welcher  schroffe  Wände  und 
ausgezeichnete  Höhlen  darstellt.  Unter  demselben  liegt  Zechstein  und 
Kupferschiefer,  welcher  letztere  auf  dem  grauen  und  rothen  Todt- 
liegenden    ruht;    dieses    wechselt    mit    Porphyr,    Granit  und   Feld- 


958 

spatli.  Die  Höhe  des  Berges  beträgt  1399,3  Fufs  über  dem  Meere. 
Nördlich  und  südlich  des  Abhanges  sind  Erdfälle ,  von  denen  der 
letztere,  in  der  Nähe  des  Dorfes,  eine  besondere  Quelle  besitzt,  die 
er  der  Werra  zusendet.  —  Merkwürdig  und  sehenswert])  ist  die,  eine 
halbe  Stunde  von  Liebenstein  entfernte  Kalksteinhb'ble ,  welche  1799 
entdeckt  und  durch  die  Fürsorge  des  verstorbenen  Herzogs  Georg 
von  S.  Meiningeu  zugänglich  gemacht  wurde. 

Bekannt  ist  die  M. quelle  seit  Anfang  des  siebzehnten  Jahrhun- 
derts. Gefafst  wurde  sie  im  Jahre  1601  unter  Herzog  Kasimir, 
und  daher  auch  „Kasimirbrunnen''  genannt,  untersucht  im  Jahre  1610 
von  Dr.  Megebach,  Leibarzt  des  Herzogs  Kasimir,  kam  in  Ruf, 
wurde  während  und  nach  den  Drangsalen  des  dreilsigjährigeu  Krieges 
fast  ganz  vergessen,  zuerst  beschrieben  von  Libavius,  im  achtzehn- 
ten Jahrhundert  von  W  a  1  d  m  ann  ,  Storch  u.  Ho  ffmann  ,  später  mit 
sehr  guten  Einrichtungnn  versehen  und  empfohlen  von  Jahn,  Pan- 
zerbieter, Ihling,  Hufeland  und  Schlegel;  letzterem  ver- 
danken vir  eine  Monographie. 

Das  M.wasser  zu  Liebenstein  gehört  zu  der  Klasse  der  erdig-sa- 
linischen Eisenwassern;  nach  Trommsdorff  enthält  dasselbe  in 
sechzehn  Unzen  2  Gr.,  nach  einer  neuem  Analyse  von  Wacken- 
rod  er  jedoch  nur  0,5297  Gr.  kohlensaures  Eisenoxydul  und  zeichnet 
sich  aus  durch  einen  sehr  beträchtlichen  Gehalt  an  kohlensau- 
rem Gase. 

Das  M.wasser  ist  klar,  farblos,  von  einem  angenehmen,  salzig. 
prickelnden,  zusammenziehenden  Geschmack,  perlt  stark  und  hat  die 
Temperatur  von  7,5°  R.  bei  11,5°  R.  der  Atmosphäre. 

Analysirt  wurde  dasselbe  von  II  offm  ann ,  G  öttling,  Tromms- 
dorff (1812)  und  von  "Wac  ken  roder  (1831  und  1836) ;  es  enthält 
in  sechzehn  Unzen: 

nach  Trommsdorff: 


Schwefelsaures  Natron 
Kohlensaures  Natron 
Chlornatrium 
Chlorcalcium 
Chlorkalium 
Chlortalcium 

Schwefelsaure  Talkerde    . 
CJiiormngnium    . 
Schwefelsaure  Kalkerde    . 
Kohlensaure  Kalkerdc 
Kohlensaure   Talkerde 
Kohlensaures  Eisenoxydul 
Kohlensaures  Manganoxydul 
Kieselerde    mit    Spuren    von 
Alaunerde 


1,600  Gr. 

2,300  — 
1,111  — 

3,060  — 


0,500  — 

3,923  — 

2,000  — 


nach  W  ackenroder: 
1,3890  Gr. 
0,15S9  — 
1,2S69  — 

0,1641  — 

0,3183  — 

0,8076  — 
0,2444  — 
4,3546  — 
1,4590  — 
0,5297  — 
0,1088  — 

0,0241  — 


Kohlensaures  Gas 


14,494  Gr. 
26,00  Kuh.  Z. 


10,8462  Gr. 
37,0858  Kuh.  Z. 


959 

Benutzt  wird  dasselbe  als  Wasserbad  und  Douche,  —  und  als 
Getränk. 

Höchst  einpfehlenswerth  allen  denjenigen ,  welche  an  allgemeiner 
torpider  Schwäche ,  laxer  Faser,  phlegmatischem  Temperamente ,  Er- 
schlaffung der  Schleimhäute  und  Neigung  zu  profusen  Absonderungen 
leiden,  ist  dasselbe  in  allen  den  Fällen  zu  widerratben,  in  welchen 
kräftige  Eisenwasser  überhaupt  contraindicirt  sind.  (Vergl.  Th.  I. 
S.  239.  Zweite  Aufl.  S.  252.) 

Von  Wichtigkeit  für  die  Benutzung  der  Heilquelle  von  Lieben- 
stein ist  die  Nähe  der  Sooiquelle  von  Salzungen ,  von  welcher  man 
das  Wasser  in  wohl  verschlossenen  Fässern  zu  diesem  Ende  nach 
Liebenstein  bringen  und  allein  oder  in  Verbindung  mit  der  M. quelle 
als  Bad  zu  Liebenstein  benutzen  kann. 

Die  Krankheiten,  gegen  welche  das  M.wasser  zu  Liebenstein  sich 
vorzugsweise  hilfreich  gezeigt  hat,  sind  folgende:  passive  Blut-  und 
Schleimfiüsse,  —  chronische  Krankheiten  des  Nervensystems,  wie  all- 
gemeine Nervenschwäche,  Lähmungen,  —  atonisclie  Gicht,  chronische 
Rheumatismen  durch  Schwäche  bedingt,  —  chronische  Krankheiten 
des  Uterinsystems,  —  Fluor   albus,  Haemorrhagia  uteri,    Bleichsucht. 

D.  A.  Libaviu  s,  de  fönte  Casimiriano  sub  castello  Lieben- 
steinio  in  fiuibus  Thuringiae  versus  Hassiam.  Coburg  1610. 

E.  Waldmann,  Kurzer  Bericht  vom  Liebensteiner  Sauerbrun- 
nen. Meiningen  1718. 

J  Storch,  Obsen'ationes  vom  Liebensteiner  Brunnen.  Meinin- 
gen 1727. 

Iloffmanni  media  consultat.  P.  V.  p.  343—347. 
Trommsdorffs  Journ.  der  Pharm.  Bd.  XXII.  St.  1.  S.  3—28. 

F.  Mo  sen  geil,  das  Bad  Liebenstein  und  seine  Umgebungen. 
Gotha  1815. 

C.  W.  Huf  eland's  Uebersicht.  S.  228.  Viert.  Aufl.  S.  213. 

Die  M. quelle  zu  Liebenstein,  ein  historisch  -  topographischer  und 
heilkundiger  Versuch  von  Dr.  J.  H.  G.  Schlegel.  Meiningen  1827. 

11.  Wacken  roder  in:  Neues  Jahrb.  der  Chemie  und  Physik 
von  Scjhweigger-Seidel.  1832.  Bd.  V.  Heft  9  und  10. 

—  —  Chemische  Untersuchung  der  M.quelle  zu  Liebenstein  im 
Herzogthum  Sachsen-Meiningen.  Halle  1832. 

—  —  in:  Journal  für  prakt.  Chemie  von  Erdmann  und 
Schweigger-Seidel.  1836.  Bd.  IX.  Heft  4.  S.  209. 

Schlegel' s  Materialien  für  die  Staatsarzneiwissenschaft,  a.  a. 
0.  S.  1—254. 

Die  S  o  Ölquellen  zu  Salzicng  en ,  eine  Meile  von  Lieben- 
stein, 778  Fufs  über  dem  Meere  Die  Stadt  Salzungen  mit  2S00  Ein- 
wohnern, besitzt  fünf  gefafste  und  benutzte  Salzbrunnen,  von  welchen 
einer,  der  ausschliefslich  zum  Baden  benutzt  wird,  in  der  Stadt,  die 
übrigen  aufserhalb  der  Stadt  sich  befinden.  —  Schon  in  Urkunden 
vom  J.  839  werden  die  Soolquellen  erwähnt,  die  jetzt  bestehende  Ba- 
deanstalt wurde  im  J.  1822  eröffnet. 


960 

Nach  Wackenroder  entspringen  die  M.quellen  aus  salzhalti- 
gen Mergel-  und  Gypsschichten  der  Formation  des  bunten  Sandsteins, 
dessen  stark  geschichtete  Bänke  nicht  weit  von  der  Hauptquelle  in 
der  Stadt  an  dem  bekannten  Salzunger  See  ausgezeichnete  Felswände 
bilden. 

Das  Wasser  ist  etwas  opalisirend,  milchicht  und  riecht  nur 
schwach  nach  Schwefelwasserstoff. 

Nach  Trommsdorff  s  Analyse   enthalten  in  sechzehn  Unzen: 
Die  erste  oder  Haupt-     Die  zweite  Salz- 


Chlorcalcium 
Chlormagnium    . 
Schwefelsaures  Natron 
Chlornatrium 


Salzquelle : 

3,744  Gr. 
17,026  — 
8,920  — 
464,462  — 


494,152  Gr. 
Die  dritte  Salzquelle 


quelle:' 

5,556  Gr. 

8.374  — 

4,926  — 

171,908  — 

190,764  Gr. 


Chlorcalcium 
Chlormagnium 
Schwefelsaures  Natron 
Chlornatrium 


2,666  Gr. 
6,326  — 

4,598  — 
170,230  — 


183,820  Gr. 


Nach  "Wack  e  uro  der's  Analyse  enthalten 


1000   Gewichtstheile 

100  Theile 

der  Salzsoole  aus  der 
Hauptsalzquelle: 

der  Mutterlauge 

Chlornatrium 

. 

.      67,2505  Th.      . 

15,761  Th. 

Chlorkalium 

. 

0,1445  — 

0,949  — 

Chlorcalcium 

0,723 

Chlormagnium 

. 

1,5953  — 

.      io,679  — 

Brommagnium 

geringe  Spuren    . 

0,088  — 

Schwefelsaure 

Kalkerc 

e  .        1,5493  — 

0,030  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

0,3986  — 

•    . 

Kohlensaures 
Kieselerde 

Sisenoxj 

dul)                  ., 

s  geringe  Spuren 

.        .    . 

70,9382  Th. 

28,230  Th. 

lOOTheile  des  Pfannen-  IC 

0 Theile  des  Sah 

steins  von  Salzungen  :    zi 

nger  Kochsalzes 

Schwefelsaure  Kalkerde  mit  wenig 

Chlormagnium    und  Spuren  von 

Kieselerde  und  Kisenoxyd      .        52,20  Th. 
Schwefelsaure   Kulkerdc 


0,195  Th. 

Chlor- 


961 


Chlornatrium  mit    schwefelsaurer 

Kalkerde  .        .        .        .        42,34  Th.      . 

Chlornatrium  99.471  Tb. 

Chlormagnium  und  Brommagnium 

nebst    etwas    Chlorkalium    und 

Cblornatrium    und    einer    Spur 

von  Chlorcalcium  .        .        .          5,16  —        .  .        .    . 

Chlormajniium 0,334  — 


99,70  Th.  100,000  Th. 

In  Verbindung  mit  dem  nahen  M.wasser  zu  Liebenstein  ist  die 
Soole  zu  Salzungen  von  Schlegel  gerühmt  Avordeu  in  allen  den 
Fällen,  wo  kräftige  Soolquellen  indicirt  sind  (Vgl.  Th.  I.  S.  266. 
Zweit.  Aufl.  S.  282.),  namentlich :  bei  scrophulösen  Leiden ,  rheuma- 
tischen Nervenkrankheiten,  gichtischen  und  rheumatischen  Beschwer- 
den und  chronischen  Hautausschlägen,  —  und  als  Surrogat  der  See- 
bäder. 

Schlegel  in:  Hufeland  u.  Osann's  Journ.  der  prakt.  Heilk. 
Bd.  LX.  St.  5.  S.  41.  —  1829  Supplementheft  S.  98. 

Trommsdorff's  N.  Journal  der  Pharmacie.  Bd.  VII.  S.  63. 

Buchner1  s  Repertorium  der  Pharmacie.  Bd.  XVIII. 

Schlegel,  Salzungen's  Heilquelle,  ein  die  Seebäder  ersetzendes 
Mittel.  Meiningen  1835. 

—  —  Materialien  für  die  Staatsarzueiwissenschaft  a.  a.  O. 
S.  253-417. 

Wackenroder  in:  Archiv  der  Pharmacie,  von  Brandes  und 
Wackenroder.  Bd.  LXVII.  Hannover  1839.  S.  187.  300. 

Der  Grundhof  er  Sauerbrunnen,  eine  halbe  Stunde  von 
Salzungen,  zwei  Stunden  von  Liebenstein  entfernt,  in  einem  freund- 
lichen Thale.  Das  M.wasser  ist  gefafst,  von  einem  wenig  erfrischen- 
den, mehr  faden,  und  später  etwas  adstringirenden ,  salzigen  Ge- 
schmack, geruchlos,  von  6°  R.  Temp.  bei  10°  R.  der  Atmosphäre, 
und  enthält  nach  Schlegel  in  100  Th.  fester  Bestandtheile  : 


Eisenoxyd 

Kohlensaure  Kalkerde 
Chlorcalcium 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Chlornatrium 
Chlortalcium 


s  • 


36,5  Th. 

32,0  — 

19,5  — 

5,5  — 

eine  Spur 


93,5  Th. 

J.  C.  Hoffmann,  historisch-physikalische  Nachricht  von  einem 
Stahl-  oder  martialischen  Trink-  und  Badebrunnen  des  Fürstenthums 
Meiningen  bei  der  Stadt  Salzungen,  der  Gruudhofer  Sauerbrunnen 
genannt.  Eisenach  1754. 

II.  Theil.  P  p  p 


962 

Schlegel  in:  Hufeland  u.  0 sann's  Jonrn,  der  prakt.  Hcllk 
1829.  Supplementheft  S.  136. 

Schlegel,  Materialien  für  die  Staatsarzneiwissenschaft,  a.  a.  0. j 

S.  349. 

Der  Sauerbrunnen  bei  Sc  luv  ein  a,  früher  benutzt,  jetzt 
vernachlässigt.  Das  M.wasser  ist  hell  und  klar,  von  säuerlichem  Ge- 
schmack, hat  die  Temperatur  von  12°  R.  bei  18°  R.  der  Atmosphäre 
und  enthält  nach  Jahn'_s  im  J.  1834  vorgenommener  Untersuchung, 
ausser  kohlensaurem  Gase,  kohlensaure  Kalk-  und  Talkerde,  kohlen- 
saures Eisenoxydul,  schwefelsaure  Kalk-  und  Talkerde,  schwefelsau- 
res Natron,  Chlortalcium,  Chlornatrium,  Spuren  von  Thon-  und  Kie- 
selerde und  Extractivstoff. 

Heim's  Hennebergische  Chronik.    17C7.  Tb.  II.  S.  332. 

Seh  lege Ts  Materialien    zur  Staatsarzneiwissenschaft,  a.   a.  0. 

S.  359.  420.' 

Der  Schmalbrunn  en  bei  Sc  luv  all  un  gen  auf  dem  rechten 
Ufer  der  Werra,  —  ein  kohlensaures  Eisenwasser.  Dasselbe  ist  hell 
und  klar,  von  eisenhaft  zusammenziehendem,  säuerlichem  Geschmacke, 
«reruchlos,  hat  die  Temperatur  von  10°  R.  bei  8.5°  R.  der  Atmo- 
sphäre und  enthält  nach  Schlegel:  kohleusaures  Gas,  kohlensaures» 
Eisenoxydul  und  Manganoxydul,  kohlensaure  Kalk-  und  Talkerde, 
Chlornatrium,  schwefelsaures  Natron  und  schwefelsaure  Kalkerde,  einei 
geringe  Menge  von  schwefelsaurer  Talkerde  und  Chlortalcium,  so  wie 
Spuren  von  kohlensaurem  Natron  uud  Kieselerde. 

Heim,  geologische  Beschreibung  des  Thüringer  Waldgebirges. 
Th.  II.  S.  265. 

Walch  a.  a.  0.  S.  87.  88.  174. 

SchlegeTs  Materialien  zur  Staatsarzneiwissenschaft,  a.  a.  0. 
S.  367. 

Die  Marienquelle  bei  Behrungeii  im  Yerwaltungsamtci 
Römhild ,  nahe  bei  der  bairischen  Grunze,  in  einem  schönen  Wicscn- 
thale.  Die  aus  Mergel  und  Tlionlageru  entspringende  M. quelle  ist 
gefafst,  klar,  von  ganz  reinem  Geschmack,  hat  die  constante  Tem- 
peratur von  8°  R.  und  enthält  nach  der  vom  Apotheker  Gr  ahnen 
im  J.  1834  angestellten  Analyse  in  fünf  Unzen  Wasser: 
Krystallisirtes  schwefelsaures  Natron  2,42160  Gr. 
Krystallisirtes  Chlormagnium       .        4,89638  — 

Kieselerde 0,75000  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul  .  .  1.53450  — 
Kohlensaure  Kalkerde  .  .  .  8,75000  — 
Kohlensaure  Talkerde  .  .  .  2,70357  — 
Kohlensäure  .....        3,82375  — 

24,87980  Gr. 

Schle'gel's  Materialien  zur  Staalsarzneiwissenschafl.  a.  a.  0. 
S.    131. 


963 

Die  M.  quelle  zu  Steinheyde,  auf  einem  der  höchsten  Berge 
des  Thüringer  Waldgebirges  im  Meiniugenschen  Oberlande,  2431  Fufs 
über  dein  Meere,  chemiscli  untersucht  von  Engelhardt  und 
Trommsdorff,  empfohlen  von  Schlegel,  enthält  in  sechzehn  Un- 
zen nach  Trommsdorff  s  Analyse: 

Chlorcalcium 0,7200  Gr. 

Doppelt  kohlensaures  Natron         .  0,4752  — 

Krystall.  schwefelsaures  Natron     .  0,6656  — 

Chlornatrium 1,5040  — 

Kohlens.  Eisenoxydul  mit  einer  Spur 

von  Mangan         ....  0,5600  — 

Kohlensaure  Kalkerde    .         .        .  0,6400  — 

Extractivstoff 0,3200  — 


4,S848  Gr. 


Schlegel  in:  Hufeland  u.  O sann's  Joiirn.  der  prakt.  Heilk. 
1830.  Supplementheft  S.  239. 

Schlegel's  Materialien  zur  Staatsarzneiwissenschaft,  a.  a.  O. 
S.  389. 


In  den  Fürst!.  Schwarzburgischen  Ländern  sind  zu  erwähnen : 

Das  Soolbad  zu  Frankenhausen.  Die  Stadt  Frankenhau- 
sen, durch  ihre  bedeutenden  Salinen  bekannt,  zählt  4S0O  Einwohner 
und  liegt  am  südlichen  Abhänge  des  Höhenzuges ,  welchen  die  Rui- 
nen der  Rothenburg  und  des  alten  Kyffhäuser  zieren,  von  Sonders- 
hausen zwei  und  eine  halbe  Meile,  und  gleich  weit  von  Artern  ent- 
fernt. 

Auf  die  grofse  Wirksamkeit  der  Kochsalzquellen  zu  Frankenhau- 
sen machte  zuerst  Manniske  aufmerksam,  empfahl  sie  und  wurde 
der  Gründer  der  jetzt  bestehenden  Badeanstalt;  ein  Badehaus  mit 
besondern  Badezimmern  wurde  erbaut,  Wohnungen  für  Kurgäste  in 
Stand  gesetzt  und  auch  für  unbemittelte  Kranke  Bäder  zur  unentgelt- 
lichen Benutzung  errichtet. 

Im  Sommer  1819  betrug  die  Zahl  der  Kurgaste  505,  die  Zahl  der 
genommenen  Bäder  5739  (ohne  viele  in  Privathäusern  gegebene  hier- 
bei in  Anschlag  zu  bringen),  —  im  Sommer  1821  die  Zahl  der  Kur- 
gäste 547,  die  der  gegebenen  Bäder  7431. 

Die  vorzugsweise  benutzte,  sehr  ergiebige  muriatische  M.quelle, 
früher  lange  unter  dem  Namen  „des  wilden  Wassers"  bekannt,  ent- 
springt aus  einem  Kalklager,  ihre  Temperatur  beträgt  10°  R.  bei 
14°  R.  der  Atmosphäre. 

Analysirt  wurde  sie  von  Hiering  und  CA.  Hoffmann;  die 
Untersuchungen  beider  stimmen  zwar  darin  überein,  dafs  sie  sehr 
reich  an  Kochsalz  ist,  liefern  jedoch  im  Uebrigen  abweichende  Re- 
sultate.    Sechzehn  Unzen  enthalten : 

Ppp2 


9G4 


Kohlensaure  Kalkerde 
Chlorcalcium. 


nach  H  i  e  r  i  n  g : 

,       175,00  Gr. 

5,00  — 

16,33  — 
6,66  —  i 

202,99  Gr. 

nach  Hoffmann 


ChJornatrium         .        .  .      175,00  Gr.  .        .      153,2  Gr. 
Chlortalcium                  j                    500  _  iQ 

Kohlensaure  Talkerde ) 

Schwefelsaure  Kalkerde  .        16,33  -  15,0 


1,0- 


170,2  Gr. 

100  Theile  des  wasserfreien  Kochsalzes  von  Frankenhausen  ent- 
halten nach  W  ackenroder: 


Chloruatrium 
Chlormagniuin 
Chlorcalcium 
Schwefelsaures  Natron 
Schwefelsauren  Kalk  . 

a.  Grobes  Salz: 

.      98,863  Th,      . 
0,327  — 
0,237  — 

0,573  — 

100,000  Th. 

ines  (klares)  Salz: 

.      97,604 

0,424 

Natron        .        .        1,869 

Kalk  .        .        .        1,103 

i.  Mittelsalz: 

97,849  Th. 
0,756  — 

0,311  — 

1,084  — 

c.  Fe 

Chloruatrium 
Chlormagniuin 
Schwefelsaures 
Schwefelsauren 

100,000  Th. 
Th. 

100,000 

Th. 

In  ihrer  Wirkung  ähnlich  verwandten  Soolquellen  (Vergl.  Th.  I 
S.  264.  Zweit.  Aufl.  S.  281.) ,  wirkt  sie  als  Bad  die  äussere  Haut 
und  das  Nervensystem  stärkend,  reizend  auf  das  Drüsen-  und  Lymph- 
system, auflösend,  die  Mischungsverhältnisse  der  Säfte  umändernd. 
innerlich  angewendet  auflösend,  reinigend,  abführend. 

Zu  widerrathen  bei  vorhandenen  scorbutisehen  Beschwerden, 
oder  grofser  Anlage  zu  Scorbut,  so  wie  bei  Fieber ,  empfiehlt  sie 
dagegen  Manniske  sehr  in  Form  von  Bädern,  unter  Umständen 
auch  als  Getränk  in  allen  den  Fällen,  in  welchen  ähnliche  Soolquel- 
len angezeigt  sind,  namentlich:  bei  Krankheiten  des  Drüsen-  und 
Lymphsystems,  besonders  scrophulöseu  Geschwülsten  und  Verhärtung 
ire„5  —  hartnäckigen  rheumatischen  und  gichtischen  Beschwerden,  — 
chronischen  Hautausschlägen,  —  Verschleim ungen,  Stockungen  in  den 
Organen  der  Verdauung,  —  chronischeu  Krankheiten  des  Nervensy- 
stems mit  dem  Karakter  des  Erethismus  und  des  Torpor,  —  krampf- 
haften Beschwerden,  Lähmungen,  —  als  allgemeines  Stärkungsmittel, 
und  namentlich  bei  Schwäche  der  äussern  Haut  oder  des  Nervensyl 
Btems,  ohne  bestimmt  entwickelte  Krankheitsformell. 

Manniske,  Bekanntmachung  die  Bade -Anstalt  zu  Frankenhau- 
sen  betreffend,  1818. 


965 

W.  A.  G.  M  a  n  n  i  s  k  e  ,  Frankcnbausens  Heilquelle.  Weimar  1820. 
mit  zwei  Kupfern  und  einer  Karte. 

—  —  Bericht  über  das  Bad  zu  Frankeuhausen  im  Jahre  1821. 
Weimar  1821. 

Hufeland's  Journ.  der  prakt.  Heilk.  Bd.  LI.  St.  6.  S.  114.  — 
Bd.  LVIII.  St.  5.  S.  58. 

Brandes  und  Wackenroder,  Archiv  der  Pharmacie.  Bd. 
ILXVII.  Hannover  1839.  S.  316. 

Das  G ünlker sbad  bei  dem  Dorfe  Stockhausen  unfern  Son- 
dershausen, von  Erfurt  fünf  Meilen  entfernt.  Die  hier  entspringen- 
den M.quelleu  wurden  1811  entdeckt,  1814  gefafst,  mit  den  zur  Be- 
nutzung derselben  erforderlichen  Gebäuden  und  Einrichtungen  ver- 
sehen und  nach  dem  Begründer  dieses  Bades,  dem  Fürsten  von  Son- 
dershausen, „Günthersbad"  benannt. 

Man  unterscheidet  zwei  M.quelleu,  nämlich:  1.  die  Schwefel- 
quelle. Sie  ist  klar,  von  einem  starken  hepatischen  Geruch  und 
Geschmack,  setzt  einen  schwarzen  erdigen  Niederschlag  ab,  ihre 
Temperatur  beträgt  10°  R.,  ihr  spec.  Gewicht  1,000125.  —  2.  Die 
Kochsalzquelle,  einige  hundert  Schritte  von  der  vorigen  ent- 
fernt. Ausser  beiden  ist  noch  bemerkenswerth  :  3.  der  hier  befindliche 
Badeschlain  m. 

Chemisch  analysirt  wurden  sie  zu  verschiedenen  Zeiten  von 
Meisner,  Ebertb  und  Buch  holz.  Nach  Buchholz  enthalten  in 
sechzehn  Unzen  : 


Chlontatrium 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Talkerde 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Schwefelsaure  Talkerde 
Schwefelsaures  Natron 
Thonerde 
Extractivstoff 
Erdharz        •        , 
Chlortalcium 
Chlorcalcium 
Salzsaures  Eisen 


Die  Schwefelquelle : 

0,050  Gr.       . 
2,104  — 
0,231  — 
1,180  — 

0,965  — 
0,370  — 
0,105  — 
0,017  — 
0,005  — 
0,157  — 


2.  Die  Kochsalzquelle 

.      22,322  Gr. 
2,046  — 
0,368  — 
5,115  — 


Spuren 


Kohlensaures  Gas 
Stickgas 
Sauerstoffgas 
Schwefelwasserstoffgas 


5,184  Gr. 

2,20  Kub.  Z. 
1,49      — 
s  0,19      - 

unbestimmte  Menge 


29,851  Gr. 


3,88  Kub.Z. 
Nach  «fffentlieheu  Bekanntmachungen   erfuhren  die  Mischungsver- 
hältnisse  der  Schwefelquelle  von    November  1817   bis  Februar  1818 


966 

wesentliche  Veränderungen.  (Allgem.  Rei.°hs-Anzeiger  der  Teutscb« 
1818.  Nr.  103.  —  1819.  Nr.  176.) 

In  100  Th.  Badeschlamm  fand  Buchholz: 


Kohlensaure  Kalkerde  . 

14,30  Th. 

Kohlensaure  Talkerde  . 

0,50  — 

Thonerde  (eisenhaltige) 

3,20  — 

Eisenoxydul    .... 

0,30  — 

Schwefelsaure  Kalkerde 

1,00  - 

Wachsartigen  Stoff 

0,40  — 

Extractivstoff 

0,07  — 

Kohlige  Substanz  .        .        . 

11,00  — 

Sandigen  Rückstand 

.      49,25  — 

80,02  Th. 

Braun  hard  empfiehlt  die  M.quclle  des  Günthersbades  gegei 
Gicht  und  Rheumatismen,  chronische  Hautausschläge.  Verschleimun 
gen,  Stockungen  im  Unterleibe  und  Anomalicen  der  Menstruation. 

M.  Hesse  in :  d.  Hygiea.  St.  4.  S.  145. 
Ch.  J.  Buchholz,  Chemische  Analyse  der  Schwefelquelle  des 
Günthersbades  bei  Sondershausen.    Sondershausen  1816. 

Die  M.quelle  bei  Rud  olsladt,  bekannt  seit  1646,  enthüll 
nach  Tr  omms  dor  f  f  in  sechzehn  Unzen: 


Schwefelsaures  Natron 

2,66  Gr. 

Chlornatrium 

4,99  — 

Schwefelsaure  Kalkerde 

1,11  — 

Chlorkalium    . 

0,66  — 

Kohlensaure  Kalkerde  . 

0,55  — 

Kieselerde        .... 

0,22  — 

10,19  Gr. 

J.  Rothmaler's  gottselige  Betrachtungen  der  Providenz  und 
Vorsehung  Gottes,  —  nebst  Bericht,  wie  es  um  den  Rudolstädtischcn 
Heilbrunnen  beschaffen.  Jena  1646. 

Trommsdorf f  s  Journ.  der  Pharm.  Bd.  XIX.  S.  3 — 10. 

Die  M.//U  eile  zu  Grub  bei  Koburg  enthält  in  sechzehn  Unzen: 

Kohlensaure  Kalkerde  .        .        6,870  Gr. 

Schwefelsaure  Talkcrde       .         .        2,210  — 
Schwefelsaure  Kalkerde      .        .        3,421  — 

12,501  Gr. 

C.  Fischer,  Beschreibung  des  Gesundbrunnens  zu  Grub.  Ko- 
burg 1735. 


967 

Umgeben  von  Gothaischem  und  fürstl.  Schwarzburgischem  Ge- 
biete entspringt  im  Bezirke  der  Preufs.  Regierung  zu  Erfurt  die  nur 
wenig  gekannte  M.quelle  zu  Wandersieben.  (Tr  omms  do  rff's 
Neues  Journal  der  Pharmacie.  1830.  Bd.  XX.  St.  2.) 


An  diese  scbliefsen  sieb : 
Die  M. quellen   zu  Ronneburg  im  Herzogtum    Altenburg, 
anderthalb  Stunden  von  Gera,  zwei  Meilen   von  Altenburg,   drei  von 
Zwickau  und  eben    so  weit    von  Greiz    entfernt.    Die  Stadt  mit  dem 
eine  Viertelstunde  entfernten  und  mit  allen  Bequemlichkeiten  für  Kur- 
gaste,  so  wie  mit  Apparaten  zu  Douche-,  Tropf-,  Dampf-  und  Dunst- 
bädern versehenen  Bade  liegt  auf  einem  Hügel,   der   den  Uebergangs- 
gebildeu  angehört  und  dessen  Grauwackeuschiefer  in    gröfserer  Tiefe 
in  Thonschiefer,  von  Ucbergaugsgrünstein  durchbrochen,  übergeht. 
Man  unterscheidet  drei  M.quellen: 
1.  Die  Eulenhöfer   Quelle,  —    2.    die  Haupt-    oder   Ur- 
quelle, —  und  3.  die  Schwef  clquell  e. 

Das  Wasser  derselben  ist  klar  und  farblos,  ohne  Geruch,  von 
erfrischendem,  zusammenziehendem  Geschmack,  und  präeipitirt  län- 
gere Zeit  der  Einwirkung  der  Atmosphäre  ausgesetzt  einen  ocherar- 
tigen  Niederschlag. 

Bekannt  seit  dem  siebzehnten  Jahrhundert  und  zuerst  von  T  Il- 
lingen empfohlen,  wurden  sie  von  Königsdörfer,  Grimm  und 
Döbereiner  (1828-1829)  chemisch  untersucht.  Nach  Döbereiner 
enthalten  200  Kuh.  Zoll  (130  Unzen)  M.wasser: 

1.  Der  Eulenhöfer     2.  Der  Haupt-  oder 
Quelle :  Urquelle : 

Chlorcalcium,  mit  Erdharz  und 
einer  unbekannten  organi- 
schen Säure  .  .  .  1,100  Gr.  . 
Chlornatrium  mit  Bergtheer  u. 
einem  eine  unbekannte  orga- 
nische   Säure     enthaltenden 

Kalksalze 

Schwefelsaure  Kalkerdc  .  0,1,20  — 
Zweifach  kohlens.  Eisenoxydul  3,036  — 
Zweifach  kohlensaureKalkerde  13,019  — 
Zweifach  kohlensaureTalkerde  3,408  — 
Kieselerde    .        .        .  0,700  —        . 

21,373  Gr.  23,459  Gr. 

Kohlensaures  Gas      .         .        4,880  Kub.Z 

Stickgas      ....        3,800      -  .  3,920  Kub.Z. 

8,680  Kub.Z.  3,920  Kub.Z. 

Eine  im  J.  1832    wiederholte   Analyse  des   Eulenhöfer    Wassers 

gab  im  Ganzen   dieselben  Resultate;   nur  fand  sich,    dafs    die  darin 


968 

aufgefundene  Säure  (Quellsäure?)  nicht  allein  mit  Kalk,  sondern  auch 
mit  Natron  verbunden  war. 

Die  M.quellen  gehören  demnach  zur  Klasse  der  alkalinisch-erdigen 
Eisenwasser.  Man  benutzt  sie  in  Form  von  Wasserbad  und  Getränk, 
namentlich  bei  chronischen  Nervenleiden,  Nervenschwäche,  Lähmun- 
gen, Epilepsie  (insbesondere  in  Form  der  Bäder  nach  Pillingen 
und  Königsdörfer),  —  Schleim-  und  Bluttlüssen,  vorzüglich  des 
Genitalsystems,  —  Menostasie,  Bleichsucht,  —  Schwäche  der  Di- 
gestionsorgane, Säure,  Vcrschleimungen,  Hämorrhoidalbeschwerden,  — 
rheumatischen  und  gichtischen  Leiden. 

M.  Z.  Pill  in  gen,  Beschreibung  des  Bades  zu  Ronneburg.  1667. 

J.  T.  Köhler,  vom  Ronneburger  Gesundbrunnen.  Gera  1745. 

Königsdörfer,  von  dem  M.wasser  zu  Ronneburg.  Altenburg 
1766-1770. 

G.  H.  Königsdörfer's  Ronneburger  Krankengeschichten.  Al- 
tenburg 1767.  —  1785, 

J.  F.  C.  Grimm1  s  Abhandlung  von  dem  M.wasser  zu  Ronne- 
burg. Altenburg  1770. 

Kastner's  Archiv.  Bd.  XVI.  S.  122. 

J.  H.  Königsdörfer,  historisch  -  topographisch  -  physikalisch - 
chemisch  und  medicinische  Beschreibung  der  Heilquellen  zu  Ronne- 
burg und  seiner  romantischen  Umgebungen.  Ronneburg  1834. 

Die  M.quelle  zu  Nieder- Wier  a ,  drei  Stunden  von  Alten- 
burg entfernt. 

J.  G.  Mosdorf's  Nachricht  von  dem  zu  Niedcr-Wiera  befindli- 
chen Gesundbr.  Altenburg  1713.  —  1715.  —  1716. 

F.  Schuster's  Untersuchung  der  zu  Nieder- Wiera  entspringen- 
den Gesundheitsquellcn.  Chemnitz  1738. 

Beschreibung  des  min.  Brun.  zu  Nieder- Wiera.  Altenburg  1740. 


XL 


Die  Heilquellen  der  Fürstlich- Waldeckischen, 
Lippe-Detmoldischen  und  Lippe-Schaum- 
burgischen Länder. 


D, 


'er  Teutoburgerwald,  so  wie  die  andern  diese  Lander- 
gruppe durchziehenden  Berge  erheben  sich  nur  zu  einer 
mäfsigen  Höhe ;  —  den  tiefsten  Punkt  bildet  der  Spiegel  der 
Weser,  welcher  bei  Minden  nur  88  F.  beträgt,  —  Pyrmont 
liegt  404  F.,  die  Saline  von  Salzuffeln  254  F.  über  dem 
31eere  erhaben. 

Die  Mehrzahl  der  Gebirge  dieser  Ländergruppe  gehört 
der  Sandstein-  und  Muschelkalkbildung  an.  Der  Hauptrük- 
ken  des  Teutoburgerwaldes  besteht  aus  Mergelsandstein 
und  Quadersandstein,  die  gegen  die  Weser  streichenden 
Verzweigungen  aus  Muschelkalk. 

Für  die  Entstehung  und  Qualität  der  M. quellen  dieser 
Länder  scheint  indefs  beachtenswerth  das  theilweise  Vor- 
kommen von  Basalt,  wie  auf  dem  Weideisberg,  dem  Lani- 
mersberg  und  dem  kegelförmigen  Desenberg  nordöstlich  von 
Warburg,  so  wie  von  Torf-  und  Steinkohlenflötzen  und 
beträchtlichen  Salzlagern. 

Wenn  diese  Gruppe  daher  auch  der  heifsen  M.quellen 
ganz  entbehrt,  so  ist  sie  reich  an  kalten,  welche  viel  Na- 
tronsalze führen,  und  eine  ausgezeichnete  Menge  von  koh- 
lensaurem Gase  besitzen,  —  theilweise  finden  sich  selbst 
starke  Ausströmungen  von  kohlensaurem  Gase,  namentlich 
bei  Pyrmont. 

Nach  ihrer  Lage  zerfallen  die  M.quellen  dieser  Für- 
stenthümer  in  zwei  Gruppen : 


972 

1.  Die  Heilquelle n  d er  Fürst  1.  Waltleckischen 
Länder,  dahin  gehören  vor  allen  die  M. quellen  zu  Pyr- 
mont und  Waldungen. 

2.  Die  Heilquellen  der  Fürstl.  Lippe-Det- 
moldischen und  Lippe-Schaumburgischen  Län- 
der, —  von  welchen  besonders  zu  erwähnen  die  M. quellen 
zu  Eilsen  und  Meinberg. 

L.  Bennefeld,  Waldeckische  Beiträge.  1791. 
Fr.  Hoff  mann  in:  Poggendorff  s  Annalen    der  Physik  und 
Chemie.  Bd.  III.  S.  1. 

—  —  in:  C.  F.  B.  Karsten's  Archiv  fiir  Bergbau  und  Hüt- 
tenwesen. Bd.  XII.  St.  1.  S.  264.  —  Bd.  XIII.  St.  1.  S.  3. 

G.  Bischof  a.  a.  0.  S.  183. 

Teutschland  geol.  geogn.  dargestellt  von  Chr.  Kef  ers  tein.  Bd. 
II.  St.  3.  S.  504.  507.  —  Bd.  III.  St.  2.  S.  182.  186.  —  Bd.  V.  St.  1. 
S.  170. 

F.  Hoff  mann,  Uchersicht  der  orographischen  und  geognosti- 
schen  Verhältnisse  vom  nordwestlichen  Deutschland.  Leipzig  1830. 
S.  175.  ff. 

G.  Bischof,  über  die  Quellen -Verhältnisse  des  westlichen  Ab- 
hanges des  Teutoburger  Waldes,  in:  Seh  weigger-S  eidel's  N. 
Jahrb.  der  Chemie  und  Physik.  1833.  Bd.  VIII.  S.  249  ff. 

—  —  über  die  Quellen  -  Verhältnisse  des  östlichen  Abhanges 
des  Teutoburger  Waldes,  in:  Erdmann  und  Schweiggcr-S ei- 
del's Journ.  für  prakt.  Chemie.  1834.  Bd.  I.  S.  321-341. 

Die  M.f/uelleti  von  Pyrmont.  Diese  berühmten 
Heilquellen  entspringen  in  und  bei  der  Stadt  Pyrmont,  oder 
Neu-Pyrmont,  nach  Brandes  404  F.  über  dem  Meere  er- 
haben, von  Hannover  sieben,  von  Hameln  zwei  Meilen 
entfernt,  Aelterc  Schriftsteller  gedenken  der  Stadt  unter 
dem  Namen  Pereuiont,  Percinunt,  auch  Puremont.  Das 
Thal,  in  welchem  Pyrmont  liegt,  ist  breit,  fruchtbar, 
mit  ergiebigen  Kornfeldern  bedeckt,  an  beiden  Seiten 
von  Waldgebirgen  umschlossen,  —  die  Umgegend  von  Pyr- 
mont ist  von  historischem  Interesse  durch  Arminius  oder 
Hermann,  Fürst  der  Cherusker,  und  später  durch  die 
Kriege,  Avelche  Karl  der  Grofsc  mit  den  Sachsen 
führte« 

In  den  älteren  Zeiten  kannte  man  den  Hcil<|ucll  zu  Pyrmont  un- 
ter dem  rSamcu  des  „hyligen  Borns,"  und  nannte  seine  nächsten  Um- 


973 

gebuugcn  den  „heiligen  Anger."'  Dafs  während  des  Aufenthaltes  von 
Karl  dem  Grofsen  schon  die  M.  quellen  bekannt  gewesen,  wie  S  diä- 
ten behauptet,  dürfte  wohl  sehr  zu  bezweifeln  sein.  Im  Jahre  1350 
erwähnt  zuerst  der  Dominikaner  Heinrich  von  II  er  vor  den  des 
heiligen  Bornes  (fons  sacer)  und  des  Brodelbrunnens  (fons 
bulliens).  Einen  bedeutenden  Ruf  erwarben  sich  diese  M.quellen  je- 
doch erst  im  sechzehnten  und  siebzehnten  Jahrhundert,  besonders 
nach  Beendigung  des  dreifsigjährigen  Krieges.  In  den  Jahren  1556 
und  1557  sollen  sich  diese  Quellen  eines  ungemein  zahlreichen  Zu- 
spruchs erfreut  haben.  Damaligen  Schriftstellern  zufolge  soll  die  Zahl 
der  binnen  vier  Wochen  herbeigeströmten  Fremden  die  von  10,000 
überstiegen  haben.  Alle  benachbarten  Dörfer  und  Flecken  waren 
mit  Menschen  überfüllt,  im  Walde  mufste  ein  Lager  aufgeschlagen, 
öffentliche  Fleisch-  und  Brotscharren  errichtet  werden j  das  M.wasser 
wurde  in  Tonnen  gefüllt,  weiter  denn  zehn  Meilen  in  der  Runde  ver- 
fahren. —  Sehr  glänzend  war  Pyrmont  im  Jahre  1681 ,  man  zählte 
gegen  vierzig  königliche  und  fürstliche  Personen,  unter  diesen  sieben 
und  zwanzig  Hoheiten.  — 

Ausgezeichnet  durch  gute  Einrichtungen,  bequeme  und 
geschmackvolle  Wohnungen  für  Kurgäste,  und  freundliche 
Umgebungen,  hat  sich  dieser  Kurort  jährlich  eines  zahlrei- 
chen und  glänzenden  Besuchs  von  Kurgästen  zu  erfreuen. 

Im  J.  1815  betrug  die  Zahl  der  Kurg.  1733. 

—  —  1816  .        .  -      .        .  2045. 

—  —  1818  ....  2207. 

—  —  1820  ....  1757. 

—  —  1825  ....  2103. 

—  —  1830  ,  1763. 

—  —  1834  '    .        .        .        .  3137. 

—  —  1S39  ....  2851. 

Unter  den  freundlichen  Punkten  bei  Pynnont,  welche  von  Kur- 
gästen häufig  besucht  werden,  erwähne  ich  nur  des  Mühlenber- 
ges,  der  Hünen  bürg,  des  Gravingsber  ges,  des  wilden 
Schellenberges  mit  den  Ruinen  von  Sc  hei  Ipyrmon  t,  des  Bom- 
be rges  und  Hermannsberges. 

Bemerkenswert]!  sind  die  dreiviertel  Stunden  von  Pyrmont  bei 
Holzhausen  befindlichen  Erdfälle,  und  die  nordöstlich  kaum  eine  Vier- 
telstunde von  Pyrmont  gelegene,  seit  1720  durch  Seip  bekannte 
Dunsthöhle,  in  welcher,  wie  in  der  Hundsgrotte  bei  Neapel,  kohlen- 
saures Gas  sich  fortwährend  entwickelt  und  eine  mehrere  Fufs  hohe 
Schicht  auf  dem  Boden  bildet.  Nach  Brandes  besteht  es  ausser 
kohlensaurem  Gase  aus  atmosphärischer  Luft  und  einem  Minimum 
von  Schwefelwasserstoffgas.  Auch  die  sehr  mit  atmosphärischer  Luft 
verdünnte  Gasschicht  bewirkt  eingeathmet ,  den  mit  Vögeln  deshalb 
angestellten  Versuchen  zu  Folge,   Störungen    der  Respirationsorgane 


974 

und  Asphyxie.  Die  Menge  der  ausströmenden  Kohlensäure  ist  wech- 
selnd;  —  nach  Humboldt's  Anthrakometer  enthielten  100  Theile 
des  Dunstes  86,666  atmosphärische  Luft,  13.334  kohlensaures  Gas,  — 
nach  einer  andern  Bestimmung  betrug  bei  einem  Stande  von  ohnge- 
fähr  3  Fufs  Höhe  der  Dunstschicht  der  Antheil  an  kohlensaurem 
Gase  36,b6.  Die  von  Mehreren  in  der  Hundsgrotte  bei  Neapel 
beobachteten  Abweichungen  der  Magnetnadel ,  der  elektrischen  und 
galvanischen  Processe  wurden  in  der  Dunsthöhle  von  Pyrmont  durch 
Brandes  Versuche  nicht  bestätiget.  —  Die  Höhe  der  Gasschicht 
beträgt  2,  zuweilen  8  Fufs,  einmal  soll  sie  nach  Brandes  sogar  die 
Höhe  von  13  Fufs  erreicht  haben!  Im  Winter  erreicht  sie  nie  die 
Höhe,  wie  zu  andern  Jahreszeiten;  sehr  hoch  steht  sie  unmittelbar 
nach  Sonnen-Auf-  und  Untergang,  —  sehr  niedrig,  wenn  die  Sonne 
am  höchsten  steht,  —  am  stärksten  ist  die  Exhalation  von  kohlensau- 
rem Gase  kurz  vor  dem  Ausbruch  eines  Gewitters,  vermindert  sich 
aber  bald  nach  demselben. 

Die  Gebirgsmasse  des  Pyrmonter  Thals  gehört  der  Flötzforma- 
tion  an,  besteht  aus  angeschwemmten  Erdlagern  und  entstand  wahr- 
scheinlich durch  zu  verschiedenen  Zeiten  erfolgte  Niederschläge.  Den 
rothen  Sandstein,  als  die  unterste  Lage,  umgiebt  Mergel,  Muschel- 
kalk, und  als  angeschwemmte  Erdlager  Sand,  Letten,  Thon,  Torf, 
Dammerde.  Granit  findet  sich  nur  in  einzelnen  Blöcken  zerstreuet. 

Aus  dem  bunten  Sandstein  hat  man  den  Eisengehalt  der  M.fjuel- 
len  sich  zu  erklären  bemüht.  —  F.eachteuswerth  ist  der  Umstand, 
dafs  nur  in  einer  Entfernung  von  sechs  Meilen  von  Pyrmont,  nach 
Fr.  Hof  f  mann  ,  Basalt  bricht. 

Brunnenärzte  zu  Pyrmont  sind :  die  Hrn.  DDr.  Harnier,  lenke, 
Lynker,  Speyer  und  Gi  es  ecke. 

Von  den  zahlreichen  über  die  Quellen  von  Pyrmont  erschienenen 
medizinischen  Schriften  ist  unter  den  altern  die  Monographie  von 
Marcardt  als  klassisches  Werk  zu  nennen,  —  an  sie  schliefsen 
sich  die  später  erschienenen  Schriften  von  Hufeland,  Kreysig, 
Menke,  so  wie  die  Monographiecn  von  lenke,  Brandes  und 
Krüger,  Steinmetz  und  Harnier. 

Alle  M. quellen  in  und  bei  Pyrmont  zerfallen  nach  Ver- 
schiedenheit ihrer  Mischungsverhältnisse  in  drei  Klassen: 
1)  Erdige  salinische  Eisenquellen;  2)  Soolquel- 
1  e  n  und  3)  ein  S  ä  n  e  r  1  i  n  g. 

Chemisch  untersucht  wurden  sie  früher  von  Berg- 
mann, Higgins,  Kratz,  Beroldingen,  Trampel, 
West  rum  h,  —  die  neueste  und  vollständigste  Analyse 
verdanken  wir  R.  Brandes  und  Krüger,  welche  das 
\  erbältnifs  der   schon  früher  aufgefundenen  Bestandteile 


975 

nicht    blofs  genauer   bestimmten,    sondern   zugleich   noch 
viele  neue  in  der  Quelle  nachwiesen. 

1.  Zu  den  erdig-salinischen  Eisenquellen  ge- 
hören : 

a.  Die  eisenhaltige  Trinkquelle  (der  heilige 
Brunnen,  fons  sacer),  die  Hauptquelle,  —  aus  eisenschüs- 
sigem Sandstein  entspringend,  am  Anfang  der  grofsen 
Allee  gelegen,  gut  gefai'st,  von  einem  Pavillon  umgeben. 
Ihr  Wasser  ist  klar,  stark  perlend,  von  einem  angenehm  säu- 
erlichen, etwas  zusammenziehenden  stechenden  Geschmack, 
von  keinem  bemerkbaren  Geruch ,  nur  zuweilen  über  dem 
Wasserspiegel  von  einem  schwachen  hepatischen,  bildet 
über  dem  Wasserspiegel  eine  Lage  von  kohlensaurem 
Gase,  und  setzt  auf  dem  Boden  einen  Niederschlag  ab 
von  bräunlicher  Farbe,  welcher  aus  Eisenox3rdhydrat ,  et- 
was Manganoxj'd  und  ausgeschiedenen  erdigen  Oxyden 
besteht;  ihre  Temperatur  beträgt  nach  Brandes  10°  R., 
nach  Menke  11°  R.,  ihre  spec.  Schwere  1,004,  ihre  Was- 
sermenge  in  einer  Minute  22  Civ.  Pfund.  Sie  wird,  wie 
schon  ihr  Name  sagt,  vorzugsweise  zum  Trinken  benutzt 
und  jährlich  in  beträchtlicher  Menge  versendet. 

Sehr  zu  loben  ist  die  neuerdings  hier  eingeführte  Art  der  Fül- 
lung, in  den  Flaschen  den  wasserleeren  Raum  mit  kohlensaurem  Gas 
zu  füllen,  dadurch  den  Zutritt  der  atmosphärischen  Luft  und  zugleich 
hierdurch  die  Zersetzung  des  versendeten  Wassers  zu  verhindern,  — 
ähnlich  dem  früher  schon  in  Kaiser  Franzensbad  eingeführten  Ver- 
fahren. (Vgl.  S.  55.) 

b.  Die  Bade  q.  oder  der  B  r  o  d  e  1  b  r u  n  n  e  n  (fons  bul- 
liens),  nur  Avenige  Schritte  von  der  vorigen  entfernt,  gut 
gefafst,  seit  1833  mit  einem  Pavillon  überbaut,  der  das 
Gasbad  enthält ,  in  ihrem  äufsern  Verhalten  der  vorigen 
ähnlich.  Ihr  Wasser  sprudelt  mit  mehr  Heftigkeit,  bildet 
eine  Gasschicht  von  anderthalb  Fufs  Höhe  über  ihrem 
Spiegel  (welche  in  100  K.  Z.  39,39  kohlensaures  Gas  ent- 
hält), auf  dem  Boden  einen  reichhaltigen  Niederschlag, 
welcher  indefs  in  seinen  Bestandtheilen  nicht  von  dem  der 
vorigen  Quelle  abweicht;    ihre  Temperatur    beträgt  eben- 


976 

falls  10°  R.,  nach  Menke  11°  R.,  ihr  spcc.  Gewicht 
1,0042,  ihre  Wassermenge  12298,5  Civ.  Pfund  Wasser  in 
einer  Stunde. 

Sowohl  die  Kohlensäure  als  das  Eisen  scheint  in  diesem  zu  Bä- 
dern benutzten  M.wasser  sehr  fest  au  das  letztere  gebunden  zu  sein, 
—  ein  wichtiger  Umstand  für  die  Wirksamkeit  desselben.  Nach  Bran- 
des Versuchen  enthielt  das  Wasser  eines  Bades,  worin  man  drei- 
viertel Stunden  gebadet,  in  13,6  K.  Z.  noch  14  K.  Z.  kohlensaures 
Gas,  und  sein  Eisengehalt  gab  sich  in  dem  filtrirten  Wasser  sowohl 
durch  blausaures  Kali,  als  durch  Galläpfeltinktur,  noch  deutlich  zu 
erkennen. 

c.  Der  Augenbrunnen,  seit  1755  entdeckt,  58Fufs 
westlich  von  der  Trinkquelle,  aus  einem  weifsen  Thon, 
welcher  wahrscheinlich  mit  Torflagern  wechselt  und  tiefen 
Sandstein  bedeckt,  entspringend,  in  seinen  Eigenthümlich- 
keiten  nicht  wesentlich  von  den  vorigen  verschieden,  —  seine 
Temperatur  beträgt  9,5°  R.,  seine  spec.  Schwere  1,0023, 
seine  Wassermenge  ist  weniger  grofs  als  die  der  vorigen 
Quellen. 

d.  Der  alte  Badebrunnen,  auch  niedere  Bade- 
brunnen genannt,  dessen  über  dem  Wasserspiegel  be- 
findliches Gas  seit  1833  Avieder  als  Gasbad  benutzt  wird. 
Das  Wasser  desselben,  das  einen  Aveichen,  schmutzig 
grauen  M.  schlämm  absetzt,  ist  etwas  trübe,  schmeckt  zu- 
sammenziehend und  hat  die  Temperatur  von  11°  R.,  sein 
spcc.  GeAviclit  beträgt  1,003.  Er  wird  ebenfalls  zu  Bädern 
im  Badehause  benutzt. 

e.  Der  N  e  u  b  r  u  n  neu,  1732  von  S  c  i  p  entdeckt,  1786 
von  Wcstru in  b  untersucht,  entspringt  aus  buntem  eiscn- 
scbüssigem  Sandstein  unfern  der  Einmcr  auf  einer  Wiese, 
106  Rullicn  von  der  muriatiscben  Quelle  entfernt.  Das 
frischgeschöpfte  Wasser  ist  vollkommen  klar,  perlt,  setzt 
auf  Bouteillen  gefüllt,  besonders  bei  höherei  Lufttempera- 
tur einen  grauen  Niederschlag  ab,  der  später  braunroth 
gefärbt  ans  Eisenoxydhydrat  und  Kalk  besteht,  und  ver- 
hält sieb  im  Uebrigen  ganz  ähnlich   den  vorigen  Quollen  ; 

seine 


seine   Temperatur    beträgt    nach   Menke  9,3°    R.,    seine 
Wassermenge  in  einer  Minute  27  Civ.  Pfund. 

f.  Der  westliche  Badebrunnen,  in  der  Nähe 
des  alten  Badebrunnens  gelegen,  wird  seit  1816  mit  zum 
Badewasser  benutzt.  An  den  Wänden  seines  Behälters  fin- 
det sich  Eisenoxydhydrat  abgesetzt. 

