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Polnisches Archiv für
biologische und medizinische
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FÜR
biologische und medizinische
WISSENSCHAFTEN
DES SCIENCES
biologiques et mddicales
herausgegeben von publikes par
Prof. Dr. Igo. BARANOW8KI (Varaovie) — Dr. Th. DUNIN (Varaovie) — Dr. B. FLATAU (Varaorie) —
Prof. Dr. A. GLUZlNSKI (Uopol) - Dr. A GO&KA (Löopol) - Prof. Dr. M. GRABOWSKI (Duopol) —
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Dr. H. NUSBAUM (Varaovie) — Prof. Dr. A. OBRZUT (Löopol) — Prof. Dr St. PONIKBO (Cracovie) —
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Do«. Dr. H. SCHRAMM (Wopol) — Dr. J. 8^DZIAK (Varaovie) — Prof. Dr. WZ. SIERADZKI (Wopol) —
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(Wopol) - Prof. Dr. R. TRZBBICKI (Cracovie) — Prof. Dr. W WEHR (Löopol) — Prof. Dr. B. WICHE B-
KIBWICZ (Cracovie) — Doc. Dr. J. WICZKOWSKI (Wopol) — Prof. Dr. Gr. ZIEMBIGKI (Duopol).
UNTER DER REDACTION VON SOUS LA RfiDACTION DU
Prof. Dr. H. KADYI.
I. BAND.
VOLUME I.
Preis des ganzen I. Bandes
60 Kr. = 50 Mark.
Prix du volume I. entier
60 couronnes = 65 francs.
LEMBERG.
VERLAG DER HERAUSGEBER.
LEOPOL.
PROPRlfiTfi DES fiDITEURS.
In Commission bei H. Altenberg, Bnchbandlung
in Lemberg.
1902.
Ed rente ä la libralrie de H. Altenberg
& Wopol«
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Inhalt des I. Bandes:
Sommaire du I. volume:
Dr. Jean Prus: Sur Ja localisafcion des centres moteurs dans
l’6corce du cervelet ..... ... 1
Dr. Heinrich Kadyi: Das Formaldehyd im anatomischen Insti-
stitute der Lemberger Universität . . . .16
Dr. Alfred BurzyAski: Über die Consörvirung der Organe in
ihren natürlichen Farben . . . . . . .33
Dr. Gonka: Sur l’origine de certains kystes de la muqueuse des
gencives (avec I. Planche) ....... 52
Dr. Heinrich Kadyi: Über die Färbung der nervösen Central¬
organe nach Beizung mit Salzen schwerer Metalle . 55
Dr. Ignaz Lemberger: Über einen Apparat zur Messung des
respiratorischen Gaswechsels bei Thieren (mit Tafel H) . 89
Dr. Stefan Gaszynski: Über die Grundsätze, Bedingungen
und Indicationen der Symphyseotomie mit Angabe eines eigenen
Falles (mit Tafel III und 10 Figuren im Texte) . . .112
Dr. Napoleon Gqsiorowski: Über den Einfluss des Cocains,
der Durchschneidung des Nerven und mechanischer Beizung
aut die Structur der Grandry’schen Körperchen (mit Tafel IV) 167
Dr. J. Fajersztajn: Über das Hämatoxylinchromlack als Mittel
zur Färbung der Achsencylinder . . . . . .188
Bibliographie der in polnischer Sprache erschienenen biologischen
und medizinischen Publicationen für das Jahr 1901.1. Theil. —
Bibliographie des publi cations biologiques et medical es, parues en
langue polonaise, annäe 1901. I. partie . . . .195
Dr. Julius Marischier: Ueber den Einfluss der Producte
(Toxine) Faecal-Bacterien des Menschen und der Faecal-Extracte
auf die Kreislaufs-Organe ....... 253
Joseph Nusbaum: Vergleichende Regenerationtsstudien. I. Ueber
die morphologischen Vorgänge bei der Regeneration des künst¬
lich abgetragenen hinteren Körperabschnittes bei Enchytraeiden
(mit Tafel V—VH).292
Dr. P. Kuöera: Ütude sur la morphologie du bacille de la morve
(avec 7 figures dans le texte) ...... 348
Dr. Wladimir Kulczycki: Ein Fall von Ectopia cordis beim
Kalbe (Tafel VHI und IX).364
T.'V/O
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Dr. Joseph Markowski: Ueber die Varietäten der Ossification
des menschlichen Brustbeins und über deren morphologische
Bedeutung (mit den Tafeln X, XI und XII) . . 375
Constantin v. Gronkowski: Zum feineren Bau der Trema-
toden (mit Tafel XIII und drei Figuren im Texte) . . 413
Dr. T. Ko dis: Ueber die Phylloden und deren Anordnung in der
Körnerschicht der Kleinhirn-Rinde (mit Tafel XIV) . . 537
Dr. Gustav Bikeles: Anatomische Befunde in zwei Fällen von
traumatischer Läsion des Lendenmarks (mit Tafel XV) . . 545
Dr. Witold Eugene Orlowski: Alcalicite du sang dans les
etats physiologiques et pathologiques de lorganisme . . 573
Bibliographie der in polnischer Sprache erschienenen biologischen
und medizinischen Publicationen für das Jahr 1 902. II. Theil. —
Bibliographie des publications biologiques et medicales parues en
langue polonaise, annee 1902. II. partie. . . . 594
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Errata.
Page 14, ligne 6 (Ten bas, au lieu de: inferior ,
il laut lire: superior.
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Sur la localisatioD des centres noteurs dans Itarce da cervelet
per le
PROF. DR. JEAN PRUS
Directenr de l’Institut de pethologie gdnlrele et experimentale
& l’onivereitd de Löopol.
(D’apres une communication faite au Congrfcs des medecins et naturalistes
polonais ä Cracovie le 22. juillet 1900).
Au cours de mes recherches experimentales sur l’essence de 1 Epi¬
lepsie corticale'), je suis arrivß ä la question, si on pourrait, au moyen
de l’excitation ölectrique de lEcorce du cervelet, obtenir un paroxysme
äpileptique. Des experiences m’ont non seulement dßmontrö, qu’en
excitant diverses parties de lEcorce du cervelet, on peut produire des
paroxysmes typiques dEpilepsie, mais de plus ont appelß mon atten¬
tion sur cette circonstance, qu’en excitant les meines points de
lEcorce du cervelet par un courant de möme force, on produit quel-
quefois des crampes (soit toniques soit cloniques) dans certains
groupes de muscles, — mais que, d’autres fois, on ne peut obtenir
le moindre mouvement.
Cette variabilitE de rßsultats de l’excitation de lEcorce du cer¬
velet präsente un phßnomene si remarquable, que j’ai rösolu d’en
rechercher la cause.
Dans ce but j’ai fait, sur des chiens, une sßrie d’experiences,
exßcutEes de la maniöre suivante.
Aprßs avoir coupö et ßcartö les muscles de la nuque et arrßtE
l’hömorrhagie, ordinairement considßrable, au moyen des pincettes,
ligatures et tampons de ouate imbibße de ferrum sesquichloratum, j’ai
fait une grande ouverture dans l’os occipital pour dßcouvrir presque
') Prus: „0 drogach przewodzenia i istocie padaezki korowej* (Sur
les voies de conduction et l’essence de l’epilepsie corticale), Przegl^d lekar-
ski, Cracovie 1898 Nr. 34 et 35. — Wiener klin. Wochenschrift, 1898
Nr. 38.
Polu. Archiv, f. biol. u. mod. Wisaenecli.
Archive« poloo. de eoiene. biol. et m<dic. *
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toute la surface posterieure du cervelet et surtout le vermis et les
parties voisines des hömisph&res.
Le vermis, c’est k dire la partie mediane du cervelet se com-
pose, comme on sait, de feuilles ramifi£es et rayonnantes autour
du nucleus medu/laris vermis , dont la surface est couverte d’une
couche d’äcorce grise. De ce point de vue on distingue les lobes sui-
vants du vermis: 1) la lingula , 2) le lobus centralis , 3) le monticulus
avec ses parties: a ) ant6rieure, b) moyenne ( culmen ), c) posterieure
(declive), 4) le folium vermis {folium cacuminis), 5) le tuber valvulae
vermis, 6) la pgramis , 7) Yuvula , 8) le nodulus . A chaque hömisphfcre
du cervelet on distingue: 1) le lobus qnadrangularis qui se divise en
une partie antörieure et une partie postärieure, 2) le lobus semilunaris
superior , 3) le lobus semilunaris inferior, 4) le lobus cuneiformis , 5) la
tonsüla , 6) le flocculus ').
De ces parties du cervelet que je viens de nommer, on peut d6-
couvrir k l’aide de la m^thode ci-dessus d^crite: le culmen , la declive,
le folium et le tuber vermis , la pgramis, Yuvula et les parties post£-
rieures du lobus quadrangularis et semilunaris . Pour döcouvrir d’autres
parties, par exemple celles antörieures du cervelet, j’ai proc6d£ de
la möme mani&re qu’en d6couvrant le corpus quadrigeminum a ).
Apr&s avoir dögagö convenablement une partie quelconque du
cervelet, j’en ai excitä l’öcorce par un courant ölectrique, en Obser¬
vant attentivement les effets de l’excitation.
1. L'excitation de la pyramis vermis. Ce lobulus, bien söparö
du tuber vermis , se compose de 4—6 anneaux (feuilles), larges k peu
pr&s de 1 mm., paralleles entre eux et perpendiculaires k Taxe du corps.
Cette partie du cervelet etant la plus accessible, c’est par l’excitation
de cette partie que j’ai tächä, avant tout, d’arriver ä, l’explication de la
variabilitä des effets, qu’on obtient en excitant l’äcorce du cervelet.
Les exp£riences, faites dans ce but, ont demonträ que la direc-
tion de la ligne, qui joint les deux eiectrodes, joue le plus grand
röle dans l’excitation de l’öcorce du cervelet. Je place les deux
Slectrodes sur le premier anneau de la pyramis, le long de l’anneau
’) Comme dans l’ouvrage de Flatau et Jacobsohn: r Anatomie und
vergleichende Anatomie des Centralnervensystems, Berlin 1899 u on trouve
une description anatomique tr&s detailläe du cervelet du chien, je puis
me dispenser de la dooner ici.
a ) Prus: „0 objawach wystqpujqcych pod wplywem elektrycznego
podrainienia wzgdrköw czworaczych“ (Sur les phänom&nes qui se mani-
festent sous Tinfluence de l’excitation älectrique du corps quadrijuraeau),
Przeglqd lekarski, Cracovie 1899 Nr. 40. — Wiener klin. Wochenschrift,
1899 Nr. 45.
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et perpendiculairement k Taxe du corps, de maniöre que l’ölectrode
positive repose sur la ligne mödiane, tandis que Mectrode negative
repose ä 2—5 mm. d’öcart ä droite de cette ligne; les ölectrodes ötant
disposöes de cette maniöre, j’applique un courant interrompu, assez
fort, et aussitöt apparaissent des crampes toniques dans certains
groupes de muscles du cötö droit et spöcialement dans ceux de la
töte, de la nuque, du dos et surtout de la patte droite. On observe
particuliferement une inclinaison de la töte ä, droite, un fort soule-
vement de l’öpaule droite, une flöxion dans l'articulation du coude
droit ainsi, qu’une extension et un öcartement des doigts de la
patte droite. Ces crampes durent aussi longtemps que l’ex-
citation.
Si, sans modifier la force du courant, je changeais les ölectro-
des de fa<?on qu’ä la place de l’eleetrode positive sur la ligne mödiane
reposait l’ölectrode negative, et ä droite de la ligne mödiane l’ölec-
trode positive, l’excitation ne produisait aucun effet.
Si je plagais ensuite l’ölectrode positive sur la ligne mödiane
du möme anneau, et l’ölectrode negative du cötö gauche sur le meme
anneau, un courant de möme force provoquait des crampes toniques
dans les muscles de la töte, de la nuque, du dos et de la patte de
devant du cötö gauche. En plagant les ölectrodes en sens inverse,
c’est dire l’ölectrode negative sur la ligne mediane et l’ölectrode
positive du cötö gauche, on n’obtient aucun effet.
Le deuxiöme anneau de la pyramis excitö a ptösentö les me¬
ines effets, qui döpendent de la disposition des ölectrodes, mais les
crampes ötaient plus intenses.
L’excitation du troisieme ou quatriöme anneau, ou bien du cin-
quifeme ou du sixiöme, provoque des crampes toniques dans les mömes
muscles sous l’action de courants beaucoup plus faibles, pourvu
que les ölectrodes soient convenablement placöes, c’est ä dire,
l’ölectrode positive en ligne mödiane et l’ölectrode negative ä sa
droite ou ä sa gauche.
Ces observations prouvent: 1) que ltöcorce des anneaux
de la pyramis vermis est excitable par un courant inter¬
rompu; 2) que l’excitation d’une moitiö d’un anneau
quelconque cause des crampes toniques dans la mSme
moitiö du corps; 3) que, pour exciter une moitiö quel¬
conque d’un anneau, ilfaut non seulement unecertaine
force du courant, mais aussi une disposition conve-
iiable des ölectrodes.
A la question: Pourquoi une certaine disposition des ölectrodes
est-elle une condition indispensable pour obtenir une excitation de
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l’öcorce d’un anneau de la pyramis? on peut röpondre, qu’il y a
deux suppositions possibles: o) ou bien l'ölectrode negative est
la seule qui excite, b) ou c’est la direction du courant passant,
le' Iong de l’anneau, qui est döcisive (si l’on prend en cönsidö-
ration, que le courant passe de l’ölectrode positive ä l’ölectrode
negative).
La premiöre supposition suffit seulement l’explication de ce phö-
nomene, que des crampes apparaissent dös que l’ölectrode positive est
placöe en ligne mödiane et l’ölectrode negative du cötö droit ou du
cötö gauche; mais eile ne peut expliquer, pourquoi le courant reste
sans effet, quand l’ölectrode negative est placöe en ligne mödiane,
tandis que l’ölectrode positive se trouve du cötö droit ou du cötö
gauche; il faudrait röcourir ft une supposition complömentaire, que
les anneaux de la pyramis situös en ligne mödiane ne sont pas ex-
citables par le courant ou trös difficilement.
Si, au contraire, on admet que c'est la direction du courant
qui joue le röle principal, on arrive ft une explication satisfaisante
des phönomönes. Car, si Ton admet, que les anneaux ne sont exci-
tables que par un courant qui, partant de la ligne mödiane, passe
latöralement, il est clair, qu’en pla^ant l’ölectrode nögative sur la
ligne mödiane, on ne peut obtenir aucune contraction de muscles,
car le courant a une direction inverse.
Pour öcarter tous les doutes, j’ai fait l’expörience suivante:
Lorsque je pla<;ais l’ölectrode positive sur un anneau de la pyramis
ft 2—3 mm. ft droite (ou ft gauche) de la ligne mödiane, et l’ölectrode
negative sur le meme anneau, mais plus ft droite encore (ou plus
ft gauche), le courant d’une force süffisante faisait apparaltre des
crampes dans les muscles döjft mentionnös du cötö droit (ou gauche).
Mais quand, en laissant l’ölectrode nögative au meme point, je po-
sais l’ölectrode positive latöralement par rapport ä l’ölectrode nögative,
ou quand, laissant les deux ölectrodes ft leurs places, je ne changeais
que la direction du courant, le courant de la meme force ne provo-
quait aucun mouvement.
Les rösultats de ces expöriences prouvent, qu’on a raison d’ad-
mettre que la direction du courant joue un röle döcisif dans
l’excitation de l’une ou de l’autre moitiö de la pyramis. Car, si
l’ölectrode nögative agissait seule, il serait tout ft fait indifförent,
sur quel point de la meme moitiö de l’anneau se trouverait posö
l’ölectrode positive, c’est ft dire mödialement ou latöralement par rap¬
port ä l’ölectrode nögative. Donc des que l’effet moteur döpend
visiblement de la position mödiale de l’ölectrode positive relati-
veraent ä, l’ölectrode nögative, il est clair que, pour exciter une
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moitiö d’un anneau, il faut appliquer un courant passant dans la
direction laterale.
Cette conclusion est encore confirm^e par les expöriences
suivantes.
Quand on place l’ölectrode positive ä un endroit quelconque
de la moitte droite d’un anneau, et l’ölectrode negative sur un point
quelconque de la partie gauche du mSme anneau, pourvu que ces
points soient distants d’au moins 2 mm. de la ligne mödiane, le
couraut d’une force süffisante provoque des crampes toniques exclu-
sivement dans la moitie gauche du corps; tandis qu’en changeant
les ölectrodes (ou en changeant la direction du courant), les cram¬
pes se manifestent exclusivement dans la moitie droite du corps.
Dans le preraier cas, le courant passe mMialement par la moitiö
droite de l’anneau, et laWralement par la moitiö gauche: alors
la moitiö gauche seule peut etre excitöe. Dans le second cas,
la direction du courant 6tant inverse, c’est ä dire, passant latd-
ralement par la moitig droite de l’anneau, et mödialement par la
moitiö gauche: les crampes alors peuvent apparaitre exclusivement
du cötö droit.
En prenant en consideration, qu’entre les deux ölectrodes d’un
courant interrompu il y a, ä proprement parier, deux courants qui
suivent deux directions opposdes, et que celui qui se dirige de
lelectrode positive vers lelectrode negative est le plus fort, de ma-
niöre qu’on distingue les dlectrodes ä la force seule du courant,
j’ai conclus qu’en augraentant la force du courant plus faible, on
pourrait obtenir une excitation des anneaux du vermis, meine au cas
oü l’electrode negative serait placöe en ligne mediane, et l’electrode
positive sur le cötö droit ou gauche. Cette supposition, l’expörience
suivante l’a pleinement conArmee.
Aprfes avoir p!ac6 1 electrode positive sur la ligne mediane et
l’ölectrode negative du cotö droit, j’ai trouvd le minimum de force
du courant nöcessaire pour exciter l’anneau, c’est ä dire pour obte¬
nir des crampes toniques dans la moitiö droite du corps. Ensuite
j’ai appliquö les ölectrodes de manifere ä ce que lelectrode negative
se trouve en ligne mediane et lelectrode positive du cöte droit. Nous
savons, que dans ce cas on n’obtient aucun effet. Mais, aussitöt que
j’approchais de quelques centimetres la spirale secondaire de la spi¬
rale primaire, je pouvais constater, comme auparavant, des crampes
toniques dans la moitie droite du corps. Ainsi donc, bien que l’dlec-
trode negative soit posöe sur la ligne mediane, le renforcement du
courant plus faible, qui passe de lelectrode negative vers l’electrode
positive (et, par consdquent, partant de la ligne mediane passe
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lateralement), suffit pour faire naitre des crampes toniques dans la
moitie correspondante du corps.
L’expdrience suivante conduit ä la meme conclusion. Aprös
avoir place l’dlectrode positive sur un point quelconque de la moitid
droite d’un anneau du verrnis, et l’dlectrode negative sur la moitid
gauche du meme anneau, et ayant appliqud le plus faible courant,
süffisant pour produire des crampes toniques dans la partie gauche
du corps, j’augmentais successivement la force du courant sans
changer la position des dlectrodes. A mesure, que la force du cou¬
rant croit, les crampes dans la moitid gauche augmentent, ensuite
paraissent aussi des crampes dans la moitie droite du corps, quoique
beaucoup plus faibles que celles dans la moitid gauche. L’apparition
des crampes dans la moitid droite du corps, bien que l’dlectrode
ndgative se trouve sur le eötd gauche de l’anneau, ne peut s’expli-
quer que par la supposition, qu’elles sont produites par l’action du
courant plus faible qui, partant de l’dlectrode ndgative et passant par
la moitid droite de l’anneau, se dirige vers l’dlectrode positive. La
diffdrenco de l’intensitd des crampes de la moitid droite et de la
moitid gauche du corps s’explique par la diffdrence des forces des
deux courants.
Les expdriences que je viens de ddcrire prouvent: 1) que
l’dcorce des anneaux de la pyramis vertnis ne peut etre
excitde que par un courant d’une certaine direction,
c’est ä dire, par un courant partant de la ligne mddiane
et passant latdralement; 2) que l’dcorce de la pyramis ver¬
tnis, excitde par un courant ayant cette direction, rda-
git par des crampes toniques des muscles de l’extrd-
mitd antdrieure et des muscles de la töte, du cou et
du dos, du mSme cötd du corps.
En continuant mes expdriences, je pla<;ais les dlectrodes sur
une ligne parallele ä Taxe principal du corps, c’est ä dire, sur une
ligne perpendiculaire ä la direction des anneaux de la pyramis vermis.
