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YALE MEDICAL LIBRARY
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VERA SCHWEITZER
From afund
for literature in thefield of
physical mediane
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Darstellung
der bekannten
Heilquellen.
Physikalisch - medicinische
Darstellung*
der bekannten
Heilquelle
der vorzüglichsten Länder Europa's.
Yqu.
Dr. E. Osann,
K. Geli. Med. Ratli, ordentl. Professor der Medicin an der Universität
und der med. chirurg. Academie für das Militair zu Berlin, Director
des K. Poliklin. Instituts, Ritter des rotben Adler-Ordens dritter Klasse
mit der Schleife, Director der Hufeland. med. Chirurg. Gesellschaft und
Mitglied mehrerer gelehrten Gesellschaften des In- und Auslandes.
Zweiter T h e i 1.
Zweite vermehrte Auflage.
B e rlin,
bei Ferdinand D ü m m 1 e r.
18 4 1.
Vorrede.
rJei der so häufigen Benutzung der Heilquellen, dem
wachsenden Interesse für dieselben, der gründliche-
ren und vielseitigeren Bearbeitung, welcher die Lehre
derselben sich besonders in Teutschland in den letz-
ten Decennien zu erfreuen hatte, konnte es nicht
fehlen, dafs die Heilquellen selbst sorgfältiger ana-
lysirt, ihre Wirkungen und die Indicationen zu ih-
rer geeigneten Anwendung wissenschaftlicher be-
gründet, — die einzelnen Kurorte fast in jedem
Jahre mit zeitgemäfseren Verbesserungen ausgestattet
wurden. Um so willkommner war mir die Auf-
forderung, eine neue Auflage des schon im J. 1832
veröffentlichten zweiten Theiles meiner Schrift über
die bekannten Heilquellen Europa's zu veranstalten,
VI
insofern ich hierdurch Gelegenheit erhielt, viele
seit Erscheinung der ersten Auflage hinzugekommenen
neuen Ergebnisse einzuschalten, und dadurch immer
mehr der Aufgabe zu entsprechen, welche ich mir
bei der Abfassung des ganzen Werkes gestellt hatte,
— ein möglichst vollständiges Repertorium der be^
kannten Heilquellen Europa's zu liefern, mit Be->
rücksichtigung der mannigfaltigen und vielseitigen
wissenschaftlichen Beziehungen, welche der gegen-?
wärtige Standpunkt der Medizin und die grofsen
Fortschritte ihrer Hilfswissenschaften erfordern.
In der früheren Anordnung des Ganzen sind
keine wesentlichen Veränderungen eingetreten; — -
die einzelnen Heilquellen sind auch hier nach ihrer
Lage, ihren geognostischen Verhältnissen und der
geographischen Abgränzung der Länder, welchen sie
angehören, in denselben Gruppen zusammen- und
dargestellt worden, um dadurch das Auffinden der
einzelnen Kurorte, so wie den Ueberblick des Gaiir
zen zu erleichtern.
Viele ältere, jetzt wenig oder gar nicht mehr
gebrauchte Heilquellen sind der Vollständigkeit we-
gen beibehalten, — neue inzwischen bekannt ge-
wordene und benutzte hinzugekommen, — die Wir-
VH
klingen, Form der Anwendung und Benutzung vie-
ler älteren ausführlicher dargestellt worden.
Hinsichtlich neuer Analysen, erst neuerdings
bekannt gewordener genaueren Höhenbestimmungen,
so wie mancher lokalen Verhältnisse einzelner Kur-
orte, der in denselben fortbestehenden, verbesserten
oder neu getroffenen Einrichtungen, der vermehrten
oder verminderten Frequenz der Kurgäste in den
einzelnen Etablissements waren viele und wesent-
liche Nachträge erforderlich.
Die schon früher mitgetheilte Litteratur der
einzelnen Heilquellen ist durch die Hinzufügung der
seit dem J. 1832 erschienenen gröfseren und klei-
neren Schriften möglichst vervollständiget worden,
nur fehlen einige der neuesten, da der Druck dieses
bogenreichen Werkes viel Zeit forderte und mehrere
sehr schätzenswerthe und verdienstliche, neuerdings
erschienene Monographieen und umfassendere Schrif-
ten mir leider erst zu spät zukamen.
So wie früher ist auch in dieser Auflage das
weniger Wichtige mit kleinerer Schrift gesetzt worden,
um dadurch eine leichtere Uebersicht über das Ganze
zu gewinnen, und zugleich die an sich schon grofse
Bogenzahl dieser Schrift zu beschränken.
VI»
Möchte es mir gelungen sein, durch diese neue
sehr vermehrte und umfangreichere Bearbeitung des
zweiten Theils meiner Schrift dem Bedürfnifs der
Zeit und zugleich auch dem ehrenvollen Yertrauen
des ärztlichen Publikums entsprochen zu haben,
dessen sich die erste Auflage zu rühmen hatte.
Berlin, den 18. Juni. 1841.
Dr. E. Osann.
Inhalt.
Zweiter Theil. Darstellung der einzelnen
bekannten Heilquellen
Erste Abtheilung. Die Heilquellen Teutschlands
und der damit verbundenen Länder, namentlich
Böhmens und Ungarns .....
I. Die Heilquellen des Oesierreichischen Kaiser
Staates ......
I. Die Heilquellen des Königreichs Böh
men, der Markgrafschaft Mähren und
des Oeste rreichische n Schlesiens .
1. Die Heilquellen des Königreichs Böhmen
2. Die Heilquellen der Markgrafschaft Mähren und
des Oesterreichischen Schlesiens
II. Die Heilquellen des Erzherz ogthums
Oesterreich und des Herzogt hums Salz-
burg, der geforsteten Grafschaft Tyrol
u. der Herzogthümer Steiermark, Kärn-
thcnundKrain.
1. Die Heilquellen des Erzherzogtums Oester-
reich und des Herzogthums Salzburg
2. Die Heilquellen der gefürsteten Grafschaft
Tyrol
3. Die Heilquellen des Herzogthums Steiermark
4. Die Heilquellen des Herzogthums Kärnthen .
5. Die Heilquellen des Herzogthums Krain .
Seite
1
3
11
15
15
127
141
142
176
194
210
217
X
111. Die Heilquellen des Königreichs Un-
garn u. Galizien, des Grofsf ürst enth um s
Siebenbürgen und der Königreiche Sla-
vonien und Kroatien
1. Die Heilquellen des Königreichs Ungarn .
2. Die Heilquellen des Köuigreicbs Galizien
3. Die Heilquellen des Grof'sfürstenthums Sieben
bürgen und der slavonischen , banatisclien und
siebenbürgischen Militair-Gräuze
4. Die Heilquellen der Königreiche Kroatien und
Slavonien
Seite
II. Die Heilquellen des Königreichs Preufscn
I. Die Heilquellen der Provinz Schlesien
und der Grafschaft Gl az
1. Die Heilquellen der Provinz Schlesien
2. Die Heilquellen der Grafschaft Glaz
II. Die Heilquellen des Grofs herzogt h um
Niederrhein
1. Die Heilquellen der Regierungsbezirke Aachen
und Cleve . . . . .
2. Die Heilquellen der Regierungsbezirke Colin
Cobleuz und Trier
III. Die Heilquellen der Provinz West
p h alen
IV. Die Heilquellen der Provinzen Sach
sen, Brandenburg, Pommern und Ost
preufsen
1. Die Heilquellen der Provinz Sachsen
2. Die Heilquellen der Provinzen Brandenburg
Pommern und Ostpreufsen ....
III. Die Heilquellen des Königreichs Baiern
I. Die Heilquellen Frankens , . .
1. Die Heilquellen des Uutermainkreises
2. Die Heilquellen des Obermain- und Retzat
kreises
II. Die Heilquellen Baie ms
IV. Die Keilquellen des Königreichs Wurf einher
1. Die Heilquellen des Schwarzwaldkreises
2. Die Heilquellen des Neckar- und Jaxtkrcises
3. Die Heilquellen des Donaukreises
XI
Seite
V. Die Heilquellen des Grofsherzogthums Baden 765
1. Die Heilquellen des Mittel- u. Unterrheinkreises 769
2. Die Heilquellen des Oberrhein - u. Seekreises 786
VI. Die Heilquellen des Grofsherzogthums Hes-
sen und der Landgrafschaft Hessen-Homburg . 809
VII. Die Heilquellen des Kurfürstenthums Hessen 825
VIII. Die Heilquellen des Herzogthums Nassau 845
1. Die Heilquellen am südlichen Abhänge des Taunus 852
2. Die Heilquellen der nördlichen Verzweigungen
des Taunus 878
IX. Die Heilquellen des Königreichs Sachsen . 925
1. Die Heilquellen des Erzgebirges . . . 929
2. Die Heilquellen des Meifsuisclien und Lausitzer
Kreises 933
3. Die Heilquellen des Leipziger Kreises . . 943
X. Die Heilquellen des Grofsherzogthums Wei-
mar und der Sächsischen Herzogtümer . 950
1. Die Heilquellen des Grofsherzogthums Weimar 954
2. Die Heilquellen des Herzogthums Meiningen . 957
3. Die Heilquellen der Fürstlich Schwarzburgi-
schen Länder ....... 963
XI. Die Heilquellen der Fürstlich Waldeckischen,
Lippe- Detmoldischcn und Lippe- Schaumburgi-
schen Länder 968
1. Die Heilquellen der Fürstlich Waldeckischen
Länder 972
2. Die Heilquellen der Fürstlich Lippe-Detmoldi-
schen und Lippe-Schaumburgischen Länder . 993
XII. Die Heilquellen des Königreichs Hannover,
des Herzogthums Braunschweig und der Her-
zoglich Anhaltinischen Länder .... 1009
1. Die Heilquellen des Königreichs Hannover . 1012
2. Die Heilquellen des Herzogthums Braunschweig
und der Herzoglich Anhaltinischen Länder . 1024
XIII. Die Heilquellen der Grofsherzoglich Meck-
lenburgischen Länder und des Herzogthums
Holstein 1031
XII
Seite
1. Die Heilquellen der Grofsherzoglich Mecklen-
burgischen Länder 1034
2. Die Heilquellen des Herzogthums Holstein und
Schleswig 1037
XIV. Die teutschen Seebäder der Nord - und
Ostsee 1041
1. Die Seebäder der Nordsee .... 1053
2. Die Seebäder der Ostsee 1061
Zweite Abtheilung. Die Heilquellen der König-
reiche Holland und Belgien ..... 1075
1. Die Heilquellen Belgiens 1080
2. Die Seebäder Hollands 10b7
Zweiter Theil.
Darstellung der einzelnen bekannten
Heilquellen.
II. TLeil.
Erste Abtheilimg.
Die Heilquellen Teutschlands und der damit ver-
bundenen Länder, namentlich Böhmens und
Ungarns.
A 2
Reich ist das heilige Land Thuiskons, reich an des Halmes
Frucht nicht allein, an Trauben, Gewild, Bergwäldern und Landsee'n; —
Auch ergiebiger sind an weitgefeierten Quellen,
Als die besungensten Höhn des Auslands, seine Gebirge.
JS eu b e ck.
Im Westen von dem Wasgau und den Ardennen, im Osten
von den Ebenen Rufslands und Polens umschlossen, im
Süden von den mit Schnee bedeckten Alpen umkränzt, nach
Norden gegen die See sich abflachend, bildet Teutsch-
land einen Verein sehr verschiedenartiger, durch Gebirgs-
züge und Flufsgebiete begränzter Ländergruppen, und zu-
gleich sehr mannigfacher Verzweigungen eines grofsen
und mächtigen Yolkes. Die, zwei Hauptabtheilungen, in
welche es in dieser doppelten, chorographischen und poli-
tisch-nationalen, Beziehung zerfällt, sind Süd- und Nord-
Teutschland. Die Gränze zwischen beiden zieht der
gewaltige, von den Karpathen beginnende, nach Westen
streichende Gebirgsstock, welcher Mähren, Böhmen und
Franken im Norden begränzt, sich bis zum Rhein zieht,
schirmend seine beiden Ufer begleitet und dann in Belgien
und dem nördlichen Frankreich sich verliert.
Fast in der Mitte von Europa gelegen, nicht blofs in
geographischer Hinsicht, auch in geistiger als der Mittel-
punkt der Kunst und Wissenschaft zu betrachten, — das
eigentliche Herz, dessen Lebensäusserungen so seegens-
reich auf die geistigen Entwicklungen aller Glieder dieses
Erdtheüs zurückwirkten, — besitzt Teutschland in sei-
6
nen jetzt politisch getrennten, verschiedenen Ländergebie-
ten einen greisen Theil der Gaben, mit welchen seine Nach-
barländer reich von der Natur ausgestattet wurden ; — und
geseegnet mit den mannigfaltigsten Erzeugnissen auf der
Erde, verschliefst nicht minder der Schoofs seiner Gebirge
wie einen Schatz von edlen und unedlen Metallen, so einen
unversiegbaren Quell von zahlreichen und kräftigen Mine-
ralbrunnen.
Seit Jahrhunderten schon benutzt, haben sich mehrere
teutsche Heilquellen im In- und Auslande einen so ausge-
zeichneten, wohl verdienten und allgemein anerkannten
Ruf erworben, wie keine der übrigen Länder Europas. Ich
gedenke nur des viel berühmten Karlsbads, welches, seit
einem halben Jahrtausend im Gebrauch, mit jedem Jahr,
trotz der künstlichen, in der neuern Zeit so viel benutz-
ten Nachbildungen, aus den entferntesten, selbst aufser-
europäischen Ländern zahlreiche Kranke um seine Heil
und Gesundheit spendenden Quellen versammelt, — des so
viel getrunkenen Säuerlings zu Selters, dessen Mineral-
wasser jährlich nach beiden Indien gesendet wird, — der
Thermalquellen zu Aachen, welche, mit ihren im Namen
verwandten Schwestern in Frankreich und Savoyen wett-
eifernd, schon von den Römern benutzt, durch Kaiser Karl
den Grofsen ihre Weihe empfingen, — aus der Nähe und
Ferne wallfahrten Kranke zu ihnen, ihre Heilkräfte rühmt
ein Jahrtausend. —
Ich gebe zu, dafs mehrere Länder Europas sowohl
durch die Zahl, als durch die hohe Temperatur ihrer Mi-
neralquellen Teutschland übertreffen ; — die höchste Tem-
peratur der teutschen Thermalquellen beträgt 54° R. zu
Baden, 56° R. zu Wifsbaden, 60 und 62° R. zu Karlsbad
und Burtscheid, — während die Temperatur mehrerer Tb.
quellen in Frankreich und Italien 65° R. übersteigt. Ein-
zelne Länder rühmen sich allerdings eines ausgezeichne-
ten Rcichthums an besondern Klassen von Mineralquellen,
— einige einer aufscrordentlichen Menge von Säuerlingen,
andere einer grofsenZahl von Schwefelquellen, — entbehren
dann aber meist andere nicht weniger wirksame. — Teutsch-
land, auch in dieser Hinsicht die Mitte in Europa haltend,
zählt in jeder Klasse von Heilquellen vorzügliche, und darf
sich rühmen, die für die praktische Medizin so wichtige
Lehre der Heilquellen zuerst wissenschaftlich begründet,
in ihren vielseitigen Beziehungen nach Verdienst gewürdi-
get und die einzelnen Kuranstalten mit so zweekmäfsigen
Vorrichtungen zur Versendung des Mineralwassers, so wie
mit so musterhaften und sinnreichen Einrichtungen zu jeder
Art von Bädern ausgerüstet zu haben, wie wohl kein an-
deres Land in Europa. —
Nach Verschiedenheit der Lage, Richtung, Höhe und
Formation der einzelnen Gebirgszüge in Süd- und Nord-
Teutschland werden auch verschiedenartige Gruppen von
Mineralquellen gebildet. Bemerkens werth und karakteri-
stisch für ihre Qualität, ihre Temperatur und Mischungs-
verhältnisse ist der Reichthum an Säuerlingen und das
häufige Vorkommen von Thermalquellen in dem südlichen
Teutschland, während das nördliche Teutschland beider
beinahe entbehrt, — für die Bedingungen ihrer Entstehung
die Eigenthümlichkeit mehrerer Gebirgszüge in Teutschland,
gegen Norden sich abzuflachen und dagegen nach Süden
oder Südost schroff abzufallen, wie unter andern die Ge-
birge Tyrols, die Karpathen, die Rhön, der Taunus. Wäh-
rend Baden, Nassau, Schlesien, Böhmen, Kärnthen, Steier-
mark, Krain und Ungarn sich durch kräftige Thermalquel-
len und zahlreiche Säuerlinge auszeichnen, findet sich in
Nordteutschland, nördlich von der Lahn, dem Mayn und
dem Riesengebirge, zwischen Rhein und Weichsel nicht
eine Thermalquelle und in den flachen Uferstaaten zwi-
schen Elbe und Weichsel nicht ein Säuerling.
Südteutschland, von den Verzweigungen der Alpen-
Centralkette in mannigfachen Richtungen durchschnitten,
bildet mehrere wichtige, zum Theil auch chorographisch
abgeschlossene Gruppen von Heilquellen, — in Osten : die
8
des Beckens von Böhmen, der Tyroler-, Salzburger-, Steier-
schen-, Karnischen und Krainschen- Alpen und der Karpa-
then, — in Westen: die des Schwarzwaldes, der rauhen
Alp und des Taunus, — und in der Mitte die des weiten,
im Norden von dem Fichtelgebirge, dem Thüringerwalde,
der Rhön, dem Spessart und Odenwalde, in Süden von
den Alpen begränzten Beckens des Mayns und der obern
Donau. — Der gegen die See allmählig sich abflachende
Norden Teutschlands zerfällt dagegen in zwei durch ihre
Lage, Gebirgsformation und Höhen- Verhältnisse verschie-
dene Hauptgruppen: in Westen in die Gruppen der zwi-
schen Rhein und Elbe sich verzweigenden Gebirgszüge
des Westerwaldes, des Vogelgebirges, des Teutoburger-,
Habichts- und Thüringerwaldes, des Erzgebirges, der We-
sergebirge und des die flachen TJferstaaten der Nordsee
weit überschauenden Harzes, — und in Osten in die der
grofsen Schuttebene, welche von den Gebirgen Schlesiens
und der Lausitz, nur von wenigen Höhenzügen unterbro-
chen, zwischen Elbe und Weichsel in ihrer allmähligen
Abflachung bis zur Ostsee sich ausdehnt.
Vereinigt man diese Gruppen nach ihrer geographisch-
politischen Begränzung, so zerfallen sie in folgende:
I. Die Heilquellen des Oesterreichischen
Kaiserstaates.
e H.q. des Königreichs Preufsen.
e H.q. des Königreichs Baiern.
e H.q. des Königreichs Würtemberg.
e H.q. des Grofsherzogthums Baden.
e H.q. des Grofsherzogthums Hessen.
e H.q. des Kurfürstenthums Hessen.
e H.q. des Herzogthums Nassau.
e H.q. des Königreichs Sachsen.
e H.q. des Grofsherzogthums Weimar
und der Sächsischen Hcrzogthümer.
Die H.q. der Fürstlich Waldeckischen-,
II.
D
III.
D
IV.
D
V.
D
VI.
D
VII.
D
VIII.
D
IX.
D
X.
D
XI.
9
Lippe-Detmold- und Schauenburgi-
schen Länder.
XII. Die H.q. des Königreichs Hannover,
des Herzogthums Braunschweig und
der Herzogl. Anhaltischen Länder.
XIII. Die H.q. der Grofsherzogl. Mecklenbur-
gischen Länder und des Herzogthums
Holstein.
XIV. Die teutschen Seebäder der Nord- und
Ostsee.
L. Fuchsii historia omnium aqHarum, quae in usu practican-
tium sunt. Venet. 1542. — 1544.
J. D. Tabernaemontanus, neuer Wasserschatz, d.i. von al-
len metallischen mineralischen Bädern und Wassern. Frankfurth
1544. — 1581. — 1584. — 1587. — 1593. — 1603. — 1605. — 1608.
Von den heilsamen Bädern des teutschen Landes etc., durch
J. J. Huggelin. Basel 1559.
Th. Paracelsi Badebüchlein, sechs köstliche Tractate von Was-
serbädern, publicirt von Adam v. Bodenstein. Miililhausen 1562.
Joann. Guintheri Andernaci comment. de balneis et aquis
medicatis. Argentorati 1565.
G. Eschenreuter, Natur aller heilsamen Bäder und Brunnen.
Strafsburg 1571. — 1580. — 1589. — 1599. — 1609. - 1616. — 1699.
Leonh. Thurneisser's zehn Bücher von kalten, warmen,
mineralischen, metallischen Wassern. Frankfurth a. d. O. 1572.— 1612.
Joann. Baubini nova methodus de aquis medicatis. Montis-
belligardi 1588. — 1600. — 1605. — 1607. — 1612. — 1698.
F. Hoffmann, de praecipuis Germaniae fontibus. Halae 1726.
J. F. Zuckert, systematische Beschreibung aller Gesundbruunen
und Bäder Teutschlands. Berlin 1768.
Kühn systematische Beschreibung aller Gesundbrunnen und Bä-
der Deutschlands. Breslau 1789.
F. C. G. Scheideman tel's Anleitung zum vernünftigen Ge-
brauch aller Gesundbrunnen und Bäder Teutschlands. Gotha 1792.
K. A. Zwierlein1s allgemeine Brunnenschrift. Leipzig 1793.
— 1815. — 1835.
Systematische Beschreibung aller Gesundbrunnen und Bäder der
bekannteren Länder, vorzüglich Teutschlands (von Fuchs). Zwei
Bde. Jena und Leipzig 1797, — 1801.
C. W. Hufeland's praktische Uebersicht der vorzüglichsten
Heilquellen Teutschlands nach eigenen Erfahrungen. Berlin 1815. —
1820. — 1831. — 1840.
F. Kretschmar's tabellarische Uebersicht der Mineralwasser
Teutschlands. Dessau 1817.
C. F. Mosch, die Bäder und Heilbrunnen Teutschlands und der
Schweiz. 2 Bde. 1819.
E. Wetzler, über Gesundbruunen und Heilbäder. Th. I. II. III.
Mainz 1819. — 1825.
10
E. Wetzler's Zusätze und Verbesserungen zu den zwei Bän-
den über Gesundbr. und Heilbäder. Mainz 18^2.
Jahrbücher der HeiSq. Deutschlands. Herausgegeben von Fenn er
von Fenneberg, Peez, Döring und Höpfner. 1821. 1822.
Teutschland geognostisch-geologisch dargestellt von Cb. Kefer-
stein. Bd. 1 — VI. Weimar 1821 — 1830.
G. Bischof, die vulkanischen Mineralquellen Deutschlands und
Frankreichs. Bonn 1826.
Teutschlands Mineralquellen, ein Leitfaden zum Behuf akademi-
scher Vorlesungen von G. H. Richter. 1828.
Taschenbuch für Aerzte, Chemiker und Badereisende, die Be-
standtheile und physischen Eigenschaften der vorzüglichem Mineral-
quellen Deutschlands, der Schweiz und angrenzender Länder nebst
den neuesten besten Analysen enthaltend, von L. F. Bley, mit ei-
nem Vorworte von Dr. J. B. Trommsdorff. Leipzig 1831.
Abbandlung von den Mineralquellen im Allgemeinen und Versuch
einer Zusammenstellung von 880 der bekannteren Deutschlands, der
Schweiz und einiger angränzenden Länder, von Dr. C. Stucke,
nebst einer Karte von H. Richter. Cöln 1831.
Jos. v. Vering, Eigenthümliche Heilkraft der M.wässer. Aus
ärztlichen Erfahrungen dargestellt. Wien 1833 — 1836.
L. Fr. von Zedlitz, balneographisches statistisch -historisches
Hand- und Wörterbuch. Leipzig 1834.
Heilquellenkarte, entworfen und gezeichnet von C F. Weiland.
Zweite Auflage. Weimar 1835.
Gust. Herrn. Richter, Deutschlands M.quellen zum Gebrauch
für Aerzte und Badereiseude. Berlin 1835.
J. F. Sobernheim, Deutschlands Heilquellen in physikalischer,
chemischer und therapeutischer Beziehung. Berlin 1836,
A. F. Speyer, Teutschland^ vorzüglichste M.quellen nach ihren
physischen, chemischen und therapeutischen Eigenschaften. Hanau 1836.
Geographische Tabellen der M.wässer und Bäder in den deut-
schen Staaten, in Ungarn, Frankreich, der Schweiz, Italien und Grofs-
britannien, mit einer Hydrakologie begleitet, vorzüglich für Aerzte.
Von L. Zürich 1836.
v. Graefe und Kali seh, Jahrbücher für Deutschlands Heilquel-
len und Seebäder. Erster Jahrgang. Berlin 1836. — Zweiter Jahr-
gang 1837. — Dritter Jahrgang 1838. — Vierter Jahrgang 1839.
— Intelligenzblatt für Deutschlands Heilq. u. Seebäder, zu v. Graefe
und Kalisch's balneologischen Jahrbüchern für 1837. Berlin 1837.
Edw. Lee, an Account of the medical application of the mi-
neral Springs. London 1836.
Karl Chris tian Hille, die Heilquellen Deutschlands und der
Schweiz. Ein Taschenbuch für Brunnen- und Badereisende. Erster
Theil. Erstes bis viertes Heft. Leipzig 1837—1838.
The Spas of Germany. By the Author of „St. Petersburgh.'"
(A. B. Granville). Vol. I. u. II. Loudou 1837.
A. Vetter, theoretisch - praktisches Handbuch der Heilqucllen-
lehre. Nach dem neuesten Standpunkte der physikalischen und phy-
siologischen Wissenschaften, so wie nach eigenen ärztlichen Erfah-
rungen systematisch bearbeitet. Th. I. u. II. Berlin u. Wien 1838.
I.
Die Heilquellen des Oesterreichischen
Kaiserstaates.
Uie zahlreichen Mineralquellen, welche Oesterreich be-
sitzt, zeichnen sich nicht blofs durch die Mannigfaltigkeit
ihrer Temperatur- und Mischungsverhältnisse, sondern auch
durch die Wichtigkeit ihrer Benutzung aus. Schon im
Jahre 1777 zählte H. J. von Crantz 653, ohne die des
Lombardisch- Venezianischen Königreichs, — und wie viele
sind seit jener Zeit hinzugekommen, wie viele erfreuen sich
einer gründlichem chemischen Untersuchung, einer wissen-
schaftlichem Ermittelung ihrer Wirkung, einer vielseitigem
und zweckmäfsigern Anwendung, eines zahlreicheren Zu-
spruches ! —
Da indefs vorliegender Band nur die Darstellung der
Heilquellen Teutschlands bezweckt, bleiben die des Lom-
bardisch - Venezianischen Königreichs einem folgenden
Bande vorbehalten und ich beschränke mich in diesem
Bande nur auf diejenigen Heilquellen des Oesterreichi-
schen Kaiserstaates, welche Teutschland oder mehreren
wichtigen Nachbarländern angehören , die theils durch
Gebirgszüge geographisch, theils durch Verträge poli-
tisch mit Oesterreich verbunden sind.
Dieser Abschnitt umfafst daher die Heilquellen der
Länder des südöstlichen Teutschlands, welche in Norden
von dem Böhmer Wald, dem Erz- und Riesengebirge und
den Sudeten umschlossen, in Süden von der mächtigen
Fortsetzung der Alpen begränzt werden, und nach ihrer
Lage in drei Hauptgruppen zerfallen:
I. Die Heilquellen des Königreichs Böh-
men, der Markgrafschaft Mähren und
des Oesterreichischen Schlesiens.
14
II. Die Heilquellen des Erzherzogthums Oe-
sterreich und des Herzogthums Salz-
burg, der gefürsteten Grafschaft Ty-
rol, und der Herzogthümer Steiermark,
Kärnthen und Krain.
III. Die Heilquellen des Königreichs Un-
garn, des Grofsfürstenthuins Sieben-
bürgen und der Königreiche Slavonien
und Kroatien.
H. J. von Crantz, Gesundbrunnen der Oesterreichischen Mo-
narchie. Wien 1777.
Vinc. Ferer. Taude, Synopsis fontium Austriae provincia-
rumque adnexarum. Viennae 1779.
Die berühmtesten Badeö'rter und Gesundbrunnen des Oesterrei-
chischen Kaiserthums. II. Thle. Briinn 1821.
Leop, Fleckles, der ärztliche Wegweiser nach den vorzüg-
lichsten Heilquellen und Gesundbrunnen des österreichischen Kaiser-
staates. Wien 1834.
I. Die Heilquellen des Königreichs Böhmen, der
Markgrafschaft Mähren und des Oesterreichischen
Schlesiens.
\_J\e Gebirge, durch welche die Lage und chorographische
Begränzung der genannten Länder bedingt werden, sind
der Böhmer Wald, das Gebirge der Lausitz, das Riesen-
gebirge, die Sudeten, das schlesisch - mährische Gebirge
und die Verzweigung der Karpathen, welche Mähren von
Ungarn trennt, — sie umschreiben einen grofsen Halb-
kreis, dessen Basis das Flufsgebiet der Donau bildet, und
welcher durch das von Nordost nach Südwest streichende
mährische Gebirge in zwei von Gebirgen umkränzte Bek-
ken getheilt wird: das von Böhmen und das von Mäh-
ren und dem Oesterreichischen Schlesien.
1. Die Heilquellen des Königreichs Böhmen.
Das Königreich Böhmen bildet vermöge seiner Lage
ein abgeschlossenes Ganzes für sich. Nach allen Seiten
umringt von einem Kranz von Gebirgen, gleicht es einem
von Höhenzügen durchschnittenen, grofsen und weiten
Becken, welches wahrscheinlich früher mit Wasser gefüllt,
ein Binnenmeer darstellte, dessen Durchbruch im Norden
erfolgte und sich noch jetzt im Laufe der Elbe verfol-
gen läfst.
Die Höhenverhältnisse Böhmens werden bedingt durch
die Höhe der dieses Königreich umschliefsenden Gebirge
und die Tiefe des von diesen gebildeten Beckens. Die
16
höchsten Punkte des Fichtel- und Riesengebirges betragen
über 4000 F., des Böhmer Waldes und des Erzgebirges
über 3000 F., des Mittelgebirges über 2000 F. — Prag
liegt 550 F., Lowositz 414 F., Aussig 409 F., — die am
höchsten gelegenen Kurorte, nahe dem Fichtel- und Erz-
gebirge, gegen 1000 bis 1.900 F. über dem Meere erhaben.
So entspringen:
Die M. Q. zu Teplitz . . . . . . 648 F. üb. d.M.
Carlsbad . . . . . . 1150
K. Franzensbad . . . . . 1569
_ — Marienbad 1932
In geographischer Hinsicht ist besonders der Umstand
bemerkenswerth, dafs das an M.quellen und neptunischen
Bildungen so reiche Böhmen doch in seinem Norden, so-
wohl in der Gestalt seiner Gebirge, als in der Formation
und Qualität seiner Gebirgsarten, theilweise einen unläug-
bar vulkanischen Karakter zeigt; — dafür spricht nicht
nur das häufige Vorkommen von vulkanischem Gestein,
Klingstein, Porphyr, Basalt, basaltischer Hornblende und
anderen, auch die mächtigen Ausströmungen von kohlen-
saurem Gas in vielen Gegenden, und endlich Ueberreste
früher thätiger Vulkane, wie z. E. des Kammerbühls bei
Eger. Sehr interessant ist in dieser Hinsicht die sinn-
reiche Parallele, welche Berzelius zwischen den vulka-
nischen Gebirgen und M.quellen Nordböhmens und den die-
sen sehr ähnlichen von Vivarais und Auvergne aufstellte.
Von der Natur mit den schönsten Gaben verschwen-
derisch ausgestattet, besitzt Böhmen einen grofsen Reich-
thum an kräftigen Heilquellen. Schon vor länger denn
fünfzig Jahren betrug die Zahl der Böhmischen M.quellen
mein* denn hundert, von welchen jedoch freilich nur ein
kleiner Theil als Heilquellen benutzt wurde.
Als der eigentliche Heerd der wichtigsten ist Nord-
böhmen zu betrachten. Von den hier entspringenden zeich-
nen sich die Thermalquellen dm-ch eine sehr hohe Tem-
peratur aus (25—60° R.), die kalten M. quellen durch ihren
Reich-
17
Reichtbum an kohlensaurem Gas und festen Bestandtei-
len, — von letzteren vorzugsweise durch schwefelsaures Na-
tron, schwefelsaure Talkerde und kohlensaures Natron. Böh-
men besitzt die stärksten Bittersalz- und Glaub er salz quel-
len, zahlreiche Säuerlinge, sehr kräftige kalte und heifse
alkalische M. q., ist aber arm an Schwefelquellen, entbehrt
ganz der Kochsalzquellen, und zeigt sogar in der Mehr-
zahl seiner M. q. eine so geringe Menge von Chlornatrium,
dafs man schon hieraus auf einen Mangel bedeutender
Steinsalzlager zurückschliefsen kann.
Mehrere unter den Böhmischen Heilquellen erfreuen
sich jährlich eines ungemein zahlreichen Zuspruchs von
Kurgästen, und werden in grofser Menge und sehr weit
versendet. — Uebrigens werden die Kurgäste in den Böhmi-
schen Bädern nicht nach der Zahl der Personen, sondern
nach Parthien oder Nummern gezählt.
Von den heifsen M. quellen verdienen vor allen ge-
nannt zu werden die berühmten zu Karlsbad und Tep-
litz, — von den kalten die Eisenquellen zu Kaiser-
Franzensbad und Liebwerda, die alkalischen M.q.
zu Bilin, die Glauber- und Bittersalzquellen zu Marien-
bad, Püllna, Saidschütz und Seidlitz.
H. J. von Crantz, Gesundbr. d. Oestr. Mon. S. 243.
Vinc. Fer. Tau de, Synopsis fontium Austriae. p. 144.
Die Quellen von Karlsbad, Teplitz und Königswarth von J. Ber-
zelius, übers. von G. Rose, herausgegeben mit erläuternden Zu-
sätzen von Gilbert. Leipzig 1823. S. 71. 116.
E. Wetzler, über Gesundbrunnen u. Heilbäder. Th. III. Ueber
die vorzüglicbsten Gesundbr. in Böhmen. Mainz 1825.
Böhmens Heilquellen von W. A. Gerle. Prag 1829. — 1S39.
Kastner's Archiv. Bd. VIII S. 78. 444. — Bd. X. S. 354.
Das rothe Sandsteingebilde zwischen dem linken Isar- und dem
rechten Eibufer, am südlichen Fufs des Isar- und Riesengebirges,
geographisch geschildert von J. Moteglek. Prag 1829.
Der Führer in die vorzüglichsten Heilquellen Böhmens : Teplitz,
Karlsbad, Franzeusbrunn, Marienbad etc. von Dr. D i e t e r i c h. Leip-
zig 1837.
K. Chr. H i 1 1 e ' s Heilq. Deutschlands und der Schweiz. Th. I.
Heft 2. Leipzig 1837.
J. Fr. Kr zisch, die Heilq. des Königreichs Böhmen. Wien 1837.
II. Theil. ß
18
Casper's Wochenschrift für die gcsammte Heilkunde. 1838.
No. 8. u. 9.
1. Die M. quellen zu Karlsbad. Die wegen
vorzüglicher Zinn- und Stahlarbeiten bekannte, durch ihre
seit Jahrhunderten schon benutzten Heilquellen so be-
rühmte Stadt Karlsbad zählt nach der im Jahre 1837
unternommenen Zählung 3189 Einwohner, und liegt in dem
Elnbogener Kreise, 1150 F. über dem Meere erhaben, von
Eger sechs, von Prag sechzehn, von Teplitz dreizehn
Meilen entfernt, in dem engen, von hohen, waldbewach-
senen Bergen umschlossenen Thale der Tepl, welches
sich nach Westen öffnet.
Ueber die älteste Geschichte der Quellen von Karls-
bad mangeln zuverlässige Nachrichten. Nach Dobner
sollen die ersten Ansiedler an den Quellen Bewohner des
unfern gelegenen Dorfes Ward oder Wary gewesen
sein, von welchem man in den Waldungen bei Karlsbad
noch Ueberreste aufgefunden haben will. Lange mögen
schon die Quellen von den nächsten Bewolmern der Um-
gegend gekannt und selbst benutzt Avorden sein, ohne dafs
die Kenntnifs derselben weiter drang. Nach C. Brusch's
Beschreibung des Fichtelgebirges waren die Quellen zuK.
schon sehr früh bekannt, — ob aber schon 664 unter dem
Namen Tepliwoda (Warmbad), nach Cosmas und
Pulkawa, ist wohl sein* zu bezweifeln.
Einer Sage zufolge wurden sie zuerst in der Mitte des
vierzehnten Jahrhunderts durch Kaiser Karl IV. entdeckt
und erwarben sich schon damals in kurzer Zeit einen be-
deutenden Namen. Zu ihrer Entdeckung gab, dieser Er-
zählung zufolge, die Veranlassung eine Jagd, welche Kai-
ser Karl nach Einigen 1347, nach Andern 1358 in den da-
mals noch unwegsamen, wilden Waldthälern bei Pet-
schau und Stein Einbogen hielt. Der von seinen
Verfolgern hart bedrängte Hirsch stürzte sich dicht bei
Karlsbad von einer steilen Höhe, welche noch jetzt des-
halb „Hirschsprung" oder „Hirschberg" genannt wird, in
19
die Tiefe, in welcher die heifsen Quellen entspringen,
führte die ihm nachsetzenden Jäger zu dem Ursprung
derselben und soll so die erste zufällige Gelegenheit zu ih-
rer Entdeckung gegeben haben. — So berichtet wenigstens
eine alte Sage, welche F. Summer (Sommer), in seiner
1572 über Karlsbad erschienenen Schrift mittheilt, und welche
später von P a n s a , Strobelberger, Stöhr u.A. nach-
erzählt worden ist. Eine schriftliche Urkunde hierüber ist,
nach Stöhr, in keinem Archiv vorhanden und hat nach
aller Wahrscheinlichkeit auch nirgend existirt. Der Um-
stand, dafs Wenceslaus Payer, Arzt zu Einbogen,
der erste, welcher die Quellen untersuchte und über sie
schrieb, dieser Sage nicht erwähnt, erregt mit Recht
Zweifel.
Auf Anrathen von W. Payer gebrauchte sie Kaiser
Karl mit glücklichem Erfolge gegen einen gichtischen
Schaden am Fufse. In der Nähe der Quellen wurde ein
kleines Schlofs aufgeführt, den hier sich ansiedehiden
Fremden viele Vorrechte verheifsen, der Ort nach seinem
Begründer Karlsbad genannt, schon 1370 zu einer Stadt
erhoben, - und in dem zu Nürnberg v. 14. August dieses
Jahres erlassenen Freiheitsbriefe die Treue der Bewohner
von Karlsbad belobt.
Die nach ihrem angeblichen Entdecker benannten Th.
quellen gehören nicht blofs zu den ältesten, in Teutsch-
land benutzten, sondern auch zu den wirksamsten und be-
suchtesten. Wenn viele andere sehr kräftige M.wasser
durch ähnliche ersetzt werden können, so gilt dieses nicht
von denen zu Karlsbad. So reich unser Vaterland und
seine Nachbarländer an Heilquellen ist, so erscheinen
doch die von Karlsbad in ihren Mischungsverhältnissen
und Wirkungen, mit andern Thermen verglichen, fast
einzig in ihrer Art. — Die unfern Karlsbad entspringen-
den, so wirksamen H.quellen von Marienbad, welche
denen von Karlsbad hinsichtlich ihres chemischen Gehal-
tes am nächsten stehen, sind kalt, — und die von Vi-
B2
20
chy in Auvergne, welche häufig mit ihnen verglichen, von
Mehreren irrig das französische Kaisbad genannt wurden,
entbehren nicht blofs der hohen Temperatur der Quellen
von Karlsbad, sondern unterscheiden sich auch von letz-
teren durch ihren überwiegenden Gehalt an kohlensaurem
Natron (Vergl. Th. I. S. 330. oder 373 zweite Aufl.). Das
Alter ihres Gebrauchs, die durch fünf Jahrhunderte be-
währte Erfahrung, ihre unveränderten, jugendlich kräfti-
gen Wirkungen erheben die Heilquellen zu K. zu dem
Rang der ersten und wichtigsten Europas. —
Erhaben über die wechselnde Gunst der Aerzte, so
wie über die herrschenden Systeme der Zeit, hat sich K.
einer besonders in den letzten Decennien steigenden Fre-
quenz von Kranken aus fast allen Erdtheilen zu erfreuen ge-
habt, — ja der häufigere Gebrauch der nach Struve's
Methode künstlich nachgebildeten Karlsbaderquellen an so
vielen Orten in und aufser Teutscliland hat die Frequenz
der Kurgäste zu K. nicht vermindert, scheint sie im Ge-
gentheil nur vermehrt zu haben.
Den Beleg dazu liefert folgende Usbersicht:
Im Jahr 1785 zählte man in Karlsbad 445 Parthien
— —
1795
—
— —
—
634
—
_ —
1805
—
— —
—
725
—
— _.
1815
—
— —
—
1305
—
— _
1825
—
— —
—
1660
—
_ _
1830
—
— —
—
2448
—
oder 4503 Personen
— —
1831
—
— —
—
1772
—
—
3090
—
— —
1832
. —
— —
—
2063
—
—
3633
—
— —
1833
—
— —
—
2933
—
—
5291
—
— —
1834
—
— —
—
3287
—
—
6165
—
— —
1835
—
— —
—
2737
—
—
4845
—
— _
1836
—
— —
—
2499
—
—
4683
—
— —
1837
—
— —
—
2772
—
—
4934
—
— —
1838
—
— —
—
2556
—
—
4557
—
— —
1839
—
— —
—
2736
—
Da die Heilquellen von K. sich sein* bald einen be-
deutenden Ruf erwarben, besitzen wir auch schon aus den
älteren Zeiten viele Monographien über sie. Zu den äl-
testen gehören die Schriften von W. Payer, Summer,
21
Strobelberger und Reudenius, — im achtzehnten
Jahrhunderte machten sich um die zweckmäfsige Benu-
tzung dieser Th.quellen verdient Fr.Ho ff in a n n, S p rin g s -
feld, Becher, — und in diesem Jahrhundert Hufeland,
Kreysig, Wetzler, Pöschmann, Ryba, deCarro,
Fleckles u. A. — Angestellte Brunnenärzte zählt man
in Karlsbad zwölf, nämlich die Hrn. Dr. Mitterba-
cher, Damm, Pöschmann, de Carro, Hochber-
ger, Bermann, Meifsner, Forster, Fleckles,
Wagner, Hlawaczek und Mannl.
Zur Aufnahme der Kurgäste besitzt Karlsbad zahl-
reiche, sehr gut eingerichtete Privatwohnungen. — Ein-
richtungen zu Bädern finden sich in dem neuen Sprudel-
gebäude und in dem Miihlbadehaus ; im ersteren, welches
auch Vorrichtungen zu Douche- und Mineralschlammbädern
enthält, zu Bädern von Sprudelwasser, in dem letzteren von
Mühl-, Theresien-, Neu- und Bernhardsbrunnen. Seit 1827
besteht ein Etablissement zu Thermaldampfb ädern ; die
Dampfkasten, in welchen die Th. dämpfe der Hygiäens-
quelle in Form von Bädern angewendet werden, sind nach
Art der Schwefelräucherungskasten nach de Carro 's
Angabe erbauet, — aufser dieser Form benutzt man die
Thermaldämpfe in Form von Dampfdouche. — Das am
Fufse des Bernhardsfelsens 1812 erbaute, mit einer eignen
Thermalquelle und Bädern versehene Hospital, Bernhard-
spital genannt, ist zur Aufnahme, Behandlung imd Ver-
pflegung armer Kranken und erkrankter Dienstboten be-
stimmt; gegründet wurde es und wird auch noch grofsen-
theils erhalten durch die Beisteuer der Kurgäste. Verpflegt
wurden im J. 1839; 142 Kranke.
Die Umgebungen von Karlsbad zeichnen sich durch An-
mutli und Mannigfaltigkeit aus, die ordnende Hand der
Kunst hat ihre Annehmlichkeit erhöht — romantische Fel-
senparthicn wechseln mit freundlichen Parkanlagen, Wie-
sen mit dunklen Waldgruppen, und die Höhen überraschen
mit belohnenden Aussichten.
22
Ich erinnere hier nur an das schöne Thal der Tepl, welches
nach Hammer führt, Findlater's Tempel, den Dreikreuz-
berg, den Hirschsprung und Hammerberg, den durch Spiefs
bekannten Hans-Heiling-Felsen an der Eger, die in mehrfa-
cher Beziehung interessanten Ruinen von E n g e 1 h a u s , die male-
risch gelegene Stadt Einbogen, S chlackenwer th und Schla-
ckenwald. —
Alle Quellen von Karlsbad, mit Ausnahme des Säuer-
lings, sind in ihren Mischungsverhältnissen nur wenig ver-
schieden, und unterscheiden sich nur durch den Grad ih-
rer Temperatur. — Ueber ihre Entstehung herrschen ver-
schiedene Ansichten. Becher glaubte, der Sprudel, die
heifseste Quelle, verdanke seine Entstehung einem imer-
mefslichen, unter dem Hirschberg befindlichen, entzünde-
ten Kiesstock, Klaproth einem in Brand gerathenen
Steinkohlen- und Schwefelkieslager. Berzelius und A.
v. Hoff haben neuerdings die Entstehung der Quellen
durch im Innern der Erde noch fortdauernde vulkanische
Processe zu erklären sich bemüht.
In geognostischer Hinsicht bieten Karlsbad und seine
Umgebungen viel interessante Eigenthümlichkeiten dar. —
Granit erscheint als Hauptstock des Gebirges in einer
mächtigen und weiten Ausbreitung, erstreckt sich nach
v. Hoff östlich gegen fünf Meilen weit, scheint westlich
mit dem Fichtelgebirge zusammenzuhängen, erreicht süd-
lich, bei Kloster Tepl und Marienbad, seinen höchsten
Rücken, geht in Glimmerschiefer über und bildet nördlich
ein tief eingeschnittenes , von der Tepl durchflossenes
Thal, auf dessen Ufern die Stadt Karlsbad liegt. Nächst
Granit ist Sandstein bemerkenswerth, welcher den Granit
am Fufse des Dreikreuzberges bedeckt, — Lager von
Braunkohlen und Thon, in welchem sich Massen von Por-
cellanjaspis und eisenhaltigen Erdschlacken finden, die
auf Zerstörungen durch Feuer schliefsen lassen, — Ba-
salt, basaltische und andere vulkanische Erzeugnisse bei
Fischern, über Hammer, an dem Schlofsbcrg und zu En-
gclhaus. — Genaue Untersuchungen der geognostischen
23
Verhältnisse verdanken wir Racknitz, Reufs, L. v.
Buch, Berzelius, v. Göthe und A. v. Hoff.
Ihren Mischungsverhältnissen zufolge gehören alle
Quellen, mit Ausnahme des Säuerlings, zu der Klasse der
alkalischen Glaubersalz - Thermen, ihre vorwaltenden Be-
standteile sind Glaubersalz und kohlensaures Natron, au-
fser diesen kohlensaures Gas und Stickgas ; — die ein-
zelnen unterscheiden sich nur durch die Verschiedenheit
ihrer Temperatur und durch geringe Differenzen in dem
quantitativen Verhältnifs ihrer festen und flüchtigen Be-
standteile. Das Wasser ist klar und farblos, hat einen
salzigen, aber zugleich laugenhaften, animalisch-faden Ge-
schmack, welchen Mehrere mit stark versalzener Tauben-
oder Hühnerbrühe verglichen haben ; fast alle, besonders
die heifseren, zeichnen sich durch einen animalisch -faden
Geruch aus. Der Einwirkung der atmosphärischen Luft
ausgesetzt, wird das Wasser trübe und setzt auf den Bo-
den einen gelblich-bräunlichen, sinterartigen Niederschlag
ab. Das Wasser der kühleren Quellen, in ein Glas ge-
schöpft, perlt. Das speeifische Gewicht desselben bestimmt
Berzelius bei + 18° C. 1004,975.
Alle Th.quellen haben einen gemeinschaftlichen Heerd
und Ursprung, alle entspringen aus OefFnungen eines sehr
grofsen, festen Gewölbes von Kalksinter, in welche man
zur besseren Benutzung der Quellen Röhren eingesetzt
hat. Ueber dieses Gewölbe fliefst die Tepl; auf demsel-
ben ist ein Theil der Stadt Karlsbad selbst erbaut. Je
höher ihr Ursprung, desto kühler ist ihre Temperatur, je
tiefer und näher dem von diesem Gewölbe umschlossenen
Reservoir von heifsem Th.wasser und Wasserdämpfen, um
so heifser.
Dieses Steingewölbe, „Sprudelsehaale" oder „Sprudeldecke" ge-
nannt, theilweise durch Niederschlag und Verhärtung der festen Be-
standteile des Th.wassers selbst, wahrscheinlich schon seit Jahr-
tausenden, entstanden, besteht aus verschiedenen, aber nicht concen-
trischen Schichten von Kalksinter, welcher die Härte von Marmor,
einen faserigen Bruch hat und verschiedenartige Schattirungen von
24
braun,, schwarzbraun, gelb, grünlich gelb und grau zeigt; aus der un-
tersten Sprudelschaale ausgebrochene Stücke waren von weifser
Farbe, röthlich gefleckt, von der Härte des Chalcedon. Den neueren
Untersuchungen zufolge besteht dieses Gewölbe aus drei verschiede-
nen Stockwerken von ungleichem Dui'chmesser, welche gleich Stollen
in Bergwerken in gröfseren und kleineren, tieferen und oberflächli-
cheren, längeren und kürzeren Höhlungen sich verbreiten, und von
Seitenwänden von verschiedener Stärke umschlossen und gestützt
werden. — Nach Berzelius Analyse enthält der an der Oeffhung der
Sprudelschaale befindliche äufserlich schwarze, auf dem Bruche roth-
braune Sprudelstein :
Kohlensaure Kalkerde 43,20
Basisch -phosphorsaures Eisenoxyd 1,77
Eisenoxj'd 19,35
Kohlensaures Eiseuoxyd 12,13
Phosphorsaure Thonerde 0,60
Kieselerde 5,95
Wasser 9,00
Entsteht eine theilweise Hemmung der nothwendigen
Entleerung von Th.wasser, Wasserdäinpfen und kohlen-
saurem Gas durch die vorhandenen Oeffnungen in der
Sprudeldecke, und dadurch eine zu grofse Anhäufung, Ue-
berfüllung von Th.wasser, Dämpfen und Gas, so erfolgen
entweder stärkere Entladungen durch die vorhandenen
Oeffnungen, oder gewaltsame Durchbrüche der Sprudel-
decke und neue Ergüsse von Th.wasser und Dämpfen,
sogenannte „Sprudelausbrüche". Die häufigsten Sprudel-
ausbrüche kommen im Bette der Tepl und in der Gegend
des Gemeinbades vor, und werden theils durch Versilbe-
rung der Oeffnungen, theils durch Sprünge oder Risse der
Sprudelschaale in Folge äufserer, mechanischer Einwirkun-
gen, grofser Stein- und Eismassen in der Tepl, veranlafst.
Dem Sprudelausbruche vom Jahre 1784 verdankt der
Bernhardsbrunnen seine Entstehung, — dem vom Jahre
1809 die Hygiäensquelle ihr Dasein.
Sämmtlichc Th. quellen kommen nur in dem westli-
chen Theile der Stadt zu Tage, nahe bei einander, auf
einem beschränkten Raum, unfern der, Karlsbad in zwei
Hälften theilenden Tepl, sowohl auf ihrem rechten, als
auf ihrem linken Ufer; auf dem rechten entspringen die
25
heifsesten, der Sprudel und die Hygiäensquelle unmittel-
bar aus der Sprudelschaale, — die übrigen, weniger hei-
fsen, auf dem linken, höber gelegenen Ufer aus einer
Steinmasse, welche aus körnigem Kalk, Kalkspath, Horn-
stein, Granit und Schwefelkies besteht, zum Theil sehr
beträchtliche Höhen und Felsen bildet, und von der
Granitwand des Hirschensprunges sich bis zur Sprudel-
schaale hinabzieht.
Es werden folgende Th. quellen unterschieden:
1. Der Sprudel, die älteste, berülnnteste und wich-
tigste aller Quellen, — ausgezeichnet durch seine hohe
Temperatur und seinen Wasserreichthum, ehrwürdig durch
sein Alter, seine grofsartig imponirende Erscheinung, seine
ausgezeichnete und seit Jahrhunderten bewährte Wirk-
samkeit.
Auf dem rechten Ufer der Tepl, aus der Sprudel-
schaale in mehreren Mündungen hervorbrechend, umgeben
von einer bedeckten Säulenhalle, erhebt sich derselbe
schäumend und brausend bis zu einer Höhe von mehre-
ren Fufs in einem mächtigen Strahl gefafst, dem neuen
Springer, aus dem in der Tiefe befindlichen, von der
Natur selbst gebildeten grofsen Reservoir von Th.wasser
unaufhörlich, aber stofsweise, unter Entwicklung von Was-
serdämpfen und kohlensaurem Gas. Der nicht von den
Brunnenmädchen für die Trinker geschöpfte wird in die
öffentlichen und Privatsprudelbäder und die Salzsiedereien
geleitet, und der nicht gebrauchte Abflufs von Th.wasser
theils zu Incrustaten, theils zu häuslichen, ökonomischen
Zwecken benutzt. Das abfliefsende Th.wasser ist noch so
heifs, dafs Eier von demselben gehärtet, Hühner gebrüht
werden; in dasselbe längere Zeit gelegte Körper werden
von einem gelbbräuulichen Sinter überzogen.
Seine Temperatur beträgt an der Bohröffnung 59 —
60° R., seine Wassermenge 25,74 Eimer Th.wasser in ei-
ner Minute.
2. Die Hygiäensquelle, in Folge eines heftigen
26
Sprudelausbruches im Jahre 1809 entstanden, dem Spru-
del gegenüber, an der Stelle des vormaligen Gemeinbade-
hauses, an Temperatur und in ihren Mischungsverhältnis-
sen dem Sprudel gleich, giebt 8,93 Eimer Th.wasser in
einer Minute, und wird theils zur Bereitung der Dampfbä-
der in den hierzu errichteten Etablissements, theils zum
Trinken benutzt.
3. Der Mühlbrunnen, am Fufse des Schlorsber-
ges, benannt nach einer früher hier vorhandenen Mühle,
schon von F. Summer im Jahre 1571 beschrieben, von
Fr. Ho ff mann besonders empfohlen, mit einem Badege-
bäude versehen, seit 1826 und 1827 zweckmäfsiger gefafst
und mit einer Colonnade ausgestattet, welche den Neu- und
Bernhardsbrunnen mit dem Mühlbrunnen verbindet. Seine
ungünstige Lage und so häufige Benutzung veranlafst an
demselben, besonders in den Morgenstunden, oft ein sehr
lästiges Gedränge von Kurgästen.
Er hat die Temperatur von 45° R., und giebt 12 bis
15 Seidel Th.wasser in einer Minute.
Nahe bei demselben aus der steilen Wand des Schlofs-
berges entspringt:
3. Die weniger benutzte Felsenquelle von 30° R.
4. Der Neubrunnen, an der Colonnade des Mühl-
brunnens, zuerst von Springsfeld im Jahre 1748 miter-
sucht, von ihm Neubrunnen genannt, von 48 — 49° R. Tem-
peratur, giebt 31 Seidel Th.wasser in einer Minute.
5. Der Bernhardsbrunnen, unfern dem vorigen,
benannt nach der Statue des heiligen Bernhard auf einem
benachbarten Felsen, hinsichtlich seiner Wassermenge und
Temperatm* dem Sprudel am nächsten stehend, im Jahre
1784 zuerst erschienen, von 55,5 — 57° R., giebt 96 Seidel
Th.wasser in einer Minute, und wird nur äufserlich be-
nutzt, in Form von Tli. dämpfen bei Augen- und Ohren-
krankhcitcn und zu Wasserbädern. Zur örtlichen Benu-
tzung der Th. dämpfe bei Krankheiten der Ohren bedient
man sich eines blechernen Rohres.
27
6. Der Theresienbrunnen, früher unter dem Na-
men „der Gartenquelle" bekannt, schon von F.Summer
benutzt, im Jahre 1768 nach der Kaiserin MariaTkeresia
benannt, hat die Temperatur von 43 — 44° R.; seine Was-
sermenge beträgt 8 Seidel Th.wasser in einer Minute. Wäh-
rend des Sprudelausbruches im Jahre 1809 war auch hier
eine bedeutende, jedoch nur vorübergehende Abnahme sei-
ner Wassermenge bemerkbar.
7. Der Schlofsbrunnen, nach dem Schlofsberge
benannt, auf welchem er entspringt, und wo derselbe im
Jahre 1769 zufällig von einem Knaben entdeckt wurde, schon
von Becher empfohlen, jedoch erst später nach Verdienst
gewürdigt, verschwand im Jahre 1809, als in Folge eines
heftigen Sprudelausbruches die Hygiäensquelle entstand,
kehrte aber im October 1823 wieder.
Wesentlich durch seinen Reichthum an kohlensaurem
Gase von den übrigen Th. quellen sich unterscheidend, um-
geben von einem tempelartigen Ueberbau und einem be-
deckten Säulengange hat derselbe die kühlste Temperatur
von allen benutzten Th. quellen, nach Posch mann nur 35°,
nach deCarro und F 1 e c k 1 e s 40° R. ; seine Wassermenge
beträgt 30 Seidel in einer Minute.
8. Die Spital quelle, am Abhänge des Bernhards-
felsens, hinter dem Spital, schon von F. Summer und Be-
cher gekannt, von 45 — 46° R. Temperatur, von 48 — 49
Seidel Wasserzuflufs in einer Minute, nur äufserlich zu Was-
serbädern in dem Hospitale benutzt.
9. Die Ferdinandsquelle, am Markte entspringend,
imd daher auch Markt quelle genannt, erst im Jahre 1839
gefafst, reicher an Wasser und Salzen als der Mühlbrun-
nen, nach der von W o 1 f unternommenen Analyse, hat die
Temperatur von 46° R. und giebt in einer Minute 35f Sei-
del Th. wasser. —
Chemisch untersucht wurden die Th.quellen zuerst von
Becher im Jahre 1770, Klaproth im Jahre 1789, Reufs
im Jahre 1811, Berzelius im Jahre 1822, Steimann im
28
Jahre 1824, PI ei sc hl im Jahre 1835, und endlich neuer-
dings von Nentwich, Creuzburg und Wolf; — sehr
bemerkenswerth ist der Umstand, dafs, wenn auch diese
verschiedenen Analysen in dem quantitativen Verhältnifs der
Hauptbestandteile, und in dem Vorkommen der nur in ge-
ringer Menge in dem Th.wasscr enthaltenen, weniger wich-
tigen Bestandtheile abweichen, sie doch im Allgemeinen sehr
analoge Resultate geliefert haben.
In sechzehn Unzen Th.Avasser enthalten:
1. der Sprudel.
nach Berzelius: nachReufs:
Schwefelsaures Natron 19,86916 Gr. 18,466 Gr.
Chlornatrium 7,97583 — 8,933 —
Kohlensaures Natron 9,69500 — 10,000 —
Kohlensauren Strontian 0,00737 —
Kohlensaure Kalkerde 2,37005 — 3,433 —
Kohlensaure Talkerde 1,36965 —
Kohlensaures Eisenoxydul 0,07780 — 0,033 —
Kohlensaures Manganoxydul 0,00645 —
Phosphorsaure Kalkerde 0,00169 —
Basisch -phosphors. Thonerde 0,00246 —
Flufssaure Kalkerde 0,0245S —
Kieselerde 0,57715 — 0,633 —
41,92719 Gr. 41,498 Gr.
Kohlensaures Gas 8,000 K.-Z.
2. DerNeuhrumien. 3. Der Bernhardshrunnen.
nach R e u f s : nach Stein manu:
Schwefelsaures Natron 18,049 Gr. 15,933 Gr.
Kohlensaures Natron 10,500 — 9,000 —
Chlornatrium 8,833 — 7,900 —
Kohlensaure Kalkerde 3,449 — 3,441 —
Kieselerde 0,566 — 0,510 —
Kohlensaures Eisenoxydul 0,033 — 0,033 —
41,632 Gr. 36,817 Gr.
Kohlensaures Gas 14,632 K.-Z. 13,807 K.-Z.
4. DerMUhlbrunnen. 5. DerTheresienbrunnen.
nach Reufs: nach Reufs:
Schwefelsaures Natron 17,816 Gr. 15,733 Gr.
Chlornatrium 8,716 — 7,783 —
Kohlensaures Natron 10,366 — 8,860 —
Kohlensaure Kalkerde 3,625 — 3,717 —
Kieselerde 0,549 — 0,466 —
Kohlensaures Eisenoxydul 0,033 — 0,016 —
"41,105 Gr. 36,575 Gr.
Kohlensaures Gas 15,333 K.-Z. 15,333 K.-Z.
29
6. DerSchlofsbrunnen. 7.
nach Steinmann:
Schwefelsaures Natron 15,37989 Gr.
Schwefelsaures Kali 3,03252 —
Chlornatrium 7,52640 —
Kohlensaures Natron 8,85342 —
Kohlensaures Lithion 0,01605 —
Kohlensauren Strontian 0,00330 —
Kohlensaure Kalkerde 2,39846 —
Kohlensaure Talkerde 1,17704 —
Kohlensaures Eisenoxydul 0,02342 —
Kohlensaur. Manganoxydul 0,00492 —
Phosphorsaure Kalkerde 0,00607 —
Basisch - phosphorsaure
Thonerde 0,00653 —
Flufssaure Kalkerde 0,01521 —
Kieselerde 0,44867 —
Hydriodsaures Natron
Bromnatrium
Phosphorsaures Natron
Kieselflufssaures Natron
Eisenoxyd haltende
Thonerde
Der Ferdinandsbrunnen,
nach Wolf:
17,90193 Gr.
1,96039 —
8,32988 —
9,45538 —
0,01927 —
0,03778 —
2,14189 —
0,82291 —
0,08908 —
0,01858 —
0,32710 —
0,02096 —
0,01336 —
0,01009 —
1,32287 —
0.02519
38,89190 Gr.
43,81680 Gr.
An freier Kohlensäure fand Steinmann in 1000 Gewichtsthei-
len Wasser 1,39371 Gewichtstheile.
Noch ehe Wolf in der Ferdinandsquelle Jod und Brom vorfand,
wurden in dem Sprudelwasser Jod von N entwich und Creuz-
burg, und Jod und Brom von Pleischl, indefs nur in sehr gerin-
ger Menge entdeckt. Nach Creuzburg enthält ein Pfund Sprudel
nur 0,01845 Gran Jodnatrium, — und aufser diesem einen eigenthüm-
lichen, seifenartig -bituminösen, in Weingeist, aber nicht in Wasser
löslichen Stoff und Spuren von Schwefehvasserstoffgas, welches Nent-
wich schon früher ermittelt hatte.
Wenn auch schon früher von Springsfeld auf die grüne Ma-
terie aufmerksam gemacht wurde, welche sich an den Th.quellen zu
Karlsbad findet, so verdanken wir doch erst Agardh und Corda
die genauere Ermittelung und Nachweisung der zahlreichen und ei-
genthümlichen Oscillatorien der Th.quellen zu Karlsbad (de Carro,
Almanach de Carlsbad. 1834. p. 49. — 1835 p. 166.— 1836 p. 176.—).
Nach Berzelius besteht der aus dem Th.wasser gebildete Nie-
derschlag, wenn dasselbe längere Zeit in Flaschen aufbewahrt wird,
aus Eisenoxyd -Silicat, basisch -phosphorsaurem Eisenoxyde, basisch-
phosphorsaurer Thonerde und einem organischen Stoffe; — das an
Stellen, wo sich die Th.quellen befinden, in Form eines salzartigen
Anfluges an Felsen, Mauern oder Rinnen anschiefsende sogenannte
30
„Mauerzalz" enthält (Med. Jahrb. d. k. k. österr. Staates N. F. Bd.
XII. St. 1. S. 1. S. 64.) in 100 Theilen :
Schwefelsaures Natron 94,4281
Schwefelsauren Kali 0,3585
Kohlensaures Natron 1,6743
Kohlensaure Talkerde 0,3268
Kohlensaure Kalkerde 0,6388
Wasser 2,5737
100,0000
Von dem ärztlichen Gesichtspunkt aus betrachtet, ge-
hören die H.quellen zu Karlsbad zu den durchdringendsten
und auflösendsten, die wir besitzen. Ihre Wirkung auf die
flüssigen, wie auf die festen Theile ist so stark, die Qua-
lität der Mischungsverhältnisse der ersten umändernd und
die Cohäsion der letzten so vermindernd, schmelzend, dafs
hierin fast keine andere Heilquelle ihnen gleichkommt.
Mäfsig getrunken -wirkt das Th.wasser gleich den Glau-
bcrsalzquellen kräftig die Se- und Exkretionen bethätigend
und verbessernd, und äufsert folgende Erscheinungen:
1. Zuerst nimmt dasselbe die Organe der Verdauung
in Anspruch, wirkt auf die vorhandenen Unreinigkeiten auf-
lösend, zugleich die Darinausleerungen vermehrend, abfüh-
rend und die Verdauung verbessernd, ohne dabei den Ma-
gen und Darmkanal so zu schwächen, wie sich wolü von
dem längeren Gebrauche eines an schwächenden Salzen so
reichen M.wassers erwarten liefse. Gegen Würmer erweist
sich dasselbe weniger wirksam.
2. Von ausgezeichneter Wirkung ist dasselbe ferner
auf die Organe der Resorption, des Drüsen- und Lymphsy-
stems, die parenchymatösen Organe des Unterleibes, die
Leber, das Pankreas, die Milz, das Pfortader- und Uterin-
system, — wirkt daher ungemein auflösend bei Stockungen,
Anschwellungen, Hypertrophieen, Verhärtungen oder ande-
ren krankhaften Metamorphosen und die eigen thümli eben
Krankheitsprodukte der genannten oder anderer Organe, —
die Assimilation, insbesondere die Gallenabsonderung ver-
bessernd, die Hämorrlioidalstockungen zertheilend, oder den
Hämorrhoidalflufs befördernd.
31
3. Es wirkt ferner zugleich auf das Misehungsverhält-
nifs der Säfte im Allgemeinen umändernd, verflüssigend,
insbesondere auf die Harn Werkzeuge, nicht blofs die Diurese
sehr verstärkend, sondern auch wesentlich die Qualität des
Urins verändernd, verdünnend, alkalescirend, — auflösend,
zersetzend auf vorhandene steinige Concremente und ihre
Ausleerung zugleich befördernd.
Wie durchdringend die Wirkung des Karlsbader Th.
wassers in den ganzen Procefs der Vegetation eingreift,
beweist unter andern die merkwürdige, von Hufeland und
Rust mitgetheilte Erfahrung, dafs der Gebrauch desselben
bei Knochenbrüchen die Callusbildung verhindert, und auch
den schon gebildeten, vollkommen formirten Callus wieder
aufzulösen vermag.
Hierdurch erklärt sich zugleich aber auch, von welcher
nachtheiligen Wirkung dasselbe sein mufs, wenn es im Ue-
bermafs getrmiken oder in Fällen angewendet wird, in wel-
chen es contraindicirt ist.
Zu lange, oder in zu reichlicher Menge getrunken, wirkt
dasselbe ungemein schwächend, zersetzend, — und kann ei-
nen eigenthümlichen Zustand von krankhaft erhöhter Reiz-
barkeit, ein Gefühl von grofser Hinfälligkeit, Verflüssigung
tler Säfte, Erschlaffung und Erweichung der weichen und
festen Gebilde hervorrufen, welcher, analog der Form von
scorbutischer Dyscrasie, nach zu lange oder im Uebermafs
gebrauchten alkalischen Mitteln zu entstehen pflegt. —
Aus dieser kräftigen und eindringlichen Wirkung die-
ser Th.quellen auf den gesammten Vegetationsprocefs er-
klären sich ferner die Dauer der günstigen, durch sie be-
wirkten Veränderungen, sowie die häufig beobachteten Nach-
wirkungen; — bei Kranken, welche an Schwäche und grofser
Trägheit desDarmkanals leiden, werden diese Störungen nicht
blofs während der Kur gehoben, sondern in Folge der verbes-
serten Digestion imd Assimilation erfolgen die früher fehlen-
den Darmausleerungen auch nach dem Schlufs der Km* täg-
lich regelmäfsig und leicht ; — zuweilen fehlen während der
32
Kur die gehofften günstigen Wirkungen und erscheinen erst
später.
Wenn auch nicht immer, so treten doch häufig schon
während der Kur, seltener später, bestimmte Krisen ein, und
dann oft an bestimmten Tagen während des Gebrauches,
namentlich fieberhafte Bewegungen gegen den vierzehnten
oder einundzwanzigsten Tag, mit dem Gefühl grofser Hin-
fälligkeit des ganzen Körpers, verzagter, trüber, hypochon-
drischer Verstimmung, Congestionen nach dem Kopfe, Wech-
sel von Frost und Hitze, Beschleunigung des Pulses, Span-
nung im Unterleibe und leichten Kolikbeschwerden, welche
Zufälle jedoch nach dem Eintritt reichlicher breiartiger Darm-
ausleerungen, übelriechender Schweifse, oder nach starker
Ab- und Aussonderung eines mit sehr dickem und dunkel-
gefärbtem Bodensatz versehenen Urins verschwinden, wo-
zu sich dann ein Gefühl von behaglichem Wohlsein ge-
sellt. Sehr oft erfolgen ohne fieberhafte Beschwerden kriti-
sche^ sehr reichliche Stuhlausleerungen von weicher oder
schmieriger Consistenz, von schwarzgrüner Farbe, mit Glas-
schleim vermengt, welche bei ihrem Abgang nicht selten im
Mastdarm Brennen bewirken. — Bei Koliken von Nieren- und
Gallensteinen erscheinen oft reichliche Ausleerungen von
Gries, kleinen Nierensteinen, zerbröckelten Blasensteinen
oder der Abgang von Gallensteinen ; — bei an anomaler Gicht
leidenden Kranken zuweilen regelmäfsige Gichtanfälle als
Krisen; — bei versteckten oder unterdrückten psorischen
Dyscrasieen kritische flechtenartige Hautausschläge, — bei
Störungen im Uterinsysteme regelmäfsige und reichliche
Menstruation, — bei zu schnell geheiltem, supprimirtem
Wechselfieber neue Anfälle desselben. —
Die verschiedene Wirkungsart der einzelnen Th.quel-
len wird vorzüglich bedingt durch die Verschiedenheit ih-
rer Temperatur. Die heifsesten, vor allen der Sprudel, und
die in ihrer Temperatur ihm zunächst stehenden, zeichnen
sich vor den übrigen durch ihre das Blutsystem ungemein
aufregende, reizend - erhitzende Wirkung aus, — wirken
un-
33
ungemein auflösend, durchdringend, oft aber weniger ab-
führend als die minder heifsen Th. quellen, und sind daher
contraindicirt bei wahrer Vollblütigkeit, leichter Erregbar-
keit des Blutsystems, Fieber, entzündlicher Anlage, Dispo-
sition zu Schlagflufs, Neigung zu activen Blutcongestionen
und Blutflüssen, organischen Krankheiten des Herzens und
der grofsen Blutgefässe, so wie bei sehr reizbaren und schwa-
chen, zur Hektik disponirten Lungen, vermöge erblicher An-
lage oder in Folge von anderen vorhergegangenen Krank-
heiten.
Dagegen können die kühleren Th.quellen, der Schlofs-,
Theresien-, Mühl- und der Neubrunnen, in mehreren Fäl-
len, wo die heifsen contraindicirt sind, mit der nöthigen Vor-
sicht ohne Nachtheil gebraucht werden, obgleich sie dennoch
zu widerrathen sind : bei fieberhaften Beschwerden, — sehr gro-
fser Schwäche des Magens imd Darmcanals, — einem ho-
hen Grade von allgemeiner Hinfälligkeit und Kraftlosigkeit,
insbesondere in Folge von bedeutendem Säfteverlust und da-
durch bedingten reinen Nervenkrankheiten von Schwäche
oder hydropischer Cachexie, — wirklicher Wassersucht, —
scorbutischen und syphilitischen Dyscrasieen, — inneren Ex-
ulcerationen, ausgebildeter Lungen- oder Halsschwindsucht,
organischen Leiden des Herzens oder der grofsen Gefäfse,
Scirrhus oder Krebs.
Diese, durch die Temperatur der Th.quellen bedingte
Verschiedenheit der Wirkimg hat die Erfahrung festgestellt,
wenn gleich de Carro behauptet, dafs die Uebereinstim-
mung der Mischungsverhältnisse aller Th.quellen auch keine
so wesentlichen Verschiedenheiten in ihren Wirkungen be-
gründe (de Carro in Hufeland's und Osann's Journ.
d. pract. Heilk. Bd. LXXVI. St. 3. S. 29).
Angezeigt ist ihr Gebrauch im Allgemeinen und vor-
zugsweise bei tiefen Leiden der Vegetation, von Schwäche
atonischer Art in den verschiedenartigsten und mannigfach-
sten Krankheitsformen, — Störungen der Se- und Exem-
tionen, und dadurch bedingten krankhaften Metamorphosen,
II. Theil. c
34
vorzüglich der Unterleibsorgane, — Beschwerden, die sich
entweder nur in der Sphäre der Organe des Unterleibs als
Krankheiten derselben constituiren, oder durch krankhafte
Störungen dieser Organe bedingt, secundär als materiell-
dynamische oder dyscrasische Formen in anderen Systemen
auftreten.
1. Leiden der Organe der Digestion und Assimilation,
— Verschleimungen, Säure der ersten Wege, Sodbrennen,
Flatulenz, Ansammlung von Unreinigkeiten, Infarcten mit
Trägheit des Stuhlganges verbunden, Helininthiasis, — Ano-
malieen des Leber- und Pfortadersystems, Polycholie, Ic-
terus, Gallensteine, Anschwellung, Hypertrophie und Ver-
härtung der Leber, Stockungen im Pfortadersystem, Hä-
morrhoiden, Plethora abdominalis, materielle Hypochondrie.
2. Chronische Leiden des Lymph- und Drüsensy Ste-
rnes überhaupt, Geschwülste, Verhärtungen, Afterbildungen,
— Schleim-, Scrophel- und Fettsucht.
3. Anomalieen der Menstruation und Stockungen im
Uterinsystem, Fluor albus, insofern sie durch Plethora ab-
dominalis und atonische Schwäche der Unterleib sorgane
bedingt werden.
4. Dyscrasieen, vorzugsweise saurer Art, namentlich
Gicht, welche mit bedeutenden Störungen der Verdauung,
Stockungen im Leber- und Pfortadersystem und Trägheit
des Stuhlganges verbunden, sich durch gichtische Ablage-
rungen, Gichtknoten und Afterbildungen in den Gelenken
ausspricht, — nächst diesen, chronische Hautausschläge,
Flechten, besonders Gutta rosacea, durch Unterleibsbeschwer-
den bedingt.
5. Krankheiten der Harnwerkzeuge, — Neigung zur
Lithiasis, Gries- und Steinbeschwerden, — Kolik von Nieren-
steinen, — Blasenhämorrhoiden.
6. Brustleiden, chronische Blennorrhoeen gichtischer
Art, oder durch Stockungen in der Milz, der Leber, dem
Pfortader- oder Uterinsystem begründet.
7. Chronische Nervenkrankheiten, selbst Gemüthskrank-
35
heiten, insofern sie durch materielle Leiden im Unterleibe
entstanden, durch Fortdauer der letzteren unterhalten wer-
de^ — die höheren Formen von Hypochondrie, Melancholie.
8. Hartnäckige Leiden der Augen und des Gehörs gich-
tischer und scrophulöser Natur, oder bedingt durch Stockun-
gen in den Unterleibsorganen. —
Angewendet werden die Th.quellen in folgenden Formen:
1. Als Getränk. Wenn die Th.quellen in den ersten
Zeiten ihres Gebrauchs auch nur in Form von Bädern be-
nutzt wurden, ja Karlsbad diesen selbst seinen Namen ver-
dankt, so ist doch die innere Anwendung derselben jetzt
die häufigste und wichtigste. Payer war der erste, wel-
cher 1521 sie empfahl. Fr. Hoff mann und Becher lie-
fsen sonst täglich zehn bis achtzehn und noch mehr Becher
trinken! — Vier bis zwölf, höchstens fünfzehn, werden jetzt
hinreichend erachtet. Wenn man früher täglich sechs und
mehr Darmausleerungen bezweckte, so hält man jetzt ei-
nige, aber reichliche, für hinreichend. Tägliche Ausleerung
ist indefs während der Kur durchaus nothwendig, da sonst
leicht starke Blutcongestionen nach der Brust und dem Kopf
veranlafst und die beabsichtigten guten Wirkungen dadurch
gestört werden können. Um diese zu bewirken, bedient man
sich anfänglich der weniger heifsen Quellen in täglich stei-
genden Gaben, — oder des Zusatzes von einem oder eini-
gen Theelöffeln Karlsbadersalzes, — oder von eröffnenden
Pillen am Abend.
Man läfst demnach am besten mit drei bis vier Bechern
Mülil-, Schlofs- oder Theresienbrunnen die Kur beginnen,
täglich oder alle zwei Tage, je nach der Wirkung, mit ei-
nem Becher steigen, und später erst damit die heifseren
Th.quellen, namentlich den Sprudel, in der Art verbinden,
dafs mit der Zahl der Becher vom Sprudel die der ande-
ren vermindert, in manchen Fällen sogar dann blofs Spru-
del getrunken wird. Ist auf diese Weise der Kranke mit
der Becherzahl zu einer gewissen Höhe gestiegen, so wird
die Zahl derselben in gleicher Art, wie sie vermehrt wurde,
C2
36
vermindert, so dafs der Kranke mit der Zahl von Bechern
die Kur beschliefst, mit welcher er letztere begonnen hatte.
Die Dauer der Trinkkur, so wie die Menge des zu trin-
kenden Wassers wird lediglich bedingt durch die Individua-
lität des Kranken und die Art der Krankheit. Bei sehr tor-
piden Subjecten und bei sehr inveterirten Leiden, wo eine
reizende und zugleich sehr eindringliche Behandlung indi-
cirt ist, werden oft nicht blofs die heifseren Th. quellen, son-
dern auch grofse Gaben derselben erfordert, und eben des-
halb ist auch hier, bei entsprechender Wirkung, die Kur
in kürzerer Zeit beendigt. Weniger torpiden, leicht auf-
regbaren, zu Congestionen geneigten Subjecten dagegen,
wo eine zu erregende Einwirkung und zu grofse Gaben nach-
theilige Nebenwirkungen veranlassen könnten, wo im Ge-
gentheil oft eine milde, aber längere Zeit fortdauernde Wir-
kung zur gründlichen Heilung der Krankheit wünschens-
werth ist, entsprechen die weniger heifsen Th. quellen in
sehr mäfsigen Gaben, aber längere Zeit, fünf bis sechs Wo-
chen anhaltend fortgebraucht.
Bei ungünstiger Witterung ist es rathsam, die ersten
Becher im Bett, die späteren an der Quelle trinken zu las-
sen. So nothwendig Bewegung im Freien während des Trin-
kens ist, so ist doch Personen, welche leicht zu starker
Transspiration geneigt sind, während des Trinkens nur eine
mäfsige anzuempfehlen, damit durch zu starkes Transspi-
riren die wünschenswerthe Wirkung auf den Unterleib nicht
geschwächt wird.
Um nicht den Schlaf zu stören, ist das Trinken von
Th.wasser des Nachmittags nur in besonderen Fällen aus-
nahmsweise anzurathen, dagegen nur ein sehr mäfsiges und
leichtes Abendessen, und imter diesen die so beliebte, Karls-
bad eigenthümliche Sprudelsuppe zu gestatten.
Während des Gebrauchs, und auch noch nach Been-
digung der Kur ist eine sehr strenge Diät im weitesten
Sinne des Wortes (Vergl. Th. I. S. 443 oder 520 zweite
Aufl.) wesentlich zum Gelingen der Kur erforderlich, —
37
eine sorgfältige Auswahl von leichten, mit dem Gehrauch
der Trinkkur verträglichen Speisen und Getränken, Vermei-
dung aller störenden Aufregungen undExcesse, Regelmäfsig-
keit der Lehensweise, tägliche und viele BeAvegung im Freien.
Schlaf am Morgen, wozu man nach dem Trinken des Th.was-
sers meist viel Neigung hat, ist gleich dem Schlafen des
Nachmittags sehr zu widerrathen, da leicht hierdurch starke
Blutcongestionen nach dem Kopfe veranlafst werden.
In Bezug auf die Wahl und Benutzung der einzelnen Th. quellen,
besonders als Getränk, gelten nach Fl e ekles folgende Regeln:
a) Der Sprudel wird wegen seiner reizenden Wirkung am häufig-
sten nur in Verbindung oder nach vorhergegangenem Gebrauch von
weniger heifsen, zur Verstärkung der letzteren, benutzt, — allein nur
bei grofser vorwaltender Atonie und mit sorgfältiger Berücksichtigung
der Contraindicationen, welche die Anwendung desselben verbieten.
b) Der Mühlbrunnen erfreut sich seit Jahren des zahlreichsten
Zuspruchs und der besonderen Gunst der Aerzte und Kranken ; we-
gen seines mäfsigen Wärmegrades, seiner milden, gelind auflösenden,
die Darmausleerungen befördernden Wirkungen sagt er den verschie-
denartigsten Constitutionen zu, und hat sich dadurch eine sehr ausge-
breitete Sphäre der Anwendung erworben.
c) Der Neubrunnen, von höherer Temperatur als der vorige, das
Mittelglied zwischen dem Schlofsbrunnen und Sprudel, bildet einen
sehr zu empfehlenden Uebergang zwischen dem Schlots- oder Mühl-
brunnen zum Sprudel.
d) Der Theresienbrunnen dagegen eignet sich für Personen von
einer reizbaren, delicaten Constitution, welche eines beruhigend wir-
kenden, gelind auflösenden, umstimmenden Th.wassers bedürfen, um
dadurch für den späteren Gebrauch der erregenderen Th.quellen Karls-
bads vorbereitet zu werden.
e) Der Bernhardsbruunen hat sich einen besonderen Ruf bei Au-
genkrankheiten und Gehörleiden erworben. Man setzt das leidende
Organ unmittelbar der Einwirkung der Th. dämpfe aus, welche angeb-
lich von 55—57° R. Temperatur sich aus dem mit frisch geschöpftem
Bernhardsbrunnen gefüllten Becher entwickeln.
Zu widerrathen bei Entzündung, erysipelatösen, syphilitischen und
gichtischen Leiden der Augen, hat man ihn in Verbindung mit dem
gleichzeitigen inneren Gebrauch der Th.quellen benutzt bei chroni-
schen Blennorrhaeen , Leiden der Meibomschen Drüsen, atonischer
Schwäche der Muskeln, so wie erethiseber Schwäche der Nerven des
Auges, krampfhaften Beschwerden, chronischer Photophobie.
f) Die neu hinzugekommene Ferdinands- oder Marktquelle scheint
bei ihrem Reichthum an eröffnenden Salzen mehr die Darmauslee-
runsen zu bethätigen und dem Mühlbrunncn am nächsten zu stehen.
38
2. Wasserbäder, aus dem mit Wasser der Tepl abgekühl-
tem Th.wasser bereitet, zur Unterstützung des inneren Ge-
brauchs der Th.quellen. Da sie im Allgemeinen angreifend
wirken, läfst man sie, wenn sie angezeigt sind, meist nur zwei
bis drei Mal wöchentlich, zu 25 — 28° R. gebrauchen und
erst damit anfangen, wenn die Kranken acht bis vierzehn
Tage schon getrunken haben.
Sehr hülfreich erweisen sie sich, wenn die Hartnäckig-
keit der Krankheit ihre Anwendung erfordert, und die Con-
stitution der Kranken sie erlaubt, — bei Unterleib sleiden
von psorischen, gichtischen oder rheumatischen Metastasen,
— veralteten Hautausschlägen, — rheumatischen und gich-
tischen Leiden oder anderen Störungen der Thätigkeit der
äufseren Haut, — zu sparsamer, unregelmäfsiger oder un-
terdrückter Menstruation, — und rheumatischen und gich-
tischen Leiden des Gehörs, bei welchen eine Krisis durch
die Haut wünschenswerth ist.
Je nachdem sie aus Sprudel- oder Mühlbrunnen bereitet werden,
unterscheidet man Sprudel- und Mühlbrunnenbäder: die er-
steren sind von einer reizenderen Wirkung und besonders passend bei
vorwaltender Atonie in sehr hartnäckigen, veralteten Fällen ; — die
zweiten, von milderer Wirkung, sagen mehr reizbaren, delicaten Con-
stitutionen zu, und werden namentlich bei hysterischen, rhachitischeu
und scrophulösen Leiden mit Nutzen in Anwendung gezogen.
3. Bäder von Thermaldämpfen. Die hierzu benutzten
Th.dämpfe der Hygiäensquelle bestehen aus atmosphäri-
scher Luft, kohlensaurem Gas und Wasserdämpfen ; hun-
dert Theile Th.dampf von 36° R., zu +5° R. erkaltet, be-
stimmte Nentwich auf 83,333 Th., zusammengesetzt aus
79,150 Th. atmosphärischer Luft und 4,183 Th. Kohlensäure.
Contraindicirt bei wahrer allgemeiner Plethora, organi-
schen Leiden des Herzens und der grofsen Blutgefäfse, nur
bedingt anzuwenden bei Disposition zu Blutflüssen und ac-
tiven Blutcongcstionen, sind sie dagegen zu empfehlen bei
veralteten, gichtisch-rheumatischen Localleiden, Ischias, gich-
tischen oder durch traumatische Entzündungen entstandenen
Contracturen und An chy losen, — - Lähmungen, in Folge gich-
39
tischer, rheumatischer oder psorischer Metastasen und chro-
nischer Metallvergiftungen ; wenig läfst sich dagegen hoffen
bei Lähmungen als Folgekrankheiten von Schlagflufs. Die
Dauer eines solchen Dampfbades wird auf acht bis zehn
und fünfzehn Minuten, die öftere oder seltnere Wiederho-
lung nach dem Zustande des Kranken bestimmt.
E. Schmalz empfiehlt sie bei Leiden des Gehörs, vorzüglich
wenn letztere durch Metastasen oder Ablagerungen von Krankheits-
stoffen entstanden, oder damit complicirt sind; widerräth sie jedoch,
wenn die Localaffection des Gehörorgans durch active Blutctmgestio-
nen begründet wird.
4. Die Wasserdouche gewährt ferner ein kräftiges Un-
terstützungsmittel während der Trinkkur in allen den Fäl-
len von bedeutenden Localleiden, die ein äufseres kräftig
erregendes Mittel erfordern, — Stockungen im Pfortader-
system, Anschwellungen und beginnende Verhärtungen der
Leber und Milz, Magenkrampf oder Kolikbeschwerden in
Folge der genannten Zustände oder gichtischer Ursachen ;
sehr wirksam zeigt sich dieselbe oft auf das Rückgrath ap-
plicirt bei Hysterie mit krankhaften Anomalieen der Men-
struation.
Zu empfehlen ist ihre Anwendung jedoch nur erst nach
mehrwöchentlichem Gebrauch der Trinkkur, nachdem einige
Wasserbäder genommen und in Verbindung mit diesen, nur
zwei bis drei Mal die Woche zu fünf bis zehn Minuten, spä-
ter auch wohl noch länger.
5. Ueber die Mineralschlammbäder zu K. vergl. Th. I.
S. 489. zweite Aufl.
6. Oertlich werden die Th.quellen ferner in Form von
Umschlägen und Einspritzungen häufig angewendet, nament-
lich das Sprudelwasser, in Form von Klystieren bei hart-
näckigen Verschleimungen, Stockungen, Verhärtungen und
gleichzeitiger Trägheit des Stuhlganges.
7. Endlich ist noch das berühmte Karlsbader- oder
Sprudelsalz zu erwähnen, welches nicht nur in Karlsbad
als Zusatz zu dem Th.wasser zur Verstärkung seiner er-
öffnenden Wirkung, sondern auch versendet als Abführungs-
40
mittel benutzt wird. Gottfried Berg- er machte zuerst auf
dasselbe aufmerksam. Die Bereitung- desselben, welche frü-
her Geheimnifs war, wurde durch B echer vereinfacht. Der
von Jahr zu Jahr vermehrte Bedarf und Absatz dieses Sal-
zes erfordert jetzt zu seiner Bereitung 23 grofse und 69
kleine Kessel zum Abdampfen desselben.
Das ächte Karlsbadersalz ist in verschlossenen, mit dem Karlsba-
der Stadtsiegel versehenen Schachteln zu halben und ganzen Pfunden
zu haben beim Kaufmann G. Beruh. G o 1 1 1 im teutschen Hause auf
der alten Wiese No. C. 374, — das Pfund zu 3 Fl. C.-M. —
Ist nach dem Gebrauch von Karlsbad noch eine Nach-
kur indicirt, so bedient man sich nach Umständen gegen
Gicht der Bäder zu Teplitz, zur Unterhaltung der auflö-
senden Wirkung der K. Quellen des Kreuzbrunnens zu Ma-
rienbad oder der Salzquelle und der Bäder zu K. Fran-
zensbad. — Zur Stärkung nach dem Gebrauch von K. ist oft
eine mit der nöthigen Bequemlichkeit unternommene Reise
ausreichend. Stärkende, sehr zusammenziehende Eisenquel-
len sind in der Mehrzahl der Fälle, unmittelbar nach K.
angewendet, nachtheilig, in so fern sie die Nachwirkungen
von K. stören. Ist der Gebrauch stärkender M. quellen in-
dicirt, dann sind nur leichte Eisenwasser, Bäder von der
Luisenquelle zu K. Franzensbad, später der innere Gebrauch
des Franzensbrunuens, aber erwärmt und mit Vorsicht, und
Soolbäder, wie die zu Ischl, zu empfehlen. —
Noch findet sich zu K. ein Säuerling, welcher zwar
getrunken, aber nur selten als Heilquelle benutzt wird. Er
entspringt aus Granit, hat ein geräumiges Becken, ist aber
nicht sehr wasserreich. Sein Wasser ist klar, perlt, hat ei-
nen säuerlich-prickelnden, und dabei einen eigenthümlichen
Beigeschmack; Berzelius leitet den letzt ern von seinem
Gehalt an Kieselerde ab. Nach Lampadius beträgt die
Temperatur desselben 12,5° 11. bei 17,5° R. der Atmosphäre.
Wir besitzen von demselben zwei Analysen; in 1000
Gewichtstheilen fanden :
41
L amp a<
ius:
Ber zelius:
0,091 G.
-Tb.
0,019 G.-Th.
. 0,156
—
0,010 —
. 0,065
•
0,015 —
0,024 —
0,013 —
.
,
0,002 —
Schwefelsaures Natron
Chlornatrium
Chlorcalcium
Kohlensaures Natron
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaure Talkerde
Kohlens. Manganoxydul
— Eisenoxydul"»
Flufssaure Kalkerde J- 0,004 —
Phosphorsaure Thonerde J
Kieselerde 0,047 —
Humusextract 0,008 —
0,312 G.-Th. 0,142 G.-Th.
Den Gehalt an kohlensaurem Gase bestimmte Lampadius auf 0,88.
Andr. Baccius, de thermis. Venet. 1571. p. 228. 236.
Wencesl. Payer, tractatus de thermis Caroli IV. sitis prope
Einbogen 1522. — Lipsiae 1614.
Aller heylsamen Bäder, Saurbrunnen und anderer Wasser Natur,
Krafft u. Tugent durch G. Eschenreuterum. 1580. S. 9.
J. D. Tab ernämon tanus neuer Wasserschatz. Kap.il. S.553.
J. Günth. Andernac. com. de balneis. p. 64.
J. J. Huggelin's Bäder des teutschen Landes. S. 49.
Fabian. Summer de inventione, descriptione, viribus et im-
primis usu thermarum D. Caroli IV. Lipsiae 1571. — 1589. Uebers.
von Mathias Summer. Leipzig 1573. — Nürnberg 1580. — Leip-
zig 1592. — Nürnberg 1647.
Mart. Pansa, kurze Beschreibung des Karlsbades. Annaberg
1609.
M. Reudenii observationes Carolinae, darinnen von der Na-
tur des Kaiser Carlsbades gehandelt wird, verteutscht und herausge-
geben durch Melch. Rathnirum. Jena 1611. 8.
J. S t. Stro b elb erger, Politiae Thermae Carolinae prodromus.
Ratisbonae 1622.
— — Thermologia nova, in qua de thermarum causa genera-
tim, speciatim vero de balueo divino Caroli IV. theoretice et practice
agitur. Ratisbonae 1623.
— — kurze Instruction, wie das Kaiser Karlsbad zu gebrau-
chen. Meissen 1624. — Nürnberg 1629. — 1647. — 1667. — Witten-
berg 1696. — Eger 1715. — 1733.
P. H. Schach er, vom Carls- und Egerschen Bade. Jena 1618. 8.
W. H i 1 1 i g e r (auch H i 1 1 i n g e r) Hydriatria Carolina. Das weit-
berühmte Carlsbad. Zwickau 1638. — Nürnberg 1684. — Prag 1696.
— Eger 1715. — 1733.
Chr. C. Lange, genio Thermarum Caroli V. imperat. glorioss.
ac Frisiorum nomini inonumentum. Lipsiae 1653. — Francf. 1688.
42
M. R. Schmutzer, Tract. de iiympbis Carolo - Badensibus in
regno Bohemiae admirabilibus. 1662. 8.
C Keilii merkwürdiges Bedenken von dem Carlsbade. 1665. 8.
J. L. Volckameri Obs. de aquis tbermalibus Carolinensis ni-
mium potis in Ephem. Germ. Dec. II. p. 419.
J. Olearii Thaumatologia oder Wunder der göttlichen Allmacht
aus dem Carlsbade. 1668.
J. C. Straufs, Thermae Carolinae. 8. Lips. 1693. — 1695. —
Teutsch übersetzt. Leipzig 1695.
Trinum fluidum magnum thermae Carolinae. 8. Lips. 1695.
J. G. Plumtre, de Thermis Carolinis. 4. Halae 1695. — 1705.—
Dresden 1714 übersetzt von Bergmann.
F. Hoff mann, diss. de Thermis Carolinis. 4. Halae 1705.
— — de acidularum et thermarum ratione ingredientium et vi-
rium conniventia. 4. Halae 1712.
— — diss. observationes et cautelas circa acidularum et ther-
marum usura et abusum exhibens. Halae 1717.
— — de praecipuis medicatis Germaniae fontibus eorumque
examine chymico. Halae 1724.
— — Gründliche Anweisung, wie der Mensch durch Gebrauch
der mineral. kalten und warmen Gesundbrunnen, insonderheit des Carls-
bades seine Gesundheit erhalten könne. 8. Frankf. u. Leipz. 1717.
— — diss. med. de sale medicinali Carol. Therm. Halae 1734.
— teutsch 1734.
— — consultationes et responsa medica Cent. I. observ. 15.
pag. 61. observat. 16. pag. 68. — Cent. II. observat. 6. pag. 26. —
Cent. III. observ. 18. pag. 95. observ. 140. pag. 558.
— — Medicina consultatoria. T. I. p. 254. T. III. p. 36. 218.
228. T. V. p. 224. T. VIII. p. 191.
E. H. Bergmann, epistola de thermarum Caroliuarum opera-
tione. Dresdae 1705.
J. G. Berg er, prodromus commentationis de Carolinis Bohemiae
fontibus. Vitebergae 1708—9. D. I— II.
— — Commentatio de Thermis Carolinis. Guelferbj'ti 1709.
P. G. Schacher, de thermarum Carolinarum usu in arthritide.
4. Lipsiae 1709.
— — de thermarum Caroünarum usu in morbis ventriculi et
intestinorum. 4. Lipsiae 1709. — 1711. — 1715.
— — de thermarum Carolinarum usu in renum et vesicae cal-
culo. Lipsiae 1711.
J. J. A. M. L. u. P., Beschreibung vom Kaiser Carlsbad, wie das
Wassertrinken und Baden recht anzufangen. 8. Freiburg 1710.
C. G. P, Getreuer llath zum nützlichen Gebrauch des Cailsba-
des. 1711.
B. G. Blumenberg, getreuer llath zum nützlichen Gebrauch
des Kaiser Carlsbades. Chemnitz 1711.
C. M. Adolphi, de fönte sie dicto niolari ad thermas Curoliuas.
Lipsiae 1713.
43
G. C. Ihl, praerogativa Carolinarum thermarum. 4. Altdorf 1718.
— 4. Altenburg 1719.
Vom verführten Carlsbader Wasser. 4. Berlin 1720.
Neu verbessert und vermehrtes merkwürdiges Kaiser Carlsbad.
8. Nürnberg 1726. — 1734. — 1738.
Beschreibung des Kaiser Karlsbades. Nürnberg 1734.
Denkwürdigkeiten des Kaiser Karlsbades. Nürnberg 1734. 1736.
3 Theile.
Neu verbessert- und vermehrtes denkwürdiges Kaiser Carlsbad
das ist: Alt- als neue Denkwürdigkeiten. Nürnberg 1736. 8.
J. Smith, diss. de sale Carolinarum rite depurato et crystalli-
sato. Pragae 1738.
G. Schuster, Hydrologia mineralis, nebst Berger's Tractat
vom Gebrauche des Carlsbades. 8. Chemnitz 1746.
C. G. Springsfeld, Abhandlung von dem Carlsbade nebst ei-
nem Versuche einer Carlsb. Krankengeschichte. Leipz. 1748 — 1749.
— — commentatio de praerogativa thermarum Carolinarum in
dissolvendo calculo vesicae prae aqua Calcis vivae. 4. Lipsiae 1756.
— — Beantwortung der Frage, ob bei einer Entzündung und
Ausbleibung der monatlichen Reinigung das Carlsbad sicher zu ge-
brauchen sey. Carlsbad 1750. •
— — Observationes medicae circa verum usum thermarum Ca-
rolinarum in diversis morbis institutae. Lipsiae 1751. — 1756. —
Teutsch. Leipzig 1758.
J.G.Tilling, vom Carlsbade. Th. 1.2. — 8. Annaberg 1748. — 1756.
— — observationes medicae singulares circa verum usum ther-
marum Caroliuarum. Lipsiae 1751.
F. Budaei, consilia zur Carlsbader-, Töplitzer- und Seltercur
iu der Media Societät zu Budissin Sammlung und Abhandl. aus allen
Theilcn der Arzneigelahrtheit. Altenburg 1757. S. 147.
B. L. Tralles, das Kaiser Carlsbad, in einer Ode entworfen,
nebst einer Abhandlung von den Kräften desselben. 8. Breslau 1756.
Klinghammer, Versuch vom Daseyn des Eisens im Karlsba-
der Sprudelgesteiu. Dresden 1763.
H. J. v. Crantz, Gesundbr. d. Oest. Monarchie. S. 282.
Reise eines auswärtigen Arztes von Prag nach Carlsbad. Leipz. 1779.
J. P. Willebrand, Nachricht von einer Carlsbader Brunnen-
reise. Leipzig 1781.
Brückmann, Bemerkungen auf einer Reise nach Carlsbad. 1785.
Schreber, Reise nach Carlsbad. Leipzig 1771.
D. D. Becher, neue Abhandlung von dem Carlsbade. 3 Theile.
Prag 1766. 1767. 1768. — 1772. — Eine ganz umgearbeitete Ausgabe.
Leipzig 1789. — Ins Französische übersetzt von Gruber 1797.
G. Schuster, üb. die Schädlichkeit des äufserlichen Carlsbader-
gebrauchs in dessen med. Journal über allerhand iu die Arzneiwissen-
schaft einschlagende Materien. Chemnitz 1767. I. Th. Nr. 8. S. 32.
J. A. Seh er er, von der Luftart im warmen Carlsbader Wasser.
In Abhandl. des Böhm. Ges. d. W. v. J. 1785. Nr. 15.
44
— — Beobachtungen über das pflanzenäbnlicbe Wesen in dem
warmen Carlsbad. In Abh. d. Böhm. Ges. d. W. v. J. 1786. Nr. 21.
G. Schuster, Obs. de materie ad vasa et ductus aquaticos de-
pos. in thermis Töplicensibus et Carolinis ejusdemque natura animali
— in v. Ja c quin Coli, ad bot. ehem. et bist, natur. speetantia.
Viennae 1786. Vol. II.
Prochasca, von der mephitischen Luft der Quellen in und bei
Carlsbad. In Abhandl. der Böhm. Ges. d. W. 1785. Nr. 14.
J. Mannsey, über Carlsbad in Philos. Transact. Bd. XLVI.
Nr. 493. S. 217.
Hufeland's Jour. d. prakt. Heilk. Bd. XIV. St. 1. S. 185.
St. 2. S. 199. Bd. XVII. St. 2. S. 47.
Das Carlsbad, beschrieben zur Bequemlichkeit der Badegäste.
Carlsbad 1788.
Briefe über das Carlsbad und die Naturprodukte der dortigen Ge-
gend. Leipzig 1788.
L. von Buch, Beitrag zu einer mineralogischen Beschreibung
der Carlsbader Gegend in dem Freybergcr Bergmännischen Journal.
Jahrgang 5. 1792. Bd. II. S. 383.
v. Racknitz, Briefe über das Carlsbad und die Naturprodukte
der dortigen Gegend. Dresden 1788.
Chemische Untersuchung der Mineralquellen zu Carlsbad (von
Klaproth). Berlin 1790.
D. Hos er, Beschreibung von Carlsbad. Prag 1797. 8.
Hub. v. Harrer, Karlsbad und die umliegende Gegend. Prag 1801.
Reufs, mineralogische Bemerkungen auf einer Reise nach Carls-
bad in d. Abhandl. d. Ges. naturf. Freunde in Berlin 1795. Bd. I. Nr. 15.
Sammlung zur Kenntnifs der Gebirge von und um Carlsbad, an-
gezeigt und erläutert von Göthe. Carlsbad 1807.
Leonhard's Taschenbuch für die gesammte Mineralogie. Jahr-
gang I. S. 162. Jahrg. II. S. 131.
v. Göthe, zur Naturwissenschaft übern. Bd. I. S. 33, 211, 230, 234.
Müller in Hufeland's Journ. der prakt. Heilk. Bd. XXXI.
St. 3. S. 61.
D. F. Sartori, Taschenbuch für Carlsbads Kurgäste. 8. Wien,
Prag und Carlsbad. 1817.
Freimüthige Blätter über Gebrauch und Einrichtung des Karlsba-
des. Leipzig 1819.
Harlefs, Rheinische Jahrb. 1819. Jahrg. 1. St. 1.
A. L. Stöhr, Kaiser Karlsbad und dieses weltberühmten Ge-
sundheitsortes Denkwürdigkeiten. 8. Karlsbad 1810. — 1812. — 1817.
— 1822. — 1830.
— — Kaiser Karlsbad im Jahre 1822. 8. Karlsbad 1S22. — 1830.
Lampadius, Würdigung des Carlsbader Säuerlings. Freyberg 1821.
C. W. Hufe 1 and, prakt. Ucbers. der vorzüglichsten Heilquellen
Teutschlands. 3te Aufl. S. 111. 239.
— — Jouru. d. prakt. Heilk. Bd. XL1II. St. 4. S. 135. 136.
Bd. LV1I. St. 5. S. 118—122.
45
Posch mann in Hufeland's Journ. d. prakt. Heilk. ßd. LVI.
St. 4. S. 121—124. — Bd. LVII. St. 2. S. 129, 130.
Leo in Hufeland's Journ. d. prakt. Heilk. Bd. LXIII. St. 3.
S. 3—28, 130.
E. L. H. Lebenheim in Hufeland's Journ. d. prakt. Heilk.
Bd. LIX. St. 1. S. 65-83.
Döbereiner, über die chemische Constitution der Mineralwas-
ser 1821. S. 11. 12.
Rust's Magazin für die gesummte Heilk. Bd. I. St. I. S. 175.
Bd. XV. St. 3. S. 490.
Kastner's Archiv der Physik, ßd. V. S. 103. Bd. VI. S. 105,
221. Bd. X. S. 363.
Fi ein us in Zeitschrift für Natur- und Heilkunde. Bd. III. St. I.
S. 111.
Die besuchtesten Kurörter und Gesundbrunnen des Oest. Kaiser-
staates. Bd. II. S. 1.
Berzelius, Untersuchung der Mineralwasser von Carlsbad von
Töplitz und Königswart. Aus dem Schwedischen von D. G. Rose
übers, u. herausg. mit erläuternd. Zusatz, v. Gilbert. Leipz. 1823.
J. E. Wetzler, über Gesundbrunnen und Bäder. Dritter Theil.
Mainz 1825. S. 207.
K, F. A. von Ho ff, geognostische Bemerkungen über Karlsbad.
Gotha. 1825.
Der Schlofsbrunnen zu Karlsbad, literarisch - geschichtlich - phjr-
sikalisch- chemisch- und medicinisch dargestellt von J. Posch manu.
Erster Theil. Prag 1826.
F. L. Kreysig, über den Gebrauch der natürlichen und künst-
lichen Mineralwasser von Karlsbad, Embs, Marienbad, Eger, Pyrmont
und Spaa. Leipzig 1825. S. 114.
Die vulkanischen M. quellen Deutschlands und Frankreichs von
G. Bischof. Bonn 1826. S. 153. 192. 393.
Link in Karsten's Archiv für Bergbau u. Hüttenwesen. 1827.
Bd. XV. S. 81.
Fr. Leo u. A. PI eisen 1, Geschichte von einer Gallenstein-
kranken. Prag 1826.
J. de Carro, über die Dampfbäder in Karlsbad. Karlsbad 1827.
Cax-lsbad, ses eaux minerales et ses nouveaux bains ä vapeurs,
par le Chevalier Jean de Carro. Carlsbad 1827.
Karlsbad und seine Heilquellen, ein Handbuch für Kurgäste, von
J. E. Ryba. Prag 1828. — 1836.
Lateinische Ode auf Karl des Vierten Heilquellen von dem Frei-
herrn Boguslaw Hassenstein von Lobkowitz, aus dem
Französ. des Ritters Johann de Carro von Johann Ritter von
Rittersberg. Prag 1829.
Böhmens Heilquellen, von VV. A. Gerle. Prag 1829. S. 61.
Fr. Tantini, opuscoli scientifici. Pisa 1830. Vol. III. p. 7.
Almanach de Carlsbad par J. de Carro. 1831. — 1832.— 1833.
— 1834. - 1835. — 1836. — 1837. — 1838. — 1839.
46
Karlsbads Heilquellen nach ihren Wirkungen dargestellt von An t.
Jos. Bermann. Wien 1831.
Berliner Centralzeitung. 1832. S. 384. — 1833. S. 377. — 1831
S. 309. — 1835. S. 227.
Jos. Ritter von Vering, eigentümliche Heilkraft verschie-
dener Mineralwasser. Wien 1836. S. 80.
Essay on the mineral waters of Carlsbad for physicians and pa-
tients by J. de C a r r o. Prague 1835.
Plcischl, über Kali- und Jodgehalt des Karlsbader Wassers in
Erdmann's u. Schweigg et- Seidel' s Journ. d. Chemie. Bd. V.
St. 1. 1835.
Blick auf Karlsbad, von J. T. Held. Prag 1835.
Casper's Wochenschrift für die gesammte Heilk. 1835. No 15.
S. 227.
Hufeland und Osann's Journ. d. prakt. Heilk. Bd. LXXI.
St. 3. S. 94. — Bd. LXXXI. St. 1. S. 124. S. 6. S. 121.
Karlsbader Adressenbuch, von Tad. und L. Platzer. Prag 1835.
Baumgärtner's Zeitschr. für Physik u. verwandte Wissen-
schaften. 1836. Bd. IV. St. 2. S. 97.
v. Gräfe's und Kalisch's Jahrbücher f. Deutschlands Heil-
quellen. I. Jahrg. 1836. S. 209, 215, 234. u. 384, — II. Jahrg. 1837.
S. 141. u. 299. — III. Jahrg. 1838. S. 207. 215. — Jahrg. 1839. 1. Ab-
theilung. S. 199. u. 207.
v. St o seh, in Casper's Wochenschrift f. d. gesammt. Heilk.
1836. No. 20. S. 305. u. No. 21.
Gius. Frank, Raguaglio di aleune opere recenti sopra Carlsr
bad con notizie autentiche intorno questo argumento, in Biblioteca
italiana. Milano 1836. Fase. 243.
Kraufs, in den Verhandlungen der Kais. Leopold. Karol. Aka-
demie der Naturforscher. Bd. XVIII. Th. I. 1837.
Dr. Jos. Wagner' s Beobachtungen über Karlsbad und seine
Heilwirkung. Prag 1837.
Dr. Jos. Wagner, in Dr. W. B. Weitenweber 's Beiträ-
gen zur gesammten Natur- und Heilwissenschaft. 1837. Bd. II. St. 2. S. 172.
Fle ekles, in den medic. Jahrbüchern des k. k. österr. Kaiser-
staates. Bd. XII. St. 3. — Bd. XIV. St. 1.
Jeitteles, in d. med. Jahrb. d.k. k. öst. Kaiserst. Bd. XIII. St. 3.
Wolf in d. med. Jahrb. d. k. k. öst. Kaiserst. Bd. XVII. St. 3.
Med. Zeit, von dem Verein f. Heilk. in Preufsen. Jahrg. 1838.
No. 19., S. 93.
Karlsbad, seine Gesundbrunnen und Mineralbäder in geschichtli-
cher, topographischer, naturhistorischer und medicinischer Hinsicht,
von L. Fleck les. Stuttgart 1838.
Karlsbad in medicinischer, pittoresker und geselliger Beziehung
für Kurgäste, von Dr. Ed. Xlawaczek. Prag 1838.
Fleckles, in Hufeland's Journ. d. prakt. Heilk. Bd. LXXXIX.
St. 6. S. 88.
47
Ed. Hlawaczeck's Geschichte von Karlsbad. Prag 1839.
— — in Beer' s Gesundheitszeitung. 1837. Nr. 7. S. 49.
Nur zwei Meilen von Karlsbad entfernt, im Thalc der Eger, am
nördlichen Abhänge des Buchberges unweit Rodisfurth entspringt:
Die M. quelle von Giefshübel, in der Grafschaft dieses
Namens im EInbogener Kreise, bekannt unter dem Namen des Buch-
säuerling's oder Rodisfurther Sauerbrunnens, — nicht zu ver-
wechseln mit der M. quelle zu Berggiefshiibel im Königreich Sachsen,
früher dem Grafen von Stiebar gehörig, seit 1829 Eigenthum des
Hrn. Ritter Wilh. von Neuberg.
Das M. wasser entquillt einem Granitfels, in dessen Nähe sich
Basalt findet, ist krystallhell, von einem angenehmen säuerlich - prik-
kelnden Geschmack und läfst sich gut versenden; seine Temperatur
beträgt 7,50° R., sein specifisches Gewicht 1,0025, seine Wasser-
menge 6'/2 Maafse in einer Minute.
Chemisch uutersucht wurde dasselbe von Damm und Mitter-
bacher, neuerdings von Steinmann. Diesen Analysen zufolge
gehört dieses M.wassser zu der Klasse der erdig -alkalischen Säuer-
linge, und enthält in sechzehn Unzen:
nach Damm u. Mitterbacher : nach Steinmann:
Schwefelsaures Natron .
0,180 Gr.
....
Chlornatrium ....
0,310 —
•. • . .
Chlorkalium ....
.
0,260 Gr.
Kohlensaures Natron
0,180 —
6,714 —
Kohlensaures Kali .
. .
0,796 —
Kohlensaure Talkerde .
0,130 —
1,270 —
Kohlensaure Kalkerde .
0,800 —
1,870 —
Kohlensaures Lithion
. .
0,055 —
Kohlensaures Eisenoxydul
0,320 —
0,020 —
Kohlensauren Stroutian
. .
0,011 —
Kohlensaures Manganoxydul
.
0,003 —
Schwefelsaures Kali
. .
0,246 —
Kieselerde ....
0,800 —
0,478 —
2,720 Gr.
11,723 Gr.
Freie und ungebundene Kohlens
iure
. 21,952 Kub. Z
Schon früher wurde dieses M. wasser wegen seiner gelind auflö-
senden, eröffnenden Wirkung als Getränk von W. Payer, Reu-
denius, Springsfeld, Marggraf, Brunner, Fr. Hoff-
mann, neuerdings von Damm, Mitterbacher, de Carro u. A.
als kühlender, gelind eröffnender Säuerling gerühmt, namentlich: bei
Krankheiten der Schleimhäute, Verschleimung des Magens und Darm-
kanals, hartnäckigen ßrustkatarrhen, Schleimasthma, — Stockungen
in der Leber, dem Pfortader- und Uterinsystem, — Hämorrhoiden,
Hypochondrie, Hysterie, Anomalieen der Menstruation, — Krankheiten
der Harnwerkzeuge, Blasenkatarrhen, Blasenhämorrhoiden, Steinbe-
schwerden, — atonischer Gicht.
48
De Carro empfiehlt diesen Säuerling als gewöhnliches Getränk
während der Kur zu Karlsbad oder auch als Nachkur.
Beträchtlich ist die Versendung dieses M.wassers. Man wendet
sich zu diesem Ende an die Brunnendirektion zu Giefshübel bei Karls-
bad, oder an die Hauptniederlage dieses M.wassers zu Prag (bei Fr.
Kunerle, Altstadt, Zeltner Gasse Nr. 602).
A. S. Marggraf, in seinen chemisch. Schriften. Th. II. S. 191.
Untersuchung des Giefshübler Sauerbrunnens, sonst sogenannten
Buchsäuerlings in Böhmen v. F. Damm u. B. Mitterb acher. 1799.
Die besuchtesten Badeörter und Gesundbrunnen. Th. II. S. 122.
Böhmens Heilquellen von W. A. Gerle. S. 228.
Almanach de Carlsbad par J. d e Carro. Prague 1831. p. 36. —
1832. p. 43.
Franz. Jul. Lerch, der Giefshübler Sauerbrunnen in Böhmen.
Prag 1834.
W. R. Weitenwebe r's, Beiträge zur gesammten Natur- und
Heihvissenschaft. Bd. I. St. 1. S. 9. 1836.
K. CIi. Hill e a. a. 0. S. 41.
2. Die M. (/wellen zu Kaiser-Fr anxensbad
oder E g er im Elnbogner Kreise. Das Egerland, die nord-
westlichste Spitze des Königreichs Böhmen, nördlich von
Sachsen und westlich von Baiern begränzt, bildet eine rings
von Höhen umschlossene Ebene, in deren Mitte die alte Stadt
Eger und, unfern dieser, K. Franzensbad sich erhebt. Schon
seit Jahrhunderten mit Böhmen verbunden, bildet das Eger-
land doch ein Ganzes für sich, durch natürliche Gränzen des
Landes und nationale Eigenthümlichkeiten seiner Bewohner
von seinen Nachbaren und Nachbarstaaten geschieden.
Die Stadt Eger (Egra,Aegra), von Marienbad vier,
von Karlsbad sechs Meilen, von Hof gleichweit entfernt,
nach G. Bischofs Bestimmung 1569 F. über dem Meere
erhaben, zählt mit seinen Vorstädten 10,000 Einwohner. Frü-
her eine, durch seine Lage wichtige Grenzveste, seit 1808 sei-
ner Festungswerke beraubt, wird Eger von den Kurgästen
von K. Franzensbad häufig besucht, selten aber von ihnen
zu einem längern Aufenthalt gewählt.
Bcmerkenswerth daselbst sind die Ruinen des alten Schlosses
der Grafen von Vohburg, so wie die historischen Denkwürdigkei-
ten von Wallen stein, welcher am 25. Februar 1634 mit seinen
Anhängern, Graf Ter tzl<3r, Illo, ObristKinsky und Kittmeister
Nc um unn, hier fiel.
Eger
49
Eger und das Egerlantl, früher Besitzthum der Mark-
grafen von V oh bürg oder Vohenburg, einer ursprüng-
lich baierschen Familie, kam unter Kaiser Friedrich I. 1149
an das Haus der Hohenstaufen und verblieb Eigenthum der-
selben, bis es von dem letzten Spröfsling dieser mächtigen Dy-
nastie, dem beklagenswerthen Conradin, vor seinem un-
glücklichen Zuge nach Italien an die Herzöge von Bai-
ern verpfändet wurde, — von diesen ging es jedoch bald
in den Besitz Oesterreichs über, unter dessen Scepter es
verblieb und in vielen Kriegen, welche 0 esterreich früher
bestand, bald Schauplatz, bald Gegenstand, bald Unter-
pfand des Streites war. —
Die Brunnenkolonie K. Franzensbad liegt von der
Stadt Eger nur eine Stunde nördlich, mit ihr durch eine
Kunststrafse verbunden. Der Ort zählt gegenwärtig an
fünfzig zur Aumahme von Kurgästen bestimmte Häuser,
deren Zahl sich mit jedem Jahre vermehrt, und ist im
Besitz eines grofsen, sehr gut eingerichteten Badehau-
ses, in welchem Wasser-, Mineralschlamm- und Douche-
bäder gegeben werden. Zu diesem Ende wird dahin in un-
terirdischen Röhren das Wasser der Franzens- und Lui-
senquelle und des kalten Sprudels geleitet. Das Badehaus
ist Eigenthuin des k. Burgverwalter's Hrn. Loimann, steht
aber gleichwohl unter Aufsicht der Regierung und des Brun-
nenarztes. — Das Kurhaus vereinigt die Kurgäste zu ge-
selligen Vergnügungen. Ein bedeckter, an der Westseite
geschlossener, und mit dem Kurhause in Verbindung ste-
hender Säulengang schützt die beim Trinken der Quellen
Lustwandelnden gegen die Ungunst der Witterung und ge-
währt die beim inneren Gebrauch der M. quellen so not-
wendige Bewegung im Freien. Die bei guter Witterung
fleifsig besuchten, nahe bei den M.quellen befindlichen Gar-
tenanlagen zu K. Franzensbad sind in den letzten Jahren
erweitert und verschönert worden.
Zu Spaziergängen und Lustfahrten werden benutzt: Ober- und
Unterlohma, Oberndorf, Triesenhof, Ältenteicb, Wild-
II. Theil. D
50
stein, der Kammerbühl, der Kammerpark, Siechenbaus,
St. Anna, Schönberg, das Schlofs Liebenstein und See-
berg, das romantisch gelegene Stift Waldsassen, die baiersche
Gränzfeste Hochberg und die Probstei von Maria Culm mit ih-
rer freundlichen Aussicht über das Egerland und das im Westen ma-
lerisch sich erhebende Fichtelgebirge.
Die H.quellen zu K. Franzensbad wurden früher alljähr-
lich sehr fleifsig besucht, eine Zeitlang weniger, — seit 1822
betrug die Mittelzahl der K. Franzensbad besuchenden Kur-
parthien 5—600, — im Sommer 1820 nur 371, — 1822:
559, — 1829: 620, — 1830 nahe an 700; — im Sommer
1839 zählte man in den Badelisten 887 Parthien mit 1597
Personen.
Von den Badeärzten zu K. Franzensbad erwähne ich
nur der Hrn. D. D. Conrath, Lautner und Köstler,
welchen wir theils schätzbare Monographien, theils andere
Mittheilungen über die M. quellen von K. Fr. verdanken.
Die zu K. Franzensbad gehörigen M. quellen waren schon
sehr früh bekannt und gebraucht. Zuerst gedenkt C. Bru-
schius im Jahre 1542 einer Eisenquelle bei Eger, welche
nach dem Dorfe Schiada der Schladaer Säuerling ge-
nannt und häufig benutzt wurde, — später Günther von
Andernach, Ruland, Agricola, G. Eschenreuter,
Göbel und Tab ernaemontanus, — im siebenzehnten
Jahrhundert Ruhiger oder Rubinger, Macasius,
Hörnigk, Reudenius, A. de Blois, M. Meyer, Hil-
linger od. Hilliger, Lange und Hauptmann. In
der ersten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts erwarb sich
um die gründlichere Kenntnifs der Eigenthüinlichkeiten und
die zweckmäfsige Anwendung der M. quellen bei Eger Fr.
Hoff mann grofse Verdienste. An die neueren Monogra-
phien über K. Franzensbad von Adler, Hoser, Rcufs,
Trommsdorff und mir schliefsen sich die Schriften von
Hufeland, Posch mann, Wetzler, Conrath und
Köstler.
Die M. quellen bei Eger erwarben sich bald einen be-
deutenden Ruf, schon im siebenzehnten Jahrhundert wur-
51
den unter den Kurgästen von Eger drei Kaiser, ein Kur-
fürst, vier Markgrafen, sechs Herzöge und eilf Fürsten auf-
geführt. Die Einrichtungen an den Quellen waren indefs
damals und auch später sehr mangelhaft, bis unter dem
Schutz des Kaisers Franz 1793 die gegenwärtig bestehende
und nach ihm K. Franzensbad benannte Brunnenkolonie ge-
gründet wurde. Um ihre Einrichtung erwarb sich der dama-
lige, leider aber zu früh verstorbene, thätige Brunnenarzt
Bernh. Adler ausgezeichnete Verdienste.
Die M. quellen in K. Franzensbad enthalten zwar alle
dieselben Bestandteile und zwar als vorwaltende: schwefel-
saures und kohlensaures Natron, Chlornatrium, kohlensaures
Eisenoxydul und freie Kohlensäure, und zeichnen sich überdies
durch innige Verbindung derselben aus, unterscheiden sich aber
doch wesentlich unter sich durch das quantitative Verhält-
nifs derselben, und gewähren dadurch eine für ihre medi-
cinische Benutzung wichtige Reihe von verschiedenartig wir-
kenden Heilquellen. — Nach Verschiedenheit des quantitati-
ven Verhältnisses ihrer Bestandtheile und Mischung zer-
fallen sie in vier Klassen: — die Franzens- und Luisen-
quelle gehören der Klasse der alkalisch-salinischen
Eisenquellen, die Salzquelle der der al kaiisch -sa-
linischen Säuerlinge, der kalte Sprudel der der ei-
senhaltigen Säuerlinge, die neuentdeckte Wiesen-
quelle endlich der der glaubersalzhaltigen Mine-
ralquellen an.
Wetz ler will an den M. quellen von K. Franzensbad einen
schwachen Schwefelgeruch, an der Franzensquelle sogar einen schwa-
chen Schwefelgeschmack wahrgenommen haben; da jedoch die che-
mische Analyse in ihnen keinen Schwefelgehalt nachgewiesen hat,
so wäre es wohl wahrscheinlich, dafs eine durch zufällige Zersetzung der,
in den M. quellen enthaltenen, schwefelsauren Salze bewirkte unwe-
sentliche Entwickelung von Schwefelwasserstoffgas Veranlassung hier-
zu gegeben hätte. Für diese Ansicht scheint der Umstand zu spre-
chen, dafs neuerdings auchZembsch in der an schwefelsaurem Na-
tron reichen Wiesenquelle eine höchst geringe Beimischung von Schwe-
felwasserstoffgas aufgefunden hat.
Ueber die von Struve ausgesprochene Ansicht, dafs das quan-
titative Verhältnifs der festen Bestandteile in den M. quellen zu K.
D 2
52
Franzensbad wechsele, können nur wiederholte, zu verschiedenen Zei-
ten unternommene Analysen entscheiden.
Das Egerland ist auf allen Seiten, mit Ausnahme des
Culmerberges, von Urgebirge umgeben. Nördlich erstreckt
sich dasselbe bis in die Nähe der M. quellen. Die Ebene,
von angeschwemmtem Lande und Flötzlagern bedeckt, wel-
che sich von Osten nach Westen ziehen, besteht aus Thon,
Kalkmergel, Sand, beträchtlichen Moorschichten, Basalt und
Steinkohlengeschieben. Der Moor, welcher sich zunächst
den M. quellen befindet und in welchem sich ganze, mit Erd-
harz durchzogene, Stämme finden, bildet an mehreren Stel-
len ein Lager von zehn Fufs Tiefe, — zunächst diesem
liegt eine mehrere Fufs hohe Schicht von Sand und dann
eine fast gleich hohe von, mit Glimmerblättchen gemeng-
tem, Leime. — In den Kiesniederschlägen fand lletzius
Infusorien, ähnlich denen im Bergmehl bei Degernfors.
Das Egerland und die westlich und nördlich dasselbe begränzen-
den Länder sind reich an Säuerlingen und Eisenquellen, — ich gedenke
nur der zu Waldsassen, Hochberg, Schönberg, des Säuerlings
zu L a n g e n b r ü c k bei Eger, u. a.
Die geognostischen Verhältnisse der Umgebung der Mi-
neralquellen von K. Fr. tragen einen gemischten, einen nep-
tunisch-vulkanischen Karakter, vorherrschend scheint jedoch
der letztere, ^ dafür sprechen namentlich in beträchtlicher
Menge vorkommende vulkanische Erzeugnisse und beson-
ders der unfern der M. quellen liegende Kammerbühl, —
ein Hügel, dessen eigenthümliche Gestalt und dessen Reich-
thum an vulkanischen Produkten es sein* Avahrscheinlich ma-
chen, dafs er selbst früher ein Vulkan gewesen ist. Itcufs
suchte die Entstehung dieses merkwürdigen Hügels durch
Neptunismus, Born durch Vulkanismus zu erklären, und
v. Göthe die streitenden Partheien des Neptun und Vul-
kan friedlich zu vereinigen.
Für die vulkanische Natur der M. quellen bei Iv. Fr. und folglich
auch für eine solche Entstellung spricht schon der vorwaltende Ka-
rakter der Gebirgsart der ganzen (legend, und diese Ansicht gewinnt
noch mehr an Wahrscheinlichkeit, wenn man die grofse Aehnlichkeir,
welche zwischen dem mineralischen (»ehalte dieser Quellen und den
53
Bestandteilen vulkanischer Produkte statt rindet, erwagt, und mit
diesen Quellen das Vorkommen ähnlicher, unverkennbar vulkanischer
in Nord -Böhmen vergleicht.
Die zum mediemischen Gebrauch zu K. Franzensbad
benutzten M. quellen sind folgende:
1. Die Franzens quelle oder der Franzens-
brunnen, — unter allen die älteste und berühmteste, frü-
her unter dem Namen „Egerwasser" weit versendet und viel
getrunken, jetzt nach ihrem Kaiserlichen Beschützer be-
nannt. Die Quelle ist gut gefafst, durch einen Ueberbau
geschützt und verziert; an sie schliefst sich der schon er-
wähnte bedeckte Säulengang. Frisch geschöpft ist das Was-
ser dieser Quelle klar, perlt stark, und besitzt einen ange-
nehmen, säuerlich-prickelnden, salzig gelind-zusammenzie-
henden Geschmack. Es ist geruchlos, erregt aber wegen
seines Reichthums an kohlensaurem Gase eine stechend-
prickelnde Empfindung in der Nase. Der Zuflufs der Quelle
beträgt in einer Minute 275 K. Zoll oder 11 Oestr. Maafs,
ihre Temperatur 9,33° R., ihre speeif. Schwere 1,00589.
Benutzt wird diese Quelle vorzugsweise als Getränk,
versendet wurden jährlich gegen 150,000 Krüge.
Trotz aller Bemühungen läfst es sich nicht verhindern, dafs dieses
nach alter Art versendete M.wasser einen Theil seines Eisen- und
Kohlensäuregehalts verliert. Nach dem Rathe vou Bcrzelius ge-
lang es indefs nach vielen vergeblichen Versuchen Hin. He ch t, dem
thätigen und um die gute Versendung der M. quellen sehr verdienten
Brunnenpächter, die von J.Mast ermann erfundene Verkorkungs-
masebine mit einem, mit kohlensaurem Gase gefüllten, Gasometer sinn-
reich in der Art zu verbinden, dafs der zur Aufnahme des Stöpsels
nöthige wasserleere Raum in dem Augenblicke mit kohlensaurem Gase
gefüllt, wird, in welchem die Maschine diesen leeren Baum durch
Wegdrücken des im Halse der Flasche befindlichen Wassers bewirkt.
Diese Maschine treibt den Kork, ohne Rücksicht auf seine verhu'lt-
iiifsmäfsig gröfsere Stärke, in die Flaschenmüuduug hinein, und
gewährt dabei auch noch den Vortheil, dafs das bei der älteren Fül-
lungsmethode häufig vorkommende Zerbrechen der Flaschen fast gänz-
lich vermieden Avird. Mittelst dieser Maschine kann ein Arbeiter in
einer Stunde 600 Flaschen verkorken.
Eine eigens zur Prüfung dieser Methode niedergesetzte Commis-
sion, so wie die im Auftrage der Landes -Regierung unternommenen
Untersuchungen von Fleisch], Steinmann und K r o m b h o 1 z
54
zu Prag, entschieden, dafs diese Methode dem Zwecke, in dem ver-
sendeten Wasser Zersetzung zu verhindern, vollkommen entspreche.
Struve hat schon früher auf ähnliche Weise seine künstlich
nachgebildeten Wässer versendet, und wenn jetzt allerdings an meh-
reren Kurorten, wie z. B. zu Kissingen und Pyrmont, ähnliche Vor-
richtungen eingeführt und benutzt werden, so gebührt doch K. Fran-
zensbad das Verdienst, unter den teutschen Kurorten zuerst diese
Methode eingeführt zu haben. — Da die Franzensquelle sowohl nach
alter Art, wie nach dieser neuen Methode versendet wird, haben von
der Quelle entfernt wohnende Kranke den Vortheil, sie nach Umstän-
den in beiden Formen, je nachdem die eine oder die andere wün-
schenswerth ist, benutzen zu können.
Um diese verschiedenen Füllungen leicht zu unterscheiden, sind
die nach der alten Methode verkorkten Krüge schwarz, die nach der
neuen Methode gefüllten roth gesiegelt.
Zur Füllung und Versendung des Brunnens bedient man sich
theils gut glasirter Krüge, theils Flaschen von undurchsichtigem Glase
(Hyalithflaschen).
2. Die Luisen quelle, seit 1806 erst bekannt uiul
nach der Kaiserin Luise benannt, durch einen zweckmä-
fsigen Ueberbau geschützt, besteht aus einer Vereinigung
mehrerer Quellen, und wird nur äufserlich zu Wasser- und
Minerals chlammb ädern benutzt. Hinsichtlich ihrer Mischungs-
verhältnisse ist sie der Franzensquelle sehr ähnlich, nur we-
niger reich an festen Bestandtheilen und kohlens. Gas. —
Der Zuflufs an Wasser beträgt in einer Minute 27056 K,
Zoll oder 356 Oestr. Maafs, ihre Temperatur 9,75° R., ihre
specif. Schwere 1,00574.
3. Der kalte Sprudel, erst seit 1817 bekannt, von
einem tempelartigen Ueberbau umschlossen, erhielt seinen
Namen von der starken Gasentwicklung und der dadurch
ihm eigenthümlichen, heftig wallenden, rauschenden Bewe-
gung, ist von einem angenehmen, prickelnd- stechenden, sal-
zigen Geschmack und wird zum Trinken und Baden benutzt.
— Der Zuflufs des Wassers beträgt in einer Minute 3648
K. Zoll oder 48 Oestr. Maafs, seine Temperatm- 9,33 °R.,
sein spec. Gewicht 1,00588.
Bäder von dem Wasser des kalten Sprudels werden
in dem Badehausc gegeben.
55
4. Die Salzquelle, erst seit 1819 durch Pösch-
mann bekannt, 1822 von mir empfohlen, 1820 gefatet und
1827 durch einen geschmackvollen Ueberbau geziert. Das
Wasser derselben ist frisch geschöpft vollkommen klar, perlt
aber nicht so stark, als das der übrigen Quellen. Es ist ge-
ruchlos und besitzt einen angenehmen, erquickenden, säu-
erlich-salzigen Geschmack. Der Zuflufs an Wasser beträgt
in einer Minute 133 K. Zoll oder 6j^ Oesterr. Maate, die
Temperatur 9,16° R. Benutzt wird die Quelle als Getränk
und seit mehreren Jahren auch fleifsig versendet, bereits
werden jährlich an 40 — 50,000 Krüge verschickt. An der
Salzquelle befindet sich eine fünfzig Klafter lange, mit
Glasfenstern geschlossene Wandelbahn, um Kurgäste, wel-
che bei ungünstiger Witterung trinken, gegen Regen und
Wind zu schützen.
5. Die erst in der neuesten Zeit entdeckte Wiesen-
quelle, südlich von der Salzquelle, entspringt unter dem
zwölf Fute tiefen Moorlager aus einem sandigen und stei-
nigen Grunde. Ihr W asser ist hell und klar, perlt stark, hat
einen angenehmen, erfrischenden, prickelnden Geschmack ;
ihre Temperatur beträgt constant 8,5° R., ihr specifisches
Gewicht 1,0070769, ihre Wassermenge in einer Minute 44
österr. Maate oder 110 Pfund Wasser. — Wesentlich un-
terscheidet sie sich von der Franzens- und Luisenquelle
durch ihren geringeren Eisengehalt, von dem kalten Spru-
del und der Salzquelle durch ihre gröteere Menge kühlen-
der, eröffnender Salze.
6. In einiger Entfernung von dem Franzensbrunnen
sprudelte früher eine sechste, von Agricola schon er-
wähnte Quelle, der Polterbrunnen, in ihren Bestand-
theilen und Wirkungen der Franzens quelle sehr ähnlich,
jetzt aber absichtlich verschüttet. Die an ihrer Stelle jetzt
vorhandene starke Ausströmung von kohlensaurem Gase
wird zur Bereitung von Gasbädern benutzt. Zu diesem Ende
wurde 1826 ein Gebäude aufgeführt mit Zimmern und dem
nöthigen Apparate, in welchem Bäder von Gas in Bade-
56
wannen genommen, oder auch das Gas blofs lokal als Gas-
douche angewendet werden kann.
Nach Trommsdorff 's Analyse besteht das hier aus-
strömende Gas aus kohlensaurem, weichem ein Minimum
von Schwefelwasserstoffgas beigemischt ist. Die Ausströ-
mung dieses Gases beträgt in einer Minute 4 Wiener Ku-
bikfufs, folglich in 24 Stunden 5760 Kubikfufs.
7. Noch mufs ich des Mineralschlammes erwähnen,
welcher nahe bei den Quellen in grofser Menge sich findet
und äufserlich auch häufig benutzt wird (Vergl. Theil I.
S. 411, zweite Aufl. S. 484).
Chemisch analysirt wurden die M.quellen von Gren,
Neumann, Reufs, Trommsdorff, Berzelius, Wolf
und Zembsch.
Diesen, Untersuchungen zufolge enthalten in sechzehn
Unzen :
1. Die
Franzensquelle.
nach Trommsdorff (1828) :
nach Berzelius
Chlornatriuni ,
8,9333 Gr.
. 9,2306 Gr.
Schwefelsaures Natron .
25,4166 —
. 24,5047 —
Doppelkohlensaures Natron
8,4566 —
.
Kohlensaures Natron
. .
. 5,1S86 —
Kohlensaure Kalkerde .
1,6000 —
. 1,8002 —
Kohlensaure Talkerde .
0,5333 —
. 0,6720 —
Kohlensaures Lithion
0,0026 —
. 0,0376 —
Kohlensauren Strontian .
0,0013 —
. 0,0031 —
Kohlensaures Eisenoxydul
0,0680 —
. 0,2350 —
Kohlensaures Manganoxydul
0,0040 —
. 0,0430 —
Phosphorsaure Kalkerde
0,0213 —
. 0,0230 —
Phosphorsaure Talkerde
0,0106 —
.
Kieselerde
0,3666 —
. 0,4731 —
Basisch phosphorsaure Thonerde
. 0,0123 —
45,4142 Gr.
42,2232 Gr.
Kohlensaures Gas
40,85 Kub.
Zoll.
2. Die Luis en quelle. 3. Der kalte Sprudel.
nach Trommsdorff (1819) : nach Trommsdorff (1828) :
Chlornatrium .... 6,766 Gr. . . 8,6000 Gr.
Schwefelsaures Natron . . 21,416 — . . 26,9300 —
DoppclUohlensaures Natron . 5,498 — . . 7,1733 —
Kohlensaure Kalkcrdc . . 1,600 — . . 1,6000 —
Kohlensaure Talkcrdo 0,0133 —
57
Kohlensauren Strontian
Kohlensaures Eisenoxydul . 0,328 Gr.
Kohlensaures Manganoxydul ....
Phosphorsaure Kaik- u. Talkerde
Kieselerde 0,228 —
Kohlensaures Gas
Chlornatrium . .
Schwefelsaures Natron .
Doppelkohleusaures Natron
Kohlensaures Natron
Kohlensaures Lithion
Kohlensaure Talkerde .
Kohlensaure Kalkerde .
Kohlensauren Strontian .
35,836 Gr.
32,53 Kub. Zoll
Die Salzquelle,
nach Trommsdorff (1828) :
9,2160 Gr.
17,9333 —
9,3200 —
0,1320 —
1,6066 —
0,0026 —
Kohlensaure Kalkerde mit Spuren von Strontian
Kohlensaures Eisenoxjrdul
Kohlensaures Mangan oxydul .
Phosphorsaure Kalk- u. Talkerde
Phosphorsaure Kalk- u. Thonerde
Kieselerde ....
Kohlensaures Gas
0,0160 —
0,0040 —
0,0040 —
0,3333 —
38,5678 Gr.
26,89 Kub. Zoll
6. DieWiesenquelli
nach A. Zembsch (183S) :
- . 25,6554 Gr.
9,3254 —
geringe Mense
Schwefelsaures Natron
Schwefelsaures Kali
Phosphorsaures Natron
Chlornatrium .
Bromnatrium
Jodnatrium
Doppelt kohlensaures Natron
Kohlensaures Lithion
Kohlensaure Kalkerde .
Kohlensauren Strontian
Kohlensaure Talkerde .
Kohlensaures Eisenox3'dul
Kohlensaures Manganoxydul ,
Quellsaures Eisenoxydul
Phosphorsaure Kalkerde
Basisch phosphorsaure Thonerde 0,0099 —
Thonerde . . . . .
Kieselerde .... 0,4758 —
Verlust
8,9787 —
0,0258 —
1,3733 -
0,0022 —
0,6196 —
0,1367 —
0,0209 —
0,0452 —
0,0214 —
0,0013 Gr.
0,2000 —
0,0040 —
0,0280 —
0,0560 — ,
44,6059 Gr.
39,4 Kub. Zoll.
nach Berzelius :
8,7698 Gr.
21,5209 —
5,2078 —
0,0269 —
0,7989 —
1,4192 —
0,0704 —
0,0123 —
0,0246 —
0,4907 —
38,3415 Gr.
nach Wolf (1838):
. 25,2228 Gr.
. 0,1362 —
. 0,0623 —
. 9,3461 —
46,6903 Gr.
6,4136 —
0,0629 —
1,2909 —
0,0492 —
1,1896 —
0,3763 —
0,0929 -r-
0,0071 -»
0,8014 —
0,0564 —
45,1077 Gr.
58
Kohlensaures Gas . . . 30,691 Kub. Zoll 31,1311 Kub.Zoll
Schwefelwasserstoffgas . . 0,211 — — ....
Stickgas 0,077 — — ....
In Bezug auf die Wirkung der einzelnen Quellen fin-
det folgende Verschiedenheit statt:
1. Der Franzensbrunnen, ausgezeichnet durch
seinen beträchtlichen Gehalt an Kohlensäure und Eisen und
seinen Reichthuni an auflösenden Salzen, wirkt ganz ähn-
lich den alkalisch -salinischen Eisenwassern (Vergl. Th. I.
S. 234. 238. oder 249—252 zweite Auflage) reizend, die Se-
und Exkretionen befördernd, stärkend und auflösend zu-
gleich, und zeichnet sich vor ähnlichen Quellen noch da-
durch vortheilhaft aus, dafs er sehr leicht vertragen wird.
Seine Hauptwirkung ist auf die Organe des Unterleibes ge-
richtet, er belebt und stärkt Magen und Darmkanal, ver-
mehrt den Appetit, tilgt vorhandene Säure, wirkt die Stuhl-
ausleerung und Urinabsonderung befördernd, reizend -erhi-
tzend auf das Blutsystei«, belebend-stärkend auf das Uterin-
system, excitirend auf Muskel- und Nervensystem, die krank-
hafte gesteigerte Reizbarkeit des letztern mindernd, seine
Reaktion vermehrend, die Mischung des Bluts verbessernd,
aber gelinde zusammenziehend auf alle Schleimhäute.
Hinsichtlich der Versendung findet ein wesentlicher Unterschied in der
Wirkung statt: der nach alter Art versendete, eines grofsen Theils seines
Eisens und seiner Kohlensäure beraubt, wirkt weniger reizend, stärkend,
aber eben deshalb eröffnender, und wird daher von manchen Perso
nen besser vertragen, — der auf die neuere Art versendete, und des-
halb in seinem Gehalt an flüchtigen, wie festen Bestandtlieilen nicht
veränderte, ist dagegen ganz dem an der Quelle getrunkenen Mine-
ralwasser des Franzensbrunnens gleich zu stellen.
2. Die Luisen quelle, in Form von Bädern ange-
wendet, wirkt ähnlich der vorigen, wegen ihres beträchtli-
chen Gehaltes an Kohlensäure ungemein belebend, stärkend
und weniger zusammenziehend als ähnliche Eisenwasser.
3. Die Salzquelle unterscheidet sich von beiden
vorigen wesentlich dadurch, dafs sie, vermöge ihres gerin-
gen Gehaltes an Eisen und Kohlensäure, ungleich milder
wirkt, kühlend, auflösend, eröffnend, — ohne zu erhitzen
59
alle Ab- und Aussonderungen befördernd, besonders die der
Schleimhäute, namentlich des Darmkanals, sehr diuretisch,
die Resorption bethätigend, — und zeichnet sich dabei vor-
teilhaft vor vielen ähnlichen Heilquellen noch dadurch aus,
dafs sie auch von reizbaren, wie von vollblütigen, zu akti-
ven Congestionen geneigten Subjekten, sehr leicht und gut
vertragen wird. — Conrath empfiehlt sie, bis zu 45° R.
erhitzt, als das beste und natürlichste Surrogat des Mühl-
brunnens zu Karlsbad.
4. Der kalte Sprudel, durch seinen gröfsern Ge-
halt an Kohlensäure und Eisen von der vorigen verschie-
den, besitzt dagegen eine reizendere, erhitzendere, stürmi-
schere Wirkung auf alle Se- und Exkretionen, namentlich
die der Nieren und des Darmkanals. Sehr reizbaren, zu
activen Congestionen, Blutflüssen oder entzündlichen Af-
fectionen geneigten Subjecten zu widerrathen, verdient er
dagegen torpiden, schlaffen Constitutionen vorzüglich em-
pfohlen zu werden.
5. DieWiesenquelle greift bei ihrer Wirkung noch
kräftiger in das vegetative Leben ein, als die Salzquelle,
wirkt erregender, mehr die Se- und Exkretionen bethäti-
gend, verbessernd, und stärker abführend.
6. Das Gas des Polterbrunnens oder die Gas-
quelle, örtlich auf die äufsere Haut angewendet, wirkt
ganz ähnlich dem, auch in andern Kurorten benutzten koh-
lensauren Gase (Vergl. Th. I. S. 374, oder zweite Auflage
S. 442.), ist wegen seiner reizend-erhitzenden Wirkung nur
bedingt anzuwenden, bei vorwaltender örtlicher atonischer
Schwäche aber besonders zu empfehlen.
7. Der Mineral schlämm. Von demselben und sei-
ner Benutzung habe ich bereits schon früher gehandelt
(Vergl. Th. I. S. 411, oder 487 zweit. Aufl.). —
Unter allen Formen, in welchen man die M. q. zu K.
Fr. benutzt, ist die des Getränkes die häufigste. Man läfst
täglich vier bis zehn Becher allein, bei reizbaren Subjec-
ten künstlich erwärmt oder mit Milch vermischt trinken.
60
1. Der Franz ensbrunnen. Zu widerrathcn in al-
len den Fällen, in welchen der innere Gebrauch von Eisen-
wassern contraindicirt ist, namentlich bei wahrer Vollblü-
tigkeit, Neigung zu activen Blutcongestionen und Blutflüs-
sen, Disposition zu Schlagflufs, fieberhaften Beschwerden,
organischen Leiden des Herzens und der grofsen Blutge-
fäfse, Verhärtungen (Tuberkeln), inneren Exulcerationen
oder scirrhösen Metamorphosen, ist er dagegen allein oder
in Verbindung mit Bädern der Luisenquelle vorzugsweise
zu empfehlen bei vorwaltender Schwäche, als belebend stär-
kendes Mittel bei Leukophleginasieen, schlaffen Constitu-
tionen, Dyskrasieen von Schwäche oder in allen den Fällen,
wo insbesondere die Organe des Unterleibes bethätigt und
zugleich gekräftiget werden sollen, — namentlich in:
a) Nervenkrankheiten von erethischer und torpider
Schwäche, — allgemeiner Schwäche des Nerven- und Mus-
kelsystems, Hysterie, selbstGemüthskrankheiten, — L ähmun-
gen, anfangender Tabes dorsalis, Impotentia virilis, Schwä-
che des Gedächtnisses und Gesichtes, — krampfhaften und
neuralgischen Affectionen, namentlich des Unterleibes, Ma-
genkrampf, habituellen oder periodisch wiederkehrenden Ko-
liken.
b) Stockungen im Unterleibe von örtlicher Schwäche,
— Stockungen in der Milz, im Leber- und Pfortadersystein,
Anomalieen der Gallenabsondcrung, Hämorrhoiden, Hypo-
chondrie, — Schwäche der Verdauungswerkzeuge und in
Folge dieser Mangel an Appetit, Ansammlung von Säure
und Schleim, Flatulenz, Infarctcn, Hehnmthiasis.
c) Chronischen Leiden der Brust von örtlicher Schwä-
che und dadurch bedingter Blennorhoe, veralteten Brustka-
tarrhen, Schleimasthma, anomalen Hämorrhoiden, anfangen-
der Schleimschwindsucht.
d) Krankheiten des Utcrinsystems, bedingt durch reine
Schwäche oder durch Stockungen in Folge von Schwäche,
— krankhaften Störungen der Menstruation, mit oder ohne hy-
sterische Bcschwerdcn,Amcnorrhoe,bcschwcrlicher, schmerz^
61
hafter und unterdrückter Menstruation, Chlorosis, passiven
Schleim- undBlutflüssen,Unfruchtbarkeit,Neigung zu Abortus.
e) Kachexieen und Dyskrasicen, — Leukophlegmasieen,
wassersüchtigen Beschwerden in Folge von Profluvien, lange
andauerndem Wechselfieber, Mercurialdyskrasieen, atoni-
scher Gicht, inveterirten rheumatischen Leiden, Scropheln,
Rhachitis, hartnäckigen Hautausschlägen, atonischen, veral-
teten Geschwüren.
f) Krankheiten der Harnwerkzeuge erethischer Art oder
von örtlicher Erschlaffung, — Verschleimungen, Blennor-
rhoeen, Blasenkrämpfen, anomalen Hämorrhoiden, — Gries
und Lithiasis.
g) Als stärkende Nachkur nach dem Gebrauch von auf-
lösenden Th.wassern, jedoch nur sehr bedingt und mit der
Vorsicht, auf welche schon früher aufmerksam gemacht
wurde (Vergl. Th. I. S. 436. oder 512. zweite Aufl.), ent-
weder nach Verlauf von mehreren Wochen, nachdem zuvor
Bäder der Luisenquelle angewendet worden, oder erwärmt.
2. Die Luisen quelle wird als Wasserbad allein
oder zur Unterstützung des inneren Gebrauches der übri-
gen M. quellen benutzt.
3. Die Salzquelle. Aufser dem kurmäfsigen Ge-
brauch ist dieselbe auch bei hartnäckigen Brust- und Un-
terleibsleiden, täglich zu einigen Gläsern, allein oder mit
Milch, oft Monate lang fortgesetzt, sehr zu empfehlen, ohne
dafs bei dieser Anwendungsform die Jahreszeit beachtet
zu werden braucht, und ohne dafs hierbei die körperliche
Bewegung erforderlich wäre, welche sonst der innere Ge-
brauch von anderen M. quellen erfordert.
Sehr hülfreich hat sich dieselbe namentlich in folgen-
den Krankheiten erwiesen:
a) bei krankhaft erhöhter Reizbarkeit des Blutsystems,
Congestionen, Disposition zu activen Blutflüssen und Ent-
zündungen, congestiv-entzündlichen Leiden, vorzüglich wenn
gleichzeitig Störungen der Verdauungswerkzeuge vorhan-
den sind.
62
b) Stockungen im Unterleibe, Plethora abdominalis, vor-
züglich wenn gleichzeitig Trägheit des Darmcanals und
Disposition zu Congestionen nach anderen Organen zuge-
gen sind, — Säure und Verschleimung der ersten Wege,
habituellen Coliken, Hypochondria cum materia, Infarcten,
Stockungen im Leber- und Pfortadersysteme, congestiv-
entzündlichen Leiden, Anschwellungen und Verhärtungen der
Leber, krankhaften Anomalieen der Gallenabsonderung, Gal-
lensteinen.
c) Chronischen Hals- und Brustbeschwerden congestiver
und subinflammatorischer Art, Asthma, Herzklopfen, Brust-
krämpfen von Hämorrhoidal- und Menstrualcongestionen, ver-
alteten Brustkatarrhen, hartnäckiger Heiserkeit, chronischer
Bronchitis, anfangender Hals- oder Lungenschwindsucht, vor-
züglich, wenn letztere durch scrophulöse oder hämorrhoida-
lische Ursachen bedingt, oder gleichzeitig mit einem sehr
aufgeregten subinflammatorischen Zustande des Blutsystems
verbunden sind. — So nachtheilig der Franzensbrunnen
und ähnliche Mineralwasser in diesen Fällen, so vortreff-
lich wirkt hier die Salzquelle, wie ich aus eigner wieder-
holter Erfahrung bestätigen kann, — vermag sie bei voll-
kommen ausgebildeter Hals- oder Lungenschwindsucht auch
nicht immer radikal zu heilen, so gewährt sie doch grofse
Beruhigung und Erleichterung der vorhandenen Beschwer-
den, besonders des Hustens.
d) Krankheiten der Harnwerkzeuge, Blasenhämorrhoi-
den, Blasenkrämpfen, besonders aber Steinbeschwerden.
e) Leiden des Drüsen- und Lymphsystems, Stockun-
gen, Verhärtungen, Scropheln.
f) Krankheiten des Uterinsystems, krankhaften Störun-
gen der Menstruation, Auflockerungen und beginnenden Ver-
härtungen des Uterus, namentlich des Colli Uteri.
4. Der kalte Sprudel wird als Getränk vorzugs-
weise in allen den Fällen in Gebrauch gezogen, wo bei vor-
waltender Sclnvächc atonischcr Art kräftiger die Ab- und
63
Aussonderungen der Verdauungs- und Harnwerkzeuge be-
fördert werden sollen.
5. Die Wiesen quelle hat sich als Getränk, ob-
gleich erst seit kurzer Zeit im Gebrauch, bereits schon
sein* hülfreich in den Fällen erwiesen, in welchen die Salz-
quelle passend, und wo nur noch stärker die Ab- und Aus-
sonderungen, vorzüglich des Unterleibes, befördert werden
sollen, namentlich bei hartnäckiger Trägheit des Stuhlgan-
ges, Yersckleimungen des Darinkanals, Stockungen im Le-
ber- und Pfortader System, Hämorrhoidalbeschwerden und
Infarcten.
6. Das Gas der Gasquelle ist als Bad nach Con-
rath zu Aviderratken während Schwangerschaft und der
monatlichen Reinigung, bei zu profusem Menstrual- und Hä-
morrhoidalflufs, bei krankhaftem Erethismus der Geschlechts-
werkzeuge, so wie entzündlicher Disposition.
Gleich den Gasbädern zu Marienbad hat sich dasselbe
in Form ganzer Bäder, oder auch nur örtlich als Gasdouche,
nach Conrath's Erfahrungen vorzugsweise in folgenden
Krankheiten bewährt: a)Hautcachexieen,oder solchen Krank-
heiten, welche sich auf verminderte Thätigkeit oder ato-
nische Schwäche der äufseren Haut gründen, chronischen
Hautausschlägen, atonischen, gichtischen und rheumati-
schen Lokalleiden, — so wie den secundären Krankheiten
des Drüsen- und Lymphsystems, der serösen und Schleim-
häute, welche in Folge von krankhaften Störungen der äu-
fseren Haut entstanden sind; — b) Schwäche der Extre-
mitäten, Steifigkeit und Lähmung von gichtischen oder rheu-
matischen Ursachen ; — c) krankhaften Anomalieen der Men-
struation von Schwäche atonischer Art, — unterdrückter oder
zu sparsamer Menstruation, — Bleichsucht, Fluor albus,
Unfruchtbarkeit , — so wie Impotenz beim männlichen Ge-
schlecht; — d) schlaffen und fauligen Geschwüren; —
e) Krankheiten des Gehörorgans von Schwäche atonischer
Art, gehemmter Absonderung des Ohrenschmalzes, Erschlaf-
fung und Unempfindlächkeit des Trommelfells, oder in Folge
64
rheumatischer, gichtischcr oder scroplmlöser Metastasen;
— f) beginnender Amaurose; — g) Neuralgieen, — doch
verdienen hier M. Schlammbäder meist den Vorzug. —
Der Wasser douc he bedient man sich in dem Bade-
hause als wichtiges Hülfsmittel beim Gebrauch der M.quel-
len, vorzugsweise bei hartnäckigen, örtlichen Nervenleiden,
gichtischen, rheumatischen Schmerzen,Neuralgieen, — Schwä-
che und Unthätigkeit der Haut, miterdrückten Schweifsen,
chronischen Hautausschlägen, — vollkommener oder un-
vollkommener Lähmung, durch Atonie, Stockungen oder
Extravasat bedingt, — Geschwülsten, Ausschwitzungen,
Verhärtungen, Steifigkeiten und Contracturen, — örtlicher
Schwäche des Mastdarms, der Blase oder der Scheide mit
dem Karakter der Atonie.
Casp. Brusch, Beschreibung des Fichtelberges. 1542. S. 172.
J. Guintheri Anderuaci Commentar. de balneis et aquis
medicaiis. Argentor. 1565. S. 124.
G. Agricola, de natura eoruui, quae effluunt e terra. Basileae
1546. Lib. I. S. 100. 101.
J. J. Huggelin, von den heilsamen Bädern des teutschen Lan-
des. Basel 1559. S. 49.
L. T u r n e i f s e r , von kalten, warmen, mineralischen und me-
tallischen Wassern. VII. Buch. Kap. 18. S. 316.
J. D. Tabernaemontanus, New Wasserschatz. Frankfurth
1605. Cap. LXXXV. S. 464.
Andr. Baccius, de Thermis. Venetiis 1571. S. 407.
Jo. Goebelius, Diagraphe thermalium aquarum apud Hermun-
duros sitarum prope Annabergum et Wolkensteinium. Lipsiae 1576.
Lib. III. S. 94.
Jo. Rubigeri, Physici Egraui, de fontibus agri Egrani et vi-
cinis. 1602. Lib. III.
P. Macasius, de acidularum Egranarum usualium seu fonticuli
crystallini natura, viribus et administratione. Norimbergae 1612. 4.
— 1625. — teutsch. Leipzig 1613. — Frag 1615. — 1624. — Leip-
zig 1616. — Nürnberg 1667.
C. Math. Hornigk (Hoernyck), Epistola de acidularum, quae ad
Egram sunt, viribus. Prag 1614. 4.
Des Egrischen Schiader- Säuerlings Beschreibung. Aus zehnjäh-
riger selbst eigener Erfahrung verfertigt durch Math. Höruigk.
Hof 1617. 4.
Michael Reudenius, Discursus philosophico-medicus, in wel-
chem zehn, das Aveitberufcne Karlsbad und Egcrischcn Schiader-
Säuerling betreffende Fragen erörtert werden. Jena 1618. 8.
Mart.
05
Mart. May er i kurze Beschreibung des Egerischen Schlader-
Sauerbrunnen. Nürnberg 1617. 12. — 1666. — 1667. — 1671.
M. Sebizii Dissertat. de acidulis sectiones duae. Argentor.
1627. 8.
Jo. Pharam. Rljumelii Thermarura et acidularum descriptio,
vornämlich aber auf den Griefsbacher, Petersthaler und Egerischen
Sauerbrunnen gerichtet. Tübingen 1631. 8.
Christ. Lange et Aug. Hauptmann, Dissert. de geuuiuo
acidulas Egranas usurpandi modo. Lips. 1651.
Aug. deBois, vom Ursprung, grofsen Unterschiede, "Wirkung
und heilsamen Nutzen der Wasserflüsse und Brunnen, insonderheit
aber des Egerischen Schiader-Säuerlings Beschreibung. Baireuth 1670.
12. — Eger 1695.
Jo. Christ. Treuueri SIedacrene s. Acidulae Egranae, Car-
oline elegiaco descriptae. Rudolphst. 1681. 4.
Job. Christ. Ettner, gründliche Bcscbreibung des Egerischen
Sauerbrunnens. Eger 1699. 12. — 1701. — Nürnberg 1710. — Eger 1714.
Vi ti Riedlini acidulae Egranae egregias exserentes vires, in
Ephemeridibus Naturae Curiosorum. Cent. IX. Observ. XIX. p. 275.
1722.
Franc. Casp. Ludov. de Liebe neck^ Anchora salutis, seu
disquisitiones medicae de origine, antiquitate, differentia, virtute, modo
utendi ac efficaci effectu acidularum Egrensium. Prag 1725. 8.
F. Hoffmann, opuscul. physico -medica. T. II. p. 58. 76t 74.
99. 73. 125. 137. 170. 175. 187 — 190. 200. 206. 317.
Chr. Beruh. Jampert, von den Wässern zu Eger, Pyrmont,
Sedlitz. Berlin 1729. 4.
Joh. G e. Starkmann, des weitberühmten Egersauerbrunnens
gründliche Untersuchung. Eger 1750.
Jos. Esch weiler, kurze Beschreibung des sehr berühmten
Eger-Sauerbrunnen, dessen Eigenschaft, Wirkung und Heilungskräfte.
Eger 1768.
H. J. v. Crantz, Gesundbrunnen der Oesterreichischen Monar-
chie. 1774. S. 279,
Beruh. Adler, Dissertatio de acidulis Egranis. 8. Viennae 1782.
— — chemisch-medizinische Abhandlung von dem Ege-
rischen Sauerbrunnen. Eger 17S5. — In's Italienische übersetzt von
Antonio Riduzzi.
Gren in: Krells chemischen Annalen. 1785. Bd. II. S. 326. u. f.
J. von Born, über einen ausgebrannten Vulkan bei der Stadt
Eger. Prag 1774.
F. A. Reüfs im: Bergmännischen Journal. 1792. St. 4.
— — chemisch -medizinische Beschreibung des K. Fran-
zensbades. Prag 1794. — Eger 1816.
— — Anhang zu der Beschreibung des K. Franzeusba-
des. Prag 1794.
—- — Anleitung zum Gebrauch des K. Frauzensbades.
Leipzig 1799.
II. Theik E
66
V- E. Ho 8 er' s Beschreibung vom Franzensbruntien bei Eger.
Prag 1799.
Püscbmann in: Hufeland's Journal der praktischen Heil-
kunde. Bd. XXXVII. St. 1. S. 123. Bd. XLVIII. St. 4. S. 110. St. 5.
S. 116. Bd. LH. St. 3. S. 124. — Allg. med. Annalen. Altenburg 1819.
Mai. S. 712.
Lautner in: Med. Jahrbücher des K. K. Oesterreich. Staats.
Bd. VI. St. 1. S. 82.
Harlefs, Rheinische Jahrbücher für Medicin u. Chirurgie. 1819.
Bd. 1. S. 197.
B. Trommsdorff, in seinem neuen Journal der Pharmacie.
Bd. IV. St. 1. S. 3-84. St. 2. S. 27—37. — In Hufeland's Journ.
d. prakt. Heilkunde. Bd. XLIX. St. 5. S. 134.
C. W. Hufeland's Journ. d. prakt. Heilk. Bd. XV. St. 3. S. 112.
— Bd. LV. St. 4. S. 123. — Bd. LVI1. St. 5. S. 116. — Bd.LXI.St.6.
S. 139. — Bd. LXX. St. 4. S. 123.
G. J. M. Graumann, kurze Darstellung der Heilquellen in K.
Franzensbad bei Eger. Prag 1817. — 1818. — Wien 1825.
B. Tr o m m s do r ff 's physikalisch-chemische Untersuchung der
Mineralwasser zu K. Franzensbad bei Eger. Leipzig 1820.
Die berühmt. Badeort, u. Gesundbr. Bd.I. S. 101. 297. Bd. II. S. 66.
Conrath in: Hufeland's Journal der prakt. Heilk. Bd. LV.
St. 1. S. 89 — 98. Bd. LVI. St. 4. S. 124. Bd. LXI. St. 4. S. 83.
Bd. LXVI. St. 3. S. 123.
C. W. Hufeland's prakt. Uebersicht der wichtigsten Heilquel-
len Teutschlands. S. 81. ff. — 4. Aufl. S. 74-82.
Die Mineralquellen zu Kaiser Franzensbad Historisch - medici-
nisch dargestellt von E. Osaiin, und pliysikalisch-cbemisch von B.
Trommsdorff. Berlin 1822. — 1828.
J. E. Wetzler, über Gesundbrunnen und Heilbäder. Dritter
Theil. Mainz 1825. S. 151-207.
W. von Gut he, zur Naturwissenschaft. Erster Band. S. 65 —
80. 236-239.
Kastner's Archiv der Chemie. Bd. V. S. 234. — Bd. VI. S. 250.
— Bd. VIII. S. 78. 82. — Bd. X. S. 35S.
Kurze Darstellung der Analysen , Wirkungen und AnAvendung
der Mineralquellen zu K. Franzensbad, geschöpft aus den Werken
der berühmtesten Aerzte, gesammelt und herausgegeben von J. A.
Hecht. Eger 1824. 8. — Ins Englische übersetzt. Hamburgh 1826.
— 1833. — 1836.
J. L. Kreysig, über den Gebrauch der natürlichen und künst-
lichen Mineralwasser von Karlsbad, Embs, Maricubad, Eger, Pyrmont
und Span. Leipzig 1S25. S. 228.
Medicinische Abhandlung über die Egcrische Salzquelle von Dr.
A. L. Küstler. Wien 1827.
67
Fr. Tantini, opuscoli scientifici T. III. p. 46.
Tratte" des eaux minerales de Franzensbad pres d'Egra en Bo-
heme, par le Baron Aim6 de Vas simon t. Egra 1S30.
Conrath, über die neuen Bade -Anstalten zu K. Franzensbad
und die hier erst erfundene verbesserte Metbode, kohlensaure Eisen-
wässer auf Flaschen zu füllen und zu versenden. Prag 1830. 8.
Hufeland in: Hufelaud u. Osann's Journ. d. prakt. Heilk.
Bd. LXX1V. St. 5. S. 126.
Hufeland, Conrath u. Osann in: Hufeland u. Osann's
Journ. der prakt. Heilk. Bd. LXXVIII. St. 3. S. 114.
Conrath in: Casp er's Wochenschrift für die gesammte Heilk.
Jahrg. 1835. Nr. 25. S. 393. Berlin. Centralzeitung. 1834. S. 797. —
1835. S. 547.
Conrath in: v. Graefe u. Kali seh 's Jahrb. für Deutschlands
Heilquellen u. Seebäder. 1. Jahrg. 1836. S. 181. Jeitteles eben-
daselbst. S. 386.
Conrath in: v. Graefe u. KalisclTs Jahrb. 1838. III. Jahr-
gang. S. 236. Lautner ebendas. S. 247.
Osann in: Hufe 1 and 's Journ. d. prakt. Heilk. Bd. LXXXVII.
St. 2. S. 104.
K. Ch. Hille a. a. 0. S. 67.
Med. Jahrb. d. österr. Kaiserst. 1838. Bd. XVII. St. 4.
N. B. Conrath, über die Wirkungen u. Anwendung der Heil-
quellen zu Franzensbad. Prag 1839.
Die Wiesenquelle zu Eger-Franzensbad von Dr. L. Kö stier u.
A. Zembsch. Prag 1839.
Cotta, über die Entstehung des Kammerbühls bei Eger.
II. F. Meyer in: v. Graefe u. Kalisch's Jahrb. Jahrgang IV.
1839. Abth. I. S. 212. u. 226.
Nur namentlich aufzuführen im Elnbogener Kreise sind die weni-
ger bekannten M. quellen von Karba, Dörfles, Hartessen-
reuth, Liebenstein, Libjn, Rohr, Petersdorf, Milesa,
Niedorf, Reuth, Sebelitz u. a.
3. Die M. quellen xii Marie?ibad im Pilsener
Kreise. — Die erst in den letzten Decennien bekannt,
in dieser kurzen Zeit aber so berühmt gewordenen Heil-
quellen zu Marienbad, das Eigcnthum der reichen Präinon-
stratenser- Abtei zu Tepl, liegen geographisch und auch
nach ihrem chemisch-medizinischen Karakter zwischen Karls-
bad und Eger fast in der Mitte, — seitwärts der Strafte
von Eger nach Pilsen, unfern des Dorfes Auschowitz, fünf
Meilen von Karlsbad, sechs Meilen von Eger entfernt,
1932 F. über dem Meere erhaben.
Das Thal, in welchem die M. quellen entspringen, ein
E2
68
Seitenthal des Königswarther Gebirges, wird in Norden von
dem Mühlberg und dem noch höheren Steinhau umschlos-
sen, in Osten von dem Wehrhall und dem Hamclika, in
Westen von dem Schneiderhau, — durchflössen von dem
Hainelika- und Mühlbach, welche vereint den Auschowitzer-
bach bilden. Früher von einem wilden, finstern Karakter,
erfreut sich dieses Thal jetzt durch die schaffende Hand
der Kunst} und ganz besonders durch die unermüdete Für-
sorge und Liberalität des um diesen Kurort sehr verdien-
ten Prälaten zu Tepl, Herrn Karl von Reiten borg er,
vieler Annehmlichkeiten und Vorzüge. — Als Nein* die Ge-
gend von Marienbad zuerst besuchte, kannte man die M.
quellen kaum dem Namen nach, sie lagen in einer fast un-
zugänglichen Wildnifs, und jetzt erblickt man an der Stelle
düsterer Waldgebirge einen blühenden Anbau, zahlreiche,
grofse und geschmackvolle Gebäude, zu Wohnungen für
Kurgäste bestimmt, versehen mit sehr zweckmäßigen Ein-
richtungen, um die hier entspringenden zahlreichen M.quel-
len in den mannigfaltigsten und zweckmäfsigsten Formen
zu benutzen, — umschlossen von freundlichen Gartenanlagen.
Für die kurze Zeit, dafs hier ein Kurort gegründet wor-
den, erfreut sich Marienbad eines sehr zahlreichen Zuspruchs.
Im Jahre 1807 waren die M. quellen von Marienbad kaum
gekannt, 1817 hatten sie bereits einigen Ruf erworben, 1822
und 1823 zählten die Kurlisten schon 800, 1827: 999 Nummern
oder Parthieen, 1836: 2003, —1837: 1642 Kurgäste, 1839:
1352 Parthieen; — in derThat, es dürfte wohl wenig Kurorte
geben, welche eines so schnellen Emporkommens und eines so
schönen Gedeihens sich rühmen können, als Marienbad ! —
Zu Spaziergängen und entfernteren Spazierfahrten bieten die Um-
gebungen von Marienbad mehrere, zum Theil sebr anziehende Punkte
dar: die Mühle, A in aliensh ü he, A lisch o wi tz , Hobendorf,
das Jägerhaus, Königs wärt b, — unter den entfernteren, das
schenswerthe und fleifsig besuchte Stift Tepl, und die Ruinen von
Pfr auenb erg.
Wenn auch erst in neuerer Zeit die Quellen zu Ma-
rienbad als Heilquellen benutzt wurden, so waren sie doch
69
schon seit langer Zeit bekannt. Die Auschowitzer Salz-
quellen, — diesen Namen führten sie früher nach dem na-
hebei gelegenen Dorfe, — kannte man schon zu den Zei-
ten Kaiser Ferdinands I. Letzterer wollte an der Quelle,
Avelche jetzt nach ihm den Namen der Ferdinandsquelle
erhalten hat, eine Salzsiederei errichten, — Baibin theilt
noch einen Brief vom Kaiser Ferdinand an den Abt zu
Tepl mit, in welchem letzterer beauftragt wird, nach Prag
mehrere Flaschen von dem Wasser dieser Quellen zu schik-
ken, um es von Erfahrenen untersuchen zu lassen.
Gegen das Ende des sechszehnten Jahrhunderts ge-
brauchte die Quellen zu Marienbad Prudentius, Rath
Kaiser Rudolphs IL, auf Empfehlung des Doctor Hörnigk
zu Eger, und wurde durch sie von hartnäckigen gichtischen
Leiden befreit, — 1603 Freiherr J o a c h i m Liebsteinsky
von Kolowrat auf Anrathen des Dr. Reudenius zu
Schlackenwald, — 1663 der Prälat Raimund nach dem
Rath des Dr. Dueler in Karlsbad. Man kannte damals
drei Brunnen, unter den Namen des ,, Stänker", der „ge-
salzenen" und der ,, schwefeligen Quelle."
Wenn auch diese Quellen seit jener Zeit häufig als
Volksmittel von den Bewohnern der Umgegend benutzt wor-
den sein mögen, so gebührt doch Scrinci zu Prag das
Verdienst, sie zuerst (1760) unter dem Namen des Tepler
Gesundbrunnens in einer eigenen Schrift beschrieben zu ha-
ben, später erschienen die Schriften von Zauschner (1768)
mid Nehr (1813), und an diese schliefsen sich in der neue-
sten Zeit die schätzbaren Monographieen und Mittheilun-
gen von Clarus, Reufs, Scheu, Hufeland, Stein-
mann, Krombholz, Wetzler, Kreysig, Rust, und
und den jetzigen B.ärzten zu M. Heidler u. Frankl.
Das Gebirge^ welches die Quellen umgiebt, ist Ur-
gebirge, porphyrartiger Granit, welcher von Karlsbad bis
hieher streicht. Sein* bemerkenswerth ist das reiche und
weithin sich verbreitende Moorlager zunächst den Quellen,
in welchem sich Schwefelkies, Strahlenkies und bituminö-
70
ses Holz ohne alle Unterbrechung- durch Leim- oder Sand-
lager findet. Reufs betrachtet dieses Moorlager vorzugs-
weise als die Geburtsstätte der an freier Kohlensäure so
reichen M. quellen. Wetz ler glaubt dagegen dasselbe
weniger als Ursache, sondern als Produkt dieser, eines
freien Abflusses lange entbehrenden Quellen ansehen zu
müssen.
In den hier befindlichen Badehäusern sind gute Vorrich-
tungen zu Wasser-, Douche-, Mineralschlamm-, Gas- und
Dampfbädern vorhanden.
Nach Verschiedenheit ihrer Mischungsverhältnisse und
Wirkungen zerfallen die Heilquellen zu Marienbad in fol-
gende :
1. Kalte alkalische Glaubersalzquellen. Dahin
gehören :
a) D e r K r e u z b r u n n e n , — unter allen der b erühm-
teste, schön gefafst, von einer auf Säulen ruhenden, sehr
geschmackvollen Halle umgeben. Das frisch geschöpfte
Wasser desselben ist klar, perlt sehr, trübt sich aber, an-
haltend der Einwirkung der atmospärischen Luft ausge-
setzt, da das in demselben enthaltene kohlensaure Gas nicht
sehr fest an das Wasser gebunden zu sein scheint. Der
Geschmack desselben ist säuerlich-salzig, seine Tempera-
tur beträgt 9,50° R., sein spec. Gewicht 1,0094191. Der
Zuflufs von Wasser beträgt in einer Stunde im Durch-
schnitt nur 6047 Kub. Zoll.
Hinsichtlich ihres Gehaltes zeichnet sich diese Quelle
durch einen ungemeinen Reichthum an festen Bcstandthei-
len aus, und gehört in dieser Beziehung zu den reichhal-
tigsten, die wir besitzen.
Benutzt wird sie vorzugsweise als Getränk, an der
Quelle und versendet. Die jährliche Versendung beläuft
sich auf 200000 Krüge und betrug im Jahre 1835 : 350000
Flaschen.
b) Der Marienbrunnen oder die Bade quelle,
hundert Schritte von dem Ambrosiusbrunncn entfernt, aus.;
71
gezeichnet durch seinen geringeren Gehalt an festen Bestand-
theilen und seinen Reichthum an kohlensaurem Gase, wel-
ches über dem Spiegel der Quelle eine Gasschicht bildet, die
nach Verschiedenheit der Witterung und Jahreszeit zuwei-
len eine Höhe von 7 bis 8 Fufs erreicht. In einer Stunde
giebt die M.quelle 380160 K. Zoll Wasser, welches, frisch
geschöpft, durchsichtig, klar, geruchlos und von einem
säuerlich-stechenden Geschmacke ist; seine Temperatur be-
trägt 9,50 bis 10,50° R., sein speeif. Gewicht 1,0007827.
NachWetzler ist das M.wasser nicht so reich an Eisen,
wie die Untersuchungen von Brem und Reufs vermuthen
lassen.
2. Alkalisch-salinische Eisenquellen. Dahin
gehören :
a) Der Karolinenbrunnen, nach der Kaiserin
von Oesterrcich benannt, früher bekannt unter dem Namen
des „Neubrunnen", von einem auf acht korinthischen
Säulen ruhenden Tempel umgeben. Sein Wasser ist kry-
stallhell, perlt sehr, sein Geschmack säuerlich -stechend,
später gelind zusammenziehend. Obgleich in diesem Was-
ser kein Sclrweferwasserstoffgas chemisch nachgewiesen wor-
den, läfst doch der Geruch desselben eine sehwäche Beimi-
schung davon vermuthen. Seine Temperatur beträgt 7° R.,
sein spec. GeAvicht 1,0031299. An Wasser ist dieser Quell
reicher als der Kreuzbrunnen; in einer Stunde beträgt die
Wassermenge desselben 29160 Kub. Zoll. Das kohlensaure
Gas, so wie das Eisen scheint in dieser Quelle fester an
das Wasser, als im Kreuzbrunnen, gebunden zu sein. Bis
zu 56° R. erhitzt, 50 Stunden der Einwirkung der atmo-
sphärischen Luft ausgesetzt, röthete dasselbe noch das
Lackmuspapier, Kalkwasser wurde durch dasselbe getrübt
und Galläpfcltinctur noch stark gefärbt.
Diese Quelle wird vorzugsweise zum Trinken benutzt.
b) D e r A m b r o s i u s b r u n n e n , von der vorigen Quelle
nur 70 Schritte entfernt, seit 1824 gefafst. Das Wasser
desselben hat einen säuerlichen, angenehm erfrischenden
72
Geschmack, seine Temperatur beträgt 7° It., sein specif.
Gewicht 1,0023474, seine Wassermenge in einer Stunde
5400 K. Zoll.
c) Der Ferdinandsbrunnen oder die Auscho-
witzer Quelle, von Marienbad eine gute Viertelstunde
entfernt, auf dem linken Ufer des Aus cho witzer Baches,
seit 1819 im Gebrauch, nach Kaiser Ferdinand I. benannt,
welcher ihm seine besondere Aufmerksamkeit geschenkt
hatte, — gegenwärtig gut gefafst, und von einem auf Säu-
len ruhenden Ueberbau umschlossen. Das frisch geschöpfte
Wasser perlt sehr stark, ist ganz klar, zwar geruchlos,
erregt aber eine prickelnde Empfindung in der Nase und
besitzt einen sehr angenehmen, säuerlich - salzigen, gelind
zusammenziehenden Geschmack. Die in demselben enthal-
tene Kohlensäure seheint sehr fest an das Wasser gebun-
den zu sein ; auch in dem gekochten Wasser wird noch
das Lackmuspapier geröthet. Seine Temperatur beträgt
7,50 ° R., sein specif. Gewicht 1,004627, der Zuflufs an
Wasser in einer Stunde 208224 K. Zoll.
Man benutzt ihn vorzugsweise als Getränk, an der
Quelle und versendet.
3. Alkalisch- salinische Säuerlinge. Dahin
ist nur eine Mineralquelle zu zählen, nämlich:
Die Waldquelle oder derAeolsbrunnen, neuer-
dings von Heidler und Scheu als Getränk mit Erfolg
angewendet und empfohlen.
Nach der Untersuchung, welche Steinmann 1828 an
Ort und Stelle unternahm, unterscheidet sie sich von den
andern Quellen durch ihren vorherrschenden Gehalt an koh-
len- und schwefelsaurem Natron, kohlensauren Erden, eine
geringe Beimischung von kohlensaurem Eisen und ihre Menge
an kohlensaurem Gase, durch welche sie alle übrigen Quel-
len übertrifft. In Hinsicht ihrer Mischungsverhältnisse und
Wirkungen gehört sie mehr zu der Klasse der alkalisch-
salinischen Säuerlinge, als zu der der andern Glaubcrsalz-
qucllcn von Marienbad.
73
Chemisch analysirt wurden die Heilquellen zu Maricn-
had von Reufs, Brem, Steinmann und neuerdings von
Berzelius.
Diesen Untersuchungen zufolge enthalten in sechzehn
Unzen :
1. Der Kreuzbrunnen.
nach Reufs: nach Berzelius:
Schwefelsaures Natron . . 23,677 Gr. . . 3S,115S Gr.
Chlornatrium . . . .. 8,993 — . . 13,5636 —
Kohlensaures Natron . . 15,030 — . . 7,1332 —
Kohlensaure Kalkerde . . 3,310 — . . 3,9345 —
Kohlensaure Talkerde . . 1,750 — . . 2,7187 —
Kohlensaures Lithion 0,1144 —
Kohlensaures Eisenoxydul . 0,286 — . . 0,1759 —
Kohlensaures Manganoxydul 0,0384 —
Kohlensauren Strontian 0,003S —
Kieselerde .... 0,460 — . . 0,3878 —
Basisch phosphorsaure Thouerde . . . . . 0,0031 —
Extractivstoff .... 0,306 — . . .
53,812 Gr. 66,1892 Gr.
Kohlensaures Gas . . . 8,384 Kub. Z. . . .
2. Die Ferdinands- oder Auch owi tzer quelle.
nach Steinmann und nach Steiirmaun's durch
Reufs : Berzelius ergänzter Analyse :
Schwefelsaures Natron . 14,514 Gr.
Chlornatrium . . . 6,450 —
Kohlensaures Natron . 13,152 —
Kohlensaures Lithion
Kohlensaure Kalkerde . 4,694 —
Kohlensauren Strontian ....
Kohlensaure Talkerde . 2,464 —
Kohlensaures Manganoxydul .
Kohlensaures Eisenoxydul 0,346 —
Basisch phosphors. Thonerde .
Kieselerde .... 0,584 —
Extractivstoff .... Spuren
Flufssaure und phosphorsaure
Kalkerde und Jodnatrium (?) Spuren
22,5362 Gr.
8,9963 —
6,1302 —
0,0676 —
4,0112 —
0,0054 —
3,0489 —
0,0921 —
0,3993 —
0,0054 —
0,6697 —
42,204 Gr. 45,9623 Gr.
Kohlensaures Gas . . 13,736 Kub. Zoll
3. Der Karolin eu- od. 4. Die Badequelle od.
Neubrunnen. der Marienbrunnen,
nach Reufs u. Steinmann : nach Reufs :
Schwefelsaures Natron . 2,793 Gr. . . 0,3534 Gr.
Chlornatrium . . . 0,820 — , . 0,0473 —
74
Saures kohlens. Natron
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaures Eisenoxydu
Kieselerde
Extractivstoff .
Harzigen Extractivstoff
Gummigen — —
Kohlensaures Gas
2,201 Gr.
3,665 —
3,949 —
0,445 —
0,462 —
0,386 —
0,4362 Gr.
0,0606 —
0,0348 —
0,1898 —
0,0569 —
0,0162 —
14,721 Gr.
15,436 Kuh. Zoll.
1,1952 Gr.
9,0560 Kub. ZolL
5. Der Ambrosiusbruniien. 6. Die Waldquelle.
Schwefelsaures Natron
Schwefelsaures Kali .
Chlornatrium
Kohlensaures Natron
Kohlensaures Lithion
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensauren Strontian .
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaures Eisenoxydul
Kohhlensaures Eisenoxydul mit
Spuren von Manganoxydul .
Kieselerde
Humusextrakt .
Extractivstoff
nach Reufs :
1,866 Gr.
1,640 —
1,668 —
2,894 —
2,729 —
0,341 —
0,486 -
Spuren
nach Steinmann
. 5,734 Gr.
. 2,004 —
. 2,249 —
. 6,013 —
. 0,073 —
. 2,237 —
. 0,005 —
. 2,901 —
0,131
0,648
0,007
11,624 Gr. 22,002 Gr.
Kohlensaures Gas . . 12,928 Kub. Zoll. 18,883 Kub. Zoll.
Endlich ist hier noch zu erwähnen die beträchtliche Menge von
kohlensaurem Gas, welches nicht nur einen wesentlichen Bestandtheil
der hier entspringenden M quellen bildet, sondern auch an vielen Punk-
ten der Umgegend von Marienbad als trockene Gasausströmung er-
scheint. Kohlensäure bildet allerdings den Hauptbestandtheil dersel-
ben; vielen Gasquellen ist aber auch, was von Reufs und Stein-
mann zwar bezweifelt, aber von H e i d 1 e r nachgewiesen wird, ein ge-
wisser Antheil von Schwefelwasserstoffgas, der freilich nur sehr unbedeu-
tend, und nur bei gröfseren Mengen durch Reagentien zu ermitteln sein
soll, beigemengt, besonders bei denjenigen, welche zu den Gasbädern
verwendet werden. Nach Stein mann bestehen sie aus 9900 Vol.
Kohlensäure, 14 Th. Stickgas und 26 Th. Sauerstoffgas.
Hinsichtlich ihrer Wirkungen findet zwischen den ein-
zelnen Mineralquellen in Marienbad folgende Verschieden-
heit statt :
1. Der Kreuzbrunnen wirkt getrunken haupt-
sächlich auf die Digestionsorganc, die Urinwerkzeuge, die
75
parenchymatösen Organe des Unterleibes, namentlich die
Leber und das damit verbundene Pfortadersystem, das
Lymphsystem und die äufsere Haut, belebend, alle Se- und
Excretionen bethätigend, auflösend, ausleerend. In seinen
Wirkungen, wie in seinen Mischungsverhältnissen sehr ähn-
lich den Quellen von Karlsbad, und daher mit Recht von
Mehreren das kalte Karlsbad genannt, nur weniger erhi-
tzend, weniger durchdringend und bei schwachen Verdau-
ungswerkzeugen nicht so leicht zu vertragen, als letztere,
verursacht er ebenfalls copiöse, schwarzgrüne, höchst übel-
riechende Stuhlausleerungen. So grofs die Erleichterung
ist, welche Kranke nach den letztern, wenn sie täglich und
reichlich erfolgen, oft erhalten, so nachtheilig kann er
wirken, wenn dies nicht der Fall ist, und dadurch starke
Congestionen nach Kopf und Brust veranlafst werden.
Da das kohlensaure Gas und das kohlensaure Eisen-
oxydul nicht sehr fest an das Wasser gebunden sind, Avirkt
der versendete Kreuzbrunnen, trotz der beim Füllen der
Krüge beobachteten Sorgfalt, weniger erregend, erhitzend,
dagegen eröffnender, abführender.
Von nachtheiligen Nebenwirkungen kann derselbe sein
bei einem hohen Grade von allgemeiner oder örtlicher Schwä-
che der Verdauungsorgane, besonders wenn gleichzeitig Nei-
gung zur Wassersucht oder zu passiven Profluvien vorhan-
den ist, — bei inneren Exulcerationen, namentlich Lungen-
sucht, — skirrhösen Verhärtungen, Syphilis und Chlorose,
in so fern letztere durch reine Schwäche bedingt wird.
Vollblütigkeit, Neigung zu aktiven Blutflüssen, Dispo-
sition zu Entzündungen, organische Krankheiten des Her-
zens oder der grofsen Gefäfse, so wie ein sehr reizbares
Gefäfssystem überhaupt erfordern als Vorkur Blutentziehun-
gen, den innern Gebrauch von antiphlogistischen Abführun-
gen, oder contraindiciren den Gebrauch dieses Brunnens.
Wenn W et zier den weniger erregend wirkenden, versen-
deten Kreuzbrunnen auch in fieberhaften, und selbst ent-
zündlichen Affectionen, als kühlendes Abführungsmittel zu
76
trinken erlaubt, so dürfte diese Erlaubnifs wohl nur auf sel-
tene Ausnahmen zu beschränken sein.
Auch darin sehr ähnlich den Quellen von Karlsbad kann
der Kreuzbrunnen ferner sehr nachtheilig wirken, wenn er
zu anhaltend, oder in zu grofser Menge gebraucht wird.
2. Der Ferdinandsbrunnen. Aehnlich dem Kreuz-
brunnen, nur weniger auflösend, weniger abführend, dage-
gen diuretischer, Gefäfs- und Nervensjstem mehr erregend,
steht derselbe in dieser Beziehung zwischen dem Kreuz-
brunnen und den an Eisengehalt reicheren Ambrosius- und
Karolinenbrunnen in der Mitte. Wenn daher der Kreuz-
brunnen in allen den Fällen passender ist, wo bei unter-
drückten Kräften, einer falschen Schwäche, bei robusten
Constitutionen, bei Störungen der Circulation im Unterleib,
bei Plethora abdominalis, die Se- und Excretionen bethäti-
get, mehr ausgeleert und geschwächt werden soll ; so ver-
dient dagegen der Ferdinandsbrunnen vor diesen den Vor-
zug bei chlorotischen, schlaffen und an wahrer Schwäche
leidenden Subjecten, wo belebend -erregender auf Nerven-
und Gefäßsystem eingewirkt, oder die Diuresis mehr be-
fördert werden soll.
3. Der Karolinen- und Ambrosiusbrunnen
wirken wegen ihres stärkern Gehalts an Eisen und ihres
sehr bemerkenswerthen geringern an auflösenden, kühlen-
den Salzen noch erregender, erhitzender, als der letztere,
schliefsen sich daher den reineren Eisenquellen, wie z. E.
denen von Schwalbach, Brückenau an, und sind in allen
den Fällen zu widerrathen, in welchen letztere contrain-
dicirt sind.
Contraindicirt ist daher der innere Gebrauch des Fer-
dinands-, Carolinen- und Ambrosiusbrunnens bei Vollblütig-
keit, Neigung zu Sclilagflufs, inneren Vereiterungen, Lun-
gensuchten, organischen Krankheiten des Herzens und der
grofsen Gcfäl'sc, Syphilis und Skirrhen.
4. Die Marienquellc. Sie wird blofs zu Bädern be-
nutzt. Die von derselben bereiteten Wasserbäder wirken
77
sehr belebend, stärkend. Unmittelbar nach dem Eintritt in
das Bad wird der Körper mit Gasbläschen bedeckt, es er-
folgt Röthe der Haut, bei selbst ziemlich erhöhter Tempe-
ratur des Wassers oft ein bald vorübergehendes Gefühl von
leichtem Frösteln, später das von Wärme, Belebung, Kraft,
Reizung der Geschlechtstheile, vermehrte Urinabsonderung,
zuweilen vorübergehende, ziehende, schmerzhafte Empfin-
dungen in vernarbten Wunden, oder in gichtischen Local-
affectionen, — veraltete, schlaffe Geschwüre erhalten ein
besseres Ansehen, chronische Hautausschläge kommen wäh-
rend des Bades stärker zum Vorschein.
Contraindicirt sind diese Bäder in allen den Fällen, in
welchen Bäder von Eisenwasser zu widerrathen. (Vergl.
Bd. I. S. 239, oder 249. zweite Aufl.)
Die Formen, in welchen die Heilquellen von M. be-
nutzt werden, sind folgende:
1. Als Getränk: der Kreuz-, Ferdinands-, Karolinen-
und Ambrosiusbrunnen, theils an der Quelle, theils versen-
det. Nach Nehr wurde früher auch der Marienbrunnen
als Getränk benutzt, gegenwärtig aber nur äufserlich.
Man trinkt das Wasser der genannten Quellen allein,
bei reizbarem, schwachem Magen mit Milch, oder künst-
lich erwärmt, fängt täglich mit vier Bechern an und steigt
damit allmählig bis zu acht, höchstens zehn Bechern. Man
beschränkt sich hier nicht blofs auf den Morgen, sondern
tränkt auch häufig noch gegen Abend. Zeigen sich reich-
liche, flüssige Stuhlausleerungen, so vermindert man all-
mählig die Zahl der täglich zu tränkenden Becher; — er-
folgen die Stuhlausleerungen auch bei steigenden Gaben
des Wassers nicht hinreichend, so mischt man, wie bei dem
Gebrauch von Karlsbad, entweder Karlsbader Salz bei, oder
läfst nebenbei Abends eröffnende Pillen nehmen ; — bei sehr
geschwächten Verdauungswerkzeugen ist es oft rathsam,
nebenbei noch bittere, die Verdauung fördernde Mittel ge-
brauchen zu lassen.
In der Regel läfst man mit dem Kreuzbrunnen anfan-
78
gen, und verbindet nach Umständen damit später den Fer-
dinandsbrunnen, oder einen eisenreicheren.
Was in Bezug auf die Diät von Karlsbad erinnert wor-
den, gilt auch bei und nach dem Gebrauch von Marienbad.
2. Als Wasserbad. Man bedient sich hierzu vorzugs-
weise des Wassers der Marienquelle, aufser dieser der Ca-
rolinen- und Ambrosiusquelle. Die Wannenbäder, wozu
sehr gute Einrichtungen vorhanden sind, werden in Ver-
bindung mit Schlamm-, Douche- und Gasbädern benutzt.
3. Als Wasserdouche in den bekannten verschiedenen
Formen.
4. Als Gasbad. Das zu diesem Zweck bnnutzte Eta-
blissement enthält Kabinette, in welchen man in, mit Gas
gefüllten, wohl verschlossenen Wannen badet, oder nach Um-
ständen das Gas blois örtlich anwenden läfst. Das in M.
in grofser Menge vorhandene und hierzu verwendete koh-
lensaure Gas ist, äufserlich in den genannten Formen an-
gewendet, von ausgezeichneter Wirkung und ganz analog
den schon früher ausführlicher erörterten Wirkungen (Vgl.
Bd. I. S. 374. oder 443 zweite Aufl.). Auf die Fläche der äu-
fsern Haut angewendet, erregt es das Gefühl von Wärme,
Prickeln in der Haut, dem Unterleibe, besonders den Ge-
schlechtstheilen, vermehrte Hautausdünstung, gröfsere Em-
pfindlichkeit der Haut gegen äufsere Einflüsse, in den kran-
ken Thcilen häufig die Empfindung von Ziehen oder Amei-
senkriechen, und besitzt eine specifisch-reizende Wirkung
auf das Uterinsystem und die Ilämorrhoidalgefäfse, beför-
dert die Menstruation, so wie den Flufs der Hämorrhoiden.
Nach Scheu soll der Puls hei der Mehrzahl der Kran-
ken im Gasbade langsamer werden, bei phlegmatischen, tor-
piden Subjecten, welche ohnehin einen langsamen Puls ha-
ben, wurde er in den ersten Gasbädern schneller, lebhaf-
ter, später langsamer. Wetzler und Fr an kl nahmen
dagegen durch die Gasbäder keine wesentliche Veränderung
im Pulse wahr.
So passend diese Gasbäder in allen den Formen von
79
allgemeiner oder örtlicher Schwäche atonischer Art sind,
so nachtheilig und contraindicirt sind dieselben im entge-
gengesetzten Falle, — hei vermehrter Reizbarkeit und Em-
pfindlichkeit der äufsern Haut, Neigung zu profusen Schwei-
fsen, Vollblütigkeit, entzündlichen Localleiden, Neigung zu
activen Congestionen, grofser Reizbarkeit des Gefäfssystems,
besonders der Gefäfse des Uterinsystems und Anlage zu
Metrorrhagieen.
5. In Form von Dampfbädern.
6. Als Mineralschlamm, blofs örtlich oder in der Form
von Mineralschlammbädern (Vergl. Bd. I. S. 408. oder 4SI.
zweite Aufl.).
7. Als Klystier. Der Kreuzbrunnen wird in dieser
Form von Frankl und Vetter nicht nur zur Bethätigung
der Stuhlausleerungen, sondern auch als auflösendes Mit-
tel bei hartnäckigen Verschleimungen und Stockungen em-
pfohlen, ähnlich den Kämpfischen Visceralklystieren.
Die Krankheiten, gegen welche die einzelnen Mineral-
quellen von Marienbad vorzugsweise empfohlen werden, sind
folgende :
1. Der Kreuzbrunnen, wie schon erinnert, als ein
kaltes Karlsbad zu betrachten, verdient im Allgemeinen in
allen den Fällen von Krankheiten empfohlen zu werden, in
welchen auflösend, eröffnend gewirkt werden soll, und wo
Karlsbad bei Vollblütigkeit und Neigung zu starken acti-
ven Blutcongestioncn entweder wegen seiner erhitzenden
Wirkung, oder bei sehr erschöpften Subjecten wegen sei-
ner eindringlichen und dadurch schwächenden Einwirkung
weniger passend erscheint, als ein Brunnen, welcher zwar
nicht mit so eindringlicher Intensität auf die dynamische
Seite, wie auf die Mischungsverhältnisse des Organismus
einwirkt, gleichwohl von ähnlicher Wirkung unter den be-
zeichneten Verhältnissen und mit sorgfältiger Berücksichti-
gung der Individualität des Kranken, oft besser vertragen wird.
So mannigfaltig die Gruppen der Krankheiten sind, ge-
80
gen welche man den Kreuzbrimnen empfohlen hat, so las-
sen sich doch alle folgenden Hauptformen unterordnen:
a) Ansammlung von gastrischen Unreinigkeiten im Ma-
gen und Darmkanal, Säure, Schleim, Galle, Flatulenz, In-
farkten, mit Trägheit des Darmkanals complicirt.
b) Plethora abdominalis, mit Hemmung der freien Blut-
circulation, Hartleibigkeit, — Hämorrhoidalbeschwerden,
Anomalieen der Menstruation, Stockungen im Uterinsystem,
Unfruchtbarkeit.
Häufig sprechen sich diese Störungen durch consen-
suelle Leiden in entfernten Organen aus, in der Form von
Cephalalgie, bis zur Melancholie gesteigerter Hypochon-
drie, Schwindel, Brausen vor den Ohren, Schlaflosigkeit,
Asthma, Herzklopfen, selbst scheinbar rein krampfhaften
Beschwerden, wie Epilepsie.
c) Krankheiten der Leber, Anomalieen der Gallenab-
sonderung, Gallensteine, Auftreibungen, Verhärtungen der
Leber.
d) Gicht, — insofern sie sich weniger auf gichtische
Desorganisationen, als auf eine fehlerhafte und sehr ge-
schwächte Digestion und Assimilation gründet.
e) Krankheiten der Nieren, durch Schwäche, fehler-
hafte Absonderung oder Afterbildungen bedingt, — nament-
lich Gries, Nieren- oder Blasensteine.
f) Drüsengeschwülste, Verhärtungen scrophulöser Art.
In manchen Fällen ist der Gebrauch des Kreuzbrun-
nens, besonders erwärmt, als Nachkur nach Karlsbad zu
empfehlen, um durch ihn die guten Nachwirkungen des letz-
tern zu unterhalten und zu befördern.
2. Der Ferdinands-, A m b r o s i u s - und K a r o -
linenbrunnen, in allen den Fällen indicirt, wo weniger
auflösend und abführend, sondern mehr belebend -reizend
eingewirkt werden soll, werden dagegen empfohlen:
a) Bei allgemeiner oder örtlicher Schwäche des Ner-
ven- und Muskclsystems torpider Art, allgemeiner Abspan-
nung, Zittern der Glieder, Lähmung, Impotentia virilis.
81
b) Passiven Schleim- und Blutflüssen.
c) Schwäche des Uterinsystems, Neigung zu Gebär-
mutterblutflüssen, — bei zu profuser Menstruation.
d) Krankheiten der Urin werk zeuge, Blennorrhoeen, Gries-
und Steinbeschwerden.
e) In Verbindung mit dem Kreuzbrunnen, oder nach
dem Gebrauch desselben, als Nachkur oder als Uebergang
zu vielleicht noch eisenreicheren M.quellen.
3. Die Bäder von dem Wasser der Marienquelle
oder des Ambrosius- und Karolinenbrunnens werden
baldig zur Unterstützung des innern Gebrauchs der eisen-
reicheren Quellen von Marienbad in den schon genannten
Krankheiten angewendet, namentlich aber zur Belebung und
Stärkung in folgenden empfohlen:
a) Gegen hartnäckige, rheumatische und gichtische
Leiden nervöser Art.
b) Oertliche Schwäche, Lähmungen, Steifigkeit oder
Contracturen.
c) Chronische Hautausschläge, inveterirte Geschwüre.
d) Lymphatische Geschwülste und Verhärtungen.
e) Passive Schleim- und Blutflüsse, Anomalieen der
monatlichen Reinigung.
f) Chronische Nervenaffectionen krampfhafter Art.
g) Während des Gebrauchs des Kreuzbrunnens oder
nach demselben als stärkende Nachkur.
Denversendeten Marienbrunnen fand Wetzler, äu-
ferlich gebraucht, sehr wirksam bei scrophulöser Augen-
entzündung.
4. Die Gasbäder, in Form von verschlossenen Bade-
wannen, oder nur örtlich angewendet, empfehlen Heidi er
und Scheu vorzugsweise:
a) Bei Suppressionen der Menstruation und des Hä-
morrhoidalflusses, Krankheiten des Uterinsystems von ato-
nischer Schwäche, unregelmäfsiger oder zu schwacher Men-
struation.
b) Scrophulösen Geschwülsten und Geschwüren.
II. Theil. F
82
c) Gichtischen und rheumatischen Metastasen, Unter-
drückung der Hautthätigkeit, und als Folge dieser Störun-
gen des Magens und Darmkanals, krampfhaften Nervenlei-
den und Lähmungen.
d) Hartnäckigen Hautausschlägen.
e) Chronischen Leiden der Sinnorgane, namentlich des
Gesichts und des Gehörs, insofern sie durch örtliche Schwä-
che bedingt werden.
5. DieWald quelle oder der Aeolsbrunnen ist gleich
ähnlichen alkalisch-salinischen Säuerlingen neuerdings von
Scheu als Getränk mit Milch oder Molken sehr reizba-
ren, schwächlichen Subjecten, welche andere schwerere M.
wasser nicht vertragen, empfohlen worden: bei Krankhei-
ten der Schleimhäute, chronischen Brustleiden, Verschlei-
mungen des Magens und Darmkanals erethischer Art, —
Krankheiten der Harnwerkzeuge, namentlich Gries- und Stein-
beschwerden, — Neigung zu hysterischen Krämpfen und
chronischem Erbrechen.
J. Thölde, Haliographia oder Beschreibung aller Salzminera-
lien. Leipzig 1603. S. 194.
B. Balbini Miscellan. lüstoric. 1679. Pragae Dec. 1. Lib. I.
Cap. XXVI.
M. P. Stransky, de republica Bojema. Amstelod. 1713. S. 16.
— Uebersetzt von Carnova 1792. Bd. 1. S. 14.
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Regno Bobemiae. Aug. "Vindel. 1760. — Teutsch im Auszuge. Augs-
burg 1760.
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medicis trium aquarum mineralium Teplensium. Pragae 1768.
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chie. S. 257.
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Bd. XLVI. St. 3. S. 120—126.
Nachricht von den mineralischen Heilquellen, besonders von dem
verführbaren Kreutzbrunnen zu Marienbad in Böhmen. Wien 1818.
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M. F. L. Schmidt, Anleitung zum Gebrauch der Mineralwässer.
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jenes des Marienhader Kreutzbrunnen gebrauchen will. Wien 1818.
Sartori, Taschenbuch für Marienbad's Kurgäste. Wien und
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D. C. J. Heidler, über die Gasbäder in Marienbad. Wien 1819.
D. C. J. Heidler in Hufeland's Journ. der praktischen Heil-
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Ziegler, Bemerkungen über Marienbad in Böhmen. Regens-
burg 1820.
N. Rust, Magazin für die gesammte Heilkunde. Bd. V. S. 149.
— Bd. VHT. S. 71. — Bd. X. S. 107—138. - Bd. XXI. S. 111. — Bd.
XXIL S. 163.
N. Rust u. Casper, Repertorium für d. ges. Heilkunde. Bd. V.
St. 2. S. 315.
Physikalisch - chemische Untersuchung der Ferdinandsquelle zu
Marienbad von J. Steinmann, und über die Heilkräfte derselben
von J. V. Krombholz. Prag 1821.
F. L. Richter, Marienbad. Ein Taschenbuch für diejenigen,
welche diesen Curort besuchen. Prag 1821.
Kastner's Archiv. Bd. VI. S. 250. Bd. X. S. 324. 361.
Die besuchtesten Badeörter des Oesterr. Kaisersr. Bd. II. S. 86.
D. C. J. Heidler, Marienbad nach eigenen Beobachtungen und
Ansichten dargestellt. Wien 1822. 2 Bde.
Scheu, Beobachtungen über die eigenthümlichen Wirkungen der
Bäder in Marienbad u. der Trinkquellen daselbst. Prag 1822—1824.
Schneider, Marienbad, ein Cyclus von Gedichten. 1822.
F. Scheu in: Hufeland's Journ. der prakt. Heilk. Bd. LV.
St. 6. S. 117-121. Bd. LVI1I. St. 2. S. 117—124.
Kurze Nachricht über Marienbad mit besonderer Beziehung auf
den Kreutz- und Ferdinandsbrunnen daselbst. Prag 1823.
Die Quellen von Carlsbad untersucht von Berzelius, über-
setzt von Rose, mit Zusätzen von Gilbert. 1823. S. 117.
C.W. Hufeland's prakt. Uebers. d. wicht. H.q. S.142. — 4.Aufl.S.132.
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St. 6. S. 113. Bd. Litt St. 3. S. 43. St. 5. S. 132. Bd. LV1I. St. 5.
S. 114. Bd. LVIII. St. 6. S. 83. Bd. LXI. St. 6. S. 139. Bd. LXVI.
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Bd. XIII. St. 3.
Heidler in: Brandes und Wackenroder's Archiv der
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J. Ad. Fr an kl, Marienbad, seine Heilquellen und Umgebungen.
Prag 1837.
C. J. Heidler, die Waldquelle zu Marienbad. Prag 1837.
C. J. Heidler, alte Gründe für den neuen Ruf von Marienbad.
Prag 1837.
Heidi er' s Pflanzen und Gebirgsarten Marienbads. Prag 1837.
Herzig in: Journal für die gesummte prakt. Heilkunde etc. von
Hörn, Nasse u. Wagner. Jahrg. 1837. Heft 1.
A. Schmi diu ger, WegAveiser für Marienbad'sKurgäste. Prag 1838.
Herzig in: Vi Graefe u. Kalisch's Jahrb. 1838. III. Jahrg.
S. 222.
Vetter in: Hufeland's Journ. d. prakt. Heilk. Bd. LXXXVIII.
St. 6. S. 65.
Herzig's Heilung der Krankheiten mit Hülfe des Kreuzbrun-
nens zu M. Prag 1840.
Unfern Marienbad, auf einem Abhänge des von Tepl nach Nord-
west sicli ziehenden Gebirges, unweit der von Marienbad nach Eger
führenden Strafse, liegen der dem Fürsten von Metter nicli zuge-
hörige Marktflecken und Schlofs Königswarth, und die nach diesem
Flecken benannten M. quellen zu König siv arth.
In der an M.quellcn und vulkanischem Gestein so reichen Umge-
gend finden sich Torflager und Basalte, Laven mit basaltischer Horn-
blende und Aujriteu. —
85
Die drei hier entspringenden Mineralquellen, erst in neuerer Zeit
entdeckt und bekannt, chemisch von Berzelius und von Stein-
mann untersucht, enthalten verhältnifsmäfsig nur sehr wenig kohlen-
und schwefelsaure Salze, Eisen, Kieselerde und kohlensaures Gas.
Der Trinkbrunnen oder die Marienquelle, unter allen am reichsten
an kohlensaurem Gase, enthält letzteres und das Eisen sehr fest ge-
bunden, und eignet sich daher vorzugsweise zu Versendungen.
In sechzehn Unzen enthalten nach Berzelius:
1. Die Marien- od. Trink- 2. Die Eleon or enquelle od.
quelle.
Schwefelsaures Kali . 0,089 Gr.
Chlorkalium . . . 0,062 —
Chlornatrium . . . 0,047 —
Kohlensaures Natron . 0,443 —
Kohlensaure Kalkerde . 3,238 —
Kohlensauren Strontian . 0,005 —
Kohlensaure Talkerde . 1,628 —
Basisch phosphors. Thonerde 0,019 —
Kohleusaur. Manganoxydul 0,431 —
Kieselerde .... 0,653 —
Basisch phosphors. Thonerde 1
Eisenoxydul /
Humusextrakt . . . 0,157 —
der Schiersäuerling.
0,025 Gr.
0,016 —
0,033 —
0,092 -
0,431 —
0,043 —
0,021 —
0,297 —
0,017 —
Spuren
6,772 Gr.
Kohlens. Gas in 100 K. Zoll
Wasser nach Steinmaun 151,37 Kub. Zoll.
3. Die Bade quelle
Schwefelsaures Kali .
Chlorkalium .
Cblornatrium
Kohlensaures Natron .
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensauren Strontian
Kohlensaure Talkerde
Basisch phosphorsaure Thonerde
Kohlensaures Mauganoxydul
Kohlensaures Eisenoxydul .
Kieselerde ....
Humusextrakt
ach
0,975 Gr.
145,166 Kub. Zoll.
0,055 Gran.
0,011 —
0,028 —
0,193 —
1,590 —
0,002 —
0,760 —
0,011 —
0,054 —
0,319 —
0,490 —
0,044 —
3,557 Gr.
143,26 Kub.ZolI.
Kohlens Gas in 100 Kub. Zoll Wasser m
Steinmann. . .
Zu empfehlen ist dieses M. wasser zum innern und äufsern Ge-
brauch in allen den Fällen, wo reizend- stärkende Säuerlinge indicirt
sind, bei Krankheiten mit dem Karakter der atonischen Schwäche,
bei einem hohen Grad von Schwäche des Nerven-, Gefäfs- und Mus-
kelsystems, Kachexieen (Bleichsucht), und Schleimfiüssen passiver Art.
86
J. Berzelius, Untersuchungen der M.wasser von Karlsbad, Tep-
Iitz und Königswarth, übers, v. G. Rose, herausg. von Gilbert.
Leipzig 1823. S. 94.
Trommsdorff's neues Journal d. Pharmac. Band VIII. St. I.
S. 303.
J. E. Wetzler, über Gesundbr. u. Heilb. Bd. III. S. 140.
G. Bischof, Unters, d. M.wasser zu Geilnau, etc. 1826. S. 196.
An sie schliefst sich im Pilsener Kreise:
Das Bad von Lochotin, unfern der Stadt Pilsen, als Kurort
erst neuerdings durch die verdienstlichen Bemühungen und getroffenen
Einrichtungen von Kopetzy, Schiesler und Fritzmann be-
gründet. Die an der Höhe von Lochotin entspringende, gegen Blen-
norrhoeen, besonders der Harnwerkzeuge, empfohlene Eisenquelle ent-
hält nach Peuthner's Analyse in sechzehn Unzen Wasser:
Schwefelsaure Kalkerde . . . 1,5692 Gr.
Schwefelsaure Talkerde . . . 0,2019 —
Saures schwefelsaures Eisenoxyd . 0,0695 —
Chlormaguium ..... 0,0969 —
1,9375 Gr.
Med. Jahrb. d. k. k. österr. Staates. 1834. Bd. XV. St. 2. S. 334.
— 1837. Bd. XXII. St. 2.
A. Zawadsky, die Pilsener Heilquellen in topographischer, che-
mischer u. mediciniscber Hinsicht. Lemberg 1836.
Weniger bekannt und benutzt sind die M. quellen von Abo sin,
Nemcowitz u. a. im Pilsener Kreise.
4. Die M. quellen zu Teplitz im Leutmeritzer
Kreise, zu unterscheiden von den gleichnamigen in Mäh-
ren, Krain und Kroatien.
Die durch ihre Heilquellen berühmte Stadt Teplitz
oder Töplitz liegt am nordwestlichen Fufse des Mittel-
gebirges, 648 Fufs über dem Meere, zwei Meilen von Aus-
sig, acht von Dresden, zwölf von Prag entfernt, mit ge-
nannten Orten durch gute Kunststrafsen verbunden. Das
breite und fruchtbare Thal, in dessen Mitte Teplitz male-
risch sich erhebt, wird von zahlreichen Dörfern, Kapellen
und Klöstern belebt, in Osten von dem Schlofsbcrg, süd-
lich von dem Spitalberg, westlich von dem Kopfhügel und
Kreuselsberg, südwestlich von dem Wachholderberg, und
in Nordosten von dem spitzigen und Schönauer Berg be-
gränzt.
Die in den letzten zehn Jahren durch neue und schöne
87
Gebäude sehr vergröfserte Stadt zählt jetzt nahe an vier-
hundert Häuser und gegen drei tausend Einwohner, — Ober-
imd Unterschönau 152 Häuser mit mehr denn tausend Ein-
wohnern. — Reich an bequemen und geschmackvollen Woh-
nungen für Kurgäste, gut eingerichteten Badeanstalten, schö-
nen Spaziergängen, unter welchen der Fürstl. Clarysche
Schlofsgarten Erwälmung verdient, gehört Teplitz nicht nur
zu den ältesten, sondern auch zu den besuchtesten Bade-
orten. Jährlich erfreut sich dasselbe fortwährend eines zahl-
reichen und glänzenden Zuspruchs von nahen und fernen
Kurgästen. Die Mehrzahl derselben wohnt in der Stadt
selbst, ein Theil in dem nahe gelegenen, mit M.quellen und
Bädern wohl versehenen Dorfe Schönau.
Von den Badeanstalten sind zu erwähnen;
1. in Teplitz selbst: a) Die Stadtbäder, — das
Männerbad oder Gemein-Männerbad, — die Specialbäder,
b) Das obrigkeitliche oder fürstliche Badehaus,
— das Frauenzimmern ad, — das Gemeinbad für Männer,
und die Specialbäder. — c) Das Gürtlerbad. — d) Die
vier Judenbäder und — e) das Herrnhausbad.
2) in Schönau: a) Das Steinbad, — b) das Tem-
pelbad, t— c) das S chlangenb ad und — d) das S chwe-
felbad oder neue Bad.
Arme Kranke erhalten, ohne Unterschied des Vaterlandes und
der Religion, unentgeltliche Aufnahme, Verpflegung und Behandlung
in dem John sehen Spital, — in demselben wurden in dem Zeit-
raum von 1802 bis 1822: 3949 Arme aufgenommen und behandelt.
Aufser diesem sind von milden Stiftungen noch zu nennen : das herr-
schaftliche Spital, das Ci vilbadhospital oder Bürgerspi-
tal, das k. k. Militair- Spital, das k. sächsische Militair-
Badeinstitut in der John'schen Stiftung, das israelitische Ba-
dehospital, die sächsische Stiftung vom J. 1826 und endlich
das durch S. Majestät den König von Preufsen gegründete K. Preufs.
Badeinstitut zur Aufnahme und Verpflegung von Preufs. Kriegern;
die Zahl der in letzterer Anstalt im Jahre 1830 aufgenommenen und
behandelten Kranken betrug : 74, — der im J. 1835 aufgenommeneu :
87. — Im J. 1839 wurden verpflegt und behandelt im k. preufs. uud
k. sächsischen Militairhospitale über 120, in dem städtischen Civilhos-
pital über 282, in dem israelitischen Badehospital über 61 Kranke.
88
Die Geschichte von Teplitz verliert sich in die Sagen-
reiche Vorzeit. Nach Hayek fällt die Entdeckung der
M. quellen zu Teplitz in das Jahr 762, in die Regierung
des Herzogs Przemisl. Die Heerde des, in dem benach-
barten Dorfe S e 1 1 e n z wohnenden Ritters Kolostug, wel-
che sich in diesen damals an Waldungen reichen, unweg-
samen Gegenden verirrte, soll zuerst die Veranlassung zur
Entdeckung der heifsen Quellen gegeben haben.
Zu ihrer Benutzung soll schon damals Ritter Kolostug ein
Badehaus oder Schlofs gebaut haben, an welches sich wahrscheinlich
später andere Gebäude anschlössen, und wodurch der Name „warme
Gasse" Tepla vlice oder Teplice entstand. Nach dem Streite,
welchen Kostal oder Koschal, damaliger Besitzer von Bilin, mit
Kolostug führte, schweigt die Chronik von Teplitz bis zum Jahre
1173, in welchem die Königin Judith an der Dobrowska Hora,
dem jetzigen Schlofsberg, ein Nonnenkloster gründete und ihm den
Teplitzer Bezirk als Eigenthum anwies. Später zogen sich die Non-
nen in ein Kloster in der Stadt zurück, und da dieses 1421 durch die
Hussiten zerstört wurde, nach Graupen; aber auch Graupen
wurde fünf Jahre später durch Procop niedergebrannt. An die
Stelle des zerstörten Nonnenklosters wurde auf dem Schlofsberg eine
Veste erbaut, im Jahre 1639 von den Schweden belagert, eingenom-
men und 1655 auf Befehl des Hofes niedergerissen. — Gegen das Ende
des sechzehnten Jahrhunderts war Teplitz Eigenthum des Hrn. von
Wrzowecz, kam später an das Haus Kinsk}^, wurde, nach dem
Tode von Wilh. Kinskjr zu Eger im Jahre 1634, vom Kaiser Fer-
dinand an Job. Grafen von AI dringen geschenkt, und fiel, als
1664 mit Job. Max v. Aldringen der männliche Stamm erlosch,
an die Familie der Fürsten Clary und Aldringen, welche Teplitz
noch besitzt.
Die authentische Geschichte der Heilquellen beginnt
erst mit dem Jahre 1589, in welchem das grolse Männer-,
die zwei Weiber- und das Frauenzimmerbad durch Radis-
law Chynitz in der Stadt erbaut wurden. 1674 wurde
L. J. Pesten reut er als erster Badearzt angestellt, die-
sem folgte 1690 J. F. Zittmann.
Jährlich erfreut sich Teplitz eines sehr zahlreichen und
glänzenden Besuchs von Kurgästen. Man zählte:
Im Jahre 1808 . . 1700 l'arthien oder 6000 Badegäste
— — 1820 . . ' 2542 — — 8000 —
— — 1835 . . 3009 — — 6431 —
— — 1836 . . 2500 — — 4600 —
— — 1839 . . 2523 — — 4375 ~-
89
Von den eigentlichen Kurgästen ist die sehr beträchtliche Zahl
der durchreisenden Fremden zu unterscheiden; im J. 1835 betrug die
Gesammtzahl der durchreisenden Fremden und Kurgäste zu T. 20,120
Personen, im J. 1839: 22,451.
Badeärzte zu T. waren i. J. 1839 die Hrn. Dr. Stolz,
Gegenbauer, Bischoff, Schmelkes, Fiedler, Ul-
rich, Haas, Küttenbrugg und Richter.
Aufser den älteren Monographieen über T. von Zitt-
mann, Ambro zi und John sind besonders zu erwähnen
die neuem Schriften und Mittheilungen von Reufs, Wetz-
ler, Hufeland, Schmelkes, Gerle und Hille.
Das Klima von T. ist sehr mild und gesund, die Lage
und Umgebungen sind sehr reizend, reich an nahen und
entfernteren, zu Spaziergängen und Lustfahrten einladen-
den und fleifsig besuchten Punkten.
Es gehören dahin: der Schlofsberg mit seiner herrlichen Aus-
sicht, Turn, Doppelburg, die Bergschänke auf dem Wachhol-
derberg, Probstau, Eichwald, Pyhanken, Dreyhunken, das
Bergstädtchen Graupen, der Geiersberg mit seineu Ruinen, die
Lippnay, der Mont Ligne, der Judenberg, das Dorf Krze-
musch, Schlofs Schwatz, das Städtchen Dux mit seinem durch
die Familie Wallenstein berühmten Schlofs, die sehenswerthe Cister-
zienser Abtei Ossegg, die Riesenburg, der vielbesuchte Wallfahrts-
ort Mariaschein, die nach L i n d n e r 2741 F. hohe Millschaur
und endlich das denkwürdige Schlachtfeld von Maria Kulm.
Die zahlreichen vulkanischen und pseudovulkanischen
Producte in der Nähe der Stadt, die unverkennbar vulka-
nische Formation des Mittelgebirges machen es sehr wahr-
scheinlich, dafs auch die Th.quellen zu T. ihre Entstehung
vulkanischen Ursachen verdanken.
Dafür scheint auch der Umstand zu sprechen, dafs im Jahre 1755
am 1. November, während des Erdbebens zu Lissabon, die Hauptuuelle
zu Teplitz sich zu trüben anfing, eine halbe Stunde lang dunkelgelb
fiofs, einige Minuten ganz ausblieb, dann mit grofser Gewalt wieder
hervorbrach, anfänglich dick und gelbgefärbt war, nach einer halben
Stunde aber wieder klar fiofs und am Boden einen gelbrothen Nieder-
schlag zurückliefs, dem ähnlich, welcher sich noch jetzt au den Ab-
üufsröhren absetzt.
Die Gebirgsformation des ganzen Teplitzer Thaies wird
gebildet aus dem Urgebirge des Erzgebirges, dem Basalt-
gebirge des Mittelgebirges und den zwischen beiden aus-
90
gebreiteten Flötzlagern. Es findet sich daher bei Teplitz
Granit, Gneis, Porphyr, Basalt, besonders südlich von der
Stadt, auf diesen gelagert Klingsteinporphyr, Sandstein,
Mergel und Kalkstein, Töpferthon und Sand, und ein be-
deutendes Braunkohlenflötz, — aufser den schon genann-
ten, zum Theil vulkanischen Steinarten, ein halbgebrannter
Thon und Erdschlacken, namentlich an dem östlichen und
südlichen Abhänge des Wachholderberges , bei Eichwald
und andern Stellen.
Die M. quellen in und dicht bei Teplitz, in ihren Mi-
schungsverhältnissen nur wenig, aber wesentlich nach ih-
rer Temperatur verschieden, entspringen aus Syenitporphyr
und gehören zu der Klasse der alkalisch-salinischen Ther-
malquellen; ■ — sie enthalten als vorwaltenden festen Be-
standteil kohlensaures Natron, — in keiner Quelle findet
sich Schwefel, obgleich eine den Namen der Schwefelbad-
quelle führt. Die Temperatur der verschiedenen Th. quel-
len beträgt 20 — 39,5° R.
Ihr Th.wasser ist farblos, krystallhell, im Badebecken
von meergrüner Farbe (gleich Gletscherwasser), besitzt ei-
nen schwach- salzigen, etwas laugenhaften Geschmack, kei-
nen Geruch, selbst das des sogenannten Schwefelbades nicht.
Nach Verschiedenheit ihrer Temperatur und Lage zer-
fallen die einzelnen Thermalquellen in:
1, Thermalquellen der Stadt.
a)DieHauptqu e 11 e,— der Ursprung, Männerbadquelle,
— entspringt als die ergiebigste unter dem Stadtbadehause
aus Syenitporphyr, hat die Temperatur von 39,5° R. in der
Tiefe, das speeif. Gewicht 1,00065, giebt in einer Stunde
804,336 K. Fufs Wasser und versorgt das Gemein -Män-
nerbad, die Mehrzahl der Separatbäder des Stadtbadehau-
ses, sämmtliche Fürstenbäder, das Gürtlerbad und die Ju-
denbäder.
b) Die Frauen- und Weiberbadquellc, dicht an
der vorigen, von 38,5° R. Temperat, liefert in einer Stunde
446,666 K. Fufs Wasser, durch welches das Frauen- und
91
Weiberbad und einige städtische Separatbäder versorgt
werden.
c) Die Frauenzimmerbadquelle, unfern der letz-
teren, hat die Temperatur von 36 — 38,5° R., das spec. Ge-
wicht von 1,0027, giebt in einer Stunde 39,172 Kub. Zoll
Wasser und wird für das Gemein-Frauenzimmerbad und ei-
nen Theil der Herrnhausbäder benutzt.
d) Die Sandbadquelle, östlich von der vorigen,
von 35° R. Temp., hat das spec. Gewicht von 1,0612 und
giebt ihr Wasser an die übrigen Herrnhausbäder.
e) Die Gartenquellen, im Spital- oder Frauengar-
ten, liefern in einer Stunde 66,666 K. Fufs Wasser. Von
ihnen sind besonders gefafst die Trinkquelle v. 21,33°
R., — und die Augenquelle von 20,75° R.; — die übri-
gen unter dem Namen der Badquelle versorgen die Herrn-
und Fürstenbäder.
2. Thermalquellen im Dorfe Schönau:
a) Die Steinbadquelle von 30 — 31° R. liefert in ei-
ner Stunde 509 K. F. Wasser und versorgt die im Stein-
badehause befindlichen Badebecken, das Gemeine-Männer-
bad, das Gemeine- Weiberbad und die Tempelbäder.
b)DieTempelbad quelle, unfern der vorigen, giebt
in einer Stunde 117,8 Kub. Fufs Wasser, und dasselbe an
die Becken der Tempelbäder.
c) DieWiesenquelle liefert in einer Stunde 13,676
K. Fufs Wasser, welches zur Abkühlung der Tempelbäder
benutzt wird.
d) Die Militairbadquelle, nahe bei der vorigen,
von 28° R., und 1,00024 spec. Gew., giebt in einer Stunde
128,333 K. Fufs Wasser, welches in dem Bassänbade be-
nutzt wird.
e) Die Schlangenbadquellen, in mehrere Behäl-
ter gefafst, von 30—32° R., geben in einer Stunde 297,915
K. Fufs Wasser.
f) Die Schwefelbadquelle entspringt am soge-
nannten weifsen Hügel, ist von 35° R. an ihrem Ursprünge,
92
liefert 42,218 K. Fufs Wasser in einer Stunde und jversorgt
das Schwefel- oder neue Bad.
g) Die nahe bei der vorigen entspringenden Sand-
qu eilen, welche die Schwefelbäder versorgen, haben 34°
R. Temp., ein spec. Gewicht von 1,0012 und geben 160
K. Fufs Wasser in einer Stunde.
Analysirt wurden die Th. quellen zu Teplitz von Am-
brozi, Reufs, Berzelius und neuerdings von Fici-
nus und Wolf. Die älteren Analysen, wie z. E. die von
Ambro zi, weisen einen ungleich beträchtlicheren Gehalt
an kohlensaurem Natron nach als die neuen; zufolge der
letzteren enthalten in sechzehn Unzen:
1. Die Hauptquelle 2. Die Frauenzimmerbadquelle
nach Ficinus: nach Ficinus:
0,10464 Gr.
0,43296 —
0,05680 —
0,43390 —
2,68400
0,01823
Chlorkalium .
Chlornatrium .
Jodnatrium
Schwefelsaures Kali
Kohlensaures Natron
Kohlensaures Lithion
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensauren Strontian
Kohlensauren Mangan
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaures Eisenoxydul
Basisch phosphorsaure Thonerde 0,02200 —
Thonerde
Phosphorsaures Natron
Fluor-Silicium Natrium
Kieselerde
Quellsäure
Kohlensaures Gas
Stickgas .
Sauerstoffgas .
Chlornatrium .
Jodnatriiiin
Schwefelsaures Kali
Schwefelsaures Natron
Kohlensaures Natron
Kohlensaures Lithion
1
00 — i
23 — J
0,32530 — 1
0,01920 — J
0,08000 —
0,05350 —
0,03720 —
0,00027 —
0,13000 —
0,31200 —
0,09000 —
1,2170 Gr.
2,7570 —
0,02700 —
0,0450 —
0,1400 —
0,0300 —
0,0160 —
0,1540 —
0,1300 —
0,2700 —
0,0410 —
4,84000 Gr.
0,3966 Kuh. Zoll
0,4958 — —
5,0700 Gr.
0,4945 K, Zoll
0,2205
0,0115
Die Sandbadquelle 4. Die Gartenquelle
nach Ficinus:
. 0,4873 Gr.
nach Ficinus
} 0,286 Gr.
0,570 —
0,065 —
} 0,047 --
0,0237 —
0,4190 —
0,1018 —
1,8376 —
0,0202 —
93
Kohlensaure Kalkerde .
Kohlensauren Strontian
Kohlensauren Mangan .
Kohlensaure Talkerde .
Kohlensaures Eisenoxydul
Basisch phosphorsaure Thonerde
Phosphorsaures Natron .
Fluor-Siliciuin Natrium .
Kieselerde ....
Kieselerde mit Flufssäure
Quellsäure (Extfaktivstoff) .
Kohlensaures Gas .
Stickgas . . . .
Sauerstoffgas ....
0,324 Gr.
0,482 —
0,018 —
0,028 —
0,380 —
0425 —
5,325 Gr.
0,3742 Kuh.
0,2726 —
0,0132 —
0,8200 Gr.
0,0250 —
0,0700 —
0,1190 —
Spuren
0,0207 —
0,0207 —
0,6550 —
0,0800 —
Zoll
4,7000 Gr.
0,595 Kuh. Zoll
0,462 — —
5. Die
Chlornatrium .
Jodnatrium
Schwefelsaures Kali
Schwefelsaures Natron
Kohlensaures Natron
Kohlensaures Lithion
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensauren Strontian
Kohlensauren Mangan
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaures Eisenoxydul
Basisch phosphorsaure Thon
Phosphorsaures Natron .
Kieselerde
Kieselerde mit Flufssäure
Quellsäure (Extraktivstoff)
Kohlensaures Gas .
Stickgas ....
Sauerstoffgas .
S teinbadequelle
nach F i c i n u s
0,3688 Gr.
0,0212 —
0,0900 —
0,5310 —
2,6698 —
Spuren .
0,2555 -
0,0315 —
0,1350 —
0,0100 —
0,0450 — 1
erde 0,0272 — J
nach Ber
0,422
0,008
0,545
2,672
0,499
0,284
0,023
0,3900 —
2,1000 —
"4^6750 Gr7
0,6525 Kub. Zoll
0,1570 — —
0,0165 — —
z e li u's :
Gr.
0,015
0,322
0,322
5,113 Gr.
6. Die Militairbadquellc 7. Die Schlangenbadquelle
nach Fi ein us :
Chlornatrium .
Jodnatrium
Schwefelsaures Kali
Schwefelsaures Natron
Kohlensaures Natron
Kohlensaures Lithion
| 0,2910 Gr.
[ 0,6240 —
2,5625 —
wenig
nath Ficinus:
. 0,4920 Gr.
. 0,0430 —
. 0,7900 —
. 1.9050 —
. Spuren
94
Kohlensaure Kalkerde .
Kohlensauren Strontian .
Kohlensauren Mangan .
Kohlensaure Talkerde .
Kohlensaures Eisenoxydul
Basisch phosphorsaure Thonerde J. 0,0740
Fluor-Silicium Natrium .
Kieselerde
Kieselerde mit Flufssäure
Quellsäure (Extraktivstoff)
Phosphorsaure Salze
Kohlensaures Gas .
Stickgas ....
Sauerstoffgas .
Schwefelwasserstoffgas .
J 0,1340 Gr.
. 0,2920 Gr.
. 0,0220 —
0,3810 —
. 0,0820 —
0,1535 —
. 0,0800 —
X 0,0740 —
} 0,3S00 —
. 0,0140 —
. 0,0890 —
. 0,4640 —
. 0,0270 —
? Spuren
. 0,0900 — ,
. Spuren
4,6000 Gr.
4,3900 Gr.
0,2640 Kub. Zoll . 0,792 Kub. Zoll
0,3313 — — . 0,248 — —
0,0646 — — . 0,068 — —
8. Die Schwefelbadquelle
nach Ficinus:
Chlornatrium . . '
Jodnatrium
Schwefelsaures Kali
Schwefelsaures Natron
Kohlensaures Natron
Kohlensaures Lithion
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensauren Strontian
Kohlensauren Mangan
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaures Eisenoxydul
Basisch phosphorsaure Thonerde
Thonerde ....
Phosphorsaures Natron .
Kieselerde mit Flufssäure
Quellsäure (Extraktivstoff)
Kohlensaures Gas
Stickgas .
Sauerstoffgas .
1
0,2020 Gr.
0,1170 —
0,5920 —
2,4750 —
Spuren
0,1964 —
0,0616 —
0,0316 —
0,2000 —
0,0400 —
0,4250 —
Spuren
4,3400 Gr.
0,154 Kub. Zoll
0,231 — —
0.061 — —
Nach H. A. Wolfs Analyse enthalten
a) an gasförmigen Bestandteilen in 1000 Theilen:
1. Die Stadtbadquelle : 2. Die Gartentrinkquelle
Kohlensäure . . 47,421 . . . 54,734
Sauerstoff . . . 6,666
Stickstoff . . . 945,913 . . . 945,266
95
3. Die Gartenaugenquelle : 4. Die Steinbadquelle:
Kohlensäure . . 55,545 . 54,456 bis 58,731
Sauerstoff . . . 19,333 . 17,534 — 26,144
Stickstoff . . . 925,122 . 928,010 -935,125
b) an festen Bestandteilen in zehn Civil Pfund Wasser:
1. Die Stadtbadquelle: 2. Die Gartentrinkquelle:
Kalisulphat . . . - 0,97640 Gr.
Natronsulphat . . . 2,89139 —
Natroncarbonat . . . 26,34646 —
Natronphosphat . . . 0,13964 —
Fluor-Silicium Natrium . 3,51404 —
Chlornatrium . . . 4,33247 —
Strontiancarbonat . . . 0,26718 —
Kalkcarbonat . . . 3,30442 —
Magnesiacarbonat . . 0,87986 —
Manganoxydulcarbonat . 0,21421 —
Eisenoxydulcarbouat . . 0,18736 —
Basisch phosphors. Thonerde 0,19425 —
Kieselerde .... 4,42930 —
Quellsäure .... 0,33835 —
Verlust 0,53013 —
0,70173 Gr.
4,14053 —
21,69152 —
0,20192 —
0,53743 —
4,37239 —
0,33858 —
6,60527 —
1,15318 —
0,22495 —
0,16277 —
0,09290 —
8,42617 —
0,59655 —
0,46246 —
Summa 48,54546 Gr.
49,70835 Gr.
3. Die
Gartenaugenquelle
: 4. Die Steinbadquelle
Kalisulphat . .
. 0,77390 Gr.
. 2,06451 Gr.
Natronsulphat
. 4,62883 —
. 1,98236 —
Natroncarbonat
. 23,40747 —
. 22,61053 —
Natronphosphat .
0,14357 —
. 0,12975 —
Fluor-Silicium Natrium
, 2,19042 —
. 1,22535 —
Chlornatrium
5,22614 —
. 3,25530 —
Strontiancarbonat
0,32169 —
. 0,21804 —
Kalkcarbonat
. 3,88410 —
. 1,72900 —
Magnesiacarbonat .
1,28370 —
. 2,61192 —
Manganoxydulcarbonat
0,42457 —
. 0,06296 —
Eisenoxydulcarbonat .
0,29712 —
. 0,34473 —
Basisch phosphors. Thonerd
e 0,21114 —
. 0,13589 —
Kieselerde ....
3,64302 —
. 7,51407 —
Quellsäure ....
0,45835 —
. 0,06756 —
Verlust
0,10824 —
. 1,43800 —
Kalisulphat .
Natronsulphat
Natroncarbonat
Natronphosphat
Fluor-Silicium Natrium
Summa 47,00226 Gr.
5. Die Schlangenbadquelle :
1,44723 Gr.
2,57660 —
0,13359 —
23,87196 —
1,17392 —
45,38997 Gr.
Die Schwefelbadquelle:
. 1,64761 Gr.
. 1,92017 —
. 23,67772 —
. 0,10821 —
. 1,37199 —
96
Chlornatrium
2,82305 Gr.
. 3,01116 Gr.
Strontiancarbonat . . .
0,21267 —
. 0,20960 —
Kalkcarbonat
2,86067 —
. 1,83418 —
Magnesiacarbonat .
3,11096 —
. 3,11327 —
Manganoxydulcarbonat
0,04376 —
. 0,06296 —
Eisenoxydulcarbonat .
0,23570 —
. 0,32246 —
Basisch phosphors. Thonerde
0,18426 —
. 0,15355 —
Kieselerde .
7,33978 —
. 7,49641—
Quellsäure ....
0,09214 —
. 0,08083 —
0,05912 —
46,16541 Gr.
. 0,17118 —
Summa
45,19035 Gr.
Nach ihrem Gehalt und ihren Wirkungen gehören die
Heilquellen zu Teplitz zu den kräftigsten alkalischen Ther-
men, die wir besitzen. Unter den alkalischen Thermen Frank-
reichs stehen ihnen an Temperatur und Gehalt die Th.q.
von St. Nectaire und Neris am nächsten. Yon den teut-
schen lassen sich mit ihnen wegen ihrer ausgezeichneten
Heilkräfte in ähnlichen Krankheiten, besonders in hart-
näckigen Gichtleiden imd Lähmungen, die Th.q. von Ga-
stein vergleichen. Zwischen beiden besteht jedoch folgende
Aehnlichkeit und Verschiedenheit der Wirkung: Beide als
Bad benutzt, äufsern auf den ganzen Organismus, und na-
mentlich auf das Nervensystem eine ganz eigenthümlich be-
lebend-erregende Wirkung, indefs doch in der Art, dafs die
Th. quellen von Gastein geistiger wirken, die von Teplitz da-
gegen, wegen ihres reicheren alkalischen Gehaltes, mate-
rieller den Organismus durchdringend und eben deshalb auch
mehr alkalisch auflösend auf die festen Theile, so wie um-
ändernd neutralisirend auf die Mischungsverhältnisse der
Säfte und die Excretionsorgane. —
Die besondere Wirkung der Th. quellen zu Teplitz wird
durch die Form ihrer Anwendung und die Verschiedenheit
ihrer Temperatur bedingt.
1. Die Heilquellen von T. in Form von Bädern wirken
im Allgemeinen belebend auf das Nervensystem, vermöge
ihres alkalischen Gehaltes auflösend, zersetzend bei Aftcr-
bildungen, neutralisirend bei sauren Dyskrasiecn, die Thä-
tie-
97
tigkeit der Haut, nächst dieser die der Harnwerkzeuge be-
fördernd.
Nach Verschiedenheit ihrer Temperatur findet indefs in
Bezug auf die besondere Wirkung der einzelnen Bäder fol-
gender Unterschied statt:
a) Die heifsen Bäder, und namentlich die der St;ult,
wirken ungemein erregend, erhitzend, vermehren die Fre-
quenz des Pulses, so wie anfänglich die rheumatischen und
gichtischen Schmerzen, verursachen leicht Unruhe, Hart-
leibigkeit, starke Blutcongestionen nach dem Kopf, und wir-
ken so reizend auf die äufsere Haut, dafs häufig nach ihrer
Anwendung ein Badeausschlag entsteht.
"Wer daher an Vollblütigkeit leidet, an Neigung zu star-
ken activen Congestionen nach Kopf und Brust, Anlage zu
Entzündungen, Apoplexieen oder Blutflüssen, thut wohl, sie
gar nicht zu gebrauchen, oder zuvor durch allgemeine oder
örtliche Blutentziehungen die Irritabilität des Gefäfssystems
herabzustimmen; — aus demselben Grunde sind diese Bä-
der contraindicirt bei fieberhaften Beschwerden, Wasser-
sucht und Abzehrungen.
6) Dagegen wirken die weniger heifsen Thermalbäder,
und namentlich die zu Schönau, weniger aufregend, weni-
ger durchdringend, aber um so beruhigender; — und sind
daher schwächlichen Personen, oder bei vorwaltendem Ere-
thismus hysterisch -krampfhafter Art vorzugsweise zu em-
pfehlen.
2. Getrunken wirkt das Th.wasser zu Teplitz säure-
tilgend, gelinde auflösend, gelinde eröffnend, diuretisch. —
Die verschiedenen Formen der Anwendimg, deren
man sich zu Teplitz bedient, sind folgende :
1. Die häufigste, seit den ältesten Zeiten schon be-
nutzte, ist die der Bäder. Man badet am besten am Mor-
gen. Aufser mehreren gröfsern Reservoirs in und nahe bei
der Stadt, in welchen gemeinschaftlich gebadet wird (Ge-
meinbäder), finden sich zahlreiche und gut eingerichtete
Specialbäder, namentlich im Herrenhause, dem Stadtbade-
II. Theil. G
98
hause, dem Steinbad, den Schlangenbädern und dem neuer-
dings so geschmackvoll ausgestatteten Schwefel- oder Neuen-
Bad zu Schönau.
2. Zur Anwendimg der Wasserdouche finden sich in
mehreren Bädern Vorrichtungen.
3. Als Getränk benutzt man die Trinkquelle zur Un-
terstützung des gleichzeitigen Gebrauchs der Bäder, oder
läfst auch häufig andere M. quellen, — nach Verschieden-
heit der Kranken Bitter- oder Biliner M.wasser, Kreuz-,
Ferdinands- oder Franzensbrunnen — trinken. Das Th.was-
ser wird am Morgen besser nach als vor dem Bade ge-
trunken.
4. Eine wesentliche Bereicherung haben die Th. quel-
len endlich durch die gleichzeitige Benutzung des schon
seit mehreren Jahren mit glücklichem Erfolg angewendeten
Minerals chlamms bei Teplitz erfahren, von welchem bereits
früher gehandelt worden (Vgl. Th. I. S. 487. zweit. Aufl.).
— Schon im Sommer 1835 wurden gegen 1200 allgemeine
und örtliche M. Schlammbäder verabreicht.
Bei der Anwendung der Bäder zu Teplitz sind die küh-
leren von den heifseren wohl zu unterscheiden.
1. Empfohlen hat man die heifseren in allen den Fäl-
len von vorwaltender Sclnväche atonischcr Art, wo durch-
dringend reizend auf Nerven-, Gefäfs- und Muskelsystem,
so wie kräftig auf fehlerhafte Mischungsverhältnisse der
Säfte eingewirkt werden soll, namentlich:
a) bei veralteten rheumatischen, so wie hartnäckig gich-
tischen Leiden, besonders sauren Dyskrasieen, gichtischen
Desorganisationen, Gichtknoten, Gelenkgeschwülsten, An-
chylosen, Contracturen, — Anlage zu rheumatischen oder
gichtischen Beschwerden.
In den Fällen, wo zugleich die Assimilation sehr gestört, bedeu-
tende Stockungen im Unterleibe, fehlerhafte Mischungsverhältnisse der
Säfte mit Trägheit des Stuhlgangs vorhanden, läfst man gleichzeitig
den Maria Kreuzbrunnen, oder die Eger Salzquelle trinken, — oder
zuvor Karlsbad gebrauchen, uud die Uäder von Teplitz dann als treff-
liche Nachkur.
99
b) Lähmungen, besonders der Extremitäten, namentlich
wenn sie von gichtischen oder rheumatischen Metastasen
entstanden sind. Wie viele Kranke dieser Art verdanken
Teplitz ihre Herstellung! —
c) Chronische Hautausschläge, Flechten, veraltete Ge-
schwüre, besonders gichtischer Art.
d) Contracturen, Ancbylosen, nach Verwundungen ent-
standen.
2. Die kühleren Bäder werden dagegen empfohlen als
beruhigendes, alle Se- und Excretionen, und besonders die
der äufsern Haut betätigendes Mittel, bei sehr reizbaren
schwächlichen Subjecten entweder zum alleinigen Gebrauch,
oder als Vorbereitung zu den dami später zu gebrauchen-
den reizenderen Bädern:
a) bei krankhaftem Erethismus, Hysterie, krampfhaften
Beschwerden leichter Art.
b) Bei gichtischen oder rheumatischen Leiden sein* reiz-
barer sensibler Subjecte.
c) Störungen der monatlichen Reinigung, Suppressio-
nen, unregelmäfsiger oder zu schwacher Menstruation. —
Die Trinkquelle hat man zum innern Gebrauch ange-
wendet als gelind auflösendes, eröffnendes Mittel: bei Un-
reinigkeiten der ersten Wege, Säure, Verschleimung, An-
sammlung von Galle, — bei Stockungen im Unterleibe leich-
ter Art, leichten Hämorrhoidalbeschwerden, Hypochondrie,
— Stockungen und Anomalieen des Uterinsystems, — ■ Ver-
schleimungen der Brust, Blennorrhoeen der Harnwerkzeuge,
Steinbeschwerden, — anomaler Gicht mit Affection des
Magens und Darmkanals.
P. Alb in i, Meisnisclie Land- und Bergcbronika. Wittenberg. 4.
1530. — Dresd. 1589. S. 192.
G. Agricola, Op. omnia. ßasil. 155S. S. 160.
C. Gesner, de thermis et fontibus medicatis Helvetiae et Ger-
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M. Ruland, Hydriatrice seu aquarum medicatarum sectiones IV.
Dilliiigen 1568. 8.
G 2
100
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schen und metallischen Wassern. Frankfurt!» 1572. Buch VII. Cap. 5.
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J. Chr. Vollhardtens Teplicisches warmes Badebüchlein.
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Brüx 1784. — Beobachtungen in H uf el and's Journ. d. prakt. Heilk.
Bd. II. St. 3. S. 356. Bd. VIII. St. 1. S. 34.
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— — in Huf el and's Journal d. prakt. Heilkunde. Bd. IV. St. 2.
S. 361.
W. L. Ambrozi, Untersuchung der warmen Heilquellen in und
bei Teplitz. Leipzig 1797.
F. A. Reufs, die Gartenquelle zu Teplitz in Böhmen. Prag und
Dresden 1797.
Beschreibung von Teplitz in Böhmen. Prag 1797.
W. L. Ambrozi, Anleitung zum Gebrauch der warmen Mine-
ralquellen zu Teplitz. 1799.
Der Badegast in Teplitz, ein topographisches - medicinisches Ta-
schenbuch. Prag 1816.
Beschreibung von Teplitz und seinen malerischen Umgebungen
nebst dem Gebrauch der Bäder, ein Taschenbuch für Bruunengäste
und Reisende von A. K. Eichler. Teplitz 1818. — 1821.
Die besuchtestsn Badeörter des Oest. Kaiserstaates. Bd. II. S. 32.
F. A. Reufs, Taschenb. f. Badegäste von Teplitz. Teplitz 1823.
C.W.Hufeiand's prakt. Uebersicht. S. 134. 236. 4. Aufl. S. 125.
— — Journal d. prakt. Heilkunde. Bd. IV. St. 2. S. 194. — Bd.
XIV. St. 2. S. 198. — Bd. XXVI. St. 2. S. 28. — Bd. XXVIII.
St. 1. S. 8. — Bd. XXIX. St. 4. S. 8. — Bd. XXXI. St. 3. S. 69.
St. 6. S. 6. — Bd. LI. St. 6. S. 113. — Bd. LH. St. 4. S. 112-113.
— Bd. LVII. St. 5. S. 122. — Bd. LVIII. St. 5. S. 46. — Bd. LXI.
St 3. S. 3-25. — Bd. LXXXVII. St. 2. S. 101.
Wahrnehmungen an den Heilquellen zu Teplitz von Chr. Fr.
Harlefs. Hamm 1824.
J. E. Wetzler, über Gesundbr. u. Bäder. Tb. HI. S. 309-370.
C. Naumann in: v. Leonhard's Zeitschrift für Mineralogie.
1825. October. S. 289.
Puscb in: v. Leonhard's Zeitschrift für Mineralogie, 1826.
Junius S. 530.
Teplitz und seine Umgebungen, ein Wegweiser für Fremde, von
A.Voigt. Dresden i 826.
Harlefs, Rheinisch-Westphälisch. Jahrb. f. Medic. Bd. IX. St. 1.
Fi ein us in: Zeitschrift für Natur- und Heilkunde. Dresden
1828. Bd. V. St. 3. S. 448.
Trommsdorff's Journal für die Pharmacie. XVI. Bd. Theil I.-
Erfurt 1828.
102
Böhmens Heilquellen, von W. A. Gerle. S. 309.
Kastner's Archiv. Bd. X. S. 345. u. 346.
G. Grofs, die T. Heilquellen in ihren positiven Wirkungen auf
den gesunden Menschen u. als antipsorisches Heilmittel. Leipzig 1832.
Teplitz et ses Charmes, a l'usage des haigneurs par Ch. V. Rie-
del. Prague 1834.
Thaerin: Casper's Wochenschr. für d. gesammt. Heilkunde.
Jahrg. 1834. S. 65.
Gottfr. Schmelkes, Physikalisch-medizinische Darstellung des
T. Koblenmineralmoors und dessen Anwendung zu Bädern. Prag 1835.
Ambr. Reufs, die Bäder von T. und ihre bewundernswürdige
Heilkraft bei vielen und häufig vorkommenden äufseren und inneren
Krankheiten. Prag 1835.
A. C. Eichler's Beschreibung des Aufenthaltes Ihrer Majestäten
u. s.w. in der Badestadt Teplitz als Almanachd. J. 1835 auf d.J. 1836.. Prag.
Schmelkes u. Jeitteles in: v. Graefe u. Kaiisch Jahrb.
für Deutschlands H. quellen u. Seebäder. 1. Jahrg. 1836. S. 339. u. 390.
Gust. Ad. Wolf in: Med. Jahrb. des k. k. österr. Staats. 1836.
Bd. XIX. St. 3. u. 4.
Gottfr. Schmelkes, die Thermalquellen zu T. Eine med.-
physikalische Skizze. Berlin 1837.
Gegenbauer, Stolz, Ulrich und Schmelkes in: von
Graefe u. Kaiisch Jahrb. Jahrg. II. 1837. S. 232. — Jahrg. III.
1838. S. 226. 230. — Jahrg. IV. 1839. Abth. I. S. 173. 184.
H. Fischer, Bad Teplitz, wie es jetzt ist. Ein Handbuch für
Kurgäste. Grimma 1839.
Kaiisch, allgemeine Zeitung des Brunnen- und Badewesens.
1840. Mai S. 186.
Bemerkenswerth in der Nähe von Teplitz sind:
Die M. quelle zu Mariaschein, einem viel besuchten, eine
Stunde von Teplitz entfernten, sehr malerisch gelegenen Wallfahrts-
orte. Aufserhalb des Klosters entspringt eine kalte eisenhaltige Quelle,
welche wegen ihrer guten Wirkung auf den Appetit früher den Na-
men des „Frefsbrunnens" erhielt.
Hille a. a. O. S. 143.
Die M.quelle zu Sobrusau, unfern Dux bei Teplitz, ist kalt,
von einem starken Schwefelgeruch, und setzt in der Abflufsröhre ei-
nen schwefelhaltigen Niederschlag ab.
F. A. Reufs, Taschenbuch für Kurgäste in Teplitz. 1823. S. 22.
E. Wetzler's Gesundbr. u. Heilb. Th. III. S. 336.
Böhracu's Heilq. von Gerle. S. 377.
Das Riesenbad, eine halbe Stunde nordöstlich von Dux, mit
drei wannen und vier kalten M.quellen, welche gegen Gicht empfoh-
len werden, und die alaunhaltige M.quelle von Ober-Leutens-
dorf, zwei Stunden von Dux.
Hille a. a. 0. S. 145. u. 146.
103
An sie schliefst sich :
Das Josephsbad zu Tetschen, in der Herrschaft dieses
Namens auf dem rechten Eibufer, in einer sehr romantischen Gegend,
anderthalb Meilen von Aussig und eben so weit von Schandau in der
sächsischen Schweiz. Die M.quelle entspringt im Dorfe Obergrund, am
Fufse desPappertsberges aus eisenschüssigem, mit Brauneisenstein durch-
zogenem Sandstein. Einrichtungen zu Wasserbädern finden sich in dem
Badehause.
Das frisch geschöpfte M.wasser ist farblos, vollkommen klar und
hell, perlt, hat einen säuerlich-erfrischenden, später zusammenziehen-
den Geschmack; seine Temperatur beträgt 8,80° R.
Nach Klinger's Analyse enthalten sechzehn Unzen:
Kohlensaure Kalkerde .... 0,326 Gr.
Kohlensaure Talkerde .... 0,103 —
Schwefelsaure Kalkerde . . . 0,182 —
Schwefelsaures Kali .... 0,569 —
Chlorkaüum . . . . . . 0,051 —
Chlortalcium 0,109 —
Kohlensaures Eisenoxydul . . . 0,191 —
Kieselerde 0,236 —
1,767 Gr.
Kohlensaures Gas 7,566 Kub. Zoll.
Klinger empfiehlt das M.wasser bei Krankheiten des Unterlei-
bes, Magenbeschwerden, Leberleiden, — äufserlich gegen Gicht, Rhcu-
matalgien, inveterirte Geschwüre.
J. Henr. Bauer, tractat. de fönte miuer. Teschens. ed. 2. Pra-
gae 1771.
Chr. G. Lieber's Anmerkungen von der heilsamen Kraft und
Wirkung des Josephibades zu Tetschen. Zittau 1777.
Th. Klinger's chemisch-medicinische Beschreibung des St. Jo-
sephs-Bades zu Tetschen in Böhmen. Prag 1823.
Böhmen's Heilquellen von Gerle. S. 370.
Nur namentlich aufzuführen sind im Leutmeritzer Kreise die we-
nig benutzten M.quellen von Zernosek, Budjn, Kosten, Kos-
tomlat, Kresic, Ladowitz u. a.
5. Die M.quellen zu Bilin im Leutmeritzer Kreise.
Die an 3000 Einwohner mit Einschlufs der Vorstädte zäh-
lende, alte Stadt Bilin liegt am Fufse des Mittelgebirges,
in dem anmuthigen Thale der Bila, zwischen Teplitz und
Prag, von Teplitz nur wenige, von Prag neun Meilen ent-
fernt. Südlich von der Stadt erhebt sich der berühmte Bi-
liner Stein, westlich der Ganghof, welcher sich bis in die
Stadt und den Flufs hinabzieht, nördlich kegelförmig; der
Chluin, ein wegen seines Echo merkwürdiger Basaltberg,
104
p
an dessen Fufs die Vorstädte von Bilin sich herumziehen,
— östlich erblickt man auf einer vorspringenden Höhe das
höchst malerisch gelegene, die Stadt beherrschende Schlofs
des Fürsten von Lobkowitz, des Besitzers von Bilin.
Die nach Bilin benannten M.q. entspringen ganz nahe
bei der Stadt am östlichen Abhänge des Ganghofes,' und
sind mit Bilin durch eine mit Obstbäumen besetzte Fahr-
strafse verbunden.
Die Stadt Bilin rühmt sich eines hohen Alters. Zu welcher Zeit
indefs die M. quellen bei Bilin entdeckt und benutzt worden, ist schwer
mit Sicherheit zu ermitteln. Nach einer zweifelhaften Stelle in Ha-
geck's Chronik sollen sie schon im Jahre 761 von den Dienern
Koschal's entdeckt worden sein. Baibin gedenkt dagegen in sei-
nen Miscellaneen mit keinem Worte dieser Quellen. Erst seit dem
ersten Jahrzelient des vorigen Jahrhunderts scheint man denselben
Aufmerksamkeit geschenkt zu haben, später wurden sie gefafst, che-
misch untersucht, mit den, zum Packen und Versenden nöthigen Ge-
bäuden versehen, und erwarben sich bald einen ausgezeichneten und
ausgebreiteten Ruf.
In geognostischer Hinsicht bietet die Gegend um Bilin
viel Merkwürdiges dar, vor allen den durch seine groteske
Form und Höhe ausgezeichneten, an Höhlen reichen, aus
Klingsteinporphyr bestehenden Biliner Stein (Borczen).
Derselbe liegt eine kleine Stunde von der Stadt entfernt, besteht
eigentlich aus zwei besondern Absätzen, von welchen der obere säu-
lenförmig, der untere tafelförmig gespalten ist. Sein Gipfel wird von
sehr hohen und starken, meist vierseitigen Säuleu gebildet; nur eine
ist sechsseitig, mifst 4 bis 5 Ellen im Durchmesser, ist sehr regel-
mäfsig gestaltet und dabei von aufserordentlicher Höhe. Auf allen
Seiten, von welchen man den Biliner Stein erblickt, gewährt seine
schroffe und originelle Gestalt einen überraschenden Anblick.
Die ganze Gegend um Bilin ist reich an Gneifs, Basalt und an-
dern vulkanischen Producten. Für die Entstehung und die Mischungs-
verhältnisse der M. quellen zu Bilin ist das so häufig vorkommende
Natron von Wichtigkeit, es verdankt aller Wahrscheinlichkeit nach
nur der Verwitterung und Zersetzung von Feldspath sein Dasein.
Alle M.quellen zu B. zeichnen sich durch ihren Reich-
thum an kohlensaurem Natron und kohlensaurem Gas aus,
und gehören in dieser Beziehung zu den stärksten alkali-
schen Heilquellen Teutschlands.
Man unterscheidet vier, nur durch das quantitative Ver-
105
hältnifs ihrer Bestandteile verschiedene M. quellen : die
Josephs- und Karolinenquelle als die vorzüglichsten,
— aufser diesen die Quelle in dem Gewölbe und die
Seitenquelle.
Ihr Wasser ist frisch geschöpft klar, stark perlend,
von einem säuerlich - prickelnden, angenehm erfrischenden
Geschmack. Ueber dem Spiegel der M. quellen bildet sich
eine Schicht von kohlensaurem Gas, jedoch von keiner be-
deutenden Höhe. Die Temperatur der Josephs- und Karoli-
nenquelle beträgt 9 — 9,50° R. bei 12 u. 15°R. der Atmosphäre ;
das spec. Gew. der ersteren 1,00653, — das der letzteren
1,00531, die Wassermenge beider in einer Stunde 128 Kub.
Fufs. Die Wassermenge der Quelle im Gewölbe und der
Gemeinquelle ist nach Reufs dreimal so grofs als die der
Josephs- und Karolinenquelle.
Chemisch analysirt wurden die M. quellen zu Bilin zu
verschiedenen Zeiten von Reufs, Struve u. Steinmann.
In sechzehn Unzen enthalten?
Kohlensaures Natron
Kohlensaures Lithion
Kohlensaure Kalkerde .
Kohlensaure Talkerde .
Kohlensauren Strontian .
Kohlensaures Eisenoxjdul
Kohlensaures Manganoxydul .
Schwefelsaures Natron .
Schwefelsaures Kali
Chlornatrium ....
Basisch phosphorsaure Thonerde
Basisch phosphorsaure Kalkerde
Kieselerde ....
Freies und halbgebundenes
kohlensaures Gas
Atmosphärische Luft
Die Josephsquelle,
nach Reufs :
70,924 Gr.
2,666 —
1,333 —
wenig
14,300 —
2,924 —
0,528 — -
92,675 Gr.
nach Steinmann;
23,948 Gr.
0,088 —
2,349 —
1,976 —
0,014 —
0,049 —
0,011 —
5,539 —
1,891 —
2,927 —
0,014 —
0,005 —
0,388 —
26,666 Kub. Zoll.
Nach Struve:
Schwefelsaures Natron
Chlornatrium .
39,199 Gr.
33,580 K. Zoll.
0,215
6,171 Gr.
2,884 —
106
Kohlensaures Natrou
Schwefelsaures Kali ,
Kohlensaure Talkerde .
Kohlensaure Kalkerde .
Kohlensauren Strontian .
Basisch phosphorsaure Thonerde
Basisch phosphorsaure Kalkerde
Kohlensaures Eisenoxydul
Kieselerde ....
22,732 Gr.
1,735 —
1,197 —
3,066 —
0,007 —
0,029 —
Spuren
0,009 —
0,355 —
38,185 Gr.
nach Reufs :
nach Steinmann :
Kohlensaures Natron
56,666 Gr.
. 17,980 Gr.
Kohlensaures Lithion
• . .
. 0,081 —
Kohlensaure Kalkerde .
2,132 -
. 2,919 —
Kohlensaure Talkerde .
1,000 —
. 1,544 —
Kohlensauren Strontian .
...
. 0,014 —
Kohlensaures Eisenoxydul
0,264 —
• • • •
Schwefelsaures Natron .
13,858 -
. 5,332 —
Schwefelsaures Kali
...
. 1,634 —
Chlornatrium ....
2,848 —
. 2,437 —
Basisch phosphors. Thonerde)
Basisch phosphors. Kalkerde )
. 0,055 —
•
Kieselerde ....
0,400 —
. 0,422 —
77,168 Gr.
32,418 Gr.
Freies und halbgebundenes
kohlensaures Gas
21,666 Kub.
Zoll
31,728 K. Zoll.
Atmosphärische Luft
.
. 0,154 — —
3. Die Seiten q
uelle. 4. Die
Que
11 e im Gewölbe.
nach Reufs :
Schwefelsaures Natron .
13,600 Gr.
. 3,400 Gr.
Chloruatrium ....
2,561 —
. 1,000 —
Kohlensaures Natron
49,462 —
. 22,166 -
Kohlensaure Kalkerde .
2,666 —
. 3,781 —
Kohlensaure Talkerde .
0,400 —
. 2,050 —
Kieselerde ....
. 0,400 —
. 2,000 —
69,089 Gr.
35,178 Gr.
Kohlensaures Gas .
30,666 K. Zoll.
. 2,166 K. Zoll.
Das abfliefsende Wasser der M. quellen wird in Pfannen abge-
dampft, und das dadurch gewonnene Natron zur Fällung der kohlen-
sauren Magnesia und der von dem benachbarten Sa idsc hitzer
Brunnen hierher gebrachten Bitterwasser-Lauge verwendet. Nach
Reufs Urtbeil übertrifft die hier, auf die genannte Weise bereitete
Magnesia die englische an Schönheit und Leichtigkeit.
107
Getrunken wirkt das M. wasser von B., ähnlich dem
Fachinger, reizend auf alle Se- und Excretionen, vorzüg-
lich die Schleimhäute, die Urinwerkzeuge und das Drüsen-
und Lymphsystem, die Resorption befördernd, auflösend,
— und dabei reizend auf das Gefäfssystem.
Die Zahl der jährlich versendeten Krüge war früher
sehr beträchtlich, und beträgt im Durchschnitt jährlich
gegen 90,000.
Zu widerrathen bei Vollblütigkeit, activen Congestio-
nen, Neigung zu activen Blutflüssen, Entzündungen, Fieber
und inneren Exulcerationen, — wird das M. wasser von B.
dagegen als Getränk allein, oder mit Milch täglich zu zwei
bis sechs Gläsern empfohlen :
1. Bei Krankheiten der Urinwerkzeuge, Verschlei-
mungen, Blasenhämorrhoiden, Blasenkrämpfen, Steinbe-
scliAverden.
2. Leiden des Drüsen- und Lymphsystems, scrophulö-
sen Geschwülsten.
3. Chronischen Krankheiten der Brust, veralteten Brust-
katarrhen, Schleimasthma, anfangender Lungensucht, —
bei wirklich ausgebildeter Lungensucht nur sehr bedingt,
da sonst leicht die fieberhaften Beschwerden vermehrt und
die zu befürchtende Colliquation schneller herbeigeführt wer-
den kann.
4. Verschleimung und Schwäche der Digestionsorgane,
Anschwellung und Verhärtung der Leber, Anhäufung von
Gallensteinen, Hämorrhoidalbeschwerden.
5. Anomalieen der monatlichen Reinigung.
6. Gichtischer Dyskrasie.
7. Wassersucht.
Da das Biliner M. wasser sich gut versenden läfst, wird
es in den schon genannten Krankheiten vorzüglich in an-
dern Kurorten beim Gebrauch von verwandten M. bädern
zur Unterstützung der Wirkung der letztern häufig benutzt,
namentlich in dem benachbarten Teplitz.
108
Von A. E. Reufs ist dasselbe neuerdings zu Bädern
empfohlen worden.
W e n c e 1 a i H a g e c i i Böhmische Chronik , übersetzt durch J.
Sandel. Nürnberg 1596. S. 30.
J. F. Zittmann's praktische Anmerkungen von dem Teplitzer
Bade, dem Böhmischen Bitter- und Biliner Wasser, aufgesetzt vom
Dr. Ch. G. Schwenken. Dresden 1743. — 1752. — 1756.
H. J. N. Troschel's Nachricht von dem Biliner Sauerbrunnen.
Prag 1762. — Leipzig 1766.
— — allgemeine Nachricht von den verschiedenen Mineral-
wassern, Salzen, Pulvern und Balsamen der Biliner Gegend. Leit-
meritz 1762. 8.
H. J. v. Crantz, Gesundbr. der Oesterr. Monarchie. S. 259.
F. A. Reufs in: v. Crell's ehem. Annalen. 1788. Bd. I. S. 17.
— — Naturgeschichte des Biliner Sauerbrunnen. Prag 1788. 8.
— — die Mineralquellen zu Bilin. Wien 1808. 8.
Hufeland's Journal der praktischen Heilkunde. Bd. XXVIII.
St. 4. S. 7. — Bd. XXIX. St. 4. S. 2. — Bd. LVIII. St. 5. S. 46.
Die besucht. Badeörter und Gesundbr. Th. II. S. 98.
E. Wetzler, über Gesundbrunnen und Bäder. Bd. III. S. 300.
C. W. Hufeland, praktische Uebersicht S. 231.
Die Mineralquellen zu Bilin in Böhmen, von Reufs u. Stein-
mann. AVien 1827. 8.
Böhmen's Heilquellen von W. A. Gerle. S. 378.
A. E. Reufs in: medic. Jahrb. des k. k. österr. Kaiserstaates.
1837. Bd. XIII. St. 2.
6. Die M. quellen von Saidsc/ittz, Seidlitz,
Steinwafser und Püllna — entspringen bei den Dör-
fern gleiches Namens nahe bei einander, nur wenige Mei-
len von Teplitz entfernt, nahe bei Bilin, in einer an Mine-
ralquellen ungemein reichen Gegend. Alle zeichnen sich
aus durch ihren grofsen Gehalt an schwefelsauren Salzen
(schwefelsaurer Talkerde und schwefelsaurem Natron), ih-
ren bitterlich-salzigen Geschmack, und haben sich als Bit-
terwasser einen ausgebreiteten Ruf erworben.
Das Dorf Saidschitz (Zagecice) liegt zwei Stunden
von Bilin an der südwestlichen Gränze des Böhmischen Mit-
telgebirges, an dem Abhänge des von Petsch sanft sich ver-
flächenden Wacheberges, einige tausend Schritte nördlich da-
von das Dorf Sei dlitz oder Sedlitz (Sedlicze). Die Ge-
gend umher ist einförmig, ein gutes süfses Wasser selten.
109
Die Ebene, in welcher diese M. quellen so zahlreich ent-
springen, wird in Norden von einem niedrigen Bergrücken
begränzt, welcher bei Krssina zu einem mäfsig hohen Ba-
salthügel sich erhebt, gegen Westen durch den Serpina-
sumpf, welcher bei einer sehr verschiedenen Breite eine
Länge von zwei Stunden hat, — die Ebene selbst ist un-
gemein ergiebig an Weizen und Korn.
Die Quellen zu Seidlitz, deren Zahl 10 beträgt, be-
finden sich im Dorfe selbst, die Saidschitzer, deren
man 24 zählt, von welchen aber vier wegen geringen Salz-
gehaltes verschüttet wurden, in einer Entfernung von etwa
tausend Schritten von dem Dorfe.
Das Wasser der Mineralquellen bei Saidschitz war
lange unter dem Namen des Laxir- Frefs- und Fieberwas-
sers bekannt und im Gebrauch.
Als Heilmittel wurde das Bitterwasser von Seidlitz
1712 vom Professor Rings in der damals herrschenden
Epidemie, später von Geelhausen angewendet. Den er-
sten Ruf verdankt dasselbe indefs der Empfehlung des, um
die teutschen Mineralbrunnen so hochverdienten Friedrich
Hoffmann, welcher auf seiner Reise nach Böhmen 1717
es zuerst kennen lernte und 1721 mit ersuchte. Fast gleich-
zeitig wurde das Bitterwasser zu Saidschitz bekannt, lie-
ber beide erschienen später zahlreiche Schriften und Ab-
handlungen v. Göritz, Jampert, Sp armann, Brück-
mann, Zittmann und Troschel. Bertrand, Roux
und d ' A r c e t analysirten das M. wasser im Auftrage der
damaligen medizinischen Facultät zu Paris, — aufser die-
sen Bergmann, Naumann, Reufs, Struve und Stein-
mann.
Saidschitz gehört dem Fürsten von Lobkowitz, dem
Besitzer der Herrschaft Bilin. Alle, Privatpersonen zuge-
hörige Quellen von Bitterwasser brachte er 1780 durch Kauf
an sich; dahin gehören unter andern die vier, dem Bauer
Kose abgekauften, welche noch jetzt den Namen der Ko-
se'sehen führen. Das Wasser derselben wird theils zu Ver-
110
Sendungen, theils zur Gewinnung von Magnesia (Vergl. Bi-
linS.106), theils zur Bereitung von Bittersalz benutzt. Die
Quellen des Seidlitzer Bitterwassers gehören dem Kreuz-
herrn mit dem rothen Stern zu Brüx, und sind von dem
Fürsten von LobkoAvitz gepachtet.
Versendet wird das Saidschitzer Bitterwasser von Brüx aus in
gröfsern und kleinem Krügen ohne Henkel, die ersten enthalten 60,
die letztern 30 Unzen Medizinalgewicht; alle führen als Um- und In-
schrift: „Fürstlich Lobkowitzisches Saidschitzer Bitterwasser." Jede
Kiste ist mit einem Certificat versehen, dafs sie achtes Saidschitzer
Bitterwasser enthalte.
In geognostischer Hinsicht ist zu bemerken, dafs die
grofse Ebene, in welcher diese M. quellen entspringen, zwar
mit tertiären Bildungen ausgefüllt ist, aber die sie umschlie-
fsenden Hügel und Bergrücken den vulkanischen Gebilden
angehören; — bei dem Dorfe Wollepschitz erheben
sich zwei kegelförmige Basalthügel, — der Milaier und
der Krssinaer Berg bestehen ebenfalls aus Basalt.
Den von Krssina gegen den Serpiuamoor sanft sich verflachen-
den Hügelrücken, an dessen Fufse die einzelnen Bittersalzquellen ent-
springen, betrachtet Reufs als ihren Heerd. Er besteht selbst aus
pseudovulkanischen Producten, von welchen Porcellanjaspisse selte-
ner, häufiger aber schwere, eisenschwarze Schlacken vorkommen. —
Das weniger benutzte Stein w asser entspringt eine
Stunde südlich von Brüx, aufser diesem in der Umgegend
zahlreiche ähnliche Bittersalzquellen.
Das so berühmte und viel gebrauchte Püllnaer Bit-
terwasser entspringt bei dem Dorfe Püllna, eine Stunde
südlich von Brüx, in einer freundlichen Ebene. Die sie-
ben, auf einem der Gemeinde gehörigen Wiesengrunde be-
findlichen M. brunnen wurden früher nur wenig von den
nächsten Bewohnern in Krankheiten gebraucht. Der gün-
stige Erfolg, welcher selbst bei dieser ungeregelten An-
wendung beobachtet wurde, veranlafste Herrn Adalbert
U Ihr ich, Kaufmann zu Brüx, die Quellen zu pachten und
ihr Wasser, gleich dem Saidschitzer und Seidlitzer, zu ver-
senden. Zur Versendung des Wassers wird nur ein Brun-
111
nen benutzt, der aber so wasserreich ist, dafs nöthigenfalls
wöchentlich 6000 kleine Krüge gefüllt werden können.
Das Püllnaer BitterArasser wird von Brüx aus, wie das
Saidschitzer Wasser, in grofsen und kleinen steinernen Krü-
gen ohne Henkel versendet, die ersten enthalten 56 bis 57
Unzen, die letztern die Hälfte davon.
Seit mehreren Jahren hat man das Püllnaer M.wasser zu Brüx
und in der Umgegend auch zu Bädern benutzt, seit 1826 ist unfern
des Hauptbrunnens eine kleine Badeanstalt errichtet worden, welche
aufser den zu Bädern bestimmten Zimmern auch noch Wohnzimmer
für Kurgäste enthält.
In Bezug auf das chemische Mischungsverhältnifs der
verschiedenen Arten von Bitterwassern verdient bemerkt zu
werden, dafs alle durch Versendung und längeres Aufbe-
wahren nur wenig verlieren.
1. Das Saidschitzer Bitterwasser ist klar, we-
nig ins Gelbliche spielend, an der Quelle getrunken von
einem bitterlich - salzigen Geschmack, wirft keine Blasen 5
wird es einige Zeit der Einwirkung der atmosphärischen
Luft ausgesetzt, so legen sich kleine Bläschen an die Wände
des Glases und sein bitterlich-salziger Geschmack vermehrt
sich. Nach Stein mann betrug die Temp. 12,5° R. bei 16
— 20° R. der Atmosphäre, das specifische Gewicht des Haupt-
brunnens 1,01761, von Kose's Brunnen 1,01730.
2. Das Seidlitzer Bitterwasser verhält sich dem
vorigen sehr ähnlich, ist aber weniger reich an festen Be-
standteilen, namentlich schwefelsauren Salzen.
3. Das Püllnaer salinische Bitterwas ser ist
hell und klar, von gelblicher ins Grünliche spielender Farbe,
von einem ähnlichen, nur noch salzigem Geschmack und
hat die Temperatur von 7° R.
Nach dem chemischen Gehalte der einzelnen Bitter-
wasser findet folgende Verschiedenheit statt:
1. Das Saidschitzer Bitterwasser.
Nach St ein mann 's im Jahre 1826 unternommenen
Analyse enthalten in sechzehn Unzen:
112
1. der Hauptbrunnen.
Salpetersaure Talkerde . 20,274 Gr.
Schwefelsaure Talkerde
Chlortalcium ....
Kohlensaure Talkerde .
Schwefelsaures Kali .
Schwefelsaures Natron
Schwefelsaure Kalkerde
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensauren Strontian
Kohlensaures Eisenoxydul .
Kohlensaures Manganoxydul
Basisch phosphorsaure Thonerde 0,018
Kieselerde .... 0,061
Humusextrakt . . . 0,385
Kohlensäure .
Atmosphärische Luft
78,735 -
2,606 —
1,100 —
22,932 —
27,113 —
2,496 —
4,838 —
0,024 —
0,108
0,028
El
Kose's B r u n n <
7,903 Gr.
81,056 —
1,338 —
1,238 —
14,027 —
22,136 —
0,786 —
4,203 —
0,019 —
0,163 —
0,424 —
160,718 Gr.
133,293 Gr.
3,304 —
2,967 —
0,105 —
0,286 —
Struve fand dagegen, abweichend von dieser Analyse, in
sechzehn Unzen von Kose's Brunen :
Schwefelsaure Talkerde
Salpetersaure Talkerde
Chlortalcium
Kohlensaure Talkerde
Schwefelsaures Kali .
Schwefelsaures Natron
Schwefelsaure Kalkerde
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensauren Strontian
Kohlensaures Eisenoxydul
Kohlensaures Manganoxydul
Kieselerde ....
Basisch phosphorsaure Kalkerde
Basisch phosphorsaure Thonerde
83,170 Gr.
7,906 —
1,629 —
1,097 —
3,20S —
23,496 —
1,505 —
6,805 —
0,045 —
0,017 —
0,012 —
0,120 —
0,016 —
0,012 —
129,03S Gr.
2. Das Bitterwasser zu Seidlitz.
Nach Naumann (1782) enthalten sechzehn Unzen:
Schwefelsaure Talkerde . . 104,0 Gr.
Schwefelsaure Kalkerde . . 8,0 —
Chlortalcium 3,0 —
Kohlensaure Talkerde . . . 3,0 —
Kohlensaure Kalkcrde . . . 8,0 —
126,0 Gr.
113
3. Das Bitterwasser zu Steinwasser
enthält nach Damm in sechzehn Unzen:
Schwefelsaure Talkerde
Chlortalcium
Schwefelsaure Kalkerde
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaure Kalkerde
Extraktivstoff
Kohlensaures Gas
272,000 Gr.
12,000 —
7,125 —
5,500 —
2,375 —
1,000 —
"300,000 Gr.
unbestimmte Menge.
4. D as Püllnaer Bitterwasser.
Chemisch untersucht wurde dasselbe von Mikan,
Trommsdorff, Pleischl, Struve und Ficinus, —
die Analysen derselben sind sehr abweichend in dem quan-
titativen Verhältnifs der einzelnen Bestandtheile.
Sechzehn Unzen desselben enthalten an wasserfreien
Salzen :
nach Pleischl:
nach Struve :
Schwefelsaures Natron .
91,81 Gr. .
123,800 Gr.
Schwefelsaures Kali
4,800 —
Schwefelsaure Kalkerde .
2,99 —
2,600 —
Schwefelsaure Talkerde .
67,88 —
93,086 —
Chlortalcium
15,47 —
16,666 —
Kohlensaure Talkerde
2,23 -
6,406 —
Kohlensaure Kalkerde
1,73 —
0,770 —
Basisch phosphorsaureu Kalk
0,003 —
Kieselerde u. organischen
Stoff
0,63 —
Kieselerde
0,176 —
182,74 Gr.
248,307 Gr.
An Kohlensäure enthalten
100 Kub. Zoll Wasser
.
6,939 Kub. Zoll.
Getrunken zeichnen sie sich unter allen M.wassern durch
ihre kühlend-schwächende Wirkung aus, und wirken nach
Verschiedenheit der einzelnen Organe:
1. Zunächst den Magen und Darmkanal reizend, auf-
lösend, stark abführend, leicht häufige wässrige Ausleerun-
gen veranlassend, — hierdurch ableitend von Kopf, Brust
und der äufsern Haut.
2. Kühlend-antiphlogistisch auf das Gefäfs- und Mus-
kelsystem, — die Mischmig der Säfte umändernd, verdün-
II. Theil. H
114
nend, die Plethora und den Orgasmus des Blutes vermin-
dernd, die activen Blutcongestionen mäfsigend, die Muskel-
faser erschlaffend.
3. Die Se- imd Excretionen des Leber- und Uterin-
systems bethätigend, auflösend, die Menstruation befördernd.
Contraiudicirt bei nervösen, schwächlichen, blutarmen
Constitutionen oder bei grofser Schwäche des Magens und
Darmkanals, ist der Gebrauch dieser Bitterwasser dagegen
vorzüglich zu empfehlen bei phlegmatischen, plethorischen,
zu activen Congestionen, Verschleimungen und Trägheit
des Darmkanals geneigten Subjecten.
Ein zu lange fortgesetzter Gebrauch dieser M.wasser
bei nicht sehr robusten Subjecten kann durch ihre anti-
phlogistische Wirkung leicht Schwäche des Magens und
Darmkanals, des Muskel- und Gefäl'ssysteins, selbst hy-
dropische Zufälle zur Folge haben. — Sein' kräftige Na-
turen können dagegen oft, mit kleinen Unterbrechungen von
Zeit zu Zeit, sehr lange vom Bitterwasser Gebrauch ma-
chen und zwar mit dem besten Erfolg, wenn täglich nur
eine sehr mäfsige Quantität getrunken wird.
Zwischen den einzeluen Arten von Bitterwassern rindet in der
"Wirkung folgender wesentlicher Unterschied statt: Das Seidlitzer und
Saidschitzer Bitterwasser, welches nach seineu chemischen Mischungs-
verhältnissen mit Recht den Namen des Bitterwassers verdient, wirkt
milder, das Püllnaer aher, vermöge seiner überwiegenden Menge
Glaubersalz zwischen dem eigentlichen Bitterwasser und dem Glau-
bersalzwasser in der Mitte stehend, an Salzgehalt die vorigen über-
treffend, besitzt dagegen eine den Darmkanal stärker reizende, stür-
mischere, und deshalb noch mehr schwächende Wirkung als jene.
Wenn das letztere vorzüglich passend bei grofser Trägheit des Darm-
kanals, vorwaltendem Torpor und Plethora, so ist das Saidschitzer
und Seidlitzer Bitterwasser dagegen in allen den Fällen zu empfeh-
len, wo eine weniger starke Einwirkung erfordert wird.
Hinsichtlich der Dosis ist zu bemerken, dafs bei dem
Püllnaer Bitterwasser meist nur die Hälfte der Gabe nö-
thig ist, welche die zwei andern erfordern.
Von dem Saidschitzer Bitterwasser läfst man täglich
zwei bis vier Gläser trinken, — wie lange? — hängt von
der Wirkung des M.wassers, der Natur der Krankheit und
115
dem Zwecke des Arztes ab. Sehr zweckmäfsig fand ich
es, in chronischen Krankheiten, Abends vor Schlafengehen
ein Glas und am folgenden Morgen ein bis zwei Gläser
nüchtern trinken zu lassen, — in andern Fällen ist es oft
rathsam, nüchtern kurz vor dem Frühstück, im Winter noch
im Bette, ein, höchstens zwei Gläser zu trinken, — oder
bei Personen, welche nüchtern nicht Wasser vertragen, eine
Stunde nach eingenommenem Frühstück. Bei dem Gebrauch
desselben ist es nicht so nöthig, sich die Bewegung zu ma-
chen, welche beim Gebrauch anderer Brunnen wesentlich
erfordert wird, — und daher läfst sich dasselbe auch zu
allen Zeiten des Jahres gebrauchen.
Auf ähnliche Weise wird das, durch Evaporation des Wassers
gewonnene Saidschitzer Salz benutzt, worüber ich mich bereits frü-
her ausgesprochen habe (Vergl. Theil I. S. 257. S. 270. zweite Aufl.).
Benutzt werden die genannten Bitterwasser entweder
als vorbereitende Km* beim Gebrauch anderer M. quellen,
oder als Unterstützungsmittel während der Anwendung der
letztern, oder endlich ganz allein.
Die Krankheiten, in welchen die genannten M.quellen
vorzugsweise empfohlen werden, sind folgende:
1. Vollblütigkeit und dadurch bedingte active Con-
gestionen nach Kopf und Brust, in Form von klopfendem
Kopfschmerz, Ohrensausen, Schwerhörigkeit, Mouches vo-
lantes, Schwindel, Ohnmächten, epileptischen Anfällen, —
Beängstigungen, Herzklopfen, Brustschmerzen* Asthma ple-
thoricum, Brustkrämpfe, und andere convulsivische Zu-
fälle.
2. Stockungen im Unterleibe, durch Plethora abdomi-
nalis bedingt, Ansammlungen von Schleim und Galle, —
Störungen im Leber-, Pfortader- und Uterinsystem, Hä-
morrhoidalbeschw erden , Melancholie von materiellen Ur-
sachen.
3. Chronische Hautausschläge, von Blutcongestionen,
anomaler Menstrual- oder Hämorrhoidal - Congestion ent-
standen, — namentlich kupfrige Ausschläge des Gesichts,
H2
116
— allein, oder in passender Verbindung mit dem Gebrauch
von Schwefel- oder Antimonialmitteln.
4. Trägheit des Darmkanals, — bei von Natur habi-
tueller oder durch Verhältnisse veranlafster Hartleäbigkeit.
— Der letzte Fall tritt namentlich häufig in Schwanger-
schaften ein. Die genannten Arten von Bitterwassern sind
dann ein unschätzbares Mittel, insofern sie nicht nur die
Darmausleerungen befördern, sondern auch die activen Blut-
congestionen nach Kopf und Brust mindern und dadurch oft
einen Aderlafs unnöthig machen.
Bei plethorischen Frauen erleichtert oft ungemein die
Entbindung ein mehrwöchentlicher Gebrauch von Bitter-1
wasser in der letzten Zeit der Schwangerschaft. In einem;
Falle bei einer sehr vollblütigen, zu activen Congestionen
geneigten Frau, welche während ihrer Schwangerschaft im-
mer viel litt und das Unglück hatte, mehrere Kinder we-j
gen Vollblütigkeit bald nach ihrer Geburt zu verlieren,,
wurde in zwei Fällen Bitterwasser während der Schwan-
gerschaft, in Verbindung mit einer strengen Diät mehrere
Monate lang gebraucht; die Schwangere befand sich vor
der Entbindung sein* gut, gebar leicht beide Kinder, und
beide leben noch.
5. Rheumatische oder gichtische Affectionen, mit Ple-
thora oder starken activen Congestionen complicirt.
6. Geschwülste, Verhärtungen, durch congestive Ur-
sachen entstanden oder vermehrt und unterhalten.
7. Fieberhafte Krankheiten entzündlicher Art, oder
mit gastrischen Leiden complicirt, — Saburralfieber, Gal-
lenfieber.
8. Noch verdienen diese M.wasser besonders empfoh-
len zu werden bei Anlage zu Stockungen im Leber- unc'
Pfortader system, Neigung zu Stuhlverstopfung und activen
Congestionen, als Prophylakticum, um die Entwickeluna
der Hämorrhoiden zu verhüten. —
Das Püllnaer Wasser, welches, wie schon erwähnt, aucli zu Bä-
dern benutzt worden ist, hat sicli in dieser Form nach den Erfahruu-
117
gen des Dr. Kill ich es zu Brüx sehr hülfreich erwiesen gegen rheu-
matische und gichtische Leiden, — Hypochondrie und Hysterie mit
materieller Grundlage, — Stockungen im Leber- und Pfortadersystem,
hämorrhoidalische Beschwerden. — Bei dem Gebrauch der Bäder er-
folgt oft ein gelinder, aber sehr wohlthätig wirkender Durchfall.
Fr. Hoffmann et M. L. Claufsen, D. examen cbemico-me-
dicum fontis Sedlizensis in Bohemia sistens. Halae 1724.
— — et W. Kellner, D. sistens fontis Sedlizensis in Bohe-
mia nee non salis ex eodem parati examen. Halae 1724. 4.
C. B. Jampert, von dem Wasser zu Eger, Pyrmont und Sed-
litz. Berlin 1724.
Fr. Hoffmann, Bericht von dem Nutzen und Gebrauch des zu
Seidlitz neu entdeckten, bittern purgiienden Brunnens. Halle 1724.
4. — 1725. 4.
— — indicium et examen fontis et salis Sedlizensis in Bo-
hemia in ejusdem Medicina consultatoria. P. IV. p. 327. — Teutsch
Dresden und Halle 1725, — ins Englische übersetzt ?onShaw. Lon-
don 1743, — ins Französische. Berlin 1752.
Kurzer Extract aus Hrn. Dr. Hoffmann's gründlichem Bericht
von denen zu Sedlitz und Seydschütz in Böhmen neu entdeckten bit-
tern Purgirbrunnen. Halle 1725.
F. E. B rückmann, de aquarum Sedlicensium usu. — In Com-
merc. litt. Nor. Vol. III.
J. A. Göritz, vermehrte Nachrichten von dem böhmischen Sed-
litzer oder Saidschitzer Bitterwasser. Regensburg und Dresden 1727.
— Leipzig 1730. — Regeushurg 1731. — 1754. 8.
— — neue Bemerkungen von den Böhmischen Bitterwassern.
Regensburg 1738.
J. H. Lefser, von den herrlichen "Wirkungen des Seidlitzer
Brunnens, in Hamburger Gelehrten Berichten. 1735. S. 666. — 1736.
5. 66.
Jentsc hen's kurze Gedanken von dem Nutzen und Gebrauch
des Sedlitzer oder Saidschitzer Bitterwassers und des daraus verfer-
tigten Salzes. 1744. 8
Joh. Fr. Zittmann's praktische Anmerkungen von den Te-
plitzer Bädern, böhmischen Bitterwassern u. s. w. Dresden 1752. 8.
G. N. Troschel, nothwendige Nachrichten von den wahrhaftig
höhmischen Bitterwassern, Saidschitzer Ursprungs aus dem hochlehi-
schen Berge. Leutmeritz 1761. 8.
Baidinger, Med. Journal. St. 2. S. 87. — St. 27. S. 24. —
St. 28. S. 12.
F. A. S c h u 1 z e , Nachricht von dem Böhmischen Bitterwasser. 1767.
H. J. v. Crantz, Gesundbrunnen der Oesterreichischen Monar-
chie. S. 265. 266.
Das Saidschitzer Bitterwasser, physisch, chemisch und medizi-
nisch heschrieben von Reufs. Prag 1791.
F. K. O'Reilly, Untersuchung des Bitterwassers zu Steinwas-
ser. Prag 1791.
118
M. Hoffmann, dissertatiou sur les eaux de Sels et Sedlitz.
1779.
Die besuchtesten Badeörter des Oesterr. Kaiserst. Bd. II. S. 106.
C. W. Hufeland's Uebersicht. S. 193. 231. 4. Aufl. S. 182.
J. E. Wetz ler, über Gesundbrunnen. 3. Th. S. 304.
E. Dingler's polytechnisches Journal. 1826. Bd. I. S. 181.
Ueber den Nutzen und Gebrauch des Püllnaer Bitterwassers von
J. E. Wetz ler. Augsburg 1826. — 1827. — 1828. — 1830. — 1836.
Das Saidschitzer Bitterwasser chemisch untersucht vom Profes-
sor Steinmann, historisch, geognostisch und heilkundig dargestellt
vom Dr. Reufs. Prag 1827.
Hufeland's Journal der praktischen Heilkunde. Bd. XXIX.
St. 4. S. 1. Bd. LV. St. 4. S. 127. Bd. LVIII. St. 6. S. 79. Bd. LXII.
St. 6. S. 114.
Kastner's Archiv. Bd. V. S. 210.
Böhmens Heilquellen von Gerle. S. 392.
Ueber das Püllnaer Bitterwasser, dessen äufserlichen und inner-
lichen Gebrauch von J. Killich es. Prag 1829.
Les eaux minerales ameres de Saidschitz en Boheme analysees
par M. J. Stein mann et decrites par Fr. A. Reufs. Prague 1829.
Zusätze zu der Schrift: Ueber den Nutzen und Gebrauch des
Püllnaer Bitterwassers, von J. E. Wetzler. Augsburg 1830. 8.
Pitsch in: Med. Central -Zeitung. 1839. S. 132.
7. Die M. quellen %u Liebwerda im Bunzlauer
Kreise. Sie entspringen in dem nordöstlichsten Theile Böh-
mens in der Herrschaft Friedland, bei dem Dorfe Lieb-
werda, dem Besitzthum des Grafen von Clam-Gallas,
nahe der Gränze von Schlesien, in einem von Osten nach
Westen verlaufenden Thale, anderthalb Stunden von
Stadt und Schlots Friedland, eine Meile von Flinsberg
entfernt.
Schon 1600 gedenkt Schwenkfeld derselben. Für Kurgäste
und zur Benutzung der Quellen sind die nöthigen Gebäude vorhanden.
Die Umgegend ist reich an ähnlichen kalten, an Kohlensäure reichen
Mineralquellen. Von interessanten, häufig besuchten Punkten in der
Nähe von Liebwerda sind zu erwähnen: das Kloster Haindorf und
das, wegen seiner schönen Lage und seiner historischen Erinnerun-
gen an Wallenstein gleich bemerkenswerthe Schlofs Friedlaud.
Das Gebirge der Umgegend besteht aus Granit, Glimmerschiefer,
Gneifs, Thonschiefer und Lagern von Urkalk und Quarz.
Die M. quellen zu Liebwerda zeichnen sich aus durch
ihren beträchtlichen Gehalt an kohlensaurem Gase und ei-
nen verhältnifsmäfsig nur geringen an festen Bestandthei*
119
len; nur zwei enthalten Eisen. Ihr Wasser perlt stark und
ist von einem säuerlichen, angenehmen Geschmack.
Man unterscheidet folgende Quellen:
1. Die Trinkquelle oder der Christiansbrun-
nen, — sie hat die Temperatur von 8° R. hei 9 — 12° R.
der Atmosphäre, ihr spec. Gewicht beträgt 1,0009, ihre
Wassermenge in einer Stunde 19,668 Kub. Fufs.
2. Die Josephinenquelle, von 9° R. ; ihr spec. Ge-
wicht beträgt 1,0018, ihre Wassermenge in 24 Stunden
53,056 Kub. Fufs.
3. Der Stahlbrunnen, von 9° R. und 1,0027 spec.
Gewicht; seine Wassermenge beträgt in 24 Stunden 669
Kub. Fufs.
4. Der Wilhelmsbrunnen, von 9° R. und 1,0018
speeifischem Gewicht, giebt in 24 Stunden 60,371 Kub. Fufs
Wasser.
Chemisch untersucht wurden die M.quellen von Meyer
und Reufs. Nach Reufs enthalten in sechzehn Unzen:
1. Die Trinkquelle. 2. Die Josephinen-
quelle.
0,02667 Gr.
0,06667 —
0,15333 —
0,13333 —
0,21333 —
0,06667 —
Spuren
0,05333 —
Chlornatrium .
Schwefelsaures Natron .
Schwefelsaure Kalkerde
Kohlensaures Natron
Kohlensaure Talkerde .
Kohlensaure Kalkerde .
Kohlensaures Eisenoxydul
Kieselerde
Kohlensaures Gas
0,71333 Gr.
23,040 Kub. Zoll.
0,06667 Gr.
0,11111 —
0,43333 —
0,46667 —
1,51111 —
0,48889 —
0,32222 —
0,08889 —
3,48889 Gr.
Clilornatrium
Schwefelsaures Natron
Kohlensaures Natron
Schwefelsaure Kalkerde .
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaures Eisenoxydul
Kieselerde .
Kohlensaures Gas
Der Stall lbruu
n en.
0,04444 Gr.
0,10000 —
0,66666 —
0,57778 —
2,26667 —
0,55556 —
0,73333 —
0,07778 —
5,02222 Gr.
21,333 Kub. Zoll
Der Wilhelms-
brunnen.
. 0,04444 Gr.
. 0,06667 —
. 0,52222 —
. 0,45556 —
. 0,73333 —
. 0,51111 —
. 0,55556 —
. 0,12222 —
5,02222 Gr.
17,689 Kub. Zoll.
120
Die früher beträchtliche Versendung des M. Wassers
hat sich später vermindert. — *Der Brunnenarzt, Hr. Dr.
Gofse, wohnt in dem nahen Friedland.
Nach ihren Mischungsverhältnissen und Wirkungen ge-
hören die zwei ersten zu der Klasse der alkalisch-erdigen,
die beiden letzten zu der der eisenhaltigen Säuerlinge. In-
nerlich gebraucht wirken sie gelind-stärkend, specifik auf
die Urinwerkzeuge und das Uterinsystem, nach ihrem ver-
schiedenen Eisengehalt die Se- und Excretionen mehr oder
weniger bethätigend.
Man benutzt sie als Getränk, in Form von Wasser-
bad und Douche, und rühmt sie namentlich bei Schwäche
des Magens und Darmkanals, Neigung zur Säure, — chro-
nischen Krankheiten der Urin- und Geschlechtswerkzeuge,
Bleichsucht, Anomaläeen der Menstruation, Gries- und Stein-
beschwerden, — gichtischen und rheumatischen Affectionen
von Schwäche.
Casp. Schwenk f e 1 d , stirpium et fossilium Silesiae catalogus. 1600.
H. J. v. Crantz, Gesundbr. der Oest. Monarchie. S. 224.
Untersuchung des Liebwerder Sauerbrunnen in Böhmen. Prag u.
Dresden 1786.
J. Meyer, Untersuchung des Liebwerder Sauerbrunnens in Böh-
men. Prag 1786. — Dresden 1787. — 1791.
J. H, Bauer's Untersuchung nach der Naturkunde und Chemie
der uralten mineralischen Sauerbrunnen im Königreiche Böhmen.
Prag 1785.
M. Hansa's Beschreibung des neu entdeckten Stahl wassers bei
Liebwerda. 1790.
Anleitung zum Gebrauch des neuen Säuerlings, Christiansbrunnen
genannt, zu Liebwerda. Prag 1790.
(Wellik), Anleitung zum Gebrauch des mineralischen Stahlbrun-
nens zu Liebwerda. Prag 1794.
F. A. Reufs, die M.quellen zu Liebwerda in Böhmen. Prag 1811.
Die besucht. Badeort, des Oest. Kaiserst. Bd. II. S. 110.
Hille a. a. O. S. 165.
Aufser diesen Heilquellen besitzt Böhmen noch eine grofse Menge
von M.quellen, besonders Eisenquellen und Säuerlingen, von welchen
jedoch die Mehrzahl wenig oder gar nicht benutzt wird. Ich er-
wähne nur:
; ;
±,uuu v*r.
2,375 —
.
4,050 —
.
0,091 —
. .
0,400 —
0,522 —
.
1,061 —
121
a) im Saatzer Kreise:
Die M. quelle zu Stecknitz, benannt nach dem Schlofs und
Dorf dieses Namens, anderthalb Stunden von Saatz, zwei Meilen von
Laun, vier von Teplitz.
Die hier entspringende, Avenig benutzte M. quelle enthält nach
Reufs in sechzehn Unzen:
Schwefelsaures Natron
Schwefelsaure Talkerde
Schwefelsaure Kalkerde
Schwefelsaure Thonerde
Schwefelsaures Eisen .
Kohlensaures Eisen
Thonerde
9,499 Gr.
Marggraf, ehem. Schrift. Th. II. Nr. 14. S. 191.
Tract. de ortu, indole, contentis et viribus medicis ac usu aqua-
rum mineralium Stecknizensium. 1765.
C. F. Pörner, vom Brunnen zu Stecknitz. Leipzig 1770.
H. J. v. Crantz, Gesundbr. der Oest. Monarchie. S. 266.
F. A. Reufs, physisch-chemische Untersuchung des Stecknitzer
Gesundbrunnens. Prag 1802.
Das Dobritschaner Bad, auf der Herrschaft gleiches Na-
mens, eine Viertelstunde von dem Dorfe Dobritschan, südlich von.
Stecknitz eine Viertelstunde von dem Dobritschauer Schlosse.
Seit den ungenügenden Untersuchungen dieses Mineralwassers von
O'Reilly und H. J. v. Crantz ist keine neuere Analyse bekannt
geworden.
J. -O'Reilly, Beschreibung und Gebrauch des Dobritschaner
Bades mit einigen beigefügten von demselben bewirkten Heilungen.
Eger 1769.
H. J. v. Crantz a. a. O. S. 265.
Die besuchtesten Badeörter des Oest. Kaiserst. Tb. II. S. 129.
Das Wenzelsbad zu Tschachwitz. Das Dorf Tschachwitz,
zur Stadt Kaaden gehörig, liegt von Saatz zwei, von Kommotau zwei
und eine halbe Stunde entfernt; die daselbst befindliche Badeanstalt
ist Eigenthum der Gemeinde. Die Temperatur des M.wassers beträgt
14° R., sein spec. Gewicht 1,001618. Nach Pleischl's Analyse ent-
hält dasselbe: freie Kohlensäure, kohlensaure Kalk- und Talkerde,
kohlensaures Natron und Eisen, Schwefels. Natron, salzsaur. Natron
und Talkerde, Kieselerde und harzigen Rückstand (an festen Bestand-
theilen enthalten 16 Unzen 5,8 1 8 Gr.).
Seinen Mischungsverhältnissen und Wirkungen nach zu der Klasse
der erdig-alkalischen Eisenwasser gehörig, — contraindicirt in allen
den Fällen, wo Eisenquellen überhaupt zu Aviderrathen, — rühmt man
es innerlich und äufserlich bei Verschleimungen und Schleimflüsseu
des Magens und Darmkanals, Neigung zu Säure und Flatulenz, —
Blasenkatarrben, Gries- und Steinbeschwerden, — Cachexieen, Bleich-
122
sucht, Skropheln, Rhachitis, — chronischen Hautausschlägen, inveterir-
ten Geschwüren, — langwierigen rheumatischen und giclitischen Lei-
den, — chronischen Nervenkrankheiten krampfhafter Art und Läh-
mungen.
Das Wenzelsbad zu Tschachwitz, von J. V. Tirsch. Prag 1830.
Die M. quelle zu Sadschutz auf der Herrschaft Neudorf-Ei-
sendorf, eine kalte erdig -salinische Eisenquelle. Nach Reufs be-
trägt das spec. Gewicht derselben 1,0014; sechzehn Unzen Wasser
enthalten :
<l UHU liill III1II
Schwefelsaures Natron .
u,uo ur,
0,34 —
Schwefelsaure Talkerde
1,30 —
Schwefelsaure Kalkerde
0,10 —
Kohlensaure Kalkerde .
0,08 —
Kohlensaures Eisenoxydul
0,14 —
Kieselerde
0,35 —
Harz ....
0,01 —
2,40 Gr.
Kohlensaures Gas .
eine geringe Menge.
F.
Sadschützer Bades im Saatzer Kreise. Dresden 179S.
In derselben Herrschaft sind noch zwei andere, weniger bekannte
M.quellen zu erwähnen: die nach Trübschütz gehörige, welche dem
Biliner M.wasser sehr ähnlich sein soll, und die bei dem Dorfe Kum-
mern oder Kommern entspringende Eisenquelle.
b) im Rakonitzer Kreise:
Das M.bad zu Mfseno. Das Dorf Mfseno oder Mfeno liegt im
nördlichen Theile dieses Kreises auf der Kinsky'schen Herrschaft
Slonitz, eine Stunde von Budin, zwei von Schlan, anderthalb von
Welwar.
Die Gebirgsart der Umgegend ist eisenschüssiger Sandstein von
verschiedener Farbe, — nächst diesem Schieferthon und Sandsteiuschie-
fer. Man unterscheidet verschiedene aus eisenschüssigem Sandstein
entspringende M.quellen. Die östliche Quelle giebt in einer Minute
7 Oesterr. Maafs, die mittlere Quelle 3, die westliche 8.
Ihr Wasser ist klar, geruchlos, von einem zusammenziehenden
Geschmack, und setzt im Bassin viel Eisenocker ab. Nach Reufs
beträgt die Temperatur 7° R., während die der atmosphärischen Luft
auf dem Eispunkt stand, das spec. Gewicht 1,0013.
Zur Benutzung des M. wassers findet sich zu Mfsno ein Badehaus
mit Gemeinbädern und Wannenbädern.
Der Karlsbrunnen wird zu Bädern benutzt, der Rosabrun-
nen als Getränk empfohlen.
Seinem chemischen Gehalte nach gehört das M.wasser zu Mfsno
zu der Klasse der Vitriolwasser; nach Reufs neuester Analyse ent-
hält der Kavlsbrunnen in sechzehn Unzen :
123
Schwefelsaures Natron . . . 0,750 Gr.
Schwefelsaure Talkerde . . . 1,305 —
Schwefelsaure Kalkerde . . . 1,917 —
Chlornatrium 0,111 —
Kohlensaure Kalkerde . . . . 0,273 —
Kohlensaure Talkerde .... 0,222 —
Schwefelsaures Eisenoxydul . . 1,000 —
Kieselerde 0,283 —
Harz 0,063 —
5,895 Gr.
Aeufserlich angewendet wirkt dasselbe gleich ähnlichen Yitriol-
wassern sehr stärkend, zusammenziehend auf Gefäfs- und Muskelsy-
stem und die Schleimhäute, und wird besonders als Bad gerühmt bei
Krankheiten von Schwäche atonischer Art, namentlich bei hartnäcki-
gen passiven Blut- und Schleimflüssen, Fluor albus, Gonorrhoea se-
cundaria, Blasenhämorrhoiden, — chronischen Nervenleiden, Bleichsucht.
F. A. Reufs, phys. chemische Beschreibung des Gesundbrunnens
und Bades zu Mfsno. Dresden 1799.
Die M. quelle zu Mfsno in Böhmen. Leipzig 1804.
Die besucht. Badeörter u. Gesundbr. Th, II. S. 125.
Wenz. StStanek, die M.wässer und Bäder zu Mseno. Prag 1832.
Hille a. a. O. S. 162.
Das M.bad zu Sternberg bei Schlan auf der Clam-Marti-
nitzschen Herrschaft Schmetschna, eine halbe Stunde von dem Schlofs
Schmetschua, eine Stunde von Schlan, drei Meilen von Prag, in ei-
nem anmuthigen Thale. Seinen Namen erhielt es von einer Gräfin
Martinitz, geb. Gräfin von Sternberg.
Man unterscheidet hier zwei, wenig in ihrem Gehalte verschie-
dene M. quellen: die Haupt- und Nebenquelle; das spec. Ge-
wicht der ersteren beträgt 1,0077, das der zweiten 1,0076, die Tempe-
ratur beider 8° R.
Chemisch untersucht wurden sie von Reufs und Düras. In
sechzehn Unzen enthalten nach Düras:
1.
die Hauptquelle : 2.
die Nebenquelle :
Schwefelsaure Talkerde
1,1471 Gr. .
. 1,9300 Gr.
Kohlensaure Talkerde .
1,7748 —
0,7102 —
Chlortalcium ....
0,0180 —
. 0,2500 —
Schwefelsaure Kalkerde
0,4750 —
. 0,3889 —
Kohlensaure Kalkerde .
4,4478 —
4,5920 —
Schwefelsaures Natron
0,8418 —
0,8889 —
Chlornatrium
0,0760 —
.
Kohlensaures Eisenoxydul .
0,3303 —
0,2389 —
Kieselerde ....
0,2000 —
0,1667 —
Extractivstoff
0,0278 —
. 0,0833 —
9,3386 Gr.
9,2489 Gr.
Benutzt werden die M. quellen als Getränk und Bad gegen h}rpo-
chondrische und hysterische Beschwerden, gichtische und rheumati-
124
sehe Leiden, Lähmungen, Bleichsucht und ähnliche Krankheiten des
Uterinsystems von Schwäche.
Im Sommer 1820 wurden 3468 Bäder verabreicht, — im J. 1830:
1990, im J. 1831: 1865, und im J. 1832: 1853.
H. J. v. Crantz, Gesundbr. d. Oest. Monarchie. S. 277.
Fr. Ambr. Reufs, phys. chemische Beschreibung des Stern-
berger M. wassers. Prag 1802.
Jos. Diiras, ehem. medizinische Beschreibung der Stahlwässer
zu Sternberg. Prag 1820.
Max. M e i 1 1 , Sternberg bei Schlan. Prag 1S33.
Hil'.e a. a. O. S. 156.
Das Bad zu Johannesdorf oder Liboch, nur 36 Fufs über
der Elbe erhaben, eine halbe Stunde von Liboch oder Lyboch auf der
Herrschaft gleiches Namens, eine Meile von Melnik, Eigenthum des
Grafen Pachta.
Die Hauptquelle entspringt aus einem thonig-eisenschüssigen Sand-
stein, ist hell, klar von einem tintenartig zusammenziehenden Ge-
schmack, wirft Blasen ; ihre Temperatur beträgt 7° R., ihr spec. Ge-
wicht 1,0013, ihre Wassermenge in einer Stunde 15 Eimer.
Schon 1754 wurde dieses M.wasser von Dr. Kral, Physikus zu
Leutmeritz empfohlen, später von H. J. v. Crantz beschrieben und
untersucht, und neuerdings von J. Jacobi. Nach letzterm enthält
es schwefelsaures Eisen, kohlensaure Kalkerde und schwefelsaure Talk-
und Kalkerde.
Das Badehaus enthält Badekabinette mit hölzernen Wannen.
Jacobi empfiehlt dasselbe bei Verschleimungeu der Verdauungs-
werkzeuge, passiven Blut- und Schleimflüssen, chronischen Nerven-
krankheiten, chronischen Hautausschlägen, Gicht und Cachexieen, na-
mentlich Chlorosis.
H. J. v. Crantz, Gesundbr. der Oestr. Monarchie. S. 269.
J. Jacobi in: Med. Jahrb. des Oesterr. Kaiserstaates. 1819.
Bd. V. St. 2. S. 101.
Nur namentlich zu erwähnen sind: das St. Blasiusbad bei
Zerotin, — das Ziegerwasser (Wenecek) bei Prag, im J. 1768
beschrieben von Zause hner (Beiträge zur Wassergeschichte von
Böhmen. Bd. II. S. 119), — und der Säuerling von Zelewcic. —
c) im Königgrätzer Kreise:
Das Kuhusb ad oder Gradlitzerb ad nördlich von König-*
grätz in der Herrschaft Gradlitz, bei dem Dorfe Kukus. Die hier
entspringende M.quelle, welche früher den vielversprechenden Namen
„goldene Ader1' führte, wurde 1694 untersucht, und da die Prüfung günstige
Resultate ergab, von dem Grafen Spork die erforderlichen Gebäude
für Kurgäste aufgeführt. Den Namen Kukus (Kux) erhielt der neu-
gegründete Ort von dem genannten Hrn. Grafen wegen des in frühe-
rer Zeit hier betriebenen Bergbaus. — Früher wurde dieser Kurort viel
besucht und gebraucht, ist aber jetzt fast ganz aufser Gebrauch.
125
Uralter Kukus- Brunnen, anjetzo erneuerter Gradlitzer Brunnquell
von Karl Valeut. Kirchmeyer. Prag 1698. — 1718.
Der so alte, als edle Kukusbrunnen nach Hrn. Kirchmeyer fer-
ner recommandirt von Chr. Gottl. Langen. Hirschberg 1720.
Gott fr. Benj. Haake, Beschreibung des Kukusbades. Schweid-
nitz 1725.
C h r. M i c h. A d o 1 p h u s , de fönte Kukufsensi. Wratislaviae 1726.
H. J. v. Crantz, Gesundbr. der Oest. Monarchie. S. 245.
An das Kukusbad scbliefsen sich folgende weniger bekannte und
benutzte: das Königinn hofer-Johannesbad, bei der Stadt
Königinnhof, welches im J. 1506 gegründet, jetzt aber nur wenig ge-
braucht wird; — das Bad Resek bei dem Dorfe Blaschkow; — das
Nachoder oder Biloweser-Bad bei dem Dorfe Bilowes, besitzt
eine sehr starke, dem Cudowaer M.wasser ähnliche Eisenquelle ; —
das Bad zu Klein-Schwadowitz, drei Stunden von Nachod,
eine in Form von Wasserbädern gegen Gicht und Rheumatismen be-
nutzte kalte Schwefelquelle; — das Badsdorfer-Bad auf der
Herrschaft Senftenberg, drei Stunden von dem Städtchen Senfteii-
berg. —
d) im Biczower Kreise:
Das Johannesbad, oder der Johanuesbrunnen auf der
Herrschaft Wildschütz, dem Freiherrn von Silberstein gehörig, an 1500
Fufs über dem Meere, am Fufse des Schwarzenberges, bekannt seit
Anfange des siebzehnten Jahrhunderts, chemisch untersucht von Logd-
niaiiii von Auen, Arnoldi und neuerdings von Adalbert Ka-
blick, weniger als Getränk, häufiger äufserlich als Bad benutzt.
Nach A. Kablick's Analyse enthalten sechzehn Unzen M.was-
ser an festen Bestandtheilen in wasserleerem Zustande:
Chlornatrium 0,12384 Gr.
Schwefelsaures Natron . . . 0,13163 —
Einfach kohlensaures Natron . . 0,14343 —
— — kohlensaure Kalkerde
— — kohlensaure Talkerde
Kieselerde .....
Schwefelsaure Kalkerde .
Halbajebundene Kohlensäure
0,83342 —
0,05245 —
0,04178 —
0,10383 —
0,45824 —
1,88862 Gr.
A. Kablick fand bei den im J. 1814, 1828 und 1835 angestellten
Analysen, dafs diese M. quelle in einem Zeitraum von ein und zwan-
zig Jahren hinsichtlich ihrer festen Bestandtheile keine wesentliche
Veränderung erlitten habe.
Ursprung und Gebrauch des uralten Johannesbrunnen. 1680.
Melch. Wenz. Logdmann de Aven, beachtsame und wahr-
haftige Beschreibung der mineralischen Wässer in den St. Johan-
nisbädern. 1707.
L. A. Arnoldi 's Zergliederung und Beschreibung des uralten,
126
der Stadt Trautenau nächstgelegenen, mineralischen Badesprudels Jo-
hannesbrunnen. Prag 1795.
Die M. quelle zu Johannisbad von AdalbertKablick. Prag
1837 (Abgedr. aus W. R. Weite nweber's Beiträgen zur gesamm-
ten Natur- und Heilwissenschaft. Bd. II. St. I. S. 119). —
Nur namentlich aufzuführen sind: das Forsterbad beim Dörf-
chen Forst, — das Mostigerbad (Mosteky Lazen), auf der Herr-
schaft gleiches Namens, — das Miletinerbad oder Trottine r-
b a d , bei Klein-Trottin auf der Herrschaft Miletin, (Gründliche und
■wahrhafte Beschreibung des Miletiner Gesundheitsbades von Job. Al-
tenberger. Königgrätz 1752), — dasHoritzerbad bei der Stadt Ho-
ritz, — das Chlumetzer- oder Milkosrb-Bad, nahe bei Chlu-
metz, — das Sadskaerbad dei der Stadt Sadska, — und das Bad
im Dorfe Chodowitz u. a.
Nur namentlich zu erwähnen sind endlich in dem Taborer
Kreise: das St. Anna dorfer-Bad auf der Herrschaft Hroby, —
das Bec hin er-Bad, eine eisenhaltige M. quelle bei der Stadt Be-
chin, — das Gut w asser- oder Dobrawoda-Bad bei dem Dorfe
Klokot bei Tabor (Haylsame Brunn -Quelle der K. Bergstadt Ta-
bor von Jos. Jgn. Mitschky. Prag 1731), — das Bad bei dem
Städtchen Poczatek oder Podsc haken auf der Herrschaft Sero-
witz, — das Raudnauer-Bad zum Gute Mischkawitz gehörig ; —
in dem Chrudimer Kreise: das Bad Goldbrünnel am Walde
auf der Herrschaft Bistra, — das Bad Hagek auf dem Gute Bo-
rownitz, — das Bad bei Hamry auf der Herrschaft Reichen-
burg, — das Bad bei Königsfeld auf der Herrschaft Landskern, —
das St. Nikolasbad bei W ratzlau auf der Herrschaft Hohen-
maut, — das Bad bei P o d o 1 auf der Herrschaft Herzmanmiestez
u. a. ; — im Prac hiner Kreise: das Bad Doktorka bei der
Stadt Prachatitz auf der Herrschaft Winterberg, — das St. Gün-
thersbad im Bezirke Waldhwozd, zeichnet sich nach Mayer
durch die Reinheit seines kalten Wassers aus (Abhaudl. einer Privat-
gesellschaft in Böhmen. Bd. IV. S. 148), — das Horawizerbad
bei der Stadt gleiches Namens, — das Bad Klaubowka bei dem
Dorfe Kotaun, — das Bad AVodolenoAV oder Wo dolenka beim
Dorfe Hradek u. a. ; — im Klattauer Kreise: das M.bad zu Le-
tin in der Herrschaft Unter -Lukawetz, — zu Milawetz in der
Herrschaft Taufs, — zu Wolf gang bei der Stadt Chaudenitz; —
im Czaslauer Kreise: das Bad Lipka bei dem Marktflecken Przi-
bran, — das St. Annabad bei Modletin auf der Herrschaft glei-
ches Namens, — das Petrokofer-Bad auf der Herrschaft Schrit-
tens , — das Bad Wiklantitz auf dem Gute gleiches Namens,
u. a. ; — im Budweifser Kreise: das Fraueuberger- oder
Lipnitscher-Bad bei dem Dorfe Lipnitsch , ein eisenhaltiges
Schwefelwasser, — das Bad zu Gutwasser, — zu Heilbrunn u.
a. ; — im Beraun er Kreise: das Kuchelbad oder Klein-
küchlerbad, anderthalb Stunden von Prag, Eigenthiim des Hrn.
Professor Dr. Rottenbereer, — u. a.
127
Ueber diese und andere weniger bekannte und grofsentheils un-
benutzte M. quellen vergl. Hille (a. a. 0. S. 177. u. folg.) 5 ein al-
phabetisches Verzeicknifs der bekannten böhmischen M. quellen findet
sich in de Carro's Almanach de Carlsbad. Annee 1835. p. 46.
2. Die Heilquellen der Markgrafschaft Mähren
und des Oesterreichisclien Schlesiens.
Umschlossen von dem mährischen Gebirge im Westen,
nördlich von dem mährisch - schlesischen, den Verzweigun-
gen der Sudeten, östlich von dem Halbkreis der Karpathen,
flacht sich Mähren gegen Süden nach der Donau zu ab,
und bietet in dieser Beziehung sehr verschiedene Höhen-
verhältnisse dar; — im Norden erreicht der Altvater die
Höhe von 4505 Fufs, der Peterstein die von 4420 F., der
Karlsbrunnen oder das Bad zu Hinnewieder die von 2353
Fufs, — während der Spiegel der Donau bei Wien 480, bei
Pesth nur 215 F. über dem Meere erhaben ist.
Das Hauptgebirge im Norden besteht aus Urgebirge,
Gneifs, Glimmerschiefer, Thonschiefer und Grauwacke; an
sie reihen sich die verschiedenen Formationen der altern
und Jüngern Flötzgebirge, welche bis in das Flufsgebiet
der Donau herabsteigend, einen Theil des grofsen Beckens
bilden, durch welches die schöne Donau sich mäandrisch
windet.
Von Th.quellcn besitzt Mähren nur eine, von 25° R. ;
aufser dieser mehrere kalte Schwefelquellen und zahlreiche
andere kalte Mineralquellen, welche zwar reich an kohlen-
saurem Gas, häutig aber nur wenig feste Bestandtheile
enthalten.
Die Zahl der Kochsalzquellen in Mähren und dem Oe-
sterreichisclien Schlesien ist verhältnifsmäfsig gering, nur
im Fürstenthume T e s c h e n unweit Freiburg zeichnen sich
die Quellen bei Orlau, Karwin und Solza durch ihren
beträchtlichen Salzgehalt aus.
Eine besondere Erwähnung verdienen: die Schwefel-
Th.quelle zu Ullersdorf, — der Karlsbrunnen, die
M. quellen zu Luhatschowitz und zu Sternberg.
128
Th. Jordan de Clausenburg, coimnent. de aquis medicatis
Moraviae. Francof. 1586.
H. J. v. Crantz, Gesundbr. der Oest. Monarchie. S. 238. 289.
Vinc. Fer. Tau de, Synopsis fontium Austriae. p. 172.
Die besucht. Badeörter und Gesundbrunnen des Oesterr. Kaiserst.
Th. I. S. 130.
Beschreibung der Heilquellen des Gesenkes und ihres zweckinä-
fsigen Gebrauchs, vou Dr. A. Zink. Brunn 1816.
v. Oeynhausen, geognostische Beschreibung von Oberschlesien.
1822. S. 124.
Teutschland, geogn. geolog. dargestellt von Ch. Keferstein.
1824. Bd. III. St. 1. S. 131.
Hille's Heilq. Deutschlands u. der Schweiz. Th. I. Heft 2.
1. Das M.had %u U 11 er s d o rf \\\\ Olmützer Kreise,
am Tefsflusse, Eigenthum des Fürsten Karl von Lich-
tenstein, am Fufse der Gebirgskette, welche Schlesien
von Mähren trennt, in einem höchst romantischen Thale,
nach Jord. v. Klausenburg- die Königin der Mährischen
Gesundbrunnen, von dem Schlosse Ullersdorf nur eine
Viertelstunde entfernt, von Olmütz sieben Meilen nörd-
lich gelegen. — ■ Durch einen Zufall entdeckt, wurde die
hier entspringende M. quelle, zuerst von J. v. Klausen-
burg 1586 unter dem Namen Aqua Lofsinensis beschrie-
ben und von Job. v. Zerotin, Erbherrn auf Ullersdorf, ge-
fafst, als Bad fleifsig benutzt. Eine neuere Beschreibung
dieses Bades besitzen wir vom Dr. Vincenz Kratky,
Physikus zu Trüben.
Die zur Aufnahme von Kurgästen bestimmten Wohn-
gebäude sind unfern des mit den nöthigen Vorrichtungen
versehenen Badehauses.
Das Wasser ist klar, von einem starken Schwefelge-
ruch und Geschmack, seine Temperatur beträgt 25° R.
Der Analyse zufolge, welche Joh. Schrott er 1824
unternahm, enthalten sechzelm Unzen dieses Wassers :
Schwefelsaures Natron . . . 0,266 Gr.
Chlornatrium 0,300 —
Kohlensaures Natron .... 0,333 —
Kohlensauren Kalk .... 0,166 —
Kieselerde 0,ü83 —
Extractivstoff 0,058 —
1,206 Gr.
Schwe-
129
Schwefelwasserstoffgas . . . 2,635 Kub.Z.
Kohlensaures Gas . . eine unbestimmte Menge.
Hinsichtlich seiner Bestandteile und seiner Wirkungen vergleicht
es Kratky mit dem Schwefelwasser zu Baden in Nieder-Oesterreich.
Gebraucht wird das M.wasser nur als Bad, weniger als
Getränk; als Getränk haben Mehrere eine nur einige hun-
dert Schritte von der warmen Schwefelquelle entfernte kalte
benutzt.
Mit günstigem Erfolg wurde dieses Schwefelwasser an-
gewendet bei hartnäckigen rheumatischen und gichtischen
Leiden, — chronischen Hautausschlägen, veralteten Ge-
schwüren, — Verschleimungen und Stockungen im Unter-
leibe, — Gries- und Steinbeschwerden, so wie andern chro-
nischen Leiden der Harnblase.
Thom. Jord. a Clausenburg, 1. c. p. 7.
H. J. v. Crantz, Gesundbr. der Oest. Monarchie. S. 300.
Moravia. 1819. Heft 1. Nr. 11.
Beobachtungen u. Abhandlungen von Oesterreich. Aerzten. Bd. I.
1819. S. 329.
Die besucht. Badeerter und Gesundbr. des Oest. Kaiserstaates.
TL. II. S. 150.
Hille a. a. 0. S. 195.
2. Das Mineralbad Hinnewieder oder K arls -
brunn, nach dem Erzherzog Karl genannt, Eigenthum des
teutschen Ordens, liegt mit den dazu gehörigen Gebäuden
in einem, von hohen Waldgebirgen umschlossenen, von der
Oppa durchflossenen Thalkessel, 2353 Fufs über dem Meere,
am Fufse des ehrwürdigen fünfthalbtausend Fufs hohen Alt-
vater, zwei Meilen von Freudenthal, und wird daher auch
unter dem Namen des FreudenthalerBades aufgeführt.
Durch die hohe Lage und die Nähe bedeutender Ge-
birge ist das Klima rauh und veränderlich. Im Juli und
August sind oft die Tage sehr heifs, die Morgen und Abende
kühl, die Witterung wechselnd, dagegen heiterer und be-
ständiger im September.
Bekannt waren die M. quellen schon lange , wurden aber we-
nig und nur von den nächsten Bewohnern benutzt, Erst im J. 1768
schenkte man ihnen mehr Aufmerksamkeit, 1780 wurde die nach dem
Erzherzog Maximilian benannte Maximiliansquelle gefafst,
II. Theil. I
130
und später die bei der Quelle befindlichen, zu Bädern und Wohnun-
gen für Kranke bestimmten Wohngebäude aufgeführt, welche später
ansehnlich vermehrt wurden. Seit dem J. 1833 ist auch eine Molken-
anstalt errichtet.
Die Frequenz der Kurgäste hat sich in den letzten Jahren sehr
vermehrt; die Zahl der den Kurort besuchenden Familien betrug im J.
1833: 150, — 1834: 170, - 1835: 190, — 1836: 204, — der versen-
deten Krüge im J. 1835: 15000, — im J. 1836: 18000.
Der Brunnenarzt, Hr. Dr. Klemm verweilt in Karlsbrunn von
Anfang Juni bis Ende September. — Unter den Monographieen sind
die neuesten von Klemm und Malik als besonders rühmlich zu
erwähnen.
Das Wasser der einzelnen hier entspringenden Quellen
ist unter sich nicht wesentlich verschieden. Alle sind sehr
reich an Kohlensäure, enthalten vorwaltend kohlensaure
Erden und kohlensaures Eisen, und halten zwischen den
erdigen Eisenwassern und den eisenhaltigen Säuerlingen
die Mitte.
Sehr bemerkenswerth ist der Umstand, dafs die Koh-
lensäure sehr fest an das Wasser gebunden zu sein scheint.
Man unterscheidet folgende Mineralquellen:
1. Die Maximilians quelle. Ihr Wasser ist, frisch
geschöpft, hell und klar, von einem angenehm -säuerlich-
prickelnden Geschmack, perlt sehr, überzieht die Wände
des Glases mit vielen Glasperlen und bildet, der Einwir-
kung der atmospärischen Luft ausgesetzt, nur einen ge-
ringen ockerartigen Niederschlag. Ihre Temperatur beträgt
6° R.jj ihre Wassermenge 13085 Kub. Zoll in einer Stunde.
Benutzt wird diese Quelle vorzugsweise zum Trinken
und zum Versenden.
2. Die Karlsquelle, durch eine Allee mit der vo-
rigen verbunden, später entdeckt und gefafst als jene, nach
dem Hoch- und Teutschmeister Erzherzog Karl benannt,
wird als Getränk und Bad benutzt, und liefert in einer
Stunde 30,000 Kub. Zoll Wasser.
3. DieAntonsquellc erhielt von dem Hoch- und
TeutsChineister Erzherzog Anton ihren Namen und giebt
in einer Stunde 45,437 Kub. Zoll Wasser.
131
4. Die M. quelle an der Strafse nach dem Hoch-
ofen; ihre Wasserinenge beträgt in einer Stunde 38,983
Kub. Zoll.
5. Die M. quelle am Philosophengang liefert in
einer Stunde 4642 Kub. Zoll Wasser.
Chemisch untersucht wurden die M. quellen von Scholz
und neuerdings von Meifsner.
In sechzehn Unzen Wasser enthalten :
1. D i e Maximilians quelle
nach Scholz :
nach Meifsner:
Schwefelsaure Kalkerde
0,46 Gr. .
0,42 Gr.
Schwefelsaures Natron .
0,20 —
...
Chlornatrium . . . • ,
0,07 —
...
Kohlensaure Kalkerde .
2,17 —
4,12 —
Cblorcalcium .
....
0,16 —
Kohlensaure Talkerde .
1,53 — .
1,18 —
Kohlensaures Eisenoxydul .
0,36 —
0,50 —
Kieselerde .
0,15 —
0,53 —
Mangan und organische Stof
fo~". . .
Spuren
4,94 Gr.
6,91 Gr.
Kohlensaures Gas .
.- 58,3 Kub. Zoll
. . 44,92 K.Zoll
2. D
ie Karlsquelle
nach Scholz :
nach Meifsner:
Schwefelsaure Kalkerde
0,15 Gr. .
0,30 Gr.
Schwefelsaures Natron
0,20 —
• .
Chlornatrium .
0,15 —
...
Kohlensaure Kalkerde .
0,76 —
4,51 —
0,07 —
Kohlensaure Talkerde .
3,98 —
1,99 —
Kohlensaures Eisenoxydul
0,30 —
0,50 —
Kieselerde
0,15 —
0,51 —
Mangan und organische Stof
fe .
Spuren
5,69 Gr.
■ 7,88 Gr.
Kohlensaures Gas .
53,3 Kub. Zoll
. . 43,07 K. Zoll
3. Di
3 Antonsquelle
nach Scholz :
nach Meifsner :
Schwefelsaure Kalkerde
0,30 Gr. .
0,16 Gr.
Schwefelsaures Natron .
0,15 —
...
Chlornatrium .
0,07 —
...
Kohlensaure Kalkerde .
0,50 —
2,69 —
Chlorcalcium .
• • • •
0,06 —
Kohlensaure Talkerde .
0,77 —
0,62 —
I 2
132
Chlortalcium ....
Kohlensaures Eisenoxj'dul .
Kieselerde
Mangan und organische Stoffe
Kohlensaures Gas .
Schwefelwasserstoffsas .
0,07 Gr. .
0,22 —
0,21 —
2,29 Gr.
48,07 Kub. Zoll.
4. Die M.quelle an der Strafse
nach Scholz :
Schwefelsaure Kalkerde . . 0,15 Gr.
Schwefelsaures Natron
Chlornatrium .
Kohlensaure Kalkerde
Chlorcalcium .
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaures Eisenoxydul .
Kieselerde ....
Mangan und organische Stoffe
Kohlensaures Gas .
0,15 —
0,15 —
0,30 —
0,60 —
0,15 —
0,15 —
1,65 Gr.
28,0 Kub. Zoll.
0,61 Gr.
0,31 —
Spuren
£45 Gr.
34,67 K. Zoll.
Spuren.
nach Meifsner:
0,20 Gr.
0,80 —
0,07 —
0,23 —
0,58 —
0,32 —
Spuren
2,20 Gr.
26,40 K.Zoll.
5. Die M. quelle am Philosophengang
nach Meifsner:
Schwefelsaure Kalkerde . . . 0,20 Gr.
Kohlensaure Kalkerde . . . . 1,36 —
Chlorcalcium 0.13 —
Kohlensaure Talkerde .
Kohlensaures Eisenoxydul
Kieselerde ....
Mangan und organische Stoffe
0,57 —
0,28 —
0,57 —
Spuren
_3,lfGrT
27,96 Kub. Zoll.
Kohlensaures Gas ....
Innerlich und äufserlich angewendet wirkt das M.was-
ser belebend, stärkend, gelinde zusammenziehend, und wird
innerlich und äufserlich empfohlen : bei allgemeiner Schwä-
che, vorzüglich des Nervensjstems, — Schwäche des Ma-
gens und Darmkanals, Säure, Verschleimung des Magens,
Wurmkrankheiten, Durchfall, — Krankheiten des Uterin-
systems, durch Schwäche bedingt, — Störungen der Men-
struation, Unfruchtbarkeit, — Schleim- und Blutflüssen pas-
siver Art, — Nachtripper, — Krankheiten der Harnwerk-
zeuge, — Gries- und Steinbeschwerden, — veralteten Ge-
schwüren, nässenden Flechten.
133
Zum Getränk bedient man sich der Maximiliansquelle, oder der
mehr die Stuhlausleerungen befördernden Karlsquelle, und läfst sie al-
lein oder mit einem Zusatz von Schaafmolken, Milch oder Karlsba-
dersalz trinken.
Zu den Bädern benutzt man das Wasser der drei übrigen M.quel-
len, -welches theils durch glühend heifse Schlacken von dem nahen
Hochofen, theils durch Zusatz des vierten Theils von kochendem sü-
fsem Wasser erhitzt wird.
Versendet wurden nach Malik im J. 1834: 20,000, — im J. 1835:
15,000, — im J. 1836: 18,000 Flaschen M.wasser.
Physikalisch - chemische Untersuchung des Freudenthaler Sauer-
brunnens in Schlesien. Unternommen auf Verlangen des Erzherzogs
Maximilian. Wien 1782. — Troppau 1794.
S. Dürer, examen physico-chemicum acidularum Freudenthalen-
sium in Silesia. Viennae 1782.
v. Crell's chemische Annalen. 1785. Bd. I. S. 263.
F. J. Preifs, der Sauerbrunn und die Schlackenbäder in Carls-
brunn. Breslau 1807.
Beschreibung des im Oesterreichisch-Schlesischeu Antheil gelege-
nen Bades Karlsbrunnen oder Hinnewieder mit seinen Umgebungen.
Breslau 1812.
J. Nep. Klemm' s Nachricht über den Sauerbrunn und die
Schlackenbäder zu Carlsbrunn. Troppau 1819.
Franz Rud. Hermann, Carlsbrunn, ein Gedicht in drei Ge-
sängen. Breslau 1820.
J. Nep. Klemm, der Sauerbrunn und die Schlackenbäder in
Karlsbrunn. Wien 1826.
Meifsner in: Seh weigger- S ei del's Jahrb. d. Chemie u.
Physik. 1831. St. 4.
Ant. Aug. Malik, die Stahlquellen zu Karlsbruun. Troppau
1837.
Hille a. a. O. Th. I. Heft 3. S. 158.
Aehnliche, aber nur wenig benutzte M. quellen finden sich in der
Umgegend zu Ludwigsthal, Seifersdorf, Einsiedel und
Steinseifen.
3. Die M, quellen %u huhatschowit% ent-
springen von dem Dorfe dieses Namens nur eine Viertel-
stunde entfernt, im Hradiscker Kreise, 1600 F. über dem
Meere, in einem freundlichen von Nordost nach Südwest
sich ziehenden Thale, welches von einem Nebenzweig- der
mittleren Karpathen gebildet, sehr reich an M.quellen ist.
In dem ganzen Gebirgszug ist die Thon- und Kalkforma-
tion die vorherrschende.
134
Wenn auch das Klima gemäfsigt ist, sind doch die
Morgen und Abende oft kühl und die Witterung wechselnd.
Bekannt sind die Mineralquellen erst seit der zweiten
Hälfte des siebzehnten Jahrhunderts. Chemisch untersucht
wurden sie vom Grafen Joh. Nep. von Mittrowsky,
Spenkuch und neuerdings von Planiava.
Die durch die Thätigkeit des gegenwärtigen Besitzers dieser Herr-
schaft, Hrn. Grafen von Seren y, gegründeten Trink- und Badean-
stalten, nehst den dazu gehörigen Gebäuden liegen am nordwestlichen
Fufs des grofsen Kommena; seit 1834 besteht hier auch eine Molken-
anstalt.
Es finden sich hier folgende M. quellen :
1. Der Vincentiibrunnen, am Furse des grofsen
Kommena, von 10° R. Temp. und 1,00730 spec. Gew. ; 'gut
gefafst und überwölbt von einem auf Säulen getragenen
Dache giebt derselbe in einer Stunde 6 Eimer Wasser.
2. D e rA mandiltrunnen, gut gefafst und geschützt,
von 10,5° R. Temperatur, liefert in einer Stunde 3j Eimer
Wasser.
3. Der Johannesbriinnen, ebenfalls gefafst aber
unbedeckt, von 11° R. Temp., 1,00800 spec. Gew., giebt
in einer Stunde 4| Eimer Wasser.
4. Die hui&enc/uelle, gefafst, aber gleich dem vo-
rigen unbedeckt, hat 11° R. Temp., das specif. Gew. von
1,00940, seine Wassermenge beträgt in einer Stunde drei
Eimer.
Aufser diesen entspringen in der Nähe mehrere ähnli-
che M. quellen, welche jedoch nicht benutzt werden.
Das Wasser der genannten M. quellen ist mit Aus-
nahme der Amandiquclle klar und hell, geruchlos, von ei-
nem angenehm erfrischenden, mehr oder weniger salzigen,
später zusammenziehenden Geschmack ; am salzigsten ist
der Geschmack der Luisenquelle, am angenehmsten der
des Vincentii- und Johannesbrunnens.
In sechzehn Unzen Wasser enthalten nach Planiava
an festen Bestandtheilcn im wasserfreien Zustande und an
Kohlensäure :
135
1. Die Vincentiiquelle. 2. Die Aman di quelle.
Chlorkalium
Chlornatrium
Bromnatrium
Jodnatrium
Flufssaure Kalkerde
Kohlensaures Natron
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensauren Strontian
Kohlensauren Baryt .
Kohlensaur. Eisenoxydul
Kohlens. Manganoxydul
Kieselerde .
Kohlensäure
1,985401 Gr.
18,420793 —
0,421990 —
0,066642 —
0,022733 —
34,590474 —
0,467334 —
6,729792 —
0,055859 —
0,066933 —
0,105943 —
0,025125 —
0,368640 -
10,256595 —
73,593254 Gr.
3. Die Johannesquelle.
0,366353 Gr.
. 29,583919 —
0,011816 —
0,056645 —
0,015744 —
36,583050 —
0,438915 —
7,320534 —
0,118263 —
0,068042 —
Chlorkalium
Chlornatrium
Bromnatrium
Jodnatrium .
Flufssaure Kalkerde .
Kohlensaures Natron .
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensauren Strontian
Kohlensauren Baryt .
Kohlensaur. Eisenoxydul 0,155544 —
Kohlens. Mangan oxydul 0,042130 —
Kieselerde . . . 0,261120 —
Kohlensäure . . 9,540955 —
84,543030 Gr.
Sehr bemerkenswerth in diesen M. cuiellen ist aufser
der beträchtlichen Menge an Chlorsalzen, Jod und Brom
ihr Reichthum an kohlensaurem Natron und freier Kohlen-
säure. Ihre Wirkung ist daher analog der der jod- und
bromhaltigen Kochsalzquellen, wird aber durch das kohlen-
saure Natron und die freie Kohlensäure erhöht. Getrun-
ken wirken sie daher erregend auf das Nerven- und Blut-
system, aber vorzugsweise auf das Drüsen- und Lymphsy-
stem, die Harnwerkzeuge und die Schleimhäute, die Re-
sorption kräftig betbätigend, rückbildend auf krankhafte Me-
tamorphosen, umändernd, verflüssigend auf das Mischungs-
1,110877 Gr.
22,704134 —
0,433603 —
0,064682 —
0,021658 —
37,348270 —
0,419424 —
6,755512 —
0,089669 —
0,073316 —
0,110615 —
0,028802 —
0,276480 —
8,969513 —
78,45b555 Gr.
Die Luisenquelle.
2,127209 Gr.
31,838719 —
0,006669 —
0,073502 —
0,050688 —
44,078822 —
0,747562 —
6,488275 —
0,104270 —
0,075910 —
0,202538 —
0,019917 —
0,252672 —
9,443681 —
95,510434 Gr.
136
verhältnifs der Säfte, sehr diuretisck, schleimauflösend, ge-
linde abführend; — als Bad benutzt, die Thätigkeit der
äufsern Haut verbessernd, belebend, stärkend und zugleich
die Resorption befördernd.
Zu widerratken bei fieberhaften Beschwerden, bei voll-
blütigen, zu activen Congestionen und Entzündungen ge-
neigten Subjecten, haben sich diese M.quellen dagegen als
Getränk und Bad sehr hilfreich erwiesen : bei Krankheiten
der Digestion und Assimilation von Schwäche, Verschleimun-
gen, Flatulenz, Mangel an Appetit, Stockungen in der Leber,
der Milz und dem Pfortadersysteme, — hartnäckigen Lei-
den des Drüsen- und Lymphsystems, krankhaften Hyper-
trophieen und Metamorphosen, insbesondere scrophulösen
Geschwülsten und Verhärtungen, Struma lymphatica, —
Krankheiten der Harnwerkzeuge, Gries- und Steinbeschwer-
den, — blennorrhoischen Affectionen, namentlich Leiden der
Schleimhaut der Luftwege und Lungen, hartnäckigen Brust-
katarrhen und chronischen Hautausschlägen.
Nach J. v. Vering ist auch das versendete M.was-
ser noch sehr wirksam, inufs aber in diesem Falle längere
Zeit als andere getrunken werden, da es sehr gelind und
langsam wirkt.
Joan. Ferd. Hertodt a Totenfeld, Tartaro - Mastix Mo-
raviae. p. 107.
H. J. v. Crantz, Gesundbr. d. Oestr. Monarch. S. 294.
Aloys Ferd. Kiesewetter, Etwas von dem im Hradisclier
Kreise gelegenen Luhatschowitzer Gesundbrunnen, Brunn 1792.
Spenkuck, Untersuchung der Luhatschowitzer M.wasser. Wien
1798. — 1804. — Brunn 1813.
R. Brandes, Arch. des Apothekervereins. Bd. XXXIX. S. 93.
Planiavain: Baumgartner u. Ettings h ausen's Zeit-
schrift für Physik u. Mathematik. 1828. Bd. IV. S. 277.
J. v. Vering, eigenthüml. Heilkraft verschiedener M.wasser.
2. Aufl. S. 93.
Darstellung der Luhatsch. M.quellen in Mühreu, als Trink- und
Badeheilanstalt von Dr. Joh. M. Wink ler. Brunn 1S36.
Hille a. a. 0. S. 203.
An diese M.quellen schliefsen sich:
Der Ander sdorf er oder Slernberg er Sauerbrunnen,
137
Eigenthum des regierenden Hauses der Fürsten von Lichtenstein,
im Olmützer Kreise in einem romantischen Thale bei dem Dorfe An-
dersdorf, nur eine Viertelmeile von dem Flecken Bären, kaum
hundert Schritte von der grofsen, von Olmütz nach Troppau fuhren-
den Strafse, zwei Stunden von der Stadt Sternberg. Die ganze Um-
<^eirend ist sehr reich an M. quellen.
ÖD
Das Wasser hat die Temperatur von 9° R. und ist von einem
angenehmen, gelinde-zusammenziehenden Geschmack-.
Sechzehn Unzen dieses Wassers enthalten:
Kohlensaure Talkerde . . . 0,96 Gr.
Kohlensaures Eisen .
0,23 —
Kohlensaures Natron .
0,10 —
Kohlensaure Kalkerde
1,27 —
Schwefelsaure Kalkerde
0,25 —
Kieselerde
0,30 —
3,11 Gr.
Kohlensaures Gas
. 22,50 Kub. Z.
Innerlich angewendet wirkt dasselbe belebend, stärkend auf Ner-
ven-, Muskel- und Gefäfssystem, aber zugleich auch belebend-reizend
auf die Se- und Excretioneu, namentlich auf die Schleimhäute und
Harnwerkzeuge, — die Verdauung befördernd, auflösend, sehr diu-
retisch.
Benutzt wird dasselbe als Getränk, an der Quelle und versendet,
allein, oder, bei reizbaren Kranken, mit lauwarmer Milch, und als
Bad in allen den Fällen, in welchen alkalisch-erdige Säuerlinge indi-
cirt sind. Seit 1811 befindet sich bei der Quelle ein zu Wasserbä-
dern eingerichtetes Gebäude.
Besonders gerühmt wird dasselbe bei Verschleimungen und Schleim-
flüssen, — namentlich hartnäckigen Brustkatarrhen, hartnäckiger Hei-
serkeit, Schleimasthma, als Nachkur nach Brustentzündungen, anfan-
gender Schleimschwindsucht, — mit Eselinnenmilch oder Molken.
H. J. v. Crantz a. a. O. S. 289.
Von dem Nutzen und Gebrauch des Sternberger Sauerbrunnens.
Wien 1785.
Eclaircissement sur la nature, les vertus et Tusage des eaux de
Sternberg. Vienne 1785.
Die besucht. Badeort, u. Gesundbr. des Oesterr. Kaiserst. II. Th.
S. 157.
Hille a. a. O. Th. I. Heft 2. S. 200.
Die M. quelle zu Ranigsdor f bei Trübau im Olmützer Kreise,
auf einer aus Moorgrund bestehenden Wiese, kaum drei Viertel Stun-
den westlich von der Stadt Trübau.
Die gefafste, aber nur wenig benutzte Quelle ist reich au Koh-
lensäure, gehört zu der Klasse der Säuerlinge, ist klar, von einem
angenehmen säuerlichen Geschmack, perlt sehr, bildet, der Einwirkung
der atmosphärischen Luft längere Zeit ausgesetzt, einen ockerartigen
138
Niederschlag, hat nach Herrn von Lukawetz die Temperatur von
10 — 12° R. und enthält in sechzehn Unzen :
Kohlensaures Natron .... 0,050 Gr.
Schwefelsaures Natron .... 0,383 —
Chlornatrium 0,283 —
Kohlensaure Kalkerde .... 1,100 —
Kohlensaure Talkerde .... 0.283 —
Kohlensaures Eisenoxydul . . . 0,033 —
Kieselerde 0,433 —
Extractivstoff . . . . . . 1,233 —
3,798 Gr.
An kohlensaurem Gase enthalten 10 Kub. Zoll Wasser 12 Kub. Z.
Der Lichtenbrunnen, östlich von Freudenthal, an der Strafse
von Jägerndorf nach Bennisch, auch bekannt unter dem Namen des
Wetter- oder Heubrunneus, enthält kohlensaures Eisen, Kiesel-
erde und freie Kohlensäure und wird nicht benutzt.
H. J. v. Crantz, Gesundbr. d. Oest. Monarch. S. 238.
Hille a. a. O. Heft 3. S. 167.
Aehnliche, aber nicht benutzte M.quellen finden sich bei Raase,
südlich von Freudenthal, zu Wiese, zwischen Freudenthal und Jägern-
dorf, und zu Skotschau im Fürstenthum Teschen.
Der Säuerling bei Tsckes chdorf, eine halbe Stunde von
Tscheschdorf, eine halbe Meile von Trübau, in einem engen von wal-
digen Höhen umschlossenen Thale entspringend, ist nicht sehr was-
serreich, enthält nach der vom Professor K. Hartmann 1810 unter-
nommenen Analyse kohlensaures Gas, kohlensaure Talk- und Kalkerde,
kohlensaures Natron und Eisen, ist dem Säuerling von Andersdorf
ähnlich, nur schwächer, wird wenig und nur als Getränk benutzt.
Die S chwefelquelle zu Olmiitz ist kalt, enthält nach der
Analyse von Job. Schrötter in sechzehn Unzen:
Schwefelsaures Natron
0,250 Gr.
Chlornatrium
0,149 —
Kohlensaures Natron .
0,158 —
Schwefelsaure Kalkerde
0,066 —
Kohlensaure Kalkerde
0,858 —
Kohlensaure Talkerde
1,433 —
Kieselerde ....
0,016 —
Extractivstoff
0,050 —
2,980 Gr.
Schwefelwasserstoffgas
2,224 Kub. Z.
In der Badeanstalt, welche Privateigenthum ist, wird das Schwe-
felwasser äufserlich benutzt bei chronischen Hautausschlägen und
rheumatischen Affectionen.
Die Slatenitzer Schwefelquelle im Olmdtzer Kreise, ent-
springt eine halbe Stunde von Plumenau, anderthalb Stunden von 01-
mütz entfernt.
Das Wasser ist kalt und enthält nach der von Job. Schrötter
139
1809 unternommenen Analyse: Schwefelwasserstoffes, kohlensaures
Gas, schwefelsaures Natron, Chlornatrium, schwefelsaure Kalkerde,
kohlensaure Talkerde und Extractivstoff. Benutzt wird dasselbe als
Bad und empfohlen bei rheumatischen und gichtischen Leiden, chro-
nischen Hautausschlägen und Stockungen im Unterleibe.
Alex. Ant. Ign. Schamsky, Beschreibung des heilsamen Was-
sers zu Grofs - Lattein , insgemein Slatenitz genannt, bei Olmütz.
Brunn und Olmütz 1713.
H. J. v. Crantz, Gesundbr. der Oest. Monarchie. S. 298.
Das Czernoivincr Bad, nur eine halbe Stunde von Olmütz
entfernt. Das Wasser desselben ist kalt, enthält wiederholten Ana-
lysen von J. Sehr ött er, Dr. Fr. Pf rang, Prof. Steinheibl
zufolge nur höchst wenig feste und flüchtige Bestandtheile, — nur
sehr wenig Eisen, schwefel- und kohlensaures Natron, — und wird
als Bad von den Bewohnern von Olmütz mehr zum diätetischen, als
eigentlich medizinischen Gebrauch benutzt.
Das Bad zu Tb plitz, eine Viertelmeile von Weifskirchen, Ei-
genthum des Fürsten v. Dietrichsteiu, liegt im Prerauer Kreise,
auf dem linken Ufer der Betschowa, in einer sehr angenehmen Ge-
gend. Schon seit langer Zeit ist dasselbe im Gebrauch, — die zu
demselben gehörigen Gebäude enthalten Einrichtungen zu Bädern und
Wohnungen für Kurgäste.
Das mit vielem Flufsw asser vermischte M.wasser hat die Tem-
peratur von 14° R. bei 9° R. der Atmosphäre, ist reich an Kohlen-
säure und enthält an festen Bestandtheilen kohlensaure Kalkerde, Ei-
sen, schwefelsaure Kalkerde und etwas Chlornatrium.
H J. v. Crantz, Gesundbr. d. Oest. Monarchie. S. 301.
Die bes. Badeort, u. Gesundbr. d. Oest. Kaiserst. Th. II. S. 170.
Der J ohannisbrunnen auf der Herrschaft Meltsch, nach
dem Gründer des Kurortes, Grafen Johann v. Tenczin benannt,
liegt zwei Meilen von Troppau in einem romantischen Wiesenthaie.
Erst seit 1811 hat man diese Quelle einer besonderen Aufmerksam-
keit gewürdigt, gefafst und Gebäude zu Bädern und Wohnungen für
Kurgäste aufgeführt.
Das Mineralwasser ist hell, von einem angenehm säuerlichen Ge-
schmack, perlt stark, enthält nur wenig feste Bestandtheile, aber viel
Kohlensäure, und gehört zu der Klasse der erdigen Säuerlinge.
In sechzehn Unzen enthält dasselbe ;
Kohlensaures Natron .
Kohlensaure Kalkerde
Schwefelsaure Kalkerde
Kohlensaure Talkerde
Chlortalcium
Kieselerde .
Kohlensaures Eisenoxydul
— 4,44 ""Gr~
Kohlensaures Gas . ... 29,5 Kub. Z.
0,93 Gr.
1,57 —
0,13 —
1,06 —
0,06 —
0,37 —
0,32 —
140
Benutzt wird dasselbe als Getränk und Bad.
Die besucht. Badeort, u. Gesuudbr. d. österr. Kaiserst. Th. II.
S. 163.
Hille a. a. 0. Heft 3. S. 175.
Das Bad Summer aw, eine halbe Stunde von Neutitschin im
Prerauer Kreise. Das Wasser hat die Temperatur von 5° R. bei
13° R. der Atmosphäre, scheint reich an Schwefelwasserstoffgas und
kohlensaurem Gas zu sein, wird in Form von Wasserbädern in den bei der
Quelle befindlichen Badekabinetten benutzt und bei gichtischen und rheu-
matischen Leiden, so wie bei chronischen Hautausschlägen gerühmt.