2.  Zu  den  muriatischen  Salzquellen  gehören: 

a.  Die  Soolquelle,  1732  entdeckt  und  von  We- 
strumb  und  Trampel  chemisch  untersucht,  entspringt 
eine  halbe  Stunde  von  Pyrmont  im  tiefsten  Theile  des  Tha- 
ies, unfern  der  Emmer,  aus  buntem  Sandstein,  hat  einen 
stark  salzig-bitterlichen  Geschmack,  die  Temperatur  von 
8,75°  R.,  ist  sehr  ergiebig  (Ifprocentig),  wird  vorzugsweise 
zur  Salzbereitung  benutzt  und  kann  jährlich  2000  Malter 
Salz  liefern. 

b.  Die  muriati  sch-s  alinische  Trinkquelle, 
unfern  der  Emmer  aus  buntem  Sandstein  entspringend. 
Das  Wasser  derselben  ist  krystallhell,  perlt  stark,  ist 
geruchlos  und  von  einem  salzig-bitterlichen  Geschmack,  ihre 
Temperatur  beträgt  nach  Menke  10°  R.,  ihr  spec.  Ge- 
wicht 1,0115,  ihre  Wassermenge  130  Civ.  Pfd.  in  einer 
Stunde. 

c.  Der  kochsalzhaltige  Badebrunnen,  die  mu- 
riatisch-salinische  Badequelle,  ehemals  Trampel' s  Mine- 
ral-Salzquelle Nr.  1.,  wenige  Fufs  von  der  muriatisch- 
salinischen  Trinkquelle  entfernt.  Im  Jahr  1793  von 
Trampel  entdeckt,  wird  sie  gegenwärtig  nur  zu  Was- 
serbädern benutzt,  in  welche  sie  mittelst  einer  Pumpe 
gefördert  wird.  Das  Wasser  derselben  ist  zuerst  von 
Piepenbring,  nachher  von  Trampel  untersucht  wor- 
den. Dasselbe  ist  krystallhell,  von  10°  R.  Temperatur 
und  1,0133  spec.  Gewicht.  —  Sämmtliche  Quellen  sind 
überbaut,  und  durch  eine  Grundmauer  und  einen  starken 
Erdwall  gegen  die  Ueb  er  schwemmungen  der  Emmer  ge~ 
schützt. 

II.  Theil.  Q  q  q 


97& 

d.  Der  ehemalige,  kochsalzhaltige  Bade- 
brunnen, früher  bekannt  als  Trampel's  Mineral-Salz- 
quelle   Nr.  2. 

3.  Der  Säuerling.  Er  entspringt  ebenfalls  aus  bun- 
tem Sandstein.  Sein  Wasser  ist  vollkommen  durchsich- 
tig, klar,  von  einem  angenehmen  säuerlichen  Geschmack, 
und  perlt,  seine  Temperatur  beträgt  8,3°  R.,  nach  Menke 
9°  R.,  seine  spec.  Schwere  1,001,  seine  Wassermenge 
82,5  Civ.  Pfund.  Sein  Abflute  wird  dem  Springbrunnen  in 
der  grorsen  Allee  zugeführt. 

In  Bezug  auf  den  chemischen  Gehalt  der  einzelnen 
Quellen  und  des  quantitativen  Verhältnisses  ihrer  Bestand- 
theile  ergiebt  sich  folgende  Verschiedenheit.  In  sechzehn 
Unzen  enthält: 

L   Von  den  Eisenquellen: 
a.   Die  Trinkquelle 


nach  West-        nach  Brandes   u 

r  umb : 

Krüger: 

Kohlensaures  Natron 

.        ... 

4,5102  Gr. 

Kohlensaures  Eisenoxydul 

1,0550  Gr.      . 

0,73S9  — 

Chlortalcium     .        .        . 

1,2200  — 

0,8274  — 

Chlornatrium     . 

1,3400  — 

0,4046  — 

Schwefelsaures  Natron    . 

2,8900  — 

3,5181  - 

Schwefelsaure  Talkerde 

5,4700  — 

5,5005  — 

Schwefelsaure  Kalkerde 

8,6800  — 

7,6148  - 

Schwefelsaures  Lithion 

. 

0,0030  — 

Kohlensaure  Kalkerde     . 

3,4875  — 

5,S733  — 

Kohlensaure  Talkerde     . 

3,3900  — 

0,3150  - 

Phosphorsaures  Kali 

. 

0,1012  — 

Kohlensaures  Manganoxydul  . 

0,0200  — 

Phosphorsaure  Kalkerde 

. 

Spuren       n 

Hydrothionsaures  Natron 

. 

0,0657  — 

Schwefelsauren  Strontian 

. 

0,0217  - 

Schwefelsauren  Baryt     . 

0,0015  — 

Kieselerde 

. 

0,0954  — 

Harzige  Materie 

0,0900  — 

0,1133  — 

Kohlensäure  in  100  Kub.  Z. 
Hydrothions'äure 


27,6225  Gr. 
187,5  Kub.  Z. 


187,5  Kub.  Z. 


29,7246  Gr. 

168,50  Kub.  Z. 
3,14  — 

171,64  Kub.Z. 


979 


b.  Die  Badequelle  oder  der  Brodelbruunen 


nach  West- 

nach  Bra  n  des  und 

rumb: 

Krüger: 

Neutrales  kohlensaures  Natron 

..       .        4,7866  Gr. 

Chlortalcium 

1,50  Gr. 

1,4834  — 

Schwefelsaure  Talkerde 

6,10  — 

5,5360  — 

Schwefelsaures  Natron 

3,70  — 

Phosphorsaures  Kali               j 

Schwefelsaures  Lithion         ) 

• 

Spuren 

Kohlensaure  Talkerde 

1,25  — 

0,2460  — 

Schwefelsaure  Kalkerde 

9,75  — 

6,0760  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

6,80  — 

4,5280  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul 

0,90  — 

.       ~0,5S22  — 

Kohlensaures  Maganoxydul 

Spuren 

Chlornatrium 

1,75  — 

. 

Phosphorsaure  Kalkerde       •% 

Schwefelsauren  Strontian      \ 

Spuren 

Schwefelsauren  Baryt           J 

Kieselerde      .... 

. 

0,2500  — 

Harz 

0,10  - 

0,1400  — 

Kohlensäure  in  100  Kub.  Z. 
Schwefelwasserstoffoas 


31,85  Gr. 
140,625  Kub.Z. 


140,625  Kub.  Z. 


23,6282  Gr. 

147,06  Kub.  Z. 
1,50    — 

14S,56  Kub.  Z. 


e.  Die  Augenquelle: 

nach  West- 
rumb: 


Chlortalcium     . 
Schwefelsaure  Talkerde 
Schwefelsaures  Natron   . 
Neutrales  kohlens.  Natron 
Chlornatrium    . 
Phosphorsaures  Kali 
Schwefelsaures  Lithion 
Kohlensaure  Talkerde 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Kalkerde     . 
Kohlensaures  Eisenoxydul 
Phosphorsaure  Kalkerde 
Schwefelsauren  Strontian 
Schwefelsauren  Baryt 
Harz         .... 
Kieselerde 


1,8000  Gr. 
5,5000  — 
1,1000  — 

1,5500  — 


1,1000 
6,1500 
3,3000 
0,4000 


0,1000  — 


21,0000  Gr. 


nach  Br  and  e  s  und 
Krü  ger: 

0,4502  Gr. 
4,5662  — 
1,7110  — 

0,8476  — 
0,4420  — 

Spuren 

0,2522  — 
4,1052  — 
3,8150  — 
0,1308  — 

Spuren 

0,0400  — 
0,1000  — 

16,4602  Gr. 
Qqq2 


980 


An  Kohlensäure  enthalten 
100  Kub.  Z.  Wasser 


Chlortalcium 
Chlornatrium    . 
Schwefelsaures  Natron    . 
Schwefelsaure  Talkerde 
Kohlensaures  Natron 
Kohlensaures  Eisenoxydul 
Schwefelsaures  Eisen 
Kohlensaure  Kalkerde     . 
Schwefelsaures  Lithion    . 
Basisch-phosphors.  Alaunerde 
Phosphorsaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Talkerde 
Phosphorsaures  Kali 
Manganoxyd 
Schwefelsauren  Baryt 
Schwefelsauren  Strontian 
Kieselerde 
Harz         .        .     ,  . 


84,4  Kub.  Z. 

138,551  Kub.  Z. 

r  Neubrunuen 

nach  West-        nach  Brandes  und 

rumb : 

Krüger: 

4,5454  Gr.      . 

0,9716  Gr. 

7,6363  — 

4,3857  — 

7,3456  — 

3,3636  — 

3,4744  — 

2,6230  — 

P,8181  —      ,. 

0,7599  — 

0,8181  — 

. 

7,8181  - 

7,8638  — 

. 

0,0301  — 

le         .        .      . 

0,1260  — 

..... 

0,0192  — 

2,3636  — 

0,9647  — 

0,2727 
0,5454 


28,1813  Gr. 


An  Kohlensäure  enthalten 
100  Kub.  Z.  Wasser 


123,125  Kub.Z. 


Spuren 

0,2000  — . 
0,2200  — 

28,9840  Gr. 
150  Kub.  Z, 


2.   Von  den  muriatischen  Salzquellen: 


«.  Die  Soolquelle 


Chlornatrium    . 
Chlortalcium    . 
Schwefelsaures  Natron 
Schwefelsaure  Talkerde 
Schwefelsaure  Kalkcrde 
Schwefelsauren  Strontian 
Schwefelsauren  Baryt   . 
Phosphorsaures  Kali 
Schwefelsaures  Lithion 
Phosphorsaure  Kalkcrde 
Kohlensaures  Natron    . 
Kohlensaure  Kalkerde    . 
Kohlensaures  Eisenoxyd 
Kohlensaure  Talkerde   . 


nach  J.  E.  Trampel 

89,9100  Gr. 

6,5200  - 

9,4300  — 

2,9000  — 
16,6700  — 


2,4200  — 
0,1300  — 
2,6600  — 


nach  Krüger: 

61,68820  Gr. 
6,92800  — 
5,29210  — 
2,33400  — 
14,58150  — 
0,01450  — 
0,00099  — 
0,02200  — 
Spuren 
0,07500  — 
1,49S60  — 
2,71000  — 
0,08030  — 
0,46980  — 


981 


Thonerde        .        .        .  1,4400  Gr. 

Phosphorsaure  Alaunerde      

Harz       ....  0,0800  — 

132,1600  Gr. 
100  Kub.Z.  Wasser  enthal- 
ten an  kohlensaurem  Gase  .... 
an  Schwefelwasserstoffgas        .        .        . 

b.  Die  muriatisch-salinische  Quelle 

nach 


nach  West 

rumb: 


Kohlensaures  Natron 
Schwefelsaures  Natron 
Chlornatrium 
Phosphorsaures  Natron 
Schwefelsaures  Kali 
Chlortalcium 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Chlorcalcium 
Kohlensaure  Kalkerde 
Schwefelsaures  Lithion 
Kohlensaures  Eisen     . 
Kohlensaures  Mangan 
Basisch-phosphors.  Alaunerde 
Phosphorsaure  Kalkerde 
Schwefelsauren   Strontian 


17,000  Gr. 
70,440  - 


3/240  — 
6,960  — 
2,840  — 
3,640  — 


0,12490  Gr. 
0,01000  — 

95,82989  Gr. 

66,67  Kub.Z. 
Spuren 


Brandes  und 
Krü  ger : 

6,238  Gr. 
12,246  — 
65,498  — 

Spuren 

12,076  — 
5,516  — 

6,920  — 
0,087  — 
0,065  — 

Spuren 


Kohlensaure  Talkerde 

5,920  - 

... 

Thonerde 

0,760  — 

• 

Harz     .... 

0,200  — 

0,100  — 

111,000  Gr. 

108,746  Gr. 

Kohlensäure  in  100  Kub.  Z.     149,500  Kub.  Z. 

100  Kub.  Z. 

3.  Der  Säuerling: 

nach  West-        nach  Brandes   und 

rumb : 

Krüge  r: 

Neutrales  kohlens.  Natron 

i    .        ... 

0,3062  Gr. 

Schwefelsaures  Natron 

0,200  Gr.      . 

0,3782  — 

Chlornatrium 

0,520  — 

0,0118  — 

Schwefelsaure  Talkerde 

1,360  — 

0,6030  — 

Chlortalcium 

0,320  — 

0,1262  — 

Kohlensaure  Talkerde 

0,560  — 

0,1684  — 

Schwefelsaure  Kalkerde 

0,760  — 

0,3156  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

1,860  — 

1,8110  — 

Harz 

0,120  — 

0,0080  — 

5,700  Gr. 


3,7284  Gr. 


982 

An  Kohlensäure  enthalten 

100  Kuh.  Z.  Wasser  .        103,125  Kub.  Z.  83,5  Kub.  Z. 

Nach  Brandes  ist  es  wahrscheinlich,  dafs  auch  dieses  Wasser 
Spuren  von  Lithion-,  Baryt-  und  Strontiansalzen  enthält,  aber  nur  in 
sehr  geringer  Menge. 

Die  Wirkung-  der  einzelnen  M. quellen  entspricht  dem 
Karakter  und  der  Verschiedenheit  ihrer  Mischungsverhält- 
nisse. 

1.  Die  erd.  salinischen  Eisenquellen.  Reich 
an  kohlensaurem  Eisenoxydul,  erdigen  und  alkalischen 
Salzen  und  freier  Kohlensäure,  gehören  sie  unstreitig-  zu 
den  wichtigsten  Eisenwassera,  die  wir  besitzen;  in  ihnen 
ist  die  Kraft  des  Eisens  mit  der  flüchtig  belebenden  Wir- 
kung des  kohlensauren  Gases  und  den  beigemischten  Sal- 
zen so  innig  verschmolzen,  dafs  diese  M. quellen  nicht  nur 
sehr  kräftig  wirken,  sondern  innerlich  angewendet  auch 
verhältnifsmäfsig  sehr  gut  vertragen  werden,  —  weit  weniger 
adstringirend,  als  man  nach  ihrem  beträchtlichen  Eisenae- 
halte  erwarten  sollte,  Se-  und  Excretionen  theilweise  be- 
fördernd. —  Getrunken  wirken  sie  vorzugsweise  erregend 
belebend  auf  Nerven-  und  Gefäfssystem,  stärkend,  erhitzend, 
auch  wohl  leicht  berauschend,  die  Mischung  des  Bluts 
verändernd,  verbessernd,  den  Tonus  der  Muskelfasern  ver- 
mehrend, gelinde  zusammenziehend  auf  die  Schleimhäute, 
magenstärkend,  Säure  tilgend,  die  Stuhlausleerungen  leicht 
anhaltend,  diuretisch,  specifik  reizend  und  stärkend  auf 
das  Uterinsystem ;  —  äufserlich  in  Form  von  Wasserbädern 
belebend,  stärkend,  zusammenziehend,  erhitzend. 

Je  ausgezeichneter  die  Heilkräfte  dieser  Quellen  sind,  um  so  nach- 
theiliger kaun  ihre  Wirkung  sein,  -wenn  man  sie  iu  Fällen  anwendet, 
in  welchen  kräftige  Eisenwasser  überhaupt  contraindicirt  sind  (Vgl 
Th.  1.  S.  239.  Zweite  Aufl.  S.  253.) 

2.  Die  Sool  quellen.  Bei  ihrer  Wirkung,  beson- 
ders bei  der  der  Trinkquellen,  ist  sehr  bemerkenswerth  un- 
beträchtlicher Gehalt  an  kohlensaurem  Gase.  —  Innerlich 
gebraucht  wirkt  die  Trinkquelle  schleimauflösend,  abfüh- 
rend) diuretisch,  specifik  auf  das   Drüsen-  und  Lymphsy- 


983 

stein  reizend,  die  Resorption  befördernd,  die  Mischung  der 
Säfte  umändernd;  —  die  eigentliche  Soolquelle  als  Bad 
benutzt,  die  äufsere  Haut  und  die  Schleimhaut  stärkend, 
ihre  Function  verbessernd,  die  Thätigkeit  der  resorbiren- 
den  Gefäfse  vermehrend,  die  erhöhte  krampfhafte  Reizbar- 
keit des  Gefäfs-  und  Nervensystems   herabstimmend. 

3.  Der  Säuerling  wirkt,  getrunken,  gelinde  eröff- 
nend, auflösend,  diuretisch. 

Die  Formen,  in  welchen  man  sich  der  M.quellen  zu 
Pyrmont  bedient,  sind  folgende: 

1.  Die  häufigste  Form  ist  die  innere,  man  läfst  täglich  vier  his 
acht  Becher  drei  bis  vier  Wochen  lang  trinken,  nach  Verschieden- 
heit der  Individualität  der  Kranken  und  nach  der  Eigenthümlichkeit 
der  Krankheit,  entweder  allein,  oder  mit  Milch,  oder  auch  mit  eröff- 
nenden Zusätzen.  Sehr  empfehlenswerth  ist  in  dieser  Beziehung  die 
Verbindung  der  muriatisch  -  salinischen  Trinkquelle  mit  der  Haupt- 
quelle ;  —  man  läfst  sie  gleichzeitig  trinken,  oder  die  Kur  mit  der 
ersten  beginnen  und  später  erst  die  Hauptquelle  trinken. 

In  manchen  Fällen  von  sehr  chronischen  Leiden  ist  es  oft  raih- 
sam,  täglich  nur  einige  wenige  Gläser  Fyrmonter  Wasser  trinken, 
aber  beharrlich  recht  lange  fortsetzen  zu  lassen. 

Die  Bruunenversendung  wird  auf  landesherrliche  Kosten  von  einer 
Brunnenadministration  mit  lobenswerther  Sorgfalt  verwaltet. 

2.  Als  Bad.  Die  Bäder  der  Eisenquelle  werden  in  dem  Bade- 
hause in  der  Stadt,  die  Soolbäder  in  der  Saline  unfern  Pyrmont  ge- 
geben. 

3.  Als  Wasserdo  uch  e,  Tr  op  f  -  und  Sturzhad;  —  früher 
auch  in  Form  des  englischen  Klystierstuhls, 

4.  Als  M.schl  ammbäder  Die  hiesige  Moorerde  scheint  sich 
hierzu  sehr  zu  eignen. —  Die  frischgegrabene  ist  dunkelgrau,  ziemlich 
leicht  an  Gewicht,  mit  schwärzlichen,  bräunlichen  und  gelblichen  Adern 
durchzogen,  besitzt  getrocknet  einen  muschligen  Bruch,  läfst  sich  zu 
dem  feinsten  Pulver  zerreiben,  und  enthält  viel  kohlensaures  Eisen- 
oxyd. Um  sie  anzuwenden,  vermischt  man  sie  mit  erhitztem  Eisen- 
wasser zu  einem  dünnen  Brei  und  bedient  sich  dann  derselben  als 
Umschlag  oder^  als  ganzes  Bad. 

5.  Als  Gas-  und  Qualmbäder.  In  luftdichten  Kasten  oder 
wohlverschlossenen  Badewannen,  oder  als  Gasdouche. 

Die  Errichtang  und  Einrichtung  des  gegenwärtigen  Gasbades 
über  dem  Brodelbruunen  ist  auf  v.  Gräfe's  Erinnerung  1833  ver- 
anlafst  worden.  Das  kohlensaure  Gas  wird  in  einem  Trichter  auf- 
gefangen und  mittelst  desselben  in  ein  Gaszimmer  geleitet,  in  welchem 
man  sich,  um  sich  des  Gasbades  zu  bedienen,  auf  locker  geflochtene 
Stühle   setzt.     Die    Gasdouche  kann   auch    warm,   zu  30°  R.  gegeben 


984 

werden,  durch  Erhitzung  des  Wassers  und   gleichzeitige  Beimischung 
von  Wasserdämpfen. 

6.  Noch  mufs  ich  der  Form  der  Waschungen  mit  Pyrmonter 
Wasser  besonders  gedenken,  —  eine  Form,  welche  oft  ungemein  stär- 
kend, besonders  in  mehreren  Arten  von  Augenkrankheiten  wirkt. 

Angewendet  werden: 

1.  D  ie  erdig-salinischen  Eisenq.,  gleich  ähn- 
lichen kräftigen  Eisenw.  (Vergl.  Th.  I.  S.  240.  Zweite 
Aufl.  S.  255)  in  allen  den  Fällen  angezeigt,  wo  vorzüglich 
eine  Belebung  des  Nervensystems,  Stärkung  des  Muskel- 
und  Gefäfssystems,  kräftige  Verbesserung  der  Assimila- 
tion und  der  Blutmischung  erfordert  wird,  erweisen  sich 
gleich  hilfreich  sowohl  bei  schlaffen,  torpiden  Constitutio- 
nen, als  auch  mit  der  nöthigen  Vorsicht  angewendet  bei 
Subjecten,  bei  welchen  der  Erethismus  des  Nervensystems 
sehr  gesteigert,  und  die  Irritabilität  des  Gefäfssystems  sehr 
herabgestimmt  ist,  —  weniger  passend  scheinen  sie  dage- 
gen bei  Hartleibigkeit,  vorhandenen  Stockungen  in  den  Or- 
ganen der  Digestion  und  Assimilation,  und  bei  einem  sehr 
reizbaren,  zu  Congestionen  geneigten  Gefäfssystem. 

Die  Krankheitsformen,  in  welchen  sie  als  Getränk, 
Bad  und  Waschung  namentlich  empfohlen  werden ,  sind 
folgende : 

a.  Chronische  Nervenkrankheiten,  mit  dem  Karakter 
einer  krampfhaft  erhöhten  Reizbarkeit,  oder  dem  der  torpi- 
den Schwäche,  durch  Ueberreizung  des  Nervensystems, 
oder  durch  grolsen  Säfteverlust  entstanden,  —  allgemeine 
Nervenschwäche  nach  Ausschweifungen ,  oder  nach  zu 
schnellen  Wochenbetten,  zu  langem  Säugen  der  Kinder, 
nach  hartnäckigen  Durchfällen,  oder  starken  Blutflüssen 
entstanden,  —  nervöse  Hypochondrie,  Hysterie.  Den  Ei- 
senquellen von  Pyrmont  gebührt  in  diesen  Fällen  unbe- 
denklich eine  der  ersten  Stellen. 

b.  Fehlerhafte  Mischung  der  Säfte,  insofern  sie  durch 
reine  Schwäche  bedingt  wird,  —  Mangel  an  Cruor,  Bleich- 
sucht, Scorbut,  Rhachitis. 


985 

c.  Blutflüsse  passiver  Art,  besonders  des  Uterin- 
systems. 

d.  Schleirnflüsse  passiver  Art,  Fluor  albus,  hartnäckige 
Blennorrhöen  des  Darmkanals,  der  Urethra. 

e.  Chronische  Krankheiten  der  Geschlechtstheile  und 
der  Urinwerkzeuge,  insofern  sie  auf  allgemeine  oder  lokale 
Schwäche  gegründet  sind,  —  unregelmäfsige,  schmerzhafte 
oder  zu  schwache  Menstruation,  Unfruchtbarkeit  oder  Nei- 
gung zu  Abortus,  —  Schwäche  der  männlichen  Geschlechts- 
theile, besonders  mit  dem  Karakter  der  Atonie,  Impotentia 
virilis,  —  Schwerharnen,  Blasenkatarrhe. 

f.  Schwäche  des  Darmkanals,  Appetitlosigkeit,  Neigung 
zur  Verschleimung,  zum  Durchfall,  Säure  des  Magens, 
Magenkrampf. 

g.  Atonische  Gicht  und  chronische  Rheumatismen. 

h.  Schwäche  der  Augen,  Amblyopie,  Mouches  volan- 
tes,  anfangende  Amaurose. 

2.  Die  Soolquellen  verdienen  dagegen  innerlich  als 
auflösend  eröffnendes  Mittel,  äufserlich  als  die  Resorption 
beförderndes,  stärkendes  und  nicht  erhitzendes  Bad,  in  Ver- 
bindung mit  den  Eisenquellen,  oder  in  allen  den  Fällen 
empfohlen  zu  werden,  wo  letztere  wegen  ihrer  erregend 
erhitzenden  Wirkung  contraindicirt  sind,  namentlich:  bei 
chronischen  Krankheiten  des  Drüsen-  und  Lymphsystems, 
Geschwülsten  und  Verhärtungen,  so  wie  überhaupt  bei 
scrophulöser  Dyskrasie  und  den  mannigfaltigen  Formen 
dieser  Krankheit,  —  chronischen  Nervenkrankheiten  mit 
dem  Karakter  des  Erethismus  oder  des  Torpor,  mit  acti- 
ven  Congestionen  des  Blutes  complicirt,  gegen  welche  eben 
deshalb  die  Eisenquellen  contraindicirt  sind,  —  Zittern  der 
Glieder,  Lähmungen,  Hysterie,  Neuralgien,  krampfhaften 
Beschwerden,  Epilepsie,  —  chronischen  Hautkrankheiten, 
Flechten,  Geschwüren,  Salzflüssen,  —  Schwäche  der  äufse- 
ren  Haut,  zu  grofser  Empfindlichkeit  oder  Erschlaffung 
derselben  mit  Neigung  zu  profusen  Schweifsen,  Disposition 
zu  rheumatischen  Affectionen,  —  hartnäckigen  rheumati- 


986 

sehen  und  gichtischen  Beschwerden,  gichtischen  Ablage- 
rungen, oder  andern  gichtischen  Desorganisationen,  — 
Stockungen  im  Leber-  und  Pfortadersystem,  Verschleimun- 
gen, mit  Trägheit  des  Darmkanals  verbunden. 

Die  M  Schlammbäder  haben  sich  allein,  oder  in  Verbindung 
mit  der  Trinkquelle  und  den  Wasser-  und  Gasbädern,  sehr  hilfreich 
erwiesen:  bei  Lähmungen,  von  rheumatischen,  gichtischen  oder  andern 
metastatischen  Ursachen,  —  Geschwülsten,  arthritischer  und  scrophu- 
löser  Art,  anfangender  Coxalgie,  —  Contracturen  nach  Beinbrüchen, 
Verwundungen  oder  heftigen  gichtischen  Lokalleiden,  —  hartnäckigen 
chronischen  Hautausschlägen  und  veralteten  Geschwüren  —  oede- 
matösen  Geschwülsten  von  örtlicher  Erschlaffung,  —  krampfhaften 
Beschwerden  einzelner  Glieder,  des  Magens  oder  der  Urinblase,  — 
Congestionen ,  Stagnationen,  Auftreibungen,  anfangenden  Verhärtun- 
gen parenchymatöser  Eingeweide,  so  wie  Varicositäten,  namentlich 
der  untern  Extremitäten. 

Die  Gas-  und  Qualmbäder  sind  dagegen  in  Verbindung  mit 
den  übrigen  M.quellen,  oder  auch  allein  benutzt  worden:  bei  hart- 
näckigen gichtischen  und  rheumatischen  Lokalaffectiouen,  Lähmungen, 
Geschwülsten  und  Verhärtungen,  scrophulösen  und  herpetischen  Af- 
fectionen  der  äufsern  Haut. 

Herrn.  Buddaeus,  de  fönte  Pyrmontano.  1556.  —  1718. 

Tb.  Tabernämon  tanus,  neuer  Wasserschatz  Tb.  I.  Kap.  58. 
S.  353. 

L.  Thurneysser  von  Thurn,  von  kalten  warmen  min.  Was- 
sern S.  386. 

Huggelin  a.  a.  0.  S.  50. 

Günther.  Andern    comm.  p.  142. 

G.  Eschen  reuter  a.  a.  0.  S.  68. 

Pyrmontauus  fons  sacer,  das  ist:  Beschreibung  des  hylligen  Bor- 
nes. Lemgo  1597.  —  mit  Anmerkungen  von  A  n  d  r.  von  Keil  1698. 
—  1709. 

Matth.  Rammlovius,  ausführliche  Beschreibung  des  Sauer- 
brunnens zu  Wildungen  und  Pyrmont.  Cassel  1657. 

G.  Bollmann,  von  der  Natur,  Kraft  und  Gebrauch  des  miuer. 
Sauerbrunnens  bei  Pyrmont.  Rinteln  1661. 

Andr.  Cuneai,  (von  Keil)  OZvdQoyQccyuc,  das  ist;  Beschreibung 
der  Westphälischen  Saucr-Brunnen  und  Bäder,  sonderlich  des  Pyr- 
moutischen.  Rinteln  1677.  —  1682.  —  Bielefeld  1688.  —  Lemgo 
1697.  —  Hannover  1698.  —  1709. 

Desid.  Gottfried,  Pyrmontisches  Brunnengespräch.  Lemgo 
H»s7. 

.1.  Reiskii  comm.  physica  aeque  ac  historica  de  aeidulis  Pyr- 
montanis.  Francof    et  Lips.  1700. 

(K.  C.  Wcsterbach)  Perpetuum  mohile  I'yrmonlanum  aesti- 
viim.  1704. 


987 

Günth.  Christ.  Schelhammer,  diss.  acidularum  Schwalba- 
censium  et  Pyrmontanarum  per  experimenta  exploratarum  inter  se 
collatio.  Kiloniae  1704. 

S.  Beermann,  Histor,  Nachrichten  und  Anmerkungen  von  der 
Grafschaft  Pyrmont  und  ihrem  berühmten  Sauer -Brunnen.  Francf. 
und  Leipzig  1706. 

Fr.  Hoffmann,  diss.  de  acidularum  et  thermarum  ratione  in- 
gredientium  et  virium  conniventia.  Halae  1712. 

F.  a    Fürstenberg,  monumeuta    Paderbornensia.    Lemgo  1741. 

Fr,  Slare,  account.  of  the  nature  and  virtues  of  the  Pyrmont 
Water.  London  1717.  —übers,  v.  G.  L.  Piderit  1718.  —  ins  Hol- 
land. 1718. 

J.  Phil.  Seip,  Beschreibung  des  Pyrmontischen  M.wasser.  Han- 
nover 1717.  —  1719.  —  1740.  —  1750. 

Fr.  ß  arthe  ld  es,  vernünftige  Gedanken  und  Anmerkungen  vom 
Gebrauch  und  Mifsbrauch  der  mineralischen,  sonderlich  Pj'rmonti- 
schen  Wasser.  Minden  1726. 

J.  Sigism.  Hahn,  diss.  de  aquis  medicatis  Pyrmontanis.  Helm- 
stadtii  1732. 

G.Turner,  füll  and  distinct  account  the  mineral  waters  of 
Pyrmont.  London  1733.  —  übers,  v.  Seip. 

J.  Phil.  Seip,  kurzer  Auszug  und  Unterricht  von  den  vornehm- 
sten Arzneikräften  des  Pyrmonter  Stahlwassers.  Hannover  1736. 

—     —     Pyrmontische   Krankengeschichten.    Hannover  1737. 

J.  Herrn.  Fürstenau,  gegründete  Anmerkungen  von  dem  rech- 
ten Gebrauch  und  vielerlei  Mifsbrauch  der  mineralischen  Wasser, 
sonderlich  des  Pyrmonter  Gesundbr.  Lemgo  1751. 

Pyrmont  von  Hille,  ein  Gedicht.  1752. 

C.  W.  A.  von  Donop's  Gesang  von  der  Schönheit  Pyrmonts. 
Göttingen  1756. 

Bened.  Muhlii  med.  und  chymische  Untersuchung  des  Pyr- 
mont. Neu-Brunnens,  der  mit  dem  Selterbrunnen  fast  gleich  kommt. 
Hannover  1764. 

Unterricht  für  diejenigen,  welche  sich  des  Pyrmonter  Wassers  be- 
dienen wollen  (von  Chr.  Ad.  Gondela).  Bremen    1769. 

G.  Fr.  Papen,  Pyrmonter  Brunnen  Krankengeschichte.  S.Stück. 
Lemgo  1770  -  1776. 

Senaten,  annal.  Paderborn.  Monast.  Westph.  1774. 

M.  E.  Bloch,  medicin.  Bemerkungen,  nebst  einer  Abhandlung 
vom  Pyrmonter  Augenbruunen.  Berlin  1774. 

Physikal.  med.  Abhandlungen  der  Akademie  der  Wissenschaften 
zu  Berlin.  Gotha  1781.  Bd.  II.  S.  135. 

J.  Bergmanni    opusc.  phys.   chemic.  Upsal.  1783.  p.  716. 

H.  Matth.  Marcard's  Beschreibung  von  Pyrmont.  2  Bände. 
1784.  1785.  —  ins  Französ.  übers.  1785.  —  ins  Engl.  1788. 

J.  Fried.  Westrumb's  physikalisch-chemische  Beschreibung 
der  M.quellen  zu  Pyrmont.  Leipzig  1789. 


988 

Baldinge  r's  N.  Magaziu.  Bd.  VI.  Nr.  2.  S.  125.  —  Bd.  XVII. 
Nr.  1.  —  Bd.  XXVII.  S.  24. 

J.Fried.  Westrumb's  kleine  phys.  ehem.  Abhandlungen.  Bd. 
1.  St.  2.  S.  175    —  Bd.  III.  St.  2.  S.  1. 

H.  M.  Marcard's  kurze  Anleitung  zum  innerlichen  Gebrauch 
des  Pjrmonter  Brunnens.  Pyrmont  und  Hannover  1791.  —  neu  auf- 
gelegt und  vermehrt  unter  dem  Titel:  Marcard's  kleines  Pyrmon- 
ter Brunnenbuch  für  Curgäste.  Hannover  1S05. 

Plan  von  der  Neustadt  Pyrmont  mit  ihren  Miueralbrunnen  und 
der  umliegenden  Gegend  von  Demmert.  1794. 

G.  H.  Piepenbring,  physikalisch-chemische  Nachricht  von  dem 
sogenannten  neuen  Mineral-Salz-Wasser  auf  der  Saline  bei  Pyrmont. 
Leipzig  1794. 

J.  E.  Trampel,  Beschreibung  von  den  neu  entdeckten  salzhal- 
tigen M.quellen  zu  Pyrmont  und  von  den  Heilkräften  derselben.  Ber- 
lin 1794. 

(Diesen  Schriften  gingen  folgende  kleine  Streitschriften  voran,  wel- 
che Trampel  unter  des  Salzinspectors  M.  Weber's  Namen  wech- 
selte: 1.  M.  Weber  zeigt  dem  Apoth.  Piepenbring  in  Meinberg 
durch  diesen  Brief  die  Antwort  an,  die  er  durch  seine  Schrift :  phys. 
ehem.  Nachricht  etc.  veranlafst  hat.  Pyrmont  1794.  —  2.  Vorläufige 
Antwort  auf  den  Brief,  betitelt:  M.  Weber  zeigt  etc.  von  G.  H. 
Piepenbring.  Meinberg  1794.  —  3.  Gegen  die  Verläumdungen? 
welche  angeblich  der  Salzinspector  M.  Weber  in  Nr.  20.  der  Min- 
dischen  Anzeigen  d.  J.  in  folgendem  Aufsatz  abdrucken  liefs.  Mein- 
berg 1794.  —  4.  Weitere  Antwort  auf  den  wider  mich  geschriebe- 
neu Brief,  betitelt:  M.  Weber  zeigt  etc.  von  Piepenbriug.  Mein- 
berg. 1794.  —  5.  Eine  Antwort  auf  G.  H.  Piepenbring's  Nach- 
richt von  dem  etc.  von  M.  Weber  daselbst  entworfen.  Pyrmont 
1794.  —  6.  Kurze  Gegenantwort  auf  die  unter  M.  Web  er 's  Namen 
erschienene  neue  Schmähschrift,  gegeben  von  G.  H.  Piepenbring. 
Meinberg  1794.) 

Kurzgefafste  Nachricht  von  den  Kräften  und  der  Anwendung  des 
neu  entdeckten  Salzwassers  zu  Pyrmont,  auf  Verlangen  entworfen 
von  J.  E.  Trampel.  Pyrmont  1794. 

v.  H artig,  in  d.  N.  Abhandl.  der  Königl.  Böhm.  Gesellschaft  d. 
W.  Prag  1795.  Bd.  II.  Nr.  17. 

J.  Fr.  Westrumb,  von  den  neuen  muriatisch-salinischen  M.quel- 
len zu  Pyrmont.  Hannover  1797. 

Frankenau,  Pyrmont  und  seine  Gesundbrunnen  im  Sommer 
1798.  Altona  1799. 

Pyrmonts  Merkwürdigkeiten    Leipzig  1800. 

J.  E.  Trampcl,  wie  mufs  der  Kranke  nach  dem  Brunnen  rei- 
sen, wenn  er  nutzen  davon  haben  will?  Hannover  1806. 

H.  M.  Marcard,  über  das  kochsalzhaltigo  M.wasser  zu  Pyr- 
mont und  dessen  Arzuey-Gebrauch.  Hamburg  1S10. 

I).  G.  K  ä  p  p  e  1 ,  Pyrmont  und  die    Umgegend.      Ein  histor.-topo- 


graphisches  Gemähide,  mit  Hinsicht  auf  deu   Inhalt,  Nutzen  und  Ge- 
brauch der  Pyrmonter  Heilquellen.  Berlin  1810. 

C.  W.  Hufeland,  Uebersicht  S.  55.  Vierte  Aufl.  S.  50. 

Aehrenlese  aus  der  Vorzeit  von  Haupt.    Elberfeld   1816.  S.  184. 

K.  Theod.  Menke,  Pyrmont  und  seine  Umgebungen.  Pyrmont 
1818.  -   1840. 

Teutschland  geogn.  geolog.  dargestellt  von  Chr.  K  efers  t  ei  n 
Bd.  II.  St.  3.  S.  507.  —  Bd.  III.  St.  2.  S.  182. 186.  —  Bd.  V.  St  1 
S.  170. 

K.  Teod.  Menke  in:  Leonhar  dt's  Zeitschr.  f.  Min.  Bd  XIX 
S.  1—24.  149—168.  219-251.  —  Bd.  XX.  S.  385—412. 

Wetzler  in:  Rhein.  Jahrb.  Bd.   XI.  S.  L  S.  144. 

Bang  in:  Diar.  Nosocom.  Hafniens.  T.  I.  p.  3. 

Hufe  1  and 's  Journal  der  prakt.  Heilkunde.  Bd.  XLIII.  St.  4 
S.  123.  132.  St.  5.  S.  126.  —  Bd.  L1V.  St.  2.  S.  167.  —  Bd.  LV 
St.  3.  S.  116.  —  Bd.  LVIII.  St.  5.  S.  59.  St.  6.  S.  91.  —  Bd.  LXIv! 
St.  5.  S.  52. 

Pyrmont  und  seine  Mineralquellen.  Anleitung  zu  Trink-  und  Ba- 
dekuren von  F.  Steinmetz.  Pyrmont  1825. 

F.  L.  Kreysig  a.  a.  0.  S.  260. 

Fr.  Hoff  m  an  n  in  Pogge  ndor  f  f's  Annal.  der  Phys.  und  Chem. 
Bd.  III.  S.  1 

G.  Bischof  a.  a.  0.  S.  184. 

Neue  physikalisch-chemische  Beschreibung  der  Mineralquellen  zu 
Pyrmont,  nebst  naturgeschichtlicher  Darstellung  ihrer  Umgebung  von 
R.  Brandes  und  F.  Krüger.  Pyrmont  1826. 

Resume-  d'analyse  et  d'experience  sur  la  nature  et  Tusage  des  eaux 
minerales  de  Pyrmont  par  R.  Harnier.  Hannovre  1828. 

Fr.  Steinmetz  in:  v.  Gräfe  und  v.  Walther's  Journal  der 
Chirurgie  und  Augenheilk.  1833.  Bd.  XX.  Heft  1.  S.  76.  —  Bd.  XXVI. 
S.  671. 

Krüger  in:  v.  Gräfe  und  v.  Walther's  Journal  der  Chi- 
rurgie und  Augenheilkunde.  Bd.  XXI.  S.  188. 

Harnier  in:  Casper's  Wochenschrift    1834.  S.  537. 

K.  Th.  Menke,  die  Heilkräfte  des  Pyrmonter  Stahlwassers,  des 
versendeten,  wie  des  an  der  Quelle  getrunkenen.  Pyrmont  1835. 

Kali  seh,  Allgemeine  Zeitung  des  Brunnen-  und  Badewesens. 
1839.  S.  73.  95. 


An  sie  schliefsen  sich : 

Die  M.qtiellen  zu  Wildungen,  in  einem  breiten  fruchtrei- 
chen Tha'.e  hei  Niederwildungen,  vier  Meilen  nordwestlicb  von  Kas- 
sel. Die  Berge  bei  Wildungen  gehören  dem  Uebergangs-  und  Flötz- 
gebirgean, —  erst  in  einer  Entfernung  von  drei  bis  vier  Stunden  zeigt 
sich  Basalt  in  einzelnen  Kuppen  und  andere  vulkanische  Gebirgsar- 
ten,  —  dieses  gilt  namentlich  von  dem    Weidelsherg,  dem   Lammers* 


990 

berg  und  dem  kegelförmigen  Desenberg.  —  Das  Uebergangsgebirge, 
aus  dessen  Schoofs  die  W.  M. quellen  entspringen,  besteht  aus  Thon-, 
Grauwacken-  und  Kieselschiefer,  Hornstein,  Kalk-  und  Grünsteil). 
Vorzüglich  reichhaltig  ist  das  Uebergangsgebirge  an  Rotheisenstein. 

Bemerkenswerth  ist  der  Umstand,  dafs  nach  Werlhofs  fünf- 
zigjähriger und  Wichmann's  dreifsigjähriger  Erfahrung  unter  den 
Bewohnern  Wildungens,  welche  die  dortigen  M.quellen  fleifsig  trin- 
ken, nicht  ein  einziger  Steinkranker  vorkam. 

Schon  im  sechzehnten  Jahrhundert  wurden  die  M.quellen  von 
Tab  ernämo  n  tan  us  und  Wolf  beschrieben,  später  von  Ramlo- 
vius,  Muth,  Trampel,  Ovelgün,  Wigand  und  Valentini 
empfohlen,  neuerdings  von  Wich  mann  und  Hufeland. 

Die  M  quellen,  deren  in  dem  Umfange  von  fast  einer  halben 
Quadratmeile  acht  entspringen,  gehören  theils  zu  der  Klasse  der  er- 
digen, theils  der  alkalisch-erdigen  Säuerlinge  und  Eisenquellen.  Man 
benutzt  jedoch  nur  die  drei  zunächst  gelegenen:  1.  Den  Stadtbrun- 
nen, den  ältesten  und  an  freier  Kohlensäure  reichhaltigsten,  gut  ge- 
fafst  und  von  dem  Brunneuhause  umschlossen.  Sein  Wasser  perlt 
stark,  ist  klar,  von  einem  angenehm  säuerlich-stechenden,  gelind  zu- 
sammenziehenden Geschmack ;  seine  Temperatur  beträgt  8,5°  R.  bei 
15,5°  R.  der  Atmosphäre,  sein  spec.  Gewicht  1,002  bei  13°  R.  Die 
Verbindung  der  festen  Bestandteile,  so  wie  die  Bindung  des  kohlen- 
sauren Gases  an  das  Wasser  scheint  sehr  innig  und  fest  zu  sein.  — 
2.  Den  Thalbrunuen,  von  dem  vorigen  eine  halbe  Stunde  entfernt, 
am  Thalberge  entspringend,  nicht  so  stark  perlend  wie  der  vorige;  seine 
Temperatur  beträgt  7,6°  R.  bei  13,25°  R.  der  Atmosphäre,  seine  spec. 
Schwere  1,001  bei  12,5°  R;  —  3.  Der  Salzbrunnen,  auf  einer 
sumpfigen  Wiese  entspringend,  seit  dem  Anfang  des  vorigen  Jahrhunderts 
entdeckt  und  benutzt,  besitzt  wegen  seines  Gehaltes  an  Kochsalz  einen 
salzigem  Geschmack,  als  die  beiden  vorigen  ;  seine  Temp.  beträgt  8°  R. 
bei  12°  R.  der  Atmosphäre,  seine  spec.  Schwere  1,004  bei  13°  R. 

Die  Füllung  und  Versendung  des  Witdunger  M.wassers  geschieht 
unter  Aufsicht  und  Leitung  eines  Landesherrlichen  Commissarii  (ge- 
genwärtig des  Hrn.  Heller).  Das  von  der  Stadt  eine  gute  Viertel- 
stunde entfernte  Badehaus,  so  wie  die  übrigen  zum  Vortheil  und  zur 
Bequemlichkeit  der  Bruunengäste  gehörigen  Einrichtungen  sind  das 
Werk  und  Eigenthum  einer  Actiengesellschaft.  —  Im  J.  1835  wurden 
50,000  Krüge  versendet.  —  Brunncuärzte  sind  die  Hrn.  DDr.  Wie- 
gand,  Stöcker  und  Langeubeck. 

Die  M.quellen  wurden  1791  von  Stucke,  neuerdings  (1833)  von 
W  i  ggers,  entfernt  von  der  Quelle,  chemisch  untersucht.  Nach  Letz- 
terem enthält  in  sechzehn  Unzen: 

1.  Der  Stadtbrunnen :  2.  Der  Salzbrunnen  : 

Kohlensäure         .         .        .     •   .  21,80199  Gr.  .      23,14498  Gr. 

Zweifach  kohlensaures  Natron  0,70871  —  .        5,45748  — 

Schwefelsaures  Natron       .        .        0,91953  —  .... 

Schwefelsaure  Tnlkerde     .        .        0,28877  —  .       0,45&12  — 


991 


Chlornatrium        .... 
Krystallisirtes  Chlortalcium 
Zweifach  kohlens.  Eisenoxydul 
Zweifach  kohlens.  Manganoxydul 
Zweifach  kohlensaure  Kalkerde 
Zweifach  kohlensaure  Talkerde 
Kieselerde   ..... 
Alaunerde     .        .        .        . 
Wasser        .... 


0,07112  Gr. 

0,19116  — 
0,07-296  — 

5,44028  — 
4,05512  — 
0,27855  — 
0,00783  — 
7646,16398  — 


6,28370  Gr. 
0,77337  — 
0,23593  — 
0,03333  — 
8,52403  — 
8,58946  — 
1,11583  — 
0,02273  — 
7625,36404  —  i 


7680,00000  Gr.  7680,00000  Gr. 

„  „  r,       A        h^       C    683,37005K.Cent.      725,46l44K.Cent. 

Kohlensaures  Gas  dem  Volum  f      ^  =  36  57225  P,KZ. 

nach  bei  0°  R.  u.  0,76  Bar.      J_  38;i98()lRh  KZ    =  40,54865Rh.KZ. 

3.  Der  Thalbrunnen  : 

Kohlensäure   .'■'"'.        .        .        .      19,43040  Gr. 
Zweifach  kohlensaures  Nation    .        0,02488  — 
Schwefelsaures  Natron         .        .        0,53337  — 
Schwefelsaure  Talkerde        .        1        0,10529  — 
Chlornatrium  ....        0,04462  — 

Zweifach  kohlensaures  Eisenoxydul  0,38646  — 
Zweifach  kohlens.  Manganoxydul  0,09761  — 
Zweifach  kohlensaure  Kalkerde  4,44941  — 

Zweifach  kohlensaure  Talkerde  2,75604  — 

Kieselerde 0,12542  ~ 

Alaunerde 0,00138  — 

Wasser 7652,04512  — 

7680,00000  Gr. 

609,03420  Kub.  Cent. 
30,70288  Par.Kub.Z. 
34,04111  Rh  einl.  Kub.  Z. 


Kohlensaures  Gas  dem  Volum 
nach  bei  0°  R.  u.  0,76  Barm. 


fc 


Getrunken,  wird  das  M.wasser  auch  bei  schwachen  Verdauungs- 
werkzeugen meist  gut  vertragen,  wirkt  reizend  stärkend  auf  alle  Se- 
und  Excretionen,  vorzüglich  aber  auf  die  Urinwerkzeuge  und  Schleim- 
häute, sehr  diuretisch,  schleim-auflösend,  eröffnend. 

Benutzt  wird  dasselbe  zu  Bädern,  vorzugsweise  aber  als  Getränk, 
theils  an  der  Quelle,  theils  von  ihr  entfernt,  allein  oder  mit  lauwar- 
mer Milch,  täglich  zu  vier  bis  sechs  Gläsern ;  die  jährliche  Versen- 
dung des  Wassers  ist  sehr  bedeutend. 

Empfohlen  hat  man  dasselbe  vorzugsweise :  bei  chronischen 
Krankheiten  der  Harnwerkzeuge,  bei  Gries-  und  Steinbeschwerden, 
anomalen  Hämorrhoiden ,  Verschleimungen ,  Blasenkrämpfen  ,  Krank- 
heiten der  Prostata,  —  in  den  genannten  Krankheiten  hat  sich  die- 
ses Wasser  mit  Recht  einen  sehr  ausgezeichneten  Ruf  erworben;  — 
chronischen  Brustkrankheiten,  veralteten  Brustkatarrhen,  Schleim- 
asthma, —  selbst  anfangender  Lungensucht,  —  Stockungen  und  Ver- 


992 

schleimungen  in  den  Organen  der  Digestion,  —  Hämorrhoidalbeschwer- 
den,  Hypochondrie,  selbst  anfangender  Melancholie. 

Th.  Tabernämontanus  a.  a.  0.  Th.  I.  Kap.  60.  S.  396. 

J.  Wolfius,  de  aeidulis  Wildungensibus,  earumque  mineris,  na- 
tura, viribus  et  usu  brevis  explicatio.  Marpurgi  1580.  —  1639. 

H.  E  llen  b  erger's  kurze  Beschreibung  des  Sauerbrunnens  zu 
Wildungen.  Halle  1619.  —  Cassel  1621. 

J.  Wolfen's  und  H.  Ell  enb  erge  r's  Beschreibung  des  Sauer- 
brunnens zu  Wildungen,  herausg.  von  Tilemann.  Marpurg  1639. 

M.  Ramlovius,   de  aeidulis  Wildungensibus.  Cassellis  1651. 

—  —  ausführliche  Beschreibung  und  Untersuchung  des  Sauer- 
brunnens zu  Wildungen  und  Pyrmont.  Cassel  1651. 

—  —  Beschreibung  derer  Sauerbrunnen  zu  Wildungen.  Cas- 
sel 1662. 

—  —  Speculum  aeidularum  Wildungensium  perpolitum  et  reuo- 
vatum.  Cassellis  1664. 

—  —  Höchst  nützliche  und  heilsame  Wasser-  und  Brunnen- 
betrachtungen. Marburg  1682. 

—  —  und  G.  Bollmann's  Beschreibung  der  Sauerbrunnen  zu 
Wildungen  und  Pyrmont  und  des  Heilbrunnen  zu  Hofgeismar.  Mar- 
burg 1682, 

Ephemerid.  Nat.  Curios.  Vol.  V.  obs.  86.  pag.  309.  —  obs.  87. 
pag.  312. 

Wigand,  epistola  de  aeidulis  Wildungensibus.  1661. 

M.  B.  Valentini,  Erinnerungen  vom  Gebrauch  der  Sauerbrun- 
nen. Giefsen  16S5. 

R.  F.  Ovelgün's  gründlicher  und  naturgemäfser  Entwurf  der 
uralten  Wildunger  M.wasser.  1725. 

Kurzer  Bericht  von  dem  Wildunger  Sauer -Brunnen  nebst  Gehalt 
und  Wirkung,  abgefafst  von  einem  Doctor  und  Professor  der  Artz- 
ney-Wissenschaft  zu  Leipzig.  Leipzig  1740. 

Z.  C.  Muth's  Wildunger  Brunnenbemerkungen.  174S. 

F.  L.  Wigand,  epistola  de  edendis  observationibus  morborum 
aeidulis  Wildungensibus  sanatorum.  Wildungen  1771. 

J.  E.  Trampel's  innerlicher  und  äufserlicher  Gebrauch  des 
Meinberger,  Wildunger  und  Pyrmonter  Brunnens  in  der  Gicht.  Leip- 
zig 1788. 

C.  H.  Stucke,  phys.  chemische  Beschreibung  der  Wildunger 
und  einiger  andern  Miueralbruunen.  Leipzig  1791. 

v.  Crcll's  ehern    Annalen.  1791.  St.  3.  S.  217. 

Baldinger's  Journ.  St.  27.  S.  36. 

J.  E.  Wiclima n  n ,  über  die  Wirkung  mineralischer  Wasser, 
besonders  des  Wildunger.  Hannover  1797. 

C.  W.  Hufeland's  liebers.  S.  105.  Vierte  Aufl.  S.  99. 

Hufelan'd's  Journ.  der  prakt.  Heilk.  Bd.  IX.  St.  4.  S.  180.  — 
Bd.  XXV.  St.  1.  S.  70.  -  Bd.  XXVIII.  St.  4.  S.  7. 

Hufeland  in:  Hufcland  u.  Osaiin's  Journ.  der  prakt.  Heilk. 
Bd.  LXXV.  St.  5.  S.  17  ff. 

Born 


993 


Bornin:Casper's  Wochenschrift.  1834.  N.  42.  S.  679. 

F.  Dreves  und  A.  Wigge  r  's,  die  M.quellen  bei  Wildungen. 
Göttingen  1835.  " 

Ad.  Speyer,  Diss.  de  fontibus  medicatis  Wiklungensibus.  Be- 
rol.  1835. 

Fischer,  Wildungen  und  seine  Umgebungen  mit  besonderer 
Rücksicht  auf  seine  M.quellen.  Oldenburg  183S. 

Die  M.  quellen  zu  Kl  e  in  er  n,  unfern  Wildungen,  den  M.quel- 
len von  Wildungen  ähnlich,  der  Zahl  nach  drei.  In  sechzehn  Unzen 
enthalten  nach  Stucke: 


1 

Der  Dorfbrun- 

2. Der  Hammerbrun- 

nen  : 

nen : 

Chlornatrium 

0,913  Gr. 

1,000  Gr. 

Schwefelsaures  Natron 

3,205  — 

2,000  — 

Schwefelsaure  Talkerdc     . 

*                •          • 

1,166  — 

Kohlensaure  Talkerde 

4,333  — 

4,222  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

2,666  - 

2,666  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul 

0,375  — 

0,333  — 

Kieselerde    .... 

0,333  — 

0,333  — 

Harz     .        .        .        . 

0,333  — 

0,444  — 

12,158  Gr. 

12,164  Gr. 

Kohlensaures  Gas     . 

17,33  Kub.Z. 

20,00  Kub.Z. 

3.    Der 

Mühlbrunnen : 

Chlornatrium 

3,000  Gr. 