Quand l’dlectrode positive dtait placde au milieu du premier
anneau de la pyramis vermis, et l’dlectrode ndgative au milieu du
douxiöme anneau, c’est ä dire infdrieur (postdrieur), le courant d’une
certaine force, dirigd par consdquent de haut en bas (de devant en
arriere) produit des crampes cloniques bilatdrales dans les muscles des
extrdmitds antdrieures, de la tete, du cou et du dos. En transposant
les dlectrodes, on n’obtient aucune contraction dans ces muscles.
Si j’excitais de cette manidre, c’est ä dire, par un courant
descendant, d’une certaine force, les anneaux situds plus bas, j’obte-
nais successivement des crampes cloniques bilatdrales de plus en
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plus intenses, pendant que l’application des courants ascendants
n’avait point d’effet.
En pla<;ant les ölectrodes lateralement, c’est ä dire ä droite
ou ä gauche de la ligne mödiane, de maniere que l’ölectrode posi¬
tive repose en haut et l’ölectrode negative sur un des anneaux
suivants (c’est ä dire situös plus bas), le courant, qui avait par consö-
quent une direction descendante et une certaine force, produisait des
crampes cloniques unilaterales dans la moitiö correspondante du
corps. Des courants ascendants de la meme force n’avaient aucun
eflfet. Cependant, quand la force d’un courant ascendant ötait con-
siderablement augmentee, des crampes cloniques unilaterales nais-
saient dans les muscles correspondants.
Ces expöriences dömontrent: 1) que l’öcorce de la pyramis
vermis ne peut ötre excitöe par des courants, qui ont une
direction perpendiculaire aux anneaux, que lorsque le
courant descend, c’estä dire, lorsqu’il est dirigö de haut
en bas (d’avant en arriöre); 2) que par cette excitation
on obtient des crampes cloniques dans les muscles
de l’extrömitö anterieure, de la tete, du cou et du dos,
du cöte correspondant, ou bien des crampes cloniques
bilaterales, quand les ölectrodes sont placöes sur la
ligne mediane.
Nommons „descendant longitudinal“ le courant qui,
partant de la ligne mediane, passe le long d’un anneau; nommons
„descendant transversal“, le courant qui traverse l’anneau
de haut en bas (d’avant en arriere) et nous pourrons definir de
la fa?on suivante les tesultats de nos experienoes:
On peut exciter l’ecorce de la pyramis vermis par des
cöurants descendants longitudinaux ou transversaux.
Les courants descendants longitudinaux causent des
crampes toniques; ceux descendents transversaux
causent des crampes cloniques dans les muscles du
möme cötö.
Outre ces crampes dans les muscles de l’exttemite anterieure
de la tete, du cou et du dos j’observais en excitant la pyramis vermis
des mouvements de l’oeil: sous l’influence des courants descendants,
longi tudinaux l’oeil du cöte excite tourne vers le bas; sous l’in-
fluence des courants descendants transversaux il se produit un
nystagmus et l’oeil tourne vers le bas. L’excitation de la pyramis
cause en outre une dilatation de la pupille, et cette dilatation est
plus considörable du cöte de l’excitation que du cöte opposö.
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2. Le tuber vermis. Cette partie du vermis, situöe audessus
de la pyramis, se distingue par une certaine convergence des an*
neaux vers Ie cöte droit, ce qui fait que son bord gauche est con¬
vexe et le droit est concave. Dans l’excitation de cette partie du
vermis, la direction du courant joue un röle non moins important,
que dans l’excitation de la pyramis.
Un courant descendant longitudinal, ayant une certaine force,
produit des crampes toniques dans les extenseurs de l’extrömite
anterieure, dans les muscles de la nuque et du dos, du cöte excite,
et de plus, on peut observer un exophthalmus et une dilatation de la
pupille du meme cöte, une torsion de la tete vers Ie cöte de l’exci-
tation et vers le bas; un courant descendant transversal produit des
crampes cloniques dans les muscles de l’extrömite anterieure, de la
nuque et du dos, du cöte de l’excitation, ou des crampes bilaterales,
quand les ölectrodes reposent sur la ligne mödiane.
3. La declive. L’excitation de cette partie par des courants
descendants longitudinaux produit des crampes toniques dans les
muscles du dos, surtout de la rögion lombaire et une extension
en arriöre d’une extrömite posterieure; les courants descendants
transversaux causent des crampes cloniques de ces mCmes muscles
du cöte de l’excitation, et quand les ölectrodes reposent sur la
ligne mödiane, des crampes cloniques dans les muscles du dos et
des extrömites posterieures, des deux cötes.
4. Le culmen. En excitant le culmen, c’est ä dire, la partie
centrale du monticulus, on observe des crampes dans l’extremite
posterieure. Les courants descendants, longitudinaux produisent des
crampes toniques, les courants descendants, transversaux provoquent
des crampes cloniques de l’exttemite posterieure, du cöte de l’exci-
tation. Quand les deux ölectrodes sont appliquöes sur la ligne
mödiane, les crampes cloniques naissent dans les deux extrömitös
posterieures.
5. Le monticulus. En excitant le monticulus on obtient des
mouvements de la queue qui, sous l'influence d’un courant descen¬
dant longitudinal, flöchit vers le cöte de l’excitation, tandis que les
courants descendants transversaux provoquent un tremblement
de la queue.
6. L’uvula. L’excitation de cette partie du vermis, qu’on peut
atteindre en soulevant avec precaution la pyramis, produit des
crampes de l’extremitö anterieure et de l’oreille, et de plus, une
courbure du dos, la eonvexite tournee vers le haut. Les courants
descendants longitudinaux provoquent des crampes toniques; les cou¬
rants descendants transversaux (diriges d’un anneau plus proche de la
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pyramis vers un anneau plus öloignö) causent des crampes
cloniques.
Queis sont les effets de l’excitation des parties du vermis
tres difficilement accessibles, comrae le nodulus, la lingula, le lobus
centralis? je ne suis pas encore ä meme de les pröciser.
7. Les hömisphöres du cervelet. Dans l’excitation des hömi-
sphöres du cervelet la direction du courant est non moins decisive
que dans i’excitation du vermis. La loi qüe nous avons ötablie
pour les anneaux du vermis, est egalement juste pour ies feuilles
des hömispheres.
Le lobus semilunaris inferior qui se trouve ä cötd de la pyramis
et du tuber vermis, söparö du vermis par la r ßssura paramediana “,
est facilement accessible. Les feuilles de ce lobus courent pour la
plupart presque perpendiculairement ä l’axe du corps.
L’excitation de cette partie de l'hömisphere par des courants
descendants longitudinaux produit une contraction tonique dans
les muscles de l’öpaule du cötö de l’excitation, fait tourner vers le bas
le buibus oculi , et fermer les paupieres; des courants descen¬
dants transversaux produisent des crampes cloniques dans les
muscles de l’epaule et le clignotement des paupiöres du cotö de
l’excitation.
Le lobus semilunaris superior. L’excitation de ce lobe produit
des crampes dans les muscles extenseurs de l’extrömitö anterieure
du cöt6 correspondant. Les courants descendants longitudinaux
causent des crampes toniques; ceux descendants transversaux pro-
voquent des crampes cloniques.
Le lobus quadrangularis. En excitant la partie anterieure ou la
partie postörieure de ce lobe, on obtient des mouvements d’une extrö-
mitd postörieure. Les courants descendants longitudinaux provo-
quent des crampes toniques, ceux descendants transversaux pro-
voquent des crampes cloniques.
Les parties laterales des hömisphöres du cervelet ötant tres
difficilement accessibles, je n’ai excite ni le lobus cuneiformis, ni les
tonsilles, ni le fi"cculus.
Toutes ces expdriences prouvent, que dans l’excitation du
cervelet la direction du courant joue un rule impor¬
tant, et que l’excitation des diverses parties del’öcorce
du cervelet produit des contractions de muscles, c’est
ä dire des crampes toniques ou cloniques.
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10
Les rösultats de mes recherches different, ä bien des dgards,
de ceux obtenus par d’autres experiraentateurs. Ferrier*), Tho¬
mas 1 ), Rüssel*), Probst 4 ), Sherrington *), Horsley et Loe-
wenthal*), Wersiloff 7 ), Mendelssohn*) et d’autres rapportent,
il est vrai, qu’en appliquant ä l’öcorce du cervelet des courants
electriques on fait naitre certaines contractions de muscles, mais
nulle part dans la littörature je n’ai rencontrö aucune mention du
röle, quejoue la direction des courants dans l’excitation de l’öcorce
du cervelet, ni aucune mention de l’apparition des crampes cloniques.
C’est pourquoi je ne me contentais pas d’entreprendre des ex-
pöriences avec des courants interrompus, mais j’en ai fait une sörie
en me servant d’un courant constant et, en outre, j’ai appliquö la
methode de l’excitation unipolaire, en plagant une dlectrode sur
’dcorce du cervelet et l’autre au bord d’une incision de la peau,
soit dans la region occipitale, soit frontale, ou enfin dans la region
lombaire.
Comme ces dernieres expöriences ont donnd des rösultats qui
s’accordent avec ceux des expöriences pröcedentes, il n’y' a donc
pas de doute que, dans l’excitation de l’dcorce du cervelet, la di¬
rection du courant ne joue un röle trös important. Il convient pour-
tant d’ajouter, que, dans des cas exceptionnels, un courant ascen-
dant a paru etre süffisant pour exciter certaines parties de l’öcorce
du cervelet; dans ces cas le courant descendant n’avait aucune
importance.
Considerons maitenant, de quoi dependent les phenomenes
decrits, qui naissent sous l’influence d’un courant convenablement
appliquö sur le cervelet
Avant tout, il faut que nous repondions ä la question, si les con¬
tractions de muscles rösultent de l’action des courants collateraux sur
des voies motrices dans le voisinage du cervelet, ou bien si eiles de¬
pendent immediatement de l’excitation du cervelet lui-meme.
Ce fait que, pour faire apparaitre des contractions de muscles,
il faut appliquer des courants non seulement d’une certaine force,
mais aussi d’une certaine direction, suffit seul ä exclure la supposition,
’) „Die Functionen des Kleinhirns“, 1878.
’) „Le cervelet*, thöse de Paris 1897.
*) Neurolog. Centralblatt, 1894.
*) Monatsschrift f Psych. und Neurolog, Vol. VI. 1899 pag. 104.
*) Monatsschrift f. Psych. und Neurolog., Vol. I. 1897 pag. 603.
*) Monatsschrift f. Psych. und Neurolog, Vol. III. 1898 pag. 194.
7 ) Neurolog. Centralblatt. 1899 pag. 328.
*) Neurolog. Centralblatt, 1899 pag. 1038.
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que les contractions de muscles puissent rösulter des courants col-
latöraux. Si, de plus, nous prenons en consideration la difft'renee
des effets produits par les courants longitudinaux et transversaux,
nous pouvons affirmer, que les contractions de muscles, que nous
avons constatees, döpendent uniquement de l’excitation de lecorce
du cervelet.
II s’agit ensuite de decider, si ces contractions de muscles ne
sont que l’effet de l'excitation soit des nerfs, soit des cellules mo-
trices qui se trouvent dans l’ecorce du cervelet; ou bien si elles
sont produites par l’excitation de quelques nerfs sensitifs et prö-
sentent des phönomenes reflexes.
Pour rösoudre cette question j’ai enduit lecorce du cervelet
d’une solution de 10% de cocaine et je l’ai excitö par un courant.
Les expdriences faites de cette maniöre ont prouvö que, malgrd
I’insensibilisation de lecorce du cervelet, les contractions de muscles
se presentent aussi intenses que sans application de cocaine. J’ai
obtenu les memes rösultats en excitant lecorce du cervelet d’ani-
maux profondöment endormis sous l’action du chloroforme ou de la
morphine.
Ainsi donc, il n’y a pas de doute que les contractions de muscles,
qui naissent par suite de l’excitation de l’ecorce du cervelet, ne soient
le rösultat de l’excitation des Elements moteurs qui se trouvent
dans l’öcorce du cervelet. L’öcorce du cervelet renferme
donc des centres moteurs
Apres avoir demontre que dans lecorce du cervelet existent
des centres moteurs, je ne puis passer sous silence la difference,
qui existe entre la fonction de ces centres moteurs du cervelet
et celles des centres moteurs de lecorce du cerveau. Voici ces diffö-
rences: 1) Les centres moteurs du cerveau agissent sur les muscles
du cötö opposd, les centres moteurs du cervelet exercent leur in-
fluenco sur les muscles du meme cöttf. 2) En excitant lecorce du
cerveau on peut obtenir des contractions isotees de certains muscles;
au contraire, l’excitation de l’öcorce du cervelet produit des con¬
tractions simultam'es de considerables groupes des muscles. 3) Dans
l’excitation de l’dcorce du cerveau la direction du courant n’a aucune
importance, tandis que dans celle de lecorce du cervelet, la direction
du courant a une grande influence sur l’effet que l’on peut obtenir.
4) Les contractions de muscles qu’on obtient en excitant le cervelet
sont plus intenses, ou bien apparaissent sous l’influence d’une plus
faible excitation, si, pröcedemment, on a extirpö les hemispheres du
cerveau; et inversement, l’excitabilitt; de lecorce du cerveau augmente
aprös l’extirpation du cervelet.
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Examinons ensuite la question, comment on pourrait expliquer
le rapport, qui existe entre l’excitation de l’öcorce du cervelet et la
direction du courant.
On sait que des courants qui passent dans une direction
exactement perpendiculaire aux fibres nerveuses, ne peuvent ex-
citer le nerf. En considörant que les fibres nerveuses dans les
feuilles du cervelet sont disposöes principalement dans deux di-
rections, c’est ä dire le long des feuilles et perpendiculairement
aux feuilles, nous pourrions admettre, qu’un courant passant le
long d’une feuille, ne peut exciter leurs fibres transversales; et
un courant passant transversalement par les feuilles, ne peut
exciter les fibres longitudinales. Mais cette supposition ne suffit
pas pour expliquer la difförence, que nous avons constatee entre
l’actiou des courants doscendants et ascendants, soit longitu-
dinaux, soit transversaux. Cette diffdrence ne peut s’expliquer
non plus par la supposition, que les courants passent plus facilement
dans certaines directions que dans d’autres
Par consöquent, je suis persuadö que l’action efficace des cou¬
rants descendants, en Opposition aux courants ascendants ä sa
cause dans une propriötö particuliöre du cervelet: l’excitation
du cervelet ddpendant d’une certaine direction du
courant, cette döpendance est donc une propridtö par-
ticuliöre du cervelet. II n’y a pas de doute que cette espöce
particuliere d’excitabilitö de lecorce du cervelet ne dopende que de
la structure anatomique, particuliere ä cet Organe.
Prenant en consid^ration, que parmi les difförents ölöments,
qui constituent le cervelet, les cellules de Purkynie se distinguent
par des propiiötds les plus remarquables; considörant que les
dendrites de ces cellules se ramifient perpendiculairement ä la
direction des feuilles et que les cellules de Purkynie sont des cellules
motrices, je suis portö ä croire, que la cause des ph^nomönes que
nous venons de döcrire, g!t dans la propriötö particuliöre des
cellules de Purkynie , qui ne sont excitables que par des
courants d’une certaine direction.
La loi des excitants spöcifiques etant, dans la biologie,
suffisamment prouvöe, on ne peut repousser cette supposition
a limine, d’autant plus, qu’elle s’accorde avec nos opinions sur les
fonctions du cervelet, que nous considerons comme un organe qui
sert k tenir le corps en öquilibre. Or, cette fonction du cervelet
ne peut s’exercer, que quand il re(;oit des excitations qui dd-
pendent des diverses attitudes du corps, et que, de son cötd,
il communique des excitations aux divers groupes des muscles,
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qui servent ä tenir le corps en dquilibre. II est clair, par consdquent,
que cbaque excitation centripdte du cervelet doit ßtre suivie d’une
excitation motrice centrifuge, qui part du cervelet ä, la maniöre des
courants d’induction.
Pourquoi les courants descendants longitudinaux produisent-
ils des crampes toniques, et les courants descendants transver-
saux produisent-ils des crampes cloniques, c’est une question trös
difficile ä rdsoudre. A mon avis, ce phdnomfene a sa cause dans
les ceUules de Purkynie et, spdcialement, dans leur disposition. Que
l’apparition des crampes toniques ou cloniques dopend, non pas
de la qualitö du courant, mais de la structure anatomique de
certaines parties des centres nerveux, je puis citer comme preuve
quelques rdsultats de mes expdriences sur l’excitation du corpus
quadrigeminum '). J’ai prouvd que par l’excitation des öminences
antdrieures on obtient des crampes toniques, et par celle des dmi-
nences postdrieures, des crampes cloniques.
Nous nous demandons enfin, quelles sont les voies suivies par
les excitations, sortant du cervelet pour atteindre les nerfs mo-
teurs pdriphdriques. Parmi les voies, que les excitations du cervelet
peuvent parcourir pour passer dans la moele dpiniere, le pedunculus
cerebelli est le plus accessible et par consdquent se prdte le mieux
aux expdriences. II se compose d’une partie inddiale et d’une partie
latdrale, c’est dire, du corpus restijorme. C’est sur cette partie du
bulbe rachidien que j’ai dirigd mon attention, d’autant plus, qu’une
excitation dlectrique ou mdcanique de la partie mddiale du pedun¬
culus cerebelli produit des crampes toniques dans les muscles du
dos et dans ceux des extrdmitds, du cötd de l’excitation. II faut
ajouter, qu’un cordon dtroit, situd tout ä fait mddialement, n’est pas
excitable, tandis que l’excitation du corpus restijorme meme pro-
voque des mouvements violents de l’animal.
Pour m’assurer, si le pedunculus cerebelli prend en effet une
part quelconque ä la transmission des excitations du cervelet
ä la moelle dpinidre, j’ai fait une sdrie d’expdriences, aprds avoir
träne hd le pedunculus certbelli, en totalitd ou en partie, ä, de di¬
verses hauteurs. Ces expdriences ont prouvd que, la partie mddiale
du pedunculus cerebelli dtant eoupde, l’excitation de la pyramis ver-
') Prus: „0 objawach wystqpujqcych ped wplywem elektrycznego
podrainienia wzgörköw czworaczych 4 (Sur les phenomenes qni apparaissent
sons l’influence de l’excitation electrique du corps quadrijumeau), Przeglqd
lekarski, Cracovie 1899 Nr. 40. — Wiener klin. Wochenschrift, 1899
Nr. 45.
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«ms ne donne point lieu ;l des contractions de rauscles; j’en tire
cette conclusion, que les voies centrifuges qui de la pyramis vermis
conduisent ä la moelle dpiniöre, se trouvent dans la partie mddiale
du pedunculus cenbelli.
Afin de trouver les voies que parcourent les excitations de l’dcorce
du cervelet, pour arriver jusqu’ä la moelle dpiniöre et aux nerfs pd-
rifdriques, il faut de nouvelles rechercbes; ce que nous savons ddjä
par les investigations anatomiques, nous fait croire qu’il y a plusieurs
voies centrifuges, qui mettent en communication le cervelet et la
moelle dpiniöre.
Je rdsume les rdsultats de ce travail:
L’dcorce du cervelet contient des centres moteurs. Dans la
moitid droite du vermis et dans l’hdmisphöre droite du cervelet se
trouvent des centres moteurs pour les muscles du cötd droit du
corps; dans la moitid gauche du vermis et dans l’hdmisphöre gauche
du cervelet sont situds les centres moteurs pour les muscles du
cötd gauche du corps. L’excitation de la partie mddiane du vermis
produit des crampes bilatdrales.
Par l’excitation de la pyramis vermis, on obtient une inclinaison
de la töte et de l’oeil vers le cötd de l’excitation et vers le bas, de
plus, dilatation de la pupille, dldvation de Pöpaule, flexion dans
l’articulation du coude et extension et dcartement des doigts de
l’extrdmitö antörieure du möme cötd. L'excitation du tuber vermis
produit une torsion de la töte vers le cötd de l'excitation et vers
le bas, exophthalmus, dilatation de la pupille, crampes des muscles
de la nuque du dos et des extenseurs de l’extrdmitd antdrieure.
La declive contient les centres pour les muscles du dos, surtout pour
ceux de la rdgion lombaire, puis pour les extenseurs de l'extrdmitd
postdrieure. Le culmen est le centre pour les muscles de l’extrd-
mitd postdrieure. L’excitation de la partie antdrieure du tnonti-
culus produit des mouvements de la queue. L'uvula exerce son
action sur les muscles de l’extrdmitd antdrieure, sur ceux de l’oreille
et sur les muscles qui provoquent la flexion de l’dpine dor¬
sale. Le lobus semilunaris inferior contient des centres pour les
muscles qui font tourner l’oeil vers le bas et fermer les paupiöres,
puis les centres pour les muscles de l’dpaule. Le lobus semilunaris
inferior a une influence sur les extenseurs de l’extrdmitd antdrieure.