Die bes. Badeort, u. Gesundbr. d. Oest. Kaiserst. Th. IL S. 176.
Die M. quelle zu Buchlau im Hradischer Kreise, schon von
Jord. v. Clausenburg beschrieben, von Her hol dt und H. J. v.
Crantz und AI. Ferd. Kiesewetter empfohlen, in Form von
Bädern angewendet.
H. J. v. Crantz, Gesundbr. der Oest. Monarchie. S. 290.
Das Buchlauer Bad in einer Reihe von Briefen von AI. Ferd.
Kiesewetter. H. Skalitz 1781.
Es gehören hierher ferner, aufser andern wenig bekannten,
im Olmützer Kreise: die M. quelle von Wierowan, schon von
Jord. v. Clausenburg beschrieben; — in dem Hradischer
Kreise: die M. quellen von Suchaloza, Huck oder Hluck,
Otrakowitz, Wisowitz, Swada Studinka, Smradiatka,
die als Bad benutzte M. quelle von Koritschan (Joh. Stupinka
in d. med. Jahrb. d. k. k. österr. Staats. Bd. XIII. S. 478. 1833), von
Koritna, Nagapedl, Nezdenitz bei Petrow; — in dem Pre-
rauer Kreise das Hosteiner Bad, die M. quellen von B o -
c h o r z i , H I i n s k o ; — im Briinner Kreise der als Bad be-
nutzte Voi tels brunn en ; — im Iglauer Kreise der Pozdia-
teker Gesundbrunnen (Joh. Bapt. Mich. Sagars, von dem Poz-
diateker Gesundbrunnen. Wien 1765).
II. Die Heilquellen des Erzherzogthums Ocsterreich
und des Herzogthums Salzburg, der geforsteten Graf-
schaft Tyrol und der Herzogthümer Steiermark,
Kärnthen und Krain.
A
lle genannte fünf Nachbarländer vereinigen sich vermöge
ihrer Lage zu Einer Gruppe, welche von dem Flufsgebiete
des Inn und der Donau, von Innspruck bis Prefsburg, im
Norden und im Süden von dem dasselbe begränzenden
Hochlande, einer Fortsetzung der mächtigen Alpenkette
gebildet wird, welche, nachdem sie die Schweiz in allen
Richtungen durchzogen, durch Tyrol, Salzburg, Steiermark,
Kärnthen und Krain sich ausbreitet und schirmend den wei-
ten Busen des adriatischen Meeres umkränzt.
Die Höhenverhältnisse, welche diese Länder karakte-
risiren, sind daher sehr mannigfaltig. Das Becken des Inn
von Innspruck bis Passau und der Donau von Passau bis
Prefsburg, in welche sich alle am nördlichen Abhänge des
Gebirges entspringende Flüsse ergiefsen, bildet den tiefsten
Stand, den höchsten die südlich dieses Flufsgebiet begrän-
zenden majestätischen Alpen; — Innspruck liegt noch über
1500 Fürs, der Spiegel der Donau bei Passau 789 F., bei
Prefsburg nur 316 F. über dem Meere, während die paral-
lel mit der Donau ostwärts streichenden Gebirgszüge, die
Norischen, Rhätischen, Julischen und Karnischen Alpen, sich
bis zu einer Höhe von 9 und 10,000 F., der Grofsglockner
bis zu der von 11,780 F. erheben!
Der Gegensatz, welcher durch diese Höhenverhältnisse
bedingt wird, zeigt eine, diesen entsprechende, sehr zu be-
142
achtende karakteristische Verschiedenheit in den geognosti-
schen Beziehungen der genannten Länder zwischen dem
Gestein des Donaubeckens und dem des Alpenzuges; das
erste, aus einer neueren tertiären Lagermasse, grünlich-
bläulichem Thon (Tegel) und Leithakalk zusammengesetzt,
wird von Wiener Sand- und Kalkstein umschlossen, wäh-
rend in dem eigentlichen Gebirgsstock eine ältere Forma-
tion vorwaltet, — Glimmer- und Thonschiefer, Flysch- und
Alpenkalk und Nagelflühe.
Die Verschiedenheit der Höhenverhältnisse, der Rich-
tung und der einzelnen Gebirgsarten gewährt eine rei-
zende Mannigfaltigkeit der Vegetation und des Klimas der
einzelnen Gegenden, — ein fruchtreiches, mit Dörfern, Städ-
ten und Schlössern bedecktes, von Weinbergen und belaub-
ten Höhen umschlossenes Becken, durch welches die Do-
nau majestätisch strömt, — romantische Thäler in den vor-
springenden Verzweigungen des Hauptgebirges, — reizende
Seen und malerische Wasserfälle, — und endlich in dem
höheren Gebirge kolossale Felsenmassen mit Sennenhütten,
steilen Granitwänden, einsamen Eisfeldern und überraschen-
den Ein- und Aussichten in die Tiefe und Ferne.
1. Die Heilquellen des Erzherzogthums Oester-
reich und des Herzogthums Salzburg.
Wenn gleich das Erzherzogthum Oesterreich in den Grup-
pen der genannten Länder die tiefste Lage hat, indem es das
eigentliche Flufsgebiet der Donau zwischen Passau und
Prersburg bildet, so umfafst dasselbe, da es auch tlie Salz-
burger Alpen mit einschliefst, zugleich auch sehr bedeu-
tende Höhen; — Wien liegt 480 F., Baden 638 F., Hall
1000 F., Salzburg 1300 F., Ischl 1433 F., Hallein 1450 F.,
Hallstadt 1500 F., Gastein 3000 F. über dem Meere er-
haben.
Für die Entstehung und Mischungsverhältnisse der in
Oesterreich und Salzburg entspringenden M. quellen schei-
nen beachtenswerth mehrere bedeutende Steinkohlcnflötze,
143
namentlich bei Baden, beträchtliche Braunkohlenlager im
Hausrückkreise, sehr mächtige, von Kalkwänden umschlos-
sene und bedeckte Salzlager bei Hall, Hallstadt und Hal-
lein im Salzkammergut und Salzburg-, und das Urgebirge
der Salzburger Alpen.
Die berühmtesten Heilquellen und Bäder dieser Gruppe
sind die Schwefel -Thermalquellen von Baden, die Ther-
malquellen von Gast ein und das Soolbad zu Ischl, —
die Temperatur der Th. quellen beträgt 22—38,5° R.
H. J. v. Crantz, Gesundbr. der Oest. Monarchie. S. 13.
Vinc. Fer. Taude, Synopsis fontium Austriae. p. 2.
Teutschland geogu. geolog. dargestellt von Ch. Ke fer st ein.
Bd. I. St. 3. S. 253. 277. 292. Bd. V. St. 3. S. 425. Bd. VI. St. 2.
S. 125.
C. Prevost in: K eferstein's Teutschland. Bd. II. St. 1. S. 67.
Parts ch in: Keferstein's Teutschland. Bd. IV. St. 3. S. 287.
1. Die Schwefeltherme %u Baden, im Kreise
unter dem Wienerwalde, nicht zu verwechseln mit Baden-
Baden mid Baden in der Schweiz.
Die durch ihre Heilquellen berühmte und nach ilmen
benannte Stadt Baden liegt an der Schwechat, vier Meilen
südöstlich von Wien, am Fufse der Cethischen Gebirge,
638 Fufs über dem Meere, in einer höchst anmuthigen,
reich von der Natur gesegneten Gegend, und wird mit Recht
zu den ältesten und besuchtesten Kurorten Teutschlands ge-
zählt. Die Zahl ihrer Einwohner betrug im J. 1837: 3641,
die mittlere Zahl tler sie jährlich besuchenden Badegäste
nach Habel durchschnittlich in den letzten zehn Jahren
5328, von welchen freilich, wie bei Baden -Baden, die Ge-
sunden von den wirklich Kranken wohl zu unterscheiden
sind. Die Annehmlichkeit eines Aufenthaltes zu Baden wird
sehr durch die Nähe der volkreichen und vergnügungssüchti-
gen Kaiserstadt erhöht.
Das Klima zu Baden ist nach Beck zwar schnellen
Temperaturwechseln unterworfen, übrigens aber gesund.
— So reich Baden an kräftigem warmen Schwefelwasser
ist, so wenig Quellen von gutem Trinkwasser besitzt es.
144
Schon den Römern waren die Th. quellen von Baden,
und wahrscheinlich die des Ursprunges bekannt. Marcus
Aurelius Anton inus, welcher sich lange in Carnu-
tum (Petronell oder Hahnburg) und in der Umgegend
aufhielt, gedenkt der Aquac Pannoniae und Thermae Ce-
thiae, der Strafse von Vindobona über Aquis und Scara-
bantia (Oedenburg) nach Sabaria (Stein am Anger) und be-
stimmt sogar die Entfernung dieser Bäder auf 18Ö00 Schritte.
Aufgefundene römische Inscriptionen und Ueberreste von
alten römischen Bädern machen es sehr wahrscheinlich, dafs
diese Quellen schon im ersten und zweiten Jahrhundert den
Römern bekannt gewesen, und daselbst von der zehnten
und vierzehnten Legion ein Bad nebst mehreren Gebäu-
den aufgeführt worden ist. Als in der Mitte des tlritten
Jahrh. die Römer die Herrschaft in Oberpannonien verlo-
ren, scheinen die Bäder zu Baden in Verfall gerathen zu
sein und sich erst später wieder gehoben zu haben. — Rühm-
lichst wird ihrer im sechzehnten und siebzehnten Jahrhun-
dert von Eschenreuter, Günther von Andernach,
Martin Ruland, L. Thurneiser, Baccius u. A. ge-
dacht ; von den neueren über diesen Kurort erschienenen
Schriften und Mittheilungen verdienen einer besondern Er-
wähnung die von Schenk, Beck, A. und C. Rollett
und Habel.
Von den Badeärzten zu B. sind zu erwähnen die Hrn.
D.D. Rollett, Habel, Sevigniani u. Landesmann.
Die Umgebungen von Baden sind reizend. Von den beliebtesten
Punkten nenne icli nur: das Helene nthal, die malerisch gelege-
nen Ruinen von Rauhen stein, Rauhe neck u. S c h a r f c n e ck.
Die zahlreichen Schwefel-Th.quellen kommen theils in
der Stadt, theils in der Nähe derselben zu Tage. Die Ba-
den umgebenden Berge bestehen aus Flötzkalkstein, Schie-
fer, Gyps, und führen Schwefelkies, Stalaktiten, merkwür-
dige Versteinerungen und Steinkohlen.
Die Gegend von Siegenfeld betrachtet Schenk als den eigentli-
chen Heerd der Schwefel-Th.quellen und glaubt, dafs sie von da durch
den Calvarieuberg ihren Lauf nach Baden fortsetzten; Beck dage-
gen
145
gen sucht die geheime Werkstätte dieser Quellen unter dem sogenann-
ten, zum Kaltenbergergebirge gehörigen Hollerthalberge.
Von den Spitälern und andern wohlthätigen Anstalten zu B. ver-
dienen eine besondere Erwähnung: das Militairbadehaus, das
Haus der Wohl thätigkeit, das Bürgerspital, die beiden
Lazarethe und das Marienspital.
Das Th.wasser ist vollkommen klar, wird, der Einwir-
kung der atmosphärischen Luft ausgesetzt, leicht getrübt,
und besitzt einen starken Schwefelgeruch und Geschmack.
Alle Th. quellen sind sehr ergiebig ; der Ursprung giebt in
24 Stunden 13,440 Eimer ; ihr spec. Gew. beträgt 1004.
Nach Beck erleidet sowohl die Menge, als auch die Qualität und
Temperatur des zu Tage kommenden Wassers durch die verschiede-
nen Jahreszeiten nur wenig Veränderung. An den Wänden sublimi-
ren sich zarte, geibe Krystalle, welche unter dem Namen des Bade-
ner Salzes bekannt sind. — Von diesem ist der Badeschlamm
oder Niederschlag der Quellen zu unterscheiden, und zwar ein un-
terirdischer, welcher gebildet wird, wo das Thermalwasser sich
in einem bedeckten Räume befindet, und ein oberirdischer, wel-
cher beim unbedeckten Abflufs desselben entsteht.
Chemisch analysirt wurde das Badener Th.wasser von
Volta, Schenk, R. von Specz und C. Rollett.
Nach R. von Specz enthalten sechzehn Unzen Th.
wasser:
Chlortalcium .... 0,368 Gr.
Chlornatrium .... 1,341 —
Kohlensaures Lithion . . . 0,078 —
Schwefelsaure Talkerde . . 1,360 —
Schwefelsaures Natron . . 1,990 —
Kohlensaure Talkerde . . 1,750 —
Kohlensaure Kalkerde . . 1,800 —
Schwefelsaure Kalkerde . . 3,200 —
Thierisch - vegetabilische Materie 0,730 —
Phosphorsaure Kalkerde . . Spuren
12,ol7 Gr.
Schwefelwasserstoffgas . .. 0,7 Kub. Z.
Kohlensaures Gas . . . 0,5 — —
Stickgas . . . . . 0,3 — —
1,5 Kub. Z.
Ein Loth des Badener Salzes enthält:
Schwefelsaure Talkerde . . 199,2 Gr.
Schwefelsaure Kalkerde . . 10,4 —
Schwefelsaures Natron . . 30,4 —
240 Gr.
II. Theil. K
146
Ueher die Analyse des Schwefel - Mineralschlammes zu Baden
vergl. Bd. I. S. 404 u. 405; — zweit. Aufl. S. 478.
Die Temperatur der Th.quellen. beträgt 22— 29° R. ■
Man unterscheidet folgende verschiedene Th. quellen und
Bäder:
1. Das Josephsbad am Josephsplatz, ein rundes
tempelartiges Gebäude; die Temperatur seiner Th. quelle
beträgt 29°, die des Bades 28,6° R.
2. Das Frauen bad, östlich vom vorigen, am Ende
der Frauengasse ; die Temperatur der Th. quelle beträgt
28,9° R., die des Bades 24,4° R.
3. Das Karolinen bad, früher Neubad, auch äufse-
res Frauenbad genannt, ein Theil der in einem Gebäude
vereinigten Frauen- und Karolinenbäder; die Th.quelle hat
die Temperatur von 28,8° R., das Bad von 28° R.
4. Die Engelburgbäder , jenseit der Schwechat;
die Temperatur der Th. quelle beträgt 28,4°, die des Ba-
des 27,7° R. In den nebenbei befindlichen Stuiidenb ädern
befinden sich Vorrichtungen zu Douche- und Tropfbädern.
5. Das Sauerbad, auch jenseit der Schwechat; die
Th.quelle hat die Temperat. von 28,1° R., das Bad die von
27,7° R.
7. Die Römerquelle, oder der Ursprung, von 27,9°
R. — Neben dem stollenartigen Gange zur Römerquelle
befindet sich der Trinkbrunnen, dessen Wasser in por-
zellanenen Röhren zum Brunnenbecken geleitet wird.
8. Die Halbbäder, oder Ursprungbäder erhal-
ihr Wasser aus der Römerquelle, von 27,9° R. Temp.
9. Die Theresienbäder, in geringer Entfernung
von den Halbbädern, von 26,2 — 6° R. Temp.
10. Das H e r z o g s b a d in dem Herzogshofe , von
27,25° R.
11. Das Antonsbad, ebenfalls im Herzogshofe, von
27° R.
12. DasMilitai r b a d , früher Petersbad genannt ;
die Temp. der Th.quelle beträgt 27,65°, des Bades 26,95° R.
147
13. Das Franzensbad, dem Sauerhofe gegenüber;
die Th. quelle hat die Temperat. v. 27,5° R., das Bad von
26,80° R.
14. Die Leopoldsbäder, früher Heiligenkreuzbad
genannt • die Temperatur der Th.quelle beträgt 26,4°, die
der Bäder 25,55° — 26° R. — In dem Gebäude befinden
sich Apparate zu Dampfbädern, um in verschiedenen höl-
zernen Kasten den ganzen Körper, oder nur einzelne Theile
der Einwirkung der Dämpfe auszusetzen, Douche-, Regen-
und Tropf bäder, und eine aufsteigende Douche oder das
Klystierbad.
15. Das Johannisbad; die Temperat. der Th.quelle
beträgt 26,3°, die des Bades 26,1° R.
16. Das Armen- oder Bettlerbad; die Th.quelle
hat die Temperatur von 26,1°, das Bad die von 25,8° R.
17. Das Mariazellerbad; die Th.quelle und das
Bad sind von 22,9° R. Temp.
18. Das Peregrinibad, das kühlste von allen Bä-
dern; die Temperatm* der Th.quelle beträgt 22,3°, des
Bades 22,2° R. —
Die Th. quellen von Baden gehören nach ihrer chemi-
schen Constitution zu den wirksamsten erdig - salinischen
Schwefel- Th. quellen Teutschlands. In ihrer Wirkung ana-
log den Th.quellen dieser Klasse (vergl. Bd. I. S. 243;
zweite Aufl. S. 256), nehmen sie vorzugsweise die äufsere
Haut, die Schleimhäute und das Leber- und Pfortadersy-
stem in Anspruch. Aeufserlich als Bad benutzt, wirken sie
erregend, belebend, die Resorption bethätigend, umändernd,
verbessernd auf das Mischungsverhältnifs der Säfte, dia-
phoretisch, häufig einen Ausschlag eigener Art (Psydra-
cia thermalis) erregend, — innerlich auflösend auf das Le-
ber-, Pfortader- und Uterinsystem, gelinde eröffnend, dia-
phoretisch.
Nachtheilig und zu widerrathen ist der Gebrauch der
Badener Th. bäder bei Kranken, welche an einem hohen
Grade von Eutkräftung und Schwäche leiden, so wie bei
K 2
148
Vollblütigkeit, Neigung- zu activen Blutflüssen, Disposition
zu Schlagflufs, fieberhaften Leiden, Entzündungen, inneren
Exulcerationen, so wie organischen Leiden des Herzens
oder der grofsen Gefäfse.
Benutzt werden die Th. quellen :
1. Als Wasserbad, — und zwar als Ganzes-, Halbes-
oder blofs Fufsbad. Man badet hier einzeln in kleinen
Bädern, oder in einem Bademantel mit mehreren Personen
gemeinschaftlich in grofsen Bassins.
2. Als Getränk, — schon von J. Günther und M.
Ruland empfohlen, — bei Trägheit des Stuhlgangs mit
einem Zusatz von Karlsbader Salz.
3. Als Douche- oder Tropfbad. — Besonders ist hier
noch zu erwähnen die Anwendung des Th.wassers in Form
von Klystieren.
4. Als Dunst- oder Qualmbad.
5. Ueber die Anwendung des Badener Schwefel- Mine-
ralschlammes vgl. Bd. I. S. 404. 405., zweite Aufl. S. 478.
Die Krankheiten, in Avelchen sich die Thermalquellen
in den genannten Formen, namentlich in der der Bäder be-
währt haben, sind folgende:
1. Hartnäckige, rheumatische und gichtische Leiden,
insofern sie auf bedeutende Dyskrasieen gegründet, der nö-
thigen Reaction entbehren und eine flüchtig belebende Ein-
wirkung erfordern; — aber eben deshalb werden auch
gichtische Leiden entzündlicher oder rein venerischer Art
durch den Gebrauch der Badener Schwefelbäder oft ver-
schlimmert.
2. Lähmungen von gichtischen Metastasen oder als
Folge von chronischen Metall-, besonders Blei -Vergif-
tungen.
3. Hysterische Beschwerden, nicht blofs durch einen
krampfhaften Erethismus des Nervensystems, sondern auch
gleichzeitig durch ein idiopathisches Leiden des Uterinsy-
stems bedingt, wie örtliche Schwäche nach zu vielen und
schnell sich folgenden Wochenbetten, Fluor albus u. dergl.
149
4. Chronische Leiden der Schleimhaut der Luftwege,
asthmatische Beschwerden, hartnäckiger Husten, nament-
lich wenn gleichzeitig- häniorrhoidalische Complicationen
vorhanden.
5. Stockungen im Leber- und Pfortader system ; — be-
sonders zu empfehlen sind hier Bäder in Verbindung mit
dem innern Gebrauch.
6. Geschwülste, Verhärtungen gichtischer oder scro-
phulöser Art.
7. Chronische Hautausschläge, hartnäckige Geschwüre.
Wolfg. Anemarius, Traktätlein über das Badener Bad. 1511.
- 1571.
Joan. Güntherus Andernac, de aquis medicatis. 1565. p. 68.
Andr. Baccius, de Thermis. Venetiis 1571. p. 250.
Aureoli Theophrasti Schreiben von warmen oder Wildbä-
dern, durch D. Adamen von Bodenstein. Basel 1576. S. 59.
Mart. Rulandi balnearium restauratum. Basil. 1579. p. 40.
G. Eschenreuter, Natur aller heilsaineu Bäder, Sauerbrunnen
und anderer Wasser. Strafsburg 1580. S. 10.
J. Th. Tabernämontanus, neuer Wasserschatz. Frankfurth
1605. S. 553. 614.
Wolf gang Win terb erger, vom Wildbade der Stadt Baden
in Oesterreich, 1512 lateinisch beschrieben, verteutscht durch G.Wag-
nern. Linz 1617.
P. L. de Monquetin, Beschreibung des Badewassers zu Ba-
den. Wien 1686. — 1735.
C. Joach. Festa, das Badener Bad, 1731,
Car. Pisani, diss. inaug. de balneis Badensibus. 1731.
Dietmann, diss. inaug. examen thermarum Badensium. Viennae
1732. — 1734.
— — Beschreibung des Badener Bades. Wien 1734.
J. A. C. v. S., eigentliche Beschreibung der berühmten drei Ge-
sundbrunnen zu Baden, Deutsch-Altenburg und Pyrenwarth in Nieder-
Oesterreich. Nürnberg 1734. — 1735.
Amüsements des eaux de Bade en Autriche. 1748.
Fr. Xav. Mare's chemischer Versuch des n. ö. Badener Bades.
Wien 1763.
Meine Launen zu Baden. Wien 1781.
Volta, saggio sulle acque termali e montagni di Baden. 1791.
— übersetzt von Meidinger. 1792.
C. Schenk, Abhandlung von den Bädern der Stadt Baden.
1791. — 1794. — 1799.
Beschreibung der Stadt Baden und ihrer heilsamen Bäder. Wien
und Baden 1801.
150
Gab eis, Wanderungen und Spazierfahrten in die Gegenden von
Wien. 1801. Heft 31-32.
Historisch topographische Beschreibung der Stadt Baden und der-
selben heilsamen Bäder von Ant. Ritter von Geusau. 1802.
Hoser's Naturschönheiten und Kunstanlagen der Stadt Baden
und ihrer Umgebungen. Wien 1803.
C. Schenk und A. Rollett, medizinisch-chirurgisches Archiv
von Baden in Niederoesterreich. 1804.
Fauna und Flora der Gegend um Baden. 1805.
C Schenk's Taschenbuch für Badegäste Baden's. 1805.
Schematismus der landesfürstlichen Stadt Baden in Oesterreich
und des Merkwürdigsten der nächstliegenden Gegend. Wien, Baden,
Triest 1805.
A. Rollet t's Hygieia. Handbuch für Badegäste Badens. 1816.
W. F. J. Schmid's neue Methode, das ßadener Wasser zu ge-
brauchen. 1816.
Ben. Obersteiner, einige ernste Worte über den innern Ge-
brauch der Badener Heilquellen. 1816.
C. Schenk, die Schwefelquellen von Baden in Niederoesterreich.
1817. — 1825.
M. J. Mayer, Miscellen über den Kurort Baden in Niederoester-
reich. Baden 1819. Erstes Bändchen.
— — das neuerbaute Frauen- und Karolinenbad. Wien 1821.
Chrys. Schratt, Versuch einer Darstellung der Heilkräfte der
wrarmen Schwefelquellen zu Baden in Oesterreich. 1821.
Baden in Nieder -Oesterreich, in topographisch - statistischer, ge-
schichtlicher, naturhistorischer, medizinischer und pittoresker Bezie-
hung, von J. N. Beck. 1822,
C. Schenk, Anweisung zum zweckmäfsigen innern Gebrauch
des Badener Schwefelwassers. Wien 1825.
C. W. Hufeland's Journ. d. prakt. Heilkunde. Bd. LI. St. 6.
S. 113. — Bd. LVIII. St. 5. S. 36.
Chronik der Heilquellen von Baden in Oesterreich von Dr. J. N.
Beck. Wien. Erster Jahrg. 1827. - Zweiter Jahrg. 1828. —
Lettera del D. Gasp. Barzellotti al Profes. Giacom. Bar-
zellotti intorno ai bagni di Baden in Austria. Pisa 1829.
Carol. Rollett, dissert. inaug. med. de Thermis Badensibus
Austriacis. Vindobonae 1831.
J. A. Krikel, Baden u. seine Umgebungen, ein Wegweiser für
Fremde und Einheimische. Wien 1832.
M. Landesmann, das Lehen in Thermen mit besonderer Be-
ziehung auf die warmen Schwefelquellen Badens. Wien 1836.
Baden in Oesterreich, seine reichlichen Quellen und deren hei-
lende Kräfte von C. Rollett. Wien 1838.
Habel in: v. Graefe u. Kaiisch Jahrb. f. Deutschi. Heilq.
Jahrg. III. 1838. S. 269.
Beer's Gesundheitszeitung. 1839. Nr. 3. S. 21. —
An die Schwefelquellen von Baden schlicfscn sich :
151
Die M. quelle zu Vöslau, bei dem Dorfe dieses Namens, Ei-
genthum des Grafen Fries, eine kleine Stunde südlich von Baden,
am östlichen Fufse des Vöslauer, aus Dolomit bestehenden Lindko-
gels, in einer sehr anmuthigen Gegend. Schon Laudriani unter-
suchte sie im J. 1819, im J. 1825 erwarb sich Hr. Dr. Malfatti
von Montereggio grofse Verdienste dadurch, dafs er einen Brun-
nenschacht graben liefs, und später wurde durch die Fürsorge des
damaligen Besitzers Hrn. Baron Geymüller die M. quelle mit ei-
nem Badehause versehen, welches ein Vollbad und Badekabinette mit
Wannenbädern enthielt, ein grofser Teich gegraben und mit allen
zu einem Schwimmbade und einer Schwimmschule nöthigen Anstal-
ten versehen, was um so leichter möglich war, da diese M.quelle un-
gemein wasserreich ist.
Das M.wasser, welches mit dem zu Baden höchst wahrschein-
lich einen gemeinschaftlichen Heerd der Entstehung hat, nach J. N.
Beck als ein verdünntes und kühleres Badener Wasser zu betrach-
ten, ist nach Habel klar, färb- und geruchlos, von einem laugenhaft-
salzigen Geschmack, von einem grofsen Lichtstrahlen -Brechungsver-
mögen, hat die Temperatur von 19° R. nach Habel, von 20° R. nach
Schenk; sein spec. Gew. beträgt 10005.
Nach der von Schenk im J. 1823 unternommenen Analyse des
Wassers des jetzt nicht mehr existirenden Baches enthalten sechzehn
Unzen:
Chlornatrium .... 0,8225 Gr.
Chlorkalium .... 0,0725 —
Chlortalcium .... 0,1308 —
Schwefelsaures Natron . . 0,0725 —
Schwefelsaure Talkerde . . 0,3666 —
Schwefelsaure Kalkerde . . 0,1008 —
Kohlensaure Talkerde . . 0,1333 —
Kohlensaure Kalkerde . . 1,7066 —
Kieselerde . . . . 0,1256 —
Gummiharzigen Stoff . . 0,0525 —
An flüchtigen Bestandteilen
4,5837 Gr.
kohlensaures Gas und Stickgas.
Meifsner's Analyse einer neuen Quelle lieferte dagegen sehr
verschiedene Resultate in 100 Gewichtstheilen:
Freie Kohlensäure
Schwefelsaures Kali u. Natron
Doppeltkohlensaure Kalkerde
Doppeltkohlensaure Talkerde
Schwefelsaure Kalkerde
Chlortalcium ....
Kieselerde ....
Alaunerde u. organ. Substanz
0,00923 Gew.Th.
0,01340 — —
0,11171 — —
0,09763 — —
0,18541 - —
0,01852 — —
0,00456 — —
Spuren
0,44046 Gew. Th.
152
Dieser Analyse zufolge ist dieses M. wasser frei von Schwefel,
sehr arm an festen Bestandteilen, und gehört zu der Klasse der in-
differenten Thermalquellen. — Als Wasserhad benutzt wirkt dasselbe
sehr beruhigend auf das Nerven- und Blutsystem und wird als Vor-
bereitung zu den Bädern von Baden empfohlen, oder in allen den
Fällen, wo die Bäder zu Baden wegen ihrer erregenden Wirkung
von reizbaren Subjecten nicht vertragen werden.
Nach Habel haben sich diese Bäder hilfreich erwiesen bei
chronischen Nervenkrankheiten krampfhafter Art, Hysterie, nervöser
Hypochondrie , — erethischen Leiden des Blutsjstems, passiven
Blutcongestionen , — chronischen Hautausschlägen leichter Art, —
rheumatischen, gichtischen und hämorrhoidalischen Leiden erethischer
Art, — Skropheln und Rhachitis, wenn beide Krankheiten noch in ihrer
ersten Entwicklung begriffen, die Kinder aber dabei sehr reizbar und
schwächlich sind, — Krankheiten des Uterinsystems krampfhafter
Art, — Evolutionskrankheiten überhaupt, in welchen die nothwendige
Harmonie der einzelneu Systeme gestört ist. — Von ausgezeichnetem
Nutzen sind diese Bäder besonders reizbaren und schwächlichen Kin-
dern, insofern durch sie die vorhandenen Mifsverhältnisse leicht aus-
geglichen und die körperliche Entwicklung kräftig gefördert wird.
Baden in Niederösterr. von D. J. N. Beck. Wien 1822. S. 122.
Die Seh. quellen von Baden von C. Schenk. 1825. S. 77.
Habel in: v. Graefe u. Kaiisch Jahrb. Jahrgang HI. 1838.
S. 291.
Beer's Gesundheitszeitung. 1839. Nr. 3. S. 21.
Die M. quelle zu Wien, in der Alstergasse, v. J. v. Crantz
erwähnt (Gesundbr. der Oesterr. Monarch. S. 22), ein kaltes, schwa-
ches und wenig benutztes Eisenwasser.
Das Bad zu Hiefzing, unfern Wien. Dieser vielbesuchte
und reizend gelegene Ort, eine Colonie, bald eine Vorstadt der gro-
fsen und immer weiter sich ausbreitenden Kaiserstadt, besitzt seit
25 Jahren eine Badeanstalt. Die zu Bädern benutzte Quelle soll sich
nach Beer bei rheumatischen und gichtischen Leiden, so wie bei
äufseren Verletzungen, Luxationen u. d. gl. wirksam erweisen.
B e e r ' s Gesundheitszeitung. 1839. Aufs. Beilage. Nr. 56. S. 476.
Das Bad zu Heiligenstadt, von Wien nur eine Stunde ent-
fernt, in einer höchst anmuthigen Gegend, als Kur- und Belustigungs-
ort fleifsig besucht. Wenn die hier entspringende M. quelle auch
schon früher gekannt und benutzt worden sein mag, so wurde doch
erst 1781 hier ein Badehaus errichtet.
Die M.quelle ist ein schwaches Eisenwasser, welches als Bad bei
Krankheiten von Schwäche, besonders Nervenleiden empfohlen wird.
Die besucht. Badeort, u. Gesuudbr. Th. I. S. 33.
Das Bad zu Rodaun bei Wien in der Herrschaft Grofs-Fuchs,
besitzt eine schwache M.quelle, Avelche in Form von Wannenbädern be-
nutzt wird. Bei der stärkenden Wirkung dieses Bades kommt gewils
sehr die Lage und die stärkcnd-belcbciidc Luft der Gegend in Betracht.
153
Das Mödlinger Bad. Der landesfürstliche, als Vergnügungs-
ort viel besuchte, über 2000 Einwohner zählende Markt Mödliug, nach
welchem dieses M. bad benannt wurde, liegt südlich von Wien am
Fufse der mächtigen, von Nordost nach Südwest streichenden Ge-
birgskette, in einer sehr reizeuben Gegend. — Viele bei Mödling
ausgegrabene römische Münzen und altes Mauerwerk, auf welches
man beim Nachgraben stiefs, lassen auf ein hohes Alter von M. schlie-
fsen, wofür auch der Umstand spricht, dafs gerade diese Gegend viel
von den Römern besucht, und zugleich durch erbaute Kastelle gegen
Angriffe der Eingebornen geschützt wurde. Wenn unter dem Namen
„Civitas Megelica'" oder „Medelicum" das heutige Mödling zu verste-
hen ist, dann läfst sich das Alter dieses Ortes bis in das neunte uud
zehnte Jahrhundert verfolgen.
Die nach M. benannte M. quelle entspringt aus einem Lager von eisen-
reichem, bläulich-grauem Thon, ist von 9° 11. Temperatur, einem he-
patischen Geruch, einem styptischen Geschmacke, und bildet, längere
Zeit der Luft ausgesetzt, einen schwärzlich-grauen Niederschlag.
Benutzt wird sie in Form von Wasserbädern, und von Sarenk
namentlich gerühmt gegen rheumatisch -gichtische Leiden, Schleim-
flüsse, Blasenkatarrhe, Fluor albus, Steinbeschwerden, Stockungen im
Leber- und Pfortadersystem, Skropheln, — endlich als stärkendes
Bad nach Beinbrüchen und Verrenkungen.
Die besucht. Badeörter u. Gesundbr. Bd. I. S. 36.
Geschichte und Topographie des landesfürstlichen Marktes Möd-
ling und seiner reizenden Umgebungen. Von Dr. J. Sarenk. Wien
1817. 8.
-Das Bad zu Untcrmeidling dicht bei Wien, als Kur- und
Vergnügungsort viel besucht. — Das aus einem Lager von eisen-
schüssigem Thon entspringende M.wasser, auf Veranlassung der Kai-
serin Maria Theresia zuerst untersucht, und später mit den erforder-
lichen Einrichtungen zu Bädern versehen, hat die Temperatur von 9°
R., und gehört zu der Klasse der erdig-salinischen Schwefelquellen.
Man unterscheidet zwei Bäder: 1) das Theresienbad, das
älteste, nach der Kaiserin Maria Theresia benannt, — und 2) das
Pfanische Bad, erst seit 1821 im Gebrauch.
Nach Schöpfer's Analyse enthalten in sechzehn Unzen:
1. Das Theresienbad. 2. Das Pfanische Bad.
Schwefelsaures Natron
Schwefelhydrogeu-Kalk
Schwefeloxydulkalk
Schwefelsaure Kalkerde
Schwefelsaure Talkerde
Chlornatrium .
Kohlensaure Kalkerde .
Kieselerde
Extractivstoff
Schwefelwasserstoff gas
0,79 Gr. .
.
6,52 Gr.
1,64 -
.
1,55 —
0,97 -
.
•
0,95 —
.
.
1,26 —
.
2,45 —
0,70 —
eine Spur
0,61 —
•
0,54 Gr.
eine Spur.
8,47 Gr.
9,51 Gr.
0,6577 Kub.
Zoll.
0,2892 Kub. Zoll
154
Benutzt wird dasselbe vorzugsweise als Bad, weniger als Ge-
tränk, in allen den Fällen, wo die sclnväcberen kalten erdig-salini-
schen Schwefelquellen indicirt sind, namentlich bei rheumatisch-gichti-
schen Leiden, chronischen Hautausschlägen, Schleimflüssen, Gries-
und Steinbeschwerden.
H. J. v. Crantz, Gesundbr. d. Oest. Monarchie. S. 44.
Das Theresienbad zu Untermeidling von G. Schwarz. Wien
1823.
Das Bad zu Pyraw artlt. Das Dorf Pyrawarth liegt sechs
Meilen von Wien, seitwärts von der grofsen, von Wien nach Brunn
führenden Strafse. Das hier entspringende M. wasser ist kalt, und
gehört zu der Klasse der eisenhaltig-salinischen Schwefelwasser. Ei-
ner, freilich sehr unvollkommenen, von Hirschmann mitgetheilten
Analyse zufolge enthält es aufser Schwefel und Kohlensäure Eisen,
schwefelsaure Talk- und Kalkerde und Natron.
Benutzt wird dasselbe als Wasserbad in allen den Fällen, wo
diese Klasse von Schwefelwassern angezeigt ist, namentlich bei Blen-
norrhoeen, gichtischen und rheumatischen Leiden, Skropheln und Rha-
chitis. In dieser Form scheint das M. wasser besonders belebend, ge-
linde stärkend auf die Geschlechtsorgane zu wirken, und wird da-
her sehr gerühmt bei Aulage zu Abortus, Unfruchtbarkeit, Fluor al-
bus, — so Avie überhaupt bei örtlicher durch Excesse veranlafster
Schwäche der Genitalien.
Getrunken wird das M.wasser leicht vertragen, unterstützt dann
die Wirkung der Bäder, ist aber in dieser Form nur wenig im Ge-
brauch.
Badearzt ist der Physikus zu Gaumersdorf, welches von Pyra-
Avarth nur eine Viertelstunde entfernt liegt.
J. A. C. \vS., Beschreibung der berühmten drei Gesundbrunnen
zu Baden, Deutsch-Altenburg und Pyrenwarth in Nieder-Oesterreich.
Nürnberg 1734. — 1735.
H. J. v. Crantz, Gesundbr. d. Oest. Monarchie. S. 46.
Das Pyrawarther Bad in Nieder -Oesterreich von J. Hirsch-
mann. Wien 1817. Zweite Auflage.
Die besucht. Badeörter u. Gesundbr. I. Th. S. 28.
Jos. Zangerl, in d. med. Jahrb. d. k. k. österr. Staates. 1S32.
N. Folge. Bd. III. St. 3.
Die M. quelle zu Altenburg, im Kreise unter dem Wiener
Walde, sechs Meilen von Wien entfernt, nur wenig benutzt.
J. A. C. v. S., Beschreibung der berühmten drei Gesundbrunnen
zu Baden, Deutsch-Altenburg und Pyrenwarth in Nieder-Oesterreich.
Nürnberg 1734. — 1735.
H. J. v. Crantz, Gesundbr. d. Oesterr. Monarchie. S. 22.
Die M.r/uelle zu Manner sdorf, im Kreise unter dem Wie-
ner Walde, vier Meilen von Wien, zwischen dem Lcithaflufs und dem
Neusiedlersce, unfern der Ungcrschen Grenze, enthält nach H. J.
v. Crantz schwefelsaure Talk- und Kalkerde, kohlensaure Erden, und
155
wird von demselben gerühmt bei Stockungen, Hämorrhoiden, Hypo-
chondrie, Hysterie, Unfruchtbarkeit, gichtischen Leiden, Steinbe-
schwerden.
J. F. Prusky, Beschreibung des Wildbades zu Mannersdorf am
Leytaberg. Wien 1734. M. 1. K.
H. J. v. Crantz a. a. 0. S. 42.
Das La ach- oder La ab ad, benannt nach dem Dorfe Laach
in Nieder - Oesterreich, zwischen dem Dorfe Lanzendorf und Roth-
neusiedel. Das hier entspringende M. wasser enthält schwefelsaure
Talkerde, Chlornatrium und eine geringe Beimischung von Eisen und
kohlensaurem Gas, und wird nur wenig benutzt.
H. J. v. Crantz a. a. 0. S. 42.
Die M. quelle zu Ober-Döbling im Kreise unter dem Wie-
ner Walde, unfern Wien, eine kalte, wenig benutzte Schwefelquelle.
Die M. quelle zu Zwettel, arm an wirksamen Bestandteilen,
unbenutzt.
H. J. v. Crantz a. a. 0. S. 47.
2. Das Gasteiner fVildbad im Salzburger Kreise,
fünfzehn Meilen von der Stadt Salzburg, in dem Thale der
Ache, einem Seitenthale der Salza. —
Der Weg von Salzburg nach G., früher sehr schwie-
rig, an mehreren Punkten selbst lebensgefährlich, jetzt vor-
trefflich, sicher und bequem, führt in dem von hohen Berg-
massen umschlossenen Thale der Salza durch höchst ma-
lerische Gegenden, in welchen dem Reisenden die Anmuth
und Grofsartigkeit der Alpennatur in der reizendsten Ab-
wechselung entgegentritt, über Hallein, Golling, den, durch
seine verzweifelte Vertheidigung berühmten Pafs Lueg, Wer-
fen, St. Johann, an der Lend, durch den finstern Felsen-
pafs Klamm, die Ache entlang nach Hof-Gastein, und von
da noch höher, in das romantisch - schauerliche Thal des
Wiklbades.
Das Bad zu G. gehört zu den ältesten Teutschlands,
— in den ältesten Badeschriften wird dasselbe unter den
Namen Gastein, Gastaun, auch Castyn aufgeführt, die Ache
unter dem Namen des Gastauner Baches (Gastuna).
Die älteste Geschichte von G. verliert sich in Sagen.
Gewifs ist, dafs schon in den ältesten Zeiten in den erzrei-
chen Gebirgen des G.thales ein sehr ergiebiger Bergbau
156
getrieben wurde. Dafs die Heilquellen schon im J. 680
nach Chr., nach Dücker von Haslau, von zwei Jägern
entdeckt worden seien, hat keine historische Glaubwürdig-
keit. Die sichern Nachrichten lassen sich bis in das fünf-
zehnte Jahrhundert verfolgen, wo Herzog Friedrich von
Oesterreich, nachmaliger römischer Kaiser, die Bäder von
G. im J. 1436 besuchte und sie selbst gegen eine schwere
Verwundung des Schenkels mit glücklichem Erfolge ge-
brauchte. Im sechzehnten und siebzehnten Jahrhundert er-
freute sich G. eines zahlreichen und glänzenden Zuspruchs
von Kurgästen. — Die ältesten teutschen Baineographen
gedenken rühmlichst des Wildbades zu G., namentlich P a-
racelsus, Huggelin, Tab ern ämontanus, Gün-
ther v. Andernach und Turneis ser, — an sie schlie-
fsen sich die neueren Monographieen von Eckl, Bari-
sani, J. E. von Koch-Sternfeld, W. Streinz, B.
Eble und A. von Muchar.
Das enge Thal, in welchem das Wildbad liegt, nach
v. Myrbach 2939, nach Rufs egger 3226 F. über dem
Meere erhaben, wird an zwei Seiten von steilen, gröfsten-
theils mit hochstämmigem Nadelholz bewachsenen Alpen
und majestätisch hinter diesen sich erhebenden Eisbergen
umschlossen. Die ganze Gegend trägt einen ernsten ko-
lossalen Charakter, eine Grofsartigkeit der Natur, welche
auf eine wunderbare Weise ergreift, und deren Eindruck
im Bade noch durch die Ache vermehrt wird, welche dicht
an den Wohngebäuden der Kurgäste, bei der Schreck-
brücke bis in die Tiefe des Gasteiner Thaies unter St. Ni-
colaus mit einem donnernden Brausen in mehreren Absät-
zen über einen steilen Abhang von einer Höhe von 600 F.
sich herabstürzt.
Die grofsentheils kleinen Häuser, welche das Wildbat] bilden und
AVohnungen für Kurgäste enthalten, Hegen zerstreut in Gruppen an
dein grünen Abhang der das Thal umschliefsenden Alpen; ihre Zahl
entspricht noch nicht der Menge jährlich G. besuchender Kurgäste.
In den letzten Jahren ist indefs durch Aufführung neuer Privatge-
büude viel geschehen, um diesem Bcdürfuifs zu begegnen.
157
Die örtlichen Verhältnisse des Wildbades sind ungün-
stig. Abgesehen von dem schauerlich - ernsten Charakter
der Gegend, dem, reizbaren Kranken für die Dauer stören-
den Brausen des Wasserfalles, ist das Klima, wegen der
hohen Lage, der Höhe der nahgelegenen Berge und der
Enge des Thaies an sich schon rauh, häufigem und schnellem
Wechsel unterworfen, — und die abhängige Lage des Tha-
ies erschwert die wünschenswerthe Erweiterung und Ver-
gröfserung der vorhandenen Wohn- und Kurgebäude.
Zur Aufnahme der Kurgäste dienen das Schlofs (Belle vue), das
Straubinger Gasthaus, in welchem schon Herzog Friedrich von
Oesterreich wohnte und welches jetzt durch einen Neubau vergröfsert
worden ist, so wie ältere und neuerdings aufgeführte Privatgebäude.
Bei der grofsen Berühmtheit, welche dieser Kurort
sich erworben hat, ist die Zahl der Kurgäste jährlich sehr
beträchtlich; sie betrug in den Jahren 1826 — 1830 jährlich
1200—1300, — im J. 1833: 1091, — im J. 1836: 816 im
Wildbade, 234 zu Hofgastein, — im J. 1837 : 1042.
Das Leben in dieser grofsartigen Alpennatur ist ein-
fach. Für geräuschvolle und glänzende Zertreuimgen an-
derer Kurorte entschädigen Excursionen zu Fufs oder zu
Pferd in die reizenden Thäler oder auf das Gebirge, —
nach Beckstein, dem Nafsfeld, den malerischen Wasser-
fällen der Ache (dem Schleier-, Kessel- und Bärfall), nach
Hofgastein, dem Anlauf-, Rauriser- und Kötschachthal, auf
den Rathhausberg, den Gamskahrlkogl und den Kreuzkogl
(der Rathhausberg erhebt sich bis 8806 F., der Gamskahrl-
kogl bis 7800 F. über dem Meer).
Die Einrichtungen zu Wasserbädern lassen noch man-
ches zu wünschen übrig. Gemein- und Separatbäder fin-
den sich in dem Schlofs, dem Straubinger Gasthaus, dem
Gemeindebadhause, dem Schröpfbade, dem Gebäude für
das Dampf- oder Dunstbad, und mehreren Privatwohnungen.
Unbemittelte inländische und auswärtige Kranke erhalten unent-
geltliche Hülfe, Aufnahme und Unterstützung in dem, von Conrad
Schochner gegründeten und durch spätere Vermächtnisse berei-
cherten Hospitale. Die Zahl der in demselben aufgenommenen Kran-
ken betrug im Durchschnitt jährlich 2-300.
158
Badearzt zu G. ist Hr. Dr. Kiene.
Urgebirge ist in der hohen Tauernkette, an welche sich
die Gastein umgebenden Thäler anschlieisen, die vorherr-
schende Gebirgsart.
Granit, Granitgneifs, Gneifs, Urkalk und Schiefer bilden das Grund-
gestein dieser Höhen und auch des Gasteiner Thaies. Eigentliche
Flötzgebirgsarten finden sich in demselben nicht. Granit bildet den
Hauptstock von zwei Drittheilen des ganzen Thaies; auf Granit folgt
Gneifs, besonders im Angerthale und auf der Erzwiese mit Urkalk-
stein, dann tritt die weit verbreitete Glimmerschieferformation hervor
mit den ihr eigentbümlichen Gebirgsarten von Talk, Chloritschiefer,
grünem und perlgrünem Thonschiefer, Serpentin, Urgrünstein und Ur-
kalk. Das G -Thal ist sehr reich an den verschiedenartigsten und sel-
tensten erdigen und metallischen Fossilien (nach A. v. Muchar zählt
man von denselben im Ganzen 51 Gattungen), das Erdreich besteht
aus einem Gemenge von Kalk, Thon, Bittererde, Kiesel, Quarz, Feld-
spath und Glimmer, die Berge bei Beckstein sind reich an Arse-
nikerzen.
Alle H.quellen zu G., in ihren Mischungsverhältnissen
gleich, und nur in ihrer Temperatur verschieden, scheinen
einen gemeinschaftlichen Heerd, und zwar in dem Grauko-
gel zu haben.
Zum medicinischen Gebrauch werden benutzt:
1. Die Fürstenquelle, nach dem ehemaligen Fürst-
bischof Grafen Hieronymus von Colloredo benannt,
welcher das Schlofs im Wildbad im J. 1794 erbauen liefs,
entspringt als die am höchsten gelegene, nahe beim Schlosse
aus dem Felsen des Schreckberges, hat die Temperatur
von 37° R., giebt in 24 Stunden 13,680 K. Fürs Wasser,
und wird zu dem Fürstenbad im Schlosse und zu den hin-
ter diesem erbauten Bädern benutzt.
2. Die Doctorsquelle, benannt nach einem über
derselben früher befindlichen, dem Doctor Nieder huber
gehörigen Gebäude, entspringt tiefer als die vorige, mit
einer Temperatur von 38° R., giebt in 24 Stunden 3600
Kub. Fufs Wasser, und versorgt die Bäder im Schlosse,
das Bad des Erzherzogs Johann, das Doucliebad in dem
Straubinger Gasthaus, das Chirurgen- und Gemeinbad.
3. Die Kaiser-Franzens quelle, früher bekannt
159
unter dem Namen der Straubinger Quelle, auf Befehl des
Kaisers Franz im J. 1809 neu gefafst mid nach ihm be-
nannt, entspringt am Fufse des Reichenberges, mit einer
Temperatur von 38° R., giebt im Tage 10,080 Kub. Fufs
Wasser und versorgt die Straubinger Bäder und das
Schröpfbad des Chirurgen. Durch die zu Gunsten der Für-
stenquelle unternommenen Einrichtungen hat sich nicht
blofs der Zuflufs des Wassers, sondern auch die Tempe-
ratur desselben um zwei Grad vermindert.
4. Die untere oder Hauptquelle, auch Spital-,
Mitterwirths- oder Grab enwirthsquelle genannt,
die am tiefsten gelegene und wasserreichste, kommt am
Fufse des Reichenberges zu Tage, mit einer Temperatur
von 38,5° R., giebt in 24 Stunden 72,720 Kub. Fufs Was-
ser, nährt die Bäder des Spital-, Mitter- und Grabenwirths
und die neu errichteten Bäder zu Hofgastein.
5. Aufser diesen, sämmtlich auf dem rechten Ufer der
Ache entspringenden II. quellen sprudelt eine fünfte in dem
obersten Falle der Ache hervor, welche mit dem Wasser
der Ache vermischt, nahe am Wasserfall und der Brücke
als Pferdebad benutzt wird.
6. Am Ende des letzten Wasserfalles entspringt end-
lich auf dem linken Ufer der Ache, auf einer dem Graben-
bäcker zugehörigen Wiese, eine sechste Heilquelle, wel-
che mit anderem Wasser vermischt, die Temperatur von
29 — 30° R. hat und die Bäder des Grabenbäckers versorgt.
Nach der angegebenen Menge Thermalwasser der genannten Heil-
quellen kann man annehmen, dafs sie in jeder Minute gegeu 70 Kub.
Fufs, in jeder Stunde an 4170 Kub. F. Wasser liefern.
Das fast ganz geschmacklose Thermalwasser zeich-
net sich aus durch grofse Reinheit, Klarheit und Durch-
sichtigkeit, ist von keinem andern Geruch, als dem des
künstlich erhitzten destillirten Wassers ; bei Gewittern und
Regenwetter wollen einige einen hepatischen Geruch be-
merkt haben; Eble hatte nie Gelegenheit sich davon zu
überzeugen. Die specifische Schwere des Wassers, ab-
160
hängig von der Temperatur desselben, beträgt 985 — 990:
1000 ; seine Temperatur 36 — 38,5° R. Bemerkenswert!! ist
der Umstand, dafs bei Erdbeben die Temperatur keine we-
sentlichen Veränderungen erlitt; bei den sechs, bisher in
Gastein beobachteten Erders chütterun gen bemerkte man
nur bei der im Jahre 1690 wahrgenommenen eine starke,
aber bald vorübergehende Trübung des Th. wassers.
Der von dem Th. wasser gebildete Badeschlamin (Conferva iher-
malis), besteht nach Werneck's Untersuchungen aus Monas ther-
mo und crepusculum, Vibrio rugula, bacillus und undula, Navicula
fulva und gracilis, Philodina erythrophthalma und citrina.
Bei den, mittelst der Magnetnadel angestellten Versuchen fanden
Baumgartner und Marian Koller im J. 1829, dafs das Th. was-
ser an seiner Quelle die Magnetnadel bis auf 25° des Multiplicators
brachte, während das gewöhnliche destillirte Wasser keine Verände-
rung bewirkte, ferner dafs mit der Verminderung des natürlichen
Wärmegrades auch sichtbar die Wirkung auf die Magnetnadel ab-
nahm, und zwar in der Art, dafs bis auf 27—28° R. erkaltetes Ther-
malwasser die Magnetnadel nur bis auf 11° brachte. Wem eck
konnte indefs bei seinen deshalb mit Gasteiner Thermalwasser im J.
1S33 wiederholten Versuchen keine Abweichung der Magnetnadel be-
merken. Nach Baumgartner soll ferner das Gasteiner Th.wasser
die Electricität weit stärker leiten als gemeines Wasser, auch bei der
Zersetzung in gleicher Zeit weit mehr Gas liefern. Stahl will im
J. 1829 ein starkes Lichtbrechungsvermögen von G. Thermalwasser
entdeckt haben, welches an Schwefelalcohol erinnert.
Sehr wichtig wäre die Entdeckung, Avelche Baumgartner im
J. 1829 mit Hilfe der Volta'schen Säule gemacht haben will, wenn
sich dieselbe bestätigen sollte, dafs nämlich das G. Th.wasser nicht
wie das gewöhnliche Wasser zwei, sondern drei Theile Wasserstoff
auf einen Theil Sauerstoff, und demnach verhältnifsmäfsig beträcht-
lich mehr Hydrogen als jedes bisher bekannte Wasser enthielte. An
der Richtigkeit dieser Versuche ist indefs gezweifelt worden, nament-
lich von Schweigger-Seidel (Schweigger-Seidel N. Jahrb.
d. Chem. u. Phys. 1833. St. 13. S. 280).
Nach vergleichenden Versuchen, welche im J. 1821 über die Ab-
kühlung des natürlichen und künstlich erwärmten Thermalwassers
angestellt wurden, ergab sich, dafs sechszchn Unzen Th.wasser in
der ersten Viertelstunde 8,8° Ft., in der zAveiten 5,2° R., in der drit-
ten 1,5° R.; in der vierten 2° R., und in der fünften 2° R. Wärme
verloren.
Schon in früheren Zeiten wurde das G.Th. wasser che-
misch untersucht, gewährte aber sehr ungenügende Resul-
tate. Auch die neuesten Analysen von Trommsdorff,
Mayer
161
Mayer und Hüne fei d zeigen nur einen auffallend ge-
ringen Gehalt an festen Bestandteilen, und gewähren kei-
nen Aufschlufs über den eigentlichen Grund der Wirksam-
keit desselben.
In sechszehn Unzen fanden:
1
rom
ms
do
rff: Mayer:
Schwefelsaures Natron
1,450
Gr. . . 1,250 Gr.
Kohlensaures Natron
0,500
0,154 —
Chlornatrium
0,150
0,572 —
Schwefelsaure Kalkerde .
0,175
0,132 —
Kohlensaure Kalkerde
0,250
0,231 —
Chlorcalcium
0,550
0,264 —
Kieselerde ....
0,088
3,163 G
r. 2,628 Gr.
Hünefeld:
Schwefelsaures Natron .
1,4331 Gr.
Clilornatrium . ' .
0,2S34 —
Chlorkalium
0,1405 —
Kohlensaures Natron
0,0595 —
Kohlensaure Kalkerde
0,3394 —
Kieselerde
0,3315 —
Talkerde .
0,0100 —
Manganoxydul .
0,0138 —
Eisenoxydul .
0,0484 —
Schwefelnatrium
0,0292 —
Flufssaure Kalkerde
Spuren
Phosphorsaure Thonerde
0,0292 —
2,7180 Gr.
In Form von Bädern angewendet wirkt das Th.wasser
von G. sehr belebend, erregend auf Nerven-, Gefäfs-
und Muskelsystem, die Resorption bethätigend, specifik auf
die Harn- und Geschlechtswerkzeuge.
In seinen Wirkungen läfst sich dasselbe mit den kräf-
tigsten, inländischen, alkalischen Th. quellen, namentlich
mit denen zu Teplitz vergleichen ; nur mit dem Unterschied,
dafs das Th.wasser von G. von einer mehr geistigen, fei-
neren Wirkung auf das Nervensystem, das Th.wasser von
T. dagegen, wegen seines ungleich reicheren Gehalts an
kohlensaurem Natron, materieller, durchdringender auf den
Organismus wirkt, alkalisch-auflösend auf die festen Theile,
umändernd neutralisirend auf die Mischungsverhältnisse der
II. Theil. L
162
Säfte, die se- und excernirenden Organe bestätigend, ihre
Ab- und Aussonderungen befördernd.
Die eigentbümlichen Wirkungen, welche das Th. was-
ser von G. besitzt, lassen sich nach meiner Ueberzeugung
weder durch die blofse Reinheit des Wassers, noch allein
durch die hohe Lage erklären, und ich verweise in dieser
Beziehung auf das", was hierüber schon früher gesagt
worden ist (Th. I. S. 50. u. folg. 2. Aufl.).
Bei den Wirkungen des Th.wassers zu G. unterschei-
det Eble mit Recht die primären und secundären.
An sich selbst beobachtete er folgende primäre Erscheinungen.
Wenn ein Bad von 28° R. wie gewöhnlich des Morgens genommen
wird, entsteht weniger das Gefühl von vermehrter Wärme, als viel-
mehr von wohlthuender Behaglichkeit und Leichtigkeit. Prickeln,
Jucken, Stechen und starke Röthe der äufseru Haut wurde nur bei
Personen bemerkt, welche entweder an chronischen Hautkrankheiten
litten, sehr sensibel, oder zu Orgasmus des Blutes, oder congestiven
Beschwerden sehr geneigt waren ; die Haut wird dagegen weicher,
geschmeidiger, Schweifs erfolgt nur ausnahmsweise. Nach kurzer
Zeit erfolgt Drang zum Uriniren, so wie zu Stuhlgang bei Personen,
welche um diese Zeit dazu geneigt sind ; der Puls wird frequeuter,
kräftiger, voller (wurde bei Eble in den ersten zwanzig Minuten um
fünfzehn Schläge vermehrt, eine halbe Stunde nach dem Bade auf
fünf vermindert), begleitet gleichzeitig mit andern, aber schnell vor-
übergehenden Aufregungen des ßlutsystems, Eingenommenheit des
Kopfes, leichtem Schwindel und Klopfen der Carotiden, auf welche
das Gefühl einer wohlthuenden, behaglichen Belebung des ganzen Or-
ganismus folgt; der Turgor vitalis der äufsern Haut wird vermehrt,
das Gefühl einer behaglichen Wärme in dem leidenden Theile eine
wohlthuende Leichtigkeit und geistige Belebung des Nervensystems
wahrgenommen. Reizbare und zu Congestionen disponirte Personen
thun wohl das Bad zu verlassen, sobald sich das Gefühl der erwähn-
ten Behaglichkeit zu vermindern, und eine Art von Ueberreizung oder
Erschlaffung einzustellen beginnt. Ein zu langes Verweilen im Bade
veranlafst die Erscheinungen einer beginnenden Berauschung.
Unmittelbar nach dem Bade, nachdem der Körper abgetrocknet
und mit Flanell abgerieben worden, stellt sich ein prickelndes Gefühl
auf der ganzen Haut ein, Schweifs selten; später, besonders in der
ersten Periode der Badekur, wird öfter Urin gelassen, der meist
wäfsriger, als gewöhnlich, zuweilen molkenartig, sehr trübe, einen
dicken, eiterartigen Niederschlag bildet.
Einige Stunden nach dem genommenen Bade tritt an die Stelle
der früheren Aufregung ein harmonisches Gleichgewicht in allen Funk-
tionen, verbunden mit dem Gefühl einer behaglichen Stärkung, wel-
163
dies nur unterbrochen wird durch eine zweite, aber bald vorüberge-
hende Aufregung nach dem Mittagsesseu mit der beginnenden Ver-
dauung, und endlich durch eine dritte, gegen zwei bis drei Uhr nach
Mitternacht, welche ebenfalls nicht lange anhält, mit erhöhter Tem-
peratur des ganzen Körpers, lebhafterem Puls, regerem Geschlechts-
triebe, unruhigen Träumen verbunden ist und mit einem ruhigen, er-
quickenden Schlaf sich endigt.
Gesunde beobachteten während und nach dem Bade gewöhnliche
Erscheinungen, besonders eine wohlthuende Belebung des Nerven-,
Muskel- und Gefäfssystems, starken Schweifs jedoch nur höchst selten.
Getrunken wirkt das Th.wasser, auch selbst in grofser Menge,
weniger aufregend, als ähnliche Th.quellen, meist sehr diuretisch. —
Hinsichtlich der secundären Erscheinungen beobachtete E b 1 e fol-
gende : Von dem dritten bis achten Tag an ein Gefühl von Mattig-
keit, Zerschlagenheit, Eingenommenheit des Kopfes mit leichten fie-
berhaften Beschwerden und anfangenden kritischen Ab- und Ausson-
derungen, besonders des Darmkanals und der Harnwerkzenge, später
einen Zeitraum von Ruhe ohne auffallende andere Erscheinungen als
die eines häufig erfolgenden, eigeuthümlichen Badeausschlages, wel-
cher in Bezug auf die Zeit des Eintritts, wo wie die Art seiner Aus-
breitung sehr verschieden, keineswegs die Fortsetzung des Badens
coutraindicirt, wenn er nicht sehr bedeutend ist, sondern nur Bäder von ei-
ner etwas kühleren Temperatur erfordert. Mit dem fünfzehnten oder
zwanzigsten Tage tritt gewöhnlich die Hauptkrise ein, eine kräftigere
Aufregung des Blutsystems mit noch stärkeren kritischen Ausschei-
dungen, und nicht selten später noch eine vierte als Nachwirkung,
welche aber weniger an eine bestimmte Zeit gebunden zu sein scheint.
Zu einer vollständigen Badekur rechnet man gewöhn-
lich 28 — 30 Wasserbäder. Anfänglich läfst man den Kran-
ken nur eine Viertelstunde im Bade verweilen, täglich bis
zum vierten Bade um eine Viertelstunde steigen, und mit
einer Stunde so lange fortfahren, bis sich die bereits be-
schriebenen kritischen Erscheinungen einstellen; für kurze
Zeit wird dann der Gebrauch der Bäder suspendirt und bei
dem Wiederanfang derselben täglich die Zeit des Aufent-
haltes im Bade vermindert.
Reizbare Personen dürfen nur acht bis zehn Minuten in einem
Bade verweilen und nur sehr allmählig und mit Vorsicht steigen. Sehr
heftige, während der Kur eintretende Aufregungen des Nerven- und
Gefäfssystems machen eine Unterbrechung der Kur auf einige Zeit,
oft gänzliches Aufhören derselben nothwendig. Erscheint die Haupt-
krise, vor dem achtzehnten Tag und ohne auffallende Besserung, so
thut man wohl, den Gebrauch der Bäder auszusetzen, nach einiger
Zeit aber von neuem zu beginnen, und damit fortzufahren, bis die
L2
164
erwähnten kritischen Erscheinungen eintreten. — Täglich zweimal zu |
baden, und in dem Bade länger als eine Stunde zu verweilen, ist nur
den Kranken zu rathen, bei welchen ein hoher Grad von Schwäche
atonischer Art vorwaltet.
Getrunken wird das Th.wasser zu einem halben bis !
drei Seidel.
Zur Unterstützung der Wirksamkeit der ganzen Bä-
der wird auch dasselbe benutzt als Trinkkur, in Form von
Dampf- und Doucheb ädern, örtlichen Wasserbädern von
30 — 32° R. Sehr hilfreich bei Localleiden erweisen sich
Klystiere von Th.wasser; der grüne Badeschlamm wird bei
äufseren Schäden als Umschlag empfohlen.
Plethorische, oder zu activen Congestionen disponirte
Kranke müssen entweder ganz auf den Gebrauch der Bä-
der verzichten, oder zuvor, oder während der Kur durch
Blutentziehungen nachtheiligen Aufregungen des Blutsyste-
mes vorzubeugen suchen. Zu widerrathen sind die Bäder
bei Neigung zu Bluthusten, starken Blutcongestionen nach
dem Kopfe und dadurch bedingter Disposition zu Schlag-
flufs, bei Fieber, entzündlichen AfFectionen und innern Ex-
ulcerationen ; dagegen vorzugsweise indicirt bei vorwalten-
der Schwäche torpider Art, wobei nicht blofs das tief ge-
sunkene Nervenleben gehoben und gekräftiget, sondern
auch die Se- und Excretionen bethätiget und gestärkt wer-
den sollen. Unpassend bei entschiedenen Dyskrasien, wo
kräftig das Mischungsverhältnis der Säfte umgeändert
werden soll, so wie bei den Krankheiten, wo starke kriti-
sche Ausscheidungen durch Haut oder Darmkanal erfordert
werden, sind es namentlich folgende Krankheiten, in denen
sich das Th. wasser von G. als Bad allein, oder in Ver-
bindung mit der Trinkkur, bewährt hat:
1. Chronische Nervenkrankheiten, — allgemeine Ab-
spannung, Entkräftung, Zittern der Glieder, nervöse Hy-
pochondrie, Hysterie, Cardialgie, nervöser Kopfschmerz,
Krampfkolik, — Leiden des Rückenmarks, Lähmungen, be-
sonders der untern Extremitäten, anfangende Rückenmarks-
165
Schwindsucht, von Ueberreizung durch Excesse, oder in
Folge von Schlagflufs.
2. Leiden der Geschlechtswerkzeuge von Schwäche
atonischer Art, — passive Schleim- und Blutflüsse, Bleich-
sucht, Neigung zu Abortus, Stockungen im Uterinsystem,
Nachtripper, Unfruchtbarkeit, Impotenz.
3. Inveterirte nervös-rheumatische und gichtische Lo-
calleiden, — Hüft-, Kreuz- und Lendenweh, Coxalgieen,
— Steifigkeit der Muskeln und Gelenke, Anchylosen, Con-
tracturen.
4. Chronische Leiden der Harnwerkzeuge erethischer
Art, Blasenkrämpfe, Harnbeschwerden, Gries- und Stein-
beschwerden.
5. Schwere Verwundungen und, in Folge dieser, oder
metastatischer Complicationen, Neuralgieen, veraltete Ge-
schwüre.
6. Leiden der Schleimhäute und Stockungen leichter
Art, — Verschleimungen des Magens, blinde Hämorrhoiden.
7. Endlich chronische Hautausschläge und Skropheln.
Die Filial-Bade an s talt zu Hof-Gastein. Bei der be-
schränkten und ungünstigen Lage des Wildbades hatte man schon
lange den Plan, an einem bequemer und angenehmer gelegenen Orte
in der Nähe vom Bad G. ein zweckmäfsigeres Etablissement zu er-
richten. Man beabsichtigte zu diesem Zweck eine Anlage theils un-
ter Bad G , in dem, nach Hof-Gastein sich hinziehenden Wiesen-
grunde, theils über Bad G. in dem breiten Thal von Beckstein, und
gründete endlich im J. 1830 eine Filial -Anstalt in dem von Bad G.
drei Stunden entfernten Markt Hof-Gastein, indem man den unbe-
nutzten Tlieil des Th.wassers in Röhren daliinleitete und daselbst Bä-
der errichtete. Die Wasserleitung mifst 4471 Klafter (2y2 Stunden) und
besteht aus 2235 Stück hölzernen Röhren, welche auf dem rechten
Ufer der Ache theils ganz zu Tage, theils von Erde bedeckt über
Brücken geführt wurden. Das Th.wasser legt diesen Weg in zwei
und einer Viertelstunde zurück, und verliert nur wenig von seiner
Temperatur; nach Eble beträgt die Temperatur des Badewassers
zu Hof-G. vom Monat Mai bis October wenigstens 26—29° R., — im
Monat September 1832, an einem sehr kalten Morgen, fand ich sie
27° R.
Der alte Markt. Hof-Gastein, beträchtlich tiefer als Bad-Gastein,
in der Fortsetzung des Thaies der Ache zwischen dem Pafs Klamm
und Bad-Gastein gelegen, da wo dieses Thal am breitesten ist, zählt
efinden
m Mili-
166
114 Häuser und 688 Einwohner und gewährt den Kurgästen einen ge-
räumigeren und bequemeren Aufenthalt. Die ganze Badeanstalt steht
unter dem Ausschusse einer Actiengesellschaft, und diese unter dem
dortigen Pfleggericht.
Zur Benutzung des nach Hof-G. geleiteten Th.wassers bef
sich Gemein- und Separatbäder in dem grofsen Badehaus, dem
tairbadehaus, dem Nothbad, und in mehreren Privathäusern, in wel-
chen auch für gute Wohnungen der Kurgäste gesorgt ist. —
Ob das nach Hof-G. geleitete Thermahvasser eben so wirksam
sei, wie das an der Quelle zu Bad-G. — kann nur die Erfahrung
entscheiden. Hr. Eble will die Bäder zu Hof-G. mit ganz gleichem
Erfolge, wie die zu Bad-G., gebraucht haben.
J. J. Huggelin, von den heilsamen Bädern des teutschen Lan-
des. Basel 1559. S. 47.
J. Güntheri Andern, comment. de balneis et aquis medicatis.
Argentorati 1565. p. 67.
A. T li e o p h r. P a r a c e 1 s i Schreiben von warmen oder Wild-
bädern, durch Adam v. Bodenstein. Basel 1570. — 1576. S. 56.
L. Thurneisser, von kalten, warmen, min. u. metall. Was-
sern. Frankf. a. d. 0. 1572. Buch V. Kap. 39. S. 171.
G. Pictorius, Badefahrtbüchlein oder ganz kurzer Bericht von
allerhand einfachen und componirten mineralischen deutschen Landes
Wildbädern. Frankf urth 1572.
J. Th. Tabernämontanus, neuer Wasserschatz. Frankfurth
1605. S. 586.
W. Eckl, vom Gasteiner Wildbade im Stifte Salzburg. Salzburg
1738. — 1750.
J. A. Wieser's Schreiben aus dem berühmten Wildbad Gastein
d. 10. Jul. 1759 (in Versen).
P. Corbianus Thomas, Thermae Gasteinienses, in dessen
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J. Barisani Dissert. de therm. Gasteiniensibus. Vindobon. 1780. 8.
— — Physisch-chemische Untersuchung des berühmten Gastei-
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J. Nieder huber, einige Erläuterungen über den nützlichen Ge-
brauch des Gasteiner Wildbades. Salzburg 1790. 8.
Mayer u. Trommsdorff in: J. B. Tr ommsd orf f's neuem
Journal der Pharmacie. 1609. Bd. XVIII. St. 1. S. 313. St. 2. S. 24. 52.
J. E. von K o ch- S t ern fei d, das Gasteiner Thal mit seinen
warmen Heilquellen im Salzburgischen Gebirge. Ein Taschenbuch
für Reisende, insbesondere zum Nutzen und Vergnügen der Kurgäste
Gasteius. Salzburg 1810.
J. Fr. Rumpf, Notizen über das G. Wildbad in der Karinthia.
1815. Nr. 30.
Oberlechner u. Mahir, im Salzacher Kreisblatte. 1815. Nr.
48, 59, 60.
167
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Die Straubinger Hütte zu Bad G. v. Emil. Wien 1819.— 1832.
Mitterdorfer's Gastungia. Salzburg 1820.
Teutschland, geognostisch-geologisch dargestellt von Ch. Ke fer-
st ein. 1821. Bä. I. St. 3. S. 277.
Curiositäten. 1822. S. 4. S. 421.
Klaatsch in: Hufeland's und Osann's Journal der prakt.
Heilkunde. Bd. LVIII. St. 1. S. 72—87.
Hünefeld in: Schweigger's Jahrbücher der Chemie und
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R. Brandes, Archiv d. Apothek. Bd. XXIX. S. 88.
Les bains de Gastein et leurs effets admirables dans les mala-
dies les plus d6sesp6rees par W. Streinz. Linz 1831.
B. Eble, das Wildbad G. in seinen Beziehungen zum menschli-
chen Organismus und die neu errichtete Filial- Badeanstalt zu. Hof-
Gastein. 1832.
Schweigger-Seidel in: dessen neuen Jahrb. d. Chemie u.
Physik. 1833. Bd. VIII. St. 5. S. 280.
W. Streinz in: d. mediz. Jahrb. d. österr. Staat. Bd. IX. St. 1.
S. 126. 1835. — Bd. XI. St. 1. 1836. —
H. Rormann's Hofgastein, wie es ist, als Seitenstück zuEmil'a
Straubingerhütte. München 1834.
B. Eble, die Bäder von G. Wien 1834.
Das Thal- u. Warmbad zu G. von A. v. Muchar. Grätz 1834.
J. Chr. A. Clarus u. J. Radius, Beiträge. Bd. 1. St. 3. 1834.
Kiene in: Clarus u. Radius Beiträgen. Bd. II. St. 4.
W. Werneck in: Clarus u. Radius Beiträgen. Bd. II. 1835.
W. Streinz in: Weitenweber's Beiträgen. Bd. II. St. 3.
S. 321. 1838.
Kiene in: v. Graefe u. Kaiisch Jahrb. 1838. Jahrg.III. S.260.
Andeutungen über G. u. dessen Anstalten zu Wildbad u. Hofga-
stein von R. Edlem von Vivenot. Wien 1839.
An der Nordseite der salzburgischen Tauernkette sind noch drei
M.quellen zu erwähnen, welche aber von niederer Temperatur als die
Th. quellen zu Gastein sind, — im Grolsarl, in der Rauris und
zu St. Wolf gang in der Fusch.
Die M. quelle zu St. Wolfgang am Weichselbach, eine
kleine Stunde von dem Dorfe Fusch, früher eine der berühmtesten M.
quellen im Salzburgischen, war besonders gegen das Ende des vori-
gen Jahrhunderts sehr besucht, jetzt jedoch weniger.
Das M. wasser der Trinkquelle zu St. Wolfgang; ist klar, farb-
und geschmacklos, perlt ziemlich stark, hat die Temp. von 5—6,5° R.,
zeichnet sich aus durch den geringen Gehalt an festen Bestandthei-
len, und enthält Talk- und Kalkerde, Kohlen-, Schwefel- und Kiesel-
säure und Schwefelwasserstoffgas. — Noch ärmer an festen Bestaud-
theilen ist das Augenwasser zu St. Wolfgang, es enthält Kalk- und Talk-
erde, eine Spur von Natron und Hydrochlor-, Kohlen- und Schwefelsäure.
168
Nach Saut er wirkt die M. quelle zu St. Wolfgang weniger die
Se- und Excretionen bethätigend, dagegen mehr stärkend, die Ver-
dauung und Blutbereitung verbessernd.
Die besucht. Badeort, u. Gesundbr. Th. I. S. 138.
Saut er in: d. üsterr. med. Jahrb. 1838. Bd. XV. St. 2.
3. Das Soolbad zu Ischl im Traunkreise. Der
freie Markt Ischl (Iscala), berühmt durch seine ergiebige
Saline, liegt fast im Mittelpunkt des K. K. Salzkammer-
gutes, in dem malerischen Thale der Traun, zwischen dem
Traun- und Gmundner See, 1433 Fufs nach von Liech-
tenstern üb. d. Meere, rings von hohen Gebirgen um-
schlossen ; — der Ischler Salzberg erhebt sich zwar nur
bis zu 2975 Fufs, dagegen der Dach- oder Thorstein, des-
sen Scheitel ewiger Schnee bedeckt und durch welchen
das Traunthal geschlossen wird, zu einer Höhe von 9063
W. Fufs. — Das Alter dieses Marktes läfst sich bis in
das zwölfte Jahrhundert verfolgen, da laut einer Urkunde
schon im Jahre 1192 Herzog Leopold VI. das Kloster
Garsten mit 62 Fuder Salz aus dem Bergwerk von Ischl
beschenkte. Die an festen Bestandtheilen so reiche Soole
wurde gleichwohl erst seit d. J, 1821 als Soolbad benutzt,
später ein Badehaus erbauet und mit den erforderlichen
Apparaten ausgestattet, und erfreuet sich jetzt sehr guter
Einrichtungen und eines sehr zahlreichen Zuspruchs von
Kurgästen.
Unter den über J. erschienenen Monographieen sind
besonders zu erwähnen die von Hrn. Dr. Götz, Badearzt
und Salinenphysikus zu J.
Die Umgebungen von J. gewähren eine reizende Ab-
wechselung von anmuthig-lieblichen und grofsartig-erhabe-
nen Alpengegenden, — freundlichen Wiesengründen, sehr
hohen, theils mit Wald bewachsenen, theils nackten und
steilen Kalkbergen; — schon der Weg nach J. von Linz
über den herrlichen Gmundener See, oder von Salzburg,
den malerischen Gilgensee entlang ist reizend.
Bei einem längern Aufenthalt zu J. ist sehr die hohe
und verhältnifsmäfsig gesunde Lage, die reine und stär-
169
kende Bergluft, so wie die der hohen Lage entsprechende
Alpenvegetation zu berücksichtigen.
Nach Götz kommen unter den Einwohnern von J. Nervenfieher
und Lungensuehten nur höchst selten vor, obgleich die bei dem Salz-
sieden beschäftigten Arbeiter fast Tag und Nacht den nachtheiligsten
Einflüssen ausgesetzt sind; — bedeutende Epidemieen und Epizootiecn
herrschten noch nie in J. — Jm Durchschnitt beträgt das Verhältnifs
der Geborenen zu den Gestorbenen 160: 130, und es würde noch gün-
stiger sein, wenn die erwähnten nachtheiligen Einflüsse fehlten.
Die J. umschliefsenden Gebirge sind Verzweigungen
der norischen Alpen und bestehen aus vier Hauptformatio-
nen 5 — einer am weitesten verbreiteten, häufig mit Kalk-
spath gemengten und an Versteinerungen reichen Kalkfor-
mation, — einer Salzformation mit Thonlagern, — einer
auf dieser gelagerten Mergelformation — und endlich einer
aus Thon, fasrigem und dichtem Gyps- und Kalkconglo-
merat zusammengesetzten, welche das Traunthal ausfüllt
und zwischen welcher Sandsteinlager und Trappsteinge-
schiebe brechen.
Das Trinkwasser zu J. ist, trotz des an kohlensaurem und schwe-
felsaurem Kalk reichen Gesteins, sehr gut, namentlich die auf dem
rechten Traunufer befindliche „Wierer's Quelle".
Die durch Auslaugen gewonnene imd vom Salzberg in
Röhren nach J. geführte Soole ist sehr reich an Chlorna-
trium und enthält in sechzehn Unzen:
Chlornatrium 223,000 Gr;
Chlorcalcium ....
0,780 —
Chlortalcium
7,109 —
Schwefelsaures Natron
4,855 —
Schwefelsaure Kalkerde
1,027 —
Schwefelsaure Talkerde
1,820 —
238,591 Gr.
Nach Meifsner enthält ein Eimer Soole
56,57 Gr. Brom
In 1000 Theilen der Mutterlauge fand He
ifs n e r :
Chlornatrium ....
216,44 Th.
Chlortalcium .....
16,21 —
Schwefelsaures Natron
18,35 —
Kieselerde .....
2,00 —
Brom (als hydrobromsaures Salz)
2,04 —
255,04 Th.
Noch ist in J. eine im Maria-Theresiastollen des Salzberges 'unt-
170
springende kalte Schwefelquelle bemerkenswerth, welche nach Meifa-
ner in 1000 Tlieilen enthält:
Chlornatrium 5,17
Schwefelsaures Natron . . . 1,60
Kohlensaure Kalkerde . . . 0.80
Kohlensaure Talkerde . . . 0,73
Kohlensaures Natron . . . Spuren
Schwefel 1,31
pi
Der von dieser Schwefelquelle abgesetzte M. schlämm enthält in
100 Gewichtstheilen :
Schwefel 56,20
Kieselerde . . . . . . 26,88
Alaunerde 4,17
Kalkerde 3,09
Talkerde 0,84
Eisenoxydul 2,50
Bituminöse Theile u. Verlust . . 6,32
100,00
Benutzt wird zu J. vor allen:
1. Die Soole in Form von Wasserbädern. Ihre Wir-
kung ist, analog der ähnlicher salzreichen Soolquellen, zu-
nächst reizend auf die äufsere Haut, ihre Absonderung be-
tätigend und verbessernd, ihre krankhaft erhöhte Reiz-
barkeit herabstimmend, stärkend, — kräftig die Resorption
befördernd, auflösend, — das Nervensystem belebend, stär-
kend, ohne dabei das Blutsystem so aufzuregen, wie Ei-
senwasser.
Mit sehr günstigem Erfolge sind diese Bäder ange-
wendet worden : a) bei chronischen Leiden des Drüsen- und
Lymphsystems, scrophulösen Geschwülsten und Verhärtun-
gen, Stockungen im Uterin-, Leber- und Pfortadersy stein,
Hypertrophieen und krankhaften Metamorphosen der Ova-
rien; — b) hartnäckigen rheutnati sehen und gichtischen Lei-
den, insbesondere, wenn gleichzeitig grofse Erschlaffung
oder abnorme Reizbarkeit der äufsern Haut, und eine hier-
durch bedingte krankhafte Empfindlichkeit der letztern vor-
handen sind; — c) chronischen Nervenkrankheiten von rei-
ner Schwäche, — allgemeiner und örtlicher Nervenschwäche,
Hysterie, Neuralgien, convulsi vi sehen Leiden, Lähmungen;
171
— d) hartnäckigen Hautausschlägen, Flechten, veralteten
Geschwüren; — e) endlich hahen diese Bäder sich sehr
hilfreich erwiesen als stärkende Nachkur nach dem Ge-
brauch auflösender M. quellen, namentlich Karlsbad.
Mit Soole oder Schwefelwasser vermischt wird der beim
Auslaugen der Soole zurückbleibende M.schlamm allgemein
oder blofs örtlich als Umschlag oder Fufsbad empfohlen bei
chronischen Hautausschlägen, Anchylosen, Drüsen- oder Zell-
gewebe Verhärtungen, kalten Geschwülsten, scrophulösen oder
cariösen Geschwüren. — Er ist von grauer Farbe, salzigem
Geschmack und enthält Chloraluminium, schwefelsaure Thon-
erde, Kieselerde und Eisenoxyd.
2. Die beim Sieden der Soole sich entwickelnden Salz-
dämpfe, welche nach v. Er lach aufser Chlorsalzen Brom
und Kreosot enthalten sollen. Um diese Dämpfe zu benu-
tzen, wurden schon im J. 1824 über der grofsen, damals
vorhandenen Siedpfanne Galerieen mit Kabinetten errichtet,
welche indefs wesentliche Verbesserungen erfahren haben
seit Aufführung eines neuen Siedhauses im J. 1833. Statt
einer Siedpfanne befinden sich in demselben zwei, und über
denselben abgeschlossene Kabinette, in welchen die Kran-
ken entkleidet, nur in Bademäntel gehüllt, der Einwirkung
der Salzdämpfe nach Umständen längere oder kürzere Zeit
sich aussetzen. Nach Meifsner's Anordnung sind sehr
wesentliche Verbesserungen getroffen, um durch Luft- und
Abzug der heifsen Sooldämpfe die Hitze und reizende Wir-
kung dieser Dämpfe zu mindern. Die Temperatur dieser
Dämpfe beträgt 27—29 bis 35° R.
Ihre Wirkung ist sehr reizend, die Se- und Exemtio-
nen bethätigend zunächst der äufsern Haut, und der
Schleimhaut der Respirationsorgane, — aber zugleich auch
analog der der Bäder von Chlordämpfen in verschlossenen
Badewannen, kräftig die Resorption befördernd, und von be-
sonderer Einwirkung auf das Leber- und Uterinsystem.
Zu widerrathen in allen den Fällen, in welchen wegen
grofser Empfindlichkeit der Respirationsorgane und Nei-
172
gung zu activen Congestionen oder Blutflüssen reizende
Dampfbäder nachtheilig sein würden, werden sie in der
Mehrzahl der Fälle empfohlen, in welchen die Soolbäder
zu J. benutzt werden, zur Unterstützung der letztern, na-
mentlich bei gichtischen und rheumatischen Leiden, Gelenk-
geschwülsten, Drüsenverhärtungen, chronischen Nervenlei-
den und Hautausschlägen, — insbesondere aber bei Krank-
heiten der Respirationsorgane und des Uterinsystems.
3. Die Douchebäder werden zur Unterstützung der Sool-
bäder benutzt, namentlich bei Lähmungen, hartnäckigen
localen rheumatischen und gichtischen Leiden, Gelenkstei-
figkeit, Verkrümmungen des Rückgrathes, Anschwellungen
und Verhärtungen.
4. Das Schwefelwasser empfiehlt Götz allein oder in
Verbindung mit Soole als Bad bei flechten- oder krätzar-
tigen Hautausschlägen, herum schweifen der Gicht, Lähmun-
gen, Gelenksteifigkeit, Verkrümmungen, Geschwüren, Ca-
ries und Krankheiten des Uterinsjstems, — innerlich zu
einem Seidel als eröffnendes Mittel bei scrophulösen Lei-
den und Stockungen im Leber- und Pfortadersysteme.
Ischl besitzt endlich eine Molkenanstalt. Die hier
bereitete Molke ist wegen der herrlichen Vegetation der
Umgebung von J. von vorzüglicher Güte und wird allein,
oder in Verbindung mit fremden, versendeten M. wassern
in allen den Fällen benutzt, in welchen Molken angezeigt
sind, namentlich bei chronischen Leiden der Respirations-
organe, Stockungen im Unterleibe, Dyskrasieen und Ca-
chexieen, Skropheln und chronischen Hautausschlägen.
Beobachtungen und Abhaudl. aus dem Gebiete der gesammt. prakt.
Heilkunde von Oesterr. Aerzten. Bd. V. 1826. S. 266.
Ischl und seine Soolenbäder. Wien 1826.
F. C. Weidmann, der Führer nach u. um Ischl. Wien 1834.
Ischl u. seine Soolenbäder vom J. 1826 bis 1833 v. M. D. G ö tz.
Wien 1834.
Beiträge zur Badechronik von Ischl. Wien 1836.
Die tcutschen, insbesondere die bairischen und österreichischen
Salzvverke von J. E. Ritter von Koch-Stcrnfeld. 1836.
173
Meifsner in d. med. Jahrb. d. österr. Staats. N.Folge. Bd. III.
St. 4. S, 619.
Das Salinen -Dampfbad zu Ischl von Fr. vonErlach. Wien
1837.
Ritter Val. L. Brera, Ischl und Venedig in ihrer heilkräftigen
Wirksamkeit, übers, u. mit Zusätzen vermehrt von Dr. H. H. Beer.
Wien 1838.
Beer's Gesundheitszeitung. 1S40. S. 316. 389. 391.
An diese Heilbäder schliefsen sich:
Die Salzquelle oder das Kropf wasser zu Hall im Traun-
kreise. — Der alte und freie Markt Hall (Haliola), liegt im Lande ob
der Ens, im Traunkreise, an der Strafse von Wels nach Steyer,
1060 Fufs über d. Meere, in einer fruchtbaren, anmuthigen Gegend.
Bekannt ist diese Salzquelle seit länger denn einem Jahrtausend.
Die erste Erwähnung derselben geschieht in den Stiftsurkunden des
Benedictiner Klosters zu Kremsmünster, denen zufolge Thassilo II.,
Herzog von Baiern, im J. 774 diese Quelle dem von ihm begründeten
Stift Kremsmünster nebst drei damals hier beschäftigten Salzsiedern
übergab. Erst später fing man an auf seine medizinischen Wirkungen zu
achten, dasselbe wegen seiner ausgezeichneten Wirkung gegen Kröpfe
„Kropfwasser" zu nennen, unter dem Namen „Haller Kropfwasser"
in Flaschen zu versenden, oder in Form von „Kropfbrot" (mit die-
sem Wasser gebackenem Brote) zu gebrauchen.
Beschrieben und empfohlen wurde dasselbe schon von Med er er
1772 und von H. J. v. Cr an tz , — in neuerer Zeit von L. F. Wag-
ner und Arming, — analysirt von Ph. von Holger.
Das Haller Kropfwasser ist klar, von einem salzigen Geschmack,
einem schwachen aber eigeuthümlichen, dem Jod ähnlichen Geruch,
wird, der Einwirkung der atmosphärischen Luft längere Zeit ausge-
setzt, gelblich getrübt; seine Temperatur beträgt 9,16° R., sein spec.
Gewicht 1,108.
Nach Ph. von Holger enthalten 1000 Theile desselben:
Chlornatrium 11,331
Chlorlithion ..... 0,656
Clorcalcium 0,437
Chloraluminium 0,510
Schwefelsaure Talkerde . . . 0,076
Schwefelsaures Lithion . . . 0,096
Schwefelsaure Alaunerde . . . 0,017
Jodnatrium 0,720
Bromnatrium 0,054
13,897
Nach einer Mittheilung in der Linzer Zeitung (1830. Nr. 27.) soll
dieses M.wasser aufser den genannten Bestandtheilen noch Eisen,
Extraktivstoff, Kieselerde, Jodwasserstoffgas und Kohlensäure ent-
halten.
174
Als Getränk und Bad angewendet, wirkt dasselbe wegen seines
beträchtlichen Jodgehalts, ähnlich den jod- und bromhaltigen Kochsalz-
quellen (vgl. Th. I. S. 278. u. 281. zweit. Aufl.), sehr reizend auf das Drüsen-
und Iyymphsystem, die Resorption erregend auf das Blut- und Ner-
vensystem, so wie die Se- und Excretionen bethätigend, insbesondere
der Schleimhäute, der Harnwerkzeuge, des Darmkanals und des Ute-
rinsystems.
Benutzt wird dasselbe als Getränk (täglich zu einem Viertel bis
halben Seidel), als ganzes oder Halbbad, Fufsbad, Waschungen, Um-
schlag (besonders bei Kropf), Einspritzungen und Klystier.
Zu widerrathen bei wahrer Vollblütigkeit und Disposition zu ac-
tiven Congestionen und Blutfliissen, grofser Erregbarkeit des Nerven-
und Blutsystems, Exulcerationen wichtiger Organe, hektischem Fie-
ber und Neigung zu Bluthusten, Schwäche der Verdauungswerkzeuge
mit Neigung zu Durchfall, hat sich dagegen die M. quelle als Getränk
und Wasserbad sehr hilfreich erwiesen :
1) bei chronischen Leiden des Drüsen- und Lymphsystems, na-
mentlich Skropheln, Struma lymphatica, wie anderen scrophulösen Ge-
schwülsten und Verhärtungen, scrophulösen Leiden der Augen und
der äufsern Haut. (Nach Hall er wurden von 44 Kropfkranken, wel-
che nur das Wasser tranken, 25 vollkommen geheilt, 16 gebessert;
nur bei dreien blieb die Kur ohne Wirkung.)
2) Chronischen Hautausschlägen, veralteten dyskrasischen Ge-
schwüren.
3) Hypertrophieen und Verhärtungen der Milz und Leber, der
Gekrösdrüsen, Stockungen im Pfortadersysteme, Hämorrhoidalbe-
schwerden.
4) Hartnäckigen rheumatischen und gichtischen Leiden, mit krank-
haften Störungen der Digestion und Assimilation.
5) Krankheiten des Uterinsystems von atonischer Schwäche, Sup-
pressionen, Retentionen der Menstruation, passiven Profluvien, Bleich-
sucht, Unfruchtbarkeit.
6) Chronischen Nervenleiden von materiellen Ursachen, bedingt
durch Stockungen im Unterleibe oder mit ihnen complicirt, — Hypo-
chondrie, Melancholie, Hysterie.
H. J. v. Crantz, Gesundbr. d. Oest. Monarchie. S. 16.
Historisch- topographische Darstellung von dem Stifte Kremsmün-
ster von P. Ulrich Harten Schneider. Wien 1830.
Leop. Ferd. Wagner, dissert. inaug. med. de aqua iodica fon-
tis Hallensis. Vindobonae 1831.
J. v. Vering's eigeuth. Heilkraft verschiedener Mineralwasser.
1836. S. 95.
Die Jod- und Bromhaltige Salzquelle zu Hall von Arming.
Wien 1834.
E. Osann, über Jod- und Bromhaltige M. quellen in C. W. Hu-
feland u. Osann's Journ. d. prakt. Heilk. Bd. LXXXI. St. 5. S. 3.
Arming iu : med. Jahrb. d. k. k. österr. Staats. 1837. Bd. XII.
St. 3.
175
C. Hall er in: mediz. Jahrbüchern d. k. k. österr. Staats. 1838.
Bd. XVI. St. 4.
Aufser diesen Kochsalzquellen verdient noch eine besondere Er-
wähnung die Benutzung der Soole zu Ha 11 ein in Form von Bädern.
Knolz in: Beobacht. und Abhandl. aus dem Gebiete der prakt.
Heilk. von Oest. Aerzten. 1828. Bd. VI. S. 323.
Die M.quelle zu Krems in Nieder-Oesterreich, enthält schwe-
felsaure Salze, unter dieseu Alaun, und wird äufserlich bei schlaffen
Geschwüren und rhachitisclien Beschwerden gerühmt.
H. J. v. Crantz a. a. 0. S. 40.
Die M.quelle von Eglhof im Traun -Kreise in Ober-Oester-
reich, unfern Windisch Garsten, eine kalte, wenig gebrauchte Schwe-
felquelle.
H. J. v. Crantz a. a. 0. S. 16.
Das Riendler M.w as »er in Ober-Oesterreich in der Herr-
schaft Waidenfeld, sieben Meilen von Linz, enthält schwefelsaure
Talkerde und kohlensaure Kalkerde.
H. J. v. Crantz a. a. 0. S. 20.
Das Puchrigler Bad im Traunkreise, eine halbe Stunde
von Windisch -Garsten, nicht mehr im Gebrauch.
H. J. v. Crantz a. a. 0. S. 19.
Die M.quelle zu Leonfelden, unweit der Riendler Mine-
ralquelle, bei dem Städtchen Leonfelden, im Mühlkreise in Ober - Oe-
sterrreich, jetzt aufser Gebrauch.
H. J. v. C r a n t z a. a. OT S. 18.
Die M.quelle von Aigen in einer reizenden Gegend des
Salzburger Kreises, von der Stadt Salzburg nur eine kleine Stunde
entfernt, eine der ältesten M. quellen im Herzogthum Salzburg, die
schon im Jahre 1524 von J. P. Zwangmeister empfohlen wurde.
Das M. wasser ist kalt, wird in Form von Bädern benutzt, und
ermangelt noch einer genügenden Analyse.
Unterricht über das Gesuudbad in Aigen im Erzstifte Salzburg.
Salzburg 1778.
K. M. Seh roll in: v. Mo 11 's Jahrbüchern der Berg- und Hüt-
tenkunde. 1797. Bd. I. S. 194.
Die besucht. Badeörter und Gesundbr. Th. I. S. 144.
Das Bad zu Leo gang im Salzburger Kreise, im Gericht Sal-
felden. Schon im Jahre 1559 unter dem Erzbischof Michael von
Künburg war dieses Bad bekannt. Eine genügende Analyse dieses
M. wassers mangelt noch.
Die besucht. Badeort, u. Gesundbr. Th. I. S. 143.
Das Bad bei Zell im Salzburger Kreise. Die M.quelle ent-
springt eine halbe Stunde von dem Markte Zell am Fufse eines Thon-
schieferberges. Nach Niederl's Analyse gehört dieses M. wasser
176
zu der Klasse der kalten erdig-salinischen Schwefelquellen, und wirc
als Bad empfohlen bei Gicht, Rheumatismen, Lähmungen, Schleim'"
Aussen, Bleichsucht und Hypochondrie.
Die besucht. Badeort, u. Gesundbr. Th. I. S. 141.
2. Die Heilquellen der gefürsteten Grafschaft
Tirol.
Der Hauptzug der Gebirge Tirols streicht von Westen
nach Osten mit zahlreichen Seitenthälern nach Norden und
Süden, — der Inn bildet die nördliche Begränzung des Haupt-
gebirges, der Brenner die Scheidewand zwischen Süden und
Norden.
In den Gebirgen Tirols ist vorwaltend die Granit- und
Gneifsformation ; an ihren nördlichen und südlichen Ver-
zweigungen findet sich viel Glimmerschiefer, nach Osten
und Westen Thonschiefer. Sehr bemerkenswerth im süd-
lichen Tirol ist das Porphyrgebirge und der dasselbe be-
gleitende rothe Sandstein, im nördlichen und südlichen die
Formation von Alpenkalkstein, Kalknagelflühe und Stein-
kohlenflötzen.
Reich an reizenden Thälern, umschlossen und durch-
zogen von kolossalen und hohen Gebirgen, vereinigt Ti-
rol eine grofse Mannigfaltigkeit von Naturschönheiten und
zugleich eine grofse Verschiedenheit des Klimas.
Hinsichtlich des Klimas findet zwischen dem nördli-
chen und südlichen Tirol eine wesentliche Verschiedenheit
statt; so rauh das Klima in manchen Gegenden am nörd-
lichen Abfall des Brenners ist, so mild und lieblich ist es
in vielen Thälern an seinem südlichen Abhänge.
Sehr beachtenswerth ist die hohe Lage und die da-
durch reizend stärkende Gebirgsluft vieler Bäder, nament-
lich des Brennerbades, — da nicht blofs die Berge Tirols
(der Brenner 4500 F., mehrere über 10,000 F.), sondern auch
selbst die einzelnen Thäler eine sehr beträchtliche Höhe ha-
ben, — so liegen in dem an Heilbädern so reichen Unter-Inn-
thale Innspruck 1766 F., in dem an M. quellen gleich er-
giebigen Eisacktbale Brixen nach von Liechtenstern
1666
177
1666 F., Botzen 1094 F., — im Pusterthalc Brunecken 2610
F., — im Passeyrthale St. Leonhard 2134 F., Meran 1300 F.,
— Toblach an der Rienz 3902 F. über dem Meere erhaben.
Tirol besitzt zwar eine sehr grofse Menge von Heil-
bädern, verhältnifsmäfig aber nur wenig- ausgezeichnete Mi-
neralquellen, nicht eine einzige von einer sehr hohen Tem-
peratur, dagegen viele sehr kalte. Zu bedauern ist es, dafs
sogar bedeutende und sehr besuchte Kurorte, selbst in der
Nähe von Innspruk und Botzen, guter Analysen noch ent-
behren.
Im Vergleich mit den M. quellen anderer Länder zeich-
nen sich die Heilquellen Tirols durch folgende Eigentüm-
lichkeiten aus:
1. Thermalquellen von hoher Temperatur fehlen, die
Th. quellen bei Dux, etwa 1500 F. unter dem Duxer Glet-
scher, haben nach Ennemoser nur 11 — 18,2° R., — die
des Brennerbades 18° R.
2. Tirol besitzt viel Säuerlinge, welche meist nur sehr
wenig feste Bestandtheile, einige fast nichts als Koh-
lensäure zu enthalten scheinen, — nach Ennemoser
sind zehn näher bekannt, wie die von Ladis und andere,
aber weniger benutzte.
3. Von erdigen und salinischen M. wassern sind nach
Ennemoser über 50 bekannt.
4. Von eisenhaltigen ohngefähr eben so viele. Aufser
dem von Ennemoser angeführten Bärenbad gehört hier-
her insbesonders die viel benutzte starke Eisenquelle zu
Rabbi.
5. An Schwefelwassern besitzt Tirol 30-— 40, — an
Soolen nur ein fleifsig besuchtes Soolbad.
Ins Ausland werden von den Tiroler M. quellen nur
wenige versendet. Häufig werden sie in Form von Was-
serbädern benutzt, jedoch nur meist von Inländern; nach
Hör mann betrug die Zahl der jährlich allein die Bäder
des Botzener Kr. besuchenden Kurgäste an 4000. Der Auf-
enthalt in den einzelnen Bädern ist meist sehr billig, die Ein-
II. Tbeil. M
178
Dichtungen zur Benutzung der Quellen in der Mehrzahl des
Bäder lassen indefs noch viel zu wünschen übrig, — nur
in wenigen linden sich Douche- und Tropfbäder. Sehr b<
merkenswerth ist der Gebrauch in Tirol, in den Bädern
sehr lange zu verweilen; man badet täglich meist zweimal
und verbleibt jedesmal eine halbe bis drei Stunden in
Wasser.
H. J. v. Crantz, Gesundbr. der Oesterr. Monarchie. S. 48.
Vinc. Fer. Taude, Synopsis fontium Austriae. p. 21.
Teutschland geognostisch-geologisch dargestellt von Ch. Ke fer-
ste in. 1821. Bd. I. Heft 3. S. 313. 319. 344. 358. 386.
Marzari-Pencati in: Keferstein's Teutschland. Bd. II
St. 2. S 236.
Leop. v. Buch in: Keferstein's Teutschland. Bd. II. St. 2
S. 253.
Marachini in: Annales des mines. T. VIII. 1823. p. 629.
V.Pfaundler in: Beiträge zur Geschichte, Statistik, Natur-
kunde und Kunst von Tyrol und Voralberg, herausgegeben von den
Mitgliedern des Ferdiuandeums, v. Mersi, v. Pfaundler u. Rög-
gel. Innsbruck 1825. Bd. I. S. 281.
J. v. Hörmann in: Beiträgen zur Geschichte, Statistik u. s. w.
1826. Bd. II. S. 239.
L. v. Bueh in: Beiträgen zur Geschichte, Statistik u. s. w. 1827.
Bd. III. S. 242.
L. v. Buch in: Anuales de chemie et pbysique. T. XXIII.
p. 276.
G. Bischofs Bemerkungen über Tyrol's M. quellen nach Mit-
theilungen des Hrn. Prof. Ennemoser in: Erdmann u. Schwci;
ger-Seidel's Journ. f. prakt. Chemie. 1834. Bd. II. S. 66. u. folg.
Nach Verschiedenheit der Lage zerfallen die Heilquel-
len dieses Landes in die des nördlichen und südli-
chen Tyrols.
1. Die Heilquellen des nordlichen Tirols.
Eine besondere Erwähnung- verdienen hier das Bad auf
dem Brenner, zu Hall, Prutz und Ladis.
1. Das Brennerbad, auf dem Gipfel dieses Ber-
ges, nur eine kleine Stunde von der Station Brenner ent-
fernt, dicht an der vom Brenner nach Sterzing führenden
Strafse, 4500 F. über dem Meere. Das Bad wird fleifsig-
besucht, gewährt aber nur wenig- Raum für Kurgäste.
179
Das M. wasser, dessen Temperatur Ennemoser zu
18° R. bestimmt, enthält nur wenig feste Bestandtkeile,
2,6 Gr. unlösliche und 1,5 Gr. lösliche; noch mangelt eine
gründliche Analyse desselben.
Empfohlen wird dasselbe als Bad bei Stockungen im
Leber- und Pfortadersystem, Rheumatismen, Harnbeschwer-
den und chronischen Hautausschlägen.
H. J. v. Crantz a. a. 0. S. 66.
G. Bischof a. a. 0. S. 66.
2. Das Soolbad zu Hall, seit d. J. 1825 bestehend
und sehr fleifsig besucht, nur eine Stunde von Innspruck
entfernt, liegt in einer der schönsten Gegenden des nördli-
chen Tirols, dicht an dem Inn in einem breiten und frucht-
baren Thale, zu beiden Seiten von hohen Gebirgen um-
schlossen.
Die hier benutzte sehr salzreiche Soole enthält 26,72
Proc. Chlornatrium, aufser diesem eine unbestimmte Menge
Chlorcalcium und Chlortalcium und schwefelsaure Kalk-
erde, — die Mutterlauge, welcher man sich nach Umstän-
den auch zu Bädern bedient, Chlorcalcium imd Chlortal-
cium und etwas Chlornatrium.
Zu widerrathen in allen den Fällen, wo sehr salzreiche
Soolbäder contraindicirt sind (vgl. Th.I. S. 280. 2. Aufl.), ha-
ben sich die Bäder zu H., gleich ähnlichen, namentlich sehr
hilfreich erwiesen : 1) gegen Skropheln und Rhachitis, scro-
phulösen Drüsenanschwellungen, Auflockerungen und Exul-
cerationen des Uterus, scrophulösen Gelenk- und Knochen-
geschwüren, — 2) chronischen Nervenleiden von Schwäche,
allgemeine Nervenschwäche, Lähmungen, — 3) hartnäckigen
Krankheiten der äufsern Haut, Rheumatismen, Gicht, örtli-
che Schwäche der äufsern Haut, — 4) Stockungen im Le-
ber-, Pfortader- und Uterinsystem, Hämorrhoiden, Hypo-
chondrie, krankhaften Störungen der Menstruation.
Ha us er in: medic. Jahrb. des k. k. österr. Staates. 1838. N.
Folge. Bd. XV. St. 2. S. 203.
3. Das Prutzer Bad im Ober-Innthaler Kreise, ge-
M2
180
hört zu den berühmtesten und besuchtesten Kurorten Ti-
rols, und begreift vier verschiedene kalte M. quellen zu
Prutz und Ladis, nämlich:
1. zwei Säuerlinge, von welchen der eine, sehr reich
an kohlensaurem Gase, viel getrunken, häufig versendet
und auch von der Quelle entfernt vielfach als Getränk be-
nutzt wird. Sein Gehalt an festen Bestandtheilen wird äl-
teren Analysen zufolge nach v. Crantz auf 10 Gr. un-
lösliche, und 3,57 Gr. lösliche Bestandteile, nach Dietl
auf 28 Gr. in einem Pfunde angegeben, und besteht wahr-
scheinlich aus kohlensauren und schwefelsauren Erden und
einem nicht unbedeutenden Gehalt an Eisen, wie der Ge-
schmack des Mineralwassers an der Quelle zu beweisen
scheint, wovon ich mich selbst im Herbst 1839 überzeugte.
2. Zwei Schwefelquellen bei dem Dorfe Ladis (das!
Bad zu Ladis).
Die erstem werden als Getränk gerühmt gleich ahn
liehen Säuerlingen bei Blennorrhoeen, chronischen Brustlei-
den, Krankheiten der Harnwerkzeuge und Krankheiten von
allgemeiner Schwäche, — die Schwefelquellen als Bad bei
chronischen Hautausschlägen, Gicht und Rheumatalgien.
H. J. v. Crantz a. a. 0. S. 51.
Dietl, de Austr. imp. fönt. med. p. 88.
An sie schliefsen sich im Unter-Innt haier Kreise folgende
weniger Denutzte M. quellen :
Das Bad zu Ampas, früher bekannt unter dem Namen des
Enbrickler Bades, zwischen Innspruck und der Haller Innbriicke,
eine kalte erdig-salinische Eisenquelle mit einem Badehause. Das M.
wasser enthält in sechzehn Unzen 5 Gr. feste Bestandteile, — 2,84
Gr. kohlensaure und schwefelsaure Kalkeide und 2,16 Gr. schwefel-
saure Talkerde, — und wird als Bad gerühmt gegen Schleimttüsse,
Kachexieen, Rheumatalgieen, Lähmungen und chronische Hautaus-
schläge.
H. J. v. Crantz a. a. 0. S. 54.
Das Eg er da eher -Bad bei Innspruck, 1800 F. üb. d. M. Die
hier entspringende M. quelle ist kalt, enthält kohlensaures Natron,
schwefelsaure Kalkerde, Chlormagnium, besitzt Einrichtungen zu Bä-
dern und wird in dieser Form gegen chronische Nervenkrankheiten,
181
Leiden im Unterleibe von Schwäche und chronische Hautausschläge
benutzt.
H. J. v. Crantz a. a. O. S. 53.
Das V oldersbad bei Schwatz, unfern Hall, schön gelegen,
mit einem Badehause versehen. Das M. wasser desselben enthält
schwefelsaure Erden und wird nur als Bad gegen chronische Haut-
ausschläge, Leiden der Unterleibsorgane, rheumatische Beschwerden
und Neurosen mit günstigem Erfolg gebraucht.
H. J. v. Crantz a. a. 0. S. 83.
Das V enusber g er Bad, eines der ältesten Bäder Tirols,
besitzt ein Badehaus und wird ziemlich fleifsig besucht. Die hier
entspringende kalte, erdig -salinische M. quelle wird nur als Bad ge-
gen Hysterie, rheumatische Beschwerden, Krankheiten des Uteriusy-
stems und chronische Hautausschläge benutzt.
H. J. v. Crantz a. a. 0. S. 82.
Das M. wasser zu Ob erp er fufs ein kaltes, erdig-salini-
sches Eisenwasser, welches mit einem Badehause versehen, ziemlich
häufig besucht, als Getränk und Bad gegen Blut- und Schleimflüsse
passiver Art, Gicht, Lähmungen, Bleichsucht und chronische Haut-
ausschläge gerühmt wird.
H. J. v. Crantz a. a. 0. S. 63.
Das Bad zu S ellrain, angenehm gelegen, sehr im Ge-
brauch, eine kalte erdig -alkalische M. quelle, welche durch Zutritt
von wildem Wasser verloren haben soll, und nur als Bad bei chroni-
schen Hautausschlägen, Neurosen und Krankheiten des Unterleibes
von Schwäche benutzt wird.
H. J. v. Crantz a. a. 0. S. 76.
Die N o oh quelle im Unter-Innthaler Kreise, an 5000 F. über
dem Meere entspringend, zeichnet sich durch die Reinheit und Leich-
tigkeit ihres Wassers aus; ihre Temperatur betrug nach Ennemo-
ser 5° R. bei 11° R. der Lufttemperatur, ihr spec. Gewicht wird von
Oellacker und G. Bischof verschieden bestimmt; nach G, Bi-
schof enthält die N. quelle an festen Bestandtheilen eine organische
Materie und schwefelsaure Salze, wahrscheinlich Gyps und Bittersalz.
H. J. v. Crantz a. a. 0. S. 63.
G. Bischof a. a. 0. S. 67. u. folg.
D as Bad zu N alters bei Iunspruck. Das hier entspringende
M.wasser zeichnet sich aus durch seine Reinheit und seinen geringen
Gehalt an festen Bestandtheilen, insbesondere an Kieselerde, — G.
Bischof versichert, dals ihm noch nie ein Quellwasser vorge-
kommen sei, in welchem sich Kieselerde und organische Substanz
in so überaus geringer Menge vorgefunden habe, als in dieser Mi-
neralquelle.
H. J. v. Crantz a. a. 0. S. 62.
G. Bischof a. a. 0. S. 69. u, 71.
182
Das Griesbad zu Kif&büchl, in dem Städtchen K., — eine
kalte erdige Eisenquelle, welche gegen gichtische und rheumatische
Leiden, so wie Krankheiten des Uterinsystems von Schwäche benutzt
und empfohlen wird.
H. J. v. Crantz a. a. 0. S. 59.
Das Joe hb erger Bad. Die hier entspringende M. quelle ist
kalt, scheint schwefelsaure Salze zu enthalten, wurde sonst gegeu
Rheumatismen und chronische Hautausschläge, jetzt aber nicht mehr
gebraucht.
D as H eiligekr euzbad, unfern Hall, ein kaltes, schwaches,
erdig-salinisches Schwefelwasser, welches als Bad nur wenig benutzt,
gegen rheumatische Beschwerden , chronische Hautausschläge und
Krankheiten des Uterinsjstems empfohlen wurde.
H. J. v. Crantz a. a. 0. S. 75.
Das Aubad unfern Rattenberg, eine kalte erdige Eisenquelle,
welche nur wenig besucht, als Bad bei Krankheiten von Schwäche,
namentlich bei Hysterie gebraucht wird.
H. J. v. Crantz a. a. 0. S. 49.
Das Baumhir chner -Bad, zwischen Volders und dem Hei-
ligenkreuzbad, — eine kalte M. quelle, welche schwefelsaure Salze
enthält und gegen Krankheiten des Uterinsjstems als Bad empfoh-
len wird.
H. J. v. Crantz a. a. 0. S. 50.
Das M. wasser zu Rörebüchel, unfern der von Innsbruck
nach Salzburg führenden Strafse, eine kalte Schwefelquelle.
H. J. v. Crantz a. a. 0. S. 75.
Das Bad zu Leng au im Landgericht Kufstein, eine kalte
Schwefelquelle.
Das Ofenlocher- und Karschenthaler-Bad in Inns-
bruck selbst, von geringer Bedeutung.
H. J. v. Crantz a. a. 0. S. 59. u. 64.
In dem nordwestlichen Tirol, dem Bregenzer Kreise oder dem
Voralbergiscben sind zu erwähnen :
Das Bad Reutti, — eine alkalisch-saliuische Eisenquelle, als
Getränk und Bad sehr gerühmt bei Kachexieen, besonders Bleich-
sucht und Schleimflüssen. Seit 1822 ist das Bad neu eingerichtet;
1826 zählte man 600 Kurgäste.
Das Bad Rothenbrunn, — eine kalte salinisch -alkalische
M. quelle, welche seit Jahrhunderten schon im Gebrauch, jetzt mit
guten Einrichtungen versehen., fleifsig besucht und als Getränk und
Bad gegen Hypochondrie und Hysterie, Stein-, Menstrual- und Hä-
morrhoidalbeschwcrden gerühmt wird.
Das Bad zu Hohen eins, eine laue Schwefelquelle, gebraucht
183
>ei chronischen Hautausschlägen, rheumatischen und gichtischen Lei-
ten, Lähmungen, Nervenschwäche, Stockungen im Unterleibe, und
Krankheiten der Harnwerkzeuge.
Das Dillingsbad, ein erdiges Eisenwasser, gegen Rheu-
natalgieu, chronische Nervenkrankheiten, chronische Hautausschläge
nid Krankheiten 'des Uterinsystems benutzt.
Die M. quellen zu Ferenberg, Gfall, Hasloch und
Hinderegg, schwache Eisenquellen.
2. Die Heilquellen des südlichen Tirols.
Besonders zu erwähnen sind hier: das Bad zuRabbi,
las Mitter- und Egartbad und das Bad zu Ratzes.
1. Das Bad xu Rabbi im Trienter Kreise, 1800
b'ufs üb. d. M., im Val di Rabbi, — eine mit Einrichtun-
gen zu Bädern, stattlichen Gebäuden zur Aufnahme von
Kurgästen wohl versehene, zahlreich besuchte, sehr viel
Fersendete und häufig- fern vom Kurort als Getränk be-
mtzte, an Eisen sehr reiche M. quelle.
Die M. quelle hat die Temperatur von 7° R. ; ihr spec.
Gew. beträgt 1,00419, ihre Wassermenge in einer Minute
4 Pfund 6 Unzen Wiener Gewicht. Auf ihren Reichthum
an Eisen machte schon H. J. von Crantz aufmerksam,
Ein Eisen und Kohlensäure scheint sie die berühmte M.
imelle von Recoaro zu übertreffen. Nach Ragazzini's
Analyse enthält sie aufser kohlcns. Eisenoxydul und Koh-
lensäure, Chlornatrium, kohlensaures Natron und kohlen-
saure Kalkerde als vorwaltende feste Bestandteile, näm-
lich in einem venezianischen Pfunde:
Kohlensaures Gas . . . 9,42 Gr.
Kohlensaures Natron . . . 4,84 —
Chlornatrium .... 1,59 —
Schwefelsaures Natron . . 0,06 —
Doppelkohlensaure Kalkerde . 2,30 —
— — Talkerde . 0,28 —
Doppelkohlensaures Eiseuox3rdul 0,67 —
Kieselsäure 0,10 —
Ammonium 0,01 —
Aufser diesen Bestandteilen fand Ragazzini in dem ocher-
artigen Niederschlage des M.wassers Kren- und Hypokrensäure,
184
In ihren Wirkungen ähnlich der berühmten Eisen-
quelle von Recoaro, wird die von Rabbi als Getränk und
Bad namentlich empfohlen bei chronischen Leiden von ato-
nischer Schwäche, Verschleimungen und Erschlaffung der
Verdauungswerkzeuge, Bleichsucht, Stockungen im Uterin-
system von Schwäche, so wie Gries- und Steinbeschwerden.
H. J. v. Crantz a. a. 0. S. 66.
Ueber die Stadt Meran in Tirol, ihre Umgebung und ihr Klima.
Wien 1837. S. 36.
Unfern Rabbi, mit Rabbi durch einen Saumweg verbunden, in ei-
nem sehr wilden Felseuthale entspringt:
Die M, quelle zu Pey (Peyo), ein kaltes, an Kohlensäure
und Natronsalzen reiches Eisenwasser, welches häufig besucht, als
Bad und Getränk, auch versendet, benutzt und namentlich bei Krank-
heiten der Unterleibsorgane von Schwäche gerühmt wird.
H. J. v. Crantz a. a. 0. S. 65.
2. Das Mitterbad im Thale Ulten im Botzener
Kreise, Landgerichts Ulten, anderthalb Stunden von dem
Dorfe St. Pankraz, zwei und eine halbe von Lana, in ei-
nem engen und wilden Thale, — schon seit langer Zeit im
Gebrauch und viel benutzt; — im Sommer 1825 zählte
man an 2000, im J. 1835: 1640 Badegäste. Obgleich die
Umgebungen des Bades nicht heiter sind, gilt es in Tirol
für das heiterste, — die Hälfte der Badegäste besteht oft
aus Italienern, welche aus den Nachbarthälern hierher
kommen.
Die Lage ist sehr hoch, die Luft rein und stärkend,
für reizbare Brustkranke zu reizend, das Klima im Juli
und August schön und von gemässigter Temperatur.
Die M. quelle entspringt eine Viertelstunde von dem
Badehause entfernt, wird in Röhren dahin geleitet, und
scheint hierbei einen Theil seines Eisen- und Kohlensäure-
gehaltes zu verlieren.
Kalt, klar, von einem säuerlichen, zusammenziehenden
Geschmack, geschüttelt viel Bläschen von kohlensaurem
Gase entwickelnd, bildet das M.wasser, der Einwirkung
der atmosphärischen Luft längere Zeil ausgesetzt, einen
reichlichen ochcrartigen Niederschlag, scheint an Gehalt
185
und Wirkung der M. quelle von Rabbi sehr ähnlich und
enthalt nach einer in Botzen unternommenen Analyse au-
fser Kohlensäure kohlens. und schwefeis. Eisen, schwefel-
saure Talkerde und Chlorsalze.
Getrunken verursacht es leicht Magendrücken und an-
dere Unterleibsbeschwerden, wird dagegen um so häutiger
als stärkendes Bad in allen den Krankheiten von Schwä-
che gerühmt, wo kräftige Eisenwasser indicirt sind, na-
mentlich bei wahrer Nerven- und Muskelschwäche, Zittern
der Glieder, krampfhaften Leiden, Lähmungen, Impotenz,
— Blutmangel in Folge fehlerhafter Ernährung und star-
ken Säfteverlusts, nervösem Herzklopfen, Bleichsucht und
andern Leiden des Uterinsystems von reiner Schwäche, —
passiven Profluvien, Hämorrhagien und Blennorrhoeen, —
chronischen Hautausschlägen, atonischer Schwäche der äu-
fseren Haut, Skropheln und Rhachitis.
Man badet gewöhnlich den Vormittag, verweilt eine
Stunde im Bade, und sucht durch Bewegung nach dem-
selben die Wirkung zu unterstützen ; eine ganze Bade-
kur dauert nicht unter sechs Wochen.
Aufser den eigentlichen Kranken finden sich im Mitterbade jähr-
lich viel Gäste, welche hier die Sommerfrische geuiefseu.
H. J. v. Crantz a. a. 0. S. 85.
H ö r m a n n a. a. 0. S. 266.
Ueber die Stadt Meran u. s. w. S. 36. u. folg.
An dieses Bad reiht sich das auch im Thale Ulteu gelegene In-
ner- oder Lotter-Bad, eine halbe Stunde vom Dorfe St. Wal-
burg, am nördlichen Fufse des Karschbaumberges. — Die hier be-
nutzte M. quelle scheint einer Analyse zufolge der des Mitterbades
sehr ähnlich zu seiu, steht an Ruf iudefs derselben nach.
H. J. v. Crantz a. a. 0. S. 84.
Hör mann a.a.O. S. 265.
3. Das Egartbad im Botzener Kreise, nur andert-
halb Stunden von Meran entfernt, in einer der fruchtbar-
sten, gesundesten und schönsten Gegenden des Etschtha-
les, ist nicht blofs eines der besuchtesten Bäder Ti-
rols, sondern auch mit sehr guten Einrichtungen versehen.
186
In dem Badehause finden sich unter andern auch Vorrich-
tungen zu Tropf- und Dampfbädern.
Man unterscheidet zwei M. quellen. Die erste hat nach
einer neuen Analyse die Temperatur von 9° R. bei 21° R.
der Atmosphäre, enthält Schwefelwasserstoffgas, kohlen-
und schwefelsaure Talkerde, schwefelsauren Kalk, schwe-
felsaures Eisen und hydrothionsaures Kali. Die zweite Mi-
neralcpielle scheint der ersten ähnlich, nur schwächer und
wird weniger benutzt. Später sind noch andere Schwefel-
quellen (von 2 und 5° R. Temperatur im Juli) entdeckt
worden.
Wahrscheinlich wurden die zwei ersten hier entsprin-
genden M. quellen schon seit sehr langer Zeit benutzt, das
erste Badehaus jedoch erst 1728 von J. J. von Wolf
errichtet, später verbessert, vergröfsert und mit neuen
Gebäuden bereichert. Vermöge seiner freundlichen Lage und
seines angenehmen Klimas eignet sich dieses Bad vorzugs-
weise für zarte, sehr reizbare, nervenschwache Personen.
Als Bad hat man dieses M.wasser mit vielem Erfolg
empfohlen bei chronischen Hautausschlägen, Gicht, Rheu-
matismen, Stockungen im Unterleibe, Lähmungen, Hämor-
rhoidal- mid Urinbeschwerden, Verschleimungen, besonders
der Brust, Fluor albus; — getrunken wirkt das M.wasser
auflösend, die Darmausleerungen befördernd.
H. J. v. Crantz a. ä. 0. S. 54.
Hörmann in: Beiträgen zur Geschichte a. a. 0. S. 268.
4. Das Bad Ratzes im Botzcncr Kreise, imfern
des Dorfes Kastclrut (Castroruptuni), im Landgerichtsbe-
zirke gleiches JNamens, fünf Stunden von Botzen und sie-
ben von Brixen, sehr romantisch an dem Fufse der Seiser-
;\l|»e und des mächtigen Schlürnkofels gelegen, durch
Schädlcr 1715 sehr in Aufnahme gekommen, von Meh-
reren unter dem Namen Castroruptuni aufgeführt, spä-
1er einige Zeit vergessen, in neuerer Zeit dagegen häufi-
ger benutzt. Die Lage ist sehr hoch, das Klima sehr
187
rauh. Die Zahl der Kurgäste beträgt jährlich im Durch-
schnitt 4—600 Personen.
Man unterscheidet hier zwei M. quellen:
1. Die Eisenquelle, am Fufse des Kofels aus ei-
senhaltigem Thonschiefer entspringend, kalt, klar, etwas
ins Bläuliche spielend, reich an schwefelsaurem Eisen und
Alaun (nach Wassermann in sechzehn Unzen Wasser
drei Gran Eisenvitriol enthaltend). Man soll es, trotz des-
sen, ohne Beschwerden trinken können. Empfohlen wird es
als stärkendes Bad in Krankheiten von atonischer Schwä-
che, namentlich bei passiven Profluvien, chronischen Ner-
venkrankheiten, besonders Lähmungen, Zittern der Glie-
der, — Suppressionen der monatlichen Reinigung von Schwä-
che, chronischen Hautausschlägen.
2. Die Schwefelquelle, am Fufse der Seiseralpe
entspringend, ist kalt, enthält Schwefelwasserstoffgas, an
festen Bestandteilen vorzüglich schwefelsaure Kalkerde
und wird als Bad und Getränk benutzt bei Blennorrhoeen,
Verschleimungen, Stockungen im Unterleibe, rheumatischen
und gichtischen Leiden, flechtenartigen Hautausschlägen,
veralteten Geschwüren.
H. J. v. Crantz a. a. 0. S. 52.
Das Bad Ratzes, beschrieben von Dr. Wassermann. Brixen
1823.
Hörmann a. a. 0. S. 249.
An diese reihen sich folgende M. quellen im Botzener Kreise:
Das Bad zu Schunis, Sgu.ms oder Sttims im Landgericht
Schlanders, zwischen Tschengels und Laas in einer sumpfigen, häu-
fig Ueberschwemmungen ausgesetzten, die Entstehung von Wechsel-
fiebern begünstigenden Gegend.
Man unterscheidet hier fünf Quellen :
1. Die erste, in der Küche des Badehauses entspringende, hat die
Temperatur von 13° R. bei 17° R. der Atmosphäre und enthält koh-
lensaures Eisen, Schwefel, kohlen- und schwefelsaure Kalkerde.
2. Die zweite, in einer geringen Entfernung vom Bade befindli-
che M. quelle, gleich der vorigen zu Bädern benutzt, von 14° R. Tem-
peratur bei 17° R. der Atmosphäre, soll nach einer in Meran unter-
nommenen Analyse kohlensaures Eisen, kohlensaure Kalkerde, salz-
saures Natron und Schwefel enthalten.
3. Die dritte oder die Schwefelquelle, zweihundert Schritte
188
von dem Badehause entfernt, von einem starken Schwefelgeruch und
Geschmack, hat nach einer neuern Untersuchung die Temperatur von
13° R. hei 17° R. der Atmosphäre und enthält kohlen- und schwefel-
saure Kalkerde, schwefelsaure Talkerde, salzsaures Natron, Kali, Ei-
sen, Schwefel und Kohlensäure.
4. Die vierte und fünfte Quelle bilden das Trinkwasser der
Badegäste.
Die erste M. quelle hat sich einen Ruf hei Rheumatismen, Gicht,
Unfruchtbarkeit und allgemeiner Schwäche, — die dritte bei Krätze,
flechten artigen Hautausschlägen und langwierigen Geschwüren erworben.
H. J. v. Crantz a. a. 0. S. 78.
Hörmann a. a. 0. S. 277.
Das Bad zu Salt, ebenfalls im Landgericht Schlanders, auf
dem Marteller Nördersberge, in einem einsamen Bauerhofe, ausge-
zeichnet durch seine reine Bergluft, aber schwer zugänglich. Das hier
entspringende M.wasser hat die Temperatur von 9° R. bei 16° R. der
Atmosphäre, soll nach einer neuem in Meran unternommenen Ana-
lyse viel kohlensaures Gas, an festen Bestandtheilen Chlornatrium,
schwefelsaure Kalkerde, schwefelsaures Natron, Eisenvitriol und Kup-
fer (?) enthalten.
Das hier befindliche Badehaus ist im J. 1780 erbaut worden. Als
stärkendes Bad benutzt man das M. wasser gegen Gicht, chronische
Hautausschläge, Krankheiten des Uterinsystems, besonders Bleichsucht.
Hörmann a. a. 0. S. 279.
Das Bad zu Serenthal oder Sar entlial besitzt eine kalte,
alkalisch-erdige Eisenquelle, welche als Getränk und Bad bei Krank-
heiten von Schwäche, namentlich bei Rheumatalgieu, Krankheiten der
Schleimhäute und chronischen Hautausschlägen benutzt wird.
H. J. v. Crantz a. a. 0. S. 77.
Das Bad von Oberhaus im Landgerichtsbezirke Meran, an-
derthalb Stunden vom Dorfe Partschins am Abhänge des, gegen Nor-
den das Etschthal begränzenden Gebirges, in einer an herrlichen Aus-
sichten reichen Gegend. Das M. wasser hat nach neuereu Untersu-
chungen die Temperatur von 5° R. bei 9° R. der Atmosphäre und ent-
hält aufser Eisen auch Kochsalz und schwefelsaure Erden. — Man
benutzt es mehr innerlich, als in Form von Bädern, und empfiehlt es
bei Schwäche der Verdauungswerkzeuge und der Nerven, Bleichsucht
und Wechselfiebcrn.
Hörmann a. a. 0. S. 276.
Das Bad in der Schür gau, von Botzen fünf Stunden, nahe
bei dem Dorfe Sarnheim. Seit Menghin wurde das hier entsprin-
gende M.wasser nicht analysirt. Die Badeanstalt wird nur von den
nächsten Bewohnern benutzt und gegen Gicht, chronische Hautaus-
schläge und Krankheiten des Utcrinsystems von Schwäche empfohlen.
llörmanu a. u. 0. S. 260.
189
Das Bad zu ZÖgg im Passeyrthale, im Landgerichtsbezirke
gleiches Namens, unfern des Dorfes St. Leonhard, in einer gesunden
Gegend, schon 1755 vom Dr. von Fontaua sehr gerühmt, indefs
erst seit 1780 als Bad allgemeiner benutzt. Nach einer neuern Ana-
lyse beträgt die Temperatur 12° R. bei 20° R. der atmosphärischen
Luft, enthält Kohlensäure, kohlensaures Eisen, Kochsalz und schwe-
felsaure Salze. Angewendet hat man dasselbe als Bad bei Gicht,
chronischen Nervenkrankheiten und chronischen Hautausschlägen.
Hör mann a. a. 0. S. 267.
Das Bad im Thurmhache im Landgerichte Altenburg, nahe
bei dem Dorfe Eppan oder St. Michael, höchst malerisch gelegen mit
reizender Aussicht. Entdeckt wurde die M. quelle im Anfange des
vorigen Jahrhunderts; nach den Erfahrungen von Dalletorre ist
sie, als Bad angewendet, besonders zu empfehlen bei Schwäche des
Unterleibes, bei Gicht und langwierigen Geschwüren.
Hör mann a. a. 0. S. 258.
Das Bad zu St. Rochtts nahe bei Kaltem, im Kreise gleiches
Namens, am Fufse des mächtigen, unter dem Namen der Mendel be-
kannten Gebirgsrückens. Das Wasser ist kalt und scheint nur we-
nige mineralische Bestandteile zu enthalten; empfohlen hat man es
als Bad gegen Gicht und chronische Hautausschläge.
H ö r m a n n a. a. 0. S. 259.
Das Bad zu Völlaii, im Landgerichtsbezirk Lana beim Dorfe
gleiches Namens. Das hier entspringende Wasser hat die Tempera-
tur von 12° R. bei 17° R. der Atmosphäre, ist neuerdings wiederholt
zu Botzen und Meran untersucht worden, doch ohne dafs diese Ana-
lysen genügende Resultate geliefert hätten.
Benutzt wird das Bad seit dem Jahre 1816 und hat sich hilf-
reich erwiesen bei Gicht, Lähmungen und chronischen Krankheiten
der äufsern Haut.
Hörmann a. a. 0. S. 260.
Das St. Petersbad im Landgerichte Gufidaun, nach dem Dorfe
St. Peter benannt, auf dem von dem Grödnerthale nach dem Eisack-
thale führenden Gebirgswege, am östlichen Gebirgsabhange, welchen
das Grödnerthal bildet, seit länger denn hundert Jahren im Gebrauch,
fleifsig von den Bewohnern des Grödnerthales besucht. Die als Bad
und Getränk benutzte M. quelle wird nach Hör mann gerühmt bei
Anschwellungen und Geschwülsten, Hämorrhoidalbeschwerden, chroni-
schen Hautausschlägen, gichtischen Leiden, Krankheiten der Harn-
werkzeuge und des Uterinsystems.
Hörmann a. a. 0. S. 247.
Das Bad zu Dreykirchen im Landgerichte Villanders, am
nördlichen Gebirgsabhange des Eisackthales, eine Stunde vom Dorfe
Kollmann, auf einer mäfsigen Höhe, in einem üppigen mit Wald ab-
190
wechselnden Wiesengrunde, mit herrlicher Aussicht in die reizende
Umgegend.
Aufser der Badquelle finden sich hier zwei Trinkquelleu, welche
sämmtlich zu der Klasse der salinisch -alkalischen Heilquellen zu ge-
hören scheinen. Das Bad wurde erst 1811 errichtet und hat sich einen
Ruf bei rheumatischen und gichtischen Leiden, so wie bei Krankhei-
ten des Uterins3'stems erworben.
Hörmann a. a. 0. S. 245.
Das Bad bei Löwenberg, oder dem Tauf ner gute ober
Marling, im Landgerichtsbezirk Lana, unfern des Dorfes Tscherms,
in einer sehr angenehmen Gegend, erfreut sich eines verhältnifsmä-
fsig sehr milden Klimas. Einer in neuerer Zeit unternommenen Ana-
lyse zufolge hatte das M.wasser die Temperatur von 8° R. bei 17°
R. der Atmosphäre, und enthält freie Kohlensäure, schwefelsaures
Natron, schwefelsaure Talkerde und Eisen. Gerühmt wird dasselbe
bei hartnäckigen Hautausschlägen, veralteten Geschwüren und gichti-
schen Affektiouen.
Hürmanu a. a. 0. S. 262.
Das Bad Froi im Landgerichte Gufidaun, zwei Stunden von
Klausen und drei von Brixen entfernt, sehr hoch gelegen in einer
wilden, waldigen Gebirgsgegend, Das hier entspringende M.wasser
ist kalt, und enthält nach neueren Untersuchungen kohlensaures Gas,
an festen Bestandteilen schwefelsaure und Chlor- Salze. Als Bad
wurde es schon in der ersten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts
benutzt.
Aerztlichen Erfahrungen zufolge hat dasselbe sich nach H ö r -
mann bewährt bei Gicht, Wassersucht, chronischen Hautausschlägen,
Stockungen im Unterleibe, Schwäche der Verdauungswerkzeuge, Urin-
beschwerden und Krankheiten des Uteriusystems, namentlich Unfrucht-
barkeit.
Hör mann a. a. 0. S. 248.
Das Bad Weifslan, im Landgerichtsbezirk Karneid, in einer
engen Thalschlucht, am Fufse des Schlärnkofels, eine kleine Stunde
vom Dorfe Tiers. Die hier entspringenden M. quellen enthalten koh-
lensaures Natron. Inhaberin des Bades ist die Thalgemeinde; erst
im Jahre 1811 wurde das jetzt benutzte Badehaus erbaut.
Einen Ruf hat sich das Bad erworben in gichtischen und rheu-
matischen Leiden, Krankheiten des Unterleibes und der Nerven von
Schwäche, Bleichsucht.
H ö r m a n n a. a. 0. S. 254.
Das Bad zu St. Isidur, an der östlichen Seite des Kolk
mannbergea in einer waldigen Schlucht. Die liier entspringende M.
quelle enthält nach Abermayr kohlensaures Natron, kohlensaure
Kalkerde und Eisen, und wird als Bad benutzt bei Gicht, chroni-
191
sehen Hautausschlägen, Verschleimungen, Schwindel und Krankheiten
des Uterinsystems.
Hörmann a. a. 0. S. 256.
Das Bad an der Talfer bei Botzen, gehört eigentlich nicht
hierher, da das hier in Form von Bädern gebrauchte Wasser aus
dem, in die Eisack bei Botzen sich ergiefsenden Talferbach genom-
men wird.
Hörmann a. a. 0. S. 257.
Das Bad zu Kochemoos im Landgericht Kastelbeil, eine
halbe Stunde vom Dorfe Tschars in einer etwas sumpfigen , aber
sonst nicht unangenehmen Gegend, jetzt nur wenig besucht. Nach
einer neueren Analyse besitzt das M. wasser die Temperatur von 14°
R. bei 22° R. der Atmosphäre und soll Kohlensäure, schwefelsauren
Kalk, Kochsalz und Salpeter enthalten.
H ö r m a n n a. a. 0. S. 267.
Das Bad zu lieber w asser und Staflerlechner , zwei un-
bedeutende Bäder im Botzener Kreise.
Hörmann a. a. 0. S. 266.
Das Bad bei Längenfeld im Oetzthale, eine kalte, nur we-
nig feste Bestandtheile enthaltende Schwefelquelle.
Das Bad zu Schlaneid im Landgerichtsbezirke Karneid, —
auf dem westlichen Abhänge des Möltuerthales.
Das Bad zu W elsclmofen in demselben Landgerichtsbezirke,
wie das vorige, zwischen dem Tierner und Eggenthaie, acht Stunden
von Botzen.
Unfern Meran befindet sich bei Verdins im Passeyrthale eine
Eisenquelle, Avelche weniger Eisen und Kohlensäure, als die von
Rabbi enthält, mit Badeanstalten, — der Ort zeichnet sich aus durch
seine schöne Lage, seine gesunde und reine Luft; — ferner über die
Toll hinaus eine Badeanstalt, „das Badl" genannt, in welcher
eine hier entspringende kalte und schwache Schwefelquelle in Form
von Bädern gegen rheumatische und gichtische Leiden, so wie chro-
nische Hautausschläge gebraucht wird.
Ueber die Stadt Meran in Tirol, ihre Umgebung und Klima. 1837.
S. 41.
Im Pusterthalkreise sind zu erwähnen:
Das Bad bei Innichen, im Ganzen nur wenig besucht. Man
unterscheidet hier zwei kalte Quellen: 1. das Alt-Braxbad und 2.
den Antonsbrunnen, von welchen die erste zu der Klasse der
erdig- salinischen Schwefelwasser, die andere zu der der erdig-salini-
schen Eisenquellen gezählt wird. Empfohlen wird die erste als Bad
gegen Gicht, Skrophelu, Blennorrhoeen, Rheumatalgien, Amenorrhoe
192
und chronische Hautausschläge, — die zweite als Bad und Getränk
bei Hysterie, Hypochondrie und Magenkrampf.
H. J. v. Crantz a. a. 0. S. 55.
Das Bad zu M ay Stadt unweit Niedersdorf, nur wenig be-
nutzt. Die hier entspringende M. quelle enthält kohlensaure Erden
und viel kohlensaures Gas, wird als Getränk und Bad benutzt, auch
versendet, doch nur wenig.
H. J. v. Crantz a. a. 0. S. 61.
Das Af alter sbaclier Bad zwischen Lienz und Silljan, als
Kurort wenig besucht. Die Quelle ist kalt und wird nur als Bad in
dem daselbst befindlichen Badehause benutzt bei chronischen Hautaus-
schlägen und veralteten Geschwüren.
H. J. v. Crantz a. a. 0. S. 48.
Das Bad zu Burg stall bei Brixen besitzt ein kaltes erdi-
ges Eisenwasser, welches als Getränk und Bad bei Schleimflüssen,
namentlich bei Brustleiden, Lähmungen, gichtischen Leiden und chro-
nischen Hautausschlägen, aber nur wenig benutzt wird.
H. J. v. Crantz a. a. 0. S. 52.
Das Winkelbad in der Gemeinde Winkel im Pusterthale. —
Die hier entspringende M. quelle ist kalt, gehört zu der Klasse der
erdig-alkalischen und wird als Bad, in dem hierzu vorhandenen Bade-
hause, so wie auch zugleich als Getränk benutzt bei Schwäche über-
haupt, namentlich aber bei Krankheiten der Orgaue des reproductiven
Systems, so wie bei veralteten Geschwüren.
Der Jünkel- oder Jungbrunnen zu Tristach bei Lienz, mit
Einrichtungen zu Bädern, als Bad und Getränk benutzt bei Krankhei-
ten der Verdauungs- und Haruwerkzeuge.
H. J. v. Crantz a. a. 0. S. 58.
Das Bad zu Aniholz besitzt zwei kalte M.quellen : 1. den
Salomonsbrunnen, ein alkalisch - erdiges Eisenwasser, und 2.
das Stampfelbad, eine alkalisch -salinische Schwefelquelle, von
welchen jedoch nur die erste als Getränk und Bad in dem vorhan-
denen Badehause bei Hämorrhoidalbeschwerden und Krankheiten des
Uterinsystems benutzt wird.
H. J. v. Crantz a. a. 0. S. 48.
Das Bad zu Er lach in der Gemeinde St. Veit, ein alaunhal-
tiges Eisenwasser, gegen chronische Hautausschläge, Hämorrhoidal-
und Menstrualbeschwerdcn, so wie chronische Nervenkrankheiten von
Schwäche, empfohlen.
Die M. quelle zu Silian, ein Säuerling, als Getränk gegen
Stockungen im Unterleibc gerühmt.
Das G l eis Hb erger Bad, Landgerichts Welsbcrg, eine kalte
Schwe-
193
Schwefelquelle, welche in Form von Bädern, aber nur wenig ge-
braucht wird.
Das Ramwalder Bad, eine kalte erdig -alkalische M.quelle,
welche nur wenig besucht, und als Getränk und Bad gegen gichtische
und rheumatische Beschwerden mit gutem Erfolg benutzt wird.
Das Wallbrunnbad, in der Gemeinde Welsberg, — eine
kalte erdig-alkalische M. quelle.
Aufser diesen M. quellen besitzt Tirol noch viele andere, welche
aber grofsentheils nur wenig benutzt werden; — schliefslich erwähne
ich nur noch: die M.quelle von Campo di Sotto bei Ampezzo,
eine kalte Schwefelquelle, — die M.quelle zu Carano, eine er-
dig-alkalische Eisenquelle, — die M. quell e zu Sella im Val Su-
gana, ein kalter erdiger Säuerling, — die M.quelle Sotto Co-
mano bei Roveredo, eine salinisch - alkalische Quelle, welche man
gegen Gicht, chronische Hautausschläge, Krämpfe und Lähmungen
benutzt. —
Wegen seines sehr milden Klimas ist ueuerdings Meran im süd-
lichen Tirol empfohlen und deshalb häufig von Kranken zum länge-
ren Aufenthalt als Kurort benutzt worden.
Meran, 1300 F. über dem Meere, liegt nur vier Meilen nord-
westlich von Botzen, in dem malerischen Thale der Etsch, an dem
Einflüsse des Passeyrbaches in letztere, im Norden und Nordosten
durch hohe Gebirge gegen rauhe Winde geschützt; — das nahe
Obermais, eine Fortsetzung von Meran, auf dem linken Ufer der
Passeyr, von M. nur durch sie getrennt, mit Meran durch eine Brücke
verbunden, liegt schon weniger geschützt als letzteres.
Die alte Stadt M., früher Sitz der Herzoge gleiches Namens, zählt
über 200 Häuser, von welchen viele den Kranken einen reinlichen und
freundlichen Aufenthalt gewähren, — eine in steigender Zunahme be-
griffene Bevölkerung von 2 bis 3000 Einwohnern, welche, obgleich
Italien so nahe, doch durch Sprache, Körperbildung, Sitten und Le-
bensweise noch ganz dem teutschen Tirol angehören.
Die reizende Lage und die grofsartigen Umgebungen von M. ge-
währen einen reichen Wechsel von, an einem Orte gewifs nur selten
vereinigten Schönheiten der Natur, in welchen sich die Lieblichkeit
und Ueppigkeit einer südlichen Vegetation mit der Erhabenheit und
Grofsartigkeit des Nordens verschwistert haben. — Das Thal der
Etsch zwischen Meran und Botzen ist breit, wird zu beiden Seiten
von zwei sehr hohen Gebirgszügen umschlossen, durch zahlreiche
Ruinen, Schlösser auf den malerischen Vorsprüngen dieser mächti-
gen Gebirge geschmückt, und entfaltet in seiner Tiefe zwischen der
Menge von Dörfern, Kirchen, vereinzelten Höfen und gröfseren
Privatbesitzungen, eine italienische Vegetation, üppige Weinpflanzun-
gen, hohe Maisfelder, stämmige Feigenbäume, Kastanien, Pfirsichen
II. Theil. . N
194
und ähnliche Obstarten mit einer seltenen Fülle der süssesten und
«rewürzhaftesteu Flüchte. Jährlich findet eine dreimalige Feigen-
erndte statt.
Das berühmte und sehenswerthe alte Stammschlofs des ganzen
Landes, der ehemalige Sitz seiner Regenten, das Schlofs Tirol, erhebt
sich 2600 F. üb. d. M., nur eine gute Stunde von Meran auf einem
steilen Vorsprunge des mächtig hinter letzterem aufsteigenden kolos-
salen Gebirges und gewährt eine reizende und weite Ein- und Aus-
sicht, — südlich nach Botzen in das reich gesegnete Etschthal,
nach Westen in das malerische Vintschgau, über welches sich der
bei heiterem Wetter sichtbare Ortles mit seinem weifsen Haupt ma-
jestätisch erhebt.
In medicinischer Hinsicht zeichnet sich Meran vor ähnlichen Or-
ten durch eine verhältnifsmäfsig sehr wohlthätige Milde und Bestän-
digkeit seines Klimas aus; im Sommer ist es hier nicht so heifs, wie
in dem benachbarten Botzen und anderen Städten des tieferen Etsch-
thales; der Temperaturwechsel ist weniger schnell und auffallend,
in rauheren Jahreszeiten die Kälte weniger streng, und fällt im Win-
ter Schnee, so ist letzterer in der Regel nur von sehr kurzer Dauer.
Die mittlere Höhe des Barometers betrug in M. innerhalb sechs
Jahren 26,10, — die mittlere Temperatur 9,9° R., die höchste 27,0° R.,
die niedrigste — 5 bis 9,0° R.; — die Durchschnittszahl der heiteren
Tage 135, der Regentage 58, Schnee nur 8, Gewitter 11. — Die
Sterblichkeit verhält sich in M. wie 1: 37.
In M. giebt es keine endemische Krankheiten, dagegen abwärts
in dem Etschthale zwischen M. und Botzen nicht selten Wechselfie-
ber in Folge der häufigen Ueberschwemmungen der Etsch.
AVegen der Milde und Beständigkeit seines Klimas ist M. neuer-
dings häufig zum längeren Aufenthalt von Kranken benutzt worden,
weiche an Nervenschwäche und anderen chronischen Nervenkrank-
heiten, so wie an hartnäckigen Blennorrhoeen der Respirationsorgane,
Hals- und Lungenschwiudsucht leiden, um hier Trauben-, Molken-
oder Milchkuren zu gebrauchen, oder versendete Mineralwasser (na-
mentlich das von Rabbi (Vergl. S. 183.) und vou Ladis (Vergl.
S. 180.) allein, oder in Verbindung mit Milch oder Molken kurmiifsig
zu trinken. Eröffnet wird die Molkenkuranstalt Mitte Aprils.
Von den Aerzten in M. erwähne ich die Hrn. DD. Gas teiger,
W ei bei und Feiertag, welche ich im Herbst 1839 bei meinem
Aufenthalt zu M. persönlich kennen zu lernen das Vergnügen hatte.
Ueber die Stadt Meran in Tirol, ihre Umgebung und ihr Klima,
nebst Bemerkungen über Milch-, Molken- und Traubenkur, und nahe
M. quellen. Mit einer Karte der Umgebung. Wieu 1837.
3. Die Heilquellen des Herzogthuins Steiermark.
Das Herzogthum Steiermark, durchzogen von dem iniicli-
tigen Zuge der durch Salzburg, Kämthen und Krain strei-
195
chenden Alpenkette, theilt mit seinen Nachbarländern eine
gleich hohe Lage; — der Eisenhut an der Kärntnischen
Grenze hat eine Höhe von 7470 Fufs, die Stangalpe eine
Höhe von 7140 F., — Leoben liegt 1568 F., Judenburg
2268 F., die Saline zu Aussee 2084 F. üb. d. M. erhaben.
Die reine, reizend-belebende Gebirgsluft der Steirischen
Alpen verdient daher bei Kranken, welche sich dahin be-
geben sollen, besondere Erwägung, und ich kann in dieser
Beziehung nicht umhin, auf die Molkenanstalt zu Maria-
zell aufmerksam zu machen, — dem berühmten, viel be-
suchten Wallfahrtsort, welcher 2544 Fufs über dem Meere
erhaben, mit Wien und Grätz durch gute Poststrafsen ver-
bunden, vermöge seiner hohen Lage einer reinen, gesun-
den Gebirgsluft, einer schönen Gegend und einer, gute
Molke versprechenden Alpenvegetation sich erfreut. Aus-
kunft über die Anstalt giebt das K. K. Verwaltungsamt,
aufser diesem Hr. Dr. K. Kn äfft, Distriktsarzt zu Mariazell.
Wichtig für die Entstehung und die Mischungsverhält-
nisse der Steirischen M. quellen sind beträchtliche Salzla-
ger im Judenburger Kreise (zu Aussee) und der vulkani-
sche Karakter einzelner Gegenden. Dahin gehört nament-
lich das Gebirge des Gleichenberger Distriktes, dessen
Berge von kegelförmiger Gestalt, aus porphyrartigem Tra-
chyt zusammengesetzt, sich durch kräftige, kalte M. quel-
len, namentlich die Klausener Eisenquelle, auszeichnen.
Die zahlreichen Säuerlinge, welche in Steiermark ent-
springen, enthalten Eisen- und Natronsalze, vor allen die
berühmte Eisenquelle zu Rohitsch; — an Th. quellen
besitzt Steiermark nur drei, und zwar von 22 — 29,5° R.
Temperatur.
Die berühmtesten M. quellen Steiermarks sind : das
Dobbelbad, das Bad zu Tuff er und Neuhaus, und
die kalten M. quellen zu Rohitsch und Gleichen!} erg.
H. J. v. Crantz, Gesundbr. der Ocst. Monarchie. S. 100.
Vinc. Fer. Tande, Synopsis fontium Austriae. p. 46.
Die besucht. Badeörter und Gesundbr. Th. I. S. 55.
N2
196
H. G. Bronn 's Ergebnisse meiner naturhistoriscben ökonomi-
schen Reiseu. 1826. Th. I. S. 633.
Wie d mann, Reise im steirischen Oberlande mit besonderer
Beziehung auf den berühmten Wallfahrtsort Mariazell. Wien 1830.
1. Das Tobel- oder Dobbelbad im Grätzer Kreise,
in einem anmuthigen Thale, eine Stunde südwestlich von
Grätz, — eines der ältesten Bäder Steiermarks; seit wel-
cher Zeit die hier entspringenden H. quellen entdeckt wor-
den, ist indefs ungewifs.
Den Namen Dobbelbad leitet man von dem nahe gelegenen Dorfe
Dobbel, und diesen von dem Wort „toplo" und „tepl" (heifs, warm),
nach welchem auch die warmen Quellen zu Teplitz in Böhmen, und
Ungarn (Trentsin) benannt wurden; richtiger ist wohl die Ablei-
tung von dem Worte Tobel, einer engen Gebirgsschlucht.
Des Dorfes Dobbel geschieht schon im Jahre 1241 Erwähnung
von Peruold, dem Biographen des Herzogs Friedrich IL, des Streit-
baren, welcher bei Tobel sich mit Jagd soll erlustigt haben, des Ba-
des im sechzehnten Jahrhundert unter Kaiser Ferdinand L, im sieb-
zehnten Jahrh. in einem, im Ständischen Archive befindlichen Bade-
Protokolle vom Jahre 1640, wo das Bad zwar benutzt, aber nicht
nach Verdienst gewiirdiget wurde. Erst seit 1810, seit die Stände
für die nöthigen Einrichtungen Sorge trugen und die Hrn. Dr. Misley,
L es sing, und nach dem Tode des letzteren Hr. Dr. C. Goriupp
sich thätig des Bades annahmen, begann dasselbe sich zu heben.
Die vorhandenen Wasserbäder sind neuerdings nicht nur verbessert,
sondern auch mit einem Apparat zu Dampfbädern bereichert worden,
durch welchen man in den Bädern die natürliche Wärme des Tb.
wassers von 22° R. auf 28° R. erhöhet. — Im Jahre 1823 betrug die
Zahl der Kurgäste über 300.
Man unterscheidet zwei Hauptquellen in einer Entfer-
nung von 40 Klaftern, welche beide verhältnifsniäfsig arm
an festen Bcstandtheilen, in der Temperatur und ihrem che-
mischen Gehalte nur wenig verschieden, zu der Klasse der
indifferenten Th. quellen gehören. — Ihr Wasser ist hell,
durchsichtig, wird aber flockig, getrübt, wenn man es ge-
scböpft, länger der Einwirkung der atmosphärischen Luft
aussetzt. Es ist fast geschmacklos, nach Lessing von
einem schwachen, aber eigentümlichen, balsamisch -harzi-
gen Geruch. Seine Temperatm- beträgt 21 — 22° R., an
dem Ursprünge 23° R.
197
Nach der Analyse des Hrn. von V est enthalten sech-
zehn Unzen dieses Th. wassers;
Kohlensaure Kalkerde .
2,400 Gr.
Kohlensaures Eisen
0,266 —
Schwefelsaures Natron
0,933 —
Kohlensaures Natron .
0,400 —
3,999 Gr.
Kohlensaures Gas
eine unbestimmte Menge.
Nach von Vest enthält der Schaum des gekochten
Wassers folgende Theile:
Kohlensaure Kalkerde .... 80,0 Gr.
Eisen und Mangan 0,5 —
Wasser , 18,7 —
99,2 Gr.
Der Badeschlamm dagegen nach von Vest in 100
Theilen:
Kieselerde 6,0 Gr.
Kohlensaure Kalkerde l 3,0 —
Kohlensaures Eisen 56,0 —
Mangan . 3,0 —
68,0 Gr.
Sehr befremdend ist hier die Menge des Eisengehaltes, bei der
geringen, in dem Th.wasser enthaltenen Quantität dieses Metalles.
In Form von Bädern und als Getränk angewendet, wirkt
das Th.wasser, gleich den indifferenten Th.quellen, krampf-
stillend, beruhigend auf das Nervensystem, belebend, ge-
linde reizend auf alle Se- und Excretionen, die äufsere Haut,
die Schleimhäute, das Drüsen- und Lymphsystem, die Harn-
und Geschlechtswerkzeuge, die Resorption befördernd, auf-
lösend, diuretisch.
Empfohlen wird dasselbe:
1. bei chronischen Nervenkrankheiten mit dem Karak-
ter des Erethismus, *** Nervenschwäche, Hysterie, krampf-
haften Leiden.
2. Krankheiten der Harnwerkzeuge, Gries- und Stein-
beschwerden.
3. Krankhaften Störungen im Uterinsystem, Verschlei-
mungen, Unfruchtbarkeit, Leukorrhoe,
4. Stockungen im Leber- und Pfortadersystem, Hy-
198
pochondrie, Melancholie. Gleichzeitig mit den Bädern rühmt
Lessing den innern Gehrauch des Rohitscher Mineral-
wassers.
5. Noch ist dasselbe endlich auch gegen rheumatische
und gichtische Neuralgieen, chronische Hautausschläge,
Flechten, Krätze, veraltete Fufsgeschwüre, — und Skro-
pheln und Rhachitis angewendet worden, dürfte indefs bei
diesen genannten Krankheiten kräftiger einwirkenden Schwe-
fel- und Soolbädern nachstehen.
H. J. v. Crantz, Gesundbr. der Oest. Monarchie. S. 100.
L e s s i n g in : der Aufmerksame. 1820. Nr. 43. u. 44. 1S23. Nr. 45.
Prefsburger Unterhaltungsblatt. 1820 vom 28. April.
Die besucht. Badeörter. Th. I. S. 63.
Salzburger mediciuisch-chirurg. Zeitung. 1820. Nr. 58.
Einige Beobachtungen über das Dobelbad im Jahre 1820 v. D. A.
L e s s i n g.
Medicinische Erfahrungen über das ständische Dobelbad im Jahre
1821 von Dr. A. Lessing.
Fortgesetzte Beobachtungen und Verbesserungen im ständischen
Tobelbade von Dr. A. L e s s i n g , vom Jahre 1823, — vom Jahre
1824, — vom Jahre 1825.
Einige Beobachtungen über das ständische Tobelbad im Jahre
1827 von Dr. G, Goriupp,
2. Das Romerbad zu Tuff er im Cillier Kreise,
von Cilli drei Stunden entfernt, in einer malerischen Ge-
gend auf einer Anhöhe gelegen. Dafs die Römer es schon
gekannt und benutzt haben, scheint eine in der Mauer des
Badehauses befindliche Inschrift zu beweisen.
Man unterscheidet hier drei Th. quellen, welche aber
hinsichtlich ihrer Temperatur wenig verschieden, zusam-
men in einer Stunde an 1000 Kub. Fufs Wasser geben.
Dasselbe ist hell, ins Bläuliche spielend, geruchlos, von
einem erdig-salzigen, etwas zusammenziehenden Geschmack,
dem Gefühle nach weich ; anhaltend der Einwirkung der at-
mosphärischen Luft ausgesetzt, wird es trübe. Die Tem-
peratur der gröfsten Quelle ist 29,7° R., der mittlem 29,8° R.,
der kleinsten 29,5° R., — im Bassin 29,5C R. ; das speeif.
Gewicht beträgt nach Baumbach 1,0012 bei einer Luft-
teinperalur von 12° R.
199
Chemisch analysirt wurde das Th. wasser 1813 von
Schall g ruber, 1826 von Macher. D iesen Untersuchun-
gen zufolge enthalten sechzehn Unzen:
nach Schallgruber: nach Macher:
Kohlensaures Natron
Schwefelsaures Natron . . . 0,43 Gr. .
Schwefelsaure Kalkerde . . Spuren .
Kohlensaure Kalkerde . . . 1,87 — .
Kohlensaure Talkerde ) 2,00 Gr.
Schwefelsaure Talkerde
Kieselerde 0,30 — .
Kohlensaures Eisenoxydul . . Spuren . ' .
Chloreisen Spuren .
2,53 Gr.
Der Gehalt an kohlensaurem Gas ist gering. Baumbach fand
in 80 Kub. Zoll Wasser nur 15 K. Z. kohlens. Gas.
Der Badeschlamm enthält fast gleiche Bestandtheile, nämlich Kie-
selerde, schwefelsaure Kalkerde und Eisen, aulser diesen kohlensaure
Kalkerde.
Als Bad angewendet, eine Form, in welcher es vor-
zugsweise benutzt wird, wirkt es belebend, stärkend auf
das Nervensystem, alle Se- und Excretionen befördernd,
vorzüglich die der äufsern Haut. Sehr leicht erregt es ei-
nen eigenthümlichen Badeausschlag, welcher meist gegen
den vierzehnten Tag mit Jucken zum Vorschein kommt,
und dann mit Abschuppung nach und nach verschwindet.
Man badet von Anfang Mai bis Ende September. Den
ersten Tag eine halbe Stunde des Vor- und eine halbe
Stunde des Nachmittags, den zweiten Tag eine ganze Stunde,
den dritten Tag anderthalb Stunden Vor- und Nachmittags,
und so wird täglich zweimal um eine halbe Stunde gestie-
gen, bis man den sechsten Tag auf drei Stunden zweimal
gekommen ist. Dieses sogenannte hohe Bad wird vierzehn
Tage lang fortgesetzt. Den einundzwanzigsten Tag badet
man drittehalb Stunden Vor- und Nachmittags und ver-
mindert jeden Tag die Dauer des Bades um eine halbe
Stunde, bis man am funfundzwanzigsten Tage wieder auf
eine halbe Stunde gekommen ist, und dann schliefst, -^
So wirksam diese Methode in manchen Fällen sein
200
mag, so wenig empfehlenswerth dürfte sie indefs für Je-
den sein.
Empfohlen hat man dieses Bad: bei gichtischen und
rheumatischen Leiden mit einem hohen Grad von Schwäche
complicirt, selbst Contrakturen, Steifheit, — chronischen
Nervenkrankheiten, Krämpfen, Lähmungen, — chronischen
Hautausschlägen, veralteten Geschwüren, — örtlicher Schwä-
che durch mechanische Verletzungen, Verwundungen, Brü-
che, Quetschungen entstanden.
H. J. v. Crantz, Gesundbr. der Oest. Monarchie. S. 106.
J. Schallgruber, Aufsätze und Beobachtungen, im Gebiet der
Heilkunde sammt Darstellung der Bäder von Neuhaus und Tüffer in
Steiermark. Grätz 1816.
Die besuchtesten Badeort, d. Oest. Kaiserst. Th. I. S. 77.
Macher, das Römerbad nächst Tüffer in Steiermark in physi-
kalisch-medizinischer Hinsicht. Grätz 18'26.
Brandes, Archiv des Apothekervereins. Bd. XXII. S. 108.
3. Das Bad zu Neu haus im Cillier Kreise, ZAvei
Stunden von Cilli entfernt, mit letzterer Stadt durch eine
schöne Strafse verbunden.
Neuhaus gehört zu den besuchtesten Badeorten Stei-
ermarks; man zählt jährlich über 500 Kurgäste und mufs
sich frühzeitig um Wohnung bemühen, um derselben sicher
zu sein.
Das Bad, welches isolirt zwischen Bergen, ungefähr
eine Viertelstunde vom nächsten Dorfe entfernt liegt, ist
Eigenthuin des Besitzers der Herrschaft Neuhaus.
Das hier benutzte M.wasser ist klar, ins Bläuliche spie-
lend, entwickelt geruchlose Blasen, hat die Temperatur von
27,5 — 29,0° R., und enthält wenig feste Bestandthcile.
Zehn Maafs Th.wasser geben 38 Gran trocknen Rückstand.
Zwanzig Gran von diesem enthielten vier Gran schwefel-
saures Natron, aufser diesem kohlen- und schwefelsaure
Kalkerdc, Kieselerde und 0,0625 Gran Eisen.
Zur Aufnahme und Bcwirthung der Kurgäste, so wie
zu Bädern sind zwei grofse Gebäude liier aufgeführt. Die
!\1. quelle ist in einein geräumigen Bassin gefafst, in wel-
201
ehern von früh 4 bis Abends 9 Uhr gebadet wird. Neben
dem Bassin befinden sich die Zimmer zum Aus- und An-
kleiden.
Gewöhnlich verweilt man ein bis zwei Stunden im
Wasser, und badet täglich zweimal. Die Badezeit dauert
drei Wochen, und mit jeder dritten Woche beginnt eine
neue Tour.
Gerühmt werden die Bäder zu Neuhaus bei gichtischen
und rheumatischen Leiden, vorzugsweise aber bei Krank-
heiten des Uterinsystems, Fluor albus, Amenorrhoe, Un-
fruchtbarkeit, Hysterie.
H. J. v. Crantz a. a. 0. S. 102.
J. Schallgruber's Aufsätze und Beobachtungen im Gebiet
der Heilkunde, sammt Darstellung der Bäder zu Neuhaus und Tüf-
fer in Steiermark. Grätz 1816.
Keferstein's Teutschland geogn. geol. dargestellt. Band VI.
St. 1. S. 228.
4. Der M.brimnen bei Rohitsch, ebenfalls im
Cillier Kreise, entspringt eine Stunde von dem Markt Ro-
hitsch, von Grätz fünfzehn Meilen entfernt. Entdeckt
Avurde derselbe nach P. Sorbait's Angabe durch Zufall
vom Grafen Zriny auf der Jagd, und erwarb sich bald
unter den Heilquellen Steiermarks einen sehr ausgebreite-
ten Ruf. Die Versendung des Wassers, welche besonders
sehr beträchtlich nach Italien ist, beträgt jährlich mehrere
hundert Tausend Krüge, — im J. 1830 betrug sie: 400000,
— im J. 1836: 3S2042; — im J. 1836 zählte man 704 Kur-
gäste, gegeben wurden 1616 Wasserbäder; — im J. 1837
wurden 274669 Krüge versendet und 3000 Wasserbäder
verabreicht.
Durch Fürsorge der Steiermärkischen Stände ist viel
in Rohitsch geschehen, gute Badezimmer sind eingerichtet,
— für eine gute Apotheke und gesundes Trinkwasser ist
gesorgt worden.
Die ganze Gegend um Rohitsch ist reich an ähnlichen, an koh-
lensaurem Gase reichen M. quellen. Aufser der als Trinkquelle be-
nutzten Hauptquelle sind zu erwähnen die Ferdinands- und Gott-
202
hardts quelle, sämmtlich in ihren Mischungsverhältnissen nicht
wesentlich verschieden, aus grobkörnigem Kalkstein entspringend.
Ibr Wasser ist klar, durchsichtig, stark perlend, von
einem angenehmen säuerlich, salzig, zusammenziehenden
Geschmack, seine Temp. beträgt 9° R. bei 16 und 17,5° R.
der Atmosphäre, seine speeifische Schwere 1,0048.
Ausgezeichnet durch einen grofsen Reichthum an koh-
lensaurem Gas und festen Bestandteilen, besonders Eisen,
gehört die M.quelle zu Rohitsch unbedenklich zu den kräf-
tigsten Eisenwassern, die wir besitzen.
Chemisch analysirt wurde dasselbe von Suefs. In
sechzehn Unzen fand derselbe :
Schwefelsaures Natron
. 21,333 Gr.
Kohlensaures Natron .
2,250 —
Chlornatrium
0,166 —
Schwefelsaure Kalkerde
4,142 —
0,111 —
Kohlensaure Kalkerde .
7,900 —
Schwefelsaure Talkerde
2,875 —
Chlormagnium
0,625 —
Kohlensaure Talkerde .
2,900 —
0,333 —
Kohlensaures Eisenoxydul .
1,200 —
Extractivstoff >
0,100 —
43,935 Gr.
In 100 Kub. Zoll Wasser fand Su
efs 142 Kub. Zoll
saures Gas.
Getrunken wirkt das M.wasser reizend, stärkend, aber
zugleich sehr diuretisch, eröffnend. Contraindicirt in al-
len den Fällen, in welchen Eisenwasser zu widerrathen
sind (Vergl. Bd. I. S. 239, — zweit. Aufl. S. 253), wird
es als Getränk und auch in Form von Bädern empfohlen:
1. bei Schwäche der Verdauungswerkzeuge, Magen-
krampf, Verschleimungen, Säure, chronischem habituellem
Erbrechen.
2. Stockungen in dem Leber-, Pfortader- und Ute-
rinsystem, insofern diese durch reine Schwäche atonischer
Art bedingt werden, — Ilämorrhoidalbesclnvcrdcn, Hypo-
203
chondrie, Unfruchtbarkeit, krankhaften Anomalieen der Men-
struation, Bleichsucht.
3. Chronischen Nervenkrankheiten von Schwäche,
krampfhaften Beschwerden, Hysterie, anfangenden Läh-
mungen, Impotenz.
4. Krankheiten der Harnwerkzeuge, Gries- und Stein-
beschwerden, Verschleimungen.
5. Gichtischen und rheumatischen Leiden von Schwäche.
6. Skropheln und Rhachitis, — namentlich skropku-
lösen Anschwellungen.
Grindl's Rohitschokrene. Grätz 1687.
H. J. v. Crantz, Gesundbr. der Oester. Monarchie. S. 102.
Trommsdorff's Journ. d. Pharmacie. Bd. XII. St. 1. S. 150.
J. A. Suefs, chemisch - physikalische Untersuchung des Rohit-
scher Sauerbrunnens, nebst Anleitung zum innerlichen Gebrauch des-
selben von B. Faby. Grätz 1803.
Die besuchtesten Badeörter u. Gesundbr. Th. I. S. 55.
Bruchstücke aus dem Leben, Trink- und Badegebrauch an der
Mineral- uud Heilquelle Sauerbrunn bei Rohitsch in Steiermark, von
C. A. Riedl. Grätz 1821.
M.Macher, pbysikalisch-medicinische Beschreibung des Sauer-
brunnens bei Rohitsch in Steiermark. Grätz 1826.
Brandes Archiv. Bd. XXII. S. 320. -
Stock in: med. Jahrb. d. k. k. österr. Staats. 1837. Bd. XIII.
St. 4. -
Med. Jahrb. d. k. k. österr. Staates. 1838. Bd. XVI. St. 3.
5. Der Kurort Gleichenberg im Grätzer Kreise,
eine Meile von Feldbach, vier von Hartberg, sechs und
eine halbe von Grätz.
Wenn auch mehrere hier entspringende Mineralquellen
schon seit langer Zeit bekannt und im Gebrauch waren,
wie z. E. die Klausener und Stradner, so wurde gleichwohl
das jetzt bei den M. quellen befindliche Etablissement erst
seit d. J. 1834 von einer Actiengesellschaft gegründet; es
liegt von dem Dorfe Gleichenberg nur eine Viertelstunde,
von Trautmannsdorf eine halbe Stunde entfernt, umfafst
aufser einem Badehause mit den erforderlichen Einrichtun-
gen zu Bädern, eine Apotheke, Gasthäuser und Wohnge-
bäude zur Aufnahme von Kurgästen, und erfreute sich seit
204
seiner Gründung; eines zunehmenden Zuspruches von Kur-
gästen; — im J. 1838 zählte man 390, im J. 1839: 420
Kurgäste. — Badearzt ist Hr. Dr. Ritter vonHaydegg,
Verfasser eines Berichtes über diesen Kurort.
Das fruchtbare aber schmale Thal Gleichenberg, nach
Sehr ött er 663 Fufs über dem Meere erhaben, umschlos-
sen von dem aus porphyrartigem Trachyt bestehenden
Schlofs- oder Gleichenberg, dem Klöcherkegel und dem
Hochstradner Kegel, deren Höhe 261 bis 319 Klafter
beträgt, zeichnet sich durch ein verhältnifsmäfsig mil-
des und beständiges Klima, durch sehr anmuthige Um-
gebungen und eine reiche Vegetation, wichtig für die hier
bereitete und benutzte Molke und Kräutersäfte, aus. Das
gewöhnliche Trinkwasser ist sehr gut.
Von den Gl. M. quellen werden die Constantinsquelle,
der Johannis- und der Klausnerbrunnen versendet; die
Versendung des Johannisbrunnens betrug im Jahre 1838:
64,000 Flaschen, im J. 1839: 101,000 FL, — der Constan-
tinsquelle im J. 1838: 23000 Fl., im J. 1839: 32000 FL,
— des Klausnerbrunnens im Jahre 1838; 4000 FL, im J.
1839 : 2500 Fl.
Man unterscheidet hier fünf verschiedene M. quellen:
a) Die Constantinsquelle, zum Andenken an
den um diesen Kurort hochverdienten Grafen Konstantin
von Wickeburg, Gouverneur von Steiermark, benannt,
früher bekannt unter dem Namen der Sulzleitner, von der ge-
genwärtigen Brunnendirektion zweckuiäfsig und geschmack-
voll gefafst, mit einem Säulendache überwölbt, findet sich
fast im Mittelpunkt der Anlagen des Kurortes.
Das M. wasser derselben ist frisch geschöpft stark
perlend, klar, farblos, durchsichtig, von einem anfangs
säuerlich-erfrischenden, prickelnden, später alkalischen Ge-
schmack, sein spec. Gewicht beträgt 1,00563 bei 16° R.
der Atmosphäre, seine Temperatur constant 13° R., seine
Wassermenge in einer Minute 50 Wiener Maafs.
Der chemischen Analyse von Schrötter zufolge eilt-
205
hält die C. quelle an festen (wasserfreien trocknen) und
flüchtigen Bestandtheilen in einem Wiener Pfunde:
Kohlensaures Natron . . . 19,29830 Gr.
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaure Talkerde
Schwefelsaures Natron
Chloruatrium
Kieselerde .
2,72890 —
3,20563 —
0,65824 —
14,24179 —
0,40604 —
40,88910 Gr.
Kohlensaures Gas . . 35,58784 Wien. K. Zoll.
Aufser diesen Bestandtheilen fand Sigmund Jod, doch nur in
geringer Menge.
In wohl verwahrten Flaschen oder Krügen hält sich das M.was-
ser sehr lange.
b) Die Werl es quelle, nach Hrn. Dr. Werle be-
nannt, welcher sich um diesen Kurort sehr verdient ge-
macht, Avird nur äufserlich in Form von Wannenbädern
benutzt in dem hier befindlichen Badehause, in welchem
der nach Meifsner's Angabe angefertigte Apparat zur
künstlichen Erwärmung des M. wassers, um hierbei das
Entweichen der Kohlensäure möglichst zu verhüten, Be-
achtung verdient.
Zu empfehlen in allen den Krankheiten, in welchen al-
kalisch - muriatische M. quellen indicirt sind, dürfte diese
als Bad bei Skropheln, hartnäckigen Hautausschlägen und
Lithiasis sich hilfreich erweisen.
c) Die Karlsquelle scheint von der Constantins-
quelle nicht wesentlich verschieden, nur reicher an Jod
nach dem Geruch zu urtheilen, wird in Form von Douche-,
Regen- und Tropfbad benutzt.
d) Der Johannisbrunnen, früher bekannt unter
dem Namen der „Stradener M. quelle", benannt nach dem
Erzherzog Johann, versendet seit dem J. 1814.
Das Wasser desselben perlt stark, ist frisch geschöpft
klar, färb- und geruchlos, von einem angenehmen, säuer-
lich-prickelnden, später etwas eisenhaften Geschmack ; sein
spec. Gewicht beträgt 1,0041 bei 16° R. der Atmosphäre,
206
seine Temperatur 8,8 bis 9° R., seine Wassermenge in ei-
ner Minute 40 W. Maafs.
Analysirt wurde derselbe in Wien 1818, von v. Vest
im Jabre 1821 und neuerdings von Schrötter; letzterer
fand an festen (wasserleeren, trocknen) und flüchtigen Be-
standteilen in einem Wiener Pfunde Wasser:
Kohlensaures Natron . . 13,41826 Gr.
Kohlensaure Kalkerde . . . 4,90798 —
Kohlensaure Talkerde . . . 3,86612 —
Kohlensaures Eisenoxydul . . 0,18586 —
Chlorkalium . . . . . 0,07242 —
Chlornatrium ; 4,47582 —
Thonerde 0,23270 —
Kieselerde < 0,36965 —
27,31081 Gr.
Kohlensaures Gas . . 22,6661 Wien. K. Zoll.
Benutzt wird derselbe als Getränk und in Form von
Wasserbädern.
e) Der Klausnerbrunnen, eine sehr kräftige Ei-
senquelle.
Das frisch geschöpfte Wasser desselben ist klar, farb-
und geruchlos, von einem säuerlich-prickelnden, erfrischen-
den und gleichzeitig zusammenziehenden, eisenhaften Ge-
schmack,* die spec. Schwere desselben beträgt 1,0013 bei
14° R. der Atmosphäre, die Temperatur 8 — 9,3° R. ; — der
Wasserreichtum dieses Brunnens ist nicht sehr beträcht-
lich, täglich können nicht mehr als vierhundert Flaschen
gefüllt werden. — Die in dem Wasser enthaltenen Salze
scheinen sehr fest an das Wasser gebunden; nach Sig-
mund hatte drei Jahre lang aufbewahrtes M. wasser kei-
nen Niederschlag gebildet.
Schon II. J. von Crantz gedenkt dieses M.wassers;
analysirt wurde dasselbe von Ph. von II olger. Nach
Letzterem enthält an festen (nicht wasserfreien) und flüch-
tigen Bestandteilen ein Wien. Pfund Wasser:
Kohlensaure Kalkerde . . . 0,46080 Gr.
Kohlensaures Litliion . . . 0,27648 —
Kohlensaures Eisenoxydul . . 0,66048 —
207
Schwefelsaure Kalkerde . . . 0,15360 Gr.
Chlortalcium 0,09216 —
Thonsilikat ..... 0,09216 —
1,73568 Gr.
Kohlensaures Gas . . . 25,627580 K.Zoll.
Die hier entspringenden M. quellen unterscheiden sich
zwar wesentlich in ihren Wirkungen, unterstützen sich
gleichwohl gegenseitig und gewähren dadurch eine vielsei-
tige Benutzung in sehr verschiedenen Krankheitsformen.
Die durch ihren reichen Gehalt an kohlensaurem Na-
tron, Chlornatrium und Kohlensäure ausgezeichnete, eisen-
freie Consta ntins quelle, wird an der Quelle, und
versendet als Getränk mit sehr günstigem Erfolg benutzt
hei scrophulösen Leiden, insbesondere Struma lyinphatica
und ähnlichen Geschwülsten und Verhärtungen, — Gries-
und Steinbeschwerden, — Plethora abdominalis, Stockun-
gen und Infarkten der Unterleibsorgane und dadurch be-
dingter Djspepsie, Säure und Verschleimung der ersten
Wege, und Gicht. — Wirkt die Constantinsquelle nicht
hinreichend die Darmausleerungen bethätigend, so läfst
man sie mit einem Zusatz von Zucker oder Karlsbadcr-
salz trinken.
Der Johannisbrunnen^ zwar weniger reich an
kohlensaurem Natron, Chlornatrium und kohlensaurem Gas,
aber eisenhaltig, wird versendet leichter zersetzt als die
Constantinsquelle, wirkt indefs an der Quelle getrunken
ähnlich der letztern, nur erregender und wird in densel-
ben Krankheiten benutzt, — der versendete, seines Eisen-
gehaltes beraubte mit Milch oder Molken bei chronischen
Brustleiden empfohlen.
Auffallend ist in dem Klausnerbrunnen die ver-
hältnifsmäfsig geringe Menge fester Bestandtheile, vorzüg-
lich sein geringer Gehalt an Salzen, wodurch er sich von
den meisten andern Eisenwassern wesentlich unterscheidet,
und vermöge dessen er sich nur mit wenigen, wie z. E.
208
mit denen von Spaa, Brückenall und Schwalbach, verglei-
chen läfst.
Wegen seines geringen Gehaltes an Salzen und sei-
nes beträchtlichen an Eisen, wirkt er daher weniger auf-
lösend, aber kräftiger erregend, sehr stärkend, tonisirend.
Er verdient daher, nach den Erfahrungen' von F. v.
Schöller, L. von Vest, J. von Frauenberg, Jes-
schitzky, J. v. Vering und Sigmund, gleich andern
kräftigen Eisenwassern, in allen den Krankheiten vorzugs-
weise empfohlen zu werden, welche sich auf reine Schwä-
che gründen, — namentlich bei Schleimflüssen, chronischen
Diarrhoeen, Fluor albus, passiven Blutflüssen, Hysterie,
Bleichsucht, Cardialgie und in dem Stadium der Reconva-
lescenz nach schweren Krankheiten.
H. J. v. Crantz a. a. 0. S. 101.
Werle's Anweisung zum Gebrauch des Johannisbrunnens.
Grätz 1822,
F. v. Schöller in d. Aufmerksam. Grätz 1827. Nr. 36.
Physikalisch -chemische Beschreibung des Klausner Stahlwassers
in Steyermark, von Phil. Aloys Ritter v. Holger. Wien 1829.
Kastner's Archiv. Bd. XVIII. St. 3. S. 313. 329.
Onderka in: med. Jahrbuch, des k. k. österr. Staat. N. Folge.
Bd. IX. St. 1. S. 115.
v. Vivenot in: Casper's Wochenschrift für die gesammte
Heilk. 1835. Nr. 39. S. 624.
Die Heilquellen des Thaies Gleichenberg von L. Langer.
Grätz 1836.
J. v. Vering, eigentümliche Heilkraft verschiedener M. Was-
ser. 1836. S. 115.
Werle in: med. Jahrb. d. k. k. österr. Staat. 1838. N. Folge.
Bd. XVI. St. 4. S. 542.
v. Haydegg in: med. Jahrb. d. k. k. österr. Staat. N. Folge.
Bd. XVII.
Erinnerungen an Gleichenberg von Dr. R. G. Puff. Grätz 1839.
Gleichenberg, seine Mineralquellen und der Kurort von Dr. C. L.
Sigmund. Wien 1840.
An diese schliefsen sich :
Dax Wolken steiner Bad zu Wörschach, an dorn Fufse
des alten Wolkensteiner Schlosses, nur einige hundert Schritte seit-
wärts von der über Brück nach Salzburg führenden Salz-Commcrzial-
stralse. Wenn gleich die hier entspringende kräftige Schwefelquelle
schon
209
schon lange von den Armen der Umgegend mit glücklichem Erfolg ge-
gen die verschiedenartigsten Krankheiten benutzt wurde, so ist doch
erst seit einigen Jahren durch Hrn. Rofsmann, Besitzer der Herr-
schaft Wolkenstein, eine Analyse dieser M. quelle veranlafst und da-
selbst eine Heilanstalt begründet worden.
Eine üppige Vegetation, eine reine herrliche Luft erhöhen nicht
wenig die guten Wirkungen dieser M. quelle. Die Umgebungen von
Wörschach sind sehr anmuthig, — das Ennsthal ist wegen seiner
Schönheit berühmt, — besonders zu erwähnen sind das Stift Ad-
mont, das herrliche Trauteufels und Gumpenstein, die Eisenwerke zu
Donnersbach und Gulling.
Die erst seit 1838 organisirte, unter ärztliche Leitung gestellte
Kur- und Badeanstalt ist mit Sachkenntnifs angelegt und besteht nicht
blofs aus einem grofsen gemeinschaftlichen Bade, sondern auch aus
bequemen und reinlichen Wannenbädern in abgeschlossenen Räumen.
— Bezirks- und Badechirurg ist Hr. Jos. Hey, Physikus des Juden-
' burger Kreises Hr. Dr. Fleischboth.
Das milchig weifse M.wasser hat die Temperatur von 1-2° R. und
enthält nach der von Hrn. Professor A. Seh rütter zu Grätz im J.
1837 unternommenen Analyse sehr viel Schwefelwasserstoffgas, et-
was freie Kohlensäure, — an festen Bestandtheilen: kohlensaures
Natron, kohlensaure Kalkerde, schwefelsaures Natron, Chlornatrium,
etwas schwefelsaure Talkerde, einige Kalisalze und etwas Eisenoxydul.
Als Getränk und Bad benutzt wirkt dasselbe analog ähnlichen
kräftigen Schwefelwassern, die Se- und Exemtionen, besonders der
äufsern Haut und der Schleimhaut des Darmkänals bethätigend, bele-
bend auf das Lymph- und Drüsens}rstem, gelind reizend auf das Le-
ber- und Pfortadersystem, den Blutumtrieb beschleunigend, auflüsend
und zugleich das Mischungsverhältnifs der Säfte umändernd , ver-
bessernd.
Angewendet und empfohlen wird dasselbe daher namentlich : gegen
hartnäckige rheumatische oder gichtische Leiden, besonders gegen letz-
tere, — Trägheit des Stuhlganges, Stockungen, selbst Verhärtungen
in Unterleibsorganen, Hämorrhoidalbeschwerden, Gelbsucht, Hypochon-
drie und Hysterie von materiellen Ursachen, — Leiden des Uterinsy-
stems, Suppressionen und Retentionen der Menstruation, Bleichsucht,
— chronische Blennorrhoeen und Hautausschläge und Skropheln.
Das Bad zu Ein öd im Judenburger Kreise. Es führt seinen
Namen von der einsamen Gegend, in welcher es liegt.
Der Untersuchung zufolge enthält die Badequelle au festen Be-
standtheilen in sechzehn Unzen:
Schwefelsaures Natron . . 3,457 Gr.
Schwefelsaure Kalkerde . . 3,989' —
Kohlensaure Kalkerde .. . 0,664 —
Kohlensaures Eisen . . . 0,033 —
8,143 Gr.
II. Theil. 0
210
Als Bad wird das M. wasser benutzt bei Gicht, Rheumatismen,
chronischen Hautausschlägen, hartnäckigen Geschwüren, Lähmungen.
H. J. v. Crantz a. a. 0. S. 100.
Der Sauerbrunnen von Radendorf bei Radkersburg im
Grätzer Kreise, enthält unter den festen Bestandteilen als Torwal-
tende: kohlensaures Natron, nächst diesem schwefelsaures Natron,
kohlensaure Talk- und Kalkerde und Eisen.
Der Sauerbrunnen von Sulz dorf bei Radkersburg im
Grätzer Kreise, enthält an festen Bestandteilen kohlen-, salz- und
schwefelsaures Natron und kohlensaure Kalkerde.
Die Sauerbrunnen bei Judenburg. Der chemischen Ana-
lyse zufolge enthalten sie aufser kohlensaurem Gase kohlensaure
Kalkerde, schwefel- und salzsaures Natron, und eine schwache Bei-
mischung von Eisen, Mangan und Kieselerde.
Der Inkratiscker Sauerbrunnen enthält unter den festen
Bestandteilen als vorwaltenden: kohlensaures Natron, aufser diesem
schwefel - und salzsaures Natron, kohlensaure Talk- und Kalkerde
und Eisen.
Der Ko stanitzer Säuerling. An festen Bestandteilen
sind seine vorwaltenden: schwefel- und kohlensaures Natron, kohlen-
saure Talk- und Kalkerde, nächst diesen Eisen und salzsaures Natron.
Der Säuerling zu G aberneh, entspringt anderthalb Stun-
den von dem Rohitscher Sauerbrunnen und enthält nach SuelV Prü-
fung, aufser kohlensaurem Gase, schwefel- und salzsaures Natron,
kohlensaure Talkerde und Eisen.
A. Suefs, ehem. physikal. Untersuchung des Rohitscher Sauer-
brunnens. Grätz 1803. S. 25.
Ueber die Analyse dieser und ähnlicher Säuerlinge Steiermarks
vergl. Den Aufmerksamen. 1821. Nr. 49. u. 50.
4. Die Heilquellen des Herzogthums Kärnthen.
Die geognosti sehen und Höhenverhältnisse, welche die
Fortsetzung- und Ausbreitung- der Älpenkette in Steiermark
und Krain karakterisiren , theilt auch das an reizenden
Thälern und grotesken Felsengruppen reiche Hochland von
Kärnthen. Die Villacher Alpe hat eine Höhe von 7375 F.,
der Obyr die von 6569 F. nach den Messungen des k. k.
österr. Gencralquartiermcistcrstabes ; — Villach liegt 1544
F., Klagenfurth 1383 F. üb. d. Meere.
Ueber die Formation und Züge der Gebirge Kärnthens
hat neuerdings Kef er stein ausführlich gehandelt.
211
Besonders reich an M. quellen ist das Fellathal und
das, wegen seiner Fruchtbarkeit berühmte, reizende Lavan-
thal. — Für die geognostischen Verhältnisse des letztern
und die Mischungsverhältnisse der in demselben entsprin-
genden Säuerlinge scheint sehr bemerkenswerth die Nähe
eines beträchtlichen Basaltberges unfern St. Andre, dessen
Gipfel die Ruinen des Schlosses Gollnitz schmücken.
Von den Säuerlingen, welche Kärnthen zählt, sind
mehrere sehr reich an kohlensaurem Gase und kohlensau-
remNatron, namentlich die des Fellathales; die wenigen
M. quellen in Kärnthen, welche von einer höhern Tempe-
ratur sind, übersteigen nicht die von 21° R., wie die von
Villach.
H. J. v. Crantz, Gesundbr. der Oest. Monarch. 1777. S. 88.
Vinc. Fer. Taude, synops. fönt. Austriae. p. 39.
Die besucht. Badeörter und Gesundbr. des Oest. Kaiserst. 1821.
Th. I. S. 90.
Teutschland geogn. geolog. dargestellt von Ch. Kef erst ein.
Bd. VI. St. 2. S. 165. u. folg.
1. Die M. quellen im Fellathale im Klagenfur-
ther Kreise. Am nördlichen Fufse der Karnischen Alpen-
kette, welche Kärnthen von Krain scheidet, entspringen an
der aus dem Kankerthale über den Seeberg ins Fellathal
führenden Strafse, auf dem rechten Ufer des Fellabaches,
2862 F. üb. d. Meere, vier nur einige Klafter von einan-
der entfernte M. quellen. Eine geräumige Erweiterung des
Thaies hat Hr. Michael Pessiak, Eigenthümer des M.
brunnens, mit vieler Umsicht zur Aufführung von Gebäu-
den zu Bädern, Wohnungen für Kurgäste, Stallungen u. s. w.,
und zur Erbauung einer Kirche benutzt.
Im Sommer 1830 betrug die Zahl der Kurgäste 275, versendet
wurden 7000 Flaschen M.wasser.
Alle vier M.quellen, welche aus grauem Kalkstein ent-
springen, zeichnen sich aus durch ihren Reichthum an koh-
lensaurem Gase und kohlensaurem Natron. Ihr Wasser
ist klar, durchsichtig, wirft Blasen, hat einen angenehmen,
erfrischenden, etwas salzigen Geschmack, verursacht in
02
212
der Nase eine prickelnde Empfindung, und trübt sich an
der Luft erst nach langer Zeit. Die Oberfläche des Was-'
sers an den Quellen ist mit einer Schicht von kohlensau-
rem Gase von verschiedener Höhe bedeckt.
In Bezug auf die einzelnen M. quellen findet folgende
Verschiedenheit statt :
1. Die älteste M. quelle Nr. 1. hat die Tempera-
tur von 7,0° R. ; die Höhe der Schicht von kohlensaurem
Gase über dem Spiegel ihres Wassers beträgt nur 3 Zoll.
2. D ie M. quelle Nr. 2. von gleicher Temperatur,
sehr stark perlend, von einer beträchtlichen Gasschicht
über dem Wasserspiegel. Ihre Wassermenge beträgt in
82 Minuten beinahe 10 Oester. Eimer.
3. Die M. quelle Nr. 3., von beiden vorigen nur 35
Schritte entfernt, blofs zum Baden benutzt, von derselben
Temperatur, weniger perlend als die vorigen; ihre Was-
sermenge beträgt in einer Minute 7 Maafs.
4. Die M. quelle Nr. 4., von der alten M.quelle west-
wärts nur 2'z Klafter entfernt, unter allen am reichsten an
kohlensaurem Gase und daher von einer Gasschicht über
dem Wasserspiegel, deren Höhe 3 Fufs beträgt ; die Was-
sermenge beträgt in einer Minute 17 Maafs.
Der Analyse des Hrn. Apotheker Franz von Gro-
matzky zu Laibach zufolge enthalten in sechzehn Unzen
Wasser :
1. Die
M.quelle P
h. 1.
2. Die M.quelle Nr. 2
Kohlensaures Natron »
24,96 Gr.
.
. 24,61 Gr.
Chlornatrium
1,74 —
.
1,73 —
Schwefelsaures Natron
3,S9 —
.
4,11 —
Kohlensaures Eisen .
—
.
eine Spur.
Kohlensaure Talkerde
0,80 —
.
1,12 —
Kohlensauren Kalk .
9,04 —
8,48 —
40,43 Gr.
40,05 Gr.
Kohlensaures Gas . .
38,32 Kuh. Zoll.
. 38,32 Kuh. Zoll.
3. Die M.quelle Nr. 3. 4. Die M.quelle Nr. 4.
Kohlensaures Natron . 16,56 Gr. . . 20,57 Gr.
Cblornatrium . . . 0,87 — ... 4,03 —
Schwefelsaures Natron . 2,59 — ... 5,19 —
213
Kohlensaures Eisen . . 0,04 Gr. . 0,48 Gr.
Kohlensaure Talkerde . 0,48 — 1,06 —
Kohlensaure Kalkerde . 4,88 — . . . 11,28 —
25,42 Gr. 42,61 Gr.
Kohlensaures Gas . . 30,65 K üb. Zoll. . . 45,98 Kub. Zoll.
Getrunken wirken sie auflösend, sehr diuretisch, und,
nach Verschiedenheit ihres Gehaltes an Eisen und Kohlen-
säure, belebend, stärkend. Am erregendsten und reizend-
sten wirkt die M.quelle Nr. 4., sie ist daher bei einem leicht
erregbaren, zu congestiven Beschwerden geneigten Gefäfs-
system zu widerrathen, dagegen zu empfehlen bei vorwal-
tender Schwäche torpider Art.
Benutzt werden sie als Getränk, allein oder mit Mol-
ken, und als Bad. Als Getränk rühmt sie J. Verbitz:
1. bei gastrischen Leiden, Verschleimungen, Flatulenz,
Ansammlungen von Galle, Wurmbeschwerden, — beson-
ders empfohlen wird hier die M.quelle Nr. 1., — Durch-
fall, insofern derselbe durch Schwäche bedingt wird, Hä-
morrhoidalbeschwerden, hartnäckigen Wechselfiebern, Was-
sersucht und Gicht, insofern sich beide auf bedeutende
Störungen der Unterleibsorgane gründen,
2. Chronischen Leiden des Drüsen- und Lymphsystems,
namentlich Skropheln, Stockungen, Geschwülsten, Verhär-
tungen.
3. Krankheiten des Uterinsystems von Schwäche, Bleich-
sucht, fehlerhafter Menstruation, Fluor albus, Mutterblutflüs-
sen von Schwäche torpider Art.
4. Nieren., Blasen- und Steinbeschwerden.
5. Chronischen Brustleiden, Verschleimungen, Asthma.
Man empfiehlt sie hier mit Vorsicht, und in Verbindung
mit Molken.
6. Chronischen Nervenkrankheiten, namentlich Hypo-
chondrie, Hysterie, Magenkrampf, habitueller Kolik.
Als Bad werden sie von J. Verbitz fast in densel-
ben Krankheiten empfohlen, allein, oder in Verbindung mit
dem innern Gebrauch, namentlich gegen Gicht, Lähmun-
gen, chronische Hautausschläge, veraltete Geschwüre, Con-
214
tracturen, Krankheiten der Sexualorgane von Schwäche,
besonders des Uterinsysteins.
J. Verbitz in: Karinthia. Klagenfurth 1806.
Die besucht. Badeörter und Gesundbr. Th. I. S. 107.
Kurze Beschreibung der Sauerbrunnen im Fellathale in Kärnthen,
von Dr. J. Verbitz. Laibah 1825.
2. Das Villa eher Bad im Kreise gleiches Na-
mens, ziemlich fleifsig auch von Fremden besucht, besitzt
zwei M.quellen, welche von 21° R. Temperat., nach Hau-
ser's Untersuchung kohlensaure Kalk- und Talkerde,
schwefelsaure Kalkerde, Kieselerde und Spuren von Eisen
enthalten. Benutzt werden sie als Bad bei allgemeiner Schwä-
che, gichtischen und rheumatischen Leiden und schwer hei-
lenden Wunden.
A. Th. Paracelsus, von warmen oder Wildbädern durch
Adam v. Bodenstein. 1576. S. 59.
L. Thurneisser, von kalten, warmen, mineralischen und me-
tallischen Wassern. Bd. V. Kap. 56. S. 179.
H. J. v. Crantz a. a. 0. S. 96.
Teutschland geogn. geologisch dargestellt von Ch. Keferstein.
Bd. VI. St. 2. S. 202.
Aufser diesen sind zu erwähnen:
Das Bad zu St. Leonhard im Klagenfurther Kreise, im Be-
zirk Alpeck, an dem Bergrücken, welcher den Klagenfurther von dem
Villacher Kreise scheidet, 3636 Fufs über dem Meere. Entdeckt wurde
die hier entspringende M. quelle im Anfange des sechzehnten Jahrhun-
derts und 1528 über derselben eine, dem heiligen Leonhard geweihete
Kapelle, 1546 eine grofse Kirche erbauet.
So fleifsig früher dieses Bad besucht wurde, hat sich doch in
neueren Zeiten die Frequenz sehr gemindert. Im Sommer 1830 be-
fanden sich daselbst nur 80 Kurgäste.
Das M.wasser ist ein schwaches Eisenwasser von 6° R., welches
erwärmt als Bad bei Krankheiten von Schwäche, namentlich bei Ner-
venschwäche angewendet wird.
Die besucht. Badeörter und Gesundbr. Th. I. S. 90.
Der V reblau er Sauerbrunnen im obern Lavanthale im
Klagenfurther Kreise, eine Stunde westlich von St. Leonhard, ist
sehr reich an kohlensaurem Gase, dessen Gehalt aber nicht immer
sich gleich zu bleiben scheint.
Der chemischen Analyse zufolge enthält derselbe in sechzehn
Unzen:
215
nach Burger: nach Hollenschnigg
5,12 Gr. .
. 21,00 Gr.
1,75 —
1,66 —
0,02 — . -
0,05 —
0,44 —
0,43 —
0,44 -
0,66 —
2,66 —
0,50 —
7,32 Gr.
27,41 Gr.
.-
32,00 Kub. Zoll.
66,00 Kub. Zoll
Kohlensaures Natron
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaures Eisen .
Salzsaures Natron
Salzsaure Talkerde .
Schwefelsaures Natron
Schwefelsaure Kalkerde
Kieselerde .
Kohlensaures Gas
Er wirkt getrunken, auflösend, eröffnend, und wird als Getränk
mit Molken gleich dem Selterserwasser als Säuerling empfohlen bei hä-
morrhoidalischen Beschwerden, Verschleimungen, besonders chroni-
schen Brustleiden. Besucht wird der Brunnen indefs wenig, da es an
den nöthigen Einrichtungen mangelt.
Die besucht. Badeörter und Gesundbr. Th. I. S. 111.
Der Lienzlmühler Sauer hrunnen im reizenden Lavan-
thale im Klagenfurther Kreise, anderthalb Stunden von Wolfsberg,
sehr ähnlich dem vorigen, nur eisenreicher, von einem schwachen
Schwefelgeruch. Benutzt wird er gleich dem vorigen, versendet, als
Getränk mit Molken, bei chronischen Brustleiden, Verschleimungen
und Stockungen im Unterleibe und Krankheiten der Urinwerkzeuge.
Der chemischen Analyse zufolge enthält derselbe in sechzehn
Unzen:
nach Burger:
nach Spitzer
Kohlensaures Natron
25,6 Gr. .
. 21,51 Gr.
Kohlensaure Kalkerde
14,3 —
. 18,31 —
Kohlensaures Eisen .
1,1 - .
1,04 —
Chlortalcium
2,4 - .
3,73 —
Kieselerde ....
.
0,83 —
43,4 Gr. 45,42 Gr.
Kohlensaures Gas . . . 41,0 Kub. Zoll. . 45,0 Kub.Zoll.
Schwefelwasserstoffgas . eine unbest. Menge, eine unbest. Menge.
Die besuchtesten Badeörter. Th. I. S. 111.
D er Klininger Sauerbrunnen im obern Lavanthale im
Klagenfurther Kreise, nicht weit von dem Preblauer M.brunnen, ge-
hört nach den chemischen Analysen zu den stärksten erdig -alkali-
schen Eisenquellen.
Sechzehn Unzen enthalten:
nach Burger:
nach Spitzer:
Kohlensaures Natron
1,59 Gr. .
2,56 Gr.
Kohlensaure Kalkerde
2,00 —
5,58 —
Chlortalcium . . .
0,50 —
0,72 —
216
Kieselerde 2,00 Gr. . . 1,67 Gr.
Kohlensaures Eisen . . . 1,25 — . . 1,40 —
7,34 Gr. 11,93 Gr.
Kohlensaures Gas . . . 16,00 Kub. Zoll. . 28,02 Kub. Zoll.
Getrunken wirkt derselbe reizend, erhitzend, stärkend, ist bei
Schwäche der Unterleibsorgane empfohlen worden, wird aber nur we-
nig benutzt.
Die besuchtesten Badeörter. Th. I. S. 114.
Die M.qxielle zu St. Peter an der Gränze von Kärnthen
und Steiermark, hinsichtlich ihres reichen Eisengehaltes sehr ähnlich
dem Klininger M.wasser, enthält nach Burger in sechzehn Unzen:
Kohlensaures Natron .... 0,30 Gr.
Kohlensaure Kalkerde .... 6,30 —
Chlornatrium 0,40 —
Schwefelsaure Kalkerde .■.:,,. . 0,30 —
Kohlensaures Eisen .... 1,40 —
Kieselerde 1,25 —
9,95 Gr.
Kohlensaures Gas 27,00 Kub. Z.
Die besuchtesten Badeörter. Th. 1. S. 115.
Der Ebriacher Sauerbrunnen bei Kappel im Klagenfur-
ther Kreise, wenige Stunden vom Dorfe Zell entfernt, in einer rau-
hen Gegend, ein ungemein starkes alkalisch -salinisches Eisenwasser,
enthält nach Damiaui's Anatyse in sechzehn Unzen Wasser an fes-
ten Bestandtheilen:
Schwefelsaures Natron .... 2,22 Gr.
Chlornatrium 4,44 —
Kohlensaures Natron .... 12,44 —
Thonerde 1,33 —
Kohlensaure Kalkerde .... 12,99 —
Kohlensaures Eisenoxydul . . . 5,77 —
~ 39,19 Gr.
Getrunken wirkt er stärkend, zusammenziehend und wird nur
wenig von den Bewohnern der nächsten Orte bei Krankheiten der
Unterleibsorgane von Schwäche als Getränk gebraucht.
Die besuchtesten Badeörter. Th. I. S. 120.
Das Weifsbacher oder Weifsenbacher-Bad bei Wolfs-
berg im Klagenfurther Kreise.
In dem schönen Weifsbacherthale entspringen zwei M. quellen,
welche diesen Namen führen, eine Schwefelquelle und eine zweite,
welche reicher an Eisen und Kohlensäure ist. Durch unvorsichtiges
Abteufen soll das Mineralwasser merklich verloren haben.
Durch die Stände ist hier ein Wohnhaus zur Aufnahme von Kur-
gästen und in einiger Entfernung davon ein Badehaus errichtet wor-
den. Jährlich wird das Bad nur von wenigen Gästen besucht.
217
Die besuchtesten Badeörter. Th. I. S. 116.
Teutschland geogn. geologisch dargestellt von Ch. Ke ferst ein.
Bd. VI. St. 1. S. 190.
Das Nicolai Bad bei Gmünd im Villacher Kreise, ein kal-
tes Schwefehvasser, welches nur wenig äufserlich und innerlich von
den Bewohnern der nächsten Dörfer gegen rheumatische Uebel und
chronische Hautausschläge angewendet Avird.
Von diesem ist zu unterscheiden der bei Gmünd entspringende
Sauerbrunnen. Er wirkt diuretisch, auflösend, die Digestion verbes-
sernd, und wird von den Bewohnern der Stadt Gmünd als Getränk
benutzt bei Schwäche der Verdauungsorgane, Verschleimungen und
Hämorrhoidalbeschwerden.
Das Fragantlier Bad. Das M.wasser desselben ist kalt, noch
nicht gründlich analysirt, als Bad angewendet worden, wird aber
jetzt nur wenig von den Bewohnern der nächsten Umgebungen benutzt.
Das St. Katharinenb a d bei Mühlstadt im Villacher
Kreise, ist lauwarm, entbehrt einer gründlichen Analyse, wird als
Bad bei Krankheiten von Schwäche, namentlich bei Krankheiten des
Uterinsystems angewendet, jetzt aber nur sehr wenig gebraucht.
Das St. Barbara Bad bei Friesach im Klagenfurther
Kreise. Die hier entspringende M. quelle enthält nur wenig minerali-
sche Bestandtheile, dient als gewöhnliches Getränk und ist erwärmt,
als Bad bei chronischen Hautausschlägen mit Nutzen angewendet
worden.
Der Sauerbrunnen auf der Petzen bei Bleiburg im Kla-
genfurther Kreise, noch nicht analysirt, scheint aber nur sehr wenig
mineralische Bestandtheile zu enthalten.
Die besuchtesten Badeörter. Th. I. S. 107.
Die M. quelle in der Zell im Villacher Kreise, ein kaltes,
schwaches M.wasser, fast aufser Gebrauch, 3040 Fufs über dem Meere
entspringend.
Die besuchtesten Badeörter. Th. I. S. 106.
5. Die Heilquellen des Herzogthums Krain.
Die Krainschen Alpen, die Fortsetzung der Karnischen,
geben dem Herzogthum Krain und den in demselben ent-
springenden M. quellen eine verhältnifsmäfsig hohe Lage,
— die Höhe des Terglou beträgt 8794 F., des Mangart
8235 F., des Wischberges 8195 F., des Rogitzaberges
7934 F., — Adelsberg liegt 1700 F., Radmannsdorf 1517
218
F., Idria 1448 F., Planina 1412 F., Krainburg 1217 F.,
Laibach 900 F. üb. d. M.
Der Entstehung kräftiger M. quellen scheint die Ge-
birgsformation im Allgemeinen ungünstig zu sein, insofern
in ihr das Urgebirge vorwaltet. Namentlich ist dies der
Fall in Oberkrain, wo daher auch die vorwaltenden Be-
standtheile der M.quellen kohlensaure Talk- und Kalkerde,
mit einer wechselnden Beimischung von Eisen ausmachen.
Dagegen finden sich in den M.quellen des Alpen- und
Uebergangskalkes mehr schwefelsaure Salze, Chlorsalze
in den Quellen des meistens aus Thonschiefer , Quarzge-
schieben, Flötzkalk imd Kalkbreccie bestehenden übrigen
Gebirges, — und die Menge der Chlorsalze scheint sich
in Verhältnifs der Annäherung an das adriatische Meer zu
steigern ; — der zu Laybach als Trinkwasser benutzte
Layback enthält in einem Pfund nicht volle drei Gran
feste Bestandtheile, und unter diesen Chlornatrium, Chlor-
magnium, Chlorcalcium, Chlorkalium und Eisen.
Die Temperatur der M. quellen wird zum Theil durch
die Gebirgsart bedingt, welcher sie ihre Entstehung ver-
danken. Von der niedrigsten Temperatur sind die Quellen
des Urgebirges, von höherer die anderer, besonders vulka-
nischer Gebirgsarten, — namentlich gilt dies von den Th.
quellen, welche östlich dem Gebirgszuge entspringen, wel-
cher aus vulkanischen Gesteinen zusammengesetzt, sich
südlich nach Kroatien, nordöstlich bis in die Umgebungen
des Plattensees erstreckt, und welchem aufs er den Th.
quellen Kroatiens die Th. quellen zu Töplitza ihre Entste-
hung verdanken.
Im Allgemeinen ist in den M.quellen Krams das quan-
titative Verhältnifs der festen Bestandtheile gering; an
Th. quellen zählt man nur drei : Töplitza, A 1 1 e n b u r g
und Veldes, deren Temperatur nur 22 bis 29,5° R. be-
trägt. Die wichtigste von allen ist Töplitza.
H. .T. v. Crantz a. a. 0. S. 107.
Hacquct, ürycto^raphia Camiolica. T. III.
219
Vinc. Fer. Taude, Synopsis fontium Austriae p. 50.
Teutschland geogn. geologisch dargestellt von Ch. Keferstein.
Bd. VI. St. 2. S. 165-251.
A. Boue, memoires de la Soci^te" geolog. 1835. T. II. p. 50. u. flg.
Das 31.6 ad %u Tö plitz oder Töplitza im Neu-
städtler Kreise, von Neustädtl anderthalb, von Laybach
acht Stunden entfernt.
Dieses Bad, welches von der Wärme seines M.wassers
seinen Namen erhielt, scheint schon sehr früh bekannt und
benutzt worden zu sein.
Am Ende des siebzehnten Jahrhunderts bemerkt schon J. W.
Valvassor in seiner gelehrten und berühmten Beschreibung von
Erain, dafs dieses Bad von In- und Ausländern sehr fleifsig besucht
und gebraucht werde. —
Toplitz ist ein ansehnliches Pfarrdorf, zur Fürstlich
Auersp ergischen Herrschaft Seifenberg gehörig. Im Jahre
1767 liefs Fürst Heinr. v. Auersperg das Badgebäude
aufführen, welches aufser Bädern mehrere Säle zu gesel-
ligen Vereinen und eine hinreichende Menge Wohnzimmer
zur Aufnahme von Kurgästen umfafst. — Die Zahl der
Toplitz jährlich besuchenden Kranken beträgt im Durch-
schnitt gegen 400.
In dem Badegebäude befinden sich drei Badebassins:
1. Das Fürsten- oder Heinrichsbad, das gröfste,
— es bildet ein längliches Viereck, ist gewölbt, mit dem
nahe davon brechenden Kalksteine gepflastert, rings um
mit drei Reihen auf einander folgender, steinerner Sitze
versehen, und so geräumig, dafs 150 Personen darin baden
können. Seine Höhe vom Boden bis zum Gewölbe beträgt
30 Fufs. Zur Ableitung der Thermaldämpfe findet sich an
der Decke eine Oeffnung. Für jedes Geschlecht ist ein
besonderes Auskleidezimmer vorhanden, um die Hälfte des
Vierecks läuft eine Gallerie, zur Aufnahme der nicht Ba-
denden bestimmt.
2. Das Karlsbad, das zweite Bassin. Es ist eben-
falls gepflastert, mit einer Reihe Sitze aus Quadersteinen
versehen, auch gewölbt, das Gewölbe ist aber weniger
220
hoch, als das im ersteren; unfern des Bassins findet sich
eine Auskleidekammer. Dieses Bad ist für die niedere
Volksklasse und das subalterne Militair bestimmt. Zum
Unterkommen für das letztere schenkte Fürst Wilhelm
von Auersperg ein massives Gebäude im Dorfe dem
Militair-Aerarium. — Das aus dem Karlsbade abfliegende
Wasser fliefst in das dritte Bad.
3. Das Josephsbad, zur Benutzung- für Arme be-
stimmt.
Alle Bassins werden täglich zweimal abgelassen und gereinigt.
Die ganze Badeanstalt wird von der Fiirstl. Auerspergischen Gü-
ter-Direktion auf mehrere Jahre verpachtet.
Die Lage des Kurortes ist sehr anmuthig und wird
durch schöne Parkanlagen erhöht.
Die Th. quelle scheint in dem östlich von Töplitz ge-
legenen Berge Gradishe zu entspringen, und dann an
verschiedenen Orten in mehreren besondern Quellen zu
Tage zu kommen; das Fürstenbad hat eine Haupt- und
drei Nebenquellen, das Karlsbad drei Quellen.
Der Zuflufs der Quelle ist reichlich und beträgt in
einer Sekunde 7—8 Wiener Maafs. —
Die Temperatur des Th.wassers im Fürsten- und Karls-
bade ist 29,25° R., im Josephsbade etwas weniger.
Frisch geschöpft ist das Th. wasser ganz klar, durch-
sichtig, und bleibt es sehr lange, ohne einen merklichen
Bodensatz zu bilden, wenn man dasselbe in wohl verschlos-
senen Flaschen aufbewahrt. Im warmen und abgekühlten
Zustande ist es geruchlos und besitzt einen nicht ange-
nehmen, gutem Qucllwasser ähnlichen Geschmack. Edle
Metalle werden in dem Tb. wasser glänzend, linnene Wä-
sche blendend weifs, blankes Eisen nach einigen Stunden
schwärzlich oxydulirt.
Der von D. Sig. Graf im Jahre 1830 unternomme-
nen Analyse zufolge enthält es an flüchtigen Bestandthei-
Letl weder koblensaures Gas noch Schwcfelwasserstoflgas,
an festen 2,2735 Gr. in sechzehn Unzen, nämlich:
221
Schwefelsaures Natron
0,2472 Gr.
Schwefelsaure Talkcrde
0,1020 —
Chlormagnium
0,1405 —
Chlorcalcium
0,1881 —
Kohlensaure Kalkerde
0,9316 —
Kohlensaure Talkerde
0,2606 —
Thonerde .
0,2308 —
Kieselerde .
0,1025 —
Extractivstoff
0,0702 —
2,2735 Gr.
In 100 Gr. fester Bestandtheile sind enthalten:
Schwefelsaures Natron
Schwefelsaure Talkerde
Chlorcalcium .
Chlörmagnium .
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaure Talkerde
Thonerde .
Kieselerde
Extractivstoff .
11.0 Gr.
4,5-
8,3 —
4,4-
41.1 —
11,5 —
10,5 —
5,5 —
3,2-
100,0 Gr.
Benutzt wird dieses Tk.wasser nur als Bad. Man ba-
det täglich zweimal und verweilt in jedem Bade eine halbe
bis anderthalb Stunden.
In dieser Form angewendet wirkt dasselbe belebend
reizend auf das Nervensystem und die Organe der Repro-
duction, die Se- und Excretion befördernd, die Resorption
bethätigend, auflösend, und wird gerühmt bei Gicht, Rheu-
matismen, chronischen Hautausschlägen, Lähmungen und
bei durch metastatische Ursachen oder Verwundungen ent-
standenen Contrakturen, — Amenorrhoe, Bleichsucht, Mer-
knrialkachexie und chronischen Nervenkrankheiten krampf-
hafter Art.
J. W. Valvassor, die Ehre des Herzogthums Krain, übersetzt
und mit Anmerk. versehen von Er asm. Franciscus. 1689. Th. I.
S. 228.
Anton Castellez, Thermarum Teplicensium in inferiori Car-
niolia existentium examen et usus. Vindobon. 1777. 4.
H. J. v. Crantz a. a. O. S. 109.
222
An die Th. quellen zu Töplitza reihen sich zwei ähnliche, die
Th. quellen zu Altenburg und Veldes, und mehrere kalte, weni-
ger benutzte M. quellen.
Die Th. quelle zu Alienburg an der Gurk in Unter -Krain,
oder in dem Neustädtler Kreise.
Das Tli.wasser hat die Temperatur von 27° R., entbehrt noch
einer chemischen Analyse, und wird, in Ermangelung von Gebäuden
zur Aufnahme von Kurgästen, nur von den nächsten Bewohnern als
Bad mit Nutzen bei chronischen Hautausschlägen, Geschwüren, Ge-
lenksteifigkeiten und Lähmungen benutzt.
Die M. quelle zu Veldes in Ober-Krain oder dem Layba-
cher Kreise., hat die Temperatur von 22° R., ist noch nicht chemisch
analysirt worden, entbehrt der nöthigeu Gebäude zur Aufnahme von
Kurgästen und wird nur von den nächsten Bewohnern gleich der Th.
quelle zu Altenburg mit Nutzen gebraucht.
Die M. quellen zu Kroppa oder Krupp im Laybacher
Kreise, der Zahl nach zwei, nur von den Bewohnern der Umgegend
als Getränk benutzt.
H. J. v. Crantz a. a. 0. S. 108.
Der Sauerbrunnen bei Loybl, ein auflö'send-eröffnend wir-
kender Säuerling.
H. J. v. Crantz a. a. 0. S. 108.
Die M. quelle zu Klingen fei s in Unter -Krain, nur wenig
benutzt.
H. J. v. Crantz a. a. 0. S. 108.
Die M. quelle zu Billich g r ätz , ein auflösend -eröffnender
Säuerling.
H. J. v. Crantz a. a. 0. S. 107.
Die M. quellen zu Strehaz und Rybnich, zwei Eisenquel-
len, jetzt wenig im Gebrauch, früher als Getränk gegen Durchfall
gerühmt
Die M. quelle von Natoplitze, wurde früher als Bad be-
nutzt, wirkt gelind-auflösend, ist gegenwärtig aber nur wenig im Ge-
brauch.
H. J. v. Crantz a. a. 0. S. 108.
An diese M. quellen schliefsen sich im Triester Gouvernemeutiäge-
bietc, unfern der Stadt Triest:
Die Th.buder von M ontefalcone oder Monfalcone, zwei
223
Miglien von der Stadt dieses Namens, eine Miglie von San Giovanni,
am nördlichen Fufse des Monte di S. Antonio.
Schon die alten Römer kannten sie; nach Plinius entsprangen
sie auf Inseln des adriatischen Meeres den Quellen des Timao ge-
genüber, wurden viel gebraucht, und ihrer ausgezeichneten Wirksam-
keit wegen Aqua Dei et vitae genannt. Reiche Villen und ein Tem-
pel, in welchem die durch die Bäder Genesenen ihr Dankopfer nie-
derlegten, erstanden um sie und in ihrer Nähe das reiche und mäch-
tige Aquileja. Seit Attila, der Aquileja zerstörte, wurden indefs auch
diese Gegenden vielfach verheert und die Heilquellen fast vergessen.
Die die ganze Umgegend beherrschende Falkenburg (Montefalcone)
wurde erbaut von Theodorich, dem Könige der Ostgothen, nach sei-
nem Siege in der Ebene von Merinizza am Isonzo über Odoacer, den
König der Heruler, — erst später entstand am Fufse des Berges,
(Rocca di Monfalcone) die Stadt Monfalcone, und au den Quellen des
Timao wurde aus den Quadern des zerstörten Tempels die Kirche
von San Giovanni und -auf dem Felsenrücken eine dem heiligen An-
tonio geweihte Kirche erbaut, von welcher die Benennung Monte di
Sant1 Antonio sich herschreibt. Die Thermalquelle blieb gleichwohl
lange zwischen den Felsen, denen sie entspringt, und dem Sumpfe,
in welchem sie flofs, unbeachtet, bis im J. 1433 Francesco Nani,
ein venetianischer Nobile und damaliger Podesta von Monfalcone,
endlich das Bad wieder herstellte. Durch seine ausgezeichneten Heil-
kräfte kam dasselbe auch bald wieder in Aufnahme, und erhielt
wohlverdiente Anerkennung, wie aus einem Schreiben von J a c o m o
Valvasone aus Udine vom J. 1553 und aus einem Beschlüsse des
Magistrats von Monfalcone vom J. 1590 erhellt; auch A. Baccius
gedenkt rühmlich dieses Bades. Im J. 1772 wurde das Thermalwas-
ser von H. J. von Crantz in Wien untersucht, im J. 1799 von
Michieli und den Gebrüdern Mattiassi, damaligen Pächtern des
Bades, ein Badehaus aufgeführt, und J. Ant. Vidali beauftragt, die
Th. quelle zu auaiysiren. Eine neuere Analyse, welche sehr wün-
schenswerth wäre, ward zwar 1830 veranstaltet, blieb leider aber un-
beendigt, gleichwohl wurde hierdurch ermittelt, dafs aufser den bis
dahin bekannten Bestandtheilen auch Jod und Brom in diesem Ther-
malwasser enthalten sind; — eine im J. 1839 von Hrn. Degrassi,
Stadt- und Badearzt von Monfalcone, veranlafste Analyse steht zu er-
warten. In Folge des Vereins einer Actiengesellschaft wurde im J.
1838 das alte Badegebäude abgerissen und ein neues, geräumigeres
und zweckmäfsigeres im Jahre 1839 vollendet, das schon von mehr
denn hundert Badegästen benutzt wurde und welches der Nachbar-
schaft von Triest entspricht, — einer Stadt, die bestimmt scheint die
Stelle des alten Aquileja einzunehmen; — und so scheint dieses Bad,
an einer der belebtesten Strafsen, am adriatischen Meere, an der
Schwelle Italiens gelegen, umgeben von malerischen Gegenden, klassischen
Erinnerungen aus der Vorzeit, mit einer reizenden Aussicht auf das
Meer, Istriens Halbinsel, auf Triest uud auf die Alpen im Hinter-
grunde, einer neuen uud glänzenden Zukunft entgegen zu gehen.
224
Das Thermalwasser ist dadurch besonders merkwürdig, dafs es
alle vier und zwanzig Stunden mit der Fluth und Ebbe des adriatischen
Meeres steigt und fällt, — fontes calidi, sagt Plinius, qui pariter
cum aestu maris crescuut minuunturque. Mit der Fluth entwickeln
sich im Becken der Th.quellen Thermaldämpfe, welche aus dem Was-
ser in Form von Blasen aufsteigen, aus einem Gemisch von kohlen-
saurem Gas und Schwefelwasserstoffgas bestehen, das Wasser trüben
und eine 3 bis 4 Fufs hohe Schicht über dem Wasserspiegel bilden.
Die Temperatur des Th. wassers beträgt 30—31, nie über 37° R., ist
klar, bleibt durchsichtig, bildet keinen bedeutenden Niederschlag; das-
selbe hat einen salzigen Geschmack, schmeckt, wenn es zu erkalten
anfängt, doch nur entfernt nach Schwefelwasserstoffgas, was aber
nicht mehr weder durch Geschmack noch Geruch bemerkt wird, sobald
es erkaltet ist. Das spec. Gew. des Th. wassers beträgt 1015.
Nach Ant. Vidali's Analyse enthalten sechzehn Unzen des
Thermalwassers, aufser einer unbestimmten Menge an Schwefelwas-
serstoffgas, au festen Bestandtheilen:
Schwefelsaure Talkerde . . 6,186 Gr.
Schwefelsaure Kalkerde . . 5,333 —
Chlornatrium .... 83,200 —
Chlormagnium .... 12,160 —
Kohlensaure Kalkerde . . 5,546 —
Verlust 1,920 —
114,345 Gr.
Man rühmt diese Bäder vorzüglich gegen hartnäckige rheumati-
sche und gichtische Leiden, chronische Haut- uud Nervenkrankheiten,
so wie veraltete, schwer heilende Wunden. —
Plinii histor. natural. Lib. II. Cap. 103. — Lib. III. Cap. 26.
Baccius, de thermis. Venetii 1711. p. 141.
Basilio Asquini, Ragguaglio geografico-storico di Monfalcone
nel Friuli. Udine 1741. 4°. —
Raccolta di opuscoli inediti riguardanti TAcque mineraü dello
stato della sereniss. Repubblica di Venezia, data in luce da Dome-
nico Vincenti. Venet. 1760. 4°. —
A. Vidali, Notizie ed aualisi chimica dell1 acqua termale di
Monfalcone. —
Dr. Franco, Risultati medico-chimici dei bagni di Monfalcone.
Padova 1804. —
Continuazione della storia mcdica dei bagni di Monfalcone doppo
li risultamenti medico-chimici, stampati in Padova Panno 1804, in ein
ven^ono espnste altre piu interossanti osservazioni riscontratc da
Marco Franco. Pardcuonc 1812. —
Modic. Jahrb. des Oesterr. Kaiser Staates. 1817. Bd. III. St. 2.
S. 133. —
Giu-
225
Giuseppe Berini, indagiui sullo stato del Timavo etc. Udine
1826. 4°. —
Wiener Zeitschrift für Kunst u. Literatur. 1830. Nr. 33. S. 266.
Augsburger Allgem. Zeitung. 1839. Beilage 246. 247.
Weniger bekannt und benutzt sind in Ulyrien die lauwarmen
M.quellen von B uschen dorf, — ihr Wasser ist nach Macher klar,
geruch- und geschmacklos und hat die Temperatur von 18—20° R. ;
— und die Mineralquellen bei Tschatasch auf dem rechten Ufer
der Save, — ihr Wasser ist klar, geruch- und geschmacklos, dem
Gefühl nach sehr weich, fast seifenartig, von 19 — 30° R. und wird
als Bad bei gichtischen Leiden, chronischen Hautausschlägen und
veralteten Geschwüren benutzt.
II. Theil.
III. Die Heilquellen der Königreiche Ungarn und
Galizien, des Grofsfürstenthums Siebenbürgen und
der Königreiche Slavonien und Kroatien.
±Jer grofse Gebirgsstock, welcher diese Länder zu einer
Gruppe, zu einem Ganzen vereint, sind die Karpathen.
Am nördlichen Ufer der Donau bei Orsowa sich erhebend,
anfänglich nach Osten, später nach Westen in vielarmi-
gen Verzweigungen streichend, in bedeutenden Höhen zwi-
schen Galizien und Ungarn sich ausbreitend, südlich bis
zur Donau bei Prefsburg herabsteigend, im Norden mit
dem schlesisch- mährischen Gebirge sich verbindend, um-
schliefsen sie Völker von verwandtem Ursprung, Karakter,
Sprache und Sitten und reich von der Natur geseegnete
Länder; — in ihrem Innern birgt sich ein unermefslicher
Schatz von Metallen und Steinsalz und ein unerschöpfli-
cher Quell von kräftigen Mineralbrunnen, in deren Tempe-
ratur und Mischungsverhältnissen sich unläugbar eine gro-
fse Analogie ausspricht.
1. Die Heilquellen des Königreichs Ungarn.
Ungarn und Siebenbürgen bilden ein breites und tiefes
Becken, welches von mächtigen Strömen und grofsen Seen
bewässert, von dem Zuge der majestätischen Karpathen
umkränzt, vor den genannten andern Ländern verschwen-
derisch von der Natur mit den schönsten Gaben auf und
in der Erde ausgestattet wurde.
227
Man hat Ungarn in dieser Hinsicht klein Europa ge-
nannt ; — in unserm Erdtheil wenigstens existirt wohl kein
Land von gleichem Flächeninhalt, welches hinsichtlich des
Reichthums, der Mannigfaltigkeit und Vortrefflichkeit sei-
ner Naturerzeugnisse Ungarn gleich gestellt werden könnte.
Der mächtige Gebirgszug, welcher Ungarn umschliefst,
fängt in der Prefsburger Gespannschaft in sanften Erhöhun-
gen an, zieht sich an der nördlichen Gränze Ungarns in
Form eines Halbmondes nach Siebenbürgen, erhebt sich
in der Liptauer Gespannschaft schon zu einer beträchtli-
chen Höhe, zu einer kolossalen jedoch in der Zipser Ge-
spannschaft, und bildet die bekannten drei Hauptgruppen
des Tatra, Fatra und Matra. Die Lomnitzer Spitze
im Zipser Comitate erhebt sich bis zu einer Höhe von
8316 Fürs, die Kesmarker in derselban Gespannschaft
bis zu 8100 Fufs, der grofse Krywan in der Liptauer Ge-
spannschaft bis zu 7818 F. $ — während die Donau, der
Vereinigungspunkt aller ungarischen Flüsse, den Maafstab
der Tiefe des fruchtreichen Beckens abgiebt; — ihre Höhe
beträgt bei Prefsburg 310 F., bei Raab 256 F., bei Pesth
nur 215 F. über dem Meere.
Die höhere oder niedere Lage der einzelnen M.quellen
Ungarns wird daher auch dadurch bedingt, je nachdem sie
näher der Donau, oder entfernter von ihr im Gebirge zu
Tage kommen. So entspringen nach Beudant's Angabe:
d. Meere
}ie M.quelle
von Erdö-Benye
341 Fufs üb
__ _
— Tölszva .
341
— -
— —
— Rima Szombath
393
— —
— —
— Füred
460
— —
— —
— Ofen
493
— _
— —
— Erlau
543
— —
— —
— Glafshütte
1074
— —
— —
— Neusohl .
1155
— —
— —
— Sliacs
1194
— —
_ _
— Grofs Schlagendorf .
3014
— —
Das Hauptgestein der Gebirgszüge ist Granit, mit Ur-
sandstein (Karpathensandstein), Urkalk, Uebergangskalk, —
P 2
228
mit, theilweise in beträchtlichen Massen vorkommendem Ur-
trapp, Porphyr, Grünsteinporphyr, Trachyt, Basalt.
Wegen ihres Reichthums an kräftigen M. quellen schei-
nen besonders bemerkenswertk mehrere Trachyt- und Por-
phyrgebirge, namentlich die beträchtliche Trachytkette, wel-
che sich von dem Kalmannygebirge bis in die Nähe von Vä-
särhelly erstreckt, und die Berge von Traclryt und Tra-
chyttuff zu Büdöshegy, welche so reich an Mineralquellen
und Ausströmungen von kohlensaurem Gase und Schwefel-
dämpfen sind, dafs sie Boue mit der Solfatara bei Neapel
vergleicht. — Aehnliche Ausströmungen von kohlensaurem
Gase, gleich denen in der Hundsgrotte zu Neapel, finden
sich bei Ribär in der Sohler-, und zu Sz. Iväny in der
Liptauer Gespannschaft.
In Bezug auf die Mischungsverhältnisse der M. quellen
verdient besonders bemerkt zu werden, dafs in Ungarn
sich fast alle edlen und unedlen Metalle in ausserordentli-
cher Menge vorfinden, sehr beträchtliche Salzstöcke und
viel Alaun und Natron. Die Erzgänge der edlen Metalle
in Ungarn zeigen eine auffallende Analogie mit denen in
Südamerika. Nach Beudant liefert Ungarn halb so viel
Gold als ganz Europa zusammengenommen, an Silber den
dritten Theil, die Mehrzahl der gröfsern Flüsse führen Gold;
— nach einem alten Sprichwort ist Neusohl mit kupfernen,
Schemnitz mit silbernen und Kremnitz mit goldenen Mau-
ern umgeben! — Mächtige Salzlager durchstreichen die
Säroser und Marmaroser Gespanns chaft, — die Biliarer und
Mosonyer Gespannschaft sind so reich an Natronseen, die
Baranyer, Ilevescr und Beregher Gespannschaften so er-
giebig an Alaun, dafs zur Benutzung des Natron, so wie
zur Gewinnung von Alaun beträchtliche Fabriken bestehen.
Durch alle diese Loealverhältnisse erklärt sich der
grofsc Ueichthum Ungarns an Mineralquellen. Nacli H. .1.
v. Crantz beträgt ihre Zahl 230, nach Shepeshäzy
275, nach neuern Angaben mehr denn 401).
Besonders reich an M. quellen sind die an dem südli-
229
chen Abfall der Karpathen gelegenen Gespannschaften, na-
mentlich die Flursgebiete der Waag, des Gran und der
Theifs, — in der von Säros lassen sich allein einige sie-
benzig nachweisen! —
Hinsichtlich der Qualität der einzelnen besitzt Ungarn
zahlreiche heife Th. quellen und ungemein viel Säuerlinge,
namentlich in der Säros er, Marmaroser, Zipser und Gömö-
rer Gespannschaft, welche aufser vielem kohlensaurem Gase
verhältnifsmäfsäg viele Natronsalze, namentlich kohlensau-
res Natron enthalten. Die Temperatur der Th. quellen be-
trägt 25 — 50° R.
Mehrere M. quellen wurden schon seit den frühesten
Zeiten gekannt und auch benutzt, eine besondere Aufmerk-
samkeit schenkte ihnen jedoch die Regierung seit d. Jahre
1763. H. J. v. Crantz lieferte in seinem schon erwähn-
ten Werke eine Beschreibung derselben, später wurden
sie von berühmten Chemikern untersucht, namentlich von
Kitaibel, welcher sich von 1795 — 1814 damit beschäf-
tigte, aber an der Vollendung seines verdienstvollen Unter-
nehmens durch den Tod verhindert wurde; doch gab Schu-
ster nachher seine „Opera posthuma" heraus. — An diese Ar-
beiten reihen sich mehrere neuerdings erschienene sehr vor-
zügliche Monographieen einzelner Kurorte, — eine sehr
ausgezeichnete, viel umfassende und zugleich gründliche
Schrift über die M. quellen Ungarns und Siebenbürgens
wird erwartet von dem rühmlichst bekannten Hrn. Profes-
sor T a g n i o zu Pesth.
Mehrere Kurorte Ungarns erfreuen sich eines nicht
unbeträchtlichen Zuspruchs von den Nachbarstaaten; die
Versendungen von M.wasser sind indefs nicht so bedeu-
tend, als man bei der Güte der einzelnen Quellen wohl
erwarten sollte. $%enthümlich ist der Gebrauch an eini-
gen Orten, Wasser von Säuerlingen mit Hefen auf Fässer
zu legen, gähren zu lassen und in dieser Form als Getränk
zu benutzen.
Von den zahlreichen M. quellen Ungarns, welche we-
230
gen ihres Reichthuins an festen und flüchtigen Bestandteilen
und wegen ihrer ausgezeichneten Wirksamkeit eine besondere
Erwähnung verdienen, nenne ich blofs die Eisenquellen von
Bartfeld, Vichnye, Tärsca, Buzias, Szalatnya,
Rank, Herlein und Parad, — die Säuerlinge von
Füred, Neu-Lublau, — die Thermalquellen von Ofen,
Trentsin, Pöstheny, Mehadia, Harkauy, Kra-
pina, Skleno, Lipik, — die kalten S chwefelqu eilen
von Balf, Szobranz, — die alkalische M. quelle von
Borszek und den Sodasee in der Biliarer Gespaimschaft,
— die Bittersalzquellen von Gran, — die Soolen von So-
vär, Felsö-Bajom u. a., — von j od- und bromhalti-
gen Mineralquellen erwähnt Tagnio in Ungarn 29, — in
Siebenbürgen 7.
Georg. Wernherus, Hypomnemation de admirandis Hungariae
aquis. Vindobon. 1551.
Danubius Pannonico-Mysicus observationibus geograpbicis, astro-
nomicis, hydrographicis, historicis, physich? perlustr. et in VI. tom.
digest. ab Aloysio Ferd. Com. Mars Mi. Hagae Comitum et
Amstelod. 1726. Tom. VI.
H. J. v. Crantz, Gesundbrunnen der Oesterreich. Monarchie.
S. 131.
Vinc. Fer. Tande, sjrnopsis fontium Austriae. p. 63.
Fichtel's mineralogische Bemerkungen von den Karpathcn.
Wien 1791.
Beiträge zur Topographie von Ungarn , von S. Bredeczky.
Wien 1803. Bd. I-1V.
Magda Pal Mag}rar Orszagnak sat. statistikai es geogräphiai le-
eräsa. Pesten 1819.
Die besucht. Badeörter und Gesundbr. des Oest. Kaiserstaates.
Th. II. S. 187.
v. Froriep's Notizen. Bd. V. S. 257.
Voyage min6ralogique et giiologiquc en Hongric par F. S. Beu-
dant. Paris 1818-1822. Vol. I-IV.
Oken's Isis. 1825. St. 10. Litt. Anzeig. S. 104. 105.
Merkwürdigkeiten des Königreiches Ungarn von C. v. Szepes-
hazy und J. C. v. Thiele. Kascbau 1825.
Neuester Wegweiser durch das Königreich Ungarn von C. von
Szepcshazy und J. C. v. Thiele. Kascbau 1827.
J. G. Sommer's Taschenbuch zur Verbreitung geographischer
Kenntnisse. 5. Jahrg. Prag 1827.
P. Kita i bei i Hydrographia Hungariae, ed J. S c li u s t er. Pe-
stiui 1829. T. I. II.
231
Gemälde von Ungarn, v. J. v. C s a p 1 o v i c s. Pesth 1829. Th. I. S. 87.
A. Boue in: Edinburgh philos. Journal. 1829. October — De-
cember und in: Journal de Geologie. 1830. T. I. p. 30. 113.
Teutschland geogn. geologisch dargestellt von Chr. Keferstein.
Bd. Vif. St. 2. S. 135 — 191.
Sana. Aug. Stoltz, aquae minerales sulfureae Hungariae. Dis-
sert. inaug. Pesthini 1833.
Matth. Macher, die den Grenzen der Steiermark nahen Heil-
wässer in Ungarn, Croatien und Illyrien. Grätz 1834.
L u d vi g h's malerische Reise inUngarn. 2Theile. Hildburghausen 1835.
Die berühmtesten und besuchtesten Bäder und Gesundbrunnen
von Ungarn, ihre Eigenschaften, Heilkräfte und Gebrauchsweise. Leip-
zig 1837.
Tagnio in: R. Brandes u. Wackenroder's Archiv und
Zeitung des Apothekervereins. 1839. Bd. III. S. 217.
Kaiisch, Allgemeine Zeitung des Brunnen- und Badewesens.
1839. August. S. 17.
1. Die Thermalquellen %u Ofen (Therinae
Budenses). — Die alte, in historischer Hinsicht so denk-
würdige Haupt- und Residenzstadt des Königreichs, Ofen,
im fünften Jahrhundert Aufenthalt des gefürchteten Attila,
später der Sitz und die Wiege der Könige Ungarns, aus-
gezeichnet durch den Besitz höchst wirksamer, viel benutz-
ter Heilbäder, berühmt durch die mannigfaltigen und ver-
hängnifsvollen Schicksale, welche diese Stadt im Wech-
sel der Zeit erfuhr, namentlich durch die häufigen Belage-
rungen, den hartnäckigen und verzweifelten Widerstand,
welchen die hart bedrängten Vertheidiger derselben zeig-
ten, — liegt auf dem rechten Ufer der Donau, nach Beu-
dant 493 F. üb. d. M. erhaben, fast in der Mitte des Kö-
nigreiches, von Prefsburg 29, von Wien 36 Meilen entfernt.
Ihre Lage ist sehr malerisch. — Durch eine Schiff-
brücke mit dem auf dem linken flachen Donauufer gelege-
nen, volkreichen Pesth verbunden, wird Ofen von einem
Halbkreis von Bergen mittlerer Höhe umkränzt, welche
gröfstentheils mit Gärten und reichen Rebenpflanzungen
bedeckt sind, — gegen Süden tritt der steile St. Gerhards-
berg dicht an die Donau, im Norden schliefst den Halb-
kreis der allmählig sich gegen den Strom abflachende Jo-
sephsberg.
232
Dafs schon die Römer die Tb.quellen Ofen's gekannt und benutzt
Laben, beweisen zahlreiche theils noch vorhandene, theils früher aus-
gegrabene römische Alterthümer. Auf der Stelle, -welche gegenwärtig
Altofen einnimmt, stand früher Aquincum (Acinquum, Acincum), der
Sitz der römischen zweiten Hiilfslegion (Legio secunda adjutrix pia
fidelis), welche einer hier aufgefundenen Inschrift zufolge nach Eini-
gen schon von Kaiser Titus Vespasianus im J. 69—79, nach Anderen
jedoch erst von Trajanus im J. 98—117 hieher befehligt wurde. Un-
ter Kaiser Septimius Severus im J. Chr. 201 wurde schon Ofen mit
öffentlichen Bädern, Springbrunnen und Schwitzbädern ausgestattet,
von welchen ein noch jetzt vorhandenes im J. 1778 entdeckt wurde.
Nach der Vertreibung der Römer zu Anfang des vierten Jahrhunderts
durch die andringenden Völkerwanderungen verheerten barbarische
Horden auch diese Gegend; die Hunnen und andere besafsen sie nur
kurze Zeit, bis nach mannigfachem Wechsel die Ungarn im neunten
Jahrhundert auch hier festen Fufs fafsten.
Die erste Erwähnung der warmen M. quellen findet sich in ei-
nem Diplom des Königs Andreas II. vom J. 1212; später gedenken
ihrer der aus Palästina über Ofen zurückkehrende Reisende Bertran-
don de la Brocquiere (1443), der Graner Erzbischof Nico-
laus Oläh unter der Regierung von Mathias Corvinus (1458—1490),
Antonius ßonfinius (zu Anfang des 16. Jahrb.), noch später Sig-
mund Freiherr von Herberstein und in der Mitte des sechzehnten
Jahrhunderts der die türkische Gesandtschaft nach Konstantinopel be-
gleitende Auge ri us Gislenius Busbecquius. — Glänzend war
die beinahe anderthalbhundertjährige Periode des Besitzes von Ofen
unter den Türken. Georg Wem her, der in seinem Hy-
pomuemation de admirandis Hungariae aquis. Viennae 1551. über
Ofen ausführlichere Nachrichten giebt, sagt von dieser Zeit: Turcae,
quibus tarnen omnia vastare libido est, (thermas) non modo non cor-
ruperunt, sed etiam eultiores ac per speciem religionis quasi augustio-
res reddiderunt." Der Pascha Mohammed liefs bei den obern und un-
tern Bädern den Dervischen Klosterwohnungen bauen ; die Einrichtung
der Bäder selbst förderte er und seine Nachfolger auf das eifrigste.
Die Badegebäude wurden zierlich und mehrere sogar prachtvoll her-
gestellt, wovon noch Spuren im Blocks-, Brück- und Kaiserbade sicht-
bar sind, und selbst in dem Königsbade waren sie es bis zum J. 1826.
— Nach einer Herrschaft von 146 Jahren, nach langen und blutigen
Kämpfen verloren die Türken endlich Ofen, und wichen im J. 1(>86
dem siegreichen Kaiser Leopold. Nacli ihrem Abzüge verfielen aller-
dings die Badeanstalten und haben sich erst in neuester Zeit wieder
gehoben. Die einzelnen Th.bädcr wurden zum Theil Privateigenthum,
zum Theil Eigenthum des Aerars und wechselten oft ihre Besitzer.
Von den Mittheilungen und Monographieen über Ofens
Th. quellen aus neuerer Zeit sind zu erwähnen die Schrif-
1 en von K it ai b el, D e n hof f er vom J. ISO 1, der von der be-
233
sonders ernannten Commission in demselben Jahre gelieferte
Bericht über das Kaiserbad, die Anleitung zum Gebrauch
des Kaiserbades von D. Schwimmer (dem jetzigen Ba-
dearzte des Kaiserbades), — so wie die Monographieen
D. Stoker's vom J. 1721, D. Oesterreicher's vom
J. 1781 und D. Linzbauer's yoin J. 1832 und 1837.
Die Th.quellen von Ofen speisen fünf Bäder; aus dem
Schoofse des St. Gerhards- oder Blocksberges empfangen
drei am südlichen Ende Ofens, beinahe in einem Halbkreise
in unbedeutender Entfernung von einander am Fufse des
Berges gelegene Bäder, die sogenannten unteren, —
aus der Tiefe des Josephsberges dagegen die sogenann-
ten oberen Bäder am . nördlichen Ende der Stadt, ihr
Th. nasser.
Aufser diesen Th.quellen kommen aber noch viele ähnliche an
dem rechten Donauufer zu Tage, welche aber nicht benutzt werden:
ja oberhalb der. dem Kaiserbade gegenüberliegenden Margarethenin-
sel, in der Richtung zum Pesther Ufer, entspringen mehrere mitten
im Donaubett, die man bei niedrigem Wasserstande des Flusses deut-
lich sehen und ihren Schwefelgeruch erkennen kann. Auch auf dem
Altofener Gebäude, so wie längs der Donau bis zu den Orten Kro-
tendorf und St. Andre* finden sich noch andere Th.quellen, welche
jedoch heut zu Tage zu öffentlichen Bädern nicht mehr verwendet
werden ; einige derselben sind so mächtig, dafs sie Mühlen treiben.
Alle diese M". quellen scheinen einen gemeinschaftlichen
Ursprung zu haben, wofür, aufser der geringen Verschie-
denheit in ihren chemischen Mischungsverhältnissen, auch
der Umstand zu sprechen scheint, dafs die Th. quellen des
Brück- und Raizenbades von dem Wasserstande im gro-
fsen Reservoir von Th. wasser des Kaiserbades abhängig
sind ; denn so oft derselbe entleert werden mufste, sank
ihr Wasserspiegel jedesmal beträchtlich. Auch das Kö-
nigsbad unterlag gleichen Veränderungen, was jedoch bei
seiner Nähe nicht auffallen kann; nur das Blocksbad be-
hauptete sich allein ganz unabhängig, und scheint mithin
einzig aus der Tiefe des St. Gerhardsberges seinen Zu-
flufs zu erhalten.
Im Betreif der geognostischen Verhältnisse der Um-
234
gegend bemerkt Linzbauer, dafs die unterste Lage des
im Süden der Stadt gelegenen Blocksberges aus dichtem
Kalkstein besteht, der sich zum Donaubett fortzieht und
mit Hornsteinconglomerat von verschiedener Farbe, wel-
cher wieder mit Jurakalk wechselt, bedeckt wird; — der
Josephsberg, im Norden der Stadt, besteht aus Kalk. In
grösserer Tiefe befinden sich Braunkohlenschichten, in den
Spalten des Josephsberges nach Kitaibel auch Schwe-
felkies.
Salpeter enthalten übrigens fast alle Trinkbrunnen Ofen's; in der
Vorstadt Landstrafse und zwischen den Ofener und Budaeörser Wein-
bergen findet man bittersalzhaltige, zwischen den Ofener und Pro-
montors Weingärten glaubersalzhaltige Wasser; letztere bildeten Süm-
pfe, welche im J. 1819 in die Donau abgeleitet wurden.
Nach Verschiedenheit ihrer Lage zerfallen die Ther-
malbäder Ofen's, wie schon erwähnt, in die unteren und
oberen.
1. Zu den unteren Thermalbädern (Al-hev-vizek,
Aquae calidae inferiores) gehören: a) das Blocksbad,
b) das Bruckbad und c) das Neu- oder Raizenbad.
a) Das Blocksbad (Saros Fürdö), hart an dem Vorgebirge des
St. Gerhardsberges und dem Donauufer, in Ansehung der Bauart das
unansehnlichste Badehaus Ofen's ; noch besteht der tempelartige Bau
des allgemeinen Bades, welchen die Türken im J. 1556 aufführten,
ausgenommen drei im J. 1725 davon abgesonderte Steinbäder. Das
Bad wurde nach der Eroberung Ofen's vom Kaiser Leopold im J. 1687
seinem Leibarzt D. Fried r. Ferd. Illmer von Wartenberg ge-
schenkt, vom Sohn des Letztern im J. 1718 der Stadt verkauft, welche
die verfallenen Thermen ausbessern liefs und bis zum J. 1809 besafs,
in welchem sie an die Familie Sagits, ihre gegenwärtigen Besitzer,
käuflich übergingen. Im J. 1806 wurde dieses Bad durch neue Bau-
ten ansehnlich vermehrt. Aufser Wohnzimmern für Kurgäste enthält
dasselbe ein grol'ses Allgemeinbad, welches 200 — 250 Personen fafst,
Stein- und Wannenbäder. — Die das Blocksbad speisende Thermal-
quelle ist nur eine Klafter über dem Donauspiegel erhaben und die-
ses Bad, wenn das Wasser des Stromes steigt, nicht selten Ueber-
Bchwemmungen ausgesetzt.
Noch ist. zu erwähnen, dafs kranke Militairs, aus dem unweit des
Badegebäudes stehenden Lazarethe, in dein Blocksbade, laut contract-
liclicr Uebereinkunft mit dem Kigenthümer, zu festgesetzten Stunden
bilden, — ein Umstand, der irrig Veranlassung zur Annahme eines
besonderen, nach diesen Militairs benannten Bades gegeben hat.
235
b) Das Bruckbad (Rudas Fürdö), unweit des vorigen, in der
Raizenstadt, unmittelbar am Ufer der Donau, in einem sehr freund-
lichen Style erbaut. Seinen Namen erhielt es von der nach Pesth
führenden fliegenden Brücke, welche früher hier anlegte, — sonst
das Gemein- oder Bürgerbad, früher auch die königlichen ersten Bä-
der, unter den Türken die Mustaphaschen genannt, weil Pascha Mu-
stapha im J. 1556 dasselbe ganz neu herstellen liefs. Nachdem es
während der Belagerung von Ofen im J. 1686 sehr gelitten, gelangte
es 1703 als Schenkung des Kaisers Leopold an die Stadt Ofen, die
es sehr bequem und zweckmässig wieder herstellte und zu festge-
setzten Terminen verpachtet.
Die Anstalt, welche auch mit Wohn-, Gastzimmern, Räumen zu
geselligen Vereinen und mit offenen Gallerien zum Aufenthalt bei un-
günstiger Witterung ausgestattet ist und sich eines zahlreichen Be-
suchs erfreut, enthält ein allgemeines Bad, und im Ganzen 30 Wan-
nen-, Stein- und Dunstbäder, welche sehr bequem, mehrere auch auf
das eleganteste eingerichtet sind.
c) Das Neu- oder Raizenbad (Räcz Fürdö), an dem gegen
Norden sich abdachenden Fufse des St. Gerhardsberges an den Fel-
sen gleichsam angelehnt, aber mitten unter Häusern, in alterthümli-
cher einfacher Form. Zu König Mathias Corvinus Zeiten hiefs es
das „Königsbad1', war von weitläuftigen Lustgärten umgeben und zum
ausschliefslichen Gebrauch der königlichen Familie bequem und pracht-
voll eingerichtet. Bei der Eroberung Ofen's schenkte Kaiser Leopold
es dem aus Babvlonien gebürtigen Johann vonPergasi, von dessen
Nachkommen es käuflich 1774 auf die es noch gegenwärtig besitzende
Familie Z agier überging. Das Bad, das sich eines grofseu Zuspruchs
erfreut, enthält aufser Wohnungen für Kurgäste ein allgemeines Bad
und Steinbäder.
2. Zu den oberen Thermalbädern (Fel-hev-vizek,
Aquae calidae superiores) werden gezählt:
a) Das Königs- oder Spr en gerbad (Kiräly Fürdö) vereinigt
ein angenehmes Aeufsere mit eben so freundlichen als bequemen in-
nern Einrichtungen. Nach der Eroberung Ofeifs erhielt es — damals
Siechenhaus (Thermae xenodochiales) genannt — der bei dem Blocks-
bade bereits erwähnte Leibarzt D. Illmer v. Wartenberg zum
Geschenk von Kaiser Leopold; später kam dasselbe käuflich in den
Besitz verschiedener Personen, zuletzt im J. 1796 an die Familie Kö-
nig, die es noch gegenwärtig besitzt und ihm seineu Namen gab. Der
Namen „Spreugerbad" wird mit Wahrscheinlichkeit von der Familie
Sprenger abgeleitet, die es besessen haben soll.
Aufser zwei Höfen enthält dasselbe ein allgemeines Bad, Stein-
und Wannenbäder mit Aukleidekabinetten ; einige Bäder sind sehr
elegant, mit Springbrunnen versehen und mit Marmor ausgelegt.
b) Das Kaiserbad (Csaszär- Fürdö) hat unter allen Bädern
Ofen's unstreitig die schönste Lage; sein Aeufseres ist angenehm, der
236
schattige Hofraum desselben gleicht einem Garten, auf der der Donau
zugekehrten Seite dieses Bades geniefst man eine überraschend schöne
und weite Aussiebt. ,
Dieses Bad gehört ohne Zweifel zu den von den Römern benutz-
ten und steht auf demselben Grunde, vorauf die Aquae calidae su-
periores der Alten entsprangen. Nach Wernherus soll Pascha Mo-
hammed die Bäder und daneben den Dervisehen ein eigenes Kloster
erbaut haben; nach Istuanfi dagegen wurde es von Hussein Pa-
scha hergestellt und mit einer Ringmauer umschlossen. Bei der Er-
oberung Ofen's gingen auch diese Bäder auf den Kaiser Leopold über
und erhielten seit dieser Zeit den Kamen der „kaiserlichen". Nach
verschiedenen Besitzern kamen diese Bäder im Anfange des gegenwär-
tigen Jahrhunderts käuflich an Stephan von Marczibäny, wel-
cher sie dem Ordensbaus der barmherzigen Brüder in Ofen schenkte, de-
ren Spital unweit derselben stromabwärts gelegen ist. Die Badean-
stalten erfuhren seit dieser Zeit vielfache Verbesserungen, zeichnen
sich gegenwärtig durch sehr gute und zweckmäfsige Einrichtungen
aus, — und enthalten, aufser zahlreichen Wohnzimmern für Kurgäste,
ein Allgemeinbad, Stein- und Wannenbäder und im Hofraum eine in
Mormor gefafste, von einer Säulenhalle umgebene Trinkquelle.
Man unterscheidet in 0. folgende Th. quellen :
1. Die Th. quelle des Blocksbades entspringt
hinter dem Bade südlich aus der Felswand unter starker
Gasentwickelung, wird in einem grofsen Reservoir gesam-
melt und von da in die einzelnen Bäder geleitet. Ihre Tem-
peratur beträgt 38 — 39° R. bei ihrem Ursprünge; bei be-
deutenden atmosphärischen Veränderungen differirt sie in-
defs von 1,5 bis 2° R. ; ihre Wassermenge soll in 24 Stun-
den an 950 Eimer betragen.
Beachtenswert!) ist der Bad es ch la mm , welcher sich als locke-
rer, gelbgrauer Niederschlag in dem allgemeinen Bade, wie in dem
abfliefsenden Wasser absetzt; Einrichtungen zur Benutzung dieses
Mineralschlamms fehlen, so wie eine chemische Analyse desselben.
2. Die T/t. f/ iiellen des Bruckbades entsprin-
gen am steilen Abhänge des St. Gerhardsberges iu fünf
Adern, und werden in einem grofsen viereckigen Bassin
vereinigt. Ihre Temperatur beträgt 35 — 37° R., und erlei-
det bei Veränderungen der Temperatur der Atmosphäre
eine Differenz von 1,5 bis 2° R. ; ihre Wassermenge soll
in 21 Stunden 1800 bis 1900 Eimer betragen; in dem Ka-
nal, welcher das Th.wasscr zu dem Bruckbad führt, hat
237
sich eine sehr bedeutende, täglich zunehmende Ablagerung
von festen Bestandteilen gebildet.
3. Die Th. quelle des Maizenbades, von 37 —
38° R., wird ebenfalls in ein grofses viereckiges Wasser-
reservoir gesammelt und bildet, gleich der vorigen, in dem
Th.wasser führenden Kanäle sehr beträchtliche Ablage-
rungen.
4. Die Th. quelle des Königsbades entspringt
an tausend Klaftern entfernt von dem Gebäude dieses Ba-
des am Fufse des Josephsberges, und Avärd von da in ei-
nem Kanal in ein Wasserreservoir des Badehauses gelei-
tet, welches die einzelnen Bäder versorgt.
Die Temperatur der Th. quelle beträgt am Ursprung
48° R., beim Einöufs in das Reservoir nicht über 36 — 37°
R., — an der Trinkquelle 30 — 31° R. ; — im Winter ver-
mindert sie sich um 1,5 bis 2° R. ; — die Menge des bin-
nen 24 Stunden abfliefsenden Th.wassers berechnet man
auf 800 Eimer.
5. Die T h. quellen des Kaiser bades, der Zahl
nach sieben, welche theils innerhalb des Raumes, den die
Gebäude dieses Bades einnehmen, theils in der nächsten
Umgebung desselben zu Tage kommen. Ihre Temperatm*
beträgt an ihrem Ursprung 46 — 51° R., an dem Einüufs in
die Steinbäder 6 — 8° R. weniger, und 10 — IL0 R. weniger
in den Wannenbädern ; ihr Wasserreichthum ist so grofs,
dafs sie nicht nur alle vorhandenen Bäder überflüssig mit
Wasser versorgen und zum Theil unbenutzt abfliefsen, son-
dern sogar mehrere Mühlen treiben.
Drei von diesen Th. quellen, welche höher als die Bä-
der liegen, werden mittelst Röhren in die Badebehälter ge-
leitet; — drei andere tiefer gelegene mittelst Pumpen, na-
mentlich der sogenannte Wäscherbrunnen, welcher, nach
Sigmund die heifseste Quelle, 51° R. haben soll. — Eine
siebente, auf welche man im J. 1802 zufällig stiefs, als
man an der Südseite die Badeanstalten erweitern wollte
und Schutt wegräumte, wird seit 1804 als Trink quelle
238
benutzt; sie hat nach Sigmund die constante Tempera-
tur von 48,8° R.
Zwei laue Th. quellen von 21 — 22° R. Temperatur,
welche inner- und aufserhalb des Badegebäudes zu Tage
kommen, werden zur Abkühlung der Wannenbäder benutzt.
Aufser diesen genannten Th. quellen besitzt 0. noch viele andere
ähnliche; — Linzbauer erwähnt noch 21, welche allein aus dem
Josephsberge entspringen. Ich gedenke nur noch zweier M. quellen,
welche unweit des Kaiserbades in südlicher Richtung zu Tage kom-
men, deren eine blos zur Reinigung von Wäsche, die andere aber
zur Speisung von einem Steinbade und zwei Wannenbädern dient,
welche gewöhnlich mit dem Namen des Bleicher- oder Luckerl-
bades bezeichnet werden.
Sämmtliche Th. quellen zu Ofen scheinen nur durch
ihre Temperatur, nicht durch ihren chemischen Gehalt sich
wesentlich von einander zu unterscheiden. Nach den bis-
her bekannt gewordenen Analysen gehören alle zu der
Klasse der erdig- salinischen Schwefelthermalquellen und
zeichnen sich hinsichtlich ihrer chemischen Constitution
vor vielen ähnlichen erdig-salinischen Schwefelthermalquel-
len durch ihre hohe Temperatur und ihren Reichthum an
kohlensaurem Gase aus.
Das frische Thermalwasser entwickelt unaufhörlich viel
kleine Luftblasen, ist klar, durchsichtig, nicht ganz farb-
los, sondern etwas ins Bläuliche spielend, verbreitet einen
schwachen hepatischen Geruch und hat einen unangeneh-
men säuerlich - salzigen , etwas zusammenziehenden Ge-
schmack. Bei längerem Stehen in offenen Gefäfsen bildet
das Thermalwasser auf seiner Oberfläche ein feines wei-
fses Häutchen und einen reichlichen Niederschlag auf dem
Boden und den Wänden der Gefäfse.
Analysirt wurden die Th. quellen schon von H. J. v.
Crantz (1772) und von Oestcrreicher (1781). Au-
fserdem hat Schuster Analysen mitgcthcilt, welche aber
nach Linz!) au er nur die im Decimalvcrhältnifs berech-
neten Analysen Ocsterreicher's vom J. 1781 sind. Die
Trinkquelle wurde ferner im J. 1804 durch eine auf An-
239
Ordnung der königl. Statthalterei gewählte ärztliche Com-
mission einer chemischen Prüfung unterworfen, deren Re-
sultate von Winterl und Kitaibel veröffentlicht wor-
den sind. Die neueste Analyse der Trinkquelle und des
Wäscherbrunnens des Kaiserbades vom J. 1839 verdanken
wir C. Sigmund in Wien.
In sechzehn Unzen Thermalwasser enthält:
1. Das Kaiserbad.
a) die Trinkquelle: b) der Wäscherbrunnen:
nach S i >i in u n d :
Schwefelsaures Natron .
2,950 Gr.
2,070 Gr.
Chlornatrium .
0,820 —
0,530 —
Kohlensaures Natron
2,020 —
1,800 —
Kohlensaure Magnesia .
0,460 —
0,420 —
Kohlensaure Kalkerde .
3,120 —
3,210 —
Kieselsäure
0,690 —
0,720 —
Alumiumoxyd .
0,180 —
0,170 —
Verlust ....
0,270 —
0,190 —
10,510 Gr.
9,110 Gr.
Kohlensäure .
5,720 Kub. Z
)1I. 3,130 Kub. Zoll.
Schwefelwasscrstoffgas .
Spuren
• .
Stickgas ....
Spuren
Spuren.
2. Das König
ä b a d. 3. Das
Elaizenbad.
nach O e s t e r r
ei eher (Schuster):
Schwefelsaures Natron .
2,182 Gr. .
2,312 Gr.
Schwefelsaure Magnesia
...
1,616 —
Schwefelsaure Kalkerde
0,286 —
1,956 —
Chlornatrium .
0,829 —
1,629 —
Chlormagnesium
0,215 —
0,042 —
Kohlensaure Magnesia .
0,555 —
2,684 —
Kohlensaure Kalkerde .
1,347 -
0,810 —
Kieselsäure
0,275 —
0,366 —
Extractivstoff .
0,008 —
5,687 Gr.
0,016 —
11,431 Gr.
Kohlensäure .
9,158 Kub. Zo
11. . 7,771 Kub.Zoll.
Schwefelwasserstoff
Spur
Spur
Sauerstoff
0,808 —
0,589 —
4. Das Bruckbad. 5. Das Blocksbad.
nach Oesterreicher (Schuster);
Schwefelsaures Natron . . 2,425 Gr. . . 2,333 Gr.
Schwefelsaure Kalkerde . 2,156 — . . 2,156 —
Chlornatrium .... 1,136 — . . 2,156 —
240
Chlormagnesium
Kohlensaure Magnesia .
Kohlensaure Kalkerde .
Kieselsäure
Extractivstoff .
Alaunerde
Eisen .
0,942 Gr. .
1,078 Gr.
1,491 —
2,670 —
1,471 —
2,670 —
0,194 —
0,273 —
Spur
0,072 —
0,019 —
0,021 —
9,834 Gr.
13,429 Gr.
10,230 Kub. Zoll. .
8,670 Kub. Zoll,
0,661 — —
0,791 — —
Kohlensäure .
Sauerstoff
Der Erfahrung zufolge ist die Hauptwirkung der Ofe-
ner TU. quellen nicht minder in den in ihnen enthaltenen
festen und flüchtigen Bestandteilen, als in dem bedeuten-
den Wärmegrad derselben zu suchen. Die Hauptwirkung
spricht sich vorzüglich aus in kräftiger Erregung des
Nerven- und Blutsysteins und Bethätigung der Se- und
Excretionen, namentlich der äufsern Haut, der Nieren, der
Schleim-, serösen und fibrösen Häute, der aushauchenden
und aufsaugenden Gefäfse, und als Folge davon in einer
eindringlichen Wirkung auf die Mischungsverhältnisse der
Säfte und die Qualität der Ab- und Aussonderungen. Hier-
durch erklären sich nicht blofs die gerühmten auflösenden
und zertheilenden Kräfte, sondern auch die so Avohlthäti-
gen, nicht schwächenden Ausscheidungen durch die Haut,
den Darmkanal und die Harnwerkzeuge.
Wegen ihrer reizend- erhitzenden Wirkung sind die-
selben contraindicirt in allen den Fällen, wo Vollblütig-
keit, Neigung zu Congestionen, activen und passiven Blut-
flüssen, Vereiterungen oder Desorganisationen wichtiger
Centralorganc, ein hoher Grad von Schwäche und Zehr-
fieber den Gebrauch reizend -erhitzender M. quellen im All-
gemeinen verbieten.
Benutzt werden die Thermalquellen äufserlich und in-
nerlich.
Zum inneren Gebrauche eignet sich vorzüglich die
Trinkquelle im Kaiserbade, wegen der Localität dieses
Bades, welche die während des Trinkens unerläfsliche Bc-
we-
241
wegung im Freien auch bei ungünstiger Witterung mög-
lich macht. Aelteren und sehr geschwächten Personen wi-
derräth man aus Erfahrung den Gebrauch der Trinkquel-
len, so wie allen zu Blutflüssen, Entzündungen und Conges-
tionen Geneigten; das Wasser der Trinkquelle des Kaiserba-
des wird auch in die Umgebungen, selbst auf die entferntesten
Punkte Pesth's von eigens hierzu bestellten Leuten in wohl
verschlossenen Gefäfsen getragen und behält in diesem Falle
einen ziemlichen Grad Wärme, seinen Geruch und Geschmack
unverändert.
Den Stein- oder Spiegelbädern strömt das Th. Was-
ser in seiner natürlichen Wärme in immer gleicher und
ziemlich hoher Temperatur zu, aber gerade deshalb ist
ihre Anwendung nicht immer, wenigstens nicht im Anfange
sogleich zulässig. Ueberdies mangelt es nicht selten, trotz
aller Bemühungen der Badebesitzer, auch an der gehöri-
gen Reinlichkeit, da verschiedene Gäste nach einander das-
selbe Bad benutzen und ein Steinbad, wenn es auch voll-
ständig abgelassen und gereinigt wird, dennoch nie so rein
gehalten werden kann, als eine Wanne.
Dunstbäder bestehen im Brück-, Königs- und Kai-
serbade.
Sehr häufig werden leider die Th.bäder von Kranken ohne Zuzie-
hung eines Arztes, selbst ohne Beachtung der zum wirksamen Gebrauch
von Mineralwässern durchaus erforderlichen Kurregeln gebraucht, und
sie entbehren daher bei fehlender ärztlicher Aufsicht mancher guten Ein-
richtungen, wodurch anderwärts die Wirksamkeit der Heilquellen er-
höht wird. Linzbauer spricht deshalb in seiner Monographie alles
Ernstes und ausführlich über die Anwendung der Ofener Thermen,
„wie sie für die Zukunft sein sollte."
Innerlich wird die Trinkquelle gerühmt bei Stockun-
gen im Unterleibe, namentlich in der Leber, Milz und dem
Pfortadersystem, Hämorrhoidalbeschwerden mit Trägheit
des Stuhlganges verbunden, — Stockungen im Uterinsy-
stem und dadurch bedingten krankhaften Anomalieen der
Menstruation, — Verschleimungen und Blennorrhoeen, chro-
nischen Katarrhen, habituellen Schleimflüssen, — Krank-
II. Theil. Q
242
heiten der Nieren und Blase, Gries- und Steinbeschwerden,
— chronischen Hautausschlägen , scrophulösen Geschwül-
sten und Drüsenverhärtungen, — chronischen Metallver-
giftungen, — hartnäckigen Wechselfiebern.
Aeufserlich haben sich die Th. quellen hülfreich er-
wiesen :
1. bei hartnäckigen Hautleiden psorischer und herpe-
tischer Natur, — Finnen und Hautflecken, mit lästigem
Brennen und Jucken verbunden;
2. chronischen gichtischen und rheumatischen Affectio-
nen, Gclenksteifigkeiten, Contracturen ;
3. Lähmungen von rheumatischen, gichtischen und
psorischen Metastasen, oder in Folge chronischer Metall-
vergiftungen ;
4. bei Störungen der Abdominalfunctionen, Anschop-
pungen, Trägheit der Circulation vorzüglich in den venö-
sen Gebilden, Anomalieen der Menstruation, Häinorrhoidal-
beschwerden ;
5. bei scrophulöser Disposition, Drüsenverhärtungen,
Knochenauftreibungen, unreinen Geschwüren ;
6. bei chronischen Krankheiten der Urinwerkzeuge,
Blasenkatarrhen, Blasenkrämpfen, Gries- und Steinbildung.
An Wohnungen zur Aufnahme von Kurgästen fehlt es in Ofen
nicht, da zu diesem Zwecke bei jedem Bade mehrere, bei dem Brück-,
Königs- und Kaiserbade zugleich reine, scböue, sogar prachtvolle Zim-
mer vorhanden und die Badehäuser selbst zur Bequemlichkeit ih-
rer Gäste mit Billard-, Kaffee-, Speisesälen u. s. w. ausgestattet sind;
— das Kaiserbad hat indessen durch seine neue Einrichtung einen bedeu-
tenden Vorzug vor allen übrigen gewonnen. Aufser den Badegebäu-
den selbst findet man aber auch häufiges und bequemes Unterkom-
men in den nahgelegenen Gasthöfen und Bürgerhäusern.
Endlich ist noch zu erwähnen, dafs die Ofener Bäder von den
Bewohnern der Städte Ofen und Pesth sehr häufig als diätetisches
Mittel benutzt werden; der Andrang ist besonders an Freitagen und
Sonnabenden so stark, dafs man ungeachtet so vieler Badegebäude
oft kein Bad erhalten kann. Der Gebrauch der Allgemeinbäder ist
dem geringeren Theile der Bevölkerung überlassen. In dem Kaiscr-
bad eignen sich zu diesen Zwecken die etwas kühleren und geräu-
migeren Türkenbäder vorzugsweise, da in ihnen weniger die sich
243
entwickelnden Thermaldämpfe belästigen und Reinlichkeit und Be-
quemlichkeit sich hier vereint findet.
Laurent. Stoker, Thermographia Budensis, seu Scrutinium
physico-medicum aquarum mineralium Budae scaturientium. Augustae
Vindel. et Graecii 1721. — Budae 1729.
Neu aus seinem Steinhaufen wiederum aufwachendes Ofen etc.
Mit einem kurzen Anhang von Ofnerischeu Gesundbädern. Ofen 1733.
Henr. Joa. Nep. Cranz, Analyses thermarum Herculanarum
Daciae Trajani celebriorumque Hungariae. Accedit Aquarum Hunga-
riae, Croatiae Nomenciator. Viennae 1773.
H. J. v. Crantz a. a. 0. S. 168.
Steph. Schoenwissner, de ruderibus Laconici Caldariique
Romani. Budae 1778.
Jos. Man. Oesterreicher, Analyses Aquarum Budensium.
Budae 1781.
De aqua soteria thermarum Budensium quae Caesareae dicuntur.
Diss. Commiss. med. per Excels. Consilium R. L. Hung. delegatae.
Budae 1804.
Vinc. Jos. Berghoff er, succincta notitia virtutum et usus
medici aquae soteriae Budae ad thermas Caesareas recens inventae.
Budae 1804.
Franz Schams, Vollständige Beschreibung der königl. freien
Hauptstadt Ofen. Ofeu 1822.
K. v. Szepeshäzi und J. C. v. Thiele, Merkwürdigkeiten des
Königreichs Ungarn. 2. Tbl. Kaschau 1825. S. 8.
— — Neuester Wegweiser durch das Königreich Ungarn
etc. Verbunden mit einer ausführlichen Beschreibung aller Mineralbä-
der, Gesundbrunnen und Heilquellen. Kaschau 1827.
Paul. Kitaibel, 1. c. T. I. p. 115. 174. 175.
Franc. Xav. Linzbauer, Conspectus thermarum Budensium.
Budae 1832.
Panorama von Ofen und Pesth, oder Charakter und Sittengemälde
der beiden Hauptstädte Ungarns etc. Leipzig 1833.
Schwimmer, der nützliche Rathgeber für Kurgäste im Kaiser-
bade. Pesth 1835.
Die berühmtesten und besuchtesten Bäder und Gesundbrunnen
von Ungarn. Leipzig 1837. S. 98.
Franz Xav. Linzbauer, die warmen Quellen der Hauptstadt
Ofen im Königreich Ungarn. Pesth 1837.
A. Jancovich, Pest und Ofen. Ofen 1838.
Carl Sigmund in: österr. med. Jahrbuch. Bd. XXVII. Heft 2.
S. 177—184. — Berl. Med. Central-Zeitung. Jahrg. VIII. 1839. Stück
13. S. 247.
Auf dem linken Donauufer zu Pesth finden sich auch kalte Ei-
senquellen.
Schon seit mehreren Jahren existirt in der Theresienstadt ein
Q2
244
Eisenbad, welches Eigentlium eines Privatmannes, angenehm gelegen,
mit gut eingerichteten Badezimmern versehen, ziemlich fleifsig be-
sucht "wird.
Aufser diesem besteht ein ähnliches öffentliches Eisenbad seit
1806; es liegt aufserhalb der Stadt anmuthig zwischen Gärten, be-
sitzt, aufser Einrichtungen zu Wannenbädern, Wohnungen für Kurgäste,
und erfreuet sich eines zahlreichen Besuchs von Gästen. Der Haupt-
bestandtheil des M. wassers ist kohlensaures Eisen. Man bedient sich
dieses Bades mit gutem Erfolg bei Lähmungen, Rheumatismen, Hämor-
rhoidalbeschwerden, Nervenschwäche und krampfhaften Beschwerden.
Noch sind zu Pesth mehrere M.quellen zu erwähnen, welche von
Kitaibel untersucht wurden.
P. Kitaibel 1. c. T. I. p. 176.
An diese schliefsen sich noch folgende:
ölehrere unfern Ofen entspringende kalte M. quellen wurden frü-
her von Oesterreicher, neuerdings von Kitaibel untersucht.
Oesterreicher, Analyses aquarum Budensium. Budae 1781.
p. 180.
P. Kitaibel 1. c. T. I. p. 180.
Die M. quellen bei Nagy-Körös, der Zahl nach zwei, neuer-
dings chemisch untersucht von Barra. Die eine dieser Quellen ent-
hält Eisen, Kalkerde, Natron, Schwefel, Thon- und Kieselerde, Salz-,
Kohlen- und Hydrothionsäure, — die andere dieselben Bestandtheile,
nur weniger Eisen.
Stasznos Mulatsiiyok. 1830. Nr. 49.
Die Sodaquellen und der Sodasee zu Saroksär.
P. Kitaibel 1. c. T. I. p. 177.
2. Die Heilquellen der Saroser Gespann seh aft.
1. Die Bartfelder und Hofsxüreter M. quel-
len (Acidulae Bartphenses et Hofszuretenses). Das Thal,
in welchem diese berühmten M. quellen entspringen, liegt
nur eine halbe Stunde von der Königl. Freistadt Bartfeld,
zwei Meilen von der Galizischen Grenze entfernt. Durch
eine allmählig sich erhebende Anhöhe wird das Thal in
zwei kleinere getheilt, an der östlichen Seite dieses Hü-
gels liegt die Stadt Hofszuret (Langenau), zur Herrschaft
des Hrn. Grafen v. Aspermont gehörig, — auf der an-
dern Seite umgeben von waldigen Höhen die Stadt Bart-
feld. Bei der Stadt Hofszuret, so wie in dem Bartfelder
Thale entspringen zahlreiche M. quellen, unter denen sechs
245
besondere Erwähnung verdienen, von welchen drei als Ge-
tränk, die übrigen drei zu Bädern benutzt werden.
Wenn gleich die M. quellen zu B. schon im Anfange
des sechzehnten Jahrhunderts (1505) bekannt waren, so
wurden sie gleichwohl erst in der zweiten Hälfte des vori-
gen Jahrhunderts als Heilquellen allgemeiner benutzt.
Im Jahre 1787 wurde die erste Badeanstalt errichtet, und
sie kam bald durch die glückliche Heilung eines Polnischen
Edelmanns Thomas v. Lisiczki in grofse Aufnahme.
Im Jahre 1813 wurde dieses Bad besucht von 134, im Jahre 1814
von 226, — im J. 1815 von 286 und 1816 von 368 Familien. Im J.
1815 wurden 55860, im J. 1816 45660 Flaschen M.wasser versendet.
Die Frequenz hat sich in den letzten Jahren merklich vermehrt; —
der Kurort durch sehr zweckmäfsige Einrichtungen wesentlich ge-
wonnen.
Der Boden, welcher zunächst die M. quellen umgiebt,
ist thonhaltig, das Gestein der nahen Hügel und Berge
Sandstein. Alle M. quellen sind sehr wasserreich und scheinen
ihren gemeinschaftlichen Ursprung aus dem Berge Köhegy
zu erhalten. Man badet theils in den zu diesem Zwecke
eingerichteten, mit Wannen versehenen Zimmern, theils in
den von den Kurgästen bewohnten Privathäusern.
Das Wasser der erwähnten M. quellen ist klar, farb-
los, mit Ausnahme desjenigen, welches in grofsen Behäl-
tern fortwährend der Einwirkung der atmosphärischen Luft
ausgesetzt, trübe und bräunlich gefärbt wird. Es verur-
sacht gleich Säuerlingen ein eigenthümliches Stechen in
der Nase, hat einen säuerlich -prickelnden, etwas zusam-
menziehenden, eisenhaften Geschmack. Erwärmt entwickelt
das M.wasser sehr viele Gasblasen; längere Zeit der Ein-
wirkung der atmosphärischen Luft ausgesetzt, wird es
trübe, setzt einen weifsen Niederschlag ab, welcher spä-
ter rothbraun gefärbt wird. Die Temperatur der M. quel-
len beträgt bei 12° R. der Atmosphäre 7,50—9,00° R.
Das Bartfelder M. wasserist von Kitaibel mit dem
246
M. wasser von Spaa, von Hacquet und J. v. Vering
mit dem von Pyrmont verglichen worden.
Hacquet (1797), Schultes (1806) und Kitaibel
(1797 u. 1813) haben das M. wasser untersucht, theils zu
Bartfeld, theils entfernt von dem Kurorte.
Nach Schultes enthalten sechzehn Unzen dieses Was-
sers an festen Bestandteilen :
Kohlensaures Natron
6,07 —
Chlormagnium
0,62 —
Kohlensaure Kalkerde .
0,75 —
Kohlensaures Eisen
0,40 —
0,35 —
11,59 Gr.
Nach Kitaibel enthalten in 100 Kub. Zoll Wasser
an Bestandteilen (im wasserfreien Zustande) :
1. die erste Trinkquelle. 2. die zweite Trinkquelle.
Kohlensaures Natron
60,60 Gr. .
. 39,50 Gr.
Chlornatrium
21,40 —
. 14,99 —
Schwefelsaures Natron
0,66 —
0,40 —
Kieselerde ....
1,04 —
1,00 —
Alaunerde ....
0,24 —
0,34 —
Extractivstoff
1,06 —
1,01 —
Kohlensaures Eisen .
2,09 —
1,62 —
87,09 Gr.
58,86 Gr.
Kohlensäure .
116,7 Kub. Zoll.
121,6 Kub. Zoll.
Einer neueren Analyse zufolge, fand Tognio in einer der B. M.
quellen Jodnatrium.
Anderthalb Stunden von Bartfeld entfernt wurde im J. 1838 in
Czigelka die Lu d wi gs quelle entdeckt, welche noch mehr Jod-
natrium enthält, und täglich frisch geschöpft, nach Bartfeld gebracht
wird, um sie an die betreffenden Kurgäste zu verabreichen.
Seinem Gehalt und seinen Wirkungen zufolge gehört
das M.wasser zu Bartfcld zu den stärksten und bedeutend-
sten Eisenquellen Ungarns.
Getrunken, wirkt es auflösend -stärkend, und ist da-
her vorzüglich geeignet, vorhandene Stockungen zu zer-
247
theilen und zugleich allgemeine oder örtliche Schwäche
zu beseitigen.
Benutzt wird das M.wasser als Getränk und Bad, und
versendet. Die Zumischung von Cremor Tartari, welche
Manche anrathen, ist deshalb zu widerrat.hen, weil dadurch
nothwendig eine Zersetzimg bewirkt wird.
Die Krankheiten, in welchen das M.wasser sich be-
sonders hülfreich erwiesen, sind folgende:
1. Chronische Nervenkrankheiten von Schwäche, Hy-
sterie, Cephalalgie, Epilepsie, Schwindel, — allgemeine,
durch Excesse herbeigeführte Schwäche des Nervensystems.
2. Krankheiten des Magens und Darmkanals von Schwä-
che, Cardialgie, Appetitlosigkeit, Neigung zu Säure und Ver-
schleimung.
3. Stockungen, Hämorrhoidalbeschwerden, Anomalieen
der Menstruation, Hypochondrie, — Anlage zu Gicht.
4. Krankheiten der Harnwerkzeuge, Lithiasis, Ischurie.
H. J. v. Crantz a. a. 0. S. 185.
V. v. Bathyany in: Zeitschrift von und für Ungarn. 1803.
Th. I. S. 49.
Kitaibel's Vorläufige Nachricht über das Bartfelder Mineral-
wasser. Kaschau 1801.
Hacquet, Reise durch die dacischen und sarmatischen Karpa-
then. Th. III. S. 131.
Csaplovics in: Hesperus. 1816. S. 57.
Das Bartfelder Bad beschrieben von J. v. Csaplovics. Wien
1817.
Bärtfai Levelek. Icta Graf Dezseöffy Josef. S. Patakon. 1818.
Die besucht. Badeörter und Gesundbr. des Oesterr. Kaiserstaates.
Bd. II. S. 199.
P. Kitaibel 1. c. Th. II. p. 3.
J. v. Csaplovics Gemälde von Ungarn. 1829. S. 88.
J. v. Vering, eigentümliche Heilkraft verschiedener M.wasser.
Wien 1836. S. 118.
Die berühmtesten und besucht. Bäder und Gesundbr. von Ungarn.
1837. S. 179.
Kaiisch, allgem. Zeitung des Brunnen- und Badewesens. 1839.
August. S. 18.
An diese schliefsen sich :
Die M. quellen von Lipocz (Szinyc-Lipocz), nach dem Dorfe
248
Lipocz benannt, Eigenthum der von Szinycyschen Familie, von
Eperies vier Stunden entfernt, in einer sehr anmuthigen Gegend. Die
zahlreichen hier entspringenden M. quellen sind kalt, und wurden vor
längerer Zeit von St. Josa chemisch untersucht; eine neuere ge-
nauere Analyse derselben mangelt noch. Der Gehalt der M. quellen
ist verschieden, die Mehrzahl scheint schwefelhaltig; die vierte da-
gegen, ein unfern der Ghilänyischen Wohngebäude befindlicher
Sauerbrunnen, ist sehr eisenreich und daher mit dem Bartfelder M.
Avasser verglichen worden.
H. J. v. Crantz a. a. 0. S. 186.
Scrutinium aquarum mineralium in possessionibus Sindler et Li-
pocz inclyti comitatui Särossiensi ingremiatis existentium per S t e -
phanum Josa. Cassoviae 1799.
v. Sennowitz in: Vaterland. Blättern. 1810. Nr. 9. S. 93.
Tudomänj-os Gyuitemeny 1820. S. 69.
Die besucht. Badeörter und Gesundbr. Th. II. S. 230.
J. v. Csaplovics, Gemälde von Ungarn. 1S29. S. 99.
Die M. quelle von Savnik, eine kalte Schwefelquelle, Ei-
genthum des Hrn. Joh. v. Szirmaj', bei Stropko an der Gränze der
Zempliner Gespannschaft, mit einem Bade. Einer Analyse zufolge
enthält dieses M.wasser Schwefelwasserstoffgas, kohlensaures Gas,
kohlensaures Nation, kohlensaure Kalkerde und Eisen.
Das Czemeter M.w asser (Aqua Czemiatensis), enthält nach
Kitaibel's Untersuchung kohlensaures Gas, kohlensaure erdige
und alkalische Salze.
P. Kitaibel 1. c. T. II. p. 1.
Dan Kis- Sdroser M.wasser (Aqua Kis-Sarosiensis), scheint
nach Kitaibel aufser kohlensaurem Gase, kohlensaures Eisen und
kohlensaure Erden zu enthalten.
P. Kitaibel 1. c. T. IL p. I.
Der Dubover Sauerbrunnen (Aqua acidula Dubovensis),
entspringt zwischen Felsen in drei Quellen, welche gesondert werden,
entwickelt viel Blasen, wird aber nicht benutzt.
H. J. v. Crantz a. a. 0. S. 185.
P. Kitaibel 1. c. T. II. p. 3.
Die Soole zu Sovdr (Salzburg), eine der grüfsten und be-
rühmtesten Salinen iu Ungarn. — Sie giebt 27 pro Cent, liefert jähr-
lich gegcu 120000 Centner Kochsalz und wird auch zu Bädern benutzt.
Fichtel's mineralogische Bemerkungen von den Karpathen.
Th. I. S. 66.
Bredetzky's Beiträge zur Topographie des Königreichs Ungarn.
Bd. I. S. 1.
Die M. quelle von Vite cz-Hur k a, auf dem rechten Ufer
249
der Toricza, eine halbe Stunde von der Stadt Eperies, Eigenthum der
letztern. Sie ist schwefelhaltig und besitzt eine Badeanstalt.
Die M. quelle von Borhut (Weinbrunnen), ein eisenhaltiger
Säuerling, mit einer Badeanstalt.
Die M. quellen zu Czigla, zwei Säuerlinge, beim Dorfe die-
ses Namens.
Die M. quellen zu Gablotto, drei Säuerlinge, beim Flecken
dieses Namens.
Die M. quelle zu Gerlahö, ein Säuerling beim Dorfe Gerlah6.
Die M. quellen zu Hrabske, mehrere Sauerbrunnen.
Die M. quelle von Radoma, ein Sauerbrunnen, eine Vier-
telstunde Tön dem Savniker Bade.
Die Mineralquellen von Niklova, Singler, Petrova,
Sznako u. a.
3. Die Heilquellen der Trentsiner Gespannschaft.
1. Das M.bad %u Trentsin, auch das Teplitzer
Bad genannt, auf der Gräflich Illeshäzyschen Herr-
schaft Dubnicz, im Dorfe Teplitz, anderthalb Stunden von
der Freistadt Trentsin, eines der ältesten und berühmtesten
Bäder Ungarns, — seit 1835 Eigenthum des Hrn. Baron
von Sina, dem es auch die Errichtung eines neuen
Badehauses verdankt. Nach J. von Klausenburg soll
diese Quelle durch einen Hirten aus Topla zuerst entdeckt
worden sein, welcher, aufmerksam auf dieselbe durch die
Wirkungen, welche ihr Wasser auf seine Heerde äufserte,
dasselbe mit sehr günstigem Erfolg gegen offene Schäden
der Füfse gebrauchte. Der Thermalquellen gedenkt zu-
erst Georg Wernherus in s. Hypomnemation i. J. 1551.
Gegenwärtig erfreut sich das Bad eines sehr zahlreichen
Zuspruchs von Kurgästen; man zählt jälirlich im Durch-
schnitt 2 bis 2500. Die Stadt Trentsin gewährt durch die
Nähe und die Merkwürdigkeiten ihres alten Schlosses, so
wie das nahe gelegene Gräfliche Schlafs Dubnicz mit sei-
nen schönen Gärten einen angenehmen Ausflug.
Das M. wasser zu Trentsin gehört zu der Klasse der
wirksamsten Schwefelthermen und hat die Temperatur von
27 — 32° R. Nach Verschiedenheit der besonderen Bäder
beträgt die Temperatur:
250
1. des Herrschaftsbades
2. des Officierbades
3. des Bürgerbades
4. des Gemeinbades
5. des Judenbades .
6. des Armenbades
7. des Br'dnnleins .
30,50° R.
30,00 —
31,00 —
29,75 —
29,50 —
29,50 —
32,00 —
Untersucht wurde dasselbe seit Thomas Jordan
von Klausenburg von Dr. Hirneis (1760), Dr. Joh.
Just. Torkos und Paulus Adami. Nach der von Dr.
Aloys Carl unternommenen Analyse enthalten vierzig
Unzen Th.wasser an festen Bestandteilen:
Kohlensaure Kalkerde . . ' . . 16,782 Gr.
Schwefelsaure Talkerde . . . 14,930 —
_ _ _ Kalkerde . . . 12,220 —
Kieselerde 4,280 —
Schwefelcalcium . - . . . . 3,680 —
Thonerde u. Spuren von Eisen u. Mangan 0,390 —
52,282 Gr.
An flüchtigen in 800 Th. Th.wasser:
Schwefelwasserstoffgas .... 42,857
Kohlensaures Gas 27,143
Stickgas 10,000
80,000.
Vollblütigen, zu activen Congestionen geneigten Per-
sonen ist der Gebrauch der Th.bäder zu widerrathen we-
gen ihrer sehr erhitzenden Wirkung.
Man badet im Anfange nur einmal des Morgens, verweilt in dem
Bade anfänglich eine Viertelstunde, später eine ganze Stunde, und
nimmt dann weiterhin täglich ein zweites Bad den Nachmittag. Getrun-
ken wird das Th.wasser erst später, nachdem der Kranke sich an
die Bäder gewohnt hat, täglich zu 3 bis 4 Gläsern. — Zu einer gan-
zen Kur rechnet man 60 Bäder, — und nach einigen Monaten als
Nachkur noch 20 bis 30.
In Form von Bädern und auch als Getränk empfiehlt
man das M. wasser zu Trentsin namentlich :
1. in den mannigfachsten Formen von Gicht und Rheu-
matismen, als eines der kräftigsten Bäder der Ocsterrei-
ebischen Monarchie, -=~ bei Rheumatalgien, Ischiadik, Con-
tracturen, hartnäckigen Augenleiden von gichtischen Me-
251
tastasen, Gichtknoten, mehreren Formen von syphilitischer
Gicht.
2. Bei unvollkommenen und vollkommenen Lähmungen.
3. Stockungen und Verhärtungen, Hypochondrie, Hä-
morrhoidalbeschwerden, Leberverhärtungen, Skropheln.
4. Chronischen Hautausschlägen, Flechten, Krätze.
5. Verschleiuiungen und Schleimflüssen.
6. Mechanischen Verletzungen, Contusionen, Verwun-
dungen.
Thomas Jordanus, de origine et usu thermarum Teplicen-
sium. 1580.
Andr. Hermann!, de thermis Trentsinensibus commentariolus.
Lipsiae 1726.
Thermophili Moravi succincta narratio de origine et usu ther-
marum prope regiam civitatem Trenchinium. Ollomucii 1752. —
teutsch Ollmütz 1755.
P. Adami, Hydrographia comitatus Trencsinensis. Viennae 1766.
Kiese weiter' s Beschreibung des Töplitzer Bades. Brunn 1774.
H. J. v. Crantz, Gesundbr. der Oest. Monarchie. S. 140.
Seidler's Beschreibung des Trentschiner Warm- und Gesund-
bades. Wien 1797.
Weissenbach's Briefe aus den Bädern zu Teplitz im patrio-
tischen Tageblatte. 1803. Zweites Vierteljahr. S. 406.
Abhandlung über das Trencsiner Bad. Brunn 1817.
Die besucht. Badeörter des Oest. Kaiserst. Th. II. S. 223.
Kastner's Archiv. Bd. IX. S. 330.
Die Schwefelquellen zu Teplitz bei Trentschin von A. Carl.
Prefsburg 1826.
J. v. Csaplovics Gemälde von Ungarn. 1829. S. 91.
Ludvigh's malerische Reise von Pesth über Semlin. 1835.
Hildburghausen. Th. II. S. 141.
Les bains sulfureux de Trenchin, proprement dit de Teplitz pres
de Trenchin en Hongrie, par Dr. Leop. Beer. Günz 1836.
J. v. Vering's eigenthümliche Heilkraft verschiedener M.wasser.
1836. S. 25.
Die berühmtesten u. besuchtesten Bäder u. Gesundbr. Ungarns.
1837. S. 44.
Thom. Kratochwill, kurze Abhandlung über das Baden und
dessen Nutzen, besonders aber über die Heilquellen in Töpiitz bei
Trentschin. Tirnau 1838.
Kaiisch, allgemeine Zeitung des Brunnen- und Badewesens.
1839. August. S. 22.
Die Trentschiner Bäder, oder die Schwefelquellen zu' Teplitz
nächst Trentschin. Von Leop. Beer. Prefsburg 1839.
252
An die Bäder von Trentsin reiht sich:
Die M. quelle bei Rajecz, eine Stunde von dem Markte
dieses Namens, häufig in Form von Bädern benutzt. Das M.wasser
hat in den einzelnen Bädern die Temperatur von 26 — 27° R.; nämlich
im Herrenbad 27° R., im Gemein- und Armenbad 26° R.
Einer unvollkommenen Anatyse zufolge enthält ein Pfund dieses
M. wassers nicht vier Gran feste Bestandteile, unter diesen kohlen-
saures Natron.
Benutzt -werden diese Bäder bei Lähmungen, chronischen Ner-
venkrankheiten krampfhafter Art, Gicht und chronischen Hautaus-
schlägen.
H. J. v. Crantz a. a. 0. S. 140.
Die besucht. Badeorten Th. II. S. 239.
Aufser den kräftigen Bädern zu Trentsin und Rajecz zeichnet
sich die Trentsiner Gespannschaft durch einen Reichthum von Sauer-
brunnen aus.
Der Sauerbrunnen zu Rubra, oder Kis-Kubr a, uuferu
Trentsin, zwischen den Dörfern Grofs- und Klein Rubra, als Ge-
tränk benutzt, und nach Trentsin und Töplicz verführt; er wirkt
diuretisch, auflösend.
H. J. v. Crantz a. a. 0. S. 138.
Der Väg-Teplaer, ein Sauerbrunnen, dessen flüchtige und
feste Bestandtheile nur schwach an das Wasser gebunden scheinen.
J. v. Csaplovicz, Gemälde von Ungarn. 1829. S. 91.
Die M. quelle zu Kokolna (Chocholna), eine Meile von
Trentsin, von angenehmem Geschmack, wirkt, getrunken, leicht be-
rauschend, sehr diuretisch.
Zwei Pfund Wasser enthalten 46 Gran feste Bestandtheile, Schwe-
fel- und kohlensaures Natron, Erden und Eisen.
Benutzt wird es als Bad und GetränU, nicht blofs au der Quelle,
sondern auch nach Prefsburg, Tyrnau und Leopoldstadt versendet.
Die M. quelle bei Nimnicza, drei Meilen von Hrabovka,
eine halbe Stunde von Piichow, nahe bei dem Dorfe Nimnicza, drei
kalte, au freier Kohlensäure reiche M. quellen.
Die M. quellen zu Bellussa, eine halbe Stunde von dem
Städtchen dieses Namens entfernt, sind lau, schwefelhaltig, werden
aber nur wenig benutzt.
Die M. quelle von lafstraba, ein alkalischer Säuerling,
welchen man dem Selterserwasser gleich stellt.
Die M. quelle M elcsicz, ein eisenhaltiger Säuerling, empfoh-
len bei Schwäche der Verdauungswerkzeuge, Verschleimungeu und
Durchfall.
253
Die M. quelle zu Orechove, ein Sauerbrunnen, eine Viertel-
stunde von dem Dorfe Orechove, zwei Stunden von Trentsin, als
Getränk benutzt.
Aufser diesen sind noch zu erwähnen die M.quellen zu Kosz-
telna, Zsamarocz und Szutsa.
4. Die Heilquellen der Neutraer und Prefsburger
Gespannschaft.
1. Die M.f/uellen zu Klein Pöstheny , Post-
ySn oder Piestyän (Therinae Postyenses), in der Neu-
traer Gespannschaft, entspringen in dem an Naturschön-
heiten so reichen Thale der Waag, dicht an genanntem
Flufse, von Trentsin vier, von Tyrnau sechs Meilen, von
Neustadt nur eine Poststation entfernt. Sie sind das Eigen-
thum Sr. Excellenz des Hrn. Grafen Joseph Erdödy
v. Monyorokerek, Obergespann des Neutraer Komita-
tes, durch welchen für die Einrichtungen der Bäder, so
wie für die Verpflegung der Gäste so gesorgt worden ist,
dafs dieser Badeort jetzt zu den vorzüglichsten Ungarns
gehört.
Schon im sechzehnten Jahrhundert erwähnt Wern-
herus rühmlichst der Bäder zu Pöstheny, später Krato
von Kraftheim, A. Baccius, Nie. Isthvänfi, Ad.
Traj. Beneschovinus, H. J. v. Crantz, Kitaibel,
— Monographieen über sie lieferten Torkos, Prochas-
ka, Tonhäzy, Wallich und Scherer. — Badearzt
zu P. ist gegenwärtig Hr. M. Pull mann.
Aufserhalb Klein-Pöstheny, auf dem rechten Ufer der
Waag, dicht am Flufs, befindet sich die Haupt quelle,
(auch schlechtweg nur der Brunnen genannt). Sie entwi-
ckelt unter fortwährendem Geräusch und Gasentwickelung
einen eigenthümlichen hepatischen Geruch, und ist beson-
ders des Morgens und bei hohem Wasserstande der Waag
mit einer dichten Wolke von Wasserdampf umhüllt. Aehn-
liche Dampfwolken erheben sich längs dem linken Ufer
der Waag, einige sogar mitten aus dem Strome selbst, in
254
dessen Bette mehrere Thermalquellen zu entspringen schei-
nen. Stand mid Temperatur des Hauptbrunnens, so wie
der übrigen Th. quellen, richtet sich sehr nach dem Stei-
gen und Fallen der Waag. Die höchste Temperatur der
Th. quellen beträgt 49 — 51° R.
Lobenswerth sind die hier befindlichen Einrichtungen zu Bädern.
Man bedient sich Gemein- und Wannenbäder in ßadekammern, Was-
ser-, Schlamm- und Gehbäder (mit vielem Mineralschlamm saturirte
Wasserbäder).
Die Gebirge der Umgegend enthalten dichten Kalk-
spath, und theilweise auf diesem lagert Glimmerschiefer;
in nicht bedeutender Entfernung von Pöstheny finden sich
Spuren von Steinkohlen und Schwefelkies.
Das Wasser des Hauptbrunnens ist frisch geschöpft,
klar, ohne besondern Geschmack und Geruch, wirft keine
Blasen, wird nach Einwirkung der atmosphärischen Luft
etwas trübe, und bildet dann einen weifslichen, lockeren
Bodensatz. Im Brunnen selbst sieht es trübe aus, quillt
mit einem schlammartigen Sediment hervor, hat einen
brenzlich-schwefeligen Geruch und behält seine eigenthüm-
liche Wärme so lange, dafs man dasselbe in dortiger Ge-
gend in Fässern zu Bädern verfahren kann. Der Mineral-
schlamm des Bades besteht aus einer glänzend-schwarzen,
weichen Masse, welch aufser den Bestandteilen des Th.
wassers noch einen nicht unbeträchtlichen Theil Eisenoxjrd
enthält, und von sehr hoher Temperatur ist.
Chemisch analysirt wurde das Th. wasser von Jac-
quin und Scholz. — Nach Scholz enthält ein Pfund
Th. wasser:
Schwefelsaures Natron
. 3,72 Gr.
Schwefelsaure Talkerde
1,13 —
Schwefelsaure Kalkcrde
2,64 —
Chlornatrium
0,67 —
Kohlensaure Kalkerde .
0,81 —
Kohlensaure Talkerde
0,74 —
Kieselerde ....
0,18 —
i>,80 Gr.
255
In 100 Theilen Thermalschlamm fand Scholz:
Kieselerde 52
Eisenoxyd 11
Alaunerde 12
Humus 1
Wasser ....... 9
Kalkerde 5
Die Incrustationen enthielten in 40 Granen:
Kieselerde
Kalk- und Talkerde
Eisenoxyd
Alaunerde
Verlust ....
12 Gr.
19 —
3 —
5 —
1 —
Benutzt wird das Th.wasser innerlich und äufserlich.
1. Als Getränk angewendet, unterstützt es sehr die
gute Wirkung der Bäder, befördert Appetit, Verdauung,
Darmausleerung, Urinabsonderung und Schlaf, und wird
vorzüglich gerühmt gegen Gries- und Steinbeschwerden,
Hämorrhoidalbeschwerden, Hypochondrie und Stockungen
im Unterleibe.
2. In Gestalt von Wasser- und Gehbädern wird es
empfohlen :
a) gegen veraltete rheumatische, gichtische und vene-
rische Leiden, Podagra, Ischiadik.
b) Paralysen, nach schweren Verwundungen oder
nach Schlagflufs entstanden, — Epilepsie.
c) Lymphatische Geschwülste, Gliedschwamm, Oedema
pedum, Skropheln, Rhachitis, Caries.
d) Chronische Hautausschläge, inveterirte Geschwüre.
e) Fehlerhafte Verdauung, Stockungen im Unterleibe,
Gelbsucht, Anschwellung und Verhärtung der Leber, Hä-
morrhoidalleiden.
f) Verschleimungen und Schleimflüsse, veraltete Brust-
katarrhe, Fluor albus.
g) Krankheiten der Harnwerkzeuge, Gries- und Stein-
beschwerden.
/i) Krankheiten des Uterinsystems von Schwäche, Bleich-
sucht, Unfruchtbarkeit. —
256
Da die Bäder zu Pösth<Sny sehr erregend wirken, hüte man sich
vor zu heifsen Bädern, und setze öfters aus, (nach W a 1 1 i c h wö-
chentlich einen Tag), — die Zahl der Bäder wird bedingt durch die
Art der Krankheit, die Individualität des Krauken und die Wirkung
der Bäder.
3. Der hier befindliche Mineralschlamm wirkt sehr rei-
zend. Von der Benutzung desselben ist bereits gehandelt
worden (Vergl. Th. I. S. 418, — zweit. Aufl. S. 496).
4. Noch wird besonders das M. wasser zu Pöstheny
örtlich mit sehr günstigem Erfolg benutzt bei chronischen
Augenleiden.
Wernherus, de admirandis aquis Hungariae hypomnemation.
Viennae 1551.
J. Crato de Kraftheim, consil. med. 1571. lib. V.
Ortelius redivivus 1665. T. I. p. 24.
Torkos, Schediasma de Thermis Postenyensibus. Posonii 1745.
H. J. v. Crantz a. a. 0. S. 135.
Beiträge zur Topographie des Königreichs Ungarn von S. Bre-
deczky. Wien 1804. Bd. III. S. 242.
Alöys v. Mednyanzy's Topographie des Neutraer Comitates
im Hesperus. 1817.
Einige Nachrichten und Bemerkungen über die Bäder in Piestan,
von Prochaska. Wien 1818 (aus den med. Jahrbüchern des Oest.
Kaiserstaates. Bd. III. St. 1. S. 106).
Abhandlung über das berühmte Pischtyaner Bad und seine An-
wendung in verschiedenen hartnäckigen Krankheiten, von J. v. Ton-
hazy. Prefsburg 1821.
Die besucht. Badeörter und Gesundbr. 1821. Th. II. S. 187.
Ueber die Bäder in Klein-Pösteny oder PöstytSn, auch Piestjan,
von E. W. Wal lieh. Wien 1821.
P. Kitaibel 1. c. T. I. p. 7.
J. v. Csaplovics Gemälde von Ungarn. 1829. S. 88.
J. v. Vering, eigentümliche Heilkraft verschiedener M.wässer.
1836. S. 31.
Die heifsen Quellen und Bäder zu Pösteny in Ungarn von Dr.
F. E. Scherer. Leipzig 1837.
Die berühmt, u. besucht. Bäder und Gesundbrunnen von Ungarn.
1837. S. 66.
Kaiisch, allg. Zeitung des Brunnen- und Badewesens. 1839.
August. S. 21.
An diese schliefscn sich:
Die M.t/uelle zu Bajm'öcz in der Neutraer Gespannscliaft, in
einer sehr romantischen Gegend, am Flufse Neutra, am Fufse eines
Ber-
257
Berges, dessen Rücken die Ruinen des Schlosses Bajmöcz trägt, ist
von einer niedern Temperatur als die von Pösteny, und wurde schon
im sechzehnten Jahrhundert von Alexander Turzso als Bad ein-
gerichtet. Das Badehaus ist geräumig, enthält Wohnungen für Kur-
gäste und vier Gehbäder, deren jedes mit Steinen gepflastert und
mit herumlaufenden Marmorbänken versehen ist. Das Wasser ist
klar, durchsichtig, und dabei so warm, dafs es mit kaltem Wasser ver-
mischt werden mufs. In Wannen wird nur auf besonderes Verlan-
gen gebadet. Die Badegäste finden theils in dem Badehause, theils
in dem Markte Bajmöcz, welcher von dem Bade nur durch einen
mäfsigen Berg getrennt wird, in den Privatwohnungen der dortigen
Bürger, Unterkommen.
H. J. v. Crantz a. a. 0. S. 132.
Hesperus. 1819. Dec. S. 529.
Die besuchtesten Badeörter. Th. II. S. 276.
J. v. Csaplovics, Gemälde von Ungarn. 1829. S. 97.
Die M. quelle zu Pösing oder Bozin in der Prefsburger
Gespannschaft. In dem Weingebirge der K. Freistadt Pösing ent-
springt eine kalte Eisenquelle, welche als Bad und als Getränk be-
nutzt wird. Das Badehaus wurde 1777 von dem Magistrat zu Pö-
sing erbauet. Das Wasser enthält in einem Pfund nur vier Gran
feste Bestaudtheile.
H. J. v. Crantz a. a. 0. S. 132.
Das Eisenbrünnchen bei Pr efsburg. Es entspringt nörd-
lich von Prel'sburg im Weidritzer Thale, gehört zu der Klasse der
erdigen Eisenquellen, hat die Temperatur von 16° R. bei 24° R. der
Atmosphäre, das spec. Gewicht 1,005, und enthält nach J. B a c h -
mann's Analyse in einem Pfund;
Chlornatrium .... 0,0504 Gr.
Kohlensaures Natron . . . 0,1329 —
Kohlensaure Talkerde . . . 0,0429 —
Kohlensaure Kalkerde . . . 0,6284 —
Kohlensaures Eisenoxydul . . 0,3894 —
Thonerde 0,0389 —
Kieselerde ...... 0,3028 —
Extractivstoff . . . . — . Spuren —
1,5857 Gr.
Kohlensaures Gas .... 2,0264 Kub.Z.
Prefsburger Unterhaltungsblatt. 1825. Nr. 91. 92.
Geiger' s Mag. für Pharm. IV. Jahrg. 1826. Bd. XVI. S. 101.
Brandes, Archiv. Bd. XXIX. S. 92.
Das Bad zu Belicz in der Neutraer Gespannschaft, ist lau-
warm, wird weniger als Heilbad, mehr als Belustigungsort des be-
nachbarten Adels an Sonn- und Festtagen besucht. Für Wohnungen
der Kurgäste ist nur uothdürftig gesorgt.
II. Theil. R
H. J. v. Crantz a. a. 0. S. 133.
J. v. Csaplovics Gemälde von Ungarn. 1829. S. 98.
Die M. quelle zu Kr asznad olina oder Gr a sna wa-
ll' o da in der Neutraer Gespannschaft, ein eisenhaltiger Sauerbrun-
nen, eine Stunde von Jastrabje. Getrunken wirkt dieses M. wasser
stärkend und wird empfohlen bei Schwäche des Magens und Darm-
kanals, Verschleimungen, Schleimflüssen, Würmern, Krankheiten des
Uterinsystems von Schwäche.
H. J. v. Crantz a. a. 0. S. 134.
Die M. quelle zu Drahova in der Neutraer Gespannschaft,
unfern Jastrabje am Fufse des Berges Bragna, ein eisenhaltiger Säu-
erling, welcher getrunken, auflösend, eröffnend, sehr diuretisch wirkt
und empfohlen wird bei Verschleimungen und Säure des Magens,
Stockungen und Anomalieen der monatlichen Reinigung.
Die M. quelle zu Bufsocz, wird wenig gebraucht.
Aufser diesen erwähnt Szepeshäzj' in der Neutraer Gespann-
schaft noch der weniger bekannten M. quellen von Sztrezsenicz,
Predjarki-Woda, Namoscidla und Zlat nikowa- Wo da.
5. Die Heilquellen der Zipser Gespannschaft.
1. Der G r ofs - S c hl ag end orfer oder Mühlba-
cher Sauerbrunnen (Acirlula Nagy-Szalokensis), Ei-
genthum der Gräflichen Familie Czaky, schon lange be-
nutzt und eines weit verbreiteten Rufes als Heilquell sich
erfreuend. Er entspringt fünf Stunden von Kcsmark, 3011
Fufs über dem Meere in einer Gegend, welche eine anmu-
tlüge Abwechselung von Dörfern, Flecken, fruchtreichen
Fluren und den romantischen Thälern und Verzweigungen
der Karpatheil gewährt.
Auch von Ausländern wird dieser Brunnen besucht, und beson-
ders zahlreich, seit der Besitzer desselben, Graf Czaky, Gebäude
zur Aufnahme von Kurgästen errichten liefs, — und die Frequenz
würde noch beträchtlicher sein, wenn die Localität dem Aufenthalt
für Kranke hier günstiger wäre. Das bei gutem Wetter sehr ange-
nehme, gegen Nordwest geöffnete Thal, in welchem der Kurort liegt,
ist rauhen Winden ausgesetzt und wird häutig vom Regen heimgesucht.
Man unterscheidet zwei, nur drei Klafter von einander
entfernte M.quellen am Fufse des Gebirges, und noch zwei
ander«', von diesen ungefähr 300 Schritte entfernte, erst
neuerdings entdeckte.
259
Die ersten zwei, nicht wesentlich von einander ver-
schieden, entspringen ohne viel Geräusch und sind sein*
wasserreich. Ihr Wasser ist klar, krystallhell, von einem
sehr angenehmen, salzig-prickelnden Geschmack, perlt au-
fserordentlich stark, hat auf dem Grund einen röthlichen
Niederschlag. So kalt dasselbe im Sommer auch ist (es
hat die Temperatur von 7° R.), so friert [dasselbe, selbst
im Winter bei der strengsten Kälte nie zu. Auf Flaschen
gefüllt, zersprengt es diese leicht wegen seines Reichthums
an kohlensaurem Gase. Am besten conservirt sich das-
selbe, wenn es an der Quelle selbst auf Weinhefen in Fäs-
ser gefüllt wird. So pflegt man überhaupt in Ungarn man-
che an Kohlensäure reiche M.wasser aufzubewahren und da-
durch eine Art von, dem Champagner ähnlichem, stark
schäumendem Getränk zu bereiten und zu verführen.
Die Hauptquelle ist in Granit gefafst, die andere, ober-
halb dieser, in Holz. Weiter hin im Thale hat man eine
dritte, welche sehr eisenhaltig, benutzt. Obgleich alle drei
Quellen von Torflagern umgeben sind, haben sie doch ei-
nen sehr angenehmen, reinen Geschmack.
Der von Kitaibel unternommenen Analyse zufolge
enthält das M.wasser eine sehr geringe Menge fester Be-
standteile, kohlensaure Kalkerde, kohlensaures Natron und
Chlornatrium, die oberen Quellen kohlensaures Eisen, au-
fser diesen aber eine so aufserordentliche Menge von koh-
lensaurem Gase, dafs das Wasser zu Schlagendorf zu den
stärksten Säuerlingen Ungarn' s zu gehören scheint.
Getrunken wirkt dasselbe, nach den Erfahrungen vom
Dr. Engel, Physicus des Comitates, belebend, erregend,
auflösend, eröffnend, diuretisch, und wird mit günstigem
Erfolg benutzt bei Hypochondrie, Hysterie, chronischen
Brustleiden, Fettsucht und Krankheiten der Harnwerkzeuge.
H. J. v. Crantz, Gesundbr. der Oest. Monarchie. S. 181.
Die besucht. Badeörter. Th. II. S. 266.
P. Kitaibel 1. c. T. I. p. 222.
Neues Archiv für Gesch., Literat, und Kunst. Wien 1830. Juni.
R2
260
2. Die M. quelle %u Neu-Lublau (Uj-Lublo,
Acidulae Neo-Lublowienses), jetzt Eigenthum des Hrn. v.
Probstner, von Kesmark drei Meilen, von Stadt und
Schlofs Lublau eine Stunde entfernt, — ■ einer der vorzüg-
lichsten Säuerlinge, zuerst erwähnt von J. H. v. Crantz,
ausführlicher beschrieben von Dr. Engel 1794 und analy-
sirt von Kitaibel.
Nachdem man lange dieses M.wasser ganz unbeachtet gelassen,
erwarb sich dasselbe gegen das Ende des vorigen Jahrhunderts einen
so ausgebreiteten und grofsen Ruf, dafs, trotz der vorhandenen Ge-
bäude, die aus den benachbarten Comitaten und aus Galizien herbei-
strömenden Kurgäste kein Unterkommen finden konnten. Das M.was-
ser wurde nach Warschau, Krakau und Wien versendet; in neueren
Zeiten hat es einen Theil seiner Kurgäste aus Polen verloren, wel-
che diesem, früher schwer zugänglichen, Bade das vaterländische,
von Neu-Lublan nur sechs Stunden entfernte, Bad zu Krynica vorzie-
hen. — Der von Leutschau über die hohen Gebirge nach dem
Badeorte führende, sonst gefährliche Weg ist seit 1825 auf Kosten
des Hrn. von Probstner in eine sehr gute Strai'se umgeschaffen
worden.
Die hier befindlichen M. quellen entspringen in einem
tiefen, von hohen, mit Wald bewachsenen Bergen umschlos-
senen Thale, welches ein Bach durchschneidet; auf dem
einen Ufer desselben finden sich zwei M. quellen, auf dem
andern eine dritte, welche eisenreicher scheint, als die vo-
rigen und zu Bädern benutzt wird.
Das M.wasser perlt ungemein stark, ist von einem
säuerlich angenehmen, prickelnden, weinartigen Geschmack,
und hält sich in wohl verschlossenen Krügen sehr gut.
Der Einwirkung der atmosphärischen Luft ausgesetzt oder
gekocht, setzt es einen rothlichen, ocherartigen Niederschlag
ab, welcher sich auch auf dem Boden und den Kanälen der
Quellen findet.
Aufser vielem kohlensaurem Gase scheint dieses Was-
ser nach Kitaibel's Untersuchung an festen Bestandtei-
len kohlensaure Salze, besonders erdige, und kohlensaures
Eisen zu enthalten.
K. K r o c z k i e w i c z empfiehlt dasselbe als gclind stär-
261
kendes und zugleich gelind auflösendes M.wasser in folgen-
den Krankheiten:
1. in chronischen Nervenkrankheiten, nervösem Kopf-
schmerz, Schwindel, Hysterie, Nervenschwäche, Impotenz,
krampfhaften Affectionen, Krankheiten der Augen und des
Gehörs von reiner Schwäche.
2. Bei Profluvien passiver Art, Blennorrhoeen, Fluor
albus, hartnäckigen Brustkatarrhen, Asthma pituitosum,
anfangender Lungensucht, Pollutionen.
3. Retentionen von Schwäche, namentlich Retentio
mensium.
4. Stockungen in den Organen des Unterleibes, An-
schwellungen der Leber und Milz nach Fiebern.
5. Schwäche des Magens und Darmkanals, Appetit-
losigkeit, Pyrosis, Magenkrampf, habitueller Trägheit des
Darmkanals.
6. Krankheiten der Harnwerkzeuge, Stein- und Gries-
beschwerden.
7. Chronischen Hautausschlägen und Skorbut.
8. Gichtischen und rheumatischen Leiden.
9. Endlich als allgemeines Stärkungsmittel in dem
Stadium der Reconvalescenz.
Man läfst dieses Wasser allein trinken, oder auch
häufig mit Mich oder Molken. —
J. v. Vering vergleicht dieses M.wasser mit der
Egerer Salzquelle und rühmt es namentlich bei hartnäcki-
gen Stockungen im Unterleibe, Nervenschwäche und lang-
wierigen Hals- und Brustleiden mit Molken.
H. J. v. Crantz, Gesundbr. der Oest. Monarchie. S. 182.
ü. Kroczkiewicz, Physische Beschreibung des Neu-Lublauer
salinisch-eisenhaltigen Mineral-Sauerbrunnenwassers.
Die besuchtesten Badeörter. Tb. II. S. 247.
C. v. Szepeshäzy und C. J, v. Thiele, Merkwürdigkeiten
a. a. 0. S. 164.
P. Kit ai bei 1. c. T. I, p. 230.
J. v. Csaplovics, Gemälde von Ungarn. 1829. S. 99.
H. J. v. Vering, eigenthüml. Heilkraft verschiedener M.wässer.
1836. S. 112.
262
3. Das M. wasser %u Rauschenbach oder Ru%-
bach (Acidula Rusbachensis), in der Kameralherrschaft
Podoiin, eine Stunde von der Stadt dieses Namens, zwei
von Lublau, vier von Kesmark, von Engel zuerst 1794
beschrieben.
In früheren Zeiten hatten die Bäder zu Rauschenbach
eines ausgezeichneten Rufes sich zu erfreuen. Aus Sieben-
bürgen und Polen strömten zahlreiche Kurgäste herbei,
was noch das grofsc Badegebäude beweiset, welches der
Fürst Lubomirski aufführen liefs.
Die M.quellen liegen in einem Thal, welches anfänglich sehr eng,
später jedoch in eine aumuthige Ebene sich öffnet; ihr Wasser sam-
melt sich in weiten Behältern von einer Art Tuffstein, welchen die
Quellen seihst durch Niederschlag gebildet und welcher sich auch in
den übrigen Bädern findet. Alle Körper, welche sich einige Zeit in
dem M, wasser befinden, werden incrustirt, selbst die Mühlräder, wel-
che das mit einem andern Bache vermischte Mineralwasser treibt.
Die M. quellen entspringen mit einem starken, unauf-
hörlichen Geräusch, entwickeln einen rauchähnlichen Dampf,
scheinen aufzuwallen und zu kochen und erhielten wahr-
scheinlich daher den Namen „Rauschenbach". Ihr Wasser
ist geschöpft durchsichtig, klar, im Glase opalisirend, frisch
von einem durchdringenden schwefelartigen Geruch, einem
weichen, etwas salzigen, prickelnden Geschmack. Es ist
lauwarm, friert nie im Winter, selbst mit anderm Wasser
vermischt, so dafs es im strengsten Winter sieben Müh-
len treiben kann. Zuweilen trübt sich das Wasser plötz-
lich, wenn Regen und Sturm nahen. In verschlossenen Ge-
fäfsen verliert es in den ersten Wochen nicht seine Klar-
heit, besitzt anfänglich einen starken Schwefelgeruch und
Geschmack; später verliert es diesen Geruch und Ge-
schmack, bildet einen weifsen Niederschlag und auf der
Oberfläche ein weifses Häutchen. In den Kesseln, in avcI-
chen das M. wasser gekocht wird, setzt sich eine Kruste
von einem feinen, weifsen erdigen Pulver ab. Chemisch
untersucht wurde dieses Wasser von Engel und Kitai-
bel. Nach Engel enthält dasselbe viel Kohlensäure,
263
schwefelsauren Kalk, kohlensaures Natron, Kalk und
Eisen.
Engel beobachtete nach der Anwendung dieses Mi-
neralwassers reichliche Schweifse, zuweilen auch Hautaus-
schlag-, und rühmt es:
1. in hartnäckigen rheumatischen oder gichtischen Af-
fectionen, Anchylosen, Contracturen, Hüft- und Lenden»
weh, schmerzhaften Gelenkgeschwülsten.
% In chronischen Nervenkrankheiten, Lähmungen, He-
mikranie.
3. Drüsengeschwülsten und Verhärtungen,
4. Hartnäckigen Hautausschlägen und Geschwüren. —
Engel heilte einen chronischen Ohrenflufs, so wie eine
mit bedeutender Abmagerung verbundene Atrophie.
H. J. v. Crantz a. a, O. S. 183.
Hambacher, notitia iiidolis et usus scaturigiuum Rusbachen«
sium. 1778.
J a c. M e 1 z e r in : Panuoiiia. 1819. Nr. 67. 68. 69.
Die besucbtesten Badeörter. TU. II. $. 265.
P. Kitaibel 1. c. T. I. p. 265.
An diese reihen sich folgende weniger bekannte M.queüen:
Die M. quelle zu Bela, eine kalte Schwefelquelle, bei wel-
cher sich seit 1817 ein eingerichtetes Bad befindet, welches mit gu-
tem Erfolg gegen gichtische Beschwerden gebraucht wird.
Die M. quelle zu Dubrava, eine halbe Stunde von Korot»
nok, Eigenthum der Gräfl. Emanuel Csäkyscbcn Erben.
Das M.ivasser zu JSeuJiof (Aqua Neuhofensis) , vom Dr.
Pottyondi entdeckt, und von demselben mit Erfolg in mehreren
schwierigen Krankheitsfällen benutzt. Kitaibel fand das ihm im
Jahre 1801 gesendete klar, färb-, geruch- und geschmacklos und
ohne irgend einen Niederschlag.
P, Kitaibel 1. c. T. I. p. 280.
Die M.quelle zu Leibicz, eine kalte Schwefelquelle mit ei-
ner Badeanstalt.
Bei, prodrom. p. 78.
S. Bredetzky, Beiträge zur Topographie des Königreichs Un-
garn. Th. IV. S. 170.
Die M. quelle von Smerzsonka, unfern des rothen Klosters,
eine kalte Schwefelquelle,
264
H. J. v. Crantz a. a. 0. S. 185.
Die besuchtesten Badeörter. Tb. II. S. 265.
Die M. quelle von Lipnik, ein eisenhaltiger Säuerling.
Die M. quelle zu Szlatvina, eine halbe Stunde von Olaszi,
ein Sauerbrunnen, welchen man verfährt und dessen diuretische
Kraft gerühmt Avird.
Die M. quelle von Topporecz, ein Sauerbrunnen? welcher
an festen ßestandtheilen kohlensaure kalkerde und Natron enthält.
Die M. quelle von Andräs, ein eisenhaltiger Säuerling, an
der Strafse von Leutschau nach Poprad.
Die M. quelle von Roh s oder Rohu s, ein eisenhaltiger Säuer-
ling mit einem Bade.
Die M. quelle von Bald ö cz, den Gräfl. Emanuel Csaky-
schen Erben gehörig, mit Gebäuden zu Bädern und Wohnungen
der Kurgäste versehen.
Die M. quelle zu Ganöcz (Johannesdorf), ein Säuerling, zwi-
schen Svabocz, Lutsiwna und Poprad.
Die M.quellen zu Kisocz, Kreigh, Kamjonka, Filicz,
Viborna, Ladok, Totfalva, Maldur, Svabocz, Siva-Brada.
H. J. v. Crantz a. a. 0. S. 177. 180. 182.
Die besuchtesten Badeörter. Tb. II. S. 266. 267.
6. Die Heilquellen der Sohler Gespann schaff.
Die M.quellen xu Szliacs oder Riblir (Ther-
mac Ribarienses) , entspringen auf dem linken TJfer des
Gran bei Ribär, drei Viertelstunden von Altsohl, andert-
halb Stunden von Neusohl, 1194 Fufs über dem Meere.
Das Bad liegt unfern der lebhaften, von Schemnitz nach
Neusohl führenden Hauptstrafse und gewährt von der
Höhe, auf welcher die Badegcbäude sich befinden, eine
reizende Aussicht auf das fruchtbare Thal des Gran und
die mahlerischen Gebirgszüge von Trachvt, welche den
Horizont begränzen.
Bekannt sind die M.quellen zu Szliacs schon seit den
ältesten Zeiten. Nach Zipser soll schon Aeneas Syl-
vius unter der Regierung Math. Corvinus dieser Quel-
len gedenken. Eine bestimmte Erwähnung derselben findet
sich schon in den Schriften von G. Agricola und G.
265
Wem her. Erst 1724 und 1726 würdigte man indefs
diese Quellen einer nähern Aufmerksamkeit und Untersu-
chung, später jedoch handelten von ihnen M. Bei, Wi-
pacher, H. J. y. Crantz, Csaplpvics, P. Kitaihel,
Z i p s e r und M o j s i s o v i c s. Analysirt wurden die M.-
quellen von Höring und neuerdings von Dr. Dan.
Wagner.
Man unterscheidet in S. folgende verschiedene Bäder:
1. Das Herrenbad bildet ein längliches Viereck von 13y2 Fufs
Länge, 71/,, F. Breite und 4y2 F. Tiefe, mit einem Wasserstande
von 4 F. Das Th.wasser desselben, welches mit Geräusch und mit
starker Gasentwickelung entspringt, ist vollkommen klar und farblos,
von einem prickelnd-säuerlichen, später bitterlich-salzigen, zuletzt et-
was adstringirenden Geschmack; seine Temperatur beträgt constant
2S.S0 R.; sein spec. Gew. 1.0038 bei -f- 12° R, der Atmosphäre,
seine Wassermenge 24b0 Kub. Fufs in 24 Stunden. Die Eutwicke-
lung von Gas, welches der Untersuchung zufolge- aus reinem kohlen-
saurem G-s besteht, erfolgt so stark und stürmisch, dafs das Th.-
Avasser zu kochen scheint. Längere Zeit der Einwirkung der At-
mosphäre ausgesetzt, oder gekocht, verliert das Th.wasser seine
flüchtigen Bestaudtheile, wird trübe und bildet einen bräunlichen
Niederschlag. Nach Wagner enthalten sechszehn Unzen Wasser
22,725 Gr. feste Bestandtheile.
2. Das Biirgerbad ist 8 Fufs lang, 7'/2 F. breit und 7 F.
hoch, mit einem Wasserstande von 4 F. 3 Zoll. Sein Wasser, wel-
ches nicht so viel kohlensaures Gas entwickelt, als ersteres, hat die
Temperatur von 23,9° R., sein spec. Gew. beträgt bei -)- 12° R. der
Atmosphäre 1,0037. Im Uebrigen verhält sich dasselbe gleich dem
vorigen, sechzehn Unzen desselben enthalten nach Wagner 22,725
Gran feste Bestandtheile.
3. Das Bauernbad, dem Umfange nach das gröfste, von 22,1°
R. Temperatur. Die Entwickelung des kohlensauren Gases ist in
diesem Wasser noch geringer, als in der vorhergehenden Quelle;
sein spec. Gew. beträgt bei -|- 12° R. der Atmosphäre 1,0034. Im
Uebrigen verhält sich das M.wasser wie das der beiden vorigen Bä-
der, nach Wagner enthalten sechzehn Unzen 21,20 Gr. feste Be-
standtheile.
4. Der Dorotheenbrunnen, benannt nach Maria Doro-
thea, Gemahlin des Erzherzogs Joseph, Palatinus von Ungarn,
welche im J. 1823 dieses Bad besuchte, wird als Trinkquelle be-
nutzt und entwickelt noch weniger freie Kohlensäure, als die erwähn-
ten Quellen. Sein Wasser hat die Temperatur von -\- 17,6° R., ein
spec. Gew. von 1,0029, verhält sich im Uebrigen wie die vorigen
M. quellen und enthält, nach Wagner, in sechzehn Unzen 17,425
Gr. feste Bestandtheile.
266
5. Die Adamsquelle entwickelt mehr Kohlensäure als der
Dorotheenbrunnen. Sein M.wasser hat die Temperatur von -}- 1933°
R., das specif. Gew. von 1,0032 gleicht im Uebrigen den vorigen
M. quellen und enthält in sechzehn Unzen 18,90 Gr. feste Bestand-
teile.
6. Die neue Quelle (Albin'squelle) hat eine Temperatur von
-f- 17,2° R. ; die Entwickelung der Kohlensäure ist schwächer als in
der vorigen, das spec. Gew. des M.wassers beträgt 1,0030; im Ue-
brigen den vorigen gleich, beträgt nach Wagner sein Gehalt an fe-
sten Bestandteilen in sechzehn Unzen 17,90 Gr.
7. Die JosephrqUelle, nach Sr. K. K. Hoheit dem Erzher-
zog Joseph, Palatinus von Ungarn, benannt, ist ein kalter Säuerling,
von nicht bedeutender Wassermenge. Das Wasser ist vollkommen
klar, von einem prickelnd-säuerlichen, zusammenziehenden Geschmack;
es entbindet nur wenig kohlensaures Gas. Sein spec. Gew. beträgt
1,0009. Nach Wagner enthalten sechzehn Unzen nur 2,575 Gr.
feste Bestandteile.
Nach der von Dr. Dan. Wagner im J. 1833 ange-
stellten Analyse enthalten in 1000000 Gew. Theilen:
1. Das Herrenbad: 2. Das Bürarerbad:
Harz (Quellsäure)
23,00
21,00
Chlormagnium
83,50
73,00
Chlornatrium ....
288,50
. 242,50
Schwefelsaure Kalkerde
, 1556,00
. 1375,00
Schwefelsaure Talkerde
273,37
. 316,00
Schwefelsaures Lithion
16,45
14,50
Schwefelsaures Natron
66,18
. 232,00
Kieselerde
29,00
27,00
Kohlensaures Eisenoxydul .
57,36 .
59,50
Kohlensaure Kalkerde
409,00
. 416,00
Kohlensaure Talkerde
174,00
. 198,50
2976,36
2975,00
Kohlensäure in 100 Volumtheilen 60 Vol.Th
66 Vol. Th.
3. Das Bauernbad:
4. Der
Dorotheenbruunen :
Harz ....
19,50
13,50
Chlormagnium
81,00
58,00
Chlornatrium
223,00
. 205,50
Schwefelsaure Kalkerde
1117,50
. 776,00
Schwefelsaure Talkerde
337,00
. 342,00
Schwefelsaures Lithion
15,50
13,50
Schwefelsaures Natron
256,00
. 251,00
Kieselerde
28,00
19,00
Kohlensaures Eisenoxyditl
62,00
43,50
Kohlensaure Kalkerde .
. 434,00
. 366,00
Kohlensaure Talkcrde .
. 201,00
. 191,50
2774,50
2279,50
Kohlensäure in 100 Vol. Th
. , 72 Vol.Th
85 Vol.Th.
267
5. Die Adamsquelle :
5
Die
neue Quelle:
Harz
17,00
15,50
Chlormagnium
65,50
68,50
Chlornatrium
206,00
222,00
Schwefelsaure Kalkerde
721,00
766,00
Schwefelsaure Talkerde
356,00
345,00
Schwefelsaures Lithion
14,00
16,50
Schwefelsaures Natron
. 262,00
263,00
Kieselerde
24,00
17,50
Kohlensaures Eisenoxydul
46,50
83,50
Kohlensaure Kalkerde .
. 425,00
. 351,50
Kohlensaure Talkerde .
204,00
2341,00
192,00
2341,00
Kohlensäure in 100 VoI.Th.
80 Vol.Th. . 85VoI.Th
7. Die Jos
ephsquelle:
Schwefelsaure Kalkerc
e .
40,00
Schwefelsaures Natroi
l .
25,00
Kieselerde
•
12,50
Kohlensaures Eisenox
ydul
105,00
Kohlensaure Kalkerde
. . •
115,00
Kohlensaure Talkerde
•
37,50
335,00
Kohlensäure in 100 V
ol. Th.
110 Vol. Th.
Nach Zipser, von Dragonszky, Physicus der K.
K. Frei- und Bergstadt Neusohl, und Mojsisovics wir-
ken diese M. quellen, in Form von Bad und Getränk be-
nutzt, auflösend, die Se- und Excretionen gelind beför-
dernd, und zugleich das Nervensystem beruhigend und
belebend.
In der Regel wird zwei Mal des Tages gebadet; die Dauer der
Bäder wird meist der Willkür der Gäste überlassen, von */4 Stunde
bis 2 — 3 Stunden. Von der M. quelle des Herrenbads, welche seit
1833 auch zum Trinken eingerichtet worden ist, läfst man täglich
8—12, von dem Dorotheen- und Adamsbrunnen höchstens 6, und von
der Josephsquelle nur 3—4 Becher trinken.
Aufser der Form des Wasserbades empfiehlt Zipser die Be-
nutzung des unfern der Dorotheenquelle ausströmenden kohlensauren
Gases, als Dunstbad bei Lähmungen, hartnäckigen rheumatisch-gich-
tischen Localleiden, — gleich den Gasbädern zu Marienbad.
Als Bad und Getränk haben sich die M. quellen in
folgenden Krankheiten besonders hülfreich erwiesen :
1. Chronischen Nervenleiden von reiner Schwäche,
268
— Hysterie, krampfhaften und neuralgischen Beschwer-
den, Cardialgie, Amblyopie, Amaurosis, Paralysen.
2. Blennorrhoen der Schleimhaut der Luftwege, des
Darmkanals, der Harnblase und weiblichen Genitalien.
3. Verschleimungen und Stockungen in den Organen
der Verdauung und Assimilation, so wie Stockungen im
Uterinsy stein von Schwäche, — Magendrücken, Dyspepsie,
Pyrosis, Gelbsucht, Plethora abdominalis, Häinorrhoidal-
beschwerden , Hypochondrie, — congestiven Beschwerden
bei Frauen in Folge anfangender oder schon erfolgter
Cessation der monatlichen Reinigung.
Zur Minderung krankhaft vermehrter Se- und Exem-
tionen Averden die heifseren, die kühleren M. quellen dage-
gen zur Bethätigung und Vermehrung krankhaft vermin-
derter Ab- und Aussonderungen empfohlen.
4. Veralteten rheumatischen und gichtiscben Leiden,
besonders der Gelenke und Knochen.
5. Scrophulösen Gesclrwülsten und Verhärtungen.
G. Agricola, de natura fossilium. Basil. 1546. Lib. III. p. 221.
G. Wernheri de admirandis Hungariae aquis bypomneniation.
1595.
Danubius Pannonico-Mj'sieus observationibus geographica, astro-
nomicis, historicis, pbysicis perlustratus ab Aloys. Ferd. Com.
Marsili. Hagae Comitum et Amstelodaini. 1726. T. I. p. 94. 95.
Math. Bei, notitia nova historico-geographica Hungariae. Vicn-
nae 1736. T. II. p. 396.
Dav. Wipachcr de Tliermis Ribariensibus in Hungaria. Liber
singularis, Lipsiae 1768. 4.
Anzeigen aus säinmtlichen k. k. Erblanden. V. Jahrg. Wien 1775.
H. J. v. Crantz a. a. 0. S. 257.
Wiudiscb, neues ungerisches Magazin. Prefsburg 1791. B, 1.
S. 92.
J. Kant's ph}rsische Geographie von Job. Jac. W. Vollmer.
B, II. Abth. 2. S. 80,
Hamburg. Magazin, Bd IV. St. I. S. 69.
Csaplovics topographisch-statistisches Archiv des Königreichs
Ungarn. Wien 1801. Bd. I. S. 182,
Ungcrische Miscellcn 1805. B. I. St. 2.
I*. Kitaibel 1. c. T. I. p. 100.
Her Badegast zu Sliatsch in Nieder -Ungarn von Dr. Chr. A.
Zipscr. Neusohl und Schemnitz. 1827.
J. v. Csaplovics Gemälde von Ungarn. 1829. S. 91.
269
Dan. Wagner und Mojsiso vics in: med. Jahrb. des k. k.
Ostreich. Staats. 1834. Bd. XV. St. 3. und 4.
Mojsisovics in: Casper's kritischen Repertorium für die ge-
sammte Heilkunde. Jahrg. 1832. Bd. XXXII. St. 1. S. 130.
Ludvigh's malerische Reise. Th. II. S. 93.
Die berühmt, uud besucht. Bäder und Gesundbr. von Ungarn.
1837. S. 213.
Dr. Borkheim's Jahresberichte der medic. Section der Schles.
Gesellschaft für vaterländische Kultur 1838. in Breslau. Berl. Med.
Central-Zeitung. VIII. Jahrg. d. 8. Juni 1839. 23 St. S. 455.
Kaiisch, allgem. Zeitung des Bade- und Brunnenwesens. 1839.
August S. 21.
An diese schliefsen sich:
Die M. quellen zu Allsohl (Aquae Veterosolienses). An
dem Zusammenflufs des Gran und Szalath entspringen mehrere (12)
M. quellen, von welchen die vorzüglichste das rothe Wasser (Cser-
vena Woda), auf dem linken Ufer des Grau, leicht Ueberschwem-
mungen des letztern ausgesetzt, einem Porphyrfelsen mit vielen Bla-
sen entquillt.
Das M.wasser bildet einen röthlichen, ocherartigen Niederschlag,
woher sein Name, hat nach Kitaibel die Temperatur von 9" R.
bei 23° R. der Atmosphäre, sein spec. Gewicht beträgt 1,0028. Nach
Kitaibel enthalten 100 Kub. Zoll Wasser 80 Kub. Zoll kohlensau-
res Gas, sechzehn Unzen Wasser au festen Bestandtheilen:
Schwefelsaure Kalkerde . . . 0,450 Gr.
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaure Talkerde
Schwefelsaures Natron
Chlornatrium
Chlortalcium
Chiorcalcium
Kohlensaures Natron
Kieselerde
Eisenoxydul .
1,500 —
4,600 —
1,025 —
0,075 —
0,100 —
0,050 —
7,000 —
0,500 —
' 0,700 —
16,000 Gr.
Die übrigen bei Altsolil entspringenden M.quellen wer-
den nicht benutzt.
H. J. v. Crantz a. a. O. S. 155.
C. v. Szepeshazy und C. J. v. Thiele, Merkwürdigkeiten a.
a. O. S. 14.
P. Kitaibel 1. c. T. I. p. 103.
Die M.quellen zu N agy szalalhn a (Aquae Nagyszalath-
nenses), der Zahl nach zwei, nicht sehr ergiebig, reich an kohlen-
saurem Gase, geruchlos, von angenehmem Geschmack, von 16,5° R.
Temperatur bei 11° R. der Atmosphäre, ihrem chemischen Gehalt nach
sehr ähnlich dem Altsohler M.wasser.
270
P. Kitaibel 1. e. T. I. p. 104.
.1. v. Csaplovics Gemälde von Ungarn. 1829. S. 95.
Die M. quelle zu Bazuch (Acidula ßazuchensis), entspringt
sehr Avasserreich aus einem Felsen von Granit und Glimmerschiefer,
eine Viertelstunde von dem Dorfe Bazuch entfernt, neben dem Bache
Bazuska. Das M.wasser ist klar, farblos, gerucblos, von einem an-
genehmen säuerlichen Geschmack, entwickelt viel Gasblasen, setzt
einen ocherartigen Niederschlag ab, hat die Temperatur von 8,5° R.
bei 5 — 8° R. der Atmosphäre, seine spec. Schwere beträgt 1,0030.
Nach Höring enthalten sechzehn Unzen Wasser:
Kohlensaures Natron .... 4,400 Gr.
Kohlensaure Kalkerde .... 0,630 — >
Kohlensaure Talkerde .... 1,300 —
Chlornatrium ...... 5,200 —
Eisenoxydul 0,410 —
Kieselerde 0,060 —
12,000 Gr.
100 Kub. Z. Wasser enthalten 108 Kub. Z. kohlensaures Gas.
Benutzt wird die M quelle als Getränk und soll sehr diuretisch
wirken.
H. J. v. Cr an tz a. a. O. S. 155.
P. Kitaibel 1. c. T. I. p. 110.
Die M. quellen zu Karpona (Aquae Karponenses), der Zahl
nach drei, entspringen in einer gesunden und angenehmen Gegend.
Die erste ist klar, von mildem Geschmack, geruchlos, einer sich
ziemlich gleich bleibenden Temperatur, so dais sie auch im streng-
sten Winter nicht zufriert. Die zweite ist trübe, milchigt, von ei-
nem zusammenziehenden Geschmack und scheint viel kohlensaure
Salze zu enthalten. Die dritte hat mit der ersteren die gröfste Aehn-
lichkeit, nur dafs sie wasserreicher und etwas wärmer als jene zu
sein scheint.
P. Kitaibel 1. c. p 99.
Die Osztrovskische oder Klokocsische M. quelle (Aci-
dula Osztroskensis, s. Klokoczensis), in einer aumuthigeu Gegend
am Fufse der Osztrovskischen Berge, bei dem Dorfe Klokocs ent-
springend. Ihre Temperatur beträgt nach Kitaibel 8,0° R. bei
15,5" R. der Atmosphäre, ihre spec. Schwere 1,0006.
An festen Bestandtheileu enthalten sechzehn Unzen Wasser:
Kohlensaure Kalkerde . . . 0,200 Gr.
Kohlensaure Talkerde . . . 1,400 —
Schwefelsaures Natron . . . 2,000 —
Kohlensaures Natron . . . 1,000 —
Eisenoxydul 0,200 —
Kieselerde . . . * . . 0,200 —
5.000 Gr.
271
100 Kub. Z. Wasser enthalten 115 Kub. Z. kolilensaures Gas.
Die Bewohner bedienen sich desselben als Getränk.
H. J. v. Crantz a. a. 0. S. 157.
P. Kitaibel 1. c. T. I. p. 105.
Die M. quellen zu Vegles (Acidulae Yeglenses), entspringen
auf einer sumpfigen, leicht Ueberschwemnmngen ausgesetzten Wiese,
haben nach Kitaibel die Temperatur von 10° R bei 19° R. der
Atmosphäre, enthalten vorwaltend chlorsaure, weniger schwefelsaure
Salze und scheinen mit der M. quelle von Szalath viel Aehnlichkeit
zu besitzen.
Das M. wasser wird getrunken und wirkt nach Adami auflösend,
eröffnend.
H. J. v. Crantz a. a. 0. S. 158.
P. Kitaibel 1. c. T. I. p. 106.
Die WI. quellen zu Alsu-Mic s iny e (Aquae Also-Mitsinyen-
ses), der Zahl nach drei, von welchen die vorzüglichste die Csere-
n3rer Quelle ist. Ihr Wasser ist hell, klar, von einem augenehmen
säuerlichen Geschmack, hat die Temperatur von 8° R. bei 18° R.
der Atmosphäre, ihre spec. Schwere beträgt 1,0032.
Nach Kitaibel enthalten sechzehn Unzen Wasser an festen
Bestandteilen :
Schwefelsaure Kalkerde . . . 0,250 Gr.
Kohlensaure Kalkerde . . . 3,500 —
Kohlensaure Talkerde . . . 8,620 —
Schwefelsaure Talkerde . . . 0,300 —
Schwefelsaures Natron . . . 0,080 —
Chlornatrium 0,040 —
Eisenox3'dul . . . . . - 0,110 —
Kieselerde 0,110 —
13,010 Gr.
100 Kub. Z. Wasser enthalten 90 Kub. Z. kohlensaures Gas.
Benutzt wird sie als Getränk.
P. Kitaibel 1. c. T. I. p. 107.
Die M. quellen bei Neu so hl (Acidulae Neosolienses). Die
Umgebungen von Neusohl besitzen viele an Kohlensäure reiche Mi-
neralquellen, welche früher sehr gebraucht, in neuerer Zeit grofsen-
theils vernachläfsigt worden.
Zu den mehr benutzten gehören die vor dem silbernen Thor ge-
legenen, die man erwärmt in Form von Wasserbädern gebraucht.
Ihr Wasser ist von einem schwefeligen Geruch, hat nach Kitaibel
die Temperatur von 7° R., die spec. Schwere 1,0046, und enthält
der chemischen Prüfung zufolge wenig kohlen- und chlorsaure, dage-
gen mehr cchwefelsaure und erdige Salze.
. H. J. v. Crantz a. a. O. S. 157.
P. Kitaibel 1. c. T. I. p. 108.
272
Die M. quellen zu Csacsin unfern des Dorfes dieses Namens.
Die vorzüglichste davon Jelsovecz ist sehr reich an kohlensaurem
Gase, hat nach Kitaibel die Temperatur von 7° R. bei 12° R. der
Atmosphäre, ihr spec. Gewicht beträgt 1,0027.
H. J. v. Crantz a. a. 0. S. 157.
P. Kitaibel 1. c. T. I. p. 107.
Aufser diesen M. quellen gedenken noch mehrere Schriftsteller
der weniger bekannten Säuerlinge von Benyuss, Jeszenye, Poj-
nik, Brezno-Bany a, Br ezno-Mito, Bukovecz, Jaraba und
Bruzua.
7. Die Heilquellen der Graner G esp ann schaf t.
1. Die Graner Bitterquellen (Aquae Strigo-
nienses), entspringen auf dem, dem Erzbischof gehörigen
Grunde Kifs-Leva, am St. Thomas Berge; ihr Wasser
wird in einem grofsen Reservoir gesammelt. Es ist farb-
und geruchlos, von einem bittersalzigen Geschmack und
hat die Temperatur von 9° R. bei 18° R. der Atmosphäre.
Auf dem St. Thomas Berge entspringen mehrere ähnliche
M.quellen. Auf dem Kapitelgrunde fand sich früher eine
sehr reiche ähnliche M.quelle, ist aber jetzt ganz ver-
schwunden. Aufser dieser enthalten fast alle Quellen in
Gran mehr oder weniger Bittersalz. Nach den von J.
Winterl, F. Schmidt und Vinc. Krammlin unter-
nommenen Analysen ist Bittersalz ihr Hauptbestandtheil.
Ein Maafs des M.wassers von Kifs-Leva enthält:
nach Winterl: nach Schmidt:
Schwefelsaure Talkerde . 700 Gr. . . 718 Gr.
Kohlensaure Kalkerde . . 24 — . . 23 —
Chlormagnium ... 14 — ....
Schwefelsaure Kalkerde % —
738 Gr. 743 Gr.
Nach der Analyse von Vinc. Krammlin war je-
doch der Gehalt an Bittersalz weniger grofs.
Benutzt wird es gleich dem Saidschitzer Bitterwasser
als Abfuhrungsmittel und zur Bereitung von Bittersalz.
An dem Fufse des Thomas Berges entspringt auch eine warme
M.quelle, welche gefafst ist und deren Abflufs eine Mühle treibt.
Das Wasser dieser M.quelle ist klar, farblos, von einem faden Ge-
schmack, einem unangenehmen hepatischen Geruch, und hat die Tem-
peratur vou 22° R. bei 159 R. der Atmosphäre.
In
273
In Gran selbst entspringen überdies mehrere warme M.quellen,
Ton welchen vorzüglich drei besondere Aufmerksamkeit verdienen.
Die beachtenswertheste davon findet sich Zwischen dem Fufse des
Schlofsberges und der nahen Donau, gesammelt in einem geräumigen
Behälter und ist so wasserreich, dafs sie eine nahe Mühle treiben kann.
Das Wasser dieser M. quelle ist klar, färb- und geschmacklos, ent-
wickelt einen schwachen hepatischen Geruch, friert nie im Winter
zu und wird zu Bädern benutzt.
H. J. v. Crantz a. a. 0. S. 176.
Mich. v. Lenhossek in Lübeck^ patriotisch. Wochenblatte.
1804. Bd. II. S. 39.
P. Kitaibel 1. c. T. I. p. 53.
Es gehören dahin ferner:
Das Ebeder M.wasser (Aqua calida Ebediensis), entspringt
zwischen dem Gute Ebed und der Donau in zwei Quellen und in so
grofser Menge, dafs der Abfiufs desselben früher hinreichte, eine Mühle
zu treiben. Es ist klar, obwohl durch den mit Ungestüm mit dem
Wasser hervorgetriebenen Sand an der Quelle etwas getrübt, von
einem unbedeutenden faden Geschmack und hepatischen Geruch;
seine Temperatur beträgt 19° R. bei 15° R. der Atmosphäre.
P. Kitaibel 1. c. T. I. p. 59.
Die S ärisäper M. quelle (Aqua Sarispasiensis calida), ent-
springt eine Viertelstunde von dem Gute Särisäp entfernt, ist klar,
farblos, von einem faden Geschmack, und hat die Temperatur von
25° R. bei 15° R. der Atmosphäre. Früher befand sich bei der Mi-
neralquelle ein Badegebäude, welches aber jetzt verfallen ist; das
Wasser ist jetzt aufser Gebrauch.
Bei dem schon genannten Gute, unfern einer Steinkohlengrube,
entspringen zwei benutzte alauuhaltige M.quellen (Aqua Sarispasiensis
alumiuosa), deren Wasser färb- und geruchlos ist, von einem süfs-
lich-zusammenziehenden Geschmack, und von 15° R. Temperatur bei
25° R. der Atmosphäre.
P. Kitaibel 1. c. T. I. p. 57
Das M ogyoröser M.wasser (Aqua Mogyorosiensis), nach
dem Dorfe Mogyor<5s benannt, unfern Tokod. Es ist von einem
säuerlichen, herben, zusammenziehenden Geschmack, erhält, wenn es
lange steht, eine Regenbogenhaut und bildet einen ocherartigen Nie-
derschlag. Nach Kitaibel 's Analyse sind die Hauptbestandtheile
desselben schwefelsaure Salze, namentlich: schwefelsaures Eisen,
Alaun-, Talk- und Kalkerde.
P. Kitaibel 1. c. T. I. p. 60.
8. Die Heilquellen der Honther Gespannschaft.
Das Szal athn i/aer M.wasser (Aqua Szalat-
nyensis) entspringt am Fufse eines mit Gärten und Obst«
II. Theil. S
274
anpflanzungen bedeckten Hügels, in vier Haupt-, und meh-
reren andern, weniger starken Quellen. Nicht weit von
demselben in dem schönen und breiten Thale, durch wel-
ches das Schemnitzer Wasser flicfst, liegen die Dörfer
Horvathy, Szemmered und Egegh, — Szalathnya in einem
kleineren Neb entlüde.
Unterkommen finden die Kurgäste in dem zu ihrer Aufnahme;
eingerichteten Kurgebäude. Das Bad dient dem Honther Adel zu ei-
nem Vereinigungspuukt und wird vorzüglich an Sonn- und Festtagen
stark besucht.
Von den vier Hauptquellen zu Szalathnya wird blofs
eine benutzt; sie liegt etwas tiefer, als die andern, wird in
einem hölzernen Behälter gesammelt und ist ungemein!
wasserreich.
Das Wasser ist klar, von einem schwachen Eisenge-
schmack, und hat eine Temperatur von 11,5° R. bei 15
und 16° R. der Atmosphäre.
In wohl verschlossenen Gefäfsen läfst sich das Wasser lange}
Zeit aufbewahren, ohne wesentlich verändert zu werden ; bei mäfsiger
Wärme entwickelt es viel Bläschen von kohlensaurem Gase, wirdi
trübe, bildet ein hellbräunliches Häutchen auf der Oberfläche und ei
nen braunen Niederschlag.
Nach einer altern Analyse enthält ein Pfund dieses:
Mineralwassers an festen Bestandteilen:
Chlornatrium .... 3,20 Gr.
Schwefelsaures Natrou . . 14,00 —
Kohlensaures Natrou . . 32,00 —
Kohlensaures Eisen . . 2,50 —
~5l,70 Gr.
Einer neuern Analyse zufolge hat dieses M.wasscr das
spec. Gewicht von 1,0034 und enthält nach Wehrle in
10000 Th. :
Chlornatrium 4,8446 Tille.