Schwefelsaures  Na 

ron 

1,830 

— 

Kohlensaure  Talkerde 

1,500 

— 

Kohlensaure  Kalkerde 

1,000 

— 

Kohlensaures  Eisenoxydul  . 

0,205 

— 

Kieselerde     . 

0,287 

— 

Harz     „        .        . 

0,451 

— 

8,273 

Gr. 

Kohlensaures  Gas 

. 

13,50  Kuh.  Z. 

Stucke,  Beschreib,  d.  Wild.  Br.  S.  170. 

Die  M.quellen  zu  Elisen.  Das  durch  sie  be- 
rühmte Dorf  Eilsen  liegt  293  Fufs  über  dem  Meere,  süd- 
westlich von  Neimdorf  in  einem  Thale,  welches  südöstlich 
von  dem  Eilsener  Berge,  nordwestlich  von  dem  Harrel  be- 
gränzt  wird,  eine  Stunde  von  Bückeburg,  zwei  Stunden  von 
Rinteln,  sechs  Stunden  von  Nenndorf,  acht  Stunden  von 
II.  Theil.  Rrr 


994 

Pyrmont  entfernt.  Die  bei  den  M. quellen  aufgeführten,  zur 
Aufnahme  von  Kurgästen  bestimmten  Wohngebäude  siiul 
bequem,  —  die  zu  der  Benutzung  der  M.quellen  vorhande- 
nen Einrichtungen,  besonders  die  zu  Gas-,  Wasser-  und 
Schlammbädern,  so  zweckmässig,  dafs  sie  als  Muster  vie- 
len anderen  Bädern  dienen  können. 

Die  Badeanstalt  wird  den  1.  Juni  eröffnet  und  den  1.  September 
geschlossen.  Badeärzte  sind  die  Hrn  DDr.  Meyer  und  K.  v.  Möl- 
ler. Logisbestellungen  übernimmt  der  Brunnen- Commissarius  (ge- 
genwärtig Hr.  Rath  Tischbein). 

Obgleich  Eilsen  sich  jährlich  eines  bedeutenden  Zuspruchs  von 
Kurgästen  erfreut,  gebort  dasselbe  doch  zu  den  weniger  geräuschvol- 
len Badeorten.  Im  Jahre  1820  betrug  die  Zahl  der  Gäste  900;  im 
Sommer  1827  vom  Juni  bis  September  1306;  in  den  Jahren  1S24  — 1834 
jährlich  durchschnittlich  gegen  1000;  im  Sommer  1828  :  1122,  —  im 
J.  1834  :  1250. 

Die  Zahl  der  verabreichten  Bäder  belief  sich : 

in  den  Jahren  1824—1834     im  Jahre  1834: 


durchschnittlich : 

der  Wasserbäder      .        .        auf     7591,2      '. 

9594 

der  Schlammbäder    .;',...           —     2243,5 

,2355 

der  Douchen  (mit  Bad)   .           —       717,3 

849 

der  Gasdampfdouchen  u.  Bäder  —       420,5 

21 

der  Gasbäder    ...          —      752,5 

379 

11725,0 

13198 

(darunter  Freibäder           2748 

2736). 

Von  den  häufig  von  Kurgästen  besuchten  freundlichen  Punkten 
der  Umgegend  nenne  ich:  den  Harrel,  die  Luhdcuer  Klippe, 
den  S  t  ei  n  h  uder-See  mit  Wilhelmstein  ,  die  Ahrend  sb-urg,  die 
Pascheburg  (1056  F.  hoch),  Schaum  bürg,  Hohcnstein  (1140 
F.  hoch)  und  die  Porta  Westphalica,  drei  Stunden  von  Eilsen, 
wo  die  Weser  die  Bergkette  zwischen  dem  Jakobs-  und  Wittekinds- 
berge  durchbricht. 

Die  Hauptmasse  des  gegen  Süden  streichenden  Gebirges  gehört 
der  Flötzformation  an,  und  bestellt  aus  Muschelkalk,  sandigem  Mer- 
gelschiefcr,  welcher  sich  dem  Schieferthon  nähert,  und  Eisenstein- 
Mützen,  —  das  gegen  Norden  sich  ziehende  Gebirge  enthält  dagegen 
Quadersandstein,  Schieferthon  und  Steinkohlen.  Bemerkenswert!!  sind 
bei  Kilsen  mehrere,  zum  Theil  mit  Tuffstein  bedeckte  schwefelreiche 
Torflager,  welche  zur  Bereitung  des  vortrefflichen  M.schlamms  zu 
Eilsen  Gelegenheit  geben. 

Benutzt  werden  die  M.quellen  zu  Filscn  als  Heilquellen  erst  seit 


995 

dem  Ende  des  vorigen  Jahrhunderts.  Ueber  ihre  Wirkungen  und  me- 
dizinische Benutzung  sind  zu  empfehlen  die  Schriften  von  Hei  ne- 
cken, Hufeland,  Gebhardt,  welcher  um  die  musterhaften  Ein- 
richtungen zu  Elisen  sich  wesentliche  Verdienste  erwarb,  und  die 
neuesten  von  Zaegel  und  Meyer. 

Unter  den  teutschen  kalten  Schwefelquellen  gehören  die  zu  Eli- 
sen mit  Recht  zu  den  vorzüglichsten ,  und  streiten  nicht  blofs  hin- 
sichtlich ihrer  Mischungsverhältnisse  und  Wirkungen ,  sondern  auch 
in  Bezug  auf  ihre  trefflichen  Anstalten  mit  den  benachbarten  berühm- 
ten Schwestern  zu  Nenndorf  um  den  Vorrang. 

Das  Schwefelwasscr  zu  Eilsen  ist  von  einem  starken, 
durchdringenden  Schwefelgeruch,  einem  eigenthüuilichen, 
salzig -bitterlichen  Schwefelgeschmack,  nach  Du  Menü 
von  einer  nur  wenig  wechselnden  Temperatur  von  9 — 10° 
R.,  und  bildet,  der  Einwirkung  der  atmosphärischen  Luft 
ausgesetzt,  einen  Niederschlag,  welcher  aus  kohlensaurem 
Kalk  und  Schwefelhydrat  besteht. 

Den  die  inneren  Wände  des  Augenbrunnens  umkleidenden  eigen- 
thümlichen  Ueberzug  hält  Westrum  b  für  eine  eigenthümliche  den 
Tremellen  angehörige  organische  Bildung,  Heineckeu  hingegen  für 
eiue  Art  von  Krystallisation  des  hydrothionsauren  Kalkes. 

Man  unterscheidet  folgende  M.quellen: 

1.  Den  Georgenbrunnen,  nachDuMenil  beträgt 
sein  spec.  Gewicht  1,00373,  —  er  wird  vorzugsweise  zum 
Trinken  benutzt. 

2.  Den  Julianenbrunnen,  von  gleichem  spec.  Ge- 
wicht als  der  vorige. 

3.  Den  Augen  brunnen,  von  1,00359  spec.  Gewicht. 

4.  Den  Neu  wiesen  brunnen,  sein  spec.  Gewicht  be- 
trägt nach  Du  Menil  1,00365,  —  zwar  chemisch  unter- 
sucht, aber  wenig  benutzt. 

An  sie  schliefsen  sich  der  Tuffsteinbrunnen,  die  Schwefel- 
quelle beim  Badehause  an  der  Allee,  die  Schwefelquelle  auf 
Waltematten  Wiese,  die  Schwefelquelle  im  Schlammreser- 
voir, der  eisenhaltige  Säuerling  unter  dem  Saale  des 
alten  Logirhauses  und  am  Pfannen  hause. 

Chemisch  analysirt  wurden  die  Schwefelquellen  zu 
Eilsen  von  Schmidt,  Accum,  Westrumb,  neuerdings 

Rrr2 


996 


von  Würz  er  und  Du  Menil.     In  sechzehn  Unzen  ent- 


halten : 


1.    Der  Georgenbrunnen 
nach  We  strumb 


Schwefelsaures  Natron      .  5,726  Gr. 

Chloraatrium      .        .        .  0,333  — 

Schwefelsaure  Kalkerde    .  12,066  — 

Chlorcalcium      .        .        .  0.462  — 

Hydrothionsaure  Kalkerde  10,000  — 

Kohlensaure  Kalkerde       .  1,400  — 

Schwefelsaure  Talkerde    .  3,000  — 

Chlortalcium       .        .        .  1,200   - 

Kohlensaure  Talkerde      .  0,264  — 

Phosphorsaure  Kalkerde  .  .        .    . 

Tkonerde    ....  0,066  — 

Eisenoxyd 


Kieselerde 

0,132  — 

Extractivstoff     . 

0,066  — 

Stiukstoff    . 

0,132  — 

35,S47  Gr. 

Schwefelwasserstoffgas     . 

7,680  Kub.  Z 

Kohlensaures  Gas     . 

6,720    — 

Stickgas 

. 

Sauerstoffgas 

. 

Kohlen  wasserstoffgas 

. 

14,400  Kub.  Z. 
2.    Der  Julianenbrunnen 


Chlortalcium 
Chlorcalcium 
Schwefelsaures  Natron 
Schwefelsaure  Talkerde 
Chlornatrium 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Talkerde 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Pbosphorsadre  Kalkerde 
Thouerde 
Stinkstoff       . 
Schwefel        ,     I    . 
Kieselerde     . 
Kisenoxyd      . 


nach  Wurzer 

0,425280  Gr. 
eine  Spur 
2,185980  — 
2,078054  — 
0,934110  — 
2,5S3863  — 
0,224235  — 
12,918315  — 

0,077320  — 
0,035440  — 
0,038662  — 
0,070880  — 
0,085861  — 

21,658000  Gr. 


nach  Du  Menil: 
5,8233  Gr. 

15,2840  — 


2,3333  — 
5,0120  — 

1,2940  — 
0,1620  — 
0,0066  — 
Spuren 
0,0066  — 


30,0051  Gr. 

1,5740  Kub.  Z. 
1,4480      — 
0,3166      — 
O,0S33      — 
0,0786      — 

3,5005  Kub.  Z. 


nach  Du  M  enil: 
2.0500  Gr. 

5,0873  — 
4,4933  — 

1,5413  — 

0,1866  — 
17,1933  — 
0,0080  — 
Spuren 


0,0746  — 

0,0080  — 


30,6484  Gr. 


997 


Schwefel  wasserstoffgas 
Kohlensaures  Gas 
Stickgas 
Sauerstoffgas 
Kohleuwasserstoff^as  . 


2,05  Kuh.Z. 
0,98      — 
0,75      — 
0,09      — 

3,87  Kub.  Z. 


2,096  Kub.Z. 
2,151      — 

0,374  — 
0,080  — 
0,110      — 

4,811  Kub.Z. 


3.  Der  Augenbrunnen  4.  DerNeuwiesenbrunnen 
nach  Du  Menil:  nach  Du  Menil: 


Chlortulcium     . 
Schwefelsaure  Talkerde 
Schwefelsaures  Natron    , 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Kalkcrde     . 
Kohlensaure  Talkerde 
Phosphorsaurc  Kalkerde 
Eisenoxyd         ,        , 
Kieselerde 
Thonerde 


Schwcfehvasserstoffgas 
Kohlensaures  Gas    . 
Stickgas    . 
Sauerstoffgas   . 
Kohlenwasserstoffs»  as 


1,5193  Gr. 
5,1786  — 
4,6093  - 
14,4540  — 
2,3833  — 
0,1620  — 
0,0066  — 
0,0066  — 
0,0066  — 
Spuren 

28,3863  Gr. 
1,3700  Kub.  Z. 
0,7300  — 
0,3333  — 
0,1000  — 
0,0786    — 

2,6079  K.  Z. 


1,3706  Gr. 

4,7700  — 
2,9473  — 
15,5653  — 
2,3000  — 
0,1713  — 
0,0040  — 
0,0853  — 

Spuren 
27,2178  Gr." 

1,6626  Kub.Z. 
1,4600    — 
0,3000    — 
0,0833    — 
0,0746    — 

3,5792  Kub.Z. 


Die  schon  erwähnten  eisenhaltigen  Mineralquellen  (S.  995.)  ent- 
halten nach  Westrumb:  Kolileusäure,  kohlensaures  Eisen,  kohlen- 
saure Kalk-  und  Talkerde,  schwefelsaures  Natron,  schwefelsaure 
Kalk-  und  Talkerde,  Chlornatrium  und  Chlortalcium. 

Die  Analyse  des  berühmten  Schwefelmineralschlanims  zu  Eilsen 
ist  bereits  mitgetheilt,  und  hierbei  auch  schon  von  der  Wirkung  und 
Benutzung  desselben  gehandelt  worden.  (Vcrgl.  Th,  I.  S.  397.  Zweit. 
Aufl.  S.  467.) 

lieber  die  Mischungsverhältnisse' der  Luft  zu  E.  hat  Du  Mßnil 
neuerdings  das  Resultat  seiner  deshalb  veranstalteten  Untersuchungen 
bekannt  gemacht.  Diesen  zufolge  betrug  der  Sauerstoffgehalt  der 
atmosphärischen  Luft  an  der  Esplauade  und  in  den  Alleen  20,3  Pro- 
cent, an  den  Gehrden  und  in  der  Anlage  am  Harrel  20,45  Procent, 
—  in  den  Gaszimmern  dagegen,  so  wie  in  dem  Lokale,  wo  die  Gas- 
douche  augewendet  Avird,  in  der  Mittelzahl  19,95  Procent. 

In  Bezug  auf  den  Gehalt  der  atmosphärischen  Luft  an  Schwefel- 
wasserstoffgas ergab  sich ,  dafs  Stückchen  Papier ,  welche  in  eine 
Bleiauflösung  getaucht,  wieder  getrocknet  und  an  verschiedenen  Plätzen 
des  Badeortes  aufgehängt  worden  waren ,  bei   stillem  Wetter  in  der 


998 

Nähe  der  Quellen  tief  braun,  aber  aueb  entfernt  von  denselben,  wenn 
gleich  schwächer,  doch  gefärbt  wurden. 

Die  Scli. quellen  zu  Eilsen  besitzen  eine  den  Sch.quel- 
len  zu  Nenndorf  (S.  S31.)  ganz  ähnliche  Wirkung,  und 
nehmen  gleich  jenen  die  äufsere  Haut,  die  Schleimhäute, 
das  Drüsen-,  Lymph-  und  Venensystem  vorzugsweise  in 
Anspruch. 

Ihre  flüchtigen  Bestandtheile ,  äufserlich  angewendet, 
wirken,  auf  eiternde  Stellen  applicirt,  die  Eiterung  verbes- 
sernd, —  auf  Verhärtungen  und  Geschwülste,  die  Resorption 
bethätigend,  auflösend,  —  mit  atmosphärischer  Luft  ver- 
dünnt eingeathmet  desoxydirend,  die  Secretion  der  Schleim- 
haut der  Luftröhre  verbessernd,  die  Expectoration  beför- 
dernd, —  mit  atmosphärischer  Luft  und  Wasserdampf  ver- 
mischt, in  ähnlicher  Weise,  nur  weniger  reizend,  als  ohne 
Wasserdampf,  den  Reiz  zum  Husten  beruhigend,  und  die 
Frequenz  des  Pulses  mindernd. 

Benutzt  werden  sie,  gleich  den  Sch.q.  von  Nenndorf, 
in  folgenden  Formen: 

1.  Als  Getränk.  Man  benutzt  hierzu  den  Georgenbrunnen,  und 
läfst  hiervon  täglich  vier  bis  acht  Becher  trinken.  Nacb  Westrumb 
hält  sich  das  in  wobl  verschlossenen  Krügen  versendete  Eilsener 
Wasser  lange  Zeit. 

2.  Als  W  asser  bäder,  allein,  in  Verbindung  mit  Schlammbädern 
oder  zur  Unterstützung  der  Trinkkur. 

3.  In  Form  von  Wasserdouc  he,  Einspritzungen  oder  Waschun- 
gen, —  als  Klystier,  Gurgel-  und  Waschwasser,  oder  als  Injectionen 
bei  Krankheiten  des  Uterins3rstcms. 

4.  Als  Gas-Dampf- D  ouche  und  Gasbad.  Von  dem  letztern 
unterscheidet  man  zwei  Arten,  das  trockene  oder  kalte,  und  das 
feuchte  oder  warme  Gasbad;  das  erste  besteht  aus  den  flüchti- 
gen  Bestandteilen  der  M. quellen  mit  atmosphärischer  Luft  verdünnt, 
das  zweile  aus  einer  Beimischung  von  Wasserdunst,  wodurch  die 
reizende  Wirkung  des  erstem  gemindert  wird.  Beide  weiden  in  Gas- 
zimmern gebraucht,  deren  Atmosphäre  mit  den  genannten  Bestand- 
teilen vermischt  wird.  (Vgl.  Tb.  I.  S.  370.  Zweit.  Aufl.  S.  44G.) 

5.  Als  Schwefel- M; Schlammbäder.  (Vgl.  Tb.  I.  S.  397. 
Zweit.  Aufl.  S.  467.) 

Die  Krankheiten,  gegen  welche  die  Seh. quellen  von 
Eilsen  als  Getränk  und  in  Form  von  Wasserbädern 


999 

besonders  empfohlen  werden,  sind :  hartnäckige  rheumati- 
sche und  gichtische  Besclrwerden ,  atonische  Gicht,  Con- 
tracturen,  Gichtknoten,  selbst  Lähmungen  von  Gichtme- 
tastasen, —  hartnäckige  flechten-  und  krätzartige  Haut- 
ausschläge, veraltete  Geschwüre,  —  Verschleimungen  und 
Schleimflüsse,  vernachlässigte,  hartnäckige  Brustkatarrhe, 
Schleimasthma,  Heiserkeit  von  gichtischen  oder  hämorrhoi- 
dalischen  Ursachen,  —  chronische  Metall  Vergiftungen,  be- 
sonders durch  Blei,  Quecksilber  oder  Arsenik,  —  Stockun- 
gen und  Verschleimuugen  in  den  Organen  der  Digestion, 
in  der  Leber  und  in  dem  Pfortadersy stein,  Hämorrhoiden, 
Gelbsucht,  Säure  und  Yerschlcinmng  des  Magens,  Nei- 
gung zur  Hartleibigkeit,  —  Stockungen  in  dem  Genital- 
und  uropoetiseben  System,  unregelmäfsige  oder  zu  schwa- 
che Menstruation,  Fluor  albus,  —  Blasenkrämpfe,  Blasen- 
hämorrhoiden ,  hartnäckige  Blasenkatarrhe,  —  inveterirte 
pseudosyphilitische  Krankheiten,  welche  sich  in  Form  von 
Gicht  oder  chronischen  Hautausschlägen  darstellen,  und 
wobei  das  Leiden  nicht  immer  blos  als  Folge  einer  chroni- 
schen Merkurialvergiftung  zu  betrachten  ist,  —  Drüsen- 
geschwülste und  Verhärtungen. 

Die  flüchtigen  Bestandteile  der  Schwefelquollen  werden  in  Form 
von  Gas  b  ädern,  oder  blofs  lokal  als  Gas  dainpfd  ouche  vor- 
zugsweise empfohlen  :  bei  chronischen  Leiden  der  Respirationsorgane, 
langwierigen  Brustkatarrhen ,  hartnäckigem  Husten ,  Schleimasthma, 
Heiserkeit,  chronischer  Entzündung  der  Schleimhaut  der  Luftwege, 
anfangender  Hals-  oder  Lungensucht;  —  sehr  hilfreich  und  wohlthütig 
ist  in  diesen  genannten  Krankheiten  ein  längerer  Aufenthalt  in  den 
schon  erwähnten  Gaszimmern,  und  zwar  das  feuchte  Gasbad  bei  sehr 
reizbaren,  zu  entzündlichen  Affectiouen  geneigten  Kranken,  das  trockne 
dagegen  bei  mehr  torpiden,  schlaffen  Constitutionen; —  ferner  bei 
veralteten  Schleimflüssen  und  Exulcerationen  anderer  Organe,  der 
Nasen-  und  Mundhöhle,  —  chronischen  Krankheiten  des  Gehör- 
orgaues,  Avclche  sich  auf  Schwäche  und  Stockungen  gründen,  —  gich- 
tischen Neuralgieen,  gichtischen  Auftreibungen  und  Geschwülsten,  — 
hartnäckigen  Hautausschlägen  und  Geschwüren,  —  pseudosyphilitischen 
Auftreibungen  der  Knochen,  anfangenden  Skirrhen,  —  Lähmungen  von 
gichtischen ,  rheumatischen  oder  psorischen  Metastasen  entstanden. 
Auch  bei  Krankheiten  des  Uterinsystems ,  besonders  schwerer  und 
schmerzhafter  Menstruation,  rühmt  Gebhur  dt  die  lokale  Anwendung 


1000 

dieser  Gasarten.  —  Noch  empfiehlt  Gebhardt  sehr  die  Gasbäder 
iu  Verbindung  mit  Sch.-M.schlammbädern  zur  Stärkung  der  Haut  bei 
Schwäche  und  grofser  Neigung  zu  rheumatischen  und  katarrhalischen 
Beschwerden. 

C.  F.  Accum,  pli37s.  ehem.  Beschreibung  von  der  Lage  und  den 
Bestandtheilen  der  Schwefelquellen  zu  Eilsen  in:  Crcll's  Beiträgen 
zu  den  Chem.  Annalen.  Bd.  V.  S.  450—466. 

J.  F.  Westrumb's  Beschreibung  der  Gesundbrunnen  u.  Schwe- 
felbäder zu  Eilsen.  Hannover  1805. 

J.  Heinecken,  Eilsens  Heilquellen  und  Umgebung.  Hannover 
1808. 

J.  Chr.  Gebhardt,  über  die  Gas-  und  Schlammbäder  bei  den 
Schwefelquellen  zu  Eilsen.  Berlin.  Tli.  I.  1811.  —  Tb.  IL  1812. 

Strohmeyerin:  Gilbert's  Auual.  d.  Physik.  Bd.  XXXVIII. 
S.  468. 

F.  Würz  er,  das  Neueste  über  die  Schwefelquellen  zu  Nenndorf. 
S.  42.  88.  90. 

Hufelaud's  Uebersicht.  S.  173.  Viert.  Aufl.   S.  162. 

—  —  Journal.  Bd.  XXVII.  St.  4.  S.  101.  —  Bd.  XXX.  St.  6. 
S.  95.  —  Bd.  LI.  St.  6.  S.  114.  —  Bd.  Uli.  St.  5.  S.  126. 

Strack,  Wegweiser  durch  die  Gegend  um  Eilsen.  Lemgo  1817. 
J.  Ch.  Gebhardt,   über   die   vorzüglichsten  Heilkräfte   des  Ge- 
sundbrunnens zu  Eilsen.  Bückeburg  1822. 

—  —    im :  Hannöv.  Magazin.  Nr.  33.  1822    S.  259—263. 

—  -  in:  Hufeland's  Journal.  Bd.  L.  St.  2.  S.  6S— 112.  — 
Bd.  LH.  St.  4.  S.  113-118. 

Zaegel  in:  Hu  fei  and  und  O  sann's  Journal  der  prakt.  Heilk. 
Bd.  LXIV.  St.  5.  S.  58.  —  Bd.  LXVIH.  St.  3.  S.  118.  St.  4.  S.  102. 

I)  u  M  e  n  il ,  neue  chemisch-physikalische  Untersuchung  der  Schwe- 
felwässer, wie  auch  des  Badeschlamms  zu  Eilsen,  nebst  gasometrischeu 
Beobachtuugeu  über  die  Atmosphäre  des  dortigen  Reviers.  Hanno- 
ver 1830. 

Physikalisch -medizinische  Abhandl.  über  d:is  schwefelhaltige  M.- 
wasser  und  die  Bäder  zu  Eilsen,  von  Dr.  S.  Zaegel.  Mit  ciuer  An- 
sicht von  Eilsen.  Bückeburg  1831. 

B.  C.  F.  A.  Meyer  in:  Hufeland  und  O sann's  Jourii.  der 
prakt.  Heilk.  Bd.  LXXX1.  St.  4.  S.  37.  St.  5.  S.  62. 


Die  31. (/ucllcn  von  Meinberg.  Das  Dorf  Mein- 
berg, in  und  bei  welchem  diese  M.quellcn  entspringen, 
liegt  in  einer  amnutkigen,  i'ruchtrcichcn  Gegend,  eine  Stunde 
von  Hörn,  zwei  Und  eine  halbe  Meile  von  Pyrmont,  und 
erfreut  sich  eines  verhältnifsmüfsig  milden  Klimas. 


1001 

Obgleich  schon  die  M.quellen  in  Andreas  Cunaeus  Beschreib, 
von  Pyrmont  erwähnt  werden,  blieben  sie  doch  lange  Zeit  unbenutzt, 
und  wurden  erst  in  der  zweiten  Hälfte  des  vorigen  Jahrhunderts 
durch  Trampel  und  Seh  er  f  bekannt.  Ueber  sie  entspann  sich  im 
Jahre  1794  ein  nicht  ohne  Persönlichkeit  und  Leidenschaft  geführter 
Streit,  welcher  zahlreiche  Controversschrifteu  veranlafste.  —  An  die 
Monographie  von  Gellhaus  schliefsen  sich  die  neueren  von  R. 
Brandes,  welche  ausser  neuen  Analysen  der  M.quellen  eine  sehr 
gründliche  geognostische  Darstellung  der  Umgebungen  und  schätzbare 
Beiträge  von  Pocke  und  Kemper  über  die  Wirkung  und  Anwen- 
dung der  M.quellen  enthält,  und  von  Piderit  über  die  medizinische 
Benutzung  des  kohlensauren  Gases. 

Das  Badeetablissement  zu  M.  bildet  ein  für  sich  bestehendes  Ganze 
mit  Einrichtungen  zu  Wasser-,  M.schlamm-  und  Schwitzbädern,  Dampf- 
uud  Wasserdouchen  und  Vorrichtungen  zu  zweckmäfsiger  Benutzung 
des  kohlensauren  Gases;  —  letztere,  zu  den  ältesten  in  Teutschland 
gehörend,  sind  in  der  neuesten  Zeit  durch  Piderit's  sinnreiche  Ver- 
besserungen wesentlich  vervollkommnet  Avorden.  Gute  Wohnungen 
für  Kurgäste  finden  sich  in  Privatwohnungen.  Meinberg  würde  sieh 
gewifs  ohne  die  Nähe  Pyrmonts  und  Driburgs  eines  zahlreicheren  Zu- 
spruchs von  Kurgästen  zu  erfreuen  haben;  doch  hat  in  der  neuesten 
Zeit,  besonders  seit  Einrichtung  der  Sprudelbäder,  die  Frequenz  zu- 
genommen: im  J.  1839  befanden  sich  hier  830  wirkliche  Kurgäste.  — • 
Badeärzte  sind  Hr.  Dr.  Kemper  und  Hr.  Hofrath  Dr.  Piderit. 

Unter  den  interessanten  Punkten  bei  Meinberg,  welche  von  Kur- 
gästen häufig  besucht  werden,  gedenke  ich  nur  der  bei  Hörn  gelege- 
nen, merkwürdigen  Extersteine,  und  der  Wah  1  statt  der  Herr- 
mann ss  ch  lach  t,  über  welche  Clostermeyer  so  lesenswerthe 
Beiträge  geliefert  hat. 

Man  unterscheidet  in  und  bei  Meinberg  folgende  Mi- 
neralquellen : 

1.  Erdig-salinische  Eisenquellen.  Dabin  ge- 
hört der  Trinkbrunnen,  der  Neubrunnen  und  die 
M.q.  im  Stern  in  M.  —  Das  Wasser  des  Trinkbrunnens 
ist  durchsichtig,  farblos,  wirft  viele,  aber  kleine  Gasperlen, 
besitzt  einen  erfrischenden  säuerlichen,  wenig  salzigen,  et- 
was erdigen,  schwach  eisenhaften  Geschmack ;  seine  Tem- 
peratur beträgt  6—10,5°  R.,  sein  spec.  Gewicht  1,0012. 
— -  Das  Wasser  des  Neubrunnen  ist  hell,  durchsichtig,  von 
einem  angenehmem,  erfrischenden,  etwas  salzigen  Ge- 
schmack, entwickelt  viele  und  grofse  Blasen;  seine  Tem- 
peratur beträgt  6 — 11,5°  R.  —  Das  Wasser  der  M.q.  im 
Stern  ist  meist  klar,  von  einem  mehr  erdigen,  nicht  angenek- 


1002 

men,  etwas  hepatischen,  aber  nicht  zu  allen  Zeiten  gleich 
starken  Geschmack,  von  4,5—9,5°  R.  Temperatur. 

2.  Die  erdig-salinische  Schwefelquelle,  eine 
Viertelstunde  von  Meinberg  südöstlich,  aus  einem  schwar- 
zen Moorlager  entspringend,  unter  welchem  sich  Tuffstein 
und  Mergel  findet,  entdeckt  von  Trampel  im  Jahre 
1780,  früher  bekannt  unter  dein  Namen  „Stinkebrink." 
Das  M.wasser  ist  frisch  geschöpft  klar,  wird  aber  nach 
einiger  Zeit  getrübt  und  mit  einem  weifsen  Häutcheu  be- 
deckt, besitzt  einen  starken  Schwefelgeruch,  einen  schwe- 
feligen, später  salzigen  Geschmack ;  seine  Temperatur  be- 
trägt 7,5-13°  R. 

3.  Die  Kochsalzquelle  zu  S  chie  der,  anderthalb 
Stunden  von  Meinberg,  zwischen  Wöbbel  und  Schieder  am 
Fufse  des  Essenberges,  nahe  an  der  Chaussee  nach  Schie- 
der, benutzt  seit  1786.  Das  Wasser  ist  durchsichtig-  und 
klar,  geruchlos,  von  einem  angenehmen  säuerlichen,  spä- 
ter salzigen  Geschmack,  hat  die  Temperatur  von  8 — 9°  R. 
und  giebt  in  einer  Stunde  730  Pfund  Wasser. 

4.  Der  Säuerling  am  Bellcnbe'rge,  eine  Stunde 
südwestlich  von  Meinberg.  Sein  Wasser  ist  völlig  durch- 
sichtig und  klar,  wirft  einzelne  Blasen,  trübt  sich  nach 
und  nach  an  der  Luft,  besitzt  einen  angenehmen,  säuer- 
lich-erfrischenden Geschmack,  die  Temperatur  von  12,7° 
11.  bei  19°  11.  der  Atmosphäre. 

Ausser  diesen  ist  noch  zu  erwähnen:  die  Stein-  oder  V er- 
st ei nerungs quelle,  unfern  der  Schwefelquelle,  welche  alle  Ge- 
genstände, über  welche  sie  fliefst,  mit  einem  Sinter  überzieht,  aber 
nicht  zu  medizinischem  Gebrauch  benutzt  wird ,  —  der  kräftige 
Seh wef e  1  - M.schl amm,  welcher  sich  in  einem  bedeutenden  La- 
ger, in  Bcinkers  Brok,  unfein  Meinberg  findet;  in  seiner  Zusammen- 
setzung und  Wirkung  dem  von  Eüsen  sehr  ähnlich  und  fleifsig  be- 
nutzt wird  (Vgl.  Tb,  I.  S.  401.  Zweit.  Aufl.  S.  474.),  —  die  koh- 
lensaure Gares  Chi  cht  zu  Meinberg."  Sie  findet  statt  über  dem 
Spiegel  der  Trinkquelle,  welche  von  einem  Brunnenhuuse  eingeschlos- 
sen und  mit  Sitzen  in  Form  eines  Amphitheaters,  terrassenförmig 
überbaut  ist,  damit  Kranke  sich  der  dadurch  über  dem  Spiegel  der 
M.quellc  befindlichen  Gasschicht  nach  Gefallen  aussetzen  können. 
Das  ausströmende  Gas  besteht  nach  Brandes  aus  kohlensaurem,  mit 


1003 


nur  geringen  Procenten  von  Sauerstoff-  und  Stickstoffgas,  und  unter- 
scheidet sich  von  dem  zu  Pyrmont  wesentlich  dadurch,  dafs  letzterem 
50—55  Procent  atmosphärischer  Luft  meist  beigemengt  sind. 

Chemisch  untersucht  wurden  die  M.quellen  früher  von 
Trampel  (1762)  und  Westriririb  (1784)  neuerdings 
(1830)  von  R.  Brandes.  Nach  Letzterem  enthalten  in 
sechzehn  Unzen : 


1.  Die  alte  Triukq 

Chlormagnium  .        .  0,8134  Gr. 

Jodmaguium       .         .        .  Spuren 

Schwefelsaure  Talkerde  1,1491  — 

Schwefelsaures  Natron  .  1,1547  — 

Schwefelsaures  Kali        .  0,0185  — 

Schwefelnatrium      .        .  0,0270  — 

Kohlensaure  Kalkerde     .  1,4500  — 

Kohlensaure  Talkerde  .  0,1536  — 
Kohlensaures  Eisenoxydul  0,0800  — 
Kohlensaures  Manganoxydul  0,0100  — 
Basisch  phosphors.  Alaunerde  0,0008  — 

Phosphorsaure  Kalkerde  0,0001  — 

Schwefelsaure  Kalkerde  0,2805  — 

Schwefelsauren  Strontian  0,0042  — 

Schwefelsauren  Baryt     .  0,0002  — 

Kieselerde         .        .        .  0,0600  — 

Alaunerde        .         .         .  Spuren 

Extractivstoff  .        .        .  0.5750  — 

Erdharz     ....  0,0050  — 

Azotisirte  Materie   .        .  0,0800  — 


2.  Der  Ncubrunneu; 

0,9822  Gr. 
Spuren 
2,5212  — 
4,5190  — 
0,0152  — 
0,0159  — 
2,6546  — 
0,2489  — 
0,0750  — 
Spuren 
Spuren 
Spuren 
3,4542  — 
Spuren 

0,2500  — 

Spuren 

Spuren 

Spuren 

Spuren 


5,9621  Gr. 

14,7362  Gr. 

100  Kuh.  Zoll  Wasser  enthalten : 

Kohlensaures  Gas           .     131,217  Kuh  Z. 

.      90,00  Kub.  Z. 

Stickgas  .        .        .        .  -      0,505    — 

1,09    — 

Sauerstoffgas .        .        .        0,0S3    — 

0,16    — 

131,805  Kub.Z. 

3.  Die  Q.  am  Stern  : 

Chlormagnium  .        .        .  0,2442  Gr. 

Schwefelsaure  Talkerde  3,6782  — 

Schwefelsaures  Natron  .  1,3432  — 

Schwefelsaures  Kali       .  0,0022  — 

Schwefeluatrium      .        .  0,0056  — 
Schwefelsauren  Strontian 

Kohlensaures  Eisenoxydul  0,0120  — 


91,25  Kub.Z. 

4.  Die  Schwefelquelle : 

1,0353  Gr. 
1,7333  — 

5,8444  — 
0,0057  — 
0,0677  — 
0,0080  — 
0,OOSO  — 


1004 


Kohlensaures  Manganoxydul  Spuren 
Phosphorsaure  Kalkerde         0,0080  Gr. 
Kohlensaure  Kalkerde    .         1.1723  — 
Kohlensaure  Talkerde     .        0,1723  — 
Schwefelsaure  Kalkerde        15,1641  — 
Basisch  phosphors.AIauuerde 
Alaunerde         .        .        .        0,0300  — 
Kieselerde        .        .        .        0,0800  — 
Organische  azotis.  Substanz   0,2000  — ) 
Extractivstoff  mit  Erdharz      1,2500  —  ] 


23.3621  Gr. 


100  Kub.  Zoll  Wasser  enthalten : 


Kohlensaures  Gas 
Stickgas    . 

Schwefelwasserstoffgas 
Sauerstoffoas    . 


Spuren 

2,1494  Gr. 
0,1723  — 

8,3353  — 
0,0100  — 
Spuren 
0,1200  — 

unbestimmte  Mengen 


7,02  Kuh.  Z.     . 
Spuren 
unbestimmte  Meny;e 


7,02  Kub.Z. 


19,4894  Gr. 


8,11  Kub.  Z. 
1,41      — 

2,13      — 

0,08      — 

11,73  Kub.Z. 


Die  Kochsalzquelle 
zu  Schieder: 


40,9511  Gr. 
6,3123  — 
0,0980  — 

11,0129  — 
0,0421  — 
Spuren 

13,4629  — 
6,03'29  — 
0,5171  — 
0,0070  — 
Kohlensaures  Manganoxydul  Spuren 
Basisch  phosphors  Alaunerdc  0,0030  — 
l'hosphorsaurc  Kalkcrde  Spuren 

Kieselerde        .        .        .        0,0045  — 

Alaunerdc 

Organische  azotisirte  Materie  Spuren 
Extractivstoff  und   Erdharz     Spuren 

78,443S  Gr. 
100  Kuh.  Zoll  Wasser  enthalten: 


Chlornatrium  . 
Chlormagnium  . 
Jodmagnium 

Schwefelsaures  Natron     . 
Schwefelsaures  Kali 
Schwefelsaures  Lithion  . 
Schwefelsaure  Talkerde 
Schwefelsaure  Kalkerde  . 
Kohlensaure   Kalkerde    . 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaures  Eisenoxydul 


Kohlensaures  Gas 


37,25  Kuh.  Z. 


Der  Säuerling  am 
Beilenberg : 

0,1481  Gr. 

0,0709  — 
0,0011  — 

0,0421  — 
0,1S99  — 
5,0211  — 
2,0429  — 
0,0005  — 
Spuren 

Spuren 
0,0500  — 
0,0040  — 


7,5707  Gr. 


70,6  Kub.Z. 


Lieber  die   Analyse  und   die  Benutzung  des  M.schlumms  zu  M. 
vergl.  Th.  1.  S.  401.  Zweite  Aufl.  S.  471. 


1005 

Vom  November  1836  bis  jetzt  sind  interessante  Beobachtungen  über 
die  Gasquellen  in  M.  angestellt  und  von  Pider.it  und  Brandes  eine 
tabellarische  Ucbersicht  des  Standes  des  Barometers  und  Gasometers 
mitgetheilt  worden.  Als  allgemeines  Resultat  dieser  Beobachtungen 
ergiebt  sich,  dafs  die  aufserordentliche  Spannung,  in  welcher  das 
kohlensaure  Gas  zu  M.  den  Tiefen  der  Erde  entströmt,  eine  grofse 
Gleichmäfsigkeit  zeigt,  und  dafs  die  Schwankungen,  welche  in  der 
Tension  des  Gases  beobachtet  werden,  zunächst  von  dem  verschiede- 
nen Drucke  der  Atmosphäre  abhängig  sind.  Die  Menge  des  entwickel- 
ten kohlensauren  Gases  läfst  sich  approximativ  auf  20  Kub.  Fufs  in 
der  Minute  und  10,512,000  Kub  Fufs  im  Jahre  berechnen.  Die  Tem- 
peratur desselben  ist  constant  7°  R. 

Das  kohlensaure  Gas  wird  zu  M.  in  den  mannigfaltigsten  Formen 
benutzt,  als  trocknes  Dunst-  oder  Gasbad,  als  trockne  Gas- 
douclie  und  G  as  d  a  mpf  d  o  uch  e,  als  G  asd  ampfbad  ,  als  Spru- 
delbad (in  Badewannen  mit  doppeltem  Boden,  deren  oberer  durch- 
löcherter das  zwischen  beiden  Böden  einströmende  Gas  durch  das 
Wasserbad  aufsteigen  läfst) ,  als  Sprudelbad  mit  Gasdouche,  zu 
einem  pneumatischen  Kabinette  mit  am  Boden  und  Plafond 
angebrachten  Gasröhren  und  M  wasser-Springbrunnen,  und  endlich  zur 
Verbesserung  des  Trinkbrunnens,  indem  durch  eine  einfache  Vorrich- 
tung dem  Salzbrunnen  bei  Schieder  ein  gröfserer  Gehalt  an  kohlen- 
saurem Gase  beigemischt   wird. 

Empfohlen  hat  man  die  M. quellen  zu  Meinberg-  als  Ge- 
tränk, täglich  zu  vier  bis  acht  Gläsern,  —  als  Wasserbau", 

—  M.schiamm-  (Vergl.  Th.  I.  S.  401.  Zweit.  Aufl.  S.  474.), 

—  Douche-  und  Gasbad,  —  und  Dampfdouche;  ausser 
diesen  finden  sich  zu  Meinberg  die  nöthigen  Apparate  zu 
Sclrwefelräucherungen  und  Russischen  Dampfbädern. 

In  ihren  Wirkungen  entsprechend  den  Klassen  der 
M. quellen,  welchen  sie  angehören  (Vergl.  Th.  I.  S.  240. 
246.  Zweite  Aufl.  S.  247.  256.),  wurden  von  Gellhaus 
und  Kemper  die  Eisen-  und  Schwefelquellen  als 
Getränk  und  Bad  empfohlen:  bei  Schleimflüssen  passiver 
Art,  namentlich  bei  hartnäckigen  Verschleimungen  der 
Brust-  und  der  Unterleibsorgane,  —  Krankheiten  des  Ute- 
rinsystems von  Schwäche,  —  Hysterie,  Bleichsucht,  — 
chronischen  Hautausschlägen,  —  rheumatischen  und  gich- 
tischen Leiden,  —  Stockungen  im  Leber-  und  Pfortader- 
system,  Schwäche  des  Magens  und  Darmkanals. 


1006 

Empfehlenswerth  ist  die  Kochsalzquelle  als  eröff- 
nendes, auflösendes  Getränk  in  allen  den  Fällen ,  in  wel- 
chen ähnliche  Kochsalzwasser  indicirt  sind.  (Yergl.  Th.  I. 
S.  263.  Zweit.  Aufl.  S.  282.) 

Die  Benutzung  des  Gases  in  den  erwähnten  mannigfachen  For- 
men hat  sich  hilfreich  erwiesen  bei  allgemeiner  Schwäche,  Schwäche 
der  Haut,  Geschwüren,  unterdrückter  Hautthätigkeit,  Lähmungen, 
Neuralgieeil,  Krämpfen,  Blutflüssen,  —  Krankheiten  des  Uterinsystems, 
Anomalieen  der  monatlichen  Reinigung  von  Schwäche,  Amenorrhoe, 
Chlorose,  Leukorrhoe,  —  Krankheiten  der  Sinnesorgane ,  besonders 
der  Ohren  und  der  Augen ,  —  und  endlich  Krankheiten  der  Respira- 
tionsorgane. 

Den  Schwefel-  M.  schlämm  rühmt  G  eil  haus  und  Pocke  als 
eiu  höchst  kräftiges  Heilmittel  bei  hartnäckigen  gichtischen  Lokallei- 
den, —  gichtischen  Anschwellungen,  Verhärtungen,  (oft  waren  schon 
12 — 15  Bäder  hinreichend,  um  eine  sehr  günstige  Wirkung  hervorzu- 
bringen)—  bei  inveterirten  Hautausschlägen ,  —  Lähmungen,  vor- 
züglich wenn  sie  von  Gichtmetastasen  entstanden  waren,  —  chroni- 
schen Metallvergiftungen. 

J.  E.  Trampel' s  Beschreibung  des  Meinberger  Mineralwassers. 
Lemgo  1770.  —  1775.  —  1778. 

J.  F.  Westrumb's  kleine  pbys.  ehem.  Abhandl.  Bd.  I.  Heft  2. 
S.  133—164.  —  Bd.  II.  Heft  2.  S.  67—179.—  v.  Crell's  Beiträge 
zu  den  ehem.  Annalen.  Bd.  II.  S.  459. 

J.  E.  Tramp  el's  Beschreibung  der  substantiellen  Schwefelquel- 
len bei  Meinberg.  1781. 

J.  F.  Scherf's  Briefe  über  die  Gesundheitswasser  zu  Mein- 
berg.  1794. 

In  Bezug  auf  die  über  Meiuberg  erschienenen  Streitschriften 
(Vergl.  Pyrmont  S.  988). 

Pi  epe  n  brin  g's  Untersuchung  des  Meinberger  muriat.  Bitter- 
wassers in  P.  Abhandl.  über  die  neuesten  Bereitungsarten  der  Arz- 
neimittel und   einige  andere  Gegenstände.  Leipzig  1795. 

C.  W.  Hufciand's  Uebcrsicht.  S.  106.  Vierte  Aufl.  S.  100. 

—  —    Journal  der  prakt.  Heilk.  Bd.  XXIV.  St.  4.  S.  161. 

F.  F.  Gell  haus,  Bemerkungen  über  die  M.quellcn  zu  Meinberg. 
Lemgo  1820. 

—  —  in:  Hufciand's  Journal  der  prakt.  Heilk.  Bd.  LH. 
St.  4.  S.  122.  Bd.  LIV.  St.  2.  S.  112. 

Die  Eggestersteine  im  Fürstcnthume  Lippe,  von  C.  Closter- 
meyer.  Lemgo  1824. 

Menke  in:  Okcn's  Isis.  1825.  St.  11.  S.  1257. 
Brandes  Archiv.  Bd.  XXXVII.  S.  221. 


1007 

Die  M.quellen  und  Schwefelschlammbäder  zu  Meinberg  von  R. 
Brandes.  Lemgo  1832. 

Schweigger-Seidel's  Neues  Journal  der  Chemie  u.  Physik. 
1832.  Heft  5  u    6. 

K.  Pidcrit,  die  kohlensauren  Gasquellen  zu  Meinberg,  deren 
medicinische  Benutzung  und  Wirksamkeit.  Lemgo  1S36. 

Froriep's  Notizen.  Bd.  XXXV.  S.  175. 

Archiv  der  Pharmacie.  Bd.  III.  S.  203.  —  1837.  2.  Reihe.  Bd. 
IX.  S.  50. 

v.  Gräfe  und  Kaiisch.  Jahrbücher  für  Deutschlands  Heil- 
quellen und  Seebäder.  III.  Jahrg.  1838.  S.  439  ff.  —  V.  Jahrg.  1840. 
S.  397  ff. 

Hufeland  u.  Osann's  Journal  der  prakt.  Heilk.  Bd.  LXXXII. 
St.  3.  S.  118.  Bd.  LXXX1V.  St.  2.  S.  61. 

Archiv  der  Pharmacie  des  Apothekervereins  in  Norddeutschland. 
2.  Reihe.  Bd.  XIX.  —  Besonderer  Abdruck  daraus  u.  d.  T. : 

Ueber  die  Gasquellen  in  Meinberg.  Vom  'Hofrath  Dr.  Piderit 
und  Hofrath  Dr.  Brandes.  Hannover  1S39. 


Schlielslich  gedenke  ich  nur  noch  der  Saline  Salzuffeln  in 
dem  Fürstenthume  Lippe -Detmold,  zwischen  Lemgo  und  Herford, 
sechs  Stunden  von  Detmold,  chemisch  analysirt  von  Trampel. 

Teutschland  geogn.  geolog.  dargestellt  von  Chr.  Keferstcin. 
Bd.  II.  St.  3.  S.  504.'—  Bd.  III.  St.  2.  S.  182.  186. 


Die  M.quellen  am  Hollenhagen  bei  Salzuf fein  ent- 
halten nach  Brandes  Untersuchung  in  sechzehn  Unzen  (die  Salze 
im  wasserleeren  Zustande  berechnet) : 


Hollenhagen: 

Salzquelle  auf  der 
Losse : 

Chlornatrium 

9,773  Gr. 

.      38,178  Gr. 

Schwefelsaures  Natron 

2,325  — 

0,678  — 

Schwefelsaures  Kali  . 

Spuren 

Spuren 

Chlormagnium    . 

1,706  — 

3,566  — 

Schwefelsaure  Kalkerde     . 

7,067  — 

.      12,324  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

3,428  — 

1,300  — 

Kohlensaure  Talkerde 

0,106  — 

0,100  — 

Kohlensaures  Eisenox3'dul 

0,136  — 

Spuren 

Phosphorsaure  Kalkerde 

0,002  — 

.     . 

Kieselerde    . 

0,005  — 

.    . 

Alaunerde     . 

0,004  — 

•        .        .     . 

Manganoxyd 

Spuren 

.     . 

Extractivstoff 

Spuren 

24,552  Gr. 


56,146  Gr. 


1008 


100  Kub.  Zoll  Wasser  enthalten: 

Kohlensaures  Gas     .        .        19,23  Kuh.  Z.  .  21,30  Kuh,  Z. 

Stickgas     ....  1,98      —  .  1,70      — 

Saucrstoffgas    .        .        .  0,23      —  .  Spuren 


21,54  Kub.  Z.  23,00  Kub.  Z. 

Archiv  der  Pharmacie.  Bd.  III.  S.  261. 


XII.  Die 


XII. 

Die  Heilquellen  des  Königreichs  Hannover, 

des  Herzogthums  Braunschweig  und  der 

Herzogl.  Anhaltinischen  Länder. 


II.  Theil.  Sss 


er  Stütz-  und  Anlehnungspunkt  für  die  weite,  zwischen 
der  Elbe  und  Weser  ausgebreitete,  bis  zur  Nordsee  sich 
allmählig  abflachende  Ebene,  ist  der  Harz,  —  eine  für 
sich  bestehende,  durch  das  Eichsfeld  mit  dem  Thüringer- 
wald verbundene,  sonst  isolirte,  von  Südost  nach  Nordwest 
streichende  Gebirgsmasse ;  —  gegen  Osten  schliefst  sich 
derselbe  an  die  älteren  Flötzformationen  im  Mannsfeldischen, 
an  seinem  südlichen  und  nördlichen  Abfall  erhebt  sich  mauer- 
artig- Granit  und  Porphyr,  an  seinem  westlichen  die  Schie- 
ferformation in  Terrassen. 

Die  höchsten  Punkte  dieser  Ländergruppe  bilden  der 
Brocken  (3186  F.),  der  Bruchberg-  (3018  F.),  —  die  tiefsten 
der  Spiegel  der  Elbe  im  Osten,  der  Weser  im  Westen ;  — 
der  Spiegel  der  Elbe  bei  Magdeburg  beträgt  200  F.,  der 
Weser  bei  Holzmünden  291  F.,  —  Clausthal  liegt  1830  F., 
Elbingerode  1422  F.,  Schlofs  Wernigerode  1110  F.,  Schlofs 
Blankenburg  1038  F.,  Stolberg  918  F.,  Goslar  804  F.  über 
dem  Meere. 

In  geognostischer  Hinsicht  karakterisirt  den  Harz  die 
Quarz-,  Granit-  und  Schieferformation.  Sein  Hauptstock 
besteht  aus  einem  Schief ergebirge,  auf  dessen  wellenförmi- 
gem Plateau  Granit  in  steilen  Kegeln  lagert,  unter  wel- 
chen der  Brocken  als  der  höchste  alle  überragt.  Bei  Ilsenburg 
steigt  das  Granitgebirge  steil  aus  der  Ebene  empor,  bildet 
ein  ermächtige,  von  Süden  nach  Norden  streichende  Gebirgs- 

S  s  s  2 


1012 

masse,  durch  welche  das  Schieferplateau  in  zwei  ungleiche 
Theile  geschieden  und  die  Wasserscheide  für  die  Gewäs- 
ser des  Harzes  hezeichnet  wird,  —  die  westwärts  von  dem 
Granitzug  entspringenden  gehören  der  Weser,  die  ostwärts 
hefindlichen  der  Elbe  an.  —  Das  durch  dieselben  gebildete 
westliche  Schieferplateau  von  Clausthal  besteht  vorwaltend 
aus  Grauwacke  mit  reichen  Erzgängen,  das  östliche,  das 
Schieferplateau  von  Elbingerode  dagegen  ist  ausgedehnter, 
niedriger,  arm  an  Silber-  und  Bleierzen,  aber  reicher  an 
Eisen.  An  den  eigentlichen  Stock  des  Gebirges  reihen  sich 
Lager  von  buntem  Sandstein,  Mergel,  Muschelkalk  und  an- 
dere wellenförmig  nach  Norden  sich  abflachende  jüngere 
Flötzbildungen. 

Für  die  Entstehung  und  Qualität  der  M. quellen  des 
Harzes  und  seiner  Umgebungen  scheinen  besonders  bemer- 
kenswerth  die  Lager  von  eisenhaltigem  Sandstein,  von 
Braunkohlen  und  bedeutende,  den  Harz  fast  in  allen  Rich- 
tungen umlagernde  Salzflötze. 

Warme  M. quellen  fehlen  gänzlich,  dagegen  sind 
mehrere  sehr  starke,  aber  meist  nur  wenig  Kohlensäure 
enthaltende  Eisenquellen,  Soolwasser  und  einige  erdig-sa- 
linische Schwefelquellen   hervorzuheben. 

Hercyniii  curiosa  von  G.  H.  Behrens.  Nordhauseu  1703—1712. 

Scbröder's  Abhandlung  vom  Brocken  und  dem  übrigen  nlpini- 
schen  Harzgebirge.  Dessau  1785. 

Holzmann's  Herzynisches  Archiv.  Halle  1805. 

G  ottschalk's  Taschenbuch  für  Reisende  in  den  Harz.  Mag- 
deburg 1805—1824. 

Ha.usmann's  norddeutsche  Beiträge  zur  Berg-  u.  Hüttenkunde. 
Braunschweig  1806.  St.  3. 

Teutschland  geognostisch-gcol.  dargestellt  von  Chr.  Kcf  cr- 
Btein.  1821.  Bd.  I.  St.  1.  S.  131.  —  1824.  Bd.  III.  S.  249.  319.  — 
1828.  Bd.  V.  St.  2.  S.  222.  —  1828.  Bd.  VI.  St.  1.  S.  1.  49.  52. 
St.  3.  S.  1. 

Lame  und  Clapeyron  im:  Journal  des  mincs.  1822.  T.  VII. 
p.  21. 

Bonard   im:  Journal  dos   mincs.  1822.  T.  VII.  p.   41. 

II  off  in  an  n\s  Beiträge  zur  näheren  Kenutnifs  der  geognosti- 
sclitii  Verhältnisse  von  Nordteutschland,  Berlin  1823. 


1013 

Der  östliche    Harz   mineralogisch    und    bergmännisch    betrachtet 
von  J.  C.  L.  Zinken.  Braunschweig  1825.  Erste  Abtheilung. 

Robert  in:  Karsten 's  Archiv  für  Bergbau.  1827.  Bd.  XVI. 
A.  Perdonnet  in:  Annales  des  miues.  1828.  T.  III.  p.  1. 

1.    Die  Heilquellen  des  Königreichs  Hannover. 

Die  an  einen  Theil  des  westlichen  Harzes  sich  anschlie- 
fsende  und  wellenförmig-  sich  abflachende  weite  Ebene  wird 
nur  von  wenig  Höhenzügen  durchschnitten,  nordöstlich  von 
dein  Lüueburger,  zwischen  der  Aller  und  Elbe  bis  Gardele- 
gen und  Salzwedel  sich  erstreckenden,  —  in  Westen  im 
Flufsgebiete  der  Leine  und  Weser  von  dem  Sollingerwald, 
dem  Deister  und  Sündel. 