Dans le lobus quadrangularis se trouvent les centres pour les muscles
de l’extrdmitd postdrieure.
L’dcorce du cervelet n'est excitable que par des courants
descendants longitudinaux ou transversaux. Les courants de-
scendants longitudinaux produisent des crampes toniques, —
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les courants descendants transversaux provoquent des crampes
cloniques. Le fait möme que l’excitation de l’öcorce du cervelet
dopend de la direction du courant, constitue une propri^tö parti-
culiöre au cervelet. Ces phenomfenes singuliers ont probablement
pour cause une propri£t6 particulifere aux cellules de Purleynie,
qui ne sont excitables que par des courants d’une certaine
direction.
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Das Permaldehyd im anatomischen Institute
der Lemberger Universität*)
von Prof. Dr. HEINRICH KADYI.
Wie wohl die meisten Fachgenossen, war auch ich seit Jahren
bestrebt die Fäulniss von Leichen und Leichentheilen während der
anatomischen Praeparation durch Anwendung von antiseptischen
Mitteln hintanzuhalten.
Mit Carboiglycerin, welches von Prof. Dr. Laskows ki empfoh¬
len wurde und dessen Vor- und Nachtheile ich noch als Demonstrator
im anatomischen Institute in Wien unter der Leitung von weil. Prof.
Dr. Langer in den Jahren 1873—1875, genügend kennen gelernt
batte, da sämmtliche in den Secirsaal kommende Leichen hiemit
injicirt wurden, war ich nicht zulrieden.
Unvergleichlich bessere, ich kann sagen, ganz gute Erfolge habe
ich mit Chloralhydrat erziehlt, welches als antiseptiches Mittel vor
einer Reihe von Jahren von Prof. Dr. Heinrich Hoyer (senior) in
Warschau empfohlen worden ist.
Um bei der Injection von Leichen und I.eichentheilen mit Chlo¬
ralhydrat eine möglichst rasche und vollständige Diffusion desselben
in die Gewebe zu erzielen und zugleich ein künstliches Oedem zu
vermeiden, habe ich zu diesem Zwecke eine Auflösung von Chloral¬
hydrat in Glycerin in Anwendung gebracht. Da 2% # —5% 0 Chloralhy¬
drat mehr als hinreicht um die Fäulniss hintanzuhalten und selbst
einen, schon begonnenen Fäulnissprocess zu sistiren, so genügt zur
Conservirung einer Leiche die Injection von 1—2 Liter einer 10%
Lösung von Chloralhydrat in Glycerin (es werden 200 grm. crystal-
*) Mitgetheilt in der Sitzung der polnischen Naturforscher - Gesell¬
schaft Namens „Copernicus“ in Lemberg am 25 October 1898 und in
der Versammlung der polnischen Aertzte und Naturforscher in Krakau
am 23 Juli 1900.
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lisirten Chloralhydrat in 2 K° reinem Glycerin durch Erwärmen auf
dem Wasserbade gelöst).
In einer in dieser Weise injicirten Leiche steht der bereits be¬
gonnene Fäulnissprocess still; sämmtliche Leichentheile werden abso¬
lut geruchlos; auch der Darminhalt ist geruchlos geworden, selbst
wenn er zuvor einen höchst penetranten Geruch hatte, (wie z. B.
bei Darmtuberculose etc.). Die Gewebe und Organe von solchen
Leichen behalten ihre natürliche Farbe oder wenigstens jene, wel¬
che sie unmittelbar vor der Injection hatten. Die Leichen, welche in
dieser Weise injicirt wurden, halten sich Wochen und Monate lang
(vielleicht auch Jahre lang) ohne die geringsten Spuren von Fäulniss
zu zeigen (wenn die injicirte Flüssigkeit überall eingedrungen war).
Bei längerem Liegen an der Luft beginnt die Eintrocknung (Mumi-
fication) an jenen Stellen, wo die Epidermiss abgeschilfert wurde, was
übrigens sehr leicht erfolgt, da trotz der Conservirung die Malpighi-
sche Schicht sich verflüssigt und besonders an jeden Stellen, wo
die Epidermis dick ist (Hände, Füsse) dieselbe abhebt.')
Ausser absoluter Hintanhaltung von Fäulniss hat diese Methode
noch den besonderen Vortheil, dass die Gewebe das Aussehen und
alle Eigenschaften von frischen Geweben behalten und namentlich
weich und geschmeidig bleiben, da das Chloralhydrat die Eiweiss¬
körper nicht coagulirt.
An mit Chloralhydrat injicirten Leichen und Leichentheilen
kann man Monate lang praepariren, Venen, Lymphgefässe aufs Ge¬
naueste injiciren etc. Doch ergibt sich die Notwendigkeit, die prae-
parirten Objecte in eine Flüssigkeit einzulegen, um sie von Eintrock¬
nen zu schützen. Zu diesem Zwecke verwendete ich eine wässerige
Lösußg von Chloralhydrat (01—O5 u /o)- In einer solchen Conservirungs-
flussigkeit halten sich die Praeparate ohne zu faulen; doch muss
die Flüssigkeit von Zeit zu Zeit gewechselt werden, sonst tritt in
derselben eine Art saurer Gährung ein, besonders wenn die Gefässe
nicht luftdicht geschlossen sind. Ich muss glauben, dass das Chlo¬
ralhydrat sich unter dem ■ Einflüsse der Gewebsstoffe zersetzt, oder
mit denselben chemische Verbindungen eingeht und gleichsam absor-
birt wird.
') Als ich durch mehrere Jahre Vorlesungen über Myologie (an der
philosophischen Facultät) im Sommersemester hielt, konnte ich an einer
einzigen Leiche, welche in der eben beschriebenen Weise mit Chloralhy¬
drat injicirt war, während 6—8 Wochen im Juni und Juli die Muskeln
demonstriren ; selbst während der heissesten Jahreszeit trat keine Fäul-
niss ein und eine solche Leiche hielt sich die ganze Zeit hiedurch aus¬
gezeichnet.
Polin Archiv, f. biol. n. raed. Wissenscl). 2
Archives polon. d sciene. biol. et medic.
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Ein weiterer Nachtheil, welchen eine derartige Conservirung
von Praeparaten mit sich bringt, besteht darin, dass das Chloralhy-
drat die flüssigen Gewebstbestandheile (Eiweisskörper) flüssig, die
löslichen löslich lässt so, dass dieselben mit der Zeit durch die Con-
servirungsflüssigkeit ausgelaugt werden. Das Auslaugen von Blut
und Blutfarbstoff ist für viele Zwecke der descriptiven Anatomie
sogar erwünscht. Weniger günstig ist der Umstand, dass die Muskeln
an Masse und Volumen abnehmen und nach und nach immer bläs¬
ser werden.
Man kann in wässerigen Lösungen von Chloralhydrat verschie¬
dene anatomische Praeparate lange Zeit also auf die Dauer aufbe¬
wahren. Doch habe ich keine reichere Erfahrung hierüber, da ich da¬
mals, wie allgemein üblich, Museumpraeparate schliesslich doch in
Spiritus hielt.
Auch zur Balsamirung habe ich Chloralhydrat angewendet; doch
nachdem Sublimat als eines der wirksamsten antiseptischen Mitteln
anerkannt war, habe ich der eben angeführten Lösung, um sicher zu
gehen, Sublimat zugefügt, damit die Leichen vor Fäulniss geschützt
bleiben selbst, wenn nach längerer Zeit das Chloralhydrat (als eine
organische Verbindung) sich zersetzt haben sollte. Ich verwendete
also folgende Lösung: Glycerin 100, Chloralhydrat 10, Sublimat 1.
Eine solche Lösung ist für anatomische Zwecke nicht zu empfehlen,
da bekanntlich das Sublimat mit der Zeit eine schiefergraue Miss¬
färbung der Gewebe bewirkt. Es liegt auch kein Grund vor für ana¬
tomische Zwecke der Injectionsflüssigkeit Sublimat zuzusetzten,
da das Chloralhydrat an und für sich die Fäulniss Monate lang oder
vielleicht auch Jahre lang hintanhält.
Zu diesen Ergebnissen war ich gelangt und hatte auch die
Überzeugung, dass durch allgemeine und consequente Anwendung
des Chloralhydrates es möglich wäre aus dem anatomischen Insti¬
tute jegliche Fäulnissprocesse zu eliminiren — als durch J. Blum
Formaldehyd als ein eminent antiseptisch und conserwirend wirken¬
des Mittel empfohlen wurde. Auf das Formaldehyd hat im J. 1893
mein Freund und Collega Prof. Dr. Wehr meine Aufmerksamkeit ge¬
lenkt und Seine ersten Versuche hiemit in dem, damals von mir geleite¬
ten, anatomischen Institute der hiesiegen Thierarzenei-Schule ausge-
fürt. Die Erfolge waren so überaus unverhofft brillante, dass ich als¬
bald beschloss, das Formaldehyd in der ausgedehntesten Weise aus¬
zunützen, in der Überzeugung, dass es hiemit gelingen muss, ein
anatomisches Institut aseptisch und geruchlos zu machen.
Ich glaube, dass es mir gelungen ist dieses Ideal zu erreichen
dadurch, dass in dem Institute für descriptive Anatomie, welches
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ich bei der Activirung der medicinischen Facultät an der Lember-
ger Universität in Jahre 1894 einzurichten die Aufgabe hatte, gleich
von Anfang die Anwendung des Formaldehyds in der ausgedehnte¬
sten Weise consequent durchgeführt worden ist.
Das Formaldehyd dient in unserem Institute nicht nur zur
Hintanhaltung der Fäulniss der im Secirsaale praeparirten Leichen,
sondern auch zur Bereitung der Praeparate, so dass im Museum
kein einziges Spirituspraeparat sich vorfindet.
ln Anbetracht der nunmehr sehr reichhaltigen Litteratur über
Formaldehyd, halte ich es für ganz überflüssig, dessen antiseptische
fixirende und conservirende Eigenschaften, so wie seine diesbezü¬
glichen Vorzüge zu erörtern. Der einzige Zweck dieser Mittheilung
ist, über die Anwendungsweise des Formaldehyds im hiesiegen ana¬
tomischen Institute zu berichten, und auf Grund der gemachten
Erfahrungen meinen Fachgenossen, eine ebenso ausgedehnte Anwen¬
dung desselben zu empfehlen, wie dies bei uns seit mehr als sechs
Jahren der Fall ist.
Um jeglicher Fäulniss von Leichen und Leichentheilen im ana¬
tomischen Institute von vorneherein vorzubeugen, werden in unserem
Institute sämtliche, ins Institut gebrachten Leichen unverzüglich mit
Formaldehyd injicirt. 1 ) Zu diesem Zwecke wird selbstverständlich
nur so viel Formaldehyd verwendet, als nöthig ist um den bereits
begonnenen Fäulnissprocess zu sistiren. Um diesen Zweck zu errei¬
chen, glaubte ich, dass es genügen wird auf ein Kilogramm Leiche
ein Gramm Formaldehyd einzuführen, also soviel, dass die Gewebo
l"/o« Formaldehyd enthielten. Zur Injection von Leichen habe ich
eine wässerige Lösung von Formaldehyd gleich bei den ersten Versu¬
chen angewendet und Glycerin von vorneherein als entberlich ange¬
sehen, da es mir bekannt war, dass das Formaldehyd vom Wasser
sehr gierig angezogen wird und im allen feuchten und wasserhaltigen
Gegenständen sehr rasch und vollständig diffundirt. Da in Anbe¬
tracht dieses Umstandes es auch nicht nöthig ist grössere Mengen
von Flüssigkeit unter einem stärkeren Drucke zu injiciren, so war
auch ein künstliches Oedem nicht zu fürchten. Die Erfahrung hat
*) Nur jene Leichen, welche auaschiesslich zur Knochenmaceration ver¬
wendet werden sollen, werden mit Formaldehyd nicht injicirt Dieselben
kommen jedoch unverzüglich in den Macerationsapparat ohne vorherige an¬
derweitige Nebenverwendung; die Abfälle (Eingeweide, Muskeln, Haut
etc.) werden ohne Verzug aus der Anstalt entfernt oder mit Formaldehyd
desinficirt. Wenn Theile solcher Leichen zu Praeparaten verwendet wer¬
den sollen, so müssen sie selbstverständlich in entsprechender Weise mit
Formaldehyd behandelt werden.
«
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V '
I V
► > rar~; g- Gins ervirung
arcm öoss iis Chloralhy-
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i~ - etsse m eiuniniren — als durch J. Bluin
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wurie. Auf das Formaidehyd hat im J. 1893
ga P taL Dr. Wehr meine Aufmer
uemit in dem. damals von
ier hiesaegen
fraus unv
iyd in
rang,
ich bei der Activirung der mediciniseh-r. Fuuz'%': jz. !>:•'
ger Universität in Jahre 1894 einzurichien d>? Az-g?. :>r r-
von Anfang die Anwendung des Formaldohyds ::: de: au.-spv.vn-•-
sten Weise consequent durchgoführt worden is:.
Das Formaldehyd dient in unserem Institute tu:'-* zur zur
Hintanhaltung der Fäulniss der im Secirsaale praepartrteu l eidvu.
sondern auch zur Bereitung der Praeparate. so dass ttu Museum
kein einziges Spirituspraeparat sich vorfindet.
ln Anbetracht der nunmehr sehr reichhaltigen litterutur über
Formaldehyd, halte ich es für ganz überflüssig, desseu antisepusehe
fixirende und conservirende Eigenschaften, so wie seiue diesbezü¬
glichen Vorzüge zu erörtern. Der einzige Zweck dieser Mittheilur.?
ist, über die Anwendungsweise des Formaldehyds im hiesiegen ana¬
tomischen Institute zu berichten, und auf Grund der geinaciuen
Erfahrungen meinen Fachgenossen, eine ebenso ausgedehnte Anwen¬
dung desselben zu empfehlen, wie dies bei uns seit mehr als se : s
Jahren der Fall ist.
Um jeglicher Fäulniss von Leichen und Leichentheilen im ana¬
tomischen Institute von vorneherein vorzubeugen, werden in unserem
Institute sämtliche, ins Institut gebrachten Leichen unverzu... h u: -
Formaldehyd injicirt. 1 ) Zu diesem Zwecke wird selbsfversv.r.:
nur so viel Formaldehyd verwendet, als nüthig ist um kn s
begonnenen Fäulnissprocess zu sistiren. Um diesen Zw.-?k zu —ei¬
chen, glaubte ich, dass es genügen wird auf ein Kk grirr.ru d.
ein Gramm Formaldehyd einzuführen, also soviel, dass r . ,
l°/o» Formaldehyd enthielten. Zur Injection von Le: .. ;. ^ ,
eine wässerige Lösung von Formaldehyd gleich bei den
dien angewendet und Glycerin von vorneh-rein als e r - . - _
sehen, da es mir bekannt war, dass das FormaM 7 - —_
sehr gierig angezogen wird und im allen f.-uchvn ; n - • :i
Gegenständen sein - rasch und vollständig diffon;.r. n
trac’nt dieses Umstandes es auch nicht nöthig nr -1
20
diese Voraussetzungen vollkommen bestätigt. Wir benützen eine
2'5% Lösung von Formaldehyd d. h. auf ein Liter destillirten Wasser
62*5 CC Formol (welches bekanntlich eine circa 40% Lössung von
Formaldehyd ist). Von dieser Lösung wird in eine Leiche 2—3 Liter
injicirt, also in die Gewebe derselben circa 50—75 Grm. Formalde¬
hyd eingebracht in der Voraussetzung, dass das Körpergewicht
50—75 K® beträgt. Die Injection wird mittelst eines gewöhnlichen
Irrigators vorgenommen, also unter dem constanten Drucke einer
1—l 1 /, Meter hohen Wassersäule.
Leichen, welche zu myologischen oder topographischen Praepa-
rationsübungen dienen sollen, werden von einer Carotis aus injicirt,
in welche die Caniile (eine aus einem Glasrohre in der einfachsten
Weise verfertigte Canüle) centralwärts eingeführt wird, nachdem
diese Arterie peripheriewärts von der Einführungsstell c der Canüle
unterbunden worden ist. Durch den Circulus Willisii gelangt flie
Injectionsflüssigkeit in ausreichender Menge auch in jene Kopf¬
hälfte, deren Carotis unterbunden ist.
Jene Leichen, welche zur Injection von Gefässen und zwar
zunächst von Arterien bestimmt sind, werden bereits behufs Inje¬
ction von Formaldehyd eröffnet und zwar durch einen Medianschnitt
längst des Sternums und Epigastriums, sowie durch Durchsägung
des Sternums in der Medianebene. Hiebei wird nur der Herzbeutel
eröffnet und hierauf eine entsprechende Canüle in die Aorta von der
linken Herzkammer aus eingeführt, und durch dieselbe die Inje¬
ction mit der Formaldehydlösung mittelst des Irrigators vorgenom¬
men. Erst nach einigen Stunden oder am folgenden Tage wird die
Injection der Arterien mittelst T eichmann’scher Kittmasse in
der bekannten Weise ausgeführt.
Leichen, welche mit der oben angegebenen Menge Formaldehyd
injicirt worden sind, faulen nicht und halten sich ganz gut nicht
nur Wochen sondern auch Monate lang. Die Gewebe und zwar na¬
mentlich die Muskeln und das Bindegewebe behalten das Aussehen
und die Eigenschaften, welches sie an frischen Leichen zeigen. Wir
haben die Beobachtung gemacht, dass selbst Muskeln, welche an
der Leiche bereits eine livide Verfärbung zeigten, in Folge von For¬
maldehyd-Injection nach einigen Stunden ihre unsprüngliche rothe
Farbe zurückerlangen und in dieser Beziehung wenigstens von den
übrigen Muskeln derselben Leiche sich kaum unterscheiden.’) Es
l ) Die ersten mit Formaldehyd in der beschriebenen Weise von
uns injicirten Leichen wurden im Praeparirsaale von den Studenten ver¬
arbeitet, wobei ich die erfreuliche Beobachtung machte, dass auch die
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muss hier bemerkt werden, dass nur bei Anwendung einer so gerin¬
gen Menge von Formaldehyd, wie dies bei dem soeben beschriebenen
Injections-Verfahren der Fall ist, die den Muskeln eigenthümliche
rothe Farbe sich gar nicht oder nur wenig ändert. Selbst verdünnte
(l°/oo-2°/o.) Lösungen von Formaldehyd, wenn sie im Überschüsse
wirken, nämlich wenn in solche Lösungen Muskeln eingelegt wer-
den, bewirken nach einiger Zeit eine graubraune Verfärbung der
Muskelsubstanz, welche auch auftritt, wenn ins Gewebe eine grös¬
sere Menge Formaldehyd (durch die Arterien) injicirt wurde. Auch
wenn nur circa 2 Liter einer 2 , 5% Formaldehydlösung in die Ar¬
terien einer Leiche injicirt werden, so kann man beobachten, dass
in einzelnen Muskelpartieen, in welche die Injectionsflüssigkeit leich¬
ter und reichlicher eingedrungen war, die Muskeln entfärbt d. h.
graulich angetroffen werden, wobei sie auch mehr oder weniger ge¬
härtet sind.
Es ist leicht begreiflich, dass in gewisse Gefässbezirke, in wel¬
chen der Widerstand ein geringerer ist und in jene Organe, welche
reichlicher vascularisirt sind die Injectionsflüssigkeit rascher und
reichlicher eindringt. Daraus erklärt es sich, dass an parenchymatösen
Organen (Nieren, Milz, Leber), so wie am Darmkanale eine intensi¬
vere Wirkung des Formaldehyds beobachtet wird, als an der Mu¬
skulatur.
Nieren, Milz, Leber, Magen, Dünndarm und Dickdarm, werden
an den von uns injicirten Leichen in einem durch Einwirkung von
Formaldehyd gehärteten Zustande angetroffen, so dass diese Einge¬
weide ihre Gestalt, ihren Contractionszustand und ihre durch gegen¬
seitiges Anliegen erzeugten Eindrücke dauernd behalten.
Die Muskeln bleiben dagegen noch ziemlich weich und geschmei¬
dig, haben mehr weniger eine solche Consistenz wie während einer
nicht sehr hochgradigen Todtenstarre. In Folge dessen sind die Muskeln
Baachmuskeln bei allen diesen Leichen eine rothe Farbe zeigten und nicht
livid verfärbt waren. Ich glaubte annehmen zu müssen, das diese Leichen
noch rechtzeitig injicirt waren, d. h. noch bevor die Bauchmuskeln livid
geworden waren Als nun behufs Demonstration bei der Vorlesung die
Bauchmuskeln praeparirt werden sollen, wurde hiezu eine frisch gebrachte
muskulöse Leiche bestimmt, mit Formaldehyd injicirt und die Praepa-
ration unmittelbar darauf begonnen. Da zeigte sich zu unserem Leidwe¬
sen, dass gerade an dieser Leiche die Bauchmuskeln livid verfärbt waren.