Chlorkalium
Schwefelsaures Natron
Schwefelsaure Kalkerde
Kohlensaures Natron
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaure Talkerde
Essigsaures Natron
Kohlensaures Ammoniak
0,2674
3,8855
0,8459
1,2386
5,5598
1,6465
0,9616
0,6804
275
Kieselerde 0,0434 Tille.
Kohlensaures Eisenoxydul .... 0,0103 --
Basisch phosphors. Thonerde und Manganoxyd 0,0690 —
Kohlenstoffhaltige Substanz .... 0,0680 —
20,121(TThie7~
100 Kub. Zoll dieses Wassers enthalten:
Kohlensaures Gas . . 75,0 Kub. Zoll
Stickstoffgas ... 5,0 — —
Der Sinter, welchen dieses M.wasser absetzt, besteht in 100
Theilen aus:
Kohlensaurer Kalkerde . , . 76,245 Thle.
Kohlensaurer Talkerde . . . 22,826 —
Kieselerde 0,654 —
Kohlensaurem Eisenoxydul . . 0,645 —
Phosphorsaurer Thonerde u. Manganoxyd 0,050 —
Der Analyse zufolge schliefst sich dieses M.wasser an
die hekannten andern kräftigen Eisenquellen Ungarns, an
das Ranker, Neu-Lublauer und Bartfelder M.wasser an.
Seinen Mischungsverhältnissen zufolge wirkt es ge-
lind reizend, stärkend, auflösend, — weniger reizend, und
daher leichter verträglich, als die M. quellen zu Bartfeld
und Neu-Lublau.
Benutzt wird es als Getränk (an der Quelle und auch
versendet) und als Bad; nach Wagner beträgt die jähr-
liche Versendung an 10,000 Flaschen.
Kitaibel theilt mehrere Fälle mit, denen zufolge das
M.wasser sich sehr hilfreich erwies in Krankheiten von
Schwäche, namentlich bei Nachkrankheiten nach Wechsel-
fiebern, hysterischen Krämpfen, Hypochondrie, Griesbe-
schwerden und bei chronischen Brustleiden.
H. J. v. Crantz a. a. O. S. 158.
P. Kitaibel in Schedius Zeitschrift von und für Ungarn.
1802. Bd. II. S. 54.
Wagner in Medic. Jahrbüchern des K. K. Oest. Kaiserstaates,
Bd. V. St. 4. S. 132.
Die besuchtesten ßadeörter. Th. II. S. 249.
P. Kitaibel 1. c. T, I. p. 69.
J. v. Csaplovics Gemälde von Ungarn. 1820. S. 96.
Wehrlein: Baumsärtner's Zeltschrift. Bd. III. S. 289.
S 2
276
An diese schliefsen sich :
Das Magyar ader M.wasser (Aquae Mag}raradenses). Man
unterscheidet hier drei Mineralquellen. Die erste, nahe am Wege
befindliche, das grofse Bad genannt, ergiefst ihr Wasser in
einen steinernen Behälter, und wird als Bad gegen Rheumatismen,
Gicht und chronische Hautausschläge benutzt. Eine zweite Quelle
auf dem Gipfel des Hügels soll früher wasserreicher gewesen, aber
nach einem Erdbeben ärmer an Wasser geworden sein. Die dritte
liegt niedriger, ergiefst sich in einen kleineren Behälter, welcher das
kleine Bad genannt wird. Kitaibel erwähnt noch einer vierten
M. quelle, welche aber, von den Einwohnern für giftig gehalten, ver-
schüttet worden sein soll. Noch befindet sich eine schwache M. quelle
am Fufse eines Hügels von Tuffstein, welcher in Form von Pulver
von den hiesigen Bewohnern häufig mit Fett bei äufsereu Schäden,
namentlich bei Beinbrüchen, Quetschungen u. dgl. benutzt wird. Un-j
ter den hier bei den M. quellen wachsenden Pflanzen ist besonders bc- '
merkenswerth Glaux maritima.
Das M.wasser in allen drei Behältern, besonders aber in dem
kleinen Bade, entwickelt viel Blasen, setzt Kalksinter und Schwefel
ab, besitzt einen süfslich-sauren Geschmack uud hat einen hepatischen
Geruch.
H. J. v. Crantz a. a. 0. S. 164.
Wagner in den Medic. Jahrbüchern des K. K. Oest, Kaiser-
staates. Bd. V. St. 4. S. 132.
Die besuchtesten Badeörter. B. II. S. 249.
P. Kitaibel 1. c. T. I. p. 88.
Das Szänlöer M.tv asser (Aquae Szäntöenses), entspringt
auf dem rechten Ufer des durch das Thal fliefsenden Baches, und
wird in einem geräumigen Behälter gesammelt. Es ist klar, farblos,
von fast unmerklichem Schwefelgeruch , einem angenehmen, kaum
merklich säuerlichen, aber pikanteren Geschmack, als das auf dem i
linken Ufer des erwähnten Baches entspringende Magyarader Mine-
ralwasser; seine Temperatur beträgt 10° R. und scheint hinsichtlich
seiner Mischungsverhältnisse dem Magyarader M.wasser sich gleich
zu verhalten.
Aufser diesen erwähnten M.quellen finden sich noch mehrere an- ;
dere, welche klar, färb- und geruchlos, von einem säuerlichen Ge-
schmacke, einen ocherartigen Niederschlag bilden, nicht benutzt wer-
den, und die benachbarten Felder sehr fruchtbar machen; in ihrer
Nähe wächst häufig Glaux maritima uud, wo sie stagniren, Scirpus
lacustris und Poa aquutica,
Wagner in den Medic. Jahrbüchern des K. K. Oest. Kaiser- j
Staates. B. V. St. 4. S. 132.
Die besuchtesten Badeörter. B. II. S. 249.
P. Kitaibel 1. c. T. 1. p. 93.
Das Gyügyer M.wasser (Aquae Gyügycnses). Bei dem
277
Dorfe Gyügy entspringt ein Säuerling, welcher aber weniger kräftig
scheint als der von Szalathnya, und mehrere kalte Schwefelquellen.
H. J. v. Crantz a. a. 0. S. 163.
W agn er in Medic. Jahrbüchern des K. K. Oest. Kaiserstaates.
B. V. St. 4. S 132.
Die besuchtesten Badeörter. Th. II. S. 254.
P. Kitaibel 1. c. T. I. p. 87.
Das Mereer M.wasser (Aquae Mer^enses), der Zahl nach
sechs. Kitaibel hat von ihnen nur zwei untersucht^ die M. quelle
des obern und die Schwefelquelle des untern Hügels.
P. Kitaibel 1. c. T. Lp. 86.
Das. Egeglier M.w asser (Aqua Egeghensis), eine Quelle,
welche in ihren Eigenthümlichkeiten sehr ähnlich dem M.wasser von
Szalathnya, nur weniger wasserreich ist.
P. Kitaibel 1. c. T. I. p. 87.
Die M. quelle zu Csall, beim Dorfe dieses Namens, mit einer
Badeanstalt.
9. Die Heilquellen der Thuroczer Gespannschaft.
Das Bad zu Stubnya oder Stuben (Aquae
Stubnenses) , seit fast 300 Jahren schon bekannt, gegen-
wärtig mit der Herrschaft Stubnya der K. freien Berg-
stadt Kremnicz zugehörig, liegt an dem südlichen Ende
eines breiten Thaies. Gesammelt wird das hier in grofser
Menge entspringende warme M.wasser in grolsen überbau-
ten Behältern, welche zu Bädern benutzt werden, -— unter
den Namen des grünen, blauen und rothen Bades
(nach der Farbe benannt, mit welcher die hölzernen Be-
hälter angestrichen sind), — und des Bauern- und Zi-
geunerbades. Aufser diesen Bädern ist noch zu er-
wähnen die Trink quelle.
Unfern der Bäder finden sich Wohngebäude für die
Gäste und ein Gasthaus.
Sehr angenehm sind die Umgebungen. Wegen der nahen bedeu-
tenden Gebirge, deren Gipfel vom Ende September bis im Juni mit
Schnee bedeckt sind, und wegen der verhältnifsmäfsig hohen Lage
des Orts, ist das Klima rauh, kalt, die Luft rein und gesund, inso?-
fern ihre Reinheit nicht durch die benachbarten Hanfgruben leidet.
Das M.wasser ist hell, klar, färb-, geruch-, und fast
geschmacklos, und setzt einen rothen eisenhaltigen Nie-
278
derschlag ab. Man bestimmt gewöhnlich die Temperatur
der M.quellen zu 29—32° R., nach Kitaibel die höchste
zu 35° R.
Nach Kitaibel's Analyse enthält das M.wasser freie Kohlen-
säure, an festen Bestandteilen : kohlensaure Kalk- und Talkerde,
schwefelsaure Kalkerde, schwefelsaures Natron, etwas Eisen, Thon-
und Kieselerde und Extractivstoff.
In den einzelnen Bädern findet weder in ihrem Gehalt und ihrer
Temperatur, noch in ihren Heilkräften eine wesentliche Verschieden-
heit statt; — man zieht gleichwohl im Gebrauch das blaue, rothe
und grüne vor.
Man empfiehlt sie allein oder in Verbindung mit dem
Gebrauch der Trinkquelle:
1. bei hartnäckigen rheumatischen und gichtischen Lei-
den, gichtischen Geschwülsten, Steifigkeiten, Contracturen,
örtlicher Schwäche der Gelenke.
2. Chronischen Hautausschlägen, Geschwüren.
3. Lähmungen, von gichtischen Metastasen, oder in
Folge von Schlagflufs entstandeu.
4. Stockungen und Geschwülsten, Infarcten, An-
schwellung und Verhärtung der Leber und Milz, Hämor-
rhoidalbeschw erden, Wechselfiebern.
5. Gries- und Steinbeschwerden.
6. Krankheiten des Uterinsystems von Schwäche, ört-
licher Erschlaffung, Leukorrhoe.
7. Allgemeine Schwäche torpider Art.
Seh wand n er i scriptor. rerum Hungaric. T. II. p. 302.
J. Lischoviny, scrutin. physic. aquarum Stubnens. Tyrnovii.i
1748.
H. J. v. Crantz a. a. 0. S. 160.
V. Kitaibel, exanien thermärum Stubnensium. Neosolii 1808.
Zipser in Hcsperus. 1815.
Die besuchtesten Badeörter. Th. II. S. 237.
P. Kitaibel 1. c. T. I. p. 20.
J. v. Csaplovics, Gemälde von Ungarn. 1829. S. 98.
Aufscr diesen sind hier noch folgende, an freier Kohlensäure sehr
reiche M.quellen zu erwähnen :
Die M. t/u eile zu J ahoduika, ein Säuerling.
Die M.r/ucllen zu Kclmenfalva und Budy. Getrunken
wirken sie auflösend, eröffnend.
279
Es gehören ferner hierher die Säuerlinge von Töt-Pröna,
Podhrägy, Stjavnitska undDolina.
10. Die Heilquellen der Liptower Gesp annschaft.
Das Lucskaer M.wasser entspringt kaum eine
Viertelstunde von dem Kameraldorfe Lucsky, zwischen den
Flüssen Waag und Arva, in einem breiten gegen Süden
geöffneten Thale, in solcher Menge in mehreren Quellen,
flafs es einen Bach bildet und zwei grofse, zu Bädern be-
stimmte Behälter in zwei Stunden füllt. Die Temperatur
des Mineralwassers beträgt 25° R. Es ist von einem
säuerlichen, später eisenhaften Geschmack, bildet einen
ocherartigen Niederschlag und färbt die Wäsche bräunlich.
Der Analyse zufolge ist dasselbe trotz seiner erhöhten
Temperatur sehr reich an Kohlensäure und enthält an fe-
sten Bestandteilen : kohlensaures Eisen, Kalk- und Talk-
erde, schwefelsaure Talkerde und Chlortalcium.
Man zählt das Lucskaer M.wasser zu einer der kräf-
tigsten Eisenquellen Ungarns, welche vor andern, in ihrem
Gehalte ähnlichen M. quellen, wie z. E. denen von Bart-
feld, durch ihre erhöhte Temperatur einen entschiedenen
Vorzug besitzt. Vermöge der letztern wirkt das M.wasser,
innerlich benutzt, gelind reizend, auflösend, stärkend, weni-
ger adstringirend, — als Bad angewendet das Hautsystem
reizend, belebend, leicht einen eigentümlichen Hautaus-
schlag erregend.
Seitdem die Herrschaft Lucsky der Kameral-Herrschaft
Likawa einverleibt worden, ist durch die Fürsorge des Hrn.
Wisner von Morgenstern viel geschehen, um die bis
dahin vorhandenen mangelhaften Anstalten zu verbessern.
H. J. v, Crantz a. a. 0. S. 143.
Nitsch in Zeitschrift von und für Ungarn. B. VI. S. 283. 339.
P. Kitaibel 1. c T. I. p. 11,
Die übrigen in dieser Gespannschaft entspringenden bemerkens-
werthen M.quellen sind kalt und zeichnen sich aus durch ihren Reicli-
thum an Kohlensäure, dahin gehören nach Szepeshazy u. A. na-
mentlich:
280
Die M. quellen zu Bessenova, mehrere Säuerlinge unfern
des Dorfes gleiches Namens, gerühmt wegen ihrer diuretischcn Wir-
kung.
H. J. v. Crantz a. a. 0. S. 146.
P. Kitaibel I. c. T. I. p. 18.
Die M. quelle zu Szlets, ein Sauerbrunnen, welchen man als
Getränk allein oder mit Milch benutzt.
Die M. quellen zu Szent-Iväny, fünf an der Zahl, sehr
angenehme leichte Säuerlinge.
H. J. v. C r a n t z a. a. 0. S. 147.
P. Kitaibel 1. c. T. I. p. 18.
Die M. quelle zu Magyar -Falv a , ein eisenhaltiger Sauer-
brunnen, welcher als Getränk empfohlen wird bei Schwäche des Ma-
gens und Darmkanals, Hämorrhoidalbeschwerden, Nieren- und Blasen-
steinen und Krankheiten des Uterinsystems von Schwäche.
Die M. quellen von Nagy-Selmecz, der Zahl nach drei,
die obere, mittlere und untere; — alle sind reich an kohlensaurem
Gase und enthalten Eisen und kohlensaures Natron.
Noch sind aufser den genannten zu erwähnen : die M. quellen von
Stankovur, Tepla, kSchemnitz, Benedekjfalva, Smrecsän,
Konszka, Zsjär und Rosenberg.
11. Die Heilquellen der Neograder Gespannschaft.
Die Neograder Gespannschaft besitzt zahlreiche und
zum Theil sehr kräftige M. quellen, besonders Säuerlinge,
namentlich :
Das M.was s er zu Ronya, (Aqua Ron3'cnsis), leider weniger
bekannt, als dasselbe es verdient. Es enthält viel Eisen und wird
erwärmt in dem nahebei gelegenen Badehause zu Bädern benutzt.
J. v. Csaplovics, Gemälde von Ungarn. 1S29. S. 4)5.
Das M.wasser zu Felsü-Peteny , welches gesammelt und
erwärmt zu Bädern gegen gichtische Leiden gebraucht wird.
Es gehören hierher ferner die in dem östlichen und südlichen
Theile der Neograder Gespannschaft entspringenden M. quellen: die zu
Gar ab und die nicht weit davon entfernte zuKaliis (wo in neuerer
Zeit erst eine solche entdeckt worden), zuPoltas, wo mehrere
entspringen, an Stärke aber der von Gar ab nachstehen. — Hier
giebt es unter andern eine M.quelle, welche „Richanku1' von den sla-
vischeu Einwohnern genannt, Schwefel zu enthalten scheint und mit
dein Pnradcr M.wasser verglichen wird. Ungefähr 200 Schritte da-
von entspringt eine zweite M. quelle, welche stark perlt, etwas trübo
ist und Eiscnochcr absetzt. — Unfern der Stadt Fü Ick findet sich ein.
281
von den Einwohnern viel getrunkener Sauerbrunnen, bei der Stadt Lo-
soncz eine eisenhaltige M.quelle, welche, erwärmt, in dem 1818 bei
derselben erbauten Badehause zu Bildern benutzt wird.
In dem westlichen Theile der Neograder Gespannschaft sind be-
merkenswerth:
Die Sauerbrunnen zu Esztergaly, Kürtös, Räros-Mul-
gäd bei K6kkö. zu Tiszovnyik, Hugyag, welcher nach
Pesth, Waizen und Komorn in beträchtlicher Menge, theils in Fässern,
theils in hohen Flaschen versendet wird, — ferner die Sauerbrunnen
zu Madacska, Szklabonya, Hutla (wo von den drei hier ent-
springenden der durch eine röthliche Farbe ausgezeichnete am mei-
sten benutzt wird, zu Ebeczk und zu Zsely. In Jene befindet
sich ein M.wasser, Zsibak genannt, welches als Bad gerühmt wird,
zu Sös-Hartyany eine Salzquelle, welche von der K. K. Kammer
mit einer Mauer umgeben worden ist. Bei Juropolya entspringt
eine M.quelle auf dem Gebirge, welche Mathias Bei beschrieb.
Bei Matra-Novak findet sich auf dem Gipfel eines Berges ein
Teich, Cserto von den Bewohnern genannt, welcher viel mineralische
Theile zu enthalten scheint; — hierher gehört ferner das M.wasser
bei Vislas.
Mocsdry Antal Nemes Nogräd Värmegyenek Historiai, Geogra-
phiai es Statistikai es mertetese. Pesten 1826. Masodik Kö'tet. I. 21.
P. Kitaibel 1. c. T. I. p. 114.
12. Die Heilquellen der Zempliner Gespannschaft.
Die M.quellen von Kelcs, fünf Meilen von Epe-
ries. Man unterscheidet hier zwei M. quellen. Die erste
ist ein angenehmer Säuerling, welcher, getrunken, auflö-
send, sehr diuretisoh wirkt, und mit Nutzen bei Stockun-
gen im Unterleibe, Verschleimungen, Hämorrhoidalbeschwer-
den, Sodbrennen, Harn-, Gries- und Steinbeschwerden ge-
rühmt wird.
Die zweite M.quelle, 100 Schritte von der ersten
entfernt, erst vor kurzem von Hrn. v. Jekelfalussy ent-
deckt, hat einen starken Schwefelgeruch und wird als Bad
benutzt bei chronischen Hautausschlägen, Geschwülsten und
Verhärtungen scrophulöser Art.
Die besuchtesten Badeörter. Th. II. S. 242.
An diese schliefsen sich :
Die V elejterer M.quelle. Sie enthält nach Kitaibel an
282
festen Bestandteilen; kohlensaure Kalk- und Talkerde, kohleusau-
res Natron und Chlornatrium.
P. Kitaibel 1. g. T. I. p. 281.
Die M. quellen zu Kbrtvelyes oder Hrussov (Aquae Kört-
v61yenses s. Hrussovenses), der Zahl nach zwei, am Fufsc eines Ber-
ges, von Kitaibel untersucht.
P. Kitaibel 1. c. T. I. p. 283.
Die 31. quelle zu Er dobenye , von Kitaibel untersucht,
besitzt eine Badeanstalt.
P. Kitaibel 1. c. T. I. p. 281.
Die M. quelle von Mad, mit einer Badeanstalt.
Die M. quelle von Tölcsva, noch nicht genau analysirt.
13. Die Heilquellen der Szalader Gespannschaft.
Die Szalader Gespannschaft besitzt mehrere M. quel-
len, besonders unfern des Plattensees, welche sich durch
ihren Reichthum an kohlensaurem Gase auszeichnen. Da-
hin gehören:
Die Heilf/iiellen von Füred (Acidulae Fure-
dienses s. Tihanienses), dicht am Ufer des Plattensees,
zwei Bleuen von Weszprim, nur drei Viertelstunden nörd-
lich von der Benedictinerabtey Tihani, eine starke Viertel-
stunde südlich vom Dorfe Füred, — gehören zu den be-
rühmtesten Säuerlingen Ungarns.
Aufser den bei Füred entspringenden M. quellen wird
auch das Wasser des nahen Plattensees mit vielem Er-
folg zu Bädern benutzt, allein, oder in Verbindung mit
dem innern Gebrauch des Füreder M. wassers.
Obgleich die Römer diesen Thcil von Pannonien sehr
wohl kannten, wie zahlreiche und bedeutende Niederlas-
sungen beweisen, scheinen sie doch die M.quellen von Fü-
red nicht gekannt zu haben; den Plattensee erwähnen sie
mit dem Namen Lacus Peiso, Peison, Pelsodis (ein Namen,
welchen auch der Ncusiedlcrsee führt), Lacus ad Cybatim,
volcaea. In der zweiten Hälfte des siebzehnten Jahrhun-
derts gedenken der M.quellen bei Schlofs Tyhan zuerst
Zeiller, Kreckwitz und Lower. Renutzt wurden sie
28.3
anfänglich nur von den nächsten Bewohnern der Umge-
gend ; allgemeiner wurde ihre Benutzung erst um die Mitte
des vorigen Jahrhunderts. Wesentliche Verbesserungen
der vorhandenen Einrichtungen, zweckmäfsigere Fassung
der einzelnen M. quellen und Verschönerung der Umgegend
wurden seit d. J. 1831, insbesondere durch den dortigen
Badearzt Hrn. Dr. Adler veranlagst und seit flieser Zeit
hat sich die Frequenz der Kurgäste jährlich sehr vermehrt.
In den letzten Jahren soll ihre Zahl jährlich an und über
1000, in d. J. 1839 an 4000 betragen haben.
Iu F. finden sich zwei Badeliäuser, Einrichtungen zu warmen
und kalten Bädern. Auch wird das M.wasser in nicht unbeträchtli-
cher Menge versendet, nur läfst die Art der Füllung noch manches
zu wünschen übrig.
Der Platten- oder Balaton-See (Lacus Bala-
ton), der gröfste Ungarn' s und daher auch poetisch das
Ungrische Meer genannt, erstreckt sich von Nordost nach
Nordwest, seine Länge beträgt 8 deutsche Meilen, seine
Breite eine Achtel bis anderthalb Meilen, bei Tihany, wel-
ches eine Halbinsel bildet, nur 560 Wiener Klafter. Schon
bei mäfsigem Wind zeigt dieser See eine ungewöhnliche
Bewegung seines Wassers. Höchst wahrscheinlich ent-
springen auf dem Grunde desselben zahlreiche M. quellen.
Die Temperatur des Sees ist an den verschiedenen Orten
verschieden, in der Regel niedriger, je weiter vom Ufer ent-
fernt, im Allgemeinen aber in einem ziemlich beständigen
Verhältnifs zu der der Atmosphäre, im Durchschnitt im
Sommer Mittags 3 — 4° R. geringer als die der letzteren,
und behält bei ruhigem Wetter diese Temperatur bis Mit-
ternacht.
In geognostischer Hinsicht sind in den Umgebungen des Platten-
sees nach Beudant Jurakalk mit Kieseleinschüssen, fein- und grob-
körniger aus Quarz bestehender Sandstein und Basalt in Kegeln und
Gängen bemerkenswert!! ; in dem Kalk finden sich eigentümliche Mu-
schelbildungen, bekannt unter dem Namen der Ziegenklauen. — Die
Höhe der Thäler des Plattensees beträgt nach Beudant 140 bis 150
Metres (460 F.) über dem Spiegel des Meeres, — eine Höhe, welche
indefs Sigmund für zu hoch hält.
284
Nach Sigmund ist das Klima von F. sehr gesund, erfreut sich
einer sehr gemäfsigten Temperatur; vermöge der Richtung der be-
nachbarten Berge ist die Gegend gegen die rauhen Nordwinde ge-
schützt und nur Ost- und Südwinden offen.
Man unterscheidet in F. drei verschiedene M. quellen.
Die erste, die Hauptquelle, hat die Temperatur von
10° R., ein spec. Gew. von 10013 5 ihr Wasser ist klar,
farhlos, vollkommen durchsichtig, von einem prickelnd ste-
chenden Gerüche, einem prickelnd -säuerlich- erfrischenden,
eigentümlich metallischen Geschmacke; — die beiden an^
dem sind nur wenig von der ersten verschieden, die dritte
wird vorzugsweise zu Wasserbädern benutzt.
Analysirt wurden die M. quellen zu verschiedenen Zei-
ten von H. J. von Crantz (1772 u. 1773), Kitaibel,
Schuster (1821) und neuerdings von Sigmund (1835 u.
1836), — dem Verfasser der neuesten, sehr verdienstli-
chen Monographie über diese Heilquellen.
In sechzehn Unzen Wasser enthält die Hauptquelle
nach
Schuster:
nach Si c;m und
Kohlensaure Kalkerde .
7,2250 Gr.
6,98 Gr.
Kohlensaure Talkerde .
0,0210 —
* . 1,10 —
Kohlensaures Eisenoxydul
0,1810 —
. 0,32 -
Thonerde ....
0,0625 —
0,19 —
Kieselerde ....
0,0312 —
0,26 —
Chlormagnium
2,0323 —
.
Schwefelsaure Talkerde
0,9170 —
.
Schwefelsaures Natron .
6,0615 —
6,30 —
Kohlensaures Natron
0,3750 —
....
Basisch kohlens. Natron
.
1,10 —
Chlornatrium ....
.
1,08 —
16,9065 Gr. 17,33 Gr.
Kohlensaures Gas . . . 37,18 Kuh. Zoll. . 38,40 Kub.Zoll.
Das Wasser des Plattensees untersuchte Kitaibel
nur oberflächlich, Schuster betrachtet dasselbe als einen
sehr verdünnten Säuerling. Nach Sigmund enthält das-
selbe am Ufer geschöpft verhältnifsmäfsig viel feste Be-
standtheile und kaum eine Spur von kohlensaurem Gase,
während das zwischen Boglärd und S. Abraham auf dem
offenen See geschöpfte weniger feste Bestandteile und
mehr kohlensaures Gas nachwies.
285
Das
letztere analysirt enthält
nach
Sig
mund in zwei Civil-
pfunden :
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaures Eisenoxyd
Schwefelsaures Natron
Clilornatrium
Kohlensaure Talkerde
Thonerde
•
0,47 Gr.
0,01 —
0,49 —
0,02 —
Spuren
0,09 —
Vegetabilische u. animal
Materie
0,54 —
1,62 Gr.
Kohlensaures Gas
.
.
1,06 K.Zoll.
Den mitgetheilten Analysen zufolge gehören die M.
quellen zu F. nicht zu der Klasse der kräftigen Eisenwas-
ser, wie früher angenommen wurde, sondern zu der der
erdig-salinischen Säuerlinge.
Als Getränk und in Verbindung mit warmen und kal-
ten Bädern haben sie sich, gleich ähnlichen Säuerlingen,
sehr hilfreich erwiesen:
a) bei chronischen Leiden von allgemeiner oder örtli-
cher Schwache^ — Blennorrhoeen der Schleimhaut der
Luftwege, Harn- und Geschlechtswerkzeuge, Amennorrhoe,
Chlorosis, Unfruchtbarkeit, — nervös - krampfhaften Lei-
den, Magenkrampf, Erbrechen, Flatulenz, — allgemeiner
Abspannung in Folge sehr schwächender Einflüsse, schwe-
rer Entbindungen, übermäfsig geistiger Anstrengungen oder
vorhergegangener Krankheiten, besonders Faul- und Ner-
venfiebern, — Erschöpfung, Lähmungen; —
b) Stockungen leichter Art im Allgemeinen, — Stockun-
gen im Leber- und Pfortadersystem, Plethora abdominalis,
Hämorrhoiden, Gelbsucht, Hypochondrie ; —
c) als stärkende Nachkur nach dem Gebrauch von
Pösteny, Trentsin, Ofen, Mehadia und ähnlichen Bädern.
PI in., histor. natural. Lib. III. Cap. 27.
Martin Zeiller, neue Beschreibung des K. Ungarn und der
dazu gehörigen Landen. Ulm 1644.
G. Kreckwitz, totius regni Hungariae superioris et inferioris
descriptio. 1635.
Matth. Remig. Lower's neue Beschreibung einer Reysz von
Augspurg nach Constantinopel. Utrecht 1694.
286
H. J. Nep. Crantz, analysis thermarum Herculanarum Daeiae
Trajani celebriorumque Huugariae. Viennae 17S3. p. 88.
H. J. v. Crantz a. a. 0. S. 175.
Kurzer Unterricht von dem Füreder Sauerling. Herausgegeben
von N. $., Med. Dr. Wien 1780.
Alexander Aradscliky (Samuel Ratz), Anmerkungen über
den Füreder Sauerbrunnen. Pest 1787.
— — Beschreibung des Füreder Sauerbrunnens. Pest 1788.
.loh. Wurm 's Anleitung zum Gebrauche der M. wässer und Bä-
der mit besonderer Hinsicht anf das Füreder 3VI. wasser und Bad.
Prefsburg 1807.
Kastner's Archiv. 1814. Bd. I. S. 356.
Vaterländische Blätter. Wien 1812. Nr. 101. — 1814. Nr. 98.
— 1816. Nr. 63.
Die besucht. Badeort, d. österr. Kaiserst. Tb. II. S. 217.
P. Kitaibel 1. c. T. I. p. 217 u. 191.
Szepesbäzy u. Thiele's Mark Würdigkeiten a. a. 0. S. 67.
C. v. Csaplovics Gemälde von Ungarn. S. 93.
Oesterreicb. Archiv für Geschichte, Erdbeschreibung, Staaten-
kunde, Kunst u. Litteratur. Wien 1832. Nr. XLVI. S. 181.
J. v. Vering's eigenthümlicbe Heilkraft verschiedener M.wassci".
1836. S. 106.
Füreder Badeanzeige. Pest 1812. — 1836.
Annalen des Wieuer Museums. Wien 1S36. Bd. I. Abth. 1. S. 93.
C. Ludw. Sigmund, fontes soterii Füridienses et lacus Bala-
ton. Pest 1837.
C. Ludw. Sigmund, Füred's Mineralquellen und der Platten-
see. Pest 1837.
Kulis ch, allg. Zeit. d. Brunnen- u. Badewesens. 1839. Aug. S. 19.
Reich an kohlensaurem Gase, chemisch untersucht von P. Ki-
taibel, aber weniger bekannt und benutzt sind die M. quellen von
Zanka, Kekkus, Kis-Eör, Abraham und Kis-Apäthi.
Bemerk enswertb zu Kefzthely ist eine laue Schwefelquelle
von 25° II., bei welcher Graf Feszetits Bäder hat einrichten lassen.
P. Kitaibel 1. c. T. I. p. 189.
J. v. Czaplovics Gemälde von Ungarn. 1829. S. 98.
14. Die Heilquellen der Aba-Öjvarer Gespannschaft.
Die Herleiner und Ranker M. quellen (Aquae
Herleinenses et Rankcnscs), entspringen vier Stunden von
der K. K. Freistadt Kascliau, an der Grunze der Aba-Uj-
varor Gespannschaft in einem Thale, theils bei dein Dorfe
Herlein, theils nördlich davon bei dem Dorfe Rank.
287
Die Berge der Umgegend scheinen vulkanischer Natur, enthalten
theiiweise wenigstens poröse Lava; der eine Stunde entfernt davon
bei dem üorfe Kaminicz sich erhebende kahle, kegelförmige Boldoghe-
gy besteht aus Pseudoporpliyr, und noch weiter vier Stunden nördlich
bei dem Flecken Cservenicza finden sich ähnliche vulkanische Ge-
birgsarteu.
Die bei Herlein und Rank entspringenden M. quellen
werden in Behältern gesammelt und zu Bädern benutzt.
Kitaibel unterscheidet: 1. die Herleinsche obere und
2. die Herleinsche untere, 3. die Ränker obere
und 4. die Ranker untere M. quelle. In Temperatur
und Gehalt scheinen nach Kitaibel die einzelnen M.quel-
len nicht wesentlich verschieden zu sein.
Ihr Wasser ist klar, farblos, von einem prickelnden,
bergölartigen Geruch, einem säuerlich -zusammenziehenden
harzigen Geschmack, entwickelt Gasblasen, setzt einen
braunrothen Eisenocher ab, wird erwärmt bräunlich, trübe
und färbt auch die Wäsche bräunlich. Die Temperatur
des Wassers beträgt nach Kitaibel 10° R. bei 15° R.
der Atmosphäre, das spec. Gewicht Aerhält sich zum de-
stillirten Wasser = 1069^ : 1067^.
Nach Kitaibcl's Analyse enthält dasselbe: kohlen-
saures Gas, Eisen, kohlen-, schwefel- und chlorsaure, er-
dige und alkalische Salze.
Die vorhandenen Einrichtungen zu Wohnungen für Kur-
gäste und zur Benutzung des M.wassers in Form von Bä-
dern sind hier besser und bequemer, als in manchen an-
dern Badeorten Ungarns.
Gerühmt wird dieses M. wasser bei Schleimflüssen,
Fluor albus, Gonorrhöen und chronischen Hciutausschlägen.
Die besuchtesten Badeörter. Th. II. S. 244.
P. Kitaibel 1. c. T. I. p. 295.
J. v. Csaplovics Gemälde von Ungarn. 1S29. S. 99.
Aufser diesen sind zu erwähnen :
Das M.ivasser zu Ke'ked, Eigenthum der Familie v. Zorn-
borjr, eine kalte Schwefelquelle, früher weniger, in neuern Zeiten
häufiger in Form von Bädern mit sehr glücklichem Erfolge angewen-
288
det bei Lähmungen, gichtischen Affectioncn, chronischen Rheumatis-
men und Hämorrhoidalaffectionen.
J. v. Csaplovics Gemälde von Ungarn. 1829. S. 100.
Die M. quelle zu Ka schau. In der Vorstadt dieser Stadt
am Hernathflusse findet sich ein Bad von einem schwachen eisen-
haltigen M. wasser.
Die M. quelle zu Banko, ein eisenhaltiges Bad, dreiviertel-
stunden von Kaschau entfernt, in einer reizenden Gegend gelegen.
Die M. quelle zu Rudnok, ein eisenhaltiges Bad, zwischen
Schmölnitz und Jäszo.
Die M. quelle zu Telki-Bdny a, eine Viertelstunde von dem
Dorfe gleiches Namens, mit einem Bade.
15. Die Heilquellen der Stuhlweifsen burger Ge-
s pannschaft.
Die M. quellen zu Bodaik (Wudacka). Sie ent-
springen in der Mitte der Stadt dieses Namens, am Fufse
des Calvarienberges ; das abfliei'sende Wasser bildet einen
kleinen Teich, treibt eine Mühle und bleibt auch bei gro-
fser Trockenheit an Menge sich gleich. Während des Erd-
bebens 1810 sollen neben den alten M. quellen sich neue
geöffnet haben und die Menge des vorhandenen M. Was-
sers um die Hälfte vermehrt worden sein.
Die Umgegend ist freundlich. Bodaik liegt in einem breiten frucht-
baren Thale; das nahe liegende Gebirge ziert eine, von den Bade-
gästen lleifsig besuchte Ruine.
Das M.wasser ist klar, geruchlos, perlt stark, hat nach
Kitaibel die Temperatur von 13° R. bei 0° R. der At-
mosphäre und friert nie; sein spec. Gewicht beträgt nach
Kitaibel nur etwas mehr als das des Brunnenwassers.
Gekocht, oder längere Zeit der Einwirkung der atmosphä-
rischen Luft ausgesetzt, bildet es einen weifsen erdigen
Niederschlag.
Der chemischen Analyse zufolge sind die Ilauptbe-
standtheile desselben: Kohlensäure, kohlensaure Talkerde
und Kieselerde.
Das M.wasser wirkt auflösend, erweichend, und Avird
mit Erfolg gebraucht bei chronischen Hautausschlägen,
rheu-
289
rheumatischen und gichtischen Affectionen, Stockungen im
Unterleibe, Hypochondrie, Hysterie und Hämorrhoiden, —
so wie bei heftigen Schmerzen nach Fracturen, gegen
Steinbeschwerden und Amenorrhoe.
Benutzt wird es in Form von Bädern in dem hier be-
findlichen Badehause, doch meist nur von den Bewohnern
des Orts imd des Comitates.
P. Kitaibel, diss. de motu terrae in genere, ac in specie moo-
rensi, anno 1810 d. 14. Jan. orto. Budae 1814. p. 22.
P. Kitaibel 1. c. T. Lp. 201.
An diese reihen sich:
Das Atyaer M.wasser. Man unterscheidet zwei verschiedene:
1. Das obere (Atyai Felsöto) entspringt in zahlreichen Quellen,
welche sich in einen Teich vereinigen, auf dessen Grunde selbst meh-
rere Quellen sich öffnen, ist klar, geruchlos, vom Geschmack reinen
Brunnenwassers und wirft Blasen. Die Temperatur desselben betrug
bei 0° der Atmosphäre im Februar 1810 15° R.
2. Das untere (Duzzogo), gegen hundert Schritte von dem vo-
rigen östlich, ist gleich diesem klar und farblos, unterscheidet sich
jedoch von demselben durch eine so starke Gasentwickelung, dafs
es zu kochen scheint und eben daher den Namen Duzzogo er-
hielt. Hinsichtlich seiner Temperatur übertrifft es alle M.quellen im
Stuhlweifsenburger Comitate, sie beträgt 20° R. bei 0° der Atmo-
sphäre.
Nach der chemischen Analyse enthalten sechzehn Unzen folgende
Bestandtheile:
Freie Kohlensäure . . . 11,509 Gr.
Kohlensaure Kalkerde . .- 5,454 —
Kohlensaure Talkerde . . 5,090 —
Kieselerde 0,909 —
Chlorcalcium . . . . 1,090 —
Chlortalcium .... 6,000 —
Schwefelsaure Kalkerde . . 2,181 —
32,233 Gr.
Personen, welche in den Teich springen, sinken nicht, sondern
werden mit Macht wieder nach der Oberfläche getrieben. Kitaibel
sucht diese Erscheinung von dem feinen Sand zu erklären, welchen
das Wasser aufwühlt und welcher mit dem Wasser und dem in dem-
selben enthaltenen kohlensauren Gase sich in beständiger Bewegung
befindet.
P. Kitaibel 1. c. T. I. p. 201. 203.
Der Sauerbrunnen zu Moha entspringt in der Ebene, wel-
II. Theil. T
290
che der Bodaiker Flufs durchschneidet. Der Brunnen ist 37s Klaf-
ter tief und wird aus dem Zusammenflufs von drei Quellen gebildet.
Sein Wasser ist klar, färb- und geruchlos, perlt nicht, und besitzt
einen schwachen säuerlichen, später einen etwas zusammenziehenden,
eisenhaften Geschmack, färbt den Wein schwärzlich und setzt Eisen-
ocher ab.
Der chemischen Untersuchung zufolge enthält ein Pesther Maafs:
Kohlensaure Kalkerde .
. 17,00 Gr.
Kohlensaure Talkerde.
6,00 —
Kohlensaures Eisen
0,83 —
Kieselerde .
1,40 —
Kohlensaures Natron .
1,10 —
Schwefelsaures Natron
2,00 —
Chlornatrium
2,00 —
30,33 Gr.
Freie Kohlensäure
13,50 Gr.
Benutzt wird es von den Bewohnern der Gegend als Getränk.
J. Noväk theilt die Geschichte eines Obristwachtmeisters mit,
welcher mit Wunden bedeckt, an grofser Schwäche des Darmkanals,
Stockungen in dem Leber- und Pfortadersystem leidend, durch das
Trinken dieses Wassers fast vollkommen hergestellt wurde.
P. Kitaibel 1. c. T. I. p. 205.
Das M.ic as ser zu Csurgo entspringt in mehreren Quellen
aus Dolomitbergen, sammelt sich in einen Teich, ist klar, färb- und
geruchlos, hat den Geschmack von gutem Brunnenwasser und scheint
weniger ergiebig als das zu Bodaik.
P. Kitaibel 1. c. T. I. p. 202.
Das Güther M.was ser (Güthi forrds), entspringt am Fufse
eines Weinberges in mehreren Quellen, bildet einen Teich von acht-
zig Schritten im Umfang. Der Grund dieses Teiches besteht aus
Quarz- und Dolomitstücken. Das M. wasser ist klar, färb- und ge-
ruchlos, perlt und hatte im Februar 1810 die Temperatur von 14° R.,
während die der Atmosphäre auf 0° stand.
Der chemischen Analyse zufolge enthält ein Pesther Maafs:
Kohlensaure Talkerde
3,10 Gr.
Kohlensaure Kalkerde .
4,30 —
Kieselerde ....
0,70 —
Chlorcalcium
0,38 —
Chlortalcium
1,10 —
Schwefelsaure Kalkcrde
0,90 —
10.48 Gr.
Freie Kohlensäure
3,20 Gr.
P. Kitaibel 1. c. T. I. p
Die M. quellen zu Aba
201. 203.
an der Strafse nach Kaloz.
Sie bilden einen salzhaltigen Teich
Das Wasser desselben enthält nach Ki-
291
taibePs Untersuchung: kohlensaure Kalk- und Talkerde, Kiesel-
erde, viel schwefelsaures Natron, weniger kohlensaures Natron und
noch weniger Chlornatrium.
P. Kitaibel 1. c. T. I. p. 207.
16. Die Heilquellen der Barser Gespannschaft.
1. Das Bad zu Skleno oder Glas/iütten, von
Kremnitz drei, von Vichnye nur zwei Stunden, und eben
so weit von Schemnitz entfernt, zu der K. K. Sachsenstei-
ner Berg-Kaineralherrschaft gehörig-, schon von Tullius
und Belius erwähnt.
Wohnungen für Kurgäste finden sich in den verschie-
denen Badehäusern, so wie in der benachbarten ehemali-
gen Amalgamationsinühle.
Man unterscheidet folgende Bäder:
1. Das Herrenbad.
2. Das Prinzenbad.
3. Das Kaiserbad.
4. Das Zipserbad, für Arme bestimmt.
5. Das Schwitzbad.—- Ueber dem Spiegel des M.
wassers befindet sich eine in Tuffstein gehauene Höhle, in
welche man auf Stufen sich begiebt und welche wegen ih-
rer Hitze zu Schwitzbädern benutzt wird; je höher man
steigt, je mehr nimmt die Hitze zu, je profuser wird der
Schweifs, so dafs man es kaum hier eine halbe Stunde
aushalten kann. —
Die Zahl der hier entspringenden Th. quellen, so wie
die Menge ihres Wassers ist beträchtlich. Alle scheinen
einen gemeinschaftlichen Ursprung zu haben, und nur in
dem Grade ihrer Temperatur sich zu unterscheiden. Letz-
tere beträgt 19—44,6° R.
Hinsichtlich der Temperatur der einzelnen Th.quellen
findet folgende Verschiedenheit statt:
1. Die M. quelle hinter dem Pfarrhofe, von 44,6° R. Temperatur,
spec. Gewicht 1,023.
2. Die M. quelle unter dem Kreuze, von 41,5° R. Temperatur, spec.
Gewicht 1,023,
T2
292
3. Die M. quelle im Chirurgusgarten, von 42,0° R. Temperatur, spec.
Gewicht 1,022.
4. Die M. quelle an der Strafse, von 35,0° R. Temperatur, specif.
Gewicht 1,022.
5. Die M. quelle im Schulmeister- Garten, von 35,0° R. Temperatur,
spec. Gewicht 1,022.
6. Die M.quelle im Zipserbade, von 37,0° R. Temperatur, spec. Ge-
wicht 1,021.
7. Die M.quelle an der Spazier - Anlage, von 19,0° R. Temperatur,
spec. Gewicht 1,009.
8. Die M.quelle am Bache.
Der Analyse von Wehrle zufolge enthalten in einem
Pfunde :
1. Die
M.quelle Nr. 1.: 2.
Die M.quelle Nr. 2. :
Chlortalcium .
0.081 Gr. .
0,089 Gr.
Schwefelsaure Talkerde .
4,642 —
5,024 —
Schwefelsaure Kalkerde .
14,374 —
20,288 —
Kohlensaure Kalkerde
0,570 —
0,805 —
Kieselerde
0,091 —
0,125 —
Extractivstoff .
0,042 —
0,046 —
19,800 Gr.
26,377 Gr.
Kohlensaures Gas .
0,100 Kuh. Z.
0,100 Kub.Z.
3. Die M.quelle Nr. 3.: 4.
Die M.quelle Nr. 4. :
Chlortalcium .
0,075 Gr.
0,090 Gr.
Schwefelsaure Talkerde .
4,377 —
5,212 —
Schwefelsaure Kalkerde .
14,566 —
12.087 —
Kohlensaure Kalkerde
0,461 —
0,488 —
Kieselerde
0,106 —
0,075 —
Extractivstoff .
0,040 —
0,048 —
19,625 Gr.
18,000 Gr
Kohlensaures Gas .
0,100 Kub.Z.
0,100 Kub.Z.
5. Die M.quelle Nr. 5.: 6.
Die M.quelle Nr. 6.:
Chlortalcium .
0,082 Gr. .
0,090 Gr.
Schwefelsaure Talkcrde .
4,971 —
5,592 —
Schwefelsaure Kalkerde .
14,193 —
1,342 —
Kohlensaure Kalkerde
0,411 —
0,510 —
Kieselerde
0,091 —
0,140 —
Extractivstoff .
0,052 —
0,050 —
19,S00 Gr.
7,724 Gr.
Kohlensaures Gas .
0,100 K.Z. .
0,100 Kub. Z.
7. Die M.quelle Nr. 7.: 8. Die M.quelle Nr. S. :
Chlortalcium . . ,
0,070 Gr. .
0,090 Gr.
Schwefelsaure Talkerde
3,910 —
5,242 —
Schwefelsaure Kalkerde .
7,405 —
13,794 —
293
Kohlensaure Kalkerde . 0,150 — . . 0,560 —
Kieselerde . . . 0,025 — . . 0,085 —
Extractivstoff . . 0,040 — . . 0,048 —
11,600 Gr. " 19,819 Gr7
Kohlensaures Gas . . 0,100 Kub. Z. . 0,100 Kub. Z„
Zu widerrathen bei wahrer Vollblütigkeit, Neigung zur
Colliquation, Desorganisationen wichtiger Centralorgane,
inneren Exulcerationen, organischen Herzleiden, Zehrfieber,
wird das Th. wasser als Bad gleich ähnlichen kalkerdigen
Th. quellen gerühmt bei hartnäckigen rheumatischen und
gichtischen Leiden, Gelenksteifigkeiten, Contracturen, me-
tastatischen Lähmungen, — chronischen, scropkulösen und
herpetischen Hautausschlägen, — Leiden des Drüsen- und
Lymphs3rstems, Drüsengeschwülsten," Anschwellungen der
mesaraischen Drüsen, Krankheiten des Uterinsystems von
Schwäche, krankhaften Anomalieen der Menstruation und
dadurch bedingten hysterischen Beschwerden, Bleichsucht,
Fluor albus, — Leiden der Harnwerkzeuge, Gries- und
Steinbeschwerden, Blasenhämorrhoiden, Blasenkatarrhen,
krampfhafter Dysurie und Strangurie und endlich allge-
meiner oder, örtlicher Nerven- oder Muskelschwäche.
Jacob. Tullii epistolae itinerariae 1700. Amstelodami, Ep. V.
p. 169.
Belii Hungariae antiquae et novae piodromus. 1723.
H. J. v. C r a n t z a. a. O. S. 164.
Wagner in : , Med. Jahrbuch, des K. K. Oest. Kaiserstaates.
1819. Bd. V. St. 4. S. 132.
Die besuchtesten Badeörter. T. II. S. 260.
Geiger 's Magazin für Pharmacie. Jahrg. IV. Bd. XVI. S. 105.
F 1 e c k 1 e s , ärztl. Wegweiser nach den vorzügl. Heilquellen u.
Gesundbr. d. österr. Kaiserstaates. S. 125.
2. Die Mj/uelle zu Eisenbac/i oder Vichnye.
Das Bad dieses Namens, Eigenthum der K. K. freien Berg-
jstadt Schemnits, liegt von ihr nur zwei Meilen, von Skleno
nur zwei Stunden entfernt.
Unterkommen finden die Badegäste theils in dem geräumigen
iBadegebäude, theils in Privatwohnungen. Das Badegebäude, in wel-
ches das M. wasser in Röhren geleitet wird, besitzt aufser einem
iGemeinbad auch noch Wannenbäder in Kammern.
Sehr bemerkenswert!! sind die in der Nähe befindlichen Gold- und
294
Silberbergwerke, von welchen die vorzüglichsten sind : die nach dem
Heiligen Anton von Padua und nach den Heiligen drei Königen be-
nannten, — so wie die drei Stunden von Eisenhach entfernte bedeu-
tende Silber-Schmelzhütte zu Sczernovicz.
Das M. wasser ist hell und klar, geruchlos, ohne be-
sondern Gesclunack; seine Temperatur beträgt 32° R., sein
spec. Gewicht 1,0025.
Sechzehn Unzen desselben enthalten:
Chlornatrium 0,60 Gr.
Schwefelsaures Natron . . . 0,65 —
Schwefelsaure Kalkerde . . . 3,45 —
Kohlensaure Talkerde . . . 0,40 —
Kohlensaure Kalkerde . . . 1,75 —
Kohlensaures Eisen .... 0,95 —
Kieselerde . . . ;■■'■'■. . 0,20 —
8,00 Gr.
Kohlensaures Gas .... 6,179 Kub.Z.
Empfohlen hat man das M.wasser als stärkend -bele-
bendes Bad bei Gicht, Schleimflüssen und Krankheiten des
Uterinsystems von Schwäche, namentlich Bleichsucht und
Fluor albus.
Math. Belii Hungariae antiquae et novae prodromus. 1723.
p. 139.
H. J. v. Crantz a. a. O. S. 161.
Wagner in: Med. Jahrbuch, des K. K. Oester. Kaiserstaa-
tes. 1819. Bd. V. St. 4. S. 138.
Die besuchtesten Badeörter. Th. IL S. 156.
J. v. Csaplovics, statist. geognost. Archiv von Ungarn. 1821,
Bd. I. S. 186.
— — Gemälde von Ungarn. 1829. S. 92.
An diese schliefst sich:
Die M. quelle von Leva oder Levenz, welche als Säuer-
ling benutzt wird.
H. J. v. Crantz a. a. 0. S. 161.
Aufser diesen gedenkt Szcpeshazy in der Barser Gespann-
schaft der Sauerbrunnen von Csernely und Ebcd£cz.
17. Die Heilquellen d e r T e m e s e r G e s p a n n s c h a f t.
1. Die Buziascr M.(/ucllen (Aquac Buziascnscs).
Das Dorf Buzia, von welchem diese M.quellcn ihren Na-
men erhielten, liegt in einem angenehmen, von mäfsigen
295
Höhen umschlossenen Thale, und war schon den Römern
unter dem Namen „Centum putei" bekannt.
Die M. quellen entspringen theils bei dem Dorfe, theils an der
nördlichen Seite des Thaies. Der Grund des Thaies ist von einer
mehr als einen Fufs tiefen Schicht von sehr fruchtbarer Dammerde
bedeckt, unter welcher sich ein Lager Ton zähem braungelbem oder
bräunlichem Thon befindet, noch tiefer ein zweites Lager von Thon,
welcher mit weifsem, aus Glimmerblättchen und Quarzkörnern zu-
sammengesetztem Sande gemischt ist, und wahrscheinlich aus verwit-
tertem Glimmerschiefer besteht. Als man vor einigen Jahren wegen
eines Brunnens zehn Fufs tief grub und die in der Tiefe befindliche
feste Kiesrinde durchbrach, brach das M.wasser mit einer solchen
Menge von Gas hervor, dafs die Arbeiter in Gefahr geriethen, zu er-
sticken. Der benachbarte Berg, auf welchem ein vortrefflicher Wein
wächst, enthält als Hauptgestein Quarz und Glimmer.
Hundert Schritte von den M. quellen entfernt findet sich eine
Quelle mit sehr gutem süfsem Wasser, aufser ihr noch eine zweite
von gleicher Güte, — während in dem Nachbardorf Bakovär alle dort
entspringende zahlreiche Quellen mineralischer Natur sind. Im übri-
gen liegt Buzia höher als die übrige Ebene des Banats, nahe den
Bergen, entfernt von den durch ihre Ausdünstungen nachtheiligen
Sümpfen, und erfreut sich deshalb eines gesunden Klimas.
Noch bleibt an diesem Kurort viel für die Bequemlichkeit der
Kurgäste zu wünschen übrig. Die Wasserbäder werden in mehreren
Gebäuden gegeben; — die Kurgäste wohnen in Privathäusern. An
Festtagen versammeln sich viele Gäste aus Temesvär und Lugos.
Man unterscheidet zu Buzia vier M. quellen, zwei an
dem östlichen Ende des Dorfes, die beiden andern am Ende
des Thaies. Eine dieser M.quellen hat Kitaibel mit dem
Namen „Sprudelbrunnen" bezeichnet, wegen des Getöses
und der starken Gasentwickelung, mit welcher derselbe
dem Boden entquillt.
Alle M.quellen entwickeln viel Gas, besonders die zwei aufser
dem Dorfe befindlichen, bei diesen ist die Gasentwickelung so bedeu-
tend, dafs sie ein bedeutendes, weit vernehmbares Geräusch ver-
ursacht.
Das geschöpfte Wasser perlt stark, ist zwar klar und
farblos, aber nicht frei von Ocherflocken, von einem eigen-,
thümlichen Geruch nach Erdharz, einem säuerlich-prickeln-
den zusammenziehenden Geschmack, und einer sich gleich-
bleibenden Temperatur von 10° R.
Die Menge des Wassers ist verschieden nach Verschiedenheit der
296
einzelnen M. quellen; die Sprudelquelle giebt in einer Stuude an 100
Eimer, die übrigen M.quellen weniger. Die Wände der Behälter in
den, das M.wasser führenden Kanälen, sind mit einem orangefarbi-
gen Niederschlag überzogen. In wohl verkorkten Flaschen hält sich
das M.wasser ziemlich lange. In einem offenen Gefäfse der Luft
ausgesetzt wird es nach und nach trübe, bekommt eine hellbräunliche
Farbe und verliert allmählig an Geschmack und Geruch.
Untersucht wurden die M.quellen zu verschiedenen
Zeiten von Fischer, Cichini, Petz, Klapka und
Kitaibel.
Nach Kitaibel enthalten sie aufser viel Kohlensäure
kohlensaure Talk- und Kalkerde, kohlensaures Natron,
kohlensaures Eisen, — und in untergeordneten Verhältnis-
sen Chlornatrium, Alaun- und Kieselerde, und Extractiv-
stoff. — Bemerkenswert!! ist der Gehalt dieses M. Was-
sers an Steinöl.
Benutzt werden die M.quellen als Getränk und Bad.
Nach den Erfahrungen der Herrn Comitats-Physici
Capdebo und Csokeslyan haben sie sich sehr hülf-
reich erwiesen in folgenden Krankheiten: 1. bei Krankhei-
ten von allgemeiner Schwäche, besonders aber des Ner-
vens3rstems, — Impotenz ; — 2. Schwäche der Verdauungs-
werkzeuge ; — 3. Schleimflüssen passiver Art, Fluor albus,
Schieimhämorrhoiden ; — 4. Krankheiten der Harnwerk-
zeuge und Geschlechtsthcile, — besonders Gries- und Stein-
beschwerden; — 5. chronischen Krankheiten der Haut,
hartnäckigen Geschwüren ; — 6. Skrophelu und Rhachitis ;
— 7. chronischen , gichtischen und rheumatischen Affec-
tionen. — Venerische Beschwerden verschlimmern sie häu-
fig, sind dagegen empfohlen worden als stärkende Nach-
kur nach den Thermalbädern von Mehadia.
Künstlich erwärmt oder auch kalt als Bäder angewen-
det, sind sie zu widerralhen bei Vollblütigkeit, activen
Congestionen und Anlage zu Blutflüssen, dagegen zu em-
pfehlen: bei invetcrirten Geschwüren, flechtenartigen Aus-
schlägen, allgemeiner Schwäche, Schwäche der Verdauungs-
werkzeuge, der äufsern Haut, der Gcschlechtswcrkzcuge,
297
Fluor albus, Gonorrhoea secundaria. Bei Lokalleiden des
Kopfes von Schwäche desselben wird die örtliche Anwen-
dung des M. wassers kalt gerühmt.
P. Kitaibel 1. c. T. II. p. 252.
J. v. Csaplovics, Gemälde von Ungarn. 1829. S. 97.
K a 1 i s c b, allg. Zeitung d. Brunnen- u. Badewesens. 1839. Aug. S. 19.
Aufser diesen sind hier noch zu erwähnen :
Das Engelbrunner- oder Kis-F a lud er M.wasser (Aqua
Engelbrunneusis s. Kis-Faludensis), eine Viertelstunde von dem Dorfe
Kis, unfern des Flusses Maros, der Familie Pikety zugehörig, ist
klar, färb- und geruchlos, von einem etwas zusammenziehenden Ge-
schmack, hat die Temperatur von 10° R. bei 20° R. der Atmosphäre,
und enthält nur wenig Chlorsalze, Erden und Eisen.
P. Kitaibel 1. c. T. II. p. 251.
Bas Lippaer M.wasser (Aqua Lippensis). Die Stadt Lippa
an der Maros liegt, sechs Meilen von Temesvar, in einem breiten von
bewachsenen Höhen umgebenen Thale. Die hier entspringende, seit
1813 erst bekannte M. quelle ist kalt, klar, farblos, von einem säuer-
lich-prickelnden Geschmack, enthält viel kohlensaures Gas, aufser die-
sem Chlorsalze und Eisen, und wird als Getränk benutzt.
P. Kitaibel 1. c. T. II. p. 251.
Das Mur anyer M.wasser entspringt drei Meilen weit von
Temesvar am Fufse eines Saudberges, ist klar, färb- und geruchlos, von
einem etwas säuerlichen Geschmack, giebt in einer Stunde sechs Ei-
mer (760 Pfund) Wasser, hat die Temperatur von 10° R. bei 17° R.
der Atmosphäre, und enthält Kohlensäure, kohlensaure Kalkerde,
schwefelsaures Natron und Chlorsalze. — Benutzt wird dasselbe als
Getränk, äufserlich zur Reinigung von Geschwüren.
P. Kitaibel 1. c. T. II. p. 248.
Die Brücke nauer M. quelle (Aqua Bruckeuauensis) , eine
halbe Stunde von dem Kammergute dieses Namens, in der Mitte ei-
nes Waldes, scheint in Temperatur und Gehalt nicht wesentlich von
den vorigen verschieden und wird gleich jenen als angenehmes Ge-
tränk gebraucht.
P. Kitaibel 1. c T. II. p. 248.
Das Szecsänyer M.w a sser (Aqua Szetsanyensis et Fibisensis).
In demselben Thale, eine Viertelstunde von Bruckenau entfernt, und
bei dem Fibischer Gute finden sich theils mehrere Kohlensäure hal-
tige Quellen, theils auch au mehreren Stellen eine starke unaufhör-
liche Entwickelung von kohlensaurem Gas statt, vermöge welcher in
Gruben aufgefangenes Regenwasser davon imprägnirt wird.
Getrunken wirkt das M.wasser auflösend, abführend.
P. Kitaibel 1. c. T. II. p. 249.
n
298
Das B akov är er M.w asser (Aqua Bakovärensis). Das Dor
Bakovär liegt drei Stunden weit von Temesvar. Die in und bei dem
Dorfe entspringenden M. quellen, nach Kitaibel der Zahl nach fünf,
sind kalt und von säuerlichem Geschmack. Die bemerkenswertheste
ist die in der Mitte des Dorfes befindliche. Ihr Wasser ist klar, farb-
und geruchlos, von einem säuerlich - prickelnden Geschmack, hat die
Temperatur von 10° Ft. bei 20° R. der Atmosphäre und friert im Win-
ter nicht zu; seine spec. Schwere verhält sich zu der des destillirten
Wassers = 771 : 768. Es enthält Kohlensäure, Chlorsalze, kohlen-
saure Kalkerde und kohlensaures Natron, und wirkt getrunken leich
abführend.
P. Kitaibel 1. c. T. II. p. 250.
Die M. quelle von Bog da, einem Dorfe vier Stunden von
Temesvar, mit einer Badeanstalt.
18. Die Heilquellen der Hevescher und Borsoder
Gesp ann seh af t.
In verschiedenen Richtungen von dem Mätragebirge
durchschnitten, reich an schönen Thälern und malerischen
Gebirgszügen, erfreut sich die Hevescher Gespannschaft
eines verhältnifsmäfsig sehr gesunden und milden Klimas.
Die höheren Theile des Gebirges werden von Damm-, die
Thäler von Lagern von Thonerde bedeckt, das Gebirge
selbst besteht aus Basalt, Sandstein, Thonschiefer und Por-
phyr, und ist reich an Schwefelkiesen, Steinöl, Gyps, Bit-
tersalz, Alaun und Eisenvitriol. Hierdurch erklärt sich
das Vorkommen von M. quellen, welche sich durch einen
beträchtlichen Gehalt an Kohlensäure, Eisen, Alaun und
Schwefel auszeichnen.
Literarischer Anzeiger für Ungarn. 1799. Februar. Nr. 7. S. 25.
— März. Nr. 12. und 13. S. 45.
P. Kitaibel I. c. T. II. p. 151.
1. Die 31. quellen zu Paräd in der Hevescher
Gespannschuft. Das Dorf Paräd liegt vier Stunden von
Erlau, drei und eine halbe Stunde von Gyöngyös, zwölf Mei-
len von Pesth, in einem wiesenreichen, schönen von dem
Mätragebirge gebildeten Thale. Das Klima der ganzen
Gegend ist sehr gesund und mild, schon im März ver-
schwindet fast aller Schnee; an der Südseite des Mätra-
gebirges wächst ein vorzüglicher Wein.
299
Mit dem Ruf, welchen sich die M.quelien zu P. in den
letzten zwölf Jahren erworben, hat sich die Zahl der Kur-
gaste vermehrt, haben sich die hier befindlichen, unter der
Aufsicht eines Badearztes stehenden Anstalten verbessert.
Zu Wohnungen der Kurgäste dienen mehrere Badege-
bäude. — Eiue Monographie über die M.quelien von P.
besitzen wir von Dr. Prünyi, Badearzt daselbst.
Man unterscheidet zu Paräd drei verschiedene Arten
von M.quelien, welche von Kitaibel und Meifsner im
J. 1827 untersucht wurden.
1. Schwefelquellen, ausgezeichnet durch ihren
Reichthum an kohlensaurem Gas, der Zahl nach drei,
nach Kitaibel durch die Benennungen der schwarzen,
der mittlem und der weifsen unterschieden.
Das Gestein, welchem sie entspringen, ist ein Sandstein, welcher
in seinen oberen Schichten aus grüfseren, tiefer aus kleineren Quarz-
körnern zusammengesetzt, viel Glimmerblättchen und Eisenkrystalle
enthält, und an der Luft in einen alaun- und eisenhaltigen Sand ver-
wittert. Hieraus erklärt sich wohl der Umstand, dafs die aus diesem
Gestein entspringenden Quellen Schwefelwasserstoffgas und zugleich
kohlensaures Eisen enthalten.
Das M.wasser ist frisch geschöft klar, von einem he-
patischen Geruch, einem angenehmen säuerlichen Ge-
schmack, und entwickelt sehr viel Gasblasen. Bei 0,5° R.
der Atmosphäre betrug nach Meifsner die Temperatur
der weifsen M.quelle 8,5° R. und der mittlem 7,5° R. bei
einem Barometerstand von 27" 8'" l"1' Wien. Maafs, das
spec. Gewicht der schwarzen M.quelle 1,087, der weifsen
1,072 nach Kitaibel.
Der Einwirkung der atmosphärischen Luft längere Zeit ausge-
setzt, wird das M.wasser aller Quellen trübe, das der schwarzen
schwärzlich, das der beiden übrigen weifslich. In offenen Gefäfsen,
noch schneller durch Kochen, verliert das Wasser fast allen Geruch
und Geschmack. In wohl verkorkten Flaschen scheint es dagegen
von seinen flüchtigen Bestandtheilen nur wenig zu verlieren.
Nach Meifsner 's Analyse enthalten in sechzehn
Unzen :
4,50 Gr. .
4.30 Gr.
2,30 —
0,80 —
5,20 —
3,70 -
3,80 —
2,50 -»
1,80 —
1,30 —
0,80 —
0,70 —
18,40 'Gr. .
. 13,30 Gr.
2,10 Kub. Z.
10,80 Kub. Z.
31,40 — —
34,00 — —
300
1. Die M. quelle Nr. 1.: 2. Die M.quelle Nr. 2.:
(KitaibePs schwarze M.q.) (KitaibeTs mittlere M.q.)
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaures Natron .
Schwefelsaures Natron
Chlornatrium
Kieselerde
Schwefelwasserstoffgas
Kohlensaures Gas
Nach Kitaib.el's Untersuchung enthält das M.wasser sehr viel
kohlensaures Gas (einige 90 Kub. Z. in 100 Kub.Z. Wasser), viel
Schwefel (in der Form von Schwefelwasserstoffgas), Naphtha, kohlen-
saure Kalk- und Talkerde (in 12 Unzen 3 Gran), und kohlensaures Na-
tron, Chlornatrium und schwefelsaures Natron (5 Gran in 12 Unzen).
In dem Niederschlag der schwarzen Quelle, zuweilen auch in dem der
mittleren, fand Kitaibel Eisen, nie jedoch in dem der weifsen.
2. Eisenquellen, weniger berühmt und benutzt als
die vorigen, obgleich ausgezeichnet durch ihren reichen
Gehalt an kohlens. Eisen und kohlens. Gas. — Meifsner
zählt dahin die M. quellen Nr. 3, 4 und 5, von welchen die
erste nur wenig kohlens. Eisen, die zweite viel, die dritte
endlich noch mehr enthält; — die M.quelle Nr. 3. ist un-
ter dem Namen des Aveifsen Schwefel Säuerlings beschrieben.
Das Gestein, aus welchem diese drei M.quellen entspringen, liegt
höher als das, welchem die Schwefelwasser entquellen , ist von
Dammerde bedeckt, führt aber tiefer Lager von Thon, Porplvyr und
Basalt, alle Eisenquellen scheinen nur verschiedene Adern einer ge-
meinschaftlichen Quelle zu sein.
Frisch geschöpft ist ihr Wasser farblos, durchsichtig
hell, perlt stark, hat den, den Säuerlingen eigenthümlichen
Geruch nach kohlensaurem Gas, einen angenehmen, an-
fänglich prickelnd- stechenden , später eisenhaften Ge-
schmack; seine Temperatur beträgt bei -+- 2° R. der At-
mosphäre 8,8° R., sein spec. Gewicht 1,098, die Wasser-
menge ist sehr beträchtlich.
Nach Meifsner enthalten in sechzehn Unzen;
301
1. Die M
quelle Nr. 3.: 2.
Die M.quelle Nr. 4.:
Kohlensaure Kalkerde .
4,00 Gr. .
4,50 Gr.
Kohlensaure Talkerde .
0,50 —
1,80 —
Kohlensaures Eisen
Spur
4,80 —
Kohlensaures Natron .
3,50 —
—
Schwefelsaures Natron
0,80 —
Spur
Chlornatrium
0,50 —
0,50 —
Kieselerde
0,50 —
0,80 —
9.80 Gr.
12,40 Gr.
Kohlensaures Gas
. 21,00 Kuh. Z.
. 36,3 Kuh. Z.
3.
Die M. quelle Nr. 5. :
Kohlensaure
Kalkerde
5,40 Gr.
Kohlensaure
Talkerde
1,70 —
Kohlensaures
Eisen
5,30 —
Kohlensaures
Natron .
1,40 —
Schwefelsaures Natron
6,30 —
Chlornatriuin
....
0,80 —
Kieselerde
•
0,70 —
21,60 Gr.
Koliiensaures
Gas
38,7 Kub. Z.
3. Das Alaun wasser entspringt östlich von dem
Dorfe Paräd in einem sehr angenehmen Thale, wo sehon
1778 ein Alaunwerk errächtet wurde. Die M.mielle ist sehr
.ergiebig, versiegt auch in sehr heifsen Sommern nicht.
Man sammelt das Wasser, bewahrt es ohne bedeutenden
Verlust an flüchtigen oder festen Bestandteilen auf und
benutzt es zu Bädern.
Das M. wasser entspringt alaunhaltigem Porphyr, ist klar, von
hellbräunlicher Farbe, einem sehr zusammenziehenden Geschmack,
färbt die Badewannen gelbbräunlich, die Abkochung der Eichenrinde
schwarz und wirkt, als Bad angewendet, auf die äufsere Haut sehr
zusammenziehend.
Als Hauptbestandtheile dieses M.wassers hat die chemische Ana-
lyse von Kitaibel nachgewiesen: schwefelsaure Thonerde, schwefel-
saures Eisen, schwefelsaure Kalk- und Talkerde.
Die Verschiedenheit der einzelnen M.quellen gestattet
auch eine sehr mannigfaltige Benutzung derselben:
1. Die Schwefelquellen, wegen ihres Reichthums
an kohlensaurem Gas leicht verträglich, werden vorzugs-
weise als Getränk benutzt, in wohlverschlossenen Gefäfsen
auch versendet, aber auch zu Bädern benutzt; — Prii-
nyi empfiehlt täglich 6 bis 10 Becher.
302
Nach den Erfahrungen von Bene, Prünyi u. a.
Aerzten haben sie sich, gleich ähnlichen wirksamen Schwe-
felwassern, namentlich hilfreich erwiesen bei chronischen
Hautausschlägen und dyskrasischen Geschwüren, — Stoc-
kungen im Leber- und Pfortadersystem, Hämorrkoidalbe-
schwerden, Verschleimungen, Trägheit des Stuhlganges,
Gries- und Steinbeschwerden, — hartnäckigen gichtischen
und rheumatischen Leiden, — Skropheln und Rhachitis, —
veralteten Verschleimungen und Blennorrhoeen der Luft-
wege, — und chronischen Metallvergiftungen.
2. Die Eisenquellen werden im Allgemeinen als
Getränk weniger leicht vertragen als die Schwefelquellen;
man fängt mit den schwächeren an und geht allmählig zu
den eisenreicheren über, zu Wasserbädern benutzt man
die M. quelle No. 3.
Angezeigt in allen den Fällen, in welchen ähnliche
Eisenwasser empfohlen werden, haben sie sieb, innerlich i
und äul serlich angewendet, namentlich hilfreich erwiesen
bei chronischen Hautkrankheiten von örtlicher Schwäche,
— Blennorrhoeen, Verschleimungen, Diarrhoeen, Fluor al-
bus imd Nachtripper, — rheumatischen und gichtischen
Beschwerden, — Leiden des Uterinsystems von Schwäche,
profuser Menstruation, Amenorrhoe, Bleichsucht, — chro-
nischen Nervenkrankheiten, Krämpfen, Neuralgieen, Lähmun-
gen, — Skropheln und Rhachitis, — Krankheiten von all-
gemeiner Schwäche.
3. Das Alaunwa sser, innerlich seltner, häufiger
äufserlich als örtliches oder allgemeines Bad, als Gurgel-
wasser und Einspritzung in allen den Fällen benutzt, wo
kräftiger adstringirendc Heilquellen angezeigt sind, insbe-
sondere bei passiven Blutflüssen, Blennorhocen, Vereite-
rungen, Schleimpolypen, chronischen Halsentzündungen,
rheumatischen und gichtischen Leiden, complicirt mit ört-
licher oder allgemeiner Schwäche, örtlicher Erschlaffung
in Folge mechanischer Verletzungen, Skropheln und Ra-
chitis, i
303
Literarischer Anzeiger für Ungarn. 1799. Februar Nr. 7. — März
|Nr. 12. 13.
C. v. Szepeshäzy und C. J. v. Thiele, Merkwürdigkeiten.
Th. II. S. 43.
J. v. Csaplovics, topogr. statistisches Archiv von Ungarn.
B. I. S. 194.
P. Kitaibel I. c. T. II. p. 151. 162.
J. v. Csaplovics, Gemälde von Ungarn. 1829. S. 93.
Med. topograph. Abhandlung des Kurortes Paräd sammt seinen
fiSchwefel-, Eisen- und Alaunwässern von Em. Mich. Prunyi.
Pesth 1833.
Die berühmt. Bäder und Gesundbr. v. Ungarn. S. 133.
F ran eise. Bene, elementa medicinae practic. Pestiui 1834.
Kali seh allgem. Zeit, des Brunnen- und Badewesens. 1839. S. 21.
An sie schliefsen sich in der Hevescher Gespanuschaft:
Das M.w asser zu Er lau (Thermae Agrienses). Drei M.quel-
len sind hier zu unterscheiden:
1. Die erste, welche zu Bädern benutzt wird, hat die Tempe-
ratur von 25° R. bei 8,66° R. der Atmosphäre, und enthält nach
Szovits kohlensaures Gas und kohlensaure Kalkerde.
2. Die zweite hat die Temperatur von 19,75° R. bei 8,75° R.
der Atmosphäre.
3. Die dritte von der Temperatur von 22° R. bei 9° R. der
Atmosphäre. — Die beiden letztem werden nicht als Heilquellen,
sondern zu technischen Zwecken anderweitig benutzt.
P. Kitaibel 1. c. T. II. p. 206.
Der Retsher Sauerbrunnen (Acidula Retzkensis) scheint
nur wenig kohlensaures Gas zu enthalten.; ist klar, geruchlos, von
einem angenehmen säuerlichen Geschmack, Avird von den Bewohnern
der Umgegend getrunken, aber nicht als Heilquelle benutzt.
P. Kitaibel 1. c. T. II. p. 204.
Der Tarer Säuerling (Acidula Tarensis), bei dem Dorfe
Tar, in einem Thale des Mätragebirges.
P. Kitaibel 1. c. T. II. p. 204.
Bemerkenswerth in der Bors/) der Gespannschaft sind:
Die M. quelle von Szalona, als Bad benutzt.
Die M. quelle von Dios-Gybr, unfern des Städtchens die-
ses Namens, an der Nordseite des Gebirges.
Die M. quelle zu Kdcz, sehr ähnlich der vorigen.
Die M. quelle zu Szendrö, eine kalte Schwefelquelle, in
Form von Bad benutzt.
Michael Hanäk, dissert. sist. analysin trium fontium de B€el
in Apatfalva comitatus Borsodiensis prorumpentium. Pestini 1827.
304
19. Die Heilquellen der Oedenburger und Eisenburger
Gespannschaft.
1. Die Tarczaer M. quelle^ bei dem Dorfe Tar-
cza (Tazinannsdorf), anderthalb Stunden von Pinkefeld.
In einem schönen, nicht über dreihundert Schritte breiten,
fünf Stunden langen, fruchtbaren Thale auf einer Moor-
wiese entspringen mehrere M. quellen. Ihr Wasser ist
kalt, klar, perlt stark, bildet, der Einwirkung der atmo-
sphärischen Luft ausgesetzt, einen starken ocherartigen
Niederschlag, besitzt einen laugenhaft-adstringirenden Ge-
schmack und hat die Temperatur von 9 — 10° R.
Nach Macher enthalten sechzehn Unzen desselben:
Kohlens. Kalk- mit Talkerde . . 12,00 Gr.
Säuerliches kohlens. Natron
Schwefelsaures Natron
Chlornatrium ....
Kohlensaures Eisenoxj'dul
Kieselerde und Extraktivstoff
Kohlensaures Gas
Benutzt wird dasselbe als Getränk und Bad in allen
den Krankheiten von Schwäche, wo stärkende Eisenquel-
len indicirt sind, — namentlich bei Schleimflüssen, chroni-
schen Nervenkrankheiten, und Leiden des Uterinsystems
von Schwäche.
Ign. Wetsch, dissert. inaug. sistens examen chemico - medicum
aquae acidulae Tarcseiisis. Viennae 1763.
H. J. v. Crantz a. a. 0. S. 173.
Ign. Wetsch in: Schedius Zeitschrift von und für Ungarn.
1804. B. I. S. 193.
P. Kitaibel 1. c. T. I. p. 204.
J. v. Csaplovics, Gemälde von Ungr..n. S. 96.
J. Brehm's vorläufiger Unterricht, den innerlichen und äufscr-
lichen Gebrauch des Tazmaunsdorfer M.wassers betreffend. Stein-
manger. 1813.
M, Macher's physik. medicin. Beschreibung der Sauerbrunnen
zu Tazmannsdorf und Sulz, der schwefelhaltigen Bäder zu Warasdin,
Krapina, Stubitza, Tschatasch und Neustädtl. Grätz 1834.
Verhaltungsregeln bei dem Trink- und Badegebrauch des Taz-
ttamidorfei M.wassers von Franz Hoffer. Mit einem Situations-
plane. GUnz 1834.
J. v. Vcring, eigcnthüml. Heilkraft verschiedener M.wässcr.
IM'.. S. 105.
Es
10,30 —
3,50 —
3,70 —
0,60 —
0,40 —
30,50 Gr.
14,7 Kub.Zoll.
305
Es gehören hierher ferner:
Die W olfs.er- oder Balil f er M. quellen in der Oedenbur-
ger Gespannschaft, östlich von der Stadt Oedenburg, an dem grofsen
Neusiedlersee, in dem Dorfe ßahlf (Wolfs), mit den erforderlichen
Einrichtungen zu Bädern versehen.
Man unterscheidet zwei kalte Schwefelquellen, von welchen die
eine zu Bädern, die andere zum Trinken benutzt wird.
Der chemischen Analyse zufolge enthalten in sechzehn Unzen:
1. Die Trinkquelle:
2. Die Badequelle:
Schwefelsaure Alaunerde
0,06832 Gr.
Schwefelsaures Natron .
.
0,700 —
0,256 —
Chlortalcium
0,095936 Gr. .
0,224 —
Chlornatrium
0,864 — .
1,560 —
Kohlensaures Natron
0,48992 — .
• • •
Kolensaure Kalkerde
4,256 — .
2,0688 —
Kohlensaure Talkerde
1,184 — .
1,08 —
Kieselerde
0,32 — .
0,008 —
7,209856 Gr.
5,96512 Gr.
Kohlensaures Gas .
5,27568 Kub.Z.
• • •
Schwefelwasserstoffgas .
0,08768 Kub.Z.
5,36336 Kub.Z.
0,5088 Kub.Z.
Beschrieben und emp
'ohlen wurden sie von
Andres Conradi
1772.
Angewendet werden dieselben bei chronischen Hautausschlägen,
Verschleimungen, gicbtischen und rheumatischen Leiden, Krankheiten
der Harnwerkzeuge, namentlich Gries- und Steinbeschwerden.
Benutzt werden sie in Form von Wasserbädern, als Getränk und
als Mineralschlamm zu Umschlägen.
Hesperus 1816. S. 357.
J. v. Csaplovics, topogr. statist. Archiv von Ungarn. Bd. I.
S. 217.
— — Gemälde von Ungarn. 1829. S. 96.
Die M. quelle von Pecsenyed (Pötsching), einem Fürstlich
Eszterhazy sehen Dorfe, chemisch untersucht von J. N. Hell,
AI. Steigen berger und v. Ja quin. Nach dem letztern enthalten
sechzehn Unzen :
Chlornatrium
0,300 Gr.
Schwefelsaures Natron
3,850 —
Kohlensaure Kalkerde
3,666 —
Kohlensaure Talkerde
1,466 —
Schwefelsaure Kalkerde
0,666 —
Chlortalcium
0,233 —
Kieselerde
0,133 —
Eisenoxydul
0,833 —
11,147 Gr.
Kohlensaures Gas
39,866 Kub
Csaplovics Archiv. Bd. I. S. 2
19.
II. Theil.
U
306
Die M.quelle von Pinhafeld an der Steyrisch-Oesterreich.
Gränze, sechzehn Meilen von Wien, ähnlich der M.quelle von Pecsen-
Ved, nur scheint sie noch reicher an flüchtigen und festen Bestand-
theilen als jene. Benutzt wird dieselbe als Getränk und Bad bei
Verschleimungen, Stockungen und Krankheiten der Harnwerkzeuge
von Schwäche, so wie bei Unfruchtbarkeit und nervöser Gicht.
Die M.quelle zu Sulz, in der Eisenburger Gesp., eine alka-
lisch-erdige Eisenquelle, von 9 bis 10° R. Temp. ; ihr spec. Gewicht
beträgt 1,003, ibre Wassernienge 1,033 Eimer in einer Stunde.
Vor einigen Jabren entdeckte man Ueberreste einer älteren Fas-
sung der M.quelle, nach welcher in Verbindung mit den bei derselben
ausgegrabenen römischen Münzen und einer Nymphenstatue zu urthei-
len man schon auf eine sehr frühe Benutzung dieser M. q. zurück-
schliefsen kann.
Nach Mittermay r's, durch Macher reducirten Analyse ent-i
halten sechzehn Unzen dieses M.wassers:
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaures Eiseuoxydul .
Chlornatrium ....
Chlortalcium und Calcium
Kieselerde und Extractivstoff
Freie Kohlensäure
Fr. Mitterm ayr, Beschreibung des im Eisenburger Comitate
zu Sulz befindlichen und chemisch untersuchten M.wassers. Stein
am Anger 1825.
B uchner's Repert. für die Pharmac. Bd. XXVIII. St. I. S 163.
M. Macher's phys. med. Beschreibung der Sauerbr. zu Taz-
manusdorf, Sulz u. s. w. Grätz 1834.
Die M.quelle bei N einet -Ker esztür. Bei dem Städtchen
dieses Namens in der Oedenburger Gespannschaft entspringt eine
kalte M.quelle, welche reich an kohlensaurem Gase, kohlensaurem
Natron, Erden und Eisen, getrunken auflösend, eröffnend wirkt.
H. J. v. Crantz a. a. O. S. 170.
An sie schliel'scn sich in der Oedenburger Gespannschaft die von
mehreren erwähnten Säuerlinge zu Kabolc, Harka und Sircz.
20. Die Heilquellen der Komorner Gespannschaft.
D a s 31. was s er von A Im ä s , von Komorn zwei,
von Riuib sieben Meilen entfernt, entspringt in mehreren!
Quellen in solcher Menge, dafs dasselbe eine Mühle trei-
ben kann. Es ist klar, wird nur trübe bei stürmischer
10,3 Gr.
1,2-
0,7 -
18,5 —
0,6 —
0,7-
32,0 Gr.
12,0 Kuh.
Z
307
Witterung, oder geschöpft längere Zeit der Einwirkung
der atmosphärischen Luft ausgesetzt, perlt stark, ist von
einem hepatischen, aber bald verschwindenden Gerüche
und Geschmacke, im Sommer kalt, im Frühjahr und
Herbst lau.
Der chemischen Untersuchung zufolge enthält ein
Pfund an festen Bestandteilen eine Drachme, — Schwe-
felwasserstoffgas, kohlen- und schwefelsaures Natron und
Kalk- und Talkerde.
Das M. wasser wird als Getränk mit Nutzen gebraucht
bei rheumatischen .. und gichtischen Leiden, Lähmungen,
Amenorrhoe, Krätze und Flechten, Blennorrhoen , und
Stockungen im Leber-, Pfortader- und Uterinsystem, Hä-
morrhoiden, Hypochondrie.
H. J. v. Crantz a. a. 0. S. 162.
P. Kitaibel 1. c. T. I. p. 195.
Aehnliche M. quellen finden sich bei dem Flecken Dotis oder
Tata, bei Tdväros, welche früher häufig gebraucht wurden und
noch in Form von Bädern benutzt werden.
P. Kitaibel 1. c. T. I. p. 198.
21. Die Heilquellen der Unghvärer und Beregner
Gesp annschaft.
Die M.f/uelle bei Szobrancz in der Unghvärer
Gespannschaft, entspringt ungefähr 1200 Klafter nördlich
von der Stadt dieses Namens, zwei Meilen von Unghvär,
vier Posten von Kaschau, und ist Eigentimm des Hrn.
Grafen Christian Sztaray. Die nächsten Umgebungen
der M. quellen bestehen aus verwittertem Porplryr. Die
Lage dieses Badeortes ist sehr amnuthig, auf der einen
Seite verliert sich der Blick in eine fruchtbare, unermefs-
liche Ebene, auf der andern weilt er mit Vergnügen auf
den berühmten, mit reichen Weinpflanzungen bedeckten
Hegyallyaer Bergen, dem Vaterland des köstlichen Tokayer
Weines, und auf den andern Gebirgszügen der Unghvärer
und Beregher Gespannschaft.
U2
308
Der Kurort erfreut sich eines ausgebreiteten Rufes
und eines zahlreichen Zuspruchs von Kurgästen. Aulser
geräumigen , zur Aufnahme von Kurgästen bestimmten
Wohnzimmern, finden sich hier Einrichtungen zu Wannen-
bädern.
Das M.wasser perlt, ist von einem starken Schwefel-
o-eruch, einem bitterlich-salzigen Geschinacke, bildet der
Einwirkung der Atmosphäre ausgesetzt, einen grünlich-
weifscn Niederschlag 5 seine Temperatur beträgt 13,5 — 14°
R. bei 17° R. der Atmosphäre.
Seinem Gehalt und Wirkungen zufolge gehört dasselbe
zu der Klasse der erdig-salinischen Schwefelquellen.
Ein Pfund dieses M.wassers enthält:
Chlornatrium
20,00 Gr.
Clilorcalcium
12,00 —
Schwefelsaures Natron
1,00 —
Schwefelsaure Kalkerde .
6,00 —
Schwefelsaure Talkerde .
5,00 —
Kohlensaure Kalkerde
4,00 —
Kohlensaure Talkerde
2,00 —
50,00 Gr.
Schwefelwasserstoffgas in 100 K. Z. 40,00 Kub. Zoll.
Nach Kita i bei enthält es an festen Bestandtheilen
dagegen nur: kohlensaure Kalk- und Talkerde, Kieselerde
und Alaunerde.
Nach den Erfahrungen des Comitats-Physikus Hrn.
Dr. Czerinak, hat sich dieses M.wasser als Getränk,
Wasserbad und in Form der Umschläge von M. schlämm
sehr hilfreich in folgenden Krankheiten erwiesen:
1. Gegen Gicht und Rheumatismen, — gichtische
Contracturen und Geschwülste.
2. Stockungen, Geschwülste und Verhärtungen, —
sorophulösc und rhachitischc Beschwerden, Anschwel-
lungen und Verhärtungen der Leber und Milz, blinde und
Bchleimige Hämorrhoiden, Hypochondrie, Amenorrhoe.
•*• W ürmer, — namentlich Bandwurm 5 — in Form
von Getränk und Bad.
309
4. Chronische Hautausschläge, besonders Krätze,
i Flechten, Kopfgrind, veraltete Geschwüre, Sommerspros-
sen, Leberflecke, — rauhe, spröde, harte Haut. —
Sehr erhöht wird in den genannten Fällen die Wirkung
der Wasserbäder durch Umschläge von M. schlämm.
5. Chronische Merkurialvergiftungen, — so wie meh-
rere Formen von venerischen Leiden.
H. J. v. Crantz a. a. O. S. 187.
P. Kitaibel 1. c. T. I. p. 286.
J. v. Csaplovics, Gemälde von Ungarn. 1SL29. S. 1U(X
Aufser dieser} M. quelle ist in der Unghvarer Gespan uschaft
noch zu erwähnen:
Der Sauerbrunnen von Uzsok mit einer Badeanstalt.
Von den M. quellen der Beregher Gesnannscbaft nenne ich :
Die M. quelle zu Nelipina, eine salzhaltige Quelle mit Ge-
bäuden zu Bädern und Wohnungen für Kurgäste.
H. J. v. Crantz a. a. 0. S. 200.
J. v. Csaplovics, Gemälde von Ungarn. 1829. S. 10ös
Die M. quelle von Szent-Iväny , unfern Munkasz , ein ei-
senhaltiges M. wasser, seit 1826 bekannt, zu Bädern benutzt.
P. Kitaibel 1. c. T. I. p. 210.
Js. v. Csaplovics, Gemälde von Ungarn. 1829. S. 100.
Aufser diesen gedenken mehrere Schriftsteller noch der M.quellen
von Szolyva, Dragober tfalva, Krabouicza, Latukas,
Paszika, Polena, Szolotsina, Podhering, Sztrojna,
Z d e n o v a.
22. Die Heilquell en der 6'öfflörer und Klei n-Honther
G espannscb aft.
Die Mehrzahl der hier entspringenden M.quellen ent-
hält viel Kohlensäure, und an festen Bestandtheilen als
vorwaltende : kohlensaure Erden, kohlen- und schwefelsau-
res Eisen; im Jahre 1795 wurden sie von dem Physikus
des Comitates St. Pill mann, später von seinem Nach-
folger G. Marikoyszky Edlen von Nagy Toronya
chemisch untersucht.
310
Physische und analytische Beschreibung aller M.quellen des löb'I,
Gömörer und Klein-Honther Comitates. Von G. Mari ko vszky Ed-
len von Nagy Toronya, Leutschau 1814.
Die M. quelle von Rosnau. Die Stadt Rosnau, jetzt bi-
schöfliche Residenz, liegt in einem engen, von steilen, an Metallen
reichen Bergen gebildetem Thale, welches sich nach Süden in eine
Ebene öffnet.
Die M.quellen, der Zahl nach drei, sind sehr wasserreich und
entspringen unfern der Stadt: die eine aus einem ehemaligen Stollen,
eine zweite, welche zu Bädern benutzt, den Namen „der Badequelle,,
führt, und eine dritte, gegen 300 Schritte vom Bade entfernt.
Das Wasser ist klar, farblos, von einem starken, tintenhaften
Geschmack, und setzt der Einwirkung der Luft ausgesetzt, viel Ei-
senocker ab. Nach Marikovszky beträgt ihre Temperatur 10° R.
bei 15° R. der Atmosphäre, ihr spec. Gewicht 1,004.
31 aryko vszky 's Untersuchung zufolge enthalten sechzehn Unzen :
Kohlensaures Eisen . . . 0,444 Gr.
Schwefelsaures Eisen . . 8,000 —
8,444 Gr.
Innerlich gebraucht verursacht es leicht, wegen seines grofsen
Eisengehaltes, Magenbeschwerden. Dagegen wird es in Form von
Bädern viel gebraucht und von Marikovszky gerühmt bei Proflu-
vien passiver Art, — namentlich Hämorrhagien, profusen Schweifsen
und Pollutionen.
G. v. Marikovszky, phys. u. analytische Beschreibung. S. 62.
P. Kitaibel 1. c. T. I. p. 311.
Das M.w asser zu Kun-Taplocz oder Tapolczan ent-
springt in mehreren Quellen in so grofser Menge, dafs der Abflufs
derselben, welcher sich in den Sajo ergiefst, eine Mühle treibt. Es
hat den Geschmack von reinem Quell wasser, entwickelt geschüttelt
Blasen, bildet, längere Zeit der Einwirkung der Luft ausgesetzt, einen
weifsen Niederschlag, ist im Sommer kühl, im Winter lau.
Nach Marikovszky kommt es in seinen physischen und che-
mischen Verhältnissen mit dem Kiralyer M.wasser überein.
Als Getränk und Bad rühmt man es gegen Gicht.
G. Marikovszky a. a. O. S. 77.
P. Kitaibel 1. c. T. I. p. 312.
Das Jolsvaer M.wasser ist dem vorigen fast ganz gleich,
«Mit wickelt jedoch mehr Blasen, als jenes, wirkt mehr auf die Harn-
werkzeuge und wird gegen Hautkrankheiten gerühmt.
P. Kitaibel I. c. T. I. p. 312.
Die M. quelle von he wärt entspringt in dem Ratkoer Di-
strikte eine halbe Stunde von Lewart, in einem engen, von Kalkbcr-
gen eingeschlossenem Wicscuthale, unfern des Thurotzbachcs, sain-
311
I melt sich in einem Wasserbehälter, dessen Umfang 30 Schritte be-
i trägt, und bei welchem von der Cseruschischen Familie ein ßa-
dehaus errichtet wurde.
Nach Kitaibel hat sie grofse Aehnlichkeit mit dem Taploczaer
und Jolsvaer M. wasser.
G. Marikovszky a. a. 0. S. 70.
P. Kitaibel 1. c. T. I. p. 313.
Das Teig är der M. wasser. Telgärd (Thiergarten) liegt am
Ursprange des Flusses Gran, am südlichen Fufse des Königsberges,
eines der höchsten der Gespannschaft, in einem breiten, schönen
Thale, vier Stunden von Murany.
Das nach Telgärd benannte M.wasser entspringt in drei kalten,
an Kohlensäure reichen öl. quellen; die obere und mit t lere bil-
det, der Einwirkung der äufsern Luft ausgesetzt, einen weifsen Nie-
derschlag, die untere dagegen, welche eisenreicher scheint, einen
safrangelben.
Alle drei werden zu der Klasse der Säuerlinge gezählt. Nach
Marikovszky enthalten sechzehn Unzen:
Kohlensaure Kalkerde . . 1,111 Gr.
Kohlensaures Eisen . . 0,666 —
Kohlensaures Natron . . 4,000 —
Chlornatrium .... 2,666 —
Kieselerde .... 0.222 —
8,665 Gr.
Kohlensaures Gas . . . 32,00 Kub. Z.
Getrunken wirkt es auflösend, eröffnend, diuretisch und wird em-
pfohlen bei Stockungen in den Organen des Unterleibes, Hypochon-
drie und Hysterie.
G. Marikovszky a. a. O. S. 5ä.
P. Kitaibel I, c. T. I. p. 312.
Die M. quelle zu Tiszolcz oder Teisholz im Klein-Hon-
ther Distrikte, eine halbe Stunde von Tiszolcz in einem engen, von
hohen Kalkbergen eingeschlossenem Thale, ist klar, von einem ange-
nehmen, säuerlich - prickelnden Geschmacke, perlt stark, ihre Tem-
peratur beträgt bei 15° R. der Atmosphäre 10° R., ihre spec. Ge-
wicht 1,004.
Nach Marikovszky enthält sie in sechzehn Unzen Wasser:
Kohlensaure Kalkerde
6,666 Gr.
Chlorcalcium . ;
0,444 -*
Schwefelsaure Kalkerde
2,000 —
Kieselerde
0,666 —
Harzstoff . . . .
0,222 —
9,998 Gr.
Kohlensaures Gas
32,00 Kub.Z
312
1
Marikovszky empfiehlt es bei Schwäche der Verdauung, na-
mentlich bei Säure des Magens, Sodbrennen.
G. Marikovszky a. a. 0. S. 39.
Das He ter M.wasser entspringt in zwei Quellen, welche in
einer Stunde acht Eimer Wasser geben, ist klar, färb- und geruchlos,
von einem angenehmen Geschmack, und wird als Getränk und Bad ge-
gen Rheumatismen benutzt.
P. Kitaibel 1. c. T. I. p. 313.
Die M. quelle von Kiräly, sehr wasserreich, hei dem Dorfe
dieses Namens, eine halbe Stunde von Tornallye, auf dem rechten
Ufer des Säjo. Ihr Wasser ist klar, farblos, von einem widerlichen
Geschmack, einem hepatischen Geruch, entwickelt Blasen und bildet
beim Kochen einen weifslichen Niederschlag. Im Sommer ist es
kalt, im Winter lau und friert nie zu. Seine Temperatur bestimmt
Marikovszky zu 20° R. bei 23° R. der Atmosphäre, sein spec.
Gewicht zu 1,001.
Nach Marikovszky enthalten sechzehn Unzen Wasser an fe-
sten Bestandtheilen :
Kohlensaure Kalkerde . . 5,777 Gr.
Schwefelsaure Kalkerde . . 2,222 —
7,999 Gr.
Innerlich und äufserlich angewendet soll es leicht einen Haut-
ausschlag bewirken, und als Bad sich hilfreich bei Geschwüren,
gichtischen und rheumatischen Beschwerden erweisen.
G. Marikovszky a. a. 0. S. 72.
P. Kitaibel 1. c. T. I. p. 314.
Die M. quelle von Värgede entspringt in dem S6rker Di-
strikte, an dem Gortwatlufs, zwei Stunden von Rima-Szombath, am
Fufse des aus eisenhaltigem Tonschiefer und Kalk zusammengesetz-
ten Schloi'sberges, auf welchem nur noch wenig von den Ruinen von
Värgede wahrzunehmen ist.
Das M.wasser ist klar, farblos, perlt stark, hat einen angeneh-
men, säuerlich - prickelnden, etwas zusammenziehenden Geschmack ;
die Temperatur desselben beträgt nach Marikovszk}' 10° R. bei
16° R. der Atmosphäre, das spec. Gewicht 1,002.
Nach Marikovszky enthalten sechzehn Unzen Wasser:
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaure Talkerde
Kieselerde
Kohlensaures Eisen
Chloreisen
Extractivstoff .
Kohlensaures Gas
1,333
* B 1 .
0,222
1,333
0,222
—
0,111
—
4,109
Gr.
18,066
Kttb. Z.
313
Iu seiner Wirkung gleicht es dem Sider M. wasser. Es wirkt
diuretisch, gelinde eröffnend, stärkend, und wird in Krankheiten von
Schwäche empfohlen.
G. Marikovszky a. a. 0. S. 26.
P. Kitaibel I.e. T. I. p. 314.
Das AjnäcsköerM. wasser (Aqua Hajnatsköensis), entspringt
auf einem Wiesengrunde zwischen Ajnatskö und Almagy, kaum eine
halbe Stunde von beiden entfernt; die benachbarten Berge bestehen
aus grauem Sand- und Kalkstein und eisenhaltigem Thonschiefer.
Das M.wasser ist trübe, von einem säuerlichen, etwas zusammen-
ziehendem Geschmack und wirft viel Blasen; seine Temperatur dif-
ferirte nach Marikovszky im Monat Juni um 6° R. von der der
Atmosphäre, sein spec. Gewicht betrug 1,004, seine Wassermenge
scheint zu wechseln, und im Winter, so wie bei trockner Witterung,
sich zu vermindern.
Nach Marikovszky enthalten sechzehn Unzen:
Schwefelsaure Kalkerde
Kohlensaure Kalkerde
Kieselerde
Kohlensaures Eisen
Harzstoff .
Kohlensaures Gas
Schwefel Wasserstoffes
Marikovszky rühmt es gegen Magensäure, Gries- und Steinbe-
schwerden, Retention der monatlichen Reinigung, Bleichsucht, Rheu-
matismen und chronische Hautausschläge.
G. Marikovszky a a. 0. S. 9.
P Kitaibel 1. c. T. I. p. 315.
Die M.quelle zu Sid. Das Dorf Sid liegt im Serker Dis-
trikte in einem engen Thale zwischen zwei Sandhügeln, zwei Stun-
den von Füek und Värgede. Die Hügel bestehen aus Sand und Lehm,
die nördlich gelegenen Berge aus eisenhaltigem Thonschiefer und
Kalkstein.
Von den hier entspringenden M.quellen erwähnt Marikovszky
vier. Ihr Wasser ist klar, geruchlos, von einem säHcrlichen, etwas
zusammenziehendem Geschmack, setzt einen gelben ocherartigen Nie-
derschlag ab ; nach M a r i k o v s z k y beträgt die Temperatur des Was-
sers 10° R. bei 19° R. der Atmosphäre, das spec. Gewicht 1,003.
Marikovszky's Analyse zufolge enthalten sechzehn Unzeu:
Kohlensaure Kalkerde . . . 2,444 Gr.
Kohlensaure Talkerde . . . 1,111 —
Kohlensaures Eisen . . . . 1,333 —
1,222
Gr.
4,666
—
0,111
—
1,777
—
1,111
—
8,887
Gr.
. 14,666 Kub.Z.
•
2,000
—
16,666
Kub
Z
314
Chloreisen. . . .. . 0,1t 1 Gr.
Kieselerde 0,444 —
Harzstoff 0,111 —
5,554 Gr.
Kohlensaures Gas « 8,00 Kub. Z.
Marikovszky empfiehlt es gegen Sehwäche der Verdauungs-
werkzeuge, Appetitlosigkeit, Säure des Magens, — so wie gegen Re-
tentio Mensium und Häniorrhoidalbeschwerden.
G, Marikovszky a. a. 0. S. 20.
P. Kitaibel 1. c. T. I. p. 315.
Das Szutorer M.wasser (Aqua Szutoriensis), im Serker Di-
strikte, aus einem beträchtlichen Lehmlager entspringend, ist nicht
ganz klar, von einer weifslichen Farbe, einem säuerlichen Geschmack,
einem schwefeligen Geruch und perlt ziemlich stark; seine Tempera-
tur beträgt 10° R., seine spec. Schwere 1,0013.
Marikovszky fand in sechzehn Unzen Wasser :
j\min.ii>iiuii" iicinvi nie . .
Kohlensaure Talkerde
0,666 —
Kohlensaures Natron
0,666 —
Chlornatrium . . « ,
0,444 —
Kieselerde
0,444 —
4,886 Gr.
Kohlensaures Gas
. 18,666 Kub. Z
Schwefelwasserstoffgas .
0,666 —
19,332 Kub. Z.
Es wirkt ähnlich dem M.wasser von Ajnatskö, hat noch einen
angenehmem Geschmack als dieses, und wird von Marikovszky
gerühmt bei Stockungen in den Eingeweiden des Unterleibes, Träg-
heit des Darmkauais und Krankheiten der Harnwerkzeuge.
G. Marikovszky a. a. O. S. 32.
P. Kitaibel 1. c. T. I. p. 316.
Das Rima-Brczo er M.wasser , im Klein-Honther Distrikte,
am Rimaflufs, von RimarBrezo eine halbe, von Rima-Szombath vier
Stunden entfernt. Der Berg, an dessen Fufs diese M. quelle ent-
springt, besteht aus eisenhaltigem Schiefer und Sandstein.
Das Wasser ist klar, von einem säuerlich-prickelnden, etwas zu-,
sammenziehenden Geschmack , entwickelt viel Gas und setzt viel
och'erartigen Niederschlag ab; seine Temperatur betrug nach Ma-
rikovszky 10° R. bei 17" R. der Atmosphäre, sein spec. Gewicht
1,002.
Nach Marikovszki enthält es in sechzehn Unzen:
Kohlensaure Kalkerde . • . 4,444 Gr.
Kohlensaures Eisen .... 0,888 —
Chlornatrium 0,888 —
6,220 Gr.
315
Kohlensaures Gas
G. M a r i k o v s z k i a. a. 0. S. 3"
16,000 Kub.Z.
Das Suhaer M.wasser, im Klein - Honther Distrikte, zwei
Stunden von Rima - Szombatb an der Strafse, welche von da nach
dem Dorfe Suha führt, am Fufse eines Hügels.
Das M.wasser ist trübe, geruchlos, entwickelt nur wenig Luft-
blasen, hat die Temperatur von 8° R. bei 16° R. der Atmosphäre,
sein spec. Gewicht beträgt 1,005.
Nach Marikovszky enthält es in sechzehn Unzen :
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaure Talkerde
Chlornatrium
Kieselerde .
Extractivstoff
6,000 Gr.
0,888 —
1,111 —
0,666 —
0,222 —
8,887 Gr.
Kohlensaures Gas .... 5,333 Kub. Z.
So wirksam sich dieses M.wasser auch als auflösendes Mittel bei
Verhärtungen gezeigt hat, so wird es doch wenig gebraucht, wegen
der Nähe des kräftigen Pongyeloker M. wassers.
G. M a r i k o v s z k y a. a. O. S. 42.
Der Pongyeloker Säuerling, im Klein-Honther Distrikte,
von dem Dorfe Pongyelok kaum eine Viertelstunde entfernt. Der
Boden, welchem er entquillt, besteht aus Lehm und Thon ; unfern
der Quelle findet sich eine Stelle, wo eine starke Entwickelung von
kohlensaurem Gase statt findet.
Das M.wasser ist klar, geruchlos, von einem angenehmen säuer-
lich-prickelnden Geschmack, und perlt stark; seine Temperatur be-
trug am 27. August 12° R. weniger als die der Atmosphäre, sein
spec. Gewicht 1,003.
Nach Blarikovszky enthält es in sechzehn Unzen:
Kohlensaure Talkerde . . . 0,444 Gr.
Salzsaures Ammonium
Thonerde .
Kieselerde .
Extractivstoff .
0,444 —
0,111 —
0,666 —
0,111 —
Kohlensaures Gas
1,776 Gr.
. 20,00 Kub.Z.
Das M.wasser wird in Krügen nach Rima- Szombatb gebracht,
und nach Marikovszky als auflösend - eröffnendes Getränk sehr
gerühmt bei Stockungen im Unterleibe, Verhärtungen der Leber und
Milz, Verschleimungen, Hypochondrie und Krankheiten der Harn-
werkzeuge.
G. Marikovszky a. a. O. S. 44.
Das Czakoer M.wasser (Aqua Czakoviensis). Czako liegt
an dem kleinen Balogflufse, nur dreiviertel Stunden von Rimaszets
316
entfernt. Das M.wasser, in zwei Quellen entspringend, ist klar, ge-
ruchlos, von einem säuerlichen Geschmack und entwickelt nur we-
nig Luftblasen; seine Temperatur beträgt 10° R., sein specif. Ge-
wicht 1,002.
Marikovszky fand in sechzehn Unzen:
Kohlensaure Kalkerde . . . 2,444 Gr.
Kohlensaures Natron . . . 0,666 —
Kieselerde 0,444 —
Kohlensaures Eisen .... 0,111 —
3,665 Gr.
Kohlensaures Gas .... 5,333 Kub. Z.
Von den genannten ähnlichen Säuerlingen dieser Gespannschaft
unterscheidet es sich durch seinen sehr geringen Eisengehalt. Nach
Marikovszky wirkt es auflösend, eröffnend, diuretisch, und erweist
sich sehr hilfreich gegen nach Fiebern zurückgebliebene Stockungen
in den Unterleibseingeweiden.
G. 31 a r i k o v s z k y a. a. O. S. 34.
P. Kitaibel 1, c. T. I. p. 316.
Die Mastintz er M.quelle, im Kleiu-Honther Distrikte, nur
eine halbe Stunde von dem Pongyeloker M. brunnen entfernt, unfern
der von Zaluzän nach Zeleno führenden Strafse, häufig durch Regen-
wasser verdünnt.
Es ist klar, geruchlos, von angenehmem säuerlichem Geschmack,
entwickelt wenig Luftblasen und hat die Temperatur von 10° R. bei
14° R. der Atmosphäre, sein spec. Gewicht beträgt 1,003.
Nach Marikovszky enthält es in sechzehn Unzen:
Kohlensaure Talkerde . . . 0,444 Gr.
Chlornatrium ...... 0,444 —
Kieselerde 0,222 —
1,110 Gr.
Kohlensaures Gas .... 5,333 Kub.Z.
G. Marikovszky a. a. O. S. 48.
Das M.w asser von G ortiv a- Kisfalu, eine halbe Stunde
östlich von Värgede, nach dem Dorfe Gortwa- Kisfalu benannt, au
Gehalt und Wirkung dem M. wasser von Aärgedc sehr ähnlich, ent-
hält nach Marikovszky in sechzehn Unzen:
Kohlensaure Kalkerde . . . 0,SS8 Gr.
Kohlensaure Talkerde . . . 1,333 —
Kohlensaures Eisen .... 1,333 —
Cliloreisen 0,222 —
Kieselerde 0,222 —
3^98~GiT
Kohlensaures Gas .... 18.666 Kub.Z,
G. Marikovszky a. a. 0. S. 31.
317
Das Ratko -Suhaer M.w asser im Ratkoer Distrikte, eine
halbe Stunde von Ratko, und eben so weit von Sulia und Dobra-
Patak entfernt; der Boden, welcher die Quelle umgiebt nnd aus wel-
chem sie entspringt, besteht aus Lehm und einem viel Glimmer füh-
renden Thonschiefer.
Das M. wasser ist klar, von einem schwachen säuerlichen Ge-
schmack und entwickelt wenig Luftblasen ; seine Temperatur beträgt
bei 12° R. der Atmosphäre 8° R., sein spec. Gewicht l,00'/„.
Nach Mariko vsz ky enthält es in sechzehn Unzen:
Kohlensaure Kalkerde . . . 0,444 Gr.
Schwefelsaure Kalkerde . . , . 0,666 —
1,110 Gr.
Kohlensaures Gas .... 8,00 Kub. Z.
Nach Mariko vszky wirkt es gelinde eröffnend, diuretisch und
wird von den Bewohnern der Umgegend im Sommer viel getrunken.
G. Mari ko vszky a. a. O. S. 53.
Die M. quelle von Eltsch, nach Marikovszky an Gehalt
und "Wirkung sehr ähnlich den Kiralyer, Lewarter und Taploczer
M. quellen, wird in Form von Bädern benutzt.
G. Marikovszky a. a. 0. S. 78.
Die M. quelle von Baratz im Putnoker Distrikte. Das kleine
Dorf, nach welchem diese M.quelle ihren Namen erhielt, liegt in ei-
nem engen Wiesenthaie zwischen Füge und Zako.
Das M. wasser ist trübe, geruchlos, von einem säuerlichen Ge-
schmack, entwickelt Luftblasen, hat die Temperatur von 10° R.; sein
spec. Gewicht beträgt 1,001.
Nach Marikovszky wirkt es gelind stärkend und enthält in
sechzehn Unzen :
Kohlensaure Kalkerde . . . 1,888 Gr.
Schwefelsaure Kalkerde . . . 0,444 —
Kohlensaures Eisen .... 0,222 —
Kieselerde . . . . . . 0,222 —
2,776 Gr.
Kohlensaures Gas .... 10,666 Kub. Z.
Das J elener M.wasser in der Gömörer Gespannschaft zwi-
schen Susäny und Suha, anderthalb Stunden von Rima-Szombath ent-
fernt, nach letztgenanntem Ort im Sommer häufig gebracht, ist klar,
von einem säuerlich -zusammenziehenden Geschmack, entwickelt viel
Gasblasen, hat die Temperatur des Suhaer M.brunnens; sein spec.
Gewicht beträgt 1,003.
Nach Marikovszky enthält es in sechzehn Unzen:
Kohlensaure Kalkerde . . . 2,666 Gr.
Kohlensaures Eisen .... 0,666 —
3,332 Gr.
Kohlensaures Gas . . . 16,00 Kub. Z.
318
Als reizend- stärkendes Mittel empfieht es Mari k ovszky bei
Schwäche der Verdauung, Nervenschwäche, Hysterie und Bleichsucht.
G. Marikovszky a. a. 0. S. 50.
Die M. quelle zu Po Csevicze, westlich eine halbe Stunde
von Värgede, in seinem Gehalte und Wirkungen sehr ähnlich den
von Vargede und Sfd. Nach Marikovszky's Angabe enthalten
sechzehn Unzen Wasser:
Kohlensaure Kalkerde . . . 0,888 Gr.
Kohlensaure Talkerde . . . 1,333 —
Kohlensaures Eisen .... 1,777 —
Kieselerde 0,222 —
Harzstoff 0,111 —
4,331 Gr.
Kohlensaures Gas .... 13,333 Kuh. Z.
G. Marikovszky a. a. 0. S. 30.
23. Die Heilquellen der Arader und Bekescher Ge-
span nsch aft.
Die M. quellen zu Boros-Je?iö. Boros-Jenö, in
der Arader Gespannschaft, liegt in einer weiten morastigen
Ebene, welche nur von den wenigen, mit Weingärten und
Laubholz bedeckten, Hügeln von Mokra und Kära-Ulä
durchschnitten wird. Am Fufse des letztern, aus schwarz-
grauem Porphyr bestehenden Hügels, anderthalb Stunden
von Boros-Jenö, dicht an der Landstrafse in einem Eichen-
walde entspringen zwei M. quellen.
Ihr M. wasser ist klar, kalt, perlt stark, besitzt einen
schwachen Geruch, einen säuerlich zusammenziehenden Ge-
schmack.
Kitaibel hat dieses M. wasser dreimal untersucht.
Seinen Untersuchungen zufolge soll dasselbe : kohlensau-
res Gas, schwefelsaures Eisen, schwefelsaure Kalk- und
Talkerde und Kupfer (?), (von welchem man sonst iii der
Gegend keine Spur findet), enthalten. — Der vorzüglich
wirksame Bestandteil scheint schwefelsaures Eisen zu sein.
Der Comitats-Physikus Dr. Rosa rühmt es gegen
chronische 1 lautausschläge.
P. Kitaibel 1. c. T. II. p. 222.
319
Es gehören hierher ferner:
Die M. quelle zu M onyasza (Aqua Monyaszensis), in der
Arader Gespannschaft, entspringt in einem anmuthigen Thale bei dem
Gute dieses Namens aus Kalkstein ; unfern derselben kommen meh-
rere ähnliche M. quellen zu Tage.
Das M.wasser ist nach Rosa klar, von einem schwachen Schwe-
felgeruch, lauwarm, hat das spec. Gewicht von 1,004, und enthält
Eisen, Kalkerde und Schwefelwasserstoffgas.
Benutzt hat mau es gegen Nervenschwäche, bei Augenentzün-
dungen und venerischen Lokalaffectionen.
P. Kitaibel 1. c. T. II. p. 243.
Das Pankotaer M.wasser (Aqua Pankotensis), beim Gute
Pankota, am Fufse der gleich benannten Berge entspringend, angeb-
lich schon von den Türken zu Bädern benutzt, hat einen schwach
hepatischen Geruch und enthält au festen Bestandtheilen kohlensaure
und Chlor-Salze.
P. Kitaibel 1. c. T. II. p. 244.
Das Meneser M.wasser (Aqua Menesiensis), in der Arader
Gespannschaft. Untersucht wurde dasselbe von J. Sa dl er. Dieser
Analyse zufolge enthalten sechzehn Unzen:
Chlortalcium 7,272 Gr.
Chlornatrium 9,090 —
Kohlensaure Talkerde (u. Alaunerde?) 5,454 —
Kohlensaure Kalkerde . . . 15,930 —
Schwefelsaure Kalkerde . . . eine Spur
37,746 Gr.
Kohlensaures Gas .... 36,363 Kub.Z.
Die M. quelle auf der Tsorv äs er Haide in der* Beke-
scher Gespannschaft, zwischen Oroshava und Bekes, ist von mildem
salzigem Geschmack und geruchlos.
Die M. quellen in der Tenkerer, so wie in der Szigeter
Meierei sind farblos, klar, geruchlos, von einem faden Geschmack
und enthalten nach Kitaibel's Versuchen viel kohlensaures Na-
tron, Chlor-, weniger schwefelsaure Salze und gehören zu den in
Ungarn so häufig vorkommenden, viel kohlensaures Natron enthalten-
den Mineralwässern.
P. Kitaibel 1. c. T. II. p. 218.
Das M.w asser des Teiches Gyöpdros in der Bekescher
Gespannschaft, ist von gelblich -bräunlicher Farbe, ähnlich der von
verdünntem altem Wein, geschmacklos, von einem hepatischen Ge-
ruch. Nach Kitaibel enthält es an festen Bestandtheilen kohlen-
saures Natron und kohlensaure Erden.
P. Kitaibel 1. c. T. II. p. 219.
320
24. Die Heilquellen der Baranycr, Biliarer, Märmaroser,
Szabolczer, Ugocser, Szatbmarer und Torner
Gespannschaft.
Das Bad zu Harkany, in dem Dorfe dieses Na-
mens in dem südwestlichen Theile der Baranyer Gespann-
schaft, Eigenthum des Grafen Batthyany, — in einem,
von einer ziemlich hohen Gebirgskette und der Drau be-
gränzten Thale gelegen, eine halbe Stunde von dem Markte
Siklds, drei und eine halbe Stunde von Fünfkirchen
entfernt.
Entdeckt wurden die M. quellen im Jahre 1824 beim
Graben von Kanälen und durch die zufällige Heilung- ei-
nes Arbeiters, welcher seit längerer Zeit an Gicht litt.
Von Seiten der Grundherrschaft ist zur Verschönerung"
der Umgebungen und Verbesserung der vorhandenen Ein-
richtungen bereits viel geschehen. Die Zahl der Kurgäste
betrug in den letzten Jahren 9 — 1100. Zu ihrem Unter-
kommen dient ein unfern der Bäder befindliches Wohnge-
bäude, — in der Badeanstalt befinden sich Badecabinette
mit Wannen , und zwei gröfsere Bäder für die ärmere
Klasse.
Man unterscheidet drei Brunnen, von welchen der hei-
fseste die Temperatur von 47° R., der weniger heifse die
von 35° R. hat.
Das M. wasser wirft starke Blasen, ist von einem
starken Schwefelgeruch ; seine specif. Schwere beträgt
0,9S0 : 1,000 bei 10° R. der Atmosphäre, seine Wasser-
menge in 16 Stunden 3,840 Eimer.
Der Analyse zufolge enthalten zwei Apothekerpfund
Wasser :
Kohlensaure Kalkerde
. 11,058 Gr.
Kohlensaure Talkcrde
2,000 —
Chlornatrium ...
3,493 —
0,096 —
17,247 Gr.
Schwefolwasserstoffgas .
. 22,75 Kub. Z.
Nach Patkovich enthält das Tb. wasser auch Bergöhl und
hier-
321
hiervon dürfte sich zum Theil seine günstige Wirkung bei Krankhei-
ten der Harnwerkzeuge erklären lassen.
Seinen Mischungsverhältnissen und Wirkungen zufolge
gehört dieses M.wasser zu den kräftigsten Schwefelther-
men, und ist daher in allen den Fällen zu empfehlen und
zu widerrathen, in welchen letztere indicirt oder contrain-
dicirt sind.
H. Dr. Patkovich, Physikus der Baranyer Ge-
spannschaft, empfiehlt es am Morgen als Getränk zu 4
his 6 Gläsern, als Wasserbad und benutzt den M. schlämm,
entweder bei heftigen Lokalleiden als Umschlag, oder mit
Th.wasser verdünnt als Hand- und Fufsbad, zur Unterstü-
tzung bei dem Gebrauch ganzer Bäder.
Die Trinkkur wird nur zur Unterstützung der Wirkung der Bäder
benutzt, ist aber iu dieser Verbindung bei Stockungen im Unterleibe,
Krankheiten der Harnwerkzeuge und scropbulösen Leiden von gro-
fser Wirksamkeit.
Die Bäder werden nach Erfordernifs zu 28 — 31° R. genommen,
zum Nachtheil der Kranken, trotz aller Warnung, noch heifser. Schwa-
che Kranke baden meist täglich nur einmal, die Mehrzahl zweimal
und verweilt in einem Bade eine Viertel- bis ganze Stunde. Die
Zahl der Bäder wird bei rheumatischen und gichtischen Kranken im
Durchschnitt auf 24 bis 36 festgesetzt, bei hartnäckigen Hautausschlä-
gen aber auf mehr. Fälle von Ueberbaden kommen nicht selten vor.
Nach J. von Yering, Patkovich und Kremzir,
welcher i. J. 1838 das Bad selbst besuchte, erweiset sich
dieses Th. wasser sehr hilfreich in folgenden Krankheits-
klassen :
1. Gichtischen und rheumatischen Leiden, schlecht ge-
heilten Wunden, Anchylosen und Contracturen.
2. Chronischen Hautausschlägen, veralteten Geschwüren.
3. Stockungen im Unterleibe, Hämorrhoidalbeschwer-
den, Anschwellungen der Leber und Milz.
4. Chronischen Nervenkrankheiten, durch gichtische,
rheumatische oder psorische Metastasen bedingt, — Zit-
tern der Glieder, Lähmungen.
5. Krankheiten des Drüsen- und Lymphsystems, na-
mentlich Skropheln. — Von grofser Wirksamkeit ist der
M. schlämm örtlich bei Drüsenverhärtungen angewendet.
II. Theil. X
322
6. Verschleimung und Blennorrhoeen der Harnwerk-
zeuge.
7. Chronischen Metall-, vorzüglich Merkurial- und A-r-
senikvergiftungen.
Tudomänyos Gyüitemeny. 1825. December.
J. v. Csaplovics, Gemälde von Ungarn. 1820. S. 99.
Die Heilquellen zu Harkäny, kurz dargestellt von Dr. Patko-
vich, Physikus im Baranyer Komitate. Fünfkirchen 1830.
J. v. Vering in: allgem. medizin. Zeitung. Altenburg 1830. Nr. 6.
S. 81.
J. v. Vering's eigentbüml. Heilkraft verscbiedener M. wässer.
1S36. S. 32.
Kremzir in: H. Beer's Gesundlieitszeitung. 1839. Nr. 29.
S. 241. u. S. 245.
Kaiisch, allg. Zeitung d. Brunnen- u. Badeweseus. 1839. S. 17,
Es gehört hierher ferner in der Baranyer Gespannschaft:
Die M.cjuelle zu K'ükeny, nebst einer Badeanstalt.
In der Biliarer Gespannschaft sind zu erwähnen:
Der Sodasee am Wege von Grofs- Wardein nach Debrezin, als
Bad benutzt.
J. von Csaplovics topogr. Statist. Archiv von Ungarn. Bd. I.
S. 34S.
_ _ Gemälde von Ungarn. 1829. S. 100.
Die M. quelle von Szaldrd, Eigenthum des Grafen Csaky.
Obschon sie bereits im Jahre 1798 entdeckt wurde, hat man sie spä-
ter vernachlässigt. In neuern Zeiten entdeckte man eine zweite,
errichtete ein Badehaus und seit der Zeit wird sie als Heilquelle be-
nutzt; im Jahre 1822 erfreute sie sich eines zahlreichen Zuspruchs.
Nach einer unvollkommenen Analyse enthält sie in einem Pfund fünf
Gran fester Bestandtheile, unter diesen viel Eisen.
Tudomänyos Gyüitemeny. 1822. Sept. S. 10.
Noch verdient in der Biliarer Gespannschaft eine besondere Er-
wähnung die sogenannte Schwellquelle (Dagado-Forriis). Sie ent-
springt in einem reizenden Thale auf dem Terrain des zur Yaskoßr
Herrschaft gehörigen Wallachiscben Dorfes Kalugy. Nach der Er-
y.ülilung von Csaplovics stöfst diese merkwürdige Quelle zu unbe-
stimmten Zeiten eine sehr beträchtliche Menge Wasser von sich und
rulit in der Zwiscbcnzeit. Jedem Wasscrausbruch geht immer ein
unterirdisches Brausen vorher. Die Menge des ausströmenden Was«
Bera ist nicht immer sich gleich; nach Csaplovics soll sie zuwei-
len an 50 Eimer betragen, zuweilen aber auch viel weniger. Die
323
Ausbrüche erfolgen täglich Öfter, — sehr häufig zwischen Weihnach-
ten und der Mitte des Sommers, dagegen -viel seltener in der zwei-
ten Hälfte des Sommers und im Herbste. Das Wasser selbst ist
rein, kalt, von einem angenehmen Geschmack, trinkbar, und friert nie
im Winter.
Die die Umgegend bewohnenden Wallachen schreiben dem Was»
ser Wunderkräfte zu und benutzen es häufig als Bad gegen Gicht,
Wunden und Krätze.
Tu dorn. Gyüitemeny. 1822. Sept. S. 85.
J. v. Csaplovics, Gemälde von Ungarn. Th. I. S. 86.
In der Marmaroser Gespannschaft sind bemerkenswert!!:
Die M. quelle von Suliguli (Schuliguli). Nach Torosie-
wicz enthält sie in sechzehn Unzen:
Kohlensaures Natron 12,8168 Gr.
Salzsaures Natron . . ' . . . . 6,1328 —
Kohlensaure Kalkerde 8,9104 —
Kohlensaure Talkerde 5,0780 —
Kohlensaures Eisenoxydul und Manganoxyd 0,4124 —
Thonerde 0,0141 —
Kieselerde ....... 1,2728 —
34,6373 Gr.
Die Menge des kohlensauren Gases scheint sehr beträchtlich, ist
aber noch nicht näher bestimmt.
Wegen seiner Haltbarkeit wird das M.wasser viel versendet. Be-
stellungen auf dasselbe werden zu Szigeth angenommen.
Buchner's Repert. für die Pharm. Bd. XXXIV. St. 1. S. 2.
Die M. quelle zu Kobola-Polydna (Aqua Kobolensis), ein
sehr kräftiger M. brunnen, mit einem gut eingerichteten Bade verse-
hen, wurde 1796 und 1815 untersucht, ist sehr reich an kohlensau-
rem Gase und enthält an festen Bestandteilen kohlen- und schwefel-
saure Salze.
Die M. quelle zu Dragomirfalva, eine kalte Schwefel-
quelle.
Vaterländische Blätter. 1812. Nr. 49.
Die besuchtesten Badeörter. Th. II. S. 273.
P. Kitaibel 1. c. T. II. p. 210. 216.
J. v. Csaplovics Gemälde von Ungarn. S. 97-
Von den M.quellen der Szab olcz e r Gespannschaft gedenke ich
nur der
M.quellen von Nyiregyhaza, der Zahl nach zwei, eine Sal-
peter- und eine natronhaltige.
P. Kitaibel 1. c. T. IL p. 217.
Von den M.quellen der Ugoczer Gespannschaft ist die
X2
324
I
M. quelle von Nagy- Tor na zu erwähnen, ein Saucrbrunner
mit einer Badeanstalt.
Von den M. quellen der Szathmarer Gespannscbaft nenne icb;
Die M. quelle von Bikszad, mit einem Bade auf dem Wege
nach Szatbmar, — ferner
Die Säuerlinge von Vämfalva, Baj-Falu und Nagy-Mo-
gyoros.
Noch ist zu erwähnen in der Torner Gespannschaft des Sauer-
brunnens zu Lö-Fej, ein halbe Stunde von der berühmten Höhle
Szilicz, — in der Weszprimer Gespannschaft der Schwefelquelle
zu Szent-Laszlo.
2. Die Heilquellen des Königreichs Galizien.
Die den Karpathen eigentümliche Gebirgsformation,
welche in Ungarn sich so bestimmt ausspricht, wiederholt
sich mit einigen Modifikationen in dem, an dem nördlichen
Abhänge dieses Gebirgszuges ausgebreiteten Galizien; es
finden sich daher hier in verwandten Gebirgsarten auch
ähnliche Erzeugnisse.
Ungarn ist reich an Steinsalz, Galizien nicht minder.
Die Salinen Galiziens geben jährlich einen Ertrag von
neun Millionen Centnern Sudsalz, und dabei bleiben viele
Salzquellen unbenutzt; alle entspringen aus Salzthon, wel-
cher mit Gyps, Kalk, Sandstein und zuweilen mit Stein-
salz lagert, — das Gebirge selbst gehört der Formation
des schwarzen Mergels mit Gryphitenkalk oder dem Mer-
gelsandstein an. — Der reiche Salzstock, welcher Galizien
durchstreicht, hat mächtige und weit verbreitete Verzwei-
gungen. Wer kennt nicht das berühmte Salzwerk zu Wie-
liczka, welches schon im dreizehnten Jahrhundert bebaut,
noch jetzt jährlich eine so reiche Ausbeute liefert!
Aufser den Salzlagern scheinen für die Qualität und
Mischungsverhältnisse der M.qucllen Galiziens sehr bemer-
kenswert h bedeutende Flötze von Sandmergel, Thon und
Gyps mit Schwefel und Erdharz, namentlich in dem Sam-
325
borer Kreise. Wie beträchtlich ist der jährliche Gewinn
von Schwefel zu Szwoszowice in dem Wadowicer Kreise!
Heifse M.quellen entbehrt Galizien ganz, besitzt dage-
gen an Eisenquellen und Säuerlingen die bekannten M.quel-
len von Kryniga, Korso w, Szczawnice, Dorn a-Kan-
dreny und Watra, — an Soolen und Koch salz wassern
die zu Wieliczka, Iwonicz und Bolechow und eine
grofse Menge kalter Schwefelquellen, von welchen eine
rühmliche Erwähnung verdienen die M.quellen von Lu-
bieri, Sklo, Niemirow, Szwoszowice und Novo-
s i e 1 c e.
Adalb. Oczko Cieplice w Krakowie 1578.
Ada Ib. Tylkowski, pbilosophia curiosa. Olivae 1680. P. IX.
cap. 34.
Gabr. Rzaczynski, historia naturalis curiosa regni Poloniae.
Sandomiriae 1721. p. 119.
— — actuarium historiae naturalis curipsae. Opus posthu-
mum. Dantisci 1742. p. 183.
H. J. v. Crantz, Gesundbr. der Oest. Monarchie. S. 233.
Vinc. Ferd. Tau.de, Synopsis fontium Austriae. p. 138. 141. 182.
Sam. Bredetzk}''s Reisebemerknngen über Ungarn und Gali-
zien. Wien 1809. Bd. II. S. 218.
C. v. Schindler, geognostische Bemerkungen über die Karpa-
tben. Wien 1S15. S. 30.'
Blöde, über die Uebergangsgebirgsformation im Königr. Polen.
Thürnagel in: C. J. B. Kars teu' s Archiv für Bergbau und;
Hüttenwesen. Bd. XII. 1826, St. 2, S, 337,
Ignat. Joan. Ressig, diss. inaug. med. sistens brevem exposi-
tionem aquarum mineralium regni Galiciae. Vindobonae 1827. 8.
Medic. Jahrb. des K. K. Oesterr. Staates. Jahrgang 1830. Bd. I.
St. 3. S. 182.
Fr. L. Siarczynski Bibliothekorz Wiadomosc o dawnym pow-
szechnice uzywania Lazcin, w Kraiach slowianshijek, a wszczgolno-
sci, w Polszcze i Rusi. 1828. T. II. — "Vergl. Zeitschrift der Osso-
linskischen Bibliothek zu Lemberg. Heft 2. S. 100.
A. Boue" in:- Journal de Geologie. 1830. T. I. p. 337.
Francisc. Benedict. Bulikowski, de aquis naturalibus me-
dicatis provinciarum antiquae Poloniae nee non de tumoribus adipo-
sis. Cracoviae 1S34.
1. Die M. quelle zu Lubien im Samborer Kreise.
Das Dorf, von welchem die M. quelle ihren Namen erhielt,
liegt drei Meilen von Lemberg, ist Eigenthum der Gräfin
326
Jablonowka, besitzt die nöthigen Einrichtungen zu Bä-
dern und erfreut sich eines zahlreichen Zuspruches von
Kurgästen.
Die Zahl derselben betrug im Jahre 1824 : 490, 1S25 : 482 und ''
1826: 518, — ungerechnet der armen Kranken, welche das Bad un-
entgeltlich gebrauchen.
Die M. quelle zu Luhieri gehört zu der Klasse der ei-
senhaltig-salinischen Schwefelquellen. — Ihr M.wasser ist
klar, farblos, von einem starken Schwefelgeruch und Ge-
schmack; seine Temperatur beträgt 8,2° R., sein spec. Ge-
wicht 1,005023.
Nach der Analyse von Th. v. Torosiewicz enthal-
ten sechzehn Unzen:
Schwefelsaures Natron .
Chlornatrium .
Kohlensaures Lithion
Kohlensauren Strontian .
Schwefelsaure Kalkerde .
Schwefelsaure Talkerde .
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaure Talkerde
Chlortalcium
Kohlensaures Manganoxydul
Kohlensaures Eisenoxydul
Schwefel ....
Kieselerde
Schwefelhaltiges Harz
Huuiusextract .
0,5634 Gr.
0,3400 —
0,0105 —
0,0182 —
15,5722 —
0,1060 —
2,1373 —
0,0760 —
0,2325 —
0,0073 —
0,0320 —
0,0362 —
0,0426 —
0,0349 —
0,3666 —
19,5757 Gr.
1,226 Kuh. Z.
2,401 —
0,426 —
Kohlensaures Gas .
Schwefelwasserstoffgas .
Stickgas
4,053 Kub.Z.
Benutzt wird dasselbe als Getränk und Bad in allen
den Fällen, wo eisenhaltig- salinische Schwefelwasser an-
gezeigt sind. Aufser den erforderlichen Vorrichtungen zu
W annenbädern linden sich auch hier Apparate zu Donche-,
Tropf- und Dampfbädern.
Man empfiehlt das Schwcfelwasser zu Luhieri in den
genannten Formen: bei Stockungen der Eingeweide des
327
Unterleibes, Anschwellungen der Leber und Milz, Gelb-
sucht, Hämorrhoidalbeschwerden, Hypochondrie, — Ver-
schleiunmgen und Schleimflüssen, — Rheumatismen und
Gicht, — chronischen Hautausschlägen, Flechten, Krätze,
_ Dyskrasieen, chronischen Merkurialvergiftungen , ver-
schiedenen Formen von degenerirter Syphilis, — Krank-
heiten der Harnwerkzeuge, Gries- und Steinbeschwerden,
Blennorrhoeen, Leiden der Prostata.
C. Kroczkiewicz, allgemeine Baderegeln für Luhien'. Lem-
berg 1798.
Physikalisch-chemische Analyse der mineralischen Schwefelquelle
zu Lubieii im Königreiche Galizien von Th. von Torosiewicz.
AVien 1829.
Buchner's Repertorium für die Pharmacie. Bd. XXVIII. St. I.
S. 158.
Ign. J. Pvessig 1. c. p. 22.
2. Das M. wasser %u Krynifa (Krynitza), im
Sandecer Kreise, entspringt in zwei Hauptquellen in ei-
nem sehr engen, von Nord-West nach Süd-Ost streichen-
den Thale. Schon im Jahre 1784 schenkte demselben die
Oest. Regierung ihre Aufmerksamkeit, Zu verschiedenen
Zeiten wurden die M. quellen gut gefafst und mit den nö-
thigen Gebäuden und Bädern umgeben, und gehören jetzt
zu den berühmtesten und besuchtesten Eisenquellen Ga-
liziens.
Das M. wasser ist klar, perlt stark, besitzt einen pri-
ckelnden, angenehm säuerlichen, später zusammenziehen-
den Geschmack, in der Nähe der Quellen, besonders gegen
Abend einen schwachen Schwefelgeruch, doch ohne^ dafs
Schwefelwasserstoffgas durch die chemische Analyse er-
mittelt worden wäre; seine Temperatur beträgt 7°R., sein
spec. GeAvicht 1,074.
Nach Schult es Analyse enthält dieses M. wasser in
sechzehn Unzen:
Chloruatrium
0,61 Gr.
Chlorcalcium
0,37 —
Kohlensaures Natron .
1,28 —
Kohlensaure Kalkerde.
. 12,16 —
328
Kohlensaures Eisen . . . 0,33 Gr.
Kieselerde 0,17 —
Extractivstoff .... 0,18 —
Erdharz 0,32 —
15,42 Gr.
Kohlensaures Gas . . . 45,3 K.Z.
Hundert Theile des auf dem Boden des Wasserbehäl-
ters befindlichen Niederschlags enthielten :
Kohlensaures Eisen . . . 27,50 Gr.
Kohlensaure Kalkerde . . 24,50 —
Chlorcalcium .... 0,96 —
Chlornatrium .... 1,27 —
Kieselerde 24,50 —
Extractivstoff .... 0,32 —
79,05 Gr.
Nach seinem Gehalt und seinen Wirkungen gebührt
diesem Wasser unter den stärkenden Heilquellen Galiziens
eine der ersten Stellen. Getrunken wirkt es reizend, zu-
sammenziehend, sehr diuretisch, mehr die Stuhlausleerun-
gen anhaltend, als vermehrend, und wird nicht blofs an
der Quelle als Getränk und Bad benutzt, sondern auch
versendet.
Contraindicirt in allen den Fällen, wo eisenreiche Heil-
quellen wegen ihrer reizend-erhitzenden Wirkung zu widerra-
then sind, empfiehlt man dasselbe vorzugsweise : bei chro-
nischen Nervenkrankheiten, namentlich Lähmungen, —
Schleimflüssen, Fluor albus, hartnäckigen Durchfällen, —
Schwäche der Verdauungswerkzeuge, Würmern, — allgemei-
ner Schwäche nach bedeutendem Säfteverlust, in dem Sta-
dium der Reconvalescenz, — Skropheln und Rhachitis, in-
sofern beide durch reine Schwäche bedingt werden.
J. A. Schuttes, über die M. quellen zu Kryniga im Saudcccr
Kreise. Wien 1807.
Vaterländische Blätter. Jahrsaug 1811. Nr. 2. S. 10.
*'r. Stirba v. Stirbitz, die M. quellen zu Krynica. Lemberg
1816.
Die besuchteste Badctfrtcr. Th. II. S. 309.
Stirba v. Stirbitz in: Beobachtungen und Abhandlungen aus
dnm Gebiete der gesammten Heilkunde von Oest. Acrztcu. Heraus-
229
gegeben von den Direktoren des Studiums der Keilk. Wien 1826.
Bd. V. S. 299.
Ign. J. Ressig I. c. p. 11.
Wladomsc o wodzie mineralney Krynickicy. 1S29.
3. Die M. quellen 2MÄ2CÄ«M'wece imSandecer
Kreise, fünf Meilen von Neu-Sandec, gleich weit von Kry-
nica entfernt. Das Dorf Szczawnice liegt dicht an der
Gränze von Ungarn auf einer Anhöhe in einem romanti-
schen Thale, welches von hohen Bergen von Thonschiefer
und Kalkstein gebildet, als eine Fortsetzung und Verzwei-
gung der Karpathen zu betrachten ist, welche hier mit
dem Namen der Pieninen belegt wird.
Die Monate Juni, Juli und August sind zu einer Brunnenkur in
Szczawnice die besten, zuweilen auch noch der September; der Mo-
nat Mai ist dagegen meist kalt, nafs und weder zu Trink- noch Ba-
dekuren zu empfehlen.
An dem Brunnen selbst befinden sich drei Dominialgebäude, au-
fser diesen Einrichtungen zu Bädern und Wohnungen für Kurgäste
in dem nahe gelegenen Dorfe Szczawnica wizia.
Im Sommer 1830 betrug nach Herb ich die Zahl der in Szczaw-
nice befindlichen Kurgäste mehr denn 300.
Kranke, welche Szczawnice besuchen wollen, wenden sich direct
an die Verwaltung in Szczawnice.
Chemisch untersucht wurde das M.wasser zu Szczaw-
nice zu verschiedenen Zeiten von Ign. Fonberg und
von Hrn. Prof. Rhodius.
Man unterscheidet zwei M. quellen:
1. Den Jos ephinenbrunnen in der Mitte des
Brunnenhauses. Sein Wasser ist hell, von einem ange-
nehmen, salzigen Geschmack von 8° R. Temperatur, wurde
bisher fleifsig getrunken.
2. Den Stephansbrunnen, im östlichen Theile des
Gebäudes. Sein Wasser ist hell, von einem etwas hepa-
tischen Geruch, einem weniger salzigen Geschmack, hat
die Temperatur von 7° R. und perlt stark.
Der Analyse zufolge enthalten nach Herbich in
sechzehn Unzen:
330
1. der Josephinenbrunnen: 2. der Stephausbrunnen:
Kohlensaures Natron . . 38,96 Gr. . . 18,472 Gr.
Chlornatrium . . . 39,44 — . . 23,316 —
Kohlensaure Kalkerdc . . 31,28 — . . 12,992 —
Extractivstoff, Kieselerde und
Verlust . . % . . 2,32 — . . 0,720 —
112,00 Gr. 55,500 Gr.
Kohlensaures Gas . . 24,8 Kub.Z. . 26,40 Kub.Z.
Schwefelwasserstoffgas . . l . . 1,20 —
24,8 Kub.Z. 27,60 Kub.Z.
Dieser Analyse zufolge gehört der Josephinenbrunnen
zu der Klasse der alkalischen Kochsalzquellen, der Ste-
phansbrunnen unterscheidet sich von demselben durch seine
Beimischung von Schwefelwasserstoffgas.
Beide M.quellen werden versendet unter den Signaturen „Szczaw-
nicer Josephinen-Brumien uud St. Stephans-Brunnen." Man wendet
sich deshalb entweder direct mit Bestellungen nach Szczawnice oder
an die Kreisstädte Galiziens. Im Zeiträume von fünf Jahren Avur-
den 168,704 zwei Quart haltige Flaschen dieses M wassers blofs in
das Inland versendet.
Für die Bereitung der Molken, um mit ihnen das M.wasser zu
trinken, wird von den Bewohnern von Szczawnice gesorgt; warm er-
halten wird die Milch oder Molke in besondern, zu diesem Zweck
mit heifsem Wasser gefüllten Apparaten, in welche man die, Milch
oder Molke enthaltenden Gefäfse stellt, — ähnlich den Vorrichtun-
gen, welche sich zu diesem Zweck an andern Kurorten, z. E. zu
Salzbrunn fn Schlesien, befinden.
Innerlich gebraucht wirken die M.quellen zu Szczaw-
nice gelinde reizend auf die Organe der Sc- und Exem-
tionen, vorzüglich die Schleimhäute, die Harnwerkzeuge,
das Uterin-, Drüsen- und Lymphsystem, — eröffnend, sehr
diuretisch, die Resorption bethätigend, auflösend.
Benutzt werden sie als Getränk, allein oder mit Milch
und Molken, — und in Form von Wasserbädern. Her-
bich rühmt sie namentlich in folgenden Krankheiten:
1. bei chronischen Leiden der Brust, Verschleimungen,
hartnäckigen Brustkatarrhen, als idiopathischen Affectionen
dor Respirations Werkzeuge j oder iils Folge tiefer Leiden
der Unterleibsorgane.
2. Stockungen und Vcrschlemu.mgen im Uriterleibe,
Appetitlosigkeit, Sodbrennen, Hypochondrie, Infarctcn, Fla-
331
tulenzj Trägheit des Stuhlgangs, Würmern, Anschwellung-
und Verhärtungen der Leber, Gelbsucht.
3. Chronischen Leiden des Uterinsystems durch örtliche
Schwäche oder Stockungen veranlagst, — unregelmäfsiger
Menstruation, Fluor albus.
4. Krankheiten der Harn Werkzeuge, Verschleimungen.
5. Chronischen Leiden des Drüsen- und Lymphsystems,
namentlich Skropheln in den mannigfachen Formen, in
welchen sie vorkommen, — nicht blofs Geschwülsten, Ver-
härtungen, und durch scrophulöse Leiden der mesaraischen
Drüsen bewirkter Atrophie, auch scrophulösen Ausschlägen.
Igu. J. Ressig I. c. p. 16.
Wiadomosc o Szcawnicy w karpatuch w Gyrkule Sandecken w
Galicyn. 1829. Vergl. Lemberger Miscellen. Jahrg. 1829. Nr. 31.
Fonberg in: Rosmaitosci Warsowski. 1829. S. 162.
Nachricht über den in Galicien im Sandecer Kreise befindlichen
Szczawnicer Gesundbrunnen von Dr. Fr. Herbich. Wien 1831.
An diese schliefsen sich :
Die Soolb'dder zu Wieliczka bei der Stadt gleiches Na-
mens im Bochnier Kreise. In Folge der vierjährigen Bearbeitung die-
ses mit Recht so berühmten Salzbergwerks sind in demselben bedeu-
tende Aushölungeu entstanden, welche, mit Wasser angefüllt, durch
Auflösung des Steinsalzes in ihnen , Reservoirs einer sehr starken
zu Bädern benutzten Soole bilden. Der Hauptsee derselben liegt 132
Klafter unter dem Tage; das Wasser desselbeu verbreitet in und
über dem Schachte durch Verdunstung einen bituminös -salzigen Ge-
ruch, ist klar und durchsichtig, von einem sehr salzigen, etwas bit-
terlichen Geschmack und von 9° R. Temperatur. — Die Menge der
jährlich zu Tage geförderten Soole beträgt 182,960 östeir. Eimer.
Der hier bearbeitete mächtige Salzstock besteht aus drei verschie-
denen, nicht parallel laufenden, Sulzlagen. Die oberste, das sogenannte
Grüusalzgebirge, oder der Salzthon, führt Thonmergel, nesterweise
dichten Gyps in Kugeln, derbe Sandsteingeschiebe, Kalkstein, Schwe-
felkies, gediegenen Schwefel, bunten Thon, Eisenbohnenerz, Eisen-
thon mit vielen vermoderten organischen Ueberresten und Erdpech;
— die zweite oder mittlere Lage, das Sandstein- oder Spizagebilde,
enthält aufser Thonmergel mit geschichtetem Sandstein, das Spizasalz
und seine Abart das Knistersalz, welches befeuchtet unter Knistern
Kohlenwasserstoffgas entwickelt; — die tiefste Lage endlich, das
Gyps- oder Schibicker-Gestein, führt das reinste Salz, das Schibicker
Salz, welches zwar frei von organischen Ueberresten, gleichwohl
Mergelflötze und strahligen und faserigen Gyps führt. — Umschlos-
332
sen wird dieser tiefe und weit verbreitete Salzstock von einer festen
Kinde, welche aus salz- und kohlenstoffhaltigem, mit Gyps und Schwe-
fel gemengtem Thon gebildet wird, welchen Schichten von Thonmer-
gel und Triebsand bedecken.
Die chemische Analyse dieser Soole durch Dr. Sawiczewski,
Professor der Chemie zu Krakau, ermittelte in einem Quart derselben
3900 Gran Salztheile und zwar:
Chlornatrium .... 3820 Gr,
Chlortalcium .... 31 —
Chloreisen .... 3 -»■
Schwefelsaure Talkerde . 24 —
Schwefelsaures Natron . . 24 —
Schwefelsaure Kalkerde . . 8 —
Harzigen Extractivstoff . . Spuren
3900 Gr.
Wegen ihres grofsen Reichthums an festen Bestandteilen gehört
diese Soole unbedenklich zu den stärksten und wirksamsten, welche
bisher als Heilmittel angewendet worden sind.
Seit dem J. 1821 wird sie von nahen und fremden Kurgästen mit
sehr günstigem Erfolg benutzt, und hat sich, gleich ähnlichen Soolen,.
nach den Erfahrungen des Dr. Boczkowski, k. k. Salinen-Physi-
kus zu W., vorzüglich bewährt gegen die hartnäckigsten und mannig-
fachsten Formen yon Skropheln , skrophulöse Geschwülste , Ge-
schwüre, Ausschläge, Augenleiden, Coxalgieen, Leiden der mesarai-
scheu Drüsen und dadurch bedingte, anfangende Atrophia scrophulosa,
— veraltete flechten- und krätzartige Hautausschläge, — rheumatische,,
gichtische, pliköse und degenerirte venerische Dyskrasieen, — Vcr-
schleimungen und Blenuorrhoeen der Luftwege, hartnäckige Husten,
beginnende Hals - und Lungensucht, — chronische Leiden des Ner-.
vensystems von Schwäche krampfhafter und torpider Art, Hysterie,
Epilepsie, Lähmungen, allgemeine Entkräftuug, — Stockungen im
Leber- und Pfortadersystem, Hämorrhoidalbeschwerden und dadurch
bedingte Hypochondrie, — und endlich Leiden des Uterinsj'stems^
Menostasie, Menstruatio difficilis, profusa, Unfruchtbarkeit.
Seit 1838 ist ein neues Badehaus erbaut worden, welches aufscr
Wannenbädern, einem Gemein- und Spiegelbad, sowie einem Soolen-
dampfbad, auch Vorrichtungen zu Douche- und Tropfbädern enthält.
Die Bäder wirken ähnlich den Soolbädcrn (Vgl. Bd. I.. S. 279.),. nur
scheinen sie weniger erregend auf das Nerven- und Blutsystem zu
wirken. Man bereitet sie bei grofser Empfindlichkeit der äufseren
Haut anfänglich nur aus 1 bis 2 Thcilen Soole des Hauptsees und 30
bis 00 Theilen süfsen Wassers, setzt zu denselben auch wohl eine
Abkochung von Kleie, — Kranke von weniger reizbarer Haut vertra-
gen nicht selten Bäder von 8, 12, ja selbst von 30 Theilen Soole.
Seilt BOolereiche Bäder verursachen indefs starkes Prickeln der Haut,
Schwere und Abgeschlugonhcit der Glieder, nicht selten selbst Durch-
fall und Fieber. Um sie leichter verträglich zu machen, dürfen sie
333
nur mäfsig warm genommen, und ihre Temperatur mnfs allmählig bis
zu 13° R. vermindert werden.
Sehr zweckmäfsig wird mit dem Gebrauch der Bäder der innere
der Soole in der Elisabetlikammer verbunden, vorzüglich wenn auflö-
seud auf vorhandene Stockungen im Unterleib gewirkt und die Darm-
und Urin-Ab- und Aussonderung befördert« erden soll. Man läfst zu die-
sem Zweck einen bis zwei Efslöffel Soole mit schwacher Fleisch-
brühe am Morgen ein bis dreimal nehmen.
Boczkowski in : Medic. Jahrbuch, des k. k. österr. Staates.
Neueste Folge. Bd. XIII. St. 3. S. 360.
Die Wf. quellen von Iwonicz im Jasloer Kreise, zwei Mei-
len von Krosno entfernt, liegen auf einer bergigen, mit Nadelholz be-
wachsenen Anhöhe. Man unterscheidet hier zwei an Jod und Brom
reiche Kochsalzquellen und eine dritte, weniger wichtige.
Das Gestein, welchem sie entspringen, besteht aus Salzthon,
über welchem bituminös-salziger Sandstein, Sandmergel und bituminö-
ser schwarzer Schieferthon lagern.
Die zwei ersten entspringen mit vielem Geräusch und starker
Gasentwicklung; das ausströmende Gas ist Kohlenwasserstoffgas.
Das frisch geschöpfte Wasser ist farblos, von salzigem Geschmack,
einem starken Geruch von Naphtha, an dessen Stelle, wenn er sich
vermindert, der von Jod und Brom tritt. Die Temperatur der Quelle
Nr. 1. beträgt constant 7,8° R., das spec. Gewicht 1,01178; — die
Temperatur der Quelle Nr. 2. 8,2° R., das spec. Gewicht 1,100729.
Die Durchsichtigkeit des Wassers der Quelle Nr. 1. ist 742, der
Quelle Nr. 2. 720, wenn das rein destillirte Wasser = 1000 ange-
nommen wird.
Nach Torosiewicz enthalten in zwölf Unzen Wasser an fe-
sten Bestandteilen :
Die Quelle Nr. 1.: Die Quelle Nr. 2.:
Bromnatrium . . . 0,218 Gr. . 0,074 Gr.
Jodnatrium .... 0,127 — . 0,030 —
Chlornatrium . . . 45,343 — . 35,398 —
Kohlensaures Natron . . 9,778 — . 6,044 —
Kohlensaure Kalkerde . . 1,291 — . 1,100 —
Kohlensaure Bittererde . 0,499 — . 0,3S6 —
Kohlensaures Eisenoxydul . 0,029 — . 0,044 —
Kohlensaures Manganoxydul 0,0 14 — . 0,020 —
Kieselerde .... 0,074 — . 0,079 —
Quellsäure .... 0,058 — . 0,06S —
Bituminöses Erdharz . . 0,039 — . 0,024 —
Naphtha .... unbestimmt
57,470 Gr. 43,267 Gr.
In 100 Kub.Z. M.wasser an flüchtigen:
Kohlenwasserstoffgas . . 2,777 Kub. Z. 0,820 Kub. Z.
Kohlensaures Gas . . 30,416 — 27,598 —
Stickgas .... 0,704 — 1,240 —
33,897 Kub.Z. 29,658 Kub.Z.
Das Wasser wird versendet, und soll gut verkorkt durch Ver-
sendung wenig verlieren.
Man läfst es erwärmt die Kranken trinken.
Beide M.quellen, in ihrem Gehalt der Adelheidsquelle in Baiern I
sehr ähnlich, unterscheiden sich von letzterer durch ihren reicheren
Gehalt an Clilornatrium und kohlensaurem Natron.
Die dritte M quelle, unfern der vorigen, enthält nur sehr wenig-
feste und flüchtige Bestandteile, und von ersteren nur wenig Eisen,
obgleich man sie „Eisenwasser" genannt hat.
Das Wasser ist von einem adstringirenden Geschmack, seine
Durchsichtigkeit beträgt 888, seine Temperatur 7,8° R., das spec.
Gewicht 1,000179.
Nach Torosiewicz enthalten zwölf Unzen:
Chlornatrium . . .'■:',. 0,1841 Gr.
Quellsaures Natron . . 0,0124 —
Kohlensaure Kalkerde . . 0,3946 —
Kohlensaure Bittererde . . 0,2775 —
Manganhaltiges Eisenoxydul 0,1546 —
Kieselerde .... 0.0773 —
Quellsäuren .... 0,2450 —
1,3455 Gr.
100 Kuh. Z. Wasser: Kohlensaures Gas 4,7 Kub.Z.
Buchner 's Repertor. f. d. Pharmac. Zweite Reihe. 1803. Bd.
XIII. St. 2, S. 164-187.
T. v. Torosiewicz, die brom- und jodhaltigen alkal. Heilquel-
len u. das Eisenwasser zu Iwonicz. Lemberg 1S39.
Die M. quelle zu Konophow a im Tarnopoler Kreise, süd-
östlich von der Stadt Tarnopol, unfern Mykulince, eine kalte Schwe-
felquelle, welche viel besucht und in Form von Bädern gegen alle
die Krankheiten empfohlen wird, gegen welche Schwefelw asser an-
gezeigt sind; — im J. 1829 und 1S30 stieg die Zahl der Badegäste
von 600 bis auf 1300.
Am Fufse eines 56 Fufs hohen Sandsteinfelsens entspringen nahe
bei einander zwei, in ihrem Gehalt nicht verschiedene M.quellen, die
in einem Behälter vereint benutzt werden. Ihre Wassermenge be-
trägt in einer Minute 256 Pfund.
Das M.wasser ist klar, farblos, von einem starken Schwefelge-
ruch, einem hepatischen, säuerlichen, wenig zusammenziehenden Ge-
Bchmacke: seine Temperatur beträgt 7,6° — 7,8° R, sein spec. Gew.
1,001497. Der in Abflufskanälen von dem M.wasser gebildete weifs-
liche Niederschlag besteht aus Schwefel und kohlens. Kalkerde.
Nach einer älteren Anatysc von Fuchs, Apotheker zu Tarnopol,
enthält dieses M.wasser: kohlensaure Talk- und Kalkerde, schwefel-
saure Salze, kohlensaures Gas und Schwefelwasserstoffgas.
Einer neueren Analyse zufolge von J. V. Torosiewicz ent-
halten zwölf Unzen :
335
a) an festen Bestandteilen im k^stallisirten Zustande :
Schwefelsaures Natron
Chlornatrium .
Schwefelsaure Kalkerde
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaures Manganoxydul
Kohlensaures Eisenoxydul
Kieselsäure
b) an flüchtigen:
Schwefelwasserstoffgas
Kohlensaures Gas .
Stickgas
Sauerstoffes .
1,2764 Gi
0,0074 —
0,7934 —
1,6000 —
0,3295 —
0,0187 —
0,0247 —
1,1610 —
5,2111
Gr.
0.700 Kuh. Z.
1,067
—
0,359
—
0,025
—
2,151 Kub.Z.
Ign. J. Ressig 1. c. p. 30.
Die Schwefelquelle zu Konopköwka physikal. chemisch unter-
sucht und beschrieben von J. v. Torosiewicz, nebst ärztlichen
Bemerkungen von Dr. G. H. Mo sing. Mit 4 lithograph. Abbild.
Leinberg 1831.
Buclmer's Repert. f. d. Pharmac. Zweite Reihe. 1835. B.1I.S.284.
Die M.f/u eilen zu Sklo im Przemysler Kreise, fünf Meilen
von Lemberg entfernt, der Zahl nach zwei, gehören zu der Klasse
der kalten Schwefelwasser, und werden fleifsig besucht.
Den Namen Sklo erhielt dieser Ort von der Klarheit der Quel-
len, da das Wort Sklo Glas bezeichnet.
Es befindet sich daselbst auch eine Militair-Badeanstalt.
Chemisch aualysirt wurden dieselben von Hacquet. Dieser
Untersuchung zufolge enthalten sechzehn Unzen Wasser:
Schwefelsaure Kalkerde .
Schwefelsaure Talkerde .
Eisenoxyd
Kalkschwefelleber
Schwefelwasserstoffgas -
Man benutzt sie als Bad und Getränk in den Krank-
heiten, in welchen die Schwefelquelle von Lubieri empfoh-
len worden ist, namentlich gichtischen und rheumatischen
Leiden und Lähmungen.
H. J. v. Crantz a. a. O. S. 233.
O Cieplicach w Sklo. Kszcg troie przcz Erasma Syxta. w
Warzawie 1780.
9,083
Gr.
0,677
—
0,182
—
3,000
—
12,942
Gr.
12,25 1
Üub.Z
336
M. 0. Zcakrewski, über die M.quellen zu Sklo. Vergl. Zeit-
schrift derOssoliuskischen Bibl. Jahrg. 1828. St. 3.— 1829. St. I.
I g n. J. R e s s i g 1. c. p. 26.
Die M. quelle zu JV ow osielce im Brzezaner Kreise, eine
kalte Schwefelquelle, welche nach Rhodius viel Schwefelwasser-
stoffgas, von festen Bestandteilen schwefelsaures Natron, Chlorna-
trium, schwefelsaure Talkerde und kokleusaure Kalkerde enthält, und
in Form von Wasserbädern bei chronischen Hautausschlägen, Ilämor-
rhoidalbeschwerden, rheumatischen und gichtischen Beschwerden an-
gewendet wird.
Ign. J. Ressig 1. c. p. 31.
Die M. quelle zu Korsow im Zloczower Kreise, ist kalt,
enthält nach einer Analyse von A. C. Titas iu drei Pfund und zehn
Unzen Wasser:
Schwefelsaure Kalkerde . . 2,00 Gr.
Kohlensaures Natron . . 2,00 —
Kohlensaures Eisen . . . 6,00 —
10,00 Gr.
Kohlensaures Gas . . . 30,00 Kub.Z.
Eine andere im Garten entspringende M. quelle enthält dagegen
nach T i t z :
Schwefelsaure Kalkerde . . 2,00 Gr.
Kohlensaures Natron . .- 2,00 —
Kohlensaures Eisen . . 7,00 —
11,00 Gr.
Kohlensaures Gas . . . 26,00 Kub. Z.
Benutzt wird dieses M.wasser ähnlich dem von Kryui^a, nur soll
es auflösender wirken (wogegen iudefs sein Reichthum an Eisen und
sein geringer Gehalt an auflösenden Salzen spricht), und rühmt es
daher als Bad auch sehr bei Krankheiten des Drüsen- und Lymph-
systems.
Ign. J. Ressig 1. c. p. 19.
C. Theod. Titz, Beschreibung des Korsower mineralischen, ei-
senhaltigen Wassers. Lcmberg 1800.
Das B ad von Krzessow. Es befinden sich hier zwei M.qüel-
len, eine Eisen- und eine Schwefelquelle, welche in Form von Was-
serbädern und Mineralschlamm benutzt werden. (Vergl. Tbl. I. S. 406.
— Zweite Aufl. S. 479.)
S. Bre de tzky 's Reisebemerk, üb. Ungarn u. Galizieu. Bd. 11. S.82.
Die M. quelle zu Niemierow im Zolkiewer Kreise, ein kal-
te! Schwcfelwasser. Der vorläufigen Untersuchung des Kreis-Apo-
theken zu Zolkiew Hin. Heller zufolge enthält sie: Sehwefelwas-
«rrHtoflgas, kohlensaures Gas, — an festen Bestandtheileu: Chlorna-
trium, Uhlortalciuui, schwefelsaures Natron, schwcfcl- und kohlen-
saure
337
saure Kalkerde. Sie wird fleifsig besucht und in Form von Bädern
gegen Gicht, Rheumatismen und chronische Hautausschläge benutzt.
Lemberger Miscellen 1825. N. 23.
Ign. J. Ressig 1. c. p. 29.
Die M. quellen zu Dorna-Watra und D orna-Kandreny
im Czernowitzer Kreise. — Das ganze Thal von Dorna, besonders
das rechte Ufer der Dorna, ist sehr reich an eisenhaltigen M. quellen,
von welchen besonders die zwei genannten Erwähnung verdienen.
Obgleich Pluschk die M.quelle zu Dorna-Kandreny schon im
Jahre 1807 untersuchte, fing man doch erst im Jahre 1811 an, ein
Bade-Etablissement zu errichten. Die Frequenz der Badegäste betrug
im Jahre 1813: nur 23, 1814: 20, 1815: 44, — im Jahre 1816 zählte
man 31 Ausländer.
Von den hier befindlichen eisenreichen M.quellen entspringen die
zwei ergiebigsten mitten im Dorfe ; sie liefern in 24 Stunden 166
niederöster. Eimer Wasser, welches in Tonnen in die Wohnungen
der Kurgäste verfahren wird.
Eine dritte, weniger ergiebige M.quelle befindet sich westlich
vom Dorfe auf einer morastigen Wiese, unfern der Mündung der
Dorna in die Bistritz.
Im Jahre 1816 wurde die bisher nicht beachtete, von den erste-
ren zwei M.quellen nur fünfzig Schritt entfernte, M.quelle von Dorna-
Watra gereinigt und zu Bädern benutzt. Ihr Wasser ist von einem
sehr zusammenziehenden Geschmack, einem schwachen hepatischen
Geruch, hat die Temperatur von 4° R. bei 16° R. der Atmosphäre,
das spec. Gewicht = 1,002 und liefert in 24 Stunden 180 öst.
Eimer.
Analysirt wurden die M.quellen von Pluschk.
Der chemischen Analyse zufolge enthalten in sechzehn Unzen
Wasser :
-
1. die M.quelle zu D.
2. die M.quelle zu D
Kandreny :
Watra :
Kohlensaures Natron .
5,40 Gr. .
. - . >
Schwefelsaure Kalkerde
• . • .
0,090 Gr.
Chlorcalcium
0,05 — .
. . . •
Chlortalcium
« . . . i
0,110 —
Chlornatrium
0,38 - .
0,330 —
Schwefelsaures Natron
• • • •
0,150 —
Kohlensaure Kalkerde
6,80 — .
0,430 —
Kohlensaure Talkerde
• • • •
0,460 —
Chloreisen . . . .
• • •
0,138 —
Kohlensaures Eisen
0,40 — .
0,538 —
Extractivstoff
• • • •
0,070 —
Kieselerde .
1,00 — .
14,03 Gr.
.
2,316 Gr.
Kohlensaures Gas
. 49,80 Kub.Z.
6,00 Kub.Z.
IL Theil.
Y
338
Innerlich und äufserlich angewendet wirken sie reizend, erhit-
zend, stärkend. Man benutzt die M.quelle von Dorna-Watra vorzugs-
weise als Bad, als Getränk zum Anfang die leichtere von Dorna-
Kandreny, später die eisenreichere, schwerere von Dorna-Watra,
und versendet sie auch iu gläserneu Flaschen.
Empfohlen hat man sie bei nervöser Gicht, Hypochondrie, Hy-
sterie, Migraine, Skrophcln und allgemeiner Schwäche.
Pluschk iu Vaterländischen Blättern für den Oest. Kaiserstaat.
1811. Nr. 87.
Med. Jahrb. der K. K. Oest. Staaten. 1818. B. IV. St. 4. S. 135.—
1830. B. I. St. 3. S. 182.
Die besucht. Badeörter. Th. II. S. 317.
Ign. J. Ressig 1. c. p. 17.
Die M.quelle von Jaroslaw in dem Przemysler Kreise, ist
kalt, und enthält uach der Analyse von J. Pogir in Przemysl in
sechzehn Unzeu Wasser an festen Bestandtheileu :
Kohlensaure Talkerde
10,00 Gr.
Kohlensaure Kalkerde
3,75 —
Kohlensaures Eisen
1,00 —
Kieselerde . .
1,25 —
16,00 Gr.
Ign. J. Ressig 1. c. p. 20.
Die M.quelle von Grodek im Lemberger Kreise, eine kalte
Schwefelquelle, welche in Form von Wasserbädern bei rheumatischen
und gichtischen Leiden benutzt wird.
In und bei Lemberg sind mehrere M.quellen bemerkenswert!] :
1. Eine M quelle, eine Viertelstunde von der Stadt, in einer schönen
Gegend gelegen, nur wenig Eisen enthaltend, mit einer Badeanstalt,
welclie von den Einwohnern Lembergs benutzt wird. — 2. Die M.-
quelle in der Vorstadt Chorczczyzna, mit einem Badebause mit Bade-
kabinetten. — 3. Eine dritte in dem Jesuiteugarten, welche fast aller
wirksamen Bestandteile entbehrt. — 4. Die M.quelle nächst dem Ja-
blonowskischen Garten, so schwach wie die vorige, mit einem höl-
zernen Badehäuschen und einigen Wannen. — 5. Die M.quelle am
Fufse des Sandberges, arm an mineralischen Bestandtheileu gleich
den vorigen, mit einem Badebause.
Die M.quelle zu Szwo szowice im Wadowicer Kreise, eine
kalte Schwefelquelle, welche als Bad angewendet, auflösend, gelinde
stärkend wirkt, als Bad benutzt wird und sich in Galizien einen Ruf
bei rheumatischen und gichtischen Leiden erworben hat.
Ign. J. Ressig I. c. p. 28.
Die M.quelle zu Ziel onee im Wadowicer Kreise, ein kal-
tes, noch nicht analyshtes Schwcfclwasser, welches wenig gebraucht
wird.
339
Die M. quelle zu Truskawice im Samborer Kreise, eine
kalte Schwefelquelle, als Bad gegen gichtische und rheumatische
Leiden empfohlen.
Buchner's Repert. f. d. Pharm. 1836. Bd. V. Nr. 13. S. 1. —
Nr. 14. S. 165.
Die M.quelle von Droliobycz im Samborer Kreise, eine
kochsalzhaltige Quelle, sehr ähnlich der Soole zu Bollechow.
Ign. J. Ressig 1. c. p. 35.
Die M. quelle zu Kwiczowic e im Samborer Kreise, eine
noch nicht analysirte kalte Schwefelquelle, welche als Bad von den
nächsten Bewohnern gegen Gicht und Rheumatismen benutzt wird.
Die Soole zu Bo llechvw im Stryer Kreise. Sie ist farblos,
klar, geruchlos, von einem sehr salzigen Geschmack; ihr spec. Ge-
wicht beträgt 1,199.
Nach C. Adler's Analyse enthalten 100 Theile des Soolwassers:
Chlornatrium
23,2440 Thle.
Chloraluminium
0,2938 —
Chlorcalcium
0,0052 —
Chlortalcium .
1,2090 —
Schwefelsaures Natron
0,4264 —
Schwefelsaure Talkerde
0,3068 —
Schwefelsaure Kalkerde
0,2808 —
Kohlensaure Kalkerde "k
Kohlensaures Eisen >
0,2340 —
Kieselerde . . J
Wasser
74,0000 Thle.
100,0000 Thle.
Gerühmt wird diese Soole gleich der zu Ischl in Form von Bä-
dern in allen den Krankheiten, in welchen kräftige Kochsalzquellen
indicirt sind , namentlich bei hartnäckigen psorischen Affectionen,
chronischen Rheumatismen und Gicht, Lähmungen, chronischen Ner-
venkrankheiten erethischer Art, Schwäche und grofser Empfindlich-
keit der äufsern Haut, mehreren Formen von Syphilis und Hydrar-
gyrosis und endlich in den mannigfachen Krankheiten des Driisen-
und Lymphsysteins, welche sich in Form von Stockungen, Geschwül-
sten, Verhärtungen und Skropheln aussprechen.
Ign. J. Ressig 1. c. p. 33.
Die M. quelle zu Rozdol im Stryer Kreise, eine kalte Schwe-
felquelle, in Form von Bädern benutzt.
Die M. quelle von Kozyn im Stryer Kreise, eine kalte Ei-
senquelle.
Die M. quellen zu Truchanow und W oyczyna im Stryer
Kreise, zwei kalte Schwefelquellen, ähnlich der von Rozdol, wenig
gebraucht.
Y2
340
Noch ist in dem Stryer Kreise zu gedenken der Schlackenbäde
zu Synowudzka, Skole, Mizuu, Padhorodze, Weldzik
Roznintow und Pereckinsko, welche jedoch, da gröfsere Ba
deanstalten mangeln, nur von Einzelnen benutzt werden.
Die M. quelle zuHorodenka im Kolomeer Kreise, eiue kalte
noch nicht analysirte, in Form von Bädern empfohlene Schwefel
quelle.
Dio M. quelle zu Zahohruki in demselben Kreise, gleich
der vorigen, zu der Klasse der kalten Schwefelwasser gehörig, noch
nicht untersucht.
Die M. quelle zu Lodyczyn im Tarnopoler Kreise, kalt und
schwefelhaltig, noch nicht analysirt, iu Form von Bädern bei rheu-
matischen und gichtischen Leiden gebraucht.
Die M. quelle zu Wyszowa im Jasloer Kreise, ist kalt, ge-:
hört zu der Klasse der eisenhaltigen Kochsalzquellen, wird nur von
den nächsten Bewohnern besucht und in Form von Bädern bei rheu-
matischen und gichtischen Leiden benutzt.
Die M. quelle zu Zamowa im Jasloer Kreise, eine kalte, eine
geringe Beimischung von Eisen enthaltende Schwefelquelle, welche
nur von den nächsten Bewohnern in Form von Bädern gegen rheu-
matische und gichtische Beschwerden gebraucht wird.
Die M quelle von Bizdzidza im Kreise Jaslo, eine kalte
Schwefelquelle mit einer schwachen Beimischung von Eisen, gleich
der vorigen wenig beuutzt.
Die Wl.qu eilen zu Wapie nnie und J ohanolo ica im Jas-
loer Kreise, zwei kalte, wenig benutzte und noch nicht analysirte
Schwefelquellen.
D a 8 Rawnic er M.wasser>, ein sehr angenehmer Säuerling,
welcher in Galizien gleich dem Selterser Wasser benutzt wird.
Die M. quelle von Sokolowka im Brzczaner Kreise, eine
kalte Eisenquelle.
3. Die Heilquellen des Gr of sfür stenthums Sie-
benbürgen und der slavonischen, banatischen
und siebenbürgischen Militair-Gränze.
Das Grofsfürstenthum Siebenbürgen wird auf allen
Seiten von einem, nur dureb vierzehn Engpässe zugängli-
chen Wall hoher und schroffer Gebirgsmassen umschlossen,
— der Fortsetzung des gewaltigen Zuges der Karpathcn.
Die Hohe dieser Gebirge beträgt an mehreren Punkten
341
mehr denn 6 und 7000 Fufs, wie z. E. die des Uenökoe,
des Surul und des Budislaw.
Von der Natur reich mit Allem, und namentlich einem
Schatz von edlen und unedlen Metallen ausgestattet, be-
sitzt Siebenbürgen auch viele und sehr kräftige M.quellen.
In geognostischer Hinsicht und in Beziehung auf die
Entstehung und Mischungsverhältnisse der zahlreichen Mi-
neralquellen Siebenbürgens ist sehr bemerkenswerth der
Karpathensandstein , welcher beinahe ganz Siebenbürgen
bedeckt, und von da zwischen trachytischen und Urgebirgs-
gruppen, deren früher schon Erwähnung geschehen, in
die Wallachei und Moldau vordringt.
Sehr beachtenswert!! ist der Umstand, dafs auch Sie-
benbürgen, gleich dem benachbarten Ungarn, beträchtliche
Salzlager und Salzquellen besitzt.
Die Thermalquellen haben die Temperatur von 24 —
51° R.; die Mehrzahl der kalten M.quellen ist sehr reich
an kohlensaurem Gase, und reich an Chlornatrium, koh-
lensaurem Natron und schwefelsauren Salzen, — von letz-
teren auch an Alaun, namentlich die M.quelle von Sovany.
Ausgezeichnet durch ihren Reichthum an M.quellen sind
die Gegend von Rodna und der Distrikt Udvarhelly.
Die berühmtesten M.quellen dieser Gruppe sind: die
M,quellen zu Borszek und Mehadia.
Luc. Wagner, dissert. inaugur. med. chemic. de aquis medica-
tis M. P. Transylvaniae. 1773.
H. J. v.Crantz, Gesundbrunnen der Oest Monarchie. S. 202.
Az Erdely-Orszägi Orvosvizeknek bontäsardl közönsegesen. Irta
Nyülas Ferencz Orvos. Härom Daräb. 8. Kolosvaratt Hoch-
meistemeX 1800.
Sigism. Beiteki, coiispcctus systematrco-practicus aquar. miner.
magni Principatus Transylvaniae indigenarum. Vindobonae 1818.
Sana. Pataki, descrrptio phjsico - cheinica aquaruni mineralium
M. P. Transylvaniae iussu excelsi Regü gubernii. Pestini. 1820.
Augustin. Otvös, aquae medicatae Transylvaniae. Budae
1836. * '
1. Heilquellen im Lande der Szekler.
Die M. quellö zu Borszek entspringt an der
äufsersten Szeklergränze im Distrikte Csik, gegen die
342
Moldau, auf dem Territorium von Zarhegy und Ditro ir,
dem romantischen Gebirgsthale der Gyergyo. Von den
zahlreichen M. quellen, welche in diesem Thale zu Tage
kommen, wird vorzugsweise diejenige benutzt, welche den
Namen der Borszeker führt.
Bekannt wurde dieses M.wasser erst unter der Regie-
rung der Kaiserin M ar i a Th er e s i a ; rühmliche Erwähnung l
von demselben thaten L. Wagner, H. J. v. Crantz I
St. Mattyus, Neustädter, später S. Belteki und
S. Pataki.
Im Juli und August erfreut sich der Kurort eines zahlreichen
Zuspruchs von Kurgästen.
Die M. quelle hat einen angenehmen säuerlichen Ge-
schmack, die Temperatur von 8° R., welche sich auch in
sehr heifsen Tagen nur wenig zu verändern scheint, und
giebt in 24 Stunden 299 neue Maas, oder 40 ehemalige
Siebenbürger Eimer.
Der chemischen Analyse zufolge, welche 1822 von der
Wiener Facultät unternommen wurde, enthalten sechzehn
Unzen dieses M.wassers:
Kohlensaures Natron
Kohlensaure Kalkerde
18,80 Gr.
5,26 —
Kohlensaure Talkerde
12,52 —
Kohlensaures Eisen
0,17 —
Schwefelsaures Natron
1,75 -
Chlornatrium
0,65 —
Thonerde
Kieselerde
0,87 —
0,87 —
Kohlensaures Gas
40,89 Gr.
56,27 Kub.Z.
Sehr bemerkenswert!! ist der Umstand, dafs dieses Mineralwasser
nicht blofs sehr reich an kohlensaurem Gase, sondern dafs letzteres
auch sehr fest an das Wasser gebunden ist und seihst bei einer Tempera-
tur von 50° R. sich nur langsam verflüchtiget. — Nach Sigmund'»
Analyse ist die Menge des kohlensauren Gases wechselnd, — der
bebalt an kohlensaurem Eiscnoxydul betrug etwas mehr als 0,7 Gr
in einem Pfund Wasser.
Seinen Mischungsverhältnissen zufolge gehört dieses
M.wasser zu der Klasse der erdig-alkalischen M.qucllen.
343
Getrunken wirkt dasselbe die Verdauung befördernd,
auflösend, eröffnend, sehr diuretisch, specifik auf das Ute-
rinsystem, belebend, stärkend.
Die Hauptquelle wird zum iririern Gebrauch vorzugs-
weise benutzt, und jährlich in beträchtlicher Menge, nach
Sigmund bis Konstantinopel und Smyrna, versendet;
im Jahre 1824 betrug die Zahl der nach der Moldau und
Ungarn versendeten Krüge 135,000.
Eine zweite, unfern der Hauptquelle befindliche ähnliche M.quelle
wird zu Bädern in dem zu diesem Zweck errichteten Badehause be-
nutzt.
Der Erfahrung zufolge hat sich die M.quelle zu Bors-
zek hilfreich erwiesen bei Stockungen und Verhärtungen,
Schwäche und Verschleimungen des Darmkanals, Krank-
heiten der Urinwerkzeuge und Anomalieen der Menstruation.
Luc Wagner, diss. inaug. med. ehem. de aquis medicatis M.
P. Transylvaniae. 1773.
H. J. v. Crantz a. a. 0. S. 219.
C. K. Mattyus Ist van Med. Dr. 0, es uj Diaetetica s. Dar. 2.
Resz. p. 81.
M. Neustädter in der Siebenbürgischen Quartalschrift 1793.
Jahrgang 3. Heft 3. S. 179.
Sig. Belteki 1. c. p. 65. 70. 80.
Sana. Pataki 1. c. p. 16.
Die Heilquelle von Borszek nach eigenen Erfahrungen in Kürze
beschrieben von einem praktischen Arzte. Wien 1825.
Tudoinanyos Gyüitemeny. 1826. III. S. 8-i.
Kalis ch, allg. Zeitung des Brunnen- und Badewesens. 1839.
S. 22.
An sie schliefsen sich :
Die M.quelle zu Kov äszna. Bei dem Dorfe dieses Na-
mens im Distrikte Haromsz6k am Fufse der Gebirge, welche Sieben-
bürgen von der Moldau trennen, bei dem Flusse Meszapataka, ent-
springen mehrere M.quellen, welche als Getränk und Bad benutzt
werden. Ihr Wasser ist von angenehm säuerlichem, etwas zusam*
menziehendem Geschmack; seine Temperatur beträgt 10° R., sein
spec. Gewicht 1,001041.
Nach Pataki enthalten sechzehn Unzen:
Chlornatrium 1,0000 Gr.
Schwefelsaures Natron . 2S6000 —
Schwefelsaure Kalkerde 2,8000
Schwefelsaure Talkerde 0,9000 —
344
Schwefelsaures Eisen
Extractivstoff
0,8000 Gr.
0,5125 —
8,6125 Gr.
Kohlensaures^ und Schwefelwasserstoffgas . 28,80 Kub Z.
In Verbindung mit dem innern Gebrauch des versendeten M.was-
eers von Borszek oder Bodok benutzt man das Mineralwasser von
Koväszna in Form von Wasserbädern.
H. J. v. Crantz a. a. O. S. 216.
Die besucht. Badeörter und Gesundbrunnen. T. IL S. 300.
S, Pataki 1. c. p. 32.
Die M. quelle zu Bodok entspringt im Distrikte Haromszök
bei den Dörfern Bodok und Oltszeme unfern des Flusses Aluta, ist
krystallhell , von einem angenehm säuerlichem Geschmack ; ihre
Temperatur beträgt 10° R., ihre spec. Gewicht 1,003333,
Naeh Pataki enthalten sechzehn Unzen:
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaures Natron
Kohlensaures Eisen
Schwefelsaures Natron
Chlornatrium .
4,000 Gr,
2,200 —
29,000 —
0,028 —
2,800 —
1,000 —
39,028 Gr.
44,80 Kub. Z.
Kohlensaures Gas .
In seinem Gehalt und seinen Wirkungen sehr ähnlich dem M.was-
8er zu Borszeli, wird das von Bodok in denselben Krankheiten als
Getränk benutzt und auch versendet,
H. J. v. Crantz a. a. O. S. 216.
Die besucht. Badeörter und Gesuudbr. T. IL S. 306.
S. Pataki 1. c. p. 34.
Die M. quelle von Fortyogö im Csikcr Distrikte am Berge
Büdöshegy, von einem säuerlichen Geschmack, einem bituminösen
Geruch, enthält nach Pataki in sechzehn Unzen:
Schwefelsaure Kalkerde ,
Chlornatrium , .
Chlortalcium . , ,
Kohlensaures Eisen . ,
Extractivstoff . , ,
Kohlensaures - und Schwefehvasserstoffgas
Das Volk rühmt diese M. quelle in Form von Bädern sehr bei
Gicht, Contracturcn, chronischen Hautausschlägen und veralteten Ge->
schwüren«
S. I'ataki I. c. p. 23.
• ^
4,80 Gr.
, ,
3,60 —
2,00 —
.
0,24 —
.
2,80 —
13,44 Gr.
fgas
. 34,40 Kub.Z
345
Die M. quellen von S oosmezö in dem untern Csiker Di-
strikte entspringen auf dem in geognostischer Hinsicht so merkwür-
digen Berge Büdöshegy, unfern der M.quelle von Sombor, sind farb-
los, von einem prickelnden Geruch, einem säuerlich -stechenden, zu-
sammenziehenden Geschmack, haben die Temperatur von 9° R., ihr
spec. Gewicht beträgt 1,004635.
Die Umgegend ist sehr reich an M. quellen und Ausströmungen
von kohlensaurem und hepatischem Gase. Das Gebiet des Dorfes
Torja zählt allein mehr denn 30.
Noch mangelt eine genaue Anatyse.
S. Pataki I. c. p. 29.
Die M. quellen zu Borsdros im Csiker Distrikte. Die ganze
Gegend um Sz. Kiraly ist ungemein reich an M. quellen, vor allen
aber die von Borsaros an der Aluta.
Unter diesen hat man vorzüglich zwei Quellen beachtet, welche
sich nur durch eine geringe Temperaturverschiedenheit unterscheiden,
die eine hat nämlich 14° R., die andere 10° R. Ihr spec. Gewicht
beträgt 1,000625. Nach Pataki enthalten sechzehn Unzen:
Kohlensaure Kalkerde
1.200 Gr.
Kohlensaure Talkerde
0,048 —
Kohlensaures Natron
2,800 —
Kohlensaures Eisen .
0,800 —
Schwefelsaures Natron
1,600 —
Chlornatrium
0,400 —
Alaunerde ....
0,400 —
7,248 Gr.
Kohlensaures Gas
. 25,60 Kub.Z
Pataki empfiehlt sie zum innern und äufsern Gebrauch bei
Krankheiten von Schwäche, — bei chronischen, gichtischen, rheuma-
tischen und psorischen Affectionen.
S. Pataki 1. c. p. 21.
Die M.quelle zu Räkos im Csiker Distrikte, vom Dorfe Sz.
Mihaly anderthalb Stunden, vom Flusse Rakos hundert Schritte ent-
fernt, besitzt einen angenehmen säuerlichen Geschmack. Das M.was-
ser, dessen specifisches Gewicht 1,001666 ist, enthält nach Pataki
in sechzehn Unzen :
Kohlensaure Kalkerde . . . 4,90 Gr.
Kohlensaure Talkerde
1,40 —
Kohlensaures Natron .
4,20 —
Kohlensaures Eisen .
0,48 —
Schwefelsaures Natron
1,20 —
Chlornatrium
0,60 —
Alaunerde .
0,40 —
Extractivstoff
0,20 —
13,38 Gr.
Kohlensaures Gas
. 32,00 Kub.Z
346
Die M. quelle zu Räkos wirkt auflösend, stärkend, nach Patak.
sehr ähnlich der M. quelle von Szäldobos.
S. Pataki 1. c. p. 19.
Die M. quelle von Jakob falva im Distrikte Csik, am Flüfs-
chen Borpatak, ist krystallhell, farblos, von eiuem prickelnd-säuerli-
chen Gerüche, einem angenehmen säuerlichen Geschmack, von 9° R.
Temperatur, ihr specifisches Gewicht beträgt 1,002708; sie giebt in
24 Stunden 500 Krüge Wasser und enthält nach Pataki in sech-
zehn Unzen:
Kohlensaures Natron .
. 19,20 Gr.
Schwefelsaures Natron
4,80 —
Chlornatrium
1,80 —
Kohlensaure Kalkerde .
6,40 —
Kohlensaure Talkerde.
3,20 —
Kohlensaures Eisen
0,60 —
Kieselerde ....
0,20 —
36,20 Gr.
Kohlensaures Gas
. 48,00 Kuh. Z.
Dieser Anatyse zufolge gehört diese M.quelle hinsichtlich ihres
Gehaltes an kohlensaurem Gase und Eisen zu den reichhaltigsten in
Siebenbürgen.
H. J. v. Crantz a. a. O. S. 222.
S. Pataki 1. c. p. 24.
Die M.quelle von Borhegyes im Distrikte Csik, in einer
waldigen Gegend am Fufse des Berges Hargita entspringend, klar,
farblos, von prickelndem Geruch, einem säuerlich zusammenziehenden
Geschmack. Der unvollkommenen Analyse zufolge, welche mit dem
Wasser derselben unternommen -wurde, ist dasselbe sehr reich an Ei-
sen, arm an andern Salzen.
S. Pataki 1. c. p. 25.
Die Säuerlinge von Korona.. Im Distrikte Udvarhelly
entspringen mehrere, von welchen der bekannteste, Artsö* genannt,
am Fufse des Berges Lopägy zu Tage kommt. Seine Temperatur be-
trägt 10° R., sein spec. Gew. 1,002031. Sechzehn Unzen desselben
enthalten nach Pataki:
Schwefelsaures Natron
Chlornatrium ....
0,30 —
Kohlensaures Natron .
0,80 —
Kohlensaure Kalkerde
4,40 —
Kohlensaure Talkerdc . ,
1,60 —
Kohlensaures Eisen .
0,20 —
Alaunerde
0,30 —
Kieselerde . . .
0,18 —
8,98 Gr.
Kohlensaures Gas
25,60 Kub. Z
347
Ein ähnlicher, unfern dieser befindlicher Säuerling wird zu Bä-
dern benutzt.
Die übrigen auf dem rechten Ufer des Korond entspringenden
M.quellen von Szejke unterscheiden sich von den erwähnten durch
ihren Reichthum an kohlensaurem- und Schwefelwasserstoffgas; an
festen Bestandteilen führen sie vorzugsweise Chlornatrium und koh-
lensaure Erden.
Der Säuerling von Korond gehört zu den schwächeren eisenhal-
tigen und wird daher von manchen reizbaren Kranken besser vertra-
gen, als andere inländische stärkere.
H. J. v. Crantz a. a. 0. S. 210.
S. Pataki 1. c. p. 49.
Der Säuerling von Hämor oder Lövete beim Dorfe Lö-
vete im Distrikte Udvarhelly. Sein speeif. Gewicht beträgt 1,00166.
Nach Pataki enthalten sechzehn Unzen:
Schwefelsaures Natron . . 1,800 Gr.
Chlornatrium .... 2,800 —
Kohlensaures Natron . . . 4,000 —
Kohlensaure Kalkerde . . . 2,800 —
Kohlensaure Talkerde . . 1,600 —
Kohlensaures Eisen . . . 0,640 —
Kieselerde 0,664 —
Kohlensaures Gas
H. J. v. Crantz a. a. O. S. 210.
S. Pataki 1. c. p. 42.
14,304 Gr.
27,20 Kub.Z.
Der Säuerling von Keruly im Distrikte Udvarhelly, nach
dem Flüfschen Kenily benannt, von Lövete vier Stunden entfernt.
Seine speeif. Schwere beträgt 1,001406, seine Wassermenge in 24
Stunden 5040 Krüge.
Nach Pataki enthalten sechzehn Unzen desselben:
Schwefelsaures Natron
0,768 Gr.
Chlornatrium
1,032 —
Kohlensaures Natron .
4,000 —
Kohlensaure Kalkerde
3,328 —
Kohlensaure Talkerde
0,768 —
Kohlensaures Eisen . .
0.160 —
Kieselerde ....
0,664 —
10,720 Gr.
Kohlensaures Gas
34,60 Kub.Z
Nach Pataki übertrifft dieser alle übrigen Säuerlinge der Ge-
gend und wird namentlich mit günstigem Erfolg bei rheumatischen
und gichtischen Leiden angewendet.
S. Pataki 1. c. p. 44.
348
Die M. quellen von Horod oder Olakfälu, nach dem
Dorfe gleiches Namens benannt, im Distrikte Udvarbelly, vier Stun-
den von der Stadt Udvarbelly entfernt. Man unterscheidet vier ver-
schiedene, von welchen folgende bemerkenswert!! sind:
1. Die untere M. quelle, nach Pataki von 9° R. Tempera-
tur; ihr specif. Gewicht beträgt 1,002239, ihre Wassermenge in 24
Stunden 450 Krüge. Sechzehn Unzen derselben enthalten:
Schwefelsaures Natron
Schwefelsaure Kalkerde
Chlornatrium
Kohlensaures Natron
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaures Eisen .
Kieselerde .
1,200 Gr.
0,640 —
1,280 —
3,080 -,
2,816 —
1,720 -*
0,600 —
0,520 —
Kohlensaures Gas
11,856 Gr.
. 32,00 Kub.Z.
2. Die obere M. quelle, 300 Schritte von der vorigen entfernt,
von 8,5° R. Temperatur, enthält in sechzehn Unzen:
Schwefelsaures Natron
1,60 Gr.
Schwefelsaure Kalkerde
0,40 —
Chlornatriiim
1,00 —
Kohlensaures Natron .
3,90 —
Kohlensaure Kalkerde
1,60 —
Kohlensaure Talkerde
1,00 —
Kohlensaures Eisen
0,40 —
Kieselerde ....
0,60 —
10,50 Gr.
Kohlensaures Gas
. 27,55 Kub. Z.
Getrunken wirkt dieses M.wasser auflösend, eröffnend, diuretisch,
gelind stärkend, und wird von Pataki empfohlen bei Verschleimun-
gen, Stockungen, Hämorrhoidalbeschwerdcn, Hypochondrie, chroni-
schen Brustleiden und Anomalieen der Menstruation,
H. J. v. Crantz a. a. O. S. 213.
S. P a t a k i 1. c. p. 41.
Die M. quelle von Szomhat falva im Distrikte Udvarbelly,
am Flüfschen Sospatak, vom Dorfc Szombatfalva anderthalb, von Ud-
varbelly zwei Stunden entfernt. Man unterscheidet hier:
1. Den Säuerling von Szombatfalva. Nach Pataki be-
träft das spec. Gewicht seines Wassers 1,001041,. Sechzehn Unzen
desselben enthalten:
Schwefelsaures Natron . , 1,00 Gr.
Clilornatrium .... 0,20 —
Kohlensaures Natron . . , 1,40 —
Kohlensaure Kalkcrdc . . 5,20 —
349
Kohlensaure Talkerde . . 2,40 Gr.
Kohlensaures Eisen . . . 0,04 —
Alaunerde 1,20 —
Kieselerde . . . . 0,20 —
11,64 Gr.
Kohlensaures Gas . . . 22,40 Kub. Z.
In seinen Wirkungen ähnlich dem Säuerling von Horod, wird
er zu medicinischem Gebrauch nicht benutzt.
2. Die Schwefelquelle von Szowbatfalva, ungefähr
300 Schritte von dem vorigen entfernt. Ihr Wasser ist von einem
salzigen Geschmack, einem hepatischen Geruch, hat die Temperatur
von 9° R. und enthält nach Pataki in sechzehn Unzen:
Chlornatrium
10,00 Gr.
Kohlensaures Natron .
2,80 —
Kohlensaure Kalkerde
2,00 —
Kohlensaure TalUerde
0,80 —
Kohlensaures Eisen
0,08 —
Kieselerde ....
0,40 —
Schwefel ....
0,80 —
16,88 Gr.
Kohlensaures Gas
25,60 Kub. Z
Schwefelwasserstoffgas eine unbestimmte Menge.
Erwärmt, in Form von Bädern erweiset sich dieses M.wasser
hilfreich bei chronischen Hautausschlägen, rheumatischen und gichti-
schen Lokalleiden, namentlich Contracturen und krampfhaften Af-
fectionen.
H. J. v. Crantz a. a. O. S. 215.
S. Pataki 1. c. p. 46.
Die M. quelle von Sos-Borvitz im Distrikte Udvarhelly,
nur eine Viertelstunde von dem Säuerling von Lövete oder Hämor
entfernt, enthält an festen Bestandtheilen Vorzugsweise Chlornatrium,
aufser diesem Eisen, schwefelsaure Kalk- und Talkerde, Chlortalcium
und Chlorcalcium, von kohlensaurem Gas in sechzehn Unzen 25,60
Kub. Zoll.
Nach Pataki ist dieselbe mit Nutzen gebraucht worden bei Stok-
kungen und Verschleimungen in Folge von kalten Fiebern, Wurmbe-
schwerden, rhachitischen und scrophulösen Leiden.
S. Pataki 1. c. p. 43.
Die M. quelle von Farkas Mezö im Distrikte Udvarhelly,
auf dem linken Ufer des Flüfschens Fejer Patak. Ihr spec. Gewicht
beträgt nach Pataki 1,001145; sechzehn Unzen derselben enthalten:
Schwefelsaures Natron . . 1,00 Gr.
Chlornatrium .... 0,20 —
Kohlensaures Natron . . . 1}40 —
350
Kohlensaure Kalkerde . . 5,20 Gr.
Kohlensaure Talkerde . . 2,40 —
Kohlensaures Eisen . . . 0,04 —
Alaunerde ..... 1,20 —
Kieselerde 0,20 —
11,64 Gr.
Kohlensaures Gas . . . 22,40 Kub. Z.
Aehnliche Säuerlinge finden sich auch auf dem rechten Ufer des
Fejer Patak.
S. Pataki I. c. p. 45.
Die M. quelle zu Szaldobos, im Distrikt Udvarhelly, ent-
springt im Filialsitz Bardotz, einige hundert Schritte vom Dorfe
Szaldobos.
Nach Pataki beträgt die Temperatur derselben 9,5° R., das spec.
Gewicht 1,001666. Sechzehn Unzen des M.wassers enthalten:
Kohlensaure Kalkerde
2,50 Gr.
Kohlensaure Talkerde
1,40 —
Kohlensaures Eisen ,
0,44 —
Kohlensaures Natron .
2,40 —
Schwefelsaures Natron
0,80 —
Chlornatrium
0,60 —
Kieselerde ....
0,80 -
8,94 Gr.
Kohlensaures Gas
. 52,00 Kub. Z
Empfohlen wird es von Pataki in allen den Fällen, wo erdig-
alkalische Eisenquellen indicirt sind.
H. J. v. Crantz a. a. O. S. 214.
S. Pataki I. c. p. 52.
DieM.quellen von P oj an oder Pollyän, zwei an der Zahl,
entspringen, nur wenige Schritte von einander entfernt, in dem Di-
strikt Haromsz6k, in dem engen Thale von Zonda Vö'lgyc, zwei Stun-
den von Kezdi-Vasärshelly.
Das Wasser dieser Quellen ist von einem säuerlich-zusammenzie-
henden Geschmack, hat die Temperatur von 9° R., das spec. Gewicht
ist 1,003333 und giebt in 24 Stunden 630 Krüge Wasser.
Nach Pataki enthalten sechzehn Unzen:
Kohlensaure Kalkerde .
6,00 Gr.
Kohlensaure Talkerdc .
1,60 —
Kohlensaures Eisen
0,80 —
Kohlensaures Natron .
. 12,80 —
Schwefelsaures Natron .
2,00 —
Chlornatrium
1,40 —
Kieselerde ....
0,20 —
24,80 Gr.
Kohlensaures Gas
. 44,80 Kub.Z.
351
In ihrer Zusammensetzung und Wirkung haben sie viel Aehn-
lichkeit mit der M. quelle von Horod, eignen sich aber nicht zu Ver-
sendungen, da das kohlensaure Gas in denselben nicht fest gebunden
scheint.
S. Pataki 1. c. p. 26.
Die M. quelle von Bugyogo oder Malnäs, auf dem lin-
ken Ufer der Aluta bei dem Dorfe Malnäs im Distrikt Haromszek,
besitzt einen starken Schwefelgeruch, einen stechenden Schwefelge-
schmack, hat die Temperatur von 18° R., ihr spec. Gewicht beträgt
1,001354.
Nach Pataki enthalten sechzehn Unzen:
Schwefelsaure Kalkerde
Kohlensaure Talkcrde
Schwefelsaures Natron
Schwefelsaures Eisen
Chlornatrium . ,
Alaunerde
Extractivstoff
Schwefelwasserstoffgas
S. Pataki 1. c. p. 35.
3,0 Gr.
1,2-
0,8 —
0,6 —
1,2-
1,0-
0,8 —
8,6 Gr.
25,6 Kub.Z.
Die M. quelle von 'Sombor entspringt bei dem Dorfe Torja
im Distrikte Haromszek mit vielem Geräusch und starker Entwicke-
lung von Gas. Ihr Wasser ist trübe, schmutzig -gelblich, von einem
starken Schwefelgeruch, einem säuerlich - süfslich faden Geschmack,
hat die Temperatur von 9° R., das spec. Gewicht = 1,001354.
Nach Pataki enthalten sechzehn Unzen:
Chlorcalcium
0,90 Gr.
Chlornatrium
0,80 —
Schwefelsaure Kalkerde
3,40 -
Schwefelsaure Talkerde
1,20 —
Schwefelsaures Natron
2,00 —
Schwefelsaures Eisen .
0,40 —
Extractivstoff
1,00 —
9,70 Gr.
Schwefelwasserstoffgas in unbestim
mter Menge.
S. Pataki 1. c. p. 27.
,
2. Die Heilquellen im Lande der Magyaren und Sachsen.
Die hierher gehörigen Thermalquellen hahen die Tem-
peratur von 23 — 28° R., — die Mehrzahl der kalten zeich-
net sich aus durch ihren Reichthum an kohlensaureni Gas.
Zu den ersteren gehören:
Die Schwefel-Thermalquellen von Also-Vatza (Th.
352
Vätzaienses) in der Zaränder Gespannschaft, entspringen zwei Stun-
den von Koros -Bänya und Halmägy in einer Ebene, am Fufse von
an Eisen- und Kupfer-Erzen reichen Bergen. Ihr Wasser ist von ei-
nem starken hepatischen Geruch, einem weichen faden Geschmack,
hat die Temperatur von 25° R., das spec. Gewicht = 1,000625.
Nach Pataki enthalten sechzehn Unzen:
Schwefelsaure Kalkerde . . 2,40 Gr.
Chlornatrium .... 2,90 —
Chlortalcium . . . . 3,00 —
8,30 Gr.
Schwefelwasserstoffgas . . 12,8 Kub. Z.
Diese Schwefel - Thermalquellen wirken nach Pataki reizend
auf alle Se- und Excretionen, diaphoretisch, diuretisch, auflösend, er-
weichend, beruhigend, und werden mit ausgezeichnetem Erfolg ange-
wendet bei gichtischen und rheumatischen Leiden, Stockungen im
Unterleibe, Hysterie, Hypochondrie, Melancholie und chronischen
Hautausschlägen.
H. J. v. Crantz a. a. 0. S. 208.
S. Pataki I. c. p. 61.
Die Thermalquellen von All- Gyögy in der Hunyader
Gespanuschaft, unfern der Stadt Hunyad, hei dem Dorfe All-Gyögy,
der Zahl nach drei, von welchen die Hauptquelle den Namen Apaffi
Ferdöje (Thermae Apaffi) führt.
Ihr Wasser ist klar, färb- und geruchlos, von einem säuerlichen
Geschmack, ihre Temperatur beträgt 23 — 28° R., ihr spec. Gewicht
1,001770. Ihre Wassermenge ist so beträchtlich, dafs si$ hinreicht,
das Rad einer Mühle zu treiben. Sechzehn Unzen der Hauptquelle
enthalten :
Kohlensaure Kalkerde . . . 2,80 Gr.
Kohlensaure Talkerde . . . 3,20 —
Kohlensaures Natron . . . 7,05 —
Chlornatrium 0,80 —
Kieselerde 0,60 —
14,45 Gr.
Kohlensaures Gas .... 14,40 Kub. Z.
Die übrigen M.quellen unterscheiden sich von dieser dadurch, dafs
sie weniger kohlensaures Natron enthalten.
Als auflösend-erweichendes, gelind stärkendes M.wasser wird die
Hauptquelle von Pataki bei rheumatischen und gichtischeu Neural-
gieen, Krämpfen und bei chronischen Hautausschlägen empfohlen.
H. .1. v. Crantz a. a. O. S. 214.
S. P a t a k i 1. c. p. 55.
Die Thermalquelle von Kis-Kalan entspringt in der
Honyader Gespannschaft unfern des Flusses Strigy, zwei Stunden von
Huuyad. Ibr Wasser ist färb- und geruchlos, von einem säuerlich-
fa-
353
faden Geschmack ; ihre Temperatur beträgt 24° R., ihr spec. Gewicht
1,001250.
Nach Pataki enthalten sechzehn Unzen:
Kohlensaure Kalkerde . . 2,00 Gr.
Kohlensaure Talkerde . . 2,40 —
Kohlensaures Natron . . 2,40 —
Schwefelsaures Natron . . 1,80 —
Chlornatrium '. 1,00 —
9,60 Gr.
Kohlensaures Gas . - . . 9,60 Kub. Z.
Iu früheren Zeiten viel benutzt, sind sie jetzt fast ganz aufser
Gebrauch. Pataki empfiehlt sie in denselben Fällen, in welchen die
Th. quellen von All-Gyögy angewendet werden.
H. J. v. Crantz a. a. 0. S. 206.
S. Pataki 1. c. p. 56.
Es gehören hierher ferner:
Die Säuerlinge von Kernend. Sie entspringen in der Hu-
nyader Gespannschaft, einige hundert Schritte von dem Dorfe Ke-
rnend in einem sehr engen Thale. Ihr Wasser ist färb- und geruch-
los, von einem säuerlich-prickelnden Geschmack, von 11,5° R. Tem-
peratur, ihr spec. Gewicht beträgt 1,001250. Nach Pataki enthalten
sechzehn Unzen :
Kohlensaure Kalkerde . . . 4,400 Gr.
Kohlensaure Talkerde . . . 5,200 —
Kohlensaures Natron . . . 2,000 —
Kohlensaures Eisen .... 0,120 —
Schwefelsaures Natron . . . 1,525 —
Chlornatrium 0,600 —
Kieselerde 0,400 —
14,245 Gr.
Kohlensaures Gas ... 28,80 Kub. Z.
Benutzt werden sie wenig, obschon sie in allen Fällen, wo er-
dige Säuerlinge indicirt sind, zu empfehlen wären.
Aehnliche Säuerlinge finden sich unfern dieser.
H. J. v. Crantz a. a. O. S. 206.
S. Pataki 1. c. p. 58.
Die M. quellen von Bozes, bei dem Dorfe dieses Namens,
in der Hunyader Gespannschaft, anderthalb Stunden von der M.quelle
von All - Gyögy entfernt, haben hinsichtlich ihres Gehaltes mit den
Mineralquellen von Kernend die gröfste Aehnlichkeit, nur sind sie rei-
cher an Eisen, als letztere.
H. J. v. Crantz a. a. O. S. 203.
S. Pataki I. c. p. 59.
II. TheiL Z
354
Die M. quelle zu ' Sibö, von dem Orte dieses Namens eine
halbe Stunde entfernt, in der Szolnoker Gespannschaft, von einem
starken Schwefelgeruch, einem salzig -schwefeligen Geschmack, hat
die Temperatur von 11,5° R., das spec. Gewicht 1,012500. Sechzehn
Unzen enthalten nach Pataki:
Kohlensaure Kalkerde . . . 1,00 Gr.
Kohlensaure Talkerde . . . 2,90 —
Kohlensaures Eisen . . . . 0,10 —
Schwefelsaures Natron . . . 78,40 —
Chlornatrium ..... 82,80 —
165,20 Gr.
Kohlensaures Gas , . . . 3,20 Kuh. Z.
Schwefelwasserstoffgas . . . 22,40 —
25,60 Kub. Z.
S. Pataki I. c. p. 70.
Die M. quelle zu Sloika in der Szolnoker Gespannschaft,
wasserarm, von einem prickelnden Geruch, salzig -bitterlich -säuerli-
chem Geschmack, hat die Temperatur von 10° R., ihr spec. Gewicht
beträgt 1,011145. Nach Pataki enthalten sechzehn Unzen:
Kohlensaure Kalkerde
4,20 Gr.
Kohlensaure Talkerde
6,00 —
Alaunerde
1,60 —
Kieselerde . . ,
0,80 —
Chlornatrium
« 18,12 —
Schwefelsaures Natron
. 26,80 —
Kohlensaures Natron .
7,20 —
Extractivstoff
0,80 —
65,52 Gr.
Kohlensaures Gas
. 40,00 Kub. Z
Ihrem Gehalte zufolge unterscheidet sich diese M. quelle von vie-
len ähnlichen dadurch, dafs sie kein Eisen enthält. Innerlich ge-
braucht wirkt sie auflösend, eröffnend und diuretisch.
S. Pataki 1. c. p. 67.
Die Säuerlinge von Vetzel in der Hunyader Gespann-
schaft, in dem Thale Kalamär, von dem Dorfe Vetzel eine halbe
Stunde entfernt.
Von einem säuerlichen Geschmack, haben sie die Temperatur von
12° R., das spec. Gewicht 1,001302. Nach Pataki enthalten sech-
zehn Unzen:
Kohlensaure Kalkerde . . 5,00 Gr.
Kohlensaure Talkerde . . 1,30 —
Kohlensaures Natron . . 4,80 —
Schwefelsaures Natron . . 1,00 —
Chlornatrinm .... 0,80 —
355
Alaunerde .
Extractivstoff
0,20 Gr.
0,20 —
13,30 Gr.
Kohlensaures Gas . . . 22,40 Kub. Z.
Die M. quellen werden als gewöhnliches Getränk benutzt. Ob-
gleich man früher glaubte, dafs sie wegen des Kupfergehaltes der
benachbarten Berge auch Kupfer enthielten, hat doch die chemische
Analyse in dem Wasser keine Spur davon auffinden können.
S. Pataki 1. c p. 59.
Die M. quelle von Zoväny bei dem Dorfe gleiches Namens
in der Krasznaer Gespannschaft, von der Stadt Somlyö zwei Stunden
entfernt, ist klar, farblos, von einem süfslich säuerlichen, etwas zu-
sammenziehenden Geschmack, ihr spec. Gew. beträgt 1,015533. Sech-
zehn Unzen enthalten nach Pataki:
Schwefelsaure Kalkerde . . 18,416 Gr.
Schwefelsaure Talkerde
Schwefelsaures Eisen
Schwefelsauren Alaun
Chlortalcium
Extractivstoff .
8,420 —
2,800 —
66,400 —
0,600 —
0,800 —
97,436 Gr.
Erwärmt wird das M. wasser als stärkend - zusammenziehendes
Bad benutzt bei Krankheiten von atonischer Schwäche, Erschlaffung,
örtlicher Schwäche nach Luxationen oder Knochenbrüchen, — chro-
nischen Hautausschlägen, Geschwüren, Durchfällen, rheumatischen
und gichtischen Leiden.
S. Pataki 1. c. p. 66.
Die M quelle von Arapataka, bei dem Dorfe dieses Namens
an der Aluta, in einem anmuthigen, mit Wald begränzten Thale der
obern Weifsenburger Gespannschaft, besitzt einen säuerlich - zusam-
menziehenden Geschmack, ihre Temperatur beträgt 9° R., ihr spec.
Gewicht 1,004010. Nach Pataki enthalte]
l sechzehn Ui
Kohlensaure Kalkerde
12,80 Gr.
Kohlensaure Talkerde
1,60 —
Kohlensaures Natron
9,60 —
Kohlensaures Eisen .
0,24 —
Schwefelsaures Natron
1,60 —
Chlornatrium .
1,00 —
Alaunerde
0,90 —
Extractivstoff .
0,50 —
28,24 Gr.
Kohlensaures Gas . . . 41,60 Kub. Z.
Weniger reich an Eisen, als die M. quelle zu Pojan, ist der Säu-
erling zu Arapataka ven ähnlicher Wirkung und wird gegen ver-
wandte Krankheiten benutzt.
Z 2
356
H. J. v. Crantz a. a. 0. S. 202.
S. Pataki I. c. p. 37.
Die M. quelle zu Kis-Czeg bei dem Dorfe dieses Namens
in der Koloser Gespannschaft, vier und eine halbe Meile von Thorda,
ohne Geruch, von gelblicher Farbe, einem bitterlich - salzigen Ge-
schmack, ihre Temperatur beträgt 9° R., ihr spec. Gewicht 1,008333.
Nach Pataki enthalten sechzehn Unzen :
Kohlensaure Kalkerde . . 1,20 Gr.
Kohlensaure Talkerde . .. 2,00 —
Alaunerde 0,80 —
Schwefelsaure Talkerde . . 24,00 —
Schwefelsaures Natron . . 105,60 —
Chlornatrium .... 10,S0 —
Extractivstoff . . . . 0,S0 —
145,20 Gr.
Kohlensaures Gas .... 2,40 Kub. Z.
Dieser Analyse zufolge gehört dieses M. wasser zu der Klasse
der kalten Glaubersalzquellen, wirkt getruuken, abführend, diuretisch,
auflösend, und ist in dieser Hinsicht dem Piillnaer M. wasser zu ver-
gleichen.
H. J. v. Crantz a. a. O. S. 202.
S. Pataki 1. c. p. 71.
Die M. quelle von Oelves in der Koloser Gespannschaft, von
der von Kis - Czeg eine halbe Stunde entfernt, von gelblicher Farbe,
einem schwach bitterlichen Geschmack, ohne Geruch, hat die Tempe-
ratur von 11° R. und enthält nach Pataki in sechzehn Unzen:
Kohlensaure Kalkerde . . . 1,70 Gr.
Kohlensaure Talkerdc . . . 2,80 —
Alaunerde . . . . . . 0,60 —
Schwefelsaure Talkerde . . . 104,00 —
Clornatrium ..... 1,60 —
Extractivstoff 0,40 —
111,10 Gr.
Kohlensaures Gas einige Kub. Z.
Seinem Gehalt und seinen Wirkungen nach gehört dieses M.was-
ser zu der Klasse der Bitterwasser und ist in dieser Hinsicht dem
Saidschitzer Bitterwasser zu vergleichen, nur mit dem Unterschiede,
dafs es weniger feste Bestandtheile enthält, als letzteres.
S. Pataki 1. c. p. 72.
Die M. quelle von F els'ü-Baj om oder Bazen im Distrikte
Mcdias. In einem sehr anmuthigen Thale entspringen auf dem lin-
ken Ufer eines kleinen Flusses mehrere M. quellen, von welchen be-
sonders zwei Erwähnung verdienen, die obere oder das Kirchen-
bad und die untere, oder das Bettlerbad.
Sehr bemerkenswert!! ist die starke Ausströmung von Schwefel-
357
wasserstoffgas, theils m der Nähe der Ölquellen, theils einige Stun-
den von denselbeu im Distrikte Kis-Saros.
Das M. wasser von Felsö-Bajom ist geruchlos, von einem ste-
chend-salzigen Geschmack, hat die Temperatur von 15° R., das spec.
Gewicht von 1,040000 und enthält nach Pataki in sechzehn Unzen:
Chlornatrium .... 388,800 Gr.
Chlorcalcium -. 14,400 —
Chlortalcium .... 17,200 —
Extractivstoff .... 0,800 —
Thonerde .... 0,536 —
" 421,736 Gr.
Seit Jahrhunderten hat sich bereits dieses M. wasser sehr hilf-
reich erwiesen hei hartnäckigen gichtischen Leiden, namentlich Con-
tracturen, Skropheln und Lähmungen.
S. Pataki 1. c. p. 62.
3. Die Heil quellen der Slavonischen, Banatisch en, Kroa-
tischen und Siebenbürgischen Mili tair gränz e.
1. Die Herculesbäder von Mehadia. Sie
liegen in der ungarischen oder banatischen Militairgränze,
im Bezirke des wallachisch -illyrischen Regiments, in ei-
nem anmuthigen Thale, welches anderthalb Stunden lang,
theilweise sehr eng, nirgends mehr denn 3 — 400 Schritte breit,
als ein Theil des Cserna Thalzuges zu betrachten, sich
durch Milde, Wärme und Reinheit der Luft, und eine reiche
Vegetation auszeichnet. — Das Badeetablissement besteht
aus einer einige hundert Schritte langen Reihe von Häusern
auf dem rechten Ufer der Cserna, von dem Marktflecken
Mehadia eine Stunde, von der türkischen Gränzfestung
Orsova anderthalb Stunden entfernt.
Der höchste Grad von Kälte, welcher aber nur selten mehr denn
zwei bis drei Tage anhält, beträgt — 11° R., nur im Winter 1829 —
1830 war sie, als aufserordentlich, bis zu — 16° R. gestiegen. Der
Weinstock liefert schon im August vortreffliche Trauben, der Feigen-
baum wächst hier wild und der Rosmarin hält den Winter hindurch
im Freien aus. Im Juli und August ist die Hitze wegen des Reflexes
der Sonnenstrahlen von den Kalkfelsen so beträchtlich, dafs sie. Mit-
tags zwischen 11 bis 3 Uhr im Schatten 26 — 29° R. beträgt.
Die zahlreichen römischen Niederlassungen in dem
alten Dacien und die bei den Herculesbädern aufgefunde-
nen zahlreichen Inschriften, Votivtafeln, Münzen von Tra-
jan, Hadrian und den Antoninen bis auf M. A. Philippus,
358
so wie sieben Statuen des Hercules lassen auf eine sehr
frühe Kenntnifs und Benutzung dieser Heilquellen schlie-
fsen. Lange Zeit wurden sie jedoch vernachlässigt. Der
Feldmarschall-Lieutenant Graf Hamilton war der erste,
welcher in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts un-
ter Kaiser Karl VI. ihnen seine Aufmerksamkeit schenkte,
die bis dahin schlechten Einrichtungen verbesserte und
namentlich das Ludwi gs-, Franc isci- und Hercules-
bad errichtete. Während der Türkenkriege erfuhr das
Etablissement leider mannigfache Bedrängnisse und Zer-
störungen^ erfreute sich jedoch seit 1792 nicht nur der
wesentlichen Verbesserung der vorhandenen und Errich-
tung von neuen Bädern, sondern auch zahlreicher und
zweckin äfsiger Wohngebäude und Verschönerungen der
Umgebungen.
Die Zahl der Kurgäste im Jahre 1811 betrug 944, im Jahre 1830
1431 (aufser 298 Fremden, -welche sich nur einige Zeit im Bade auf-
hielten), — die Zahl sämmtlicher Kurgäste von 1S11 bis 1830 19,243.
Paschalis Caryophilus (Pascal Garofolo) war
der erste, welcher in einer Monographie die durch Graf
Hamilton wieder neu aufgefundenen Heilquellen beschrieb ;
die neueste und vollständigste Schrift über diesen Kurort
verdanken wir Schwarzott.
Die das Cserna-Thal umschliefsenden Berge bestehen auf dem
rechten Ufer aus Granit, schiefrigem Kalk- und Thonmcrgel, in wel-
chem häufig Schwefelkies vorkommt, und aus körnigem Kalkmergel,
aschgrauem Uebergangskalk und Grauwacke, — auf dem linken Ufer
aus Grünstein mit Feldspath, Quar^krystallen , Kalkspatb und Horn-
stein, Aveiter abwärts aus schaligem Kalkmergel, und noch weiter ab-
wärts aus einem an beiden Flufsufern hin abziehenden Thonschiefer-
gebirge, mit abtheilungsweisc eingeschobeneu Kicsclmassen.
Die Mehrzahl der M. quellen bei Mehadia gehört zu
der Klasse der Schwefelthermalquellen. Ihr Wasser ist
klar, von einem bitterlich- salzigen und, nach Verschie-
denheit ihres gröfsern oder geringeren Schwefelgehaltes,
mehr oder weniger hepatischem Geschmack und Geruch,
1 iaht sich, längere Zeit der Einwirkung der atmosphäri-
schen Luft ausgesetzt, und bildet dann auf der Oberfläche
359
ein farbiges Häutchen, auf dem Boden einen feinen Nie-
derschlag.
Die einzelnen, benutzten und unbenutzten M.quellen entspringen
mit einer sehr verschiedenen Wassermenge in einer Entfernung von
1650 Schritten vom Hercules- bis zum Franciseibade, 22 au der Zahl,
3 davon auf dem linken, die übrigen auf dem rechten Ufer, «um
Theil in dem Bette der Cserna. Nach Schwarzott beträgt ihre
Temperatur 18 — 51° R.
Badearzt ist Hr. Regimeutsarzt Dr. Martini.
Benutzt werden folgende Bäder:
1. Das Herculesbad, das älteste, wahrscheinlich schon von
den Römern benutzte Bad.
Seine Th.quelle entquillt eiuem aschgrauen Kalkfelseu, ist hell,
geruchlos, von schwachem, bitterlieh-salzigem Geschmack; die Tem-
peratur des Th. wassers beträgt 18 — 39° R. (nach Verschiedenheit
der Jahreszeit und des Zuflusses von Schnee- oder Regenwasser),
das spec. Gewicht 1006 bei 14° R. der Atmosphäre, seine Wasser-
menge nach Zimmermann in einer Stunde 5045 Kub. F. oder 2815§
Wiener Maafs.
2. Das Karlsbad. Die Th.quelle dieses Namens bricht sechs
Klafter vom Ufer zwischen den Ludwigs- und Herculesbäderu aus der
Fortsetzung derselben Gebirgsmasse hervor, aus welcher die Hercu-
lesquelle entspringt. Ihr Wasser ist gleich dem der vorigen hell,
von einem schwachen hepatischen Gerüche, einem gelind bittersalzi-
gen Geschmack, von 35° R. Temperatur; sein spec. Gewicht beträgt
1006, seine Wassermenge 23 Kub. F. in einer Stunde. Sie ist unter
allen hepatischen Quellen die schwächste und bildet zwischen diesen
und der Herculesquelle gleichsam den Uebergang.
3. Das Lud wigs bad, hart am rechten Ufer der Cserna gelegen.
Seine Th.quelle ist durchsichtig, von schwach schwefeligem Geruch,
bitterlich -salzigem Geschmack, ihre Temperatur beträgt 37° R., ihr
spec. Gewicht nach Zimmermann 1005, ihre Wassermenge in ei-
ner Stunde 960 Kub. F.
Statt der ehemaligen Militair-Baracken, in welche die Militahba-
demannschaft einquartirt wurde, besteht seit 1834 ein sehr schönes,
geräumiges Gebäude, in welches 170 Mann aufgenommen werden kön-
nen, und welches mit dem Ludwigsbade durch einen unterirdischen
Gang in Verbindung steht, so dafs die Mannschaft gegen jede Witte-
rung geschützt sich dahin begeben kann.
4. Das Karolinenbad. Die unter diesem Namen benutzten
Bäder erhalten ihr Wasser aus zwei Th. quellen , von welchen die
eine aus Kalkfelsen entspringt und in einem Reservoir aufgefangen
wird, die andere dagegen eine durch Röhren gebildete Ableitung aus
dem Kaiserbade ist. Ihr Wasser ist farblos, durchsichtig, von einem
starken Schwefelgeruch, welcher selbst in mehreren Tagen nicht
ganz verschwindet, von mildem, schwach-salzigem, bitterlichem Ge-
360
schmuck; seine Temperatur beträgt 22° R., sein spec. Gewicht 1005,
seine Was^ermenge 180 Kub. F. in einer Stunde. — Nach Zimmer-
mann betrug die Temperatur coustaut 33° R., der Zuflufs in einer
Stunde 115£ Kub. F.
Das Neu-Gebäude für Kurgäste ist seit 1833 durch einen hellen,
aber geschlossenen Gang zum Vortheil der Kurgäste verbunden worden.
5. Das Kaiserbad hat seine eigene, aus Kalk- und Schiefer-
felsen entspringende Th. quelle, welche theils zu den Bädern dieses Eta-
blissements, theils zu denen des Karolinenbades benutzt wird. Un-
fern derselben sprudeln mehrere sehr heifse Quellen (die eine von
51° R.), welche unter sich und mit der eigentlichen Badequelle zu;
communiciren scheinen. Das Wasser erscheint an der Quelle klar
und farblos, in gröfserer Menge ins Grünliche spielend, von einem
starken , mehrere Tage anhaltenden Schwefelgeruch , einem ekel-
haft-bitterlichen, scharfsalzigen Geschmack; seine Temperatur beträgt
44° R., das spec. Gewicht 1012 (nach Zimmermann 43° R. und
100S), sein Zuflufs (ungerechnet den der tiefer entspringenden sehr
ergiebigen, heifseren) 89 Kub. F. in einer Stunde.
6. Das Ferdinandsbad. Die Quelle war früher bekannt un-
ter dem Namen der ..Kalkquelle.,> Unfern derselben befindet sich
das sogenannte Schwitzloch, auf dessen Grunde drei hepa-
tische Quellen von 43°, 33° und 32° R. hervorquellen ; die Tempera-
tur dieser, jetzt unbenutzten Höhle wechselt nach Verschiedenheit der
Temperatur der Atmosphäre. Unter derselben zwischen dem Kaiser-
und Augenbade befindet sich noch eine nicht unbedeutende Quelle,
welche Nicolaiqu eil e genannt, früher zu einem eigenen Bade
verwendet wurde.
Die M.quelle des Ferdinandsbades kommt in ihrem plrysischen
Verhalten mit der des Kaiserbades überein, hat jedoch nur die Tem-
peratur von 43° R., ihr specifisches Gewicht beträgt 1009, ihre Was-
sermenge 90 Kub. F. iu einer Stunde.
7. Das Augenbad oder Augendunstbad (der Augenbruu-
nen). Die Th. quelle, welche unter diesem Namen benutzt Avird,
kommt mit der des Kaiserbades in Geschmack, Geruch und übrigen
Eigenthümlichkeiten iiberein , hat die Temperatur von 42° R. ; die
Wassermenge beträgt in einer Stunde 40 Kub. E.
8. Das Franciscibad. Das am linken Ufer der Cserna lie-
gende Badegebäude steht auf der Quelle selbst, unfern derselben fin-
det sich eine zweite, welche aber nicht benutzt wird. Die erstere
ist frisch geschöpft klar, durchsiebtig, ins Grünliche spielend, von ei-
nem starken Schwefelgeruch, einem bitterlich- salzigen Geschmack.
Ihre Temperatur beträgt 32° R., ihr spec. Gewicht 1012, ihre Was-
sermenge in einer Stunde 9G Kub. F.
'.». Das Josephsbad, ebenfalls auf dem linken Ufer der Cserna.
Die Quelle dieses Bades scheint ein Abkömmling des Kaiserbades zu
■CID, kommt daher hinsichtlich ihrer physischen Eigenthümlichkeiten
mit denen jener iiberein ; ihre Temperatur beträgt 39° R., ihre Was-
sermenge nur 5 Kub. F. iu einer Stunde.
361
Chemisch untersucht wurde das Th.wasser der einzel-
nen Quellen zu verschiedenen Zeiten von Kitaibel,
Schuster und Zi in m ermann und ergab folgendes Re-
sultat.
In sechzehn Unzen Wasser enthalten :
1. die Herculesquelle : 2. die Karlsquelle :
Chlornatrium . • . . 12,103004 Gr. . . 10,211526 Gr.
Chlorcalcium . . . 5,242182 — . . 4,463519 —
Schwefelsaure Kalkerde mit
0,656039 — .
einer Spur von Kieselerde
Schwefelwasserstoffgas .
Stickgas ....
Kohlensaures Gas
18,001225 Gr.
0,340282 K. Z.
1,128139 —
1,468421 KZ.
0,631514 —
15,306559 Gr.
0,766400 K.Z.
0,324954 —
0,349478 —
1,440832 K.Z.
3. Die Ludwigsquelle : 4. Die Karolinenquelle :
Chlornatrium
Chlorcalcium
16,729000 Gr.
6,974248 —
Schwefelsaure Kalkerde mit
einer Spur von Kieselerde 0,931943 —
24,635191 Gr.
Schwefelwasserstoffgas . 1,578877 K.Z.
Stickgas .... 0,340282 —
Kohlensaures Gas . . 0,380101 —
2,299260 K.Z.
Die Kaiserquelle :
29,478847 Gr.
15,398528 —
Chlornatrium
Chlorcalcium
Schwefelsaure Kalkerde mit
einer Spur von Kieselerde 1,548129
. 28,028S16 Gr.
. 13.534641 —
1,400980 —
42,964437 Gr.
2,293071 K.Z.
0,343347 —
0,447578 —
3,083996 K.Z.
6. Die Ferdinandsquelle :
. 29,432826 Gr,
, . 15,775597 —
1,557325 —
Schwefelwasserstoffgas
Stickgas
Kohlensaures Gas
46,425504 Gr.
3,096256 K.Z.
0,352507 —
0,643776 —
4,092539 K. Z.
46,765748 Gr.
1,581851 K.Z.
0,331085 —
0,478233 —
2,391169 K.Z.
Chlornatrium
Chlorcalcium
Schwefelsaure Kalkerde mit
einer Spur von Kieselerde
7. Die Augenquelle : 8. Die Francisciquelle :
31,606376 Gr. . . 23,599019 Gr.
16,587366 — . . 11,312041 —
1,538933 —
49,732675 Gr.
1,237890 —
36,148950 Gr.
362
l
Schwefelwasserstoffgas . 2,605763 K.Z. . 1,563458 K.Z.
Stickgas .... 0,343347 — . .,_ 0,343347 —
Kohlensaures Gas . . 0,573263 — ." . 0,407724 —
3,522373 K.Z. 2,314529 K.Z.
9. Die Joseplisquelle :
Chlornatrium 28,185162 Gr.
Chlorcalcium 14,442022 —
Schwefelsaure Kaierde mit einer Spur von Kieselerde 1,532765 —
44,159949 Gr.
Schwefelwasserstoffgas . . . . . 2,133660 K.Z.
Stickgas 0,343347 —
Kohlensaures Gas . . 0,422648 —
2,899655 K.Z.
In ihren Wirkungen sind sie den kräftigsten Schwe-
felthermen gleich zu stellen (Vergl. Th. I. S. 243. Zweit.
Aufl. S. 257 u. f.). Contraindicirt in allen den Fällen, in
welchen reizende Schwefelthennen überhaupt zu widerra-
then sind, sind sie gar nicht, oder nur sehr bedingt anzu-
wenden bei Fieber, entzündlichen Affectionen, einem sehr
hohen Grade von Schwäche, ödematösen Anschwellungen,
skirrhösen, scorbutischen und syphilitischen Dyskrasieen,
so wie organischen Fehlern, varicösen Qeschwüren und
localen syphilitischen Affectionen.
Benutzt werden sie in folgenden Formen :
1. Als Bäder. Ganze Bäder werden genommen in dem
Hercules-, Ludwigs-, Karolinen-, Kaiser-, Ferdinands-,
Francisci- und Josephsbade, — das Kai'lsbad dient zu Fufs-
und Handbädern, der Augenbrunnen als Augendunstbad.
Die Dauer des Aufenthaltes im Bade, so wie die Zahl der Bäder
hängt von der Individualität des Kranken und der Art der Krank-
heit ah.
Man badet früh nüchtern zu einer Temperatur von 27 — 32° K.,
verweilt in dem Bade eine halbe bis ganze Stuude, — in Bädern vou
hoher Temperatur indefs nur zehn, höchstens fünfzehn Minuten.
Die Th.bäder verursachen häufig einen eigenthümlichen Badeaus-
schlag mit starkem Jucken der Haut, welcher oft kritisch, bei mäfsig
warmem Verhalten, so wie das Jucken allinählig verschwindet.
2. Als Klystier und Einspritzung, — Douche-, Tropf-
und Regenbad; — die Douche wird besonders gerühmt
363
bei Lähmungen, Contracturen, Rheuuiatalgieen, kalten Ge-
schwülsten.
3. In luftförmlger Gestalt als Therm aldampfb ad.
4. Als Trinkkur. Hierzu werden gewöhnlich benutzt :
die Hercules-, Karls-, Ludwigs- und Augenbrunnenquelle.
Das Wasser der erstem ist, besonders mit Milch, nicht unange-
nehm zu trinken, wird am besten nüchtern ein oder zwei Stunden
nach dem Bade zu 2 bis 6 Gläsern, bei mäfsiger Bewegung im Freien
getrunken, und in der Regel vom Magen leicht vertragen. — Das
Wasser der Karlsquelle wirkt stärker auflösend und erhitzender; —
ganz ähnlich dieser wirkt die Augenbrunnenquelle.
Wirkt das getrunkene Th.wasser nicht hinreichend täglich auf
den Stuhlgang, so mischt man dem ersten zu trinkenden Becher eine
halbe bis anderthalb Drachmen Karlsbadersalz zu, oder sucht durch
Klystier von Th.wasser des Hercules -, Karls - oder Augenbrunnens
nachzuhelfen.
Die Krankheiten, in welchen sich die Heilquellen be-
sonders hilfreich erwiesen, sind folgende:
1. Chronische Hautausschläge, — namentlich krätz-
und flechtenartige.
2. Krankheiten des Drüsen- und Lymphsystems, Skro-
pheln, Verhärtungen, kalte Geschwülste.
3. Blennorrhöische und katarrhalische AfFectionen der
Luftröhre und Lungen, des Darmkanals, der Harn- und
Geschlechtswerkzeuge.
4. Heftige rheumatische und gichtische Leiden, —
Omagra, Chiragra, Podagra, verlarvte Gicht in Form von
gichtischen Schleimflüssen, Neuralgieen, chronischen Haut-
ausschlägen und Geschwüren.
5. Steifigkeit und Contracturen der Gelenke, in Folge
von Verwundungen, Knochenbrüchen, Verrenkungen, Ge-
lenkgeschwülsten oder metastatischen Affectionen.
6. Lähmungen; contraindicirt bei Lähmungen, welche
als Folgekrankheit der Apoplexia sanguinea zu betrachten,
sind sie zu empfehlen, wenn sie von reiner Schwäche,
Dyskrasieen, gichtischen und psorischen Metastasen oder
chronischen Metallvergiftungen entstanden sind.
7. Verhaltene oder zu sparsame, anomale Menstruation.
364
Auch bei Kindern werden die Heilquellen nicht selten benutzt
indefs doch nur äufserlieh in Form von Bädern und Klystieren,
Paschalis Caryophilus, dissert. epistolaris de thermis Her-
culanis nuper in Dacia detectis. Viennae 1737.
Paschalis Caryophilus, dissert. de usu et praestantia tlier-
maruin Herculanarum , quae nuper in Dacia detectae sunt, epistolaris
altera. Mantuae 1739.
H. J. v. Crantz, analyses thermarum Herculanarum Daciae Tra-
jaui, celebriorunique Hungariae. Viennae 1773.
H. J. v. Crantz, Gesundbr. der Oest. Monarchie S. 198.
Stadler, Versucbe über die uralten römischen Hercules- Bäder
Wien 1775.
Fr. Griselini, Versuch einer Geschichte des Temeswarer Bana-
tes. Wien 1780. Tb. II. S. 107.
Vaterländische Blätter. 1S08. S. 157. — 1S10. S. 393. — 1820
No. 9.
Sartori's Naturwunder des Oestreichischen Kaiserthums 1809
Tb. I. S. 201.
Hesperus 1815. S. 477.
J. Wächter, Abbandlung über den Gebrauch der vorzüglichsten
Bäder und Trinkwasser. Wien 1817. S. 127.
v. Hitzinger's Statistik der Militairgränze des Oest. Kaiser-
thums. Wien 1817. Tb. I. S. 135. Th. II. S. 425.
Die besucht. Badeort, u. Gesundbr. des Oest. Kais. Th. II. S. 278.
v. Csaplovics, topographisch- statistisches Archiv für das KÖ-
nigr. Ungarn. Wien 1821. Th. I. S. 244.
C. v. Szepeshäzy und C. J. v Thiele, Merkwürdigkeiten a
a. O. S. 172.
v. Hitzinger's Gemälde von Ungarn. 1829. Th. I. S. 93.
P. Kitaibel, Hydrographia Hungar. T. II. p. 311.
J. v. Csaplovics, Gemälde von Ungarn. 1829. S. 93.
Felsö- Magyar - Orszägi Minerva. Mäsodik Kötet. 1830.
Die Hercules -Bäder bei Mehadia von J. H. Seh arzott. Wien
1831. Mit einem Kupfer und mehreren Tabellen.
Ludvigh's malerische Reise von Pesth nach Orsowa 1835
Th. I. S. 83.
.1. v. Vering, eigenthüml. Heilkraft verschiedener M.wässer
1836. S. 34.
Die berühmtesten Bäder u. Gesundbrunnen von Ungarn. 1837.
2. Das M.bad %u Topnszko in der kroatischen
Militairgränze, unfern Sziszeg, scheint schon den Römern
bekannt gewesen zu sein, wie unter andern eine ausge-
grabene römische Inschrift zu beweisen scheint. Unfern
der Quellen wurde 1222 unter Andreas II. von den Be-
nedict ineru eine Abtei erbaut.
365
Die M. quellen haben die Temperatur von 45 — 49° R.;
ihr Wasser ist geschmack- und geruchlos. Diejenige,
welche zu Bädern benutzt wird, hat die Temperatur von
46° R. Nach Csaplovics giebt die Hauptquelle in ei-
ner Stunde 180 Eimer Wasser.
Nach der Analyse des Apothekers Gürth enthalten
sechzehn Unzen dieses Th.wassers :
Kohlensaure Kalkerde
Schwefelsaure Talkerde
Chlortalcium
Erdharz
Schwefelsaure Kalkerde
Kohlensaures Gas
Aufser einem Hospital für Soldaten findet sich hier
ein Badehaus. Das Unterkommen der Kurgäste ist durch
mehrere neu aufgeführte Bauten, so wie bessere Einrich-
tungen in Privatwolinungen erleichtert worden.
Benutzt werden die M. quellen in Form von Wasser-
bädern, so wie auch von M. schlämm.
H. J. v. Crantz a. a. 0. S. 124.
Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur, Theater und Mode. 1827.
Nr. 121. 122.
J. v. Csaplovics Gemälde von Ungarn. 1829. S. 101.
2,709 Gr.
4.0L1 —
1,340 —
0,088 —
0,465 —
8,613 Gr.
0,886 Kub. Z.
An diese Bäder schliefsen sich:
Die M. quellen von Ro dna und Szent- György(St. Georg)
in der siebenbürgischen Militairgränze. Das Gebiet der Stadt Rodna
in dem Umkreise einer Quadratmeile ist ungemein reich an M.quel-
len, vorzüglich eisenhaltigen Säuerlingen; man zählt einige zwanzig,
von welchen die vorzüglicheren folgende sind.
1. Die M. quelle von D ombliät. Ihr Wasser ist klar, von
schwefeligem Geruch, einem säuerlich - stechenden Geschmacke, von
10° R. Temperatur; das spec. Gewicht beträgt 1,005308.
taki enthalten sechzehn Unzen:
Kohlensaure Kalkerde . . 11,200 Gr.
Nach Pa-
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaures Eisen
Kohlensaures Mangan
Kohlensaures Natron
Schwefelsaures Natron
5,100 —
0,900 —
0,300 —
25,600 —
2,400 —
366
Chlornatrium . . . . 7,200 Gr.
Kieselerde .... 0,100 —
Extractivstoff .... 0,024 —
52,824 Gr.
Kohlensaures Gas . . . 46,08 Kub.Z.
Sckwefelwasserstoffgas in unbestimmter Menge.
2. Die M. quelle von Szent- Gy Örgy, von dem Dorfe die-
ses Namens mehrere hundert Schritte entfernt, farblos, krystallhell,
von schwefeligem Geruch, einem sauren, salzig-stechenden Geschmack,
hat die Temperatur von 11° R, das spec. Gewicht beträgt 1,006060
und sie enthält nachPataki in sechzehn Unzen:
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaures Eisen
Kohlensaures Natron
Schwefelsaures Natron
Chlornatrium
Kieselerde
12,80 Gr.
5,60 —
0,80 —
17,20 —
1,40 —
28,S0 —
0,20 —
66,80 Gr.
Kohlensaures Gas . . . 40,96 Kub.Z.
Schwefelwasserstoffgas eine geringe Menge.
3. Die M. quelle v on Bor-Volgy, (Vale-Szienluy) in dem
langen waldigen Thale dieses Namens, nördlich zwei Stunden von
Rodna, färb- und geruchlos, von einem säuerlichen, zusammenziehen-
den Geschmacke, hat die Temperatur von 8° R., das spec. Gewicht
= 1,002698 und sie enthält nach Pataki in sechzehn Unzen:
Kohlensaure Kalkerde
2,20 Gr.
Kohlensaure Talkerde
1,60 —
Kohlensaures Eisen
1,10 —
Kohlensaures Natron
6,00 —
Schwefelsaures Natron
1,50 —
Chlornatrium . .
0,90 —
Extractivstoff
0,40 —
13,70 Gr.
Kohlensaures Gas
30,72 Kub. Z
4. Die M. quelle von Vale TJrsuluy, im Thale dieses Na-
mens, 'am Flüfschen Medve Pataka, eine halbe Stunde von Rodna,
krystallhell, geruchlos, von säuerlich -tintenartigem Geschmack; ihre
Temperatur beträgt 7,5° R., ihr spec. Gewicht 1,001704. Nach P a-
taki cuthalten sechzehn Unzen:
Kohlensaure Kalkcrde . . 0,20 Gr.
Kohlensaures Eisen . . . 0,60 —
Kohlensaures Natron . . 0,90 —
36F,
Schwefelsaures Natron
Extractitstoff . -r
Kohlensaures Gas
0,40 Gr.
0,20 —
2,30 Gr.
23,04 Kub.Z.
5. Die M. quellen zu Rodna oder Radna. Sie entspringen
in der Stadt selbst, unfern des Flusses Izvor, haben einen säuerlich-
tintenartigen Geschmack, ihre Temperatur beträgt 10,5° R., das spec.
Gewicht 1,001183; sie enthalten nach Pataki in sechzehn Unzen:
Kohlensaure Kalkerde
1,60 Gr.
Kohlensaure Talkerde
0,30 —
Kohlensaures Eisen
1,20 —
Kohlensaures Natron
1,00 —
Schwefelsaures Natron
1,10 —
Chlornatrium .
0,40 —
Extractivstoff
0,10 —
5,70 Gr.
Kohlensaures Gas
15,24 Kub.Z.
6. Die M. quelle am Flufs Aranyos, von Dombhat nur
eine halbe Stunde entfernt. Ihr Wasser ist färb- und geruchlos, von
einem säuerlich-tintenartigen Geruch, ihre Temperatur beträgt 9° R.,
das spec. Gewicht 1,001373; sie enthält nach Pataki in sechzehn
Unzen :
Kohlensaure Kalkerde . . 1,40 Gr.
Kohlensaures Eisen . .
0,90 —
Kohlensaures Natron
0,30 —
Schwefelsaures Natron
0,80 —
Chlornatrium
0,40 —
Chtortalcium
1,50 —
Kieselerde ....
0,20 Gr.
5,50 Gr.
Kohlensaures Gas
. 15,36 Kub.Z
Die hier besonders aufgeführten M. quellen zerfallen nach Ver-
schiedenheit ihres Gehalts und ihrer Wirkung in zwei Klassen :
1. in die weniger eisenreichen Säuerlinge, die M. quellen von
Dombhat, Sz. György und Vale-Szienluy. Getrunken wirken sie ge-
lind reizend auf alle Se- und Excretionen, namentlich die Schleimhäute,
expectorirend, eröffnend, diuretisch und werden empfohlen bei Stockun-
gen und Verschleimungen im Unterleibe, Hämorrhoiden, Infarcten, Hy-
pochondrie, Melancholie, Gelbsucht, Stockungen in den inesaraischen
Drüsen, — bei chronischen Brustkrankheiten, Gries- und Steinbe-
schwerden, — endlich bei rheumatischen und gichtischen Affectionen.
2. Die eisenreicheren Säuerlinge dagegen (die M.quellen von Vale
Ursuluy, Rodna und Aranyos), von einer reizenden und erhitzenden
Wirkung, zu widerrathen in allen den Fällen, wo Eisenwasser con-
traindicirt sind, werden in Krankheiten von Schwäche torpider Art
368
empfohlen, — namentlich bei Kachexieen von Schwäche, Chlorosis,
Rhachitis, Skropheln, Fettsucht, Impotentia virilis, Anomalieen der
Menstruation von Schwäche, Unfruchtbarkeit.
H. J. v. Crantz a. a. 0. S. 228.
S. Pataki 1. c. p. 7.
Das B ar ander M.w asser in der Banater Militairgräuze. Bei
dem Dorfe Barand befindet sich ein salzhaltiger Teich, welcher zu
techuischen Zwecken, zur Gewinnung von Salz, von den Bewohnern
der Umgegend benutzt wird. Nach Kitaibel ist der Hauptbestand-
teil desselben Chlornatrium, die Menge seines Gehaltes jedoch wech-
selnd.
P. Kitaibel I. c. T. II. p. 298.
Die M. quelle Szalankama, in der slavonischen Militair-
gränze, von Kitaibel nur unvollkommen untersucht.
P. Kitaibel 1. c. T. II. p. 297.
4. Die Heilquellen der Königreiche Kroatien
und Slavonien.
Beide Königreiche besitzen einen grofsen Reichthuui
an M.qucllen, sowohl warmen, als an kohlensaurem Gase
reichen kalten, von welchen jedoch verhältnifsm'afsig nur
ein kleiner Theil benutzt wird. Die bekanntesten sind:
die Heilquellen zu Grofswardein oder Töplika, Kra-
pina und Szutinczka.
H. J. v. Crantz, Gesundbr. der Oest. Monarchie. S. 112. 126.
Joan. Bapt. LaLanque, tractatus de aquis medicatis re-
gnorum Croatiae et Slavoniae. Zagrebiae 1779.
Vinc. Ferd. Taude, Synopsis fontium Austriae. p. 54. 61.
Mag da Pal Magyar Orszäynak sat. statistikai 6s geogruphiai
lecräsa. Pesten 1819.
Taube, Beschreibung von Slavonien. Th. I. S. 11.
1. Die Thermalschiuefelbäder zu Töplika,
T öplitza oder Grofswardein (Therm. Töplikenses
Croatorum) , in der Varasder Gespannschaft, schon den
Alten bereits bekannt unter dem Namen der Thermae Con-
stantini, Eigenthum des Agramer Domkapitels, sehr flei-
fsig besucht, eine halbe Stunde von der K. Freistadt Wa-
r;i Silin, acht von Agram, vier von Fridau, in einer reizen-
den Gegend.
Nach
369
Nach den noch vorhandenen Ueberresten waren diese Tb. quellen
nicht blofs den Römern bekannt, sondern -wurden von letzteren mit
bedeutenden Bauwerken ausgestattet, auch als Bäder bemitzt. Nach
einer verheerenden Feuersbrunst liefs Constantin die Bäder wie-
der herstellen, daher der Name der „Constantinsbäder", — den Na-
men „Th. Jasiae" erhielten die Bäder von den anwohnenden Jazy-
gen. Die Verwüstungen, welche Attila'8 Zug auch hier veranlafste,
wurde Ursache, dafs sie lange -Zeit vernachlässigt und erst in neue-
rer Zeit wieder mit den erforderlichen Einrichtungen zu Bädern ver-
seben wurden. Aufser den Constantinischen Bädern, den ältesten,
und den Josephsbädern, finden sich hier Wannenbäder, und auch ein
M.schlammbad in zwei Abtheilungen für Männer und Frauen.
Das Wasser der hier entspringenden sehr wasserrei-
chen Th.quellen ist klar, stark perlend, von einem starken,
weit sich verbreitenden hepatischen Geruch und ähnli-
chem Geschmack; der Einwirkung der Luft längere Zeit
ausgesetzt, bildet sich auf dem Boden des Wassers ein
schwärzlicher Niederschlag; seine Temperatur beträgt 45°
R., sein spec. Gew. 1,0015.
Chemisch untersucht wurde dasselbe von H. J. von
Crantz, Hacquet, Lalanque, Kitaibel und neuer-
dings von M. J. Halter, Apotheker in Warasdin.
Nach Halter enthält dasselbe in sechzehn Unzen:
Schwefelsaures Natron
1,97 Gr.
Chlornatrium
0,81 —
Schwefelsaure Talkerde
0,57 —
Chlortalcium
0,41 —
Schwefelsaure Kalkcrde
. 1,17 -
Chlorcalcium . . .
0,14 —
Kohlensaure Talkerde .
0,57 —
Kohlensaure Kalkerde .
2,26 —
Kohlensaures Eisenoxydul .
0,12 —
Kieselerde ....
0,21 —
Thonerde ....
0,42 —
Harzstoff ....
0,12 —
Schwefel ....
2,84 —
11,61 Gr.
Kohlensaures Gas
2,68Kub.Z.
Schwefelwasserstoffgas
5,68
8,36 Kub. Z.
Der Schwefel -Mineralschlamm ist von aschgrauer, ins Gelbliche
spielender Farbe, breiartiger Consistenz, hepatischem Gerüche und
von 27° R. Temperatur an der Oberfläche, von 30° R. in der Tiefe.
II. Theil. A a
370
Empfohlen werden die Th.quellen zu T. vorzüglich als
Bad in folgenden Krankheiten:
1. gegen chronische Hautausschläge, in Folge gichti-
scher, rheumatischer* selbst syphilitischer Dyscrasien.
2. Nevralgien und Contrakturen von gichtischen Ur
sachen.
3. Krankheiten des Uterinsystems, besonders Anlage
zu Abortus.
Mit Nutzen bedient man sich auch des Schwefel-M.schlammes zv
T. zur Unterstützung der Wirkung der Wasserbäder, namentlich bei
chronischen Hautausschlägen und hartnäckigen gichtischen Localleiden.
H. J. v. Crantz a. a. 0. S. 121.
P. Kitaibel 1. c. T. II. p. 284.
J. v. Csaplovics, Gemälde von Ungarn. 1829. S. 95.
Historisch -topographische Beschreibung des Varasdiner Töplitzer
Schwefelbades von Mich, von Kunitsch. Varasdiu 1828.
Macher's phys. mediz. Beschreibung der Sauerbrunnen zu Taz-
mannsdorf und Sulz, der Bäder bei Warasdin, Erapina, Stubitza,
Tschatasch und Neustädtl. 1834.
Die berühmtesten und besuchtesten Bäder und Gesundbrunnen
von Ungarn. 1837. S. 88.
2. Die T hermalbäder bei Krapina^ andert-
halb Stunden von K. entfernt.
Das Wasser der drei hier entspringenden Th.quellen
ist klar, von einem hepatischen Gerüche, einem salzig-
schwefeligen Geschmack und von 33 — 35,5° R. Temperatur.
Der chemischen Analyse zufolge enthält es eine unbe-
deutende Menge Schwefelwasserstoff gas , an festen Be-
standtheilen in sechzehn Unzen Th. wasser 3 Gr., unter
diesen vcrhältnifsmäl'sig viel schwefelsaures Natron, weni-
ger kohlensaure Kalkerde, sehr wenig Chlorsalze und eine
Spur von kohlensaurem Eisen oxydul.
Weniger als Getränk, häufig in Form von Bädern be-
nutzt, erweiset sich dasselbe sehr hilfreich bei chronischen
Exanthemen, besonders Flechten und hartnäckigen kratz*
artigen Hautausschlägen, gichtischen und rheumatischen
Afi'ectionen.
H. J. v. Crantz a, a. 0. S. 115.
371
P. Kitaibel 1. c. T. II. p. 287.
Macher, pbys. medic. Beschr. der Sauerbr. zu Tazmannsdorf,
Sulz u. s. w. 1834.
3. Die Thermalquellen %u Szutinczka,
zwei Stunden weit von Krapina entfernt, am Fufse eines
Felsens. Ihr Wasser ist klar, hell, von bläulicher Färbung,
geruch- und geschmacklos, nach Kitaibel von 30 — 32,
— nach Macher von 25—27° R.
An festen Bestandteilen enthält es kohlensaure Kalk-
erde und schwefelsaure Talkerde.
Gerühmt wird dasselbe bei gichtischen und rheumati-
schen Leiden und chronischen Nervenleiden.
H. J. v. Crantz a. a. 0. S. 121.
P. Kitaibel 1. c. T. II. p. 288.
Aufser dieseii Tb. quellen sind noch zu erwähnen:
Die Th.b'üder zu Daruvdr iu der Poseganer Gespannschaft,
Eigen thum des Hrn. Grafen v. Jankovicz.
Nach mebreren aufgefundenen römischen Ueberresten war dieser
Ort schon den Römern bekannt unter dem Namen Thermae Jasorven-
ses. Das Antonibad ruht auf einem römischen Fundamente.
Den Namen Daruvdr leitet man von dem im Gräfl. Jankowic-
zi scheu Familienwappen befindlichen Kranich (Daru) und V&r
(Schlofs) ab.
Die Tb. quellen entspringen am Fufs des die nordöstliche Seite
der Stadt umkränzenden Weingebirges.
Nach H. J. v. Crantz enthielten zwei Pfund des Wassers ab-
gedampft nur fünf Gran feste Bestandtheile; Kitaibel fand bei sei-
ner 1808 unternommenen Analyse: kohlensaures Gas, kohlensaure
Kalk- und Bittererde, Eisen und schwefelsaures Natron.
Daruvär besitzt mehrere, in neuerer Zeit noch verbesserte Bade-
anstalten, das Antonibad, das Johannesbad uud ein Schwimm-
bad ; benutzt wird auch der M. schlämm.
H. J. v. Crantz a. a. 0. 8. 128.
Die besuchtesten Badeörter. Th. II. S. 292.
J. v. Csaplovics, Gemälde von Ungarn. 1829. S. 100.
Das Lipiker Bad, drei Stunden von Daruvär, unfern Pakrdtz.
Die Temperatur der hier entspringenden schwefelhaltigen M. quellen
beträgt 30—41° R. : die des Volksbades 41° R., die des Bischofsbades
36° R., die einer dritten 33° R., und die einer vierten 30° R.
Viele vermuthen, das Lipiker Th.wasser habe mit dem von Da-
ruvär einen gemeinschaftlichen Ursprung.
Empfohlen wird es als Getränk, Bad und in Form von Klystie-
ren bei Stockungen, Verschleimungen und Lähmungen.
Äa2
372
H. J. v. Crantz a. a. 0. S. 126.
J. v. Csaplovics, Gemälde von Ungarn. 1829. S. 101.
Die M.quellen von Sztubicza in der Agramer Gespannschaft,
entspringen auf einer Ebene aus Moorgrund, auf welcher, wo man tief
gräbt, Th. quellen zu Tage kommen. Mau unterscheidet sechs Th.
quellen, welche so wasserreich sind, dafs sie in drei Stunden über
1500 Kub. Fufs Wasser geben.
Obgleich diese Th. quellen schon lange bekannt, hat man erst ia
neuerer Zeit geeignete Einrichtungen zu ihrer zweckmäfsigeren Be-
nutzung zu treffen sich bemüht. Aufser Vorrichtungen zu gemein-
schaftlichen Bädern, finden sich nach Macher zu St. auch Wannen-,
Dampf- und Schlammbäder.
Das Wasser aller Th. quellen ist klar und durchsichtig, von wei-
chem, kaum merklich salzigem Geschmack; die Temperatur der hei-
fsesteu Th. quelle beträgt nach Macher 47° K., ihr specif. Gewicht
1,00204. Der Einwirkung der atmosphärischen Luft länger ausge-
setzt, entwickelt sich ein hepatischer Geruch und weifsliche Flocken.
Nach Baumbach enthalten sechzehn Unzen:
Schwefelsaures Natron
0,67 Gr.
Schwefelsaure Talkerde
0,50 —
Schwefelsaure Kalkerde
0,33 —
Chlorcalcium
0,24 —
Kohlensaure Talkerde
0,75 —
Kohlensaure Kalkerde
0,86 —
Kohlensaures Eiseuoxydul .
0,01 —
Kieselerde
0,03 —
Alaunerde
0,05 —
3,44 Gr.
Kohlensaures Gas . -t
0,53 K,Z.
Sauerstoffgas
0,03 —
Atmosphärische Luft . »
0,25 —
0,81 K.Z.
Ihrer chemischen Constitution zufolge gehören die Th. quellen zu
der Klasse der indifferenten Th. quellen (Vergl.Th. 1. Zweit. Aufl. S. 294)
werden zwar hauptsächlich als Wasserbad benutzt, aber auch als Ge-
tränk, zu einem halben bis ganzen Seidel, als Dampfbad und in Form
von Mineralschlamm.
Hilfreich haben sie sich, gleich ähnlichen indifferenten Th. quel-
len, namentlich in chronischen Leiden von allgemeiner oder örtlicher
Schwäche des Nervensystems, besonders Lähmungen, — veralteten
Hautausschlägen und Geschwüren, — hartnäckigen rheumatischen und
gichtischen Leiden ohne entzündliche oder fieberhafte Complicationen,
Mercurialkachexie, — Krankheiten des Drüsen- und Lymphsystems,
scrophulüaen Geschwülsten uud Geschwüren, Rhachitis, — Stockun-
373
gen und Verhärtungen im Unterleibe, Hämorrhoidalbeschwerden, Gelb-
sucht, Hypochondrie, krankhaften Störungen der Menstruation, Bleich-
sucht, Fluor albus, — bewiesen.
H. J. v. Crantz a. a. 0. S. 118.
P. Kitaibel 1. c. T. II. p. 2S9.
Phys. chemische Beschreibung des Sztubitzer Bades von Jos.
von S hitisch. Agram 1814.
Macher, phys med. Beschreibung der Sauerbrunnen zu Taz-
mannsdorf, Sulz u. s. w. 1834.
An sie schliefsen sich in der Agramer Gespannschaft die drei
Sauerbrunnen von Jamnicza, Lascina und Kamensko, welche
am Kulpaflufse in einer Entfernung von drei Stunden entspringen, und
mehr durch die Quantität als ' die Qualität ihrer Bestandteile sich
unterscheiden.
Die M. quelle Jamnicza in dem Jamniczer Walde, auf dem
linken Ufer des Kulpaflusses entspringend, hat das spec. Gew. 1008
und enthält nach der Analyse von Augustin in einem halben Wie-
ner Maafse Wasser;
Kohlensaure Kalkerde
5,00 Gr.
Kohlensaures Eisenoxydul .
1,00 —
Schwefelsaures Natrou
9,80 —
Chlornatrium .
12,00 —
Chlortalcium
3,00 — .
Kohlensaures Natron .
23,20 —
Kieselerde ....
0,75 —
Extraktivstoff . .
0,25 —
55,00 Gr.
Kohlensaures Gas
. 116,00 Wien. Kub.Z.
Benutzt wird dieselbe als Getränk und Bad. — Im J. 1829 wur-
den 5000, — im J. 1830: 12332 Flaschen dieses M.wassers abgesetzt.
H. J. v. Crantz a. a. O. S. 112.
Kitaibel 1. c. T. II. p. 290.
Der Sauerbrunnen Jamnicza im Königreiche Croatien, von Mi-
chael von Kunitsch. Agram 1831.
Die M. quelle von La szina (Lafsinia), eine halbe Stunde
vom Dorfe Laszina, auf dem rechten Ufer des Kulpaflusses, enthält
nach Gürth's Anatyse in sechzehn Unzen:
Kohlensaure Kalkerde . . 5,293 Gr.
Schwefelsaure Talkerde . . 1,817 —
Schwefelsaures Natron . , 18,518 —
Chlornatrium .... 10,360 —
374
Kohlensaures Eisen . . . 0,133 Gr.
Extractivstoff .... 0.370 —
36.491 Gr.
Kohlensaures Gas . . . 56,888 Kuh. Z.
Als Getränk empfiehlt man sie hei Verschleimungen, Säure des
Magens, — aufserdem als Einspritzung und zu Klystieren.
H. J. v. Crantz a. a. 0. S. 117.
Der Sauerbrunnen von Jamnicza von M. von Kunitsch
S. 31. 32.
Die M. quelle von Kamenszk o , von Jamnicza zwei Stunder
entfernt.
H. J. v. Crantz a. a. 0. S. 115.
Es sind hier ferner zu erwähnen der Sauerbrunnen von K a
meiüi Goricza, eine halbe Stunde von Nowi - Marhoff, — die
Schwefelquelle von Slaboticz, — und die Th. quelle des Smer
de eher Bades bei Krapina von 24 — 26° R., in sechzehn Unzen
Wasser nur 2'/2 Gr. feste Bestandtheile enthaltend, gegen chroni
sehe Hautausschläge empfohlen.
H. J. v. Crantz a. a. 0. S. 114. 119.
II.
Die Heilquellen des Königreichs Preufsen.
E
ine Zusammenstellung der Mineralquellen Preufsens nach
ihrer Zahl und Qualität mit den verschiedenen Gebirgsar-
ten, durch welche ihre Entstehung bedingt wird, zeigt
schon beim ersten Blick eine grofse und wesentliche Ver-
schiedenheit zwischen denen der flachen Moor- oder Sand-
ebenen und denen bedeutender Gebirgszüge. — Während
die grofse Schuttebene, welche von dem nördlichen Abfalle
der schlesischen Gebirge zwischen Elbe und Weichsel mit
ihren nur geringen Sandhügeln bis an die Küste der Ost-
see sich erstreckt, der heifsen Mineralquellen ganz ent-
behrt, häufig zwar kalte enthält, aber doch nur solche,
die, arm an freier Kohlensäure und festen Bestandtheilen und
sehr abhängig von äufsern, besonders atmosphärischen Ein-
flüssen, einen sehr veränderlichen Gehalt, und daher als
Heilquellen nur einen untergeordneten Werth haben kön-
nen: — welche Menge, welche Mannigfaltigkeit von, an
festen und flüchtigen Bestandtheilen reichhaltigen M. quel-
len bieten dagegen Schlesien, die Rheinlande und ein Theil
von W estphalen dar! — Gegenden, in welchen durch die
blofs liegenden Gebirgsarten einer altern Zeit das Innere
unserer Erde sich erschliefst, wodurch um so leichter
und ungetrübter die Erzeugnisse ihrer geheimnifsvollen
Tiefe zu Tage gefördert werden können.
Nach Verschiedenheit ihrer Lage zerfallen die Heil-
quellen des Königreichs Preursen in folgende Hauptgruppen:
378
I. Die Heilquellen der Provinz Schlesien
und der Grafschaft Glaz.
II. Die Heilquellen des Grofsher zogthums
Niederrhein und der Provinz Julie h -
Clevc-Berg.
III. Die Heilquellen der Provinz Westphalen.
IV. Die Heilquellen der Provinzen Sachsen,
Brandenburg-, Pommern und Ostpreufsen.
E. 0 sann's Uebersicht der wichtigsten Heilquellen im König-
reich Preufsen. Berlin 1827. — Abgedruckt in: Hufe 1 and und
0 sann's Journal der praktischen Heilkunde. Bd. LXV. St. 6. S. 121.
Supplem. 1827. S. 112. — Supplem. 1829. S. 235. — Supplem. 1830.
S. 208: — Bd. LXXIX. St. 6. S. 95.
C.v. Graefe u. M. Kaiisch, Jahrbücher für Deutschlands Heil-
quellen und Seebäder. III. Jahrg. 1838. S. 301. — IV. Jahrg. 1839.
3. Abth.
V
I. Die Heilquellen der Provinz Schlesien und der
Grafschaft Glaz.
as Hauptgebirge, durch welches die Eigenthümlichkei-
ten der genannten Länder bedingt werden, ist der hohe,
von Südost nach Nordwest streichende Kamm des Riesen-
gebirges mit seinen mannigfachen Vorbergen und Verzwei-
gungen, und der die Grafschaft Glaz amphitheatraUsch
umschliefsende Kranz von hohen Gebirgen. Von den M.
quellen, welche Schlesien und die Grafschaft Glaz besitzt,
entspringen die zahlreichsten und kräftigsten im Gebirge
oder am Fufse desselben, — die schwächeren und verhält-
nifsmäfsig auch weniger benutzten dagegen in dem, am
nördlichen Abhänge des Gebirges tiefer sich ausbreitenden
flachen Lande.
Bei der Betrachtung der Localverhältnisse der erste-
rcu kommt vor allem ihre zum Theil sehr hohe Lage in
Betracht. Die Höhe der Schneekoppe, des höchsten Punkts
im Riesengebirge, beträgt 4965 F., des Altvaters in der
Grafschaft Glaz 4505 F., — die des Spiegels der Oder,
als des tiefsten Punkts, bei Kosel 570 F., bei Brieg 419 F.,
bei Breslau 370 F., bei Glogau 212 F., bei Neusalz 190 F.
über dem Meere. Während mehrere unbedeutende M. quel-
len in der Ebene und eben deshalb verhältnifsmärsig ziem-
lich tief entspringen, beträgt die Höhe der wichtigeren
Heilquellen Schlesiens und der Grafschaft Glaz 1000 —
1700 F. über dem Meere. Es entspringen nämlich:
,380
Die M. q. zu Warmbrunn . . . . . 1008 F. irb. d. M.
— , — — Salzbrunn 1210
— — — Cudowa 1235
— — — Altwasser 1255
— — — Niederlangenau .... 1330
_ _ _ Landeck. . . . . . 1399 .
— — — Charlottenbrunn .... 1437
_ _ _ Flinsberg 1542 <-
__ _ _ Reinerz 1720
Durch ihre beträchtliche Höhe, und besonders dadurch,
dafs die Mehrzahl der Kurorte am nördlichen Abfall des
Gebirges gelegen, häufig den Einflüssen der Nord- und
Nordostwinde mehr ausgesetzt ist, wird ihr Klima oft rauh
und kalt; — daher die eigentliche Badezeit hier meist spä-
ter ihren Anfang nimmt und auch früher schliefst, als an
andern, in dieser Beziehung günstiger gelegenen Kurorten.
Durch die hohe Lage besitzen die meisten eine reine, rei-
zend-belebende Bergluft. Wenn diese allerdings für Per-
sonen, welche sehr reizbare Lungen haben, zu erre-
gend sein kann, so wirkt sie dagegen um so wohlthätiger
auf alle diejenigen, welche an krankhafter Schwäche der
Nerven, oder an chronischen Brustübeln, zunächst auf Er-
schlaffung und Atonie der Schleimhaut der Luftwege gegrün-
det, leiden. — Noch darf hierbei nicht unbeachtet bleiben,
dafo gerade die verhältnifsmäfsig hohe Lage der Kurorte
von Schlesien und der Grafschaft Glaz nicht selten ihren
Umgebungen eine, vielen Gegenden in der Schweiz zu ver-
gleichende Gebirgsvegetation verleiht, welche von grofser
Wichtigkeit für €Üe Qualität der hier bereiteten Molken wird.
Die Mehrzahl der in oder an dem Gebirge gelegenen
Kurorte erfreut sich einer reizenden Lnge. Die Grafschaft
Glaß umschliefst zum Theil sehr liebliche Thäler, wie un-
ter andern das nach Landeck führende anmuthige Thal der
Bicli», — der hohe, durch seine kolossale Form ausgezeich-
nete Kamm des Riesengebirges, reich an weiten Aussich-
ten in die fruchtbare, nach Norden sich entfaltende Ebene,
bildet dagegen breitere, reich bevölkerte, durch Betrieb-
samkeit belebte Thäler, — namentlich das mit Recht so be*
381
rühmte und gepriesene Schmiede- und Hirschberger Thal,
in welchem Warmbrunn liegt.
In geognostischer Hinsicht zeigt das Riesengebirge mit
dem die Grafschaft Glaz umschliefsenden Gebirgszug die
gröfste Analogie.
Im Riesengebirge beschränken sich die Hauptgebirgs-
arten auf Granit, Gneus, Glimmer- und Hornblende-Schie-
fer und körnigen Kalkstein. — Bei Liebwerda, am Iser-
und Schmiedeberger Kamm zeigt sich gneusartiger Granit,
Glimmerschiefer bei Flinsberg, Lager von Thonschiefer
mit gneusartigem Glimmerschiefer abwechselnd am südli-
chen Abhang des Gebirges Grünsteinschiefer; das Wal-
denburger Gebirge besteht aus Grünstein- mid Thonschie-
fer, an welchen sich graues und rothes Conglomerat und
sehr beträchtliche Lager von Sandstein anschliefsen, welche
als Quader-Sandsteingebirge sich nach Böhmen und der
Grafschaft Glaz fortsetzen. Den grofsten Theil des gan-
zen Waldenburger Gebirges nimmt das Stemkohlengebirge
ein, aus dunkelrothem eisenhaltigem Sandgestein und Schie-
ferthon bestehend, zwischen welchen Steinkohlen lagern.
Aus diesem erheben sich eine Menge höherer aus Porphyr
bestehender Berge. Bemerkenswerth ist das Vorkommen
von Basalt, namentlich bei Querbach, Neusorge, zwischen
Börngrätz und Neu-Kemnitz, bei Pörschwitz, Keulendorf,
— bei Greifenstein, Friedberg am Q,ueifs und Langwasser.
In den Gebirgen der Grafschaft Glaz herrscht Gneus
und auf diesem gelagerter Glimmerschiefer vor. Mit dem
Thale von Albendorf parallel bildet der Porphyr eine Hü-
gelreihe, und verliert sich in die kolossalen säulenartigen
Sandsteinfelsen, welche die Heuscheuer, die Umgebungen
des Braunauer Spitzberges und die merkwürdigen Adersba-
cher Felsengruppen bilden, und an welche sich ein mächti-
ger Sandsteinzug anschließt. Mit der Sandsteinformation
erscheint Pläner Kalkstein, besonders bemerkenswerth bei
Cudowa und Reinerz, und von da sich bis gegen Habel-
schwerdt ziehend. Das von Glaz bis Silberberg sich aus-
382
dehnende Uebergangsgebirge zeigt Grünstein, Grünstein-
schiefer, Hornblendeschiefer, Thonschiefer, Grauwacke und
Conglomerat. Steinkohlen finden sich in beträchtlichen
Flötzen. Bemerkenswerth ist das Vorkommen von Basalt
am Dieberschaarberg, Grauen -Berg und Winklerberg in
der Gegend von Landeck. —
Nach G. Bischof läfst sich bei 'vielen der an freier
Kohlensäure und Natron reichen kalten Quellen nachwei-
sen, dafs sie in der Nähe von vulkanischen Gebirgsarten
zu Tage kommen, — die warmen entspringen aus Urge-
birge, — die schwächern kalten, an flüchtigen Bestand-
theilen und kohlensaurem Natron ärmern dagegen in Ebe-
nen aus angeschwemmtem Lande. —
In Bezug auf die Mischungsverhältnisse, das quanti-
tative und das qualitative Verhältnifs der Bestandtheile der
M.quellen Schlesiens und der Grafschaft Glaz verdient be-
merkt zu werden, dafs die Mehrzahl der kalten M.quellen
im Gebirge und namentlich in der Grafschaft Glaz ungemein
reich an kohlensaurem Gase ist; die Quellen zu Cudowa
gehören sogar zu den an Kohlensäure reichsten, die wir
überhaupt besitzen. — Bei dem grofsen Reichthum an koh-
lensaurem Gase ist es indefs sehr zu bedauern, dafs bei
mehreren schlesischen und gläzischen M.quellen dasselbe
nur schwach an das Wasser gebunden, und dafs daher diese
nicht ohne bedeutende Zersetzung und Verlust an Eisen-
gehalt versandt werden können. Zwar hat man durch Ein-
schlagen von eisernen Nägehi in den Kork, — Vorkehrungen,
welche früher schon empfohlen wurden, — diesem Uebelstand
zu begegnen versucht; — dafs diesem Zweck aber weit
besser die Anfüllung des wasserleeren Raumes der zu ver-
sendenden Flaschen mit Kohlensäure entspricht, ist bereits
schon früher erörtert worden. (Vergl. Tb. I. S. 427, zweite
Aufl.)
An festen Bestandteilen sind die M.quellen von Cu-
dowa, Reinerz und Salzbrunn reich, — in andern kalten
und Thermal-M. quellen ist dagegen das quantitative Vcr-
383
liältnifs ihres fixen Gebaltes zum Theil sehr gering1. In
einem Pfund Wasser enthalten die Quellen von Warmbrunn
und Altwasser nicht 10 Gran, die von Niederlangenau nicht
8 Gran, die von Charlottenbrunn, Landeck und Flinsberg
nicht 5 Gran.
In Bezug auf die Qualität der Bestandteile finden sich
kohlensaure Salze, kohlensaures Natron und kohlensaure
Kalkerde, kohlensaures Eisen, und nächst diesen schwefel-
saure Salze am häufigsten. Bemerkenswerth scheint der
Umstand, dafs trotz beträchtlichen Steinsalzlagern und
Salzwerken in den östlichen Nachbarländern von Schlesien
Chlorsalze, namentlich Chlornatrium in allen schlesischen
und glazischen M. quellen nur sparsam vorkommt. So be-
trägt der Gehalt an Chlorsalzen in einem Pfunde Wasser
der M. quellen von Niederlangenau nicht einen halben, der
M.quellen von Salzbrunn, Cudowa, Wannbrunn, Landeck,
Altwasser und Reinerz nicht einen Gran. — Der Gehalt
der böhmischen M.quellen an Kochsalz ist zwar beträcht-
licher, aber doch immer noch unbedeutend im Vergleich
mit andern (Vergl. S. 17. 28. 59.); der Gehalt an Koch-
salz in den Quellen von Karlsbad und Kaiser Franzensbad
beträgt in 16 Unzen Wasser nicht 10 Gran. —
An lauen und wannen M.quellen besitzt Schlesien nur
zwei Schwefelthermen, die Schwefel-Th. quellen zuWarm-
brunn und L a n d e c k , die Temperatur der erstem beträgt
28—29° R., die der letztern 15—23° R. ; — unter den Säuer-
lingen verdienen vor allen die von Salzbrunn Erwähnung,
— von den zahlreichen Eisenquellen die rühmlichst bekann-
ten von Cudowa, Niederlangenau, Reinerz in der
Grafschaft Glaz, — von Flinsberg und Altwasser in
Schlesien. — Zur Nachkur und Stärkung bedient man sich
der Eisenquellen zu Altwasser nach dem Gebrauch von
Salzbrunn, der Eisenquellen von Flinsberg nach Warm-
brunn, der Eisenquellen zu Reinerz nach Landeck.
C. Schwenkfeit, stirpium et fossilium Silesiae catalogus. Lip-
siae 1 601.
384
Schickfufs, Chronik. Jena 1625. Cap. IV. S. 16.
N. Hernelii ab Hennen fei dt Silesiographia renovata, neces-
sariis scholiis, observationibus et indice aucta. Wratislaviae 1704.
G. Ant. Volkmanni Silesia subterranea, oder Schlesien mit
seinen unterirdischen Schätzen , Seltsahmkeiten , als seltsalim gebil-
dete Steine, in Stein verwandelt Holz, Sauer-, Heil- und Gesund-
brunnen. Leipzig 1720.
D. Sieg. Weifst, von den Sauerbrunnen in Schlesien und der
Grafschaft Glaz. 1738.
J. G. 31 orgen besser' s Nachricht an das Publikum : die Ge-
sundbrunnen zu Cudowa, Reinerz, Altwasser, Charlottenbrunn und
Salzbrunnen in Schlesien. Breslau 1777.
Die Mineralquellen in Schlesien und Glaz von G. P. Mogalla.
Breslau 1802.
L. v. Buch, geognostische Beobachtungen auf Reisen. Berlin
1S02. S. 1.
Das Riesengebirge von Dr. J. K. E. Hos er. 1804.
Schulze iu: v. Leonhard's Taschenbuch. Jahrg. 1811. S. 61.
Die Gebirge Niederschlesiens , der Grafschaft Glaz und eines
Theiles von Böhmen und der Oberlausitz, geognostisch dargestellt
durch C. v. Raum er. Berlin 1819.
Singer in: Karsten's Archiv für Bergbau und Hüttenwesen.
Bd. III. S. 86.
Burkart in: v. Leonhard's Taschenbuch für die gesammte
Mineralogie. Bd. XVII. St. 4. S. 831.
Die Heilquellen Schlesiens und der Grafschaft Glaz, dargestellt
von Dr. C. Fr. Mosch. Breslau. 1821.
Teutschland geogn. geolog. darg. von Chr. Keferstein. Bd. II.
St. 3. S. 193.
Rhode in: Schles. Provinzialblätt. 1823. Bd. LXXYII. S. 221.
Man6s in: Journal des Mines. 1825. T. XI. p. 1.
G. Bischof, die vulkanischen Mineralquellen Deutschlands und
Frankreichs. 1826. S. 206.
E. Fr. Glocker, Beiträge zur mineralogischen Kenntnifs der
Sudetenländer. Breslau 1827.
Hufeland und Osanu's Journal der prakt. Heilk. 1829. Supple-
menth.S.235 — Bd. LXV. St. 6. S. 124. — 1830. Supplementh. S. 20S.
Zobel und v. Caruall in: Karsten's Archiv für Mineralogie.
1831. Bd. Hl. St. 1.
C. A. Müller, Beschreibung sämmtlicher Bäder Schlesiens in
topographischer, oekouomischer u. medizinischer Hinsicht. In alpha-
betischer Ordnung. Breslau. 1832.
K. A. Müller, Taschenbuch für Schlesische Bade- und Brunnen-
gäste , oder kurze Beschreibung aller in Schlesieu , der Grafschaft
Glaz und dem Preufs. Antheil der Lausitz befindlichen M.bruuncn und
Badeanstalten etc. Breslau. 1835.
Die Höhenmessungen in Schlesien von Felix Prudlo. Breslau
1837.
v. D c -
385
v. De eben in: Karsten'« Archiv für Mineralogie. 1838. Bd.
XI. St. I.
K. Ch. Hille, die Heilquellen Deutschlcnd's und der Schweiz.
Th. I. 3. Heft. Leipzig 1S3S.
1. Die Heilquellen der Provinz Schlesien.
I. Die Schwefeltherme xn IVarmbrunn
im Hirschberger Kreise, — der Kurort, welcher unter
allen schlesischen Bädern unbedenklich die freundlichste
und lieblichste Lage besitzt.
Bekannt durch seine kunstreichen Glas- und Stein-
schneider, berühmt durch seine kräftigen, lange benutzten
Heilquellen, liegt W armbrunn unweit der Stadt Hirschberg
in einem breiten fruchtbaren, wohlangebauten Thale, auf
beiden Ufern des Zackenflusses ausgebreitet; — südlich da-
von erhebt sich majestätisch das Riesengebirge mit seinen
malerischen Vorsprüngen und begränzt mit der, über den
ganzen Kamm des Gebirges stolz sich erhebenden Schnee -
koppe den Horizont.
Der Badeort Warmhrunn, über 2000 Einwohner zählend, im Mit-
telalter lange Zeit Eigenthum der Herzöge von Jauer und Schweid-
nitz, wurde mit seinem Gebiete 1377 von Kaiser Karl IV. zur Be-
lohnung für die treuen, in der Schlacht bei Erfurth geleisteten Dien-
ste dem Grafen G o ttsch af oder Schafgotsch übertragen, dessen
Nachkommen Warmbrunn noch jetzt angehört.
In medizinischer Hinsicht ist beachtenswerth , dafs
Warmbrunn 1008 Fufs über dem Meere und an dem nörd-
lichen Abhänge des Riesengebirges liegt.
Wenn das Klima des Hirschberger Thaies milder ist als das an-
derer höher und ungünstiger gelegener Kurorte Schlesiens, so ist
dasselbe doch im Allgemeinen rauh und veränderlich, und sehr abhängig
von der tieferen oder höheren, mehr oder weniger geschützten Lage
der einzelnen Orte. Die Traube reift hier nicht, in den höher gele-
genen Theilen des Gebirges gedeiht nicht mehr Getreide und Obst,
— desto üppiger ist dagegen die Vegetation in den geschützten Thei-
len und in den tiefer gelegenen Gründen. Von den Winden ist der
Westwind der herrschende. Wechselfieber kommen nur selten vor,
wirkliche Epidemien von bösartigen Nerven- oder Faulfiebern fast
gar nicht, — dagegen häufiger, wegen der Veränderlichkeit der Wit-
terung, katarrhalische und rheumatische Krankheiten, Brustaffectionen,
und als endemische Krankheiten, wie in den meisten Gebirgsgegen-
den, Kröpfe.
II. Theil. B b
386
Einer Sage zufolge sollen die Schwefel-Th. quellen zu
Warmbrunn schon im zwölften Jahrli. bekannt und von
Herzog BoleslavIV. (Crispus, auchBolko genannt)
angeblich 1175 beim Verfolgen eines Hirsches auf der Jagd
zuerst entdeckt worden sein. Sie wurden dem heiligen
Johannes geweiht und in ihrer Nähe eine Kapelle erbaut.
Später verband der damalige Besitzer einen Theil des Ge-
bietes von Warmbrunn nebst dem Bade mit dem Cister-
zienser Stift zu Grüssau zu einer Probstei, woher sich
noch jetzt die Benennung des „Probsteibades" schreibt.
Damals und später wurden die Schwefelquellen zu Warm-
brunn, nach der benachbarten Stadt Hirschberg, unter dem
Namen des ,,Hirschberger Bades" aufgeführt. Im sechzehn-
ten Jahrhundert gedenkt derselben C. Hoffmann, im sieb-
zehnten Jahrhundert C. Schwenkfeld, Pansa, M. A.
Zindel, Chr. Pauli, — an sie reihen sich die gröfsern
und kleinem Abhandlungen, welche im achtzehnten Jahr-
hundert über sie erschienen, und was in diesem Jahrhun-
dert über die Wirkung und Benutzung dieser Heilquellen
von Mogalla, Hufeland, Schmidt, Hauslcutncr,
Wen dt undPreifs mitgetheilt worden ist. — Badeärzte
zu W. sind die Hrn. Dr. Hausleutner und Preifs.
Die Schwefel- Thermalquellen zu Warmbrunn, jetzt
Eigenthum des Grafen Schafgot seh, erfreuen sich jähr-
lich eines sehr zahlreichen Zuspruchs von Kurgästen.
Aufser den zahlreichen, W. jährlich besuchenden Fremden, wel-
che sich längere Zeit daselbst aufhielten, zählte man:
Im J. 1826 . . . 1794 Kurgäste
— — 1828 . . . 1353 —
— — 1829 . . . 1474 —
— — 1830 . . . 1268 —
— — 1831 . . . 1227 —
— — 1832 . . . 1500 —
— — 1833 . . . 1565 —
— — 1836 . . . 1940 —
Das Thal, in welchem Hirschberg und Warmbrunn
liegen, meist nach dem ersten Orte benannt, ist vier Mei-
len lang, zwei Meilen breit und gehört unstreitig zu den
387
reizendsten Schlesiens und der Grafschaft Glaz. Es zeich-
net sich aus durch Fruchtbarkeit und sorgsame Cultur des
Bodens, durch Anmuth und Mannigfaltigkeit der lieblichen
Vorberge und malerischen Seitenthäler des Hauptgebirges
und endlich durch die Thätigkeit und den groisen Ge-
werbfleifs seiner zahlreichen Bewohner, welche überall sich,
zeigt und dem schönen Ganzen das wahre Leben giebt.
Nach allen Richtungen bieten die Umgebungen von W. einladende
anmuthige Punkte dar, — ich nenne nur die Ruinen des an Sagen
so reichen Kynast, den malerischen Zacken- und Kocheltall, das nah
gelegene Hirschberg, Hermsdorf, Buchwald, die Falkenberge, die rei-
I zenden Umgebungen von Fisclibach und Erdmaunsdorf, und endlich
die 4965 Fufs über das Meersich erhebende, mit einer weiten Aussicht
lohnende Schneekoppe.
Die Gebirge, welche W. umgeben, bestehen aus Ur-
gebirge. Urgranit ist die Grundlage, auf diesem lagert
grüner Urschiefer und Gneusgranit. Von Erzen findet
man Schwefelkies, Eisen, Bleiglanz und Molybdän. Reich
an mächtigen Kalksteinlagern und Metallen sind die den
Granit in Norden und Osten umschliefsenden und bedecken-
den Urschiefer-, und die in Süden und Nordwesten gele-
genen Gneus - Granitgebirge, so wie die Marmorbrüche in
Urschiefer in Tiefkartmannsdorf. Der Bergbau zu Kupfer-
berg liefert jährlich eine nicht unbeträchtliche Ausbeute
von Schwefelkiesen, Kupfer, Blei, Arsenik, Blende und
selbst Silber.
Die Th. quellen entspringen aus Spalten eines grobkörnigen Gra-
nits, dessen überwiegender Bestandtheil fleischrother Feldspath ist
und welchem grauer Quarz, grüner Speckstein und schwarzer Glim-
mer beigemengt sind. Ueber dem Granit liegt blaugrauer Thon.
Aus der Tiefe der Quellen entwickeln sich häufig grofse Blasen,
welche auf der Oberfläche des Wassers zerplatzen. — Basalt findet
sich einige Meilen von Warmbrunn in den kleinen Schneegrubeu, in
einer Höhe von mehreren tausend Fufs, aus Granit hervorbrechend,
unweit des Ursprungs der Elbe, — so wie am Kohlenberge bei Quer-
bach, am Wickenstein bei Neusorge, bei Steiurücken zwischen Börn-
grätz und Neu-Kemnitz und bei Langwasser.
Die einzelnen Schwefelth.quellen, welche in einer Ent-
fernung von kaum 100 Fufs von einander, 290 Fufs vom
Ufer des Zacken entspringen, sind unter sich an Gehalt
Bb 2
388
und Temperatur nur wenig verschieden, und haben wahr-
scheinlich einen gemeinschaftlichen Heerd. Das Th.was-
ser ist vollkommen hell und durchsichtig, etwas ins Bläu-
liche spielend, wirft viele Blasen, welche frei von Kohlen-
säure und Schwefelwasserstoffgas aus Stickgas bestehen.
Frisch geschöpft ist dasselbe von einem weichlich-faden,
schwefeligen, später etwas bitterlichen Geschmack und
einem schwachen hepatischen Geruch, welcher aber durch
Zumischung von Säuren nicht vermehrt wird; erkaltet be-
sitzt dasselbe keinen vorwaltenden Geschmack. Nach Fi-
scher beträgt das spec. Gewicht des Th.wassers 1,000313,
die Wassermenge ist ziemlich constant, und beträgt in ei-
ner Stunde im grofsen Bassin gegen 700 Kub. F., im klei-
nen gegen 250 Kub. F.
Man unterscheidet folgende Hauptbäder und Th.quellcn :
1. Das Probsteibad oder das kleine Bassin,
von 29° R. Temperatur.
2. Das Grafenbad oder das grofse Bassin,
von 2S° R. Temp.
3. Die Trinkquelle, von 29° R. Temp.
Chemisch analysirt wurde das Th.wasser von Mo-
galla und Günther (1802), Tschörtner (1822) und
Fischer (1823, 1836 u. 1839).
Nach Mogalla und Günther enthalten sechzehn
Unzen :
1.
des Prohsteibades :
2. des Grafenbades
Kohlensaures Natron
5,014 Gr. .
5,072 Gr.
Schwefelsaures Natron
2,666 — .
2,814 —
Chlornatrium
0,666 — .
0,833 —
Kohlensaure Kalkerde
1,043 — .
1,101 —
Schwefelsaure Kalkcrde
0,444 — .
0,463 —
Harzstroff
0,578 — .
0,605 —
1
10,411 Gr.
10,888 Gr.
Schwefelwasserstoffgas
6,666 Kuh.Z.
8,000 Kuh. Z.
In 1000 Kub. Z. Th.wasser des kleinen Bassins fand
Ts chörtner:
Schwefelsaures Natron . . 64,3650.
Kohlensaures Natron . . . 39,5000.
389
Chlornatrium
Chlorcalciuin mit Ammonium
Lösliche organische Stoffe .
Schwefelsaure Kalkerde
Sehwefeligsaure Kalkerde .
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaure Talkerde
Thonerde ....
Eisenoxyd ....
Unlösliche organische Stoffe
Kieselerde ....
18,8463,
eine Spur.
1,2500.
1,7500.
1,5000.
7,0340.
0,5000.
2,5000.
0,1250.
0,5000.
27,0000.
164,8703.
27,76.
1,535.
Spuren.
Stickgas ....
Kohlensaures Ammonium .
Schwefelwasserstoffgas
Nach Fischer (1836) enthalten sechzehn Unzen Th.«
wasser :
1. des grofsen Bassins: 2. des kleinen Bassins:
Schwefelsaures Natron . .
1,83 Gr.
1,7100 Gr.
Kohlensaures Natron
0,91 —
0,9100 —
Chlornatrium
0,54 —
0,4800 —
Chlorcalcium und Ammonium
0,06 —
0,0600 —
Organische Stoffe u. QueHsäure
0,15 —
0,1400 —
Schwefelsaure Kalkerde
• • •
0,0100 —
Kohlensaure Kalkerde .
0,13 —
0,1500 -
Kohlensaure Talkerde .
0,02 —
0,0300 —
Phosphorsaure Thonerde
0,03 —
0,0100 —
Organische Stoffe
0,07 —
0,0700 —
Kieselerde ....
0,89 —
0,6300 —
4,63 Gr.
4,2000 Gr„
Stickgas ...
0,46 Kub.Z.
0,46 Kub.Z
Kohlensaures Gas . .
0,16 —
0,13 —
Schwefelwasserstoffgas .
Spuren
Spuren
Unbedeutend abweichend war das Resultat der Analyse von F i-
scher vom J. 1839, nur war der Gesammtrückstand etwas geringer,
der Gehalt an schwefelsaurem Natron etwas gröfser, schwefelsaure
Kalkerde fehlte gänzlich, dagegen waren Spuren von Eisen vorhanden.
Wenn unter den Schwefeltherinen Teutschlands die
zu Aachen den ersten Platz einnehmen, so gebührt denen
von Warmbrunn und Baden in Oesterreich der ZAveite.
Mit den Schwefel-Tb. quellen zu Aachen verglichen, besit-
zen die von W. eine verhältnifsmäfsig niedere Temperatur
und einen ungleich geringeren Gehalt an festen Bestand-
390
theilen, namentlich nur sehr wenig Schwefel und Chlorna-
trium. Hieraus erklärt sich, warum die Schw. Th. quellen
zu W.j obgleich zu den reizend-erregenden Schwefelbädern
zu zählen, doch weniger reizend, erhitzend und durchdrin-
gend wirken, als die zu Aachen.
Als Bad angewendet, wirkt das Th.wasser zu W. rei-
zend-belebend auf die äufsere Haut, das Nerven-, Lyinph-
und Gefäfssystem, — erhitzend, die Resorption befördernd,
umändernd auf die Mischungsverhältnisse der Säfte, sehr
diaphoretisch, häufig einen Hautausschlag eigener Art her-
vorrufend ; — und ist daher als Bad zu widerratheil bei
Vollblütigkeit, Neigung zu Congestionen, Blutflüssen, An-
lage zu Schlagflufs, so wie bei scorbutischer Dyskrasie und
hydropischer Kachexie. — In Fällen dieser Art sind unter
den Bädern in Schlesien und der Grafschaft Glaz statt
der Bäder zu W. die weniger reizend wirkenden lauen
Schwefelquellen zu Landeck zu empfehlen.
Als Getränk angewendet, besitzt das Th.wasser zu
W. eine gelind reizende Wirkung auf alle se- und excer-
nirende Organe, vorzüglich die Schleimhäute, — wirkt ge-
linde öffnend, diuretisch, belebend auf das Uterinsystem.
Benutzt werden die Schw.th. quellen zu W. :
1. Als Wasserbad. Gemeinschaftlich wird gebadet in
dem kleinen und grofsen Bassin, und in dem für Arme
bestimmten Bade, in welchem arme Kranke aufser dem
Bade auch Wohnung, Kost und Pflege unentgeltlich er-
halten; — aufser diesen in Separatbädern in Wannen. —
Täglich zweimal zu baden, wie hier häufig geschieht, ist
im Allgemeinen zu widerrathen.
2. Als Getränk, täglich zu 4 bis 12 Bechern, allein
oder mit Milch, oder bei Trägheit des Darmkanals mit
einem Zusätze von Karlsbader Salz.
3. Erhöht wird die Wirkung der Bäder und des in-
nern Gebrauches durch Benutzung der Wasserdouche,
deren Fall 35£ F. Höhe beträgt, und die Anwendung von
russischen Dampfbädern.
391
Angezeigt sind die Schw.th. quellen von W. in den
genannten Formen in allen den Krankheitsformen von
Schwäche atoniscber Art, welche reizend-erhitzende Schwe-
felthermen forden (Vergl. Th. I. S. 246, — zweite Aufl.
S. 260), namentlich in folgenden:
1. hartnäckigen rheumatischen und giehtischen Lei-
den, gichtischen Kachexieen, Nevralgieen, Ischiadik, Anchy-
losen, Contracturen, Lähmmigen.
2. Chronischen Leiden des Drüsen- und Lymphsystems,
— Anschwellungen drüsiger Gebilde, Kniegeschwülsten.
3. Chronischen Krankheiten der Haut, inveterirten
Hautausschlägen, Flechten, veralteten Geschwüren, dege-
nerirter Krätze.
4. Chronischen Metallvergiftungen von Blei, Queck-
silber oder Arsenik.
5. Stockungen in dem Leber-, und Pfortader- oder
in dem Utcrinsystem, welche sich in Form von Hämor-
rhoidalbeschwerden oder Anomalieen der Menstruation aus-
sprechen.
6. Chronischen Krankheiten der Urinwerkzeuge, —
Blasenkrämpfcn , Terschleimungen, Gries- und Steinbe-
schwerden.
7. Das Eänathmen der Thermaldämpfe der Quellen,
mit 'atmosphärischer Luft vermischt, wird allein und in
Verbindung mit dem innern Gebrauche des Th.wassers
bei veralteten Katarrhen, Engbrüstigkeit und anfangender
Schleimsclnvindsucht gerühmt.
C. Hoffmann (Physikus zu Küstrin) epistola ad D. P. Luthe-
rum, in consiliis et epistolis medicinalib. J.Cratonis a Kraftheim
aliorumque praestantissimorum medicorum. 1569. p. 240.
C. Schwenk feld, Catol. stirpium et fossilium. 1601. p. 398.
— — Kurze und einfältige Beschreibung des Hirschbergischen
Warmen Bades. Görlitz 1607. S. 154. — Hirschberg 1620. — Leip-
zig 1708.
Hernelii ab Henenfeld Silcsiographia. Francofurti 1613. p.
12. — Silesiographia renovat. 1704. Cap. III. §. 37. p. 302.
M. Pansa, Badeordnung oder Bericht von den warmen Bädern
und ihren Eigenschaften, insonderheit des Hirschbergischen und Lan-
deckischen Bades. Leipzig 1618. 8. — 1718. 8.
392
Schickfufs, Chronik. Jena 1625. Cap.IV.
M. A. Zindel, vom Hirschbergischen warmen Bade in Schlesien.
Liegnitz 1656. 8.
Christ. Pauli, Deliciae Thermarum, oder Seelen-Ergötzung bei
der Hirschbergiseh. od. Landecker warmen Badekur. Brieg 1674, 12.
Job. Chr. Schwedler, gottseliger Badegast oder Predigt von
warmen Bädern, sonderlich von Schaffgottschischen warmen Brunnen.
Lauban 1701. 4.
Balth. Scharf 's Vortrcfl'Iichkeit des Hirschbergischen Warm-
bades. Hirschberg 1710. 12.
Alberti, Beschreibung des Hirschbergischen Warmbades. 1710.
Hirschbergische Denkwürdigkeiten von Dav. Zcller. 1720. —
1726. 3 Theile.
Joan. Chr, Otto, de thermisHirschbergensibus. Lips. 1726. 4.
C. G. Lindner, in Ephemerid. Acad. uatur. curiosor. Vol. IV.
append. 1737. pag. 47.
Chr. Ben. Schneider, diss. de modo utendi et regjmine in
thermjs Hirschbergensibus observandis. Halae 1739.
Chr. M. Adolphi de thermis Hirschbergensibus, in Dissertat.
physico-med. Lipsiae 1747. pag. 149—227.
Vom Trinken des Warmbades zu Warmbrunn, in Scbles. Provin-
zial-Blättern. 1786. Bd. II. S. 262.
G. P. M. Mogalla, Briefe über die Bäder zu jWarmbrunn nebst
einigen Bemerkungen über die zu Flinsberg und Liebwertha. Bres-
lau 1791.
v. Crell's chemische Annalen. 1795. Bd. I. 128. 270.
Vaterländische Blätter zum Nutzen und Vergnügen. 1797. Fünf-
tes Stück. S. 33.
G. P. M. Mogalla, Mineralquellen in Schlesien und Glatz. Bres-
lau 1802. S. 41.
Hufeland' s Uebersicht. Vierte Aufl. S. 169.
Hauslcutner in: Hufeland's Journal der prakt. Heilkunde
Bd. LVI. St. 5. S. 62-84, Bd. LXI. St. 2. S. 54. Bd. LXIV. St. 5.
S. 104. Bd. LXV. St. 6. S. 135.
Kastncr's Archiv. Bd. VI. S. 229.
Teutschland geolog. geogn. dargestellt von Chr. Kef erst ein.
Bd. II. S. 19.
Schlesische Provinzialblätter. 1820. St. 3. S. 231. — St. 4. S. 287.
— 1823. S. 135.
Warmbrunn und seine Heilquellen, von W. L. Schmidt. Hirsch-
berg 1821.
Fr. Tsch ör tner in: Trommsdorff's neues Journal der Phar-
macie. Bd. VII. St. 1. S. 36.
C. F. Mosch, die Heilquellen Schlesiens u. der Grafschaft Glatz.
Breslau 1821. S. 215.
Hufeland und O sann 's Journal der prakt. Hcilk. 1829 Sup-
plemeutheft S. 24t. — 1830 Supplcmcnthcft S. 208.
Warmbruun u. s. Heilquellen von Berge manu. 1830.
:
393
Osann in: Hufeland und Osann's |Jown. d. prakt. Heilk.
Bd. LXXIX. St- 6. S. 98.
Em. Fr. Hausleutner, Warmbrunn u. seine Schwefelquellen.
Hirscliberg 1836.
Fischer in: v. Gräfe u. Kaiisch, Jahrb. für Deutschlands
Heilquellen und Seebäder. I. Jahrg. 1836. S. 4.
H'ausleutner in: v. Graefe und Kaiisch, Jahrb. II. Jahrg.
1837 S. 401.
Ihtelligenzblatt für Deutschlands Heilquellen und Seebäder zu
y. Gräfe und Kaiisch Balneol. Jahrb. f. 1837. S. 71.
Wen dt in: Rust's Magazin. Bd. XL1V. S. 145.
Die Therme zu Warmbrunn von Dr. J. W e n d t. Warmbrunn 1840.
Beobachtungen über die Heilkraft der Bäder zu Warmbrunn von
B. Freifs. Breslau 1840.
Aufscr Warmbrunn ist in dem Hirschberger Kreise der Säuer-
ling zu Seidorf zu erwähnen, welcher abführend wirkt und von
den Bewohnern der Umgegend getrunken wird, — und eine ähnliche
M.quelle in dem benachbarten Arnsdorf, welche getrunken und auch
in Form von Bädern benutzt wird.
2. Die M. quellen zu Salzörunn, im Walden-
burger Kreise. — Aufser Marienbad giebt es in der Ge-
schichte der, in den letzt verflossenen Decennien in Ge-
brauch gekommenen M.quellen wohl keinen Kurort, wel-
cher so schnell emporgekommen, eines so ausgebreiteten
Rufes und eines so beträchtlichen Zuspruchs von Kranken
in so kurzer Zeit sich zu erfreuen gehabt hätte, als Salz-
brunn. Dieses, dem Grafen Hochberg gehörige, von
Schweidnitz 2|- Meilen, von dem reizenden Schlols Für-
stenstein nur eine gute Stunde entfernte, sein* lange Dorf
entbehrte, trotz der trefflichen, lange zwar gekannten, aber
nicht bekannten M.quellen aller Einrichtungen zu ihrem
zweckmäfsigen Gebrauch, — ja sogar passender Wohnun-
gen für Kurgäste. Statt kleiner unwohnlicher Häuser
finden sich indefs jetzt schon in S. sehr schöne stattliche
Wohngebäude, deren Zahl sich jährlich vermehrt, eine
Apotheke und eine Molkenanstalt ; — mit der Anlage von
Spaziergängen , an welchen es früher sehr mangelte, ist
man fortwährend beschäftiget 3 — der Salzbrunnen erfreut
394
sich eines bedeckten, zum Lustwandeln für Kurgäste bei
ungünstiger Witterung bestimmten Ganges, welcher nach
miserer verehrten Königin, die die Heilquellen im J. 1830
gebrauchte, benannt wurde, — und an diese wesentlichen
Verbesserungen der Kuranstalt reihen sich jährlich neue
zur Vervollkommnung der vorhandenen Einrichtungen, so
wie zur Bequemlichkeit der Kurgäste. — In der That!
wenn man erwägt, was die Quellen von Salzbrunn bereits
schon geleistet haben, dafs ferner gerade in den östlichen
Theilen von Teutschland ähnliche Quellen nur selten sich
vorfinden, steht zu erwarten, dafs dieser Kurort mit jedem
Jahr mehr emporkommen midzu einem der bedeutendsten, na-
mentlich für chronische Brustkrankheiten, sich erheben wird.
Salzbrunn erfreut sich jetzt jährlich eines sehr zahlreichen Be-
suches von Kurgästen. — Brunnenarzt ist Hr. Geh. Hofrath Zemp-
lin, welcher sich um die Begründung und das Gedeihen dieser
Kuranstalt grofse Verdienste erworben hat, — nächst diesem Hr.
Dr. K ü r s c h n e r.
Die Zahl der Kurgäste betrug:
Im Jahr 1821 . . . - . 412.
— — 1822 . . . . 516.
— — 1826 .... 1053.
— — 1830 .... 1134.
— — 1831 .... 904.
— — 1832 .... 1312.
— — 1833 .... 1404.
— — 1834 .... 1607.
— — 1835 .... 1329.
— — 1836 .... 1504.
— — 1837 .... 1491.
— — 1838 .... 1631.
— — 1839 . . . . 1910.
Die Zahl der versendeten Krüge von Obersalzbrunuen und Mühl-
brunnen betrug im J. 1813: nur 1700,— 1821: 70,000, und in den letz-
ten Jahrzehnten jährlich im Durchschnitt 100 — 130,000.
Aufser mit Molken, welche nacli der bekannten Methode aus Käl-
bermagen bereitet werden, werden die M.q. jährlich auch von den Kur-
gästen viel mit Eselinnen-, Kuh- und Ziegenmilch getrunken, welche, da
die Vegetation um S. sehr schön ist, von besonderer Qualität sind.
Die nächsten Umgebungen, so wie die entfernteren
Punkte des Gebirges bieten eine Mannigfaltigkeit von rei-
zenden Gegenden dar, welche auch häufig von Kurgästen
395
besucht werden; ich erwähne nur: das so romantisch ge-
legene, nahe Schlofs Fürstenstein, die Annenhöhe, den
"Weg nach Conrathsthal , den Wachberg, die Ruinen von
Kingsberg, die Hornburg und die sehenswerthen Aders-
bacher Felsen.
Die M. quellen zu Salzbrunn entspringen nach v. H o p -
fengarten's Angabe 1210 Fufs über dem Meere, aus
Uebergangsgebirge. Die Berge, welche Salzbrunn zunächst
umgeben, bestehen aus Thonschiefer, grauem und rothem
Sandstein und rothem Conglomerat. Die Basalte von
Poischwitz und Keulendorf sind 2£, die von Strigau 2 Mei-
len davon entfernt.
Mit Bestimmtheit ist nicht nachzuweisen, aber mit grofser Wahr-
scheinlichkeit zu vermutben, dafs die Quellen von Salzbrunn, und na-
mentlich der Ober- oder eigentliche Salzbrunnen, schon sehr lange ge-
kannt worden, und dafs das ihn umgebende Dorf nicht blofs seinen
Namen, sondern auch seine Entstehung demselben verdankt. In" alten
Urkunden wird des Dorfes schon 1333 und 1337 gedacht. Die auf
der alten Einfassung des Brunnens eingegrabene Jahreszahl 1599 läfst
vermutben, dai's schon damals derselbe gebraucht wurde. Beschrieben
wird er zuerst v. C. Schwenkfeld im Jahre 1601, später von Hart-
inann, Graupner, Morgenbess er, Mogalla. Seit dem Jahre
1812 fing man jedoch erst an ihn nach Verdienst zu würdigen. Auf
seine ausgezeichneten Heilkräfte machten Ebers und Hufeland
aufmerksam, sehr gute Monographieen verdankt Salzbrunn Hrn. Geh.
Hofrath Zemplin, — au sie schliefst sich die Schrift von Radius.
Alle in S. entspringende M.brunnen scheinen einen
gemeinschaftlichen Heerd zu haben. Es werden folgende
M.quellen unterschieden:
1, Der Salz- oder Oberbrunnen, von allen M.-
quellen die älteste und berühmteste. Er ist gut gefafst,
von einem kleinen Pavillon umgeben und wird unter allen
vorzugsweise als Getränk benutzt, sowohl an der Quelle,
als versendet. Sein Wasser ist sehr klar, perlt stark,
hat einen anfänglich zusammenziehenden, später gelinde
salzigen, erfrischenden Geschmack, keinen Geruch. Die
Wassermenge beträgt in 1| Stunden 36250 K. Zoll, seine
Temperatur 5 — 6° R., die spec. Schwere 1,00241.
2. Der Mülilbrunnen, 160 Schritt von dem vori-
396
gen entfernt, sehr ungünstig, dicht neben dem durch Salz-
brunn fliefsenden Bach gelegen. Schon erwähnt von Mo-
gall a, wird er als Trinkquelle erst seit 1816 benutzt und
versendet. Sein Wasser ist klar, geruchlos , perlt noch
stärker, als das des Salzbrunnens, und hat einen prickelnd-
säuerlichen, angenehmen, weniger salzigen, mehr zusam-
menziehenden Geschmack; seine spec. Schwere beträgt
100192, seine Wassermenge in 2 Stunden 21,788 K. Zoll.
3. Der H e i 1 b r u n n e n , ungefähr 260 Schritt von
dem Salzbrunnen entfernt, in einem hölzernen Kasten ge-
fafst, nicht so wasserreich, wie die andern M. quellen. Sei-
ner wird zuerst 1704 gedacht.
4. Der Sonnenbrunnen, in gleicher Entfernung
vom Oberbrunnen, in einem Seitengebäude des Gasthofes
zur Sonne, von einem zusammenziehenden Geschmack, ei-
nem schwach hepatischen Geruch, an Wasser reichlicher
als der Heilbrunnen.
5. Die Kramerquellen, in zwei Brunnen gefafst,
300 Schritte vom Oberbrunnen, in ihrer Qualität dem Was-
ser des Heilbrunnens ähnlich.
6. Der Wiesenbrunnen, dicht am Mühlbach mii
fern des Wiesenhauses, — hell, klar, von einem faden,
salzigen Geschmack, in seiner Qualität dem Heilbrunnen
gleich.
Der Heinrichsbrunneii und der Sauerb run neu, unfern
des Oberbrunnens, unterschieden sieb nur wenig von letztcrem ; beide
■wurden überdeckt, um dadurch dem Oberbrunnen nicht zu schaden.
— Aufser diesen befinden sich noch mehrere, ähnliche M.qucllen zu
Salzbrunn, die aber nicht beuutzt Averden.
Chemisch untersucht wurden die M.qucllen zu Salz-
brunn von Günther und Mogalla, und neuerdings von
Fischer, Struve und Heller.
In sechzehn Unzen enthalten :
1. Der Ober- od. Salzbrunnen 2. Der Mühlbrunnon
nach Fischer; nach Fischer:
Kohlensaures Natron . 8,000 Gr.. . . 6,373 Gr.
Schwefelsaures Natron . 3,200 — . . 2.587 —
397
Chlornatrium .
1,012 Gr.
0,464 Gr.
Kohlensaure Kalkerde
2,020 —
3,380 —
Kohlensaure Talkerde
1,100 —
1,563 —
Kieselerde
0,240 —
0,830 —
Kohlensaures Eisen
0,018 —
0,095 —
15,590 Gr.
15,292 Gr.
Kohlensaures Gas im fr
jien
Zustande in 100 K. \
Zoll
Wasser
89,0 Kub. Z.
112,0 Kub. Z.
3. D
er Heinrichsbrunnen
4. Der Sauerbrunnen
nach Fischer:
nach Fischer:
Kohlensaures Natron
8,056 Gr.
1,052 Gr.
Schwefelsaures Natron
4,321 —
2,827 —
Chlornatrium .
1,321 —
0,701 —
Kohlensaure Kalkerde
2,942 —
1,436 —
Kohlensaure Talkerde
1,454 —
0,277 —
Kieselerde
0,300 —
unbestimmt
Kohlensaures Eisen
0,016 —
0,002 —
18,410 Gr.
6,295 Gr.
Kohlensaures Gas in 100 K.
Zoll Wasser
90,0 Kub. Z.
71,0 Kub. Z.
5. D
?T Sonnenbrunneu
nach Fischer:
Schwefelsaures Natron
• • . • •
0,27 —
Kohlensaures Natron
. . . . .
0,11 —
0,04 —
Kohlensaure Kalkerde
• • • • •
1,20 —
Kohlensaure Talkerde
• • • . •
0,09 —
Kohlensaures Eisenoxydul . . . .
0,41 —
2,74 Gr.
An flüchtigen Bestandteilen enthalten 150 K
ub.Z.
Kohlensaures Gas .
a . . • .
16,0 Kub. Z.
Schwefelwasserstoffgas
Spuren.
6. Der neue Kramerbrunnen 7.
Der Wieseubrunnen
nach Heller (1831): n
ich Heller (1831):
Kohlensaures Natron
• • > •
0,553 Gr.
Chlornatrium .
0,529 Gr.
0,233 —
Schwefelsaures Natron
0,403 —
2,243 —
Kohlensaure Kalkerde
1,265 —
0,890 —
Kohlensaure Talkerde
1,754 —
0,675 —
Chlorcalcium
0,364 —
398
Schwefelsaure Talkerde
0,113 Gr.
0,139 Gr.
Kohlensaures Eisenoxydul
0,305 —
. .
Kieselerde
0,188 —
0,281 —
Thonerde .
0,121 —
0,020 —
Extractivstoff .
0,229 —
0,270 —
Verlust ....
0,299 —
5,216 Gr.
0,377 —
6,045 Gr.
Kohlensaures Gas .
7,00Kub.Z.
6,00Kub.Z.
Struve fand in sechzehn Unzen des Salzbrunnens:
Kohlensaures Natron
«...
8,1512 Gr.
1,1675 —
Schwefelsaures Natron
....
2,9462 —
Schwefelsaures Kali .
....
0,2960 —
Kohlensaures Lithion
.
0,0134 —
Basisch phosphorsaure Thonerde nebst Spuren
von phosphorsaurer Kalkerde ....
0,0061 —
Kohlensaure Kalkerde
....
2,3333 —
Kohlensaure Talkerde
....
1,8812 —
Kohlensauren Strontian
...
0,0220 —
Kohlensaures Eisenoxydul
nebst Spuren von
kohlensaurem Manganoxj
dul ...
0,0360 —
Kieselerde
0,3386 —
17,1915 Gr.
Nach ihrem Gehalt und ihren Wirkungen gehören die
M. quellen zu Salzbrunn theils der Klasse der alkalisch-
salinischen Säuerlinge, theils der der eisenhaltigen Säuer-
linge an.
Der Salzbrunnen, oder Oberbrunnen, welcher vorzugsweise
benutzt, theils an der Quelle getrunken, theils unter dem Namen des
Salzbrunnen jährlich in beträchtlicher Menge versendet wird, ist in
seinen Wirkungen im Allgemeinen ganz analog den alkalisch -salini-
schen Säuerlingen (Vergl. Th. I. S. 273. Zweit. Aufl. S. 290).
Getrunken wirkt derselbe specitik auf das Drüsen- und Lymph-
system, die Schleimhäute, das Leber- und Pfortadersystem, die Harn-
werkzeuge und das Uterinsystem, — alle Se- und Excretiouen gelind
befördernd, auflösend, die Expectoration erleichternd, eröffnend, diure-
tisch ; — darin ähnlich dem Selterserbrunuen, nur mit dem Unter-
schiede, dafs der versendete Salzbrunnen weniger erregend auf das
Gefäfssystem wirkt, als der nicht versendete, welcher reicher au
Eisen und Kohlensäure ist.
Von dem Salzbrunnen ist dagegen der Mühlbrunncn wohl zu
unterscheiden, durch seinen gröfseren Gehalt an Eisen und freier Koh-
lensäure und daher auch durch seine ungleich reizendere, erhitzendere
Wirkung, Vortrefflich als belebend reizendes Mittel bei Schwäche tor-
399
pider Art, ist er Personen, welche ein leicht erregbares Gefäfssystem
besitzen, oder wohl gar an kranken Lungen leiden, zu Aviderrathen.
Leicht erregt er im letzteren Falle heftige Wallungen, Vermehrung
der Brustbeschwerden, selbst Bluthusten.
Die häufigste Form, deren man sich bedient, ist die
des Getränkes. Man läfst täglich 4 bis 8 Gläser trinken,
allein oder mit Molken. Zur Bequemlichkeit der Trinken-
den finden sich bei dem Brunnen mit warmen Wasser ge-
füllte Vorrichtungen, um nach Gefallen in denselben Mol-
ken und Mineralwasser künstlich zu erwärmen und warm
zu erhalten. Zur Beförderung der Wirkung des Brunnens
auf die Darmausleerung geniefst man häufig Pfefferku-
chen, — ein auch in andern schlesischen Bädern häufiger
Gebrauch.
Zu Bädern werden benutzt der Sonnen - , Krämer- und Wiesen-
brunnen, in dem Sonnen-, Kramer- und Wiese nba d ; gebraucht
werden die M.bäder allein oder mit Abkockungen von Kleien oder an-
dern Zusätzen.
Die Krankheiten, in welchen der Salzbrunnen sich vor-
züglich hilfreich erwiesen hat, sind folgende:
1. Chronische Brustleiden, — anfangende eiterige, schlei-
mige, knotige Lungensucht, hartnäckige Brustkatarrhe,
unvollkommen zertheilte Lungenentzündungen, langwierige
Heiserkeit, chronische Bronchitis, anfangende Luftröhren-
schwindsucht. Viele von denen, welche an genannten Krank-
heiten leiden, werden leider oft erst dann nach Salzbrunn
geschickt, wenn alle Hilfe umsonst ist, — und hieraus er-
klärt sich auch, dafs viele derselben nur erleichtert diesen
Kurort verlassen, und an demselben häufiger Todesfälle
vorkommen, als an andern, nach welchen man nicht leicht
so schwere Kranke sendet.
Vergleicht man die Brustkranken ebenfalls so sehr empfohleneu
Heilquellen zu Reinerz mit denen von Salzbrunu, so ergiebt sich fol-
gende Verschiedenheit: Die ersteren, reicher an Eisen, schon durch
ihre höhere Lage und ihre dadurch reizendere Gebirgsluft, wirken un-
gleich erregender und sind daher empfehlenswerth, wo Erschlaffung,
Schwäche atonischer Art vorwaltend ist, — die zweiten dagegen, in
ihren Wirkungen analog ähnlichen Säuerlingen, weniger erregend, ste-
hen in dieser Beziehung den Th.nuellen von Ems näher, sind gleich-
400
wohl bei einem reizbaren, zu Congestionen oder entzündlichen Leiden
disponirten, Gefäfssystcinc mit Vorsicht anzuwenden.
2. Stockungen im Unterleib e, namentlich im Leber-
und Pfortadersystem, Verschleimungen, Hämorrhoidalbe-
schwerden.
3. Chronische Krankheiten der Harnwerkzeuge, Bla-
senkrämpfe, anomale Hämorrhoiden, Gries- und Steinbe-
schwerden.
4. Anomalieen der monatlichen Reinigung, Bleichsucht,
Suppressioncn.
5. Drüsengeschwülste, Verhärtungen. —
Den Mühlbrunnen hat man dagegen als Getränk
empfohlen bei vorwaltender Schwäche torpider Art gegen
Bleichsucht und chronische Krankheiten des Nervensystems.
Sehr wichtig für Salzbrunn ist die Nähe der Eisenquellen aoii
Altwasser; sie liegen kaum eine Stunde von Salzbrunn entfernt und
können, wenn andere Eisenquellen überhaupt während oder nach dem
Gebrauch von Salzbrunn erforderlich sind, passend und leicht mit die-
sen verbunden werden.
C. Schwenkfeld, Catalogus stirpium et fossilium Silesiae. 1601.
S. 390.
Hernelii Silesiographia. T. I. p. 515.
G. Graupner, de fontibus Silesiae alcalinis medicatis. Francof.
ad V. 1775.
Morgenbesser, Nachricht über die Gesundbrunnen zuCudowa,
Reinerz, Altwasser, Charlottenbrunn, Salzbrunn und Fliusberg. Bres-
lau 1777.
P. J. Hartmann, de fontibus alcalino-martialibus Siles., specia-
tim Salzbornensibus et Veteraquensibus. Traj. ad Viadr. 1780.
Die Mineralquellen iu Schlesien und Glatz von Mogalla. Bres-
lau 1802. S. 71.
Ebers in: Uufeland's Journal der prakt. Heilk. Bd. XLVIII.
St. 3. S. 22—94.
Salzbrunn oder das schlesische Selterserwasser von A. Zcmp-
lin. Schweidnitz 1817. — Salzbrunn im Jahre. 1818. — 1819.
Fischer, chemische Untersuchungen der Heilquellen zu Salz-
brunn. Breslau 1821.
Brunnen- und Molkeuanstalt zu Ober-Salzbrunn im Jahre 1822.
C. W. Hufeland, prakt. Uebersicht. Vierte Aufl. S. 178. — Im
Journal der prakt. Heilkunde. Bd. LVII. St. 5. S. 125.
C. F. Mosch, die Heilquellen Schlesiens. 1821. S. 163.
A. Zeraplin in: Uufeland's Journal. Bd. L. St. 3. S. 71— 95.
Bd. LH. St. 3. S. 108-125. Bd. UV. St. 2. S. 109—112. Bd. LVI.
St. 2.
401
St. 2. S. 115-123. - Bd. LVIII. St. 3. S. 114. — Bd. LXI. St. 3.
S. 111. — Bd. LXII. St. 5. S. 113. — Bd. LXIV. St. 5. S. 113. —
Bd. LXVI. St. 4. S. 122. — Bd. LXX. St. 3. S. 93. — Bd. LXXIII
St. 3. S. 116. — Bd. LXXV. St. 1. S. 110. — Bd. LXXVI. St. 3. S.
110. — Bd. LXXVIII. St. 4. S. 103. — Bd. LXXX. St. 3. S. 118. —
Bd. LXXXI. St. 1. S. 73. - Bd. LXXXIII. St. 6. S. 27. — Bd.
LXXXVI. St. 1. S. 81. — Bd. LXXXVIH. St. 1. S. 91. — Bd. XC.
St. 1. S. 93.
A. Zemplin, Salzbrunn und seine Heilquellen. Breslau 1822.
Hufeland und Osann's Journ. der prakt. Heilkunde, Bd. LXV.
St. 6. S. 129. — 1830 Supplem. S. 215.
Die Brunnen- und Molkcnanstalt zu Salzbrunn im Jahre 1827,
! nebst einer Vergleichung unserer scblesischen Bäder und Brunnen mit
i einigen ausländischen. Von D. A. Zemplin.
Bemerkungen über Salzbrunn und Altwasser nebst einem Anhange
über Charlottenbrunn von J.Radius. Leipzig 1830.
Die Brunnen- und Molkeuanstalt zu Salzbrunn von Dr. A. Zemp-
lin. Erstes Bändchen. Breslau 1831. — Zweites Bändchen. 1837.
Ch. Lange, Salzbrunn mit seinen Heilquellen, Localitäten, Se-
henswürdigkeiten und Umgebungen. Berlin 1833.
Loewe in: v. Gräfe und v. Walt her 's Journ. der Chirurg.
Bd. XXVIII. S. 643.
Zemplin in: v. Gräfe und Kaiisch Jahrb. für Deutschlands
Heilquellen und Seebäder. I. Jahrg. 1836. S. 331. — II. Jahrg. 1837.
S. 230. — III. Jahrg. 1838. S. 303. — IV. Jahrg. 1839. 3. Abtheil. S.
3. — V. Jahrg. 1840. S. 325.
Kirschner in: medicin. Zeitung von dem Verein für Heilkunde
in Preufsen. Jahrg. 1836. No. 20. S. 97.
Wendt in: Rust's Magazin. Bd. XLIV. S. 138.
Lebenheim in: Rust's Magazin. Bd. XLIX. S. 461.
Hille a. a. 0. S. 55.
A. V etter's Handbuch der Heilquellenlehre. 1838. Th.II. S. 382.
3. Die M. quellen zu Altwasser im Walden-
burger Kreise, in einem freundlichen Thale, 1255 Fufs über
dem Meere nach Schulz, nahebei der Stadt Waidenburg,
; von Salzbrunn nur durch einen Berg geschieden, nur we-
nige Stunden von dem reizenden Fürstenstein entfernt.
Das Dorf Altwasser scheint von hohem Alter zu sein.
Schon im Jahre 1357 wird desselben in einer Urkunde un-
ter dem Namen „Aqua antiqua" als einer Besitzung Her-
zogs Bolko von Schweidnitz gedacht, und der Name des
Dorfes läfst wohl vermuthen, dafs die M. quellen schon da-
mals bekannt gewesen. Sie geriethen indefs in Vergessen-
II. Theil. C c
402
heit, wurden erst zufällig im Jahre 1646 durch einen Rei
senden wieder bekannt, und erhielten bald einen Ruf. Dei
Oberbrunnen wurde 16S9 gefafst und mit einem Brunnen!
hause überbant, der Mittelbrunnen später, der Friedrichs-
brunnen erst 1771 und die vierte Mineralquelle noch spä-
ter entdeckt.
Wenn die Einrichtungen zu A. früher allerdings vieles zu wün-
schen übrig liefsei), so ist doch in den letzten Jahren sehr viel ge-
schehen. A. erfreut sich jetzt mehrerer guten Badehäuser, in wel-
chen nicht blofs Wannenbäder in Badekabinetten, sondern auch Douche-
bäder gegeben werden. Badearzt ist Hr. Hofrath Dr. Bau, welchem
wir die neueste Monographie über die Heilquellen zu A. verdanken.
Die Zahl der Familien, welche in den letzten fünfzehn
Jahren A. besucht, betrug vor dem J. 1829 weniger als
300, hat aber seit dieser Zeit eine erfreuliche Zunahme
erhalten.
Vlan zählte
Im
J.
1815 .
239 Familien
—
—
1820 .
277 —
—
—
1825 . ■
231 —
—
—
1829 .
301 -
—
—
1830 .
361 —
—
—
1831 .
315 —
—
—
1832 .
.. 378 —
—
—
1833 .
422 —
—
—
1834 .
. 432 —
—
—
1835 .
370 —
—
—
1836 .
449 —
—
—
1837 .
440 —
—
—
1838 .
454 —
—
—
1839 .
522 —
Das Gebirge umher bestellt aus einem bald grob- bald
feinkörnigen Sandstein, der hier und da conglomerat-
ähnlich wird, und in welchem sich bedeutende Steinkohlen-
flötzc befinden.
Zu unterscheiden sind folgende M.queüen:
1. Der Ober- oder Mühlbrunnen, die älteste
Quelle, mit einem auf Säulen ruhenden Ueberbau geziert,
vorzüglich zu Bädern benutzt. Sein Wasser ist klar und
rem, etwas ins Hellgelbe spielend, von einem säuerlich-zu-
403
| sammenziehenden Geschmack, einem schwachen Geruch
liach Schwefelwasserstoffgas 5 seine Temperatur beträgt
Isrie die der übrigen M.quellen 7° R.
s 2. Der Friedrichs- oder Niederbrunnen, im
■ J. 1771 entdeckt, etwa hundert Schritte von dem Mittel-
brunnen entspringend, sehr wasserreich, als Getränk, als
Vorbereitung zum Uebergang zu dem Georgbrunnen, und
izu Bädern benutzt. Sein Wasser ist auch klar, etwas ins
Hellgelbe spielend, von einem etwas salzigen, weniger ad-
stringirenden Geschmacke, einem säuerlichen Gerüche;
frisch geschöpft entwickelt es Gasblasen.
3. Der Mittelbrunnen, zwischen dem Ober- und
Friedrichsbrunnen gelegen und daher „Mittelbrunnen" ge-
nannt, die an Eisen schwächere, und nur zu Bädern be-
nutzte Quelle.
4. Der Georgenbrunnen, erst seit 1824 entdeckt,
gut gefafst, von einem eisernen Geländer umschlossen, von
einem auf Säulen ruhenden Dache bedeckt, benannt nach
Georg Mogalla, zum Andenken an die Verdienste des
Letztern um die Heilquellen Schlesiens. Das Wasser die-
ser M. quelle ist von angenehmem, erfrischend - zusammen-
ziehendem Geschmack, übertrifft hinsichtlich seines Gehal-
tes an Eisen alle übrigen M.quellen zu A. , wird vorzugs-
weise «als Getränk benutzt, und versendet.
5. Die beiden Wiesenquellen, von welchen die
eine im J. 1798, die andere im J. 1801 entdeckt wurde,
dicht hinter dem kleinen Badehause, nur zu Bädern be-
nutzt.
Bei der Aufzählung und Benennung dieser M.quellen bin ich
Rau (phys. med. Abhandl. über die Heilq. von A. S. 46.) gefolgt, ob-
gleich Fischer bei seiner veröffentlichten Analyse derselben die ein-
zelnen unter andern Namen aufführt, (v. Gräfe und Kaiisch Jahrb.
1836. S. 33).
Chemisch untersucht wurden die M.quellen zu A. von
Mogalla und Günther, und neuerdings von Fischer.
Nach Mogalla und Günther enthalten in sechzehn
Unzen:
Cc2 .
404
1. Der Oberbrunnen : 2. Der Friedrichsbrunner,
Kohlensaures Natron
0,639 Gr.
2,106 Gr.
Schwefelsaures Natron
0,235 —
0,999 —
Chlornatrium
0,029 —
. • 0,140 —
Kohlensaure Talkerde
1,955 —
1,618 —
Kohlensaure Kalkerde
2,785 —
2,159 —
Kohlensaures Eisen
0,450 —
0,085 —
Extractivstoff .
0,050 —
0,006 —
6,143 Gr.
7,113 Gr.
Kohlensaures Gas .
23,75 Kub.Z.
17,50 Kub.Z
Nach Fischer enthalten in sechzehn Unzen:
1. Der Georgbrunnen
(Mittelbrunnen nach Rau):
2. Der Friedrichsbrunnen
Kohlensaures Natron .
Schwefelsaures Natron
Chlornatrium
Extractivstoff
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaures Eisenoxydul
Kieselerde
6,59 Gr.
Kohlensäure in 100 Maafs Brunnen 106.
1,21 Gr.
1,33 Gr.
0,89 —
1,01 —
0,09 —
0,08 —
0,35 —
0,29 —
2,88 —
2,63 —
0,72 —
0,79 —
0,37 —
0,34 —
0,08 —
0,34 —
3. Der Oberbrunnen :
6,81 Gr.
101.
4. Der Mittelbrunnen
(Georgbrunnen nach Ran]
in zwölf Unzen Wasser:
Chlorkalium
0,090 Gr.
0,010 Gr.
Schwefelsaures Kali
0,086 —
...
Schwefelsaures Natron
0,400 —
1,020 —
Schwefelsaure Talkerde .
0,250 —
1,523 —
Schwefelsaure Kalkerde .
0,100 —
1,291 —
Kohlensaure Kalkerde
0,860 —
...
Kohlensaure Talkerde
0,308 —
0,080 —
Kohlensaures Eisenoxydul
0,306 —
0,728 —
Kohlensaures Manganoxydul
0,130 —
0,160 —
Extractivstoff .
0,520 —
0,660 —
Kieselerde . .
0,130 —
0,650 —
3,180 Gr.
6,122 Gr.
Kohlensäure in 100 Vol.
21 Vol.
16 Vol.
Die Wirkung- der M. quellen zu Altwasser ist gleich
der der schwachem erdig-alkalischen Eisenwasser, belebend
stärkend, gelinde zusammenziehend, — von speeifiker Wir-
405
kung auf das Nerven-, Muskel- und Uterinsystem und die
Schleimhäute. Wegen ihres Reichthuins an kohlensaurem
Gase und ihres verhältnifsmäfsig nur geringen Gehaltes
an festen Bestandteilen werden sie getrunken, leicht ver-
tragen. Zur Beförderung der Wirkung des M.wassers auf
den Darmkanal bedient man sich auch hier wie in Salz-
briinn und Charlottenbrunn häufig des Genusses von Pfef-
ferkuchen.
Zu widerrathen oder nur bedingt zu erlauben in allen
den Fällen, in welchen die milderen Eisenwasser überhaupt
contraindicirt sind, hat man die M.quellen zu A. als Getränk
und Bad vorzüglich in folgenden Krankheitsklasscn em-
pfohlen :
1. bei allgemeiner Schwäche, nach acuten Krankhei-
ten, bedeutendem Säfteverlust, oder auch als Nachkur nach
dem Gebrauch von auflösenden, oder sonst schwächenden
M.brunnen,
Sehr vortheilhaft ist in dieser Beziehung die Nähe von Salz-
brunu. Häufig und mit gutem Erfolg wird der Gebrauch beider Kur-
orte mit einander verbunden, man trinkt erst einige Zeit in Salzbrunn
und gebraucht später zur Stärkung und als Nachkur Bäder zu A.
2. Schwäche des Magens und Darmkanals, besonders
wenn sie gleichzeitig mit Stockungen oder Ilämorrhoidal-
beschwerden leichter Art verbunden ist.
3. Chronischen Krankheiten des Utorinsystems, Fluor
albus, Neigung zu Abortus, Menstruatio irregularis, parca,
Bleichsucht.
4. Passiven Schleim- und Blutflüssen überhaupt.
5. Chronischen Krankheiten des Nervensystems, na-
mentlich mit dem Charakter des Erethismus, — hysteri-
schen Beschwerden, Veitstanz.
6. Grofser Schwäche der Haut und dadurch bedingter
Disposition zu rheumatischen und gichtischen Krankheiten.
7. Chronischen Hautausschlägen.
S. Grafs in Miscell. curios. medico-phys. Academiae Nat. curios.
Ann. 1674. Observat. 97. p. 99.
406
J. C. Thym, Beschreibuug des Altwasserschen Sauerbrunnens
Sckweidnitz 1698.
Henelii ab Hennen feld Silesiographia. Cap. V. pag. 614
717.
G. A. Volkmann, Silesia subterranea, oder Schlesien mit sei-i
nen unterirdischen Schätzen. Leipzig 1720. §. 11. S. 294.
Kurzer Begriff der Wirkungen der Schlesisch - Altwasserschen1
Sauerbrunnen, wie und in welcherlei Krankheiten selbige zu gebrau-
chen. Breslau 1732.
F. Hoffmann (respond. Sam. Rohnke) de acidulis Vetera-
quensibus in Silesia, vulgo Altwasser Sauerbrunnen. Halle 1731. —
übers. Leipzig 1732. — 1734.
F. Hoffmann's gründlicher Bericht vom Altwasser-Sauerbrun-
nen in Schlesien. Leipzig 1732.
E. J. Neifeld's pbysikal. Abhandlung vom Altwasser Sauer-
brunnen in Schlesien. 1752.
J. G. Morgenbesser' s Nachricht an das Publikum: die Ge-
sundbrunnen zu Cudowa, Reinerz, Altwasser, Charlottenbrunn und
Salzbrunn in Schlesien. Breslau 1777.
P. J. Hartmann (respond. J. Giesche) dissert. de fontibus
alcalino-martialibus Siles. speciatim Salzbrouneusibus et Veteraquen-
sibus. Traject. ad Viadr. 1780.
Literarische Beilage zu den Schlesischen Provinzialblättern. 1797.
11. Stück.
G. P. Mogall a, die Mineralquellen in Schlesien und der Graf-
schaft Glatz. S. 60.
A. H. Hinze, Altwasser und seine Heilquellen. Breslau 1805.
— — Annalen der mineralischen Kuranstalt zu Altwasser.
1. Jahrgang. Breslau 1810.
Kurze Nachricht für die Brunnen- und Badegäste zu Altwasser
von A. II. Hinze. 1812.
Horn's Archiv für med. Erfahrung. Jahrg. 1812. S. 351.
C. W. Hufeland's Uebersicht der vorzüglichsten Heilq. Vierte
Aufl. S. 91.
Hufeland's Journ. d. prakt. Heilkunde. Bd. XLIII. St. 5. S. 98,
Bd. XLV. St. 3. S. 59. Bd. LI. St. 6. S. 113. Bd. LIII. St. 2.
S. 114. 115.
C. F. Mosch, die Heilquellen von Schlesien. S. 13S.
Hufeland undOsann's Journal der praktischen Heilk. Bd.
LXV. St. 6. S. 132. — Supplem. 1829. S. 254. — Supplem. 1830.
S. 216. - Bd. LXXIX. St. 6. S. 109.
Radius, Bemerkungen über Salzbrunn und Altwasser nebst ei-
nem Anhang über Charlottenbrunn. Leipzig 1830. S. 44.
Rau in: d. Berlin. Ccntral-Zeitung. 1834. Nr. 4.
Medizin, pbysikal. Abhandlung über die Heilquellen zu Altwasser
von Dr. R a u. Breslau 1S35. Mit einem Kupfer.
Cohen in: Casper's Wochenschrift für gcs. Heilkunde. 1836.
Nr. 15. S. 232.
407
Fischer in: v. Graefe u. Kaiisch Jahrbuch. I. Jahrgang.
1836. S. 33.
Rau in: v. Graefe u. Kali seh Jahrb. I. Jahrg. 1836. S. 139.
— IL Jahrg. 1837. S. 235. Jahrg. III. 1838. S. 337.
Rau in: Hufeland u. 0 sann's Jouru. d. prakt. Heilkunde.
Bd. LXXXIV. St. 3. S. 120.
Hille a. a. 0. Tb. I. Heft. 3. S. 76,
An sie schliefsen sich :
Die M. quellen zu Charlottenbrunn im Waldenburger Kreise,
in der Herrschaft Tannhausen, eine Meile von Waidenburg und Alt-
wasser, anderthalb Meilen von Salzbrunn. — Der freundliche Markt-
flecken Ch. liegt 1437 F. üb. d. M. auf dein östlichen Rücken des nach
dem lieblichen Thalc der Weistritz sich abdachenden Langen-Berges.
Das Charlottenbrunn umscbliefsende Gebirgebestellt aus rothem Saud-
stein und führt Porphyr und Basalt.
Entdeckt wurde die erste M. quelle hier schon im J. 1697 von ei-
nem Bauer aus Tannhauseu, worauf sie 1724 besser gefafst, mit einem
Brunnenhause versehen wurde und unter dem Namen des „Tannhäuser
oder Cbarlottenbrunneu" in Gebrauch kam. Die hierdurch um den Brun-
nen entstandene Kolonie wurde 1740 zu einem Marktflecken erhoben,
der zugleich durch den in Schlesien im vorigen Jahrhundert sehr
blühenden Leinwandhandel emporkam.
Die Zahl der Ch. besuchenden Kurgäste betrug in den letzten
Jahren im Durchschnitt jährlich 60—95 Familien. In dem Badehause
zu Ch. weiden nicht blofs Wannenbäder, sondern auch Douchebäder
gegeben. Die Zahl der jährlich versendeten Flaschen mit M.wasser
ist sehr gering. Auf Mogalla's Veranlassung wurde eine Molken-
anstalt errichtet, und zur Bequemlichkeit der trinkenden Kurgäste im
Jahre 1832 eine bedeckte Wandelbahn erbaut. Badearzt ist Hr. Dr.
Lorenz.
Man unterscheidet zu Ch. zwei M. quellen :
1. Die Char 1 o tten quell e, an der untern Hälfte des Mark-
tes aus Porphyrfelsen entspringend, noch von dem alten ßrunnenhause
überbauet und umschlossen.
2. Die Elisenquelle, entspringt aus einem Schacht von ro-
them Sandstein.
Das Wasser beider M. quellen ist hell, klar und geruchlos, ent-
wickelt geschöpft viel Gasblasen, vorzüglich das der Elisenquelle; das
Wasser der Charlottenquelle ist von einem erfrischenden, etwas sal-
zigen und zugleich gelind adstringirenden Geschmack, das der Elisen-
quelle von einem angenehm erfrischenden, prickelnden, später schwach
alkalisch-salzigen Geschmack. Beide haben eine Temperatur von 6°
IV.; das spec. Gew. der Eliseuquelle beträgt 1,010625.
Chemisch untersucht wurde das M.wasser zu Ch. von Stern-
stein, Klaproth und neuerdings von Beinert.
408
In sechzehn Unzen Wasser enthalten nach Beinert:
1. Die Charlottenquelle: 2. Die Elisenquelle :
Kohlensaures Natron (wasserfrei) 1,588 Gr. . 0,5429 Gr.
Chlornatrium (wasserfrei) . . 0,079 — . 0,3038 —
Schwefelsaures Natron (wasserfrei) 0,116 — . 0,1344 —
Kohlensaure Kalkerde (wasserfrei) 2,290 — . 1,8828 —
Schwefelsaure Kalkerde . . 0,030 — . 0,0122 —
Kohlensaure Talkerde . . . 0,553 — . 0,8068 —
Thonerde 0,023 — . 0,0031 —
Kieselerde 0,217 — . 0,1502 —
Kohlensaures Eisenoxydul . . 0,200 — . 0,0595 —
Gummigen Extraktivstoff . . 0,186 — . 0,1005 —
Verlust 0,374 — . 0.0606 —
5,656 Gr. . 4,0568 Gr.
Kohlensaures Gas. . . . 18,60 Kub.Z. . 17,6036 K.Z.
Das M. wasser zu Ch. gehört zu den leichteren Eisenquellen,
wirkt, innerlich und äufserlich angewendet, gelind stärkend auf das
Nerven- und Muskelsystem, die Schleimhäute und insbesondere auf
das Uterinsystem und wird daher häufig von sehr reizbaren Subjec-
ten leicht, viel besser vertragen als stärkere Eisenwasser.
Als Bad und Getränk hat man es empfohlen bei: Schwäche des
Magens und Darmkanals, Bleichsucht, Stockungen im Uterinsystem,
Anomalieen der monatlichen Reinigung, Krankheiten der Harnwerk-
zeuge von Schwäche, Verschleimungen, Blennorrhoeen und Nerven-
schwäche.
Der Mineralquell zu Charlottenbruun in Schlesien. Von A. S.
Nimmtsch und J. Kanold in Breslau. Sammlung v. J. 1724.
F. Sternstein, von dem Tannhäuser oder Charlottenbrunner
Sauerbrunnen. Hirschberg 1737.
G. H. Burghardt's histor. phys. und medic. Abhandlung von
den warmen Bädern bei Landeck in der Grafschaft Glaz, nebst An-
weisung wie der Charlottenbrunnen zu gebrauchen. Breslau 1742.
Vernünftiger und erfahrungsmäfsiger Rath, wie der Charlotten-
brunnen im Trinken und Baden zu gebrauchen. Breslau 1743.
Vom Gebrauch des Tannhäuser Brunnens. Breslau 1743.
J. G. Morgen besser, Nachricht über die Gesundbrunnen zu
Cudowa, Reinerz, Altwasser, Charlottenbrunn und Salzbrunn betref-
fend. Breslau 1777.
G. P. Mogalla a. a. O. S. 69.
C. F. Mosch a. a. O. S. 192.
(v. Z e d 1 i t z) Vom Charlotteubrumi, nebst einer chemischen Prü-
fung (Klaproth's) und einem Schreiben (Seile's) über dessen
Wertb. Berlin 1790.
G. Bischof a. a. O. S. 209.
Schlcsische Provinziulbätter. 1827. April. S. 356.
Huf el and und O sann's Journal der prakt. Hcilk. Bd. LXV.
St 6 S. 133. — 1829. Supplementheft S. 255. — 1830. Supplement-
heft. S. 216. - Bd. LXXIX. St. 5. S. 111.
J. Radius a. a. 0. S. 64.
Lorenz in: Schles. Provinzialblätter. 1837. St. 3. S. 6.
Wendt in: Rust's Magazin. Bd. XL1V. S. 144.
Cohen in: Casper's Wochenschrift. 1836. S. 236.
Hille a. a. 0. S. 90.
Das Bad zu Dirsdorf, eine halbe Meile südlich von Nimptscb
im Kreise N. Die hier entspringende kalte M.quelle enthält Eisen,
Schwefelwasserstoffgas und etwas kohlensaures Gas. Seit 1825 be-
steht hier eine Badeanstalt mit Wannenbädern in Badekabinetteu.
Zum Getränk wird eine zweite, unfern der ersten entspringende M.
quelle benutzt. — Im J. 1837 zählte man 134 Kurgäste, im J. 1S38:
154; im J. 1839 wurde ein Gebäude zu Wohnungen für Kurgäste
aufgeführt.
Das Bad zu Olber sdorf im Frankensteiner Kreise, zwischen
Frankenstein und Reichenbach. Zwei kalte, nach dem Dorfe 0. be-
nannte M. quellen, von welchen die Badequelle schon im J. 1670 von
Titius untersucht worden sein soll, sind arm an kohlensaurem Gas
und scheinen als Hauptbestandtheil schwefelsaures Eisen zu enthalten ;
Vater vergleicht sie mit denen des Augustusbades bei Radeberg in
Sachsen. Seit dem J. 1813 befindet sich hier ein Badehaus.
Die M. quellen zu Peterwitz, eine halbe Meile südwestlich
von Frankenstein, der Zahl nach zwei, in Hinsicht ihres Gehaltes
den vorigen ähnlich. In dem Badehause findet sich eine Douche.
Die eine der M. quellen wird zu Bädern, die andere als Getränk
benutzt.
Aehnliche Eisenquellen finden sich im Frankensteiner Kreise zu
Quickendorf und Lampertsdorf.
Das Bad zu Münsterberg, in der Kreisstadt dieses Namens.
Seit 1820 besteht hier eine Badeanstalt. Das hier entspringende M.
wasser enthält nach der Analyse von Burgund in sechzehn Unzen:
Schwefelsaures Natron . . . 0,115 Gr.
Chlornatrium ....
0,332 —
Kohlensaure Kalkerde
1,351 —
Schwefelsaure Kalkerde .
0,253 —
Chlorcalcium ....
. 0,133 —
Kohlensaures Eisen .
0,115 —
Harziger Extraktivstoff
. 0,115 —
2,414 Gr.
Von flüchtigen Bestandtheilen enthält dasselbe eine unbestimmte
Menge Schwefelwasserstoffgas.
Eine ähnliche Eisenquelle im Münsterbergischen Kreise entspringt
zu Nofsen.
Hille a. a. 0. S. 101-104.
410
4. Die M. quellen zu Flinsberg) im Löwen-
bergischen Kreise, entspringen dicht an der böhmischen
Gränze, nördlich vom Iserkamm, eine Meile von der Stadt
Friedeberg an der Queifs, nach Charpenticr 1542 F. üb.
d. M., in einem ahmuthigen, von hohen malerischen Ber-
gen umschlossenen Thale, welches sich gegen Norden öff-
net und eine freie, weite Aussicht in die freundliche Thal-
erweiterung gewährt, in welcher Friedeberg und Greiffen-
berg liegen.
Die Kuranstalt liegt auf einer Anhöhe in einer mäfsi-
gen Entfernung von dem langen, längs dem Laufe der
Queifs gebauten Dorfe Flinsberg. So angenehm die Lage
ist, so schön die Aussicht von dem Kurhause und den
dicht dabei gelegenen M.quellen, so ist doch das Klima
im Ganzen rauh und schnellem Temperatur Wechsel unter-
worfen.
Wohnungen für Kurgäste, so wie Speise- und Gesellschaftslokale
finden sich bei den M.quellen, — in dem alten und neuen ßadehause
aufser Wannenbädern in Badekabiuetten, Vorrichtungen zu Douche- und
Mineralschlammbädern. — Noch mufs der Molkenanstalt gedacht wer-
den, welche sehr gute Molken liefert.
Die Zahl der jährlich verabreichten Wannenbäder beträgt 6 —
7000, — der in Glasflaschen versendeten alten Quelle uud des Neu-
brunnens gegen 6000 Flaschen.
Die Zahl der Flinsberg besuchenden Kurgäste betrug
jährlich im Durchschnitt zwischen 250 — -300.
Im Jahre 1830 zählte man 254 Kurgäste
—
— 1831
—
— 212
—
— 1832
—
— 245
—
— 1833
—
— 298
—
— 1835
—
— 271
—
— 1837
—
— 315
Die Umgebungen von Flinsberg werden von den Kurgästen häu-
fig zu Excursionen benutzt, — man besteigt die hohe Tafelfichte oder
besucht Meflersdorf, den grüuen Hirt oder die Ruinen von Greifen-
stein; — die Höhe des Geicrstcincs beträgt 2501 F., des Iscrkammes
(der Einsenkung bei den Iscrhäuscrn) 2897 F., des Hcufudcrs 334ö F.
uud der Tafelfichte 3379 F. über dem Meere.
Die vorherrschende Gcbirgsart der Gegend ist Glimmerschiefer,
welcher von der Tufelüchtc sich ostwärts über Fliusbcrg hinzieht.
411
Unter dem Namen des heiligen Brunnens gedenkt der M. quelle
zuFlinsberg schon L. Thurneisser 1572, später 1601 C. Schwenk-
feld. Das Dorf Flinsherg soll seineu Namen von dem alten wendi-
schen Gotte Fliintz oder Flius erhalten haben. — Die eigentliche
Geschichte Flinsberg's als Kurort beginnt jedoch erst mit dem J. 1738,
in welchem Dr. Weifs durch seine Schrift den damaligen Besitzer
F.'s, den Grafen S chafgotsch, auf diese M.quellen aufmerksam machte
und hierdurch eine Untersuchung derselben durch eine ärztliche Com-
mission veranlafste. — Durch Kausch wurde im Jahre 1S12 eine Mol-
kenanstalt gegründet, Hr. Dr. Georgi als Bruunenarzt angestellt,
welchem später Hr. Dr. Junge folgte, welcher noch jetzt Bruunen-
arzt daselbst ist.
Die liier entspringenden und benutzten M.quellen ge-
hören zu der Klasse der erdigen Eisenquellen, zeichnen
sich durch einen verhältnifsmäfsig geringen Gehalt an fes-
ten Bestandteilen, aber durch einen sehr beträchtlichen
Gehalt an freier Kohlensäure aus.
Das M. wasser zu Flinsberg ist klar, perlt sehr und
hat einen angenehmen, säuerlich-stechenden, etwas zusam-
menziehenden Geschmack. Man unterscheidet folgende
Quellen :
1. Die alte Quelle, oder die Hauptquelle, gut
gefafst mit einem Pavillon überbauet, — so wasserreich,
dafs sie nicht blofs als Trinkquelle und zur Versendung,
sondern auch zu Bädern benutzt werden kann.
2. Die Queifsquelle oder der Neubrunnen einige
hundert Schritte östlich von der vorigen, zweihundert Fufs
tiefer gelegen, nahe dem Queifsflufse auf dem rechten Ufer
desselben, zweckmäfsig gefafst, überbauet, erfreuet sich
gleich der vorigen eines so bedeutenden Wasserreichthums,
dafs sie, zwar jetzt vorzugsweise getrunken, auch Bäder
würde versorgen können, wenn ihre tiefere Lage nicht den
Wassertransport nach den Badehäusern erschwerte.
3. Die Quelle im Pavillon oder der Stahl-
brunnen und
4. Die Schützische Quelle oder die Quelle im
Keller; — beide gegen zwei hundert Schritte westlich
von der Hauptquelle, gefafst, werden nur zu Bädern be-
412
nutzt, und daher auch oft „der" oder „die Badebrunnen"
genannt.
Die Temperatur der Hauptquelle beträgt 7,5° R., die des Neubrun-
nens mehr. Das Wasser des an Kohlensäure weniger reichen Bade-
bruunens ist gleich den übrigen klar und hei!, von einem zusammen-
ziehend eisenhaften Geschmack, bildet aber geschöpft, der Einwirkung
der atmosphärischen Luft ausgesetzt, einen ocherartigen Niederschlag.
Das spec. Gewicht der alten Quelle beträgt: 1,001562, — der
neuen: 1,002557, — der Quelle im Pavillon: 0,000674, — der Quelle
im Keller: 1,000253.
Analysirt wurden die M.quelleu zu verschiedenen Zeiten von
Tschörtner und Fischer.
Nach Fisch er 's neuester Analyse enthalten in sech-
zehn Unzen:
1. Die alte Quelle: 2.
Der Neubrunnen
Kohlensaures Natron
0,3313 Gr.
0,6508 Gr.
Schwefelsaures Natron .
0,0529 —
0,0588 —
Chlornatrium uebstKalium u. Ammonium 0,0504 —
0,0382 —
Kohlensaure Talkerde
0,2721 —
0,7841 —
Kohlensaure Kalkerde
0,7168 —
3,6732 —
Kohlensaures Eisenoxydul
0,1735 —
0,2590 —
Kohlensaures Mangauox3'duI .
0,0276 —
0,0309 —
Auflösliche organische Stoffe nebst
Quellsäure ....
0,0170 -
0,0204 —
Unauflösliche organische Stoffe
0,0505 —
0,0580 —
Kieselerde ....
0,4823 —
0,6414 —
2,1644 Gr.
6,2148 Gr.
Kohlensaures Gas .
. 27,56 Kub. Z.
. 27,82 Kub. Z.
3. Die Quelle
im Pavillon : 4. Die S<
mützische Quelle
Kohlensaures Natron
0,3839 Gr. .
0,0634 Gr.
Schwefelsaures Natron .
0,0259 —
0,0176 —
Chlornatrium nebst Kalium
und Ammonium .
0,0338 —
0,0265 —
Kohlensaure Talkerde .
0,2684 —
.
Kohlensaure Kalkerde .
0,5758 —
0,3452 —
Kohlensaures Eisenoxydul
0,0588 —
0,0432 —
Kohlensaures Manganoxydu
[ 0,0082 —
. .
Auflösliche organische
Stoffe nebst Quellsäure
0,0156 —
0,0092 —
Unauflösliche organische
Stoffe ....
0,0362 —
<■
Kieselerde . . .
0,4495 —
0,1013 —
1,8561 Gr.
0,6064 Gr.
Kohlensaures Gas .
Die M.mißllßn 7.11 Fln
25,90 Kub. Zoll.
leTiniMr jrclini'ftl 7.11
den leinnfern
an Koblensäure reichen erdigen Eisenwasscrn, und sind in
413
dieser Beziehung mit denen von Spaa verglichen worden,
stehen aber hinsichtlich ihres Eisengehaltes letztem nach.
Getrunken wirkt der Flinsbergcr M.brunnen daher we-
niger erregend, erhitzend, als der zu Spaa, wird aber eben
deswegen von reizbaren, zu Congestionen geneigten Sub-
jeeten, bei welchen die stärkeren Eisenwasser in der Re-
gel contraindicirt sind, leichter vertragen. Innerlich gebraucht
wirkt er, ganz analog den erdigen Eisenwassern, belebend
stärkend, und insbesondere auf das Nervensystem, die
Schleimhäute und das Uterinsystem.