Die  Höhenverhältnisse  der  einzelnen  Orte  zeigen  eine 
nur  sehr  allmählige  Abflachung  des  Landes,  —  Göttingen 
liegt  500  F.,  Nordheim  351  F.,  Hannover  293  F.,  Hildes- 
heim  148  F.  über  dem  Meere. 

In  geognostischer  Hinsicht  ist  zu  bemerken,  dafs  bun- 
ter Sandstein,  Gyps  und  Kreide  nur  sehr  isolirt,  theilweise 
beträchtliche  Lager  von  Steinsalz  und  Kohlenflötzen  vor- 
kommen, und  dafs  in  den  nördlichen  Theilen  die  Alluvial- 
formation vorwaltet,  —  als  Moor-,  Torf-,  Raseneisenstein- 
und  Kalkbildung. 

Die  Mehrzahl  der  M.quellen  Hannovers  sind  Kochsalz- 
und  Schwefelquellen.  Die  bekanntesten  und  besuchtesten 
sind  die  Eisenquellen  zu  Rehburg,  deren  Besuch  durch 
die  nahe  gelegenen  Schwefelquellen  von  Winslar  erhöht 
wird. 

Ehrhard,  Verzeichnifs  der  vornehmsten  M  wasser  in  deu  han- 
noverschen und  angränzenden  Ländern  in:  Baldinger's  Magazin 
für  Aerzte.  Bd.  VI.  St.  2.  S.  110. 

Teutschland  geogn.  geolog.  dargestellt  von  Chr.  Keferstein. 
Bd.  III.  St.  1.  S.  164.  Bd.  IV.  St.  2    S.  151. 

Die  M.quellen  rLu  Reh  bürg  und  Winslar  im  Fürstenthum 
Calenberg,  —  die  ersteren  gehören  zu  der  Klasse  der  erdig-salinischen 
Eisenquellen,  die  zweite  zu  der  der  kalten  erdig  -  salinischen  Schwe- 
felwasser; —  das  Bad  Rehburg  liegt  in  einer  freundlichen  und  gegen 
alle  Winde,    ausser  gegen  Nordwind,    geschützten  Gegend,    mit  der 


1014 

herrlichsten  Aussicht  einerseits  auf  das  Steinhuder  Meer,  einen  Land- 
see, und  andererseits  weit  über  die  Ebene  hinab  bis  zur  Porta  West- 
phalica,  —  von  der  Stadt  Rehburg  nur  eine  halbe  Stunde,  von  dem 
Kloster  Loccum  eine  Stunde,  von  Hannover  sieben  Meilen  entfernt. 

Die  Urkunden  über  den  Gebrauch  der  M.quelleu  von  Rehburg  rei- 
chen bis  zum  Jahr  1690,  in  welchem  von  Ahrens  die  ausgezeich- 
neten Wirkungen  dieses  Brunnens  in  einem  officiellen  Bericht  ge- 
rühmt werden.  Gleichwohl  wurden  dieselben  erst  seit  der  Mitte  des 
vorigen  Jahrhunderts  nach  Verdienst  gewürdigt  und  für  die  uöthigen 
Einrichtungen  gesorgt. 

Eröffnet  wird  das   Bad    Anfangs  Juni.      Dem  jetzt    verstorbenen 
Dr.  Albers  ist  Hr.  Dr.  Schönjahr  als  Brunnenarzt  gefolgt.  Mit  Be- 
stellungen wendet   man  sich  an  das   Königl.   Hanuöv.  Brunnen-Kom- 
missariat, Herren  Wiesen  und  A.  Hau f s. 
j 

Rehburg  erfreut  sich  gegenwärtig   gut  eingerichteter  Logirhäuser 

und  eines  zwar  kleinen,  aber  überaus  zweckmäfsig  und  sehr  bequem 
eingerichteten  Badehauses,  und  jährlich  eines  zahlreichen  Zuspruchs 
von  Kurgästen.  Nach  Albers  betrug  im  Jahr  1820  die  Zahl  der 
Badegäste  708,  im  Jahr  1821 :  1012,  im  Jahr  1822 :  1205 ;  nach  D  u 
Mßnil  im  Jahre  1828:  829.  In  neuereu  Zeiten  scheint  indefs 
die  Frequenz  abgenommen  zu  haben:  im  Jahre  183S  waren  nur  ge- 
gen 100  Kurgäste  da,  wovon  etwa  20—30  die  Kur  auch  im  Win- 
ter fortbrauchten. 

Um  die  zweckmäfsige  Benutzung  der  M  quellen  zu  Rehburg  ha- 
ben sich  besondere  Verdienste  Lentin  und  Albers  erworben,  um 
die  Analyse  derselben  Westrumb  und  Du  Mdnil. 

Man  unterscheidet  in  Rehburg  mehrere,  jedoch  nicht  wesentlich 
von  einander  verschiedene  M.  quellen,  erst  im  J.  1825  war  man  so 
glücklich,  eine  neue  aufzufinden. 

Dir  Wasser  ist  klar,  von  erfrischendem,  erquickendem,  etwas  zu- 
sammenziehendem Geschmacke,  perlt  stark,  und  bildet  längere  Zeit 
der  Luft  ausgesetzt  einen  bräunlichen,  ockerartigen  Niederschlag. 
Der  beim  Kochen  gebildete  sogenannte  „Badeschaum"  ist  äufserlicli 
benutzt  worden.  (Vergl.  Tb.  I.  S.  426.  Zweite  Aufl.  S.  504.)  Nach 
Du  Mönil  beträgt  die  Temperatur  des  M.wassers  10°  R.,  das  spec. 
Gewicht  1,00240.    Nach  Westrumb  enthalten    in  sechzehn  Unzen: 


Schwefelsaures  Natron 
Chlornatrium 

Schwefelsaure  Kalkcrdc 
Chlorcalcium 
Kohlensaure  Kalkerde 
Schwefelsaure  Talkerde 
Chlortalcium 

Kohlensaures  Eiscnoxydul 
Tliouvrdc     . 


1.  Die  Badeq.: 

2.  Die  Trinkq 

0,500  Gr.      . 

1,020  Gr. 

0,056  — 

0,056  — 

2,000  — 

2,150  — 

0,100  — 

0,100  — 

3,120  — 

2,924  — 

1,(>U0  - 

0,603  — 

0,155  — 

0,150  — 

0,031  — 

0,036  — 

0,002  — 

0,050  — 

1015 


Kieselerde    .  0,200  Gr.       .        .        0,075  Gx. 

Harzstoff     .        .        .       ..        0,036  —        .        .        0,042  - 


7,860  Gr.  7,206  Gr. 

Kohlensaures  Gas      .       _,        18,5  K.  Z.  20,666  K.  Z. 

Nach  Du  MSnil's  Analyse  enthalten  sechzehn  Unzen  Wasser: 

Schwefelsaures  Natron         .         .  1,110  Gr. 

Schwefelsaure  Kalkerde       .         .  3,700  — 

Schwefelsaure  Talkerde     .        .  1,406  — 

Chlortalcium         .        .         .        .  0,516  — 

Kohlensaure  Kalkerde          .        .  0,050  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul  ,         .  0,036  — 

Kieselerde 0,012  — 

Thonerde      .        .        .        .        .  ^  0,025  — 

Extractiv-  und  Harzstoff     .        ,  0,025  — 


6,880  Gr. 
Kohlensaures  Gas      .        .        .        19,172  Kuh.  Z. 

Die  M  quellen  von  R.  wirken  belebend,  stärkend,  —  getrunken 
die  Verdauung  verbessernd,  säuretilgend,  zusammenziehend,  anhaltend, 
diuretisch,  —  als  Bad  benutzt  belebend,   stärkend,    zusammenziehend. 

Man  läfst  täglich  vier  his  acht  Becher  trinken,  allein  oder  mit 
Milch  oder  einem  Zusatz  von  eröffnenden  Salzen.  Sehr  hilfreich  er- 
weisen sie  sich  in  Form  von  Wasserbädern ;  man  läfst  die  Kranken 
eine  Viertel-  bis  ganze  Stunde  in  dem  Bade  verweilen,  und  bedient 
sich,  nach  Albers,  in  allen  den  Fällen,  wo  zugleich  das  Hautorgau 
mehr  gereizt  und  bethätiget  werden  soll,  eines  Zusatzes  von  einigen 
Pfunden  Kochsalz  zu  jedem  Bade  mit  dem  besten  Erfolg.  —  Aufser 
guten  Einrichtungen  zu  Wasseibädern  finden  sich  zu  Rehburg  Vor- 
richtungen zu  Douche-,  Regen-,  Tropf-,  Qualm-   und  Dampfbädern. 

Oertlich  hat  man  sich  des  M.wassers  zu  Waschungen  und  Bä- 
hungen, und  des  Niederschlags  und  Badeschlamms  als  Umschlag  oder 
Einreibung  bei  Lokalaffectioneu  von  Schwäche,  mit  glücklichem  Er- 
folg bedient. 

Innerlich  und  äufserlich  hat  man  die  M.quellen  vorzugsweise  em- 
pfohlen: bei  Verschleimungen  und  Schleimflüssen,  Schwäche  des  Ma- 
gens und  Darmkanals,  Durchfall,  Blasenhatarrhen,  Blenuorrhöen  der 
Brustorgane,  —  chronischen  Nervenkrankheiten  durch  reine  Schwäche 
bedingt,  Hysterie.  Zittern  der  Glieder,  Krämpfen,  Veitstanz,  nervöser 
Migraine,  vorzüglich  Lähmungen  (besonders  hilfreich,  nach  Albers, 
in  Form  von  Wasserbädern),  —  rheumatischen  und  gichtischen  Lei- 
den, gichtischen  Geschwülsten  und  Contracturen  (in  Form  von  Was- 
serbädern und  der  örtlichen  Application  des  ßadeschaums  gerühmt 
von  Albers),  —  chronischen  Hautausschlägen,  nässenden  Flechten, 
veralteten  Geschwüren,  Contracturen  nach  Verwundungen,  —  Drü- 
sengeschwülsten und  Verhärtungen.  —  Sehr  empfohlen  hat  man  end- 
lich noch  die  örtliche  Anwendung   des  M.wassers  bei   Schwäche  der 


1816 

Augen  als  Stärkungsmittel.  Nach  Albers  bediente  sich  täglich 
Georg  II.,  König  von  England,  desselben  als  stärkendes  Augeu- 
wasser.  — 

Erhöht  wird  der  Nutzen  des  Bades  zu  Rehburg  durch  die  im 
Dorfe  Winslar  ganz  nahe  bei  Rehburg  im  Jahr  1799  von  dem 
Apotheker  Usinger  entdeckte  kalte  Schwefelquelle,  deren  Wasser 
sehr  zweckmäfsig  in  Verbindung  mit  den  M. quellen  zu  Rehburg  ge- 
braucht wird. 

Das  M.wasser  ist  krystallhell,  von  einem  starken  Schwefelgeruch 
und  Geschmack,  seine  Temperatur  beträgt  9  bis  11°  R.,  sein  spec. 
Gewicht  1,0005,  und  enthält  nach  Westrumb  in  sechzehn  Unzen: 


Chlornatrium 

0,500  Gr. 

Chlortalcium         .         .         . 

0,350  — 

Chlorcalcium 

0,525  — 

Schwefelsaures  Natron 

2,750  — 

Schwefelsaure  Talkerde 

5,125  — 

Schwefelsaure  Kalkerde 

.       17,166  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

1,950  — 

Thonerde              r        .        , 

0,100  — 

Kieselerde    .... 

0,150  — 

28,616  Gr. 

Kohlensaures  Gas      .        . 

10,0  Kub.  Z. 

Schwefelwasserstoffgas    v 

15,0    —    — 

25,0  Kub.  Z. 

In  seinen  Wirkungen  den  kräftigsten  kalten  erdig  -salinischen 
Schwefelquellen  zu  vergleichen,  wird  dasselbe  iu  den  bereits  bei  den 
M.quellen  Rehburg's  aufgezählten  Kraukheitsklassen,  besonders  bei 
gichtischen,  rheumatischen  Leiden,  chronischen  Hautausschlägen  und 
Schleimflüsseu  benutzt. 

Noch  ist  zu  erwähnen,  dafs  in  der  Nähe  von  Rehburg  auch  eine 
Salzquelle  mit  Saline  im  Schaumburg-Lippischen  sich  befindet,  deren 
Wasser  viel  nach  R.  geführt  und  zu  Bädern  benutzt  wird,  obgleich 
dort  auch  eine  Badeanstalt  ist. 

Ch.  Weber's  Nachrichten  von  der  Lage,  der  Geschichte,  dem 
Gehalte,  dem  Gebrauche  und  den  Wirkungen  des  Rehburger  Gesund- 
brunnen und  Bades.  Hannover  1709.  —  1781. 

Andreae  und  Oldenburg  in:  Hannöv.  Mag.  1776.  St.  21.24. 

D.  R.  Biedermann,  über  die  Wirksamkeit  des  Rehburger  Ge- 
sundbrunnens. Hannover  1792. 

Deneken's  Bemerkungen  über  die  Brunncnörtcr  Rchburg  und 
Driburg.  1798. 

L.  F.  B.  Lentiifs  Nachricht  von  dem  Gesundbr.  zu  Rehburg, 
besonders   von  der  neuen  Schwefelquelle    zu  Winslar.  llannov.    1803. 

Hufejand's  Journal  der  prakt.  Hcilk.  Bd.  LI.  St.  6.  S.  114. 

Albers  in:  Jloia'.s  Archiv  für  med.  Erfahrung.  181t.  Sept.  und 
Oktober.  S.  286. 


1017 

Albers  in:  Hufeland's  Journal  der  prakt.  Heilk.  Bd.  XVI. 
St.  4.  S.  136.  —  Bd.  XXV.  St.  4.  S.  138-149.  —  Bd.  XLII.  St.  3. 
S.  105—109.  —  Bd.  LH.  St.  4.  S.  118-124.  -  Bd.  L1V.  St.  4.  S.  110. 
—  Bd.  LV.  St.  6.  S.  121-124.  —  Bd.  LX.  St.  2.  S.  103.  —  Bd. 
LXII.  St  4.  S.  107.  —  Bd.  LXVI.  St.  5.  S.  97.  —  Bd.  LXVI1I. 
St.  5.  S.  125.  —  Bd.  LXIX.  Suppl.  S.  58.  —  Bd.  LXXI.  St.  3. 
S.  96.  —  St.  5.  S.  116. 

Kästners  Archiv.  Bd.  XIV.  S.  33.  46.  50. 

Brandes  Archiv.  Bd.  XI.  S.  311. 

Buchner's  Repertorium  für  die  Pharm.  Bd.  XX.  S.  298. 

Du  Menil  in:  Hufeland's  Journal  der  prakt.  Heilk.  Bd.  XLII. 
St.  3.  S.  109-116.  —  in  Hauuöv.  Magazin.  1824.  S.  767.  —  1826. 
S.  377. 

Du  Mßnil's  chemische  Forschungen  im  Gebiete  der  anorgani- 
schen Natur.  1815.   S.  198. 

Hannover.  Magazin.  1818.  S.  1634.  —  1821.  St.  79.  —  1823 
S.  369. 

Chemische  Analysen  anorganischer  Körper  von  Dr.  A.  Du  Ma- 
il i  1.  1823.  Erstes  Bändchen.  S.  87. 

Ueber  das  Bad  Rehburg  und  seine  Heilkräfte  von  Dr.  Albers. 
Hannover  1830. 

Der  Rehburger  Brunnen  von  Dr.  A.  Du  Menil.  Hannov.  1830. 


An  diese  schliefsen  sich : 

Die  Schwefelquelle  zu  Bentheim,  unfern  der  Stadt  Bent- 
beim  in  der  Grafschaft  gleiches  Namens,  wenige  Meilen  von  der  Hol- 
ländischen Glänze  entfernt. 

Die  M. quelle  liegt  in  einem  angenehmen,  von  Alleen  durchschnit- 
tenen Gehölz,  wurde  1711  gefafst,und  1820  und  1S21  mit  zu  Bädern 
und  Wohnungen  von  Kurgästen  eingerichteten  Gebäuden  umgeben. 

Die  Berge  bei  Bentheim  gehören  zur  Flötz-Sandsteinformation. 
Der  Flötzsandstein  scheiut  auf  einem  Uutergebirge  von  Sehieferthon 
zu  ruhen ;  das  ganze  Thal  zwischen  dem  Bentheimer  und  Isterberge 
ist  mit  Sehieferthon  ausgefüllt,  welchen  eine  nicht  starke  Lage  von 
sandigem  Thon  und  Granitgerölle  bedeckt.  Bemerkenswerth  an 
der  Südseite  des  Bentheimer  Berges  ist  eiu  Steinkohlenflotz. 

Unterhalb  Rheine,  zwischen  Rheine  und  Salzbergeu  quillt  eine 
Salz-  und  Schwefelquelle. 

Das  M.wasser  ist  krystallhell,  besitzt  einen  starken  Schwefelge- 
ruch und  Geschmack,  und  gehört  zu  den  kalten  salinischen  Schwefel- 
quellen, seine  Temperatur  beträgt  8  bis  9°  R.,  sein  spec.  Gewicht 
nach  Trampel  1,0272. 

Chemisch  untersucht  wurde  das  M.wasser  von  Trampel  und 
Drees.     Sechzehn  Unzen  desselben  enthalten: 

nach  Trampel:  nach  Drees: 

Schwefelsaures  Natron     .       3,616  Gr.      .        .        2,3750  Gr. 
Chlornatrium     .        .        .       05450  —        .... 


1018 


Schwefelsaure  Kalkerde    .       15.350  Gr.      .        .  11,3750  Qr. 

Schwefelsaure  Talkerde 4,1875  — 

Kohlensaure  Talkerde      .        0,086  —        .        .  0,7500  — 

Kohlensaure  Kalkerde       .        0,688  —        .        .  2,1875  — 

Kohlensaure  Thoncrde 2,2187  — 

Thonerde  .         .        .        0,099  — 

Schwefelsaures  Kali 0,4218  — 

Schwefel    ....        0,198  — 

Schwefelcalcium        .        .        0,666  —        .        .  0,4453  — 

Salpetersaure  Talkerde 0,2965  — 

Harz  ....        0,099  — 

Extractivstoff  0,0625  — 


21,252  Gr.  24,3198  Gr. 

Kohlensaures  Gas  .        ...         .        .        3,00  Kub.  Z. 

Schwefelwasserstoffgas 4,50    — 

7,50  Kub.  Z. 

Die  M.quelle  zu  Bentheim  nimmt  äufscrlich  und  innerlich  ange- 
wendet gleich  andern  erdig-salinischen  Schwefelwassern  vorzugsweise 
die  äufsere  Haut,  die  Schleimhäute,  das  Lymph-,  Drüsen-,  Leber-, 
I'fortader-  und  Uterinsystem  in  Anspruch  und  wird  als  Bad  und  auch 
als  Getränk  von  Plagge  gerühmt:  bei  chronischen  Hautausschlägen, 
Geschwüren,  —  hartnäckigen,  rheumatischen,  gichtischeu  Beschwer- 
den und  Lähmungen. 

Job.  Heinr.  Cohausen,  Benthemocrene,  d.  i.  kurze  Abhand- 
lung von  dem  in  der  Grafschaft  Beutheim  herfürquellenden  Gesund- 
heitsbrunnen. Cösfeldt  1713. 

Schütte,  Physikalisch-chemische  Versuche  oder  Beschreibung 
des  Bentheimer  Gesundbrunnens.  Hannover  1755. 

J.  F.  Trampel,  in  s.  mediz.  und  chirurgischen  Bemerkungen. 
Göttingeu  1793.  S.  132. 

Wilman's  Untersuchung  des  Schwefclheilbrunncns  bei  Bent- 
heim. Bielefeld  1819. 

M.  AV.  Plagge  in:  Hufelaud's  Journal  der  prakt.  Heilkunde. 
Bd.  L1V.  St.  5.  S.  121. 

—  —  Topographisch-medizinische  Beschreibung  der  Schwefel- 
quelle zu  Bentheim  und  der  dabei  errichteten  Badeanstalt.  Mün- 
ster 1822. 

Plaatselijke  en  geneeskundige  Beschrijving  der  Zwavelbron  by 
Bentheim  door  M.  W.  Plagge.  Tc  Amsterdam.  1830. 

Die  M.quelle  bei  N ortheim  im  Fürstenthume  Göttingen,  un- 
fern der  Stadt  Northeim,  zwischen  Göttingen  und  Hannover,  aus  der 
LiaBformation  entspringend.  Das  M.wasser  ist  klar,  durchsichtig,  von 
einem  BÜfslicb- bitterlich -salzigen  Geschmack,  einem  starken  hepati- 
schen Geruch;  seine  Temperatur  betrügt  8—9°  IL,  das  spec.  Ge- 
uiclit  J,1'27.  Mach  Westrumb's  Analyse  enthalten  sechzehn  Unzen: 


1019 


Chlortalcium 

0,500  Gr. 

Schwefelsaure  Talkerde 

1,350  — 

Schwefelsaures  Natron 

2,400  — 

Chlornatrium 

0,450  — 

Schwefelsaure  Kalkerde 

7,500  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

2,550  — 

Kohlensaure  Talkerde 

0,400  — 

Hydrothionsaure  Kalkerde 

0,500  — 

Thonerde      .... 

0,087  — 

Harz-  und  Extractivstoff    . 

0,170  - 

Schleim         .... 

0,300  — 

Kieselerde     .... 

0,050  — 

Stinkstoff      .... 

0,140  — 

16,397  Gr. 

Schwefelwasserstoffgas 

1,661  Kub.Z 

Kohlensaures  Gas 

3,877      — 

5,538  Kub.  Z. 

Empfohlen  hat  man  dasselbe  äufserlich  in  Form  von  Bädern  in 
allen  den  Krankheiten,  in  welchen  erdig-salinische  Schwefelwasser 
indicirt  sind.  Von  der  Benutzung  des  Schwefelmineralschlanims  ist 
bereits  gehandelt  worden  (Vgl.  Th.  I.  S.  402.  Zweite  Aufl.  S.  477.) 

Hannöv.  Magazin,  1804.  St.  8.  58.  —  1805.  St.  54.  —  1807.  St.  39. 

O  F.  Reddersen,  Zeugnisse  und  Krankheitsgeschichten,  in  wel- 
chen das  Schwefelbad  bei  Northeim  im  Jahre  1807  merkwürdige  Hilfe 
geleistet  hat.  Eimbeck   1808. 

—  —  Beiträge  zu  der  Geschichte  des  merkwürdigen  Schwefel- 
brunnen hei  Northeim.  Eimbeck  1808. 

D.  G.Kies  er,  Entwurf  einer  Geschichte  und  Beschreibung  der 
Badeanstalt  zu  Northeim.  m.  K.  Göttingen  1810. 

—  —     in:  Hufeland's  Journal.  Bd.  XXX.  St.  6.  S.  82.' 

DieMquelle  bei  L immer ,  unfern  Hannover,  seit  1779  be- 
kannt, mit  einem  Bade-  und  Logirhause  versehen,  von  einem  durch- 
dringenden Schwefelgeruch,  einem  salzig- schwefeligen  Geschmack, 
giebt  in  einer  Stunde  14,000  Kub.  F.  Wasser ;  ihre  Temperatur  beträgt 
4°  R.,  ihr  spec.  Gewicht  1,0093. 

Analysirt  wurde  sie  von  Andreae  und  Westrumb.  Nach 
Letzterem  enthalten  sechzehn  Unzen. 

Chlornatrium         ....        0,640  Gr. 
Chlortalcium  ....        0,020  — 

Chlorcalcium  ....  0,280  — 
Schwefelsaures  Natron  .  .  0,040  — 
Schwefelsaure  Kalkerde  .  .  0,080  -=- 
Kohlensaure  Kalkerde  .  .  0,800  — 
Thonerde  .  .  .  .  .  0,120  — 
Harz     .        .         ....        0,060  — 

2,040  Gr. 


1020 


Kohlensaures  Gas        .        .        .        3,855  Kub.  Z. 
Schwefelwasserstoffcas        .        .        4,480      — 


8,335  Kub.Z. 


Gleich  ähnlichen  erdig-salinischen  Schwefelquellen-  hat  man  sie 
empfohlen  in  Form  von  Bädern  bei  rheumatischen  und  gichtischen 
Leiden,  chronischen  Hautausschlägen,  chronischen  Metallvergiftungen, 
Lähmungen  und  Hämorrhoidalbeschwerden. 

Erhardtin:  Hannöv.  Magazin.  1779.  St.  94.  S.  1490. 
J.  G.  R.  Andreae's   Untersuchung  in  Hannöv.  Magazin.  1786. 
P.  F.  Murray  in:  Hannöv.  Magazin.  1793.  S.  73.  und  74. 
Westrumb's  kl.  Schrift,  phys.  ehem.  Inhalts.  Bd.  1.  S.  169. 
v.  Crell's  ehem.  Annalen.  Bd.  II.   S.  116 — 131.   —   Beiträge    zu 
den  Annal.  Bd.  II.  S.  207. 

Hufelaud's  Journal  d.  pr.  Heilk.  Bd.  I.  S.  416. 

Die  M. quelle  zu  JJhlmühle  bei  Verden  im  Fürstenthume 
dieses  Namens.  Sechs  Meilen  von  Bremen,  eine  halbe  Stunde  von 
Verden,  entspringt  am  Fufse  eines  Sandhügels,  eine  von  Brawe  und 
Matthaei  beschriebene,  schwache  erdig-salinische  Eisenquelle,  welche 
nach  Westrumb  von  4,5°  R.  Temp.,  und  1,0002  spec.  Gewicht,  in 
sechzehn  Unzen  enthält : 


Chlornatrium 

0,100  Gr. 

Schwefelsaures  Natron 

0,325  — 

Chlorcalcium                        ) 
Schwefelsaure  Talkerde    ) 

0,175  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

0,850  — 

Kohlensaures  Eisenoxj'dul  . 

0,100  — 

Kieselerde             .        .        ', 

0,037  — 

Extractivstoff 

0,050  — 

1,637  Gr. 

Kohlensaures  Gas         .        , 

4,0  Kub.  Z. 

Angewendet  in  allen  den  Fällen,  wo  erdig-saliuische  Eisenquellen 
iudicirt  sind,  empfiehlt  sie  Matthaei  namentlich  bei  Gicht  und  Rheu- 
matismen, nervösem  Hüftweh  und  Brustbeschwerden. 

J.  Trumphii  Histor.  naturalis  urbis  Verdac  breviter  deliuentu. 
Norimberg.  1744.  p,  15. 

Hannover.  Magazin  1768.  St.  35.  —  1770.  St.  42.  —  1784.  St.  2. 

Bai  dinge r,  Neues  Magazin  Bd.  VI.  St.  2.  S.  124. 

Brawe  in;  Bai  ding  er  N.  Magazin.  Bd.  VIII.  St.  3.  S.  193 
bis  233. 

G.  M.  F.  Brawe' 8  Sendschreiben  von  dem  Verdner Gesundbrun- 
nen uud  BjmIc.  Bremen  und  Stade  1786. 

J.  F.  Westrumb's  Kl.  phys.  ehem.  Abhandlungen  Bd.  II.  St.  I. 
S.  259. 

v.  Crell's  ehem.  Aunalcn.  1786.  Bd.  I.  S.  403. 


1021 

Matthaei  in:  Hufeland's  Journ.  Bd.  XIX.  St.  2.  S.  51. 

—  —    in  Hannover.  Magazin  1819. 

—  — -  in  Hörn' s  Archiv,  für  med.  Erfahr.  1821.  Septb.  und 
October. 

Die  M.qu  eile  bei  Hiddingen.  Das  Dorf  dieses  Namens 
liegt  in  der  Lüneburger  Haide ;  bei  demselben  entspringt  in  einer  san- 
dig morastigen  Ebene  eine  M. quelle,  deren  Wasser  klar,  von  einem 
eigenthümlichen  unangenehmen  Geruch,  an  der  Luft  sich  leicht  trübt 
und  dann  einen  schwarzen  Niederschlag  bildet. 

Nach  der  Analyse  von  Du  Menil  und  Matthaei  ist  der  Ge- 
halt des  M.wassers  sehr  wechselnd.  Du  Menil  fand  in  sechzehn 
Unzen : 


Chlomatrium        .        . 

1,341  Gr. 

Ciilortalcium 

0.260  — 

Chlorcalcium        . 

1,048  — 

Schwefelsaure  Kalkerde 

0,075  — 

Kohlensaures  Eiseuoxydul  , 

1,000  — 

Extractivstoff 

1,276  — 

Humussäure 

0,312  — 

Essigsäure     .... 

Spuren 

5,312  Gr. 

Kohlensaures  Gas 

7,140  Kub 

Abweichend  von  diesen  Resultaten  sind  die  einer  zweiten  Unter- 
suchung, welche  Du  Mfenil  später  unternahm. 

Die  Ermittelung  von  essigsaurem  Eisen,  essigsaurer  Kalkerde, 
essigsaurem  Natron  und  freier  Essigsäure,  welche  Matthaei  gefun- 
den haben  Avill,  wurde  berichtiget. 

Chemische  Analysen  anorganischer  Körper  von  Dr.  A.  Du  Mo- 
ni 1.  1823.  Bd.  1.  S.  114. 

Oken's  Isis  1825.  St.  6.  S.  633.  —  St.  12.  S.  1285. 
Matthaei  in:  Hannover.  Magazin  1828.  Mai. 

Die  M. quelle  bei  Eimbeck.  Sie  entspringt  aus  einem  Boden, 
welcher  aus  Lagern  von  schwärzlichem  Lehm  und  Thoneisenstein 
besteht.    Nach  Du  MeniTs  Analyse  enthalten  sechzehn  Unzen: 


Schwefelsaures  Natron 

0,30  Gr. 

Schwefelsaure  Kalkerde 

0,10  — 

Chloruatrium 

1,21  — 

Chlortalcium 

0,10  — 

Kohlensaure  Kalkerde    . 

1,50  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul     . 

0,25  — 

Extractivstoff  und  Verlust  . 

0,95  - 

4,41  Gr. 


1022 

Chemische  Analysen  anorganischer  Körper    von    Dr.  A.  Du  Mo- 
ni]. 1823.  Bd.  I.  S.  81. 

Buchners  Repertorium  Bd.  XX.  S.  298. 

Die  M.  quelle  zu  Klein  -Gretenber  g  bei   Peine  im  Fürsten- 

thume  Mildesheim,  eine  kalte  Schwefelquelle,  welche   nach   Du  M£- 
n  i  1  in  einem   Pfunde  enthält : 

Schwefelsaure  Kalkerde     .        .  0,2800  Gr. 

Kohlensaure  Kalkerde       .        .  2,0896  — 

Chlornatrium      ....  0,5472  — 

Chlorcalcium       ....  0,1808  — 

Erdharz 0,0096  — 

3,1072  Gr. 
Schwefelwasserstoffgas       .        .        1,16  Kuh.  Z. 
Kohlensaures  Gas      .        .        .        5,60     — 


6,76  Kub.  Z. 
Chem.    Analyse    anorganischer    Körper  von    Du    Möuil.  Bd.   I. 
S.  111. 

Die  M.  quelle  zu  Hasoda  bei  Hildesheim,  eine  kalte  Schwe- 
felquelle. 

Mayer's  Beschreibung  des  Schwefelbrunnens  bei  Hasoda.  1776. 

Die  M. quelle  von  Fürstenau  und  Vechtelde,  im  Di- 
strict  Wolfenbüttel,  jetzt  aufser  Gebrauch. 

Spies,  de  examine  aguarum  Fürsten,  et  Vechteld.  Helmstad- 
tii  1724. 

J.  Behrens,  Untersuchung  des  mineralischen  Wassers  zu  Für- 
stenau und  Vechtelde.  Braunschweig  1725. 

Die  M. quelle  bei  Lühne  oder  der  Gung elbrunnen,  Un- 
benutzt. 

C.  Both's  Beschreibung  des  Gungelbrunnens,  so  nicht  weit  vom 
Kloster  Lühne  bei  der  Stadt  Lühneburg.  Lühne   1647. 

S  kraggensti  erna's  Bericht  von  dem  bei  dem  Kloster  Lühne 
erfundenen  Sauerbrunnen.  Lüneburg  1715. 

Die  M.  quelle  bei  N euhaus,  im  Amte  dieses  Namens,  nicht 
im  Gebrauch. 

Bicker  in:  N.  Hannover.  Magazin  1796.  S.  649. 

Die  M.  quelle  von  Steinfeld,  kaum  dem  Namen  nach  be- 
kannt. 

J.  C.  Müller,  vom  Steinfelder  Gesundbrunnen-  Hildesheim  1712- 

Der  Coppcnbru  g  g  er  oder  Sp  ic Ib  er ger  S ch  w  c  f'e  Ib  r  u  n  - 
7iC7i,  nur  wenige  hundert  Schritt  von  dem  Flecken  C.  entfernt,  im 
sechzehnten  Jahrhundert  viel  benutzt,  jetzt  aufser  Gebrauch. 

Hannover.  Magazin.  1770.  S.  94. 


1023 


Die  Soolquelle  zu  Bodenfelde  enthalt  uach  Du  M&nil's 
Analyse  in  einem  Pfund  an  festen  Bestandtheilen : 


Schwefelsaures  Natron 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Schwefelsaure  Talkerde 
Chlornatrium 
Chlorcalcium 
Chlortalcium 
Kohlensaures  Natron   . 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaures  Eisenoxydul 
Verlust 


Kohlensaures  Gas  in  12  Kub.  Z. 


14,800  Gr 
3,000  — 
0,600  — 

88,91)0  — 
0,300  — 
G,600  — 
4,400  — 
0,700  — 
0,342  — 
2,400  — 

122,042  Gr. 
4,90  Kub.Z. 


Aufser  dieser  Soolquelle  befindet  sich  bei  Bodenfelde  ein 
Säuerling. 

Chemische  Analysen  anorganischer  Körper  von  DuMönil.  Bd.  I. 
S.  94. 

Die  Saline  zu  Lüneburg,  welche  als  Soolbad  benutzt  und 
gerühmt  wird,  enthält  nach  Müuchmeyer's  Analyse  20—25  Pro- 
cent, —  nach  lieferst  ein  in  100  Theilen  : 


Chlornatrium 
Schwefelsaure  Talkerde 
Schwefelsaures  Kali 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Kalkerde 
Bituminöse  Substanz 


25,1692  Th. 
0,4687  — 
0,3515  — 
0,1400  — 
0,0195  — 
0,0163  — 


26,1652  Th. 

Wegen  ihres  reichen  Salzgehaltes  wirkt  sie,  allein  als  Bad  an- 
gewendet, sehr  reizend  auf  die  äufsere  Haut  und  das  Nervensystem, 
nach  Fischer  giebt  schon  ein  Drittheil  oder  die  Hälfte  Soole  mit 
Wasser  ein  kräftiges  Bad.  Benutzt  hat  man  sie  in  Form  von  Bä- 
dern. Erhöht  wird  ihre  Wirksamkeit  durch  einen  Apparat  zu  Dou- 
cbebädern. 

Westrumb's  physikal.  Abhandl.  1793.  Bd.  IV.  S.  293. 
Beunardin:  Journal  des  Mines.  1814.  Vol.  XXXVI.  p    269. 
M  ü  nehme  y  er  in:  Hannöv.  Magazin.   1S17.  St.  46.  47.  48. 
Fischer  in:  Hufeland  und  O  sann's  Journal  der  prakt.  Heilk. 
Bd    XLIX.  St.  1.  S.  86. 

Von  den  Salinen  des  Königreichs  Hannover  sind  namentlich  noch 
zu  erwähnen:  die  Salinen  von  Rothenfeld  bei  Dissen,  fünf  Stun- 
den von  Osnabrück,  —  Heyersen,  zwei  Stunden  westlich  von 
Hildesheim,  —  Grofsen-Rüden,  zwischen  Seesen  und  ßoekenen, 
am  Fufse  des  Harzes,  —  Münder,  in  der  Stadt   dieses  Namens,  — 


1024 

Salzhemmen  dorf,  zwischen  Hamelu  und  Alfeld,  —  Salzdte- 
furth,  zwischen  Hildesheim  und  ßoekenen,  —  Salzgitter  oder 
Salzlieben  hall,  zwischen  Braunschweig  und  Seesen,  —  Salz- 
derhelden,  zwischen  Eimbeck  und  Northeim ,  —  Sülze,  zwi- 
schen Lüneburg  und  Celle. 

Teutschland  geog.  geol.  dargest.  von  Chr.  Keferstein.  Bd.  II. 

St.  3.  S.  467.  —  Bd.  III.  S.  185-188. 

2.  Die  Heilquellen  des  Herzogthums  Braun- 
schweig und  der  Anhaltinischen  Herzogthümer. 

Das  Herzogthum  Braunschw  eig  und  die  Anhaltinischen 
Herzogtümer  umfassen  den  gröfsten  Theil  des  nördlichen 
und  östlichen   Plarzes. 

Die  Ebene  des  Braunschweigischen  Fürstenthums 
Blankenburg  besteht  aus  buntem  Sandstein  und  rothem 
Mergel  mit  Gyps,  auf  welchem  Muschelkalk  lagert,  —  das 
Gebirge  bei  Blankenburg  aus  Thon  und  Grauwackenschie- 
fer.  —  Aufser  den  Stein-  und  Braunkoblenflötzen  bei  Helm- 
städt,  sind  bemerkenswerth  beträchtlicbe  Lager  von  Salz 
zu  Salzdahlum,  Schöningen  und  Juliushall. 

In  dem  obern  Tbeile  des  Herzogthums  Anhalt-Bern- 
burg reiht  sich  an  die  Grauwacke  des  Harzes  ein  Zug 
von  buntem  Sandstein  mit  Muschelkalk,  welchem  bei  Bal- 
lenstädt  Quadersandstein  in  grotesken  Klippen  folgt,  be- 
deckt von  Kreidemergel  und  harter  Kreide.  Der  untere 
Theil  des  Herzogthums  bildet  ein  grofses  Plateau  von 
buntem  Sandstein,  auf  welchem  Muschelkalk  lagert  und 
an  welchem  sich  die  Braunkohlenformation  zeigt. 

In  der  Gruppe  der  M. quellen  dieser  Länder  ist  die 
wichtigste  das  Alexisbad  am  Unterharz,  dessen  AVich- 
tigkeit  erhöht  wird  durch  die  kräftige  Soole  des  benach- 
barten Beringerb  ad  es  (Vergl.  S.  548). 

Teutschland  geol.  geogn.  dargestellt  von  Chr.  Keferstein.  Bd. 
V.  St.  3.  S.  582.  —  Bd.  VI.  St.  1.  S.  49.  St.  3.  S.  522.  561. 

Das  Alexisbad  oder  der  S clkenbrunnen,  im  Hcrzog- 
thum  Anhalt  Bernburg,  —  in  dem  romantischen  Selkenthale,  umgeben 
von  geschmackvollen,  zur  Aufnahme  von  Kurgästen  und  zu  Bädern 
zweckmäfsig    eingerichteten    Gebäuden,   am    Fufso   des    Unterharzes, 

von 


1025 

von  Magdeburg  neun,  von  Ballenstädt  zwei  Meilen  entfernt.  Das  Bad 
erhielt  den  Namen  des  Alexisbades  nach  seinem  erlauchten  Besitzer 
und  Beschützer,  dem  jetzt  verstorbenen  Herzog  von  Anhalt-Bernburg, 
Alexius  Friedrich  Christian.  Aufser  gut  eingerichteten  Was- 
serbädern besitzt  das  Alexisbad  auch  die  nöthigen  Apparate  zur  Was- 
ser- und  Dampfdouche  und  Dampfbädern. 

Das  Alexisbad  erfreuete  sich  früher  eines  sehr  zahlreichen  Zu- 
spruchs von  Kurgästen,  im  J.  1817  zählte  man  700,  —  in  neuerer 
Zeit  hat  sich  die  Frequenz  derselben  sehr  vermindert. 

Die  Kurzeit  beginnnt  mit  dem  1.  Juni. 

Monographien  über  diesen  Kurort  besitzen  wir  von  F.  v.  Gräfe 
und  Kurtze. 

Die  Gebirgsformation  besteht  aus  Granit  und  Thonschiefer,  haupt- 
sächlich Grauwacke  und  Grauwackenschiefer.  Das  ganze  Gebirge 
ist  reich  an  Erz,  vorzüglich  Bleiglanz,  Spatheisenstein,  Schwefel-  und 
Kupferkies,  desgleichen  Flufsspath  und  grofsen  Massen  von  Grün- 
stein und  Kalksteinlagern.  Wo  das  Grauwackengebirge  aufhört,  legt 
sich  an  dasselbe  Steinkohlenformation  an,  die  aus  abwechselnden 
Schichten   von  Schieferthon,  Brandschiefer  und  Schieferkohle  besteht. 

Folgende  M.quellen  werden  hier  unterschieden : 

1.  Der  Seikenbrunnen,  oder  die  alte  Badequelle,  —  aus  einem 
alten  Stollen  am  Abhänge  eines  Grauwackenfelsens  entspringend,  seit 
1766 bekannt, von  F.  v. G r ä f e,ueuerdings von Trommsdo r  f  f  analysirt. 

Sein  Wasser  ist  hell,  klar,  hat  einen  starken  styptischen  Ge- 
schmack, die  Temperatur  von  6,5°  R.,  zeichnet  sich  durch  seinen 
sehr  beträchtlichen  Eisengehalt  aus,  enthält  dagegen  keine  kohlen- 
sauren Salze  und  entbehrt  fast  ganz  der  freien  Kohlensäure. 

2.  Der  Alexisbrunnen,  zwischen  dem  Alexisbade  und  den 
Mägdesprunger  Eisenhüttenwerken,  nahe  an  der  sogenannten  Kloster- 
mühle im  Gehölze  entspringend,  in  neuerer  Zeit  von  Tromms- 
dorff  untersucht  und  empfohlen,  —  enthält  zum  Unterschied  von 
dem  vorigen  weder  schwefelsaures  -  noch  Chloreisen  und  eignet  sich 
daher  mehr  zum  innern  Gebrauch,  als  jener. 

Sein  Wasser  ist  hell  und  klar,  geruchlos,  von  einem  eisenhaft- 
zusammenziehenden,  jedoch  nicht  unangenehmen  Geschmack,  bildet, 
der  Luft  längere  Zeit  ausgesetzt,  einen  flockig-ocherartigen  Nieder- 
schlag, und  giebt  in  einer  Minute  29  Berliner  Quart;  seine  Tempe- 
ratur beträgt  9,5°  Cent.,  bei  10,5°  Cent,  der  Ataiosphäre,  sein  spe- 
cif.  Gewicht  1,00095. 

3.  Der  Erna-Brunnen,  drei  Viertelstunden  vom  Alexisbade, 
nahe  an  den  Mägdesprunger  Eisenhüttenwerken  am  Fufse  des  Zirl- 
berges,  neuerdings  von  Bley  untersucht. 

Sein  Wasser  ist   hell  und   klar,   völlig   geruchlos,    von    dem   Ge- 
schmack gewöhnlichen  Brunnenwassers,  bleibt  auch  an  der  Luft  meh- 
rere Tage  hell,    und  scheidet  nur    dann    erst    gelbe    Flocken  von  Ei- 
senoxyd ab;  seine  Temp.  beträgt  9,15°  R.,  sein  spec.  Gewicht  1,0006. 
Der  Analyse  zufolge  enthält  in  sechzehn  Unzen  Wasser: 
II.  Theil.  T  t  t 


1026 


3.  Der  Seikenbrunnen 

nach  F.  v.   Gräfe 
(1809) : 
Schwefelsaures  Natron         .        1,4-4  Gr. 
Schwefelsaure  Talkerde       .        0,72  — 
Schwefelsaure  Kalkerde        .        0,55  — 
Chlorcalcium          .        .        .        0,22  — 
Chlortalcium           .        .         .        0,11  — 
Schwefelsaures  Eisenoxydul         1,44  — 
Schwefelsaures  Maganoxydul 
Chloreisen      ....        1,28  — 
Eisenoxyd      .        .        ,  0,33  — 

Kieselsäure    .         .         .        .        0,16  — 
Harz 0,16  — 


nach  Tromnis 

dorff  (1829): 

0,675  Gr. 

0,651  — 

0,739  - 

0,2S1  — 

0,574  — 
0,328  — 
1,083  — 

0,109  — 
0,436  — 


6,41  Gr. 

4,876  Gr. 

2. 

Der  Alexisbrunnen 

3.  Der  Erua-Brunen 

nach  Trom  ms  dorff  : 

nach  B  ley : 

Chlortalcium  . 

0,128  Gr.       . 

0,233562  Gr. 

Chlornatrium 

•        • 

0,145000  — 

0,074704  — 

0,049080  — 

Schwefelsaure  Talkerde 

1,363  — 

0,056460  — 

Schwefelsaure  Kalkerde 

1,068  — 

0,015776  — 

Schwefelsaures  Natron 

1,525  — 

0,10392S  — 

Kohlensaure  Kalkerde   . 

0,557  — 

0,189500  — 

Kohlensaure  Talkerde 

.        .             . 

0,071875  — 

Kohlensaures  Natron     . 

.     .         • 

0,013480  — 

Kohlensaures  Eisenoxydu 

0,403  — 

0,395634  — 

0,017411  — 

Kohlensaur.  Manganoxydu 

0,224    — 

0,005000  — 

Kohlensauren  Strontian 

•        •    • 

0,002961  — 

Phosphorsaures  Natron 

. 

0,029031  — 

Phosphorsaure  Kalkerde 

.    . 

0,006250  — 

Doppelt-kohlens.   Kupfer- 

0,054352 

Kieselsäure 

0,178  — 

0,075000  — 

Extractir  stoff 

0,218  — 

0,025000  — 

Kohlensaures  Gas 


5,664  Gr. 
S,000  Kuh.Z. 


1,564004  Gr. 


Der  Bodensatz  des  Erna-Brunnens  enthält  in  100  Th. : 
Eisenoxyd 44,750  Th. 


Manganoxyd 
Kieselerde 

Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Talkerde 


2,500  — 
16,000  — 

.7,750  — 
3,500  - 


1027 

Phosphorsaure  Kalkerde      .        .  1,314  Th. 

Kohlensauren  Strontian      ".         .  0,550  — 

Kupferoxyd 0,636  — 

Extractivstoff        .        .        .         .  3,000  — 

Wasser 20,000  — 

100.000  Th. 

In  Bezug;  auf  die  Wirkung  der  einzelnen  M.quellen  findet  fol- 
gende Verschiedenheit  statt: 

1.  Der  Seikenbrunnen,  nach  seinen  Mischungsverhältnissen 
und  Wirkungen  unbedenklich  eines  der  stärksten  Vitriolwasser,  wirkt 
diesen  analog  sehr  zusammenziehend,  stärkend,  erhitzend,  und  ist  in 
allen  den  Fällen  contraindicirt,  in  welchen  Eisenquellen  zu  widerra- 
then  sind  (Vergl.  Th.  I.  S.  239.  Zweite  Aufl.  S.  253).  Für  den  in- 
nern  Gebrauch  weniger  passend,  als  andere  Eisenquellen,  wurde  er 
von  Herrn  Geh.  Hofrath  Curtze  nur  in  aufserordentlichen  Fällen  von 
grofser  Atonie  und  passiven  Profluvien  angeAvendet.  Mit  ausgezeich- 
netem Erfolg  wird  er  in  Form  von  W'asserbädern  gebraucht.  Bei  ih- 
rer Anwendung  ist  sehr  der  Umstand  zu  berücksichtigen,  dafs,  da  das 
Eisen  durch  fixe  Säuren  gelöst  ist,  beim  Kochen  des  Wassers  keine 
Verflüchtigung  der  Kohlensäure,  wie  bei  andern  Eisenquellen,  und  folg- 
lich nicht  so  leicht  eine  Zersetzung  der  Eisensalze  bewirkt  wird.  Der 
Reichthum  des  in  den  Bädern  gelösten  Eisens  fordert  vielmehr  hier  in 
manchen  Fällen  gröfsere  Vorsicht.  Es  giebt  viele  für  Eisenbäder 
passende  Krankheitsfälle,  wo  seine  Einwirkung  viel  zu  kräftig,  ja 
heftig  ist,  und  wo  diese  Wirkung  durch  Verdünnung  der  Bäder  mit 
Flufswasser,  Soole  oder  andere  corrigirende  Zusätze  so  lange  gemin- 
dert werden  mufs,  bis  sich  der  Körper  allmählig  an  Bäder  aus  reinem 
M.wasser  gewöhnt  hat.  Von  grofser  Wichtigkeit  ist  in  dieser  Hin- 
sicht die  Nähe  und  leichte  Benutzung  der  Soole  des  ßeringerbades, 
welche  in  wohl  verschlossenen  Gefäfsen  nach  dem  Alexisbade  ge- 
fahren und  zu  Bädern  benutzt  wird.  (Vergl.  S.  548.) 

Nach  den  vieljährigen  Erfahrungen  des  Hrn.  Geh.  Hofrath  Curtze 
erweiset  sich  dieses  M.wasser  vorzüglich  hilfreich  in  allen  den  Fäl- 
len, wo  eine  kräftige  Einwirkung  des  Eisens  auf  den  kranken  Kör- 
per erforderlich  ist,  wo  Mangel  an  plastischen  Stoffen  und  Färbe- 
stoff im  Blute,  träge  Circulation,  nach  bedeutendem  Säfteverlust,  lang- 
Avierigen  oder  sehr  schwächenden  Krankheiten,  Ausschweifungen  und 
Anstrengungen  ein  hoher  Grad  von  atonischer  Schwäche,  sowohl 
in  der  Sphäre  der  Reproduction,  als  auch  der   Irritabilität    vorwaltet. 

2.  Der  Alexisbrunnen,  ein  erdig-salinisches  Eisenwasser,  we- 
niger reich  an  Eisen  als  der  Seikenbrunnen,  wirkt  dagegen  weniger  ad- 
striugirend  als  jener,  eignet  sich  daher  weit  eher  zu  dem  innern  Gebrauch 
als  jener  und  ist  hierzu  neuerdings  vorzugsweise    empfohlen    worden. 

Die  Krankheiten,  gegen  welche  diese  M.quellen  besonders  gerühmt 
werden,  sind  folgende:  Krankheiten  des  Muskel-  und  Gefäfssystems, 
durch  grofsen  Verlust  von  Kräften  und  Säften  veranlafst,  Kachexieen 
im  Allgemeinen,  Schwäche  nach  starken  Exulzerationen,  Profluvien,  — 

Ttt2 


1028 

Schwäche  mit  fehlerliaftcr  Mischung  des  Bluts,,  Rhachitis,  Chloro- 
sis,  —  passive  Schleim-  und  Blutflüsse,  namentlich  des  Uterinsystems, 

—  Krankheiten  des  Nervensystems,  durch  reine  Schwäche  und  vor- 
züglich Schwäche  atonischer  Art  bedingt,  namentlich  Lähmungen,  — 
Leiden  des  Uterinsystems,  durch  allgemeine  oder  lokale  Schwäche 
bedingt,  Neigung  zu  Abortus,  Anomalieen  der  Menstruation,  —  chro- 
nische Hautausschläge,  schwerheilende  Wunden,  veraltete  Geschwüre, 

—  gichtische  und  rheumatische  Leiden. 

Paldamus,  Nachricht  von  den  Eigenschaften  des  im  Jahr  1767 
neu  entdeckten  Bades  bei  Harzgerode» 

in:  Horn's  Archiv  für  med.  Erfahrungen.  Bd.  I.  S    389. 

F.  v.  Gräfe,  über  die  salinische  Eisenquelle  im  Selkenthale  am 
Harze.  Leipzig   1809. 

—  —  in:  Horirs  Archiv  für  med.  Erfahrungen.  Jahrg.  1810. 
Bd.  XIV.  S.  147. 

Curtze  in:  Hufeland's  Journal  der  praktischen  Heilkunde. 
Bd.  XL.  St.  5.  S.  56.  —  Bd.  XLV1II.  St.  4.  S.  4b.  —  Bd.  XLIX. 
St.  5.  S.  3. 

Krüger,  das  Alexisbad  im  Unterharz  und  seine  Umgebungen. 
Magdeburg  1812. 

Gottschalk  und  Curtze  über  das  Alexisbad.  Halle  1819. 

Fr.  Hoffmann's  Briefe  aus  dem  Alexisbade.    Magdeburg  1829. 

Belir  in:  Hufe  fand  und  0  sann's  Journ.  d.  prakt.  Heilk  Bd. 
LXVHI.  St.  6.  S.  101.  —  Bd.  LXXi.  fct.  5.  S.  116. 

Teutschland  von  Chr.  Keferstein.  Bd.  VI.  St.  3   S.  569. 

Die  Heilquellen  am  Unterharz.  1829.  S.  1. 

L.  F.  Bley  in:  T  r  omm  sd  or  ff 's  N.  Journal  der  Pliarmac. 
Bd.  XVIII.  St  2. 

Trommsdorff's  N.  Journ.   d    Pharm.  Bd.  XXI.  St.  2. 

Chemische  Untersuchung  des  Alexisbrunnens  und  eine  Analyse 
des  M.wassers  des  Alexisbades  von  Dr.  J.  B.  Trommsdorff  nebst 
Bemerkungen  von  Dr.  Curtze.  Leipzig  1830. 

v.  Gräfe  und  v.  Walther' s  Journ.  Bd.  XV.  Heft  1. 

L.  Kurtze  in:  v.  Gräfe  und  Kaiisch,  Jahrb.  für  Deutsch- 
lands Heilq.  und  Seebäder.  Jahrg.  I.    1836.  S.  115.  133. 

Bär  in:  Caspers  Wochenschrift.  Jahrg.  1S36.  Nr.  49.  S.  778. 

Es  gehört  hierher  ferner: 
Die  M.  quelle   bei  Z erbst,  unfern    der  Stadt  Zerbst  im    Her- 
zogthume  Anhalt-Dessau,  bekannt  seit  181 G,  im  Jahre    1818    von    302 
Kranken  benutzt,  jetzt  nur  wenig  im  Gebrauch. 

Das  Wasser  ist  krj'stallhell ,  von  einem  säuerlich  -  dintenhaften 
Geschmack,  trübt  sich,  längere  Zeit  der  Einwirkung  der  Luft  ausge- 
setzt; seine  Temperatur  beträgt  8°  R.  bei  17°  R.  der  Atmosphäre. 