Doch umso freudiger war unsere Überraschung, als nach einigen Stunden
(Nachmittags) wir sahen, dass diese Bauchmuskeln ihre schöne rothe Farbe
zurückerlangt hatten. Diese Beobachtung kann man übrigens machen, so
oft man will.
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nicht mehr so dehnbar, wie an Leichen, an denen die Todtenstarre
vorüber ist und die Fäulniss beginnt.
Will man die Extremitäten an mit Formaldehyd injicirten
Leichen in den Gelenken stärker beugen oder vollständiger strecken,
so findet man einen bedeutenderen Widerstand; wurde dieser ge¬
waltsam überwunden, so zeigt sich, dass die diesbezüglichen Mu¬
skeln nicht gedehnt, sondern zerrissen worden sind.
Das Fettgewebe erscheint an mit Formaldehyd injicirten Lei¬
chen fast gar nicht verändert. Seine Consistenz ist wenigstens nicht
merklich grösser, als an frischen Leichen. Doch zerfliesst das Fettgewebe
selbst nach sehr langer Zeit nicht, was offenbar dadurch zu erklä¬
ren ist, dass dem Fäulnissprocese vorgebeugt worden ist, welcher
sonst die Fettzellen zerstört so, dass die Fettropfen frei werden.
Das Bindegewebe ist anscheinlich auch nicht verändert, ob¬
wohl die mikroskopische Untersuchung ergibt, dass in den Binde-
gewebsbündeln die Fibrillen nur sehr schwer oder gar nicht zu
unterscheiden sind, indem die Fibrillenbündel ein mehr homogenes
Aussehen haben, änhlich, wie nach Einwirkung von verdünnter Essig¬
säure etc. Als ein für Praeparations - Zwecke besonders günstiger
Umstand ist hervorzuheben, dass das Bindegewebe nach Formaldehyd-
injection weich und geschmeidig bleibt, selbst wenn durch intensivere
oder anhaltendere Einwirkung des Formaldehyds die Muskeln und
andere Gewebe gehärtet worden sind. An mit Formaldehyd injicir¬
ten Leichen geht die Praeparation leicht von Statten und es gelingt
auch dem Ungeübten die Muskeln, Gefässe etc. rein und praecis zu
präpariren so, dass kein anhaftendes Bindegewebe zurückbleibt. Auch
wenn solche Praeparate in eine wässerige Flüssigkeit gelegt werden,
kommen keine vorher unbemerkbaren Bindegewebsfetzen an den
Muskeln etc. zum Vorscheine, wie dies an ganz frisch praeparir-
ten Muskeln nur allzu oft zum Verdrusse des weniger Geübten vor¬
zukommen pflegt, wenn das halbeingetrocknete und fast durchsich¬
tige Bindegewebe, welches am Praeparate zurückgelassen wurde, im
Wasser quillt und sich trübt, im Spiritus aber weisslich und dadurch
noch auffälliger wird.
Besonder günstig sind die mit Formaldehyd behandelten
Objecte für die Praeparation der Nerven, da dieselben durch For¬
maldehyd sehr schön conservirt, weiss und hart werden, so dass sie
nicht so leicht zerquetscht werden; auch der Umstand, dass die
Nerven an Formaldehydpraeparaten vom Fett, welches aus dem
umgebenden Fettgewebe stammt, nicht durch tränkt werden, wie dies
an frischen (beziehungsweise halb faulenden) oder in schwachem
Spiritus gehaltenen Praeparaten der Fall ist, trägt viel dazu bei»
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dass die Nerven schön und deutlich selbst in ihren feinen Verzwei¬
gungen hervortreten.
Wie bei allen Methoden, durch welche die Fäulniss von Lei¬
chen und Leichentheilen aufgehoben wird, tritt auch nach Formal-
dehydinjection der unangenehme Umstand ein, dass die Objecte
leicht eintrocknen. Die Eintrocknung und Mumification beginnt wie
bekannt auch an nicht praeparirten Theilen an jenen Stellen, wel¬
che in irgend welcher Weise der vor Wasserverdünstung bis zu einem
gewissen Grade schützenden Epidermiss beraubt worden sind. Nach
längerer Zeit trocknen auch jene Partieen der Haut ein, welche mit
Epidermis bedeckt sind, besonders die Kopfhaut, so wie Finger und
Zehen. Einmal eingetrocknete Hautpartien sind in keiner Weise
mehr zu erweichen, da das eingetrocknete Gewebe mit Fett durch¬
tränkt ist. Noch rascher trocknen durch Praeparation entblöste und
separirte Weichtheile.
Diesem Übelstande ist nur dadurch vorzubeugen dass die
praeparirten Leichen und Leichentheile in Wasser eingelegt werden.
Bringt man jedoch solche Objecte in reines Wasser, so wird aus
denselben das Formaldehyd nach einigen Tagen ausgelaugt, beson¬
ders, wenn das Wasser gewechselt wird. Solche ausgelaugte Prae-
parate werden an der Oberfläche schmierig, zeigen einen üblen Ge¬
ruch und fangen schliesslich an, in einer ganz gewöhnlichen Weise zu
faulen. Es ergab sich also bei uns die Notwendigkeit auch dieser
secundären Fäulniss abzuhelfen. Der Zweck wird ganz einfach da¬
durch erreicht, dass man die Objecte anstatt in reines Wasser in
eine 1% 0 —'2°/oo Lösung von Formaldehyd einlegt.
Da ich von vorneherein die Absicht hatte, in dem neuen anato¬
mischen Institute in Lemberg die Leichen und Leichentheile wärend
der Praeparation in Wasser oder einer wässerigen Flüssigkeit (Chlo-
ralhydrat-Lösung) zu halten, wie ich dies auch seit einer Reihe von
Jahren in der Thierarznei - Schule mit Erfolg gethan hatte, so sorgte
ich dafür, dass in dem hiesiegen Institute, in einem Locale neben
der Leichenkammer (unter dem Secirsaale), drei grosse (2 m. lange
60 ctm. breite und 45 ctm. tiefe), aus Cement verfertigte Bassins
aufgestellt wurden. Diese Bassins werden mit einer l/°/ 0# Lösung
von Formaldehyd gefüllt und in dieselben sowohl ganze Leichen
als auch Leichentheile Abends eingelegt, sobald der Secirsaal ge¬
schlossen ist. Es genügt übrigens, wenn diese Objecte nur jeden zwei¬
ten oder dritten Tag in diese Flüssigkeit eingelegt werden, voraus¬
gesetzt, dass sie sonst die Zeit, in welcher an ihnen nicht praepa-
rirt wird, in einer feuchten und kühlen Atmosphäre liegen, wie dies
in der Leichenkammer der Fall ist. Diese Conservirungsflüssigkeit
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hält sich sehr lange Zeit, und ist ganz gut brauchbar, wenn sie
auch durch Beimischung von Blut etc. braun und trübe geworden
ist. Sie wird bei uns erst nach 6 bis 8 Wochen oder länger erneuert.
Die in der beschriebenen Weise behandelten Praeparirsaals-
Objecte können unbegränzt lange Zeit aufbewahrt werden und hal¬
ten sich ausgezeichnet. Versuchsweise hielt ich im Institute eine
ganze, uneröffnete mit Formaldehyd injicirte und in 1%„ Formal¬
dehyd aufbewahrte Leiche, mehr als ein Jahr lang; dieselbe wurde
bei praktischen Prüfungen verwendet und hat zur Aufsuchung von
Arterien, Nerven u. d. gl. gedient, bis schliesslich die Körperhöhlen
eröffnet und auch die vollkommen gut conservirten Eingeweide ver¬
wendet worden sind. Das Aussehen dieser Leiche war die ganze
Zeit hindurch ein solches, wie es einige Tage nach dem Tode war.
Ich möchte nunmehr die in unserem Institute durch die be¬
schriebene, ausgedehnte und consequente Anwendung des Formalde¬
hyds erzielten Vortheile in folgender Weise zusammen fassen:
1 . Aus dem Institute ist jegliche Fäulniss von Lei¬
chen und Leichentheilen vollständig beseitigt. Nir¬
gends ist eine Spur eines putriden Geruches; die Luft
in den Praeparirsälen ist frisch und rein, viel besser als
in den meisten öffentlichen Localen (Caffeehäusern etc.) Hiemit sind
die empfindlichsten Widerwärtigkeiten der anatomischen Arbeit für
die Studierenden beseitigt.
2. Die Leichen und Leichentheile, die Praeparirsäle und überhaupt
das ganze anatomische Institut sind aseptisch, was
als eine höchst wichtige hygienische Errungenschaft
anerkannt werden muss. E s ist im unserem Institute
kein einziger Fall einer septischen Infection vorge¬
kommen. Ebenso bin ich überzeugt, dass aus einem solchen In¬
stitute, in welchem die Anwendung des Formaldehyds consequent
durchgeführt worden ist, auswärts namentlich in die Kliniken keine
Infectionstoffe importirt werden können, selbst wenn im Institute zu
Praeparirübungen Leichen von an infectiösen Krankheiten Verstor¬
benen verwendet werden sollten.
3. An Leichen, welche mit Formaldehyd behandelt worden sind,
geht die Praeparation, wie bereits hervorgehoben wurde, überaus leicht
und schön von statten. Die Ergebnisse der Praeparation,
werden durch Fäulniss nicht mehr von Tag zu Tag zu
Grunde gerichtet, wie ehedem. Die für die Studieren¬
den anregede Wirkung dieser Umstände ist nicht zu unter¬
schätzen. In der That muss ich hervorheben, dass nunmehr in unse¬
rem Secirsaale die Studenten viel reiner und praeciser praepariren,
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als sonst. Das wäre ja ein sehr namhafter didactischer Vor¬
theil des Formaldehyds.
4. Die Objecte im Secirsaale lassen sich unbe-
gränzt lange halten. Infolge dessen können die fleissigen
Studierenden, die ihnen zugetheilten Objecte unvergleichlich viel
vollständiger bearbeiten und ausnützen, die minder
fleissigen können dazu angehalten werden ihre Praeparate weiter zu
bearbeiten und zum Abschlüsse zu bringen selbst, wenn sie die Prae-
paration durch mehrere Tage vernachlässigt oder selbst durch län¬
gere Zeit unterbrochen hatten.’) Es ist dies auch ein bedeutender didac¬
tischer Vortheil, dass die Studierenden nach vollendeter Prae-
paration an dem verfertigten Praeparate unbegränzt lange Zeit stu¬
dieren und eventuell noch nicht berücksichtigte Ansatzstellen von
Muskeln etc. durch Praeparation vervollständigen können. Doch hat
diese lange Haltbarkeit der Praeparationsobjecte zu gleicher Zeit
auch einen didactischen Nachtheil: die Studierenden verlassen sich
darauf, dass ihre Objecte nicht zu Grunde gehen, und beeilen sich
nicht mit dem Praepariren. Es wird mithin an manchen Objecten
Wochen und Monate lang herumpraeparirt, welche binnen wenigen
Tagen erledigt werden könnten, wenn nur die Candidaten täglich
mehr Zeit der Praeparation widmen möchten.
5. An Leichen welche mit Formaldehyd injicirt
sind, kann man überaus leicht manche Beobachtung
machen, für welche sonst besondere Praeparations-
methoden erforderlich waren. Es ist an solchen Leichen
die Gestalt und Lage der gehärteten Eingeweide sehr gut erhalten
und ersichtlich, die Details der Schleimhäute sehr gut erhalten. Die
Gehirne können nach Wochen herausgenommen werden und sind
für Unterichts- zwecke ganz gut brauchbar, viel besser als frisch
herausgenommene Gehirne. Durch Formaldehydinjection wird näm¬
lich das Gehirn und das Rückenmarck in der Leiche nicht nur vor
Fäulniss und dem Zerfliessen geschützt, sondern auch zugleich ge¬
härtet. Dasselbe gilt auch vom Auge.
') Es hatte z. B ein Studierender Ende November einen Kopf zur
Praeparation zugetheilt bekommen, und daran angefangen etwas zu prae¬
pariren, indem er im Laufe von circa zwei Woeben mitunter im Secir¬
saale erschien. In der Mitte December bliebt er ganz aus und meldete
sich erst wieder nach den Weinachtsferien in der zweiten Hälfte Jänner,
um ein neues Object zum Praepariren zu erhalten. Indessen war der be¬
sagte Kopf in I # / #0 Formaldehyd ganz schön aufbewahrt. Der Candidat
erhielt also nicht früher ein neues Object, bis er mit der Praeparation
des ersten fertig war.
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6. Die Injection mit Formaldehyd gestattet eine unvergleich¬
lich viel vollständigere Ausnützung des Leichenmate¬
riales für didactische Zwecke im Praeparirsaale, wird also beson¬
ders für jene Institute von Wichtigkeit sein, welche über ein reich¬
liches Materiale nicht verfügen. Als Beispiel mag jene Leiche die¬
nen, welche durch länger als ein Jahr für sämmtliche practische
Rigorosen verwendet worden ist.
7. Die Aufstellung von Injectionspraeparaten ist
durch Anwendung von Formaldehyd wesentlich er¬
leichtert. Die einzelnen Weichtheile behalten viel besser ihre Gestalt,
ihr Volumen und ihre gegenseitige Lage selbst nach lange dauern¬
der Praeparation, als ohne Formaldehyd; namentlich sind die Mu¬
skeln nicht so gedehnt, wie dies an während der Praeparation halb-
mazerirten Injectionspraeparaten vorzukommen pflegte. Während
des Eintrocknens verbreiten die Praeparate nicht den mindesten
üblen Geruch und selbst die dicksten Muskellagen trocknen rasch
und vollkommen, während ohne Formaldehyd dieselben gar zu oft
in der Tiefe vor dem Eintrocknen sich in eine schmierige übelrie¬
chende Masse zu verwandeln pflegten oder einen schmierigen Beleg
produzirten, der sorgfältig abgewischt werden musste um das Ein¬
trocknen zu fördern oder zu ermöglichen. Selbst parenchymatöse Or¬
gane (Leber, Milz, Nieren) trocknen leicht und vollständig ein. Die
getrockneten Praeparate sind dann auch vollständig geruchlos, während
den älteren Praeparaten der eigenthümliche „Musealgeruch“ auf
ewige Zeiten anhaftet.
8. Die mit Formaldehyd behandelten Objecte und
Praeparate lassen sich unverändert in wässerigen
Flüssigkeiten aufbewahren. Die Gewebe sind ja schon fixirt,
auch wenn nur verdünnte Lösungen von Formaldehyd eingewirkt
hatten. In Folge dessen quellen die Theile nicht mehr, die Gewebs-
bestandtheile werden durch wässerige Conservirungsflüssigkeiten fast
garnicht mehr gelöst und nicht extrahirt; auch werden dieselben
durch wässerige Flüssigkeiten nicht macerirt, nicht ausgelaugt und
überhaupt nicht angegriffen, sondern lassen sich darin unbegränzte
Zeit in einem unveränderten Zustande halten.
9. Es muss noch hervorgehoben werden, dass das
Formaldehyd, wie bekannt, die histologische Structur
der Gewebe undOrganefixirt. Wenn man auch zugeben muss,
dass das Formaldehyd in jenen Concentrationen und unter diesen
Umständen, in welchen es für Secirsaalszwecke in Anwendung
kommt, nicht ausreichen kann, um die Structur der Gewebe in einer
für histologische Zwecke volkommen erwünschten Weise zu fixiren,
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wenn es auch fast als selbstverständlich erscheinen mag, dass auch
die zweckmässigste Anwendung des Formaldehyds nur für gewisse
histologische Zwecke entsprechend sein kann, dagegen für die Erhal¬
tung, beziehungsweise Hervortretenlassen gewisser Structuren oder
behufs Anwendung gewisser spezieller histologischer Methoden, be¬
sondere Fixirungsmittel in Anwendung gebracht werden müssen,
so muss man doch zugeben, dass ein wesentlicher und unter Um¬
ständen nicht hoch genug zu schätzender Vortheil erlangt wird, wenn
im Secirsaale die Organe durch unbegränzte Zeit in einem Zustande
erhalten werden, in welchem sie sich für mikroskopische und histo¬
logische Untersuchungen überhaupt eignen.
10. Die feinere mit freiem Auge oder mittelst der Loupe bemerkbare
Struktur der Organe, und zwar die Unterschiede zwischen den ver¬
schiedenen die Organe zusammensetzenden Geweben, sind jedenfalls
an Leichen und Leichentheilen, welche mit einer Formaldehydlösung
injicirt waren, in einer sehr guten und vollkommenen Weise er¬
halten. An gewöhnlichen Spirituspraeparaten erscheinen diese
Details verwischt im Vergleiche mit Formaldehydpraeparaten.
11. Die Anwendung des Formaldehyds zur Conservirung von
Leichen für Secirsaalszwecke ist nicht kostspielig. Zur Injection
einer Leiche wird höchstens 200 grm. Formol verbraucht, welche
gegenwärtig 60 Heller kosten, ein im Vergleiche mit den erzielten
Vortheilen höchst unbedeutender Aufwand.
1 -
Man darf jedoch nicht ausser Acht lassen, dass die Anwendung
des Formaldehyds in gewissen Beziehungen sogar Nachtheile mit
sich bringt und für gewisse spezielle Zwecke sich nicht eignet. Ich
kann also nicht umhin, ohne gewisse Umstände anzuführen, wel¬
che bei Anwendung des Formaldehyds in Betracht gezogen werden
müssen, und welche gegebenen Falls die Anwendung des Formalde¬
hyds ausschliessen, und zwar:
1. Das Manipuliren mit stärkeren Formaldehyd-Lösungen, z. B.
0*5*/# und mehr, greift die Hände an. Die Epidermiss wird mortifi-
cirt, die Hautoberfläche wird in Folge dessen rauh, an der rauhen,
Oberfläche haftet allerhand Schmutz, Farbstoffe etc., schliesslich bilden
sich auch Rhagaden. Die unbedeutendsten Verletzungen an den Fin¬
gern, Hautabschilferungen etc. sind gegen Formaldehyd äusserst em¬
pfindlich, da dasselbe bei fehlender Epidermiss leicht in die Tiefe
diffundirt und die Gewebe reizt und angreift. Es ist daher ange¬
zeigt, solche wunde oder abgeschilferte Stellen vor der Einwirkung
des Formaldehyds zu schützen. Am besten kann ich empfehlen, ein
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Stückchen Guttaperchapapier aufzulegen und mit Schwefelkohlen¬
stoff, Chloroform, oder auch Benzin zu befeuchten, worauf es fest
anklebt.
Auch ist es nicht angenehm Praeparate, welche in stärkeren
Formaldehydlösungen gehärtet worden sind und noch von diesen
Lösungen durchdrungen sind, zu praepariren, da hiebei die Binde¬
haut und die Nasenschleimhaut in einer empfindlichen Weise ange¬
griffen werden.
Solche Praeparate können ja ohne mindesten Schaden in reinem
(destillirten) Wasser ausgewaschen und aufbewahrt werden.
2. Leichen und Leichentheile, welche mit Formaldehydlösun¬
gen injicirt (oder sonstwie mit Formaldehyd behandelt) waren,
eignen sich nicht gut zum Zwecke der Knochenmaceration. Durch
wochen- und monatelanges Ausswässern (das Wasser muss oft ge¬
wechselt werden) kann man jedoch auch solche Leichen vom For¬
maldehyd befreien so, dass dieselben zur Knochenmaceration doch
noch verwendet werden können.
3. Durch Injection von Leichen mit Formaldehydlösungen
werden verschiedene Gewebe und Organe mehr oder weniger gehär¬
tet und in ihrer Gestalt, beziehungsweise in ihrem Contractionszustande
fixirt. Hohle Organe, Gedärme u. d. g., welche solchen Leichen ent¬
nommen werden, kann man nicht mehr gleichmässig und ad maxi-
mum aufblasen. Venen und Lymphgefässe eignen sich nicht mehr
zur Injection, da sie überhaupt eng und an manchen Stellen sehr
verengt angetroffen werden, sich selbst unter einem starken Injec-
tionsdrucke nicht mehr erweitern oder mit festen und durch For¬
maldehyd gehärteten Gerinnseln verstopft angetroffen werden. Die
Injection von Arterien an Leichen, welche vorher (eben durch die
Arterien) mit Formaldehydlösungen injicirt waren gelingt mit
Teichmann’scher Masse noch so ziehmlich, wenigstens in einer für
gewöhnliche Zwecke ausreichenden Weise. Will man Venen oder
Lymphgefässe injiciren, so muss man dies entweder an einer fri¬
schen (nicht mit Formaldehyd behandelten) Leiche thun, oder Be¬
hufs Sistirung und Hintanhaltung von Fäulniss, Chloralhydrat in
Anwendung bringen.