Benutzt hat man bisher:
1. Als Getränk, die Haupt- und Queifsquelle allein
oder mit Molken an der Quelle.
2. Als Bad in dem schon erwähnten Badehause.
Empfohlen hat man die M.quellen zu Flinsberg in al-
len den Fällen, wo leichte erdige Eisenwasser überhaupt
indicirt sind, vorzugsweise bei weiblichen, reizbaren Sub-
jeeten, welche stärkere, kräftiger zusammenziehende Ei-
senquellen nicht vertragen würden, namentlich in folgenden
Krankheitsformen :
1. Allgemeiner Schwäche des Nervensystems, zur Stär-
kung, oder auch zur Umstimmung des letztern, zur Aus-
gleichung der dynamischen Mifsverhältnifse zwischen den
übrigen Systemen, insofern diese auf reiner Schwäche ato-
nischer oder erethischer Art begründet sind, — Hysterie,
nervöser Hypochondrie.
2. Passiven Schleim- und Blutflüssen überhaupt, ins-
besondere aber des Uterinsystems, — Störungen der Di-
gestion aus Schwäche, Verschleimung des Darmkanals,
Neigung zu Durchfällen.
3. Krankheiten des Uterinsystems von Schwäche, —
Anomalieen der Menstruation, Bleichsucht.
4. Chronischen Leiden der Harnwerkzeuge von
Schwäche.
5. Häufig bedient man sich endlich und mit sehr gu-
tem Erfolg der M.quellen von Flinsberg als stärkender Nach-
414
km* nach dem Gebrauch der Schwefeltherme zu Warm-
brunn. —
L. Thurne isser, von den kalten, warmen, mineralischen, me-
tallischen Wassern. 1572. Lib. VII. cap. 44. S. 321.
C. Schwenkfeld, stirpium et fossilium Silesiae catalogus. 1601.
p. 375.
Henelii ab Hennen feld Silesiographia. p. 132.
Ign. Ephraim Naso Phoenix redivivus Ducatuum Suidnic. et
Jaur. Wratislav. 1667. p. 328.
D. S. Weiss, von den Sauerbrunnen in Schlesien und der Graf-
schaft Glaz. 1738.
Gründlicher Bericht von dem Gehalt, der Wirkung und Kraft des
Flinsberger Sauerbrunnens, abgefafst von S. Fribe. 1739. (Manuscript
in der Bibliothek zu Hermsdorf.)
C. Friederici, Bericht in Gel. Schles. Neuigkeiten. 1740.
S. 213.
J. G. Menzel, de aeidulis Fliusbergensibus. Francof. ad Viadr.
1775.
Nachricht an das Publikum, die Gesundbrunnen zu Cudowa, Rein-
erz, Altwasser, Charlottenbrunn, Salzbrunn und Flinsberg in Schlesien
betreffend, von Morgenbesser. Breslau 1777.
Gott im Wasser, bei der Quelle erwogen von einem Flinsberger,
von Bergmann. 1784.
Bauer, vom Flinsberger Brunnen. Prag 1785.
P. J. Hartmann, de aeidulis Flinsbergensibus. Francof. ad Viadr.
1785.
Zimmermann' s Beiträge zur Beschreibung von Schlesien. Brieg
1786. Bd. VI. S. 115.
Schlesische Provinzialblätter. 1794 Juni. — 1795 October. — De-
cember. Anhang 342. — 1807 April. — 1812 April. — 1816 Mai. —
1820 Mai. — 1826 Mai.
Tschörtner in: v. Cr ell's ehem. Anualen. 1795. St. 3. S.
259—270. — J. B. TrommsdorfTs Neues Journ. der Pharm. Bd.
IX. St. 1. S. 1.
G. P. Mogalla, Briefe über die Bäder zu Warmbrunu und Flins-
berg. Berlin 1796.
— — Die Mineralquellen in Schlesien und Glatz. Breslau 1802.
S. 65.
C. W. Hufe 1 and, prakt. Uebers. Viert. Aufl. S. 91.
Georgy in: Kausch's Memorabilien der Heilkunde. 1813. S. 25.
Schmidt, das Riesengebirge. 1816. S. 71.
Mos ch , die Heilquellen Schlesiens. S. 249.
Junge in: Schlesischen Provinzialblättern. 1827. April, f 366.
Flinsberg und seine Heilquellen, von J. C Bergemann. Lieg-
nitz und Löwenberg 1827.
Hufe 1 and und Osann's Journal der prakt. Heilk. Bd. XXVII.
415
St. 2. S. 47. Bd. XLI. St. 1. S. 119. Bd. LXV. St. 6. S. 134. — 1829
Supplementheft S. 250. — 1830 Supplem. S. 212.
F. W. B. de Gufsnar diss. de acidulis Silesiacis Flinsbergensi-
bus. Giessae 1830.
Wen dt in: Rusfs Magazin. Bd. XL1V. S. 142.
Junge in: v. Gräfe und Kaiisch Jahrb. 1. Jahrg. 1836. S. 169.
Hille a. a. 0. S. 13.
Junge in: Hufeland's Joum. der prakt. Heilk. Bd. LXXXYI.
S. I. S. 63.
Cohen in: Casper's Wochenschrift. Jahrg. 1836. S. 177.
In der Unigegend von Flinsberg finden sich mehrere ähnliche Ei-
senquellen, Avelcbe aber weniger bekannt und entweder gar nicht,
oder nur von den nächsten Bewohnern benutzt werden, namentlich
die Eisenquellen zu Baumgarten bei Greifenberg, zu W ii li-
sch cudorf und Gr ofs- Waldendorf.
An diese reihen sich:
Das Rohnauer Bad im Dorfe Rohnau im Landshuter Kreise.
Benutzt wird hier das Wasser, welches in dem Vitriolwerk Morgen-
stern bei der Gewinnung des Schwefels aus Schwefelkiesen mittelst
Durchlaufens durch die Kühlkasten, mineralische Bestandteile sich an-
eignet. NachKopisch enthalten sechzehn Unzen Wasser desselben:
Schwefelige Säure . . . 6,34 Gr.
Freien Schwefel . . . 4,11 —
Schwefelsaures Eisenoxydul mit Spu-
ren von Mangan (wasserfrei) . 1,44 —
11,89 Gr.
Verstärkt durch Zusatz von Eisenfeile wird dieses Wasser in
Form von Bädern benutzt, wozu sich hier ausser einem Bassinbade
auch Wannenbäder befinden. Die Anstalt besitzt auch Wohnungen
für Badegäste.
Eine ähnliche Badeanstalt findet sich zu Schömbach im Bol-
kenhainer Kreise.
Die Wiesauer M. quelle im Bolkenhainer Kreise, unfern des
Dorfes Wiesau, enthält nach Klaproth in einem Pfunde Wasser:
Schwefelsaures Natron . . 8,200 Gr.
Kohlensaures Natron . . 2,100 —
Chlornatrium .... 0,200 —
Kohlensaure Kalkerde . . 4,699 —
Kohlensaures Eisen . . . eine Spur.
15,199 Gr.
416
• ■ 'I
Noch sind in dem Bolkenhainer Kreise zu erwähnen die IM. quel-
len zu Alt Reich enau, welche zwar gefafst, aber nur von den
Bewohnern der Umgegend benutzt werden.
Das Bad zu Buchowina in Niederschlesien im Wartenber-
gischen Kreise, eine Meile von Festenberg, anderthalb Meilen von
Wartenberg entfernt. Aufser einem Badehause befinden sich daselbst
noch mehrere zum Aufenthalt der Kurgäste bestimmte Gebäude, wel-
che der jetzt verstorbene Hr. Major v. Weger, Besitzer des Bades
BucUowina, aufführen liefs.
Die hier entspringenden M.quellen gehören zu der Klasse der
Alaun wasser. Man unterscheidet zwei, die Ober- und Nie de r-
quelle, die erste hat die Temperatur von 7,25° R., die zweite die
von 9,5° R.
In sechzehn Unzen enthält nach Lachmund:
1. Die Oberquelle : 2. Die Niederquelle:
Schwefelsaure Kalkerde .
0,400 Gr. .
0,480 Gr.
Schwefelsaure Thonerde .
1,476 —
2,080 —
Schwefelsaures Eisenoxydul
1,920 —
1,960 —
Salzsaures Eisenoxydul
0,440 —
0,920 —
Kohlensaure Kalkerde
0,080 —
...
Thonerde ....
0,140 — - .
0,380 —
Kieselerde ....
0,080 —
0,120 —
Extractivstoff
0,080 —
0,120 —
Eisenoxyd ....
.
0,160 —
4,616 Gr.
6,220 Gr.
Sehr abweichend von diesen Analysen ist das Resultat einer
neuern, im J. 1839 von Duflos unternommenen, nach welcher 120
Unzen Wasser enthalten sollen :
Doppelt kohlensaures Natron . 1,520 Gr.
Kohlensaure Kalkerde . . 1,940 —
Cklomatrium .... 9,453 —
Freie Kohlensäure . . , Spuren.
12,913 Gr.
Badearzt ist Hr. Kreisphysikus Dr. Bunke.
Als adstringircndes M.wasser empfiehlt Kau seh dasselbe in Form
von Bädern:
1. bei Schwäche des Muskel- und Nervensystems, besonders hy-
sterischen und hypochondrischen Beschwerden.
2. Rheumatischen und gichtischen, durch Schwäche bedingten
Leiden, — Lähmungen.
3. Chronischen Krankheiten der äufsern Haut von Schwäche.
Friese in lit. Beilage zu den Schlesisch. Provinzialblät. 1798.
Kau seh, die Heilquellen zu Buckowina, nach des Hrn. Apoth.
Lachmund's chemischer Untersuchung gewürdigt. Breslau 1802.
Kau seh in: Hufeland 's Journal der prakt. Heilk. Bd. XIX.
St. 3. S. 133.
Weni-
417
Weniger bekannt, weniger benutzt, zum Theil gar nicbt gebraucht,
11 sind die Eisenquellen bei 0 tt o-Langend o rf im Warteuberger
Kreise, — zu 31 a s s e 1 w i t z im Breslauer Kreise, — zu Skarsine im
!"• Trebnitzer Kreise, — zu Gimmel im Wohlauer Kreise, — zu Ober-
i Tschirnau im Guhrauer Kreise, — das Bad zu Rauffe zwischen
i Liegnitz und Neumarkt — und die Liegnitzer M.quelle. —
I
, Die M. quellen zu N aumburg amBober im Saganer Kreise.
!Man zählt hier zwei M.quellen, die eine, dicht unter dem Schlofs-
, berg gelegene, hat die Temperatur von 8,5° R., ihr spec. Gewicht
Ibeträgt 1,002, — die andere entspringt nur sechzig Fufs von der vo-
rigen entfernt.
Benutzt wird das M.wasser zu Naumburg erst neuerlich. Hr.
Sturm, Besitzer der Herrschaft Naumburg, hat ein Badehaus erbauen
lassen, welches ausser Badekabinetten mit Wannenbädern einen Dou-
cheapparat enthält.
Im Sommer 1828 zählte man 145 Kurgäste, — im J. 1830 nur
106, und in den darauf folgenden Jahren noch weniger, ßrunnenarzt
ist Herr Dr. Fritsch.
Nach der Analyse von Pitsch enthalten sechzehn Uuzeu:
1. der ersten M.quelle: 2. der zweiten M.quelle:
Schwefelsaure Kalkerde
Schwefelsaures Natron
Schwefelsaure Talkerde
Chlornatrium
Chlortalcium
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaures Eisenoxydul
Extractivstoff
Harz und Extractivstoff
Kohlensaures Gas
Schwefelwasserstoffgas
Als Bad benutzt zeigte sich nach Reiche das M.wasser von
Wirksamkeit bei Krankheiten von reiner Schwäche, namentlich bei
Empfindlichkeit und erhöhter Reizbarkeit der äufsern Haut, bei grofser
Neigung zu Erkältungen und rheumatischen Leiden, der nach Rheu-
matismen oft zurückbleibenden, lange anhaltenden Abspannung, —
Schwäche des Muskel-, Verstimmung des Nervensystems, — Kachexieen,
Hysterie, Gicht, Rheumatismen, Lähmungen, Schleimflüssen, Bleich-
sucht, Neigung zu Abortus, chronischen Hautausschlägen.
Bei guter Verdauung ist das M.wasser auch innerlich angewen-
det worden.
II. Theil. D (1
... .
0,280 Gr.
1,99 Gr. .
. . «
1,76 —
0,855 —
1,47 —
• • •
0,32 —
0,716 —
0,59 —
0,475 —
1,65 —
...
1,62 —
0,640 —
0,30 —
.
.
0,250 —
9,70 Gr.
3,216 Gr.
9,98 Kub. Z.
4,667 Kub. Z.
Spuren
0,370 —
5,037 Kub. Z.
418
Brandes Archiv. Bd. XXV. S. 87.
Trommsdorff's neues Journal. Bd. XVII. St. 2. S. 270.
Beiche in: Hufeland und Osann's Journal der prakt. Heilk.
Bd. LXIV. St. 6. S. 120.
Fritscb in: Hufeland und Osann's Journal der prakt. Heilk.
Bd. LXVIII. St. 6. S. 85.
In demselben Kreise befinden sich noch mehrere M.quellen , wie
die zu Hertwigswaldau, Hirschfelde u, a., welche den M.quel-
len von Naumburg sehr ähnlich, nicht benutzt werden.
Die M.quellen zu Czarkow im Kreise Plefs. Man unter-
scheidet mehrere hier entspringende M.quellen, welche in ihrem che-
mischen Gehalte gleichwohl keine wesentliche Verschiedenheit dar-
bieten.
Nach Ze 1 1 ne r' s Analyse enthalten sechzehn Unzen des M.wassers:
Humussaures Eisenoxydul
0,7010 Gr.
Kieselerde
0,4250 —
Kohlensaures Eisenoxydul
0,7300 —
Kohlensaure Kalkerde
0,2865 —
Kohlensaure Talkerde
0,1531 —
Chlortalcium
0,1555 —
Chlorcalcium . < .
0,1165 —
Chlornatrium .
0,0S80 —
Mangan
0,1185 —
2,7741 Gr.
Die Mehrzahl der behandelten Krankheiten waren Gicht und
krampfhafte Zufälle, wogegen Wannenbäder mit Douchebädern mit gün-
stigem Erfolg angewendet wurden.
Hufeland und Osann's Journal der prakt. Heilk. Bd. LXV.
St. G. S. 145. — Bd. LXXIX. St. 6. S. 113.
Die Schwefelquelle zu Sophientha /.im Bybnicker Kreise,
zählte im Sommer 1826 : 41 Kurgäste, im J. 1827 : 43, — 1828 : 54,
1830 : 49. — Unter den hier behandelten Krauken litt die Mehrzahl an
gichtischen und krampfhaften Beschwerden. Leider brannte im J. 1835
die Badeanstalt ab.
Hufeland und Osann's Journal der prakt. Heilk. Bd. LXV.
St. 6. S. 145. — 1829. Supplementheft. S. 261.
Das Wilhelmsbad oder das K oho schülzerbad im Byb-
nicker Kreise, nach dem Dorfe Kokoschütz benannt. Beide M.quellen,
welche hier zu Bädern benutzt werden, haben die Temperatur von
9° B., sind reich an Scliwcfelwasscrstoffgas, und enthalten in sech-
zehn Unzen 23 Gr. feste Bestandteile, unter diesen 17,33 Gr. schwe-
felsaure Kalkerde und 5.67 Gr. schwefelsaure Talkerde.
419
Wannenbäder wurden mit günstigem Erfolg angewendet bei hart-
näckigen gichtischen und rheumatischen Leiden, so wie bei chronischen
Nervenkrankheiten.
Hufeland und O sann 's Journal der prakt. Heilk. Bd. LXV
St. 6. S. 145. — Bd. LXXIX. St. 6. S. 112.
Die M. quellen zu Grüben im Falkenberger Kreise, zwischen
Grottkau und Falkenberg. — Man unterscheidet hier zwei M.quellen,
die Bade- und Trinkquelle. Einer chemischen Analyse zufolge
enthalten sechzehn Unzen derselben :
Schwefelsaure Kalkerde . . 0,275 Gr.
Schwefelsaures Eisenoxydul . 0,250 —
Kohlensaures Eisenoxydul . 0,325 —
Extractivstoff . . . . 0,175 —
1,025 Gr.
In dem Badehause, in welchem sich aufser Badekabinetten mit
Wannenbädern auch ein Dampfbad befindet, bestehen seit 1834
auch Vorrichtungen zu M.schlammbädern, welche nach Dr. Siegmund,
Badearzt daselbst, mit sehr günstigem Erfolg angewendet werden.
Die Zahl der Kurgäste beträgt im Durchschnitt jährlich 60—70.
Mit günstigem Erfolg wurden die Bäder zu Grüben angewendet
bei chronischen, rheumatischen und gichtischen Leiden, Blennorrhoen,
chronischen Hautausschlägen und Nervenschwäche.
Brandes Archiv. Bd. XXIII. S. 159.
Hufeland und O sann's Journal der prakt. Heilk. Bd. LXV-
St. 6. S. 143. 1829 Supplementheft. S. 258. — Bd. LXXIX. St. 6.
S. 114.
Siegmuud in: v. Gräfe und Kaiisch Jahrb. 1. Jahrg. 1836.
S. 197.
Hille a. a. O. S. 187.
Aehnliche, aber weniger benutzte M.quellen im Falkenberger Kreise,
finden sich bei dem Dorfe Arnsdorf und bei Falkenberg (der
Probstbrunnen). —
Die M.quellen zu Ku-nzendorf im Neustädter Kreise. —
Mau unterscheidet hier zwei M.quellen, von welchen die alte im J.
1809 beim Graben eines Brunnens entdeckt, die zweite erst im J.
1818 aufgefunden wurde. Seit 1820 besteht hier eine Badeanstalt, in
welcher aufser Badekabinetten mit Wannenbädern, auch Douche-, Tropf-
und Regenbäder und ein Dampfbad sich befindet.
Die Zahl der Kurgäste betrug früher im Durchschnitt jährlich
60—80, in den Jahren 1834—1838 zwischen 42-50.
Badearzt ist seit 1836 Dr. Plattnauer.
Das Wasser beider M.quellen ist von einem gelind zusammenzie-
henden Geschmacke und einem hepatischen Gerüche.
Dd 2
420
Chemisch analysirt wurden die M.quellen von Günther und Bur
u n d. In sechzehn Unzen Wasser enthalten :
I. Die alte Quelle
2. Die neue Quell«
nach Günther:
nach
Burg und:
Kohlensaures Natron
0,433 Gr.
, .
Chlornatiium
0,600 —
0,035 Gr.
Schwefelsaures Natron .
0,088 —
0,042 -
Chlorkalium
. . .
0,046 —
Kohlensaure Kalkerde
0,466 —
0,952 —
Kohlensaure Talkerde
1,550 —
0,183 —
Kohlensaures Eisenoxydul
0,330 —
0,256 —
Schwefelsaure Kalkerde
•
0,094 —
Extractivstoffi .
0,266 —
3,733 Gr.
0,073 —
1,681 Gr.
Kohlensaures Gas
2,660 Kub.Z.
2,170 Kub.Z
Schwefelwasserstoffgas
. . .
.
unbestimmt.
Mit glücklichem Erfolg werden die M.quellen zu Kunzendorf als
Bad in Verbindung mit der Douche angewendet bei Gicht, Rheuma-
tismen, krampfhaften und paralytischen Affectionen, Hysterie und
Schleimflüssen.
Brandes Archiv des Apothek. Vereins. Bd. XXVI. S. 159.
Hufeland und Osann's Journal der prakt. Heilk. Bd. LXVI.
St. 6. S. 144. — 1829 Supplementheft S. 260. — Bd. LXX1X. St. 6.
S. 113.
Hille a. a. O. S. 183.
Das Amalienbad zu K'önigshütle im Kreise Beuthen. Das
hier benutzte, von den Bergleuten „Sauerwasser" genannte M. Was-
ser wird aus der Köuigsgrube, 160 F. tief ans der Erde emporgeho-
ben. Nach der Analyse des Hrn. Apotheker Cach.ler zu Tarnowitz
enthält angeblich ein Pfund des M.wassers :
Eisenoxyd .... 0,100 Gr.
Kieselsaures Eisenoxyd . , 0,500 —
Schwefelsaures Eisenoxyd . . 1,397 —
Schwefelsaures Eisenoxydul . 0,583 —
Schwefelsaures Manganoxydul 0,126 —
Schwefelsaure Kalkerde . . 1,053 —
Schwefelsaure Talkerde . . 0,787 —
Schwefelsaures Ammonium . 0,245 —
Schwefelsaure Thonerde . . 1,166 —
Schwefelsaures Natron . . 0,248 —
Schwefelsaures Kali . . 0,170 —
Harzigen Extraktivstoff . . 0,020 —
Vegetabilische Säure . . . 0,066 —
421
Thonerde . . . . , 0,020 Gr.
Freie Schwefelsäure . . . 2,825 —
9,306 Gr.
Nach einer neueren Analyse enthalten sechzehn Unzen Mineral-
wasser:
Kohlensaures Eisenoxydul . . 0,17168 Gr.
Kohlensaures Mauganoxydul . . 0,02296 —
Kohlensaure Kalkerde . . . 0,02788 —
Schwefelsaures Mangauoxydul . 0,00984 —
Schwefelsaure Kalkerde . . . 1,45960 ■—
Schwefelsaure Thonerde . . 0,03772 —
Wasserleeres schwefelsaures Natron 0,25584 —
Chlornatrium ...... 0,38688 —
Chlorcalcium Spuren.
Kieselerde ..... 0,04920 —
Humussäure und harzigen Extractivstoff 0,32636 —
Pyrrhin Spuren.
2,74796 Gr"
Freies kohlensaures Gas . . . 2,84 Kub. Z.
In der Badeanstalt finden sich aufser Badekahinetten mit Wan-
nen-, ein Douche- und ein russisches Dampfbad.
Durchschnittlich beträgt die Zahl der Kurgäste jährlich 60 — 80; —
im, J. 1834 zählte man 126.
Badearzt ist Hr. G. W. Schultz e zu Königshiitte.
Hilfreich erweisen sich die Wasserbäder bei passiven Schleim-
und Blutflüssen, grofser, besonders nach starkem Säfteverlust ent-
standener allgemeiner Schwäche, Fluor albus und Bleichsucht, — die
russischen Bäder bei hartnäckigen, gichtischeu und rheumatischen
Leiden, Lähmungen und chronischen Hautausschlägen.
Hufe 1 and und O sann's Journal der prakt. Heilk. Bd. LXV,
St. 6. S. 143. — 1829 Supplementheft S. 257. — Bd. LXXIX. St. 6.
S. 113.
Der Heinrichsbrunnen im Neisser Kreise. Chemisch unter-
sucht wurde derselbe von Günther.
Nach Günther 's Analyse enthalten sechzehn Unzen Wasser an
festen Bestandtheilen :
Chlorcalcium und Chlortalcium 0,214 Gr.
Chlornatrium . . . , 0,321 —
Kohlensaure Talkerde . . 0,303 —
Kohlensaure Kalkerde . . 0,390 —
422
Eiseuoxyd 0,463 Gr.
Extractivstoff .... 0,140 —
1,831 Gr.
Aufser Einrichtungen zu Wasserbädern finden sich daselbst Ap
parate zur Wasserdouche, auch Ziegenmolken.
Die Mehrzahl der Kurgäste litt an chronischen Nervenleiden, be-
sonders Nervenschwäche.
Hufeland und 0 sann 's Journal der prakt. Heilk. Bd. LXV.
St. 6. S. 144.
2. Die Heilquellen der Grafschaft Glaz.
1. Die Schwefeltherme zu Landeck im Ha-
belschwerdter Kreise, — von der Statlt Glaz südlich nur
wenige Meilen entfernt, mit ihr durch eine, durch das
aninuthige Thal der Biela führende Chaussee verbunden.
Das Bad liegt nur in einer geringen Entfernung von der
Stadt Landeck von freundlichen Gartenanlagen umgeben,
von hohen Bergen nach Osten, Süden und Westen um-
schlossen.
Bemerkenswerth in medizinischer Hinsicht ist die hohe
Lage des Kurortes, so wie die Nähe bedeutender Gebirge,
wodurch das Klima zwar einen rauhen Charakter, aber
zugleich auch alle Vorzüge einer reinen, stärkend beleben-
den Gebirgsluft erhält; das alte Bad liegt nach Prudlo
1399 F. über dem Meere erhaben, — die Höhe des Schnee-
bergs bei Landeck beträgt 3158 F.
Ueber das Alter und die Geschichte der Tk. quellen zu Landeck
läfst sich mit Zuverlässigkeit nichts bestimmtes ermitteln. Unver-
bürgten Sagen zufolge sollen die Quellen des Georgenbades, des älte-
sten, gegen das Ende des zwölften, nach andern, gegen Ende des
dreizehnten Jahrhunderts zuerst durch Hirten entdeckt, das Bad
durch die Einfälle der Tartaren 1242 zerstört, nachher zwar wie-
der benutzt, aber später in dem fünfzehnten Jahrhunderte vou neuem
wieder vernachläfsiget worden sein.
Carl, Georg und Albrecht, Söhne von Heinrich, Herzog
zu Münsterberg und Glaz, schenkten dem M.brunnen eine besondere
Aufmerksamkeit und liefsen ihn 1498 durch Conrad vom Berge
aus Wien an Ort und Stelle untersuchen und in Stand setzen, —
Herzog Georg erbaute zu Ehren des Heiligen Georg eine Kapelle,
bei welcher Gelegenheit auch das Bad den Namen des „St. Georgen-
423
bades" erhielt. Im Jahre 1501 kam die Grafschaft Glaz an Ulrich
v. Hardeck, von Christoph v. Hardeck an König Ferdinand,
von diesem an Hans v. Bernstein. Von Letzterem erkaufte das
Bad Franz Kallmanu, ein Bürger aus Glaz, im Jahr 1571 war es
Besitzthum von Simon Schubert, und kam im folgenden Jahre
durch Kauf an die Stadt Landeck, welche noch heute im Besitze des-
selben ist.
Das sogenannte „neue Bad" war noch im Jahre 1625 im Besitz
eines Bauern zu Thalheim. Siegmuud Hoffmann, Kaiserlicher
Rath zu Glaz, kaufte es mit den dasselbe umgebenden Grundstücken,
liefs das M.wasser durch Kunstverständige untersuchen, 1678 den Bau
des jetzt noch vorhandenen Brunnen- und Badehauses beginnen, spä-
ter noch eine Kapelle zu Ehren unserer lieben Frauen Maria von Eiu-
siedel erbauen, und darnach das Bad „Unser lieben Frauen Bad" be-
nennen. Im Jahr 1735 kam auch dieses Bad an die Stadt durch Kauf.
Durch die verdienstlichen Bemühungen des Hrn. Gra-
fen v. Hoym ist schon in der letzten Hälfte des vorigen
Jahrhunderts viel zur Annehmlichkeit der Kurgäste und
zur zweckmäfsigen Benutzung der Quellen geschehen,
(schon im Jahr 1788 besafs Landeck ein Douchebad), und
in der neuesten Zeit ist L. durch viele sehr zweckmässige
Einrichtungen bereichert worden. — An die älteren Mo-
nographieen über L. von Burghard, Mogalla und
Förster reiht sich die neueste, sehr verdienstliche von
Dr. ßannerth, Badearzt daselbst.
In den letzten Jahren hat sich daher L. einer zuneh-
menden Frequenz von Kurgästen zu erfreuen gehabt.
Sie betrug :
Im
J.
1826 ,
451
Kurgäste
—
—
1827 .
- . 470
—
—
—
1828 .
449
—
—
—
1829 .
385
—
—
—
1830 .
390
—
—
—
1831 .
372
—
__
—
1832 .
282
—
—
—
1833 .
627
—
—
—
1834 .
457
—
—
—
1835 .
604
—
__
— -
1836 .
783
—
—
—
1837 .
670
—
—
—
1838 .
966
—
—
—
1839 .
. 1435
__
424
(587 Personen mitgerechnet, welche nicht unter 10 Bäder ge-
nommen).
Von den Gegenden und Höhen, welche von den Kurgästen Lamj
deck's häufig besucht werden, nenne ich nur folgende: den reizenden
Wö'lfelsfall, den steilen Schrollenstein, Dreieckenstein, und Winkler-
berg, das romantisch gelegene Schlofs Johannisberg , das freundliche
Kuuzen- und Ullersdorf im Thale der Biela, Grafenort und den hohen
Schneeberg.
Die Berge um Landeck führen Gneus, Quarz, Granit, Thonschie-
fer, Hornblendeschiefer, Kalkstein, Basalt und Steinkohlen; die Th.-
quellen entspringen einem Lager von Gneus.
Die Th.qnellen zu L., in ihrem Gehalte wenig, nur
durch ihre Temperatur verschieden, gehören nach Mo galla
und Günther zu der Klasse der lauwarmen alkalisch-
salinischen Schwefelthermen. Ihr Wasser ist klar, durch-
sichtig, in den Bassins von bläulich- grünlicher Färbung,
einem nur schwachen Schwefelgeruch, und einem schwach
hepatischen, alkalisch-bitterlichen Geschmack, welcher ei-
nen eigenthümlichen Nachgeschmack zurückläfst, ähnlich
dem von gekochtem Eiweifs. — Die in den Bassins oft
vorkommenden weifslichen Flocken sind nach Nees von
Esenbeck's Untersuchung abgestofsene Massen einer
Conferve aus der Gruppe der Leptomideen.
Man unterscheidet :
1. Die Th.quelle des St.Georgenbades, oder des
alten Bades, von 23° R. ; sie giebt in einer Minute 360 Pr.
Quart Wasser und versorgt das Georgenbad.
2. Die Marien quelle, im Mittelpunkte des Ma-
rienbades, von 23° R., gibt in einer Minute 90 Pr. Quart
Wasser, und speiset das Marienbad.
3. Die Trinkquelle, oder derMarianenbrunnen,
nach der Prinzessin Albrecht von Preussen benannt, von
16° R., unpassend „die kalte Schwefelquelle" genannt, —
seit 1829 gefafst und überbauet. Ihre Wassermenge be-
trägt 15 Pr. Quart in einer Minute.
4. Die Douchequelle, nur wenige Schritte von
«lern Marienbade entfernt, versorgt nicht allein das Dou-
chebad und die Wannenbäder des Marienbades, sondern ist
auch seit 1838 mit Vorrichtungen zu Inhalations- oder Gas-
bädern versehen. Die Wassermenge dieser Th.quelle be-
trägt in einer Minute 30 Pr. Quart.
5. Die Mühl- und die Wiesen quelle, ersterevon
14° R.j letztere, welche erst 1837 wieder aufgegraben
wurde, von 17,5° R.
Das spec. Gewicht der Georgen- und der Marienquelle beträgt
1000,102, — das der Trinkquelle 1000,104.
Chemisch analysirt wurden sie von Mogalla und
Günther (1797) und von Fischer (1834—1835)5 beide
Analysen bieten eine grofse Verschiedenheit dar, Fischer
fand nur Spuren von Schwefelwasserstoffgas.
In sechzehn Unzen Wasser enthalten:
nach Moga
Ha uud Günther: i
lach Fischer:
Schwefelsaures Natron .
0,858 Gr.
0,248 Gr.
Kohlensaures Natron
.
0,286 —
Quellsaures Natron
.
0,165 —
Chlornatrium
0,025 —
Chlorkalium
. ...
0,081 —
Chlorcalcium
0,066 —
. .
Phosphorsaure Kalkerde
•
0,042 —
Schwefelsaure Kalkerde
0,100 —
0,008 —
Kohlensaure Kalkerde
0,132 —
0,081 —
Kohlensaure Talkerde
• ...
0,009 —
Phosphorsaure Thonerde nebst
Eisen und Mangan
• ...
0,012 —
Kieselerde
• ...
0,271 —
Alaunerde
.
0,100 —
1,181 Gr.
1,303 Gr.
Schwefelwasserstoffgas
4,333 Kub. Z.
Spuren.
Kohlensaures Gas
1,250
0,260 Kub. Z
Stickgas , . .
.
0,620
5,583 Kub. Z.
0,SS0 Kub. Z.
2.
Das Marienbad
nach Moga
IIa und Günther:
uach Fischer:
Schwefelsaures Natron
1,200 Gr.
0,213 Gr.
Kohlensaures Natron
. • •
0,231 —
Quellsaures Natron
. . . •
0,231 —
Chlorkalium
.
0,029 —
426
Chlorcaleium
0,093 Gr.
Phosphorsaure Kalkerde
.
0,032 Gr.
Schwefelsaure Kalkerde
0,309 —
.
0,029 —
Kohlensaure Kalkerde
0,111 —
0,069 —
Kohlensaure Talkerde
,
0,018 —
Phosphorsaure Thonerde nebst
Eisen und Mangan
.
.
0,115 —
Kieselerde
.
0,337 —
Alaunerde
0,055 —
1,868 Gr.
•
.
1,304 Gr.
Schwefel wasserstoffgas
3,555 Kuh
Z.
Spuren.
Kohlensaures Gas .
2 222
—
0,260 ;Kub. Z.
Stickgas ....
•
z.
0,620
5,777 Kub.
0,880 Kub. Z.
3. Die Trinkquelle
oder der Mariane
nbrunnen
nach Mogall
a und G ü n
t h e r :
nach Fischer:
Schwefelsaures Natron .
0,150 Gr.
,
0,224 Gr.
Kohlensaures Natron
.
.
0,314 —
Quellsaures Natron .
0,239 —
Chlorkalium
. .
.
0,081 —
Chlornatrium
0,235 —
.
• .
Chlorcaleium .
0,100 —
.
...
Phosphorsaure Kalkerde
0,059 —
Schwefelsaure Kalkerde
0,300 —
.
...
Kohlensaure Kalkerde
0,033 —
,
0,089 —
Kohlensaure Talkerde
.
.
0,009 —
Phosphorsaure Thonerde nebst
Eisen und Mangan
.
.
0,040 —
Kieselerde
,
.
0,241 —
Alauneide
0,053 —
0,871 Gr.
•
.
1,296 Gr.
Schwefelwasserstoffgas .
4,333 Kub
. Z.
Spuren.
Kohlensaures Gas .
1,000 —
—
0,260 Kub. Z.
Stickgas ....
•
z.
0,440
5,333 Kub.
0,700 Kub. Z.
Obgleich die Th. quellen von L. zu den Schwefelwassern gezählt
werden, so enthalten sie nach Fischer nur Spuren von Schwefel-
wasserstoffgas; ausser ihrem reicheren Gehalt an Stickgas, macht
Bannerth auf einen eigenthümlichcn organischen, von dem gewöhn-
lichen Extractivstoff verschiedenen, Stoff aufmerksam, welcher aber
noch nicht genauer bestimmt worden, und aus welchem die besondere
Weichheit dieses Th.wasscrs sich zum Thcil erklären läfst.
Von ähnlichen SchwcfeUhcrinalqnellcn unterscheiden
sich ilie zu L. durch ihre ungleich mildere, weniger erre-
427
gende Wirkung. — Als Wasserball angewendet, wirken
sie belebend und betliätägend auf die äußere Haut, die
Schleimhäute und das Nervensystem, umstimmend verbes-
sernd auf das Mischungsverkältnifs der Säfte, — getrun-
ken, gelinde reizend, alle Se- und Excretionen befördernd,
ihre Ab- und Aussonderung verbessernd, namentlich die der
Schleimhäute, des Leber-, Pfortader-, Lymph- und Drüsen-
systems. — Wesentlich unterscheiden sie sich von den stär-
keren und heifseren Schwefelquellen, namentlich denen von
Warmbrunn, dafs sie weit weniger erregend auf das Ner-
vensystem, weniger erhitzend auf das Gefäfssystem wirken,
und daher zwar weniger durchdringend, aber auch selbst
bei Neigung zu activen Congestionen und activen Blut-
flüssen leichter vertragen, und, mit Berücksichtigung der
individuellen Constitution der Kranken, in diesen Fällen
ohne Nachtheil angewendet werden können.
In L. wird in dem alten und neuen Bade, in Bassins gemein-
schaftlich, aber auch in Wannen gebadet, — und häufig das Th. Was-
ser getrunken , allein , oder mit Ziegenmilch oder Molken. — Aufser
einer Molkenanstalt und Apparaten zu Douche-, Tropf- und Regen-
bädern besitzt L. auch ein Inhalations- oder Gasbad.
Sehr hilfreich beweisen sich die M. quellen zu Landeck
in allen den Fällen, wo die milderen Schwefelquellen im
Allgemeinen indicirt sind, namentlich:
1. bei gichtischen und inveterirten rheumatischen Uebeln$
2. verschiedenen Formen von chronischen Nerven-
leiden von Schwäche, krankhaftem Nerveneretkisinus, Ner-
venschwäche, Hysterie, Nevralgiecn, — Lähmungen in
Folge gichtischer oder rheumatischer Metastasen, oder
vorhergegangener Anfälle von Schlagflufs;
3. Stockungen im Leber-, Pfortader- und Uterinsy-
stem, — Hämorrhoidaibeschwerden, Anomalieen der monat-
lichen Reinigung, Bleichsucht, Neigung zu Abortus, Fluor
albus ;
4. chronischen Krankheiten der äufsern Haut, chroni-
schen Hautausschlägen, Geschwüren;
428
5. Verschleimungen , Schleimflüssen, namentlich bei
chronischen Brustkrankheiten.
Durch Landeck wird oft sehr passend eine Kur eingeleitet, welche
später sehr zweckmässig in Reiuerz vollendet wird.
J. Crato v. Kraftheim, Consilia et epistolae medicinal. Fran-
cof. 1591. Lib. I. p. 126.
C. Schwenkfeld, stirpium et fossilium Silesiae catalogus. Lip-
siae 1601. p. 405.
M. Pansa, Badeordnung, insonderheit von dem Landeckschen
warmen Bade. Leipzig 1612—1618.
G. Ambr. Walter von Lieben fels, Instruction und Be-
schreibung vom Landecker St. Georgenbade. Glatz 1622. — 1677.
Schilling, vom Ursprung und Erfindung des warmen Brunnens
zu Laudeck in: Schickfufs Chronik. Jena 1625. Cap. IV. S. 16.
Beschreibung des Landeckischen warmen Bades in der Grafschaft
Glatz. Glatz 1683.
Anonymi fons Landeccensis salutaris. vindobonae 1693.
A. Fr. Kremeri descriptio fontium medicatorum in comitatu
Glacensi prope civitatem Laudecceusem. Vindobonae 1693. — teutsch
1694.
Ein kurzer Unterricht was des alten Landeckischen wannen Ba-
des Ursprung oder Erfindung, Alter, Situation, Natur, Art, Eigenschaft,
Kraft und Wirkung sey. 'Glatz 1694.
Thermae Landeccenses in: Nie. Henelii ab Hennenfeld Si-
lesiographia renovata. Vratislaviae 1700. Cap. 1. §. 44. p. 61.
Histor. morborum, qui anno praeteriti secul. LXXXXIX. Vratisla-
viae grassati sunt, adornata a Leopold. Acad. Nat. Curios. Vratislaviae
1701. p. 93.
C. Oehmbs Beschreibung des alten warmen Bades od. St. Geor-
genbrunnens nahe der Köuigl. Stadt Landeck. Breslau 1705.
Breslauer Sammlungen von Natur und Medizin. 1719. Art. 16.
S. 352.
G. H. Burghard's bist. phys. und med. Abhandlung von den
warmen Bädern bei Land-Ecke. Breslau 1744.
A. Wentzel, de fontibus Silesiacis sulphureis medicatis. Traj.
ad Viadr. 1776.
A. Bach, Abhandlung von den laulichten Bädern bei Landeck.
Breslau 1783. — Leipzig 1795.
U d e u , Magazin für gerichtliche Arzneikuude und medicinischc
Polizei. Stendal 1785. Bd. II. St. 4.
J. Fr. Zolin er 's Briefe über Schlesien, Krakau, Wieliczka und
die Grafschaft Glatz. 1791. Tb. I. S. 550. Th. II. S. 42.
Leop. von Buch, Versuch einer mineralogischen Beschreibung
von Landeck. Breslau 1797.
G. P. Mogalla, die Bäder bei Landeck. 1798.
— — die Mineralquellen Schlesiens. S. 79.
429
A. G. Förster, über die Bäder bei Landeck u. deren Gebrauch.
Glatz 1805.
Mosch, die Heilquellen Schlesiens. S. 57.
Teutschland von Chr. Keferstein. Bd. II. St. 1. S. 18.
Hufeland, Journal der prakt. Heilkunde. Bd. LI. St. 6. S. 113.
Bd. LVH. St. 5. S. 127. Bd. LVIII. St. 5. S. 36.
__ _ Uebersicht. Viert. Aufl. S. 167.
Hufe lau d und 0 sann's Journal der prakt. Heilk. Bd. LXV.
St. 6. S. 141. — 1829 Supplementheft S. 225. — 1830 Supplementheft
S. 216. — Bd. LXXIX. St. 6. S. 103.
Wendt in: Rust's Magazin. Bd. XLIV. S. 144.
Fischer in: v. Gräfe und Kaiisch Jahrb. 1. Jahrg. 1836.
S. 41.
Bannerth in: v. Gräfe und Kaiisch Jahrb. I. Jahrg. 1836.
S. 235. — II. Jahrg. 1837. S. 209. — III. Jahrg. 1838. S. 317. — IV.
Jahrg. 1839. Dritte Abtheil. S. 17.
Dr. Bannerth's Jahresbericht über die Heilquellen bei Landeck.
1834—1837. (Abgedr. aus d. Schles. Proviuzialblätt.).
Die Heilquellen zu Landeck von Florian Bannerth. Breslau
1838.
Hille a. a. 0. S. 121.
Bannerth in: v. Graf e und Kaiisch allg. Zeitung des Brun-
uen- und Badewesens. 1840. S. 162.
2. Die M. quellen bei Reiner%, Die Stadt Rein-
erz zählt über 1600 Einwohner und liegt am Fufse des
Hut- und Hirtenberges in dem westlichen Theile der Graf-
schaft Glaz, 1720 F. über dem Meere, von Levin nur eine,
von Cudowa zwei, und von der Stadt Glaz drei Meilen
entfernt. Die Brunnen-, Bade- und Molkenanstalt, Eigen-
thum der Stadt, mit letzterer durch eine Allee verbunden,
findet sich nur 1700 Schritte von R. entfernt, und umfafst
aufser den M.quellen zur Aufnahme von Kurgästen be-
stimmte Wohngebäude, ein Badehaus mit Kabinetten, in
welchen Wannenbäder genommen werden, ein Gebäude zu
Douchebädern , eine Apotheke, eine Speiseanstalt und
Lokale zu geselligen Vergnügungen.
Eine rühmliche Erwähnung verdient die hier von
Mogalla zuerst gegründete und mit Recht berühmte Mol-
kenanstalt.
Die Milch der unfern des Brunnenetablissements im Gebirge un-
terhaltenen Ziegen und Eselinnen wird täglich nach dem Brunnen ge-
430
bracht und unter Aufsicht eines Apothekers Molke bereitet, gewöhn
lieh aus Kälbermagen, aber auch auf andere Weise nach Verlanger
und Bedürfnifs der Kranken. Von Wichtigkeit für die Güte der Molke
ist die reiche Gehirgsvegetation.
Wegen der hohen Lage von Reinerz und der Nähe
bedeutender Berge ist das Klima rauh, die Luft stärkend-
reizend. — Die Höhe der nahebei gelegenen Heuscheuer
beträgt 2800, die der hohen Mense 3284, die der Seefelder
2604 Fuls.
Die Stadt Reinerz liegt auf Urgebirge, — die R. um-
gebenden Gebirge fuhren Thon- und Glimmerschiefer, Sand-
stein und Kalksteinlager. Basalte kommen in einer Ent-
fernung von einigen Meilen vor.
In den ältesten Zeiten war Reinerz ein Dorf, welches böhmisch
„Dusnisk" genannt, und auch noch mit diesem Namen von den, in der
Nähe wohnenden Böhmen bezeichnet wird. Seinen Namen und Ur-
sprung scheint Reinerz dem Bergbau zu verdanken, welcher noch jetzt
in diesen Gegenden betrieben wird. In einer Urkunde vom Jahre 1366
wird Reinerz unter dem Namen „Oppidum Reinhardi" aufgeführt.
Als Kurort wurde Reinerz erst seit dem Ende des vorigen Jahrhun-
derts bekannt.
Die M.quellen und Molken zu R. haben sich einen
ausgezeichneten und wohlbegründeten Ruf bei chronischen
Brustkrankheiten erworben. Brunnenarzt zu R. ist Hr.
Med. RathDr. Welzel.
Im J. 1826 zählte man in R. 380 Kurgäste.
1827
—
—
—
475
—
1828
—
—
—
416
—
1829
—
—
—
334
—
1830
—
—
—
467
—
1831
—
—
—
406
—
1832
—
—
—
272
—
1833
—
—
—
346
—
1834
—
—
—
591
—
1836
—
—
—
587
—
1837
—
—
—
229 Familien
1838
—
—
—
249
—
Die ganze Gegend um Reinerz ist sehr reich an M.-
quellen. Die unfern der Stadt entspringenden und be-
nutzten M.quellen enthalten aufsei* kohlensaurem Natron
431
und Erden eine beträchtliche Menge kohlensauren Gases,
und sind wesentlich durch ihren Gehalt an kohlensaurem
Eisen und ihre Temperatur verschieden, — nur die Ulri-
kenquelle enthält abweichend von den übrigen M.quellen
Chlorcalcium.
Man unterscheidet folgende M.quellen:
1. Die kalte oder alte M. quelle, zweckmäfsig
gefafst, von einem Brunnenhause umschlossen, von 7,2°
R. Temp.
2. Die laue oder neue M.quelle, seit 1800 im
Gebrauch, zweckmäfsig gefafst, von einem tempclartigen
Gebäude umgeben, an welches ein bedeckter Säulengang
sich anschliefst, welcher den Kurgästen bei ungünstiger
Witterung als Wandelbahn dient; ihr Wasser hat dje
Temperatur von 13,7° R. und wird, gleich der vorigen,
zwar vorzugsweise auch als Getränk benutzt, aber auch
zu Bädern im Badehause.
3. Die Ulrikenquelle, seit 1818 gefafst und ana-
lysirt, nahe am Badehause, versorgt im letztern die Dou-
che- Tropf- und Regenbäder.
Das Wasser sämmtlicher M.quellen ist an Farbe, Durchsichtig-
keit, Geruch und Geschmack nur wenig verschieden; die laue M.quelle
ist in Folge ihrer höheren Temperatur weniger klar als die kalte,
perlt stärker als letztere, entwickelt mehr freie Kohlensäure, ist von
einem mehr prickelnd-stechenden Gerüche und bildet über dem Spie-
gel des Wassers eine dauernde Gasschicht, welche jeden sich Ba-
denden zu Husten und Niesen reizt und den Theil des Körpers, wel-
chen man seiner Einwirkung längere Zeit aussetzt, mit einem eigen-
thümlichen Gefühl von Wärme durchdringt. Das spec. Gewicht der
lauen M.quelle beträgt 1,020, das der Ulrikenquelle 1,018.
Chemisch untersucht wurden die M.quellen zu R. von
M o g a 1 1 a und Günther und neuerdings von Fischer
(1828). Die Resultate beider Analysen liefern hinsichtlich
der Menge der festen Bestandtheile sehr abweichende Er-
gebnifse.
In sechzehn Unzen Wasser enthalten:
432
nach Mogal
Kirne vjueue
a und Günther:
nach Fisch ei
1,11974 Gr.
Kohlensaures Natron
10,675 Gr. .
Schwefelsaures Natron
2,375 —
0,52685 —
Chlornatrium
0,953 —
0,08986 —
Kohlensaure Kalkerde
4,175 —
.
Kohlensaure Talkerde
• •
2,68262 —
Kohlensaures Eiseuoxydul .
0,572 —
0,23808 —
Kohlensaures Maugan
.
0,04539 —
Extractivstoff
. . . •
0,33331 —
Kieselerde
.
0,41318 —
- 5,44903 Gr.
18,750 Gr.
Kohlensaures Gas
24,184 Kuh. Z.
28,34 Kub.Z.
2. Die
laue Quelle
nach Mogal
a und Günther:
nach Fischer:
Kohlensaures Natron .
13,850 Gr. .
3,80621 Gr.
Schwefelsaures Natron
2,027 —
0,80333 —
Chlornatrium
0,560 —
0,09907 —
Schwefelsaures Kali
.
0,21233 —
Kohlensaure Kalkerde
5,200 —
4,63411 —
Kohlensaure Talkerde
1,340 —
1,28256 —
Kohlensaures Mangan
• . .
0,00077 —
Kohlensaures Eisenoxydul
Extractivstoff
, .
0,11059 —
0,15130 —
Kieselerde
.
0,77952 —
22,977 Gr.
11,87979 Gr.
Kohlensaures Gas
20,280 Kuh. Z.
26,78 Kub.Z.
3. Die Ulrikenquelle
nach Welzel:
Kohlensaures Natron . . 2,4000 Gr.
Schwefelsaures Natron . . 0,5942 —
Chlornatrium .... 0,3771 —
Kohlensaure Kalkerde . . 3,2000 —
Kohlensaures Eisenoxydul . 0,8686 —
Chlorcalcium .... 3,2000 —
Kieselerde 0,5486 —
Kohlensaures Gas
11,1885 Gr.
12,57 Kub.Z.
Getrunken wirken die Heilquellen zu Reinerz stär-
kend, gelind- zusammenziehend 3 auf Nerven-, Gefäfs- und
Muskelsystem, vorzugsweise aber auf die Schleimhäute, ihre
pro-
433
profuse Schleiniabsonderimg vermindernd, verbessernd. Viel
eicbter zu vertragen, als ähnliche an Eisen reichere M.-
piellen, sind sie gleichwohl Personen, welche an fieber-
laften Beschwerden leiden, oder ein sehr reizbares, zu
Oongestionen oder Bluthusten geneigtes Gefäfssysteni be-
sitzen, entweder nur bedingt mit Molken zu empfehlen,
Dder ganz zu widerrathen.
Zwischen beiden, zum Getränk benutzten Quellen zu Reinerz
Sndet in der Wirkung ein wesentlicher Unterschied statt. Die laue
Quelle wirkt weniger reizend und adstringirend, als die kalte, vorzugs-
weise stärkend auf die Schleimhäute, besonders die der Luftwege,
and vermehrt, auch nur zu wenigen Bechern getrunken , die Thätig-
keit der äufsern Haut. Sie wird daher vorzugsweise als Ge-
tränk Brustkranken anempfohlen. Reizbare Kranke läfst man an-
fänglich Molken allein, später mit Molken täglich einige Becher der
lauen Quelle trinken und mit letzterer allmäklig steigen. — Das Was-
ser der kalten Quelle ist dagegen getrunken, schwerer zu vertragen,
und daher der Mehrzahl der Brustkranken zu widerrathen.
Um die Molken und das Mineralwasser immer lauwarm trinken
zu können, bedient man sich hier wie zu Salzbrunn hölzerner, mit
warmem Wasser gefüllter Gefäfse, in welche man die Molken und
das frisch geschöpfte Mineralwasser setzt und dadurch in immer glei-
cher Temperatur erhält.
Die Krankheiten, gegen welche man die M. quellen
theils allein, theils in Verbindung mit Molken empfiehlt,
sind folgende:
1. Vor allen haben sie sich einen grofsen Ruf bei
chronischen Brustleiden erworben, namentlich bei veralte-
ten Brustkatarrhen, chronischer Heiserkeit, anfangender
eitriger- oder schleimiger Lungensucht, so wie anfangender
Halsschwindsucht, — und wetteifern in dieser Hinsicht mit
den verschwisterten M.quellen zu Obersalzbrunn.
Zwischen beiden findet jedoch ein wesentlicher Unterschied statt.
Wenn der Salzbrunnen in Schlesien bei Schwäche erethischer Art
indicirt ist (Vergl. S. 393), so verdient dagegen die laue M.quelle zu
Reinerz empfohlen zu werden, wo Schwäche torpider Art vorherr-
schend ist, bei Krankheiten der Luftwege, welche durch örtliche Er-
schlaffung bedingt werden, und in diesem Falle wird die reizend stär-
kende Wirkung der M.quellen durch die Reinerz eigentümliche stär-
kende Gebirgsluft sehr passend unterstützt.
Wasserbäder sind hier nur bedingt anzuwenden.
II. Theil. E e
ft
434
2. Allgemeine Schwäche, insbesondere Schwäche des
Nervensystems, — so wie als stärkende Nachkur nach dem
Gehrauch von Landeck oder Warinbrunn. — In den ge-
nannten Fällen sind sehr zu empfehlen Wasserbäder. —
Sehr unterstützt wird auch hier ihre gute Wirkung durch
die hohe Lage des Orts und die reine und stärkend -bele-
bende Gebirgsluft.
3. Schwäche der Verdauungswerkzeuge, verbunden mit
Verschleimungen, vermehrter Schlehnabsonderung, Hämor-
rhoidalbeschwerden, Hypochondrie, — anfangende Tabes
abdominalis.
Nachricht von zweien in der Grafschaft Glatz befindlichen Ge-
sundbrunnen zu Reinerz und Cudowa. Breslau 17G9.
J. G. Morgen bess er, Nachricht, die Gesundbrunnen zu Cu-
dowa, Reinerz u. a. betreffend. Breslau 1777.
Die Gesundbrunnen zu Cudowa und Reinerz. 1799.
G. F. Mogalla, die Heilquellen in Schlesien und der Grafscha
Glatz. Breslau 1802. S. 92.
Schles. Provinzialblätter. Jahrg. 1804. St. 4. 1805. St. 5.
C. W. Hufeland's Uebersicht. Viert. Aufl. S. 92.
C. F. Mose h a. a. 0. S. 89.
Friese und Fischer in: Trommsdo rff's neues Journal
der Pharmacie. Bd. VII. St. 1. S. 65.
Hufeland und Osann's Journal der prakt. Heilk. Bd. LXV.
St. 6. S. 138. — 1829. Supplem. S. 256. — 1830. Supplem. S. 217.
Bd. LXX1X. St. 6. S. 110.
Wen dt in: Rust's Magazin. Bd. XLIV. S. 137.
Fischer in: v. Graefe u. Kaiisch Jahrbücher. 1. Jahrgang.
1836. S. 20.
Welzel, die Molken-, Brunnen- und Badeanstalt bei Reinerz.
Breslau u. Reiuerz 1838.
3. Die M. quellen zu Cudowa. Das Dorf Cu-
dowa, bei welchem sie entspringen, liegt am Fufse der
Ileuschcuer, nahe der böhmischen Gränze, von Reinerz
zwei, von Nachod eine Meile entfernt. Unmittelbar bei
den Quellen befinden sich freundliche Gartenanlagcn, wel-
che den trinkenden Kurgästen einen angenehmen Spazier-
gang gewähren, zahlreiche Gebäude, welche zu Wohnun-
gen, geselligen Vereinen und Bädern bestimmt sind.
Nach unverbürgten Angaben waren die Eisenquellen
435
Ivon Cudowa schon vor dem Jahre 1622 bekannt, wurden
jedoch erst seit 1788 zu verschiedenen Zeiten von Hoff-
imann, Kneissler, Mogalla und neuerdings (1835) von
Fischer analysirt und erst gegen das Ende des acht-
f zehnten und zu Anfange des neunzehnten Jahrhunderts
nach Verdienst gewürdigt. Das ganze Brunnenetablisse-
nient, früher Eigenthum tles Hrn. Grafen v. Stillfried,
gehört jetzt dem Hrn. Grafen v. Götzen.
Die Zahl der Kurgäste betrug im Durchschnitt in ei-
nem Jahr 2-300.
Im Jahr 1826
— — 1827
— — 1828
— ' — 1830
— — 1831
— — 1832
— — 1833
— — 1835
— — 1838
— — 1839
Badearzt ist Hr. Dr. Hemprich
224.
266.
243.
199.
182.
167.
220.
199.
264.
357.
Verfasser der neuesten und
umfassendsten Monographie über die Heilquellen von C.
Trotz der hohen Lage von Cudowa und der Nähe be-
deutender Berge, — der Kurort selbst liegt 1235 Fufs über
dem Meere erhaben, die Höhe der Heuscheuer beträgt
2800 F., — ist die Lage nicht ungünstig, das Thal breit, nach
Südwest geöffnet, gegen Nordosten durch Höhen geschützt.
Die Berge, welche Cudowa umgeben, bestehen aufser Granit,
Sienit und Sandstein, aus Kalksteinlager verschiedener Gebilde, —
bei Straufseney linden sich Steinkohlen mit Schwefelkiesen und Ei-
senerzen.
In den Badehäusern finden sich aufser Badekabinetten mit Wannen,
auch Apparate zu Douche-, Tropf- und Regenbädern, und Vorrichtungen
zur Benutzung des in grofser Menge den M. quellen entweichenden koh-
lensauren Gases in Form von gauzen und Gasdouchebädern. Seit
1823 besteht nach Anordnung des jetzt verstorbeneu Badearztes Dr.
K n e i f s 1 e r eine Vorrichtung zur Bereitung von künstlichem Karls-
bader Tb. wasser.
Die M. quellen von Cudowa gehören zu den bedeu-
tendsten alkalisch-erdigen Eisenquellen, reihen sich an die
Eisenquellen von Spaa, Malmedy, Schwalbach, übertreffen
Ee 2
436
aber letztere durch ihren reicheren Gehalt an kohlensau-
rem Natron, kohlensauren Erden und kohlensaurem Gas,
— nur ist zu bedauern, dafs sowohl das kohlensaure Ei-
sen, wie die freie Kohlensäure schwach an das Wasser
gebunden sind.
Man unterscheidet drei M.quellen, welche indefs in ih-
ren Mischungsverhältnissen keine wesentlichen Verschie-
denheiten darbieten.
Das Wasser der Trinkquelle entwickelt unaufhörlich
und mit Geräusch Gasblasen, ist geschöpft klar, perlend,
von einem angenehmen, prickelnden, zusammenziehenden
Geschmack; nach Fischer ist die Temperatur constant
9,1° R. bei + 6 — 14° R. der Atmosphäre, das spec. Gew.
= 1,0022; die Wassermenge der Trinkquelle beträgt in
einer Minute 8 Kuh. Fufs 173| K. Zoll. Der in dem Was-
ser sich bildende Niederschlag besteht aus kohlensaurer
Talkerde und Eisenoxyd. Durch das in grofser Menge
dem M. wasser entweichende kohlensaure Gas bildet sich
über dem Spiegel der Trinkquelle eine bedeutende, aber
oft wechselnde Gasschicht, welche nach Kneifsler und
Hern pr ich bei heiterer und trockner "Witterung, hohem
Barometerstand und am Morgen nicht selten die Höhe von
drei Fufs erreicht, unter entgegengesetzten Verhältnissen
und bei Gewitterluft bis zur Hälfte dieser Höhe herab-
sinkt.
Chemisch mitersucht wurden sie zu verschiedenen Zei-
ten. Das Resultat derselben weiset constant eine sein*
grofse, aber verschiedene Menge von kohlensaurem Gas,
dieselben festen Bestandteile aber sehr abweichende
Ergebnisse im Betreff des quantitativen Verhältnisses
der letztern besonders des kohlensauren Eiscnoxyduls
nach, (0,9062 Gr. nach Kneifsler, 0,208 Gr. nach Fi-
scher in sechzehn Unzen Wasser).
Sechzelm Unzen Wasser enthalten :
nach Kneifsler: nach Fischer:
Kohlensaures Natron . . 12,1325 Gr. . 6,276 Gr.
437
Kohlensaure Kalkerde .
1,8715 Gr.
. 3,442 Gr.
Kohlensaure Talkerde .
13,6140 —
1,270 —
Kohlensaures Eisenoxydul
0,9062 —
0,208 —
Kohlensaures Manganoxydul .
.
0,035 —
Schwefelsaures Natron .
4,3508 —
2,136 —
Chlornatrium ....
1,9492 —
0,939 —
0,645 —
Extraktivstoff .
0,8654 —
0,868 —
35,6896 Gr. 15,819 Gr.
Kohlensaures Gas . . . 86,8585 Kub. Zoll. 40,500 K. Zoll.
Getrunken wird das M.wasser wegen seines Reick-
tliunis au freier Kohlensäure leicht vertragen und wirkt
innerlich und äufserlich angewendet sehr belebend, stär-
kend auf das Nerven-, Gefäfs- und Muskelsystem, zusam-
menziehend auf die Schleimhäute, die Harn- und Geschlechts-
werkzeuge, umändernd verbessernd auf die Mischungsver-
hältnisse, reizend erhitzend auf das Gefäfssystem , leicht
Congestionen veranlassend, Wenn es daher in allen den
Fällen zu widerrathen ist, in welchen Eisenwasser con-
traindicirt sind, so verdient es um so mehr empfohlen
zu werden in Krankheiten von atoiiischer Schwäche, in
welchen die an freier Kohlensäure reicheren Eisenquellen
gefordert werden,
Benutzt jwerden sie als Getränk, an der Quelle und
auch von der Quelle entfernt, — in Form von Wasserbä-
dern in Wannen, — Wasserdouche-, Tropf- und Regen-
bad, — und als Gasbad und Gasdouche.
Zu bedauern ist, dafs das kohlensaure Eisenoxydul und die freie
Kohlensäure nur schwach an das Wasser gebunden sind und dadurch
die Versendung desselben erschwert wird; so wenig sich das Ein-
schlagen von eisernen Stiften in die Korke bewährt hat, um diesen
Uebelstand zu verhindern, um so empfehlenswerter ist die Anfüllung
des wasserleeren Raumes der zu versendenden Flaschen mit kohlen-
saurem Gas (Vergl. S. 382).
Die Krankheiten, in welchen sich der innere und äu-
fsere Gebrauch der Eisenquellen zu Cudowa in den er-
wähnten Formen besonders bewährt hat, sind folgende:
1. Allgemeine Schwäche, insbesondere des Nervensy-
438
stems in Folge von bedeutendem Säfteverlust, oder Ue-
berreizung, — Hysterie, nervöse Hypochondrie.
2. Chronische Nervenkrankheiten von atonischer Schwä-
che, — Lähmungen.
3. Passive Schleim- und Blutflüsse, — Verschleimun-,
gen, krankhaft vermehrte Saamenergiefsungen, Blennor-
rhoea pulmonum, Fluor albus, — Menorrhagia, scorbuti-
sche Dyskrasieen.
4. Chronische Krankheiten der Geschlechts- und Harn-
werkzeuge von reiner Schwäche, — weibliche Unfruchtbar-
keit, Anlage zu Fehlgeburten, krankhafte Anomalieen der
Menstruation, — Schwerharnen aus Schwäche und begin-
nender Lähmung der Blase, Incontinentia urinae, Blasen-
krämpfe, Lithiasis.
5. Leiden der Verdauungswerkzeuge, Mangel an Ap-
petit, Neigung zu Säure und Durchfällen, Magenkrampf
und Krampfkolik, Durchfall, Schleimhämorrhoiden.
6. In vielen Fällen sind endlich die Eisenquellen zu
C. nach dem vorhergegangenen Gebrauch anderer M. quel-
len als stärkende Nachkur in allen den Fällen zu empfeh-
len, in welchen die Anwendung von ähnlichen Eisenquellen
indicirt ist.
Glaciographia oder Glätzische Chronik durch M. Georgium
Aelurium. Leipzig 1645. Nr. 1. S. 212.
Nachricht von zwei in der Grafschaft Glatz befindlichen Gesund-
brunnen Reinerz und Cudowa. Breslau 1769.
J. G. Morgenbesser, Nachricht die Gesundbrunnen zu Cu-
dowa, Reinerz u. s. w. betreffend. Breslau 1777. S. 1 — 6.
Uden's Magazin für gerichtliche Arzneikunde und medizinische
Polizei. Stendal 1782. Bd. II. St. 4. S. 740.
C. A. Hofmann's Untersuchung in: v. Crell's chemischen
Annalen. 1787. St. 11. S. 431-436.
A. Bach, Abhandlung über den Cudowaer Gesundbrunnen. Strie-
gau 1787.
F. S. Kncissler, chemisch -medizinische Beschreibung des Cu-
dowaer Sauerbrunnen und Bades. Glatz 1795.
G. P. Mogalla in: schlesisch. Provinzialblätteru. Breslau 1796.
St. 11. S. 463.
Der Gesundbrunnen zu Cudowa und Reinerz. Breslau 1799.
G. P. Mogalla, die Mineralquellen in Schlesien. 1801. S. 88.
439
Hufeland's Uebersicbt. Viert. Aufl. S. 73.
_ — Journal d. prakt. Heilkunde. Bd. XXVII. St. 2. S. 22.
Jd. LI. St. 6. S. 113. Bd. LVII. St. 5. S. 128.
Trommsdorff's neues Journ. d. Pharmac. Bd. VII. St. 1. S. 65,
C. F. Mosch, die Heilquellen Schlesiens u. der Grafschaft Glatz,
Jreslau 1821. S. 106-125.
Hufeland und 0 sann's Journal der prakt. Heilk. Bd. LXV.
S St. 6. S. 137. Bd. LXXIII. St. 3. S. 101. — 1829. Supplementheft
, S. 256. — Bd. LXXIX. St. 6. S. 106.
C. Hemprich in: Hufelaud und Osann's Journal d. prakt.
Heilkunde. Bd. LXXIII. St. 3. S. 101. — Bd. LXXX. St. 5. S. 115.
C. Hemprich, die Heilquellen zu Cudowa. Breslau 1831.
C. Hemprich in: d. Schles. Provinzialblätt. April 1831—1839.
Wendtiu: Rust's Magazin. Bd. XL1V. S. 141.
Fischer in: v. Graefe u. Kaiisch Jahrbuch. 1. Jahrgang.
1836. S. 62.
Cohen in: Casper's Wochenschrift f. d. gesammt. Medizin.
Jahrg. 1836. S. 199.
C. Hemprich in: v. Graefe u. Kaiisch Jahrbuch. 1. Jahrg.
1836. S. 149. — IV. Jahrg. 1839. Abth. III. S. 50.
Hille a. a. O. S. 138.
C. Hemprich in: Casper's Wochenschrift. Jahrgang 1839.
S. 229.
C. Hemprich, die Heilquellen zu Cudowa. Breslau 1839.
Au diese Mineralquellen schliefst sich ;
Die Eisenquelle zu Nieder langenau im Habelschwerdter
Kreise, — Eigenthum der Stadt Habelschwerdt, erst in neuerer Zeit als
Heilanstalt benutzt und bekannt. Das Dorf Niederlangenau, von wel-
chem diese M.quelle ihren Namen erhielt, liegt 1330 Fufs über dem
Meere au der Neifse, unfern der Glänze, von Habelschwerdt nur
wenige Stunden, von Glaz drei Meilen entfernt. Die Niederlaugenau
umschliefsendeu Berge sind von beträchtlicher Höhe, — die Höhe des
Seifendorfer Berges beträgt 2000 Fufs, die des westlich von Nieder-
langenau sich erhebenden Heidelberges 2900 Fufs.
Die Hauptgebirgsart der ganzen Gegend ist Pläner- und Quader-
Sandstein, auf Urgebirge gelagert, welches bei Niederlangenau an bei-
den Seiten der Neifse inselmäfsig hervortritt. Bedeckt wird der Sand-
stein von jüngerem Flötzkalk und Lehm. Die nächsten Basalte bei
Landeck brechen in einer Entfernung von zwei Meilen von Nieder-
langenau.
Das Gestein, aus welchem die Quelle entspringt, ist ein schwe-
felkiesiger, zum Schieferthon sich neigender Glimmerschiefer.
Die M. quelle kommt aus einem früher bearbeiteten Stolleu zu
Tage. Im Jahre 1572 befand sich zu Niederlangenau ein Alaunwerk,
welches aber zur Zeit der Unruhen in dem dreifsigjährigen Kriege
440
verlassen wurde und verlassen blieb. Nachdem die M.quelle geraum
Zeit blofs in einem hölzernen Troge aufgefangen und so von de
nächsten Bewohnern lange als Getränk benutzt worden, wurde si
1802 in einem steinernen Bebälter gefafst und 1819 erst die nöthigei
Vorkehrungen getroffen, sie zweckmäfsiger zu benutzen und die V
forderlichen Gebäude zur Begründung einer Badeanstalt aufzuführen
Das M.wasser wird selten allein als Getränk benutzt, in der Re I
gel mit Wasserbädern verbunden; man läfst täglich 3-4 Gläser un<
bei Schwäche des Magens oder der Brust mit Ziegenmilch trinken.
In dem Badehause, in welchem sich Badecabinette mit Wannen-
bädern und Vorrichtungen zu Douchebädern befinden, wird das bei
Bereitung der Wasserbäder durch Erhitzung des M.wassers entwei-
chende kohlensaure Gas aufgefangen und zu Dampfbädern benutzt.
Badearzt zu N. ist Hr. Dr. J. Hancke.
ie Zahl der Kurgäste betrug:
Im J. 1826
113 Kursäste
1827
88
1828
52
__
1829
67
__
1830 ,
120
1831
141
1832
62
__
1833
156
_
1835
100
__
1836
95
_
1837
125
_ -
Das frisch geschöpfte M.wasser ist krystallhcll, perlt stark, wird
bei längerer Einwirkung der atmosphärischen Luft getrübt und bildet
einen ocherartigen Niederschlag. Ueber dem Wasserspiegel der
Quelle befindet sich eine Schicht von kohlensaurem Gase, deren
Höhe jedoch wechselt. Am IL. Juli 1821 betrug sie 11 Zoll Höhe,
am 26. d. M. bei regnichter Witterung nur 9 Zoll.
Der Geschmack des Wassers ist angenehm - säuerlich, prickelnd-
zusammenziehend. Die Ergiebigkeit der Quelle, als Mittclzahl und
Resultat wiederbolter Versuche, beträgt in 24 Stunden 57,600 Quart,
die Temperatur 7° R. bei 1° R. der Atmospbäre und bei 1° R. der
nahebei fliefsenden Neifse. — Nach Hancke sind das kohlensaure
Eisen und das kohlensaure Gas sehr fest an das Wasser gebunden,
wie namentlich die Erhitzung des letztem bei Bereitung der Wannen-
bäder beweiset. Nach Trommsdorff's Versicherung hatte das
ihm in wohl verkorkten Flaschen zugesandte M.wasser weder Eiseu-
oxyd noch sonst einen in demselben aufgelösten Bestandteil abge-
setzt, — und konnte in verschlossenen Gcfäisen stark erhitzt werden,
bevor Trübung entstand.
Chemisch analysirt wurde das M. wasser zu Nicdcrlangcnau von
Günther, von Tr omms dor f f und neuerdings (1835) von Fischer.
441
Sechzehn Unzen dieses M.wassers enthalten:
nach Günther: nach Trommsdorff :
1,800 Gr.; .
0,178 —
0,180 —
0,150 —
2,400 —
0,500 —
5,208 Gr.
23 Kuh. Z.
0,871 Gr.
0,132 —
1,767 — ,
2,720 —
0,115 —
1,947 —
0,421 —
7,973 Gr.
30,70 Kub. Z.
Kohlensaures Natron
Schwefelsaures Natron
Chlortalcium .
Chlornatrium .
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaures Eisen
Kohlensaures Gas .
Nach Fi seh er 's neuester Analyse:
Schwefelsaures Natron und Kali 0,184 Gr.
Chlorcalium .... 0,197 —
Kohlensaures Natron . . . 1,435 —
Kohlensaure Kalkerde . . 2,3S5 —
Kohlensaure Talkerde . . 1,278 —
Kohlensaures Eisenoxydul (mit
Spuren von Kupfer) . . 0,388 —
Kohlensaures Manganoxydul . 0,089 —
Thonerde 0,013 —
Kieselerde 0,516 —
Organische Stoße nebst Verlust 0,086 —
6,571 Gr.
Kohlensaures Gas . . . 33,28 Kub. Zoll.
Seinen Mischungsverhältnissen und Wirkungen zufolge gehört
das M. wasser von Niederlangenau zu den stärkern akalisch - erdigen
Eisenquellen, hat namentlich viel Aehnlichkeit mit dem von Cudowa,
enthält indefs weniger freie Kohlensäure, seine flüchtigen und festen
Bestandtheile scheinen jedoch fester an das Wasser gebunden zu
sein, als bei dem von Cudowa.
Innerlich und äufserlich in Form von Wasserbädern benutzt wirkt
dasselbe reizend, belebend, stärkend, vorzugsweise auf Nerven-, Mus-
kel- und Gefäfssystem, — und scheint in Bezug auf Mischung und
Wirkung den M.quellen von Cudowa- sehr nahe zu stehen.
Zu widerrathen in den Fällen, in welchen kräftigere Eisenwasser
contraindicirt sind, hat man diese Heilquelle als Getränk, Wasser-
und Douchebad in allen den Krankheiten empfohlen, in welchen eine
kräftige Erregung und Stärkung erfordert wird, bei allgemeiner oder
örtlicher Schwäche, besonders atonischer Art, namentlich: bei Ner-
venschwäche, — durch bedeutenden Säfteverlust, Ausschweifungen,
übermäfsige geistige Anstrengungen veranlafst, — nervöser Hypo-
chondrie, Hysterie, Krämpfen; — Schwäche des Magens und Darm-
kanals, — Sodbrennen, Magenkrampf, habituellem Erbrechen, Wür-
mern; — Krankheiten des Uterinsystems durch reine Schwäche be-
dingt, Bleichsucht, passiven Schleim- und Blutflüssen ; — Kachexieen,
442
namentlich Skropheln und Rhachitis ; — und endlich als stärkende Nach-
kur bei rheumatischen oder gicbtischeu Leiden, nach dem Gebrauch
von Landeck oder ähnlichen Bädern.
C. Oekmb's Beschreibung des alten wannen Bades od. S. Ge-
orgenbrunuens nahe der Stadt Landeck. Breslau und Liegnitz 1705.
Seite 6.
C. F. Mosch, die Heilquellen Schlesiens. S. 125---129.
Friese in: Schlesischen Provinzialblättem. Jahrg. 1821. März.
Friese und Fischer in: Trommsdorff s Journal der Phar-
inacie. Bd. VII. St. 1. S. 65.
Die Heilquelle in Nieder - Langenau bei Habelsclnverd in der
Grafschaft Glatz. Breslau (1823).
Schlesische Provinzialblätter. 1827 April. S. 342.
Hufeland und 0 sann 's Journal der prakt. Heilk. Bd. LXV.
St. 6. S. 142. — Bd. LVII. St. 1. S. 119. — Bd. LVIII. St. 6. S. 92.
— 1829 Supplementheft. S. 257. — 1830 Supplemeutheft. S. 217. —
Bd. LXXIX. St. 6. S. 112.
Wendtin: Rust's Magazin. Bd. XLIV. S. 142.
Fischer in: v. Graefe u. Kaiisch Jahrbuch. 1. Jahrg. 1836.
S. 51.
Lengfeld in: v. Graefe u. Kaiisch Jahrb. I. Jahrg. 1836.
S. 267. — III. Jahrg. 1838. S. 598.
Hille a. a. 0. S. 148.
Dr. J. Hancke, über das Bad zu Nieder-Langenau im J. 1839
(Abgedr. aus d. Schles. Provinzialblättem. 1840).
Aufser diesen an Kohlensäure so reichen Mineralquellen besitzt
die Grafschaft Glaz noch viele »ndere ähnliche Eisenquellen und
Säuerlinge, welche aber gröfstcnthcils ganz unbenutzt sind, nament-
lich die Mineralquellen zu Gellenau, Alt he y da, Grafcuort,
Obcr-Sch wedelsdorf, Alt-Wilmsdorff, Arnsdorff, Rei-
ch enau u. a.
&Bom
IL Die Heilquellen des Grofsherzogthums
Niederrhein.
E
in Land, welches wie dieses so früh schon der Sitz der
Kultur war3 so lange die Freistatt der Künste, der Schau-
platz und Zeuge der in der Geschichte der Römer, Gal-
lier, Franken und Teutschen erfolgreichsten Begebenhei-
ten, bietet in historischer Hinsicht ein vielseitiges Interesse
dar; — und nicht minder grofs ist dasselbe, wenn man
nicht blofs bei dem verweilt, was auf dem Boden dieses
Landes sich zutrug, sondern auch die grofsen Revolutio-
nen erwägt, welche in dem Schoofs seiner Gebirge vor
Zeiten Statt gefunden haben müssen. Es dürfte in der
That in Teutschland nicht leicht eine Gegend zu finden
sein, in welcher die vulkanische Natur so rein und in so
mannigfachen Gestaltungen sich ausgesprochen hätte, wie
hier. — Wenn man daher die den Gebirgen des Nieder-
rheins eigentümlichen Mineralquellen mit denen der schle-
sischen Gebirge vergleicht, so ergiebt sich, dafs ersterc
im Allgemeinen zwar von einer weit weniger hohen Lage
als die letzteren, aber dagegen in den Bedingungen ihrer
Entstehung, so wie in den Verhältnissen ihrer Mischung
noch bestimmter und unzweideutiger einen vulkanischen
Karakter offenbaren.
Hinsichtlich des Klimas gewährt das Grofsherzogthum
Niederrhein in den durch Gebirge geschützten Theilen eine
auffallende Milde. Das mit Recht wegen seiner Schönheit
444
so berühmte Thal des Rheins von Mainz bis Bonn gewährt
eine Reihe der reizendsten und mannigfaltigsten Gegenden,
— schroffe, hohe mit Ruinen geschmückte Felsen, durch
welche der noch männlich kräftige Strom mit Ungestüm
seinen Weg sich bahnt, — liebliche mit Fruchtfeldern,
Wein und zahlreichen Dörfern bedeckte Höhen oder Flä-
chen, auf welchen das Auge mit Vergnügen weilt und an
welche sich die anmuthigen Thäler der Nahe, Lahn, Mo-
sel, Ahr und Sieg anreihen.
Die Gebirge des linken Rheinufers nördlich Ton der
Nahe erreichen in Vergleich mit den südlichen, westlichen
und östlichen Gebirgszügen der Nachbarländer nur eine
mäfsige Höhe. Auf dem linken Ufer des Rheins beträgt
die Höhe des Lachersees 890 Fufs, der Landskrone bei
Ahrweiler 1100 F., — auf dem rechten Rheinufer die der
LöAvenburg 1444 F., der Wolkenburg 1015 F., und des
Drachenfelsen 1005 Fufs; — die Höhe des Spiegels des
Rheins — als des tiefsten Punktes, — bei Koblenz 190 F.,
bei Bonn 138 F., bei Kölln 112 F. über dem Meere. Die
Mineralquellen des Niederrheins haben daher verhältnifs-
mäfsig eine ungleich tiefere Lage, als andere unter glei-
cher Breite, ja sogar nördlicher gelegene Länder des öst-
lichen Teutschlands : die Mineralquellen von Kreuznach
entspringen 308 F., die von Godesberg 150 F., — die un-
gleich nördlicher gelegenen Eisenquellen zu Hofgeismar
nördlich von Kassel dagegen 500 F. und die zu Pyrmont
404 F. hoch über dem Meere.
Das Gebirge, welchem die zahlreichen und kräftigen
Heilquellen des Grofsh. Niederrhein zunächst, iliro Entste-
hung verdanken, ist als Thcil und Fortsetzung des gro-
fsen Gcbirgsstockcs zu betrachten, welcher, reich an vul-
kanischen Gebirgsbildungcn, von dem westlichen Thcil des
Riesengcbirgs sich durch Nordböhmen zieht, die geogra-
phische Gränzc zwischen Nord- und Süd-Teutschland bil-
dcl, dann dem Rhein auf beiden Ufern folgt, und endlich
auf dein linken Rheinufer an die Anleimen, auf dem rech-
445
(en an die Berge der Grafschaft Mark und Westphalen
sich anschließt.
Ganz entsprechend den Gebirgsformationen des rech-
ten Rheinufers, besonders denen des Taunus, ist auch das
linke reich an Thonschiefer, nur scheint auf dem linken
Rheinufer zwischen dem nördlichen und südlichen Theil
des Gebirges eine zu beachtende Verschiedenheit obzuwal-
ten. Der nördliche nämlich, und ganz besonders die Ei-
fel, zeichnet sich durch einen vorwaltenden vulkanischen
Karakter aus: aufser einer diesem entsprechenden Menge
von, an freier Kohlensäure und kohlensauren Salzen rei-
chen, kalten Mineralquellen und mehreren Thermen finden
sich hier vulkanische Seen (Dreisweiher), vulkanische Süm-
pfe (Maren), starke Ent Wickelungen von kohlensaurem
Gas (Mofetten), Lava und Basalt und unläugbar noch
Krater von früher thätigen Vulkanen. Sehr bemerkens-
werth wegen seines vulkanischen Karakters und zugleich
wegen der starken Mofetten und seines grofsen Reichthums
an M. quellen ist namentlich das Kyllthal und die Umge-
bungen des Lacher Sees, der sehenswerthe Ueberrest ei-
nes früher höchst wahrscheinlich thätigen Vulkans.
Südlich von der Mosel in dem Gebirgsstocke des so-
genannten Hundsrücks scheint der vulkanische Karakter
dagegen weniger vorherrschend. — TrapptufF, Trachyt und
Basalt mangeln, und andere Gesteine, welche für einen
vulkanischen Ursprmig, für früher hier thätige vulkanische
Prozesse zeugen könnten, kommen seltener vor. Es findet
sich eisenschüssiger Thonschiefer vor, schiefrige und kör-
nige Grauwacke, stellemveise durchsetzt von Tkoneisen-
stein und Sandstein jüngerer Formation, bedeckt von san-
digem Thonmergel. Südlich und südöstlich durchstreicht
den Hundsrück ein Steinkohlenflötz in einer Länge von
12 Meilen und einer Breite von 3 bis 4 Meilen, abwech-
selnd mit buntem, jüngerem Sandstein, bedeckt von Flötz-
kalkstein, begränzt von der Nahe.
Die kalten und warmen M. quellen des Niederrheins
446
zeichnen sich durch einen verhältnifsmäfsig sehr beträcht
liehen Gehalt an freier Kohlensäure und kohlensaurem Na-
tron aus, und enthalten nächst diesen kohlensaures Eisen-
oxydul, schwefelsaures Natron, Chlornatrium, kohlen- und
schwefelsaure Erden, Chlorcalcimn und Chlortalcium und
Kieselerde.
Nicht hlofs in Gebirgsart und Gebirgsformation, aucl
in Gehalt und in den Mischungsverhältnissen der M. quel-
len findet zwischen dem Taunus und den Gebirgen des lin-
ken Rheinufers unverkennbar eine grofse Aehnlichkeit statt
Die grofse Analogie zwischen dem Selterserwasser und den:
Roisdorfer bei Bonn hat die Chemie gezeigt, die Erfah-
rung bestätigt, — der Saline von Soden und Nauheim ent-
spricht die von Kreuznach, — den zahlreichen natronhal-
tigen Säuerlingen und Eisenquellen in Nassau die des Un-
ken Rheinufers von Lamscheid, Tönnisstein, Heppingen,
Godesberg, Obermennig u. a. — In Bezug auf die Ther-
malquellen sind die von Aachen und Burtscheid mit denen
von Wiesbaden zu vergleichen, erstere am nördlichen Fufse
der Eifel, letztere am südlichen Abfall des Taunus gelegen,
beide in ihren flüchtigen Bestandteilen zwar wesentlich
verschieden, aber verwandt durch ihren vorwaltenden Ge-
halt an Chlornatrium.
Besonders ergiebig an kräftigen M.quellen scheinen vor
allen die Eifel und die ihr zunächst gelegenen Gebirgs-
gruppen zu sein; über ihre geognostischen Eigenthümlich-
keiten verdanken wir genaue Untersuchungen Dethier,
Nöggcrath, Steininger, von der Dechcn und G.
Bischof, und es steht zu hoffen, dafs die zahlreichen
und kräftigen Mineralquellen der Eifel auch in der Folge
noch mehr bekannt und benutzt werden.
An Thermalquellen besitzt das Grofsherzogthum Nie-
derrhein die Th.quellcn von Aachen, Burtscheid und
Bcrtrich, — an Kochsalzqucllen die von Kreuznach,
— von den zahlreichen Säuerlingen verdienen eine beson-
dere Erwähnung die von Roisdorf, Heppingen und
447
Heilstein,— von den Eisenquellen die von Malmedy,
Lamscheid, Tönnisstein und Godesberg.
Detbier, coup d'oeuil sur les anciens volcans eteints des eil-
virons de la Kyll superieure. Paris 1S03.
Das Gebirge in Rbeinland-Westpbalen von Nöggerath.
J. J. Omalius d'Halloy in: Journal des Mines. Nr. 140.
Steiuinger's geogn. Studien am Mittelrhein. Mainz 1819.
Chr. Keferstein's geognostisebe Bemerkungen über die ba-
saltischen Gebilde des westlichen Deutschlands. Halle 1820.
Steininger's erloschene Vulkane in der Eifel und am Nieder-
rhein. Mainz 1820.
Behr, sur les Volcans Eteints de la Kyll superieure in: Annal.
g<5ner. des scienc. phjs. parBory de St. Vincent, Drapiez et
Mons. T. I.
Steininger's neue Beiträge zur Geschichte der rheinischen
Vulkane. Mainz 1821.
Teutschland geol. geogn. dargestellt von Chr. Keferstein.
Th. I. St. 1. S. 68. — Th. IL St 1. S. 9. — Tb. IV. St. 3. S. 293.
Chr. Keferstein, Zeitung für Geoguosie und Geologie. St. 3.
S. 385. — St. 4. S. 61. 78. — St. 6. S. 56. — St. 10. S. 21.
Notice sur les anciens chateaux et monumens remarquables de
la partie meridionale du Dep. du Bas-Rhin par Schweighäuser.
1828.
Schweigger's Journal der Chem. N. R. Bd. XIII. (1825.)
Die vulkanischen Mineralquellen Deutschlands und Frankreichs
von G. Bischof. 1826. S. 139. 161.
Von derWyck, Uebersicht der Rheinischen und Eifler Vul-
kane. Bonn 1826.
Kastner's Archiv. Bd. IX. St. 1. S. 22.
Die vorzüglicheren salinischen und eisenhaltigen Gesundbrunnen
im Grofsherzogthum Niederrhein von Chr. Fr. Harlefs. Bonn 1826.
Chr. Fr. Harlefs und G. Bischof, die Stahlquelle zu Lam-
scheid. 1827. S. 13. 66.
Hufeland und Osann's Journal der prakt Heilkunde. 1827.
Supplementheft. S. 77. — Bd. LXXIX. St. 6. 95.
1. Die Heilquellen der Regierungsbezirke Aa-
chen und Cleve.
1. Die Heilquellen %u Aachen und Burt-
scheid. — Die ehemalige freie Reichsstadt Aachen,
liegt in einem fruchtbaren, breiten Thale zwischen den
Flufsgebäeten des Rheins und der Maas, von Kölln neun
und eine halbe, von Lüttich sechs und eine halbe Meile
448
entfernt, — ehrwürdig durch ihr Alter, denkwürdig durch
die grofsen Erinnerungen, welche sich an die Geschichte
der Fürsten knüpfen, die hier gekrönt wurden und lebten,
reich durch die Betriebsamkeit ihrer Bewohner, durch die
Mannigfaltigkeit und Gröfse ihrer Fabriken, berühmt durch
die Heilquellen, welche schon so lange seegensreich wirk-
ten, und welchen die Stadt Aachen ihren Namen, wahr-
scheinlich auch ihre Entstehung verdankt.
Aachen führte verschiedene Namen: „Aquisgranum" oder „Civi-
tas Aquensis", — Aix la Chapelle, nach dem prächtigen, von Karl
dem Grofsen der heiligen Jungfrau erbauten und vom Papst Leo III.
804 geweibeten, Dom genannt und zugleich zum Unterschied von
Aix in Savoyen und Aix in Provence. Der teutsche Name der Stadt
entstaud höchst wahrscheinlich blofs aus Verdrehung des lateinischen
Wortes Aquae in derselben Art, wie noch jetzt mehrere Orte in
Teutschland und der Schweiz die von Aquae entstandene Benennung
Aach, Aken, auch Aa führen.
Die Geschichte der Stadt Aachen ist der Inbegriff der
wichtigsten Ereignisse der altfränkischen Könige und der
Hauptbegebenheiten des teutschen Kaiserreiches. Trotz
der zahlreich ausgegrabenen Inscriptionen , Münzen und
der Ueberreste alter Bäder, welche vermuthen lassen, dafs
die Römer nicht blofs die heifsen Quellen zu Aachen ge-
kannt, sondern auch und mit glücklichem Erfolg gebraucht
haben, ist doch die älteste Geschichte Aachens zur Zeit
der Römer in einen undurchdringlichen Schleier gehüllt.
Wenn auch der Name der Stadt (Aquisgranum) und der
der Quellen (Aquae Granenses) von dem angeblichen Be-
gründer „Granus" abgeleitet werden mufs, so ist doch
die ganze Existenz desselben sehr ungcwifs, — nach Eini-
gen soll er 53, nach Andern 124 nach Christus gelebt ha-
ben. Mit Gewifsheit läfst sich dagegen nachweisen und
annehmen, dafs schon im Jahre 514 Klodowich, der
Sohn Theodor ich s, Aachen zu seiner Residenz ernannte.
— Klodwig hielt einen Reichstag in Aachen und im J.
754 verweilte lange Pipin in ihren Mauern. Aachen war
die Wiege und Vaterstadt Karls des Grofsen und
wurde später die Hauptstadt des von ihm begründeten
Reichs,
449
Reichs, — er erblickte hier im Jahr 742 das Licht der
Welt, starb 814, und wurde im Dom zu Aachen beigesetzt.
— Aachen, von ihm besonders begünstigt, wuchs so an
i Wohlhabenheit und Gröfse, dafs im Jahre 1171 wegen des
i Flors der Wollfabriken und der zunehmenden Bevölke-
rung die Stadt selbst zu klein war, um alle die Wollen-
weber, Wollkämmer, Spinner, Walker und andere Woll-
arbeiter unterzubringen. — Seit Karl dem Grofsen wurde
Aachen die Auszeichnung zu Theil, die berühmtesten teut-
schen Kaiser innerhalb seiner Mauern krönen zu sehen.
In historisch - politischer Hinsicht wurde Aachen später
merkwürdig durch den Frieden, welcher 1668 zwischen
: Spanien und Frankreich, einen zweiten, welcher 1748 zwi-
schen Frankreich, England und den Niederlanden hier ge-
schlossen wurde , und 1818 durch den hier gehalte-
nen Congrefs. Schon Karl der Grofse liefs über dem
Haupteingang seines Pallastes die Worte setzen : „Hie
sedes regni trans Alpes habeatur, caput omnium provincia-
! rmn et civitatum Galliae," — auf Münzen wurde Aachen :
,,TJrbs regalis, regni sedes principalis, prima regum curia"
genannt, — in Kaiserlichen Diplomen: „Aquisgranum, ubi
Romanorum reges initiantur et coronantur, omnes provin-
cias et civitates post Romain dignitatis et honoris praero-
gativa praecellit!" —
Unter den sehenswerthen Gebäuden der Stadt nehmen die Auf-
merksamkeit der Fremden vor allen in Anspruch die an historischen
Erinnerungen so reiche Pfalz von Karl dem Grofsen, der ehrwür-
dige Dom, das Rathhaus, — unter den neuern Gebäuden der neue,
durch schöne architektonische Verhältnisse ausgezeichnete Trinkbrun-
nen, das neue geschmackvolle Schauspielhaus, und die neue Redoute,
der Mittelpunkt von geselligen Vereinen.
Der Mildthätigkeit und Wohlhabenheit seiner Bewohner verdankt
Aachen das Theresienhaus oder Josep hinische Institut
(eine Versorgungsanstalt für alte abgelebte Personen beiderlei Ge-
schlechts), das Elisabeth-Spital in dem Elisabethinerinnen
Kloster, das Marien-Spital, das Vincenz-Spital für unheil-
bare Kranke beiderlei Geschlechts und das Armen Waisenhaus;
— an diese milden Stiftungen schliefst sich der seit dem Jahre 1823
ins Leben getretene Verein zur Unterstützung auswärtiger, der Brun-
II. Theil. F f
450
nenkur bedürftiger Kranken. Er besitzt gegenwärtig einen Stiftungs
fond von mehreren tausend Thalern, dessen Zinsen zur Heilung frem
der Annen verwendet werden, aber hierzu nicht ausreichen, weshall
auch die vornehmeren Kurgäste um einen Beitrag zu dieser wohlthä
tigen Stiftung ersucht werden. Ueber die erfreuliche Wirksamkei
dieser Anstalt sind bereits Berichte dem Publikum mitgetheilt worden
Aachen erfreuet sich einer sein* grofsen Frequenz vor
Kurgästen, und besonders Ausländern; die Zahl der er
steren beträgt jährlich im Durchschnitt 2 — 3000. Im Jahre
1834 zählte man nach Zitterland 3300 Kurgäste, untei
diesen nur 300 Inländer, dagegen 1400 Engländer, — im
J. 1835: 3350, — im J. 1838 gegen 3000.
Von den zahlreichen Monographieen über die Heilquel-
len von A. erwähne ich nur der neuern und neuesten von
Monheim und Zitterland.
In geognostischer Hinsicht sind in den Umgebungen von Aachen
bemerkenswert!! mächtige Lager von Uebergangskalkstein, über wel-
chen abwechselnd Grauwacken-, Dach- und Thonschiefer vorkommen,
so wie glimmerartiger Sandstein, Quadersandstein, Grauwacke, Mu-
schelkalk, Steinkohlen mit Schwefelkiesen und Eisenstein. Aller Wahr-
scheinlichkeit nach findet sich tiefer ein sehr bedeutendes Salzlager,
von welchem der Kochsalzgehalt der Th.quellen zu Aachen und Burt-
scheid abzuleiten ist. Die Schwefel -Th.quellen entspringen zwischen
Uebergangskalkstein, Thonschiefer und glimmerartigem Sandstein. Ob-
gleich die nächsten vulkanischen Gebirgsarten in einer Entfernung
von 5—8 Meilen von Aachen erst vorkommen, so üifst sich doch mit
vieler Wahrscheinlichkeit annehmen, dafs der unverkennbar vulkanische
Karakter der Eifel nicht ohne Einflufs auch auf diese Th.quellen sei,
und dafs die Entstehung der letztern durch dieselben Ursachen und
Processe bedingt werde , welche Grund so vieler andern vulkanischen
Erscheinungen sind.
Die Th. quellen zu Aachen gehören nach ihren Mi-
schungsverhältnissen zu der Klasse der alkalisch -muriati-
schen Schwefelquellen. Ihr Wasser besitzt einen laugen-
haften, salzig-schwefeligcn Geschmack und Schwefelgeruch,
mit dem Unterschiede, dafs bei den obern Th.quellen der
Geruch und Geschmack von Schwefel stärker ist als bei
den untern. Frisch geschöpft ist dasselbe klar und farb-
los, verliert bald die in demselben enthaltenen Gasarten,
wird trübe und setzt allmäblig einen weifsen Niederschlag
«ab. Mehrere Stunden der Eimvirkung der atmosphärischen
451
Luft ausgesetzt, ist es ganz trübe, ohne Geschmack und
Geruch von Schwefel, und hat den Geschmack einer schwa-
chen Hühnerbrühe. Die Temperatur der Th. quellen variirt
jivon 46 und 37° R. 5 ihre spec. Schwere beträgt 1,004.
Nach Verschiedenheit ihre Lage, Temperatur und ih-
res Gehaltes an Schwefel theilt man die einzelnen Th.qucl-
len in die oberen und die unteren, — die oberen sind
die heifseren und an Schwefel reicheren.
1. Zu den oberen Schwefel-Th.qu eilen gehören:
a. die Kais er quelle im Kaiserbade. Sie hat die
Temperatur von 46° R., übertrifft an Reichhaltigkeit ihres
Gehaltes, besonders des Schwefels, alle übrigen Th. quel-
len zu Aachen, und versorgt aufser dem neuen Trink-
brunnen (dem Elisenbrunnen), drei Badehäuser, nämlich das
Kaiserbad, das neue Bad und das Bad der Königin von
Ungarn.
Der nach unserer verehrten Königin benannte Elisenbrun-
jnen befindet sich von einem höchst geschmackvollen Gebäude um-
schlossen, in einem der schönsten Theile der Stadt, dem Fried-
rich-Wilhelmsplatz. — Am 16. November 1822, dem fünf und zwan-
zigsten Jahrestage der Thronbesteigung König Friedrich Wilhelm's des
Dritten, wurde der Grundstein dazu gelegt, — im J. 1827 der Trink-
brunnen den Kurgästen eröffnet.
b. Eine vor dem Kaiserbade, auf demBüchel ge-
legene, weniger mächtige Th.quelle von gleicher Tempe-
ratur, für das Kaiserbad und das neue Bad benutzt.
c. Die Quirinus quelle, hat die Temperatur von
38° R. und versorgt das nach ihr benannte Quirinusbad,
so wie Bäder der Königin von Ungarn.
2. Zu den unteren Th. quellen gehören:
a. Die Cornelius quelle, von 37° R. Temperatur,
versieht das Corneliusbad und das daneben liegende
Karlsbad.
b. Die Trinkquelle (die Quelle des alten Trinkbrun-
nens), von 35° R. Temperatur.
c. Die R o s e n b a d q u e 1 1 e von 37 ° R. Temperatur.
Chemisch untersucht wurde das Th.wasser zu Aachen
F f 2
452
zu verschiedenen Zeiten von Kort u in , L a u s b e r g , G i in •
bcrnat und Monheim.
In sechzehn Unzen enthalten:
Chlornatrium
Schwefelnatrium .
Schwefelsaures Natron
Kohlensaures Natron .
Phosphorsaures Natron
Phosphorsaures Natron-Lithion
Animal. organische Substanz
Kieselsäure
Flufssaure Kalkerde . . .
Kohlensaure Kalkerde .
Kohlensaure Taikerde .
Kohlensauren Strontian
Die Kaiserquelle nach M o n h
im Jahre 1810:
22,30 Gr.
1,50 —
4,15 —
0,52 —
0,95 —
0,33 —
29,75 Gr.
Kohlensaures Gas
Stickgas
Schwefehvasserstoffgas
2. Die
Schwefelnatrium . ~
Chlornatrium
Kohlensaures Natron .
Schwefelsaures Natron
Phosphorsaures Natron
Phosphorsaures Natron-Litliion
Animal. organische Substanz
Kieselsäure
Flufssaure Kalkerde
Kohlensaure Kalkcrde .
Kohlensaure Talkerde .
Kohlensauren Strontian
Quirinusquellc 3.
nach Mouheim im
0,5860 Gr.
20,1810 —
6,4850 —
2,0680 —
0,1420 —
0,0005 —
0,2850 —
0,4710 —
0,4660 —
0,2300 —
0,1350 —
.0,0380 —
31,0875 Gr.
im Jahre 1829:
20,7160 Gr.
0,6200 —
2,1210 —
6,6100 —
0,1460 —
0.0006 —
0,2940 —
0,5400 —
0,4790 —
0,2320 —
0,1520 —
0,0430 —
31,9536 Gr.
8,000 K.Z.
. 18.533 —
0,133 —
26,666 K.Z.
Die Rosenbadquelle
Jahre 1829:
0,5740 Gr.
19,0150 —
6,3780 —
2,0410 —
0,1330 —
0,0005 —
0,2790 —
0,4620 —
0,4610 —
0,1240 —
0,1300 —
0,0370 —
29,6345 Gr.
4. Die Corneliusquelle 5. Der alte Trinkbrunnen
nach Monheim im Jahre 1829:
Schwefelnatrium .... 0,5590 Gr. . . 0,5450 Gr.
Chlornatrium .... 19,2580 — . . 19,1950 —
Kohlensaures Natron . . . 6,2280 — . . 6,1920 —
Schwefelsaures Natron 2,0190 — . 2,0560 —
453
0,1300 Gr.
Pliosphorsaures Natron . . 0,1320 Gr.
Phospliorsaures Natron-Lithiou 0,0005 — , . 0,0005 —
Aniinal organische Substanz . 0,1990 — . . 0,1960 —
Kieselsäure 0,4600- , . 0,4130-
Fiufssaure Kalkerde . , . 0,4600 — . . 0,4600 —
Kohlensaure Kalkerde . . 0,2240 - . . 0,2220 -
Kohlensaure Talkerde . . . 0,1300 — . . 0,1210 —
Kohlensauren Strontian . . 0,0350 — . . 0,0340 —
29,7345 Gr. 29,5645 Gr.
Noch verdient eine besondere Erwähnung das durch
Abdampfen des Schwefel-Th.-wassers gewonnene Aachener
f hermalsalz. Dasselbe enthält in 100 Theilen :
Cliloruatrium 64,840 Gr.
Schwefelsaures Natron 8,578 —
Kohlensaures Natron 20,688 —
Phosphorsaures Natron ..... 0,446 —
Phosphorsaures Natron-Lithion . . . 0,002 —
Animalisch-organische Substanz . . . 0,920 —
Kieselsäure » 1,689 —
Flufssaure Kalkerde 1,500 —
Kohlensaure Kalkerde ..... 0,727 —
Kohlensaure Talkerde . . ..'. . . 0,475 —
Kohlensauren Strontian . ' . • " . . . 0,135 —
100,000 Gr.
Aachen besitzt sehr gut eingerichtete Badehäuser, in
welchen von dem Thermalwasser der einzelnen Schwefel-
quellen nicht blofs Wasser-, Pouche- und Gasbäder gege-
ben Averden, sondern in welchen sich zugleich bequeme
und geschmackvolle Wohnungen für Kurgäste vorfinden.
Nach ihrer Lage und der der Schwefel -Th. quellen, wel-
che sie mit dem nöthigen Wasser versorgen, theilt man sie
in die Badehäuser der obern und untern Schwe-
fel-Th.quellen.
1. Zu den Badehäusern der obern S ch wjefel-Thu-quel-
len gehören:
a. Das K a i s e r b a d , auf der Büchelstrafse gelegen und aller
Wahrscheinlichkeit nach die älteste aller Badeanstalten zu Aachen,
da ganz nahe bei demselben noch Ueberreste von römischen Bädern
sich betiuden.
b. Das neue Bad, dem vorigen schräg gegenüber.
c. Das Bad der Königin von Ungarn, auf der Hofstfafse.
454
d. Das Quirinusbad, dicht neben dem vorigen.
l2. Zu den Badehäusern der untern S chwefel- Th -quel-
1 e n gehören :
ö. Das Rosenbad, auf der Comphausbadstrafse.
b. Das Corneliusbad, neben dem vorigen, der neuen Redoute
schräg gegenüber.
c. Das Karlsbad.
d. Das Armenb ad, — für Unbemittelte bestimmt, -welche in
demselben um einen sehr geringen Preis Wasser- und Douchebäder
erhalten können.
Unter den Schwefel -Thermen Teutschlands nehmen
die Th. quellen von Aachen unbedenklich die erste Stelle ein,
— sie übertreffen die von Baden in Oestreich, Warmbrunn
und Landeck nicht blofs durch ihre ungleich höhere Tem-
peratur, sondern auch den Reichthum ihres chemischen
Gehalts, mid nähern sich hinsichtlich der nicht unbeträcht-
lichen Menge von Kochsalz schon den muriatischen Ther-
men, namentlich denen von Baden-Baden und Wiesbaden.
Einen wirklichen Uebergang zu den letzten liefern die be-
nachbarten Th. quellen von Burtscheid, von welchen nur
wenige Schwefel enthalten, die Mehrzahl derselben dage-
gen der Klasse der muriatischen Thermen angehört.
Im Allgemeinen wirken die Th. quellen zu Aachen in
Form von Wasserbädern angewendet ungemein durchdrin-
gend, reizend, auflösend, diaphoretisch, — vorzugsweise
nehmen sie die äufsere Haut, die Mischungsverhältnisse
der Säfte, das Nerven-, Lymph- und Gefäi'ss}rstem in An-
spruch, verursachen daher bei plethorischcn, zu Wallun-
gen geneigten Subjectcn leicht Erhitzung und starke Con-
gestionen nach Brust und Kopf. — Zu widerrathen sind sie
daher bei Vollblütigkcit, activen Congestionen, Anlage zu
Blutflüssen und Entzündungen, Disposition zu Schlagflufs,
bei fieberhaften Beschwerden, krankhafter Reizbarkeit und
Aufregung des Gefäfssystems , bei organischen Krankhei-
ten oder bedeutender örtlicher Schwäche wichtiger innerer
Organe, so wie überhaupt in allen den Fällen, wo Bäder
von reizenden Thermalquellen contraindicirt sind. Desto
heilsamer erweisen sich dagegen die Th.quellen von Aachen,
455
wenn Schwäche torpider Art vorherrschend ist, bei lym-
phatischen, phlegmatischen Constitutionen. — Hinsichtlich
der Wahl der einzelnen Quellen verdient bemerkt zu wer-
den, dafs die untern Th.quellen wegen ihrer niedern Tem-
peratur und ihres geringern Schwefelgehaltes weniger rei-
zend und erhitzend wirken, als die obern.
Getrunken wirkt das Aachener Schwefelwasser reizend
auf alle se- und excernirende Organe, ihre Function be-
fördernd und zugleich auch die Qualität der Se- und Ex-
cretion umändernd, — namentlich auf die Schleimhäute,
die resorbirenden Gefäfse und die äufsere Haut, — schleim-
auflösend, gelinde abführend, expectorirend, diaphoretisch,
diuretisch, auflösend, — erregend auf das Blutsystem, be-
sonders das der Venen, reizend auflösend auf die Leber,
das Pfortader- und Uterinsystem.
Die Formen, in welchen man die Th.quellen von Aa-
chen benutzt, sind folgende:
1. Als Getränk. Schon Blondel empfahl sie als
Getränk ; neuerdings bedient man sich häufig der neuen
Trink- oder Elisenquelle, allein oder mit Milch, täglich zu
vier bis sechs Bechern.
Obgleich das Aaclienerwasser abgekühlt sehr verändert wird und
viel verliert, hat man doch auch das versendete bei Magenbeschwer-
den und hypochondrischen Leiden trinken lassen.
2. Aeufserlich benutzt man die Aachener Th.quellen
in Form von Wasser-, Douche- und Dampfbädern.
Mau empfiehlt in der Regel täglich ein Wasserbad, reizbaren,
zu Wallungen geneigten Kranken aber nur die Wocbe zwei bis drei.
Nach Umständen ist es oft rathsam, zuvor oder nachher Bäder -von
dem theils weniger, theils gar keinen Schwefel enthaltenden Th.was-
ser von Burtscheid zu nehmen.
Erhöht wird die Wirksamkeit der sehr kräftigen Wasserdouche-
bäder durch Frottiren und Massiren der leidenden Theile.
Die Thermaldampfbäder werden theils in wohl verschlossenen,
besonders dazu eingerichten Kasten benutzt oder nur partiell ange-
wendet. Die Th.dämpfe haben die Temperatur von 35° und mehr.
Innerlich und äufserlich in allen den Fällen angezeigt,
wo gegen gichtische oder andere Dyskrasieen kräftig erre-
456
gend auf die äufsere Haut, das Drüsen-, Lymph- und
Nervensystem, die Schleimhäute, das Leber- und Pfortr
adersystem eingewirkt werden soll, — haben sich die Th.-
quellen zu Aachen besonders hilfreich in folgenden Krank-
heiten erwiesen:
1. Hartnäckigen rheumatischen und gichtischen Be-
schwerden, besonders bei vorwaltender Dyskrasie der Säfte
und Desorganisationen der festen Theile, wie Gichtan-
schwellungen in den Gelenken, Contracturen , Anchylosen.
2. Lähmungen der Extremitäten, von gichtischen, rheu-
matischen und psorischen Metastasen, oder von chronischen
Bleivergiftungen; — bei Lähmungen von Schlagflüssen
und noch vorhandener Neigung zu Congestionen nur mit
grofser Vorsicht.
3. Nevralgieen rheumatischer, gichtischer oder psori-
scher Art, wie Kopfweh, CresiGhtsschinerz, Lenden- oder
Hüftweh.
4. Eingewurzelten pseudosyphilitischen Beschwerden,
gegen welche schon lange Quecksilbermittel, unpassend
oder in zu grofser Menge, auf jeden Fall erfolglos ge-
braucht worden.
5. Chronischen Metallvergiftungen durch Merkur, Blei
und andere Metalle.
6. Hartnäckigen Hautausschlägen, vorzüglich gichti-
scher und scabiöser Art, — Flechten, veralteten Ge-
schwüren.
7. Stockungen im Untcrleilie, Hämorrhoiden, chroni-
schen Leiden der Leber, — bei hartnäckigen Wechscllic-
bern werden sie mit Erfolg angewendet.
8. Verschleimungen und Schlcimflüssen, — Vcrschlci-
mung des Magens und Darmkanals, Wurmbeschwerden,
— inveterirten Brustkatarrhen, Asthma pituitosum, anfan-
gender Schleimschwindsucht, hartnäckigen Blcnnorrhocn
der 1 lamwerkzcuge.
i). Geschwülsten, Verhärtungen, — besonders vongick-
fischen oder sorophulöseii Ursachen.
457
10. Chronischen Krankheiten der Urinwerkzeuge, —
Gries- und Steinbeschwerden. —
Aufser den Scbwefel-Th. quellen finden sich zu Aachen auch kalte
Eisenquellen, welche in ihren Mischungsverhältnissen denen von Spaa
und Malmedy ähnlich sind. Man unterscheidet zwei:
1. Die Eis en quelle auf der Draitschstrafse, von 11°
R. Temperatur bei 15° R. der Atmosphäre, und
2. die Leuch tenrader Eisenquelle, von 9,5° R. Tem-
peratur.
Ihr frisch geschöpftes M.wasser ist klar, farblos, hat einen schwachen
Beigeruch von Schwefelwasserstoffgas und einen säuerlich-prickelnden
Geschmack; ihr spec. Gewicht beträgt 1,0015. Der Einwirkung der
atmosphärischen Luft ausgesetzt, entwickelt es unaufhörlich Gasbläs-
chen, wird trübe und bildet einen ocherartigen Bodensatz.
Nach Monheim enthalten in sechzehn Unzen:
1. Die Eisenquelle auf 2. Die Leuchtenrader
der Draitschstrafse: Eisenquelle:
Kohlensaures Natron . 0,384 Gr.
Chlornatrium . . . 1,025 —
Schwefelsaures Natron . 1,615 —
Kohlensaures Eisenoxydul 0,579 —
Kohlensaure Kalkerde . 3,933 —
Kohlensaure Talkerde . 0,880 —
Kieselsäure . . . 0,106 —
0,114 Gr.
0,416 —
0,246 —
0,897 —
1,597 —
0,091 —
0,086 —
8,522 Gr. 3,447 Gr.
Kohlensaures Gas . . 7,800 Kub.Z. . 4,115 Kuh. Z.
Nach Eisen riechendes Wasser-
stoffgas .... 0,004 — 0,029 —
7,804 Kub. Z. 4,144 Kub. Z.
Zur zweckmäfsigen Benutzung ist eine Badeanstalt errichtet wor-
den, in welcher nicht blofs Wasser-, sondern auch Douchebäder ge-
geben werden.
Wegen seines geringen Gehaltes an Kohlensäure ist das M.was-
ser weniger zum innern Gebrauch geeignet; man läfst daher während
des äussern Gebrauches desselben entweder das M.wasser von Spaa,
Malmedy oder Heilstein, oder das Eisenwasser zu Aachen mit dem
von Heilstein zu gleichen Theilen nach G. Bischofs Rath trinken.
Zu empfehlen sind diese Eisenquellen nach Zitterland äufser-
lich in den genannten Formen : bei allgemeiner, nach acuten Krank-
heiten zurückgebliebener Schwäche, — Bleichsucht, insofern sie nicht
458
mit organiscbet Veränderungen verbunden ist, — skrophulösen Be-
schwerden, — chronischen Leiden der Schleimhäute von Schwäche,
Schleimflüssen , anfangender Schleimschwindsucht, — krampfhaften
Nervenleiden, namentlich habituellem Magenkrampf, — örtlicher
Schwäche einzelner Theile nach Knochenbrüchen oder Verrenkungen,
— und endlich schlaffen, unreinen iuveterirten Geschwüren.
Noch gebührt endlich dem Aachner Therm als alz hier eine
rühmliche Erwähnung.
Innerlich angewendet wirkt dasselbe nicht stürmisch , sehr an-
greifend, sondern allmählig und mild die Se- und Excretionen beför-
dernd, umändernd verbessernd auf die Mischungsverhältnisse, die
Blutcirculation betbätigend, auflösend, diaphoretisch, diuretisch und ist
in seinen Wirkungen nachhaltig.
Zitt er land empfiehlt während seines Gebrauchs eine wohlge-
ordnete Brunnendiät und läfst die Kranken Abends vor Schlafenge-
hen einen kleinen Theelöffel voll Schwefelblumen mit einer Messer-
spitze Thermalsalz in kaltem Wasser, am andern Morgen fünfzehn
Gran Thermalsalz in einem achtunzigen Glase warmen Wassers neh-
men, und nach Umständen ein bis fünf Gläser trinken. Zur Auflösung
bedient man sich am besten kochenden Wassers, welches man bis
zu einer Temperatur von 45 bis 46° R. abkühlen läfst. — Getrunken
wird nüchtern alle Viertelstunden ein Glas, unter steter mäfsiger
Bewegung, bei schlechtem Wetter in der Wohnung des Kranken, am
besten im Freien, wenn es das Wetter und die Kräfte erlauben, im
Bette, wenn der Kranke zum Gehen zu schwach ist. Eine halbe
Stunde nach dem letzten Glas kann gefrühstückt werden. Während
der ganzen Kur hat sich Patient gleich andern Brunnengästen vor Er-
kältungen, heftigen Gemüthsbewegungen und allen andern Einflüssen,
welche die Kur stören könnten, sorgfältig zu hüten. Nach Umständen
ist es oft rathsam, auch Abends die Hälfte der am Morgen getrunke-
neu Salzauflösung zu gebrauchen.
In dieser Form soll sich dieses Thermalsalz nach Zittcrland
sehr hilfreich erwiesen haben in vielen Formen chronischer Krank-
heiten, — namentlich bei Leiden der Verdauung, ohne dafs jedoch
eine hervortretende Ansammlung von gastrischen Unreinigkeiten vorhan-
den sein darf, bei Flatulenz, habituellem Magenkrampf und Kolik, Hait-
leihigkeit, Infarkten, Stockungen im Leber- und Pfortadersystem, Hä-
morrhoidalbeschwerden, Hypochondrie, — unterdrückter oder unregel-
iniii'siger krankhafter Menstruation, Unfruchtbarkeit, — Krankheiten der
Schleimhäute, besonders der Schleimhaut der Luftwege, hartnackigen.
BruBtkatarrhen, chronischer Heiserkeit, — Leiden des Drüsen- und
Lymphsystems, scrophulösen Anschwellungen und Verhärtungen, —
chronischen Hautausschlägen, Flechten, veralteten Geschwüren.
Auch äüfserlich gebrauchte Zittcrland eine Auflösung dieses Th.-
talzes von 26—30° lt., örtlich früh und Abends angewendet, mit
459
Nutzen bei Flechten, veralteten Geschwüren, Ohrenflüssen, scorbuti-
schen Affectionen des Zahnfleisches und ähnlichen Uebeln.
Die durch ihre Heilquellen und Fahriken berühmte
Stadt ßurtscheid (Porcetum, Borcette, Borset), liegt
südlich von Aachen, kaum einen Flintenschufs davon ent-
fernt.
Noch im neunten Jahrhundert soll die Fläche, auf
welcher sich jetzt so viele und blühende Fabriken erheben,
ein dichter, an wilden Schweinen reicher, Eichenwald ge-
wesen sein, wovon der Name ,, Porcetum" abgeleitet wird.
Seine Entstehung verdankt Burtscheid dem griechischen
Prinzen Gregor, Sohn des orientalischen Kaisers Nice-
phorus Phocas und Bruder der Kaiserin Theophania,
(der Gemahlin Kaiser Otto IL), welcher im Jahre 974 an
der Stelle, an welcher noch jetzt das ehemalige Abteige-
bäude steht, ein Benediktiner Kloster erbaute, demselben
als Abt selbst vorstand und dadurch die erste Veranlas-
sung zur Aufführung mehrerer anderer Gebäude gab, aus
welchen anfänglich unter dem Schutze des Klosters erst
ein Dorf, 1270 ein Flecken erwuchs, welcher an Umfang
und Betriebsamkeit jedoch sich so vergröfserte, dafs der-
selbe schon im Jahre 1300 eine sehr bedeutende Tuchma-
cher-Innung besafs. Gegenwärtig übertrifft Burtscheid,
welches schon vor zehn Jahren über 6000 Einwohner zählte,
durch die Industrie seiner Bewohner und die Gröfse und
Vortrefflichkeit seiner Fabriken ähnliche, ja bedeutend grö-
fsere Fabrikstädte. Seine Wollentuch-, Kasimir-, Circas-
siennen-, Nähnadel- und andere Fabriken wetteifern mit
denen des so nahe gelegenen und befreundeten Aachen, —
beide Städte theilen alle Annehmlichkeiten des geselligeu,
so wie alle Vortheile des commerziellen Lebens und die
Vorzüge, welche ihr Reichthum an ausgezeichneten, in ih-
rem Gehalt und in ihren Wirkungen verschwisterten, Heil-
quellen ihnen gewährt.
460
Die Zahl der Burtscheid besuchenden Kurgäste betrug:
Im J. 18-26 471.
— — 1S28 295.
— — 1S34 882.
— — 1835 666.
1S36 745.
1837 .'.'... SS9.
_ — 1S38 1108.
Was über die geognostischen Verhältnisse der Umgegend von Aa-
chen bereits erinnert worden, gilt auch von Burtscheid.
Nach ihren Mischungsverhältnissen zerfallen che Ther-
malquellen zu Burtscheid in zwei Klassen, in die Schwe-
fel- und nicht schwefelhaltigen.
1. Die schwefelhaltigen Th.quellen schliefsen
sich in ihren Mischungsverhältnissen an die von Aachen
an, enthalten nur wenig SchwefelwasserstofFgas, fast ganz
gleiche feste Bestandtheile, sind von gleichem Geschmack
und Geruch, haben das spec. Gewicht von 1,003 und die
Temperatur von 35—46,5° 11.
2. Die nicht schwefelhaltigen Th. quellen ent-
halten gleiche feste Bestandtheile, unterscheiden sich aber
von den vorigen durch ihren Mangel an Schwefelwasser-
stoffgas und gehören zu der Klasse der alkalisch -muriati-
schen Th.quellen. Die vorwaltenden Bestandtheile in ihrer
Mischung sind Kochsalz und kohlensaures Natron; ihre
Temperatur beträgt 48—62° R., ihr spec. Gewicht 1,004.
Nach der durch ihre Temperatur, Mischung und Lage
bedingten Verschiedenheit thcilt man die Th.quellen in die
oberen und unteren.
1. Zu den unteren oder schwefelhaltigen Th.-
quellen gehören:
a. Die Trink quelle, am Eingange Burtscheids, von
der Seite der Aachener Theaterstrafse und des dortigen
Adalbertsthpres gelegen, von 16,5° 11. Temperatur.
b. Das sogenannte 1' ockenbrii midien oder Pok-
konpfützchen, unfern des grofsen wannen Weihers,
erhielt seinen Namen von dem ausserordentlichen Kufe,
461
welchen es sich durch Heilung hartnäckiger Hautaus-
schläge erwarb ; seine Temperatur beträgt 35° R., sein spec.
Gewicht 1,003.
c. Zwei im Innern des Rosenbades gelegene geschwe-
felte Thermalquellen, — so wie noch fünf andere, von
Monheim aufgeführte, aber nicht benutzte schwefelhaltige
Th.quellen.
2. Zu den oberen, nicht schAvef elhaltigen Th.-
quellen werden gezählt:
a. Der Kochbrunnen, auch die warme Pfütze
genannt, unweit des Krebsbades in der Mitte des Thaies
gelegen, hatte früher die Temperatur von 53° R., nach
Monheim jetzt 48° R., seine spec. Schwere beträgt
1,004.
b. Eine im Krebsbade gelegene besondereTh.-
quelle von 54° R.
c. Eine im Mühlenbend entspringende Ther-
malquelle; am Orte der Vertheilung hat sie nach Mon-
heim die Temperatur von 62° R., im Schwerdtbade 59°
R., im Mühlenbade 56° R., im Kaiserbade 54° R., und im
Bade zum Prinzen von Lüttich 51° R. — Diesem nach
wären diese Quellen und der Sprudel zu Karlsbad die hei-
fsesten Th.quellen, welche Teutschland besitzt.
d. Eine zweite im Mühlenbend entspringende Th.-
quelle von 53° R.
e. Eine dritte im Mühlenbend befindliche Th.-
quelle von 45° R.
f. Eine vierte Th.quelle im Mühlenbend, aber
nicht als Heilquelle benutzt.
g. Eine aus dem Abhänge des Bergrückens, welcher
den Kirchhof der Michaeliskirche begränzt, mächtig her-
vordringende Th.quelle, — ebenfalls nicht als Heilquelle
gebraucht.
h. Eine im Gartendes Krebsbades entspringende
Th.quelle von 54° R. —
Chemisch analysirt wurden die Th.quellen zu Burt-
462
scheid von Kör tum, Gimbernat, Döbereiner und
Monheim zu verschiedenen Zeiten.
In sechzehn Unzen enthalten:
1. Der Trinkbrunnen nach Monheim
im Jahre 1810
19,675 Gr.
Chlornatrium
Schwefelnatrium
Kohlensaures Natron
Schwefelsaures Natron
Phosphorsaures Natron
Phosphorsaures Natron-Lithion
Animal. organische Substanz
Kieselsäure
Flufssaure Kalkerde
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaure Talkerde .
Kohlensauren Strontian
3,325 —
3,325 -
0,450 —
0,425 —
0,300 —
Jahre 1829:
21,6240 Gr.
0,6240 —
6,5990 —
2,5670 —
0,1420 —
0,0005 —
0,2080 —
0,5530 —
0,4850 —
0,2410 —
0,1130 —
0,0420 —
27,500 Gr.
33,1985 Gr.
Kohlensaures Gas
....
. . 7,712 K.Z.
0,053 —
. 18,867 —
26,632 K.Z.
2. Das Pockenbriinnchen nach Monheim:
im Jahre 1810:
im Jahre 1829:
Chlornatrium
18,400 Gr. .
. 17,9900 Gr.
Schwefelnatrium .
• . . •
0,2070 —
Kohlensaures Natron .
3,200 —
5,6700 —
Schwefelsaures Natron
4,400 —
2,7560 —
Phosphorsaures Natron
. . . .
0,1270 —
Phosphorsaures Natron-Lithion
. . . •
0,0005 —
Animal. organische Substanz
•
0,2850 —
Kieselsäure
0,260 —
0,3130 —
Flufssaure Kalkcrde
• . . ■
0,3230 —
Kohlensaure Kalkerdc
0,140 —
0,1700 —
Kohlensaure Talkerde
0,375 —
0,1520 —
Kohlensauren Strontian
0,0350 —
26,775 Gr.
28,0285 Gr.
Kohlensaures Gas
0,570 K. Z.
7,680 K. Z.
Schwefclwasscrstoffgas . .
1,880 —
0,026 —
Stickgas
.
18,960 —
2,450K.Z.
20,006 K. Z.
463
3. Der Kochbrunne
n nach M
oiiheim:
im Jahre 1810: im
Jahre 1829:
Chlornatrium ....
20,500 G
r.
20,7110 Gr.
Kohlensaures Natron .
4,400 -
■
6,6510 —
Schwefelsaures Natron
4,950 -
•
2,9490 —
Phosphorsaures Natron
.
.
0,1500 —
Phosphorsaures Natron-Lithion
.
,
0,0006 —
Auimal. organische Substanz
.
0,2240 —
Kieselsäure
0,625 -
.
0,5560 —
Flufssaure Kalkerde
.
• . .
0,5020 —
Kohlensaure Kalkerde .
0,850 -
. .
0,3080 —
Kohlensaure Talkerde .
0,250 -
.
0,1560 —
Kohlensauren Strontian
•
.
0,0470 —
31,575 Gr
32,2546 Gr.
Kohlensaures Gas
0,450 K üb. Z.
Schwefelwasserstoffgas
0,550 -
1,000 Kub.Z.
4. Die heifseste Th.quclle nach
M o n h e i m
:
Chlornatrium .
. .
22,0570 Gr.
Kohlensaures Natron
,
6,7220 —
Schwefelsaures Natron
." .
354650 —
Phosphorsaures Natron
.
0,1610 —
Phosphorsaures Natron-Lithion
0,0006 —
Animalisch organische
Substanz
0,2320 —
Kieselsäure .
. .
0,6560 —
Flufssaure Kalkerde
i .
0,5730 —
Kohlensaure Kalkerde
. .
0,3950 —
Kohlensaure Talkerde
. .
0,2420 —
Kohlensauren Strontian
0,0550 —
34,5586 Gr.
Kohlensaures Gas
. .
7,600 Kub.Z.
Sauerstoffgas
. .
0,040 —
Stickgas .
•
19,000 —
26,640 Kub.Z.
In Bezug auf den Gasgehalt fand Döbereiner weder in dem
Kochbrunnen, noch in dem Pockenbrunnen Schwefelwasserstoffgas.
In 100 Kub.Z. enthält nach Döbereiner:
Der Kochbruunen: Der Pockenbruunen :
bei 152° F. bei 110° F.
Stickgas ... 65 Kub.Z. . . 79 Kub.Z.
Kohlensaures Gas .35 — 21 —
100 Kub.Z.
100 Kub.Z.
464
Benutzt werden die Th. quellen zu Burtscheid in den-
selben Formen, wie die zu Aachen, als Getränk und in
Form von Bädern. Wie in Aachen, bestehen auch hier
Badehäuser, in welchen man aufser den nöthigen Appara-i
ten zu Wannen-, Gas-, Dampf-, und Douchebädern zu-
gleich auch cmpfehlenswerthe Wohnungen für Kurgäste
vorfindet. Es gehören dahin folgende neue:
a. Das Rosenbad, ein neu aufgeführtes Gebäude, beim Ein-
gange Burtscheids, — aufser einer Quelle mit nicht schwefelhaltigem
Th.wasser besitzt es zwei schwefelhaltige, von welchen eine zum
Trinken benutzt wird, ausser diesen sehr gut eingerichtete mit Dou-
chen versehene Wasserbäder; — die hier befindliche Douche zeichnet
sich durch besondere Stärke aus.
b. Das Krebsbad, unfern des vorigen.
c. Das Schwerdtbad, tiefer in die Stadt hinein gelegen.
d. Das Badehaus zur Goldmühle, neben dem vorigen.
e. Das Badehaus zum Prinzen von Lüttich.
/. Das Kaiserbad.
g. Das Joh annisbad.
h. Das neue Bad, auch Drieschbad genannt.
i. Das Schlange nbad.
Aufser diesen einzelnen aufgeführten Badehäusern zählte man
früher noch mehrere, welche jedoch, mit Ausnahme des Armenbades,
fast sämmtlich aufser Gebrauch gekommen sind.
Hinsichtlich ihrer Wirkung- stehen die Th. quellen zu
Burtscheid zwischen denen von Aachen und den stärkeren
alkalisch-muriatischen Th.quellen, wie z. E. denen von
Wiesbaden, in der Mitte.
Die schwefelhaltigen Th quellen zu Burtscheid wirken ähnlich
denen von Aachen, nur wegen ihres geringeren Schwefelgehaltes we-
niger reizend-erhitzend.
Die nicht schwefelhaltigen Th.quellen zu Burtscheid sind den al-
kalisch-muriatischen Th.quellen zu Wiesbaden und Baden-Baden zu
vergleichen, Avirken speeifik reizend auf alle Se- und Excretionen,
namentlich die Schleimhäute, das Drüsen-, Lymph-, Haut- und Ute-
rinsystem, die Organe der Digestion und Assimilation und die Harn-
Werkzeuge, — eröffnend, auflösend, diaphoretisch, diuretisch.
Angewendet werden die Th.quellen von Burtscheid,
wie schon erinnert, häufig in Verbindimg mit denen von
Aachen und in der Mehrzahl der Krankheiten, gegen Avel-
che die letzteren gerühmt werden. Nicht selten läfst man
mit dem innern und äufsern Gebrauch der Th.quellen von
Burt-
465
Burtscheid anfangen und geht dann später zu dem der
Aachener Quellen über, oder man läfst die Burtscheider
Th.quellen trinken und in Aachen baden. In den schon
erwähnten Formen hat man sie allein oder mit denen von
Aachen vorzugsweise in folgenden Krankheiten empfohlen:
1. Stockungen in den Organen der Digestion und As-
similation, Verschleimungen, Hypochondrie, Krankheiten des
Leber- und Pfortadersystems, Hämorrhoidalbeschwerden.
2. Chronischen Leiden der Harnwerkzeuge, Blasenhä-
morrhoiden, Gries- und Steinbeschwerden, Anschwellungen
der Prostata.
3. Krankheiten der Schleimhäute, Schleimflüssen, in-
veterirten Brustkatarrhen, Blennorrhoea pulmonum, Asthma
pituitosum, Fluor albus.
4. Anomalieen der Menstruation durch Stockungen und
Schwäche bedingt, Suppression, unregelmäfsiger, oder zu
geringer Menstruation.
5. Chronischen Leiden des Drüsen- und Lymphsystems,
Geschwülsten, Verhärtungen, von scrophulösen, gichtischen
Ursachen, oder andern Dyskrasieen.
6. Hartnäckigen rheumatischen oder gichtischen Be-
schwerden, — Lähmungen, durch gichtische, rheumatische
oder psorische Ursachen veranlafst.
7. Chronischen Krankheiten der Haut.
Sind nach dem Gebrauch der Bäder von Aachen und Burtscheid
stärkende Eisenquellen indicirt, so bedient man sich der nur einige
Meilen von Aachen entfernten alkalisch-erdigen Eisenquellen zu Spaa
und Malmedy oder der zu Aachen und Burtscheid befindlichen Ei-
senquellen»
An diese schliefsen sich mehrere kalte Eisenquellen, welche sich
in Burtscheid befinden, aber lange Zeit ganz unbeachtet gelassen, in
der neueren Zeit gefafst und empfohlen worden sind»
Man unterscheidet zwei :
1. den Wilhelmsbrunnen, nach unserm verehrten Prinz Wil-
helm, dem Oheim unsers jetzt regierenden Königs benannt, und als
Trinkquelle empfohlen;
II. Theil. G ir
466
2. die B a d e q u e 1 1 e. Sie ist in Rubren in das Johannisbad ge-
leitet -norden, wo zu ibrer Benutzung Bäder eingerichtet und mit ei-
ner Douche versehen worden.
Das M.wasser ist von einem zusammenziehend - tintenbaftem Ge-
schmack, perlt nicht, entwickelt nur wenige GasbFäschen , wird von
der atmosphärischen Luft leicht getrübt und hat die Temperatur von
13° R., sein spec. Gewicht beträgt 1,003.
Der Zuflufs des M.wassers beträgt binnen 24 Stunden nach Zit-
terland's Angabe 50 Tonnen, und wird in einem dazu eingerichte-
ten Reservoir aufbewahrt.
Erwärmt wird das M.wasser zum Gebrauch der Bäder durch das
Th.wasser des Jobannisbades , welches beim Ausflufs im Mühlenbend
nach Monheim noch die Temperatur von 45° R. besitzt.
Nach Zitterland's Angabe enthalten 1534 Grammen Wasser
der Badequelle 0,530 Grammen eines gröblichen, ockergelben Pulvers,
welches nach einer vorläufigen Untersuchung aus Chlornatrium, koh-
lensaurer Kalk- und Talkerde, schwefelsaurer Kalkerde und kohlen-
saurem Eisenoxydul bestand. In 100 Kub. Zoll Wasser waren nur
4,45 Kub. Zoll kohlensaures Gas enthalten.
Auch in B. hat man wie in Aachen aus dem Th.wasser der Gold-
mühle das durch Abdampfen gewonnene Thermalsalz benutzt, welches
nur wenig von dem Aachner verschieden scheint. — Es enthält nach
Zitterland in 200 Theilen:
Wasserfreies Chlornatrium . . . 132,250
Wasserfreies schwefelsaures Natron . 22,668
Wasserfreies phosphorsaures Natron , ' 0,532
Wasserfreies kohlensaures Natron . 23,000
Animalisch organische Substanz . . 0,500
Wasser 21,050
200,000
Petri Bruhesii Epistolae de thermarum Aquisgranensium vi-
ribus, causa et legitimo usu. Autwerp. 1555. — 1558.
Andr. Baccii de Tbermis. 1571. Lib. VII. p. 248.
Franc. Fabricius, de balneorum naturalium maxime eorum,
quae Aquisgrani et Porceti , natura et facultate et qua ratione illis
uteudum sit. Colon. 1546. — 1564. — 1616. — 1617.
Joan. Bauhini de aquis medicatis. 1612. Lib. II. p. 111. 278.
Anton. Guainerii Comment. de aquis Aquensibus seu balueis
civitatis antiquissimac.
F. Rur emo ndani Thermac Aquenses. Colon. 1616.
Petri a Beck Aquisgranum, s. bistorica narratio de regiae S.
R. I. et coronationis Regum Romanorum sedis Aqueusis origine et
prognssu. Aquisgrani 1020. cap.-XIl.
Noppii Chronrcon Aquisgraiicnsc. Colon. 1643.
467
De Roy er, von den warmen Bädern der Stadt Aachen. 1649.
F. Blondel, therm. Aquisgran. et Porcetan. elucidatio et thauma-
turgia. Traj. ad Mosam 1655. — Aquisgrani 16S8. — übers, u. d. Tit.:
Ausführliche Erklärung und augenscheinliche Wunderwirkung deren
heylsamen Badt-u. Trinkwässer zu Aach durch Fr. Blondel. Aach 1688.
F. Blondel, enarratio thermopotationis Aquensis. Traj. ad Mo-
sam 1661.
Lettre de Mr. Didier ä Mr. Blondel touchant les vertus et
les proprietes des dites eaux et ä quelles maladies elles sont profi-
tables tant par les bains que principalement par la boisson d'icelles.
Sedan 1661.
Lettre de Blondel ä J. Didier touchant les eaux minerales
chaudes d'Aix et de Borcette et ä J. Gaen sur les premices de la
boisson, des memes eaux et les rares eures, qui se sont faites par
leur usage. Bruxelles 1667.
Thermographia Aquensis et Porcetana, dat is beschryvinghe der
haderen, oste warme medicinale Wateren der Stadt Aken en de Bor-
cette, gemaakt door Franc. Tournee!. Luyk 1674.
Bathoniensium et Aquisgranensium thermarum comparatio variis
adjunetis illustrata R. P. Pugh epistola ad illustrem yirum Roye-
rum etc. London 1676.
F. Blondel, repetitio medica de aquis thermalibus Aquisgra-
nensibus. Aquisgrani 1682.
Aegid. Heusch, Experientia doctrinalis de aquarum mineralium
Aquisgranensium ingredientibus. Colon. 1683. — Traject. ad Mosam 1683.
Lettres des eaux minerales d'Aix et de Borset par J. F. B r e s -
mal. 1687.
Avis au Public, touchant les vertus des eaux minerales chaudes
et froides d'Aix la Chapelle , comme aussi des bains de Borcet par
Tournielle. Aix la Chapelle 1696.
Nicol. Vallerii Tentamina physico -chemica circa aquas ther-
males Aquisgranenses. Quibus adjeeta ex Anglico ab eo versa R. B.
Boyle speeimina historiae aquarum mineralium et Joa. Floyeri
inquisitio in usum balneorum. Lugdun. Bat. 1699.
J. F. Bresmal, Hydro -Analyse des eaux minerales chaudes et
froides de la ville imperiale d'Aix la Chapelle. Liege 1703.
Lettre a un ami, en vers libres, qui donuent une idee des eaux
d'Aix la Chapelle. Cologne 1703.
La connoissance des eaux minerales d'Aix la Chapelle, de chaude
fontaine et de Spa par leur ve"ritables prineipes, Par W. C h r o u e t.
Leide 1714. — Liege 1729.
J. F. Bresmal, la circulation des eaux ou l'Hydrographie des
eaux minerales d'Aix et de Spa. Liege 1716. — 1718.
Beschryving van de beroemde en van ouds vermaarde vrye Kei-
serlyke Ryks- en Krooningstadt Aken, mitsgaders van alle desselfs
Fonteinen, en minerale Wateren en Baden, so in als om deselve
stad gelegen , als ook van alle desselfs heerlyke Gebouwen en an-
genaame Gesichten. Leiden 1727.
Gg2
468
D. C. Delile, Reflexjons sur l'eau en generale, tant simple que
mine>alc et en particulier sur les eaux thermales <TAix la Chapelle
et de Borsette. Avec une Dissertation sur la goutte. Liege 1731.
Ch. Perry, inquiry into the nature and priuciples of Spa- Wa-
ters vfitli a cursory inquiry into the hot fountaius at Aix la Cha-
pelle. London 1734.
Amusemens des eaux d'Aix la Chapelle, ouvrage utile ä ceux,
qui vont prendre les bains etc. par l'auteur des amusemens des eaux
de Spa. T. I— III. Amsterdam 1736. — deutsch. Berlin 1737.
Thora. Lesoinne, Diss. de thermis Aquisgranensibus. Lugd.
Bat. 1738.
G. C. Springsfeld, iter medicum ad thermas Aquisgrauenscs
et fontes Spadanos. Accessere singulares quaedäm observationes me-
dicae atque physicae. Lips. 1748.
Demonstrations mecaniques des Operations et effets, que les eaux
min£rales chaudes d'Aix la Chapelle produisent par leur usage inte-
rieur et exterieur dans le corps humain etc. par N. T. Ledrou.
Aix la Chapelle 1749.
Essay sur les eaux mineral. et thermal. d'Aix et de Borset par
Mr. Lucas traduit de l'Anglois par Mr. O'Kean. 1762.
C. M. Bio in: in Kongl. Vetensk. Academiens Handl. for 1766.
Vol. XXVII. S. 169. (Schwed. Abhandl. Bd. XXVIII. S. 175.)
TraUe" des eaux min^rales avec plusieurs memoires relatifs a.
cet object par M. Mounet. Paris 1768. p. 132.
A. Treatise on the medicinal virtues of the Waters of Aix la
Chapelle and Borset. By J. Williams. Lond. 1772.
Torbern Bergmann in: Kongl. Vetenskaps Academiens Hand-
lingar. Vol. XXXIX. for 1778. S. 219. Opusc. physico-chemic. Vol. I.
p. 237.
D. inaug. med. de thermis Aquisgranensibus earumque usu sa-
lubri et noxio, quam publice defendet Joan. Lesoinne. Teutoburgi
ad Rhenum 1781.
Math. Solders, D. inaug. chemico medic. de thermis Aquensi-
bus. Colon. 1781.
Les amusemens de Spa. Secondc edition en deux Volumes. Par
J. Ph. de Limbourg. Amsterdam 1782. T. I. p. 171.
Lettrcs sur la ville et les eaux d'Aix la Chapelle par M. D. B.
Haye 1784.
Abhandlung über die Nutzbarkeit der in der kaiserlich freien
Reichsstadt Aachen befindl. Mineralwasser von Jos. Ferd. Michels.
Köln 1785.
Tableau d'Aix pour servir a I'instruction et a l'tfdification des
voyageurs, des joueurs, des historiens et des philosophes. Berg op
Zoom 1786.
Experiments and Observations to investigate by chemieul ana-
lysis the medicinal properties of the mineral Waters of Spa and Aix
la Chapelle in Germany and of the Waters and Bouc near St. Amand
in Frencb Flandera. By John A»h. London 1788.
469
Briefe an einen Freund über die Aachener Mineralquellen von D.
Veling. Frankf. a. M. 1791.
C. G. Tb. Kortum in: Hufeland's Journal der prakt. Hcilk.
Bd. XIV. St. 3. S. 155. Bd. XX. St. 3. S. 42.
Carl Georg Theod. Kortum, vollständige physikalisch - me-
dizinische Abhandl. über die warmen Mineralquellen und Bäder in
Aachen und Burdscheid. Dortmund 1798. — Mit neuen Zusätzen und
Verbesserungen. Dortmund 1817.
Gimbernat und Monheim in: Schweigger's Journal der
Chem. Bd. V. S. 181.
Guide des etrangers ou itineraire de la ville d'Aix la Chapelle et
de Borcette par J. B. de Bouge. Bruxelles 1806.
J. B. Poissenot, Coup d'oeuil historique et statistique sur la
ville d'Aix la Chapelle et ses environs. Aix la Chapelle 1808.
Reumont's Beobachtungen in : Hufeland's Journal der prakt
Heilk. Bd. XLV. St. 5. S. 3-67.
Analyse des Eaux sulfureuses d'Aix la Chapelle par Reumont
et Monheim. Aix la Chapelle 1810.
Analyse des eaux thermales de Borcette, suivie de l'examen du
gaz azote sulfure degage des sources sulfureuses tant d'Aix la Cha-
pelle, que de Borcette par Fr. L aus b erg. Aix la Capelle 1810.
S. M. X. de Golbery, considerations sur le departement de la
Roer, suivies de la notice d'Aix la Chapelle et de Borcette. Aix la
Chapelle 1811.
Analyse des eaux thermales de Borcette par J. P. J. Monheim.
Aix la Chapelle 1812.
Aachen und dessen Umgebungen von Chr. Q u i x. Frankf. 1818.
C. W. Hufeland, prakt. Uebersicht. Vierte Aufl. S. 164. 217.
"Wetz ler, über Gesundbr. und Heilbäder. II. S. 253. — Zusätze
und Verbesserungen. 1822. S. 23.
L. Meyer, Aachen und seine Umgebungen. Mit einer topogra-
phischen Karte.
Berichterstattung über die Leistungen des Instituts zur Unter-
stützung auswärtiger der Brunnenkur in Aachen bedürftiger Armen.
E. H. Höpffner, ein Wort zu seiner Zeit über die Mineralquel-
len und Bäder zu Aachen. Aachen 1819.
Döbereiner, chemische Constitution der Mineralwasser. Jena
1821. S. 21. 22.
E. H. Höpffner, über die Heilkraft der Aachener Mineralwas-
ser in: Döring, Fenn er, Höpffner und Peez Jahrbüchern der
Heilquellen Teutschlands. II. 1822. S. 50—130.
Aachen, Spaa und Burdscheid, ein Handbuch für Fremde von A.
Schreiber. Nebst einer Abhandlung des Herrn Dr. Höpffner.
Heidelberg 1824. — auch französisch. 2. Aufl. 1840
Wegweiser für Fremde in Aachen, Burtscheid und ihren Umge-
bungen, von L. v. Bilde rbeek. Aachen 1825.
Hufeland und O sann's Journal der prakt. Heilkunde. Bd. IV.
S. 399. Bd. XV. St. 4. S. 118. Bd. XXIX. St. 4. S. 7. Bd. XXXL
470
St. 1. S. 42. Bd. LI. St. 6. S.114. Bd. LVIII. St. 5. S. 34. Bd.LXIII.
St. 1. S. 134. Bd. LXV. St. 6. S. 146. Bd. LXVI. St. 3. S. 99. —
1827 Supplementh. S. 115. — 1829 Supplementh. S. 236. 239,
Kastuer's Archiv. Bd. VI. S. 229.
Nöggerath's Rheinland - Westphalen. Bd. I. S. 281. 301.
Teutschland geogn. dargest. v. Keferstein. Bd. II. St. 1. S. 11.
Aachen und seine Heilquellen , ein Taschenbuch für Badegäste
von Dr. G. Reumont. Aachen 1828.
Anleitung für Brunnengäste zn erfolgreicher Benutzung der Heil-
quellen zu Aachen undBurtscheid von Dr. Zitterland. Aachen 1828.
Die Heilquellen von Aachen, Burtscheid, Spaa, Malmedy und
Heilstein, in ihren historischen, geoguostischen, physischen, chemi-
schen und medizinischen Beziehungen, von J. P. J. Monheim. Aa-
chen und Leipzig 1829.
J. F. Benzenberg, über die warmen Quellen in Aachen. Aa-
chen 1831.
Zitterland, die neu entdeckten Eisenquellen in Aachen und
Burtscheid, nebst einer Nachricht über die Gewinnung der Thermal-
salze daselbst. Aachen 1831.
Chr. Qu ix, Historisch -topographische Beschreibung der Stadt
Burtscheid. Mit 61 Urkunden. Aachen und Leipzig 1832.
Aix la Chapelle, Borcette et Spa; Manuel ä l'usage des baigneurs,
contenant la descriptiou de ces trois villes et de leurs environs, ainsi
qu' une Instruction detaillee sur la maniere d'utiliser leurs eaux d'apres
les ouvrages des Messieurs Monheim, Zitterland, Dardon-
ville, Hoepffner, Reumont et Schreiber. Aix la Chapelle
1834.
Zitterland, Aachens heifse Quellen. Aachen 1835.
Zitterland in: v. Graefe und Kaiisch Jahrb. für Deutsch-
lands Heilquellen und Seebäder. 1. Jahrg. 1836. S. 87.
Aachen's heifse Quellen. Von Dr. Zitterland. Aachen und Leip-
zig 1836.
An sie schliefsen sich:
DieM. quellen bei Malmedy, im Kreise dieses Namens. Die
Stadt Malmedy liegt zwei Meilen von Spaa, neun von Aachen ent-
fernt. Die nach Malmedy benannten M.quelleu, welche aber wegen
der Nähe von Spaa bisher weniger beachtet wurden, als sie es ver-
dienen, entspringen in den nächsten Umgebungen der Stadt. — Die
ursprüngliche Sprache dieser Gegend ist die wallonische, welche je-
doch in den neuern Zeiten durch die teutschc und französische sehr
verdrängt worden ist.
In geoguostischcr Hinsicht verdieut bemerkt zu werden, dufs die
Umgegend von M. zwar viel Aehulichkeit mit der von Spaa hat, sich
aber hier eine Bergkette mit eigentümlichem Conglomcrat lindet,
welcher unter dem Namen des „Malmedyer Conglomeratcsvl bekannt ist.
Nach der Analyse von Monheim gehören die M.quellen zu M.
zu den kräftigsten alkalisch - erdigen Eisenquellen, die wir besitzen;
471
1H ia ihren Mischungsverhältnissen sehr ähnlich den berühmten Eisen-
, quellen zu Spaa, übertreffen sie letztere sogar durch ihren Reichthum
an festen und flüchtigen, Bestandtheilen.
Noch werden diese M.quellen zwar nicht so benutzt, wie sie es ver-
dienen; es steht indefs zu hoffen, dafs ,sie bei ihrem Reichthum an
so wirksamen Bestandtheilen in der Folge einer allgemeineren und
vielseitigeren Anwendung sich erfreuen werden.
Man unterscheidet bei Malmedy folgende M.quellen :
1. Pouhont (mit dem Namen Pouhont bezeichnet man in der
Wallonischen Sprache überhaupt ein Sauerwasser) de Geromont.
Sie entspringt am steilen Abhänge eines Berges in einer anmuthigen
Gegend, eine viertel Stunde von der Stadt, bei dem Dorfe Geromont,
unfern der von Malmedy nach Aachen führenden Strafse. Ihr Wasser
ist von einem angenehmen säuerlich-zusammenziehenden Geschmack ;
seine Temperatur beträgt 7° R., sein spec. Gewicht 1,0015.
2. Pouhont des lsles, ganz nahe bei Malmedy dicht an der
Strafse gelegen, welche nach Stablo führt, noch besser gefafst, als der
Pouhont de Geromont. Der Beiname „des lsles" wurde ihr deshalb
zu Theil, weil sie auf einer von Wasser umflossenen Halbinsel ent-
springt. In ihren physischen Eigenschaften kommt sie mit der vori-
gen M. quelle überein ; Geschmack, Temperatur und spec. Gewicht sind
dieselben, nur läfst ihr Geruch Spuren von Wasserstoffgas vermu-
then. — Unfern dieser Quelle entspringt die Source de Quirin.
Sie unterscheidet sich von den übrigen durch ihren Alaungehalt und
wird nur äufserlich bei Augenkrankheiten benutzt.
3. Pouhont de Cuves, eigentlich drei M.quellen, welche eine
kleine Stunde nord-ösilich von Malmedy, in einer sehr romantischen
Gebirgsgegend entspringen. Den Beinamen „de Cuves1' haben sie von
der bottichartigen Vertiefung erhalten, die sie in dem Felsen nach
und nach gebildet haben.
4. Pouhont de Laveaux, dicht bei der Stadt, nach einer
Strafse in Malmedy benannt, welche zu dieser Quelle führt. — Unter
allen M.quellen ist diese die schwächste.
Aufser diesen M.quellen finden sich zahlreiche ähnliche in den
Häusern der Stadt Malmedy auf dem alten Wege nach Weismes an
der belgischen Grenze beim rothen Wasser ^Eau rouge), in den Dör-
fern Mörderscheidt und Reuland , in einem , eine Viertelstunde von
Amel-Iveldingen gelegenen Wiesenthaie, bei Planche und am Drefs-
bach, welche aber nicht benutzt werden.
Nach Monheim's Analyse enthalten in sechzehn Unzen:
1. Der Pouhont de 2. Der Pouhont
Geromont: des lsles:
Kohlensaures Natron . 3,8645 Gr. . . 1,8333 Gr.
Chlornatrium . . 0,1271 — . . 0,2042 —
Schwefelsaures Natron . ... 0,3063 —
Kohlensaure Kalkerde . 2,4741 — . . 4,4700 —
Kohlensaure Talkerde . 0,8332 — . . 1^1025 —
Kohlensaure Thonerde . 0,5620 — . . 0,0285 —
472
Kieselerde . . . 0,3841 Gr. . . 0,1666 Gr.
Kohlensaures Eisenoxydul 1,7500 — . . 0,8780 —
Verlust .... 0,0410 — . . 0,0106 —
10,0360 Gr. 9,0000 Gr.
Kohlensaures Gas . . 23,12 Kuh.Z. 22,076 Kuh.Z.
Wasserstoffes ....... 0,024 —
22,100 Kub.Z.
Hufeland und 0 sann's Journal der prakt. Heilk. 1827 Sup-
plementheft S. 124. — 1829 Supplementheft S. 124.
Brandes Archiv des Apothek. Bd. XXVI. S. 160.
Die Heilquellen von Aachen, Burtscheid, Spaa, Malmedy und
Heilstein, abgehandelt von Dr. J. P. J. Monheim. Aachen 1829.
S. 351.
Die M. quelle zu Heilstein im Reg. Bezirk Aachen, ein
erdig-alkalischer Säuerling, von Aachen sieben und eine halbe, von
Wollseifen eine halbe, von Gemünd und Schieiden anderthalb Stun-
den entfernt, entspringt am Abhänge eines mit Grauwacke untermisch-
ten Schiefergebirges.
Schon von den Römern gekannt und wahrscheinlich auch benutzt,
ist sie, nachdem man sie lange unbeachtet gelassen, vor wenig Jahren
erst neu gefafst, analysirt und empfohlen worden. Man hat sie auch
versendet; die Hauptniederlage ist zu Aachen, wohin man sich wen-
det unter der Adresse: „An das Heilsteiner Mineralbrunnen-Comtoir."
Das M.wasser ist vollkommen klar, von einem angenehm -erfri-
schenden Geschmack; seine Temperatur beträgt 7° R., das spec. Ge-
wicht 1,0015.
Nach Monheim's Analyse enthalten sechzehn Unzen:
^ 'iiiuruiuriuiii . . .
Kohlensaures Natron
6,667 —
Kohlensaure Talkerde
0,441 —
Kohlensaure Kalkerde
0,992 —
Kohlensaures Eisenoxj^dul
0,009 —
Kieselsäure
0,331 —
8,661 Gr.
Kohlensaures Gas
. 13,639 Kub.Z.
Nach G. Bischof enthalten 10,000 Gewichtstheile Heilsteiner
M.wasser:
Freie und halbgebundeue Kohlensäure .... 28,6872 Tb.
Wasserfreies kohlensaures Natron .... 6,4468 —
Wasserfreies schwefelsaures Natron . ... . 0,1311 —
Phosphorsaurcs Natron 0,0195 —
Lithionsalze in nicht bestimmbarer Menge.
Chlornatrium 0,0844 —
Kohlensaure Kalkerde 1,2148 —
473
Kohlensaure Talkerde , 0,7406 Th.
Jodnatrium 0,0322 —
Kohlensaures Eisenoxydul mit geringen Spuren von
Manganoxyd und Thonerde . . ... . 0,0717 —
Kieselerde 0,1218 —
Organische Substanz . ' Spuren.
37,5501 Th.
Den Erfahrungen von Höpffner und andern Aerzten zufolge
■wirkt das M.wasser auflösend, eröffnend und wird mit Erfolg bei
Stockungen im Unterleibe, Verschleimungen, Hämorrhoidalbeschwerden,
Trägheit des Darmkanals und Drüsenverbärtungen benutzt.
Vorläufige Mittheilungen über die Mineralquelle zu Heilstein un-
weit Aachen, von Th. Hons, mit einem Vorworte von Höpffner.
Aachen 1826.
G. Bischof in: Hufeland und Osann's Journal der prakt.
Heilk. Bd. LXX. St. 3. S. 56.
Hufe I and und Osann's Journal der prakt. Heilk. 1827 Sup-
plementheft S. 124.
Die Heilquellen von Aachen und Burtscheid von Monheim.
S. 391.
Nachträgliche Mittheilungen von den Mineralquellen zu Heilsteiu
von Zitterland. 1829.
An diese reiben sich:
Die M. quelle bei Cleve, sehr anmuthig unfern der Stadt in
dem Thiergarten gelegen, wurde 1725 entdeckt, von Schütte be-
schrieben, und wird jetzt noch häufig von den benachbarten Hollän-
dern besucht und benutzt. In frühern Zeiten betrug die Zahl der
Kurgäste 3 bis 400.
Einer älteren Untersuchung zufolge enthält sie in einem Pfund
4,5 Gran feste Bestandtheile, von welchen die hauptsächlichsten kohlen-
saures Eisen und schwefelsaure Talkerde sind, aufser diesen eine Spur
von kohlensaurer Kalkerde und gehört demnach zu der Klasse der
erdig-salinischen Eisenquellen. Nach einer neuen Analyse von Vel-
sen enthalten sechzehn Pfund M.wasser 26 Gran kohlensaures Eisen
nnd 26 Kub. Zoll kohlensaures Gas.
Als Getränk und Bad hat man sie empfohlen bei Krankheiten von
Schwäche, namentlich bei Verschleimungen, Schleimflüssen , Bleich-
sucht, Hysterie, Skorbut, gichtischen und rheumatischen Leiden.
Schütte, Abhandlung über den rechten Gebrauch und die kräf-
tige Wirkung des Clevischen Gesundbrunnens. 1740.
— — Beschreibung des neu entdeckten Clevischen Gesund-
brunnens. Cleve und Dortmund 1742. — 1751. — holländisch 1742.
— 1746.
474
Schütte, Wirkung des Clevischen Gesundbrunnens. 1743.
— — diss. de aquis medicatis praesertim de tonte inedicato
Cliyensi. Halae 1751. — 1752.
W. v. Linden, über Schütte's Nachricht von dem Clevischen
Gesundbrunnen. Leipzig 1746.
V eisen in: Hörn, Nasse und Henke's Archiv für med. Er-
fahrung 1817. Januar und Februar. S. 154.
Harless a. a. 0. S. 148.
Over de gesondheidsbrou van Cleef, door E. J. Thomassen a
Thuess ink.
DieM. quelle bei Ratlte im , im Reg. Bezirk Aachen im Kreise
Heinsberg. Sie entspringt in einer dem Freih. v. Spies-Bulles-
heim auf Hall gehörigen sumpfigen Niederung unfern des Dorfes
Ratheim und ist in der Umgegend bekannt unter dem Namen „dröge
Pütz" (trockner Brunnen).
Nach der vorläufigen Untersuchung von Voget enthält sie: freie
Kohlensäure, koblensaures Eisenoxydul, kohlensaure Kalk- und Talk-
erde, salzsaure Talkerde, Chlornatrium und Spuren von schwefel-
sauren Salzen.
Brandes Archiv Bd. XXVII. St. 1. S. 5.
2. Die Heilquellen der Reg. Bezirke Colin,
Coblenz und Trier.
1. Die Th. quelle von Bertric/t. Der Kurort
Bertrich liegt im Kreise Kochern unfern des Dorfes Ber-
trich zwischen Trier und Coblenz, seitwärts der von Trier
nach Coblenz führenden Hauptstrafse, in dem mahlerischen
Thale des Is- oder Usbaches, 433 Fufs über dem Spiegel
des Meeres erhaben. Die Höheu, welche das Thal bilden,
sind grofsentheils mit Laubholz bewachsen, zwischen ih-
nen erheben sich mahlerisch nur spärlich mit Gebüsch be-
deckte schroffe Basalt- und Schieferfelsen. Die näheren
und entfernteren Umgebungen von Bertrich enthalten eine
seltene Mannigfaltigkeit von reizenden Gegenden.
Hücbst wahrscheinlich waren die M.quellen zu Bertrieb schon den
Römern bekannt. Ihren Namen scheinen sie später von einem Ere-
miten, Avelchcr in diesem Thale gelebt haben soll, erhalten zu haben.
Im vierzehnten Jahrhundert geschieht ihrer in Urkunden Erwähnung
unter dem Namen „Thermac ad Saud um Bcrtricum," oder auch
„Aquae Bertlichianae," — später „Berilinger Bad." Im Jahr 1471
wird ihrer in deu Gcstis Tieviiorum unter dem JNameu „Thermac ad
475
sanctum Bertricum" gedacht. Einen ausgebreitetem Ruf erwarben
sich die Th. quellen zu Bertrich im sechzehnten Jahrhundert, wo die-
selben L. Turneisser, Eschenreuter, Günther von Ander-
nach und Tabern am ontanus erwähnen. Gegen das Ende des
achtzehnten Jahrhunderts (1769 und 1770) unter der Regierung Cle-
mens Wenzeslaus, Kurfürsten von Trier, geschah viel, die bis
dahin mangelhaften Einrichtungen zu verbessern, und seit 1815
wo das ehemalige Trierische Land mit Preufsen verbunden wurde
hat man die bestehenden Einrichtungen noch mehr zu vervollkomm-
nen versucht.
Die nöthigen Vorrichtungen zu Wannen- und Douchebädern fin-
den sich im Kurhause. Die Bäder sind von verschiedener Gröfse, von
rothem Sandstein und mit Brohler Trafs bekleidet.
Seit 1821 erfreut sich Bertrich eines Armen- und Krankenhauses,
dessen Erbauung und Unterhaltung von dem in Coblenz befindlichen
Hülfsverein, von Zuschüssen der Regierung und von den Beiträgen
zur Unterstützung der Verarmten und Bedürftigen bestritten wurde
und es steht zu hoffen, dafs der Plan eines, mit dem Armenhause zu
verbindenden Armenbadehauses bald wird können ausgeführt werden.
Seit 1821 wurden in dem Armenhause jährlich 50 — 60 Arme verpflegt
und ärztlich behandelt.
An die älteren ungenügenden und zum Theil selten gewordenen
Monographien von V. E. E. C oh aus en, Hettund Härtung schliefst
sich die neuerdings erschienene umfassendere von Harlefs.
Die Gegend um Bertrich trägt unverkennbar einen vulkanischen
Charakter, wie bereits auch schon Steininger, v. Dechen, B e h r ,
Stengel, v. Haupt und G. Bischof dargethan haben. Die vor-
herrschende Gebirgsart bei Bertrich ist Grauwackenschiefer, von Ba-
salten und Laven auf der Oberfläche durchbrochen.
Das Th.wasser ist hell und klar, perlt weder in dem
Glase, mit welchem es geschöpft wurde, noch in dem Ba-
dehecken; sein Geschmack ist schwach laugenhaft, etwas
fade, doch nicht unangenehm; sein spec. Gewicht beträgt
1001,65 : 1000, seine Temperatur 25—26° R. Nach Hett
giebt die Th. quelle zu Bertrich in 24 Stunden 198 Fu-
der Wasser, das Fuder zu 6 Ohm oder 12 Eimern ge-
rechnet.
Analysirt wurde das Th.wasser von Mohr, G. Bi-
schof und Funke.
Nach der von Mohr 1821 unternommenen Analyse
enthalten sechzehn Unzen:
Schwefelsaures Natron . . 8,160 Gr.
Schwefelsaure Kalkerde . . 0,560 —
476
Schwefelsaure Talkerde
O5860 Gr.
Chlornatrium
1,200 —
Kohlensaures Natron
0,740 —
Kohlensaure Talkerde
0,080 —
Kohlensaure Kalkerde
0,720 —
Kohlensaures Eisenoxydul
0,480 —
Kieselerde
0,400 —
13,200 Gr.
Kohlensaures Gas
0,1 Kuh. Z.
Einer spätem von Funke im Jahr 1827 unternomme-
nen Analyse zufolge enthalten sechzehn Unzen :
-.mit Schwefel- und Salzsäure, gröfs-}
'tentheils mit Kohlensäure verbun-> 9,326 Gr.
{tenth
den.
Kali l
Lithion Spuren.
Kieselerde . 0,084 —
Thonerde 0,008 —
Kohlensaure Kalkerde 0,708 —
Kohlensaures Eisenoxydul ..... 0,028 —
Schwefelsäure . . . . . . . 1,S31 —
Chlorkalium 0,363 —
13,067 Gr.
Kohlensäure, freie und unvollkommen gehundene 5,52960 Maasth.
Schwefelwasserstoffgas Spuren.
Nach Harless besitzt das Bertricher Th.wasser eine
gelind reizende, auflösende, alle Absonderungen befördernde
Wirkung, welche beim Bade zwar zunächst das Nerven-
und Lymphsystem der äufsern Haut in Anspruch nimmt,
von da aber sich auch auf das System der Schleimhäute
der Harnwerkzeuge, des Darmkanals und der Organe der
Brust verbreitet.
Als Bad vorzugsweise, aber auch als Getränk be-
nutzt, zeigt sich das Wasser von Bertrich nach Harlefs
hilfreich in folgenden Krankheiten:
1. in Krankheiten der Absonderungs-, Assimilations-
und Ernährungsorgane, namentlich Schwäche des Magens
und Darmkanals, bei Skrophclu, Rheumatismen und gich-
tischen ArFcctionen, besonders mit gleichzeitigen Störungen
der Digcstionsorgnne.
477
2» Krankheiten des Gefäfssysteins, in so fern sie sich
auf Schwäche und Stockungen gründen, — namentlich
bei Hämorrhoidalbeschwerden, Suppressionen der monatli-
chen Reinigung, Fluor albus, Unfruchtbarkeit.
3. Chronischen Nervenkrankheiten, — vorzugsweise
als beruhigendes Mittel bei Krankheiten mit dem Charak-
ter eines krampfhaft gesteigerten Erethismus, wie Hysterie,
nervöse Hypochondrie, Nervenschwäche, — aber auch bei
Lähmungen.
Eine ähnliche M.quelle entspringt südlich von Bertrich, auf dem
rechten Ufer der Mosel zwischen Trarhach und Berncastel, aus Thon-
schiefer in der Tiefe einer Grube in dem Bergwerke am „Kauten-
ha eh." Sie hat die Temperatur von 22° R., und ist nach G. Bi-
schofs Analyse von ähnlichem Gehalte als die Therme von Bert-
rich, nur dafs letztere reicher an Kochsalz, Glaubersalz und Kalk zu
sein scheint.
L. Turn eis ser, von kalten, warmen, mineralischen und metal-
lischen Wassern. Frankfurth 1572. B. XVII. Cap. 58. S. 270.
Aller heylsamen Bäder, Saurbrunnen und anderer Wasser, so in
Teutschland bekandt und erfahren, Natur, Kraft und Wirkung durch
Gallum Eschen reuterum. 1580. S. 36.
V. E. E. Cohausen: in Commerc. litterar. phys. med. Norim-
berg. 1743. p. 102 und 202.
V. E. E. Cohausen, Crenographia Trevirensis Bertlichio —
Birresborniana , h. e. Gründliche und physikalische Untersuchung
zweier im Erzstift Trier gelegener theils warmer theils kalter Ge-
sundbrunnen. 1748.
von Haupt in: Journ. des Mines No. LV.
Hett, Beschreibung von Bertrich.
J. D. Härtung, kurze Beschreibung des Badeortes Bertrich.
Koblenz (1817.)
Keferstein's geognost. Bemerkungen über die basalt. Gebirge
des westlichen Deutschlands. 1820. S. 81.
Steininger's geogn. Studien am Mittelrhein. 1819. S. 35. 185.
— — erloschene Vulkane in der Eifel und am Niederrhein.
1820. S. 5. 24.
— — neue Beiträge zur Geschichte der rheinischen Vul-
kane. 1821.
G. Bischof, die vulkanischen M.quellen Deutschlands und
Frankreichs. Bonn 1826. S. 167.
Das Bad zu Bertrich unfern der Mosel im K. Pr. Grofsherzog-
thum Niederrhein beschrieben von Dr. Chr. Fr, Harlefs. Mit zwei
Abbildungen. Coblenz 1827.
Braades Archiv, Bd. XXVI, S. 187.
478
v. Dechen in: Nöggerath's Rheinland- Westphalen. Bd. III.
S. 113.
Hufeland und 0 sann's Journal der prakt. Heilk. Ed. LXV.
— Supplementh. S. 118.
An sie schliefst sich:
Die Eisenquelle zu Lamscheid. Sie entspringt auf dem
Hundsriick im Reg. Bezirk Cobleuz, im Kreise St. Goar, dicht an der
grofsen, von Coblenz über Boppard und Simmern nach Kreuznach
führenden Landstrafse, unfern der Dörfer Lamscheid, Schwall und
Leiningen, und führte daher auch früher den Namen des „Leininger
M.brunnen." Rühmlich gedenken derselben schon Eschenreuter,
G. v. Andernach und Tab er nämon tanus, — die erste Anatyse
wurde zuerst 1783 oder 1784 vom Dr. Wanzel, Oberamtsphysikus
zu Simmern, unternommen und vom Dr. Ratzen 1786 bekannt ge-
macht.
Die M.quelle und das dicht bei derselben befindliche für Kurgäste
und Reisende eingerichtete Logirhaus liegen in einem freundlichen
Wiesenthaie. Aufser einem Krugmagazin finden sich hier Einrichtun-
gen zu Wannenbädern, welche aber noch sehr der Verbesserung be-
dürfen. Vor dem Ausbruche der französischen Revolution betrug die
Versendung des Lamscheider M.wassers jährlich an 180000 Krüge.
In geoguostischer Hinsicht verdient bemerkt zu werden, dafs die
herrschende Gebirgsart der Gegend Thouschiefer ist, mit Sand ver-
mengt, oder schiefrige und körnige Grauwacke, stellenweise durchsetzt
von Thoneisenstein, auch von Sandstein jüngerer Formation, und be-
deckt mit sandigem Thonmergel. Der Hügel, an welchem die M.quelle
entspringt, hat sandigen und eisenschüssigen Thonschiefer zum Grund-
gestein und sandigen Thonmergel zur Bedeckung. Trapptuff, Trachyt,
Basalt, so wie alle GebirgsUrten vulkanischer Natur fehlen gänzlich,
— und hierdurch unterscheiden sich Aveseutlich die geognostischen
Verhältnisse des Hundsrück von der an vulkanischen Ucberrestcn so
reichen Eifel.
Chemisch analysirt wurde das M.wasser zu Lamscheid 1808 von
Funke und 1827 von G. Bischof. Der Analyse des letztern zu-
folge gehört es zu der Klasse der kalten alkalisch-erdigen Eisenwas-
ser, ist sehr reich an freier Kohlensäure, enthält zwar nur wenig
feste Bestandtheilc, unter den letztem aber eine sehr beträchtliche
Menge von Eisen.
Nach G. Bischof beträgt die Temperatur des Wassers 14,5° R.
bei 25° R. der Atmosphäre, sein spec. Gewicht 1,0013986.
Sechzehn Unzen des M.wassers enthalten :
nach Funke: nach G. Bischof:
Kohlensaure Talkcrde . 1,440 Gr. . . 0,35219 Gr.
Kohlensaure Kalkerde . 3,520 — ....
479
Kohlensaure Kalkerde mit Spu-
ren von Baryt und Strontian
Kohlensaures Natron
Chlorcalcium . . . 0,0S0 Gr.
Chlornatrium . . .,-.;..
Schwefelsaure Kalkerde 0,160 —
Schwefelsaures Natron .
Schwefelsaures Kali . .
Kohlensaures Eisenoxydul
Kohlensaures Manganoxydul . • .
Eisenoxyd . . . 0,160 —
Kieselerde ... .
Flufssaure Kalkerde
2,68262 Gr.
0,30162 —
0,04902 —
0,02341 —
0,0074§ —
1,00834 —
0,07047 —
0,17687 —
Spuren.
5,360 Gr.
4,87203 Gr.
Kohlensaures Gas 42,541 Kuh. Z.
Innerlich und äufserlich empfiehlt es Harlefs in allen den Fäl-
len, wo kräftige alkalisch - erdige Eisenwasser indicirt sind, nament-
lich hei Schwäche des Muskel-, Gefäfs- und Nervensystems atonischer
Art, Krankheiten des Magens und Darmkanals von Schwäche, —
Hypochondrie, Hysterie, Würmern, Unfruchtbarkeit, Impotenz, Bleich-
sucht, passiven Blut- und Schleimflüssen, namentlich Fluor albus, —
als Stärkung in dem Stadium der Reconvalescenz nach sehr angrei-
fenden acuten Krankheiten, — so wie als stärkende Nachkur nach
den von Lamscheid nur 10 Stunden entfernten Th.quellen zu Bertrich.
Aller heylsamen Bäder, Saurbrunnen und anderer .Wasser, so
in Teutschland bekandt und erfahren, durch Gallum E sehen reu-
te rum. 1580. S. 52.
Kurze physisch-chemische Anzeige des Lamscheider, sonst Lei-
ninger Mineral- und Kurwassers (von Dr. Ratzen). Frankfurth und.
Leipzig 1786.
Physisch-chemische Abhandlung des Lamscheider Mineralwassers,
von Funke. Köln 1808.
Funke in: Trommsdorff's Journal der Pharm. Bd. XXVII.
St. I. S. 107.
Die Stahlquelle zu Lamscheid auf dem Hundsrück, beschrieben
von Dr. Chr. Fr. Harlefs und Dr. G. Bischof. Bonn 1827.
Schweigger, Journal für Chemie und Physik. Bd. XXI. S.116.
— Bd. LI. S. 116.
Hufeland und Osann's Journ. d. prakt. Heilkunde. Bd. LXV.
Supplementheft S. 122.
Büchner' s Repertorium für die Pharmacie. Bd. XXX. S. 374.
Harlefs, Gesundbrunnendes Grofsberzogthums Niederrh. S. 144,
2. Die Soolquell en zu Kreuznach) dem
Grofsherzogthum Hessen zugehörig-, aber unter Preufsi-
scher Hoheit, entspringen zu und bei der Stadt Kreuz-
480
nach in dem Reg. Bezirk Coblenz des Grofsherzogthuins
Niederrhein.
Die alte Stadt Kreuznach (Cruznacha, Kruzinacha),
schon im J. 819 in Urkunden erwähnt, 285 F. über dem
Meer erhaben, im Kreise gleiches Namens, zählt über
8000 Einwohner, erfreut sich eines verhältnifsmäfsig milden
Klimas und einer sehr anmuthigen Lage, — sie liegt in
einer eine Stunde breiten Erweiterung des reizenden Nahe-
thales, von rebenreichen Höhen und mahlerischen Bergen
umschlossen, mit dem östlichen und westlichen Teutsch-
land, so wie mit Frankreich und Holland durch Kunst-
strafsen verbunden, nur drei Stunden von Bingen, und vom
Rhein, dem Könige der teutschen Flüsse, entfernt.
Nach Recams Untersuchungen ist es wahrscheinlich,
dafs schon vor d. J. 1490 die Soole zu Kr. als Bad ge-
braucht wurde. Gleichwohl ist erst in den letzten Decennien
Kr. als Kurort benutzt worden. Durch ihre ausgezeichnete
Wirksamkeit in den verschiedenartigsten und schwierigsten
Krankheiten mid die unter der Leitung des Hrn. Hofrath
Prieger ins Leben gerufenen zweckmäfsigen Einrichtun-
gen, haben die Heilquellen zu Kr. sich gegenwärtig einen
so ausgebreiteten und wohl begründeten Ruf erworben, dafs
die Zahl der Kurgäste in den letzten Jahren sich merklich
vermehrt und die Einwohner Kr. 's durch neue Bauten für
gute Wohnungen und Bequemlichkeit der Kurgäste zu
sorgen und dieser zunehmenden Frequenz von Fremden zu
entsprechen bemüht sind.
Die Zahl der Kurgäste zu Kr. betrug :
Im Sommer 1836
800
— — 1837
1200
— — 1838
. 1532
— — 1830
1042
Zu diesen kamen im Sommer 1838 noch über 1000 und 1839 noch
1787 Fremde und Durchreisende, nach den polizeilich geführten
Kurlisten.
Unter den Badeärzten Kr.'s gedenke ich nur des um
die zweckuiäfsige Benutzung dieser Heilquellen sehr ver-
dienten
481
dienten Hrn. Hofrath Dr. Prieger und des Hrn. Dr. En-
gel mann, beiden verdanken wir Monographieen über die-
sen Kurort.
Das gesegnete Thal der Nahe vereinigt einen Reich-
thum an Naturschönheiten, denkwürdigen historischen Ue-
berresten und — gewährt auch in geoguostischer Hinsicht
mehrfaches Interesse.
Die Soolquellen entspringen aus Felsen von Feldspath und Por-
phyr, und liefern jährlich einen reichen Gewinn an Salz. Die nahe-
gelegenen Gebirge bestehen aus Lagern von Trapp, Steinkohlen und
Kohlensandstein, an welche sich Bänke von älterm Flötzkalkstein
und eine Stunde nördlich von Kr. das rheinische Schiefergebirge an-
schliefsen ; — Steinsalzlager wurden bisher noch nicht ermittelt. —
Einige Quecksilbenverke auf dem Lemberg und Moscheilandsberg, in
welchen sich nebst dem Erze zugleich Stufen von gediegenem Queck-
silber vorfinden, bestehen noch.
Sämmtliche in und bei Kr. zu Tag kommende Sool-
quellen haben die Temperatur von 10—23° R., unterschei-
den sich in ihrem chemischen Gehalt nur durch das quan-
titative Verhältnifs der einzelnen Bestandteile, sind gleich
ähnlichen Soolen sehr reich an Chlorsalzen, enthalten
ebenfalls Jod, zeichnen sich aber vor ihnen wesentlich durch
ihren Mangel an schwefelsauren Salzen imd durch ihren
reichen Bromgehalt aus.
Man unterscheidet folgende M.quellen:
1. Die Elisenquelle, ihre Temperatur beträgt con-
stant zu den verschiedenen Jahres- und Tageszeiten 10° R.,
ihr spec. Gewicht nach L ö w i g 1,004.
Frisch geschöpft ist ihr Wasser von einem salzig-
bitterlichen Geschmacke, vollkommen klar, nur sehr wenig
ins Gelbliche spielend, kleine Bläschen von kohlensaurem
Gas steigen nur in sehr unbedeutender Menge auf, bald
trübt sich indefs das Wasser, es bilden sich viele kleine
Flocken von brauner Farbe, die zu Boden fallen, und erst
nach einigen Tagen nach beendigtem Niederschlag ganz
verschwinden.
Sechzehn Unzen desselben enthalten:
II. Theil. H h
482
nach Low
(im wasserfreien
Chlornatrium
Chlorkalium
Chlorlithium
Chlorcalcium
Chlormagnium
Brommagnium
Jodmagnium
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensauren Baryt .
Bittererde .
Eisenoxyd .
Phosphorsaure Thonerde
Manganoxydul .
Kieselerde .
Zustande)
72,883 Gr.
0,624 —
0,613 —
13,389 —
4,071 —
0,278 —
0,035 —
1,693 -
0,017 —
0,106 —
0,154 —
0,025 —
0,006 —
0,129 —
94,023 Gr.
nach Bauer:
Chlorkalium
0,9717000 Gr.
Chlornatrium
. 72,9223680 —
Chlorlithium
0,0750000 —
Chlorcalcium
13,2769370 —
Chlormaguesium
0,2515250 —
Bromnatrium . .
0,3072000 —
Jodnatrium .
0,0032145 —
Magnesiacarbonat ,
1,3511-240 —
Strontiancarbonat
0,6835100 —
Barytcarbonat
0,2994200 —
Eisenoxydulcarbonat .
0,1993550 —
Manganoxydulcarbonat
0,0095665 —
Reine Thonerde
0,0215320 —
Kieselsaure .
0,3139530 —
90,6864050 Gr.
2. Der Karls hall er Brunnen, nur wenig von der
Elisenquelle verschieden. Seine Temperatur beträgt im
Schachte und an dem Ausmündungsrohre 12° R., bei wei-
tem mehr aber in der Tiefe.
Sechzehn Unzen desselben enthalten:
nach Pr e 8 1 i nari und D ü ring : nach G.Osann:
Jodnatrium 0,043 Gr. . . 0,0440 Gr.
Chlornatrium .... 59,675 — . . 59,6651 —
Chlormagnium .... 3,31t — . . 0,6786 —
Chlorcalcium .... 9,166 — . . 2,5612 —
483
Chlorkalium .
0,417 Gr. .
0,4071 Gr.
Chlorlithium
0,057 —
0,0566 —
Chloraluminium
0,443 —
0,4321 —
Manganchlorür
0,837 —
0,6538 —
Kohlensaure Kalkerde .
0,611 —
0,6133 —
Kohlensaure Talkerde
0,483 —
0,4730 —
Kohlensaures Eisenoxydul .
0,473 —
■
Kieselerde •
0,033 —
0,0313 —
Bromcalcium
.
6,6025 —
Brommagnium
.
1,3672 —
Kohlen- und quellsaures Eisenoxydul
.
0,3645 —
Kohlensaures Lithion "V
Kohlensaure Thonerde 1
Kohlensaures Mauganoxydul f
Spuren .
•
Salzsaures Eisenoxydul J
Quellsatzsäure und einen eigentümli-
chen harzigen Stoff, dessen Auf-
lösung in Weingeist an der Luft
sich verändert und eine braune
Substanz präcipitirt .
.
1,4717 —
75,549 Gr.
75,4220 Gr.
3,98Kub.Z.
0,93 —
4,91 Kub.Z.
Auf Brom wurde in der ersten Analyse nicht Rücksicht genom-
men, weil dieser Stoff erst später entdeckt wurde.
3. Der Hauptbrunnen auf der Theodorshalle,
von dem vorigen Brunnen durch seine Stärke verschieden;
seine Temperatur beträgt im Schacht 17° R., in der Tiefe
21° R.
Nach M e 1 1 e n h e im e r's unter L i e b i g's Leitung unter-
nommenen Analyse enthalten sechzehn Unzen diesesWassers :
Chlornatrium
70,602 Gr.
Chlorcalcium
11,758 —
Chlormagnium .
4,121 —
Kohlensaures Eisenoxydul .
Kohlensaure Kalkerde
Salzsaures Kali
Kieselerde
Phosphorsäure
, . 1,436 —
Thonerde
Lithion
Jod
87,917 Gr.
11 h 2
484
4. Der Hauptbrunnen der Saline Münster,
sehr ähnlich dem Karlshaller Brunnen, nur von diesem,
wie den übrigen, durch seine höhere Temperatur verschie-
den; diese beträgt an dem Erahn des Aufsteigerohrs an
Betriebstagen ziemlich constant 22° R., tiefer im Bohrloche
23-24° R.
Der Gehalt an festen Bestandteilen schwankt zwischen 64—76
Gr., am schwächsten ist derselbe in den Wintermonaten, wenn der
Brunnen längere Zeit ausser Betrieb ist. Eine genaue Analyse fehlt
noch, oberflächliche Untersuchungen ergeben ziemlich dieselben Ver-
hältnisse wie im Karlshaller Brunnen, nur scheint hier der Eisengehalt
geringer, als bei dem Karlshaller Brunnen.
5. Die Mutterlauge der Münster-, Karls- und
The od ors halle enthält eine concentrirte Auflösung der
löslichen Bestandteile nach Ausscheidung des Kochsalzes
und Präcipitation oder Ablagerung der nicht löslichen.
Sie ist klar, von braungelber Farbe, einer geringern Con-
sistenz als fettes flüssiges Oel. Gleich letzterm fühlt sie sich
anfänglich fettig an, ertheilt aber später bei längerer Berüh-
rung der Haut ein eigenthümliches Gefühl von Sprödigkeit,
wie nach Waschen mit einer Auflösung von Chlorkalk. Ihr
Geruch ist dem von Seetang zu vergleichen, ihr Geschmack
bitter, zusammenziehend, brennend; ihr spec. Gewicht be-
trägt 1,307 und 1,314 bei 15° R.
Sechzehn Unzen derselben enthalten nach G. Osann:
Chlorcalcium
#
.
.
1577,71
Gr.
Brouicalcium
.
.
388,72
—
Bromkalitun
. .
.
92,82
—
Cblormagnium
.
3S,44
—
Bromnatrium
. ,
.
.
154,10
—
Chlornatrium
.
,
.
.
60,34
—
('blorkalium
.
.
.
17.30
—
Thonerde und
Eis
enoxydul
35,66
—
Quellsäure und
Quell
satzsäurc,
fe
rner
zwei eigentümliche
harzartig
jSI
offe
mit Spuren von
.1.
d
216,13
—
Wassergehalt <?
er
Sa
ze und V
erl
11 st
44,50
—
2625,72 Gr.
In dem grünen Mincralschlamm, welcher sich in den Kästen der
485
Gradirwerke absetzte, ermittelte Fontan mehrere verscbiedene Ar-
ten von Conferven und Thierarten, namentlich Oscillatoria viridis,
Zjgne'ima genuflexum und ßacillarien.
Die Wirkung der Heilquellen zu Kr. kommt im Allgemei-
nen mit der der iod- und bromhaltigen Kochsalzquellen über-
ein (vgl. Th. 1. S. 279 zweit.' Aufl.)., wird indefs durch ihren
reichen Gehalt an Brom gesteigert und unterscheidet sich
dadurch wesentlich von ähnlichen M.quellen, dieser Klasse.
Benutzt werden die Heilquellen von Kreuznach:
1. am häufigsten als Wasserbad von 24—28° R. ; sehr
zweckmäfsig wird das Soolbad nach Umständen durch ei-
nen Zusatz von Mutterlauge verstärkt. Ein eigenthümli-
cher kritischer Badeausschlag zeigt sich nicht selten zwi-
schen dem zwanzigsten und dreifsigsten Bade
Die Mutterlauge wird jährlich in beträchtlicber Menge, auch
aufser Teutschland, nach Holland, Belgien, Rufsland, England, nach
Prieger selbst nach Brasilien versendet und mit sehr günstigem Er-
folg auch anderwärts als kräftiger Zusatz zu Bädern von Koch- oder
Seesalz benutzt; man reebnet von der versendeten Mutterlauge auf
das Bad für einen Erwachsenen 1 Flasche.
2. Zur Unterstützung der Wirkung der Bäder benutzt
man als Getränk die Elisenquelle, den Karlshaller Brun-
nen und den Brunnen am Stein zu Münster.
Die Elisenquelle wird versendet und häufig auch im Ausland ge-
trunken.
3. Die Wasserdouche kalt zu 8 — 15° R., oder warm
zu 22 — 27° R, in stärkeren oder schwächeren Strahlen,
oder als Regendouche. — An sie schliefsen sich:
4. Umschläge und Einspritzungen bei örtlicher Schwä-
che und profusen Absonderungen, — namentlich Injectio-
nen von 12—20° R. in die Scheide bei Fluor albus, wel-
cher von örtlicher Erschlaffung, syphilitischen, oder scro-
phulösen Dyskrasieen entstanden, — Auflockerungen und
Exulcerationen der Schleimhaut der Vagina und des Ute-
rus, Anschwellungen, Verhärtungen des Muttermundes und
Halses des Uterus.
486
Mit sehr gutem Erfolg wendete Prieger statt mit Soole ge-
tränkten Compressen bei Leideu der Knochen und Gelenke auch
örtlich Säckchen mit Mutterlaugensalz allein oder mit andern Substan-
zen an.
5. Die durch Verdunstung der Sooie fast ununterbro-
chen sich entwickelnde Salzluft bei den Gradirhäusern
wird häufig auch benutzt.
Nach der Berechnung des Hrn. Salinen -Dircctors Geyger ver-
dunsten an den Gradirwerken der Theodorshaller Saline allein 43,096
Kub. Fufs Wasser mit den in denselben enthaltenen kräftigen Sub-
stanzen, — ähnlicher Art ist die Verdunstung au den Salinen zu
Münster und Karlshalle. — Diese Salzluft ist so stark mit den wirk-
samen Bestandteilen der Soole gesättiget, dafs sie auffallend den
Sinn des Geruchs und des Geschmacks in Anspruch nimmt und sehr
stärkend auf die Schleimhaut der Luftwege und der Lungen wirkt.
Man läfst die Kranken theils auf den bei den Gradirwerken befindli-
chen Ruhebänken ein und mehrere Stunden verweilen , oder sie
längs den Gradirwerken, welche gegen 1000 Fufs lang sind,
sich ergehen, wenn es ihre Kräfte erlauben. Prieger empfiehlt das
längere Verweilen in dieser Salzluft, so wie nach Umständen das
Einathmen der aus den Siedpfannen aufsteigenden Salzdämpfe als
Vorbauungs-, Heil- und Stärkungsmittel bei zuTuberkelbilduug dispo-
nirten Subjecten, schon vorhandenen Lungentuberkeln, so wie endlich
bei Verschleimungen, hartnäckiger Heiserkeit, Blennorrhöen mit Ver-
dickung und Auflockerung der Schleimhaut der Luftwege, und anfan-
gender Halsschwindsucht.
Auch den in Kasten und Röhren abgesetzten Mineralschlamm hat
Prieger mit Nutzen als Umschlag nach dem Bade bei Knochen-
leiden und Exulcerationeu angewendet.
Contraindicirt in allen den Krankheiten, in welchen
von ihrer zu erregenden oder zu kräftig in den Vegeta-
tionsprozefs eingreifenden Wirkung Nachtheil zu besorgen
ist, namentlich bei Anlage zu Schlagtlufs oder activen Blut-
flüssen, chronischen Entzündungen oder Exulcerationeu wich-
tiger Centralorganc , einem hohen Grad von allgemeiner
Schwäche, Disposition zu Scorbut, oder schon ausgebilde-
tem Scorbut, Colliquation, hektischen Fieber, ausgebilde-
ter Ilals- oder Lungenschwindsucht und Wassersucht, ha-
ben die Heilquellen von Kr. sich dagegen vorzugsweise
bewährt in allen den Krankheiten, wo die krankhaft verän-
derten Se- und Excretionen beschränkt oder vermehrt, ge-
487
ordnet und verbessert, das Nervensystem gehoben und
gestärkt, die Resorption kräftig bethätiget, Dyskrasieen
getilgt und zugleich Rückbildungen krankhafter Metamor-
phosen bezweckt werden, — namentlich in den schon er-
wähnten Formen:
1. gegen die hartnäckigsten Formen der Scrophelsucht
und der Tuberkelbildung, — allgemeine Scrophulosis,
scrophulöse Drüsenanschwellungen und Verhärtungen, —
inveterirte Leiden der Augen, Augenlieder und des äufse-
ren Ohrs, — Geschwüre, Blennorrhöen, Auflockerungen
und Exulcerationen der Schleimhäute, Tuberkeln der Lun-
gen und der Schleimhaut der Luftwege, — Stockungen,
Hypertroph ieen und Verhärtungen der Leber, Milz, Pro-
stata und der Hoden;
2. Leiden der Knochen und Gelenke scrophulöser,
rhachiti scher, pseudo- syphilitischer Natur, — Knochenan-
schwellungen, Auftreibungen, Verkrümmungen, ■ — Exulce-
rationen, Caries, Anchylosen, Tumor albus;
3. Krankheiten der weiblichen Geschlechtswerkzeuge
von reiner Schwäche, oder in Folge anomaler Ab- und Aus-
sonderungen veranlafste krankhafte Metamorphosen, —
Anomalieen der Menstruation, Unfruchtbarkeit, Neigung
zu Abortus, Blennorrhöen mit Exulceration oder Auflocke-
rung der Schleimhaut der Vagina, — Stockungen, Ver-
dickungen und theilweise Verhärtungen des Uterus;
3. scrophulöse, arthritische imd pseudosyphilitische
Hautausschläge, — Herpes exedens, pseudosyphilis, Liehen,
Porrigo, Ichthyosis, Psoriasis;
4. Leiden der Nieren und Harnblase, Gries- und Stein-
beschwerden, hartnäckige Blennorrhöen, insbesondere mit
Auflockerung, Verdickung oder andern Entartungen der
Schleimhaut oder der übrigen Häute der Blase;
5. hartnäckige rheumatische und gichtische Affectio-
nen, — vorzüglich wenn gleichzeitig wegen hämorrhoidali-
scher Leiden Stockungen zu beseitigen und die Darmaus-
leerungen zu reguliren oder eine krankhaft erhöhte Reiz-
488
barkeit oder Erschlaffung der äufsern Haut zu beseiti-
gen sind;
6. chronische Nervenleiden erethischer Art, wie Hy
sterie, nervöse Hypochondrie, — und atonischer Art, un-
vollkommene oder vollkommene Lähmungen.
Wid<Jer, historische Beschreibung der Pfalz. Bd. IV. S. 23.
Kästner'« Archiv. Bd. IX. St. 1. S. 113.
Kreuznach uud seine Heilquellen von J. E. P. P rieger. Mainz
1827.
Hufeland und 0 sann's Journal der prakt. Heilkunde. 1827.
Supplementheft. S. 123.
Kopp's Denkwürdigkeiten in der ärztlichen Praxis. Bd. III. S. 94.
Kreuznach und seine Brom- und Jodhaltigen Heilquellen von Dr.
J. E. P. Prieger. Kreuznach 1837.
Prieger in: Hufeland 's Journ. d. prakt. Heilk. Bd. LXXXV.
St. 4. S. 139.
Osann in: Hufeland's Journ. d. prakt. Heilk. Bd. LXXXVI.
St. 5. S. 126.
Engelmann in: Media Annalen, herausgegeben von den Mit-
gliedern der Grofsh. Badischen Sanitäts-Kommissiou. Bd. IV. St. 7.
C. W. Hufeland, Uebers. Viert. Aufl. S. 245.
Kreuznach, seine Heilquellen und deren Anwendung. Zunächst
für Kurgäste. Von Dr. C. Engelmann. Heidelberg 1S40. — franz.:
Traduit du manuscrit allemand par Fr. Nu s bäum, Dr. Heidelb. 1840.
Prieger in :HufeIand's Journ. d. prakt. Heilk. Bd.XC. St. 3. S. 3.
Wiesbaden in: Kalisch's allg. Zeitung des Brunnen- und Ba-
dewesens. 1840 Septbr, S. 41.
An diese schliefsen sich :
Die M. quellen zu Roisdorf im Kreise Bonn. Das Dorf
Roisdorf, von welchem die M.quellen ihren Namen erhielten, liegt am
Fufse einer Hügelkette, von Bonn zwei, von Colin vier Stunden ent-
fernt. Die erste Nachricht von diesen M.quellen thcilt Kau bleu
in einer Monographie mit. Früher führten sie nach dem, nur
eine Viertelstunde von Koisdorf entfernten, Dorfe Alfter diesen Na-
men. Unter der Bezeichnung Eau d'Alfter wurden sie schon von AI i -
bert beschrieben, — und die versendeten Flaschen führen das Krug-
zeichen: S. S. (Salm-Salm) Alfter. F. F. Nr. 7.
An den Quellen selbst mangelt es noch au hinreichenden Einrich-
tungen zur Aufnahme von Kurgästen, — dagegen wird jährlich eine
beträchtliche Menge dieses M.wassers versendet. Die Zahl der ver-
sendeten Krüge betrug früher jährlich an 150-200,000; — im J.
1834 : 95;000, — im J. 1835 : 70,000, — im J. 1830 : 70,000, — im
J. 1837 : 75,000, — im J. 1839 : 110,000 Krüge.
489
Man unterscheidet in Roisdorf zwei M.quellen :
1. Die Trinkquelle oder den Roisdorfer Säuerling,
welcher vorzugsweise benutzt wird, — er gehört zu der Klasse der
alkalisch-muriatischen Säuerlinge. Seine Temperatur beträgt 9,5° R.
bei 14,75° R. der Atmosphäre, sein spec. Gewicht 1,00449.
2. Die Stahlquelle. Ihre Temperatur beträgt ebenfalls 9,5°
R. bei 18,5° R. der Atmosphäre, ihr spec. Gewicht 1,00182.
Der chemischen Analyse zufolge, welche G. Bischof unternahm,
hat die Trinkquelle in ihrem Gehalt und in ihren Mischungsverhält-
nissen viel Aehnlichkeit mit dem Selterserwasser. Letzteres ist im All-
gemeinen reicher an festen Bestandtheilen, namentlich au kohlensaurem
Natron und Chlornatrium, — die Roisdorfer Trinkquelle enthält dagegen
mehr schwefelsaures Natron und kohlensaure Erden als jenes. — Die
ausgezeichneten Wirkungen, welche die Roisdorfer Triukquelle, in
Krankheiten angewendet, besitzt, haben noch mehr die Aehnlichkeit
beider M.quellen bestätiget, und so steht zu erwarten, dafs die durch
ihre Lage begünstigte, sehr leicht zu Wasser zu versendende Rois-
dorfer Trinkquelle in Preufsen allgemeiner bekannt und gewifs sehr
passend in vielen Fällen statt des Selterserwassers benutzt wer-
den wird.
Chemisch untersucht wurden die M.quellen zu Roisdorf von Pe-
taz,zi 1813, Vauquelin und neuerdings von G. Bischof. — In
sechzehn Unzen enthält :
Die Trinkquelle
nach Petazz
8,193 Gr.
0,649 —
2,232 —
0,417 —
6,807 —
5,395 —
Chlornatrium
Chlorcalcium
Schwefelsaures Natron
Schwefelsaure Kalkerde
Kohlensaures Natron
Kohlensaure Talkerde
Phosphorsaures Natron
Kohlensaure Kalkerde . 0,626 —
Thonerde
Kohlensaures Eisenoxydul mit
Spuren von Manganoxyd
Kieselerde . . . 0,083 —
nach G. Bischof:
14,5997 Gr.
3,6727 —
6,0406 —
3,0628 —
0,0505 —
2,1657 —
0,0080 —
0,0557 —
0,1240 —
24,402 Gr. 29,7797 Gr.
Kohlensaures Gas . . 15,571 Kub. Z. 19,8685 Kub. Z.
2. Die Stahlquelle enthält in 10000 Thr M.w. nach G. Bischof;
Kohlensaures Natron .... 1,8089 Th.
Schwefelsaures Natron
Chlornatrium
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaures Eisenoxydul u
1,5381 —
5,0325 —
2,8470 —
1,3409 —
Manganoxyd 0,2671 —
490
Kieselerde 0,9202 , Tb.
Phosphorsaures Natron . . . eine Spur
Thonerde 0,9202 —
14,6749 Th.
Der Roisdorfer Säuerling wirkt getrunken ganz gleich den alka-
lisch-muriatischeu Säuerlingen, — kühlend, beruhigend, die Se- und
Excretionen befördernd, besonders die der Schleimhäute, — expecto-
rirend, gelinde eröffnend, auflösend, sehr diuretisch. —
Nach den Erfahrungen von Nasse, Harlefs, von Walther,
Merrem, E. Bise hoff, Ennemoser, Veiten und andern Aerz-
ten, ist derselbe täglich zu einer halben bis ganzen Flasche, allein
oder mit Milch getrunken, besonders zu empfehlen :
1. bei chronischen Brustleiden, — Hals- und Lungenschwindsucht,
veralteten Brustkatarrhen, Schleimasthma.
2. Verschleimungen des Magens und Darmkanals, Stockungen in
dem Leber- und Pfortadersystem , Hämorrhoidalbeschwerden, Hypo-
chondrie, Trägheit des Darmkanals.
3. Leiden der Harnwerkzeuge, zur Beförderung der Diuresis.
4. Chronischen Krankheiten des Lymph- und Drüsensystems, —
namentlich scrophulösen Geschwülsten und Verhärtungen.
F. W. Kauhlen, dissert. inaug. medica, in qua exponitur exa-
meu fontis mineralis soterii Roisdorffiensis prope Bonuam. Duisburgi
ad Rhenum 1774.
Petazzi in: Annales de Chemie. T. LXXXVII. p. 109.
Gilbert's Annal. der Physik. N. F. Bd. XVI. S. 334.
Mercure de la Roer. Nr. XI. 1813. p. 337.
Precis historique sur les eaux minerales Ies plus usitecs en ni6-
decine, par J. L. Alibert. Paris 1826. p. 295.
G. Bischof, die Mineralquellen zu Roisdorf bei Alfter ohuweit
Bonn. Bonn 1826.
— — die vulkanischen Mineralquellen Deutschlands und Frank-
reichs. Bonn 1826. S. 172.
Ch. Fr. Harlefs a. a. O. S. 1. 150.
— — Rheinisch-Westphäl. Jahrb. 1826. Bd. XI. St. 3.
E. Bischoff in: Hu fei and und O sann 's Journal der prakt.
Heilk. Bd. LVIII. St. 5. S. 46. — Bd. LXI. Supplementh. S. 64.
Hufeland und Osann's Journal der prakt. Heilk. 1827. —
Supplementh S. 121.— Bd. LXXIX. St. 6. S. 128.
Die M, quelle oder der Draitschbrunnen zu Godesbcrg,
im Kreise Bonn, von der Stadt dieses Namens nur eine Stunde
entfernt.
Die Lage von Godesberg ist reizend. Dicht an der grofson von
Cobleuz nach Colin führenden Strafsc, in dem breiten Thale des
Rheins, welches im Westen von einem waldigen Höhenzuge, im Osten
von dem niiihlerischcn Siebengebirge umschlossen wird, bildet die Ge-
gend von Codesberg das Schlul'sglied der Kette von pittoresken Au-
491
sichteii, welche den schönen Rhein fast ohne Unterbrechung beglei-
ten, um ihm dann hierfür immer Lebewohl zu sagen; — Godesberg
gewährt in dieser Hinsicht die Vortheile einer fruchtreichen Ebene,
welche zu mannigfaltigen Excursionen auf das nahegelegene Siebeu-
webir»- auf dem rechten, oder auf die an schönen Aussichten reichen
Höhen des linken Rheinufers oder in das anspruchslose Marienforster
Thal auf dem linken Rheinufer einladet. Mit Wohlgefallen schweift
der Blick über die reiche, von Obstbäumen beschattete Fruchtebene,
durch welche der Rhein sich windet, nach den Ruinen von Godesberg
und Rolandseck, und weilt im Osten auf dem mit Wald bedeckten
Petersberg, der Löwenburg und dem kühn am Rhein über Nonuen-
werth sich erhebenden Drachenfels.
Sehr beachtenswerth ist der Umstand, dafs Godesberg durch die
Höhen, die es umschliefsen, sich eines weit mildern Klimas erfreut,
als die andern, aufser diesem Gebirgskranze, oft nur wenige Stunden
nördlich gelegenen Orte.
Der Berg, welcher die Ruinen von Godesberg trägt, ist ein Ba-
saltkegel, ande.e Höhen bei Muffendorf sind ebenfalls basaltisch, und
der ungefähr eine Stunde von Godesberg entfernte, von Mehlem auf-
wärts sich erstreckende, an das basaltische Rolandseck sich lehnende
Roderberg, scheint ein ausgebrannter Vulkan zu sein.
Um die zweckmäfsige Benutzung der M.quelle zu Godesberg er-
warb sich der letzte Kurfürst von Colin, Maximilian, wesentliche
Verdienste ; er liefs 1789 den, bis dahin gegen den Andrang von wil-
dem Wasser nicht geschützten, Brunnen gut fassen und führte die
geschmackvollen, Godesberg zierenden Gebäude auf, welche gegen-
wärtig den Kurgästen zur Wohnung dienen.
Das M.wasser zu Godesberg ist kalt, klar, perlt wenig, hat einen
angenehmen zusammenziehenden Geschmack, und gehört nach seinen
Mischungsverhältnissen zu der Klasse der erdig- alkalischen Eisen-
wasser.
Chemisch untersucht wurde das M.wasser von Würz er und
Pickel. Sechzehn Unzen enthalten:
Kohlensaures Natron .
Schwefelsaures Natron
Chlornatrium
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaures Eisen .
Kieselerde .
Extractivstoff
Kohlensaures Gas .
Die jetzige M.quelle zu Godesberg betrachtet Döbereiner als
eine neue, nach dem Untergang der altern neu aufgefundene und ge-
nach W u r z e r :
nach Pickel:
7,000 Gr. .
7,240 Gr.
. • .
2,100 —
1,333 —
0,550 —
2,666 —
3,100 —
31,600 —
0,500 —
0,075 —
0,040 —
• • •
0,250 —
.
0,025 —
42,674 Gr.
13,805 Gr.
16,00 Kub. Zoll.
12,00 K. Zoll
492
fafstc. Nach seiner Bestimmung enthält sie ein Salz , welches aus
folgenden TheUeu zusammengesetzt ist:
Kohlensaures Eisen . . 1 Antheil
Kohlensaure Talkerde 2 —
Kohlensaure Kalkerde . ' . 3 —
Kohlensaures Natron 3 —
Chlornatrium .... 4 —
Schwefelsaures Natron 2 —
Benutzt Avird das M.wasser zu Godesherg innerlich und aufserlich.
Zu vier his sechs Gläsern allein oder mit Mich getrunken , wird es
leicht vertragen; in früheren Zeiten wurde es in nicht unbeträchtli-
cher Menge versendet. Bäder von diesem M.wasser werden entweder
in der hier befindlichen Badeanstalt, oder in den Frivatwohnuugen
der Kranken gegeben.
Mit günstigem Erfolge hat man das M.wasser zu Godesherg be-
nutzt bei Krankheiten von allgemeiner oder örtlicher Schwäche, —
namentlich bei: Nervenschwäche, Krankheiten des Uterinsystems,
Anomalieen der Menstruation, Bleichsucht, Metrorrhagie, Schwäche der
Verdauungswerkzeuge, Krankheiten der Harnwerkzeuge von Schwä-
che, Verschleimungen, Schleimflüssen, namentlich Fluor albus, — end-
lich in dem Stadium der Reconvalescenz oder nach dem vorherge-
gangenen Gebrauch von andern M. quellen als stärkende Nachkur.
F. Wurzer's phys. chemische Beschreibung der Mineralquelle
zu Godesherg bei Bonn. 1790.
Briefe üb. den Aufenthalt beim Godesherg. Gesundbrunnen. 1793.
Ueber die chemische Constitution der Mineralwässer von Dr. J.
\V. 1) ober ein er. Jena 1821. S. 18. 19.
E. Wetzler's Gesundbrunnen und Bäder. Th. II. S. 358. 259.
— — Nachträge und Zusätze. S. 38.
Nöggerath's Rheinland-Westphalcn. Bd. III. S. 82.
G. Bischof, die vulk. Mineralquellen Deutschlands S. 174.
Harlefs, die vorzügl. Gesundbr. S. 72.
Huf el and und Osann's Journal der prakt. Heilk. 1827 Sup-
plcmentheft S. 123. — Bd. LXXIX. St. 6. S. 121.
E. Weyden, Godesherg, das Siebengebirge und ihre Umgebun-
gen. Für den Fremden und Heimischen historisch-romantisch geschil-
dert mit naturhistorischen Andeutungen. Mit einem Stahlstich und
einer Karte. Bonn.
B. Hundeshagen, der Heilbrunnen und Badeort Godesherg bei
Bonn am Rhein. Köln 1833.
Die M. quelle zu Tvnnisstein, Tonnstein (Antoniusstein)
oder der Tillerborn im Kreise Mayen, — in der Fortsetzung des
an Traft, vulkanischer Asche, Laven und andern vulkanischen Gc-
birgsarten so ergiebigen, an Naturschönheiten so reichen romantischen
Brolilcr Thaies, unfern des Laudier Sees.
Das M.wasser ist von einem angenehmen säuerlich -prickelnden,
493
eisenhaltig zusammenziehenden Geschmack, hell, klar, wirft unauf-
hörlich starke Blasen ; — der Luft ausgesetzt, präeipitirt es nach 12
Stunden seinen ganzen Eisengehalt.
Nach J. Funke's Untersuchung enthalten sechzehn Unzen:
Schwefelsaures Natron
0,80 Gr.
Chloruatriüm . ...
0,95 —
Kohlensaures Natron
.- 7,25 -
Kohlensaure Kalkerde
9,00 —
Kohlensaures Eisenoxydul
0,10 —
18,10 Gr.
Kohlensaures Gas
. 21,04 Kuh. Zoll.
Das M.wasser zu Tönnissteiu wird vorzugsweise zu Versendun-
gen benutzt. Die Menge der im Jahr 1819 verschickten Krüge be-
trug 84000, von welchen 10000 nach Berlin versendet wurden.
Bei Bestellung des Tönnissteiner M.wassers wendet man sich:
An die Brunnenverwaltung in Tönnissteiu, bei Andernach, oder an
Hru. Dahl jun. in Coblenz.
Günther Andernac. comment. de haineis et aquis medicatis.
Argeutor. 1565. p. 136.
Tabernä montan us, neuer Wasserschatz. Frankf. 1593. S. 316.
Petri Holtzcnii descriptio fontis medicati St. Antonii vulgo
Tilleboru dicti prope Andernacum. Colon. Agripp. 1620. 12.
J. D. Horst, Beschreibung des Sauerbrunnens zu Langenschwal-
bach und Dönnigstein. Frankfurth 1659.
— — Kurze Beschreibung des Tönuisteiner Sauerbrunnens.
Frankfurth 1680.
J. Th. Mören's Beschreibung des Tönnisteiner Sauerbrunnens.
Bonn 1699.
De methodo usurpandi ac cum utilitate bibendi aquas Dünsteinen-
ses, cf. Behrii Medicina consultatoria. 1751. p. 58.
S. Grabeier, über Tönnistein. Boun 1755.
F. Wallerstein, Abhandlung über die vorzüglichsten Eigen-
schaften des bisher so sehr verkannten Tönuisteiner Heilbrunnen. An-
dernach im siebenten Jahre der Frankenrepublik.
J. Funcke in: Schweigger's Journal für Chemie und Physik.
1811. Bd. III. St. 4. S. 383.
Einige Worte über die Mineralquelle zu Tönnisstein von F. We-
geier. Coblenz 1811. — 1821. — französisch 1812.
E. Wetzler, über Bäder und Gesundbr. Th. II. S. 361.
Harlefs, die vorzügl. Gesundbr. S. 59.
— — Rheinische Jahrbücher. Bd. I. St. 1. S. 201.
G. Bischof, die vulk. Mineralquellen Deutschlands. Bonn 1826.
S. 175.
Hufeland und O sann's Journal der prakt. Heilk. 1827 Sup-
plementheft S. 122.
494
Die M. quelle zu Brohl oder Burgbr ohl, kaum eine Vier-
telstunde von ßrobl, in einem höchst romantischen Thale, an einem
Kalksinterfelsen entspringend, ausgezeichnet durch ihren grofsen Reich-
thum an kohlensaurem Gase und Eisen.
Nach einer Analyse von G. Bischof betrug die Temperatur des
M.wassers 12° R. An festen Bestandtheilen enthielt das M.wasser
nach zu verschiedenen Zeiten vorgenommenen Untersuchungen in
10,000 Theilen 17—23, 1771, — nämlich :
Kohlensaures Natron 8.0097 Theile
Schwefelsaures Natron ■ 1,0944 —
Chlornatrium 1,2780 —
Kohlensaure Kalkerde 5,1538 —
Kohlensaure Talkerde . . . . . 5,7489 —
Kohlensaures Eisenoxjdul nebst einer geringen
Menge Thonerde und Manganoxyd . . 1,4197 —
Kieselerde 0,4726 —
23,1771 Theile
100 Kuh Z. Wasser geben 165 Kuh. Z. kohlensaures Gas.
Sehr bemerkenswert!) aufser dieser M.quelle ist eine durch ihre
starke Kohlensäure -Entwickelung ausgezeichnete Gasquelle, welche
G.Bischof auffand, 300 Schritte von der Brohler M.quelle, eine
Viertelstunde von der M.quelle zu Tönnisstein, anderthalb Stunden
von dem Laacher See entfernt. Die Menge des hier ausströmenden
kohlensauren Gases beträgt in 24 Stunden 4237 Rheinl. Kub. Fufs.
Diese Gasquelle ist ganz frei \on Beimischung von Schwefelwasser-
stoffgas, welches so häufig in ähnlichen vorzukommen pflegt.
Harlefs a. a. O. S. 128.
G. Bischof in: Hufeland und Osann's Journal der prakt.
Heilk. Bd. LXXIII. St. 5. S. 116. — 1827 Supplementheft S. 104.
D er Heilbrunnen, wegen seines Salzgehaltes auch Halboru
genannt, im Kreise Mayen, unfern der M.quelle zu Tönnisstein in ei-
ner tiefen Thalschlucht, schon von Tabernämontanus gekannt
und gerühmt, neuerdings von Funke anatysirt.
Das M.wasser ist klar, von einem salzig-laugenhaften Geschmack,
präeipitirt, der atmosphärischen Luft ausgesetzt, bald seinen Gehalt
an Eisen und Kalkerde, und gehört nach seiner chemischen Consti-
tution zu der Klasse der alkalisch-erdigen Säuerlinge.
Nach Funke's Analyse enthalten sechzehn Unzen:
Schwefelsaures Natron . . 1,30 Gr.
Chlornatrium .... 4,80 —
Kohlensaures Natron . . . 10,80 —
Kohlensaure Kalkerde . . . 11,10 —
495
Kohlensaure Talkerde . . . 0,40 Gr.
Kohlensaures Eisenoxydul . . 0,20 —
28,60 Gr.
Kohlensaures Gas 12,80 Kub.Z.
Günther Andernac. comment. de balneis et aquis medicatis.
p. 135.
Th. Tabernämon tanus, neuer Wasserschatz. S. 313.
Harlefs, die vorzügl. Gesundbr. und Heilbäder. S. 72.
Die M. quelle bei Ob er in endig oder Obermennig im
Kreise Mayen, unfern Andernach, zwei Stunden südlich vom Laacher
See, am Fufse der berühmten und als Handelsartikel für diese Ge-
gend so wichtigen Brüche der Nieder- und Obermendiger Mühlsteine.
Günther v. An dem ach und Tabernämon tanus gedenken
dieser M.quelle unter dem Namen des „Kesselborns von Mendich."
Die M.quelle ist reich an Eisen und Kohlensäure, von einem an-
genehm zusammenziehenden Geschmack, stark perlend, und enthält
nach Funke's Analyse in sechzehn Unzen :
Schwefelsaures Natron
Chlornatrium
Kohlensaures Natron
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaures Eisenoxydul
Kohlensaures Gas
Bei Niedermendig findet sich eine ähnliche, aber schwächere
M.quelle.
Funke in: Schweigger's Journal für Physik und Chemie. Bd.
III. St. 4. S. 383.
Harlefs a. a. O. S. 120.
Die M. quellen bei Ober- und Nieder-Zissen im Kreise
Mayen, beide anderthalb Stunden von einander südlich von Tönnis-
stein, und von Burgbrohl anderthalb Stunden entfernt, in ihrem
Gehalt an Kohlensäure, kohlen - und salzsaurem Natron ähnlich der
Mineralquelle zu Birresborn. Beide M.quellen liegen am Fufse von
zwei interessanten vulkanischen Bergen, dem Herzenberg und dem
Bausenberg, deren abgeflachte Gipfel ehemalige Krater vermuthen
lassen.
Harlefs a. a. 0. S. 128.
Die M.quelle zu Heppingen, im Kreise Ahrweiler, von
Ahrweiler nur anderthalb Stunden entfernt, nahe bei dem Dorfe Hep-
pingen, in dem anmuthigen Thale der Ahr, am Fufse der Landskrone,
eines 1100 Fufs hohen Basaltberges, schon Günther v. Ander-
nach und Tabernämontanus bekannt.
0,80 Gr.
0,70 —
0,80 —
2,00 —
0,80 —
5,10 Gr.
27,90 Kub.Z
496
Sie entspringt aus Grauwacke und scheint auf der Gränze zwi-
schen Grauwacke und Basalt hervorzudringen, oder vielmehr selbst im
Basalte ihren Ursprung zu haben. So weit die Grauwacke um die
M.quelle eutblöfst ist, zeigt sie eine grofse Zerrüttung ihrer Schich-
ten, welche wahrscheinlich durch das Aufsteigen des Basaltes veran-
lafst ist.
Das M.wasser ist völlig klar, von einem sehr angenehmen Ge-
schmack, setzt wenig Eiseuoxyd ab und gehört zu der Klasse der
alkalisch-erdigen Säuerlinge.
Nach Funke's Analyse enthalten sechzehn Unzen:
Kohlensaures Natron
6,20 Gr.
Schwefelsaures Natron .
2,10 —
Chlornatrium
3,00 —
Kohlensaure Talkerde
2,40 —
Kohlensaure Kalkerde .
1,30 —
Kohlensaures Eisenoxydul .
Spuren
15,00 Gr.
Kohlensaures Gas
17,06 Kuh. Z.
Wegen ihrer tiefen Lage ist diese M.quelle leicht Ueberschwem-
mungen der Ahr ausgesetzt.
Ausser dieser M.quelle ist unfern derselben eine zweite zu be-
merken, der Lau dsk roner M. brunnen, welcher höher gelegen
sich durch seinen verhält nifsmäfsig höchst geringen Gehalt au Eisen
auszeichnet und dadurch sich wesentlich von der Mehrzahl der Säuer-
linge unterscheidet.
Nach G. Bischofs im J. 1831 unternommenen Analyse enthal-
ten 10,000 Gewichtstheile
Kohlensaures Natron . . . 8,145
Chlornatrium 4,076
Schwefelsaures Natron . . . 2,413
Kohlensaure Talkerde . . . 3,563
Kohlensaure Kalkerde_ . . ^ 2,433
Eiseuoxyd und Thonerdc . . 0,041
20,671
Freies und halbgebundenes kohlensaures Gas in
einem Maalstheil M.wasser ....
1,3932.
Die Gesellschaft des Landskroner Brunnens beabsichtigt bei der
Quelle ein bequem und geschmackvoll eingerichtetes Kurhaus auffüh-
ren zu lassen.
Günther. Andernac. de balncis. 1565. p. 130.
Tab er n am o n t a n u s , neuer Wusserschatz. Frankf. 1503. S. 406.
Funke in: Schweiggcr's Journal für Physik und Chemie.
Bd. III. St. 4. S. 383.
Barlefa a. a. O. S. 50.
G. Bischof a. a. O. S. 175.
Hufe-
497
Hufeland und Osaun's Journal der prakt. Heilk. 1827.
Das Ahrthal von E. Weyden. Bonn 1835.
Rheinische Provinzial-Blätter für alle Stände. 1839. Nr. 16. S. 180.
— Nr. 17. S. 186.
Die M. quelle zu Birre sbom im Kreise Prüm, im Kyllthale,
zwei Stunden von Hillesbeim, drei von Prüm, sehr angenehm gele-
gen. Gefafst wurde sie schon 1757, fast gleichzeitig untersucht von
E. Cohausen, beschrieben von Valent. Ernst Euge.nius, 1824
durch die Sorgfalt des Hrn. Landrath Barsch neu gefafst und durch
ein geschmackvolles Kuppeldach geschützt, und neuerdings analysirt.
Der neuesten Analyse zufolge hat das M.wasser die Tempe-
ratur von 8,1° R. bei 12,3° R. der Atmosphäre, und enthält nach
Schmitz und Velin g in 10,000 Theilen:
Chlornatrium
Schwefelsaures Natron
Kohlensaures Natron
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaures Eisen .
Unauflöslichen Rückstand
Verlust .
7,3400 Th.
3,7200 —
18,7500 —
3,4700 —
0,4400 -
2,1200 —
0,5000 —
3,6700 —
40,0100 Th.
Freie Kohlensäure .... 45,2000 Th.
(In dieser Analyse scheint indefs der Eisengehalt zu hoch an-
gegeben.)
G. Bischof a. a. O. S. 165.
Hufeland und Osann's Journal der prakt. Heilk. Bd. LXXII.
St. 1. S. 104. — 1827 Supplementheft S. 126.
R. Brandes Archiv Bd. XXVI. S. 160.
Harlefs a. a. O. S. 126.
Harlefs in: Hufeland und Osann's Journ. der prakt. Heilk.
Bd. LXXII. St. 1. S. 104.
Die DraisweiTter- o der Dr eiser- Weiher M. quellen im
Reg.Bezirk Trier, im Kyllthale, zwei Stunden von Daun, anderthalb
von Hillesheim, in einer vulkanischen Gegend, bei den Dörfern Dreis,
Dockweiler, Pruck und Oberheh auf einer von Anhöhen wallförmig
umgebenen Wiese, welche früher mit Wasser bedeckt zu den soge-
nannten Maaren gehörte. Nach G. Bischof sind hier vier M.quel-
len zu unterscheiden : 1. die Dreisader, 2. der Kuchendreis,
3. der Jude ndreis und 4. der Stock dreis.
Die beiden ersten liegen nahe bei einander, sind sehr reich au
kohlensaurem Gase, Salzen und Eisen. Das M.wasser des Juden-
dreis dagegen enthält zwar auch nach G. Bischof viel freie Koh-
lensäure, kohlensaures Natron, aber wenig Chlornatrium, gar kein
II. Theil. I i
498
Glaubersalz, wenig Kalkcrde und nur äufserst wenig Eisen. Untei
allen vier M.quellen zeigt die Dreisader die stärkste Entwickeln^
von freier Kohlensäure , etwas weniger der Kuche-ndreis und noci
weniger die beiden letztern. Die Temperatur dieser M.quellen ist
10-10,5° R.
Das Gebirge in Rheinland- Westpbalen von Nöggeratb. Bd.
S. 66. 72.
G B i s c b o f a. a. O. S. 162.
Harle fs a. a. O. S. 123.
Die M. quelle zu Gerolstein im Kyllthale, eine Stunde von
Birresborn entfernt, am Fufse eines der ausgebrannten, von Sten-
gel beschriebenen Vulkane der Eifel. Sein Krater ist noch wohl
erhalten, und die Lavaströme ergiefsen sich über Uebergangs-
kalkstein.
Das M.wasser scheint dem von Birresborn ähnlich, sich aber
wesentlich von vielen andern Säuerlingen dadurch zu unterscheiden
dafs dasselbe frei von Eisen ist.
Stengel in: Das Gebirge in Rheinland- Westpbalen von Nüg
gerath. Bd. I. S. 92.
G. Bischof a. a. 0. S. 165.
Harlefs a. a. 0. S. 127.
Der Brudeldreis auf dem rechten Kjllufer unfern Birresborn'
und die Quelle bei Hezerath, fünf Stunden von Trier, — zwe<
Gasquellen, welche mit einem, sehr weit vernehmbaren Geräusch, aus
Grauwacke kohlensaures Gas entwickeln.
J. Fr. Schanat, Eiflia illustrata, — übersetzt von Bärschi
1824. T. I.
Schwciggers Journal der Chemie. 1825. N. R. Bd. XII. St. I
Harlefs a. a. 0. S. 124.
Die W imminger oder Caud enthalcr M. quelle auf den
rechten Ufer der Mosel, zwei Stunden von Coblenz, dem Fleckei
Wimmingcu gegenüber, schon von Günther v. Andernach um
Tab ern ä montan us gerühmt, scheint nur wenig Eisen zu enthal
ten, aber reicher au kohlensaurem Natron und Chlornatrium zu sein
Harlefs a. a. 0. S. 125.
Die M. quelle zu Wehr und die Wohlmühler M quelle
unfern der M.quellen von Ober- und Nieder - Zissen , schon vot
Günther v. Andernach und Tab ernäm ontanus erwähnt.
Harlefs a. a. 0. S. 128.
Die M.quellen bei der Stadt Dann im Reg. Bezirk Triei
(ine Stunde östlich von Gerolstein, der Zahl nach drei, nämlich
499
1. der Lenziger M.brunnen, weniger Eisen, aber mehr Kohlen-
säure als die übrigen enthaltend, wegen seines angenehmen Ge-
schmacks von den Bewohnern der Umgegend gern getrunken. 2. Der
Hotzerbrunnen, reicher an Eisen und Salzen als der vorige, und
3. der Daunerbecher, ausgezeichnet durch die Menge seines Ei-
sengehaltes.
Harlefs a. a. 0. S. 122.
Der Säuerling im Titale Ehr enbr eilstein, auf dem
rechten Rheinufer, Coblenz gegenüber, am östlichen Eude von Eh-
renbreitstein, am Fufse der Arzheimer Höhe, auch nach dem nahen
Dorfe Mühlen der „Mühlener Sauerbrunnen'' genannt, — schon von
Giinthcrv. Andernach und Tabernämo ntanus gekannt, we-
gen seines angenehmen Geschmackes ein Lieblingsgetränk der Be-
wohner von Coblenz und der Umgegend.
Nach Döbereiner's Bestimmung enthalten 700 Kub. Zoll dieses
M.wassers :
Talkerde .
. - 19,0 Gr.
Kalkerde .
26,9 —
Natron
29,5 —
Kieselsäure
15,0 —
Kohlensäure
41,4 -
131,8 Gr.
Aufser diesen eine geringe Menge von Eisen und Kochsalz.
Harlefs a. a. 0. S. 139.
Döbereiner, über chemische Constitution der Mineralwasser.
S. 17. 18.
Die M. quelle bei Riedenberg an der Westseite des Hoch-
waldes, im Regierungs-Bezirk Trier, vier Stunden von Birkenfeld in
der Richtung gegen Trarbach zu, ehemals zu der hintern Grafschaft
Sponheim gehörig. Noch maugelt eine gute Analyse derselben.
Harlefs a. a. O. S. 142.
Aufser diesen finden sich noch eine Menge weniger bekannter
Säuerlinge, unter andern der Pönterbrunnen. die M.quellen von
Mettersdorf, Bassenheim, Kerlich u. a.
An diese M.quellen schliefsen sich zwei andere, zwar nicht im
Grofsherz. Niederrhein, sondern in dem Grofsherz. Oldenburgischen
Fürstenthum Birkenfeld nahe bei einander gelegene, — die M.quellen
zu Hambach und Schwollen.
Beide M.quellen scheinen schon in den ältesten Zeiten bekannt
Ii2
500
gewesen zu sein; einen bedeutenden Ruf erlangten sie in der letzten
Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts. Raveustein beschrieb sie
1744 und Maler 17S4, 17S0 -wurde ein Badehaus gebaut. Dem Eni-
porblühen der Badeanstalt trat indessen die französische Revolution
hinderlich entgegen. Seit dem J. 1815, wo das Fürstenthum unter
Oldenburgische Herrschaft kam, hat sich besonders Hr. Dr. Rieken
um die M. quellen wesentliche Verdienste erworben, sowohl durch
Vorschläge zur bessern Benutzung derselben, als durch eine sehr aus-
führliche Monographie. — Die Errichtung eines neuen Kur- und Ba-
dehauses mit Einrichtungen zu M. schlämm- und Gasbädern, so wie
zu Douche- und Regenbädern steht bevor.
1. Die M. quellen oder der Sauerbrunnen zu Hamb ach,
einem Dorfe, eine Stunde von Birkenfeld, von Kreuznach 14 Stunden,
von Bingen 18 Stunden, von Trier 10 Stunden entfernt, liegen in ei-
nem anmuthigen Thale zwischen zwei waldbekränzten Bergen , an i
der Landstrafse, die von Birkenfeld nach dem Huudsrück und an die
Mosel führt.
Man unterscheidet hier vier Quellen, die zur Klasse der alkalisch-
erdigen Eisenwasser gehören:
«.Die Hau pt- Trink qu eile, ovalrund in Wackensteinen ge-
fafst, aber unbedeckt, giebt in einer Stunde 339 Litres Wasser. Das i
frisch geschöpfte M.wasser ist vollkommen hell und klar, perlt stark;
der Einwirkung der atmosphärischen Luft ausgesetzt, fängt es nach
zwölf Stunden an sich zu trüben und läfst später gelb-röthliche
Flocken von Eisenoxyd fallen. Es hat einen stechenden, säuerlichen,
etwas zusammenziehenden, erfrischenden Geschmack und eine Tem-
peratur von 8,75° R. nach Kastner. Die speeif. Schwere beträgt
nach Becker: 1,005.
Dieses M.wasser zeichnet sich durch eine sehr feste Bindung der
Kohlensäure und eine sehr grofse Innigkeit der Mischung seiner Be-
standteile aus, daher es auch versendet werden kann.
b. Die Albertusquelle, 1781 entdeckt, 70 Schritte oberhalb der
Trinkquelle, an eiuer sumpfigen Stelle, gefafst und auch bedeckt,-
giebt in eifler Stunde 168 Litres Wasser. Das Wasser derselben ist
klar, perlt aber minder stark und hat einen minder stechenden Ge-
schmack, als das der vorigen Quelle; — der Geruch erinnert entfernt
an Schwefelwasserstoff. Die Temperatur beträgt nach Becker 9,5°
R. und das spec. Gewicht 1,004.
c, d. Die Bade quellen, zwei an der Zahl, eine grölsere und
eine kleinere, ebenfalls gefafst. Die gröfsere liefert in einer Stunde
hinreichendes Wasser zu '26 Bädern. Der Geschmack des Wassers
ist wie bei der vorigen Quelle, aber der Geruch stärker nach Koh-
lensäure, welche sich so stark entwickelt, dafs sie eine 1^ Fufs starke
Schiebt über dem Spiegel der Quelle bildet. Das spec. Gewicht des
Wassers ist nach Bccktr 1,004; die Temperatur 11—12° R>, — nach
Käst iifi nur 8,40° B.
501
2. Die M. quellen zu Schwollen, eine Viertelstunde vom
Dorfe Schwollen, zwei Stunden von Birkenfeld, dreiviertel Stunden
vom Hainbacher Sauerbrunnen entfernt.
Man unterscheidet hier zwei Quellen, welche zwischen den alka-
lisch-salinischen und alkalisch-erdigen Eisenwasseru in der Mitte ste-
hen, und sich auch durch ihren Gehalt an Brom- und Jodnatrium
auszeichnen.
a. Die obere Trink quelle, gefafst und mit einem Dache
versehen, giebt in einer Stunde 189 Litres Wasser. Dasselbe ist klar
und perlend, von milderem, nicht so zusammenziehendem Geschmacke
als das der Hamhacher M.quellen, doch stechender auf der Zunge,
Die Temperatur beträgt 9,75° R. nach Kastner.
Die frühere Meinung, dafs dies M.wasser sich nicht gut zur Ver-
sendung eigne, theilt Kieken, gestützt auf eigene Erfahrung, nicht.
b. Die untere M. quelle, gefafst, früher bedeckt, jetzt offen,
giebt in einer Stunde 146 Litres Wasser, das sehr klar, stark per-
lend und von angenehmem, erfrischendem Geschmack ist. Die Tem-
peratur beträgt nach Kästner 9,2° R.
Zu bemerken ist noch der rings um alle M.quellen, besonders um
die untere Schwollener Quelle, in sehr bedeutender Menge sich vor-
findende, fettig anzufühlende, rothbraune Mineralschlamm, welcher als
ein ocherartiger Niederschlag der M.quellen zu betrachten ist.
Sowohl die Hambacher als die Schwollner M.quellen entspringen
aus Uebergangsgebirge, und zwar aus Grauwacke. —
Chemisch analysirt Avurden die Hambacher und Schwollener M.-
quellen zuerst von Maler (1778, 1781 und 1782), dann (1835—1836)
vom Apotheker Adam Becker und zuletzt (1S3S) vom Professor
Kastner.
Die Hambacher M.quellen enthalten in sechzehn Unzen nach
Maler:
1. Die Trinkquelle: 2. Die Badequelle:
Kohlensaures Natron „ 0,629 Gr. . . 0,370 Gr.
Kohlensaure Kalkerde . 3,703 — , . 2,296 —
Kohlensaures Eisenoxydul 0,200 — . . 0,120 —
Kohlensaure Thonerde , 1,481 — . . 0,312 —
6,013 Gr. 3,098 Gr.
Kohlensaures Gas . , 21,333 Kub. Z. 13,500 Kub.Z,
3. Die Albertusquelle :
Kohlensaures Natron . . . 0,111 Gr„
Kohlensaure Kalkerde . , 1,111 —
Kohlensaures Eisenoxydul . 0,120 —
Kohlensaure Thonerde . . 0,592 —
1,934 Gr.
Kohlensaures Gas . . „ 13,500 Kub. Z.
502
Nach deu neuem Analysen enthält in sechzehn Unzen
Die Trinkquelle
nach Becker:
Kohlensaures Natron
Kohlensaures Lithion
Kohlensaure Ba^terde
Kohlensaure Strontianerde
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaures Manganoxydul .
Kohlensaures Eisenoxydul
Quellsaures und qucllsatzsaures
Natron .....
Schwefelsaures Natron .
Phosphorsaures Natron .
Basisch-phosphorsaure Thonerde
Kieselsäure ....
Thonerde
Fluor-Calcium ....
Chlorkalium ....
Chlornatrium ....
Chlorlithium ....
Bromnatrium ....
Jodnatrium ....
Extractivstoff und Verlust
1,339 Gr.
Spuren
Spuren
1,117 —
0,382 —
Spuren
0,835 —
0,095 —
0,010 —
0,286 —
0,006 —
0,006 —
0,045 —
0,076
Kohlensaures Gas
4,197 Gr.
24,66 Kub.Z.
Die Hambacher Badequelle enthält nach K a s
Kuh. Z. Kohlensaures Gas.
nach Kästner:
1,4150 Gr.
0,0050 —
0,0005 —
0,0004 —
1,1156 —
0,3850 —
0,0015 —
0,6525 —
0,0125 —
0,0945 —
0,0095 —
0,0012 —
0,2775 —
Spuren
0,0250 —
0,0435 —
Spuren
0,0005 —
Spuren
4,0397 Gr.
25,3596Par.K.Z.
tner: 16,65 Par.
Von den Seh wollner M. quellen enthalten in sechzehn Unzen
nach Maler:
1. Die obere Trinkquelle :
Kohlensaures Natron . . 1,55 Gr.
Kohlensaure Kalkerde . . 3,85 —
Kohlensaures Eisenoxydul . 0,12 —
Thonerde
0,67 —
6,19 Gr.
17,33 Kub.Z.
Die untere Quelle :
1,37 Gr.
5,47 —
0,12 —
0,67 —
7,63 Gr.
16,66 Kub. Z.
Kohlensaures Gas
Nach den neuern Analysen enthält in sechzehn Unzen :
Die obere Trinkquelle
nach Becker: nach Kästner
Kohlensaures Nation . . 1,855 Gr. . 1,8750 Gr.
Kohlensaures Lithion . . 0,023 — . 0,0225 —
503
0,017 Gr.
0,0015 Gr.
0,012 —
0,0012 —
0,994 —
0,9925 —
0,636 —
0,6415 —
Spuren
0,0018 —
0,685 —
0,4925 —
m
0.0135 —
0,145 —
0,1465 —
0,119 —
0,1185 —
le .
0,0015 —
0,259 —
0,2575 —
0,143 —
0,1425 —
0,0005 —
0,122 —
0,1225 —
0,511 —
0,5115 —
.
0,0010 —
0,0011 —
0,017 —
0,0165 —
0,660 —
.
Kohlensaure Baryterde
Kohlensaure Strontianerde
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaures Manganoxydul .
Kohlensaures Eisenoxydul
Quellsaures und quellsatzsaures
Natron
Schwefelsaures Natron .
Phosphorsaures Natron .
Basisch phosphorsaure Thonerde
Kieselsäure
Thonerde ....
Fluorcalcium
Chlorkalium
Chlornatrium
Chlorlithium
Bromuatrium
Jodnatrium
Extractivstoff uud Verlust
6,198 Gr. 5,3616 Gr.
Kohlensaures Gas . 24,00 Kub. Z. 24,9040Par.K.Z.
Die Schwollener untere M.quelle ergab nach Kastner: 19,475
Par. Kub. Z, kohlensauren Gases. —
Die M.quellen zu Hainbach und Schwollen werden bis jetzt nur
als Getränk und Wasserbad benutzt, indessen lassen sich auch leicht
M.schlammbäder und Gasbäder 'einrichten. — Zum Trinken bedient
man sich vorzugsweise der Hambacher Trink- und Albertusquelle, so
wie der oberen Schwollener Quelle.
Getrunken wirken sie im Allgemeinen belebend, reizend, stärkend,
ohne zu sehr zu adstringiren, im Gegentheil zugleich gelinde auflö-
send, eröffnend auf die Urinwerkzeuge und den Darmkanal, und wer-
den auch bei schwacher Verdauung leicht und gut vertragen. Ver-
möge ihres etwas gröfsern Gehalts an Salzen, Brom und Jod besitzt
die Schwollener M.quelle mehr auflösende Kräfte als die Hambacher,
deren Wirkung wegen ihres gröfsern Eisen- und geringeren Salzge-
haltes tonisirender ist.
Sie wirken daher vorzüglich auf die Organe der Blutbereitüng,
die Circulation des Bluts beschleunigend, seinen Cruor vermehrend,
— auf das Nervensystem, stärkend, reizend, belebend, die zu grofse
Reizbarkeit desselben vermindernd und in gleichem Verbältnifs
seine Iieaction vermehrend, — auf das Muskelsystem stärkend, be-
lebend, — auf das Hautsystem die Absonderung der Haut vermindernd
und ihre Spannkraft erhöhend, — auf das Knochensystem die Cohäsion
desselben vermehrend, — auf das Drüsen- und Lymphsystem und alle
schleimabsonderudeu Häute, ganz besonders aber auf den Unterleib
stärkend und doch zugleich auflösend, — auf die Niereu die Urinse-
504
cretion vermehrend und zugleich stärkend, — die Productivität im
Allgemeinen vermehrend und von specifiker Wirkung auf das Uterin-
system.
Als Wasserbad angewendet, wirken die Hambacher und Schwol-
lener M.quellen auf eine ihrer Wirkung beim innern Gebrauch ana-
loge Weise.
Diese M.quellen eignen sich daher vermöge ihrer stärkenden, rei-
zenden, gelinde auflösenden Wirkungen zur Anwendung in allen den !
Fällen, wo Belebung und Stärkung ohne zu grofse Zusammenziehung i
und Erhitzung, wo Auflösung ohne Schwächung, Verbesserung und
Kräftigung der flüssigen und festen Theile beabsichtigt wird, — bei I
Krankheiten von Schwäche des Nerven- und Gefäfssjstems , bei j
passiven Blut- und Schleimflüssen, Kachexieen und in vielen Fällen
von Stockungen und andern Leiden der Digestion , Assimilation und
Nutrition, — Leiden des Haut- und Muskelsystems von Schwäche, —
und als Nachkur nach dem Gebrauche schwächender, auflösender
Heilquellen.
Wenn daher die M.quellen contraindicirt sind bei allen acuten
fieberhaften Krankheiten, Vollblütigkeit und Neigung zu entzündlichen
Krankheiten und activen Blutflüssen, apoplektischer Anlage, organi-
schen Fehlern des Herzens und der grofsen Gefäfse, sowie bei Ver-
härtung und Exulcerationeu wichtiger Centralorgane, so sind dagegen
die Krankheiten, in denen sie sich besonders hilfreich erwiesen ha-
ben, nach Rieken folgende: — Hj'pochondrie und Hysterie, —
Krämpfe und Zittern der Glieder mit dem Charakter nervöser Schwä-
che, — örtliche krampfhafte und schmerzhafte Affectionen, Schwäche
der Sinnesorgane, Lähmung, — chronische Rheumatismen und Gicht mit
dem Charakter der Atonie, — krankhafte Reizbarkeit und Schwäche der
äufsern Haut mit Neigung zu profusen Schweifsen, — Scropheln und
Rhachitis, — Schwäche des Magens und Darmkanals, — Neigung zu
passiven Blutungen , — übermäfsige Schleimabsonderungen der
Schleimhaut und der Respirationsorgane, — Bleichsucht und Anomalieen
der Menstruation, — Neigung zu Metrorrhagieen und Abortus, Un-
fruchtbarkeit, Fluor albus in Folge atonischcr Schwäche, Blennorrhöen
der Urinwerkzeuge, Nachtripper, — Mercurial-Dyskrasieen.
J. F. Ravenstein, Bericht von den bei Birkenfeld befindlichen
mineralischen Heil- und Gesundbrunnen. Zweibrücken 1744.
F. W. Maler, Beschreibungen und Wirkungen des Hambacher
und Schwollener Sauerbrunnens. Karlsruhe 1784.
Harlefs a. a. 0. S. 145 ff.
Die Heilquellen bei Hambach und Schwollen in dem Grofsherz.
Oldenb. Fürstenthum Birkcnfeld , ihren physischen und chemischen
Verhältnissen nach untersucht im Jahre 1S3S von Dr. K. W. G.
Kästner.
Heinr. Chr. Ricken, die eisenhaltigen M.quellen zu Hambach
und Schwollen im Grofsherz. Oldenb. Fürstenthum Birkenfeld. Brüs-
sel und Leipzig 1840.
III, Die Heilquellen der Provinz Westphalen.
R
eich an starken Kochsalz- und Eisenquellen, besitzt
Westphalen mehrere sehr kräftige Sclnvefelquellen, aber
keine heifse Thermalquelle.
Hinsichtlich der Lage der einzelnen M.quellen und der
Formation, Höhe und Richtung der Gebirgszüge im Ver-
gleich mit denen des südlichen Teutschlands, ergiebt sich
eine wesentliche Verschiedenheit. Die Wesergebirge und
der Teutoburger Wald haben nur eine mäfsige Höhe, das
Land der Vechte und Ems erhebt sich an vielen Orten nicht
über 60 — 80 Fufs über dem Meere, der Weserspiegel bei
Minden beträgt nur 8S F., — die Höhe der Eisenquelle zu
Ründeroth 460 F., der Salzquellen zu Westerkotten 305 F.,
Salzkotten 315 F., Salz-Uffeln 254 F., Königsborn bei
Unna 226 F., Werl 264 F. über dem Meere.
Als die Geburtsstätte der zahlreichen M.quellen West-
phalens ist das beträchtliche Flötzgebirge zu betrachten,
•welches die Flufsgebiete der Weser, Lippe und Ruhr durch-
streicht, und an die Gebirgszüge des rechten Rheinufers
sich anschliefst. Von besonderer Bedeutung für die Ent-
stehung der einzelnen M.quellen sind hier die verschiede-
nen Gebirgsarten: für die zahlreichen Kochsalzquellen der
ältere Flötzkalk und die vorhandenen Salzlager, — für die
vorkommenden kalten Schwefelquellen die zum Theil be-
trächtlichen Steinkohlenflötze, und für die zahlreichen Eisen-
506
quellen die Sand-, Thon- und Mergelgebirge. Zwischen
der Weser und Paderborn herrscht vor ein bunter Sand-
stein mit buntem Mergel, Thon- und Sandniergel, in dem
Weserthal findet sich Muschelkalk, bedeckt durch jüngere
Lager von Schieferthon, Thonmergel und einem lockeren
schieferigen Sandstein. In unterbrochener Lagerung zeigt
sich diese Decke auf der Höhe zwischen Höxter und Bra-
kel, zieht sich nordwärts bis in die Gegend von Pyrmont,
fehlt theilweise in den Umgebungen von Driburg. Trotz
des häufigen Vorkommens von Basalt in den Umgebungen
von Kassel, finden sich nördlich vom Diemelfluis Basalte
und dem Basalt ähnliche Bildungen nur selten. So fand
F. Hoff mann Basalt unweit Lemgo und Bielefeld, Grau-
wacke bei Salzuffeln, und nordwärts von Bielefeld eine
schwarze, feinkörnige, kieselige Gebirgsart, welche dem
Hornfels am Harze und mehreren Basalten zu gleichen
scheint. — Ueber die gcognostischen Verhältnisse des lin-
ken Weserufers hat früher schon v. Beroldingen und
Hausmann lehrreiche Untersuchungen mitgetheilt, an sie
schliefsen sich die gründlichen, mit sehr detaillirten Profil-
zeichnungen und Karten der verschiedenen Gebirgsarten
und Gebirgszüge erläuterten, welche wir F. Hoffmann
verdanken.
In Bezug auf die Mischungsverhältnisse der vorkom-
menden M.quellen ist besonders bemerkenswerth der grol'se
Reichthum an Kochsalzquellen, — sie finden sich sehr
häufig in dem westlichen Theile, aber auch in dem östli-
chen bildet Kochsalz in andern Quellen, namentlich in de-
nen von Godelheim, einen vorwaltenden Bestandthcil. Die
Mehrzahl der Eisenquellen zeichnet sich durch einen be-
trächtlichen Gehalt an Eisen aus. In Bezug auf ihren
Gehalt an freier Kohlensäure findet eine wesentliche und
zu beachtende Verschiedenheit statt ; — sehr reich au freier
Kohlensäure sind die auf dein linken Ufer der Weser ge-
legeneu, unfern Höxter und Driburg, die dagegen westlich
gelegenen in dem Flußgebiete der Lippe und Ems, obgleich
507
zum Theil sehr reich an festen Bestandteilen, enthalten
verhältnifsmäfsig weniger flüchtige Bestandteile.
Wenn auch im Allgemeinen die Einrichtungen der
zahlreichen Kuranstalten, welche Westphalen besitzt, noch
viele Mängel haben mögen, so sind doch dabei die grofsen
Vorzüge nicht zu verkennen, welche einige besitzen. Als
Muster einer trefflich eingerichteten Kuranstalt mufs das
mit Recht so gerühmte Driburg genannt werden.
Von Eisenquellen sind die zu Driburg, Taten-
hausen, Gripshofen, Holzhausen, — von Schwefel-
quellen die zu Fiestel und Valdorf, — und von
Kochsalzquellen ausser den bekannten Soolen, die zu G o-
d el h e im besonders hervorzuheben.
Teutschland geogn. geol. dargestellt von Chr. Keferstein.
Bd. V. St. 1. S. 140.
Das Gebirge iu Rheinland-Westphalen von Nöggerath. Bd. HI-
S. 42.
F. Hoffmann's Beiträge zur genauem Kenntnifs der geoguo-
stischen Verhältnisse Nord- Teutschlands. Berlin 1823.
F. Hoffmann in: Poggen d orf f 's Annalen der Physik. Bd.
LXXIX. St. 1.
F. Hoff mann in: Karsten'« Archiv für Berghau und Hütten-
wesen. Bd. XII. S. 264. Bd. XIII. St. 1. S. 1.
F. Hoffmann, Ucbersicht der orograph. und geogn. Verhält-
nisse des nordwestl. Teutschlands. 1830.
1. Die M. quell en zu Driburg. Die kleine
Stadt Driburg liegt von Paderborn nur wenige Meilen ent-
fernt, 300 Fufs über dem Spiegel der Weser, in einem an-
genehmen Thale, welches rings von mäfsigen Höhen um-
schlossen wird. Die Stadt zählt 1482 Einwohner und ist
sehr alt. Ob ihr Name von einer berühmten Familie die-
ses Namens, welche schon im fünfzehnten Jahrhundert
ausstarb, oder von der Zusammenziehung „nach d'r Iburg"
(deren Trümmer sich bei Driburg befinden) abzuleiten sein
dürfte, ist noch zweifelhaft.
Das Klima von Driburg ist wegen seiner Lage im Winter rauh,
sonst gesund, endemische Krankheiten sind unbekannt, Epidemieen kom-
men nur selten vor.
508
I
Die M.quellen und das sie umgebende, zur Aufnahme
von Kranken und zur Benutzung der Quellen bestimmte
Etablissement liegt nord-östlich von der Stadt.
Die erste Erwähnung der M.quellen von Driburg that
L. Thurneysser. In der Mitte des siebzehnten Jahrhun-
derts schenkte F e r d i n a n d v. F ü r s t e n b e r g, Fürstbischof
von Paderborn, ihnen seine besondere Aufmerksamkeit,
liefs den Trinkbrmmcn fassen, sein Leibarzt Rottendorf
stellte in einem Brief das Driburger Wasser höher als das
von Eger, Schwalbach, Spaa und Wildungen; Bernhard
Rotger Tork und Leonhard Frison besangen seine
Heilkräfte. Chemisch untersucht wurde dasselbe 1714 auf
Veranlassung des Fürstbischofes Franz Arnold Wolf-
Met t er nie h zu Gracht von Dr. E. Nessel und Son-
de rland. Die Versendung des Wassers geschah zuerst
auf Rechnung der Stadt Driburg, von 1754 an aber auf
Rechnung der fürstlichen Kammer.
Im Jahr 1782 wurde der Freiherr von Siersdorpf
vertragsmäfsig Besitzer der M.quellen, und seine Schöpfung
ist jetzt das schöne Etablissement, welches die Quellen
umgiebt. Geschmackvolle Wohnungen zur Aufnahme von
Kurgästen wurden erbaut, die einzelnen Quellen zweck-
mäfsig gefafst, vortreffliche Bäder eingerichtet, erfahrene
Aerzte berufen und die Umgebungen der Quellen durch
freundliche Aulagen verschönert. — Zur unentgeltlichen
Verpflegung und Behandlung wurde eine Anstalt gegrün-
det, in welcher jährlich arme Kranke aufgenommen und
verpflegt werden können.
Unter den neuern Monographieen und Mittheilungen
über die M.quellen zu Driburg sind die »von Brandis,
W. A. Ficker, L. W. F ick er und Brück, jetzt
Brunnenarzt zu Driburg, besonders zu erwähnen. —
D.is Leben in Driburg ist weniger geräuschvoll, als
in gröfsern und glänzenderen Badeetablissements, und da-
her häufig denen mehr zusagend, welche an ein ruhigeres
509
Leben gewöhnt, hier blofs ihrer Gesundheit und einer
freundlichen Natur leben wollen.
Die Zahl der D. jährlich besuchenden Kurgäste betrug früher
3 — 400, hat sich aber in den letzten Jahren auf 160 — 216 vermindert.
Ausser dem Wasser der als Getränk benutzten Eisenquelle wird
auch das der Hersterquelle versendet.
Die nächsten Umgebungen der M.quellen bestehen aus
einem mächtigen Lager von Torf- und Moorerde mit tuff-
steinartigen Bildungen, welches auf einem grofsen mit
Kalk gemengten Thonlager ruht. Die Berge, welche zu-
nächst sicli den Hauptquellen erheben, bestehen aus Mu-
schelkalkstein 5 in welchem dolomitische Massen vorkom-
men ; theilweise zeigt sich unter Muschelkalk bunter Mer-
gel und unter diesem ein mürber braunrother Sandstein
mit silberfarbigem Glimmer.
Die ganze Gegend ist reich an M.quellen und starken Ausströ-
mungen von kohlensaurem Gase.
Besonders bemerkenswerth ist das Lager von schwarzbrauner
Moor- oder Torferde, dessen Durchmesser an einigen Stellen nur 3,
an andern indefs 12 Fufs beträgt, und welche zur Bereitung der
M.scblammbäder benutzt wird.
Die zu Driburg vorzugsweise benutzten M.quellen ge-
hören zu der Klasse der erdig-salinischen Eisenquellen, —
sie scheinen einem gemeinschaftlichen, grofsen, tiefen Heerd
ihre Entstehung zu verdanken. Sehr reich an Schwe-
fel-, salz- und kohlensauren Salzen, kohlensaurem Eisen
und kohlensaurem Gase, wetteifern sie hinsichtlich ih-
res Gehaltes und ihrer Wirkungen mit denen von Pyr-
mont.
Sehr bemerkenswerth in den Driburger M.quellen ist die feste
Bindung der Kohlensäure an das Wasser, wie bereits früher schon
bemerkt (Vergl. Bd. I. S. 32. Zweit. Aufl. S. 34). Die schon mitge-
theilten Ergebnisse bestätigen die von Du Mesnil unternommenen
Versuche. Nach Du Mesnil enthält Wasser, in welchem ein Bad
von 26° R. genommen worden war, in einem Pfunde noch 19j5Kub.Z.
kohlensaures Gas. Hieraus erklärt sich, warum dasselbe bei Versen-
dungen verhältnifsmäfsig wenig verändert wird.
Man unterscheidet folgende M.quellen:
1. Die Trink quelle. Ihr Wasser ist vollkommen
510
!]
klar, durch sichtig, scheint unaufhörlich zu kochen, entwi-
ckelt viel Luftblasen, und besitzt irisch geschöpft und ge-
trunken einen bitterlich-salzigen, später etwas zusammen-
ziehenden Geschmack. Ihre Temperatm* beträgt 8° R., ihr
spec. Gewicht 1,00401. Nach wiederholten Untersuchun-
gen giebt sie in einer Stunde 63 Pfund Wasser und ent-
wickelt in gleicher Zeit 250 Kub. Fufs kohlensaures Gas.
Sie wird nicht blofs in Driburg als Getränk benutzt, auch
versendet.
2. Die Badequelle de s alten Badehauses, voni
der vorigen 60 Schritte entfernt. Ueber dem Spiegel des
M. wassers befindet sich in einem geschlossenen und zu
Gasbädern benutzten Räume eine Schicht von kohlensau-
rem Gase, deren Höhe bis zu mehreren Fufs steigt.
3. Die Badequelle des Armenhauses, seit 1824
gefafst, sehr ergiebig, in ihrein Gehalte der vorigen ähn-
lich. —
An diese Heilquellen schliefsen sich folgende, nur zum
Theil benutzte M.quellen:
4. Der Mühlbrunnen, von der Trink quelle gegen
tausend Schritte entfernt.
5. Der Wiesenbrunnen, am Ende der grofsen
Allee, von der Trinkquelle westlich, achthundert Schritte
entfernt. Seine Temperatur beträgt 12° R., nach Ficker
enthält er viel kohlensaures Gas, an festen Bestandtheilen
kohlensaure Kalk- und Talkerde, Chlornatrium, aber kein
Eisen.
6. Der Luisenbrunnen, in östlicher Richtung 1200
Schritte von der Trinkquellc entfernt, zwischen dem Ro-
sen- und Steinberge. Seine Temperatur beträgt 10° R.,
sein spec. Gewicht 1,00235.
Von der Trinkquellc unterscheidet er sich durch sei-
nen geringeren Gehalt an Kohlensäure und kohlensaurem
Eisen; mit Rcagentien angestellte Versuche lassen koh-
lensaures Natron vermuthen.
511
7. Die Herstcr M.quelle, nahe bei dem Dorfe
Herste, in süd-östlicher Richtung eine Stunde von Driburg
entfernt, seit mehreren Jahren schon gefafst und be-
nutzt.
Ihr Wasser ist klar, durchsichtig, entwickelt viel Luft-
blasen und besitzt einen angenehmen, kühlenden, erfrischen-
den, säuerlich-salzigen Geschmack, welcher an der Quelle
jedoch nicht frei von einem schwachen Beigeschmack von
Schwefelwasserstoffgas ist. Ihre Temperatur beträgt 10° R.
In Vergleich mit der Trinkquelle scheint sie weniger
kohlensaures Gas und kohlensaures Eisen zu enthalten und
letzteres sich leicht aus dem Wasser zu präcipitiren.
8. Der Schmechtener M.brunnen, eine Viertel-
stunde von der vorigen entfernt, in einer alten Eichenwal-
dung, unfern des Dorfes Schmechte, früher unter dem Na-
men des „Methbrunnens" bekannt, gegen Nierensteine be-
sonders gerühmt, in seinen Mischungsverhältnissen der vo-
rigen Quelle sehr ähnlich.
9. Der Buller born, zwischen dem vorigen und der
Hersterquelle, — ein gewöhnliches Moorwasser von gelbli-
cher Farbe, einem unangenehmen moorigen, schwach säuer-
lichen Geschmack, ohne besonders bemerkenswerthe Be-
standtheile.
Sehr bemerkenswert!! ist die starke Entwickelung von kohlensau-
rem Gase, welche in der ganzen Gegend um diese Quelle statt findet.
Unter dem Moorlager, welches die Umgebung dieser Quelle bedeckt,
läfst sich ein unterirdisches Getöse vernehmen, ähnlich dem von ko-
chendem Wasser. Ueberall, wo man hier eine Grube gräbt oder auch
nur mit einem Stocke in die Erde stöfst, quillt zischend ein Strom
von kohlensaurem Gase hervor. In den mit Wasser gefüllten Gruben
entwickelt sich das kohlensaure Gas in Form grofser Blasen.
10. Die Saatzer Schwefelquelle, eine Viertel-
stunde von Driburg süd-östlich, nicht weit von der Herster
M.quelle, seit 1813 gefafst. Ihr Wasser entwickelt viel Luft-
blasen, ist klar, im Brunnen etwas opalisirend, von einem
starken Schwefelgeruch und Geschmack, besitzt die Tem-
peratur von 12° R., friert nie im Winter und läfst auch
512
bei der gröfsten Trockenheit und Dürre im Sommer eil
Wasscrabnakme nickt wahrnehmen.
Ckemisck mitersuckt wurden die M.quellen von Dri-
burg:, früker von Westrumb, und neuerdings von Du-
M es n iL Diesen zufolge enthalten in sechzehn Unzen
TS asser:
1. Die .Trinkquelle
Schwefelsaures Natron
Schwefelsaure Talkerde
Schwefelsaure Kalkerde
Chlornatrium
Chlorcalcium
Chlortalcium
Kohlensaures Aluminiumoxyd
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaures Eisen • - .
Kohlensaures Eisenprotoxyd
Harzstoff ....
Kohlensaures Manganprotox3'd
Kohlensaures Gas
i>V e s t r u m b : n
ich Du M esnil:
. 11,68 Gr. .
3,888 Gr.
2,85 —
4,250 -
. 10,68 —
8,425 —
0,23 —
0,06 —
.
0,93 —
0,535 —
6,89 —
■
0,24 —
.
.
9,123 —
1,33 —
.
.
0,512 —
0,13 —
.
.
0,072 —
35,02 Gr.
26,805 Gr.
28,00 Kub.Z.
41,65 Kuh. Z.
Chlortalcium . . .
Chlornatrium .
Schwefelsaure Talkerde
Schwefelsaure Kalkerde
Schwefelsaures Natron .
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaure Talkerde .
Kohlensaures Eisenoxydul
Kieselerde
Harzige Materie .
Kohlensaures Gas
2. Der Luisenbrunnen : 3. Die Hersterquelle;
nach Du Mc snil:
1,02 Gr.
0,06 Gr.
0,22 -
4,46 —
5,57 —
4,48 -
6,48 —
0,37 —
0,24-
0,06 —
21,94 Gr.
26,66 Kub.Z.
0,39 —
6,33 —
12,17 —
4,94 —
5,65 —
1,49 —
0,18 —
0,03 —
32,20 Gr.
4. Die Saatzer Schwefelquelle nach Ficker:
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaure Kalkerde
Chlortalcium
0,526 Gr.
2,500 —
1,157 —
Schwe-
513
Chlornatrium
0,315 Gr.
Schwefelsaure Talkerde
2,157 —
Schwefelsaure Kalkerde
4,315 —
Schwefelsaures Natron
5,315 —
Hydrothionsaure Kalkerde
0,368 —
Thonerde ".
0,157 —
Schwefelharz .
0,197 —
Extractivstoff
0,210 —
17,217 Gr.
Ihren Mischungsverhältnissen und Wirkungen zufolge
gehören die erstgenannten M. quellen zu Driburg zu den
kräftigsten erdig-salinischen Eisenquellen Teutschlands und
streiten in dieser Hinsicht mit denen von Pyrmont um den
Vorzug. Von diesen unterscheidet sich dagegen die Her-
ster M.quelle wesentlich durch ihren geringen Eisengehalt
und ihre weniger erregenden Wirkungen, daher sie allen
denjenigen Kranken besonders zusagt, welche eines weniger
eisenreichen, stärker die Se- und Excretionen betkätigen-
den Mineralwassers bedürfen.
Innerlich und äufserlich angewendet zeichnen sich die
Trink- und Badequelle zu D. durch ihre reizende, bele-
bende und stärkende Wirkung aus, welche sich nament-
lich in der Sphäre des Nerven-, Muskel- und Gefäfssy-
stems , der Organe der Digestion , Assimilation und des
Sexualsystems ausspricht.
Getrunken wirken sie wegen ihres grofsen Reichthums
an kohlensaurem Gase und ihres beträchtlichen Gehaltes
an auflösend eröffnenden Salzen, weniger die Se- und Ex-
cretionen beschränkend, ihre Ab- und Ausscheidungen ver-
bessernd, speeifik auf das Uterinsystem, und scheinen in
dieser Hinsicht bei Verschleimungen und Stockungen im
Leber-, Pfortader- und Uterinsystem selbst vor in ihrem
Gehalte verwandten Eisenquellen, wie z. E. denen von
Pyrmont, sich vortheilhaft zu unterscheiden. Trotz des be-
trächtlichen Gehaltes an Eisen kommen die Eisenquellen
von Driburg und Pyrmont w egen ihres Reichthums an koh-
II. Theil. K k
514
lensaurem Gase gleichwohl darin iiberein, dafs innerlich
gebraucht beide leicht von dem Magen vertragen und ver-
arbeitet werden.
In Form von Wasserbädern spricht sich reiner die
belebend-stärkende Wirkung der Eisenquellen zu D. aus.
Sehr beachtenswerth ist hier die innige Bindung des koh-
lensauren Gases an das Wasser, vermöge deren auch!
das zu Bädern benutzte noch eine nicht unbeträchtliche
Bienge Kohlensäure enthält.
Zu wäderrathen ist der Gebrauch der Eisenquellen zu
D. in allen den Fällen, in welchen starke Eisenwasser i
überhaupt contraindicirt sind, namentlich bei Vollblütigkeit,
activen Congestionen, Neigung zu activen Blutflüssen und
Entzündungen, Anlage zu Schlagflufs und einem sehr
reizbaren Gefäfssystem. —
Bei Haemoptoe, Haematemesis und Melaena, wogegen Ficker
das Driburger M.Avasser empfiehlt, dürfte es wohl nur sehr bedingt
und ausnahmsweise anzuwenden sein.
So -wenig passend kräftige Eiseuwasser bei organischen Leiden
der parenchymatösen Eingeweide des Unterleibes, namentlich bei Ver-
härtungen der Leber sind, so hat sich doch das Driburger M.wasser
sehr hilfreich bei nach kalten Fiebern entstandenen bedeutenden An-
schwellungen der Milz erwiesen, wenn sie durch Erschlaffung und reine
örtliche Schwäche bedingt wurden.
Benutzt werden die Eisenquellen zu Driburg:
1. Als Getränk an der Quelle selbst oder von ihr ent-
fernt, täglich zu vier bis acht Gläsern, von der natürlichen
Temperatur des Wassers, oder künstlich erwärmt, allein
oder nach Umständen mit Milch vermischt.
2. Als Wasserbad. Die Zahl so wie die Tempera-
tur und Dauer derselben hängt von der Art der Krank-
heit, dem Zweck des Arztes und der Individualität des
Kranken ab.
Sehr zu empfehlen ist während des Bades das Froltiren der
aufsein Haut und bei Andrang des Blutes nach dem Kopf das Auf-
legen eines kalten Schwammes, eines mit kaltem Wasser befeuchte-
ten Tuches oder einer, mit kaltem Wasser gefüllten Schweinsblase
auf den Kopf, um letztem dadurch fortwährend kühl zu erhalten.
515
3. Als Dampf- und Wasserdoucke.
4. Als M.schlammbad. (Vgl. TU. I. S. 472. Zweite
Vufl.).
Die Krankheiten, in welchen die Eisenquellen zu Dri-
burg vorzugsweise als Getränk und Bad empfohlen wer-
ten, sind folgende :
1. Chronische Leiden der Organe der Digestion und
Assimilation, welche sich auf einen Mangel an Kraft und
;ine dadurch verminderte oder krankhaft veränderte Thä-
igkeit gründen, — avo entweder ein krampfhafter Ere-
;hismus beruhiget oder bei vorwaltender Schwäche atoni-
scher Art durch belebend reizende Eisenwasser die träge
Se- und Excretion bethätiget werden mufs. — Man hat zu
liesem Ende das Driburger M.wasser empfohlen bei Kolik,
Vlagenkrampf und krampfhaftem Erbrechen, — so wie bei
schlechter Verdauung mit Neigung zur Trägheit des Stuhl-
ganges, vorwaltender Venosität, Verschleimungen, Stockun-
en, Hämorrhoidalbeschwerden.
2. Chronische Krankheiten des Sexual Systems. Einen
irofsen Ruf hat sich Driburg in dieser Hinsicht bei Krank-
leiten des Uterinsystems erworben, welche durch Schwä-
che atonischer Art und davon abhängige Stockungen be-
dingt werden, namentlich bei passiven Blutflüssen, Fluor
ilbus, Neigung zu Abortus, Unfruchtbarkeit, Anomalieen
ler Menstruation.
Sehr erhöht wird in mehreren der genannten Krankheiten die
Wirkung des, M.wassers als Getränk und Bad durch die gleichzeitige
Benutzung der Douchehäder.
3. Kachexieen im Allgemeinen, aber vorzüglich solche,
welche sich auf eine, durch Schwäche der assimilirenden
Organe bedingte fehlerhafte Blutbereitung gründen, — wie
apolitische Kachexieen, Bleichsucht, Scorbut, Skropheln
und Rhachitis bei Kindern.
4. Chronische Nervenkrankheiten, — allgemeine Ner-
venschwäche, Hysterie, nervöse Hypochondrie, Nevralgieen,
Zittern der Glieder, und vor allen Lähmungen. — Auch
Kk2
516
hier wird die Wirksamkeit des Wassers sehr durch di
mannigfaltigen, so kräftigen Formen der äufsern Anwen
düng des M.wassers erhöht.
Von ausgezeichneter Wirksamkeit ist die Dampf- und Wassei
douche nach Brück bei Lähmungen der Glieder, zurückgeblieben«
Erschlaffung der Gelenke und Ligamente, torpider Schwäche de
Darmkanals, des Sphincter vesicae, zu häufigen Pollutionen, heftige
hysterischen und hypochondrischen Lokalleiden, hartnäckigen örtl
eben gichtischen oder rheumatischen Leiden, Steifigkeit und Ai
chylosen.
Das in neuerer Zeit an der Quelle und von ihr ein
fernt getrunkene Her st er M.wasser wirkt, mit dem Dr
burger M.wasser verglichen, weniger erhitzend und aufri
gend, — aber stärker die Se- und Excretionen bethätigeni
auflösender, leichter und schneller eröffnend, sehr diurc
tisch, und Avird als auflösend eröffnendes Wasser dahe
täglich zu einem viertel bis halben Quart als Getränk iiü
mentlich empfohlen bei Unterleibsbesclrwerden, — Vei
schleimungen, Flatulenz, Obstructionen, Anlage zu Hü
morrhoidalbeschwerden, — Gichtkranken, in Fällen, wo ol
reizende Mineralwasser zu erregend wirken würden, un
daher zu widerrathen sind, — bei Krankheiten der Urin
Werkzeuge, — Schleimflüsscn , Blasenhämorrhoiden, INic
ren- und Blasensteinen, — endlich als Vorkur zum G(
brauch eines stärkeren Eisenwassers.
Der häufigere Gebrauch des Herster M.wassers iii
Verein mit den übrigen reichen Hilfsmitteln, welche D
darbietet, gewährt eine vielseitigere und mannigfaltiger
Benutzung der vorhandenen M. quellen nach Verschieden j
heit der einzelnen Krankheitsformen und der eigenthümli
eben Constitutionen der Kranken. Brück unterscheide
hiernach vier, diesen verschiedenen Anforderungen entsprd
chende Verbindungen der Heilapparate D.'s, — die al'j
leinig e An wen d u n g der Ei s enq u eilen ;i 1 s G c t r ä n 1
und Bad, — der Herster M. quelle als Geträn]
in Verbindung mit Eisenbädern, — des Eisen
Wassers in Verbindung mit den S chwcfclminc
517
ralschlammbädern — und endlich der Herster M.-
quelle als Getränk in Verbindung mit ScliAve-
felmineral Schlammbädern.
Tabernämontanus, newer Wasserschatz. Francf. 1593 S. 389.
L. Thurneysser, von miner. und metall. Wassern. Strafsburg
,1612. S. 296.
Rotteudorf in: Monument. Paderborn. Amstelod. 1672. p. 268.
L. Frizon, opera poetica. Paris. 1675. p. 304.
E. Nesselii examen fontis salubris Driburgensis. 1714.
B. W. R öd der, gründliche Beschreibung des zu Driburg im
Hochstift Paderborn gelegenen Gesund- und Stahlbrunnens. Hannover
J1757.
G. F. Gmelin, descripr. aquae mineralis prope Driburg iu Nov.
Comment. Soc. Reg. Goetting.
Brückmann, vom Nutzen des Driburger Mineralwassers bei
'verstopften Eiugeweiden. In Baldinger's Neuem Magazin für Arznei-
kunde. Bd. XI. St. 4. Nr. 1.
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J. F. Westrumb's Beschreib, des Mineralwas. zu Driburg.
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Krebs, medizinische Beobachtungen. Quedlinburg 1789. Bd. VIII.
St. 4. Nr. IV.
Brandis, Anleitung zum Gebrauch des Driburger Bades uud
Brunnens, nebst einer kurzen Beschreibung der dortigen Anlage und
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J. F. Westrumb's kleine phys. chemische Abhandlungen. Bd. II.
Heft 2.
Suadicani in: Hufeland's Journ. der prakt. Heälk. Bd. XIV.
St. 2. S. 5.
W. A. Ficker's Driburger Taschenbuch. Paderborn 1811.
Hufeland in: Jouru. d. prakt. Heilk. Bd. XXI. St. 3. S. 176— 181.
Hufeland's Uebersicht. Viert. Aufl. S. 70.
F ick er in: Fenner's Taschenbuch für Bäder. 1817. S. 11—18.
Ficker in: Hufeland's Journ. d. prakt. Heilk. Bd. LH. St. 2.
S. 91-107. St. 4. S. 3—38. Bd. LIV. St. 3. S. 111—129. Bd. LV. St.
1. S. 98—100. Bd. LVIII. St. 4. S. 67-70. Bd. LXH. St. 3. S. 97.
Buchner 's Repertorium. Bd. XIII. St. 3. S. 469.
Du Mesnil's chemische Forschungen im Gebiete der anorgani-
sch.eu Natur. Hannover 1825. S. 318.
Ueber die Wirkungen der eisenhaltigen Mineralquellen, insbe-
sondere der Driburger und Herster von L. W. Ficker. Münster
1828.
Hufeland und O sann's Journal der prakt. Heilk. 1827 Sup-
plem. S. 129. — 1830 Supplem. S. 218. — Bd. LXXIX. St. 6. S. 115.
518
Brück in: Hufeland und Osaan's Journal der prakt. Heilk.
Bd. LXXII. St. 4. S. 48. — Casper's kritiscb. Repertorium für die
gesammte Heilk. Bd. XXIX. St. 1. S. 136.
A. Th. Brück in: Hufeland und Osann's Journ. der prakt.
Heilkunde Bd. LXXIY . St. 5. S. 98. Bd. LXXVI. St. 2. S. 67. Bd!
LXXVIII. St. 3. S. 74. Bd. LXXXIi. St. 3. S. 62. Bd. XC. St. 1.
S. 47.
— — in: Ca s per 's med. Wochenschrift für die gesammt.
Heilk. Jahrg. 1833. No. 8. S. 158. Jahrg. 1834. No. 50. S. 800. Jahrg.
1S35. No. 51. S. 816. Jahrg. 1837. No. 4. S. 58.
— — in: G. P. Ho Ische r's Hannover. Annal. für d. gesammt,
Heilk. 1S37. Bd. II. St. 2.
— — in: v. Gräfe und Kalis ch Jahrb. 1S3S. Jahrg. III.
S. 403.
2. Das Mineralbad Fiestel im Kreise Rahden.
Das hier benutzte M.wasser gehört zu der Klasse der kal-
ten erdig-salinischen Schwefelquellen.
F. erfreuet sich eines neuen gut eingerichteten Bade-
hauses ; ausser Einrichtungen zu Wasserbädern finden sich
hier Vorrichtungen zu M. Schlammbädern, Wasser- und
Dampfdouche. — Ueber die Analyse, Wirkung und An-
wendung des M.schlammes zu Fiestel ist bereits gespro-
chen worden. (Vergl. Th. I. S. 400. Zweit. Aufl. S. 473).
Die Zahl der Kurgäste betrug in den letzten Jahren 4 — 600.
Im J. 1826 zählte man in F. 621 Kurgäste.
— 1827 ... 457 —
1829 .
348
— —
1830 .
321
— —
1831 .
407
— —
1832 .
332
— —
1833 .
503
— —
1834 .
571
— —
1835 .
539
— —
1836 .
557
— —
1837 .
617
— —
1838 .
530
— —
1839 .
458
Nach W itting' s Analyse enthalten in sechzebn Unzen :
1. Der Trinkbrunnen : 2. Die Badequelle:
Kohlensaures Natron . . 1,657 Gr. . 2,904 Gr.
Kohlensaure Talkerdc . . 1,107 — . 0,0S3 —
Kohlensaures Eiscuoxydul . 0,243 — . 0,174 —
519
Kohlensaures Manganoxydul
Schwefelsaures Natron
Schwefelsaure Talkerde .
Schwefelsaure Kalkerde .
Chlornatrium
Chlortalcium . • ,
Chlorcalcium . ,
Phosphorsaures Kali
Phosphorsaure Kalkerde
Kieselerde . ,
Harz
Extractivstoff
Kohlensaures Gas
Schwefel« asserstoffgas
Spuren
1,536 Gr.
0.903 -
10,450 —
0,095 —
0,125 -
0,125 —
Spuren
0,071 —
0,036 —
0,786 —
17,134 Gr.
0,430 Kub.Z.
0,840 -
1]270 Kub. Z.
Spuren
1,203 Gr.
0,729 —
11,290 —
0,090 —
0,092 —
0,136 —
Spuren
0,114 —
0,036 —
0,929 —
17,780 Gr.
0,036 Kub. Z.
0,840 —
0,876 Kub.Z.
3. Der Augenbrunuen :
Kohlensaures Natron . . 3,364 Gr.
Kohlensaure Talkerde .' . 0,093 —
Kohlensaures Eisenoxydul . 0,174 -r-
Kohlcnsaures Manganoxydul . Spuren
Schwefelsaures Natron . . 1,478 —
Schwefelsaure Talkerde . , 0,696 tt-
Schwefelsaure Kalkerde . . 13,619 —
Chlornatrium .... 0,086 —
Chlortalcium . . . . 0,100 —
Chlorcalcium .... 0,136 -r-
Phosphorsaures Kali l
Phosphorsaure Kalkerde ] • P
Kieselerde 0,107 —
Harz ...... 0,021 -*
Extractivstoff .... 0,571 —
20,445 Gr.
Kohlensaures Gas . . . 0,8722 Kub.Z.
Schwefelwasserstoffgas . . 0,7300 —
1,6022 Kub. Z.
Die Krankheiten, gegen welche das M. wasser zu Fie-
stel in den genannten Formen besonders gerühmt wird,
sind: Gicht, Rheumatismen, chronische Nervenkrankheiten,
Scropheln, Lähmungen, chronische Leiden der Brust-
und Unterleibsorgane, Hypochondrie, chronische Hautaus-
schläge.
320
Erdmann's Journal für technische Chemie. Bd. II. S. 49.
Büchner' s Repertorium. Bd. XXX. S. 387.
Brandes Archiv. Bd. XXXVI. S. 121.
Hufeland und Osann's Journal der prakt. Heilk. 1827 Sup-
plementheft S. 132. — 1S30 Supplementheft S. 220. — Bd. LXXIX.
St. 6. S. 104.
3. Die M. quellen zu Tatenhausen im Kreise
Halle.
Der Kurort dieses Namens liegt an der Nordwest
seite des Teutoburgerwaldes in der Grafschaft Ravensberg,
zehn Stunden von Münster, vier Stunden von Bielefeld, an
der von Münster abführenden Berliner Poststrafse. Die Heil
quellen, in der Umgebung des dem Hrn. Grafen Korf v.
8 c hm i sing angehörigen Gutes entspringend, 1795 durch
Zufall entdeckt, wurden mit so günstigem Erfolge ange-
wendet und so fleifsig besucht, dal's im Jahre 1825 wegen
Mangel an Raum nicht alle Gäste aufgenommen werden
konnten. An die Stelle eines hölzernen Badehauses, wel
dies abbrannte, wurde später ein gröfseres geräumigeres
von Stein aufgeführt, und mit guten Einrichtungen zu Wan-
nen-, Douche-, Dampf- und M. Schlammbädern versehen.
Wohnungen für Kurgäste finden sich in dem Logierhause,
dem Wirthschaftsgebäude und bei Privatpersonen.
T. erfreut sich eines zahlreichen Zuspruches von Kurgästen; in
den letzten Jahren zählte man im Durchschnitt jährlich 5— 000.
Im J. 1S26 1020.
— — 1827 450.
1829 484.
1830 415.
1831 389.
1832 540.
1833 50S.
— — 1S34 464.
— — 1835 519.
— — 1836 520.
1837 037.
— — 1S38 507.
1S39 502.
Badearzt ist Hr. Krcisphysikus Dr. Gicselcr.
Die Umgehung von Tatcuhauccn ist sandig, das Klima trocken
521
und gesund. Das Gebirge in der Nähe von Tatenhauseu besteht vorzugs-
weise aus Quadersandstein und Jurakalk, und enthält Steinkohlenflötze.
Die kenne, oder die grofse Sandebene, auf welcher Tatenhausen liegt,
ist theilweise von dunkelrothem Eisensande durchzogen, theilweise
mit Damm- und Moorerde bedeckt. In der Nähe von Tatenhausen,
in der Kniesebecker Heide und anderen Orten finden sich versteinerte
Seethiere in Feuerstein eingeschlossen.
Von den hier entspringenden M. quellen, welche zu
der Klasse der erdig-salinischen Eisenquellen gehören, sind
folgende bemerkenswerth :
1. Die Trink quelle. Ihr Wasser ist klar, trübt
sich an der Luft, besitzt einen schwachen, hepatischen Ge-
ruch, einen salzigen, zusammenziehenden, etwas hepati-
schen Geschmack; ihre Temperatur beträgt 10° R. bei
15° R. der Atmosphäre, ihr spec. Gewicht 1,0001.
2. Die Bade quelle. In ihren physikalisch-chemi-
schen Eigenthümlichkeiten der vorigen gleich , gibt sie in
24 Stunden 8265 Eimer oder 56792 Quart Wasser.;
Eine besondere Aufmerksamkeit zu Tatenhausen verdient noch
der, an mehreren Orten in der Nähe der M. quellen vorkommende
M.schlamm. Er ist weich, von schlüpfrig- gallertartiger Consistenz,
fast ganz frei von Fasern, theilweise von einer mehr röthlichgel bli-
chen, theilweise von einer dunkleren Farbe. In beträchtlicher Menge
kommt derselbe bei der Allee vor, welche von der Trinkquelle nach
dem Badehause führt; weniger ergiebig ist der Absatz von M.schlamm
bei der Trink- und Badequelle. — Der an diesen Stellen befindliche
M.schlamm wird gesammelt, in ein grofses Reservoir gebracht und
zu M.schlammbädern benutzt.
Er besitzt einen anfänglich hepatischen, später moorig -bituminö-
sen Geruch. Bringt man ihn auf ein Filtrum, so läuft ein helles Was-
ser ab ; der zurückbleibende M.schlamm ist von dunkelgrün-schwarzer
Farbe, einer weichen, teigartig-schlüpfrigen Consistenz, das spec. Ge-
wicht beträgt 1,175.
Chemisch untersucht wurden diese M.quellen neuer-
dings von R. Brandes. Dieser Analyse zufolge enthal-
ten in sechzehn Unzen;
1. Die Trinkquelle: 2. Die Badequelle:
Jodnatrium . . . 0,00360 Gr. . 0,00296 Gr.
Chlornatrium . . , 0,01102 — . 0,02078 —
Chlormagnium . . . 0,02802 — . 0,01868 —
Schwefelsaures Natron . 0,04076 — . 0,08516 —
522
Schwefelsaures Kali . . 0,0035S Gr.
Schwefelsaure Kalkerde . 0,01150 —
Kohlensaure Kalkerde . 0,95340 —
Kohlensaure Talkerde . 0,0270S —
Kohlensaures Eisenoxydul 0,10972 —
Kohlensaures Manganoxydul 0,00210 —
Phosphorsaure Kalkerde . 0,00400 —
Kieselerde .... 0,02800 —
Alaunerde mit Spuren von
Eisenoxyd . . . 0,00600 —
Kalkerde .... 0,00616 —
Bituminöses Harz . . 0,00300 —
Azotisirte organ. Suhstanz 0,09600 —
Extractivstoffartige Materie 0,09604 —
Azotisirte mit Kieselerde ver-
bundene organ. Substanz 0,02400 —
Ammoniaksalz
1,48398 Gr.
Schwefelwasserstoffgas . Spuren
Kohlensaures Gas . . 0,72 bis 0,8 Kub.Z.
3. Der Mineralschlamm:
Chlorcalcium
Chlortalcium
Chlornatrium
Jodnatrium
Schwefelsaures Kali
Phosphorsaure Kalkerde
Schwefelsaure Kalkerde
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaure Talkerde
Alauneide
Kieselerde
Eisenoxyd
Manganoxj'd
Humussäure .
Azotisirte in Wasser lösliche Materie
Azotisirte in Wasser unlösliche Mater
Durch Actzkali erhaltene in Alkalien
ser lösliche Materie .
Gallertartige Materie
Extractivstoffartige Materie
Harz ....
Wachs ....
Griinharz
Schwefelwasserstoff und Ammoniaksalz
ind Was-
0,004S4 Gr.
0,02704 —
0,86398 —
0,00814 —
0,08639 —
0,00314 —
0,00600 —
0,07040 —
0,01000 —
0,00618 —
0,00600 —
0,06700 —
0,08900 —
0,08100 —
Spuren
1,45669 Gr.
Spuren
0,97 Kub.Z.
4,0000 Gr.
2,0000 —
0,8188 —
Spuren
Spuren
3,7000 —
17,8856 —
153,6856 —
8,0000 —
449,7600 —
1098,0000 —
310,9400 —
0,8000 —
46,0000 —
6,0000 —
3,0000 —
840,0000 —
144,0000 —
36,0000 —
4,0000 —
4,0000 —
10,4000 —
Spuren
3142,9900 Gr.
523
Nach den bisherigen Erfahrungen wirkt das M.was-
ser zu Tatenhausen reizend auf alle Se- und Excretioneu,
erregend stärkend auf Nerven-, Muskel- und Gefäfssystem,
und die äufsere Haut, das Drüsen- und Lymphsystem be-
thätigend. Als Getränk, zu £— f Maafs täglich, und in
Form von Wasserbädern, wird das M.wasser zu Taten-
hausen namentlich in folgenden Krankheiten empfohlen:
1. bei Verschleimungen und Blennorrhöen.
2. Stockungen im Leber- und Pfortadersystem, Hämor-
rhoidalbeschwerden.
3. Störungen der monatlichen Reinigung, Menstruatio
difficilis, dolorifica, spastica, — Neigung zu Abortus.
4. Krankheiten der Harnwerkzeuge von Schwäche,
Griesbeschwerden.
5. Chronischen rheumatischen und gichtischen Be-
schwerden.
6. Schwäche des Muskel- und Nervensystems, Läh-
mungen, Nervenschwäche, convulsivischen Beschwerden.
Die Mineralschlammbäder, in welchen man die Kranken eine halbe
bis ganze Stunde verweilen läfst, haben sich namentlich sehr hilfreich
erwiesen bei hartnäckigen gichtischen und rheumatischen Lokalleiden,
Nevralgieen, scrophulösen Geschwüren und scrophulöser Caries.
Kurzer Unterricht von dem Gesundbrunnen überhaupt, nebst vor-
läufiger Anzeige eines neu-entdeckten eisenhaltigen-salinischen Schwe-
felbrunnens zu Tatenhausen von M. Detten. Münster 1799.
Hufeland und Osann's Journal der prakt. Heilkunde. 1827.
Supplementh. S. 133. — 1830 Supplementh. S. 222. — Bd. LXXIX.
St. 6. S. HS.
Die M.quelle und das M.schlammbad zu Tatenhausen in der Graf-
schaft Ravensberg von R. Brandes und K. Tegeler. Lemgo 1830.
An sie schliefsen sich:
Die M. quellen zu Godelheim im Kreise Höxter, als Heil-
quellen bekannt seit 1747 durch Scriba, entspringen in einer anmu-
thigen Gegend am Einflufs der Nethe in die Weser, eine Stunde von
Höxter, zwei Stunden vom Schlofs Corvey entfernt. Bei den Mineral-
quellen findet sich ein Badehaus mit Wannen- und Douchebädern.
Die Zahl der Kurgäste betrug im Sommer 1824 : 150, — im Jahre
1826 : 241, — im. J. 1838 : 89, — im J. 1839 aber nur 60.
524
Die Berge bei G. gehören dem Flötzgebirge an; auf dem rechten
Ufer der Weser bricht Sandsteinschiefer, auf dem linken, auf welchem
die M. quellen entspringen, Flötzkalkstein, in welchem sich Lager von
Braunkohlen, Alaunerde und bituminösem Holze finden. Beide M. quel-
len zu Godelheim scheinen ihre Entstehung dem schon erwähnten
Lager von Braunkohlen zu verdanken. Die das anmuthige Thal der
Weser umschliefsenden Berge sind zum Theil sehr hoch ; — nach
Lampadius Bestimmung ist der Moosberg im Solinger Walde
1046 F. über dem Meere.
Man unterscheidet zu G. zwei kalte M.quellen : die Trinkquelle
oder den Salzbrunnen, und die von der vorigen nur 40 Schritte
entfernte Bade- oder die Stahlquelle, welche nur in dem quan-
titativen Verhältnifs ihrer Bestandtheile verschieden, zu der Klasse der
eisenhaltigen Kochsalzquellen gehören.
Das Wasser der Trinkquelle ist, geschöpft, krystallhell, perlt im
Glase, obgleich nicht so auffallend wie das Pyrnionter oder Dribur-
ger M.wasser, perlt jedoch sehr stark, wenn dasselbe mit Zucker oder
Wein vermischt wird ; seine zu allen Jahreszeiten constante Tempe-
ratur beträgt nach F. K. Himly 8° R., sein spec. Gewicht 1,005,
seine Wassermenge 1560 Quart in einer Stunde.
Chemisch anatysirt wurden die M.quellen zu Godelheim von
Trampel, Lampadius und neuerdiugs von W i tting und F. K.
Himly. In sechzehn Unzen enthält:
1. Die Trink- oder Salzquelle:
nach Lampadius: nach Wi tting:
Chlornatrium
8,00 Gr. .
. 7,21 Gr.
Schwefelsaures Natron
2,25 —
2,75 —
Schwefelsaure Talkerde
2,00 —
2,20 —
Schwefelsaure Kalkerde
7,00 —
8,00 —
Chlorcalcium
0,50 —
0,75 -v
Cblortalcium
0,75 —
1,00 —
Kohlensaures Natron
•
. 2,22 -
Kohlensaure Talkerde .
2,25 —
3,00 —
Kohlensaure Kalkerde ,
5,00 —
4,25 -
Phosphorsaures Kali
.
Spuren
Phosphorsaure Kalkerde
.
Spuren
Kieselerde ....
Spuren
0,75 —
Extractivstoff
Spuren
0,20 —
0,50 —
Kohlensaures Eisenoxydul .
1,13 —
1,20 —
Kohlensaures Manganoxydul
.
0,12 —
28,88 Gr.
34,15 Gr.
Kohlensaures Gas
C5,00 Kuh. Z-
05,50 Kuh. Z.
nach F. K.
II i in 1 y :
Zweifach kohlensaure Kalkerde
12,319 Gr.
Zweifach kohlensaures Eiscnox
vdul . . .
1,158 —
525
Zweifach kohlensaures Manganoxydul
Schwefelsaure Kalkerde
Schwefelsaure Talkerde
Chlormagnium
Chlornatrium .
Kieselerde ,
Thonerde ....
Bromnatrium, ....
Freie Kohlensäure
Freie und sogenannte halbgehundene Kohlensäure
Sämmtl. freie, halbgebundene u. gebund. Kohlensäure
0,096 Gr.
0,843 —
2,199 —
1,275 —
18,996 —
0,075 —
0,008 —
0,001 —
36,970 Gr!
37,160 Kub.Z.
44,205 —
51,245 —
2. Die Bade- oder Stahlquelle;
nach
Lampadius: nach "Wi 1 1 i n g :
Chlornatrium .
7,00 Gr. .
6,50 Gr.
Schwefelsaures Natron
2,13 —
2,50 —
Schwefelsaure Talkerde
2,00 —
1,75 —
Schwefelsaure Kalkerde
1,13 —
2,00 —
Chlortalcium
0.39 —
0,50 —
Chlorcalcium
0,96 —
0,50 —
Kohlensaure Kalkerde
. 2,75 - .
2,75 —
Kohlensaure Talkerde .
1.25 —
1,25 —
Phosphorsaures Kali
. ...
Spuren
Phosphorsaure Kalkerde
.
Spuren
Kieselerde .
Spuren
0,75 —
Extractivstoff
Spuren
0,20 —
Harzstoff
. . •
0,50 —
Kohlensaures Eisenoxydul
1,50 —
1,75 —
Kohlensaures Manganoxydul
.
0,16 —
19,11 Gr.
21,11 Gr.
Kohlensaures Gas
45,00 Kub.Z.
46,00 Kub. Z.
Weniger reich au Kochsalz als ähnliche, Avie z. E. die eisen-
haltigen Kochsalzquellen zu Kissingen und Caunstadt, aber dagegen
ausgezeichnet durch ihren gröfsern Gehalt an freier Kohlensäure und
Eisen, wirkt die Trinkquelle zu Godelheim specifik auf die Schleim-
häute, das Drüsen- und Lymphsystem, auflösend, gelinde eröffnend,
sehr diuretisch und dabei stärkend, weniger schwächend, auflösend
und verdünnend auf die Säfte, als die an Kochsalz reichhaltigeren,
eisenhaltigen Kochsalzquellen, — die Badequelle, als Bad, ungemein
stärkend auf die äufsere Haut, die Schleimhäute und das Nerven-
system.
Empfohlen werden beide als Getränk, Wasser- und Douchebäder
in folgenden Krankheiten :
526
1. Allgemeiner ScLwäcbe in Folge vorhergegangener gastrischer,
rheumatischer oder nervöser Fieber.
2. Verschiebungen und Stockungen in den Organen der Di-
gestion und Assimilation, insofern sie durch örtliche Schwäche be-
dingt oder mit ihr complicirt sind, — Schwäche der Verdauung, Hy-
pochondrie, Hämorrhoiden.
3. Chronischen Leiden des Uterinsystems von Schwäche, Chloro-
sis, Fluor albus, Sterilität.
4. Krankbeilen der Harnwerkzeuge, Griesbescbwerden, Strangurie,
Blennorrböen, Blasenhämorrhoiden.
5. Chronischen Nervenkrankheiten erethischer und torpider Art,
— nevralgischen und convulsivischen Leiden, Hysterie, — Lähmungen.
6. Scrophulösen Geschwülsten und Verhärtungen.
7. Veralteten Geschwüren.
Kurze doch hinlängliche Anweisung und Unterricht, sonderlich
vor den gemeinen und einfältigen Mann, in welchen Zufällen und
Krankheiten, zu welcher Zeit, in welcher Ordnung und mit welchem
Verballen so wohl überhaupt alle mineralischen Gesundbrunnen, als
insbesondere der ohnlängst bei dem Dorfe Godelheim in dem Hoch-
fürstl. Stifft Corvey neu entdeckte Sauerbrunnen sicher und mit Nutzen
zu trinken seyen. 1747.
Kurze doch mit hinlänglicher Deutlichkeit entworfene Beschrei-
bung des vor einigen Jahren neu entdeckten mineralischen Gesund-
brunnens in dem Hochfürstl. Stifft Corvej-, obnweit einem Dorfe Go-
delheim genannt. Von Fr. P. Scriba. Huxar 1749.
Becker im : Corvey1scheu Intelligenzblatt. 1804. Stück 31.
W. A. Lampadius, das Bad zu Godelheim an der Weser nebst
seinen reizenden Umgebungen. Freyberg 1S07.
Seiler in: Hufeland und Osann's Journal d. prakt. Hcilk.
Bd. LX. St. 4. S. 102. — Bd. LXII. St. 6. S. 67. — Bd. LXIV.
St. 6. S. 114.
F. Ho ff mann in: Poggendorffs Annaleu der Physik Bd. III.
St. 1. S. 1.
Brandes Archiv. Bd. XX. S. 125.
Hufeland und Osann's Jouru. der prakt. Heilkunde, 1S27 Sup-
plem. S. 130. — 1830 Supplcm. S. 218.
F. K. Himly in: Archiv für med. Erfahrung von Hörn, Nasse
und Wagner. Jahrg. 1836. St. 5.
F. K. Himly in: v. Gräfe und Kaiisch Jahrb. für Deutsch-
lands Heilquellen und Seebäder. II. Jahrg. 1837. S. 432.
Nur eine Stunde vom Bad Godelheim entfernt entspringt:
Die Bruchhäuser M. quelle, ein alkalisch-erdiger Säuerling,
welcher als erfrischendes Getränk , ähnlich dem Selterser W8SS er be-
DUtzt, nach Witting's Analyse in sechzehn Unzen Wasser
cuthält :
527
Zweifach kohlensaures Natron ,
Zweifach kohlensaure Kalkerde
Schwefelsaures Natron
Schwefelsaure Kalkerde .
Chlorinagnium
Chlorcalcium
Chlornatrium
Kohlensaures Gas
1,743 Gr.
4,712 —
0,066 —
0,458 —
0,091 —
0,031 —
0,057 —
7,158 Gr.
31.90 Kuh. Zoll.
Es gehören hierher ferner:
Die M. quelle zu Schwelm im Kreise Hagen. Das Hoch-
oder Govgericht Schwelm liegt in dem südwestlichen Theile der
Grafschaft Mark, an der Gräuze des Herzogthums Berg, — in seiner
Mitte die durch seine Fabriken bekannte Stadt Schwelm, und nur
eine kleine Stunde nord -ostwärts davon der nach ihr benannte M.-
bruunen. Er entspringt aus einem Thonlager in dem Östlichen und
höchsten Theile eines breiten Thaies, welches die Schwelm durch-
fliefst und von zahlreichen Bauerhöfen und Fabrikgebäuden belebt
■wird. Die gut gefafste und überbaute Mineralquelle wird von einer
Gruppe von Häusern umgeben, welche theils zu Wohnungen der Kur-
gäste dienen, theils mit den nöthigen Einrichtungen zu Bädern ver-
sehen sind.
Bekannt ist die M.quelle zu Schwelm seit 1706. — Die Zahl der
Kurgäste betrug in den letzten Jahren jährlich im Durchschnitt ge-
gen 200.
Im J. 1826 zählte man in S. 405 Kurgäste.
~ — 1827 — — — 194 —
1829
— — 1830
1831
1832
1833
1834
1835
1836
1837
1838
159
183
169
1S6
161
258
221
18S
203
171
Die Berge, welche das Thal von Schwelm bilden, sind Flötzge-
birge, haben die Richtung von Westen nach Osten, schliefseu sich in
Süd- Westen an die Vemveigungen des Siebengebirges am Rheine, im
Osten an die Berge des Herzogthums Westphalen. Sie führen Kalk-
und Sandstein, Thonschiefer, Schwefelkies, -Eisen- und Kupfererze
und sind reich au Steinkohlenflötzen. Beachtenswert!! ist ein durch
1,20 Gr. .
0,6180 Gr.
8,7-2 —
7,3S0O —
• • •
0,0500 —
0,32 —
0,1104 —
•
. , 0,0980 —
1,86 —
. ' 0,9041 —
1,75 —
0,4708 —
.
0,0400 —
13,85 Gr.
9,6713 Gr.
9Kub.ZolI.
528
diese Gegend sich ziehender thoniger Moorgrund, welcher kaum eine
Viertelstunde breit, aber mehrere Meilen lang sich bis in die Graf-
schaft Limburg erstreckt.
Der M.brunnen zu Schwelm gehört zu der Klasse der erdig-sali-
nischen Eisenwasser. Das M.wasser ist klar, perlt wenig, hat einen
säuerlichen, sehr zusammenziehenden Geschmack und wird durch die
Einwirkung der atmosphärischen Luft leicht zersetzt; seine Tempera-
tur, Avelche auch bei Veränderungen der Atmosphäre sich ziemlich
gleich bleibt, beträgt 7,7° R., sein spec. Gewicht 1,0025, seine Was-
sermenge in 24 Stunden 929' 792" Wasser.
Sechzehn Unzen dieses Wassers enthalten:
nach Stucke: nach Brandes (1823) :
Schwefelsaure Talkerde
Schwefelsaure Kalkerde
Clilortalcium
Chlornatrium
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaures Eisenoxyd .
Kohlensaures Manganoxyd
Kohlensaures Gas
Reich an Eisen, arm au kohlensaurem Gase, wirkt die M.quelle,
zu Schwelm zusammenziehend, erhitzend, stärkend. Getrunken be-
schwert sie leicht den Magen, wird daher mehr äufserlich in Form
von Wasser-, Douche- und Tropfbädern benutzt.
Zu widerrathen in allen den Fällen, in welchen Eisen wasser con-
traindicirt sind, wird dieser M.brunnen in den genannten Formen als
kräftig, stärkend zusammenziehendes Mittel in allen den Krankheiten
gerühmt, welche sich auf reine Schwäche torpider Art gründen, na-
mentlich bei : hartnäckigen rheumatischen und gichtischen Beschwer-
den, — passiven Blut- und Schleimflüssen, — chronischen Hautaus-
schlägen, Flechten, veralteten Geschwüren, — Nervenschwäche, ner-
vöser Hypochondrie, — chronischen Leiden des Uterinsjstems von
Schwäche, Amenorrhoe, Bleichsucht, Fluor albus, — und scorbutischen
Dyskrasieen.
Acidulae Schuclmcnscs oder Beschreibung des neuen Schwelmer
Sauerbrunnens. Von J. Ph. Maulio. Dortmund 1706.
Kurzer Unterricht von dem nahen bei der Stadt Schwelm erfun-
denen Mcdizinalbrunucn. Von E. Hüllerb off. Dortmund 1706.
Praxis Schwelmensis oder Erzählung etlicher vornehmen Casuum
und Krankheiten, welche 1706 und 1707 durch den Gebrauch des
Schwelmer Wasser vermittelst göttlichen Seegens genesen seynd. Von
J. Ph. Maulio. Dortmund 1707.
Neue Beschreibung des Schwelmcr Gesundbrunnens. Von J. H.
Schütte. Soest 1733.
Neue
529
Neue Versuche, wodurch der Schwelmer Gesundbrunnen als ein
temperirtes Sauerwasser angemerkt, nebst einem Anhang von dem
scharfen Brunnen daselbst. Von A. Dulläus. Iserlohn 1744.
Eibers, Anleitung zum vernünftigen Gebrauch des Gesundbrun-
nens bei Schwelm. Dortmund 1769.
S. Co II enb lisch, Erfahrungen über den Nutzen und Schaden
des Schwelmer Gesundbrunnens. Stadthagen 1791.
L. Castringius und C. H. Stucke, über den Schwelmer Ge-
sundbrunnen. Dortmund 1800.
Hufeland und Osann's Journal der prakt. Heilk. Bd. LI.
St. 6. S. 113. — 1827 Supplementh. S. 134. — 1830 Supplemth. S. 219.
— Bd. LXXIX. St. 6. S. 119.
Trommsdorff's neues Journal der Pharmacie. Bd. IX. St. 2.
Die M. quellen zu Seebruch bei Valdorf im Kreise Her-
ford. Eine Stunde von der Stadt Vlotho nahe bei dem Dorfe Valdorf
entspringen drei kalte Schwefelquellen. Das Thal wird auf der Ost-
seite von einer Bergkette begränzt, welche sich von Herford nach
der Weser zieht und deren höchster Punkt der Bornstapel ist. Das Ge-
birge führt Kalkstein, rothen Sandschiefer, Tuffstein und Versteine-
rungen ; in der Nähe finden sich Braun- und Steinkohlenlager, gegen
Vlotho hin Gyps und Thon. —
Im J. 1826 betrug die Zahl der Kurgäste über 500, im J. 1827 :
440, im J. 1836 : 500, in den folgenden Jahren jedoch durchschnitt-
lich nur gegen 200, auch weniger.
Die drei genannten M.quellen entspringen sämmtlich unfern des
Badehauses. Ihr Wasser ist zuweilen klar, zuweilen milchig weifs,
von einem starken hepatischen Geruch und Geschmack, ihre Tempe-
ratur beträgt 8—9° R. , bei 6° R. der Atmosphäre; das spec. Ge-
wicht der ersten M. quelle beträgt 1,001 , das der zweiten 1,005, und
das der dritten 1,007.
Nach Beisenhirtz enthalten in sechzehn Unzen an festen und
flüchtigen Bestandtheilen :
Schwefeltalcium
Schwefelsaure Talkerde
Schwefelsaures Natron
Schwefelnatrium
Schwefelsaure Kalkerde
Neutrales kohlensaures Natron
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaures Eisenoxydul
Kieselerde .
Harzigen Extractivstoff
Humussäure
rste M.quelle : 2
. Die zweite M.quelle :
1,137 Gr.
0,464 Gr.
2,043 —
0,766 —
0,913 —
0,208 —
0,058 —
0,058 —
5,713 —
2,539 —
ron 0,071 —
2,539 —
1,657 —
0,566 —
0,254 —
0,125 —
0,100 —
0,116 —
0,150 —
0,100 —
Spuren
Spuren
Spuren
Spuren
11,496 Gr.
7,481 Gr.
II. Theil.
LI
530
Kohlensaures Gas .
Schwefel wasserstoffgas
1,836 Kub.Z.
1,049 —
2,885 Kub.Z.
3. Die dritte Mineralquelle:
1,669 Kub.Z
0,864 —
2,533 Kub.Z
Schwefeltalcium .
Schwefelsaure Talkerde
Schwefelsaures Natron
Chlornatrium .
Schwefelsaure Kalkerde
Neutrales kohlensaures Natron
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaures Eisenoxydul .
Kieselerde . . . .
Harzigen Extractivstoff
Humussäure
Kohlensaures Gas
Schwefelwasserstoft'sas
0,682 Gr.
1,740 —
0.300 —
0,039 —
3,656 —
0,056 —
0,800 —
0,065 --
0,100 -
0,125 —
Spuren
Spuren
7,572 Gr.
2,170 Kub.Z,
1,815 —
3,985 Kub.Z.
Benutzt wird das M.wasser in Form von Wasser- und M. Schlamm-
bädern, und sehr gerühmt bei Gicht, Rheumatismen, Lähmungen, Flcch-i
ten und andern chronischen Hautausschlägen.
Hufeland und O sann's Journal der prakt. Hcilk. 1827 Sup-i
plementheft S. 135. — Bd. LXXIX. St. 6. S. 105.
B ei senhirtz in: Brandes Archiv. Bd. XXXVI. St. 2. S. 129.
Die M.r/uelle zu Gripshof en im Kreise Minden, eine kalte J
alkalisch -salinische Eisenquelle. Gebadet wird in zwei Badehäusern.
Die ganze Anstalt ist Privateigentum und wird verpachtet.
Die Zahl der Kurgäste betrug durchschnittlich in den letzten Jah-i
ren in einem Sommer 2 — 300.
282.
274.
Im J.
1834
1835
— — 1836
— — 1S37
— — 1838
— — 1839
358.
322.
260.
220.
Unpassend und selbst nachtheilig bei Vollblütigkeit, erweiset sich!
diese M. quelle sehr hilfreich bei Scropheln, scrophulösen Augciicnt-
Zündungen, langwierigen Brustkatarrhen, Blcnnorrhoeen, Rheuma?
tismen.
Hufeland und 0 sann's Journal der prakt. Hcilk. 1827 Sup-
plemeuthcft S. 134. - 1830 Supplementheft 8. 223. — Bd. LXXIX.
S. 6. S. 120.
531
von
die
Seh
Das M.badzu Holzhausen im Kreise Rahden. Nach einer
Runge zu Oldendorf unternommenen chemischen Analyse beträgt
Temperatur des Mineralwassers zu Holzhausen 8,5° R , die spec.
were 1 0025. Sechzehn Unzen des Wassers enthalten :
Schwefelsaure Kalkerde
Kohlensaure Kalkerde
Chlorcalcium
Chlortalcium
Schwefelsaure Thonerde
Kohlensaures Eisenoxydul
15,343 Gr.
1,393 —
0,575 —
0,370 —
0,35S —
0,105 —
18,144 Gr.
In den letzten Jahren betrug durchschnittlich in einem Sommer
die Zahl der Kurgäste 2—300.
Im J. 1835 . . . . 268.
— 1836
— 1837
— 1838
— 1839
156.
302.
191.
192.
Die Krankheiten, gegen welche das M.wasser benutzt wurde,
waren: Allgemeine Schwäche, Gicht und chronische Rheumatismen,
Lähmungen, Anomalieen der Menstruation, Scropheln, Rhachitis und
chronische Augenkrankheiten.
Hufeland und Osanu's Journal der prakt. Hcilk. 1827 Sup-
plementheft S. 135. — 1830 Supplementheft S. 220. — Bd. LXXIX.
St. 6. S. 120.
Die M. quelle zu Lipp springe in der Stadt dieses Namens,
am Fufse des Teutoburger Waldes, anderthalb Stunden von Pader-
born, von Wittin g zuerst im J. 1832, später von R. Brandes und
G. B ischof untersucht, mit einem Badehaus versehen, zählte im J.
1837 : 130, im J. 1838 : 183, im J. 1839 : 129 Kurgäste.
Das M.wasser hat nach Witting die Temperatur von 16 — 18° R.,
enthält nur wenig feste Bestandtheile, unter diesen vorwaltend schwe-
felsaure Salze (nach neuern Untersuchungen auch Beimischungen von
Brom), von flüchtigen Stickgas und kohlensaures Gas.
100 Vol. des aus dem M.wasser ausströmenden Gases enthalten :
Stickgas
82,64.
Sauerstoffgas
1,95.
Kohlensaures Gas
15,41.
100 Vol. des aus dem M.wasser entwickelten Gases enthalten :
Kohlensaures Gas . 79,31.
Stickgas . . . 18,01.
Sauerstoffcas
2,68.
LI 2
532
Nach den Erfahrungen des Hrn. Dr. Schmidt hat sich dies
M.wasser innerlich und äufserlich benutzt sehr hilfreich erwiesen t
chronischen Leiden der Schleimhaut der Luftwege, anfangend
Phthisis, so wie bei Stockungen im Leber- und Pfortadersj'stem ui
Nierenleiden.
G. Bischof in: Schweigger-Seidel's Jahrb. Bd. VIII.
5 u. 249.
Erdmann und Schweigger-Seidel's Journ. f. prakt. Cli
mie. Bd. 1. St. 6. S. 321.
Hufeland und Osann's Journ. d. prakt. Heilk. Bd. LXXI
St. 6. S. 96.
Die M. quelle zu Hüllhorst im Kreise Lübbecke, eine kal
Schwefelquelle, welche in Form von Bädern gegen gichtische, rhei:
matische und scrophulöse Leiden gerühmt wird.
Die Zahl ihrer Kurgäste betrug:
Im J.
1830
1831
1832
1833
1834
1835
1836
1837
1838
1839
120.
163.
130.
133.
198.
181.
168.
155.
155.
198.
Huf el and und Osann's Journal der prakt. Heilk. 1830 Suy
plementheft S. 222. — Bd. LXXIX. St. 6. S. 1 19.
Die Eisenquelle zw Levern im Kreise Lübbecke, mit einer
neuen Bade- und Logierhause ausgestattet, erfreute sich bisher eine
zahlreichen Zuspruches. Die Zahl der Kurgäste betrug:
Im J. 1836 .... 232.
— — 1837 .... 330.
— — 1838 .... 209.
— — 1839 .... 240.
Es gehören hierher ferner:
Die M. quelle zu Bünde im Kreise Herford, wird in Form
von Bädern benutzt und empfohlen gegen invetcrirto rheumatischt
Leiden, Gicht, Lähmungen und veraltete Geschwüre.
Die Zahl der Kurgäste, welche in den J. 1832 und 1833 sich sein
vermindert hatte, betrug:
Im J. 1834 .... 280.
— - 1835 .... 419.
533
Im J. 1836 , 349.
— -t 1837 .... 385.
— — 1838 .... 308.
— — 1839 .... 366.
Hufeliind und 0 sann's Journal der prakt. Heilk. 1827 Stip-
plementheft S. 137. — 1830 Supplementheft S. 222. — Bd. LXXIX.
St. 6. S. 119.
Das S oolba d zu Königsborn bei Unna im Kreise Hamm,
besitzt ausser Einriclitungen zu Wannen- und Douchebädern auch
ein russisches Dampfbad.
Die Zahl der Kurgäste betrug jährlich meist weniger denn 100,
— nur im J. 1830 : 147, im J. 1835 : 109.
Eine von Brandes unternommene Analyse der Soole ergab ei-
nen beträchtlichen Gehalt an Brom- und Jodmagnium.
Nach Brandes enthalten 100 Theile des Mergels, aus welchem
die Soolquellen zu Tage kommen, folgende Bestandtheile:
Siliciumsäure
54,380 Gr.
Calciumoxyd
8,616 —
Magnesiumoxyd .
.
1,000 —
Carbonsäure
.
7,000 —
Aluminiumoxyd .
16,000 —
Eisenoxydul mit Manganoxyd
2,600 —
Kochsalz
0,610 —
Wasser
•
9,250 —
99,456 Gr.
Sehr gerühmt werden die Bäder zu Königsborn bei Gicht, Rheu-
matismen, Scropheln und chronischen Hautkrankheiten.
Das Sool- und russische Dampfbad zu Köuigsboru bei Unna,
Hamm 1827.
Brandes in: Verhandlungen der Gesellschaft naturforschender
Freunde zu Berlin. Bd. I. S. 315.
Westphälischer Anzeiger. Correspondenzblatt. Nr. 19. 1830.
Hufeland und Osann's Journal der prakt. Heilk. 1827 Sup-
plementh. S. 131. — 1830 Supplementheft S. 219. — Bd. LXXIX.
St. 6. S. 135.
IDas Soolbad Salzkotten im Kreise Büren.
Die Zahl der Kurgäste erreichte in den letzten zehn Jahren durch-
schnittlich nicht die von 50.
Sehr nützlich erwiesen sich die Bäder in rheumatischen Krankheiten,
Scropheln, chronischen Hautkrankheiten, Hysterie und Anomalieen der
monatlichen Reinigung.
Hufeland und Osann's Journal der prakt. Heilk. 1827 Sup-
plementheft S. 136. — 1830 Supplementheft S. 223. — Bd. LXXIX.
St. 6. S. 135.
534
Das M.bad zu Dankerseti im Kreise Minden. An fixen K
standtheilen enthält die M.quelle nur wenig Eisen und Salze.
Die Zahl der Kurgäste erhob sich in den letzten zehn Jahr
im Durchschnitt jährlich nicht bis zu 50.
Angewendet wurden die Bäder gegen Gicht, Rheumatisnu
Schwäche der Verdauungswerkzeuge und Verschleimungen.
Hufeland und 0 s an n's Journal der prakt. Heilk. 1827 S«
plementheft S. 136. — 1830 Supplementheft S,. 223. — Bd. LXXI
St. 6. S. 120.
Die M.quelle zu Soest im Kreise Soest. Im Jahre 1826 ei
deckte man eine neue Soolquelle. Nach der chemischen Analyse ei
halten sechzehn Unzen der altern Soolquelle:
Chlornatrium . . . . . 310,0 Gr.
Chlorcalcium .... 41,6 —
Chlortalcium .... 5,0 —
Schwefelsaures Natron . . 17,0 —
Schwefelsaure Kalkerde . . 23,6 —
Harzigen Extractivstoff . . Spuren
397,2 Gr.
Schwefelwasserstoffgas . . Spuren
Die Analyse der neu aufgefundeneu Quelle zeigte in ihrem craj
mischen Gehalt von der älteren keine wesentliche Verschiedenheit.
Die Zahl der Kurgäste erhob sich in den letzten Jahren im Durcl
schnitt jährlich nicht bis zu 100.
Gerühmt werden die Bäder namentlich bei Gicht, inveterirte
Rheumatismen und chronischen Hautausschlägen.
Hu fei and und O sann's Journal der prakt. Heilk. 1827 Suj
plementheft S. 137. - 1830 Supplementheft S. 220. — Bd. LXXD
St. 6. S. 135.
Die M.quelle zu L ipp oldshausen im Kreise Dortmund
Aufser der schon früher von Pröbsting, Bährensund Stuck;
untersuchten, ist eine neue Quelle entdeckt, und als Bad angewende
worden. Im Sommer 1826 betrug die Zahl der Kurgäste 78, — ig
J. 1S27 : 71 später noch weniger.
Die hauptsächlichsten Krankheiten, gegen welche die M.qucll
als Bad und zum Theil auch als Getränk benutzt wurde, waren : Gicht
Lähmungen, chronische Hautausschläge, Schwäche der Verdauungs
Werkzeuge, chronische Krankheiten der Augen.
Hufeland und üsann's Journal der prakt. Heilk. 1827 Sup!
plementheft S. 130. — 1830 Supplementheft S. 224. — Bd. LXXIX
St. 6. S. 121.
Die M. quellen bei Vlothu im Kreise Herford. Ausser meh-
reren M.quellen ist besonders bemerkenswerth der liier befindliche
kräftige M. schlämm.
535
Nach der von Brandes im Jahre 1823 angestellten Analyse ent-
halten sechzehn Unzen der M.quelle :
Chlornatrium .... 38,2392 Gr.
Schwefelsaures Natron . . 4,1862 —
Schwefelsaure Talkerde . . 1,8512 —
Schwefelsaure Kalkerde . . 15,1750 —
Chlortalcium .... 0,9874 —
Kohlensaures Eisenoxydul . 0,1308 —
Kohlensaure Kalkerde . , 3,8798 —
Kohlensaure Talkerde )
tt ( , Spuren
Harz ) l
64,4496 Gr.
Kohlensaures Gas . . . 6,450 Kub. Z.
Schwefelwasserstoffgas . . 0,167 —
"&617 Kub. Z.
Der Eisen-M.schlamm enthält nach Brandes in sechzehn Unzen
Schwefelsaures Eisen . . 244,328 Gr.
Freie Schwefelsäure . . 70,116 —
Chlornatrium . . . . 3,640 —
Schwefelsaures Natron . 6,412 —
Schwefelsaure Kalkerde . 262,000 —
Faserstoff .... 1830,000 —
Extractivstoff und Erzharz . 160,000 —
Unlösliche Erden und Oxyde 1830,000 -
Wasser ..... 3280,000 —
7686,496 Gr.
Die Zahl der Kurgäste betrug früher jährlich im Durchschnitt
gegen 50, hat sich aber noch mehr vermindert.
Hilfreich erwiesen sich die Bäder bei Rheumatismen, Flechten, chro-
nischen Augenkrankheiten, (ein fast schon Erblindeter fühlte schon nach
fünf Bädern eine ungemeine Besserung), Verschleimungen, besonders
des Unterleibes.
Brandes Archiv. Bd. XI. S. 330.
Hufeland und Osann's Journal der prakt. Heilk. 1827 Sup-
plementheft S. 137. — 1830 Supplementheft S. 222. — Bd. LXXIX.
St. 6. S. 121,
Die M.quelle am Hopp e nb er ge bei Petershagen, im Kreise
Minden, enthält Eisen und wenig Salze, und wird in Form von Bä-
dern benutzt.
Die Zahl der Kurgäste belief sich von d. J. 1826 — 1833 jährlich
im Durchschnitt auf weniger denn 100, hat sich aber in den letzten
Jahren sehr vermehrt; sie betrug:
536
Im J. 1834
/ . 438.
— — 1835
312.
— — 1836
300.
— — 1837
209.
— — 1838
258.
— — 1839
278.
Contraindicirt iu den Fällen , wo Eisenwasser unpassend sind,
wird diese M. quelle als Bad empfohlen bei chronischen, gichtischen
und hartnäckigen rheumatischen Beschwerden, so wie bei Scropheln,
Verschleimungen und Schleimflüssen.
Hufeland und 0 sann 's Journal der prakt. Heilk. 1827 Sup-
plementheft S. 138. — 1830 Supplementheft S. 223. — Bd. LXXIX.
St. 6. S. 120.
Die M. quelle zu Nammen im Kreise Minden, gehört zu der i
Klasse der kalten erdig-salinischen Schwefelquellen und hat in Bezug
auf ihren chemischen Gehalt grofse Aehnlichkeit mit der Schwefel-
quelle zu Eilsen.
Die Zahl der Kurgäste war früher sehr gering, hat sich aber in
neuerer Zeit vermehrt; sie betrug:
Im J. 1834
— — 1835
— — 1836
— — 1837
— — 1838
— — 1839
206.
120.
201.
160.
87.
116.
Witting, welcher im J. 1833 dieses M.wasser anatysirte, fand
die Temperatur desselben 10° R. bei -f 12° R. und 27" 10'" ßarom.
der Atmosphäre, und in sechzehn Unzen Wasser:
a.
an krystall. Salzen :
Schwefelsaure Kalkerde
16,77 Gr.
Schwefelsaures Nation
3,49 —
Schwefelsaure Talkerde
2,36 —
Kohlensaure Kalkcrdc
1,43 —
Kohlensaures Natron
0,61 —
Chlorcalcium
1,22 —
Chlortalcium .
1,28 —
Chlornatrium
0,06 —
Jod- und Bromverbindui
gen
Spuren
Kalisalz
Spuren
Silicium- und Aluminium
oxyd
0,05 —
Extractiv-Harzstoff
•
Spuren
27,27 Gr.
537
b. au flüchtigen Bestandtheilen :
Scbwefelwasserstoffgas . . 3,21 Kub. Zoll.
Kohlensaures Gas . . . 1,21 —
Atmosphärische Luft . . . 1,06 —
5,48 Kub. Zoll.
Gerühmt wird die Seh. quelle zu N. als Getränk und Bad bei
chronischen Hautausschlägen, rheumatisch-gichtischen Leiden, nament-
lich gichtischen Gelenkentzündungen, so wie bei Stockungen im Le-
ber- und Ffortadersystem.
Hufeland und Osann's Journal der prakt. Heilk. 1827 Sup-
plementheft S. 138. — 1S30 Supplementheft S. 223. — Bd. LXXFX.
St. 6. S. 105.
Brandes Archiv II. Reihe. I. S. 133.
Die M. quelle zu Hechinghausen zwischen Schwelm und
Gemarke, enthält nach Stucke in sechzehn Unzen Wasser:
Schwefelsaure Talkerde
Chlortalcium
Kohlensaure Kalkerde
Schwefel
Asphalt
Kohlensaures Eisen
Kohlensaures Gas
Schwefelwasserstoffeas
0,750 Gr.
0,150 —
0,500 —
0,150 —
0,250 —
0,575 —
2,375 Gr.
7,000 Kub. Z.
L. Castringius und Stucke, über den Schwelmer Gesund-
brunnen. Dortmund 1800. S. 114.
Die M. quelle zu Eppenhausen im Kreise Hagen, unfern
Stadthagen, enthält nach Stucke in sechzehn Unzen:
Chlornatrium )
Schwefelsaure Talkerde )
Schwefelsaure Kalkerde
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaures Eisenoxydul
Kohlensaures Gas . .
Die Zahl der Kurgäste betrug im J. 1838
ger als 50.
Benutzt wurde das M.wasser gegen Gicht, veraltete Rheumatismen
und chronische Hautausschläge.
L. Castringius und C. H. Stucke, über den Schwelmer Ge-
sundbrunnen. 4800. S. 107.
0,600 Gr.
2,000 —
0,600 —
0,333 —
Z.
oft
3,533 Gr.
2,500 Kub.
: 100, früher
weni
53S
Huf elan d und 0 sann's Journal der prakt. Heilk. 1827 Sup-
plementheft S. 13S. — 1830 Supplemeutheft S. 219. — Bd. LXXIX
St. 6. S. 121.
Der Schar bo cksbr unnen uufern Schwelm, ein starkes Vi-
triolwasser, welches nach Stucke in 3 Pfund 24 Grau Eisenvitriol
und 26 Gran Alaun enthalten soll.
Castringius und Stucke a. a. 0. S. 97.
Die M.quelle zu Runder oth im Aggertbale, unfern Gum-
mersbach, eine erdig-saliuische Eisenquelle von 7° R. Temperatur, ent-
hält nach A. Marder in sechzehn Unzen:
Chlornatrium
Chlorcalcium
Chlortalcium
Schwefelsaure Kalkerde .
Schwefelsaure Talkerde .
Kohlensaures Eisenoxydul
Kohlensaure Kalkerde
Thonerde ....
Harzigen Extractivstoff .
Kohlensaures Gas
0,3499 Gr.
0,0528 —
0,1835 —
0,0037 —
0,0963 —
0,5931 —
0,8750 —
0,1610 —
0,0078 —
2,323 t Gr.
4,560 Kub. Z.
Die M.quelle wurde von Wüste und Kleine bei gichtischen
und rheumatischen Ueheln, so wie bei chronischen Nervenleiden krampf-
hafter Art mit Erfolg angewendet.
A.Marder, physikalisch- chemische Untersuchung der M.quelle
zu Ründeroth. Kölln 1827. S. 17—47.
Hufeland und O sann's Journ. der prakt. Heilk. 1827 Sup-
plementheft S. 139. — 1830 Supplementheft S. 220. — Bd. LXXIX.
St. 6. S. 121.
Die M.quelle zu Rodenbach im Kreise Mühlheim, unweit
Volberg, eine Eisenquelle.
Hu fei and und Osanu's Journal der prakt. Heilk. 1827 Sup-
plementheft S. 139.
Die M.quelle zu Brakel unfern der Stadt und im Kreise die-
ses Namens , eine kalte, vou W i 1 1 i n g untersuchte Schwefelquelle,
welche als Getränk bei Stockungen im Unterleib e, Infarkten, Hämor-
lhoidalbcsclnverdcn und auch bei chronischen Bnistkrankheiten mit
Erfolg angewendet worden ist.
Hufe 1 and und Osaun's Journal der prakt. Heilk. 1827. Sup-
plemeutbeft S. 139.
Die M.quelle zu Germete im Kreise Warburg, iiu Jahre
539
1826 zwar gefafst, aber noch der erforderlichen Einrichtungen zu
Bädern entbehrend.
Hufeland und Osann's Journal der prakt. Heilk. 1827 Sup-
plementheft S. 139.
Die WI. quelle zu Beiehe im Kreise Arensberg, enthält an
festen Bestandteilen kohlensaures Eisenoxj'd, Chlornatrium, Chlor-
calcium uud kohlensaures Natron.
Die Zahl der Kurgäste ist nur sehr gering.
Hufeland und Osann's Journal der prakt. Heilk. 1830 Sup-
plementheft S. 224. — Bd. LXXIX. St. 6. S. 120.
Die Eisenquelle zu Destel im Kreise Lübbecke, zählte im
J. 1834 : 208, — im J. 1837 : 180 Kurgäste, — im J. 183S nur 61,
— im J. 1839 : 71.
► Die M. quelle zu Sottorf, eine Soolquelle.
Kastner's Archiv. Bd. VII. S. 207.
Ueber die bekannten Salinen zu Werl, Salzkotten, We-
sterkotten und audere in Westphalen, vergl. Teutschland geogn.
dargest von Chr. Keferstein. Bd. II. St. 3. S. 301—338.
IV. Die Heilquellen der Provinzen Sachsen, Brau
denburg, Pommern und Ostpreufsen.
In geognostischer Beziehung hietet die grofse Schuttebene,
welche sich von dem nördlichen Abhänge der Gebirge
Schlesiens und Nordböhmens zwischen Elbe und Weichsel,
von geringen Hügelgruppen unterbrochen, in einer sehr
alhnähligen Abflachung bis zur Ostsee erstreckt, nur we-
nig Elemente dar, durch welche die Entstehung gehaltrei-
cher kalter oder heifser M. quellen bedingt werden könnte.
Vulkanischer Gebirgsarten ganz entbehrend, besitzt sie, be-
merkenswerth für die Bildung von M.quellen, mehrere be-
trächtliche Salzlager auf dem linken Ufer der Elbe, sowie
zwischen Elbe und Weichsel und in dem Flufsgebiete der
Spree und Oder ergiebige Lager von Torf, Braun- und
Steinkohlen.
Bei der höhern oder niedrigem Lage der einzelnen Mine-
ralquellen kommt, aufscr der nördlichen, noch besonders die
mehr östliche oder westliche in Betracht, — auf dem lin-
ken Ufer der Elbe besonders die INähc des Harzes und
Thüringer Waldes. Die M. quellen von Muskau liegen nur
300 F., die M.quellen zu Frankfurt a. d. 0. 116 F., dage-
gen die Soolquellen zu Halle 574, und die Schwefelquelle
zu Langensalze 744 F. über dem Meere erhaben.
Alle in den genannten Provinzen entspringende 31. quel-
len sind kalt, enthalten nur eine geringe 3Iengc flüchtiger
541
und fester Bestandtheile (mit Ausnahme mehrerer sehr reich-
haltiger Soolquellen), und sind, nahe der Oberfläche, meist
aus angeschwemmtem Lande gebildet, in ihren Mischungs-
verhältnissen sehr abhängig von äufsern Einflüssen. Der
reiche Gehalt an freier Kohlensäure und kohlensaurem Na-
tron, durch welchen die M. quellen vulkanischer Gegen-
den sich auszeichnen, und wodurch die Mischung und
Verbindung der übrigen Bestandtheile inniger imd feiner
wird, fehlt ihnen fast gänzlich, dagegen besitzen sie, jedoch
verhältnifsmäfsig nur in geringer Menge, die Mehrzahl
der übrigen festen Bestandtheile, selbst mehrere der neuer-
dings erst aufgefundenen : so fand S c h r a d er in der Eisen-
quelle zu Potsdam Manganoxyd, John in der zu Gleifsen
Lithion.
Unter allen M.quellen kommen am häufigsten erdige
und salinische Eisenquellen vor, Schwefelquellen nur we-
nig, — Soolquellen, ausgezeichnet durch einen sehr be-
trächtlichen Salzgehalt, auf dem linken Eibufer und der
Ostsee entlang zwischen Elbe und Weichsel.
In Hinsicht der Benutzung der einzelnen M.quellen
verdient bemerkt zu werden, dafs fast keine versendet wird ;
— dagegen finden sich in mehreren Kurorten sehr gute
Einrichtungen zu Wasser- und Douchebädern, in einigen
sehr Avirksame M. Schlammbäder.
Teutschland geogn. geolog. dargestellt von Chr. Kefer stein.
Bd. V. St. 2. S. 222.
Geognostische Beschreibung des Herzogsthums Magdeburg, des
Fürstentums Halberstadt und ihrer Nachbarländer, von Fr. Hoff-
mann. Berlin 1823.
Chr. Kefersteiu, Zeitung für Geognosie und Geologie. 1828.
St. 5. S. 79.
Oeynhausen in: Karsten's Archiv für Bergbau und Hütten-
wesen. Bd. XIV. St. 2. S. 227.
Klöden's Beitrag zur mineralogischen und geognost. Kenntnifs
der Mark Brandenburg. 1828. 1. Heft.
1. Die Heilquellen der Provinz Sachsen.
Aurser sehr beträchtlichen zu Bädern benutzten Sool-
quellen sind hier mehrere erdig - salinische Schwefel- und
542
Eisenquellen bemerkenswert!]. Besondere und rühmliche
Erwähnung verdient hier:
Das Soolbad zu Elmen bei dem Dorf e dieses
Namens im Magdeburger Reg. Bezirk, zwischen Grofs-
salze und Schönebeck, durch die Bemühungen des, um
diese segensreiche Anstalt sehr verdienten Hrn. Dr. Tol-
berg zuerst 1800 gegründet, 1811, 1818 und 1820 vervoll-
kommnet und jetzt mit sehr zweckmäfsigen Einrichtungen
versehen.
Ausser gut eingerichteten Wannenbädern in Badeka-
binetten, Vorrichtungen zu Douche- und Dampfbädern, sind
in neuerer Zeit Sooldampfbäder eingerichtet und eine
Trinkanstalt eröffnet worden.
Badearzt ist gegenwärtig Hr. Dr. Lohmeier.
Die Frequenz der Kurgäste zu Elmen ist sehr be-
bedeutend.
Im
J.
1826
betrug
sie
.
587.
z
z
1827
1828
•
•
•
586.
554.
—
—
1830
.
. .
.
875.
—
—
1831
.
.
.
461.
—
—
1832
.
v
.
536.
—
—
1833
.
. .
.
524.
—
—
1834
.
.
.
610.
—
—
1835
.
.
.
650.
—
—
1836
.
.
700.
—
—
1837
.
. .
.
594.
1838
1839
•
# m
#
723.
818.
Die Umgebungen des Soolbad
CS
besteben
aus
Lagern von Kalk-
stein von verscl
liedc
ner M
äcbtigkeit
und Abstufung
. die Soole entquillt
einer festen La
;e von Tbon und
S.
mdstcin.
Die Soole zu Schönebeck gehört unbedenklich zu den
an Salz reichhaltigsten und den ergiebigsten, welche das
Königreich Prcufsen besitzt. — Alten Urkunden zufolge
■war schon im dreizehnten Jahrhundert zu Elmen oder
Allenbcrge ein Salzwerk, — denn schon 1230 wurde zwi-
schen dem Kapitel des Klosters „Gottes Gnaden" und
Eberhard und Norbert von Er oh sc zu Grofsensalzc
543
ein Vergleich geschlossen wegen eines Soolbrunnens, wel-
chen das Kapitel hatte graben lassen.
Die einzelnen Soolquellen unterscheiden sich nur hin-
sichtlich des quantitativen Gehaltes der einzelnen Bestand-
teile.
Die Trinkquelle ist von 9 — 10° R. im Schacht bei
11° R. der Atmosphäre, vollkommen farblos und klar, ent-
wickelt beim Ausgiefsen schnell Gasblasen, wird bei länge-
rer Einwirkung der Atmosphäre theilweise zersetzt, indem
sich Eisenoxyd präeipitirt und kohlensaures Gas und
Schwefelwasserstoffgas entweicht. Der Geschmack der
Soole ist anfangs schwach salzig, später gelind bitter;
das spec. Gewicht der Trinksoole beträgt 1,022572, der
Badesoole 1,040487 bei 13° R. der Atmosphäre.
Chemisch untersucht wurde die Soole zu Elmen von
Herrmann und neuerdings von Steinberg.
Ausser dem grofsen Reichthum an Chlornatrium zeich-
net sich dieselbe durch einen sehr beträchtlichen Gehalt
an Brom aus, welchen Stein berg nachgewiesen hat.
Nach Herrmann's Analyse enthalten sechzehn Unzen der zum
medicinischen Gebrauch benutzten Soole:
Chlornatrium .
Chlorkalium
Cblortalcium
Schwefelsaure Talkerde
Schwefelsaure Kalkerde
Schwefelsaures Natron
Schwefelsaures Kali
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaures Eisen
146,980 Gr.
0,120 —
1,680 —
0,300 —
2,480 —
1,800 —
0,120 —
0,065 —
0,025 —
Kohlensaures Gas
Schwefelwasserstoffaas
153,570 Gr.
in unbestimmter Mens>e.
Nach Steinberg enthalten in sechzehn Unzen:
1. Die Trinkquelle: 2. Die Badequelle:
Chlornatrium .... 201,896 Gr. . 375,369 Gr.
Chlortalcium .... 2,816 — . 5,240 —
Chlorkalium .... 0,647 — . 1,145 —
Bromtalcium . . . . 1,458 — . 4,526 —
544
Jodnatrium ....
Schwefelsaures Natron
Schwefelsaures Kali
Schwefelsaure Talkerde .
Schwefelsaure Kalkerde
Zwiefach kohlensaure Kalkerde
Zwiefach kohlensaures Eisenoxyd
Kieselsäure ....
Ammoniaksalz ....
In Alkohol lösliche organ. Substanz
Spuren
2,537 Gr. .
0,758 —
3,573 —
10,501 —
0,360 —
0,216 —
0,045 —
Spuren
unberücksichtigt
Spuren
4,440 Gr.
1,340 —
6,621 -
11,320 -*.
2,425 —
0,504 —
0,062 —
Spuren
unberücksicht.
223,S07 Gr. 412,992 Gr.
1,04 Kub. Z. i}25 Kub. Z.
Die Mutterlauge:
. . . 59,38 Gr.
. 1145,S3 —
Freie Kohlensäure
3.
Chlornatrium
Chlortalcium
Bromtalcium
Jodnatrium
Schwefelsaure Talkerde
Eiseuchlorid
Mangauchlorür
Chloraluminium .
Erdharz . . ,
Quellsatzsäure
Eisen, Mangan, Kalkerde, Kieselsäure 0,50 —
Flüchtigen riechenden Stoff . unbestimmt
1177,19 —
1,27 —
93,74 —
1,02 —
2,64 —
Spuren
3,00 —
0,55
2485,12 Gr.
Als Bad und als Getränk angewendet, kommt die Soole
zu Elmen in ihren Wirkungen mit den bereits schon aus-
führlicher geschilderten der Kochsalzquellen und insbeson-
dere der jod- und bromhaltigen überein. (Vergl. Th. I.
S. 278-282. Zweit. Aufl.).
Benutzt wird dieselbe:
1. Als Getränk, täglich zu 2 bis 4 Gläsern, ."nicht
blois um aufzulösen und den Darmkanal zu bethätigen
bei Stockungen und Verschleimungen im Unterleibe, wenn
gleichzeitig Trägheit des Darmkanals vorhanden ist, —
sondern auch bei scronhulö'sen Leiden.
2. Als Wasserbad, die häufigste und allgemeinste Form
der Anwendung. Man nimmt die Bäder entweder nur aus
Soole oder verstärkt sie durch passende Zusätze. Zu ei-
ner Kur rechnet man gemeiniglich 28.
3. In
545
3. In Form von Mineralschlamm - , Douche- oder als
Sooldampfbad.
Die Krankheiten, in welchen die Salzsoole in den ge-
kannten Formen sich vorzüglich hilfreich erwiesen, sind
olgende :
1. Chronische Leiden des Drüsen- und Lymphsystems,
orzüglich Scropheln, — namentlich scrophulöse Geschwül-
ste, Verhärtungen, Tumor albus, Geschwüre.
2. Hartnäckige rheumatische und gichtische Leiden,
sesonders wenn schon organische Destructionen, wie Gicht-
knoten, Gichtablagerungen oder gleichzeitig eine grofse
Sclnväche und Erschlaffung der äufsern Haut vorhanden.
3. Hartnäckige Nervenleiden, Ischias, — Lähmungen
ler Extremitäten von gichtischen, rheumatischen oderpso-
•ischen Metastasen.
4. Chronische Hautausschläge, veraltete Hautge-
»chwüre.
5. Verschleimungen, hartnäckige Blennorrhöen.
6. Stockungen im Leber- und Pfortadersystem, mit
Trägheit des Darmkanals, — Uterinleiden, Bleichsucht.
Bei chronischen Brustleiden ist sehr beachtens- und zugleich em-
jjfeblenswerth das Einathmen der mit Salztheilen so reichlich ge-
ichwängerten und dadurch ungemein stärkenden Luft in der Nähe der
jjradirhäuser, welche sich sehr passend in dieser Hinsicht mit der,
n ähnlichen Fällen so gerahmten Seeluft vergleichen läfst.
J. W. Tolberg, über die Aehnlichkeit der Salzsoole mit dem
Seewasser und den Nutzen der Soolbäder. Magdeburg. Erstes Heft
1803. — Zweites Heft 1811.
Das Soolbad zu Elmen von J. W. Tolberg. Magdeburg 1822.
J. W. Tolberg in: Hufeland's Journal der prakt. Heilkunde.
Bd. XVI. St. 3. S. 136. Bd. XXVI. St. 3. S. 3. Bd. XLVI. St. 3. S. 3.
Bd. LXIII. St. 3. S. 69.
— — über die Einrichtung und Wirkung des russischen Dampf-
jades bei dem Soolbade zu Elmen. 1826.
Teutschland geogn. geol. dargest. von Chr. Keferstein. Bd. II.
t. 3. S. 367.
Hufeland und 0 sann's Journal der prakt. Heilk. 1827 Sup-
plementheft S. 149. — 1829 Supplementheft S. 242. — Bd. LXXIV.
t. 5. S. 45. - Bd. LXXIX. St. 6. S. 129.
L. Lohmeier in: v. Gräfe und Kaiisch Jahrb. Jahrg. III.
II. Theil. M m
546
1838. S. 363. — Jahrg. IV. 1839. 3. Abtheil. S. 71. — Jahrg. V. 1840.
S. 348.
L. Lo hmeier in: Hufeland's Jouru. der prakt. Heilk. Bd.
LXXXIX. St. 2. S. 3.
Kali seh, allgem. Zeit, des Brunnen- u. Badewesens. 1839. S. 57
und 79.
L, Lohmeier, über warme Sooldunstbäder. Magdeburg 1840.
An die Soole zu Elmen schliefsen sich mehrere ähnliche Sool-
quellen im Magdeburgischen, am Unterharz und in Sachsen.
Das Wilhelmsbad bei Aschersleben, benannt nach dem Prin-
zen (Wilhelm) von Preussen, mit einem Badehause versehen, als
Heilanstalt benutzt seit dem J. 1832.
Im J. 1832 zählte man 225, im J. 1833 jedoch nur 90 Kurgäste.,
Zur Bereitung der Bäder werden zwei M.quellen benutzt, der
Lohbrunnen (eine schwache Eisenquelle) und eine sehr starke i
Soolquelle, welche in Tonnen täglich nach dem Bade trauspor-
tirt wird.
Analysirt wurden beide von Schweigger- S eidel. Dieser Un-
tersuchung zufolge hat:
1. Der Lohbrunnen die Temperatur von 10° R. in einer
Tiefe von 12 Fufs, an der Oberfläche 11° R., bei 15° der atmosphä-!
rischen Luft im Schatten; — das spec. Gewicht beträgt l,00168.i
Sechzehn Unzen des M.wassers enthalten:
Chlornatrium ....
0,1630 Gr.
Chlorkalium ....
0,0058 —
Schwefelsaure Kalkerde .
1,2500 —
Kohlensaure Kalkerde
0,9500 —
Kohlensaure Talkerde . .
0,7300 —
Kieselerde mit Eisenoxydul und
Manganoxydul
0,0830 —
Extractivstoff ....
0,3182 —
3,5000 Gr.
2. Der Soolbrunncn, hat die Temperatur von 9,9° R. in der
Tiefe von 15 Fufs, an der Oberfläche 11° R. bei 16° R. der atino-i
sphärischen Luft im Schatten. Das spec. Gewicht beträgt 1,037. Sech-
zehn Unzen Wasser enthalten :
Chlornatrium .... 334,150 Gr.
Chlorkalium .... 16,810 —
Schwefelsaure Knlkerde . . 10,280 —
Kohlensaure Kalkerde . . 2,215 —
Kohlensaure Talkerde . . 2,750 —
547
Kieselerde und Eisenoxj'd . Spuren
Extractivstoff .... 1,795 Gr.
368,000 Gr.
Nach Waldmann wurde die Soolquelle innerlich mit günstigem
Erfolge bei chronischen Leiden der Schleimhaut der Luftwege, so
wie bei Verschleimungen , Stockungen und Trägheit des Darmkanals
angewendet, — in Form von Bädern hei chronischen, rheumatischen
und gichtischen Leiden, so wie gegen die verschiedensten Formen von
Scropheln, namentlich scrophulöse Augenentzündungen.
Hufeland und 0 sann's Journ. der prakt. Heilk. Bd. LXXIX,
St. 6. S. 131.
Der Huber tusbrunnen im Kreise Quedlinburg, eine Sool-
. quelle, am Fufse der Rofstrappe im Bodethale am Unterharze, süd-
westlich vom Dorfe Thale, entspringt in der Nähe eines Eisenhüt-
i tenwerkes.
Obgleich diese M.quelle erst seit 1834 als Heilquelle benutzt
.! wurde, ist von dem gegenwärtigen Besitzer derselben Hrn. Daude
:■ bereits schon viel geschehen ; gegenwärtig bestehen Vorrichtungen zu
Wannen- und Douchebädern, die Kurgäste wohnen in dem Dorfe Thale.
Den Namen „Hubertusbrunnen'" führt diese M.quelle seit 1837. —
Besucht wurde dieselbe im J. 1836 von 60, im J. 1837 von 138, im
3. 1838 von 166 Kurgästen.
In geognostischer Hinsicht ist hier bemerkenswerth Thonschiefer,
I in welchen Granit eingelagert ist. Die 800 F. über dem Spiegel der
y Bode sich erhebende Rofstrappe besteht aus Granit; die den Granit
begleitenden Hornsteinlager führen Strahlstein und Granaten.
Das Wasser dieser M.quelle ist klar und hell , ohne bedeutende
Niederschläge bei längerer Einwirkung der Atmosphäre, von einem
scharf-salzigen Geschmack ; seine Temperatur beträgt 7° R. bei 14°
R. der Atmosphäre, sein spec. Gewicht 1,0205; die Wassermenge
60 Pr. Quart in einer Minute.
Chemisch untersucht wurde derselbe im J. 1835 von Halt er-
mann und Bley, und im J. 1836 von Bauer.
Ha Hermann fand in sechs M
aafs Wasser:
Chlornatrium
47 Quent.
Kieselerde
18 Gr.
Chlorcalcium .
24 —
54 —
Chlortalcium .
44 —
Chloraluminium
13 —
Verlust ....
3 —
51 —
77 Quent.
In sechzehn Unzen enthält derselbe nach Bley:
a. im krystallisirten Zustande : b. im trockenen Zustande :
Chlornatrium . . . 272,309 Gr. . 272,309 Gr.
Mm2
548
Chlorcalcium
Chlortalcium
Chloralumiuium
Kieselerde .
525,252 Gr.
16,654 —
7,803 —
4,566 —
266,230 Gr.
8,403 —
3,823 —
4,566 —
826,584 Gr.
555,331 Gr.
In sechzehn Unzen enthält derselbe nach Bauer:
Chlorkalium
Chlornatrium
Chlorammonium .
Chlorlithium
Chlorcalcium
Chlorstrontium
Chlorbarym .
Chlortalcium
Chloraluminium .
Bromtalcium . .
Jodtalciuin
Salpetersaure Kalkerde
Phosphorsaure Kalkerde
Kohlensaure Kalkerde
Kieselerde
Kohlensaures Eisenoxydul
Manganoxyd
Kohlensaures Gas
0,5684705 Gr.
114,9039612 —
0,1681000 —
0,1113648 —
85,7471850 —
0,7262323 —
0,0253827 —
0,1875196 —
0,4160579 —
0,2686600 —
0,0022299 —
3,3301000 —
0,0100000 —
0,5809260 —
0,2690000 —
0,0051190 —
Spuren
207,3203089 Gr.
0,439 Kuh. Z.
Ueher die günstigen Wirkungen des inneren und äufsern Ge-
brauchs dieser Soolquelle haben sich Schwalbe, Thaer und
Schrader ausgesprochen.
Phys. chemische Untersuchung eines Soolquells unweit der Uofs-
trappe im Bodethale am Unterharz von Dr. L. Fr. Bl ey. Quedlin-
burg 1835.
Schwalbe und Thaer in: C asper1 s Wochenschrift. Jahrg.
1836. Nr. 48 und 49.
Schrader, Nachricht vom Hubertusbrunnen bei Thale. Qued-
linburg.
Der Hubertusbrunnen am Fufso der Rofstrappe, phys. chemische
Untersuchung durch Dr. L. Bley. Quedlinburg 1840.
Dax Beringerbad bei Suderode unfern des Alexisbades, nnM
Unterharz. Das Preufs. Dorf S. liegt eine Viertelstunde von Gern-
rode, zwei von Quedlinburg, zwei von Ballenstiidt, drei von dem
Alexisbade.
Die in einem angenehmen Thale entspringende Salzquelle wurde
schon im sechzehnten Jahrhundert als Saline benutzt. Im Jahr 1569
verglich sich die erste evangelische Aebtissiu Anna II. von Stollbcrg
549
mit dem v. Hoy irischen Vormunde, Hans von Hildes heim, und
1570 abermals mit den von Hoymschen Lehnserbeu wegen dieses
Salzwerks. Als Heilquelle bedienten sich derselden schon lange die
nächsten Bewohner, erst im Jahre 1820 jedoch wurde sie chemisch
analysirt, als Bad fleifsiger benutzt, und kam nebst dem sie umgeben-
den Grundstück im Jahr 1827 durch Kauf an den Herzog von An-
halt-Bernburg. Das neu entstehende Bad erhielt den Namen des
„Beringerbades" von einem berühmten Ahnherrn des Hauses Anhalt,
welcher im achten Jahrhundert Karl dem Grofsen befreundet , das
Christenthum annahm und zu dessen Besitzungen wahrscheinlich der
Forst gehörte, in dessen Mitte die Salzquelle entspringt.
Seit einigen Jahren ist zu Suderode ein neues Bade- und Logir-
haus aufgeführt worden. — Ausser Einrichtungen zu Wannenbädern
finden sich daselbst auch Douchebäder.
Die Zahl der Kurgäste betrug im J. 1836 : 76, -*- im J. 1837 : 115,
- im J. 1838 : 66.
Nach Bley's Untersuchung beträgt die Temperatur des Wassers
7° R. bei 11° R. der Atmosphäre, das spec. Gewicht 1015. Das Was-
ser ist hell und klar, setzt Gasbläschen au und erst nach mehreren
Wochen gelbliche Flocken, besitzt einen unangenehmen, salzig-bitter-
lichen Geschmack und, frisch geschöpft, einen Geruch nach Schwe-
felwasserstoffgas.
Sehr reich an festen Bestandteilen, besonders Chlorcalcium und
Chlornatrium, enthalten sechzehn Unzen nach ßley:
Chlornatrium ....
87,0000 Gr.
Chlorkalium ....
0,2643 —
Chlorcalcium ....
116,3359 —
Chlortalcium ....
6,1122 —
Chloraluminium
2,3966 —
Kohlensaure Kalkerde
0,0916 —
Kohlensaures Eisenoxydul mit Spu
-
ren von Manganoxydul .
0,6339 —
Thonerde .....
0,0416 —
Kieselerde .
0,0025 —
Extractivstoff .-..'",
0,5000 —
Brom .,.„,".
0,0767 —
213,4553 Gr.
Kohlensaures Gas
2,500 Kub.Z.
Schwefelwasserstoffgas
0,055 —
2,555 Kub.Z.
Auch innerlich hat man das Wasser täglich zu 1 bis 3, höchstens
6 Weingläsern allein, oder zur Erhöhung der Wirkung bei dem gleich-
zeitigen Gebrauch der Bäder mit gutem Erfolg benutzt in allen den
Fällen, in welchen kräftige Soolquellen indicirt sind. (Vergl. Th. I.
S. 266. Zweit. Aufl. S. 282).
550
Bley in: Tromm s dorff s N; Journal der Pharmac. Bd. XV]
St. 2. S. 1.
Die Heilquellen am Unterharze. S. 53.
Behr in: Hufeland und 0 sann's Journal. Bd. LXVI1I. Si
6. S. 114.
R. Brandes Archiv. Bd. XXV. S. 67.
C. A. F. Ziegler, de aquis Beringensibus. Berolini 1830.
Hufeland und 0 sann's Journal der prakt. Heilk. Bd. LXXIX
St. 6. S. 134.
Das S o olbad zu Sülld or f bei Egeln im Magdeburgischen
Die Zalil der Kurgäste betrug durchschnittlich in den J. 1831— 183^
gegen 30, im J. 1S35 : 60, im J. 1836 : 40, im J. 1837 : 59, im J
1838 : 70. — Hilfreich erwies sich das Bad bei gichtischen, rheu
matischen und scrophulösen Beschwerden.
Huf eland und O sann's Journal der prakt. Heilk. 1830 Sup
plementheft S. 224. — Bd. LXXIX. St. 6. S. 135.
Ausser den genannten Salinen sind wenigstens namentlich hier
noch aufzuführen: die Soolquellen zu Stafsfurth, Dürrenberg,
Teuditz, Kutschen und die salzhaltigen Mineralquellen im Amte
Dambeck bei Salzwedel.
Teutschland geogn. geol. dargestellt von Chr. Keferstein,
Bd. II. St. 3. S. 293. 392. 408. 423. 429.
Von Soolquellen in dem Pr. Herzogthum Sachsen sind beson
ders zu erwähnen :
Das So olbad zu Kosen Hegt an der Saale im Naumburger
Kreise, von der Stadt Naumburg nur eine gute Stunde entfernt, in
einem reizenden Thale. Zur Gewinnung von Salz wurde die Soole
zu Kosen schon lange, als Bad erst in neuerer Zeit benutzt.
Im J. 1826 betrug die Zahl der Kurgäste nur Ol . bat sich aber
seit jener Zeit beträchtlich vermehrt.
Im J. 1837 zählte man 470 Kurgäste.