Der    chemischen   Analyse    zufolge   gehört   es   zu    der    Klasse   der 
erdigen  Eiscnwasser.     Thorspenken  fand  in  sechzehn  Unzen: 
Chloruntrium         ....         2,666  Gr. 
Schwefelsaure  Kalkerde       .         .        0,444  — 


1029 

Schwefelsaure  Talkerde       .  4,000  Gr, 

Schwefelsaures  Natron  .  .  0,666  — -■- 
Extractivstoff  ....  0,221  — 
Kohlensaure  Talkerde  .         .         2,666  -=■ 

Kohlensaure  Kalkerde  .         .        0,333  — 

Eisenoxydul  ....         0,888  — 

Kieselerde  .        .         .    ,     .        .        0,130  — 

12,014  Gr. 
Kohlensaures  Gas        .        .        .        6,0  Kub.  Z. 
J.  F.  G.  Henning  in:  Hufeland's  Journal  der  prakt.  Heilk. 
Bd.  X.  St.  2.  S.  151.  —  Bd.  XLVI.  St.  4.  S.  48.  —   Bd.  XLV1I.  St. 
1.  S.  119. 

—     —     die  salinische  Eisenquelle  bei  Zerbst.  Leipzig  1818. 


Bemerkeuswerth  im  Herzogthume  Braunschweig  sind: 
Die  M.  quelle  bei  H  elm  städt,   eine  halbe  Stunde  nordöstlich 

von  der  Stadt  Helmstädt;   nahe   bei    derselben   findet   sich    ein  Moor. 

lager  auf  Schichten  von  eisenhaltigem  Sand  und  Thon,  in  den  östlich 

sich    erhebenden    Anhöhen     Steinkohlen    mit    häufig    eingesprengtem 

Schwefelkies. 

Ihr  Wasser  ist  klar,    von    einem  prickelnd -zusammenziehenden 

Geschmack,  bildet  der   Einwirkung  der  Luft  längere   Zeit   ausgesetzt 

einen  ocherartigen  Niederschlag,  und  giebt  in  einer  Minute  1,83  Kub. 

Fufs;  seine  Temperatur  beträgt  9°  R. 

Analysirt  wurde   dasselbe    von   Krüger,   Fabricius,   Hagea 

und  Eichhorn      Sechzehn  Unzen  dieses  M.wassers  enthalten: 


nach  einer  altern 

nach  Eich- 

Analyse : 

horn: 

Chlornatrium 

0,175  Gr. 

0,200  Gr. 

Chlortalcium 

0.350  — 

0,425  — 

Schwefelsaure  TalUerde 

0,075  — 

. 

0,600  — 

Schwefelsaure  Kalkerde 

0,350  — 

0,475  — 

Kohlensaure  Talkcrdo 

0,075  — 

0,075  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

0,225  — 

. 

0,275  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul 

0,050  — 

.   , 

0,050  — 

Extractivstoff 

0,025  — 

0,025  — 

Harz     .... 

0,050  — 

. 

0.075  — 

1,975  Gr 

&200  Gr» 

Kohlensaares  Gas 

6,5  Kub. 

Z. 

5,072  Kub.Z. 

Lichtenstein  empfahl  es  innerlich  gleich  ähnlichen  eruig-sa- 
linischen  Eisenquellen  allein  oder  nach  Umständen  mit  einem  Zusatz 
von  auflösenden  Salzen,  äufserlich  in  Form  von  Wasser-,  Douche-, 
Regen-  und  Qualmbad:  bei  chronischen  Nervenkrankheiten  von  -Seimä- 
che, Hysterie,  Lähmungen,  —  hartnäckigen  Wechselfiebern,  —  Schreim- 
und Blutflüssen  passiver  Art,  —  gichtischen  und  rheumatischen  Lei- 
den mit  grofser  Schwäche  complicirt,  —  Schwäche  der  Verdauungs- 
werkzeuge. 


1030 

Hagen  in  den  Braunschweig.  Anzeigen.  1755.  Nr.  46.  76.  — 
1758.  Nr.  37.  38. 

Krüger,  Gedanken  von  dem  Helmstädtisclien  Gesundbrunnen, 
dessen  Bestandteilen  und  Wirkungen;  nebst  einem  Anhange  merk- 
würdiger Kuren.  Helmstädt  und  Halle  1755. 

L.  Heister,  de  fönte  medicato  prope  Helmstadium  nuper  de- 
tecto  ejusque  salubri  usu.  Heimst.  1755. 

Pli.  C.  Fabricius,  disquisitio  pliysico-chemica  fontis  martialis 
medicati  Helmstadiensis.  Helmstadtii  1756. 

—  —  ad  dubia  circa  analysiu  fontis  martialis  Helmstadiensis 
responsio.  1757. 

Hagen,  gründliche  Beschreibung  des  Helmst'ädtischen  Gesund- 
brunnen, nebst  einem  Unterrichte,  wie  derselbe  zu  gebrauchen.  Halle 
1756. 

—  —  Vcrzeichuifs  der  Personen ,  welche  im  Jahre  1757  durch 
den  Gesundbrunnen  hergestellt  worden. 

Krüger,  Fortsetzung  der  Nachrichten  von  den  vortrefflichen 
Wirkungen  des  Helmstädtischen  Gesundbrunnens.  Helmstädt  1757. 

Gedanken  von  den  vortrefflichen  Wirkungen  des  Helmstädtisclien 
mineralischen  Gesundbrunnens. 

Lange  in:  Braunschw.  Anzeig.  1760.  Nr.  40. 

Lieh  t  e  ns  t  ein  in:  Braunschw.  Anzeig.  1768.  Nr.  42. 

Braunschweigisches  Magazin.  1815.  Nr.  18.  19. 

G.  J.  A.  Lichtenstein,  über  den  Gesundbrunnen  und  das  Bad 
bei  Helmstädt.  Helmstädt  1818. 

Die  M. quelle  bei  Oelber  oder  Oelper,  im  Distrikte  Wol- 
fenbüttel,  eine  kalte  Eisenquelle. 

J.  G.  Kuntzen's  gründliche  Untersuchung  des  Oelberschcn  Ge- 
sundbrunnens und  Bades.  Hannover  17L2S. 

Von  den  Soolquellen  des  Herzogthums  Braunschweig  sind  zu 
erwähnen  die  Salinen  von  Julius  Hall,  am  Fufse  des  Harzes,  zwi- 
schen Ilsenburg  und  Goslar,  —  Schöningen  unfern  Helmstädt, 
am  Fufse  des  Elm,  —  Salzdahlum,  zwei  Stunden  nordöstlich  von 
Braunschweig;  —  unbenutzte  Salzquellen  zu  Barndorf,  eine  Stunde 
südlich  von  Schöppenstädt. 

Teutschland  geogn.  geolog.  dargestellt  von  Chr.  Keferstein. 
Bd.  II.  St.  3.  S.  484. 


Nur  namentlich  zu  erwähnen  ist  im  Oldenburgischen  der  Brunnen 
zu  A  tens,  in  welchem  nach  C.  Hans  mann  Jod  und  Brom  vor- 
kommen soll. 

Archiv  der  l'hurmucic  von  Brandes  u.  \V  a  c  k  c  uro  d  er.  1840. 
Mai.  S.  211. 


XIII. 

Die  Heilquellen  der  Grofsherzogl.  Mecklen- 
burgischen Länder  und  des  Herzogthums 
Holstein. 


JLJie  Diluvial-  und  Alluvialformation  ist  die  vorwaltende 
in  den  genannten  Ländern.  Flach,  reich  an  Seen,  Mooren 
und  Brüchen,  theilweise  durch  Dämme  gegen  die  See  ge- 
schützt, werden  sie  von  Höhenzügen  durchschnitten,  wel- 
che sich  nur  bis  zu  einer  sehr  mäfsigen  Höhe  erheben  und 
von  welchen  zwei  besonders  bemerkenswert!!,  —  der  über 
Schwerin,  Goldberg,  Strelitz  und  Waldeck  sich  erstreckende 
Mecklenburgische  Höhenzug  und  der  Holsteini- 
sche, welcher  von  Meldorf  über  Bramstedt  nach  Oldes- 
lohe  sich  ausbreitet. 

In  diesen  bald  hügelig,  bald  mehr  wellenförmig  sich 
abflachenden  Uferstaaten  erreichen  nur  wenige  Punkte  die 
Höhe  von  mehreren  hundert  Fufs.  Nach  der  Bestimmung 
von  Seydewitz  erheben  die  Schlemminer  Berge  sich  bis 
zu  495  F.,  die  Berge  bei  Dietrichshagen  bis  zu  485  F.,  — 
Plau  liegt  322  F.,  Strelitz  232  F.,  der  See  bei  Müritz  216 
F.,  bei  Schwerin  118  F.,  bei  Malchin  und  Cummerow  kaum 
36  F.  über  dem  Meere  erhaben. 

In  geognostischer  Hinsicht  sind  bemerkenswerth  Lager 
von  Gyps,  theilweise  vorkommende  Kreide,  Mergel,  Thon, 
Sand  und  zahlreiche  Trümmer  von  primären  und  älteren 
sekundären  Gebirgsarten  in  Form  von  Gerollen  und  Ge- 
schieben. 

Wichtig  für  die  diesen  Länflern  eigenthümlicheu  M. quel- 
len sind  bedeutende  Braunkohlenlager  und  Flötze  von  Stein- 
salz, —  in  Mecklenburg  namentlich  bei  Sülz,  —  in  Hol- 
stein bei  Oldeslohe. 


1034 

Die  M. quellen  von  Mecklenburg  und  Holstein  sind 
kalt,  enthalten  nur  wenig  freie  Kohlensäure  und  gehören 
zu  der  Klasse  der  erdig-salinischen  Schwefel-  und  Eisen- 
quellen oder  zu  der  der  Kochsalzwasser. 

Ueber  die  M.quellen  bei  Bramstcdt  und  über  einige  andere  M.- 
quellen  im  Holsteinischen  von  Dr.  C.  H.  Pf  äff.  Altona  1810. 

Teutschland  geogu.  geol.  dargestellt  von  Chr.  Keferstein.  Bd. 
II.  St.  3.  S  296.  297.  —  Bd.  III.  St.  2.  S.  180.  181.  —  Bd.  V.  St.  2. 
S.  225.  —  Bd.  VI.  St.  1.  S.  53. 

W  ilb  ran  dt  in:  Mecklenb.  Schwerin.  Abendblatt.    1826.   Nr.  384. 

Wie  ist  der  Grund  und  Boden  Mecklenburgs  geschichtet  und  ent- 
standen? —  Von  Brückner. 

Brückner  in:  Mecklenburg.  Schwerin.  Abendblatt.  Jahrg.  1S27. 
Nr.  446.  447. 

Steffens  in:  Leonhard's  Zeitschrift  für  Mineralogie.  Jahr- 
gang 1827.  Nr.  11  u.  12. 

Forchhainmer  in:  Leonhard's  Zeitschrift  für  Mineralogie. 
Jahrg.  1829.  St.  1. 

Chemische  Untersuchungen  der  Soolquellen  bei  Sülz,  von  Dr. 
Hclmuth  von  Blücher.  Mit  einer  lithogr.  Ansicht  und  Karte. 
Berlin  1829.  S.  1. 

C.  A.  Tott  in:  Allgem.  Med.  Zeitung  auf  das  J.  1835,  herausg. 
von  C.  Pabst.  Altenburg  1835.  April.  —  1837.  Nr.  86. 


Zu  erwähnen  in  dem  Grofsh.  Mecklenburg  sind  folgende: 

Die  M.  quelle  zu  Go  Idberg in  dem  Gr.  Meckl.  Schwerin,  eine 
erdig-salinische  Eisenquelle,  welche  1816  entdeckt  und  gefal'st,  von 
Kycbenthal  und  Krüger  analysirt,  in  Form  von  Bädern  benutzt 
wird.  Ausser  Einrichtungen  zu  Wannenbädern,  finden  sich  auch  Ap- 
parate zu  Douche-,  Regen-  und  Dampfbädern.  Sechzehn  Unzen  der- 
selben enthalten : 


nach  Kycbenthal: 

nach   Krüger: 

Chlornatriuni 

4,620  Gr.      . 

4,795  Gr. 

Chlortalcium 

0,300  — 

0,722  — 

Clilorcalcium 

2,230  — 

2,312  — 

Kohlensaure  Talkerde 

0,625  — 

0,630  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

4,950  — 

5,115  — 

Kohlensaures  Eisenox) 

dul          1,100  — 

0,771  — 

Kieselerde    .        .         . 

0,200  — 

0,210  — 

Harz    .... 

0,200  — 

0,210  - 

Extractivstoff 

0,600  — 

0,056  — 

14,825  Gr. 

14,821  Gr. 

Kohlensaures  Gas 

13,400  Kub.Z. 

10,511  Kub.Z. 

1035 

Die  Zahl  der  Kurgäste  betrug  im  Jahr  1818  :  200. 

Borne  mann  rühmt  die  M.q.  bei  eingewurzelten,  hartnäckigen 
gichtischen  Leiden,  Krankheiten  des  Unterleibes  von  Schwäche,  unre- 
gelmäfsiger  Blutcirculation,  Molimina  Haemorrhoidum ,  passiven  Blut- 
flüssen, besonders  des  Uterinsystems,  chronischen  Nervenkrankheiten 
eretbischcr  Art,  chronischen  Klicumatismen. 

Annalen  des  Gesundbrunnens  zu  Goldberg  von  Bornemann. 
Hamburg.  1.  Heft  181 8.  -  1819. 

W.  Krüger' s  Beschreibung  der  Stahlquelle  zu  Goldberg  nebst 
einem  Vorworte  des  Geh.  Med.  Raths  Vogel.  Rostock  1818. 

Boruemanu  in:  Pierers  Allgem.  med.  Annalen.  1819.  Jul. 
S.  933.       _ 

Bornemann  in:  Hufeland's  Journ.  d.  pr.  Heilk.  Bd.  LIV. 
St.  4.  S.  111. 


Die  So olguellen  bei  Sülz  im  Gr.  Meckl.  Schwerin,  —  als 
Saline  und  gegenwärtig  auch  als  Soolbad  benutzt,  und  zu  diesem 
Ende  mit  einem,  unfern  der  Saline  befindlichen  Badehaus  versehen. 

H.  von  Blücher  unterscheidet  in  seiner  Monographie  folgende 
M. quellen:  1.  Den  Salzbrunnen  Nr.  1.  oder  den  alten  Brunnen. 
Seine  Temperatur  beträgt  9,5°  R.,  seine  spec.  Schwere  0,0015,  seine 
Ergiebigkeit  144  Kub.  Fufs  in  einer  Stunde;  —  2.  den  Salzbrun- 
nen Nr.  .2.  oder  den  Ludwigsbrunneu.  Sein  spec.  Gewicht  ist 
1,0408,  seine  Ergiebigkeit  soll  334  Kub.  F.  in  einer  Stunde  betragen; 
—  3.  den  Salzbrunnen  Nr.  8.  oder  den  Reck  enit  zbrunnen. 

Der  chemischen  Anatyse  zufolge  enthalten  nach  H.  von  Blü- 
cher in  sechzehn  Unzen: 


1.     Der  alte 

2 

Der  Ludwigs 

Brunnen : 

brunneu : 

Chlornatrium 

342,331  Gr. 

336,138  Gr. 

Chlorkalium 

0,430  — 

0,468  — 

Chlorcalcium        .        ^ 

33,147  — 

38,584  — 

Chlortalcium 

22,310  — 

24,177  — 

Schwefelsaure  Kalkerde 

7,795  — 

Schwefelsaure  Talkerde 

•        •        ... 

6,067  — 

Kohlensaure   Kalkerde 

0,330  — 

0,392  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul 

0,553  — 

0,376  — 

Kieselerde    . 

0,046  — 

0,031  — 

406,942  Gr. 

406,233  Gr. 

3.  Der  R 

eckenitzbruunen : 

Chlornatrium 

.    3 

63,011 

Gr. 

Chlorkalium  . 

. 

0,476 



Chlortalcium 

20,160 



Schwefelsaure  Ka 

kerde 

7,795 

_ 

Chlorcalcium 

• 

32,2S 

7 

— 

1036 


Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaures  Eisenoxydul 
Kieselerde 


0,392  Gr. 

0,369  -» 
0,023  — 


424,513  Gr. 

Kästner'»  Archiv.  Bd.  XVIII.  St.  3.  S.  271. 
Chemische  Untersuchung  der  Soolquelleu  hei  Sülz  von  Dr.  Hei- 
ni uth  von  Blücher    1S29. 

C.  A.  Tott  in:  Allgem.  Med.  Zeitung.  1837.  Nr.  86. 

Der  Gesundbrunnen  bei  Parchim  au  der  Eide  im  Gr. 
Meckl.  Schwerin,  ein  erdig-salinisches  Eisenwasser,  entspringt  im  so- 
genannten Sonnenberge,  einem  Walde  von  beträchtlichem  Umfang, 
ist  klar,  farblos,  von  eisenhaft -zusammenziehendem  Geschmacke,  he- 
patischem Gerüche;  seine  Temperatur  beträgt  9°  R.  bei  16°  R.  der 
Atmosphäre,  sein  spec.  Gewicht  1,0002004. 

Analysirt  wurde  das  versendete M.wasser  von  Krüger  und  Gri- 
schow.     Ein  Pfund  desselben  enthält: 


nach  Krüger: 

nach  Grischo 

Kohlensaures  Eisenoxydul 

0,383528  Gr. 

0,13083  Gr. 

Kohlensaure  Kalkerde       , 

0,505260  — 

0,00833  — 

Kohlensaure  Talkerde 

0,004380  — 

Chlortalcium      .... 

0,193750  — 

0,04000  — 

Chlorkalium  mit  Chlornatrium 

0.118750  — 

0,17416  — 

Schwefelsaure  Talkerde  (in  l<rj 

- 

stallisirtem  Zustande)    . 

0,121689  — 

Sclnvefelsaures  Kali 

. 

0,05416  — 

Schwefelsaure  Kalkerde  . 

0,156250  — 

0,61666  — 

Harzigen  Stoff 

0,00666  — 

Extractivstoff 

0,031500  — 

O,0S4i6  — 

Schwerlöslichen  Extractivstoff 

. 

0,01250  — 

Kieselerde          .... 

0,200000  — 

•        . 

Sandigen  Rückstand 

0,16250  — 

1,715107  Gr. 

1,28996  Gr. 

Sauerstoffgas     .... 

0,05140  Kub.Z. 

Stickgas     .                 .         . 

0,68632    - 

Salpeterstoffgas 

. 

0,56  Kub.  Z. 

Kolilenstoffsaures  Gas     . 

1,75046    — 

1,84    — 

2,48818  Kub.Z. 

2,40  Kub.  Z. 

Ausser  einem  Badehause  mit  den  nöthigen  Einrichtungen  besitzt 
»1:im  Etablissement  ein  Logirhaus. 

Empfohlen  wurde  die  M. quelle  als  Bad  in  den  Fällen,  iu  welchen 
erdig-salinische,  an  kohlensaurem  Ga.s  arme  Eisenquellen  indicirt  sind, 
und  von  Uterhart  namentlich  gerühmt  bei  grofser  Schwäche,  begin- 
nender   Paralyse,    Krankheiten    des    Magens    und    Darmkanals    von 


1037 

Schwäche,  grofser  Erschlaffung   der  äufseru  Haut,   chronischen  Haut- 
ausschlägen, Gicht  und  Rheumatismen. 

Beschreibung  des  Gesundbrunnens  bei  Parchim  von  Dr,  C.  Uter- 
hart. Parchim  1824. 

Die  M. quelle  bei  StavenJiagen  im  Grofsh.  Meck.  Schwerin, 
eine  alkalisch-eidige  Eisenquelle.  Ihr  M.wasser  ist  klar,  von  einem 
zusammenziehenden  Geschmacke,  einem  geringen,  bald  verschwin- 
denden hepatischen  Gerüche;  an  der  Luft  wird  es  trübe  und  bildet 
einen  hellgelben  Niederschlag.  Seine  Temperatur  beträgt  6,7°  R.} 
sein  spec.  Gewicht  1,00684.  Nach  Grischow's  Anah'se  enthalten 
sechzehn  Unzen : 


Kohlensaures  Natron   . 

3.660  Gr. 

Chlorcalcium 

3,125  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

1,096  — 

Kohlensaure  Talkerde 

0,973  — 

Extractivstoffsaures  Kali     . 

0,811  — 

Kohlensaures  Kali 

0,867  — 

Schwefelsaure  Talkcrde 

0,534  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul   . 

0,454  — 

Kieselsaure  Kalkerde 

0,435  — 

Extractivstoff 

0,075  — 

Thonerde       .... 

0,020  — 

12,050  Gr. 

Kohlensaures  Gas 

2,48  Kub.Z. 

Schwefel  wasserstoffgas 

0,07     — 

Stickstoffgas         . 

1,52    — 

4,07  Kub.Z. 

igger's  Journ.  Bd.  XXVII    S 

t.  3.  S.  266. 

Ueber    die    M.quelle    bei    Doberan    ven 
heran. 


I.    das    Seebad    bei    I)o- 


Von  den  M. quellen   Holstein's  gedenke  ich  folgender: 

Die  M.quelle  bei  Br  am  sie  dt  im  Herzogthum  Holstein,  schon 
nach  den  Mittheilungen  von  Pf  äff  im  Jahre  1681  als  heilkräftig 
erprobt,  doch  lange  vergessen  und  erst  in  der  neuem  Zeit  wieder 
empfohlen. 

Man  unterscheidet  drei  M.quellen :  1.  Die  Schwefelquelle 
oder  den  Gesundbrunnen,  ein  alkalisch-erdiges  Eisenwasser,  des- 
sen spec.  Gewicht  1,00074  beträgt;  —  2.  die  Stahl  quelle,  ein  al- 
kalisch-erdiges Eisenwasser,  von  1,0015  spec.  Gewicht;  —  3.  die 
Salzquelle,  eine  eisenhaltige  Kochsalzquelle,  von  1,006  spec.  Ge- 
wi cht. 


1038 


Chemisch  anatysirt  wurden  sie  von  Suersen  und  Pf  äff.  Nach 


Pfaff's  Analyse  enthält  in  sechzehn  Unzen: 

1. 

Die  Schwefelquelle : 

2.  Die  Stahlquelle: 

Schwefelsaures  Natron 

0,250  Gr.      . 

•         •         •    . 

Chlornatrium. 

1,500  — 

0,200  Gr. 

Chlorcalcium 

0,100  — 

0,100  — 

Kohlensaures  Natron  . 

Spuren 

0,040  — 

Kohlensaure  Talkerde 

0,140  — 

0,150  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

Spuren      •    . 

0,140  — 

Kohlensaures  Eiseuoxydul 

0,060  — 

0,320  — 

Extractivstoff 

0,700  —       , 

0,100  — 

Harz     .... 

0,100  — 

.    . 

2,850  Gr. 

1,050  Gr. 

Kohlensaures  Gas       ,       '. 

0,250  Kub.  Z. 

:.      .0,275  Kub.  Z 

31,000  Gr. 

1,220  - 

0,125  — 

0,550  — 

0,850  — 

0,013  — 

Spuren 

33,758  Gr. 

0,300  Kub.  Z 

3.    Die  Salzquelle 

Chlornatrium 
Chlortalcium 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaures  Eisenoxydul 
Harz      .... 


Kohlensaures  Gas 

N.  F.  W.  Praetorius  und  C.  J.  Schli  ch  ting  in  :  Beilage  zum 
Schleswig-Holsteinischen  Anzeiger.  1761.  St.  34. 

Der  Arzt  von  Unzer.  1761.  St.  5.  S.  353.  St.  6.  S.  49. 

Eimbke  in:  Hamburger  Adrefs-Comtoir- Nachrichten.  1809. 
St.  64. 

J.  IT.  Spalkhawer  in:  Gemeinnützige  Unterhaltuugsblätter. 
Jahrg.  1809. 

Carsten's  Bemerkungen  über  die  M.quelleu  zu  Bramstedt.  Al- 
tona  1810. 

C.  H.  Pfaff,  über  die  M.quellen  zu  Bramstedt.  Altona  1S10. 

Die  M.quellen  bei  Bramstedt  von  F.  J.  Suersen    Hamb.  1810. 


Die  M.quellen  zu  O  /de  s  lohe.  Als  Heilquellen  werden  be- 
nutzt die  Soolc  der  Saline  und  eine  erdig  -salinische  Schwefelquelle 
in  Form  von  Salz-  und  Schwefelbädern.  Ausser  Einrichtungen  zu 
Wannenbädern  in  der  Badeanstalt  und  zu  kalten  Bädern  in  dem  Salz- 
teiebe,  linden  Kurgäste  gute  Wohnungen  in  dein  freundlich  gelegenen 
Logirhaase.  Der  Bekanntmachung  der  Badedircctiou  zufolge  beginnt 
die  Badezeit  Mitte  Juni.    Badearzt  ist  Hr.  Dr.  Lorentzen. 


1039 


G.  Eimbke,  spec.  inaugural.  sist.  analysin  chemicam  fontium 
muriaticorum  Oldesloensium.  Kilonii  1794. 

Hagelstein's  Bemerkungen  über  das  Baden  in  Beziehung  auf 
die  Salz-  und  Schwefelbäder  zu  Oldeslohe  1816. 

Teutschland  geogn.  geolog.  dargestellt  von  Chr.  Keferstein. 
Bd.  II.  St.  3.  S.  297. 

Die  Oldcsloer  Salz-  und  Schwefelbäder  mit  dem  neu  erbauten 
Logirhause  im  Jahre  1823,  von  F.  A.  Lorentzen.  Lübeck  1S23. 

Die  M. quelle  bei  Ottensen,  nur  einige  tausend  Schritte  von 
der  Elbe  entfernt,  eine  erdig-salinische  Eisenquelle,  welche  vom  Prof. 
Resener  entdeckt,  und  von  Schmeifser  chemisch  untersucht 
wurde.     Nach  Schmeifser  enthalten  sechzehn  Unzen: 


Schwefelsaures  Natron 

1,60  Gr. 

Chlornatrium  .... 

0,60  — 

Kohlensaures  Natron 

1,20  — 

Kohlensaure  Talkerde  .         < 

0,20  — 

Kohlensaure  Kalkerde  . 

2,80  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul    . 

0,55  — 

Thonerde        .... 

0,05  — 

Harz  und  Extractivstoff 

0,07  — 

7,07  Gr. 

Kohlensaures  Gas  . 

.      0,125  Kuh.  Z. 

C.  H.  Pf  äff,  über  die  M.quelle  bei  Bramstedt.  S.  50. 

Die  M.quelle  zu  N eumünster ,  ein  schwaches  Eisen wasser, 
enthält  nach  Pf  äff  in  sechzehn  Unzen: 

Kohlensaure  Kalkerde  .        .        .        0,90  Gr. 
Koklensaure  Talkerde  .        .         .        0,10  — 

Chlorcalcium 0,65  — 

Chlornatrium  ....        0,25  — 

Chlortalcium  und  Extractivstoff  .  0,15  — 
Schwefelsaure  Kalkerde  .  .  0,20  — 
Harzstoff       .         .        .  ,      .        .        0,05  — 

Kieselerde 0,20  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul     .        .        0,03  — 

2,53  Gr. 

Ueber  die  M.quelle  bei  Bramstedt  von  Pf  äff.  S.  64. 

Die  Warmstorfer  M. quellen  bei  Neumünster,  mehrere 
schwache  M.quellen ,  schon  17S9  entdeckt,  früher  von  einem  grofsen, 
aber  schnell  vorübergehenden  Rufe. 

C.  H.  Pf  äff  a.  a.  O.  S.  58. 

Die  M.quelle  auf  dem  Gute  We  Hing  sbüttcl  enthält  nach 
Suefsen's  Analyse  kohlensaures  Eisenoxydul,  kohlensaure  Kalkerde, 
Chlornatrium  und  Pflanzenfaser. 

Pfaff  a.  a.  O.  S.  64. 


1040 

Die  M. quelle  bei  Brodlum  im  Amte  Bredstedt,  als  Wunder- 
quell  gepriesen,  nach  Friedlich' s  Analyse  ohne  allen  minerali- 
schen^ ehalt. 

Pf  äff  a.  a.  0.  S.  65. 

Ausser  diesen  giebt  es  andere  eisenhaltige  M.quellcn  im  Holsteini- 
schen und  Schlefswigschen,  namentlich  auf  den  Gütern  Helmsdorf, 
Wind  eh  y  u.  a.,  welche  aber,  unbedeutend  hinsichtlich  ihres  Gehal- 
tes, nicht  im  Gebrauch  sind. 


XIV. 

Die  teutschen  Seebäder  der  Nord-  und 
Ostsee. 


II.  Theil.  Uuu 


JLJem  unsterblichen  Lichtenberg  gebührt  das  Verdienst, 
auf  die  Wichtigkeit  und  Notwendigkeit  von  Etablissements 
zu  Seebädern  für  Teutschland  zuerst  aufmerksam  gemacht 
zu  haben.  Er  versicherte,  „ seinem  Aufenthalt  in  dem  See- 
bade zu  Margate  die  gesündesten  Tage  verdankt  zu  ha- 
ben," und  schlug  schon  im  J.  1793  zu  ähnlichen  Etablisse- 
ments Cuxhaven  und  Neuwerk  vor.  Woltmann  versuchte 
dagegen  aus  der  Lokalität  der  genannten  Orte  die  Schwie- 
rigkeiten darzuthun,  welche  der  Ausführung  dieses  Vor- 
schlages entgegenstünden,  und  empfahl  hierzu  statt  der 
Küsten  der  Nordsee  die  der  Ostsee,  —  und  so  wurde 
unter  dem  Schutze  des  Grofsherzogs  von  Mecklenburg- 
Schwerin  und  durch  die  rastlose  Thätigkeit  des  hochver- 
dienten Hrn.  Geh.  Raths  Vogel  zu  Doberan  im  Jahr  1794 
das  erste  teutsche  Seebad  in  der  Ostsee  gegründet,  —  in 
der  Nordsee  zu  Norderney  im  J.  1801  und  fast  gleichzeitig 
ein  zweites  Seebad  in  der  Ostsee ,  das  zu  Travemünde, 
welchem  bald  andere  nachfolgten. 

Ueber  die  Wirkung  und  Anwendung  der  Seebäder  im 
Allgemeinen  verweise  ich  auf  das  schon  früher  hierüber 
Bemerkte  (Th.  I.  S.  262—266.  301.  Zweit.  Aufl.  S.  278— 
285.  324.),  und  erlaube  mir  nur  über  die  Eigentümlichkei- 
ten und  die  Benutzung  der  teutschen  Seebäder  der  Nord- 
und  Ostsee  folgende  Bemerkungen.  — 

Schon  im  Allgemeinen  bietet  die  Lage  beider  Meere 
eine  grofse  Verschiedenheit  dar. 

Üuu2 


1044 

Die  Ostsee,  das  Baltische  Meer,  von  einem  Umfang  von  7000 
□  Meilen,  mit  Einschlufs  des  Finniscben  und  Botanischen  Meerbusens, 
190  bis  200  teutscbe  Meilen  in  der  Länge,  24  bis  48  Meilen  in  der 
Breite,  begränzt  von  den  Küsten  Teutschlands,  Dänemarks,  Kurlands, 
Lievlands,  Finnlands  und  Schwedens,  bildet  eigentlich  nur  einen  gro- 
fsen  Meerbusen,  in  welchen  sich  vierzig  bedeutende  Ströme  ergiefseu 
und  welcher  durch  den  Sund  und  die  Belte  mit  der  Nordsee  zusam- 
menhängt. 

Die  Nordsee  ist  dagegen  ungleich  tiefer  als  die  Ostsee.  In  erste- 
rer  findet  das  Senkblei  erst  in  einer  Tiefe  von  120  bis  130  Faden 
Grund,  in  der  letztern  in  einer  Tiefe  von  2  bis  20  Faden.  An  den 
meisten  Orten  beträgt  die  Tiefe  der  Ostsee  nur  50,  an  zwei  Stellen 
in  der  Mitte  jedoch  110  und  115  Faden.  Auf  ihrem  Grunde  finden 
sich  viele  Riffe  und  Felsenklippen.  Die  Nordsee  ist  in  ihrer  mittle- 
ren Höhe  wenigstens  um  8  Fufs  niedriger,  als  die  Ostsee. 

Die  Küsten  beider  sind  flach,  saudig,  —  theilweise,  besonders  an 
den  Küsten  der  Ostsee,  finden  sich  Felsblöcke  (Rollsteine)  aus  Gra- 
nit und  Porphyr,  —  an  den  Küsten  von  Preulsen  und  Kurland 
Bernstein. 

Um  die  medicinischen  Vortheile  der  Seebäder  der  Nord- 
und  Ostsee  nach  Verdienst  zu  würdigen,  und  mit  Erfolg 
ihre  karakteristischen  Eigenthümlichkeiten  zu  benutzen, 
scheint  folgendes  besonders  beachtenswerth : 

1.  Die  Lage  der  einzelnen  Seebäder,  —  an 
der  Küste  oder  auf  Inseln,  in  vor  Stürmen  geschützten 
Buchten  oder  an  Orten,  wo  sie  rauhen  Winden  besonders 
ausgesetzt  sind,  und  ihre  dadurch  bedingten  klimatischen 
Verhältnisse. 

2.  Die  reizend-belebende  Wirkung  der  See- 
luft, —  von  welcher  bereits  gesprochen  worden  (Vgl.  Th. 
I.  S.  211.  Zweite  Aufl.  S.  222).  Bei  den  Seebädern  der 
Nord-  und  Ostsee  ist  besonders  ferner  noch  aufmerksam 
zu  machen  auf  die  Verschiedenheit,  welche  statt  findet 
zwischen  der  Seeluft  der  Küste  und  der  ungleich  reizen- 
dem Qualität  der  Seeluft  auf,  von  der  Küste  entfernt  ge- 
legenen Inseln,  wie  z.  B.  Helgoland. 

3.  Das  S  e  e  w  a  s  s  c  r  selbst.  Wir  haben  hier  zu 
unterscheiden : 

a.  Die  Temperatur  und  das  spec.  Gewicht  des  See- 
wassers.    Nach  W.  von  Halem  beträgt  das  der  Nordsee 


1045 

1,0026,  nach  Li  nk  das  der  Ostsee  L0128,  So  abhängig  die 
Temperatur  des  Seewassers  von  der  Atmosphäre,  Stürmen 
und  Fluthen,  und  endlieh  auch  von  den  Eigenthümlichkeiten 
der  Lage  ist,  so  scheint  die  Temperatur  der  Nord-  und  Ost- 
see doch  immer  ein  gewisses  Verhältnifs  zu  beobachten. 
Gleich  anderm  Wasser  wird  das  Meerwasser  langsamer 
erwärmt,  als  die  Luft,  behält  aber  auch  deshalb  länger 
seine  Wärme. 

Nach  Vogel  betrug  im  Juni  1S30  die  Temperatur  des  Seewassers 
bei  Doberan  4°  mehr,  als  die  der  atmosphärischen  Luft.  In  dem  Kie- 
ler Seebade  fand  Pf  äff  als  mittlere  Temperatur  im  Juni  15,5°  R., 
im  Juli  14,75°  R,  im  August  16,0°  R. ,  —  nach  Safs  schwankt  zu 
Travemünde  in  den  Sommermonaten  die  Temperatur  der  See  zwischeu 
10  und  19°  R. 

Die  Mittelwärme  der  Ostsee  im  Sommer  beträgt  zwischen  13,33 
und  16°  R. ;  bei  Kopenhagen  beobachtet  man  oft  17,5  bis  19°  R.,  im 
Kategat  aber,  wo  das  Nordseewasser  eindringt,  gleichzeitig  nur  13°  R. 
Im  August  1834  fand  A.  von  Humboldt  die  Ostsee  bei  Swinemünde 
über  18,5°  R.,  gegenüber  bei  Treptow  nur  etwas  über  16°  R.,  östlich 
der  Landzunge  von  Heia  über  17,5°  R. ,  am  frischen  Haff  noch  über 
17°  R.  —  Die  mittlere  Temperatur  der  Nordsee  beträgt  während  der 
Badezeit  14—15°  R. 

b.  Die  geringere  oder  stärkere  Bewegung  der  See,  die 
Ebbe  und  Fluth  und  den  Wellenschlag.  Man  hat  ihm 
mit  Recht  eine  besonders  stärkende,  belebende  Wirkung 
beim  Gebrauch  der  Seebäder  zugeschrieben.  Sehr  bedeu- 
tend und  wichtig  ist  die  Ebbe  und  Fluth  und  der  starke 
Wellenschlag  in  der  Nordsee,  —  geringer  dagegen  in  der 
Ostsee. 

Der  Wellenschlag  ist  eine  pendelartige  oder  halbrunde,  theils 
selbständige,  theils  vom  Winde  erregte  Bewegung  des  Meerwassers, 
deren  Ursache  noch  keinesweges  hinlänglich  erklärt  worden  ist.  Die 
einfachen  Wellen  sind  selten  über  6  Fufs  hoch;  treffen  aber,  bei  sich 
durchkreuzenden  Winden,  mehrere  Wellen  gegen  einander,  so  thür- 
men  sie  sich  oft  zu  einer  zehnfach  gröfsern  Höhe  auf.  Die  Bewe- 
gung der  Wellen  beim  Wellenschlage  erstreckt  sich  zwar  nach  Aus- 
sage der  Taucher  nicht  über  15  Faden,  im  gröfsten  Sturme  nicht 
über  90;  iudefs  geht  aus  Bremontiers  und  den  Beobachtungen  der 
Gebrüder  Weber  hervor,  dafs  die  Wirkung  des  Druckes  der  Wel- 
len und  des  Windes,  welchem  Letztere  die  Ursache  der  Wellen  zu- 
schreiben, sich  nicht  nur  bis  auf  den  Grund  des  Meeres  erstrecken, 
sondern  auch  eine  beträchtliche  Veränderung  des  Bodens  auf  demsel- 


1046 

ben  bewirken  könne.  Ausserdem  bangt  die  Gestalt  der  Wellen  von 
dem  Umfange  des  Meeres  ab  und  sie  sind  desbalb  bei  eingeschlosse- 
nen Meeren,  wie  in  der  Ostsee,  kleiner  und  kürzer,  auf  dem  Ocean 
und  der  Nordsee  anhaltender,  länger  und  stärker  In  der  Ostsee  erhe- 
ben sich  die  Wellen  nicht  so  hoch  als  in  der  Nordsee ,  sie  fallen 
kürzer  und  folgen  schneller  auf  einander.  Ihr  Brausen  ist  daher  bei 
stillem  Wetter  viel  schwächer  als  in  andern  Meeren.  Kleiner  und 
nicht  steigend  und  fallend,  sagt  Dr.  H.  F.  Borghoff,  wallen  in  der 
Regel  die  bläulichen  Wellen  der  Ostsee,  während  die  mehr  grünen 
"Wogen  der  Nordsee,  vorzüglich  bei  kommender  Fluth,  stärker  heran- 
wallen. —  Die  Ebbe  und  Fluth  ist  ebenfalls  in  eingeschlosse- 
nen Meeren,  wie  in  der  Ostsee,  weniger  stark,  während  sie  in 
der  Nordsee  bedeutend  ist.  Die  Bewegung  des  Meeres  ist  bei  der 
Fluth  an  und  für  sich  bedeutender  und  auch  der  Wellenschlag  stär- 
ker. Mit  ihr  ändert  sich  Vieles:  die  schlechte  Witterung  bessert  sich, 
der  Wind  erhebt  und  dreht  sich  und  die  Atmosphäre  ist  belebender, 
erquickender  und  reizender,  das  Wasser  ist  reicher  an  mineralischen 
Bestandtheilen,  die  elektrischen  Strömungen  werden  um  diese  Zeit 
besonders  entwickelt,  Brandung  und  Wogenschlag  heftiger.  Zur  Zeit 
der  Ebbe  findet  dies  Alles  gar  nicht  oder  nur  in  geringerem  Grade 
statt  und  die  alsdann  genommenen  Bäder  besitzen  daher  auch  eine 
weit  weniger  stärkend  belebende  Wirkung.  — 

c.  Das  qualitative  und  quantitative  Verhält- 
nifsderBestandtheile  des  Seewassers.  DieHaupt- 
bestandtheile  des  Seewassers  sind:  Chlornatrium,  nächst 
diesem  Chlortalciuin ,  Chlorcalcium ,  schwefelsaures  Na- 
tron, schwefelsaure  Kalk-  und  Talkerde,  —  an  diese  schlie- 
fsen  sich  in  untergeordnetem  Mengen- Verhältnifs  schwefel- 
saures Kali,  Harz,  Extractivstoff  und  die  von  Einigen  auf- 
gefundene Jodine  und  Brom. 

Ueber  den  Gehalt  an  Kochsalz,  bekanntlich  dem  Hauptbestand- 
teil des  Seewassers,  in  dem  Wasser  der  verschiedenen  Meere  ist 
bereits  schon  früher  gesprochen  worden.  (Vgl.  Th.  I.  S.  83.  Zweite 
Aufl.  S.  87). 

Im  Allgemeinen  ist  der  Salzgehalt  des  Seewassers  abhängig  von 
der  Richtung  der  Winde,  von  der  Fluth ,  von  der  Nähe  von  Flüssen, 
und  dem  dadurch  bewirkten  stärkern  Zuflufs  von  süfsem  Wasser. 
Denn  wenn  auch  das  in  das  Meer  sich  ergiefsende  Wasser  der  letz- 
tern oft  längere  Zeit  vorher,  ehe  es  in  die  See  ergossen  wird,  schon 
mit  den  Salzen  der  See  penetrirt  ist,  so  findet  doch  gleichwohl  im- 
mer hierbei  eine  dem  Wasserreichthum  dieser  Flüsse  entsprechende, 
bald  gröfsere,  bald   kleinere  Verdünnung  statt. 

In  den  heifsen  Klimatcn,   wo  täglich  so  viel  Wasser 

durch  die  Hitze  verdunstet ,  ist  das  Seewasser   am  reich- 


1047 

sten  an  Salz.  Unter  der  Linie  enthält  das  Seewasser  in 
einem  Pfunde  mehrere  Unzen  Seesalz,  —  in  L000  Theilen 
Wasser  das  Mittelländische  Meer  410  Th.  Salz,  der  At- 
lantische Ocean  3S0  Th. ,  —  nach  der  gewöhnlichen  An- 
nahme in  einem  Pfund  Wasser  die  Nordsee  ein  Loth,  die 
Ostsee  ein  halbes  Loth,  —  doch  linden  hier  nach  Verschie- 
denheit der  Lage  folgende  Abweichungen  statt : 

Nach  Blüh  in  unterscheiden  sich  die  Nordsee-  von 
den  Ostseebädern  durch  einen  fast  doppelten  Salzgehalt. 
Nach  Chemnitz  enthält  das  am  Badeplatze  zu  Wange- 
roge  bei  Nordostwind  und  ankommender  Fluth  geschöpfte 
Wasser  in  100  Unzen:  1680  Gr.,  das  Ostseewasser  dagegen 
nur  1050  Gr.  Salzgehalt. 

Nach  Pfaffs  Bestimmung  enthält  in  sechzehn  Unzen 
an  festen  Bestandtheilen : 

Das  Seewasser  bei  Föhr  in  der  Nordsee  .        .  .  266,66  Gr. 

—  —  —  Norderney   in  der  Nordsee  .  249,60  — 

—  —  —  Cuxhaven     —    —      —  .  240,00  — 

—  —  —  Apenrade     —     —  Ostsee  .  157,40  — 
_  _  _  Kiel              —    —      —  .  132,40  — 

—  —  —  Doberan       —     —      —  .  129,66  — 

—  —  —  Travemünde        —       —  .  127,33  — 

—  —  —  Zoppot          —    —      —  .  57,60  — 

d.  Sehr  beachtenswerth  in  mehrfacher  Hinsicht  ist  fer- 
ner der  Reichthum  an  Fischen,  Würmern,  Zoophyten  und 
Infusorien.  Durch  sie  und  die  von  ihnen  ausgehende  Fäul- 
nifs  wird  häufig  nach  Mehreren  die  der  See  eigenthümliche 
Phosphorescenz  bedingt.  Mit  dem  Beginn  der  Fäulnifs  bil- 
den sich  bei  Fischen  feine  leuchtende  Ränder  an  den 
Flossen  und  Kiemendeckeln,  die  dadurch  entwickelte  Phos- 
phorescenz ist  ganz  ähnlich  der  der  leuchtenden  Käfer. 
Besonders  bemerklich  wird  die  Phosphorescenz  der  See 
kurz  vor  dem  Eintritt  eines  starken  Sturms. 

Wiederholte  von  Safs  angestellte  Versuche  zeigten,  dafs  frisches 
aus  der  Nordsee  bei  Norderney  geschöpftes  Wasser,  durch  doppeltes 
Löschpapier  filtrirt,  noch  eine  Zeitlang  im  Dunkeln  leuchtete.  Sais 
in  Travemünde  fand ,  dafs  das  aus  der  Trave  geschöpfte  (mit  See- 
wasser vermischte)  Wasser  bei  starkem  Nord-Ostwinde  und  eingehen- 


1048 

dem  Strome  in  der  Dunkelheit  hellglänzend  war  und  an  vielen  Punk- 
ten der  Oberfläche  leuchtende  Ausströmungen  zeigte.  Die  in  das 
Wasser  getauchte  Hand  leuchtete  an  verschiedenen  Stellen,  ein  Ver- 
gröfserungsglas  zeigte  keine  Spur  von  Thieren  und  der  hinzugegos- 
sene Weingeist  bewirkte  keine  Veränderung,  das  Leuchten  dauerte 
noch  mehrere  Stunden  fort. 

In  England  pflegt  man  gewöhnlich  sehr  spät  Seebäder 
zu  gehrauchen,  hei  uns  ist  zu  Bädern  in  der  Nord-  und 
Ostsee  die  beste  Zeit  von  Mitte  Juli  bis  September. 

Zu  einer  ganzen  Kur  wird  ein  sechswöchentlicher, 
oft  auch  noch  längerer  Aufenthalt  erfordert,  um  30  bis  50 
Bäder  zu  nehmen.  Man  badet  in  der  Regel  täglich  nur 
einmal,  setzt  auch  wohl  zuweilen  aus  bei  sehr  ungünstiger 
stürmischer  Witterung,  oder  bei  zufälligen  Unpäfslichkei- 
ten.  Die  beste  Zeit  zu  Bädern  ist  zwischen  dem  ersten 
und  zweiten  Frühstück.  Soll  gegen  Abend  in  besondern 
Fällen  noch  ein  zweites  Bad  genommen  werden,  so  mufs 
sehr  zeitig  zu  Mittag  gegessen  werden.  Ganz  nüchtern  zu 
baden  ist  bei  sehr  reizbaren  Kranken  zu  widerrathen,  und 
nach  dem  Bade  der  Genufs  von  etwas  Warmen  sehr  zu 
empfehlen. 

Die  Dauer  des  Aufenthaltes  im  Bade  hängt  ah  von 
der  Temperatur  des  Wassers  und  der  Individualität  des 
Kranken,  besonders  der  Reizbarkeit  seiner  Haut.  Je  käl- 
ter das  Wasser,  um  so  kürzere  Zeit  darf  man  nur  in  dem- 
selben verweilen.  Gemeiniglich  verweilt  man  in  dem  See- 
wasser anfänglich  nur  wenige  Minuten,  verlängert  aber 
diese  Zeit,  je  mehr  man  sich  an  die  Temperatur  der  See 
gewöhnt.  Bei  reizbaren  Kranken  ist  der  Gebranch  von  lau- 
warmen Seebädern  zuvor  anzurathcn,  um  sich  so  allmählig 
an  die  Temperatur  der  See  zu  gewöhnen.  —  Sehr,  zu 
empfehlen  ist  öfteres  Untertauchen  in  der  See. 

Gemeiniglich  bedient  man  sich  sehr  weiter,  faltenrei- 
cher Bademäntel  oder  Badehemden  von  grobem  Flanell, 
—  Damen  gebrauchen  häufig  eine  Kappe  von  Wachst.» ffet, 
um  die  Haare  vor  Nafswerdcn  zu  schützen.  In  vielen  Fäl- 
len, avo  es  darauf  ankommt,  den  Kopf  zu  stärken,  ist  diese 


1049 

gleichwohl  nicht  zu  empfehlen,  nur  mufs  man  dafür  sor- 
gen, dafs  nach  dem  Seebade  die  Haare  gut  abgetrocknet 
werden. 

In  den  gut  eingerichteten  Seebädern  der  Nord-  und  Ostsee  finden 
sich  Badehäuser,  wo  man  nicht  blofs  lauwarme  Seebäder  in  Wannen 
nehmen,  sondern  auch  Douche-,  Tropf-,  Regen-  uud  andere  Formen 
von  Bädern  nach  Erfordernifs  benutzen  kann.  —  Originell  ist  die 
Anwendung  der  Medusen,  von  welchen  Danzmaun  in  Travemünde 
Gebrauch  machte;  er  benutzte  sie  blofs  partiell  als  Umschlag  bei 
scrophulösen  Geschwülsten,  oder  auch  in  Stücke  geschnitten  mit  Was- 
ser von  24°  R.  als  Bad. 

In  der  See  selbst  badet  man  auf  doppelte  Weise: 

1.  Am  Strande  befinden  sich  kleine  Häuser,  Zelte, 
Buden,  Badehäuschen,  mit  Stühlen,  Bänken,  Tischen,  Spie- 
geln und  andern  nötkigen  Meublen  versehen,  wo  man  sich 
entkleidet,  in  einen  Bademantel  hüllt,  hölzerne  Schuhe  an- 
legt und  sich  dann  über  einen  Steg  in  die  See  bcgiebt. 

In  Swinemünde  ist  zwcckmäfsig  über  die  in  die  See  führende 
Treppe  ein  Leinwandzelt  mit  einer  bis  in  die  See  hinabreichenden 
Marquise  angebracht,  von  wo  aus  der  Badende  ungesehen  bis  zur  nö- 
thigen Wassertiefe  gelangt.  —  Eine  Abweichung  hiervon  findet  in  Kiel 
statt,  wo  die  "Damen  mittelst  eines  breiten  Stegs  auf  ein  vor  Anker 
liegendes  Flofs  gehen,  auf  welchem  ein  Gesellschaftszimmer  mit  zwei 
Seitenkabinetten  und  acht  ßadekabinetten  angelegt  ist.  Diese  Bade- 
kabinette, in  welchen  man  sich  auskleidet,  sind  nach  der  See  zu  mit 
einer  Marquise  versehen  und  man  gelangt  auch  von  hier  aus  mittelst 
einer  Treppe  in  die  See. 

2.  Bequemer  und  anständiger  ist  die  Einrichtung  der 
Badewagen,  welche  in  den  Seebädern  Englands  allgemein, 
und  auch  in  der  Mehrzahl  der  teutschen  Seebäder  der 
Nord-  und  Ostsee  jetzt  im  Gebrauch  sind-  Diese  Wagen 
haben  zwei  oder  vier  Räder,  bestehen  aus  einem  bedeckten 
Baum,  einem  kleinen  Zimmer,  Avelches  mit  allen  Bequem- 
lichkeiten versehen,  zum  Auskleiden  bestimmt  ist,  und  sind 
mit  einem  Fallschirm  und  einer  beweglichen  Treppe  verse- 
hen, auf  welcher  man,  nachdem  der  Fallschirm  herabgelas- 
sen, in  die  See  steigt.  In  die  See  werden  sie  mit  Pferden 
gezogen,  von  Menschen  geschoben,  oder  mittelst  eigener 
Vorrichtung  hinabgelassen  und  mittelst  Winden  und  Strik- 


1050 

ken  auf  gegebene  Zeichen  wieder  an  das  Land  zurückge- 
zogen. 

Innerlich  als  auflösendes,  eröffnendes  Mittel,  wozu  es 
schon  von  Rüssel  empfohlen  worden,  bedient  man  sieh 
gewifs  mit  Unrecht  des  Seewassers  in  den  Bädern  der 
Nord-  und  Ostsee  zu  wenig. 

Unter  den  stärkend-belebenden  äufsern  Mitteln  gebührt 
dem  Seebade  ohne  Zweifel  eine  der  ersten  Stellen,  —  auf 
die  ausgezeichneten  Wirkungen  desselben  und  die  wichtige, 
wohl  zu  beachtende  Verschiedenheit  zwischen  See-  und 
Eisenbädern  habe  ich  bereits  aufmerksam  gemacht.  (Vergl. 
Th.  I.  S.  265.  Zweit.  Aufl.  S.  281). 

So  vortrefflich  die  Wirkungen  des  Seebades  im  Allge- 
meinen sind,  so  ist  gleichwohl  dasselbe  gar  nicht,  oder  nur 
bedingt  anzuwenden:  bei  grofser  Vollblütigkeit,  excessiver 
Schwäche  der  Nerven  erethistischer  Art,  bei  sehr  grofser 
Schwäche  und  Reizbarkeit  der  äufsern  Haut,  bei  Disposi- 
tion zu  Schlagflufs  oder  Bluthusten,  grofser  Schwäche  der 
Brust,  Exulcerationen  wichtiger  Centralorgane,  fieberhaf- 
ten Beschwerden,  während  der  Schwangerschaft,  bei  sehr 
reizbaren  Kindern  oder  schon  sehr  bejahrten  Personen 
oder  Gefahr  drohenden  organischen  Fehlern,  wie  z.  E. 
Aneurysmen. 

Dagegen  sind  die  Bäder  der  Nord  -  und  Ostsee  vor- 
zugsweise in  folgenden  Krankheiten  gepriesen  worden : 

1.  Bei  chronischen  Nervenkrankheiten,  durch  Schwäche 
und  Erethismus  des  Nervensystems  bedingt,  namentlich  in 
Form  von  Schmerzen  oder  iKrämpfen,  —  Neuralgieen,  ner- 
vösem Kopfweh,  —  Convulsionen,  Epilepsie,  Veitstanz, 
Zittern  der  Glieder,  —  mit  fehlerhafter  Verstimmung  des 
Gemeingefühls  oder  Störung  des  Bcwul'stseins ,  —  Melan- 
cholie, Manie,  Ekstasis,  —  paralytischen  Aflcctionen,  Läh- 
mungen der  Extremitäten,  Impotenz,  Amblyopie,  anfangen- 
der Amaurose. 

2.  Chronischen  Krankheiten  der  Haut,  von  örtlicher 
Schwäche  oder   fehlerhafter  Absonderung,  —  chronischen 


1051 

Hautausschlägen,  Salzflüssen,  Geschwüren ,  Flechten  und 
andern  Afterbildungen  oder  fehlerhaften  Absonderungen;  — 
ferner  krampfhaft-erhöhter  Reizbarkeit  der  Haut,  Neigung 
zu  profuser  Transpiration  aus  Schwäche,  oder  grofser  Dispo- 
sition zu  Erkältungen,  rheumatischen  oder  gichtischen  Af- 
fectionen. 

3.  Profluvien  passiver  Art,  —  Blut- und  Schi ehnflüssen, 
namentlich  des  Uterinsystems,  —  oder  vorhandener  Dispo- 
sition dazu. 

4.  Gichtischen  oder  rheumatischen  Beschwerden,  inso- 
fern sie  durch  örtliche,  oder  allgemeine  Schwäche  bedingt 
werden,  —  rheumatisch -gichtischen  Neuralgieen,  —  oder 
um  durch  allgemeine  und  besondere  Stärkung  der  Haut 
die  Disposition  zur  Gicht  zu  beseitigen. 