4. Das Formaldehyd verfärbt die Gewebe: Das Blut und die
Muskeln nehmen, wie bekannt in mittelstarken z. B. 0 - 2 # / 0 bis 0'5*/„
Formaldehydlösungen eine dunkelbraune Farbe an, welche bei län¬
gerer Einwirkung oder in stärkerer Lösung zu einer grauen wird.
An Leichen welche mit 2-3 Liter einer 2-5°/ 4 Lösung von Formal¬
dehyd injicirt wurden, behalten die meisten Muskeln ihre rothe
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Farbe; nicht so die parenchymatösen Organe, wie die Leber und
die Milz.
5. An Praeparaten welche lange Zeit (jahrelang) in Formalde¬
hydlösungen aufbewahrt werden, werden die Knochen entkalkt,
weich und biegsam, selbst wenn die Lösung nur 0-1 °/ 0 Formaldehyd
enthält aber öfters gewechselt wird.
Die Beobachtung, dass mit Formaldehyd behandelte Gewebe und
Organe im Wasser und in wässerigen Flüssigkeiten unverändert
aufbewahrt werden können, hat mich auf die Idee geführt den
für die Conservirung von anatomischen Museumprae-
paraten seit Jahrhunderten im Gebrauche stehenden
Spiritus abzuschaffen. Es ist mir gelungen dies in der con-
sequentesten Weise durchzuführen, so dass im anatomischen
Museum des hiesiegen Institutes kein einziges Spiri-
tuspraeparat sich vorfindet.
Anfangs glaubte ich, dass als Conservirungsflüssigkeit eine an¬
tiseptisch wirkende Lösung unumgänglich notwendig ist.
Als Conservirungsflüssigkeit habe ich daher zunächst eine
schwache 0-1% bis 02% Lösung von Formaldehyd (in destillirtem
Wasser) verwendet. Da man im anatomischen Institute destillirtes
Wasser hektoliterweise ohne besondere Kosten haben kann, so
kommt ein Liter einer solchen Conservirungsflüssigkeit auf nicht
viel mehr als */* Heller, wogegen ein Liter 60% Spiritus mehr als
1 Krone kostet. Diese unerhörte Billigkeit einer solchen Conservi¬
rungsflüssigkeit wäre schon an und für sich ein sehr bedeutender
Vortheil, selbst wenn sich die Nothwendigkeit ergeben sollte, diese
Conservirungsflüssigkeit viel öfter zu wechseln, als dies bei Spiritus
notwendig ist.
Ein zweiter wesentlicher Vortheil, welcher durch die Verwen¬
dung einer schwachen Formaldehydlösung anstatt des bisher allgemein
üblichen Spiritus erreicht wird, besteht darin, dass diese wässerige
Flüssigkeit aus den Praeparaten weder Fett noch Farbstoffe u. d. gl.
extrahirt, also klar und farblos bleibt, während der Spiritus von
Zeit zu Zeit schon desshalb gewechselt werden muss, da er eine
gelbe oder gelbröthliche oder gar braune Farbe annimt..
Anfangs war ich mit den durch Anwendung dieser Con¬
servirungsflüssigkeit erzielten Erfolgen vollkommen zufrieden und
sogar entzückt. Je besser jedoch die Erfolge, desto grösser werden
auch die Ansprüche. Ich war also bestrebt gewisse dieser Conser¬
virungsflüssigkeit anhaftende Mängel zu beheben.
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Wir haben uns bald überzeugt, dass mit der Zeit das in einer
solchen 01% bis 02% Lösung enthaltene Formaldehyd nach und
nach verschwindet, worauf sehr leicht gewisse Pilze (wie es scheint
vorwiegend Hefepilze) in der Flüssigkeit sich entwickeln ’) wobei sich
auch ein Geruch nach ranziger Butter (Fettsäuren) entwickelt; ein
Fäulnissprocess kommt jedoch nicht zu Stande.
Dieser Übelstand hat uns veranlasst die Conservirungsflüssig-
keit zu wechseln, sobald nur an der Oberfläche derselben sich Colo-
nien oder eine continuirliehe Cruste von Mikroorganismen gebildet
hatte, obwohl wir uns überzeugt hatten, dass die Praeparate, wenn
sie nirgends über das Niveau der Conservirungsflüssigkeit hervor¬
ragen, in Folge der Entwickelung dieser Mikroorganismen nicht lei¬
den und erst, wenn sich die ganze Flüssigkeit getrübt hat, eine that-
sächliche Gefahr für die Praeparate zu befürchten ist.
Bei manchen Praeparaten, besonders solchen, welche öfters zu
Unterrichtszwecken aus der Conservirungsflüssigkeit herausgenommen
werden, musste man letztere relativ oft (manchmal nach 2- 4 Wo¬
chen) erneuern, oder Formol zusetzen.
Die weitere Erfahrung zeigte, dass weiche und geschmeidige
Praeparate, bei welchen es daran gelegen war, sie in einem solchen
Zustande dauernd zu erhalten, nach längerer Zeit, in Folge von
oftmaligem Erneuern der zur Conservirung verwendeten schwachen
Formaldehydlösung immer härter wurden, ferner, dass Knochen nach
vielen Monaten (und Jahren) durch fortwährendes Einwirken frischer
wenn auch schwacher Formaldehydlösungen entkalkt werden.
Diese Beobachtungen führten zum Schlüsse, dass das Formal¬
dehyd aus diesen schwachen Lösungen durch die Praeparate gewis-
sermassen aufgezehrt wird; wahrscheinlich wird dasselbe wenigstens
zum Theile nach und nach oxydirt (in Ameisensäure überführt);
für eine solche Annahme spricht die beobachtete Entkalkung der
Knochen. Jedenfalls verliert die Conservirungsflüssigkeit auch in gut
verschlossenen Gefässen, ihre ursprünglichen desinficirenden Eigen¬
schaften.
Ich habe es versucht, anstatt schwacher Formaldehydlösungen
0*2%—05% Lösungen von Chloralhydrat als Conservirungsflüssig-
keiten zu verwendet), ferner Lösungen, welche ausser Formaldehyd
Chloralhydrat enthielten. Die Ergebnisse waren dieselben wie mit
schwachen Formaldehydlösungen.
*) Er wäre interessant die in sehr schwachen Formaldehydlösungen
in Gegenwart von anatomischen Praeparaten sich etablierende und gedei¬
hende Pilzflora zu studiren,
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31
Ferner habe ich auch versucht eine 01% Lösung von Thymol
als Conservirungsflüssigkeit zu verwenden *). Doch auch hiemit habe
ich keine wesentlichen Vortheile erzielt.
Schliesslich bin ich zur Überzeugung gelangt, dass es am ein¬
fachsten und am vortheilhaftesten ist, die mit Formaldehyd
behandelten Praeparate in reinem dostillirtem Wasser
aufzubewahren, und dasselbe so oft zu wechseln, als dies not¬
wendig erscheint. Anstatt der antiseptischen Conservirungs-
methode, befolge ich nunmehr gleichsam eine aseptische Me¬
thode.
Das höchst einfache und sehr billige Verfahren hiebei ist fol¬
gendes: Praeparate welche aus Leichen stammen, welche mit For¬
maldehyd injicirt waren, und welche in schwachen (circa 0-1% bis
05%) Formaldehydlösungen gelegen haben, ebenso wie jene, welche
in stärkeren Formaldehydlösungen gehärtet waren, werden ganz
einfach in destillirtem Wasser aufbewahrt, selbstverständlich in ver¬
schlossenen Gefässen. Ergibt sich nach einer gewissen Zeit, dass auf
der Oberfläche des Wassers Colonien von Mikroorganismen sich ge¬
bildet haben, dass also Keime von solchen entweder am Praeparate
selbst oder an den Gefässwänden geha ftet hatten, so wird das Wasser
abgegossen, dann noch solange gewartet, bis auch aus dem Praepa¬
rate alles Wasser abgeflossen ist, um es auch abzugiessen; hierauf
wird eine kleine Menge Formol (40% Formaldehydlösung) auf den
Boden des Gefässes gegossen, dasselbe dicht verschlossen (eventuell
verkittet) und so einen oder mehrere Tage stehen gelassen. Durch
die das Gefäss erfüllenden Formaldehyddämpfe, werden alle dem
Praeparate und dem Gefässe anhaftenden Mikroorganismen abgetüd-
tet Dann wird das Formaldehyd abgegossen und das Gefäss mit
reinem destillirten Wasser gefüllt.
Ein in dieser Weise behandeltes Praeparat hält sich unbegränzt
lange, und das Wasser bleibt volkommen farblos und durchsichtig.
Erst in Folge dessen, dass ein solches Praeparat herausge¬
nommen und längere Zeit an der Luft gelassen wurde, aus welcher mit
Staube Keime an das Praeparat sich ansetzen oder dass dasselbe
*) Da Thymol in Wasser sehr schwer und sehr langsam sich löst,
so bereitete ich eine 20% Lösung desselben in Aether, goss eine entspre¬
chende Menge dieser Lösung in eine grosse jodoch nicht volle Flasche
mit destillirtem Wasser, und schüttelte dieselbe unverzüglich, bis sich
eine feine Emulsion gebildet hatte. Das feinvertheilte Thymol löst sich
binnen einer %—% Stunde vollständig, so dass die Flüssigkeit ganz
klar wird.
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32
auf unreine Tassen gelegt oder mit unreinen Händen berührt wurde,
kann sich wieder ereignen, dass nach einiger Zeit in dem Wasser, in wel¬
chem das Praeparat aufbewahrt wird, Mikroorganismen sich entwi¬
ckeln. Wird dies constatirt, so bleibt eben wieder Nichts anderes übrig,
als in der oben beschriebenen Weise das Praeparat in Formaldehyd¬
dämpfen zu sterilisiren.
Es zeigt sich also, dass man in einer anatomischen Sammlung,
in welcher Formaldehydpraeparate in reinem destillirten Wasser
aufbewahrt werden, nur von Zeit zu Zeit (besonders im Sommer)
eine Rundschau vornehmen mus, um jene Praeparate herauszufin¬
den, welche einer erneuerten Sterilisirung bedürfen. Praeparate,
welche in einer entsprechenden Weise aufgestellt sind, so dass sie
Behufs der Demonstration nicht aus den betreffenden Gefässen her¬
ausgenommen werden müssen, halten sich unbegränzt lange, ohne
dass ein Wechseln der Flüssigkeit (und Desinfection) erforderlich ist.
Ein derartiges aseptisches Verfahren, beim Aufbe¬
wahren von Praeparaten kann ich auf Grund einer mehr¬
jährigen Erfahrung nur aufs Wärmste anempfehlen. Die Vortheile,
welche die Anwendung des reinen destilirten Wassers als Conservi-
rungsflüssigkeit bietet, sind ganz evident. Die Flüssigkeit ist ganz
klar, vollkommen farblos und geruchlos, die Hände werden beim
Demonstriren und Manipuliren mit solchen Praeparaten nicht ange¬
griffen, die Praeparate halten sich unbegränzte Zeit ganz gut —
und was das wichtigste ist eine billigere und einfachere
Conservirungsflüssigkeit ist undenkbar.
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Aus dem Institute ßr deserlptire Anatomie der Universität ln Lemberg.
lieber die torvrag der Organe in ihren natürlichen Farben
▼on
. Dr. ALFRED BURZYNSKI
Assistent der deseriptiven Anatomie.
In den letzten Jahren hat man sich vielfach bemüht anatomi¬
sche Präparate, insbesondere Präparate von Eingeweiden in ihren
natürlichen Farben zu conserviren. Zu diesem Ziele führende Me¬
thoden sind von Melnikow-Raswedenkow, Jores und Kai¬
ser ling angegeben worden.
Anlässe zu diesen Arbeiten waren mehr principieller Natur.
Denn abgesehen davon, dass solche Präparate ein viel gefälligeres
Aussehen hätten, als gewöhnliche entfärbte Musealpräparate, erwar¬
tete man von ihnen auch bedeutendere und wichtigere, sowohl
wissenschaftliche, als auch didaktische Vortheile.
Durch die specifische Farbe der verschiedenen Bestandteile
tritt die Structur der Gewebe und Organe viel deutlicher und prae-
gnanter hervor. In Folge des Verlustes der natürlichen Farben,
bei Anwendung üblicher Fixirungs- und Conservirungsmittel wird die
Structur von Präparaten, wenn sie auch noch so gut erhalten ist,
schwerer wahrnehmbar, und es ist ein geübtes Auge notwendig,
um dieselbe unterscheiden zu können, sobald alle Gewebe eine mehr
oder weniger gleichmässige, graue, gelbliche oder weisse Farbe ange¬
nommen haben. Somit ist die Erhaltung natürlicher Farben
in Präparaten vor allem in didaktischer Hinsicht sehr er¬
wünscht, und erleichtert den Anfängern ungemein die Unterschei¬
dung der Structur der Organe. — In der pathologischen Ana¬
tomie ist die Farbe von einer noch grösseren Bedeutung,
da sie sehr oft als ein charakteristisches Merkmal für die betreffen¬
den patologischen Prozesse, ja sogar für die einzelnen Stadien der
Polo. Archiv t biol. u. mtd. Witt*nsch.
Archive! polon. d. ecienc. biol. et medio. 3
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34
Prozesse auftritt. Das Wichtigste dabei ist, dass in natürlichen Far¬
ben conservirte Präparate dem pathologischen Anatomen ermögli¬
chen würden, sich nicht allein auf Demonstrationen von frischem
Sectionsmateriale zu beschränken, sondern auch systematische Vor¬
lesungen mit Demonstrationen von Musealpräparaten zu halten.
Das sind, meiner Ansicht nach, wirklich wichtige Beweggründe
für die Bestrebungen nach Verbesserung der Conservirungs-Methoden.
Die vitale Farbe eines Organes ist unter allen Umständen so¬
zusagen die Summe der Farbe des in Gefässen enthaltenen Blutes
und der specifischen Farben verschiedener Gewebe. Auf die Inten¬
sität der Färbung übt einen bedeutenden Einfluss auch die Trans¬
parenz frischer Gewebe aus, welche von der Transparenz des Zell¬
plasmas und des Gewebssaftes abhängt, indem der letztere in diesem
Falle die Rolle einer aufhellenden Flüssigkeit spielt. Der Einfluss der
Transparenz beruht darauf, dass wir beim Betrachten des Organes
nicht nur die Oberfläche desselben, sondern auch tiefere Schichten
sehen, somit auch mehr Farbstoff wahrnehmen; infolge dessen haben
wir den Eindruk einer intensiverer Färbung des Gegenstandes. Diese
Eigenschaften der lebendigen Gewebe zu conserviren, und ausserdem
auch ihre Gestalt, ihr Volum und ihre Structur zu erhalten, somit
Präparate herzustellen, welche möglichst wahrheitsgetreu sind, ist
der Zweck der „Methoden der Conservirung der Organe
in ihren natürlichen Farben“.
Prüfen wir die Bedingungen, welche zur Erhaltung der Farbe
erforderlich sind.
Der wichtigste, aber gerade am schwierigsten zu conservirende
Farbstoff ist der Blutfarbstoff, das H a e m o g 1 o b i n. Es ist bekannt,
dass das Haemoglobin von verschiedenen, sogar von sogenannten
chemisch-neutralen Körpern gelöst oder verändert wird. Oxydirende
Mittel, wie Ozon, Chlorate, Nitrate (besonders Kaliumnitrat), überman¬
gansaures Kalium, Ferrocyankalium, ferner einige reducirende Mittel,
wie Pyrogallol, verwandeln das Haemoglobin in eine ihm am meisten
verwandte Verbindung, das Methaemoglobin. Dieses ist beständiger
als das Haemoglobin, und hat ein Spectrum, welches dem des sauren
Haematins sehr ähnlich ist. Diese verschiedenen Eigenschaften finden
ihre Erklärung theilweise in der chemischen Structur des Methaemo-
globins, welche von der des Haemoglobins sich nur durch eine andere
Gruppirung zweier Sauerstoffatome unterscheidet. Ähnlich, wie durch
Einwirkung obiger Substanzen, können wir auch durch langsames
Trocknen oder Erwärmen das Haemoglobin in Methaemoglobin über-
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35
führen. Die neueren Untersuchungen von Minakow (7) haben er¬
wiesen, dass auch das Formaldehyd, aber nur in schwachen Lösun¬
gen das Haemoglobin in Methaemoglobin überführt. Bei Einwirkung
von Lösungen von höherem procentischem Gehalte, oder bei an¬
dauernder Einwirkung von schwachen Lösungen, wird das Haemo¬
globin in saures Haematin verwandelt. Das Haemoglobin kann ent¬
weder innerhalb der Blutkörperchen in Methaemoglobin umgesetzt
werden, was von Landois Methaemocytose genannt wurde, oder
dieser Proeess geht am Farbstoffe vor sich, erst nachdem derselbe
aus den rothen Blutkörperchen ausgelaugt und im Blutplasma gelöst
worden ist, was Methaemoplasie genannt wird.
Alle Substanzen, welche das Eiweiss fällen, lösen das Haemo¬
globin, wobei das Oxyhaemoglobin zunächst das purpurrothe Haemo-
chromogen gibt, dieses aber bei Anwesenheit von Sauerstoff in
Haematin übergeht. Je nach der Reaction der Lösung, in welcher
das Haematin entsteht, tritt es in dreierlei Formen von verschiede¬
ner Färbung auf und zwar:
o) als saures Haematin, von mahagoni-rother Farbe;
b) als basisches Haematin, von grünlicher Farbe;
c) als reducirtes Haematin, von tiefrother Farbe.
Dieses letztere ist nach Hoppe-Seyler mit Haemochromogen
in alkalischer Lösung identisch.
Angesichts dieser Eigenschaften des Haemoglobins, und zwar
angesichts dessen, dass dasselbe unter dem Einflüsse von Reagentien
sich sehr leicht in Methaemoglobin oder Haemochromogen und dann in
Haematin verwandelt, kann bei der Conservirung von seiner Erhal¬
tung in unveränderter Form nicht die Rede sein. Es handelt sich
darum, dass von seinen Derivaten, welche durch Einwirkung von
Reagentien entstehen, solche erhalten werden, deren Farbe makro¬
skopisch, oder auch im Spectrum der des Haemoglobins am meisten
nahekommt.
Vor Allem kommt man auf die Idee den Umstand zu verwer¬
ten, dass das Methaemoglobin, welches durch Einwirkung des For¬
maldehyds entstanden ist, unter Einwirkung von Alkohol wieder
eine der Farbe des Haemoglobins nahekommende Farbe annimmt.
Vorkampf-Laue (9) behauptet, dass unter diesen Umständen
aus dem Methaemoglobin sich wieder Oxyhaemoglobin bildet, Mina¬
kow (7) hingegen meint, dass in diesen Fällen eine neutrale Ver¬
bindung des Haematins gefällt wird.
Was die eigenen Farbstoffe der Gewebe anlangt, so sind
dieselben auf die Einwirkung obiger Reagentien weniger empfindlich
und unterliegen nicht so leicht der Auslaugung, so dass wir bei ihrer
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Conservirung auf keine so grossen Schwierigkeiten stossen. Am
schwierigsten ist es das Myohaematin 1 ) in einer der natürlichen
annähernd ähnlichen Farbe conserviren, am leichtesten den Farb¬
stoff der Haut und jene Färbungen der Gewebe, welche in Ablage¬
rungen von Melanin begründet sind.
Die zweite, unumgänglich nothwendige Bedin-
g]u n g, welche bei einer jeden und besonders bei unserer Conservirung
erfüllt werden sollte, ist eine vollständige, gl eiclimässige
F i x i r u n g (Härtung) der Gewebe in der ganzen Dicke des Präparates.