— — 1838 — — 479 —
— — 1839 — — 519 —
Badearzt ist Hr. Salincnarzt Dr. Rosen berg er, der Gründer
einer Pcnsionsanstalt zur Aufnahme schwächlicher und kranker, be-
sonders scrophulöser Kinder zu K., und Verfasser der neuesten Mit-
tlieilungcn über das Soolbad zu K.
Ausser guten Vorrichtungen zu Wannenbädern, besitzt K. ein
Soolendampfbad.
Ausser der Soolqnclle besitzt Kosen noch eiue erdig- salinischc
Eisenquelle, welche bereits 1725 entdeckt und von Rem in ler ana-
lysirt, aber weniger als die Soohjuelle benutzt wird.
551
2. Die Eisenquelle
nach Rem ml er:
315,630 Gr.
0,200 Gr.
0,940 —
.
.
0,166 —
5,570 —
0,083 —
21,105 -
0,315 —
.
0,315 —
0,500 —
31,185 —
0,500 —
4,725 —
0,830 —
.
0,166 —
0,315 —
eine geringe Menge
0,650 —
380,750 Gr.
2,445 Gr.
In sechzehn Unzen enthalten:
1. Die Soolquelle
nach Herrn ann :
Chlornatrium .
Chlorkalium .
Chlorcalcium
Chlortalcium .
Schwefelsaures Natron .
Schwefelsaures Kali
Schwefelsaure Talkerde
Schwefelsaure Kalkerde
Kohlensaure Kalkerde .
Kohlensaure Talkerde .
Kohlensaures Eisenoxydul
Erdharz ....
Empfohlen werden die salzreichen Soolbäder zu Kosen allein oder
in Verbindung mit den Sooldampfbädern. in allen den Fällen, in wel-
chen ähnliche Soolbäder überhaupt indicirt sind, und namentlich die
von Elmen.
J. Greg. Gerhard's kurze Nachricht von dem zu Küsen an der
Saale entdeckten mineralischen Gesundbrunnen. Naumburg 1726.
— — Nachricht wie mit Zusatz eines Salis cathartici der Kö-
sener Brunnen zu gebrauchen. 1728.
Bemerkungen über die Kösener Bäder, hauptsächlich über die
Soolbäder. Naumburg 1816.
Teutschland geogn. geolog. dargestellt von Chr, Keferstein.
Bd. II. St. 3. S. 399.
Senff in: Hufeland und O sann's Journal der prakt. Heilk.
Bd. LIV. St. 4. S. 121.
Hufeland und Osann's Journal der prakt. Heilk. 1827 Sup-
plementheft S. 150.
Rosenberger in: v. Gräfe und Kali seh Jahrb. Jahrg. III,
1838. S. 354. — Jahrg. IV. Abtheil. 1. 1839. S. 62. — Jahrg. V. 1840.
S. 335.
Das Soolbad zu Halle an der Saale. Die grofse Reichhal-
tigkeit der hier entspringenden Kochsalzquellen haben schon die äl-
teren Analysen von Gren und Gilbert dargetban, die von Herr-
inann und Meifsner bestätiget. Reil gebührt das Verdienst, zu-
erst in Halle eine gut eingerichtete Badeanstalt zur zweckmässigen
Benutzung der Soole begründet zu haben. Die Krankheiten, gegen
welche letztere sich hilfreich erwiesen und äusserlich benutzt wird,
sind dieselben, gegen welche Soolquellen überhaupt empfohlen wer-
den (Vergl. Bd. I. S. 266. Zweit. Aufl. S. 282).
552
Durch ihren Reich th um au festen Bestandteilen zeichnen sich
besonders aus der Deutsche- und G utia hrbrun n e u.
Ausser der Soole zu Halle findet sich daselbst noch eine Eisen-
quelle, welche von Meifsner analysirt wurde.
Der chemischen Analyse zufolge enthalten in sechzehn Unzen :
1. Der Deutsche Brun. : 2. DerGutiahrbrun.:
Chlornatrium
89,075 Gr.
74,343 Gr.
Schwefelsaure Kalkerde
2,105 —
2,240 —
Chlorcalcium
0,973 -
0,873 —
Clilorkalium
0,198 —
0,159 —
Chlortalcium
1,590 —
1,349 —
Kohlensaure Kalkerde
0,351 —
0,496 —
Kohlensaures Eisen
0,020 —
0,396 —
Erdharz
0,020 —
0,059 —
94,332 Gr.
79,915 Gr.
3.
Der Hockeborn
i. Die Eisenquelle
nach Herrmann:
nach Meifsner:
Chlornatrium
57,814 Gr.
0,69375 Gr.
Schwefelsaure Kalkerde .
2,066 —
0,96150 —
Chlorcalcium
0,734 —
Spuren
Chlorkalium
0,128 —
...
Chlortalcium
1,708 —
0,21250 —
Kohlensaure Talkerde
• . •
0,61973 —
Kohlensaure Kalkerde
0,318 —
2,44929 —
Schwefelsaure Talkerde .
....
0,36213 —
Schwefelsaures Natron .
...
1,29140 —
Thonerde . . .,
.
0,20625 —
Kieselerde
.
0,58756 —
Kohlensaures Eisen
0,159 —
0,38255 —
Extractivstoff
...»
0,01250 -
Erdharz ....
0,039 —
62,966 Gr.
.
7,77916 Gr.
Kohlensaures Gas .
. . .
2,55210 Kub.Z.
324.
des Hulleschcn Salz-
ßestandtheilcn fand Meifsner in den
Soolquellen zu Halle noch Jod und Brom.
v. Crcü's ehem. Aunalcu. 1788. St. 1. S.
Förster's Beschreibung und Geschichte
Werkes. Halle 1793.
C. C. Schmieder1« topogr. Mineralogie der Gegend um Halle
in Sachsen. Halle 1797.
Heil, über die Nutzbarkeit u. Gebrauchsart der Soolhädcr. Halle
1809.
W. Meifsner in: Seh weigger1» Journ. f. Chcin. Bd. XXXVI.
— Bd. XLIII. — Bd. XLVHl.
553
v. Veltheim's mineralog. Beschreibung der Gegend von Halle.
Halle 1820.
Teutschland geogn. geolog. dargestellt von Chr. Keferstein.
Bd. II. St. 3. S. 349.
Hufeland und Osann's Journal der prakt. Hcilk. 1827 Sup-
plementheft S. 150.
Die Soolquelle zu Artern im Sangerhauser Kreise, 66S F.
über dem Meere erhaben. Ausser der hier befindlichen Soolquelle
welche Herrmann analysirte, findet sich hier eine, von Tromms-
dor ff untersuchte Eisenquelle. In sechzehn Unzen enthalten:
Chlornatrium .
Chlorkalium
Chlortalcium
Schwefelsaures Natron .
Schwefelsaures Kali
Schwefelsaure Talkerde
Schwefelsaure Kalkerde .
Kohlensaure Kalkerde
Kieselerde
Kohlensaures Eisenoxydul
Extractivstoff . . ,
Erdharz .
1. Die Soolquelle
nach Herrmann:
213,885 Gr.
0,315 —
0,315 —
6,930 —
0,315 —
0,315 —
11,770 —
3,150 —
Die Eisenquelle
nach Trommsdorff:
0,750 Gr.
0,062 —
0,930 —
0,250 —
0,725 —
0,186 —
0,062 —
0,031 —
0,500 —
3,496 Gr.
Fahner's Magazin für populäre Arzneikunde. Bd. I. St. 4.
Trommsdorff s Journal der Pharmacie. Bd. VI. St. S. 78.
Bd. XIII. St. 2. S. 322.
Hufeland und Osann's Journal der prakt. Heilk. 1827 Sun-
plementheft S. 151.
Die M. quelle bei Erfurtk enthält nur wenig Kochsalz, ent-
springt unfern Erfurth am Fufse der Cyriaksburg bei dem Dorfe
Hochheim, 590 Fufs über dem Meere, und wurde von Funke und
Biltz analysirt. Sie hat die Temperatur von 10,75° R., das spec.
Gewicht von 1,015, und enthält in sechzehn Unzen:
0,945 —
1,260 —
239,200 Gr.
Chlornatrium .
Schwefelsaures Natron
Schwefelsaure Kalkerde
Schwefelsaure Talkerde
Kohlensaure Kalkerde
Chlortalcium
Kohlensaures Natron
Kohlensaures Eisenoxydul
nach Funke;
7,198 Gr.
3,297 —
9,099 —
2,000 —
2,000 —
1,792 —
nach Biltz:
14,750 Gr.
1,950 —
7,600 —
1,540* —
1,400 —
0,025 —
0,065 -
554
Kieselerde . . . . . . . 0,030 Gr.
Extractivstoff . . . 0,099 Gr. . 0,015 —
25,485 Gr. ~~ 27,375 Gr.
Kohlensaures Gas . 2,70Kub.Z.
Nach den Versuchen von Biltz ist in diesem M.wasser das Ver-
hältnifs der festen Bestandteile abwechselnd.
J. J. Planer in: Act. acad. Mogunt. util. quae Erforti est. 1778.
— 1779.
Lob er und Funke in: Trommsdorff's Journal der Pharm.
Bd. VIII. St. 1. S. 63.
Biltz, chemische Untersuchung der M.quelle unter der Cyriaks-
bur»; bei Erfurt. 1824.
Von kalten Schwefelquellen sind zu erwähnen die nahe bei
einander gelegenen zu Langensalze und Tennstädt.
Die Schw efelquelle zu Lang en salze im Kreise dieses
Namens, in einer der fruchtbarsten Ebenen Thüringens, von Erfurth
drei Meilen, von der Stadt Langensalze nur einige hundert Schritte
entfernt. Sie gehört zu den kalten salinischen Schwefelquellen, ist
bekannt seit 1811, gut gefafst, mit einem Badehause versehen und
wurde bereits 1812 von Trommsd orf f analysirt.
Die Zahl der Kurgäste betrug im J. 1826 : 110, — im J. 1828 :
108, — im J. 1836 : 76, — im J. 1837 : 40, — im J. 1S38 : 100.
Das M.wasser ist klar, wird beim Zutritt der atmosphärischen
Luft trübe milchig, besitzt einen starken Schwefelgeruch, einen
schwefelig-salzig-bitterlichen Geschmack; seine Temperatur beträgt
10° R. bei 15° R. der Atmosphäre.
Nach Trommsdorff's Analyse enthalten in sechzehn Unzen;
Schwefelharz
0,100 Gr.
Hydrothionsaurc Talkerde
0,150 —
Hydrothionsaure Kalkerde
1,250 —
Chlortalcium
0,250 —
Schwefelsaure Talkerde
2,000 —
Schwefelsaures Natron
1,950 —
Schwefelsaure Kalkerdc
. 11,150 —
Kohlensaure Talkerde .
0,650 —
Kohlensaure Kalkerdc
2,200 —
Thonerde ....
0,250 —
Kieselerde ....
0,150 —
Extractivstoff ,
0,075 —
20,175 Gr.
Kohlensaures Gas
1,628 Kub. Z.
Schwefelwasserstoffgas
3,732 —
5,360 Kub. Z.
555
Eine später von Brock mann wiederholte Analyse bestätigt
die Ergebnisse der von Trommsdorff früher unternommenen.
Das M.wasser in Form von Wasserbädern angewendet, nimmt,
ganz analog den salinischcn Schwefelquellen, vorzugsweise die äus-
sere Haut in Anspruch, wirkt auf sie reizend belebend, diaphore-
tisch, ihre Absonderung verbessernd, — nächst diesen auf die Schleim-
häute.
Sehr hilfreich erwiesen sich die Schwefelbäder zu Langensalze :
bei hartnäckigen rheumatischen und gichtischen Leiden, — chronischen
Hautausschlägen, namentlich herpetischer und scabiöser Art, — Läh-
mungen durch rheumatische oder gichtische Ursachen veranlafst.
J. B. Trommsdorff, die neuentdeckten salinischen Schwefel-
bäder zu Langensalze und Tennstädt. Erfurth 1812.
Schmalkalden's Beobachtungen über die Heilkräfte des Mine-
ralischen Gesundbrunnens bei Langensalze. 1813.
J.B. Trommsdorff 's Journ. d. Pharm. Bd. XXI. St. 2. S. 3— 27.
Hufeland und 0 sann's Journal der prakt. Heilk. 1827 Sup-
plementh. S. 152. — 1829 Suppl. S. 241. — 1830 Suppl. S. 221. —
Bd. LXX1X. St. 6. S. 105.
Die Schwefelquelle zu Tennstädt entspringt unfern der
Stadt dieses Namens, zwei Meilen von Langensalze, aus einem Tuff-
steinlager. Obgleich früher gekannt, wurde sie als Heilquelle doch
erst seit 1811 benutzt.
Die Zahl der Badegäste war in den letzten Jahren höchst gering.
Das Wasser der M quelle ist hell, von einem schwefeligen Ge-
schmack und einem so durchdringenden Schwefelgeruch, dafs sich
derselbe nach Trommsdorff bei stiller Luft 60 bis 100 Schritte
weit von der Quelle verbreitet; ihre Temperatur beträgt nach
Trommsdorff 9° R. bei 19° R. der Atmosphäre.
Nach Trommsdorff s Analyse enthalten sechzehn Unzen:
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaure Talkerde
Schwefelsaure Talkerde
Schwefelsaures Natron
Chlortalcium
Schwefelharz
Harzigen Extractivstoff
Kohlensaures Gas
Schwefelwasserstoffffas
In ihren Mischungsverhältnissen und Wirkungen sehr ähnlich
der Schwefelquelle zu Langensalze wird sie in Form von Bädern in
denselben Krankheiten angewendet, in welchen jene empfohlen wird.
0,810 —
2,470 —
0.882 —
0,764 -,
0,08S —
0,117 —
7,853 Gr.
5,033 Kub. Z.
•
3,732 —
8,765 Kub. Z.
556
J. B. Trommsdorff, über die neu entdeckten Schwefelbäder
zu Langensalza und Tennstädt. Erfurth 1812. S. 76.
— — Journal der Pharmacie. Bd. XXL St. 2. S. 27—47.
Hufeland und Osann's Journal der prakt. Heilkunde. 1827
Suppl. S. 152. — 1S29 Suppl. S. 241. — 1830 Suppl. S. 221. — Bd.
LXXIX. St. 6. S. 105.
Unter den erdig-saliniscben Eisenquellen verdienen eine be-
sondere Erwähnung die von Lauchstädt und Bibra.
Die Eisenquelle zu Lauchstädt im Merseburger Kreise.
Die alte Stadt Lauchstädt, nach der vorüberfliefsenden Lauche be-
nannt, schon im dreizehnten Jahrhundert einer der bedeutendsten
Orte in Thüringen, liegt in einer fruchtreichen Ebene zwischen Halle,
Naumburg und Merseburg. Die M.quelle entspringt dicht bei der
Stadt und ist mit ihr durch eine Allee verbunden. Im Jahr 1710
wurde die Quelle zuerst gefafst und durch die Empfehlung des be-
rühmten F. Hoffmanu bald bekannt. Wahrscheinlich war sie schon
früher gekannt und benutzt worden, aber bei den wiederholten Drang-
salen, welche Lauchstädt durch Kriege und Feuersbrünste, namentlich
im Jahr 1636 erlitt, in Vergessenheit gerathen.
In geognostischer Hinsicht ist zu bemerken, dai's unter einem
Lager von Dammerde, Letten und Saud, welches mehrere Ellen,
an manchen Stellen aber zuweilen auch nur einen Fufs tief liegt, sich
beträchtliche Geschiebe von eisenschüssigem Sandstein und Kalk fin-
den, welche tiefer Salzflötze vermuthen lassen. Brauukohlenlager
kommen bei Beuchlitz vor.
Hieraus erklärt sich der Umstand, dafs die Gegend nahe bei
Lauchstädt und in einem Umkreise von mehreren Meilen reich an
M.quellen, namentlich Eisen - und Salzquellen ist , wie die M.quellen
zu Bibra, Klein-Lauchstädt, Kriegstädt, Litzkendorf, und die Eisen-
quellen zu Halle, Dörnberg und Kosen beweisen.
Das M. wasser ist klar, durchsichtig, perlt wenig, hat eineu säuer-
lich-zusammenziehenden Geschmack und bildet, der Einwirkung der
atmosphärischen Luft ausgesetzt, einen ocherartigeu Niederschlag;
seine Wassermenge beträgt iu einer Stunde 3343 Pfund Wasser, seine
Temperatur 4° R., sein spec. Gewicht 1,001.
Sechzehn Unzen dieses M.wassers enthalten:
nach Rein:
nach S t o 1 1 z c :
Kohlensaure Kalkcrdc
0,01 Gr.
0,459 Gr.
Kohlensaure Talkerdc
o
0,932 —
Schwefelsaure Kalkcrdc
0,01 —
2,340 —
Schwefelsaure Talkerdc
2,01 -
1,982 —
Clilortalcium .
0,07 —
0,242 —
Schwefelsaures Natron
.
0,932 —
Kieselerde
0,80 —
.
.
557
Harzstoff .... 0,03 Gr
Eisen MO - . 0,283 Gr.
4,13 Gr. 7,170 Gr.
Kohlensaures Gas . . . 3,37 Kub. Z. 3,862 Kub. Z.
Gleich ähnlichen, an kohlensaurem Gase armen erdig-salinischen
Eisenquellen wirkt diese stärkend, zusammenziehend, weniger Se- und
Excretionen befördernd, als die an auflösenden Salzen und freier Koh-
lensäure reicheren M.quellen dieser Klasse.
Benutzt wird sie vorzugsweise als Wasserbad , auch als Wasser-
douche in dem mit Badezellen versehenen Badehause. Als Getränk
beschwert es leicht den Magen, — zum innern Gebrauch bedient man
sich daher zur Unterstützung der Wirkung der Wasserbäder häufig
anderer Eisenquellen, wie z. E. des Pyrmonter Wassers.
~ Die Krankheiten , gegen welche das Lauchstädter Bad empfoh-
len wird, sind: allgemeine Schwäche, — Schwäche des Nervensy-
stems, allgemeine Abspannung, Zittern der Glieder, Lähmungen, —
Schleim- und Blutflüsse passiver Art, — rheumatische und gichti-
sche Leiden nervöser Art, — Krankheiten des Uterinsystems durch
allgemeine oder örtliche Schwäche bedingt, — Bleichsucht, Unfrucht-
barkeit, — Kachexieen, Rhachitis.
Reineccius, des Lauchstädter Sauerbrunnens Art und Wirkung
kürzlich, doch gründlich entworfen, (ohne Jahreszahl u. Druckort.)
Fried eis Beschreibung von dem zuLauchstädt bekannt gewor-
denen Gesund- oder Sauerbrunnen. Naumburg 1719.
C. G. Barth, Abhandlung über die Natur, Nutzen und Gebrauch
des Gesundbrunnen von Lauchstädt. Naumburg 1719. — Leipz. 1768.
F. Hoffmann, de fontibus medicatis Lauchstadicnsibus. Halae
1723. — Ej. Opuscul. Ulm. 1726. T. II. — übers. 1724. — F. Ej.
Medicin. consultator. T. IV. p. 339.
— — Von den Bestandteilen, Wirkungen und Gebrauch des
Lauchstädter Brunnen. Halle 1747.
J. F. Henkel, Bethesdaportuosa, das hilfreiche Wasser zum lan-
gen Leben, insonderheit in dem Laucbstädter Brunnen bei Merse-
burg. Leipzig und Halle 1726.
D. G. F r e n z e 1 , die Natur und Wirkung des mineralischen Was-
sers zu Lauchstädt. Halle 1768.
J. E. A. Koch, der Gesundbrunnen zu Lauchstädt, historisch-
physikalisch-chemisch und medicinisch beschrieben. Leipzig 1790. —
Halle 1813.
— — Erfahrungen über die Wirkungskräfte des Gesund-
brunnens u. Bades zu Lauchstädt in altern u. neuern Zeiten. Halle
1802.
— — Erfahrungen über die Wirkungskräfte des Gesund-
brunnens und Bades zu Lauchstädt, gesammelt in den Jahren 1802
bis 1805.
Hufelan d's Uebersicht. S. 214. Viert. Aufl.
558
Kastner's Archiv. Bd. VI. S. 241.
H. Stoltze in: Berlin. Jahrb. f. Pharmacie. Jahrg. XXII. 1821.
— In dem Merseburger Amtsblatt. 1823. St. 15. S. 102.
Hufeland und Osann's Journ. der prakt. Heilkunde. 1827 Sup-
plem. S. 152.
Die Eisenquelle zu Bibra im Eckartsberger Kreise. Die
kleine, aber seit dem zwölften Jahrhundert schon bekannte und in
Urkunden unter dem Namen „Biberaha" aufgeführte Stadt Bibra liegt
in einer sehr freundlichen Gegend Thüringens, zwischen der golde-
nen Aue und dem Thale der Saale.
Der nach dieser Stadt benannte M.brunnen , schon seit langer
Zeit gebraucht und früher bekannt unter dem Namen des „Kupfer-,
Fieber-, Hunger- oder Wunderbrunuen's," wurde 1682 gefafst,
1684 eingeweiht, und erwarb sich seit dieser Zeit einen Ruf als
Heilquelle.
Die Hauptgebirgsart der Gegend gehört der Flötzformation an ;
Muschelkalk findet sich überall, unter ihm liegt Flötzgyps, welcher
bei Schlofs Wendelstein zu Tage ausgeht. Nördlich von Bibra zeigt
sich das aufgeschwemmte Land in Lagern von Thon, Sand und Lei-
men, entfernter kommt auf altem Flötzkalk aufgelagert bunter Sand-
stein zum Vorschein.
Das Wasser ist kalt, durchsichtig, hat einen zusammenziehen-
den Geschmack, und setzt, der längern Einwirkung der atmosphä-
rischen Luft ausgesetzt, einen starken ocherartigen Niederschlag ab.
Sein spec. Gewicht beträgt 1,009, die Wassermenge in 24 Stunden
1600 Eimer.
Die ausser dem Hauptbrunnen vorhandenen M.quellen zu Bi-
bra sind in ihren Mischungsverhältnissen nicht wesentlich ver-
schieden.
Der chemischen Analyse zufolge führt das M.wasser nur wenig
feste Bestandteile und sehr wenig kohlensaures Gas.
Analysirt Avurde dasselbe von Hoffmann und Trommsdorff,
ihren Untersuchungen zufolge enthalten sechzehn Unzen:
nach H
»ffmann:
nach
Trommsdorff:
Schwefelsaure Kalkerde
0,40 Gr.
0,400 Gr.
Kohlensaure Kalkerdc
0,35 —
0,625 -
Kohlensaure Talkerde
0,15 —
0,333 —
Schwefelsaure Talkerde
0,35 —
0,125 —
Chlortalcium
0,30 —
0,779 —
Kieselerde ....
. .
0,041 —
Extractivstoff
, .
0,041 —
Eisenoxyd . . . .
0,20 —
0,333 —
1,75 Gr.
2,677 Gr.
Kohlensaures Gas
3,875 Kub.Z
f
11,0 Kub.Z.
559
Benutzt wird dasselbe vorzüglich als Bad, und namentlich: ia
chronischen Krankheiten des Nerven - und irritablen Systems, welche
sich auf reine Schwäche, besonders atonischer Art gründen, Zittern der
Glieder, Lähmungen, — Schwäche und Verschleimungen des Magens
und Darmkanals, Hypochondrie, Hämorrhoidalbeschwerden, — Krank-
heiten des Uterinsystems, durch allgemeine oder örtliche Schwäche
bedingt, — Fluor albus, Bleichsucht, Unregelmäfsigkeit der Menstrua-
tion, Unfruchtbarkeit.
D. J. Siebold's Unterricht vom Gesundbrunnen zu Bibra. 1694.
Fr. Ho ff mann, Med. consult. Lib. VIII. p. 314.
Hesse, die wiederauflebenden Bäder in den wiederhergestellten
r martialischen Gesundbrunnen zu Bibra. Dresden 1766.
J. B. Trommsdorff's Journal der Pharm. Bd. V. St. 1.
A. F. Heck er, über das Mineralwasser zu Bibra in Thüringen.
Erfurt 1798.
F. A. Weitz, kleine Aufsätze, die Geschichte des mineralischen
Brunnens zu Bibra betreffend, mit Zusätzen herausgegeben von J. G.
Ziegler. Altenburg 1798.
Hufeland 's Uebersicht. S. 229.
Hufeland und Osann's Journal der prakt. Heilk. Bd. XXVII.
St. 2. S. 46. — 1827 Suppl. S. 69.
An diese Eisenquellen reihen sich:
Das Amalienbad bei Morsleben im Kreise Neu-Haldens-
leben an der Strafse zwischen Magdeburg und Helmstädt. Gegründet
wurde diese Anstalt im Jahre 1788 von Frau von Veitheim.
Die hier befindliche M. quelle gehört zu der Klasse der erdig-
salinischen Eisenquellen. Nach Gren beträgt ihr spec. Gewicht
1,00042. Sechzehn Unzen enthalten:
Chlorcalcium
0,210 Gr.
Schwefelsaure Kalkerde
0,750 —
Kohlensaure Kalkerde
0,375 —
Kohlensaures Eisenoxydul
0,500 —
1,835 Gr.
Kohlensaures Gas
9,500 Kub. Zoll
Schwefelwasserstoffgas
Spuren.
F. A. C. Gren: in Gilbert's Annalen der Physik. Bd. III. St.
3. S. 368. 371. 378.
Die M. quelle zu Molle ndorf in der Grafschaft Mansfeld,
eine alkalisch-salinische Eisenquelle , deren Temperatur 10,5° R. und
deren spec. Gewicht, 1,0015 beträgt, und welche nach Rothe in sech-
zehn Unzen enthält :
Schwefelsaures Natron . . 1,100 Gr.
Chlornatrium .... 1,700 —
Kohlensaures Natron . . . 1,900 —
560
Kohlensaure Kalkerde . . 1,300 Gr.
Kohlensaures Eiseuoxj'dul . 0,600 —
Kieselerde 1,300 —
7,900 Gr.
Kohlensaures Gas . . . 7,200 Kub.Z.
Rothe's Untersuchung der M.quelle bei Möllendorf in der Graf-
schaft Mansfeld. Halle 1806.
Das S ternb ad bei Quedlinburgs eine kalte Eisenquelle.
Die M.quelle zu Bellberg bei Halle im Reg. Bezirk Mer-
seburg, eine schwache erdig-salinische Eisenquelle.
Nach Gren's Analyse enthalten sechzehn Unzen:
Schwefelsaure Talkerde . . 2,600 Gr.
Schwefelsaure Kalk erde . . r 1,666 —
Chlortalcium . 0,200 —
Kohlensaure Kalkerde . . 0,166 —
Kohlensaures Eisenoxydul . 0,333 —
4,965 Gr.
Kohlensaures Gas ... 2,5 Kub.Z.
J. Chr. Stisser, kurze Nachricht vom Gebrauch des zwischen
Halle und Bellberg entstandenen Gesundbrunnen. Halle 1710.
Abel, vom Hallischen Gesundbrunnen. Halle 1796.
Greii in: v. Crell's Beiträgen zu den ehem. Ann. 1786. Bd. 1.
St. 3. Nr. 6. S. 60-77.
Die M.quelle b ei H ornhausen im Kreise Oscherslcben. Bei
dem Dorfe Hornhausen unweit Oschersleben, zwei Meilen von Hal-
berstadt entspringt eine M.quelle, welche in der ersten Hälfte des
siebzehnten Jahrhunderts entdeckt und am Ende desselben Jahrhun-
derts benutzt wurde, jetzt aber ausser Gebrauch ist.
Conring, wahrhaftige Relation und Judicium von den Tugenden
und der Kraft des Gesundbrunnens zu Hornhausen. Helmstädt 1646.
Bericht von den sechs wunderbaren Heilbrunneu zu Hornhausen.
1646.
Salzmann, vom Hornhausischen Gesundbrunnen. 1646.
Bericht aus dreier Männer Schreiben von d. Heilbrunnen, wel-
cher zu Hornhausen entsprungen. 1646.
Von dem Hornhausischen Gesundbrunnen. 8 Tractätchen. 1646.
Gründlicher und wahrhafter Bericht aus dreier glaubwürdiger
Männer Schreiben, von dem Heilhrunncn zu Hornhausen in Nicdcr-
sachsen. 1646.
Zween Truktätlcin vom Hornhauser Heilbrunneu. 1646.
Ycrzcichnils der Kranken, so durch den Heilbrunneu zu Horn-
hausen 1646 curirt worden.
Haupt-
/
561
Hauptmann, Erforschung des Hornhausischen Gnadenbrunnens.
Leipzig 1647.
Hoffmann, kurzer Unterriebt von dem im Fürstentbum Hal-
berstadt zu Hornhausen entsprungenen Gesundbrunnen , was derselbe
vor Ingredientia habe, und woriunen der Gebrauch und Misbrauch
bestehe. Halberstadt 1689.
Stisseri, J. A., Aquarum Hornhjsanarum examen. Heimst. 1689.
Krüger, von dem Gesundbrunnen zu Hornhausen. Wolfenb. 1690.
Die M. quelle zu AI ach, einem Dorfe unfern Erfurt, bekannt
seit 1783, hat die Temperatur von 4° R. , enthält nur wenig feste
Bestandteile und wird nicht benutzt.
Nach Küpstein's Untersuchung enthält sie in sechzehn Unzen:
Chlornatrium
Chlortalcium
Schwefelsaure Kalkerde
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaure Kalkerde
Eisenoxyd
Thonerde
Extractivstoff
Kohlensaures Gas
0,310 Gr.
0,250 —
0,310 —
0,500 —
0,310 —
0,125 —
0,125 —
0,125 —
2,055 Gr.
3,840 Kub. Z.
J. J. Osburg's chemische Untersuchung des Alacher Mineral-
wassers. Erfurt 1786.
Act. academ. electoralis Moguntinae. 1786.
Ch. Klip st ein in: Trommsdorff's Journal der Pharmacie.
Bd. VI. St. 1. S. 78.
Die M. quelle zu Riefsslädt, eine erdig- salinische Eisen-
quelle bei dem Dorfe Riefsstädt, zwischen Eisleben und Sangerhau-
sen. Nach Trommsdorff's Analyse enthält sie in sechzehn Un-
zen Wasser:
Schwefelsaures Natron
0,250 Gr.
Chlornatrium
0,125 —
Schwefelsaure Kalkerde
0,125 —
Schwefelsaure Talkerde
0,125 —
Kohlensaure Kalkerde
0,875 —
Kohlensaure Talkerde
0,375 —
Chlortalcium .
0,125 —
Eiseuoxydul .
0,375 —
2,375 Gr.
Kohlensaures Gas
8 Kub. Z.
Trommsdorff's Journal der Pharm. Bd. XXIII. St. 1. S. 23.
H. Theil. $ n
562
Die M. quelle zu Lei tz kau im Jerichower Kreise, eine erdi»--
saliuisclie Eisenquelle.
Neuer Heil- und Gesundbrunnen zu Leitzkau von H. Meuder.
Magdeburg 1737.
Die M. quelle bei Schleusing en im Kreise dieses Namens,
anscheinend von sehr geringem mineralischen Gehalt, nur von den
Bewohnern der nächsten Umgebung benutzt.
Ihr Wasser ist klar, färb- und geruchlos, von weichem milden
Geschmack, arm an freier Kohlensäure und enthält in 18 Unzen nach
Trommsdorff an festen Bestandteilen:
Kohlensaure Kalkerde . . 1,675 Gr.
Kohlensaures Natron . . . 0,450 —
2,125 Gr.
2. Die Heilquellen der Provinzen Brandenburg-,
Pommern und 0 stpre ufsen.
Von den zahlreichen erdig -salinischen Eisenquellen
und Vitriol wassern der genannten Ländergruppe erwähn®
ich besonders der M. quellen zu Freie nwal de, Neustadt-
Eberswalde, Muskau und Gleifsen, — die beiden
letztern bemerkenswerth wegen ihrer M. Schlammbäder.
Die M. quellen zu Fr eienw aide im Obcr-Barnimschen Kreise.
Die an der Oder gelegene, von Berlin sieben und eine halbe, vom
Frankfurt sieben Meilen entfernte Stadt Freienwalde zählt an 3000
Einwohner, — die nach ihr benannten Mineralquellen entspringen i
theils in der Vorstadt, theils ganz nahe bei der Stadt in einem sehr
freundlichen, von mit Wald bewachsenen Höhen eingeschlossenen Thale.
Ausgezeichnet durch sehr zweckmäfsige Einrichtungen zur Benutzung
der M. quellen, begünstigt durch sehr anmuthige Umgebungen und die i
Nähe von Berlin, erfreut sich Frcicnwalde jährlich eines nicht unbe-
trächtlichen Zuspruchs. Die Zahl der Kurgäste beläuft sich jährlich
auf mehrere Hundert.
Den Namen Freienwaldc haben mehrere von der Göttin Frciai
ableiten und die Entstehung der Stadt in die älteste Zeit verlegen
wollen. Im Jahre 1305 wird ihrer urkundlich gedacht. Wahrschein-
lich schon früher lange Zeit benutzt, wurden die M. quellen bei Freien!
walde zuerst unter der Regierung des grofsen Kurfürsten (10S3) be-
kannt, erwarben sich zu Anfang des achtzehnten Jahrhunderts durch
glückliche Heilungen von Kranken und verwundeten Soldaten einen
Ruf, welcher bald durch das Urthcil von Albinus und Fr. Hoff-
inann bestätigt wurde. Im Jahre 1684 wurde der Grund zu der
ersten Anlage des Brunucnetublissemcuts gelegt.
563
Die Freienwalde umschliefsenden Höben gehören der jüngsten
Forma+ion an, und bestehen aus Lagern von Thon und Sand, Braun-
kohle, bituminösem Holz, Mergel, Raseneisen- und Tboneisenstein.
Braunkohlen- und Alaunerz werden noch jetzt bergmännisch gefördert
und benutzt; auch wird hier Sand zu den feinsten Krystall- und Spie-
gelgläsern gegraben und verfahren.
Der Thalgrund ist mit fruchtbaren Schichten von Damm- und
Torferde bedeckt.
Alle in und bei Freienwalde entspringenden M.quellen sind in
ihren Mischungsverhältnissen nur wenig unterschieden, arm an
freier Kohlensäure, erdigen- und alkalischen Salzen und reihen sich
in dieser Beziehung an die zahlreichen Eisenquellen zwischen der
Elbe und Weichsel, deren Entstehung durch Torf- und Braunkohlen-
lager bedingt wird.
Man unterscheidet an M.quellen zu Freienwalde:
1. Den Königl. Gesundbrunnen, einige tausend Schritte von
der Stadt entfernt, mit ihr durch eine von Linden beschattete Strafse
verbunden, anmuthig gelegen am Fufse von mit Nadel- und Laubholz
bedeckten Höhen, umgeben von Wiesen und freundlichen Gartenanla-
gen, als Kuranstalt A'orzugsweise benutzt. Das Thal, achtzig Fufs
höher als die Stadt Freienwalde gelegen, wird nach Norden, Westen,
Süden und Süd -Osten von Höhen umschlossen. Das Etablissement,
jetzt Eigenthum der Stadt, besteht aus Gebäuden, welche theils zur
Aufnahme von Kurgästen, theils zur Benutzung der Heilquellen be-
stimmt sind, und ausser gut eingerichteten Wasserbädern auch Ap-
parate zu Douche-, Regen- und den verschiedenen Dampfbädern
enthalten.
Man unterscheidet hier sechs M.quellen: 1. den Königsbrun-
nen; 2. die M. quelle am Wege; 3. die Küch en que 11 e ; 4. die
Jeschkesche Quelle; 5. den Georgenbruunen und 6. die
M. quelle des herrschaftlichen Bades.
Das Wasser dieser M.quellen hat einen dintenartigen zusammen-
ziehenden Geschmack, bildet der Einwirkung der atmosphärischen
Luft anhaltend ausgesetzt auf der Oberfläche ein schillerndes Häut-
chen, auf dem Boden einen ocherartigen Niederschlag; seine Tempe-
ratur beträgt nach Treumann 7,20° R.
Nach Rose enthalten in sechzehn Unzen:
1. Der Königsbrunnen: 2. Die Küchenquelle:
Chlornatrium . . . 0,760 Gr. . . 0,240 Gr.
Schwefelsaure Talkerde . 0,160 — . . 0,160 —
Schwefelsaure Kalkerde . 2,080 — . . 0,480 —
Kohlensaure Talkerde . 0,060 — . . 0,100 —
Kohlensaure Kalkerde . 2,080 — . . 0,100 —
Kohlensaures Eisenoxydul . 0,175 — . . 0,260 —
Nn2 '
564
Kieselerde .... 0,040 Gr.
Extractivstoff und Harzstoff 0,080 —
0,050 Gr.
0,160 —
1,550 Gr.
5,435 Gr.
Kohlensaures Gas eine geringe Menge.
Von diesem ist zu unterscheiden:
2. Das seit einigen Jahren erst durch John und Fürst be-
kannt gewordene Achillesche- oder Alexandrinenbad in ei-
ner Vorstadt von Freienwalde, vor dem Berliner Thore, unweit des
Dorfes Tornow, nach der Frau Grofsherzogin von Mecklenburg-Schwe-
rin AI e xandri n e benannt. Das Bad besitzt ein Badehaus, in wel-
chem ausser den nöthigen Vorrichtungen zu Wasserbädern auch Ap-
parate zu Douche-, Regen-, Tropf- und Dampfbädern sich befinden.
Von den drei zu diesem Bade gehörigen M.quellen scheinen die
beiden ersten, der Ober- und Hauptbrunnen, in Mischungsver-
hältnissen und Wirkungen nicht wesentlich von den vorigen verschie-
den, die dritte, die sogenannte Schwefelquelle, sich durch ihren
Schwefelgehalt von den übrigen zu unterscheiden. Die beiden ersten
haben einen adstringirenden Geschmack, die Temperatur beträgt
7—7,5° R. bei 10—20° R. der Atmosphäre, — die Schwefelquelle ist
dagegen trübe, hat einen zusammenziehend hepatischen Geschmack,
einen hepatischen Geruch und die Temperatur von 6,5° R. bei 10—20°
R. der Atmosphäre.
Nach John enthalten in sechzehn Unzen:
1. Der Oberbrunnen :
Kohlensaures Eisenoxydul
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaure Talkerde .
Schwefelsaure Kalkerde
Schwefelsaure Talkerde
Pfianzenextract
Spuren harziger Materie
Chlornatrium )
Extractivstoff ;
Chlorkalium
Freies Alkali
Gummigen Extractivstoff
Pflanzensaures Kali
}
1
0,13 Gr.
0,88 —
0,05 —
0,20 —
0,27 —
0,31 —
0,27
Kohlensaures Gas . . .
Atmospbärische Luft
2. Der Hauptbrunnen :
Kohlensaures Eisenoxydul .
Kohlensaure Kalkcrde
2,11 Gr.
l,C4Kub.Z.
0.20 —
l,84Kub.Z.
0,20 Gr.
1.01) —
565
Kohlensaure Talkerde .
Schwefelsaure Kalkerde
Schwefelsaure Talkerde
Eigentümliches Pflanzenextract j
Spuren harziger Materie
Kohlensaures Kali
Chlorkalium
Chlornatrium
Pflanzensaures Alkali
Gummigen Extractivstoff
Kohlensaures Gas
Atmosphärische Luft . , .
3. Der Schwefelbrunnen
Kohlensaures Eisenoxydul
Kohlensaure Kalkerde . . , !
Schwefelsaure Kalkerde
Schwefelsaure Talkerde
Pflanzenextractivstoff
Spuren harziger Materie
Chlorkalium
Chlornatrium
Pflanzensaures Alkali
Gummigen Extract
Spuren kohlensauren Alkalis !
0,10 Gr.
0,31 —
0,66
}
2,36 Gr.
2,45 Kub. Z.
0,50 —
2,95 Kub. Z.
0,25 Gr.
1,23 —
0,61 —
0,31
0,72 —
3,13 Gr.
Kohlensaures Gas . . . 2,45 Kub. Z.
Atmosphärische Luft und Schwefel geringe Menge.
Man benutzt die Eisenquellen zu Freienwalde vorzugsweise äus-
serlich als Wasserbad und erhöht ihre Wirksamkeit durch den Um-
ständen angepafste Zusätze von Eisen , Schwefel und aromatischen
Kräutern; — auch als Getränk hat man sie empfohlen allein oder
mit Molken. Verträgt sie der Magen nicht, so läfst man statt des
Freienwalder M.wassers ein kräftigeres und leichter verdauliches Ei-
senwasser , wie Pyrmonter , Driburger , Franzensbrunner natürliches,
oder geeignete künstlich nach Struve's Methode nachgebildete M.-
quellen trinken.
Empfohlen hat man die Eisenquellen zu Freienwalde in den er-
wähnten Formen vorzüglich: bei allgemeiner Schwäche, besonders
des Nervensjstems, — passiven Schleim- und Blutflüssen , Scropheln,
Hämorrhoiden, chronischen Hautausschlägen, rheumatischen und gich-
tischen Leiden, welche durch Schwäche bedingt werden.
Menzel in: Ephemer. Nat. Curios. 1684. p. 53.
566
B. D. Alb in us, de fönte sacro Freiemvaldensi. Francofurti ad
Viadr. 1685.
J. Gohlii, Tugend des Freienwalder Gesundbrunnens. Berlin
1716. — 1776.
M. Alberti S chaars chm i dt, de fönte medicato Freienwal-
densi. Halae 1729.
Aug. Schaarscbmidt, vom Freienwalder Gesundbrunnen. Ber?
lin 1729. — 1761.
A. Schaarscbmidt in: s. med. chirurgischen Nachrichten.
Jabrg. I. 1739. S. 88.
Fr. Hoffmann, indicium de aquis medicatis Freienwaldensibus
in Fr. Hoffmanni Medic. consult.
T. E. v. d. Hagen, Beschreibung der Stadt Freienwalde, des
dasigen Gesundbrunnens und Alaunwassers. Berlin 1784.
F.W. Hey deck er, Beschreibung des Gesundbrunnens und Ba-
des zu Freienwalde. Kerlin 1795.
Hufelan d's Uebersicht Viert. Aufl. S. 102.
J. F. John, Chemische Untersuchungen der Mineralquellen des
Acliilleschen Bades zu Freienwalde. Berlin 1820.
Freienwalde's Alexandrinenbad von J. J. Fürst Berlin 1823
Hufeland's Journal der prakt. Heilk. Bd. LI. St. 6. S. 113. —
1827 Suppl. S. 142.
Treumann in: Hufeland und Osann's Journal der prakt.
Heilk. Bd. LXVI. St. 3. S. 96.
Die Heilquellen und Badeanstalten des Königl. Gesundbrunnens
zu Freienwalde a. d. 0., topographisch, historisch und ärztlich daiv
gestellt von Dr. A. Treumann, mit einem Vorwort von C.W. Hu-
felan d. Mit einer Karte. Berlin 1827.
Kali seh, allg. Zeitung des Brunnen- und Badewesens. 1839. S.
57 und 79.
Die M. quellen zu N eu sl adt- Eb er swalde. Die durch ihre
Fabriken bekannte Stadt Neustadt-Eberswalde liegt von Freienwalde
nur zwei Meilen entfernt ; ihre M. quellen sind denen von Freienwalde
sehr ähnlich und werden gleich diesen in Form von Wasserbädern
benutzt. Obgleich schon Thurncifser die Mineralquellen ge-
kannt zu haben scheint, sind sie erst seit Anfang dieses Jahrhunderts
uls Heilquellen allgemeiner bekannt geworden. Um ihre Zweck!
inäfsige Benutzung erwarb sich wesentliche Verdienste der leider ver-
storbene Dr. Baum er zu Neustadt-Eberswaldc. Ausser Vorrichtun-
gen zu Douche- und Tropfbäderp ist auch eine Molkenanstalt eingcr
richtet worden.
Interessant in historischer Hinsicht ist die von Bcllermaun
erschienene Monographie über Neustadt-Eberswalde.
Man zählt in N. E. mehrere, in ihrem Gehalte aber nicht wesent-
lich verschiedene M quellen: 1. die Rasen- oder Trinkquell ca
2. die Königs quelle, 3. die Augcnqucllc und 4. die Ufcr-
quell e.
567
Den chemischen Untersuchungen von Klaproth, P, Arndt,
Mertens, John u. a. zufolge haben alle M. quellen zu Neustadt-
Eberswalde die grölste Aehnlichkeit mit denen von Freienwalde.
Man benutzt sie in Form von Bädern, in Verbindung mit andern
natürlichen versendeten, oder künstlich nachgebildeten M. wassern , in
denselben Krankheiten, in welchen die M. quellen von Freienwalde
empfohlen werden, namentlich bei Gicht, Rheumatismen, Hysterie,
Hypochondrie, Blennorrhoeen , chronischen Hautausschlägen, Läh-
mungen, Scropheln und Hämorrhoidalbeschwerden.
L. Thurne isser, von mineral. und metall. Wassern. Lib. IX.
fCap. 33. S. 396.
Hufeland und 0 sann's Journal der prakt. Heilk. 1827 Suppl.
'S. 142.;
Neustadt-Eberswalde mit seinen Fabriken, Alterthümern u. Heil-
quellen von J. J. Bellermann. Berlin 1829.
Das Hermannsbad bei Mus kau im Rothenburger Kreise,
dem Regierungsbezirk Liegnitz einverleibt, au der Gränze der
Lausitz und Schlesiens, — eine Anstalt, durch gute Einrichtungen,
besonders sehr zweckmäfsig eingerichtete M. Schlammbäder vor vielen
; andern vorteilhaft ausgezeichnet. Was die Natur der Gegend ver-
sagte, hat die Hand der Kunst zu ersetzen versucht und in einer ein-
: förmigen und unfruchtbaren Ebene einen reizenden Park, gleich einer
Insel im Sandmeere, hervor zu zaubern gewufst.
Die Stadt Muskau oder Muzakow (Männerstadt) zu der Zeit der
Sorben ein berühmter Wallfahrtsort, von Cottbus vier, von Dresden
zwölf, von Berlin achtzehn Meilen entfernt, zählt 1400 Einwohner
und ist der Sitz des Fürsten Pückler- Muskau.
Obgleich man die M.quellen zu Muskau schon längst kannte, fing
man doch erst seit dem Sommer 1822 auf Veranlassung des Hrn. Dr.
Klee mann an, sie als Heilquellen zu benutzen. Es wurde eine Ba-
deanstalt errichtet, welche man zu Ehren ihres Fürstlichen Besitzers
„Hermannsbad" nannte, und diese später durch geschmackvolle Bau-
ten zu Wohnungen der Kurgäste, so wie zur Benutzung des kräftigen
hier befindlichen M.schlamms, und freundliche Parkanlagen vergröfserte
und verschönerte.
Ausser sehr guten Einrichtungen zu Wannen-, Mineralschlamm-
und Dampfbädern, ist zu M. auch für künstlich nachgebildete M.was-
ser gesorgt, welche in Verbindung mit den Bädern der hier entsprin-
genden Eisenquellen und der Schwefelquelle, M.schlamm- und Dampf-
bädern gebraucht werden. — Gleichwohl war die Zahl der Kurgäste
in den letzten Jahren nur gering.
Die Gegend zunächst um Muskau besteht aus Thonerde. Eisen-
erz, mächtigen Lagern von bituminösem Holz und Alaun ; an letzte-
rem sind besonders reich die dicht an der Stadt gelegenen zur Ge-
winnung von Alaun vorzugsweise benutzten Anhöhen. Noch findet
man nicht selten eine bituminöse, theilweise Bernstein enthaltende
568
Erde, Schwefelkies iu der unter dem Namen Wasserkies bekannten
Abänderung, blaue Eisenerde, Lehm, weii'sen Sand, kalkartigen Mer-
gel, — ausser diesen Lager von Torf.
Die hier entspringenden und benutzten M.quellen sind unter sich
nicht Avesentlich verschieden :
1. Der Hermanusb run neu, unweit des Badehauses gelegen,
gut gefafst und als Trinkquclle benutzt, hat die Temperatur von
7,5° R. bei 9 und 14° R. der Atmosphäre; sein spec. Gewicht be-
trägt 1,043.
2. Die Badequelle, aus über einander gelagerten, an Schwefel-
kiesen und Alaunthon reichen Braunkohlenflötzen entspringend, hat
die Temperatur von 6° R. bei 14° R. der Atmosphäre ; ihr spec. Ge-
wicht beträgt 1,090.
Nach Hermbstädt's Analyse enthalten in sechzehn Unzen:
1. Der Hermannsbrunnen: 2. Die Badequelle:
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaure Talkerde
Schwefelsaure Kalkerde
Schwefelsaure Talkerde .
Schwefelsaure Thonerde ,
Schwefelsaures Natron
Chlorcalcium
Chlortalcium
Kohlensaures Eisenoxydul
Schwefelsaures Eisenoxydvil
Bituminösen Extractivstoff
Kieselerde ....
Kohlensaures Gas
Schwefelwasserstoffgas
Stickstoffgas . ,
0,100 Gr. .
0,500 Gr.
0,179 —
. .
0,833 —
1,696 —
• • .
3,500 —
0,943 —
5,711 —
2,194 —
. 5,000 —
•
0,833 —
• . i
1,500 —
0,271 —
0,660 —
0,880 —
6,166 —
0,500 —
1,500 —
0,416 —
6,316 Gr.
27,066 Gr.
3,1996 Kub.Z.
3,555 Kuh. Z.
0,4267 —
0,711 —
0,2843 —
0,533 —
3,9106 Kub.Z.
4,799 Kub. Z.
Ausser diesen M.quellen ist
3. noch zu erwähnen die im J. 1S31 entdeckte kalte Schwe-
felquelle.
llir Wasser ist von einem starken hepatischen Geruch, hell, vou
8,5° R., und enthält nach Lampadius in sechzehn Unzen;
Saure schwefelsaure Tlioncrdc . 1,500 Gr.
Schwefelsaures Eisenoxydul . 0,432 —
Schwefelsaure Kalkerde . . 0,275 —
Schwefelsaures Kali . . . 0,251 —
Kohlensaures Eisenoxydul . . 0,201 —
Kohlensaure Kalkcrdc . . 0.150 —
Kohlensaure Talkerde . . 0,132 Gr.
Humussäure .... 0,750 —
Kieselerde 0,250 —
3,941 Gr.
Kohlensaures Gas . . . 2,972 Kuh. Z.
Schwefelwasserstoffgas . , 1,057 —
Stickgas 0,254 —
Sauerstoffgas .... 0,020 —
4,303 Kub.Z.
Ausser diesen M.quellen benutzt man zum innern Gehrauch ver-
sendete natürliche fremde oder künstlich bereitete M.wasser, — zum
äussern Gebrauch Wasser-, Dampf-, Douche-, Tropf- und M.schlamm-
bäder; von der ausgezeichneten Wirksamkeit der letztern ist bereits
gehandelt worden (Vergl. Bd. I. S. 414. — Zweit. Aufl. S. 492.)
Empfohlen hat man die Rituellen zu Muskau in den erwähnten
Formen, besonders der der Wasserbäder, in allen den Krankheitsklas-
sen, in welchen ähnliche Eisenquellen indicirt sind, namentlich bei
Nervenschwäche, Zittern der Glieder, Lähmungen, flechtenartigen
Ausschlägen , hartnäckigen Geschwüren, passiven Proflu^ien, invete-
rirten rheumatischen und gichtischen Leiden.
Die kalte Schwefelquelle wirkt getrunken die Se- undExcretionen
bethätigend, namentlich die des Darmkanals, des Leber-, Pfortader-
und Drüsensjstems, — als Wasserbad angewandt die Se- und Excretiou
der äufsern Haut und der Schleimhäute verbessernd, und ist nament-
lich bei rheumatischen, gichtischen und katarrhalischen Leiden be-
nutzt worden.
Das Hermannsbad bei Muskau, nebst einer ausführlichen Analyse
seiner Quelleu und des Moor- und Badeschlamms, von Dr. Hermb-
städt. Sorau 1825.
Hcrmbstädt in: Hufeland und Osanns Journal der prakt.
Heilk. Bd. LX. St. 4. S. 65-73.
Haxthausen in: Rusfs Magazin. Bd. XXI. St. 3. S. 489.
Programm als Einladung zu der am 27. Juni zu eröffuenden Kur-
zeit im Hermannsbade bei Muskau. Leipzig 1824.
Hufeland und Osann's Journal der prakt. Heilk. 1827 Sup-
plementheft S. 143. — Bd. LXXIX. St. 6. S. 121.
Kleemann in: Rust's Magazin. Bd. XVII. S. 152.
Sturm in: Rust's Magazin. Bd. XXVI.
Wen dt in: Rust's Magazin. Bd. XXIX. S. 498.
Sick in: Hufeland und Osann's Journ. der prakt. Heilk. Bd.
LXXX. St. 4. S. 115.
Das M.bad zu Gleifsen bei Zielenzig im Sternbergschen
Kreise, drei Meilen von Landsberg, fünf Meilen von Küstrin entfernt,
dicht au der Polnischen Gränze. Die hier in einem, von waldigen
570
Höhen umschlossenen Wiesenthaie entspringenden M.quellen, bekannt
seit 1790, wurden chemisch untersucht von Serlo und John. Ge-
genwärtig besitzt Gleii'sen gute Einrichtungen zu Wasser-, Gas-, Rus-
sischen-, Dampfdouche- und Mineralmoorbädern, von deren Wirksam-
keit und Benutzung bereits gehandelt worden (Vergl. Bd. I. S. 413,
Zweit. Aufl. S. 490). Ausser diesen besteht zu Gleifsen eine Molken-
anstalt, und auf Verlangen werden hier nicht blofs alle andere Arten
von Wasserbädern, sondern auch künstliche M.wasser zum innera
Gebrauch, namentlich das Struvesche Karlsbader Wasser bereitet.
Ein Badeetablissement begründete zuerst bei denselben Hr. Ber-
nard, und dieses wurde später vom Hrn. Henoch, dem gegenwär-
tigen Besitzer, sehr erweitert und vervollkommnet.
Die Zahl der Kurgäste, welche früher jährlich nur gegen 100 be?
trug, zählte im J. 1837 : 236.
Eröffnet wird die Badeanstalt den 1. Juni. — Badearzt ist Hr.
Dr. Gu tj ahr.
Die Umgegend von Gleifsen, ähnlich der von Freienwalde, ge-
bort zu der Fiötzformation und aufgeschwemmtem Lande. Die Hügel
bestehen aus mit Dammerde bedeckten Sandlagern , mit Braunkohlen^
und Alaunschieferflötzen.
Sämmtliche M.quellen zu Gleifseu (die Haupt-, Rohr-, Wie-
sen- und A 1 au n q u e 11 e ) gehören zu der Klasse der schwächern
erdig-salinischen Eisenquellen. Ihre Temperatur beträgt 6—8° R., ihr
spec. Gewicht 1,004.
Nach John 's Analyse enthält die Hauptquell e in sechzehn
Unzen :
Kohlensaure Kalkerde . . 0,384 Gr.
Kohlensaure Talkerde . , 0,172 —
Chlornatrium
Chlorkalium
Pflanzensaures Kali
Fflanzensaure Kalkerde V 0,230 —
Pflanzenextract mit Spuren vonj
schwefelsaurem Natrou
Schwefelsaure Talkerde
Schwefelsaure Kalkerde , , 0,250 —
Kieselerde 0,230 -—
Eisenoxydul , . 0,096 —
Gummösen Extractivstoff "^
Pflanzensaure Talkerde f
Schwefelsaures Kali C
Freies Natron J
Harzig bituminösen Stoff . . Spuren
1,438 Gr.
Kohlensaures Gas . . . 0,766 Kub.Z.
Stickgas ) -.
Sauerstoffgas i gennge Mengo.
571
Formey empfiehlt die M.quellen zu Gleifsen in den genannten
Formen gegen chronische Nervenkrankheiten, Hypochondrie, Hysterie,
selbst Lähmungen und Epilepsie, — hartnäckige Hautausschläge, —
Gicht und Rheumatismen, Drüsengeschwülste, Scrophelu, Atrophie,
— Verschleimungen, — Fehler der monatlichen Reinigung auf Schwä-
che gegründet.
M. L. Serlo, diss. inaug. de aqua minerali in pago Gleissensi
nuper deteeta. ßerolini 1817.
Das Mineralbad zu Gleifsen untersucht und beschrieben von Dr.
J. F. John, nebst Bemerkungen über die Heilkräfte desselben von
D. Formey. Berlin 1821.
Ueber den neu entdeckten mineralischen Kohlenschlamm im Mine-
ralbad zu Gleifsen von Prof. John, nebst Beifügung des dritten Jah-
resberichtes über dieses Bad von D. F. A. Zeuschner. Berlin 1824.
Hufeland und 0 sann's Journal der prakt. Heilk. 1827 Sup-
plementheft S. 144.
Zeuschner in: Hufeland und 0 sann's Journal der prakt.
Heilk. Bd. LIV. St. 5. S. 112—121.
Das Mineral- u. Kohlenschlammbad zu Gleifsen von D. Zeusch-
ner und Reimann. 1827. — 1828. — 1829. — 1830.
Das Mineral- und Kohlenschlammbad zu Gleifsen von Dr. W. L.
Schmidt. 1832.
An diese schliefsen sich :
Der Louisenbrunnen bei Berlin, eine kalte schwache er-
dig-salinische Eisenquelle , ganz nahe bei Berlin, zu Bädern aber
nicht benutzt.
Nach Rose's Analyse enthalten sechzehn Unzen:
Kohlensaures Natron .
1,400 Gr.
Chlorcalcium
0,066 —
Schwefelsaure Kalkerde
0,700 —
Kohlensaure Kalkerde
0,902 —
Kohlensaures Eisenoxydul
0,021 —
Thonerde
0,050 —
Kieselerde .
0.363 —
3,502 Gr.
Kohlensaures Gas
1,0 Kub. Z.
H. W. Behm, vom Berliner Gesundbrunnen. Berlin 1760.
Markgraf's ehem. Schriften. Th. I. S. 273.
Formey's Versuch einer medicinischen Topographie von Berlin.
1796. S. 39.
Die M. quelle zu Charloltenburg unfern Berlin, eine zu
Bädern benutzte schwache erdig -salinische Eisenquelle, welche nach
E i t n e r in fünf Pfund Wasser enthält :
Chlornatrium .... 14,400 Gr.
Chlorcalcium .... 2,250 —
572
Schwefelsaure Kalkerdc . . 3,000 Gr.
Schwefelsaures Natron . . 0,975 —
Kohlensaure Kalkerde . . 15,300 —
Kohlensaure Talkerde . . 1,000 —
Kieselerde 0,400 —
Kohlensaures Eisenoxydul . 2,400 —
Extractivstoff . . . . 1,300 —
41,025 Gr.
Die Eisenquelle in Charlottenburg von W. Eitner. Berlin 1821.
Die M. quelle zu Potsdam, gleich den vorigen, eine schwa-
che erdig-salinische Eisenquelle in der Berliner Vorstadt der Stadt
Potsdam, enthält nach Schrader in sechzehn Unzen:
Kohlensaure Kalkerde
4,032 Gr.
Kohlensaure Talkerde
0,184 —
Chlorcalcium
4,320 —
Chlortalcium .
0,252 —
Chlornatrium .
1,252 —
Kohlensaures manganhaltiges 1
üi-
senoyxdnl ,
0,676 —
Kieselerde
0,088 —
Extractivstoff .
4,560 —
15,364 Gr.
Kohlensaures Gas
8,420 Kub.Z
v. Gräfe nnd v. Walther's Journal der Chirurgie. Bd. V. St
1. S. 10. — Bd. VII. St. 2. S. 259. 260.
Brandes Archiv. Bd. XVIII. S. 48.
Hufeland und Osann's Journal der prakt. Heilk. 1827. Sup-
plementheft S. 148.
Die M. quellen zu Frankfurt a. d. O. Sowohl die ältere,
schon von Cartheuser untersuchte, als die später entdeckten, in
ihrem chemischen Gehalte nicht wesentlich verschiedenen, gehören
alle zu der Klasse der schwachen erdig- salinischcn Eisenquellen, und
enthalten nach John in sechzehn Unzen:
Kohlensaure Kalkerde . . 0,187 Gr.
Schwefelsaure Kalkerde . . 0,843 —
Chlorcalcium
Lhlorcalcium 1
Chlortalcium > .
Chlornatrium /
0,328 —
Kohlensaures Eisenoxydul . 0.375 —
1,733 Gr.
Kohlensäure so viel zur Auflösung des Eisens und der Kalkerdc
erforderlich ist.
Zu ihrer medicinischen Benutzung befinden sich zu Frankfurt
dreij Privatpersonen zugehörige Badeanstalten, in welchen nicht nur
Wannenbäder, auch Schwcfclräuchcrungcn und russische Dampfbäder
gegeben werden,
573
J. F. John's vermischte Schriften. 1811. Bd. III. Nr. 43. S.2S6.
Hufelan ,d und Osann's Journal der prakt. Heilk. 1827 Sup-
plementheft S. 146.
Das Elisabethbad bei Prenzlau, errichtet im Jahre 1825,
benannt nach Ihr. Maj. der Königin von Preufsen, unfern der Stadt
Prenzlau, der Hauptstadt der Uckermark, 90 Fufs über der Ostsee
erhaben. In dem Badehause befindet sich ausser Wannenbädern in
Badekabinetten ein Russisches Dampf- und ein Douchebad.
Nach Hermbstädt's Analyse enthalten sechzehn Unzen:
Kohlensaure Kalkerde .
2,10 Gr.
Chlornatrium
0,90 —
Chlorcalcium -.
0,30 —
Chlortalcium
0,40 —
Kieselerde . .
0,50 —
Extractivstoff
0,70 —
Kohlensaures Eiseuoxyd
0,90 —
5,80 Gr.
Kohlensaures Gas
5,50 Kub.5
Als Getränk und Bad benutzt wirkt dasselbe belebend , stärkend,
zusammenziehend, und wird von Löwenhardt in allen den Krank-
heiten empfohlen, welche sich auf reine Schwäche des Nerven-, Mus-
kel- und Gefäfssystems gründen, namentlich bei chronischer Nerven-
schwäche, Hysterie, nervöser Hypochondrie, krampfhaften Affectio-
nen, Lähmungen, — krankhaften Störungen des Üterinsysjcms , Ano-
malieen der Menstruation, Unfruchtbarkeit, Neigung zu Abortus, —
Schwäche des Magens und Darmkanals, Säure und Verschleimung des
Magens, Flatulenz, — passiven Blutflüssen, — Verschleimungen und
Blennorrhoe, — hartnäckigen gichtischen und rheumatischen Leiden.
Aufser der erwähnten Mineralquelle findet sich noch un-
fern der Stadt Prenzlau die Kranichsquelle, bekannt unter
dem Namen des „Gesundbrunnen," schon im Jahre 1753 von Dr.
Wangerow beschrieben, von Dr. Herz 1790 in seiner Beschrei-
bung von Prenzlau erwähnt und damals schon analysirt. Nach der
vom Dr. Herz und Apotheker Loewe im April 1789 unternomme-
nen Analyse enthält diese M.quelle in sechzehn Unzen Wasser:
Salpetersaure Talkerde . . 0,850 Gr.
Schwefelsaure Talkerde . . 0,400 —
Schwefelsaure Kalkerde . . 0,600 —
Chlornatrium . . . . 0,200 —
Kohlensaure Talkerde . . 0,277 —
Kohlensaure Kalkerde . . , 1,340 —
Extractivstoff . . . . 0,050 —
Kohlensaures Eisenoxydul . . 0,277 —
3,994 Gr. .
Wangerow, vom Prenzlauer Gesundbrunnen. 1754.
Herz, Versuch einer medizinischen Ortsbeschreibung der Ucker-
märkischen Hauptstadt Prenzlau. Berlin 1790.
574
Kurzgefafste Darstellung des Elisabeth-Bades zu Prenzlau von S.
E. Lü wenliard t. Prenzlau mit einer Steindrucktafel. 1831.
Hufeland und 0 sann's Journal der prakt. Heilk. Bd. LXX1V.
St. 5. S. 130. — Bd. LXXIX St. 6. S. 125.
Die M. quelle zu Kabel im Luckauschen Kreise, dicht bei
dem Dorfe Kabel, am Fufse einer nach Süd -Westen fortlaufenden
Reihe, mit Holz bewachsener Sandhügel. In der Nähe der M.quelle
befinden sich beträchtliche Lager von Torf. Das Badehaus enthält
ausser Badezellen mit Wannen ein Russisches Bad und Wohnungen
für Kurgäste. — Die Zahl der Kurgäste ist nur gering.
Nach Ficinus gehört das M.wasser zu der Klasse der schwa-
chen erdig-salinischen Eisenquellen, enthält wenig kohlensaures Gas
und Stickgas, an festen Bestandtheilen : kohlensaures Kali , Chlorcal-
cium, kohlensaure Talkerde, Thon- und Kieselerde, Eisen- und Man-
ganoxyd, Harz- und Extractivstoff.
Hufeland und Osann's Journal der prakt. Heilk. 1S27 Sup-
plementheft S. 146.
Die M quellen bei Triebet im südlichen Theile des Reg. Be-
zirks Frankfurt, nahe an der Grenze der Neumark und Schlesien,
schwache erdig-salinische Eisenquellen.
Mineralquellen im Flufsgebiete der Neifse, untersucht, beschrieben
und gewürdigt von Dr. C. Burdach. Sorau u. Leipzig 1S2'2.
Das Luisenbad b ei Polzin in Hinterpommern, im Belgard-
schen Kreise, eine "Viertelmeile von Polzin, dreizehn Meilen von
Stargard. Die Anstalt, früher bekannt unter dem Namen des „Pol-
ziner Bades," später nach der Hochseeligen Königin Luise benannt,
ist jetzt Eigenthum der Familie Borcke. Die hier entspringenden
seit 1693 bekannten, von Tj'besius und Born wass er beschrie-
benen, früher von Meyer, neuerdings von John analysirteu M.quel-
len gehören zu der Klasse der erdig-saliuischen Eisenquellen.
Ausser Wohnungen für Kurgäste, den nöthigen Einrichtungen zu
Wasserbädern findet sich daselbst auch ein Russisches Dampfbad.
Die Zahl der Kurgäste schwankte in den letzten zehn Jahren
jährlich zwischen 40—100.
Man unterscheidet drei M quellen, die Friedrichs-, Luijseu-
und Stahlquelle. Nach John enthält in sechzehn Unzen
die Friedrichsquelle:
Natron ^
Chlornatrium f nRnr
Extractivstoff ( ' °'50 Gr-
Stickstoffhaltiges ExtractJ
Eisenoxydul 0,11 —
Kohlensaure Talkerde . . 0,22 —
Kohlensaure Kalkerde . . . 1,00 —
Kieselerde 0,22 —
2,71 Gr.
Kohlensaures Gas und atmosphärische Luft in geringer Menge.
575
Die Luisenquelle enthält etwas mehr Eisen, die Stahlquelle 1,5
Gr. in 16 Unzen Wasser, — ausser diesen finden sich Spuren von
Phosphorsäure und Manganoxydul.
J. F. John's kurze Beschreibung des Luisenbades bei Polzin in
Hinterpommern. Berlin 1824.
Büchner' s Repertorium für Pharm. Bd. XX. S. 297.
Hufeland und O.sann's Journal der prakt. Heilk. 1S27 Sup-
plementheft S. 153. - Bd. LXXIX. St. 6. S. 125.
Pitsch in: med. Zeitung. Berlin 1838. S. 247.
Jul. Bechert, diss. de fontibus medicatis in agro Polzinensi.
Berolini 1840.
Das M.bad zu Hohenbüfsow unfern Demmin , im Kreise
dieses Namens.
Die M. quellen zu Kenz bei Stralsund und zu S agard auf
der Insel Rügen, eine erdig-salinische Eisenquelle.
Dr. Siegism. Aug. Pfeiffer's gründliche Vorstellung der
Pommerischen Glückseeligkeit in dem gedoppelten Wasserschatz derer
Gesundbrunnen zu Barth und Eentz. Stralsund 1722.
Nachricht von Kentz und den daselbst befindlichen Brunnen. St.
1—4. Stralsund 1743—1751.
Vorläufer einer ausführlichen Beschreibung des Gesundbrunnens
zu Sagard, von Dr. M. W i 1 1 i c h. Stralsund 1795.
Das 31 bad zu Bansen zwischen Rössel und Bischofsburg in
Preulsen. Die hier benutzte M. quelle ist eisenhaltig. Die im J. 1823
errichtete Anstalt ist Eigenthum des Hrn. Landrath v. Knobloch,
umfafst nicht blofs die nöthigen Einrichtungen zu Wasserbädern in
Wannen, sondern auch ein Russisches Dampfbad und Douchebäder.
Mittheilungen im Gebiet des Gartenwesens der östlichen Provin-
zen Preufsens. Bd. II. St. 1. S. 1.
Die Hl. quelle zu Thurn in Ostpreufsen, unfern Gumbinnen,
eine Eisenquelle, welche 1783 entdeckt, 1787 von Mehl hörn und
Hagen analysirt wurde.
ß. F. H. Mehlhorn's vorläufige Anzeige von der Beschaffen-
heit, den Bestandtheilen und Heilkräften des im Dorfe Thurn entdeck-
ten M.wassers. Königsberg 1789.
J. C. G. Hagen, diss. ehem. inquirens aquam Thurncnsem in
Borussia. Regiomon. 1788. — 1789.
Die Otllauische M. quelle in Westpreufsen, unfern Marien-
Averder, nach Hagen's Analyse ein schwaches Eisenwasser.
Hagen, aquae Ottlaviensis disquisitio. Regiomont. 1788.
Sehr bemerkenswert!! sind die Salzlager und die dadurch beding-
ten Soolquellen, welche zwischen Elbe und Weichsel und jenseit der
letztern die Ostsee entlang sich vorfinden, und von welchen die wich-
tigsten in Pommern die Salinen zu Greifswald und Colberg sind.
Die S o Ölquellen zu Greifswald im Reg. Bezirk Stralsund
unfern der Stadt Greifswald. Die Saline besitzt mehrere Salzbrun-
576
nen, den alten Ros enthalis chen-, den neuen Friedrichs- um
den Karlsbrunnen.
Die Zahl der Kurgäste betrug in den letzten Jahren im Durch-
schnitt jährlich 40 — 70.
v. Oeynhausen in: Karstens Archiv für Berg- und Hütten-
wesen. Bd. XIV. S. 227.
Teutschland geogn. geolog. dargestellt von Chr. Keferstein.
Bd. II. St. 3. S. 295. Bd. V. St. 1. S. 179.
Die Soolquellen zu Colberg, nördlich von der Stadt Col-
berg, im Reg. Bezirk Cöslin , sehr fleifsig in Form von Soolbädern
benutzt. — Das spec. Gewicht dieser Soolquellen beträgt 1,034—1,038.
Nach Klaproth's im J. 1S12 unternommener Analyse enthalten
in 1000 Gewichtstheilen:
1. Die Soole des Salz- 2. Die Soole der4|lö-
her
5er Brunnens :
thi
gen Quelle:
Chlornatrium
. .
40,00
.
41,00
Chlorcalcium
. .
5,00
5,50
Chlortalcium
.
3,25
3,50
Schwefelsaure
Kalkerde
Spuren
Spuren
48,25
50,00
3. Die
Soole der 5^ lö-
4.
Die Mutter-
thi
gen Quelle :
lauge:
Chlornatrium
.
43,00
102,00
Chlorcalcium
6,00
95,00
Chlortalcium
...
4,00
60,00
53,00
257,00
Es gehören dahin die zum Theil schwachen und nicht benutz-
ten Soolquellen bei Bublitz, Moen und Beigard östlich von
Colberg, — ferner die Soolquellen bei Tr ep t 0 we»-De ep westlich
von Colberg, bei Weichmühl südlich vonCamiu, bei Schwir-
sen zwischen Treptow und Camin, bei Reckow, Dobberphal,
Klein- Weckow, Coblcnz (zwei Meilen von Pasewalk), zu Sa 11 e
bei Lentschitz im ehemaligen Südpreufsen, bei Slonsk an der
Weichsel, drei Meilen von Thorn, zwischen Bobrownick nnd Do-
brzyn, bei Pielizysk und in der Gegend von Czechanow, und
endlich die von Ponnau im Amte Taplaken des Iusterburger Krei-
ses, welche nach Hagen 4 Proceut Salz enthält.
Hagen in: Beiträgen zur Kunde Preufscns. Bd. I. Heft 3.
Teutschland geogn. geolog. dargestellt von Chr. Keferstein.
Bd. II. St. 3. S. 275. Bd. III. St. 2. S. 185-191.
III. Die
III.
Die Heilquellen des Königreichs Baiern.
II. Theil. O o
J_>Jas Königreich Baiern bildet ein grofses Becken, im Sü-
den begränzt von den Alpen, im Osten von dem Böhmer-
wald, im Norden von dem Fichtelgebirg , dem Thüringer-
wald5 der Rhön, dem Spessart und Odenwald. Es umfafst
das Flufsgebiet des Mayn, von seinem Ursprung bei Aschaf-
fenburg, der Donau von Ulm bis Passau und den gröfsten
Theil der Ufer der in diese Ströme sich ergiefsenden Flüsse.
Durch die Flufsgebiete der genannten zweiHauptströme wer-
den zwei kleinere Becken gebildet, zwei wesentlich verschie-
dene, früher wie geographisch so auch politisch getrennte, jetzt
unter Einer Krone vereinte Länder, — und nach dieser natür-
lichen Begränznng zerfallen die Heilquellen Baierns in zwei
Hauptgruppen : die Heilquellen Frankens (des Flufsgebiets
des Mayn) und Baierns (des Flufsgebiets der Donau).
Die Fränkischen und Baierschen M.quellen sind mehr-
fach in altern und neuern Zeiten chemisch untersucht wor-
den, namentlich von Vogel im Auftrage der Regierung,
von welchem wir eine Zusammenstellung der Heilquellen
Baierns aus dem Jahr 1829 besitzen, an welche sich die
von Kaiisch nach amtlichen Quellen im J. 1839 mitge-
theilte anschliefst.
Die Gesammtzahl der wichtigeren beträgt nach Vogel
61, nämlich 24 im Flufsgebiete des Mayn (dem Ober- und
Unter-Mayn- und Rezatkreise), und 37 in dem Flufsgebiete
der Donau (dem Unter- und Ober-Donau-, dem Regen- und
Isarkreise). Alle sind kalt, und ihre Zahl hat sich seit jener
Zeit sehr vermehrt. Bemerkens werth ist die Eigenthümlich-
Oo 2
580
keit, dafs die Mehrzahl der Mineralquellen in Franken sehr
reich an Kohlensäure ist, in Baiern aber sich nicht ein
einziger Säuerling findet, dagegen häufig erdig - salinische
Schwefelquellen.
Die Heilquellen des Königreichs Baiern zerfallen dem-
nach in zwei Hauptgruppen:
I. Die Heilquellen Frankens.
II. Die Heilquellen Baiern s.
M. Flurl's ßescbreibuug der Gebirge von Baieru und der obern
Pfalz. München 1792.
Versuch einer pragmatischen Geschichte der baierischen und ober-
pfälzischen Mineralfaser von J. B. Graf. München 1805. Tb. I. II.
Uebersicbt der vielen reichhaltigen Mineralquellen im Königreich
Baiern, entworfen von C. R. Aus dem 34. Bande der allgem. geo-
graph. Ephemeriden besonders abgedruckt. "Weimar 1811.
Notizen über Bayerns Bäder und Heilquellen, herausgegeben vou
J. B. Friedreich. Nürnberg 1827.
Die Mineralquellen des Königreichs Bayern vou A. Vogel. Mün-
chen 1829.
Kaiisch, Darstellung sämmtlicher im Königr. Baiern befindli-
chen Heilquellen und Kurorte in: v, Gräfe und Kaiisch Jahrb.
für Deutschlands Heilquellen und Seebäder. IV. Jahrg. 1839. Abtb. 1.
S. 1-170.
I. Die Heilquellen Frankens.
S.
ie entspringen in dem, von Osten nach Westen ausge-
breiteten Flufsgebiete des Mayn und der in denselben sich
ergiefsenden Flüsse, welches im Osten von dem Fichtel-
gebirg, und im Norden von dem an letzteres sich an-
schliefsenden Halbkreis des Thüringerwaldes , der Rhön
und des Spessart begränzt wird".
Hinsichtlich der Höhenverhältnisse dieses Bezirks sind
als die höchsten Punkte die des Fichtelgebirges, als die
tiefsten die des Flufsgebietes des Mayns bei seinem Aus-
tritt aus diesem Becken zwischen Würzburg und dem
Spessart anzunehmen.
Im Fichtelgebirge beträgt nach G. Bischof und
Goldfufs:
die Höhe des Ochsenkopfes .... 3394 F. üb. d. M.
— — — Schneekopfes .... 3252 — —
— — — Kössein ..... 3060 —
Im Rhöngebirg nach Gerstner:
die Höhe des Kreuzberges ...... 2810 F. üb. d. M,
— — — Damerfeldes 2793 r ■
— — der Müsenburg 2481
— -r des Dreystelz 1927
während die Höhe des Mayns bei Würzburg nur 538 Fufs
beträgt, — Brückenau 915 F., Kissingen 620 F. über dem
Meere erhaben liegt.
582
Hinsichtlich der mitgetheilten Höhenbestimmungen von G. Bi s cho f
rügt Berghaus, dafs der Vergleichungspunkt, die Stadt Erlangen, um
200 F. zu hoch angenommen, daher der Ochsenkopf auf 3135 Par. F.,
und auch die übrigen Höhen in gleicher Art zu reduciren sind.
Durch den von Osten nach Westen sich ziehenden
Halbkreis von Gebirgen werden die rauhen Nord - und
Nord -Ostwinde abgewehrt, und wenn das Klima in den
höher gelegenen Punkten kalt und unfreundlich, so ist es
um so milder und lieblicher in der Tiefe des Maynbeckens,
wo die Natur das Füllhorn ihres Seegens ausgegossen. Hier-
aus erklärt sich, warum mehrere sehr hoch gelegene Bä-
der des Fichtelgebirges, wie das zu Stehen und das Alexan-
derbad, unfreundlich, dagegen mehrere in der Tiefe und
durch Bergzüge geschützte in der Nähe von Würzburg
sich eines sehr milden Klimas rühmen können.
Unter allen Gebirgen in diesem Becken ist das wich-
tigste das Fichtelgebirge, der Mittel- und Stützpunkt bedeu-
tender Gebirgsverzweigungen , der Ursprung zahlreicher
Flüsse. Seinem innern Bau nach scheint dasselbe ein abge-
schlossenes, der Granit- Gneufsformation angehöriges, Ganze
zu bilden. Die höchsten und mächtigsten Theile dessel-
ben bestehen aus Granit, an diesem lagert sich in Nord-
Westen und Süd- Osten Gneufs und Glimmerschiefer, an
welchen sich theils Thonschiefer, theils Lager von Horn-
blende und Grünstein in mannigfaltigen Formen und Uc-
bergängen anschliefsen. Im nördlichen Thonschiefergebirge
erscheint der Alpcnkalk in untergeordneten Bildungen, die
Talkformation in einzelnen Lagern, am nordwestlichen
Fufse der Serpentin in Hügeln und einzelnen Felsmassen.
Für die Qualität und Mischungsverhältnisse der Mine-
ralquellen des Fichtelgebirgcs scheinen bedeutungsvoll die
kegelförmigen, isolirten Basaltbildungen an der Gränze von
Böhmen und Franken , ohne Zweifel in Beziehung zu den
vulkanischen Ueberresten in den Umgebungen von Eger
(Vergl. S. 52.), und beträchtliche Lager von Braunkohlen,
Eisenstein und eisenschüssigem Sandstein.
583
An die Verzweigungen des Fichtelgebirges schliefst
sich der unter dem Namen des Frankenwaldes bekannte,
zur Schief erformation gehörige Theil des Thüringerwaldes,
— an diesen die Rhön. Besonders beachtenswerth in der
letztern sind die unverkennbar vulkanischen Bildungen, na-
mentlich Basalt, — nächst diesen die Formation des bun-
ten Sandsteins , Muschelkalks , der Braunkohlen und die
beträchtlichen, an der fränkischen Saale befindlichen Salz-
Jager.
Sehr bemerkenswerth für die chemische Constitution
der zahlreichen M.quellen dieser Ländergruppe ist der Um-
stand, dafs, mit Ausnahme des Rezatkreises, alle sich durch
grofsen Reichthum an kohlensaurem Gase auszeichnen.
Nach Verschiedenheit ihrer Lage und zugleich ihres Ge-
haltes an festen Bestandteilen sind indefs drei Gruppen
zu unterscheiden, die des Fichtelgebirges, (des Ober-Main-
kreises), der Rhön und Fränkischen Saale (des Unter-Main-
kreises) und des südwestlich von dem Fichtelgebirg bele-
genen Rezatkreises. Die ersteren zeichnen sich aus durch
ihren Reichthum an kohlensaurem Gase, durch ihren Ge-
halt an Eisen, kohlensauren Erden und Natron, die nam-
haftesten und bekanntesten unter ihnen sind das Alexan-
der - und Stehen erbad; die zweite westlicher gelegene
Gruppe karakterisirt dagegen eine gröfsere Mannigfaltig-
keit ihrer Mischung und umfafst namentlich vier nicht weit
von einander entfernte, gegenseitig in ihren Wirkungen
vortrefflich sich unterstützende, rühmlichst bekannte Kur-
orte, nämlich die auflösenden Heilquellen zu Kissingen,
das Schwefelbad zu Wipfeld und die stärkenden Ei-
senquellen zuBrückenau und Bocklet, -*- während
die M. quellen des Rezatkreises, arm an flüchtigen und fe-
sten Bestandteilen, unter den letztern schwefel- und koh-
lensaure Erden als vorwaltende enthalten.
M. Flurl's Beschreibung der Gebirge von Baiern u. der obern
Pfalz. München 1792,
J. C. W. Vo igt's mineralogische Beschreibung des Hochstifts
Fulda. Leipzig 1794.
584
1
Naturhistorische Beschreibung des hohen Rhöngebirges u. seiner
nordwestlichen Vorberge, von Dr. Schneider. Frankf. a. M. 1816,
Plrysikalisch-statistische Beschreibung des Fichtelgebirges von AJ
Goldfufs u. G. Bischof. Nürnberg 1817. Th. I. S. 34. 103. 143.
Taschenbüchlein für Minerahvassertrinker mit besonderer Bezie-
hung auf die Kondrauer, Hardecker und Wisauer Gesundbrunnen
im Ober - Mainkreise des Königreichs Baiern, von Dr. Leupoldt,
Nürnberg 1819.
J. E. Wetzler, über Gesundbr. und Heilbäder. Bd. II. S. 511.
— Zusätze und Verbesserungen. S. 90.
J. E. Wetzler, Beschreibung der Gesundbrunnen u. Bäder Wip-
feld, Kissingen, Bocklet und Brückenau. Mainz 1821.
Die Gesundbrunnen und Bäder im Ober -Mainkreise des König-
reichs Baiern, von J. E. Wetzler. Nürnberg 1821.
Kastner's Archiv. Bd. VII. S. 328. Bd. VIII. S. 82.
G. Bischofs vulk. Mineralquellen Deutschlands. S. 188.
K, F. Hohn, geographisch -statistische Beschreibung des Ober-
Mainkreises in Baiern, Bamberg 1827.
A. Vogel's M.q. des Königreichs Bayern. S. 1. 22. 67.
V.Gräfe und Kaiisch, Jahrb. f. Deutschlands Heilquellen und
Seebäder. IV. Jahrg. 1839. Abth. I. S. 1 ff.
1. Die Heilquellen des Unter-Mainkreises.
1. Das M.bad bei Brückenau^ von dem Städt-
chen dieses Namens eine kleine Stunde, von Würzburg
neun Meilen, von Fulda vier Meilen entfernt, 915 F. über
dem Meere, mahlerisch in dem anmuthigen Wiesenthaie
der Sinn gelegen, von waldigen Bergen umkränzt.
Entdeckt wurden die M.quellen zu Brückenau unter Amand von
Busek, Fürstbischof von Fulda, in der ersten Hälfte des vorigen
Jahrhunderts und zuerst 1746 von Job. B urch. S c h ler e t h be-
schrieben. Brückenau gehörte lauge zum Fürstenthume Fulda, ist jetzt
Eigenthum der Krone ßaierns und wird durch einen Inspektor auf
Regie verwaltet.
Fast in der Mitte von Nord- und Südteutscldand gelegen, durch gute
Strafsen mit Würzburg und Fulda verbunden, wird Brückenau südlich von
dem Sinnberge, nördlich von dem Pfundsberge, östlich von dem Kreuz-
berge, westlich von den hessischen Bergen umschlossen. — Sie gehö-
ren zu der basaltreichcn Eisen und Torf führenden Rhön, und sind
von bedeutender Höhe. — Die Gebirgsart, aus welcher die M.quellen
«•ntspringen, ist ein zerklüftetes rothes Sandstcinilötz, aus welchem
sie senkrecht aufsteigen. Der Kurort erhält durch seine hohe Lage
und die Nähe bedeutender Berge eine reine und sfärkend-belcbcndc
Luft, welche bei Schwächo der Nerven und Scbwächo der Brustor-
gane atouischcr Art sehr wohlthätig einwirkt.
585
Umgeben von freundlichen Anlagen, erfreut sich der
Kurort sehr guter Wohnungen für Kurgäste, zweckmäßi-
ger Einrichtungen zur Benutzung der M.quellen und jähr-
lich eines zahlreichen Zuspruchs von Kurgästen, — wozu
die besondere Fürsorge und der öftere Aufenthalt des Kö-
nigs von Baiern viel beigetragen hat.
Eröffnet wird das Bad Mitte Juni. Wegen Logisbe-
stellungen wendet man sich an die K. Baiersche Badein-
spection.
Die Zahl der Kurgäste betrug im J. 1836 gegen 700, — 1837 :
400 und 1838 : 700; — versendet wurden im J. 1836 : 7300, 1837 :
7866 und 1838 : 6850 Krüge.
Badearzt ist Hr. Dr. Schipper.
Für die nächste Saison (1841) sollen auch in B. ei-
senhaltige Schlammbäder, wozu die Anordnungen bereits
getroffen sind, eingerichtet und eine Molkenanstalt mit dem
Kurort in Verbindung gebracht werden.
Man unterscheidet hier nach ihrem Gehalt und ihren
Wirkungen verschiedene M.quellen: die Brückenauer,
und nahe dabei die Wernarzer und Sinnberger; — die
erste gehört zu der Klasse der erdig-salinischen Eisenwas-
ser, die beiden andern dagegen zu der der alkalisch-erdi-
gen Säuerlinge. Alle drei zeichnen sich vor ähnlichen
M.quellen wesentlich dadurch aus, dafs sie, bei einem sehr
beträchtlichen Gehalt an kohlensaurem Gase, verhältnifs-
mäfsig der Menge nach nur wenig feste Bestandteile ent-
halten.
1. Die Eisenquelle zu Brückenau, seit 1747 gefaßt
und benutzt. Ihr Wasser ist vollkommen klar, geruchlos,
von einem angenehmen säuerlichen, schwach zusammenzie-
henden Geschmack, und perlt sehr stark ; ihre Temperatur
beträgt 7 — 8° R., ihre spec. Schwere 1,00609.
Früher haben W et zier und Andere behauptet, dafs das kohlen-
saure Gas nicht fest an das Wasser gebunden sei , und das Eisen
sich leicht aus demselben präeipitire ; gegen diese Behauptuug schei-
nen jedoch die Versuche zu sprechen, welche Vogel im J. 1S23 mit
586
Wasser austeilte, welches bereits 1816 auf Flaschen gefüllt, wohl
verkorkt, so lange aufbewahrt worden war.
2. Die Wernarz er M. quelle ist gut gefafst und
an Ergiebigkeit der vorigen fast gleich. Ihr Wasser ist
hell, perlt stark, doch weniger als das der vorigen, hat ei-
nen angenehmen säuerlichen, jedoch keinen zusammenzie-
henden Geschmack; ihre Temperatur beträgt 7 — 8,5° R.,
ihr spec. Gewicht 1,00300.
3. Die S in nb erger M. quelle, durch die neue Fas-
sung Aveit ergiebiger und besser geworden. Gleich der vo-
rigen ist ihr Wasser von einem angenehmen säuerlichen
Geschmack, enthält aber weniger freie Kohlensäure und
perlt daher auch weniger; ihre Temperatur beträgt 7,3°
R., ihr spec. Gewicht 1,00250.
Die Wassermenge der M.quelleu beträgt in einer Stunde hei der
Brückenauer Eisenquelle 20—27, bei der Wernarzer 30 — 40, bei der
Sinnberger M.quelle 33—40 Kubikschuh. — Einem grofsen Wechsel an
Wasserreichthum ist die Brückenauer Eisenquelle unterworfen, uud
er wird in jedem Jahre durch Niederschlag und Ablagerung des Ochers
an die Wände des Bohrloches und dadurch bewirkte Verengerung
desselben über die Hälfte vermindert; vor Anfang einer jeden Bade-
saisou mufs sie daher vom Ocher durch eine eigene Vorrichtung ge-
reinigt werden, wobei das M.wasser anfänglich als eine braunrothe
breiige Masse, nach und uach dünner, endlich flüssig und heller in
ursprünglicher Quantität hervorströ'mt.
Untersucht Avurden die M.quelleu zu sehr Aerschiede-
nen Zeiten von J. B. Schlereth, Weikard, Lieblein,
Pickel, Maier, Vogel und Kastner. Diesen Analy-
sen zufolge enthalten in sechzehn Unzen :
1. Die Brückenauer M.quelle :
nach
Pickel u. M a i e r :
nach Vogel:
Schwefelsaure Kalkerde
0,0821 Gr. .
0,60 Gr.
Schwefelsaures Natron
1,1215 -
Chlornatrium
0,0219 —
0,30 —
0,65 —
Kohlensaure Talkerde
0,8081 —
0,15 -
Kohlensaure Kalkerde
0,0500 —
0,55 -
hohlcusaures Eisenoxydul
0,1800 —
0,25 —
587
Schwefelsaure Kalkerde uud ani-
malische Substanz ...-••
Kieselerde . . . - . 0,0120 Gr.
0,20 Gr.
Kohlensaures Gas
2,2756 Gr.
36,444 Kub.Z.
Chlornatrium
Chlorkalium
Essigsaures Kali
Gyps und Kieselerde
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaure Talkerde
Schwefelsaures Natron
Kohlensaures Eisenoxyd
Animalische Substanz
Kieselerde .
2. Die Wernarzer M. quelle:
nach Pickel u. Maier
0,03115 Gr. .
0,33280 —
0,10000 —
0,06524 —
0,01000 —
0,18SOO —
2,70 Gr.
35,5 Kub. Z.
nach Vogel:
0,20 Gr.
0,05 —
0,10 —
0,40 —
0,10 —
eine Spur
0,72719 Gr.
0,S5 Gr.
Kohlensaures Gas .
. 32,0 Kub.Z.
28,3 Kub.Z.
3. Die
Sinnberger M.quelle :
•
nach Pickel u. Maier:
nach Vogel:
0,25 Gr.
Clilornatrium
0,02292 Gr. .
.
Kohlensaures Natron
.
0,03 —
Schwefelsaures Natron
0,04661 —
0,02 —
Kohlensaure Kalkerde
0,36100 —
0,25 —
Kohlensaure Talkerde
0,08250 —
0,10 —
Kieselerde
0,16100 —
0,10 —
Eisenoxyd
0,08100 —
.
Animalische Substanz
eine Spur
0,75503 Gr.
0,75 Gr.
Kohlensaures Gas
. 26,75 Kub.Z.
25,3 Kub.Z.
Hinsichtlich ihrer Wirkung gewähren die genannten
M. quellen eine für ihre Benutzung sehr wichtige Verschie-
denheit, — während die ßrückenauer Mineralquelle,
gleich ähnlichen Eisenquellen, reizend, stärkend wirkt, er-
freuen sich die heiden Säuerlinge einer milden, beruhigen-
den, gelind auflösenden Wirkung.
1. Die Brück en.au er M.q. gehört wegen ihres ge-
ringen Gehaltes an chlor-, kohlen- und schwefelsauren Sal-
588
zcn uud bei ihrem grofsen Reichtbum an kohlensaui'en
Gase zu den geistigsten und reinsten Eisenwassern Teutsch
lands. Sie wirkt ungemein belebend stärkend, erregen»
tonisirend auf Nerven-, Muskel- und Gefäfssystem, starkem
zusammenziehend auf die Schleimhäute. — Zu widerrathei
in den Fällen, wo Eisenwasser überhaupt contraindicir
sind, wird die Brückenauer M. quelle dagegen als Getränl
und Bad gerühmt in allen den Krankheiten , welche durcl
reine Schwäche bedingt werden, namentlich in folgendei
Fällen:
a. Bei Schwäche des Muskel- und Gcfäfssystems, wel;
che sich nicht bloTs auf einen grofsen Verlust von Kräften,
sondern auch von Säften gründet, — Schwäche nach zv
häufigen Wochenbetten, nach zu langem Säugen von Kin
dem, starkem Blutverlust, Schwäche mit fehlerhafter Mi-
schung der Säfte, Kachexiecn.
b. Chronischen Krankheiten des Nervensystems, durch]
reine Schwäche bedingt, mit dem Karakter des Torpor oder
Erethismus, — namentlich chronischen Nervenkrankheiten'
convulsivischer Art, Hysterie, Krämpfen des Magens, ner-
vösem Kopf- und Gesichtsschmerz.
c. Passiven Schleim- und Blutflüssen, — Blennorrhoen
des Darmkanales und der Blase, Fluor albus.
d. Krankheiten des Magens und Darmkanals ans Schwä-
che, — Mangel an Appetit, Neigung zur Säure und Ver-
schleimung.
e. Chronischen Leiden des Uterinsystems, auf Sclnvä-
che atonischer Art gegründet, Bleichsucht, Unterdrückung
der monatlichen Reinigung, anomaler Menstruation, Neigung
zu Abortus, Unfruchtbarkeit.
f. Scrophulösen, gichtisclieu undMercurial-Dyskrasiecn,
mit einem hohen Grade von Schwäche complicirt.
2. Die Wcrnarzerr und Sinnbcrger M.q., zwei
leichte Säuerlinge, die getrunken, sehr leicht vertragen
werden und gelinde reizend auf alle Sc- und Excrclioncn
wirken, ihre Ab- und Aussonderungen befördern; sie ver-
589
mehren die Thätigkeit des Drüsen- und Lymphsystems,
der Schleimhäute, namentlich der Respirationsorgane, die
Espectoration, und sind dabei noch von einer besondern
Wirkung- auf die Nieren und die äufsere Haut. Das Ge-
fäfssystem weit weniger erregend als die Brückenauer
M. quelle, sind daher beide M.quellen zum innern Gebrauch
i vorzüglich zu empfehlen in allen den Fällen, in welchen
jene contraindicirt ist, — die mehr oder weniger erregende,
aber zu beachtende Wirkung, welche beide auf das Ge-
fäfssystem äufsern, wird allein bedingt durch ihren ver-
1 ischiedenen Gehalt an kohlensaurem Gase.
Als Getränk, mit Milch oder ohne diese, hat man sie
' allein, oder auch als Vorbereitungskur zu der dann später
*[zu gebrauchenden Brückenauer Eisenquelle, namentlich
1 ■ empfohlen bei grofsem Erethismus des Nervensystems zur
Beruhigung des letztern, — chronischen Leiden der Respi-
i rationswerkzeuge , Verschleimungen , hartnäckigen Brust-
j katarrhen, Lungenknoten, anfangender Lungensucht, mid
j i anderen Exulcerationen, — Verschleimung des Magens und
f Darmkanals, Säure der ersten Wege, Neigung zu Hart-
leibigkeit, mit Stockungen in dem Leber- und Pfort-
i adersystem complicirt , — Blasenkatarrhen , Blasenhämor-
rhoiden, Gries- und Steinbesclrwerden , — chronischen
Hautausschlägen , insofern sie von congestiven Beschwer-
den , psorischen oder andern Dyskrasieen entstanden. —
Zwierlein rühmt noch besonders das Sinnberger M. Wäs-
ser gegen Zittern der Glieder, Lähmungen oder heftige
Schmerzen, als Folgen einer chronischen Mercurialver-
giftung.
Aeufserlich rühmt AI ix das Wernarzer M.wasser in
Form von Umschlägen gegen schmerzende Brustwarzen
und Fufsgeschwüre.
Joh. Burch. Schier etil' s kurze Beschreibung des ohnweit
Brückenau im Hoclistift Fulda neu erfuudenen Gesundbrunnen. Ful-
da 1746.
Melcb. Ad. Weikard's neue Nachricht von dem bei Brücke-
nau im Fuldaischen gelegenen Gesundbrunnen. Fulda 1767.
590
M. A. Weikard, observat. med. 1777. Francof. Fase. III. p. Hfi
J. Ch. G. Scliei deinan tel's Nachricht vom Nutzen und Ge
brauch der im Hochstift Fulda gelegenen Miueralbruunen. Fuldi
1775.
Nouvelle Instruction sur les eaux minerales de Brückenau en 1;
prineipaute" de Foulde, traduitc de l'allemand de RI. Weikard pai
M. Alix. Foulde 1776.
M. A. Weikard, de viribus aquarum medicatarum Brückenauen
sium in observ. Fase. II. p. 164. — Fase. III. p. 112. — Fase. IV
p. 134.
— — Einladung zur Kur an den Kurort zu Brückenau. 1777
— 1778.
Her lein 's Hirtengedicht über die Mineralquellen bei Brücke-
nau. Fulda 1778.
M. A. Weikard's neueste Nacbricht von dem Mineralwasser
bei Brückenau. Fulda 1780. — 1790.
— — vermischte Schriften. St. 2 und 3.
— — nouveau memoire sur les eaux minerales de Brückenau
dans FEv&chö de Foulde. 1780.
K. A. Zwierlein's Abhandlung über den Gesundbrunnen zu
Brückenau. Fulda 1785.
— — vom Nutzen und Gebrauch des Brückenauer, Weruarzer
und Sinnberger Wassers. Frankfurtb 1797.
— — Aeskulap für Badegäste. Wien 1S00.
— — Neueste Nacbricht vom Bade zu Brückenau und seinen
Heilquellen. Frankfurtb. 1811.
C. W. Hufelaud's prakt. Uebersicht. Vierte Aufl. S. 87, 212.
J. E. Wetz ler, über Gesundbr. und Bäder. Th. II. S. 511. 534.
— Nachträge S. 90.
— • — Beschreibung der Gesundbrunnen Wipfeld, Kissingen, .
Bocklet und Brückenau. S. 1S5. — 224.
Kastner's Arcbiv. Bd. VI. S. 255.
Schipper in: J. B. Friedreich's Notizen über Bayerns Bä-
der. S. 1.
Briefe aus dem Bade Brückenau von einem Kurgaste. Frank-
furtb 1825.
Ausführliche Beschreibung der Heilquellen zu Kissingen von Dr.
Ad. EI. v. Siebold. Berlin 1828. S. 247.
F. K. J. Schipper, die Heilquellen zu Brückenau, deren Wir-
kung und Gebrauchsart. Marktbreit 1828.
A. Vogel a. a. O. S. 1.
Schneid er' s Beschreibung des Rhöngeb. Bd. IV. Heft 2. S. 93.
Pfeufer in: Hufeland und 0 sann's Journal der prakt. lleilk.
Bd. LXX. St. 2. S. 29.
Das Bad zu Brückenau und seine Umgebungen geschichtlich, to-
pographisch dargestellt und betrachtet von Dr. Schneider und Dr.
Wolf. Fulda 1831.
591
Ch. Pfeufer, die M.quellen von Kissingen und ihre Beziehung
zu denen von Briickenau und Bocklet. Bamberg 1839. S. 201.
v. Gräfe und Kali seh, Jahrb. für Deutschlands Heilq. und
Seebäder. IV. Jahrg. 1839. 1. Abth. S. 37—45.
Allg. Zeitung des Brunnen- und Badewesens. 1840. S. 184.
An diese schliefsen sich noch in der Nähe von Briickenau der
Säuerling zu Kothen im ehemaligen Fürstenthum Fulda, dicht an
der von Briickenau nach Fulda fuhrenden Strafse, und der Säuerling
zu Riedenberg, die aber beide von den Gemeinden, deren Eigen-
thum sie sind, nur zu diätetischem Gebrauche als Trinkwasser be-
nutzt werden. Von letzterem besitzen wir keine chemische Analyse;
die M.quelle von Kothen enthält nach Weikard und Lieb lein
in sechzehn Unzen :
Schwefelsaure Kalkerde
1,055 Gr.
Kohlensaures Natron .
0,555 —
Kohlensaures Eisen
2,222 —
3,832 Gr.
Kohlensaures Gas . eine unbestimmte Menge.
M. A. Weikard, observat. medic. Francof. 1775. p. 160.
2. Die M.quellen zu Kissingen im Landge-
richte dieses Namens, im Untermainkreise und im nördli-
chen Theile des Regierungsbezirks von Unterfranken und
Aschaffenburg, unter dem 49° 50' nördlicher Breite und
27° 35' östlicher Länge.
Das alte, seit dem neunten Jahrhundert schon be-
kannte Städtchen Kissingen (Kizziche, auch Chizzigheim),
liegt 620 Fuis über dem Meere, in dem anmuthigen von
Waldbergen umkränzten Wiesenthaie , durch "rt* elches die
fränkische Saale mahlerisch sich windet, von Würzburg
sechs, von Brückenau drei, von Bocklet nur eine Meile
) entfernt, mit den namhaftesten Städten des nord- und süd-
I westlichen Teutschlands durch gute Strafsen verbunden;
— früher Besitzthum der Grafen von Henneberg, kam
Kissingen durch Waffengewalt 1374 an Alb recht Burg-
grafen von Nürnberg, später an Anna, Gemahlin des
Herzogs Swendiborn von Pommern, 1394 an Gerhard,
592
Bischof von Würzburg, im achtzehnten Jahrhundert mit
dem Grofsherzogthum Würzburg an Erzherzog Ferdi-
nand von Oesterreich, und mit Würzburg endlich an die
Krone Baierns.
Wenn auch die Soolquellen bei Kissingen schon den Römern
bekannt gewesen , wie Eccardt aus einer Stelle des Tacitus
zu erweiseu sich bemüht, und schon sehr früh als Salinen be-
nutzt worden sind, kamen sie doch als Heilquellen erst im sech-
zehnten Jahrhundert in Gebrauch, der Kurbrunnen in der Mitte
desselben, der Badebrunnen 1579. Die erste zuverlässige Nach-
richt von dem Dasein der M. quellen zu Kissingen findet sich in ei-
ner noch vorhandenen Verordnung vom Fürstbischof Conrad von
Thüngen vom Jahre 1544. Bald darauf erschienen die ersten Schrif-
ten über die Heilquellen von K. von Unland (1579), Witt ig
(1589), und Steegh (1595). In diesen und andern Schriften des
siebzehnten Jahrhunderts wird nur zweier Sl.qucllen gedacht, des r
Sänerlinges und des Badebrunnens (Pandur) ; der Ragozi wurde erst I
im J. 1737 entdeckt, im J. 1738 von dem Fürstbischof Friedrich]
Karl von Schöuborn das Kurhaus erbauet und 1768 vergröfsert und
verschönert, und seit dem J. 1813, in welchem der Säuerling neu ge-
fafst wurde, ist fast kein Jahr verflossen, in welchem dieser Kurort
nicht wesentliche Verbesserungen und Verschönerungen erfahren
hätte.
K. hat sich durch die ausgezeichnete Wirksamkeit
seiner Heilquellen gegenwärtig einen europäischen Ruf er-
worben, ist durch den König von Baiern mit grofsartigen
Bauten, namentlich dem schönen Kursaal ausgestattet und
durch die ßaulust der Bewohner K.'s mit zahlreichen Pri-
vathäusern vergröfsert worden, welche geschmackvolle und
bequeme Wohnungen den Kurgästen darbieten, die aber
bei der in den letzten Jahren sich so vermehrenden Fre-
quenz der Kurgäste kaum ausreichen.
Im J. 1814 betrug die Zahl der Kurg. 173.
— — 1815 .... 218.
— — 1816 .... 196.
— — 1817 .... 298.
— — 1818 .... 322.
— — 1819 .... 390.
— — 1820 .... 540.
— — 1821 .... 587.
— — 1822 .... 727.
— — 1823 .... 530.
Im J.
593
Im J. 1824 betrug die Zahl der Kurg. 544.
— — 1825 .... 588.
_ — 1826
662.
— — 1827
712.
— — 1828
675.
— — 1829
700.
— ~ 1830
754.
— — 1831
905.
— — 1832
1034.
— — 1833
1275.
— — 1834
1875.
— — 1835
2023.
— — 1836
2053.
— — 1837
2335.
— — 1838
2863.
— — 1839
3959.
Einrichtungen zu Wasser- und Douchebädern finden sich in dem
Kurhause, — ausser diesen dicht bei der Saline, eine kleine halbe
Stunde von der Stadt K., in einem besondern Gebäude eine Gasbade-
anstalt, in welcher nicht blofs das dem Soolsprudel entströmende koh-
lensaure Gas als Gasdouche, sondern auch in verschlossenen Wannen
in Form allgemeiner Bäder angewendet wird.
Schon seit einer Reihe von Jahren sind die M.quellen von K. an
das Haus Bolzano verpachtet, durch weiches die sehr beträchtliche
Versendung derselben besorgt wird. — Die Zahl der jährlich versen-
deten Flaschen vom Ragozi betrug im J. 1836 : 300,000, — im J.
1837 : 350,000, — im J. 1838 : 450,000.
Die Lage von K. wird als sehr gesund gerühmt (die mittlere
Temperatur beträgt 10° R. , im Sommer zwischen 14 — 15° R.), und
ist sehr angenehm, seine Umgebungen sind höchst anmuthig, reich au
einladenden Spaziergängen , mahlerischen An - und Aussichten. Das
Thal, in welchem Kissingen liegt, zieht sich von Norden gegen Sü-
den und steht durch die nach Würzburg und Bamberg führenden
Hauptstrafsen mit den wichtigsten Orten Frankens in naher Ver-
bindung.
Die Kissingen umschliefsenden Berge, eine Fortsetzung der
Flötz- und Basaltgebirge der Rhön, bestehen aus Muschelkalk und
buntem Sandstein.
Sämmtliche in dem Thale der fränkischen Saale ent-
springende M.quellen zeichnen sich durch ihren Reichthum
an kohlensaurem Gas aus, unterscheiden sich indefs nach
Verschiedenheit ihrer Lage wesentlich dadurch, dafs die
höher zu Tag kommenden verhältnifsmäfsig arm an festen
Bestandtheilen sind, wie die M.quellen zu Bocklet, Brücke-
nau, Sinnberg , Wernarz, Kothen, — die tiefer gelegenen
II. Theil. P p
594
dagegen eine sehr beträchtliche Menge von festen Bestand
theilen, besonders Chlornatrium enthalten.
Die zunächst in den Umgebungen von K. befindlichen M.quellei
scheinen ihre Entstehung einem gemeinschaftlichen Heerd zu verdau
ken und zunächst wohl einem mächtigen weit verzweigten Salzstocl
und sehr bedeutenden Entwicklungen von kohlensaurem Gas in dei
Tiefe. Aehnliche schwächere Ausströmungen finden sich an mehre
ren Stellen in der Nähe von Kissingen. Die in einem kleinen Wel
heraufsteigenden Gasblasen enthalten nach Kästner in 100 Vol
Theilen: 25,45 kohlensaures Gas, 6G.50 Stickgas und nur 8,05 atmo
sphärische Luft, — ein Verhältnifs, welches jedoch nach Verschieden
lieit der Jahreszeit und der Luftelektricität wechselte.
Von den Badeärzten von K. gedenke ich nur der Hrn. Dr. Maas -
Balling, Welsch, welchen wir Monographieen über K. verdankeni:
an welche sich die neuren und neuesten Schriften über diesen be-
rühmten Kurort von EI. von Siebold, Wetzler, Friedreich.
Wendt, Seh arold, Pf e ufer und Eisenmann anschliefsen.
Wenn auch sämmtliche M.quellen von K. Chlorsalze,
insbesondere Chlornatrium der Menge nach als vorwaltende
Bestandteile enthalten , so zerfallen sie doch nach Ver-
schiedenheit ihres gröfseren oder geringeren Gehaltes am
Kohlensäure und Eisen und der dadurch bedingten Wir-
kungen in drei Abth eilungen : in eisenhaltige Koch-
salzquellen, den Ragozi und Pandur, — koch salz-
haltige Säuerlinge, den Maximilians- und Theresien-
brunnen , — und endlich den Soolensprudel, welcher
durch seinen Rcichthum an festen und flüchtigen ßestand-'s
theilen alle übrigen übertrifft.
1. Der Ragozi (Ragoczy) oder Kurbrunnen, den
berühmteste, am häufigsten benutzte, seltener als Bad,
häufiger als Getränk, jährlich in sehr beträchtlicher Menge
versendet, entspringt am südlichen Ende der Kolonade
des neuen Kursaales aus einem Gerolle von Sandstein undl
Basalt mit starkem Geräusch unter Entwicklung grofser
Gasblascn.
Sein Wasser, welches etwas ins Bläuliche spielt, ist
geschöpft nicht ganz krystallhcll wegen der starken Gas-
entwickelung und der Menge Gasblascn, welche sich an die
innere Fläche des Glases ansetzen, von einem säuerlich-
595
salzigen, zusammenziehenden Geschmacke, einem prickeln-
den, kohlensäureartigen Gerüche; gekocht entwickelt das-
selbe den Geruch von Brom; der Einwirkung der atmo-
sphärischen Luft längere Zeit ausgesetzt, bildet dasselbe
einen gelblich -röthlichen Niederschlag; seine Temperatur
i] beträgt 9° R. und wird durch Temperaturwechsel der At-
mosphäre nur wenig verändert.
2. Der Pandur oder Badebrunnen, bekannt seit
dem sechzehnten Jahrhundert, nur einige dreifsig Schritte
von dem vorigen entfernt, entspringt aus demselben Ge-
steine und aus gleicher Tiefe, wie der Ragozi, nur mit
noch gröfserem Geräusch und wird, wie schon der Name
sagt, vorzugsweise zu Bädern benutzt.
Sein Wasser verhält sich ähnlich dem des Ragozi, ist
nur von einem weniger angenehmen, salzigeren Ge-
ile schmack, von 7° R. Temperatur, und enthält mehr koh-
J lensaures Gas, weniger feste Bestandtheile ; er zeichnet
115sich durch einen so grofsen Wasserreichthum aus, dafs er
jr täglich mehrere hundert Bäder versorgen kann.
Ii. 3. Der Maximilians- oder Maxbrunnen, unfern
j des Kurhauses, entspringt aus einer Felsenspalte in einer
J Tiefe von zwölf Fufs , unter unaufhörlicher Entwickelung
r von Gasblasen und einem dadurch veranlafsten Geräusch
1. und Bewegung des Wassers.
Das frisch geschöpfte Wasser ist kry stallhell , stark
M perlend, von einem erfrischenden, säuerlich -salzigen Ge-
]ischmacke, einem prickelnden säuerlichen Gerüche; län-
■ gere Zeit der Einwirkung der atmosphärischen Luft aus-
| gesetzt bildet dasselbe einen erdigen Niederschlag; seine
,1 Temperatur beträgt 8,75° R., und wird durch den Einflufs
der Witterung nur wenig verändert.
Mit den vorigen M. quellen verglichen, unterscheidet
sich dieser, wie der Theresienbrunnen, von jenen durch ih-
ren geringen Gehalt an festen und ihren Reichthum an
flüchtigen Bestandtheilen.
4. Der Theresienbrunnen entspringt mit starker
Pp2
596
Gasentwickelung und Geräusch fast am Ende des untern
Gradirwerkes aus einer sehr beträchtlichen Tiefe.
Sein Wasser, dem des Maxbrunnens sehr ähnlich,
ist krystallhell , stark perlend, von einem erfrischenden,
säuerlich-salzigen Geschmacke ; seine Temperatur beträgt
8—9° R.
5. Der Soolensprudel oder die Salzsoole, eine
kleine halbe Stunde von K. entfernt, entspringt aus bun
tem Sandstein, in einer Tiefe von 311 Fufs.
Im Schacht und auch geschöpft ist die Soole nicht
ganz klar, von einer bläulichen Schattirung, von einem
sehr salzigen, eisenhaft-säuerlichen Geschmacke, einem ei-
senhaft prickelnden Gerüche; ihre Temperatur beträgt
15,6—16° R. , ihr spec. Gew. 1,9158 bei 16° R. der At-i
mo sphäre, ihre Wassermenge 40 Kub. Fufs in einer Minute.
Ausser einem grofsen Reichthum au festen Bestandteilen und
kohlensaurem Gas, besitzt diese Quelle eine ihr eigentümliche Ebbe
uud Flutb, ein periodisches Steigen und Fallen, mit einem, bald dum
pfen, bald entfernten Kanonenschlägen ähnlichen Geräusch und eine
diesem entsprechende wechselnde mächtige Ausströmung von kohlen
saurem Gas. In den ersten Jahren, als diese Soole gebohrt worden
war, erfolgte diese Ebbe und Fluth sehr unregelmäfsig, später regel-l
mäfsiger , in den letzten Jahren binnen 24 Stunden sechs bis neun
mal, noch öfter wenn eine gröfsere Menge Soole verbraucht wird und
umgehehrt. Das Wasser der Soole ist, so lange es sichtbar ist, we
gen ihrer starken Entwickelung von kohlensaurem Gas in einer fort-!
währenden mit Geräusch verbundenen, schäumenden Bewegung. Das
hierbei in grofser Menge sich entwickelnde kohlensaure Gas bildet
über derselben eine fortdauernde, aber wechselnde Gasschicht, derem
Höhe im Durchschnitt zwei bis drei Fufs , am Morgen und vor dem;
Ausbruche vor Gewittern noch mehr beträgt
G. Osanu, welcher diese eigentümliche Erscheinung sorgfältig,
untersuchte und binnen vier und zwanzig Stunden zehnmal sich re-
gelmäfsig wiederholen sah, erklärt sie sehr einfach und sinnreich
durch eine in der Tiefe von Zeit zu Zeit erfolgende starke Entbin-
dung von kohlensaurem Gas, wodurch die Soole gehoben wird und
nach Entladung dieses Gases wieder fällt.
Die über der Soole befindliche Gasschicht ist mit at-
mosphärischer Luft in verschiedenem Verhältnifs vermischt!
Kästner fand Schichten, welche nur 1 Proc. atmosphäri-
sche Luft enthielten] die oberen können 18 Proc. und mehr
597
enthalten. Zum medicinischen Gebrauch werden nur die
unteren, am wenigsten atmosphärische Luft enthaltenden
Schichten benutzt.
Die Gassicht selbst ist von einem säuerlich- prickeln-
den Geschmacke, einem säuerlich-prickelnden Gerüche und
von 15,6° R. Temperatur.
Chemisch analysirt wurden die M.quellen zu K. zu
verschiedenen Zeiten von G o 1 d wi t z, Lieblei n, Pickel,
Henry, Planche, Boullay, Vogel und zuletzt von
[Kästner (1831).
In sechzehn Unzen enthalten:
nach Vogel: i
lach Kästner
Chlornatrium ....
63,00. Gr. .
. 62,05 Gr.
Chlorkalium . . -.
1,00 —
0,91 —
Chlortalcium ....
6,50 —
6,85 —
Salzsaures Ammoniak .
...
0^05 —
Jodtalcium ....
■ • .
Spuren
Bromtalcium . .
0,50 —
0,70 —
Kohlensaures Natron
. . • <
0,82 —
Kohlensaure Kalkerde .
5,50 —
3,55 —
Kohlensaure Talkerde .
2,50 —
2,50 —
Kohlensauren Strontian
Spuren
Kohlensaures Eisenoxydul
0,75 —
0,68 —
Kohlensaures Manganoxydul)
Kohlensaures Lithion )
.
Spuren
Phosporsaures Natron .
• . .
0,17 —
Schwefelsaures Natron .
2,00 —
2,00 —
Schwefelsaure Kalkerde
2,75 —
2,50 —
Kieselerde ....
0,50 —
2,25 —
Thonerde
...
0,18 —
Organischen Extractivstoff .
.
0,15 -
85,00 Gr.
85,36 Gr.
Kohlensaures Gas .
25,00 Kub. Z.
26,25 Kub. Z
% Der Pandur
■
nach Vogel: i
lach Käst n er
Chlornatrium ....
59,0 Gr. .
. 57,00 Gr.
Chlorkalium . . .
0,5 —
0,25 —
Chlortalcium ....
6,5 —
5,85 —
Salzsaures Ammoniak
.
0,05 —
59S
Jodtalcium
Bromtalcium
Kohlensaures Natron
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaures Strontian .
Kohlensaures Eisenoxydul
Kohlensaures Manganox3'dul
Kohlensaures Lithion
Phosphorsaures Natron .
Schwefelsaures Natron .
Schwefelsaure Kalkerde )
Kieselerde ;
Thonerde
Organischen Extractivstoff
0,5 Gr.
7,5 -
1,5-
0,5 —
1,5 -
2.5 —
Spuren
0,68 Gr.
0,03 —
5,85 —
1,62 —
Spuren
0,45 —
Spuren
0,05 —
1,75 —
0,75 —
1,55 —
0,05 —
0,09 —
80,0 Gr.
76,02 Gr.
Kohlensaures Gas .
. 29,0 Kub. Z
2S,85Kub.Z
3. Der
Maxbrunnen :
nach Voge
1 : nach Kastner:
Chlornatrium
17,50 Gr.
. 18,270 Gr.
Chlorkalium .
1,00 —
1,002 -
Chlortalcium
2,50 —
3,102 —
Bromtalcium
.
Spuren
Kohlensaures Natron .
, .
0,3S0 —
Kohlensaures Lithion .
,
Spuren
Kohlensaure Kalkerde .
2,00 —
2,590 —
Kohlensaure Taikerde .
0.50 —
1,825 —
Schwefelsaures Natron
1,00 —
1,860 —
Schwefelsaure Kalkerde
1,00 —
0,651 —
Phosphorsaurcs Natron
. . ■
0,125 —
Kieselerde .
. . .
0,465 —
Verlust ,
.
nahe 0,380 —
Kohlensaures Gas
Stickstoff gas
Sauerstoffgas
25,50 Gr.
25.00 Kub. Z.
Der Thcresienbrunnen
nach Kästner:
30,650 Gr.
31,040Kub.Z.
0,008 —
0,003 —
31,05 lKub.Z,
Chlornatrium
Chlorkalium
CbTortalcium
Mromnntrium
18,40 Gr.
0,85 —
2,75-
0,09 —
599
Bromtalcium }
Jodnatrium )
Kohlensaures Natron .
Kohlensaures Kali
Kohlensaure Talkerde .
Kohlensaure Kalkerde .
Phosphorsaures Natron
Schwefelsaures Natron
Schwefelsaure Kalkerde
Kieselerde
Organischen Extractivstoff
Kohlensaures Gas
Au Oxygen reiche atmosph. Luft
Spuren
0,39 Gr.
0,05 —
2,37 —
2,00 —
0,15 —
1,35 —
0,75 —
0,50 —
Spuren
29,65 Gr.
28,00 Kub. Z.
0,05 —
28,05 Kuh. Z.
5. Der Sooleusprudel
nach Kastner:
Chlornatrium .
Chlorkalium
Chlorlithium .
Chlortalcium
Chlorcalcium
Bromtalcium
Phosphorsaures Natron
Schwefelsaures Natron
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaures Eisenoxydul .
Kohlensaures Manganoxydul
Extractivstoff, enthaltend der Quellsäure ähn-
liche humusartige Säuren, Ammonium, Kie-
selerde und Thonerdc ....
107,5153600 Gr.
0,9792000 —
0,1920000 —
24,5161000 —
3,9936000 —
0,0629760 —
Zweifelhafte Spuren
25,3079100 —
6,4128000 —
1,6512000 —
0,3550000 —
0,0008815 —
Kohlensaures Gas
Stickgas .
0,8640000 —
171,8510275 Gr.
30,576 Kub. Z.
kaum bemerkliche Menge.
Die Mutterlauge ist hell und durchsichtig, von blafsgelber,
dem Wein ähnlicher Farbe , einem salzig - bittern , später beifsenden
Geschmacke, einem sehr bemerklichen Bromgeruch, und fettartig an-
zufühlen.
Tausend Gran derselben enthalten nach der von Fr. Ficken-
scher unter Fuchs Aufsicht unternommenen Analyse:
Chlormagnium .... 250,64 Gr.
Chlornatrium . . . 54,69 —
Chlorammonium . . . 19,52 —
600
Chlorlithium
Brommagnium . ' .
Schwefelsaure Talkerde
Wasser
4,53 Gr.
1,34 —
32,10 —
637,18 —
1000,00 Gr.
1
Ausgezeichnet durch ihren Reichthum an Chlornatrium, j
kohlensaurem Gase und kohlensaurem Eisen und durch <,
ihre Beimischungen von Jod und Brom gehören der j(
Ragozi- und Pandurhrunnen ohne Zweifel zu den wirksam
sten Kochsalzquellen, die wir besitzen und reihen sich ana
ähnliche brom- und jodhaltige M.quellen dieser Klasse, un-
terscheiden sich von den meisten nur durch ihren beträcht-
lichen Gehalt an Eisen und Kohlensäure. In ihren Mi-
schungsverhältnissen, wie in ihren Wirkungen verwandt
den Thermalquellen von Wiesbaden , sind sie gewisser-
mafsen als ein kaltes Wiesbaden zu betrachten. Beide sind
reich an Kochsalz; den Quellen von Wiesbaden ertheilt
die erhöhte Temperatur eine reizendere Wirkung, den
Quellen von Kissingen ihr Reichthum an kohlensaurem Gase
und kohlensaurem Eisen einen geistigeren, eindringliche-
ren Karakter; beide sind von einer sehr auflösend durch-
dringenden Wirkung, — innerlich gebraucht scheinen jedoch
die M.quellen von Wiesbaden lhehr die peripherischen I
Theile, die M.quellen von Kissingen dagegen mehr die !
Ccntralorgane, insbesondere die Beckenorgane in Anspruch
zu nehmen.
1. DerRagozi, unbedenklich der erste und wich-
tigste M.brunnen Kissingens, wegen seiner eigenthümlichen
Mischungsverhältnisse, seines Reichthums an festen und
flüchtigen Bestandteilen, von einer höchst eindringlichen,
kräftigen und zugleich vielseitigen Wirkung, pflegt sein*
verschiedenartigen Körpcrconstitutionen zuzusagen und
hat sich dadurch einen sehr ausgedehnten Kreis der Be-
nutzung erworben.
Trotz seines verhältnifsmäfsig reichen Gehaltes an
Salzen wird er, getrunken, leicht vertragen und assimiürl,
601
wirkt auflösend und zugleich stärkend, — zunächst um-
stimmend und belebend auf die Gangliennerven des Unter-
leibs, den Darmkanal, das Leber-, Pfortader- und Uterin-
system, nächst diesen auf die übrigen Schleimhäute, die
Harnwerkzeuge, das Drüsen- und Lymphsystem , — die
Darmausleerung befördernd, auflösend auf vorhandene
Stockungen, die Blutcirculation namentlich in den Unter-
leibsorganen bcthätigend, rückbildend auf vorhandene Me-
tamorphosen, die Menstruation befördernd, Anomalieen
derselben ausgleichend, — und pflegt auch nach Beendi-
gung seines Gebrauches auf die regelmäfsige Excretion
des Darmkanals wohlthätig nachzuwirken.
Weun bei einigen Kranken schou in den ersten Tagen des Ge-
brauchs vermehrte Darm- und Urinausleeruugen erfolgen , so wird
doch bei der Mehrzahl häutiger das Gegentheil beobachtet und erst
später erfolgen vermehrte Darmexcretionen mit Gefühl von grofser
Erleichterung, in Begleitung kräftiger Reactionen und ähnlicher wohl-
thätiger Ausscheidungen auf andern Wegen. Entsprechen den her-
vorgerufenen allgemeinen Reactionen nicht die Qualität und Quantität
der Ausleerungen, so scheint ein Zustand von scheinbarer Verschlim-
merung einzutreten, Unbehagen, Verstimmung, Störung des Appetits,
ja Appetitlosigkeit, rohe und unvollkommene kritische Ausscheidungen,
meist nur Vorläufer von reichlicheren und vollkommenem, welche dann
meist später erst gegen den vierzehnten oder ein und zwanzigsten
Tag nicht zurückbleiben.
Wird beim innern Gebrauch des Ragozi durch Einflufs der Wit-
terung, oder durch constitutionelle Verhältnifse der Kranken, mehr
die Thätigkeit der äufsern Haut oder der Harnwerkzeuge in Anspruch
genommen, so pflegt in gleichem Grade die intensivere Wirkung des-
selben auf den Darmkanal vermindert zu werden.
Obgleich das kohlensaure Gas sehr fest an das Wasser gebunden
scheint, ist der nach alter Art versendete, von der Quelle entfernt ge-
trunkene, von einer auffallend schwächeren Wirkung, namentlich auf
die Darmausleerungen.
Wegen seiner höchst eindringlichen und kräftigen Wirkung ist
der Ragozi entweder ganz zu widerrathen oder nur mit Vorsicht
zu gestatten in allen den Fällen, in welchen wahre Plethora, Nei-
gung zu activen Congestionen, Fieber, Disposition zu wassersüch-
tigen Beschwerden, organische Leiden des Herzens oder der gro-
fsen Gefäfse , innere Exulcerationen den Gebrauch ähnlicher M.brun-
nen beschränken.
Als Bad neuerdings häufiger benutzt wirkt derselbe auch auflö-
602
send und stärkend, aber tonisirender als der Pandur, und dadurc
ähnlicher Bädern von reinen Eisensäuerlingen.
i
si
2. Der Pandur, im Allgemeinen dem Ragozi in sei
neu Wirkungen sehr ähnlich, weniger als Getränk, hau
figer als Bad benutzt, unterscheidet sich von jenem durcl j
folgende Eigenthiimlichkeiten.
Getrunken wirkt derselbe weniger stärkend, dagegei
kräftiger die Se- und Excretionen befördernd , namentlicl
die des Darmkanals, der Harnwerkzeuge und der äufsen
Haut, — ■ weniger erregend auf das Blutsystem, — soll so
gar Abends zu weuigen Bechern getrunken ruhigeren
Schlaf veranlassen.
Als Bad angewendet, die häufigste Form der Anweni
düng, wirkt der Pandur analog den Soolbädern reizend,
die Resorption bethätigend, stärkend, nur noch belebender
und eindringlicher wegen seines beträchtlichen Gehaltes an
Kohlensäure und Eisen, — örtlich die äufsere Haut rei-
zend und stärkend, kräftige Reactionen erregend, die Se-
und Excretionen befördernd und die durch den innern Ge-
brauch des Ragozi eingeleitete kritische Ausscheidung der
Krankheitsprocesse unterstützend. Sehr verstärkt wird die
eindringliche, aber auch zugleich aufregende Wirkung des
Pandur durch hohe Temperatur der Bäder desselben.
3. Der Maxbrunnen wirkt getrunken gleich ähnli-
chen, an Eisen armen, muriatischen Säuerlingen, gelind
die Se- und Excretionen bethätigend, vorzüglich die der
Schleimhäute, der Nieren und des Darmkanals, ohne zu
erhitzen.
4. Der bis jetzt noch weniger benutzte Thercsien-
brunnen scheint von einer ganz ähnlichen Wirkung.
5. Der So olenspru del, in Form von Bädern ange-
wendet, wirkt ganz analog anderen an Kochsalz reichen
Soolen, nur noch kräftiger und eindringlicher wegen seines
reichen Gehalts an Eisen und kohlensaurem Gas.
Bei der Anwendung der genannten M. quellen sind zu
unterscheiden :
603
1. Der Ragozi, welcher weniger als Bad, am häufig-
sten innerlich als die kräftigste der zum Trinken benutz-
ten M.quellen Kissingens allein oder unterstützt durch den
gleichzeitigen Gebrauch von Bädern, sich vorzugsweise in
folgenden Krankheiten erwiesen hat:
a. hartnäckigen Leiden der Verdauungswerkzeuge von
atonischer Schwäche oder eigenthümlicher Verstimmung
der Gangliengeflechte des Unterleibes und dadurch be-
dingten materiellen Anomalieen, — Neigung zu Verschlei-
mungen, Ansammlung von Schleim und Säure, Sodbren-
nen, schmerzhaftem Druck, Auftreibung und Spannung in den
Präcordien, — häufig mit krankhaften Störungen der As-
; similation und Hartleibigkeit coinplicirt , — als Folge
anderer Krankheiten, wie lange anhaltender Wechselfie-
ber, oder als Vorläufer und Heerd zu fürchtender Dyskra-
sieen, wie Gicht, oder endlich als selbstständige Krankheit
ohne die genannten Beziehungen; —
b. bei nochbestimmter entwickelten Krankheits formen der
Organe der Assimilation als Steigerung der vorigen Krank-
heitsgruppe, — Plethora abdominalis, venösen Stockungen,
Hämorrhoidalbeschwerden, materieller Hypochondrie, In-
farctcn, Hypertrophie, Verhärtung der Leber, fehlerhafter
Gallenausscheidung, hartnäckiger Gelbsucht; —
c. in secundären Affectionen des Kopfes und der Brust
in Folge venöser Stockungen im Leber-, Pfortader- oder
Uterinsystem, — Asthma sanguineum, Herzklopfen, Schwere
und 'Benommenheit des Kopfes, drückenden oder klopfenden
Kopfschmerzen, Ohrensausen, Schwindel; —
d. bei chronischen Nervenleiden, in so fern sie durch ma-
terielle Ursachen bedingt werden, venösen Stockungen, feh-
lerhafter Gallenbereitung und Ausleerung, Trägheit des
Darmkanales und dadurch veranlafsten krankhaften Ablage-
rungen und eigenthümlicher Verstimmung der Nerven, be-
sonders der Unterleibsganglien, — Hysterie, Neuralgieen,
Amblyopie, anfangender Amaurose, Gemüths krankkeiten,
namentlich Melancholie ; —
604
e. Krankheiten des Uterinsystems in Folge torpider
Schwäche und venöser Stockungen, — in Form von Ano-
malieen der Se- und Excretion, Retentionen und Suppres-
sionen der Menstruation, Blennorrhüen , Auflockerungen
und anfangender Verhärtung des Uterus, krankhaften Me-
tamorphosen der Ovarien ; —
f. hartnäckigen Leiden der Harn Werkzeuge von örtli-
cher torpider Schwäche, oder hämorrhoidalischer, rheuma-
tischer, gichtischer Art, — chronischen Blennorrhöen, Auf-
lockerungen oder ähnlichen krankhaften Metamorphosen der
Häute der Blase, Blasenhämorrhoiden , so wie Leiden der
Nieren, Lithiasis; —
g. hei veralteten rheumatischen, gichtischen und psori-
schen Dyskrasieen in Form von bestimmten Lokalaffectionen
oder von Arthritis vaga, in so fern diese begründet oder
complicirt sind mit gleichzeitigen tiefern Störungen der
Digestion und Assimilation, Ansammlung von gastrischen
Unreinigkeiten, Trägheit des Darmkanals und Stockungen
im Leber- und Pfortadersystem 5 —
h. in Krankheiten des Drüsen- und Lymphsystems in
Folge einer fehlerhaften Assimilation, — Scrophulosis und
den dadurch bedingten mannigfachen krankhaften Meta-
morphosen der drüsigen Gebilde, der äursern Haut und der
Augen.
Als Bad rühmt neuerdings B allin g den Ragozi, wo zugleich
mehr belebend- tonisirend gewirkt werden soll, bei überwiegenden
Leiden des Nervensystems, zur Beseitigung von atonischcr Schwäche
des letztern, zur nothwendigen Ausgleichung dynamischer Mifsver-
hältnifse oder zur allgemeinen Stärkung des Organismus.
2. Der Pandur wird zur Unterstützung des innern
Gebrauches des Ragozi am häufigsten und vorzugsweise
als belebend-stärkendcs Bad empfohlen bei den verschie-
denartigsten chronischen rheumatischen und gichtischen
Leiden, hartnäckigen Störungen im Uterinsystem, Schwä-
che und Erschlaffung der äufsern Haut, und dadurch be-
dingter Disposition zu rheumatischen Krankheiten, chro-
605
nischen Hautausschlägen in Folge seeundärer dyskrasi-
scher Ablagerungen oder primärer Affectionen.
Innerlich rühmt Balling den Pandur allein oder zur Unter-
stützung der Wirkungen des Ragozi in allen den Fällen, wo kräftiger
die Se- und Excretionen, namentlich des Darmkanals bcthätiget, oder
wo vorhandene Aufregungen des Blut- und Nervensystems beruhiget
werden sollen.
3. Der Maxbrunnen, ein angenehmer Säuerling,
welcher reizbaren, blutreichen, zu nervösen Stockungen
geneigten Subjecten besonders zuzusagen scheint, so wie
allen denen, auf welche der Ragozi zu erregend und rei-
zend wirkt, wird gleich ähnlichen Säuerlingen namentlich
als Getränk benutzt bei chronischen Leiden der Schleim-
haut der Luftwege, Neigung zu Katarrhen und Blennor-
rhöen, veralteten Blennorrhöen, Anlage zur Hektik, scro-
phulöser Lungensucht, selbst anfangender Schleimschwind-
sucht, — Verschleimung der Verdauungswerkzeuge, Säure
der ersten Wege mit Trägheit des Darmkanals oder
krankhafter Verstimmung der Gangliennerven, — Ver-
schleimungen mid Blennorrhöen der Harn- und Geschlechts-
werkzeuge, Blasenkämorrhoiden , Lithiasis, — Scrophu-
losis.
Bäder vom Maxbrunneu sind von einer ungleich milderen Wir-
kung als die der übrigen M. quellen, unterstützen gelind die durch den
innern Gebrauch der M.quellen vorbereiteten Krisen und Werden na-
mentlich sehr erethischen Subjecten empfohlen gegen krankhafte Ano-
malieen der Menstruation, Hysterie, Scropheln, Anlage zur Hektik und
mehr nervöse Gicht.
4. Der Soolensprudel in Form von Bädern ist
dagegen angezeigt, gleich ähnlichen an Kochsalz sehr rei-
chen Soolen, in allen den Fällen , in welchen nicht blofs
eine reizendere Einwirkung auf die äufsere Haut, sondern
zugleich eine tiefer und kräftiger eingreifende auf die Cen-
tralorgane, auf das Mischungsverhältnils der Säfte und
die Resorption erfordert wird, um bis zu einer gewissen
Höhe entwickelte Krankheitsprocesse und dadurch hervor-
gerufene Metamorphosen zu beseitigen, — namentlich bei
606
Tuberkulosis und Scropheln in Form von Drüsenanschwel-
lungen und Verhärtungen, Hypertrophie der Leber, —
Stockungen und beginnenden Verhärtungen des Uterus, Hy-
pertrophie der Ovarien, — hartnäckigen dyskrasischen Blen-
norrhöen der Genitalien mit Auflockerung der Schleimhaut, —
inveterirten rheumatischen und gichtischen Leiden, in Form
von Affectionen der serösen und fibrösen Gebilde, Neural-
giecn, Lähmungen, oder von veralteten gichtischen Abla-
gerungen in den Gelenken, Anchylosen, — endlich als
kräftiges Stärkungsmittel der äufsern Haut bei örtlicher
Schwäche und Erschlaffimg, Neigung zu profusen Schwei-
fsen oder Disposition zu rheumatischen Leiden.
Weniger im Gebrauch, aber empfehlenswerth ist auch die innere
Anwendung des Soolensprudels in allen den Fällen, in welchen die
andern 31. quellen nicht hinreichend die Darmausleerung fördern, und
daher einer noch kräftigern Unterstützung bedürfen.
Aehnlich dem Soolensprudel ist auch die Mutterlauge in Form
von Bädern, den Bädern vom Pandur beigemischt, bei scrophulösen
Leiden der Drüsen, Gelenke und Knochen, scrophulösen und nicht
scrophulösen hartnäckigen Hautausschlägen, so wie chronischen rheu-
matischen und gichtischen Krankheiten der Gelenke und Knochen be-
nutzt worden.
Eine fette mit Ragozi impräguirte Moorerde wendete Bai lin g
als Mineralschlamm mit Nutzen bei hartnäckigen Flechten und Krank-
heiten der Gelenke an.
Das in grofser Menge aus dem Soolensprudel sich entwickelnde
kohlensaure Gas wird in den schon erwähnten Formen, in ver-
schlossenen Badewannen oder blos örtlich als Gasstrom, gleich ähnli-
chen Vorrichtungen zu Marienbad, Kaiser- Franzensbad, Meinberg u. a.
namentlich empfohlen bei hartnäckigen gichtischen Lokalaffectionen,
Leiden der Gelenke, Neuralgieen und Paralysen, — Flechten, schlaf-
fen und unreinen Geschwüren, — Stockungen im Uterinsystem, Ame-
norrhoe, Menstruatio difficilis, — und endlich bei Schwerhörigkeit in
Folge rein nervöser Leiden, oder in Folge gichtischer, rheumatischer
oder scrophulöser Metastasen und der dadurch veranlafsten purulenten
Blennorrhöen und Auflockerungen der Gehörorgane.
Bedürfen die Kranken nach dem Gebrauch der M. quellen von K.
einer mehr tonisirend-stärkenden Nachkur, so finden sie diese in den
benachbarten Eisenquellen zu Bocklct und Brücken au.
Tue it. , Annal. Lib. XIII. Cap. 57.
Eccardt, de rebus Franciae orieutal. L. I. p. 7.
.1. T li c o d. T a b e r n ä m o n t a u u s , Neu Wasserschatz. 1581. Kap.
XC1I1.
607
Joh. Wittich's Beschreibung des Kissinger Heilbrunnens. 1589.
G. S t e e g i i Descriptio fontis medicati Kissingensis. Wirceb. 1595.
Kurzer Bericht des mineralischen Sauerbrunnens zu Kissingen
durch Joh. Wittichi um, Würzburg 1596.
Joh. Mich. Fehr, Wirkungen und Gebrauch der Sauerbrunnen
vnä Wildbäder, insonderheit des Sauerbrunnens zu Kissingen. 1676.
J. Fr. Joh. Gaebii Beschreibung des Kissinger Sauerbrunnens.
Fulda 1696.
Joh. Fr. Hack's kurze doch gründliche Beschreibung des preifs-
würdigen Kissinger Sauerbrunnens. 1696.
J. N. Saitz, Brydrol.ogia Franconica, d. i. gründliche Beschrei-
bung des Kissinger Sauerbrunnens. Nürnberg 1714. — 1763.
J oa. Pbil. WTo 1 fii, Med. Doctoris, Examen Acidularum Kis-
singensium. 1730. Mens. Julii. (Mspt. auf der Würzburger Bibliothek).
J. B. A. Beringer 's gründliche u. wichtige Untersuchung des
Kissinger Heil- und Gesundheitsbrunnens. Würzburg 1738.
Collectio novissima scriptorum et rertim Wirceburgensium. T. II.
Francof. et Lips. 1744. p. 710.
F. J. de Overkamp, wahrer Mineral-Gehalt und davon abstam-
mende WTürk-Kräfte der Kissinger und Bockleter Heyl-, Trink- und
Bad-Brunnen. Würzburg 1745.
Joh. Georg Jäger' s Kurz verfafste Beschreibung des wahren
Befundes des uralt bekannten Heyl- Trink- und Badbrunnens nächst
dem Städtlein Kissingen. Würzburg 1765.
H. F. Delius, Untersuchungen u. Nachrichten von dem Gesund-
brunnen zu Kissingen und Bocklet. Erlangen 1770.
D. A. F. Ehlen, de fontibus medicatis in priueipatu Wircebur-
gensi prope Kissingen et Bocklet. Wirceb. 1773.
Mediciniscli-Chirurgische Zeitung. 1793. Beilage zu Nr. 84. S. 50.
S. G o 1 d w i t z , die Mineralquellen zu Kissingen u. Bocklet. 1795.
Ph. J. Horsch, die salinischen Quellen zu Kissingen u. die Stahl-
quellen zu Bocklet im Grofsherzogthum Würzburg. 1811.
Pickel im: Intelligenzblatt des Unter-Mainkreises. 1818. Nr. 65.
J. A. Maas, Kissingen und seine Heilquellen. Würzburg 1820.
— 1830.
J. E. Wetzler, über Gesundbrunnen und Bäder. Th. II. S. 559.
— Nachträge und Zusätze. S. 23. 95.
— — Beschreibung der Gesundbrunnen und Bäder zu Wipfeld,
Kissingen, Bocklet und Brückenau. Mainz 1821. S. 24—132.
Maas in: Hufeland's Journal der prakt. Heilkunde. Bd. LIV.
St. 4. S. 118. 119.
Hufeland's Journal der prakt. Heilk. Bd. LI. St. 6. S. 114. Bd.
LVIII. St. 5. S. 59.
Geschichte des Städtchens Kissingen und seiner Mineralquellen
Ton Dr. Jäger. Ingolstadt.
Notizen über Bayerns Bäder und Heilquellen von J. B. Fried -
reieb. Nürnberg 1827. S. 71—84. 85—90. 91—120.
608
Uebcr die Salzquellen der Saline zu Kissingen und ihren medi-
cinischen Gebrauch. Inaug. Abhandl. von J. Herrmann Lern p.
Würzburg 1827.
Neueste Nachrichten über den Curort Kissingen und seine Heil-
quellen, mit besonderer Beziehung auf den Nutzen und Gebrauch
derselben. Würzburg 1827.
Extract du rapport fait h TAcad^mie Royale de M6decine de
Paris par la Commission des eaux minerales, Iu et approuve" en s&ince
g£n6rale le 3 Juillet 1827.
Ausführliche Beschreibung der Heilquellen zu Kissingen von Dr.
Ad. E 1 i a s v. S i e b o 1 d. Berlin 1828.
A. Vogel a. a. 0. S. 7.
Chr. Pfeufer in: Hufeland und Osann'a Journal der prakt.
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G. Osann in: Baierschen Annal. 1834. S. 579.
Biermann in: Hufeland und Osaiin's Journ. der prakt. Heilk.
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F. A. Balling in: Jahrb. des ärztlichen Vereines zu München.
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Job. Wen dt, die Heilquellen zu Kissingen im Künigr. Baiern.
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Maas in: v. Gräfe und Kali seh Jahrb. für Deutschlands Heil-
quellen und Seebäder. II. Jahrg. 1837. S. 248. HI. Jahrg. 183S. S. 428.
Job. Bapt. Scharold, Erinnerungen aus der Geschichte der
Kurbrunnen und Kuranstalten zu Kissingen von der ältesten bis zur
neuesten Zeit. Kitzingen 1838.
Christ. Pfeufer, die M.quellen zu Kissingen und ihre Bezie-
hung zu denen von Briickenau und Bocklet. Bamberg 1839.
Kissingen, ses eaux minerales et ses bains. Par Fr. Ant. Bal-
ling. Fraucfort s. le M. 1839.
Heinr. Carl Welsch, Kissingen mit seineu Heilquellen und
Bädern. WUrzburg 1839.
v. Gräfe und Kali seh, Jahrb. für Deutschlands Heilquellen
und Seebäder. IV. Jahrg. 1839. Abth. 3. S. 5-25.
Ka lisch, Allgem. Zeitung des Brunnen- und Badewcscns. 1839.
S. 37. l8'/0. S. 179.
Becr's Gcsundheitszcitung. 1840. S. 60.
Hufelaud's Ucbers. Viert. Aufl. S. 236.
3. Die
3. Die M. quellen zu Bocklet. Das Dorf Bocklet
mit seinen nach ihm benannten M.qnellen liegt in der
Fortsetzung des anmuthigen Wiesenthaies, in welchem
die M.quellen von Kissingen entspringen, nach Schön
620 Fufs über dem Meere, — von Kissingen nur eine,
von Würzburg sieben, von Brückenau zwei, von Meinin-
gen fünf Meilen entfernt. Gebildet wird das Thal von
einer, von ;Süden nach Norden sich ziehenden Bergkette
von Flötzsand- und Flötzkalkstein, an welche sich nördlich
die der Rhön eigenthümlichen Basaltgebirge anschliefsen.
— Das Klima zu B. ist gemäfsigt; — die mittlere Tem-
peratur im Sommer beträgt zwischen 15 und 16° R.
In geognostischer Hinsicht sind in den nächsten Um-
gebungen der M.quellen verschiedene über einander ge-
schichtete Erdlager zu unterscheiden 5 die oberste 15 — 20
Fufs tiefe Schicht besteht aus einem aus heterogenen Erd-
arten aufgeschwemmten, unter diesem folgt ein weniger
starkes von grauem Letten und dann ein sehr festes, gegen
10 Fufs mächtiges Gerolle von Basalt, Sand und Kies,
aus welchem die M.quellen zwar entspringen, deren Heerd
indefs wohl tiefer zu suchen sein dürfte.
Entdeckt wurden die M.quellen im Jahre 1720 von
G. Schöppner, Pfarrer zu Aschach, 1725 zuerst gefafst
und untersucht von Behring er, Leibarzt des Fürstbi-
schofs Franz v. Hütten. Spätere Fassungen und Ver-
besserungen der vorhandenen Einrichtungen erfolgten 1756,
1766, 1812 und 1835—1836.
Das Etablissement, seit längerer Zeit Eigentbum der Krone
Baierns, ist gegenwärtig an das Haus Bolzano verpachtet.
Das Bad bildet ein abgeschlossenes Ganze, umfafst mehrere Ge-
bäude, welche, ausser bequemen Wohnungen für Kurgäste, eine
Badeanstalt enthalten, in welcher, ausser Wannen- undDouchebädern,
auch Einrichtungen zu Gas-, wie zu Eisenmineralschlamm- und Mut-
terlaugenbädern getroffen sind.
Bocklet gehört nicht zu den geräuschvollen Bädern, seine An-
nehmlichkeiten beschränken sich mehr auf die freundliche Natur, wel-
che Bocklet umgiebt, und den geselligen Umgang. Von grofser Wich-
II. Theil. Qq
610
tigkeit für Bocklet ist die Nähe von Kissingen. Die Kurgäste beide
Bader erhalten hierdurch nicht nur mehr gesellige Beziehungen, -!
die Nähe beider Kurorte gestattet zugleich die oft sehr wirksam;
Verbindung beider Heilquellen; man trinkt einen Kissinger Brunne
und badet in Bocklet, oder mau beginnt die Kur in Kissingen un
beschliefst mit einer stärkenden Nachkur in Bocklet. — Im Somme
1829 betrug die Zahl der Kurgäste 172; — in den letzten Jahrei;
belief sie sich in jeder Saison auf 200 bis 250, welche jährlich übe
30U0 Bäder verbrauchten. — Brunnenarzt ist Hr. Dr. Kirchgess
ner, dem wir auch die neueste Monographie über B. verdanken.
Man unterscheidet zu B. gegenwärtig nur zwei ver
schiedene M.quellen, nämlich: 1. die Stahl quelle, ah.
Hauptquelle, eine erdig-salinische Eisenquelle, und 2. du
Schwefelquelle, eine eisenhaltig -salinische Schwefel
quelle.
1. Die Stahlquelle. Nach ihrer Entdeckung im J
1720 erhielt dieselbe anfänglich eine Schachtfassung. Im!
J. 1786 fand Professor Pickel, hei einer vorgenommener
neuen Fassung, auf einem eng hegränzten Räume in dei
Tiefe des Schachtes drei verschiedene Ausbrüche dieser
M ..quelle, die sich nach der angestellten chemischen Un
tersuchung nicht in qualitativer, wohl aber in quantita
tiver Hinsicht ihrer mineralischen Bestandtheile von ein-
ander unterschieden. Diese Verschiedenheit gab damals
Veranlassung, jene Ausbrüche als drei verschiedene Mi-
neralquellen zu fassen und sie mit dem Namen der Lud-
wigsquelle, Friedrichsquelle und Karlsquelle
zu bezeichnen. Da man aber späterhin fand, dafs diese
Trennung dem mineralischen Gehalte des Wassers nicht
förderlich war, so wurde im Winter I8f| eine neue Schacht-
fassung ausgeführt, in welcher die früher getrennten Quel-
lenausbrüche wieder zu einer Quelle vereinigt wurden , wel-
che jetzt in einer Stunde eine Wassermenge von 79
Kubikfufe liefert.
Das frisch geschöpfte Wasser der Stahlquelle perlt
sehr stark, erscheint im ersten Augenblick undurchsichtig,
wird aber nach Entweichen der Gasbläschen durchsichtig
und klar; besitzt einen angenehmen , erfrischenden, eisen-
haltig-prickeiden Geschmack und Geruch und hat die Tem-
peratur von 8° R.; sein spec. Gewicht beträgt 1,0117.
Merkwürdig ist auch hier, wie hei dem Soolensprudel der nahen
Saline zu Kissingen, ein periodisches Steigen und Fallen dieser Quelle,
das bisweilen täglich zu verschiedenen Malen eintritt, dann aber auch
wohl auf einige Zeit ganz aussetzt.
2. Die Schwefelquelle, nur wenige Schritte vom
Schachtbrunnen im Brunnentempel zu Tage kommend, durch
Röhren in ein kleines steinernes Bassin geleitet. Das
Wasser derselben ist klar und hell, etwas ins Bläuliche
spielend, von einem anfangs angenehmen, später aber mehr
1 eisenhaft-salzigen Geschmack und einem sehr hepatischen
Geruch. Seine Temperatur beträgt nahe an 12° R. Es ent-
hält eine nicht unbeträchtliche Menge Kohlensäure imd
hydrothionsaures Gas, letzteres jedoch nicht fest mit dem
Wasser verbunden ; — beacktenswerth ist sein nicht unbe-
deutender Eisengehalt. Wegen ihrer verhältnifsmäfsig ge-
ringen Ergiebigkeit wird sie nur als Getränk benutzt.
Chemisch analysirt wurden die M.quellen zu B. zu
verschiedenen Zeiten von Goldwitz, Lieb lein, Mayer,
Vogel mann und Vogel; da aber diese Analysen noch
zu der Zeit unternommen wurden, wo die einzelnen Quellen-
ausbrüche besonders gefafst waren, sind die Ergebnisse
dieser Untersuchung durch die neue Fassung des Stahl-
brunnens unbrauchbar geworden. Um so erfreulicher und
dankenswerther ist daher die neue von Kastner im Jahre
1836 an Ort und Stelle unternommene und im Jahre 1837
wiederholte Analyse des Stahlbrunnens. Hiernach enthält
in sechzehn Unzen Wasser:
1, Die Stahlquelle:
im Frühjahr 1836 : im September 1837 :
Kohlensaure Talkerde . 3,3600000 Gr. . 3,434000 Gr.
Kohlensaure Kalkerde . 6,5450000 — . 3,605000 —
Kohlensaures Eisenoxydul 0,6106585 — . 0,674800 —
Kohlensaures Mangauoxydul 0,0010000 — . 0,001000 —
Brommagnium . . 0,0002100 — . 0,000212 —
Qq2
612
Jodmagnium .
Spuren
Spuren
Chlormagnium
4,4320000 Gr. .
4,432000 Gr.
Chlorkalium .
0,1473000 —
0,148040 —
Chlornatrium .
6,5522000 —
6,560000 —
Chlorlithium .
. . .
Spuren
Schwefelsaures Natron
2,5421000 —
2,542000 —
Schwefelsaure Talkerde
3,2300000 —
3,240000 —
Schwefelsaure Kalkerde
0,0000300 —
0,000016 —
Phosphorsaures Natron
0,0000100 —
0,000012 —
Phosphorsaure Kalkerde
Spuren
Spuren
Kieselerde
0,2210000 —
0,021600 —
Thonerde
0,0023000 —
0,000120 —
Extractivstoff .
0,0200800 —
31,663S885 Gr. 5
0,021200 —
|
!4,680000 Gr.
Freie Kohlensäure
39,388 Par. Kub. Z. 42,48 Par. Kuh. Z;
Stickstoffgas
Spuren.
2. Die Schwefel quell
e, welche bei der neuern Schachtfas-;
sung unberührt blieb :
nach Mayer:
aach Vogel:
Schwefelsaures Natron
0,19520 Gr. .
0,25 Gr.
Kohlensaure Kalkerde
2,55600 —
2,50 —
Chlornatrium
0,38450 —
0,25 —
Chlorkalium
. . . . •
0,50 —
Kohlensaures Natron
> . . .
0,50 —
Kohlensaure Talkerde
0,28128 —
0,50 —
Thonerde
0,07240 —
.
Kohlensaures Eisenoxydul
0,52000 —
0,40 —
Kieselerde
0,10400 —
4,11338 Gr.
0,10 —
5,00 Gr.
Kohlensaures Gas .
25,00 Kub. Z.
21,00 Kub. Z.
Schwefelwasserstoffgas .
5,00 —
0,20 —
1
30,00 Kuh. Z.
21,20 Kub. 2
Die vorherrschenden Bcstandtheilc des Stahlbrunnens,
der durch die neue Fassung- bedeutend an Gehalt gewon-
nen hat, sind : kohlensaures Gas, Eisenoxydul, kohlensaure
und Chlorsalze. Wenn daher schon früher die ältere Lud-
wigsquelle, als die stärkste unter den früher besonders
aufgeführten M. quellen, hinsichtlich ihrer chemischen Con-
stitution und Wirkung zwischen den Eisenquellen zu Pyr-
mont und dem Franzensbrunnen ibre Stelle erhielt, so
scheint der neugefafsten Stahlquelle zu B. diese Stellung
613
jetzt mit noch grösserem Rechte zuzukommen, nur dürfte
sie hinsichtlich ihres Reichthums an kohlensaurem Gas
und Eisen näher dem Pyrmonter als dem Franzenshrunnen
stehen. Gleichwohl wird dieses M.wasser von sehr reizba-
ren und zu congestiven Beschwerden geneigten Subjecten,
bei welchen die reinen, an kühlenden Salzen armen Eisen-
wasser zu erhitzend und erregend wirken, verhältnifsmäfsig
leichter vertragen, — ist indefs als Getränk und Bad in
allen den Fällen nur bedingt anzuwenden, wo Eisenwasser
überhaupt contraindicirt sind. Vermöge seiner stärkenden
und gleichwohl weniger adstringirenden Wirkung reiht sich
der Stahlbrunnen von B. sehr passend an die mehr auflö-
senden M.wasser von Kissingen, — und eignet sich daher
sehr zweckmäfsig zu einer stärkenden Nachkur nach dem
Gebrauch der M.quellen zu Rissingen.
In Beziehung auf die besondern Wirkungen der einzelnen Heil-
quellen B.s findet indefs folgende Verschiedenheit statt:
a. Die Stahlquelle wirkt getrunken und als Bad vorherrschend er-
regend, stärkend auf den Gesammtorganismus, verbindet aber hiermit
j zugleich vermöge ihres beträchtlichen Gehaltes an Salzen und ihres
Reichthums an Kohlensäure eine alterirende Wirkung, durch welche
nicht nur das Mischungsverhältnifs der Säfte und die organische Pla-
stik verbessert, sondern zugleich auch die adstringirende und erhit-
zende Wirkung modificirt wird.
b. Die Schwefelquelle wirkt dagegen primär mehr umstimmend,
das Mischungsverhältnifs der Säfte umändernd, und ihre tonisirende,
stärkende Wirkung ist hier eine mehr seeundäre, untergeordnete.
Man benutzt die M.quellen zu Bocklet als Bad, Was-
serdouche, Tropf- und Regenbad 3 besonders als aufstei-
gende Douche, — und als Getränk; im letzteren Falle läfst
man vier bis acht Becher trinken.
Die frühere starke Versendung der Stahlquelle, welche jährlich
60 bis 80,000 Krüge betrug, hat zwar in neuerer Zeit abgenommen;
da aber die mit dem versendeten M.wasser des ueugefafsten Schacht-
brunnens wiederholten Versuche dargethan haben, dafs durch die zweck-
mäfsigere Fassung des Brunnens auch die chemische Constitution des
M.wasser wesentlich gewonnen, und die einzelnen Bestandtheile inniger
und fester an das Wasser gebunden scheinen, steht zu erwarten, dafs
die Versendung dieses M.wassers sich wieder heben wird.
614
Aufserdem befinden sieh in B. noch Gasbüder, Eisen -Mineral-
scblammbäder und 31utterlaugeubäder.
Zu den Gasbädern benutzt man das sehr reichlich aus dem
neugefafsteu Schachtbrunnen sich entbindende kohlensaure Gas, wel-
ches mittelst einer besonderu Vorrichtung aufgefangen, in die Bade-
anstalt geleitet und dort zu den verschiedenen Arten von Gasbäderu
verwendet wird.
Die zu den Schlammbädern nöthige Moorerde bezieht man
aus dem sogenannten rothen Moore auf der hohen Rhön. Diese Moor-
erde, die schon an sich sehr reichhaltig au Eisenoxydul und vegeta-
bilischem Humus ist, wird vor dem Gebrauch zu ganzen oder Local-
bädern erst längere Zeit mit dem Stahlwasser gesättigt und dann durch
Beimischung von erwärmtem M.wasser zu Bädern benutzt.
Zu den Mutterlaugenbädern bezieht man die Mutterlauge
von der nahen Saline Kissingen. Sie wird in bestimmten Quantitäten
den einfachen M.wasserbädern aus Stahlbrunuen beigemischt, wodurch
nach den Erfahrungen von Kirchgessner die überwiegend bele-
bend stärkende Wirkung der letztem wesentlich modificirt, und hier-
durch mehr alterirend, auflösender wird.
Gleich ähnlichen Eisenquellen angezeigt in allen den
Krankheiten, in welchen vorwaltende Schwäche die An-
wendung- belebend -stärkender M.quellen fordert, hat sich
der Stahlbrunnen als Getränk und Bad namentlich in
folgenden Krankheiten hilfreich erwiesen:
1. In chronischen Leiden des Nervensystems, bedingt
durch reine Schwäche, — Hysterie, nervöser Hypochondrie,
habituellen Krämpfen, örtlicher und allgemeiner Nerven-
schwäche, anfangender Tabes dorsalis, Lähmungen.
2. In Krankheiten der Verdauungswerkzeuge, — Schwä-
che des Magens und Darmkanals, Unregelmäfsigkeit des
Stuhlganges, Neigung zu Verschleimungcn und habituellen
Durchfällen.
3. In krankhaften Anomalieen des Uterinsystems in Folge
allgemeiner oder örtlicher Schwäche, — Bleichsucht, ganz
fehlender oder unregehnäfsiger, zu sparsamer oder schmerz-
hafter Menstruation, — Neigung zu Abortus, passiven Hä-
morrhagica, Fluor albus, Unfruchtbarkeit.
4. In analogen krankhaften Zuständen der männlichen
Geschlechts- und Ilnrnwcrkzcuge, — Blennorrhöen der Blase,
Blasenhämorrhoiden, Blasenkrämpfen, wie Incontinentia uri-
615
nae von Schwäche, — krankhaften Saamenergiefsungen,
Impotenz.
5. Dyskrasieen und Kachexieen, in so fern sie entwe-
der durch reine Schwäche oder Leiden der Digestion und
Assimilation bedingt werden , oder vermöge ihrer qualita-
tiven Beschaffenheit Eisenwasser fordern, — Scropheln,
Rhachitis, mercuriellen Dyskrasieen.
Die Schwefelquelle ist dagegen innerlich mehr in
den Fällen angezeigt, in welchen weniger belebend-stärkcnd,
sondern mehr umändernd auf das Mischungsverhältnifs der
Säfte und kräftiger die Se- und Excretionen bethätigend
eingewirkt werden soll, namentlich : bei hartnäckigen rheu-
matischen und gichtischen Verschleimimgen des Magens
und Darmkauais, Stockungen im Leber- und Pfortader-
system und dadurch bedingten Hämorrhoidalleiden oder
Dyskrasieen, — rheumatischen, gichtischen und psorischen
Blennorrhöen der Harnwerkzeuge und Brustorgane, Dispo-
sition zu chronischen Brustkatarrhen, zu Bronchitis, und
Fluor albus, — scrophulösen Leiden, insbesondere der
Kinder von schwächlicher und schlaffer Körperconstitution,
— mercuriellen Dyskrasieen, in welchen der Stahlbrunnen
der Schwefelquelle nachsteht.
Ueber den Gebrauch der M.quellen zu B. als stärkende Nachkur
nach dem Gebrauch der zu Kissingen, mit Rücksicht der hierbei über-
haupt zu beachtenden Verhältnisse vergl. S. 606.
J. A. Stephan, Föns medicatus Christophorianus noviter in su-
periore Franconia detectus et virtute sua famosus. Wirceburgi 1727.
F. J. de Oberkamp, wahrer Mineralgehalt und davon abstam-
mende Würk-Kräfte der Kissinger und Bockleter Heyl-, Trink- und
Bad-Brunnen. Wiirzburg 1745.
Kurz verfafste Beschreibung des wahren Befundes deren uralten
Heil-, Trink- und Badbruuuen nächst dem Städtleiu Kissingen an der
Saale. Würzburg 1765.
H. P. Delius, Untersuchungen u. Nachrichten von den Gesund-
brunnen und Bädern zu Kissingen und Bocklet. Erlangen 1770.
D. A. F. Ehlen, de fontibus medicatis in principätü Wircebur-
gensi prope Kissingen et Bocklet. Wirceburgi 1773.
Gh. J. Berger's Beobachtungen über den Gesundbrunnen bei
Bocklet im Fürstenthume Würzburg, und Anweisung zu dessen Ge-
brauch. Meiningen 1775.
616
Pickel in: Baldinger's neuem Magazin. 1793. Bd. XIV. St. ü
Ueber den Kurort, Mineralbrunnen und das Bad zu Bocklet. Mi
Zusätzen von D i n k 1 e r. 1793.
Die Mineralquellen zu Kissingen und Bocklet von S. Goldwitz
Würzburg 1795.
Ph. J. Horsch, die salinischen Quellen zu Kissingen und dii
Stahlquellen zu Bocklet im Grolsherzogth. Würzburg. Wiirzb. 1811.
Bocklet und seine Heilquellen vou Spind ler. Würzburg 1811.
E. J. Wetzler, über Gesundbr. und Heilbäder. Tb. II. S. 534
— Zusätze und Nachträge. S. 92.
— — Beschreibung der Gesundbrunnen Wipfeld, Kissingen
Bocklet und Brückenau. 1821. S. 132.
Kästner' s Archiv. Bd. VI. S. 242.
Haus und Zeller in: Friedreich's Notizen üb. Bayerns Bä-
der. S. 19. 61.
Haus in: Gemeinsame deutsche Zeitschrift für Geburtskunde.j
Bd. II. St. 2. S. 139. — Bd. V. St. 3. S. 400.
Ausführliche Beschreibung der Heilquellen zu Kissingen von Dr.
Ad. EI. v. Siebold. S. 211.
Vogel a. a. 0. S. 13.
Büchner' s Repertorium für die Pharm. Bd. XXX. 1S29.
Pfeufer in: Hufeland und 0 sann's Journ. der prakt. Heilk.
Bd. LXX. St. 2. S. 29.
C. J. Haus, über Bocklet und seine Heilquellen. Würzb. 1831.
Eisenmann, die Heilquellen des Kissinger Saalthaies. Erlangen
1837. S. 45. ff.
F. A. Ballin g, Kissingens Bäder und Heilquellen. Stuttgart 1S37.
S. 177.
Ferd. Kirch ge ssn er, der Kurort Bocklet mit seinen Heil-
quellen und Bädern. Würzburg 183S.
Ch. Pfeufer, die M. quellen von Kissingen und ihre Beziehun-
gen zu denen von Brückenau und Bocklet. Bamberg 1839. S. 227.
v. Gräfe und Kali seh, Jahrb. für Deutschlands Heilq. und
Seebäder. IV. Jahrg. 1839. Abth. 1. S. 25. ff.
Kali seh, allgem. Zeitung des Brunnen- und Badewesens. 1840.
S. 179.
An diese M.quellen schliefsen sich:
Das Ludwigsbad bei Wipfeld, im Landgerichte Werncck,
550 Fufs über dem Meere, auf dem linken Ufer des Main, dem Dorfe
Wipfeld gegenüber, ungefähr 800 Schritte vom Ufer entfernt, in einer
anmutliigen und fruchtbaren Gegend, von Würzburg sechs, von Schwciu-
furth drei, von Werneck zwei Stunden entfernt.
Erst in der neuern Zeit wurden diese M.quellen als Heilquellen
allgemeiner benutzt, von Zeller, Wetzler, Pfeufer, Balling
und Kirchner empfohlen; von Ludwig, König von Baiern, erhielt
das Bad 1825 seinen Namen, und 1828 durch den Kaufmann Herold
617
zu Würzburg, der die Heilanstalt in einem noch sehr unvollkommenen
Zustande im Jahre 1827 nebst einem Theil der Umgebungen des Bades
käuflich an sich brachte, ein Kurhaus und 1S37 ein steinernes Badege-
bäude mit Einrichtungen zu Douche-, Dampf- und Miueralschlammbä-
dern. Durch letzteres wurde einem grofsen , Kranken oft nachtheili-
gen Uebelstand abgeholfen, da früher die Kurgäste im Dorfe auf dem
rechten Ufer wohnen, und zum Baden sich jedesmal über den Main
mufsten setzen lassen.
Die Zahl der Kurgäste betrug in den letzten Jahren durchschnitt-
lich 180—200 Personen, wobei Passanten nicht mitgerechnet sind, —
die Zahl der Bäder im J. 1836 und 1837 zwischen 1800 bis 1900; —
im J. 1838 : 2024, darunter 201 Schlammbäder und 151 Douchebäder;
— die Zahl der jedes Jahr versendeten Flaschen Mineralwasser
4-500.
Badearzt ist Hr. Dr. Seh er er.
Das Klima wird als sehr mild gerühmt und besonders für Brust-
kranke geeignet, weshalb auch viele Aerzte der benachbarten Städte
dergleichen Leidende zum Genüsse der Landluft hierher schicken.
Der die M. quellen unmittelbar umgebende Boden ist Moorland,
das nur an manchen Stellen von einer ein bis zwei Fufs mächtigen
Schicht von Kalktufferde, mit einzelnen derberen Schichten von Kalk-
tuff oder Travertino vermischt, bedeckt wird. Hierauf folgt ein 12
bis 15 Fufs mächtiges Schlammlager, das einen sehr wirksamen Schwe-
felmineralschlamm liefert, und erst in einer Tiefe von etwa 20 Fufs
stufst man auf das Flötzkalkgebirge.
Der Zahl nach unterscheidet man fünf M.quellen:
1. Die L udwigs quelle, von Pickel entdeckt.
2. Die Heffnersquelle, von der vorigen nur wenige Schritte
entfernt, durch Hrn. Heffner entdeckt und nach ihm benannt.
3. Die Stahlquelle, nur zwei Schritte von der Heffners-
quelle, doch ohne ausgezeichneten Gehalt nach einer vorläufigen Un-
tersuchung von Mayer.
4. Eine vierte M. quelle, entfernter von den übrigen gegen Süd-
Ost entspringend, von Balling mit dem Namen der Schilf quelle
bezeichnet.
5. Die Schwefelquelle, in dem den zuerst angeführten älteren
M.quellen nahen Altach-Wäldchen im J. 1838 von Dr. Scherer beim
Graben des M.schlamms entdeckt; — und zwei andere in demselben
Wäldchen entspringende M.quellen. — Diese drei letzteren Quellen
sind bisher noch nicht benutzt worden.
Von den zuerst genannten vier M.quellen, die seither allein in
Gebrauch gezogen sind, hat nur die Ludwigsquelle einen steinernen
Brunnenkranz und ist mit einem leichten Pavillon versehen ; — die
drei andern sind blofs in hölzernen Kufen gefafst und mit Deckeln
geschlossen. — Der Wasserreichthum der Ludwigsquelle betrügt nach
Körte 879 Par. Kubikfufs in 24 Stunden.
Die Heilquellen des Ludwigsbades gehören zum Theil zur Klasse
der Schwefelquellen, wie die Ludwigs-, Heffuers- und die neue Schwe-
618
feiquelle, — zum Theil zu den erdig -salinischen Quellen, -wie die
Schilfquelle, die Stahlquelle und die in dem Altach -Wäldchen ent-
springenden beiden M quellen, welche sämmtlich kohlensaure uiul
schwefelsaure Kalkerde nebst kohlensaurer lind schwefelsaurer Talk-
erde enthalten und, ausser einem etwas gröfsern oder geringern Ge-
halt an kohlensaurem Eiseuox3dul, nur wenig in der Quantität ihrer
Bestandtheile von einander abweichen.
Das Wasser der Ludwigsquelle ist , frisch geschöpft , klar , von
starkem hepatischen Geruclte und einem anfangs etwas süfsliclteu
Geschmacke. Längere Zeit der Luft ausgesetzt, trübt es sich und ver-
liert an Geruch, der aber wieder entstellt, wenn man es etwas schüt-
telt, — eine Eigentümlichkeit, auf welche Wetzler und Balling
aufmerksam machen und die eine innigere Bindung des Schwefelwas-
serstoffgases an das Wasser zu beweisen scheint. Ganz gleich ver-
hält sich das AVassrr der beiden andern Schwefelquellen. — Die
Schilf- und Stahlquelle siud frei von Schwefelwasserstoff, entwickeln
aber unaufhörlich bei ihrem Hervorquellen eine Menge Gasblasen, so
dafs das Wasser fortwährend zu kochen scheint. Dieses Gas besteht
aus einer Mischung von atmosphärischer Luft mit etwas kohlensau-
rem und Kohlenwasserstoffgas.
Die Temperatur säinmtlicher M.quellen ist constant + 11° K.
Ausser diesen M.quellen ist noch der hier befindliche und sehr
wirksame Schwefelmineralschlamm zu erwähnen. Derselbe
ist von fetter seifenartiger Cousistenz, hängt sich leicht an die Fin-
ger an und hat eine braunschwärzliche, an andern Stellen mehr gelb-
liche Farbe. Er zeigt sich beim Zertheilen aufs innigste von feineu
Pflanzenfasern durchdrungen, und entwickelt einen sehr starken Ge-
ruch nach Schwefelwasserstoffgas. Sein speeifisches Gewicht ist
1,3 bis 1,4.
Analysirt wurden die M.quellen von Pickel, Körte, Vogel,
Mayer und neuerlich (1838— 1839) von Scherer.
Der chemischen Analyse zufolge enthalten sechzehn Unzen
1. Der Ludwigsquelle:
nach Körte: nach Mayer:
Kohlensaure Kalkerde . 2,500 Gr. . . 1,9300 Gr.
Kohlensaure Talkerde . 0,718 — . . 0,1200 —
Schwefelsaure Kalkerde . 4,600 — . . 10,4800 —
Schwefelsaure Talkerde . 0,900 — . . 3,10U0 —
Chlorcalcium . 0,0932 —
Eisen .... Spuren ....
Kohlensaures Eisen ... . . 0,0207 —
Extractivstoff . . . 0,250 — . . 0,0732 —
Verlust .... 0,232 — . . .
9,200 Gr. 15,8171 Gr.
619
Kohlensaures Gas
1,28 Kuh. Z.
Schwefelwasserstoffgas
4,26 —
5,54 Kub. Z.
nach Vogel:
nach Seh e r er :
Schwefelsaure Talkerde
3,25 Gr. .
2,120 Gr.
Chlorkalium .
0,50 —
0,102 —
Chlorwagnium
0,25 —
• •
Schwefelsaures Natron
6,25 —
.
Schwefelsaure KalUerde
• . . •
6,471 —
Kohlensaure Kalkerde
. 4,25 - .
2,302 —
Kohlensaure Talkerde
1,25 —
0,525 —
Kohlensaures Eisen
Spuren
. •
Humusextract
0,25 —
• . •
Extractivstoff
.
0,289 —
16,00 Gr.
11,809 Gr.
Kohlensaures Gas
2.5 Kub. Z.
2,50 Kub. Z.
Schwefelwasserstoffgas
0,3 —
2,8 Kub. Z.
0,92 —
3,42 Kub. Z.
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaure Taikerde
Schwefelsaure Kalkerde
Schwefelsaure Talkerde
Chlorkalium
Extractivstoff .
Kohlensaures Eisenoxydul
2. Der neuen Schwefelquelle: 3. Der Schilfquelle:
nach Scherer:
2,912 Gr. .
0,826 —
10,312 —
2,547 —
0,457 —
Kohlensäure
Schwefelwasserstoffffas
0,024
17,078 Gr.
3,2 Kub.Z.
0,6 —
3,8 Kub. Z.
1,448 Gr.
0,425 —
8,711 —
2,092 —
0,028 —
0,032 —
0,021 —
12,757 Gr.
Die Hef fnersquel le enthält nach Scherer in sechzehn Un-
zen 0j8 Kub. Zoll Schwefelwasserstoffgas und 11,8 Gran feste Kestand-
theile im wasserfreien Zustande. — Das Wasser der Stahlquelle zeigt,
ausser einem nur wenig gröfsern Gehalt an kohlensaurem Eisenoxy-
dul, keine Verschiedenheit von dem der Schilfquelle.
Der Schwefelmineralschlamm ist ebenfalls von Scherer
analysirt worden. Sechzehn Unzen desselbeu verlieren durch langsa-
mes Austrocknen 12 Unzen Feuchtigkeit und liefern
620
Schwefelwasserstoffes . 3,7 Kub. Z.
Kohlensäure . . . 17,0 —
20,7 Kub. Z.
An festen Bestandteilen enthalten 100 Gran desselben, die mö^
liehst von Wurzeln befreit sind:
Kohlensaure Kalkerde . . 24,097 Gr.
Schwefelsaure Kalkerde . . 6,347 —
Kohlensaure Talkerde . . 4.72S —
Thonerde 10,300 —
Eisenoxydul .... 2,900 —
Kieselerde ..... 12,000 —
Schwefel 0,813 —
Humussäure . . . i, . 25,500 —
Bituminöses Harz . . . 0,800 —
Extractivstoff .... 4,000 —
Schwärzlichen Rückstand von Kohle
und Kieselerde . . . 8,515 —
100,000 Gr.
In ihren Wirkungen ähnlich denen der kalten erdig - saliuischen
Schwefelwasser, werden die M-quellen zu Wipfeld als Getränk, und
äufserlich in Form von Wasser-, Douche-, Dampf-, Regen- und Mi-
neralscblammbädern benutzt; die letztern wurden von Balling ge-
gründet und durch Seh er er wesentlich verbessert.
Unter den neunzehn Badezimmern des Badegebäudes sind 4 für
Schlammbäder, in deren jedem zwei Wannen sich befinden : eine auf
Rollen gestellte Schlammwanne, welche nach jedem einzelnen Bade
hinausgefahren und ausgeleert wird, und eine in den Boden einge-
senkte Wanne zum Abwaschen. — Der Schlamm wird jeden Tag
frisch gegraben und dann mit heifsem Schwefelwasser saturirt und er-
Avärmt. Sc her er zieht diese Bereitungsart der Erwärmung des
Schlamms selbst, oder der durch heifse Dämpfe vor, weil bei beiden
letztem immer ein Verlust der flüchtigen (jase durch die erhöhte
Temperatur entstellt.
Ausser diesen werden von Kranken nach Umständen hier auch
Molken, frisch ausgepreiste Kräutersäfte oder versendete M.wasser
getrunken.
Die Krankheiten, in welchen die genannten Schwefelquellen in-
nerlich und äufserlich besonders empfohlen werden, sind folgende :
1. Krankheiten des Leber- und des Pfortadersystems, — Plethora
abdominalis, Stockungen, llämorrhoidalbcschw erden.
2. Chronische Leiden des Uterinsystems durch Stockungen und
örtliche; , oder allgemeine Schwäche bedingt, — Dysmenorrhoe,
Amenorrhoe.
3. Krankheiten des Drüsen - und Lymphsystems in den man-
nigfachen Formen der Serophcln, — Geschwülste, Verhärtungen, Tu-
berkeln.
621
4. Blennorrhoe!!, von rheumatischen , gichtischen , hämorrhoidali-
schen oder psorischen Ursachen, — anfangende Lungensuchten und
Abzehrungen. — Wenn Kissingen sich einen besondern Ruf bei Krank-
heiten des Unterleibes erwarb, so scheint Wipfeld besonders hilfreich
bei chronischen Leiden der Schleimhaut der Bronchien und Lungen,
Blenuorrhoeen und Disposition zur Lungensucht.
5. Rheumatische und gichtische Leiden, — Lähmungen.
6. Chronische Metallvergiftungen durch Blei, Mercur, Kupfer und
Arsenik.
7. Chronische Hautausschläge.
8. Hysterische Leiden, vorzüglich wenn sie durch Blutstockun-
gen in dem Unterleihe bedingt werden, — hysterisches Kopfweh,
Herzklopfen.
Körte in: Gilbert's N. Journal für Chemie und Physik. Bd
IX. St. 3.
Wipfeld am Majrn mit seinen Umgehungen u. der Schwefelquelle.
Ein Taschenbuch für Badegäste (von Bar. v. Münster), mit einer
Flufskarte und einer Abbildung von Wipfeld. Nürnberg 1813.
Neueste Nachricht >om Bade zu Wipfeld im Unter -Mainkreise
des Königreichs Baiern u. seinen Heilquellen von Dr. Zell er. Würz-
burg 1818.
J. F. Wetzler, über Gesundbr. und Heilbäder. Th. II. S. 569.
— — Zusätze und Verbesserungen. 1822. S. 98.
— — Beschreibung der Gesundbrunnen und Bäder Wipfeld,
Kissingen, Bocklet und Brückenau. 1821. S. 1.
J. B. Friedreich's Notizen über Bayerns Bäder und Heilquel-
len. 1827. S. 133.
Büchner' s Repertorium. Bd. XXX. 1829.
A. Vogel's Mineralquellen des Königreichs Baj^ern. S. 18.
D. Ferd. Kirch gefsner's Beobachtungen über die Heilkraft
der Mineralquellen des Ludwigsbades bei Wipfeld, nebst einer kur-
zen Beschreibung des neuen Kurhauses. Würzburg 1830.
Pfeufer in: Hufeland und Osann's Journal der prakt. Heilk.
Bd. LXX. St. 2. S. 29.
Ball in g in: Hufeland und 0 s a n n's Journal der prakt. Heilk.
Bd. LXXII. St. 3. S. 56. — St. 6. S. 87.
M. J. Schleiss, das Ludwigshad bei Wipfeld und seine Umge-
bungen, mit besonderm Hinblick auf Gaibachs Kunstgegeustände und
Gartenanlagen. Würzburg 1837.
Emil Kirchner, das Ludwigsbad bei Wipfeld im Untermain-
kreise des Königreichs Baiern , in naturhistorischer und medicini-
scher Beziehung. Würzburg 1837.
v. Gräfe und Kaiisch, Jahrb. für Deutschlands Heilq. und
Seebäder. IV. Jahrg. 1839. Ahth. 1. S. 45 ff.
Die M. quellen zu Orb, im westlichen Theile Unterfrankens
im Reg. Bezirk Aschaffenburg, nahe der Grofsherz. Hessischen Gränze.
Die Stadt liegt 450 F. über dem Meere , in einem nördlich , östlich
622
und südlich von 400 bis 900 Fufs hohen, ans Thon und Flötzsand <*e
bildeten Bergen eingeschlossenen Kessel, und erfreut sich eines mil
den Klimas.
Die hier befindliche Soolbadeanstalt ist Eigenthum des Apotheken
Koch in Orb; die M.quellen selbst sind Staatseigentum.
Schon vor dem J. 1S37, in welchem Jahr man die gegen würti^t
Badeanstalt errichtete, wurde die Soole im Grofsen theils auswärts
verschickt, theils von den dortigen Bewohnern zu Bädern und zu in-
nerlichem Gebrauche verwendet. Die Badeanstalt besteht in einem
steinernen Badegebäude mit Einrichtungen zu Wannen - und Douche-
bädern und einem Wohugebäude. Die Soole wird in die Wannen
der Badezimmer direct von den Quellen geleitet. — In den beiden
Jahren ihres Bestehens zählte die Badeanstalt 108 wirkliche Kurgäste.
— Badearzt ist Dr. Albert.
Bemerkenswerth sind hier mehrere M.quellen, namentlich:
1. Der Ludwigsbrunnen, eine Soolquelle, in der Mitte deri
Stadt, — und
2. der Friedrichsbrunnen, ebenfalls eine Soolquelle, am
östlichen Ende der Stadt, ausserhalb der Ringmauer.
Beide Soolquellen entspringen aus einem von Thon bedeckten
Kalklager , sind gefafst , und liefern zusammen in einer Minute 52,9
Kub. Fufs Wasser von 11—12° R. Temperatur.
3. Der Säuerling, 500 Schritte von dem Friedrichsbrunnen
entfernt, dadurch gebildet, dafs das aus dem Boden in grofser Menge
ausströmende kohlensaure Gas sich mit dem darüber hinfliefsenden
süfsen Quellwasser vereinigt und mit demselben eine nur lose Verbin-
dung eingeht ; er wird von da in ein Bassin geleitet und aus diesem
theils zum Kurgebrauche, theils als gewöhnliches Trinkwasser ge-
schöpft.
Die Soole ist von Kastner und Fuchs untersucht worden.
Letzterer fand in 100 Theilen des aus derselben durch Abdampfen
erhaltenen Rückstandes im wasserfreien Zustande, ausser etwas Ei-
sen und freier Kohlensäure, folgende Bestandtheile:
Chlornatrium
.
. 76,68 Th.
Chlorkalium .
. . .
2,31 —
Chlorcalcium
...
4,34 —
Chlormagnitim
. ,
2,77 —
Schwefelsaures
Natron
5,34 —
Schwefelsaure
Kalkerde
. 1,77 -
Kohlensaure K
alkerde
5,63 —
98,84 Th.
Nach den Erfahrungen des Brunnenarztes Dr. Albert hat sich
auch diese Soole gleich ähnlichen kochsalzhajtigen M.quellen bisher
sehr wirksam bewiesen: bei Scrophcln, chronischen Hautausschlägen,
chronischen Rheumatismen und Gicht, chronischen Nervenkrankhei-
ten, in so fern sie durch scrophulöse Dyskrasiccn bedingt werden,
623
oder eine kräftige Erregung der peripherischen Organe erfordern, —
Unterleibsleiden, — Krankheiten des uropoetischen Systems und der
Respirationsorgane. Bei letzteren wird mit der Soole der Gebrauch
des Säuerlings mit Molken oder Ziegenmilch und das Einathmen der
aus den Gradierhäusern und den Sudpfannen sich entwickelnden Gas-
arten und Dämpfe empfohlen.
v. Gräfe und Kaiisch, Jahrb. für Deutschlands Heilq. und
Seebäder. IV. Jahrg. 1S39. Abtli. I. S. 61 ff.
Die M. quellen zu Neuhaus, einem Dorfe dem Städtchen
Neustadt an der Saale gegenüber, im nördlichen Theile .Unterfran-
kens, an der östlichen Abdachung des Rhöngebirges, — von Meiniu-
gen 3| Meile, von Bocklet 1|, von Kissingen 2, von Schweinfurt 4
und von Würzburg 9 Meilen entfernt, am Fufse eines niedern, jedoch
ziemlich ausgedehnten Kalkgebirges, — zur Klasse der jod- und brom-
haltigen Kochsalzquellen gehörig und Eigenthum des Freiherrn von
Haxth ausen.
Die M. quellen kommen zunächst aus einem angeschwemmten,
aus rothen Sandsteinen, Basalt und Sand gemischten, Gerolle zu Tage,
welchem Kalksteinlager zur Grundlage dienen.
Zwar wurde eine dieser M. quellen schon vor etwa 50 Jahren ge-
fafst, später aber, durch das hier öfter stattfindende Austreten der
fränkischen Saale über den ganzen Wiesengrund zugeschvvemmt, und
fast vergessen, bis im J. 1832 der alte verfallene Brunnenschacht wie-
der aufgesucht, gereinigt und mit einer hölzernen Bekleidung umge-
ben wurde. In der Folge wurden noch mehrere, in der Nähe der vo-
rigen befindliche M.quellen entdeckt, zum Theil gefafst und vorzüg-
lich zu Bädern benutzt.
Es sind daher hier zu unterscheiden :
1. Die Haupt- oder Bon ifaci us Quel I e , welche bisher vor-
zugsweise als Getränk benutzt und auch versendet wird, sie giebt in
einer Minute 4 Maal's Wasser unter Entbindung von 22 Kubik-ZoU
freier Kohlensäure. Das Wasser ist klar und hell, von einem säuer-
lichen, salzig-bitterlichen Geschmacke, einem prickelnden, etwas brom-
artigen Gerüche; von ganz ähnlicher Beschaffenheit ist das Wasser
der übrigen M. quellen. Die Temperatur der Hauptquelle beträgt 9,6°
R., bei 10° R. der Atmosphäre, ihr spec. Gewicht 1,0106.
Chemisch analysirt wurde das M.wasser von Maier zu Würz-
burg, Streckler zu Schweiufurth ,- E. Witting zu Höxter und
endlich von Kastner.
Diesen Untersuchungen zufolge enthalten sechzehn Unzen M -
wasser :
nach Maier: nach Streckler:
Chlorcalcium .... 0,94 Gr. . . 1,70 Gr.
Chlormagnium . . . 0,27 — . . 8,40 —
624
Chlornatrium . . ,
96,40 Gr. .
. 82,75 Gr.
Chlorkalium .
• • .
1,05 —
Phosphorsaures Natron ,
0,27 — . .
• • •
Schwefelsaures Natron .
• • •
3,25 —
Schwefelsaure Talkerde
0,71 —
...
Schwefelsaure Kalkerde ,
7,59 —
. 4,75 -
Kohlensaure Kalkerde .
7,82 —
8,50 —
Kohlensaure Talkerde .
1,55 —
. 2,75 _
Kohlensaures Eisenoxydul
0,48 —
0,75 —
Brommagnium .
• • • •
0,60 —
Kieselerde .
• • • •
0,75 —
Thonerde
0,04 —
. . .
Humusextract .
.
. 0,25 -
116,07 Gr.
115,50 Gr.
Kohlensaures Gas . .
. 19 Kub.Z.
25,82 Kub. Z.
Schwefelwasserstoffgas .
•
1,74 —
27,56 Kub. Z.
nach W i t ti ng:
nach Käst n o
(1840)
Chlornatrium
84,50 Gr. .
. 82,4685 Gr.
Chlorkalium
. . .
0,7545 —
Schwefelsaures Natron
4,25 —
8,2560 —
Schwefelsaure Talkerde
3,00 —
• • •
Schwefelsaure Kalkerde
7,25 — a
• •
Chlorlithium
. . .
0,0390 —
Chlormagnium .
9,75 —
3,5750 —
Chlorcalcium
• • •
5,7630 —
Jod
• • •
0,0005 —
Jod- und Bromverbindungen
0,75 —
.
Bromnatrium . .
. . .
0,0500 —
Brommagnium . . .
. •
0,2410 —
Kohlensaures Eisenoxydul
0,25 —
0,4500 —
Kohlensaures Manganoxydul
•
Spuren
Kohlensaure Talkerde
2,50 —
2,5520 —
Kohlensaure Kalkerde
4,50 —
0,4300 —
Kohlensaures Litliion
. . . •
Spuren
Phosphorsaures Litliion
. • .
0,0010 —
Phosphorsaures Natron
. .
0,0005 —
Kieselerde mit Thonerde .
0,2650 —
116,75 Gr.
104,8460 Gr.
Kohlensaures Gas
30,00 Kub. Z.
25,00 Kub. Z.
Stickgus ....
.
0,50 —
25,50 Kub.Z.
2. Der
625
2. Der Carlsbrunnen, von einem salzig-bitterlichen Geschmack,
einem prickelnden schwach bromartigen Geruch, hat die Temperatur
von 9,5° R. bei 10° R. der Atmosphäre, das spec. Gewicht von
1,0096 und enthält nach Kastner in sechzehn Unzen:
Chlornatrium
. 86,1250 Gr.
Chlorkalium
0,7650 —
Schwefelsaures Natron
3,8725 —
Chlorlithium
0,0500 —
Chlormagnium .
4,1130 —
Chlorcalcium
2,1250 —
Jod
0,0005 —
Brommagnium
0,3200 —
Bromnatrium
0,0500 —
Kohlensaures Eisenoxydul
0,0885 —
Kohlensaure Talkerde
2,7750 —
Kohlensaure Kalkerde
2,8500 —
Phosphorsaures Lithion .
0,0007 —
Phosphorsaures Natron
0,0008 —
Kieselerde .
0,2720 —
103,4080 Gr.
Kohlensaures Gas .
30,10 Kub.Z.
Stickgas
0,45 —
Sauerstoffgas ....
0,05 —
30,60 Kub.Z.
3. Die Burchardtsquelle, von einem salzig-bitterlichen stark
prickelnden Geschmacke, hat die Temperatur von 9,5° R. bei 10° R
der Atmosphäre, das spec. Gewicht von 1,0097 und enthält in sech-
zehn Unzen nach Kastner:
II. Theil.
Chlornatrium
. 84,5000 Gr.
Chlorkalium
0,7625 —
Schwefelsaures Natron
4,7730 —
Chlorlithium
0,0460 —
Chlormagnium .
3,7750 —
Chlorcalcium
3,0000 —
Jod
0,0005 —
Brommagnium .
0,3150 —
Bromnatrium
0,0500 —
Kohlensaures Eisenoxydul
0,1750 —
Kohlensaure Talkerde
2,2500 —
Kohlensaure Kalkerde
4,1592 —
Phosphorsaures Lithion .
0,0008 —
Phosphorsaures Natron
0,0007 —
Kieselerde ....
0,2770 —
104,0847 Gr.
Rr
f>2(»
Kohlensaures Gas . , . 30,225 Kub.Z.
Stickgas 0,050 —
Sauerstoffgas .' . . . 0,500 —
30,775 Kub.Z.
Die Einrichtungen zur Benutzung des M.wassers sind noch unvoll
kommen; man badet in Privathäusern oder in dem Gasthofe desHrni
Wolf zu Neuhaus, wo Badekabinette eingerichtet sind. Getrunke
wird das Mineralwasser täglich zu drei bis fünf Bechern; -
um drei- bis viermalige Darmausleerungen zu bewirken, genügei
in der Kegel zwei bis drei Schoppen Mineralwasser. — Aue
sind bereits erfolgreiche Versuche mit der Versenduug des M.wasser!
gemacht worden ; die Krüge führen die Aufschrift : „Neuhauser Bit
terwasser." — Die Zahl der Kurgäste in Neuhaus betrug von 1836-
1839 zusammen nur 102.
Die M.quellen zu N. gehören zu der Klasse der jod- und bronv
haltigen Kochsalzquellen, wirken diesen analog und reihen sich in die
ser Beziehung an die von Kissingen, Homburg und ähnliche. —
Nach den Erfahrungen des Dr. Krais zu Neustadt hat sich die
ses M.wasser als ein alterirendes auflösendes, den Stoffwechsel be
förderndes, die Se- und Excretioneu bethätägendes Mittel bewährt wn
sich hauptsächlich wirksam gezeigt : bei Plethora abdominalis und dci
dadurch bedingten oder damit complicirten Krankheitsformen, nament;
lieh Plethora des Uterinsystems, und den dadurch begründeten Ano;
malieen, Stockungen im Leber- und Pfortadersystem, den verschieden
artigen Formen von Hämorrhoiden und Hypochondrie, Anschwelluu
gen der Leber und Milz, mit Trägheit des Darmkanals verbunden,™
krankhaften Störungen der Verdauung, Säure, Verschleimungen, Flai'
tulenz , — chronischen, rheumatischen und gichtischen Leiden, — '
übermäfsiger Fettbildung, — impetiginösen Hautausschlägen verschie;
dener Art, und bei verschiedenen scrophulöseu Leiden, besonders de.
Knochensystems, — Congestionen nach Kopf und Brust in Folge voi|
venösen Stockungen im Unterleibe, und endlich, in verminderter Gabe'
aber anhaltend fortgesetzt, als wirksames Diureticum bei Hyl
dropsieen.
v. Gräfe u. Ka lisch, Jahrb. für Deutschlands Heilquellen um
Seebäder. IV. Jahrg. 1839. Abthcil. 1. S. 66 ff.
Die M. quelle zu Sennfeld, im Landgericht Schweinfurt.'
eine halbe Stunde von dieser Stadt, 500 Schritte östlich vom Dorfc
Sennfeld und eine Viertelstunde vom linken Mainufer in einer sehr
freundlichen Gegend, entspringt aus Kalkstein und Mergel, — eine schwe-
felhaltige M. quelle, welche mit mehreren Seitenquellcn in einem gc->
meiDSchaftlichen Bassin gefafst, zwar gegenwärtig bei ihrem Wasser*
reichthum zum Treiben einer Mühle verwendet, aber nach Dr.
Seh mi dt in Schweinfurt sicli schon seit längerer Zeit bei Gicht,
Rheumatismen und ehroniseheii Exanthemen hilfreich erwiesen Im t
627
Nach einer im J. 1833 unternommenen Analyse enthalten 32 Un-
zen M.wasser, die Salze im wasserfeien Zustande berechnet:
Chlorcalcium
Schwefelsaures Natron
Kohlensaures Natron .
Schwefelsaure Talkerde
Schwefelsaure Kalkerde
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaures Eisenoxydul
Kieselerde
Harzigen Extractivstoff mit Spuren
von Schwefel ....
0,75 Gr.
1,50 —
0,25 —
0,50 —
19,46 —
4,25 —
0,25 —
1,75 —
0,25 -
Freie Kohlensäure
Schwefelwasserstoffgas
28,96 Gr.
3,22 rh ein. Duod K.Z.
0,88 — — —
4,10 rhein. Duod. K.Z.
v. Gräfe und Kaiisch, Jahrb. für Deutschlands Heilq. und
Seebäder. IV. Jahrg. 1839. Abth. 1. S. 72.
Die M. quellen zuHafsfurt, Eigenthum der Wittwe Kehl
zu Würzburg, sind mit einer Badeanstalt versehen, welche im J. 1837
von 76 Kurgästen benutzt wurde.
Von den zwei hier entspringenden M.quellen ist jede in einem
: Bassin gefafst und das abfliefsende Wasser aus demselben treibt Mühl-
räder. Dem Geschmacke und der Analyse zufolge sind sie von glei-
chem Gehalte und wahrscheinlich eines gemeinsamen Ursprunges ; —
ihr Wasser hat im Winter die Temperatur von 10 — 12° R , im Som-
mer nur 8 — 9° R.
Analysirt wurden die M.quellen vom Apotheker Reufs zu Hafs-
furt und Mai er zu Würzburg. Nach Angabe des Ersteren enthalten
sechzehn Unzen M.wasser 21 Gr. feste Bestandtheile, wobei schwe-
felsaure Kalkerde der vorherrschende ist, nächst diesem kohlensaure
Kalkerde, kohlensaure Talkerde, kohlensaures Eisenoxydul, Chloreisen,
schwefelsaure Talkerde, Chlornatrium, Chlorkalium, harzigen Extractiv-
stoff und freie Kohlensäure.
Innerlich und äufserlich wurden sie nach Dr. Henke mit gutem
Erfolg angewendet: gegen Rheumatismen und Gicht, Scropheln, Blen-
norrhöen , namentlich des Uterinsystems , Flechten , veraltete Ge-
schwüre und überhaupt chronische Leiden der Haut von atonischer
Schwäche.
v. Gräfe und Kaiisch, Jahrb. für Deutschlands Heilq. und
Seebäder. IV. Jahrg. 1839. Abth. 1. S 73,
Die M. quelle zu Lender shaus en , ein Eisensäuerling, Ei-
genthum der Gemeinde Lendershausen, im Landgerichtsbezirk Hof-
heim, drei Viertelstunden von Hofheim, eine Viertelstunde von Len-
Rr2
628
dershausen, in einem kleinen Buchenhölzchen , — bisher fast u
benutzt.
Die M.quelle ist zwar gefafst, aber nicht frei von wildem Wa
ser. Nach einer vom Provisor Schmitt in Hofheim im J. 1837 u
ternommenen Analyse sollen in 10 Maafs gemischten Wassers, ab,
nach Abzug der Hälfte süfsen Wassers in 5 Maafs der M.quelle eni
halten sein :
Schwefelsaures Natron ... 30 Gr.
Chlornatrium 15 —
Schwefelsaure Talkerde ... 8 —
Kohlensaures Eisenoxyd . . . 8 —
61 Gr.
und sehr viel freie Kohlensäure.
v. Gräfe und Kali seh, Jahrb. für Deutschlands Heilq, uni
Seebäder. IV. Jahrg. 1839. Abth. 1. S. 75.
Die M.quelle zu Gold back bei Aschaffenburg, ist klar, vor]
einem schwachen hepatischen Geruch, einem eisenhaften Geschmack
setzt an der Luft viel s Eisenoxyd ab und enthält nach Tromms
dorff's Analyse in sechzehn Unzen:
Chlornatrium .... 0,289 Gr.
Kohlensaures Natron . . 0,941 —
Kohlensaure Kalkerde . . 0,960 —
Kohlensaure Talkerde . . 0,213 —
Kohlensaures EisenoxA'dul . . 0,294 —
Extractivstoff .... 0,106 —
Kieselerde 0,106 —
2,909 Gr.
Kohlensaures Gas . . . 3,33 Kub. Z
Die M.quelle ist im J. 1823 entdeckt und Eigenthum des Dr.
Gihak. — Die frühere Fassung ist gegenwärtig so zerstört, dafs
man nicht einmal die Hauptquelle genau angeben kann.
Geige r's Magazin für Pharmacie. Bd. XI. S. 103.
Dr. Gihak, die Heilquelle zu Goldbach. 1833.
Die M.quelle zu Weyhers entspringt im Landgerichte die-
ses Namens aus vulkanischem Gestein, und enthält nach Lieblein
in sechzehn Unzen Wasser:
Kohlensaures Natron .
Schwefelsaure Kalkcrde
Kohlensaure Kalkcrde
Kohlcnsauros Eisenoxydul
Kohlensaures Gas
1,375 Gr.
0.500 —
1,000 —
1,250 —
/«,125 Gr.
eine unbestimmte
Menge.
629
Endlich sind noch zu erwähnen der Säuerling zq Weikards-
ofeu und ähnliche im Landgerichte Weybers.
. Die Heilquellen des Ober-Main- und Rezat-
kr ei ses.
1. Das Alexander bad oder das Bad zu Si-
hertsreut/i im Reg. Bezirk Oberfranken, liegt am östli-
chen Fufse des Fichtelgebirgs, unfern des Dorfes Sicherts-
•euth und der Stadt Wunsiedel, sechs Meilen von Baireuth,
— nach G. Bischof 1906 F. über dem Spiegel des Mee-
res. Das Klima des Kurorts ist daher theils wegen die-
ser Höhe, theils wegen der Nähe beträchtlicher Gebirge,
rauh. Aber eben deshalb ist auch die Lage dieses Bades
s sehr mahlerisch, seine Umgebungen von einem kolossalen
Karakter, reich an schönen Gegenden. -
Granit, Urkalk und Glimmerschiefer hilden die Hauptgehirgsart
3er Gegend, aus dem letztern entspringt die M quelle. — Bemerkens-
werfh sind die ungeheuren , wild durch- und übereinandergeworfenen
Granitblöcke, — in deren Schluchten das im Dunkeln leuchtende
(rjmnnostomum pennatum wächst, — und der hier vorkommende An-
äalusith und asbestartige Tremolith.
Entdeckt wurde die M.quelle zufällig 1737 von einem Bauer aus
Sichertsreuth, durch die Fürsorge des Markgrafen Alexander gut
gefafst, mit Wohngebäuden, den erforderlichen Einrichtungen zu Bä-
dern versehen und ihm zu Ehren „Alexanderbad"'' genannt.
Dieses Badeetablissement, Eigenthum des Staats, früher fleifsig
besucht, hat in den letzten Jahren sehr verloren. Die Zahl der Kur-
gäste belief sich in den J. 1836 — 1839 zusammen auf nicht mehr
als 34.
Das Wasser perlt, ist von einem zusammenziehenden,
etwas prickelnden Geschmack, seine Temperatur beträgt
7° R., sein spec. Gewicht 1,0066. Nach Hildebrandt's
Untersuchung giebt die M quelle in einer Stunde 16 Kub.
Fufs Wasser.
Chemisch untersucht wurde die M.quelle von Delius,
Hildebrandt (1803), Fikentscher (1820) und später
von Vogel, und gehört nach ihren Mischungsverhält-
nissen zu der Klasse der alkalisch - erdigen Eisenwas-
630
ser. In sechzehn Unzen enthält das M.wasser nach Hil
debrandt:
an der Quelle untersucht: das versendete
Kohlensaure Kalkerde •
2,366 Gr.
. 2,15 Gr.
Kohlensaures Natron .
0,350 —
0,38 —
Thonerde . . .
0,150 —
0,15 —
Kieselerde ....
0,550 —
. . 0,47 -
Eisenoxyd ....
0,215 —
1,17 —
3,631 Gr.
4,32 Gr.
Kohlensaures Gas . . 27,666 Kub.Z.
24,27 Kub.7
nach V
ogel:
Kohlensaures Natron
• • •
0,30 Gr.
Schwefelsaures Natron
m .
0,10 —
Chlornatrium
.
0,20 —
Kohlensaure Kalkerde
.
1,12 —
Kohlensaure Talkerde
.
0,25 —
Kohlensaures Eisen
. .
0,28 —
Kieselerde
t #
0,25 —
Humusextract
•
eine Spur
2,50 Gr.
Kohlensaures Gas
,
28,02 Kub. Z.
Aeufserlich angewendet wirkt das M.wasser reizend,
zusammenziehend, stärkend, auf das Muskel-, Gefäfs- um
Nervensystem und die Schleimhäute, — getrunken wegen
seines geringen Gehaltes an Salzen weniger eröffnend, als
andere alkalisch - erdige Eisenwasser, welche reicher an
auflosend- eröffnenden Salzen sind, und verursacht daher
leicht bei zu
Congestionen
geneigten vollblütigen Per-
sonen zu starke Erregung des Gcfäfssystems, Erhitzung,
Wallung.
Benutzt wird dasselbe als Getränk, Wasserbad und Wasserdouche,
— überdies auch noch jährlich versendet.
Die Krankheiten, gegen welche man es empfohlen hat,
sind namentlich folgende: Schleim- und Blutttiissc passi-
ver Art, — Durchfall, Fluor albus, llaemorrhagia Uteri,
— chronische Nervenkrankheiten, besonders Lähmungen
der Extremitäten, — Anomulicen der Menstruation, durch
Schwäche bedingt, namentlich Bleichsucht, hartnäckige
Geschwüre und nässende Flechten der Haut, — mit der
631
Vorsicht, mit welcher überhaupt zusammenziehend-wirkende
Mittel in solchen Fällen anzuwenden sind, — Würmer und
•Scorbut, — gichtische und rheumatische Leiden mit dem
Karakter der Schwäche. — - Bei Stockungen im Unterleibe
hat man dasselbe auch empfohlen, dürfte indefs wegen
seines geringen Gehaltes an auflösenden Salzen weniger
passend sein.
C. H, Keil's Nachricht von dem Sichertsreuther Sauerbrun-
nen. Wunsiedel 1734.
R. C. Wagneri epistola de acidulis Sichersreuthensibus ad filium
P. C. L. Wagnerum. Erlangen 1753.
Journal von und für Franken, ßd, II. St. 1. Nr. 3. St. 4. Nr. 5.
S. 53. 456.
J. G. Schmidt im: Frank. Merkur. St. 95. Beil 10. S. 183.
H. Fr. Delius, Nachricht von dem Gesundbrunnen bei Sicherts-
reuth unweit Wunsiedel. Bäireüth 1774.
F. Hild ebrandt's physikal, Untersuchung des Mineralwassers
im Alexanderbad bei Sichertsreuth in Franken. Erlangen 1803.
Physikal. statistische Beschreibung des Fichtelgebirges von A.
Goldfufs und G. Bischof. 1817. Tb. I. S. 103.
Lagarde Messence, coup d'oeuil sur l'Alexaudrebad et Loui-
senbourg dans Ie cercle du Haut-Mayn en Baviere. Munnich 1819.
E. Wetzler, die Gesundbrunnen und Bäder im Ober-Mainkreise
Baierns. 1823. S. 53.
R. Ci Jördens in: Hufeland's Journal. Bd. XI. St. 3. S. 125.
Bd XL. St. 3. S. 115.
A. Vogel a. a. 0. S. 25.
Georg Henr. Wunderlich, Diss. de aquis mineralibus Si-
chersreuthensibus. München 1835.
v Gräfe und Kali seh, Jahrb. Jahrg. 1839. Abth. 1. S. 85.
2. Die M. quellen zu Stehen. Das Dorf Unter-
steben, Sitz eines Koni gl. Bergamtes und Dekanats, liegt
im Landgerichte Naila, sechs Stunden von Hof, sechzehn
Stunden von Baireuth, nach Heidenreich 1770 Fufs
über dem Meere. • — Die zwischen den Dörfern Unter- und
Obersteben entspringenden und nach ihnen benannten Heil-
quellen bilden eine der zahlreichen Gruppen von Eäsenwas-
sern und Säuerlingen, welche fast in allen Richtungen die
Verzweigungen des Fichtelgebirges umlagern.
Die M.quellen sind Eigenthum des Staats. Früher wurde das
M.wasser in Tonnen nach Unterstehen gefahren, wo die dort in Pri-
632
vatliäusern wohnenden Kurgäste auf ihren Zimmern in hö'lzernei
Wannen badeten. — Seit dem J. 1836 besitzt St. auch ein Badehaus i
mit Einrichtungen zu Moor-, Douche-, Tropf- und Schwitzbädern, und
eine Colonnade, durch welche so wie durch die in ihrer Nähe ange-
legte ßaumpflauzung mit Spaziergängen einem fühlbaren Bediirfnifs
abgeholfen ist. — Im J. 1824 betrug die Zahl der Kurgäste nur 83,
— im J. 1827 : 120, — im J. 1828 : 190, — im J. 1836 : 192, im J.
1837 : 221, — im J. 1838 : 170, — 1839 : 170. — Badearzt ist Hr.
Dr. R e i c h e 1.
Die herrschende Gebirgsart der Gegend ist Thonschiefer, nächst
diesem Grauwacke und Grünstein; letzterer erscheint häufig als La-
ger, aber auch als Kuppen. Kalkspath findet sich in demselben in For-
men von grofsen Nieren, oder als kleine Körner eingewachsen. Für
die Mischungsverhältnisse der M. quellen und ihren so beträchtlichen
Eisengehalt scheinen besonders bemerkenswerth die in den genannten
Gesteinen häufig vorkommenden beträchtlichen Eisengänge.
Die Umgegend von Stehen ist besonders dadurch merkwürdig,
dafs auf einem kleinen Räume viele M.quellen zusammengedrängt sind:
nach Spörl befinden sich deren inner alb des Raumes einer Qua-
dratmeile vierzehn.
Man unterscheidet bei Steben fünf M.quellen, die auf
dem sogenannten Säuerlingsanger, einige hundert Schritt
südwestlich von Untersteben ganz nahe bei einander zu
Tage kommen. Es sind: 1. die Trink quelle, schon vor
1444 bekannt, — 2. die untere Badequelle, 1729 ent-
deckt, — 3. die Wiesen quelle, seit 1802, — 4. die obere
ßadequelle, seit 1807 bekannt, — 5. die Tornesiquelle,
welche in Holz gefafst und die beiden ersten aufserdem
auch mit einem steinernen Kranze und einer tempelartigen
Bedachung versehen sind.
Ihr Wasser ist klar, perlt, besitzt einen säuerlichen,
sehr zusammenziehenden Geschmack und bildet, der Ein-
wirkung der atmosphärischen Luft ausgesetzt, bald einen
ocherartigen Niederschlag; die Temperatur des Wassers
beträgt nach IT ei den reich 9,25° R. bei 24° R. der At-
mosphäre, sein spec. Gewicht 1,002, seine Wassenncnge
in einer Stunde 130,515 Knb. Zoll; — nach einer späte-
ren Berecbnung Baclunann's beträgt der stündliche Zu-
flufs in der Trinkquelle 28,559 Kuh. Zoll, in der oberen
Badcqucllc 30,41 1 Kub. Zoll, in der Wicscnquelle 29,423
633
Kub. Zoll, in der unteren Badequelle 42,119 Kub. Zoll, in
der Tornesiquelle 8,640 Kub. Zoll, zusammen 139,155 Kub.
Zoll oder 80f Kub. Kufs.
Nach seinen Mischungsverhältnissen zu der Klasse der
alkalisch-erdigen Eisenquellen gehörig, schliefst sich das
M.wasser zu Stehen an die M.quellen von Spaa, Schwal-
bach, Brückenau, Sichertsreuth , Altwasser, Cudowa und
ähnliche; — ausgezeichnet in demselben ist sein geringer
Gehalt an kohlensaurem Natron und kohlensauren Erden,
und sein sehr beträchtlicher Gehalt an kohlensaurem Eisen
und kohlensaurem Gase.
Analysirt wurde das M.wasser zu verschiedenen Zei-
ten von Hildebrandt, Spörl, Bachmann und Vo-
gel. Es enthält in sechzehn Unzen :
Kohlensaures Natron
Kohlensaure Talkerde .
Kohlensaure Kalkerde
Chlornatrium .
Schwefelsaures Natron .
Humusextract
Kieselerde
Kohlensaures Eisenoxydul
Kohlensaures Gas .
nach Hildebrandt
0,37 Gr. .
2,03 —
0,73 —
0,97 —
4,10 Gr.
23,07 Kub. Z.
nach Vogel:
0,75 Gr.
0,20 -
1,65 -
0,08 —
0,05 -
0,12 —
0,50 —
0,65 —
4,00 Gr.
27,50 Kub. Z.
Nach den Analysen von Bachmann vom Jahre 1829 und 1838
enthält:
1. Die Trinkquelle
in 16 Pfund M.wasser:
2. D
in 18
e Tornesiquelle
Pfund M.wasser
Chlornatrium
Chlorcalcium und Chlortalcium
7,00 Gr.
5,30 —
1,500 Gr.
Kohlensaure Kalkerde
33,50 —
21,760 —
Kohlensaure Talkerde
1,960 —
Kohlensaures Natron
Eisenoxyd
Kohlensaures Eisenoxydul
10,40 —
14,00 —
20,49 —
10,280 —
18,980 —
Kohlensaures Manganoxydul
0,50 —
Schwefelsaures Natron
0,720 —
Kieselerde
13,50 —
10,500 —
634
Harzigen Extractivstoff . 4,10 Gr. . . 2,400 Gr.
Iu Alkohol lösliche organische
Substanz 2,500 —
Unlöslich. Extractivstoff, Quell-
satzsäure und Quellsäure
nebst Verlust 3,380 —
i
108,79 Gr. 73,980 Gr.
Kohlensaures Gas . . 372 Kub. Z. 433 Kub.Z.
Hydrothionsaures Gas Spuren.
Das M. wasser zu Sieben wirkt stärkend, zusammen-
ziehend, — das Nerven-, Muskel- und reproductive System
belebend, stärkend, das Gefäfssystem reizend, den Cruor
und die Plasticität des Blutes vermehrend, die Cohäsion
des Knochensysteins erhöhend, alle Se - und Excretionen,
besonders die der Schleimhäute vermindernd.
Benutzt wird dasselbe als Getränk, mehr aber noch in Form von
Wasserbädern, als Tropfbad, als Einspritzung und Klystier, und end-
lich in Verbindung mit der, in reichen Lagern bei Ober -Stehen be-
findlichen Moorerde als Umschlag und Bad. Bei Schwäche der Ver-
dauungswerkzeuge, welche das Stebener Wasser als Getränk nicht
gestattet, verbindet man gern mit der Anwendung der Wasserbäder
den innern Gebrauch von benachbarten leichtern Eisenwassern, na-
mentlich denen von Langenau, Wiesau u. a.
Zu widerrathen in allen den Fällen, in welchen über-
haupt die kräftigeren Eisenwasser contraindicirt sind, rühmt
man dasselbe dagegen als Bad, und nach Umständen auch
als Getränk vorzugsweise in allen den Krankheiten, wel-
che sich auf reine Schwäche, und besonders Schwäche
torpider Art gründen, namentlich: bei passiven Schleim-
und Blutflüssen, Fluor albus, Diarrhöen, Blennorrhöcn der
Harmverkzeuge, profusen Schweifsen, — chronischen Lei-
den des Muskel- und Nervensystems, — allgemeiner Ner-
venschwäche, Hysterie, nervöser Hypochondrie, krampf-
haften Beschwerden, Schwäche der Sinnorgane, Retentio
oder Incontinentia urinae, durch Krampf oder anfangende
Paralyse der Schliefsmuskeln bedingt, — Zittern der Glie-
der, SeliAväche des Rückenmarks, anfangender Tabes dor-
salis, unvollkommenen oder vollkommenen Lähmungen «1er
Extremitäten, — ätonischer und habitueller Gicht, —
635
Krankheiten des Uterinsystems, durch atonische Schwäche
bedingt, scrophulösen und rhachitischen Beschwerden, in
sofern sie auf fehlerhafter Mischung der Säfte, atonischer
Schwäche und vorwaltender Laxität der Fasern beruhen.
Besonders empfohlen hat man den schon erwähnten M.schlamm
als Umschlag oder Bad bei örtlicher Schwäche, Contracturen, Läh-
mungen, veralteten Geschwüren und ödematösen Geschwülsten.
G. Stein, Crenae Stehenae. Baireuth 1690.
J, Hechtel, acidulae Stehenses in confinio non pares. Francof.
1722.
M. Thumigii observat. physicae de acidulis Stehensibus. 1727.
Ueber die mineralischen Gesundbrunnen zu Stehen und Langenau.
Herausgegeben von P. L. v. W. D. B. R. A. 0. G. C. G. R. u. L.
H. z. H Leipzig und Hof. 1787.
Nähere Beschreibung des Bades und der Mineral- und Heilquel-
len zu Stehen, in des Königreichs Baiern Ober -Mainkreise und der
vormaligen Provinz Baireuth, von G. H. Spörl. 1822.
Kästner' s Archiv. Bd. III. S. 483.
Hufeland's Journal der prakt. Heilk. Bd. XV. St. 3. S. 131.
Bd XXX. St. 4. S. 54.
E. Wetzler, Gesundbr. im Ober-Mainkreise. S. 3.
Steben's Heilquellen , besonders in genauer Beziehung auf ihre
Anwendung und auf ihren zweckmäfsigen Gebrauch, dargestellt von
Dr. W. Reichel, mit einer Vorrede von Dr. C.M.Marc. Hof 1829.
A. Vogel a. a. 0. S. 23.
F. W. Heidenreich, die Eisenquellen bei Stehen. Nürnberg
1835.
Reichel, über die Eigenthümlichkeiten der Stahlquelleu Ste-
hens. Hof 1838.
Heidenreich, die Wirkungsart der M.quellen bei Stehen. Nürn-
berg 1839.
v. Gräfe und Kaiisch, Jahrb. Jahrg. IV. 1839. Abth. 1. S.
86 ff.
Allgem. Zeitung des Brunnen- und Badewesens. 1840. S. 201.
An die M.quellen von Stehen reihen sich:
Die M. quelle zu Langenau, anderthalb Stunden von Ste-
hen, an der Strafse, die von Stehen nach Bamberg führt, in einem
auf beiden Seiten von hohen Bergrücken eingeschlossenen Thale;
nahe bei der Quelle ist ein Jägerhaus, das einzige Gebäude in der
ganzen Gegend.
Das M.wasser wird von den Kurgästen zu Stehen, wohin es in
Krügen getragen wird, als Säuerling getrunken. Nach Heidenreich
sind es eigentlich zwei Quellen von verschiedener Qualität, die aber
636
in ein einziges steinernes Becken fliefseu. Das Wasser beider nahe
bei einander befindlichen M.quellen perlt mehr als das in Stehen.
Nach Vogel enthalten sechzehn Unzen :
Kohlensaures Natron . . . 1,15 Gr.
Chlornatrium .... 0,20 —
Humusextract .... 0,25 —
Kohlensaure Kalkerde . . 5,45 —
Kohlensaure Talkerde . . . 1,25 —
Kohlensaures Eisenoxydul . . 0,35 —
Kieselerde 1,15 —
9,80 Gr.
Kohlensaures Gas . . . 31,5 Kub. Z.
Die M.quellen im Hollerthale , eine Stunde von Stehen,
zwei Eisensäuerlinge, gleichfalls in einer Schlucht, in der Nähe des
Selbitzflusses, der seinen Lauf durch dieses Thal nimmt, — die Mine-
ralquelle bei der Krötenmühle an der Muschwitz, ein schwacher
Eisensäuerling, — und die M.quelle im dürren Grund sind noch
nicht gefafst und analysirt, scheinen aber die Mitte zu halten zwi-
schen dem Langenauer M.wasser und dem von Stehen.
Kastner's Archiv. Bd. III, S. 385.
Wetz ler a. a. O. S. 29.
A. Vogel a. a. 0. S. 33.
Heidenreich, die Eisenquellen zu Stehen. S. 32.
v. Gräfe und Kaiisch, Jahrb. für Deutschlands Heilq. und
Seebäder. IV. Jahrg. 1839. 1. Abth. S. 88. 90. 91.
Es gehören hierher ferner:
Die M.quellen zu Wie sau. Das Dorf dieses Namens liegt
im Landgericht Waldsassen, im Reg. Bez. Oberpfalz und Regeusburg,
von Waldsassen vier, von Tirschenreut drei Stunden entfernt, unfern
der Chauss6e, welche von Leugast nach Mitteuteich führt. Mau kann
von hier nach Eger in drei, nach Marienbad in sieben Stunden gelangen.
Die M.quellen entspringen eine Viertelstunde von dem Pfarrdorf
Wiesau, etwa 1700 F. über dem Meere, an der Gränze des Böhmerwal-
des und des Fichtelgehirges zwar aus Urgebirge, streichen aber wahr-
scheinlich durch das nahe an Eisenstein so reiche Terrain. Der M.quel-
len, welche Eigenthum des Staats sind, zählt mau vier, von denen
zwei, die Ottoquelle, welche hauptsächlich als Getränk benutzt wird,
und der sogenannte S p r u d e 1 , schon länger bekannt und in Granit ge-
fafst sind, — die dritte wurde erst 1830 aufgefunden, in Holz gefafst
u ml S a 1 z quelle genannt, weil mau nach dem Genufs des Wassers auf-
lösende Wirkungen beobachtet haben wollte und der Geschmack ei-
nen vorherrschenden Salzgehalt zu erkennen gab ; — die vierte wurde
1833 entdeckt und scheint eine schwache Stahlquelle, aber reich an
637
kohlensaurem Gas zu sein. — Eine fünfte eisenhaltige Quelle ent-
springt eine halbe Stunde seitwärts bei Fuchsmühl, und wird von den
Bewohnern der Umgegend stark getrunken.
Das M.Avasser wird auch versendet.
Ausser den M.quellen befindet sich in ihrer Nähe ein beträchtli-
ches Lager von Moorerde, welche nach Dr. Kreuzburg der in
Franzensbad gleichkommt und zu Bädern benutzt wird.
Bis zum J. 1836 befand sich in der Nähe der M.quellen ein klei-
nes Badehaus mit Badewannen; da es aber demselben an Raum ge-
brach, mufsten die Badegäste in den Dörfern Wiesau und Fuchsmühl
Avohnen. Im J. 1836 wurde ein neues Kur- und Badehaus vollendet
und die ganze Anstalt, deren Besitzer jetzt Graf von Holln stein
ist, erhielt den Namen Ottobad. Im J. 1835 waren hier bereits 103
Kurgäste, — 1837: 111, — 1838 : 65. — Badeärzte sind Dr. Fischer
in Waldsassen und Dr. Müller in Wiesau.
Sehr bemerkenswerth ist der Umstand, dafs in diesem M.wasser
das Gas und Eisen sehr fest an dasselbe gebunden zu sein scheinen.
Das M.wasser der Ottoquelle ist analysirt worden von Vogel,
Bachmann und Wetzler, neuerdings (1837) von Fikentscher.
In sechzehn Unzen enthält dasselbe :
nach Vogel: nach Bachmann
Kohlensaures Natron
0,48 Gr.
0,50 Gr.
Chlornatrium .
0,08 —
0,50 —
Humusextract
0,20 —
Kohlensaure Kalkerde .
0,80 -
1,00 —
Kohlensaure Talkerde .
0,20 —
.
Kohlensaures Eisen
0,54 —
1,00 —
Kieselerde
0,20 —
0,28 —
2,50 Gr.
3,28 Gr.
Kohlensaures Gas
28,2 Kub. Z
12,00 Kub. Z.
nach F
iken t s eher :
Kaliumchlorid
0,0288 Gr.
Kalisulphat
0,0335 —
Natronsulphat
0,0651 —
Basisch phosphorsaure
Thonerde
0,0063 —
r- Phosphorsauren
Kalt
0,0072 —
V Eisenoxydul .
0,4388 —
1 Mangan oxydul
0,0188 —
/Kalk
. .
0,0328 —
JBittererde
0,2772 —
/Kali
0,0177 —
L Natron
0,2562 —
Die eingeklammerten Basen gebunden an :
638
Kieselsäure . . . . 0,5549 Gr.
Quellsäure 0,2517 —
Kohlensäure .... 3,7600 —
Spuren von Calciumfluorid.
Freies kohlensaures Gas . . 31,53 Kub. Z.
Schwefelwasserstoffgas . . Spuren.
Die Salzquelle wurde gleich nach ihrer Entdeckung, noch ehe
sie gefafst war, vom Apotheker Moser analysirt. Derselbe fand in
sechzehn Unzen:
Kohlensaures Eisen
0,48 Gr.
Kohlensaure Kalkerde
0,11 —
Kohlensaure Talkerde .
0,15 —
Kochsalz . . .
0,14 —
Kohlensaures Natron .
0,50 —
Kieselerde . .
0,12 —
Humusextract
0,11 —
1,61 Gr.
Kohlensaures Gas .
. 33,5 Kub.Z.
Aeltern Beobachtungen zufolge erwies sich dieses M.wasser hilf-
reich bei Magenschwäche , Flatulenz , chronischem Durchfall , Bleich-
sucht, Hysterie, Fluor albus, zu profuser, geringer, schmerzhafter oder
unregelmäfsiger Menstruation und Unfruchtbarkeit. Neuere Erfahrun-
gen über seine Wirkungen sind nicht bekannt.
Graf a. a. O. Th. I. S. 33.
Wetzler's Gesundbr. und Bäder im Ober-Mainkreise. S. 108.
Kastner 's Archiv. Bd. III. S. 483.
A. Vogel a. a. O. S. 27.
Fischer in: Jahrbücher des ärztlichen Vereins in München.
1835. Jahrg. 1.
Fischer, das Ottobad bei Wiesau. Baireuth 1838.
v. Gräfe und Kali seh, Jahrb. Jahrg. IV. 1839. Abth. 1. S. 159.
Die M. quelle zu Kondrau, unfern des Dorfes dieses Na-
mens im Landgerichte Waldsasscn, im Reg. Bez. Oberpfalz und Re-
gensburg, von Waldsassen nur eine halbe Stunde entfernt Die beiden
hier befindlichen M.qucllen entspringen auf einer Wiese und in einem
angenehmen Thalgrunde nicht weit von einander, 1600 Fufs über dem
Meere, aus Granit, sind in Holz gefafst, mit Granitkränzen umgeben
und Eigcnthum des Staates.
Das M.wasser ist krystallhcll , von einem angenehmen säuerlich-
erfrischenden Geschmack, entwickelt viel Gasblasen und hat die Tem-
peratur von 7° R. In sechzehn Unzen des Wassers sind enthalten:
nach Vogel: nach Bach mann:
Kohlensaures Natron
CllloniatrillUl .
0,90 Gr.
2,15 —
1,50 Gr.
2,53 -
639
Schwefelsaures Natron .
0,25 Gr.
2,50 Gr.
Chlorkalium .
0,40 —
Humusextract
0,25 —
Kohlensaure Kalkerde .
0,20 —
1,97 —
Kohlensaure Talkerde .
0,25 —
• •
Kohlensaures Eisen
0,10 —
• OS
Kieselerde
0,40 —
1,12 —
Schwefelsaure Kalkerde
1,28 —
4,90 Gr.
10,90 Gr.
Kohlensaures Gas .
27,2Kub.Z.
16,25 Kub.Z.
Seinen Mischungsverhältnissen und Wirkungen zufolge gehört
dieses M.wasser zu den vorzüglichsten Säuerlingen Baierns. Es wird
versendet und gleich Selterserwasser benutzt; — doch hat die Ver-
sendung in den letzten Jahren sehr abgenommen. Die Inspection
über dasselbe führt Hr. Dr. Fischer zu Waldsassen.
Nach Grafs und anderer Aerzte Erfahrung hat man dasselbe als
Getränk mit gutem Erfolg empfohlen bei chronischen Brust- und
Unterleibsbeschwerden, Verschleimungen, Lungensucht, Stockungen,
Hämorrhoiden, Gries- und Steinbeschwerden ; — als Bad bei Gicht
und Rheumatismen, Lähmungen und chronischen Hautkrankheiten.
Graf a. a. O. Th. I. S. 53.
Wetzler a. a. O. S. 121.
Vogel a. a. O. S. 29.
v. Gräfe u. Kalis ch, Jahrb. IV. Jahrg. 1839. Abth. 1. S. 157.
Die M. quelle von Har deck, unfern des Dorfes dieses Na-
mens, im Landgerichte Waldsasseu, Reg. Bez. Oberpfalz und Regens-
burg, von Waldsassen drei kleine Stunden entfernt, dicht an der
Böhmischen Gränze. Neben der Quelle ist ein Eisenhammer, sonst
befindet sich dort kein zum Unterkommen der Kurgäste bestimmtes
Gebäude. Die Quelle gehört dem Eigenthümer des Eisenhammers.
Das M.wasser perlt stark, ist von einem sehr angenehmen, erfri-
schenden Geschmack, und wirkt leicht berauschend. Das in demsel-
ben enthaltene kohlensaure Gas und Eisen scheint sehr fest an das
Wasser gebunden zu sein. Sechzehn Unzen Wasser enthalten
nach Vogel:
nach Bachma
Kohlensaures Natron
1,20 Gr. .
0,8125 Gr.
Chlornatrium
2,50 —
1,6250 —
Schwefelsaures Natron
5,25 —
6,0000 —
Chlorkalium
1,25 —
• • • •
Humusextract
0,25 —
• • •
Kohlensaure Kalkerde
2,40 —
2,0625 —
Kohlensaure Talkerde
0,40 —
• i . .
Kohlensaures Eisenoxydul
0,45 —
0,3750 —
640
Kieselerde .
Schwefelsaure Kalkerde
0,50 Gr.
0,3750 Gr.
0,6250 —
Kohlensaures Gas
14,20 Gr. 11,8750 Gr.
. 32,2Kub.Z. . lS,00Kub.Z.
Getrunken wirkt es auflösend, stärkend, wird versendet und flei-
fsig getrunken.
Empfohlen hat man dasselbe bei Schwäche der Verdauungs-
werkzeuge , Magendrücken , Flatulenz , Säure der ersten Wege, —
Stockungen im Leber- und Pfortadersjstem , Hämorrhoidalbeschwer-
den, — Krankheiten der Harnwerkzeuge, Verschleimungen, Gries-
und Steinbeschwerden, — ßlennorrhöen, Hypochondrie, Hysterie,
Melancholie.
Graf a. a. O. Th. I. S. 43.
Wetzler a. a. 0. S. 125.
Kastner's Archiv. Bd. III. S. 483.
Ä. Vogel a. a. 0. S. 30.
v. Gräfe u. Kali seh, Jahrb. IV. Jahrg. 1839. Abth. 1. S. 161.
Die M. quelle bei Hohenberg oder Ho chberg, unfern der
Gränzfeste dieses Namens im Landgericht Selb, im Reg. Bezirk
Oberfranken, 1835 Fufs über dem Meere, nahe bei der Strafse, wel-
che von Hohenberg nach Eger führt. Früher wurden jährlich von
derselben mehrere tausend Krüge versendet, doch ist die M. quelle
jetzt sehr vernachlässiget, bei derselben fehlen Wohngebäude und
Einrichtungen zu Bädern für Kurgäste.
Analysirt wurde das M.Avasser von Vogel und Bach mann
und enthält in sechzehn Unzen :
nach Vogel: nach Bachmann
Kohlensaures Natron .
0,45 Gr. .
0,2750 Gr.
Schwefelsaures Natron
0,12 —
0,2625 —
Chlorkalium
0,20 —
. .
Chlornatrium
0,18 —
0,6000 —
Kohlensaure Kalkerde
1,90 —
0,7600 —
Kohlensaure Talkerde
0,40 —
.
Chlorcalcium
• • .
0,0625 —
Kohlensaures Eisen oxydul
. 0,30 —
0,4000 -
Humusextract
0,10 —
. •
Kieselerde ....
0,35 —
4,00 Gr.
2,3600 Gr.
Kohlensaures Gas
. 30,6 Kub. Z.
55,00 Kub. Z.
Schwefelwasserstoffgas
0,20 —
30,6 Kub. Z.
Wetzler a. a. O. S. 89.
A. Vogel a. a. O. S. 31.
v. Gräfe u. Kaiisch, Jahrb. IV. Jahrs;.
55,20 Kub. Z.
1839. Abth. 1. S. 83.
Ausser
641
Ausser diesen M.quellen sind in dem Ober - Mainkreise noch fol-
gende weniger bekannte nur namentlich zu erwähnen : Die M.quel-
len zu Fixen, Falkenberg, Gosel und E ckardtsgriin im
ehemaligen Stift Waldsassen, — die M.quelle zu Bücke nho fe n
bei Erlangen, — ferner die M.quelle von Kothenbibersbach
unweit Thiersheim, 1600 Fufs über dem Meere, von M. Hörnigk
und Keil als stärkender eisenhaltiger Säuerling empfohlen, von den
Bewohnern der Umgegend als Getränk benutzt, — die M.quelle zu
Grünheidt, noch höher gelegen, — die M.quelle am Fichtelsee
bei Gottesgab, — der Wunderbrunnen an der Steinach, zwi-
schen Wiedenberg und Warmen- Steinach, — die M.quelle am Pfeif-
fer bei Warmen-Steinacli, — die M.quellen bei Köditz, bei Schön-
wald an der Grunermühle und bei dem Dürrenweider
Hammer.
Graf a. a. 0. S. 61. 65. 347.
Wetzler a. a. 0. S. 135.
Gold fufs und Bisch of Beschreibung. Th. I. S. 116—130.
v. Gräfe und Kaiisch a. a. 0. S. 83.
Bemerkeuswerth in dem Rezatkreise ist:
Das Wildbad bei Burgbernheim im Landgerichte Winds-
heim, im Reg. Bezirk Mittelfranken, unfern des Marktes Burgbern-
heim, in einer anmuthigen, von schönen Waldungen umgebenen Ge-
gend, von Anspach sechs, von Erlangen zehn, von Rothenburg zwei
Stunden entfernt.
Die Anstalt, mit den nöthigeu, zu Wohnungen der Kurgäste und
Bädern eingerichteten Gebäuden versehen , ist Eigenthum des Markt-
fleckens Burgbernheim und wird an einen Badeinspektor verpachtet.
Das Bad von Burgbernheim gehört zu den ältesten in Teutsch-
land. Alten Urkunden zufolge soll das M.wasser des Wildbades schon
1128 von Kaiser Lothar gegen Steinbeschwerden gebraucht wor-
den sein. Gegen Ende des dreizehnten Jahrhunderts liefs Gott-
fried III., Bischof zu Würzburg, den M.brunnen gut fassen, und be-
suchte 1308 es selbst. Im Jahre 1347 gebrauchte es Kaiser Karl IV.,
1484 Albrecht Achilles, Kurfürst von Brandenburg. Während und
nach dem dreifsigjährigen Kriege blieb es lange unbenutzt, — erst
im achtzehnten Jahrhundert kam es wieder in Gebrauch und Auf-
nahme und wurde durch die Fürsorge der Markgrafen von Branden-
burg-Kulmbach und Baireuth , namentlich durch Markgraf Chri-
stian Friedr. Karl Alexander mit neuen Wohngebäuden und
Einrichtungen ausgestattet.
Die M.quellen des Wildbades entspringen aus grauem Sandstein,
auf der Wasserscheide des Main- und Donaugebiets, in einer waldigen
von Nordost nach Südwest streichenden Thalschlucht , gegen 1300
Fufs über dem Meere, — sind in ihren Mischungsverhältnissen we-
ll. Theil. S S
642
nig verschieden, nur abweichend in dem quantitativen Verhältnifs
ihrer einzelnen Bestandteile; ibre vorwaltenden festen Bestandteile
sind schwefelsaure Talkerde und kohlensaurer Kalk.
Folgende M.quellen werden unterschieden: 1. Der Doktorbrun-
nen. Sein Wasser ist frisch geschöpft krystallhell , bleibt es auch
bei der Einwirkung der Luft, hat einen schwachen Geruch nach
Schwefel wasserstoffgas, uud einen unbedeutend erdigen, etwas zu-!
sammenziehenden Geschmack; seine Temperatur beträgt 6,3° R. bei
12,4° R. der Atmosphäre, sein spec. Gewicht 1,0022,, seine Wasser-
menge in 24 Stunden 181g Eimer. — 2. Der Musketierbrunnen
erhielt seinen Namen uuter der Markgräflicheu Regierung, von äem
damals anwesenden Militair, von welchem die au chronischen Aus-
schlägen Leidenden angewiesen wurden, diesen M.brunnen zu gebrau-
chen. An Geruch, Geschmack uud Klarheit dem vorigen gleich, hat
das Wasser dieses Brunnens die Temperatur von 6,4° bei 12,4° R.j
der Atmosphäre, seine Wassermenge beträgt in 24 Stunden 120^'
Eimer. — 3 Das Augenbrüunlein, weniger wasserreich als die
beiden vorigen, hat die Temperatur von 8,5° R. bei 12,4° R. der
Atmosphäre. — 4. Der Badebrunnen. In Farbe, Geschmack und
Geruch mit dem Doktorbrunnen übereinkommend, hat sein Wasser
die Temperatur von 8,75° R. bei 12,4° R. der Atmosphäre, sein spec.
Gewicht 1,0026, seine Wassermenge in 24 Stunden 217g7s Eimer. —
5. Der Kochbrunnen, nicht zu medicinischen , sondern ökonomi-
schen Zwecken benutzt.
Chemisch analysirt wurden die M.quellen von Martius und Vo--i
gel. Das Wasser des Doktorbrunnen enthält in sechzehn Unzen
nach Vogel:
Schwefelsaure Talkerde . . 4,10 Gr.
Chlorkalium 0,20 —
Chlortalcium .... 0,15 —
Kohlensaure Kalkerde . . 2,10 —
Kohlensaure Talkerde . . . 0,50 —
Schwefelsaure Kalkerde mit einer Spur
von Kieselerde und Eisen . 0,S0 —
Extractivstoff .... 0,15 —
~~85ÖÖ"Gr7""
Als Bad gebraucht wirkt dieses M.wasscr auf alle Se- und Ex-
emtionen gelinde befördernd , leicht einen Badeausschlag erregeud,
und wird von Ackermann empfohlen: bei hartnäckigen rheumati-
schen und gichtischen Leiden, — hypochondrischen uud hysterischen
Zufällen, — chronischen Krankheiten des Utcrinsystcnis, Supprcssio-
nen der monatlichen Reinigung, — Hämonhoidalbeschwerden , ano-
malen Hämorrhoiden, — chronischen Hautausschlägen, veralteten Ge-
schwüren, — schmerzhaften Krankheiten der Urinwcrkzeugc, —
Nlcinbcsch werden.
643
T. K n o b 1 o c h , vom Burgbernheimer Wildbade, nebst einer kur-
zen Beschreibung der Kräuter, so um und in dem Walde gefunden
werden. Onolzbach 1611. — 1620.
Das neue lobreiche Wildbad. Baireuth 1620.
J. G. Layritz, pauegyricus de fontibus soteriis 111. Principat.
sup. Burggraf. Norici.
C. F. G. Petz, de aquis medicatis Burgbernheimensibus. Altdop-
fii 1713.
G. Hase n est, Zuflucht derer, so mit Glieder -Gebrechen und
mehreren andern Krankheiten geplagt sind. Nürnberg 1729.
J. U. Sponsel's Beschreibung des Burgbernheimer Wildbades.
1768.
H. J. Delius, Nachricht von dem Wildbade bei Burgbernheim.
Bayreuth 1775.
J. G. Mensel's Beschreibung des Wildbades bei Burgbernheim,
in Miscellen artist. Inhaltes. Heft. I. S. 18.
Kastner's Archiv. Bd. III. S. 483.
Büchner' s Repertorium. Bd. XIII. S. 441.
K. H. L. Schulz, Nachricht von dem Wildbade bei Burgbern-
heim. Burgbernheim 1804.
K. W. Ackermann, das Wildbad bei Burgbernheim. Erlangen
1822. Mit 2 Kupfern.
A. Vogel a. a. 0. S. 68.
v. Gräfe u. Kaiisch, Jahrb. IV. Jahrg. 1839. Abth. I. S. 80.
An die M.quellen bei Burgbernheim reihen sich ferner :
Das M.bad bei W emding, eine halbe Stunde von Wemding
entfernt, Eigenthum des Hrn. Oekonomen J. Seh och.
Man unterscheidet zwar drei Quellen , alle werden aber vereint
als Getränk und Bad benutzt. Die Bäder wrerden in dem Kurhause
genommen, in welchem sich dazu, obgleich sehr mangelhafte, Vorrich-
tungen befinden. — Im J. 1836 befanden sich hier 51, — 1837 : 31,
— 1838 : 38 Kurgäste. — Als Arzt fungirt hier der Gerichtsarzt Dr.
Hefs 1er.
Nach Vogel's Analyse enthalten sechzehn Unzen des M.wassers:
Schwefelsaure Talkerde
Chlorkalium
Kohlensaure Talkerde .
Kohlensaure Kalkerde
Kieselerde u. schwefelsaure Kalkerde
Humusextract
Kohlensaures Eisen
2,95
Gr.
0,75
—
0,10
—
1,20
—
e 0,70
—
0,20
—
eine
Spur
5,90
Gr.
Ss
2
644
Thermologia Wemdingiana von J. Ant. Jas er. 1654.
Beschreibung des schon vor mehr als dreihundert Jahren beriihn
ten wundersamen mineralischen Heilbades von Wemding von Jol'i
J. Heile th. 1715.
Hierl's Beschreibung des Bades zu Wemding. 1752.
J. B. Graf a. a. 0. Th. II. S. 233.
A. Vogel a. a. 0. S. 70.
v. Gräfe u. Kaiisch a. a. 0. S. 152.
Das Wildbad zu Rothenburg an der Tauber, im Reg. Be
zirk Mittelfranken. Die Badeanstalt liegt in dem angenehmen südlic
von der Stadt Rothenburg, dicht an der Tauber hinlaufenden Thah
gegen 1000 Fufs über dem Meere, ist Eigenthum der Stadt Rothen
bürg, wird fleifsig benutzt, und enthält nicht blofs Badezimmer mi
Wannen, sondern auch Vorrichtungen zu Douchc- und Dampfbädern
Man unterscheidet hier zwei M.quellen : das sogenannte Mineral
wasser und das Stahlwasser. Nach Vogel's Untersuchung ent;
halten in sechzehn Unzen :
Schwefelsaure Talkerde
Schwefelsaure Kalkcrde
Chlortalcium
Schwefelsaures Natron
Koblcnsaure Kalkcrde .
Kohlensaure Talkcrde .
Kohlensaures Eisenoxydul
Kieselerde
Humusextract
1. DasM.wasser;
3,25 Gr.
7,50 —
0,50 —
0,25 —
5,50 —
0,25 —
eine Spur
0,25 —
0,15 —
2. Das Stahlwasser
3,25 Gr.
4,80 —
0,25 —
6,25 —
0,50 —
0,05 —
0,15 —
Kohlensaures Gas '.
Schwefelwasserstoffgas
17,65 Gr. 15,25 Gr.
4,3 Kub. Z. 3,3 Kuh. Z.
Spuren.
Das M.wasser wird meist nur in Form von Wasserbädern ange-
wendet, die im Allgemeinen reinigend, auflösend, die Thätigkeit aller
Secretionsorgane, besonders die der Haut und Nieren befördernd und
das Gefüfssystem etwas aufregend wirken, und namentlich empfohlen
werden bei chronischen Hautkrankheiten , rheumatischen oder psori-
schen Metastasen, chronischen Rheumatismen und Gicht; Stockungen
im Unterleibe und dadurch bedingter Hypochondrie, Hysterie und Hä-
morrhoidalleiden; Scropheln und Rhachitis.
\
Kastner's Archiv. Bd. III. S. 483.
A. Vogel a. a. O. S. 74.
v. Gräfe u. Kaiisch, Jahrb. Jahrg. IV. 1830. Abth. 1. S. 78.
Das Wildbad zu Weifsenburg, im Reg. Bez. Miltelfran-
ken. Im südöstlichen Thcil dieser Stadt entspringt , 1000 Fufs über
645
dem Meere, aus kalkartigem Boden, eine alkalische, etwas Eisen ent-
haltende M.quelle, welche ziemlich wasserreich, mit Quadersteinen ge-
fafst und Eigenthum der Stadt ist.
Das hier befindliche Badehaus wird wenig benutzt, die Bäder
meistens in Privatwohnungen genommen.
Das M.wasser ist klar, farblos, schmeckt etwas herb, setzt einen
ocherartigen Niederschlag ab, und bildet im Kochkessel den sogenann-
ten Pfannenstein.
Aualysirt wurde dasselbe von Vogel, neuerlich (1835) von L,
A. Buchner jun. aus München, Sechzehn Unzen enthalten:
nach Vogel; nach Buchner:
Schwefelsaures Natron „ 0,50 Gr. . .
Chlorkalium ...» 0,25 —
Kohlensaure Kalkerde . . 1,20 — . . 1,256 Gr.
Kohlensaure Talkerde mit Spuren
von Eisen . . . 0,30 — .
Kohlensaure Talkerde ... ... 0,223 —
Schwefelsaure Kalkerde mit Kie-
selerde .... 0,50 —..,,.
Kohlensaure Talkerde ) q ^qq
Kohlensaures Kali )
Schwefelsaures Natron mit etwas
schwefelsaurer Kalkerdc . . . . 0,240 —
Eisenoxyd ) q 272
Thonerde ;
Kieselerde . 0,192 —
Spuren einer stickstoffhaltigen
organischen Substanz u. Quell-
säure 0,017 —
2,75 Gr. 2,600 Gr.
Das M.wasser soll gelind auflösend wirken, und sich bisher gegen
Schwindel, Schwerhörigkeit, Gliederzittern ,■ Krämpfe , Lähmungen,
Gicht, Rheumatismus, Steinbeschwerden, Hypochondrie und chroni-
sche Hautausschläge wohlthätig gezeigt haben.
A. Vogel a. a. O. S. 71.
v. Gräfe u. Kaiisch, Jahrb. Jahrg. IV. 1839. Abth, 1. S. 81.
Die M.quelle bei Nördlingen, bekannt unter dem Namen
des St. J ohann isbades, befindet sich unfern der, von Nördlingen
nach Wallerstein führenden Chaussee und gehört der Stadt Nördlin-
gen. In einem , neben der Quelle erbauten Hause finden sich Vor-
richtungen zu Bädern.
In sechzehn Unzen M.wasser fand Vogel:
Schwefelsaures Natron . . . 0,15 Gr.
Kohlensaures Natron . . . 0,10 —
646
Chlornatrium
0,10 Gr.
Kohlensaure Kalkerde .
1,20 —
Kohlensaure Talkerde
0,25 —
Kohlensaures Eisenoyxdul .
0,15 —
Kieselerde ....
0,50 —
Humusextract
0,05 —
2,50 Gr.
Kohlensaures Gas
4,8 Kuh. Z
Kastner's Archiv. Bd. III. S. 483.
A. Vogel a. a. O. S. 72.
IL Die Heilquellen Baierns.
J_/as Becken , in welehem sie entspringen, ist das Flufs-
gebiet der Donau von Lim bis Pas sau und der in diesen
Strom sich ergiefsenden zahlreichen Flüsse. — Die Tiefe
des Beckens bezeichnet der Lauf der Donau, deren Spie-
gel bei ihrem Eintritt in Baiern bei Ulm 1100 Fufs, bei
Ingolstadt 1000 F., bei Regensburg 972 F., und am tief-
sten Punkte, bei ihrem Austritt aus Baiern, bei Passau 789 F.
beträgt. Das rechte Donauufer bildet eine gegen die Alpen
allmählig sich erhebende Hochebene , welche südlich von
reizenden Gebirgsthälern, mahlerischen Seen und Höhen
von 2 — 3000 Fufs begränzt wird; Freysingen liegt 1096 F.,
Wasserburg 1264 F., Reichenhall 1381 F., München 1550 F.,
Augsburg 1464 F., Sonthofen2244 F., Tegernsee 2324 F.,
der Wallersee 2522 F., das Bad zu Kreuth 2911 F. über
dem Meere erhaben.
Die Hauptformationen der südlich dieses Becken um-
schliefsenden Gebirge sind: Alpenkalk, bunter und jüngster
Saudstein, — theilweise linden sich bedeutende SaMager,
wie zu Reichenhall, theilweise merkwürdige Petrefakte, na-
mentlich zu Sonthofen, theilweise Quellen von Napbtha,
wie die zwischen Gmünd und Tegernsee, welche aus auf
Sandstein sitzendem Mergel entspringt; die Hochebene be-
steht aus einem mächtigen, theilweise nur schwach von
Damm erde bedeckten Kieslager.
648
Alle hier entspringenden M.quellen zeichnen sich aus|
durch ihren geringen Gehalt an freier Kohlensäure, die Mehr
zahl, mit Ausnahme der Soole zu Reichenhall, enthält we
nig feste Bestandtheile, unter diesen vorwaltend erdige Salze.
— unter ihnen finden sich viel erdig-salinische Schwefel-
quellen.
Unter den zahlreichen , gröfstentheils jedoch unbedeu-
tenden Kurorten Baierns haben in der neuesten Zeit sich
das Wildbad zu Kreuth und die Adelheids quelle
zu Heilbrunn einen besondern Ruf erworhen.
FluiTs Beschreibung der Gebirge von Baiern und der obern
Pfalz. 1792. S. 6.
Kästner'» Archiv. Bd. III. S. 482.
Teutschland geolog. geogn. dargestellt von Chr. Ke ferste in.
Bd. I. St. 3. S. 351. 353. — Bd. V. St. 3. S.454. —Bd. VII. St. 1. S. 7.
Die M.quellen des K. Bayern von A. Vogel. S. 34. 45. 53. 77.
Botte im: Journal de Geologie. 1830. Juin. p. 136.
v. Gräfe und Kaiisch, Jahrb. für Deutschlands Heilquellen l
und Seebäder. IV. Jahrg. 1839. Abth. 1. S. 93 ff.
1. Das Bad zu Kreuth im Isarkreise, im Reg.
Bez. Oberbaiern, Landgerichte Tegernsee, von München
siebzehn, von Rosenheim fünfzehn Stunden entfernt, sehr
mahlerisch am Fufse der Tyroler Alpen unfern Tegernsee
gelegen, 2911 Fürs über dem Meere erhaben, von einem
Kranz hoher Gebirge umschlossen, berühmt durch seine Mol-
kenanstalt. Der hohen Lage und der, Kreuth umgebenden,
seiner Höhe entsprechenden Alpenvegetation verdanken die
Molken zu Kreuth ihre Güte.
Das unfern Kreuth befindliche Kloster zu Tegernsee wurde 754
von Adalbert und Odoakcr gegründet, und das zu diesem Kloster
gehörige Wildbad zu Kreuth unter dem Namen des „Wildbades zum
heiligen Kreuz" scheint schon sehr früh bekannt und benutzt wor-
den zu sein. — Im J. 1S17 wurde das Bad von Maximilian Jo-
seph, dem hochseligen König von Baiern, gekauft, und in den Jah-
ren 1823 und 1824 durch Bauten und zweckmäfsige Einrichtungen
verbessert und verschönert. Gegenwärtig ist die Kuranstalt Kigen-
thum der verwittweten Königin Karoline.
Kreuth entbehrt in seiner abgeschlossenen Lage, bei der hier
vorherrschenden einfachen und stillen Lebensweise, der städtischen
649
Zerstreuungen und geräuschvollen Vergnügungen, welche andere sehr
zahlreich besuchte grofse Kurorte charakterisiren, entschädigt aber da-
gegen durch den ungetrübten Genufs einer grofsartigen Natur, höchst
mahlerischer Umgebungen, einer reichen Alpenvegetation und einer
reinen, stärkenden Gebirgsluft.
Das Klima zu Kreuth ist im Allgemeinen sehr rauh, häufigen und sehr
plötzlichen Temperaturwechseln unterworfen; — die vorteilhafteste Zeit
ist von Mitte Juni bis Mitte September, — es giebt Jahre, wo am
ersten Juni noch Schnee liegt und im September schon Schnee fällt.
Ein längerer Aufenthalt in dieser leichten , reinen , aber rauhen
Gebirgsluft pflegt daher im Allgemeinen den Kranken, welche an
einem j^rofsen Erethismus der Schleimhaut der Luftwege und Lun-
gen leiden, mit Exulceration, einem sehr reizbaren zu Bluthusten oder
Entzündung disponirten Blutsystem, — oder bei welchen die Hals-
! oder Lungenleiden schon in das Stadium der Colliquation überge-
gangen sind, nicht, — dagegen sehr in allen den Fällen zuzusagen, wo
reine torpide Schwäche, Erschlaffung der Schleimhaut der Luftwege
und Lungen, — oder reiner allgemeiner Nerven -Erethismus bei sehr
zarten nervösen Constitutionen, aber ohne besorgliche Lokalleiden der
Respirationsorgane, vorwalten.
Die zum Etablissement gehörigen Gebäude enthalten
gute Wohnungen für Kurgäste und zweckmässig eingerich-
tete Wannenbäder in Badezimmern, ausser diesen Appa-
rate zu Tropf-, Douche- und Dampfbädern. Die Douche-
bäder werden mittelst einer transportabeln Douchemaschine
gegeben, die Dampfbäder in Dampfkasten in Form allge-
meiner, oder blofs lokaler.
Zur unentgeltlichen Aufnahme und Verpflegung mittelloser Kran-
ken dient das Maximilian -Armenbad, welches mit einem Fun-
dations-Capital von 50,000 Fl. ausgestattet ist.
Eröffnet wird das Bad Mitte Juni, geschlossen Mitte
September. — Wegen Bestellungen wendet man sich an
die Badeinspection zu Kreuth.
Bei dem zahlreichen Besuch, dessen sich Kreuth jährlich erfreut,
sind indefs die eigentlichen Kurgäste von den Kreuth besuchenden
Fremden wohl zu unterscheiden.
Im J. 1827 betrug die Zahl deriKurg. 431.
— — 1828 .... 434.
— — 1833 .... 280.
— — 1834 .... 337.
— — 1836 .... 276.
650
Im J. 1S37 betrug die Zahl der Kurg. 292.
— — 183S .... 320.
Wenu auch die Molkenanstalt zunächst den Ruf von je
Kreuth begründet hat, so besitzt Kreuth ausser dieser doch sc
noch andere Vorzüge, welche die Wirksamkeit der hier
benutzten Molken nicht blofs sehr erhöhen, sondern auch
eine vielseitigere Benutzung derselben gestatten, — näm-
lich Soolbäder uud kalte Schwefelquellen.
1. Die Molken zu Kreuth sind wegen der reichen Al-
penvegetation von so ausgezeichneter Güte, dafs sie denen
der besten Molkenanstalten der Schweiz gleichgestellt
werden können.
Von den liier bereiteten Molkeu »eben sechzehn Unzen abgeraucht
1 Unze Rückstand, welcher nach Vogel enthält; 5 Drachmen Milch-
zucker, 1 Drachme Osmazom und 2 Drachmen, welche Milchsäure,
Schleim, Käsestoff, salzsaurc, phosphorsaure und schwefelsaure Salze
enthalten.
Getrunken wirken die Molken im Allgemeinen kühlend
beruhigend, — auflösend, gelind die Se- und Excrctionen
bethätigend, — umändernd und verbessernd auf das Mi-
schungsverhältnifs der Säfte, — nährend und zugleich ge-
linde stärkend; — ■ bei ihrer Wirkung und Anwendung
kommen gewifs ausser ihrer guten Qualität auch die kli-
matischen Verhältnisse sehr in Betracht.
Sehr hilfreich haben diese Molken sicli bisher er-
wiesen:
a. bei Hals- und Brustleiden, chronischer Bronchitis,
veralteter Heiserkeit, Blennorrhöen, anfangender Hals- und
Lungenschwindsucht ;
6. bei chronischen Nervenleiden erethischer Art, —
krankhafter Verstimmung der Ganglien im Unterleibe
und dadurch bedingten örtlichen krampfhaften Beschwer-
den, — allgemeiner Nervenschwäche, Entkräftung, selbst
Abzehrungen ohne innere Exulccrationen ;
c. bei Stockungen in den Organen der Assimilation,
und dadurch veranlasster mangelhafter Ernährung oder feh-
lerhafter Mischung der Säfte, — Ilämorrhoidalbeschw erden,
651
hartnäckigen Gelbsuchten, Dyskrasieen und Kachexieen, —
Scropheln, Rhachitis, anfangender Atrophie, — Anomalieen
der Menstruation, Bleichsucht, — chronischen Hautaus-
schlägen ;
d. bei Krankheiten der Harnwerkzeuge, — Blasenhä-
morrhoiden, Griesbeschwerden.
Die Molken läfst man allein oder mit frisch ausgeprefsten Kräu-
tersäften, welche hier von vorzüglicher Qualität sind , oder mit ver-
sendetem natürlichem M.wasser trinken. — Verabreicht werden sie iu
einem sehr geräumigen Saale, welcher bei ungünstiger Witterung den
Trinkenden Schutz und zugleich Kaum gewährt sich hierbei die er-
forderliche Bewegung zu machen.
Unterstützt wird die Wirkung der Molken nach Umständen durch
die gleichzeitige Benutzung der Soolbäder und der hier entspringen-
den M.quellen.
2. Bäder von Soole, wozu die kräftige Soole von
Rosenheim benutzt wird (vergl. die M.quellen zu Rosen-
heim), werden allein oder in Verbindung mit den übrigen
Hilfsmitteln, welche Kreuth darbietet, in allen den Fällen
empfohlen , in welchen Soolbäder überhaupt indicirt sind.
Empfohlen werden sie namentlich: bei chronischen Hautausschlä-
gen , hesonders scrophulösen Flechten , eingewurzelter Krätze , scro-
phulösen Geschwüren, — gichtischen und rheumatischen Leiden, oder
andern durch Störung oder Unterdrückung der Hautthätigkeit beding-
ten Leiden, — Krankheiten des Drüsen- und Lymphsystems, beson-
ders Scropheln , scrophulösen Anschwellungen , Verhärtungen, anfan-
gender Atrophie, — Stockungen im Pfortader- und Uterinsystem,
Fluor albus, — chronischen Nervenkrankheiten, — Nervenschwäche,
Hysterie, krampfhaften Leiden, Lähmungen.
3. Die bei Kr. entspringenden kalten erdig-salinischen
Schwefelquellen, von jedoch nur sehr wenig flüchti-
gen Bestandtheilen, als Getränk, und als Wasser-, Dampf-
uncl Douchebad benutzt.
a. Die M. quelle zum heiligen Kreuz, auch Badequelle
genannt, sehr wasserreich , am Fufse des Hohlensteins entspringend ;
ihre Temperatur beträgt 9° R., ihr spec. Gewicht 1005 nach Vogel.
b. Die M. quelle bei Schwaighof, am Abhänge einer Berg-
wiese am süd- östlichen Winkel des Tegernsees, an flüchtigen und
festen Bestandtheilen etwas reichhaltiger als die vorige.
e. Die M.quelleim Stinkergraben, entspringt aus grobem
652
Gerb'll von Gypsbruchstücken, seit 1825 in Gebrauch, ist indefs sei
1833 verschüttet.
d. Die M. quelle am Fufse des Geinberges, sie euthäl'.
mehr feste Bestandteile als die M.quelle zum heiligen Kreuz und an
Schwaigbofe.
Ausserdem ist noch zu erwähnen die Quelle am Monumente,
von ähnlicher Beschaffenheit wie die M.quelle zum heiligen Kreuz, —
sie wird aber nur diätetisch als Trinkwasser benutzt.
Chemisch analysirt wurden diese M.quellen früher von Graf,
neuerdings von Vogel und Fuchs. In sechzehn Unzen enthalten:
1. Die Quelle am Schwaigbofe
\
SchAvefelsaure Kalkerde .
Schwefelsaure Talkerde,
Schwefelsaures Natron u. Kali
Kohlensaure Kalkerde .
Kohlensaure Talkerde .
Kohlensaures Eisenoxydul
Hydrothionsaure Kalkerde .
Hydrothionsaures Natron
Chlortalcium ....
Extractivstoff ....
Kieselerde ....
Humusextract ....
nach Vogel
4,1250 Gr.
5,5000 -
1,5000 —
0,3750 —
0,0625 —
0,5000 —
0,1750 —
Kohlensaures Gas .
Schwefelwasserstoffgas
Schwefelsaure Kalkerde
Schwefelsaure Talkerde
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaures Eiscuoxyd
Chlortalcium
Cblornatrium .
Kieselerde
Humusextract .
0,3750 —
0,0750 —
12,6875 Gr.
0,8125 Kuh. Z.
0,6250 —
1,4375 Kuh. Z.
Die Quelle zum heil.
Kreuz
nach Vogel:
2,1250 Gr.
2,7500 -
1,8125 —
0,6250 —
0,0625 —
0,1250 —
Schwefelwasserstoffgas
0,3750 —
0,1250 —
8,0000 Gr.
0,05Kub.Z.
nach Fuchs
10,3750 Gr.
1,7050 —
1,1225 —
2,2025 —
0,3400 —
0,1650 —
wenig
Spuren
15,9100 Gr.
2,2750 Kuh. Z.
0,4625 —
2,7375 Kub. Z.
, Die Quelle am
Gernberge
nach Vogel;
2,375 Gr.
2,500 —
0,375 —
0,750 —
0,125 —
0,125 —
0,625 -
0,625 —
7,500 Gr.
0,0625kub.Z.
Kohlensaures Gas 0,6875
0,05 Kub. Z.
0,7500Kub.Z.
653
4. Die Quelle im Stinkergraben nach Vogel:
Schwefelsaure Kalkerde . . 5,8750 Gr.
Schwefelsaure Talkerde . . 2,7500 —
Kohlensaure Kalkerde . . 7,0625 —
Kohlensaure Talkerde . . 0,3750 —
Kohlensaures Eisenoxydul . 0,1250 —
Chlortalcium .... 0,1250 —
Kieselerde . . . . 0,5625 —
Humusextract .... 0,1250 —
17,0000 Gr.
Schwefelwasserstoffgas . . 1,350 Kuh. Z.
Kohlensaures Gas . . . 2,625 —
3,975 Kuh. Z.
Die M.q uel lc zum heiligen Kr euz hat man, gleich ähn-
lichen schwachen Schwefelquellen, innerlich bei Säure und Verschlei-
mung der Verdauungswerkzeuge, — zur Bethätigung der Diurese bei
Griesbeschwerden , ßlasenhämorrhoiden , Verschleimungen und Blen-
norrhöen der Harnwerkzeuge empfohlen ; — äulserlich in Form von
Wasserbädern: bei rheumatischen und gichtischen Leiden, — veral-
teten flechtenartigen Ausschlägen, hartnäckigen Geschwüren, psori-
; sehen Metastasen, — scrophulösen und rhachitischeu Leiden, Knocben-
auftreihungen, Coxarthrocace, Caries, — Verschleimungen und Blen-
norrhöen, Fluor albus, — Stockungen im Leber- und Pfortadersystem,
Ahdominalplethora, Hämorrhoiden, — krampfhaften Leiden und Läh-
muDgen, — und endlich Mercurialdyskrasiecn.
Chronicon Monasterii Tegernseensis in: Bernard. Peezii
thesaur. aneedot. T. LH. 1721. "p. 553.
Parnassus Boicus. München 1722. I. S. 28.
Neu fortgesetzter Parnassus Boicus. 1736. S. 32.
Kastner's Archiv. Bd. VII. S. 103.
Beschreibung des Wildbades bei Kreuth, in historischer, topogra-
phischer und medicinischer Beziehung. Mit sieben Ansichten u. zwei
Kärtchen. München 1825.
Krämer in: Hufeland und Osann's Journ. der prakt. Heilk.
Bd. LXVII. Supplemeutheft S. 174.
Die Molken- und Badeanstalt Kreuth im Bayerischen Hochge-
birge bei Tegernsee von Dr. C. Ph. Krämer. Mit einer Abbildung.
München 1829.
A. Vogel a. a. O. S. 91.
Beschreibung des Tegern- und Schlicrsees, des Wildbades Kreuth
und dessen Umgebungen von Adolph v. Schaden.
Das bayerische Alpengebirge nebst angränzenden Thälern von
Tyrol und Salzburg von J. J. v. Obernberg, mit Karten und Ab-
bildungen.
C. Krämer in: Jahrbücher des ärztlichen Vereins in München.
1. Jahrg. 1835. II. Jahrg. 1836.
v. Gräfe und Kaiisch a. a. O. S. 120.
i
654
2. Die M. quelle zu Heilbruim, bekannt un
ter dem Namen der Adelheidsquelle, im Landgericht
Tölz, im Reg. Bez. Oberbaiero, acht Meilen von München,
zwischen Tölz und dem ehemaligen berühmten Kloster Be-
nedictbeuren.
Das Pfarrdorf Heilbrunn liegt am Fufse einer Voralpe, 2400 Fufe
über dem Meere nach Wetzler, auf einer beträchtlichen, aus Na-
gelfluhe gebildeten Anhöhe, von welcher man interessante Aussichten;
geniefst. Gegen Westen begränzt den Horizont der 3355 Fufs höht!
Peifsenberg, — gegen Norden überblickt man ein anmuthiges Thal,i
aus dem sich gegen den Wurm- oder Starnbergersee hin waldbekränzteli
Hügel erheben, — gegen Süden aber steigen als nächste Umgebung!
Voralpen an mit den überraschendsten Fernsichten; hinter ihnen der;
4750 Fufs hohe Zwieselberg und hinter diesem die 6104 Fufs hohe1
Benedictenwand. In der Niederung aber liegen in reizender Umgebung.;
Benedictbeuren und einige Stunden entfernter das ehemalige Klosteri
Schlehdorf am Kochelsee.
Nach Geiger soll die M.quelle schon im Jahre 955 von den Un-
garn zerstört, im Jahre 1059 nach erfolgten Nachgrabungen wieder
entstanden sein. Sichere Nachrichten über ihre fernere Benutzung;
fehlen bis in das siebzehnte Jahrhundert. Im Jahr 1659 wurde sie der
Kurfürstin Adelheid, Gemahlin des Kurfürsten F er din an d, ge-
gen Unfruchtbarkeit, und mit Erfolg, empfohlen; später nicht beach-
tet, wurde die M.quelle nach Aufhebung des Klosters Benedictbeuren
Eigenthum des Staats und kam durch Kauf im J. 1831 in Besitz des
Herrn M. Dehler in München, welcher bisher sich eifrig bemüht
hat Einrichtungen zur zweckmäfsigeren Benutzung der M.quelle
zu treffen.
Bei der Reinigung des M.brunnens ereignete sich die überra-
schende Erscheinung, dafs, als man mit einem Kerzenlicht den aus
dem Wasser aufsteigenden Gasblasen zu nahe kam, eine Entzündung
derselben entstand. Es erklärt sich hieraus vielleicht die von Gei-
ger mitgetbeilte Sage, dafs auch im Jahre 1059 beim Nachgraben
des Brunnens eine Feuersbrunst entstanden sein soll.
Zum Andenken an die Kurfürstin Adelheid hat die früher un-
ler dem Namen des „Heilbrunnen bei Benediktbeuren oder Tölz"
hekanntc M.quelle jetzt den Namen Adelheidsquelle erhalten. —
Die Kurgäste finden in Heilbrunn und den benachbarten Orten gutes
Unterkommen, und das M.wasser wird zum Baden in die Häuser ge-
tragen , selbst nach entfernteren Orten gefahren. Seit 1838 hat Hr.
Dehler auch zur Bequemlicbkeit der die Trinkkur gebrauchenden
Kurgäste einen Trinksaal erbauen lassen , worin sie bei ungünstiger
Witterung Schutz findeu. — Seit dem J. 1837 ist Hr. Dr. Schwei-
ger in Henodiktbcurcn für die Saison als Arzt angestellt; — eine
sehr umfassende Monographie verdanken wir Hrn. Dr. Wetzler.
Obgleich diese M.quelle in neuester Zeit erst allgemeiner bc-
655
kannt und in Aiifnabnie gekommen , betrug doch die Versendung im
i J. 1838 zwischen 50—60,000 Flaschen.
Die M.quelle hat eine Tiefe von mehr den 50 Fufs
und entspringt aus Molasse und Mergelsandstein ; — in
der Nähe von Heilbrunn finden sich Braunkohlenflötze.
Das M. wasser ist klar, farblos, perlt stark, hat einen
[etwas widerlichen Geruch nach Brom und Kohlenwasser-
stoffgas, zuweilen auch nach Schwefelwasserstoffgas, und ei-
nen anfänglich schwach salzigen, schwach gesalzener Fleisch-
i brühe ähnlichen Geschmack, später einen etwas widerlichen
nach Brom und auch nach Schwefelwasserstoff. Die Tem-
peratur desselben fand W et zier constant -f- 8° R. Das
spec. Gewicht beträgt nach Vogel bei -h 15° R. =1,005.
Nach W e t z 1 e r schwebt über dem Wasserspiegel der M.quelle
fortwährend eine beträchtliche Gasschicht.
Chemisch analysirt wurde sie von Ding ler (1826),
i| Vogel (1829), Fuchs, Barruell (1835) und Struve,
— sehr bemerkenswertli in derselben ist, ausser einer
i grofsen Menge an Kochsalz, ihr beträchtlicher Gehalt an
Jod und Brom, und ihr Gehalt an Kohlenwasserstoff.
In sechzehn Unzen enthält diese M.quelle
nach Vogel:
nach Fuchs:
Chlornatrium
. 45,50 Gr. .
36,899 Gr.
Kohlensaures Natron .
4,50 —
4,257 —
Kohlensaure Kalkerde
0.60 — . ,
0,504 —
Jodnatrium .
0,75 —
0,912 —
ßromnatrium
• • • . •
0,300 —
Kohlensaure Talkerde
0,20 —
0,230 —
Kohlensaures Eisenoxjdul
. 0,10 - -v
Humusextract
. 0,25 - 1
eine Spur
• . . r '
Bituminöse Substanz(Petroleum) eineSpurJ
Kieselerde
0,20 —
0,122 —
52,00 Gr.
43,224 Gr.
In 100 Kuh. Z. Wasser fand Fuchs 4,00 Kub. 2
i. Kohlenwasser
stoffgas.
Nach der von Barruell zu Paris angestellten Untersuchung ent-
hält ein Litre M.wasser:
656
Jodnatrium .... 1,828 Gr.
Bromnatrium .... 0,604
Chlornatrium .... 73,800 —
Kohlensaures Natron . . . 9,503 —
Kohlensaure Kalkerde . . 1,002 —
Kohlensaure Talkerde. . . 0,464 —
Schwefelsaures Natron . . 0,950 —
Kieselerde 0,260 —
Kohlensaures Eisenoxydul . . 0,115 —
Organische Materie, analog der Quell-
säure des ßerzelius . . Spuren
88,526 Gr.
In 100 Kub. Zoll Wasser :
Kohlenwasserstoffgas
2,30 Kub. Z.
Kohlensaures Gas
0,50 —
2,80 Kub. Z-
Dagegen ergab die von Struve angestellte Analyse ein qualita-
tiv und quantitativ von Fuchs abweichendes Resultat. Derselbe fand
in sechzehn Unzen:
Jodnatrium
Bromnatrium
Chlornatrium
Kohlensaures Natron
Schwefelsaures Natron
Kohlensaures Kali
Kohlensaures Ammonium
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaure Talkerde
Kohlensauren Strontian
Kohlensauren Baryt
Kohlensaure Thonerde
Kohlensaures Eisenoxydul
Kohlensaures Manganoxydul
Kieselerde ....
0,2000 Gr.
0,4090 —
38,1540 —
6,8112 —
0,0072 —
0,2355 —
0,1203 —
0,6271 —
0,3974 —
0,0517 —
0,0032 —
0,0221 —
0,0162 —
0,0016 —
0,2562 —
47,3127 Gr.
Gleich ähnlichen joil- und bromhaltigen Kochsalzquell
len wirkt die Adelheidsquclle getrunken und in Form von
Wasserbädern sehr reizend und kräftig auf die sc- und
cxcernireiulen Organe, — namentlich die der Resorption,
des Drüsen- und Lymphsystems, die Schleimhäute, .Uarn-
werkzeuge und das Uterinsystem; — weniger die Stuhl-
ausleerungen befördernd, dagegen die Absonderungen der
Schleim-
657
Schleimhäute, der drüsigen und parenchymatösen Organe
umändernd, dadurch verbessernd auf die fehlerhaften Mi-
schungsverhältnisse der Säfte, die Resorption bethätigend,
auflösend und dadurch rückbildend auf Krankheitspro-
ducte und krankhafte Metamorphosen der weichen Ge-
bilde.
Als Getränk und verstärkt durch den gleichzeitigen
Gebrauch von Bädern, hat man sie daher namentlich em-
pfohlen und mit günstigem Erfolg angewendet:
1. bei hartnäckigen Leiden des Drüsen- und Lymph-
systems, — Scrophelsucht und den mannigfachsten Formen
von Scrophelleiden, Drüsengeschwülsten und Verhärtungen,
Struma lymphatica, scrophulösen Augen- und Knochenlei-
den, — so wie ähnlichen krankhaften Metamorphosen nicht
scrophulöser Art, Verhärtungen der Hoden, der Prostata;
2. veralteten Verschleimungen und blennorrhöischen
Beschwerden des Magens und Darmkanals, der Harnwerk-
zeuge und des Uterinsystems ;
3. Stockungen, Auftreibungen, selbst Verhärtungen
der Leber und Milz, — Hämorrhoidalbeschwerden, hart-
näckiger Gelbsucht, materieller Hypochondrie;
4. veralteten gichtischen Dyskrasieen mit Stockungen
im Unterleibe verbunden oder durch letztere bedingt, oder
mit scrophulöser Kachexie complicirt, — in Form von
krankhaften Ablagerungen oder Afterbildungen ;
5. Krankheiten des Uterinsystems von torpider Schwä-
che und in Folge dieser krankhaften Anomalieen der Men-
struation, Retentionen, Suppressionen, Bleichsucht, krank-
haften Metamorphosen des Uterus oder der Ovarien;
6. chronischen Leiden der Harnwerkzeuge von örtli-
cher Schwäche, oder in Folge von Hämorrhoidalcongestio-
nen oder gichtischen und scrophulösen Metastasen, —
Blasenhämorrhoiden , Auflockerungen und Afterbildungen
des Halses und der Häute der Blase, der Prostata, Stric-
turen, Griesbeschwerden ;
II. Theü. T t
658
7. Wasser- und Fallsucht, bedingt durch Stockungei
im Leber- oder U t er insy stein.
Die Wasserbäder werden insbesondere gerühmt Lei hartnäcki
gen gichtischen Lokalleiden, gichtischen Ablagerungen , Steifig
keit der Glieder und Contracturen , — so wie Flechten und andern
Formen von chronischen Hautausschlägen.
Foutigraphia oder Brunnenbeschreibung des mirakulösen Heil-
brunns bei Benedicktbeuren durch Mal ach i am Geiger. München
1636.
Graf, Versuch einer pragmat. Geschichte der baierischen und
pfälzischen M. Wasser. München 1805. Bd. 1. S. 4.
Kästner 's Archiv. Bd. VI. S. 333.
Dingler's polytechnisches Journal. Bd. XIX. 1826. S. 181.
Notizen über Bayern's Bäder von J. B. Friedreich. 1827.
S. 67.
A. Vogel a. a. 0. S. 84.
S ch w e igger- S eid el's N. Journal der Chemie. 1833. St.
S. 275.
J. E. Wetzler, die Jod- und Brom -haltige Adelheidsquelle zu
Heilbrunn in Bayern, eine der merkwürdigsten und heilkräftigsten Mi-
neralquellen. Augsburg 1833. — 1835. — 1839.
v. Gräfe und Kali seh a. a. 0. S. 129.
Es gehören hierher ferner:
Die Soole zu Reichenhall. — Hie durch ihre Soole be-
rühmte Stadt Reichenhall liegt zwischen hohen Gebirgen an der
Gränze von Tyrol und Salzburg, im Reg. Bezirk Oberbaiern, 1381 F.
über dem Meere. — Die Soole daselbst kann jährlich über 100,000
Centner Salz liefern, wird durch sehr kunstreiche Vorrichtungen nach
Traunstein und Rosenheim geleitet und zu Soolbädern benutzt. —
Reichenhall besitzt siebzehn benutzte Soolqucllcn , welche am süd-
östlichen Fut'se des Gruckenberges hervorquellen.
Analysirt wurden sie früher von Schmid, neuerdings von Most.
Nach Letzterem liefert die Edelquelle 2,5 Kub. Fufs Soole in der
Minute mit 22,3 l'roc. Salz. Sie ist ganz klar, von einem rein salzi-
gen Geschmack; ihre Temperatur beträgt 11—13° R. , ihr spec. Ge-
wicht 1,177.
Hundert Lolh Soole enthalten :
Chlornatrium .... 22,361
Chlorkalium .... 0,006
Kohlensaure Knlkcrdc . . 2,028
Kohlensaure Talkerde . . 2,013
Chlortalcium .... 0,107
Schwefelsaure Kalkerde . . 0,288
659
Schwefelsaure Talkerde . . 0,123
Schwefelsaures Natron . . 0,242
Quarzkömer, Gyps und Salzthon 0,011
Verlust 0,104
Wasser . . . . . 76,657
100,000
Die Analyse der übrigen Soolquellen hat gezeigt, dafs in allen
bis zu der Schachtquelle die Menge der andern festen Bestandteile
sich in gleichem Verhältnifs mit der des Chlornatrium vermindert.
Besonders wirksam erwies sich das Soolbad bei chronischen
Hautausschlägen, Störungen der Menstruation und Fluor albus, Scro-
pheln, inveterirten Geschwüren, wassersüchtigen Beschwerden, Hypo-
chondrie und Hämorrhoidalleiden. x
Topographie und Geschichte der K. Baiersch. Salinenstadt Rei-
chenhall \on J. Osterhammer, nebst einem Anhange über das
dortige Soolenhad von Dr. J. G. Osterhammer. Landshut 1825.
Chr. Keferstein's Zeitung für Geognosie, Geologie und Na-
turgeschichte des Innern der Erde. 1828. St. IV. S. 102.
v. Gräfe und Kaiisch a. a. O. S. 143.
Die M. quellen bei Ade lltolzen, im Landgerichte Traun-
stein, im Reg. Bez. Oberbaiern, zwei und eine halbe Stunde südwest-
lich von Traunstein an einem Bergabhang, östlich vom Chiemsee,
nördlich vom Gebirge, entspringen gegen 1400 F. über dem Meere aus
sandig kiesigem Grunde. Es sind drei der Zahl nach, nämlich die
Schwefel-, Alaun- und Eisenquelle, — trotz der verschiedenen Namen
von keiner wesentlichen Verschiedenheit. An festen Bestandteilen
enthält das Wasser nur wenige, die sogenannte Schwefelquelle ent-
hält eine sehr geringe Menge Schwefelwasserstoffgas.
Benutzt werden die M. quellen, in einem Reservoir vereinigt, als
Getränk und Bad, zu letzterm finden sich Badekabinette mit Wannen.
Besucht wurden sie im J. 1836 von 59, — im J. 1837 von 69, — im J.
1838 von 72 Kurgästen. Sie werden gerühmt bei Gicht und Rheumatalgieen,
vorzüglich bei Lähmungen in Folge von Apoplexieeu, — in chroni-
schen Unterleibsleiden, Hämorrhoidalbeschwerden, chronischen Haut-
ausschlägen, — und haben sich selbst bei Gries- und Steinbeschwer-
den einen besondern Ruf erworben.
Nach Vogel enthält das M wasser
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaure Talkerde
Salpetersaures Kali
Chlornatrium
Kohlensaures Natron .
Schwefelsaures Natron
Eisen und Humusextract
u sechzehn Unzen
1,80 Gr.
0.20
—
0,01
—
0,08
—
0,02
—
0,01
—
eine
Spur
2,12
Gr.
Tt
2
660
G. Bopp, Trifons Adelholzianus antipodngricus. München 1666
Graf a. a. 0. S. 205.
A. V o g e 1 a. a. 0. S. 78.
v. Gräfe u. Kalisch a. a. 0. S. 135.
Hieran schliefseil sich noch die M.quellen zu Alz in g, einem
Bauerngute dicht bei Adelholzen, Eigenthum des Casp. Hatmsper-
ger, der hier eine Badeanstalt errichten will; — die M.quelle zu
Fliegeneck, einem Bauernhause in der Nähe von Eisenarzt, 2£
Stunden von Trauustein, — beide im Landgericht Traunstein, und
von ähnlicher Beschaffenheit wie die zu Adelholzen.
v. Gräfe u. Kalisch a. a. 0. S. 13G. 138.
Die M.quelle zu Allmanshausen, im Landgerichte Sta-
renberg, unfern des Starenberger See's, wenig ergiebig, nicht gefafst,
enthält nur wenig feste Bestandteile, nach Vogel in sechzehn
Unzen :
Kohlensaures Natron
Salpetersaures Natron .
Chlornatrium
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaure Talkerde .
Kohlensaures Eisenoxydul
Extractivstoff
0,07 Gr.
0,01 —
0,01 —
1,01 —
0,50 —
0,30 —
0,01 —
1,91 Gr.
Westeurieder, Beschreibung des Wurm- u. Starenberger Sees.
München 1784.
Moser, Nachrichten über die Allmanshäuser Mineralquelle.
Graf a. a. O. S. 315.
A. Vogel a. a. 0. S. 80.
Der Annenh runnen bei Schwinde ck , auch der Tannen-
brunnen genannt, im Landgericht Haag, Beg. Bezirk Oberbaiern,
auf dem Wege von Haag nach Ampting, eine Slunde von der Chaus-
see entfernt, — in einer waldigen, wildromantischen Gegend. Ausser
einem Wirthshause begreift die Anstalt mehrere hölzerne Häuser mit
Badezimmern. Im Sommer 1825 betrug die Zahl der Kurgäste 120 bis
130, — in den letzten Jahren durchschnittlich jährlich 200. — Das
Wasser enthält nach Vogel in sechzehn Unzen:
Kohlensaures Natron . . . 0,02 Gr.
Chlornatrium .
Chlorkalium .
Schwefelsaures Natron
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaure Talkerde ,
0,05 —
0,03 —
0,03 —
1,20 —
0,(>0 —
661
Animalischen Extractivstoff . . 0,03 Gr.
Kohlensaures Eisenoxydul . . eine Spur
1,96 Gr.
Hilfreich hat sich dieses M.wasser erwiesen bei eingewurzelten
rheumatischen und gichtischen Leiden, Contracturen, Lähmungen und
Steifigkeit der Gelenke, — chronischen Hautausschlägen, Krätze, ver-
alteten Geschwüren, — Verschleimungen und Stockungen im Leber-
und Pfortadersystem, Hypochondrie, Hämorrhoidalbeschwerden , —
bei mehreren Knochenkrankheiten, wie Caries, Spina ventosa,
Exostosen.
A, Vogel a. a. 0. S, 81.
v. Gräfe und Kaiisch a. a. 0. S. 139.
Die M. quelle hei Eschelloh, Landgerichts Werdenfels, Reg.
Bezirk Oberbaiern, dreiviertel Stunden von Partenkirchen entfernt,
Eigenthum der Wittwe Gröbl in Eschelloh, besitzt ein Badehaus
mit Badewannen, das aber seit zehn Jahren nicht mehr benutzt, jetzt
unbrauchbar ist, und enthält nach Vogel in sechzehn Unzen:
Schwefelsaure Talkerde
1,3 Gr.
Chlornatrium ....
0,5 —
Chlortalcium . . . .
. 0,2 -
Kohlensaure Kalkerde
3,0 —
Kohlensaure Talkerde .
1,3 —
Schwefelsaure Kalkerde
0,8 —
Kieselerde ....
. 0,2-
Kohlensaures Eisenoxydul ,
0,2 —
Humusextract ....
0,2 —
7,7 Gr.
Scbwefelwasserstoffgas . .
0,2 Kub. Z-
A. Vogel a. a. O S. 83.
v. Gräfe und Kali seh a. a. 0. S. 121
Die M. quelle zu KircJiberg, ganz nahe bei Reichenhall,
mit dem sie eine gemeinschaftliche Badeanstalt zu Reichenhall hat,
1519 Fufs über dem Meere, Eigenthum des Hrn. J. Oberkehler,
enthält nach Vogel in sechzehn Unzen:
Kohlensaures Natron
Chlornatrium .
Schwefelsaures Natron .
Kohlensaure Kalkerde .
Kohlensaure TalUerde .
Kieselerde
Eisen und Humusextract
2,4 Gr.
0,3
Gr.
0,5
—
0,2
—
0,9
—
• • 0,4
—
0,1
—
eine
Spur
662
Das M.wasser wird im reinen Zustande fast nur als Trinkwasse
zum medicinischen Gebrauche aber in der Regel nur mit Reiche;
baller Soole in Form von Wannenbädern benutzt.
A. Vogel a. a. 0. S. 77.
v. Gräfe und Kaliscb a. a. 0. S. 131.
Bas Bad zu Leutstetten, genannt Petersbrunn, im Lan<
gerichte Stareuberg, dreiviertel Stunden von St. entfernt, in ein«
angenehmen Gegend, jetzt Eigentbum des Hrn. Fürsten von Oettit
gen -Wall erst ein, besitzt ein zweckmäfsig eingerichtetes Bad«! I
haus, in welchem sich ausser den Badezimmern auch Wohnungen fi
Kurgäste befinden, deren sich in den letzten Jahren durchschuittlicj
jährlich nur 15 einfanden, die das M.wasser gegen atouische uu
scrophulöse Geschwüre, bei veralteten Rheumatismen und Profluvie
in Folge von Anschoppungen gebrauchten, Sechzehn Unzen dessel
ben enthalten nach Vogel:
Kohlensaure Kalkerde . . 1,65 Gr.
Kohlensaure Talkerde . . . 0,15 —
Kohlensaures Natron . . . 0,10 —
Chlornatrium .... 0,10 —
Kieselerde und Humusextract . eine Spur
2,00 Gr.
Vogel a. a. 0. S. 93.
v. Gräfe und Kaliscb a. a. 0, S. 149.
Das Mariabrunnen- oder Mo chinger - Bad, Landge-
richts Dachau, Reg. Bezirk Oberbaiern, zwei Stunden von Dachau,
sechs und eine halbe Stunde von München entfernt, zwischen Dachau I
und Heimhausen, Eigentbum des Hrn. Ludw. Hesso, der es indes-;
seu verpachtet hat. Die zu dem Bade gehörigen Gebäude enthalten:
Vorrichtungen zu Wasserbädern und Wohnungen für Kurgäste, deren::
im J. 1836 : 45, im J. 1837 : 85, im J. 1838 : 68 zugegen waren.
Das Wasser der ungefähr 1500 Par. F. über dem Meere entspringen-:
den und in 24 Stunden 160 Eimer Wasser liefernden M.quelle selbst
enthält in sechzehn Unzen nach Vogel:
Kohlensaures Natron .
0,40 Gr.
Schwefelsaures Natron
0,50 —
Kohlensaure Kalkerde .
. 10,50 —
Kohlensaure Talkerde .
. 1,25 -
Kieselerde ....
1,75 —
Humusextract
1,10 -
15,50 Gr.
A. J. N. v. Luuthner's plrysisch- praktische Beschreibung des
GoBundbades zu Maria-Brunnen nächst Moching. München 1790.
— — Ehrenrettung der von einem in ihrem Grundgehalt
falsch bestrittenen Mineralquelle zu Maria-Brunn. Nürnberg 1810.
663
A. Vogel a. a.,0. S. 95.
v. Gräfe und Ka lisch a. a. 0. S. 146.
Die M. quelle b ei M iihldor f, auch bekannt unter dem Na-
men des Annabrunnens, auf dem rechten Ufer des Inn, eine kleine
Stunde von Mühldorf, Eigenthum des Zimmermeisters Popp. In dem
neben der Quelle befindlichen kleinen Schlosse sind zwei Zimmer
zum Baden eingerichtet , wohin das im Locale der Quelle erwärmte
Wasser in die Wannen herübergetragen wird. Dasselbe enthält nach
Vogel in sechzehn Unzen:
Schwefelsaures Natron . . . 0,1 Gr.
Kohlensaures Natron . . . 0,1 —
Kohlensaure Talkerde . . . 0,4 —
Kohlensaure Kalkerde . . . 1,6 —
Kohlensaures Eisenoxydul . . 0,1 —
Chlorkalium u. animalische Substanz 0,1 —
2,4 Gr.
Graf a. a. O. Th. II. S. 285.
A. Vogel a. a. 0. S. 97.
v. Gräfe und Kaiisch a. a. 0. S. 145.
Das Partenkirchen er -oder Kanizer- Bad im Landgerichte
Werdenfels, Reg. Bezirk Oberhaiern, jetzt Eigenthum des Hrn. G. A.
Hibler, besitzt zwar ein Badehaus mit Badewannen, die Kurgäste
müssen indefs in dem, eine Viertelstunde vom Bade entfernten Markt
Partenkirchen wohnen. Die Quelle, welche nicht sehr ergiebig ist,
entspringt in dem reizenden, zu den uorischen Alpen gehörigen Par-
tenachthale, nach Winkler 2485 F., nach Andern 2390 baier. Fufs
über dem Meere.
Analysirt wurde sie 1829 von Vogel, 1833 von Buchner, aber
entfernt von der Quelle. Sechzehn Unzen Wasser enthalten
Kohlensaures Natron mit etwas
hydrotbionsaurem Natron
Kohlensaures Natron .
Jodnatrium ....
Chlornatrium
Schwefelsaures Natron
Kieselerde ....
Kohlensaure, Kalkerde
Animalischen Extractivstoff
Kohlensaures Eisenoxydul
Fluorcalcium
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaures Eisen
}•
nach Vogel:
nach B uchn
2,08 Gr. .
. . . <
3,710 Gr
0,050 —
0,05 —
0,284 —
0,01 —
. 0,992 —
0,01 —
. .
0,01 —
0,05 -
- ■ ■ '
Spuren
. ■
0,226
664
Natronsalz mit organ. Säure,
Spuren von koklens. Kalkerde,
Chlortalcium und Verlust . ... 1,218 Gr.
2,21 Gr. 6,480 Gr.
Schwefelwasserstoffgas . 0,01 Kub. Z.
Contraindicirt bei allgemeiner Plethora, Neigung zu activen Con|
gestionen und Blutflüssen, organischen Fehlern des Herzens und dei
grofsen Gefäfse, Wassersucht, — hat sich das Mineralwasser heil
sam bewährt bei Gicht, Rheumatismen, Stockungen im Leber- uni
Pfortadersystem, Hämorrhoidalbeschwerden, krankhaften AnomalieeL
der Menstruation, Bleichsucht, chronischen Hautausschlägen und Lüh-
mungen.
A. Vogel a. a. O. S. 98.
G. Ludw. Dieterich, der Kanitzerbrunnen bei Partenkirchen
nebst seinen Umgebungen. München 1834.
v. Gräfe und Kaiisch a. a 0. S. 128.
Die M. quelle bei Ro senJieim entspringt einige hundert'
Schritte vom Marktflecken dieses Namens, im Reg. Bezirk Oberbaiern,
1467 bair. Fufs über dem Meere, auf einem Moorgrunde aus reinem
Sande, welcher auf einem Kalksteinflötz ruht. Hie M. quelle wurde 1615
von dem Hr. Geiger zu Rosenheim entdeckt, war früher bekannt!
unter dem Namen des „Küpferling," jetzt Eigenthum des Hrn. Dr.
Halbreiter zu Rosenheim, besitzt ein Kurhaus mit guten Einrich-
tungen zu Wannen- und Douchebädern. Die Zahl der Kurgäste be-
läuft sich jährlich auf 200 bis 250, die Zahl der gebrauchten Bäder
auf 3800. Das M.wasser selbst enthält nur wenig flüchtige und feste
Bestandtheilc, nach Vogel in sechzehn Unzen:
!
Chlornatrium)
Chlorkalium )
0,01 Gr.
Schwefelsaures Natron
0,08 —
Kohlensaures Natron
0,06 —
Humusextract
0,01 —
Kohlensaure Kalkerdc .
1,01 —
Kohlensaure Talkerdc .
0,05 —
Kohlensaures Eisen
0,01 —
Kieselerde ....
1,01 —
1,24 Gr.
Schwcfelwasscrstofl'gas
0,1 Kub. Z
Wichtiger als die hier entspringende M.quelle ist die aus Rei-
chcnhall nach Roscnheim geleitete Soole, welche hier in Form von
SoolbSdern und als Soolendampfbad benutzt wird. — Auch besitzt R.
eine Molkenanstalt, in welcher Ziegenmolkcn bereitet werden. —
Eröffnet wird das Bad den 1. Juni.
665
Die Krankheiten, in welchen sich diese Heilquelle, so wie
die Soolbäder vorzüglich wirksam bewährt haben, sind chroni-
sche Rheumatismen, Gicht, Lähmungen, chronische Hautausschläge,
vorzüglich Krätze und Flechten, veraltete Geschwüre, Stockungen und
Infarcten der Unterleibseingeweide, und chronische Leiden der Harn-
werkzeuge.
G. F. Willand's Beschreibung des Gesundbrunnens, vulgo Kü-
pferlings zu Rosenheim. München 1744.
Schmidt Beschreibung des Heilbades zu Rosenheim. 1775.
Friedreich's Notizen a. a. 0. S. 120.
Graf a. a. O. Th. II. S. 157.
A. Vogel a. a. 0. S. 101.
v. Gräfe und Kaiisch a. a. 0. S. 118.
Die M. quelle bei ScJiäftlarn, nahe bei der ehemaligen
Prämonstratenser Abtei dieses Namens, im Landgericht Wolfratshau-
sen, Reg. Bezirk Oberbaiern, fünf eine halbe Stunde von München
entfernt, links von der über Wolfratshausen führenden Chaussee nach
Tyrol, nur einige hundert Schritte von der Isar, ist Eigenthum des
Bierbrauers Georg Hagen aus München, zählt jährlich im Durch-
schnitt gegen 150 Badegäste und besitzt mehrere Quellen :
1. zwei im Klostergarteu, gefafst, aber bisher unbenutzt ; doch ist
der Plan im Werke, hier ein Bad zu errichten.
2. Die Sohlerquelle, rechts von dem Wege, der von der
Münchner Strafse nach dem Klostergebäude führt. Sie entspringt kry-
stallhell, ungewöhnlich kalt aus einem gemauerten offenen Gewölb,
und setzt viel Ocher ab.
3. Die frühere Juliusquelle, jetzt die Hauptquelle, die al-
lein zum Baden benutzt wird und gefafst ist. Ihr Wasser ist krystall-
hell, perlt stark und gefriert nie.
Das an flüchtigen Bestandtheilen arme M.wasser enthält in sech-
zehn Unzen nach Vogel:
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaure Talkerde .
Kohlensaures Natron
Schwefelsaures Natron
Chlornatrium .
Eisen und Kieselerde ,
Humusextract
1,09 Gr.
0,02 —
0,05 —
0,05 —
0,01 —
eine Spur
eine Spur
2,22 Gr.
A. Vogel a. a. 0. S. 103.
Joh. Gistl, historische Skizze von Schefftlarn, ehemaliger Prä-
monstratenser-Abtei, gegenwärtigem Heilbadeorte. München 1832.
Joh. Gistl, Schefftlarn. Das Heilbad und die Umgebung. Mün-
chen 1837.
v. Gräfe und Kaiisch a. a. 0. S. 127.
666
Die M. quelle zu See ort, auf einer Insel des Seeoner-Sees,
bei dem Kloster dieses Namens in einer sehr reizenden Gegend des
Landgerichts Trostberg, jetzt Eigenthum des Hrn. Reichenwall-
11 er, besitzt ein Etablissement zu Bädern und wird fleifsig besucht.
Die Zahl der Kurgäste in den letzten drei Jahren betrug zusammen
gegen 2000.
Nach Vogel enthalten sechzehn Unzen des Wassers:
Kohlensaures Natron
0,20 Gr.
Chlorkalium )
Chloruatrium)
0,02 —
Animalischeu Extractivstoff
0,08 —
Kohlensaure Kalkerde .
1,70 —
Kohlensaure Talkerde . . ,
0,80 —
Kohlensaures Eisenoxydul .
0,50 —
Kieselerde ....
0,10 —
3,40 Gr.
Kohlensaures Gas .
2,5 Kuh. Z,
Schwefelwasserstoffgas
. 0,2 -
2,7 Kub. Z.
Das Wasser wirkt, als Bad gebraucht, auflösend, reinigend und
geliud stärkend, wird daher empfohlen bei Hypochondrie, Hämorrhoi-
dalbcschwerden, Schwäche der Verdauungswerkzeuge, Flatulenz, Gicht
und langwierigen Rheumatismen, Nervenschwäche, chronischen Haut-
ausschlägen und veralteten Geschwüren.
A. Vogel a. a. O. S. 107.
v. Gräfe und Kali seh a. a. O. S. 119.
Der Sulzbrunnen am Peissenberg, Eigenthum des Hrn.
Pharmaceuten Ignatz von Stahl aus Augsburg, entspringt beim
Kloster I'olling im Landgerichte Weilheim, an dem nordöstlichen Ab-
hänge des Peifsenberges , 1S00 Fuls über dem Meere, aus Flötzge-
birge, in welchem Lager von Nagelfluhc und Brauukohle wechseln.
Er ist mit einem geräumigen Kur- und Badebause versehen, zählte
in den letzten Jahren nur wenige Kurgäste, und enthält nacli Vogel
in sechzehn Unzen Wasser:
Kohlensaure Kalkcrde . . 0,85 Gr.
Kohlensaure Talkeide . . . 0,15 —
Kohlensaures Natron . . . 0,30 —
Schwefelsaures Natron . . . 0,10 —
Chlornatrium 0,10 —
Eisen, Kieselerde, Humusextract 0,10 —
1,00 Gr.
Schwefelwasscrstoffgas . . 0,1 Kub. Z.
Der Sulzerbrunnen wirkt im Allgemeinen auflösend, gelinde stär-
667
kend und hat sich hilfreich bei Hämorrhoidalleiden und chronischen
Hautausschlägen erwiesen.
P. Karl's Beschreibung des Sulzer Brunnens. 1780.
A. Vogel a. a. 0. S. 112.
Graf a. a. 0. Th. II. S. 173.
v. Gräfe und Kaiisch a. a. 0. S. 123.
Das Wildbad Empfing bei Traunstein, im Landgerichte die-
ses Namens, 1200 Fufs über dem Meere, mit Einrichtungen zu Bä-
dern versehen, Eigenthum vom Hrn. G. Bauer. Die M. quelle ent-
springt aus einem TurTsteinfelsen, durchstreicht Kieslager mit thoui-
geu Geschieben, ist gefafst und enthält nach Vogel in sechzehn
Unzen ;
Kohlensaures Natron
0,10 Gr.
Chlornatrium
0,20 —
Salpetersaures Kali
0,10 —
Kohlensaure Kalkerde .
1,40 —
Kohlensaure Talkerde .
0,20 —
Animalischen Extractivstoff
eine Spur
2,00 Gr.
A. Vogel a. a. 0. S. 114.
v. Gräfe und Kaiisch a. a. 0. S. 137.
Die M. quelle bei Vilsbiburg, das sogenannte Briinnl, in
der Gemeinde Wolferling, Reg. Bezirk Niederbaiern, eine Stunde süd-
westlich von Vilsbiburg, vier Stunden von Landshut entfernt, mit ei-
nem gut eingerichteten Badehause versehen , erfreut sich jährlich ei-
nes Zuspruchs von 180 bis 200 Kurgästen, und ist Eigenthum des
Brauers Tra^p pentreu in Eberspoint. Früher bestanden hier sechs
Quellen, von denen aber der jetzige Besitzer drei ausfüllen lieis, wäh-
rend zwei andere theils in einer Kapelle einen Springbrunnen bilden,
theils in die Wiesen abfliefsen. Das M.wasser enthält nach Vogel
in sechzehn Unzen :
Salpetersaures Natron ) 0 1 Gr
Chlornatrium }
0,1 -
Kohlensaures Natron
Humusextract
Kohlensaure Kalkerde . . . 1,5 —
Kohlensaure Talkerde . . . 0,3 —
Kieselerde . . . . . 0,1 —
Kohlensaures Eiseuoxydul . . eine Spur
2,1 Gr.
Chemische Untersuchung der Heilquellen zu Johanneskirchen bei
Vilsbiburg. 1814.
A. Vogel a. a. 0. S. 115.
v, Gräfe und Kaiisch a. a. 0. S. 116.
668
Die M. quelle bei Wasserburg oder die Quelle des hei-
ligen Achatiut, auf dem rechten Ufer des Inn, von der Stadt
Wasserburg kaum eine Viertelstunde entfernt, Eigenthum der Gemeinde
AVasserburg, Reg. Bezirk Oberbaiern. In dem Badehause finden sich
Zimmer mit Badewannen, aber keine Wohnungen zur Aufnahme von
Kurgästen. Dem bisherigen Uebelstande, dafs die M.quelle sich kei-
nes eignen Badehauses erfreute, sondern mit einem Wohlthätigkeits-
institute verbunden war, so dafs das Badehaus gleichsam als ein
blofser Anhang der Pfründneranstalt der sogeuauuten Leprosen er-
schien, steht eine Abhilfe bevor durch die bereits Seitens des Magi-
strats von W. heschlossene Errichtung eines eigenen Badehauses und
einer zeitgemäfsern Einrichtung desselben.
Im J. 1837 betrug die Anzahl der auswärtigen fremden Kurgäste
71, der einheimischen 103, — im J. 1S38 die Zahl der auswärtigen
Kurgäste 53, der einheimischen 93.
Sechzehn Unzen des Wassers enthalten nach Vogel:
Chlornatrium 1,50 Gr.
Kohlensaures Natron . . . 0,10 —
Kohlensaure Kalkerde . . . 2,20 —
Kohlensaure Talkerde . . . 0,ü0 —
Animalischen Extractivstoff . eine Spur
4,40 Gr.
Das M.wasscr wirkt gelinde auflösend und ist daher namentlich
zur Zertheilung von Stockungen, besonders Hämorrhoidalbeschwcrden
empfohlen worden.
W. Bergbau er, über die Wasserhurger M.quelle. Miinch. 1735.
Graf a. a. O. Th. II. S. 289.
A. Vogel a a. O. S. 117.
v. Gräfe und Kaiisch a. a. 0. S. 133.
Von den M. quellen des Regcnkrcises verdienen eine beson-
dere Erwähnung:
Die M.quelle bei Ab ach im Landgerichte Kelheim, Reg. Be-
zirk INiedcrbaiern , bei dem Marktflecken Abach an der Donau, nur
«■ine Stunde entfernt von der Einmiinduug des Ludwigskanals in die-
selbe, Eigenthum des Brauers G. Koller, angeblich seit 1262 schon
bekannt, jetzt in Form von Getränk und Wasserbäderu benutzt. Eine
besondere Trinkanstalt besteht nicht, dagegen ein Logirhaus, die Woh-
nung des Ei»;cnthiimcrs, wo sich auch Einrichtungen zu Wannenbä-
dern vorfinden; dennoch hat sich die Anstalt als Kurort Ruf erwor-
ben und erfreut sich schon wegen der ]\iiho von Hegensburg, Slrau-
bing, Landshüt und Ingolstadt guten Zuspruchs. — Im Jahre 1836
befanden eich hier 120, — im J. 1837 : 130, — im J. 1838 ; 150
Kurgaste, — Versendet wird das M.wasscr nicht.
669
Das M.wasser hat einen stark hepatischen Geruch und enthält
nach Vogel in sechzehn Unzen:
Schwefelsaures Natron . . 0,33 Gr.
Chlornatrium .... 0,77 —
Kohlensaures Natron . . . 0,72 —
Kohlensaure Kalkerde . . . 1,08 —
Kohlensaure Talkerde . . . 0,29 —
Kieselerde 0,11 —
Humusextract . . . . eine Spur
3,30 Gr.
Kohlensaures Gas . . . 1,5 Kuh. Z.
Schwefelwasserstoffgas . . 6,3 —
7,8 Kub.Z.
Graf empfiehlt die M.quelle von Abach als Bad und Getränk
bei Stockungen im Unterleibe, besonders Hämorrhoidalbesch werden,
— Gicht und Rheumatismen, chronischen Hautausschlägen, Lähmun-
gen und Krankheiten des Uterinsystems.
J. Lehner's kurze Beschreibung des Wildbades zu Abach in
Nieder-Baiem. Regensburg 1718.
L. M. Die t rieh's histor. physikalische Abhandlungen von dem
Wildbade zu Abach. Regensburg 1754.
Graf a. a. O. Th. I. S. 97.
Vogel a. a. O. S. 35.
v. Gräfe und Kaiisch a. a. 0. S. 100.
Die M.quelle bei Abensb er g, im Landgerichte dieses Na-
mens, Reg. Bez. Niederbaiern, mit einem Badehause und Wohngebäu-
den, Eigenthum des Hrn. Engleder, — der vorigen ähnlich, nur
ärmer an Schwefelwasserstoffgas. Nach Vogel enthalten sechzehn
Unzen :
Kohlensaures Natron .
Schwefelsaures Natron
Chlornatrium ....
Kohlensaure Kalkerde .
Kohlensaure Talkerde .
Kieselerde nebst Spur von Eisen
Schwefelwasserstoffgas
Graf empfiehlt es in Form von Wasserbädern bei Gicht, Rheuma-
tismen, — chronischen Metallvergiftungen, Verschleimungan, Schleim-
flüssen, und chronischen Hautausschlägen.
M. K. S chafen roth's Beschreibung des Abensberger Gesund-
bades. Stadt am Hof 1774.
0,90 Gr.
0,10 —
0,70 —
1,00 —
0,25 —
0,10 —
3,05 Gr.
eine Spur.
670
Graf a. a. 0. Th. I. S. 113.
A. Vogel a. a. 0. S. 36.
v. Gräfe u. Kalis ch a. a. O. S. 102.
Die M. quelle zu Güg ging im Landgerichte Abensberg, Reg.
Bezirk Niederbaiern, eine Stunde von Abensberg und eine halbe
Stunde von dem Städtchen Neustadt an der Donau, Eigenthum des
Oeconomiebesitzers Brande in Gügging, — sehr ähnlich der vorigen,
enthält nach Vogel in sechzehn Unzen:
Kohlensaures Natron . . . 0,81 Gr.
Schwefelsaures Natron . . 0,18 —
Chlornatrium . ... . 0,56 —
Kohlensaure Kalkerde . . 0,80 —
Kohlensaure Talkerde mit einer Spur
von Eisen 0,54 —
Kieselerde 0,16 —
Schwefelwasserstoffgas
Graf a. a. 0. Th. I. S. 137.
Kastner's Archiv. Bd. VI. S. 229.
A. Vogel a. a. 0. S. 37.
v. Gräfe und Kaiisch a. a. 0. S. 104.
3,05 Gr.
0,2 Kub.Z.
Die M. quelle bei Gr ofs- Alber tshofen im Landgerichte
Sulzbach, Reg. Bezirk Oberpfalz und Regensburg, eine Stunde von
Sulzbach entfernt, im Jahre 1726 gefafst, enthält in sechzehn Unzen
nach Vogel:
Schwefelsaure Talkerde
Chlortalcium .
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaure Talkerde .
Kohlensaures Eisen
Gyps mit ciuer Spur Kieselerde
Schwcfehvasscrstoffgas
V. Schleifs, Beschreibung und Untersuchung des Gesundbrun-
nens zu Grofs-Alhcrtshofen. Sulzbach 1770.
Graf a. a. 0. Th. I. S. 85.
A. Vogel a. a. 0. S. 38.
v. Gräfe und Kali seh a. a. 0. S. 157.
Dir M, quelle von M arching im Landgerichte Abensberg,
Reg. Bezirk Niederbaiern, eine halbe Stunde von Neustadt an der
DoDBO] HU) l'iils über dem Meere. Vogel fand in sechzehn Unzen
folgende Bestandteile:
5,26 Gr.
0,50 —
3,00 —
0,20 —
0,04 —
lerde 1,00 —
10,00 Gr.
eine Spur.
671
Kohlensaures Natron
Schwefelsaures Natron .
Chlornatrium . . . .
Kohlensaure Kalkerde .
Kieselerde mit Bitumen
Schwefelwasserstoffgas .
Graf a. a. O. Th. I. S. 143.
A. Vogel a. a. 0. S. 39.
v. Gräfe und Kaiisch a. a. 0. S. 110.
0,1 Gr.
. 0,2 -
0,2 —
. 1,6-
. 0,1-
2,2 Gr.
0,1 Kub. Z
DasM.badzuNeumarkl, im Landgerichte gleiches Namens,
Reg. Bezirk Oberpfalz und Regensburg, am Ludwigs -Donau -Mainka-
nal und an der Hauptstrafse von Wien nach Frankfurt, 1445 bair.
Fufs über dem Meere, zehn Stunden Ton Nürnberg, siebzehn Stun-
den von Regensburg, neun Stunden von Amberg, sechzehn Stunden
von Ingolstadt und acht und dreifsig Stunden von München entfernt.
Schon im Jahre 1550 war N. als Heilquelle bekannt, erhielt je-
doch erst im J. 1774 ein Badehaus. Seit 1830 Eigenthum des Hrn.
Thomas Fleischmann ist dasselbe ausser mit Wohnungen für
Kurgäste mit sehr guten Einrichtungen zu Wannen-, Douche-, Schlamm-,
Dampf- und Tropfbädern versehen.
Im J. 1831 betrug die Zahl der Kurg. 79.
— — 1832 .... 90.
— - 1833 .... 146.
— — 1834 .... 231.
— — 1835 .... 322.
— — 1836 .... 417.
— — 1837 .... 439.
— — 1S38 .... 451.
Badearzt ist Hr. Dr. Schrauth, dem wir auch die neueste
Monographie über N. verdanken.
Gegenwärtig werden vier M.quellen benutzt: 1. Die B adequelle,
die älteste, im Badegebäude selbst, bestehend aus einer 10 Fufs tie-
fen Wasserkammer, in welche sich fünf Quellen ergiefsen, von wel-
chen die beiden ergiebigsten eisenhaltigen auf dem Grunde entsprin-
gen, drei aber, eine eisenhaltige und zwei schwefelhaltige, aus den
Seiten wänden zufliefsen; — 2. der Kegelbahnbrunnen und —
3. der Waldbrunnen, nur als Getränk benutzt, nach Schrauth
an Schwefelwasserstoffgas und an festen Bestandtheilen reicher als
die Badequelle ; — 4. eine vierte, aus dem sogenannten Kapuzinerkel-
ler kommende Quelle.
Die M.quellen entspringen wahrscheinlich aus dem an Bitumen
und Schwefelkies sehr reicheu Liasschiefer, der unter dem die nächste
Umgebung der M.quellen bildenden Liassande lagert.
Das M. wasser ist vollkommen klar und durchsichtig , etwas ins
672
Stahlgraue spielend, — der atmosphärischen Luft ausgesetzt trübt es
sich und bildet einen schwärzlichen Bodensatz, — von fadem, nicht sehr
unangenehmem, bei dem Kegelbahnbrunnen stark hepatischem, zusam-
menziehendem, bei dem Waldbrunnen stark zusammenziehendem, et-
was hitterem, fast harzigem Geschmacke, hepatischem Gerüche und
besitzt die Temperatur von + 9° R.
Nach Vogel's Analyse enthalten sechzehn Unzen der Bade-
quelle:
Schwefelsaure Talkerde . . 2,70 Gr.
Chlorkalium .... 0,75 —
Chlortalcium .... 0,75 —
Humusextract mit essigsaurem Natron 0,80 —
Schwefelsaure Kalkerde . . 0,40 —
Kohlensaure Kalkerde . . . 1,20 —
Kohlensaure Talkerde . . 0,25 —
Kohlensaures Eisen mit Schwefeleisen 0,10 —
6,95 Gr.
Kohlensaures Gas . . . 1,5 K üb. Z.
Schwefelwasserstoffgas . . 0,4 —
1,9 Kub. Z.
Das M. wasser wurde von Vogel noch zweimal zu verschiede-
nen Zeiten analysirt, das einemal enthielt dieselbe Menge Wasser
7,1 Gr., das anderemal 6,9 Gr.
Die M. quellen werden als Getränk und Bad benutzt, gewöhnlich
wird beides verbunden. Nicht selten wird uebenbei Ragozi oder Püll-
naer Wasser gebraucht.
Die Wirkung des M.wassers ist im Allgemeinen belebend, die Se-
und Excretionen befördernd, die Verdauung so wie das Mischungs-
verhältnifs der Säfte verbessernd, gelind stärkend. Die Krankheiten,
in welchen es sich vorzugsweise hilfreich erwiesen hat, sind: Gicht,
Rheumatismen, Contracturen , Lähmungen , Stockungen im Pfortader-
system, Hämorrhoiden, Leiden der Schleimhäute, Asthma, Mcnstrua-
tions-, Harn- und Steinbesch werden, chronische Hautausschläge, ver-
altete Geschwüre, Mercurialdyskrasiccn.
J. Ch. Rhu melius, gründliche Beschreibung des neuerbauten
mineralischen Bades der Stadt Newenmarkt. Amberg 1598.
Schöfler's Beschreibung des Gesundbades zu Neumarkt. 1682.
J. B. Seh alle r's Beschreibung des mineralischen Gesundbades
zu Neumarkt. Amberg 1777.
Graf a. a. O. Th. I. S. 73.
A. Vogel a. a. O. S. 40.
v. Gräfe und Kaiisch a. a. 0. S. 162.
Kali. seh, allgcm. Zeit, des Brunnen- 11. Badewesens 1840. S. 205.
J. Bapt Schranth, das M.bad zu Neumarkt in der Oberpfalz
de« Könii;r. Bayern. Nürnberg 1840.
Die
673
0,1 Gr.
0,1 -
0,1 -
0,7-
0,2 —
0,1 _
1,3 Gr.
0,1 Kub.Z
Die M. quelle zu Sippenau, eine schwache Schwefelquelle
zwei Stunden von Abensberg. Nach Vogel enthalten sechzehn
Unzen:
Schwefelsaures Natron
Kohlensaures Natron
Chlornatrium .
Kohlensaure Kalkerde .
Kohlensaure Talkerde und Eisen
Kieselerde mit Humusextract
Schwefelwasserstoffgas
Graf a. a. O. Th. I. S. 131.
A.Vogel a. a. O. S. 42.
Die M. quelle zu Wörth, auf dem linken Ufer der Donau
sechs Stunden von Regensburg. Vogel fand in sechzehn Unzen:
Chlornatrium .... 1,36 Gr.
Chlorkalium 0,30 —
Kohlensaures Natron . . . 0,10 —
Schwefelsaures Natron . . eine Spur
Humusextract .... 0,20 —
Kohlensaure Kalkerde . . 0,30 —
Kohlensaure Talkerde . . . 0,10 —
Kohlensaures Eisenoxydul mit Man-
ganoxydul 0,20 —
Kieselerde mit Thonerde . . 0,10 —
2,66 Gr.
A. Vogel a. a. O. S. 43.
Im Regenkreise sind noch zu erwähnen: Die M.quelle bei
Vohburg und bei Kö sc hing, zwei Schwefel wasser im Landge-
richt Ingolstadt, — die M.quelle bei Amberg, ein eisenhaltiges
Schwefelwasser mit Einrichtungen zu Bädern.
v. Gräfe u. Kaiisch a. a. O. S. 125. 168.
Von den M.quellen im Un ter - Don aukreis e sind besonders
zu erwähnen die von Höhenstädt und Altötting.
Das Bad zu Höhenstädt beim Kloster Fürstenzeil, Landge-
richts Griesbach, Reg. Bezirk Niederbaiern , unweit Passau, in Auf-
nahme seit 1713 durch Abt Abundo, welcher die nöthigen Gebäude
aufführen liefs, seit 1830 Eigenthum des Staats, wird jetzt häufig be-
sucht. — Die Zahl der Kurgäste betrug im J. 1836 : 334, — im J. 1837:
232, — im J. 1838 : 318. Die Erbauung eines neuen Badehauses und Ver-
schönerung durch Promenaden steht bevor. Badearzt ist der Landge-
II. Theil. U u
674
riclitsarzt Dr. Linprun zu Griesbacli. Es können hier täglich über
hundert Bäder gegeben werden.
Man unterscheidet hier zwei Quellen, von welchen die obere
wasserreicher und stärker ist, als die untere. Das Wasser heider
Quellen ist im Uebrigen nicht wesentlich verschieden, von einem
starken Schwefelgeruch und Geschmack.
Chemisch analysirt wurde es von Fahrer, Nufshardt, Kai-
ser und Vogel. Sechzehn Unzen Mineralwasser enthalten nach
Vogel;
0,G0 Gr.
Kohlensaures Natron
Hydrothionsaures Natron
Schwefelsaures Natron . . 0,35 —
Chlornatrium . . . . 0,25 —
Bitumen 0,10 —
Kohlensaure Kalkerde . . . l,c25 —
Kohlensaure Talkerde ... 0,12 —
Kohlensaures Eisenoxydul . . eine Spur
Kieselerde 0,30 —
2,97 Gr.
Kohlensaures Gas . . . 1,2 Kuh. Z.
Schwefelwasserstoffgas .- . 0,6 —
1,8 Kuh. Z.
DerbeiHöhenstädt vorkommende Badeschlamm, welcher ausser ver-
schiedenen erdigen Salzen, Schwefelwasserstoff und Schwefeleisen ent-
hält, wird, theils mit AVasser verdünnt, in der Form von allgemeinen
Schlammbädern, theils örtlich als Umschlag benutzt und hat diesem
Kurort bereits einen grofsen Ruf erworben.
Das M.wasser wirkt im Allgemeinen die Se- und Excretionen
bethätigend, namentlich die der äussern Haut, der Harnwerkzeuge,
der Schleimhäute und des Darmkanals auflösend, gelinde stärkend.
Contraindicirt bei wahrer Vollblütigkeit , Neigung zu Schlagflufs,
activen Blutflüssen, in ausgebildeter Luugensiicht und Vereiterungen
andrer Centralorgane, und wassersüchtigen Beschwerden, — haben
sich dagegen die Schwefelquellen und der M. schlämm von Höhen-
städt heilsam erwiesen : bei Stockungen im Leber- und Pfortadcrsy-
stem, Hämorrhoidalbeschwerdcn, Hypochondrie, Melancholie, — hart-
näckigen rheumatischen und gichtischen Uebeln , Anschwellung und
Steifigkeit der Gelenke, Lähmungen, — Stockungen im Uterinsystem,
Amenorrhoe, Hysterie, Bleichsucht, Unfruchtbarkeit, — Verschlei-
munnjen und Blennorrhöen der Harnwerkzeuge und des Gcnitalsy-
Bteins, — chronischen Hautausschlägen, herpetischen Leiden, veralte-
ten Hiiutgeschwüren, — Leiden des Lymph- und Drüsensystcms, Ge-
schwülsten und Verhärtungen, Scropheln, Rhachitis, Nekrosis, —
ebroniichen Metallvergiftungcn.
Beschreibung des Höchstädter Gesundbrunn. von Andr. Mayer.
675
Höhenstädtisches Gesundwasser, von Fr. Ant. Stebler. Ingol-
stadt 177-2.
Graf a.a.O. Th. II. S. 147.
Intelligenzblatt für den Unter-Donaukreis. 1822. St. 36.
A. Vogel a. a. 0. S. 46.
Jos. Röckl, Beschreibung der M.quellen zu Höhenstatt. Mün-
chen 1832.
v. Gräfe und Kaiisch a. ä. 0. S. 105.
Das Bad bei AltUtting, oder Wildbad St. Georgen ge-
nannt, eine halbe Stunde vom Sitz des Landgerichts gleiches Namens,
früher Eigenthum von Hrn. M. Stadl e r, jetzt des Hrn. Mutilans
Sollersbäck, mit einem weitläufigen Badehause versehen, das,
obwohl das Bad noch zu Ende des vorigen Jahrhunderts von Kran-
ken sehr stark besucht wurde, jetzt fast nur zur Belustigung und zur
Reinigung benutzt wird. Die drei hier befindlichen Mineralquellen,
die Schwefel-, Alaun- und Salpeterquelle Averden zum Be-
huf der Bäder vereinigt. In sechzehn Unzen des Wassers fand
Vogel:
Kohlensaures Natron . *
Chlornatrium )
Humusextract)
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaure Talkerde .
Eisen und Kieselerde
1,5 Gr.
Mathias Brunwiser's Anhang und Bemerkung üb. die Wild-
und Gesundheitsbades-Untersuchung von Altötting und Neukolbeu-
berg. München 1784.
'Graf a. a. 0. Th. II* S. 75.
A. Vogel a. a. 0. S. 51.
v. Gräfe und Kaiisch a. a. 0. S. 138.
Das M.bad Pilzw eg, eine kleine halbe Stunde von Höhen-
städt , Eigenthum des Brauers Lorenz Pilzweger, besitzt eine
Schwefelquelle, ähnlich der von Höhenstädt, und ein Badehaus, worin
auch Kurgäste wohnen können. Die Zahl derselben betrug im Jahr
1836 : 210, — im J. 1837 : 124, — im J. 1838 : 151.
v. Gräfe u. Kaiisch a. a. 0. S. 110.
Die M. quelle bei Kellberg, einem Dorfe anderthalb Stunden
von Passau, auf einem Hügel des hohen linken Donauufers, 11—1200
Fufs über dem Meere, erst 1837 entdeckt, Eigenthum des Hrn. Wal tl,
besitzt ein freundliches Badegebäude. Die M.quelle ist gefafst, kry-
stallhell, geruchlos, von sehr erfrischendem, hinterher eisenhaft-ad-
stringirendem Geschmacke, hat eine constante Temperatur von 8° R.
und giebt in 24 Stunden 800 Eimer Wasser. Nach einer vorläufigen
Uu2
0,1
Gr.
0,1
—
1,1
0,2
—
eine
Spur
676
chemischen Analyse enthält sie Eisenoxydul, kohlensaure Kalkerde,
Gyps , Chloreisen , Quellsatzsäure und eine unbedeutende Menge
Kohlensäure.
Die M. quelle zu Dingol fing, dreiviertel Stunden von die-
ser Stadt, im sogeiiaunteu Moosthale, mit einem kleinen Badekause
versehen. Das M.wasser hat einen schwefeligen Geruch, einen un-
angenehmen salzigen Geschmack, perlt sehr. Nach der von Prof.
Kaiser 182S unternommenen Analyse enthält es an flüchtigen Bestand-
teilen Schwefelwasserstoffgas und kohlensaures Gas in beträchtli-
cher Menge, — an festen Bestandteilen : kohlensaure Kalk- und Talk-
erde, schwefelsaures Natron, Chlortalcium, hydrothionsaure Talk- und
Kalkerde.
Die M. quelle in UnterwindscTitrur, einem Dorfe eine Vier-
telstunde südwestlich von Passau entfernt, im J. 1832 entdeckt, Ei-
genthum des Zimmermanns Wiesböck, mit einem kleinen Badehause
versehen. Die M. quelle liefert in 24 Stunden 90 Eimer Wasser, wel-
ches Schwefelwasserstoffgas, Chlorcalcium und kohlensaure Kalkerde
enthält.
v. Gräfe u. Kaiisch a. a. 0. S. 26. 104. 112.
Die M. quelle bei M ünchshöfen, im Unterdonaukreise,
Eigentbum des Oekonomiegutsbesitzers Joseph Rabl, besitzt seit
1S38 eine Badeanstalt. Die Hauptquelle giebt in einer Stunde 174
Maafs Wasser. Das M.wasser ist an der Quelle ziemlich trübe, fühlt
sich seifenartig an und hat die Temperatur von 12° R. bei 26° R. der
Atmosphäre. Nach der vom Hofrath Buchner (1825), fern von der
Quelle veranstalteten Analyse enthält ein bair. Maafs :
a. basische Bestandtheile :
Kalkerde
. -
1,87 Gr.
Talkerde
.
0,98 —
Kali nebst Spuren von
Natron und
Lithion
•
0,35 —
Eisenoxydul .
.
0,05 —
b. Säuren :
Kohlensäure
.
1,78 —
Salzsäure
. .
0,33 —
Salpetersäure
.
0,70 —
Phosphorsäure
• •
0,36 —
Kieselerde
. . •
0,19 —
Extractivc Theilc
.
0,14 —
b,75 Gr.
Nach den Erfahrungen des praktischen Arztes Dr. v. Pe Ch-
ina n D in J'il.stinß hat sich die innere und äufserc Anwendung des
M. wassern wirksam bewiesen: bei veralteten rheumatischen und Rieh-
677
tischen Leiden, Scrophulosis , Stockungen im Unterleibe, namentlich
der Leber und Milz, Verhärtung der Vorsteherdrüse, herpetischen
Ausschlägen und Geschwüren, vor allem bei Lähmungen.
v. Gräfe u. Kaiisch a. a. 0. S. 113.
Das M.wasser zu Prinzhofen bei Straubing, analysirt von
P e 1 1 e n k o f e r.
Kastner 's Archiv. Bd. VII. S. 107.
Nur namentlich anzuführen ist der Teufelsbrunnen am Ham-
merberg ausser der Innstadt bei Passau. Nach Vogel beträgt seine
Temperatur 7° R. bei 15,5° K. der Atmosphäre, sein Gehalt an fe-
sten Bestaudtheilen in sechzehn Unzen nur einen Gran; — ferner
das M.wasser von Künzen bei PI ein tli ng im Landgerichte Vilsho-
fen; — das M.wasser von Us te rli ng und das des heiligen Wolfs-
sinthis zu Reispach im Landgerichte Landau; — die M. quelle
zu Künzing (Quintana der Römer), nicht gefafst, von 12° R. Tem-
peratur, soll nach einer vorläufigen Untersuchung des Landgerichts-
arztes Dr. Ei rein er zu Vilshofen kohlensaures Natron, kohlensaure
Kalkerde, Chlornatrium und ein phosphorsaures Salz enthalten; — die
M. quellen in der Stadt T raunstein auf der Besitzung des Apothe-
kers Pauer, von gleicher Beschaffenheit mit der Mineralquelle zu
Empfing.
A. Vogel a. a. 0. S. 50.
v. Gräfe u. Kali seh a. a. 0. S. 113. 117. 137. 143.
Die M.quellen im Ober-Donaukreise sind meist sehr arm an
flüchtigen und festen ßestandtheilen.
Die M. quelle zu Aich bei Kempten. Das Badehaus enthält
ausser Badekabinetten mit Wannen noch Wohnzimmer für Kurgäste.
Das Wasser enthält nach Vogel in sechzehn Unzen :
Chlornatrium .... 0,1 Gr.
Schwefelsaures Natron . . . 0,1 —
Humusextract eine Spur
Kohlensaure Kalkerde . . . 0,9 —
Kohlensaure Talkerde . . . 0,2 —
Eisen . eine schwache Spur
1,3 Gr.
A. Vogel a. a. 0. S. 53.
Die M.quellen zu Au, im Jllerthale im Landgerichte Sont-
hofen, schon bekannt und gebraucht seit 1653. Man unterscheidet
678
zwei Mineralquellen. Im Wohuliause befinden sich Wohn- und Ba-
dezimmer. Das Wasser der altern Quelle enthält nach Vogel in
sechzehn Unzen :
Chlornatrium
Kohlensaures Natron .
Salpetersaures Kali
Schwefelsaures Natron
Humusextract
Kohlensaure Kalkerde .
Kohlensaure Talkerde
Schwefelwasserstoff ims
0,01 Gr.
0,05 —
0,05 —
0,01 —
0,01 —
1,90 —
0,30 —
2,33 Gr.
0,03 Kub. Z.
Kurze Beschreibung vom Ursprung, Gelegenheit und Würkung,
auch nützlichen Gebrauch des in der Herrschaft Röttemberg liegenden
Bades, die Aw genannt, durch J. Fr. Bilge reu. Augspurga 1653.
A. Vogel a. a. O. S. 55.
Das Kl ev er erb a d bei Grönenbach, schon seit hundert Jahren
bekannt, gegenwärtig nur wenig benutzt. Das M.wasser, welches schon
Erhard in Memmingen 1(356 untersuchte, enthält nach Vogel in
sechzehn Unzen :
Clilorkalium
Schwefelsaures Natron
Kohlensaures Natron
Humusextract
Kohlensaure Kalkerde .
Kohlensaure Talkerde .
Kohlensaures Eisenoxydul
A. Vozel a. a. O. S. 57.
0,1 Gr.
0,1 -
eine Spur
0,6 —
0,1 -
o,i -
1,0 Gr.
Das Klingen bad oder Klimath im Landgerichte Burgau,
besitzt drei sehr ergiebige M. quellen, welche vereint zu Bädern in
dem vorhandenen Badehause benutzt werden. Vogel fand in sech-
zehn Unzen des M. Wassers :
1 Chlorcalcium .
Schwefelsaure Kalkerde
Humusextract
Kohlensaure Kulkerdc
Kohlensaures Eisenoxydul
0,1
Gr.
. 0,1
—
0,2
—
. 0,1
—
eine
Spur
0,5 Gr.
A. Vogel a. a. O. S. 58.
Dan Und zu Krumbach, eine kleine halbe Stunde östlich von
dem Marktfl Krumbach, im Landgerichte Ursberg, auf einem bedeutenden
679
Hügel an der Krumbach-Augsburger-Strafse, — von Ursberg eine, von
Ulm acht, von Augsburg neun Stunden entfernt, jetzt Eigenthum des
Hrn. W. Gresser. In dem grofsen Badehause befinden sieb, ausser
Gemein- und AYaunenbäderu in Badezimmern, noch gut eingerichtete
Wohnzimmer für Kurgäste. Die Zahl der letztem betrug im J. 1836 :
420, — im J. 1837 : 502, — im J. 1838 : 568.
Die Sage läfst die Krumbacher M.quellen an den drei Punkten
entsprungen sein, au welchen im J. 1390 Graf Ulrich von Eller-
bach eine Scheune, in welche sich seine Gemahlin Adelheid geb.
von Roth, die er aus Eifersucht tödten wollte, geflüchtet hatte, in
Brand steckte. Allein das Bad, das davon seinen Namen „Brandbad0
erhielt, möchte wohl älter seiu , wenigstens ist kein Zweifel, dafs
Krumbach unter dem Namen Viaca oder ad vias eine Römersta-
tion war.
Zu den früheren drei M.quellen ist im J. 1838 noch eine vierte,
gleichartige, sehr ergiebige hinzugekommen. Sie entspringen aus ei-
ner eigenthümlichen Gebirgsart, dem sogenannten Badesteine. Das
M.wasser läuft von allen vier Quellen durch Röhren in ein geräumi-
ges Bassin , von wo aus es wieder durch Röhren ins Badehaus ge-
leitet wird. Sechzehn Unzen desselben enthalten :
nach Vogel: nach Fuchs:
Chlornatrium .... 0,08 Gr. . . 0,08 Gr.
Chlorkalium . 0,01 — . . 0,01 —
llumusextract . . . . 0,01 — . . 0,01 —
Kohlensaure Kalkerde . . 1,01 — . . 1,10 —
Kohlensaure Talkerde . . 0,03 — . . 0,30 —
Kohlensaures Eisenoxydul . 0,0 t — . . 0,10 —
1,15 Gr. 1,60 Gr.
Der nahe bei der Anstalt brechende, zu Schlammbädern empfoh-
lene und benutzte, auch versendete „Krumbacher Badestein"
ist, frisch gegraben, dunkelgrau , nimmt aber, längere Zeit an einem
trockeuen Orte aufbewahrt, eine weifsgruue oder gelblich weifse Farbe
an, ist sehr leicht, mürbe, im Bruche muschlicht, mit bräunlichen, gelb-
lichen und gelblich-grünen Adern durchflochten, fühlt sich weich und
fett au, läfst sich zum feinsten Pulver zerreiben und giebt dem Krum-
bacher M.wasser, in welchem er sich beim Kochen viel leichter als
in anderm auflöst, eine milchähnliche Farbe. Hundert Theiie dessel-
ben enthalten :
nach Vogel: nach Fuchs:
Kieselerde ..... 50 Th. . . 65,0 Th.
Thonerde 16 — 19,3 —
Eisenoxydul -. 5 — . . 6,2 —
Kalkerde 2,4 —
Talkerde . . . . . . . . 1,5 —
680
Kalk-, Talkerde u. Manganoxydul 2 Th
Ammoniak . , , 1,0 Th.
Ammonium , Wasser und organi-
sche Stoffe 21 —
Kali und Verlust ... 6 — ....
100 Th. 95,4 Th.
Getrunken wirkt das M.'wasser gelind erregend, stärkend und
auflösend, besonders auf das Drüsen-, Harn- und Geschlechtssystem,
— als Bad mit zugesetztem Badesteiu erweichend, auflösend, zer-
theileud.
Nach den vieljährigen Erfahrungen des Landgerichtsarztes Dr.
Zimmermann envies sich das M.wasser, in den genannten Formen
angewendet, sehr hilfreich bei veralteter Gicht, giclitischen Ablage-
rungen auf die Gelenke, chronischen Rheumatismen, Steifigkeit der
Gelenke oder Muskeln, — chronischen Hautausschlägen und Fufsge-
schwiiren, — Plethora abdominalis und Hämorrhoidalbeschwerden, —
Chlorose, Leukorrhoe, Menstruationsbeschwerden, Unfruchtbarkeit,
Neigung zu Blutflüssen und Fehlgeburten aus Atonie des Uterus , so
wie bei örtlicher Schwäche desselben nach Hämorrhagien, — Rhachitis
und Scropheln, namentlich scrophulösen Anschwellungen der mesa-
raischen Drüsen. — Auch als kosmetiscI-.es Mittel ist dasselbe bei
spröder, trockuer Haut von trefflicher "Wirkung und wird in dieser
Beziehung mit dem Schlaugenbad verglichen.
Ruland's Beschreibung des Krumbacher Bades. 1623.
Neue Beschreibung des altberühmten und vortrefflichen heilsamen
Krummbades bei Krummbach in Schwaben, dem wohllöblichen freien
Stift Ursberg Prämonstratenser Ordens zugehörig, und des ächten und
Avahren Krummbadsteiu, nach der Erfahrung etc. Ursberg und Augs-
burg 1758.
Das Krumbacher Heilbad von J. E. Wetz ler. Augsburg 1811.
.1. E. Wetzler, über Gesundbrunnen und Heilbäder. Th. II.
S. 235.
Kastner's Archiv. Bd. XI. S. 128.
A. Vogel a. a. O. S. 59.
v. Gräfe u. Kaiisch a. a. 0. S. 153.
K a 1 i s c h , allgcm. Zeitung des Brunnen - und Badewesens. 1839.
S. 129.
i
Das Bad zu Mindelhcim im Landgerichte dieses Namens,
bekannt auch unter dem Namen des „Märzeubades." Nach Vogel
enthalten sechzehn Unzen des M.wassers:
Kohlensaures Natron . . . 0,05 Gr.
Schwefelsaures Natron . . 0,02 —
lliimuscxtract .... 0,02 —
Kohlensaure Kalkerde . . . 2,02 —
681
Kohlensaure Talkerde . . . 0,25 Gr.
Kohlensaures Eisenoxydul . . 0,02 —
Kieselerde 0,11 —
1,4 Gr.
0,8 —
0,1 —
0,2 -
0,1 -
eine Spur
0,1 -
2,7 Gr.
.
0,05 Kub. Z
2,49 Gr.
Bemerkenswert!» bei Mindelheim ist noch das Marienbad mit
einem Badehause. Das M.wasser desselben ist noch schwächer, als
das vorige.
A. Vogel a. a. O. S. 62.
Die M. quelle bei Ob er-Tiefenbach im Landgerichte Im-
menstadt, früher von Flach o und Fuchs, neuerdings von Vogel
aualysirt, beschrieben von Geiger, enthält nach Vogel in sech-
zehn Unzen ;
Kohlensaures Natron
Chlornatrium .
Chlorkalium .
Kieselerde . .
Humusextract . .
Kohlensaures Eisenoxydul
Kohlensaure Kalkerde .
Schwefelwasserstoffgas
In einer hölzernen Hütte befinden sich Badewannen für Land-
leute, und im Wohnhause Zimmer für Fremde.
Beschreibung des Heilbades zu Ober -Tiefenbach von Dr. Gei-
ger. Kempten 1815.
A. Vogel a. a. 0. S. 64.
Ausser diesen M.quellen zählt der Ober -Donaukreis noch meh-
rere andere, welche aber, sehr arm an wirksamen Bestandteilen,
als Heilquellen nicht benutzt werden. Dahin gehören : die M.quellen
von Füfsen (von Dr. Grub er 1815 beschrieben), — von Weiler,
S i e b e r s (eine Stunde von Weiler), — Altensberg, Maleichen,
Aspen, Trunkelsberg, Dankeisried (alle drei im Landgerichte
Ottobeuren), — von Mordingen (zwei Stunden von Dillingen), —
das Steinbogen- und Divenreiserbad bei Memmingen und die
M.quellen zu Lindau und Schachen, im Landgerichte Lindau.
Hartmann, diss. inaug. de aquis martialibus Mordingensibus.
Landshuti 1821.
A. Vogel a. a. 0. S. 66.
Noch zu erwähnen ist endlich die Mineralquelle bei Th ann-
hausen, der zu Krumbach ähnlich. Es findet sich hier auch eine,
682
der Krumbacher ähnliche, Steinart, nur dafs diese viel weifser als
die Krumbacher, und viel Talkerde zu enthalten scheint.
E. Wetz ler, über Gesundbrunnen und Heilb. Th. II. S. 245.
Im Isarkreise, Reg. Bez. Oberbaieru, sind noch zu erwähne»:
Das Heilbad zu Ha ekel thal, Landgerichts Haag, eine halbe
Stunde nordwärts von Haag, Eigenthuni des Wirths Martin Maier-
hofer, erhält sein AVasscr aus einer in aufgeschwemmtem Laude
aus Thon- und Mergelschichten entspringenden M.quelle. Das M. was-
ser bestand nach einer von Dr. Lippl wiederholt angestellten Ana-
lyse in zehn Pfund med. Gewicht aus 4 — 6 Kub. Zoll kohlensauren
Gases, 4—5 Gran kohlensauren Natrons, 6 Gran kohlensaurer Talk-
erde, 4 Gran kohlensaurer Kalkerde, einer Spur von Cblornatrium,
einem besonderen Extractivstoffe, welcher auf die Silber- und Gall-
äpfelauflösung reagirt und mit Nation verbunden sein kann, nebst ei-
ner Spur von aufgelösten Eiseuoxydul und Kieselerde.
Das Ther esienb ad zu Greifenberg, Landgerichts Lands-
berg, Eigenthum des Landarztes J. Hassinger. Die gefafste Mine-
ralquelle liefert in 24 Stunden 120 Eimer Wasser und wurde 1836
von Buchner analysirt, ohne dafs die Resultate davon jedoch be-
kannt wurden.
Die neuerbaute Badeanstalt hat in den zwei Jahren ihrer Existenz
sich der Frequenz von 457 Personen zu erfreuen gehabt.
Das Miueralwassrr wird als Getränk und Bad benutzt und be-
weist sich sehr wirksam in chronischer Gicht und Rheumatismen,
Lähmungen, — Bleichsucht, Hämorrhoidal- und Me:istruationsbeschwer-
den, Fluor albus, — scrophuiöseu und hysterischen Beschwerden, —
chronischen Hautkrankheiten und veralteten Geschwüren. — Auffal-
lend ist die Wirkung desselben bei durch Krankheiten, Säfteverlust
oder körperliche und geistige Anstrengungen sehr geschwächten Con-
stitutionen.
Das Bad zu Wartenberg, Landgerichts Erding, eine Vier-
telstunde von Wartenberg, Eigenthum des Bierbrauers Paul Aum-
berger daselbst. Der durchschnittliche Zuflui's der M. quelle beläuft
sich in 24 Stunden auf 7u80 bair. Maafs oder 128 Kimer Wasser, das
nach der von Fuchs im J. 1823 angestellten Analyse etwas freie
Kohlensäure, Kalk- und Talkerde, Kieselerde, ExtractivstotT und etwas
Bchwefelsnure Kalkerde enthält.
Die Badeanstalt wurde im J. 1836 von 1Ö5, — im J. 1S37 von
197, — im J, 1838 von 173 Kurgästen besucht. Das M.wasser wird
BUlier in Form von Wasserbädern auch als Getränk benutzt und
ii.wiih sich vorzüglich wirksam bei chronischen Hautausschlägen,
chronischen Rheumatismen, selbst Lähmungen.
683
Das Bad Brunnthal, im Landgerichte Au, wurde 1831 von
der K. Akademie untersucht und enthält in einem Pfunde Wasser :
kohlensaures Gas 2,5 Kub. Zoll, — an festen Bestandteilen : koh-
lensaures und schwefelsaures Natron, Chlbrnatrium , Humusextract,
schwefelsaure und kohlensaure Kalkerde, kohlensaure Talkerde, koh-
lensaures Eisenoxydul, — zusammen 1,25 Gr. Das Wasser wird je-
doch fast nur zu diätetischen Zwecken benutzt.
v. Gräfe u. Kaiisch a. a. 0. S. 141. 142. 147. 150.
Nur namentlich anzuführen sind im Isarkreise:
Die M. quelle bei der Ayachmühle in der Gemeinde Löbing
und die M. quelle bei II e 1 1 e n in der Gemeinde Hohenpeifsenberg, —
zwei Schwefelwasser im Landgerichte Schougau, — die Soole zu
Berchtesgaden, — drei M.quellen im Landgerichte Neumarkt an
der Rott, nämlich: der rothe Brunnen im Hofe des ehemaligen
Benedictinerklosters, nun Freiherrlich v. Sp eck- Ste rn b ur gschen
Oeconomieguts St. Veit, der steinerne Brunnen im Walde seit-
wärts von Tegerubach, und eine Waldquelle beim Weber am Wei-
her, in der Nähe von Thalprachting, wo die Benedictiuer von St. Veit
ehemals eine Badeanstalt hatten, — das Herzogbad bei Burg-
hauseu, eine Badeanstalt, — die Quiriuusoel quelle am Te-
gernsee, eine Naphtbaquelle gegen 2600—2700 Fufs über dem Meere,
w7ovon sich bei Buchner (Pharmacie Bd. IX. Heft 3) eine Analyse
findet.
v. Gräfe u. Kali seh a. a. O. S. 125. 126. 145. 149. 150. 151.
Noch sind zu erwähnen in Rheinbaiern:
Die Schwefelquellen bei Buch eiber g, Kautons Kandel, uud bei
Edenkoben, gleichnamigen Kantons, so wie der schwache Eisen-
säuerling bei Dürkheim, welcher in Verbindung mit der dortigen
Soole zu Bädern benutzt wird.
v. Gräfe u. Kaiisch a. a. O. S. 157.
An diese M.quellen schliefst sich endlich in dem nordwestlichen
Theile Baierns, dicht an der Badischen Gräuze:
Das M.w asser in der S ladt Amor bach, wurde früher in
Form von Wasserbädern mehr benutzt, jetzt nur wenig.
Das M.wasser ist kalt und enthält nach einer neuen Analyse von
G. Osann in 1000 Grammen:
Kohlensaures Natron . . 0,3598
Chlornatrium .... 0,2099
Chlorkalium .... 0,1088
Schwefelsaure Talkerde . . 0,0271
6S4
Salpetersaures Kali .
0;0124
Pflanzensaures Kali .
0,1022
Schwefelsaures Natron
0,032-2
Humussaures Eisenoxydul
0,0507
Humussäure ....
0,1177
Azotisirte organische Materie .
0,0127
Fettartige organische Substanz
0,0431
Chlormagnium ....
0,0069
Kieselerde
0,0751
Thonerde
0,0011
Verlust, welcher auf Rechnung des
Krystallwassers der Salze u. Spu-
ren vouChloreisenu. kohlens.Man-
ganoxydul zu setzen ist
0,2978
1,4575
Ein Pfund M.wasser wird hiernach 7,2 Gran krystallisirtes koh-
lensaures Natron enthalten.
An flüchtigen Bestandtheilen enthält das M.wasser kohlensaures
Gas und Stickgas, beide in nicht beträchtlicher Menge.
IV.
Die Heilquellen des Königreichs Würtemberg.
D<
'as Königreich "Würtemberg umfafst das Flufsgebiet
der Donau von ihrem Ursprung- bis Ulm und das Land
des Neckar von seinem Ursprung bis Neckarsulm, — -
westlich von dem Schwarzwald, südlich 'von dem Boden-
see, nördlich von dem Odenwald und dem Flufsgebiet
der Jaxt begränzt. — Die erhabensten Punkte bezeichnet
daher die Höhe der rauhen Alp, die tiefsten der Spiegel
des Neckar, und zwar bei seinem Austritt aus dem Kö-
nigreich. Die Höhe der rauhen Alp beträgt 1300—3000
Fufs nach Schübler, — nämlich die des Schafberges
3121 F., des Lochen 2980 F., des mit Ruinen geschmück-
ten Kegelberges von Hohenzollern 2621 F., des Rofsberges
2681 F., des hohen Neuffen 2253 F., des Braunenberges
2210 F., der Achalm 2180 F., der Tekk 1344 F.; — die
des Spiegels des Neckar 2000— 470 F., — nämlich 2148 F.
bei seinem Ursprünge, 1699 F. bei Rottweil, 1316 F. bei
Sulz, 1040 F. bei Rotenburg, 938 F. bei Tübingen, 843 F.
bei Nürtingen, 723 F. bei Efslingen, 551 F. bei Besigheim,
503 F. bei Laufen, 470 F. bei Heilbronn.
Nach der Verschiedenheit ihrer höhern oder tiefern Lage
gewähren daher die Heilquellen Wüitembergs sehr abwei-
chende Yerhältnisse. Es entspringen:
Die M.q. des Jordansbades bei Biberach . . 1702 F. üb. d. M.
— — zu Bähungen
— — — Hechingen
— — — Dietzenbach
— — — Sebastiansweiler
— — — Giengen . .
1564
1558
1540
1449
1440
688
Die M.q. des Wildbades 1333 F. üb. d. M.
— — zu Boll 1289
_ _ — Imiiau 1241
— — — Teinacb 1224
— — — Reutlingen 1198
— — — Niedernau IUI —
— — — Liebenzeil 995
__ _ _ Hall 859
— — — Cannstatt 680
— — — ■ Mergeutheim 602
— — — Friedrichshall bei Jaxtfeld . . 474
_ _ _ Offenau 458
Die rauhe Alp, die Scheidewand zwischen dem Nek-
karland und Donaugebiete, bildet einen von Süd-West nach
Nord-Ost streichenden Gebirgszug, dessen erhabenste Punkte
über seine fast gleichförmig verlaufende Höhe nur wenig
sich erheben. Sowohl in der Richtung als auch in der
Formation zeigt die rauhe Alp eine unverkennbare Analo-
gie mit dem Jura 5 sie scheint nur eine Fortsetzung des
letztern, beide karakterisirt als vorwaltende Gebirgsart Al-
penkalk. — In Bezug auf das Vorkommen vulkanischer
Gcbirgsarten scheinen bemerkenswerth die Gegenden von
Urach und Dettingen.
So rauh das Klima in der Höhe, so lieblich und mild
sind die tiefern, reich mit Früchten aller Art, namentlich
Wein, gesegneten Thäler des Neckar, — statt aller erwähne
ich nur die reizenden Umgebungen Cannstatts, welche mit
Recht der Garten Württembergs genannt werden.
Das Gebirge führt vcrhältnifsmäfsig nur wenig Metalle,
in den tiefer gelegenen Thälcrn finden sich bedeutende
Flötzc von Steinkoblcn und Steinsalz, vorzugsweise in dem
Neckar- und Jaxtkreise, namentlich bei Hall, Sulz, Nie-
dernhall, Friedrichshall, Weifsbach, Offenau, Schwennin-
gen, Gaildorf. —
G. C. L. Sigwart und Rampold verdanken wir
ncurrcliugs in zwei besondern Schriften eine Ucbersicht
der wichtigsten M.quellen Würtcmbcrgs, — lleyfelder
eine
689
eine sehr vollständige und dankenswerthe Monographie
über dieselben.
Von den Thermalbädern Würtembergs verdienen be-
sondere Erwähnung die des Wildbades und zu Lieben-
zell von 25 — 29° R., — von Eisenquellen und Säuerlingen
die M.quellen zu Iuinau, Teinach, Niedernau, Göp-
pingen,— von Kochsalzquellen die zu Cann statt, Hall
und Mergentheim, — von kalten Schwefelquellen die zu
Boll, Bähungen und Reutlingen.