5.  Chronischen  Leiden  des  Drüsen-  und  Lymphsystems, 
namentlich  Scropheln,  —  scrophulösen  Geschwülsten,  Ver- 
härtungen, Hautausschlägen. 

6.  Allgemeiner  Schwäche,  mit  Neigung  zuBlennorrhöen, 
Cachexia  hydropica  oder  Disposition  zu  psorischen  oder 
lymphatischen  Ablagerungen. 


Von  den  Seebädern  der  Nordsee  sind  besonders  zu  er- 
wähnen: Norderney,  Helgoland,  Cuxhaven  und 
Wangeroge,  —  von  denen  der  Ostsee:  Doberan, 
Swinemünde,  Puttbus  und  Travemünde. 

Lichte  nberg's  vermischte  Schriften.  Bd.  V.  S.  93. 

S.  G.  Vogel,  über  den  Nutzen  und  Gebrauch  der  Seebäder. 
Stendal  1790. 

—  —  allgemeine  Baderegeln  zum  Gebrauch  für  Badelustige 
überhaupt  und  diejenigen  besonders,  welche  Seebäder  gebrauchen  wol- 
len. Stendal  1817. 

C.  W.  Hufelau  d's  Uebersicht.  S.  200.  Vierte  Aufl.  S,  188. 

Wie  müssen  Seebäder  eingerichtet  werden?  Wie  wirken  sie? 
Von  ccoog.  Leipzig  1820. 

Schweigger  und  Meincke,  Journ.  d.  Chemie.  1S21.  Bd.  II. 
St.  3.  S.  281. 

J.  W.  Williams,  essay  on  tbe  Utility  of  see-batbing.  London 
1821. 


1052 

Kastner's  Archiv.  Bd.  XII.  S.  256.  —  Bd.  XVII.  S.  89. 

J.  Berzelius,  Jahresbericht  über  die  Fortschritte  der  phys. 
Wissenschaften,  übers,  v.  Wühler.  Dritter  Jahrg.  1824.  S.  70. 

Neuber  in:  Hufeland  u.  Osann's  Journal  der  prakt.  Heilk. 
Supplementheft.  1824.  S.  146. 

Oken  und  Seh  weigger  in :  S  chw  eigge  r's  Jouru.  Bd.  XIII. 
S.  342.  —  Bd.  XVIII.  St.  I.  —  Bd.  XXX. 

Heinrichs,  über  Phosphorescenz. 

J.  Wolff,  über  die  Seebäder  zu  Nordcmey,  Wangeroge  u.  Hel- 
goland in:  C.  F.  v.  Gräfe  u.  Ph.  v.  Walther's  Journ.  d.  Chirurg. 
Bd.  XV.  St.  1.  S.  39-50. 

Bemerkungen  über  die  Salubrität  der  Seeluft  vom  Geh.  Med. 
Rath  Dr.  S.  G.  Vogel.  Rostock  1829. 

Einige  allgemeine  fragmentarische  Notizen  aus  der  Naturge- 
schichte des  Meeres,  mit  besonderer  Beziehung  auf  die  Ostsee,  vom 
Geh.  Med.  Rath  Dr.   S.  G.  Vogel.  Rostock  1830. 

Berzelius,  Jahresbericht.  1832.  S.  350  ff. 

Casper's  Wochenschrift.  1833.  S.  801. 

Ad.  L.  Richter,  die  Seebäder  auf  ]Norderney,  Wangeroog  und 
Helgoland,  nebst  topographischen  und  geognostischen  Bemerkungen 
über  diese  Inseln  der  Nordsee.  Berlin  1833. 

Sachse  in :  Med.  Zeitung  vom  Verein  für  Heilk.  in  Preufseu. 
1834.  Nr.  20.  S.  91.  Nr.  30.  S.  146. 

J.  D.  W.  Sachse,  Medizinische  Beobachtungen  und  Bemerkun- 
gen. Bd.  I.  Ueber  Bäder,  besonders  in  Beziehung  auf  die  Seebäder 
bei  Doberan.  Berlin  1S35. 

J.  H.  Becker,  einige  Bemerkungen  über  den  Einfluis  der  Wit- 
terung auf  den  menschlichen  Organismus  überhaupt  und  insbesondere 
auf  die  Anwendung  der  Seebäder  in  Doberau.  Parchim  1835. 

T.  F.  M.  Richter,  die  Wasserwelt  oder  das  Meer  und  die 
Schifffahrt  im  ganzen  Umfange.  Dresden  und  Leipzig  1836. 

C.  Mühry,  über  das  Seebaden  und  das  Nordemeyer  Seebad. 
Hannover  1836. 

K.  E.  Hasse  in:  Siimmarium  des  Neuesten  aus  der  gesammten 
Mcdicin.  1836.  Bd.  III.  Heft  2.  3.  4. 

Carus  in:  Hufcland  und  Osann's  Journal  der  prakt.  Heilk. 
Bd.  LXXXII.  St.  1.  S.  34  ff. 

Arn  heim  er  in:  Med.  Zeitung.  1837.  S.  18. 

P,  A.  v.  Bonsdorff  in:  Po  ggen  dorff  s  Annaleu  der  Physik 
und  Chemie.  Bd.  XXXX.  St.  1.  1837.  No.  1.  S.  133. 

J.  D.  AV.  Sachse,  Verteidigung  der  Ostseebäder  gegen  die 
Verunglimpfungen  mehrerer  Aer/.te,  besonders  des  Hrn.  Dr.  Mühry 
und  Nachtrag  zu  meiner  Badeliteratur.  Schwerin  1837. 

Die  Heilquellen  Deutschlands  und  der  Schweiz.  Viertes  Heft.  Die 
Nord-  und  Ostseebäder.  Von  K.  C li r.  Dille.  Leipzig  1838. 

A.  Vetter,  Allgemeines  Brunnen-  und  Badebuch.  Berlin  18'i0. 
S.  343—356. 

Medizinische    Fragmente,    betreffend   eine   allgemeine   Lehre    des 


1053 

Seebades  und  der  Seebäder   etc.     Von   Dr.   C.  Mühry,   herausgege- 
ben von  Dr.  Ad.  Mühry.  Hannover  184t. 

G.  Clemm  in:  Annalen  der  Chemie  und  Pharmacie.  Von  Woh- 
le r  und  Liebig.  1841.  Heft.  1.  Januar. 

1.  Die  Seebäder  der  Nordsee. 

Das  Seebad  zu  Norderney,  an  der  Küste  von  Ostfriefsland 
im  Königreich  Hannover,  —  das  älteste  Seebad  der  Nordsee.  Die 
flache,  aus  angeschwemmtem  Sande  gebildete,  aber  mit  gutem  Trink- 
wasser versehene  Insel  Norderney  zählt  gegen  800  Einwohner,  mifst 
den  fünften  Theil  einer  Quadratmeile  an  Flächeninhalt,  an  Umfang 
drei  bis  vier  Stunden,  und  liegt  von  dem  festen  Lande  eine  und  eine 
Viertel  Meile  entfernt. 

Von  der  Stadt  Norden  aus  ist  die  gewöhnliche  Ueberfabrt,  man 
macht  sie  bei  günstigem  Winde  in  dreiviertel,  bei  ungünstigem  Winde 
in  zwei  bis  drei  Stunden.  Während  der  Ebbe  kann  man  selbst  zu 
Wagen  oder  zu  Pferde  von  Norden  aus  über  das  Hilgenrieder  Siel 
in  zwei  Stunden  nach  der  Insel  gelangen ;  geführt  und  begleitet  wer- 
den die  Reisenden  von  dem  da  wohnenden  Strandvogt.  Aufserdem 
kann  man  von  Bremen  mit  dem  Norderneyer  Segelschiffe  in  etwa 
zehn  Stunden  nach  N.  kommen;  eine  regelmäfsige  Dampfschifffahrt 
zwischen  Bremen  und  N.  ist  im  Werke;  —  zwischen  Hamburg  und 
Norderney  ist  eine  solche  bereits  im  Gange. 

Das  seit  Anfang  dieses  Jahrhunderts  gegründete  Bade-Etablis- 
sement  zu  Norderney  umfafst  aufser  einem  Badehause,  in  welchem 
man  Wannenbäder  und  Apparate  zu  Douche-,  Dampf-  und  Räucher- 
bädern findet,  ein  Conversations-  und  Logirhaus.  Die  Badegäste  woh- 
nen theils  in  letzterm,  theils  in  Privatwohnungen  der  ehrlichen  In- 
sulaner. Die  Wohnungen  sind  nach  Wolff  zwar  sehr  reinlich,  nach 
Holländischer  Art,  entbehren  aber  doch  mancher  Bequemlichkeiten. 
Viele  Thüren  und  Schränke  sind  zum  Verschliefsen  nicht  eingerichtet 
und  dennoch  hat  man  kein  Beispiel,  dafs  von  den  Insulanern  etwas 
entwendet  worden    wäre. 

In  der  See  badet  man  in  Badewagen.  Auf  der  abgesteckten  Ba- 
delinie baden  die  Frauen  im  Süden,  die  Männer  im  Norden.  Die  Ba- 
dewagen bestehen  aus  kleinen  hölzernen  Häusern,  mit  einer  Bank, 
Spiegel  und  Klingel,  bei  den  für  Damen  bestimmten  auch  mit  Marqui- 
sen  versehen,  auf  einem  vierrädrigen  Wagen. 

Die  Zahl  der  N.  besuchenden  Fremden  betrug: 

Im  J.  1828  ....  601. 

—  —  1829  ....  708. 

—  —  1830  ....  788. 

—  —  1831  ....  859. 

—  —  1832  ....  834. 

—  —  1833  .        .        .        .  1027. 

—  —  1834  ....  1275. 


1054 

Im  J.  1835  ....  1257. 

—  —  1836  ....  1399. 

—  —  1837  ....  1442. 

—  —  1838  ....  1262. 

Die  Badezeit  dauert  vom  1.  Juli  bis  15.  September.  Erster  Ba- 
dearzt ist  Hr.  Hofmedicus  Dr.  J.  L.  Bluhm,  zweiter  Badearzt  ist, 
nach  M'dhry's  Tode,  Hr.  Dr.  Flügge.  Bestellungen  wegen  Woh- 
nungen übernimmt  der  Badeverwalter  R  ö  p  k  e.  —  In  sechzehn  Unzen 
enthält  das  Seewasser  bei  Norderney  nach  Hai  cm  (1821): 

Chlornatrium  .        .        .       174,000  Gr. 


Chlortalcium 
Schwefelsaures  Natron 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Extractivstoff     . 


66,t66  — 
7,666  — 
1,266  — 
0,500  — 

249,598  Gr. 


Eine  im  Jahre  1839  von  Soltmann  angestellte  Analyse  des  See- 
wassers bei  N.  ergab  das  speeif.  Gewicht  von  1,023  bei  16°  R.  Hun- 
dert Theile  desselben  enthielten: 

Schwefelsaure  Kalkerde       .        .  0,139  Th. 

Schwefelsaure  Talkerde     .        .  0,177  — 

Chlormagnesium  ....  0,125  — 

Chlorkalium  ....  0,039  — 

Chlornatrium         ....  2,579  — 

Kieselerde  ~\ 

Jod      )  f        in  unbestimmter  gerin- 

n  {  gebunden  >  »T 

Brom   )  ö  C  ger  Menge 

Organische  Materie        1 


3,059  Th. 


Ueber  die  Seebadeanstalt  auf  der  Ostfriesischen  Insel  Norderney 
von  Dr.  F.  W.  von  Halem.  Aurich  1801. 

F.  W.  von  Halem's  Beschreibung  der  zum  Fürsteuthum  Ost- 
frielsland  gehörigen  Insel  Nordern cy  und  ihrer  Secbäderanstalten. 
Mit  3  Kupfern.  Bremen  1815. 

—  —  die  Insel  Nordcrney  und  ihr  Seebad  nach  dem  gegen- 
wärtigen Standpunkte.     Mit  3  Kupfern.   Hannover  1822 

Ueber  das  Seebad  auf  der  Insel  Norderney  und  seine  Heilkräfte 
v.  J.  L.  B  1  u  h  m.  Hannover  1824. 

J.  L.  Wolff  a.  a.  O.  S.  39-47. 

A.  Papen,  Specielle  topographische  Karte  der  Insel  Norderney, 
nebst  Karte  der  ostfries.  und  oldcnb.   Seeküstc.  1823. 

Richter  a.  a.  O.  S.  26. 

J.  L.  Bluhm,  die  Seebadcanstalten  auf  der  Insel  Norderney  iu 
ihrem  gegenwärtigen  Zustande.  Bremen   1834. 

C.  Müliry,  über  das  Seebaden  und  das  Nordcrucycr  Seebad. 
Hannover  1836. 


1055 

C.  Mühry  in:  Casper's  Wochenschrift.  1836.  S.  273. 

Hille  a.  a.  O.  S.  61. 

v.  Gräfe  und  Kaiisch,  Jahrbücher  für  Deutschlands  Heil- 
quellen und  Seebäder.  Jahrg.  II.  1837.  S.  '274.  285.  Jahrg.  III.  183S. 
S.  545.  Jahrg.  IV.  1839.  Abth.  3.  S.  130. 

Mühry,  medicinische  Fragmente  etc.  S.  77—116. 

Das  Seebad  zu  Helgoland.  Die  Insel  Helgoland,  d.  i.  „hei- 
liges Land,"  benannt  nach  dem  Dienst  des  Götzen  Tosete  oder  Tor. 
sete,  nach  einigen  das  Nemus  castum  des  Tacitus,  fast  gleich  weit 
von  der  Mündung  der  Elbe  und  Weser,  von  Hamburg  25,  von  Cux- 
haven 10  Meilen  entfernt,  besteht  aus  einem  einzigen,  fast  senkrecht 
aus  der  See  sich  erhebenden  braunrothen  Felsen  von  buntem  Sand- 
stein, auf  dessen  hohem  Plateau  aufser  dem  Leuchtthurme  die  obere 
Stadt  sich  befindet.  Die  Insel  hat  die  Richtung  von  Südwest  nach 
Nordost;  ihre  Länge  beträgt  nach  Röding  an  2000  Schritte,  ihre 
Breite  650,  und  wo  sie  am  schmälsten  ist  250;  die  Höhe  des  höch- 
sten Punktes  der  Insel  über  dem  Meere  an  der  nordwestlichen  Spitze 
185  F.  nach  Röding.  Die  auf  dem  nordöstlichen  Theile  der  Insel 
gelegene  Stadt,  wo  die  Mehrzahl  der  Badegäste  wohnt,  zählt  an 
400  Häuser.  Seit  1607  befindet  sich  H.  unter  englischer  Herrschaft; 
die  Bewohner  der  Insel,  gegen  2500  au  der  Zahl,  siud  Friesischer 
Abkunft,  grofs  und  stark,  von  kräftiger  Natur,  bieder  und  treuherzig, 
Fischer  und  Lootsen.  Die  jetzt  vorhandene  Insel  scheint  nur  Ueber- 
rest  einer  ungleich  gröfsern,  durch  die  zerstörende  Einwirkung  der 
Elemente  jetzt  verschwundenen.  Auf  dem  Felsen  weht  oft  sehr  starker 
Wind ;  die  Hitze  im  Sommer  wird  durch  die  Frische  der  Seeluft  ge- 
mindert, —  der  Winter  ist  aus  demselben  Grunde  weniger  trocken, 
das  Frühjahr  reich  an  Nebeln. 

An  dem  nordöstlichen  Abhaug  der  Insel  liegt  ein  flaches  aus  röth- 
lichem  Thon  und  Kalkstein  bestehendes  Vorland,  welches  gegen  tau- 
send Fui's  lang,  die  Gestalt  eines  Dreieckes  hat  und  „das  Unterland" 
genannt  wird,  im  Gegensatz  zu  der  hohen  und  steilen  Insel,  welche 
den  Namen  „des  Oberlandes1'  führt.  Von  dem  höchsten  Punkte  die- 
ses Vorlandes  führt  eine  im  J.  1832  neu  erbaute  Treppe  von  173 
Stufen  auf  das  Plateau  des  Oberlandes,  —  der  einzige  Weg,  um  auf 
das  hohe  und  steile  Oberland  zu  gelangen.  Oestlich  von  diesem  Vor- 
lande, in  der  Entfernung  von  einer  Viertelstunde  liegt  20  F.  über 
dem  Meere  erhaben  eine  sandige,  mit  sparsamer  Vegetation  beklei- 
dete Düne  in  der  Richtung  von  Norden  nach  Süden.  Auf  ihrer 
Mitte  erhebt  sich  ein  Pavillon  zum  Gebrauch  der  Badegäste,  welche 
am  Strande  dieser  Düne  in  Badewagen  in  der  See  baden. 

Seit  1837  sind  aber  auch  am  Strande  des  Unterlandes  Badeplätze 
für  diejenigen  angelegt,  welche  die  Ueberfahrt  nach  der  Düne  scheuen. 
—  Die  Anstalt  zum  Gebrauche  der  warmen  Seebäder  befindet  sich 
auf  dem  Uuterlande  und  ist  seit  1836  mit  Regen-,  Douche-  und  Sturz- 
bädern versehen.   , 

Hinsichtlich  der  Frische  und  Reinheit   der   Seeluft,  so    wie    der 


1056 


Mächtigkeit  des  Wellenschlages  übertrifft  H.  alle  übrigen  teutschen 
Seebäder ;  als  Unbequemlichkeiten  hat  man  dagegen  hier  hervorgeho- 
ben die  hohe  auf  das  Plateau  der  Insel  führende  Treppe,  welche 
von  jedem  auf  dem  Plateau  der  Insel  wohnenden  Kurgast  bei  jedem 
Bade  nothwendig  passirt  werden  mufs,  so  wie  der  Umstand,  dafs  zu 
den  zu  nehmenden  Seebädern  auf  der  Sanddüne  die  Kranken  eine, 
wenn  die  See  bei  stürmischer  Witterung  hoch  geht,  sehr  beschwer- 
liche Ueberfahrt  machen  müssen,  —  Uebelstände,  welchen  indefs  zum 
Theil  durch  die  schon  erwähnten  Seebäder  auf  dem  Unterlande  und 
dadurch  vorgebeugt  worden  ist,  dafs  Wohnungen  für  Kurgäste  sich 
sowohl  auf  dem  Ober-  als  Uuterlaude  befinden. 

Gegründet  wurde  die  Badeanstalt  im  J.  1826.    Die  Zahl  der  Ba- 
degäste betrug: 

Im    J.    1828  ....  104. 


1829 

283. 

1830 

335. 

1831 

291. 

1832 

482. 

1833 

374. 

1834 

600. 

1835 

784. 

1836 

1001. 

1837 

1069. 

Badearzt  ist  Hr.  Dr.  v.  Aschen.  Eröffnet  wird  das  Seebad  d. 
15.  Juni.  Wegen  Bestellungen  wendet  man  sich  an  die  Badedirection. 
Wöchentlich  findet  eine  zweimalige  regelmäfsige  Verbindung  auf 
Dampfböten  zwischen  Hamburg  und  Helgoland  statt. 

Das  Leben  auf  H.  unterscheidet  sich  von  dem  zu  Doberan  und 
andern  sehr  besuchten  Seebädern  durch  Einfachheit  und  Einför- 
migkeit. 

Hoffmann  in:  Verhandlungen  der  Gesellsch.  naturforschender 
Freunde  in  Berlin.  1824.  Bd.  I.  St.  4. 

Philosophisch -historisch -geographische  Untersuchungen  über  die 
Insel  Holgoland  oder  Heiligeland  und  ihre  Bewohner  von  F.  v.  d. 
Decken.    Mit  2  Kupfertafeln    und  2  Karten.  Hannover  1826. 

Der  ehemalige  Umfang  und  die  alte  Geschichte  Helgolands.  Ein 
Vortrag  bei  der  Versammlung  der  deutscheu  Naturforscher  im  Sept. 
1830  von  J.  M.  Lappenberg.  Mit  lithographirtcu  Abrissen  Helgo- 
lands. Hamburg  (1831.) 

J.  Wolff  a.  a.  O.  S.  48.  49. 

F.  A.  Dührfsen,  Nachricht  von  der  Badeanstalt  auf  der  Insel 
Helgoland.  Hamburg  (1832). 

Richter  a.  a.  O.  S.  70. 

Stannius  in:  Heck  er 's  Annaleu  der  ges.  Hcilk.  Jahrg.  1833. 
Bd.  XXVI. 

Clarus  in:  Beiträge  zur  prakt.  Hcilk.  von  Clarus  und  Ra- 
dius. 1834.  Bd.  I.  S.  718. 

G.  Sa- 


1057 

G.  Salomon,  Erinnerungen  an  das  Seebad  auf  Helgoland  im 
J.  1S34.  Hamburg  (1835). 

J.  F.  W.  Rö  ding,  Album  für  Freunde  Helgolands.  Hamburg  1836. 
Hille  a.  a.  0.  S.  110. 

Das  Seebad  zu  Cuxhaven,  im  Gebiet  der  freien  Stadt  Ham- 
burg, bei  Ritzebüttel  und  Cuxhaven,  unfern  des  Leuchtturms,  auf 
einer  zwischen  der  Elbe  und  offenen  See  befindlichen  kleinen  An- 
höhe, von  Hamburg  vierzehn,  von  Bremen  eilf,  von  Helgoland  neun 
und  eine  halbe  Meilen  entfernt.  Gegründet  wurde  diese  Anstalt  im 
Jahre  1811  und  durch  die  Thätigkeit  des  Hrn.  Rathsherrn  Abend- 
roth mit  so  viel  Glück  gefördert,  dafs  im  Sommer  1817  die  Zahl 
der  Badegäste  schon  565  betrug,  die  der  gegebenen  Bäder  2243,  — 
im  Sommer  1818  die  der  Badegäste  767,  der  genommenen  Bäder 
3081,  —  im  J.  1821  die  der  Badegäste  449. 

In  dem  gut  eingerichteten  Badcetablissement  finden  sich  aufser 
Vorrichtungen  zu  Wannenbädern  auch  kleine  Bassins,  welche  mit 
kaltem  Seewasser  gefüllt  und  bei  ungünstigem  Wetter  statt  kalter 
Bäder  in  der  offenen  See  benutzt  werden  können,  —  sie  werden  aber 
nicht  mehr  benutzt,  da  der  Wellenschlag  gänzlich  fehlte  und  das  Wasser, 
da  ein  Schirm  die  Erwärmung  durch  die  Sonne  hinderte,  zu  kalt  war. 

Der  Badeplatz  in  der  offenen  See  ist  von  dem  Badehause  eine 
halbe  Stunde  entfernt,  der  Wassergrund  ist  eben  und  zu  Bädern  ge- 
schickt.   Man  badet  auch  hier  iu  Badewagen. 

Wohnungen  finden  die  Badegäste  in  Privat-  und  Logirhäusern, 
in  Cuxhaven  und  Ritzebüttel,  welche  von  dem  Badeetablissement  nur 
eine  Viertelstunde  entfernt  sind. 

Mit  Hamburg  besteht  eine  regelmäfsige  Wassercommunication 
durch  Englische  und  Hamburgische  Dampfschiffe,  so  wie  eine  hinrei- 
chende Zahl  wohl  eingerichteter  Packetböte. 

Den  Thermometer- Beobachtungen  zufolge  betrug  vom  25.  Juni 
bis  10.  Sept.  1818  die  höchste  Temperatur  der  Luft  24°  R.,  die  der 
See  19°  R.5  die  niedrigste  der  Luft  11°  R.,  der  See  13°  R. 

Eröffnet  wird  das  Bad  den  24.  Juni.  Logisbestellungeu  überneh- 
men die  Mitglieder  des  Neuen  Seebad- Vereins,  unter  den  die  Seebade- 
anstalt seit  1838  gestellt  ist;  er  besteht  aus  den  Herren  Dr.  jur. 
E.  Nolte,  K.  Russ.  Viceconsul,  Jäger,  K.  Grofsbrit.  Viceconsul, 
Henry  Dutton  und  J.  E  N.  Cröger  in  Cuxhaven,  nebst  den  bei- 
den Badeärzten  Herren  Dr.  Steetz  in  Hamburg  und  Dr.  Rönn- 
burg in    Cuxhaven. 

Das  Seewasser  zu  Cuxhaven  wurde  zu  verschiedenen  Zeiten  auf 
seineu  Salzgehalt  untersucht  und  lieferte  nach  Neumeister  und 
Rüge  folgende  Resultate.      Sechzehn  Unzen  enthielten: 

Bei  Ebbe  und  Süd-Ost- Wind     .....'.  135  Gr. 

—  Fluth  und  Nord-West- Wind       .        .        .        .  136  — 

—  Ebbe  und  Nord-Wind 150  — 

—  halber  Fluth  und  Süd- West-Wind     .        .        .  164  — 

—  sehr  hoher  Fluth  und  Süd-West-Wind     .        .  198  — 
II.  Theil.                                                                      X  X  X 


1058 


Bei  Fluth  und  Süd-West-Wiud 
—      —      —    Nord-West-Wind 


204  Gr. 
216  — 

240  — 


Nach  Schmeifser,  s  Analyse  im    Jahre   1818   bestanden    diese 
240  Gr.  aus:^ 


Chlornatrium    . 
Chlortalcium    . 
Schwefelsaurer  Kalkerde 
Schwefelsaurem  Natron  . 
Schwefelsaurer  Talkerde 
Chlorcalcium    . 
Extractivstoff  . 
Bodensatz 


116,0  Gr. 

58,0  — 

6,0  — 

2,0- 

10,0  — 

1,0- 

Spuren 

1,0- 
194,0  Gr. 


Verhandlungen  und  Schriften  der  Hamburger  Gesellschaft  zur 
Beförderung  der  Künste.  1797.  Bd.  IV.  S.  369. 

Die  Einrichtungen  des  Seebades  zu  Cuxhaven.  Hamburg  1818. 

Ritzebüttel  und  das  Seebad  zu  Cuxhaven  herausgegeben  von 
Abend  roth.  Mit  Abbildungen  und  Karten.  Hamburg  1818.  Th.  II. 
enthaltend  :  Veränderungen  und  Verbesserungen  seit  1S16 — 1836.  Ham- 
burg 1837. 

Beobachtungen  über  das  Seebad  zu  Cuxhaven  im  Sommer  1818 
Von  Dr.  Neumeister  und  Dr.  Rüge.  Hamburg  1819. 

Hufeland's  Journal  der  prakt.  Heilk.  Bd.  LIV.  St.  5.  S.  111. 

Hille  a.  a.  O.  S.  98. 

Das  Seebad  zu  Wangerogc.  Die  Insel  Waugeroge  (Auge 
des  Wangerlandes),  im  Kreise  Jever  im  Herzogthum  Oldenburg,  eine 
Meile  vom  festen  Lande  entfernt,  von  diesem  durch  die  Waat  ge- 
trennt, ist  von  Süden  nach  Norden  keine  fünf  Minuten  breit,  von 
Westen  nach  Osten  jedoch  eine  gute  Stunde  lang,  so  dafs  sie  in  Zeit 
von  zwei  Stunden  umgangen  werden  kann,  besteht  fast  aus  lauter 
kleineren  oder  gröfseren  Sandhügeln  und  Niederungen,  und  zählt  nur 
gegen  250  Einwohner,  welche,  Abkömmlinge  der  alten  Angeln,  sich 
durch   einen  eigenth'ümlichcn  Dialekt  auszeichnen. 

Das  hier  errichtete  Etablissement  zu  Seebädern  umfafst  aufscr 
einem  Badehausc  ein  Conversations-  und  Logirhaus  und  erfreut  sich 
sehr  guter  Einrichtungen.  Man  badet  in  Badewagen  auf  einer  mit 
der  Insel  durch  eine  Brücke  verbundenen  Sandbank,  die  Entfernung 
des  Badeplatzes  von  dem  Conversationshause  beträgt  1400  Schritte. 

Zu  Wasser  fährt  man  über  Varel,  zu  Lande  übet  das  zwei  Mei- 
len von  der  Küste  entfernte  Jever.  Seit  1823  fährt  im  Juli  und  Au- 
gust ein  bequemes  I'ackethont  jeden  Sonuubend  von  Hamburg  nach 
Wangeroge.  Aufserdem  bestehen  während  der  Badezeit  mit  der  In- 
sel fortwährend  Oommunicationen  mit  Jever,  Oldenburg   und  Bremen. 

Die  Badeanstalt  besteht   seit  1819.      Im   Jahre    1825  zählte   man 


1059 

40,  im  Jahre  1827:  80,  in  den  folgenden  Jahren  an  300,  im  Jahre 
1832:  400  Kurgäste;  seitdem  hat  die  Zahl  der  Kurgäste  jährlich  im 
Durchschnitt  500  betragen. 

Die    Badezeit  dauert  vom   1.  Juli   bis    zum  31.  August. 

Wegen  Logisbestellungen  wendet  man  sich  an  den  Geh.  Hof- 
rath  Westin  g  zu  Oldenburg,  den  Badearzt  Dr.  Chemnitz  in  Je- 
ver,  oder  den  Voigt  Alers  auf  Wangeroge. 

Lasius,  die  Insel  Wangeroge  und  ihr  Seebad.  Mit  einer  Karte. 
Oldenburg  1821. 

Chemnitz,  Wangeroge  und  das  Seebad.  Jever  1823.  —  1S33. 
J.  Wolff  a.  a.  O.  S.  47.  48. 
Richter  a.  a.  O.  S.  47-69. 
Hille  a.  a.  O.  S.  78. 

Das  W  ilhelmin  en-  S  eeb  ad  auf  der  Insel  Föhr,  an  der  West- 
küste von  Schleswig,  sechs  Meilen  von  Husum,  fünf  von  Tondern, 
anderthalb  von  Dagebüll,  dem  nächsten  Orte  auf  dem  Festlande.  Ge- 
gen Süd-Ost  und  Süd  wird  Föhr  in  der  Entfernung  von  ein  bis  zwei 
Meilen  von  den  kleinen  Inseln  oder  sogenannten  Hailigen  umge- 
ben, Oland,  Gröde,  Lauge-Nefs  und  Nordmarsch.  Die 
Länge  der  Insel  von  Ost-Süd-Ost  nach  WTest-Nord-West  beträgt  an- 
derthalb Meilen,  ihre  Breite  in  entgegengesetzter  Richtung  eine 
Meile.  Sie  entbehrt  aller  Berge  und  besitzt  nur  in  Süd -Westen 
Sandhügel. 

Die  auf  Föhr  gegründete  Seebadeanstalt  befindet  sich  in  dem 
Flecken  Wyck,  unmittelbar  am  Meeresufer  gelegen,  und  besteht  seit 
1819. 

Im  Allgemeinen  schreibt  man  den  Inseln  an  der  Küste  von  Schles- 
wig ein  rauhes  Klima  zu,  und  diese  Behauptung  gilt  allerdings  auch 
von  der  Insel  Föhr,  insofern  sie  weder  durch  Wälder  noch  bedeu- 
tende Hügel  gegen  die  Heftigkeit  der  Winde  geschützt  wird,  —  nur 
wird  der  Grad  der  Kälte  durch  das  Meer  etwas  gemildert  und  ist 
deshalb  nicht  so  beträchtlich,  als  auf  dem  benachbarten,  selbst  süd- 
licher gelegenen  Continente.  So  hatte  man  in  dem  strengen  Winter 
1822 — 23  auf  Föhr  nie  mehr  als  20°  R.,  während  das  Thermometer 
in  Hamburg  mehreremale  24°  R.  zeigte  —  Unter  allen  Winden  ist 
der  Nordwestwind  der  am  meisten  zu  fürchtende.  Rücksichtlich  der 
Winde  hat  der  Badeplatz  auf  Föhr  den  Vorzug,  dafs  derselbe  in  dem 
südöstlichen  Theile  der  Insel  gelegen,  weniger  den  Nordwestwinden 
ausgesetzt,  auch  durch   hohe  Ufer  geschützt  ist. 

Wohnungen  finden  die  Kurgäste  in  dem  Flecken  Wyck,  Einrich- 
tungen zu  warmen  Seebädern  in  Wannen,  so  wie  zu  Sturz-,  Tropf- 
und Douchebädern  in  dem  Badehause  Zu  Bädern  in  der  See,  die 
ohngefähr  15  Minuten  von  Wyck  entfernt,  auf  einem  ebenen,  sich 
allmählig  abdachenden,  aus  reinem  feinem  Sande  bestehenden  Grunde 
genommen  werden,  bedient  man  sich  der  bekannten  Badewagen  mit 
Fallschirmen. 

Xxx2 


1060 

Badearzt  ist  der  Landesarzt  auf  Föhr,  Dr.  Eckhoff;  ein  zwei- 
ter Arzt,  Dr.  Borghoff,  wohnt  in  Niblum,  einem  eine  halbe  Stunde 
von  Wyck  entfernten  Dorfe. 

Die  Zahl  der  Badegäste  betrug: 

im     J.     1819  ....  61. 


—  —  1823 

—  —  1828 

—  —  1832 

—  —  1833 

—  —  1834 

—  —  1835 

—  —  1836 


170. 

28. 

40. 
130. 
250. 
100. 

80. 


Eröffnet  wird  das  Seebad  den  24.  Juni.  Logisbestellungen  über- 
nimmt „die  Direction.1' 

Nach  der  von  Hrn.  Becker,  Apotheker  zu  Föhr,  unternomme- 
nen Analyse  enthalten  sechzehn  Uuzen  des  Seewassers  zu  Föhr: 

Chloruatrium  ....  179,666  Gr. 

Chlortalcium  ....  67,000  — 

Cblorcalcium  ....        1,333  — 

Schwefelsaure  Talkerde      .        .  11,000  — 

Schwefelsaure  Kalkerde      .         .        7,000  — 

Extractivstoff  ....        0,666  — 


266,665  Gr. 


Das  Seebad  auf  Föhr  an  der  Westsee,  vom  Landvogt  vouCol- 
ditz.  Husum  1819. 

Die  Insel  Föhr  und  das  Wilhelminen-Seebad  1S24,  dargestellt 
von  Friedr.  von  Warnstedt.  Sclilefswig  1824. 

Dr.  Eck  ho  ff,   die  Insel  Föhr  und  ihr  Seebad.  Hamburg  1S33. 

Dr.  H.  F.  Borghoff,  das  Wilhelminen-Seebad  auf  der  Insel 
Föbr  in  der  Nordsee  in  seinem  gegenwärtigen  Zustande.  Altona  1S37. 

Eckhoff  in:  Praktische  und  kritische  Mittheilungen  aus  dem 
Gebiete  der  Medizin,  Chirurgie  und  Pharmacie.  Herausgegeben  von 
C.  H.  Pf  äff.  Neue  Folge.  Jahrg.  III.  Altona  1837. 

Hillc  a.  a.  O.  S.  131. 


Weniger  bekannt  ist: 

Das  Seebad  bei  Dan  gast)  einem  Dorfe,  eine  halbe  Stunde 
nördlich  von  dem  Marktflecken  Varel  und  nordwestlich  vom  Ausflüsse 
der  Jahde,  an  einem  kleinen  Meerbusen  der  Nordsee  an  der  Oldeu- 
burgischen  Küste  gelegen. 

Die  Anstalt,  bereits  1803  eröffnet,  besteht  in  ihrer  jetzigen  Aus- 
dehnung seit  1820  aus  einem  Convcrsations-,  Bade-  und  Logirbause. 
Du«  Seebad  wurde  in  den  letzten  Jahren  durchschnittlich  von  60—80 
Kurgästen  besucht. 

Muu  badet  auf  festem  Sandboden  in  Badekutschen.    Badearzt  ist 


1061 


Hr.  Dr.  A.  Meyer, —  Logisbestellungen  Übernimmt  Hr.  Rentmeister 
Raschmann  in  Varel. 

Hille  a.  a.  0.  S.  94. 

Das  Seebad  zu  Büsum,  einem  Dorfe  im  Norder-Ditmarschen, 
zwischen  der  Mündung  der  Elbe  und  Eider,  nördlich  von  Glückstadt, 
12  Meilen  von  Hamburg,  3  Meilen  südlich  von  Tönningen,  —  be- 
steht seit  1837.  Die  Landzunge,  worauf  Büsum  liegt,  war  früher 
Insel  und  ist  erst  durch  Eindeichung  zum  festen  Lande  gezogen 
worden. 

Hille  a.  a.  0.  S.  132. 

2.    Die  Seebäder  der  0  stsee. 

Das  Seebad  zu  D  oberan  oder  D  obb  eran  im  Grofsber- 
zogthum  Mecklenburg-Schwerin,  das  älteste  und  berühmteste  unter  den 
teutschen  Seebädern,  —  liegt  auf  ehemaligem  Seegrunde  am  Fufse 
waldiger  Hügel,  zwei  Meilen  von  Rostock,  eine  gute  halbe  Stunde 
von  der  See  entfernt  und  zählt  über  2400  Einwohner. 

Im  Jahre  1173  wurde  hier  schon  ein  Kloster  erbauet,  1186  zer- 
stört, 11S7  wieder  aufgebaut,  1552  eingezogen  und  seine  Güter  der 
Universität  Rostock  zugctheilt.  Später  wählten  die  Herzöge  von 
Mecklenburg  Doberan  zu  ihrem  Aufenthalt  und  liefsen  ihre  Leichen 
hier  beisetzen.  —  Die  Seebadeanstalt  zu  Doberan  wurde  auf  Aura- 
then des  um  dieses  Etablissement  so  hoch  verdienten  Herrn 
Geh.  Raths  Vogel  von  dem  verstorbeneu  Grofsherzog  von  Mecklen- 
burg-Schwerin Friedrich  Franz  im  Jahr  1794  nach  den  vorhan- 
denen Mustern  gegründet,  —  anfänglich  auf  dem  heiligen  Damm  an 
der  Küste  der  Ostsee  ein  stattliches  Badehaus  mit  mehreren  kleinen 
Gebäuden  erbaut,  später  bei  zunehmendem  Rufe  und  jährlich  sich 
vermehrender  Zahl  der  Kurgäste  geschmackvoll  eingerichtete  andere, 
zu  geselligen  Vereinen,  zu  Bädern,  so  wie  zu  Wohnungen  für  Kur- 
gäste bestimmt.  Gegenwärtig  erfreut  sich  Doberan  jährlich  eines 
zahlreichen  und  glänzeuden  Zuspruchs  von  Badegästen. 

Im    J. 


1825 

betrug  die 

Zahl  der  1 

turg.  1417. 

1826 

. 

1437. 

1827 

•    . 

1480. 

1828 

1327. 

18z9 

,    . 

1275. 

1830 

.    . 

1229. 

1831 

„   , 

1194. 

1832 

, 

881. 

1833 

. 

.   '  1115. 

1834 

1357. 

Badearzt  ist  Hr.  Geh.  Med.  Rath  Dr.  B  e  c 
Rath  Dr.  Sachse  während  der  Badezeit  in 


e  r,  auch  Hr.  Geh.  Med. 
Dobberan  gegenwärtig. 


Aufser  guten   Vorrichtungen  zu  Wauneubadem   finden    sich   Ap 


1062 

parate  zu  Douche-,  Tropf-  und  Regenbädern,  so  wie  zur  Dampfdou- 
che  und  Schwefeldampfbädern.  Für  arme  Kranke  ist  seit  dem  Jahre 
1811  eiu  Armenhaus  erbaut.  Auch  befindet  sich  in  D.  eine  Trinkan- 
stalt mit  natürlichen  versendeten  und  küustlich  bereiteten  M. wassern, 
und  Eselinnenmilch  wird  als  Zusatz  zu  M. wässern  frisch  und  erwärmt 
verabreicht.  —  Um  in  der  See  zu  baden  fährt  man  nach  dem  hierzu 
bestimmten  Theil  des  Strandes  und  bedarf  dazu  nicht  mehr,  als  eine 
kleine  halbe  Stunde. 

Häufig  fängt  man  hier  mit  Wannenbädern  an,  fällt  täglich  mit 
der  Temperatur  des  Wassers  und  geht  so  allmählig  zu  Bädern  in 
der  See  über.  Am  Strande  ist  linker  Seits  das  Bad  für  Frauen,  rech- 
ter Seits  das  für  Herreu.     Gebadet  wird  in  Badewageu. 

Hinsichtlich  der  Wirkung  und  Anwendung  des  Seebades  zu  Do- 
beran  sind  vorzugsweise  die  zahlreichen  Schriften  des  erfahrnen 
Hrn.  Geh.  Raths  Vogel,  hinsichtlich  der  neu  entdeckten  M  quellen 
zu  Doberan  die  umfassende  Schrift  des  verstorbenen  Geheimen 
Ruths  Hermbstädt  zu  erwähnen.  Das  ausführlichste  und  umfas- 
sendste Werk  verdanken  wir  in  neuerer  Zeit  Hrn.  Geh.  Med.  Rath 
Dr.  Sachse. 

Das  Seewasser  bei  Doberan  besitzt  die  spec.  Schwere  von  1,0128 
und  enthält  nach  Link  in  sechzehn  Unzen : 

Chlornatrium         .        .        .  N  87,666  Gr. 

Chlortalcium  ....  37,000  — 
Schwefelsaure  Kalkerde  .  .  4,000  — 
Schwefelsaure  Talkerde  .  .  0,666  — 
Harz 0,333  — 

r29,665  Gr. 

Aufser  den  Seebädern  zu  Doberan  verdienen  noch  eine  beson- 
dere Erwähnung  mehrere,  unweit  des  heiligen  Dammes  am  Gestade 
der  See  auf  einer  weit  ausgedehnten  Wiesenfläche  entspringende 
M.quellen;  entdeckt  wurden  sie  im  Jahre  1819,  analysirt  von  Gri- 
schow,  Mahl,  Krüger  und  Hermbstädt. 

Mau  unterscheidet  folgende:  1.  Die  Schwefelquelle,  klar, 
durchsichtig,  etwas  ins  Gelbliche  spielend,  von  einem  salzig-bitter- 
lichen, etwas  hepatischen  Geschmack,  einem  starken  Schwefelge- 
ruch; ihre  Temperatur  beträgt  4—5,0°  R.  bei  3,25°  R.  der  Atmo- 
sphäre, ihr  spec.  Gewicht  1,021993,  ihre  Wassermenge  in  einer  Mi- 
nute 1,66  Kub.F.  nach  Hermbstädt.  —  2.  Die  muria  ti  s  ch  e  Bit- 
ter s  al  z  qu  el  l  e,  westlich  von  der  vorigen,  klar  und  durchsichtig, 
etwas  ins  Gelbliche  spielend,  von  einem  salzig  bittern,  schwach  zu- 
sammenziehenden Geschmack,  einem  geringen  hepatischen  Geruch; 
ihre  Temperatur  beträgt  4,5°  R.  bei  3,25u  R.  der  Atmosphäre,  ihr 
spec.  Gew.  1,05043S,  ihre  Wassermenge  in  einer  Min.  3,168  Kub.Z. 
nach  Hermbstädt.—  3.  Die  Eisenquelle,  der  Zahl  nach  eigent- 
lich drei,  nämlich  eine  bei  der  Miihlenschlcuse,  eine  zweite  unfern 
des  Schauspielhauses  und  eine  dritte  in  dem  sogenannten  Kollbru- 
cbe.    Von    diesen   wurde   die    erste  vorzugsweise   analysirt.     Sic  ist 


1063 

klar,  farblos,  vou  einem  zusammenziehend  -  eigenartigen,  etwas  ste- 
chenden Geschmack,  geruchlos,  bildet  der  Einwirkung  der  atmosphä- 
rischen Luft  längere  Zeit  ausgesetzt,  einen  ocherartigen  Niederschlag; 
ihre  Temperatur  beträgt  5,5°  R.  bei  6,5°  Ft.  der  Atmosphäre ,  ihr 
spec.  Gew.  1,007000,  ihre  Wassermenge  in  einer  Min.  1,70  Kub.Z. 
In  sechzehn  Unzen  enthalten: 


1.     Die  Eisenquelle 
nach  Grischow; 


Chlornatrium 
Schwefelsaures  Natron 
Chlortalcium 
Chlorcalcium 
Schwefelsaure  Talkerde 
Schwefelsaures  Natron 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Extractivstoffsaures  Kali 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaures  Eisenoxydul 

Harz 

Extractivstoff 
Kieselerde    ... 


Kohlensaures  Gas 
Stickstoffoas 


0,720  Gr. 


0,125 


0,036  — 

0,847  — 
2,115  — 
0,241  — 

0,440  — 
0,028  — 


nach  Hermbstäd t: 

0,748  Gr. 
0,551  — 

0,075  — 

0,050  — 


2,000  — 
1,011  — 
0,813  — 


4,552  Gr. 
2,52  Kub.Z. 


0,125 
0,650 


2,52  Kub.Z. 


6,023  Gr. 

4,516  Kub.Z. 

0,594      — 

5,110  Kub.Z. 


2.     Die  Schwefelquelle 

nach  Mahl:      nach  Hermbstäd  t: 


Chlornatriuin 

49,400  Gr.      . 

40,786  Gr. 

Chlortalcium        .        .        . 

7,733  — 

6,976  — 

Chlorcalcium                 , 

Spuren 

0,878  — 

Chlorkalium 

•             • 

0,1 20x— 

Schwefelsaures  Natron 

9,866  — 

1,800  — 

Schwefelsaure  Talkerde 

•                o        •                «                • 

3,580  — 

Schwefelsaure   Kalkerde     . 

3,133  — 

4,470  — 

Kohlensaure  Talkerde 

1,033  — 

0,897  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

1,066  — 

0,S97  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul 

Spuren          . 

0,184  — 

Schwefel      .... 

.     .        «        , 

0,140  — 

Extractivstoff 

0,400  —        . 

0,258  — 

Kieselerde  .... 

.        .    . 

0,400  — 

72,631  Gr. 


61,386  (Kr, 


1064 


Schwefelwasserstoffgas 

Kohlensaures  Gas  .... 

Stickstoffgas  mit  Kohlenwasserstoffgas 


5,301  Kuh.Z. 
5.810      — 
0,829      — 


11,940  Kub.Z. 
3.    Die  Salzquelle 

nach  Griscbow:  nach  Hermbstädt: 


Chlornatrium 

.    109,568  Gr.      . 

109,502  Gr. 

Chlorkalium 

0,055  — 

0,100  — 

Clilortalcium 

20,825  — 

16,208  - 

Chlorcalcium 

»                     .        . 

5,075  - 

Schwefelsaure  Kalkerde 

16,076  —       _, 

10,600  — 

Schwefelsaure  Talkerde 

5,382  — 

9,213  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

2,104  — 

1,470  — 

Kohlensaure  Talkerde 

0,675  — 

2,736  — 

Schwefelsaures  Natron 

.        •             * 

3,782  — 

Kohlensaures  Eisenhydrat 

0,162  — 

0,350  — 

Harz 

Spuren 

. 

Kieselerde    .... 

Spuren 

0,200  — 

Leichtlöslichen  Extractivstoff  0,325  —   \ 

0,880  — 

Schwerlöslichen  Extractivs 

toff  0,375  —   j     ' 
155,547  Gr. 

160,116  Gr. 

Kohlensaures  Gas      , 

3,070  Kuh.  Z. 

3,572  Kub.Z. 

Stickstoffgas       .        , 

0,310    — 

0,832    — 

3,380  K.  Z. 

4,404  Kub.Z. 

H.  F.  Becker,  topographische  Beschreibung  des  heiligen  Dam- 
mes bei  Dobberan.  Schwerin  1792. 

S.  G.  Vogel,  über  den  Nutzen  und  Gebrauch  der  Seebäder. 
Stendal  1794. 

—  —    Annalen  des  Seebades  zu  Doberan.  Rostock  1796.  —  1803. 

—  —     neue  Annalen .  Rostock  1803.  —  1812. 

—  —    in:  Seh  weigger's  N.  Journal.  Bd.  VIII.  S,  44. 

F.  L.  Roeper's  Geschichte  und  Anekdoten  von  Doberan,  nebst 
einer  umständlichen  Beschreibung  der  dortigen  Seebadeanstaltcn.  Do- 
beran 1808. 

S.  G.  Vogel,  von  Kopf-  und  Zahnschmerzen,  nebst  einer  kur- 
zen Geschichte  der  Badezeit  im  Scebadc  zu  Dobcrau  im  Sommer 
1813  und  einigen  Beobachtungen,  welche  den  Nutzen  des  Seebades  in 
ni.innigfulligcn  Krankheiten  bestätigen.  Berlin  1814. 

—  —  allgemeine  Badcregeln  für  Badelustigc  und  solche,  wel- 
che sich  des  Seebades  zu  Doberan  bedienen  wollen.  Stendal  1817. 

—  —  Handbuch  zur  richtigen  Kenutnifs  und  Benutzuug  der 
Seebadcanstalt  zu  Doberan.  Stendal  1819. 


1065 

C.  W.  Hufeland,  Uebersicht.  S.  200.  Vierte  Aufl.  S.  188.  u.  folg. 

S.  G.  Vogel  in:  Hufeland's  Journal  der  prakt.  Heilk.  Bd.  III. 
St.  2.  S.  199.  —  Bd.  VI.  St.  1.  S.  3.  —  Bd.  LI.  St.  3.  S.  3.  St.  4. 
S.  64.  —  Bd.  LH.  St.  3.  S.  3.  —  Bd.  LV.  St.  4.  S.  3.  St.  5. 
S.  55. 

Hufeland's  Journal  der  prakt.  Heilk.  Bd.  LIV.  St.  4.  S.  119. 
—  Bd.  LVI.  St.  3.  S.  69.  —  Bd.  LVHI.  St.  4.  S.  73.  St.  5. 
S.  89. 

S.  F.  Hermbstädt's  Beschreibung  und  Zergliederung  der  neu 
entdeckten  Schwefel-,  Eisen-  und  muriatischen  Bittersalzquellen  zu 
Dobberan.  Berlin  1823. 

Formey  in:  Hufeland's  Journal  der  prakt.  Heilk.  Bd.  LV. 
St.  4.  S.  89. 

W.  Dresen,  Doberan  und  seine  Umgebungen.  Malerisch,  ge- 
schichtlich und  topographisch  geschildert.  Rostock  1834. 

J.  D.  W.  Sachse  in:  Casper's   Wochenschrift  1833.  S.  630. 

—  —  in :  Med.  Zeitung.  Herausg.  vom  Verein  für  Heilk.  in 
Preufsen.  1834.  Kr.  20. 

—  —  über  die  Wirkungen  und  den  Gebrauch  der  Bäder,  be- 
sonders der  Seebäder  zu  Doberan.  Berlin  1835. 

J.  H.  Becker,  einige  Bemerkungen  über  den  Einflufs  der  Wit- 
terung auf  den  menschlichen  Organismus  überhaupt  und  insbesondere 
auf  die  Anwendung  der  Seebäder   in  Doberan.  Parchim  1835. 

Hille    a.  a.  O.  S.  110. 

Kaiisch,  Allgem.  Zeitung  des  Brunnen-  und  Badewesens.  1840. 
S    207. 

Das  S  eeb  ad  zu  Swinemünde.  Die  Stadt  dieses  Namens, 
früher  ein  Fischerdorf,  West-Swine  genannt,  jetzt  eine  Stadt  mit 
4000  Einwohnern  und  einem  Hafen,  liegt  in  dem  Usedom- Wollinischen 
Kreis  der  Provinz  Pommern,  auf  der  Insel  Usedom,  am  Ausflufs  der 
Swine,  in  einer  flachen  saudigen  Gegend.  Durch  die  vereinten  Be- 
mühungen der  dortigen  Behörden  und  Aerzte  gelang  es,  eine  Bade- 
anstalt hier  zu  begründen,  welche  nach  Beendigung  der  hierzu  erfor- 
derlichen Einrichtungen  und  Bauten  den  2.  Juli  1826  eingeweiht  wurde 
und  schon  im  folgenden  Jahre  1200  Fremde  zählte. 

Zur  Aufnahme  der  Badegäste  dienen  mehrere  sehr  gute  Gast- 
höfe, auch  ist  hierzu  die  Mehrzahl  der  Einwohner  von  Swinemünde 
bereit.  Aufser  dem  Gesellschaftshause  findet  sich  hier  ein  gut  einge- 
richtetes Badehaus,  wo  warme  Seebäder,  oder  auch  andere  auf  Ver- 
langen genommen  werden  können. 

Der  in  gerader  Linie  mit  der  Königsallee  befindliche  Badeplatz 
ist  in  fünf  Abtheilungen  getheilt.  Man  badet  unter  Aufsicht  von  Ba- 
dewärtern und  Badewärterinnen  theils  in  Badewagen,  theils  in  Bade- 
hütten. 

Die  Wasserdouche  wird  mittelst  einer  Douchespritze  gegeben. 


1066 


Zu  Ausflügen  für  die  Badegäste  dienen  Friedricbsthal,  der  Golm- 
berg  und  Heeringsdorf. 

In  deu  letzt  verflossenen  Jahren  erfreute  sich  das  Seebad  zu 
Swinemünde  eines  zahlreichen  Besuchs  von  Badegästen. 

Im  J.    1828  betrug  die  Zahl  der  Fremden  1395,  der  eigentl.  Kurg.  770. 

—  —  1829 

—  —  1830 

—  —  1831 

—  —  1832 

—  —  1833 

—  —  1834 

—  —  1835 

—  —  1836 

—  —  1S37 

Badearzt  zu  Swinemünde  ist  der  Herr  Hofrath  Kind.  Mit  Stet- 
tin wird  eine  wöchentlich  dreimalige  Verbindung  durch  Dampfschiffe 
unterhalten. 

Rostkovius,  Dr.,  Flora  Sedinensis  exhibens  plantas  phanero- 
gamas  spontaueas  nee  non  plantas  praeeipuas  agri  Swinemnndii.  Se- 
dini  1824. 

Das  Seebad  zu  Swinemünde,  von  Dr.  R.  Kind.  Stettin  1S2S. 

Kind  in:  Casper's  Wochenschrift.  1833.  S.  11S5. 

Kl  oh  ss  in:  Hufeland  und  0  sann's  Journ.  Bd.  LXXVIJI, 
St.  5.  S.  94. 

Kind,  das  Seebad  zu  Swinemünde.  Stettin  1835. 

Hille  a.  a.  0.  S.  209. 


1278, 

.  -  673. 

638,   .  ' 

. '   .   288. 

1715, 

856. 

1526, 

716. 

1641, 

.   851. 

1318, 

713. 

1342, 

638. 

1433, 

738. 