Nur durch die vollständige Coagulation der flüssigen Eiweisskörper
im Gewebe und in den rothen Blutkörperchen schliessen wir die in
denselben enthaltenen Farbstoffe ein und schützen dadurch das
Präparat vor einem nachträglichen Verluste derselben. Vor allem
muss jedoch das Präparat möglichst frisch sein, d. h. die postmorta¬
len Veränderungen dürfen noch nicht so weit fortgeschritten sein, dass
die Bestandteile der Gewebe und vor allem die rothen Blutkörper¬
chen dem Zerfalle unterlegen sind und ihre Farbstoffe an die Um¬
gebung abgegeben haben. Bis jetzt wurde der vollkommenen Fixi-
rung anatomischer Präparate zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt;
auch konnte man angesichts der gewaltigen Veränderungen, wel¬
che die bisher angewendeten Fixirmittel in den Farbstoffen her-
vorrufen, nicht daran denken, die natürlichen Farben zu erhalten;
übrigens wurde dies in den meisten Fällen nicht einmal bezweckt»
Ich will nur daran erinnern, dass das Sublimat, welches unter dem
Einflüsse des Lichtes sich zersetzt, das Präparat schiefergrau färbt
und die Farbstoffe der Gewebe bleicht; die Chromsäure sowie die
chromsauren Salze färben die Präparate gleichmässig, anfangs gelb,
dann grün oder bläulich. Alkohol, in welchem es übrigens fast un¬
möglich ist grössere Präparate gut zu fixiren, hat ausserdem auch
diese Eigenschaft, dass es neben Fetten, Lecithin und Cholestearin
auch beinahe alle organischen Farbstoffe und deren Derivate löst.
In der früheren Litteratur fand ich nur Wickersheimer’),
welcher glaubte, eine Methode der Conservirung von Präparaten in
*) Die Muskeln enthalten neben Haemoglobin (Kühne, Gescheidlen,
Zaleski), einen specifischen, dem obigen verwandten Farbstoff, welcher
nach Levy mit dem Hämochromogen identisch ist, das sogenannte Myo¬
haematin (Mac-Munn). Dieser Farbstoff ist in grösseren Mengen im Herz¬
muskel enthalten. Seine Menge ist in Muskeln desselben Thieres ver¬
schieden. Beim Menschen auf 100 Theile 1 "93 (Landois).
J ) 1) Katter’s Entomol. Nachr. Wickersheimer’sche 4 Flüssigkeiten,
Nr. 12 S. 129—132.
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ihren natürlichen Farben gefunden zu haben. Abgesehen davon,
dass die Wickersheimer’sche Lösung ein chemisches Unding ist (da
durch Einwirkung des doppelkohlensauren Natriums aus dem Alaun
die Thonerde ausgeschieden wird), abgesehen auch davon, dass die
Flüssigkeit eine eminent giftige Substanz, d. i. Arsensäure enthält, —
muss ich bemerken, dass sich Wickersheimer hinsichtlich der Con-
servirung der Farbe täuscht.
Die Wickersheimer’schen Präparaten zeigen nicht ihre natürli¬
chen, von der Anfüllung der Blutgefässe mit Blut abhängenden Far¬
ben, sie sind vielmehr nur mit der Conservirungsflüssigkeit durch¬
tränkt, welche, nachdem sie nicht gewechselt wurde, mit Farbstoffen
gesättigt ist und dieselben den Geweben nicht mehr entziehen kann.
Die Flüssigkeit selbst ändert ihre Farbe entweder gar nicht oder
nur sehr wenig infolge der darin enthaltenen Salze; das Glycerin
ist in der Wickersheimer’schen Flüssigkeit das einzig conservirende
Mittel, weil es fäulnisswidrig wirkt').
Gegenwärtig ist in der Anatomie an die Stelle des Alkohols das
Formaldehyd getreten. Das hiesiege anatomische Institut, in wel¬
chem mein verehrter Vorstand, Prof. Kadyi, die ausgedehnteste An¬
wendung des Formaldehyds seit mehr als 7 Jahren, d. i. seit dem
Bestände des Instituts eingeführt hat, bildet einen Beweis mehr,
dass diesem Mittel heute der erste Rang gebührt.
Unter vielen Vortheilen des Formaldehyds trat umso stärker
ein Nachtheil hervor, u. zw. seine reducirende Wirkung auf das
2) Ornitolog. Centralbl. 1880 Nr. 1 S. 1 — 3, Nr. 2 S 9—11. Das
Wickersheimer’sche Conservirungsverfahren.
3) Zoolog. Anz. S. 669. Die Wickersheimer’sche Conservirungs-
methode
Wickersheimer löst in 3000 Cm.* kochonden Wasser 100 Gr. Alaun,
25 Gr. Chlorkalium, 10 Gr. Arsensäure, 60 Gr. doppeltkohlensaures
Natrium, 10 Gr. Kaliumnitrat. Bei der Angabe dieser Flüssigkeit
empfiehlt der Verfasser diejenigen Präparate, welche im feuchten Zustande
aufbewahrt werden sollen, nach 6 Tagen aus der Flüssigkeit herauszu¬
nehmen, diejenigen hingegen, deren natürliche Farben erhalten werden
sollen, in obiger Flüssigkeit zulassen. Zur Injection verwendet er 1*5—5
Liter dieser Flüssigkeit. Seiner Ansicht nach sind die Resultate glän¬
zend, die Kadaver unterliegen der Fäulnis nicht, die Muskeln behalten
ihre natürliche Färbung. Er empfiehlt diese Flüssigkeit auch zum Zwecke
des Balsamirens.
f ) Teichmann hat seit langer Zeit Glycerin zu Conservirungs-
zwecken verwendet, indem er entweder frische, oder in Alkohol fixirte
Präparate in Glycerin hineinlegte. Las ko_wski in Genf, Langer und
andere haben Glycerin mit einem Zusatze von Carbolsäure angewendet.
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38
Haeraoglobin und den Muskelfarbstoff. Muskeln und blutreiche Or¬
gane nehmen, in starke Formaldehydlösungen hineingelegt, infolge
der Reduction der Farbstoffe schon in einer Stunde eine schiefer-
graue Färbung an, ähnlich der Farbe des gekochten Fleisches.
Präparate, welche längere Zeit in Flüssigkeiten gelegen haben, wel¬
che 2- 5°/*o Formaldehyd enthalten, werden ebenfalls entfärbt. Der
veränderte Blutfarbstoff und insbesondere der Muskelfarbstoff unter¬
liegt zwar einer langsamen Auslangung, lässt jedoch, da er sich in
wässerigen Lösungen des Formaldehyds nicht löst, die Flüssigkeit
ungefärbt. Der Nachtheil dieser Conservirung macht sich am meisten
geltend bei der Präparation von Hautmuskeln (Platysma myoides
Gesichtsmuskeln, Muskeln des Perineums), welche schon ursprün¬
glich blass, sehr oft schon während der Präparation ihre Farbe ver¬
lieren, was die Präparation und Demonstration erschwert. Andere
Farbstoffe sind auf die Einwirkung des Formaldehyds weniger
empfindlich, so z. B. lässt sich die Pigmentirung der Haut, des
Lungengewebes, der grauen Substanz des Rückenmarkes und des
Gehirns gut conserviren; die Gallenfarbstoffe nehmen jedoch nach
längerer Zeit eine grüne Farbe an. Bei diesem Farbenwechsel wird
die ursprünglich neutrale Reaction der Flüssigkeit zu einer sauren;
die Ursache liegt ohne Zweifel in einer Oxydation des Aldehyds zu
Ameisensäure. Eine ähnliche grüne Färbung können wir durch An¬
säuerung des Formal ins z. B. mit saurem schwefelsaurem Natrium
(NaHSOj, oder saurem schwefligsaurem Natrium (NaHSO s ), oder
schwefligsauren Kalium (KHS0 3 ) binnen kurzer Zeit hervorbringen.
Aus den oben angeführten Gründen war ich bestrebt diese
nachtheiligen Wirkungen des Formaldehyds auf Farbstoffe zu be¬
seitigen, oder wenigstens auf das Minimum zu reduciren. Durch
Mischen von Formaldehydlösungen mit verschiedenen Stoffen hoffte
ich, dass es mir gelingen dürfte, die entfärbende Wirkung des For¬
maldehyds zu beseitigen, so dass die Präparate ihre Farbe behalten
können. Von diesen Versuchen mussten zunächst solche Körper aus¬
geschlossen werden, welche in directe Verbindung mit dem Formal¬
dehyd treten.
Vor Allem musste untersucht werden, ob und inwieferne das
Formaldehyd, als eine neutrale Verbindung, in alkalischen oder sau¬
ren Lösungen seine Eigenschaften verändert. Um diese Frage auf¬
zuklären, unternahm ich eine Reihe von Versuchen an Blöcken von
Glyceringelatine. Die Glyceringelatine ist ein sehr empfindliches Rea¬
gens auf Formaldehyd, auch wenn dasselbe in gasförmigem Zustande
einwirkt. Ich bin geneigt, diese Reaction sogar für empfindlicher zu
halten, als die Anilinreaction von Triilat, welche zum Nachweis
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des Formaldehyds in Lösungen dient. Durch Einwirkung von For¬
maldehyddämpfen verliert die Gelatine in kurzer Zeit ihre Schmelz¬
barkeit, und bei längerer Einwirkung von concentrirten Dämpfen
wird sie hart, trübe und spröde. Diese Veränderung der Eigenschaf¬
ten beobachteten wir (Prof. Kadyi und ich), ohne noch die Publi-
cation Hauser’s zu kennen 1 ).
Diese Experimente führte ich derart aus, dass ich aus Glycerin¬
gelatine geschnittene Würfel, deren Kante 2 Cm. lang war, in 4%
Lösungen von Formaldehyd (10% Formol), und zwar einerseits in
neutrale, anderseits in mit 1—4% Ameisensäure angesäuerte ferner
in mit Kalilauge 1—4% alkalisirte Lösungen einlegte. Nach Verlauf
von 12 Stunden fand Ich, dass in neutralen Lösungen die Gelatine¬
würfel hart wurden und am Durchschnitte einen trüben 3—4 Mm.
breiten Saum hatten, innerhalb dessen die Gelatine ihre Schmelz¬
barkeit verloren und eine bedeutendere Consistenz angenommen
hatte, dass dagegen die centrale Partie ihre ursprüngliche Durch¬
sichtigkeit und Schmelzbarkeit behalten hatte. In angesäuerten
Lösungen vergrösserten die Würfel ihr Volumen, sie waren gequol¬
len, weich und die Gelatine behielt überall ihre Durchsichtigkeit
und Schmelzbarkeit. In alkalischen Lösungeu zeigte sich, dass schon
nach kurzer Zeit (nach 3 Stunden) die Würfel bedeutend härter
wurden, als in neutralen Lösungen, dabei spröde, und dass sie auch
schon im Inneren ihre Durchsichtigkeit und Schmelzbarkeit verloren
hatten. — Analoge Versuche stellte ich mit Formaldehyd-Lösungen,
an welche mit carminsaurem Natron gefärbt waren, und dieselben
ergaben Folgendes: Nach Verlaufe von 12 Stunden sieht man an
Durchschnitten der Würfel verschiedene Bilder, je nach der Re-
action der Flüssigkeit, in welcher dieselben gelegen haben. Am
Durchschnitte von Würfeln, welche in einer neutralen Lösung lagen,
sieht man aussen einen 2—3 Mm. breiten gefärbten Saum, welchen
die färbende Flüssigkeit durchtränkt hat. Weiter centralwärts be¬
findet sieb ein nicht gefärbter, jedoch getrübter Streifen, welcher
vom Durchdringen von Formaldehyd (im Gaszustande) herrührt, das
Centrum bildet die unveränderte, d. i. durchsichtige und ungefärbte
Gelatine. Die beiden peripheren Partien, d. i. die gefärbte und ge-
') Aus dem Grunde wendet Hauser das Formaldehyd zur Anfer¬
tigung fixirter Bakterienculturen. MüDchn. med. Wochenschr. 1893 Nr. 30.
Ueber Verwendung des Formalins zur Conservirung der Bacteriencultu-
ren. - • Aehnlich kann man Glyceringelatine zum Ankleben von Prä¬
paraten auf Glasplatten verwenden, welche dann in Formaldehydlösungen
aufbewabrt werden.
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trübte, haben ihre Schmelzbarkeit verloren und sind gehärtet, die
centrale Partie hat ihre ursprüngliche Schmelzbarkeit und Consi-
stenz behalten. Auf Querschnitten von Würfeln, auf welche saure
Lösungen eingewirkt haben, ist der gefärbte Saum breiter (was je¬
doch bei der Quellung auf Täuschung beruhen kann) die trübe
Partie fehlt, und es ist am ganzen Durchschnitte die Durchsichtig¬
keit und Schmelzbarkeit erhalten, die Consistenz verringert. Die
Platten aus alkalischen Lösungen haben die periphere, gefärbte
Partie von derselben Breite, wie jene aus neutralen Lösungen,
doch nimmt die getrübte Partie den übrigen, centralen Theil ein und
ist ungefärbt. Während also nach Einwirkung der beiden vori¬
gen Lösungen, d. i. den sauren und neutralen, eine unveränderte
durchsichtige centrale Partie vorhanden ist, hat nach Einwirkung
einer alkalischen Lösung die Gelatine auf ihrem ganzen Durch¬
schnitte ihre Schmelzbarkeit verloren und ist hart und ’ spröde
geworden.
Aus obigen Experimenten schliesse ich Folgendes:
1. Die härtende und conservirende Wirkung des Formaldehyds
geht auf zweifachem Wege vor sich: o) durch Imbibition mit der
ganzen Flüssigkeit und zwar verhältnismässig langsam, b) auf dem
Wege der Diffusion des Formaldehyds, was rascher vor sich geht.
2. Die alkalische der Lösung befördert die Diffusion des For¬
maldehyds und die Härtung, die saure hemmt oder hebt sie auf.
3. Der Vorzug des Formaldehyds vor anderen, bisher angewen¬
deten Conservirungs- und Fixirungsmitteln beruht auf der Leichtig¬
keit, mit welcher das Formaldehyd diffundirt.
Der Schluss sub 2) kann auch für histologische Zwecke, behufs
schneller Fixirung der Präparate, von Bedeutung sein. Die Schlüsse
sub 2) und 3) zeigen uns unschätzbare Vorzüge des Formaldehyds,
als Desinficiens und Antisepticum.
Diese Experimente wiederholte ich auch an Würfeln aus Gly¬
cerin-Gelatine, welche mit Porzellanerde (Kaolin) gemengt war; die¬
ser Zusatz befördert die Imbibition und erleichtert die Vornahme
genauerer Messungen, da sich der färbige Saum von der übrigen
weissen Schnittfläche scharf abgränzt.
Auf Grund dieser Schlüsse versuchte ich vor allem das Formal¬
dehyd mit Verbindungen von alkalischer Reaction zu combiniren.
Die diesbezüglichen Experimente will ich übergehen, sonst müsste
ich eine Menge von Substanzen aufzählen, welche negative Resul¬
tate gegeben haben. Ich will mich nur auf einige allgemeine Schluss¬
folgerungen beschränken. — In Lösungen von alkalischer Reaction
stellte ich zwar eine Steigerung der härtenden Eigenschaft des For-
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maldehyds fest, die Präparate nahmen jedoch eine schwarz-graue
Färbung an und der Farbstoff ging in die Lösung über. Die Flüssig¬
keiten nahmen eine rothe Färbung von verschiedenen Abstufungen
und Intensität an. Kleine Mengen alcalisch reagirender Substanzen,
welche der Formaldehyd-Lösung zugesetzt werden, heben die redu-
cirende Wirkung des Formaldehyds nicht auf, sondern steigern
sogar dieselbe, Zusätze derselben in grösseren Mengen entziehen
den Präparaten den Farbstoff. — Nicht besser ging es mit Substan¬
zen von saurer Reaction, gegen welche ohnehin die oben angeführ¬
ten Experimente sprechen. Anorganische Säuren zerstören schon in
sehr verdünten Lösungen die Farbstoffe, organische wirken weniger
energisch. Gallenfarbstoffe nehmen in diesen Lösungen eine grüne
Farbe an. Die härtende Eigenschaft des Formaldehyds ist verringert.
Auch Versuche mit neutral reagirenden Substanzen, welche ich den
Formaldehydlösungen zusetzte, führten nicht zu einem erwünschten
Ergebnisse.
Ich bemerkte, dass Chlornatrium sowie Kalium nitricum die
Imbibition der Flüssigkeit erleichtern, ferner dass Natrium oxalicum
(1—2"/ 0 ) die reducirende Wirkung des Forraaldehyds relativ noch
am meisten verzögert.
Indessen erschienen die Arbeiten von Melnikow-Raswe-
denkow (2, 6, 10), von Jores (3) und von Kaiserling (5, 8),
über die Conservirung von Präparaten in natürlichen Farben. Die
von diesen drei Autoren empfohlenen Methoden beruhen auf der
bereits von J. Blum (Senior) constatirten Thatsache, das Formal-
debydpräparate durch Einwirkung von Alkohol ihre ursprüngliche
Farbe wieder gewinnen. J. Blum (1) aussert sich hierüber in fol¬
gender Weise: „ Allerdings verblassen die Blutbezirke und verschwinden
zunächst scheinbar in der FormoUösung. Nimmt man aber die Prae-
parate aus dieser Flüssigkeit und taucht sie in nicht zu schwachen
Alkohol (60 — 90°l 0 ), so tritt die charakteristische Blutfärbung an ihnen
wieder hervor und man erhält ein prächtiges Bild der Vertheilung der
Gefässe in dem betreffenden Objecte. Am schnellsten erscheint die frische
Blutfärbung, in hochprozentigem Alkohol. Dei" Wechsel von Formol und
Alkohol kann wiederholt werden und es zeigen sich dabei immer wieder
dieselben Reactionen “. In diesen Worten gab zuerst Blum in allge¬
meinen Umrissen eine Methode der Conservirung der natürlichen
Farben an, welche man als „Methode der Farbenregenera¬
tion durch den Alkohol“ bezeichnet.
Es handelte sich somit nur um Ermittelung der für die Farben¬
regeneration beim Anfertigen anatomischer Präparate günstigen
Bedingungen. In dieser Richtung sind Melnikow-Rasweden-
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kow, Jores und Kaiserling zur Überzeugung gelangt, dass ge¬
wisse Salze zu gleicher Zeit mit Formaldehyd angewendet die nach¬
trägliche Farbenregeneration in Alkohol befördern. Auf Grund dessen
haben dieselben fixirende Flüssigkeiten von verschiedener Zusammen¬
setzung angegeben. Alle diese Methoden beruhen auf einem und dem¬
selben Prinzipe und bestehen in drei Akten und zwar:
1) Das Fixiren in Formaldehyd-Lösungen mit Zusatz von ver¬
schiedenen Salzen.
2) Die Farbenregeneration in Alkohol.
3) Das Conserviren in wässeriger Lösung von Glycerin mit
Zusatz von Kalium aceticum.
Eingehender brauche ich diese Methoden nicht zu besprechen,
da sie in den betreffenden Arbeiten genau beschrieben sind. Ich
will also nur die Ergebnisse kritisch besprechen, welche ich bei An¬
wendung dieser Methoden erreicht habe. Die Präparate lassen
nämlich noch in mancher Hinsicht etwas zu wünschen übrig. Prä¬
parate von gefässreichen Organen haben hinsichtlich ihrer Färbung
kein natürliches Aussehen, da die regenerirte Farbe des Blutes der
Farbe des Haemoglobins nicht gleicht und nach und nach eine
braune Nüance annimmt. Der zu geringe Grad der Transparenz
verursacht, dass den Präparaten an jenem tiefen Ton der Färbung
mangelt, welchen den frischen Geweben eigen ist. Die Farbe bleibt
matt trotz der Conservirung in Lösungen von Glycerin mit Kali
aceticum. Dieser Mangel tritt besonders an Muskel-Präparaten ent¬
gegen, welche ja den tiefen Ton des lebendigen Gewebes vor allem
der hoben Transparenz verdanken. Auf Durchschnitten bereits fer¬
tiger Präparate habe ich mich überzeugt, dass in der Tiefe die Far¬
benregeneration nicht vollständig vor sich geht, und dass die Structur
verwischt erscheint. Während der Conservirung färben diese Präparate
die Conservirungsflüssigkeit, die grösseren schrumpfen zusammen.
Ich habe mich überzeugt, dass diese Fehler, welche den von Mel-
nikow-Raswedenkow, von Jores und von Kaiserling an¬
gegebenen Methoden anhaften, darin ihre Quelle haben, dass bei
Anwendung derselben die Präparate in Formaldehyd nicht vollstän¬
dig, d. h. nicht durch und durch fixirt werden, sondern dass erst
der zur „Regeneration“ der Farbe angewendete Alkohol gewisse
Eiweissarten definitiv fixirt.
Die Ansicht B1 u m's und M i n a k o w’s, dass nur mittels Alko¬
hol die Farbe der Formalinpräparate regenerirt werden könnte, fer¬
ner meine früheren erfolglosen Versuche, bewogen mich weitere
Versuche mit der Regenerationsmethode anzustellen. Ich hoffte, dass,
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43
wenn es mir gelingen würde, die oberwähnten Fehler zu beseitigen,
auf dem Wege der Regeneration sehr schöne Präparate hergestellt
werden können.