Nach Verschiedenheit ihrer Lage zerfallen die Heil-
quellen Würtembergs in drei Hauptgruppen:
1. Die Heilquellen des Schwarzwaldkreises,
— sie umfassen zwei Thermalquellen und nächst diesen
mehrere kalte M.quellen, welche sich durch ihrenReichthum
an kohlensaurem Gase auszeichnen.
2. Die Heilquellen des Neckar- und Jaxtkrei-
s e s , — die vorzüglichen charakterisiren sich durch ihren
verhältnifsmäfsig reichen Gehalt an Kochsalz.
3. Die Heilquellen des Donaukreises, — kalte
Schwefelquellen bilden ihre Mehrzahl. —
Philibert Leucippus, von Natur, Eigenschaft und Wirkung
und rechtem Gebrauch der warmen und wilden Bäder, insonderheit
der vier im Schwarzwald gelegenen Marggraven Baden, Wildbad,
Zellerbad und Huberbad. 1598.
M. Jac. Fr. Jun gen, Würtembergischer Wasserschatz, oder
das mit Gesundbrunnen und heilsamen Bädern gesegnete Würtem-
berg, deren sämbtl. Stande und Würden nach höchst und hochge-
schätzten Badgästen zum heilsamen Unterricht etc. Reutlingen 1720.
— 1721.
Zelleri celebrium Würtembergiae aeidularum examen. Tubin-
gae 1727.
G. Fr. Gmelin, Kurze, aber gründliche Beschreibung aller in
Würtemberg berühmten Sauerbrunnen und Bäder, nach ihrem Ur-
sprung, Gegend, Gelegenheit, bei sich führenden Mineralien, beson-
derer Wirkung, Gebrauch, Diät etc. Stuttgart 1736.
Fr. Eberh. Braun, Gründliche Beschreibung der vorzüglichsten
Eigenschaften aller im Königreich Würtemberg berühmten Heilbäder
und Sauerbrunnen etc. Tübingen 1816.
Die Gesundbrunnen u. Heilbäder Würtembergs, von D. J. Dan-
gelmaier. 4 Theile. Gmünd 1820—1823.
Würtemberg. Jahrbücher für vaterländ. Geschichte, Geographie,
II. Theil. X X
690
Statistik und Topographie von Memminger. Jahrg. 1821. — 1823,
— 1824.
»Schub ler in: Seh wei ggers Journ. f. Chemie. Bd. VII. S. 56.
Teutschland geolog. geogn. dargestellt von Ch r. Ke ferste in.
Bd. III. S. 43. 183. 190. — Bd. VI. S. 299.
Kastner's Archiv. Bd. V. S. 1.
G. Bischofs vulkau. M.quellen. S. 233. 237. 238.
Das Gebirge des Königreichs Würtemberg in besonderer Bezie-
hung auf Halurgie von Fr. Alberti. Mit Anmerkungen und Beilagen
von Seh übler. Stuttgard 1826.
Uebcr die Mineralwasser in dem Königreiche Würtemberg und in
den angränzendeu Gegenden, nebst Bemerkungen über das Verhältnifs
ihrer Mischung und Temperatur zu den Gebirgsarten ; unter dem Prä-
sidium von G. C,L, S ig wart der öffentlichen Prüfung vorgelegt von
Mor. Fr. Leipprand. Tübingen 1831.
Beiträge zur Naturkunde Oberschwabens ; unter dem Präs. von
G. Schübler von Carl Lingg. Tübingen 1832.
G. C. L. Sigwart, Uebersicht der im Königreich Würtemberg
und in den angränzenden Gegenden befindlichen M.wasser und ihrer
Vorkommens-Verhältnisse. Stuttgart 1836.
E. Osann in: Hufeland u. 0 sann's Journ. d. prakt. Heilk.
1837. Bd. LXXXV. St. 2. S. 97.
Allgemeiner Bericht über die Bäder Würtembergs in : Med. Cor-
respondenz-Blatt des würtemberg. ärztlichen Vereins. 1837. S. 185. —
Zweiter Bericht. 1838. S. 121. — Dritter Bericht. 1839. S. 129. -
Vierter Bericht. 1840.
llampold, über die Bäder und Kurorte des Königreichs Wür-
temberg. Berlin 1838. Auch in: Jahrbücher für Deutschlands Heilquel-
len und Seebäder von v. Gräfe und Kaiisch. III. Jahrg. 1838. S.
1—85. IV. Jahrg. Abth. 2. 1839. S. 1-44.
Kaiisch, allgem. Zeitung des Brunnen- und ßadewesens. 1839.
S. 153. 1840. S. 153. 189.
A. Vetter, theoretisch -praktisches Handbuch der Hcilquelleu-
lehre. Berlin 1838. Bd. II. S. 163-200.
Heyfelder, die Heilquellen und Molkenkuranstalten des König-
reichs Würtemberg und der Hohenzollerschen Fürstenthümer. Stutt-
gart 1840.
1. Die Heilquellen des Sckwarzwaldkrciscs.
1. Das Wildbad (Tkermae ferinae) im Oberauite
Neuenbürg. Die kleine Stadt, welckc dem Gebrauehe ih-
rer warmen M.quellen Namen und Entstehung verdankt,
z&hlt an 1800 Einwohner, und liegt an der Enz, 1323 Par.
Fuft über dem Meere, von Stuttgard eilt*, von Calw vier
691
von Carlsruhe neun Stunden und fast eben so weit von
Baden entfernt. Das Thal, welches diesen alten und be-
rühmten Kurort umschliefst, hat einen wild -romantischen
Karakter; die Höhen sind mit Fichten und Tannen be-
wachsen, mit ihnen wechseln Sand- und Granitfelsen in ei-
genthümlichen Formen und Gruppirungen. Die Natur der
Umgebungen von Wildbad ist wild und ernst, das Klima
rauh. Kurgäste thun daher wohl, die wärmsten Sommer-
monate zu einem Aufenthalt im Wildbade zu benutzen und
sich mit warmer Bekleidung zu versehen.
Einer alten Sage zufolge wurden die warmen M.quellen dieses
Kurortes zuerst durch Jäger entdeckt, welche einen hieber sich flüch-
tenden Eber verfolgten. Schon im Anfange des sechzehnten Jahrhun-
derts besafs dieses Bad einen beträchtlichen Ruf und wird von den
Baineographen dieser Zeit beschrieben und gerühmt. Merkwürdig ist
der Freibrief, welchen Kaiser Karl V. diesem Bade ertheilte, ver-
möge dessen alle, „mit Ausnahme der Mörder und Strafsenräuber, all-
hier Jahr und Tag Fried und Freiung haben sollen."
Die Kurgäste wohnen in Privat- und Gasthäusern. — Badearzt
ist gegenwärtig Hr. Dr. Fricker, — während der Saison Hr. Dr.
Fallati aus Hamburg.
Die Zahl der Kurgäste betrug :
Im J.
1830
470.
— —
1831
. . 515.
! — —
1832
601.
— —
1833
677.
— —
1834
693.
— —
1835
713.
— —
1836 . .
902.
— —
1837
1003-
— —
1838
1235.
— —
1839
1424.
Die Berge, welche das Wildbad umgeben, bestehen aus eisenhal-
tigem, rothem Sandstein und Granit. Das warme M.wasser entquillt,
nach Kern er, in vier Hauptausflüssen der Spalte eines zersprunge-
nen Granitfelsens in der Richtung von Norden nach Süden und bildet
mehrere, durch Scheidewände getrennte, zu gemeinschaftlichen Bädern
benutzte Bassins. Doch befinden sich auch in den einzelnen Bädern
abgesonderte Badekabinette.
Das M.wasser zeichnet sich durch seinen geringen Ge-
halt an festen Bestandtheilen aus, ist hell, klar, von einem
faden Geschmack, sein spec. Gewicht beträgt 1,004, die
Xx2
692
Temperatur 25 — 30° R. , und ist nach den neuern Unter
suchungen sehr constant.
Folgende Bäder werden hier unterschieden :
1. Das Fürstenbad, oder der erste Baderaum, mit einer Tem-
peratur von 27—28,7° R. und mit Raum für acht Personen, wird ab-
wechselnd von Frauen und Männern benutzt.
2 Das Herrenbad, oder der zweite Baderaum, besteht aus
einer Abtheilung, worin 22, und aus einer andern, worin 15 Badende
Platz haben, ausserdem aus 9 Badegemächern für einzelne und einem
Baderaum für 4 Personen. In einer Nische, die Hölle genannt,
kommt die Hauptquelle von 30° R. zu Tage, in der Mitte dieses Bas-
sins eine zweite, weniger ergiebige. Die gewöhnliche Temperatur im
Herrenbade ist 27,7—28° R.
3. Das Frauenbad, oder der dritte Baderaum, dunkel und un-
freundlich, enthält, ausser einem Badekabinet für eine Person, eine
Abtheilung für 20 und eine zweite für 15 Personen. Die Quellen die-
ses Baderaums entspringen nahe an denen des vorigen und haben eine
Temperatur von 27,7—28° R.
4. Das neue Bad, oder der vierte Baderaum, mit zwei Abthei-
lungen für Männer und zwei Abtheilungen für Frauen, soll 40 Per-
sonen aufnehmen können. Die Temperatur desselben beträgt 25,7 —
26,5° R.
5. Der fünfte Baderaum im Katharinenstifte, welcher für
Arme benutzt wird, hat eine Temperatur von 25,5—27° R.
Bei den Baderäumen sind Vorzimmer zum An- und Auskleiden,
in welchen nicht selten eine sehr hohe Temperatur herrscht.
Ausser den angeführten Badequellen wurde im J. 1836 eine neue
Quelle von 26,5° R. Temperatur entdeckt, 1837 durch Degen che-
misch untersucht und zu einem Trinkbrunnen eingerichtet. Ihr Ge-
schmack ist der des warmen dcstillirtcn Wassers.
Ausserdem ist im J. 1839 eine neue, sehr ergiebige Quelle von
2S° R. Temperatur erbohrt worden; — an einem zweiten Bohrloche
neben dem neuen Bade wurde im Sommer 1839 gearbeitet.
Aufnahme und Verpflegung erhalten unbemittelte Kranke im Ka-
tharinenstift.
Von den in neuerer und neuester Zeit erschienenen Monogra-
phiccii erwähne ich nur der von J. Kerner, Fricker und Heim.
Chemisch analysirt wurde das Th. wasser von Stau-
denmeyer und Lampadius, neuer ding von Sigwart
und \\ eifs, das der Trinkqucllo von Degen (1837). In
sechzehn Unzen enthält das Wasser der Badequclle:
nach Stauden- nach S.igwart und
meyer: Weifs:
Schwefelsaures Natrou . 0,03125 Gr. . . 0,40 Gr.
693
Kohlensaures Natron
Chlornatrium
Schwefelsaure Kalkerde .
Schwefelsaures Kali .
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaures Eisenoxydul )
Kohlensaures Manganoxydul j
Kieselerde
Verkohlte stickstoffhaltige und
erdharzige Materie
0,45875 Gr.
0,17750 —
0,15500 —
0,17750 —
0,53 Gr.
1,82 —
0,02 —
0,34 —
0,07 —
0,02 —
0,39 —
eineunhest.Menge
1,00000 Gr. 3,59 Gr.
In 100 Theilen des in Th.wasser aufgelösten Gases waren ent-
halten: 12,50 kohlensaures Gas, 79,25 Stickgas, 8,25 Sauerstoffgas,
— in 100 Theilen des aus den Th.quellen aufsteigenden Gases: 2,00
kohlensaures Gas, 91,56 Stickgas und 6,44 Sauerstoffgas.
Das Th.wasser der Trink q'u eile enthalt
nach Degen
nach Zel 1 er
in
100,000 Theilen : in sechzehn Unzen
Kohlensaure Kalkerde
9,109 Th. .
0,69 Gr.
Kohlensaure Talkerde .
1,19S —
0,06 —
Kohlensaures Natron .
9,163 —
0,74 —
Schwefelsaure Talkerde
. . . . •
0,03 —
Schwefelsaures Natron
3,477 —
0,33 —
Chlorkalium ,
1,861 —
0,12 —
Schwefelsaure Kalkerde
. . , ,
0,01 —
Chlornatrium
24,570 —
1,79 —
Kieselerde .
6,693 —
0,51 —
Koblens. Eisen- u. Manganox3
/dul Spuren . .
Spuren
Thonerde .
Spuren
Spuren
56,071 Tb. 4,30 Gr.
Gleich andern indifferenten Heilquellen (vergl. Th. I.
S. 294. Zweit. Aufl.) sind die des Wildbades von einer mehr
dynamischen, flüchtigem, weniger von einer so materiell ein-
greifenden Einwirkung auf das Mischungsverhältnifs der
weichen und flüssigen Theile, als andere an festen und
flüchtigen Bestandteilen reichere M.wasser. — Sie wir-
ken belebend auf das Nerven- und Blutsystem, aber zu-
gleich auch beruhigend, krampfstillend, namentlich auf die
Gangliengeflechte des Unterleibes und zugleich die Se- und
Excretionen bethätigend, namentlich die der Schleimhäute,
der Leber} Nieren, des Uterinsystems und der äussern
694
Haut, — auflösend, expektorirend, die Menstruation beför-
dernd, sehr diaphoretisch und diuretisch.
In Form von Wasser h ädern angewendet tritt vorzugsweise
ihre beruhigende, aber bei plethorischeu Subjccten leicht auch ihre
erhitzende Wirkung hervor, — die Thätigkeit der äufseru Haut, so
wie die des Uterinsystems wird hierbei kräftig angeregt.
Anfänglich sind die Bäder oft von einer sehr angenehm beleben-
den Wirkung, hinterlassen ein Gefühl von Wohlsein und Behaglich-
keit, — später nicht selten Müdigkeit, Abgeschlagcnheit, Neigung zum
Schlaf, — bei langem Verweilen im Wasser Beengung, Druck auf der
Brust, vorübergehenden Kopfschmerz und Schwindel, — Zufälle, welche,
wenn sie nach den ersten Bädern wahrgenommen werden, bei Fort-
setzung der Bäder sich indefs später verlieren.
Kritische Ausscheidungen durch die äufsere Haut und die Nieren
erfolgen nach acht Tagen oder in der Mitte der Kur und sind nicht
selten mit einem Gefühl von Unbehaglichkeit, auch mit Fieberbewe-
gungen begleitet, — häufig, jedoch nicht immer erfolgt wohl auch ein
rosenartiger Badeausschlag.
Bei der Benutzung der Heilquellen als Wasserbad ist sehrbeach-
tenswerth der von J. Kern er schon mit Recht hervorgehobene Vor-
theil, dafs das Th.wasser hierbei weder einer künstlichen Erwärmuug
noch Abkühlung bedarf, und daher seine ursprüngliche natürliche Mi-
schung und Temperatur in ihrer ganzen Integrität mit dem Organismus
in Wechselwirkung tritt.
Als Getränk angewendet wirkt das Th.wasser weniger die
Darmausleerungen vermehrend, nicht selten sogar anhaltend , dagegen
sehr beruhigend und zugleich bethätigend auf die Secretion der
Schleimhäute der Luftwege, des Darmkauais, der Harnwerkzeuge und
des Uterinsystems, — diuretisch und diaphoretisch.
Hinsichtlich seines geringen Gehaltes an festen und flüchtigen
Bestaudtheilen so wie seiner eigcntliümlichen Wirkungen ist das Wild-
bad nicht selten mit den Tb, quellen von Gast ein und Pfeffers ver-
glichen worden, scheint von ersterem sich aber wesentlich durch seine
niedere Temperatur und seine weniger reizenden und erhitzenden
Wirkungen zu unterscheiden, — dagegen in Temperatur und Wirkung
mehr Aehnlichkeit mit Pfeffers zu haben.
Wenn die Th. quollen des Wildbades hauptsächlich
früher nur in Form von Bädern angewendet wurden, und
auch noch werden, benutzt man sie gegenwärtig' doch auch
sehr häufig als Getränk, und hierzu insbesondere die im
J. 1S.'36 aufgefundene Th. quelle.
Mafi trinkt sie allein oder mit Ziegen- oder Esclinncnmilch, oder
Molke, täglich zu zwei bis drei, später bis zu sechs und acht Bechern,
— vorzüglich um zu beruhigen bei grolscm Erethismus und um die
695
Absonderung der Schleimhäute zu betbätigen und zu verbessern, und
die Ausscheidungen durch die äufsere Haut und Nieren zu befördern-
— Abends wird nur ausnahmsweise getrunken.
Zu einer Kur rechuet man durchschnittlich 28 — 30 Wasserbäder.
Halbbäder, so wie Einspritzungen von Th.wasser, siud oft von
sehr ausgezeichneter Wirkung bei Krankheiten des Uterinsystems, —
bei krampfhaften Affectionen und Stockungen im Unterleibe Klystiere
von Th.wasser.
Wegen ihrer belebend-erhitzenden Wirkungen ist der
Gebrauch der Th.bäder in allen den Fällen zu widerrathen,
in welchen der ähnlicher Th.quellen in dieser Form con~
traindicirt ist, namentlich bei wahrer Plethora, apoplekti-
scher Disposition, Neigung zu activen Blutcongestionen
und Blutflüssen, Fieber, Entzündungen, Exulcerationen
wichtiger Centralorgane , Wassersucht und organischen
Fehlern des Herzens und der grofsen Gefäfse.
Dagegen haben sich die Th.quellen als Bad und Ge-
tränk sehr hilfreich vorzugsweise in folgenden Krankheiten
erwiesen :
1, In chronischen Leiden des Uterinsystems, wogegen
dieses Bad seit den ältesten Zeiten sich einen wohlbegründe-
ten Ruf erworben hat, — örtlicher Schwäche, und in Folge
dieser krankhaften Störungen der naturgemäfsen Entwicke-
lung und normalen Ausscheidung, Stockungen, Menstrua-
tio difficilis, dolorifica, parca, Unfruchtbarkeit, so wie Ver-
schleimungen und Fluor albus.
2. In Nervenkrankheiten, vorzüglich krampfhafter Art,
Hysterie in Folge von Stockungen oder krankhaften Ano-
malieen im Uterinsystem, — neuralgischen Affectionen nach
herpetischen und gichtischen Metastasen, Gesichts-
schinerz, Ischias, hartnäckigen Magenkrämpfen und Koli-
ken, habituellem Erbrechen, — aber auch Lähmungen in
Folge von lang anhaltenden krampfhaften Leiden, Nerven-
fiebern, Metastasen.
Bei eintretender Besserung im letztern Falle zeigt sich anfäng-
lich in den gelähmten Theilen mehr Beweglichkeit, ein Gefühl von
Kriebeln, mehr Empfindung, Schweifs, — zuweilen erfolgen stofsweisc
scheinbar elektrische Schläge.
696
3. In chronischen Leiden der Harnwerkzeuge, Blennor-
rhöen, Blasenhämorrhoiden,Blasenkräinpfen, Griesbeschwer-
den.
4. In hartnäckigen rheumatischen und habituellen gich-
tischen Leiden, besonders der Gelenke.
5. Bei Steifigkeit und Contracturen der Gelenke, nicht
blofs von gichtischen und rheumatischen Ursachen, sondern
in Folge äufserer Verletzungen, — veralteten Luxationen
und Beinbrüchen, Tumor albus, Koxarthrocace im ersten
Stadium.
6. Gegen chronische Leiden der Schleimhaut der Luft-
wege und Lungen erethischer Art als Getränk allein oder
mit Milch mit sehr günstigem Erfolg.
Bei Plethora abdominalis, so wie bei hartnäckigen Krankheiten
des Drüsen- und Lymphsysteins, wogegen dieses Tli.wasser auch ge-
rühmt Avird, dürften indefs an festen und flüchtigen Bestandteilen
reichere, nicht blofs dynamisch, sondern auch materiell kräftiger
eingreifende Tli.wasser den Vorzug verdienen.
Dr. J. Widmann, dicti Mechinger, tract. de balneis therma-
rum feriuarum (vulgo Wildbad). Tubingae 1513. — übers. 1513.
Audr. Baccius, de thermis. 1571. Lib. VI. Fol. 365.
Von heilsamen Bädern des teutschen Landes, von 11 ug gel in.
Basel 1559. S. 18.
Aller heylsamen Bäder Kraft und Wirkung durch G. Eschen-
reuterum. 1580. S. 11.
J. Güntheri Ander nac. comment. de balneis. p. 81.
Job. Georg. Agricola, nützlicher und ausführlicher Unter-
richt, woher die warme und wilde Bäder sonderlich die uff dem
Schwarzwalde ihren Ursprung, was sie für Nutzen, Kraft und Tu-
gend haben. 1598. — Amberg 1619. — 1680.
J. Pf au ti us (cf. Petersthal).
J. Deuzer's heilsamer und nützlicher Gebrauch des Wildbades.
1617. — Augsburg 1655. — Ulm 1666.
Job. Deucer, de thermis feriuis enzianis Ducatus YVirtembcr-
gici, vulgo Wildbad. 1637.
Job. Deucer, heilsame und nützliche Bad- Cur des Wildbades
u. 8. w. Zavclstein 1707.
II ii- roii. Walch jun., Würtcmbergisch- Wunder- und Wildbads-
beBchreibung. Stuttgart 1667.
J. A. Cardiluvius, Beschreibung der Arzneikräfte des wirtemb.
Wildbads. Nürnberg 1681.
Mezgor, diHs. thermarutn physico-chcmica. Tubingae 1685.
697
Job. Gärtner, praes. Jo. Zeller, de thermis ferinis et Zel-
lensibus. Tubingae 1729.
Gmelin a. a. 0. S. 24.
J. A. G. (Gesner) Historisch -physikalische Beschreibung des
Würtembergischen Wildbades. Stuttgardt 1745.
Brauchbare Nachrichten für diejenigen, die sich des Wildbades
bedienen wollen, von einem dankbaren Badegaste (J. J. Moser).
Stuttgardt 1758. — 1767.
Beschreibung einer Reise durch den Theil des Schwarzwaldes,
welcher unterschiedene Gesundbrunnen, Bäder und die Handelsstadt
Calw enthält. Frankfurth 1781.
Kastner's Archiv. Bd. I. S. 349. 350.
Teutschland geogn. geolog. dargestellt von Chr. Ke ferst ein.
Bd. II. S. 23.
Just. Kerner, das Wildbad im Königreich Würtemberg. Tübin-
gen 1811. — 1813. — 1832. — 1839.
Schweigger N. Journal. Bd. VI. S. 387.
Wetzler Gesundbr. und Heilb. Th. II. S. 186.
Hehl 's geognostische Beiträge im Correspoudenzbl. des landw.
Vereins. Bd. III. 1823.
D. J. Dangelmaie r a. a. 0. Th. IV. 1823. S. 124.
Chemische Untersuchung des Wildbader M.wassers. Inaug. Dis-
sert. von D. C. F. A. Weifs unter d. Präsid. von M. D. Sigwart.
Tübingen 1831.
Dr. J. Fricker, die Heilkräfte der warmen Quellen zu Wild-
bad. Ludwigsburg 1837. — 1840.
E. Osann in: H ufeland und 0 sann's Journ. der prakt. Heilk.
1837. Bd. LXXXV. St. 2, S. 102.
Medizinisches Correspondenz-Blatt. Bd. VII. S. 188. — Bd. VIII.
S. 121 u. 145. — Bd. IX. Nr. 17.
v. Gräfe und Kali seh, Jahrb. für Deutschlands Heilquellen
und Seebäder. III. Jahrg. 1838. S. 19 ff. IV. Jahrg. 1S39. Abtb. 2.
S. 3.
Kali seh, allgem. Zeitung des Brunnen- und Bade Wesens. 1839.
S. 23. 1840. S. 111.
Wildbad dans le roy. de Würtemberg et ses eaux thermales par
le prof. Heim, traduit par J. M. Gerard. Stuttgart, Paris et Lon-
don 1839.
A. H. Peez, über den Werth Wiesbadens, Cannstatts u. Wild-
bads in Bezug auf Wintercuren. Wiesbaden 1840.
Hufeland's Uebersicht. Vierte Aufl. S. 254.
Heyf eider a. a. 0. S. 10—21.
An das Wildbad schliefsen sich :
Das Zeller- oder Liebenzeller -Bad, im Amtsbezirk Neuen-
burg. — Das Städtchen Liebenzell liegt drei Stunden von dem Wild-
698
bad, nur wenige Stunden von Calw in dem aumuthigen Thale der
Nagold, von einem Kranze von Bergen umschlossen.
Des Bades zu Liebenzeil wird schon im sechzehnten Jahrhundert
rühmlich gedacht.
Man badet in zwei grofsen Badehäusern , dem ober n und dem
untern Bade, beide durch eine alte, schattige Lindenallee mit einan-
der verbunden, beide uufern des Städtchens Liebeuzell gelegen. Aus
ser Einrichtungen zu Bäderu finden sich iu den Badehäusern auch
Wohnungen für Kurgäste.
Die Zahl der Kurgäste betrug:
Im J. 1829 im obern Bade
— — 1830 —
— — 1831 —
— — 1832 —
— — 1833 —
— — 1834 —
— — 1835 —
— — 1836 —
_ _ 1837 —
_ _ 1838 —
— — 1839 —
Badearzt ist Hr. Dr. Hartmann.
Liebeuzell besitzt drei M.quellen : in dem obern Bad eine, in dem
untern zwei, — eine Haupt- und eine Nebenquelle; letztere, das
Brunneustö ekle genannt, wird hauptsächlich als Getränk benutzt.
Alle drei Th. quellen entspringen aus buntem Sandsteim, in dessen
Nähe Granit sich findet, und verhalten sich iu ihren physischen uud
chemischen Eigenschaften gleich, nur ihre Temperatur ist etwas ver-
schieden : zwischen 18,5 und 19,5° R. bei dem untern, zwischen 17,5
und 18.5° R. bei dem obern Bade. Das spec. Gewicht beider Quellen
beträgt nach Nase hold 1,001,326. Das Wasser ist hell, nicht per-
lend, farblos und von einem ganz indifferenten Geschmacke, an der
Quelle getrunken; — erkaltet schmeckt es weniger fade, und ist von
einem schwachen hepatischen Gerüche.
Sechzehn Unzen des M.wassers enthalten :
nach Sigwart: nach Nase hold:
Chlornatrium . . . 3,009 Gr
Chlornatrium mit einer Spur von
32
im untern
58
im Ganzen
90
41
—
44
—
85
43
—
53
—
96
36
—
44
—
80
52
—
56
—
108
48
—
54
—
102
39
—
70
—
109
37
—
56
--
93
26
—
40
—
66
39
—
52
—
91
64
—
115
—
179
Chlormagnium .
. . •
5,14 Gr
kohlensaures Natron .
0,"30l —
0,80 —
Schwefelsaures Natron
0,230 —
0,01 —
Kohlensaure Kalkcrdc .
0,400 —
0,82 —
Kieselerde
0,114 —
0,11 —
699
Eisenoxyd ..... ... 0,10 Gr.
Talkerde, Eisen, stickstoffhalti-
gen verkohlbaren Stoff . Spuren ....
4,714 Gr. 7,88 Gr.
100 Theile von dem aus dem Wasser sich entwickelnden Gase
enthalten;
a. im untern Bade: b. imobernBade:
Kohlensaures Gas . . 51,58 Th. . . 52,08 Th.
Stickgas .... 44,17 — . . 40,74 —
Sauerstoffgas . . . 5,25 — . . 7,08 —
Seiner chemischen Constitution und seinen Wirkungen zufolge
gehört auch dieses M.wasser zu der Klasse der indifferenten Th.quel-
len, wirkt ähnlich dem benachbarten Wildbade, nur weniger erre-
gend, milder.
Benutzt wird es vorzugsweise als Bad, aber auch gleichzeitig als
Getränk, — als Bad namentlich bei chronischen Nervenleiden erethi-
scher Art, Hysterie, nervöser Hypochondrie, Magenkrampf, weniger
bei Lähmungen, — chronischen Hautausschlägen, — Krankheiten des
Uterinsystems, krankhaften Anomalieen der Menstruation, Fluor albus,
Unfruchtbarkeit, wogegen sich dieses Bad schon seit den ältesten Zei-
ten einen grofsen Ruf erworben hat.
J. J. Huggelin a. a. O. S. 23.
Aller heilsamen Bäder, Natur, Krafft, Tugent und Wirkung durch
G. Eschenreuterum. 1580. S. 23.
J. Günther. Andernac. comment. p. 85.
Leonh. Fuchsius, historia omnium aquarum etc. Venet.
1542—1544.
Leonh. Fuchsius, opus de balneis. Venet. 1553.
Mart. Rulandus, tract. de hydriatice. Dillingen 1568.
Job. Georg Agricola, Nützlicher und ausführlicher Bericht,
woher die warme und wilde Bäder, sonderlich die uff dem Schwarz-
walde etc. ihren Ursprung haben. 159S. — Amberg 1619.
Leonh. Thurneis.ser, von kalten, warmen, mineral. u. metall.
Wassern, zehn Bücher, herausg. v. J. R. Salz mann. Strasburg 1612.
H. Walch's Beschreibung des uralten heilsamen mineralischen
Bades bei Liebenzeil. Stuttgardt 1668.
Zeller, de thermis feriuis et Zellensibus. Tubingae 1729.
J. Gärtner, Calvensis, de thermis ferinis atque Zellensibus. Tu-
bingae 1729.
J. A. G e s n e r , vom Zellerbade bei der Würtembergischen klei-
nen Amtsstadt Liebenzell. Stuttgardt 1748.
D. J. Dangelmaier a. a. O. Th. IV. S. 105.
Das Wildbad im K. Würtemberg von Just. Kerner. Dritte
Aufl. 1832. S. 132. — Vierte Aufl. 1839. S. 147.
Georg Fr. Nase hold, unter Präs. von G. S c h ü b 1 e r , che-
mische Untersuchung der Liebenzeller M.wasser. Tübingen 1833.
700
Osann in: Hufeland und Osann's Journ. der prakt. Heilk.
Bd. LXXXV. St. 2. S. 107.
Hartmann in: Med. Correspondenz-Blatt. Bd. VII. S. 235. Bd.
IX. S. 147.
Gmelin a. a. 0. S. 28.
v. Gräfe und Kaliscb, Jahrb. für Deutschlands Heilq. und
Seebäder. Jahrg. III. 1838. S. 33. Jahrg.;iV. 1839. Abth. 2. S. 13.
Kaiisch, allgem. Zeitung des Brunnen- und Badewesens. 1840.
S. 153.
Der Sauerbrunnen zu Teinach, DeinacJi oder Dar-
nach, eine halbe Stunde von dem Städtchen Zavelstein, von dem
"Wildbade vier, von der Oberamts -Stadt Calw nur zwei Stunden ent-
fernt, 1200 Fufs über dem Meere, in dem romantischen Thale der
Nagold.
Zu T. findet sich ein altes und ein neues Badehaus, in diesem
Vorrichtungen zu Douche-, Tropf-, Regen- und Schlammbädern, —
eine Molkenanstalt in dem 1800 Fufs über dem Meere gelegenen Za-
velstein.
Die Zahl der Kurgäste zu T., welche seit dem J.1790 sich sehr
vermindert hatte, hat in den letzten Jahren bedeutend zugenommen.
Im
J.
1829
betrug
die Zahl der
Kurg.
62.
—
—
1830
.
. .
126.
—
—
1831
.
. .
152.
—
—
1832
,
. .
128.
—
_
1833
.
. .
143.
—
—
1834
.
. • i
159.
—
—
1835
.
# #
167.
—
—
1836
,
. ,
205.
—
—
1837
.
. g
250.
—
—
1838
,
v .
290.
—
—
1839
.
. . ,
297.
Das M.wasscr wird auch versendet.
Früher besafs Teinach nur eine eisenhaltige, schwach alkalische
M. quelle, die Dintenquelle genannt, und drei alkalische Säuer-
linge: dieQuellc im Dächlei nskasten, die Quelle im Mit-
tclk asten und die Quelle im Wandkasten, — welche sich
sämmtlich in den untern kellerartigen Räumen des alten Brunnenhau-
ses beisammen finden. Ausser diesen altern M. quellen wurden im
Verlaufe des J. 1839 liier noch drei neue M. quellen durch Bohrver-
suche aufgefunden. Die eine derselben, jetzt Laub c rhiit teil- oder
Lauben quelle genannt, scheint dem Wasser des Dächleinsbrunncns
ganz gleich zu sein; — die zweite, die Wiesen quelle genannt,
durch die sich entwickelnde Kohlensäure in ihrem Bohrloch in be-
ständiger Aufwallung, ist von einem erfrischenden und ciscnrcichen
Geschmack, und setzt reichlich Ochcr üb; — die dritte Quelle wurde
701
•wieder geschlossen, weil sie der zweiten einen Theil ihres Wassers
zu entziehen schien.
Die altem Säuerlinge geben nach Müller in einer Minute 11,526
Schoppen Wasser; das Wasser des Däcbleinskastens, welches vor-
zugsweise reich an Kohlensäure und fast ausschliefslich zum Trinken
für die Kurgäste benutzt wird, ist klar, farblos, ziemlich stark per-
lend, von leicht säuerlichem Geschmacke und hat die Temperatur von
+ 7,51° R. Die Datenquelle liefert in der Minute 1,446 Schoppen
Wasser, das nicht perlt, gelblich opalisirend ist, einen zusammenzie-
henden, dintenartigen Geschmack hat und, wenn es längere Zeit steht,
einen gelben, flockigen Niederschlag absetzt. Seine Temperatur be-
trägt + 6,83° R.
Chemisch analysirt wurden die alten Teinacher M.quellen durch
J. G. Gmelin, Zahn, Jäger, Müller und Federhaff. In sech-
zehn Unzen enthält nach Federhaff 's Untersuchung:
1. Die Quelle des Dach- 2. Die Datenquelle
leinkastens (1826) ;
(v. J. 1830):
Kohlensaures Natron . . 2,2387 Gr
Kohlensaures Natron u. schwefel-
saures Kali mit einer Spur
schwefelsaurer Kalkerde 0,4144 Gr.
Schwefelsaures Natron . . 0,6589 — ... .
Chlornatrium mit einer Spur von
Chlortalcium . . . 0,3024 —
Chlornatrium u. Chlorcalcium mit
einer Spur von Chlortalcium . . . *.■••■• 0,3152 ~
Kohlensaure Kalkerde . . 3,4380 — . . 0,5376 —
Kohlensaure Talkerde . . 0,3979 — . . 0,0800 —
Kohlensaures Eisenoxydul . eine Spur
Kohlensaures Eisenoxydul mit ei-
ner Spur von kohlensaurem
Mangauoxydul 0,1216 —
Kieselerde .... 0,2995 — . . 0,0432 —
7,3254 Gr. 1,5120 Gr.
Kohlensaures Gas . . 20,677 Kub.Z. 0,213 Kub.Z.
Als Bad und Getränk benutzt, wird das M.wasser besonders ge-
rühmt gegen Bleichsucht, Suppression der Menstruation, Hypochon-
drie, Hämorrhoidalbeschwerden, Gelbsucht, — in Verbindung mit Mol-
ken-, Ziegen- oder Eselsmilch auch gegen anfangende Schleim-, Lun-
gen- und Luftröhrenschwindsucht.
G. Eschenreuter a. a. O. S. 49.
J.Günther. Andern ac. comment. p. 128.
Tabernämontanus a. a. O. Kap. 80. S. 483.
Kurze Beschreibung des Dainacher Sauerbrunnens, seiner für-
702
nämbsten Kräfte und Eygenschafteu , und wie derselbige zu vielen
Krankheiten mit Trinken und Baden ordentlich soll gebraucht werden,
durch J o h. Leporinum D. Stuttgart 1642. — 1650. — 1680. — 1707.
— 1716.
Mich. Beruh. Valentini, Erinnerung vom Gebrauch des
Sauerbrunnens in Dainach. Giefsen 1685.
J. G. Gmelin, diss. inaug. sist. celebrium Wurtemb. nostr. aci-
dularum Teinacensium spiritusque vitrioli volatilis et ejus phlegmatis
examen per reagentia cum phaenomenorum explicatione. Tubing. 1724.
M. Fac. J. Jungen, wurtemb. Wasserschatz etc.
Audr. Buchner's Miscellanea pbysico-medico-mathematica anui
1730. Erfurt 1734. p. 949.
G. Fr. Gmelin a. a. O. S. 6—13.
Ausführlicher Bericht von dem Deinacher Sauerbrunnen u. s. w.
von Job. Andr. u. Georg Andr. Planer. Stuttgart 1740.
Gerner, Beschreibung der Würtemberg. Bäder und zwar des
Wild-, Boller-, Zellerbades, des Canstädter Sulzwassers. 1745. — 1754.
Chr. Fr. Sattler' s historische Beschreibung des Herzogthums
Würtemberg. Stuttgart 1752. Th. I. S. 169.
Fromann, diss. de influxu fodinae Bulacensis Würtemberg. in
aeidulas proximas Deinacenses. praes. Gmelin. Tubiugae 1758.
Zuckert, systemat. Beschreibung aller Gesundbrunnen u. Bäder
Deutschlands. 1768.
Dcinach, Luft, Lage, Vergnügungen, Bequemlichkeiten und Vor-
theile für die Gesundheit, die ein Aufenthalt bei diesem Brunnen ge-
währen kann, (von Dr. iur. Zahn). Tübingen 1789.
Wetzler, über Gesundbr. u. Heilbäder. Bd. II. S. 190.
Dangelmaier a. a. O. Bd. IV. S. 95.
Chr. Fr. Schiler, chemische Untersuchung der Teiuacher Mi-
neralquellen, unter d. Präs. von C. G. Gmelin. Tübingen 1831.
C. F. Müller, Beschreibung des Gesundbrunnens zu Teinach.
Stuttgart 1834.
Osann in: Hufeland und Osann's Journal der prakt. Hcilk.
Bd. LXXXV. St. 2. S. 107.
Med. Corrcspoud. Blatt f. Würtemberg. 1835. Nr. 28. S. 218. —
1838. Nr. 20. S. 159. — 1839. Nr. 20. Bd. VIII. S. 169.
J. Kerner, das Wildbad im K. Würtemberg. Vierte Aufl. 1S39.
S. 155.
v. Gräfe und Kaiisch a. a. 0. III. Jahrg. 1838. S. 41. — IV.
Jahrg. 1839. 2. Abthcil. S. 16.
Kaiisch, allgem. Zeitung des Brunnen- und Badewesens. 1S40.
S. 153.
Hcyfcldcr a. a. 0. S. 109—122.
Weniger bekannt ist:
Die M.qutlle zu Calw, in dem Tliale der Nagold, zwischen
Liebenzell und Teinach. In dieser Stadt wurde 1835, auf dem Hofe
703
hinter dem Hause des Stadtraths Na sc hold, 135 Schritte vom Ufer
der Nagold, beim Bohren eines artesischen Brunnens eine M.quelle
aufgefunden, und bei derselben eine Badeanstalt eingerichtet, die den
Namen des Nascholdschen Bades führt.
Das Wasser ist geruchlos, hat einen schwach adstringireuden Ge-
schmack, eine leicht gelbliche, etwas opalisirende Farbe und setzt ei-
nen gelbrotheu flockigen Niederschlag ab, welcher nach Federhaff
aus quellsatzsaurem und quellsaurem Eisen besteht. Die Temperatur
des Wassers im Bohrloche variirt zwischen + 5—10° R. bei einer
Lufttemperatur von -f- 2—16° R., sein spec. Gewicht beträgt 1,002652
bei -J- 6,5° R. des Wassers und -f- 7° R. der Atmosphäre.
Nach Federhaff enthalten vierzehn Unzen Wasser:
Schwefelsaures Natron
Chlorcalcium
Chlormagnium
Chlornatrium
Salpetersaures Kali
Kohlensaures Natron .
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaure Talkerde .
Kohlensaures Eisenoxydul
Phosphorsaure Kalkerde
Kieselerde . . * .
Extractivstoff
0,393 Gr.
0,661 —
0,079 —
0,393 —
1,825 —
0,978 —
2,933 —
0,329 —
0,093 —
0,064 —
0,176 —
unbestimmte Menge
7,924 Gr.
Kohlensaures Gas . . . 2,9593 Kub. Z.
Das M.wasser wird in Form von Bädern und Getränk benutzt.
c r fand es heilsam bei Scropheln , Rhachitis , Caries, Tumor
Mül
albus, Rheumatismus
Geschwüren
Gicht, chronischen Hautleiden und veralteten
Müller in: Med. Corresp. Blatt. Bd. V. S. 106. Bd. VII. S. 251.
Bd. VIII. S. 184. Bd. IX. S. 191.
Die M. quellen zu Imnau, im Fürstenthum Hohenzollern
Siegmaringen, in einer anmuthigen Gegend zwischen Tübingen und
Rottweil, von Tübingen sechs, von Rottweil fünf, von Hechingen und
Ton Niedernau drei, von Sulz zwei, von Stuttgard zwölf Stunden ent-
fernt, 1241 Par. Fufs über dem Meere. — Obgleich schon im siebzehn-
ten Jahrhundert entdeckt, wurden sie erst im vorigen Jahrhundert ge-
fafst, und mit den nöthigen Gebäuden zu ihrer Benutzung ausgestat-
tet. In den letzten Decennien sind manche Verbesserungen und neue
Einrichtungen getroffen worden , in Folge deren Imnau auch an Fre-
quenz gewonnen hat. Ausser der seit zwei Jahren bestehenden Mol-
kenanstalt, in welcher die Molken durch einen Appenzeller bereitet
704
■werden, ist auch im Verlauf des letzten Jahres ein Gasbad eingerich-
tet -worden. — Das M.wasser wird auch versendet.
Die Zahl der wirklichen Kurgäste erreichte in Iimiau bis zum J.
1830 nicht die Zahl von 100; seitdem ist sie im Steigen.
Im J. 1830 betrug die Zahl der Kurg. 91.
— — 1831 .... 105.
— — 1832 .... 106.
— — 1833 .... 73.
— — 1834 .... 115.
— — 1835 .... 110.
— — 1836 .... 108.
— — 1837 .... 104.
— — 1838 .... 146.
— — 1839 .... 119.
Die Imuau umgehenden Berge führen Flötzkalk und Gyps. Be-
merkenswerth ist der Reichthum an kohlensaurem Gase in der gan-
zen Umgegend.
Das M.wasser ist kalt, von einem angenehmen, prickelnd-zusam-
menziehenden Geschmacke, perlt stark, und ist so reich an kohlen-
saurem Gase, dafs letzteres über dem Spiegel des Wassers eine meh-
rere Fufs hohe Schicht bildet.
S ig wart hat sich durch Versuche überzeugt, dafs nicht allein
das in den Quellen aufsteigende Gas, sondern auch das im Wasser
selbst enthaltene etwas Sauerstoffgas und Stickgas enthält. Die Ana-
lyse des nach der Absorption der Kohlensäure durch Kalkwasser
übrig bleibenden Gases im Volta'schenEudiometer hat diesen Sauer-
stoffgehaltvollkommen bestätigt, und hieraus erklärt Sigwart, warum
das Imnauer M.wasser bei längerem Verweilen seinen Eisengehalt
ganz oder zum Theil verliert.
Man unterscheidet zu Imnau sechs M.qucllen : die Fürsten-
quelle, schon früh bekannt, ein Jahrhundert lang verschüttet, 1732
wieder aufgefunden, — und fünf untere M.quellen, die man bei
einer neuen Fassung der ursprünglichen Quelle im J. 1790 auffand,
und welche seitdem abgesondert erbalten wurden.
Im J. 1838 wurden in einiger Entfernung von der Fürstenquelle
oberhalb des Dorfes zwei neue Quellen aufgefunden, die einen grofsen
Reichthum an Kohlensäure verrathen und von denen die eine schon
früher scheint benutzt worden zu sein.
Chemisch analysirt wurde das Wasser der fünf untern Quellen
von Gmelin (1715), Klaproth (1792) und Sigwart (1831 und
1838—1839), — das der Fürstenquellc von Kielme}rer (1805) und
von Sigwart (1831 und 1838 — 1839). — In sechzehn Unzen enthält:
1. Die Fürstenquellc :
nach K i c 1 m c y e r : nach Sigwart:
0,640 Gr.
0,550 —
Schwe-
Kohlcnsaures Eisenoxydul . 0,5i Gr.
705
Schwefelsaure Talkerde
Chlornatrium
Chlormagnium
Kohlensaure Kalkerde .
Kohlensaure Talkerde .
Schwefelsaure Kalkerde
Kieselerde
Organische Materie
Kohlensaures Gas
0,99 Gr. .
0,335 Gr.
0,45 —
1,044 —
0,34 —
0,326 —
6,35 —
6,855 —
.
1,089 —
0,221 —
0,27 -
0,029 —
0,34 —
1,120 —
9,28 Gr.
11,569 Gr.
1,34 Vol.
30,35 IPar.KZ.
2. Die fünf untern Quellen
He Quelle No. I.
nach Kl aproth j
nach Sigwart
Kohlensaures Eisenoxydul
schwache Spuren
0,086 Gi%
Schwefelsaure Kalkerde
. • .
0,646 —
Schwefelsaure Talkerde mil
Spuren von Gyps
1,52 Gr. .
• . .
Schwefelsaure Talkerde
. .
0,416 —
Chlornatrium . *
0,07 -)
0,05 — J
0,072 —
Chlormagnium
Kohlensaure Kalkerde ,
6,62 —
6,630 -*-
Kohlensaure Talkerde
. . •
0,155 —
Kieselerde .
0,26 —
0,260 —
Organische Materie
0,07 —
0,542 —
8,59 Gr.
8,807 Gr.
Kohlensaures Gas *
Die Q
1,04 Vol.
lelle No. II.
23,467Par.K.Z
nach Klapro th .*
nach S i g w a r 1 3
Kohlensaures Eisenoxydul .
0,29 Gr. .
c 0,640 Gr,
f 0,564 —
Schwefelsaure Talkerde
1,32 — r .
0,140 —
Schwefelsaure Kalkerde
. . .
0,487 —
Chlornatrium.
0,07 —
0,078 —
Chlormagnium
0,05 —
0,045 —
Kohlensaure Kalkerde
7,35 —
6,629 —
Kohlensaure Talkerde
. . .
0,429 —
Kieselerde .
0j26 —
0,092 —
Organische Materie
0,07 —
0,430 —
9,41 Gr.
8,074 Gr.
Kohlensaures Gas . j
Ij05 Vol.
27,119Par.K.Z
II. Theil.
?y
706
Die Quelle No. III.
nach Klaproth
Kohlensaures Eisenoxydul . 0,38 Gr.
Schwefelsaure Talkerde . 1,45 —
Schwefelsaure Kalkerde
Chlornatriimi
Chlormagnium
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaure Talkerde .
Kieselerde
Organische Materie
0,07 —
0,05 —
7,48 —
0,26 —
0,07 —
Kohlensaures Gas
9,76 Gr.
1,04 Vol.
Die Quelle No. IV.
nach Klaproth
Kohlensaures Eisenoxydul . 0,60 Gr.
Schwefelsaure Kalkerdc
Schwefelsaure Talkerde . 1,59 —
Chlornatrium . . . 0,07 —
Chlormagnium . . . 0,05 — ~
Kohlensaure Kalkerde . . 8,21 —
Kohlensaure Talkerde . . .
Kieselerde .... 0,26 —
Organische Materie . . 0,07 —
Kohlensaures Gas
Kohlensaures Eisenoxydul
Schwefelsaure Talkcrdc
Schwefelsaure Kalkerdc
Chlornatrium
Chlormagnium
Kohlensaure Kalkerdc
Kohlensaure Talkerde
Kieselerde
Organische Materie
Kohlensaures Gas
10,85 Gr.
. 1,21 Vol.
Die Quelle No. V.
nach Klaproth:
Spuren
1,52 Gr.
0,06 —
0,05 —
7,90 —
0,26 —
0,07 -
9,86 Gr.
1,15 Vol.
nach Sigwart :
0,086 Gr.
0,577 —
0,499 —
0,099 —
0,079 —
7,273 —
0,572 —
0,268 —
0,576 —
9,929 Gr.
23,811Par.K.Z.
nach Sigwart:
c 0,639 Gr.
J0,318 —
0,559 —
0,415 —
0,095 —
0,059 —
6,313 --
0,457 —
0,064 —
0,445 —
8,725 Gr.
25,858 Par.K.Z.
Benatzt werden die M. quellen als Getränk an
Versendet, — üusscrlich in Form von Wasser-
nach Sigwart:
0,381 Gr.
0,157 —
0,124 —
0,138 —
4,165 —
0,336 —
0,205 —
0,622 —
6,128 Gr.
27,5311'ar.K.Z.
der Quelle und auc
Douchc-, Gas- und
707
Dampfbädern, in dem mit Wohnungen für Kurgäste versehenen Ba-
dehause.
Für den innern Gebrauch ist von Wichtigkeit der ungleiche Ei-
sengehalt in den verschiedenen M. quellen , indem mau für die eine
oder die andere sich entscheiden kann, je nachdem die Individualität
des Kranken und der Grad der Krankheit die Anwendung eines kräf-
tigeren oder schwächern Stahlwassers fordert.
Zur Trinkkur wird in neuern Zeiten vorzugsweise die Fürsten-
quelle benutzt, wozu sie ihr bedeutender Reichthum an Kohlensäure
neben der sehr geringen Menge von Gyps besonders geeignet macht;
auch wird das Wasser derselben sehr gut vertragen. Heyfelder
läfst daher auch in dem Fall die Trinkkur mit der Fürstenquelle be-
ginnen, wenn er beabsichtigt, später das Wasser der zweiten untern
Quelle trinken zu lassen, welche einen so starken Eisengehalt hat,
dafs Sigwart für sie die Benennung „Stahlquelle" in Vorschlag ge-
bracht hat. Das Wasser dieser letzten wird besonders gut vertragen,
wenn die Kranken es mit dem der Fürsteuquelle gemischt trinken.
Innerlich und äufserlich gebraucht, wirken die M.quellen zu Im-
nau Delebend, stärkend, — die Verdauung verbessernd, sehr diure-
tisch, speeifik, belebend auf das Uterinsystem, — und werden daher
besonders gerühmt bei Leiden des Nervensystems, Krankheiten des
Darmkanals, der Harnwerkzeuge und des Uterinsystems von Schwäche.
S. Caspars Beschreibung des Sauerbrunnens zu Imuau. Ulm
1733.
F. X.Metzler in: Baidinger N. Magazin f. Aerzte. Bd. XIII.
St. 5. — Beilage Nr. 3. — In Hufeland's Journal der prakt. Heilk.
Bd. V. St. 3. S. 171.
Hufeland's Journal der prakt. Heilk. Bd. III. St. 1. S. 160.
M. H. Klaproth in: v. Crell's ehem. Ann. 1792. Bd. 1. S. 333.
F. X. Metzler's vorläufige Nachricht über den Kurort zu Im-
nau. Siegmaringen 1795.
Friedrich in: Salz. med. chir. Zeitung. 1795. Bd. IV. S. 419.
M. H. Klaproth's Beiträge zur ehem. Kenntnifs der Mineral-
körper. Posen und Berlin. 1797. Bd. II.
Metzler's neueste Nachrichten von Imnau, mit der physisch-
chem. Untersuchung der Fürstenquelle. Freyburg und Constanz 1811.
D. J. Dangelmaier a. a. 0. Bd. IV. S. 76.
Heyfelder, Imnau und seine Heilquellen. Stuttgart 1S34.
Heyfelder in: Med. Correspondenz -Blatt. Jahrg. 1834. S. 45.
Jahrg. 1839. S. 187.
Rampold a a. 0. S. 72.
v. Gräfe und Kaiisch a. a. 0. Jahrg. III. 1838. S. 72.
Heyfelder a. a. 0. S. 56-81.
Kaiisch, allgem. Zeitung des Brunnen- und Badewesens. 1840.
S. 155.
Die Schwefelquelle zu Glatt, im Fürstenthum Hohenzol-
lern-Siegmariugen, vier Stunden von Imnau, gut gefafst. Das Wasser
Yy2
TOS
derselben wird durch hölzerne Rübren nach dem fünf Minuten davon
entfernten Wirtbshause geleitet, in welchem sich Vorrichtungen zu
Wannenbädern finden.
Die Schwefelquelle zu Stetten, eine kleine Stunde von
Haigerloch, zwei und eine halbe Stunde von Imnau, wurde 1837 ent-
deckt und ist noch nicht gefafst.
Heyfelder a. a. 0. S. 160.
Ferner ist noch zu erwähnen :
Die Molkenkuranstalt zu Beuron, im Fürstenthum Ho-
henzollern-Siegmaringen, an der Donau, zwischen Tuttlingen und Sieg-
maringen, von beiden Orten nur vier Stunden entfernt, 15S0 Fufs über
dem Meere, in einer gegen den Einfluis der kalten Winde geschütz-
ten, an Naturschönheiten reichen Gegend. Die Anstalt besteht seit
1837, und hatte im ersten Jahre 66, im zweiten 100, im dritten (1839)
gegen 90 Kurgäste. — Die Bereitung der Molken geschieht mittelst
Kälbermagen und wird durch einen Appenzeller besorgt. Nur Ziegen-
molken werden gereicht, welche in Bezug auf Qualität denen der
Schweiz gleich kommen.
Hey fei der a. a. 0. S. 196.
An diese schliefsen sich :
Das Mb ad zu Nieder n au. Das Dorf Niedernau liegt in dem
engen, von waldigen Höhen umschlosseneu Thale der Katzenbach'
zwei und eine halbe Stunde von Tübingen und eine halbe Stunde
slid- westlich von der Oberamtsstadt Kotenburg, 1111 Pär. Fufs über
dem Meere. — Die hier befindliche gut eingerichtete, ältere Kuran-
stalt, Eigenthum des Hrn. Dr. Kai dt, besitzt Einrichtungen zu Was-
ser-, Dampf-, Douche-, Tropf- und Regenbädern , eine Molkeuanstalt
und ist auch mit Y orrichtuugen zu Flufsbädern im Neckar versehen. —
Eine zweite Kuranstalt, die Traube, dreihundert Schritte von der er-
sten und eine Viertelstunde von der ihr zugehörigen Karlsquclle ent-
fernt, ist weniger umfangreich.
Die M. quellen cutspringen zunächst aus Muschelkalk und Dolomit.
Unfern des Bades linden sich Lager von Gyps, Stinksteiu, — zwei
Stunden von Niedernau Steiukohlenflötze. Die ganze Umgegend zeich-
net sich durch einen Reichthum au M.quelleu und kohlensaurem
Gase aus.
Ausser den altern M. quellen, die zum Theil schon den Römern
bekannt gewesen zu sein scheinen, wie aus vielen in dieser Gegend
noch vorhandenen römischen Wasserleitungen und andern antiken
I eberreaten hervorgeht, sind noch zu erwähnen: 1. Die im J. 1836
entdeckte Köm erquelle, welche ihren Namen von einem bcilcu-
tonden Funde römischer Münzen, Ringe u. dgl., den man beim Auf-
graben dieser Quelle in einer Tiefe von 22—24 Fufs machte, erhielt.
Die Quelle ist seitdem gefafst, überbaut und mit einigen Anlagen um-
geben. — 2. Die Karlsquelle, von 6,8° R. Temperatur, eben-
falls erst im J. 1833 in der Nähe des Neckar entdeckt, gefafst und
mit einem Bade- und Kurhause versehen.
Erwähnt Averdeu die M.queilen zu Niedernau schon von Eschen-
reut er, in neuerer Zeit von Raidt, und ganz kürzlich von B.Rit-
te r beschrieben.
Ihr Wasser ist klar, stark perlend, von einem durchdringenden,
unangenehmen Geruch und ähnlichem Geschmack, — beides, veran-
lafst durch die Beimischung von Erdharz und zuweilen auch von
Schwefehvasserstoffgas, soll beim Versenden verschwinden, ohne dafs
dadurch das M.wasser seinen grofsen Reichthum au kohlensaurem
Gase verliert. Der auf dem Grund des Wasserbeckens gebildete
M. schlämm von sehr widerlichem Geruch, besteht nach Klotz aus
kohlensauren Erden und Eisen und einem eigenthümlichen empyreu-
matischen Steinöl. Die Temperatur des M.wassers beträgt nach
Georgi 12° R., — das spec. Gewicht der älteren M.queilen Nr. 1.
1,0025, — Nr. 2. 1,0015.
Chemisch untersucht wurden die älteren M.queilen zu verschie-
denen Zeiten von G eil fufs , Hafen rc ff e r (1625), Klotz (1802),
Georgi (1814), Gmelin (1827), — von den neu entdeckten die
Karlsquelle von Sigwart (1835) und die Römerquelle von B. Rit-
ter (1838). Wenn nach den von Klotz, Georgi und Gmejin
zu verschiedeneu Zeiten angestellten Analysen das Mineralwasser der
alten Quellen sich allmälig geändert zu haben schien, und zwar hin-
sichtlich seines Gehalts au Kohlensäure zu seinem Vortheil, während
der Gehalt an Eisen und Petroleum abnahm, so ist dagegen neuer-
dings durch B. Ritter dargethan, dafs jeue Analysen nicht dieselben,
sondern verschiedene Quellen betreffen. Doch ist durch diesen Um-
stand jene bedeutende Differenz nur theilweise erklärt, indem die
physicalischen Eigenschaften jener Quellen keinen so grofsen Unter-
schied zeigen, als zu erwarten sein würde, wenn die Unterschiede
der Zusammensetzung so bedeutend wären, wie sie durch jene Ana-
lysen sich herausstellen. Nach Georgi enthalten in einem Pfund:
Die alti
bM,
.quelle Nr. 1.
Die
alfo
b M.quelle Nr. 2.
(die
Trinkquelle) :
Cd
ie
Badequelle) :
Kohlensaure Kalkerde .
.
3,50 Gr.
8
2,60 Gr.
Kohlensaure Talkerde .
0,80 —
.
.
0,60 —
Schwefelsaure Talkerde
0,90 -
0,50 —
Chlornatrium .
.
0,20 —
.
0,20 —
Chlortalcium .
0,30 —
Kieselerde
.
0,07 —
,
„
0,05 —
Extractivstöff (Bergöl) .
0,40 —
0,40 —
Kohlensaures Eisenoxydul
0,75 —
•
•
0,30 —
6,92 Gr. 4,65 Gr.
710
Schwefelwasserstoffgas
Kohlensaures Gas.
sehr wenig
26,5 Kub. Z.
In gleicher Quantität Wasser enthält:
Die alte Quelle
nach G m e I i n :
0,2S Gr
1,02 —
7,44 —
0,86 —
1,18 —
0,58 —
0,12 —
0,08 —
0,01 —
sehr wenig
22,5 Kub.Z.
Die Karlsquelle
nach Sigwart:
Schwefelsaures Natron
Schwefelsaures Kali
Kohlensaure Kalkerde .
Kohlensaure Talkerde .
Schwefelsaure Talkerde
Chlortalcium
Kieselerde ,
Kohlensaures Eisenoxydul .
Kohlensaures Manganoxydul
Erdharz .
• ,"
5,807 Gr.
.
1,637 —
.
0,402 —
•
0,214 —
•
Spuren
mmt
0,010 —
Kohlensaures Gas
Schwefel wasserstoffgas
11,57 Gr.
1,21 Gr.
zuweilen.
8,070 Gr.
0,6 Gr.
Die Römerquelle enthält nach B. Ritter in vierzehn Unzen
Wasser ;
Kohlensaure Kalkerde . . 3,75000 Gr.
Kohlensaure Talkerde . . 0,33571 —
Kohlensaures Eisenoxydul . 0,10432 —
Schwefelsaure Talkerde . . 0,13362 —
Schwefelsaures Kali ) nnor-,
c , « t • 0,03571 —
Schwefelsaures Natron )
Chlortalcium .... 0,26436 —
Chlornatrium .... 0,21428 —
Kieselerde .... 0,10714 —
Extractivstoff mit Spuren v. Erdöl 0,07857 —
Kohlensaures Gas
5,02372 Gr.
29,60249 Kub. Z.
Noch ist zu erwähnen, dafs zu Niedcrnau unter Zutritt einer
verkohlbaren stickstoffhaltigen Materie (von Georgi als Bergöl be-
zeichnet) über dem Wasserspiegel Schwefel in Menge abgesetzt wird,
welcher nach Sigwart Kohlenstoff oder eine vcrkohlbare Materie
enthält.
Die M.quellen von Niedcrnau gehören zu den ältesten und ergie-
bigsten Eisenquellen Würtembergs. Ausser ihrem Reich th um nn koh-
lensaurem Gase, ihrem Gehalt an Eisen und Erden ist besonders be-
merkenswerth in ihnen ihr Gehalt an Bergöl.
Innerlich und äufserlieh hat man sie namentlich empfohlen bei
Krankheiten der Ilarnwcrkzcugc, Gries- und Steinbeschwerden, Ver-
»chloimungcu, — krampfhaften Affcctioncu des Utcrinsystcins, Sto-
711
ckungen, Anomalieen der Menstruation, Bleichsucht, — Hämorrhoi-
dalbescbwerden, — Gicht und Rheumatismen.
G. E seh en reut er a. a. 0. S. 49,
Hafenr effer, Beschreibung des Sauerbrunnens zu Niedernau,
Rottweil 1625.
Joh. Chr. Geilfufs, Beschreibung des Sauerbrunnens zu Nie-
deruau bei Rottenburg am Neckar. 1664. — 1720.
Jo. Fr, Siber, praes. Rud. Jac. Camerario, disp. med, de
aeidulis Nidernowensibus. Tubing. 1710.
Roesler, Beiträge zur Naturgeschichte des Herzogthums Wür«
temberg. 1778. Erstes Heft. p. 204.
Ch. F. Klotz, praes. G. G. Ploucquet, diss. inaug. de aeidu-
lis Niedernowensibus Tubingae 1802.
G. A. Georgii, praes. F. G. Gmelin, diss. inaug. med. sis-
tens analysiu cbemicam aeidularum Niedernowensium. Tubingae 1814.
Tübinger Blätter. Bd. I. St. 1. S. 105.
Raidt, über die Sauerquellen von Niedernau und ihren Ge-
brauch. 1815.
Wetz ler, über Gesundbrunnen und Bäder. Bd. II. S. 219.
D. J. Dangelmaier a. a. 0, Bd. IV. S. 1.
Walz, unter Präs. von C. G. Gmeliu , chemische Untersuchung
des Sauerwassers bei Niedernau. Tübingen 1827.
Rampold a. a. 0. S. 46.
Med. Corresp. Blatt Bd. VIII. S. 169.
B. Ritter, Niedernau und seine M.quellen. 1838.
v. Gräfe u. Kali seh a. a. 0. Jahrg. III. 1838. S. 40. 46. Jahrg,
IV. 1839. Abth. 2. S. 17.
Heyfelder a. a. 0. S. 81.
Zwischen Imnau und Niedernau finden sich ähnliche Säuerlinge,
aus Muschelkalk mit Gypslagern entspringend, bei: Mühringen,
eine halbe Stunde von Imnau, unweit der Eyach, — bei Börstin-
geu am Neckar, oberhalb des Einflusses der Eyach, welche Sig-
wart zu den bittersalzbaltigen Säuerlingen rechnet, — bei Sulzau
auf dem linken Ufer des Neckar zwischen Börstingen und Bieringen,
— bei Bieringen am Neckar, auf der rechten Seite desselben, —
und bei Obern au, eine nach S ig wart vernaeblässigte M. quelle
auf dem rechten Neckarufer, weltme in seebzehu Unzen kohlensaures
Gas 0,92 Vol., Bittersalz 2,14 Gr., Chlormagnium 0,24 Gr., Gyps 8,78
Gr., kohlensaure Kalkerde 8,20 Gr. nebst kohlensaurer Talkerde und
Spuren von kohlensaurem Eisenoxydul und Bitumen enthält.
Heyfelder a. a. O. S. 85.
712
Die Schw efelquellen bei Reutlingen im Oberamte dieses
Namens. Eine Viertelstunde von der Stadt, unfern der Strafse «ach
Stuttgart am nördlichen Fufse des Aclialm, entspringen in einem
freundlichen Thalgrunde, 1170 Par. Fufs über dem Meere, in geringer
Entfernung von einander aus Liasschiefer die beiden nach der Stadt
Reutlingen benannten, seit 1713 bekannten, fleifsig besuchten und be-
nutzten Heilquellen.
Das liier befindliche neue Badehaus wurde im J. 1835 eröffnet
und entspricht mit seinen innern Einrichtungen den Anforderungen
der Zeit. Gegenwärtiger Besitzer der Anstalt ist Hr. Gerardt. Die
Zahl der fremden Kurgäste betrug in den letzten fünf Jahren zusam-
men 400; — im J. 1838 zählte man 79, — im J. 1839 : 65 Kurgäste;
ausser diesen gebrauchten 20 Einheimische im J. 1839 die Kur.
Die äussere der beiden senkrecht emporsteigenden Quellen,
•welche in 24 Stunden fünfzig Eimer Wasser liefert und hauptsäch-
lich für die Bäder benutzt wird, ist 1838 neu gefafst, neu gedeckt
und mit Röhren versehen, welche das Wasser direct in die Badezim-
mer des Kurhauses leiten. — Weniger schwefelreich und nur halb so
ergiebig ist die innere Quelle, welche fast ausschliefslich als Ge-
tränk benutzt wird.
Ihr Wasser ist krjrstallhell, ins Bläuliche spielend , von einem
starken hepatischen Geruch, einem faden Geschmack und trübt sich,
der Einwirkung der Luft ausgesetzt; die Temperatur beträgt 10° R.,
das spec. Gewicht 1,003.
Chemisch analysirt wurde es von Job. Frank von Ulm (1713),
später durch J. Rud. Camerer, 1735 durch Gmelin, 1765 durch
Ph. Fr. Gmelin, 1818 durch Knaufs, 1825 durch Chr. Gmelin,
1831 durch Sigwart und 1835 durch S ig wart und E. Vö bring er.
Sechzehn Unzen Wasser enthalten:
nach K
n aufs (1818):
n
ach Gmelin (1825):
Kohlensaures Natron .
0,36 Gr.
,
1,615 Gr.
Kohlensaure Kalkerde
0,44 -
1,200 —
Kohlensaure Talkerde .
1,23 —
0,160 -
Chlornntrium
0,25 —
.
0,668 —
Schwefelsaures Natron
• • •
,
0,297 —
Kieselerde
0,06 —
2,34 Gr.
•
0,071 —
4,011 Gr.
Kohlensaures Gas
,
0,110 Vol.
Schwcfehvasscrstoffgas
0,31 Kuh.
Z.
0,013 —
Stickgas
0,47 —
z.
0,050 --
0,78 Kuh.
0,173 Vol.
nach Sigwart (1831) : nach V ö h r i u g c r (1835) :
Kohlensaures Natron . . 1,40 Gr. . . 0,93 Gr.
Schwefelsaures Matrou . . 0,15 — . . 0,49 —
713
Chlornatrium . . .
0,25 Gr. .
0,40 Gr.
Kohlensaure Kalkerde .
0,39 —
0,35 —
Kohlensaure Talkerde . .
0,12 —
1,05 —
Kieselerde . . .
0,06 —
0,15 —
Kohlensaures Eisenoxydul
0,02 —
0,02 —
Organische Stoffe . . .
•
0,57 -
2,39 Gr.
3.96 Gr.
Kohlensaures Gas . .
0,129 Vol.
0,087 Vol.
Schwefelwasserstoffgas .
0,015 —
0,029 —
Stickgas .
0,067 —
0,015 —
Kohlenwasserstoffgas
Spuren
0,021 —
0,211 Vol.
0,152 Vol.
Das "Wasser der äufsern Quelle übertrifft das der innern durch
einen doppelten Gehalt an Schwefelwasserstoffgas und durch eine
zwanzigmal gröfsere Menge von Kohlensäure.
Benutzt hat mau das Schwefelwasser zu Reutlingen in allen den
chronischen Krankheiten, in welchen ähnliche indicirt sind (Vgl. ßd.
I. S. 246. Zweit. Aufl. S. 260.), namentlich das von Boll.
Franck, Judicium medicum über den zu Reutlingen entstande-
nen Heilbrunnen. 1713.
Joh. Rud. Cammerer, unangreiflicher Bericht von dem neu
erfundenen Heilbrunnen zu Reutlingen. 1713.
Dr. G m e 1 i n , die Prüffung des schwefelichten Wassers zu Reut-
lingen, durch Reagentia dargestellt. 1735.
Duvernoy, praes. A. Camerario, disp. med. de fontibus so-
teriis sulphureis Reutliugeusi et Bahlingensi. Tubingae 1736.
Ph. Fr. Gmelin, umständlicher Bericht von dem eiue Viertel-
stunde von Reutlingen gelegenen, 1713 gegrabenen Heilbruunen. Tü-
bingen 1761.
Gesammelte Nachrichten von dem vortrefflichen Gesundbrunnen
nahe bei des Heiligen Rom. Reichs-Stadt Reutlingen. 1761.
Gmelin, Prof., Untersuchung des Schwefelwassers zu Reutlin-
gen. 1765.
B. Knaufs, diss. med. ehem. sistens. analysin chemicam aquae
sulphuratae Reutlingensis. Tubingae 1818.
D. J. Dangelmaier a. a. O. Bd. IV. S. 57.
Memminge r, Beschreibung des Oberamts Reutlingen. 1824.
S. 35.
Chr. Gmelin, Analyse des Reutlinger Schwefelwassers. 1825.
Analyse des Reutlinger Schwefelwassers von Prof. Sigwart
und Leipprand. 1831.
E. Vöhringer, unter Präs. von Sigwart, ehem. Untersuchung
des Schwefelwassers bei Reutlingen. 1835.
F. A. Schmidt, das Schwefelbad zu Reutlingen. 1836.
714
Med. Corr. Blatt. Bd. VII. S. 266. Bd. VIII. S. 175. Bd. IX. S. 185.
Rampold a. a. 0. S. 66.
t. Gräfe und Kaiisch a. a. O. Jahrg. III. 1838. S. 66. Jahrg.
IV. 1S39. Abth. 2. S. 41.
Heyfelder a. a. 0. S. 141.
Kaiisch, allgem. Zeitung des Brunnen- und Badewesens. 1840.
S. 157.
Die M. quellen zu Sebastiansweiler, 1469 Par.Fufs über
dem Meere, am nordwestlichen Abhänge der schwäbischen Alb und
an der Landstrafse zwischen Tübingen und Hechingen, von ersterer
Stadt drei, von letzterer zwei Stunden entfernt. Es befinden sich hier
zwei Schwefelquellen, welche aus Liasschiefer entspringen, in den J.
1829 und 1833 aufgefunden und gefafst wurden und Eigenthum des Hrn.
Prof. Autenrieth in Tübingen sind. Das in einiger Entfernung von
den M.quellen erbaute Kurhaus enthält, ausser Wohnungen für Kur-
gäste, ein russisches Dampfbad, einen Dampfkasten sammt Vorrich-
tungen zur Anwendung von Gasarten, zu Regen- und Tropfbädern.
Von den beiden M.quellen, die zusammen für 70 — 80 Bäder täg-
lich hinreichendes Wasser liefern , wurde bis jetzt nur die obere
analysirt. Ihre Temperatur beträgt 9,6° R. bei einer Lufttempera-
tur von 11,5° R. und 11° R. bei einer Lufttemperatur von
13,6° R. Das Wasser derselben riecht stark nach Hydrothion-
säure und ist von schwefelig-bitterlichem Geschmack; das der untern
dagegen riecht weniger stark nach Hydrothiousäure und übertrifft das
erstere durch einen stärkeren Bittersalzgeschmack. Das Wasser bei-
der Quellen ist hell, trübt sich aber schnell an der Luft, wobei der
Geruch nach Schwefelwasserstoffgas auffallender hervortritt.
S ig wart fand in sechzehn Unzen Wasser der obern Quelle:
Schwefelsaures Natron
4,51 Gr.
Schwefelsaure Talkerde
1,61 —
Chlornatrium
0,59 —
Chlormagnium ■ .
0,23 -
Kohlensaure Kalkerde .
3,72 —
Kieselerde
0,18 —
Kohlensaure Talkrrde .
0,41 —
Erdharz
0,02 —
Kohlensaures Eiseuoxydul
0,06 —
11,33 Gr.
I ebenlies etwas Jod, kohlensaures Manganoxydul, schwefelsaures
Kali, schwefelsaure Kalkerde und Schwcfelcalcium. — Au flüchtigen
Bestandteilen enthalten 100 Kuh. Zoll Wasser:
Schwefclwasscrstoffgas .... 2,26— 4,33 Kub. Z.
Stickgas mit etwas kohlensaurem und Koh-
len wasserstoffgas .... 3,07 —
5,33-7/i0 Kub. Z.
715
Nach Au tenrieth bewirkt das M.wasser von Sebastiansweiler
getrunken, selbst das der untern Quelle, nur ausnahmsweise diarrbö-
artige Stühle, — letzteres wirkt entschieden diuretisch, was derselbe
dem Gehalt an Erdöl zuschreibt, welches in schwarzen Punkten auf
dem Wasserspiegel schwimme. Diese starke diuretische Wirkung
erklärt zum Tlieil auch, warum das Wasser der untern Quelle inner-
lich besser als das der obern Quelle vertragen wird.
Der äusserliche und innerliche Gebrauch der M.quellen von Se-
bastiansweiler zeigte sich bisher vorzugsweise heilsam in allen Krank-
heiten, die auf Stockungen im Pfortadersystem beruhen, — bei chro-
nischen Hautausschlägen, Scrophulosis, in chronischen Rheumatismen
und anomaler Gicht, in Nachkrankheiten von unterdrückter Krätze
oder andern psorischen Leiden, bei Lähmungen, besonders in Folge
scabiüser oder psorischer Metastasen, — Hydrargyrosis, vor allem
nach überstandeuen eingreifenden Quecksilberkuren, — Krankheiten
des Uterinsystems, starker Leukorrhoe und Leiden der Menstruation.
Niethammer, unter Präs. von Sigwart, chemische Unter-
suchung des Schwefelwassers bei Sebastiansweiler. Tübingen 1831.
H. F. Autenrieth, das Schwefelbad von Sebastiansweiler.
Tübingen 1834.
Rampold a. a. 0. S. 64.
Med. Corresp. Blatt. Bd. VII. S. 266. Bd. VIII. S. 173.
v. Gräfe und Kaiisch a. a. 0. Jahrg. III. 1838 S. 64.
Hey fei der a. a. 0. S. 146.
Die Schwefelquellen bei Hediingen, eine halbe Stunde
von der Stadt, vier und eine halbe Stunde von Tübingen, anderthalb
Stunden von Sebastiansweiler, unmittelbar an der grofsen Strafse
nach der Schweiz, in der Nähe des Butzensees, wurden 1834 entdeckt
und bald darauf gefafst. Man unterscheidet zwei, die obere oder die
Friedrichsquelle und die untere oder die Cons tan tinsqa eile;
beide entspringen aus Liasscbiefer. Die erste liegt 1558 Par. F. über
dem Meere und liefert in 24 Stunden 13 würtembergische Eimer Was-
ser; die andere liegt 1517 Par. Fufs über dem Meere und liefert in
derselben Zeit 47 würtembergische Eimer Wasser; die Temperatur bei-
der Quellen beträgt 8—9° R.
Die Badeanstalt, Eigenthum des Hrn. Dr. K o 1 1 er , ist in der Vorstadt
von Hechingen, wohin das Wasser zu Wagen geführt wird, Sie ent-
hält ausser Wohnungen für Kurgäste die nöthigen Einrichtungen zu
Wannen-, Dampf-, Gas-, Douche-, Tropf-, Spritz- und Regeubädern;
— auch werden hier künstliche Bäder bereitet. — Das zum Trinken
bestimmte Schwefelwasser wird jeden Morgen unter dem Wasserspie-
gel der Quellen in Flaschen gefüllt und in das Kurhaus gebracht. —
Die Zahl der Kurgäste betrug im J. 1836 : 107, — im J. 1837 :
139, — im J. 183S : 125, — im J. 1839 : 141.
Nach der von Chr. Gmelin unternommenen Analyse enthalten
sechzehn Unzen Wasser:
716
Cblormagiiium .... 0,5181 Gr.
Schwefelsaure Talkerde . . 1,4971 —
Schwefelsaures Natron . . 3,4821 —
Schwefelsaures Kali . . . 0,01S7 —
Schwefelsaure Kalkerde . . 0,2167 —
Kohlensaure Kalkerde . . 3,0S78 —
Kohlensaure Talkerde . . 1,2296 —
Kieselerde .... 0,1373 —
Schwefel 0,5625 —
10,6499 Gr.
Schwefelwasserstoffgas, theils frei,
theils gebunden, in 10,000 Theilen
Wasser . . .'.'.. 0,7324 Th.
Kohlensaures Gas . . . unbestimmt.
Weitere Versuche wiesen auch die Anwesenheit von Jod nach,
ohne dafs indefs weder Brom noch Lithion aufgefunden werden
konnten.
Die Wirkungen des Hechinger Schwefel wassers fand Koller im
Allgemeinen zwar denen ähnlicher Schwefelquellen analog, aber auch
nach den vorherrschenden Bestaudtheilen merklich inodiheirt; — er
will es sebr wirksam bei chronischen Leiden der fibrösen Gebilde
gefunden haben, bei psorischen, rheumatischen und gichtischeu Dys-
krasieen, — ferner in chronischen Hautausschlägen, vor allem Krätze,
herpetischen und atonischen Gescbwüren, — Hypochondrie und Hä-
morrhoidalleiden, — Verschleimungen und Blennorrhöen, Fluor albus,
gonorrhöischen Leiden, — manchen Formen von Hysterie und endlich
Scrophulosis.
Der innerliche Gebrauch des M.wassers bewährte sich bisher vor-
züglich bei Leiden der Schleimhäute der Respirationsorgane und des
Unterleibes. Es wird zu 2 bis 6 Gläsern meist gut vertragen, da das
gebundene Scbwefelwasserstoffgas sich nur allmäblig entwickelt, und
keine stürmischen Wirkungen veranlafst.
W i 1 h. M a u r e r , unter Fräs, von Chr. G m e 1 i n , über die Schwe-
felquellen von Hechingen. Tübingen 1838.
Ramnold a. a. O. S. 69.
Koller in: Med. Corresp. Blatt. Bd. VIII. S. 179.
v. Gräfe u. Kali seh a. a. O. Jahrg. III. 1S38. S. 69.
Kaiisch, allgem. Zeitung des Brunnen- und Badewesens. 1840.
S. 158.
Hey f eider a. a. O. S. 150.
Die M. quellen zu BahUngcn, auf der Strafse nach Scbaf-
bausen, zwischen Hechingen und Tuttlingen, 1564 Ful's über dem
Meere, aber von einem milden Klima. Früher, und noch in den J.
1826—1830 war B. durchschnittlich von 80— 1U0 Kurgästen besucht;
gegenwärtig wird das Mineralwasser meist nur von Einheimischen
benutzt.
717
Es befinden sich hier vier Schwefelquellen. Die erste derselben,
schon von A. Camerarius erwähnt, wurde 1724, die zweite 1834,
beim Bohren eines artesischen Brunnens, die dritte auf ähnliche Weise
aufgefunden, die vierte, seit längerer Zeit schon gekannt, ist beson-
ders reich an Schwefelwasserstoffgas. Das Wasser der letzteren hat
das spec. Gewicht von 1,005, — ist krystallhell, von einem hepati-
schen Gerüche, einem etwas salzigen Geschmacke, wird wenig durch
Einflüsse der Witterung verändert, bildet indefs geschöpft und der Ein-
wirkung der atmosphärischen Luft längere Zeit ausgesetzt einen weifs-
flockigen Niederschlag. Auf Flaschen gelegt, verliert es binnen 24
Stunden seinen Geruch nach Schwefelwasserstoffgas.
Die älteste Quelle liefert in der Minute 20 Maafs Wasser, die
zweite 3 Maafs, die dritte 2 Maafs, die vierte 4 Maafs.
Ein Pfund Wasser der ersten Quelle enthält:
nach Ofterdinger nach Märklin
(1802) :
(1824) :
Chlornatrium
0,333 Gr. .
0,500 Gr.
Kohlensaures Natron .
8,833 —
7,500 —
Kohlensaure Kalkerde
0,500 —
0,250 —
Kieselerde .
0,333 —
. .
9,999 Gr.
8,250 Gr.
Schwefelwasserstoffgas
4 Kub.Z.
1,250 Kub. Z.
Kohlensaures Gas .
•
0,250 —
1,500 Kub.Z.
Nach Arnold enthält
in sechzehn Unzen :
Die Quelle No. 2. :
Die Quelle No. 4. :
Kohlensaures Natron
. . 10,00 Gr.
8,50 Gr.
Chlornatrium .
2,50 —
2,50 —
Chlorcalcium .
0.50 —
. . 3 •
Kieselerde
.
. eine Spur
13,00 Gr.
11,00 Gr.
Schwefelwasserstoffgas
1,50 Kub. Z.
8,9 Kub. Z.
Kohlensaures Gas
1,50 —
3,00 Kub. Z.
Das M.wasser wirktgleichähnlichenSchwefelquellen auflösend, kräf-
tig erregend auf die Thätigkeit der äussern Haut, der Harnwerkzeuge
und des Darmkanals, und wurde daher schon von Cam er ari us beiHä-
morrhoidalbeschwerden, Gicht, chronischen Hautausschlägen, veralte-
ten Fufsgeschwiiren , Dysurie und Strangurie empfohlen. xArnold
rühmt es auch bei Biennorrhöen, namentlich chronischen Katarrhen.
B. Chr. Duvernoy, praes. D. A. Camerario, disp. med. in-
aug. de fontibus soteriis sulphureis Reutlingensi atque Bahlingensi.
Tubinz. 1736.
718
G. L. Of ter d in ger, diss. inaug. med. de fönte sulphureo Bah-
lingensi, praes. G. G. Ploucquet. Tubing. 1802.
Arnold in: Med. Corresp. Blatt. 1837. No. 8.
Med. Corresp. Blatt. 1837. No. 27. S. 268. — 1S39. No. 24. S. 186.
Ausser diesen finden sich im Oberamtsbezirke Bähungen noch
Schwefelquellen zu Ebnigen, Heselwangen, Frommern und
Dürrwangen, welche nach Arnold in qualitativer und quantita-
tiver Beziehung gegen die Bahlinger M.quellen zurückstehen.
Arnold in : Med. Corresp. Blatt. Bd. VII. S. 59.
Das Krultenbad hei Alpirsbach, eine Viertelstundevon
dem ehemaligen Kloster Alpirsbach im Oberamtsbezirke Oberndorf, in
einem romantischen, gegen Westen sich erhebenden Seitenthale der
Kinzig, 1400 Fufs über dem Meere und 400 Fufs über dem Niveau
der Kinzig, auf einem der vielen in das Kinzigthal vorspringenden
und aus Granit bestehenden Vorhügel nächst der Waldregion, welche
dem bunten Sandstein angehört.
Das etwas tiefer gelegene Badegebäude enthält ausser Einrich-
tungen zu Wannenbädern auch Zimmer zur Aufnahme von Kur-
gästen. Die Zahl der letzteren pflegt gewöhnlich zwischen 30 und 60
zu betragen, im J. 1839 betrug sie 80.
Das Wasser dieser nicht gut gefafsten M. quelle hat eine Tem-
peratur von 7—9° R., ist geruch- und geschmacklos und enthält
nach Sigwart's im J. 1829 unternommener Analyse in sechzehn
Unzen :
Kohlensaures Natron .
1,100 Gr.
Schwefelsaures Natron
0,460 —
Chlornatrium
0,114 —
Schwefelsaures Kali .
Spureu
Kohlensaure Kalkerde .
1,800 —
Kohlensaure Talkerde •%
Kieselerde >
Spuren
Kohlensaures EiscnoxydulJ
3,474 Gr.
Kohlensaures Gas
Spuren
Stickgas ....
0,02 Vol.
Das M.wasser wird nur als Bad benutzt und nach Köstlin's und
Wirth's Zeugnissen bei chronischen Hautkrankheiten, besonders bei
Krätze und ähnlichen Exanthemen, chronischen Rheumatismen, unvoll-
kommenen Lähmungen, Contracturen und Steifigkeit der Glieder,
Störungen des Monatstlusses, Leukorrhoe, krankhafter Reizbarkeit ohne
materielle Grundlagen und bei Unthätigkcit des Darmkanals mit Er-
folg angewendet.
Heyfelder a. a. O. S. 29.
719
Das Bad zu Rotte eil, am südöstlichen Ende der Stadt, —
jährlich im Durchschnitt von 200 und mehr Kurgästen besucht.
Die zum Badehause gehörige Quelle besitzt keinen besoudern mi-
neralischen Gehalt, das Wasser derselben wird gegenwärtig fast nur
zu Reinigungsbädern benutzt. Seit zehn Jahren werden hier Soolbä-
der bereitet, zu welchen die erforderliche Soole von der Saliue Wil-
helmshall bei Roteumünster verabfolgt wird. Das spec. Gewicht dieser
Soole ist 1,19553 bei 17° R. Sie enthält in 100 Theilen :
Chlornatrium .... 24,5537 Th.
Schwefelsaures Natron . . 0,4986 —
Chlorcalcium .... 0,3919 —
Chlormagnium .... 0,0320 —
25,4762 Tb.
Durchs Abdampfen werden 25,4059 Par. Kub. Zoll fester Rück-
stand gewonnen.
Heyfclder a. a. O. S. 188.
Der Jungbrunnen, eine Stunde von Rotweil, 2098 Fufs über
dem Meere, in einem romantischen Thale, schon von Taberuämon-
tanus erwähnt. Das Wasser desselben hat weder einen hervorste-
chenden Geruch, noch einen auffallenden Geschmack. Professor Chr.
Gmelin, der es im J. 1819 chemisch untersuchte, fand nur etwas
kohlen- und schwefelsaure Kalkerde und bezeichnet es als ein gutes
Trinkwasser.
Bis zum J. 1821 war der Jungbrunnen sehr stark von Kranken
besucht, die an Gicht, Rheumatismen, Lähmungen, Hautausschlägen,
Leukorrhoe und Störungen der Menstruation, so wie Brustaffectiouen
litten. In dem genannten Jahre brannte die Badeanstalt ab, und ob-
wohl mit dem Neubau nicht gezögert wurde, so hat sich die Frequenz
doch erst in den letzten Jahren wieder vermehrt, nachdem ausser
andern zweckmäfsigen Einrichtungen auch eine Molkenanstalt errich-
tet worden war. Auch können die Kurgäste Soolbäder erhalten, zu
welchen die Soole von der Saline Wilhelmshall bei Rotenmünster be-
zogen wird.
Tabernämon tanus a. a. O. Cap. 69.
Kürtzliche Beschreibung invermelten eine Stunde Wegs von des
H. R. Reichs-Statt Rottweil gelegenen Bads, Jungbrunnen genannt.
Rottweil 1712.
(Dange^maier) Kurze Beschreibung des Bades und der Heil-
quelle zu Jungbrunnen bei Rotweil. 1822.
Med. Corresp. Blatt. Bd. VII. S. 269.
Die Schw efelquelle zu OkmenJiausen, zwischen Reut-
lingen und Tübingen, aus Liasschiefer kommend, gehört zu den erdi-
gen Schweferwassern, hat einen starken Geruch und Geschmack nach
720
Hydrotkionsäure und enthält an festen Bestandteilen Bittersalz, koh-
lensaure Talk- und Kalkerde und Chlormagnium.
Leipprand a. a. 0. S. 17.
Die Schw efelrjuelle zu Sondelfingen hei Reutlingen,
noch nicht gefafst, entspringt aus Liasschiefer und zunächst aus bi-
tuminösem Mergelschiefer.
Leipprand a. a. 0. S. 19.
DasBad zu Kornw estheim, eine halbe Stunde von Lud-
■wigshurg auf der Strafse nach Stuttgart, besitzt eine schwache Schwe-
felquelle, die in einem Pfunde Wasser gegen 2 Gr. (Bittersalz, etwas
kohlensaure und schwefelsaure Kalkerde, kohlensaure Talkerde, Chlor-
natrium uud Chlorcalcium) enthalten soll, einen genügen Schwefelge-
ruch verbreitet und aus Muschelkalk entspringt.
In dem Badehause finden sich nicht blos Vorrichtungen zu Was-
serbauern, sondern auch Wohnungen für Kurgäste; das M.wasser
scheint sehr ähnlich dem von Rietenau.
D. J. Daugelmaier a. a. 0. Bd. IV. S. 103.
Der Brunnen den Wilhelms stifte s zu Tübi?ig e?i, nach
Sigwart und Leipprand ein schwaches erdig-alkalisches M.was-
ser, welches aus Keupermergel entspringt, enthält in einer Unze:
Kohlensaures Natron ... 0,16 Gr.
Schwefelsaures Natron. . . 0,15 —
Schwefelsaures Kali . . 0,15 —
Kohlensaure Kalkerde . . . 1,00 —
Kohlensaure Talkerde . . . 0,07 —
Schwefelsaure Kalkerde
Chlormagnium
Chlornatrium J> . Spuren
Kieselerde
Vcrkohlbare Materie
Kohlensaures Gas
Sauerstoff
Stickstoff
1,53 Gr.
39 Vol.
18 —
43 —
100 Vol.
Ausser dieser besitzt Tübingen noch auf dem rechten Neckar-
ufer eine aus einem sumpfigen Boden, der über Keuper und Muschel-
kalk liegt, entspringende Schwefelquelle, welche sich durch eine sehr
veränderliche Menge von Sehwcfclwasscrstoffgas uud Kohlensäure
auszeichnet, vom erstem zuweilen gegen 0,028 Vol., ausserdem 3,1
koblepianre Kalk- und Talkcrdc, 1,8 Gyps, eine geringe Menge Bit-
tersalz
721
tersalz und Spuren von Chlormagnium und harzigem Extractivstoff
enthält.
Leipprand a. a. 0. S. 18. 31.
Sigwart a. a. 0. S. 18.
Das Bl'dsibad am Fufse des Bläsiberges unfern Tübingen,
bekannt seit 1470, beschrieben von Hafen reff er, besteht aus meh-
reren Quellen, welche nach Schübler von 7,5° R. Temperatur sind
und in sechzehn Unzen enthalten :
Kohlensaure Kalkerde . . . 3,25 Gr.
Schwefelsaure Kalkerde . . 0,75 —
Schwefelsaure Talkerde, Chlorcal-
cium und Chlortaleium . . 1,00 —
5,00 Gr.
Als Bad ist es empfohlen worden gegen gichtische und rheumati-
sche Leiden und- chronische Hautausschläge.
Im Jahr 1831 brannte die Badeanstalt ab; in dem seither neu
erbauten Hause sind keine besonderen Badezimmer eingerichtet, doch
werden Wannenbäder auf besonderes Verlangen gegeben.
Sam. Hafenreffe r, diss. de Blasianis aquis salubribus. Tu-
bingae 1629.
Unda Bethesda repullulans, d. i. gründliche Beschreibung der Tu-
genden des Wassers im Steinbacher Thal, nahend bei Tübingen her-
fürquellend, das Bläsibad genannt, durch S. Hafenreff er. Tübin-
gen 1652.
Disput, med. inaug. de balneo Blasiano, quam praes. Rud. Jac.
Camerario p. ex. s. Job. Fr. Engel. 1718.
D. J. Dangelmaier a. a. O. Bd. IV. S. 52.
Heyfelder a. a. 0. S. 44.
Das Soolbad zu Sulz am Neckar, 1327 Fufs über dem Meere.
Die Soolbadeanstalt besteht seit dem J. 1836. Die Soole zu den Bä-
dern wurde früher aus dem Grubenschacht zu Tage gefördert, seit
zwei Jahren aber wird in Sulz keine Soole mehr gewonnen, gleich-
wohl aber noch Salz gesotten, indem man von den Salinen zu Schwen-
ningen und Rotenmünster Salz-, Pfannen- und Darrsteiue erhält, die
hier aufgelöst, und in einer Auflösung, welche 27 Grad stark ist, zu
Bädern benutzt werden.
Heyfelder a. a. 0. S. 187.
Die M. quellen von Schw enningen, 2159 Fufs über dem
Meere. Früher, von 1570 — 1703 war hier ein Bad auf einer Wiese,
auf welcher sich gegenwärtig noch eine Quelle findet, die aber keine
besondern mineralischen Bestandtheile zu haben scheint, fade schmeckt
und aus der Keuperformation entspringt.
II. Theil. Z z
722
Die Soole von Wilhelmshall bei Schwenningen enthält bei einem
spec. Gewicht von 1,19778 und bei einer Temperatur von 9° R. in
100 Theilen:
Chlornatrium
Schwefelsaures Natron
Chlorcalcium
Chlormagnium .
Kohlensaure Kalkerde
24,1682 Th.
0,5239 —
0,4134 —
0,0254 —
0,0224 —
25,1535 Th.
Badeeinrichtungen sind nicht vorhanden, doch wird zu Bädern
auf ein ärztliches Zeugnifs Soole verabfolgt.
Heyfelder a. a. O. S. 190.
Das Jakobsbad bei Horb am Neckar. Das M.wasser, das in
die Badewannen getragen werden mufs, enthält nach Sigwart haupt-
sächlich schwefelsaure und kohlensaure Kalkerde, kommt aus Muschel-
kalk und wird von den Bewohnern der Stadt und der nächsten Um-
gegend gegen Hautausschläge, gichtische und rheumatische Uebel
benutzt.
Der Heilig ebrunnen bei Horb oder das Gnadenbad ent-
hält Badezimmer und Wohnungen für Kurgäste. Die M.quelle entspringt
aus Muschelkalk unter dem Hochaltar der neben dem Bade stehenden
Kirche, ist hell, rein, ohue bestimmten Geschmack und setzt einen
starken Bodensatz ab.
Hey fei der a. a. 0. S. 39.
Das Rvthenbacherb ad, eine halbe Stunde von der Ober-
amts-Stadt Nagold, 1250 Par. Fufs über dem Meere. Die M.quelle ist
klar, geruchlos, von reinem Geschmack, nicht perlend und quillt aus
mit Sand und Gerolle bedecktem Muschelkalk hervor. Die Temperatur
des Wassers hält sich zwischen 8 und 9° R. bei einer Lufttem-
peratur von -f- 14 — 21° R. Beim Kochen trübt es sich, den gewöhn-
lichen Kalkniederschlag der dem Kalkgebirge entspringenden Quell-
wasser absetzend.
Zell er in Nagold fand bei der im J. 1829 vorgenommenen Ana-
lyse in sechzehn Unzen Wasser:
Kohlensaure Kalkerde .
1,460 Gr.
Schwefelsaure Talkcrdc
0,560 —
Schwefelsaure Kalkerde
0,320 —
Kohlensaure Talkerde
0,086 —
Chlortalcium
0,072 —
Verlust ....
0,100 —
2,598 Gr.
723
Das Bad wird gewöhnlich nur von den nächsten Bewohnen "e°-en
Gicht, Rheumatismus, chronische Hautkrankheiten und Geschwüre
benutzt.
David Brotbeck, Bericht von der Natur, Eigenschaft und Ge-
brauch des Gesund- und Heilbronnens zu Nagold im Rötheubach.
1726. (Manuscript auf dem Rathhause zu Nagold).
Dav. Brotbeck, Kurtze Beschreibung von dem nahe an der
fürstl. würtemberg. Amtsstadt Nagold entspringenden Gesund-Bronnen.
Tübingen 1729.
G. F. Gmelin a. a. 0. S. 44.
Dangelmaier a. a. 0. Bd. IV. S. 78.
Das Bad Röthenbach bei Nagold, vom Apotheker Zeller und
vom Oberamtsarzte Dr. Silber in: Med. Corresp. Blatt. Bd. VIII.
S. 193. u. 195.
Das Lauterbad bei Freudenstadt, auf dem linken Ufer der
Lauter, jetzt ohne eine Badeanstalt, besitzt eine Quelle sehr reinen,
klaren und kalten Wassers von 5° R., die mit dem eine halbe Stunde
davon entfernten Lumpenbrunnen, von alter Zeit her den Ruf
grofser Wirksamkeit gegen chronische Hautausschläge geniefst und
schon von Ph. Grauer (1592) erwähnt wird. Zu dem Lumpen-
brunnen wallfahrteten früher selbst Aussätzige, welche, wenn sie Ge-
nesung fanden, ihre Kleider zurückliefsen, woher der Name des Brun-
nens kommen soll.
Heyfelder a. a. 0. S. 31.
Die M. quelle zu Kleineiigsiingen bei Maibach, von Reut-
lingen drei Stunden entfernt , auf der Höhe der Alp, 2185 Fufs über
dem Meere, gegen das Ende des sechzehnten Jahrhunderts aufgefun-
den, — ein schwacher Säuerling.
Excrcitatio academ. de acidulis Engstingensibus quam praes. D.
AI. Camerarius et respondens Mich. Elwert p. ex. subm. Tu-
bingae 1719.
Memmin g er, Beschreibung des Oberamts Reutlingen. Stuttgart
und TübiEgen 1824. S. 35.
D. J. Dangelmaier a. a. 0. Bd. IV. S. 65.
2. Die Heilquellen des Neckar- und Jaxtkreises,
Die M. quellen zu Canstatt. Die Stadt Canstatt
zahlt 4250 Einwohner, liegt an dem hier schiffbaren Neckar,
in einem breiten sehr aninuthigen Thale, 680 Par. Fufs
über dem Meere erhaben, von Esslingen und Ludwig-slust
zwei, von Stuttgart! nur eine Stunde entfernt, mit letzterer
Zz2
724
Stadt durch freundliche Parkanlagen verbunden. Das Klima
ist mild, die Gegend so fruchtbar, wohl angebaut, an Wein
und Früchten so ergiebig, dafs Memmin g er sie „den
Garten von Schwaben" nennt und Wetz ler zu den schön-
sten und fruchtbarsten Teutschlands mit Recht zählt.
Dafs die Römer bei Canstatt betrachtliche Niederlassungen ge-
habt haben, beweisen viele Ueberrestc aus jenen Zeiten. Zu Anfang
des vorigen Jahrhunderts wurde in dem nicht weit von Canstatt
entfernten Weiler Zasenhausen ein römisches Bad ausgegraben, —
ausser dem Ueberreste von Castellen , römische Münzen, namentlich
aus den Zeiten des Hadrian und Antonin us pius, Aschenkrüge
und andere Gefäfse gefunden. Besonders reich an römischen Ueberresten
ist die auf der linken Seite des Neckars befindliche Altenburg er Höhe. —
Den Namen von Canstatt haben einige von der Inschrift eines alten
hier gefundenen Steines ableiten wollen: C. ANT. STAT. (Caji Anto-
nini Stativa), — dagegen spricht das Wappen der Stadt, welches
eine Kanne führt.
Die Bäder werden hier in den eigens dazu eingerich-
teten Etablissements genommen, namentlich in dem Wil-
helm sbade (dem vormaligen Zollerschen Bade), dem
Links eben Bade, oder im Gasthofe zum Ochsen in
der Vorstadt, und der Fr ösn ersehen Badeanstalt.
Unter den Einriebtungen der neuesten Zeit sind ferner der noch
nicht ganz vollendete Kursaal mit einer ßrunnenhalle und die Neckar-
strudelbäder zu erwähnen. Die Einrichtung der letztern ist so , dafs
das Wasser einige Fufs hoch herabfällt uud dadurch einen starken
Wellenschlag verursacht.
Ausserdem verdienen eine besondere Erwähnung das orthopä-
dische Institut des Dr. H eine und die Heilanstalt f ü r F 1 e c h-
tenk ranke, die durch die Benutzung der Canstatter M. quellen ei-
nen besondern Charakter gewinnen.
Die orthopädische Anstalt ist in der Nähe des Fr ösn ersehen
Bades und besteht aus einem Wohngebäude und aus einem Badhause
mit Einrichtungen zu Wannen-, Dampf- und Douchebädern. Seit dem
J. 1838 sind in der unmittelbar neben dem Institutsgarten befindlichen
obern Sulz verschiedene neue Einrichtungen getroffen', die auch von
Kurgästen vielfältig benutzt werden; sie bestehen in Vorrichtungen,
um in dem Teiche seihst in seiner natürlichen Temperatur von 10—
17° K. sowohl im Freien als auch hinter geräumigen Verschlügen
Bäder zu nehmen, deren Wirkung durch einen künstlichen Wellen*
Bcblag mittelst Schaufelräder gesteigert weiden kann; feiner in
Schlammbädern, wozu der sehr eisenreiche IM. schlämm sich besonders
eignet; endlich in kräftigen Fall-, Douche-, Hegen- und Tropfbädcrn,
725
bei welchen die natürliche Temperatur des Wassers ebenfalls wohl
in Anschlag zu bringen ist.
Die Heilanstalt für Flechtenkranke ist ein Unternehmen des Dr.
Veiel, im J. 1837 gegründet und 1839 zweckmässig erweitert. Zu
der Anstalt gehört ein Sulzbad, eine eigene M.quelle und ein Stru-
delbad oder Flufsbad mit starker Wasserströmung.
Die Zahl der Canstatt besuchenden Kurgäste betrug im J. 1838 :
1200, — im J. 1839 nahe an 1500.
Die Berge bei Canstatt bestehen aus Flötzkalk und
Sandstein der neuesten Formation, worin jsich theil-
weise Abdrücke sehilfartiger Pflanzen finden. Die M. quel-
len entspringen einem sehr eisenreichen Kalktuff, über
welchen Lager von Thon und Lehm geschichtet sind.
Das unfern der M. quellen befindliche Gypsflötz betrachtete
T ritschier als den Heerd derselben. Sehr merkwürdig
ist das in dem schon erwähnten Kalktuff häufige Vorkom-
men von beträchtlichen Höhlen (von 30 bis 40 F. Länge),
das Auffinden merkwürdiger fossiler Mammuth- und ande-
rer Thierknochen.
Die ganze Gegend bei Canstatt ist reich an M.quellen. In und
bei der Stadt zählt man einige dreifsig, von welchen indefs nur die
kleinere Zahl als Heilquellen benutzt wird.
Den chemischen Analysen zufolge gehören die 31. quel-
len zu Canstatt zu der Klasse der eisenhaltigen Kochsalz-
quellen und sind unter sich nur wenig in den quantitativen
Verhältnissen der einzelnen Bestandtheile verschieden.
Das Wasser derselben hat die Temperatur von 15 —
16° R. im strengsten Winter und Sommer, ist krystallhell,
(mit Ausnahme der obern Sulz), perlt mehr oder weniger,
und besitzt einen pikant säuerlich-salzigen Geschmack. Das
Wasser der Sulzerainquelle perlt am stärksten und schmeckt
am angenehmsten. Der Einwirkung der atmosphärischen
Luft ausgesetzt, bildet es einen rothbraunen, ocherartigen
Niederschlag.
Die Hauptquellen sind folgende:
1. Die Sulzerainquelle, eine sehr wasserreiche
Quelle, Eigenthum der Stadt, eine Viertelstunde von Can=
726
statt entfernt, bekannt seit 1773, — als Getränk
benutzt.
Sie erfahrt periodische Veränderungen in Hinsicht der Ergiebig-
keit, -welche nach Plieninger vom Steigen und Fallen des unterir-
dischen Zuflusses abhängig zu sein scheinen. Nach den Messungen
vom J. 1834 ergiefst sie an ihren hochgelegenen Ausflufsstellen in 24
Stunden über 2-2,000 Kub. Fufs, zehn "Fufs tiefer 70,000 Kub. Fufs.
Ihre Temperatur beträgt 15,5° R.
2. Die Z o 1 1 e r s c h e JM. q u e 1 1 e , in der Nabe der vo-
rigen, versah früher das Wilhelmsbad allein; in neuester
Zeit werden die Badezimmer vermöge einer besondern
Röhrenleitung auch aus der Sulzerainquelle mit Wasser
versehen.
3. Die Frösnerschen M. quellen, in dem Bade-
garten nahe bei einander; — die eine führt den Namen
des Weib lein, die andere den des Männlein.
Als in Folge der im J, 1832 erbohrten artesischen Brunnen eine
bedeutende Abnahme der Wassermenge besonders in dem Männlein
entstand, wurde im J. 1833 eine neue Quelle erbohrt, die als ein sehr
reichhaltiges, stark moussirendes und sehr eisenhaltiges M.wasser von
16° R. hervorsprudelte, mit deren Erscheinen auch das Weiblein
in quantitativer Beziehung abnahm. Von den altern Quellen wird
daher die eine gegenwärtig fast gar nicht, die andere nur noch als
Trinkquelle benutzt.
4. Die Link sehe M. quelle, in der Linkschen
oder der Badeanstalt zum Ochsen.
5. DerM.brunncn bei H eine's orthopädischem
Institut, einer der ersten artesischen M.brunncn, wurde
1831—1832 erbohrt. Das Bohrloch bat 164 Fufs Tiefe
und liefert iu der Minute 10 Kub. Fufs Wasser von 15,3°
11. Temperatur.
6. Die obere Sulz, ein kleiner See von i Morgen
im Umfang und durch den Zusaimncnflufs mehrerer in ein
gemeinschaftliches Becken sich ergiefsender M. quellen ge-
bildet, dessen Fläche fortwährend mit Blasen bedeckt ist,
die aus der Tiefe unaufhörlich aufsteigen, nach Sigwart
ans Stickgas und kohlensaurem Gas bestehen und dadurch
eine fortdauernde Bewegung veranlassen. Das Wasser hat
727
die Temperatur von 16,3° R. und setzt eine Menge
Schlamm ab.
7, Die Sulz in der Stadt, ähnlich der vorigen,
wiewohl von geringerem Umfange. —
Merkwürdig sind die Veränderungen, welche die M.quellen zur
Zeit des Erdbebens von Lissabon erfahren haben sollen. (Vgl. Bd. I.
S. 180. Zweit. Aufl. S. 200). —
Ausser den erwähnten Brunnen , welche die Kuranstalten von
Caustatt mit M.wasser versehen, giebt es noch eine Anzahl artesi-
scher Brunnen, die, seit 1832 wegen technischer Zwecke erbohrt, eben-
falls M.wasser liefern.
Dahin gehört der im J. 1832 erbohrte Brunnen an der untern
Spinnerei in der Au , der gegenwärtig in der Minute 40 Kub, Fufs
Wasser von 13° R. Temperatur und einem geringen mineralischen
Gehalt zu Tage fördert; — ferner der im folgenden Jahr in der Nähe
der Neckarbrücke und der Zais 'sehen Fabrik erbohrte Brunnen, des-
sen Wasser eine Temperatur von 14° R. und einen geringen Ge-
halt an Eisen, Kochsalz und Kohlensäure besitzt; — endlich der in
demselben Jahre neben der Keller'schen Spinnerei erbohrte
Brunuen.
Noch ist ein artesischer Brunnen zu erwähnen , der im J. 1839
innerhalb der Begränzung des Parks von Rosenstein erbohrt wurde.
In der Tiefe von 70 Fufs stiefs man hier auf eine Süfswasserquelle
und in einer weitern Tiefe von 191 Eufs auf eine M.quelle, deren
Wasser dem der Sulzerainquelle ähnlich zu sein scheint. Durch eine
künstliche Einsetzung von Steigröhren soll es möglich gemacht wer-
den, dafs beide Wasser getrennt nach oben kommen, so dafs dann
aus demselben Bohrloche süfses und M.wasser ausströmen würde.
Chemisch analysirt wurden die M.quellen von Doll-
fufsj Frösncr, Succow, Schüblcr, Sigwart,
Morstattund Degen.
Diesen Analysen zufolge enthalten in sechzehn Unzen :
1. Die Sulzerainquelle
nach Frösner:
nach Succow:
Chlornatrium
. 10,580 Gr. .
2,848 Gr.
Schwefelsaures Natron
3,660 —
« • • •
Schwefelsaure Talkerde
3,410 —
1,700 —
Schwefelsaure Kalkerde
12,000 —
3,800 —
Kohlensaure Kalkerde
11,120 —
5,410 —
Chlortalcium ,
o . • •
7,764 —
728
Kohlensaures Eisenoxydul
0,125 Gr
.
0,177 Gr.
Extractivstoff
1,160 —
•
. .
42,055 Gr
21,699 Gr.
Kohlensaures Gas
9,95 Kuh. Z.
12,26 Kub.Z.
nach Morstatt
v. J. 1822:
v. J. 1834:
Chlornatrium
. 19,500 G
r.
. 19,75 Gr.
Chlormagnium
.
0,58 —
Chlorcalcium ,
0,142 -
• • .
Schwefelsaures Kali .
• .
0,50 —
Schwefelsaures Natron
7,750 -
6,50 —
Schwefelsaure Talkerde
2,125 -
3,50 —
Schwefelsaure Kalkerde
. 11,200 -
8,25 —
Kohlensaure Talkerde .
0,142 -
0,05 —
Kohlensaures Eisenox3rdul
0,142 —
0,16 —
Kohlensaure Kalkerde .
7,142 -
7,09 —
48,143 G
r.
46,38 Gr.
Kohlensaures Gas
23,33 Ku
b.Z.
23,12 Kub.Z.
nach S c h ii b 1 e r :
nach S i g w a r t ;
Chlornatrium ,
. 17,75 Gr
. 17,582 Gr.
Chlormagnium
0,50 —
0,541 —
Schwefelsaures Kali
0,45 —
0,374 —
Schwefelsaures Natron
3,41 —
2,123 —
Schwefelsaure Talkerde
3,08 —
1,209 -
Schwefelsaure Kalkerde
6,81 —
10,125 —
Kohlensaure Kalkerde
8,33 —
5,948 —
Kohlensaure Talkerde .
0,50 —
0,987 —
Kohlensaures Eiseuoxydul
0,17 —
O,0S0 —
41,00 Gr.
3S,969 Gr.
Kohlensaures Gas
22,4 Kuh.
z.
21,45 Kub.Z.
Degen fand in 100,000 Thcilen Wasser:
Kohlensaure Kalk
ürdc
108,8
2 Th.
Kohlensaure Talk
erde .
2,3
9 —
Kohlensaures Eisenoxydul .
1,6
7 —
Schwefelsaure Ka
kerde
77,9
6 —
Schwefelsaure Ta
Ikerde
48,3
) —
Schwefelsaures Natron
46,1
2 —
Chlornatrium
. •
227,0
S —
Chlorkalium
, .
13,6
B —
Kieselerde . .
, ,
1,5
l) —
Fluor .
Spui
en
527,5'
i Th.
729
Die kürzlich in der Nähe des Sulzerain wieder ausgegrabene und
gefafste Wiesenquelle enthält nach der von Mo r statt im Som-
mer 1837 unternommenen Analyse in sechzehn Unzen :
Chlornatrium ....
SchwefelsauresNatron in krystallini-
schem Zustand .
Schwefelsaure Talkerde
Schwefelsaure Kalkerde
Kohlensaure Kalkerde .
Kohlensaure Talkerde .
Kohlensaures Eisenoxydul
Chlortalcium
Kohlensaures Gas
16,00 Gr.
5,50 —
1,75 —
6,50 —
7,00 —
0,25 —
0,12 —
Spuren
37,12 Gr.
16,474 Kub. Z.
2. Die Frösnerschen M.quellen
nach Mors tat t
a. Das Männlein:
b. Das Weiblein
Chlorcalcium .
0,1250 Gr. .
0,2500 Gr.
Chlortalcium . ,
0,0625 —
0,1875 —
Chlornatrium .
16,0000 —
17,7500 —
Schwefelsaures Natron .
4,8750 -
4,7500 —
Schwefelsaure Kalkerde
8,7500 —
7,7500 —
Kohlensaure Kalkerde .
7,0000 —
7,3750 —
Kohlensaure Talkerde .
.
0,3125 —
Schwefelsaure Talkerde
2,3330 —
2,2500 —
Kohlensaures Eisenoxydul
0,2000 —
0,2500 —
39,3455 Gr.
40,S750 Gr.
Kohlensaures Gas
19,44 Kub. Z.
19,50 Kub. Z.
3. Die Linksche M.quelle
nach einer frühern nach Morstatt
Chlornatrium . . ,
Schwefelsaures Natron .
Schwefelsaure Talkerde
Schwefelsaure Kalkeide
Kohlensaure Kalkerde .
Kohlensaure Talkerde .
Kohlensaures Eisenoxydul
Kohlensaures Gas
Analyse:
im J. 1830:
6,12 Gr. .
7,00 Gr.
3,75 —
2,33 —
4,25 —
0,78 —
4,55 —
3,00 —
4,95 —
4,00 —
.' 0,37 —
{Spuren
23,99 Gr.
17,11 Gr.
10,15 Kub. Z.
13,00 Kub. Z
730
4. Die Zollersche M.quelle 5. Die obere Sulz
nach Mor statt (1835):
Chlorcalcium .... 0,25 Gr. .....
Chlortalcium .
Chlornatrium
Schwefelsaures Natron
Schwefelsaure Talkerde
Schwefelsaure Kalkerde
Schwefelsaures Kali
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaure Talkerde .
Kohlensaures Eisenoxydul
Kohlensaures Gas
Der Schlamm der ohern Sulz enthält nach Sigwart's Analyse
von 1835 :
0,12 —
15,00 —
3,75 —
0,272 Gr.
. 19,711 —
2,679 —
2,3S —
8,38 — .
2,617 —
8,775 —
. .
0,386 —
S,6S —
9,100 —
0,11 —
0,475 —
0,231 —
38,67 Gr.
44,246 Gr.
19,28 Kuh. Z.
15,55 Kub. Z.
Kohlensaure Kalkerdc
26,58 Gr.
Schwefelsaure Kalkerde .
32,95 —
Kohlensaure Talkerde
1,41
Kieselerde ....
0,31 —
Kohlensaures Eisenoxyd
33,35 —
Organische Stoffe . .
25,40 —
120,00 Gr.
Zu der Klasse der eisenhaltigen Kochsalzquellen ge-^
hörig, ähnlich den M.quellen zu Kissingen, nur nicht so
reich an festen und flüchtigen Bestandtheilen als letztere,
wirken die M.quellen zu C anstatt getrunken auflösend, er-
öffnend, gelinde stärkend, die Resorption hethätigend, sehr
diuretisch, — als Wasserbad angewendet auflösend, stär-
kend, ohne das Gefäfssystcm sehr zu erregen und zu erhitzen.
Wenn hei vorwaltender Schwäche torpider Art der Ragozi-
brunnen wegen seiner kräftig durchdringenden Wirkung
zu empfehlen, so scheint hei reizbaren erethischen. Subjec-
ten das M.wasscr zu Canstatt dagegen passender.
Das früher nur wenig verschickte M.wasser zu Can-
statt ist neuerdings häufiger versendet worden,, — nach
T r i 1 s <; h 1 e r soll die Zahl der versendeten Krüge der Sulze-
rainquellc in den letzten Jahren an 200000 behagen haben.
Die Krankheiten, gegen welche man die M.quellen zu
731
Canstatt als Getränk und Bad empfohlen hat, sind fol-
gende : Verschleimungen im Darmkanal, Hamorrhoidalbe-
schwerden mit Trägheit des Darmkanals verbunden , Hy-
pochondrie, — Schwindel, Kopfweh durch Stockungen im
Unterleibe veranlafst, — chronische Leiden des Uterinsy-
stems, durch örtliche Schwäche und Stockungen bedingt,
— schwache, unregelmäfsige oder schmerzhafte Menstrua-
tion, Fluor albus, Unfruchtbarkeit, — Gicht und Rheuma-
tismen, insofern sie gleichzeitig mit bedeutenden Ver-
dauungsbesclrwerden complicirt sind, — chronische Nerven-
krankheiten, durch krankhafte Störungen des Uterinsystems
veranlafst, oder von gichtischen und rheumatischen Ursa-
chen entstanden , — krampfhafte Beschwerden , Hysterie,
nervöse Hypochondrie, — Krankheiten der Urinwerkzeuge,
Blasenhämorrhoiden , Griesbeschwerden , — chronische
Brustleiden, hartnäckige Brustkatarrhe, Schleimasthma,
Neigung zur Schleimschwindsucht, — Krankheiten des
Drüsen- und Lymphsystems, Geschwülste, Verhärtungen
und Scropheln.
Sehr gerühmt werden die Neckarstrudelbäder als belebend -stär-
kendes Mittel bei allgemeiner und örtlicher Schwäche, und zur gründ-
lichen Heilung rheumatischer Beschwerden.
Die oben erwähnten Sulzbäder haben sich nach Heine nament-
lich sehr hilfreich erwiesen bei chronischen Rheumatismen mit und
ohne Hämorrhoidalleiden, — atonischer Schwäche der Verdauungs-
werkzeuge, — hypochondrischen und hysterischen Beschwerden, —
Krankheiten des Uterins3stems von Schwäche, Chlorose, Leukorrhoe?
Unfruchtbarkeit, — chronischen Nervenleiden, allgemeiner Nervenschwä-
che, Zittern, Lähmungen, — Schwäche der Muskeln und Gelenkbän-
der, R'ückgrathskrüinmungen, — Scrophulosis und Rhachitis.
Endlich ist Canstatt in neuern Zeiten, namentlich von Peez,
als ein wegen seines milden Klimas zu Winterkuren und zum Auf-
enthalt für Kranke im AVinter besonders geeigneter Kurort bezeich-
net worden.
Kurze Beschreibung des Salzwassers zu Canstatt am Neckar, —
in d. kleinen Würtembergsch. Chronica. Stuttgardt 1660. S. 639—643.
Föns aquae vitae Canstadiensis, Oder kurze und gründliche Be-
schreibung der fürtrefflichen Natur, Kraft und Wirkung des Cantstat-
ter Sultzwassers (vom Leibmedicus Lentil). Stuttgart 1710. .
Rosinus Lentilius, de aquis medicatis Canstadtiensibus, in
Ephem. Nat. curios. Cent. I. et II. observ. 169. p. 358.
732
v. Crell's ehem. Annal. Bd. II. S. 34.
J. A. G. Gel'sner's Beschreibung von fünf Würtemberger Bä-
dern, nehmlicli : dem Zaysenhauser, Kanstadter, Hirschbad, Zellerbad
und Wildbad. Stuttgardt 1748.
— — Nachricht von d. Kanstadter Salzwasser. Stuttg. 1749.
J. L. Frösner, diss. inaug. med. sist. disquisit. chemicam acidul.
Canstadtiens. quae 1773 deteetae sunt. Stuttgardt 1794.
Dollfufs, cliem. Zergliederung in : v. Crell's Beiträgen. Bd. IV.
St. I. S. 90-95.
J. D. G. Memin inger, Canstadt und seine Umgehungen. Stutt-
gardt 1812.
E. Wetzler, über Gesundbr. und Bäder. Th. II. S. 193. — Zu-
sätze und Verbesserungen S. 10.
Die Gesundbrunnen und Heilbäder in Kanstadt, vou D. J. Dan-
gelmaier. Gmünd 1820.
D. J. Dangelmaier a. a. 0. Th. II. S. 3.
Caustatt's M.quellen und Bäder von Dr. J. C. S. Tritschler.
Stuttgardt 1823. — 1834.
W. Romerio, unter Präs. von Schübler, chemische Unter-
suchung des Kannstatter M.wassers, nebst Bemerk, über die M. quelle
in Berg. Tübingen 1829.
Memminger, Beschreibung des Oberamts Cannstatt. 1832.
Plieninger, die Bohrquellen in und bei Cannstatt im: Cor-
respondenzblatt des Königl. Würtemberg. landwirthschaftl. Vereins.
Jahrg. 1833. Heft II. S. 158. Jahrg. 1834. Bd. H. S. 37.
Chemische Untersuchung des Cannstatter M.wassers nebst Be-
merkungen über die verschiedenen Verfahrungsarten , die Menge des
kohlens. Gases in Sauerwassern zu bestimmen ; unter dem Präs. von
G. C. L. Sigwart von Jos. Rank. Tübingen 1834.
Schweigger-Seidel, Journal der Chemie. 1836. Heft XV.
S. 436.
J. F. Cast, der Curort Cannstatt. Cannstatt 1836.
Med. Corresp. Blatt. Bd. VII. S. 256. Bd. VIII. S. 170. Bd. IX.
S. 156.
v. Gräfe u. Kali seh a. a. 0. Jahrg. III. 183S. S. 47. Jahrg.
IV. 1839. Abth. 2. S. 18.
Kali seh, allgem. Zeitung des Brunnen- und Badewesens. 1840,
S. 155.
Peez, über den Werth Wiesbadens, Cauustatts und Wildbads in
Bezug auf Wiutercurcn etc. Wiesbaden 1840.
Hey fei der a. a. 0. S. 87—104.
Ks gehören hierher ferner:
Die M, quelle zu Berg, hei dem Dorfe Berg, unfern ('anstatt,
von Stuttgart eine Stunde entfernt, auf einer Insel im Neckar ent-
springend. Ihr Wasser ist hell, farblos, von einem salzig -stechen-
733
den, eisenhaften Geschmack, perlt stark; die Temperatur beträgt
16,5° R. bei 18,25° R. der Atmosphäre, ihr spec. Gewicht 1,0047.
Nach Sigwart findet sich hier Keupermergel mit Keupersandstein
und Gyps, zunächst bei der Quelle Kalktuff mit vielem Eisenoxydul,
in der Tiefe Muschelkalk, dazwischen Mergel-, Thon- und Thonschie-
ferschichten.
Aualysirt wurde die M. quelle von Kielmeyer 1786 und von
Morstatt in neuester Zeit. Sechzehn Unzen enthalten:
nach Kielmeyer: nach Morstatt:
Chlornatrium .
Chlormagnium
Schwefelsaures Natron .
Schwefelsaure Talkerde
Schwefelsaure Kalkerde
Kohlensaures Eisenoxydul
Kohlensaure Kalkerde .
Kohlensaure Talkerde .
Kohlensaures Gas
Schwefehvasserstoffgas
19,00 Gr.
• •
18,50 Gr.
0,37 —
8,25 —
4,00 —
1,00 —
5,20 —
,
7,25 —
1,68 —
0,25 —
7,86 —
•
8,00 —
Spuren
37,74 Gr.
43,62 Gr.
16,10 Kub. t.
21,00 Kub. Z.
3,22 —
Spuren
19,32 Kub.
Z.
21,00 Kub.Z.
Das Berger M.wasser wurde bisher nur getrunken, da es noch
an Einrichtungen zu Bädern fehlt. In dieser Form wirkt es gleich
ähnlichen kochsalzhaltigen Säuerlingen auflösend, eröffnend, diure-
tisch , vorzüglich auf die Schleimhäute , das Leber-, Pfortader- und
Uterinsystem und die Resorption, — und hat sich sehr hilfreich er-
wiesen bei Leiden der Verdauungswerkzeuge, besonders Verschlei-
mungen, Stockungen im Pfortader- und Uterinsystem, Hämorrhoiden,
Anomalieen der Menstruation, Bleichsucht, Hysterie.
Berg besitzt auch artesische Brunnen, die hier früher als in Can-
statt, zuerst im J. 1830 gebohrt wurden. Aus den angelegten Bohr-
löchern strömte M.wasser von starkem Kohlensäuregehalt, ähnlich
dem der Sulzerainquelle in Canstatt, hervor, dessen Temperatur 15 —
17° R. betrug.
Im Frühjahr 1833 ward bei der Kunstmühle in Berg ein Brunnen
erbohrt. Es wurden nach einander zwei Bohrlöcher, das eine 150,
das andere 136 Fufs tief getrieben , von welchen das eine 1| wür-
temberg. Eimer Wasser in der Minute giebt, dessen spec. Gewicht
1,00548 und dessen Temperatur 14° R. beträgt.
Dieses stark perlende, angenehm schmeckende Wasser wird viel-
fältig getrunken und auch häufig versendet; es enthält nach Mor-
statt in sechzehn Unzen:
Chlornatrium ,
Chlormagnium
18,15 Gr.
0,25 —
734
Schwefelsaures Natron
Schwefelsaure Talkerde
Schwefelsaure Kalkerde
Kohlensaures Eisenoxydul
Kohlensaure Kalkerde .
Kohlensaure Talkerde .
6,25 Gr.
4,33 —
6,06 —
0,14 —
9,00 —
0,25 —
44,43 Gr.
Kohlensaures Gas . . . 22,10 Kub.Z.
Eine schwache Reaction auf basisch - essigsaures Bleioxyd zeigte
die Anwesenheit von Schwefelwasserstoffgas.
Der ergiebigste artesische Brunnen zu Berg ist der ebenfalls im
Sommer 1833 bei der ehemaligen Klotz' sehen Tuchfabrik erbohrte»
indem er in der Minute 100 Kub. F. AVasser giebt.
Nach Degen's Analyse enthält er in 100,000 Theilen:
Kohlensaure Kalkerde . . 110,18 Th.
Kohlensaure Talkerde . . 8,10 —
Kohlens. Eisenoxydul mit Thonerde 4,29 —
Schwefelsaure Kalkerde . . 81,68 —
Schwefelsaure Talkerde . . 65,56 —
Schwefelsaures Natron . . 0,92 —
Chlornatrium .... 205,79 —
476,52 Th.
C. F. Kielme3reri disquisitio chemica aeidularum Bergensium
et Göppingensium. Stuttgardtiae 1786.
F. Molwitz, einiges über eisen- und schwefelhaltige Gesund-
brunnen , in Vergleich mit der Mineralquelle auf der Neckarinsel zu
Berg in der Gegend von Stuttgardt. Stuttgardt 1S03.
D. J. Dangelmaier a. a. O. Bd. I. S. 8S. 89.
E. W et zier, über Gesundbr. und Bäder. Th. II. S. 211. 212. —
Zusätze und Verbesserungen. S. 13.
Plieuinger in: Correspondenzblatt des König). Würtemb. land-
wirthschaftl. Vereins. 1833. Bd. II. S. 154. 1834. Bd. II. S. 42.
Tritschler, Cannstatt's M. quellen und Bäder. 2. Aufl. 1S34.
S. 48. 53.
E. Stang, unter Präs. von Ii. Aut cn riet h, die M. quellen zu
Berg. Stuttgart 1837.
Das Neustädter Bad, eine Viertelstunde von Waiblingen,
an der Rems, 670 Bar. Fufs über dem Meere, durch Berge gegen die
Nord- und Südwestwinde geschützt. Die M.quelle entspringt aus Mu-
schelkalk und wurde schon 1710 von Lentilius chemisch unter-
sucht, späterhin verschüttet und vergessen, im J. 1816 jedoch wieder
aufgesucht, neu gefafst und von Kühlen, später im J. 1838 von
G in c I i n amilysirt.
I);is speeifische Gewicht des Mineralwassers war bei 9,75° R.
= 10006024, — Dem 1000 Schritte von der M.quelle entfernten Bade-
735
iiause stehen im nächsten Jahre (1841) zeitgemäfse Verbesserungen
bevor. — Die Zahl der Kurgäste betrug im J. 1835 : 54, im J.
1836 : 59, — im .T. 1837 : 57, — im J. 1838 : 62, — im J. 1839 : 64*.
Die chemische Analyse ergiebt in sechzehn Unzen Wasser:
nach Riihlen:
nach Gmelin:
Kohlensaure Kalkerde .
1,62500 Gr. .
2,184 Gr.
Kohlensaure Talkerde .
.
0,230 —
Schwefelsaure Kalkerde
0,84375 —
0,456 —
Schwefelsaure Talkerde
0,31250 —
0,330 —
Schwefels, Natron mit Spuren
von schwefelsaurem Kali
....
0,353 —
0,170 -
Chlorcalcium .
0,15625 —
. #
Eisenoxyd
0,45750 —
0,044 —
0,102
Organische Materie
• • . . .
Spuren
Geistigen Extractivstoff .
0,03125 —
» • »
Wässerigen Extractivstoff
0,03125 —
•
3,45750 Gr.
3,869 Gr.
Freie Kohlensäure .
1,5 Kub. Z. nicht unbeträchtlich
Nach Riihlen enthalten zwei Unzen des schwarzgrauen Mine-
ralschlamms, welcher sich in bedeutender Menge aus diesem Wasser
ausscheidet:
Chlorcalcium
Kohlensaure Kalkerde
Scbwefelsaure Kalkerde
Talkerde
Thonerde
Kieselerde
Eisen .
Schwefel
Faserstoff
16,50 Gr.
132,00 —
110,00 —
24,00 —
121,00 —
504,00 —
10,25 —
2,25 —
40,00 —
960,00 Gr.
Gmelin fand in zwei Gran des getrockneten M.schlamms;
Durch Wasser ausziehbare organi-
sche Materie .... 0,0S9 Gr.
Einfaches Schwefeleisen . . 0,006 —
Eisenoxyd mit Spuren von Thon-
erde und Manganoxyd . . 0,037 —
Kohlensaure Kalkerde . . . 0,059 —
Kohlensaure Talkerde . . 0,038 —
736
Organische Materie . . . 0,067 Gr.'
Kieselerde 0,796
Thonerde 0,204 -
Eisenoxyd mit Spuren v. Manganoxyd 0,071 — [
Talkcrde mit Spuren von Kalkerde 0,009 — 1
Quarzsand 0,621 —
Verlust 0,003 —
2,000 Gr.
Das Mineralwasser wird vorzugsweise zum Baden benutzt. Nach
Truchsefs wirkt es die äufsere Haut belebend und zusammenzie-
hend, den ganzen Körper und besonders die Unterleibseingeweide
stärkend. Er rühmt es bei Krankheiten der Geschlechtsorgane von
atonischer und erethischer Schwäche, bei Störungen der Men-
struation, Neigung zu Fehlgeburten, Unfruchtbarkeit, — ferner bei
Abdominalplethora, Bleichsucht, Scrophulosis, Rhachitis, wasser-
süchtigen Beschwerden, Mercurialkachexie, Scorbut, Gicht und bei
Rheumatismen, Neuralgieen, Lähmungen, chronischen Hautausschlägen
und schlaffen Geschwüren.
Der Badeschlamm erwies sich hilfreich bei chronischen rheuma-
tischen und gichtischeu Lokalleiden, Neuralgieen, Lähmungen, nament-
lich in Folge von Apoplexie und von Metastasen, bei Contractureu,
Anchylosen, Gelenksteifigkeit nach Verwundungen, bei scrophulösen
Geschwülsten und Verhärtungen, hartnäckigen Hautausschlägen und
veralteten Geschwüren.
Truchsefs in: Med. Corresp. Blatt. Bd. IX. S. 228.
Heyfelder a. a. O. S. 160.
Die Roigheimer Schwefelquelle, in einem Seitenthale
der Jaxt, unweit Möckmühl, wahrscheinlich schon im fünfzehnten
Jahrhundert bekannt. Sie entspringt aus Muschelkalk; ihr Wasser
ist klar, von einem pikanten Geschmacke, einem Geruch nach Schwe-
felwasserstoffgas ; seine Temperatur beträgt zwischen 9,5 und 10° R.,
sein spec. Gewicht 10018,77.
Chemisch untersucht wurde die M. quelle von Faber, Nicol,
Häuf fei und S ig wart. Nach Häuffei enthalten sechzehn Unzen
Wasser:
Chloraluminium
Chlortalcium
Chlornatrium
Schwefelsaures Natron
Schwefelsaure Talkerdc
Eisenoxyd .
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaure Talkerdc
0,0062500000 Gr.
0,0492133125 —
0,2463218750 —
0,3434198125 —
0,3409375000 —
0,0312500000 —
1,7812500000 -
0,3112500000
Thonerde mit Spur. v. Phosphorsäure 0,0500600000 —
Schwefelsaure Kalkcrdc . . 0,4375000000 —
Kiesel-
737
Kieselerde .... 0,0468750000 Gr.
Durch Galläpfelaufgufs fällbaren
thierischen Stoff . . . 0,0450000000 —
Durch Silberoxyd fällbaren Ex-
tractivstoff .... 0,0937500000 —
Manganoxydul .... Spuren
3,7830175000 Gr.
Schwefelwasserstoffgas . . 0,27 Kub. Z.
Kohlensaures Gas . . . 1,00 —
Verlust 0,06 —
1,33 Kub. Z.
Das Wasser setzt einen schwarzen Mineralschlamm ab, der nach
Häuf fei in 500 Gran enthält:
Wasser 156,640000 Gr.
Schwefeleisen . . . 1,214156 —
Eisenoxyd .... 12,021755 —
Erdharz mit Spuren v. Schwefel 3,700000 —
Durch Wasser ausziehbaren Ex-
tractivstoffmitetwasTalkerde 12,580000 —
Thonerde . . . . 21,830000 —
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaure Kalkerde
Schwefelmangan .
Kieselerde
2,782400 —
24,052200 —
0,148000 —
162,607600 —
Humus, Zoogen und Verlust 102,4238S9
500,000000 Gr.
Höring empfiehlt dies Schwefelwasser gegen habituelle Ver-
stopfung, Stockungen im Pfortadersystem, chronische Katarrhe, Blen-
norrhöen der Luftwege und Harnwerkzeuge, chronische Rheumatismen
uud Gicht, Contracturen, Steifigkeit der Gelenke, Lähmungen, chro-
nische Hautausschläge und Scrophulosis.
Jo. Matth. Faber, Bethesda Roeghemiana: Beschreibung des
vor undenklichen Zeiten schon bekannten Wild- und Heilbrunnens zu
Rügheim. Frankfurt a. M. 1669.
C. F. A. Häuffei, Analyse und Heilwirkungen der Roigheimer
Schwefelquelle und ihres Schlammes. Heilbronn 1832.
Med. Corresp. Blatt. Bd. VII. S. 269.
Hey f eider a. a. O. S. 157.
Das Soolbad zu Hall am Kocher, sechzehn Stunden von
Stuttgart. In diesen berühmten und ergiebigen Salinen sind, beson-
ders seit 1826, zwei M.quellen, der wilde Stollen und der alte
Salzbrunnen, zu Bädern benutzt worden. Sie liegen 965 Fufs
über dem Meere und entspringen aus Muschelkalk, in der Nähe eines
Steinsalzlagers. In dem seit 1827 eingerichteten Badehause finden sich
H. Theil, A a a
738
ausser Wannenbädern auch Vorrichtungen zu Douchc- , Regen- und
Tropfbädern.
In neuester Zeit ist auch ein Strom- und Wellenbad in der Nähe
des Soolbadebauses durch Benutzung des einen Arms vom Kocher
eingerichtet. Im Sommer 1841 soll ausserdem eine Molkenkuranstalt
ins Leben treten, welche sehr zweckmäfsig mit dem Gebrauch frisch
ausgeprefster Kräutersäfte verbunden werden wird.
Die Zahl der wirklichen Kurgäste, die Einheimischen ungerechnet,
betrug
18-29
1830
1831
1832
1833
1834
1835
183G
1837
1838
1839
129.
124.
127.
80.
118.
110.
91.
106.
89.
138.
79.
Das Wasser der Soole ist hell, klar, geruchlos, von einem unan-
genehmen, salzig-bitterlichen, gelind zusammenziehenden Geschmack ;
ihre Temperatur beträgt 10° R. bei 20° R. der Atmosphäre, ihre
AVassermenge in 24 Stunden 15— 16>000 Kub. Fufs, das speeifisebe
Gewicht 1,049.
Nach der von Kober, Schmidt und Sandel im J. 1828 vor-
genommenen Analyse enthalten sechzehn Unzen der Salzsoolc:
Chlornatrium .... 157,440 Gr.
Schwefelsaures Natron . . 1,440 —
Kohlensaure Kalkcrde . . 1,690 —
Schwefelsaure Kalkerde . . 9,120 —
Ghlorcalcium .... 0,920 —
Schwefelsaure Talkerdc . . 1,440 —
Chlortalcium .... 0,670 —
Kohlensaures Eisenoxydul . . 0,035 —
Organische Stolfe . . . 0,110 —
173,165 Gr.
Zur Unterstützung der kräftigen Wirkung der Wasserbäder be-
dient man sich auch der Dampf-, Douche- und Regenbäder, — so wie
der Mutterlauge zu Umschlägen, AVaschungcn und Einspritzungen in
den Mastdarm, die Scheide und in Fistelgänge, — des Salzschlamms
zu Umschlägen bei Geschwüren und Verhärtungen.
Als Getränk benutzte man früher die schwächere \\ Procent hal-
tige S.M.l«-, da diese aber den M:igcn belästigte, seit 1837 die Mutter-
lauge in sehr verdünnter Form; man lälstzwei Drachmen bis eine Unze
739
der flüssigen Mutterlauge mit einem Schoppen Wasser mischen und
davon viertelstündlich ein Glas trinken.
Wenn auch hinsichtlich ihres Gehaltes an Kochsalz stärkeren
Soolen Teutschlands nachstehend, hat sich die zu Hall gleich ähnli-
chen in den genannten Formen sehr hilfreich erwiesen in den man-
nigfachsten und hartnäckigsten Formen von Scrophulosis und Rha-
chitis, — Stockungen im Leber- , Pfortader - und Uterinsystem, —
veralteten kratze- und flechtenartigen Hautausschlägen und schlaffen
Geschwüren und endlich hartnäckigen rheumatischen und gichtischen
Leiden.
Von dem Soolbad ist zu unterscheiden :
Das Wildbad zu Hall, in der Stadt auf der entgegengesetz-
ten Seite des Kocher, eine schwache kalte Schwefelquelle, welche
früher als Bad und Getränk viel benutzt, später verloren ging und in
neuerer Zeit durch Bohrversuche wieder aufgefunden wurde.
Das M.wasser ist klar, von einem hepatischen Geruch, einem un-
angenehmen, den Mund austrocknenden Geschmacke; seine Tempera-
tur beträgt 9° R., sein spec. Gewicht 1,005.
Der im J. 1823 angestellten Analyse zufolge enthält dasselbe freie
Kohlensäure, Hydrothionsäure, kohlensaure Kalk- und Talkerde, schwe-
felsaure Kalk- und Talkerde und Spuren von Chlornatrium.
Bäder werden in dem mit guten Einrichtungen zu Wannenbädern
ausgestatteten Badehause gegeben.
Benutzt wird das M.wasser, gleich ähnlichen Schwefelquellen,
als Wasserbad und Getränk, (täglich zu vier bis acht Bechern), na-
mentlich bei chronischen Hautausschlägen, rheumatischen Leiden und
als Vorbereitungskur für die Soolhäder.
D. J. Dangelmaier a. a. 0. Bd. IV. S. 93.
Dürr in: Hufelan d und 0 sann's Journal der prakt. Heilk.
1829. Supplementh. S. 159.
Dürr, die Wirkungen des Soolbads zu Hall in d. J. 1831, 1832
und 1833. Hall 1834.
Med. Correspondenzblatt. Bd. III. No. 23 u. 24. Bd. VII. S. 299.
v. Gräfe u. Kaiisch a. a. 0. III. Jahrg. 1838. S. 80.
Kaiisch, allgem. Zeitung des Brunnen- und BadeweseDS. 1840.
S. 189.
Rampold a. a. O. S. 80.
Heyfelder a. a. O. S. 181. 185.
Das Soolbad zu J axtfeld, zwischen den Ausflüssen der
Jaxt und des Kocher am Neckar, in einer anmuthigen Gegend, 444
Par. Fufs über dem Meere. Die hier seit dem J. 1831 gegründete
Soolbadeanstalt mufste in Folge des starken Besuchs bald vergröfsert
werden ; auch ist im J. 1836 in einem unmittelbar an der Strafse freund-
lich gelegenen Gasthause, eine Viertelstunde von Jaxtfeld, ein zwei-
tes Soolbad eingerichtet worden, das im J. 1838 : 27 Kurgäste zählte. —
A aa 2
740
Die Soolbadeanstalt zu Jaxtfeld wurde im J. 1832 von 42, — im J.
1833 von 74, — im J. 1834 von 104, — im J. 1835 von 126, — im
J. 1836 von 97, — im J. 1837 von 78, — im J. 1838 von 62 Kur-
gästen besucht.
Die zur Bereitung der Bäder erforderliche Soole wird auf der
Saline zu Friedrichshall in einer Tiefe von 530—554 Fufs aus den
Steinsalzlagern ausgepumpt und in Fässern in die Badeanstalten ge-
bracht. Sie ist von einem salzig-bitterlichen Geschmacke, geruchlos,
durchsichtig, in grofsen Quantitäten von einer grünlichen Färbuug.
Ihr spec. Gewicht beträgt 1,2009, ihre Temperatur 11—11,5° R. Ein
Kubikfufs derselben enthält beinahe 16 Pfund mäfsig getrockneten
Rückstand, der aus 15 Pfund 1 Loth und 3 Quent. Kochsalz und aus
li bis 2 Procent andern Salzen besteht, unter denen nach Jäger
nur eine sehr geringe Menge von kohlensaurem Eisenoxydul, kein
Glauber- und kein Bittersalz, nach Frommherz aber etwas Brom
sich befinden.
Die Soole mufs immer zu Bädern verdünnt werden; Jenisch
beobachtete, dafs sie bei einer Stärke von 4 — 8 Graden im Bade ge-
wöhnlich am besten wirke. Auch als Getränk kann sie nur mit Wasser^
Milch oder Molken bedeutend verdünnt benutzt werden. Innerlich ge-
braucht wirkt sie sehr diuretisch und zugleich auch den Darmkanal be-
thätigend; ein Zusatz von Ziegenmolken begünstigt ihre auflösende und
abführende Wirkung. — Auch als Bad angewendet befördert die Soole
den Appetit und vermehrt die Diuresis, vor allem aber wirkt sie gleich
ähnlichen Soolen belebend stärkend auf die äufsere Haut und kräftig
die Resorption bethätigend.
Jenisch in: Med. Corresp. Blatt. Bd. 111. S. 256. Bd. VII. S.
284. Bd. VIII. S. ISO. Bd. IX. S. 189.
Rampold a. a. O. S. 76.
v. Gräfe u. Kaiisch a. a. 0. Jahrg. III. 1838. S. 76. Jahrg. IV.
1839. Abth. 2. S. 44.
Heyfelder a. a. 0. S. 174.
Die M. quellen zu Offen au, auf dem rechten Ufer des
Neckar, drei Stunden von Heilbronn, eine halbe Stunde von Jaxtfeld,
eine Stunde von Gundelshcim , 460 Par. Fufs über dem Meere, aus
Muschelkalk entspringend. Früher befanden sich hier zwei M.quellen,
von welchen die eine, der Kurbrunnen genannt, ausschliefslich
zum Trinken, die andere dagegen zum Baden benutzt wurde ; — er-
stere wurde im J. 1784 durch einen starken Eisgang vernichtet, das
Bad gerieth in Folge der spätem Kriege in Vergessenheit. Seit dem
J. 1836 wurde indefs hier eine neue Badeanstalt errichtet, die noch
vorhandne Quölle neu geläf'st und ein Kurhaus mit Wohnzimmern und
Badekabinetten aufgerührt.
Das M.wasser ist hell und farblos, von einem schwachen Gerüche
nach llvdrothionsäurc und einem schwach salzigen Geschmack, seine
741
Temperatur beträgt 10° R. Nach der von Schulz unter Gmelin's
Aufsicht angestellten Analyse enthalten sechzehn Unzen :
Chlorcalcium 0,71 Gr.
Chlormagnium
\ MIUI Uid^IlllUJl • . •
Chlornatrium
21,69 —
Schwefelsaures Natron
4,57 —
Schwefelsaure Talkerde
0,12 —
Schwefelsaure Kalkerde
3,85 —
Kohlensaure Kalkerde . ,
1,32 —
Kohlensaure Talkerde .
0,21 —
Kieselerde « . .
0,05 —
33,31 Gr.
Kohlensaures Gas . . . 2,765 Par. Kub. Z.
Nach Fromm herz soll das M.wasser auch Brom enthalten ; doch
zeigen die Versuche auf Brom und Jod mit gröfsern Quantitäten nur
eine Spur von letzterem; Eisen wurde nicht aufgefuuden.
Man benutzt es gröl'stentheils nur in Form von Bädern, doch
dürfte sich dasselbe auch als Getränk benutzen lassen. Bei dem Ge-
brauch der Soole zu Bädern wird bei etwaigem Bedürfnifs die Soole
der nahe dabei gelegenen Saline Clemenshall zur Verstärkung bei-
gemischt.
H. W. Schuld, chemische Untersuchung des Offenauer M.was-
sers unter Präs. von Chr. G. Gmelin. Tübingen 1837.
Jenisch in: Med. Corresp. Blatt. Bd. VII. S. 299.
v. Gräfe und Kaiisch a. a. 0. Jahrg. III. 1838. S. 79.
Hey fei der a. a. 0. S. 179.
Die M. quellen zu Mergentheim im Oberamte dieses Na-
mens. Mergentheim, früher Residenz des Hoch- und Teutschmeisters,
seit 1809 Eigenthum der Krone Würtembergs, zählt an 3000 Ein-
wohner, liegt in einer sehr fruchtbaren Gegend, 591 Fufs über dem
Meere, von Würzburg fünf, von Stuttgart fünfzehn Meilen entfernt.
Die vorherrschende Gebirgsart besteht aus Muschelkalk und Gyps.
Entdeckt wurden die M quellen erst im Jahre 1826, 1829 die zu
ihrer Benutzung erforderlichen Bauten aufgeführt und von Seh üz, Chr.
Gmelin, Vogel, Sigwart, Christlieb und Wrede analysirt.
Das M.wasser ist hell, färb- und geruchlos, von einem salzig-bitter-
licheu Geschmacke; seine Temperatur beträgt 8 — 9° R., sein spec.
Gewicht 1,012.
Sechzehn Unzen desselben enthalten :
nach Schütz nach Sigwart
(1826) : (1826) :
Chlornatrium . . , 37,9092 Gr. . . 25,2123 Gr.
Chlormagnium ... 3,1830 — . . 0,9036 —
Schwefelsaures Natron . 15,8690 — . . 6,1402 —
742
Schwefelsaure Talkerde
....
1,3148 Gr.
Schwefelsaure Kalkerde .
7,4426 Gr. .
8,9011 —
Kohlensaure Kalkerde .
4,2820 —
3,9761 —
Kohlensaure Talkerde .
.
0,1853 —
Kohlensaures Eisenoxydul
Spuren
• • .
Humusextract
.
Spuren
68,685S Gr.
46,6334 Gr.
Kohlensaures Gas
4,2506 Kub. Z.
nach Chr. Gmelin nach Sigwart
(1828):
(1829) :
Chlornatriuin ....
78,42 Gr. .
69,40 Gr.
Chlorcalcium .
0,38 —
.
Chlormagnium . ,
.
0,40 —
Schwefelsaures Natron .
32,94 — . .
36,94 —
Schwefelsaure Talkerde
2,70 —
6,90 —
Schwefelsaure Kalkerde
16,50 —
9,92 —
Kohlensaure Kalkerde
3,26 — . .
4,44 —
Kohlensaure Talkerde .
.
0,44 —
Kieselerde ....
.
Spuren
Kohlensaures Eisenoxydul
Spuren
0,03 —
134,20 Gr.
128,47 Gr.
Kohlensaures Gas.
13,53 Kub.Z.
4,68 Kub.Z.
Stickgas ....
0,38 —
13,91 Kub.Z.
nach Vogel nach Sigwart
(1830) :
(1S32):
Chlornatrium .
. 77,50 Gr. .
44,97 Gr.
Chlorcalcium .
0,25 —
. . •
Chlormagnium
• • •
8,17 —
Schwefelsaures Natron .
30,55 —
31,19 —
Schwefelsaure Talkerde
5,11 —
0,62 —
Schwefelsaure Kalkerde
3,55 —
6,35 —
Kohlensaure Kalkerde .
2,15 —
6,47 —
Kohlensaure Talkerde .
0,55 —
1,06 —
Kieselerde
Spuren
Kohlensaures Eisenoxydul
0,21 —
0,03 —
Humusextract
0,25 —
0,13 —
120,12 Gr,
98,99 Gr.
Kohlensaures Gas
9,54 Kub.Z.
9,75 Kub. Z
Schwefelwasscrstoffgas
Spuren.
nach
W r e d e
1833:
1830:
Cblbrnatrium .
. 53,45 Gr. .
. 45,10 Gr.
743
Cblormagnium
Schwefelsaures Natron .
Schwefelsaure Talkerde
Schwefelsaure Kalkerde
Kohlensaure Kalkerde ,
Kohlensaure Talkerde .
Kieselerde
Kohlensaures Eisenoxydul
Humusextract
Kohlensaures Gas
0,43 Gr.
7,00 Gr.
. 32,10 —
. 30,36 —
7,69 —
0,86 —
8,70 —
7,43 —
3,93 —
4,10 —
0,30 —
. 0,33 —
Spuren
Spuren
0,02 —
0,03 —
0,10 —
0,10 —
106,72 Gr.
95,31 Gr.
8,52 Kub. Z.
8,03 Kub. Z
Auffallend ist die Verschiedenheit des Gehaltes an festen Be-
standtheilen in den Ergebnissen der veranstalteten Analysen, und er-
klärt sich zum Tlieil durch den Zutritt von wildem Wasser. — Herr
Provisor Rathgeb und Hr. Baumgartinger prüften im J. 1829
von Monat zu Monat, ersterer den Gehalt an festen Bestandtheilen,
letzterer das spec. Gewicht des Wassers, jeder unabhängig vom An-
dern, und sie erhielten dabei folgende Resultate :
Gehalt des Wassers an
1829. fixen Bestandtheilen in
sechzehn Unzen :
Specifiscbes Gewicht
des Wassers bei
12,5° R.
1,016990.
1,016738.
1,016082.
1,015902.
1,015925.
1,016990.
1,016870.
1,015684.
1,015315.
1,016010.
1,014732.
1,016985.
1,016850.
In ihren Mischungsverhältnissen und Wirkungen ähnlich den Mi-
neralquellen von Canstatt und Kissingen, sind die M.guellen zu Mer-
gentheim als Getränk und Bad besonders empfohlen worden : bei Hä-
morrhoidal- und Menstrualbescbwerden, — Krankheiten der Milz, Le-
ber und Harnwerkzeuge, — chronischen Nervenleiden, die ihren Sitz
im Unterleibe haben, — cougestiven Beschwerden, — Leiden der
Schleimhäute, des Lymph- und Drüsensystems, — Gicht, Rheumatis-
men und chronischen Hautausschlägen.
Man versendet auch das M.wasser, der Verschlufs desselben ist
der Handlung C. und F. Ziegler zu Mergentheim übertragen; die
Januar
130,0 Gr
Februar
126,7 —
März
123,3 —
April
120,0 —
Mai .
122,0 —
Juni .
130,7 —
Juli .
129,3 —
August
120,0 —
September
118,0 —
October
122,7 —
November .
119,3 —
December .
130,0 —
Mittel
124,33 —
744
Krüge sind an dem Stadtwappen mit der Umschrift „Mergentheim. Min.
Wasser," und einem besondern Brunnensiegel kenntlich.
Mergentheim und seine Heilquellen von Dr. Bauer. Mergent-
Leim 1830.
F. A. Christlieb, unter Präs. von Sigwart, chemische Un-
tersuchung des Mergentheimer M.wassers. Tübingen 1830.
W. E. F ab er in: Med. Corresp. Blatt. Bd. IV. S. 275.
Hü ring in: Med. Correspondenz-Blatt. Bd. VI. S. 194. Bd. VII.
S. 272. Bd. IX. S. 187.
v. Gräfe u. Kali seh a. a. 0. Jahrg. III. 183S. S. 73. Jahrg, IV.
1839. Abth. 2. S. 42.
Kaiisch, allgem. Zeitung des Brunnen- und Badewesens. 1840.
S. 15S.
Rampold a a. 0. S. 73.
Heyfelder a. a. 0. S. 191.
Das Wildbad zu Giengen im Jaxtkreise am südlichen Ab-
hänge der Würtembergischen Alp, in einer kesselartigen Vertiefung
an der Brenz, 1440 F. über dem Meere, von der Stadt Giengen nur
einige hundert Schritte entfernt. — Die ältesten Nachrichten über die
M.q. zu Giengen reichen bis zum Jahr 1566; im siebzehnten Jahr-
hundert wurden sie viel als Bad benutzt; seit 1826 erfreut sich die
Anstalt eines, mit den nöthigen Vorrichtungen versehenen Badehauses.
— Jährlich werden liier 1400 — 1600, in besonders günstigen Jahren
1900-2000 Bäder gegeben.
Die ältesten bekannten Beschreibungen dieses Bades besitzen wir
von Eberhard Gockelius und Jägerschmidt, von Brotbeck
vom Jahre 1722 und ein Badereglement von Mohr vom Jahre 1760,
eine chemische Untersuchung von Frölich und Petermann vom
Jahre 1821, die neueste Beschreibung und Analyse des M.wassers
von V. L. S a 1 z e r.
Die vorherrschende Gebirgsart dieser Gegeud ist ein dichter,
gelblich - weifser Jurakalk, auf welchem ein dichter, hell gelblich-
grauer und weifsgrauer Süfswasserkalk gelagert ist; unter der Acker-
erde wird an mehreren Stellen Torf gestochen.
Die mittlere Temperatur des krystallhcllen, fast geruch- und ge-
schmacklosen M. wasser beträgt 6,81° R., sein spec. Gewicht 1,00050S.
Nach Salzer enthalten sechzehn Unzen dieses M.wassers:
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaure Talkerdc
Kohlensaures Eisenoxydul
Chlorcalcium >
Uhlortalcium
Schwefelsaure Kalkcrdc
Ilumussaurc Thouerde
2,031 Gr.
0,166 —
0,019 —
0,009 —
0,049 —
0,021 —
0^061 —
745
Kieselerde 0,065 Gr.
Harzigen Extractivstoff . . eine Spur
2,421 Gr.
Kohlensaures Gas . . . 2,68 Kub. Z.
Stickgas ..... 0,32 —
Sauerstoffgas .... 0,06 —
3,06 Kub. Z.
Getrunken wirkt das M.wasser auflösend, diuretisch, — als Bad
angewendet beruhigend, die Thätigkeit der äufsern Haut befördernd.
Benutzt hat man es in beiden Formen, namentlich als Bad bei Läh-
mungen, gichtischen und rheumatischen Uebeln, Unterleibs- und Hä-
morrhoidalbeschwerden.
Chr. Dav. Brotbeck, kurtze Anmerkungen von dem gleich vor
der Heil. Reichs-Stadt Giengen gelegenen Wildbad. Ulm 1722.
G. Fr. Mohr, kurzer Bericht von dem vortrefflichen Nutzen und
Gebrauch des Wildbadwassers bei der Reichsstadt Giengen. 1760.
D. J. Dangelmaier a. a. O. Bd. III. S. 1.
Untersuchungen über das Wildbad bei Giengen, eine Inaugural-
Dissertation unter dem Präsid. von G. Schübler, von V. L. Sal-
zer. Tübingen 1828.
Teutschland geogn. geolog. dargestellt von Ch r. Kef er stein.
Bd. VI. S. 401.
Heyfelder a. a. O. S. 47.
Das Chrislenhofsbad bei Mögglingen im Jaxtkreise,
Oberamtsbezirks Gmünd, zwei und eine halbe Stunde von Gmünd,
zwei Stunden von Aalen entfernt, liegt auf einer Anhöhe, welche
nach Bodenmüller aus bituminösem Mergelschiefer der Liasforma-
tion besteht, der in seinen tiefern Schichten Schwefelkies enthält.
Im J. 1832 wurde die Quelle gefafst und eine Badeanstalt eingerich-
tet. Man zählte hier im J. 1839 : 204 Kurgäste, — in den vorherge-
henden Jahren noch mehr.
Das Mineralwasser riecht nach Schwefelwasserstoffgas, schmeckt
säuerlich-bitter, und enthält nach Sigwart's Analyse in sechzehn
Unzen :
Schwefelsaure Talkerde . . 2,85 Gr.
Schwefelsaures Natron
Chlormagnium
Schwefelsaure Kalkerde
Kohlensaure Kalkerde .
Kohlensaure Talkerde .
0,86 —
0,46 —
10,31 —
2,85 —
0,57 —
Bitumen mit Spuren v. kohlens. Eisen 0,15 —
18,05 Gr.
Kohlensaures Gas . . . 0,06 Vol.
Nach Boden m üll er wirkt es, innerlich gebraucht, diuretisch
und den Stuhlgang befördernd; als Bad dagegen die Thätigkeit der
746
äufsern Haut befördernd. Er empfiehlt das Bad gegen Gicht , Rheu-
matismen, chronische Hautausschläge, veraltete Geschwüre, Lähmun-
gen, Erschlaffung der äussern Haut, profuse Schweifse ; — in Verbin-
dung mit der Trinkkur gegen Säure und Verschleimung des Magens,
Schwäche der Verdauungsw erkzeuge, Stockungen im Leber- und Pfort-
adersystem, Hämorrhoidalbeschwerden, Hypochondrie, Hysterie , Ner-
venschwäche, Fluor albus und krankhafte Störungen der Menstrua-
tion, Grics- und Harnsteine.
Bodenmüller, das Christenhofbad bei Möggliugeu. Gmünd 1837.
Heyfelder a. a. 0. S. 36.
Das Schwefelbad zu Wintert ach, im Remsthale, dreiviertel
Stunden von Schorndorf, vier Stunden von El'slingen und fünf uud eine
Viertelstunde von Stuttgart, 766 Par. F. üb. d. M., seit 1825 im Gebrauch.
Die Zahl der Kurgäste wechselte bisher zwischen 12 und 21 jährlich.
Es befinden sich hier zwei Mineralquellen, von welchen das Was-
ser der altern für die Bäder erwärmt wird, indefs das der zweiten,
im J. 1838 aufgefundenen, unmittelbar in die Badewaunen abfliefst.
Her Boden, aus dem die M.quellen entspringen, gehört der Keu-
performation an, in der Tiefe findet sich Muschelkalk. Das Wasser ist
hell, nicht perlend, au der Luft sich trübend, riecht nach Schwefel-
wasserstoffgas und schmeckt bittersalzig. Seine Temperatur beträgt
S— 9° R.
Chemisch analysirt wurde das Wasser der ersten Quelle durch
Gaupp, Buhl und Sigwart, das der zweiten durch Grüu-
zweig.
In sechzehn Unzen Wasser cuthält:
1. Die
: erste Quelle
2. Die
zweite Quelle
nach
Sigwart:
nach G
rünzweig:
Schwefelsaure Kalkerde
1,567 Gr.
.
1,66 Gr.
Kohlensaure Kalkerde .
.
0,285 —
.
0,55 —
Kohlensaure Talkerde .
0,143 —
• .
Kohlensaures Natron .
0,25 —
Schwefelsaure Talkerde
1,142 —
.
0,55 —
Chlornatrium
,
0,285 —
0,83 —
Chiormngniuui
.
unbestimmt
.
0,25 —
Exlractivstoff
•
unbestimmt
•
•
3,422 Gr.
4,09 Gr.
nach B
u h 1 :
SchwefelwasserstofTgas
0,28 Kub.Z.
0,67 Kub.Z.
Kohlensaures Gas
•
2,00 —
2,28 Kuh. Z.
Als I5;id und Getränk benutzt, befördert das M.wusser die S,e-
und Excretiouen, wirkt besonders als Bad angewendet leicht aulic-
gend auf das Blutsystem und veranlafst nicht selten einen Bade-
aussclilag.
Faber fand es vorzugsweise heilsam hei hartnackigen Rheuma-
tismen und Gicht, chronischen Entzündungen und beginnenden Ver-
härtungen der Ovarien, herpetischen und scabiösen Exanthemen, im-
petiginösen Geschwüren, Krankheiten, die auf Stockungen im Pfort-
adersystem beruhen, metastatischen Leiden in Folge von unterdrück-
ter Krätze, unvollkommenen Lähmungen, Anomalieen der Menstruation,
Nachkrankheiten der Syphilis, Gries- und Steinbeschwerden.
Faber, das Schwefelbad zu Winterbach im Oberamte Schorn-
dorf. 1835.
Med. Corresp. Blatt. Bd. VII. S. 269. Bd. IX. S. 159 u. 169.
Hejfelder a. a, 0. S. 164.
Das Theusserbad bei Löwenstein, eine Viertelstunde von
Löwenstein , zwei Stunden von Weinsberg, drei Stunden von Heil-
bronn und Oebringen, fünf Stunden von Backnang und Hall entfernt,
in einem engen aber romantischen Thale, schon von Tabernä-
montanus, Günther von Andernach, Eschenreuter, R u-
land und Bauhin erwähnt.
In dem hier befindlichen Badehause finden sich Vorrichtungen zu
Wannenbädern; — die Zahl der Kurgäste übersteigt jährlich nicht 50.
Von den hier vorhandenen sechs M.quellen sind nur zwei gefafst;
alle entspringen aus Felsenspalten auf der Gränze zwischen Keuper
und Muschelkalk, sehr wasserreich und von stets gleicher Menge.
Das Wasser ist krystallhell, von bitterlich - zusammenziehendem
Geschmacke, hat die Temperatur von 10° R., und wird gekocht milch-
weils.
Chemisch analysirt wurde dasselbe in der ersten Hälfte des vo-
rigen Jahrhunderts von J. Gottf. Meyfeld und Dietr. Chr.
Scharff, — im J. 1824 von Sigwart. Nach Sigwart enthalten
sechzehn Unzen :
Schwefelsaure Talkerde (krystallisirt) 2,75 Gr.
Schwefelsaures Natron (krystallisirt) 1,10 —
Schwefelsaure Kalkerde
Kohlensaure Kalkerde .
Kohlensaure Talkerde .
Chlormagnium
Harzigen Extractivstoff
11,28 —
1,97 —
0,95 —
0,35 -
Spuren
18,40 Gr.
Kohlensaures Gas . . . 1,25 Kuh. Z.
Empfohlen wird dasselbe als Bad und Getränk gegen Gicht,
chronische Hautausschläge, veraltete Geschwüre, Stockungen im Un-
terleibe, namentlich Störungen der Menstruation.
Dietr. Chr. Scharff, neue Beschreibung des alten und vor-
hin schon längst berühmten bei und unter der hochgräflichen Resi-
748
denz Löwenstein reichlich hervorfliefsenden Gesundbrunnens etc.
Heilbronn 1733.
D. J. Dangelmaier a. a. 0. Bd. IV. S. 118.
Das Theusser-ßad bei Lüwenstein, von Dr. Staudenmeier in
Löwenstein, in: Med. Corresp. Blatt. Bd. VII. S. 301.
Heyfelder a. a. 0. S. 34.
Das Bad zu Rieten au, eine Stunde von der Oberamtsstadt
Backnang, drei Stunden von Marbach, in einem freundlichen Thale,
schon seit 1262 als Bad benutzt, späterhin lange vernachlässigt, er-
hielt 1826 ein neues Kurhaus. Die Zahl der Kurgäste beträgt jähr-
lich 60-80.
Das Wasser, aus der Keuperformation entspringend, hat einen
angenehm erfrischenden Geschmack, ist geruchlos, hell und perlend.
Die Temperatur wechselt im Sommer zwischen 9 — 10,5° R. Analy-
sirt wurde es 1654 durch Eisenmenger, 1813 durch Hartmann,
später durch Vayhinger, 1836 durch Z w i n k.
Nach Hartmann enthalten sechzehn Unzen:
Kohlensaure Kalkerde . . 3,750 Gr.
Schwefelsaure Kalkerde . . 0,820 —
Chlorcalcium .... 0,690 —
Thonerde . . . . . 0,375 —
Kalkerde 0,312 —
5,947 Gr.
Schwefelwasserstoffgas . eine geringe Menge.
Zwink fand in 100 Unzen:
Chlormagnium .... 2,7615 Gr.
Schwefelsaure Talkerde . . 8,4107 —
Schwefelsaures Natron . . 2,9192 —
Schwefelsaures Kali . . . 0,3967 —
Schwefelsaure Kalkerde . . 44,8750 —
Kohlensaure Kalkerde (mit Spuren
von Erdharz und organischem
Stoffe, phosphorsaurem Kalk,
Fluorcalcium und Eisenoxyd) 16,4062 —
Kieselerde mit etwas Eisenoxyd
verbunden .... 1,3750 —
Humusartigen Extractivstoff unbestimmte Menge
77,1443 Gr.
Kohlensaures Gas . . . 21,8737 Par.Kub.Z.
(Also in 16 Unzen ungefähr 12 Gran feste Bestandteile, nämlich
7Gr. Gyps., 2,5 Gr. kohlensaure Kalkerde, 1,5 Gr. schwefelsaure Talk-
erdcj neben 3,5 Kuh. Z. Kohlensäure).
Empfohlen hat man dasselbe bei Gicht und Rheumatismen, Con-
749
tracturen, Lähmungen ,' Stockungen im Uuterleibe , Anomalieen der
Menstruation und chronischen Hautausschlägen.
Kurtze Beschreibung dessen im Hochlöblichen Herzogthum Wür-
temberg, Marpacher Amtes, zu Rietenau quellenden Badbronnen-Was-
sers u. s. w. erstlich lb54 Ton J. Christ. Eisenmeng er dem al-
tern, jetzund aber auff sonderlich Begehren u. s. w. durch Joh.
Chr. Eisenmenger den Jüngern. 1669.
Kurze Beschreibung des zu Rietenau befindlichen Badbrunn-Was-
sers. Stuttgart 1769.
D. J. Dangelmaier a. a. 0. Bd. IV. S. 109.
v. Dillenius, neueste Nachrichten über das M.wasser zu Rie-
tenau. Ludwigsburg 1829.
Weifs in: Med. Corresp. Blatt. Bd. VII. S. 306.
Heyfelder a. a. 0. S. 41.
Die M. quelle zu Crailsheim, im Oberamte dieses Namens,
eine halbe Stunde von Crailsheim entfernt, an der Strafse nach Hall,
aus Keuper entspringend, 1114 Fufs über dem Meere, schon gegen
Ende des siebzehnten Jahrhunderts gekannt, wurde durch Dr. Ec-
charth, Physicus zu Crailsheim, 1701 zum erstenmale chemisch un-
tersucht, bald darauf gefafst und mit einem Kurhause versehen. Die
Zahl der Kurgäste betrug im J. 1834 nur 25, — im J. 1835 : 34, —
im J. 1836 : 33, — im J. 1837 : 69.
Die M.quelle liefert in einer Stunde 260 Maafs Wasser, welches
hell und klar, von schwach hepatischem Geruch, von einem eisenhaf-
ten bitterlichen Geschmacke ist, stark perlt, im Glase nach und nach
seinen Geschmack verliert, fade wird und einen gelbbraunen Nieder-
schlag bildet. Die Temperatur beträgt constant 8° R. Nach Mayer's
Analyse enthält es in sechzehn Unzen:
Schwefelsaure Kalkerde
Kohlensaure Kalkerde.
Schwefelsaure Talkerde
Chlortalcium
Schwefelsaures Natron
Schwefelsaures Kali .
Kohlensaures Eisenoxydul
Schwefelerde
Kohlensaures Gas
Schmetzer empfiehlt das M.wasser namentlich bei chronischer
Gicht und Rheumatismen, Verschleimungeu und Stockungen im Un-
terleibe, Anomalieen der Menstruation, anfangender Bleichsucht, Hy-
pochondrie und Hysterie.
J. F. Hoffmann, kurze Beschreibung des ohuweit Krailsheim
gelegenen Gesund- und Heilbrunnen. Onolzbach 1722. — 1726.
8,214 Gr.
3,674 —
2,272 —
0,082 —
1,351 —
0,033 —
0,109 —
0,059 —
15,794 Gr.
.
2,5115 Par. Kub. Z
750
G. C. Zimmermann, Hygiea Crailsheimensis , oder Crailshei-
mer Heil- und Wunderbrunnen. 1732.
Seh metzer in: Med. Corresp. Blatt Bd. IX. No. 29.
Heyf eider a. a. 0. S. 172.
Das Königs- oder Hirschbad dicht bei Stuttgart, mit ei-
nem guten Badehause versehen, dessen M.q. schon früher von G m e-
lin nnd Gefsner untersucht wurdeu, — Unfern des Bades befindet
sich eine M. quelle, welche nach Geruch und Geschmack zu urtheilen,
schwefelhaltig scheint.
Gmelin a. a. 0. S. 37.
J. A. Gefsner, Beschreibung des ohnweit Stuttgart gelegenen
Hirschbades. Stuttgart 1746.
D. J. Dangelmaier a. a. 0. Bd. IV. S. 96.
Braun a. a. 0. S. 15.
Heyfelder a. a. 0. S. 38.
An diese M.quellen schliefsen sich folgende früher theilweise viel
gebrauchte, jetzt indefs unbenutzte:
Das Ilgenbad bei EJ sling e?i, angeblich schon im J. 1562
bekannt.
Kurze Beschreibung des so genannten Ilgenbades in der heil.
Rom. Reichs freien Stadt Efslingeu. Efslingen 1745.
D. J. Dangelmaier a. a. O. Bd. IV. S. 99.
Heyf eider a. a. O. S. 51.
Das Thierbad bei Welzheim, zwölf Stunden von Stutt-
gart, im Jaxtkreise, 1567 Fufs über dem Meere, aus Keuper und
Liassandstein entspringend, enthält nach Sigwart nur wenig feste
Bestandtheile , unter diesen kohlensaures und schwefelsaures Natron.
Zu Anfang des siebzehnten Jahrhunderts mit guten Einrichtungen
versehen und häufig benutzt, ist es gegenwärtig ausser Gebrauch.
Ferinae Weltzheimenses, d. i. gründliche Erforschung von Natur,
Eigenschaften und Gebrauch des heilsamen Wildbrunnens zu Weltzen,
das Thier- oder Wildbad genannt , durch Johanncm Remmeli-
num. Augspurg 1619.
Obscrvationes Ferinarum Weltzhcimensium effectus, d. i. flcifsigc
Aiifmerkung verbrachter Tugend und Würkung des heilsamen Wild-
brunnens zu Weltzheim, das Thierbad genannt etc. durch Job. Rem-
mclinum Augspurg 1628.
Der Leb er bru7incn bei Flein, unweit Heilbronn, früher als
Bad benutzt.
Der Kirchbrunnen zu Heilbronn, ein früher berühmter
Budbrunnen, der aus der Kcuperformation mit Gypsflötzcn entspringt
751
und etwas Bittersalz, Chlorcalciura , kohlensaure und schwefelsaure
Kalkerde enthält.
J. E. Eisenmenge r, vom Leberbrunuen beim Dorfe Flein.
Heilbronn 1622.
L e i p p r a n d a. a. O. S. 32,
Die M. quelle zu Unter epp ach, eine Viertelstunde von
Neuenstein, ohnweit Oehringen, 1573 Fufs über dem Meere, aus Mu-
schelkalk entspringend, kohlensaure und schwefelsaure Kalkerde,
schwefelsaures Natron und Spuren von Chlornatrium enthaltend, frü-
her gefafst, ist gegenwärtig aufser Gebrauch.
Job. Val. Bauer' s kurzer, doch ausführlicher Bericht von dem
zu Untern -Eppenbach in der Grafschaft Hohenlohe-Neuensteiu ent-
deckten mineralischen Heil- und Gesundbrunnen. Oehringen 1725.
Anhang zu der in verwicheuem 1725er Jahre herausgegebenen
Beschreibung des zu Unfcr-Eppach neu entdeckten mineralisch-martia-
lischen Heil- und Gesundbrunnen. Oehringen 1726.
Zuckert a. a. 0. S. 669.
Die M.quelle zu Kupferzeit an der Poststrafse von Küu-
zelsau nach Hall freundlich gelegen, früher vielfach benutzt, jetzt
ausser Gebrauch.
Erste und zweite Continuation von dem durch den damals be-
rühmten Dr. Hof mann mit untersuchten und applaudirten Kupfer-
zeller-Hayl- und Gesundbrunnen. Hall 1718 und 1719.
Dritte Continuation von dem durch den mehrers erwähnt - welt-
berühmten Tit. Medicum wie auch durch den Tit. Leib- und Hofme-
dicum Dr Hasenest mit untersuchten und applaudirten Kupferzeller-
Heil- und Gesundbrunnen. 1720.
Die versteinernde Quelle zu Miedel&bach bei Schorn-
dorf im Jaxtkreise, entspringt aus Keuper und Gyps und läuft über
eiuen Wiesengrund, in welchem sie sich eine steinerne Rinne gebil-
det hat, die öfters ausgehauen werden mufs, damit der Abflufs nicht
aufhöre. Sie enthält nach Sigwart schwefel- und kohlensaure
Kalkerde.
Heyfelder a. a. 0. S. 46.
Noch sind im Jaxtkreise zu erwähnen die schwefelhaltigen Mine-
ralquellen zu Wasseralfinge n bei Aalen am Kocher, zu Essin-
gen und Armen w eiler, die sämmtlich noch nicht gefafst, aus Lias
entspringen.
Heyfelder a. a. 0. S. 159.
752
Unter den Molkenkuranstalten des Neckarkreises verdient
endlich noch eine Erwähnung die von Solitude, eine und eine
halbe Stunde von Stuttgart, welche vorzugsweise von Kurgästen be-
sucht zu werden pflegt.
Heyfelder a. a. 0. S. 199.
3. Die Heilquellen des Donaukreises.
Das 31.6 ad zu Boll unfern des Dorfes dieses Na-
mens. Letzteres zählt 1261 Einwohner, liegt im schönen
Filsthale an der Alp, nach Schübler 12S5 Fufs über dem
Meere, von Ueberkingen vier, von Göppingen zwei, von
Weilheim nur eine Stunde entfernt.
Schon im fünfzehnten Jahrhundert wurde diese M.quelle benutzt,
— unter der Regierung des Herzogs Friedrich von Wiirtemberg
bereits im J. 1594 untersucht, gefafst und mit einem Brunnenhause
verseben, in dessen Nähe später ein massives Badehaus erbaut, und
schon im J. 1599 erschien über dieses 3I.bad eine Schrift vonRenz,
dem Leibarzt des genannten Fürsten.
Das neue im grofsartigen und edleu Styl angelegte Kurhaus wurde
1825 vollendet, und enthält aufser Wohnungen für Kurgäste auch Ein-
richtungen zu Tropf-, Douche- und Dampfbädern. — Seit 1826 be-
steht hier auch eine Molkenkuranstalt, welche jährlich von 50 — 60
Personen benutzt wird. Die Zahl der Kurgäste zu Boll, welche die
Schwefelquellen gebrauchen, betrug nach Palm in den letzten vier-
zehn Jahren jährlich im Durchschnitt. 250, nach Andern nur 160 — 180,
In geognostischer Hinsicht bietet die Gegend mannigfaches In.
teresse dar. Sehr bemerkenswerth sind die zahlreichen Versteine-
rungen bei Boll in grauem Flö'tzkalk, welchen bituminöser 3Iergel-
schiefer bedeckt, und in welchem häufig Schwefelkiesuieren gefunden
werden. Das bedeutende Lager von schwarzem Schiefer, welcher bei
Boll gegraben und zu Dachplatten benutzt wird, läfst sich mehrere
Meilen weit bis Bähungen und Reutlingen verfolgen, wo, wie zu
Boll, kalte Schwefelquellen zu Tage kommen.
Die M. quellen zu Boll sind sehr ergiebig. Ihr Was-
ser ist von bläulicher Färbung, einem starken Schwefel-
geruch, einem ähnlicben Geschmack, und nach Schübler
von der Temperatur von 9,06° 11. Das spec. Gewicbt be-
trägt nach Chr. Gmclin bei einer Temperatur des Was-
sers von 14,5° R! = 1,00137.
■ >* « * von Chr. Gmclin im J. 1823 vorgenommene
Analyse des Wassers ergab in sechzehn Unzen:
Kohlen-
753
Kohlensaures Natron
1,03 Gr.
Schwefelsaures Natron
3,34 -
Chlornatrium .
0,22 —
Kohlensaures Kali
0,03 —
Kohlensaure Kalkerde .
1,44 —
Kohlensaure Talkerde .
0,03 —
Kieselerde .
0,05 —
Erdharz .
unbestimmte Menge
6,14 Gr.
Kohlensäure
0,1705 Vol.
Hydrothionsäure .
0,0030-0,0060 —
Stickgas
0,0134 —
0,1869-0,1899 Vol.
Das Boller Schwefelwasser wirkt gleich ähnlichen
alkalisch - salinischen Schwefelquellen vorzüglich auf die
äufsere Haut und die Schleimhäute, bethätigt das Lymph-
system, belebt das Nervensystem ohne dabei das Blutsy-
stem zu erhitzen, und besitzt eine besondere Wirkung auf
die Leber und das Pfortadersystem. Gliederschmerzen,
welche nach einem acht- bis vierzehntägigen Gebrauche
der Bäder, selbst bei Kranken, welche nie daran gelitten,
häutig beobachtet werden, sind als ein günstiges Zeichen
für den Erfolg der Bäder zu betrachten.
Sehr hilfreich hat sich dasselbe gleich ähnlichen kal-
ten Schwefelquellen nach Wetz ler insbesonders als Bad
erwiesen: in hartnäckigen rheumatischen und gichtischen
Leiden, selbst bei Contracturen, Lähmungen, Knochenauf-
treibungen, nächtlichen Knochenschmerzen, Caries, Ischia-
dik, — chronischen Hautausschlägen, Flechten, Geschwü-
ren von rein gichtischen, oder gichtisch-syphilitischen Ur-
sachen, — Stockungen im Leber- und Pfortadersystem,
Hämorrhoidalbeschw erden, Auftreibungen und Verhärtun-
gen der Milz uud Leber, — chronischen Krankheiten der
Harn- und Geschlechtswerkzeuge, Verschleimungen, Fluor
albus, Anoinalieen der monatlichen Reinigung.
R enz , Historie der vernehmlichsten Krankheiten , welche das
Bad zu ßoll kuriret. 1599.
Historia novi et admirabilis fontis balneique Bollensis in ducatu
Wirtembergico ad aeidulas Goeppingenses a Jo. Bauhino. Montispeli-
II. Thcil. ß b b
754
gardi 1598. Deutsch u. d. Tit.: Ein Neu Badbuch und historische
Beschreibung von der wunderbaren Kraft und Wirkung des Wunder-
brunnen und heilsamen Bades zu Boll. Ins Deutsche gebracht durch
M. Dav. Fort er. Stuttgart 1602.
J. Bauhini de aquis medicatis nova inethodus. Montispeligardi
1612. Lih. IV. p. 11.
Hier. Walch, würtemb. Wunderbrunnen. 1644.
Ausführliche Beschr. des Bades zu Boll, worinnen dieses Bades Si-
tuation u. anfängliche Erbauung, mit sich führenden Metallen, auch zu wel-
chen Gebrechen und Krankheiten es sonderlich dienlich etc. beschrieben
wird; theils aus des Dr. Walchen Beschreibung dieses Bades, theils
aus eigner Erfahrung und Nachfrag beschrieben, nebst Dr. Ried-
lin's Badlied, welches er 1710 in diesem Bad gemacht, und der fürst-
lichen Badordnung, auch Gebet, so vor- in- und nach glücklich voll-
brachter Badcur zu gebrauchen. A. MDCCXiV.
J. M. Heb stock, vom Wunderbad zu Boll. Ulm 1723.
Osiander's Nachricht von dem gegenwärtigen Zustande des
Bollerbades in der Schwab. Chronik v. J. 1786. S. 30.
J. A. Gesner, Beschreibung der Würtembergischen Bäder und
zwar des Wild-, Boller- und Zellerbades, und der Canstadter Salz-
wasser. 1745. — 1754.
G. F. Gmelin a. a. 0. S. 34.
J. A. G. M. D. (J. A. Gesner), historisch - physicalische Be-
schreibung des bei dem würtemberg. Flecken Boll befindlichen Bades,
insgemein das Boiler-Bad genannt. Stuttgart 1754.
Wetz ler, über Gesuudhruunen und Heilbäder. Bd. II. S. 227.
D. J. Dangelmeier a. a. 0. Bd. II. S. 51. Bd. III. S. 1.
Die Schwefelquellen zu Boll im Königr. Würtemberg. Auf An-
ordnen der Regierung herausgegeben. Stuttgart und Tübingen 1824.
Palm in: Med. Corr. Blatt. 1839. Nr. 22 u. 23.
Rani pol d a. a. 0. S. 68.
Hey fei der a. a. 0. S. 134.
v. Gräfe und Kaiisch a. a. 0. Jahrg. III. 1838. S. 68. Jahrg.
IV. 1S39. Abth. 2. S. 30.
An sie reihen sich :
Die ~M. quellen bei Göppingen im Oberamte dieses Namens,
unfern der Stadt Göppingen, auf der l'oststrafse von Stuttgart nach
Ulm und in fast gleicher Entfernung von beiden Städten, in dein an-
muthigen Filsthal, vier an der Zahl, schon bekannt zu Anfang des
vierzehnten Jahrhunderts, von Maskowsky, Lentilius, Gme-
lin, Kielmeyer und Sigwart untersucht und fleifsig benutzt, —
jetzt Eigen th um der Hrn. Dr. Palm und Landerer.
Ihr M.waBser isl krystallhell, stark perlend, von einem prickelnd-
erdigen Geschmack; ihr sp'ec. Gewicht betrügt 1,0014.
755
Sechzehn Unzen desselben enthalten :
nach Kiclmey er: nach Sigwa rt:
Kohlensaures Natron . 3,560 Gr. . . 0,91 Gr.
Kohlensaure Kalkerde. . 7,538 — . . 6,39 —
Kohlensaure Talkerde . . 10,594 — . . 0,80 —
Kohlensaures Eisenoxydul . 0,140 — . . Spuren
21,822 Gr. ~8,10 Gr.
Kohlensaures Gas . . 19,700 Kub.Z. 23,0 Kuh. Z.
Seinen Mischungsverhältnissen und Wirkungen zufolge der Klasse
der erdig-alkalischen Säuerlinge angehörig, wird das M.wasser zu
Göppingen als Getränk und Bad in dem mit den erforderlichen Ein-
richtungen versehenen Badehause in allen den Krankheiten besonders
empfohlen, in welchen diese Säuerlinge vorzugsweise indicirt sind.
(Vgl. Bd. I. S. 273-275. Zweit. Aufl. S. 290-293).
G. Eschenreuter a. a. O. S. 46.
Tabernämontanus, Newer Wasserschatz. Francf. 1581. Cap.
80. S. 466—470.
Th. Paracelsus a. a. O. S. 60.
Huggelin a.a.O. S. 23. Günther. Andern, comment. p. 125.
Rhumelii et Reini carmina laudatae aeidulae Goepping. 1607.
L. Th um e isser a. a. O. Bd. V. C. 7. S. 118.
Kleine Würtemberg. Chronika. Stuttgardt 1660. S. 570—589.
Methodus analytica, de natura et viribus fontis aeidi ad Göppin-
gam oppidum, in J. R. Game rar ii syllog. memorab. medicin. 16S3.
Centur. VI. P. I. p. 335.
Hieron. Walchen's Beschreibung des Sauerbrunnens bei der
Stadt Göppingen. Nürnberg 1644. — Tübingen 1664. — 1668.
B. Backmeister, de aeidulis Goeppingensibus. Tubingae 1681.
M. Maskowsky's Göppinger Sauerbrunnen. Nördlingeu 1668.
— — der Göppingische Bethesda. 1688.
R. Leu tili us, Neue Beschreibung des zu Göppingen gelegenen
uralten Sauerbrunnen. Stuttgardt 1725.
W. J. C h r i s t m a n n's leibliche und geistliche Gestalt des Sauer-
brunnen zu Göppingen. Heilbronn 1731,
G. Fr. Gmelin, Beschreibung aller in Würtemberg berühmten
Sauerbrunnen und Bäder. Stuttgardt 1736.
C. F. Kielmcyer, disquisitio chemica aeidularum Bergensium
et Göppingensium. Stuttgardiae 1786.
D. J. Dangelmaier a. a. O. Bd. II. S. S.
G. Bischof, vulk. M.quellen Deutschlands. S. 235.
Heyfelder a. a. O. S. 123.
Der Sauerbrunnen zu J ebenhausen, eine Stunde von
Göppingen, bei dem Dorfe Jebenhausen, ohne Einrichtungen zu Was-
serbädern.
B b b 2
756
'G. Es ch enreuter a. a. 0. S. 46.
J. G. Berbis, neueste Beschreibung des Sauerbrunnens zu Je-
benhausen. Rothenburg a. d. T. 1723.
D. J. Dangelmai er a. a. 0. Bd. II. S. 50.
Heyf eider a. a. 0. S. 125.
Die M. quelle zu Faurndau, eine halbe Stunde von Göppin-
gen, ähnlich der zu Jebenhausen.
D. J. Dangelmaier a. a. 0. Bd. II. S. 48,
Heyfelder a. a. 0. S. 125.
Die S clite efelquelle bei Kirchheim unter Tech, eine
halbe Stunde in südwestlicher Richtung von der Stadt, durch einen
Schäfer erst vor kurzer Zeit entdeckt, aus Liasschiefer entspringend,
ist gehörig gefafst und mit einem Pumpbrunnen versehen. Das M nas-
ser wird hauptsächlich in der von Dr. Abele gegründeten und mit
zweckmäfsigen Einrichtungen versehenen Badeanstalt zu K. benutzt.
Das M.vvasser ist krystallhell, trübt sich aber bald an der Luft
nnd nimmt eine bläuliche Farbe an. Es riecht und schmeckt stark
nach Schwefel und hat die Temperatur von 10° R. bei einer Luft-
temperatur von 8° R. Nach einer vorläufigen durch Mutschier
unternommenen Analyse enthält es in sechzehn Unzen :
Chlormagnium . . . 0,07 Gr.
Chlornatrium .... 0,34 —
Schwefelsaures Natron . . . 1,58 —
Schwefelsaure Kalkerde . . geringe Spuren
Kohlensaures Natron . . . 0,77 —
Kohlensaure Kalkerde . . - 0,60 —
Kohlensaure Talkerde . . . 0,29 —
Kieselerde 0,06 —
Schwefel, theils an Wasserstoff, theils
an eine Basis gebunden . . 0,27 —
Kohlensaures Gas . . . unbestimmt
4,58 Gr.
Abele sah sehr günstige Erfolge von dem Gebrauche der Schwe-
felbäder und der Dampfbäder bei hartnäckigen rheumatischen, arthri-
tischen und psoriseben Leiden.
C. Gaupp, medizinische Topographie der Stadt Kirchheim un-
ter Teck. 1830. S. 11- 16.
Hey fehl er a. a. 0. S. 140.
Die M. quelle zu Ueherkingert, nach dem Dorfc llcbcrkin-
gen benannt; eine kleine Stunde westwärts von Geifslingen , ein er-
dig-salinisches Eisenwasser, mit einem Badehause und den nüthigen
Einriebtungen zu Bädern versehen, schon seit dem fünfzehnten Jahr-
hundert gebraucht, trüber sehr fleifsig besucht , und chemisch analy-
■irl von Weiler, Knaufs, Ade und Lenbc. Das M.wasscr hat
757
einen starken Eisengeschmack und soll getrunken leicht den Magen
beschweren ; seine Temperatur ist nach früheren Untersuchungen
12° R., nach neuern nur 9° 11. Sechzebu Unzen M.wasser enthalten:
nach Ade: nach Leube:
0,4617 Gr. .
0,9188 —
2,7428 —
0,9142 —
Uhlortalcium
Cblorcalcium
Chlornatrium) ,
Schwefelsaures Natron
Schwefels, u. kohlens. Natron
Schwefelsaure Talkerde .
Schwefelsaure Kalkerde
Kohlensaures Natron
Kohleusaure Kalkerde
Kohlensaure Talkerde
Koblensaures Eisenoxydul
0,4571
0,6857 —
0,4571 —
0,2285 —
6,8659 Gr.
22,00 Kuh.Z.
0,276 Gr.
0,056 —
0,020 —
0,390 —
6,827 —
0,247 —
0,072 '#£
7,888 Gr.
7,376 Gr.
o,loo —
10,509 Gr.
Kohlensaures Gas .
Freie Koblensäure
Halbgcbundene Kohlensäure .
22,00 Kub. Z.
Benutzt wird es als Getränk und Bad bei Schwäche und Sto-
ckungen im Unterleibe, — Krankheiten der Harnwerkzeuge, — Gicht,
Rheumatismen und chronischen Hautausschlägen.
J. Th. Ta bernäm o n tanus a. a. O. P. I. Cap. 83;
G. Eschenreuter a. a. O. S. 48.
J. Günther. Andern, a a. O. dial. 2.
Jac. Eckholt, kurze Beschreibung des Sauerbrunnen zu Ueber-
kiugen im Ulmschen. Ulm 1651.
Beschreibung des in Ulmischer Herrschaft Geislingen liegenden Sau*
erbrunnens zu Ueberkingen von D. V. Riedlin. Augsburg 1681. — 1722.
J. Frank 's Hydriatria Ulmana d. i. Beschreibung des Sauer-
brunnens zu Ueberkingen. Ulm 1710.
Veit. Eberh. Roth's mediz. Sauerbrunnen-Reglement, auch in
specic von des Sauerbr. zu Ueberkingen Beschaffenheit. Ulm 1719.
Neue Beschreibung des berühmten Ueberkinger Sauerbrunnen von
Dr. J. Matth. Fr auen di ener. Ulm 1750.
Historisch - stat. topographische Beschreibung des Dorfes Ueber-
kingen und des daselbst befindlichen Sauerbrunnens und Bades, von
W. Fr. Burger. Ulm 1809.
Der Gesundbrunnen in Ueberkingen , so wie das Rötheibad in
Geislingen und der Sauerbrunnen in Dizenbach von D. J. Daugel-
maier. Gmünd 1822.
A. Ruesz, die Heilquellen zu Ueberkingen im Königreich Wür-
temberg. Ulm 1839.
Heyfelder a. a. O. S. 126.
v. Gräfe und Kali seh a. a. O. Jahrg. III. 1838. S. 46.
758
Das Rotheibad bei Geislingen, eine kleine Stunde von
Ueberkiugen, unfern der Hauptstrafse von Stuttgart nach Ulm , mit
einem Badehause, iu einem engen Thale von hohen Bergen umschlos-
sen, seit drittehalb hundert Jahren bekannt. Das Wasser , aus Jura-
kalk entspringend, ist kry st allhell , von indifferentem Geschmack und
■ward früher zu Trink- und Badekuren vielfach benutzt. — Feste Be-
standteile und koblensaures Gas scheint es nur wenig zu enthalten.
Empfohlen hat man es bei Krankheiten der Harnwerkzeuge, ins-
besondere Griesbeschwerden, Hämorrhoiden, rheumatischen und gich-
tischen Leiden, Lähmungen, chronischen Hautausschlägen, vorzüglich
aber bei Leiden des Uterinsystems, Bleichsucht, Störungen der Men-
struation, Leukorrhoe, Neigung zu Fehl- und Frühgeburten.
Dr. Roth, kurzer Bericht, ob und wie weit ein Gesundbad vor
einem Sauerbrunnen, oder hingegen dieser vor jenem zur Badekur an-
zurathen sey. Ulm 1723.
Job. Math. Frauen dien er, kurze Beschreibung des Röthei-
bades zu Geifslingen, worin von dessen Ursprung, Beschaffenheit u.
s. w. gehandelt wird. Ulm 1729.
Wolfgang Thomas Rau, neue Abhandlung von dem Röthel-
bad bei Geifslingen. Ulm 1750.
Jeremias Hösslin, Beschreibung des Uöthelbades nahe bei
Geifslingen unter Helfenstein. Tübingen 1749.
D. J. Dangelmai er a. a. 0. Bd. II. S. 7.
Heyf eider a. a. 0. S. 52.
Das Griesbad in Ulm, schon zu Anfang des fünfzehnten
Jahrhunderts gekannt, mit zweckmäfsigen Einrichtungen zu Bädern,
auch mit einem Douche- und Regenbad versehen. Das Wasser ist klar,
geschmack- und geruchlos, hat nach Leube die Temperatur von 5° R.,
nach Härlin 6,5° R., und enthält nach Leube in sechzehn Unzen:
Salpeter- und schwefelsaure Kalk-
uud Talkerde, Chlorcalcium und
Chlortalcium .... I,b75 Gr.
Kohlensaures Eisenoxydul . . 0,044 —
Kohlensaure Talkerde . . 0,105 —
Kohlensaure Kalkerde . . 1,025 —
3,049 Gr.
Von den übrigen ehemals in Ulm vorhandenen Bädern: Hirsch-
bad, Gramm- und Hafenbad ist keine Spur mehr vorhanden.
Nachricht von dem in des II. Reichsstadt Ulm sich bciiudcndcn
Hirschbade. Ulm 1709.
Gründliche Beschreibung der Kraft und Würkung defs in defs H.
Reichsstadt Ulm sich befindenden Griefsbades oder Gesundbrunnens.
Ulm 1709.
•loh. Dietr. Leopold, Beschreibung des berühmten Gesund-
brunnens, daH Griefsbad genannt. Ulm 1730.
759
Das Brandenburgerbad unweit Dietenheim, in dem roman-
tischen lllerthale, fast im Mittelpunkte zwischen Ulm und Memmin-
gen, kaum 200 Schritte von dem Schlosse Brandenburg. In der Nähe
der Quelle ist ein Badehaus, wohin das Wasser durch Röhren gelei-
tet wird.
Das Wasser dieser M.quelle wurde 1808 durch Juch in München,
1811 durch v. Autcnrieth, 1817 durch Endres, Hofer und
Faul h ab er, 1823 durch Apotheker Hummel chemisch untersucht
und enthält etwas freie Kohlensäure, etwas Schwefelwasserstoffgas,
kohlensaure Kalkerde und kohlensaures Eisen. Seit einigen Jahren
ist die Quelle, welche ganz versumpft war, neu gefafst, ohne dafs
die eigentliche Urquelle dabei aufgefunden werden konnte. Das Was-
ser setzt eiueu braungelben Ocker ab, hat einen zusammenziehenden
Geschmack und einen eigentümlichen Moorgerucb. Als Bad wurde es
bisher bei rheumatischen und gichtischen Beschwerden, chronischen
Unterleibsleiden, leichten fieberlosen Hautübeln mit Erfolg benutzt.
D. J. Dangelmaier a. a. 0. Bd. IV. S. 89.
Heyfelder a. a. Ö. S. 53.
Die M.quelle zu Hugg elaubach, südlich vom Branden-
burger Bade, früher häufig benutzt, ist gegenwärtig aufser Gebrauch.
Heyfelder a. a. O. S. 54.
Das J ordansbad bei Biber ach, schon 1290 unter dem Na-
men des Wass acher -Berges bekannt, seit Anfang des sechzehnten
Jahrhunderts gegen den Namen des Jordansbades umgetauscht, liegt
1655 Fufs über dem Meere und hat freuudliche Umgebungen. Die
Badeeinrichtungen wurden im dreifsigjährigen Kriege zerstört und
erst nach vorgenommener chemischer Untersuchung des Wassers durch
Dr. S. Braun im Jahre 1671 wieder hergestellt; — sie gehören seit
1400 dem städtischen Hospital und sind die Stiftung eines Biberacher
Bürgers Jörg SUssinger. In den J. 1816, 1817 und 1825 geschah
viel zur Erweiterung und Verbesserung des Bades, das auch Vorrich-
tungen zu Tropf-, Douche-, Staub- und Regenbädem enthält. Aufser-
dem ist hier noch ein Armenbad, worin unbemittelte Kranke freie
Wohnung, Verpflegung und Bäder erhalten.
Im J. 1829 betrug die Zahl der Kurg. 193.
— — 1830 . 185.
— — 1831 .... 136.
— — 1832 .... 175.
— — 1833 . . . 180.
— — 1834 .... 218.
__ _ 1835 .... 168.
— — 1836 .... 135.
— — 1837 ... .','-. ., 198.
— — 1838 ....,;.-.:.. 153.
— — 1839 .... 160.
760
Beim Auspumpen der gut gefafsten 20 Fufs tiefen M.quelle wer-
den vier Quellen sichtbar, welche durch ihr Zusammenströmen das
Becken füllen. Das Wasser ist geruchlos, etwas trübe, perlt wenig
und hat einen anfangs zusammenziehenden, später erdigen Geschmack.
Längere Zeit der Einwirkung der atmosphärischen Luft ausgesetzt,
bildet es einen kalkhaltigen Niederschlag, gekocht einen röthlichen,
welcher auch an den Kesseln , den Badewannen und den Leitungs-
röhren sich absetzt. Die Temperatur des Wassers beträgt 8° R. bei
einer Lufttemperatur von 9,75° R., das spec. Gewich desselben
1,000206.
Chemisch analysirt wurde das M.wasser von Trits chlor,
Sigwart uud 1825 von Chr. Gmelin. Letzterer fand in 10UÜ0
Grammen:
Kohlensaure Kalkerde . . 2,380 Gram,
Kohlensaure Talkerde. . . 0,344 —
Kohlensaures Eisenoxydul . . 0,262 —
Kieselerde 0,084 -*■
Chlornatrium u. organische Materie Spuren
3,070 Gram.
Kohlensaures Gas . . . 63,025 Kub. Z.
Sauerstoff- uud Stickgas . . 7,002 —
70,027 Kub. Z.
Mithin kommen auf sechzehn Unzen ungefähr 3 Kub. Z. kohlen-
saures Gas und 2,34 Gr. feste Bestandteile.
Als Bad angewendet, in welcher Form es am häufigsten benutzt
wird, verursacht es bei rheumatischen und gichtischen Leiden nach
Hof er nach vierzehntägigem Gebrauch nicht selten einen Badeaus-
schlag, welcher als günstiges Zeichen betrachtet werden kann.
Gerühmt wird das Jordansbad bei Gicht und Rheumatismen, — chro-
nischen Hautausschlägen, Krätze, veralteten Geschwüren, — Anoma-
lieeu der Menstruation, Fluor albus, — Schwäche der Verdauung, —
Scrophulosis und Rhachitis und allgemeiner Schwäche in Folge von
starkem Blut- und Säfteverlust.
S a 1. Bruun, kurze Entwerfung oder Beschreibung des schon
vor mehr als hundert Jahren berühmten, jetzo aber neu auf- und zu-
gerichteten Bades, der Jordan genannt, bei des H. R. Reichsstadt
Biberach. Tübingen 1672.
Sal. Braun, deutscher Jordan oder Bibcracher Bad. Augsburg
1673.
J. N. J. C., Neu eröffneter Jordan, oder wiederholte Beschreibung
des herrlichen uud hochbelobten bei des H. R. Reichsstadt Biberach
gelegenen Bades, der Jordan genannt, vor etlichen Jahren ausgefer-
tigt von S. Braun, nun aber mit einigen Annotalionibtis von neuem
in den Druck befördert von Lud. Miller. Ulm lt>88.
Job. Val, Bauer, Sciagraphia physico- chymico-mcdica, oder
761
kurze, doch eigentliche und gründliche Beschreibung des vor etlichen
Jahrhunderten hoch belobten und annoch täglich kräftig sich erwei-
senden des H. R. R. Freyen Stadt Biberach zugehörigen Heilbrun-
nens, genannt der Jordan. 1710.
Seb. Ben. v. Spenner, gründlicher Bericht von dem Jordan-
bad, woriunen von dem menschlichen Leben, Krankheit, Beschaffen-
heit des Orts, der Quelle u. s. w. abgehandelt wurde. 0. J. (Ma-
nuscript.)
Nachricht von dem sogenannten Jordansbad des H. R. R. freien
Stadt Biberach. (Von Chr. D. Mann). Biberach 1777.
D. .1. Dangel in ai er a. a. O. Bd. IV. S. 102.
J. Ph liofer, das Jordansbad bei Biberach. Biberach 1826.
Med. Corresp. Blatt. Bd. VII. S. 270. Bd. IX. S. 187.
II eyf eider a. a. 0. S. 167.
Die M. quelle von Oclisenhausen, einem Flecken mit 1300
Einwohnern, 1791 Fufs über dem Meere, anderthalb Stunden von Bibe-
rach, in einem freundlichen nach Norden hin sich senkenden Thale.
Es befindet sich hier ein Badehaus, das früher jährlich von 70—80,
in den letzten Jahren nur von 50—60 Kurgästen besucht wurde.
Das M.wasser ist klar und farblos, von einem zusammenziehen-
den Geschmacke, perlt wenig, wird, der Einwirkung der Luft ausge-
setzt, getrübt und bildet erwärmt einen rothbraunen Niederschlag. Die
Temperatur des M.wassers beträgt 5° R. bei einer Lufttemperatur von
7° R. Nach Ducke enthält es in sechzehn Unzen 0,45 Gr. kohlen-
saures Eisenoxydul, keine schwefelsauren Salze und nur sehr wenig
Kohlensäure. Es wird gleich ähnlichen Eisenquellen vorzugsweise bei
Bleichsucht, Fluor albus, allgemeiner Schwäche, besonders in Folge
von starkem Säfteverlust, bei Scorbut, Unfruchtbarkeit, Hydrargyro-
sis und Verdauuugsschwäche benutzt.
Jacob in: Med. Corresp. Blatt. Bd. VI. S. 225. Bd. VII. S. 271.
Die M. quelle zu Dizenbach, bei dem Dorfe dieses Namens,
im Oberamtsbezirke Geifslingen, 1540 Par. Fufs über dem Meere, in
dem von der Filz durchströmten Längenthaie der südlichen Alp, sie-
ben Stunden von Ulm, zwei Stunden von Geifslingen, anderthalb Stun-
den oberhalb Ueberkingen und drei Stunden von Boll.
Es befindet sich hier ein Bade- und Gasthaus, — die Zahl der
Kurgäste war von 1828 — 1837 jährlich durchschnittlich nur 20, — im
J. 1838 : 37, — im J. 1839 : 59.
Die M. quelle, zur Klasse der eisenfreien erdigen Säuerlinge ge-
hörend, wurde 1690 entdeckt, 1750 zum erstenmale von v. Wolter
untersucht, 1823 neugefalst und 1824 von C. G. Ginelin analysirt.
Die Temperatur des M.wassers ist 10,5° R., sein Geschmack an-
genehm säuerlich , prickelnd an der Quelle , in Flaschen verschickt
etwas fade. Mit Wein gemischt wird es nicht getrübt, effervescirt
aber stark bei einem Zusätze von Zucker. Es ist klar, färb- und ge-
762
rucblos, stark perlend und bildet, weder in Gefäfsen , noch in der
Quelle einen Bodensatz.
Nach Gmelin's fern von der Quelle Unternommener Analyse
enthalten 10,000 Theile dieses M.wassers :
Kohlensaure Kalkerde mit geringeu Spuren von
kohlensaurer Talkerde 4,700 Tu.
Schwefelsaures Natron mit etwas schwefelsaurer
Talkerde 0,125 —
Chlornatrium 0,026 —
Organischen Stoff mit Spuren von Schwefel . 0,024 —
4,875 Th.
Nach Dr. Abele's gemeinschaftlich mit Breu-
ninger unternommener Untersuchung an der
Quelle selbst enthalten sechzehn Unzen Wasser
an kohlensaurem Gase 27,7 Kub. Z.
Das M. wasser wird als Getränk und auch zu Bädern benutzt, und
namentlich gerühmt bei chronischen, nicht entzündlichen Leiden der
Respirationsorgane , so wie bei Verschleimungen und Schwäche der
Verdauungsorgaue, — äufserlich von den Bewohnern der Umgegend
bei veralteten Geschwüren, scrophulösen Leiden und chronischen
Hautausschlägen benutzt.
J o. Nep. Antli. Leuthner, diss. de aeidulis Dizenbaccensibus
in comitatu Wurtenbergico. Ingolstadii 1746.
J. A. v. Wolter, Gründlicher Bericht von dem Dizenbacher
Heilbrunnen etc. 1755. — Neu aufgelegt 1830 unter d. Tit.: die Di-
zenbacher Heilquelle im Königr. Wiirtemberg.
J. B. Grafs pragm. Geschichte der oberpf. M. wasser. Bd. II.
S. 321.
D. J.Dangelm ni er, der Gesundbrunnen zu Ueberkingen. S. 13.
Med. Correspondenz-Blatt. 1837. S. 253. — 1838. S. 147. — 1839.
S. 148.
Abele, Beschreibung der Dizenbacher Heilquelle. Kirchheim u.
T. 1838.
Hey fei der a. a. O. S. 129.
v. Gräfe u. Kaiisch a. a. O. Jahrg. 111. 1S38. S. 38.
Da» Waldbad bei Weingarten im Oberamtsbezirke Ravens-
burg, drei Stunden von Ravensburg, hat drei Quellen, welche aus Mo-
lasse entspringen und kohlensaure Thonerdc, schwefelsaure. Kalkerde
und etwas freie Kohlensäure enthalten. — Die Zahl der Badegäste
war im J. 1834 : 117, — im J. 1835 : 101, — im J. 1830:91, — im
J. 1837 : 94, — im J. 1838 : 08, — im J. 1839 : 133.
Hey leid er a. a. O. S. 48.
Dur Senn erb ad, eine Viertelstunde von Ravensburg, mit freund«
liehen Einriebtungen. Das Wasser enthält etwas schwefelsaure Kalk-
763
erde neben etwas freier Kohlensäure. — Die Zahl der Kurgäste be-
trug im J. 1835 : 229, — im J. 1836 : 287, — im J. 1S37 : 211, —
im J. 1S38 : 307, — im J. 1839 : 321.
Heyfelder a. a. 0. S. 49.
Das Heiligkreuzbad bei Ravensburg hat als Badeanstalt auf-
gehört, dagegen wird das etwas Chlorkalium und kohlensaure Kalk-
erde enthaltende Wasser von den Bewohnern Ravensburgs noch zu
Bädern in Privatwohnungen benutzt.
Heyfelder a. a. 0. S. 49.
Das Gangulf sb ad bei W olb ertschw ende ist ganz im
Verfall. Das Wasser enthält schwefel- und kohlensaure Kalkerde und
Spuren von Schwefelwasserstoffgas.
Heyfelder a. a. 0. S. 49.
Die Bäder Briel und Sattel in der Nähe von Wangen, in
einer freundlichen Lage.
Das Bad der Krummbacher Mühle, im Oberamtsbezirk
Wangen.' Das Wasser soll doppelt kohlensaures Natron, kohlensaures
Eisenoxydul, Schwefelwasserstoffgas, doppeltkohlensaure Talkerde,
doppelt kohlensaure Kalkerde, schwefelsaures Natron, Chloruatrium
enthalten.
Heyfelder a. a. 0. S. 50.
Das Nieratzer Bad, eine Viertelstunde von Nieratz, drei
Viertelstunden von Wangen, in einem freundlichen, von Osten nach
Westen sich ziehenden Einschnitt des oberschwäbischen Hochlandes,
liegt 1706 Fufs über dem Meere.
Die Zahl der Kurgäste betrug:
Im J. 1829 .... 119.
— — 1830
— — 1831
— — 1832
— — 1833
— — 1834
— — 1835
— — 1836
— — 1837
— — 1838
Die M. quelle entspringt aus
hell, geschmacklos und nach S
73.
54.
SO.
99.
139.
113.
93.
127.
75.
Molasse; das Wasser derselben ist
ig wart auch ohne Geruch, wenig
perlend und an der Quelle einen rothbrauuen Schlamm absetzend, hat
die Temperatur von 8° R. und enthält in sechzehn Unzen nach
S i g vv a r t :
Krystallisirtes kohlensaures Natron 0,728 Gr.
Krystallj^irtes schwefelsaures Natron 0,071 —
764
Chlornatrium .... 0,012 Gr.
Kohlensaure Talkerde . . 0,204 —
Kohlensaure Kalkerde . . 0,494 —
Kohlensaures Eisenoxydul . . 0,004 ^—
Kieselerde 0,098 —
1,011 Gr,
Das M. wasser soll sich als Bad nützlich erweisen gegen Gicht, chro
nische Rheumatismen, Neuralgieeu, chronische Hautausschläge, Krank-
heiten von unterdrückten Hautübeln und von gestörter Hautthätigkeit,
bei krankhafter Reizbarkeit ohne materielle Ursachen , daher auch
bei reiner Hysterie und Hypochondrie.
Zengerle in: Med. Correspondenz-BIatt. Bd. VII. S. 304.
Heyleider a. a. O. S. 32.
Das M.wasser zu Lainniau, im Oberamtsbezirk Tettnang in
der ISähe des Bodensees, mit einem geräumigen und freundlich ein-
gerichteten Bade- und Gasthaus. Die Zahl der Kurgäste betrug im
J. 1839 : 80. Das aus Molasse entspringende Wasser enthält etwas
Eisen, Chlorcalcium, auch Kohlensäure und bewährt sich nach Dilil-
mann bei Drüsenleiden, Kropf, Scrophelsucht, bei Gicht und Rheu-
matismen, Abdominalplethora, Verschleimung der ersten Wege, trägem
Stuhlgang, krampfhaften und hysterischen Beschwerden und krankhaf-
ten Störungen der Menstruation.
Heyfelder a. a. O. S. 50.
Das Saubad zu Owen, anderthalb Stunden von Kirchheim
u, T., an der Lauter. Dieses aus der Gryphiteukalktörination ent-
springende M.wasser enthält nach Storr und Oslander kohlen-
saures Eisenox3dul und etwas Schwefelwasserstoffgas. Früher viel-
fältig benutzt, wurden die Badeeinrichtungeu schon 1038 zerstört, und
die Quelle gerieth später in Vergessenheit.
G. B. Renz, Vena Tepcia. Oderkurze, auch eigentliche Beschrei-
bung des mineralischen Wassers am Teckerberg, nahendt bei Owen
herfürspringend, ins Gemein das Saw Bad genannt. Tübingen 1030.
Fr. B. Oslander, diss. inaug. med. de fönte medicato Owcnsi,
praes. Th. C. Chr. Storr. Tubing. 1779.
Namentlich sind nur noch zu erwähnen: die Schwefelquelle bei
Pfrungen im Oberamtsbezirke Saulgau, — der Salzbrunn bei Eber-
bach, zwischen Altshaiisen und Aulendorf, — die M quelle zu Gir-
tenau im Oberamte Marbach, — der Kasbrunnen, — die M.quel-
Ini zu Bierin gen, Gönuingen und Keberlingen.
-'S. ü. Obermeicr, von dem Kasbrunnen. Oettjngc» 1079
Hey fei der a. a. O. S. 159.
V.
Die Heilquellen des Grofsherzogthums Baden.
V.V enn das Flufsgebiet des Rheins nach seiner Lage und
Höhe in das Rheinische Hochland, das mittlere Rheinland
und das Rheinische Niederland getheilt wird, so umfafst
das Grofsherzogthuni Baden den gröfsten Theil des
rechten Ufers des mittleren Rheinlandes, das Becken des
Rheins vom Bodensee bis Mannheim, östlich von dem mit
dem Rheine parallel laufenden Gebirgszuge des Schwarz-
waldes umschlossen, — ein Land, dessen Höhen gröfsten-
theils unfreundlich und rauh, dessen tiefer gelegene Thäler
und Flächen durch den Schwarzwald gegen kalte Winde
geschützt, sich durch Anmuth der Gegend, Ueppigkeit der
Vegetation und grofse Milde des Klimas auszeichnen.
Die Tiefe des Beckens bezeichnet der Spiegel des
Rheins , in welchem sich alle am westlichen Abfall des
Schwarzwaldes entspringende Flüsse münden, — die Höhe
die finstern Gipfel des Gebirges 5 — der Spiegel des Rheins
beträgt 780 — 284 Fufs, nämlich bei Basel 780 F., bei
Breisach 614 F., bei Safsbach 579 F., bei Kehl 424 F.,
bei Mannheim 284 F., — die Höhe des Feldberges 4650
E., des Belchen 4370 F., des Kandelberges 3909 F., des
Blauberges bei Badenweiler 3507 F., des Kniebifs 2986 F.
über dem Meere; daher die verhältnifsmäfsig hohe Lage
mehrerer M. quellen des Schwarz waldes. So entspringen
Die M.q. \on Langenbrückeu .... 440 F. üb. d. M.
— — — Baden . . . . . 616
— — — Ueberlingea 1223
— — — Petersthal . . . . . 1231
768
Die M.q. zu Radenweiler 1239 F. üb. d. M.
— — — Griesbach ..... 1499
— — — Rippoldsau 1711
In den geognostischen Verhältnissen des Schwarzwal-
des sind nach Keferstein drei Formationen zu unter-
scheiden. Die Hauptmasse, namentlich die süd - westliche
gehört zur Granit- und Gneufsformation, auf dieser lagert
Porphyr, welcher zwar weniger mächtig als letztere, gleich-
w ohl aber die höchsten Gipfel bildet ; in den weniger er-
habenen Theiien, den östlichen und nördlichen, herrscht
der bunte Sandstein vor, welcher zum Theil über Granit
liegend, als zusammenhängendes Ganzes vom Rhein ober-
halb Säkingen sich bis über den Mayn erstreckt. Bemer-
kenswerth in der Tiefe im Ufergebiete des Rheins und Ne-
ckars sind beträchtliche Salzstöcke, namentlich zu Bruch-
sal, Dürrheim, Ludwigshall, Ubstadt, Rappenau, Mosbach
und Wimpfen. Das Gebirg ist reich an Erzen und kräf-
tigen Mineralquellen. Nach Heunich befinden sich im
Grofsherzogthum Baden 58 Bäder und Gesundbrunnen.
Die Temperatur und chemische Constitution der letz-
tern bietet sehr verschiedene Verhältnisse dar. Die lauen
M. quellen zu Badenweiler und Hub haben die Temperatur
von 20 bis 23° R., die heifsen zu Baden-Baden die von 43
bis 51° R. In den tiefer gelegenen Theiien finden sich
müriatische M.quellcn und kalte erdig-salinische Schwefel-
quellen, in den höhern Thälern kalte, an Kohlensäure sehr
reiche Eisen-, Schwefel- und kohlensaure Salze führende
M. quellen.
Nach Verschiedenheit ihrer nördlichem und tiefern, oder
südlichem und höhern Lage zerfallen die Heilquellen Ba-
dens in zwei Hauptgruppen:
1. Die Heilquellen des Mittel- und Untcr-
r he in kreises, (nach der früheren statistischen Einthei-
lung des Murg- und Neckarkreises), von welchen
Baden-Baden und das Schwefelbad zu Langenbrü-
cken vorzüglieh zu erwähnen.
2. Die
769
2. Die Heilquellen des Oberrhein- und des
S eekreis es (früher des See-, Treisam- und Kinzig-
kreises), von denen besonders bemerkenswert!! die Ei-
senquellen zu R i p p o 1 d s a u.
G. Agricola, von den warmen und Wildbädern im Schwarz-
walde. Amberg 1610.
Rhumelii tliermarum aeidularum descriptio. Tubingae 1631.
Guerin, de fontibus medicatis Alsatiae. Argentorati 1760.
Käst n er 's Archiv. Bd. IX. S. 384.
Teutschland geogn. geolog. dargestellt von Chr. Keferstein.
Bd. I. St. 1. S. 53. — Bd. III. St. 1. S. 71. 75. St. 2. S. 183.
Journal des Mines. T. VIII. p. 267.
Die Mineralquellen im Gr. Herzogthum Baden von W. L. Kol-
reuter. Karlsruhe. 1. Jahrg. 1820. II. u. III. Jahrg. 1822.
A. J. W. Heunisch, Beschreibung des Grofsherzogthums Ba-
den mit einer Höhenkarte, eioem Stahlstich und 91 Holzschnitten (von
Prof. Höfel in Wiener. Neustadt). Stuttgart 1837.
— — geographisch-statistisch-topographische Beschreibung des
Grofsberz. Baden. Heidelberg 1833.
Osann in: Hufeland und OsaniTs Journ. der prakt. Heil-
kunde. Bd. LXXXV. St. 2. S. 97 ff.
v. Gräfe und Kali seh, Jahrbücher für Deutschlands Heilquel-
len und Seebäder. Jahrg. I. 1836. S. 269. Jahrg. II. 1837. S. 205.
Jahrg. III. 1838. S. 475. Jahrg. IV. 1839. Abth. 2. S. 45 ff.
The prineipal Baths of Germany considered with reference to
their remedial efheaey in chronic Disease by Edwin Lee, M. R.
C. S. etc. Vol. I. Nassau, Baden and the adjacent Districts. Frankf.
u. Wiesbaden 1840.
1. Die Heilquellen des Mittel- und Unterrhein-
kreis es.
1. Die T hermalquellen zu Baden im Mittel-
rheinkreise, auch Baden-Baden genannt. — Die Stadt Ba-
den, zwei Meilen von Rastadt, merkwürdig durch ihr hohes
Alter, berühmt durch ihre Th.quellen, zählt jetzt 6231 Ein-
wohner und liegt an der Oos oder dem Oosbach, am Fufse
des Schwarzwaldes, in einer paradiesischen Gegend, 616
Fufs über dem Meere. Vor vielen andern Kurorten wurde
dieser von der Natur verschwenderisch mit ihren reichsten
und schönsten Gaben ausgestattet. Die mit Wald, Wein
oder Gärten bedeckten Höhen, welche die Stadt und ihre
II. Theil. C c c
770
Heilquellen mahlcrisch umkränzen , schützen gegen rauhe
Winde, — gegen Norden der Schlofsberg , gegen Osten
der Mcrcuriusberg und der kleinere Staufenberg , gegen
Westeil der Fremersberg. Das Klima ist daher sein- mild,
die Luft in dieser reich gesegneten Gegend rein und ge-
sund, — die Umgebungen von Baden gewähren eine rei-
zende Abwechseliuig von sonnigen Wiesengründen, Wein-
bergen, Gärten, anmuthigen Wald- und Gebirgsgegenden,
und liefern dabei die Erzeugnisse des Bodens in unge-
wöhnlicher Fülle und von vorzüglicher Güte.
Noch jetzt vorhandene Denkmäler machen es sehr wahrschein-
lich, dafs das Th.vvasser von Baden schon von den Römern als Heil-
quelle benutzt wurde. Unter dem Namen ,,Civitas Aquensis" bekannt,
wurde Baden von Marcus Aurelius verschönert. Urkundlich wird
der M. quellen zuerst 873 unter Ludwig, König der Teutschen , ge-
dacht ; einen ausgezeichneten Ruf erwarb sich Baden jedoch erst
später im sechzehnten und siebzehnten Jahrhundert, in welchem das-
selbe unter dem Namen von „Niederbaden oder Markgrafenbad" von
Huggeliu, Paracelsus und G. Esch erneuter u. A. rühmlichst
erwähnt wird.
Im Vergleich mit andern teutschen Kurorten gehört
Baden unbedenklich zu den besuchtesten, geräuschvollsten
und glänzendsten, und Avcttcifert auch in dieser Beziehung
mit Wiesbaden.
Die Frequenz ist noch immer im Steigen, obwohl unter der Zahl
der jährlich Baden Besuchenden nur der bei weitem kleinere Theil
als wirkliche Kurgäste betrachtet werden kann. Wie die Zahl der
Fremden in den letzten Deceunieu gewachsen ist , ergiebt folgende
Uebersicht:
Im J.
1806 betrug die
Zahl i
Jer Kurg. 1061.
1807
1876.
1S0S
1605.
1S09
.
1630.
1810
.
2462.
1811
. . •
2733.
1812
3325.
1813
.
3042.
1814
4094.
1815
,
2i60.
1816
3620.
1817
3200.
1818
4076.
771
Im
J. 1819 betrug die Zahl der Kurg. 4395.
—
— 1820 . . 5138.
—
— 1821
4432.
—
— 1822
6214.
—
— 1823
6108.
—
— 1824 -
— 1825
7279.
7767.
—
— 1826 . .
748 i.
—
— 1827
— 1828
— 1829
8364.
10136.
11078.
—
— 1830
10992.
—
— 1831
9598.
—
— 1832
11362.
—
— 1833
13905.
—
— 1834
15226.
—
— 1835
15513.
—
- 1836
— 1837
14200.
16219.
_
— 1838
. etwas über 20000.
—
- 1839
19895.
Zu dieser
»jrofsen Zahl s
ieuei
t das Ausland am meisten
bei.
Unter den Baden in der Saison 1839 Besuchenden befanden sich: 36
Spanier, 62 Polen, 85 Italiener, 86 Schweden und Dänen, 211 Ameri-
kaner, 231 Belgier, 457 Schweizer, 475 Holländer, 676 Russen, 3652
Engländer und 4478 Franzosen.
Trotz dieser grofsen Frequenz ist zu Baden, bei der Menge schö-
ner und geschmackvoller Bauten kein Mangel an bequemen und schö-
nen Wohnungen. Nicht minder wie für die Bedürfnisse der Fremden
ist auch für geräuschvolle Vergnügungen und Zerstreuungen mannig-
facher Art gesorgt. Zu den Schattenseiten Badens gehört die furcht-
bare Geifsel der Hazardspiele, welche hier dominirt. Der frühere
Pächter der Spielhäuser in Paris, Hr. Benazet, hat von der Grofs-
herzoglichen Regierung die Pacht der Hazardspiele im Conversations-
hause zu Baden vom October 1838 an auf fünfzehn Jahre erhalten.
Er zahlt dafür an die Regierung jährlich 40,000 Fl. Pacht, ferner
jedes Jahr noch 5000 Fl. für vorzunehmende Verschönerungen; und
überdies übernimmt er die auf dem Badfonds lastende Schuld von
120,000 FI., — ein hinreichender Maafsstab, wie viel und wie hoch
hier gespielt wird.
Die Bade-Saison fängt schon am 1. Mai an, und dauert bis Mitte
October, weil das wärmere Klima einen früheren Anfang und späte-
res Aufhören gestattet; — viele Fremde, besonders Engländer, haben
hier Häuser und bleiben den Winter über hier.
Auch die Zahl der Aerzte zu Baden hat sich mit der steigenden
Frequenz der Kurgäste sehr vermehrt. Aufser dem Hrn. Geh. Med.
RathKramer, den Hrn. Hofräthen Pitschaft undGugert, nenne
ich nur die Hrn. Dr. Ruff, Komiossi, Federer und Mai er.
Ccc2
772
Die Gcbirgsart der Umgegend ist Flötzkalk, weiterhin Urgcbirge.
Im J. 1837 wurden beim Lclimgraben in einem Hügel zwischen Oos- und
Rheinthal, zahlreiche Ueberreste vorweltlicher Riesentliiere aufgefunden,
hegleitet von Geschieben, die von den das Oosthal begrünzenden Bergen
stammen. Die Lagerangsverhältnisse beweisen, dafs dieselben vor
Jahrtausenden durch eine grol'se Fluth, welche das Rheinthal bis zu
einer Höhe von etwa 200 Ful's über den jetzigen Spiegel des Rheins
mit Wasser erfüllte, und einem grofs.cn Theilc der vor derselben diese
Thäler bevölkernden Tbieiwelt den Untergang brachte, in jenem Hü-
gel begraben worden sind.
Alle Th. quellen zu Baden scheinen ihren Ursprung
einem gemeinschaftlichen Reservoir zu verdanken, ihr
Wasser ist nicht durch ihren chemischen Gehalt, sondern
nur durch den Grad ihrer Temperatur (38—54° R.) ver-
schieden. Sämintliche Th.quellen geben in 24 Stunden die
Wassermenge von 28,408 Kub. Fufs.
Als die stärkste und wichtigste betrachtet man die Hauptquelle
oder den Ursprung. Sie entspringt auf der Anhöhe, nahe bei der Stifts-
kirche, aus der Spalte eines gelblich-grauen Fclses, welcher aus Hornstein
und Quarz besteht, und hat die Temperatur von 5i° R. lieber den
Th. quelle ist ein Dunstkamin angebracht, durch welchen theils die
Th. dämpfe ihren Ausgang nehmen, theils in das dicht dabei befind-
liche Gebäude geleitet und zu Th.Dampfbädern benutzt werden. Das
Wasser dieser Th. quelle ist hell, hat den Geschmack und Geruch vom
versalzener Fleischbrühe, und entwickelt geschöpft, nur wenig Gas-
blasen ; seine spec. Schwere wird von Krapf zu 1,030, von Sal-
zer zu 1,003 bestimmt. Aus dem Wasser schlägt sich kohlen- undt
schwefelsaurer Kalk und Eisenox3'd , in Form eines Kalksinters vom
bräunlicher und brauner Farbe nieder. Von diesem ist ein weicher,!
breiartiger, sehr fetter zu unterscheiden, welcher von schwarzgrünen
Farbe, den Namen Badeschlamm oder Bademoor führt, und im
welchem sich Zoophyten finden (Vgl. Th. I. S. 429. Zweit. Aufl. S. 505.)
In Bezug auf die Temperatur und die Wassermenge der einzcl-I
neu Quellen findet folgende Verschiedenheit statt:
Der Ursprung hat die Temp. von 51° R. u. giebt in 24 St. 7092 K.Z.',
Die zwei Judcnquellcn — — 54 — — 5732 —
— Höllenquelle — — 53 1150 —
— Q. zum Ungemach — — 52 3802 —
— Klosterquelle — — 51 — — — — — — 847 —
Der Briihbrunneu — — 51 — — — — — — 18G0 —
Die Muurquell. — — 50 US —
— zwei Q. zum kühlen Brunnen 38—44 9306 —
— Q. der Bütte — — 40—52 1500 —
— Fettquelle — — f>l 3058 —
— namenlose Quelle — — 52 — — 545 —
773
Ihren Mischungsverhältnissen nach gehören die Th.-
quellen zu Baden zu der Klasse der kochsalzhaltigen und
wurden zu verschiedenen Zeiten analysirt von Krapf,
Salzer, Haug, Otto, Wolf, Kastner, Kölreuter
und G i in b e r n a t.
Das Th.wasser enthält in sechzehn Unzen:
nach Otto u. Wolf: nach Salz er:
Chlornatrium
. 20,000 Gr. .
. 17,400 Gr.
Chlortalcium
0,666 —
0,500 —
Clilorcalcium
1,777 —
1,555 —
Schwefelsaure Kalkerde
1,777 —
2,600 —
Kieselerde .
2,111 —
. . .
Kohlensaure Kalkerde
1,500 —
26,331 Gr.
23,680 Gr.
nach Kästner:
nach Kölreuter
Chlornatrium
. 17,500 Gr.
. 16,00 Gr.
Clilorcalcium . ,
1,500 —
1,75 —
Chlortalcitim
0,500 —
0,25 —
Schwefelsaure Kalkerde
2,750 —
•
Basisch schwefelkohlensaure Kalkerde . . . . 5,00 —
Kohlensaures Eisenoxydul . . 0,111 — ....
iBasisch kohlensaures Eisen mit Ex-
tractivstoff 0,02 —
Kieselerde . . . 0,20 —
22,361 Gr. 23,22 Gr.
Kohlensaures Gas . . . 0,333 Kub. Z. 0,50Kub.Z.
Nach Gimhernat enthält das Th.wasser Stickgas. Gimher-
nat hat indefs das Stickgas nicht in dem Wasser selbst, sondern in
den Dämpfen desselben gefunden, und Kölreuter daher erinnert,
dafs der von Gimhernat angegebene Gehalt von Stickgas sich
durch die Vermischung der Wasserdämpfe mit atmosphärischer Luft
sehr wohl erklären lasse. — Bei der Höilenquelle entwickeln sich
mit dem aus der Felseuritze hervorsprudelnden Wasser Gasblasen,
die nach einer von Gugert und Fontanelle vorgenommenen che-
mischen Untersuchung aus etwas kohlensaurem Gas und Stickgas
bestehen sollen.
W et zier schlägt wohl mit Unrecht nach dem che-
mischen Gehalt der Th.ouelleu zu Baden ihre Wirkung zu
gering an. Hinsichtlich ihrer Mischungsverhältnisse und
774
Wirkungen schliefsen sie sich an die von Wiesbaden, un-
terscheiden sich jedoch von letztern wesentlich durch ihren
verhältnifsmäfsig bedeutend geringern Gehalt an Chlorna-
trium und die Verschiedenheit der Temperatur.
In Form von Wasserbädern wirken sie sehr durch-
dringend reizend, — belebend auf das Nervensystem, er-
hitzend auf das Gefafssystem , die äufsere Haut reizend
diaphoretisch, häufig einen starken, sehr juckenden Aus-
schlag erregend, und sind eben deshalb zu widerrathen bei
wahrer Vollblütigkeit, Disposition zu Schlagflufs, Neigung
zu Bluthusten und andern activen Blutflüssen, einem sehr
reizbaren, zu Congestionen geneigten Gefafssystem und
fieberhaften Beschwerden. — Getrunken wirkt das Th.was-
ser auflösend, besonders auf die Leber, das Pfortadersystem,
die Harnwerkzeuge und das Uterinsystem.
Die Einrichtungen zur zweckmiifsigen Benutzung der Quellen,
besonders der Bäder, waren früher sehr mangelhaft, haben sich aber
neuerdings sehr verbessert. Die Kurgäste wohnen theils in Privat-
häusern, theils in Gast- uud Badehäusern, dem Zähringer Hof, dem
Badischen Hofe, dem Hirsch u. a., — in welchen die Kranken den
Vortheil haben nicht nur zu wohnen, sondern in demselben Gebäude
auch Wannen- und Douchebäder nehmen zu können.
Die verschiedenen Formen, in welchen die Th.quellen
benutzt werden, sind folgende :
1. Als Wasserbäder, — diejenige Form, von wel-
cher am häufigsten Gebrauch gemacht wird.
2. Als Getränk. Man läfst mit 2 bis 3 Gläsern an-
fangen, und allmählig bis zu 6 oder 8 täglich steigen ; man
trinkt das Th.wasser entweder allein, oder nach Umstän-
den mit Milch und Molken, oder um stärker auf den Darm-
kanal zu Avirken, nach Kölreuter mit dem Zusatz eines
eröffnenden Salzes (Natron carbonico-sulphuricum).
Zu diesem Ende rechnet Kölreuter auf sechzehn Unzen Was-
ser von 50—54° R. :
Ucberkohlensaurcs Natron . 17,00 Gr.
Schwefelsaures Natron . . 2(i500 —
Cblornatrinm .... 5,00 —
Kohlensaure Kalkerde . . -,00 —
775
Kohlensaures Eiseuoxydul . 0,02 Gr.
Kieselerde . . . .'• . 0,40 —
50,42 Gr.
Doch bedient man sich bei dem Gebrauche der hiesigen Th.bäder
jetzt häufig auch anderer versendeter M.wasser zum Getränk und na-
mentlich sehr häufig des M.wassers von Rippoldsau.
Seit 1828 besteht zu Baden eine Anstalt zur Ziegeumolkenkur,
welche Mitte Mai eröffnet und den ganzen Sommer benutzt werden
kann. Die Bereitung der Molken geschieht wie in der Schweiz, mit-
telst Laab.
Um die Trinkenden gegen die nachtheilige Einwirkung der Wit-
terung zu schützen, findet sich nahe der Quelle des Ursprungs ein be-
deckter Gang.
3. Als Do u che-, Tropf-, auch Giefsbad, so
wie als Klystier oder Einspritzung bei Krankheiten des
Uterinsystems.
4. In Form von Th er maldämpfen. In das schon
erwähnte Gebäude dicht bei dem Ursprung werden zu die-
sem Zweck die Th. dämpfe in Röhren geleitet, und in Ba-
dekabinetten in verschlossenen Kästen als ganzes, halbes
oder blos localcs Dampfbad, — oder als Dampfdouche bei
Leiden einzelner Theile benutzt.
Nach Verschiedenheit des Bedürfnisses giebt man diese
'Dampfbäder bald von einer höhern, bald von einer nie-
dem Temperatur.
Weniger wird der schon erwähnte Badener M.s c hl amm äufser-
lich als erweichender, zertheileuder Umschlag örtlich angewendet.
Im Allgemeinen sind die Th.quellen von Baden in al-
len den Fällen indicirt, in welchen heifse alkalische Koch-
salzquellen angewendet werden (Vgl. Th. I. S. 264. Zweit.
Aufl. S. 280.), daher besonders angezeigt bei vorwalten-
der torpider Schwäche, imd namentlich in folgenden Haupt-
klassen von Krankheiten :
1. Hartnäckigen Gichtbeschwerden, mit bedeutender
Dyskiasie und örtlichen Ablagerungen, — Contracturen,
Geschwülsten, Knoten.
2. Lähmungen, — namentlich von gichtischen Ursa-
chen entstanden.
776
3. Chronischen Hautausschlägen, Flechten, Geschwüren.
4. Stockungen in der Leher, dem Pfortader- und dem
Uterinsystem, — Anschwellungen und Verhärtung der Le
her, Hämorrhoidalbeschwerden, — Anomalieen der monat
liehen Reinigung, Fluor albus, Unfruchtbarkeit.
Kölreuter und Kram er haben die Th. dämpfe mit atmosphäri-
scher Luft zum Einathmen bei chronischen Brustleiden , namentlich
asthmatischen Beschwerden. Brustkrämpfen und Blennorrhöen der Re-
spirationsorgane empfohlen. Man läfst anfänglich nur Thermaldämpfe
von 20° R. mit atmosphärischer Luft vermischt eine Viertelstunde
lang einathmen, und steigt, wenn die Kranken es vertragen, sowohl
mit der Temperatur der Dämpfe, als der Dauer ihrer Anwendung. —
Die örtliche Anwendung der Th. dämpfe, so wie des M.schlammes
wird gerühmt bei localeu gichtisch -rheumatischen Leiden, Lähmun-
gen, Geschwülsten, Verhärtungen uud Steifigkeit der Gelenke.
Noch inufs hier mehrerer, in einer reizenden Gegend unfern Ba-
den bei dem Kloster Lichtenthai entspringenden kalten Eisenquellen
gedacht werden, welche zu Wasser- und Tropfbäderu benutzt wer-
den. Ein besonderes Badehaus hierzu mit den erforderlichen Cabi-
netten befindet sich unter dem Namen des Ludwigsbades daselbst,
so wie ein zweites, das Stephaniebad. — Von Baden ist Lich-
tenthal nur eine kleine Stunde entfernt.
Nach Kölreuter enthält die M. quelle bei Lichtenthai in sech-
zehn Unzen :
Kohlensaure Kalkerde . . 0,125 Gr.
Kohlensaure Talkerde . . 0,125 —
Salzsaure eisenhaltige Talkerde 0,250 —
Kohlensaures Eisen . . , 1,250 —
1,750 Gr.
Man bedient sich dieses Eisenwassers in den genannten Formen
äufserlich, theils als stärkende Nachkur nach dem Gebrauch der Th.-
quellen zu Baden, theils aber auch als belebeud-zusammenzichendes
Mittel in Krankheiten, welche sich auf reine Schwäche gründen, —
namentlich bei passiven Schleim - und Blutfiüsseu, chronischen Ner-
venkrankheiten, Scorbut und Leiden des Uteriusystems von Schwäche.
Von den heilsamen Bädern des teutschen Landes durch J. J.
II ug gel in. S. 20.
Th. Paracelsus, von warmen oder Wildbädcrn. S. 54.
Th. Tab er nämon tan us., von allen heyls. metall, miuer. Bä-
dern. S. 553.
GUntheri Andern, commeut. p. 05.
:777
Aller heilsamen Bäder Natur und Wirkung durch G. E sehen -
reuterum. S. 1.
Discursus curioso-physicus de thermis Marcbio-Badensibus. Ra-
stadtii.
Phil. Leucippus, von Natur, Eigenschaft, Wirkung und rech-
tem Gebrauch der warmen wilden Bäder, insonderheit der vier im
Schwarzwald gelegenen Marggraven Baden, Wildbad, Zellerbad und
Huberbad. 159S.
J. Matthaeus, de thermis Marchio-Badensibus. Spirae 1606.
teutsch 1606. — Strasburg 16 16.
K uff er, Beschreibung des Markgräflichen warmen Bades. Stras-
burg 16'25.
ß. Dylin, Dissert. de thermis Badensibus. Rast. 1725.
Abhandlung von dem mineralischen Gehalt und medizinischen
Gebrauch des im Markgrafenthum Badeu- Baden gelegenen warmen
Bades. Strafsburg 1756.
G. Widmer, Abhandlung von dem warmen Bade in Baden-Ba-
den. Strasburg 1756.
G. M. Bei Ion, tentamen physico-chemico-medicum de origine
thermarum Badensium. Rastadtii 1766.
J. F. Glyckherr, observat. medicae de thermis Badensibus.
Argent. 1780.
C. F. D. Haug, de thermis Marchio-Badensibus. Argent. 17S0.
Wolf in: Tr omms d orf f's Journal der Pharm. Bd. XVI. St. 1.
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Kästner' s Archiv. Bd. VI. S. 228. — Bd. IX. S. 377.
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Ueber die Eigenschaften, Wirkungen u. den Gebrauch der war-
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778
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A few observations oii the Waters and Baths of Baden. By Sir
John Frost. Carlsruhe and Baden 1836.
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Kalisch, allgem. Zeitung des Brunnen- und Badewesens. 1839.
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v. Gräfe u. Kalisch a. a. 0. IV. Jahrg. 1839. Abth. 2. S. 160.
Die Badegäste zu Baden-Baden. Eiue Federzeichnung aus dem
Skizzenbuche eines Weltmannes. Erstes Heft: die deutschen Gäste.
Carlsruhe 1839.
W. v. Chezy, Rundgemälde von Baden-Baden und seinen nä-
hern und fernem Umgebungen. 2. Aufl. Carlsruhe 1839. — Dasselbe
französisch, traduit par M. Varuier. Carlsruhe 1839.
II. Schreiber, Baden-Baden, die Stadt, ihre Heilquellen und
ihre Umgebung. Taschenbuch für Fremde und Einheimische. Stutt-
gart 1840.
Allgemeine Badzeituug. Baden 1840. Nr. 34.
An die Th. quellen von Baden schliefst sich :
Die M.t/uelle zu Rothenfels, einem Gute im Murgthale un-
weit Baden, zwischen Gcrnsbach uud Rastatt, Eigcnthum Sr. Hob.
des Markgrafen Wilhelm von Baden, — im .1. 1839 entdeckt, als mau
Bolirvcrsuche nach Steinkohlen anstellte. In einer Tiefe von 330 F.
im Rothliegenden schlug man unerwartet in eine starke lothrechte Kluft,
aus welcher sogleich mit grofscr Gewalt Wasser aufstieg, das sich
nach den Untersuchungen des Bergraths Dr. Wa lehn er als eine
reiche, lauwarme salinischo M. quelle erwies. Die M. quelle, welche
diu .Namen E 1 is ab e thq ucl 1 c erhielt, wurde sofort gefafst und vor-
läufige Einrichtungen zu Trink- und Badekuren für die Saison 1840
getroffen. Die Eröffnung des neuen Badeetablissements fand auch
am 1."). August 1S40 statt.
Die Ölquelle ist ein lauwarmer Säuerling von 16" R., eisenhal-
779
iig, enthalt nach Kölreuter unter seineu Bestandteilen eine hy-
drobromsaure Verbindung.
Allg. Augsb. Zeitung v. 26. April 1840. Beilage Nr. 117. S. 934.
v. 20. May. Nr. 14 i. S. 1125.
Allgem. Badzeitung. Baden-Baden. 1840. Nr. 39. 49.
2. Das Amalienbad %u Langenbrücken im
Oberainte Bruchsal des Mittelrheinkreises, 440 Fufs über
dem Meere, in einer der fruchtbarsten und belebtesten Ge-
genden des Grofsherzogthums, von Bruchsal zwei Stunden,
von Heidelberg fünf, von Carlsruhe und Mannheim sieben
Stunden entfernt.
Schon im Jahre 17Ö6 wurden die M.quellen zu Langenbrücken,
einem zwischen Heidelberg und Bruchsal gelegenen ansehnlichen
Marktflecken mit 1200 Einwohnern , von Franz Christoph vou
Hütten -Stolze nberg, Fürstbischof von Speier, mit einer gut
eingerichteten Badeanstalt ausgestattet, nach dem Tode desselben,
1780 aber vergessen, bis 1808 ein Privatmann nothdiirftige Einrich-
tungen traf, und endlich 1825 Hr. Siegel, der gegenwärtige Besitzer,
die Umgebungen der M.quellen verschönerte, die Trinkquelle besser
fassen liefs, neue M.quellen. auffand, einen neuen Kursaal, ein neues
Badehaus und Oekonomiegebäude aufführte und das Etablissement zu
Ehren der Frau Markgräfin „Amalienbad" nannte. Die Gesammtzahl
aller in den verschiedenen Gebäuden zu Wohnungen für Kurgäste be-
stimmten Zimmer beläuft sich auf einige 70. Das Badehaus enthält
deren 54 mit allen Bequemlichkeiten versehene; ausserdem Badeka-
binette mit hölzernen und porcellauen Wannen, und Vorrichtungen
zu Douche-, Tropf-, Regen- und Dampfbädern, so wie zu Gasbädern
von Schwefehvasserstoflgas bei chronischen Leiden der Respirations-
organe, oder Lokalleiden andrer Organe.
Die Zahl der Kurgäste belief sich früher jährlich im Durchschnitt
über 400. Die Zahl der wirklichen Kurgäste betrug
im J. 1829 . . i~ 407.
— — 1830 .... 503.
— - 1833 . .; . . 438.
— — 1S34 V ■ • • • 408.
— — 1835 . 246.
— — 1836 .... 232.
— — 1837 .... 338.
— — 1838 . . -. . 275.
Bemerkenswert!! ist die in L. getroffene Vorkehrung, dafs Kranke
sich hier auch im Frühling, Herbst und Winter der Kur unterziehen
können, — so dafs namentlich Lungenkranke die angefangene Kur
nicht auszusetzen brauchen.
780
Der niedrige Gebirgszug, welcher das siitfliche Eude des Odeu-
wnldcs mit dem nördlichen des Schwarzwaldes verbindet und an des-
sen Fufs L. liegt, wird durch Flützforinationen gebildet, nämlich durch
bunten Sandstein, Muschelkalk, Keuper und Lias. Aus einer partiel-
len Ablagerung der aus Kalk und Schiefer bestehenden Liasformation
entspringen in einer flachen Mulde die Schwefelquellen von L. , de-
ren 14 zum Kurgebrauche verwendet werden, wovon die meisten un-
terirdisch gefai'st und in Reservoirs geleitet sind, vier aber zu Tage
kommen, nämlich:
1. Die Trinkquelle, liefert in einer Stunde 480 Badische Maas
M.wasser;
2. Die Gasquelle, 100 Schritte von der vorigen entfernt, erst
seit 1834 durch Bohren gewonnen, zeichnet sich durch ihren grofsen
Reichthuin an Schwefelwasserstoffgas aus.
3. Die Springquelle, 1826 erbohrt, liefert täglich 460 Badi i
sehe Ohm Schwefelwasser.
4. Die vierte unter dem Saalgebäude entspringende Quelle wird
zu häuslichen Zwecken benutzt; das von dieser ablaufende Wasser
sowohl als das der unter der Erde gefafsten, beinahe in einem Halb-
zirkel vor dem Kursaal liegenden übrigen Quellen wird in ein Reser-
voir geleitet, von wo es erwärmt für die Bäder benutzt wird.
Das M.wasser ist frischgeschöpft krystallhell, perlend,
von einem starken hepatischen Geruch, einem hepatisch-
harzigen Geschmack; in einem offenen Gcfäfse der Luft
ausgesetzt, wird es bald milchicht opalisirend, bläulicht
und bedeckt sich mit einem weifsgclben Häutchen. Im
Bassin der Springquelle setzt sich in ziemlich beträchtli-
cher Menge ein weilsgelblicher, sehr zarter, fettig anzu-
fühlender Niederschlag ab, der unter dem Namen des Ba-
de Schlamms bei äufserlicheu Loknlleiden benutzt wird.
In wohlvcrschlosscncn Krügen erhält sich Geruch und Ge-
schmack lange Zeit in gleicher Stärke. Die Temperatur
der M. quellen beträgt 9 — 10° 11., die der Springquelle auf
ihrer Oberfläche 10,5, in der Tiefe 11° lt., ihr specilisches
Gewicht 1,002, — die Wassermenge sännntlioher M. quel-
len über 1700 Ohm in 24 Stunden.
Chemisch analysirt wurde das M.wasser schon 1768,
neuerdings von Geiger und Kölrcuter. Nach Geiger
enthält in sechzehn Unzen:
i r,
1. Die 1
Yinkquelle : 2. 1
)ie Quelle im Kanal ;
Schwefelsaures Natron
0,480 Gr. .
0,525 Gr.
Natron, zumTheil kohlensaures u.
an Extractivstoff gebundenes
0,090 —
0,105 —
Schwefelsaures Kali .
0,030 —
0,036 —
Schwefelsaure Talkerde
0,017 —
0,034 —
Chlortalcium mit etwas Chlor-
natrium ....
0,030 —
0.040 —
Kohlensaure Talkerde
0,647 —
0,758 —
Kohlensaure Kalkerde
2,260 —
2,930 —
Kieselerde ....
0,170 —
0,260 —
Kohlensaures Eisenoxydul
0,053 —
0,044 —
Schwefelhaltiges Harz
0,055 —
0,110 —
Schwefelsaure Kalkerde
0,108 —
0,321 —
Extractivstoff
0,260 —
0,240 -
Manganoxyd )
Thonerde )
Spuren
Spuren
4,200 Gr.
5,203 Gr.
Kohlensaures Gas
2,500 Kub. Z.
3,000 Kub. Z.
Schwefelwasserstoffgas
0,250 —
0,220 —
Stickgas ....
0,625 —
3,375 Kub. Z.
0,500 —
3,720 Kub.Z.
1000 Gran des bituminösen Schiefers, aus welchem die Schwe-
felquellen entspringen, enthalten nach Geiger:
Chlornatrium mitschwefelsaurem Natron
und Talkerde 2,00 Gr.
Gjps 4,00 —
Flüssiges Bitumen durch Alkohol erhalten 8,50 —
Bitumen durch Terpentinoehl . . 100,00 —
Kohle und Bitumen durch Hitze zerstört 184,00 —
Kieselerde ...... 345,50 —
Alauuerde 6,00 —
Kohlensaure Kalkerde . . . 260,00 —
Kohlensaure Talkerde . . . 16,20 —
Doppelt Schwefeleisen . . . 30,00 —
Mauganoxyd 4,00 —
Natron .- 3,73 —
Kali 0,27 —
Verlust an Feuchtigkeit . . . 35,80 —
1000,00 Gr.
Gleich ähnlichen kalten erdig -salinischen Schwefel-
quellen, wird das M.wasser zu Langenbrücken innerlich
und äufserlich in den genannten Formen von Hergt na-
782
mentlich empfohlen: bei chronischen Krankheiten der äu-
fsern Haut, Rheumatismen, — veralteten Geschwüren,
Flechten, Krätze und andern durch psorische Metastasen
entstandenen Leiden, — Stockungen im Pfortader- und
Uterinsystem, Hämorrhoiden, Hypochondrie, Hysterie, Ano-
malieen der Menstruation, — Dyskrasieen, Gicht, Stein-
beschvrerden , — Verschleimungen, Blennorrhöen , veralte-
ten Katarrhen, chronischer Bronchitis, anfangender Hais-
und Lungenschwindsucht, — Scropheln, Rhachitis, —
chronischen Metallvergiftungen.
Erste Nachricht und Beschreibung von den Bestandteilen , Ge-
brauch und Nutzeu des Langenbriicker M.wassers (von Dr. Brod-
beck.) Bruchsal 1768.— 1769.
Das Amalienbad zu Langenbrücken von Dr. Lutz. Mannh. 1826.
Bronn er in: Mone's Badischem Archiv. Bd. IL
Geiger's Magazin für Pharm. Bd. XII. S. 37. 65.
Brandes Archiv. Bd. XVIII. S. 45.
Hergt in: Hufeland und 0 sann's Journal. Bd. LXX. St. 4.
S. 64.
Poggendorff, Annalen der Physik u. Chemie. Bd. XVI. 1829.
Hergt in: Geiger's Magazin für Pliannacie. 1830. Juli.
H. Bronn, Gaea Heidelbergeusis. Heidelberg u. Leipzig 1830.
L. F. Bley, Taschenbuch für Aerzte. Leipzig 1831.
Hergt in: Annaleu der Pharmacie von Brandes, Geijjer und
Liebig. Bd. HI. Heft 2. 1832.
v. Brück mann, vollkommene Anleitung zur Anlage von arte-
sischen Brunnen. Heilbronn 1833.
Hergt in: Mcdic. Annalen. Bd. II. Heft 2. Heidelberg 1836.
S. 207.
F. J. Hergt, die Schwefelquellen und Bäder zu Langenbrücken
im Grofsherzogthuin Baden. Heidelberg 1836.
Seither in: Medic. Annalen. Heidelberg 1837. Bd. III. Heft 4.
v. Gräfe u. Ka lisch, Jahrbücher für Deutschlands Heilquellen
und Seebäder. Jahrg. I. 1836. S. 269. Jahrg. II. 1837. S. 205. Jahrg.
III. 1838. S. 475. JuhrK. IV. 1839. Abth. 2. S. 47.
Es gehören hierher ferner:
Die M. quelle zu Wie s loch im ehemaligen Neckarkreise,
jetzt Unterrheinkreise, eine kalte Schwefelquelle unfern Langenbrücken,
bat nach Bronn er 10,5° R. bei 19,5° R. der Atmosphäre, und enthält
in sechzehn Unzen 6 Gran feste Bestandteile, vorzüglich schwefel-
saures Natron, ausser diesem Chlornatrium und kohlensaures Natron,
kohlensaure Talkerde, schwefelsaure Kalkerde, Chlorcalcium , Thou-
783
erde, Kieselerde und Schwefelharz, — an flüchtigen Bestandteilen
Schwefelwasserstoffgas und kohlensaures Gas.
Bronn er in: Annalen für die gesammte Heilkunde. Karlsruhe
1824. Bd. 1. St 2. S. 115.
Buchner's Repertorium. Bd. XIV. S. 79.
Kölreuter a. a. 0. II. Jahrg. S. 44. ;
Die M. quelle zu Langen stci?ibach im Amte Pforzheim,
mit einem Badehause versehen und als Kurort benutzt. Nach Köl-
reuter enthalten sechzehn Unzen:
Chloraluminium .... 0,20 Gr.
Erdharzigen Extractivstoff mit einer
Spur von Schwefel . . . 0,15 —
0,35 Gr.
Deutlicher und auf vernünftige Wasscrprobeu gegründeter Ent-
wurf von des Langensteinbacher Trink- und Badewassers innerlichem
Gehalt, WLkung und Nutzen, samt merkwürdigsten Curen (von D.
Textor). Carlsruhe 1728.
Kölreuter a. a. 0. II. Jahrg. S. 39.
Die M. quell en zu Za y se-n hause ?i im Kreise Bretten. We-
nige Schritte seitwärts der Strafse von Karlsruhe nach Heilbronn,
eine Viertelstunde von Sickingen und eben so weit von Bretten ent-
springen aus einer Torfwiese mehrere kalte erdig- salinische Schwe-
felquellen, welche im J. 1713 entdeckt, gefafst, mit einem Badehause
versehen und stark benutzt wurden, seit dem Anfang dieses Jahrhun-
derts aber ganz ausser Gebrauch kamen, bis sie erst seit kurzem
von neuem wieder durch mehrere glückliche Heilungen Aufmerksam-
keit erregt haben.
Schon früher von Zell er und Briegel, später von Salzer
chemisch analysirt, wurden sie neuerlichst (1835) von Probst einer
neuen Prüfung unterworfen. Sechzehn Unzen Wasser enthalten :
nach Salz er:
nach Probst
Schwefelsaures Natron .
.
• • «
0,427 Gr.
Schwefelsaures Kali
> • .
0,028 —
Schwefelsaure Talkerde
.
• •
2,753 —
Chlormagnium
,
• • »
0,021 —
Chlornatrium .
2,0 Gr. .
0,017 —
Kohlensaure Talkerde .
2,0- .
.
Kohlensaure Kalkerde .
.
6,9 —
2,564 —
Schwefelsaure Kalkerde
.
13,0 —
. 12,117 —
Eisenoxyd
...
0,021 —
In Alcohol lösliche organische
Substanz
• . .
0,097 —
In Wasser lösliche organi
ische
Substanz
e
• . .
0,902 —
'84
Kieselerde Spuren
Alaunerde .... .... Spuren
Ammoniac ^ unbestimmt
23,9 Gr. 18,947 Gr.
Schwefelwasserstoffgas . 0,4 Kub.Z. . 0,424 Kub.Z.
Stickstoff . unbestimmt
Kohlensaures Gas 3,611 —
0,4 Kub.Z. 4,035 Kub.Z.
M. Brie gel, Beschreibung des Zaisenjiäuser Bades. 1715.
J. S. Carl, von dem Gebrauche der Gesundbrunnen nebst Bei-
lage zur Untersuchung des Zaysenh. Bades. — In dessen Medicina
morali. 1726.
J. A. Gefsner, Beschreibung der fünfWürtemberger Bäder als
Zaysenhausen u. s. w. Stuttgardt 1746.
Historisch physikalische Nachricht von dem Zaj-seuhauser Brun-
nen und Bad. (Von J. A. Gmelin.) Stuttgardt 1746.
Camerer in: Ephemerid. Acad. Nat. Cur. Cent. IV. obs. 133.
Kiedlinger in: Ephemerid. Acad. Nat. Cur. Cent. VII. u. VIII
Obs. 55. 57.
v. CrelTs ehem. Anna!. Bd. II. S. 97.
Kurze Beschreibung des min. Gesund, und Heilbronnen bei Zei-
tzenhausen im Amte Bretten (v. D. F. Heimhilger). Mannh. 1761.
C. F. Salz er, Unters, der min. Quelle zu Zaisenhausen im: Ma-
gazin von und für Baden. 1S03. Bd. I. S. 394.
Maler in: Kölreuter's Gesundbr. I. Jahrg. 1820. S. 4. 12. 13.
Archiv der Pharmacie. Bd. XL S. 310-315.
Die Zaisenhauser Schwefelquellen. In geschichtlicher, geognosti-
scher und chemischer Hinsicht beschrieben von Job. Max. Alex.
Probst. Heidelberg 1836.
Die Soole zu Bruchsal im Murgkreise, jetzt Mittclrhein-
kreise, enthält nach Kölreuter in sechzehn Unzen:
Chlornatrium . . .
. 40,60 Gr.
Kohlensaure Kalkerde .
1,56 —
Chlorcalcium
2,06 —
Chlortalcium ....
0,40 —
Schwefelsaure Kalkerde
5,50 —
50,12 Gr.
Kölreuter a. a. O. II. Jahrg. S. 46.
Das Stephanienbad zu Beyer theim dicht bei Karlsruhe,
«•ine schwache, mit einem Badehause versehene M. quelle.
Das Stephanienbad zu Beyerthcim bei Karlsruhe von F. Brod-
bag. 1S17.
Die
785
Die M. quelle auf dem Alleehaus bei Karlsruhe, in der
Mitte des Weges zwischen Karlsruhe und Durlach, im J. 1830 ent-
deckt, gefafst und mit einem Brunnen- und Badehause versehen. Sie
kommt aus dem Geröüe des Rheinthaies zu Tage , nimmt aher ihren
eigentlichen Ursprung wahrscheinlich in dem ganz nahen Flötzgebir^e
des sehr eisenhaltigen rothen Sandsteins und Muschelkalks, und lie-
fert in 24 Stunden 1584 Kub. Fufs Wasser. Sie gehört zur Klasse
der erdigen Eisenwasser, ihr Wasser ist vollkommen klar, farblos, von
dem Geruch einer frischen Eisenauflösung, von angenehmem, gelind
zusammenziehendem Geschmack und der Temperatur von 8,5° R.
Nach der von Kölreuter angestellten Analyse enthalten sech-
zehn Unzen:
Chlorkalium mit Spuren v. Chlornatrium 0,54 Gr.
Chlorcalcium mit Spuren v. Chlormagnium 0,45 —
Kohlensaures Eisenoxydul . . 0,52 —
Kohlensaures Manganoxydul . . 0,08 —
Kohlensaure Kalkerde . , . 4,45 — -
Kohlensaure Talkerde . . . 0,36 —
Kieselsaure und humussaure Thonerde 0,20 —
Erdharzigen Extractivstoff . . 0,30 —
6,90 Gr.
Kohlensaures Gas mit einer kleinen
Menge Schwefelwasserstoffgas
Badischer Merkur. 1831. Nr. 43. 45. 46.
1,7 Kub. Z.
Die M.quellezu Mingolsheim im Amte Bruchsal, eine kalte
Schwefelquelle, hat nach Salz er die Temperatur von 5,5° R. , das
spec. Gewicht von 1,0015 und enthält in sechzehn Unzen:
nach Salz er:
nach Bolley:
Kohlensaure Kalkerde .
0,67 Gr. .
0,524 Gr.
Kohlensaure Talkerde .
0,16 —
0,723 —
Kohlensaures Natron .
1,29 —
3,548 —
Chlornatrium
0,77 —
0,651 —
Chlorcalcium. . . '
0,06 —
• • •
Schwefelsaures Natron
1,94 — .-■...
0,368 —
Eisenoxyd .
• .
0,026 —
Thonerde .
0,84 —
0,014 —
Schwefelharz
0,19 —
•
Kieselerde .
• • • •
0,140 —
Organische Substanz .
.
0,065 —
5,92 Gr.
6,059 Gr.
Kohlensaures Gas ■ .
3,50 Kub. Z.
0,680 Kub. Z.
Schwefelwasserstoffgas
5,25 —
8,75 Kub. Z.
0,477 —
1,157 Kub. Z.
II. Theil.
Ddd
786
Geiger 's Magazin. Bd. XIV. S. 126.
Ueber die Liasformatiou bei Langenbrücken. Inaug. Dissert. von
Bolley. Heidelberg 1837.
A. F. Speyer in: Hufelaud's Journal der prakt. Heilkunde.
Bd. LXXXVIII. St. 5. S. 48.
Noch ist im Niederrhein-Kreise zu erwähnen :
Die Soole zu Rappenau, in Form von Soolbädern benutzt.
Teutschland geogn. geolog. dargestellt von Chr. Kef erst ein.
Bd. III. St. 1. S. 73.
C. Th. Griesinger, Wegweiser durch Heilbronn und die
Soolenbäder Wimpfen, Jaxtfeld, Rappenau und dessen Umgebungen.
Stuttgart 1837.
2. Die Heilquell en des Oberrhein- und See-
kreises.
Hier sind zunächst zu erwähnen die M. quellen am
Kniebis im untern Schwarz walde.
Der Kniebis, einer der höchsten Gebirgszüge des mit-
ternächtlichen Schwarzwaldes, beinahe bis zu 3000 Fufs
sich über das mittelländische Meer erhebend, die Gränz-
scheide von dem Königreich Würtemberg und dem Grofs-
herzogthum Baden, ist merkwürdig als Geburtsstätte zahl-
reicher und sehr ausgezeichneter M. quellen.
An dem westlichen Abhang desselben beginnt das
Renchthal, welches die Eisensäuerlinge von Griesbach,
Petersthal, Freiersbach und in Seitenthälern den Ei-
sensäuerling von Antogast und die laue Therme von Sulz-
bach umschliel'st; — auf der östlichen Seite desselben das
mahlerischeRippoldsauerThal, benannt nach den viel benutz-
ten und weitversendeten M. quellen von Rippoldsau. Alle
diese Quellen entspringen in einem Umfang von acht Stun-
den, so dafs sie recht gut in einem Tage besucht werden
können.
Die M. quellen %U Rippoldsau im Amte Wol-
fach, am südöstlichen Fufse des Kniebis, 1711 Fufs über
787
dem Meere, imfern Griesbach, in einem stillen, sehr niah-
lerischen, von der Wolf durchströmten Thale, in welches
das reizende Schwabpacher Thal einmündet.
Grauit und Gneufs sind die vorwaltenden Gebirgsarten der Ge-
gend ; die M. quellen entspringen aus Gneufs, wurden schon von Ta-
bernämontanus, neuerdings, in Monographieen von Rebmann
Roos, K. H. von Fahnenberg und Sauerbeck beschrieben.
Die Kuranstalt, jetzt Eigentbum des Hrn. Balth. Gorin'ffVr
welcher eifrigst bemüht ist für die Annehmlichkeit und Bequemlich-
keit, Wohnung und Verpflegung der Kurgäste zu sorgen, so wie
für die Zweckmäfsigkeit der hier befindlichen Badeeinrichtungen und
die gewissenhafte Füllung und Versendung des M.wassers. Ausser
Wasserbädern finden sich auch Vorrichtungen zu Douche-, Dampf -
und Gasbädern in R. — Die Kurgäste wohnen in einem sehr arofsen
Kurgebäude, in welchem sich die Hauptquellen befinden, welche von
einer geräumigen Brunnenhalle umgeben sind.
Das Wasser der Josephsquelle wird in sehr beträchtlicher Meno-e
jährlich versendet; zur Bezeichnung der Aechtheit führt jeder Kork
auf der untern Fläche einen Stempel mit der Inschrift „Rippoldsauer
M. wasser." — Die Füllung geschiebt mit grofser Sorgfalt, mit com-
primirtem kohlensaurem Gas, wozu das Gas der Leopoldsquelle be-
nutzt wird, in derselben Art und mittelst einer ähnlichen Vorrichtung
wie in Kaiser-Franzensbad. ,
Die Versendung hat sehr zugenommen.
Im J. 1830 wurden versandt 447,611 Flaschen
1831 —
—
396,331
—
1832 —
—
393,502
—
1833 —
402,747
—
1834 —
538,447
—
1835 —
552,725
—
1836 —
—
590,820
—
1837 —
—
590,000
— '
er Kurgäste
ist
in
ähnlicher
Zunahme;
im J.
240 Kurgäste
5
—
im J. 1835
: 727, —
im J.
1824 zählte R.
1836 : 876.
Aerzte der Anstalt sind Hr. Dr. Roos und Hr. Dr. Sauerbeck.
Man unterscheidet zu R. folgende, nur in dem quan-
titativen Verhältnifs ihrer Bestandtheile verschiedene Mi-
neralquellen :
1. Die Haupt- oder Josephsquelle, klar, von ei-
nem angenehm säuerlichen, gelinde zusammenziehenden
Geschmack; ihre Temperatur beträgt 8° R. , ihre spec.
Ddd2
788
Schwere 1,005, ihre Wassermenge in einer Stunde 82
Maafs.
Sie ist nach Kölreuter's Angabe mit einem Brunnengas-
regulator, einer, von reinem Zinn gefertigten, siebförmig durch-
löcherten Platte, versehen, durch welche die Entweichung des freien
kohlensauren Gases gemindert, und das durch die siebförmigen Oeff^
nungen der Platte durchdringende, über derselben gesammelte und
geschöpfte M.wasser gleichförmiger und reichhaltiger mit kohlensau-
rem Gas verbunden Avird.
2. Die Wenzels quelle, nur einige Schritte von der
vorigen, weniger klar, von einem schwächern säuerlich
zusammenziehenden Geschmacke; ihre Temperatur beträgt
8° R., ihr spec. Gewicht 1,025, ihre Wassermenge 73,75
Maafs.
3. Die Leopolds quelle, im Jahre 1830 entdeckt,
entspringt entfernt von den übrigen nächst dem rechten
Ufer der Wolf aus drei Felsenritzen eines an dieser Stelle
zu Tage ausgehenden alten Sclnverspathganges. — Das
Wasser derselben ist klar, von einem angenehm säuerlichen,
gelind zusammenziehenden Geschmacke, mit schwachem Bei-
geschmack von Schw efelwasserstoffgas ; die Temperatur be-
trägt 8,5° R., das spec. Gewicht 1,003; die Wassermenge
in einer Stunde 67 Maafs.
Die Fassung besteht nach Kölreuter's Angabe aus einem Cy-
linder von Sandstein, in welchem sich ein zweiter von Zinn und in
diesem eiue hohle Pyramide von demselben Metalle befinden, — zur
stärkereu Spannung des kohlensauren Gases im M.wasser.
4. Die M.quelle des Küchenschachtes, giebt
in einer Stunde 407 Maafs Wasser, welches zur Bereitung
der Bäder benutzt wird.
5. Die M.quelle des Kunstschacht es, allein von
allen auf dem linken Ufer der Wolf und, wie die vorige,
in einem Schacht eines ehemaligen Kupferbergwerkes ent-
springend; sie ist nicht gefafst, wird nicht benutzt und
giebt in einer Stunde 721 Maafs Wasser.
789
Abweichend von den übrigen M.quellen besitzt diese einen Ge-
ruch von Schwefelwasserstoffgas, welcher wahrscheinlich durch Zer-
setzung der in dem M.wasser enthaltenen schwefelsauren Salze
entsteht.
Chemisch analysirt wurden tue M.quellen von Klap-
roth und Kolreuter. — In sechzehn Unzen enthalten
nach Kölreuter:
1. 1
►ie Josephsq. :
2. Die Wenzelsq. ;
Kohlensaure Kalkerde .
9,48 Gr. .
5,30 Gr.
Kohlensaure Talkerde .
0,16 —
0,09 —
SchwefelsauresNatrou (krystall.)
15,60 —
8,87 —
Schwefelsaure Kalkerde
0,48 —
0,26 —
Phosphorsaures Natron
0,24 —
0,14 —
Phosphorsaure Talk- u. Tlionerdc
s 0,18 —
0,21 —
Kieselsaure Thonerde .
1,09 —
0,67 —
Chlornatrium ....
0,12 —
0,08 —
Chlorkalium . . . .
Spuren
Spuren
Chlormaguium
0,24 —
0,14 —
Flufssaure Kalkerde
Spuren
Spuren
Bitumiuösen Extractivstoff .
0,12 —
0,09 —
Kohlensaures Eisenoxydul .
0,76 —
0,43 —
Kohlensaures Mangauoxydul
0,57 —
29,04 Gr.
0,32 —
16,60 Gr.
Kohlensaures Gas.
32,40 Kub. Z.
23,60 Kub.Z.
3. Die Leopoldsquelle:
Kohlensaure Kalkerde . . , 6,15 Gr,
Kohlensaures Eisenoxjdul . . 0,62 —
Kohlensaures Manganoxydul . 0,40 —
Kohlensaure Talkerde . . . 0,20 —
Schwefelsaures Natron (krystall.) 12,20 —
Schwefelsaure Kalkerde . . 0,30 —
Kieselsaure Thonerde . . . 0,33 — -
Chloruatrium .... 0,16 —
Chlormaguium ...... 0,34 -*■
Schwefelsaures Kali . . . 0,51 —
Schwefelwasserstoff Erdharz . 0,20 —
Kohlensaures Gas
21,41 Gr.
28,50 Kub. Z.
Ausser diesen M.quellen sind hier noch zweier künstlicher, von
Kölreuter dargestellter M.wasser zu erwähnen, der Natroine und
der Seh wefelnatro in e, wovon die erstere aus dem M.wasser
der Josephsquelle, die letztere aus dem M.wasser der Leopolds-
790
quelle bereitet wird und deren Benutzung den M. quellen von R. eine
vielseitigere Benutzung verstattet.
Durch die Natroiue wird die Josephsquelle zu einem Natron-
säuerling umgeschaffen. Die Darstellung geschieht, nach Vorschrift
des Erfinders, durch einen aus vier grofsen Cy lindern bestehenden
Apparat, vermöge dessen das hierzu benutzte M.wasser wesentliche
Veränderungen seiner Mischungsverhältnisse erleidet, namentlich einen
Theil seines Gehaltes an Eisen verliert, dagegen eine stärkere Bei»
miscliung von kohlensaurem Gas erhält.
Das Wasser der Natroine ist vollkommen klar, perlt stark, hat
einen angenehm säuerlichen, prickelnden und nur für den geübten
Kenner noch bemerkbaren schwachen eisenhafteu Geschmack und ver-
dient daher in vielen Fällen, wo das an Eisen reichere M.wasser der-
selben Quelle nicht geeignet ist, vor letzterem den Vorzug.
Die S ch wef e In a troin e dagegen wird aus dem M.wasser der
Leopoldsquellc in vier grofsen, aus rothem Sandstein gehauenen, aus-
gehölten Cylindern in ähnlicher Art dargestellt.
Das Wasser derselben ist klar , schmeckt angenehm säuerlich,
prickelnd und stark nach Schwefelwasserstoffgas, macht, selbst in
grofsen Quantitäten getrunken, keine Magenbeschwerden und hat noch
den Vortheil , dafs eine bei weitem geringere Menge dieses Wassers
hinreicht, um eine gröfsere Quantität Schwefekvasserstoffgas dem
Organismus zuzuführen , als dies bei dem innern Gebrauch andrer
Schwcfelwasser möglich ist.
Nach Kölreuter enthalten in sechzehn Unzen:
1. Die Natroine : 2. Die Schwefelnatroine :
Saures kohlensaures Natron 20,10 Gr.
Saure kohlensaure Kalkerde . 4,10 —
Saures kohlensaures Eisenoxydul 0,30 —
Saures kohlens. Mangauoxydul 0,10 —
Saure kohlensaure Talkerde 0,18 —
Schwefelsaures Natron . . 15,60 —
Chlornatrium .... 0,12 —
Chlorkalium .... Spuren
Phosphorsuures Natron . 0,30 —
Bituminösen ExtractivstofT . 0,12 —
Schwefelsaure Kalkerde
Kieselsaure Thonerde ...
Chiormagnium ....
Schwefelsaures Kali ...
Schwefelwasserstoff Erdharz .
30,15 Gr.
3,20 —
0,10 —
0,40 —
0,20 —
12.20 —
0,16 —
Spuren
0,30 —
0,33 —
0,34 —
0,51 —
0,20 —
40,92 Gr.
48,00 Gr.
Kohlensaures Gas
15,00 Kub. Z.
15,00 Kub. Z.
Schwcfclwasscrstoffgas
i
6,00 —
15,00 Kub.Z,
21,00 Kub. Z.
791
Getrunken wirken die M.quellen die Se- und Excre-
tioneu bethätigend, auflösend, eröffnend, besonders diure-
tisch und zugleich sehr stärkend.
Zu Aviderrathen hei Neigung- zu Bluthusten, innern
Exulcerationen, organischen Krankheiten des Herzens oder
der grofsen Gefäfse, scirrhösen Verhärtungen und Was-
sersucht, — sind säe dagegen als Getränk und Bad vor-
zugsweise empfohlen worden in allen den Krankheiten, wo
nicht blofs stärkend , sondern zugleich auch die Se- und
Excretionen bethätigend, auflösend gewirkt werden soll,
namentlich bei chronischen Leiden der Harn- und Genital-
werkzeuge, Gries- und Steinbeschwerden, Blasenhämor-
rhoiden, Blasenkrämpfen, — Schwäche des Magens und
Darmkauais, Verschleimungen, Säure, Magenkrampf, Wür-
mern, Stockungen, — Krankheiten des Uterinsystems, Ano-
malieen der Menstruation, Suppressionen — und endlich
als stärkende Nachkur nach den Th. quellen von Baden
oder des Wildbades, — nach Umständen schon als Ge-
tränk während des Gebrauches der Bäder dieser Ther-
malquellen.
J. Th. Tabernämontanus a. a. 0. Kap. 79. S. 434.
U. Geiger, vom iiippoltsauer Gesundbrunnen. 16Ü5.
J. Bau hin, de aquis med. nov. method. p. 10S.
Agricola, von den warmen und Wildbädern im Schwarzwalde.
Amberg 1610.
M. Sebitz, Beschreibung u. Widerlegung der Mifsbräuche beim
Gebrauch des Sauerbruuneu. Strasburg 1647. S. 24 u. folg.
Vom Rüppoltzauer oder Rüppelein Sauerbrunnen in der Herr-
schaft Hausen. Strasburg 1658. — 1684.
Newex Bericht vom Rüppoltzawer oder Rüppeliusawer Sauer-
brunnen in der Landgrafsch. Fürstenberg. Strasburg 1658. — 1660.
— 1684.
L. Hurter's kurz. Bericht von dem wiedergefundenen Rippolts-
auer Gesundbrunnen. Freiburg 1717. — 1718.
Selb in: Denkschriften der vaterländischen Gesellsch. v. Aerzten
und Naturf. Schwabens. Bd. I. & 398.
Medizinisch-phj'sikalisch, Gutachten üb. den Gehalt u. die Wir-
kung derer, beider Rippolsauer M.q., von Jos. Lamb. Baader, J.
M. Meyer, J. M. Böhm und S. F. König. 1756.
JU. Edel, fous aquae saüeptis in vitam. Friburgi 1758.
792
J. Boeckler, diss. med. sist. liistoriam et analysin fontis Rip-
polsaviensis. Argentorati 1762.
Salzburger med. cliir. Zeitung. 1791. Bd. 1. Beilage zu Nr. 25.
Nachricht von dem R. Sauerbrunnen, mit der neuesten Kirs?
n er sehen Analyse vom Jahre 1790. 1791.
Klaproth's Beiträge. Bd. IV. S. 395.
W. L. Kölreuter a. a. 0. II. Jahrgang. S. 34. S. 176-183.
215-229.
Das Bad Rippoldsau u. seine Heilquellen von W. A. Rehmann.
Donaueschingen 1830.
Die Leopoldsquelle zu Rippoldsau. Heidelberg 1833.
R o o s , observations medicales sur les effets de§ eaux minerales
et des baius en genöral et sur femploi des bains de vapeurs et des
douches ä Rippoldsau eu particulier. Paris 1833.
K. H. v. Fahnenberg, Rippoldsau und dessen Heilquellen im
Umrisse. Baden 1836.
Osann in: Hufeland und 0 sann's Journal der prakt. Heilk-
Bd. LXXXV. St. 2. S. 107.
K. H. v. Fahnenberg, die Heilquellen am Kniebis. S. 42.
y. Gräfe und Kaiisch a. a. 0. Jahrg. IV. 1S39. Abth. 2. S. 87.
Rippoldsau et ses eaux miudrales (par Dr. Sauerbeck). Strag-?
bourg J840.
Au diese reihen sich :
Die M. quelle zu Griesbach im Amte Oberkirchen, 1500
Fufs über dem Meere erliaben , am Fufse des 2960 Fufs über dem
Meere erhabenen Kniebis, in einem engen romantischen, von der Rench
durchströmten, rings von hohen Bergen umschlosseneu Thale, — von,
Rippoldsau nur durch eine Gebirgs^vand, die Holzwälder Höhe 2788
Fufs hoch , getrennt , — dreiviertel Stunden von Bad Peterstbal?
fünf Stunden von Bad Sulzbach, vier von Oppenau, sechs von Ober-
kirch, zwölf von Strasburg.
Die Gebirgsart, aus welcher die M. quelle zu Griesbach entquillt,
ist Urgebirge, Granit und Gneus.
Schon im sechzehnten Jahrhunderte bekannt, erfreut sich Gries-
bach gegenwärtig guter Einrichtungen zur Aufnahme von Kurgästen,
so wie zur zweckmäfsigeu Benutzung der M. quelle. Das Etablissement,
Eigenthum von Fried r. Dollmätsch und Jos. Monsch, enthält
nicht blos Vorrichtungen zu Wasserbädern, sondern auch Apparate zur
Benutzung des kohlensauren Gases. — Die Zahl der Kurgäste be-
trägt jährlich im Durchschnitt 250 bis 300.
Das M.wasser ist klar, perlt sehr, hat einen säuerlich-zusammen-
ziebenden Geschmack, seine Temperatur beträgt 8° R. , sein speciti-
BCbes Gewicht 1,002. Das in demselben enthaltene Eisen und koh-
lensaure Gas scheint sehr fest an das Wasser gebunden zu sein. — *
793
Die Trinkquelle, welche im J. 1S38 neu gefafst wurde, liefert in einer
Stunde 7352 Kub. Fufs Wasser.
Seinen Mischungsverhältnissen nach zu der Klasse der erdig-sali-
nischen Eisenquellen gehörig, enthält es in sechzehn Unzen :
nach Bock mann und nach Külreu-
Schwefelsaures Natron
Saure schwefelsaure Kalkerde
Chlornatrium ....
Schwefelsaure Kalkerde
Kohlensaure Kalkerde .
Saures kohlensaures Eisen .
Eisenoxyd ....
Kohlensaures Gas
Nach Kölreuter's neuester Untersuchung vom J. 1839 enthält
die Trinkquelle in sechzehn Unzen Wasser, als Resultat der Analyse
durch Abdampfen des M.wassers im wasserleereu Zustande :
Kohlensaure Kalkerde . . . 9,33 Gr.
Kohlensaure Talkerde . . . 2,39 —
Kohlensaures Eisenoxydul . . 0,75 —
Kohlensaures Manganoxydul . 0,20 —
Schwefelsaures Natron . . . 6,09 -=-
Schwefelsaures Kali . . . 0,31 -*■
Schwefelsaure Kalkerde . . 1,63 —
Schwefelsaure Strontianerde , Spuren
Chlornatrium .... 0,23 —
Phosphorsaure Talkerde . . 0,28 —
Kieselsaure Thonerde . . . 0,75 —
Quellsaure Kalkerde u. Erdharz . 0,24 —
Salz er :
ter :
6,75 Gr. .
6,25 Gr.
.
. 19,00 —
0,33 —
0,50 —
1,39 —
• . •
10,09 —
• • ■
.
3,00 —
0,93 —
.
19,49 Gr.
28,75 Gr.
22,07 Kub.Z.
22,20 Gr.
Kohlensaures Gas, durch Siedhitze
aus dem M.wasser entbunden 42,20 Kub. Z.
Dieselbe enthält in gleicher Menge Wasser nachstehende Verbin-
dungen von Säuren und Salzbasen, wie solche im M.wasser als nä-
here Bestandteile anzunehmen sind:
Saures kohlensaures Natron . 4,10 Gr.
Saure kohlensaure Kalkerde . 12,49 —
Saure kohlensaure Talkerde . 0,38 —
Saures kohlensaures Eisenoxydul 1,10 —
Saures kohlensaures Manganoxydul 0,30 —
Schwefelsaures Natron (krystall.) 4,20 —
Schwefelsaures Kali . . . 0,31 —
794
Schwefelsaure Talkerde . . 3,10 Gr.
Schwefelsaure Kalkerde . . 1,63 —
Schwefelsauren Strontian u. Baryt Spuren
Chlornatrium .... 0,23 —
Phosphorsaure Talkerde . . 0,28 —
Kieselsaure Thonerde . . . 0,75 —
Quellsaure Kalkerde u. Erdharz 0,24 —
29,11 Gr.
Hiernach gehört das M.wasser zu Griesbach zu den kräftigsten
Eisenwassern Teutschlands und übertrifft die Pyrmonter und Schwal-
hacher Mineralquellen hinsichtlich seines Gehaltes au kohlensaurem
Eisen.
Innerlich und äufserlich angewendet, wirkt dasselbe belebend, zu-
sammenziehend, stärkend und wird mit Recht in allen den Krankhei-
ten gerühmt, wo die stärkeren Eisenwasser indicirt sind. Man em-
pfiehlt es daher als Bad und Getränk namentlich bei Schwäche der
Verdauungswerkzeuge, Magenkrampf, Neigung zur Säure, Verschlei.
mung, Durchfällen, — allgemeiner Schwäche des Nervensystems, —
chronischen Krankheiten der Geschlechtswerkzeuge, Chlororis, Anor
malieen der monatlichen Reinigung durch Schwäche bedingt, —
Schleimflüssen, anfangender Schleimschwindsucht, Fluor albus, — Hä-
morrhoiden, Hjpochondrie und Hysterie, — chronischen Leiden der
Urinwerkzeuge , Stein- und Griesbeschwerden , •— gichtischen und
hartnäckigen rheumatischen Beschwerden, in so fern sie sich auf reine
Schwäche gründen, — Scropheln und Rhachitis, — chronischen Haut-
ausschlägen.
Th. Tabernämontanus a. a. O. Cap. 73. 427.
Von dem Greyfsbacher und vom Sanct Petersbrunnen, be}rde in
dem Schwarzwald nicht weit von d. Stättliu Oppenaw gelegen. Stras-
burg 1590.
Des deux fonts dites de Griesbach et de Saint Pierre, qui se
trouvent dans la foret noir uroche de la petite ville d'Oppenau. Stras-
bourg. 1590. - 1719.
Georg Graeseccius, Dr. zu Strafsburg, fons salutis scatebra
Petrina d. i. gründliche Beschreibung der weltberühmten ßrunuenquel-
len des Heils, des genannten St. Petersthals und Griesbacher Sauer-
wassers. Strafsburg 1607. — 1608. — Lateinisch 1617.
Job. Matth. Hessi rationalis et empirica thermarum Marchi-
carum Badensium descriptio. Hanovriae 160S.
Agricola, von den warmen und Wildbädern im Schwarzwald.
Amberg 1610.
Melch. Sebitzii dissert. de aeidulis. Argentorati 1627.
Guil. F. Hildanus, de thermis Valesiauis, aeidulis Griesbacen-
sibus, item thermis Piperinis, adiceta illarum thermarum tabula gen-
uina. Francof. 1629.
— — Observat. med. Chirurg. Francof. 1640. lib. II.
■ 795
J. Ph. Rhumelii thermarnm et acidularum descriptio, vornehm-
lich aber auf den Griesbacher, Fetersthaler und Egrischen Sauerbrun-
nen gerichtet. Tübingen 1631.
J. L. Stenzel, Lebensbalsam in der Diät und Universaltinctur,
so in dem Griesbacher Sauerbrunnen bestehet. Strasburg 1714.
M. Sebitz, Beschreibung und Widerlegung der Mifsbrä'uche beim
Gebrauch der Sauerbrunnen. Strasburg 1747. S. 24 u. f.
C. M. Bock mann, physikalische Beschreibung der Gesundbrun-
nen und Bäder Griesbach, Petersthal und Antogast. Carlsruhe 1810.
Das Renchthal und seine Bäder Griesbach, Petersthal, Antogast,
Freiersbach und Sulzbach, mit einem botan. Anhange von Zentner.
Freiburg 1827. — Karlsruhe 1839.
Kölreuter a. a. 0. 1. Jahrg. S. 146—153. — II. Jahrg. S. 36.
37. 215-229.
W. J. A. Werber, Theorie derQuellen nebst einer medizinisch-
praktischen Abhandlung über die Heilquellen am Kniebis. 1831.
K. H. v. Fah n en be rg, die Heilquellen am Kniebis, Rippoldsau,
Griesbach, Antogast, Freiersbach, Nordwasser und Sulzbach. Ein
Wegweiser für Kurgäste und Reisende. Karlsruhe und Baden 1838.
S. 27. 60.
Osann in: Hufeland und Osann's Journ. der prakt. Heilk.
Bd. LXXXV. St. 2. S. 110.
v. Gräfe u. Kaiisch a. a. 0. IV. Jahrg. 1839. Abth. 2. S. 148.
W. J. A. Werber, der Stahlsäuerling zu Griesbach am Fufse
des Kniebis im Grofsherz. Baden. Karlsruhe und Freiburg 1840.
Die M. quellen zu Antogast im Amte Oberkirch, eine Stunde
von Griesbach, anderthalb Stunden von Petersthal entfernt, bei dem
Städtchen Oppenau in dem rings von hohen Bergen umgränzten Thale
der Meissach, — der Zahl nach drei, in ihrem Gehalte nicht wesent-
lich verschieden, zu der Klasse der erdig-alkalischen Eisenquellen ge-
hörig, nämlich: 1. die Urquelle, welche zu Bädern benutzt wird,
2. die alte Trinkquelle, welche ausser Gebrauch ist, und 3. die
neue Trink quell e.
Antogast gehört zu den ältesten Gesundbrunnen des Schwarzwal-
des; seinen Namen leiten Einige von der Benennung „fons anti-
gastrensis" ab, welche ihm schon im J. 1538 Jacob Wacker,
Physicus in Kolmar gegeben haben soll. — Die gegenwärtigen Wohn-
und Badegebäude sind Eigenthum von Anton Hub er. — Die Zahl
der Kurgäste belief sich in den letzten Jahren durchschnittlich nur
auf 90. — Das M wasser wird auch versendet und beträgt die Ver-
sendung jährlich noch 20—30,000 Krüge.
Das Wasser der M. quellen ist hell, kalt, hat einen angenehmen,
weniger zusammenziehenden, aber mehr prickelnden Geschmack , als
das Wasser von Griesbach; sein spec. Gewicht beträgt 1,00230. Sech-
zehn Unzen enthalten :
796
0,620 Gr. .
0,75 Gr.
0,649 -
.
•
9,00 —
•
S,50 —
3,351 —
• • •
1,057 —
1,00 —
5,917 —
. •
.
1,50 —
0,489 —
• • •
.
1,00 —
12,083 Gr.
21,75 Gr.
22,03 Kuh. Z.
[nach Böckmann und nach K öl reu-
Salzer: ter:
Chlornatrium
Schwefelsaures Natron
Saure kohlensaure Kalkerde
Saures kohlensaures Natron
Kohlensaures Natron .
Kieselerde ....
Kohlensaure Kalkerde .
Saures kohlensaures Eisen
Kohlensaures Eisen
Schwefelsaures Eisen
Kohlensaures Gas
In seinem chemischen Gehalt an festen Bestandtheilen weniger
reich als das Griesbacher M wasser, wirkt es diesem ähnlich, nur we-
niger reizend und tonisirend, wird übrigens in denselben Krankheiten
angewendet, in welchen jenes Bad benutzt wird.
Th. Tabernämontanus Th. I. Kap. 77. S. 423.
G. Esch enr eu ter a. a. O. S. 51.
G. I'. Rösel's eigentlicher Bericht von der Natur des Badt und
Sauerbiunns, der Antegast geuannt. Strafsburg 1741.
M. Sebiz a. a. O. S. 24 u. f.
C. M. Böckmann, phys. Beschr. d. Gesundbr. Carlsruhe. 1810.
K öl reut er a. a. O. 11. Jahrg. S. 27. 28. 175—184. 215—229.
K. H. v. Fahnenberg, die Heilquellen am Knicbis. S. 80.
v. Gräfe u. Kaiisch a. a. O. Jahrg. IV. 1839. Abth. 2. S. 146.
Die M. quellen zu Petersthal in dem Amte Oberkirch, in
einem mahlcrischen Thale, der Fortsetzung des Renchthales, nur eine
kleine Stunde von Griesbach, eine Viertelstunde von Bad Freiersbach,
drei Stunden von llippoldsau, eben so weit von Öppenau, von Strafs-
burg cilf Stunden entfernt, — 1231 Fufs über dem Meere. Die Ge-
birge bestehen aus Urgebirge, in der Entfernung von einigen Meilen
finden sich vulkanische Ueberreste.
Die Nachrichten über die Kuranstalt reichen bis in das vierzehnte
Jahrhundert wo sie den Namen des „welschen Bades" führte, aber noch
sehr unvollkommen war. Der gegenwärtige Besitzer der Anstalt
Xaver Kimming ist unablässig bemüht, die schon früher verbes-
serten Einrichtungen den Anforderungen der Zeit immer entsprechen-
der zu machen. Die Pouche-, Dampf- und Gasbäder sind neu einge-
richtet, — die Wohnungen für Kurgäste (nahe an 100) gut und be-
quem. Petersthal wird unter den Kenchbiidern am stärksten besucht:
die Zahl der Kurgäste betrug im J. 1833 : 500, — im J. 1834 zwi-
schen 6—700, — im J. 1835 zwischen 7—800, — im J. 1838 : 542.—
797
Versendet wurden im J. 1833 : 146,000 Krüge, — im J. 1834 : 315,000,
— im J. 1835 : 336,000, — im J. 1836 : 346,000.
Alle M.quellen zu Petersthal sind nur in dem quantitativen Ver-
hältnisse ihrer Bestandteile, sonst niclit wesentlich verschieden, de-
nen von Griesbach sehr ähnlich, wirken nach ihrem geringern oder
gröfsern Eisengehalt bald mehr stärkend, bald mehr eröffnend, und
werden gleich denen von Griesbach in den aufgeführten Krankheiten
benutzt.
Man unterscheidet folgende M.quellen: 1. Die Stahlquelle,
auch Trink- oder Peters quell e genannt. Das M.wasser perlt
sehr, ist klar und von einem angenehmen, stechenden , etwas zusam-
menziehenden Geschmack; seine Temperatur beträgt 8° R., seine
spec. Schwere 1,002498, seine Wassermenge in einer Stunde 7,476
Kuh. Fufs, — 2. Die Salz-, auch Laxir quelle genannt. Ihr Was-
ser ist von einem weniger angenehmen, mehr faden Geschmacke, und
einer stärker eröffnenden Wirkung als die vorige; ihre Temperatur
beträgt 8° R., ihr spec. Gewicht 1,00300 ; ihre Wassermenge in ei-
ner Stunde 4,11 Kub. Fufs. — 3. Die Gas- oder Sop hienq uelle,
nach der Grofsherzogin Sophie benannt, im J. 1835 entdeckt, gut
eefafst, mit einem reichen Ueberbau versehen, sehr reich an kohlen-
saurem Gas und kohlensaurer Kalkerde , hat die Temperatur von
9° R. — 4. Die Badequelle, stimmt qualitativ mit den übrigen
überein.
Nach der von Kölreuter in den Jahren 1834— 1S36 angestellten
chemischen Analyse enthält in sechzehn Unzen :
1. Die Stahlquelle:
2. Die Salzquelle:
Saures kohlensaures Natron .
0,28 Gr. .
0,42 Gr.
Saure kohlensaure Kalkerde
8,80 —
8,10 —
Saures kohlensaures Eisenoxjdul
0,51 —
0,26 —
Saures kohlens. Manganoxydul
0,14 —
0,10 —
Saure kohlensaure Talkerde
1,30 —
1,60 —
SchwefelsauresNatron (krystall.)
10,50 —
. 15,50 —
ScliAvefelsaures Kali
0,48 —
0,31 —
Kieselsaure Thonerde .
0,54 —
0.31 —
Chlornatrium ....
0,22 —
0,20 —
Quellsaure Talk- und Kalkerde
mit Bitumen
0,14 —
0,10 —
oder : nach Abrechnung des zwei-
ten Verhältnisses der Kohlen-
säure
Kohlensaures Gas, durch Sied-
hitze aus dem M.w. entbunden
oder : nach Zurechnung des zwei-
ten Verhältnisses der Kohlen-
säure zu den salzigen kohlen-
sauren Verbindungen
22,91 Gr.
19,58 Gr.
38,40 Kub. Z.
33,27 Kub. Z.
26,90 Gr.
22,95 Gr.
36,40 Kub.Z.
23,55 Kub.Z.
798
3. Die Soplnenquelle:
Saures muriatisch kohlensaure Na-
trontalkerde .... 4,50 Gr.
Saure kohlensaure Kalkerde . 16,46 —
Saures kohlensaures Eisenoxydul 0,34 —
Saures kohlensaures Mangauoxjdul 0,10 —
Schwefelsaures Natron (krystall.) 5,40 —
Schwefelsaures Kali . . . 0,60 —
Kieselsaure Thonerde . . . 0,30 —
Quellsaure Kalkerde mit Bitumen 0,20 —
27,90 Gr.
oder: nach Abrechnung des zwei-
ten Verhältnisses der Kohlensäure 20.50 Gr.
Kohlensaures Gas durch Siedhitze
aus dem M wasser entbunden 46,10 Kub. Z.
oder: nach Zurechnung des zwei-
ten Verhältnisses der Kohlensäure
zu den salzigen kohlensauren Ver-
bindungen .... 35,10 Kub. Z.
Eine kürzlich neu aufgefundene, den Andreas Kefs ler sehen
Erben gehörende M.quelle, von derselben physikalisch-chemischen Ei-
genthümlichkeit, wie die übrigen Petersthaler M. quellen, von 8° R.
Temperatur, ist gefafst und von dem ßergrath F. A. Walchner zu
Karlsruhe chemisch geprüft. Sie enthält in einem badischen Pfunde :
Kohlensaure Kalkerde . . . 8,97 Gr.
Chlornatrium .... 4,09 —
Schwefelsaures Natron . . 4,00 —
Kohlensaures Natron einige Gran (nicht genau bestimmt)
Kohlensaures Eisenoxydul mit etwas
kohlensaurem Manganoxydul . 0,74 —
Kieselerde mit etwas Thonerde . 0,73 —
Quellsäure Spuren
Kohlensaures Gas, durch Kochen des
M.wassers entwickelt . . 40,60 Kub. Z.
Wenn gleich die M. quellen zu P. im Allgemeinen auf das Ner-
ven- und Blutsystem erregend -stärkend wirken , analog verwandten
Eisenquellen, so erfährt doch nach Verschiedenheit der vorwaltenden
Bestandtheile in den einzelnen M. quellen die Wirkung derselben we-
sentliche Modificationen. — In der Salzquelle prädominirt nicht blofs
in ihren Mischungsverhältnissen, sondern auch Wirkungen das Glau-
bersalz, — in der Stahlquelle dagegen das kohlensaure Eiscnoxj'dul
und das kohlensaure Gas, — in der Sophienqucllc dagegen ihr ver-
hältnilsinäfsig grofser Reichthum an kohlensaurer Kalk- und Talkcrde,
799
wodurch die letztere eine besondere Wirkung auf die Harnwerkzeuge,
die Schleimhäute und das Drüsen- und Lymphsystem erhält.
Th. Tahernä montan us a. a. 0. Th. IL Kap. 78. S. 431.
Von dem Greyfsbacher und Sanct Petersbrunnen. Strasb. 1590.
Allgemeine Badeordnung für Petersthal. 1605.
J. G. Agricola, von den warmen und Wildbädern im Schwarz-
walde. Amberg 1610.
J. Pfautii Nosomachia carmine descripta, itemque inscriptiones
duorum foutium, thermarum ferinarum, acidularum vallis Petrinae.
Friburgi 1618.
J. Ph. Rhumelii thermarum et acidularum descriptio — vor-
nehmlich aber auf den Griesbacher, Petersthaler u. Egrischen Sauer-
brunnen gerichtet. Tubing. 163!.
G. Graeseccius, fons salutis scatebra etc. cf. Griesbach.
Dan. Keck, Gebet, darin Gott für die edlen u. heilsamen Sauer-
brunnen zu Petersthal und Griesbach gedankt wird. 1647.
M. Sebitz, Beschreibung u. Widerlegung der Mifsbräuche beim
Gebrauch der Sauerbrunnen. Strasburg 1747. S. 24 u. folg.
C. H. Behr, ausführliche Beschreibung des Gesundbrunnens zu
St. Petersthal, sonst auch das welsche Bad genannt. Strasb. 1750.
— — niedicina consultatoria. p. 16.
J. R. Spielmann, de acidulis Petriuis. Argentor. 1762.
C. M. Böckmann, physikalische Beschreibung der Gesundbrun-
nen Griesbach, Petersthal und Antogast. Karlsruhe 1810.
Kölreuter a. a. O. IL Jahrg. S. 30-33 176-184. 215—229.
J. Zentner, das Renchthal und seine Bäder. Freiburg 1827. —
'1839.
W. J. A. Werber, Theorie der Quellen, nebst einer medizinisch-
praktischen Abhandlung über die Heilquellen am Kniebis. Freiburg
1831.
— — die Heilquellen von Petersthal am Fufse des Kniebis.
Freiburg 1838.
K. H. v. Fahnen berg, die Heilquellen am Kniebis im untern
Schwarzwalde. Carlsruhe und Baden 1838. S. 27. 70.
Osann in: Hufeland und Osaun's Journal der prakt. Heilk.
Bd. LXXXV. St. 2. S.,110.
v. Gräfe u. Kaiisch a. a. O. IV. Jahrg. 1839. Abth. 2. S. 153.
Die M. quellen von Freiersbach, gleichfalls in dem Rench-
thale, entspringen eine Viertelstunde südlich von Petersthal, sind gut
gefafst, mit einem erst kürzlich erweiterten, zweckmäfsig eingerichte-
ten Kur- und Wohnhause versehen, und jetzt Eigenthum des Joh.
Börsig. Die Zahl der Kurgäste betrug in den letzten Jahren durch-
schnittlich 200-250.
Es befinden sich hier zwei M .quellen : die Schwefelquelle,
ein eisenhaltiges Schwefel wasser, von 10° R. Temperatur, dessen
Wasser klar, von prickelndem Geschmacke und einem hepatischen
800
Gerüche ist, — und das Sauerwasser, ein den Peterstkaler und
Griesbacher Eisenquellen ähnliches M.wasser.
Nach Kölreuter's Analyse enthält in sechzehn Unzen:
1. Die Schwefelquelle: 2. Der Säuerling :
Kohlensaure Kalkerde .
Kohlensaures Natron
Kohlensaure Talkerde .
Kohlensaures Eisenoxydul
Kohlensaures Manganoxydul
Schwefelsaures Natron .
Schwefelsaure Kalk erde
Chlornatrium ....
Kieselsaure Thonerde .
Hydrotbionbitumen
Erdharzigen Extractivstoff
Freies Kohlensaures Gas .
Benutzt wird das M wasser als Getränk und Bad; die Bäder wer-
den aus dem Wasser beider M.quellen bereitet.
Der innere Gebrauch der eisenhaltigen Schwefelquelle hat sich
hilfreich erwiesen bei verschiedenen Leiden des Unterleibes, der Brust
und der äufsern Haut. Hergt empfiehlt es bei alten Fufsgeschwü-
ren, atonischen Leiden der Schleimhäute, Hämorrhoidalleiden und
Menstruationsbeschwerden mit dem Charakter der torpiden Schwäche.
Kathriner giebt diesem M.wasser in allen den Fällen, in welchen
das Langenbrücker Schwefehv asser empfohlen wird, den Vorzug, letz-
terem dagegen bei Krankheiten der Respirationsorgane.
Osann in: Hufeland und Osann's Journ. der prakt. Heilk.
Bd. LXXXV. St. 2. S. 110.
Hergt in: Heidelberger Med. Annalen. 1836. Bd. II. Heft 2.
K. H. v. Fahnen berg, die Heilquellen am Kniebis. S. 78.
v. Gräfe u. Kaiisch a. a. 0. Jahrg. IV. 1839. Abth. 2. S. 154.
3,10 Gr.
4,20 Gr.
0,46 —
0,30 —
0,15 —
0,18 —
0,44 —
0,4S —
0,20 —
0,22 —
2,20 —
4,20 —
0,15 —
0,30 —
0,13 —
0.10 —
0,30 —
0,35 —
0,36 —
• . .
.
0,20 —
7,49 Gr.
10,53 Gr.
16,8 Par. K. 2
:. 20 Par. KZ.
Hieran reihen sich die in Seitcnthälern des Renchthales entsprin-
genden M.quellen Nordwasser und Sulzbach.
Die M. quelle von Nordwa sser im vorderen Theile des Tha-
ies Lierbach, eine halbe Stunde hinter Oppenau, auf dem Wege nach
Allerheiligen, auf einem Bauernhöfe, Nordwasscr genannt, — ein
Säuerling. Die M. quelle, Eigentbum des Anton Sinn er, wurde vor
einigen Jahren gefafst und daselbst ein AVohn- und Badehaus ge-
baut. Das M.wasser, von dem noch keine Analyse bekannt ist, wurde
bisher nur als Getränk benutzt.
Das
801
Das M. wasser zu Sulz back in dem Sulzbacher Thale, an-
derthalb Stunden von Nordwasser, eben so weit von der Amtsstadt
Oberkirch, eine Stunde von Oppenau entfernt, auf drei Seiten von
Bergen und Waldhöhen umgeben und nur das Thal entlaug gegen die
Reiich zu eine freie Aussicht darbietend. Die hier befindlichen Bade-
|und Wohngebäude sind sehr einfach.
Die M.quellen entspringen fünfzig Schritte von dem Kurgebäude
entfernt aus Gneus, sind gefafst und bedeckt mit Sandsteinplatten.
Das M. wasser hat die constante Temperatur von 17° R., ist voll-
kommen klar und bleibt es auch der Einwirkung der Luft längere
Zeit ausgesetzt; der Geschmack ist schwach salzig, etwas alkalisch,
zeichnet sich aber durch eine eigenthümliche Weichheit, fast seifen-
artige Beschaffenheit aus, welche sehr wohlthuend auf die äufsere
Haut wirkt. Das spec. Gewicht verhält sich wie 1001 : 1000.
Sechzehn Unzen des M. wassers enthalten nach der von Kölreu-
ter im J. 1836 angestellten Analyse:
Basisch-muriatisch-kohlensaures Talk-
erde-Natron .• 5,60 Gr.
Kohlensaure Kalkerde . . 4 3,30 —
Quell- uud kieselsaures Natron . 0,40 —
Schwefelsaures Natron . . 2,10 —
Schwefelsaures Kali . . . Spuren
Kieselsaure Thonerde . . . 0,20 —
Bituminösen Extractivstoff . . 0,25 —
11,85 Gr.
Das in dieser Analyse zuerst aufgeführte vierfache Salz wurde
durch Verdunstung des M. wassers bei einer Wärme, die nie über
30° R. war, erhalten, nachdem die kohlensaure Kalkerde sich allmäh-
lig in freien Krystallen ausgeschieden hatte und abgesondert wor-
den war.
Das Sulzbacher M.wasser, in seiner Qualität sehr ähnlich dem
von Schlangenbad, wirkt diesem analog, den krankhaft erhöhten Ere-
thismus des Nervensystems herabstimmend, beruhigend, erweichend,
gelind erschlaffend, auflösend und hautreinigend.
Als Bad, aber auch als Getränk angewendet, hat sich dasselbe
! hilfreich erwiesen bei: sehr reizbaren nervenschwachen Individuen,
| — namentlich bei Leiden der Respirationsorgane mit grofser Aufre-
gung des Nerven- uud Blutsystems, selbst bei Phthisis incipiens, —
bei chronischen, rheumatischen und gichtischen Leiden, — Unter-
leibsbeschwerden und Hautkrankheiten.
K. H. v. Fahn eu be r g, die Heilquellen am Kniebis. S. S3. 84 — S8.
n. Theii. E e e
802
An diese schliefsen sieb :
Die M. quelle zu Badeniveiler im Treisam- (jetzt Oberrhein-
Kreise in einer Sehr reizenden Gegend, sebon von den Römern ge
kannt und benutzt, wie die im Jahre 1784 aufgefundenen und späte!
von Weinbrenner untersuchten Ruinen alter kolossaler Bäder be
weisen. — Die Zahl der Kurgäste belief sich in den letzten Jahrei
jährlich auf einige hundert.
Ihr M.wasser zeichnet sich aus durch seinen geringen Gehalt ai
festen und flüchtigen Bestaudtheileu, hat die Temperatur von 22° R
und enthält in sechzehn Unzen :
nach Kö Ire titer: nach Schmidt
Kohlensaure Kalkcrde .
0,700 Gr. .
0,96 Gr.
Schwefelsaure Kalkerde
0,380 —
0,52 —
Chlortalcium
0,330 —
, . ,
Chlorcalcium
0,080 —
0,22 —
Extractivstoff
0,016 -
.
1,506 Gr. 1,70 Gr.
S a 1 z e r vergleicht es mit dem Th.wasser von Pfeffers , letzte
res, obgleich auch arm an festen Bestandtheilen, hat indefs die Tem-i
peratur von 30° R.
Empfohlen wird es als Bad und Getränk von Salz er bei Sto-i
ckungen im Unterleibe, chronischen Hautausschlägen, gichtischen und
rheumatischen Beschwerden, — von Marx bei chronischen Nervei
krankheiten krampfhafter Art.
G. Eschenreuter a. a. O. S. 28.
G. N. Döderlein's Beschreibung des Bades zu Badenweiler.
Basel 1672.
M. Gerbert, descriptio therm. Badenweiler. 1784.
C. L. P o s s e 1 1 ' s Wissenschaft]. Magazin. Bd. IIT. St. 9.
W. L. Kölreüter's M.q. des Gr. Baden. II. Jahrg. S. 16—19.
200—250.
Teutschland geogn. geolog. dargestellt, von Keferstcin. Bd. II.
St. 1. S. 24.
Das Bad an der Hub im Bezirksamte Bühl des Kinzig- (jetzt
Oberrhein-) Kreises, von Baden zwei, von Strasburg vier Meilen ent-
fernt, mahlerisch am Fufse hoher mit Wein und Wald bedeckter
Berge gelegen.
Bekannt seit dem sechzehnten Jahrhundert, schon von G.Esche n-
reutcr, Tabcrnämontanus und Günther v. Andernach
gerühmt, besitzt es gegenwärtig ein grofses Badehaus mit Woh-
nungen für Kurgäste und Badekabinetten. — Die vorwaltende Ge-
birgsformatioil ist (ineus und Granit, entfernter finden sich Stein-
kohlen.
Das i\I. wasscr ist klar, fast geruchlos, von einem faden, etwas
803
salzigen Geschmack, hat die Temperatur von 23,6° R. und enthält
in sechzehn Unzen :
nach Kölreuter:
Chlornatrium ....
Chlortalcium ....
Chlorcalcium ....
Schwefelsaure Kalkerde .
Basisch schwefelkohlensaure Kalk-
erde
Kohlensaure Kalkerde
Basisch kohlensaures Eisen mit Ex
tractivstoff ....
Kohlensaures Eisenoxydul
Kieselerde ....
12,000 Gr.
0,lö6 —
0,333 —
6,000 -
nach Salz er;
14,040 Gr.
0,180 —
0,420 —
4,260 —
2,160 —
0.062
0,125
0,060 —
0,180 —
18,866 Gr.
Kohlensaures Gas ......
Innerlich und äufserlich hat man das
21,300 Gr.
3,432 Kub.Z.
M.wasser besonders be-
nutzt bei Stockungen im Unterleibe, namentlich Krankheiten des
Uterinsystems.
J. Th. Tabernämontanus a. a. O. Cap. 32. S, 539.
G. Escheureuter a. a. O. S. 33.
Güntheri Andern, comment. p. 88.
Phil. Leucippus conf. Baden.
C. F. Salzer, Untersuchung der Mineralquellen zu Baden und
in der Hub in: Klüber's Beschreibung von Baden. Th. I. S. 70. —
Th. II. S. 215.
A. J. Schütz, Nachricht über d. Kurort in der Hub. Carlsr. 1813.
Kölreuter a. a. O. II. Jahrg. S. 18—21.
Die 1VL. quelle zu Ueberlingen bei der Stadt dieses Namens
im Seekreise, 1223 Par. Fufs üher dem Spiegel der Nordsee, am nord-
östlichen Ufer des Bodensee's, welcher nach dieser Stadt den Namen
des Ueberlinger Sees führt, drei Meilen östlich von Schaffhauseu, ist
mit einem Badehause versehen , das die nöthigeu Vorrichtungen zu
Wasser-, Douche-, Tropf- und Dampfbädern, so wie gut eingerichtete
Wohnzimmer für Kurgäste umschliefst.
Die Nachrichten über dieses Bad reichen bis zum J. 1505 zu-
rück; gegenwärtige Besitzer desselben sind die Hrn. H. v. Kiesow
und Ed. Schuster, denen dasselbe schon manche Verbesserung,
auch seit dem J. 1838 eine neue zweckmäfsigere Fassung der nahe
bei dem Badehause befindlichen M.quelle verdankt. — Die Zahl der
Kurgäste betrug im J. 1837 in der Badeanstalt 216, ausser derselben in
Privathäusern gegen 50. Gegenwärtiger Badearzt ist Hr. Dr. Molitor.
Die M.quelle ist klar, farblos, setzt in dem Reservoir einen ocher-
artigen Niederschlag ab, und liefert in einer Stunde 60—70 Kub. F.
Eee2
804
Wasser. Die Temperatur beträgt 11,5° R. , das spec. Gewicht 1002,
Eine Erwähnung verdient noch ein in dieser Quelle beobachtetes
periodisches Steigen und Fallen des Wassers.
Analysirt wurde dasselbe von Tscheppe (1825), Herberger
(1831) und neuerlich von W. Pfeffer. Sechzebn Unzen enthielten:
nach Tscheppe: nach Kerberger:
Cblorsalze
0,117 Gr. .
....
Chlornatrium .
. . .
0,30280 Gr.
Chlormaguium .
.
0,19920 —
Schwefelsaure Salze
0,155 —
.
Schwefelsaures Natron .
.
0,39000 —
Koblensaures Natron
0,077 —
0,14600 —
Kohlensaure Kalkerde .
1,143 —
0,SS520 —
Kohlensaure Talkerde .
0,853 —
0,50600 —
Kohlensaures Eisenoxjdul
0,576 —
0,43424 —
Kohlensaures Manganoxydul
0,03936 —
Stickstoffhaltigen Stoff .
.
0,32600 —
Kieselerde
0,247 —
0,32000 —
Thonerde ....
.
0,06000 —
Extractivstoff .
0,120 —
.
3,288 Gr.
3,608S0 Gr.
Kohlensaures Gas .
2,223 Kub. Z.
2,666 Kub. Z.
Stickgas . ...
.
0,433 —
2,223 Kub. Z.
3,099 Kub. Z.
Die von W. Pfeffer nach der neuem Fassung angestellte Ana-
lyse (1838) ergab im Ganzen ein mit der H erb erge r sehen Analyse
fast übereinstimmendes Resultat, nämlich in sechzehn Unzen:
Schwefelsaures Natron . . 0,38981 Gr.
Chlornatrium .... 0,30282 —
Kohlensaures Natron . . 0,14569 —
Cblormagnium .... 0,13843 —
Kieselsäure .... 0,2S100 —
Kohlensaure Kalkerdc . . 0,94500 —
Kohlensaure Talkcrde . . 0.52986 —
Thonerde 0,04000 —
Kohlensaures Eisenoxydul . 0,46064 —
Koblensaures Mangnnoxydul . 0,03918 —
Phosphorsaure Kalkerde mit einer
Spur von Talkerde . . 0^01000 —
Organische Substanz und Verlust 0,41657 —
Ganzer Gehalt an Kohlensäure
An freier Kohlensäure .
3,70500 Gr.
2,10873 Gr.
1,15389 —
bleibt an Hasen gebundene Kohlensäure 0)95484 Gr.
805
Der aus dem M.wasser in dem Reservoir sich bildende Nieder-
schlag enthält in 100 Theilen :
nach Tscheppe: nach Herberger:
Im Wasser lösliche Stoffe .
0,50 Th.
Eisenoxjd-Oxydul-Hydrat
77,50 —
. 75,70 Th
Manganoxyd-Hydrat
.
0,30 —
Extractivstoff
0,60 —
Kohlensaure Kalkerde . ,
11,65 —
. 13,45 —
Kohlensaure Talkerde .
2,85 —
2,95 —
Kiesel- und Thonerde ,
7,50 —
7,00 —
100,00 Th.
100,00 Th
Benutzt wird dasselbe als Getränk und Bad bei Blennorrhöen
und Verschleimungen, Bleichsucht. Hysterie, Lähmungen, Hämorrhoi-
dalleiden, Scropheln und chronischen Hautausschlägen ; — neuerdings
ist dasselbe insbesondere sehr gerühmt worden als auflösendes Mittel
bei Gries- und Steinbeschwerden und soll sich in mehreren Fällen
dieser Art sehr hilfreich erwiesen haben.
J. Th. Tabernamontanus T. II. Kap. 7. p. 503.
G. Eschenreuter a. a. O. S. 29.
Günther. Andern, cömment. p. 90.,
He 1 m 1 i ii g, Beschreibung d. heilsamen Schwefelbades in d. freien
R. Stadt Ueberlingen. 1691.
Glatt haar, Beschreibung des heilsamen Schwefelbades zu Ue-
berlingen. Constanz 1726.
Flacho, Beschreib, des heilsamen Mineralbades zu Ueberlingen.
Ueberlingen 1760.
J. N. Saut er, Nachricht von dem Gesund-Brunnen und Bad zu
Ueberlingen am Bodensee. 1805,.
Kölreuter a. a. O. II. Jahrg. S. 23.
J. E. Herberger, Ueberlingen und seine Heilquellen. Constanz
1831,
J. N. Sauter, Beschreibung der Mineralquelle zu Ueberlingen am
Bodeusee. Konstanz 1S36.
W. Pfeffer in: Buchner's Repertorium der Pharmacie. Bd.
XIV. Heft 3.
v. Gräfe u. Kali seh a. a. O. IV. Jahrg. 1839. Abth. 2. S. 71.
D asBad zu Säcki?igen im Treisam- (jetzt Oberrhein-) Kreise,
unfern der Stadt Säckingen, am Fufse des Schwarzwaldes, von Basel
sechs Stunden entfernt, benutzt seit 1453. Das Wasser der drei
hier entspringenden M.quelleu hat an der Quelle die Temperatur von
23° R. und wird benutzt als Getränk und Bad in dem nahe bei den-
selben befindlichen Badehause. Nach Keller 's Analyse enthalten
sechzehn Unzen :
Kohlensaure Kalkerde . , 0,010 Gr.
Chlormagnium . . . . - 0,027 —
806
Chlorcalcium
Chlornatrium
0,010 Gr.
0,210 —
0,257 Gr.
Benutzt hat man dasselbe innerlich und äufserlich bei scrophu-
lösen Beschwerden , Stockungen , Verhärtungen, Verschleimungeu, —
gichtischen und rheumatischen Leiden , — hypochondrischen und hy.
sterischen Beschwerden.
Kölreuter a. a. O. II. Jahrg. S. 22. 195.
Das Erlenbad oder die M.quelle bei Ob er sa sb ach im
Amte Achern, hat die Temperatur von 17° R.. und enthält nach Sal-
zer in 100 Kub. Zoll:
Chlornatrium
Chlorcalcium
Chlortalcium
Schwefel- u. kohlens. Kalkerde
Schwefelsaure Kalkerde
Kohlensaure Kalkerde .
Chlorcalcium .
Chlortalcium .
Die M.quelle liefert in einer Stunde 500 Maafs Wasser, und wird
als Bad benutzt.
Kölreuter a. a. O. II. Jahrg. S. 24.
Mees in: Kölreuter a. a. 0. II. Jahrg. S. 185—195.
Die So Ölquelle zu Dürrheim im Seekreise. Nach Köl-
reuter enthalten sechzehn Unzen:
nach einer altern
nach
einer neuern
Analyse :
Analy
se (v.J. 1821):
. 50,00 Gr.
•
49,00 Gr.
1,75 —
.
,
rde 24,00 —
•
19,50 r-,
4,50 —
0,81 —
0,32 —
75,75 Gr.
74,23 Gr.
Chlornatrium
. .
8 Loth 53,00 Gr.
Kohlensaure K
alk
erde .
1,07 —
Kohlensaures ]
üisen
1,07 —
Schwefelsaure
Ka
Ikerde
. 11,00 —
Chlorcalcium
. .
7,05 —
Chlortalcium .
. ,
4,30 —
Chlorkalium .
.
0,02 —
ExtractivstolY
.
0,03 —
8 Loth 77,54 Gr.
Kölreuter a. a. O. II. u. 3. Jahrg. S. 47.
Die M.quelle zu Sulzburg im Bezirksamte Miilllieim des
Trcisain- (jetzt Oberrhein-) Kreises, von 12° R. Temperatur, entbehrt
noch einer guten Anatyse, ist mit einem seit 1823 vcrgröfserteu Ba-
807
dehause versehen, wird ziemlich hesucht und gegen Gicht, Hypo-
chondrie, Hysterie und Hämorrhoidalbeschwerdeu benutzt.
G. E sehen reuter a. a. 0. S. 41.
Die M. quelle zu Glottenthal im Amte Waldshut des Trei-
sam- (jetzt Oberrhein-) Kreises, auch bekannt unter dem Namen „des
Glotterbades," als Getränk und Bad empfohlen gegen Gicht, Rheu-
matismen , Verschleimungen , ßlennorrhöen und chronische Hautaus-
schläge.
G. Eschen reuter a. a. 0. S. 39.
Günther. Andern, comment. p. 95.
Martini Rulandi balnearium restauratum. Basileae 1579. p. 65.
Joannis Bauhini de aquis medicatis nova methodus. Montis-
peligardi 161-2. p. 208.
A. Vetter 's Handbuch der Heilquellenlehre. Th. II. S. 169.
Nur namentlich erwähne ich das Sa hl- oder Sehlbacherbad,
im Kinzigkreise, — die M.quellen zu Malter dingen und Ober-
schaf fh a u sen im Amte Emendingeu, — die M. quelle zu Vogts-
burg im Amte Bruchsal, — die M.quelle zu Kirnhalden im Amte
Kinziugen , — die M.quelle zu Riedlingen im Amte Lörrach, —
die M.quellen von Maul bürg und Gennebach im Amte Schopf-
heim, und von M ü 1 1 h e i m , — das E m b s b a d bei Constauz, — das
Landolinsbad bei Ettenheim, — der J u ngb r un n e n bei Wol-
fach, — das Radolf sze 11 erb ad am Bodensee, — das Kibbad
(nicht Ribbad), — das P ri u zbac herbad im Kinzigkreise, — das
Zuckenthalerbad, — das Löffiugerbad, — das Acherhad,
— das Villingerbad.
Günther. Andern, comment. p. 89. 90. 94. 95.
Huggelin a. a. 0. S. 46.
Tabernämontanus a. a. 0. S. 31. — Th. II. Kap. 34. 39.
S. 553.
G. Eschenreuter a a. O. S. 7. 38. 39. 40. 42.70.
Martini Rulandi balnearium restauratum. Basileae 1579. p. 115.
J. N. Salzmann's Beschreibung des Bads und Brunnens, das
Sehlbacherbad genannt. Strafsburg 1812 8.
L. Thurneisser, vom Seelbacher Brunnen herausgegeben von
J. N. Salz mann. Strafsburg 1612. Fol.
J. Bauhini de aquis medicatis nova methodus. Montispeligardi
1612. p. 183. 191. 202. 206. 215. 225. 239. 241. 255. 256. 258. 266.
Maler in: d. M.quellen im Grofsherzogthum Baden. Erster Jahr-
gang 1820. S. 10 u. 11.
A. Vetter 's Handbuch der Heilquellenlehre. Th. II, S. 169.
808
R. Brunck's Bad-, Trink- und Curbüchlein von dem sehr heils
Bad- und Trinkbrunnen zu Vogtsburg. Freiburg 1659.
C. W. W i 1 1 i u s , Beschreibung der Markgrafscliaft Hocliberg.
1783. Kap. 3.
J ägerscli m id t, das Miillheimer M« asser.
Mone's Badensches Arcliiv. Bd. I. S. 300. 361.
VI.
Die Heilquellen des Grofsherzogthums
Hessen.
±Jas Grofsherzogfhum Hessen zerfällt nach seiner eigen-
tümlichen Lage in zwei verschiedene, getrennte Gebiets-
theile, — die Provinzen Starkenburg und Rhein-
hessen, der Theil des Flufsgebiets vom Mittelrhein, wel-
cher zwischen Neckar und Mayn, nach Osten sich an den
Gebirgszug des Odenwaldes stützt, westwärts auf dem lin-
ken Ufer des Rheins von dem Grofsherzogthum Nieder-
rhein und Rheinbaiern begränzt wird, — und die Pro-
vinz Oberhessen, welche zwischen Taunus und Yo-
gelsgebirg, das Gebiet der Wetter und nördlich einen
Theil des Flufsgebiets der Lahn umfafst, — zwei hin-
sichtlich der Lage und des Klimas wesentlich verschiedene
Gruppen.
In der Provinz Starkenburg bildet der von Nord
nach Süd streichende Odenwald die hohe und schirmende
Gebirgswand, welche den rauhen Nordost abwendet, unter
dessen sicherm Schutz die Früchte des Südens in der rei-
zenden Bergstrafse reifen, und durch welchen dieses Land
sich eines milderen und freundlicheren Klimas erfreut, als
andere unter gleicher Breite.
In seinem westlichen Theile der Granit - Gneufsfor-
mation, in seinem östlichen der Sandsteinbildung angehö-
rend, erreicht der Odenwald auf seinem höchsten Punkte
die Höhe von 1500 — 1800 Fufs, während die Höhe des
Rheinspäegels bei Mannheim 284 Fufs, bei Mainz 256 Fufs,
bei Bingen 235 Fufs über dem Meere beträgt.
812
Die Provinz Oberhessen, nördlicher und höher ge-
legen, im Osten von dem YTogelsberg, im Westen von
dem Taunus begränzt, entbehrt des milden Klimas, dessen
sich der südlicher und tiefer gelegene, durch den Oden-
wald geschützte Theil des Grofsherzogthums erfreut. Der
an vulkanischen Erzeugnissen reiche Taunus erhebt sich
zu 2000 Fufs und höher, — Homburg liegt 60UFufe, Gie-
fsen 437 Fufs über dem Meere erhaben.
In der Provinz Starkenburg und Rheinhessen fin-
den sich nur wenig nahmhafte M. quellen, in Oberhessen
und der Landgrafschaft Hessen -Homburg sind dagegen
mehrere Säuerlinge und bedeutende Salzquellen und Sali-
nen bemerk enswerth, welche als Heilquellen benutzt Aver-
den, namentlich die zu Salz hausen und Homburg,
AVille, geognostische Beschreibung der Gebirgsmasse zwischen
dem Taunus und Vogelsgebirge. 18'28.
Keferstein, Teutschland geognostisoh - geologisch dargestellt.
Bd. VI. Heft 1.
A. Klipstein, Versuch eiuer geognostischen Darstellung des
Kupferschiefergebirges der YVetterau und des Spessarts. Darmstadt
1830.
Die S o Ölquellen zu Salzhau&en in der Wetterau. Die Sa-
line Salzhausen , welche sechs Gradierhäuser und fünf Siedptäuueu
besitzt, seit dem J. 1820 als Badeanstalt benutzt, liegt nur eine Vier-
telstunde westlich voq Nidda, fünf Stunden nordöstlich von Fried-
berg und sieben Stunden südöstlich von Giefsen entfernt, 374 Fufs
über dem Meere, in einem abgeflachten Tbale, rings von mäfsigen
Anhöhen, der Fortsetzung des drei Meilen davon entfernten A'ogcl-
berges, umschlossen und nur nach Süden geöffnet, wo es sich mit
dem Niddathale und durch dieses mit der Wetterau verbindet.
Die Brunnenanstalten sind Figenthum des Staates und stehen zu-
nächst unter der Aufsicht einer Badedirection, welche aus dein Ba-
dearzte (gegenwärtig Hm. Dr. Möller) und dem Verualtungsbcam-
ten der Saline gebildet wird.
Vmv Aufnahme von Kurgästen, deren jährlich einige hundert sich
einfinden, sind ausser den Wohnungen der Saline mehrere Kurge-
bäude mit gut eingerichteten Wohnungen , und zwei Badehäuser mit
Badekabinetten vorhanden, in denen sich auch zweckmäfsige Vorrich-
tungen zu Wasser-, Douche-, russischen, allgemeinen und örtlichen
Sool -Dampfbädern beiluden.
813
Der Boden von Salzhausen und der Umgegend bis zum Gebirg
hin bestellt aus basaltischem Gesteiu , porösen Laven, Augit, Mag-
neteisenstein, Chrysolith, Feldsfein, Kalkspath uud Plionolith, ferner
aus Thonerde und hier und da, besonders in Salzhausen auch Sand.
Die Salzquellen entspringen am Fulse von Basaltanhöhen, aus einem
starken Lager von lockerem Triebsande, unter einer torfhaltigen Moor-
oberfläche. Die ganze Umgegend ist reich an Salzquellen; in drei
benacbbarten Thälern , am Ausgang des Vogelsberges , finden sich
Soolquelien, — ausser in Salzhausen , auch in dem Tbale von Sel-
ters, zwei Stunden südlich von Salzhausen, und endlich in dem Thale
von Büdingen, vier Stunden in gleicher Richtung. An beiden letztern
Orten kommen die Quellen in der Nähe von vulkanischem Gestein
zu Tage.
Das Soolwasser ist vollkommen klar, farblos, in jeder Tempera-
tur durchsichtig, von einem bitterlich-salzigen, etwas prickelnden Ge-
schmack und einem an der Quelle eigeuthümlichen, dem Jod ähnlichen
Geruch. Es erhält sich lange uuzersetzt, und kann versendet wer-
den; seine Temperatur beträgt constant 11 — 12° R,. , sein spec. Ge-
wicht bei mittlerer Lufttemperatur 1,00825.
Nach Liebig's Analyse enthalten 10,000 Theile folgende feste
Bestandteile:
Chlornatrium
. 95,64 Th.
Chlortalcium ....
. 11,44 —
Chlorcalcium
3,35 —
Schwefelsaure Kalkerde
. 14,55 —
Jodnatrium ....
0,77 —
Verlust, welches Chlorkalium
und
Eisen enthielt . . .
2,39 —
128,14 Th.
Spätere Versuche an der Quelle ergaben noch den Gehalt von
einigen Kub. Zoll freier Kohlensäure und 0,20 Gr. kohlensauren Ei-
sens. — Demnach würde ein Bad von 600— S00 Pfund Wasser enthal-
ten: 6—8 Pfund Kochsalz, 1 Pfund schwefelsauren Kalk, 1 Pfund
Chlortalcium, \ Pfund Chlorcalcium, \ — 2 Loth Jodnatrium, 2| Quent-
chen kohlensaures Eisen, 2600 Kub. Zoll freie Kohlensäure.
Das M.wasser wirkt analog ähnlichen Soolquellen, als Bad und Ge-
tränk zunächst auf die äufsere Haut, die Schleim- und Muskelhaut des
Magens uud Darmkanals, consensuell auf das Nervensystem, durch
Aufnahme von kräftigen Arzneistoffen auf das Blutsystem und die ve-
getative Lebenssphäre.
Benutzt Avird das M.wasser in Form von Getränk und Bad, —
als Getränk täglich zu vier bis sechs Bechern allein, oder nach Um-
ständen mit warmer Milch, — zu einem Wannenbade rechnet mau an-
fangs i, zu einem Vollbad einen Eimer Soole, steigt damit allmählig
bis zu höchstens zwei Eimern für ein Wannenbad und bis zu vier
Eimern für ein Vollbad, und vermindert dann die Quantität der Soole
814
gegen das Ende der Kur in demselben Verhältnifs wie sie vermehrt
wurde. — Erhöht wird die Wirkung der Wasserbäder nach Umstän-
den durch beliebige Beimischung von Mutterlauge. — Zur Unter-
stützung der Badekur werden auch hier, wie in mehreren andern Soo-
len, die schon erwähnten Douche- und Salzdampfbäder benutzt.
Die Krankheiten, gegen welche die Soole zu Salzhausen in den
genannten Formen sich besonders hilfreich erwiesen hat, sind nach
Möller folgende;
1. Chronische Leiden des Drüsen- und Lymphsystems, Scrophu-
losis und Scropheln in den mannigfachsten Formen, — Geschwülste,
Verhärtungen, Struma, weifse Kniegeschwülste, Augeuentzünduug,
chronische Hautausschläge, Geschwüre, Rhachitis, Caries.
2. Chronische Hautausschläge nicht blos scrophulöser Natur.
3. Hartnäckige rheumatische, gichtische und katarrhalische Leiden.
4. Krankheiten der Schleimhäute, namentlich der Luftwege, Nei-
gung zu Heiserkeit, veraltete Katarrhe, Schleimasthma, anfangende
Phthisis trachealis und pulmonalis, namentlich tuberculosa.
5. Krankheiten des Uterinsystems von torpider Schwäche, —
Auomalieen der Menstruation, Leukorrhoe, Anschwellung und Hyper-
trophie der Ovarien, Auflockerung, beginnende Verhärtung der Ge-
bärmutter.
6. Stockungen in den Organen der Digestion und Assimilation,
Infarcten , Neigung zu Hartleibigkeit und Verstopfung, Hämorrhoidal-
beschwerden und Gelbsucht.
7. Chronische Nervenleiden, — Neuralgieen , Hysterie, nervöse
Hypochondrie, Krämpfe, Lähmungen insbesondere in Folge gichtischer
oder rheumatischer Metastasen.
Contraindicirt ist dagegen der Gebrauch der Soole zu Salzhausen,
gleich dem ähnlicher , bei zu grofser Erschöpfung nach langwierigen
Krankheiten und bedeutendem Säfteverlust, scorbutischer Dyskrasie
und Neigung zur Verflüssigung und Zersetzung der Säfte, Colliquation,
Exulccrationen wichtiger Centralorgane und krebsartigen Leiden.
Graff, über die M. quelle zu Salzhausen und ihre Heilkräfte.
Darmstadt 1825.
Kastner's Archiv. Bd. V. S. 454.
C. Ph. Möller, Mittheilungen aus der Erfahrung über die Wir-
kung und Anwendung der Soolbäder insbesondere zu Salzhausen.
Darmstadt 1835.
v. Gräfe u. Kaiisch, Jahrbücher für Deutschlands Heilquellen
und Seebäder. II. Jahrg. 1837. S. 254.
Der Ludwig sbrunn en zu Grofsharben, ein eisenfreier
Säuerling, zwischen Bnrggräfeniode und Grofskarben in dem Fried-
berger Kreise der Provinz Oberhessen, Dreiviertelstunde von der Strafse
von Friedberg nach Frankfurt a, M. entfernt, auf dem linken Ufer der
Nidda, am Saum eines freundlichen Wiesengrundes, in einer schönen
und fruchtbaren Gegend. Eine halbe Stunde davon auf dem rechten
Ufer der Nidda liegt der Okarbcner oder Selscrbrunnen und zwei und
815
eine halbe Stunde nordöstlich die Kurhessische Mineralquelle zu
Schwalheim.
Das M. wasser ist erst in neuerer Zeit bekannt geworden und wird
gegenwärtig bis jetzt nur versendet Wegen Bestellungen wendet
man sich an „die Verwaltung des Ludwigsbrunnens in der Wetterau
im Grofsherzogtlium Hessen."
In Betreff der geognostischen Verhältnisse der M. quelle liegen
zwar zunächst auf der Oberfläche Diluvialmassen ; allein nördlich,
östlich und südöstlich kommt alter Sandstein vor, durch Diluvialgebilde
hin und wieder zu Tage, getrennt und in bedeutenden Massen; wei-
terhin nach Osten und Südosten bricht wahrscheinlich viel Kittererde
enthaltender Grobkalk hervor, welcher ohne Zweifel tiefer bis in
die unmittelbare Nähe des Quellengrundes sich erstreckt. Basalt zeigt
sich vereinzelt in der Nähe der Quelle, häufiger in Entfernung von
einigen Stunden, vou wo er in gröfserer Ausdehnung nach dem
Vogelsgebirge hin fortsetzt. — In der unmittelbaren Umgebung des
Ludwigsbrunnens finden sich viele Quellen von kohlensaurem Gas,
welche in den uach eingetretenem Regenwetter mit Wasser gefüllten
Vertiefungen der Erdoberfläche deutlich bemerkt werden.
Das frisch geschöpfte Wasser des Ludwigsbrunuens perlt stark,
ist von einem stark prickelnden, angenehm säuerlichen, nicht in ei-
nen widerlich salzigen übergehenden Geschmack, der anfangs, wie
auch der Geruch, eine Spur von Schwefelwasserstoff zeigt, bei dem
aber nur wenige Tage auf Flaschen gefüllten Wasser gänzlich ver-
schwindet. Da indessen die an der Quelle angestellten Versuche das
Vorhandenseil) von SchwefelwasserstofTgas nicht darthun konnten, so
meint G. Osann, dafs dieser Geschmack und Geruch von einer ge-
ringen Menge, dem Wasser beigemengten Bitumen herrührt. — Auf
Flaschen gefüllt bleibt das Wasser vollkommen klar, geruchlos, ohne
merklichen Niederschlag. Die Temperatur des M.wassers beträgt 9° R.
bei 13° R. Lufttemperatur, sein spec. Gewicht 1,0049 bei 10° R.
Chemisch untersucht wurde das Wasser des Ludwigsbrunnens von
Jac. Tünnermaun zu Hanau (1834) und Gottfr. Osann zu
Würzburg (1836). Sechzehn Unzen desselben enthalten :
nach Tünnermann: nach G. Osann:
Chlornatrium .
15,9051 Gr. .
. 16,0469 Gr.
Chlormagnium
1,0577 —
0,4529 —
Schwefelsaures Natron .
0,5519 —
0,3776 —
Schwefelsaures Kali
0,4819 —
0,2630 —
Schwefelsaure Talkerde
• • • •
0,9705 —
Kohlensaure Kalkerde .
12,5037 -
. 12,4230 —
Kohlensaure Talkerde .
4,3782 —
5,2613 —
Kieselerde
0,1675 —
0,7258 —
Quell- und Quellsatzsäure
....
0,0738 —
Extractivstoff .
Spuren
35,0460 Gr.
.
36,5948 Gr.
S16
Kohlensaures Gas . 38,9614 Kub.Z. 40,9 Rheinl. Kub. Z.
Atmosphärische Luft 0,4979 — Spuren
39,4593 Kub. Z. "40,9Rheiul. Kub. Z.
Hiernach übertrifft der Ludwigsbrunnen durch seinen Reichthum
an Kohlensäure die meisten andern M. quellen ; der Selterser Brunnen,
mit welchem derselbe häufig verglichen wird, enthält weniger koh-
lensaures Gas, statt des kohlensauren Natrons, welches dem Ludwigs-
brunnen mangelt, ist letzterer dagegen sehr reich an kohlensaurer
Kalk- und Talkerde. Ausserdem unterscheidet sich der Ludwigsbrun-
nen wesentlich von dem Seltersenvasser durch die Abwesenheit jeder
Spur von Eisen und dadurch, dafs die Kohlensäure fester an das Was-
ser gebunden zu sein scheint.
Seiner chemischen Constitution zufolge gehört der Ludwigsbrun-
nen zu der Klasse der erdig-muriatischen Säuerlinge und wirkt, ana-
log diesen, getrunken, kühlend, erfrischend und zugleich belebend, die
Ab- und Aussonderungen, namentlich der Schleimhäute der Harnwerk-
zeuge bethätigend und verbessernd, schleimauflösend, eröffnend. Da-
bei gewinnt der ganze Körper allmählig mehr Spannkraft, die Mus-
kelbewegungen geben mit mehr Leichtigkeit vor sich, der Geist wird
heiterer, die krankhafte Empfindlichkeit der Nerven vermindert.
So wie die Abwesenheit von Eisen einerseits jede zu lebhafte
Erregung des Blutsystems verhindert, so bewirkt andrerseits die grofse
Menge festgebundener Kohlensäure in diesem Wasser, dafs dasselbe
leicht verdaut, dem Körper schnell angeeignet und daher im Allge-
meinen, selbst in beträchtlicher Menge, leicht vertragen wird.
Ausser seinem diätetischen Gebrauche als kühlendes, erfrischen-
des Getränk, als Surrogat des Selterserwassers, in allen den, beson-
ders chronischen Krankheiten, iu welchen letzteres angezeigt ist, hat
sich das Wasser des Ludwigsbrunnens nach den Erfahrungen von
Kopp, Stiehcl u. A. in folgenden Krankheiten namentlich hilfreich
bewiesen :
1. Gegen chronische Beschwerden der Verdauungswerkzeuge,
Dyspepsie, Neigung zu Säure und Verschleimung mit krankhaft er-
höhter Reizbarkeit des Magens, — Sodbrennen, Magendrücken, Ma-
genkrampf, chronisches Erbrechen.
2. Unthätigkeit und Schwäche der Untcrleibsorganc, Neigung zu
Verstopfung, Hartleibigkeit, Würmer, Stockungen in dem Leber- und
Pfortadersystem, Hämorrhoiden, Gelb- und Wassersucht, Anomalieen
der Menstruation, Hysterie, Hypochondrie, Lithiasis , Nieren- und
Blasenbcsch werden.
3. Chronische Krankheiten der Respirationsorgane , hartnäckige
Katarrhe, langwierige Heiserkeit, asthmatische Bescbwerdcn , ange-
hende Lungensucht, in dem Stadium der Rcconvalcscenz nach Brust-
entzündungen, so wie als Linderungsmittel bei phthisischen Krank-
heiten.
Seiner milden und zugleich belebenden Wirkung wegen, ist
dieses M.wasser besonders zarten, reizbaren hysterischen Frauen,
selbst
817
selbst während der Schwangerschaft, so wie auch scrophulösen,
schwächlichen Kindern zu empfehlen.
Jacob Tünnermann, Analyse des M.wassers vom Ludwigs-
jrunnen bei Grofskarbeu. Frankfurt a. M. 1834.
Trommsdorffs Journal der Pharmacie. Bd. XXIV. Heft 1.
Kopp und Tünnermann in: Hufeland und 0 sann's Jour*
ml der prakt. Heilkunde. 1836. Bd. LXXX1I. St. 4. S. 112.
G. Osann, Analyse des M.wassers vom Ludwigsbrunuen zu
Srofskarben in Oberhessen. 1836.
Die M. quelle zu Seltz oder der Seltzer S äuerling in
ler Wetterau, östlich von Friedberg, ein erdig-muriatischer Säuer-
ing, nicht zu verwechseln mit dem zu Niederselters im Herzogthum
Vassau, wird als Getränk benutzt und versendet. Man wendet sieh
,u diesem Ende an „die Seltzer-Miueral-Wasser-Brunuen-Verwaltung
>ei Ocarben in der Wetterau." Nach Rink enthalten sechzehn Unzen
lieses M.wassers :
Schwefelsaure Kalkerde
0,80 Gr.
Chlornatrium . .
. 11,75 —
Kohlensaure Kalkerde .
8,50 —
Kohlensaure Talkerde •
3,80 —
Eisenoxyd . . .
0,20 —
25,05 Gr.
Kohlensaures Gas
29,00 Kub.Z.
G. Eschenreuter a. a. O. S. 73.
Günther. Andern, comment. S. 147.
Th. Tabernämontanus a.a.O. Th.I. Kap. 72. 73. S. 418. 419.
A. Pitzler's Beschreibung des Carber-Salzbrun. Frankf. 1724,
Nonne, über das Wasser zu Seltz. Frankfurt 1820.
An diese reihen sich in der Provinz Starkenbnrg:
Das Soolbad zu Wimpfen am Berg, nach der Erbgrofs-
erzogin von Hessen und bei Rhein Mathildenbad genannt, am
inken Ufer des Neckar auf einer 200 Fufs hohen schroffen Felswand,
u einer gesunden, schönen Gegend, in der Nähe der Soolbäder von
axtfeld und Rappenau, zwei Stunden von Heilbronn, besitzt seit dem
.1836 eine gut eingerichtete Badeanstalt und Flufsbäder. Badearzt
it Hr. Dr. Walther. Die hier benutzte Soole wurde schon seit
inger Zeit zu Bädern gebraucht.
G. Marii, etlicher Gelehrten Bedenken von dem heilsamen Salz-
ronneu zu Offenau, nächst der Reichsstadt Wimpfen gelegen. Hei-
elberg 1584.
C. Th. Griesinger, Wegweiser durch Heilbroiin und die Soo-
II. Theil. F f f
818
lenbäder Wimpfen, Jaxtfeld, Rappenau und dessen Umgebungen. Stutt-
gart 1837.
Die M. quelle des Sir onabades bei Nierstein in der Pro-
vinz Rheinhessen, zwischen Oppenheim und Niersteiu, im Jahre 180i
vom Freiherrn v. Wedekind entdeckt, im Jahre 1826 gut gefafsl
und als Heilquelle benutzt. Das über derselben erbaute Badehaiu
dient jetzt zu andern Zwecken. Nach einer Mittheilung der allge
meinen Badezeitung vom 3. Mai 1840. Nr. 2. hat der Eigenthümei
dieses Bades dasselbe verkauft und von dem gegenwärtigen Besitze'
desselben haben die früher zu Bädern eingerichteten und benutzte*
Gebäude eine andere Bestimmung erhalten.
Die beim Nachgraben aufgefundenen Alterthümer lassen vermui
then, dafs die M.q. zu Nierstein schon von den Römern gekannt, zv
den Zeiten Domitians gebraucht und erst nach dem Jahre 26'
von den in Gallien einfallenden Alemannen zerstört wurde. De»
Namen Nierstein selbst leiten einige von „Aquae Neri" ab. Beim Nachl
graben fand man unter andern einen Weihaltar mit der Inschrift
„Deo Apollini et Sironae Julia Frontina votum solvit libenter lui
henter meritis." — Nach Lehne ist der Name Sirona eine gallischi
oder celtische Benennung der Diana und bezeichnet eine Wassergöt
tin, in Verbindung mit dem Apollo eine Schutzgöttin der Heilquellen
Das M.wasser entspringt aus dem , aus Basalt und Lava zusam
mengesetzten Niersteiner Berg, ist kalt, zeichnet sich aus durch sei
nen starken Schwefelgeruch und Geschmack, scheint viel Aehnlichkci
mit dem Weilbacher Schwefelwasser im Herzogthum Nassau zu be
sitzen, und enthält in sechzehn Unzen nach Büchner:
Chlortalcium
Chlornatrium
Kohlensaures Natron .
Schwefelsaure Kalkerde
Schwefelsaures Natron
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaures Eisenoxydul
Harzigen Extractivstoff
Wässerigen Extractivstoff .
Schwefelwasserstoffgas
Kohlensaures Gas
0,214 Gr.
1,970 —
0,226 —
0,209 —
1,364 —
Ü,8S3 —
0,037 —
0,042 —
0,053 —
0,069 —
5,067 Gr.
0,767 Kub.Z.
0,834 —
1,601 Kub.Z.
Nach v. Wedekind läl'st sich das Mineralwasser gut verseil
den. — Empfohlen hat es derselbe und Wciusheimer gleich den
Schwefelwasser zu Weilbach bei chronischen Hautkrankheiten,
Verscbleimungen und Blennorrböen , vorzüglich der Brustorgane, -
Untcrleibsbeschwcrden, namentlich Hiimorrhoidalzulüllcn, — chroni
819
sehen Metallvergiftungen, — Gicht und Rheumatismen, Knoten und
Steifigkeit der Gelenke.
E. Wetzler, über Gesundbr. und Heilb. Bd. II. S. 203. 481.
Das Sironabad bei Nierstein und seine M.quellen. Mainz 1827.
v. W e d e k i n d in : H u f e 1 a n d u. Osanu's Journ. Bd. LXVII
St. 1. S. 125.
Geige r's Magazin. Bd. XVIII. S. 328.
R. Brandes Archiv. Bd. XXIII. S. 209.
Lehne's gesammelte Schriften, herausg. von K ü Ib. Mainz 1838.
Th. III. S. 54 folg.
Die M. quelle zu Auerbach in der Bergstrafse, im Amte Zwin-
geberg, unfern Bickebach, in einer sehr anmuthigen Gegend gelegen.
Entdeckt wurde die M.quelle im J. 1739; lange vergessen, im J. 1757
t aber von neuem wieder ausgegraben, kam sie seit 1766 in Ruf und Ge-
ls brauch, und wurde mit den erforderlichen Badegebäuden versehen.
t Im J. 1767 entdeckte man eine zweite M.quelle bei Hochstädt, be-
kannt unter dem Namen der Hochstädter.
Aualysirt wurde sie von Rupp im J. 1739, enthält diesem zu-
folge kohlensaures Natron, Eisen, kohlensaure Erden und kohlensau-
I res Gas, und wirkt getrunken eröffnend, auflösend, stärkend.
Unterricht von d. Auerbachischen M.wasser. Darmst. (ohueJahrz.)
F. A. Carth e user's Abhandl. v. Auerb. M.wasser. Giefsen 1776.
Nur namentlich anzuführen sind die M.quellen von Wissels-
heim und Büdingen, Soolquellen im Süden des Vogelsberges, —
Rofsbach und Staden, an Kohlensäure reiche Soolquellen in der
Gegend von Friedberg, — bei Echzell, eine Schwefelquelle, eine
halbe Stunde von Neuschwalheim, — bei Staden, eine stahlhaltige,
wohlschmeckende, erfrischende M.quelle, — und zu Gedern und
Vilbel.
Th. Tabernämontanus a. a. 0. Th. 6. Kap. 70. S. 416. —
Kap. 74. S. 420. — Kap. 75. S. 421. — Kap. 76. S. 422.
Möller, Mittheilungen aus der Erfahrung über die Wirkung und
Anwendung der Soolbäder, besonders zu Salzhausen. Darmstadt 1835.
S. 27-31.
Fff2
820
Am Schlufs dieses Abschnittes sind noch rühmlich
zu erwähnen die M. quellen hei Homburg vor der
Höbe in der Landgrafschaft Hessen-Homburg, — welche
zwar erst seit wenig Jahren allgemeiner bekannt und be-
nutzt, sich in der kurzen Zeit ihrer Benutzung sehr geho-
ben und für die Folge eine noch vielseitigere und allge-
meinere Anwendung hoffen lassen.
Homburg vor der Höhe, die Residenz dos Landgrafen zu Hes- !
sen-Homburg, mit einer Bevölkerung von 4409 Einwohnern, liegt 600 F,
über dem Meere, an dem östlichen Abhang des Taunus, schön undi
gesund, von Frankfurt nur drei, von Friedberg vier, von Mainz neun:
Stunden entfernt.
Die nach H. benannten M. quellen entspringen in einem freundli-
chen, jetzt durch Parkanlagen verschönerten, Wiesenthaie, eine Vier
telstunde von der Stadt. Schon seit langer Zeit gekannt, wurden si
früher zur Bereitung von Kochsalz benutzt, — im J. 1622 nothdürf-
tig gefafst und eine Saline errichtet. Aber obgleich man im J. 1690
Salz in beträchtlicher Menge und von vorzüglicher Güte gewann, so
ging man doch schon 1710 damit um, das ganze Werk eingehen zu
lassen; es kam immer mehr in Verfall und nachdem man 173S den
letzten Versuch gemacht, dem Werke aufzuhelfen, wurden im J. 1740
die Gradirhäuser nach Nauheim verkauft, die Brunnen zum Theil
zugeworfen und später vergessen.
Die ersten Versuche, die Soole zu Bädern zu benutzen, machte
man zwar schon in den J. 1811 und 1812, — kurmäfsig wurden die
Bäder dieser Soole aber erst seit dem J. 1S33 gebraucht und seit dem
•T. 1834 mehrere Badeanstalten gegründet. Gegenwärtig bestehen deren
acht, die auch mit den nöthigen Einrichtungen zuDouche-, Regeln
und Dampfbädern versehen sind. Ausserdem haben mehrere Hausbe-
sitzer, zur Bequemlichkeit der bei ihnen wohnenden Fremden, Bade-
zimmer mit den erforderlichen Bequemlichkeiten einrichten lassen. —
Die M quellen sind neu gefafst und mit den nöthigen Gebäuden zu
ihrer zweckmässigem Benutzung ausgestattet; die Frequenz der Kur-
gäste hat .sich bedeutend vermehrt: sie betrug
im J. 1834 .... 155.
— — 1835 .... 188.
— — 1S36 .... 294.
— - 1837 .... 805.