Nahe  bei  Swinemünde  findet  sich : 

Das  Seebad  zu  Heeringsdorf,  einem  Fischerdorfe,  auf  ei- 
ner nahe  am  Strande  der  Ostsee  befindlichen,  150  F.  über  dem  Meere 
erhabenen,  von  schönen  Buchen  beschatteten  Anhöhe  gelegen,  eine 
kleine  Meile  westlich  von  Swinemünde  entfernt,  besteht  seit  1828. 
Im  J.  1837  zählte  man  bereits  76  Badegäste.  Die  Badeplätzc  befinden 
sich  rechts  und  links  vom  Pavillon  am  Strande  und  haben  einen 
schönen  Badegrund,  wo  mau  von  Badehütten  aus  badet. 

Hille  a.  a.  0.  S.  218. 


Das  Friedrich-Wilhelms-  Seebad  zu  Putbus  im  Bergen- 
■chen  Kreise  des  Stralsunder  Regierungsbezirks.  Dieses  Etablisse- 
ment liegt  an  der  östlichen  Küste  der  reizenden  Insel  Rügen  bei 
Nenendorf)  unfern  des  Schlosses  l'utbiis,  einer  Besitzung  des  Fürsten 
gleiches  Namens,  drei  Meilen  von  Stralsund,  vier  Meilen  von  Greife- 
wald  entfernt. 


1067 

Die  Insel  Rügen,  das  Ziel  vieler  Reisenden  in  der  neuem  Zeit, 
ist  reich  an  Schönheiten  der. Natur  und  alten  historischen  Denkmä- 
lern und  Erinnerungen.  Aus  Kreidegebirg  bestehend,  wird  die  Insel 
nur  theihveise  von  unfruchtbarem  Sande,  dürftigen  Wachholdersträu- 
chen  und  Haidekraut  bedeckt,  besitzt  ergiebige  Weizenfelder,  herr- 
liche Laubwaldungen,  anmuthige  Buchten,  Inseln  und  Halbinseln  mit 
höchst  mahlerischen  Vorgebirgen;  —  überraschend  und  ergreifend  ist 
die  weite  Aussicht  über  die  See  von  dem  grotesk  mehrere  hundert 
Fufs  schroff  über  das  Meer  sich  erhebenden  Kreidefelsen  von  Stub- 
benkammer und  Arkona,  einst  dem  Sitze  des  Slavischen  Götzen  Swan- 
tevit.  —  Putbus  gewährt  in  dieser  Hinsicht  einen  Mittelpunkt,  von 
welchem  aus  die  Insel  bequem  auf  guten  Wegen  durchstreift  werden 
kann.  Das  sehr  aumuthig  gelegene,  von  einem  Lustgarten  umgebene 
Schlofs  Putbus  besitzt  aufser  fremden  Kunstschätzen  auch  sehr  se- 
henswerthe  vaterländische  Alterthümer  Die  bequemste  Ueberfahrt 
nach  Rügen  ist  von  Stralsund  aus;  aufserdem  besteht  eine  regelmä- 
fsige  wöchentliche  (des  Sonnabends)  Dampfschifffahrtverbindung  mit 
Stettin. 

Das  Seebad  besteht  seit  1816,  anfangs  bei  dem  etwa  eine  halbe 
Meile  von  Putbus  entfernten  Dorfe  Neuendorf,  seit  1819  wurde  es 
nach  der  anmuthigeu  Gegend  an  der  Goore  verlegt  und  daselbst  ein 
Badehaus  erbaut.  Für  diejenigen,  welche  an  der  Goore  einen  kräf- 
tigen Wellenschlag  vermissen,  sind  neuerdings  an  der  Ostseite  Rü- 
gens, am  offenen  Strande  bei  Aalbeck,  ganz  in  der  Nähe  des  in  der 
Granitz  befindlichen  fürstlichen  Jagdschlosses,  das  ebenfalls  zum  Em- 
pfang von  Badegästen  eingerichtet  ist,  Anstalten  zu  Seebädern  ge- 
troffen werden. 

In  dem  Badehause  werden  warme  Seebäder  genommen,  aufser 
diesem  finden  sich  hier  Logirhäuser  für  die  Badegäste,  selbst  ein 
Schauspielhaus,  in  welchem  während  des  Sommers  gespielt  wird. 

Hinsichtlich  der  Frequenz  dieses  Seebadss  zählte  man: 

515  Fremde,   unter  diesen :    75  Kurgäste. 

—  —  111  — 

—  —  114  — 

—  —  157  — 
_  _  107  — 

—  —  151  — 

—  —  129  — 

Badearzt  ist  Hr.  Dr.  Benedix.  Die  Badezeit  beginnt  mit  dem 
15.  Juni  und  dauert  bis  zum  1.  October. 

Nach  Hermbstädt  (1819)  enthalten  sechzehn  Unzen  des  See- 
wassers bei  Putbus: 

Chlornatrium      ....      72,7176  Gr. 
Chlortalcium        ....      23,5000  — 


J.  1831 

515  l 

'rem« 

—  1832 

1115 

— 

—  1833 

1116 

— 

—  1834 

1216 

— 

—  1835 

1169 

— 

—  1836 

1288 

— 

—  1837 

1545 

— 

1068 


Schwefelsaure  Talkerde 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Extractivstoff 


0,5614  Gr. 
3,2210  — 
0,1500  — 

100,1500  Gr. 


Hufeland's  Journal  der  prakt.  Heilk.  Bd.  XXI.  St.  2.  S.  5.  — 
Bd.  XLV.  St.  4.  S.  122  —  Bd.  L.  St.  3.  S.  96.  —  Bd.  L1V.  St.  6. 
S.  99  —  Bd.  LX.  St.  1.  S.  132. 

Beschreibung  des  Friedrich- Wilhelms- Seebades  bei  Putbus.  Ber- 
lin 1824. 

Das  Seebad  zu  Putbus.  Berlin  1828. 

Sicmerling,  Andeutungen  über  das  Friedrich-Wilhelms-See- 
bad zu  Putbus.   Stralsund  1832. 

Das  Friedrich-Wilhelms-Seebad  bei  Putbus.  Berlin  1834. 

Hille.  a.  a.  0.  S.  221. 


Das  Seebad  bei  Travemünde  im  Gebiet  der  freien  Stadt 
Lübeck.  Die  Stadt  Travemünde  liegt  am  Eiufluls  der  Trave  in  die 
Ostsee,  zwei  kleine  Meilen  von  Lübeck  entfernt,  und  zählt  1200 
Einwohner.  Das  Etablissement  zu  Seebädern,  im  Jahr  1800  gegrün- 
det, liegt  eine  Viertelstunde  östlich  von  der  Stadt  entfernt  auf  dem 
sogenannten  Leuchtenfelde,  in  einer  schützenden  Bucht  mit  den  zu 
Bädern,  Wohnungen  der  Kurgäste  uud  geselligen  Vereinen  bestimm- 
ten Gebäuden  dicht  am  Gestade  der  Ostsee,  unfern  des  Badeplatzes 
in  einem  Garten.  An  die  Stelle  des  alten  Badehauses  ist  seit  1821 
ein  neues,  gut  eingerichtetes  aufgeführt  worden,  in  welchem  man 
aufser  warmen  Seebädern1  auch  Dampf-,  Douche-,  Regen-  und  Tropf- 
bäder nehmen  kann.  Dicht  neben  dem  Badehausc  befinden  sich  die 
Apparate  zum  Baden  in  der  See.  Man  badet  in  Badewagen  mit 
Fallschirmen.  Als  ein  besonderer  Vorzug  der  hiesigen  Badestelle 
ist  hier  der  Umstand  zu  betrachten,  dafs  die  Kurgäste  schon  wenige 
Schritte  vom  Ufer  die  erforderliche  Tiefe  zum  Buden  finden,  und  da- 
her nicht  der  Pferde  bedürfen,  welche  das  Meerwasser  trüben,  son- 
dern nur  einer  einfachen  Vorrichtung,  vormöge  welcher  der  Ba^- 
dewagen  in  die  See  gebracht  wird. 

Die  Zahl  der  Kurgäste  betrug: 
im     J. 


1815 

589. 

1827 

780 

1834 

850. 

1835 

800 

1836 

830 

1837 

S60. 

1838 

935. 

1839 

950, 

Eröffnet  wird  das  Seebad  Mitto  Juni. 
Dr.  W.  Süss  und  Dr.  F.  Lieboldt. 


Badeärzte    sind  die  llru. 


1069 

Der  Salzgehalt  des  hiesigen  Meerwassers  ist  verschieden,  am 
reichsten  bei  Nord-Nordwest  und  besonders  bei  Nordostwinden,  wo 
das  Wasser  aus  der  Nordsee  durch   die   Belte  in    deu  Hafen    dringt, 

—  dagegen  weniger  salzhaltig  bei  Süd-  und  Südwestwinden.  Die 
Temperatur  des  Seewassers  bei  Travemünde  schwankt  in  gewöhn- 
lichen Jahren  während  der  Sommermonate   zwischen    10  und  19°  R., 

—  in  der  Regel  beträgt  die  Temperatur  13  bis  16°  R.  Während 
des  Augustes  und  im  Anfange  Septembers  ist  das  Wasser  am  wärm- 
sten, doch  hat  es  auch  schon  vor  der  Mitte  Juni  und  besonders  im 
Juli  gewöhnlich  mehr  als  12°  R.  Bei  der  drückenden  Hitze  im 
Sommer  1826  stieg  die  Wärme  des  Seewassers  mehreremale  bis  über 
20°  R.,  —  Avähreud  in  dem  ungünstigen  Sommer  1817  im  August 
seine  Temperatur  nur  8,  ja  7°  R.  betrug. 

Eine  im  Jahr  1837  vom  Apotheker  Geffken  angestellte  Ana- 
lyse des  Seewassers  bei  Travemünde  ergab  das  spec.  Gewicht  bei 
15°  R.  und  anhaltendem  Südwestwinde  im  J.  1836  =  1,0092,  —  1837 
im  Februar  bei  -f-  8°  R.  und  anhaltenden  Nord-  und  Nordwestwinden 
=  1,0140.     Sechzehn  Unzen  Seewasser  enthalten: 


nach  Pfaff: 

nach  Ge  ff  ken 

Chlornatrium 

72,000  Gr.      . 

.      70,51776  Gr. 

Schwefelsaures  Natron    . 

14,333  — 

•        •        •        • 

Chlormaguium 

36,000  — 

.      22,80192  — 

Chlorcalcium     . 

1,000  — 

•        •        •        • 

Schwefelsaure  Kalkerde  . 

1,666  — 

5,41440  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

1,666  — 

Doppelt  kohlens.  Kalkerde 

«                •                 • 

9,73824  — 

Kohlensaures  Eisenoxjdul 

!  ■  •   ■ 

Spuren 

Jodnatrium 

Extractivstoff  . 

0,666  — 

•        ■        .        « 

Verlust      .        .        ,        . 

. 

.      14,96832  — 

127,331  Gr. 

123,44064  Gr. 

Ueber  die  Privat-Seebadeanstalt  bei  Travemünde  (von  Dr.  Dantz- 
niann).  Lübeck  1803. 

Ideen  über  die  Indication,  Wirkung  und  den  richtigen  Gebrauch 
der  Seebäder  nebst  Notizen  über  die  Seebadeanstalt  bei  Travemünde 
von  G.  Swartendjk  Stierling.  Lübeck  1815. 

Annalen  des  Seebades  bei  Travemünde  im  Sommer  1815  von 
Dr.  G.  S.  Stierling.  Lübeck  1816.  Erstes  Heft. 

Annalen  des  Travemünder  Seebades  1817.  Von  Dr.  H.  W. 
Dantzmann.  Lübeck  181S. 

Fischer  in:  Hufeland's  Journ.  d.  pr.  Heük.  Bd.  LV.  St.  3. 
S.  101. 

Die  Seebade  -  Anstalt  bei  Travemünde  in  ihrem  gegenwärtigen 
Zustande.  Von  Dr.  W.  Sass.  Lübeck  1828. 


1070 

Safs  ,  Taschenbuch  für  Badegäste,  oder  Anleitung  zum  zweck- 
mässigen Gebrauch  des  Seebades.  1835. 

F.  Lieboldt,  die  Heilkräfte  des  Meerwassers.  Mit  besonderer 
Berücksichtigung  der  Seebade-Anstalt  bei  Travemünde.   Lübeck  1837. 

Hille  a.  a.  0.  S.  172. 

v.  Gräfe  u.  Kalis  ch,  Jahrbücher  für  Deutschlands  Heilq.  u. 
Seebäder.  Jahrg.  I.  1836.  S.  349.  —  Jahrg.  IV.  1839.  Abth.  3.  S. 
112—129.  —  Jahrg.  V.  1840.  S.  414. 

Kalis ch,  Allgemeine  Zeitung  des  Brunnen-  und  Badeweseus, 
1839.  S.  89. 

Das  S ee b ad  bei  Kiel  oder  D üsternbroek  im  Herzogthum 
Holstein,  unfern  der  von  N.O.  nach  S.S.W,  sich  ziehenden  Kieler  Bucht, 
bei  dem  anmuthigen  Buchengehölz  Düsternbroek ,  von  Lübeck  gegen 
acht  und  von  Hamburg  zwölf  und  eine  Viertel  Meile  entfernt,  gegrün- 
det im  Jahr  1821,  eingeweiht  den  24.  Juni  1822. 

Das  zu  warmen  Seebädern  erbaute,  gut  eingerichtete  ßadebaus 
liegt  nur  hundert  Schritte  von  der  See  entfernt,  —  die  Anstalten  zu 
kalten  Seebädern  befinden  sich  unfern  des  Badehauses  nahe  dem 
Düsternbroeker  Gehölze,  wo  sich  auf  der  ganzen  Seite  der  Bucht  der 
Grund  vorzüglich  dazu  eignet,  da  derselbe  mit  einem  feinen  weifseu 
Sande  belegt  und  gegen  das  in  der  Mitte  hin  mehrere  Klafter  tiefe  Fahr- 
wasser gelind  abschüssig  ist.  Für  Damen  wurde  auf  einer  Art  von 
Flofs  ein  Gesellschaftszimmer  mit  Badekabiuetteu  eingerichtet,  von 
welchen  die  Damen,  geschützt  durch  einen  Schirm,  auf  einer  Treppe 
hinab  in  die  See  sich  begeben  können.  —  Die  Herren  baden  in  einer 
hinlänglichen  Entfernung  von  diesem  Badeflofse  in  Badewagen. 

Die  Badezeit  beginnt  mit  dem  15.  Juni  und  währt  bis  Ende  Sep- 
tember. Badearzt  ist  Hr.  Dr.  Michaelis.  Bestellungen  übernimmt 
die  Badedirection  und  Bademeister  Schulz  zu  Düsternbroek. 

Den  Versuchen  zufolge,  welche  Pfaff  im  Sommer  1821  über 
die  Temperatur  des  Seewassers  bei  Kiel  anstellte,  ergab  sich  als 
mittlere  Temperatur  im  Juuius  15,5Ü°  11. ,  im  Juli  14,75°  R.,  im 
August  16°  R.,  —  als  höchste  19,50°  R.,  am  24.  u.  25.  August,  —  als 
die  niedrigste  10"  R.,  am  10.  Juli,  —  als  mittlere,  für  die  ganze  Zeit 
15,5°  it.  Binnen  zwölf  Stunden  wechselte  die  Temperatur  im  Durch- 
schnitte um  3°  R.;  gewöhnlich  stieg  sie  von  Morgens  7  bis  1  oder  2  Uhr 
um  2  bis  3,  auch  wohl  4°  R.,  fiel  wieder  bis  Abends  7  Uhr  um  2, 
höchstens  3°  R.  und  war  dann  gewöhnlich  ein  bis  zwei  Grade  höher 
als  in  derselben  Zeit  des  Morgens.  Nach  Pfaff  enthalten  sechzehn 
Unzen  des  Seewassers  bei  Kiel: 

Chlornatrium  ....  92,0  Gr. 

Chlortalcium  ....  30,0  — 

Schwefelsaure  Talkerde        .         .  0,0  — 

Schwefelsaure  Kalkerde         .         .  3,5  — 

Kohlensaure  Kalkerde  .        .  0,4  — 


1071 


Chlorkaliun»    .        .        .        .        .        Spuren 
Harzstoff 0,5  Gr. 

Kohlensaures  Eisenoxydul     .        .     ~  Spuren 


132,4  Gr. 
Kohlensaures  Gas  .        .        .  2,0  Kub.  Z. 

Das  Kieler  Seebad  verglichen  mit  andern  Seebädern  an  der  Ost- 
und  Nordsee.  Von  Dr.  C.  H.  Pf  äff.  Kiel  1822. 
S.  v.  Froriep's  Notizen.  Bd.  III.  Nr.  36. 
Hille  a.  a.  0.  S.  161. 

Das  Ap  enrader  Seebad  in  dem  Herzogthum  Schleswig,  drei 
und  eine  halbe  Meile  von  Hadersleben ,  fünf  Meilen  von  Tondern, 
vier  Meilen  von  Flensburg,  acht  Meilen  von  Schleswig  und  zwölf 
Meilen  von  Kiel  entfernt.  Der  Meerbusen ,  an  welchem  die  Stadt 
Apenrade  liegt,  ist  gegen  anderthalb  Meilen  lang,  eine  halbe  breit, 
ist  gegen  Nordost  offen,  zieht  sich  in  einem  flachen  Bogen  erst  süd- 
westlich, dann  westlich  in  das  Land  hinein  und  wird  von  Hügeln  um- 
schlossen, welche  von  gemischten  Holzungen  bedeckt  sind.  Durch  die 
Bemühungen  des  Hrn.  Dr.  Neuber,  Physikus  der  Stadt  und  des 
Amtes  Apenrade,  wurde  hier  eine  Seebadeanstalt  gegründet,  welche, 
durch  die  erwähnte  glückliche  Lage  fast  gegen  den  Andrang  aller 
Winde,  besonders  gegen  Nordwestnord-  und  Nordost-Wind  geschützt, 
sich  eines  milden  und  angenehmen  Klimas  erfreut.  Die  Badeanstalt 
ist  seit  1824  Privatinstitut  des  Badearztes  Dr.  Neuber. 

Im  Jahr  1818  betrug  die  Zahl  der  Badenden  300,  —  im  J.  1820  : 
238,  —  im  J.  1821  :  240.  —  In  neuerer  Zeit  ist  das  Etablissement 
nicht  so  benutzt  worden,  wie  sich  früher  erwarten  liefs. 

Das  Seewasser  bei  Apenrade  enthält  nach  Pf  äff  (1821)  in  sech- 
zehn Unzen : 


Chlornatrium 

.      112,6  Gr. 

Schwefelsaures  Natron 

14,4  — 

Chlortalcium 

26,4  — 

Schwefelsaure  Talkerde 

0,2  — 

Schwefelsaure  Kalkerde 

4,0- 

157,6  Gr. 

A.  W.  Neuber,  über  die  Entstehung,  Einrichtung  und  vorzüg- 
liche Wirksamkeit  des  Seebades  zu  Apenrade.  Hamburg  1819. 

Beobachtungen  über  die  Wirksamkeit  des  Apenrader  Seebades 
von  A    W.  Neuber.  Erstes  Bändchen.  Schlefswig  1822. 

Hille  a.  a.  0.  S.  149. 


Das  Marienseebad  oder  das  Seebad  zu  Eckernförde, 
im  Herzogthum  Schleswig,  an  einer  tiefen   und  breiten  Bucht  der 


1072 

Ostsee,  liegt  drei  und   eine  Laibe  Meile   nordwestlich  von  Kiel,   drei 
Meilen  südöstlich  von  Schleswig  und  wird  seit  1636  benutzt. 

Hille  a.  a.  0.  S.  160. 


Das  Seebad  zuH afkreuz  in  Holstein,  am  breiten  Neustädter- 
busen der  Ostsee,  anderthalb  Meilen  nordwestlich  von  Travcmüude, 
zwei  Meilen  von  Eutin,  vier  Meilen  von  Lübeck  und  zwölf  Meilen 
von  Hamburg  entfernt,  —  eine  der  neuesten  kleinen  Seebadeanstal- 
ten, welche  durch  schönen  Badestrand,  einfache  Einrichtungen  und 
Billigkeit  des  Aufenthalts  sich  auszeichnet. 

Hille  a.  a.  0.  S.  170. 

Die  See-  uud  Soolbadeanstalt  zu  Kolberg  in  Hinter- 
pommern,  Reg.  Bezirks  Cöslin,  befindet  sich  in  der  Münde,  einer 
Vorstadt,  die  sich  von  Kolberg  bis  an  die  Düne  und  fast  bis  zu  20 
Schritten  an  die  Ostsee  zieht.  Die  Anstalt  wurde  in  den  letzten 
zehn  Jahren  durchschnittlich  von  120  bis  150  Familien  besucht. 

An  den  Badeplätzeu  zum  Gebrauch  der  kalten  Seebäder  sind  die 
nöthigen,  bequem  eingerichteten  Badebäuschen  von  Holz  aufgestellt. 
In  der  Badeanstalt  befinden  sich  die  Vorrichtungen  zu  warmen  See- 
bädern, zu  Douche-,  Staub-  und  Dampfbädern.  Badearzt  ist  Hr.  Dr. 
Simon.  —  Von  der  Soolbadeanstalt  ist  bereits  gehandelt.  (Vgl.  S.  576). 

H.  H.  L.  v.  Held,  über  das  Meerbad  bei  Colberg.    Berlin  1S04. 
Hille  a.  a.  0.  S.  236. 

Das  Friedrichs-  Seebad  bei  Rügen  w  aide  indem  Schlawe- 
schen  Kreise  des  Heg.  Bez.  Cöslin  in  Pommern,  gegründet  im  J.  1814, 
jetzt  Eigenthum  des  Hrn?  E  h  1  e  r  t.  Das  Badehaus  befindet  sich  an 
der  Nordseite  des  Hafens,  dreiviertel  Stunden  von  R.  entfernt  und 
enthält  auch  Vorrichtungen  zu  Douche-  und  Regenbädern. 

Büttner  in:  Huf  e  land's  Journ.  d.  pr.  Heilk.  Bd.  XL.  St.  4. 
S.  119. 

Hille  a.  n.  0.  S.  241. 

Das  S  e  eb  ad  bei  W  arnemünde  in  Mecklenburg-Schwerin, — 
bei  dem  Fiscberdorfe  Warnemünde ,  am  Eintlufs  der  Warnow  iu  die 
See,  von  Rostock,  dessen  Hafen  es  ist,  eine  und  eine  Viertel  Meile, 
von  Doberan  zwei  Meilen  entfernt.  Obgleich  man  im  J.  1822  hier 
schon  über  100  Badegäste  zählte,  so  wurde  doch  erst  im  J.  1834  ein 
Badehaui  mit  Einrichtungen  zu  Wannen-,  Douche-  und  Regenbädern, 
und  im  J.  1835  zwei  Anstalten  für  kalte  Seebäder  am  Strande  ange- 
legt, worauf  der  Besuch  so  zunahm ,  dals  iu  den  letzten  Jahren  au 
600  Badegäste  hier  zugegen  waren. 

F  o  r  - 


1073 

Formey  in:   Hufeland's    Journal  der  prakt.  Heilk.  Bd.  LV. 
St.  4.  S.  116. 

Hille  a.  a.  0.  S.  203. 


Das  Seebad  zu  Zoppot  bei  Danzig.  Das  Dorf  Zoppot  liegt 
in  einer  freundlichen  Gegend  anderthalb  Meilen  nördlich  von  Danzig, 
einige  hundert  Schritte  von  dem  Meeresstrande.  Das  Badehaus  liegt 
etwas  erhöht  und  enthält  nicht  nur  die  nöthigen  Vorrichtungen  zu 
Wannenbädern,  sondern  auch  Apparate  zu  Tropf-,  Douche-  und  Re- 
genbädern. 

Im  J.  1834  betrug  die  Zahl  der  Badeg.  431. 

—  —  1835  ....  528. 

—  —  1836  ....  551. 

—  —  1837  ....  515. 

Badearzt  ist  Hr.  Dr.  Halfter.  Die  Badezeit  beginnt  d.  15.  Juni 
und  währt  bis  zum  15.  September. 

Am  Strande  sind  die  Badeplätze  für  Herren  und  Damen  von  ein- 
ander gänzlich  abgesondert,  über  100U  Fufs  von  einander  entfernt. 
Gebadet  wird  auch  hier  in  Badewagen,  welche  mit  Fallschirmen  und 
kleinen  Treppen  versehen  sind.  Nach  Licht enberg's  Analyse  ent- 
halten sechzehn  Unzen  Seewasser  bei  Zoppot: 


Chlornatrium 

.        . 

41,92  Gr. 

Schwefelsaures  Natron 

.        . 

0,97  — 

Schwefelsaure  Talkerde 

,        . 

3,36  — 

Chlortaicium 

,        . 

8,00  — 

Schwefelsaure  Kalkerde 

.        . 

1,60  — 

Kohlensaure  Kalkerde   . 

.        . 

0,64  — 

Kohlensaure  Talkerde  mit 

Spuren 

von  Eisenoxydul 

• 

0,32  — 
56,81  Gr. 

Kohlensaures  Gas 

t        , 

1,98  Kub.  Z. 

Hufeland's  Journ.  d.  pr.  Heilk.  Bd.  XXXIV.  St.  6.  S.  90.  — 
Bd.  LXX.  St.  4.  S.  120.  —  Bd.  LXXV.  St.  6.  S.  89. 

Schweigger's  N.  Journ.  Bd.  II.  S.  252. 

Die  Seebadeanstalt  zu  Zoppot  bei  Danzig.  Mit  einer  Karte  der 
Gegend  von  Zoppot.   Danzig  1823. 

Hille  a.  a.  O.  S.  247. 

Das  Seebad  zu  Kranz  im  Regierungsbezirk  Königsberg.  Das 
Fischerdorf  Kranz  in  dem  Fischhausenschen  Kreiae  liegt  unfern  Kö- 
nigsberg, wird  häufig  besucht,  um  Seebäder  zu  nehmen,  gleichwohl 
mangeln  gute  Einrichtungen. 

Hille  a.  a.  O.  S.  253. 
II.  Theil.  Y  y  y 


1074 

Namentlich  sind  noch  aufzuführen  an  der  Pommerschen  Küste; 
die  Seebäder  zu  Stralsund,  Greifs  wal  d,  Rev  ah  I,  einem  Dorfe 
zwischen  Kamin  und  Treptow,  und  Leba  im  Lauenburgischen,  von  de- 
nen das  erste  auch  mit  guten  Einrichtungen  versehen  ist,  —  an  der 
Mecklenburgischen  Küste:  die  zu  Boltenhagen  bei  Klütz  und  zu 
Wismar,  wo  ein  sehr  gutes  Badeschiff  vorhanden  ist. 

Hille  a.  a.  0.  S.  234.  245. 
Vetter  a.  a.  O.  S.  355. 


Zweite  Abtheilung, 

Die  Heilquellen  Hollands  und  Belgiens. 


Yyy2 


Die  Heilquellen  der  Königreiche  Holland 


und  Belgien. 


Jöeide  Königreiche  zerfallen  nach  Verschiedenheit  ihrer 
Lage  in  ein  tiefes  flaches,  längst  der  See  ausgebreitetes, 
mit  Mühe  letzterer  abgezwungenes  Niederland,  das  ei- 
gentliche Holland,  —  und  Belgien,  das  von  den  Ver- 
zweigungen der  Ardennen  durchschnittene  Hochland.  — 
Die  Ardennen  bilden  die  Fortsetzung  des  mächtigen  Ge-? 
birgszuges,  welcher,  nachdem  er  Teutschland  durchschnit- 
ten und  den  Rhein  theilweise  begleitet  hat,  sich  westlich 
nach  Belgien  und  dem  nördlichen  Frankreich  wendet,  und 
zeigen  diesem  ähnliche  geognostische  Verhältnisse. 

Vorwaltend  in  ihnen  sind  Thon-  und  Grauwackenschie- 
fer,  Uebergangskalkstein  und  Steinkohlengebirge.  Nirgends 
erreicht  in  Belgien  das  Schiefergebirge  die  Höhe  von  3000 
Fufs,  —  einzelne  Berge  und  Bergrücken  übersteigen  zwar 
die  von  2000  F.,  im  Allgemeinen  bleiben  jedoch  die  grö- 
fseren  Plateaus  unter  dieser  Höhe.  —  Arlon  liegt  1856  F., 
Luxemburg  1142  F.  über  dem  Meere. 

So  arm  Holland  an  M.quellen,  so  reich  ist  Belgien  be- 
sonders an  Eisen-  und  Schwefelq.,  deren  Entstehung  durch 
die  eisenhaltigen  Schiefer-  und  die  schwefelhaltigen  Stein- 
kohlengebirge  bedingt  scheint,  —  entbehrt  aber  kräftiger 
Kochsalzquellen.  Von  lauen  M.quellen  besitzt  Belgien  nur 
die  Chaufontaine  und  St,  Amand  von  14  —  26°  R. 

Ueber  die  geognostischen  Verhältnisse  und  die  M.quel- 
len  der  Ardennen  hat  Dethier  eine   sehr   interessante 


1080 

Uebersicht  geliefert.  —  Die  M.quellen  Belgiens  schliefsen 
sich  an  die  des  Grofsherz.  Niederrhein.  (Vgl.  S.  443.) 

Die  M.quellen  und  Kurorte  Hollands  und  Belgiens  zer- 
fallen in  zwei  Klassen:  1.  die  Heilquellen  Belgiens 
(der  Flufsgebiete  der  Sambre,  Maas  und  Scheide),  —  von 
welchen  die  berühmtesten  die  M.quellen  zu  Spaa  und  St. 
Am  and  sind,  und  —  2.  die  Seebäder  Hollands,  von 
welchen  Scheveningen  besonders  zu  erwähnen. 

v.  Oeynhausen  uud  v.  Dechen,  Bemerkungen  über  den 
Steinkohlenbergbau  in  den  Niederlanden,  in:  Karsten'»  Archiv  für 
Bergbau.  1825.  Bd.  X.  S.  108-247. 

in;   Hertha.    1825.  Th.  II.  S.  483-550.  —  Th.  III. 

S.  370-426, 

Karsten's  Archiv.  Bd.  X.  S.  248.  —  Bd.  XI.  S.  170.  —  Bd. 
XIII.  S.  189. 

Das  Rheinland- Westphalen.  Bd.  III.  S.  185. 

O  mal  ins  d'Halloy,  m6moircs  ppur  servir  ä.  la  G6ologie  du 
nord  de  la  France. 

Dethier  in:  Bytragen  tot  de  Naturkundige  Wcetenschappen, 
verzameld  door  H.  C.  van  Hall,  VV.  Vrolik  en  G.  J.  Mulder. 
1829.  Amsterdam.  Vierde  Deel.  Nr.  1.  —  Vgl.  L.  F.  v.  F  r  oriep's 
Notizen.  Bd.  XXIV.  S.  337—344.  ■*■  K,  Brandes  Archiv.  Bd. 
XXXIII.  S.  85, 

1.     Die  Heilquellen  Belgiens, 

Die  M.quellen  %u  Spaa.  Die  Stadt  Spaa,  früher 
ein  Theil  des  Marquisats  von  Franchimont,  unter  der  Lan- 
deshoheit und  Diöces  des  Fürstbischofs  von  Lüttich,  liegt 
1000  Fufs  über  dem  Meere  erhaben  in  einem  freundlichen 
Thale  der  Ardennen,  von  Aachen  sechs  und  eine  halbe, 
von  Lüttich  fünf  und  eine  halbe,  von  Brüssel  siebzehn 
Meilen  entfernt.  Sehr  früh  schon  wurden  die  hier  entsprin. 
genden  Eisenquellen  benutzt,  erwarben  sich  bald  einen  aus- 
gebreiteten Ruf,  und  gehören  jetzt  zu  den  berühmtesten. 
Für  gute  Aufnahme  und  Bequemlichkeit  der  Kurgäste  hat 
man  möglichst  Sorge  getrugen.  —  Zur  Kurzeit  nimmt  fast 
jedes  Haus  Kurgäste  auf.  Im  Sommer  1837  waren  zu  Spaa 
während  der  Saison  2388  Fremde.  —  Mit  Ausnahme  des 
I'ouhon  entspringen  alle  M.quellen  ausser  der  Stadt  in  zum 
Theil  anmuthigen  Gegenden,   und  gewähren    dadurch  dem 


1081 

Kranken,  welcher  sie  gebrauchen  will,   den  Vortheil  der 

Bewegung  in  freier  Luft. 

In  den  S.  umgebenden  Bergen  ist  die  Schieferformation  die  vor- 
herrschende, —  Quarz-,  Thon-,  Dach-  und  Alaunschiefer,  alle  mit 
Quarzadern  durchlaufen,  reich  an  Eisen. 

Man  kennt  sechzehn  M. quellen,  von  welchen  die  vor- 
züglichsten folgende  sind: 

1.  Der  Pouhon,  im  Mittelpunkt  der  Stadt,  aus  ei- 
senhaltigem Thonschiefer  entspringend,  gut  gefafst,  von 
einem  Gebäude  umschlossen,  —  unter  allen  M.quellen  in  S. 
die  berühmteste,  welche,  vorzugsweise  als  Getränk  benutzt, 
unter  dem  Namen  „Spaawasser"  durch  ganz  Europa  ver- 
sendet wird.  Täglich  werden  hier  800 — 1000  Flaschen  zum 
Y  ersenden  gefüllt.  Die  Temperatur  der  M. quelle  beträgt 
8°  R.,  ihr  spec.  Gewicht  1,0010. 

2.  Die  Geronstere,  nächst  der  vorigen  die  berühm- 
teste und  am  meisten  benutzte,  in  der  Mitte  eines  Gehöl- 
zes, eine  halbe  Meile  von  S,,  von  einem  tempelartigen  Ue- 
berbau  umgeben;  ihre  Temperatur  beträgt  7,5°  R.,  ihr 
spec.  Gewicht  1,0008. 

3.  Die  Sauveniere,  eine  drittel  Meile  von  S.,  eine 
halbe  von  der  vorigen  entfernt,  zur  Seite  der  Strafse  nach 
Malmedy ;  —  die  Temperatur  der  Sauveniere  beträgt  7,75° 
R.,  ihr  spec.  Gewicht  1,00075. 

4.  Die  Groesbeek,  unfern  der  vorigen,  an  Tempera- 
tur und  spec.  Gewicht  ihr  gleich,  benannt  nach  dem  Baron 
von  Groisbeek,  welcher,  im  Jahr  1651  dureh  sie  von 
einer  schweren  Nervenkrankheit  geheilt,  sie  schön  fassen 
liefs;  erneuert  wurde  die  Fassung  im  Jahr  1776  von  dem 
Marquis  de  la  Croix,  dessen  Gemahlin  der  Familie  von 
Groisbeek  angehörte. 

5.  Die  beiden  Tonnelets,  eine  drittel  Meile  nord- 
östlich von  der  Sauveniere,  —  an  Temperatur  sind  beide 
Tonnelets  gleich,  —  nämlich  7,75°  R.,  —  das  spec.  Gew. 
beträgt  bei  der  ersten  1,00075,  bei  der  zweiten  1,0007. 

6.  Die  Watroz,  auf  einer  sumpfigen  Wiese  zwischen 


1082 

den  Tonnelets  und  der  Sauveniere  ;  ihre  Temperatur  beträgt 
selten  mehr  denn  7°  R. 

Frisch  geschöpft  ist  das  M.wasser  vollkommen  klar, 
stark  perlend,  von  einem  sehr  angenehm  säuerlich-,prickeln- 
den,  eisenhaften  Geschmack,  einem  eigenthümlichen  Ge- 
rüche (nach  Eisen  riechendem  Wasserstoffgas),  wird,  der 
Einwirkung  der  Luft  ausgesetzt,  getrübt  und  bildet  dann 
einen  ocherartigen  Niederschlag. 

Chemisch  untersucht  wurden  die  M. quellen  zu  Spaa 
von  T.  Bergmann,  Jones,  Struve   und  Monheim. 

In  sechzehn  Unzen  enthalten: 

1.    Der  Pouhon 

nach  Monheim:  nach  Struve: 

Kohlensaures  Natron        .        0,9055  Gr.      .        .  0,7375  Gr. 

Schwefelsaures  Kali 0,0790  — 

Schwefelsaures  Natron 0,0375  — 

Chlornatrium    .        .        .        0,2042  —        .        .  0,4494  — 

Basisch-phosphors.  Kalkerde    .....  0,0136  — 

Basisth-phosphors.  Thouerde 0,0085  — 

Kohlensaure  KaUerde     .        0,7500  —        .        .  0,9855  — 

Kohlensaure  Talkerde     .        0,3125  —        .        .  1,1228  — 

Kohlensaures  Eiseuoxydul      0,8750  —        .        .  0,3751  — 

Kohlensaures  Manganoxydul 0,0519  — 

Kohlensaure  Thonerde    .        0,0312  —        .        .  .        .      . 

Kieselerde         .        .        ,        0,2812  —        .        .  0,4985  — 
Verlust     ....        0,0154  —        .        .  .      . 

3,3750  Gr.  4,3593  Gr. 

Kohlensaures  Gas  .        .        21,68  K üb.  Z.  8,19  Kuh.  Z. 

2.  Die  Geronstere  3.  Die  Sauveniere 

mich  Monheim:  nach  M  o  u  h  e  i  in : 

Kohlensaures  Natron          .        0,452  Gr.      .  .  0,301  Gr. 

Chlornatrium        .        .        .        0,093  —        .  .  0,062  — 

Schwefelsaures  Natron        .        0,041  —         .  .  0,075  — 

Kohlensaure  Kalkerde         .        0,331  —        .  .  0,220  — 

Kohlensaure  Talkerde        .        0,163  —        .  .  0,107  — 

Kohlensaure  Thonerde        .        0,014  —         .  .  0,009  — 

Kohlensaures  Eiseuoxydul          0,456  —        .  .  0,437  — 

Kieselsäure  .... 0,107  —        .  .  0,071  — 

1~657  Gr.  1,282  Gr. 

Kohlensaures  Gas       .        .      14,164  Kub  Z.  .  20,182  Kub.Z. 
."Such  Eise»  riechendes  Was- 

»erstoflgus        .        .        .        0,047      —  .  0,028    — 

14,211  Kub.  Z.  20,210  Kub.  Z. 


1083 


5.  Der  erste  Tonnelet  6.  Der  zweite  Tonnelet 


nach  Monheim: 

nach  Monheim: 

Kohlensaures  Natron 

m 

0,217  Gr.      . 

v        0,080  Gr. 

Chlornatrium 

. 

0,045  — 

'.        0,015  — 

Schwefelsaures  Natron 

0,021  — 

0,007  — 

Kohlensaure   Kalkerde 

0,154  — 

0,129  — 

Kohlensaure  Talkerde 

0,084  — 

0,065  — 

Kohlensaure  Thonerde 

0,007  — 

0,007  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul 

0,390  — 

0,250  — 

Kieselsäure 

• 

0,042  — 

0,027  — 

0,960  Gr. 

0,580  Gr. 

Kohlensaures  Gas 

22,042  Kub.  Z. 

.      19,786  Kub.  Z. 

Nach  Eisen  riechendes 

Was- 

serstoffgas 

• 

0,014     — ■ 

0,004      — 

22,056  Kub.  Z. 

19,790  Kub.  Z. 

7 

.  Der  Groisbeek 

8.  Der  Watroz 

nach  Monheim; 

nach  Monheim: 

Kohlensaures  Natron  . 

0,224  Gr.      . 

0,107  Gr. 

Chlornatrium 

0,047  — 

0,014  — 

Schwefelsaures  Natron 

0,024  - 

0,004  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

0,160  — 

0,177  — 

Kohlensaure  Talkerde 

0,081  — 

0,188  — 

Kohlensaure  Thonerde 

0,007  — 

0,068  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul 

0,245  — 

0,371  — 

Kieselsäure 

0,048  — 
0,836  Gr. 

0,057  — 

0,986  Gr. 

Kohlensaures  Gas 

. 

21,623  Kub.  Z. 

.      13,591  Kub.  Z. 

Zu  "ividerratken  in  allen  den  Fällen,  in  welchen  Eisen- 
wasser contraindicirt  sind  (Vgl.  Th.  I.  S.  239.  Zweit.  Aufl. 
S.  253.),  sind  sie  dagegen  besonders  zu  empfehlen  in  al- 
len den  Krankheitsformen,  in  welchen  alkalisch -erdige  Ei- 
senquellen indicirt  sind.  —  Getrunken  wirkt  das  Sp.wasser 
belebend,  stärkend,  auf  Nerven-,  Muskel-  und  Gefäfssy- 
stem,  die  Verdauung  verbessernd,  belebend  tonisirend  auf 
das  Uterinsystem,  zusammenziehend  auf  die  Schleimhäute, 
und  wird  in  der  Regel  auch  bei  grofser  Reizbarkeit  und 
Schwäche   des  Magens   und   Darmkanals  wohl  vertragen. 

Gerühmt  hat  man  dasselbe  vorzugsweise :  bei  Schwäche 
des  Muskel-  und  Gefäfssystems,  Kachexieen,  Leukopkleg- 


1084 

masieen  von  Schwäche,  —  chronischen  Nervenkrankheiten 
erethischer  und6torpider  Art,  —  Leiden  des  Magens  und 
Darmkanals  aus  Schwäche,  —  Anomalieen  der  Menstrua- 
tion von  Schwäche,  Suppression,  Chlorosis,  Stockungen, 
unregeluiäfsiger  Menstruation,  Schleim-  und  Blutflüssen 
passiver  Art. 

Noch  sind  endlich  die  M  quellen  zu  Spaa  denjenigen  zu  empfeh- 
len, welche  nach  dem  Gebrauche  der  Th. quellen  zu  Aachen  oder  Burt- 
scheid  einher  stärkenden  Nachkur  bedürfen.  (S.  465.) 

Thom.  Ilyetii  observat.  in  usum  fontium  acidul.  pagi  Spaa. 
Leodii  1553. 

Ph.  Gaeringii  description  des  fontaiues  de  Spaa.   Liege  1583. 

—  1592  augmente1  par  Th.  Ryet. 

—  —  —  fontium  aeidorum  pagi  Spaa  et  ferrati  Tungrensis  de- 
scriptio.  Leodii  1592. 

Eschenreuter  a.  a.  0.  S.  C6. 

Günther.  Andern,  comm.  p.  141. 

Tabe  rnämont  anus  a.  a.D.  Th.  I.  Kap.  47.  S.  335. 

G.  Limboth,  de  aeidulis,  quae  sunt  in  sylva  Ardvenna  iuxta 
vicum  Spa.  Antwerp.  1559. 

G.  Philareta,    comm.   de  fontihus  Arduennae.    Antwerp.  1559. 

Herr,  ab  Heer,  Spadacrene,  h.  e.  fons  Spadanus,  aecuratissime 
descriptus ,  aeidulasque  bibendi  modus  et  medicamiua  necessaria,  et 
observ.  medicae.  Lugd.  Bat.  1605    —  Leodii  1620.  —   1622.  —   1635. 

—  Leidae  1641.  —  Lipsiae  1645. 

—     les  fontaines  de  Spaa.    Liege  1616.    —  1630.  1646.  — 

1654.  —  1680.  —  revues  par  Chrouet.  Haye  1736. 

— Deplemeutum  supplementi  de  Spadanis  fontibus,  s.  vin- 

diciae  pro  sua  Spadacrene.  Leodii  1622—1624. 

— observationes  medicae  oppido  rarae  in  Spaa  et  Leodii 

animadversae,  cum  medicamentis  aliquot  selectis,  et  secretis,  Leodii 
1631.  —  Lipsiae  1645.  —  Lugd.  Bat.  16S5. 

J.  B.  van  Helmont,  supplementa  de  Spadanis  fontibus.  Leodii 
1624. 

Paradoxa  VJ.  de  Spadanis  fontibus,  —  in  Initiis   phys. 

inaudit.  Amstelod.  1652. 

W.  Symsoni  Hydrologia  chymica,  s.  chymioa  anatomia  Scar- 
burgensium  aliorumque  fontium  Spadanorum  in  ngro  Eboracensi.  Lugd. 
Bat.  1668. 

J.  Fr.  Brcsmal,  b'8  circulations  des  eaux  ou  THydrographie 
d'Aix  et  de  Spa.  Liege  1690.  -  1699.  —   1716.  —  1718. 

Edmond  Nessel,  trait6  des  caux  de  Spa.  Spa  et  Liege  1699. 

Francis,  dit  Bazin,  traue1  touchant  les  eaux  de  Spa  et  de 
Chevron.  Liege  1712-1714. 

Matth.  Nessel,  apologie  des  caux  de  Spa.  Liege  1713. 


1085 

J.  Fr.  B  res  mal,  parallele  des  eaux  minerales  du  pays de  Liege. 
Liege  1721. 

Werner  Chrouet,  Ia  connoissance  des  eaux  d'Aix  la  Chapelle, 
de  Chau-fontaiue  et  de  Spa.  Leide  1714.  —  Liege  1729 

Frid.  Hoffmann,  de  fontis  Spadani  et  Schwalbaceusis  con- 
niventia.  Halae  1730.  —  übers.  Leipzig  1731. 

medic.  consult.  T.  IX.  p.  387. 

G.  A.Turners,  brief  account  of  the  mineral  waters  of  Spa. 
London  1733. 

H.  Eyre,   account  of  the  mineral  waters  of  Spa.  London  1733. 

J.  G.  Shaw,  on  the  mineral  waters  of  Spa.  London  1734 — 1735. 

C.  Persy,  inquiry  into  the  nature  and  principles  of  the  Spaw- 
waters.  London  1734. 

Les  amusemens  des  eaux  de  Spa  (par  Henri  de  la  Riviere). 
Amsterdam  1734.  —  1735.  —  1740.  —  übers,  von  F.  G.  v.  K.  Frank- 
furt und  Leipzig  1735. 

Phil.  Lud.  de  Presseux,  dissert.  de  aquis  Spadanis.  Lugd. 
Bat.  1736. 

N.  Th.  le  Drou,  demonstrations  de  Tutilite  des  eaux  minera- 
les  de  Spa.  Liege  1737. 

—  —  —  principe8  contenus  dans  les  differentes  sources  des 
eaux  de  Spa.  Liege  1752. 

Gottl.  Car.  Springs feld,  iter  medicum  ad  thermas  Aquigra- 
nenses  et  fontes  Spadanos.  Lipsiae  1748. 

J.  Phil,  de  Limbourg,  traite  des  eaux  minerales  de  Spa.  Leide 
1754.  —  1756. 

—  —  —  recueil  d'observations  des  effets  des  eaux  de  Spa. 
Liege  1765. 

S  1  a  r  e  in :  Philos.  transact.  Nr.  337. 

Nouveaux  amusemens  des  eaux  de  Spa.  Paris  et  Liege  1763.  — 
Amsterdam  1782.  —  1783. 

Avis  aux  buveurs  d'eaux  minerales  pr^cede"  de  T^Ioge  de  Spa  et 
de  ses  environs.  Liege  1776. 

Torb.  Bergmanni  opusc.  phys.  et  ehem.  Holmiae  1779. 
Vol.  II.  §.  14. 

Saubery,  essai  sur  les  eaux  minerales  ferrugiueuses  de  Spa. 
Liege  et  Spa  1788. 

Nouveau  tableau  de  Spa.  Neuwied  1789. 

Casp.  Bartholin,  epistol.  Cent.  IV.  epist.  38.  p.  218. 

€.  W.  Hufeland's  Uebers.  S.  234.  Vierte  Aufl.  S.  83. 

Kästners  Archiv.  Bd.  VI.  S.  228. 

Edw.  Godden  Jones,  auatyse  des  eaux  minerales  de  Spaa. 
Liege  1816.  —  Medico  -  chirurgical  transactions  of  the  med.  Chirurg. 
Society  of  London  1816.  Vol.  VII.  Part.  1.  p.  1. 

Kreysig,  über  den  Gebrauch  der  Mineralwasser.  Leipzig  1825. 
S.  264. 

Die  Heilquellen  von  Aachen ,  Burdscheid ,  Spaa ,  Malmedy  und 
Heilstein  von  J.  P.  J.  Mo  n  he  im.  1829.  S.  309—351. 


1086 

Ais  laChapelle,  Borcette  et  Spaa;  Manuel  a  l'usage  des  baigneuri, 
contenant  la  description  de  ees  trois  villes,  et  de  leurs  environs,  ainsi 
qu'  une  Instruction  detaille'e  sur  la  maniere  d'utiliser  leurs  eaux 
d'apres  les  ouvrages  des  Mess.  Monheim,  Zitterland,  Dardon- 
ville,  Hoepfner,  Keumont  et  Schreiber.  Aix  la  Chapelle 
1834. 


An  sie  reihen  sich : 

Die  M. quellen  zu  St.  Amand,  theils  Eisen-,  thcils  Schwefel- 
quellen, welche  vorzugsweise  in  Formen  von  Wasser-  und  M.schlamm- 
bädern  benutzt  werden,  von  welchen  bereits  gehandelt  worden.  (Vgl. 
Th.  I.  S.  395.  Zweite  Aufl.  S.  465.) 

Die  M. quellen  von  Blanckimont,  bei  dem  sogenannten 
rothen  Wasser,  unfern  der  Preufsischen  Gränze.  Nach  Monheim 
enthalten  sechzehn  Unzen : 


Kohlensaures  Natron    . 
Chlornatrium 
Schwefelsaures  Natron 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaure  Thoncrde 
Kohlensaures  Eisenoxydul 
Kieselerde     . 


0,071  Gr. 
0,056  — 
0,012  — 
0,142  — 
0,086  — 
0,009  — 
0,308  — 
0,065  — 


0,749  Gr. 
Kohlensaures  Gas      .        .        .        13,949  Kub.  Z. 

Die  M. quellen  bei  Tongern,  mehrere  kalte  Eisenquellen, 
von  welchen  zwei  von  Paysse"  chemisch  analysirt  worden  sind.  Ihre 
Temperatur  beträgt  10—13°  R.  bei  19°  R.  der  Atmosphäre. 

Nach  Paysse"  enthalteu  sie  kohlensaure  Talkerde  und  kohleu- 
saures  Eisen. 

Paysse1  in:  Annal.  de  chimic.  T.  XXXVI.  p.  161. 

Bouillon  Lagrange,  Essai  sur  les  eaux  mim'ralcs.  Paris 
1811.  p.  378. 

Ph.  Pati ssier,  les  eaux  minc'rales  de  la  France.  Paris  1818. 
p.  409. 

Alibert,  Pr<5cis  historique  sur  les  eaux  min£rules.  Paris  1826. 
p.  344. 

Die  M quellen  von  Marimont  und  Chevron,  zwei  Eisen- 
quellen. 

Rega,  diss.  med.  de  nquis  fontis  Marimonensis.  Lovanii  1740. 
II.  J.  v.  Crantz,  Gcsundbr.  d.  Oesterr.  Kaiserst.  S.  305. 


1087 

Als  weniger  bekannte,  fast  ganz  unbenutzte  M.quellen  erwähnt 
De t liier  noch  folgende: 

Die  M.quelle  zu  J  uslen  ville  (von  14-17°  R.  bei  8°  R.  der 
Atmosphäre),  —  von  Sasserotte,  auf  dem  rechten  Ufer  der 
Hoegne,  —  Wislez  beiTheux,  —  Chanxhe,  auf  dem  rechten 
Ufer  der  Ourthe,  —  Gadot,  —  Chaud-fontaine  bei  Lüttich  vou 
26ö  R.,  —  la  Rochette,  —  Basse-awez  oder  Beaumur,  — 
F  lern  alle,  —  Hoyoux  bei  Huy ,  —  Ru  oder  Ruy  zwischen 
Roanne  und  Francorchamps,  —  ßosson  bei  Werbomont ,  —  Pou- 
hon  de  St.  Antoine  bei  Grand  Bru ,  —  St.  Remacle,  —  der 
Pouhon  d'en  Haut  in  der  Gemeinde  Herze"  und  der  Po  u  hon  d'en 
Bas  oder  Pouhon  de  St.  Roch. 


2.     Die  Seebäder  Hollands. 


Das  Seebad  zu  Scheveningen,  unfern  Haag,  —  das  be- 
rühmteste und  besuchteste  in  Holland,  schon  durch  seine  Lage,  nicht 
zu  fern  von  Rotterdam  und  Leyden,  sehr  begünstigt.  Bei  dem  Dorfe 
S.  wurde  im  Jahr  1818  zuerst  von  H.  Jac.  Pronk  ein  hölzernes 
Haus  zu  diesem  Zweck  aufgeführt,  in  demselben  Jahr  1400,  im  darauf 
folgenden  1500  Bäder  genommen,  —  später  ein  steinernes,  und  so 
fleifsig  besucht,  dafs  im  J.  1826  :  2050  warme  Bäder,  4075  in  grofsen, 
und  1541  in  kleinen  Badewagen  in  der  See  gegeben  wurden.  An  die 
Stelle  dieser  nicht  ausreichenden  Einrichtungen  liefs  die  Regierung 
durch  Hrn.  Reyers  ein  neues  Gebäude  (Hotel  des  bains)  aufführen, 
welches  sehr  vortheilhaft  auf  der  Höhe  der  Dünen  gelegen,  mit  gut 
eingerichteten  Bädern  versehen  (Badekabinetten  mit  Badewannen,  ei- 
nem portativen  Douche-  und  Regenbad) ,  zu  Wohnungen  von  Kur- 
gästen und  zu  geselligen  Vereinigungspunkten  dient,  und  so  den 
Gästen  mannigfache  Vortheile  gewährt.1 —  Im  J.  1828,  wo  die  neue 
Badeanstalt  eröffnet  wurde,  Avurden  bereits  6698  Bäder  gegeben,  — 
im  J.  1829  :  5616,  —  im  J.  1830  :  6274,  —  im  J.  1831  :  7095,  —  im 
J.  1832  :  1228,  —  im  J.  1833  :  7555,  —  im  J.  1834  :  13,100,  —  im 
J.  1S35  :  10,617,  —  im  J.  1836  :  10,005. 

Bei  S.  besteht  der  Grund  des  Meeres  aus  feinem  Sand,  ist  fest, 
sicher,  und  flacht  sich  allmählig  ah,  so  dafs  zu  jeder  Tageszeit  geba- 
det werden  kann.  Die  Küste  ist  gerade  gegen  Nordwest  gerichtet 
und  empfängt,  da  aus  diesem  Himmelsstriche  die  Winde  am  häufigsten 
wehen,  in  gerader  Richtung,  mit  voller  Kraft  die  mächtigen  Wellen 
der  Nordsee,  deren  Wellenschlag  durch  keine  Bucht,  keine  vorsprin- 
gende Landspitze  gebrochen  wird.  Auch  schwächt  kein  bedeutender 
Flufs  durch  seine  nahe  Einmündung  die  Kraft  des  Salzwassers,  denn 
selbst  das  wenige  Wasser  des  sogenannten  alten  Rheins  ergiefst  sich 
drei  Stunden  nordöstlich  von  S.,  jenseits  Katwyk,  ins  Meer.  Gegen 
die  Heftigkeit  der  Seewinde  gewähren  die  Dünen  von  40 — 80  Fufs 
Höhe    zum    Theil    Schutz ,    an  heifsen  Tagen   ergeht  man  sich  auf 


1088 

schattenreichen  Wegen ,  in  dem  schönen  zwischen  S.  und  dem  Haag 
gelegenen  Gehölz. 