Wie ich bereits oben erörtert habe, fixirt das Formaldehyd
schneller, als andere Mittel, doch braucht es eine gewisse Zeit um
in die Tiefe zu dringen. Das Fixiren des Präparates soll bereits im
ersten Acte, d. i. in der Formaldehydlösung beendigt werden und
in ganzer Dicke des Präparates vollkommen sein, nicht erst im
Alkohol während der Farbenregeneration erfolgen. Da die voraus¬
gehende Einwirkung des Formaldehyds eine unumgänglich nothwen-
dige Bedingung für die Regeneration der Farbe ist, so kann letztere
nur in jenen Partien des Präparates stattfinden, welche durch Formal¬
dehyd fixirt sind. Wenn also das Präparat im Formaldehyd nicht
in seiner ganzen Dicke fixirt ist, so kann in den tieferen Partien,
auf welche das Folmaldehyd nicht eingewirkt hatte, die Farben¬
regeneration nicht erfolgen. Auf diese Partien hat entweder Alkohol
allein und zwar erst spät eingewirkt, wenn ihre Structur bereits
zerstört war, oder sie werden weder durch Formaldehyd noch durch
Alkohol fixirt. Solche Präparate weisen auf Durchschnitten nicht
nur den Mangel von Farbenregeneration auf, sondern zugleich auch
eine verwaschene Structur, bei längerer Aufbewahrung fallen sie ein
und schrumpfen zusammen, ausserdem dringt der Farbstoff aus tie¬
feren nicht fixirten Schichten zur Oberfläche und zerstört die bereits
erzielten Resultate. Bei Anwendung der Fixirungsflüssigkeiten obiger
Autoren ist die Zeitdauer der Fixirung eine begränzte, u. zw. dess-
wegen, da das in Methaemoglobin verwandelte Haemoglobin bei län¬
gerer Fixirung in saures Haematin übergeht, welches unter der Ein¬
wirkung von Alkohols keiner Regeneration mehr fähig ist 1 ).
Die Grenze der Regeneration bei diesen Methoden ist dort, bis
wohin die Lösung der Salze mit Formaldehyd durchgedrungen ist.
') Deswegen ist bei der Methodo von Jo res die Dauer der Fixi¬
rung zu kurz bemessen, umsomehr, als er nur 2% Formaldehyd anwen¬
det und 24 Stunden fixirt. Seine Präparate erzeugen in Alkohol reichli¬
che Niederschläge. Dass bei der Methode Eaiserling’s beim Einlegen
der fixirten Präparate in Alkohol kein Niederschlag entsteht, ist nicht
durch eine andere Zusammensetzung der Flüssigkeit, welche andere Salze
enthält zu erklären — wie es Melnikow meint — sondern dadurch,
dass Eaiserling bei der ursprünglichen Methode concentrirtes Formalin
angewendet hat. Aehnlich wie Jores fixirt auch Melnikow, also auch
zu kurz im Formalin, denn es ist z. B. für das Gehirn eine Fixirungs-
dauer von 48 Stunden absolut nicht genug und das Fixiren kleinerer
Präparate binnen einer Stunde auch unmöglich.
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44
Dass die Farbe der Präparate nicht der natürlichen gleicht, ist in
verschiedenen Umständen begründet und zwar: a ) durch die zu ge¬
ringe Intensität der Färbung infolge dessen, dass die Farbe in den
tieferen Schichten nicht regenerirt ist; b) durch den Mangel der vi¬
talen Transparenz, welche die Präparate während der Regeneration
in Alkohol einbüssen und welche trotz ihrer Conservirung in
wässerigen Glycerinlösungen mit Zusatz von Kali aceticum nicht
wiederkehrt, c) durch das Braunwerden der regenerirten Farbe, wel¬
ches durch Überreste des Formaldehyds bewirkt wird, welche in
den Präparaten infolge zu kurzer Dauer der Regeneration Zurück¬
bleiben. (Ich habe mich überzeugt, dass 1—2 # /* 0 Formaldehyd in Lö¬
sung die regenerirte Farbe in eine grau-braune verwandelt).
Um obige Nachtheile und Mängel beseitigen zu können, ist
eine Flüssigkeit erforderlich, in welcher eine längere Fixirung möglich
wäre, ohne die spätere Regeneration zu schädigen, ferner müssen
die Grenzen der Regeneration erweitert werden, so dass dieselbe
nicht nur auf der Oberfläche, sondern auch in tieferen Schichten
zu Stande komme, drittens schon während der Regeneration in Al¬
kohol muss das Präparat gleichzeitig aufgehelt werden.
Zu diesem Zwecke war es erwünscht ein Reagens zu finden,
welches der Formaldehydslösung zugesetzt einerseits die reducirende
Wirkung des Formaldehyds schwächt und dadurch ein länger an¬
dauerndes Fixiren ermöglicht, zweitens die fixirende Wirkung die Wir¬
kung des Formaldehyds ergänzt, indem es jene Gewebsbestandtheile,
auf welche das, Formaldehyd fixirend nicht wirkt, in unlöslichen
Zustand überführt. Es war auch erwünscht, dass dieses Reagens den
physikalischen Eigenschaften der Formaldehyd-Lösung gleichkomme,
d. h. dass es ähnlich, wie das Formaldehyd, auf zweifachen Wege
wirke, nämlich auf dem Wege der Imbibition und der Diffusion.
( CH \
Co< Ch')| * n< ^ em
ich dem Aldehyde ein Keton’) gegenüberstellte. Das in Verbin¬
dung mit Formaldehyd angewendete Aceton verringert in hohem
Masse die reducirende Wirkung des ersteren auf Farbstoffe, beför¬
dert somit die Regeneration derselben in Alkohol. P'ette werden von
Aceton nicht gelöst Eiweissstoffe coagulirt, es wirkt antiseptisch.
Diese Eigenschaften sind für unsere Zwecke erwünscht. Der niedrige
') Aceton wird in reinem Zustande aus den Producten der trocke¬
nen Destillation des Holzes gewonnen; es ist eine farblose, bewegliche,
flüchtige Flüssigkeit von starkem Gerüche, welche bei 56° C. siedet;
es mischt sich leicht mit Wasser in allen Verhältnissen.
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45
Siedepunkt, wie auch die grosse Löslichkeit in Wasser, gestatteten
anzunehmen, dass das Aceton sich physikalisch in ähnlicher Weise
verhalten werde, wie Formaldehyd in wässeriger Lösung, d. h., dass
es sowohl durch Imbibition, als auch Diffusion auf die Gewebe ein¬
wirken werde, und was daraus folgt, die reducirende Wirkung des
Formaldehyds überall verringern, also auch die Regeneration er¬
leichtern werde, so dass dieselbe in der ganzen Dicke der mit For-
maldebyd und Aceton fixirten Schichte erfolgen könnte. Die Er¬
gebnisse der diesbezüglichen Versuche waren günstig. Die fixirenden
Eigenschaften des Formaldehyds werden durch Zusatz von Aceton
nicht beeinträchtigt, die Regeneration und das Fixiren in Alkohol
wird erleichtert, und geht besser vor sich: der regenerirte Farbstoff
ist dem Haemoglobin sehr ähnlich: er hat eine tief purpurrothe
Nüance. Ferner überzeugte ich mich, dass das Aceton eine besondere
Bedeutung beim Fixiren des Präparates hat. Schon Blum (4) machte
darauf aufmerksam, dass durch Einwirkung des Formaldehyds man¬
che Eiweissarten, wie das Ovoalbumin und das Serumalbumin nicht
coaglirt werden, sie verändern sich jedoch insoferne, als sie durch
Kochen nicht mehr gefällt werden können und — durch die nach¬
trägliche Wirkung Alkohols — gefällt, trotzdem ihre Löslichkeit in
Wasser behalten.
Meine Versuche in dieser Richtung, welche ich mit Blut vor¬
nahm, haben erwiesen, dass, wenn man zu 5 Ccm. verdünnten Blu¬
tes 35 Ccm. 4% Formaldehydlösung hinzusetzen, nach einiger Zeit
ein dunkel grau-rother Niederschlag sich bildet, und über ihm eine
farbige Flüssigkeit. Dieser Zustand bleibt beim lufdichten Verschluss
der Eprouvette monatelang unverändert bestehen. Im Filtrate kann
man mit allen Methoden mit Ausnahme des Kochens den Eiweiss¬
gehalt nachweisen, da durch das Kochen wie oben erwähnt wurde,
das durch Formaldehyd veränderte Eiweiss nicht gefällt wird Alko¬
hol fällt es erst nach längerer Zeit (beim Erwärmen früher). Aceton
fällt sofort ohne Aulkochen einen farbigen Niederschlag, so dass es
als Reagens für solche modificirte Eiweisskörper gelten könnte. Aus
Obigem geht hervor, dass beim Fixiren in reiner Formaldehydlösung
nicht nur gewisse Eiweisskörper, sondern auch zugleich Blutfarbstoff
gelöst bleibt.
Diese Versuche erlaubten zu hoffen, dass auf diese Weise er¬
haltene Präparate gut sein werden, wenn es gelingen würde die
Transparenz der Gewebe wieder herzustellen und bleibend zu erhalten.
Von den Bestandtheilen, welche von anderen Autoren zu den
Fixirlösungen verwendet wurden, behielt ich das Kalium aceticum,
welches von Kaiser 1 ing empfohlen wurde. Es ist ein aulhellen-
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des Mittel, welchem in dieser Hinsicht kein anderes Acetat gleich¬
kommt’). Ich habe mich überzeugt, dass das Kalium aceticum im
Verhältnis 5 : 100 einer 4% Formaldehydlösung zugesetzt das Fixiren
nicht beeinträchtigt. Da die Transparenz der Präparate meiner Vor¬
gänger zu gering war, glaubte ich einen grösseren Grad von Trans¬
parenz erzielen zu können, wenn ich den Act der Regeneration mit
dem Aufhellen vereinige. Neben diesem nahm ich Natrium nitricum,
welches die Farbstoffe fixirt, und als im Wasser leicht löslicher
Körper, die Osmose befördert und erleichtert.
Versuche, welche mit diesen Reagentien an Blut gemacht
wurden, haben ergeben:
Eprouvetten mit verdünntem Blut 5 Ccm -|-
Formal»
debyd
4#
Aceton
Kalium
aoetie.
Natr.
nitric.
conc.
Natr.
ohiorat
cono.
Niederschlag
Flüssigkeit
Eiwei8s
in der
Flüssigkeit
10 Com
graulich choco«
lade-braun
schmutzig-
roth
vorhanden
10 Ccm
grauroth,
reichlich
farblos
nicht
vorhanden *)
10 Ccm
grau weichsel-
roth, spärlich
hellroth
vorhanden *)
10 Ccm
braunroih,
spärlich
hellweichsel-
roth
vorhanden 4 )
10 Ccm
grauroth.
unbedeutend
schmutzig-
roth
vorhanden 6 )
10 Ccm
10 Ccm
rothbraun,
spärlich
schmutzig¬
braun
vorhanden 6 )
10 Ccm
10 Ccm
kein
tiefroth
vorhanden 7 )
10 Com
10 Ccm
kein
gelb-roth
vorhanden •)
10 Ccm
10 Ccm
reichlich
hellrosenroth
farblos
nicht
vorhanden •)
10 Com
10 Com
5 Ccm
rothbraun
farblos
nicht
vorhanden M )
10 Ccm
10 Ccm
ß Ccm
5 Ccm
weichselroth
graulich
farblos
nicht
vorhanden u )
1
10 Ccm 10 Ccm
1
5 Com
5 Ccm
K Ccm
l
purpurroth
farblos
nicht
vorhanden n )
') Die am meisten verwandte Verbindung, das Natrium aceticum,
verhält sich schon anders: wenn es z. B. dem Alkohol hinzugesetzt wird,
in welchem man Präparate Behufs Farbenregeneration einlegt, so löst es
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47
Auf Grund dieser Versuchsreihe können wir Folgendes schliessen:
1) Eine 4®/o Formaldehydlösung fällt weder das Eiweiss noch
den Farbstoff vollständig aus.
2) Dieses geschieht ebensowenig nach Zusatz von Salzen, wel¬
che, sei es von mir, sei es von Anderen, den zur Fixirung der Prä¬
parate verwendeten Flüssigkeiten beigemischt werden; es hat im
Gegentheile, z. B. der Zusatz von Natrium chloratum, Kali nitricum,
zu Folge, dass der Niederschlag spärlicher ist, oder ganz fehlt.
3) Reines Aceton, so wie Mischungen desselben mit Formaldehyd
und mit den von mir angewendeten Salzen, fällen die Eiweisskörper
vollständig, so dass die klare, farblose Flüssigkeit keine Eiweiss¬
körper mehr enthält, wobei je nachdem diese oder jene Salze bei¬
gemischt waren, die Niederschläge eine verschieden rothe Farbe,
von graurosa bis tiefpurpurroth, ähnlich der Farbe des Haemoglo-
bins, annehmen.
Da die Flüssigkeit von der Zusammensetzung wie 12) zu
concentrirt und zu kostspielig wäre, setze ich nur eine solche Menge
von Aceton zu, dass auf Zusatz geringer Mengen von Alkohol, oder
bei seiner nachträglichen Wirkung (bei der Farbenr^generation)
Eiweiss- und Blutfarbstoffe vollständig gefällt werden und gleich¬
zeitig die gewünschte Färbung zu Stande komme.
Ich nahm auch darauf Rücksicht, dass die Fixirungsflüssigkeit
den Blutfarbstoff nicht zu stark verändere, in der Ueberzeugung,
dass je geringer diese Veränderung ist, desto länger die Präparate
in betreffenden Flüssigkeit verbleiben können und desto vollständi¬
ger fixirt werden ohne dass dadurch die nachherige Regeneration
der natürlichen Farben leide.
Um den obigen Postulaten Rechnung zu tragen, habe ich zur
Fixirung der Präparate eine Flüssigkeit von folgender Zusammen¬
setzung in Anwendung gebracht:
100 Theile einer 4% Formaldehydlösung (10% Formol),
5 „ Aceton,
5 „ Kalium aceticum,
3 „ Kalium nitricum,
3 „ Natrium chloratum.
den Blutfarbstoff nnd laugt in aus, was bei Kali aceticum nicht der Fall
ist. Aehnlicb aufhellend wirken auf die Gewebe Sulfite, Alkalien und
Essigsäure, dooh sind sie fUr unsere Zwecke nicht anwendbar.
ä
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48
In dieser Flüssigkeit verbleiben die Präparate 3—5 Tage lang.
Durch längeres Verbleiben in der fixirenden Flüssigkeit, z. B. 1—2
Wochen lang, wird jedoch die nachträgliche Regeneration nicht ge¬
schädigt. Die Fixirung der oberflächlichen Schichten ist tadellos
und vollkommener, als die Fixirung in reiner 4% Formaldehyd¬
lösung. Die Flüssigkeit kann zweimal verwendet werden. Obwohl
die fixirende Wirkung dieser Flüssigkeit eine raschere ist, als die
anderer Mittel, hat sie jedoch auch ihre Grenzen, welche man ken¬
nen und berücksichtigen muss. So kann man z. B. nicht verlangen,
dass im Verlaufe von 5 Tagen eine ganze Leber, oder eine crou-
pös hepatisirte Lunge u. dgl. fixirt werde; wenn dies auch möglich
wäre, so wäre dazu längere Zeit erforderlich. Selbstverständig muss
man trachten, dass das Object möglich frisch sei und die Fixirung
sofort vorgenommen werde. Da ferner die Fixirung nicht in allen
Schichten auf einmal vor sich geht, muss man auch auf Veränderungen
gefasst sein, welche im Inneren, bevor das Formaldehyd dort ein¬
dringt, eintreten können. Die Dicke des Organes, oder eines heraus¬
geschnittenen Theiles soll also nicht mehr als 2-3 Cm. betragen,
wenn die Fixirung in allen Schichten vollständig sein soll; dabei
muss die Flüssigkeit von allen Seiten freien Zutritt haben. An grös¬
seren Organen muss man Einschnitte machen, oder, was sicherer ist,
dieselben injiciren. Wenn die Injection aus irgend welchen Gründen
unausführbar ist, und wenn es sich darum handelt, das Präparat
als ganzes zu conserviren, so müssen wir uns damit begnügen,
dass nur die oberflächlichen Schichten tadellos fixirt werden; je¬
doch muss das Präparat in der fixirenden Flüssigkeit so lange belas¬
sen werden, bis auch die tiefsten Partien, wenn auch indessen ihre
Structur gelitten haben sollte, vollkommen hart geworden sind. Ist dies
nicht der Fall, so tritt mit der Zeit eine Deformation des Präpara¬
tes ein, und der Farbstoff, welcher in der Tiefe in einem löslichen
Zustande verblieben ist, dringt in die oberflächlichen Schichten, ver¬
dirbt dieselben und diffundirt schliesslich auch in die Conservirungs-
flüssigkeit.
Aus der fixirenden Flüssigkeit übertrage ich die Präparate, wel¬
che je nach ihrem Volum (Dicke) 4—5 Tage darin gelegen hatten,
nach Abspülung in Wasser, auf 1—2 Tage in 90% Alkohol mit Zu¬
satz von 15% Kalium aceticum. Ich habe mich überzeugt, dass durch
Zusatz von Kalium aceticum zum Alkohol die Transparenz, welche in
fixirenden Flüssigkeiten erreicht wurde, erhalten bleibt und sogar noch
gesteigert werden kann. Die Regenerationsdauer von 1—8 Stunden,
wie es Kaiserling angibt, ist für grössere Präparate zu kurz, da
nämlich einerseits die definitive Fixirung im Alkohol unvollständig
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49
erfolgt, anderseits Reste des Formaldehyds, welche in tieferen, nicht
regenerirten Partien des Präparates Zurückbleiben, einen langsamen
Farbenwechsel an der Oberfläche des Präparates zu Folge haben.
Nachdem die Präparate aus dem Alkohol herausgenommen, oder auch
noch bevor sie in denselben hineingelegt werden, trage ich an Schnit¬
ten von ihrer Oberfläche eine möglichst dünno Schichte ab, da die
Durchschnitte, welche am frischen Objecte gemacht wurden, beson¬
ders wenn dasselbe mit Wasser abgespült und mit dem Messer
abgestreift war, keine schönen Bilder liefern.
In dieser Weise hergestellte Präparate, bewahre ich in Wasser
mit Zusatz von 20 - 30°/ 0 Glycerin an dunklen Orten auf. Ich lege
gewöhnlich die Präparate zunächst in eine schon gebrauchte Flüssig¬
keit und lasse sie dort einige Tage liegen, um den vorhandenen
Alkohol und das Kalium aceticum zu beseitigen, worauf ich sie in
eine frische Flüssigkeit übertrage. Es ist dies erwünscht, da sonst
die Conservirungsflüssigkeit eine sauere Reaction annimmt. Bei die¬
sem Verfahren ist die Transparenz der Gewebe genügend, und ein
Zusatz von Kali aceticum zur Conservirungsflüssigkeit nicht not¬
wendig.
Die Technik des Anfertigens pathologisch-anatomischer Präparate
ist in der Arbeit Kaiserling’s (8) eingehend besprochen worden.
Ich war bestrebt auch das Glycerin in der Conservirungsflüssig¬
keit zu umgehen. Da das Conserviren in reinem Wasser Oxydations-
processe begünstigt, versuchte ich die Präparate in Lösungen ver¬
schiedener neutraler Salze aufzubewahren. Unter vielen veränderte
nur das Natrium oxalicum '/,% sogar nach längerer Zeit die Farbe
des Präparates nicht. In diesen Flüssigkeiten traten jedoch ver¬
hältnismässig nach kurzer Zeit Colonien von Schimmelpilzen auf.
Es sollte also ermittelt werden, welches von den Mitteln, welche die
Schimmelbildung verhindern, die Farbe der Präparate nicht verän¬
dern wird. Meine Versuche mit Carbol, Thymol, Menthol, Salicyl ga¬
ben negative Resultate.
Ausserdem habe ich mich überzeugt, dass überall, wo es sich
um Erzielung einer lebensfrischen intensiven Farbe der Präpa¬
rate handelt, das Glycorin als ein aufhellendes Mittel kaum zu ent¬
behren ist.
Neben obigen Methoden der Conservirung der Präparate kön¬
nen dieselben nach Art histologischer Präparate montirt werden,
d. i. nach Behandlung mit Alkohol und Chloroform zwischen zwei
Glasplatten in Balsam eingeschlossen, oder nach der Entwässerung
in Knochenöl aufbewahrt werden u. dgl. Sehr gute Methoden gibt
Me 1 n ik o w - Ras wode nko w an.
Toln Arcli'v f. biol. u med. Witeenscli.