821
Souach sind alle Aussichten vorhanden, dafs Homburg in Kurzem zu
einem sehr besuchten Kurorte emporblühen werde. — Einer Mit-
theilung der Allgem. Badezeitung zufolge, (1840. No. 62.) wird von
den Gebrüdern Blanc ein stattlicher Kursaal erbaut, damit schon im
Frühjahr 1841 begonnen und aller Wahrscheinlichkeit nach auch
hier wie in Baden und Wiesbaden das Hazardspiel heimisch werden.
Das M. wasser, namentlich die Elisabethquelle, wird auch versen-
jdet; man wendet sich deshalb an „die Landgräflich Hessische Brun-
(neuverwaltuiig zu Homburg v. d. H."
Man unterscheidet hier folgende drei M. quellen:
1. Den Kur- oder Elisabethbrunnen, am weitesten von
der Stadt entfernt, im J. 1836 neu gefafst, zur Klasse der eisenhaltig
gen Kochsalzquellen gehörend, hat eine Temperatur von 8,5° R. und
jgiebt in 24 Stunden 5800 Maafs Wasser. Dasselbe ist klar und hell,
in stets wallender Bewegung von den aufsteigenden Gasblasen,
anfangs von einem salzig-bitterlichen , später etwas eisenhaftem und
prickelndem Geschmack. Der atmosphärischen Luft ausgesetzt, trübt
es sich unter starker Gasentwickelung und bildet einen festen, röth-
lich-gelben Niederschlag.
2. Den Bade- oder Salzbrunnen, eigentlich zwei Brunnen
in alter Fassung, zur Bereitung der Bäder benutzt. Das Wasser der-
selben ist gelblich trübe, von einem sehr unangenehmen Geschmack
und einer Temperatur von 9° 11.
3. Den Sauerbrunnen oder Ludwigsbrunnen, im Jahre
1809 entdeckt, schön gefafst, wird eigentlich nicht zum medicinischen
Gebrauch, aber häufig als gewöhnliches Getränk benutzt. Sein Wasser
ist krystallhell , perlend, von einem angenehmen säuerlich -salzigen
Geschmack und wird sehr leicht vertragen.
In sechzehn Unzen M. wasser enthält:
l.DerElisabethbrunuen 2. Der Badebrunnen
nach Liebig: nach Matthias:
Chlornatrium
79,1548' Gr. .
. 108,392 Gr.
Chlorcalcium
7,7590 —
. 15,283 —
Chlormagnium .
7,7919 —
5,904 —
Chlorkalium
• .
0,384 —
0,002 —
Schwefelsaure Kalkerde .
...
0,212 —
Schwefelsaures Natron
0,3815 —
.
Kohlensaure Kalkerde
10,9905 —
9,698 —
Kohlensaure Talkerde , .
2,0136 —
2,485 —
Kohlensaures Eisenoxydul
0,4623 —
0,480 —
822
Thonerde . . . 0.054 Gr.
Kieselerde . . . 0,3158 Gr. . . 0,164 —
108,8694 Gr. 143,060 Gr.
Kohlensaures Gas . . 48,64 Kub. Z. 22,728 Kub. Z.
(21,5808 Gr.)
3. Der Sauerbrunnen :
Schwefelsaure Kalkerde . . 0,88 Gr.
Chlornatrium .... 12,50 —
Chlorcalcium .... 2,87 —
Chlortalcium .... 0,97 —
Kalkerde
Talkerde
Thonerde
Kieselerde
Eisenoxj'd
1,56 —
0,55 —
0,40 —
0,60 —
0,70 —
Harz 0,70 —
21,73 Gr.
Freies kohlensaures Gas . . 8,00 Kub. Z.
Mit den Erden verbundenes kohlen-
saures Gas .... 1,11 —
9,11 Kub. Z.
Der Elisabethbrunnen ist hinsichtlich seiner chemischen Consti-
tution und Wirkung mit dem Ragozi mit Recht verglichen worden,
unterscheidet sich indefs von letzterem durch seinen gröfsern G ehalt I
au Salzen und kohlensaurem Gas, seinen geringeren an Eisen.
Getrunken wirkt derselbe ganz analog dem Ragozi , nur milder,
weniger stürmisch, leichter und sicherer die Stuhlausleerungen bethä-
tigend, tief eindringend und gleichwohl weniger angreifend als den
Ragozi; — primär nicht blofs die Ab- und Ausscheidungen der Di-
gestionsorgane kräftig fördernd, sondern zugleich auch die Verdauung
selbst verbessernd, — secundär die gesunkene Ernährung, so wie die
Vegetation und das Nervensystem belebend, stärkend.
Zunächst äussert sich die Wirkung des getrunkenen Elisabeth-
brunnens, ausser dem Gefühl einer behaglichen Wärme im Magen und
einer allgemeinen angenehmen Belebung, durch vermehrte Darmaus-
leerung, die gewöhnlich ganz ohne alle Beschwerden, leicht und ziem-
lich rasch und mit grofscr Erleichterung erfolgt. Nach mchrwöchent-
lichcm Gebrauche erscheinen öfters in Farbe und Consistenz qualita-
tiv sehr veränderte Stühle, von schleimig-zäher, fast thecrartiger
Consistenz, — eine in der Regel sehr günstige Erscheinung. — Mit
der gröfsern ßethütigung des Därmkanals, die meistens mit verbesser-
tem und vermehrtem Appetit verbunden ist, erfolgt gleichzeitig auch
eine sehr stark vermehrte Diuresis, allmählige Lösung und Auslcc-
823
rang von vorhandenen Stockungen und Ablagerungen im Unterleibe,
wohlthätige Umstimmung und Ausgleichung der vorhandenen Mifsver-
hältnisse der Nervengeflechte im Uuterltsibe, Betätigung der trägen
und gestörten Blutcirculation, und mit dein Gefühl von zunehmendem
Wohlsein ein beruhigender und erquickender Schlaf.
Wenn der Elisabethbrunnen im Allgemeinen leichter assimilirbar
ljund auch von manchen Krauken deshalb besser vertragen wird, als
der Ragozi , so erfordert derselbe doch auch eine strenge Diät.
Als Getränk hat sich der Elisabethbrunnen , an der Quelle oder
auch versendet getrunken , namentlich sehr hilfreich erwiesen bei
{hartnäckigen Leiden der Digestionsorgane, Verschleimungcn des Ma-
ens und Darmkanals mit Trägheit des Stuhlganges, Mangel au Efs-
lust, Flatulenz mit Druck in der Herzgrube, sauerm Aufstofsen, Dys-
pepsie, Magenkrampf und Kolik, — Plethora abdominalis, Stockungen
Jim Leber- und Pfortadersystem , Hämorrhoiden , Infarcten , Hypertro-
Jphieen und Verhärtungen der Leber, Hypochondrie, Hysterie, Bleich-
jsucht, — ausser bei Verschleimungeu des Magens und Darmkanals,
;auch bei analogen Leiden der Schleimhaut der Luftwege, hartnäckigen
i Katarrhen, asthmatischen Beschwerden.
So wie bei ähnlichen M.brunnen ist auch hier der innere Ge-
brauch der Elisabethquelle contraiudicirt bei Fieber, organischen Lei-
Jden des Herzens und der grofsen Gefäfse, durch Exulcerationen wich-
tiger Centralorgane veranlafster Hektik, — und nur bedingt und mit
Vorsicht zu erlauben bei vorhandenen besorglichen Congestionen nach
jKopf und Brust.
Der günstige Erfolg, mit welchem der Elisabethbrunnen bisher in
den genannten Krankheiten benutzt wurde, wird demselben geM'ifs bald
eine noch ausgebreitetere und gröfsere Sphäre der Anwendung ver-
schaffen und namentlich in den Gruppen von Krankheiten, gegen
welche der Ragozi und andere eisenhaltige Kochsalzquellen sich so
hilfreich erwiesen haben. —
Der zweite M.brunnen zu H. ist gleich ähnlichen in Form von
Wasserbädern namentlich empfohlen worden bei Schwäche, Erschlaf-
fung, Unthätigkeit der äufsern Haut, rheumatischen und gichtischen
Leiden, chronischen Hautausschlägen , Scrophulosis und scrophulösen
Localaffectionen , — Blennorrhöen, Fluor albus, — krampfhaften
Nerveuleiden, — und krankhaften Anomalieen des Uterinsystems.
Chr. Keferstein, Teutschland geogn. geolog. dargestellt. Bd.
H. St. 3. S. 502.
Trapp in: v. Gräfe und Ka lisch, Jahrb. für Deutschlands
Heilquellen und Seebäder. 1. Jahrg. 1836. S. 201.
C. Matthias, Analyse der Salzquelle zu Homburg v. d. Höhe.
Hanau 1834.
Ed. Chr. Trapp, Homburg und seine Heilquellen. Darmstadt
1837.
Machrichteu über die Heilquellen von Homburg vor der Höhe,
deren chemischen Gehalt und Wirksamkeit. 1837.
824
Friedr. Müller, Erfahrungen über den Gebrauch und die Wirk»
samkeit der Heilquellen zu Homburg vor der Höhe. Frankfurt a. M,
1838.
C. Strahlen heim, historisch - topographisch - statistische Be*
Schreibung der Residenz- und Kurstadt Homburg vor der Höhe und
ihrer Umgebungen.
Allgem. med Zeitung. 1838. Nr. 30. S. 478.
Allgemeine Badzeitun»;. Baden-Baden 1840. Nr. 3. 4.
Die Heilquellen des Kurfürslenthums Hessen.
Di
'ie erhabensten Punkte des Kurfürstenthums bezeichnen
die Höhen des Rhöngebirges, seine tiefsten im Osten der
Spiegel der Werra und Weser, im Westen der des Mains,
— die Höhe des Dainmerfeldes betragt 2793 Fufs, des Meiss-
ner 2184 F., — Fulda liegt 838 F., Cassel 486 F., Carls-
hafen an der Weser 292 F. über dem Meere.
Die durch die Kegelform seiner Berge ausgezeichnete,
gegen Süd-Osten, Osten und Norden mit Wald umkränzte,
nach Nord-West allmählig in das Gebiet der Fulda sich
hcrahsenkende, dagegen nach Südost steil in das Mainbe-
cken abfallende Rhön, ist reich an vulkanischen Bildungen,
besonders an Basalt, und einen ähnlichen Karakter zeigt die
Mehrzahl der übrigen Hessischen Gebirge, besonders der
Meifsner. Reich an Stein- und Braunkohlen auf dem Ha-
bichtswalde, dem Meifsner und bei Schmalkalden, besitzt
Kurhessen bedeutende Salinen, — namentlich zu Nauheim,
Allendorf, Schmalkalden, Karlshafen und Ro-
de nb er g, von welchen letztere auch zu Bädern in Nenn-
dorf benutzt wird.
Die Mehrzahl der Heilquellen Kurhessens gehört zu
der Klasse der kalten erdig-salinischen Schwefel- und Ei-
senquellen. Die berühmtesten sind die Schwefelquellen zu
Nenndorf, — an sie schliefsen sich die Eisenquellen zu
Hofgeismar und der erdig - muriatische Säuerling zu
S chwalheim.
828
Voigfs mineralogische Beschreibung des Hochstiftes Fulda.
Leipzig. 2. Aufl. 1794
Natur-historische Beschreibung des hohen Rhöngebirges und sei-
ner nordwestlichen Vorberge von Dr. Schneider. Frankf. a. M. 1816.
G. Bischors vulk. Heilq. S. 186.
Teutschland geo«;n. geolog. dargestellt von Chr. Keferstein.
Bd. II. St. 3. S. 488. — Bd. III. St. % S. 182. 187.
Die M. quellen von Nenndorf entspringen in
einem breiten, durch einen Arm des Deistergebirges gebil-
deten Thale, in dem Kurliessen-Scliaumburgischen Amte
Rodenberg, nahe der Gränze des Königreichs Hannover,
— von der Stadt Rodenberg drei Viertelstunden, von Han-
nover drei, von Bückeburg zwei Meilen entfernt, unfern
der grofsen von Hannover nach Pr. Minden führenden
Strafse.
In den letzten Jahrzehnten hat sich Nenndorf unter
den kalten teutschen Sclrwefeloädern einen ausgebreiteten
und wohl verdienten Ruf erworben : die Quellen zu Nenn-
dorf gehören nicht nur zu den stärksten dieser Klasse,
sondern auch die daselbst getroffenen Einrichtungen
zur Annehmlichkeit der Kurgäste, so wie zur zweckiiiäfsi-
gen Benutzung der Quellen zu den vorzüglichsten. Nenn-
dorf verdankt sie der Fürsorge des verstorbenen Kurfür-
sten Wilhelm I., welcher in diesem Kurorte ein bleiben-
des Denkmal sich gegründet hat.
Obschon Georg Agricola die M. quellen zu Nenndorf gekannt
zu haben scheint, blieben sie doch unbekannt und unbenutzt bis in
die zweite Hälfte des vorigen Jahrhunderts, wo zuerst 1763 E r n s t i n g ,
und später Erhart und Schröter sie beschrieben. Unter Landgraf
Friedrich II., im J. 1777, fing man zuerst an, sich für diese Mi-
neralquellen zu intcressiren und die nöthigen Vorbereitungen zu ihrer
Benutzung zu treffen. So unbedeutend Nenndorf damals war, so hol)
es sich docli bald unter Kurfürst Wilhelm I. und erfreut sich ge-
genwärtig jährlich eines zahlreichen und glänzenden Zuspruchs von
Kurgästen.
Nach Neuber belief sich die Zahl der Kurgäste jeden Sommer
im Durchschnitt auf 6—700, ohne dabei eine beträchtliche Menge von
Landleuten mitzurechnen, welche das Bad unentgeltlich gebraueben,
— im J. 1838 betrug sie iudefs weniger. — Badeärzte zu Nenndorf
sind Hr. Hofrath Dr. D'O leite und Hr. Dr. Cordemann. Eröffnet
wird die Anstalt mit dem 1. Juni.
829
Die Berge bei Nenndorf gehören dem jüngsten Flötzgebirge an,
führen Lager von Muschelkalk, Sandstein, Schieferthon , Steinkohlen
und sind reich an Bergöl. Der Boden zunächst den Quellen besteht
aus Dammerde, Tuffstein, Mergel, mit Bergöl durchdrungenem Schie-
fer, Stinkstein und Thou.
In Nenndorf sind zwei Klassen voii M.quellen zu un-
terscheiden: die erdig-salinischen Schwefelquel-
len und die neuerdings auch als Heilquelle benutzte
S o o 1 e.
1. Die erdig-salinischenS chwefel quellen ha-
ben die Temperatur von 9° R., einen starken Schwefelgeruch
und einen salzig-bitterlichen Schwefelgesehmack. Alle drei
Schwefelquellen entspringen ziemlich nahe bei einander und
sind in ihrem chemischen Gehalt nur wenig von einander
verschieden. Es gehören hierher:
a. Die obere oder die grofse Badequelle, von der zweiten
197 Fufs entfernt, vorzugsweise zu Bädern benutzt, liefert in 24 Stun-
den 255G Kub. Fufs Wasser ; ihr spec. Gewicht beträgt 1,0023.
b. Die untere oder die Trinkquelle liefert in 24 Stunden
3297 Kub. Fufs Wasser; ihr spec. Gewicht beträgt 1.0037.
c. Die Quelle unter dem Gewölbe, von der Trinkquelle nur
30 Fufs entfernt, liefert in 24 Stunden 1920 Kub. Fufs Wasser; ihr
spec. Gewicht beträgt 1,003S.
d. Noch ist einer vierten, der Quelle auf dem breiten Felde
zu erwähnen; sie liegt von den vorigen eine halbe Stunde entfernt
und unterscheidet sich von ihnen dadurch, dafs sie minder reich an
wirksamen Bestandteilen ist. Sie wird nur selten zu Bädern be-
nutzt und liefert in 24 Stunden 2400 Kub. Fufs Wasser
Von dem Scbwefelmineralschlamm zu Nenndorf habe ich bereits
gehandelt. (Vgl. Th. 1. S. 399. Zweite Aufl. S. 470.).
2. Die Salzsoole zu Rodenberg, eine halbe Stunde
von Nenndorf, zu Bädern benutzt seit 1814. Die Soole
wird durch Röhren aus der Saline in die unweit davon er-
richtete Badeanstalt geleitet. Ihr Wasser ist hell , klar,
von einem sehr starken salzigen Geschmack, geschüttelt
entwickelt es wenig Gas. Seine spec. Schwere beträgt
1,0103 bei 14° R. der Atmosphäre.
Chemisch untersucht wurden früher die M.quellen zu
Nenndorf von Brockmann, Westrumb, Wurzer,
und neuerdings (1836) von Wo hl er.
830
Nach Wöhler's Untersuchung enthalten in sechzehn
Unzen :
1. Die Quelle unter dem
Gewölbe :
2. Die Trinkquelle :
Schwefelsaures Natron
5,221 Gr.
4,912 Gr.
Schwefelsaure Talkerde
2,831 —
2,548 —
Schwefelsaure Kalkerde .
7,154 —
6,810 —
Schwefelsaures Kali .
0,287 —
0,271 —
Chlormagnium . . .
1,635 —
1,623 —
Kohlensaure Kalkerde
4,308 —
4,512 —
Kieselsäure ....
0,054 —
0,067 —
Schwefelcalcium ■>
Ammoniaksalz J. .
unbestimmt
. unbestimmt
Thonerde und ßitumeuj
21,490 Gr.
20,743 Gr.
Kohlensaures Gas
5,29S Kuh. Z.
4,326 Kub. Z.
Schwefelwasserstoffgas
1,215 —
1,204 —
Stickstoff ....
gering
6,513 Kub.Z
gering
5,530 Kub. Z.
3. Die Badequelle:
Schwefelsaures Natron
1,115 Gr.
Schwefelsaure Talkerde
1,898 —
Schwefelsaure Kalkerde
5,566 —
Chlormagnium
0,427 —
Kohlensaure Kalkerde
3,188 —
Kieselsäure "J
Schwefelcalcium V
• . •
unbestimmt
Thonerde *
12,194 Gr.
Kohlensaures Gas
...
2,755 Kub. Z.
Schwefclwasserstoffga
s
0,618 —
3,373 Kub. Z.
In 10,000 Gewichtstheilen d
er Soole zu
Rodenberg sind ent-
halten :
Chlornatrium
64,90
Schwefelsaure Kalkerde .
19,30
Schwefelsaures Natron
14,07
Chlormagnium
13,04
Kohlensaure Kalkcrdc
6,00
Schwefelsaures Kali .
0,13
831
Kieselerde . . . . . 0,26
T , i gebunden an Natrium oder Magnium
117,70
Bei Betrachtung der Wirkung sind die einzelnen Quel-
len zu unterscheiden:
1. Die Schwefelquellen, nach ihren Mischungs-
verhältnissen zu der Klasse der erdig - salinischen Schwe-
felquellen zu zählen, wirken diesen ähnlich (Vergl. Th. I.
S. 243—218. Zweit. Aufl. S. 259.) — als Bad angewendet
belebend reizend auf die äufsere Haut, diaphoretisch, nächst
diesen auf die Schleimhäute, das Lymphsystem und die
Mischungsverhältnisse der Säfte, — getrunken vorzugs-
weise auf die Leber, das Pfortadersystem und den Darm-
kanal, auflösend, abführend, gelinde reizend auf das Ute-
rinsystem, diuretisch, expektorirend. Unter den teutschen
kalten Schwefelquellen stehen denen zu Nenndorf die von
Eilsen in Gehalt und Wirkung am nächsten.
2. Die Salzsoole, in Form von Bädern angewendet,
wirkt ganz analog ähnlichen Soolquellen (Vergl. Th. I.
S. 265. Zweit. Aufl. S. 279.)
Angewendet werden die M. quellen zu Nenndorf:
1. Als Getränk, täglich zu 4 bis 8 Bechern, allein
oder mit Milch vermischt.
In wohl verpichten Krügen läfst sich das Wasser versenden und
auch von der Quelle entfernt trinken. Zu dergleichen Versendungen
hat man die Quelle unter dem Gewölbe benutzt.
2. Am häufigsten in Form der Bäder aus Schwefel-
wasser oder Salzsoole von 24 — 28° R.
Die Wasserbäder werden, wie die Regen-, Sturz-, Dampf- und
Douchebäder nur in dem grofsen Badehause gegeben, das Scbwefel-
wasser dahin in Röhren geleitet. — Nach Neu her wurden jährlich
gegen 15 — 16,000 Wasserbäder verabreicht.
3. Sehr zu empfehlen als M. schlämm, von welchem
bereits (Vergl. Th. I. S. 399. 400. Zweit. Aufl. S. 470.)
gehandelt wurde.
4. Die gerühmten ScliAvefelgasbäderzu N. werden
dadurch bereitet, dafs man mittelst einer Fontaine von
832
Schwefelwasser das in dem letztern enthaltene Schwefel-
wasserstoffgas verflüchtiget und mit der atmosphärischen
Luft vermischt von Kranken, welche sich hier längere Zeit
aufhalten, einathmen läfst, — ausserdem gibt es in N. zum
längern Aufenthalt für Kranke noch kleinere Gaszimmer
und Schlafkahinette , deren Atmosphäre mit Schwefelwas-
serstoffgas geschwängert wird, welches man durch Röhren
dahin leitet.
Das Schwefelwasserstoffgas mit atmosphärischer Luft verdünnt
in dieser Form eingeathmet, macht allerdings oft den Puls langsa-
mer, wirkt herabstimmend auf die krankhaft erhöhte Sensibilität der
Schleimhaut der Luftwege und der Lungen, vermindernd und verbes-
sernd auf die Schleim- und Eiterabsonderung, wird aber gleichwohl
von manchen, an einem grofsen Erethismus des Kervensjstems lei-
denden Kranken nicht vertragen, verursacht im Anfange des Gebrauchs
Eingenommenheit des Kopfes, Schwindel, Beklemmung, Zittern der
Glieder, — später verlieren sich indefs oft diese Zufälle und die
Kranken gebrauchen dann diese Gasbäder ohne Unbequemlichkeit. Im
Aligemeinen ist es rathsam mit den schwächereu Formen dieser Gas-
biider anzufangen und allmählig zu den stärkeren überzugehen; — man
läfst die Kranken anfänglich nur in der Nähe der Schwefelquellen
das in geringerer Menge entwickelte Gas, später das mit Wasserdäm-
pfen vermischte und zuletzt das durch atmosphärische Luft verdünnte
Schwefelwasserstoffgas längere Zeit einathmen.
Ausgebildete oder schon in das Stadium der Colliquation über-
gegangene Lungen- und Halsschwindsucht, so wie entzündliche Brust-
leiden contraindiciren den Gebrauch dieser Gasbäder, — auch ist es
ein ungünstiges Zeichen, wenn nach denselben der reichliche Aus-
wurf plötzlich sehr vermindert wird.
Bei örtlichen Leiden , namentlich Krankheiten des Gehörorgaus,
wendet man das erwärmte Gas blos lokal mittelst einer elastischeu
Röhre an.
5. Die aus Schwefel wasser mittelst eines sehr zweck-
mäfsigen Apparates hereiteten Douchehäder, — an
sie schliefsen sich die seit dem J. 1831 auf d'Olcirc's
Vorschlag eingerichteten sehr wirksame Regen- und
S t u r z h ä d e r.
Bei den von d'Oleirc gerühmten Regen- und Sturzbädern be-
findet sich der Kranke in einem ganzen oder halben Bude von Schwe-
felwasser; die Regen- oder Sturzbäder werden in bestimmten Zwi-
schenräumen mit Scliwefelwasser von niederer Temperatur , als die
des Bades, auf den Kopf uud Rücken, nach Umständen auch auf die
Brust
833
Brust und den Unterleib mittelst einer einfachen Vorrichtung ap-
plicirt.
6. Die Dampfbäder werden in Badezimmern genom-
men, welche mit einem Schwitzkasten und einer Badewanne
versehen sind.
Der ganze Körper des Kranken, mit Ausnahme des Kopfes, wird
in diesem Kasten der Einwirkung von Schwefelwasserdämpfen von
32—40° R. ausgesetzt; man läfst den Kranken in demselben eine
Viertelstunde verweilen , nach Umständen während des Dampfbads
mit in kaltes Wasser getauchten Tüchern den Kopf bedecken, nach-
her in demselben Kabinet ein Bad von Schwefelwasser von 27° R.
nehmen und dann zu Bett die Transpiration abwarten.
Benutzt werden die Heilquellen zu Nenndorf folgen-
dermafsen :
1. Die Krankheiten, gegen welche man die Schwe-
felquellen als Wasserbad und als Getränk empfiehlt,
sind folgende:
a. Chronische Hautausschläge, in den hartnäckigsten
und verschiedenartigsten Formen von Herpes und Scabies,
veraltete, dyskrasische Geschwüre, schwer heilende Wun-
den, — so wie die nach scabiösen Metastasen entstande-
nen schwierigen Folgekrankbeiten.
b. Hartnäckige rheumatische und gichtische Leiden,
— atonische Gicht, veraltete gichtische Localaffectionen,
gichtische Neuralgieen, Gichtknoten, gichtische Geschwüre
oder Hautausschläge, Lähmungen, Contracturen, An-
chylosen.
c. Chronische Leiden der Schleimhäute, — Verschlei-
mungen, Blennorrhöen der Respirationsorgane, der Harn-
werkzeuge und des Uterinsystems.
d. Störungen der Blutcirculation im Unterleib von
Schwäche und dadurch bedingte Plethora abdominalis,
venöse Stockungen im Leber- und Pfortadersystem und
der Milz mit Trägheit des Stuhlganges, Hämorrhoiden,
und in Folge dieser Auflockerung und Hypertrophie der
genannten Organe, — Infarcten, — Stockungen im Ute-
rinsystem und dadurch bedingte krankhafte Anomalieen
II. Theil. Q g g
834
der monatlichen Reinigung, Amenorrhoe, Dysmenorrhöe,
Fluor albus, Chlorose.
e. Aufser rheumatischen, gichtischen und psorischen
Dyskrasieen, scrophulöse, — chronische Metallvergiftun-
gen und insbesondere Mercurialdyskrasie.
f. Chronische Nervenleiden, Neuralgieen und Lähmun-
gen, in Folge von venösen Blutcongestionen, rheumatischen
oder gichtischen Metastasen oder chronischen Metallver-
giftungen.
Oertlich wird das Schwefclwasscr zu N. zur kräftigen Unter-
stützung des gleichzeitigen inneren und äufseren Gebrauches gegen
die benannten Krankheiten in den schon erwähnten Formen benntzt.
Die Regen- und Sturzbäder fand d'Oleire sehr wirksam
ee^en Cephalaea nervöser, gichtischer und rheumatischer Art, so wie
zur Stärkung eines sehr reizbaren Hautorganes , wodurch so häufig
eine Disposition zu katarrhalisch -rheumatischen Affectionen begrün-
det wird.
Die Seh wefelga sbäd er werden mit sehr glücklichem Erfolge
benutzt bei chronischen Leiden der Respirationsorgane, vorzüglich
wenn örtliche atonische Schwäche und Erschlaffung denselben zum
Grunde liegt, bei veralteten Brustkatarrhen , Heiserkeit , anfangender
schleimiger und eiternder Lungcnsucht, besonders wenn der Auswurf
sehr copiös und übelriechend ist; — die Dampfbäder bei hart-
näckigen Hautausschlägen und chronischen Metallvergiftungen ; — die
Gasdouche bei Otorrhöe und Schwerhörigkeit, Fluor albus, Neu-
ralgieen rheumatischer, gichtischer oder psorischcr Natur.
Die Wasserdouche ist dagegen in allen den Fällen indicirt,
wo eine örtlich reizendere Einwirkung erfordert wird, wie bei sehr
hartnäckigen und tief eingewurzelten rheumatischen gichtischen Lo-
calleiden, Steifigkeit der Gelenke, Gichtknoten , lymphatischen Ge-
schwülsten, krampfhaften Affectionen, anfangender Tabes dorsalis
und Lähmungen.
Der S c h w e f e 1 m i n e r a 1 s c h 1 a in m , blofs örtlich oder in Form
von ganzen Bädern angewendet, zu widerrathen bei activen Blutcon-
gestionen, Aufregungen des Blutsystems, Fieber und entzündlichen
Complicationen, hat sich vorzüglich hilfreich erwiesen bei inveterirten
rheumatischen und gichtischen Locallcidcn , Contracturen und Läh-
mungen, Tabes dorsalis, chronischen Hautausschlägen besonders mit
dem Charakter der Torpiilität, — Geschwülsten und Verhärtungen
gichtischen, rheumatischen oder scrophulösen Ursprungs, — varicöscn,
atonischeu Geschwüren, nach Syphilis zurückgebliebenen Knochen-
aebmerzeo und Knochenauftrcibungen, — schlecht geheilten Knochen-'
brächen , Luxationen und dadurch entstandenen schlechten Vernar-
bungen und Anch_ylosen.
835
Noch verdient eine besondere Erwähnung die Anwendung des
lauen Schwefelwassers in Form von Klystier oder Einspritzung
in die weiblichen Geschlechtstheile bei Krankheiten des Darmkanals
und des Uterinsystems.
2. Die Soolbäder werden dagegen in allen den Fäl-
len sehr gerühmt, wo die Schwefelbäder zu erregend auf
das Gefäfssystein wirken, oder wo man mehr noch das
Drüsen- und Lymphsystem bethätigen oder das Nerven-
und Muskelsystem stärken will, ohne das Gefäfssystem zu
erregen. Man läfst hier erst Schwefelbäder nehmen, spä-
ter Soolbäder oder letztere ganz allein, und auch Nenn-
dorfer Schwefelwasser trinken. Empfohlen hat man sie in
allen den Fällen, in welchen Soolbäder überhaupt indicirt
sind (vergl. Th. I. S. 265. 266. Zweite Aufl. S. 282—285.),
ganz besonders noch hier als stärkende Nachkur.
G. Agricola, de natura eorum, quae effluunt e terra. 1546. Ba-
sileae. Lib. I. p. 538.
Ernsting in: Riuteler Anzeiger. 1763. St. 14 u. folg.
Erhart's Beiträge zur Naturkunde. Bd. III. S. 48.
Baldiuger's neues Magazin für Aerzte. Bd. VI. S. 131.
L. Ph. Schröter' s Beschreibung d. asphaltischen Schwefelquel-
len zu Nenndorf. Rinteln 1788.
— — das neueste von den asphaltischen kalten Schwefel-
quellen zu Nenndorf. Rinteln 1790.
Nenndorfs asphaltische Schwefelquellen, historisch, physikalisch-
chemisch und medicinisch beschrieben von L. Ph. Schröter. Rin-
teln 1792.
L. Ph. Schröter in: Hannover. Magazin, 1784. St. 2. S. 31.
— — Versuch einer historischen Nachricht von den Anlagen
und Einrichtungen bei den Schwefelquellen zu Nenndorf. Leipzig 1792.
— — in:Baldinger's neuem Magazin für Aerzte. Bd. IV.
St. 3. S. 103. — Bd. IX. St. 3. S. 219. — Bd. XVI. St. 3.
— — in: Hufelan d's Journal der prakt. Heilkunde. Bd. IX.
St. 3. S. 26.
— — einige Worte über Neundorf's Schwefelquellen und die
Schwefelbäder überhaupt. Rinteln 1794.
Geschichte einer langwierigen Hämorrhoidalkrankheit, von dem
Leidenden selbst entworfen zu Nenndorf. Hannover 1795.
Einige Worte eines Niederteutschen über die Hessischen Brun-
nenanstalten zu Nenndorf. Helmstädt 1795.
L. Ph. Schröter, über die vorzüglichsten Heilkräfte des Nenn-
dorfer Schwefelwassers. Rinteln 1797.
Merkwürdige Beobachtung von den Wirkungen des Nenndorfer
Ggg2
836
Scbwefelwassers wider eine dreimonatliche Verstopfung des Leibes
(von Schröter). Rinteln 1798.
L. Ph. Schröter, bestätigte Wirkungskraft des Nenndorfer
Scbwefelwassers, nebst einigen Bemerkungen über die künstlichen
Schwefelbäder. Rinteln 1800.
Schriften der Berliner Gesellschaft naturforschender Freunde.
Bd. III. S. 407.
Homburg, näbere Erklärung des Plans von den Anlagen des
Schwefelbades zu Nenndorf. Hannover 1810. — 1817.
Baldinger's Magazin. Bd. XII. St. 1. S. 47. St. 4. S. 280. —
Bd. XVII. Nr. 14.
Waitz in: Baldinger's neuem Magazin. Bd. XII. St. 1. S. 58.
— — in: Hufela nd's Journal der prakt. Heilkunde. Bd. XVI.
St. 2. S. 5. — Bd. XVIII. St. 1. S. 87. — Bd. XXIV. St. 4. S. 1.
— — in : med. Chirurg, litt. Zeitg. II. Jahrgang. 8. Heft. Nr. 7.
— — in: Hannover. Magazin. 1811. St. 21 und 22.
— — in: Fenner von Fenn eberg's u. Peez Jahrbüchern
der Heilquellen Deutschlands. 1821. Tb. I. S. 213-226.
Westrumb's kleine Schriften phys. ehem. und technischen In-
halts. Hannover 1805. Bd. I. S. 203.
C. A. Zwierlein, allgemeine Brunneuschrift für Brunnengäste
und Aerzte. Leipzig 1815. S. 215-221.
F. B. Osiander, Apollinischer Grufs an die Najade Nenndorf.
Göttingen 1817.
C. W. Hufeland's Uebersicht. S. 150. Vierte Aufl. S. 140.
— — Journal der prakt. Heilkunde. Bd. III. St. 1. S. 58. St.
3. S. 30. Bd. IV. St. 4. S. 198. Bd. XIV. St. 2, S. 197. Bd. XX. St.
3. S. 42. Bd. XLII. St. 4. S. 129. — Bd. LXVI. St. 3. S. 126.
Kastner's Archiv. Bd. I. S. 346-380.
E. Wetzler's Beiträge zur theor. und prakt. Mediciu. Bd. 1.
St. 2. S. 175.
Wurzer, physikalisch -chemische Beschreibung der Schwefel-
quellen zu Nenndorf, nebst vorangeschickteu Bemerkungen über die
Zerlegung der M.wasser im Allgemeinen. Cassel u. Marburg IS 15.
— — Analyse der Schwefelquellen zu Nenndorf. Cassel 1816.
— — in: Fenn er' s Taschenbuch für Gesundbrunnen und Bä-
der auf das Jahr 1818. Darmstadt 1818. S. 49-53.
— — über die Soolbäder zu Nenndorf. Leipzig 1818.
— — das Neueste über die Schwefelquellen zu Nenndorf. Leip-
zig 1824. S. 86.
Neubcr in: Hufeland's Journ. d. prakt. Heilkunde. Bd. LIV.
St. 1. S. 45. — Bd. LXVI1I. St. 2. S. 114.
Waitz, über die Schlammbäder zu Nenndorf in: Hufeland u.
O sann's Journal der prakt. Heilk. Bd. LXX. St. 1. S. 7.
T ii ii im- r man n in: Kastner's Archiv für Chemie und Meteo-
rologie V.
v. Gräfe und Iva lisch, Jahrb. für Deutschlands Heilquellen u.
Seebäder. Jahrg. I. 1836. S. 375.
837
Intelligenz-Blatt für Deutschlands Heiig., für 1837. S. 60.
H. d'Oleire und F. Wöhler, die Schwefelwasserquellen zu
Neundorf, chemisch -physikalisch und medizinisch dargestellt. Cassel
1836.
Archiv der Pharmacie. Bd. XL S. 287—297,
Es gehören hierher ferner:
Die Eisenquellen zu Hofgeismar im Dieinel- Distrikte,
nur einige hundert Schritte von der Stadt Hofgeismar entfernt, drei
Meilen nördlich von Kassel, dicht an der von Kassel nach Höxter füh-
renden Strafse. Bekannt sind sie seit der ersten Hälfte des siebzehn-
ten Jahrhunderts, uud erfreuen sich zweckmäfsiger Einrichtungen. — +
Badearzt ist Hr. Hofrath Sand rock.
Die benachbarten Berge, der Flötzformation angehörig, führen
vorzugsweise Kalk, Sand, Mergel , eisenschüssigen Thon und Quarz-
Bemerkenswert!] ist das Vorkommen von Basalt, so wie ein starkes
Braunkohlenlager, welches schon seit langer Zeit bearbeitet und von
Wurzer als der eigentliche Heerd der M.quellen betrachtet wird.
In ihren Mischungsverhältnissen nur wenig verschieden, gehören
die M.quellen zu Hofgeismar zu der Klasse der erdig-salinischen Ei-
senquellen. Ihr Wasser ist klar, perlt stark , besitzt einen säuerlich-
zusammenziehenden Geschmack, und bildet, der Einwirkung der at-
mosphärischen Luft anhaltend ausgesetzt, auf seiner Oberfläche ein
schillerndes Häutchen, auf dem Boden einen Niederschlag von Ei-
senocher.
Man unterscheidet zwei M.quellen: 1. Die Trink quelle. Ihre
Temperatur beträgt nach Würz er 12,5° R. , ihr spec. Gewicht 1,003,
ihre Wassermenge in einer Minute 1042,461 Kub. Z. 2. Die Bade-
quelle, nur neun Fufs von der Trinkquelle entfernt, ist weniger klar
als diese, ihr spec. Gewicht beträgt nach Wurzer 1,0035, ihre
Wassermenge in einer Minute 2207,88 Kub. Z.
Nach Wurzer's Analyse enthalten in sechzehn Unzen, die Salze
in wasserleerem Zustande berechnet:
Die Badequelle :
0,645380 Gr.
0,041218 —
0,127650 —
2,563178 —
0,000012 —
3,892791 —
0,947689 —
0,083730 —
0,000010 —
1. Die Trinkquelle
Chlornatriura
Chlormagnium .
Chlorkalium
Schwefelsaures Natron
Schwefelsaure Talkerde .
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaure Talkerde .
Kohlensaures Eisenoxydul
Mangan ....
Basisch-phaspbors. Thonerde
Kieselerde
8,196180 Gr.
0,132857 —
0,178268 —
2,249553 —
2,1945S6 —
4,724643 —
0,300540 —
0,000020 —
0,011425 —
0,414812 —
0,3081S8
838
Harzigen Extractivstoff . 0,000018 Gr. . 0,000018 Gr.
Thonerde .... . . eine unwägbare Spur
18,402902 Gr. 8,609864 Gr.
Kohlensaures Gas . 16,620 Kub. Z. 9,064 Kub. Z.
Stickgas .... 0,389 — . 0,388 —
Sauerstoffgas . . . 0,046 — . 0,066 —
17,055 Kub. Z. 9,518 Kub. Z.
Getrunken wirkt dieses M.wasser stärkend, gelinde zusammenzie-
hend. Benutzt wird dasselbe als Getränk, Wasserba, Wasserdonche
und als Umschlag in der Form des Badeschaums. (Vgl. Th. I. S. 426.
427. Zweite Aufl. S. 504.)
Besonders hilfreich haben sich diese M. quellen innerlich und
äusserlich angewendet gezeigt bei Leiden der Digestionsorgane durch
Schwäche bedingt, — Hypochondrie, Hämorrhoidalbeschwerden, chro-
nischen Durchfällen, — Blennorrhöen mit dem Karakter atonischer
Schwäche, Schleimflüssen der Genitalien, hartnäckigen Verschleimun-
gen der Brust, — Nervenschwäche, Hysterie, Lähmungen, — chroni-
schen Hautausschlägen, veralteten Geschwüren.
S ch ulze, Beschreibung eines Brunnens zu Hofgeismar. Erfurth
1639.
G. M. Schulze's gründliche Beschreibung, wie auch Ursprung,
Eigenschaft, Wirkung, Gebrauch und Bedeutung eines Heilbruunens,
welcher zu Hofgeismar entstanden. Marburg 1682.
W. Ramlovii und G. B oll mann 's Beschreibung der Sauer-
brunnen zu Pj'rmont und Wildungen in Waldeck , auch Beschreibung
des wunderbaren Heilbrunnens zu Hofgeismar. Marburg 1682.
M. B. Valentini, Erinnerung vom rechten Gebrauch der Sauer-
brunnen in Ober- und Unterhessen, sammt deren benachbarten zu
Schwalbach, Tönnisstein, Seitern, Wildungen, Pyrmont und Geismar.
Giefsen 1685.
Beschreibung des Geismarschen Sauerbrunnens, dessen Eigen-
schaft und Gebrauch von O. P. de Beaumont. Cassel 1701.
Wohlfarth, altes und neues, oder aufrichtig medizinisches Be-
denken über den bei Hofgeismar in dem niedern Fürstenthume Hes-
sen liegenden Gesundbrunnen. Cassel 1725.
Wagncr's merkwürdige Curen des Hofgeismarschen Gesund-
brunnens. Cassel 1727.
— — Beschreibung des mineralischen Trink- und Badebrunnens
zu Hofgeismar. Cassel 1732.
C. II. Bötticher, Beschreibung der Gesundbr. und Bäder zu
Hofgeismar. Cassel 1778.
Description des bains de Geismar en Hesse. Cassel 1787.
Waitz, Beschreibung der gegenwärtigen Verfassung des Kurorts
Hofgeismar. Marburg 1792.
F. Wurzer, Beschreibung der Heilquellen zu Hofgeismar in Kur-
beisen, Leipzig 1K10.
839
Buchner's Repcrtorium. Bd. XXHI. S. 263.
Hufeland's Journal der prakt. Heilk. Bd. XLVI. St. 4. S. 121.
Ch. Siefert in: Hufeland's Journ. der prakt. Heilk. Bd. XLH.
St. 3. S. 77.
Die M.quellen zu Hofgeismar physikalisch - chemisch untersucht
von Dr. F. Würz er. Marburg 1825.
Der Säuerling zu Sc hw alhe im iu der Wetterau. Dieser
Säuerling entspringt ia dem Amte Dorheim, dicht bei dem Dorfe
Schwalheim, eine halbe Stunde von Friedberg, unfern der grofsen
Strafse, welche von Frankfurt nach Limburg führt. Früher der Ge-
meinde zu Schwalheim gehörig, wurde die Quelle im Jahre 1780 von
dem jetzt verstorbenen Kurfürsten, damaligen Kurprinzen von Hessen
gekauft, besser gefafst und neben derselben ein Gebäude für den Brun-
neuverwalter aufgeführt. Dafs die M.quelle schon früher gekannt und
benutzt worden sein mag, wird durch den Umstand wahrscheinlich,
dafs beim Reinigen des Brunnens römische Münzen mit den Brustbil-
dern von Hadrian, Domitian undTrajan gefunden worden sind.
In der Umgegend bricht Basalt, nur wenige Stunden südlich und
nördlich von Schwalheim, in schönen grofsen Säulen, — die M.quelle
selbst entspringt aus zerklüftetem Basalt. Nur eine halbe Stunde von
Schwalheim finden sich zwei Brauukohlenlager, das eine bei Nauheim,
das andere bei Dorheim. Die ganze Gegend ist sehr ergiebig au
Kochsalz- und Kohlensäure reichen M.quellen.
Das Wasser des Säuerlings sprudelt hell und klar hervor, mit
vielen kleinen und grofsen Blasen, perlt geschöpft stark, hat einen
angenehmen, säuerlich-kühlenden, etwas salzig-prickelnden Geschmack,
ist zwar geruchlos, verursacht aber durch die in beträchtlicher Menge
entweichende Kohlensäure ein eigenthümliches Prickelu in der Nase.
Der Einwirkung der atmosphärischen Luft ausgesetzt, bildet es einen
ocherartigen Niederschlag, im Winter friert es nie zu. Seine Tempe-
ratur beträgt 8,5° R. bei 14° R. der Atmosphäre, sein spec. Gewicht
1,00255 nach Liebig.
Analysirt wurde die M.quelle von Gärtner und Wurzer, neuer-
lichst von Liebig; sie gehört zu der Klasse der erdig -muriatischen
Säuerlinge und enthält in sechzehn Unzen ;
nach Gärtner: nach Wurzer:
10,875 Gr. . . 9,777800 Gr.
1,125 — . . 0,581530 —
0^800 — .....
6,097 —
0,250 —
Chlornatrium
Chlorkalium .
Chlorcalcium
Kohlensaure Kalkerde .
Tbonerde
Schwefelsaures Kali
Schwefelsaures Natron
Kohlensaures Natron
Kieselerde
Eisenoxyd
0,250
19,997 Gr.
4,254243 —
0,053657 —
0,571334 —
0,965254 —
0,775683 —
0,089429 —
0,191377 —
17,260307 Gr.
840
Kohlensaures Gas , 27,000 Kub. Z.
37,55555 Kub.Z.
0,36708 —
Sauerstoffgas
0,12236 —
3S}04499 Kuh. Z.
Nach Liebig's neuester Analyse:
Chlornatrium ....
11,9465 Gr.
Schwefelsaures Natron .
0,6215 —
Chlormagnium ....
1,0826 -r
Kohlensaure Talkerde
0,4185 —
Kohlensaure Kalkerde . ,
4,3130 -r
Kohlensaures Eisenoxydul
0,0878 —
Kieselerde f
0,1489 —
Brom ^
Quellsäure )
Spuren
18,6188 Gr.
Kohlensaures Gas . , ,
49,44 Kuh. Z.
Getrunken wirkt dieses M.wasser ganz analog den erdig -muria-
tischen Säuerlingen specifik auf die Schleimhäute, die Uxinwerkzeuge,
das Drüsen-, Lymph- und Uterinsjstem , die Resorption befördernd,
auflösend, diuretisch, gelinde eröffnend.
An der Quelle selbst fehlt es an Gebäuden und Einrichtungen
zur Aufnahme von Kurgästen, dagegen werden jährlich über 30,000
Krüge versendet. Man trinkt täglich eine halbe bis ganze Flasche
und empfiehlt es vorzüglich bei Verschleimungen der Brust, des Ma-
gens und Darmkanals , — hartnäckigen Brustkatarrlien , Stockungen
im Leber- und Pfortadersystem, Hämorrhoidalleiden - — chronischen
Leiden der Urinwerkzeuge, Blasenhämorrboiden , Steinbeschwerden,
— Stockungen im Uterinsystem, schwacher oder unregelmäfsiger Men-
struation.
Güntbcri Andern, commeut. p. 147.
J. Th. Tabernämontanus a. a. O. Th. I. Cap. 71. S. 417.
G. E s c h e n r e u t e r a. a. O. S. 73.
Ph. Guil. Eckhard, diss. de duobus Wetteraviae fontibus,
Schwalheimensi et Berstadiensi. Giessae 1742.
G. Gärtner in: Beiträgen zu Crell's chemischen Annal. Bd. I,
St. 1. S. 83-96.
Hannoversches Magazin. Bd. I. S. 145.
Baldinger's neues Magazin für Aerzte. Bd. VI. S. 116.
M. G. Thilenius, medizinische und chirurgische Bemerkungen.
1789. S. 461.
F. Wurzer, die M.f|. zu Schwalbciin. Leipzig 1821.
Hufeland's Journal der prakt. Hcilk. Bd. XXVIII. St. 4. S. 7.
— Bd. LVIII. St. 6. S. 92.
Annale» der Pliarmacic. Bd. XXXI. S. 59.
841
Die M. quelle von Netischwalheim, eine Viertelstunde
von dem Dorfe Echzell, anderthalb Stunden von Salzhausen und nur
wenige Schritte vom Schwalheimer Hofe entfernt. Das M.wasser ist
klar, durchsichtig, von erdig -salinisch- eisenartigem Geschmack, wird
nur als Bad benutzt und enthalt nach Liebig in sechzehn Unzen:
Chlornatrium . 12,905 Gr.
Chlortalcium .... 2,720 —
Schwefelsaure Talkerde . . 0,663 —
Schwefelsaure Kalkerde . . 0,132 —
Kohlensaure Talkerde . . . 10,494 —
Kohlensaure Kalkerde . . 8,100 —
Kieselerde 0,552 —
Eisenoxyd 0,221 —
Kohlige Theile .... 0,088 —
35,875 Gr.
Geig er 's Magazin. Bd. XIX. S. 242.
Tromms dorf f 's Journal der Pharm. Bd. XVII. S. 272.
Das Soolbad Nauheim bei Friedberg, erst in neuester Zeit
in medizinischem Gebrauch. Man wendet sich zur Besorgung von
Wohnungen an den Salinen-Inspector Weifs; Badearzt ist Hr. Dr.
Bode.
Von den M. quellen, die aus buntem Sandstein eutspringen;, sind
besonders zu erwähnen: 1. Der Soolsprudel, ausgezeichnet durch
seine hohe Temperatur (27° R.), wird zum Baden benutzt; — 2. Der
neue Kurbrunneu, ein muriatischer Säuerling, von einem sehr an-
genehmen Geschmack, wird als Getränk gebraucht. Das spec. Gewicht
beider beträgt 1,0026. — Ausserdem wird auch seit dem J. 1839 das den
M.quellen reichlich entströmende Gas — der Soolsprudel allein liefert
in jeder Minute 15 Kub. Fufs reiner Kohlensäure — zu localen und
allgemeinen Gasbädern benutzt.
Die Soole zu N. enthält nach ZAvenger in sechzehn Unzen:
Schwefelsaure Kalkerde
Chlornatrium
Chlormagnium .
Chlorcalcium
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaures Eisenoxydu
Kieselsäure
Kohlensaures Gas
0,360 Gr.
192,400 —
6,558 —
15,040 —
3,655 —
11,510 —
0,337 —
0,568 —
230,428 Gr.
17,44 Kub.Z.
Nach der neuesten Analyse von Bunsen enthalten in gleicher
Menge Wasser:
842
1. Das Bohrloch Nr. 1. : 2. Das Bohrloch Nr. 2.
Schwefelsäure Kalkerde
Chlornatrium .
Chlormagnium
Chlorcalcium .
Chlorkalium
Bromuatrium .
Kohlensaure Kalkerde .
Kohlensaures Eisenoxj'dul
Kohlensaures Manganoxyd
Kieselsäure
Extractivstoff .
Kohlensaures Gas
0,584 Gr. .
0,480 Gr.
195,400 —
. 191,700 —
2,313 —
...
14,890 —
15,850 —
2,227 —
2,990 —
0,307 —
0,310 —
17,210 —
16,630 —
0,755 —
0,840 —
1 0,084 — ' . ■
0,090 —
0,146 —
0,170 —
Spuren
Spuren
233,916 Gr.
229,060 Gr.
3,429 Kub. Z.
0,277 Kub. Z
Chlornatrium
Chlorcalcium
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaures Eiseuoxydul
Thonerdc
Kieselerde .
0,732 Gr.
0,350 —
0,280 —
0,532 —
0,666 —
0,033 —
2,593 Gr.
1,33 Kub. Z.
Kolilcnsaurcs Gas
H etiler empfiehlt es innerlich und äufserlicb bei Schwäche des
Magens und Darmkanals, Schleimflüssen und Verschleimungen, Ner-
venschwäche und Krankheiten des Uterinsystems von Schwächet
J. Müller's kurze Beschreibung des eine halbe Stunde von Ha-
15 u n sen hat in diesen Analysen die kohlensauren Verbindungen
als Bikarbonate berechnet.
Schweigger's Journal für prakt. Chemie. 1837. Bd. XII. S.
156-166.
t
Das Wilhelm shad bei Hanau, sehr angenehm gelegen,
zwischen Frankfurt und Hanau, von Hanau nur eine kleine Stunde
entfernt, dicht an der grofsen, von Hanau nach Frankfurt führenden
Laudstrafse, durch die Fürsorge des verstorbenen Kurfürsten mit guten
Einrichtungen, Vorrichtungen zu Wasser-, Douche- und Dampfbädern
versehen, mit geschmackvollen Gebäuden und freundlichen Parkanla-
gen ausgestattet.
Die Umgegend ist reich an eisenschüssigem Gestein, Mergel, Kies
und Selenit.
Das hjer entspringende, seit 1709 bekannte M.wasser hat die
Temperatur von 10° R. bei 20° R. der Atmosphäre, das spec. Gewicht
von 1,0001, gehört zu der Klasse der erdig - salinischen Eisenquellen
und enthält nach Gärtner' s Analyse in sechzehn Unzen:
843
nau gelegenen Heil- und Gesundbrunnen, von dessen eigentlichen
Halt, Kraft und Wirkung. Hanau 1711. — Frankf. 1717.
Kämpf, vom Wilhelmsbade bei Hanau. Hanau 1770.
Briefe eines Schweizers über das Wilhelmsbad bei Hanau. Ha-
nau 1780.
J. P. Hettler, neueste Nachrichten über die Badeanstalten zu
Wilhelmsbad. Frankfurth 1794.
E. Wetz ler, Gesundbrunnen und Heilbäder. Th. II. S. 497.
Das Augustenba d bei Sa Iz schlirf im Amtsbezirk Grofsen-
lüder des Kreises Fulda am Flusse Altfeld, in einer romantischen
Gegend, 700 Fufs über dem Meere. Das Bad erhielt seinen Namen
von der verstorbenen Kurfürstin von Hessen-Kassel, gebornen Prin-
zessin von Preusseu, und ist seit dem J. 1838 eröffnet. Eine beson-
dere Erwähnung verdient die hier getroffene Vorrichtung eines eige-
nen Erwärmungsapparats, wodurch das zum Baden bestimmte M.was-
ser nicht in Kesseln oder in einem Reservoir mittelst Röhren, sondern
in der Badewanne selbst erwärmt wird. — Unter den drei M quellen,
welche Ueberreste einer ehemaligen Saline sind, ist die Bonifacius-
quelle die merkwürdigste; ihre Temperatur ist constant 9° R.
Die vorherrschenden Gebirgsarten, aus denen die das Salzschlirfer
Thal von allen Seiten umgebenden Berge bestehen, sind: bunter Sand-
stein, Muschelkalk mit Ueberresten früherer organischer Bildungen
und Basalt.
Von Prof. Liebig ist eine genaue Analyse der Bonifaciusquelle
zu erwarten. Nach einer vorläufigen Analyse von Dr. Herbst ent-
hält dieselbe in sechzehn Unzen :
Chlornatrium
60,5 Gr.
Chlormagnium
9,5 —
Chlorcalcium .
2,8-
Schwefelsaures Natron .
3,5 —
Kohlensaure Kalkerde .
. 2,6 -
Kohlensaures Eisenoxydul
0,5 —
Kohlensaure Talkerde .
3,0 —
82,4 Gr.
Kohlensaures Gas . . . 23,75 Par. Kub. Z.
Das M.wasser wird als Getränk und Bad benutzt und hat sich
nach Dr. Martiny schon in einigen Fällen von Scrophulosis, herpe-
tischen Ausschlägen, Gicht und Rheumatismus, Hypochondrie und
Hysterie und Krankheiten des Uterinsystems hilfreich erwiesen.
v. Gräfe u. Kaiisch, Jahrbücher für Deutschlands Heilquellen
und Seebäder. III. Jahrg. 1838. S. 606.
Kaiisch, Allg. Zeitung des Brunnen- u. Badewesens. 1839. S. 9.
Die M.t/tielle zu D orfgeismar im Amte Gudensberg, süd-
westlich von Kassel , — unfern Fritzlar an der Eder, — im Jahre
1777 restaurirt und schon 1778 von Conrad Mönch untersucht. —
844
In der Nähe der Lier errichteten Badeanstalt stand die heilige Eiche,
welche Bonifacius im Jahre 724 zerstörte. Nahebei befinden
sich Braunkohlenlager. Das M.wasser ist perlend, von eisenartigem,
prickelndem, etwas salzig-zusammenziehendem Geschmacke , hat nach
Mönch die Temperatur von 9° R. und enthält in sechzehn Unzen:
Schwefelsaures Natron . . 1,040 Gr.
Chlornatrium
1,400 —
Schwefelsaure Kalkerde
1,040 —
Schwefelsaure Talkerde
3,440 —
Kohlensaure Kalkerde . ,
3,600 —
Kohlensaure Talkerde
3,000 —
Kieselerde ....
0,500 —
Eisenoxyd ....
0,420 —
Extractivstoff . . ,
0,125 —
14,565 Gr.
Kohlensaures Gas
8,00 Kub.Z
Stucke's phys. ehem. Beschreibung des Wildunger Brunnens.
1791. S. 173.
Die M. quelle zu J ohannisber g , von der Stadt Fulda nur
eine kleine Stunde entfernt, dicht an der grofsen nach Frankfurt füh-
renden Strafse, 838 Fufs über dem Meere, — in der Umgegend auf
dem Heim-, Frauen- und Petersberge finden sich vulkanische Ueber-
restc. Nach Weikard enthalten sechzehn Unzen dieser M.quelle :
Chlornatrium
Schwefelsaure Kalkerde
Kohlensaures Natron
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaure Talkerde
!•
15,666 Gr.
0,666 —
15,666 —
10,8S8 —
42,886 Gr.
Kohlensaures Gas . eine sehr geringe Menge.
M. A. Weickard, observat. medic. Fraucof. 1775. p. 166.
Die M.quelle zu Mein eisen im Fuldaischen, enthält nach
Weickard und Lieb lein in sechzehn Unzen:
Chlornatrium . .
Schwefelsaure Kalkerdc
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaures Gas
2,716 Gr.
0,888 —
15,333 —
18,937 Gr.
eine unbestimmte Menge,
M. A. Weickard, observ. med. Francof. 1775. p. 171.
VIII.
Die Heilquellen des Herzogthums Nassau.
-jjuimmm
xJns Herzogthum Nassau, berühmt durch seinen Reich-
thum an vortrefflichen Heilquellen, bildet ein durch Flüsse
uud Gebirge schön abgerundetes Ganze, — seine Lage und
Höhe karakterisirt der Taunus, seine Gränze bezeichnen
im Westen der Rhein, im Süden der Mayn.
Wenn gleich der Taunus nur als Fortsetzung des zur
Schieferformation gehörigen grofsen Gebirgszuges zu be-
trachten ist, welcher von Nord -Osten nach Süd -West
streicht, den Rhein theilweise begleitet, und in dem nördli-
chen Frankreich in mannigfachen Verzweigungen sich ver-
liert, so gestaltet sich derselbe doch als eine eigenthüm-
liche abgeschlossene Gebirgsgruppe, deren Richtung,
Höhe und Formation nicht nur für die klimatischen Ver-
hältnisse des Landes, welches sie beherrscht, sondern auch
für die Entstehung und Qualität seiner M. quellen gleich
wichtig sind.
Der Taunus erhebt sich westlich von der Wetterau
und zieht sich von hier in fast paralleler Richtung mit
dem Majnthale bis zum Rhein. Nach dem Rhein und
Mayn hin ist sein Abfall steil, weniger auf der entgegen-
gesetzten Seite
Der Taunus bestellt aus zwei Hauptgebirgszügen. —
Der erste, das Höhengebirge, die Höhe oder der Taunus
vorzugsweise, erhebt sich hinter Homburg aus der Ebene
der Wetterau, streicht von Nordost nach Südwest, begränzt
den südlichen Theil des Landes, fast gleichlaufend mit dem
848
Nitida- und Maynthal und bildet einen durch häufige, zum
Theil tief und steil abfallende Einschnitte unterbrochenen
Höhenzug, welcher sich südwestlich auf dem Unken Rhein-
ufer in den Verzweigungen des Hundsrückes fortsetzt; —
der zweite Hauptgebirgszug, das Westerwaldgebirge, nach
seinem höchsten Theile, dem Westerwald benannt, verfolgt
dieselbe Richtung von Nordost nach Südwest, und schliefst
sich nordöstlich an das westphälische und saarländische
Gebirge, westlich an das Siebengebirge und jenseits des
Rheins an die Eifel.
Eine Gruppe sehr ausgezeichneter M.quellen finden
sich an dem südöstlichen und südlichen Abhang des Tau-
nus, — ausser diesen eine Menge in den zahlreichen, den
Taunus in verschiedenen Richtungen durchschneidenden
Thälern, namentlich in dem Wisper-, Mühlbach- 3 Dörs-
bach-, Aar-, Ems- und Lahnthal.
Die Höbe des Taunus ist bedeutend, die höchsten
Punkte betragen über 2000 Fufs, während der Spiegel des
Mayns und Rheins, als die tiefsten Punkte, 250 bis 109 F.
betragen, — der grofse Feldberg ist 2721 F., der kleine
2484 F., der Altkönig 2449 F., der Hausekopf bei Schlan-
genbad 1597 F., die Platte 1418 F. über dem Meere er-
haben, — der Spiegel der Dill bei Dillenburg 660 F., der
Spiegel der Lahn bei Dietz310F., der Spiegel des Mayns
bei Frankfurt 278 F., des Rheins bei Mainz 265 F., bei
Biebrich 246 F., bei Bingen 235 F., bei Niederlahnstein
109 F. —
Durch die Verschiedenheit dieser Höhenverhältnisse
und der Richtung des Gebirges wird nothwcndig eine grofse
Mannigfaltigkeit des Klimas und der Vegetation bedingt,
— die Höbe und Nordseite des Gebirges ist theilweise so
rauh und kalt, dafs auf dem Westerwalde die spärliche
Hafererndte nur mühsam dem rauhen Klima abgerungen
werden mufs, während am südlichen Abfall des Gebirges,
in dein durch Höhen geschützten Rheingau die Trauben
des gepriesenen Johannisberger und Rüdeshciiner, und in
den
849
den reizenden Umgebungen Wiesbadens Mandeln, Feigen,
Pfirsichen und süfse Kastanien gedeihen.
Der Hauptstock des Gebirges gehört der Schieferfor-
mation an, und führt Quarz, Glimmer und Talk; Talk fin-
det sich vorzugsweise an Stellen von verwittertem Gestein,
nicht selten in der Nähe von M.quellen, Quarz in einzelnen
Trümmern, oder durchsetzt in Gängen den Schiefer und
bildet Uebergänge in muschligen Hornstein. Kupfer- und
Schwefelkies, und Brauneisenstein kommen in demselben
angeflogen und eingesprengt vor ; Eisenoxyd überzieht theil-
weise das Gestein. Graphit findet sich selten. — Der
nordwestliche Abhang des Taunus zeichnet sich aus durch
Grauwackenformation, — Grauwacke mit Uebergangsthon-
schiefer, mit Gängen von Blei-, Kupfer- und Silbererzen,
und Blende. — An den Fufs des nordwestlichen Abhanges
schliefst sich die Schaalsteänbildung an, welche von Grün-
stein und basaltischen Bildungen begränzt wird, Trachyt
kommt nur selten in einigen hohen Kegelkuppen vor. —
An den! südlichen Abfall des Gebirges brächt Kalk mit
Thonlagern wechselnd , mit schmalen Bänken von llasen-
eisenstein und Mergel.
In Bezug auf den Karakter und die Entstehung der
M.quellen ist beachtenswerth das Torkommen von Basalt,
theils in Massen, theils gangartig den Schiefer durchschnei-
dend, — von Bims- und Tuffstein, — ferner von Braun-
kohlenlagern, namentlich auf dem Westerwalde und zwi-
schen dem südlichen Abhänge des Gebirges und dem Mayn,
denen das Schwefelwasser zu Weilbach entquillt, —
und von beträchtlichen Salzlagern, welche am südlichen
Abhang des Gebirges von Nord-Ost nach Süd-West strei-
chen, und durch welche der Salzgehalt vieler heifsen und
kalten M.quellen bedingt wird.
Bemerkens werth in Bezug auf die höhere oder niedere
Lage der M.quellen Nassau's ist der Umstand, dafs die
Th. quellen im tiefsten Niveau, die kalten eisenhaltigen
alkalischen M.wasser und Säuerlinge dagegen etwas kö-
II. Tlieil. II h h
850
her in der Nähe der im Schiefer und Schaalstein auf-
setzenden Kalklager, die stärkeren Eisenwasser in den
tieferen Punkten in der einfachen Grauwackenformation
zu Tage kommen.
Nach St i f f t besitzt Nassau auf ohngefa.hr 28,7 Q Mei-
len Flächeninhalt 124 Mineralquellen, — ein M.quellen-
Reichthum, mit welchem sich wohl wenige andere Länder
messen können.
Hinsichtlich der Menge fester Bestandteile sind ei-!
nige M.quellen sehr reich, andere enthalten nur einige*
Gran — die Th. quellen von Wiesbaden 58,46 Gran, die
M.quellen von Schwalbach nach Kästner nur 3 — 6,213
Gran in sechzehn Unzen.
In der Mehrzahl der M.quellen findet sich kohlensau-i
res Natron, in der M. quelle von Fachingen in sehr grofsei
Menge, (43 Gr. nach G. Bischof) — nächst diesem Chloiv
natrium, kohlensaure Erden , Mangan und Eisen, — auf-l
fallend selten und wenig schwefelsaure Salze.
Mehrere Nassauische Heilquellen erfreuen sich jähr-t
lieh nicht nur eines ungemein zahlreichen Zuspruches vom
Kurgästen, wie z. B. Wiesbaden und Ems, sondern auch!
einer so grofsen Versendung ins Ausland, wie keine sonsti
— ich erinnere nur an Selters.
Der Debit der wichtigsten zu Versendungen benutztem
Nassauischen M.quellen zu Selters, Fachingen, Ems.'
Schwalbach und Weilbach, welcher früher verpachtet war,
steht jetzt unter dem Herzog!. Nassauischen Brunnencompi
toir zu Niederselters, an welches man sich wegen etwai-i
gcr Bestellungen zu wenden hat.
Nach Verschiedenheit ihrer Lage und Qualität zerfall
Jen die M.quellen Nassau's in zwei Gruppen, nämlich in:!
1. Die II e i 1 q u e 1 1 e n ä m s ü d l i c h e n A b h a n g e de s!
Taunus, — in allen, mit Ausnahme der M. quelle zu!
NN <ill> ach, bildet Kochsalz unter den festen Bestandtei-
len den vorwaltenden , — die berühmteste von allen ist
851
die Th.quelle von Wiesbaden, — an sie schliefsen sich
die Soolquellen zu Soden.
2. Die Heilquellen der nördlichen Yerzwei-
gung-en des Taunus, namentlich des Lahnthaies.
: Diese Gruppe karakterisiren alkalische Mineral- und, Ei-
senquellen, — die alkalischen Thermalquellen zu Ems und.
S c h 1 a n g e n b a d , die alkalische Mineralquelle zu F a c h i n-
gen, der alkalisch -muriatische Säuerling von Selters,
— von Eiseriwassern und eisenhaltigen Säuerlingen die
M.quellen zu Schwalbach und Geilnau.
In therapeutischer Hinsicht gewähren die genannten
'M.quellen eine Reihe von wichtigen, gegenseitig sich un-
terstützenden Hülfsmitteln, — Wiesbaden wirkt reizend auf-
i lösend, — Schlangenbad beruhigend krampfstillend, — Ems
; steht zwischen beiden in der Mitte; — als Nachkur sind
zu empfehlen Weilbach und Fachingen, um aufzulösen und
i gelind zu stärken, und um mehr zu tonisiren Geilnau, Kro-
nenthal und Schwalbach.
Mineralogische Beschreibung der Oranien- Nassauischen Lande,
von J. P. Becher. Marburg 1789.
Für Kurgäste, welche die Gesundheitsquellen von Wiesbaden,
Scblangenbad, Ems und Schwalbach gebrauchen wollen. Frankf. a. M.
Fennerv. Fenneberg, Taschenbuch 1816. S. 113. 171. 191.
— 1817. S. 162. — 1818. S. 139. 199.
Seh ad, das Lahnthal und seine Heilquellen. Erlangen 1820.
J. E. Wetz ler, über Gesundbrunnen u. Heilbäder. Th. II. S. 369.
— Zusätze und Verbesserungen. S. 42.
Chr. Keferstein, geogn. Bemerkungen über die basaltischen
Gebilde des westlichen Deutschlands. Halle 1820. S. 26.
Jahrbücher der Heilquellen Deutschlands, insbesondere des Tau-
nus, von D. H. Fenner von Fenneberg und Dr. H. A. Peez.
Wiesbaden. I. 1821. — II. 1822.
E. O sann's Bemerkungen über die Heilquellen im Herzogthum
Nassau. Berlin 1824. — In Hu fei and und 0 sann's Journal der
prakt. Heilk. 1824 Supplementheft S. 88. — Bd. LXXXIV. St. 5. S. 110.
G. Bischofs vulk. Mineralquellen. S. 1—139.
Harlefs, salin, eisenhalt. Gesundbr. am Niederrhein. S. 130— 141.
Kastner's Archiv. Bd. VII. S. 193. — Bd. XIII. S. 401. —
Bd. XIV. S. 66. — Bd. XVI. S. 342. 376. 478.
-. Wille's geogn. Beschreibung der Gebirgsinassen zwischen dem
Taunus und Vogelsgebirge. Mainz 1828.
Hhh2
852
Dr. F. W. Streifs Karte vom Taunus und seinen Heilquellen.
C. E. Stifft, geogn. Beschreibung des Herzogthums Nassau, in
besonderer Beziehung auf die M.quellen dieses Landes. Mit einer pe-
trographischen Karte und eiueni Niveauprofile der vorzüglichsten Mi-
neralquellen. Wiesbaden 1831.
Heyfelder, über Bäder und Brunnenkuren, besonders an den
M.quellen des Taunusgebirges, namentlich Ems, Schlangenbad, Wies-
baden und Schwalbach. Stuttgart 1834.
Bubbles from the Brunnens of Nassau, bi an Old Man. The
third edition. Brüssels 1834.
Wegweiser durch die Tauuusbäder Wiesbaden, Ems, Schwalbach
und Schlangenbad. Stuttgart 1836.
A. Vetter, theoretisch-praktisches Handbuch der Heilquellcnlehre.
Th. H. Berlin 1838. S. 233 ff.
Die Heilquellen des Herzogthums Nassau im J. 1S36, 1837, 1S3S,
1839. Von Franque, in: v. Gräfe und Kali seh, Jahrbücher für
Deutschlands Heilquellen und Seebäder. II. Jahrg. 1837. S. 305 ff.
III. Jahrg. 1838. S. 85 ff. IV. Jahrg. 1839. Abth.s/s. 175 ff. V. Jahrg.
1840. S. 3 ff.
Edwin Lee, the Principal ßaths of Germany. Vol. I. Nassau,
Baden and the adjacent districts. Frankfort and Wisbaden 1S40.
Kastner in: Hufeland u. Osann's Journal der prakt. Heilk.
Bd. XCII. St. 2. S. 67 ff.
1. Die Heilquellen am südlichen Abhänge des
T a u n u s.
1. Die T h. quellen %u Wiesbaden. Die Stadt
Wiesbaden, in altern Brunnenschriften auch Weifsbaden
genannt , gegenwärtig Residenz des Herzogs von Nas-
sau liegt am südlichen Abhang des Taunus , 316 Fuls
über dem Meere erhaben, von Mainz eine Stunde, von
Frankfurt vier Meilen entfernt, in einer reizenden Gegend;
im Norden niahlerisch von einein Halbkreis waldiger Höhen
umschlossen, im Süden und Westen von einer fruchtrei-
chen Ebene begiänzt, durch welche der Mayn und Jihein
sich windet und über welche das alterthüniliche Mainz mit
seinen Kirchen und Thürmen ehrwürdig sich erhebt.
Vor neun und dreilsig Jahren zählte Wiesbaden nach
Lehr nur 500 Einwohner, jetzt 10,000, vergröfsert und
verschönert sieb noch mit jedem Jahr. Die M. quollen zu
Wiesbaden, schon von den Körnern gekannt und benutzt,
853
gehören gegenwärtig* unstreitig zu den besuchtesten Kur-
orten Teutschlands, — sie sind jährlich der Sammel-
platz vieler Fremden, welche theils als wirkliche Kranke,
theils aber auch nur um sich zu vergnügen, einen Ort be-
suchen, welcher bei seiner günstigen Lage, der Nähe von
Mainz, Frankfurt und Darmstadt, aufser den Schönheiten
einer reizenden Gegend, während der Badezeit eine Man-
nigfaltigkeit von Zerstreuungen alier Art darbietet. — Es
dürfte in der That in Teutschland kein zweites Etablisse-
ment existiren, welches von der Natur so begünstigt, mit
guten Einrichtungen ausgestattet, so grofse und vielsei-
tige Annehmlichkeiten und Vorzüge vereint, als dieses.
Nach Norden und Osten von einem Gebirge umschlossen,
welches einen sichern Schutz gegen rauhe Winde gewährt,
erfreut sich Wiesbaden eines so angenehmen Klimas, dafs
man es imbedenklich weit südlicher gelegenen Gegen-
den vergleichen darf. Die im Winter auffallende Milde
der Jahreszeit wird durch die Ausdünstungen der zahlrei-
chen lieifsen Quellen sehr vermehrt. Die Vegetation ist
üppig, der üoden ungemein ergiebig; die Früchte, welche
er hervorbringt, sind von vorzüglicher Güte und gehören
zum Theil schon südlicheren Gegenden an, wie Mandeln,
siifse Kastanien u. a. -—
Die Gegend um Wiesbaden ist klassisch. Sie wurde früher von
den Mattiaken bewohnt, die Th. quellen führten den Namen „Fontes
Mattiaci," die Stadt „Usbiuui oder Visbium." Von den zahlreichen,
von den Römern zum Schutz gegen die Germanen erbauten Castel-
len, befanden sich zwischen Coblenz und Mainz sieben, von welchen
zum Theil noch Ruinen vorhanden sind, — am besten erhalten sind
die Ruinen von dem zu Holzhausen, fünf Stunden von Wiesbaden.
Ein solches war selbst zu W. , die Ueberreste findet man noch am
Kirchhofe in der sogenannten Heidenmauer. Aufser Ueberresteu von
alten Römischen Bädern und Inscriptionen, fand man viele Aschen-
krüge und Römische Münzen. Noch existirt eine Inschrift, in wel-
cher für die hier wieder erhaltene Gesundheit den Göttern Dank ge-
sagt wird. Erst im J. 1828 wurde zu Hedernheim (Castrum Adriani)
unter anderen Römischen Ueberresteu ein schöner Altar des Mythras
ausgegraben. Die zwei und zwanzigste Römische Legion, welche
Jerusalem zerstören half, von da nach Alexandrien und 80 Jahre
nach Chr. nach ftjaurz verlegt wurde, hatte in Wiesbaden ihr Stand-
854
quartier. Im Jabre 371 winde Makriau, König der Alemannen, als
er die Bäder zu Wiesbaden gebrauchte, von Valentinian überfal-
len, aber noch glücklich gerettet. — In Bezug auf die älteste Ge-
scbichte der Teutschen sind die Grabhügel auf dem Wege nach Blei
denstadt bemerkenswert!). Wiesbaden war der Hauptsitz der Sali-
schen Franken, lange Zeit der Aufenthalt von Karl und Otto dem
Grofsen, welcher letztere 965 Wiesbaden zur Stadt erhob. Im dreizehnten
Jahrhundert befand sich daselbst noch ein Königshof (Sala) , von
welchem die Saalgasse ihren Namen erhielt und unter diesem noch
jetzt bekannt ist.
Als Kurort erwrarb sich Wiesbaden seit dem sechzehnten Jahr,
hundert einen ausgebreiteten Ruf. Aufser den altern Monographien
über Wiesbaden von Lehr und Ritter, sind zu empfehlen die
neuen von Peez, Rullmann und Richter, und die Schriften von
Hufeland und Wetz ler.
Wiesbaden ist reich an schönen und geschmackvollen Gebäuden,
theils zu Wohnungen und Bädern für Kurgäste, theils zu öffentlichen
Vergnügungen bestimmt. Zu den letztern gebort namentlich der, we-
gen seiner Schönheit und Gröfse berühmte, von freundlichen Parkau-
lagen umgebene Kursaal, der Mittel- und Vereinigungspunkt der Kur-
gäste, der in der neuesten Zeit auch zwei prächtige Colonnadeu er-
halten hat.
Bei dem Reichthum au Th. quellen sind in mehreren Privathäu-
sern sehr zweckmäfsige Vorrichtungen zu Bädern, welche fast jähr-
lich erweitert, vergröl'sert und verschönert, Kranken zugleich den i
Vorzug von gut eingerichteten Wohnungen gewähren. Von den Ba- l
dehäuseru Wiesbadens, deren gegenwärtig 27 sind, nenne ich nur:
die vier Jahreszeiten, die Rose, die Blume, den Hof von England,
den Engel, den Adler, den Schwan, das Rofs, das Römerbad, die
Krone, den Bär, den Reichsapfel, den Stern, die Kette, die Lilie, die
Sonne, das Kreuz, den Schützenhof. — Neben dem Schützeuhofe fin-
det sich das kürzlich neu gebaute und zweckmässiger eingerichtete
Gemeiubad. Arme Kranke linden in dem, schon von Kaiser Adolph!
von Nassau gestifteten Hospitale Aufnahme, Verpflegung und Hülfe.
Ausser Vorricbtungcn zu Wasserbädern besitzen die Badebäuscri
Wiesbadens noch Apparate zu Dampf-, Douche-, Tropf- und Regen-
hädern, — einige auch Vorrichtungen zu aufsteigenden Wasserdouchc-, {
Humpfdouchen- und Sclm cfcldampfbädern.
Es befinden sich zu Wiesbaden gegen 700 Badekabinette, welche .1
mit jedem Jabre noch vermebrt werden, ohne die Wannenbäder zu:
rechnen, und allein in den eigentlichen Badeanstalten mehr als 1000 i
zur Aiifnnlnnc von Kurgästen bestimmte Zimmer. Schon hiervon läfst
sich auf die jährliche Frequenz schliefsen. Man kann sie jährlich all
einige 20,000 anschlagen, — indeis begreift diese Zahl nicht blol'sl
Kranit-, sondern auch alle übrige Fremde, welche in Wiesbaden län-
gere Zeit verweilten.
Die Anzahl der Wiesbaden besuchenden Gäste betrug:
855
Kurgäste :
Passanten:
im Ganzen
1824
12,019
1836
8,486
9,554
18,040
1837
10,000
S,000
18,000
1838
10,668
12,520
23,188
1839
11,000
12,281
23,281
1840
14,512
15,386
29,898
Im Winter 1839 — 1840 hielten sieb in Wiesbaden tbeils während
des ganzen Winters, theils auf längere oder kürzere Zeit zum Ge-
brauch der Tli.quellen 200 Individuen auf, — im Winter 1840—1841
überwinterten 40 englische Familien daselbst.
Wenn früher Thilenius, neuerdings Peez, Richter und an-
dere Aerzte Mineralbäder im Winter anempfohlen haben , und sie in
vielen Fällen, besonders bei hartnäckigen gichtischen Leiden sehr
einpfehlenswerth sein dürften, kenne ich in Teutschland keinen Kur-
ort, welcher in mehrfacher Beziehung hierzu sich so qualifizirte, als
gerade Wiesbaden. Ausser guten Einrichtungen , einem sehr milden
Klima, kommen hier gewifs noch sehr in Betracht die Vortheile,
welche Wiesbaden als Stadt darbietet, die Nähe gröfserer, sehr in-
teressanter Städte und die Verbindung, welche Wiesbaden mit diesen
vermöge seiner Lage besitzt.
Von den schönen Punkten, welche häufig von Kurgästen zu Spa-
ziergängen oder Lustfahrten benutzt werden, erwähne ich: den Ne-
rosberg, auf welchem ehemals ein von Drusus und Tiberius er-
bautes Castell stand, — den nur eine halbe Stunde entfernten Geis-
berg, — die Anlagen bis zur Dietenmühle, — den Schulzischeu Garten,
— das Kloster Klarenthai, — die Ruinen von Sonuenberg, — Epp-
stein, — die Parkanlagen zu Mosbach und Biberich, — Kronenberg-,
— Falkcnstein, — Schierstein, — das Adamsthal, — die Walkmühle,
— den von der Natur so gesegneten Rheingau, Johannisberg, Rü-
desheim, Reich artshausen, Rauentbal, Kiedrich, Eberbach und den
Steinberg, — den Niederwald, — die durch ihre Aussicht lohnende
Platte, und endlich den Feldberg.
Der Kern des Gebirges, au dessen südlichem Abhänge Wiesba-
den liegt, ist eiu grober, Quarz und Glimmer führender Thonschiefer.
In dem Rhein- und Maynbecken lagern sich an denselben ein Kiesel-
conglomerat und verschiedene, Quarz, Saud und Hornstein führende
Thonlager, in der Tiefe jüngerer Flötzkalk mit vielen Süfswasser-
versteiuerungen ; bemerkenswertb in der Nähe vou Wiesbaden ist
Basalt und ein Braunkohlenlager, welches sich bis zu dem Mayn
fortsetzt. — Nach Stifft und G. Bischof verdanken die Tli.quellen
zu Wiesbaden vulkanischen Ursachen ihre Entstehung.
Die Tli.quellen zu Wiesbaden, wenig an Gehalt, nur
in ihrer Temperatur verschieden, gehören zu der Klasse
der alkalischen Kochsalz-Thermen, und zeichnen sich aus
S56
durch ihre grofse Reichhaltigkeit an Wasser und ihren
Reichthum an festen Bestandtheilen; die ihnen eigenthüm-
liche Wärme ist sehr fest an das Wasser gebunden, wel-
ches schon Plinins von den Fontibus Mattiacis rühmt.
Man zählt siebzehn verschiedene Th.quellen, von denen nur zwei,
der Koclibrunnen und die Adlerquelle, offen zu Tage treten, — die
Mehrzahl der übrigen wird mittelst zweckmäfsiger Leitung in Röh-
ren in den verschiedenen Etablissements zu Bädern benutzt.
Das Th.wasser ist meist klar, durchsichtig, nur bei
einigen etwas ins Gelbliche spielend, (am klarsten das des
Kochbrunnens, am wenigsten das des Adlerbrunnens), ent-
wickelt unaufhörlich Luftbläschen, besitzt einen faden, lau-
genhaft- animalischen Geruch, dem von gelöschtem Kalk
oder gekochten Eiern ähnlich, einen salzig-faden Geschmack,
sehr versalzener Fleischbrühe vergleichbar.
Das. auf der Oberfläche des Wassers sich bildende schillernde
Häutchen bestellt fast blofs aus Kalkerde, — der in den Kanälen,
durch welche das Wasser fliefst, sich absetzende rothbraune Sinter,
nach Kastner, aus Eisenoxyd, kieselsaurer Thonerde und schwe-
felsaurem Kalk, vorzüglich aber aus kohlensaurer Kalk- und Thonerde.
Im Frühjahre 183S wurde in dem Badehause zum Schützenhofe
ein altes Gewölbe geöffnet, welches zum Reservoir der in der Nähe
aus einem Quarzfelsen kommenden Thermalquelle diente. Das Ther-
mal wasser stand, nach dem an der Wand befindlichen Sinterabsatz«
zu schliefsen, gegen 3 Fufs hoch und der übrige Raum des etwa 10
bis 12 Fufs hohen Gewölbes war mit den warmen Dämpfen des Th..
wassers angefüllt. Einen halben Fufs über dem Sinterabsätze zeigte
sich die ganze Decke des Gewölbes mit einer eigenthünilichen or-
ganischen Masse überzogen.
Das spec. Gewicht des Th.wassers beträgt nach Kastner bei
dem Koclibrunnen 1,0068, — bei der Adlerquclle 1,00(j6, — bei der
Schiitzenhofquclle 1,0031 Die Durchsichtigkeit bestimmt Kast-
ner bei dem Kochbrunnen zu 0,940, — bei der Adlerquelle zu 0,945,
— bei der Schützenhofquelle zu 0,975. Die von Kastner beobach-
tete eigenthümliche elektrische Spannung und deren dadurch bedingte
Rückwirkung auf die Magnetnadel hat Gmelin zu berichtigen ver-
sucht. Die gesummte Wassermenge der von Kästner untersuchten
dreizehn Th.quellen beträgt in l24 Stunden 64,092 Kuh. Fufs.
Hinsichtlich der Temperatur der verschiedenen Ther-
malquellen ßndet nach Kastner folgende YcrscJiieden-
heil statt:
857
Der Kochbrunnen oder die Hauptquelle bat die Temperatur von 56° R.
Die Adlerquelle — — — — 52 —
— Schützeubofquelle — — — — 3S,5 —
Von den Analysen der Th. quellen zu Wiesbaden sind
zu erwähnen die von Ritter (1800) und die neuerdings von
Kastner (1821 und 1839) und Jung (1837) unternomme-
nen. Diesen zufolge enthält in sechzehn Unzen:
1. Der Kocbbrunnen
nacb Kastner (1821): nacb Ritter:
44,225 Gr.
Chlornatrium
Schwefelsaures Natron
Chlorcalcium
Schwefelsaure Kalkerde
Kohlensaure Kalkerde
Chlortalcium
Kohlensaure Talkerde
Thonerde . . ,
Extractivstoff
Kohlensaures Eisenoxydul
Chlorkalium .
Kieselsaure Talkerde .
0,700 —
5,480 —
0,420 -
1,650 —
0,790 —
0,700 —
1,750 —
0,078 —
1,200 —
0,600 —
57,593 Gr.
nach Kastner (1839)
Kohlensaure Kalkerde ....
Doppelt kohlensaure Kalkerde 2,852000 Gr.
Kohlensaure Talkerde ....
Doppelt kohlensaure Talkerde 0,185000 —
Kohlensaures Eisenoxydul . .. ,
Doppelt kohlens. Eisenoxydul 0,107500 —
Doppelt koblens. Manganoxydul 0,000484 —
Schwefelsaures Natron
Schwefelsaure Kalkerde
Chlorcalcium
Chlortalcium
Bromtalcium
Chlornatrium
ChlorUalium
Bromnatrium
Jodnatrium
Kieselerde .
Thonerde .
Organische Materie .
1,112000 —
5,785000 —
1,300000 —
0,062500 —
45,285000 —
0,305000 —
0,001000 —
0,000025 —
0,375000 —
0,072000 —
1,850000 -
59,292509 Gr.
46,46 Gr.
0,69 —
5.19 —
0,44 —
1.20 —
0,72 —
0,48 -,
0,72 —
2,46 —
0,10 —
58,46 Gr.
nach Jung (1837);
2,1500 Gr.
0,0600 —
0,1770 —
0,0814 —
0,3986 —
5,2006 —
1,0912 —
0,0630 —
45,8422 —
0,2160 —
0,3300
0,0600
55,0700 Gr.
858
Kohlensaures Gas
Stickgas
7,091 Kub. Z.
0,075 —
7,166 Kub. z7
6,797 Kub. Z.
6,797 Kub. Z.
2. Die Adlerquelle : 3. Die Schützenhofquelle :
nach Kastner (1839):
Kohlensaure Kalkerde . 1,176000 Gr.
Kohlensaure Talkerde . 0,120000 —
Kohlensaures Eisenoxydul 0,055000 —
KohlensauresMauganoxydul Spuren
Schwefelsaures Natron . 1,100000 —
Chlorcalcium
Chlortalcium
Bromtalcium
Chlornatrium
Chlorkalium
Bromuatrium
Jodnatrium
Kieselerde
Thouerde
Badleim
Pseudomuciu
Kohlensaures Gas
Stickgas
5,775000 —
1,275000 —
0,062500 —
45,275000 —
0,300000 —
0,001000 —
0,000025 —
0.350000 —
0,055000 —
1,800000 —
Spuren
57,3445-25 Gr.
6,730 Kub. Z.
0,076 —
6,806 Kub. Z.
1,1450 Gr.
0,1205 —
0,0050 —
0,3750 —
3,7510 —
1,0250 —
0,0605 —
38,0520 —
0,1950 —
0,0005 —
zweifelhafte Spuren
0,1150 —
0,0250 —
0,3500 —
45,1195 Gr.
4,750 Kub. Z
0,850 —
5,600 Kub. Z.
Die kohlensauren Verbindungen als Bikarbonate berechnet, er-
hält man :
Doppelt kohlensaure Kalkerde 1,6900 Gr, . . 1,64500 Gr.
Doppelt kohlensaure Talkerde 0,1820 — . . 0,1S250 •—
Doppelt kohlens. Eisenoxydul 0,0794 — . . 0,00721 —
Die Analyse des Badesinters ergab nach Jung in 100 Thcilen:
Kieselerde 14,55 Th.
Eiseuoxyd mit Spuren von Mangan 3,13 —
Thonerdc 7,21 —
Kohlensaure Kalkerde . . 60,10 —
Schwefelsaure Kalkerde . . 15,01 —
Fluorkalium ..... Spuren
100,00 Tl..
Aufser den Th.quellen bat \V. auch noch fünf M. quellen von 9
bis 16° IV. Temperatur, welche indessen zu ärztlichen Zwecken nicht
benutzt werden.
Nach Kas'tner's Untersuchung enthalten dieselben kohlensaures
859
Gas, kohlensaure Kalk- und Talkerde, kohlensaures Eisenoxyd, Chlor-
natrium, Chlorkalium, Chlorcalcium und Chlortalcium, schwefelsaures
Natron, schwefelsaure Kalkerde, organischen ExtractivstofT und Spu-
ren von Chloreisen und kieselsaurer Thonerde.
Die Wirkung der Th.quellen zu Wiesbaden ist unge-
mein erregend, durchdringend auflösend, ähnlich der der
alkalischen Thermen, vermöge ihres beträchtlichen Ge-
haltes an Kochsalz sehr kräftig das Drüsen- und Lyinph-
system bethätigend (vgl. Th. I. S. 264. Zweit. Aufl. S. 263).
Ihre mehr oder weniger reizende Wirkung wird durch den
höhern oder niedern Grad ihrer Temperatur bedingt, — in
dieser Beziehung wirkt namentlich die Thermalquelle des
Schützenhofes weniger erregend und reizend, als die Th.-
quellen von einer höhern Temperatur.
In Form von Wasserbädern angewendet, wirken sie
sehr reizend auf die äufsere Haut, leicht Jucken und Bren-
nen, häufig einen eigenthümlichen Badeausschlag hervor-
rufend, — erhitzend auf das Gefäfssystem , — belebend
erregend auf das Nervensystem, — reizend bethätigend auf
das Lymph- und Drüsensystem ; — anhaltend lange fort-
gesetzt die Qualität der Säfte umändernd, verdünnend und
sehr auflösend, zersetzend auf die festen Gebilde. Ge-
braucht man die Bäder sehr warm, so können sie leicht
heftige Congestionen, Schwindel, Ohnmächten , selbst fie-
berhafte Beschwerden verursachen.
Kranke daher, welche vollblütig, zu starken Congestionen nach
Brust und Kopf, zu activen Blutflüssen, zu Entzündungen, zu Schlag-
ilufs geneigt, dürfen die Bäder entweder gar nicht, oder nur sehr be-
dingt, — Personen mit einer sehr reizbaren, vielleicht von Natur zu
Ausschlägen disponirteu Haut, nur mit Vorsicht gebrauchen.
Nachtheilig ist der Gebrauch des Wassers bei seorbutischer Dys-
krasie, Fieber, Wassersüchten, inneren Vereiterungen, ausgebildeter
Abzehrung und dem höchsten Grade der Scrophelkrankheit mit fieber-
haften Beschwerden, so hilfreich und kräftig sich dasselbe sonst ge-
gen die hartnäckigsten Formen der letztgenannten Krankheit bewei-
set, welche sich in bedeutenden Mifsbildungen des Drüsensjstems mit
dem Karakter der Schwäche torpider Art aussprechen.
Innerlich gebraucht wirkt das Th.wasser von Wies-
baden reizend auf alle Se- und Excretionen, vor allen er-
860
regend auf das Drüsen- und Lymphsystem, die Resorption
bethätigend, — reizend auf die Schleimhäute, schleimauflö-
scnd, die Expectoration vermehrend, — nur mäfsig die
Stuhlausleerungen befördernd, und zu diesem Ende durch
eröffnende Zusätze, oder den gleichzeitigen Gebrauch von
abführenden Mitteln häutig zu verstärken, — erhitzend auf
das Gefäfssystem, besonders wenn nicht täglich Darmaus-
leerung erfolgt, — specih'k auf das Uterinsystem und die
Hämorrhoidalgefäi'se, reizend auflösend, — den Menstriial-
und Hämorrhoidalfluls befördernd, — sehr diuretisch.
Unter den teutsclien alkalischen Kochsalzthermen nehmen die
Thermalquellen zu Wiesbaden nächst denen von Burtscheid (S. 460.)
den ersten Platz ein, und übertreffen die zu Baden (S. 769.) hinsicht-
lich ihres Wärmegrades und ihres Gehaltes au festen Bestandtheilen.
Die Formen, in welchen man die Thermalquellen zu
Wiesbaden benutzt, sind folgende:
1. Am häufigsten als Wasserbäder, mit der schon erinnerten
Vorsicht. Man nimmt 21—30 Bäder, verweilt in denselben anfänglich
eine Viertelstunde, und steigt allmählig nach Umständen bis zu einer
ganzen Stunde.
2. Als Getränk. Man trinkt täglich 3— 8 Becher des Trinkbruu-
nens und hat, wie schon erinnert, beim iunern Gebrauch desselben,
wie bei dem der Bäder sehr auf tägliche Darmausleerung zu achten.
3. Als Wasserdouche und Kl y stier.
4. In Form von Thermal dämpfen, zu deren lokaler und all-
gemeiner Benutzung sich sehr gute Vorrichtungen vorfinden, — auch
an Apparaten zu künstlichen Schwefelräucherungen fehlt es nicht.
Wer schwer in Transpiration zu versetzen ist, thut wohl, vor dem
Dampfbade einige Becher warmes Th.wasser zu trinken.
5. Als Sinterseife nach Peez1 Empfehlung, — eine Verbin-
dung des von dem Th.wasser gebildeten gelbbraunen JNiedcrschlugs
mit Seife, welche in Wasser gelöst, als Umschlag oder ganzes Bad
benutzt wird. (Vergl. Tli. I. Zweit. Aufl. S. 50i.)
Schon Hörnig k empfahl früher äufserlich Umschläge von Ba-
desinter bei Lokalübeln. — Merkwürdig ist der Umstand, dafs schon
die Römer Pilae Mattiacae kannten und sich ihrer bedienten. (Mar-
tial. epigranmi. Lib. XIV. upophlh. 25.)
Die Krankheiten, gegen welche man die Th. quellen
besonders als Bad rühmt, sind folgende:
J. Hartnäckige Gichtbeschwerden. — Besonders indi-
rirl sind die ßäder von Wiesbaden, wenn die Kranken
861
von sehr torpider Constitution, die gichtischen Leiden sehr
inveterirt und mit bedeutenden Desorganisationen, wie Gicht-
knoten, Knochenauftreibungen u. dgl. verbunden sind.
2. Chronische Nervenkrankheiten, — Lähmungen nach
gichtischen Ursachen oder als Folge von Schlagflufs, —
Neuralgieen, Tic douloureux, vorzüglich gichtischer Art.
3. Chronische Krankheiten des Drüsensystems, scro-
phulöse Geschwülste und Verhärtungen.
4. Hartnäckige Hautausschläge, veraltete Geschwüre,
vorzüglich wenn sie giclitischcr oder Hämorrhoidalis eher
Art sind.
5. Contracturen und Anchylosen, nach Gichtmetastasen
oder Verwundungen entstanden.
6. Stockungen und selbst anfangende Verhärtungen
im Uterinsystem.
7. Bei veralteten complicirten syphilitiseheri Leiden
leisten oft diese Bäder zur Unterstützung einer pas-
senden speeifiken Kur ausgezeichnete Dienste, nament-
lich bei Affectionen der äufsern Haut und des Knochen-
systeins. —
Als Getränk hat man das Th.wasser besonders em-
pfohlen :
1. Bei Verschleimungen und Stockungen in den Or-
ganen der Digestion und Assimilation, verbunden mit Träg-
heit des Darmkanals, — Infarcten, nach Wechsel- und en-
demischen Fiebern, oder entzündlichen Leberaffectionen,
zurückgebliebenen Anschwellungen, Stockungen im Leber-
und Pfortadersystem, Hämorrhoidalbeschwerden , um ano-
male oder blinde Hämorrhoiden zum Flufs zu bringen. —
So sehr das Th.wasser von Wiesbaden von mehreren in
diesen Fällen empfohlen wird, gebührt doch hier dem von
Karlsbad besonders bei grofser Trägheit des Darmkanals
unbedenklich der erste Platz. — Dagegen scheint ersteres
2. bei Stockungen im Uterinsystem speeifiker und kräf-
tiger zu wirken, als letzteres, — um eine durch Schwäche
bedingte unregelmäfsäge Menstruation zu reguliren, bei
862
Schleimflüssen, Stockungen, selbst bei anfangenden Ver-
härtungen.
3. Drüsengeschwülsten und Verhärtungen scrophulö-
ser Art, oder auch nach mechanischen Ursachen ent-
standen.
4. Chronischen Krankheiten der Harn Werkzeuge, Ver-
schlehnungen, Gries- uud Steinbeschwerden.
5. Chronischen Brustbeschwerden, welche sich auf ört-
liche Schwäche torpider Art gründen — hartnäckigen Ver-
schleimungen, Asthma pituitosum, von gichtischen oder
rheumatischen Ursachen oder anomalen Hämorrhoiden ent-
standen ; — sehr wirksam ist hier oft der innere Gebrauch
in Verbindung mit Wasserbädern und dem Einathmen von
Thermaldämpfen.
Der Douche bedient man sich zur Unterstützung der Wirkung
des innern Gebrauchs und der Wasserbäder bei lokalen gichtischen
Leiden, Drüsengeschwülsten, Lähmungen, ganz besonders aber auch
bei Krankheiten des Uteriusystems und des Darmkanals als Einspritzung
in die Vagina und den Mastdarm.
Die Th. dämpfe werden vorzugsweise bei Lähmungen, sehr bedeu-
tenden gichtischen Lokalaffectionen , aber auch bei Krankheiten der
Sinnorgane, des Uterinsystems und zu Einathmungen bei chronischen
Brustkrankheiten benutzt.
Nach den Erfahrungen von Peez erwies sich die Sinterseife in
den genannten Formen hilfreich bei hartnäckigen Hautausschlägen,
kalten Geschwülsten, Neuralgieen, Lähmungen, und endlich selbst bei
verkürzten oder sonst fehlerhaften Articulationen.
Als Nachkur nach Wiesbaden empfiehlt man nach Umständen zur
Stärkung den Gebrauch des M.wassers von Schwalbach, Geilnau
oder Fachingen, — bei Stockungen im Unterleibe, so wie bei rheu-
matisch-gichtischen Beschwerden das der nahe gelegenen Schwefel-
quelle zu Weilbach.
Flori Histor. Roman. Lib. IV. cap. 12.
PI in. Histor. natural. Lib. XXXI. cap. 2.
A in in i an i Marcel lini opera. Lib. XXIX. cap. 3. 4.
J. Huggelin a. a. 0. S. 48.
Günther. Andern, comment. p. 66.
Tabernämontanus a. a. 0. Th. II. Kap. 39. S. 553.
G. Esc li cn re uter a. a. 0. S. 4.
M. K. Lundorf's Wicsbadischcs Wicscnbriinnlein. Frankfurt.
2 Thle. 1610. — 1611.
863
P. Weberi Thermar. Wifsbadensium descriptio, Oppenh. 1617.
— Francof. 1636.
Lud. v. Hörnigk, Beschreibung des Wifsbades. Fraukf. 1637.
— 1662.
3. G. Geilfufs, Unterricht von Wifsbaden. Frankfurt 1637. —
1668.
J. D. Horst's Beschreibung vom Sauerbrunnen zu Langen-
schwalbach und des Wiesbades. Frankf. 1659.
B. Niesen 's Bericht von dem mineralischen Wasser zu Wifs-
baden. 16S4.
Ehren krön, Anatomia hjdrologica oder Untersuchung des Wis-
bads. 1687.
Melchior Erhardt, Anatomia hydrologica thermarum Wifsba-
dcnsium. Maynz 1697.
J. H. Jungk en. Beschreibung der uralten weltberühmten Wifs-
badischeu Bäder. Frankf. 1707. — 1715.
— — Wifsbader Badebrunnen. Wifsbaden 1761.
J. G. Rauch's Erinnerungen einiger unheilbaren doch glücklich
kurirten Zustände durch den Gebrauch des Wifsbades. Mainz 1710."
E. G. Hellmund, thermographia paraenetica oder Badbuch in
welchem von warmen Bädern zu Wisbaden gehandelt wird. Idstein
1731. — Erste Fortsetzung desselben. 1734.
— — Nachricht vom neuen Armenbade zu Wisbaden. Idstein
1735.
Amüsements, oder Zeitvertreib bei den Wassern zu Schwalbach
und Wifsbaden. 1739.
Abhandlung von dem Gehalt der gemeinen Wasser überhaupt,
insbesondere in der Stadt Frankfurth, wie auch des Wifsbads. Frank-
furt 1748.
G. A. Schenk'« Gescbichtsbesclireibung der Stadt Wisbaden.
Frankfurth 1758. — 1760.
— — Neue Beschreibung des Bades zu Wisbaden. Wisbaden
1769.
Wisbadische Krankengeschichten. Frankfurth 1760.
Neue Beschreibung der uralten Bäder zu Wisbaden (von J. G.
Rauch und J. Speth). Wifsbaden 1761.
Beschreibung vom Bade zu Wisbaden. 1761.
F. Lehr's Versuch einer kurzen Beschreibung von Wisbaden.
Darmstadt 1799.
G. Th. Ch. Handel, das Wissenwertheste vom uralten Matten-
oder Wiesbade. Mainz 1799.
G. A. Ritter's Denkwürdigk. der Stadt Wisbaden. Mainz 1800.
G. A. Ritter in: Neuen Schriften der Gesellschaft naturforschen-
der Freunde zu Berlin. Bd. III. S. 104. — Annalen der Societät für
die gesammte Mineralogie. Jena 1802. Bd. I. S. 155. — Hufeland's
Journal der prakt. Heilkunde. Bd. VII. St. 3. S. 30. Bd. XVI. St. 4.
S. 153. Bd. XX. St. 3. S. 116.
8G4
G. H. Ebhardt, Geschichte und Beschreibung der Stadt Wies-
baden. Giefsen 1817.
J. E. Wetzler, Gesundbr. und Heilb. II. Th. S. 445. — Zu-
sätze und Verbesserungen. S. 64.
Hufelan d's Uehersicht. Viert. Aufl. S. 135.
— — Journal der prakt. Heilkunde. Bd. VII. St 2. S. 64. — ;
Bd. XIV. St. 2, S. 98. — Bd. XXIX. St. 4. S. 5. — Bd. XXXV.
St. 6. S. 44. — Bd. LI. St. 6. S. 112. — Bd. LIII. St. 1. S. 124.
St. 5. S. 61. 129. — 1824 Supplementheft S. 101. 129.
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Kastner's Archiv für die gesummte Naturkunde. Bd. XIII.
Heft 4. S. 401-464. Bd. XIV. Heft 1. S. 66. Bd. XVIII. Heft 4.
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Stifft a. a. 0. S. 375. 438. 572.
Guide through Wiesbaden and its environs for english visitors.
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Heyfelder a. a. 0. S. 86. H9i
Richter in: Medizinische Zeitung. Herausgegeben von dem Ver-
ein für Heilkunde in Preufsen. 1834. Nr. 24. S. 112. — 1S35. Nr. 46.
S. 211. — 1839. S. 31.
Guide de l'ötranger aux eaux de Wiesbaden, Schwalbach et
Sclilangcnbad et dans leurs environs. Wiesbaden 1835.
G. H. Richter, Wiesbaden nebst seinen Heilquellen und Um-
gebungen. Berlin 183S.
— — Wiesbaden als heilsamer Aufenthaltsort für Schwache
und Kranke aus dem Norden Enropa"s, und als Kurort für jede Jah-
reszeit, mit besonderer Bezugnahme auf die Zulässigkeit des Gebrauchs
von Winterkuren. Elberfeld 1839.
A. II. Peez, Wiesbaden als Wintcraufenthalt für Brustkranke
und Schwächliche. 1839.
v. Gräfe und Kali seh a. a. 0. Jahrg. II. 1837. S. 306. 393. —
Jahrg.
865
Jahrg. III. 183S. S. S5. 193. — Jahrg. IV. 1839. Abth. 2. S. 175. 275.
296/310. — Jahrg. V. 1840. S. 3. 5. 17.
Edw. Lee a. a. 0. S. 15.
Kastner in: Hufeland u. 0 sann's Journ. der prakt. Heilk.
Bd. XCII. St. 2. S. 69.
Es gehören hierher ferner :
Die Schwefelquelle zu Weilbach, dicht bei dem Dorfe
dieses Nameus in einer fruchtreichen Ebene, zwischen dem südlichen
Abfall des Taunus und dem Mayn, anderthalb Stunden von Hochheim,
drei von Mainz , vier von Wiesbaden , fünf von Frankfurt entfernt.
Wegen ihres starken Schwefelgeruchs früher unter dem Namen des
„Faulborn" bekannt, schon 1786 von Amburger untersucht und
beschrieben , erfreut sich diese M.quelle eines ausgebreiteten Rufes
und ist wegen ihrer Wirksamkeit von C r 6 v e besonders empfohlen
worden.
Früher waren die Kurgäste genöthigt, entfernt von der Quelle,
in Weilbach oder Wickert zu wohnen, seit 1838 jedoch ist unmittel-
bar an der Quelle ein gut ausgestattetes Kur- und Wohnhaus mit
den erforderlichen, früher ganz fehlenden, Einrichtungen zu Bädern
errichtet. Die Zahl der Kurgäste betrug
1829
.
80.
1830
,
71.
1831
#
108.
1832
92.
1833
,
91.
1834
159.
1835
172.
1836
,
166.
1837
196.
1838
210.
1839
.
1000.
buuesverhä
tnissen u
»d A*
Tirkun»;en s
der Klasse der kalten alkalisch - salinischen Schwefelquellen. Gefafst
in einer marmornen aufrecht stehenden, fünf Fufs hohen, oben ge-
schlossenen Urne, aus welcher sich das Wasser in vier Röhren in
ein marmornes Becken ergiefst, ist sie seit 1832 mit einem geschmack-
vollen Pavillon umgeben. Das Wasser ist krystallkell, ins Blaugrün-
liche spielend, von einem starken Schwefelgeruch, einem schwefeli-
gen, laugenhaft-bitterlichen Geschmack, und bildet, der Einwirkung
der atmosphärischen Luft anhaltend ausgesetzt, einen gelblich - grün-
lichen Niederschlag; seine Temperatur, welche früher auf 15° R. an-
gegeben wurde, beträgt nach Kastner (1839) im Bassin 10,1° R.,
im frisch gefangenen Strahl 11,03° R. , seine Durchsichtigkeit 0,875,
sein spec. Gewicht 1.0009, seine WTassermenge nach Cr6ve in 24
II. Theil. I i i
866
Stunden 2,649,888 Kub. Zoll. Nach Amburgers Untersuchung wurde
das Schwefelwasser von Creve im J. 1810 und von Jung (Apothe-
ker in Hochheim) zu wiederholten Malen (1830—1835) analysirt.
Hieraus ergab sich, dafs die Temperatur des Wassers zwar gesunken,
dasselbe aber an festen ßestandtheilen gewonnen hat. — Sechzehn
Unzen AVasser enthalten :
nach Creve (1810) : nach J u
Schwefelsaures Natron
Chlornatrium
Chlortalcium
Kohlensaures Natron
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensauren Strontiau
Kieselerde .
Schwefelharz
1,125 Gr.
0,937 -
4,500 —
1,250 —
2,125 —
0,375
ng (1830 August):
0,900 Gr.
3,250 —
0,550 —
4,625 —
1,600 —
5,450 —
Spuren
0,375 —
10,312 Gr.
16,750 Gr.
Kohlensaures Gas
4,0 Kub. Z.
4,90 Kub. Z.
Scbwefelwasserstoffgas
. 9,0 -
1,72 —
13,0 Kub. Z.
6,62 Kub. Z.
nach J
u n g (1834 Mai) : nac
h Jung (1835 März)::
Schwefelsaures Natron
0,9990 Gr. .
. • 0,8540 Gr.
Chlornatrium .
4,6410 —
5,1195 —
Chlortalcium .
2,0080 —
2,2315 —
Kohlensaures Natron
9,7390 —
. 11,2855 —
Kohlensaure Talkerde
4,4750 —
4,4740 —
Kohlensaure Kalkerde
5,3250 —
5,5625 —
Kohlensauren Strontian
0,0075 —
0,0835 —
Kieselerde
0,6875 —
. 0,9375 —
30,5480 Gr.
27,8820 Gr.
Kohlensaures Gas .
5,636 Kub. Z.
5,636 Kub. Z.
Schwefelwasserstoffgas
2,053 —
2,053 —
7,689 Kub.Z.
7,689 K üb. Z.
Dagegen sind nach Kastner' s neuester Analyse (1839) in sech-
zehn Unzen Wasser enthalten :
Doppelt kohlensaures Natron .
Doppelt kohlensaure Talkerde
Doppelt kohlensaure Kalkerde .
Doppelt kohlensauren Strontian
Schwefelsaures Natron
I'hosphorsaurc Kalkerdc .
7,1710 Gr.
2,7400 —
2,4132 —
0,0453 —
0,3590 —
Spuren
12,7285 Gr.
867
Schwefehvasserstoffgas . , 2,949 Kub. Z.
Kohlensaures Gas . . . 5,800 —
Stickgas 0,005 —
8,754 Kub.Z.
In seinen Wirkungen denen der alkalisch -salinischen Schwefel-
quellen zu vergleichen (vgl. Th. I. S. 243-246. Zweit. Aufl. S. 257),
wird das M.wasser zu Weilbach vorzugsweise als Getränk benutzt.
Man läfst täglich 3 bis 6 Becher allein oder mit Milch trinken. Die
Zahl der jährlich versendeten Krüge, welche sich noch im J. 1829
auf 60,000 Krüge belief, ist gegenwärtig auf 110,000 Krüge angewach-
sen. Seit der Errichtung der dazu erforderlichen Gebäude und Ein-
richtungen wird jetzt das Wasser auch häufiger als Bad benutzt.
Empfohlen wird dasselbe von Cr6ve, Metteruich, Thile-
nius und Andern namentlich in folgenden Krankheiten: bei chroni-
schen Krankheiten der Respirationsorgane , der Lungen und der
Schleimhaut der Luftwege, — bei langwierigen Blennorrhöen, hart-
näckiger Heiserkeit, veralteten Brustkatarrhen, Schleimasthma, selbst
bei anfangender Hals- und Lungenschwindsucht. — Sehr empfehleus-
werth ist dasselbe Brustkranken als Nachkur nach dem Gebrauch
von Ems, oder wenn die genannten Beschwerden von rheumatisch-
gichtischen oder psorischen Ursachen entstanden, oder durch anomale
Hämorrhoiden, oder Stockungen im Uterinsysteme bedingt werden. —
So behutsam M.wasser überhaupt bei chronischen Brustleiden anzu-
wenden sind und leicht nachtheilig wirken können, so pflegt doch
dieses, allein oder mit Milch getrunken, selbst von sehr reizbaren
Subjecten gut vertragen zu werden. — Man rühmt es ferner bei Ver-
schleimungen, Stockungen im Leber- und Pfortadersystem, Ansamm-
lungen von Schleim und Säure, verbunden mit Trägheit des Stuhl-
gangs , Hämorrhoidalbeschwerden , — Stockungen im Uterinsystem
durch atonische Schwäche bedingt, Verschleimungen, Schleimflüssen, un-
regelmäfsiger Menstruation, Amenorrhoe, Suppression der monatlichen
Reinigung, — Krankheiten der Urinwerkzeuge, namentlich Blasen-
krämpfen, Blennorrhöen oder anomalen Hämorrhoiden, Griesbeschwer-
den, — chronischeu Metallvergiftungen durch Blei, Quecksilber, Arse-
nik. Wenn auch weniger durchdringend und reizend als die alkalisch-
salinischen Schwefeltbermen , wie z. E. Warmbrunn , welche gegen
diese Krankheiten vorzugsweise gepriesen werden, reiht sich ihnen
dasselbe in seinen Wirkungen doch passend an , — namentlich bei
hartnäckigen rheumatischen und gichtischen Leiden, — chronischen
Hautausschlägen, — Flechten, krätzartigen Exanthemen, — degene-
rirten venerischen Uebeln.
Zur besonderen Benutzung des mit dem Wasser verbundenen
Hydrothiongases schlägt Kästner vor, das Gas (Hydrothiongas
sammt kohlensaurem Gase) mittelst stark überfirnifster eisenblechener
Trichter aufzufangen und durch ähnlich gearbeitete Röhren in den
hohlen Fufs eines — in Mitten des Zimmers festzustellenden — Ti-
sches zu leiten, dessen Hohlraum sich bis zu der, oben der Gröfse
Iii2
868
des Fufsdurclimessers entsprechend, feindurchlöcherten Tischplatte
erstrecke, um auf diese AVeise die Atmosphäre des Zimmers mit ei-
ner beliebigen Menge dieses Gases zu schwängern.
J. A. Amburger's Versuche mit dem Schwefel-nasser bei Weil-
bach ohuweit Maj uz. Mayuz 1780.
J. A. Am burger in: Bai dinge r's N. Magazin. Bd. VIII. St. 6.
A. F. Mette mich, vom Schaden der Brechmittel in der Lun-
gensucht. Maynz 1792. S. 70.
Crßve's Beschreibung des Gesundbrunnens zu Weilbach im
Herzogthum Nassau. Wifsbaden 1S10.
E. Wetz ler, über Gesundbr. und Heilb. Bd. II. S. 480. — Zu-
sätze und Verbesserungen. Mainz 1822. S. 89.
Nachrichten von dem Weilbacher Schwefelwasser, dessen Be-
staudtheilen und Heilkräften. Wiesbaden 1822.
Hufeland 's Journal der prakt. Heilk. Bd. LIII. St. 5. S. 132
_ Bd. LVIII. St. 5. S. 38. — 1824 Supplemcntheft S 129.
"Fabricius in: Hufeland und Osann's Journal der prakt.
Heilkunde. Bd. LX1II. St. 3. S. 75.
Stifft, geognostische Beschreibung. S. 441. 557.
Jung in: Geiger' s Magazin. Märzheft 1831. S. 253.
v. Gräfe u. Kaiisch a.a.O. H. Jahrg. 1837. S. 367. III Jahrg.
1838. S. 127. 182. IV. Jahrg. 1839. Abth. 2. S. 217. V. Jahrg. 1840.
S. 88.
Memoire medical abrßge sur les eaux sulfurenses de Weilbach.
Par F. C. A. Fabricius et par R. J. H. L. J. Chr. Thileuius.
Mayence et Baris 1S39.
Kästner in: H ufeland u. Osann's Journ der prakt. Heilk.
Bd. XCII. St. 2. S. 88.
Die M. quellen zu Soden, einem freundlichen Dorfe im Amte
Höchst, anmuthig am Fufse des Dachberges, 437 Fufs über dem Meere
gelegen, gegen die Ebene des Mainthaies gewendet, durch Höhen ge-
gen rauhe Winde geschützt, eine Stunde von Höchst, drei von Hom-
burg, fünf von Mainz entfernt, mit Frankfurt, Mainz, Wiesbaden
und Dannstadt durch gute Strafsen verbunden.
Seinen Namen und seine Entstehung verdankt das Dorf wahr-
scheinlich den reichen, bei demselben beiindlichen Kochsalzquelleu.
Die Nachrichten über die M.quellen zu Soden gehen nicht über das
fünfzehnte Jahrhundert hinaus. Im Jahre 1400 ertheiltc Kaiser Si-
gismund in einer eigenen Urkunde der Stadt Frankfurt ein Privi-
legium über die M quellen, gleichwohl gedenkt Ta b cm am on taiiu s
derselben nicht. Erst im Anfang des vorigen Jahrhunderts fing man
an die M. quellen als Heilquellen nach Verdienst zu würdigen und zu
untersuchen. Die neuesten Monographien sind von Küs ter, Schwe ins- |
berg und Stiebet. — Als Kurort erfreut sich Soden jetzt eines zahl-
reichen Zuspruchs. — Im Jahr 1830 zählte man hier 365, — im Jahr
1837 : 800, — im J. 1838 : 745 Kurgäste.
869
Soden liegt an der Gränze zwischen der Erhebung des Taunus
und des breiten Beckens des Mainthaies, dessen tertiäre Schichten und
Alluvialgebilde sich hier unmittelbar an die Schiefergesteine des er-
stem anlegen. Gegen Nordosten besteht der Burgberg und das Ter-
rain des Wilhelmsbrunneus aus blauem Thonschiefer , in welchem
dünne Zwischenlagen von dichtem, sehr weifsem Quarze sich häutig
finden. Mit steiler Neigung gegen Nordwesten streichen seine
Schichten von NNO. nach SSW. in derselben Richtung, in welcher
auch die M.quellen vorkommet); dagegen hudet sich an der südwest-
lichen Seite, wo der Sauer-, Wiesen-, und Soolbrunnen entspringen,
und am Dachberge grüner Chloritschiefer mit cingemengten Quarz-
körnern. — Zunächst auf dem festen Gestein treten hier fast überall
Lager von Torf auf.
Die jüngste Formation in S. ist Kalktuff, der an mehreren Stellen
gefunden wird und dessen Bildung aus dem Niederschlag und Absätze
der kalkhaltigen Bestandteile des M.wassers noch fortdauert.
Folgende M-quellen werden unterschieden;
I. Der Milchbrunnen, — seine Temperatur beträgt 19° R.,
sein spec. Gewicht 1,00335, seine Wassermenge 12 Maafs in einer
Minute.
IF. Der Winklersbrunnen, — seine Temperatur beträgt
15,75° R., sein spec. Gewicht 1,00742, seine Wassermenge 4 Maafs
in einer Minute.
III. Der Warmbrunnen, neu gefafst, — von 18° R. Tempe-
ratur, — sein spec. Gewicht ist 1,00323, seine Wassermenge 12 — 15
Maafs in einer Minute.
IV. Der Soolbrunnen, liegt in einem Kanäle, — hat die
Temperatur von 16,5° R. , sein spec. Gewicht beträgt 1,01244, seine
Wassermenge 10,5 Maafs in einer Minute.
V. Der Sauer b r unnen, neu gefafst, — seine Temperatur be-
trägt 9,75° R., sein spec. Gewicht 1,00753, seine Wassermenge 2,75
Maafs in einer Minute.
VI. «f. Der Wilhelmsbrunnen, neu gefafst, — zeigt die Tem-
peratur von 15" R., — sein spec. Gewicht ist 1,01118, seine Wasser-
menge 1,333 Maafs in einer Minute.
b. Der Schwefelbrunnen, neu gefafst, — seine Temperatur
beträgt 13,75° R., sein spec. Gewicht 1,00778, seine Wassermenge 6
Maafs in einer Minute.
c. Der Trinkbrunnen, neu gefafst, — hat die Temperatur
von 10° R. , — sein spec. Gewicht ist 1,01292, seine Wassermenge
2,5 Maafs in einer Minute.
d. Der Schwenkbrunnen giebt 7 Maafs Wasser in einer
Minute.
VII. Der Major, — seine Temperatur beträgt 14° R., sein
apec. Gewicht 1,01410.
870
VIII. Das Bohrloch, — ist unbenutzt, giebt 0,8 Maafs Was-
ser in einer Minute.
IX. Die Quelle des Dr. Pfefferkorn, — hat die Temperatur
von 9° R. und giebt 1,5 Maafs Wasser in einer Minute.
X. Die Seh langen badquelle, — zeigt die Temperatur von
15,5° und giebt 3 Maafs Wasser in einer Minute.
XI. — XVII. sind noch nicht näher benannt und werden nicht
benutzt
XVIII. Der Wiesenbrunnen, neu gefafst, — seiue Tempe-
ratur beträgt 12° R., seine Wassermenge 2,5 Maafs in einer Minute.
XIX. Die Champagnerquelle, neu gefafst, — hat die Tem-
peratur von 12,5° R., — ihre Wassermenge 6 Maafs in einer Minute.
Mit Ausnahme der etwas weiter zurückliegenden Quelle Nr. XVI.
liegen sämmtliche M. quellen Sodens innerhalb einer vom Burgberge
sich gegen SSW. mit der in dem Wilhelmsbruunen beobachteten Rich-
tung der Gebirgsschichten parallel ziehenden Fläche von etwa 400 F.
Breite und 2400 F. Länge, ausserhalb deren sich weder Ausflüsse von
mineralischem Wasser noch Gasausströmungen finden.
Die salzreichereu Quellen No. VII., VI., XVIII. und IV. liegen
fast in der Mitte dieser Fläche, während die weniger salzhaltigen sich
mehr von derselben entfernen, und die Quellen Nr. I., II., III., X.
und XI , welche bei dem geringsten Salzgehalt dennoch eine höhere
Temperatur haben, ebenfalls in einer dem Hauptzuge parallelen Rich-
tung an der Südseite desselben an einander gereiht sind.
Das M.wasser ist von einem mehr oder minder salzigen, eisen-
haften Geschmacke, stark perlend , und von einem nur schwachen
Geruch nach Schwefelwasserstoffgas.
Chemisch wurden im vorigen Jahrhundert die M.quellen zu So-
den von Gladbach, 1829 von Schweinsberg, 1S3S von Jung,
und 1839 von Lieb ig untersucht. Nach Schweinsberg enthalten
in sechzehn Unzen:
1. Der Milchbrun. : 2. Der Winklersbrun. :
Chloruatriuin . .
Chlorkalium
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaure Talkcrde
Schwefelsaure Kalkerde
Kohlensaures Eisenoxydul
Kieselerde ....
Thonerde ....
Humussaure Verbindungen
Kohlensaures Mungnuoxydul
Brom
Kohlensaures Gas
17,687 Gr. .
. 40,611 Gr.
0,168 —
0,407 —
2,739 -
5,068 —
1,374 —
3,S47 —
0,199 —
0,322 —
0,161 —
0,253 —
0,168 —
0,629 -
0,017 —
0.029 —
unbestimmt
unbestimmt
•
Spuren
Spuren
. .
22,513 Gr.
51,166 Gr.
13,624 Kub. Z.
18,569 Kub. Z.
871
3. Der Warmbrun. : 4. Der Soolbrun. :
Chlornatrium
. 25,589 —
. 109,900 —
Chlorkalium . »
0,238 —
1,075 —
Kohlensaure Kalkerde
3,682 —
6,397 —
Kohlensaure Talkerde
1,843 —
1,359 —
Schwefelsaure Kalkerde
0,268 —
0,653 —
Kohlensaures Eisenoxydul
0,199 —
0,215 —
Kieselerde ....
0,153 —
0,184 —
Thonerde .
0,023 —
0,026 —
Humussaure Verbindungen
unbestimmte Menge
unbestimmte Menge
Brom . . .
Spuren ,
Spuren
31,995 Gr.
119,809 Gr.
Kohlensaures Gas
14,929 Kub. Z.
5,783 Kub. Z.
5.
Der Sauerbrunnen :
6. Der Major:
Chlornatrium
51,939 Gr.
. 94,087 Gr.
Chlorkalium
0,506 —
0,791 ~
Kohlensaure Kalkerde
3,770 —
9,016 —
Kohlensaure Talkerde
0,683 —
0,936 —
Schwefelsaure Kalkerde
0,207 —
0,660 —
Kohlensaures Eisenoxydul ,
0,153 —
0,336 —
Kieselerde .
0,138 —
0,207 —
Thonerde
0,020 —
0,041 —
Humussaure Verbindungen
unbestimmt =
unbestimmt
Brom
Spuren
Kohlensaures Manganoxydul
Spuren
57,416 Gr.
106,074 Gr.
Kohlensaures Gas
15,183 Kub.Z.
15,843 Kub. Z.
Nach Liebig's Untersuchung enthält in sechzehn Unzen;
Chlornatrium .
Chlorkalium
Schwefelsaure Kalkerde
Kohlensaure Kalkerde .
Kohlensaure Talkerde .
Kohlensaures Eisenoxydul
Thonerde
Kieselerde
DerTrinkbruu. oder
die Quelle Nr. VI. c:
. 112,2542 Gr.
0,8424 —
0,8425 —
9,7059 —
1,8693 —
0,2876 —
0,0392 —
0,3018 —
126,1429 Gr.
100 Grammen des Wassers enthalten :
Kohlensaures Gas bei
Der Wilhelmsbrun. oder
die Quelle Nr. VI.«.:
104,1016 Gr.
2,5305 —
0,9830 —
8,3865 —
1,2879 —
0,3032 —
0,0591 —
0,3018 —
117,9536 Gr.
28" Bar.
106,838 Cub. Cent. 143,383 Cub.Cent.
872
Der Wiesenbruu. oder Der Schwefeibrun. oder
die Quelle Nr.XVIH.:
Chlornatrium . . . 94,5514 Gr.
Chlorkalium . . . 2,0421 —
Schwefelsaure Kalkerde 0,8294 —
Kohlensaure Kalkerde . 8,3705 —
Kohlensaure Talkerde . 1,4246 —
Kohlensaures Eisenoxydul 0,2168 —
Thonerde . . . 0,0392 —
Kieselerde . . . 0,3148 —
107,7888 Gr.
100 Grammen des Wassers enthalten :
die Quelle Nr. VI. b.:
77,3621 Gr
2,6004 —
0,6082 —
7,1938 —
1,2004 —
0,2168 —
0,0392 —
0,2158 —
89,4367 Gr.
Kohlensaures Gas bei
28" Bar.
126,809 Cub. Cent. 118,002 Cub.Cent.
Die Champagnerquelle
oder die Quelle Nr. XIX.
nach Li e big;
Chlornatrium . . . 50,1301 Gr.
Chlorkalium . . . 0,63S2 —
Bromnatrium
Schwefelsaure Talkerde 0,2903 —
Schwefelsauren Kalk . 0,1853 —
Kohlensauren Kalk . . 4,9995 —
Kohlensaure Talkerde . 3,1690 —
Doppeltkohlensaure Talkerde
Kohlensaures Eisenoxj'dul 0,1541 —
Thonerde . . . 0,0228 —
Kieselerde . . . 0,1830 —
Brom .... Spuren
Der Soolbrun. oder
die Quelle Nr. IV.
nach Jung:
114,4062 Gr.
3,5270 —
0,0414 —
0,7616 —
8,6316 —
0,4060 —
0,2944 —
0,6096 —
0,8828 —
0,5000 —
Kohlensaures Gas
59,7723 Gr. 130,0606 Gr.
50,5 Kub. Z. 6,235 Gr.
Mit Ausnahme der von festeu Bestandtlieileii fast ganz freien
Quelle Nr. X. findet bei sämmtlichen M. quellen von S. eine cigen-
thümliche und reichhaltige Bildung von Niederschlag statt, der sich
an den Wänden der Brunnen und in den Ablaufkanälen als gelbe
gallertartige, flockig-faserige Masse anlegt und der Sitz zahlreicher In-
fusorien ist.
Schweinsberg fand iu 1000 Theilcii des Ochcrs der Winklers-
quelle :
Kohlensauren Kalk
Kohlensaure Talkerde
Kieselerde
Thonerde
136,5
10,5
14,5
5,0
873
Eisenoxyd mit Spuren von Manganoxyd 681,0
Gebirgsart und Sandkörner . . 145,5
Kohlige Theile 3,5
996,5
Die M.quellen zu S. gehören zu der Klasse der lauen Kochsalz-
quellen und wirken diesen analog (vergl. Tb. I. S. 263—266. Zweit.
Aufl. S. 279.), modificirt durch ihren gröfseren oder geringeren Ge-
halt an Chlornatrium, kohlensaurem Eisenoxydul und Kohlensäure, —
und man bedient sich daher nach Umständen der schwächeren oder
stärkeren M.quellen als Getränk und zu Wasserbädern.
Gleich ähnlichen kochsalzhaltigen M.quelleu haben sie sich na-
mentlich sehr hilfreich erwiesen: hei chronischen ßrustleiden , Ver-
schleimungen, ßlenuorrhöen, anfangender Phthisis laryngea, Erschlaf-
fung und Erweiterung der Bronchien , Varicosität der Lungen durch
Hämorrhoidalcongestionen , wo man mit den Quellen Nr. IV. und III.
anfangen und erst später zu andern an Kohlensäure reicheren über-
gehen läfst, — Unterleibskrankheiten, Plethora abdominalis, Polycho-
lie, Anschwellungen der Leber oder Milz, des Pankreas, Erschlaf-
fung des Darmkanals, Verschleimung, Infarcten, wobei man mit klei-
nen Gahen der Quelle Nr. XIX. anfangen und sie später mit den
Quellen V. und XVIII. vertauscht, — Nieren- und Blasenleiden, harn-
saurem Gries, wogegen sich besonders die Quellen V. und XIX. be-
währt haben , — Krankheiten des Genitalsystems , Unfruchtbar-
keit, Fluor albus, Pruritus der Genitalien und des Orificium ani, —
Leiden des Blutsystems, Hypertrophie des Blutes, Häniorrhoidalbe-
schwerden, Chlorosis, wogegen besonders die Quellen IV., V. und VI.
sich bewährt haben, — Drüsenanschwellungen, Scropheln, chronischen
Hautausschlägen, Rheumatismen, Wassersucht, Gicht. — Endlich dürfte
S. als Vorbereitung zu dem späteren Gebrauche von anderen M.quel-
len in vielen Fällen vorzüglich geeiguet erscheinen.
Neue Untersuchung des nun wieder aufgesuchten Soder Gesund-
brunnens von Joh. Beruh. Gladbach. Frankfurth 1701.
Wahrhafftige Nachricht von dem Halt und denen heilsamen Wir-
kungen des Soder Milch -Brunnens und Bades, auffgesetzet von eini-
nigen unparteiischen Medicis. 1725.
Joan. Phil. Burggravii comment. de aere, aquis et locis
urbis Francofortanae ad Moen. Francof. 1751. §. 39.
v. Moser, die Reichsfreiheit der Dörfer Sulzbach und Soden.
1753.
Römer, Frankfurth. Jahrbuch. Bd. VIII. Nr. 35. 36. 37. — Bd.
IX. Nr. 6. — Bd. XI. Nr. 5. 10. u. 14.
Teutschland geogn, geolog. dargestellt von Keferstcin. Th. II.
St. 3. S. 503.
Soden und seine Heilquellen, nebst einem Anhange üb. die Heil-
quellen von Kronberg, von F. Küster. Hadamar 1820.
874
Untersuchung der M. quellen zu Soden von J. Lieb ig. Wiesba-
den 1830.
Soden und seine Heilquellen von H. Seh weiusberg. Gotha
1831.
Stifft, geognostische Beschreibung. S. 364. 543.
v. Gräfe und Kaiisch a. a. 0. Jahrg. II. 1837. S. 390. Jahrg.
III. 1838. S. 177. Jahrg. IV. 1839. Abth. 2. S. 299. Jahrg. V. 1840.
S. 117.
Stiebel, über die grüne Oscillatorie in den Sodener Heilquel-
len in : Museuni Senkenbergianum. Bd. III. S. 81.
Soden und seine Heilquellen von Dr. S. F. Stiebel. Frankfurt
1840.
Die M. quellen von Kr onthal. Eine Viertelstunde von dem J
Städtchen Kronberg in einem freundlichen , gegen rauhe Winde sehr
geschützten, Wiesenthal am Fufse des 2449 F. hohen Altkönigs, 512
Fufs über dem Meere, entspringen mehrere M.quellen, von denen die
eine unter dem Namen des Kronberger Sauerbrunnens schon früher
bekannt und benutzt wurde. Neuerdings ist hier, unmittelbar an den
Quellen, unter Aufsicht des Hrn. Dr. Küster, eine wohl eingerich-
tete Brunnen- und Badeanstalt, mit sehr guten Vorrichtungen zu
Wasser-, Douche-, Tropf-, Gas- und Dampfbädern errichtet worden,
die den Namen Krouthal erhalten und sich bereits eines nicht un-
bedeutenden Zuspruchs von Kurgästen zu erfreuen hat. Man zählte
hier im J. 1836 : 200, — im J. 1837 : 200, — im J. 1838 : 240, —
im J. 1839 : 200 Kurgäste. — Seit dem J. 1839 ist hier auch eine
Anstalt zur Bereitung guter Molken und frisch ausgeprefster Kräu-
tersäfte errichtet worden.
Unter den M.quellen sind besonders hervorzuheben :
1. Die Trink- oder Stahlquelle, stark perlend, farblos, voll-
kommen klar und hell, von einem prickelnden Geruch nach Kohlen-
säure, einem angenehm säuerlichen, prickelnden, salzig eisenhaften
Geschmack; die Temperatur beträgt 11° 11., das spec. Gewicht 1,006.
2. Die Wilhelms- oder Salzquelle, wenige Schritte von
der vorigen entfernt und wie diese Eigeuthum des Hrn. Dr. Küster,
vtird vorzüglich zu Bädern benutzt. Ihr Wasser ist in einer fort-
währenden Aufwallung begriffen, klar, von einem prickelnden Geruch,
einem prickelnden, salzigen , später etwas cisenhaft zusammenziehen-
den Geschmack; die Temperatur beträgt 13° K., das spec. Ge-
wicht 1,110.
3. Der alte Sauerbor u, Eigenthum der Stadt Kronberg, —
kommt in seinen physikalischen Eigenschaften der Stahlqucllc am
nächsten.
Chemisch analysirt wurden diese M.quellen 1821 von Meyer,
1831 von Junir. In sechzehn Unzen Wasser enthält:
Die Trink- oder Stahlquelle
nach Meyer:
Schwefelsaures Natron
Chlornatrium
Chlortalcium
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaures Eisenoxydul
Thonerde
Kieselerde .
1.568 Gr.
27,740 —
0,427 —
6,840 —
0,760 —
0,665 —
38,000 Gr.
Kohlensaures Gas in 100 K.Z. 128,0 Kub. Z.
2. Die Wilhelms- oder Salzquelle
nach Meyer:
Schwefelsaures Natron . 0,6000 Gr.
Chlornatrium . . . 27,7112 —
Chlortalcium
Kohlensaure Talkerde . 0,1125 —
Kohlensaure Kalkerde . 6,6750 —
Kohlensaures Eisenoxydul 0,2500 —
Thonerde
Kieselerde . . . 0,4500 —
35,7987 Gr.
Kohlensaures Gas in 100 K.Z. 106,0 Kub. Z.
3. Der Sauerbrunnen nach Meyer:
875
nach Jung:
0,638 Gr.
17,574 —
1,921 —
0,606 —
3,640 —
0,613 —
0,100 —
0,640 —
25,732. Gr. "
125,0 Kub. Z.
nach Jung:
0,867 Gr.
27,303 —
3,833 —
0,945 —
5,400 —
0,215 —
0,050 —
0,625 —
39,238 Gr.
111,0 Kub. Z.
Schwefelsaures Natron
Chlornatrium
Kohlensaures Natron
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaures Eisen .
Kieselerde .
0,0937 Gr.
17,7187 —
0,0937 —
5,5781 —
0,0937 —
0,0937 —
0,0468 —
23,7184 Gr.
Kohlensaures Gas in 100 Kub.Z. 88,0 Kub. Z.
Bei ihrem Rcichthum an Chlornatrium und kohlensaurem Gas,
wirkt die Stahlquelle trotz ihres beträchtlichen Gehaltes au Eisen,
getrunken, weniger tonisirend und erhitzend als ähnliche, an Chlor-
salzen Aveniger reiche M.quellen, wie z. E. Schwalbach, und eignet
sich daher sehr, allein oder in Verbindung mit Molken, als Nachkur
in allen den Fällen, in welchen nicht blofs Stärkung, sondern zugleich
auch mäfsiüre Bethätisruna; der Se- und Excretionen erfordert wird.
876
Küster empfiehlt sie namentlich bei allgemeiner Schwäche und |
chronischen Nervenleiden, Hj'sterie, nervöser Hypochondrie, krampf-
haften Leiden, — Krankheiten des Uterins3rstems von Schwäche,
Anomalieeu der Menstruation, Chlorose, Fluor albus , — chronischen
Leiden der Respirationsorgane, hartnäckigen Verschleimungen , Blen-
norrhöen, Schleimasthma, — Verschleimungen des Magens und Darm- |
kanals, Durchfällen.
Sehr erhöht wird die innere Benutzung der M.quelle durch den
gleichzeitigen Gebrauch von Wasserbädern, Douche und die Anwen-
dung des kohlensauren Gases, — letztere wird namentlich gerühmt
bei Schwerhörigkeit und Taubheit.
Günther. Andern, commcnt. p. 147,
Th. Tabernämontanus a. a. 0. Th. I. Kap. 69. S. 414.
G. Esc heu reut er ä. a. 0. S. 72.
Soden und seine Heilquellen von F. Küster. S. 75.
Küster's kurze Nachrichten über die M.quellen bei Kronberg.
Frankfurt 1826.
S'tifft, geognostische Beschreibung. S. 357 — 359. 544.
v. Gräfe und Kaiisch a. a. 0. Jahrg. II. 1837. S. 379. Jahrg.
III. 1838. S. 135. Jahrg. IV. 1839. Abth. 2. S. 222. Jahrg. V. 1840.
S. 154.
Die M. quellen von Neuenhain oder Neuenheim, nur
eine halbe Viertelstunde südlich von Neueuliain, eine Viertelstunde
nordlich von Sodeu und eine halbe Stunde westlich von Kronthal,
entspringen aus einem kalkig-cbloritischen Scliiefergebirge der älteren
Gebirgsformation. — Mau unterscheidet drei M.quellen, die seit dem
J. 1833 gefafst, die Temperatur von S,5° R. und die spec. Schwere
von 1,002, 1,005 und 1,001 haben. — Das Wasser derselben ist
frisch geschöpft vollkommen hell und klar, bildet aber, längere Zeit
der atmosphärischen Luft ausgesetzt, einen och erartigen Niederschlag,
perlt stark, ist von angenehm erfrischendem Geschmack und verur-
sacht von dein ausströmenden kohlensauren Gase ein prickelndes
Gefühl in der Nase.
Nach der chemischen Analyse von Jung im J. 1834 enthält in
sechzehn Unzen Wasser :
1. Die Hauptquelle:
Schwefelsaure Kalkerde . . 0,0876 Gr.
Chlornatrium .... 2,1035 —
Chlorkalium .... 6,0287 —
Doppelt kohlensaure Talkerde 0,1200 —
Kieselerde 0,7075 —
Kohlensaures Kisenoxydul . 0,6996 —
Thonerde 0,0412 —
Kohlensaure Kalkerde . . 2,2500 —
877
Einfach kohlensaure Talkerde
Humus . .
Kohlensaures Gas
0,4546 Gr.
Spuren
"6,5927 Gr.
25,718 Kuh. Z.
2. Die Nebenquelle 3. Die Ncbenquellc
Schwefelsaure Kalkerde
Cliloruatrium .
Chlorkalium
Doppelt kohlens. Talkerde
Kieselerde
Kohlensaures Eisenoxydul
Thonerde
Kohlensaure Kalkerde
Einfach kohlens. Talkerde
Humus . . . .
Kohlensaures Gas
Nr. 1.
0,0571 Gr.
2,S438 —
0,0480 —
0,3200 -
0,8125 —
0,7981 —
0,0475 —
2,6875 —
0,7517 -
Spuren
8,3662 Gr.
31,747 Kub. Z.
Nr. 2.
0,0863 Gr.
1,9756 —
0,02S7 —
0,0216 —
0,7900 —
0,6757 —
0,0312 —
1,9062 —
0,4167 —
Spuren
5,9320 Gr.
23,860 Kub. Z.
Brom und Jod wurde durch die chemische Analyse nicht er-
mittelt.
Journal für prakt. Chemie, von Erdmann und Schweigger-
Seidel. 1835. Bd. IV. St. 2. S. 89 ff.
Der Grindbrunnen bei F rank für t a. M., eiue kalte, un-
fern Frankfurt entspringende Schwefelquelle, welche ihren Namen
von ihrer guten Wirkung gegen chronische Hautausschläge erhielt.
Das M.wasser ist opalisirend , von einem etwas salzigen Geschmack,
einem hepatischen Geruch, bildet der Einwirkung der Luft ausge-
setzt, einen weifsen Niederschlag; sein spec. Gewicht beträgt 1,004.
Analysirt wurde es früher von Burggraf, neuerdings von Metten-
heim er. Nach Metten heimer enthalten sechzehn Unzen:
Chlornatrium
Kohlensaures Natron
Chlortalcium
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaures Eisenoxydul
Kieselerde und Verlust
. 14,768 Gr.
2,481 —
2,158 —
1,384 —
1,036 —
0,046 —3
0,092 —
21,965 Gr.
eine geringe Menge.
Schwefelwasserstoffgas
Nonne rühmt es gegen chrouische Hautausschläge, Verschlei-
mungen und Schlcimflüsse, Stockungen im Unterleibe, Merkurialkrank-
heiten, Gicht und Rheumatismen.
878
G. C. Spr ingsf eld, itcr medicum ad thermas Aguisgranenses
et fontes Spadanos. 1748. p. 4.
Seip, neue Beschreibung d. Pyrmontischen Stahlbrunnen, cap. IV.
§. 34.
Nonne, Darstellung der Heilkräfte der schwefelhaltigen M.q.,
genannt Grindbrünnchen, bei Frankfurt a. M. Frankfurt 1818.
E. Wetzler, über Gesundbrunnen u. Heilbäder. Th. II. S. 489.
— Zusätze und Verbesserungen. S. 89.
W. Mettenheimer in: Geiger's Mag. für Pharm. Bd. XVII.
S. 67.
2. Heilquellen der nördlichen Verzweigungen
des Taunus.
1. Die mit Recht so berühmte Heilquelle zu Selters
entspringt in dem anmuthigen Thale der Embsbach, in
dem sogenannten Camberger Grunde bei dem Dorfe Nie-
derselters, 445 Fufs über dem Meere, dicht an der grofsen
von Limburg nach Frankfurt führenden Strafse, von Lim-
burg zwei, von Frankfurt fünf Meilen entfernt. Den Brun-
nen umgeben die nöthigcn Magazin- und Oekonomäegebäude,
die Versendung des Wassers wird theils durch die dicht
an dem Brunnen vorübergehende Strafse, theils durch die
mir wenige Meilen von Niederselters entfernte Lahn sehr
vereinfacht und erleichtert.
Schon vor dem fünfzehnten Jahrhundert scheint man die Mine-
ralquelle zu Selters gekannt, aber vergessen, und erst im Anfange
des sechzehnten Jahrhunderts wieder von neuem angewendet, und
seit dieser Zeit benutzt zu haben. Die ältesten bestimmten Nachrich-
ten über diesen Brunnen giebt T abern am o n t anu s vom J. 1581,
welcher ihn „einen sebr grofsen und schönen, herrlichen, fein lustig
in die Runde eingefafsten und oben zugewölbten Sauerbrunnen" nennt.
Um die Kenntnifs und Würdigung der ausgezeichneten Heilkräfte
dieser M. quelle erwarb sicli in der ersten Hälfte des achtzehnten
Jahrhunderts der berühmte F. Ho ff mann grofse Verdienste durch
seine in verschiedenen Ausgaben und Formen erschienene Monogra-
phie; von den neueren Schriften über die Wirkung und medicinische
Benutzung des Selterserwassers sind vorzüglich zu erwähnen die von
H u f e 1 a n d , W e tz 1 e r und F e n n e r v o u F ennebe r g.
Die aus einem eisenhaltigen Thönlager entspringende
>I. quelle ist gut gefafst und giebt in einer Stunde 60,000
879
Kub. Z. Das Wasser derselben perlt stark, ist krystall-
hell, von einem angenehmen säuerlich - salzigen , etwas
stechenden Geschmack, und setzt, anhaltend der Einwir-
kung der Luft ausgesetzt, einen gelblichen Niederschlag
ab; seine Durchsichtigkeit beträgt nach Kastner 0,960,
seine Temperatur 13,5° R. , sein specifisches Gewicht
1,0037.
Die festen Bestandtheile des M wassers bilden eine innige Mi-
schung, Ein Ganzes, — nur das in sehr geringer Menge in demsel-
ben enthaltene Eisen wird leicht niedergeschlagen, fehlt daher auch
dem versendeten gänzlich. Das kohlensaure Gas ist fest an das Was-
ser gebunden und hierin ist wohl der Grund zu suchen , dafs das
Selterserwasser in mit Sorgfalt gefüllten und gut verkorkten Krügen
zwar immer eine nicht unbeträchtliche Menge seines kohlensauren
Gases verliert, aber dennoch sich gut und lauge hält, weit zur See
versendet werden, ja selbst ohne Nachtheil die Linie passiren kann.
Chemisch analysirt wurde das S.wasser früher von
T. Bergmann, Westrumb, — neuerdings von G. Bi-
schof, Westrumb, Döbereiner, Struve u. Kast-
ner. Sechzehn Unzen enthalten:
]
aach Westrumb:
nach G. Bischof:
Chlornatrium
. 17,978 Gr. .
. 16,2855 Gr.
Kohlensaures Natron
. 17,636 —
. 15,4093 —
Schwefelsaures Natron
.- 0,898 —
0,5653 —
Phosphorsaures Natron
.
0,7233 —
Kohlensaure Kalkerde
2,590 —
1,8672 —
Kohlensaure Talkerde
1,591 —
1,5953 —
Kieselerde
0,227 —
0,2892 —
Kohlensaur. Eisenoxydul
nebst
Thonerde u. Manganoxydul
0,1542 —
Eisenoxydul
0,136 —
. .
41,056 Gr.
36,9293 Gr.
Kohlensaures Gas .
26,4533 Kub.Z.
15,5714 Kub.Z.
Nach Döbereiner's Bestimmung enthalten sechzehn
Unzen Selterserwasser:
Chlornatrium
. 17,41.
Kohlensaures Natron .
7,97.
Kalkerde ....
2,51.
Talkcrde ....
1,04.
28,93,
880
Struve fand in sechzehn Unzen Wasser an trocknen Salzen
Schwefelsaures Kali . . . 0,3973 Gr.
Chlorkalium .... 0,3581 —
Chlornatrium .... 17,2923 —
Basisch-phosphorsaure Kalkerde 0,0010 —
ßasisch-phosphorsaure Thonerde 0,0027 —
Fluorcalcium .... 0,0018 —
Kohlensaures Natron . . 6,1552 —
Kohlensaures Lithion . . Spuren
Kohlensaure Talkerde . . 1,3780 —
Kohlensaure Kalkerde . . 2,1872 —
Kohlensauren Stroutian . . 0,0192 —
Kohlensauren Baryt . . 0,0016 —
Kohlensaures Manganoxydul . Spuren
Kohlensaures Eisenoyydul nicht herechuet
Kieselerde 0,3024 —
28,0968 Gr.
Nach Kastner1 s neuester Analyse vom J. 1839 sind in sech-
zehn Unzen Wasser enthalten;
Doppelt kohlensaures Natron . 9,7741000 Gr.
Doppelt kohlensaures Lithion . 0,0004053 —
Doppelt kohlensauren Strontian 0,0079100 —
Doppelt kohlensaure Kalkerde 2,6678000 —
Doppelt kohlensaure Talkerde 2,5586000 —
Doppelt kohlensaures Eisenoxydul 0,1088200 —
Doppelt kohlensauresManganoxydul 0,0031800 —
Schwefelsaures Natron
Phosphorsaures Natron
Phosphorsaures Lithion
Phosphorsaure Kalkerde
Phosphorsaure Thonerde
Kieselerde .
Fluorcalcium
Chlornatrium
Chlorkalium,
Bromnatrium
Kohlensaures Gas
Stickgas .
Oxygen .
0,2615000 —
0,2775000 —
0,0001000 —
0,0003500 —
0,0001500 —
0,2500000 —
0,0016000 —
17,2285500 —
0,2890000 -
0,0001500 —
33,4287153 Gr.
30,0100 Kuh. Z.
0,02S5 —
0,0046 —
30,0431 Kub. Z.
An der Quelle seihst wird das M.wasser von Kurgästen nur we-
nig gebraucht, obschon sich vorzüglich für Brustkranke von dem Gc
brauch des Wassers an der Quelle viel erwarten liefse.
Bei
/
Bei der grofsen Ergiebigkeit dieser Quelle werden jährlich über
eine Million, in manchem Jahr anderthalb Millionen Krüge gefüllt und
nicht blofs in alle Theile Europas, sondern, da sie den Seetransport
gut vertragen , auch nach anderen Erdtheilen versendet. In einem
Tage werden zuweilen an 12— 1S000 Krüge gefüllt, verpicht und zu
Versendungen verpackt. Fünf und zwanzig Personen, und oft mehr,
sind in den zur Füllung der Krüge bestimmten Stundeu unablässig
damit beschäftiget. In einem Jahre werden oft von den zu Versen-
dungen bestimmten Krügen einige fünfzig tausend als untauglich be-
funden, — bei dem Verkorken, Verpiehen und Verpacken gegen 2500
Kisten, 1500 Pfund Bindfaden, 26000 Stück Leder, 25000 Pfund Pech
und 30 Klafter Holz zum Schmelzen des Pechs verbraucht! —
Der ungemeine Absatz des Selterserwassers , eine ergiebige und
unversiegbare Quelle von Gewinn für die Herzogl. Nass. Regierung,
hat Veranlassung gegeben, theils künstlich nachgebildetes Selterser-
wasser, theils M.wasser von ähnlichen Säuerlingen, als achtes Selter-
serwasser in aufgekauften alten Selterkrügen zu verkaufen. Um sich
gegen diesen Betrug hinlänglich zu sichern, wird einer Bekanntma-
chung des Herz. Nass. M.wasser- Verschleifskomptoirs zufolge , jetzt
den Korken auf der dem Wasser zugekehrten Seite das Zeichen
„Nassau Selters1' eingebrannt, und darauf noch besonders aufmerksam
gemacht, dafs bei dem ächten Selterserwasser die Jahreszahl auf der
Verkappung mit den Worten „Selters Nassau" angegeben ist. —
In Bezug auf seine Wirkung ist das an der Quelle getrunkene
Selterserwasser von dem versendeten wohl zu unterscheiden. Das
f erstere, welches reicher an kohlensaurem Gase und eisenhaltig ist,
wirkt ungleich belebender, reizender und erregender als das versen-
dete. Das künstlich von Struve, und absichtlich noch stärker nach-
gebildete , ist mehr dem an der Quelle geschöpften , als dem versen-
deten Selterserwasser zu vergleichen, und wirkt deshalb auf reizbare,
zu Congestionen und Bluthusten geneigte Subjecte erregender, erhit-
zender und dadurch oft unvorteilhafter als der versendete natürliche
Selterserbrunnen , verdient aber deshalb auch in allen den Fällen
von vorwaltender torpider Schwäche, wo eine reizendere Einwirkung
und eine stärkere Bethätigung der Ab- und Aussonderungen erfordert
ijwird, vor jenem den Vorzug.
Getrunken wirkt das versendete natürliche S.wasser
gelind, reizend auf alle Se- und Excretionen, gelind abfüh-
rend, aber weniger als ähnliche Säuerlinge, dagegen sehr
diuretisch, speeifik auf die Schleimhäute, das Drüsen- und
Lymphsystem , die Resorption befördernd, auflösend, —
anhaltend gebraucht, ohne den Magen zu schwächen, oder
sonst anzugreifen, höchst durchdringend, und ist in dieser
Beziehung von ausgezeichneter Wirksamkeit in hartnäcki-
II. Theil. K k k
882
gen Leiden, und zugleich auch in manchen chronischen
fieberhaften Krankheiten mit Nutzen zu gebrauchen.
Man trinkt es täglich zu einer halben bis ganzen Fla-
sche, allein, oder nach Umständen mit Eselinnenmilch,
Ziegenmilch , ausgepreisten Kräutersäften , oder ähnlichen
Zusätzen.
Angezeigt ist der Gebrauch desselben in allen den
Krankheiten, in welchen alkalisch -muriatäsche Säuerlinge
indicirt sind, (yergl. Th. I. S. 272—275. Zweite Aufl.
S. 288 — 292.) TorzugsAveise in folgenden Krankheiten :
1 . Chronischen Krankheiten der Lungen und der Schleim-
haut der Luftwege, — Verschleimungen , hartnäckigem
Husten, vernachlässigten Brustkatarrhen, Asthma pituito-
sum, Heiserkeit, Lungen- und Halsschwändsucht, nament-
lich wenn sie von scrophulösen Ursachen entstanden, und
einen floriden, subinflammatoiischen Karakter besitzt.
2. Inveterirten Krankheiten der Urinwerkzeuge, Bla-
senkatarrhen, Blasenhämorrhoiden, — Stein- und Griesbe-
schwerden. Gegen letztere rühmen einige noch einen
künstlichen Zusatz von kohlensaurem Natron.
3. Verscliiehnungen und Stockungen in den Organen
der Digestion leichter Art, — Stockungen in der Leber
und in dem Pfortadersystem, Hämorrhoidalleiden.
4. Wassersüchtigen Beschwerden.
5. Chronischen Krankheiten des Utcrinsystcins, Sto-
ckungen, Anomalieen der Menstruation.
C. Fieberhaften Krankheiten, vorzüglich wenn das Ce-
fäfssystem nicht sehr aufgeregt und überhaupt nicht leicht
erregbar ist, und die Fieber selbst die Form der Febris
gastrica, putrida oder lenta besitzen.
Selbst in Entzündungen haben einige das Selterserwasser empfoh-
len, indefs doch nur in »lein zweiten Stadium derselben, wenn durch
kräftige Antiphlogistica der sthenische Karakter der Krankheit gebroj
chen worden, zur Beförderung der Krisen, oder wenn es nicht voll-
kommen gelang, durch Bethätigung der se- und exceruirenden Organa
die besorglichen Folgen einer unvollkommen zerthciltcn Entzündung
883
zu beseitigen. Zu diesem Zweck ist das S.wasser besonders bei
Entzündungen der Lungen, der Bronchien, der Leber und Blase
empfohlen worden.
Noch hat man endlich das S.wasser empfohlen als prophylakti-
sches Mittel zur Verhütung bedeutender chronischer Krankheiten bei
beginnenden Stockungen, leichten Störungen der freien Circulation
im Unterleibe.
Endlich rühmt Kästner das Selterserwasser zum Mundausspüh-
len zur Verbesserung von übelriechendem Athem und zur Erhaltung
der Zähne.
Th. Tabernämontanus a. a. 0. Th. I. Kap. 25. S. 283.
G. W. Mogen's Beschreibung des Nieder-Selters Brunnen. Cas-
sel 1612. — Leipzig 1724.
J. D. Horst, Bericht ron dem Niederselterschen Sauerbrunnen.
Darmstadt 1682. — Frankfurt 1725. — Leipzig 1729.
M. B. Valentini, Erinnerungen von dem Gebrauch der Sauer-
brunnen. Giefsen 1685.
Unterricht vom Gebrauch des Selterserwassers. Breslau 1720.
J. S. Hahn's Untersuchung des Selterserwassers. Berlin 1720.
J. S. Hochheim er, vom Selterserwasser. Leipzig 1725 — 1726.
Analyse des eaux du Bas-Selters. Par F. Hoffmann. trad. de
FAlIemand.
F. Hoffmann's gründlicher Bericht vom Selterbrunncn, dessen
Gehalt, Wirkung und Kraft. Halle 1727. — Leipzig 1732. — Coblenz
1737. — 1748. — 1766.
— — Consult. et respons. Cent. II. et III. Tom. II, Cas. 139.
554. Cas. 144. p. 573.
— — Medic. consultat. T. VII. Dec. V. cas. 7.
Co hausen in: Act. phys. med. N. C. Vol. X. cas. 88.
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P. T. Leveling, analyse des eaux du Bas-Selters. Nancy 1738.
J. Kiliani diss. iuaug. med. de aqua Selteraua, vulgo Selter-
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Selterbrunnenbericht , von dessen Gebrauch, Kraft und Wirkung.
Prenzlau 1754.
Brock elsby, experim. concerning the Solution and virtues of the
Selterwaters. London 1768. — übers, von Sil chm aller. 1772. —
Bemerkungen der Gesellsch. v. Aerzten von London. Bd. VII. S. 22.
Ch. F. Reufs, Untersuchung und Nachricht von des berühmten
Seizerwasser Bestandtheilen, Wirkungen und richtigem Gebrauch.
Leipzig 1775. — 1781.
T. Bergmann, opuscul. physäca et chemica. Holmiae 1779.
Fol. 1. §. 14.
F. Xav. Barth, diss. de aqua Selterana, Spadana et Pyrmon-«
|:ana. Vieunae 1782.
Schlözer's Briefwechsel. Th. VIII. Heft 43. Nr. 4.
Venel in: Memoires de Math, et de Phys. present. ä TAcad.
loyale des sciences. T. IV. p. 55.
Kkk2
884
Ritter, Denkwürdigkeiten der Stadt Wiesbaden. Mainz 1800.
Tb. I. S. 303.
Beschreibung von Selters. Dein Herrn D. F. Wurzer zur Prü-
fung vorgelegt von J. F. Westrumb. Marburg 1813.
C. W. Hu fei and Uebersicbt. S. 185. Viert. Aufl. S. 173.
E. Wetzler, über Gesundbr. im Unter-Mainkreise. S. 65.
Döbereiner, über ehem. Constitution der M.wasser. Jena 1821.
S. 15. 16.
Nachrichten von dem Selterser Wasser, dessen Bestandtheilen
und Heilkräften. Wiesbaden 1822. — 1834.
G. Bischof, vulk. M.q. S. 79-125.
Kästners Archiv. Bd. V. S. 179. - Bd. VII. S. 481. — Bd. XVI.
S. 305.
D. H- Fenn er von Fenneberg, Selters und seine Heilkräfte.
Darmstadt 1824.
Hufeland und 0 sann's Journal der prakt. Heilk. 1824 Supple-
mentheft S. 143.
Stifft, geogn. Beschreibung. S. 15. 316. 558.
J. P. Beaude in: Journal des connaiss. med. 1834. Avril.
Chevallie r in : Journal de chemie m^dicale. 1834. Fevrier.
Vetter, über den Gebrauch uud die Wirkungen künstlicher undi
natürlicher Mineralbrunnen. Berlin 1835.
Vetter in: Hufeland"s Journ. d. prakt. Heilk. Bd. LXXXV.
St. 3. S. 103.
Vetter, Handbuch der Heilqucllenlehre. Tb. II. S. 275 ff.
Edw. Lee a. a. O. S. 161.
Kastner in: Hufe 1 and und O sann's Journal der prakt.
Heilk. Bd. XC1I. St. 2. S. 91.
Die M.qjielle zu Niederselters. Wiesbaden.
2. Die Th.quellen %u Ems an der Lahn, dicktt
bei dem Dorfe Ems, von Coblenz zwei, von Scliwalbach
sechs Meilen, von Nassau eine gute Stunde entfernt, mit
den genannten Orten durch gute Chausseen verbunden.
Die Lage von Ems, 291 Fnfs über dem Meere, istl
sehr angenehm. Das Thal, durch Avelchcs sich die Lahn
mahlerisch windet und anderthalb Stunden von Ems in den
Rhein ergiefst, trägt nicht den colossalen Karakter des
Rhcinthales, — die Mehrzahl seiner Berge sind mit dem
frischen Grün von Laubwald bekleidet, die steileren Hö-
hen zum Theil zwar nackt, an ihrem Fufse indefs häufig
mit Gärten und Weinreben bedeckt.
So reizend die Ufer der Lahn im Allgemeinen sind, so verdient
doch in Bezug auf die nächsten Umgebungen dieses Kurorts bemerkt
885
zu werden, dafs Ems einem öftern und schnellen Wechsel der Tem-
peratur unterworfen, und einem bedeutenden Luftzug ausgesetzt ist,
und wegen der Enge des Thaies auf Personen, welche in einer we-
niger durch Höhen beschränkten Gegend zu leben gewohnt sind und
vielleicht gleichzeitig an der Brust leiden, bei einem längeren Aufent-
halte, oft beengend wirken kann. Dem früher fühlbaren und gerügten
Mangel an Spaziergängen hat man durch Anlagen auf dem linken Ufer
der Lahn abzuhelfen gesucht; — lobenswerth ist die Veranstaltung,
dafs eine beträchtliche Menge von berittenen Eseln immer bereit ste-
hen, um von Führern begleitet, Kurgäste mit Leichtigkeit und nach
Gefallen entweder auf die nahen Höhen oder nach entfernteren Punk-
ten des reizenden Lahn- oder Rheinthaies zu tragen, — nach der
Bäderlei, Dausenau, Fachbach , Linderbach , Nievern, der Kemmenau,
der Silberhütte , — oder nach Nassau, den Ruinen von Nassau und
Stein, den Stammschlössern von zwei, in der Geschichte der Frei-
heitskriege berühmten Geschlechtern, — den Ruinen des reizend ge-
legenen Klosters Arnstein, des Schlosses Langenau, nach ßraubach,
Marxburg oder nach dem einladenden Koblenz und Ehrenbrcitstein
mit den Riesenwerken seiner Festung.
Die Berge bei Ems bestehen aus Uebergangsgebirge, Thou- und
Grauwackenschiefer, führen Blei-, Silber- und Kupferhaltige Erze.
Als Heerd der Th. quellen betrachtet man die Bäderlei, — einen stei-
len aus Thonschiefergeschieben zusammengesetzten Berg, an dessen
Fufs die Mehrzahl der Th. quellen entspringen.
Der eigentliche Kurort ,,Bad Ems," zum Unterschied
von dem dicht dabei gelegenen, jetzt mit demselben fast
verbundenen Dorfe „Ems," so genannt, besteht aus eini-
gen neunzig, meist geschmackvoll gebauten Häusern, wel-
che zur Aufnahme der Kurgäste bestimmt, auf dem rech-
ten schmalen Ufer der Lahn, längs dem Flusse erbaut
sind. Das gröfste und wichtigste von allen ist das Kur-
haus, eine Vereinigung des ehemaligen Hessendarmstäd^
tischen und Nassau-Oranischen Badehauses oder Schlos-
ses, Eigenthum der Regierung, welches ausser zahlreichen
Badekabinetten und Apparaten zu Douchebädern viele
Wohnungen für Kurgäste enthält. — Nächst dem Kur-
hause giebt es noch zwei Privathäuser, in welchen sich
ausser Wohnungen für Kurgäste auch Bäder finden, das
steinerne Haus, welches neuerdings mit dem Kurhause
verbunden wurde, und die vier Thürme. — Ausser die-
sen besitzt Ems noch das Armen b ad, in welchem Ar-
menkranke ohne Unterschied des Vaterlandes und der
886
Religion, unentgeltlich aufgenommen , ärztlich behandelt!
und verpflegt werden. — Seit dem J. 1839 besitzt Emsj
auch einen neuen sehr geschmackvollen Kursaal, welcher;
durch eine bedeckte Colonnade mit dem alten Kurhaus!
verbunden ist, — wodurch, so wie durch die Errichtung!
einer Wandelbahn und einer Wasserleitung zur Bestrei-i
tung eines guten Trinkwassers, einem längst gefühlten Be-
dürfuifs abgeholfen ist.
Die Bäder zu Ems gehören zu deu ältesten in Teutschland, und;
haben besonders seit den letzten fünfzehn Jahren sich eines sehr
zahlreichen Zuspruchs und jährlich zunehmenden Rufes zu erfreuen
gehabt. — In der Nähe von Ems finden sich noch Spuren von altem
Römischen Castellen. Ems wurde sonst aufgeführt unter dem Namen:
„Emps, Empst, Eimetz, Hembesse" Die älteste archivarische Urkunde] j
von Ems ist vom Jahr 1173, welcher zufolge Ruprecht IL, genannt
der Streitbare, Graf von Nassau, schon im Jahr 1158 wegen der Em-
ser Bergwerke mit Hillin, Erzbischof zu Trier, in Fehde lag. Die
erste Nachricht von dem Bade Ems fällt in das Jahr 1355, in wel-i
chem Wilhelm, Erzbischof von Kölln, den Grafen Johann von
Nassau mit dem Dorfe Ems, mit Gerichten, Leuten, Weingärten,
Fortwehr der Mühlen und „warmen Bad bei EimetzV) belehnt. Im J.
1557 gelangte das Haus Hessen zum Mitbesitz von Ems; im J. 1570
wurde das Hessendarmstädtische Kurhaus vom Landgraf Wilhelm IV.
erbaut, im Anfang des siebzehnten Jahrhunderts das Nassau- Orani-
sche, — seit 1806 ist Nassau im alleinigen Besitz von Ems.
Von den Aerzten, welche sich besonders um die zweckmäfsige
Benutzung der Th. quellen zu Ems verdient gemacht, nenne ich Thi-
leuius, Hufeland, Wetzler, Kreyssigund Diel, — dem
Nestor der Aerzte zu Ems, dessen Monographie die Resultate einer
fünfzigjährigen Erfahrung der Wirkungen der Bäder zu Ems umfafst,
— von neueren Schriften die von J. v. Droste, Hüls hoff, Vog-
ler, Franque und Döring.
Die Zahl der Ems besuchenden Kurgäste hat sich in
den letzten Decennien sehr vermehrt; gleichwohl gehört Ems i
mehr zu den stillen Kurorten, da es an öffentlichen ge-
räuschvollen Vergnügungsorten mangelt und die Mehrzahl
der Kurgäste in der Regel sehr leidend ist.
Die Zahl der Ems besuchenden Kurgäste betrug:
Im J. 1825 .... 150«.
— — 1826 .... 1601.
— — ls-_>7 . . . . 1536.
— — L828 .... 1501.
Im J. 1829
— — 1830
— — 1831
— — 1832
— — 1833
_. _ 1834
— — 1835
— — 1836
— — 1837
— — 1838
— — 1839
— — 1840
1968.
2413.
2260.
2572.
2940.
3306.
2810.
3078.
3108.
3489.
3950.
4556.
Versendet werden jährlich von der Krähncbenquelle an 100,000
ganze und 20,000 halbe Krüge, — von dem Kesselbrunnen gegen 10,000
ganze und 4000 halbe Krüge.
Von den Badeärzten zu E. nenne ich nur die Hrn. Dr. Franque,
Döring und Vogler.
Alle Th. quellen zu Ems, durch das Verhältnifs ihrer
festen Bestandteile wenig, nur durch ihre höhere oder
mindere Temperatur von einander verschieden (von 19 his
45° R.), gehören zu der Klasse der erdig-alkalischen Ther-
men (vgl. Th. I. S. 249—253. Zweit. Aufl. S. 262). Die
wärmeren haben einen faden laugenhaften, schwach salzi-
gen, am besten mit schwach gesalzener Fleischbrühe zu
vergleichenden, Geschmack, einen schwachen laugenartigen
Geruch, — die kühleren einen weniger faden, schwach
salzigen, etwas stechenden Geschmack. Das Wasser bei-
der ist klar, etwas ins Bläuliche spielend und setzt in den
Kanälen und Röhren, durch welche es warm fliefst, einen
röthlichen, aus Kalkerde und Eisen bestehenden Badestein
ab. An festen Bestandteilen enthält das Th.wasser als
vorwaltend kohlensaures Natron, — nächst diesem kohlen-
saure Talk- und Kalkerde und Chlornatrium ; — an flüch-
tigen kohlensaures Gas und Stickgas , je geringer die
Temperatur des Th.wassers, um so mehr, — je höher,
um so weniger.
Nach Verschiedenheit des Ortes, avo die -Tli. quellen
zu Tage kommen und benutzt werden, zerfallen sie in fol-
gende:
888
1. Die Th. quellen des Kurhauses, (des Lahnbaues, des
Mittelbaues, des neuen Baues und oberen Kurhauses). — Vou Trink-
quellen gehören dahin der K e ss e lbruunen von 38° R. und das
Krähnchen von 26,4° R. nach Kastner. Beide sind gut gefafst,
werden sehr fleifsig getrunken. Neuerlichst wird auch die im Jahre
1839 neugefafste Fürstenquelle von 28,5° R. Temperatur als
Trinkquelle wieder angewandt. — Zu Bädern werden benutzt die Th.-
quellen unter der Küche , bei den Felsenbädern , der Fürstenbäder,
der Wilhelms- und Wappenbrunnen, die Bubenquelle, die Quellen der
Krähnchenbäder, bei dem Rondeel, von dem Mittelbau, im Kanal der
Lahn, in der Mauer, im Keller. — Au sie scbliefsen sich die Th.-
quellen des jetzt mit dem Kurhause verbundenen steinernen
Hauses, dicht an dem Kurhaus, mehrere von 26 — 30° R. , welche
zu Wannen- und Douchebädern auch als Getränk empfohlen werden.
2. Die Th. quellen des Armenbades von 27—30° R., als
Getränk, Wasser- und Douchebäder benutzt.
Hinsichtlich der Temperatur und Wassennenge findet
bei den einzelnen Th.quellen des Kurhauses folgende Ver-
schiedenheit nach Kastner statt:
l.Die Th.q. unter der Küche von 32-38°R. giebtin24St. 1236K.F.
2. — — des Kesselbrunnens 38 — — — — 4356 —
3. — — des Wilhelmsbrunncns 18 — ■. — 72 —
4. — — bei den Felsenbädern 25 —
5. — — bei d. Krähnchenbädern 26 — 30 — — 105 —
6. Die Trinkquelle des Krähnchens 26,4 — — 72 —
7. Die Th.q. des Wappenbrunnens " 24 — — — — 144 —
8. Die kühle Q. bei d. Wappenbrunnen 18—19 — — 72 —
9. Die Th.q. der Fürstenbäder 28—31— — 440 —
10. — Bubenquelle 38 — — 957 —
IL — Th.q. vor dem Mittelbau 36-39 — 139 —
12. — Rondeelquellen 44 — — 2880 —
13. — Th.q. im Canal an der Lahn 35 — — 360 —
14. — — au der Mauer der Lahn 40,5 — — — — 1152 —
15. — — im Keller 25 — — 415 —
16. Die warme Q. im steinernen Hause 30 —
17. Die kühle Quelle daselbst 21 —
18. Die Th.q. des Armenbades 34 —
19. — — des Fi'crdcbades 45 —
20. — — d.Fürstenbrun. (nach J un g) 28,5 —
In Beziehung auf das spec. Gewicht und die Durch-
sichtigkeit der einzelnen Th.quellen findet nach Kastner
folgende Verschiedenheit statt :
889
Specif. Gewicbt. i Durchsichtigkeit.
1. Die Th.q. unter der Küche = 1,0035 = 0,979
2. — — des Kesselbruuuens = 1,0031 = 0,986
3. _ _ des Wilhelmbrunnens = 1,00345 = 0,981
4. — — bei den Felsenbädern = 1,0033 = 0,985
5. — — bei denKrähnchenbädern = 1,00345 = 0,981
6. — Trinkquelle des Krähnchens = 1,0032 = 0,980
7. — Th.queüe des Wappenbrunnens = 1,0035 = 0,979
8. — kühle Q. bei d. WTappenbrunnen = 1,0033 = 0,985
9. — Th.quellen der Fürsteubäder = 1,0034 = 0,984
10. — Bubenquelle = 1,0031 = 0,987
11. — Th.quellen vor dem Mittelbau = 1,0033 = 0,989
12. _ -. des Rondeels = 1,0033 = 0,985
13. — Th.q. im Kanal an der Lahn = 1,0035 = 0,979
14. _ _ an der Mauer der Lahn = 1,0033 = 0,989
15. — — im Keller = 1,0034 = 0,984
16. — warme Q. im steinernen Hause ■=■ 1,0033 = 0,9S5
17. — kühle Quelle daselbst = 1,0030 = 0,989
18. — Th.q. des Armenbades = 1,0031 = 0,980
19. _ _ des Pferdebades = 1,0030 = 0,675
20. — — des Fürstenbrunneus
(nach Jung) = 1,0042
In der Gegend von Ems entwickeln sich in der Lahn an mehreren
Stellen fortdauernd Gasblasen , am häufigsten und constantesten in
der Gegend des sogenannten Pferdebades. Sie beweisen das Vorhan-
densein von Th.quellen in der Lahn , und erklären zugleich die hö-
here Temperatur des Flufswassers der Lahn an solchen Stellen,
welche an einigen 23° 11. und mehr beträgt. Die Fassung der Pfer-
debadsquellen bestätigt diese Vermuthung und dürfte in der Folge
Veranlassung geben, andere Stellen in der Lahn, in welchen eine
reiche Entwickelung von Gas statt findet, zu gedeckten warmen Flufs-
bädern zu benutzen.
Hinsichtlich ihrer Mischungsverhältnisse unterscheiden
sich die einzelnen Th.quellen nur durch Verschiedenheit
des quantitativen Verhältnisses ihrer Bestandtheile. Im
Jahr 1781 wurden sie von Cartheuser untersucht, neuer-
dings von Kastner, Struve, Trommsdorff und
Jung. In sechzehn Unzen enthalten:
1. Der Kesselbrunnen 2. Das Krahnchen
nach Kastner: nach Struve:
Kohlensaures Natron , 20,0000 Gr. . , 9,7118 Gr.
Schwefelsaures Kali ...... 0,5924 —
Kohlensaure Kalkerde . 2,0000 — . . 0,1407 —
Kohlensaures Lithion 0,0167 —
890
Kohlensaure Talkerde . 2,0000 Gr.
Schwefelsaures Natron . 1,0000 —
Chlorcalcium . . . 0,5000 —
Chlortalcium . . . 0,2500 —
Chlornatrium . . . 3,0000 —
Flufssaure Kalkerde .
Basisch-phosphors. Thonerde
Kieselerde
Kohlensauren Baryt ....
Kohlensaures Manganoxydul 0,1250 —
Kohlensauren Strontian
Kohlensaures Eiseaoxydul 0,0625 —
28,9375 Gr.
0,7887 Gr.
0,1213 —
7,7974 —
0,0019 —
0,0018 —
0,4139 —
0,0020 —
0,0037 —
0,0107 —
0,0164 —
19,6194 Gr.
3. Die Th.q. des steinernen Hauses nach Tromms dorff (1S25):
Doppelt kohlensaures Natron
Schwefelsaures Natron
Chlornatrium
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaure Talkerde .
Kieselerde . . . .
Chlorcalcium ^
Humus- oder Extractivstoff )
19,923 Gr.
1,000 —
1,333 —
0,716 —
0,666 —
0,166 —
eine Spur
Kohlensaures Gas .
Nach Jung' s Analyse vom
Unzen Wasser:
Der Kessellminnen
Doppelt kohlensaures Natron 14,7418 Gr.
23,804 Gr.
13,53 Kub.Z.
1838—1839 enthält in sechzehn
Schwefelsaures Natron
Chlormagnium
Chlornatrium
Kohlensaures Lithion .
Kieselerde
Kohlensaures Eisenoxydul mit
Spuren von Manganoxydul
Thonerde ....
Kohlensauren Kalk mit Spuren
von Strontian
Kohlensaure Talkerde .
Kohlensaures Gas
Atmosphärische Luft
Stickgas
0,353S -
0,3318 —
7,0216 —
Spuren
0,3684 —
0.0576 —
0,1184 —
1,4474 —
0,3200 —
De
Fürstenbrunnen:
16,5526 Gr.
0,3678 —
0,5248 —
6,8335 —
Spuren
0,4342 —
0,0195 —
0,0789 —
1,5263 —
0,6206 —
21,7608 Gr.
12,013 Kuh. Z.
2,212 —
0,052 —
26,0582 Gr
13,958 Kub
4,06S —
0,01)3 —
. Z.
15,177 Kuh. Z.
18}089Kub.Z.
891
Das Krähnch
eil :
Doppelt kohlensaures Natron
. 12,6108 Gr.
Schwefelsaures Natron .
0,3981 —
Chlormagnium
0,3758 —
Chlornatrium ....
6,3349 —
Kohlensaures Lithion
Spuren
Kieselerde ....
0,3842 — r
Kohlensaures Eisenoxjdul mit
Sp
uren
von Mangan
0,0096 —
Thonerde ....
0,0526 —
Kohlensauren Kalk mit Spuren
von
Strontian ....
1,4400 —
Kohlensaure Talkerde .
0,4975 —
22,1035 Gr.
Kohlensaures Gas
23,340 Kub.Z.
Atmosphärische Luft
3,100 —
Stickgas ....
t
0,003 —
26,443 Kuh. Z.
Nach Kastner's neuester Analyse (1839—1840) enthalten in
sechzehn Unzen:
1 . Der erste Kurbrunn. 2. Der zweite Kurbrunn.
(Kesselbrunnen) :
Doppelt kohlensaures Natron 20,010000 Gr.
Doppelt kohlensaures Lithion 0,000380 —
Doppelt kohlensaure Kalkerde 1,975000 —
Doppelt kohlensaure Talkerde. 1,198100 —
Doppelt kohlensauren Strontian 0,010608 —
Doppelt kohlens. Eisenox3Tdul 0,035650 —
Doppelt kohlens. Manganoxydul 0,005530 —
Fluorkalium .... Spuren
Fluorcalcium .... 0,002400 —
Chlornatrium .... 7,020000 —
Chlorkalium .... 0,037500 —
Chlorlithium .... Spuren
Chlorcalcium . ... 0,000750 —
Chlortalcium .... Spuren
Kieselerde .... 0,400000 —
Schwefelsaures Kali . . 0,545000 —
Phosphorsaure Thonerde . 0,002150 —
Extractivstoff . . . 0,070000 -
Kohlensaures Gas
Stickgas
31,313068 Gr.
13,450 K. Z.
0,545 —
13,995 K. Z.
(Krähnchen):
17,050000 Gr.
0,020900 —
2,044400 —
1,213000 —
0,010814 —
0,021500 —
0,000405 —
Spuren
0,002100 —
7,780000 —
0,000500 —
0,000100 —
0,000800 —
Spuren
0.220000 —
0,650000 —
0,001100 —
0,150000 —
29,165619 Gr.
18,5000 K. Z.
0,0025 —
18,5025 K. Z.
S92
3. Die Bubenquelle : 4. Die Armeubadquelle :
Doppelt kohlensaures Natron
Doppelt kohlensaures Lithiou
Doppelt kohlensaure Kalkerde
Doppelt kohlensaure Talkerde
Doppelt kohlensauren Stroutian
Doppelt kohlens. Eisenoxydul
Doppelt kohlens. Manganox3'dul
Fluorkalium
Fluorcalcium .
Chlornatrium .
Chlorkalium
Chlorlithium
ChloiTalcium .
Chlortalcium ,
Bromtalcium .
Kieselerde
Schwefelsaures Kali
Phosphorsaure Tlionerde
Extractivstoff .
20,000000 Gr.
0,000630 —
1,846000 —
1,198100 —
0,010608 —
0,017340 —
0,006-220 —
0,000020 —
0,002400 —
7,021000 —
0,037500 —
Spuren
0,0007SO —
Spuren
0,450000 —
0,544000 —
0,002200 —
0,075000 —
Kohlensaures Gas
Stickgas
31,201798 Gr.
13,500 K. Z.
0,055 —
13,555 K.Z.
5. Die Pferdebadquelle:
19,900000 Gr.
0,000630 —
1,853000 —
1,198100 —
0,010608 —
0,028430 —
0,005530 —
Spuren
0,002400 —
7,020000 —
0,037600 —
Spuren
0,000790 —
0,000010 —
0,400000 —
0,545000 —
0,002100 —
0,075000 —
31,079198 Gr.
13,520 K. Z.
0,055 —
13,575 K.Z.
Doppelt kohlensaures Natron 22,0000000 Gr.
Doppelt kohlensaures Lithion . 0,0008860 —
Doppelt kohlensaure Kalkerde 2,0330000 —
Doppelt kohlensaure Talkerde 1,1503910 —
Doppelt kohlensauren Stroutian 0,0109170 —
Doppelt kohlensaures Eisenoxjdul 0,0256600 —
Doppelt kohlensauresManganoxydul 0,0040032 —
Fluorkalium .... Spuren
Fluorcalcium .... 0,0027000 —
Chlornatrium .... 7,0180000 —
Chlorkalium .... 0,3150000 —
Chlorlithium .... Spuren
Chlortalcium .... 0,0007000 —
Bromtalcium .... Spuren
Kieselerde 0,6500000 —
Schwefelsaures Kali . . . 0,5400000 —
Phosphorsaure Thoncrde . . 0,0025500 —
Extracüvstoir .... 0,1050000 —
33,8588072 Gr.
893
Kohlensaures Gas
Stickgas .
14,800 Par. Kub. Z.
0,165 _
14,965 Par. Kub. Z.
Der zimnitfarbene Niederschlag in den Abflufskanälen besteht
nach Jims in 100 Tbeilen aus folgenden Bestaudtheilen :
im
Kesselbrunnen :
im Furstenbrunuen:
Kohlensaurem, schwefelsaurem
Natron und Chlornatrium
0,060 Tb. .
Unlöslichen Thcilen .
0,540 —
0,630 —
Fluorcalcium
Spuren
Spuren
Pbosphorsaurer Thonerde .
0,030 —
0,060 —
Eiseiioxyd ....
1,810 —
4,370 —
Mai)ganox}7d
0,786 —
1,150 —
Kohlensaurem Kalk
93,080 — ( .
. 90,100 Gr.
Kolilcnsaurem Strontian .
0,040 — ' .
0,010 —
Kohlensaurer Talkerde
4,348 —
3,640 —
100,694 Tb. .
. 100,000 Tb.
Der
Aveifsgraue Niederschlag in den Abzugskanälen im Krälinchen aus ;
Kohlensaurem, schwefelsaurem Na-
tron und Chlornatrium
Unlöslichen Theilen .
Fluorcalcium
Phosphorsaurer Thonerde
Eisenoxj'd .
Manganoxyd
Kohlensaurem Kalk
Kohlensaurem Strontian
Kohlensaurer Talkerde
0,060 Tb.
0,540 —
Spuren
0,030 —
1,810 —
0,136 —
93,0S0 —
0,040 —
4,348 —
100,044 Tb.
In Bezug* auf ihre Wirkung1 gilt von den Th. quellen
zu Ems, was bereits über die der erdig - alkalischen Th.-
qu eilen erinnert worden (vgl. Th. I. S. 249. Zweit. Aufl.
S. 263.), nur verdient noch bemerkt zu werden, dafs sie
ganz specifik auf die Schleimhäute der Respirationsorgane,
des Darmkanals und Uterinsystems zu wirken scheinen, —
die Resorption bethätigend, — beruhigend, krampf- und
schmerzstillend auf das Nervensystem, — in zu grofsen
Gaben und zu lange gebraucht, wie alle alkalischen Mi-
neralwasser, auflösend, zersetzend, schwächend.
894
Nach Verschiedenheit der Temperatur finden folgende Modifika-
tionen ihrer Wirkung statt:
1. Der Kesselbrunnen enthält wegen seiner höhern Tem-
peratur weniger freie Kohlensäure, als das Krähnchen, und wird ge-
trunken daher von zu Congestionen geneigten Subjecten besser ver-
tragen, als letzteres. Er wirkt weniger eröffnend, zuweilen selbst
Trägheit des Stuhlgangs veranlassend, dagegen das Gefäfssystem we-
niger erregend, als das Krähnchen, ganz specifik auf die Schleimhaut
der Luftwege, und verdient daher vorzugsweise bei Krankheiten der
Respirationsorgane congestiver oder inflammatorischer Art empfohlen
zu werden.
2. Bas Krähnchen wirkt dagegen schon wegen seines bedeu-
tenden Gehaltes an freier Kohlensäure belebender, reizender, mehr
auf den Magen und Darmkanal auflösend, gelinde eröffnend, Säure
tilgend, sehr diuretisch und stärker auf das Uterinsystem, als der
Kessclbrunuen. Besonders zu empfehlen bei Krankheiten des Unter*
leibes, ist dasselbe bei Brustaffectionen weniger passend und nur dann
anzurathen, wenn Brustbeschwerden sich mehr auf Schwäche torpider
Art gründen.
3. Die Th. quellen in dem steinernen Hause, nach ih-
rer Temperatur zwischen dem Kesselbrunnen und Krähnchen in der
Mitte stehend, auch in Hinsicht ihrer Wirkung als ein Uebergang
zwischen beiden zu betrachten.
4. Die seit 1S39 als Trinkquelle benutzte Fü rs teil q ue 11c,
von dem Kesselbrunnen durch ihre geringere Temperatur, von dem
Krähnchen durch einen etwas geringern Gehalt an kohlensaurem Gas
unterschieden, eignet sich insbesondere für Kranke, welche an bedeu-
tenden congestiven Brustbeschwerden leiden und welchen daher we-
der die höhere Temperatur des Kesselbrunnens, noch das Krähnchen,
wegen seines reicheren Gehalts an kohlensaurem Gas, zusagt.
Benutzt werden die Th. quellen in folgenden Formen:
1. Als Getränk früh nüchtern zu 3—8, auch 10 Bechern, allein
oder vermischt mit Eselinnen- oder Ziegenmilch; — auch Nachmit-
tags wird häufig noch getrunken.
1. In Form von Wasserbauern sehr häufig zur Unterstützung
der Trinkkur.
Nach Verschiedenheit ihrer Temperatur und Wirkung theilt sie
Diel in laue beruhigende (von 23—28° RO, in warme bele-
bende (von 2S— 30° IV.), und in heifse aufregende (30— 33° R.).
Man verordnet täglich ein Bad , verweilt in demselben eine Viertcl-
bi.s drei Viertelstunden und rechnet zu einer ganzen Kur 24—28 Bä-
der; — bei sehr reizbaren Subjccteu ist es oft rathsam, entweder gar
Dicht zu baden oder überhaupt wöchentlich nur ein oder einige Bäder
nehmen zu lassen.
• i. Sehr hiiiiiig werden sie als W as s c rd o u c h e gebraucht,
nicht blois bei gichtisch - rheumatischen Leiden, Neuralgieen, Verhär-
tungen, Geschwülsten und Lähmungen, häufig auch bei Krankhci-
895
ten der Brustorgane und des Uteri nsjstems. Man npplicirt sie 5—20
Minuten lang, auch wohl noch Jünger auf den leidenden Theil, auf
die Vordere Fläche des Thorax, den Hals, den Unterleib die Hais-
und Rückenwirbel.
Bei chronischen Krankheiten des Uteriusystems bedient man sich
der so berühmten, in dem Kurhause befindlichen Bubenquelle in
Form einer Bouche ascendante, deren Strahl man unmittelbar auf
die weiblichen Genitalien einwirken lüfst. Da diese Quelle von einer
sehr hohen Temperatur (38° R .), ihr Strahl ziemlich stark ist, wirkt
sie sehr reizend und ist daher in der Mehrzahl der Fälle gegen die
Mitte der Kur täglich nur einmal und nur wenige Minuten und bei
sehr reizbaren Subjecten mit grofser Vorsicht zu empfehlen.
4. Besonders zu empfehlen sind endlich die Th. quellen in Form
von Klystieren und E i us p rit zu n ge n in die weiblichen Ge-
schlechtstheile.
Die Krankheiten, gegen -welche die Th.quellen von
Ems vorzugsweise empfohlen werden, sind folgende:
1. Krankheiten des Uterinsystems, Unregelmässigkeit
der monatlichen Reinigung, Suppres sinnen , Schleiniflüsse,
Stockungen, Unfruchtbarkeit und viele andere Krankheits-
formen, insofern als nächste Ursache derselben örtliche
Schwäche des Uterinsystems anzusehen ist. Ausser dem
innern Gebrauch und den Wasserbädern werden hier be-
sonders Injectionen oder die Douche ascendante gerühmt.
2. Stockungen und Verschleimungen des Darmkanals.
So vortreffliche Dienste die Th.quellen von Karlsbad bei
hartnäckigen Stockungen leisten , wenn sie auf Schwäche
torpider Art gegründet, mit grofser Trägheit und Atonie
des Darmkanals verbunden sind, so sehr verdienen die
Th.quellen von Ems und namentlich das Krähnchen in al-
len den Fällen von Stockungen und Verschleimungen
empfohlen zu werden, welche -weniger hartnäckig, mit ei-
ner geringern Trägheit des Stuhlgangs verbunden, nicht
den Karakter des Torpor, sondern den des Erethismus
haben, und sich in Form von schmerzhaften anomalen Hä-
morrhoiden, Hamorrhoidalkrämpfen , Krämpfen des Unter-
leibes aussprechen. — Ist gleichzeitig Trägheit des Darm-
kanals vorhanden, so bedarf es ausser dem innern Gebrauch
896
von E. wasser zuweilen noch einer Beiliülfe von eröffnen
den Mitteln, wie z. E. abführender Pillen.
3. Chronische Krankheiten des Nervensystems, deren
Grund in Schwäche mit dem Karakier einer krampfhaft
gesteigerten Sensibilität zu suchen ist.
Sehr passend ist liier die Form der Bäder in Verbindung mit
dem iunern Gebrauch der Quellen, oder eines andern leichten pas-
senden Eisenwassers oder Säuerlings, wie des Geilnauer oder Schwal-
hacher.
Hier ist wohl zu beachten , dafs die Bäder von Emserwasser
nicht zu lange und nicht in zu grofser Zahl gegeben werden dürfen,
damit sie blofs beruhigend und nicht zu angreifend wirken; nach Um-
ständen bedient man sich in solchen Fällen einer Abkochung von
Malz als Zusatz zu den Bädern, — oft ist hier später noch eine stär-
kende Nachkur indicirt. — Bei beginnender Nervenschwindsuchf rühmt
Diel besonders die Bäder zu Ems in Verbindung mit der Douche,
Frictionen und balsamischen Einreibungen in die Wirbelsäule.
4. Als Specificum hat man die Emser Th. quellen, na-
mentlich den Kesselbrunnen und neuerdings die Fürsten-
quelle, und mit Recht bei chronischen Krankheiten der
Respirationsorgane gerühmt, insofern sie sich entweder
auf noch vorhandene chronische Entzündung, fehlerhafte
Schleimabsonderung , subinflammatorische Congestionen,
oder zugleich auch auf erhöhte Sensibilität krampfhafter
Art gründen, — namentlich bei chronischen Entzündungen
des Kehlkopfes und der Bronchien, hartnäckiger Heiser-
keit, fast gänzlicher Sprachlosigkeit, unvollkommen zer-
thcilter Lungenentzündung, Tuberkeln der Lungen, hart-
näckigen Verschlcimungen der Respirationsorganc, invete-
rirten Brustkatarrhen, Brustkrämpfen, endlich anfangender
scrophulöser und pituitöser Lungen- und Halsschwindsucht.
Wie wenig M. quellen werden in solchen Fällen vertragen,
wie viele wirken geradezu hier nachtheilig, vermöge ihres
Gehaltes an Eisen oder ihres zu grofsen Reichthums an
Kohlensäure zu erregend ! —
Bei reizbaren Subjecten läfst man den Kcsselhrunnen mit Eselin-
nen- oder Ziegenmilch trinken , — bei ausgebildetem Zehrfieber und
bestimmt ausgesprochener Eiterschwindsucht ist der Gebrauch des
E.WBBSers ganz zu widerrathen , um durch die auflösende alkalische
Wir-
897
Wirkung desselben nicht schneller das Stadium der Colliquation her-
bei zu führen.
So selten Wasserbäder überhaupt von Brustkranken vertragen
werden, so gut bekommen oft die von Emser Th.wasser, wenn die
Krankheit nicht schon zu weit vorgeschritten ist.
5. Ausser diesen genannten Krankheiten hat man noch
die Th. quellen von Ems empfohlen bei chronischen Krank-
heiten der Haut, Flechten und Geschwüren, — gichtischen
und rheumatischen Leiden, namentlich mit dem Karakter
des Erethismus und ohne bedeutende gichtische Desorga-
nisationen, — bei vorhandener scrophulöser Anlage und
krankhafter Mischung des Blutes, Anlage zur Bleichsucht,
Verschleimung des Blutes, Stockungen desselben im Un-
terleibe und dadurch bedingter Disposition zu Hämorrhoi-
den, Gicht oder Stein. — Ob auch die E. Bäder gegen
Wassersucht anzuratheil sind, wogegen sie Thilenius
mit glücklichem Erfolg angewendet haben will, ist wohl
zu bezweifeln.
Schliefslich bemerke ich nur noch, dafs Subjecten, welche einen
hohen Grad von Erethismus des Nervensystems besitzen, oft die Ver-
bindung der Bäder zu Ems mit denen des, nur wenige Meilen von
Ems entfernten Scblangenbades sehr woklthuend und empfehlenswerth
ist. Man verordnet alsdann entweder vor oder auch nach der Bade-
uir zu Ems acht bis fünfzehn Bäder in Schlangenbad.
G. E seh enreuter a. a. 0. S. 70.
Günther. Andern, comment. p. 70.145.
Th Tabernämontanus a. a. 0. Th. I. Kap. 30. S. 207.
Dr-yandri thermarum Embsensium vova delineatio. 1535.
Günther v. Andernach, Beschreibung vom Emserbade. 1565.
J. D. Horst, Beschreibung der Sauerbrunnen zu Laugenschwal-
tach, Dönningsteiu, wie auch des Emser, Berstader, Brodel u. Wifs-
aden. Frankfurth 1660. — 1669. — 1676.
Ausführliche Beschreibung des vortrefflichen Bades Embs durch
darsilium Weigelium. Frankfurth 1627.
M. Merian, Topographia Hassiae. 1627. p. 22.
J. D. Horst, Embser Badebeschreibung. 1676.
J. Horstii kurzer Bericht vom Embser Bad, dem Wifs- und
)ffenauer-Bad, samt Bericht D. Marsilii Weigelii vom Embser
Jad. Darmbstadt 1683.
J. H. Junken's Emser Bad- und Bruunencur. Frankf. 1700.
P. Wolfarth, thermarum Embsensium delineatio. Cassellae
715. — teutsch 1716.
II. Theil. L 1 1
S98
J. J. Grambs Beschreibung des Embserbades. Frankf. 1732.
B rückmann, vollständige Beschreibung der wannen Brunnen
und Bäder zu Embs. Frankfurt 1772. — 1782.
M. G. Thilenius, vom Mineralwasser zu Embs, Schlangenbad
und Schwalbach in s. med. Chirurg. Bemerkung. 1780. Frankf. Drit-
ter Abschnitt.
Abhandlung vom Emser M.wasser (von F. A. Cartheuser).
Darmstadt 1781.
Brückmann, enarratio choreae St. Vit. et epilepsiae, quae per
fontes medicatos et thermas Embsenses curatae sunt. Francof. 1786.
Description historique ehem. et med. des eaux et des bassins
d'Einbs. DEmbs et Neuwied 1790.
Thilenius in: Hufeland's Journal der prakt. Heilkunde. Bd.
XL1I. St. 5. S. 70-115. St. 6. S. 71—101. — Bd. XLHI. St. 1. S.
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H. C. Thilenius, Ems und seine Heilquellen. Wiesbaden 1816.
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H. Fenn er, Taschenbuch für Gesundbrunnen und Bäder auf das j
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Hufelaud u. Osann's Journal der prakt. Heilk. 1824 Supple-
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L. v. Frorieps Notizen. Bd. V. S. 119. 212.
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Ems und seine Heilquellen, von J. v. D r os te-Ii üls hoff. Mün
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A. Vetter, über den Gebrauch und die Wirkungen künstliche!
und natürlicher M.brunncn. Berlin 1835.
Franque in: v. Gräfe und Kali seh Jahrb. I. Jahrg. 1836
S. 359. — ll. Jahrg. 1837. S. 318. — III. Jahrg. 1838. S. 97. — IV
Jahr^. 1K39. Abth. 2. S. 195. 291. — V. Jahrg. 1840. S. 48. 212.
E. Osiiiin in: Hu fei and und Osann's Journal der prakt
Heilk. 1K37. IM. LXXXIV. St. 5. S. HO.
899
Döring in: Wochenschrift für die gesammte Heilk. , heraus*,
von Casper, Romberg und v. Stosch. Jahrg. 1837. Nr. 2 4.
Alb. Jac. Gust. Döring, Ems mit seinen natürlich -warmen
Heilquellen und Umgebungen. Für Kurgäste und angehende Aerzte
Ems 1838.
Vetter, Handbuch der Heilquellenlehre. Th. IL S. 267.
J. A. Vogler, über den Gebrauch der M. quellen, insbesondere
derer zu Ems. Frankfurt a. M. 1840.
Edw. Lee a. a. 0. S. 52.
Kastner in: Hufeland's Joum. der prakr. Heilk. Bd. XCII
St. 2. S. 78.
3. Die Th. quellen von Schlangenbad, frü-
her Eigentimm des Kurhauses Hessen, jetzt des Herzogs
von Nassau, liegen von Wiesbaden drei Meilen, von
Schwalbach nur eine kleine Stunde entfernt, 897 F. über
dem Meere, friedlich in einem einsamen, rings von wald-
bewachsenen Bergen umschlossenen Thale, in welchem sie
ein freundliches Asyl allen denjenigen darbieten, welche
in einer schönen Natur ruhig der Wiederherstellung ihrer
Gesundheit leben wollen.
Schlangenbad gehört zu den ältesten Bädern Teutschlands. Frü-
her bekannt unter dem Namen des Carlsthaler oder Bärstadter (so
benannt nach dem nahebei liegenden Dorfe Bärstadt), erhielt es spä-
ter den Namen Schlangenbad, von den in diesem Thale sonst häufi-
gen, aber unschädlichen Schlangen. Einer Sage zufolge wurden die
Th. quellen von einem Hirten entdeckt. Im siebzehnten Jahrhundert
soll Dr. Gloxin von Worms (1657) den Besitz der Quellen und des
Gebiets von Schlangenbad um den Preis von zwei Ohm Wormser
Weins auf einige Zeit an sich gebracht haben. Nicht lange nachher
machte jedoch Hessen seine Ansprüche gelteud. Landgraf Moritz
von Hessen liefs die Quellen besser fassen, Landgraf Carl 1694 die
ersten Gebäu'de aufführen, Kurfürst F ranz von Mainz 1701 letztere
durch ein Gebäude vermehren, welches später den Namen des „Nas-
sauer Hofes" erhielt, — und Schlangenbad gewann allmählig einen
immer ausgebreitetem Ruf als Heilquelle.
Schlangenbad besitzt zwei Badeanstalten, den alten und den neuen
Bau, mit Bädern und Wohnzimmern für Kurgäste. — Den zum Theil
gerechten, früher öffentlich ausgesprochenen Klagen über die Mängel
der vorhandenen Einrichtungen, hat die Nassauische Regierung abzu-
helfen versucht, — die Erwärmung der Bäder durch einen Dampfap-
parat verbessert, die Wohnzimmer bequemer und geschmackvoller
eingerichtet und auch für Doucheapparate gesorgt. Zur Aufnahme
von Kurgästen sind in den letzten Jahren sehr geschmackvolle Wohn-
gebäude aufgeführt worden.
L112
900
Die Frequenz der Kurgäste liat sich in den letzten Jahren be-
trächtlich vermehrt.
Im J. 1832 betrug die Zahl der Kurg. 308.
— — 1833 .... 488.
— — 1834 .... 594.
— — 1835 .... 593.
— — 1836 .... 642.
— — 1837 .... 578.
— — 1838 .... 762.
— — 1839 .... 808.
— — 1840 .... 674.
Unter den neuen über die Wirkung und Anwendung der M.quel-
len zu Schlangenbad erschienenen Abhandlungen sind besonders zu
erwähnen die von Hufeland, Wetzler und Fenner von Fen-
ne b e r g.
Die nächsten und entferntem Umgebungen Schlangenbads gewäh-
ren eine willkommene Abwechselung von engeren Waldthäleru und
den romantischen Ufern des Rheins, welche unfern Schlangenbad bei
Bingen und Rüdesheim sich öffnen ; — mau besucht den Niederwald,
die Höhe zwischen Wiesbaden und Schwalbach, — Schlofs Rüdes-
heim und die Kapelle zu Rauhenthal.
Die Berge bei Schlangenbad bestehen aus Thonschiefer.
Das Th.wasser zu Schlangenbad ist geruchlos, von
einem faden, schwach salzigen, laugenhaften Geschmack,
beim Waschen oder Baden ungemein weich, fast fettig
anzufühlen, wirft unbedeutend wenig Luftblasen und giebt
in 24 Stunden 3500 Ohm. Die Durchsichtigkeit der Haupt-
quelle verhält sich = 998 : 1000, die der Wiesenquelle
= 0,770 nach Kastner.
Hinsichtlich der Temperatur und Mischungsverhältnisse
bieten die einzelnen Quellen nur wenig Verschiedenheit
dar. Ihre Temperatur beträgt 21 — 25° R. Nach ihrem
Gehalt gehören sie zu der Klasse der erdig- alkalischen
Th. quellen, schlicfscn sicli zunächst an die von Eins, un-
terscheiden sich aber von letzteren durch ihren geringen
Gehalt an festen Bestandteilen, und zeigen hinsichtlich
ihrer Temperatur und Schwere folgende Verschiedenheit:
1. Der Schachtbrunnen hat dieTemp. von 25,0° R. — 1,00050 spec. Gew.
2. Di<- Th.q. des alten Brunnens — 21—23,5 1,00055 — —
;;. Der Rölirbruniieu . . — '22,0 1,00055 — —
4. Die Th.q. des neuen Brunnens — 22,5—24,5 1,00050—
1,00055 — —
5. DicWicsenq.jcinNatronsäuerl. — 13,0 1,0028 — —
901
An festen und flüchtigen Bestandtheilen enthalten nach
I Kastner's neuester Analyse vom Jahre 1839— 1840 in
sechzehn Unzen :
1. Die Haiiptquelle :
2. Die Wiesenquelu
Doppelt kohlensaures Natron
3,368 Gr. .
.
Doppelt kohlensaures Kali .
. ■ . . .
0,01428 Gr.
Doppelt kohlensaure Kalkerde
1,702 —
3,74950 —
Doppelt kohlensaure Talkerde
1,192 —
0,07170 —
Kohlensaures Eisenoxydul
« g •
Spuren
Chlorcalcium ....
0,005 —
....
Schwefelsaures Kali
. . . .
0,00250 —
Phosphorsauses Kali
0,00030 — *
Phosphorsaure Kalkerde
> „
Spuren
Chlornatrium ....
2,151 —
2,82300 —
Chlorkaliuin . . . s
.
0,00050 —
Kieselerde . . . .
Spuren
0,00200 —
Quellsaure und quellsatzsaure
Thonerde ....
0,16750 —
Extractivstoff ....
Spuren
.
8,418 Gr.
6,93128 Gr.
Kohlensaures Gas
1,8350 Kub. Z.
11,0025 Kub. Z
Stickgas ......
0,0021 —
0,0365 —
Oxygen .....
.
0,0075 —
1,8371 Kub. Z.
1 1,0465 Kub. Z.
Das Th. wasser von Schlangenbad in Form von Bädern
angewendet, ist von besonderer Weichheit und einer eigen-
thümlichen Wirkung auf die äufscre Haut und das Ner-
vensystem, — in Teutschland wenigstens besitzen wir kein
Bad, welches in dieser Hinsicht Schlangenbad gleich käme.
Zunächst wirkt dasselbe auf die äufsere Haut erweichend, bele-
bend, die Thätigkeit derselben verbessernd, verjüngend, — auf das
Nervensystem beruhigend, krampfstillend, die vorhandenen dynami-
schen Mifsverbältnisse ausgleichend, — herabstimmend auf die ge-
steigerte Irritabilität des Gefäfs- und Muskelsystems, — specifik auf
das Uterinsystem auflösend , belebend , — und gewährt den grofsen
Vortheii, dafs auch die reizbarsten Subjecte diese Bäder in der Regel
sehr gut vertragen.
So ausgezeichnet die Wirkungen von Schlangenbad sind, so ist
doch nicht ausser Acht zu lassen, dafs bei sehr chronischen, einge-
wurzelten Leiden die Bäder von Schlangenbad oft nicht ausreichen,
und dafs zur Befestigung der in Schlangenbad gewonnenen Besserung,
als Nachkur noch der Gebrauch passender mehr auflösender, oder
902
mehr stärkender Heilquellen erfordert wird, wie Ems, Schwalbach,
Wiesbaden u. a.
Am häufigsten benutzt man die Th.quellen zu Scblangenbad in
Form von Wasserbädern, und Iäfst die Kranken eine Viertel- bis
ganze Stunde darin verweilen. — In Form von Getränk wird es sel-
tener gebraucht, versendet nur wenig. Landgraf Friedrich von
Hessen, Köuig von Schweden, lief's aus grofser Vorliebe für dieses
Wasser jährlich sich eine beträchtliche Menge desselben nach Stock-
holm senden. — Das versendete Th.wasser wird vorzugsweise als
Waschwasser gebraucht.
Ausserdem benutzt man das Th.wasser noch in Form von
Douche, und den durch Niederschlag der festen Theile sich bildenden
Badeschlamm als Umschlag bei äusseren Schäden (vgl. Th. I. S. 425
Zweit. Aufl. S. 503).
Die Krankheiten, gegen welche man die Bäder von
Scblangenbad vorzugsweise empfiehlt, sind folgende:
1. Chronische Nervenkrankheiten mit dem Karakter
des Erethismus, — krampfhafte Leiden in den verschie-
denartigsten Formen, Neuralgicen, nervöses Köpfweh, Ko-
liken. —
Bei sehr hartnäckigen Leiden ist, als Nachkur von Scblangen-
bad, hier oft der Gebrauch der M.quellen von Ems oder Schwalbach
zu empfehlen.
2. Chronische Krankheiten der Haut. Schon hei sehr
trockner, spröder, lebloser Haut als Schönheitsmittel be-
kannt und berühmt, wird Schlangenbad mit gleich günsti-
gem Erfolge auch bei flechtenartigen Hautausschlägen und
Geschwüren angewendet.
Nur verdient auch hier bemerkt zu werden, dafs in sehr hart-
näckigen Fällen, wenn denselben allgemeine Dyskrasiccn oder be-
deutende Störungen in den Organen der Assimilation, in dem Drüsen?
und Lymphsystem zum Grunde liegen, Schlangenbad allein nicht aus-
reicht und der Gebrauch kräftiger, die Mischung der Säfte umän-
dernder, die Assimilation verbessernder und das Drüsen- und Lymph-
system mehr bethätigender Heilquellen erheischt wird. — Das versen-
dete Schlangenbadcwasscr wird als Waschwasser zur Erhaltung eines
guten Teints sehr gerühmt.
3. Krankheiten des Uterinsysteins, unregehnäfsige, sehr
schmerzhafte Menstruation, Unfruchtbarkeit, — Verschlei-
mungen, Stockungen, krampfhafte Beschwerden.
903
4. Chronische Leiden der Urinwerkzeuge, welche sich
auf Schwäche krampfhafter Art gründen.
5. Lähmungen und Contracturen , von rheumatischen
oder gichtischen Ursachen.
6. Fenn er empfiehlt endlich sehr das Th.wasser zu
S. innerlich und als Bad bei schleichenden Entzündungen,
— bei chronischen Brust-, Leber-, Nieren- oder Blasen-
entzündungen, so wie bei Congcstionen phlogistischer Art
und inflammatorischer Diathesis zur Herab Stimmung des
erregten Gefäfssystems.
J. B. S., das weit berühmte Carlsthalerbad. Wetzlar 1707.
Welker, Beschreibung des Schlangenbades. Idstein 1721. —
1724. — 1747. - 1762.
Amusemens des eaux de Schwalbach, Wiesbade et Schlangeubad,
Liege 1779. — teutsch 1779.
Das Schlangenbad von Fenn er. Marburg 1806.
Fenne r's Taschenbuch für Gesundbrunn. 1816. S. 191—219.
— 1818. S. 139- 199.
— — über den Nutzen und Gebrauch der Heilbäder zu Schlan-
genbad. Wiesbaden 1816.
Das Schlangenbad und dessen Anwendung in der Heilkunst. 1816.
Hufeland' s Journal der prakt. Heilk. Bd. XXIX. St. 4. S. %
— Bd. Uli. St. 1. S. 127. St. 5. S. 32.
Hufelan d's Uebersicht. Viert. Aufl. S. 183.
Wetzler, Gesundbrunnen und Heilb. Th. II. S. 437.
Hufeland und Osanu's Journal der prakt. Heilk. Bd. LIXs
1824 Supplementheft S. 126. — Bd. LXXXII. St. 1. S. 47. — Bd. XCII*
St. 2. S. 77.
Feuner, Schlangenbad und seine Heiltugenden. Darmst. 1824,
Stifft, geognost. Beschreibung. S. 405. 562.
Heyfelder, über Bäder und Brunnenkuren. S. 111.
v. Gräfe und Kaiisch a. a. 0. Jahrg. II. 1S37. S. 359. Jahrg.
Hl. 183S. S. 121. Jahrg. V. 1840. S. 78.
Edw. Lee a. a. 0. S. 74.
4. Die M. quellen %u Schwalb ach. Das Dorf
Langenschwalbach, welches fast blofs aus einer, aber sehr
langen Strafse besteht und daher mit Recht seinen Namen
führt, liegt in einem schmalen Wicsenthale, 909 Fufs über
dem Meere , von Wiesbaden drei , von Ems sechs Meilen,
von Schlangenbad nur eine kleine Stunde entfernt. Die
Schwalbach umschliefsenden Höhen treten unfreundlich dem
von dem reizenden Wiesbaden Kommenden entgegen, —
904
gleichwohl bietet die Umgegend Sehwalbach's mehrere
sehr anmuthige Punkte dar, wie das Aarthal, Adolphs eck,
Hohenstein, welche von den Kurgästen zu Fufs oder zu i
Esel häufig besucht werden.
Das Klima ist im Ganzen rauh und begünstiget Rheumatismen,
rheumatisch-katarrhalische Blennorrhöen und rheumatisch-entzündliche
Affectionen.
Zur Aufnahme der Kurgäste besitzt Schwalbach gut und ge-
schmackvoll eingerichtete Wohngebäude, — zur Benutzung der Quel-
len ein sehr gut eingerichtetes Badehaus. Die Zahl der jährlich
Schwalbach besuchenden Kurgäste, welche sich früher eine Zeitlang
vermindert hatte, hat sich in den letzten zehn Jahren wieder sehr
vermehrt. Die eigentliche Saison in Schwalbach beginnt meist erst
Ende Juni oder Anfang Juli.
Im J. 1835 betrug die Zahl der Kurg. 2069.
— — 1836 .... 2Ü00.
— — 1837 .... 1750.
— — 1838 .... 1564.
— — 1839 .... 1650.
— — 1840 .... 1695.
Schon die Römer scheinen die Quellen von Schwalbach gekannt,
und mit dem Namen Aquae vinariae Usipetum bezeichnet zu haben,
— als Heilquellen erwarben sie sich zuerst einen Ruf im sechzehn-
ten Jahrhundert.
Unter den Neueren, welche über die Wirkung und Benutzung
der M. quellen zu Schwalbach besonders handeln, nenne ich Hufc-
land, v. Wedekind-, Wetzler und Fenner v. Fenneberg.
In und bei Schwalbach entspringen viele M.qucllen,
sämmtlich aus Thonschiefcr, alle zeichnen sich aus durch
einen verbültnifsmäfsig geringen Gehalt an festen Bestand-
th eilen , aber einen sehr beträchtlichen an kohlensaurem
Gase. Die vorzüglichsten sind folgende:
1. Der Stahlbrunnen, gut gefafst, wird häufig an
der Quelle getrunken und auch versendet, früher jährlich
gegen 100,000 Krüge. — Sein Wasser ist krystallhell,
perlt stark und besitzt einen angenehmen, etwas stechen-
den, säuerlich-zusammenziehendcn Geschmack. Seine Tem-
peratur beträgt .9° R. bei 28° II. der Atmosphäre, sein
spec. Gewicht 1,0008, seine Durchsichtigkeit nach Kast-
ner 0.925.
905
2. Der W einbr unnen , der älteste Brunnen in Schwal-
bach, gleich dem vorigen vorzugsweise als Getränk be-
nutzt, nach Einigen so genannt wegen seiner berauschen-
den Kraft, wenn man ihn rasch trinkt. — Sein Wasser
ist ebenfalls krystallhell , perlt und besitzt einen sehr an-
genehmen Geschmack; seine Temperatur beträgt bei8°R.
ILuftwärine 7,7° R. , sein spec. Gewicht 1,0010, seine
Durchsichtigkeit nach Kastner 0,915. — Auch dieser
Brunnen wird gleich dem vorigen versendet.
3. Der P au linenbr unnen, von 0,945 Durchsichtig-
keit, 7,9° R. Temperatur bei 8° Luftwärme, spec. Ge-
wicht 1,0010, — seit 1828 gefafst, — der mildeste, geist-
reichste aller Säuerlinge, ausgezeichnet durch seinen Reieh-
thum an Kohlensäure.
4. Der R os enbrunnen, besitzt den gröfsten Eisen-
gehalt und ist mit dem vorigen Behufs der Bäder zu ei-
ner Röiirenleitung verbunden.
Ausser diesen M. quellen besitzt Schwaibach noch viele ähnliche,
welche im Allgemeinen verhiütuifsmäfsig wenig feste Bestandteile,
aber viel kohlensaures Gas enthalten, und sich nur durch ihren grö-
fsern oder geringem Gehalt an kohlensaurem Eisenoxydul uud koh-
lensaurem Gas von einander unterscheiden.
Unter diesen sind von Kästner noch analysirt:
Der Ne üb r unnen oder Unterueubrunnen, von 0,910 Durch-
sichtigkeit, 7,9° R. Temperatur, spec. Gewicht 1,0011, — neu gefafst.
Der Neubrunnen oder Oberneubrunnen (trübe Quelle),
von 0,780 Durchsichtigkeit, 7,8° 11. Temp., 1,0012 spec. Gewicht. — '
neu gefafst.
Der Ehebrunnen, mittlere Quelle, von 0,920 Durchsich-
tigkeit, 7,9° R. Temperatur, 1,0011 spec. Gewicht.
Der Ehebrunnen, hin tere Quelle, von 0,940 Durchsich-
tigkeit, von 7,9° R. Temperatur, 1,0009 spec. Gewicht.
Chemisch analysirt wurden die M. quellen zu Schwal-
bach von Gärtner, Bucholz und Rüge, neuerdings
(1829 und 1839) von Kastner.
Nach Kästner' s neuester Analyse (1839) enthält in
sechzehn Unzen :
906
1. Der Weinbrunncu : 2. Der Stuhlbrunuen
Doppelt kohlensaures Natron 0,2823000 Gr.
Doppelt kohlensaures Kali . 0,0008400 —
Doppelt kohlensaures Lithion 0,0001840 —
Doppelt kohlensauren Strontian 0,0000253 —
Doppelt kohlensaure Kalkerde 3,0880000 —
Doppelt kohlensaure Talkerde 5,7760000 —
Doppelt kohlens. Eisenoxydul 1,0542000 —
Doppelt kohlens. Manganoxydul 0,0005530 —
Fluorcalcium . . . Spuren
Chlornatrium . . . 0,2600000 —
Chlorkalium . . . 0,0002500 —
Jodnatrium .... 0,0000600 —
Chlorcalcium . . . 0,1000000 —
Chlortalcium . . . 0,1025000 —
Kieselsäure haltige Thonerde 0,0000600 —
Schwefelsaures Natron . 0,2000000 —
Phosphorsaures Natron . 0,0001000 —
Phosphorsaure Thonerde . 0,0001100 —
Quellsaure Thonerde . . Spuren
10,8651823 Gr.
27,850 Kub. Z.
0,215 —
28,065 Kub.Z.
Kohlensaures Gas
Stickgas
0,4019000 Gr.
0,0002095 —
0,0000127 —
1,4550000 —
2,5600000 —
1,0292000 —
0,0002765 —
0,3400000 —
0,0015000 —
0,0001000 —
0,1100000 —
0,1000000 —
0,0000700 —
0,2250000 —
• 0,0001200 —
0,0001400 —
6,2235287 Gr.
29,150 Kub. Z.
0,210 —
29,360 Kub.Z.
3. Der Paulinenbruunen: 4. Der Neubruunen
Doppelt kohlensaures Natron 0,7137000 Gr.
Doppelt kohlensaures Kali ...
Doppelt kohlensaures Lithion 0,0002243 —
Doppelt kohlensauren Strontian 0,0000127 —
Doppelt kohlensaure Kalkerde 3,5550000 —
Doppelt kohlensaure Talkerde 4,1770000 —
Doppelt kohlens. Eisenoxydul 0,9016000 —
Doppelt kohlens. Mangauoxydul 0,0013825 —
Chlornatrium . . . 0,0350000 —
Chlorkalium . . . 0,0012000 —
Jodnatrium .... Spuren
Chlorcalcium . . . 0,2078000 —
Chlortalcium . . . 0,0156000 —
Kieselsäure haltigc Thonerde 0,0001200 —
Schwefelsaures Natron . 0,0350000 —
Pbospliorsaures Natron . 0,0001000 —
Pbosphorsaure Thonerde . 0,0001100 —
Quelleaurc Thonerde ....
9,6438495 Gr.
0,2775000 Gr.
0,0003360 —
0,0001343 —
0,0000127 —
3,1730000 —
1,8730000 —
0,8432000 —
0,0002765 —
O,O2S000O —
0,0001300 —
0,0012000 —
1,0015000 —
0,0004000 —
0,0015000 —
0,0003900 —
0,0003500 —
0,0001500 —
7,2010795 Cr]
Kohlensaures Gas . . 39,580 Kub. Z.
Stickgas , . 0,-227 —
39,807 Kub.Z.
5. Der Neubrnnnen,
trübe Quelle :
Doppelt kohlensaures Natron 0,2537000 Gr.
Doppelt kohlensaures Kali . 0,0008400 —
Doppelt kohlensaures Lithion 0,0001104 —
[Doppelt kohlensauren Strontian .
Doppelt kohlensaure Kalkerde 3,3030000 —
Doppelt kohlensaure Talkerde 1,8240000 —
Doppelt kohlens. Eisenoxydul 0,6810000 —
Doppelt kohlens. Mauganoxydul 0,0002765 —
Chlornatrium . . . 0,0200000 —
Chlorkalium .... 0,0000900 —
Jodnatriuin ..... .
Chlorcalcium . . . 0,0013000 —
Chlortalcium . . . 0,0012000 —
Kieselsäure haltige Thonerde 0,0000700 —
Schwefelsaures Natron . 0,0016000 —
Phosphorsaures Natron, . 0,0003SOO —
Phosphorsaure Thonerde . 0,0003000 —
Quellsaure Thonerde . . 0,0002200 —
Kohlensaures Gas
Stickgas
Oxygengas
6,0880869 Gr.
21,800 Kub.Z.
0,375 —
0,003 —
22,178 Kub.Z.
22,450 Kub. Z.
0,235 —
22,685 Kub. Z.
6. Der Ehebrunnen,
mittlere Quelle :
0,3172000 Gr.
0,0001680 —
0,0001963 —
0,0000253 —
3,2S90000 —
3,7590000 —
0,8323000 —
0,0002765 —
0,2500000 —
0,0003000 —
0,0000500 —
0,1002000 —
0,0925000 —
0,0000600 —
0,1253000 —
0,0001400 —
0,0001500 —
0,0001200 —
8,7669861 Gr.
23,010 Kub. Z.
0,225 —
23,235 Kub.Z.
7. Der Ehebrunnen, hintere Quelle :
Doppelt kohlensaures Natron . 0,26220000 Gr.
Doppelt kohlensaures Kali . 0,00016800 —
Doppelt kohlensaures Lithion 0,00017200 —
Doppelt kohlensauren Strontian 0,00003800 —
Doppelt kohlensaure Kalkerde 2,62100000 —
Doppelt kohlensaure Talkerde 3,48700000 —
Doppelt kohlensaures Eisenoxydul 0,62760000 —
Doppelt kohlensaur.Manganoxydul 0,00013825 —
Chlornatrium .... 0,18000000 —
Chlorkalium . , . . . 0,00025000 —
Joduatrium . . . . 0,00005000 —
Chlorcalcium .... 0,06880000 —
Chlortalcium .... 0,05000000 —
Kieselsäure haltige Thonerde 0,00005000 —
Schwefelsaures Natron . . 0,08600000 —
908
Phosphorsaures Natron . . 0,00012000 Gr.
Phosphorsaure Thonerde . 0,00014000 —
Quellsaure Thonerde . . 0,00010000 —
"7^38322625 Gr.
Kohlensaures Gas . . . 24,420 Kub. Z.
Stickgas 0,220 —
24,640 Kub. Z.
Der Stahl-, Wein- und Paulinenbrimnen , so wie die
Mehrzahl der übrigen M. quellen gehören zu der Klasse
der alkalisch - erdigen Eisenwasser, unterscheiden sich je-
doch im Allgemeinen nach ihrem gröfsern oder geringern
Gehalt an kohlensaurem Eisenoxydul und kohlensaurem
Gas durch ihre mehr oder weniger reizende und tonisirende
Wirkung ; in dem Weinbrunnen scheint das kohlensaure Gas
und das Eisen fester an das Wasser gebunden, als in dem
Stahlbrunnen, daher auch letzterer an der Quelle mehr,
als jener perlt. Die Mehrzahl dieser M. quellen enthält
bei einem grofsen Reichthum an kohlensaurem Gase nur
eine verhältnifsmäfsig geringe Menge von, die Wirkung
des Eisens corrigirenden, alkalischen und erdigen Salzen,
und dabei eine nicht unbeträchtliche Quantität von kohlen-
saurem Eisenoxydul, — bei ihnen tritt daher die reine,
durch keine Beimischung von schwächenden Salzen modi-
ficirtc, nur durch die Kohlensäure leichter verträgliche,
verflüchtigte Wirkung des Eisens stärker hervor. Sie wir-
ken daher belebend, reizend, stärkend, leicht erhitzend,
sehr diuretisek, werden auch bei schwacher Verdauimg
verhältnifsmäfsig leicht vertragen und besitzen eine beson-
ders belcbend-stärkende Wirkung auf das Muskel-, Ge-
fäfs-, Nerven- und Uterinsystem.
Nach Fenn er v. Fcuneberg unterscheiden sieb beide darin,
dafs der Stahlbrunnen reizender, erhitzender wirkt, und dalier in al-
len den Küllcn von Schwäche torpider Art passender ist, wo ein
kräftig erregendes Eisenwasser erfordert wird, — der Weinbrunnen
dagegen bei sehr reizbaren Personen, bei Schwäche erethischer Art,
bei grofser Empfindlichkeit des Magens und Darmkanuls besser ver-
tragen wird. — l>ie neuerdings viel als Getränk benutzte Paulincn-
<|iielle empfiehlt sich wegen ihres grofsen Gehaltes au Kohlensäure.
Die von den eisenreicheren M.quellen bereiteten Bäder wirken
reizend, erhitzend, stärkend, zusammenziehend; — bei sehr reizba-
ren, zu Congestioneu geneigten Subjecten, oder bei welchen überhaupt
eine zu adstringirende Wirkung zu fürchten ist, verdient daher das
Wasser der weniger Eisen enthaltenden M.quellen den Vorzug.
Zu widerrathen ist der Gebrauch der M.quellen in allen den Fäl-
len, in welchen Eisenwasser contraindicirt sind. (Vgl. Th. I. S. 239.
Zweit. Aufl. S. 253).
Benutzt werden die genannten M. quellen:
1. Als Getränk zu vier bis acht Bechern früh, —
allein kalt, künstlich erwärmt, oder mit Eselimiemnilch,
oder mit Molken. Man fängt gern mit den weniger rei-
zenden M.quellen an und geht dann später zu den stärke-
ren über.
Bei Brustkranken, grofser Schwäche des Magens und Darmka-
nals, besonders wenn zuvor bereits längere Zeit eine auflösende
Therme, wie z. B. Ems gebraucht worden , ist der innere Gebrauch
derselben nur sehr bedingt zu empfehlen.
2. Als Wasserbad, nach Umständen aus den mehr
oder weniger eisenhaltigen M.quellen bereitet zu empfeh-
len, und nach Bedürfnifs der Kranken mit Abkochungen
von Kleien, Malz oder aromatischen Kräutern.
Die Krankheiten, in welchen die genannten M.quellen
vorzugsweise empfohlen werden, sind folgende: Verschlei-
mung und Säure des Magens, Mangel an Appetit, Störung
der Verdauung durch Schwäche atonischer Art bedingt,
— Cachexieen und Stockungen, welche sich auf allgemeine
Laxität oder Schwäche gründen, — chronische Nerven-
krankheiten, besonders Lähmungen, wenn sie nach bedeu-
tendem Säfteverlust oder durch Ueberreizung entstanden
sind, — Krankheiten des Uterinsystems durch Schwäche
atomscher Art bedingt, in welchen belebende geistige Ei-
senwasser iudicirt sind, — Bleichsucht, schwache unregel-
mafsige oder zu profuse Menstruation, passive Hämorrha-
gia Uteri, Fluor albus, Unfruchtbarkeit, — chronische Lei-
den der Brust, inveterirte Brustkatarrhe, Verschleimun-
gen der Brust, Schleimasthma, — (bei einem irritabeln Ge-
fäfssj'stein mit der schon erinnerten, nöthigen Vorsicht), —
910
rheumatische und gichtische Beschwerden, wenn sie mit
einem hohen Grad allgemeiner oder örtlicher Schwäche
der äufsern Haut verbunden sind.
Bei der Anwendung der M.quellen zu Schwalbach als stärkende
Nachkur nach dem Gebrauch von Th.quellen , besonders von Ems,
ist grofse Vorsicht zu empfehlen ; — man läfst , wenn die M.quellen
von Schwalbach für nöthig erachtet werden, nur die weniger reizen-
den und adstringirenden erwärmt mit Milch oder Molken trinken,
oder bedient sich blofs der Wasserbäder zu Schwalbach, — um durch
die tonisirende Wirkung der M.quellen zu Schwalbach die guten
Nachwirkungen der Th.quellen nicht zu stören oder zu erregend auf
das Blutsystem zu Avirken.
Th. T ab er nä montan us a. a. 0. S. 12.
J. R. Salzmann's Beschreib, des Schwalbacher Bades. Basel 1612.
Responsa medica de probatione, facultate et usu acidularum ac
fontium Schwalbacensium a celeberrimis aliquot medicis ad Hei fr.
Dietericum scripta. Francof. 1631. — 1664.
L. v. Hornigk's Beschreibung der Langenschwalbacher Sauer-
brunnen und Bäder. Frankfurth 1632. — 1648. — 1662. — 1740. —
1746. — Maynz 1758.
J. D. Horst, vom Gebrauche und Wirkung des Schwalbacher
Sauerbrunnens. Frankfurth 1655.
— — Beschreibung des Sauerbrunnen zu Langenschwalbach
und Dönningstein. Frankfurth 1659. — 1680.
J. G. Geilfufs, Unterricht vom Sauerbrunnen und Brodeibrun
uen zu Langenschwalbach. Frankfurth 1662. — 1667. — 16S2.
Melchior Eberhard's Hydrologia, d. i. Wassergespräch, wel-
ches Neptun mit seiner Schwalbacher Wassergöttin Hydorille gehal-
ten. Frankfurth 1694.
J. Bernh. v. Gladbach, kurze Abhandl. von dem Schwalba-
cher Sauerbrunnen. Frankfurth 1699.
L. G. Guckelius, curmäfsige Schwalbacher Diät und Lebens-
ordnung. Frankfurth 1699.
Melch. Eberhard und G. Chr. Möller 's kurzes Schwalba-
cher Curbiichlein, und vom Gebrauch des Schlangenbades und Bro-
dclbrunuens. Frankfurth 1700. — 1702.
— — mars aeidulis Schwalbacensibus. Francofurt. 1704.
G. Ch. Schellhammer, diss. acidularum Schwalbasensium et
Pyrmontanarum per experimenta exploratarum inter se collatio. Ki-
loniae 1704.
J. Th. Hensingii meditationcs et experimenta circa aeidulas
Sehwalbacenscs. Francof. a. M. 1711. — übers. 1711. — 1728.
Kurzer doch gründlicher Bericht vom Sauerwasser in Langen-
schwalbach. Maynz 1714. — Frankfurth 1728. — 1739. — 178S.
■'. Phil, llofmann, eigentliche Beschreibung des Sauer- und
Gesuudheits-Brunnen zu Schwalbach. Wetzlar 1717.
911
F. Hoffmann, diss. fontis Spadani et Schwalbacensis conniven-
tia. Halae 1730.
— — gründliche Untersuchung des sehr gesunden Spaawassers
und des Schwalbacher Brunnens. Leipzig 1731.
Amusemens des eaux de Schwalbach, des bains de Wisbade et
de Schlangenbad , avec relations curieuses. Liege 1738. — übers.
Lüttich 1749.
J. Fr. Riibel's Observationen vom Friesel- u. Fleckfieber, nebst
Auhang von den Experimenten des Gesundheitswassers zu Langen-
schwalbach. Frankfurth 1744.
J. C. F. Schweitzers phys. ehem. Versuche u. Beschreibung
eines vortrefflichen Stahlbrunnens zu Langenschwalbach. Wetzlar
1770. — 1773. — 1780. — im Auszuge. Wetzlar 1782.
— — Bestimmung des prineipii martialis oder eigentlichen Ei-
sengehaltes in dem Stahlbrunnen zu Langenschwalbach. Wetzl. 1778.
Baldinger's N. Magazin für Aerzte. Bd. X. St. 4. 178S.
Ch. G. Forstii diss. de acidulis Langenschwalbacensibus. Gies-
sae 1790.
G. H. Ritter, Denkwürdigkeiten. (Vergl. Wifsbaden.)
H. Ch. M. Fenn er, Journal über Bäder und Gesundbr. Erstes
Heft. Marburg 1799.
— — über Schwalbachs heilsame M.q. Schwalbach 1800.
Für Kurgäste, welche Wifsbaden, Schlangeubad, Ems und Schwal-
bach am zweckmäfsigsten gebrauchen wollen. Frankfurth 1805.
J. Fenner's freimüthige Briefe über Schwalbach. Frankf. 1807.
Ch. F. Bucholz, vergleichende Zerlegung im Reichs -Anzeiger
der Deutschen. 1808. Nr. 169.
Hufeland's Journal der prakt. Heilk. Bd. XXVII. St. 2. S. 31.
- Bd. XLI. St. 1. S. 93.
Kästners Archiv. Bd. XIII. S. 501.
v. Wedekind, über das Schwalbacher Stahlbrunnen - Wasser.
Mainz 1815. — in Hufeland's Journal der prakt. Heilk. Bd. XLI.
St. 1. S. Sl-97.
E. Wetz ler, über Gesundbr. und Heilb. Bd. II. S. 416. — Zu-
sätze und Verbesserungen. S. 50.
Schwalbach und seine Heilquellen von H. Fenne r. Darmst. 1817.
Dritte Aufl. 1834.
Fenn er von Fenneberg, Taschenbuch für Gesundbrunnen.
1816. S. 113-137. 171-191. — 1817. S. 163—183.
Fenn er und Peez, Jahrbücher. I. S. 31—94. — II. 1822. S.
154—201.
Fenner von Fenneberg, über den Nutzen und Gebrauch des
Mineralwassers zu Schwalbach. Wiesbaden 1823.
Ritter in: Hufeland's Journal der prakt. Heilk. Bd. LH.
St. 4. S. 125.
Fischer. (Vergl. Wiesbaden.)
Physisch-chemische Untersuchung derM.quellen zu Langenschwal-
bach, durchgeführt in den J. 1828 u. 1829 von Dr. Kastner. (1830).
912
Stifft, geognostische Beschreibung. S. 14. 38S. 549.
Heyfelder, über Bäder und Brunnenkuren. S. 122.
Ki clit er in: Med. Zeitung, herausg. vom Verein für Heilkunde
in Preufsen. Jahrg. 1834. Nr. 29. S. 138.
v. Gräfe und Kaiisch a. a. 0. Jahrg. II. 1837. S. 347. Jahrg.
III. 1838. S. 115. Jahrg. V. 1840. S. 71.
Fenner von Fenneberg, Zur Geschichte Schwalbachs, oder
Schwalbach sonst und jetzt. Darmstadt 1836.
— — Schwalbach et ses euvirons suivi d'observations sur le
caractere de ses eaux miußrales et la maniere de s' eu servir.
Darmstadt.
— — über die Bäder in Scbwalbach. Darmstadt 1839.
— — über den innerlichen Gebrauch der kohlensauren Stahl-
wasser von Langenschwalbach. Darmstadt 1840.
Edw. Leea, a. 0. S. 87.
Kastner in: Hufeland u. Osann's Journ der prakt. Heilk.
Bd. XC1I. St. 2. S. 97.
Es gehören hierher ferner :
Die M. quelle zu Fachingen. Sie entspringt in einem höchst
romantischen , rings von mahlerischeu Bergen umschlossenen Thale,
auf dem linken Ufer der Lahn , hart an derselben , am Fufse eines
Tliouscbieferberges, 338 Fufs über dem Meere, nahe bei dem Dorfe
Fachingen, nur eine kleine Stunde von der Stadt Dietz, eine Meile
von Limburg, nur wenige Stunden von Geilnau entfernt.
Bekannt Avurde sie zuerst in der ersten Hälfte des vorigen Jahr-
hunderts durch Burggraven, — um ihre zweckmäfsige Benutzung
haben sich später verdient gemacht Thilenius, Diel, Hufelaud
und Wetzler.
Die Versendung dieses M.wassers ist sehr bedeutend. In den
Jahren 1747 bis 1765 betrug die Zahl der versendeten Krüge jährlich
nur 2000 bis 26000, stieg aber später so, dafs in manchen Jahren
einige hundert tausend versendet wurden, selbst nach dem Cap der
guten Hoffnung und Ostindien. Sind die Krüge gut verkorkt und ver-
picht, so hält sich das Wasser trotz der weiten Seereise und trotz
des beil'sen Klimas sehr gut.
Die M.q. zu Fachingen gehört zu den stärksten alkalisch-salini-
schen M. quellen Teutschlands und wetteifert hinsichtlich ihres Rcich-
tluuris an kohlensaurem Natron und freier Kohlensäure in Teutsch-
land mit den M. quellen von Bilin, in Frankreich mit denen vou Vals,
Vichy und St. Nectaire.
Das M. wasser ist klar, perlt stark und besitzt frisch geschöpft
einen sehr angenehmen Geschmack; sein alkalischer Geschmack tritt
ofl erst später, nach dem Entweichen seines grofsen Gehaltes an
kohlensaurem (in.sr bemerkbarer hervor; die. Temperatur beträgt 8° R.
bei 1*2° K. der Atmosphäre; das speeif. Gewicht in der Hauptquelle
1,0036,
913
1,0036, in der Nebenquelle 1,0035, seine Durchsichtigkeit beträgt nach
Kastner in der Hauptquelle 0,955, in der Nebeuquelle 0,875.
Chemisch analysirt wurde das M.wasser von Wuth, G. Bi-
schof und Kastner. Nach Bischof enthalten 16 Unzen:
Kohlensaures Natron
Schwefelsaures Natron
Chlornatrium .
Phosphorsaures Natron
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaures Eisenoxydul
Kieselerde
Kohlensaures Gas
43,257S Gr.
0,3836 —
4,3119 —
0,0186 —
2,4965 —
1,7313 —
0,0892 —
0,0873 —
52,3762 Gr.
19,6874 Kub. Z.
Nach Kastner 's neuester Analyse vom Jahre 1839 enthält in
sechzehn Unzen Wasser:
Doppelt kohlensaures Natron
Doppelt kohlensaures Lithion
Doppelt kohlensauren Strontian
Doppelt kohlensaure Kalkerde
Doppelt kohlensaure Talkerde
iDoppelt kohlensaures Eisenoxydul 0,110320 —
Doppelt kohleus. Manganoxydul 0,000070
Die Hauptquelle :
28,080320 Gr.
0,000633 —
0,00S240 —
2,896000 —
2,291260 —
Schwefelsaures Nation
Phosphorsaures Natron .
Phosphorsaures Lithion .
Phosphorsaure Kalkerde
Phosphorsaure Thonerde
Kieselerde
Fluorcalcium ,
Chlornatrium ,
Chlorkalium
^Kohlensaures Gas
Stickgas
Oxygen .
0,137250 —
0,050650 —
0,000240 —
0,000420 —
0,000360 —
0,261000 —
0,002700 —
4,557400 —
0,003400 —
38,400263 Gr.
32,9750 Kub.Z.
0,0256 —
Die Nebenquelle:
22,323500 Gr.
0,000595 —
0,006591 —
2,873400 —
1,503730 —
0,003950 —
0,000210 —
0,210000 —
0,121200 —
0,000210 —
0,000340 —
0,000320 —
0,204000 —
0,001800 —
4,457400 —
0,005000 —
21,712246 Gr.
25,2520 Kub. Z.
0,0288 —
0,0025 —
(33,0006 Kub. Z. 25,2833 Kub. Z.
Getrunken wirkt dasselbe auflösend, stärkend, alle Se- und Ex-
emtionen befördernd, speeifik auf die Schleimhäute des Magens und
Darmkanals, das Uterinsystem und ganz besonders auf die Urin-
i Werkzeuge.
Man läfst von diesem M.wasser täglich 4 bis 8 Gläser trinken,
allein, oder bei reizbaren Personen mit Milch.
II. Theil. Mmjn
914
Die Krankheiten, in welchen man dasselbe vorzugsweise empfoh-
len hat, sind folgende: chronische Krankheiten der Uriuwerkzeuge,
Verschleimungen, anomale Hämorrhoiden, Blasenkrämpfe, Gries- und
Steinbeschwerden, — Krankheiten des Uterinsystems, durch allge-
meine oder örtliche Schwäche der Organe dieses Systems bedingt,
— Bleichsucht, uuregelmäfsige oder zu schwache Menstruation, —
Schwäche und Verschleimung des Magens und Darmkanals, Säure
in den ersten Wegen, Stockungen hämorrhoidalischer Art, — allge-
meine Schwäche des Nervensystems. —
Als Nachkür nach Th.quellen hat man es in den Fällen empfoh-
len, in welchen Stärkung, aber zugleich auch Bethätigung der Se-
und Excretionen erfordert wird, um dadurch zugleich auch die auf-
lösende Wirkung der Th.quellen zu unterstützen.
J. P. Burggraven's Abhandlung von dem Gehalt des gemei-
nen Wassers überhaupt, insbesondere aber der in Frankfurth a. M.
befindlichen Brunnen- und Röhrenwasser Frankf. 1749. S. 111. 190.
J. P. Burggraven's, Cerf's und Se nkenb er g's Bedenken
von den Kräften und Gehalt des Fachinger Sauer- Wassers , unfern
der Stadt Dietz 1749. — übers, in das Franz. Strasburg 1776.
J. C. W. Mögen, diss. de aquis medicatis Fachingensibus. Je-
nae 1776.
Ch. F. Wuth, diss. inaug. de aqua soteria Fachingensi. Gies-
sae 1779.
Baiding er's N. Magazin. Bd. XII. St. 4. 1791.
M. G Thilenius, Beschreibung des gemeinnützigen Fachin-
ger M.wassers und seiner heilsamen Wirkungen. Marburg 1791. —
1792. — 1799. — ins Holland, übers. 1S00.
Diel, über die vorzüglichen Heilkräfte des Fachinger M.was-
sers, als Anhang zu seiner Uebersetzung von A. v. Stiprian Luis-
cius Art und Weise um das laugensalzige luftsaure Wasser ver-
mittelst das Fachinger Wassers zuzubereiten. Delft 1799.
Ritter, Denkwürdigkeiten der Stadt Wiesbaden. Mainz 1800.'
Th. 1. S. 305.
Verschiedenes über den Fachinger M.brunnen. Hadamar 180'2.
Kastner's Archiv. Bd. V. S. 488. — Bd. VII. S. 193.474. 498.
C. W. Hufe i and, Ucbersicht. S. 93. Vierte Auflage. S. 88.
E. Wetz ler, über Gesundbrunnen und Bäder. Th. III. S. 133.
Nachrichten von dem Fachinger Wasser, dessen Bestandtheilen
und Heilkräften. Wiesbaden 1822.
Hufeland's Journal der prakt. Heilk. Bd. XXVIII. St. 4. S. 7.
— Bd. XXIX. St. 4. S. 3. — Bd. LVIII. St. 6. S. 82. — Bd. LIX.
St. 1. S. 108. — 1824. Supplemeuthcft S. 138.
G. Bischof a. a. O. S. 52.
Stifft, geognost. Beschreibung. S. 32S— 337. 533.
Edw. Lee a. a. O. S. 166.
Kästner in: Hufeland und Osann's Journ. der prakt. Heil
Lande. Bd. XCH. St. 2. S. 91.
915
Die M.quelle zu Geilnau, in der Fortsetzung des romanti-
schen, rings von waldbewachseneu, mahlerischen Bergen umschlosse-
inen Thaies der Lahn, dicht an der letztern, 337 Fufs über dem Meere. —
tDie Quelle entspringt in einem gegen den niedrigsten Stand des Was-
serspiegels der Lahn immer noch bedeutend tiefern Niveau; gleich-
wohl aber findet bei der übrigens festen, hier durchaus geschlosse-
nen Felsart, in der die Quellen unmittelbar gefafst sind, nicht die ge-
ringste Communication mit dem Flufswasser statt. Auch haben nach
G. Bischof die Bestandteile des Wassers weder quantitativ noch
qualitativ seit einem Zeitraum von 33 Jahren eine wesentliche Ver-
änderung erlitten. — Die M.quelle, unverbürgten Nachrichten zufolge
schon früher gekannt und gebraucht, aber vergessen, erst seit 1782
gefafst, von Amhurger 1792 untersucht, empfohlen und benutzt, ist
gegenwärtig Eigenthum der Herren Böhm und Marchand; die
Zahl der jährlich versendeten Krüge beträgt 150—190,000.
Die Mineralquellen entspringen dem Uebergangsschiefer, welcher
n diesem Terrain mit feinkörniger Grauwacke und glimmerigem Grau-
wackeuschiefer wechselt.
Das M wasser ist klar, perlt sehr stark, hat einen angenehmen,
gelind zusammenziehenden Geschmack und präcipitirt leicht das
jjdarin aufgelöst enthaltene Eisenoxydul. Die Temperatur dessel-
ben beträgt 8,5° R. hei 14,5° R. der Atmosphäre, das spec. Ge-
wicht 1,004.
Analysirt wurde dasselbe von Amhurger, Pfaff, dem Gesund-
jheits-Collegium zu Stockholm, neuerdings von G. Bischof. Das-
selbe enthält in sechzehn Unzen :
'
nach Amb urge
Kohlensaures Natron .
Kohlensaure Kalkerde
Chlornatrium
Schwefelsaures Natron
Phosphorsaures Natron
Kohlensaure Talkerde
Schwefelsaure Talkerde .
Kohlensaures Eisen .
Kohlensaures Eisenoxydul
Kohlensaures Mnganoxydul
Harzigen Extractivstoff
Wässerigen Extractivstoff
Kieselerde .
Kohlensaures Gas
12,00 Gr.
1,50 —
0,33 —
3,66 —
0,83 —
s • •
1,50 —
0,50 —
20,32 Gr.
19,50 Kuh.
Z
nach G. Bischof:
12,0484 Gr.
1,9869 —
0,2976 —
0,2047 —
0,7397 —
2,3238 —
0,1608 —
0,1101 —
17,S720 Gr.
23,7763 Kuh. Z.
Um vorgekommenen Unterschleifen mit andern M. wassern möglichst
zu begegnen, ist die Anordnung von Seiten des Mineralbrunnen-Comp-
toirs zu Geilnau getroffen, dafs für das ächte GeiluauerM.wasser das
Mmm2
916
bisherige Krugzeichen, bestehend in einem aufrecht stehenden Bären
mit der Umschrift : „(üeilnau'' mit dem darunter befindlichen Beisatz:
„im Herzogthum Nassau" und das auf der Verpichung augebrachte,
ebenfalls die Figur eines aufrecht stehenden Bären zeigende Siegel,
mit der Umschrift: „Geilnauer Mineralbruunen" unverändert beibe-
halten worden ist.
Getrunken wirkt dasselbe reizend, gelinde stärkend, sjJecifik auf
die Schleimhäute und Harnwerkzeuge.
So heilbringend das Geilnauer M.wasser sich in vielen Krank-
heiten bewährt hat, so ist dasselbe als eisenhaltiger Säuerling bei
Personen von einem sehr reizbaren Gefäfssystcm, bei Neigung zu
Congestiouen, Bluthusten oder entzündlichen Affectionen entweder
gar nicht, oder nur sehr bedingt anzuwenden. — Schwäche der Ver-
dauuugswerkzeuge ist weniger zu fürchten, auch ein schwacher, sehr
reizbarer Magen verträgt, es in der Regel leicht und gut.
Man benutzt dasselbe täglich zu 3 bis 6 Gläsern in allen den
Krankheiten, in welchen eisenhaltige Säuerlinge indicirt sind, vor-
zugsweise aber in folgenden: bei Krankheiten der Urinwerkzeuge,
bei Gries - und Steinbeschwerden, Vereiterungen der Blase oder Nie-
ren, — als Getränk nach Operationen der Blase und der Urinwerk-
zeuge, um sicher die neue Erzeugung von Gries oder Steinen zu ver-
hüten, — bei Verschleimuug des Magens und der Brust, veralteten
Brustkatarrhen, Schleimflüsssen der Blase, anfangender Schleim-
schwindsucht, Fluor albus, — Rheumatismen und Gicht, — Fehler
der Verdauung, Magenkrampf, Säure des Magens, Wurmbeschwerden,
Anlage zu Koliken, fehlerhafter Gallenabsonderung, Gallensteinen, —
Krankheiten des Uterinsystems, Hysterie, Stockungen der monatli-
chen Reinigung, — scrophulösen Beschwerden.
(Amburger's) Versuche und Beobachtungen mit dem Geilnauer
Sauerbrunnen. Offenbach 1795. — 1809.
— — Untersuchung und Beschreibung des Geilnauer M.was-
sers, herausgegeben von Dr. Marschall. Offenbach 1815. — 1816.
— 1820.
Langbeiu's Lied von der Nymphe zu Geilnau.
C. F. Gräfe in Hufelan's Journal der praktisch. Heilkunde
Bd. XXXII. St. 2. S. 111—120
Wetzler, Beschreibung von Wipfeld und Kissingen. S. 66.
— — Gesundbrunnen und Bäder. Th. III. S. 13.3.
C. W. Hufeland, Uebcrsicht. S. 95. Vierte Auflage S. 90.
Kastner 's Archiv. Bd. VII. S. 193.
Pfaff in: S ch wei gger's Journal der Chemie und Physik. N. R.
Bd. XL St. 12.
Hufeland und Üsaim's Journal der prakt. Heilk. 1S24 Sup-
plcmcntbeft S. 140.
G. Bischof a a. O. 1826. S. 17.
Stifft, geognost. Beschreibung. S. 432. 535.
Chr. Fr. Harlefs, das M.wasser von Geilnau an der Lahn,
nach leinen Eigenschaften und Heilkräften dargestellt. Bonn 1S34.
917
Die M. quelle n zu Dink hold entspringen unfern Braubach
in einer engen von Osten nach Westen in das Rlieinthal herabzie-
henden engen Thalschlucht, 243 Fufs über dem Meere, in einer rei-
zenden Gegend aus Grauwackeuschiefer. Es sind ihrer zwei, der
grofse und der kleine Dinkholder Brunnen, — ersterer,
schon von Tabe rn ämo ntanus beschrieben, ist seit dem Anfang
dieses Jahrhunderts regelmäfsig gefafst und von Klipstein und
Schmidt analysirt; — letzterer ist nicht gefafst, sein Wasser ist
aber dem des vorigen gleich.
Das M.wasser perlt stark, besitzt einen sehr angenehmen, säuer-
lich-prickelnden, zusammenziehenden Geschmack, — scheint aber bei
Versendungen leicht seinen Eisengehalt zu präcipitiren, und hieraus
dürfte sich die Verschiedenheit erklären lassen, welche hinsichtlich
des Eisens die Analysen von Schmidt und Klips t ein zeigen. Es
enthält in sechzehn Unzen :
nach Schmidt: nach Klip stein:
Schwefelsaures Natron
0,300 Gr. .
1,800 Gr.
Chlornatrium
6,700 —
1,320 —
Kohlensaures Natron
5,400 —
2,240 —
Schwefelsaure Kalkerde .
• • . .
0,770 -
Kohlensaure Kalkerde
2,400 —
4,170 —
Schwefelsaure Talkerde
. , , ,
0,930 -.
Kohlensaures Eisenoxydul
1,300 —
.
ExtractivstofF
0,100 -
0,820 —
0,100 —
16,200 Gr.
12,150 Gr.
Kohlensaures Gas .
32,000 Kub. Z.
31,120 Kub. Z
Thilenius rühmt dasselbe bei Verschlcimungcn des Darmka-
nals und der Harnwerkzeuge, hämorrhoidalischen Stockungen im Un-
terleibe, Fluor albus, Bleichsucht und audern Störungen der Men-
struation von Schwäche,
Th. Tabernämontanus a. a. O. Th. I. Kap. 28. S, 297.
M. G. Thilenius, Beschreibung des Dinkholder Mineralwassers.
Wetzlar 1802.
Schmidt, kurze Beschreibung des sehr kräftigen Dinkholder
Wassers bei Braubach. Wetzlar 1802.
Ch. W. Klipstein in: Trommsdorff's Journal der Pharm.
Bd. VIII. St. 2. S. 26-34.
Das Dinkholder M.wasser bei Braubach von J. N. Kolb. 1820^
G. Bischof a. a. S. 275.
Hufe 1 and und O sann's Journal der prakt. Heilk. 1824. Sup-
plementheft S. 141.
Ha rief s a. a. O. S. 132.
Stifft, geognost. Beschreibung. S. 421. 536,
918
Die M.quelle bei O slerspai, unfern Braubach, entspringt iu
demselben in das Rheinthal einmündenden engen Seitentbale, in wel-
chem die Dinkbolder M. quellen zu Tage kommen, weiter thalaufwärts
— unmittelbar aus Thouschieferi'elsen, und ist nicbt gefafst. Sie ent-
hält nach ß ruckmann in secbzehn Unzen Wasser:
Kohlensaures Eisen .
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaures Natron .
Chlornatrium
Schwefelsaures Natron
Schwefelsaure Kalkerde
1,750 Gr.
2,01)0 —
1,333 —
1.500 —
1,250 —
0,750 —
1,000 —
9,583 Gr.
Stifft, geoguost. Beschreibung. S. 422. 548,
Der Echel- oder Eck ar tsbrunnen unweit des Dinkhol-
der, nocb näher dem Städtchen Braubach, 151 F. über dem Meere, —
irrig „Eckelbrunnen" genannt, da er sehr angenehm zu trinken, kei-
nen Eckel erregt und von den Bewohnern der Umgegend häufig ge-
nossen wird. Ta b ernämo n tan us gedenkt scbon desselben.
Er enthält nach Brück mann in 72 Unzen Wasser :
Kohlensaures Eisen
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaures Natron
Chlornatrium .
Schwefelsaures Natron
Extractivstoff
Kohlensaures Gas .
Tb. Tab er näin on tanus a.
Harlefs a. a. O. S. 136.
Stifft, geognost. Beschreibun;
.
5,6 Gr.
.
. 4,6-
.
. 2,3 -
.
. 4,2 -
5,6 —
.
. 1,3 -
•
. 0,4 -
24,0 Gr.
. 40,0 Kub. Z.
a. O. Tb.
I. Kap. 27. S. 29
g. S. 422.
548.
Her Salzbrunnen, ebenfalls bei Braubach, von dem vorigen
ciuigc hundert Schritte entfernt iu dem sogenannten Dachshäuscr
Grunde, 423 F. über dem Meere. — Er cuthält nach B ruckmann
in sechzehn Unzen Wasser:
Kohlensaures Eisen
Kohlensauren Kalk
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaures Natron
2,00 Gr.
1,75 —
0,75 —
1,50 —
919
Cblornatriuin .... 0,75 Gr.
Schwefelsaures Natron . . 0,25 —
7,00 Gr.
Kohlensaures Gas . . . 34,0 Kub. Z.
Günther. Andern, comment. p. 146.
Th. Tabernämontanus a. a. O. Th. I. Kap. 26. S. 239.
Harlefs a. a. O. S. 136.
Stifft, geognost. Beschreibung. S. 422. 548.
Die M.quellen bei Montabaur. Bei der Stadt Montabaur,
im Amte gleiches Namens entspringen 695 uud792 F. über dem Meere
mehrere, von Jacobi untersuchte Säuerlinge. Nach Jacobi (1818)
enthalten in sechzehn Unzen :
1. Die M.q. nnter der 2. Die Mq. über der
)
Stadt :
Stadt:
0,47 Gr. .
0,63 Gr.
0,73 —
0,22 —
2530 —
0,01 —
0,27 —
0,27 —
3,51 Gr.
16,25 Kub. Z.
1,39 Gr.
14,00 Kub. Z,
Schwefelsaure Talkerde
Chlorcalcium
Extractivstoff
Kohlensaures Natron
Kohlensaure Kalkerde .
Kohlensaures Eisenoxydul
Kohlensaures Gas
Günther. Andern, comment. p. 118.
Th. Tabernämontanus a. a. O. Th. I. Kap. 68. S. 413.
G. Eschenreuter a. a. O. S. 69.
Jacobi in: Tr omni sdorf f s N. Journ. der Pharm. Bd. IV.
St. 1.
Buchner' s Repertoriuin für Pharm. Bd. XVIII. St. 326.
Harlefs a. a. 0. S. 140. 175.
Stifft, geognost. Beschreibung. S. 183. 545.
Die Mj/uelle bei Ob e r l ahnslein im Amte Braubach, un-
fern des romantisch gelegenen Oberlahnstein, am Ausflufs der Lahn
in den Rhein, anderthalb Stunden von Coblenz entfernt, 103 Ful's
über dem Meere. Nach Amburger enthalten sechzehn Unzen:
Chlornatrium .... 2,500 Gr.
Schwefelsaure Talkerde . . 2,800 —
Schwefelsaure Kalkerde . . 1,444 —
Kohlensaures Natron . . 11,160 —
Kohlensaure Talkcrde . . 0,800 —
920
Kohlensaures Eisenoxydul . . 0,125 Gr.
Kieselerde 0,083 —
18,912 Gr.
Kohlensaures Gas . . . 16,22 Kub. Z.
G. Eschenreuter a. a. 0. S. 71.
Baldinger's N. Magazin für Aerzte. Bd. VIII. St. 6.
Amburger, Versuche mit dem Rheingauer Stahlwasser, dann
dem Schwefelwasser zu Weilbach und dem Sauerwasser zu Ober-
lahnstein. Mainz 1786.
G. Bisehof a. a. O. S. 178.
Harlefs a. a. Ö. S. 137.
Stifft, geognost. Beschreibung. S. 423. 538.
Die M. quelle bei Niederlahnstein, der vorigen gegenüber,
bei dem Flecken Niederlahnstein, schwächer als die vorige.
Günther. Andern, comment. p. 145.
Th. Tabernämontanus a. a. 0. Th. I. Kap. 31. S. 309.
Harlefs a. a. 0. S. 138.
Die M. quelle zu Lindenltolzhausen im Amte Limburg,
452 Fufs über dem Meere, enthält nach Wolfs Analyse in sechzehn
Unzen ;
Schwefelsaures Natron
4,50 Gr.
Chlornatrium ....
1,86 —
Kohlensaures Natron .
3,10 —
Kohlensaure Kalkerde .
3,98 —
Kohlensaures Eisenoxydul .
0,55 —
Thonerde ....
0,05 —
Kieselerde ....
0,08 —
14,12 Gr.
Kohlensaures Gas
18,92 Kub.Z
Wolf in: Trommsdo r ff's N. Journal der Pharmacie. Bd. IV.
St. 1.
Buchner's Repcrtorium der Pharm. Bd. XVIII. S. 325.
Stifft, geognost. Beschreibung. S. 318. 539.
Die Rheing auer- oder W erk er M. quelle unfern des Klo-
sters Schönau, — 650 F. über dem Meere, in einem Scitcnthalc des
Wisperthalcs.
Nacli Amburger enthalten sechzehn Unzen:
Kohlensaures Natron . . . 11,33 Gr.
Kohlensaure Talkerdc . . . 3,00 —
921
Kohlensaure Kalkerde .
Kohlensaures Eisenoxydul .
Thonerde . .
Extractivstoff
1,09 Gr.
0,75 —
0,75 —
0,08 —
17,00 Gr.
Kohlensaures Gas
18,22 Kub.Z
Amburger's Versuche mit dem Rbeingauer Stablwasser. Mainz
1786.
Stifft, geognostische Beschreibung. S. 399. 546.
Die M. quellen von Marienfels, sechs der Zahl nach, bei
dem Dorfe dieses Namens unweit Nastädten, anderthalb Stunden
von Schwalbach, — 596 Fufs über dem Meere.
Ihr M.wasser ist klar, wird durch Einwirkung der atmosphäri-
schen Luft getrübt, und setzt gelbrothe Flocken ab; das spec. Ge-
wicht der Triukquelle beträgt 1,001t. Nach Kastner's Analyse
vom J. 1822 enthalten sechzehn Unzen:
Chlornatrium . 2,0000000 Gr.
Chlorkalium .... 0,5000000 —
Kohlens. Kalkerde mit Strontian 3,0000000 —
Kohlensaure Talkerde . . 2,0650000 —
Kohlensaures Natron . . 2,6085200 —
Kohlensaures Kali . . 0,6748816 —
Schwefelsaures Kali . . O,509S00O —
Phosphorsaures Kali . . 0,0016070 —
Kohlensaures Eisenoxydul . 0,1144000 —
Kohlensaures Manganoxydul 0,0050000 —
Kieselsäure und Extractivstoff 0,0050777 —
11,4742863 Gr.
Kohlensaures Gas . . 27,00 Kub. Z.
Kastner's Archiv Bd. XVI. S. 376. 478.
Stifft, geognostische Beschreibung. S. 10. 396. 540.
Die M. quelle zu Löhnberg bei Weilburg, entspringt in einem
in das Lahnthal auslaufenden Wiesengrund, 442 F. über dem Meere,
ist gefafst und enthält nach Schütz in 4 Pfund Wasser folgende
Bestandtheile :
Schwefelsäure .... 2,6 Gr.
Talkerde 1,0 —
Kalkerde , . . . . 4,1 —
Salzsäure . .• , . . . 1,5 —
922
Sodiumoyxd
Eisenoxyd
Thonerde . ...
Vegetabilischen Stoff
XII.
1,8 Gr.
. 1,5-
0,5 —
. 0,4-
Kohlensaures Gas
er, Repert. f. d. Phys. Bd.
13,4 Gr.
70,174 Kub.Z.
Heft 3. S. 389—395
Stifft, geognost. Beschreibung. S. 294. 545.
Die TVL. quelle von Rück ershausen entspringt in einem
kleinen, in das Aarthal einmündenden Wiesenthaie, 529 Fufs über
dem Meere, — ein angenehmer, etwas eisenhaltiger Säuerling, — ist
gefafst. Nach Döring enthalten sechs Pfund Wasser:
Kohlensaures Natron
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaures Eisen
Schwefelsaures Natron
Chlornatrium
Talk erde
Kieselerde
Kohlensaures Gas
Stifft, geognost. Beschreibung
Die Salzquelle im Eltviller - Gemeindeiv aide , unweit
Schlangenbad, in dem schmalen Thälchen des bei Eltville in den
Rhein fallenden Sülzbachs, 667 Fufs über dem Meere, enthält nach
Kastner in sechzehn Unzen Wasser 42 Gr. Chlornatrium, und
ausserdem kohlensauren und etwas schwefelsauren Kalk nebst Chlor-
calcium und Chlortalcium, kein kohlensaures Natron, aber eine Spur
von kohlensaurem Eisenoxj'dul.
Stifft, geognost. Beschreibung. S. 406. 578.
.
13,3 Gr.
,
18,8 —
. .
3,3 —
. .
17,8 —
. .
6,4 -
.
2,3 —
•
1,0-
62,9 Gr.
80,0 Kub.Z.
S. 322. 547
i
Ausser diesen M.quellen besitzt Nassau einen grofsen Reichlhum
von Säuerlingen, von welchen jedoch die Mehrzahl nicht benutzt wird.
Weniger bekannt und daher nur namentlich zu erwähnen sind:
indem Miihlbach thal e: der M.brunnen zu Gerbenroth, 1115 F.
über dem Meere, gefafst, reich au kohlensaurem Gas, in dessen Nähe
noch zwei andere schwächere M.quellen entspringen, — die M.rmcllc
von Uuch, 816 Fufs über dem Meere, eine Viertelstunde von dem
923
Marienfelser M.bruunen entfernt, — die M.quelle auf dem Schwall,
eine halbe Stunde von der vorigen, 779 Fufs über dem Meere, gleich
jener gefafst und sehr reich an kohlensaurem Gas, — der M.bruunen
zu Scheuern, beim Einflufs des Mühlbaches in die Lahn, ebenfalls
gefafst, 248 Fufs über dem Meere; — in dem Dörsbacherthale:
die Säuerlinge von Dörsdorf, 853 Fufs über dem Meere, — von
Katzenelnbogen 887 Fufs über dem Meere; — in dem Aarthale
und seinen kleinen Seitenthälern : die Säuerlinge von Schies heiin
472 Fufs über dem Meere, auf dem linken und von Burgschwal-
bach auf dem rechten Ufer der Aar, — die der M.quelle von Rückers-
hauseu sehr ähnliche von Mattenbach, südlich von der vorigen,
gefafst, 931 Fufs über dem Meere; — in dem Emsthale: die M.-
quelle von Oberselters, 471 Fufs über dem Meere, der von Nie-
derselters sehr ähnlich; — in dem Lahnthale: die Säuerlinge bei der
Ahler Eisenhütte, zwei au der Zahl, gefafst, 117 F. üb. d. M., —
die M quelle zu Nievern an der Lahn, und höher herauf nördlich
von Weilburg in Seitenthälern der Lahn die Säuerlinge von Prob-
bach, 526 Fufs über dem Meere, von Di II hausen, 738 Fufs über
dem Meere, und Obers hausen, 738 Fufs über dem Meere; — in
dem Wisp er th ale und seinen Seitenthälern: die M.quelle von Dau-
benborn unweit Lorch, 296 F. über dem Meere, — die M.quelle von
Geroldstein, 551 Fufs über dem Meere, in dem Bette der Wisper,
und daher nur bei niederm Wasserstand sichtbar, — die M.quelle von
Sauerthal im Dorfe gleiches Namens, 572 F. über dem Meere, —
die Mineralquelle von Leyenkaderich unfern Sauerthal, 408
Fufs über dem Meere, — die Mineralquelle von Springen, 934
F. über dem Meere im Dornbachthale ; — indem Sauerbornsthale
entspringen längs dem Sauerbornsbach mehrere eisenhaltige Säuer-
linge, namentlich der Wollmersc bieder, 675 Fufs über dem
Meere; — an sie schliefsen sich der Ramschieder Säuerling, un-
fern Langenschwalbach, 1038 Fufs über dem Meere, — der Eisen-
säuerling von Fischbach, 961 Fufs über dem Meere, — die Eisen-
säuerlinge bei Rettert, 841 F. über dem Meere, — die M.quelle bei
Camp unfern des Rheius und die Schwefelquelle von Nied, 394 F.
über dem Meere, — die von Am burger untersuchten M.quellen bei
S c h a u m b u r g u. a.
Th. Tabernämoutanus a. a. 0. Th.I. Cap. 20. S. 265. — Cap.
21. S. 276. — Cap. 22, S. 278. — Cap. 23. S. 2S0. — Cap. 24. S. 281.
L. Chr. Cnopii alias Blanken bo th, Pagographia Nassovico-
Herbornea, oder kurze Beschreibung derer bei der Stadt Herborn un-
versehens entdeckten Heilbruunen. Herboru 1656.
Th. Ph. Schacht, Dissertatio, in qua acidularum Brabacensium,
praefecturae Mengerskirchensis salubritas, qualitates et vires, cum
genuino usurpandi modo, ex principiis physicis, chymicis et ipsa ex-
perientia traduntur. Herbornae 1720.
P. Wolfart, neue Beschreibung des auf dem Westerwald, Ambts
924
Mengerskirchen, liegenden Brabaclier Heil- und Gesundbrunnens. Her-
born 1721.
Amburger in: dem medizin. Wochenblatt. Frankfurth 1734.
Nr. 13.
ßaldinger's N. Magazin für Aerzte. Bd. XIV. St. 2.
Stifft, geognost. Beschreibung. S. 530. 402. 387. 403. 399. 389.
400. 401. 397. 39S. 392. 323. 321. 316. 303. 304. 394 u. 424. 395. 403.
418. 422.
IX.
Die Heilquellen des Königreichs Sachsen.
JLIas Königreich Sachsen begreift den breiten Kamm des
Erzgebirges, den nördlichen Abfall des mit dem Riesen-
gebirge verbundenen Lausitzergebirges und die von bei-
den von Süden nach Norden alhnählig sich ausbreitende
Abflachung zwischen der Elbe im Osten, und der Elster
und Pleifse im Westen. Die Höbe des Landes bezeichnen
die erhabensten Punkte des Erz- und Lausitzergebirges
(2 — 3000 Fufs) , der Fortsetzung der grofsen von Osten
nach Westen ganz Mittelteutschland durchziehenden Ge-
birgskette, — die Tiefe der Spiegel der Elbe, in welche
alle am nördlichen Abfall des Gebirges entspringenden
Flüsse sich ergiefsen ; — die Höhe des Auersberges beträgt
3132 F. , des Bärensteins unfern Annaberg 2736 F. , des
Scheibenberges 2443 F., — des Spiegels der Elbe bei
Dresden 280 F., bei Meifsen 238 F. über dem Meere.
Die Höhe der einzelnen Orte wird daher dadurch be-
dingt, ob sie nördlicher oder südlicher, näher der Elbe
oder dem Gebirge liegen ; Johann Georgenstadt liegt 2365
F., Freyberg 1146 F., Plauen 1048 F., Bischoffswerda 776
F., Bautzen 578 F., Leipzig 330 F. über dem Meere er-
haben. —
Das die südliche Gränze von Sachsen bildende erzrei-
che Gebirge karakterisärt die Granit- Gneufsformation, so
wie rother und bunter Sandstein. — Gegen Süden ist der
Abfall des Gebirges schroff, weniger gegen Norden, wo
es sanfter in das mittlere Eibland sich herabzieht. Da avo
die Elbe den Gebirgszug durchbrochen, bildet die diesem
928
Theile eigentümliche Quadersandsteinformation schmale
Felsenthäler mit schroffem Abfall, ihre Gipfel stellen meist
abgerundete, oft auch abgeplattete Flächen dar. Die Kro-
nen des Erzgebirges sind mit Wald oder Triften bedeckt,
ihre Abhänge mit Ackerland oder Wiesengründen. Der
Theil des Lausitzer Gebirges, welcher der Elbe zunächst
liegt, zeigt wenig Zusammenhang, gewährt dadurch mehr
Mannigfaltigkeit in seinen Felsengruppen und Thälern und
bildet die von In- und Ausländern fleifsig besuchte, be-
rühmte sächsische Schweiz.
Für die Entstehung und Qualität der M.quellen Sach-
sens sind beachtenswerth die mächtigen Züge von eisen-
haltigem Sandstein, bedeutende Braun- und Steinkohlenla-
ger, namentlich bei Radeberg, Schmeckwitz und Tharandt,
theilweise vorkommende Basaltkegel und basaltartige Bil-
dungen.
Von Th.quellen besitzt Sachsen nur zwei laue im
Erzgebirge, die M . quellen zu Wolkenstein un d Anna-
berg, unfern basaltischen Bildungen, — an kalten M.quel-
len die erdig-salinischen Schwefelquellen zu Schmeckwitz,
viel Eisenquellen namentlich, die zu Radeberg, Sc Lan-
dau und Tharandt, von welchen inde.fs die Mehrzahl
sehr wenig kohlensaures Gas und nur diejenigen viel da-
von besitzen, welche näher dem Gebirge und vulkanischen
Gebirgsarten an der Gränze Böhmens entspringen, wie die
M.quellen zu Ober- und Unter- Brambach, Sohl,
Elster und Schönberg.
d'Aubuisson, Mdmoires sur les basal tes. Paris 1803. p. 22.24.
29. 47.
G. Bischof a. a. 0. S. 190.
Litterarischer Merkur. Dresden. 1821. S. 296.
Darstellung der Heilquellen der Cur- und Bade -Orte des König-
reichs Sachsen von Dr. S. Dietrich u. Fr. Reich el. Dresd. 1824.
Karsten'« Archiv für Bergbau u. Hüttenwesen. 1818. Bd. XVIII.
S. 16. — 1829. Bd. XIX. S. 531.
Lampadius in: S ch weigg er- Seidel 's .Tourn. für prakt.
Chemie. Jahrg. 1834. Bd. I. S. 100 ff.
Im
929
Im Kreise des Erzgebirges sind zu erwähnen ;
Das Wieseti- o der J ob sba d bei Annaberg im Amte Wol-
kenstein, von der Bergstadt Annaberg eine Stunde entfernt, in dem
schönen Zscbopauthale, 1365 Fufs über dem Meere. Schon bekannt
seit dem Anfange des sechzehnten Jahrhunderts, erlangte dasselbe
einen grofsen Ruf durch die verwittwete Kurfürstin von Sachsen
Sophie, welche 1602 das Bad selbst gebrauchte und nach welcher
es auch Sophienbad genannt wurde.
Das aus Gneufs entspringende M.wasser ist hell, durchsichtig
ohne Geruch , von einem faden , laugenhaften Geschmack , und hat
die Temper. von 17° R. — Lampadius fand in sechzehn Unzen:
Kohlensaures Natron
Kohlensaure Kalkerde . . 0,900 —
Schwefelsaures Natron . . 0,666 —
Chlornatrium .... 0,473 —
Kohlensaure Talkerde nebst einer
Spur von Eisenoxyd . . 0,333 —
1,666 Gr.
4,038 Gr.
100 Kub. Z. M.wasser enthalten 4,5 Kub.Z. Gas, und diese 1,5
Kub.Z. kohlensaures Gas.
Das M.wasser gehört zu den schwächeren erdig-alkalischen Th.-
quellen, und wirkt auflösend, die Thätigkeit des Haut- und Uterin-
systems befördernd.
Man benutzt das Th.wasser als Wasserbad und als Douche ge-
gen Störungen der monatlichen Reinigung, Gicht und Rheumatismen,
Scropheln und Rhachitis, chronische Krankheiten der Haut, Verschlei-
mungen und Schleimflüsse.
Günther. Andern, comment. p. 84.
P. Albin us, Berg-Chronica. p. 190.
J. Goebelii Jiayga'ft] thermalium aquarum apud Hermunduros
sitarum prope Annabergam. — übers. Dresden. 1576.
Pfuntilii descriptio novi fontis cujusdam in Misnia. 1608.
M. Pansa's Beschreibung des Wiesenbades, sonst Jobstbades.
Annaberg 1609.
H. Schneemann, Hydromantia Paracelsica s. discursus de novo
fönte circa opp. Aunaberg. reperto. Francof. 1613.
M. G. Arnold, von des Wiesenbades Nutzen u. Gebrauch. 1643.
Hydriatria Wisensis d.i. Beschreibung des Wiesen- oder Jobs-
bades durch C. F. Gar mann. Annaberg 1675.
D. Th. Leh mann' s edles Meisnisch-Ober-Erzgebürgisch heilsa-
mes Wiesenbad bei Annaberg. Annaberg 1702
— — histor. Schauplatz. Abth. V. Kap. XL S. 232.
Jenisius, de balneo S. Jobii. Annabergae.
S. Beckenstein, vom Wiesenbade.
ILTheil. Nnn
930
J. F. M., Von der Lage, den Bestandteilen und Wirkungen des
Wiesenbades. Dresden 1748.
Etwas von der Lage, Bestandtbeilen . Eigenschaft und Würkung
des Wiesenbades. Dresden 1784.
Teutschland geogn. geolog. dargestellt von Ke ferst ein. Th. IF.
St. 1. S. 14.
J. Römer's Annal. der Arzueimittell. Leipzig 1796. Bd. F.
St. 1. S. 50.
T. B. Neuhof 's Beschreibung und Anweisung zum Gebrauch
des Wiesenbades. Annaberg 1808. — 1822.
— — in den Allgemein. Annaleu. Altenburg 1819. Aprilheft.
Das M.bad zu Gehringswalde bei Wolkenstein, eine
Viertelstunde nördlich von Wolkeustein , drei von Aunaberg, schon
seit dem dreizehnten Jahrhundert bekannt und beschrieben unter dem
Namen des Bades „unserer lieben Frauen auf dem Sande." Es liegt
sehr angenehm und ist mit theils zu Bädern, thcils zur Aufnahme von
Kurgästen bestimmten Badegebäuden versehen.
Das M.wasser ist klar, geruchlos, von einem faden, unbedeuten-
den Geschmack; seine Temperatur beträgt 23° Fi., sein spec. Gewicht
1,006. Nach seinen Mischungsverhältnissen zu der Filasse der erdig-
alkalischen Th-quellen zu zählen, enthält es nach Kühn in sech-
zehn Unzen:
Schwefelsaures Natron
Chlornatrium
Kohlensaures Natron
Kohlensaure Kalkerde
Extractivstoff
0,205 Gr.
0,102 —
1,333 —
0,205 —
Spuren
1,845 Gr.
Kohlensaures Gas . . . 1,0 Kub. Z.
Benutzt und empfohlen Fiat man diese AF. quelle in Form von Bä-
dern bei rheumatischen und gichtischen Beschwerden, Steiubesch wer-
den, Blennorrhöen, Krankheiten des Drüsen - und Lymphsystems und
veralteten Wunden.
Leonh. Thurnciser, von kalten, warmen, mineralischen, me-
tallischen Wassern. Bd. VF. Kap. 29. S. 235.
Günther. Andern, comment. p. 84.
Albinus, Meifsn. Bergchronik. S. 189.
J. M a th e s i n s , Sarepta. 1562. S. 9.
J. Göbel's Beschreibung der zweien warmen Bäder, so im
F>,andc Aleilsen, nahe bei Annaberg und Wolkeustein gelegen. Dresden
1576. — 1578.
C. Schwenkfeld, Beschreibung des llirschbcrgischen Bades in
Schlesien, 1607. S. 17. 22. 24.
August FI r ii p t m a n n , IJhraUer Wolkensteinischcr warmer FFadt-
931
und Wasserschatz , zu unser lieben Frauen auf dem Sande genannt.
Leipzig 1657.
M. Zimmermann' s Badsabbath. Freyberg 1671.
Der Autor des Wolkensteinischen Bade-Tractacts zu unserer lie-
ben Frauen auf dem Saude, an dessen überklugen Bade-Verlesterer.
1673.
C. H. S ehr eye n, Uhralter Wolkensteinischer Warmer Bahd- u.
Wassersehatz. Frankfurth a. d. 0. 1686. — 1696.
G. Müller's thermae Wolkensteinenses, oder historisch - phy-
sikalische Beschreibung des warmen Bades unfern Wolkenstein. Dres-
den und Leipzig 1721.
G. Schuster's Tbermologia Wolkensteinensis, oder gründliche
und practische Abhandlung von dem Wolkensteiner Bade. Chemnitz
1747.
J. J. Rom er' s Annaleu der Arzneimittellehre. Leipzig 1796. Bd.
I. St. 2. S. 50.
Die M. quellen zu Nied e r- Zw öfiitz, auch St. Annen's
Gnadenbrunnen genannt, schon früher von Ruf und viel benutzt,
später in Verfall gerathen, nach Dietrich und Reichel wieder ge-
fafst und mit Badegebäuden versehen.
Junghans, von Zwönitzer Wassern. Schneeberg 1717.
C Lehmann, von den Zwönitzer Wassern.
Der gute Brunnen von Nieder -Zwönitz, dargestellt von E. Chr#
V. Dietrichstein. Annaberg 1818.
Das Bad zu Rase hau im Amte Grünhain, eine Stunde östlich
von Schwarzenberg, eisenhaltig, empfohlen gegen Gicht, chronische
Hautkrankheiten und hysterische Beschwerden. — Reicher an Eisen
scheint die nahe bei befindliche Eisenquelle beim Pöckelguthe.
Das Bad zu Marienberg gehört nach Dietrich und Rei-
chel zu den eisenhaltigen und wird gegen Gicht und Rheumatismen
gerühmt.
Die M.schlammb a deanstalt zu Kl e in- S c hirm a , einem
Gebirgsdorfe an der Strafse von Freiberg nach Chemnitz, dreiviertel
Stunden von Freiberg entfernt, seit 1836 gegründet.
Die zu den M. Schlammbädern benutzte Moorerde findet sich auf
einer sumpfigen Wiese, in einem Torflager von 2—6 Fufs Mächtig-
keit, unmittelbar unter dem Rasen. Die frisch ausgegrabene Torf-
masse ist schwarzbraun , seifenartig und schlüpfrig anzufühlen , ent-
hält viele halbverweste Wurzeltheile und gehört zu der Klasse des
Kohleumineralschlamms. Nach Lampadius' imJ. 1836 unternom-
mener Analyse enthalten 1000 Gewichtstheile der frisch gegrabenen
Torfmasse :
1. Braune, liebte Torfmasse, welche 1,2 pCt. einer leich-
ten, grauweifsen Asche liefert .... 43,2 Th.
Nim 2
932
2. Feinen , azothaltigen , schwarzbraunen Mineralmoor,
bestehend
a. aus quell- und quellsatzsaurem und humussaurem
Thon, Kalk, Talk, Eisen- und Manganoxyd . 60,2 Tb,
b. aus nicht saurem Humus 20,1 —
c. durch Salzsäure ausziehbaren erdigten Theilen 12,3 —
3. In siedendem Wasser löslichen, quellsauren Kalk,
nebst etwas dergleichen Talk, mit Spuren von Hu-
mussäure, schwefelsaurer Kalkerde und Chlorcalcium 13,3 —
4. Der Torfmasse adhärireudes Wasser . . . 620,1 —
5. Hydratwasser der Torfmasse .... 200,5 —
6. Feinen der Torfmasse beigemengten glimmrigen Sand 21,2 —
7. Kohlensäure, Harz und Wachsharz . . . Spuren
Verlust ......... 9,9 —
1000,0 Tii
Der Moorschlamm zu Klein-Schirma wird in seiner möglichst na
türlichen Beschaffenheit zum Baden verwendet. Der frisch gegrabene
Schlamm wird nur vermittelst der Hände von den grobem Wurzel-
stücken u. dgl. gesäubert, hierauf durchknetet und in einem grofsen
hölzernen Bassin an einem schattigen, mit einem Dache überbauten
Orte zum Gebrauch aufbewahrt. Der ganze Wasserbedarf für die
Moor-Badeanstalt wird mittelst einer Wasserleitung aus dem nahen
Torflager selbst hergeleitet, weil in dem Torfwasser sich eine nicht
unbeträchtliche Menge humussauren Kalkes und anderer humus- und
quellsaurer Verbindungen, wie sie in der Torfmasse selbst enthalten
sind, vorfindet.
Die M. Schlammbäder zu Klein Schirma haben sich bisher in den-
selben Krankheiten hilfreich erwiesen, in welchen ähnliche M.moor-
bäder mit Nutzen angewendet werden. (Vergl. Th. I. Zweite Aufl.
S. 481.)
Lampadius in: Erdmann1s und Schweigger-Seidel's
Journ. für prakt. Chemie. Bd. VIII. S. 459.
Jul. Ed. Heden us, die neu eingerichteten Moorschlammbäder
zu Klein-Schirma bei Freiberg, und deren erprobte Wirksamkeit gegen
die hartnäckigsten chronischen Krankheiten. Grimma 1840.
An diese schliefst sich :
,
Das Schlackenbad zu Halsbrücke bei Freiberg. Das
aus den llohschlacken der Schmelzhütten zu Halsbrücke bereitete
Schlackenwasser, welches nach der Analyse von Lampadius Schwe-
fchvasserstoffgas, Kohlensäure und Eiseuoxyd enthält, wird gleich
ähnlichen Schlackenbädern bei Lähmungen und allgemeiner Schwäche
nach schweren Entbindungen, Fehlgeburten, oder in Folge sehr an-
greifender Krankheiten , so wie bei gichtischen und rheumatischen
Leiden nervöser Art empfohlen.
933
Nur namentlich zu erwähnen sind : das Bad zu Einsiede l,
auch das Heidelberger Bad genannt, dicht an der Böhmischen
Gränze, zwei Stunden von Saigerhütte, — die M. quelle zu Ro-
th enthal bei Olbernbau , eine schwefelhaltige M.q., — das Sach-
senfelder Bad unweit Schwarzenberg, — die M.q. bei Cainsdorf
und bei Reinsdorf unfern Zwickau, — der Briino's-Queli bei
Cottendorf, und 0 b er- Wiese nthal im Amte Schwarzenberg,
— die M.q. zu Ehren-Friedrichsdorf im Amte Wolkenstein, —
Bernsbach und Crumbach bei Hainich en, — die StahlquellÄ in
Härtensdorf bei Wildenfels, im Parke Greenfield bei Wai-
denburg und in der Nähe von Ernstthal bei Hohnstein.
Im Meifsnischen und Lausitzer Kreise gedenke ich folgender M.q. :
Das Augustusbad bei Radeberg. Die Stadt Radeberg (Ra-
delberg, Radoberg oder Radiberck), ihrem Namen nach Slavischen
Ursprungs, zahlt gegen 2000 Einwohner, liegt zwei Meilen östlich
von Dresden und gehört zu den ältesten des Meifsner Landes. Das
nach ihr benannte Bad liegt eine kleine Stunde von ihr entfernt. —
Die M.quellen wurden im Jahre 1719 durch den Bürgermeister Sei-
del entdeckt, welcher hier ein Bergwerk anzulegen beabsichtigte,
1720 mit einem Badehause versehen, von Dr. Lehmann, Budaeus,
Hoffmanu und Troppaneger empfohlen, und nach Kurfürst
Friedrich August II. benannt.
Wohnungen für Kurgäste finden sich in dem Galleriehause , in
dem alten und neuen Herrenhause, — Vorrichtungen zu Bädern in
dem alten und neuen Badehause.
Die Hauptgebirgsart der Umgegend ist feinkörniger Granit, wel-
cher an vielen Orten in Gneufs übergeht. Die westlichen und süd-
westlichen Höhen bestehen aus einem feinkörnigen, dem Glimmer-
schiefer ähnlichen Gneufs , welcher mannigfaltig geklüftet und ver-
wittert, vou Sandgeschieben, mit eingesprengtem Kalkspath, basalti-
scher Hornblende, Feuerstein und Quarz bedeckt wird. Sehr berner-
keuswerth ist ein bedeutendes, weit verbreitetes Torflager. Nach
Ficinus sind als Hauptwerkstätte der M.quellen zu betrachten die
quellenreichen Moorwiesen, das Torf- und Gneufslager.
Ihren Mischungsverhältnissen zufolge gehören die hier entsprin-
genden M.quellen zu der Klasse der erdig -salinischen Eisenquellen
und unterscheiden sich nur durch die Verschiedenheit des quantitati-
ven Verhältnisses ihrer Bestandteile.
Man unterscheidet: 1. Den Stollen- oder Au gu st us quell,
den ältesten, aus einem Lager von eisenhaltigem Gneufs entspringend^
klar, von einem zusammenziehenden Geschmack, 7° R. Temperat. —
2. Die M.quelle Nr. 1., bekannt seit 1786, gefafst seit 1812, weni-
ger klar, als die vorige , von einem salzig - zusammenziehenden Ge-
schmack, dem Geruch von gekohltem Wasserstoffgas, am reichsten
934
an Kochsalz, von 8,5° R. Temperatur bei 20° R. der Atmosphäre.
— 3. Die M.quelle Nr. II., sehr wasserreich, von hellerer Farbe,
einem noch starkem Geruch, einem weniger zusammenziehenden Ge-
schmack als die vorige, von 10° R. Temper. — 4. Die M.quelle
Nr. III., klar, von einem schwächern Geschmack und Geruch, von 9,5° R.
Temp., nicht benutzt. — 5. Die M.quelle Nr. IV., gefafst seit 1802,
von gelblich - trüber Farbe, einem zusammenziehenden Geschmack,
von 9,5° R. Temp. — 6. Die M.quelle Nr. V., sehr wasserreich,
klar, von einem starken Geruch nach gekohltem Wasserstoffgas, von
9,5° R. Temp., — 7. Die M.quelle Nr. VI., von 11° R. Temperatur.
Nach Fi ein us Analyse enthalten in sechzehn Unzen:
1. Der Stollen oder
Schwefelsaures Natron
Chlornatrium
Chlortalcium
Schwefelsaure Kalkerde
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaures Eisenoxydul
Augustusquell :
1,500 Gr. .
0,375 —
0,125 -
0,750 —
0,400 —
0,600 —
Chlornatrium ,
Schwefelsaures Nation
Chlortalcium
Schwefelsaure Kalkcrde
0,737 Kuh. Z.
Die M.q. Nr IV. :
0,555 Gr. .
0,125 -
0,125 —
0,375 -
2. Die M.quelle
Nr. I.:
0,125 Gr.
1,500 —
0,250 —
0,875 —
0,120 —
0,250 —
3,750 Gr.
3,120 Gr.
Kohlensaures Gas
0,588 Kub.Z.
0,572 Kub.Z.
Gekohltes Wasserstoffgas
, • • • 4
0,071 —
0,643 Kub.Z.
3.
Die M.q. Nr. II.: 4.
Die M.q. Nr. III.:
Schwefelsaures Natron
0,125 Gr. .
0,100 Gr.
0,050 —
Chlornatrium
0,083 —
0,100 —
Schwefelsaure Kalkerde
0,250 —
0,200 —
Kohlensaure Kalkerde
0,375 —
0,500 —
Kohlensaure Talkerde
•
0,300 —
Kohlensaures Eisenoxydul
0,120 —
0,350 —
Extractivstoff
0,250 —
1,100 —
1,203 Gr.
2,700 Gr.
Kohlensaures Gas
0,GGC Kub.Z.
0,160 Kuh. Z.
Gekohltes Wasserstoffgas
0,071 —
Spuren
0,100 Kub. Z.
Die M.q. Nr. V.:
0,160 Gr.
0,200 —
935
Kohlensaure Kalkerde
0,750 Gr.
0,750 Gr.
Kohlensaure Talkerde
• •
0,320 —
Kohlensaures Eiseuoxydul
0,475 —
.
0,275 —
Extractivstoff
0,375 —
2,780 Gr.
•
0,120 -
1,825 Gr.
Kohlensaures Gas
0,528 Kub. Z
0,333 Kub.Z,
Gekohltes Wasserstoffgas .
0,500 —
0,351 —
1,028 K. Z.
0,684 Kub.Z.
7. Die M.qi
lelle Nr. VI.:
Schwefelsaures Natron
1,000 G
r.
Chlornatrium
•
0,750 -
Schwefelsaure Kalkerde
0,500 -
Kohlensaure Talkerde
-• .
0,175 -
Kohlensaure Kalkerde
• »
0,700 -
Kohlensaures Eisenox
ydul „
0,375 -
Extractn stoff
0,250 -
3,750 G
r.
Kohlensaures Gas
0,333 Kub.Z.
Gekohltes Wasserstof
gas .
0,426
—
0,759 Kub.Z.
Gleich ähnlichen, an kohlensaurem Gase armen erdig -salinischen
Eisenquellen wirken diese zusammenziehend, stärkend, und werden
vorzugsweise in Form vou Wasserbädern benutzt. Innerlich hat man
den Stollenquell und die M.quelle Nr. I. allein oder mit Milch an-
gewendet ; bei Schwäche und grofser Reizbarkeit der Verdauungsor-
gane werden sie innerlich nicht gut vertragen und sind daher nur
bedingt zu empfehlen. Ausser diesen Formen benutzt man noch die
M.quellen äufserlich als Tropfbäder.
Angewendet werden die M.quellen in allen den Fälleu , in wel-
chen erdig-salinische Eisenquellen, vorzüglich in Form von stärken-
den Bädern indicirt sind, namentlich: bei anomaler Gicht, hartnä-
ckigen Rheumatismen mit allgemeiner Schwäche verbunden , oder
durch sie bedingt, — ■ chronischen Krankheiten des Nervensystems
aus Schwäche, — allgemeiner Nervenschwäche , örtlicher Schwäche,
Lähmungen, — passiven Schleim- und Blutflüssen, — chronischen
Krankheiten der Urinwerkzeuge, hartnäckigen Blasenkatarrhen, Bla-
senkrämpfeu, — chronischen Hautausschlägen , veralteten Geschwü-
ren, — Retentionen oder Suppressionen vou Schwäche, Bleichsucht,
— scrophulösen, rhachitischen Beschwerden, auf Schwäche gegründet.
Budaeus, Bericht von dem min. Bergwerksbruunen oder Ge-
sundheitswasser ohnweit Radeberg. Budissiu 1722. — 1730.
F. Hoffmann, medicin. cousultator. 1722. Dec. IV. cas. 3. p. 177.
J. C. Lehmann, gründlicher Beweis, dafs der Radeberger Ge-
936
sundbrunuen so gesund und sicher innerlich uud äufserlich zu gebrau-
chen, als ein Brunnen in der Welt. Leipzig 1722.
Troppaneger, Bericht von dem Radeberger Gesundbrunnen.
Dresden 1722.
Milhausen, Nachricht anf was Art und Weise der Radeberger
Augustusbrunnen mit Nutzen zu gebrauchen. Dresden 1730
Wolf, Untersuchung des bei der Stadt Radeberg entspringenden
Augustusbrunnens. Dresden 1730. — 1737.
Unterricht von dem Augustusbrunnen bei Radeberg. 1766.
Nachricht von dem bei Radeberg befindlich, mineralischen Was-
ser und dessen Gebrauche. Dresden 1770.
Gumprecht, Brief über das Radeberger Bad. Dresden 1790.
Fritzsche, das Augustusbad bei Radeberg und dessen Umge-
bungen. Dresden 1805.
L am» ad ins, ehem. Untersuchung der M. quellen bei Radeberg
in : Freyberger gemeinnützigen Nachrichten. 1808. Nr. 46. 47.
Hufeland's Journ. d. prakt. Heilk. Bd. XXVII. St. 2. S. 46.
— Bd. XXIX. St. 4. S. 4. 5.
Ch. G. Pienitz und H. Ficinus, Beschreibung des Augustus-
bades bei Radeberg. Dresden 1814.
H. v. Marti us, Radeberg und seine Umgebungen. Bautzen 1S28.
C. W. Hufeland's Uebersicht. S. 230. Viert. Aufl. S. 215.
Der Marienborn oder die S cluv ef elquellen zu Schmeck-
witz, bei dem Dorfe dieses Namens aus einem Thon- und Braunkoh-
lenlager entspringend , zwischen Kamenz und Bautzen , unfern der
grofsen Strafse, von Bautzen zwei, von Dresden fünf Meilen entfernt.
Das benachbarte böhmische Gränzgebirge führt Granit, Porphyr,
Basalt; das Land der Ebene ist angeschwemmt und besteht aus Sand,
Kies, Gneufs mit unterlaufenden Thontlötzen. Als Heerd der M. quel-
len betrachtet Ficinus das Braunkokleulager des nahe gelegenen
Weinberghügels.
Obschon früher gekannt und auch theilweise gebraucht , wurden
die M.quellen zu Schmeckwitz doch erst seit 1816 mit den nöthigen
Gebäuden und Einrichtungen ausgestattet und als Heilanstalt benutzt.
Ausser Vorrichtungen zu Wannenbädern finden sich hier auch Appa-
rate zu Gas- und Douchebädern, und zu Räucherungen. Den Namen
,. Marienborn'" erhielt die Anstalt von dem nahe gelegenen Cistcrcien-
scr Stift Marienstern.
Man unterscheidet drei zu der Klasse der kalten erdig -salini-
schen Schwcfclwasscr gehörige M. quellen, nämlich: 1. Die Schwe-
felquelle. Ihr Wasser ist von einem durchdringenden hepatischen
Geruch und Geschmack, von 11° R. Temperatur, giebt in einer Mi-
nute 720 Kub. Z. und wird vorzugsweise benutzt. — 2. Die Ei-
senquelle, weniger klar als die vorige, von starkem hepatischen
Geruch, hcpatisch-zusammcnziehendcm Geschmack, von 10° EL, giebt
in 2i Stunden 1200 Pfund Wasser. — 3. Die Roscnquelle, klar,
von achwefeligem Geruch, zusammenziehendem Geschmack uud 10
937
bis 11° R. Temperatur, giebt in einer Stunde 800 Pfund Wasser.
Nach Ficinus Analyse enthalten in sechzehn Unzen:
1. Die Schwefelq. : 2.
Extractivstoff .
Chlortalcium .
Chlornatriuni .
Seifenstoff
Schwefelsaures Kali
Schwefelsaure Kalkerde
Eisenoxydul
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaure Talkcrde
0,0443 Gr.
0,0273 —
0,0233 -
0,3600 —
0,03G6 —
0,1433 —
0,0210 —
0,2050 —
0,0566 —
Stickstoffhalt. Extractivstoff 0,2183 —
Schwefelwasserstoffgas ,
Atmosphärische Luft
Kohlensaures Gas .
Sauerstoffgas .
Stickgas . . . .
1,1357 Gr.
0,2983 Kuh. Z.
0,4526 —
Die Eisen«}.:
0,0700 Gr.
0,0266 —
0,0240 —
0,4066 —
0,0366 —
0,1400 -
0,1373 —
0,2100 —
0,0450 —
0,5733 —
1,6694 Gr.
0,0753 Kub.Z.
2,9833 —
0,0846 —
0,4200 —
3,5632 Kub.Z.
0,7509 Kub.Z.
3. Die Rosenquelle :
Extractivstoff .... 0,0900 Gr.
Chlortalcium .... 0,0300 —
Chlornatrium .... 0,0283 —
Seifenstoff 0,4133 —
Schwefelsaures Kali . . . 0,0483 —
Schwefelsaure Kalkerde . . 0,1866 —
Eisenoxydul .... 0,1283 —
Kohlensaure Kalkerde . . 0,1933 —
Kohlensaure Talkerde . . 0,0633 —
Stickstoffhaltigen Extractivstoff 0,3433 —
1,5247 Gr.
Schwefelwasserstoffgas . . 0,2433 Kub. Z.
Kohlensaures Gas . . . 3,1133 —
Sauerstoffgas .... 0,1033 —
Stickgas 0,3133 —
3,7732 Kub. Z.
Als Bad und Getränk hat man sie empfohlen hei Gicht und Rheu-
matismen, Stockungen und Verschleimungen, besonders im Uuterleibe,
Hypochondrie , Anomalieen der Menstruation , Würmern , — chroni-
schen Hautausschlägen, — chronischen Metallvergiftungen.
Die Schwefelquellen bei Schmeckwitz in der Ob.Lausitz von Dr.
J. G. Böhnisch und Dr. H. Ficinus. Dresden 1817. — 1819.
Zeitschrift für Natur und Heilkunde. Bd. III. St. 1. S. 112.
938
Die M. quellen zu Tharandt. Das Städteben dieses Namens,
berühmt durch die hier bestehende Forstakademie, liegt von Dres-
den drei Stunden entfernt in dem reizenden Thale der Weiseritz,
welches unter dem Namen des „Plauenscben Grundes" bekannt ist. Die
dasselbe umschliefseuden Berge gehören zur Flötzformation, bestehen
aus Schieferthon , Sandstein , Stinkstein , Hornsteinconglomeraten und
Steinkohlen; Tharandt zunächst bricht Gneufs, Quarz und schiefriger
Kalkstein.
Das Badehaus zu Tharandt enthält ausser Badekabinetten mit
Wannen auch Wohnungen für Kurgäste.
Man unterscheidet zwei, nicht wesentlich verschiedene erdig-sali-
nische Eisenquellen: 1. die Sidonienquelle, nach der Markgräfin
Sid o ni a benannt, und 2. die Heinrich squelle, zum Andenken
an Heinrich den E rlauchten so genannt; beide, von denen aber
nur die erste benutzt wird, wurden im J. 1793 gefafst und von Leon-
hardi, Lampadius, Ficinus und Kühn analysirt. Das M.was-
ser ist klar, von einem zusammenziehenden und erfrischenden Ge-
schmack und hat die Temperatur von 10° R.
Ausserdem benutzt man in Tb. einen Mineralmoor zu Bäderu,
welcher sich in der Nähe von Th. , in einigen sumpfigen Gegenden
des Grillenburger Waldes in bedeutender Menge vorfindet. Derselbe
verdankt seinen Ursprung wahrscheinlich dem Niederschlage saliuisch-
eisenhaltäger M.wasser, der Zumischung fetter Moorerde und abge-
storbener, und in Gährung übergegangener, vegetabilisch -organischer
Substanzen. Vermöge letzterer entwickelt sich eine Menge kohlen-
sauren Gases, so wie auch Schwefehvasserstoffgas in geringerer Quan-
tität. Er besitzt eine dunkelbraune Farbe, eine seifenartige Fettig-
keit und Weichheit und läfst schon bei der äufsern Untersuchung:
o
vermuthen, dafs hier weniger die mineralischen Bestandtheile über-
wiegend sind, sondern eine fette Moorerde, reichlich geschwängert
mit in Gährung begriffenen vegetabilisch-organischen Stoffen.
Nach Ficinus enthalten sechzehn Unzen des M.wassers :
Chloruatrium
0,2 iO Gr.
Chlortalcium
0,080 —
Schwefelsaure Talkerde
0,0SO —
Schwefelsaure Kalkerde
0,080 —
Kohlensaure Kalkerde
0,080 —
Kohlensaures Eisenoxydul .
0,125 —
Kieselerde ....
0,200 —
Extractivstoff
0,160 —
1,045 Gr.
Nach Kühn sind in 100 Theilcn des M.wassers enthalten:
Natron mit einer unbekannten
Säure verbunden . . . 0,00055 Gr.
Ulilornatrium .... 0,00233 —
Kohlensaures Natron . . 0,00008 —
939
Kohlensaures Eisenoxydul . 0,00241 Gr.
Kohlensaure Kalkerde . . 0,00225 —
Kohlensaure Talkerde . . 0,00205 —
Kieselsäure .... 0,00197 —
0,01224 Gr.
Schwefelwasserstoffgas und kohlensaures Gas wurden darin nicht
ermittelt, obgleich ein Geruch von Schwefelvvasserstoffgas in der Nähe
der M. quellen letzteres vermuthen läfst.
100 Theile des M.moors enthalten nach Kühn:
Wasser
39,622 Th.
Organische Substanz .
36,979 —
Kieselsäure .....
8,703 -
Alaunerde .....
1,098 —
Eisenoxyd
1,680 —
Kupferoxyd
0,646 —
Kohlensaures Kali u. schwefelsaure
Talkerde
0,495 —
Schwefelsäure ....
0,452 —
Kalkerde
0,302 —
99,977 Th.
In Form von Bädern hat man das M.wasser namentlich empfoh-
len : bei gichtischen und rheumatischen Leiden, — chronischen Lei-
den der Nerven, Hysterie, Lähmungen, — passiven Blut- und Schleim-
flüssen, — chronischen Krankheiten der Haut, — Drüsenanschwel-
lungen und Scropheln.
Die hinsichtlich ihrer Mischungsverhältnisse zu der Klasse des
Kohleumineralschlamms gehörenden Moorbäder besitzen auch analoge
Heilwirkungen. (Vergl. Th. I. Zweite Aufl. S. 481).
P. D. Lutheritz, phys. ehem. Beschreibung des Buschbades bei
Meifsen. Dresden 1798. S. 55.
C. W. Becker, der Plauische Grund bei Dresden mit Hinsicht
auf Naturgeschichte und schöne Gartenkunst. Nürnberg 1799.
W. G. Becker, der Plauensche Grund. Dresden 1801. 2 Thle.
C. Laug's Beschreibung des Plauenschen Grundes, des Badeor-
tes Tharandt und seiner Umgebungen. Dresden 1812.
Cotta, geognostische Wanderungen. Th. I.
Tharandt und seine Umgebungen, beschrieben von B. C. Dresden
und Leipzig 1834.
H. B. Pütt, die M.quelle zu Tharandt nebst einem Anhang über
die daselbst neu eingerichteten Moorschlammbäder. Dresden und
Leipzig 1836.
Das Buschbad, unfern Meifsen, sehr angenehm gelegen, be-
kannt und benutzt seit dem Jahre 1608. Ficinus Analyse zufolge
gehört der hier entspringende Mineralbrunnen zu der Klasse der
940
schwachem saliuischen Eisenwasser; seine Temperatur beträgt 7°
sein spec. Gew. 1,001. Nach Ficinus enthalten sechzehn Unzen
R.,
Schwefelsaures Natron
Chloruatrium
Schwefelsaure Kalkerde
Kohlensaure Kalkerde
Schwefelsaure Talkerde
Chlortalcium
Kohlensaure Talkerde
Extractivstoff
Kieselerde und Sand .
Kohlensaures Eisenoxydul
Kohlensaures Gas . i
0,400 Gr.
0,280 —
0,200 —
0,160 —
0,200 —
0,120 —
0,320 —
0,200 —
0,320 —
0,320 —
2,520 Gr.
ne unbestimmte Mena;e.
Als stärkendes Bad hat man die M.quelle empfohlen bei Nerven-
schwäche, Hysterie, Lähmungen, Hypochondrie, — chronischen Haut-
ausschlägen, — - Gicht und bei passiTen Profluvien.
J. Goebelius, de thermalibus aquis in Misnia. Lipsiae 1608.
P. J. D. Lutheritz, physisch-chemische Beschreibung des Busch-
bades bei Meifsen. Dresden 1798.
Das George nbad oder die M. quellen zu Berggiejshübel.
Die kleine Bergstadt Berggiefshübel , unfern der Böhmischen Gränzc
an der Gottleube, in einem engen, von hoben, mit Wald bewachse-
nen Bergen umschlossenen Thale gelegen, besitzt mehrere, seit 1719
bekannte M.quellen: 1. den Sauer- oder Fr i ed rieh s brunnen,
den ältesten, — 2. den Schwefelbrunnen, und 3. den Augus-
tusbrunnen, zu Bädern benutzt. Alle enthalten nur wenig wirk-
same Bestandtheile. Der Friedrichsbrunneu enthält in sechzehu Un-
zen Wasser:
Chlornatrium ,
Kohlensaures Natron .
Schwefelsaure Talkerde
Eisenoxydul
0,066 Gr.
0,434 —
0,062 —
0,400 —
0,962 Gr.
An kohlensaurem Gas nur eine geringe, noch unbekannte Menge.
Früher wurden die M.quellen fleifsig besucht, auch von Geliert
und Raben er. Mau benutzt sie in Form von Bädern in dem vor-
handenen Badehausc bei gichtischen Beschwerden, Nervenschwäche,
chronischen Krankheiten der Haut und Anomalieeu der Menstruation.
J. F. Henkel, das wieder lebende Berggiefshübel in dem neu
erfundenen Friedrichs- und Georgenbade. Freyberg 1729. — Fort-
setzung. Dresden 1731. — Fortsetzung. Dresden 1732.
Kästner"» Archiv. Bd. VI. S. 2i0.
nach Müller: nac
i Lamp adius
0,320 Gr. ~
0,370 Gr.
0,427 —
0,330 —
0,220 —
0,200 —
0,218 —
0,191 —
0,170 —
L 1,060 —
1,500 —
0,006 —
. .
941
Die M. quelle von Rofswein, süd-östlich von der Stadt Rofs-
wein, vor dem Brückthore. Nach Müller und Lampadius gebort
sie zu der Klasse der erdig -salinischen Eisenquellen, und enthält in
sechzehn Unzen :
Schwefelsaure Talkerde
Schwefelsaure Kalkerde
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaure Talkerde
Chlorcalcium
Kohlensaures Eisenoxydul
Harzstoff .
2,251 Gr. 2,761 Gr.
Kohlensaures Gas . . 4,069 Kuh. Z. l,5Kub. Z.
Kloster Altenzelle. Ein Beitrag zur Kunde der Vorzeit von H.
v. Martius. Freiberg 1821.
H. v. Martius in: Neue Zeitschrift für Natur- und Heilkunde,
herausg. von den Professoren der chir. medic. Akademie zu Dresden.
1830. Bd. I. Heft 2. S. 269.
Bei Altenberg quillt, fast 500 Ellen unter Tage in der Sohle
der untersten Weitung des Zinnzwitter Stockwerks, die einzige Ce-
mentquelle des nördlichen Teutschlands. Man benutzt sie mittelst
eingeworfenen alten Eisens, welches nach Jahresfrist ziemlich stark
mit Kupfer überzogen wird.
Die M. quelle von Klein-Welka bei Bautzen, eine kalte
schwache Schwefelquelle, untersucht von Bauer.
Zeitschrift für Natur- und Heilk. Bd. III. St. 1. S. 112.
Die M. quellen zu Schandau. Das Städtchen Schandau, acht
Stunden südöstlich von Dresden, liegt in einem der reizendsten Punkte
der sächsischen Schweiz, dicht an der Elbe, unfern der Böbmischen
Gränze, und erfreut sich jährlich eines zahlreichen Zuspruches von
Fremden. Das von Hrn. Hering errichtete Badehaus befindet sich
nahe bei der Stadt.
Die vorherrschende Gebirgsart um Schandau ist auf Granit ru-
hender Sandstein.
Man unterscheidet mehrere zu der Klasse der erdigen Eisenwas-
ser gehörige Mineralquellen. Ihr M.wasser ist hell, von zusammen-
ziehendem, hepatischem Geschmack, setzt viel Eisenocher ab, hat die
Temperatur von 10° R bei 18 — 20° R. der Atmosphäre, wurde von
Ficinus und Lampadius analjsirt und enthält in sechzehn
Unzen :
Chlortalcium
Schwefelsaure Kalkerde
2,100 Gr.
1,260 —
942
Kieselerde 0,270 Gr.
Eisenoxyd 4,380 —
8,010 Gr.
Kohlensaures Gas l 2 712 V h 7
Schwefelwasserstoffgas )
Empfohlen hat man es in Form von Bädern bei Schleim- aui
Blutflüssen passiver Art, chronischen Nervenkrankheiten, gichtischen
und rheumatischen Leiden, und Krankheiten des Uterinsystems von
Schwäche.
Lampadius, Beiträge zur Erweiterung der Chemie. 1804. Bd. I.
S. 318.
Petrenz in: Wöchentliche Beiträge zur med. und Chirurg. Kli-
nik. Herausgeg. von G. C. A. Clarus und J. Radius. 1833.
Das Augustusb ad zu Zittau im Lausitzer Kreise unfern
der Böhmischen Gränze. Die hier entspringende kalte eisenhaltige
M.quelle, wahrscheinlich schon in früheren Zeiten als Heilquelle ge-
braucht, wurde neuerdings gefafst, von Knispel analysirt, mit ei-
ner Badeanstalt ausgestattet und erhielt den Namen des „Augustus-
bades."
Nach Knispel's Analyse enthält das M.wasser Chlorcalcium
und Chlortaleium, kohlensaure und schwefelsaure Kalkerde, kohlen-
saures Eisenoxydul, Kieselsäure, Extractivstoff und kohlensaures Gas,
und wird in Form von Bädern empfohlen gegen Gicht und Rheu-
matismen, — Hümorrhoidalbeschwerden, Unordnungen der monatli-
chen Reinigung, — Sehleimfliisse, — chronische Nervenkrankheiten,
Krämpfe, Lähmungen, — Drüsenverhärtungen, — chronische Haut-
ausschläge, Flechten, Krätze.
Das Augustbad in Zittau von Dr. J. G. Knispel. Zittau 1816.
In und bei Dresden werden mehrere eisenhaltige Quellen be-
nutzt, unter andern das Brunnen bad bei der Annenkirche in der
Wilsdrufer Vorstadt. Die hier zu Bädern benutzte Quelle hat die
Temperatur von 10° R., und enthält nach Struve in sechzehn
Unzen :
Chlornatrium .... 1,0976 Gr.
Salpetersaures Natron . . 1,5517 —
Salpetersaure Kalkerde . . 2,3103 —
Salpetersaure Talkerde . . 1,3448 —
Schwefelsaure Kalkerde . . 1,9741 —
Kohlensaure Kalkerde . . 0,3534 —
Kohlensaure Talkerdc . . 0,0707 —
Kieselerde 0,0431 —
8,7457 Gr.
Zwanzig Kuh. Zoll Wasser enthalten 6,00 Kuh. Zoll kohlensau-
res Gas.
943
Nur namentlich erwähne ich des Linkscli cn B ad es bei Dres-
den, dessen Wasser (der Pricfsnitzbach) nach Hänel und Ficinus
eisenhaltig sein soll, und das in Dresden zu Bädern benutzte Wasser
der Weiseritz, welches Engelbrecht eisenhaltig fand. —
Die M.quelle bei Maxen, nach Dietrich und Reichel
eine schwache, mit einer Badeanstalt versehene eisenhaltige M.quelle.
Die M.quelle bei Königstein, nach Dietrich und Rei-
ch el eine kalte Eisenquelle, welche in dem Städtchen Königsteiu
befindlich, mit einer kleinen Badeanstalt versehen ist und Chlor-
talcium, schwefelsaure Kalkerde, Eiscnoxjd, kohlensaures Gas und
Schwefelwasserstoffgas enthalten soll.
Nur historisch erwähne ich der M.quelle zu Got ts ch dorf oder
Gottsdorf in der Ober-Lausitz, anderthalb Stunden von Königs-
hriiek, — der M.quelle bei Löbau in der Ober-Lausitz und der
Eisenqelle zu Pr e lisch witz , eine halbe Stunde südlich von Bautzen,
— ferner noch der M quellen bei Hellendorf, Pirna, Dippol-
diswalda, am Wilischberg bei Reinhard t's - G rimma,
Rhänitz, Tauscha, Eisenberg bei Mo ri tzb urg, Kostlitz ,
Grof sen ha in, Gasern bei Meifsen, und endlich der früher be-
rühmten Salzquelle bei Dahlen.
Bericht von dem Heilbrunnen zu Gottsdorf 1646.
Grof sen in s. Lausitzer Denkwürdigkeiten. Th III. S. 19.
Der Leipziger Kreis besitzt nur wenige M. quellen:
Das Herrmannsbad bei Lausig k, auf einer Anhöhe bei
der Stadt Lausigk, Eigenthum von Hrn. Herr mann, — drei Stun-
den von Grimma, sieben Stunden von Leipzig entfernt.
Nach Lampadius Untersuchung hat das M.wasser die Tem-
peratur von 10° R. und enthält in zehn Pfund :
Schwefelsaure Kalkerde . . 4,75000 Gr.
Schwefelsaure Talkerde . . 1,48080 —
Schwefelsaure Thonerde . 5,66246 —
Schwefelsäure . . . 0,57537 —
Schwefelsaures Eisenoxydul . 3,02368 —
Kieselsäure .... 0,45000 —
15,94231 Gr.
Das M.wasser gehört zu der Klasse der Vitriolwasser, ist in
allen den Füllen nicht zu empfehlen, in welchen letztere überhaupt
contraindicirt sind, (Vgl. Th. I. S. 239 Zweit. Auflage S. 252-254),
hat sich dagegen nach Uh lieh's Erfahrungen hilfreich erwiesen bei
Gicht, Lähmungen, Hämorrhoidalbeschwerden, chronischen Hautkrank-
heiten und chronischen Nervenleiden krampfhafter Art.
944
Das Herrmannsbad Lei Lausigk von Friedrich Pohl. Leip-
zig 1822.
C. Gottl. Drescher, diss. inaug.med.de balueo Hermanniano
prope Lausigkiam. Lipsiae 1826.
Die M.q uelle
Reichelchen Garten.
Unzen :
;u Leipzig, eine schwache Eisenquelle im
Sie enthält nach Küstner in sechzehn!
Schwefelsaures Natron . . 0,640 Gr.
Schwefelsaure Kalkerde . . 0,800 —
Chlorcalcium .... 0,180 —
Kohlensaure Kalkerde . . 0,240 —
Kohlensaure Talkerde . . 1,040 —
Kohlensaures Eisenoxydul . 0,400 —
3,300 Gr.
Kohlensaures Gas eine unbestimmte Menge.
Küstner in: Trommsdorffs Journ. der Pharm. 1811. Bd. XX.
Der Führer zu den Heilquellen etc. Nebst einer speciellen Dar-
stellung der Badeanstalten Leipzigs und seiner Umgebungen. Von ei-
nem prakt. Arzte. Leipzig 1833.
Die M. quelle bei Klein Millitz, bei Leipzig, einer chemi-
schen Analyse entbehrend.
Bemerkenswert!! im Voigtländischen Kreise sind :
Der Au gustu$bru7inen bei Elster, unfern der weifsen El-
ster in einer freundlichen Gegend. Das Wasser der Hauptquelle ist
klar, entwickelt viel kohlensaures Gas , bildet längere Zeit der Ein-
wirkung der atmosphärischen Luft ausgesetzt einen Niederschlag von
Eisenoxjdhydrat, ist von einem angenehmen säuerlich - zusammenzie-
henden Geschmack, von 8° R. Temperatur, 0,006 spec. Gewicht,
wurde ehemisch untersucht von Lampadius und Bienert, neuer-
dings (1833) von Seybold, und enthält in sechzehn Unzen:
nach L ampa dius: nach Bienert:
Kohlensaure Talkerde .
1,15 Gr. .
1,36 Gr.
Kohlensaure Kalkerdc ,.
2,00 —
0,05 —
Kohlensaures Natron
4,50 —
5,59 —
Schwefelsaures Natron
. 11,00 —
. 20,25 —
Chlornatrium .
. 16,15 —
4,64 —
Eis(Miox3'dul . . .
1,00 —
1,24 —
Kieselerde
.
0,03 —
36,15 Gr.
33,16 Gr.
Kohlensaures Gas
17,5 Kuh. Z.
13,5 Kub. Z.
nach
945
nach S e y b o 1 d :
Krystallisirtes Chlornatrium . . 10,110 Gr.
Krystallisirtes schwefelsaures Natron 25,130 —
Krystallisirtes kohlensaures Natron 2,800 —
Krystallisirte schwefelsaure Talkerde 0,320 —
Krystallisirtes Chlortalcium . . 0,110 —
Koklensaure Talkerde . . . 0,870 —
Kohlensaure Kalkerde . . . 0,690 —
Kohlensaures Eisenoxydul . . 0,760 —
Kieselsäure 0,250 —
Harzigen Extractivstoff ) o
B v Spuren
Humusextract )
41,040 Gr.
Kohlensaures Gas . . . 18,25 Kub.Z.
Innerlich und äufserlich angewendet hat sich das Mwasser nach
Schreyer hilfreich bewiesen bei Uuterleibsbeschwerden von atoni-
scher Schwäche, — eingewurzelten Rheumatismen, atonischer und
habitueller Gicht, — Entnervung von Ausschweifungen, — Krankhei-
en des Uterin- und Sexualsystems, — Vcrschleimungen und Blennor-
rhöen der Respirationsorgane, — allgemeiner Nervenschwäche nach
ibergrofsen Anstrengungen, Nervenfiebern, — Schwäche der Sehkraft
ind Blennorrhöen der Augenlieder, — krankhafter Fetterzeugung.
Leisneri tractat de acidul. Elsteran. nympha. 1669.
Act. pbysico-med. N. C. Acad. Caesar Vol. VII. 1744.
Lampadius in: Schweigger's Journ. für Chemie, ßd. VIII.
St. 4. S. 367.
C. Schreyer in: Clarus und Radius, Beiträge zur prakt.
tfeilk. 1835. Bd. II. Heft 1. S. 57.
Die M. quellen zu Ober- und Unter -Brambach, dicht
In der Böhmischen Gränze, drei Stunden von K. Franzensbad, eben
;o weit von Adorf und vier Meilen von der Kreisstadt Plauen ent-
ernt, — zeichnen sich besonders durch ihren Reichthum an kohlen-
saurem Gase aus. Man unterscheidet folgende M.quellen:
1. Den Säuerling bei Un te r- B r am b ach , in einem moori-
gen Wiesengrunde, südlich und westlich von Bergen umkränzt, — seit
(1830 gefafst und überhaut , liefert in seiner Hauptquelle in 24 Stun-
len gegen 47 Eimer Wasser, ist von einem augenehmen, geistigen,
jrfrischenden, prickelnden, etwas eisenhaften Geschmack, ohne beson-
lern Geruch, von 8° R. Temperatur. Ueber dem Bassin ist seit der
Fassung eine bedeutende Schicht von kohlensaurem Gas zu bemer-
ien; hält man das Gesicht über den Brunnen, so wird die Brust be-
äugt und das Athmen erschwert. An den Wänden des Bassins und
ler Abzugsröhre setzt sich sehr viel Eisenoxyd ab.
2, Den Eisensäuerling bei Ober-Brambach, in der so-
enannten Loh, einem angenehmen Thale, entspringt auf einem Wie-
II. Theil. O O O
946
sengrunde, — ist gefafst, weit ergiebiger als die vorige Quelle (giebt
in einer Stunde 6—7 Eimer), und entquillt mit so starker Gasent-
wickelung, dafs das Bassin einem Kessel mit siedendem Wasser gleicht.
Das M.wasser ist vollkommen hell und klar, von angenehm, geistig
erfrischendem, doch etwas eisenhaftem Geschmack, geruchlos, besitzt
die Temperatur von 7—8° R und 1,0015 spec. Gewicht. — Der Luft
längere Zeit ausgesetzt, trübt sich das geschöpfte M.wasser und prä-
cipitirt dann viel Eisenoxyd; mit Wein und Zucker vermischt braust
das M.wasser heftig auf. — Auch diese M. quelle bildet über dem
Wasserspiegel eine sehr beträchtliche Schicht von kohlensaurem Gas.
Eine dritte M. quelle, der Säuerling in Ob er-Brambach
ist zwar gefafst, enthält aber nur wenig feste uud flüchtige Bestand-
teile.
Analjsirt wurden die M. quellen im J. 1812 von L ampadius,
— im Jahre 1830 vom Apotheker Carl. Nach Letzterem enthält in
sechzehn Unzen im wasserfreien Zustande :
1. Der Säuerling zu 2. Der Eisensäuerling
Unter-Brambach : zu Ober-Brambach;
Schwefelsaures Natron . 2,629 Gr. . . 0,244 Gr.
Kohlensaures Natron . . 1,113 — . . 1,081 —
Chlortalcium . . . 1,223 — 1 . 0,194 —
Kohlensaure Talkerde . 1,150 — . . 0,575 —
Kohlensaure Kalkerde . 2,162 — . 0,850 —
Kohlensaures Eisenoxydul 0,548 — . . 0,585 —
Alaunerde . . . . 0,175 — . . 0,075 —
Kieselerde .... 0,037 — . . 0,150 —
9,047 Gr. 3,754 Gr.
Kohlensaures Gas . . 20,435 K. Z. 23,321 K. Z.
Zu widerrathen in allen den Fällen, in welchen eisenreiche Mi-
neralquellen cotitraindicirt sind, werden beide Säuerlinge gleich
ähnlichen als Getränk namentlich empfohlen : bei Schwäche dei
Verdauungswerkzeuge, dadurch bedingten Stockungen, Säure un(!
Verschleimungeu der ersten Wege, — Blennorrhöen der Respi-
rationsorgane, veralteten Brustkatarrhen , — Leiden des Uterin-
systems von Schwäche, Chlorosis, Fluor albus, profuser Menstruation,
— Blennorrhöen der Harnwerkzeuge, Blasenkatarrhen, Griesbeschwcr-
den, — und endlich bei allgemeiner Nervenschwäche, anfangender
Tabes dorsaüs und Paresis.
Lampadius in: Schweiggcr's Journal. Bd. VIII. St. 4
S. 367.
C. Scbreycr in: Beiträge zur prakt. Ileilk. herausgeg. von J,
Ch. A. Clarus und J. Radius. Bd. II. Leipzig 1835. Heft. 1. S. 57.
Die M. quelle zu Schönberg, eine kleine hallte Stunde von
Scbünberg, dicht an der Böhmischen Gränze, hat die Temperatur von
7° R., und eiitbält nach Lampadius in sechzehn Unzen:
947
Chlornatrium
Schwefelsaures Natron
Kohlensaures Natron
Chlorcalcium
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaure Talkerde
Eisenoxyd
Kohlensaures Gas
8,00 Gr.
4,50 —
4,25 -
1,00 —
0,50 —
0,25 —
1,00 —
19,50 Gr.
23,75 Kub. Z
Lampadius in: Schweigger's Journ. Bd. VIII. St. 4. S. 367.
Osann und Tronimsd o rff, K. Franzensbad. S. 24. 181.
Die M. quelle zu Sofil, nördlich von Elster und Brambach
beim Dorfe Niedersohi, anderthalb Stunden von Adorf und eben so
weit von Brambach entfernt, entspringt auf einem moorigen Wiesen-
grunde, 1418 Fufs über dem Spiegel der Nordsee, unweit der von
Adorf nach K. Franzensbad und Böhmen führenden Chaussee. Die
M.quelle ist im Jahre 1831 gefafst und überbaut und liefert in einer
Stunde 1900 rheiul. Kub. Z. eines krystallhellen , unter mäfsiger Gas-
entwickelung hervorquellenden Wassers, welches der atmosphärischen
Luft längere Zeit ausgesetzt Eisenoxydh}'drat präeipitirt. Das M. Was-
ser ist von einem stechenden, salzigen, zusammenziehenden, später
schwach hepatischen Geschmack, einem laugeuhaften, bisweilen he-
patischen Geruch, von 8° R. Temperatur und 1,006 spec. Gewicht.
Anatysirt wurde dasselbe von Lampadius, neuerdings vom Apo-
theker Seyb o Id. Sechzehn Unzen enthalten
nach Lampadius: nach Sey bold:
Schwefelsaures Natron
Kohlensaures Natron .
Chlornatrium
Chlortalcium .
Schwefelsaure Talkerde
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaure Kalkerde
Chlorcalcium
Kohlensaures Eisenoxydul
Kieselerde
Harzigen Extractivstoff
Humusextract
Kohlensaures Gas
Schwefelwasserstoffgas Spuren
Zu widerrathen bei wahrer Plethora, activen Congestionen, und
in allen den Fällen, wo eisenreiche M. quellen contraindicirt sind, ist
dieses M.wasser als Getränk dagegen nach Schreyer namentlich
Ooo2
4,10 Gr. .
8,606 Gr.
. 12,50 —
. . 4,052 —
7,90 —
3,425 —
. • •
6,250 —
.
2,610 —
0,60 —
0,891 —
2,25 —
0,572 —
0,20 —
• . • •
. .
0,912 —
.
0,1S2 —
•
Spuren
27,55 Gr.
27,500 Gr.
13,75 Kub. Z.
14,0 Kub. Z.
94S
ansezeigt bei Uuterleibsbescbwerden, Stockuugen im Leber- uiid Pfort-
adersystem, Hypochondrie, Säure, Verschleimungcn, — Krankheiten
des Cterinsystems von Schwäche, — Blennorrhöen der Respirations-
orgaue und der Harnwerkzeuge.
Lampadius in: Schweiggers Journ. Bd. VIII. St. 4. S. 367.
Osann und Trommsdorff, K. Franzensbad. S. 182.
C. Scli r eye r in: Clarus u. Rad iu s, Beiträge zur prakt. Heilk.
1S33. Bd. II. Heft 1. S. 57.
Die Salzquelle zu Altensalza im Amte Plauen, früher als
Saline benutzt.
D er Gesundbrunnen zu Pauset und der Christianen-
Kberhar dinenbrunn en zu R eib o Idsgrü n, eine Stunde von
Auerbach, mit Badeanstalten versehen.
:
Au diese schliefsen sich :
r
Die M. quelle bei Höllenstein im Schönburgscheu, nur zwan-
zig Minuten von Hohenstein, eine Meile von Waidenburg und zwei
von Chemnitz entfernt.
Die M. quelle, schon 1766 entdeckt, wurde im Jahre 1829 von dem
Apotheker B e ck er t gefafst und mit zweckmäfsigen Badegebäuden,
in denen sich auch Vorrichtuugen zu Dampfbädern befinden, versehen.
Die das Bad zunächst umgebenden Berge bestehen aus eisenhaltigem
Glimmerschiefer, Gneus, gemeinem Serpentin mit Chrom- und Magnet-
eisen , rothem Eisenkiesel mit Glaskopf, Turmaliu , Opal, Chalcedou,
Band- und mehreren andern Achaten.
Das M.wasser entspringt auf einer sumpfigen Wiese, ist, frisch
geschöpft) kry stallbell, etwas perlend, von eisenhaft- zusammenziehen-
dem Geschmack und einem schwach hepatischen Geruch; die Tem-
peratur beträgt 9" R. , die Wassermenge in einer Stuude 2280 Pfund.
Der atmosphärischen Luft ausgesetzt, bildet sich ein ocherartiger Nie-
derschlag; doch läfst sich dasselbe in gut verwahrten Krügen, ohne
bedeutende Zersetzung versenden.
Nach Döberei n er's , fern von der Quelle angestellter, Analyse
enthalten sechzehn Unzen des M.wassers:
Kohlensaures Eiseuoxydul .
Kohlensaure Ivalkerde
Chlorcalcium
Erdharzige Materie
Kohlensaures Gas
Stickgas
0,i79 Gr.
0,030 —
0,206 —
0,010 -
0,725 Gr.
2,140 Kub.
0,750 —
z.
2,890 Kub.
z,
949
Eine vom Apotheker Carl Reichet an der Quelle angestellte
Analyse ergab folgendes Resultat. Vier und zwanzig Pfund Med.
Gewicht = 138210 Gr. enthalten:
Hydrochlorsäure .
1,336 Gr.
Kohlensaure Kalkerde
1,211 —
Talkerde . . . .
1,200 —
Thouerde . .
0,100 —
Kieselerde .
, . 1,200 —
Kali
2,000 —
Natron .....
1,240 —
Lithion ....
0,089 —
Eisenoxydul
7,002 —
Harzige Materie .
1,900 —
Quellsäure ....
i
Phosphorsauren Kalk )
Manganoxydul )
Spuren
17,278 Gr.
Schwefelwasserstoffgas
7,712 Kub.Z.
Kohlensaures Gas
. 11,520 —
19,232 Kub. Z
Das M.wasser wird in allen Fallen , wo ähnliche erdige Eisen-
wasser (vgl. Tli. I. Zweit. Aufl. S. 249.) angezeigt sind, mit Nutzen
angewendet. Man trinkt 3—7 Becher und badet bei 25—28° R. Der
M.schlamm ist in zu geringer Menge vorhanden, um Bäder davon
einrichten zu können, wird deshalb nur zu Localbädern benutzt.
J. Gottl. Grundmann, Kurze Nachrichten von dem minerali-
schen Gesundbrunnen zu Hohenstein. Waidenburg 1778.
Gesundheitszeitung. Eine populär-medizinische Zeitschrift. Jahrg.
III. 1830. Nr. 5.
Die M.quelle und die Badeanstalt bei Hohenstein, historisch- to-
pographisch, physikalisch-chemisch und medicinisch-praktisch beleuch-
tet. (Von Dr. Streit) 1834.
E r dmann und Schweigger- Seidel, Journ. für prakt. Che-
mie. 1834. Heft 4. S. 324. Heft 12. S. 274. 1835. Heft 5. S. 324.
Die M.quelle zu Geroldsgrün bei Lobenstein im Reussi-
schen, eine alkalisch-erdige Eisenquelle, welche nach Fuchsin sech-
zehn Unzen enthält :
Chlornatrium
Schwefelsaure Kalkerde
Kohlensaures Natron .
Kohlensaure Talkerde
0,2S6 Gr.
1,481 —
0,296 —
7,481 —
950
Kohlensaure Kalkerde . . 1,407 Gr.
Kohlensaures Eisenoxydul . . 0,592 —
11,553 Gr.
Kohlensaures Gas eine unbestimmte Menge.
J. M. Grofseu's Verzeichnifs der im Baireuthischen Fürsten-
thum befindlichen M.wasser, in S. AV. Oetter's Samml. verschiedener
Nachrichten aus allen Theilen der histor. Wissenschaften. 1749.
v. Wei t ershausen's Nachricht vom Langenauer und Stehener
M.wasser 1786.
G. F. Fuchs in: v. Cr eil 's ehem. Annal. 1794.
X.
Die Heilquellen des Grofsherzogthums Wei-
mar und der Sächsischen Herzogtümer.
'ie genannten Länder bilden eine durch Höhenzüge und
Bergrücken durchschnittene, zusammenhängende Gruppe
von reichen Fruchtfeldern und anmuthigen Thälern, wel-
che im Norden von den Verzweigungen des Harzes, im
Westen von der Werra und dem Meifsner begränzt,
im Süden sich an den Thüringer Wald anschliefst, —
letzterer, eine Fortsetzung des Fichtelgebirges, streicht
als natürliche Gränze zwischen Nord- und Südteutsch-
land, von Süd-Ost nach Nord- West und sendet die seinem
Schoofs entquellenden Gewässer dem Mayn, der Weser
und Elbe zu.
Die höchsten Punkte dieser Länder bezeichnen die
Gipfel des Thüringer Waldes auf seiner nördlichen Seite,
— die Tiefe der Spiegel der Werra, Unstrut und Saale; —
die Höhe des Inselsberges beträgt 2886 F. nach v. Zach,
des Schneekopfes 2791 F. nach v. Hoff, des Dollmar
2484 F.; — Hildburghausen liegt 1069 F., Gotha 878 F.,
Arnstadt 849 F., Meiningen 831 F., Gera 703 F., Weimar
650 F., — die M.quellen zu Steinheide 2431 F., die zu Lie-
benstein 937 F. , das Soolbad zu Frankenhausen 438 F.
über dem Meere erhaben.
Als die Hauptgebirgsarten des Thüringer Waldes be-
trachtet man Porphyr, Granit, Alpenkalk, Grauwacke und
Uebergangskalkstein in verschiedenen Formen , nament-
lich an der östlichen Seite des Gebirges. Bemerkenswert!!
934
sind die theilweise vorkommenden basaltischen Bildungen,
namentlich auf dem Dollmar, — am Fufse des Gebirges
und in der Ebene Flötze von Braun- und Steinkohlen,
und Salzlager, — namentlich bei Kreutzburg, Suiza, Sal-
zungen, Friedrichshall, Sondershausen und Frankenhausen.
Unter den Eisenquellen gebührt der zu Liebenstein
die erste Stelle, — unter den Soolquellen sind als Heil-
quellen besonders empfohlen und benutzt worden die zu
Frankenhausen und Salzungen.
Heim, geologische Beschreibung des Thüringer Waldgebirges.
1S06.
E. J.Wal ch, historisch - statistische, geographische und topo-
graphische Beschreibung der Sachsen-Meiningscben Lande. 1811.
Der Thüringer Wald besonders für Reisende geschildert von K.
E. A. v. Hoff und C. W. Jacobs. Gotha 1812. 4 Bde.
Teutschland geogn. geolog. dargestellt von Chr. Keferstein.
Bd. II. St. 3. S. 446. - Bd. III. St. 2. S. 181. 188. 189.
Die M.quellen des Herzogthums S. Meiningen. Von J. H. G.
Schlegel, in: Schlegel' s Materialien für die Staatsarzneiwissen-
schaft und prakt. Heilkunde. Bd. IV. Meiningen 1835. S. 1—438.
H. W a c k e n r o der, mineralogisch-chemische Beiträge zur Kenut-
nifs des thüringischen Flötzgebirges. 1836.
Im Grofsherzogthum Weimar sind zu erwähnen :
Die Mqueilcn zu RuJila. Hie kleine Stadt Ruhla mit 3000
Einwohnern, liegt zwei Meilen von Eisenach in einem von waldigen
Höhen umschlossenen Thale, 966 Fufs über dem Meere. Die Berge
enthalten Glimmerschiefer, Eisenstein und Steinkohlen. Die hier ent-
springenden M.quellen wurden zuerst bekannt im Jahre 1737 durch
Storch, später analvsirt von C.Hoffmnnn, empfohlen von Kell-
ner, Bertram, Kühn, B u c h o 1 z und C u n i t z , und vom Groi's-
herzog Karl August mit einer Badeanstalt versehen; sie gehören
zu der Klasse der erdig-saliniscben Eisenquellen, sind geruchlos, von
eisenhaftem Geschmack, und enthalten nach Hoff mann in sech-
'/.«'liii Unzen :
I. Der Trink- und 2. Die Schraderschc
Badebrunnen : M. quelle :
Chlorcalcium . . . 0,10 Gr. . . 0,10 Gr.
Schwefelsaure Kalkerde . 0,2,") — . . 0,40 —
Kohlensaure Kalkerdc . . 0,17 — . . 0,16 —
Kohlensaures Eiseuox3rdul
0,40 Gr. .
0,27 Gr.
Extractivstoff
0,06 — . .
0,15 —
0,9S Gr.
1,08 Gr.
Kohlensaures Gas
2,40 Kuh. Z.
2,00 Kuh. Z.
3. Die Storchische
4. Der Mühlbrun-
M. quelle :
neu :
Chlorcalcium .
0,06 Gr. .
0,25 Gr.
Schwefelsaure Kalkerde
0,36 —
0,12 —
Kohlensaure Kalkerde .
0,23 —
0,75 —
Kohlensaures Eisenoxydul
0,30 —
0,50 —
Extractivstoff
0,16 —
0,07 —
1,11 Gr.
1,69 Gr.
Kohlensaures Gas
1,75 Kub.Z.
2,40 Kub. Z.
Als stärkend-zusammenziehendes M.wasser ist dasselbe in Form
von Bädern empfohlen worden bei allgemeiner Schwäche, chronischen
Nervenkrankheiten von Schwäche, Schleimflüssen , gichtischen und
rheumatischen Leiden.
G. H. Kellner, examen aeidularum Ruhlanarum in Ducatu Ise-
nacensi in : Commerc. lit. Nor. 1738. hebd. 39. p. 307.
Cli. F. Kühn, examen et vires aeidularum Ruhlanarum in: Nov.
Act. Acad. Nat. Curios. Vol. II. observ. 69. p. 260. 594.
Heusinger im: Intelligenzbl. der Allg. Litterat. Zeitung. 1790.
Nr. 77. S. 626.
A. F. Bertram's Unterricht von dem Gebrauch und der Wir-
kung des Ruhler Stahlwassers. Eisenach 1755.
W. H. S. Bucholz, das Bad zu Ruhla. Eisenach 1795.
A. J. Cunitz, über das Bad zu Ruhla. Eisenach 1804.
Die M. quellen zu Berha. Die kleine Stadt Berka von 1000
Einwohnern, nach welcher die M.quellen benannt wurden, liegt in dem
anmuthigen, von waldigen Höhen umschlossenen Thale der Um, von
Weimar kaum zwei Stunden entfernt. Das Badehaus liegt auf einer
Wiese von freundlichen Anlagen umgeben.
Man unterscheidet zwei M.quellen: 1. Die Schwefelquelle,
im Jahre 1813 entdeckt, und 2. Die Eisenquelle, bekannt seit
1812. Untersucht wurde die erste von Döbereiner, die zweite von
C Hoffmann. Obgleich letzterer die zweite eine Eisenquelle nennt,
so bezeichnet er doch nicht in seiner Analyse den Eisengehalt der-
selben. In sechzehn Unzen enthalten:
1. Die Schwefelq. nach 2. Die Eisenq. nach
Döbereiner: C Hoffmann:
Schwefelsaure Kalkerde . 5,60 Gr. . . 13,50 Gr.
Schwefelsaures Natron . 1,00 — ....
Chlorcalcium mit Extractivstoff .... 0,40 —
956
Kohlensaure Kalkerde .
4,30 Gr.
Kohlensaure Talkerde .
..
Schwefelsaure Talkerde
1,90 —
Chlortalcium ....
0,70 ->
0,20 — )
Extractivstoff ....
13,70 Gr.
Kohlensaures Gas .
3,20 Kub.Z
Stickstoffhaltiges Schwefelwasser-
stoffgas ....
6,40 —
3,40 Gr.
0,20 —
3,00 —
0,20 —
20,70 Gr.
9,60 Kub.Z.
Benutzt werden die M. quellen in Form von Wannenbädern und
Douche bei gichtischen und rheumatischen Leiden, Nervenschwäche
und Lähmungen.
C. A. Ho ff mann, System. Beschreibung und Darstellung der
Resultate von 242 ehem. Untersuch, min; Wasser. 1815. S. 50. 51.
Hufeland, Journal der prakt. Heilk. Bd. XLIII. St; 1. S. 123.
— — Uebersicht. S. 183. Vierte Aufl. S. 171.
Göthe's Werke. Bd. XXXII. S. 80. 85.
Die M. quelle zu Rastenberg, eine erdig -salinische Eisen-
quelle, welche im Jahre 1646 entdeckt, anfänglich sehr gepriesen,
von C. Hoff mann aualysirt , jetzt ausser Gebrauch ist. Ihr Was-
ser hat die Temperatur von 10 — 11,5° K., das spec. Gewicht von
1,002 und enthält in sechzehn Unzen :
Chlortalcium . ... . 0,250 Gr.
Chlorcalcium .... 0,250 —
Kohlensaure Talkerde . . 0,450 —
Kohlensaure Kalkerde . . 0,300 —
Kohlensaures Eisenox3rduI . . 0,400 —
Harz 0,400 —
Extractivstoff .... 0,300 —
2,350 Gr.
J. A. Zapf, Beschreibung von dem Gesundbrunnen zu Rasten-
berg. Jena 1696.
Historisches Sendschreiben' von den Gcsundquell.en bei Rasten-
berg, nebst J. A. ZapTs med. Untersuchung dieser Gesundbr, 1696.
Rastenbergiscbe Brunnenfeier. Weimar 1096.
M. l'etri, oratio de fontis soterü Rastenbcrgici effectu. Schlcu-
singae 1697.
S. St euer lein, von dem Rastcnberger Wunderbrunnen. Schlcu-
singen 1720.
J. C, Röddcr's Verantwortungsschreiben über den Verliiumder
des Rastenljer^ischeii Heil- und Friedensbrunncns. Weil'scnfcls.
K. F. Kaltschmidt, Nachricht vom Rastcnberger Gesundbrun-
nen, dessen Wirkung und Gcbruucb. Jena 1744.
957
Voigt 's mineral. Reise durch das Herzogtlium Weimar, Eise,
nach und Dessau. 1782. Th. I. S. 115.
Die M. quelle zu Vipp ach- Ed elhausen uuferu Weimar,
ihre Temperatur beträgt 4° R., ihr spec. Gewicht 1,0006. Sechzehn
Unzen enthalten :
Schwefelsaures Natron
Chlornatrium
Kohlensaures Natron .
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaure Talkerde
10,388 Gr.
2,120 —
4,320 —
1,083 —
0,458 —
18,369 Gr.
Kohlensaures Gas . . . 3,0 Kub. Z.
Trommsdorff s Journal der Pharm. Bd. V. St. 2.
Die M. quelle bei G Ö schwitz unfern Jena enthält in sech-
zehn Unzen:
Schwefelsaure Talkerde . . 4,728 Gr.
Schwefelsaure Kalkerde . . 5,686 —
Kohlensaure Kalkerde . . 5,686 —
16,100 Gr.
In dem Kerzogthume Meiningen verdient vor allen rühmliche
Erwähnung:
Die M. quelle zu Liebenstein. Sie entspringt 937 F. üher
dem Meere, in einem reizenden Thale am südlichen Abhänge des
Inselsberges, des Königs des Thüringerwaldes, und der mahlerisch
ihn umkränzenden Waldgebirge, — zwei und eine halbe Meile südlich
von Eisenach, vier Meilen nördlich von Meiningen, zwei Stunden von
den M. quellen von Ruhla.
Von Seiten der Regierung ist sehr viel geschehen, um nicht hlofs
den Aufenthalt der Kurgäste zu Liebenstein angenehm zu machen,
sondern auch um durch gut eingerichtete Bäder die so wirksame
M.quelle zweckmäfsig zu benutzen. Leider wurde sie jedoch neuer-
dings nicht so besucht und benutzt, wie sie es wohl verdient.
Die Umgebungen von Liebenstein sind höchst romantisch und
gewähren eine Mannigfaltigkeit von reizenden Thälern.
Die Gebirgsarteu der Umgegend, neptuuischen und vulkanischen
Ursprungs, sind Granit, Glimmerschiefer, Porphyr, Sandstein, Mergel-
schiefer, Gyps, Kalk und Basalt. Der Liebensteiner Berg besteht
nach Wac kenro de r aus Dolomit, welcher schroffe Wände und
ausgezeichnete Höhlen darstellt. Unter demselben liegt Zechstein und
Kupferschiefer, welcher letztere auf dem grauen und rothen Todt-
liegenden ruht; dieses wechselt mit Porphyr, Granit und Feld-
958
spatli. Die Höhe des Berges beträgt 1399,3 Fufs über dem Meere.
Nördlich und südlich des Abhanges sind Erdfälle , von denen der
letztere, in der Nähe des Dorfes, eine besondere Quelle besitzt, die
er der Werra zusendet. — Merkwürdig und sehenswert]) ist die, eine
halbe Stunde von Liebenstein entfernte Kalksteinhb'ble , welche 1799
entdeckt und durch die Fürsorge des verstorbenen Herzogs Georg
von S. Meiningeu zugänglich gemacht wurde.
Bekannt ist die M. quelle seit Anfang des siebzehnten Jahrhun-
derts. Gefafst wurde sie im Jahre 1601 unter Herzog Kasimir,
und daher auch „Kasimirbrunnen'' genannt, untersucht im Jahre 1610
von Dr. Megebach, Leibarzt des Herzogs Kasimir, kam in Ruf,
wurde während und nach den Drangsalen des dreilsigjährigeu Krieges
fast ganz vergessen, zuerst beschrieben von Libavius, im achtzehn-
ten Jahrhundert von W a 1 d m ann , Storch u. Ho ffmann , später mit
sehr guten Einrichtungnn versehen und empfohlen von Jahn, Pan-
zerbieter, Ihling, Hufeland und Schlegel; letzterem ver-
danken vir eine Monographie.
Das M.wasser zu Liebenstein gehört zu der Klasse der erdig-sa-
linischen Eisenwassern; nach Trommsdorff enthält dasselbe in
sechzehn Unzen 2 Gr., nach einer neuem Analyse von Wacken-
rod er jedoch nur 0,5297 Gr. kohlensaures Eisenoxydul und zeichnet
sich aus durch einen sehr beträchtlichen Gehalt an kohlensau-
rem Gase.
Das M.wasser ist klar, farblos, von einem angenehmen, salzig.
prickelnden, zusammenziehenden Geschmack, perlt stark und hat die
Temperatur von 7,5° R. bei 11,5° R. der Atmosphäre.
Analysirt wurde dasselbe von II offm ann , G öttling, Tromms-
dorff (1812) und von "Wac ken roder (1831 und 1836) ; es enthält
in sechzehn Unzen:
nach Trommsdorff:
Schwefelsaures Natron
Kohlensaures Natron
Chlornatrium
Chlorcalcium
Chlorkalium
Chlortalcium
Schwefelsaure Talkerde .
CJiiormngnium .
Schwefelsaure Kalkerde .
Kohlensaure Kalkerdc
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaures Eisenoxydul
Kohlensaures Manganoxydul
Kieselerde mit Spuren von
Alaunerde
1,600 Gr.
2,300 —
1,111 —
3,060 —
0,500 —
3,923 —
2,000 —
nach W ackenroder:
1,3890 Gr.
0,15S9 —
1,2S69 —
0,1641 —
0,3183 —
0,8076 —
0,2444 —
4,3546 —
1,4590 —
0,5297 —
0,1088 —
0,0241 —
Kohlensaures Gas
14,494 Gr.
26,00 Kuh. Z.
10,8462 Gr.
37,0858 Kuh. Z.
959
Benutzt wird dasselbe als Wasserbad und Douche, — und als
Getränk.
Höchst einpfehlenswerth allen denjenigen , welche an allgemeiner
torpider Schwäche , laxer Faser, phlegmatischem Temperamente , Er-
schlaffung der Schleimhäute und Neigung zu profusen Absonderungen
leiden, ist dasselbe in allen den Fällen zu widerratben, in welchen
kräftige Eisenwasser überhaupt contraindicirt sind. (Vergl. Th. I.
S. 239. Zweite Aufl. S. 252.)
Von Wichtigkeit für die Benutzung der Heilquelle von Lieben-
stein ist die Nähe der Sooiquelle von Salzungen , von welcher man
das Wasser in wohl verschlossenen Fässern zu diesem Ende nach
Liebenstein bringen und allein oder in Verbindung mit der M. quelle
als Bad zu Liebenstein benutzen kann.
Die Krankheiten, gegen welche das M.wasser zu Liebenstein sich
vorzugsweise hilfreich gezeigt hat, sind folgende: passive Blut- und
Schleimfiüsse, — chronische Krankheiten des Nervensystems, wie all-
gemeine Nervenschwäche, Lähmungen, — atonisclie Gicht, chronische
Rheumatismen durch Schwäche bedingt, — chronische Krankheiten
des Uterinsystems, — Fluor albus, Haemorrhagia uteri, Bleichsucht.
D. A. Libaviu s, de fönte Casimiriano sub castello Lieben-
steinio in fiuibus Thuringiae versus Hassiam. Coburg 1610.
E. Waldmann, Kurzer Bericht vom Liebensteiner Sauerbrun-
nen. Meiningen 1718.
J Storch, Obsen'ationes vom Liebensteiner Brunnen. Meinin-
gen 1727.
Iloffmanni media consultat. P. V. p. 343—347.
Trommsdorffs Journ. der Pharm. Bd. XXII. St. 1. S. 3—28.
F. Mo sen geil, das Bad Liebenstein und seine Umgebungen.
Gotha 1815.
C. W. Huf eland's Uebersicht. S. 228. Viert. Aufl. S. 213.
Die M. quelle zu Liebenstein, ein historisch - topographischer und
heilkundiger Versuch von Dr. J. H. G. Schlegel. Meiningen 1827.
11. Wacken roder in: Neues Jahrb. der Chemie und Physik
von Scjhweigger-Seidel. 1832. Bd. V. Heft 9 und 10.
— — Chemische Untersuchung der M.quelle zu Liebenstein im
Herzogthum Sachsen-Meiningen. Halle 1832.
— — in: Journal für prakt. Chemie von Erdmann und
Schweigger-Seidel. 1836. Bd. IX. Heft 4. S. 209.
Schlegel' s Materialien für die Staatsarzneiwissenschaft, a. a.