Die  hier  gebräuchlichen  Badewagen  sind  nach  Form  der  englischen 
eingerichtet,  mit  einem  Tisch,  Spiegel  und  Bänken  versehen.  Im  Ge- 
brauche sind  grofse  und  kleine  Badewagen. 

S.  besitzt  eine  Apotheke;  Badearzt  ist  D.  d'Aumeril,  der  Ver- 
fasser der  über  S.  erschienenen  Monographie. 

Eine  besondere  Erwähnung  verdient  das  orthopädische  Institut 
des  Hrn.  Dr.  Heine,  in  dessen  sehr  günstig,  mit  einem  weitläufigen 
Garten  bei  der  Stadt,  am  Eingange  in  die  Scheveningcr  Allee,  gele- 
genen geräumigen  und  schö'nen  Local  diejenigen  Kranken,  welche  an 
Verkrümmungen  leiden,  ein  anständiges  Unterkommen  finden.  Ein 
eigner  Wagen  führt  die  Kranken  an  den  Strand,  wo  sie  auf  einer, 
nach  Heine 's  Angabe  gebauten  Badekutsche  in  die  See  gelaugen. 
Hier  werden  die  Kranken  auf  einer  leiterarligen  Vorrichtung,  die  sich 
wie  eine  Charniere  in  der  Kutsche  auf-  und  abwärts  bewegt,  mitteist 
Riemen  und  Federn,  ausgespannt  und  so  längere  oder  kürzere  Zeit 
in  die  See  gebracht.  Andere  leichtere  Verkrümmte  bewegen  sich, 
entkleidet  mit  ihrer  Maschine  frei  im  Wasser  herum. 

Tausend  Theile  des  in  der  Nähe  von  Scheveningen  geschöpften 
Meerwassers  enthalten: 


nach 

van  Meerten 

nach  Dr.  Mulds 

(1826) : 

(1827) : 

Chlornatrium        .  "     . 

26,320  Th.      . 

.      22,007  Th. 

Chlorcalcium        ..'■""•. 

unbestimmt 

5,045  — 

Chlormagnium     . 

5,700  — 

2,300  — 

Schwefelsaures  Natron 

0,540  — 

.        .        .     . 

Schwefelsaure  Kalkerde 

0,350  — 

0,400  — 

Schwefelsaure  Talkerde     . 

•        •     .        < 

2,102  — 

Alkali           .... 

0,360  — 

.        •        •    • 

Extractivstoff     .        . 

2,070  — 
35.340  Th. 

.    . 

31,854  Th. 

nach  Dr.  Holle  man  (1829): 

Chlornatrium         ....  27,809  Th. 

Chlorcalcium        ....  1,214  — 

Chlormagnium       ....  3,161  — 

Schwefelsaures  Natron        .        .  3,878  — 


36,062  Th. 

Empfohlen  und  benutzt  werden  die  Seebäder  zu  S.  in  denselben 
Krankheiten,  in  welchen  Seebäder  bereits  empfohlen  wurden.  (Vergl. 
S.  1050.) 

Jahrbücher  der  Heilq.  Deutschlands  von  Döring,  F cnner  von 
Kenn  che rg,  Uöpffner  und  Peez.  1822.  II.  S.  237. 


1089 

Description  de  1'eHablissement  des  bains  de  mer  ä  Scheveningen 
par  J.  F.  d'AumeriV,  trad.  du  Hollandois.  Haye  1830. 

J.  G.  Heine,  Physiologie  über  die  organische  Wirkung  der 
Bäder  in  dem  belebten  menschlichen  Organismus,  zunächst  der  Bäder 
in  dem  belebten  Meere,  nebst  Beschreibung  der  Erfindungen  Behufs 
der  orthopädischen  Seebadeanstalt  zwischen  Gravenhagcn  und  Sche- 
veningen. Haag  1835. 

Hasse  in:  Summarium  des  Neuesten  und  Wissenswürdigsten  aus 
der  ges.  Med.  1836.  Nr.  18.  Bd.  III.  Heft  2. 

J.  Fr.  d'Aumerie,  das  Seebad  zu  Scheweningen  in  Holland, 
seine  nächste  und  entferntere  Umgebung,  seine  innere  Einrichtung, 
die  verschiedene  Anwendung  und  grofse  Wirksamkeit  dieses  Bades 
und  seine  Vorzüge  vor  vielen  andern  Seebädern  etc.,  nebst  einer 
Abhandlung  über  die  Wirkung  der  Seebäder  überhaupt.  Cleve  und 
Leipzig  1837. 

C.  Mühry,  Medicinische  Fragmente  etc.  S.  50. 


Aufser  Scheveningen  verdient  noch  eine  besondere  Erwähnung 
das  seit  mehrereu  Jahren  eingerichtete  und  von  Stierling  empfoh- 
lene Seebad  zu  Zandvoort  an  der  Nordsee,  bei  dem  Fischerdorfe 
Z.,  eine  kleine  Meile  südwestlich  von  Harlem.  Das  Badehaus  liegt 
so  nah  als  möglich  dem  Strande,  60  Fufs  über  dem  Meere  erhaben, 
das  Corps  de  Logis  ist  zum  Empfang  und  der  Bewirthung  der  Gäste 
bestimmt,  die  Badekabinette  enthalten  gut  eingerichtete  Badezimmer. 
In  der  See  badet  man  hier,  wie  iu  Scheveningen,  in  Badewagen. 

Stierling  in:  Hufeland  und  Osaun's  Journal.  Bd.  LXXI. 
St.  1.  S.  108. 


II.  Theil.  Z  z  Z 


Verzeichnifs 
der  in  diesem  Tlieile  aufgeführten  Kurorte  und  M. quellen. 


Seite 


Aachen  .  ,  447 
Aba  .        .        290 

Abach  .  .  668 
Abensberg  .  669 
Abraham  .        286 

Achatius,  Quelle 
des  heiligen  A. 
Acherbad 
Achillesche  Bad 
Adelheidsquelle 
Adelholzen 
Aeolsbrunnen  . 
AfaltersbacherBad  192 
Ahler  Eisenhütten 
M.quelle 

Aich 

Aigen 

Ajnäcskü 

Alach 

Alexanderbad  zu 
Sichertsreutb 

Alexandriuenbad 

Alexisbad 

Alexisbrunnen 

Alleehaus  beiKarls 
ruhe 

All-Gyffgy 

Allmaushauseu 

Almas 

Alpirsbach 

Als(»-IVlicsinyc 

Alsö*-Vatza 


668 
807 
564 
654 
659 
72 


923 
677 
175 
313 
561 

629 

564 

1024 

1025 


Altenberg 

Altenhiirg 

Altenialza 
Altensberg 
AHheyda 


154 


785 
352 
661 
306 
718 
271 
351 
941 
222 
948 
681 
442 


Seite 

Altötting  .        .  675 
Alt-Reichenau  416 
Altsohl     „        .  269 
Altwasser         .  401 
Alt-Wilinsdorff  442 
Amalienbad  420.559.779 
Ainandibrunnen  134 
Amberg    .        .  673 
Ambrosiusbrunuen     71 
Amorbach         .  683 
Ampas      .        .  180 
Andersdorfer  Sau- 
erbrunnen    .  136 
Andras     .        .  264 
Annaberg         .  929 
Annabrunnen   .  663 
Annenbrunnen  660 
Antholz    .        .  192 
Antogast  .        .  795 
Antousquelle    .  130 
Apenrader  Seebad  1071 
Aranyos    .        .  367 
Arapataka        .  355 
Armen  weil  er    .  751 
Arnsdorf  393.  419  442 
Artern      .         .  553 
Aschersleben    .  546 
Aspen       .         .  681 
Atcns        .        .  1030 
Atyaer  M.wasser  289 
Au    .        .        .  677 
Aubad      .        .  182 
Auerbach           .  819 
Außustenbad     .  843 
Augustusbad    933.  942 
Au^ustusbrunnen  944 
Auschowitzergnelle  72 


Seite 
AyachmühlerM.q.   683 


Baden  in  Oestr. 

143 

Baden  in  Baden 

769 

Badenweiler     . 

802 

Badsdorfer-Bad 

125 

Bahlf 

305 

Ballungen 

716 

Baj-Falu  . 

324 

Bajmöcz  . 

256 

Bakovar  . 

298 

Balaton-See 

283 

Baldöcz 

264 

Banko 

288 

Bansen 

575 

Barand 

368 

Baratz 

317 

Barudorf  . 

1030 

Bartfeld  . 

244 

Basse-awez 

1087 

Bassenheim 

499 

Baumgarten 

415 

Baumkirchnerbad 

182 

Bazen 

356 

Bazuch 

270 

Beaumur  . 

1087 

Bechiner-Bad  . 

126 

Bebrangen 

962 

Bela 

263 

Beleke     . 

539 

Beigard    . 

576 

Behcz 

257 

Bellberg   . 

560 

Beilenberg 

1002 

Bellussa  . 

252 

Bcnedckf'alva  . 

280 

Im  nlli  (im 

1017 

1091 


Beuyuss   . 

Berchtesgaden 

Berg 

Berggiefshübel 

Beriugerbad 

Berka 

Berlin 

Bernhardsbrunueu 

Bernsbach 

Bertrich    . 

Bessenova 

Bcuron 

Beyertheim 

Biberach  . 

Bibra 

Bieringen 

Bikszad    .       , . 

Bilin 

Billichgrätz 

Biloweser-Bad 
Birresborn 

Bizdzidza 

Blancbimont     . 

Bläsibad  . 

Bochorzi  . 

Bocklet    . 

Bodaik 

Bodenfelde 

Bodok       . 

Bogda       .   .     . 

Boll 

Bollechow 

Boltenhagen 

Bonifaciusquelle 

Borhegyes 

BorkuF     . 

Boros-Jenö 

Borsaros  . 

Börstingen        , 

Bor-Volgy 

Bosson 

Borsz6k    . 

Botzen 

Bozes 

Bozin 

Brakel       . 

Bramstedt 

Brandenburgerbad 

Brenner  Bad    . 

Brezno-Bänya   ■ 

Brezno-Mito 

Briel 

Brodlum  . 

Brohl 

Bruchhäuser  M.q. 

Bruchsal  . 


Seite 
272    Bruckenau 
683   Bruckenau 
732  Brudeldreis 
940   Brunnen, der rothe 
548     —  der  steinerne 
955   Brunnenbad 
571   Brunntlial 

26   Brunos  Quell  . 
933   Bruzna     . 
474  Bublitz     . 
280  Buch 
708  Büchelberg 
784   Buchlau    . 
759  Buchsäuerling 
558  Buckenhofen    . 
711.  764   Buckowina 
324   Büdingen 
103   Budy 
222   Bugyogö  . 
125   Bukovecz 
497   Bünde 
340  Burchardtsquelle 
1086   Burgbernheim 
721   Burgbrohl 
140   Burghausen 
609  Burgschwalbach 
288  Burgstall 
1023   Burtscheid       447. 

Buschbad 

Buschendorf    . 

Bussocz    . 

Büsum       , 

Buzia 


Seite  Seite 
297  Constautinsquelle  204 
584   Coppenbrügger 

498       Schwefeibrun.  1022 

683   Cottendorf       .  933 

683   Crailsheim        .  749 

942   Crumbach         .  933 

683   Csacsin     .        .  272 

933   Csall         .        .  277 

272   Csernely  .        .  294 

576   CserUl      .        .  28t 

Csurgö*      .        .  290 

Cudowa    .        .  434 

Cuxhaven         .  1057 

Czako      .         .  315 

Czarkow          .  418 

Czechauow      .  576 

Czernowiner-Bad  139 


344 
298 
752 
339 
1074 
623 
346 
249 
318 
345 
711 
366 


922 

683 
140 
47 
641 
416 
819 
278 
351 
272 
532 
625 
641 
494 
6S3 
923 
192 
459 
939 
225 
258 
1061 
294 


CzemeterM.wasser  248 


Czigla 


Cainsdorf 

Calw 

Camp 

Gampo  di  Sotto 

Canstatt 

Carano 
1087   Caudeuthaler  M.q 
341    Cementquelle    . 
191    Chanxhe  . 
353   CharlotteubruiiH 
257    Charlottenburg  571 

538   Chandfonraine        1087 
1037   Chevron  .         1086 

759   Chlumetzer-Bad        126 
178   Chodowitz  126 

272  Christenhofsbad  745 
272  Christianen-Eber- 
763  hardinenbrunnen  948 
1040  Christiansbrunnen  i\9 
494  Cleve  .  .  473 
526   Coblenz    .        .        576 


Dahlen 
Dambeck 
Dangast    . 
Dankeisried 
Dankersen 
Darnvar  . 
Daubenbom 
Daun 

Daunerbecher 
Debrezin  . 
Dein  ach    . 
Destel 
Dillhausen 
Dillingsbad 
Dingolfing 
Dinkhold 
Dios-Gj'ö'r 
193   Dippoldiswalda 
723    Dirsdorf  . 
193   Dizenbach 
498   Divenreiserbad 
941    Dohbelbad 
1087   Dobberphal 
407   Doberan   . 

Dobrawoda-Bad 


933 
702 
923 


249 

943 
550 

1060 
681 
534 
371 
923 
498 
499 
322 
700 
539 
923 
183 
676 
917 
303 
943 
409 
761 
681 
196 
576 

1061 
126 


Dobritschauer-Bad  121 


784   Colberg  .        576.  1072 


Doktorka 
Dolina 
Dombhiit  . 
Dorfgeissnar     . 
Dorna^Kandreny 
Dorna-Warra  . 
Dörsdorf . 
Dotis.        . 
Dragobertfalva 
Dragomirfalva 

Zzz2 


126 

279 
365 
843 
337 
337 
923 
307 
309 
323 


1092 


Seite 
Drahova  .  .  258 
Draisweiher  M.q.  497 
Draitschbrunnen  490 
Dreiser-  WeiherM.q.497 
Dresden  .  ,  942 
Dreykirchen  .  189 
Driburg  .  .  507 
Drohobycz  .  339 
Dubover  Sauerbr.  248 
Dubrava  ,  .  263 
Dürkheim  .  6S3 
Dürrenberg  .  550 
DürrenweiderHam- 

mer  M.quelle        641 
Dürrbeim  .        806 

Dürrwangen     .        71S 
Diisternbroek  .      1070 


Ebeczk     . 

281 

Ebed 

273 

Ebedecz   . 

294 

Eberbach 

764 

Ebnigen    . 

718 

Ebriacber  Sauerbr.  216 

Echzell     . 

819 

Eckardtsgrün    , 

641 

Eckartsbruuner 

918 

Eckelbrunnen 

918 

Eckernfördo 

1071 

Edenkoben 

683 

Egartbad 

185 

Egegh       . 

277 

Eger         .        , 

48 

Egerdach 

180 

Eglhof      . 

175 

Ehrcnbreitstein 

499 

Ehren-Friedric 

l»9- 

dorf 

933 

Eilsen 

993 

Eimbeck  . 

1021 

Einöd 

209 

Einsiede!  . 

133.  933 

Eisenbach 

293 

Eisenberg 

943 

Eleonorenquelle         85 

Elisabethbad 

573 

Elisabethbrunnen.    821 

Elisabethquelle 

778 

Elisenquelle 

481 

Elmen 

542 

Elster 

944 

Kitsch 

317 

Kltville     . 

922 

Etnbsbad  . 

807 

Empfing  . 

667 

Seite 

Seite 

Ems 

884 

Gabern  ek         , 

210 

Engelbrunn 

297 

Gablottö*  . 

249 

Eppenhausen 

537 

Gadot 

1087 

Erdobenye 

282 

Gaugulfsbad     . 

763 

Erfurt 

.553 

Ganöcz    .        , 

264 

Erlach      . 

192 

Garäb       .        , 

280 

Erlau 

303 

Gasern 

943 

Erlenbad  . 

806 

Gasteiner  Wildbad  155 

Ernabrunnen 

.      1025 

Gedern     . 

819 

Ernstthal . 

933 

Gehringswalde 

930 

Eschelloh 

661 

Geilnau     .        , 

915 

Essingen  . 

751 

Geislingen     •   . 

758 

Efslingen 

750 

Gellenau  . 

442 

Esztergäly 

281 

Gennebach 

807 

Eulenhöfer  M. 

1,      967 

Georgenbad 

940 

Georgenbrunn.  403.995 

Fachingeu 

912 

Gerbenroth 

922 

Falkenberg 

419.  641 

Gerlahö    . 

249 

Farkas  Mezö 

349 

Germete  . 

538 

Fellathal . 

211 

Geroldsgrün     . 

949 

Felsö-Bajom 

356 

Geroldstein      , 

923 

Felsö-Peteny 

280 

Gerolstein 

498 

Ferdinandsquelle  27.72 

Geronstere 

1081 

Ferenberg 

183 

Gfall 

183 

Fichtelseer  AI. 

j.      641 

Giengen    . 

744 

Fiestel      , 

518 

Giefshübel 

47 

Filicz 

264 

Girtenau           . 

764 

Fischbach 

923 

Glashütten 

291 

Fixen 

641 

Glatt 

707 

Flein 

►        750 

Gleichenberg  . 

203 

Flemalle  . 

1087 

Gleislibergerbad 

192 

Flinsberg 

410 

Gleifsen    . 

569 

Führ 

.      1059 

Glottenthal 

807 

Forsterbad 

126 

Gmünd 

217 

Fortyogo" 

344 

Gnadenbad 

722 

Fragaritberbad 

217 

Godelheim 

523 

Frankenhausen        963 

Godesberg 

490 

Frankfurt  a. d.O.      572 

Gögging  . 

670 

Frankfurt  a.  M.       877 

Goldbach 

628 

Franzensbrunnen      53 

Goldberg           , 

1034 

Frauenberger-Bad    126 

Goldbrüimel     . 

126 

Freiberg  . 

932 

Gönningen        , 

764 

Freienwalde 

562 

Göppingen 

754 

Freiersbach 

799 

Gortwa-Kisfalu 

316 

Freudenthalcr- 

Kad  129 

Göschwitz 

957 

Friedrichs-See 

bad  1072 

Gosel        .         , 

641 

Friedrich  -  Wi 

- 

Gottsebdorf     . 

043 

helms-Seebad     1066 

Gottsdorf 

943 

Friesach  . 

217 

Gradlitzerbad  . 

124 

Froi 

190 

Grafen  ort 

442 

Frommem 

718 

G  ran 

272 

Fiilck 

2S0 

Grasnawa-Woda 

258 

•Füred 

282 

Greenfield 

933 

Fiirstenau 

.       1022 

Greifenberg 

682 

Fiirstenquellc 

8S8 

Greifswald     575 

1074 

Füfsen 

681 

Gjriesbacb 

792 

1093 


Seite 
Griesbad  .  182.  758 
Grindbrunnen  .  877 
Gripshofen  .  530 
Grodek  .  .  338 
Groesbeek  .  1081 
Grofs-AIbertshofen  670 
Grofsarl  .  .  167 
Grofsenliain  .  943 
Grofsen-Rüden  .  1023 
Grofskarben  .  814 
Grofsschlagendorf  258 
Grofs-Waldendorf  415 
Grofswardein  .  368 
Grub  .  .  966 
Grüben  .  .  419 
Grundhofer  Sauerb.961 
Grunermühle  .  641 
Griinheidt  .  641 
Gungelbninnen  1022 
Güntbersbad  .  965 
Guther  M.wasser  290 
Gutwasser-Bad  126 
Gyopäros  .  319 
Gyügy      .        .        276 


Hackelthal      ; . 
Hafkreuz 
Hagek 

Hall  in  Oesterr. 
Hall  in  Tyrol . 
Hall  in  AVürtem- 
berg      .        737 
Halle 
Hallein 
Halsbrücke 
Hambacb 
Hämor 
Hamry 
Hanau 
Hardeck  . 
Harka 
Harkäny  . ' 
Härtensdorf 
Hasloch    . 
Hasoda     . 
Hafsfurt  . 
Hechingen 
Heckingbausen 
Heffnersqueüe 
Heidelbergerbad 
Heilbronn 
Heilbruun 
Heilbrunnen     3S6 
Heilbrunner- Bad 
Heiliüfebrunnen 


682 
1072 
126 
173 
179 

739 
551 

175 
932 
499 
347 
126 
842 
639 
306 
320 
933 
183 

1022 
627 
715 
537 
617 
933 
750 
654 

,  494 
126 
722 


Heiligekrenzbad 

Heiligenstadt   . 

Heiligkreuzbad 

Heilstein  . 

Heinriclibrunnen 

Heinrichsquelle 

Helgoland 

Hellendorf 

Helmsdorf 

Helmstädt 

Heppingen 

Heringsdorf 

Herkulesbäder 

Herlein     . 

Hermannsbad 


Seite 
182 
152 
763 
472 
421 
938 

1055 
943 

1040 

1029 
495 

1066 

357 

286 

566.943 


Herster  M.quelle 

Hertwigswaldau 

Herzogbad 

Heselwangen 

H6ter  M.wasser 

Hetten 

Heubrunnen 

Heyersen 

Hiddingen 

Hietzing  . 

Hinderegg 

Hinnewieder 

Hirscbbad 

Hirschfelde 

Hlinsko     . 

Hluck 

Hochberg 

Hochstädt 

Hof-Gastein 

Hofgeismar 

Hohenberg 

Hohenbüssow 

Hohenems 

Höbenstädt 

Höllenstein 

Hollenhagen 

Höllcrthal 

Holzhausen 


Homburg  v.  d.Höhe  820 

Hoppenberg      .  535 

Horawizerbad  126 

Horb         ,        .  722 

Horitzerbad      .  126 

Hornhausen      .  560 

Horod      .     ,    .  348 

Horodenka       .  340 

Hofszüret          .  244 

Hosteiner-Bad  140 

Hotzerbrunnen  499 

Hoyoux    .        .  1087 

Hrabske   .        .  249 


511 

418 
683 
718 
312 
683 
138 
1023 
1021 
152 
183 
126 
750 
418 
140 
140 
640 
819 
165 
837 
640 
575 
182 
673 
948 
1007 
636 
531 


Seite 

Hrussov  .   .  282 

Hub    .   .  802 

Hubertusbrunnen  547 

Huck    .    .  140 

Huggelaubach  .  759^ 

Hugyag  .    .  281 

Hüllborst    .  532 

Hutla   .    .  281 

Hygiäensquelle  25 


Jahodnika 

Jakobfalva 

Jakobsbad 

Jamnicza 

Jaraba 

Jaroslaw . 

Jaistraba 

Jaxtfeld    . 

Jebenhausen 

Jelen 

Jene 

Jeszenye 

Bgenbad    . 

Imnau 


278 
346 
722 
373 
272 
338 
252 
739 
755 
317 
281 
272 
750 
703 


Inkratischer  Sau- 
erbrunnen .  210 
Innicben  .  .  191 
Jobsbad  .  .  929 
Jochbergerbad  182 

Johanolowa  .  340 
Johannesbad  .  125 
Johannesbrunnen  134 
Johannesdorf  .  124 
Johannisberg  .  844 
Jobannisbrun.  139.  205 
Jolsvaer  M.wasser  310 
Jordansbad  .  759 
Josephinenquelle  119 
Josephsbad  .  103 
Josephsquelle  105.  787 
Ischt  .  .  168 
Judenburg  .  210 
Julianenbrunnen  995 
Julius  Hall  .  1030 
Jungbrunn.  192. 719. 807 
Jünkelbrunnen  192 
Juropolya  .  281 
Juslenyille  .  1087 
Iwonicz    .        .        333 


Kabel  .  .  574 
Kabolc  .  .  306 
Kacz  .  .  303 
Kaiser-Franzensbad  4S 


1094 


Seite 

Kalos       .        .  280 

Kamena  Goricza  374 

Kamenszko      .  374 

Kamjonka        .  264 

Kanizer-Bad    .  663 

Karlsbad  .  18 
Karolinenbrunnen      71 

Karolinenquelle  105 

Karlsbrunn       .  129 

Karlsbrunuen  .  122 
Karlshaller  Brunn.  482 
Karlsq.  130. 205.625.708 

Karlsruhe         .  7S5 

Karpona  .  ,  270 
Karscheutbaler-ßadl82 

Kasbrunnen      .  764 

Kaschau  .        .  288 

Katzenelnbogeu  923 

Kautenbach      .  477 

Keberlingen     .  764 

Keked       .        .  2S7 

Kekkö      ,        .  281 

Kekkus     .        .  286 

Kelcs        .        .  281 

Kellberg  .        .  675 

Kelmenfalva    .  278 

Kernend   .        .  353 

Keuz        .        .  575 

Kerlich     .        .  499 

Keruly      .        .  347 

Kesselbriiuiien  888 

Keszthejy         .  286 

Kibbad      .        .  807 

Kiel          ;        .  1070 

Kiraly      .        .  312 

Kirchberg         .  661 

Kirchbrunneu  .  750 
Kirchheim  unt.Teck  756 

Kirnhalden       .  807 

Kis-Apatiii        .  286 

Kis-Czeg           .  356 

Kis-Eör    .         .  286 

Kis-Falud         .  297 

Kis-Kalan         .  352 

Kis-Kubra        .  252 

Kisocz     .        .  264 

Kis-Saros          .  248 

Kifsbüchl         .  182 

Kissingen         .  591 

Klanbowka      .  126 

Klausnerbrunnen  206 

Kleinengstingen  723 

Kleinern  .        .  993 

Klein-Gretenberg  1022 

Klein-Kiichlcrbaa  126 

Klein-Miltitz    .  944 


Seite 

Klein-Pösthöny  253 

Klein-Schirma  931 
Klein-Schwadowitz  125 

Klein-Weckow  576 

Klein-Welka    .  94  t 

Klevererbad     .  678 

Klimath    .         .  678 

Klingenbad       .  678 

Klingenfels       .  222 

Klininger  Sauerbr.  215 

Klokocz    .        .  270 

Kobola-Polyäna  323 

Kochemoos      .  191 

Köditz      .        .  641 

Kökeny    .        .  322 

Kokolna  .        .  252 

Kokoschütz      .  418 

Kommern         .  122 

Kondrau  .        .  638 
Königinnhofer-Jo- 

hannesbad    .  125 

Königsbad        .  750 

Könis;sborn       .  533 

Königsfeld        .  126 

Königshütte     .  420 

Königstein        .  943 

Köuigswarth    .  84 

Konopkowka    .  334 

Kouszka  .        .  280 

Koritna    .         .  140 

Koritschau       .  140 

Kornwestheim  720 

Korond     .        .  346 

Korsow     .        .  336 

Körtv%es       .  282 

Kösching          .  673 

Kosen       .        .  550 

KostanitzerSäuerl.  210 

Kostlitz    .        .  943 

Kos/.tclna        .  253 

Kothen     .         .  591 

Kothenbibersbach  641 

Kötschen          .  550 

Kovaszna         .  343 

Ko/.yn       .        .  339 

Krabonicza      .  309 

Krähcnhad       .  TIS 

Krähnchen       .  888 

Kramerqucllcn  396 
Kranz       .         .       1073 

Krapina    .         .  37*' 

Kras/.nadolina  258 

Kreigli     .       .  264 

Krems     .       .  175 

Kreuth      .         ,  648 

Kreuzbrumieu  71 


Seite 
Kreuznach  .  479 
Kronberg  .  874 
Krontbal  .  874 
Kroppa  .  .  222 
Krötenmühle  .  636 
Krumbach  .  678 
Krumbacher  Bade- 
stein .  .  679 
KrummbacherMühle763 
Krupp  .  .  222 
Krj'uica  .  .  327 
Krzessow  ,  336 
Kubra  .  .  252 
Kuchelbad  .  126 
Kukusbad  .  124 
Kummern  .  122 
Kun-Taplocz  .  310 
Kunzendorf  .  419 
Künzen  .  .  677 
Künzing  .  .  677 
Kupferzeil  .  751 
Kürtös  .  .  281 
Kwiczowice  .  339 


Laabad    . 

155 

Laachbad 

155 

Ladis        .         . 

180 

Ladok 

264 

Laimnau  . 

764 

Lampertsdorf  . 

409 

Lamscheid 

478 

Landeck  . 

422 

Landolinsbad   . 

807 

LandskronerMine 

ralbrunnen     . 

496 

Langenau 

635 

Langcnbriickcn 

779 

Langenfeld 

191 

Langensalza     , 

554 

Langcnstcinbach 

783 

Laszina    . 

373 

Latukas    . 

309 

Laiichstädt 

5f)6 

Lausigk   . 

943 

Lauterbad 

723 

Leba 

1074 

Leberbrunnen 

750 

Leibicz     . 

263 

Leipzig    . 

944 

Leitzkau 

562 

Lemberg 

33S 

LendersnauSen 

627 

Lengau    . 

182 

Lenziger  M.brunn. 

499 

Lcogang  . 

175 

1095 


Seite 
Leonfelden  .  175 
Leopoldsquelle  788 
Letin  .  .  126 
Leutstetten  .  662 
Leva  .  .  294 
Levenz  .  .  294 
Levern  .  .  532 
L6wärt  .  .  310 
Leyenkaderich  923 
Libocl.  •  •  124 
Lichtenbrunncn  138 
Lichtenthai  .  776 
Liebenstein  .  957 
Liebenzeller-Bad  697 
Liebwerda  .  118 
Lienzmühler  Sauer- 
brunnen .  215 
Limmer  .  .  1019 
Lindau  .  .  681 
Lindenholzhausen  920 
Liuksehe  Bad  943 
Linik  .  .  371 
Lipka  .  .  126 
Lipnik  .  .  264 
Lipnitscher-Bad  126 
Lipocz  .  .  245 
Lippa  .  .  297 
Lippoldshausen  534 
Lippspringe  .  531 
Löbau  .  .  943 
Lochotin  .  86 
Lodyczyn  .  340 
Lö-Fej  .  .  324 
Löffingerhad  .  807 
Löhnberg  .  92t 
Losoncz  .  .  281 
Louisenbrunnen  571 
Lövete  .  .  347 
Löwenberg  .  190 
Löwensteiu  .  747 
Loybl  .  ,.  2-22 
Lubien  .  .  325 
Lucska  .  .  279 
Ludwigsbad  616.  776 
Ludwiffsbruunen  814. 
821.  1035 
Ludwigsthal  .  133 
Luhatschowitz  133 
Lühne  .  .  1022 
Luisenquelle  54.  134 
Lüneburg         .  1023 


Seite 

Magyurad         .  276 

Magyar-Falva  .  280 

Maldar     .        .  264 

Maleichen         .  681 

Malmedy           .  470 

Malnäs      .        .  351 

Malterdingen    .  807 

Mannersdorf    .  154 

Marching           .  670 

Mariabrunnenbad  662 

Mariaschein      .  102 

Marienbad        .  67 

Marienberg       .  931 

Marienborn      .  936 

Marienbrunnen  70 

Marieufels        .  921 

Marienquelle     .  85 

Marienseebad  .  1071 

Marimont          .  1086 

Marktquelle      .  27 

Mastintz    .        .  316 

Mathildenbad    .  817 

Mätra-Novak    .  2S1 

Mattenbach       .  923 

Maulburg          .  807 

Maxen      .        .  943 
Maximiliansquel- 
le          .        130.  595 


Seite 
Monfalcone  .  222 
Montabaur  .  919 
Montefalcone  .  222 
Monyäsza  .  319 
Nordingen  .  681 
Moritzburg  .  943 
Morslebeu  .  559 
Mostigerbad  .  126 
Mühlbach  .  258 
Mühlbrunnen  26.  395 
Mühldorf .  .  663 
Mühleuer  Sauer- 
brunnen .  499 
Mühlstadt  .  217 
Mühriugen  .  711 
Müllheim  .  807 
MünchshÖfen  .  676 
Münder  .  .  1023 
Münsterberg  .  409 
Münsterbrunnen  484 
Murany  ,  .  297 
Muskau    .        .  567 


Mäd. 
Madacska 


282 
281 


Maystadt 

Mehadia 

Meinberg 

Meifsen     . 

Melcsicz  . 

Memelsen 

Menes 

Merau 

Mere 

Mergentheim 

Mettersdorf 

Miedeisbach 

Milawetz 

Miletinerbad 

Milkosrb-Rad 

Mindelheim 

Mingolsbeim 

Mitterbad 

Mizun 

Mochinger-Bad 

Modletin  . 

Mödlinger-Bäd 

Moen 

Mogyorö"s 

Mögglingen 

Moha 

Möllendorf 


192 
357 
1000 
939 
252 
844 
319 
193 
277 
741 
499 
751 
126 
126 
126 
680 
785 
184 
340 
662 
126 
153 
576 
273 
745 
289 
559 


B 


Nachoderbad    . 

Nagapedl 

Nagy-Körös 

Nagy-Mogyoros 

Nagy-Selmecz 

Nagyszalathna 

Nagy-Torna 

Nammen  . 

Namoscidla 

Natoplitze 

Natroine  . 

Natters     . 

Nauheim 

Naumburg  a 

Nelipina   . 

Nemet-Keresztur 

Nenndorf 

Neubrunnen 

Neuenhaiu 

Neuenheim 

Neuhaus  200 

Neuhof     . 

Neu-Lublau 

Neumarkt 

Neumünster 

Neuschwalheim 

Neusohl 

Neustadt-Ebers 

walde 
Neustädter  Bad 
Nezdenitz 
Nicolaibad 


li 


125 

140 
244 

324 
2S0 
269 
324 
536 
258 
222 
789 
181 
84  t 
417 
309 
306 
828 
26.  7  t 
876 
876 

1022 
263 
260 
671 

1039 
841 
271 

566 
734 
140 
217 


1096 


Seite 

Seite 

Seite 

Nied 

923 

Otrakowitz 

140 

Poulion     . 

lost 

Niederlahnsteit 

i       920 

Ottensen  . 

1039 

Pouhon  d'en  Bas 

1087 

Niederlangeuau 

439 

Ottlau 

575 

Pouhon  d'en  Haut 

1087 

Niedernan 

708 

Ottobad     . 

637 

Pouhon  de  St.  An 

ISieder-Zissen  . 

495 

Owen 

764 

toine 

1087 

JNieder-Zwönits 

931 

Pouhon    de    St. 

Kiemierow 

336 

Roch     . 

10S7 

Nieratz     . 

763 

Padhorodze 

340 

Pouhont de  Cuves 

471 

Niersfein 

818 

Pandurbrunnen 

595 

Pouhont  de  Gero- 

INievern    . 

923 

Pankota    . 

319 

mout 

471 

Niklova    . 

249 

Parad 

298 

Pouhont  des  Isles 

471 

INimnieza 

252 

Parchim  . 

1036 

Pouhont     de     La 

JNookquelle 

181 

Partenkirchen  . 

663 

veaux    . 

471 

Norderney 

.      1053 

Paszika     . 

309 

Pozdiatekerbrun- 

Nördlingen 

645 

Paulinenbrunnen 

905 

neu 

140 

Nordwasser 

800 

Pausa 

94S 

Preblauer  Sauer- 

Northeim 

.      1018 

Pecsenyed 

305 

brunnen 

214 

Nowosielce 

336 

Peissenberg 

666 

Predjarki-Woda 

258 

Nyiregyhaza 

323 

Perechinsko 

340 

Preuzlau           . 

573 

Pesth 

243 

Prefsburg 

257 

Petersbrunn      ; 

662 

Preuscbwitz     . 

943 

Oberbrambach 

945 

Petershagen 

535 

Prinzbacherbad 

807 

Ober-Döbliug 

155 

Petersthal 

796 

Prinzhofen 

677 

Oberbaus 

188 

Peterwitz 

409 

Probbach 

923 

Oberlahnstein 

919 

Petrokofer-Bad 

126 

Probstbrunnen 

419 

Ober-Leutensd 

>rf    102 

Petrova    . 

249 

Prutzerbad 

179 

Ober-Mendig 

495 

Petzen 

217 

Przibran  . 

126 

Obermennig 

495 

Pfeiffer     . 

641 

Puchrigler  Bad 

175 

Obernau    . 

711 

Pfrungen  . 

764 

Püllna       . 

108 

Oberperfufs 

181 

Pielizysk  . 

576 

Putbus 

1066 

Obersalzbruime 

n      395 

Piestyan  . 

253 

Pyrawarth 

154 

Obersasbach 

806 

Pilzweg    . 

675 

Pyrmont  . 

972 

Oberselters 

923 

Pinkafeld 

306 

Olierschafiliaus 
Ober-Schwedel 

dorf 
Obershausen 

en    807 

s- 

442 
923 

Pirna 

Plattensee 

Pleintling 

Po  Csevicze    . 

943 

282 
677 
318 

Quedlinburg 
Quickendorf     . 
Quirinusoelquelle 

560 
409 
6S3 

Ober-Tiei'enbac 

h      681 

Poezatek  . 

126 

Ober-Wicsentb 

al     933 

Podhering 

309 

Rabbi 

183 

Ober-Zissen 

495 

Podhragy 

279 

Radeberg 

933 

Ochseuhausen 

761 

Podoi 

126 

Radendorf 

210 

Oelber 

1030 

Podschaken 

126 

Rad  na 

367 

Oelper 
Oelves 

1030 

Pnjan 

350 

Radolfszellerbad 

807 

356 

Pojnik 

272 

Radoma    . 

249 

Ofen 

231 

Polcna      . 

309 

Ragozibrunnen 

594 

Ofenlocherbad 

182 

Pollyän    . 

350 

Rajccz 

252 

Offen  au    . 

740 

Poltcrbrunucn  . 

55 

Räkos 

345 

Ohnienhauscn  . 

719 

Pol/in 

574 

Ramschied        . 

923 

Olahfiilu   . 

348 

Pongyelok        . 

315 

Rainwalderbad 

193 

OJbersdorf 

309 

Ponnau 

576 

Ranigsdorf 

137 

Old.'slohc 

1038 

Pöntcrbrunucn 

499 

Rank 

286 

Olmiitz 

138 

Pösing 

257 

Rappcnau 

786 

Orb  . 

621 

Pöstheny  . 

253 

Raros-Mulgäd  . 

281 

Orcchovc 

252 

Pöst3'(5n    . 

253 

Rascb.au  . 

931 

Oiteropai« 

918 

Pötscbing 

305 

Rastenberg 

956 

Osztrovsk 

270 

Potsdam   . 

572 

Ratheim   .        . 

474 

1097 


Seite 
Ratko-Suha  .  317 
Ratzes  .  .  186 
Raudnauer-Bad  126 
Rauris  .  .  167 
Rauschenbach  .  262 
Ravensburg  .  762 
Rawnicer  M.wasser  340 
Reckenitzbrunneu  1035 
Reckow  .  .  576 
Rehburg  .  .  1013 
Reiboldsgrün  .  948 
Reichenau  .  442 
Reichenhall  .  658 
Reinsdorf  .  933 
Reinerz  .  .  429 
Reinhards-Grimma  943 
Reispacli  .  677 
Resek  .  .  125 
Retsk  .  .  303 
Rettert  .  .  923 
Reutli  .  .  1R2 
Reutlingen  .  7J2 
Revabf  .  .  1074 
Rhänitz  .  .  943 
Rheingauer  M.q.  920 
Ribär  .  .  264 
Richanka  .  280 
Riedenberg  499.  591 
Riedlingen  .  807 
RiendlerM. wasser  175 
Riesenbad  .  102 
Rietenau  .  748 
Riefsstädt  .  561 
Rima-Br6zo  .  314 
Rippoldsau  .  786 
la  Rochette  .  1087 
Rodaun  .  .  152 
Rodenbach  .  538 
Rodenberg  .  829 
Rodisfurther  Sauer- 
brunnen .  47 
Rodna  .  365.  367 
Rohitsch  .  .  201 
Rohnau  .  .  415 
Roigheim  ,  736 
Roisdorf  .  .  488 
Roks  .  .  264 
Rokus  .  .  264 
Römerbad  .  198 
Römerquelle  .  708 
Ronneburg  .  967 
Ronya  .  .  280 
Rörebücbel  .  182 
Rosabrunnen  .  122 
Rosenberg  .  280 
Rosenbrunnen .  905 


Seite 

Rosenheim 

664 

Rosnau     . 

310 

Rofsbach 

819 

Rofswein 

941 

Rötbeibad 

.   .     758 

Röthenbacber 

Bad  722 

Rothenbrunn 

182 

Rothenburg  a. 
Tauber 

d. 
644 

Rothenfeld 

.      1023 

Rothenfels 

77S 

Rofhtnthal 

933 

Rotweil    . 

719 

Rozdol      . 

339 

Rozuintow 

340 

Ru    .        . 

.      1087 

Rückershauseii 

922 

Rudnok     . 

288 

Rudolstadt 

966 

Rügenwalde 

.      1072 

Ruhla 

954 

Ründeroth 

538 

Ruy 
Ruzbach 

.       10S7 
262 

Rybnick  ■ 

222 

Saatzer  Schwe 

fel- 

quelle 
Sachsenfelder  1 

511 
Jad  933 

Säckingen 

805 

Sadschütz 

122 

Sadskacrbad 

126 

Sagard 

575 

Saiilbacher  Bat 

1       807 

Saidschitz 

108 

Salle 

576 

Salt 

188 

Salzbrunn 

3!  13 

Salzbrunnen 

918 

Salzdahlum 

1030 

Salzderhelden  . 

1024 

Salzdtefurth     . 

1024 

Salzgitter 

1024 

Salzhausen 

812 

Salzhemmendot 

f    1024 

Salzkotten         f 

>33.  539 

Salzliebenthal 

1024 

Salzquelle  bei  E 

iger   55 

Salzschlirf 

843 

Salzaffeln 

1007 

Salzungen 

959 

Sarenthai 

188 

Sarisap 
Saroksar 

273 
244 

Sasserotte 

1087 

Seite 

Sattel        .        .  763 

Saubad     .        .  764 

Sauerthal          .  923 

Sauveniere        .  1081 

Savnik      .        .  248 

Schachen          .  681 

Schäftlarn         .  665 

Schandau          .  941 
Scharbocksbrunnen  538 

Schaumburg     .  923 

Scheuern           .  923 

Scheveningen  .  1087 

Schieder  .         .  1002 

Schiersäuerling  85 

Schiesheim        .  923 

Schlackenbad   .  932 

Schlaneid .         .  191 

Schlangenbad  .  899 

Schleusingen    .  562 

Schlofsbrunneu  27 
Scbmechtener  M.- 

brunnen         .  511 

Schmeckwitz    .  936 

Schömbach       .  415 

Schöllberg        ,  946 

Schöningen       .  1030 
Schön wald  an  der 

Grunermühle  641 

S chörgau          .  188 

Schums     .        .  187 

Schwaighof      .  651 

Schwalbach      .  903 

Schwalheim     .  839 

Schwall    .        .  923 

Schwellungen  .  962 

Schwefelnatroine  789 

Schweiua          .  962 

Schwellquelle  .  322 

Schwelm           ,  527 

Schwenningen  721 

Schwindeck      .  660 

Schwirsen        .  576 

Schwollen         .  499 

Sebastiansweüer  714 

Seebruch           .  529 

Seeon        .        .  666 

Sehlbacher  Bad  807 

Seidlitz     .        .  108 

Seidorf     .        .  393 

Seifersdorf       .  133 

Seikenbrunnen  1024 

Sella         .        .  193 

Sellrain     .        .  181 

Selters      .         .  878 

Seltz         .        .  817 

Seunerbad        .  762 


1098 


Seite 
Sennfeld  .  .  626 
Serenthal  .  188 
Sgums  .  .  187 
'Sibö  .  .  354 
Sichertsreuth  .  629 
Sid  .  .  .  313 
Sidonienquelle  938 
Siebers  .  .  681 
Silian  .  .  192 
Singer  .  .249 
Siunberger  M.q.  5S6 
Sippenau  .  673 
Sircz  .  .  306 
Sironabad  .  818 
Sira-Brada  .  264 
Skleno  .  .  291 
Sklo  .  .  33") 
Skole  .  .  340 
Slaboticz .  .  374 
Slatenitz  .  .  138 
Slonsk  .  .  576 
Smerdech  .  374 
Sinerzsonka  .  263 
Smradiatka  .  140 
Sobrusan  .  102 
Sodasee  .  .  322 
Soden  .  .  868 
Soest  .  .  534 
Sohl  .  .  947 
Sokolowka  .  340 
Solitude  .  ,  752 
'Sombor  .  ,  351 
Sondelfingen  .  720 
Sonnenbruunen  396 
Soosmezü  .  345 
Sopliientlial  .  418 
SöVBorvitz  .  349 
Sos-Hartyany .  281 
Sotto  Comano  193 
Sottorf  .  .  539 
Source  de  Quirin  471 
Sorär  .  .  248 
Spaa  .  .  1080 
Spielberger  Schwe- 
felbrunnen .  1022 
Spitalquelle  .  27 
Springen  .  .  923 
Sprudel  .  ,  25 
St.  Amand  ,  1086 
St.  Annabad  .  126 
St.  Annadorfer-Bad  126 
St.  Annens   (ina- 

denbrunnen  .  931 

St.  Barbarabad  217 

St.  Georgen      .  075 

St.  GÜBthersbad  120 


Seite 

St.  Johannisbad  645 

St.  Isidor  .  190 
St.  Katharinenbad  217 

St.  Leonhard  .  214 

St.  Nikolasbad  126 

St.  Peter  .        .  216 

St.  Petersbad  .  189 

St.  Remacle    .  1087 

St.  Rochus       .  189 

St.  Veit  .  .  183 
St.  Wolfgang  in  der 

Fusch   .        .  167 

Staden      .        .  819 

Staflerlechner  .  191 

Stankorar        .  280 

Stafsfurth         .  550 

Starenhagen    .  1037 

Stehen      .         .  631 

Stecknitz           .  121 

Steinach  .        .  641 

Stciubogenbad  681 

Steinfeld  .        .  1022 

Steiuheyde       .  963 

Steinseifen        .  133 

Steinwasser  .  108 
Stephanienbad  776.784 

Sternbad  .  .  560 
Sternberg         123.  136 

Stctten     .        .  708 

Stjärnitska      .  279 

Stoika  .  .  354 
Stradener  M. quelle  205 

Stralsund          .  1074 

Strehaz    .        .  222 

Stuben      .        .  277 

Stubnya  .        .  277 

Stums       .        .  187 

Stuttgart  .        .  750 

Suchaloza         .  140 

Suderode           .  5i8 

Suha         ,        .  315 

Suliguli     .        .  323 

Sülldorf  .  .  550 
Sulz          .        306.  721 

Sülz          .        .  1035 

Salzau      .        .  711 

Sulzbach  .  801 
Sulzbrunnen  am 

Peissenberg  666 

Sulzburg  .         .  806 

Sulzdorf   .         .  210 

Sülze         .        .  1024 

Summeraw       .  140 

Svabocz    .       .  264 

Swada  Studinka  140 

Swincinündo     .  1065 


Seite 

Synowudzka     . 

340 

Szalankania 

368 

Szalärd     . 

323 

Szalathnya 

273 

Szaldobos 

350 

Szaloua    . 

303 

Szänto      .        , 

276 

Szczawnice 

329 

Szecsany 

297 

Szeudrö    . 

303 

Szent-György  365 

366 

Szent-Irany     280. 

309 

Szent-Laszlo    . 

324 

Szigeter  M.wassei 

319 

Szklabonya 

2S1 

Szlatrina 

264 

Szlets        .        . 

280 

Szliäcs      .         . 

264 

Sznako     .         . 

249 

Szobrancz         . 

307 

Szolotsina 

309 

Szolyra    . 

309 

Szombatfalra  . 

349 

Sztrezsenicz     . 

258 

Sztrojna   .        . 

309 

Sztubicza          . 

372 

Szutinczka        . 

371 

Szutor 

314 

Szutsa 

253 

Szwoszowice  . 

338 

Talferbad 

191 

Tannenbrunneu 

660 

Tapolczan 

310 

Tar 

303 

Tarcza 

304 

Tata 

307 

Tatenhausen     . 

520 

Taufnergut 

190 

Tauscha    . 

943 

Teinach    . 

700 

Teisholz  . 

311 

Tclgard    . 

311 

Telki-Banya    . 

288 

Tcnkcrer    Al.was- 

scr 

319 

Tenustädt 

555 

Tepla 

280 

Teplitz     . 

86 

Tetschcn           , 

103 

Teuditz     . 

550 

Teufelabrunnen 

677 

Thale 

547 

Thunnhauscu  . 

681 

1099 


Seite 

Seite 

Seite 

Tharandt 

938 

Unterwindschwur    676 

Weiler 

681 

Theodorshaller 

Usterling 

677 

Weinbrunnen  . 

905 

Brunnen 

483 

Uzsok 

309 

Weingarten 

762 

Theresienbrun- 

Weiseritz 

943 

nen 

27.  595 

Weifsbacherbad       216 

Theusserbad 

747 

Vag-Teplaer 

252 

Weifsenbacherbad  216 

Thierbad 

750 

Valdorf    . 

529 

Weifsenburg     . 

644 

Thurmbacherbf 

id      189 

"Vale  Ursuluy   . 

366 

Weifslau           . 

190 

Thurn       . 

575 

Viimfalva 

324 

Weldzik  . 

340 

Tillerborn 

492 

Vargede    . 

312 

Wellingbüttel  . 

1039 

Tiszolcz  . 

311 

Vechtelde 

1022 

Welschnofen    . 

191 

Tiszovnyik 

281 

Vegles 

271 

Welzheim 

750 

Tobelbad. 

196 

Veldes 

222 

Wemding          . 

643 

Tölcsva    . 

2S2 

Yelejter    . 

281 

Wenzelsbad 

121 

Toll 

191 

Venusbergerbai 

l       181 

Wenzelsquelle 

788 

Tongern  . 

1086 

Verdins     . 

191 

Werker  M.q.    . 

920 

Tonnelet 

1081 

Vetzel 

354 

Werl 

539 

Tönnisstein 

492 

Viborna    . 

2b4 

Werlesquelle 

205 

Tönnstein 

492 

Vichnye   . 

293 

Wernarzer  M.t 

.       586 

Töplika    . 

368 

Vilbel 

819 

Westerkotten  . 

539 

Töplitz       86. 

139.  219 

Villacherbad 

214 

Wetterbrunneu 

138 

Töplitza  .        ' 

219.  3b8 

Villingerbad 

807 

WTeyhers 

628 

Topporecz 

264 

Vilsbiburg 

667 

Wieliczka 

331 

Topuszko 

364 

Vincentiibrunn« 

jn     134 

Wien 

152 

Tornesiquelle 

632 

Vippach-Edelli 

au- 

Wierowan 

140 

Totfalva  . 

264 

sen        . 

957 

Wiesau     . 

415.  636 

Tot-Pröna 

279 

Vislas 

281 

Wiesbaden 

852 

Toväros    . 

307 

Vitecz-Hurka 

248 

Wiesenbad 

929 

Traunstein 

.  ,     677 

Vlotho 

534 

Wiesenbrunner 

i        396 

Travemünde 

.      1068 

Vogtsburg 

807 

Wiesenquelle 

55 

Trentsin    . 

249 

Vohbtirg   . 

673 

Wiesloch 

782 

Treptower-De< 

sp      576 

Voitelsbrunnen 

140 

Wiklantitz 

126 

Triebel     . 

574 

Voldersbad 

181 

Wildbad  . 

690 

Trottinerbad 

126 

Völlan       . 

189 

Wildungen 

989 

Trübsch'dtz 

122 

Vöslau 

151 

WTilhelminen  S 

ee- 

Truchanow 

339 

bad 

1059 

Trunkelsberg 

681 

Wilhelmsbad  4 

il8.  546. 

Truskawice 

339 

Waldbad  . 

762 

842 

Tscliachwitz 

121 

Waldquelle 

72.  683 

WilhelmsbruiiD 

en   119. 

Tschatasch 

225 

Wallbrunnbad 

193 

465 

Tscheschdorf 

138 

Wanderslebeu 

967 

Wilhclmsstift,] 

Jrun- 

Tsorvaser   M.A 

vas- 

Wangen    . 

763 

nen  des  W. 

720 

ser 

319 

Wangeroge 

1058 

Wilischberg 

943 

Tübingen 

720 

Wapiennie 

340 

Wimmiuger  M 

q.     498 

Tyffer      . 

198 

Warmbrunn 

385 

Wimpfcn  am  J 

ferg  817 

Warmstorf 

.      1039 

Windeby 

.       1040 

Warnemünde 

.      1072 

Winkelbad 

192 

Ueberkingen 

756 

Wartenberg 

682 

Winslar    . 

.      1013 

Ueberlingeu 

803 

Wassacher  Be 

rg     759 

Winterbach 

746 

Ueberwasser 

191 

AVasseralfingci 

i        751 

Wipfeld    . 

616 

Uhlmühle 

.      1020 

Wasserburg 

668 

W'islez 

.       1087 

Ullersdorf 

128 

Watroz     . 

.      1081 

Wismar    . 

.      1074 

Ulm 

758 

Wehr 

498 

Wisowitz 

140 

Unterbrambacl 

i         945 

Weichmühl 

576 

Wisselshcim 

819 

Untcreppach 

751 

Weikardshofei 

i        629 

Wodolenka 

126 

Unteruieidling 

153 

Weilbach 

,       865 

Wodolenow 

126 

1100 


Seite 

Wohlmühler  M.q.  498 

Wolbertsclnvende  763 

Wolfgaus         •  126 

Wolfs     \        .  305 
Wolfssintliis,  M.q. 

des  heiligen  W.  677 

Wolkeustein     .  930 

WolkcnsteinerBad  208 

Wollmerschieder  923 

Wörschach       .  208 

Wörth       .         .  673 

Woyczyna        .  339 

Wratzlau          .  126 


Seite 
Wunderbrunnen  a. 

d.  Steinach  .         641 
Wiinschendorf  415 

Wyck       .        .       1059 
Wyszowa         .        340 


Zabokruki 

Zamowa   . 

Zandvoort 

Zanka 

Zaysenhnusen 

Zdenova  . 

Zell 


340 

340 
.  1089 
286 
783 
309 
175.  217 


Seite 

Zellerbad 

697 

Zerbst 

1028 

Zielonce   . 

33S 

Zittau 

942 

ZQgg         . 

1S9 

Zoppot 

1073 

Zoväny     . 

355 

Zsamarocz 

253 

Zsely 

281 

Zsjar 

280 

Zsibak       . 

2S1 

Zuckenthalerbad      807 

Zwettel     . 

155 

itcrlin,    gedruckt  bei    Johann    Friedrich  Sturckc. 


Date  Due 

|-|           | 1 

Derneo  29.'j-!j 

Accession  no.  26637 

Author     Osannj 

'hysik.alis  ch-medi- 
dnische  Darstel- 
.ung   ...     1829-113] 

Call  no.  1 0  2  • 

RA81t5 

829o