0. S. 1—254.
Die S o Ölquellen zu Salzicng en , eine Meile von Lieben-
stein, 778 Fufs über dem Meere Die Stadt Salzungen mit 2S00 Ein-
wohnern, besitzt fünf gefafste und benutzte Salzbrunnen, von welchen
einer, der ausschliefslich zum Baden benutzt wird, in der Stadt, die
übrigen aufserhalb der Stadt sich befinden. — Schon in Urkunden
vom J. 839 werden die Soolquellen erwähnt, die jetzt bestehende Ba-
deanstalt wurde im J. 1822 eröffnet.
960
Nach Wackenroder entspringen die M.quellen aus salzhalti-
gen Mergel- und Gypsschichten der Formation des bunten Sandsteins,
dessen stark geschichtete Bänke nicht weit von der Hauptquelle in
der Stadt an dem bekannten Salzunger See ausgezeichnete Felswände
bilden.
Das Wasser ist etwas opalisirend, milchicht und riecht nur
schwach nach Schwefelwasserstoff.
Nach Trommsdorff s Analyse enthalten in sechzehn Unzen:
Die erste oder Haupt- Die zweite Salz-
Chlorcalcium
Chlormagnium .
Schwefelsaures Natron
Chlornatrium
Salzquelle :
3,744 Gr.
17,026 —
8,920 —
464,462 —
494,152 Gr.
Die dritte Salzquelle
quelle:'
5,556 Gr.
8.374 —
4,926 —
171,908 —
190,764 Gr.
Chlorcalcium
Chlormagnium
Schwefelsaures Natron
Chlornatrium
2,666 Gr.
6,326 —
4,598 —
170,230 —
183,820 Gr.
Nach "Wack e uro der's Analyse enthalten
1000 Gewichtstheile
100 Theile
der Salzsoole aus der
Hauptsalzquelle:
der Mutterlauge
Chlornatrium
.
. 67,2505 Th. .
15,761 Th.
Chlorkalium
.
0,1445 —
0,949 —
Chlorcalcium
0,723
Chlormagnium
.
1,5953 —
. io,679 —
Brommagnium
geringe Spuren .
0,088 —
Schwefelsaure
Kalkerc
e . 1,5493 —
0,030 —
Kohlensaure Kalkerde
0,3986 —
• .
Kohlensaures
Kieselerde
Sisenoxj
dul) .,
s geringe Spuren
. . .
70,9382 Th.
28,230 Th.
lOOTheile des Pfannen- IC
0 Theile des Sah
steins von Salzungen : zi
nger Kochsalzes
Schwefelsaure Kalkerde mit wenig
Chlormagnium und Spuren von
Kieselerde und Kisenoxyd . 52,20 Th.
Schwefelsaure Kulkerdc
0,195 Th.
Chlor-
961
Chlornatrium mit schwefelsaurer
Kalkerde . . . . 42,34 Th. .
Chlornatrium 99.471 Tb.
Chlormagnium und Brommagnium
nebst etwas Chlorkalium und
Cblornatrium und einer Spur
von Chlorcalcium . . . 5,16 — . . . .
Chlormajniium 0,334 —
99,70 Th. 100,000 Th.
In Verbindung mit dem nahen M.wasser zu Liebenstein ist die
Soole zu Salzungen von Schlegel gerühmt Avordeu in allen den
Fällen, wo kräftige Soolquellen indicirt sind (Vgl. Th. I. S. 266.
Zweit. Aufl. S. 282.), namentlich : bei scrophulösen Leiden , rheuma-
tischen Nervenkrankheiten, gichtischen und rheumatischen Beschwer-
den und chronischen Hautausschlägen, — und als Surrogat der See-
bäder.
Schlegel in: Hufeland u. Osann's Journ. der prakt. Heilk.
Bd. LX. St. 5. S. 41. — 1829 Supplementheft S. 98.
Trommsdorff's N. Journal der Pharmacie. Bd. VII. S. 63.
Buchner1 s Repertorium der Pharmacie. Bd. XVIII.
Schlegel, Salzungen's Heilquelle, ein die Seebäder ersetzendes
Mittel. Meiningen 1835.
— — Materialien für die Staatsarzueiwissenschaft a. a. O.
S. 253-417.
Wackenroder in: Archiv der Pharmacie, von Brandes und
Wackenroder. Bd. LXVII. Hannover 1839. S. 187. 300.
Der Grundhof er Sauerbrunnen, eine halbe Stunde von
Salzungen, zwei Stunden von Liebenstein entfernt, in einem freund-
lichen Thale. Das M.wasser ist gefafst, von einem wenig erfrischen-
den, mehr faden, und später etwas adstringirenden , salzigen Ge-
schmack, geruchlos, von 6° R. Temp. bei 10° R. der Atmosphäre,
und enthält nach Schlegel in 100 Th. fester Bestandtheile :
Eisenoxyd
Kohlensaure Kalkerde
Chlorcalcium
Schwefelsaure Kalkerde
Chlornatrium
Chlortalcium
s •
36,5 Th.
32,0 —
19,5 —
5,5 —
eine Spur
93,5 Th.
J. C. Hoffmann, historisch-physikalische Nachricht von einem
Stahl- oder martialischen Trink- und Badebrunnen des Fürstenthums
Meiningen bei der Stadt Salzungen, der Gruudhofer Sauerbrunnen
genannt. Eisenach 1754.
II. Theil. P p p
962
Schlegel in: Hufeland u. 0 sann's Jonrn, der prakt. Hcllk
1829. Supplementheft S. 136.
Schlegel, Materialien für die Staatsarzneiwissenschaft, a. a. 0. j
S. 349.
Der Sauerbrunnen bei Sc luv ein a, früher benutzt, jetzt
vernachlässigt. Das M.wasser ist hell und klar, von säuerlichem Ge-
schmack, hat die Temperatur von 12° R. bei 18° R. der Atmosphäre
und enthält nach Jahn'_s im J. 1834 vorgenommener Untersuchung,
ausser kohlensaurem Gase, kohlensaure Kalk- und Talkerde, kohlen-
saures Eisenoxydul, schwefelsaure Kalk- und Talkerde, schwefelsau-
res Natron, Chlortalcium, Chlornatrium, Spuren von Thon- und Kie-
selerde und Extractivstoff.
Heim's Hennebergische Chronik. 17C7. Tb. II. S. 332.
Seh lege Ts Materialien zur Staatsarzneiwissenschaft, a. a. 0.
S. 359. 420.'
Der Schmalbrunn en bei Sc luv all un gen auf dem rechten
Ufer der Werra, — ein kohlensaures Eisenwasser. Dasselbe ist hell
und klar, von eisenhaft zusammenziehendem, säuerlichem Geschmacke,
«reruchlos, hat die Temperatur von 10° R. bei 8.5° R. der Atmo-
sphäre und enthält nach Schlegel: kohleusaures Gas, kohlensaures»
Eisenoxydul und Manganoxydul, kohlensaure Kalk- und Talkerde,
Chlornatrium, schwefelsaures Natron und schwefelsaure Kalkerde, einei
geringe Menge von schwefelsaurer Talkerde und Chlortalcium, so wie
Spuren von kohlensaurem Natron uud Kieselerde.
Heim, geologische Beschreibung des Thüringer Waldgebirges.
Th. II. S. 265.
Walch a. a. 0. S. 87. 88. 174.
SchlegeTs Materialien zur Staatsarzneiwissenschaft, a. a. 0.
S. 367.
Die Marienquelle bei Behrungeii im Yerwaltungsamtci
Römhild , nahe bei der bairischen Grunze, in einem schönen Wicscn-
thale. Die aus Mergel und Tlionlageru entspringende M. quelle ist
gefafst, klar, von ganz reinem Geschmack, hat die constante Tem-
peratur von 8° R. und enthält nach der vom Apotheker Gr ahnen
im J. 1834 angestellten Analyse in fünf Unzen Wasser:
Krystallisirtes schwefelsaures Natron 2,42160 Gr.
Krystallisirtes Chlormagnium . 4,89638 —
Kieselerde 0,75000 —
Kohlensaures Eisenoxydul . . 1.53450 —
Kohlensaure Kalkerde . . . 8,75000 —
Kohlensaure Talkerde . . . 2,70357 —
Kohlensäure ..... 3,82375 —
24,87980 Gr.
Schle'gel's Materialien zur Staalsarzneiwissenschafl. a. a. 0.
S. 131.
963
Die M. quelle zu Steinheyde, auf einem der höchsten Berge
des Thüringer Waldgebirges im Meiniugenschen Oberlande, 2431 Fufs
über dein Meere, chemiscli untersucht von Engelhardt und
Trommsdorff, empfohlen von Schlegel, enthält in sechzehn Un-
zen nach Trommsdorff s Analyse:
Chlorcalcium 0,7200 Gr.
Doppelt kohlensaures Natron . 0,4752 —
Krystall. schwefelsaures Natron . 0,6656 —
Chlornatrium 1,5040 —
Kohlens. Eisenoxydul mit einer Spur
von Mangan .... 0,5600 —
Kohlensaure Kalkerde . . . 0,6400 —
Extractivstoff 0,3200 —
4,S848 Gr.
Schlegel in: Hufeland u. O sann's Joiirn. der prakt. Heilk.
1830. Supplementheft S. 239.
Schlegel's Materialien zur Staatsarzneiwissenschaft, a. a. O.
S. 389.
In den Fürst!. Schwarzburgischen Ländern sind zu erwähnen :
Das Soolbad zu Frankenhausen. Die Stadt Frankenhau-
sen, durch ihre bedeutenden Salinen bekannt, zählt 4S0O Einwohner
und liegt am südlichen Abhänge des Höhenzuges , welchen die Rui-
nen der Rothenburg und des alten Kyffhäuser zieren, von Sonders-
hausen zwei und eine halbe Meile, und gleich weit von Artern ent-
fernt.
Auf die grofse Wirksamkeit der Kochsalzquellen zu Frankenhau-
sen machte zuerst Manniske aufmerksam, empfahl sie und wurde
der Gründer der jetzt bestehenden Badeanstalt; ein Badehaus mit
besondern Badezimmern wurde erbaut, Wohnungen für Kurgäste in
Stand gesetzt und auch für unbemittelte Kranke Bäder zur unentgelt-
lichen Benutzung errichtet.
Im Sommer 1819 betrug die Zahl der Kurgaste 505, die Zahl der
genommenen Bäder 5739 (ohne viele in Privathäusern gegebene hier-
bei in Anschlag zu bringen), — im Sommer 1821 die Zahl der Kur-
gäste 547, die der gegebenen Bäder 7431.
Die vorzugsweise benutzte, sehr ergiebige muriatische M.quelle,
früher lange unter dem Namen „des wilden Wassers" bekannt, ent-
springt aus einem Kalklager, ihre Temperatur beträgt 10° R. bei
14° R. der Atmosphäre.
Analysirt wurde sie von Hiering und CA. Hoffmann; die
Untersuchungen beider stimmen zwar darin überein, dafs sie sehr
reich an Kochsalz ist, liefern jedoch im Uebrigen abweichende Re-
sultate. Sechzehn Unzen enthalten :
Ppp2
9G4
Kohlensaure Kalkerde
Chlorcalcium.
nach H i e r i n g :
, 175,00 Gr.
5,00 —
16,33 —
6,66 — i
202,99 Gr.
nach Hoffmann
ChJornatrium . . . 175,00 Gr. . . 153,2 Gr.
Chlortalcium j 500 _ iQ
Kohlensaure Talkerde )
Schwefelsaure Kalkerde . 16,33 - 15,0
1,0-
170,2 Gr.
100 Theile des wasserfreien Kochsalzes von Frankenhausen ent-
halten nach W ackenroder:
Chloruatrium
Chlormagniuin
Chlorcalcium
Schwefelsaures Natron
Schwefelsauren Kalk .
a. Grobes Salz:
. 98,863 Th, .
0,327 —
0,237 —
0,573 —
100,000 Th.
ines (klares) Salz:
. 97,604
0,424
Natron . . 1,869
Kalk . . . 1,103
i. Mittelsalz:
97,849 Th.
0,756 —
0,311 —
1,084 —
c. Fe
Chloruatrium
Chlormagniuin
Schwefelsaures
Schwefelsauren
100,000 Th.
Th.
100,000
Th.
In ihrer Wirkung ähnlich verwandten Soolquellen (Vergl. Th. I
S. 264. Zweit. Aufl. S. 281.) , wirkt sie als Bad die äussere Haut
und das Nervensystem stärkend, reizend auf das Drüsen- und Lymph-
system, auflösend, die Mischungsverhältnisse der Säfte umändernd.
innerlich angewendet auflösend, reinigend, abführend.
Zu widerrathen bei vorhandenen scorbutisehen Beschwerden,
oder grofser Anlage zu Scorbut, so wie bei Fieber , empfiehlt sie
dagegen Manniske sehr in Form von Bädern, unter Umständen
auch als Getränk in allen den Fällen, in welchen ähnliche Soolquel-
len angezeigt sind, namentlich: bei Krankheiten des Drüsen- und
Lymphsystems, besonders scrophulöseu Geschwülsten und Verhärtung
ire„5 — hartnäckigen rheumatischen und gichtischen Beschwerden, —
chronischen Hautausschlägen, — Verschleim ungen, Stockungen in den
Organen der Verdauung, — chronischeu Krankheiten des Nervensy-
stems mit dem Karakter des Erethismus und des Torpor, — krampf-
haften Beschwerden, Lähmungen, — als allgemeines Stärkungsmittel,
und namentlich bei Schwäche der äussern Haut oder des Nervensyl
Btems, ohne bestimmt entwickelte Krankheitsformell.
Manniske, Bekanntmachung die Bade -Anstalt zu Frankenhau-
sen betreffend, 1818.
965
W. A. G. M a n n i s k e , Frankcnbausens Heilquelle. Weimar 1820.
mit zwei Kupfern und einer Karte.
— — Bericht über das Bad zu Frankeuhausen im Jahre 1821.
Weimar 1821.
Hufeland's Journ. der prakt. Heilk. Bd. LI. St. 6. S. 114. —
Bd. LVIII. St. 5. S. 58.
Brandes und Wackenroder, Archiv der Pharmacie. Bd.
ILXVII. Hannover 1839. S. 316.
Das G ünlker sbad bei dem Dorfe Stockhausen unfern Son-
dershausen, von Erfurt fünf Meilen entfernt. Die hier entspringen-
den M.quelleu wurden 1811 entdeckt, 1814 gefafst, mit den zur Be-
nutzung derselben erforderlichen Gebäuden und Einrichtungen ver-
sehen und nach dem Begründer dieses Bades, dem Fürsten von Son-
dershausen, „Günthersbad" benannt.
Man unterscheidet zwei M.quelleu, nämlich: 1. die Schwefel-
quelle. Sie ist klar, von einem starken hepatischen Geruch und
Geschmack, setzt einen schwarzen erdigen Niederschlag ab, ihre
Temperatur beträgt 10° R., ihr spec. Gewicht 1,000125. — 2. Die
Kochsalzquelle, einige hundert Schritte von der vorigen ent-
fernt. Ausser beiden ist noch bemerkenswerth : 3. der hier befindliche
Badeschlain m.
Chemisch analysirt wurden sie zu verschiedenen Zeiten von
Meisner, Ebertb und Buch holz. Nach Buchholz enthalten in
sechzehn Unzen :
Chlontatrium
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaure Talkerde
Schwefelsaure Kalkerde
Schwefelsaure Talkerde
Schwefelsaures Natron
Thonerde
Extractivstoff
Erdharz • ,
Chlortalcium
Chlorcalcium
Salzsaures Eisen
Die Schwefelquelle :
0,050 Gr. .
2,104 —
0,231 —
1,180 —
0,965 —
0,370 —
0,105 —
0,017 —
0,005 —
0,157 —
2. Die Kochsalzquelle
. 22,322 Gr.
2,046 —
0,368 —
5,115 —
Spuren
Kohlensaures Gas
Stickgas
Sauerstoffgas
Schwefelwasserstoffgas
5,184 Gr.
2,20 Kub. Z.
1,49 —
s 0,19 -
unbestimmte Menge
29,851 Gr.
3,88 Kub.Z.
Nach «fffentlieheu Bekanntmachungen erfuhren die Mischungsver-
hältnisse der Schwefelquelle von November 1817 bis Februar 1818
966
wesentliche Veränderungen. (Allgem. Rei.°hs-Anzeiger der Teutscb«
1818. Nr. 103. — 1819. Nr. 176.)
In 100 Th. Badeschlamm fand Buchholz:
Kohlensaure Kalkerde .
14,30 Th.
Kohlensaure Talkerde .
0,50 —
Thonerde (eisenhaltige)
3,20 —
Eisenoxydul ....
0,30 —
Schwefelsaure Kalkerde
1,00 -
Wachsartigen Stoff
0,40 —
Extractivstoff
0,07 —
Kohlige Substanz . . .
11,00 —
Sandigen Rückstand
. 49,25 —
80,02 Th.
Braun hard empfiehlt die M.quclle des Günthersbades gegei
Gicht und Rheumatismen, chronische Hautausschläge. Verschleimun
gen, Stockungen im Unterleibe und Anomalicen der Menstruation.
M. Hesse in : d. Hygiea. St. 4. S. 145.
Ch. J. Buchholz, Chemische Analyse der Schwefelquelle des
Günthersbades bei Sondershausen. Sondershausen 1816.
Die M.quelle bei Rud olsladt, bekannt seit 1646, enthüll
nach Tr omms dor f f in sechzehn Unzen:
Schwefelsaures Natron
2,66 Gr.
Chlornatrium
4,99 —
Schwefelsaure Kalkerde
1,11 —
Chlorkalium .
0,66 —
Kohlensaure Kalkerde .
0,55 —
Kieselerde ....
0,22 —
10,19 Gr.
J. Rothmaler's gottselige Betrachtungen der Providenz und
Vorsehung Gottes, — nebst Bericht, wie es um den Rudolstädtischcn
Heilbrunnen beschaffen. Jena 1646.
Trommsdorf f s Journ. der Pharm. Bd. XIX. S. 3 — 10.
Die M.//U eile zu Grub bei Koburg enthält in sechzehn Unzen:
Kohlensaure Kalkerde . . 6,870 Gr.
Schwefelsaure Talkcrde . . 2,210 —
Schwefelsaure Kalkerde . . 3,421 —
12,501 Gr.
C. Fischer, Beschreibung des Gesundbrunnens zu Grub. Ko-
burg 1735.
967
Umgeben von Gothaischem und fürstl. Schwarzburgischem Ge-
biete entspringt im Bezirke der Preufs. Regierung zu Erfurt die nur
wenig gekannte M.quelle zu Wandersieben. (Tr omms do rff's
Neues Journal der Pharmacie. 1830. Bd. XX. St. 2.)
An diese scbliefsen sieb :
Die M. quellen zu Ronneburg im Herzogtum Altenburg,
anderthalb Stunden von Gera, zwei Meilen von Altenburg, drei von
Zwickau und eben so weit von Greiz entfernt. Die Stadt mit dem
eine Viertelstunde entfernten und mit allen Bequemlichkeiten für Kur-
gaste, so wie mit Apparaten zu Douche-, Tropf-, Dampf- und Dunst-
bädern versehenen Bade liegt auf einem Hügel, der den Uebergangs-
gebildeu angehört und dessen Grauwackeuschiefer in gröfserer Tiefe
in Thonschiefer, von Ucbergaugsgrünstein durchbrochen, übergeht.
Man unterscheidet drei M.quellen:
1. Die Eulenhöfer Quelle, — 2. die Haupt- oder Ur-
quelle, — und 3. die Schwef clquell e.
Das Wasser derselben ist klar und farblos, ohne Geruch, von
erfrischendem, zusammenziehendem Geschmack, und präeipitirt län-
gere Zeit der Einwirkung der Atmosphäre ausgesetzt einen ocherar-
tigen Niederschlag.
Bekannt seit dem siebzehnten Jahrhundert und zuerst von T Il-
lingen empfohlen, wurden sie von Königsdörfer, Grimm und
Döbereiner (1828-1829) chemisch untersucht. Nach Döbereiner
enthalten 200 Kuh. Zoll (130 Unzen) M.wasser:
1. Der Eulenhöfer 2. Der Haupt- oder
Quelle : Urquelle :
Chlorcalcium, mit Erdharz und
einer unbekannten organi-
schen Säure . . . 1,100 Gr. .
Chlornatrium mit Bergtheer u.
einem eine unbekannte orga-
nische Säure enthaltenden
Kalksalze
Schwefelsaure Kalkerdc . 0,1,20 —
Zweifach kohlens. Eisenoxydul 3,036 —
Zweifach kohlensaureKalkerde 13,019 —
Zweifach kohlensaureTalkerde 3,408 —
Kieselerde . . . 0,700 — .
21,373 Gr. 23,459 Gr.
Kohlensaures Gas . . 4,880 Kub.Z
Stickgas .... 3,800 - . 3,920 Kub.Z.
8,680 Kub.Z. 3,920 Kub.Z.
Eine im J. 1832 wiederholte Analyse des Eulenhöfer Wassers
gab im Ganzen dieselben Resultate; nur fand sich, dafs die darin
968
aufgefundene Säure (Quellsäure?) nicht allein mit Kalk, sondern auch
mit Natron verbunden war.
Die M.quellen gehören demnach zur Klasse der alkalinisch-erdigen
Eisenwasser. Man benutzt sie in Form von Wasserbad und Getränk,
namentlich bei chronischen Nervenleiden, Nervenschwäche, Lähmun-
gen, Epilepsie (insbesondere in Form der Bäder nach Pillingen
und Königsdörfer), — Schleim- und Bluttlüssen, vorzüglich des
Genitalsystems, — Menostasie, Bleichsucht, — Schwäche der Di-
gestionsorgane, Säure, Vcrschleimungen, Hämorrhoidalbeschwerden, —
rheumatischen und gichtischen Leiden.
M. Z. Pill in gen, Beschreibung des Bades zu Ronneburg. 1667.
J. T. Köhler, vom Ronneburger Gesundbrunnen. Gera 1745.
Königsdörfer, von dem M.wasser zu Ronneburg. Altenburg
1766-1770.
G. H. Königsdörfer's Ronneburger Krankengeschichten. Al-
tenburg 1767. — 1785,
J. F. C. Grimm1 s Abhandlung von dem M.wasser zu Ronne-
burg. Altenburg 1770.
Kastner's Archiv. Bd. XVI. S. 122.
J. H. Königsdörfer, historisch - topographisch - physikalisch -
chemisch und medicinische Beschreibung der Heilquellen zu Ronne-
burg und seiner romantischen Umgebungen. Ronneburg 1834.
Die M.quelle zu Nieder- Wier a , drei Stunden von Alten-
burg entfernt.
J. G. Mosdorf's Nachricht von dem zu Niedcr-Wiera befindli-
chen Gesundbr. Altenburg 1713. — 1715. — 1716.
F. Schuster's Untersuchung der zu Nieder- Wiera entspringen-
den Gesundheitsquellcn. Chemnitz 1738.
Beschreibung des min. Brun. zu Nieder- Wiera. Altenburg 1740.
XL
Die Heilquellen der Fürstlich- Waldeckischen,
Lippe-Detmoldischen und Lippe-Schaum-
burgischen Länder.
D,
'er Teutoburgerwald, so wie die andern diese Lander-
gruppe durchziehenden Berge erheben sich nur zu einer
mäfsigen Höhe ; — den tiefsten Punkt bildet der Spiegel der
Weser, welcher bei Minden nur 88 F. beträgt, — Pyrmont
liegt 404 F., die Saline von Salzuffeln 254 F. über dem
31eere erhaben.
Die Mehrzahl der Gebirge dieser Ländergruppe gehört
der Sandstein- und Muschelkalkbildung an. Der Hauptrük-
ken des Teutoburgerwaldes besteht aus Mergelsandstein
und Quadersandstein, die gegen die Weser streichenden
Verzweigungen aus Muschelkalk.
Für die Entstehung und Qualität der M. quellen dieser
Länder scheint indefs beachtenswerth das theilweise Vor-
kommen von Basalt, wie auf dem Weideisberg, dem Lani-
mersberg und dem kegelförmigen Desenberg nordöstlich von
Warburg, so wie von Torf- und Steinkohlenflötzen und
beträchtlichen Salzlagern.
Wenn diese Gruppe daher auch der heifsen M.quellen
ganz entbehrt, so ist sie reich an kalten, welche viel Na-
tronsalze führen, und eine ausgezeichnete Menge von koh-
lensaurem Gase besitzen, — theilweise finden sich selbst
starke Ausströmungen von kohlensaurem Gase, namentlich
bei Pyrmont.
Nach ihrer Lage zerfallen die M.quellen dieser Für-
stenthümer in zwei Gruppen :
972
1. Die Heilquelle n d er Fürst 1. Waltleckischen
Länder, dahin gehören vor allen die M. quellen zu Pyr-
mont und Waldungen.
2. Die Heilquellen der Fürstl. Lippe-Det-
moldischen und Lippe-Schaumburgischen Län-
der, — von welchen besonders zu erwähnen die M. quellen
zu Eilsen und Meinberg.
L. Bennefeld, Waldeckische Beiträge. 1791.
Fr. Hoff mann in: Poggendorff s Annalen der Physik und
Chemie. Bd. III. S. 1.
— — in: C. F. B. Karsten's Archiv fiir Bergbau und Hüt-
tenwesen. Bd. XII. St. 1. S. 264. — Bd. XIII. St. 1. S. 3.
G. Bischof a. a. 0. S. 183.
Teutschland geol. geogn. dargestellt von Chr. Kef ers tein. Bd.
II. St. 3. S. 504. 507. — Bd. III. St. 2. S. 182. 186. — Bd. V. St. 1.
S. 170.
F. Hoff mann, Uchersicht der orographischen und geognosti-
schen Verhältnisse vom nordwestlichen Deutschland. Leipzig 1830.
S. 175. ff.
G. Bischof, über die Quellen -Verhältnisse des westlichen Ab-
hanges des Teutoburger Waldes, in: Seh weigger-S eidel's N.
Jahrb. der Chemie und Physik. 1833. Bd. VIII. S. 249 ff.
— — über die Quellen - Verhältnisse des östlichen Abhanges
des Teutoburger Waldes, in: Erdmann und Schweiggcr-S ei-
del's Journ. für prakt. Chemie. 1834. Bd. I. S. 321-341.
Die M.f/uelleti von Pyrmont. Diese berühmten
Heilquellen entspringen in und bei der Stadt Pyrmont, oder
Neu-Pyrmont, nach Brandes 404 F. über dem Meere er-
haben, von Hannover sieben, von Hameln zwei Meilen
entfernt, Aelterc Schriftsteller gedenken der Stadt unter
dem Namen Pereuiont, Percinunt, auch Puremont. Das
Thal, in welchem Pyrmont liegt, ist breit, fruchtbar,
mit ergiebigen Kornfeldern bedeckt, an beiden Seiten
von Waldgebirgen umschlossen, — die Umgegend von Pyr-
mont ist von historischem Interesse durch Arminius oder
Hermann, Fürst der Cherusker, und später durch die
Kriege, Avelche Karl der Grofsc mit den Sachsen
führte«
In den älteren Zeiten kannte man den Hcil<|ucll zu Pyrmont un-
ter dem rSamcu des „hyligen Borns," und nannte seine nächsten Um-
973
gebuugcn den „heiligen Anger."' Dafs während des Aufenthaltes von
Karl dem Grofsen schon die M. quellen bekannt gewesen, wie S diä-
ten behauptet, dürfte wohl sehr zu bezweifeln sein. Im Jahre 1350
erwähnt zuerst der Dominikaner Heinrich von II er vor den des
heiligen Bornes (fons sacer) und des Brodelbrunnens (fons
bulliens). Einen bedeutenden Ruf erwarben sich diese M.quellen je-
doch erst im sechzehnten und siebzehnten Jahrhundert, besonders
nach Beendigung des dreifsigjährigen Krieges. In den Jahren 1556
und 1557 sollen sich diese Quellen eines ungemein zahlreichen Zu-
spruchs erfreut haben. Damaligen Schriftstellern zufolge soll die Zahl
der binnen vier Wochen herbeigeströmten Fremden die von 10,000
überstiegen haben. Alle benachbarten Dörfer und Flecken waren
mit Menschen überfüllt, im Walde mufste ein Lager aufgeschlagen,
öffentliche Fleisch- und Brotscharren errichtet werden j das M.wasser
wurde in Tonnen gefüllt, weiter denn zehn Meilen in der Runde ver-
fahren. — Sehr glänzend war Pyrmont im Jahre 1681 , man zählte
gegen vierzig königliche und fürstliche Personen, unter diesen sieben
und zwanzig Hoheiten. —
Ausgezeichnet durch gute Einrichtungen, bequeme und
geschmackvolle Wohnungen für Kurgäste, und freundliche
Umgebungen, hat sich dieser Kurort jährlich eines zahlrei-
chen und glänzenden Besuchs von Kurgästen zu erfreuen.
Im J. 1815 betrug die Zahl der Kurg. 1733.
— — 1816 . . - . . 2045.
— — 1818 .... 2207.
— — 1820 .... 1757.
— — 1825 .... 2103.
— — 1830 , 1763.
— — 1834 ' . . . . 3137.
— — 1S39 .... 2851.
Unter den freundlichen Punkten bei Pynnont, welche von Kur-
gästen häufig besucht werden, erwähne ich nur des Mühlenber-
ges, der Hünen bürg, des Gravingsber ges, des wilden
Schellenberges mit den Ruinen von Sc hei Ipyrmon t, des Bom-
be rges und Hermannsberges.
Bemerkenswert]! sind die dreiviertel Stunden von Pyrmont bei
Holzhausen befindlichen Erdfälle, und die nordöstlich kaum eine Vier-
telstunde von Pyrmont gelegene, seit 1720 durch Seip bekannte
Dunsthöhle, in welcher, wie in der Hundsgrotte bei Neapel, kohlen-
saures Gas sich fortwährend entwickelt und eine mehrere Fufs hohe
Schicht auf dem Boden bildet. Nach Brandes besteht es ausser
kohlensaurem Gase aus atmosphärischer Luft und einem Minimum
von Schwefelwasserstoffgas. Auch die sehr mit atmosphärischer Luft
verdünnte Gasschicht bewirkt eingeathmet , den mit Vögeln deshalb
angestellten Versuchen zu Folge, Störungen der Respirationsorgane
974
und Asphyxie. Die Menge der ausströmenden Kohlensäure ist wech-
selnd; — nach Humboldt's Anthrakometer enthielten 100 Theile
des Dunstes 86,666 atmosphärische Luft, 13.334 kohlensaures Gas, —
nach einer andern Bestimmung betrug bei einem Stande von ohnge-
fähr 3 Fufs Höhe der Dunstschicht der Antheil an kohlensaurem
Gase 36,b6. Die von Mehreren in der Hundsgrotte bei Neapel
beobachteten Abweichungen der Magnetnadel , der elektrischen und
galvanischen Processe wurden in der Dunsthöhle von Pyrmont durch
Brandes Versuche nicht bestätiget. — Die Höhe der Gasschicht
beträgt 2, zuweilen 8 Fufs, einmal soll sie nach Brandes sogar die
Höhe von 13 Fufs erreicht haben! Im Winter erreicht sie nie die
Höhe, wie zu andern Jahreszeiten; sehr hoch steht sie unmittelbar
nach Sonnen-Auf- und Untergang, — sehr niedrig, wenn die Sonne
am höchsten steht, — am stärksten ist die Exhalation von kohlensau-
rem Gase kurz vor dem Ausbruch eines Gewitters, vermindert sich
aber bald nach demselben.
Die Gebirgsmasse des Pyrmonter Thals gehört der Flötzforma-
tion an, besteht aus angeschwemmten Erdlagern und entstand wahr-
scheinlich durch zu verschiedenen Zeiten erfolgte Niederschläge. Den
rothen Sandstein, als die unterste Lage, umgiebt Mergel, Muschel-
kalk, und als angeschwemmte Erdlager Sand, Letten, Thon, Torf,
Dammerde. Granit findet sich nur in einzelnen Blöcken zerstreuet.
Aus dem bunten Sandstein hat man den Eisengehalt der M.fjuel-
len sich zu erklären bemüht. — F.eachteuswerth ist der Umstand,
dafs nur in einer Entfernung von sechs Meilen von Pyrmont, nach
Fr. Hof f mann , Basalt bricht.
Brunnenärzte zu Pyrmont sind : die Hrn. DDr. Harnier, lenke,
Lynker, Speyer und Gi es ecke.
Von den zahlreichen über die Quellen von Pyrmont erschienenen
medizinischen Schriften ist unter den altern die Monographie von
Marcardt als klassisches Werk zu nennen, — an sie schliefsen
sich die später erschienenen Schriften von Hufeland, Kreysig,
Menke, so wie die Monographiecn von lenke, Brandes und
Krüger, Steinmetz und Harnier.
Alle M. quellen in und bei Pyrmont zerfallen nach Ver-
schiedenheit ihrer Mischungsverhältnisse in drei Klassen:
1) Erdige salinische Eisenquellen; 2) Soolquel-
1 e n und 3) ein S ä n e r 1 i n g.
Chemisch untersucht wurden sie früher von Berg-
mann, Higgins, Kratz, Beroldingen, Trampel,
West rum h, — die neueste und vollständigste Analyse
verdanken wir R. Brandes und Krüger, welche das
\ erbältnifs der schon früher aufgefundenen Bestandteile
975
nicht blofs genauer bestimmten, sondern zugleich noch
viele neue in der Quelle nachwiesen.
1. Zu den erdig-salinischen Eisenquellen ge-
hören :
a. Die eisenhaltige Trinkquelle (der heilige
Brunnen, fons sacer), die Hauptquelle, — aus eisenschüs-
sigem Sandstein entspringend, am Anfang der grofsen
Allee gelegen, gut gefai'st, von einem Pavillon umgeben.
Ihr Wasser ist klar, stark perlend, von einem angenehm säu-
erlichen, etwas zusammenziehenden stechenden Geschmack,
von keinem bemerkbaren Geruch , nur zuweilen über dem
Wasserspiegel von einem schwachen hepatischen, bildet
über dem Wasserspiegel eine Lage von kohlensaurem
Gase, und setzt auf dem Boden einen Niederschlag ab
von bräunlicher Farbe, welcher aus Eisenox3rdhydrat , et-
was Manganoxj'd und ausgeschiedenen erdigen Oxyden
besteht; ihre Temperatur beträgt nach Brandes 10° R.,
nach Menke 11° R., ihre spec. Schwere 1,004, ihre Was-
sermenge in einer Minute 22 Civ. Pfund. Sie wird, wie
schon ihr Name sagt, vorzugsweise zum Trinken benutzt
und jährlich in beträchtlicher Menge versendet.
Sehr zu loben ist die neuerdings hier eingeführte Art der Fül-
lung, in den Flaschen den wasserleeren Raum mit kohlensaurem Gas
zu füllen, dadurch den Zutritt der atmosphärischen Luft und zugleich
hierdurch die Zersetzung des versendeten Wassers zu verhindern, —
ähnlich dem früher schon in Kaiser Franzensbad eingeführten Ver-
fahren. (Vgl. S. 55.)
b. Die Bade q. oder der B r o d e 1 b r u n n e n (fons bul-
liens), nur Avenige Schritte von der vorigen entfernt, gut
gefafst, seit 1833 mit einem Pavillon überbaut, der das
Gasbad enthält , in ihrem äufsern Verhalten der vorigen
ähnlich. Ihr Wasser sprudelt mit mehr Heftigkeit, bildet
eine Gasschicht von anderthalb Fufs Höhe über ihrem
Spiegel (welche in 100 K. Z. 39,39 kohlensaures Gas ent-
hält), auf dem Boden einen reichhaltigen Niederschlag,
welcher indefs in seinen Bestandtheilen nicht von dem der
vorigen Quelle abweicht; ihre Temperatur beträgt eben-
976
falls 10° R., nach Menke 11° R., ihr spcc. Gewicht
1,0042, ihre Wassermenge 12298,5 Civ. Pfund Wasser in
einer Stunde.
Sowohl die Kohlensäure als das Eisen scheint in diesem zu Bä-
dern benutzten M.wasser sehr fest au das letztere gebunden zu sein,
— ein wichtiger Umstand für die Wirksamkeit desselben. Nach Bran-
des Versuchen enthielt das Wasser eines Bades, worin man drei-
viertel Stunden gebadet, in 13,6 K. Z. noch 14 K. Z. kohlensaures
Gas, und sein Eisengehalt gab sich in dem filtrirten Wasser sowohl
durch blausaures Kali, als durch Galläpfeltinktur, noch deutlich zu
erkennen.
c. Der Augenbrunnen, seit 1755 entdeckt, 58Fufs
westlich von der Trinkquelle, aus einem weifsen Thon,
welcher wahrscheinlich mit Torflagern wechselt und tiefen
Sandstein bedeckt, entspringend, in seinen Eigenthümlich-
keiten nicht wesentlich von den vorigen verschieden, — seine
Temperatur beträgt 9,5° R., seine spec. Schwere 1,0023,
seine Wassermenge ist weniger grofs als die der vorigen
Quellen.
d. Der alte Badebrunnen, auch niedere Bade-
brunnen genannt, dessen über dem Wasserspiegel be-
findliches Gas seit 1833 Avieder als Gasbad benutzt wird.
Das Wasser desselben, das einen Aveichen, schmutzig
grauen M. schlämm absetzt, ist etwas trübe, schmeckt zu-
sammenziehend und hat die Temperatur von 11° R., sein
spcc. GeAviclit beträgt 1,003. Er wird ebenfalls zu Bädern
im Badehause benutzt.
e. Der N e u b r u n neu, 1732 von S c i p entdeckt, 1786
von Wcstru in b untersucht, entspringt aus buntem eiscn-
scbüssigem Sandstein unfern der Einmcr auf einer Wiese,
106 Rullicn von der muriatiscben Quelle entfernt. Das
frischgeschöpfte Wasser ist vollkommen klar, perlt, setzt
auf Bouteillen gefüllt, besonders bei höherei Lufttempera-
tur einen grauen Niederschlag ab, der später braunroth
gefärbt ans Eisenoxydhydrat und Kalk besteht, und ver-
hält sieb im Uebrigen ganz ähnlich den vorigen Quollen ;
seine
seine Temperatur beträgt nach Menke 9,3° R., seine
Wassermenge in einer Minute 27 Civ. Pfund.
f. Der westliche Badebrunnen, in der Nähe
des alten Badebrunnens gelegen, wird seit 1816 mit zum
Badewasser benutzt. An den Wänden seines Behälters fin-
det sich Eisenoxydhydrat abgesetzt.
2. Zu den muriatischen Salzquellen gehören:
a. Die Soolquelle, 1732 entdeckt und von We-
strumb und Trampel chemisch untersucht, entspringt
eine halbe Stunde von Pyrmont im tiefsten Theile des Tha-
ies, unfern der Emmer, aus buntem Sandstein, hat einen
stark salzig-bitterlichen Geschmack, die Temperatur von
8,75° R., ist sehr ergiebig (Ifprocentig), wird vorzugsweise
zur Salzbereitung benutzt und kann jährlich 2000 Malter
Salz liefern.
b. Die muriati sch-s alinische Trinkquelle,
unfern der Emmer aus buntem Sandstein entspringend.
Das Wasser derselben ist krystallhell, perlt stark, ist
geruchlos und von einem salzig-bitterlichen Geschmack, ihre
Temperatur beträgt nach Menke 10° R., ihr spec. Ge-
wicht 1,0115, ihre Wassermenge 130 Civ. Pfd. in einer
Stunde.
c. Der kochsalzhaltige Badebrunnen, die mu-
riatisch-salinische Badequelle, ehemals Trampel' s Mine-
ral-Salzquelle Nr. 1., wenige Fufs von der muriatisch-
salinischen Trinkquelle entfernt. Im Jahr 1793 von
Trampel entdeckt, wird sie gegenwärtig nur zu Was-
serbädern benutzt, in welche sie mittelst einer Pumpe
gefördert wird. Das Wasser derselben ist zuerst von
Piepenbring, nachher von Trampel untersucht wor-
den. Dasselbe ist krystallhell, von 10° R. Temperatur
und 1,0133 spec. Gewicht. — Sämmtliche Quellen sind
überbaut, und durch eine Grundmauer und einen starken
Erdwall gegen die Ueb er schwemmungen der Emmer ge~
schützt.
II. Theil. Q q q
97&
d. Der ehemalige, kochsalzhaltige Bade-
brunnen, früher bekannt als Trampel's Mineral-Salz-
quelle Nr. 2.
3. Der Säuerling. Er entspringt ebenfalls aus bun-
tem Sandstein. Sein Wasser ist vollkommen durchsich-
tig, klar, von einem angenehmen säuerlichen Geschmack,
und perlt, seine Temperatur beträgt 8,3° R., nach Menke
9° R., seine spec. Schwere 1,001, seine Wassermenge
82,5 Civ. Pfund. Sein Abflute wird dem Springbrunnen in
der grorsen Allee zugeführt.
In Bezug auf den chemischen Gehalt der einzelnen
Quellen und des quantitativen Verhältnisses ihrer Bestand-
theile ergiebt sich folgende Verschiedenheit. In sechzehn
Unzen enthält:
L Von den Eisenquellen:
a. Die Trinkquelle
nach West- nach Brandes u
r umb :
Krüger:
Kohlensaures Natron
. ...
4,5102 Gr.
Kohlensaures Eisenoxydul
1,0550 Gr. .
0,73S9 —
Chlortalcium . . .
1,2200 —
0,8274 —
Chlornatrium .
1,3400 —
0,4046 —
Schwefelsaures Natron .
2,8900 —
3,5181 -
Schwefelsaure Talkerde
5,4700 —
5,5005 —
Schwefelsaure Kalkerde
8,6800 —
7,6148 -
Schwefelsaures Lithion
.
0,0030 —
Kohlensaure Kalkerde .
3,4875 —
5,S733 —
Kohlensaure Talkerde .
3,3900 —
0,3150 -
Phosphorsaures Kali
.
0,1012 —
Kohlensaures Manganoxydul .
0,0200 —
Phosphorsaure Kalkerde
.
Spuren n
Hydrothionsaures Natron
.
0,0657 —
Schwefelsauren Strontian
.
0,0217 -
Schwefelsauren Baryt .
0,0015 —
Kieselerde
.
0,0954 —
Harzige Materie
0,0900 —
0,1133 —
Kohlensäure in 100 Kub. Z.
Hydrothions'äure
27,6225 Gr.
187,5 Kub. Z.
187,5 Kub. Z.
29,7246 Gr.
168,50 Kub. Z.
3,14 —
171,64 Kub.Z.
979
b. Die Badequelle oder der Brodelbruunen
nach West-
nach Bra n des und
rumb:
Krüger:
Neutrales kohlensaures Natron
.. . 4,7866 Gr.
Chlortalcium
1,50 Gr.
1,4834 —
Schwefelsaure Talkerde
6,10 —
5,5360 —
Schwefelsaures Natron
3,70 —
Phosphorsaures Kali j
Schwefelsaures Lithion )
•
Spuren
Kohlensaure Talkerde
1,25 —
0,2460 —
Schwefelsaure Kalkerde
9,75 —
6,0760 —
Kohlensaure Kalkerde
6,80 —
4,5280 —
Kohlensaures Eisenoxydul
0,90 —
. ~0,5S22 —
Kohlensaures Maganoxydul
Spuren
Chlornatrium
1,75 —
.
Phosphorsaure Kalkerde •%
Schwefelsauren Strontian \
Spuren
Schwefelsauren Baryt J
Kieselerde ....
.
0,2500 —
Harz
0,10 -
0,1400 —
Kohlensäure in 100 Kub. Z.
Schwefelwasserstoffoas
31,85 Gr.
140,625 Kub.Z.
140,625 Kub. Z.
23,6282 Gr.
147,06 Kub. Z.
1,50 —
14S,56 Kub. Z.
e. Die Augenquelle:
nach West-
rumb:
Chlortalcium .
Schwefelsaure Talkerde
Schwefelsaures Natron .
Neutrales kohlens. Natron
Chlornatrium .
Phosphorsaures Kali
Schwefelsaures Lithion
Kohlensaure Talkerde
Schwefelsaure Kalkerde
Kohlensaure Kalkerde .
Kohlensaures Eisenoxydul
Phosphorsaure Kalkerde
Schwefelsauren Strontian
Schwefelsauren Baryt
Harz ....
Kieselerde
1,8000 Gr.
5,5000 —
1,1000 —
1,5500 —
1,1000
6,1500
3,3000
0,4000
0,1000 —
21,0000 Gr.
nach Br and e s und
Krü ger:
0,4502 Gr.
4,5662 —
1,7110 —
0,8476 —
0,4420 —
Spuren
0,2522 —
4,1052 —
3,8150 —
0,1308 —
Spuren
0,0400 —
0,1000 —
16,4602 Gr.
Qqq2
980
An Kohlensäure enthalten
100 Kub. Z. Wasser
Chlortalcium
Chlornatrium .
Schwefelsaures Natron .
Schwefelsaure Talkerde
Kohlensaures Natron
Kohlensaures Eisenoxydul
Schwefelsaures Eisen
Kohlensaure Kalkerde .
Schwefelsaures Lithion .
Basisch-phosphors. Alaunerde
Phosphorsaure Kalkerde
Kohlensaure Talkerde
Phosphorsaures Kali
Manganoxyd
Schwefelsauren Baryt
Schwefelsauren Strontian
Kieselerde
Harz . . , .
84,4 Kub. Z.
138,551 Kub. Z.
r Neubrunuen
nach West- nach Brandes und
rumb :
Krüger:
4,5454 Gr. .
0,9716 Gr.
7,6363 —
4,3857 —
7,3456 —
3,3636 —
3,4744 —
2,6230 —
P,8181 — ,.
0,7599 —
0,8181 —
.
7,8181 -
7,8638 —
.
0,0301 —
le . . .
0,1260 —
.....
0,0192 —
2,3636 —
0,9647 —
0,2727
0,5454
28,1813 Gr.
An Kohlensäure enthalten
100 Kub. Z. Wasser
123,125 Kub.Z.
Spuren
0,2000 — .
0,2200 —
28,9840 Gr.
150 Kub. Z,
2. Von den muriatischen Salzquellen:
«. Die Soolquelle
Chlornatrium .
Chlortalcium .
Schwefelsaures Natron
Schwefelsaure Talkerde
Schwefelsaure Kalkcrde
Schwefelsauren Strontian
Schwefelsauren Baryt .
Phosphorsaures Kali
Schwefelsaures Lithion
Phosphorsaure Kalkcrde
Kohlensaures Natron .
Kohlensaure Kalkerde .
Kohlensaures Eisenoxyd
Kohlensaure Talkerde .
nach J. E. Trampel
89,9100 Gr.
6,5200 -
9,4300 —
2,9000 —
16,6700 —
2,4200 —
0,1300 —
2,6600 —
nach Krüger:
61,68820 Gr.
6,92800 —
5,29210 —
2,33400 —
14,58150 —
0,01450 —
0,00099 —
0,02200 —
Spuren
0,07500 —
1,49S60 —
2,71000 —
0,08030 —
0,46980 —
981
Thonerde . . . 1,4400 Gr.
Phosphorsaure Alaunerde
Harz .... 0,0800 —
132,1600 Gr.
100 Kub.Z. Wasser enthal-
ten an kohlensaurem Gase ....
an Schwefelwasserstoffgas . . .
b. Die muriatisch-salinische Quelle
nach
nach West
rumb:
Kohlensaures Natron
Schwefelsaures Natron
Chlornatrium
Phosphorsaures Natron
Schwefelsaures Kali
Chlortalcium
Schwefelsaure Kalkerde
Chlorcalcium
Kohlensaure Kalkerde
Schwefelsaures Lithion
Kohlensaures Eisen .
Kohlensaures Mangan
Basisch-phosphors. Alaunerde
Phosphorsaure Kalkerde
Schwefelsauren Strontian
17,000 Gr.
70,440 -
3/240 —
6,960 —
2,840 —
3,640 —
0,12490 Gr.
0,01000 —
95,82989 Gr.
66,67 Kub.Z.
Spuren
Brandes und
Krü ger :
6,238 Gr.
12,246 —
65,498 —
Spuren
12,076 —
5,516 —
6,920 —
0,087 —
0,065 —
Spuren
Kohlensaure Talkerde
5,920 -
...
Thonerde
0,760 —
•
Harz ....
0,200 —
0,100 —
111,000 Gr.
108,746 Gr.
Kohlensäure in 100 Kub. Z. 149,500 Kub. Z.
100 Kub. Z.
3. Der Säuerling:
nach West- nach Brandes und
rumb :
Krüge r:
Neutrales kohlens. Natron
i . ...
0,3062 Gr.
Schwefelsaures Natron
0,200 Gr. .
0,3782 —
Chlornatrium
0,520 —
0,0118 —
Schwefelsaure Talkerde
1,360 —
0,6030 —
Chlortalcium
0,320 —
0,1262 —
Kohlensaure Talkerde
0,560 —
0,1684 —
Schwefelsaure Kalkerde
0,760 —
0,3156 —
Kohlensaure Kalkerde
1,860 —
1,8110 —
Harz
0,120 —
0,0080 —
5,700 Gr.
3,7284 Gr.
982
An Kohlensäure enthalten
100 Kuh. Z. Wasser . 103,125 Kub. Z. 83,5 Kub. Z.
Nach Brandes ist es wahrscheinlich, dafs auch dieses Wasser
Spuren von Lithion-, Baryt- und Strontiansalzen enthält, aber nur in
sehr geringer Menge.
Die Wirkung- der einzelnen M. quellen entspricht dem
Karakter und der Verschiedenheit ihrer Mischungsverhält-
nisse.
1. Die erd. salinischen Eisenquellen. Reich
an kohlensaurem Eisenoxydul, erdigen und alkalischen
Salzen und freier Kohlensäure, gehören sie unstreitig- zu
den wichtigsten Eisenwassera, die wir besitzen; in ihnen
ist die Kraft des Eisens mit der flüchtig belebenden Wir-
kung des kohlensauren Gases und den beigemischten Sal-
zen so innig verschmolzen, dafs diese M. quellen nicht nur
sehr kräftig wirken, sondern innerlich angewendet auch
verhältnifsmäfsig sehr gut vertragen werden, — weit weniger
adstringirend, als man nach ihrem beträchtlichen Eisenae-
halte erwarten sollte, Se- und Excretionen theilweise be-
fördernd. — Getrunken wirken sie vorzugsweise erregend
belebend auf Nerven- und Gefäfssystem, stärkend, erhitzend,
auch wohl leicht berauschend, die Mischung des Bluts
verändernd, verbessernd, den Tonus der Muskelfasern ver-
mehrend, gelinde zusammenziehend auf die Schleimhäute,
magenstärkend, Säure tilgend, die Stuhlausleerungen leicht
anhaltend, diuretisch, specifik reizend und stärkend auf
das Uterinsystem ; — äufserlich in Form von Wasserbädern
belebend, stärkend, zusammenziehend, erhitzend.
Je ausgezeichneter die Heilkräfte dieser Quellen sind, um so nach-
theiliger kaun ihre Wirkung sein, -wenn man sie iu Fällen anwendet,
in welchen kräftige Eisenwasser überhaupt contraindicirt sind (Vgl
Th. 1. S. 239. Zweite Aufl. S. 253.)
2. Die Sool quellen. Bei ihrer Wirkung, beson-
ders bei der der Trinkquellen, ist sehr bemerkenswerth un-
beträchtlicher Gehalt an kohlensaurem Gase. — Innerlich
gebraucht wirkt die Trinkquelle schleimauflösend, abfüh-
rend) diuretisch, specifik auf das Drüsen- und Lymphsy-
983
stein reizend, die Resorption befördernd, die Mischung der
Säfte umändernd; — die eigentliche Soolquelle als Bad
benutzt, die äufsere Haut und die Schleimhaut stärkend,
ihre Function verbessernd, die Thätigkeit der resorbiren-
den Gefäfse vermehrend, die erhöhte krampfhafte Reizbar-
keit des Gefäfs- und Nervensystems herabstimmend.
3. Der Säuerling wirkt, getrunken, gelinde eröff-
nend, auflösend, diuretisch.
Die Formen, in welchen man sich der M.quellen zu
Pyrmont bedient, sind folgende:
1. Die häufigste Form ist die innere, man läfst täglich vier his
acht Becher drei bis vier Wochen lang trinken, nach Verschieden-
heit der Individualität der Kranken und nach der Eigenthümlichkeit
der Krankheit, entweder allein, oder mit Milch, oder auch mit eröff-
nenden Zusätzen. Sehr empfehlenswerth ist in dieser Beziehung die
Verbindung der muriatisch - salinischen Trinkquelle mit der Haupt-
quelle ; — man läfst sie gleichzeitig trinken, oder die Kur mit der
ersten beginnen und später erst die Hauptquelle trinken.
In manchen Fällen von sehr chronischen Leiden ist es oft raih-
sam, täglich nur einige wenige Gläser Fyrmonter Wasser trinken,
aber beharrlich recht lange fortsetzen zu lassen.
Die Bruunenversendung wird auf landesherrliche Kosten von einer
Brunnenadministration mit lobenswerther Sorgfalt verwaltet.
2. Als Bad. Die Bäder der Eisenquelle werden in dem Bade-
hause in der Stadt, die Soolbäder in der Saline unfern Pyrmont ge-
geben.
3. Als Wasserdo uch e, Tr op f - und Sturzhad; — früher
auch in Form des englischen Klystierstuhls,
4. Als M.schl ammbäder Die hiesige Moorerde scheint sich
hierzu sehr zu eignen. — Die frischgegrabene ist dunkelgrau, ziemlich
leicht an Gewicht, mit schwärzlichen, bräunlichen und gelblichen Adern
durchzogen, besitzt getrocknet einen muschligen Bruch, läfst sich zu
dem feinsten Pulver zerreiben, und enthält viel kohlensaures Eisen-
oxyd. Um sie anzuwenden, vermischt man sie mit erhitztem Eisen-
wasser zu einem dünnen Brei und bedient sich dann derselben als
Umschlag oder^ als ganzes Bad.
5. Als Gas- und Qualmbäder. In luftdichten Kasten oder
wohlverschlossenen Badewannen, oder als Gasdouche.
Die Errichtang und Einrichtung des gegenwärtigen Gasbades
über dem Brodelbruunen ist auf v. Gräfe's Erinnerung 1833 ver-
anlafst worden. Das kohlensaure Gas wird in einem Trichter auf-
gefangen und mittelst desselben in ein Gaszimmer geleitet, in welchem
man sich, um sich des Gasbades zu bedienen, auf locker geflochtene
Stühle setzt. Die Gasdouche kann auch warm, zu 30° R. gegeben
984
werden, durch Erhitzung des Wassers und gleichzeitige Beimischung
von Wasserdämpfen.
6. Noch mufs ich der Form der Waschungen mit Pyrmonter
Wasser besonders gedenken, — eine Form, welche oft ungemein stär-
kend, besonders in mehreren Arten von Augenkrankheiten wirkt.
Angewendet werden:
1. D ie erdig-salinischen Eisenq., gleich ähn-
lichen kräftigen Eisenw. (Vergl. Th. I. S. 240. Zweite
Aufl. S. 255) in allen den Fällen angezeigt, wo vorzüglich
eine Belebung des Nervensystems, Stärkung des Muskel-
und Gefäfssystems, kräftige Verbesserung der Assimila-
tion und der Blutmischung erfordert wird, erweisen sich
gleich hilfreich sowohl bei schlaffen, torpiden Constitutio-
nen, als auch mit der nöthigen Vorsicht angewendet bei
Subjecten, bei welchen der Erethismus des Nervensystems
sehr gesteigert, und die Irritabilität des Gefäfssystems sehr
herabgestimmt ist, — weniger passend scheinen sie dage-
gen bei Hartleibigkeit, vorhandenen Stockungen in den Or-
ganen der Digestion und Assimilation, und bei einem sehr
reizbaren, zu Congestionen geneigten Gefäfssystem.
Die Krankheitsformen, in welchen sie als Getränk,
Bad und Waschung namentlich empfohlen werden , sind
folgende :
a. Chronische Nervenkrankheiten, mit dem Karakter
einer krampfhaft erhöhten Reizbarkeit, oder dem der torpi-
den Schwäche, durch Ueberreizung des Nervensystems,
oder durch grolsen Säfteverlust entstanden, — allgemeine
Nervenschwäche nach Ausschweifungen , oder nach zu
schnellen Wochenbetten, zu langem Säugen der Kinder,
nach hartnäckigen Durchfällen, oder starken Blutflüssen
entstanden, — nervöse Hypochondrie, Hysterie. Den Ei-
senquellen von Pyrmont gebührt in diesen Fällen unbe-
denklich eine der ersten Stellen.
b. Fehlerhafte Mischung der Säfte, insofern sie durch
reine Schwäche bedingt wird, — Mangel an Cruor, Bleich-
sucht, Scorbut, Rhachitis.
985
c. Blutflüsse passiver Art, besonders des Uterin-
systems.
d. Schleirnflüsse passiver Art, Fluor albus, hartnäckige
Blennorrhöen des Darmkanals, der Urethra.
e. Chronische Krankheiten der Geschlechtstheile und
der Urinwerkzeuge, insofern sie auf allgemeine oder lokale
Schwäche gegründet sind, — unregelmäfsige, schmerzhafte
oder zu schwache Menstruation, Unfruchtbarkeit oder Nei-
gung zu Abortus, — Schwäche der männlichen Geschlechts-
theile, besonders mit dem Karakter der Atonie, Impotentia
virilis, — Schwerharnen, Blasenkatarrhe.
f. Schwäche des Darmkanals, Appetitlosigkeit, Neigung
zur Verschleimung, zum Durchfall, Säure des Magens,
Magenkrampf.
g. Atonische Gicht und chronische Rheumatismen.
h. Schwäche der Augen, Amblyopie, Mouches volan-
tes, anfangende Amaurose.
2. Die Soolquellen verdienen dagegen innerlich als
auflösend eröffnendes Mittel, äufserlich als die Resorption
beförderndes, stärkendes und nicht erhitzendes Bad, in Ver-
bindung mit den Eisenquellen, oder in allen den Fällen
empfohlen zu werden, wo letztere wegen ihrer erregend
erhitzenden Wirkung contraindicirt sind, namentlich: bei
chronischen Krankheiten des Drüsen- und Lymphsystems,
Geschwülsten und Verhärtungen, so wie überhaupt bei
scrophulöser Dyskrasie und den mannigfaltigen Formen
dieser Krankheit, — chronischen Nervenkrankheiten mit
dem Karakter des Erethismus oder des Torpor, mit acti-
ven Congestionen des Blutes complicirt, gegen welche eben
deshalb die Eisenquellen contraindicirt sind, — Zittern der
Glieder, Lähmungen, Hysterie, Neuralgien, krampfhaften
Beschwerden, Epilepsie, — chronischen Hautkrankheiten,
Flechten, Geschwüren, Salzflüssen, — Schwäche der äufse-
ren Haut, zu grofser Empfindlichkeit oder Erschlaffung
derselben mit Neigung zu profusen Schweifsen, Disposition
zu rheumatischen Affectionen, — hartnäckigen rheumati-
986
sehen und gichtischen Beschwerden, gichtischen Ablage-
rungen, oder andern gichtischen Desorganisationen, —
Stockungen im Leber- und Pfortadersystem, Verschleimun-
gen, mit Trägheit des Darmkanals verbunden.
Die M Schlammbäder haben sich allein, oder in Verbindung
mit der Trinkquelle und den Wasser- und Gasbädern, sehr hilfreich
erwiesen: bei Lähmungen, von rheumatischen, gichtischen oder andern
metastatischen Ursachen, — Geschwülsten, arthritischer und scrophu-
löser Art, anfangender Coxalgie, — Contracturen nach Beinbrüchen,
Verwundungen oder heftigen gichtischen Lokalleiden, — hartnäckigen
chronischen Hautausschlägen und veralteten Geschwüren — oede-
matösen Geschwülsten von örtlicher Erschlaffung, — krampfhaften
Beschwerden einzelner Glieder, des Magens oder der Urinblase, —
Congestionen , Stagnationen, Auftreibungen, anfangenden Verhärtun-
gen parenchymatöser Eingeweide, so wie Varicositäten, namentlich
der untern Extremitäten.
Die Gas- und Qualmbäder sind dagegen in Verbindung mit
den übrigen M.quellen, oder auch allein benutzt worden: bei hart-
näckigen gichtischen und rheumatischen Lokalaffectiouen, Lähmungen,
Geschwülsten und Verhärtungen, scrophulösen und herpetischen Af-
fectionen der äufsern Haut.
Herrn. Buddaeus, de fönte Pyrmontano. 1556. — 1718.
Tb. Tabernämon tanus, neuer Wasserschatz Tb. I. Kap. 58.
S. 353.
L. Thurneysser von Thurn, von kalten warmen min. Was-
sern S. 386.
Huggelin a. a. 0. S. 50.
Günther. Andern comm. p. 142.
G. Eschen reuter a. a. 0. S. 68.
Pyrmontauus fons sacer, das ist: Beschreibung des hylligen Bor-
nes. Lemgo 1597. — mit Anmerkungen von A n d r. von Keil 1698.
— 1709.
Matth. Rammlovius, ausführliche Beschreibung des Sauer-
brunnens zu Wildungen und Pyrmont. Cassel 1657.
G. Bollmann, von der Natur, Kraft und Gebrauch des miuer.
Sauerbrunnens bei Pyrmont. Rinteln 1661.
Andr. Cuneai, (von Keil) OZvdQoyQccyuc, das ist; Beschreibung
der Westphälischen Saucr-Brunnen und Bäder, sonderlich des Pyr-
moutischen. Rinteln 1677. — 1682. — Bielefeld 1688. — Lemgo
1697. — Hannover 1698. — 1709.
Desid. Gottfried, Pyrmontisches Brunnengespräch. Lemgo
H»s7.
.1. Reiskii comm. physica aeque ac historica de aeidulis Pyr-
montanis. Francof et Lips. 1700.
(K. C. Wcsterbach) Perpetuum mohile I'yrmonlanum aesti-
viim. 1704.
987
Günth. Christ. Schelhammer, diss. acidularum Schwalba-
censium et Pyrmontanarum per experimenta exploratarum inter se
collatio. Kiloniae 1704.
S. Beermann, Histor, Nachrichten und Anmerkungen von der
Grafschaft Pyrmont und ihrem berühmten Sauer -Brunnen. Francf.
und Leipzig 1706.
Fr. Hoffmann, diss. de acidularum et thermarum ratione in-
gredientium et virium conniventia. Halae 1712.
F. a Fürstenberg, monumeuta Paderbornensia. Lemgo 1741.
Fr, Slare, account. of the nature and virtues of the Pyrmont
Water. London 1717. —übers, v. G. L. Piderit 1718. — ins Hol-
land. 1718.
J. Phil. Seip, Beschreibung des Pyrmontischen M.wasser. Han-
nover 1717. — 1719. — 1740. — 1750.
Fr. ß arthe ld es, vernünftige Gedanken und Anmerkungen vom
Gebrauch und Mifsbrauch der mineralischen, sonderlich Pj'rmonti-
schen Wasser. Minden 1726.
J. Sigism. Hahn, diss. de aquis medicatis Pyrmontanis. Helm-
stadtii 1732.
G.Turner, füll and distinct account the mineral waters of
Pyrmont. London 1733. — übers, v. Seip.
J. Phil. Seip, kurzer Auszug und Unterricht von den vornehm-
sten Arzneikräften des Pyrmonter Stahlwassers. Hannover 1736.
— — Pyrmontische Krankengeschichten. Hannover 1737.
J. Herrn. Fürstenau, gegründete Anmerkungen von dem rech-
ten Gebrauch und vielerlei Mifsbrauch der mineralischen Wasser,
sonderlich des Pyrmonter Gesundbr. Lemgo 1751.
Pyrmont von Hille, ein Gedicht. 1752.
C. W. A. von Donop's Gesang von der Schönheit Pyrmonts.
Göttingen 1756.
Bened. Muhlii med. und chymische Untersuchung des Pyr-
mont. Neu-Brunnens, der mit dem Selterbrunnen fast gleich kommt.
Hannover 1764.
Unterricht für diejenigen, welche sich des Pyrmonter Wassers be-
dienen wollen (von Chr. Ad. Gondela). Bremen 1769.
G. Fr. Papen, Pyrmonter Brunnen Krankengeschichte. S.Stück.
Lemgo 1770 - 1776.
Senaten, annal. Paderborn. Monast. Westph. 1774.
M. E. Bloch, medicin. Bemerkungen, nebst einer Abhandlung
vom Pyrmonter Augenbruunen. Berlin 1774.
Physikal. med. Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften
zu Berlin. Gotha 1781. Bd. II. S. 135.
J. Bergmanni opusc. phys. chemic. Upsal. 1783. p. 716.
H. Matth. Marcard's Beschreibung von Pyrmont. 2 Bände.
1784. 1785. — ins Französ. übers. 1785. — ins Engl. 1788.
J. Fried. Westrumb's physikalisch-chemische Beschreibung
der M.quellen zu Pyrmont. Leipzig 1789.
988
Baldinge r's N. Magaziu. Bd. VI. Nr. 2. S. 125. — Bd. XVII.
Nr. 1. — Bd. XXVII. S. 24.
J.Fried. Westrumb's kleine phys. ehem. Abhandlungen. Bd.
1. St. 2. S. 175 — Bd. III. St. 2. S. 1.
H. M. Marcard's kurze Anleitung zum innerlichen Gebrauch
des Pjrmonter Brunnens. Pyrmont und Hannover 1791. — neu auf-
gelegt und vermehrt unter dem Titel: Marcard's kleines Pyrmon-
ter Brunnenbuch für Curgäste. Hannover 1S05.
Plan von der Neustadt Pyrmont mit ihren Miueralbrunnen und
der umliegenden Gegend von Demmert. 1794.
G. H. Piepenbring, physikalisch-chemische Nachricht von dem
sogenannten neuen Mineral-Salz-Wasser auf der Saline bei Pyrmont.
Leipzig 1794.
J. E. Trampel, Beschreibung von den neu entdeckten salzhal-
tigen M.quellen zu Pyrmont und von den Heilkräften derselben. Ber-
lin 1794.
(Diesen Schriften gingen folgende kleine Streitschriften voran, wel-
che Trampel unter des Salzinspectors M. Weber's Namen wech-
selte: 1. M. Weber zeigt dem Apoth. Piepenbring in Meinberg
durch diesen Brief die Antwort an, die er durch seine Schrift : phys.
ehem. Nachricht etc. veranlafst hat. Pyrmont 1794. — 2. Vorläufige
Antwort auf den Brief, betitelt: M. Weber zeigt etc. von G. H.
Piepenbring. Meinberg 1794. — 3. Gegen die Verläumdungen?
welche angeblich der Salzinspector M. Weber in Nr. 20. der Min-
dischen Anzeigen d. J. in folgendem Aufsatz abdrucken liefs. Mein-
berg 1794. — 4. Weitere Antwort auf den wider mich geschriebe-
neu Brief, betitelt: M. Weber zeigt etc. von Piepenbriug. Mein-
berg. 1794. — 5. Eine Antwort auf G. H. Piepenbring's Nach-
richt von dem etc. von M. Weber daselbst entworfen. Pyrmont
1794. — 6. Kurze Gegenantwort auf die unter M. Web er 's Namen
erschienene neue Schmähschrift, gegeben von G. H. Piepenbring.
Meinberg 1794.)
Kurzgefafste Nachricht von den Kräften und der Anwendung des
neu entdeckten Salzwassers zu Pyrmont, auf Verlangen entworfen
von J. E. Trampel. Pyrmont 1794.
v. H artig, in d. N. Abhandl. der Königl. Böhm. Gesellschaft d.
W. Prag 1795. Bd. II. Nr. 17.
J. Fr. Westrumb, von den neuen muriatisch-salinischen M.quel-
len zu Pyrmont. Hannover 1797.
Frankenau, Pyrmont und seine Gesundbrunnen im Sommer
1798. Altona 1799.
Pyrmonts Merkwürdigkeiten Leipzig 1800.
J. E. Trampcl, wie mufs der Kranke nach dem Brunnen rei-
sen, wenn er nutzen davon haben will? Hannover 1806.
H. M. Marcard, über das kochsalzhaltigo M.wasser zu Pyr-
mont und dessen Arzuey-Gebrauch. Hamburg 1S10.
I). G. K ä p p e 1 , Pyrmont und die Umgegend. Ein histor.-topo-
graphisches Gemähide, mit Hinsicht auf deu Inhalt, Nutzen und Ge-
brauch der Pyrmonter Heilquellen. Berlin 1810.
C. W. Hufeland, Uebersicht S. 55. Vierte Aufl. S. 50.
Aehrenlese aus der Vorzeit von Haupt. Elberfeld 1816. S. 184.
K. Theod. Menke, Pyrmont und seine Umgebungen. Pyrmont
1818. - 1840.
Teutschland geogn. geolog. dargestellt von Chr. K efers t ei n
Bd. II. St. 3. S. 507. — Bd. III. St. 2. S. 182. 186. — Bd. V. St 1
S. 170.
K. Teod. Menke in: Leonhar dt's Zeitschr. f. Min. Bd XIX
S. 1—24. 149—168. 219-251. — Bd. XX. S. 385—412.
Wetzler in: Rhein. Jahrb. Bd. XI. S. L S. 144.
Bang in: Diar. Nosocom. Hafniens. T. I. p. 3.
Hufe 1 and 's Journal der prakt. Heilkunde. Bd. XLIII. St. 4
S. 123. 132. St. 5. S. 126. — Bd. L1V. St. 2. S. 167. — Bd. LV
St. 3. S. 116. — Bd. LVIII. St. 5. S. 59. St. 6. S. 91. — Bd. LXIv!
St. 5. S. 52.
Pyrmont und seine Mineralquellen. Anleitung zu Trink- und Ba-
dekuren von F. Steinmetz. Pyrmont 1825.
F. L. Kreysig a. a. 0. S. 260.
Fr. Hoff m an n in Pogge ndor f f's Annal. der Phys. und Chem.
Bd. III. S. 1
G. Bischof a. a. 0. S. 184.
Neue physikalisch-chemische Beschreibung der Mineralquellen zu
Pyrmont, nebst naturgeschichtlicher Darstellung ihrer Umgebung von
R. Brandes und F. Krüger. Pyrmont 1826.
Resume- d'analyse et d'experience sur la nature et Tusage des eaux
minerales de Pyrmont par R. Harnier. Hannovre 1828.
Fr. Steinmetz in: v. Gräfe und v. Walther's Journal der
Chirurgie und Augenheilk. 1833. Bd. XX. Heft 1. S. 76. — Bd. XXVI.
S. 671.
Krüger in: v. Gräfe und v. Walther's Journal der Chi-
rurgie und Augenheilkunde. Bd. XXI. S. 188.
Harnier in: Casper's Wochenschrift 1834. S. 537.
K. Th. Menke, die Heilkräfte des Pyrmonter Stahlwassers, des
versendeten, wie des an der Quelle getrunkenen. Pyrmont 1835.
Kali seh, Allgemeine Zeitung des Brunnen- und Badewesens.
1839. S. 73. 95.
An sie schliefsen sich :
Die M.qtiellen zu Wildungen, in einem breiten fruchtrei-
chen Tha'.e hei Niederwildungen, vier Meilen nordwestlicb von Kas-
sel. Die Berge bei Wildungen gehören dem Uebergangs- und Flötz-
gebirgean, — erst in einer Entfernung von drei bis vier Stunden zeigt
sich Basalt in einzelnen Kuppen und andere vulkanische Gebirgsar-
ten, — dieses gilt namentlich von dem Weidelsherg, dem Lammers*
990
berg und dem kegelförmigen Desenberg. — Das Uebergangsgebirge,
aus dessen Schoofs die W. M. quellen entspringen, besteht aus Thon-,
Grauwacken- und Kieselschiefer, Hornstein, Kalk- und Grünsteil).
Vorzüglich reichhaltig ist das Uebergangsgebirge an Rotheisenstein.
Bemerkenswerth ist der Umstand, dafs nach Werlhofs fünf-
zigjähriger und Wichmann's dreifsigjähriger Erfahrung unter den
Bewohnern Wildungens, welche die dortigen M.quellen fleifsig trin-
ken, nicht ein einziger Steinkranker vorkam.
Schon im sechzehnten Jahrhundert wurden die M.quellen von
Tab ernämo n tan us und Wolf beschrieben, später von Ramlo-
vius, Muth, Trampel, Ovelgün, Wigand und Valentini
empfohlen, neuerdings von Wich mann und Hufeland.
Die M quellen, deren in dem Umfange von fast einer halben
Quadratmeile acht entspringen, gehören theils zu der Klasse der er-
digen, theils der alkalisch-erdigen Säuerlinge und Eisenquellen. Man
benutzt jedoch nur die drei zunächst gelegenen: 1. Den Stadtbrun-
nen, den ältesten und an freier Kohlensäure reichhaltigsten, gut ge-
fafst und von dem Brunneuhause umschlossen. Sein Wasser perlt
stark, ist klar, von einem angenehm säuerlich-stechenden, gelind zu-
sammenziehenden Geschmack ; seine Temperatur beträgt 8,5° R. bei
15,5° R. der Atmosphäre, sein spec. Gewicht 1,002 bei 13° R. Die
Verbindung der festen Bestandteile, so wie die Bindung des kohlen-
sauren Gases an das Wasser scheint sehr innig und fest zu sein. —
2. Den Thalbrunuen, von dem vorigen eine halbe Stunde entfernt,
am Thalberge entspringend, nicht so stark perlend wie der vorige; seine
Temperatur beträgt 7,6° R. bei 13,25° R. der Atmosphäre, seine spec.
Schwere 1,001 bei 12,5° R; — 3. Der Salzbrunnen, auf einer
sumpfigen Wiese entspringend, seit dem Anfang des vorigen Jahrhunderts
entdeckt und benutzt, besitzt wegen seines Gehaltes an Kochsalz einen
salzigem Geschmack, als die beiden vorigen ; seine Temp. beträgt 8° R.
bei 12° R. der Atmosphäre, seine spec. Schwere 1,004 bei 13° R.
Die Füllung und Versendung des Witdunger M.wassers geschieht
unter Aufsicht und Leitung eines Landesherrlichen Commissarii (ge-
genwärtig des Hrn. Heller). Das von der Stadt eine gute Viertel-
stunde entfernte Badehaus, so wie die übrigen zum Vortheil und zur
Bequemlichkeit der Bruunengäste gehörigen Einrichtungen sind das
Werk und Eigenthum einer Actiengesellschaft. — Im J. 1835 wurden
50,000 Krüge versendet. — Brunncuärzte sind die Hrn. DDr. Wie-
gand, Stöcker und Langeubeck.
Die M.quellen wurden 1791 von Stucke, neuerdings (1833) von
W i ggers, entfernt von der Quelle, chemisch untersucht. Nach Letz-
terem enthält in sechzehn Unzen:
1. Der Stadtbrunnen : 2. Der Salzbrunnen :
Kohlensäure . . . • . 21,80199 Gr. . 23,14498 Gr.
Zweifach kohlensaures Natron 0,70871 — . 5,45748 —
Schwefelsaures Natron . . 0,91953 — ....
Schwefelsaure Tnlkerde . . 0,28877 — . 0,45&12 —
991
Chlornatrium ....
Krystallisirtes Chlortalcium
Zweifach kohlens. Eisenoxydul
Zweifach kohlens. Manganoxydul
Zweifach kohlensaure Kalkerde
Zweifach kohlensaure Talkerde
Kieselerde .....
Alaunerde . . . .
Wasser ....
0,07112 Gr.
0,19116 —
0,07-296 —
5,44028 —
4,05512 —
0,27855 —
0,00783 —
7646,16398 —
6,28370 Gr.
0,77337 —
0,23593 —
0,03333 —
8,52403 —
8,58946 —
1,11583 —
0,02273 —
7625,36404 — i
7680,00000 Gr. 7680,00000 Gr.
„ „ r, A h^ C 683,37005K.Cent. 725,46l44K.Cent.
Kohlensaures Gas dem Volum f ^ = 36 57225 P,KZ.
nach bei 0° R. u. 0,76 Bar. J_ 38;i98()lRh KZ = 40,54865Rh.KZ.
3. Der Thalbrunnen :
Kohlensäure .'■'"'. . . . 19,43040 Gr.
Zweifach kohlensaures Nation . 0,02488 —
Schwefelsaures Natron . . 0,53337 —
Schwefelsaure Talkerde . 1 0,10529 —
Chlornatrium .... 0,04462 —
Zweifach kohlensaures Eisenoxydul 0,38646 —
Zweifach kohlens. Manganoxydul 0,09761 —
Zweifach kohlensaure Kalkerde 4,44941 —
Zweifach kohlensaure Talkerde 2,75604 —
Kieselerde 0,12542 ~
Alaunerde 0,00138 —
Wasser 7652,04512 —
7680,00000 Gr.
609,03420 Kub. Cent.
30,70288 Par.Kub.Z.
34,04111 Rh einl. Kub. Z.
Kohlensaures Gas dem Volum
nach bei 0° R. u. 0,76 Barm.
fc
Getrunken, wird das M.wasser auch bei schwachen Verdauungs-
werkzeugen meist gut vertragen, wirkt reizend stärkend auf alle Se-
und Excretionen, vorzüglich aber auf die Urinwerkzeuge und Schleim-
häute, sehr diuretisch, schleim-auflösend, eröffnend.
Benutzt wird dasselbe zu Bädern, vorzugsweise aber als Getränk,
theils an der Quelle, theils von ihr entfernt, allein oder mit lauwar-
mer Milch, täglich zu vier bis sechs Gläsern ; die jährliche Versen-
dung des Wassers ist sehr bedeutend.
Empfohlen hat man dasselbe vorzugsweise : bei chronischen
Krankheiten der Harnwerkzeuge, bei Gries- und Steinbeschwerden,
anomalen Hämorrhoiden , Verschleimungen , Blasenkrämpfen , Krank-
heiten der Prostata, — in den genannten Krankheiten hat sich die-
ses Wasser mit Recht einen sehr ausgezeichneten Ruf erworben; —
chronischen Brustkrankheiten, veralteten Brustkatarrhen, Schleim-
asthma, — selbst anfangender Lungensucht, — Stockungen und Ver-
992
schleimungen in den Organen der Digestion, — Hämorrhoidalbeschwer-
den, Hypochondrie, selbst anfangender Melancholie.
Th. Tabernämontanus a. a. 0. Th. I. Kap. 60. S. 396.
J. Wolfius, de aeidulis Wildungensibus, earumque mineris, na-
tura, viribus et usu brevis explicatio. Marpurgi 1580. — 1639.
H. E llen b erger's kurze Beschreibung des Sauerbrunnens zu
Wildungen. Halle 1619. — Cassel 1621.
J. Wolfen's und H. Ell enb erge r's Beschreibung des Sauer-
brunnens zu Wildungen, herausg. von Tilemann. Marpurg 1639.
M. Ramlovius, de aeidulis Wildungensibus. Cassellis 1651.
— — ausführliche Beschreibung und Untersuchung des Sauer-
brunnens zu Wildungen und Pyrmont. Cassel 1651.
— — Beschreibung derer Sauerbrunnen zu Wildungen. Cas-
sel 1662.
— — Speculum aeidularum Wildungensium perpolitum et reuo-
vatum. Cassellis 1664.
— — Höchst nützliche und heilsame Wasser- und Brunnen-
betrachtungen. Marburg 1682.
— — und G. Bollmann's Beschreibung der Sauerbrunnen zu
Wildungen und Pyrmont und des Heilbrunnen zu Hofgeismar. Mar-
burg 1682,
Ephemerid. Nat. Curios. Vol. V. obs. 86. pag. 309. — obs. 87.
pag. 312.
Wigand, epistola de aeidulis Wildungensibus. 1661.
M. B. Valentini, Erinnerungen vom Gebrauch der Sauerbrun-
nen. Giefsen 16S5.
R. F. Ovelgün's gründlicher und naturgemäfser Entwurf der
uralten Wildunger M.wasser. 1725.
Kurzer Bericht von dem Wildunger Sauer -Brunnen nebst Gehalt
und Wirkung, abgefafst von einem Doctor und Professor der Artz-
ney-Wissenschaft zu Leipzig. Leipzig 1740.
Z. C. Muth's Wildunger Brunnenbemerkungen. 174S.
F. L. Wigand, epistola de edendis observationibus morborum
aeidulis Wildungensibus sanatorum. Wildungen 1771.
J. E. Trampel's innerlicher und äufserlicher Gebrauch des
Meinberger, Wildunger und Pyrmonter Brunnens in der Gicht. Leip-
zig 1788.
C. H. Stucke, phys. chemische Beschreibung der Wildunger
und einiger andern Miueralbruunen. Leipzig 1791.
v. Crcll's ehern Annalen. 1791. St. 3. S. 217.
Baldinger's Journ. St. 27. S. 36.
J. E. Wiclima n n , über die Wirkung mineralischer Wasser,
besonders des Wildunger. Hannover 1797.
C. W. Hufeland's liebers. S. 105. Vierte Aufl. S. 99.
Hufelan'd's Journ. der prakt. Heilk. Bd. IX. St. 4. S. 180. —
Bd. XXV. St. 1. S. 70. - Bd. XXVIII. St. 4. S. 7.
Hufeland in: Hufcland u. Osaiin's Journ. der prakt. Heilk.
Bd. LXXV. St. 5. S. 17 ff.
Born
993
Bornin:Casper's Wochenschrift. 1834. N. 42. S. 679.
F. Dreves und A. Wigge r 's, die M.quellen bei Wildungen.
Göttingen 1835. "
Ad. Speyer, Diss. de fontibus medicatis Wiklungensibus. Be-
rol. 1835.
Fischer, Wildungen und seine Umgebungen mit besonderer
Rücksicht auf seine M.quellen. Oldenburg 183S.
Die M. quellen zu Kl e in er n, unfern Wildungen, den M.quel-
len von Wildungen ähnlich, der Zahl nach drei. In sechzehn Unzen
enthalten nach Stucke:
1
Der Dorfbrun-
2. Der Hammerbrun-
nen :
nen :
Chlornatrium
0,913 Gr.
1,000 Gr.
Schwefelsaures Natron
3,205 —
2,000 —
Schwefelsaure Talkerdc .
* • •
1,166 —
Kohlensaure Talkerde
4,333 —
4,222 —
Kohlensaure Kalkerde
2,666 -
2,666 —
Kohlensaures Eisenoxydul
0,375 —
0,333 —
Kieselerde ....
0,333 —
0,333 —
Harz . . . .
0,333 —
0,444 —
12,158 Gr.
12,164 Gr.
Kohlensaures Gas .
17,33 Kub.Z.
20,00 Kub.Z.
3. Der
Mühlbrunnen :
Chlornatrium
3,000 Gr.
Schwefelsaures Na
ron
1,830
—
Kohlensaure Talkerde
1,500
—
Kohlensaure Kalkerde
1,000
—
Kohlensaures Eisenoxydul .
0,205
—
Kieselerde .
0,287
—
Harz „ . .
0,451
—
8,273
Gr.
Kohlensaures Gas
.
13,50 Kuh. Z.
Stucke, Beschreib, d. Wild. Br. S. 170.
Die M.quellen zu Elisen. Das durch sie be-
rühmte Dorf Eilsen liegt 293 Fufs über dem Meere, süd-
westlich von Neimdorf in einem Thale, welches südöstlich
von dem Eilsener Berge, nordwestlich von dem Harrel be-
gränzt wird, eine Stunde von Bückeburg, zwei Stunden von
Rinteln, sechs Stunden von Nenndorf, acht Stunden von
II. Theil. Rrr
994
Pyrmont entfernt. Die bei den M. quellen aufgeführten, zur
Aufnahme von Kurgästen bestimmten Wohngebäude siiul
bequem, — die zu der Benutzung der M.quellen vorhande-
nen Einrichtungen, besonders die zu Gas-, Wasser- und
Schlammbädern, so zweckmässig, dafs sie als Muster vie-
len anderen Bädern dienen können.
Die Badeanstalt wird den 1. Juni eröffnet und den 1. September
geschlossen. Badeärzte sind die Hrn DDr. Meyer und K. v. Möl-
ler. Logisbestellungen übernimmt der Brunnen- Commissarius (ge-
genwärtig Hr. Rath Tischbein).
Obgleich Eilsen sich jährlich eines bedeutenden Zuspruchs von
Kurgästen erfreut, gebort dasselbe doch zu den weniger geräuschvol-
len Badeorten. Im Jahre 1820 betrug die Zahl der Gäste 900; im
Sommer 1827 vom Juni bis September 1306; in den Jahren 1S24 — 1834
jährlich durchschnittlich gegen 1000; im Sommer 1828 : 1122, — im
J. 1834 : 1250.
Die Zahl der verabreichten Bäder belief sich :
in den Jahren 1824—1834 im Jahre 1834:
durchschnittlich :
der Wasserbäder . . auf 7591,2 '.
9594
der Schlammbäder .;',... — 2243,5
,2355
der Douchen (mit Bad) . — 717,3
849
der Gasdampfdouchen u. Bäder — 420,5
21
der Gasbäder ... — 752,5
379
11725,0
13198
(darunter Freibäder 2748
2736).
Von den häufig von Kurgästen besuchten freundlichen Punkten
der Umgegend nenne ich: den Harrel, die Luhdcuer Klippe,
den S t ei n h uder-See mit Wilhelmstein , die Ahrend sb-urg, die
Pascheburg (1056 F. hoch), Schaum bürg, Hohcnstein (1140
F. hoch) und die Porta Westphalica, drei Stunden von Eilsen,
wo die Weser die Bergkette zwischen dem Jakobs- und Wittekinds-
berge durchbricht.
Die Hauptmasse des gegen Süden streichenden Gebirges gehört
der Flötzformation an, und bestellt aus Muschelkalk, sandigem Mer-
gelschiefcr, welcher sich dem Schieferthon nähert, und Eisenstein-
Mützen, — das gegen Norden sich ziehende Gebirge enthält dagegen
Quadersandstein, Schieferthon und Steinkohlen. Bemerkenswert!! sind
bei Kilsen mehrere, zum Theil mit Tuffstein bedeckte schwefelreiche
Torflager, welche zur Bereitung des vortrefflichen M.schlamms zu
Eilsen Gelegenheit geben.
Benutzt werden die M.quellen zu Filscn als Heilquellen erst seit
995
dem Ende des vorigen Jahrhunderts. Ueber ihre Wirkungen und me-
dizinische Benutzung sind zu empfehlen die Schriften von Hei ne-
cken, Hufeland, Gebhardt, welcher um die musterhaften Ein-
richtungen zu Elisen sich wesentliche Verdienste erwarb, und die
neuesten von Zaegel und Meyer.
Unter den teutschen kalten Schwefelquellen gehören die zu Eli-
sen mit Recht zu den vorzüglichsten , und streiten nicht blofs hin-
sichtlich ihrer Mischungsverhältnisse und Wirkungen , sondern auch
in Bezug auf ihre trefflichen Anstalten mit den benachbarten berühm-
ten Schwestern zu Nenndorf um den Vorrang.
Das Schwefelwasscr zu Eilsen ist von einem starken,
durchdringenden Schwefelgeruch, einem eigenthüuilichen,
salzig -bitterlichen Schwefelgeschmack, nach Du Menü
von einer nur wenig wechselnden Temperatur von 9 — 10°
R., und bildet, der Einwirkung der atmosphärischen Luft
ausgesetzt, einen Niederschlag, welcher aus kohlensaurem
Kalk und Schwefelhydrat besteht.
Den die inneren Wände des Augenbrunnens umkleidenden eigen-
thümlichen Ueberzug hält Westrum b für eine eigenthümliche den
Tremellen angehörige organische Bildung, Heineckeu hingegen für
eiue Art von Krystallisation des hydrothionsauren Kalkes.
Man unterscheidet folgende M.quellen:
1. Den Georgenbrunnen, nachDuMenil beträgt
sein spec. Gewicht 1,00373, — er wird vorzugsweise zum
Trinken benutzt.
2. Den Julianenbrunnen, von gleichem spec. Ge-
wicht als der vorige.
3. Den Augen brunnen, von 1,00359 spec. Gewicht.
4. Den Neu wiesen brunnen, sein spec. Gewicht be-
trägt nach Du Menil 1,00365, — zwar chemisch unter-
sucht, aber wenig benutzt.
An sie schliefsen sich der Tuffsteinbrunnen, die Schwefel-
quelle beim Badehause an der Allee, die Schwefelquelle auf
Waltematten Wiese, die Schwefelquelle im Schlammreser-
voir, der eisenhaltige Säuerling unter dem Saale des
alten Logirhauses und am Pfannen hause.
Chemisch analysirt wurden die Schwefelquellen zu
Eilsen von Schmidt, Accum, Westrumb, neuerdings
Rrr2
996
von Würz er und Du Menil. In sechzehn Unzen ent-
halten :
1. Der Georgenbrunnen
nach We strumb
Schwefelsaures Natron . 5,726 Gr.
Chloraatrium . . . 0,333 —
Schwefelsaure Kalkerde . 12,066 —
Chlorcalcium . . . 0.462 —
Hydrothionsaure Kalkerde 10,000 —
Kohlensaure Kalkerde . 1,400 —
Schwefelsaure Talkerde . 3,000 —
Chlortalcium . . . 1,200 -
Kohlensaure Talkerde . 0,264 —
Phosphorsaure Kalkerde . . . .
Tkonerde .... 0,066 —
Eisenoxyd
Kieselerde
0,132 —
Extractivstoff .
0,066 —
Stiukstoff .
0,132 —
35,S47 Gr.
Schwefelwasserstoffgas .
7,680 Kub. Z
Kohlensaures Gas .
6,720 —
Stickgas
.
Sauerstoffgas
.
Kohlen wasserstoffgas
.
14,400 Kub. Z.
2. Der Julianenbrunnen
Chlortalcium
Chlorcalcium
Schwefelsaures Natron
Schwefelsaure Talkerde
Chlornatrium
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaure Talkerde
Schwefelsaure Kalkerde
Pbosphorsadre Kalkerde
Thouerde
Stinkstoff .
Schwefel , I .
Kieselerde .
Kisenoxyd .
nach Wurzer
0,425280 Gr.
eine Spur
2,185980 —
2,078054 —
0,934110 —
2,5S3863 —
0,224235 —
12,918315 —
0,077320 —
0,035440 —
0,038662 —
0,070880 —
0,085861 —
21,658000 Gr.
nach Du Menil:
5,8233 Gr.
15,2840 —
2,3333 —
5,0120 —
1,2940 —
0,1620 —
0,0066 —
Spuren
0,0066 —
30,0051 Gr.
1,5740 Kub. Z.
1,4480 —
0,3166 —
O,0S33 —
0,0786 —
3,5005 Kub. Z.
nach Du M enil:
2.0500 Gr.
5,0873 —
4,4933 —
1,5413 —
0,1866 —
17,1933 —
0,0080 —
Spuren
0,0746 —
0,0080 —
30,6484 Gr.
997
Schwefel wasserstoffgas
Kohlensaures Gas
Stickgas
Sauerstoffgas
Kohleuwasserstoff^as .
2,05 Kuh.Z.
0,98 —
0,75 —
0,09 —
3,87 Kub. Z.
2,096 Kub.Z.
2,151 —
0,374 —
0,080 —
0,110 —
4,811 Kub.Z.
3. Der Augenbrunnen 4. DerNeuwiesenbrunnen
nach Du Menil: nach Du Menil:
Chlortulcium .
Schwefelsaure Talkerde
Schwefelsaures Natron ,
Schwefelsaure Kalkerde
Kohlensaure Kalkcrde .
Kohlensaure Talkerde
Phosphorsaurc Kalkerde
Eisenoxyd , ,
Kieselerde
Thonerde
Schwcfehvasserstoffgas
Kohlensaures Gas .
Stickgas .
Sauerstoffgas .
Kohlenwasserstoffs» as
1,5193 Gr.
5,1786 —
4,6093 -
14,4540 —
2,3833 —
0,1620 —
0,0066 —
0,0066 —
0,0066 —
Spuren
28,3863 Gr.
1,3700 Kub. Z.
0,7300 —
0,3333 —
0,1000 —
0,0786 —
2,6079 K. Z.
1,3706 Gr.
4,7700 —
2,9473 —
15,5653 —
2,3000 —
0,1713 —
0,0040 —
0,0853 —
Spuren
27,2178 Gr."
1,6626 Kub.Z.
1,4600 —
0,3000 —
0,0833 —
0,0746 —
3,5792 Kub.Z.
Die schon erwähnten eisenhaltigen Mineralquellen (S. 995.) ent-
halten nach Westrumb: Kolileusäure, kohlensaures Eisen, kohlen-
saure Kalk- und Talkerde, schwefelsaures Natron, schwefelsaure
Kalk- und Talkerde, Chlornatrium und Chlortalcium.
Die Analyse des berühmten Schwefelmineralschlanims zu Eilsen
ist bereits mitgetheilt, und hierbei auch schon von der Wirkung und
Benutzung desselben gehandelt worden. (Vcrgl. Th, I. S. 397. Zweit.
Aufl. S. 467.)
lieber die Mischungsverhältnisse' der Luft zu E. hat Du Mßnil
neuerdings das Resultat seiner deshalb veranstalteten Untersuchungen
bekannt gemacht. Diesen zufolge betrug der Sauerstoffgehalt der
atmosphärischen Luft an der Esplauade und in den Alleen 20,3 Pro-
cent, an den Gehrden und in der Anlage am Harrel 20,45 Procent,
— in den Gaszimmern dagegen, so wie in dem Lokale, wo die Gas-
douche augewendet Avird, in der Mittelzahl 19,95 Procent.
In Bezug auf den Gehalt der atmosphärischen Luft an Schwefel-
wasserstoffgas ergab sich , dafs Stückchen Papier , welche in eine
Bleiauflösung getaucht, wieder getrocknet und an verschiedenen Plätzen
des Badeortes aufgehängt worden waren , bei stillem Wetter in der
998
Nähe der Quellen tief braun, aber aueb entfernt von denselben, wenn
gleich schwächer, doch gefärbt wurden.
Die Scli. quellen zu Eilsen besitzen eine den Sch.quel-
len zu Nenndorf (S. S31.) ganz ähnliche Wirkung, und
nehmen gleich jenen die äufsere Haut, die Schleimhäute,
das Drüsen-, Lymph- und Venensystem vorzugsweise in
Anspruch.
Ihre flüchtigen Bestandtheile , äufserlich angewendet,
wirken, auf eiternde Stellen applicirt, die Eiterung verbes-
sernd, — auf Verhärtungen und Geschwülste, die Resorption
bethätigend, auflösend, — mit atmosphärischer Luft ver-
dünnt eingeathmet desoxydirend, die Secretion der Schleim-
haut der Luftröhre verbessernd, die Expectoration beför-
dernd, — mit atmosphärischer Luft und Wasserdampf ver-
mischt, in ähnlicher Weise, nur weniger reizend, als ohne
Wasserdampf, den Reiz zum Husten beruhigend, und die
Frequenz des Pulses mindernd.
Benutzt werden sie, gleich den Sch.q. von Nenndorf,
in folgenden Formen:
1. Als Getränk. Man benutzt hierzu den Georgenbrunnen, und
läfst hiervon täglich vier bis acht Becher trinken. Nacb Westrumb
hält sich das in wobl verschlossenen Krügen versendete Eilsener
Wasser lange Zeit.
2. Als W asser bäder, allein, in Verbindung mit Schlammbädern
oder zur Unterstützung der Trinkkur.
3. In Form von Wasserdouc he, Einspritzungen oder Waschun-
gen, — als Klystier, Gurgel- und Waschwasser, oder als Injectionen
bei Krankheiten des Uterins3rstcms.
4. Als Gas-Dampf- D ouche und Gasbad. Von dem letztern
unterscheidet man zwei Arten, das trockene oder kalte, und das
feuchte oder warme Gasbad; das erste besteht aus den flüchti-
gen Bestandteilen der M. quellen mit atmosphärischer Luft verdünnt,
das zweile aus einer Beimischung von Wasserdunst, wodurch die
reizende Wirkung des erstem gemindert wird. Beide weiden in Gas-
zimmern gebraucht, deren Atmosphäre mit den genannten Bestand-
teilen vermischt wird. (Vgl. Tb. I. S. 370. Zweit. Aufl. S. 44G.)
5. Als Schwefel- M; Schlammbäder. (Vgl. Tb. I. S. 397.
Zweit. Aufl. S. 467.)
Die Krankheiten, gegen welche die Seh. quellen von
Eilsen als Getränk und in Form von Wasserbädern
999
besonders empfohlen werden, sind : hartnäckige rheumati-
sche und gichtische Besclrwerden , atonische Gicht, Con-
tracturen, Gichtknoten, selbst Lähmungen von Gichtme-
tastasen, — hartnäckige flechten- und krätzartige Haut-
ausschläge, veraltete Geschwüre, — Verschleimungen und
Schleimflüsse, vernachlässigte, hartnäckige Brustkatarrhe,
Schleimasthma, Heiserkeit von gichtischen oder hämorrhoi-
dalischen Ursachen, — chronische Metall Vergiftungen, be-
sonders durch Blei, Quecksilber oder Arsenik, — Stockun-
gen und Verschleimuugen in den Organen der Digestion,
in der Leber und in dem Pfortadersy stein, Hämorrhoiden,
Gelbsucht, Säure und Yerschlcinmng des Magens, Nei-
gung zur Hartleibigkeit, — Stockungen in dem Genital-
und uropoetiseben System, unregelmäfsige oder zu schwa-
che Menstruation, Fluor albus, — Blasenkrämpfe, Blasen-
hämorrhoiden , hartnäckige Blasenkatarrhe, — inveterirte
pseudosyphilitische Krankheiten, welche sich in Form von
Gicht oder chronischen Hautausschlägen darstellen, und
wobei das Leiden nicht immer blos als Folge einer chroni-
schen Merkurialvergiftung zu betrachten ist, — Drüsen-
geschwülste und Verhärtungen.
Die flüchtigen Bestandteile der Schwefelquollen werden in Form
von Gas b ädern, oder blofs lokal als Gas dainpfd ouche vor-
zugsweise empfohlen : bei chronischen Leiden der Respirationsorgane,
langwierigen Brustkatarrhen , hartnäckigem Husten , Schleimasthma,
Heiserkeit, chronischer Entzündung der Schleimhaut der Luftwege,
anfangender Hals- oder Lungensucht; — sehr hilfreich und wohlthütig
ist in diesen genannten Krankheiten ein längerer Aufenthalt in den
schon erwähnten Gaszimmern, und zwar das feuchte Gasbad bei sehr
reizbaren, zu entzündlichen Affectiouen geneigten Kranken, das trockne
dagegen bei mehr torpiden, schlaffen Constitutionen; — ferner bei
veralteten Schleimflüssen und Exulcerationen anderer Organe, der
Nasen- und Mundhöhle, — chronischen Krankheiten des Gehör-
orgaues, Avclche sich auf Schwäche und Stockungen gründen, — gich-
tischen Neuralgieen, gichtischen Auftreibungen und Geschwülsten, —
hartnäckigen Hautausschlägen und Geschwüren, — pseudosyphilitischen
Auftreibungen der Knochen, anfangenden Skirrhen, — Lähmungen von
gichtischen , rheumatischen oder psorischen Metastasen entstanden.
Auch bei Krankheiten des Uterinsystems , besonders schwerer und
schmerzhafter Menstruation, rühmt Gebhur dt die lokale Anwendung
1000
dieser Gasarten. — Noch empfiehlt Gebhardt sehr die Gasbäder
iu Verbindung mit Sch.-M.schlammbädern zur Stärkung der Haut bei
Schwäche und grofser Neigung zu rheumatischen und katarrhalischen
Beschwerden.
C. F. Accum, pli37s. ehem. Beschreibung von der Lage und den
Bestandtheilen der Schwefelquellen zu Eilsen in: Crcll's Beiträgen
zu den Chem. Annalen. Bd. V. S. 450—466.
J. F. Westrumb's Beschreibung der Gesundbrunnen u. Schwe-
felbäder zu Eilsen. Hannover 1805.
J. Heinecken, Eilsens Heilquellen und Umgebung. Hannover
1808.
J. Chr. Gebhardt, über die Gas- und Schlammbäder bei den
Schwefelquellen zu Eilsen. Berlin. Tli. I. 1811. — Tb. IL 1812.
Strohmeyerin: Gilbert's Auual. d. Physik. Bd. XXXVIII.
S. 468.
F. Würz er, das Neueste über die Schwefelquellen zu Nenndorf.
S. 42. 88. 90.
Hufelaud's Uebersicht. S. 173. Viert. Aufl. S. 162.
— — Journal. Bd. XXVII. St. 4. S. 101. — Bd. XXX. St. 6.
S. 95. — Bd. LI. St. 6. S. 114. — Bd. Uli. St. 5. S. 126.
Strack, Wegweiser durch die Gegend um Eilsen. Lemgo 1817.
J. Ch. Gebhardt, über die vorzüglichsten Heilkräfte des Ge-
sundbrunnens zu Eilsen. Bückeburg 1822.
— — im : Hannöv. Magazin. Nr. 33. 1822 S. 259—263.
— - in: Hufeland's Journal. Bd. L. St. 2. S. 6S— 112. —
Bd. LH. St. 4. S. 113-118.
Zaegel in: Hu fei and und O sann's Journal der prakt. Heilk.
Bd. LXIV. St. 5. S. 58. — Bd. LXVIH. St. 3. S. 118. St. 4. S. 102.
I) u M e n il , neue chemisch-physikalische Untersuchung der Schwe-
felwässer, wie auch des Badeschlamms zu Eilsen, nebst gasometrischeu
Beobachtuugeu über die Atmosphäre des dortigen Reviers. Hanno-
ver 1830.
Physikalisch -medizinische Abhandl. über d:is schwefelhaltige M.-
wasser und die Bäder zu Eilsen, von Dr. S. Zaegel. Mit ciuer An-
sicht von Eilsen. Bückeburg 1831.
B. C. F. A. Meyer in: Hufeland und O sann's Jourii. der
prakt. Heilk. Bd. LXXX1. St. 4. S. 37. St. 5. S. 62.
Die 31. (/ucllcn von Meinberg. Das Dorf Mein-
berg, in und bei welchem diese M.quellcn entspringen,
liegt in einer amnutkigen, i'ruchtrcichcn Gegend, eine Stunde
von Hörn, zwei Und eine halbe Meile von Pyrmont, und
erfreut sich eines verhältnifsmüfsig milden Klimas.
1001
Obgleich schon die M.quellen in Andreas Cunaeus Beschreib,
von Pyrmont erwähnt werden, blieben sie doch lange Zeit unbenutzt,
und wurden erst in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts
durch Trampel und Seh er f bekannt. Ueber sie entspann sich im
Jahre 1794 ein nicht ohne Persönlichkeit und Leidenschaft geführter
Streit, welcher zahlreiche Controversschrifteu veranlafste. — An die
Monographie von Gellhaus schliefsen sich die neueren von R.
Brandes, welche ausser neuen Analysen der M.quellen eine sehr
gründliche geognostische Darstellung der Umgebungen und schätzbare
Beiträge von Pocke und Kemper über die Wirkung und Anwen-
dung der M.quellen enthält, und von Piderit über die medizinische
Benutzung des kohlensauren Gases.
Das Badeetablissement zu M. bildet ein für sich bestehendes Ganze
mit Einrichtungen zu Wasser-, M.schlamm- und Schwitzbädern, Dampf-
uud Wasserdouchen und Vorrichtungen zu zweckmäfsiger Benutzung
des kohlensauren Gases; — letztere, zu den ältesten in Teutschland
gehörend, sind in der neuesten Zeit durch Piderit's sinnreiche Ver-
besserungen wesentlich vervollkommnet Avorden. Gute Wohnungen
für Kurgäste finden sich in Privatwohnungen. Meinberg würde sieh
gewifs ohne die Nähe Pyrmonts und Driburgs eines zahlreicheren Zu-
spruchs von Kurgästen zu erfreuen haben; doch hat in der neuesten
Zeit, besonders seit Einrichtung der Sprudelbäder, die Frequenz zu-
genommen: im J. 1839 befanden sich hier 830 wirkliche Kurgäste. — •
Badeärzte sind Hr. Dr. Kemper und Hr. Hofrath Dr. Piderit.
Unter den interessanten Punkten bei Meinberg, welche von Kur-
gästen häufig besucht werden, gedenke ich nur der bei Hörn gelege-
nen, merkwürdigen Extersteine, und der Wah 1 statt der Herr-
mann ss ch lach t, über welche Clostermeyer so lesenswerthe
Beiträge geliefert hat.
Man unterscheidet in und bei Meinberg folgende Mi-
neralquellen :
1. Erdig-salinische Eisenquellen. Dabin ge-
hört der Trinkbrunnen, der Neubrunnen und die
M.q. im Stern in M. — Das Wasser des Trinkbrunnens
ist durchsichtig, farblos, wirft viele, aber kleine Gasperlen,
besitzt einen erfrischenden säuerlichen, wenig salzigen, et-
was erdigen, schwach eisenhaften Geschmack ; seine Tem-
peratur beträgt 6—10,5° R., sein spec. Gewicht 1,0012.
— - Das Wasser des Neubrunnen ist hell, durchsichtig, von
einem angenehmem, erfrischenden, etwas salzigen Ge-
schmack, entwickelt viele und grofse Blasen; seine Tem-
peratur beträgt 6 — 11,5° R. — Das Wasser der M.q. im
Stern ist meist klar, von einem mehr erdigen, nicht angenek-
1002
men, etwas hepatischen, aber nicht zu allen Zeiten gleich
starken Geschmack, von 4,5—9,5° R. Temperatur.
2. Die erdig-salinische Schwefelquelle, eine
Viertelstunde von Meinberg südöstlich, aus einem schwar-
zen Moorlager entspringend, unter welchem sich Tuffstein
und Mergel findet, entdeckt von Trampel im Jahre
1780, früher bekannt unter dein Namen „Stinkebrink."
Das M.wasser ist frisch geschöpft klar, wird aber nach
einiger Zeit getrübt und mit einem weifsen Häutcheu be-
deckt, besitzt einen starken Schwefelgeruch, einen schwe-
feligen, später salzigen Geschmack ; seine Temperatur be-
trägt 7,5-13° R.
3. Die Kochsalzquelle zu S chie der, anderthalb
Stunden von Meinberg, zwischen Wöbbel und Schieder am
Fufse des Essenberges, nahe an der Chaussee nach Schie-
der, benutzt seit 1786. Das Wasser ist durchsichtig- und
klar, geruchlos, von einem angenehmen säuerlichen, spä-
ter salzigen Geschmack, hat die Temperatur von 8 — 9° R.
und giebt in einer Stunde 730 Pfund Wasser.
4. Der Säuerling am Bellcnbe'rge, eine Stunde
südwestlich von Meinberg. Sein Wasser ist völlig durch-
sichtig und klar, wirft einzelne Blasen, trübt sich nach
und nach an der Luft, besitzt einen angenehmen, säuer-
lich-erfrischenden Geschmack, die Temperatur von 12,7°
11. bei 19° 11. der Atmosphäre.
Ausser diesen ist noch zu erwähnen: die Stein- oder V er-
st ei nerungs quelle, unfern der Schwefelquelle, welche alle Ge-
genstände, über welche sie fliefst, mit einem Sinter überzieht, aber
nicht zu medizinischem Gebrauch benutzt wird , — der kräftige
Seh wef e 1 - M.schl amm, welcher sich in einem bedeutenden La-
ger, in Bcinkers Brok, unfein Meinberg findet; in seiner Zusammen-
setzung und Wirkung dem von Eüsen sehr ähnlich und fleifsig be-
nutzt wird (Vgl. Tb, I. S. 401. Zweit. Aufl. S. 474.), — die koh-
lensaure Gares Chi cht zu Meinberg." Sie findet statt über dem
Spiegel der Trinkquelle, welche von einem Brunnenhuuse eingeschlos-
sen und mit Sitzen in Form eines Amphitheaters, terrassenförmig
überbaut ist, damit Kranke sich der dadurch über dem Spiegel der
M.quellc befindlichen Gasschicht nach Gefallen aussetzen können.
Das ausströmende Gas besteht nach Brandes aus kohlensaurem, mit
1003
nur geringen Procenten von Sauerstoff- und Stickstoffgas, und unter-
scheidet sich von dem zu Pyrmont wesentlich dadurch, dafs letzterem
50—55 Procent atmosphärischer Luft meist beigemengt sind.
Chemisch untersucht wurden die M.quellen früher von
Trampel (1762) und Westriririb (1784) neuerdings
(1830) von R. Brandes. Nach Letzterem enthalten in
sechzehn Unzen :
1. Die alte Triukq
Chlormagnium . . 0,8134 Gr.
Jodmaguium . . . Spuren
Schwefelsaure Talkerde 1,1491 —
Schwefelsaures Natron . 1,1547 —
Schwefelsaures Kali . 0,0185 —
Schwefelnatrium . . 0,0270 —
Kohlensaure Kalkerde . 1,4500 —
Kohlensaure Talkerde . 0,1536 —
Kohlensaures Eisenoxydul 0,0800 —
Kohlensaures Manganoxydul 0,0100 —
Basisch phosphors. Alaunerde 0,0008 —
Phosphorsaure Kalkerde 0,0001 —
Schwefelsaure Kalkerde 0,2805 —
Schwefelsauren Strontian 0,0042 —
Schwefelsauren Baryt . 0,0002 —
Kieselerde . . . 0,0600 —
Alaunerde . . . Spuren
Extractivstoff . . . 0.5750 —
Erdharz .... 0,0050 —
Azotisirte Materie . . 0,0800 —
2. Der Ncubrunneu;
0,9822 Gr.
Spuren
2,5212 —
4,5190 —
0,0152 —
0,0159 —
2,6546 —
0,2489 —
0,0750 —
Spuren
Spuren
Spuren
3,4542 —
Spuren
0,2500 —
Spuren
Spuren
Spuren
Spuren
5,9621 Gr.
14,7362 Gr.
100 Kuh. Zoll Wasser enthalten :
Kohlensaures Gas . 131,217 Kuh Z.
. 90,00 Kub. Z.
Stickgas . . . . - 0,505 —
1,09 —
Sauerstoffgas . . . 0,0S3 —
0,16 —
131,805 Kub.Z.
3. Die Q. am Stern :
Chlormagnium . . . 0,2442 Gr.
Schwefelsaure Talkerde 3,6782 —
Schwefelsaures Natron . 1,3432 —
Schwefelsaures Kali . 0,0022 —
Schwefeluatrium . . 0,0056 —
Schwefelsauren Strontian
Kohlensaures Eisenoxydul 0,0120 —
91,25 Kub.Z.
4. Die Schwefelquelle :
1,0353 Gr.
1,7333 —
5,8444 —
0,0057 —
0,0677 —
0,0080 —
0,OOSO —
1004
Kohlensaures Manganoxydul Spuren
Phosphorsaure Kalkerde 0,0080 Gr.
Kohlensaure Kalkerde . 1.1723 —
Kohlensaure Talkerde . 0,1723 —
Schwefelsaure Kalkerde 15,1641 —
Basisch phosphors.AIauuerde
Alaunerde . . . 0,0300 —
Kieselerde . . . 0,0800 —
Organische azotis. Substanz 0,2000 — )
Extractivstoff mit Erdharz 1,2500 — ]
23.3621 Gr.
100 Kub. Zoll Wasser enthalten :
Kohlensaures Gas
Stickgas .
Schwefelwasserstoffgas
Sauerstoffoas .
Spuren
2,1494 Gr.
0,1723 —
8,3353 —
0,0100 —
Spuren
0,1200 —
unbestimmte Mengen
7,02 Kuh. Z. .
Spuren
unbestimmte Meny;e
7,02 Kub.Z.
19,4894 Gr.
8,11 Kub. Z.
1,41 —
2,13 —
0,08 —
11,73 Kub.Z.
Die Kochsalzquelle
zu Schieder:
40,9511 Gr.
6,3123 —
0,0980 —
11,0129 —
0,0421 —
Spuren
13,4629 —
6,03'29 —
0,5171 —
0,0070 —
Kohlensaures Manganoxydul Spuren
Basisch phosphors Alaunerdc 0,0030 —
l'hosphorsaurc Kalkcrde Spuren
Kieselerde . . . 0,0045 —
Alaunerdc
Organische azotisirte Materie Spuren
Extractivstoff und Erdharz Spuren
78,443S Gr.
100 Kuh. Zoll Wasser enthalten:
Chlornatrium .
Chlormagnium .
Jodmagnium
Schwefelsaures Natron .
Schwefelsaures Kali
Schwefelsaures Lithion .
Schwefelsaure Talkerde
Schwefelsaure Kalkerde .
Kohlensaure Kalkerde .
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaures Eisenoxydul
Kohlensaures Gas
37,25 Kuh. Z.
Der Säuerling am
Beilenberg :
0,1481 Gr.
0,0709 —
0,0011 —
0,0421 —
0,1S99 —
5,0211 —
2,0429 —
0,0005 —
Spuren
Spuren
0,0500 —
0,0040 —
7,5707 Gr.
70,6 Kub.Z.
Lieber die Analyse und die Benutzung des M.schlumms zu M.
vergl. Th. 1. S. 401. Zweite Aufl. S. 471.
1005
Vom November 1836 bis jetzt sind interessante Beobachtungen über
die Gasquellen in M. angestellt und von Pider.it und Brandes eine
tabellarische Ucbersicht des Standes des Barometers und Gasometers
mitgetheilt worden. Als allgemeines Resultat dieser Beobachtungen
ergiebt sich, dafs die aufserordentliche Spannung, in welcher das
kohlensaure Gas zu M. den Tiefen der Erde entströmt, eine grofse
Gleichmäfsigkeit zeigt, und dafs die Schwankungen, welche in der
Tension des Gases beobachtet werden, zunächst von dem verschiede-
nen Drucke der Atmosphäre abhängig sind. Die Menge des entwickel-
ten kohlensauren Gases läfst sich approximativ auf 20 Kub. Fufs in
der Minute und 10,512,000 Kub Fufs im Jahre berechnen. Die Tem-
peratur desselben ist constant 7° R.
Das kohlensaure Gas wird zu M. in den mannigfaltigsten Formen
benutzt, als trocknes Dunst- oder Gasbad, als trockne Gas-
douclie und G as d a mpf d o uch e, als G asd ampfbad , als Spru-
delbad (in Badewannen mit doppeltem Boden, deren oberer durch-
löcherter das zwischen beiden Böden einströmende Gas durch das
Wasserbad aufsteigen läfst) , als Sprudelbad mit Gasdouche, zu
einem pneumatischen Kabinette mit am Boden und Plafond
angebrachten Gasröhren und M wasser-Springbrunnen, und endlich zur
Verbesserung des Trinkbrunnens, indem durch eine einfache Vorrich-
tung dem Salzbrunnen bei Schieder ein gröfserer Gehalt an kohlen-
saurem Gase beigemischt wird.
Empfohlen hat man die M. quellen zu Meinberg- als Ge-
tränk, täglich zu vier bis acht Gläsern, — als Wasserbau",
— M.schiamm- (Vergl. Th. I. S. 401. Zweit. Aufl. S. 474.),
— Douche- und Gasbad, — und Dampfdouche; ausser
diesen finden sich zu Meinberg die nöthigen Apparate zu
Sclrwefelräucherungen und Russischen Dampfbädern.
In ihren Wirkungen entsprechend den Klassen der
M. quellen, welchen sie angehören (Vergl. Th. I. S. 240.
246. Zweite Aufl. S. 247. 256.), wurden von Gellhaus
und Kemper die Eisen- und Schwefelquellen als
Getränk und Bad empfohlen: bei Schleimflüssen passiver
Art, namentlich bei hartnäckigen Verschleimungen der
Brust- und der Unterleibsorgane, — Krankheiten des Ute-
rinsystems von Schwäche, — Hysterie, Bleichsucht, —
chronischen Hautausschlägen, — rheumatischen und gich-
tischen Leiden, — Stockungen im Leber- und Pfortader-
system, Schwäche des Magens und Darmkanals.
1006
Empfehlenswerth ist die Kochsalzquelle als eröff-
nendes, auflösendes Getränk in allen den Fällen , in wel-
chen ähnliche Kochsalzwasser indicirt sind. (Yergl. Th. I.
S. 263. Zweit. Aufl. S. 282.)
Die Benutzung des Gases in den erwähnten mannigfachen For-
men hat sich hilfreich erwiesen bei allgemeiner Schwäche, Schwäche
der Haut, Geschwüren, unterdrückter Hautthätigkeit, Lähmungen,
Neuralgieeil, Krämpfen, Blutflüssen, — Krankheiten des Uterinsystems,
Anomalieen der monatlichen Reinigung von Schwäche, Amenorrhoe,
Chlorose, Leukorrhoe, — Krankheiten der Sinnesorgane , besonders
der Ohren und der Augen , — und endlich Krankheiten der Respira-
tionsorgane.
Den Schwefel- M. schlämm rühmt G eil haus und Pocke als
eiu höchst kräftiges Heilmittel bei hartnäckigen gichtischen Lokallei-
den, — gichtischen Anschwellungen, Verhärtungen, (oft waren schon
12 — 15 Bäder hinreichend, um eine sehr günstige Wirkung hervorzu-
bringen)— bei inveterirten Hautausschlägen , — Lähmungen, vor-
züglich wenn sie von Gichtmetastasen entstanden waren, — chroni-
schen Metallvergiftungen.
J. E. Trampel' s Beschreibung des Meinberger Mineralwassers.
Lemgo 1770. — 1775. — 1778.
J. F. Westrumb's kleine pbys. ehem. Abhandl. Bd. I. Heft 2.
S. 133—164. — Bd. II. Heft 2. S. 67—179.— v. Crell's Beiträge
zu den ehem. Annalen. Bd. II. S. 459.
J. E. Tramp el's Beschreibung der substantiellen Schwefelquel-
len bei Meinberg. 1781.
J. F. Scherf's Briefe über die Gesundheitswasser zu Mein-
berg. 1794.
In Bezug auf die über Meiuberg erschienenen Streitschriften
(Vergl. Pyrmont S. 988).
Pi epe n brin g's Untersuchung des Meinberger muriat. Bitter-
wassers in P. Abhandl. über die neuesten Bereitungsarten der Arz-
neimittel und einige andere Gegenstände. Leipzig 1795.
C. W. Hufciand's Uebcrsicht. S. 106. Vierte Aufl. S. 100.
— — Journal der prakt. Heilk. Bd. XXIV. St. 4. S. 161.
F. F. Gell haus, Bemerkungen über die M.quellcn zu Meinberg.
Lemgo 1820.
— — in: Hufciand's Journal der prakt. Heilk. Bd. LH.
St. 4. S. 122. Bd. LIV. St. 2. S. 112.
Die Eggestersteine im Fürstcnthume Lippe, von C. Closter-
meyer. Lemgo 1824.
Menke in: Okcn's Isis. 1825. St. 11. S. 1257.
Brandes Archiv. Bd. XXXVII. S. 221.
1007
Die M.quellen und Schwefelschlammbäder zu Meinberg von R.
Brandes. Lemgo 1832.
Schweigger-Seidel's Neues Journal der Chemie u. Physik.
1832. Heft 5 u 6.
K. Pidcrit, die kohlensauren Gasquellen zu Meinberg, deren
medicinische Benutzung und Wirksamkeit. Lemgo 1S36.
Froriep's Notizen. Bd. XXXV. S. 175.
Archiv der Pharmacie. Bd. III. S. 203. — 1837. 2. Reihe. Bd.
IX. S. 50.
v. Gräfe und Kaiisch. Jahrbücher für Deutschlands Heil-
quellen und Seebäder. III. Jahrg. 1838. S. 439 ff. — V. Jahrg. 1840.
S. 397 ff.
Hufeland u. Osann's Journal der prakt. Heilk. Bd. LXXXII.
St. 3. S. 118. Bd. LXXX1V. St. 2. S. 61.
Archiv der Pharmacie des Apothekervereins in Norddeutschland.
2. Reihe. Bd. XIX. — Besonderer Abdruck daraus u. d. T. :
Ueber die Gasquellen in Meinberg. Vom 'Hofrath Dr. Piderit
und Hofrath Dr. Brandes. Hannover 1S39.
Schlielslich gedenke ich nur noch der Saline Salzuffeln in
dem Fürstenthume Lippe -Detmold, zwischen Lemgo und Herford,
sechs Stunden von Detmold, chemisch analysirt von Trampel.
Teutschland geogn. geolog. dargestellt von Chr. Keferstcin.
Bd. II. St. 3. S. 504.'— Bd. III. St. 2. S. 182. 186.
Die M.quellen am Hollenhagen bei Salzuf fein ent-
halten nach Brandes Untersuchung in sechzehn Unzen (die Salze
im wasserleeren Zustande berechnet) :
Hollenhagen:
Salzquelle auf der
Losse :
Chlornatrium
9,773 Gr.
. 38,178 Gr.
Schwefelsaures Natron
2,325 —
0,678 —
Schwefelsaures Kali .
Spuren
Spuren
Chlormagnium .
1,706 —
3,566 —
Schwefelsaure Kalkerde .
7,067 —
. 12,324 —
Kohlensaure Kalkerde
3,428 —
1,300 —
Kohlensaure Talkerde
0,106 —
0,100 —
Kohlensaures Eisenox3'dul
0,136 —
Spuren
Phosphorsaure Kalkerde
0,002 —
. .
Kieselerde .
0,005 —
. .
Alaunerde .
0,004 —
• . . .
Manganoxyd
Spuren
. .
Extractivstoff
Spuren
24,552 Gr.
56,146 Gr.
1008
100 Kub. Zoll Wasser enthalten:
Kohlensaures Gas . . 19,23 Kuh. Z. . 21,30 Kuh, Z.
Stickgas .... 1,98 — . 1,70 —
Saucrstoffgas . . . 0,23 — . Spuren
21,54 Kub. Z. 23,00 Kub. Z.
Archiv der Pharmacie. Bd. III. S. 261.
XII. Die
XII.
Die Heilquellen des Königreichs Hannover,
des Herzogthums Braunschweig und der
Herzogl. Anhaltinischen Länder.
II. Theil. Sss
er Stütz- und Anlehnungspunkt für die weite, zwischen
der Elbe und Weser ausgebreitete, bis zur Nordsee sich
allmählig abflachende Ebene, ist der Harz, — eine für
sich bestehende, durch das Eichsfeld mit dem Thüringer-
wald verbundene, sonst isolirte, von Südost nach Nordwest
streichende Gebirgsmasse ; — gegen Osten schliefst sich
derselbe an die älteren Flötzformationen im Mannsfeldischen,
an seinem südlichen und nördlichen Abfall erhebt sich mauer-
artig- Granit und Porphyr, an seinem westlichen die Schie-
ferformation in Terrassen.
Die höchsten Punkte dieser Ländergruppe bilden der
Brocken (3186 F.), der Bruchberg- (3018 F.), — die tiefsten
der Spiegel der Elbe im Osten, der Weser im Westen ; —
der Spiegel der Elbe bei Magdeburg beträgt 200 F., der
Weser bei Holzmünden 291 F., — Clausthal liegt 1830 F.,
Elbingerode 1422 F., Schlofs Wernigerode 1110 F., Schlofs
Blankenburg 1038 F., Stolberg 918 F., Goslar 804 F. über
dem Meere.
In geognostischer Hinsicht karakterisirt den Harz die
Quarz-, Granit- und Schieferformation. Sein Hauptstock
besteht aus einem Schief ergebirge, auf dessen wellenförmi-
gem Plateau Granit in steilen Kegeln lagert, unter wel-
chen der Brocken als der höchste alle überragt. Bei Ilsenburg
steigt das Granitgebirge steil aus der Ebene empor, bildet
ein ermächtige, von Süden nach Norden streichende Gebirgs-
S s s 2
1012
masse, durch welche das Schieferplateau in zwei ungleiche
Theile geschieden und die Wasserscheide für die Gewäs-
ser des Harzes hezeichnet wird, — die westwärts von dem
Granitzug entspringenden gehören der Weser, die ostwärts
hefindlichen der Elbe an. — Das durch dieselben gebildete
westliche Schieferplateau von Clausthal besteht vorwaltend
aus Grauwacke mit reichen Erzgängen, das östliche, das
Schieferplateau von Elbingerode dagegen ist ausgedehnter,
niedriger, arm an Silber- und Bleierzen, aber reicher an
Eisen. An den eigentlichen Stock des Gebirges reihen sich
Lager von buntem Sandstein, Mergel, Muschelkalk und an-
dere wellenförmig nach Norden sich abflachende jüngere
Flötzbildungen.
Für die Entstehung und Qualität der M. quellen des
Harzes und seiner Umgebungen scheinen besonders bemer-
kenswerth die Lager von eisenhaltigem Sandstein, von
Braunkohlen und bedeutende, den Harz fast in allen Rich-
tungen umlagernde Salzflötze.
Warme M. quellen fehlen gänzlich, dagegen sind
mehrere sehr starke, aber meist nur wenig Kohlensäure
enthaltende Eisenquellen, Soolwasser und einige erdig-sa-
linische Schwefelquellen hervorzuheben.
Hercyniii curiosa von G. H. Behrens. Nordhauseu 1703—1712.
Scbröder's Abhandlung vom Brocken und dem übrigen nlpini-
schen Harzgebirge. Dessau 1785.
Holzmann's Herzynisches Archiv. Halle 1805.
G ottschalk's Taschenbuch für Reisende in den Harz. Mag-
deburg 1805—1824.
Ha.usmann's norddeutsche Beiträge zur Berg- u. Hüttenkunde.
Braunschweig 1806. St. 3.
Teutschland geognostisch-gcol. dargestellt von Chr. Kcf cr-
Btein. 1821. Bd. I. St. 1. S. 131. — 1824. Bd. III. S. 249. 319. —
1828. Bd. V. St. 2. S. 222. — 1828. Bd. VI. St. 1. S. 1. 49. 52.
St. 3. S. 1.
Lame und Clapeyron im: Journal des mincs. 1822. T. VII.
p. 21.
Bonard im: Journal dos mincs. 1822. T. VII. p. 41.
II off in an n\s Beiträge zur näheren Kenutnifs der geognosti-
sclitii Verhältnisse von Nordteutschland, Berlin 1823.
1013
Der östliche Harz mineralogisch und bergmännisch betrachtet
von J. C. L. Zinken. Braunschweig 1825. Erste Abtheilung.
Robert in: Karsten 's Archiv für Bergbau. 1827. Bd. XVI.
A. Perdonnet in: Annales des miues. 1828. T. III. p. 1.
1. Die Heilquellen des Königreichs Hannover.
Die an einen Theil des westlichen Harzes sich anschlie-
fsende und wellenförmig- sich abflachende weite Ebene wird
nur von wenig Höhenzügen durchschnitten, nordöstlich von
dein Lüueburger, zwischen der Aller und Elbe bis Gardele-
gen und Salzwedel sich erstreckenden, — in Westen im
Flufsgebiete der Leine und Weser von dem Sollingerwald,
dem Deister und Sündel.
Die Höhenverhältnisse der einzelnen Orte zeigen eine
nur sehr allmählige Abflachung des Landes, — Göttingen
liegt 500 F., Nordheim 351 F., Hannover 293 F., Hildes-
heim 148 F. über dem Meere.
In geognostischer Hinsicht ist zu bemerken, dafs bun-
ter Sandstein, Gyps und Kreide nur sehr isolirt, theilweise
beträchtliche Lager von Steinsalz und Kohlenflötzen vor-
kommen, und dafs in den nördlichen Theilen die Alluvial-
formation vorwaltet, — als Moor-, Torf-, Raseneisenstein-
und Kalkbildung.
Die Mehrzahl der M.quellen Hannovers sind Kochsalz-
und Schwefelquellen. Die bekanntesten und besuchtesten
sind die Eisenquellen zu Rehburg, deren Besuch durch
die nahe gelegenen Schwefelquellen von Winslar erhöht
wird.
Ehrhard, Verzeichnifs der vornehmsten M wasser in deu han-
noverschen und angränzenden Ländern in: Baldinger's Magazin
für Aerzte. Bd. VI. St. 2. S. 110.
Teutschland geogn. geolog. dargestellt von Chr. Keferstein.
Bd. III. St. 1. S. 164. Bd. IV. St. 2 S. 151.
Die M.quellen rLu Reh bürg und Winslar im Fürstenthum
Calenberg, — die ersteren gehören zu der Klasse der erdig-salinischen
Eisenquellen, die zweite zu der der kalten erdig - salinischen Schwe-
felwasser; — das Bad Rehburg liegt in einer freundlichen und gegen
alle Winde, ausser gegen Nordwind, geschützten Gegend, mit der
1014
herrlichsten Aussicht einerseits auf das Steinhuder Meer, einen Land-
see, und andererseits weit über die Ebene hinab bis zur Porta West-
phalica, — von der Stadt Rehburg nur eine halbe Stunde, von dem
Kloster Loccum eine Stunde, von Hannover sieben Meilen entfernt.
Die Urkunden über den Gebrauch der M.quelleu von Rehburg rei-
chen bis zum Jahr 1690, in welchem von Ahrens die ausgezeich-
neten Wirkungen dieses Brunnens in einem officiellen Bericht ge-
rühmt werden. Gleichwohl wurden dieselben erst seit der Mitte des
vorigen Jahrhunderts nach Verdienst gewürdigt und für die uöthigen
Einrichtungen gesorgt.
Eröffnet wird das Bad Anfangs Juni. Dem jetzt verstorbenen
Dr. Albers ist Hr. Dr. Schönjahr als Brunnenarzt gefolgt. Mit Be-
stellungen wendet man sich an das Königl. Hanuöv. Brunnen-Kom-
missariat, Herren Wiesen und A. Hau f s.
j
Rehburg erfreut sich gegenwärtig gut eingerichteter Logirhäuser
und eines zwar kleinen, aber überaus zweckmäfsig und sehr bequem
eingerichteten Badehauses, und jährlich eines zahlreichen Zuspruchs
von Kurgästen. Nach Albers betrug im Jahr 1820 die Zahl der
Badegäste 708, im Jahr 1821 : 1012, im Jahr 1822 : 1205 ; nach D u
Mßnil im Jahre 1828: 829. In neuereu Zeiten scheint indefs
die Frequenz abgenommen zu haben: im Jahre 183S waren nur ge-
gen 100 Kurgäste da, wovon etwa 20—30 die Kur auch im Win-
ter fortbrauchten.
Um die zweckmäfsige Benutzung der M quellen zu Rehburg ha-
ben sich besondere Verdienste Lentin und Albers erworben, um
die Analyse derselben Westrumb und Du Mdnil.
Man unterscheidet in Rehburg mehrere, jedoch nicht wesentlich
von einander verschiedene M. quellen, erst im J. 1825 war man so
glücklich, eine neue aufzufinden.
Dir Wasser ist klar, von erfrischendem, erquickendem, etwas zu-
sammenziehendem Geschmacke, perlt stark, und bildet längere Zeit
der Luft ausgesetzt einen bräunlichen, ockerartigen Niederschlag.
Der beim Kochen gebildete sogenannte „Badeschaum" ist äufserlicli
benutzt worden. (Vergl. Tb. I. S. 426. Zweite Aufl. S. 504.) Nach
Du Mönil beträgt die Temperatur des M.wassers 10° R., das spec.
Gewicht 1,00240. Nach Westrumb enthalten in sechzehn Unzen:
Schwefelsaures Natron
Chlornatrium
Schwefelsaure Kalkcrdc
Chlorcalcium
Kohlensaure Kalkerde
Schwefelsaure Talkerde
Chlortalcium
Kohlensaures Eiscnoxydul
Tliouvrdc .
1. Die Badeq.:
2. Die Trinkq
0,500 Gr. .
1,020 Gr.
0,056 —
0,056 —
2,000 —
2,150 —
0,100 —
0,100 —
3,120 —
2,924 —
1,(>U0 -
0,603 —
0,155 —
0,150 —
0,031 —
0,036 —
0,002 —
0,050 —
1015
Kieselerde . 0,200 Gr. . . 0,075 Gx.
Harzstoff . . . .. 0,036 — . . 0,042 -
7,860 Gr. 7,206 Gr.
Kohlensaures Gas . _, 18,5 K. Z. 20,666 K. Z.
Nach Du MSnil's Analyse enthalten sechzehn Unzen Wasser:
Schwefelsaures Natron . . 1,110 Gr.
Schwefelsaure Kalkerde . . 3,700 —
Schwefelsaure Talkerde . . 1,406 —
Chlortalcium . . . . 0,516 —
Kohlensaure Kalkerde . . 0,050 —
Kohlensaures Eisenoxydul , . 0,036 —
Kieselerde 0,012 —
Thonerde . . . . . ^ 0,025 —
Extractiv- und Harzstoff . , 0,025 —
6,880 Gr.
Kohlensaures Gas . . . 19,172 Kuh. Z.
Die M quellen von R. wirken belebend, stärkend, — getrunken
die Verdauung verbessernd, säuretilgend, zusammenziehend, anhaltend,
diuretisch, — als Bad benutzt belebend, stärkend, zusammenziehend.
Man läfst täglich vier his acht Becher trinken, allein oder mit
Milch oder einem Zusatz von eröffnenden Salzen. Sehr hilfreich er-
weisen sie sich in Form von Wasserbädern ; man läfst die Kranken
eine Viertel- bis ganze Stunde in dem Bade verweilen, und bedient
sich, nach Albers, in allen den Fällen, wo zugleich das Hautorgau
mehr gereizt und bethätiget werden soll, eines Zusatzes von einigen
Pfunden Kochsalz zu jedem Bade mit dem besten Erfolg. — Aufser
guten Einrichtungen zu Wasseibädern finden sich zu Rehburg Vor-
richtungen zu Douche-, Regen-, Tropf-, Qualm- und Dampfbädern.
Oertlich hat man sich des M.wassers zu Waschungen und Bä-
hungen, und des Niederschlags und Badeschlamms als Umschlag oder
Einreibung bei Lokalaffectioneu von Schwäche, mit glücklichem Er-
folg bedient.
Innerlich und äufserlich hat man die M.quellen vorzugsweise em-
pfohlen: bei Verschleimungen und Schleimflüssen, Schwäche des Ma-
gens und Darmkanals, Durchfall, Blasenhatarrhen, Blenuorrhöen der
Brustorgane, — chronischen Nervenkrankheiten durch reine Schwäche
bedingt, Hysterie. Zittern der Glieder, Krämpfen, Veitstanz, nervöser
Migraine, vorzüglich Lähmungen (besonders hilfreich, nach Albers,
in Form von Wasserbädern), — rheumatischen und gichtischen Lei-
den, gichtischen Geschwülsten und Contracturen (in Form von Was-
serbädern und der örtlichen Application des ßadeschaums gerühmt
von Albers), — chronischen Hautausschlägen, nässenden Flechten,
veralteten Geschwüren, Contracturen nach Verwundungen, — Drü-
sengeschwülsten und Verhärtungen. — Sehr empfohlen hat man end-
lich noch die örtliche Anwendung des M.wassers bei Schwäche der
1816
Augen als Stärkungsmittel. Nach Albers bediente sich täglich
Georg II., König von England, desselben als stärkendes Augeu-
wasser. —
Erhöht wird der Nutzen des Bades zu Rehburg durch die im
Dorfe Winslar ganz nahe bei Rehburg im Jahr 1799 von dem
Apotheker Usinger entdeckte kalte Schwefelquelle, deren Wasser
sehr zweckmäfsig in Verbindung mit den M. quellen zu Rehburg ge-
braucht wird.
Das M.wasser ist krystallhell, von einem starken Schwefelgeruch
und Geschmack, seine Temperatur beträgt 9 bis 11° R., sein spec.
Gewicht 1,0005, und enthält nach Westrumb in sechzehn Unzen:
Chlornatrium
0,500 Gr.
Chlortalcium . . .
0,350 —
Chlorcalcium
0,525 —
Schwefelsaures Natron
2,750 —
Schwefelsaure Talkerde
5,125 —
Schwefelsaure Kalkerde
. 17,166 —
Kohlensaure Kalkerde
1,950 —
Thonerde r . ,
0,100 —
Kieselerde ....
0,150 —
28,616 Gr.
Kohlensaures Gas . .
10,0 Kub. Z.
Schwefelwasserstoffgas v
15,0 — —
25,0 Kub. Z.
In seinen Wirkungen den kräftigsten kalten erdig -salinischen
Schwefelquellen zu vergleichen, wird dasselbe iu den bereits bei den
M.quellen Rehburg's aufgezählten Kraukheitsklassen, besonders bei
gichtischen, rheumatischen Leiden, chronischen Hautausschlägen und
Schleimflüsseu benutzt.
Noch ist zu erwähnen, dafs in der Nähe von Rehburg auch eine
Salzquelle mit Saline im Schaumburg-Lippischen sich befindet, deren
Wasser viel nach R. geführt und zu Bädern benutzt wird, obgleich
dort auch eine Badeanstalt ist.
Ch. Weber's Nachrichten von der Lage, der Geschichte, dem
Gehalte, dem Gebrauche und den Wirkungen des Rehburger Gesund-
brunnen und Bades. Hannover 1709. — 1781.
Andreae und Oldenburg in: Hannöv. Mag. 1776. St. 21.24.
D. R. Biedermann, über die Wirksamkeit des Rehburger Ge-
sundbrunnens. Hannover 1792.
Deneken's Bemerkungen über die Brunncnörtcr Rchburg und
Driburg. 1798.
L. F. B. Lentiifs Nachricht von dem Gesundbr. zu Rehburg,
besonders von der neuen Schwefelquelle zu Winslar. llannov. 1803.
Hufejand's Journal der prakt. Hcilk. Bd. LI. St. 6. S. 114.
Albers in: Jloia'.s Archiv für med. Erfahrung. 181t. Sept. und
Oktober. S. 286.
1017
Albers in: Hufeland's Journal der prakt. Heilk. Bd. XVI.
St. 4. S. 136. — Bd. XXV. St. 4. S. 138-149. — Bd. XLII. St. 3.
S. 105—109. — Bd. LH. St. 4. S. 118-124. - Bd. L1V. St. 4. S. 110.
— Bd. LV. St. 6. S. 121-124. — Bd. LX. St. 2. S. 103. — Bd.
LXII. St 4. S. 107. — Bd. LXVI. St. 5. S. 97. — Bd. LXVI1I.
St. 5. S. 125. — Bd. LXIX. Suppl. S. 58. — Bd. LXXI. St. 3.
S. 96. — St. 5. S. 116.
Kästners Archiv. Bd. XIV. S. 33. 46. 50.
Brandes Archiv. Bd. XI. S. 311.
Buchner's Repertorium für die Pharm. Bd. XX. S. 298.
Du Menil in: Hufeland's Journal der prakt. Heilk. Bd. XLII.
St. 3. S. 109-116. — in Hauuöv. Magazin. 1824. S. 767. — 1826.
S. 377.
Du Mßnil's chemische Forschungen im Gebiete der anorgani-
schen Natur. 1815. S. 198.
Hannover. Magazin. 1818. S. 1634. — 1821. St. 79. — 1823
S. 369.
Chemische Analysen anorganischer Körper von Dr. A. Du Ma-
il i 1. 1823. Erstes Bändchen. S. 87.
Ueber das Bad Rehburg und seine Heilkräfte von Dr. Albers.
Hannover 1830.
Der Rehburger Brunnen von Dr. A. Du Menil. Hannov. 1830.
An diese schliefsen sich :
Die Schwefelquelle zu Bentheim, unfern der Stadt Bent-
beim in der Grafschaft gleiches Namens, wenige Meilen von der Hol-
ländischen Glänze entfernt.
Die M. quelle liegt in einem angenehmen, von Alleen durchschnit-
tenen Gehölz, wurde 1711 gefafst,und 1820 und 1S21 mit zu Bädern
und Wohnungen von Kurgästen eingerichteten Gebäuden umgeben.
Die Berge bei Bentheim gehören zur Flötz-Sandsteinformation.
Der Flötzsandstein scheiut auf einem Uutergebirge von Sehieferthon
zu ruhen ; das ganze Thal zwischen dem Bentheimer und Isterberge
ist mit Sehieferthon ausgefüllt, welchen eine nicht starke Lage von
sandigem Thon und Granitgerölle bedeckt. Bemerkenswerth an
der Südseite des Bentheimer Berges ist eiu Steinkohlenflotz.
Unterhalb Rheine, zwischen Rheine und Salzbergeu quillt eine
Salz- und Schwefelquelle.
Das M.wasser ist krystallhell, besitzt einen starken Schwefelge-
ruch und Geschmack, und gehört zu den kalten salinischen Schwefel-
quellen, seine Temperatur beträgt 8 bis 9° R., sein spec. Gewicht
nach Trampel 1,0272.
Chemisch untersucht wurde das M.wasser von Trampel und
Drees. Sechzehn Unzen desselben enthalten:
nach Trampel: nach Drees:
Schwefelsaures Natron . 3,616 Gr. . . 2,3750 Gr.
Chlornatrium . . . 05450 — ....
1018
Schwefelsaure Kalkerde . 15.350 Gr. . . 11,3750 Qr.
Schwefelsaure Talkerde 4,1875 —
Kohlensaure Talkerde . 0,086 — . . 0,7500 —
Kohlensaure Kalkerde . 0,688 — . . 2,1875 —
Kohlensaure Thoncrde 2,2187 —
Thonerde . . . 0,099 —
Schwefelsaures Kali 0,4218 —
Schwefel .... 0,198 —
Schwefelcalcium . . 0,666 — . . 0,4453 —
Salpetersaure Talkerde 0,2965 —
Harz .... 0,099 —
Extractivstoff 0,0625 —
21,252 Gr. 24,3198 Gr.
Kohlensaures Gas . ... . . 3,00 Kub. Z.
Schwefelwasserstoffgas 4,50 —
7,50 Kub. Z.
Die M.quelle zu Bentheim nimmt äufscrlich und innerlich ange-
wendet gleich andern erdig-salinischen Schwefelwassern vorzugsweise
die äufsere Haut, die Schleimhäute, das Lymph-, Drüsen-, Leber-,
I'fortader- und Uterinsystem in Anspruch und wird als Bad und auch
als Getränk von Plagge gerühmt: bei chronischen Hautausschlägen,
Geschwüren, — hartnäckigen, rheumatischen, gichtischeu Beschwer-
den und Lähmungen.
Job. Heinr. Cohausen, Benthemocrene, d. i. kurze Abhand-
lung von dem in der Grafschaft Beutheim herfürquellenden Gesund-
heitsbrunnen. Cösfeldt 1713.
Schütte, Physikalisch-chemische Versuche oder Beschreibung
des Bentheimer Gesundbrunnens. Hannover 1755.
J. F. Trampel, in s. mediz. und chirurgischen Bemerkungen.
Göttingeu 1793. S. 132.
Wilman's Untersuchung des Schwefclheilbrunncns bei Bent-
heim. Bielefeld 1819.
M. AV. Plagge in: Hufelaud's Journal der prakt. Heilkunde.
Bd. L1V. St. 5. S. 121.
— — Topographisch-medizinische Beschreibung der Schwefel-
quelle zu Bentheim und der dabei errichteten Badeanstalt. Mün-
ster 1822.
Plaatselijke en geneeskundige Beschrijving der Zwavelbron by
Bentheim door M. W. Plagge. Tc Amsterdam. 1830.
Die M.quelle bei N ortheim im Fürstenthume Göttingen, un-
fern der Stadt Northeim, zwischen Göttingen und Hannover, aus der
LiaBformation entspringend. Das M.wasser ist klar, durchsichtig, von
einem BÜfslicb- bitterlich -salzigen Geschmack, einem starken hepati-
schen Geruch; seine Temperatur betrügt 8—9° IL, das spec. Ge-
uiclit J,1'27. Mach Westrumb's Analyse enthalten sechzehn Unzen:
1019
Chlortalcium
0,500 Gr.
Schwefelsaure Talkerde
1,350 —
Schwefelsaures Natron
2,400 —
Chlornatrium
0,450 —
Schwefelsaure Kalkerde
7,500 —
Kohlensaure Kalkerde
2,550 —
Kohlensaure Talkerde
0,400 —
Hydrothionsaure Kalkerde
0,500 —
Thonerde ....
0,087 —
Harz- und Extractivstoff .
0,170 -
Schleim ....
0,300 —
Kieselerde ....
0,050 —
Stinkstoff ....
0,140 —
16,397 Gr.
Schwefelwasserstoffgas
1,661 Kub.Z
Kohlensaures Gas
3,877 —
5,538 Kub. Z.
Empfohlen hat man dasselbe äufserlich in Form von Bädern in
allen den Krankheiten, in welchen erdig-salinische Schwefelwasser
indicirt sind. Von der Benutzung des Schwefelmineralschlanims ist
bereits gehandelt worden (Vgl. Th. I. S. 402. Zweite Aufl. S. 477.)
Hannöv. Magazin, 1804. St. 8. 58. — 1805. St. 54. — 1807. St. 39.
O F. Reddersen, Zeugnisse und Krankheitsgeschichten, in wel-
chen das Schwefelbad bei Northeim im Jahre 1807 merkwürdige Hilfe
geleistet hat. Eimbeck 1808.
— — Beiträge zu der Geschichte des merkwürdigen Schwefel-
brunnen hei Northeim. Eimbeck 1808.
D. G.Kies er, Entwurf einer Geschichte und Beschreibung der
Badeanstalt zu Northeim. m. K. Göttingen 1810.
— — in: Hufeland's Journal. Bd. XXX. St. 6. S. 82.'
DieMquelle bei L immer , unfern Hannover, seit 1779 be-
kannt, mit einem Bade- und Logirhause versehen, von einem durch-
dringenden Schwefelgeruch, einem salzig- schwefeligen Geschmack,
giebt in einer Stunde 14,000 Kub. F. Wasser ; ihre Temperatur beträgt
4° R., ihr spec. Gewicht 1,0093.
Analysirt wurde sie von Andreae und Westrumb. Nach
Letzterem enthalten sechzehn Unzen.
Chlornatrium .... 0,640 Gr.
Chlortalcium .... 0,020 —
Chlorcalcium .... 0,280 —
Schwefelsaures Natron . . 0,040 —
Schwefelsaure Kalkerde . . 0,080 -=-
Kohlensaure Kalkerde . . 0,800 —
Thonerde . . . . . 0,120 —
Harz . . .... 0,060 —
2,040 Gr.
1020
Kohlensaures Gas . . . 3,855 Kub. Z.
Schwefelwasserstoffcas . . 4,480 —
8,335 Kub.Z.
Gleich ähnlichen erdig-salinischen Schwefelquellen- hat man sie
empfohlen in Form von Bädern bei rheumatischen und gichtischen
Leiden, chronischen Hautausschlägen, chronischen Metallvergiftungen,
Lähmungen und Hämorrhoidalbeschwerden.
Erhardtin: Hannöv. Magazin. 1779. St. 94. S. 1490.
J. G. R. Andreae's Untersuchung in Hannöv. Magazin. 1786.
P. F. Murray in: Hannöv. Magazin. 1793. S. 73. und 74.
Westrumb's kl. Schrift, phys. ehem. Inhalts. Bd. 1. S. 169.
v. Crell's ehem. Annalen. Bd. II. S. 116 — 131. — Beiträge zu
den Annal. Bd. II. S. 207.
Hufelaud's Journal d. pr. Heilk. Bd. I. S. 416.
Die M. quelle zu JJhlmühle bei Verden im Fürstenthume
dieses Namens. Sechs Meilen von Bremen, eine halbe Stunde von
Verden, entspringt am Fufse eines Sandhügels, eine von Brawe und
Matthaei beschriebene, schwache erdig-salinische Eisenquelle, welche
nach Westrumb von 4,5° R. Temp., und 1,0002 spec. Gewicht, in
sechzehn Unzen enthält :
Chlornatrium
0,100 Gr.
Schwefelsaures Natron
0,325 —
Chlorcalcium )
Schwefelsaure Talkerde )
0,175 —
Kohlensaure Kalkerde
0,850 —
Kohlensaures Eisenoxj'dul .
0,100 —
Kieselerde . . ',
0,037 —
Extractivstoff
0,050 —
1,637 Gr.
Kohlensaures Gas . ,
4,0 Kub. Z.
Angewendet in allen den Fällen, wo erdig-saliuische Eisenquellen
iudicirt sind, empfiehlt sie Matthaei namentlich bei Gicht und Rheu-
matismen, nervösem Hüftweh und Brustbeschwerden.
J. Trumphii Histor. naturalis urbis Verdac breviter deliuentu.
Norimberg. 1744. p, 15.
Hannover. Magazin 1768. St. 35. — 1770. St. 42. — 1784. St. 2.
Bai dinge r, Neues Magazin Bd. VI. St. 2. S. 124.
Brawe in; Bai ding er N. Magazin. Bd. VIII. St. 3. S. 193
bis 233.
G. M. F. Brawe' 8 Sendschreiben von dem Verdner Gesundbrun-
nen uud BjmIc. Bremen und Stade 1786.
J. F. Westrumb's Kl. phys. ehem. Abhandlungen Bd. II. St. I.
S. 259.
v. Crell's ehem. Aunalcn. 1786. Bd. I. S. 403.
1021
Matthaei in: Hufeland's Journ. Bd. XIX. St. 2. S. 51.
— — in Hannover. Magazin 1819.
— — - in Hörn' s Archiv, für med. Erfahr. 1821. Septb. und
October.
Die M.qu eile bei Hiddingen. Das Dorf dieses Namens
liegt in der Lüneburger Haide ; bei demselben entspringt in einer san-
dig morastigen Ebene eine M. quelle, deren Wasser klar, von einem
eigenthümlichen unangenehmen Geruch, an der Luft sich leicht trübt
und dann einen schwarzen Niederschlag bildet.
Nach der Analyse von Du Menil und Matthaei ist der Ge-
halt des M.wassers sehr wechselnd. Du Menil fand in sechzehn
Unzen :
Chlomatrium . .
1,341 Gr.
Ciilortalcium
0.260 —
Chlorcalcium .
1,048 —
Schwefelsaure Kalkerde
0,075 —
Kohlensaures Eiseuoxydul ,
1,000 —
Extractivstoff
1,276 —
Humussäure
0,312 —
Essigsäure ....
Spuren
5,312 Gr.
Kohlensaures Gas
7,140 Kub
Abweichend von diesen Resultaten sind die einer zweiten Unter-
suchung, welche Du Mfenil später unternahm.
Die Ermittelung von essigsaurem Eisen, essigsaurer Kalkerde,
essigsaurem Natron und freier Essigsäure, welche Matthaei gefun-
den haben Avill, wurde berichtiget.
Chemische Analysen anorganischer Körper von Dr. A. Du Mo-
ni 1. 1823. Bd. 1. S. 114.
Oken's Isis 1825. St. 6. S. 633. — St. 12. S. 1285.
Matthaei in: Hannover. Magazin 1828. Mai.
Die M. quelle bei Eimbeck. Sie entspringt aus einem Boden,
welcher aus Lagern von schwärzlichem Lehm und Thoneisenstein
besteht. Nach Du MeniTs Analyse enthalten sechzehn Unzen:
Schwefelsaures Natron
0,30 Gr.
Schwefelsaure Kalkerde
0,10 —
Chloruatrium
1,21 —
Chlortalcium
0,10 —
Kohlensaure Kalkerde .
1,50 —
Kohlensaures Eisenoxydul .
0,25 —
Extractivstoff und Verlust .
0,95 -
4,41 Gr.
1022
Chemische Analysen anorganischer Körper von Dr. A. Du Mo-
ni]. 1823. Bd. I. S. 81.
Buchners Repertorium Bd. XX. S. 298.
Die M. quelle zu Klein -Gretenber g bei Peine im Fürsten-
thume Mildesheim, eine kalte Schwefelquelle, welche nach Du M£-
n i 1 in einem Pfunde enthält :
Schwefelsaure Kalkerde . . 0,2800 Gr.
Kohlensaure Kalkerde . . 2,0896 —
Chlornatrium .... 0,5472 —
Chlorcalcium .... 0,1808 —
Erdharz 0,0096 —
3,1072 Gr.
Schwefelwasserstoffgas . . 1,16 Kuh. Z.
Kohlensaures Gas . . . 5,60 —
6,76 Kub. Z.
Chem. Analyse anorganischer Körper von Du Möuil. Bd. I.
S. 111.
Die M. quelle zu Hasoda bei Hildesheim, eine kalte Schwe-
felquelle.
Mayer's Beschreibung des Schwefelbrunnens bei Hasoda. 1776.
Die M. quelle von Fürstenau und Vechtelde, im Di-
strict Wolfenbüttel, jetzt aufser Gebrauch.
Spies, de examine aguarum Fürsten, et Vechteld. Helmstad-
tii 1724.
J. Behrens, Untersuchung des mineralischen Wassers zu Für-
stenau und Vechtelde. Braunschweig 1725.
Die M. quelle bei Lühne oder der Gung elbrunnen, Un-
benutzt.
C. Both's Beschreibung des Gungelbrunnens, so nicht weit vom
Kloster Lühne bei der Stadt Lühneburg. Lühne 1647.
S kraggensti erna's Bericht von dem bei dem Kloster Lühne
erfundenen Sauerbrunnen. Lüneburg 1715.
Die M. quelle bei N euhaus, im Amte dieses Namens, nicht
im Gebrauch.
Bicker in: N. Hannover. Magazin 1796. S. 649.
Die M. quelle von Steinfeld, kaum dem Namen nach be-
kannt.
J. C. Müller, vom Steinfelder Gesundbrunnen- Hildesheim 1712-
Der Coppcnbru g g er oder Sp ic Ib er ger S ch w c f'e Ib r u n -
7iC7i, nur wenige hundert Schritt von dem Flecken C. entfernt, im
sechzehnten Jahrhundert viel benutzt, jetzt aufser Gebrauch.
Hannover. Magazin. 1770. S. 94.
1023
Die Soolquelle zu Bodenfelde enthalt uach Du M&nil's
Analyse in einem Pfund an festen Bestandtheilen :
Schwefelsaures Natron
Schwefelsaure Kalkerde
Schwefelsaure Talkerde
Chlornatrium
Chlorcalcium
Chlortalcium
Kohlensaures Natron .
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaures Eisenoxydul
Verlust
Kohlensaures Gas in 12 Kub. Z.
14,800 Gr
3,000 —
0,600 —
88,91)0 —
0,300 —
G,600 —
4,400 —
0,700 —
0,342 —
2,400 —
122,042 Gr.
4,90 Kub.Z.
Aufser dieser Soolquelle befindet sich bei Bodenfelde ein
Säuerling.
Chemische Analysen anorganischer Körper von DuMönil. Bd. I.
S. 94.
Die Saline zu Lüneburg, welche als Soolbad benutzt und
gerühmt wird, enthält nach Müuchmeyer's Analyse 20—25 Pro-
cent, — nach lieferst ein in 100 Theilen :
Chlornatrium
Schwefelsaure Talkerde
Schwefelsaures Kali
Schwefelsaure Kalkerde
Kohlensaure Kalkerde
Bituminöse Substanz
25,1692 Th.
0,4687 —
0,3515 —
0,1400 —
0,0195 —
0,0163 —
26,1652 Th.
Wegen ihres reichen Salzgehaltes wirkt sie, allein als Bad an-
gewendet, sehr reizend auf die äufsere Haut und das Nervensystem,
nach Fischer giebt schon ein Drittheil oder die Hälfte Soole mit
Wasser ein kräftiges Bad. Benutzt hat man sie in Form von Bä-
dern. Erhöht wird ihre Wirksamkeit durch einen Apparat zu Dou-
cbebädern.
Westrumb's physikal. Abhandl. 1793. Bd. IV. S. 293.
Beunardin: Journal des Mines. 1814. Vol. XXXVI. p 269.
M ü nehme y er in: Hannöv. Magazin. 1S17. St. 46. 47. 48.
Fischer in: Hufeland und O sann's Journal der prakt. Heilk.
Bd XLIX. St. 1. S. 86.
Von den Salinen des Königreichs Hannover sind namentlich noch
zu erwähnen: die Salinen von Rothenfeld bei Dissen, fünf Stun-
den von Osnabrück, — Heyersen, zwei Stunden westlich von
Hildesheim, — Grofsen-Rüden, zwischen Seesen und ßoekenen,
am Fufse des Harzes, — Münder, in der Stadt dieses Namens, —
1024
Salzhemmen dorf, zwischen Hamelu und Alfeld, — Salzdte-
furth, zwischen Hildesheim und ßoekenen, — Salzgitter oder
Salzlieben hall, zwischen Braunschweig und Seesen, — Salz-
derhelden, zwischen Eimbeck und Northeim , — Sülze, zwi-
schen Lüneburg und Celle.
Teutschland geog. geol. dargest. von Chr. Keferstein. Bd. II.
St. 3. S. 467. — Bd. III. S. 185-188.
2. Die Heilquellen des Herzogthums Braun-
schweig und der Anhaltinischen Herzogthümer.
Das Herzogthum Braunschw eig und die Anhaltinischen
Herzogtümer umfassen den gröfsten Theil des nördlichen
und östlichen Plarzes.
Die Ebene des Braunschweigischen Fürstenthums
Blankenburg besteht aus buntem Sandstein und rothem
Mergel mit Gyps, auf welchem Muschelkalk lagert, — das
Gebirge bei Blankenburg aus Thon und Grauwackenschie-
fer. — Aufser den Stein- und Braunkoblenflötzen bei Helm-
städt, sind bemerkenswerth beträchtlicbe Lager von Salz
zu Salzdahlum, Schöningen und Juliushall.
In dem obern Tbeile des Herzogthums Anhalt-Bern-
burg reiht sich an die Grauwacke des Harzes ein Zug
von buntem Sandstein mit Muschelkalk, welchem bei Bal-
lenstädt Quadersandstein in grotesken Klippen folgt, be-
deckt von Kreidemergel und harter Kreide. Der untere
Theil des Herzogthums bildet ein grofses Plateau von
buntem Sandstein, auf welchem Muschelkalk lagert und
an welchem sich die Braunkohlenformation zeigt.
In der Gruppe der M. quellen dieser Länder ist die
wichtigste das Alexisbad am Unterharz, dessen AVich-
tigkeit erhöht wird durch die kräftige Soole des benach-
barten Beringerb ad es (Vergl. S. 548).
Teutschland geol. geogn. dargestellt von Chr. Keferstein. Bd.
V. St. 3. S. 582. — Bd. VI. St. 1. S. 49. St. 3. S. 522. 561.
Das Alexisbad oder der S clkenbrunnen, im Hcrzog-
thum Anhalt Bernburg, — in dem romantischen Selkenthale, umgeben
von geschmackvollen, zur Aufnahme von Kurgästen und zu Bädern
zweckmäfsig eingerichteten Gebäuden, am Fufso des Unterharzes,
von
1025
von Magdeburg neun, von Ballenstädt zwei Meilen entfernt. Das Bad
erhielt den Namen des Alexisbades nach seinem erlauchten Besitzer
und Beschützer, dem jetzt verstorbenen Herzog von Anhalt-Bernburg,
Alexius Friedrich Christian. Aufser gut eingerichteten Was-
serbädern besitzt das Alexisbad auch die nöthigen Apparate zur Was-
ser- und Dampfdouche und Dampfbädern.
Das Alexisbad erfreuete sich früher eines sehr zahlreichen Zu-
spruchs von Kurgästen, im J. 1817 zählte man 700, — in neuerer
Zeit hat sich die Frequenz derselben sehr vermindert.
Die Kurzeit beginnnt mit dem 1. Juni.
Monographien über diesen Kurort besitzen wir von F. v. Gräfe
und Kurtze.
Die Gebirgsformation besteht aus Granit und Thonschiefer, haupt-
sächlich Grauwacke und Grauwackenschiefer. Das ganze Gebirge
ist reich an Erz, vorzüglich Bleiglanz, Spatheisenstein, Schwefel- und
Kupferkies, desgleichen Flufsspath und grofsen Massen von Grün-
stein und Kalksteinlagern. Wo das Grauwackengebirge aufhört, legt
sich an dasselbe Steinkohlenformation an, die aus abwechselnden
Schichten von Schieferthon, Brandschiefer und Schieferkohle besteht.
Folgende M.quellen werden hier unterschieden :
1. Der Seikenbrunnen, oder die alte Badequelle, — aus einem
alten Stollen am Abhänge eines Grauwackenfelsens entspringend, seit
1766 bekannt, von F. v. G r ä f e,ueuerdings von Trommsdo r f f analysirt.
Sein Wasser ist hell, klar, hat einen starken styptischen Ge-
schmack, die Temperatur von 6,5° R., zeichnet sich durch seinen
sehr beträchtlichen Eisengehalt aus, enthält dagegen keine kohlen-
sauren Salze und entbehrt fast ganz der freien Kohlensäure.
2. Der Alexisbrunnen, zwischen dem Alexisbade und den
Mägdesprunger Eisenhüttenwerken, nahe an der sogenannten Kloster-
mühle im Gehölze entspringend, in neuerer Zeit von Tromms-
dorff untersucht und empfohlen, — enthält zum Unterschied von
dem vorigen weder schwefelsaures - noch Chloreisen und eignet sich
daher mehr zum innern Gebrauch, als jener.
Sein Wasser ist hell und klar, geruchlos, von einem eisenhaft-
zusammenziehenden, jedoch nicht unangenehmen Geschmack, bildet,
der Luft längere Zeit ausgesetzt, einen flockig-ocherartigen Nieder-
schlag, und giebt in einer Minute 29 Berliner Quart; seine Tempe-
ratur beträgt 9,5° Cent., bei 10,5° Cent, der Ataiosphäre, sein spe-
cif. Gewicht 1,00095.
3. Der Erna-Brunnen, drei Viertelstunden vom Alexisbade,
nahe an den Mägdesprunger Eisenhüttenwerken am Fufse des Zirl-
berges, neuerdings von Bley untersucht.
Sein Wasser ist hell und klar, völlig geruchlos, von dem Ge-
schmack gewöhnlichen Brunnenwassers, bleibt auch an der Luft meh-
rere Tage hell, und scheidet nur dann erst gelbe Flocken von Ei-
senoxyd ab; seine Temp. beträgt 9,15° R., sein spec. Gewicht 1,0006.
Der Analyse zufolge enthält in sechzehn Unzen Wasser:
II. Theil. T t t
1026
3. Der Seikenbrunnen
nach F. v. Gräfe
(1809) :
Schwefelsaures Natron . 1,4-4 Gr.
Schwefelsaure Talkerde . 0,72 —
Schwefelsaure Kalkerde . 0,55 —
Chlorcalcium . . . 0,22 —
Chlortalcium . . . 0,11 —
Schwefelsaures Eisenoxydul 1,44 —
Schwefelsaures Maganoxydul
Chloreisen .... 1,28 —
Eisenoxyd . . , 0,33 —
Kieselsäure . . . . 0,16 —
Harz 0,16 —
nach Tromnis
dorff (1829):
0,675 Gr.
0,651 —
0,739 -
0,2S1 —
0,574 —
0,328 —
1,083 —
0,109 —
0,436 —
6,41 Gr.
4,876 Gr.
2.
Der Alexisbrunnen
3. Der Erua-Brunen
nach Trom ms dorff :
nach B ley :
Chlortalcium .
0,128 Gr. .
0,233562 Gr.
Chlornatrium
• •
0,145000 —
0,074704 —
0,049080 —
Schwefelsaure Talkerde
1,363 —
0,056460 —
Schwefelsaure Kalkerde
1,068 —
0,015776 —
Schwefelsaures Natron
1,525 —
0,10392S —
Kohlensaure Kalkerde .
0,557 —
0,189500 —
Kohlensaure Talkerde
. . .
0,071875 —
Kohlensaures Natron .
. . •
0,013480 —
Kohlensaures Eisenoxydu
0,403 —
0,395634 —
0,017411 —
Kohlensaur. Manganoxydu
0,224 —
0,005000 —
Kohlensauren Strontian
• • •
0,002961 —
Phosphorsaures Natron
.
0,029031 —
Phosphorsaure Kalkerde
. .
0,006250 —
Doppelt-kohlens. Kupfer-
0,054352
Kieselsäure
0,178 —
0,075000 —
Extractir stoff
0,218 —
0,025000 —
Kohlensaures Gas
5,664 Gr.
S,000 Kuh.Z.
1,564004 Gr.
Der Bodensatz des Erna-Brunnens enthält in 100 Th. :
Eisenoxyd 44,750 Th.
Manganoxyd
Kieselerde
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaure Talkerde
2,500 —
16,000 —
.7,750 —
3,500 -
1027
Phosphorsaure Kalkerde . . 1,314 Th.
Kohlensauren Strontian ". . 0,550 —
Kupferoxyd 0,636 —
Extractivstoff . . . . 3,000 —
Wasser 20,000 —
100.000 Th.
In Bezug; auf die Wirkung der einzelnen M.quellen findet fol-
gende Verschiedenheit statt:
1. Der Seikenbrunnen, nach seinen Mischungsverhältnissen
und Wirkungen unbedenklich eines der stärksten Vitriolwasser, wirkt
diesen analog sehr zusammenziehend, stärkend, erhitzend, und ist in
allen den Fällen contraindicirt, in welchen Eisenquellen zu widerra-
then sind (Vergl. Th. I. S. 239. Zweite Aufl. S. 253). Für den in-
nern Gebrauch weniger passend, als andere Eisenquellen, wurde er
von Herrn Geh. Hofrath Curtze nur in aufserordentlichen Fällen von
grofser Atonie und passiven Profluvien angeAvendet. Mit ausgezeich-
netem Erfolg wird er in Form von W'asserbädern gebraucht. Bei ih-
rer Anwendung ist sehr der Umstand zu berücksichtigen, dafs, da das
Eisen durch fixe Säuren gelöst ist, beim Kochen des Wassers keine
Verflüchtigung der Kohlensäure, wie bei andern Eisenquellen, und folg-
lich nicht so leicht eine Zersetzung der Eisensalze bewirkt wird. Der
Reichthum des in den Bädern gelösten Eisens fordert vielmehr hier in
manchen Fällen gröfsere Vorsicht. Es giebt viele für Eisenbäder
passende Krankheitsfälle, wo seine Einwirkung viel zu kräftig, ja
heftig ist, und wo diese Wirkung durch Verdünnung der Bäder mit
Flufswasser, Soole oder andere corrigirende Zusätze so lange gemin-
dert werden mufs, bis sich der Körper allmählig an Bäder aus reinem
M.wasser gewöhnt hat. Von grofser Wichtigkeit ist in dieser Hin-
sicht die Nähe und leichte Benutzung der Soole des ßeringerbades,
welche in wohl verschlossenen Gefäfsen nach dem Alexisbade ge-
fahren und zu Bädern benutzt wird. (Vergl. S. 548.)
Nach den vieljährigen Erfahrungen des Hrn. Geh. Hofrath Curtze
erweiset sich dieses M.wasser vorzüglich hilfreich in allen den Fäl-
len, wo eine kräftige Einwirkung des Eisens auf den kranken Kör-
per erforderlich ist, wo Mangel an plastischen Stoffen und Färbe-
stoff im Blute, träge Circulation, nach bedeutendem Säfteverlust, lang-
Avierigen oder sehr schwächenden Krankheiten, Ausschweifungen und
Anstrengungen ein hoher Grad von atonischer Schwäche, sowohl
in der Sphäre der Reproduction, als auch der Irritabilität vorwaltet.
2. Der Alexisbrunnen, ein erdig-salinisches Eisenwasser, we-
niger reich an Eisen als der Seikenbrunnen, wirkt dagegen weniger ad-
striugirend als jener, eignet sich daher weit eher zu dem innern Gebrauch
als jener und ist hierzu neuerdings vorzugsweise empfohlen worden.
Die Krankheiten, gegen welche diese M.quellen besonders gerühmt
werden, sind folgende: Krankheiten des Muskel- und Gefäfssystems,
durch grofsen Verlust von Kräften und Säften veranlafst, Kachexieen
im Allgemeinen, Schwäche nach starken Exulzerationen, Profluvien, —
Ttt2
1028
Schwäche mit fehlerliaftcr Mischung des Bluts,, Rhachitis, Chloro-
sis, — passive Schleim- und Blutflüsse, namentlich des Uterinsystems,
— Krankheiten des Nervensystems, durch reine Schwäche und vor-
züglich Schwäche atonischer Art bedingt, namentlich Lähmungen, —
Leiden des Uterinsystems, durch allgemeine oder lokale Schwäche
bedingt, Neigung zu Abortus, Anomalieen der Menstruation, — chro-
nische Hautausschläge, schwerheilende Wunden, veraltete Geschwüre,
— gichtische und rheumatische Leiden.
Paldamus, Nachricht von den Eigenschaften des im Jahr 1767
neu entdeckten Bades bei Harzgerode»
in: Horn's Archiv für med. Erfahrungen. Bd. I. S 389.
F. v. Gräfe, über die salinische Eisenquelle im Selkenthale am
Harze. Leipzig 1809.
— — in: Horirs Archiv für med. Erfahrungen. Jahrg. 1810.
Bd. XIV. S. 147.
Curtze in: Hufeland's Journal der praktischen Heilkunde.
Bd. XL. St. 5. S. 56. — Bd. XLV1II. St. 4. S. 4b. — Bd. XLIX.
St. 5. S. 3.
Krüger, das Alexisbad im Unterharz und seine Umgebungen.
Magdeburg 1812.
Gottschalk und Curtze über das Alexisbad. Halle 1819.
Fr. Hoffmann's Briefe aus dem Alexisbade. Magdeburg 1829.
Belir in: Hufe fand und 0 sann's Journ. d. prakt. Heilk Bd.
LXVHI. St. 6. S. 101. — Bd. LXXi. fct. 5. S. 116.
Teutschland von Chr. Keferstein. Bd. VI. St. 3 S. 569.
Die Heilquellen am Unterharz. 1829. S. 1.
L. F. Bley in: T r omm sd or ff 's N. Journal der Pliarmac.
Bd. XVIII. St 2.
Trommsdorff's N. Journ. d Pharm. Bd. XXI. St. 2.
Chemische Untersuchung des Alexisbrunnens und eine Analyse
des M.wassers des Alexisbades von Dr. J. B. Trommsdorff nebst
Bemerkungen von Dr. Curtze. Leipzig 1830.
v. Gräfe und v. Walther' s Journ. Bd. XV. Heft 1.
L. Kurtze in: v. Gräfe und Kaiisch, Jahrb. für Deutsch-
lands Heilq. und Seebäder. Jahrg. I. 1836. S. 115. 133.
Bär in: Caspers Wochenschrift. Jahrg. 1S36. Nr. 49. S. 778.
Es gehört hierher ferner:
Die M. quelle bei Z erbst, unfern der Stadt Zerbst im Her-
zogthume Anhalt-Dessau, bekannt seit 181 G, im Jahre 1818 von 302
Kranken benutzt, jetzt nur wenig im Gebrauch.
Das Wasser ist krj'stallhell , von einem säuerlich - dintenhaften
Geschmack, trübt sich, längere Zeit der Einwirkung der Luft ausge-
setzt; seine Temperatur beträgt 8° R. bei 17° R. der Atmosphäre.
Der chemischen Analyse zufolge gehört es zu der Klasse der
erdigen Eiscnwasser. Thorspenken fand in sechzehn Unzen:
Chloruntrium .... 2,666 Gr.
Schwefelsaure Kalkerde . . 0,444 —
1029
Schwefelsaure Talkerde . 4,000 Gr,
Schwefelsaures Natron . . 0,666 — -■-
Extractivstoff .... 0,221 —
Kohlensaure Talkerde . . 2,666 -=■
Kohlensaure Kalkerde . . 0,333 —
Eisenoxydul .... 0,888 —
Kieselerde . . . , . . 0,130 —
12,014 Gr.
Kohlensaures Gas . . . 6,0 Kub. Z.
J. F. G. Henning in: Hufeland's Journal der prakt. Heilk.
Bd. X. St. 2. S. 151. — Bd. XLVI. St. 4. S. 48. — Bd. XLV1I. St.
1. S. 119.
— — die salinische Eisenquelle bei Zerbst. Leipzig 1818.
Bemerkeuswerth im Herzogthume Braunschweig sind:
Die M. quelle bei H elm städt, eine halbe Stunde nordöstlich
von der Stadt Helmstädt; nahe bei derselben findet sich ein Moor.
lager auf Schichten von eisenhaltigem Sand und Thon, in den östlich
sich erhebenden Anhöhen Steinkohlen mit häufig eingesprengtem
Schwefelkies.
Ihr Wasser ist klar, von einem prickelnd -zusammenziehenden
Geschmack, bildet der Einwirkung der Luft längere Zeit ausgesetzt
einen ocherartigen Niederschlag, und giebt in einer Minute 1,83 Kub.
Fufs; seine Temperatur beträgt 9° R.
Analysirt wurde dasselbe von Krüger, Fabricius, Hagea
und Eichhorn Sechzehn Unzen dieses M.wassers enthalten:
nach einer altern
nach Eich-
Analyse :
horn:
Chlornatrium
0,175 Gr.
0,200 Gr.
Chlortalcium
0.350 —
0,425 —
Schwefelsaure TalUerde
0,075 —
.
0,600 —
Schwefelsaure Kalkerde
0,350 —
0,475 —
Kohlensaure Talkcrdo
0,075 —
0,075 —
Kohlensaure Kalkerde
0,225 —
.
0,275 —
Kohlensaures Eisenoxydul
0,050 —
. ,
0,050 —
Extractivstoff
0,025 —
0,025 —
Harz ....
0,050 —
.
0.075 —
1,975 Gr
&200 Gr»
Kohlensaares Gas
6,5 Kub.
Z.
5,072 Kub.Z.
Lichtenstein empfahl es innerlich gleich ähnlichen eruig-sa-
linischen Eisenquellen allein oder nach Umständen mit einem Zusatz
von auflösenden Salzen, äufserlich in Form von Wasser-, Douche-,
Regen- und Qualmbad: bei chronischen Nervenkrankheiten von -Seimä-
che, Hysterie, Lähmungen, — hartnäckigen Wechselfiebern, — Schreim-
und Blutflüssen passiver Art, — gichtischen und rheumatischen Lei-
den mit grofser Schwäche complicirt, — Schwäche der Verdauungs-
werkzeuge.
1030
Hagen in den Braunschweig. Anzeigen. 1755. Nr. 46. 76. —
1758. Nr. 37. 38.
Krüger, Gedanken von dem Helmstädtisclien Gesundbrunnen,
dessen Bestandteilen und Wirkungen; nebst einem Anhange merk-
würdiger Kuren. Helmstädt und Halle 1755.
L. Heister, de fönte medicato prope Helmstadium nuper de-
tecto ejusque salubri usu. Heimst. 1755.
Pli. C. Fabricius, disquisitio pliysico-chemica fontis martialis
medicati Helmstadiensis. Helmstadtii 1756.
— — ad dubia circa analysiu fontis martialis Helmstadiensis
responsio. 1757.
Hagen, gründliche Beschreibung des Helmst'ädtischen Gesund-
brunnen, nebst einem Unterrichte, wie derselbe zu gebrauchen. Halle
1756.
— — Vcrzeichuifs der Personen , welche im Jahre 1757 durch
den Gesundbrunnen hergestellt worden.
Krüger, Fortsetzung der Nachrichten von den vortrefflichen
Wirkungen des Helmstädtischen Gesundbrunnens. Helmstädt 1757.
Gedanken von den vortrefflichen Wirkungen des Helmstädtisclien
mineralischen Gesundbrunnens.
Lange in: Braunschw. Anzeig. 1760. Nr. 40.
Lieh t e ns t ein in: Braunschw. Anzeig. 1768. Nr. 42.
Braunschweigisches Magazin. 1815. Nr. 18. 19.
G. J. A. Lichtenstein, über den Gesundbrunnen und das Bad
bei Helmstädt. Helmstädt 1818.
Die M. quelle bei Oelber oder Oelper, im Distrikte Wol-
fenbüttel, eine kalte Eisenquelle.
J. G. Kuntzen's gründliche Untersuchung des Oelberschcn Ge-
sundbrunnens und Bades. Hannover 17L2S.
Von den Soolquellen des Herzogthums Braunschweig sind zu
erwähnen die Salinen von Julius Hall, am Fufse des Harzes, zwi-
schen Ilsenburg und Goslar, — Schöningen unfern Helmstädt,
am Fufse des Elm, — Salzdahlum, zwei Stunden nordöstlich von
Braunschweig; — unbenutzte Salzquellen zu Barndorf, eine Stunde
südlich von Schöppenstädt.
Teutschland geogn. geolog. dargestellt von Chr. Keferstein.
Bd. II. St. 3. S. 484.
Nur namentlich zu erwähnen ist im Oldenburgischen der Brunnen
zu A tens, in welchem nach C. Hans mann Jod und Brom vor-
kommen soll.
Archiv der l'hurmucic von Brandes u. \V a c k c uro d er. 1840.
Mai. S. 211.
XIII.
Die Heilquellen der Grofsherzogl. Mecklen-
burgischen Länder und des Herzogthums
Holstein.
JLJie Diluvial- und Alluvialformation ist die vorwaltende
in den genannten Ländern. Flach, reich an Seen, Mooren
und Brüchen, theilweise durch Dämme gegen die See ge-
schützt, werden sie von Höhenzügen durchschnitten, wel-
che sich nur bis zu einer sehr mäfsigen Höhe erheben und
von welchen zwei besonders bemerkenswert!!, — der über
Schwerin, Goldberg, Strelitz und Waldeck sich erstreckende
Mecklenburgische Höhenzug und der Holsteini-
sche, welcher von Meldorf über Bramstedt nach Oldes-
lohe sich ausbreitet.
In diesen bald hügelig, bald mehr wellenförmig sich
abflachenden Uferstaaten erreichen nur wenige Punkte die
Höhe von mehreren hundert Fufs. Nach der Bestimmung
von Seydewitz erheben die Schlemminer Berge sich bis
zu 495 F., die Berge bei Dietrichshagen bis zu 485 F., —
Plau liegt 322 F., Strelitz 232 F., der See bei Müritz 216
F., bei Schwerin 118 F., bei Malchin und Cummerow kaum
36 F. über dem Meere erhaben.
In geognostischer Hinsicht sind bemerkenswerth Lager
von Gyps, theilweise vorkommende Kreide, Mergel, Thon,
Sand und zahlreiche Trümmer von primären und älteren
sekundären Gebirgsarten in Form von Gerollen und Ge-
schieben.
Wichtig für die diesen Länflern eigenthümlicheu M. quel-
len sind bedeutende Braunkohlenlager und Flötze von Stein-
salz, — in Mecklenburg namentlich bei Sülz, — in Hol-
stein bei Oldeslohe.
1034
Die M. quellen von Mecklenburg und Holstein sind
kalt, enthalten nur wenig freie Kohlensäure und gehören
zu der Klasse der erdig-salinischen Schwefel- und Eisen-
quellen oder zu der der Kochsalzwasser.
Ueber die M.quellen bei Bramstcdt und über einige andere M.-
quellen im Holsteinischen von Dr. C. H. Pf äff. Altona 1810.
Teutschland geogu. geol. dargestellt von Chr. Keferstein. Bd.
II. St. 3. S 296. 297. — Bd. III. St. 2. S. 180. 181. — Bd. V. St. 2.
S. 225. — Bd. VI. St. 1. S. 53.
W ilb ran dt in: Mecklenb. Schwerin. Abendblatt. 1826. Nr. 384.
Wie ist der Grund und Boden Mecklenburgs geschichtet und ent-
standen? — Von Brückner.
Brückner in: Mecklenburg. Schwerin. Abendblatt. Jahrg. 1S27.
Nr. 446. 447.
Steffens in: Leonhard's Zeitschrift für Mineralogie. Jahr-
gang 1827. Nr. 11 u. 12.
Forchhainmer in: Leonhard's Zeitschrift für Mineralogie.
Jahrg. 1829. St. 1.
Chemische Untersuchungen der Soolquellen bei Sülz, von Dr.
Hclmuth von Blücher. Mit einer lithogr. Ansicht und Karte.
Berlin 1829. S. 1.
C. A. Tott in: Allgem. Med. Zeitung auf das J. 1835, herausg.
von C. Pabst. Altenburg 1835. April. — 1837. Nr. 86.
Zu erwähnen in dem Grofsh. Mecklenburg sind folgende:
Die M. quelle zu Go Idberg in dem Gr. Meckl. Schwerin, eine
erdig-salinische Eisenquelle, welche 1816 entdeckt und gefal'st, von
Kycbenthal und Krüger analysirt, in Form von Bädern benutzt
wird. Ausser Einrichtungen zu Wannenbädern, finden sich auch Ap-
parate zu Douche-, Regen- und Dampfbädern. Sechzehn Unzen der-
selben enthalten :
nach Kycbenthal:
nach Krüger:
Chlornatriuni
4,620 Gr. .
4,795 Gr.
Chlortalcium
0,300 —
0,722 —
Clilorcalcium
2,230 —
2,312 —
Kohlensaure Talkerde
0,625 —
0,630 —
Kohlensaure Kalkerde
4,950 —
5,115 —
Kohlensaures Eisenox)
dul 1,100 —
0,771 —
Kieselerde . . .
0,200 —
0,210 —
Harz ....
0,200 —
0,210 -
Extractivstoff
0,600 —
0,056 —
14,825 Gr.
14,821 Gr.
Kohlensaures Gas
13,400 Kub.Z.
10,511 Kub.Z.
1035
Die Zahl der Kurgäste betrug im Jahr 1818 : 200.
Borne mann rühmt die M.q. bei eingewurzelten, hartnäckigen
gichtischen Leiden, Krankheiten des Unterleibes von Schwäche, unre-
gelmäfsiger Blutcirculation, Molimina Haemorrhoidum , passiven Blut-
flüssen, besonders des Uterinsystems, chronischen Nervenkrankheiten
eretbischcr Art, chronischen Klicumatismen.
Annalen des Gesundbrunnens zu Goldberg von Bornemann.
Hamburg. 1. Heft 181 8. - 1819.
W. Krüger' s Beschreibung der Stahlquelle zu Goldberg nebst
einem Vorworte des Geh. Med. Raths Vogel. Rostock 1818.
Boruemanu in: Pierers Allgem. med. Annalen. 1819. Jul.
S. 933. _
Bornemann in: Hufeland's Journ. d. pr. Heilk. Bd. LIV.
St. 4. S. 111.
Die So olguellen bei Sülz im Gr. Meckl. Schwerin, — als
Saline und gegenwärtig auch als Soolbad benutzt, und zu diesem
Ende mit einem, unfern der Saline befindlichen Badehaus versehen.
H. von Blücher unterscheidet in seiner Monographie folgende
M. quellen: 1. Den Salzbrunnen Nr. 1. oder den alten Brunnen.
Seine Temperatur beträgt 9,5° R., seine spec. Schwere 0,0015, seine
Ergiebigkeit 144 Kub. Fufs in einer Stunde; — 2. den Salzbrun-
nen Nr. .2. oder den Ludwigsbrunneu. Sein spec. Gewicht ist
1,0408, seine Ergiebigkeit soll 334 Kub. F. in einer Stunde betragen;
— 3. den Salzbrunnen Nr. 8. oder den Reck enit zbrunnen.
Der chemischen Anatyse zufolge enthalten nach H. von Blü-
cher in sechzehn Unzen:
1. Der alte
2
Der Ludwigs
Brunnen :
brunneu :
Chlornatrium
342,331 Gr.
336,138 Gr.
Chlorkalium
0,430 —
0,468 —
Chlorcalcium . ^
33,147 —
38,584 —
Chlortalcium
22,310 —
24,177 —
Schwefelsaure Kalkerde
7,795 —
Schwefelsaure Talkerde
• • ...
6,067 —
Kohlensaure Kalkerde
0,330 —
0,392 —
Kohlensaures Eisenoxydul
0,553 —
0,376 —
Kieselerde .
0,046 —
0,031 —
406,942 Gr.
406,233 Gr.
3. Der R
eckenitzbruunen :
Chlornatrium
. 3
63,011
Gr.
Chlorkalium .
.
0,476
Chlortalcium
20,160
Schwefelsaure Ka
kerde
7,795
_
Chlorcalcium
•
32,2S
7
—
1036
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaures Eisenoxydul
Kieselerde
0,392 Gr.
0,369 -»
0,023 —
424,513 Gr.
Kästner'» Archiv. Bd. XVIII. St. 3. S. 271.
Chemische Untersuchung der Soolquelleu hei Sülz von Dr. Hei-
ni uth von Blücher 1S29.
C. A. Tott in: Allgem. Med. Zeitung. 1837. Nr. 86.
Der Gesundbrunnen bei Parchim au der Eide im Gr.
Meckl. Schwerin, ein erdig-salinisches Eisenwasser, entspringt im so-
genannten Sonnenberge, einem Walde von beträchtlichem Umfang,
ist klar, farblos, von eisenhaft -zusammenziehendem Geschmacke, he-
patischem Gerüche; seine Temperatur beträgt 9° R. bei 16° R. der
Atmosphäre, sein spec. Gewicht 1,0002004.
Analysirt wurde das versendete M.wasser von Krüger und Gri-
schow. Ein Pfund desselben enthält:
nach Krüger:
nach Grischo
Kohlensaures Eisenoxydul
0,383528 Gr.
0,13083 Gr.
Kohlensaure Kalkerde ,
0,505260 —
0,00833 —
Kohlensaure Talkerde
0,004380 —
Chlortalcium ....
0,193750 —
0,04000 —
Chlorkalium mit Chlornatrium
0.118750 —
0,17416 —
Schwefelsaure Talkerde (in l<rj
-
stallisirtem Zustande) .
0,121689 —
Sclnvefelsaures Kali
.
0,05416 —
Schwefelsaure Kalkerde .
0,156250 —
0,61666 —
Harzigen Stoff
0,00666 —
Extractivstoff
0,031500 —
O,0S4i6 —
Schwerlöslichen Extractivstoff
.
0,01250 —
Kieselerde ....
0,200000 —
• .
Sandigen Rückstand
0,16250 —
1,715107 Gr.
1,28996 Gr.
Sauerstoffgas ....
0,05140 Kub.Z.
Stickgas . . .
0,68632 -
Salpeterstoffgas
.
0,56 Kub. Z.
Kolilenstoffsaures Gas .
1,75046 —
1,84 —
2,48818 Kub.Z.
2,40 Kub. Z.
Ausser einem Badehause mit den nöthigen Einrichtungen besitzt
»1:im Etablissement ein Logirhaus.
Empfohlen wurde die M. quelle als Bad in den Fällen, iu welchen
erdig-salinische, an kohlensaurem Ga.s arme Eisenquellen indicirt sind,
und von Uterhart namentlich gerühmt bei grofser Schwäche, begin-
nender Paralyse, Krankheiten des Magens und Darmkanals von
1037
Schwäche, grofser Erschlaffung der äufseru Haut, chronischen Haut-
ausschlägen, Gicht und Rheumatismen.
Beschreibung des Gesundbrunnens bei Parchim von Dr, C. Uter-
hart. Parchim 1824.
Die M. quelle bei StavenJiagen im Grofsh. Meck. Schwerin,
eine alkalisch-eidige Eisenquelle. Ihr M.wasser ist klar, von einem
zusammenziehenden Geschmacke, einem geringen, bald verschwin-
denden hepatischen Gerüche; an der Luft wird es trübe und bildet
einen hellgelben Niederschlag. Seine Temperatur beträgt 6,7° R.}
sein spec. Gewicht 1,00684. Nach Grischow's Anah'se enthalten
sechzehn Unzen :
Kohlensaures Natron .
3.660 Gr.
Chlorcalcium
3,125 —
Kohlensaure Kalkerde
1,096 —
Kohlensaure Talkerde
0,973 —
Extractivstoffsaures Kali .
0,811 —
Kohlensaures Kali
0,867 —
Schwefelsaure Talkcrde
0,534 —
Kohlensaures Eisenoxydul .
0,454 —
Kieselsaure Kalkerde
0,435 —
Extractivstoff
0,075 —
Thonerde ....
0,020 —
12,050 Gr.
Kohlensaures Gas
2,48 Kub.Z.
Schwefel wasserstoffgas
0,07 —
Stickstoffgas .
1,52 —
4,07 Kub.Z.
igger's Journ. Bd. XXVII S
t. 3. S. 266.
Ueber die M.quelle bei Doberan ven
heran.
I. das Seebad bei I)o-
Von den M. quellen Holstein's gedenke ich folgender:
Die M.quelle bei Br am sie dt im Herzogthum Holstein, schon
nach den Mittheilungen von Pf äff im Jahre 1681 als heilkräftig
erprobt, doch lange vergessen und erst in der neuem Zeit wieder
empfohlen.
Man unterscheidet drei M.quellen : 1. Die Schwefelquelle
oder den Gesundbrunnen, ein alkalisch-erdiges Eisenwasser, des-
sen spec. Gewicht 1,00074 beträgt; — 2. die Stahl quelle, ein al-
kalisch-erdiges Eisenwasser, von 1,0015 spec. Gewicht; — 3. die
Salzquelle, eine eisenhaltige Kochsalzquelle, von 1,006 spec. Ge-
wi cht.
1038
Chemisch anatysirt wurden sie von Suersen und Pf äff. Nach
Pfaff's Analyse enthält in sechzehn Unzen:
1.
Die Schwefelquelle :
2. Die Stahlquelle:
Schwefelsaures Natron
0,250 Gr. .
• • • .
Chlornatrium.
1,500 —
0,200 Gr.
Chlorcalcium
0,100 —
0,100 —
Kohlensaures Natron .
Spuren
0,040 —
Kohlensaure Talkerde
0,140 —
0,150 —
Kohlensaure Kalkerde
Spuren • .
0,140 —
Kohlensaures Eiseuoxydul
0,060 —
0,320 —
Extractivstoff
0,700 — ,
0,100 —
Harz ....
0,100 —
. .
2,850 Gr.
1,050 Gr.
Kohlensaures Gas , '.
0,250 Kub. Z.
:. .0,275 Kub. Z
31,000 Gr.
1,220 -
0,125 —
0,550 —
0,850 —
0,013 —
Spuren
33,758 Gr.
0,300 Kub. Z
3. Die Salzquelle
Chlornatrium
Chlortalcium
Schwefelsaure Kalkerde
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaures Eisenoxydul
Harz ....
Kohlensaures Gas
N. F. W. Praetorius und C. J. Schli ch ting in : Beilage zum
Schleswig-Holsteinischen Anzeiger. 1761. St. 34.
Der Arzt von Unzer. 1761. St. 5. S. 353. St. 6. S. 49.
Eimbke in: Hamburger Adrefs-Comtoir- Nachrichten. 1809.
St. 64.
J. IT. Spalkhawer in: Gemeinnützige Unterhaltuugsblätter.
Jahrg. 1809.
Carsten's Bemerkungen über die M.quelleu zu Bramstedt. Al-
tona 1810.
C. H. Pfaff, über die M.quellen zu Bramstedt. Altona 1S10.
Die M.quellen bei Bramstedt von F. J. Suersen Hamb. 1810.
Die M.quellen zu O /de s lohe. Als Heilquellen werden be-
nutzt die Soolc der Saline und eine erdig -salinische Schwefelquelle
in Form von Salz- und Schwefelbädern. Ausser Einrichtungen zu
Wannenbädern in der Badeanstalt und zu kalten Bädern in dem Salz-
teiebe, linden Kurgäste gute Wohnungen in dein freundlich gelegenen
Logirhaase. Der Bekanntmachung der Badedircctiou zufolge beginnt
die Badezeit Mitte Juni. Badearzt ist Hr. Dr. Lorentzen.
1039
G. Eimbke, spec. inaugural. sist. analysin chemicam fontium
muriaticorum Oldesloensium. Kilonii 1794.
Hagelstein's Bemerkungen über das Baden in Beziehung auf
die Salz- und Schwefelbäder zu Oldeslohe 1816.
Teutschland geogn. geolog. dargestellt von Chr. Keferstein.
Bd. II. St. 3. S. 297.
Die Oldcsloer Salz- und Schwefelbäder mit dem neu erbauten
Logirhause im Jahre 1823, von F. A. Lorentzen. Lübeck 1S23.
Die M. quelle bei Ottensen, nur einige tausend Schritte von
der Elbe entfernt, eine erdig-salinische Eisenquelle, welche vom Prof.
Resener entdeckt, und von Schmeifser chemisch untersucht
wurde. Nach Schmeifser enthalten sechzehn Unzen:
Schwefelsaures Natron
1,60 Gr.
Chlornatrium ....
0,60 —
Kohlensaures Natron
1,20 —
Kohlensaure Talkerde . <
0,20 —
Kohlensaure Kalkerde .
2,80 —
Kohlensaures Eisenoxydul .
0,55 —
Thonerde ....
0,05 —
Harz und Extractivstoff
0,07 —
7,07 Gr.
Kohlensaures Gas .
. 0,125 Kuh. Z.
C. H. Pf äff, über die M.quelle bei Bramstedt. S. 50.
Die M.quelle zu N eumünster , ein schwaches Eisen wasser,
enthält nach Pf äff in sechzehn Unzen:
Kohlensaure Kalkerde . . . 0,90 Gr.
Koklensaure Talkerde . . . 0,10 —
Chlorcalcium 0,65 —
Chlornatrium .... 0,25 —
Chlortalcium und Extractivstoff . 0,15 —
Schwefelsaure Kalkerde . . 0,20 —
Harzstoff . . . , . . 0,05 —
Kieselerde 0,20 —
Kohlensaures Eisenoxydul . . 0,03 —
2,53 Gr.
Ueber die M.quelle bei Bramstedt von Pf äff. S. 64.
Die Warmstorfer M. quellen bei Neumünster, mehrere
schwache M.quellen , schon 17S9 entdeckt, früher von einem grofsen,
aber schnell vorübergehenden Rufe.
C. H. Pf äff a. a. O. S. 58.
Die M.quelle auf dem Gute We Hing sbüttcl enthält nach
Suefsen's Analyse kohlensaures Eisenoxydul, kohlensaure Kalkerde,
Chlornatrium und Pflanzenfaser.
Pfaff a. a. O. S. 64.
1040
Die M. quelle bei Brodlum im Amte Bredstedt, als Wunder-
quell gepriesen, nach Friedlich' s Analyse ohne allen minerali-
schen^ ehalt.
Pf äff a. a. 0. S. 65.
Ausser diesen giebt es andere eisenhaltige M.quellcn im Holsteini-
schen und Schlefswigschen, namentlich auf den Gütern Helmsdorf,
Wind eh y u. a., welche aber, unbedeutend hinsichtlich ihres Gehal-
tes, nicht im Gebrauch sind.
XIV.
Die teutschen Seebäder der Nord- und
Ostsee.
II. Theil. Uuu
JLJem unsterblichen Lichtenberg gebührt das Verdienst,
auf die Wichtigkeit und Notwendigkeit von Etablissements
zu Seebädern für Teutschland zuerst aufmerksam gemacht
zu haben. Er versicherte, „ seinem Aufenthalt in dem See-
bade zu Margate die gesündesten Tage verdankt zu ha-
ben," und schlug schon im J. 1793 zu ähnlichen Etablisse-
ments Cuxhaven und Neuwerk vor. Woltmann versuchte
dagegen aus der Lokalität der genannten Orte die Schwie-
rigkeiten darzuthun, welche der Ausführung dieses Vor-
schlages entgegenstünden, und empfahl hierzu statt der
Küsten der Nordsee die der Ostsee, — und so wurde
unter dem Schutze des Grofsherzogs von Mecklenburg-
Schwerin und durch die rastlose Thätigkeit des hochver-
dienten Hrn. Geh. Raths Vogel zu Doberan im Jahr 1794
das erste teutsche Seebad in der Ostsee gegründet, — in
der Nordsee zu Norderney im J. 1801 und fast gleichzeitig
ein zweites Seebad in der Ostsee , das zu Travemünde,
welchem bald andere nachfolgten.
Ueber die Wirkung und Anwendung der Seebäder im
Allgemeinen verweise ich auf das schon früher hierüber
Bemerkte (Th. I. S. 262—266. 301. Zweit. Aufl. S. 278—
285. 324.), und erlaube mir nur über die Eigentümlichkei-
ten und die Benutzung der teutschen Seebäder der Nord-
und Ostsee folgende Bemerkungen. —
Schon im Allgemeinen bietet die Lage beider Meere
eine grofse Verschiedenheit dar.
Üuu2
1044
Die Ostsee, das Baltische Meer, von einem Umfang von 7000
□ Meilen, mit Einschlufs des Finniscben und Botanischen Meerbusens,
190 bis 200 teutscbe Meilen in der Länge, 24 bis 48 Meilen in der
Breite, begränzt von den Küsten Teutschlands, Dänemarks, Kurlands,
Lievlands, Finnlands und Schwedens, bildet eigentlich nur einen gro-
fsen Meerbusen, in welchen sich vierzig bedeutende Ströme ergiefseu
und welcher durch den Sund und die Belte mit der Nordsee zusam-
menhängt.
Die Nordsee ist dagegen ungleich tiefer als die Ostsee. In erste-
rer findet das Senkblei erst in einer Tiefe von 120 bis 130 Faden
Grund, in der letztern in einer Tiefe von 2 bis 20 Faden. An den
meisten Orten beträgt die Tiefe der Ostsee nur 50, an zwei Stellen
in der Mitte jedoch 110 und 115 Faden. Auf ihrem Grunde finden
sich viele Riffe und Felsenklippen. Die Nordsee ist in ihrer mittle-
ren Höhe wenigstens um 8 Fufs niedriger, als die Ostsee.
Die Küsten beider sind flach, saudig, — theilweise, besonders an
den Küsten der Ostsee, finden sich Felsblöcke (Rollsteine) aus Gra-
nit und Porphyr, — an den Küsten von Preulsen und Kurland
Bernstein.
Um die medicinischen Vortheile der Seebäder der Nord-
und Ostsee nach Verdienst zu würdigen, und mit Erfolg
ihre karakteristischen Eigenthümlichkeiten zu benutzen,
scheint folgendes besonders beachtenswerth :
1. Die Lage der einzelnen Seebäder, — an
der Küste oder auf Inseln, in vor Stürmen geschützten
Buchten oder an Orten, wo sie rauhen Winden besonders
ausgesetzt sind, und ihre dadurch bedingten klimatischen
Verhältnisse.
2. Die reizend-belebende Wirkung der See-
luft, — von welcher bereits gesprochen worden (Vgl. Th.
I. S. 211. Zweite Aufl. S. 222). Bei den Seebädern der
Nord- und Ostsee ist besonders ferner noch aufmerksam
zu machen auf die Verschiedenheit, welche statt findet
zwischen der Seeluft der Küste und der ungleich reizen-
dem Qualität der Seeluft auf, von der Küste entfernt ge-
legenen Inseln, wie z. B. Helgoland.
3. Das S e e w a s s c r selbst. Wir haben hier zu
unterscheiden :
a. Die Temperatur und das spec. Gewicht des See-
wassers. Nach W. von Halem beträgt das der Nordsee
1045
1,0026, nach Li nk das der Ostsee L0128, So abhängig die
Temperatur des Seewassers von der Atmosphäre, Stürmen
und Fluthen, und endlieh auch von den Eigenthümlichkeiten
der Lage ist, so scheint die Temperatur der Nord- und Ost-
see doch immer ein gewisses Verhältnifs zu beobachten.
Gleich anderm Wasser wird das Meerwasser langsamer
erwärmt, als die Luft, behält aber auch deshalb länger
seine Wärme.
Nach Vogel betrug im Juni 1S30 die Temperatur des Seewassers
bei Doberan 4° mehr, als die der atmosphärischen Luft. In dem Kie-
ler Seebade fand Pf äff als mittlere Temperatur im Juni 15,5° R.,
im Juli 14,75° R, im August 16,0° R. , — nach Safs schwankt zu
Travemünde in den Sommermonaten die Temperatur der See zwischeu
10 und 19° R.
Die Mittelwärme der Ostsee im Sommer beträgt zwischen 13,33
und 16° R. ; bei Kopenhagen beobachtet man oft 17,5 bis 19° R., im
Kategat aber, wo das Nordseewasser eindringt, gleichzeitig nur 13° R.
Im August 1834 fand A. von Humboldt die Ostsee bei Swinemünde
über 18,5° R., gegenüber bei Treptow nur etwas über 16° R., östlich
der Landzunge von Heia über 17,5° R. , am frischen Haff noch über
17° R. — Die mittlere Temperatur der Nordsee beträgt während der
Badezeit 14—15° R.
b. Die geringere oder stärkere Bewegung der See, die
Ebbe und Fluth und den Wellenschlag. Man hat ihm
mit Recht eine besonders stärkende, belebende Wirkung
beim Gebrauch der Seebäder zugeschrieben. Sehr bedeu-
tend und wichtig ist die Ebbe und Fluth und der starke
Wellenschlag in der Nordsee, — geringer dagegen in der
Ostsee.
Der Wellenschlag ist eine pendelartige oder halbrunde, theils
selbständige, theils vom Winde erregte Bewegung des Meerwassers,
deren Ursache noch keinesweges hinlänglich erklärt worden ist. Die
einfachen Wellen sind selten über 6 Fufs hoch; treffen aber, bei sich
durchkreuzenden Winden, mehrere Wellen gegen einander, so thür-
men sie sich oft zu einer zehnfach gröfsern Höhe auf. Die Bewe-
gung der Wellen beim Wellenschlage erstreckt sich zwar nach Aus-
sage der Taucher nicht über 15 Faden, im gröfsten Sturme nicht
über 90; iudefs geht aus Bremontiers und den Beobachtungen der
Gebrüder Weber hervor, dafs die Wirkung des Druckes der Wel-
len und des Windes, welchem Letztere die Ursache der Wellen zu-
schreiben, sich nicht nur bis auf den Grund des Meeres erstrecken,
sondern auch eine beträchtliche Veränderung des Bodens auf demsel-
1046
ben bewirken könne. Ausserdem bangt die Gestalt der Wellen von
dem Umfange des Meeres ab und sie sind desbalb bei eingeschlosse-
nen Meeren, wie in der Ostsee, kleiner und kürzer, auf dem Ocean
und der Nordsee anhaltender, länger und stärker In der Ostsee erhe-
ben sich die Wellen nicht so hoch als in der Nordsee , sie fallen
kürzer und folgen schneller auf einander. Ihr Brausen ist daher bei
stillem Wetter viel schwächer als in andern Meeren. Kleiner und
nicht steigend und fallend, sagt Dr. H. F. Borghoff, wallen in der
Regel die bläulichen Wellen der Ostsee, während die mehr grünen
"Wogen der Nordsee, vorzüglich bei kommender Fluth, stärker heran-
wallen. — Die Ebbe und Fluth ist ebenfalls in eingeschlosse-
nen Meeren, wie in der Ostsee, weniger stark, während sie in
der Nordsee bedeutend ist. Die Bewegung des Meeres ist bei der
Fluth an und für sich bedeutender und auch der Wellenschlag stär-
ker. Mit ihr ändert sich Vieles: die schlechte Witterung bessert sich,
der Wind erhebt und dreht sich und die Atmosphäre ist belebender,
erquickender und reizender, das Wasser ist reicher an mineralischen
Bestandtheilen, die elektrischen Strömungen werden um diese Zeit
besonders entwickelt, Brandung und Wogenschlag heftiger. Zur Zeit
der Ebbe findet dies Alles gar nicht oder nur in geringerem Grade
statt und die alsdann genommenen Bäder besitzen daher auch eine
weit weniger stärkend belebende Wirkung. —
c. Das qualitative und quantitative Verhält-
nifsderBestandtheile des Seewassers. DieHaupt-
bestandtheile des Seewassers sind: Chlornatrium, nächst
diesem Chlortalciuin , Chlorcalcium , schwefelsaures Na-
tron, schwefelsaure Kalk- und Talkerde, — an diese schlie-
fsen sich in untergeordnetem Mengen- Verhältnifs schwefel-
saures Kali, Harz, Extractivstoff und die von Einigen auf-
gefundene Jodine und Brom.
Ueber den Gehalt an Kochsalz, bekanntlich dem Hauptbestand-
teil des Seewassers, in dem Wasser der verschiedenen Meere ist
bereits schon früher gesprochen worden. (Vgl. Th. I. S. 83. Zweite
Aufl. S. 87).
Im Allgemeinen ist der Salzgehalt des Seewassers abhängig von
der Richtung der Winde, von der Fluth , von der Nähe von Flüssen,
und dem dadurch bewirkten stärkern Zuflufs von süfsem Wasser.
Denn wenn auch das in das Meer sich ergiefsende Wasser der letz-
tern oft längere Zeit vorher, ehe es in die See ergossen wird, schon
mit den Salzen der See penetrirt ist, so findet doch gleichwohl im-
mer hierbei eine dem Wasserreichthum dieser Flüsse entsprechende,
bald gröfsere, bald kleinere Verdünnung statt.
In den heifsen Klimatcn, wo täglich so viel Wasser
durch die Hitze verdunstet , ist das Seewasser am reich-
1047
sten an Salz. Unter der Linie enthält das Seewasser in
einem Pfunde mehrere Unzen Seesalz, — in L000 Theilen
Wasser das Mittelländische Meer 410 Th. Salz, der At-
lantische Ocean 3S0 Th. , — nach der gewöhnlichen An-
nahme in einem Pfund Wasser die Nordsee ein Loth, die
Ostsee ein halbes Loth, — doch linden hier nach Verschie-
denheit der Lage folgende Abweichungen statt :
Nach Blüh in unterscheiden sich die Nordsee- von
den Ostseebädern durch einen fast doppelten Salzgehalt.
Nach Chemnitz enthält das am Badeplatze zu Wange-
roge bei Nordostwind und ankommender Fluth geschöpfte
Wasser in 100 Unzen: 1680 Gr., das Ostseewasser dagegen
nur 1050 Gr. Salzgehalt.
Nach Pfaffs Bestimmung enthält in sechzehn Unzen
an festen Bestandtheilen :
Das Seewasser bei Föhr in der Nordsee . . . 266,66 Gr.
— — — Norderney in der Nordsee . 249,60 —
— — — Cuxhaven — — — . 240,00 —
— — — Apenrade — — Ostsee . 157,40 —
_ _ _ Kiel — — — . 132,40 —
— — — Doberan — — — . 129,66 —
— — — Travemünde — — . 127,33 —
— — — Zoppot — — — . 57,60 —
d. Sehr beachtenswerth in mehrfacher Hinsicht ist fer-
ner der Reichthum an Fischen, Würmern, Zoophyten und
Infusorien. Durch sie und die von ihnen ausgehende Fäul-
nifs wird häufig nach Mehreren die der See eigenthümliche
Phosphorescenz bedingt. Mit dem Beginn der Fäulnifs bil-
den sich bei Fischen feine leuchtende Ränder an den
Flossen und Kiemendeckeln, die dadurch entwickelte Phos-
phorescenz ist ganz ähnlich der der leuchtenden Käfer.
Besonders bemerklich wird die Phosphorescenz der See
kurz vor dem Eintritt eines starken Sturms.
Wiederholte von Safs angestellte Versuche zeigten, dafs frisches
aus der Nordsee bei Norderney geschöpftes Wasser, durch doppeltes
Löschpapier filtrirt, noch eine Zeitlang im Dunkeln leuchtete. Sais
in Travemünde fand , dafs das aus der Trave geschöpfte (mit See-
wasser vermischte) Wasser bei starkem Nord-Ostwinde und eingehen-
1048
dem Strome in der Dunkelheit hellglänzend war und an vielen Punk-
ten der Oberfläche leuchtende Ausströmungen zeigte. Die in das
Wasser getauchte Hand leuchtete an verschiedenen Stellen, ein Ver-
gröfserungsglas zeigte keine Spur von Thieren und der hinzugegos-
sene Weingeist bewirkte keine Veränderung, das Leuchten dauerte
noch mehrere Stunden fort.
In England pflegt man gewöhnlich sehr spät Seebäder
zu gehrauchen, hei uns ist zu Bädern in der Nord- und
Ostsee die beste Zeit von Mitte Juli bis September.
Zu einer ganzen Kur wird ein sechswöchentlicher,
oft auch noch längerer Aufenthalt erfordert, um 30 bis 50
Bäder zu nehmen. Man badet in der Regel täglich nur
einmal, setzt auch wohl zuweilen aus bei sehr ungünstiger
stürmischer Witterung, oder bei zufälligen Unpäfslichkei-
ten. Die beste Zeit zu Bädern ist zwischen dem ersten
und zweiten Frühstück. Soll gegen Abend in besondern
Fällen noch ein zweites Bad genommen werden, so mufs
sehr zeitig zu Mittag gegessen werden. Ganz nüchtern zu
baden ist bei sehr reizbaren Kranken zu widerrathen, und
nach dem Bade der Genufs von etwas Warmen sehr zu
empfehlen.
Die Dauer des Aufenthaltes im Bade hängt ah von
der Temperatur des Wassers und der Individualität des
Kranken, besonders der Reizbarkeit seiner Haut. Je käl-
ter das Wasser, um so kürzere Zeit darf man nur in dem-
selben verweilen. Gemeiniglich verweilt man in dem See-
wasser anfänglich nur wenige Minuten, verlängert aber
diese Zeit, je mehr man sich an die Temperatur der See
gewöhnt. Bei reizbaren Kranken ist der Gebranch von lau-
warmen Seebädern zuvor anzurathcn, um sich so allmählig
an die Temperatur der See zu gewöhnen. — Sehr, zu
empfehlen ist öfteres Untertauchen in der See.
Gemeiniglich bedient man sich sehr weiter, faltenrei-
cher Bademäntel oder Badehemden von grobem Flanell,
— Damen gebrauchen häufig eine Kappe von Wachst.» ffet,
um die Haare vor Nafswerdcn zu schützen. In vielen Fäl-
len, avo es darauf ankommt, den Kopf zu stärken, ist diese
1049
gleichwohl nicht zu empfehlen, nur mufs man dafür sor-
gen, dafs nach dem Seebade die Haare gut abgetrocknet
werden.
In den gut eingerichteten Seebädern der Nord- und Ostsee finden
sich Badehäuser, wo man nicht blofs lauwarme Seebäder in Wannen
nehmen, sondern auch Douche-, Tropf-, Regen- uud andere Formen
von Bädern nach Erfordernifs benutzen kann. — Originell ist die
Anwendung der Medusen, von welchen Danzmaun in Travemünde
Gebrauch machte; er benutzte sie blofs partiell als Umschlag bei
scrophulösen Geschwülsten, oder auch in Stücke geschnitten mit Was-
ser von 24° R. als Bad.
In der See selbst badet man auf doppelte Weise:
1. Am Strande befinden sich kleine Häuser, Zelte,
Buden, Badehäuschen, mit Stühlen, Bänken, Tischen, Spie-
geln und andern nötkigen Meublen versehen, wo man sich
entkleidet, in einen Bademantel hüllt, hölzerne Schuhe an-
legt und sich dann über einen Steg in die See bcgiebt.
In Swinemünde ist zwcckmäfsig über die in die See führende
Treppe ein Leinwandzelt mit einer bis in die See hinabreichenden
Marquise angebracht, von wo aus der Badende ungesehen bis zur nö-
thigen Wassertiefe gelangt. — Eine Abweichung hiervon findet in Kiel
statt, wo die "Damen mittelst eines breiten Stegs auf ein vor Anker
liegendes Flofs gehen, auf welchem ein Gesellschaftszimmer mit zwei
Seitenkabinetten und acht ßadekabinetten angelegt ist. Diese Bade-
kabinette, in welchen man sich auskleidet, sind nach der See zu mit
einer Marquise versehen und man gelangt auch von hier aus mittelst
einer Treppe in die See.
2. Bequemer und anständiger ist die Einrichtung der
Badewagen, welche in den Seebädern Englands allgemein,
und auch in der Mehrzahl der teutschen Seebäder der
Nord- und Ostsee jetzt im Gebrauch sind- Diese Wagen
haben zwei oder vier Räder, bestehen aus einem bedeckten
Baum, einem kleinen Zimmer, Avelches mit allen Bequem-
lichkeiten versehen, zum Auskleiden bestimmt ist, und sind
mit einem Fallschirm und einer beweglichen Treppe verse-
hen, auf welcher man, nachdem der Fallschirm herabgelas-
sen, in die See steigt. In die See werden sie mit Pferden
gezogen, von Menschen geschoben, oder mittelst eigener
Vorrichtung hinabgelassen und mittelst Winden und Strik-
1050
ken auf gegebene Zeichen wieder an das Land zurückge-
zogen.
Innerlich als auflösendes, eröffnendes Mittel, wozu es
schon von Rüssel empfohlen worden, bedient man sieh
gewifs mit Unrecht des Seewassers in den Bädern der
Nord- und Ostsee zu wenig.
Unter den stärkend-belebenden äufsern Mitteln gebührt
dem Seebade ohne Zweifel eine der ersten Stellen, — auf
die ausgezeichneten Wirkungen desselben und die wichtige,
wohl zu beachtende Verschiedenheit zwischen See- und
Eisenbädern habe ich bereits aufmerksam gemacht. (Vergl.
Th. I. S. 265. Zweit. Aufl. S. 281).
So vortrefflich die Wirkungen des Seebades im Allge-
meinen sind, so ist gleichwohl dasselbe gar nicht, oder nur
bedingt anzuwenden: bei grofser Vollblütigkeit, excessiver
Schwäche der Nerven erethistischer Art, bei sehr grofser
Schwäche und Reizbarkeit der äufsern Haut, bei Disposi-
tion zu Schlagflufs oder Bluthusten, grofser Schwäche der
Brust, Exulcerationen wichtiger Centralorgane, fieberhaf-
ten Beschwerden, während der Schwangerschaft, bei sehr
reizbaren Kindern oder schon sehr bejahrten Personen
oder Gefahr drohenden organischen Fehlern, wie z. E.
Aneurysmen.
Dagegen sind die Bäder der Nord - und Ostsee vor-
zugsweise in folgenden Krankheiten gepriesen worden :
1. Bei chronischen Nervenkrankheiten, durch Schwäche
und Erethismus des Nervensystems bedingt, namentlich in
Form von Schmerzen oder iKrämpfen, — Neuralgieen, ner-
vösem Kopfweh, — Convulsionen, Epilepsie, Veitstanz,
Zittern der Glieder, — mit fehlerhafter Verstimmung des
Gemeingefühls oder Störung des Bcwul'stseins , — Melan-
cholie, Manie, Ekstasis, — paralytischen Aflcctionen, Läh-
mungen der Extremitäten, Impotenz, Amblyopie, anfangen-
der Amaurose.
2. Chronischen Krankheiten der Haut, von örtlicher
Schwäche oder fehlerhafter Absonderung, — chronischen
1051
Hautausschlägen, Salzflüssen, Geschwüren , Flechten und
andern Afterbildungen oder fehlerhaften Absonderungen; —
ferner krampfhaft-erhöhter Reizbarkeit der Haut, Neigung
zu profuser Transpiration aus Schwäche, oder grofser Dispo-
sition zu Erkältungen, rheumatischen oder gichtischen Af-
fectionen.
3. Profluvien passiver Art, — Blut- und Schi ehnflüssen,
namentlich des Uterinsystems, — oder vorhandener Dispo-
sition dazu.
4. Gichtischen oder rheumatischen Beschwerden, inso-
fern sie durch örtliche, oder allgemeine Schwäche bedingt
werden, — rheumatisch -gichtischen Neuralgieen, — oder
um durch allgemeine und besondere Stärkung der Haut
die Disposition zur Gicht zu beseitigen.
5. Chronischen Leiden des Drüsen- und Lymphsystems,
namentlich Scropheln, — scrophulösen Geschwülsten, Ver-
härtungen, Hautausschlägen.
6. Allgemeiner Schwäche, mit Neigung zuBlennorrhöen,
Cachexia hydropica oder Disposition zu psorischen oder
lymphatischen Ablagerungen.
Von den Seebädern der Nordsee sind besonders zu er-
wähnen: Norderney, Helgoland, Cuxhaven und
Wangeroge, — von denen der Ostsee: Doberan,
Swinemünde, Puttbus und Travemünde.
Lichte nberg's vermischte Schriften. Bd. V. S. 93.
S. G. Vogel, über den Nutzen und Gebrauch der Seebäder.
Stendal 1790.
— — allgemeine Baderegeln zum Gebrauch für Badelustige
überhaupt und diejenigen besonders, welche Seebäder gebrauchen wol-
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C. W. Hufelau d's Uebersicht. S. 200. Vierte Aufl. S, 188.
Wie müssen Seebäder eingerichtet werden? Wie wirken sie?
Von ccoog. Leipzig 1820.
Schweigger und Meincke, Journ. d. Chemie. 1S21. Bd. II.
St. 3. S. 281.
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1052
Kastner's Archiv. Bd. XII. S. 256. — Bd. XVII. S. 89.
J. Berzelius, Jahresbericht über die Fortschritte der phys.
Wissenschaften, übers, v. Wühler. Dritter Jahrg. 1824. S. 70.
Neuber in: Hufeland u. Osann's Journal der prakt. Heilk.
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Oken und Seh weigger in : S chw eigge r's Jouru. Bd. XIII.
S. 342. — Bd. XVIII. St. I. — Bd. XXX.
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goland in: C. F. v. Gräfe u. Ph. v. Walther's Journ. d. Chirurg.
Bd. XV. St. 1. S. 39-50.
Bemerkungen über die Salubrität der Seeluft vom Geh. Med.
Rath Dr. S. G. Vogel. Rostock 1829.
Einige allgemeine fragmentarische Notizen aus der Naturge-
schichte des Meeres, mit besonderer Beziehung auf die Ostsee, vom
Geh. Med. Rath Dr. S. G. Vogel. Rostock 1830.
Berzelius, Jahresbericht. 1832. S. 350 ff.
Casper's Wochenschrift. 1833. S. 801.
Ad. L. Richter, die Seebäder auf ]Norderney, Wangeroog und
Helgoland, nebst topographischen und geognostischen Bemerkungen
über diese Inseln der Nordsee. Berlin 1833.
Sachse in : Med. Zeitung vom Verein für Heilk. in Preufseu.
1834. Nr. 20. S. 91. Nr. 30. S. 146.
J. D. W. Sachse, Medizinische Beobachtungen und Bemerkun-
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bei Doberan. Berlin 1S35.
J. H. Becker, einige Bemerkungen über den Einfluis der Wit-
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auf die Anwendung der Seebäder in Doberau. Parchim 1835.
T. F. M. Richter, die Wasserwelt oder das Meer und die
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C. Mühry, über das Seebaden und das Nordemeyer Seebad.
Hannover 1836.
K. E. Hasse in: Siimmarium des Neuesten aus der gesammten
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Carus in: Hufcland und Osann's Journal der prakt. Heilk.
Bd. LXXXII. St. 1. S. 34 ff.
Arn heim er in: Med. Zeitung. 1837. S. 18.
P, A. v. Bonsdorff in: Po ggen dorff s Annaleu der Physik
und Chemie. Bd. XXXX. St. 1. 1837. No. 1. S. 133.
J. D. AV. Sachse, Verteidigung der Ostseebäder gegen die
Verunglimpfungen mehrerer Aer/.te, besonders des Hrn. Dr. Mühry
und Nachtrag zu meiner Badeliteratur. Schwerin 1837.
Die Heilquellen Deutschlands und der Schweiz. Viertes Heft. Die
Nord- und Ostseebäder. Von K. C li r. Dille. Leipzig 1838.
A. Vetter, Allgemeines Brunnen- und Badebuch. Berlin 18'i0.
S. 343—356.
Medizinische Fragmente, betreffend eine allgemeine Lehre des
1053
Seebades und der Seebäder etc. Von Dr. C. Mühry, herausgege-
ben von Dr. Ad. Mühry. Hannover 184t.
G. Clemm in: Annalen der Chemie und Pharmacie. Von Woh-
le r und Liebig. 1841. Heft. 1. Januar.
1. Die Seebäder der Nordsee.
Das Seebad zu Norderney, an der Küste von Ostfriefsland
im Königreich Hannover, — das älteste Seebad der Nordsee. Die
flache, aus angeschwemmtem Sande gebildete, aber mit gutem Trink-
wasser versehene Insel Norderney zählt gegen 800 Einwohner, mifst
den fünften Theil einer Quadratmeile an Flächeninhalt, an Umfang
drei bis vier Stunden, und liegt von dem festen Lande eine und eine
Viertel Meile entfernt.
Von der Stadt Norden aus ist die gewöhnliche Ueberfabrt, man
macht sie bei günstigem Winde in dreiviertel, bei ungünstigem Winde
in zwei bis drei Stunden. Während der Ebbe kann man selbst zu
Wagen oder zu Pferde von Norden aus über das Hilgenrieder Siel
in zwei Stunden nach der Insel gelangen ; geführt und begleitet wer-
den die Reisenden von dem da wohnenden Strandvogt. Aufserdem
kann man von Bremen mit dem Norderneyer Segelschiffe in etwa
zehn Stunden nach N. kommen; eine regelmäfsige Dampfschifffahrt
zwischen Bremen und N. ist im Werke; — zwischen Hamburg und
Norderney ist eine solche bereits im Gange.
Das seit Anfang dieses Jahrhunderts gegründete Bade-Etablis-
sement zu Norderney umfafst aufser einem Badehause, in welchem
man Wannenbäder und Apparate zu Douche-, Dampf- und Räucher-
bädern findet, ein Conversations- und Logirhaus. Die Badegäste woh-
nen theils in letzterm, theils in Privatwohnungen der ehrlichen In-
sulaner. Die Wohnungen sind nach Wolff zwar sehr reinlich, nach
Holländischer Art, entbehren aber doch mancher Bequemlichkeiten.
Viele Thüren und Schränke sind zum Verschliefsen nicht eingerichtet
und dennoch hat man kein Beispiel, dafs von den Insulanern etwas
entwendet worden wäre.
In der See badet man in Badewagen. Auf der abgesteckten Ba-
delinie baden die Frauen im Süden, die Männer im Norden. Die Ba-
dewagen bestehen aus kleinen hölzernen Häusern, mit einer Bank,
Spiegel und Klingel, bei den für Damen bestimmten auch mit Marqui-
sen versehen, auf einem vierrädrigen Wagen.
Die Zahl der N. besuchenden Fremden betrug:
Im J. 1828 .... 601.
— — 1829 .... 708.
— — 1830 .... 788.
— — 1831 .... 859.
— — 1832 .... 834.
— — 1833 . . . . 1027.
— — 1834 .... 1275.
1054
Im J. 1835 .... 1257.
— — 1836 .... 1399.
— — 1837 .... 1442.
— — 1838 .... 1262.
Die Badezeit dauert vom 1. Juli bis 15. September. Erster Ba-
dearzt ist Hr. Hofmedicus Dr. J. L. Bluhm, zweiter Badearzt ist,
nach M'dhry's Tode, Hr. Dr. Flügge. Bestellungen wegen Woh-
nungen übernimmt der Badeverwalter R ö p k e. — In sechzehn Unzen
enthält das Seewasser bei Norderney nach Hai cm (1821):
Chlornatrium . . . 174,000 Gr.
Chlortalcium
Schwefelsaures Natron
Schwefelsaure Kalkerde
Extractivstoff .
66,t66 —
7,666 —
1,266 —
0,500 —
249,598 Gr.
Eine im Jahre 1839 von Soltmann angestellte Analyse des See-
wassers bei N. ergab das speeif. Gewicht von 1,023 bei 16° R. Hun-
dert Theile desselben enthielten:
Schwefelsaure Kalkerde . . 0,139 Th.
Schwefelsaure Talkerde . . 0,177 —
Chlormagnesium .... 0,125 —
Chlorkalium .... 0,039 —
Chlornatrium .... 2,579 —
Kieselerde ~\
Jod ) f in unbestimmter gerin-
n { gebunden > »T
Brom ) ö C ger Menge
Organische Materie 1
3,059 Th.
Ueber die Seebadeanstalt auf der Ostfriesischen Insel Norderney
von Dr. F. W. von Halem. Aurich 1801.
F. W. von Halem's Beschreibung der zum Fürsteuthum Ost-
frielsland gehörigen Insel Nordern cy und ihrer Secbäderanstalten.
Mit 3 Kupfern. Bremen 1815.
— — die Insel Nordcrney und ihr Seebad nach dem gegen-
wärtigen Standpunkte. Mit 3 Kupfern. Hannover 1822
Ueber das Seebad auf der Insel Norderney und seine Heilkräfte
v. J. L. B 1 u h m. Hannover 1824.
J. L. Wolff a. a. O. S. 39-47.
A. Papen, Specielle topographische Karte der Insel Norderney,
nebst Karte der ostfries. und oldcnb. Seeküstc. 1823.
Richter a. a. O. S. 26.
J. L. Bluhm, die Seebadcanstalten auf der Insel Norderney iu
ihrem gegenwärtigen Zustande. Bremen 1834.
C. Müliry, über das Seebaden und das Nordcrucycr Seebad.
Hannover 1836.
1055
C. Mühry in: Casper's Wochenschrift. 1836. S. 273.
Hille a. a. O. S. 61.
v. Gräfe und Kaiisch, Jahrbücher für Deutschlands Heil-
quellen und Seebäder. Jahrg. II. 1837. S. '274. 285. Jahrg. III. 183S.
S. 545. Jahrg. IV. 1839. Abth. 3. S. 130.
Mühry, medicinische Fragmente etc. S. 77—116.
Das Seebad zu Helgoland. Die Insel Helgoland, d. i. „hei-
liges Land," benannt nach dem Dienst des Götzen Tosete oder Tor.
sete, nach einigen das Nemus castum des Tacitus, fast gleich weit
von der Mündung der Elbe und Weser, von Hamburg 25, von Cux-
haven 10 Meilen entfernt, besteht aus einem einzigen, fast senkrecht
aus der See sich erhebenden braunrothen Felsen von buntem Sand-
stein, auf dessen hohem Plateau aufser dem Leuchtthurme die obere
Stadt sich befindet. Die Insel hat die Richtung von Südwest nach
Nordost; ihre Länge beträgt nach Röding an 2000 Schritte, ihre
Breite 650, und wo sie am schmälsten ist 250; die Höhe des höch-
sten Punktes der Insel über dem Meere an der nordwestlichen Spitze
185 F. nach Röding. Die auf dem nordöstlichen Theile der Insel
gelegene Stadt, wo die Mehrzahl der Badegäste wohnt, zählt an
400 Häuser. Seit 1607 befindet sich H. unter englischer Herrschaft;
die Bewohner der Insel, gegen 2500 au der Zahl, siud Friesischer
Abkunft, grofs und stark, von kräftiger Natur, bieder und treuherzig,
Fischer und Lootsen. Die jetzt vorhandene Insel scheint nur Ueber-
rest einer ungleich gröfsern, durch die zerstörende Einwirkung der
Elemente jetzt verschwundenen. Auf dem Felsen weht oft sehr starker
Wind ; die Hitze im Sommer wird durch die Frische der Seeluft ge-
mindert, — der Winter ist aus demselben Grunde weniger trocken,
das Frühjahr reich an Nebeln.
An dem nordöstlichen Abhaug der Insel liegt ein flaches aus röth-
lichem Thon und Kalkstein bestehendes Vorland, welches gegen tau-
send Fui's lang, die Gestalt eines Dreieckes hat und „das Unterland"
genannt wird, im Gegensatz zu der hohen und steilen Insel, welche
den Namen „des Oberlandes1' führt. Von dem höchsten Punkte die-
ses Vorlandes führt eine im J. 1832 neu erbaute Treppe von 173
Stufen auf das Plateau des Oberlandes, — der einzige Weg, um auf
das hohe und steile Oberland zu gelangen. Oestlich von diesem Vor-
lande, in der Entfernung von einer Viertelstunde liegt 20 F. über
dem Meere erhaben eine sandige, mit sparsamer Vegetation beklei-
dete Düne in der Richtung von Norden nach Süden. Auf ihrer
Mitte erhebt sich ein Pavillon zum Gebrauch der Badegäste, welche
am Strande dieser Düne in Badewagen in der See baden.
Seit 1837 sind aber auch am Strande des Unterlandes Badeplätze
für diejenigen angelegt, welche die Ueberfahrt nach der Düne scheuen.
— Die Anstalt zum Gebrauche der warmen Seebäder befindet sich
auf dem Uuterlande und ist seit 1836 mit Regen-, Douche- und Sturz-
bädern versehen. ,
Hinsichtlich der Frische und Reinheit der Seeluft, so wie der
1056
Mächtigkeit des Wellenschlages übertrifft H. alle übrigen teutschen
Seebäder ; als Unbequemlichkeiten hat man dagegen hier hervorgeho-
ben die hohe auf das Plateau der Insel führende Treppe, welche
von jedem auf dem Plateau der Insel wohnenden Kurgast bei jedem
Bade nothwendig passirt werden mufs, so wie der Umstand, dafs zu
den zu nehmenden Seebädern auf der Sanddüne die Kranken eine,
wenn die See bei stürmischer Witterung hoch geht, sehr beschwer-
liche Ueberfahrt machen müssen, — Uebelstände, welchen indefs zum
Theil durch die schon erwähnten Seebäder auf dem Unterlande und
dadurch vorgebeugt worden ist, dafs Wohnungen für Kurgäste sich
sowohl auf dem Ober- als Uuterlaude befinden.
Gegründet wurde die Badeanstalt im J. 1826. Die Zahl der Ba-
degäste betrug:
Im J. 1828 .... 104.
1829
283.
1830
335.
1831
291.
1832
482.
1833
374.
1834
600.
1835
784.
1836
1001.
1837
1069.
Badearzt ist Hr. Dr. v. Aschen. Eröffnet wird das Seebad d.
15. Juni. Wegen Bestellungen wendet man sich an die Badedirection.
Wöchentlich findet eine zweimalige regelmäfsige Verbindung auf
Dampfböten zwischen Hamburg und Helgoland statt.
Das Leben auf H. unterscheidet sich von dem zu Doberan und
andern sehr besuchten Seebädern durch Einfachheit und Einför-
migkeit.
Hoffmann in: Verhandlungen der Gesellsch. naturforschender
Freunde in Berlin. 1824. Bd. I. St. 4.
Philosophisch -historisch -geographische Untersuchungen über die
Insel Holgoland oder Heiligeland und ihre Bewohner von F. v. d.
Decken. Mit 2 Kupfertafeln und 2 Karten. Hannover 1826.
Der ehemalige Umfang und die alte Geschichte Helgolands. Ein
Vortrag bei der Versammlung der deutscheu Naturforscher im Sept.
1830 von J. M. Lappenberg. Mit lithographirtcu Abrissen Helgo-
lands. Hamburg (1831.)
J. Wolff a. a. O. S. 48. 49.
F. A. Dührfsen, Nachricht von der Badeanstalt auf der Insel
Helgoland. Hamburg (1832).
Richter a. a. O. S. 70.
Stannius in: Heck er 's Annaleu der ges. Hcilk. Jahrg. 1833.
Bd. XXVI.
Clarus in: Beiträge zur prakt. Hcilk. von Clarus und Ra-
dius. 1834. Bd. I. S. 718.
G. Sa-
1057
G. Salomon, Erinnerungen an das Seebad auf Helgoland im
J. 1S34. Hamburg (1835).
J. F. W. Rö ding, Album für Freunde Helgolands. Hamburg 1836.
Hille a. a. 0. S. 110.
Das Seebad zu Cuxhaven, im Gebiet der freien Stadt Ham-
burg, bei Ritzebüttel und Cuxhaven, unfern des Leuchtturms, auf
einer zwischen der Elbe und offenen See befindlichen kleinen An-
höhe, von Hamburg vierzehn, von Bremen eilf, von Helgoland neun
und eine halbe Meilen entfernt. Gegründet wurde diese Anstalt im
Jahre 1811 und durch die Thätigkeit des Hrn. Rathsherrn Abend-
roth mit so viel Glück gefördert, dafs im Sommer 1817 die Zahl
der Badegäste schon 565 betrug, die der gegebenen Bäder 2243, —
im Sommer 1818 die der Badegäste 767, der genommenen Bäder
3081, — im J. 1821 die der Badegäste 449.
In dem gut eingerichteten Badcetablissement finden sich aufser
Vorrichtungen zu Wannenbädern auch kleine Bassins, welche mit
kaltem Seewasser gefüllt und bei ungünstigem Wetter statt kalter
Bäder in der offenen See benutzt werden können, — sie werden aber
nicht mehr benutzt, da der Wellenschlag gänzlich fehlte und das Wasser,
da ein Schirm die Erwärmung durch die Sonne hinderte, zu kalt war.
Der Badeplatz in der offenen See ist von dem Badehause eine
halbe Stunde entfernt, der Wassergrund ist eben und zu Bädern ge-
schickt. Man badet auch hier iu Badewagen.
Wohnungen finden die Badegäste in Privat- und Logirhäusern,
in Cuxhaven und Ritzebüttel, welche von dem Badeetablissement nur
eine Viertelstunde entfernt sind.
Mit Hamburg besteht eine regelmäfsige Wassercommunication
durch Englische und Hamburgische Dampfschiffe, so wie eine hinrei-
chende Zahl wohl eingerichteter Packetböte.
Den Thermometer- Beobachtungen zufolge betrug vom 25. Juni
bis 10. Sept. 1818 die höchste Temperatur der Luft 24° R., die der
See 19° R.5 die niedrigste der Luft 11° R., der See 13° R.
Eröffnet wird das Bad den 24. Juni. Logisbestellungeu überneh-
men die Mitglieder des Neuen Seebad- Vereins, unter den die Seebade-
anstalt seit 1838 gestellt ist; er besteht aus den Herren Dr. jur.
E. Nolte, K. Russ. Viceconsul, Jäger, K. Grofsbrit. Viceconsul,
Henry Dutton und J. E N. Cröger in Cuxhaven, nebst den bei-
den Badeärzten Herren Dr. Steetz in Hamburg und Dr. Rönn-
burg in Cuxhaven.
Das Seewasser zu Cuxhaven wurde zu verschiedenen Zeiten auf
seineu Salzgehalt untersucht und lieferte nach Neumeister und
Rüge folgende Resultate. Sechzehn Unzen enthielten:
Bei Ebbe und Süd-Ost- Wind .....'. 135 Gr.
— Fluth und Nord-West- Wind . . . . 136 —
— Ebbe und Nord-Wind 150 —
— halber Fluth und Süd- West-Wind . . . 164 —
— sehr hoher Fluth und Süd-West-Wind . . 198 —
II. Theil. X X X
1058
Bei Fluth und Süd-West-Wiud
— — — Nord-West-Wind
204 Gr.
216 —
240 —
Nach Schmeifser, s Analyse im Jahre 1818 bestanden diese
240 Gr. aus:^
Chlornatrium .
Chlortalcium .
Schwefelsaurer Kalkerde
Schwefelsaurem Natron .
Schwefelsaurer Talkerde
Chlorcalcium .
Extractivstoff .
Bodensatz
116,0 Gr.
58,0 —
6,0 —
2,0-
10,0 —
1,0-
Spuren
1,0-
194,0 Gr.
Verhandlungen und Schriften der Hamburger Gesellschaft zur
Beförderung der Künste. 1797. Bd. IV. S. 369.
Die Einrichtungen des Seebades zu Cuxhaven. Hamburg 1818.
Ritzebüttel und das Seebad zu Cuxhaven herausgegeben von
Abend roth. Mit Abbildungen und Karten. Hamburg 1818. Th. II.
enthaltend : Veränderungen und Verbesserungen seit 1S16 — 1836. Ham-
burg 1837.
Beobachtungen über das Seebad zu Cuxhaven im Sommer 1818
Von Dr. Neumeister und Dr. Rüge. Hamburg 1819.
Hufeland's Journal der prakt. Heilk. Bd. LIV. St. 5. S. 111.
Hille a. a. O. S. 98.
Das Seebad zu Wangerogc. Die Insel Waugeroge (Auge
des Wangerlandes), im Kreise Jever im Herzogthum Oldenburg, eine
Meile vom festen Lande entfernt, von diesem durch die Waat ge-
trennt, ist von Süden nach Norden keine fünf Minuten breit, von
Westen nach Osten jedoch eine gute Stunde lang, so dafs sie in Zeit
von zwei Stunden umgangen werden kann, besteht fast aus lauter
kleineren oder gröfseren Sandhügeln und Niederungen, und zählt nur
gegen 250 Einwohner, welche, Abkömmlinge der alten Angeln, sich
durch einen eigenth'ümlichcn Dialekt auszeichnen.
Das hier errichtete Etablissement zu Seebädern umfafst aufscr
einem Badehausc ein Conversations- und Logirhaus und erfreut sich
sehr guter Einrichtungen. Man badet in Badewagen auf einer mit
der Insel durch eine Brücke verbundenen Sandbank, die Entfernung
des Badeplatzes von dem Conversationshause beträgt 1400 Schritte.
Zu Wasser fährt man über Varel, zu Lande übet das zwei Mei-
len von der Küste entfernte Jever. Seit 1823 fährt im Juli und Au-
gust ein bequemes I'ackethont jeden Sonuubend von Hamburg nach
Wangeroge. Aufserdem bestehen während der Badezeit mit der In-
sel fortwährend Oommunicationen mit Jever, Oldenburg und Bremen.
Die Badeanstalt besteht seit 1819. Im Jahre 1825 zählte man
1059
40, im Jahre 1827: 80, in den folgenden Jahren an 300, im Jahre
1832: 400 Kurgäste; seitdem hat die Zahl der Kurgäste jährlich im
Durchschnitt 500 betragen.
Die Badezeit dauert vom 1. Juli bis zum 31. August.
Wegen Logisbestellungen wendet man sich an den Geh. Hof-
rath Westin g zu Oldenburg, den Badearzt Dr. Chemnitz in Je-
ver, oder den Voigt Alers auf Wangeroge.
Lasius, die Insel Wangeroge und ihr Seebad. Mit einer Karte.
Oldenburg 1821.
Chemnitz, Wangeroge und das Seebad. Jever 1823. — 1S33.
J. Wolff a. a. O. S. 47. 48.
Richter a. a. O. S. 47-69.
Hille a. a. O. S. 78.
Das W ilhelmin en- S eeb ad auf der Insel Föhr, an der West-
küste von Schleswig, sechs Meilen von Husum, fünf von Tondern,
anderthalb von Dagebüll, dem nächsten Orte auf dem Festlande. Ge-
gen Süd-Ost und Süd wird Föhr in der Entfernung von ein bis zwei
Meilen von den kleinen Inseln oder sogenannten Hailigen umge-
ben, Oland, Gröde, Lauge-Nefs und Nordmarsch. Die
Länge der Insel von Ost-Süd-Ost nach WTest-Nord-West beträgt an-
derthalb Meilen, ihre Breite in entgegengesetzter Richtung eine
Meile. Sie entbehrt aller Berge und besitzt nur in Süd -Westen
Sandhügel.
Die auf Föhr gegründete Seebadeanstalt befindet sich in dem
Flecken Wyck, unmittelbar am Meeresufer gelegen, und besteht seit
1819.
Im Allgemeinen schreibt man den Inseln an der Küste von Schles-
wig ein rauhes Klima zu, und diese Behauptung gilt allerdings auch
von der Insel Föhr, insofern sie weder durch Wälder noch bedeu-
tende Hügel gegen die Heftigkeit der Winde geschützt wird, — nur
wird der Grad der Kälte durch das Meer etwas gemildert und ist
deshalb nicht so beträchtlich, als auf dem benachbarten, selbst süd-
licher gelegenen Continente. So hatte man in dem strengen Winter
1822 — 23 auf Föhr nie mehr als 20° R., während das Thermometer
in Hamburg mehreremale 24° R. zeigte — Unter allen Winden ist
der Nordwestwind der am meisten zu fürchtende. Rücksichtlich der
Winde hat der Badeplatz auf Föhr den Vorzug, dafs derselbe in dem
südöstlichen Theile der Insel gelegen, weniger den Nordwestwinden
ausgesetzt, auch durch hohe Ufer geschützt ist.
Wohnungen finden die Kurgäste in dem Flecken Wyck, Einrich-
tungen zu warmen Seebädern in Wannen, so wie zu Sturz-, Tropf-
und Douchebädern in dem Badehause Zu Bädern in der See, die
ohngefähr 15 Minuten von Wyck entfernt, auf einem ebenen, sich
allmählig abdachenden, aus reinem feinem Sande bestehenden Grunde
genommen werden, bedient man sich der bekannten Badewagen mit
Fallschirmen.
Xxx2
1060
Badearzt ist der Landesarzt auf Föhr, Dr. Eckhoff; ein zwei-
ter Arzt, Dr. Borghoff, wohnt in Niblum, einem eine halbe Stunde
von Wyck entfernten Dorfe.
Die Zahl der Badegäste betrug:
im J. 1819 .... 61.
— — 1823
— — 1828
— — 1832
— — 1833
— — 1834
— — 1835
— — 1836
170.
28.
40.
130.
250.
100.
80.
Eröffnet wird das Seebad den 24. Juni. Logisbestellungen über-
nimmt „die Direction.1'
Nach der von Hrn. Becker, Apotheker zu Föhr, unternomme-
nen Analyse enthalten sechzehn Uuzen des Seewassers zu Föhr:
Chloruatrium .... 179,666 Gr.
Chlortalcium .... 67,000 —
Cblorcalcium .... 1,333 —
Schwefelsaure Talkerde . . 11,000 —
Schwefelsaure Kalkerde . . 7,000 —
Extractivstoff .... 0,666 —
266,665 Gr.
Das Seebad auf Föhr an der Westsee, vom Landvogt vouCol-
ditz. Husum 1819.
Die Insel Föhr und das Wilhelminen-Seebad 1S24, dargestellt
von Friedr. von Warnstedt. Sclilefswig 1824.
Dr. Eck ho ff, die Insel Föhr und ihr Seebad. Hamburg 1S33.
Dr. H. F. Borghoff, das Wilhelminen-Seebad auf der Insel
Föbr in der Nordsee in seinem gegenwärtigen Zustande. Altona 1S37.
Eckhoff in: Praktische und kritische Mittheilungen aus dem
Gebiete der Medizin, Chirurgie und Pharmacie. Herausgegeben von
C. H. Pf äff. Neue Folge. Jahrg. III. Altona 1837.
Hillc a. a. O. S. 131.
Weniger bekannt ist:
Das Seebad bei Dan gast) einem Dorfe, eine halbe Stunde
nördlich von dem Marktflecken Varel und nordwestlich vom Ausflüsse
der Jahde, an einem kleinen Meerbusen der Nordsee an der Oldeu-
burgischen Küste gelegen.
Die Anstalt, bereits 1803 eröffnet, besteht in ihrer jetzigen Aus-
dehnung seit 1820 aus einem Convcrsations-, Bade- und Logirbause.
Du« Seebad wurde in den letzten Jahren durchschnittlich von 60—80
Kurgästen besucht.
Muu badet auf festem Sandboden in Badekutschen. Badearzt ist
1061
Hr. Dr. A. Meyer, — Logisbestellungen Übernimmt Hr. Rentmeister
Raschmann in Varel.
Hille a. a. 0. S. 94.
Das Seebad zu Büsum, einem Dorfe im Norder-Ditmarschen,
zwischen der Mündung der Elbe und Eider, nördlich von Glückstadt,
12 Meilen von Hamburg, 3 Meilen südlich von Tönningen, — be-
steht seit 1837. Die Landzunge, worauf Büsum liegt, war früher
Insel und ist erst durch Eindeichung zum festen Lande gezogen
worden.
Hille a. a. 0. S. 132.
2. Die Seebäder der 0 stsee.
Das Seebad zu D oberan oder D obb eran im Grofsber-
zogthum Mecklenburg-Schwerin, das älteste und berühmteste unter den
teutschen Seebädern, — liegt auf ehemaligem Seegrunde am Fufse
waldiger Hügel, zwei Meilen von Rostock, eine gute halbe Stunde
von der See entfernt und zählt über 2400 Einwohner.
Im Jahre 1173 wurde hier schon ein Kloster erbauet, 1186 zer-
stört, 11S7 wieder aufgebaut, 1552 eingezogen und seine Güter der
Universität Rostock zugctheilt. Später wählten die Herzöge von
Mecklenburg Doberan zu ihrem Aufenthalt und liefsen ihre Leichen
hier beisetzen. — Die Seebadeanstalt zu Doberan wurde auf Aura-
then des um dieses Etablissement so hoch verdienten Herrn
Geh. Raths Vogel von dem verstorbeneu Grofsherzog von Mecklen-
burg-Schwerin Friedrich Franz im Jahr 1794 nach den vorhan-
denen Mustern gegründet, — anfänglich auf dem heiligen Damm an
der Küste der Ostsee ein stattliches Badehaus mit mehreren kleinen
Gebäuden erbaut, später bei zunehmendem Rufe und jährlich sich
vermehrender Zahl der Kurgäste geschmackvoll eingerichtete andere,
zu geselligen Vereinen, zu Bädern, so wie zu Wohnungen für Kur-
gäste bestimmt. Gegenwärtig erfreut sich Doberan jährlich eines
zahlreichen und glänzeuden Zuspruchs von Badegästen.
Im J.
1825
betrug die
Zahl der 1
turg. 1417.
1826
.
1437.
1827
• .
1480.
1828
1327.
18z9
, .
1275.
1830
. .
1229.
1831
„ ,
1194.
1832
,
881.
1833
.
. ' 1115.
1834
1357.
Badearzt ist Hr. Geh. Med. Rath Dr. B e c
Rath Dr. Sachse während der Badezeit in
e r, auch Hr. Geh. Med.
Dobberan gegenwärtig.
Aufser guten Vorrichtungen zu Wauneubadem finden sich Ap
1062
parate zu Douche-, Tropf- und Regenbädern, so wie zur Dampfdou-
che und Schwefeldampfbädern. Für arme Kranke ist seit dem Jahre
1811 eiu Armenhaus erbaut. Auch befindet sich in D. eine Trinkan-
stalt mit natürlichen versendeten und küustlich bereiteten M. wassern,
und Eselinnenmilch wird als Zusatz zu M. wässern frisch und erwärmt
verabreicht. — Um in der See zu baden fährt man nach dem hierzu
bestimmten Theil des Strandes und bedarf dazu nicht mehr, als eine
kleine halbe Stunde.
Häufig fängt man hier mit Wannenbädern an, fällt täglich mit
der Temperatur des Wassers und geht so allmählig zu Bädern in
der See über. Am Strande ist linker Seits das Bad für Frauen, rech-
ter Seits das für Herreu. Gebadet wird in Badewageu.
Hinsichtlich der Wirkung und Anwendung des Seebades zu Do-
beran sind vorzugsweise die zahlreichen Schriften des erfahrnen
Hrn. Geh. Raths Vogel, hinsichtlich der neu entdeckten M quellen
zu Doberan die umfassende Schrift des verstorbenen Geheimen
Ruths Hermbstädt zu erwähnen. Das ausführlichste und umfas-
sendste Werk verdanken wir in neuerer Zeit Hrn. Geh. Med. Rath
Dr. Sachse.
Das Seewasser bei Doberan besitzt die spec. Schwere von 1,0128
und enthält nach Link in sechzehn Unzen :
Chlornatrium . . . N 87,666 Gr.
Chlortalcium .... 37,000 —
Schwefelsaure Kalkerde . . 4,000 —
Schwefelsaure Talkerde . . 0,666 —
Harz 0,333 —
r29,665 Gr.
Aufser den Seebädern zu Doberan verdienen noch eine beson-
dere Erwähnung mehrere, unweit des heiligen Dammes am Gestade
der See auf einer weit ausgedehnten Wiesenfläche entspringende
M.quellen; entdeckt wurden sie im Jahre 1819, analysirt von Gri-
schow, Mahl, Krüger und Hermbstädt.
Mau unterscheidet folgende: 1. Die Schwefelquelle, klar,
durchsichtig, etwas ins Gelbliche spielend, von einem salzig-bitter-
lichen, etwas hepatischen Geschmack, einem starken Schwefelge-
ruch; ihre Temperatur beträgt 4—5,0° R. bei 3,25° R. der Atmo-
sphäre, ihr spec. Gewicht 1,021993, ihre Wassermenge in einer Mi-
nute 1,66 Kub.F. nach Hermbstädt. — 2. Die muria ti s ch e Bit-
ter s al z qu el l e, westlich von der vorigen, klar und durchsichtig,
etwas ins Gelbliche spielend, von einem salzig bittern, schwach zu-
sammenziehenden Geschmack, einem geringen hepatischen Geruch;
ihre Temperatur beträgt 4,5° R. bei 3,25u R. der Atmosphäre, ihr
spec. Gew. 1,05043S, ihre Wassermenge in einer Min. 3,168 Kub.Z.
nach Hermbstädt.— 3. Die Eisenquelle, der Zahl nach eigent-
lich drei, nämlich eine bei der Miihlenschlcuse, eine zweite unfern
des Schauspielhauses und eine dritte in dem sogenannten Kollbru-
cbe. Von diesen wurde die erste vorzugsweise analysirt. Sic ist
1063
klar, farblos, vou einem zusammenziehend - eigenartigen, etwas ste-
chenden Geschmack, geruchlos, bildet der Einwirkung der atmosphä-
rischen Luft längere Zeit ausgesetzt, einen ocherartigen Niederschlag;
ihre Temperatur beträgt 5,5° R. bei 6,5° Ft. der Atmosphäre , ihr
spec. Gew. 1,007000, ihre Wassermenge in einer Min. 1,70 Kub.Z.
In sechzehn Unzen enthalten:
1. Die Eisenquelle
nach Grischow;
Chlornatrium
Schwefelsaures Natron
Chlortalcium
Chlorcalcium
Schwefelsaure Talkerde
Schwefelsaures Natron
Schwefelsaure Kalkerde
Extractivstoffsaures Kali
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaures Eisenoxydul
Harz
Extractivstoff
Kieselerde ...
Kohlensaures Gas
Stickstoffoas
0,720 Gr.
0,125
0,036 —
0,847 —
2,115 —
0,241 —
0,440 —
0,028 —
nach Hermbstäd t:
0,748 Gr.
0,551 —
0,075 —
0,050 —
2,000 —
1,011 —
0,813 —
4,552 Gr.
2,52 Kub.Z.
0,125
0,650
2,52 Kub.Z.
6,023 Gr.
4,516 Kub.Z.
0,594 —
5,110 Kub.Z.
2. Die Schwefelquelle
nach Mahl: nach Hermbstäd t:
Chlornatriuin
49,400 Gr. .
40,786 Gr.
Chlortalcium . . .
7,733 —
6,976 —
Chlorcalcium ,
Spuren
0,878 —
Chlorkalium
• •
0,1 20x—
Schwefelsaures Natron
9,866 —
1,800 —
Schwefelsaure Talkerde
• o • « •
3,580 —
Schwefelsaure Kalkerde .
3,133 —
4,470 —
Kohlensaure Talkerde
1,033 —
0,897 —
Kohlensaure Kalkerde
1,066 —
0,S97 —
Kohlensaures Eisenoxydul
Spuren .
0,184 —
Schwefel ....
. . « ,
0,140 —
Extractivstoff
0,400 — .
0,258 —
Kieselerde ....
. . .
0,400 —
72,631 Gr.
61,386 (Kr,
1064
Schwefelwasserstoffgas
Kohlensaures Gas ....
Stickstoffgas mit Kohlenwasserstoffgas
5,301 Kuh.Z.
5.810 —
0,829 —
11,940 Kub.Z.
3. Die Salzquelle
nach Griscbow: nach Hermbstädt:
Chlornatrium
. 109,568 Gr. .
109,502 Gr.
Chlorkalium
0,055 —
0,100 —
Clilortalcium
20,825 —
16,208 -
Chlorcalcium
» . .
5,075 -
Schwefelsaure Kalkerde
16,076 — _,
10,600 —
Schwefelsaure Talkerde
5,382 —
9,213 —
Kohlensaure Kalkerde
2,104 —
1,470 —
Kohlensaure Talkerde
0,675 —
2,736 —
Schwefelsaures Natron
. • *
3,782 —
Kohlensaures Eisenhydrat
0,162 —
0,350 —
Harz
Spuren
.
Kieselerde ....
Spuren
0,200 —
Leichtlöslichen Extractivstoff 0,325 — \
0,880 —
Schwerlöslichen Extractivs
toff 0,375 — j '
155,547 Gr.
160,116 Gr.
Kohlensaures Gas ,
3,070 Kuh. Z.
3,572 Kub.Z.
Stickstoffgas . ,
0,310 —
0,832 —
3,380 K. Z.
4,404 Kub.Z.
H. F. Becker, topographische Beschreibung des heiligen Dam-
mes bei Dobberan. Schwerin 1792.
S. G. Vogel, über den Nutzen und Gebrauch der Seebäder.
Stendal 1794.
— — Annalen des Seebades zu Doberan. Rostock 1796. — 1803.
— — neue Annalen . Rostock 1803. — 1812.
— — in: Seh weigger's N. Journal. Bd. VIII. S, 44.
F. L. Roeper's Geschichte und Anekdoten von Doberan, nebst
einer umständlichen Beschreibung der dortigen Seebadeanstaltcn. Do-
beran 1808.
S. G. Vogel, von Kopf- und Zahnschmerzen, nebst einer kur-
zen Geschichte der Badezeit im Scebadc zu Dobcrau im Sommer
1813 und einigen Beobachtungen, welche den Nutzen des Seebades in
ni.innigfulligcn Krankheiten bestätigen. Berlin 1814.
— — allgemeine Badcregeln für Badelustigc und solche, wel-
che sich des Seebades zu Doberan bedienen wollen. Stendal 1817.
— — Handbuch zur richtigen Kenutnifs und Benutzuug der
Seebadcanstalt zu Doberan. Stendal 1819.
1065
C. W. Hufeland, Uebersicht. S. 200. Vierte Aufl. S. 188. u. folg.
S. G. Vogel in: Hufeland's Journal der prakt. Heilk. Bd. III.
St. 2. S. 199. — Bd. VI. St. 1. S. 3. — Bd. LI. St. 3. S. 3. St. 4.
S. 64. — Bd. LH. St. 3. S. 3. — Bd. LV. St. 4. S. 3. St. 5.
S. 55.
Hufeland's Journal der prakt. Heilk. Bd. LIV. St. 4. S. 119.
— Bd. LVI. St. 3. S. 69. — Bd. LVHI. St. 4. S. 73. St. 5.
S. 89.
S. F. Hermbstädt's Beschreibung und Zergliederung der neu
entdeckten Schwefel-, Eisen- und muriatischen Bittersalzquellen zu
Dobberan. Berlin 1823.
Formey in: Hufeland's Journal der prakt. Heilk. Bd. LV.
St. 4. S. 89.
W. Dresen, Doberan und seine Umgebungen. Malerisch, ge-
schichtlich und topographisch geschildert. Rostock 1834.
J. D. W. Sachse in: Casper's Wochenschrift 1833. S. 630.
— — in : Med. Zeitung. Herausg. vom Verein für Heilk. in
Preufsen. 1834. Kr. 20.
— — über die Wirkungen und den Gebrauch der Bäder, be-
sonders der Seebäder zu Doberan. Berlin 1835.
J. H. Becker, einige Bemerkungen über den Einflufs der Wit-
terung auf den menschlichen Organismus überhaupt und insbesondere
auf die Anwendung der Seebäder in Doberan. Parchim 1835.
Hille a. a. O. S. 110.
Kaiisch, Allgem. Zeitung des Brunnen- und Badewesens. 1840.
S 207.
Das S eeb ad zu Swinemünde. Die Stadt dieses Namens,
früher ein Fischerdorf, West-Swine genannt, jetzt eine Stadt mit
4000 Einwohnern und einem Hafen, liegt in dem Usedom- Wollinischen
Kreis der Provinz Pommern, auf der Insel Usedom, am Ausflufs der
Swine, in einer flachen saudigen Gegend. Durch die vereinten Be-
mühungen der dortigen Behörden und Aerzte gelang es, eine Bade-
anstalt hier zu begründen, welche nach Beendigung der hierzu erfor-
derlichen Einrichtungen und Bauten den 2. Juli 1826 eingeweiht wurde
und schon im folgenden Jahre 1200 Fremde zählte.
Zur Aufnahme der Badegäste dienen mehrere sehr gute Gast-
höfe, auch ist hierzu die Mehrzahl der Einwohner von Swinemünde
bereit. Aufser dem Gesellschaftshause findet sich hier ein gut einge-
richtetes Badehaus, wo warme Seebäder, oder auch andere auf Ver-
langen genommen werden können.
Der in gerader Linie mit der Königsallee befindliche Badeplatz
ist in fünf Abtheilungen getheilt. Man badet unter Aufsicht von Ba-
dewärtern und Badewärterinnen theils in Badewagen, theils in Bade-
hütten.
Die Wasserdouche wird mittelst einer Douchespritze gegeben.
1066
Zu Ausflügen für die Badegäste dienen Friedricbsthal, der Golm-
berg und Heeringsdorf.
In deu letzt verflossenen Jahren erfreute sich das Seebad zu
Swinemünde eines zahlreichen Besuchs von Badegästen.
Im J. 1828 betrug die Zahl der Fremden 1395, der eigentl. Kurg. 770.
— — 1829
— — 1830
— — 1831
— — 1832
— — 1833
— — 1834
— — 1835
— — 1836
— — 1S37
Badearzt zu Swinemünde ist der Herr Hofrath Kind. Mit Stet-
tin wird eine wöchentlich dreimalige Verbindung durch Dampfschiffe
unterhalten.
Rostkovius, Dr., Flora Sedinensis exhibens plantas phanero-
gamas spontaueas nee non plantas praeeipuas agri Swinemnndii. Se-
dini 1824.
Das Seebad zu Swinemünde, von Dr. R. Kind. Stettin 1S2S.
Kind in: Casper's Wochenschrift. 1833. S. 11S5.
Kl oh ss in: Hufeland und 0 sann's Journ. Bd. LXXVIJI,
St. 5. S. 94.
Kind, das Seebad zu Swinemünde. Stettin 1835.
Hille a. a. 0. S. 209.
1278,
. - 673.
638, . '
. ' . 288.
1715,
856.
1526,
716.
1641,
. 851.
1318,
713.
1342,
638.
1433,
738.
Nahe bei Swinemünde findet sich :
Das Seebad zu Heeringsdorf, einem Fischerdorfe, auf ei-
ner nahe am Strande der Ostsee befindlichen, 150 F. über dem Meere
erhabenen, von schönen Buchen beschatteten Anhöhe gelegen, eine
kleine Meile westlich von Swinemünde entfernt, besteht seit 1828.
Im J. 1837 zählte man bereits 76 Badegäste. Die Badeplätzc befinden
sich rechts und links vom Pavillon am Strande und haben einen
schönen Badegrund, wo mau von Badehütten aus badet.
Hille a. a. 0. S. 218.
Das Friedrich-Wilhelms- Seebad zu Putbus im Bergen-
■chen Kreise des Stralsunder Regierungsbezirks. Dieses Etablisse-
ment liegt an der östlichen Küste der reizenden Insel Rügen bei
Nenendorf) unfern des Schlosses l'utbiis, einer Besitzung des Fürsten
gleiches Namens, drei Meilen von Stralsund, vier Meilen von Greife-
wald entfernt.
1067
Die Insel Rügen, das Ziel vieler Reisenden in der neuem Zeit,
ist reich an Schönheiten der. Natur und alten historischen Denkmä-
lern und Erinnerungen. Aus Kreidegebirg bestehend, wird die Insel
nur theihveise von unfruchtbarem Sande, dürftigen Wachholdersträu-
chen und Haidekraut bedeckt, besitzt ergiebige Weizenfelder, herr-
liche Laubwaldungen, anmuthige Buchten, Inseln und Halbinseln mit
höchst mahlerischen Vorgebirgen; — überraschend und ergreifend ist
die weite Aussicht über die See von dem grotesk mehrere hundert
Fufs schroff über das Meer sich erhebenden Kreidefelsen von Stub-
benkammer und Arkona, einst dem Sitze des Slavischen Götzen Swan-
tevit. — Putbus gewährt in dieser Hinsicht einen Mittelpunkt, von
welchem aus die Insel bequem auf guten Wegen durchstreift werden
kann. Das sehr aumuthig gelegene, von einem Lustgarten umgebene
Schlofs Putbus besitzt aufser fremden Kunstschätzen auch sehr se-
henswerthe vaterländische Alterthümer Die bequemste Ueberfahrt
nach Rügen ist von Stralsund aus; aufserdem besteht eine regelmä-
fsige wöchentliche (des Sonnabends) Dampfschifffahrtverbindung mit
Stettin.
Das Seebad besteht seit 1816, anfangs bei dem etwa eine halbe
Meile von Putbus entfernten Dorfe Neuendorf, seit 1819 wurde es
nach der anmuthigeu Gegend an der Goore verlegt und daselbst ein
Badehaus erbaut. Für diejenigen, welche an der Goore einen kräf-
tigen Wellenschlag vermissen, sind neuerdings an der Ostseite Rü-
gens, am offenen Strande bei Aalbeck, ganz in der Nähe des in der
Granitz befindlichen fürstlichen Jagdschlosses, das ebenfalls zum Em-
pfang von Badegästen eingerichtet ist, Anstalten zu Seebädern ge-
troffen werden.
In dem Badehause werden warme Seebäder genommen, aufser
diesem finden sich hier Logirhäuser für die Badegäste, selbst ein
Schauspielhaus, in welchem während des Sommers gespielt wird.
Hinsichtlich der Frequenz dieses Seebadss zählte man:
515 Fremde, unter diesen : 75 Kurgäste.
— — 111 —
— — 114 —
— — 157 —
_ _ 107 —
— — 151 —
— — 129 —
Badearzt ist Hr. Dr. Benedix. Die Badezeit beginnt mit dem
15. Juni und dauert bis zum 1. October.
Nach Hermbstädt (1819) enthalten sechzehn Unzen des See-
wassers bei Putbus:
Chlornatrium .... 72,7176 Gr.
Chlortalcium .... 23,5000 —
J. 1831
515 l
'rem«
— 1832
1115
—
— 1833
1116
—
— 1834
1216
—
— 1835
1169
—
— 1836
1288
—
— 1837
1545
—
1068
Schwefelsaure Talkerde
Schwefelsaure Kalkerde
Extractivstoff
0,5614 Gr.
3,2210 —
0,1500 —
100,1500 Gr.
Hufeland's Journal der prakt. Heilk. Bd. XXI. St. 2. S. 5. —
Bd. XLV. St. 4. S. 122 — Bd. L. St. 3. S. 96. — Bd. L1V. St. 6.
S. 99 — Bd. LX. St. 1. S. 132.
Beschreibung des Friedrich- Wilhelms- Seebades bei Putbus. Ber-
lin 1824.
Das Seebad zu Putbus. Berlin 1828.
Sicmerling, Andeutungen über das Friedrich-Wilhelms-See-
bad zu Putbus. Stralsund 1832.
Das Friedrich-Wilhelms-Seebad bei Putbus. Berlin 1834.
Hille. a. a. 0. S. 221.
Das Seebad bei Travemünde im Gebiet der freien Stadt
Lübeck. Die Stadt Travemünde liegt am Eiufluls der Trave in die
Ostsee, zwei kleine Meilen von Lübeck entfernt, und zählt 1200
Einwohner. Das Etablissement zu Seebädern, im Jahr 1800 gegrün-
det, liegt eine Viertelstunde östlich von der Stadt entfernt auf dem
sogenannten Leuchtenfelde, in einer schützenden Bucht mit den zu
Bädern, Wohnungen der Kurgäste uud geselligen Vereinen bestimm-
ten Gebäuden dicht am Gestade der Ostsee, unfern des Badeplatzes
in einem Garten. An die Stelle des alten Badehauses ist seit 1821
ein neues, gut eingerichtetes aufgeführt worden, in welchem man
aufser warmen Seebädern1 auch Dampf-, Douche-, Regen- und Tropf-
bäder nehmen kann. Dicht neben dem Badehausc befinden sich die
Apparate zum Baden in der See. Man badet in Badewagen mit
Fallschirmen. Als ein besonderer Vorzug der hiesigen Badestelle
ist hier der Umstand zu betrachten, dafs die Kurgäste schon wenige
Schritte vom Ufer die erforderliche Tiefe zum Buden finden, und da-
her nicht der Pferde bedürfen, welche das Meerwasser trüben, son-
dern nur einer einfachen Vorrichtung, vormöge welcher der Ba^-
dewagen in die See gebracht wird.
Die Zahl der Kurgäste betrug:
im J.
1815
589.
1827
780
1834
850.
1835
800
1836
830
1837
S60.
1838
935.
1839
950,
Eröffnet wird das Seebad Mitto Juni.
Dr. W. Süss und Dr. F. Lieboldt.
Badeärzte sind die llru.
1069
Der Salzgehalt des hiesigen Meerwassers ist verschieden, am
reichsten bei Nord-Nordwest und besonders bei Nordostwinden, wo
das Wasser aus der Nordsee durch die Belte in deu Hafen dringt,
— dagegen weniger salzhaltig bei Süd- und Südwestwinden. Die
Temperatur des Seewassers bei Travemünde schwankt in gewöhn-
lichen Jahren während der Sommermonate zwischen 10 und 19° R.,
— in der Regel beträgt die Temperatur 13 bis 16° R. Während
des Augustes und im Anfange Septembers ist das Wasser am wärm-
sten, doch hat es auch schon vor der Mitte Juni und besonders im
Juli gewöhnlich mehr als 12° R. Bei der drückenden Hitze im
Sommer 1826 stieg die Wärme des Seewassers mehreremale bis über
20° R., — Avähreud in dem ungünstigen Sommer 1817 im August
seine Temperatur nur 8, ja 7° R. betrug.
Eine im Jahr 1837 vom Apotheker Geffken angestellte Ana-
lyse des Seewassers bei Travemünde ergab das spec. Gewicht bei
15° R. und anhaltendem Südwestwinde im J. 1836 = 1,0092, — 1837
im Februar bei -f- 8° R. und anhaltenden Nord- und Nordwestwinden
= 1,0140. Sechzehn Unzen Seewasser enthalten:
nach Pfaff:
nach Ge ff ken
Chlornatrium
72,000 Gr. .
. 70,51776 Gr.
Schwefelsaures Natron .
14,333 —
• • • •
Chlormaguium
36,000 —
. 22,80192 —
Chlorcalcium .
1,000 —
• • • •
Schwefelsaure Kalkerde .
1,666 —
5,41440 —
Kohlensaure Kalkerde
1,666 —
Doppelt kohlens. Kalkerde
« • •
9,73824 —
Kohlensaures Eisenoxjdul
! ■ • ■
Spuren
Jodnatrium
Extractivstoff .
0,666 —
• ■ . «
Verlust . . , .
.
. 14,96832 —
127,331 Gr.
123,44064 Gr.
Ueber die Privat-Seebadeanstalt bei Travemünde (von Dr. Dantz-
niann). Lübeck 1803.
Ideen über die Indication, Wirkung und den richtigen Gebrauch
der Seebäder nebst Notizen über die Seebadeanstalt bei Travemünde
von G. Swartendjk Stierling. Lübeck 1815.
Annalen des Seebades bei Travemünde im Sommer 1815 von
Dr. G. S. Stierling. Lübeck 1816. Erstes Heft.
Annalen des Travemünder Seebades 1817. Von Dr. H. W.
Dantzmann. Lübeck 181S.
Fischer in: Hufeland's Journ. d. pr. Heük. Bd. LV. St. 3.
S. 101.
Die Seebade - Anstalt bei Travemünde in ihrem gegenwärtigen
Zustande. Von Dr. W. Sass. Lübeck 1828.
1070
Safs , Taschenbuch für Badegäste, oder Anleitung zum zweck-
mässigen Gebrauch des Seebades. 1835.
F. Lieboldt, die Heilkräfte des Meerwassers. Mit besonderer
Berücksichtigung der Seebade-Anstalt bei Travemünde. Lübeck 1837.
Hille a. a. 0. S. 172.
v. Gräfe u. Kalis ch, Jahrbücher für Deutschlands Heilq. u.
Seebäder. Jahrg. I. 1836. S. 349. — Jahrg. IV. 1839. Abth. 3. S.
112—129. — Jahrg. V. 1840. S. 414.
Kalis ch, Allgemeine Zeitung des Brunnen- und Badeweseus,
1839. S. 89.
Das S ee b ad bei Kiel oder D üsternbroek im Herzogthum
Holstein, unfern der von N.O. nach S.S.W, sich ziehenden Kieler Bucht,
bei dem anmuthigen Buchengehölz Düsternbroek , von Lübeck gegen
acht und von Hamburg zwölf und eine Viertel Meile entfernt, gegrün-
det im Jahr 1821, eingeweiht den 24. Juni 1822.
Das zu warmen Seebädern erbaute, gut eingerichtete ßadebaus
liegt nur hundert Schritte von der See entfernt, — die Anstalten zu
kalten Seebädern befinden sich unfern des Badehauses nahe dem
Düsternbroeker Gehölze, wo sich auf der ganzen Seite der Bucht der
Grund vorzüglich dazu eignet, da derselbe mit einem feinen weifseu
Sande belegt und gegen das in der Mitte hin mehrere Klafter tiefe Fahr-
wasser gelind abschüssig ist. Für Damen wurde auf einer Art von
Flofs ein Gesellschaftszimmer mit Badekabiuetteu eingerichtet, von
welchen die Damen, geschützt durch einen Schirm, auf einer Treppe
hinab in die See sich begeben können. — Die Herren baden in einer
hinlänglichen Entfernung von diesem Badeflofse in Badewagen.
Die Badezeit beginnt mit dem 15. Juni und währt bis Ende Sep-
tember. Badearzt ist Hr. Dr. Michaelis. Bestellungen übernimmt
die Badedirection und Bademeister Schulz zu Düsternbroek.
Den Versuchen zufolge, welche Pfaff im Sommer 1821 über
die Temperatur des Seewassers bei Kiel anstellte, ergab sich als
mittlere Temperatur im Juuius 15,5Ü° 11. , im Juli 14,75° R., im
August 16° R., — als höchste 19,50° R., am 24. u. 25. August, — als
die niedrigste 10" R., am 10. Juli, — als mittlere, für die ganze Zeit
15,5° it. Binnen zwölf Stunden wechselte die Temperatur im Durch-
schnitte um 3° R.; gewöhnlich stieg sie von Morgens 7 bis 1 oder 2 Uhr
um 2 bis 3, auch wohl 4° R., fiel wieder bis Abends 7 Uhr um 2,
höchstens 3° R. und war dann gewöhnlich ein bis zwei Grade höher
als in derselben Zeit des Morgens. Nach Pfaff enthalten sechzehn
Unzen des Seewassers bei Kiel:
Chlornatrium .... 92,0 Gr.
Chlortalcium .... 30,0 —
Schwefelsaure Talkerde . . 0,0 —
Schwefelsaure Kalkerde . . 3,5 —
Kohlensaure Kalkerde . . 0,4 —
1071
Chlorkaliun» . . . . . Spuren
Harzstoff 0,5 Gr.
Kohlensaures Eisenoxydul . . ~ Spuren
132,4 Gr.
Kohlensaures Gas . . . 2,0 Kub. Z.
Das Kieler Seebad verglichen mit andern Seebädern an der Ost-
und Nordsee. Von Dr. C. H. Pf äff. Kiel 1822.
S. v. Froriep's Notizen. Bd. III. Nr. 36.
Hille a. a. 0. S. 161.
Das Ap enrader Seebad in dem Herzogthum Schleswig, drei
und eine halbe Meile von Hadersleben , fünf Meilen von Tondern,
vier Meilen von Flensburg, acht Meilen von Schleswig und zwölf
Meilen von Kiel entfernt. Der Meerbusen , an welchem die Stadt
Apenrade liegt, ist gegen anderthalb Meilen lang, eine halbe breit,
ist gegen Nordost offen, zieht sich in einem flachen Bogen erst süd-
westlich, dann westlich in das Land hinein und wird von Hügeln um-
schlossen, welche von gemischten Holzungen bedeckt sind. Durch die
Bemühungen des Hrn. Dr. Neuber, Physikus der Stadt und des
Amtes Apenrade, wurde hier eine Seebadeanstalt gegründet, welche,
durch die erwähnte glückliche Lage fast gegen den Andrang aller
Winde, besonders gegen Nordwestnord- und Nordost-Wind geschützt,
sich eines milden und angenehmen Klimas erfreut. Die Badeanstalt
ist seit 1824 Privatinstitut des Badearztes Dr. Neuber.
Im Jahr 1818 betrug die Zahl der Badenden 300, — im J. 1820 :
238, — im J. 1821 : 240. — In neuerer Zeit ist das Etablissement
nicht so benutzt worden, wie sich früher erwarten liefs.
Das Seewasser bei Apenrade enthält nach Pf äff (1821) in sech-
zehn Unzen :
Chlornatrium
. 112,6 Gr.
Schwefelsaures Natron
14,4 —
Chlortalcium
26,4 —
Schwefelsaure Talkerde
0,2 —
Schwefelsaure Kalkerde
4,0-
157,6 Gr.
A. W. Neuber, über die Entstehung, Einrichtung und vorzüg-
liche Wirksamkeit des Seebades zu Apenrade. Hamburg 1819.
Beobachtungen über die Wirksamkeit des Apenrader Seebades
von A W. Neuber. Erstes Bändchen. Schlefswig 1822.
Hille a. a. 0. S. 149.
Das Marienseebad oder das Seebad zu Eckernförde,
im Herzogthum Schleswig, an einer tiefen und breiten Bucht der
1072
Ostsee, liegt drei und eine Laibe Meile nordwestlich von Kiel, drei
Meilen südöstlich von Schleswig und wird seit 1636 benutzt.
Hille a. a. 0. S. 160.
Das Seebad zuH afkreuz in Holstein, am breiten Neustädter-
busen der Ostsee, anderthalb Meilen nordwestlich von Travcmüude,
zwei Meilen von Eutin, vier Meilen von Lübeck und zwölf Meilen
von Hamburg entfernt, — eine der neuesten kleinen Seebadeanstal-
ten, welche durch schönen Badestrand, einfache Einrichtungen und
Billigkeit des Aufenthalts sich auszeichnet.
Hille a. a. 0. S. 170.
Die See- uud Soolbadeanstalt zu Kolberg in Hinter-
pommern, Reg. Bezirks Cöslin, befindet sich in der Münde, einer
Vorstadt, die sich von Kolberg bis an die Düne und fast bis zu 20
Schritten an die Ostsee zieht. Die Anstalt wurde in den letzten
zehn Jahren durchschnittlich von 120 bis 150 Familien besucht.
An den Badeplätzeu zum Gebrauch der kalten Seebäder sind die
nöthigen, bequem eingerichteten Badebäuschen von Holz aufgestellt.
In der Badeanstalt befinden sich die Vorrichtungen zu warmen See-
bädern, zu Douche-, Staub- und Dampfbädern. Badearzt ist Hr. Dr.
Simon. — Von der Soolbadeanstalt ist bereits gehandelt. (Vgl. S. 576).
H. H. L. v. Held, über das Meerbad bei Colberg. Berlin 1S04.
Hille a. a. 0. S. 236.
Das Friedrichs- Seebad bei Rügen w aide indem Schlawe-
schen Kreise des Heg. Bez. Cöslin in Pommern, gegründet im J. 1814,
jetzt Eigenthum des Hrn? E h 1 e r t. Das Badehaus befindet sich an
der Nordseite des Hafens, dreiviertel Stunden von R. entfernt und
enthält auch Vorrichtungen zu Douche- und Regenbädern.
Büttner in: Huf e land's Journ. d. pr. Heilk. Bd. XL. St. 4.
S. 119.
Hille a. n. 0. S. 241.
Das S e eb ad bei W arnemünde in Mecklenburg-Schwerin, —
bei dem Fiscberdorfe Warnemünde , am Eintlufs der Warnow iu die
See, von Rostock, dessen Hafen es ist, eine und eine Viertel Meile,
von Doberan zwei Meilen entfernt. Obgleich man im J. 1822 hier
schon über 100 Badegäste zählte, so wurde doch erst im J. 1834 ein
Badehaui mit Einrichtungen zu Wannen-, Douche- und Regenbädern,
und im J. 1835 zwei Anstalten für kalte Seebäder am Strande ange-
legt, worauf der Besuch so zunahm , dals iu den letzten Jahren au
600 Badegäste hier zugegen waren.
F o r -
1073
Formey in: Hufeland's Journal der prakt. Heilk. Bd. LV.
St. 4. S. 116.
Hille a. a. 0. S. 203.
Das Seebad zu Zoppot bei Danzig. Das Dorf Zoppot liegt
in einer freundlichen Gegend anderthalb Meilen nördlich von Danzig,
einige hundert Schritte von dem Meeresstrande. Das Badehaus liegt
etwas erhöht und enthält nicht nur die nöthigen Vorrichtungen zu
Wannenbädern, sondern auch Apparate zu Tropf-, Douche- und Re-
genbädern.
Im J. 1834 betrug die Zahl der Badeg. 431.
— — 1835 .... 528.
— — 1836 .... 551.
— — 1837 .... 515.
Badearzt ist Hr. Dr. Halfter. Die Badezeit beginnt d. 15. Juni
und währt bis zum 15. September.
Am Strande sind die Badeplätze für Herren und Damen von ein-
ander gänzlich abgesondert, über 100U Fufs von einander entfernt.
Gebadet wird auch hier in Badewagen, welche mit Fallschirmen und
kleinen Treppen versehen sind. Nach Licht enberg's Analyse ent-
halten sechzehn Unzen Seewasser bei Zoppot:
Chlornatrium
. .
41,92 Gr.
Schwefelsaures Natron
. .
0,97 —
Schwefelsaure Talkerde
, .
3,36 —
Chlortaicium
, .
8,00 —
Schwefelsaure Kalkerde
. .
1,60 —
Kohlensaure Kalkerde .
. .
0,64 —
Kohlensaure Talkerde mit
Spuren
von Eisenoxydul
•
0,32 —
56,81 Gr.
Kohlensaures Gas
t ,
1,98 Kub. Z.
Hufeland's Journ. d. pr. Heilk. Bd. XXXIV. St. 6. S. 90. —
Bd. LXX. St. 4. S. 120. — Bd. LXXV. St. 6. S. 89.
Schweigger's N. Journ. Bd. II. S. 252.
Die Seebadeanstalt zu Zoppot bei Danzig. Mit einer Karte der
Gegend von Zoppot. Danzig 1823.
Hille a. a. O. S. 247.
Das Seebad zu Kranz im Regierungsbezirk Königsberg. Das
Fischerdorf Kranz in dem Fischhausenschen Kreiae liegt unfern Kö-
nigsberg, wird häufig besucht, um Seebäder zu nehmen, gleichwohl
mangeln gute Einrichtungen.
Hille a. a. O. S. 253.
II. Theil. Y y y
1074
Namentlich sind noch aufzuführen an der Pommerschen Küste;
die Seebäder zu Stralsund, Greifs wal d, Rev ah I, einem Dorfe
zwischen Kamin und Treptow, und Leba im Lauenburgischen, von de-
nen das erste auch mit guten Einrichtungen versehen ist, — an der
Mecklenburgischen Küste: die zu Boltenhagen bei Klütz und zu
Wismar, wo ein sehr gutes Badeschiff vorhanden ist.
Hille a. a. 0. S. 234. 245.
Vetter a. a. O. S. 355.
Zweite Abtheilung,
Die Heilquellen Hollands und Belgiens.
Yyy2
Die Heilquellen der Königreiche Holland
und Belgien.
Jöeide Königreiche zerfallen nach Verschiedenheit ihrer
Lage in ein tiefes flaches, längst der See ausgebreitetes,
mit Mühe letzterer abgezwungenes Niederland, das ei-
gentliche Holland, — und Belgien, das von den Ver-
zweigungen der Ardennen durchschnittene Hochland. —
Die Ardennen bilden die Fortsetzung des mächtigen Ge-?
birgszuges, welcher, nachdem er Teutschland durchschnit-
ten und den Rhein theilweise begleitet hat, sich westlich
nach Belgien und dem nördlichen Frankreich wendet, und
zeigen diesem ähnliche geognostische Verhältnisse.
Vorwaltend in ihnen sind Thon- und Grauwackenschie-
fer, Uebergangskalkstein und Steinkohlengebirge. Nirgends
erreicht in Belgien das Schiefergebirge die Höhe von 3000
Fufs, — einzelne Berge und Bergrücken übersteigen zwar
die von 2000 F., im Allgemeinen bleiben jedoch die grö-
fseren Plateaus unter dieser Höhe. — Arlon liegt 1856 F.,
Luxemburg 1142 F. über dem Meere.
So arm Holland an M.quellen, so reich ist Belgien be-
sonders an Eisen- und Schwefelq., deren Entstehung durch
die eisenhaltigen Schiefer- und die schwefelhaltigen Stein-
kohlengebirge bedingt scheint, — entbehrt aber kräftiger
Kochsalzquellen. Von lauen M.quellen besitzt Belgien nur
die Chaufontaine und St, Amand von 14 — 26° R.
Ueber die geognostischen Verhältnisse und die M.quel-
len der Ardennen hat Dethier eine sehr interessante
1080
Uebersicht geliefert. — Die M.quellen Belgiens schliefsen
sich an die des Grofsherz. Niederrhein. (Vgl. S. 443.)
Die M.quellen und Kurorte Hollands und Belgiens zer-
fallen in zwei Klassen: 1. die Heilquellen Belgiens
(der Flufsgebiete der Sambre, Maas und Scheide), — von
welchen die berühmtesten die M.quellen zu Spaa und St.
Am and sind, und — 2. die Seebäder Hollands, von
welchen Scheveningen besonders zu erwähnen.
v. Oeynhausen uud v. Dechen, Bemerkungen über den
Steinkohlenbergbau in den Niederlanden, in: Karsten'» Archiv für
Bergbau. 1825. Bd. X. S. 108-247.
in; Hertha. 1825. Th. II. S. 483-550. — Th. III.
S. 370-426,
Karsten's Archiv. Bd. X. S. 248. — Bd. XI. S. 170. — Bd.
XIII. S. 189.
Das Rheinland- Westphalen. Bd. III. S. 185.
O mal ins d'Halloy, m6moircs ppur servir ä. la G6ologie du
nord de la France.
Dethier in: Bytragen tot de Naturkundige Wcetenschappen,
verzameld door H. C. van Hall, VV. Vrolik en G. J. Mulder.
1829. Amsterdam. Vierde Deel. Nr. 1. — Vgl. L. F. v. F r oriep's
Notizen. Bd. XXIV. S. 337—344. ■*■ K, Brandes Archiv. Bd.
XXXIII. S. 85,
1. Die Heilquellen Belgiens,
Die M.quellen %u Spaa. Die Stadt Spaa, früher
ein Theil des Marquisats von Franchimont, unter der Lan-
deshoheit und Diöces des Fürstbischofs von Lüttich, liegt
1000 Fufs über dem Meere erhaben in einem freundlichen
Thale der Ardennen, von Aachen sechs und eine halbe,
von Lüttich fünf und eine halbe, von Brüssel siebzehn
Meilen entfernt. Sehr früh schon wurden die hier entsprin.
genden Eisenquellen benutzt, erwarben sich bald einen aus-
gebreiteten Ruf, und gehören jetzt zu den berühmtesten.
Für gute Aufnahme und Bequemlichkeit der Kurgäste hat
man möglichst Sorge getrugen. — Zur Kurzeit nimmt fast
jedes Haus Kurgäste auf. Im Sommer 1837 waren zu Spaa
während der Saison 2388 Fremde. — Mit Ausnahme des
I'ouhon entspringen alle M.quellen ausser der Stadt in zum
Theil anmuthigen Gegenden, und gewähren dadurch dem
1081
Kranken, welcher sie gebrauchen will, den Vortheil der
Bewegung in freier Luft.
In den S. umgebenden Bergen ist die Schieferformation die vor-
herrschende, — Quarz-, Thon-, Dach- und Alaunschiefer, alle mit
Quarzadern durchlaufen, reich an Eisen.
Man kennt sechzehn M. quellen, von welchen die vor-
züglichsten folgende sind:
1. Der Pouhon, im Mittelpunkt der Stadt, aus ei-
senhaltigem Thonschiefer entspringend, gut gefafst, von
einem Gebäude umschlossen, — unter allen M.quellen in S.
die berühmteste, welche, vorzugsweise als Getränk benutzt,
unter dem Namen „Spaawasser" durch ganz Europa ver-
sendet wird. Täglich werden hier 800 — 1000 Flaschen zum
Y ersenden gefüllt. Die Temperatur der M. quelle beträgt
8° R., ihr spec. Gewicht 1,0010.
2. Die Geronstere, nächst der vorigen die berühm-
teste und am meisten benutzte, in der Mitte eines Gehöl-
zes, eine halbe Meile von S,, von einem tempelartigen Ue-
berbau umgeben; ihre Temperatur beträgt 7,5° R., ihr
spec. Gewicht 1,0008.
3. Die Sauveniere, eine drittel Meile von S., eine
halbe von der vorigen entfernt, zur Seite der Strafse nach
Malmedy ; — die Temperatur der Sauveniere beträgt 7,75°
R., ihr spec. Gewicht 1,00075.
4. Die Groesbeek, unfern der vorigen, an Tempera-
tur und spec. Gewicht ihr gleich, benannt nach dem Baron
von Groisbeek, welcher, im Jahr 1651 dureh sie von
einer schweren Nervenkrankheit geheilt, sie schön fassen
liefs; erneuert wurde die Fassung im Jahr 1776 von dem
Marquis de la Croix, dessen Gemahlin der Familie von
Groisbeek angehörte.
5. Die beiden Tonnelets, eine drittel Meile nord-
östlich von der Sauveniere, — an Temperatur sind beide
Tonnelets gleich, — nämlich 7,75° R., — das spec. Gew.
beträgt bei der ersten 1,00075, bei der zweiten 1,0007.
6. Die Watroz, auf einer sumpfigen Wiese zwischen
1082
den Tonnelets und der Sauveniere ; ihre Temperatur beträgt
selten mehr denn 7° R.
Frisch geschöpft ist das M.wasser vollkommen klar,
stark perlend, von einem sehr angenehm säuerlich-,prickeln-
den, eisenhaften Geschmack, einem eigenthümlichen Ge-
rüche (nach Eisen riechendem Wasserstoffgas), wird, der
Einwirkung der Luft ausgesetzt, getrübt und bildet dann
einen ocherartigen Niederschlag.
Chemisch untersucht wurden die M. quellen zu Spaa
von T. Bergmann, Jones, Struve und Monheim.
In sechzehn Unzen enthalten:
1. Der Pouhon
nach Monheim: nach Struve:
Kohlensaures Natron . 0,9055 Gr. . . 0,7375 Gr.
Schwefelsaures Kali 0,0790 —
Schwefelsaures Natron 0,0375 —
Chlornatrium . . . 0,2042 — . . 0,4494 —
Basisch-phosphors. Kalkerde ..... 0,0136 —
Basisth-phosphors. Thouerde 0,0085 —
Kohlensaure KaUerde . 0,7500 — . . 0,9855 —
Kohlensaure Talkerde . 0,3125 — . . 1,1228 —
Kohlensaures Eiseuoxydul 0,8750 — . . 0,3751 —
Kohlensaures Manganoxydul 0,0519 —
Kohlensaure Thonerde . 0,0312 — . . . . .
Kieselerde . . , 0,2812 — . . 0,4985 —
Verlust .... 0,0154 — . . . .
3,3750 Gr. 4,3593 Gr.
Kohlensaures Gas . . 21,68 K üb. Z. 8,19 Kuh. Z.
2. Die Geronstere 3. Die Sauveniere
mich Monheim: nach M o u h e i in :
Kohlensaures Natron . 0,452 Gr. . . 0,301 Gr.
Chlornatrium . . . 0,093 — . . 0,062 —
Schwefelsaures Natron . 0,041 — . . 0,075 —
Kohlensaure Kalkerde . 0,331 — . . 0,220 —
Kohlensaure Talkerde . 0,163 — . . 0,107 —
Kohlensaure Thonerde . 0,014 — . . 0,009 —
Kohlensaures Eiseuoxydul 0,456 — . . 0,437 —
Kieselsäure .... 0,107 — . . 0,071 —
1~657 Gr. 1,282 Gr.
Kohlensaures Gas . . 14,164 Kub Z. . 20,182 Kub.Z.
."Such Eise» riechendes Was-
»erstoflgus . . . 0,047 — . 0,028 —
14,211 Kub. Z. 20,210 Kub. Z.
1083
5. Der erste Tonnelet 6. Der zweite Tonnelet
nach Monheim:
nach Monheim:
Kohlensaures Natron
m
0,217 Gr. .
v 0,080 Gr.
Chlornatrium
.
0,045 —
'. 0,015 —
Schwefelsaures Natron
0,021 —
0,007 —
Kohlensaure Kalkerde
0,154 —
0,129 —
Kohlensaure Talkerde
0,084 —
0,065 —
Kohlensaure Thonerde
0,007 —
0,007 —
Kohlensaures Eisenoxydul
0,390 —
0,250 —
Kieselsäure
•
0,042 —
0,027 —
0,960 Gr.
0,580 Gr.
Kohlensaures Gas
22,042 Kub. Z.
. 19,786 Kub. Z.
Nach Eisen riechendes
Was-
serstoffgas
•
0,014 — ■
0,004 —
22,056 Kub. Z.
19,790 Kub. Z.
7
. Der Groisbeek
8. Der Watroz
nach Monheim;
nach Monheim:
Kohlensaures Natron .
0,224 Gr. .
0,107 Gr.
Chlornatrium
0,047 —
0,014 —
Schwefelsaures Natron
0,024 -
0,004 —
Kohlensaure Kalkerde
0,160 —
0,177 —
Kohlensaure Talkerde
0,081 —
0,188 —
Kohlensaure Thonerde
0,007 —
0,068 —
Kohlensaures Eisenoxydul
0,245 —
0,371 —
Kieselsäure
0,048 —
0,836 Gr.
0,057 —
0,986 Gr.
Kohlensaures Gas
.
21,623 Kub. Z.
. 13,591 Kub. Z.
Zu "ividerratken in allen den Fällen, in welchen Eisen-
wasser contraindicirt sind (Vgl. Th. I. S. 239. Zweit. Aufl.
S. 253.), sind sie dagegen besonders zu empfehlen in al-
len den Krankheitsformen, in welchen alkalisch -erdige Ei-
senquellen indicirt sind. — Getrunken wirkt das Sp.wasser
belebend, stärkend, auf Nerven-, Muskel- und Gefäfssy-
stem, die Verdauung verbessernd, belebend tonisirend auf
das Uterinsystem, zusammenziehend auf die Schleimhäute,
und wird in der Regel auch bei grofser Reizbarkeit und
Schwäche des Magens und Darmkanals wohl vertragen.
Gerühmt hat man dasselbe vorzugsweise : bei Schwäche
des Muskel- und Gefäfssystems, Kachexieen, Leukopkleg-
1084
masieen von Schwäche, — chronischen Nervenkrankheiten
erethischer und6torpider Art, — Leiden des Magens und
Darmkanals aus Schwäche, — Anomalieen der Menstrua-
tion von Schwäche, Suppression, Chlorosis, Stockungen,
unregeluiäfsiger Menstruation, Schleim- und Blutflüssen
passiver Art.
Noch sind endlich die M quellen zu Spaa denjenigen zu empfeh-
len, welche nach dem Gebrauche der Th. quellen zu Aachen oder Burt-
scheid einher stärkenden Nachkur bedürfen. (S. 465.)
Thom. Ilyetii observat. in usum fontium acidul. pagi Spaa.
Leodii 1553.
Ph. Gaeringii description des fontaiues de Spaa. Liege 1583.
— 1592 augmente1 par Th. Ryet.
— — — fontium aeidorum pagi Spaa et ferrati Tungrensis de-
scriptio. Leodii 1592.
Eschenreuter a. a. 0. S. C6.
Günther. Andern, comm. p. 141.
Tabe rnämont anus a. a.D. Th. I. Kap. 47. S. 335.
G. Limboth, de aeidulis, quae sunt in sylva Ardvenna iuxta
vicum Spa. Antwerp. 1559.
G. Philareta, comm. de fontihus Arduennae. Antwerp. 1559.
Herr, ab Heer, Spadacrene, h. e. fons Spadanus, aecuratissime
descriptus , aeidulasque bibendi modus et medicamiua necessaria, et
observ. medicae. Lugd. Bat. 1605 — Leodii 1620. — 1622. — 1635.
— Leidae 1641. — Lipsiae 1645.
— les fontaines de Spaa. Liege 1616. — 1630. 1646. —
1654. — 1680. — revues par Chrouet. Haye 1736.
— Deplemeutum supplementi de Spadanis fontibus, s. vin-
diciae pro sua Spadacrene. Leodii 1622—1624.
— observationes medicae oppido rarae in Spaa et Leodii
animadversae, cum medicamentis aliquot selectis, et secretis, Leodii
1631. — Lipsiae 1645. — Lugd. Bat. 16S5.
J. B. van Helmont, supplementa de Spadanis fontibus. Leodii
1624.
Paradoxa VJ. de Spadanis fontibus, — in Initiis phys.
inaudit. Amstelod. 1652.
W. Symsoni Hydrologia chymica, s. chymioa anatomia Scar-
burgensium aliorumque fontium Spadanorum in ngro Eboracensi. Lugd.
Bat. 1668.
J. Fr. Brcsmal, b'8 circulations des eaux ou THydrographie
d'Aix et de Spa. Liege 1690. - 1699. — 1716. — 1718.
Edmond Nessel, trait6 des caux de Spa. Spa et Liege 1699.
Francis, dit Bazin, traue1 touchant les eaux de Spa et de
Chevron. Liege 1712-1714.
Matth. Nessel, apologie des caux de Spa. Liege 1713.
1085
J. Fr. B res mal, parallele des eaux minerales du pays de Liege.
Liege 1721.
Werner Chrouet, Ia connoissance des eaux d'Aix la Chapelle,
de Chau-fontaiue et de Spa. Leide 1714. — Liege 1729
Frid. Hoffmann, de fontis Spadani et Schwalbaceusis con-
niventia. Halae 1730. — übers. Leipzig 1731.
medic. consult. T. IX. p. 387.
G. A.Turners, brief account of the mineral waters of Spa.
London 1733.
H. Eyre, account of the mineral waters of Spa. London 1733.
J. G. Shaw, on the mineral waters of Spa. London 1734 — 1735.
C. Persy, inquiry into the nature and principles of the Spaw-
waters. London 1734.
Les amusemens des eaux de Spa (par Henri de la Riviere).
Amsterdam 1734. — 1735. — 1740. — übers, von F. G. v. K. Frank-
furt und Leipzig 1735.
Phil. Lud. de Presseux, dissert. de aquis Spadanis. Lugd.
Bat. 1736.
N. Th. le Drou, demonstrations de Tutilite des eaux minera-
les de Spa. Liege 1737.
— — — principe8 contenus dans les differentes sources des
eaux de Spa. Liege 1752.
Gottl. Car. Springs feld, iter medicum ad thermas Aquigra-
nenses et fontes Spadanos. Lipsiae 1748.
J. Phil, de Limbourg, traite des eaux minerales de Spa. Leide
1754. — 1756.
— — — recueil d'observations des effets des eaux de Spa.
Liege 1765.
S 1 a r e in : Philos. transact. Nr. 337.
Nouveaux amusemens des eaux de Spa. Paris et Liege 1763. —
Amsterdam 1782. — 1783.
Avis aux buveurs d'eaux minerales pr^cede" de T^Ioge de Spa et
de ses environs. Liege 1776.
Torb. Bergmanni opusc. phys. et ehem. Holmiae 1779.
Vol. II. §. 14.
Saubery, essai sur les eaux minerales ferrugiueuses de Spa.
Liege et Spa 1788.
Nouveau tableau de Spa. Neuwied 1789.
Casp. Bartholin, epistol. Cent. IV. epist. 38. p. 218.
€. W. Hufeland's Uebers. S. 234. Vierte Aufl. S. 83.
Kästners Archiv. Bd. VI. S. 228.
Edw. Godden Jones, auatyse des eaux minerales de Spaa.
Liege 1816. — Medico - chirurgical transactions of the med. Chirurg.
Society of London 1816. Vol. VII. Part. 1. p. 1.
Kreysig, über den Gebrauch der Mineralwasser. Leipzig 1825.
S. 264.
Die Heilquellen von Aachen , Burdscheid , Spaa , Malmedy und
Heilstein von J. P. J. Mo n he im. 1829. S. 309—351.
1086
Ais laChapelle, Borcette et Spaa; Manuel a l'usage des baigneuri,
contenant la description de ees trois villes, et de leurs environs, ainsi
qu' une Instruction detaille'e sur la maniere d'utiliser leurs eaux
d'apres les ouvrages des Mess. Monheim, Zitterland, Dardon-
ville, Hoepfner, Keumont et Schreiber. Aix la Chapelle
1834.
An sie reihen sich :
Die M. quellen zu St. Amand, theils Eisen-, thcils Schwefel-
quellen, welche vorzugsweise in Formen von Wasser- und M.schlamm-
bädern benutzt werden, von welchen bereits gehandelt worden. (Vgl.
Th. I. S. 395. Zweite Aufl. S. 465.)
Die M. quellen von Blanckimont, bei dem sogenannten
rothen Wasser, unfern der Preufsischen Gränze. Nach Monheim
enthalten sechzehn Unzen :
Kohlensaures Natron .
Chlornatrium
Schwefelsaures Natron
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaure Thoncrde
Kohlensaures Eisenoxydul
Kieselerde .
0,071 Gr.
0,056 —
0,012 —
0,142 —
0,086 —
0,009 —
0,308 —
0,065 —
0,749 Gr.
Kohlensaures Gas . . . 13,949 Kub. Z.
Die M. quellen bei Tongern, mehrere kalte Eisenquellen,
von welchen zwei von Paysse" chemisch analysirt worden sind. Ihre
Temperatur beträgt 10—13° R. bei 19° R. der Atmosphäre.
Nach Paysse" enthalteu sie kohlensaure Talkerde und kohleu-
saures Eisen.
Paysse1 in: Annal. de chimic. T. XXXVI. p. 161.
Bouillon Lagrange, Essai sur les eaux mim'ralcs. Paris
1811. p. 378.
Ph. Pati ssier, les eaux minc'rales de la France. Paris 1818.
p. 409.
Alibert, Pr<5cis historique sur les eaux min£rules. Paris 1826.
p. 344.
Die M quellen von Marimont und Chevron, zwei Eisen-
quellen.
Rega, diss. med. de nquis fontis Marimonensis. Lovanii 1740.
II. J. v. Crantz, Gcsundbr. d. Oesterr. Kaiserst. S. 305.
1087
Als weniger bekannte, fast ganz unbenutzte M.quellen erwähnt
De t liier noch folgende:
Die M.quelle zu J uslen ville (von 14-17° R. bei 8° R. der
Atmosphäre), — von Sasserotte, auf dem rechten Ufer der
Hoegne, — Wislez beiTheux, — Chanxhe, auf dem rechten
Ufer der Ourthe, — Gadot, — Chaud-fontaine bei Lüttich vou
26ö R., — la Rochette, — Basse-awez oder Beaumur, —
F lern alle, — Hoyoux bei Huy , — Ru oder Ruy zwischen
Roanne und Francorchamps, — ßosson bei Werbomont , — Pou-
hon de St. Antoine bei Grand Bru , — St. Remacle, — der
Pouhon d'en Haut in der Gemeinde Herze" und der Po u hon d'en
Bas oder Pouhon de St. Roch.
2. Die Seebäder Hollands.
Das Seebad zu Scheveningen, unfern Haag, — das be-
rühmteste und besuchteste in Holland, schon durch seine Lage, nicht
zu fern von Rotterdam und Leyden, sehr begünstigt. Bei dem Dorfe
S. wurde im Jahr 1818 zuerst von H. Jac. Pronk ein hölzernes
Haus zu diesem Zweck aufgeführt, in demselben Jahr 1400, im darauf
folgenden 1500 Bäder genommen, — später ein steinernes, und so
fleifsig besucht, dafs im J. 1826 : 2050 warme Bäder, 4075 in grofsen,
und 1541 in kleinen Badewagen in der See gegeben wurden. An die
Stelle dieser nicht ausreichenden Einrichtungen liefs die Regierung
durch Hrn. Reyers ein neues Gebäude (Hotel des bains) aufführen,
welches sehr vortheilhaft auf der Höhe der Dünen gelegen, mit gut
eingerichteten Bädern versehen (Badekabinetten mit Badewannen, ei-
nem portativen Douche- und Regenbad) , zu Wohnungen von Kur-
gästen und zu geselligen Vereinigungspunkten dient, und so den
Gästen mannigfache Vortheile gewährt.1 — Im J. 1828, wo die neue
Badeanstalt eröffnet wurde, Avurden bereits 6698 Bäder gegeben, —
im J. 1829 : 5616, — im J. 1830 : 6274, — im J. 1831 : 7095, — im
J. 1832 : 1228, — im J. 1833 : 7555, — im J. 1834 : 13,100, — im
J. 1S35 : 10,617, — im J. 1836 : 10,005.
Bei S. besteht der Grund des Meeres aus feinem Sand, ist fest,
sicher, und flacht sich allmählig ah, so dafs zu jeder Tageszeit geba-
det werden kann. Die Küste ist gerade gegen Nordwest gerichtet
und empfängt, da aus diesem Himmelsstriche die Winde am häufigsten
wehen, in gerader Richtung, mit voller Kraft die mächtigen Wellen
der Nordsee, deren Wellenschlag durch keine Bucht, keine vorsprin-
gende Landspitze gebrochen wird. Auch schwächt kein bedeutender
Flufs durch seine nahe Einmündung die Kraft des Salzwassers, denn
selbst das wenige Wasser des sogenannten alten Rheins ergiefst sich
drei Stunden nordöstlich von S., jenseits Katwyk, ins Meer. Gegen
die Heftigkeit der Seewinde gewähren die Dünen von 40 — 80 Fufs
Höhe zum Theil Schutz , an heifsen Tagen ergeht man sich auf
1088
schattenreichen Wegen , in dem schönen zwischen S. und dem Haag
gelegenen Gehölz.
Die hier gebräuchlichen Badewagen sind nach Form der englischen
eingerichtet, mit einem Tisch, Spiegel und Bänken versehen. Im Ge-
brauche sind grofse und kleine Badewagen.
S. besitzt eine Apotheke; Badearzt ist D. d'Aumeril, der Ver-
fasser der über S. erschienenen Monographie.
Eine besondere Erwähnung verdient das orthopädische Institut
des Hrn. Dr. Heine, in dessen sehr günstig, mit einem weitläufigen
Garten bei der Stadt, am Eingange in die Scheveningcr Allee, gele-
genen geräumigen und schö'nen Local diejenigen Kranken, welche an
Verkrümmungen leiden, ein anständiges Unterkommen finden. Ein
eigner Wagen führt die Kranken an den Strand, wo sie auf einer,
nach Heine 's Angabe gebauten Badekutsche in die See gelaugen.
Hier werden die Kranken auf einer leiterarligen Vorrichtung, die sich
wie eine Charniere in der Kutsche auf- und abwärts bewegt, mitteist
Riemen und Federn, ausgespannt und so längere oder kürzere Zeit
in die See gebracht. Andere leichtere Verkrümmte bewegen sich,
entkleidet mit ihrer Maschine frei im Wasser herum.
Tausend Theile des in der Nähe von Scheveningen geschöpften
Meerwassers enthalten:
nach
van Meerten
nach Dr. Mulds
(1826) :
(1827) :
Chlornatrium . " .
26,320 Th. .
. 22,007 Th.
Chlorcalcium ..'■""•.
unbestimmt
5,045 —
Chlormagnium .
5,700 —
2,300 —
Schwefelsaures Natron
0,540 —
. . . .
Schwefelsaure Kalkerde
0,350 —
0,400 —
Schwefelsaure Talkerde .
• • . <
2,102 —
Alkali ....
0,360 —
. • • •
Extractivstoff . .
2,070 —
35.340 Th.
. .
31,854 Th.
nach Dr. Holle man (1829):
Chlornatrium .... 27,809 Th.
Chlorcalcium .... 1,214 —
Chlormagnium .... 3,161 —
Schwefelsaures Natron . . 3,878 —
36,062 Th.
Empfohlen und benutzt werden die Seebäder zu S. in denselben
Krankheiten, in welchen Seebäder bereits empfohlen wurden. (Vergl.
S. 1050.)
Jahrbücher der Heilq. Deutschlands von Döring, F cnner von
Kenn che rg, Uöpffner und Peez. 1822. II. S. 237.
1089
Description de 1'eHablissement des bains de mer ä Scheveningen
par J. F. d'AumeriV, trad. du Hollandois. Haye 1830.
J. G. Heine, Physiologie über die organische Wirkung der
Bäder in dem belebten menschlichen Organismus, zunächst der Bäder
in dem belebten Meere, nebst Beschreibung der Erfindungen Behufs
der orthopädischen Seebadeanstalt zwischen Gravenhagcn und Sche-
veningen. Haag 1835.
Hasse in: Summarium des Neuesten und Wissenswürdigsten aus
der ges. Med. 1836. Nr. 18. Bd. III. Heft 2.
J. Fr. d'Aumerie, das Seebad zu Scheweningen in Holland,
seine nächste und entferntere Umgebung, seine innere Einrichtung,
die verschiedene Anwendung und grofse Wirksamkeit dieses Bades
und seine Vorzüge vor vielen andern Seebädern etc., nebst einer
Abhandlung über die Wirkung der Seebäder überhaupt. Cleve und
Leipzig 1837.
C. Mühry, Medicinische Fragmente etc. S. 50.
Aufser Scheveningen verdient noch eine besondere Erwähnung
das seit mehrereu Jahren eingerichtete und von Stierling empfoh-
lene Seebad zu Zandvoort an der Nordsee, bei dem Fischerdorfe
Z., eine kleine Meile südwestlich von Harlem. Das Badehaus liegt
so nah als möglich dem Strande, 60 Fufs über dem Meere erhaben,
das Corps de Logis ist zum Empfang und der Bewirthung der Gäste
bestimmt, die Badekabinette enthalten gut eingerichtete Badezimmer.
In der See badet man hier, wie iu Scheveningen, in Badewagen.
Stierling in: Hufeland und Osaun's Journal. Bd. LXXI.
St. 1. S. 108.
II. Theil. Z z Z
Verzeichnifs
der in diesem Tlieile aufgeführten Kurorte und M. quellen.
Seite
Aachen . , 447
Aba . . 290
Abach . . 668
Abensberg . 669
Abraham . 286
Achatius, Quelle
des heiligen A.
Acherbad
Achillesche Bad
Adelheidsquelle
Adelholzen
Aeolsbrunnen .
AfaltersbacherBad 192
Ahler Eisenhütten
M.quelle
Aich
Aigen
Ajnäcskü
Alach
Alexanderbad zu
Sichertsreutb
Alexandriuenbad
Alexisbad
Alexisbrunnen
Alleehaus beiKarls
ruhe
All-Gyffgy
Allmaushauseu
Almas
Alpirsbach
Als(»-IVlicsinyc
Alsö*-Vatza
668
807
564
654
659
72
923
677
175
313
561
629
564
1024
1025
Altenberg
Altenhiirg
Altenialza
Altensberg
AHheyda
154
785
352
661
306
718
271
351
941
222
948
681
442
Seite
Altötting . . 675
Alt-Reichenau 416
Altsohl „ . 269
Altwasser . 401
Alt-Wilinsdorff 442
Amalienbad 420.559.779
Ainandibrunnen 134
Amberg . . 673
Ambrosiusbrunuen 71
Amorbach . 683
Ampas . . 180
Andersdorfer Sau-
erbrunnen . 136
Andras . . 264
Annaberg . 929
Annabrunnen . 663
Annenbrunnen 660
Antholz . . 192
Antogast . . 795
Antousquelle . 130
Apenrader Seebad 1071
Aranyos . . 367
Arapataka . 355
Armen weil er . 751
Arnsdorf 393. 419 442
Artern . . 553
Aschersleben . 546
Aspen . . 681
Atcns . . 1030
Atyaer M.wasser 289
Au . . . 677
Aubad . . 182
Auerbach . 819
Außustenbad . 843
Augustusbad 933. 942
Au^ustusbrunnen 944
Auschowitzergnelle 72
Seite
AyachmühlerM.q. 683
Baden in Oestr.
143
Baden in Baden
769
Badenweiler .
802
Badsdorfer-Bad
125
Bahlf
305
Ballungen
716
Baj-Falu .
324
Bajmöcz .
256
Bakovar .
298
Balaton-See
283
Baldöcz
264
Banko
288
Bansen
575
Barand
368
Baratz
317
Barudorf .
1030
Bartfeld .
244
Basse-awez
1087
Bassenheim
499
Baumgarten
415
Baumkirchnerbad
182
Bazen
356
Bazuch
270
Beaumur .
1087
Bechiner-Bad .
126
Bebrangen
962
Bela
263
Beleke .
539
Beigard .
576
Behcz
257
Bellberg .
560
Beilenberg
1002
Bellussa .
252
Bcnedckf'alva .
280
Im nlli (im
1017
1091
Beuyuss .
Berchtesgaden
Berg
Berggiefshübel
Beriugerbad
Berka
Berlin
Bernhardsbrunueu
Bernsbach
Bertrich .
Bessenova
Bcuron
Beyertheim
Biberach .
Bibra
Bieringen
Bikszad . , .
Bilin
Billichgrätz
Biloweser-Bad
Birresborn
Bizdzidza
Blancbimont .
Bläsibad .
Bochorzi .
Bocklet .
Bodaik
Bodenfelde
Bodok .
Bogda . . .
Boll
Bollechow
Boltenhagen
Bonifaciusquelle
Borhegyes
BorkuF .
Boros-Jenö
Borsaros .
Börstingen ,
Bor-Volgy
Bosson
Borsz6k .
Botzen
Bozes
Bozin
Brakel .
Bramstedt
Brandenburgerbad
Brenner Bad .
Brezno-Bänya ■
Brezno-Mito
Briel
Brodlum .
Brohl
Bruchhäuser M.q.
Bruchsal .
Seite
272 Bruckenau
683 Bruckenau
732 Brudeldreis
940 Brunnen, der rothe
548 — der steinerne
955 Brunnenbad
571 Brunntlial
26 Brunos Quell .
933 Bruzna .
474 Bublitz .
280 Buch
708 Büchelberg
784 Buchlau .
759 Buchsäuerling
558 Buckenhofen .
711. 764 Buckowina
324 Büdingen
103 Budy
222 Bugyogö .
125 Bukovecz
497 Bünde
340 Burchardtsquelle
1086 Burgbernheim
721 Burgbrohl
140 Burghausen
609 Burgschwalbach
288 Burgstall
1023 Burtscheid 447.
Buschbad
Buschendorf .
Bussocz .
Büsum ,
Buzia
Seite Seite
297 Constautinsquelle 204
584 Coppenbrügger
498 Schwefeibrun. 1022
683 Cottendorf . 933
683 Crailsheim . 749
942 Crumbach . 933
683 Csacsin . . 272
933 Csall . . 277
272 Csernely . . 294
576 CserUl . . 28t
Csurgö* . . 290
Cudowa . . 434
Cuxhaven . 1057
Czako . . 315
Czarkow . 418
Czechauow . 576
Czernowiner-Bad 139
344
298
752
339
1074
623
346
249
318
345
711
366
922
683
140
47
641
416
819
278
351
272
532
625
641
494
6S3
923
192
459
939
225
258
1061
294
CzemeterM.wasser 248
Czigla
Cainsdorf
Calw
Camp
Gampo di Sotto
Canstatt
Carano
1087 Caudeuthaler M.q
341 Cementquelle .
191 Chanxhe .
353 CharlotteubruiiH
257 Charlottenburg 571
538 Chandfonraine 1087
1037 Chevron . 1086
759 Chlumetzer-Bad 126
178 Chodowitz 126
272 Christenhofsbad 745
272 Christianen-Eber-
763 hardinenbrunnen 948
1040 Christiansbrunnen i\9
494 Cleve . . 473
526 Coblenz . . 576
Dahlen
Dambeck
Dangast .
Dankeisried
Dankersen
Darnvar .
Daubenbom
Daun
Daunerbecher
Debrezin .
Dein ach .
Destel
Dillhausen
Dillingsbad
Dingolfing
Dinkhold
Dios-Gj'ö'r
193 Dippoldiswalda
723 Dirsdorf .
193 Dizenbach
498 Divenreiserbad
941 Dohbelbad
1087 Dobberphal
407 Doberan .
Dobrawoda-Bad
933
702
923
249
943
550
1060
681
534
371
923
498
499
322
700
539
923
183
676
917
303
943
409
761
681
196
576
1061
126
Dobritschauer-Bad 121
784 Colberg . 576. 1072
Doktorka
Dolina
Dombhiit .
Dorfgeissnar .
Dorna^Kandreny
Dorna-Warra .
Dörsdorf .
Dotis. .
Dragobertfalva
Dragomirfalva
Zzz2
126
279
365
843
337
337
923
307
309
323
1092
Seite
Drahova . . 258
Draisweiher M.q. 497
Draitschbrunnen 490
Dreiser- WeiherM.q.497
Dresden . , 942
Dreykirchen . 189
Driburg . . 507
Drohobycz . 339
Dubover Sauerbr. 248
Dubrava , . 263
Dürkheim . 6S3
Dürrenberg . 550
DürrenweiderHam-
mer M.quelle 641
Dürrbeim . 806
Dürrwangen . 71S
Diisternbroek . 1070
Ebeczk .
281
Ebed
273
Ebedecz .
294
Eberbach
764
Ebnigen .
718
Ebriacber Sauerbr. 216
Echzell .
819
Eckardtsgrün ,
641
Eckartsbruuner
918
Eckelbrunnen
918
Eckernfördo
1071
Edenkoben
683
Egartbad
185
Egegh .
277
Eger . ,
48
Egerdach
180
Eglhof .
175
Ehrcnbreitstein
499
Ehren-Friedric
l»9-
dorf
933
Eilsen
993
Eimbeck .
1021
Einöd
209
Einsiede! .
133. 933
Eisenbach
293
Eisenberg
943
Eleonorenquelle 85
Elisabethbad
573
Elisabethbrunnen. 821
Elisabethquelle
778
Elisenquelle
481
Elmen
542
Elster
944
Kitsch
317
Kltville .
922
Etnbsbad .
807
Empfing .
667
Seite
Seite
Ems
884
Gabern ek ,
210
Engelbrunn
297
Gablottö* .
249
Eppenhausen
537
Gadot
1087
Erdobenye
282
Gaugulfsbad .
763
Erfurt
.553
Ganöcz . ,
264
Erlach .
192
Garäb . ,
280
Erlau
303
Gasern
943
Erlenbad .
806
Gasteiner Wildbad 155
Ernabrunnen
. 1025
Gedern .
819
Ernstthal .
933
Gehringswalde
930
Eschelloh
661
Geilnau . ,
915
Essingen .
751
Geislingen • .
758
Efslingen
750
Gellenau .
442
Esztergäly
281
Gennebach
807
Eulenhöfer M.
1, 967
Georgenbad
940
Georgenbrunn. 403.995
Fachingeu
912
Gerbenroth
922
Falkenberg
419. 641
Gerlahö .
249
Farkas Mezö
349
Germete .
538
Fellathal .
211
Geroldsgrün .
949
Felsö-Bajom
356
Geroldstein ,
923
Felsö-Peteny
280
Gerolstein
498
Ferdinandsquelle 27.72
Geronstere
1081
Ferenberg
183
Gfall
183
Fichtelseer AI.
j. 641
Giengen .
744
Fiestel ,
518
Giefshübel
47
Filicz
264
Girtenau .
764
Fischbach
923
Glashütten
291
Fixen
641
Glatt
707
Flein
► 750
Gleichenberg .
203
Flemalle .
1087
Gleislibergerbad
192
Flinsberg
410
Gleifsen .
569
Führ
. 1059
Glottenthal
807
Forsterbad
126
Gmünd
217
Fortyogo"
344
Gnadenbad
722
Fragaritberbad
217
Godelheim
523
Frankenhausen 963
Godesberg
490
Frankfurt a. d.O. 572
Gögging .
670
Frankfurt a. M. 877
Goldbach
628
Franzensbrunnen 53
Goldberg ,
1034
Frauenberger-Bad 126
Goldbrüimel .
126
Freiberg .
932
Gönningen ,
764
Freienwalde
562
Göppingen
754
Freiersbach
799
Gortwa-Kisfalu
316
Freudenthalcr-
Kad 129
Göschwitz
957
Friedrichs-See
bad 1072
Gosel . ,
641
Friedrich - Wi
-
Gottsebdorf .
043
helms-Seebad 1066
Gottsdorf
943
Friesach .
217
Gradlitzerbad .
124
Froi
190
Grafen ort
442
Frommem
718
G ran
272
Fiilck
2S0
Grasnawa-Woda
258
•Füred
282
Greenfield
933
Fiirstenau
. 1022
Greifenberg
682
Fiirstenquellc
8S8
Greifswald 575
1074
Füfsen
681
Gjriesbacb
792
1093
Seite
Griesbad . 182. 758
Grindbrunnen . 877
Gripshofen . 530
Grodek . . 338
Groesbeek . 1081
Grofs-AIbertshofen 670
Grofsarl . . 167
Grofsenliain . 943
Grofsen-Rüden . 1023
Grofskarben . 814
Grofsschlagendorf 258
Grofs-Waldendorf 415
Grofswardein . 368
Grub . . 966
Grüben . . 419
Grundhofer Sauerb.961
Grunermühle . 641
Griinheidt . 641
Gungelbninnen 1022
Güntbersbad . 965
Guther M.wasser 290
Gutwasser-Bad 126
Gyopäros . 319
Gyügy . . 276
Hackelthal ; .
Hafkreuz
Hagek
Hall in Oesterr.
Hall in Tyrol .
Hall in AVürtem-
berg . 737
Halle
Hallein
Halsbrücke
Hambacb
Hämor
Hamry
Hanau
Hardeck .
Harka
Harkäny . '
Härtensdorf
Hasloch .
Hasoda .
Hafsfurt .
Hechingen
Heckingbausen
Heffnersqueüe
Heidelbergerbad
Heilbronn
Heilbruun
Heilbrunnen 3S6
Heilbrunner- Bad
Heiliüfebrunnen
682
1072
126
173
179
739
551
175
932
499
347
126
842
639
306
320
933
183
1022
627
715
537
617
933
750
654
, 494
126
722
Heiligekrenzbad
Heiligenstadt .
Heiligkreuzbad
Heilstein .
Heinriclibrunnen
Heinrichsquelle
Helgoland
Hellendorf
Helmsdorf
Helmstädt
Heppingen
Heringsdorf
Herkulesbäder
Herlein .
Hermannsbad
Seite
182
152
763
472
421
938
1055
943
1040
1029
495
1066
357
286
566.943
Herster M.quelle
Hertwigswaldau
Herzogbad
Heselwangen
H6ter M.wasser
Hetten
Heubrunnen
Heyersen
Hiddingen
Hietzing .
Hinderegg
Hinnewieder
Hirscbbad
Hirschfelde
Hlinsko .
Hluck
Hochberg
Hochstädt
Hof-Gastein
Hofgeismar
Hohenberg
Hohenbüssow
Hohenems
Höbenstädt
Höllenstein
Hollenhagen
Höllcrthal
Holzhausen
Homburg v. d.Höhe 820
Hoppenberg . 535
Horawizerbad 126
Horb , . 722
Horitzerbad . 126
Hornhausen . 560
Horod . , . 348
Horodenka . 340
Hofszüret . 244
Hosteiner-Bad 140
Hotzerbrunnen 499
Hoyoux . . 1087
Hrabske . . 249
511
418
683
718
312
683
138
1023
1021
152
183
126
750
418
140
140
640
819
165
837
640
575
182
673
948
1007
636
531
Seite
Hrussov . . 282
Hub . . 802
Hubertusbrunnen 547
Huck . . 140
Huggelaubach . 759^
Hugyag . . 281
Hüllborst . 532
Hutla . . 281
Hygiäensquelle 25
Jahodnika
Jakobfalva
Jakobsbad
Jamnicza
Jaraba
Jaroslaw .
Jaistraba
Jaxtfeld .
Jebenhausen
Jelen
Jene
Jeszenye
Bgenbad .
Imnau
278
346
722
373
272
338
252
739
755
317
281
272
750
703
Inkratischer Sau-
erbrunnen . 210
Innicben . . 191
Jobsbad . . 929
Jochbergerbad 182
Johanolowa . 340
Johannesbad . 125
Johannesbrunnen 134
Johannesdorf . 124
Johannisberg . 844
Jobannisbrun. 139. 205
Jolsvaer M.wasser 310
Jordansbad . 759
Josephinenquelle 119
Josephsbad . 103
Josephsquelle 105. 787
Ischt . . 168
Judenburg . 210
Julianenbrunnen 995
Julius Hall . 1030
Jungbrunn. 192. 719. 807
Jünkelbrunnen 192
Juropolya . 281
Juslenyille . 1087
Iwonicz . . 333
Kabel . . 574
Kabolc . . 306
Kacz . . 303
Kaiser-Franzensbad 4S
1094
Seite
Kalos . . 280
Kamena Goricza 374
Kamenszko . 374
Kamjonka . 264
Kanizer-Bad . 663
Karlsbad . 18
Karolinenbrunnen 71
Karolinenquelle 105
Karlsbrunn . 129
Karlsbrunuen . 122
Karlshaller Brunn. 482
Karlsq. 130. 205.625.708
Karlsruhe . 7S5
Karpona . , 270
Karscheutbaler-ßadl82
Kasbrunnen . 764
Kaschau . . 288
Katzenelnbogeu 923
Kautenbach . 477
Keberlingen . 764
Keked . . 2S7
Kekkö , . 281
Kekkus . . 286
Kelcs . . 281
Kellberg . . 675
Kelmenfalva . 278
Kernend . . 353
Keuz . . 575
Kerlich . . 499
Keruly . . 347
Kesselbriiuiien 888
Keszthejy . 286
Kibbad . . 807
Kiel ; . 1070
Kiraly . . 312
Kirchberg . 661
Kirchbrunneu . 750
Kirchheim unt.Teck 756
Kirnhalden . 807
Kis-Apatiii . 286
Kis-Czeg . 356
Kis-Eör . . 286
Kis-Falud . 297
Kis-Kalan . 352
Kis-Kubra . 252
Kisocz . . 264
Kis-Saros . 248
Kifsbüchl . 182
Kissingen . 591
Klanbowka . 126
Klausnerbrunnen 206
Kleinengstingen 723
Kleinern . . 993
Klein-Gretenberg 1022
Klein-Kiichlcrbaa 126
Klein-Miltitz . 944
Seite
Klein-Pösthöny 253
Klein-Schirma 931
Klein-Schwadowitz 125
Klein-Weckow 576
Klein-Welka . 94 t
Klevererbad . 678
Klimath . . 678
Klingenbad . 678
Klingenfels . 222
Klininger Sauerbr. 215
Klokocz . . 270
Kobola-Polyäna 323
Kochemoos . 191
Köditz . . 641
Kökeny . . 322
Kokolna . . 252
Kokoschütz . 418
Kommern . 122
Kondrau . . 638
Königinnhofer-Jo-
hannesbad . 125
Königsbad . 750
Könis;sborn . 533
Königsfeld . 126
Königshütte . 420
Königstein . 943
Köuigswarth . 84
Konopkowka . 334
Kouszka . . 280
Koritna . . 140
Koritschau . 140
Kornwestheim 720
Korond . . 346
Korsow . . 336
Körtv%es . 282
Kösching . 673
Kosen . . 550
KostanitzerSäuerl. 210
Kostlitz . . 943
Kos/.tclna . 253
Kothen . . 591
Kothenbibersbach 641
Kötschen . 550
Kovaszna . 343
Ko/.yn . . 339
Krabonicza . 309
Krähcnhad . TIS
Krähnchen . 888
Kramerqucllcn 396
Kranz . . 1073
Krapina . . 37*'
Kras/.nadolina 258
Kreigli . . 264
Krems . . 175
Kreuth . , 648
Kreuzbrumieu 71
Seite
Kreuznach . 479
Kronberg . 874
Krontbal . 874
Kroppa . . 222
Krötenmühle . 636
Krumbach . 678
Krumbacher Bade-
stein . . 679
KrummbacherMühle763
Krupp . . 222
Krj'uica . . 327
Krzessow , 336
Kubra . . 252
Kuchelbad . 126
Kukusbad . 124
Kummern . 122
Kun-Taplocz . 310
Kunzendorf . 419
Künzen . . 677
Künzing . . 677
Kupferzeil . 751
Kürtös . . 281
Kwiczowice . 339
Laabad .
155
Laachbad
155
Ladis . .
180
Ladok
264
Laimnau .
764
Lampertsdorf .
409
Lamscheid
478
Landeck .
422
Landolinsbad .
807
LandskronerMine
ralbrunnen .
496
Langenau
635
Langcnbriickcn
779
Langenfeld
191
Langensalza ,
554
Langcnstcinbach
783
Laszina .
373
Latukas .
309
Laiichstädt
5f)6
Lausigk .
943
Lauterbad
723
Leba
1074
Leberbrunnen
750
Leibicz .
263
Leipzig .
944
Leitzkau
562
Lemberg
33S
LendersnauSen
627
Lengau .
182
Lenziger M.brunn.
499
Lcogang .
175
1095
Seite
Leonfelden . 175
Leopoldsquelle 788
Letin . . 126
Leutstetten . 662
Leva . . 294
Levenz . . 294
Levern . . 532
L6wärt . . 310
Leyenkaderich 923
Libocl. • • 124
Lichtenbrunncn 138
Lichtenthai . 776
Liebenstein . 957
Liebenzeller-Bad 697
Liebwerda . 118
Lienzmühler Sauer-
brunnen . 215
Limmer . . 1019
Lindau . . 681
Lindenholzhausen 920
Liuksehe Bad 943
Linik . . 371
Lipka . . 126
Lipnik . . 264
Lipnitscher-Bad 126
Lipocz . . 245
Lippa . . 297
Lippoldshausen 534
Lippspringe . 531
Löbau . . 943
Lochotin . 86
Lodyczyn . 340
Lö-Fej . . 324
Löffingerhad . 807
Löhnberg . 92t
Losoncz . . 281
Louisenbrunnen 571
Lövete . . 347
Löwenberg . 190
Löwensteiu . 747
Loybl . ,. 2-22
Lubien . . 325
Lucska . . 279
Ludwigsbad 616. 776
Ludwiffsbruunen 814.
821. 1035
Ludwigsthal . 133
Luhatschowitz 133
Lühne . . 1022
Luisenquelle 54. 134
Lüneburg . 1023
Seite
Magyurad . 276
Magyar-Falva . 280
Maldar . . 264
Maleichen . 681
Malmedy . 470
Malnäs . . 351
Malterdingen . 807
Mannersdorf . 154
Marching . 670
Mariabrunnenbad 662
Mariaschein . 102
Marienbad . 67
Marienberg . 931
Marienborn . 936
Marienbrunnen 70
Marieufels . 921
Marienquelle . 85
Marienseebad . 1071
Marimont . 1086
Marktquelle . 27
Mastintz . . 316
Mathildenbad . 817
Mätra-Novak . 2S1
Mattenbach . 923
Maulburg . 807
Maxen . . 943
Maximiliansquel-
le . 130. 595
Seite
Monfalcone . 222
Montabaur . 919
Montefalcone . 222
Monyäsza . 319
Nordingen . 681
Moritzburg . 943
Morslebeu . 559
Mostigerbad . 126
Mühlbach . 258
Mühlbrunnen 26. 395
Mühldorf . . 663
Mühleuer Sauer-
brunnen . 499
Mühlstadt . 217
Mühriugen . 711
Müllheim . 807
MünchshÖfen . 676
Münder . . 1023
Münsterberg . 409
Münsterbrunnen 484
Murany , . 297
Muskau . . 567
Mäd.
Madacska
282
281
Maystadt
Mehadia
Meinberg
Meifsen .
Melcsicz .
Memelsen
Menes
Merau
Mere
Mergentheim
Mettersdorf
Miedeisbach
Milawetz
Miletinerbad
Milkosrb-Rad
Mindelheim
Mingolsbeim
Mitterbad
Mizun
Mochinger-Bad
Modletin .
Mödlinger-Bäd
Moen
Mogyorö"s
Mögglingen
Moha
Möllendorf
192
357
1000
939
252
844
319
193
277
741
499
751
126
126
126
680
785
184
340
662
126
153
576
273
745
289
559
B
Nachoderbad .
Nagapedl
Nagy-Körös
Nagy-Mogyoros
Nagy-Selmecz
Nagyszalathna
Nagy-Torna
Nammen .
Namoscidla
Natoplitze
Natroine .
Natters .
Nauheim
Naumburg a
Nelipina .
Nemet-Keresztur
Nenndorf
Neubrunnen
Neuenhaiu
Neuenheim
Neuhaus 200
Neuhof .
Neu-Lublau
Neumarkt
Neumünster
Neuschwalheim
Neusohl
Neustadt-Ebers
walde
Neustädter Bad
Nezdenitz
Nicolaibad
li
125
140
244
324
2S0
269
324
536
258
222
789
181
84 t
417
309
306
828
26. 7 t
876
876
1022
263
260
671
1039
841
271
566
734
140
217
1096
Seite
Seite
Seite
Nied
923
Otrakowitz
140
Poulion .
lost
Niederlahnsteit
i 920
Ottensen .
1039
Pouhon d'en Bas
1087
Niederlangeuau
439
Ottlau
575
Pouhon d'en Haut
1087
Niedernan
708
Ottobad .
637
Pouhon de St. An
ISieder-Zissen .
495
Owen
764
toine
1087
JNieder-Zwönits
931
Pouhon de St.
Kiemierow
336
Roch .
10S7
Nieratz .
763
Padhorodze
340
Pouhont de Cuves
471
Niersfein
818
Pandurbrunnen
595
Pouhont de Gero-
INievern .
923
Pankota .
319
mout
471
Niklova .
249
Parad
298
Pouhont des Isles
471
INimnieza
252
Parchim .
1036
Pouhont de La
JNookquelle
181
Partenkirchen .
663
veaux .
471
Norderney
. 1053
Paszika .
309
Pozdiatekerbrun-
Nördlingen
645
Paulinenbrunnen
905
neu
140
Nordwasser
800
Pausa
94S
Preblauer Sauer-
Northeim
. 1018
Pecsenyed
305
brunnen
214
Nowosielce
336
Peissenberg
666
Predjarki-Woda
258
Nyiregyhaza
323
Perechinsko
340
Preuzlau .
573
Pesth
243
Prefsburg
257
Petersbrunn ;
662
Preuscbwitz .
943
Oberbrambach
945
Petershagen
535
Prinzbacherbad
807
Ober-Döbliug
155
Petersthal
796
Prinzhofen
677
Oberbaus
188
Peterwitz
409
Probbach
923
Oberlahnstein
919
Petrokofer-Bad
126
Probstbrunnen
419
Ober-Leutensd
>rf 102
Petrova .
249
Prutzerbad
179
Ober-Mendig
495
Petzen
217
Przibran .
126
Obermennig
495
Pfeiffer .
641
Puchrigler Bad
175
Obernau .
711
Pfrungen .
764
Püllna .
108
Oberperfufs
181
Pielizysk .
576
Putbus
1066
Obersalzbruime
n 395
Piestyan .
253
Pyrawarth
154
Obersasbach
806
Pilzweg .
675
Pyrmont .
972
Oberselters
923
Pinkafeld
306
Olierschafiliaus
Ober-Schwedel
dorf
Obershausen
en 807
s-
442
923
Pirna
Plattensee
Pleintling
Po Csevicze .
943
282
677
318
Quedlinburg
Quickendorf .
Quirinusoelquelle
560
409
6S3
Ober-Tiei'enbac
h 681
Poezatek .
126
Ober-Wicsentb
al 933
Podhering
309
Rabbi
183
Ober-Zissen
495
Podhragy
279
Radeberg
933
Ochseuhausen
761
Podoi
126
Radendorf
210
Oelber
1030
Podschaken
126
Rad na
367
Oelper
Oelves
1030
Pnjan
350
Radolfszellerbad
807
356
Pojnik
272
Radoma .
249
Ofen
231
Polcna .
309
Ragozibrunnen
594
Ofenlocherbad
182
Pollyän .
350
Rajccz
252
Offen au .
740
Poltcrbrunucn .
55
Räkos
345
Ohnienhauscn .
719
Pol/in
574
Ramschied .
923
Olahfiilu .
348
Pongyelok .
315
Rainwalderbad
193
OJbersdorf
309
Ponnau
576
Ranigsdorf
137
Old.'slohc
1038
Pöntcrbrunucn
499
Rank
286
Olmiitz
138
Pösing
257
Rappcnau
786
Orb .
621
Pöstheny .
253
Raros-Mulgäd .
281
Orcchovc
252
Pöst3'(5n .
253
Rascb.au .
931
Oiteropai«
918
Pötscbing
305
Rastenberg
956
Osztrovsk
270
Potsdam .
572
Ratheim . .
474
1097
Seite
Ratko-Suha . 317
Ratzes . . 186
Raudnauer-Bad 126
Rauris . . 167
Rauschenbach . 262
Ravensburg . 762
Rawnicer M.wasser 340
Reckenitzbrunneu 1035
Reckow . . 576
Rehburg . . 1013
Reiboldsgrün . 948
Reichenau . 442
Reichenhall . 658
Reinsdorf . 933
Reinerz . . 429
Reinhards-Grimma 943
Reispacli . 677
Resek . . 125
Retsk . . 303
Rettert . . 923
Reutli . . 1R2
Reutlingen . 7J2
Revabf . . 1074
Rhänitz . . 943
Rheingauer M.q. 920
Ribär . . 264
Richanka . 280
Riedenberg 499. 591
Riedlingen . 807
RiendlerM. wasser 175
Riesenbad . 102
Rietenau . 748
Riefsstädt . 561
Rima-Br6zo . 314
Rippoldsau . 786
la Rochette . 1087
Rodaun . . 152
Rodenbach . 538
Rodenberg . 829
Rodisfurther Sauer-
brunnen . 47
Rodna . 365. 367
Rohitsch . . 201
Rohnau . . 415
Roigheim , 736
Roisdorf . . 488
Roks . . 264
Rokus . . 264
Römerbad . 198
Römerquelle . 708
Ronneburg . 967
Ronya . . 280
Rörebücbel . 182
Rosabrunnen . 122
Rosenberg . 280
Rosenbrunnen . 905
Seite
Rosenheim
664
Rosnau .
310
Rofsbach
819
Rofswein
941
Rötbeibad
. . 758
Röthenbacber
Bad 722
Rothenbrunn
182
Rothenburg a.
Tauber
d.
644
Rothenfeld
. 1023
Rothenfels
77S
Rofhtnthal
933
Rotweil .
719
Rozdol .
339
Rozuintow
340
Ru . .
. 1087
Rückershauseii
922
Rudnok .
288
Rudolstadt
966
Rügenwalde
. 1072
Ruhla
954
Ründeroth
538
Ruy
Ruzbach
. 10S7
262
Rybnick ■
222
Saatzer Schwe
fel-
quelle
Sachsenfelder 1
511
Jad 933
Säckingen
805
Sadschütz
122
Sadskacrbad
126
Sagard
575
Saiilbacher Bat
1 807
Saidschitz
108
Salle
576
Salt
188
Salzbrunn
3! 13
Salzbrunnen
918
Salzdahlum
1030
Salzderhelden .
1024
Salzdtefurth .
1024
Salzgitter
1024
Salzhausen
812
Salzhemmendot
f 1024
Salzkotten f
>33. 539
Salzliebenthal
1024
Salzquelle bei E
iger 55
Salzschlirf
843
Salzaffeln
1007
Salzungen
959
Sarenthai
188
Sarisap
Saroksar
273
244
Sasserotte
1087
Seite
Sattel . . 763
Saubad . . 764
Sauerthal . 923
Sauveniere . 1081
Savnik . . 248
Schachen . 681
Schäftlarn . 665
Schandau . 941
Scharbocksbrunnen 538
Schaumburg . 923
Scheuern . 923
Scheveningen . 1087
Schieder . . 1002
Schiersäuerling 85
Schiesheim . 923
Schlackenbad . 932
Schlaneid . . 191
Schlangenbad . 899
Schleusingen . 562
Schlofsbrunneu 27
Scbmechtener M.-
brunnen . 511
Schmeckwitz . 936
Schömbach . 415
Schöllberg , 946
Schöningen . 1030
Schön wald an der
Grunermühle 641
S chörgau . 188
Schums . . 187
Schwaighof . 651
Schwalbach . 903
Schwalheim . 839
Schwall . . 923
Schwellungen . 962
Schwefelnatroine 789
Schweiua . 962
Schwellquelle . 322
Schwelm , 527
Schwenningen 721
Schwindeck . 660
Schwirsen . 576
Schwollen . 499
Sebastiansweüer 714
Seebruch . 529
Seeon . . 666
Sehlbacher Bad 807
Seidlitz . . 108
Seidorf . . 393
Seifersdorf . 133
Seikenbrunnen 1024
Sella . . 193
Sellrain . . 181
Selters . . 878
Seltz . . 817
Seunerbad . 762
1098
Seite
Sennfeld . . 626
Serenthal . 188
Sgums . . 187
'Sibö . . 354
Sichertsreuth . 629
Sid . . . 313
Sidonienquelle 938
Siebers . . 681
Silian . . 192
Singer . .249
Siunberger M.q. 5S6
Sippenau . 673
Sircz . . 306
Sironabad . 818
Sira-Brada . 264
Skleno . . 291
Sklo . . 33")
Skole . . 340
Slaboticz . . 374
Slatenitz . . 138
Slonsk . . 576
Smerdech . 374
Sinerzsonka . 263
Smradiatka . 140
Sobrusan . 102
Sodasee . . 322
Soden . . 868
Soest . . 534
Sohl . . 947
Sokolowka . 340
Solitude . , 752
'Sombor . , 351
Sondelfingen . 720
Sonnenbruunen 396
Soosmezü . 345
Sopliientlial . 418
SöVBorvitz . 349
Sos-Hartyany . 281
Sotto Comano 193
Sottorf . . 539
Source de Quirin 471
Sorär . . 248
Spaa . . 1080
Spielberger Schwe-
felbrunnen . 1022
Spitalquelle . 27
Springen . . 923
Sprudel . , 25
St. Amand , 1086
St. Annabad . 126
St. Annadorfer-Bad 126
St. Annens (ina-
denbrunnen . 931
St. Barbarabad 217
St. Georgen . 075
St. GÜBthersbad 120
Seite
St. Johannisbad 645
St. Isidor . 190
St. Katharinenbad 217
St. Leonhard . 214
St. Nikolasbad 126
St. Peter . . 216
St. Petersbad . 189
St. Remacle . 1087
St. Rochus . 189
St. Veit . . 183
St. Wolfgang in der
Fusch . . 167
Staden . . 819
Staflerlechner . 191
Stankorar . 280
Stafsfurth . 550
Starenhagen . 1037
Stehen . . 631
Stecknitz . 121
Steinach . . 641
Stciubogenbad 681
Steinfeld . . 1022
Steiuheyde . 963
Steinseifen . 133
Steinwasser . 108
Stephanienbad 776.784
Sternbad . . 560
Sternberg 123. 136
Stctten . . 708
Stjärnitska . 279
Stoika . . 354
Stradener M. quelle 205
Stralsund . 1074
Strehaz . . 222
Stuben . . 277
Stubnya . . 277
Stums . . 187
Stuttgart . . 750
Suchaloza . 140
Suderode . 5i8
Suha , . 315
Suliguli . . 323
Sülldorf . . 550
Sulz . 306. 721
Sülz . . 1035
Salzau . . 711
Sulzbach . 801
Sulzbrunnen am
Peissenberg 666
Sulzburg . . 806
Sulzdorf . . 210
Sülze . . 1024
Summeraw . 140
Svabocz . . 264
Swada Studinka 140
Swincinündo . 1065
Seite
Synowudzka .
340
Szalankania
368
Szalärd .
323
Szalathnya
273
Szaldobos
350
Szaloua .
303
Szänto . ,
276
Szczawnice
329
Szecsany
297
Szeudrö .
303
Szent-György 365
366
Szent-Irany 280.
309
Szent-Laszlo .
324
Szigeter M.wassei
319
Szklabonya
2S1
Szlatrina
264
Szlets . .
280
Szliäcs . .
264
Sznako . .
249
Szobrancz .
307
Szolotsina
309
Szolyra .
309
Szombatfalra .
349
Sztrezsenicz .
258
Sztrojna . .
309
Sztubicza .
372
Szutinczka .
371
Szutor
314
Szutsa
253
Szwoszowice .
338
Talferbad
191
Tannenbrunneu
660
Tapolczan
310
Tar
303
Tarcza
304
Tata
307
Tatenhausen .
520
Taufnergut
190
Tauscha .
943
Teinach .
700
Teisholz .
311
Tclgard .
311
Telki-Banya .
288
Tcnkcrer Al.was-
scr
319
Tenustädt
555
Tepla
280
Teplitz .
86
Tetschcn ,
103
Teuditz .
550
Teufelabrunnen
677
Thale
547
Thunnhauscu .
681
1099
Seite
Seite
Seite
Tharandt
938
Unterwindschwur 676
Weiler
681
Theodorshaller
Usterling
677
Weinbrunnen .
905
Brunnen
483
Uzsok
309
Weingarten
762
Theresienbrun-
Weiseritz
943
nen
27. 595
Weifsbacherbad 216
Theusserbad
747
Vag-Teplaer
252
Weifsenbacherbad 216
Thierbad
750
Valdorf .
529
Weifsenburg .
644
Thurmbacherbf
id 189
"Vale Ursuluy .
366
Weifslau .
190
Thurn .
575
Viimfalva
324
Weldzik .
340
Tillerborn
492
Vargede .
312
Wellingbüttel .
1039
Tiszolcz .
311
Vechtelde
1022
Welschnofen .
191
Tiszovnyik
281
Vegles
271
Welzheim
750
Tobelbad.
196
Veldes
222
Wemding .
643
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2S2
Yelejter .
281
Wenzelsbad
121
Toll
191
Venusbergerbai
l 181
Wenzelsquelle
788
Tongern .
1086
Verdins .
191
Werker M.q. .
920
Tonnelet
1081
Vetzel
354
Werl
539
Tönnisstein
492
Viborna .
2b4
Werlesquelle
205
Tönnstein
492
Vichnye .
293
Wernarzer M.t
. 586
Töplika .
368
Vilbel
819
Westerkotten .
539
Töplitz 86.
139. 219
Villacherbad
214
Wetterbrunneu
138
Töplitza . '
219. 3b8
Villingerbad
807
WTeyhers
628
Topporecz
264
Vilsbiburg
667
Wieliczka
331
Topuszko
364
Vincentiibrunn«
jn 134
Wien
152
Tornesiquelle
632
Vippach-Edelli
au-
Wierowan
140
Totfalva .
264
sen .
957
Wiesau .
415. 636
Tot-Pröna
279
Vislas
281
Wiesbaden
852
Toväros .
307
Vitecz-Hurka
248
Wiesenbad
929
Traunstein
. , 677
Vlotho
534
Wiesenbrunner
i 396
Travemünde
. 1068
Vogtsburg
807
Wiesenquelle
55
Trentsin .
249
Vohbtirg .
673
Wiesloch
782
Treptower-De<
sp 576
Voitelsbrunnen
140
Wiklantitz
126
Triebel .
574
Voldersbad
181
Wildbad .
690
Trottinerbad
126
Völlan .
189
Wildungen
989
Trübsch'dtz
122
Vöslau
151
WTilhelminen S
ee-
Truchanow
339
bad
1059
Trunkelsberg
681
Wilhelmsbad 4
il8. 546.
Truskawice
339
Waldbad .
762
842
Tscliachwitz
121
Waldquelle
72. 683
WilhelmsbruiiD
en 119.
Tschatasch
225
Wallbrunnbad
193
465
Tscheschdorf
138
Wanderslebeu
967
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Jrun-
Tsorvaser M.A
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Wangen .
763
nen des W.
720
ser
319
Wangeroge
1058
Wilischberg
943
Tübingen
720
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340
Wimmiuger M
q. 498
Tyffer .
198
Warmbrunn
385
Wimpfcn am J
ferg 817
Warmstorf
. 1039
Windeby
. 1040
Warnemünde
. 1072
Winkelbad
192
Ueberkingen
756
Wartenberg
682
Winslar .
. 1013
Ueberlingeu
803
Wassacher Be
rg 759
Winterbach
746
Ueberwasser
191
AVasseralfingci
i 751
Wipfeld .
616
Uhlmühle
. 1020
Wasserburg
668
W'islez
. 1087
Ullersdorf
128
Watroz .
. 1081
Wismar .
. 1074
Ulm
758
Wehr
498
Wisowitz
140
Unterbrambacl
i 945
Weichmühl
576
Wisselshcim
819
Untcreppach
751
Weikardshofei
i 629
Wodolenka
126
Unteruieidling
153
Weilbach
, 865
Wodolenow
126
1100
Seite
Wohlmühler M.q. 498
Wolbertsclnvende 763
Wolfgaus • 126
Wolfs \ . 305
Wolfssintliis, M.q.
des heiligen W. 677
Wolkeustein . 930
WolkcnsteinerBad 208
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Wörschach . 208
Wörth . . 673
Woyczyna . 339
Wratzlau . 126
Seite
Wunderbrunnen a.
d. Steinach . 641
Wiinschendorf 415
Wyck . . 1059
Wyszowa . 340
Zabokruki
Zamowa .
Zandvoort
Zanka
Zaysenhnusen
Zdenova .
Zell
340
340
. 1089
286
783
309
175. 217
Seite
Zellerbad
697
Zerbst
1028
Zielonce .
33S
Zittau
942
ZQgg .
1S9
Zoppot
1073
Zoväny .
355
Zsamarocz
253
Zsely
281
Zsjar
280
Zsibak .
2S1
Zuckenthalerbad 807
Zwettel .
155
itcrlin, gedruckt bei Johann Friedrich Sturckc.
Date Due
|-| | 1
Derneo 29.'j-!j
Accession no. 26637
Author Osannj
'hysik.alis ch-medi-
dnische Darstel-
.ung ... 1829-113]
Call no. 1 0 2 •
RA81t5
829o