Archive« polou. de eclenc. biol. et midie. 4
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50
Hinsichtlich der Dauerhaftigkeit meiner Präparate kann ich sa¬
gen, dass sie sich lange Zeit (ein Jahr und mehr) gut halten. Ich
hoffe, dass Präparate dieser Art, soferne im Dunklen aufbewahrt
werden, sich sehr lange Zeit (Jahre lang) ohne Farbenveränderung
conserviren lassen werden. Wir müssen ja darauf gefasst sein, dass
auch dieser Farbstoff wie überhaupt Farbstoffe mit der Zeit am
Lichte verblassen muss.
Zum Schlüsse nehme ich mit Freude die Gelegenheit wahr,
meinem hochverehrten Vorgesetzten Herrn Prof. Dr. Kadyi, welchem
ich, wie sonst, auch bei dieser Arbeit wertvolle Rathschläge ver¬
danke, und Herrn Prof. Dr. Wehr, der mit reger Theilnahme und
voller Liebenswürdigkeit mir bei der Zusammenstellung der Litera¬
tur behilflich war, meinen innigsten Dank auszusprechen.
Literatur
1) Oberlehrer J. Blum: Formol ala Conservirungsflüssigkeit. Ber. d.
Senckenbergischen naturf. Gesellsch. in Frankfurt a. M. 1894.
2) Melnikow-Raswedenkow: Heber das Aufbewahren pathologisch-
anatomischer Präparate. Moskau den 12. Dec. 1895 Centrbl. f.
allg. Path. u. path. Anat. Bd. VIII. 189G, Nr. 2., S. 49.
3) Jores: Die Conservirung anat. Präparate in Blutfarbe mittelst For-
malins. Centrbl. f. allg. Path u. path Anat. Bd. VII., Nr. 4.,
S. 134, den 29. Febr. 1896.
4) F. Blum: Ueber Wesen und Werth der Formolhärtung. — Anat.
Anzeiger, 1896, Bd. IX., Nr. 23. u. 24.
5) C. Kaiserling: Ueber die Conservirung von Sammlungspräparaten
mit Erhaltung der natürlichen Farben. Ein Vortrag in der medi-
cinischen Gesellschaft zu Berlin gehalten am 8. Juli 1896. Ber¬
liner klin. Wochenschr, 1896, Nr. 35., S. 755.
6) N. Melnikow-Raswedenkow: Ueber die Herstellung anatomi¬
scher Präparate nach der Formal in- Alkohol- essigsauren Salz-
methode. Centrbl f. allg. Path. u. path. Anatom. Ziegler Kahlden.
8 Bd. 1897.
7) Minakow: Ueber die Wirkung des Formaldehyds und des Alkohol
auf Blut und Hämoglobin. Centrbl. f. allg. Path u. path. Anat.
Ziegler-Kahlden. 8 Bd. 1897.
8) Kaiserling C.: Weitere Mittheilungen über die Herstellung mö¬
glichst naturtreuer Sammlungspräparate. Archiv für pathologische
Anatomie u. Physiologie. Virehow. Bd. 147, Hefr. 3., 1897.
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51
9) Vorkampf-Laue: Beiträge zur Kenntniss des Mefchämoglobins
und seiner Derivate. Dissert. Dorpat 1892, S. 27. u. 60.
10) Melnikow-Raswedenkow N.: lieber die Herstellung anatomi¬
scher, besonders histologischer Präparate nach der Formalin- Al¬
kohol- Glycerin- essigsauren Salz-Methode. Centrbl. f. allg. Path.
u. path. Anat. Ziegler-Kahlden. IX. Bd. 1898.
♦
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Sur l’origine de certains kystes de la muqueuse des gencives
avsc uns planche (I.)
par
1 e dr, <3- o 11 k a.
Travail fait au laboratoire histologique de l'tJniversite de Leopol
dirig«'* par M. le prof. Szymonowicz.
Dans ses importantes recherches sur l’origine dos kystes des
m:\choires, Magi tot 1 ) admet qu’une certaine partie de cos tumeurs
pourrait se developper aux dEpens de la lame dentaire. Bödecker 2 ),
en mentionnant cette hypothese, avoue n’avoir jamais rEussi h trou-
ver une connexion entre le kyste en voie de developpement et l’Epi-
thelium externe de la gencive. Or, dans nos recherches faites au
sujet de la „throne de Morgenstern“ nous avons obtenu quelques
prEparations caracteristiques pour la transformation progressive des
foyers EpithEIiaux — rudiments de la lame dentaire — en kystes
gingivales. Ces phases du developpement ayant une grande portee
pour PEtude de l'origine des kystes, nous tenons k les dEcrire
en dEtail.
Les premieres altErations, menant a la formation d’un kyste,
se rapportent dans nos prEparations ft un foetus humain de 5 mois
et demi. La figure 1. de la PI. I. montre que dans la lame dentaire
dejfi creusEe et traversee, par places, de tissu conjonctif, il s’est pro-
duit une „perle Epitheliale“ assez volumineuse, de */* millimetre en
*) Magi tot E.: Memoire sur les kystes des mäclioires Arch. g£-
n6r. de Medecine 1872, 2, p. 399—414 et 437—486.
Le nieme: Memoire etc. 1873, I., p. 154—174 et 437—486.
Le meme: Sur l’origine des kystes des raächoires, Soc. de biol.
1884, p. 174 et 232.
2 ) Bödecker: Die Anatomie und Pathologie der Zähne, p. 194.
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53
diamötre, immödialtement sous l’epitheiium de la gencive. La perle
est totalement romplie de cellules epitheliales disposees en couches
plus ou moins concentriques; un certain nombre de cellules du centre
offre le tableau de la degenörescence: les unes ont des contours ra-
tatines, se dissolvant, pour ainsi dire; les autres, bien aplaties, squa-
miformes. Les interstices inter-cellulaires forment des espaces libres,
remplis de liquide.
L'epithelium p^ripherique de cette „perle“ est stratifit?, cubique;
les cellules ainsi que leurs noyaux sont plus riches en liquide que
ccux du centre. Tout le foyer est en toure de tissu conjonctif de la
gencive (tunica propria). En deux points on constate des connexions
de la perle epitheliale avec la lame dentaire: en haut c’est une trai-
nee courte et nette qui va ä, l'epithelium externe de la gencive, en
bas c'est une adheronc,: ä la portion profonde de la lame dentaire,
laquelle aboutit au germ; dentaire et se trouve creusee et di-
visee par. des proliferations du tissu conjonctif. Ces rapports si
evidents et si intimes avec la lame dentaire donnent de l’importance
ä cette preparation, precisement par cette raison que Bödecker
n’a pu trouver la connexion des kystes gingivales avec l’epithelium
gingival.
Nous pouvons considerer cette phase du kyste comme la plus
primitive, que nous ayons pu rencontrer parmi nos preparations.
Une autre phase de la formation d’un kyste un peu plus
avancee nous l’avons trouvöe chez un foetus de 6 mois et demi
(PI. I. fig. 2). Les cellules epitheliales du centre y sont fort alte-
rees, ratatinees, disposees en couches lamelliformes entre lesquelles
il y a plus d’espace pour le liquide en train de s’accumuler. Ces
espaces libres donnent un aspect plus ressemblant i\ un kyste,
dont la paroi est composee d’epitheiium stratifie ä cellules internes
aplaties, tandis que les externes sont plus developp6es en hauteur.
D'autres rapports anatomiques du kyste ne different pas de la
Periode pröcödente: Situation superficielle et connexion evidente avec
l’epitheiium buccal par l’intermediaire de la lame dentaire; seulement
l’adht'rence ä la portion profonde de la lame dentaire a disparu
ä cette epoque, le tissu conjonctif ayant traverse totalement cette
trainee epitheliale de maniere que la continuite avec la paroi ky-
stique se trouve alors detruite.
Si l’on considere l’image microscopique d’un autre kyste chez
le meme foetus de 6 mois et demi (fig. 3), on verra des altörations
encore plus avanc£es: l’aire du kyste ne contient qu’une minime
quantite de cellules epitheliales degdnerdes; la paroi est amincie
par rapport avec le volume accru du kyste. Toutefois, ce dernier reste
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encore relativement peu considörable, puisque son grand diam&tre
ne depasse presque pas un */* millimetre. Aussi n’en pourrait-on
pas remarquer la presence du cöte de )a muqueuse buccale.
II est probable que les kystes de cette origine n’atteignent pas
de fortes dimensions et qtfe leur accroisseinent sjit lent; on ne
s’apporgoit de leur existence que vers Tage de 20 ans').
Nous voici amentfs ä conclure que le developpement de cer-
tains kystes de la muqueuse buccale se rapporte aux premiferes pe-
riodes de la formation des dents chez le foetus, notamment ä l’öpoque
de la rösorption de la lame dentaire.
N’ayant pas trouvd dans la littörature respective des faits aussi
nets et probants que ceux de nos pröparations, nous avons cru
utile de publier le rösultat de nos recherches embryologiques.
') Sc hoff; Handbuch der Zahnheilkunde, v. II., 2. part., p. 509.
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Ans dem Institute für descriplive Anatomie der Universität in Lemberg.
Über die Färbung der nervösen Centralorgane
nach Beizung mit Salzen schwerer Metalle ‘)
von
Prof. Dr. HEINRICH KADYI.
Die Veröffentlichung der Ergebnisse meiner Versuche, welche
ich über die Färbung der nervösen Centralorgane angestellt habe,
erscheint in zweifacher Hinsicht gerechtfertigt.
Erstens glaube ich, dass es mir gelungen ist, ein Verfahren zu
finden, welches gestattet, verschiedene histologische Bestandteile der
nervösen Centralorgane deutlich zu machen, welches mithin, wie eine
jede Errungenschaft auf dem Gebiethe der anatomischen Technik,
zur Erweiterung unsares Wissens führen muss. Die hohe Wichtig¬
keit des zu erforschenden Organapparates selbst, so wie dessen un-
gemein complicirter Bau begründen die Voraussetzung, dass ein jeder,
wenn auch an und für sich unbedeutender Beitrag zur Untesuchungs-
methode desselben, für die Wissenschaft nützlich sein kann.
Ein zweiter Umstand, welcher mich zur Veröffentlichung dieser
Arbeit bewogen hat, ist die Überzeugung, dass meine Versuche die
Wirkung der Beizen und der Farbstoffe erklären, mithin als ein er¬
wünschter Beitrag zur Theorie der Färbung tierischer Gewebe an¬
gesehen werden können.
Zur Vornahme von Versuchen über die Färbung von nervösen
Centralorgane (Gehirn und Rückenmark) sah ich mich veranlasst, als
ich an gewöhnlichen, nicht mikroskopischen Präparaten zum Zwecke
von Demonstrationen bei Vorlesungen, die graue Substanz möglichst
0 Diese Arbeit ist in polnischer Sprache in der Denksohrift
(„Ksi^ga pami^tkowa“) veröffentlicht worden, welche von der Universität
Lemberg bei der am 7 Juni 1900 stattgefundenen 500 jährigen Jubileum-
Feier der Jagiellonischen Universität in Krakau gewidmet wurde.
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deutlich erschichtlich machen wollte; übrigens bin ich überzeugt,
dass es sehr erwünscht wäre, die Vertheilung der grauen und weissen
Substanz in den Centralorganen des Nervensysthems eingehender
zu studieren.
Zu einer solchen Arbeit wird man ja auch durch die ausge¬
zeichneten Erfolge angeregt, welche die Fixirung des Gehirns und
des Rückenmarkes mit Formaldehyd gibt, und zwar auch bei An¬
wendung von Lösungen, welche nur einige Procente desselben ent¬
halten '). Ich gieng von der Voraussetzung aus, dass Präparate von
Nervencentren, welche mit Formaldehyd fixirt worden sind und in
(destillirtem) Wasser oder in wässerigen Flüssigkeiten aufbewahrt
werden, welche also mit Alkohol nicht behandelt worden sind, mithin
von fettartigen Bestandteilen des Myelins, welches Alkohol löst,
nicht durchdrungen sind, von wässerigen Farbstofflüsungen leicht
durchtränkt werden können. Ich hoffe also, dass es gelingen wird,
selbst dicke Schnitte oder ganze Stücke von Gehirnen, welche mit
Formaldehyd fixirt worden sind, durch und durch zu färben
Ich habe mich überzeugt, dass dies tatsächlich der Fall ist.
Bereits vor vier Jahren ist es mir gelungon grössere Stücke von
Gehirnen zu durchfärben, und zwar mit Boraxcarrain oder Lithion-
carmin mit nachfolgender (mehrwöchentlicher) Entfärbung in 00%
angesäu?rtem Alkohol; an diesen Präparaten traten die Unter¬
schiede zwischen der grauen und der weissen Substanz durch ver¬
schiedene Intensität der Färbung in einer Weise hervor, dass ich
damit zufrieden war. Unter anderen hatte ich einen mehr als 1 ctm.
dicken Schnitt, welcher horizontal durch das ganze Gehirn in der
Höhe der Sehhügel und der Streifenhügel geführt war, ganz durch*
färbt, ferner verschiedene Präparate von Kleinhirnen, welche in toto
gefärbt und erst dann in Schnitte zerlegt wurden. Mit Hilfe dieser
allgemein bekannten Methoden der Carminfärbung erhält man eine
ausschliessliche Kernfärbung; der Unterschied zwischen der grauen
und der weissen Substanz tritt als intensivere Färbung der ersteren
hervor, da dieselbe viel zahlreichere, d. d. viel dichter liegende Zellen
beziehungsweise Zellenkorne enthält, als die weisse Substanz. Aus
eben demselben Grunde treten an solchen Präparaten in Folge von
Kernfärbung auch Unterschiede in der Färbung der verschiedenen
Lager von grauer Substanz entgegen; es ist z. B. die Körnerschicht
*) Formalin und Formol sind, bekanntermassen, 40°/ 0 Lösungen von
Formaldehyd in Wasser; eine 1 °/„ Lösung von Formaldehyd ist mithin
eine 2*5 0 / 0 Lösung von Formalin (oder Formol) und 1 °/ 0 Lösung von For¬
mol (oder Formalin) enthält nur 0‘4°/ 0 Formaldehyd.
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57
der Kleinhirnrinde viel intensiver gefärbt, als ihre oberflächliche
(moleculäre) Schicht,. Manche Partien der grauen Substanz treten
jedoch nicht so prägnant hervor, wie dies erwünscht wäre, z. B. das
Corpus dentatum cerebelli , welches sehr matt erscheint, fast weniger
deutlich, als an nicht gefärbten Formaldehydpräparaten.
Was das Rückenmark betrifft, so war ich durch die Erfolge
fast ganz enttäuscht. Bei gewöhnlicher Kernfärbung tritt die graue
Substanz des Rückenmarkes innerhalb der weissen nur sehr schwach
hervor, besonders an dünneren Schnitten. Ich hoffte, dass an dicke¬
ren Schnitten (z. B. 300 p.) durch Summirung des Effectes (nach
ihrer Aufhellung in Canadabalsam) die graue Substanz sich besser
markirenj werde. Doch habe ich mich überzeugt, dass in solchen
Präparaten dieselbe zwar intensiver roth erscheint, aber von der
umgebenden weissen Substanz sich nicht genug scharf abhebt, dass
ihre Gränzen verwischt erscheinen, und auch auf photographischen
Aufnahmen nicht gut hervortreten.
Viel prägnanter als au solchen Präparaten treten die Unter¬
schiede in der Färbung der grauen und der weissen Substanz an
Präparaten von Xervencentren hervor, welche in der bekannten
Weise in Chromsäure oder in chromsauren Salzen (Müller’sche
Flüssigkeit, Erlicki’sche Flüssigkeit) gehärtet und mit Karmin ge¬
färbt worden sind. An gelungenen Präparaten dieser Art sind, wie
bekannt, alle histologischen Elemente mit Ausnahme der Markschei¬
den der Nervenfasern mehr oder weniger roth gefärbt; es färben
sich also die Ganglienzellen mit ihren Fortsätzen, die Achsencylinder
der Nervenfasern, die Spinnehzellen der Neuroglia, die Nouroglia-
fasern und überhaupt die ganze Neuroglia, so wie die Blutgefässe.
Die verschiedenen histologischen Bestandteile dos Gehirns und des
Rückenmarkes kann man an solchen Präparaten nur insoferne von
einander unterscheiden, als die einen intensiver die anderen weniger
intensiv gefärbt sind; der Unterschied zwischen der grauen und der
weissen Substanz tritt an solchen Präparaten dadurch hervor, dass
im Bereiche der weissen Substanz viel mehr Myelin sich vorfindet»
welches ungefärbt bleibt, während die graue Substanz verhältniss-
mässig spärliche Markscheiden enthält.
Es ist ferner bekannt, dass die Carminfärbung von Präparaten
der Centralorgane des Nervensystems bald besser bald weniger gut —
manchmal auch gar nicht gelingt. Diese Misserfolge werden der
Launenhaftigkeit des Carmins zugeschrieben, und zwar der incon-
stanten Zusammensetzung des käuflichen Carmins, der leichten Zer¬
setzbarkeit der Carminlösungen u. s. w.; daraus erklärt sich die
grosse Anzahl von verschiedenen Carminpräparaten so wie die un-
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gemein grosse Zahl von verschiedenen Färbungs-Methoden mit Car-
min, welche in der histologischen Technik empfohlen werden. An¬
dere Histologen legen ein grösseres Gewicht auf die Vorbehandlung
der zu färbenden Präparate und geben genaue Vorschriften, in Be¬
treff der Fixirungsfliissigkeiten (welche Chromsäure oder chromsaure
Salze enthalten), in Betreff Einwirkungsdauer dieser Flüssigkeiten,
empfehlen die Präparate während der Fixirung im Thermostate, oder
im Dunklen zu halten, aufs Sorgfältigste und durch lange Zeit auszu¬
wässern u. s. w. Trotzdem ist keine der empfohlenen Methoden so
vollkommen, dass sie stehts und sicher zum Ziele führen möchte.
Diese allgemein bekannten Thatsachen führen zur Schlussfol¬
gerung, dass auf die Färbung der verschiedenen Gewebsbestand-
theile von Präparaten, welche mit Hilfe von Chromsäure oder von
chromsauren Salzen fixirt worden sind, möglicher Weise nicht so
sehr die Natur der angewondeten Farbstoffe Einfluss habe, sondern
vielmehr die verschiedenen im Gewebe selbst enthaltenen Chrom¬
verbindungen, dass mithin bei der Färbung diese Chromverbindun¬
gen als Beize wirken.
Um Wirkung der Chromsäure als Beize bei der Carminfärbung
zu untersuchen, und zwar um nachzuweisen, ob und in wieferne die¬
selbe von der Concontration und der Einwirkungsdauer der angewen¬
deten Chromsäurelösung abhängig ist, hielt ich es für angezeigt, zur
Färbung eine möglichst constante und unveränderliche Carminlösung
in Anwendung zu bringen In diesem Zwecke erschien mir als am
besten geeignet, das von Giercke 1 ) im J. 1883 empfohlene „car¬
minsaure Natron“, welches beim Apotheker Bloch in Breslau
zu beziehen ist und welches von Seite aller Jenen, welche es ver¬
sucht haben, vollen Beifall gefunden hat. Zur Anwendung dieses
Carminpräparates bewogen mich auch die brillanten Präparate, wel¬
che mit Hilfe von carminsauren Natron mein Freund und Collega
Prof. Dr. Szymonowicz erzielt hat.
Zunächst habe ich zu meinen Versuchen eine Lösung von car¬
minsauren Natron in Anwendung gebracht, welche genau nach der
'Vorschrift bereitet wurde, welche im Lehrbuche von Behrens,
Cos sei und Schiefferdecker vom J. 1889 auf S. 193 angegeben
ist, nämlich eine 1% Lösung von carminsaurem Natron mit Zusatz
von 2 bis 4 Tropfen einer gesättigten Lösung von doppeltkohlen¬
sauren Ammonium auf je 20 CC. dieser Farbstofflösung.
Wenn man Schnitte von Gehirn oder Rückenmark, welches in
Formaldehyd fixirt worden waren, direkt mit dieser Farbstofflösung
’) Zeitschr. f. wiss Mikroskopie, Bd. I. (1883), S. 543.
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behandelt, so erzielt man eine gewöhnliche Kernfärbung, ebenso wie
bei Anwendung verschiedener anderer Carminlösungen, z. B. von
Boraxcarmin, von Lithionearmin u. s. w.
Anders verhalten sich die Präparate, welche kürzere oder län¬
gere Zeit mit einer schwächeren oder in einer stärkeren Chrom¬
säurelösung behandelt worden waren. In solchen Präparaten färben
sich nicht nur die Kerne, sondern auch die Zellenkörper, die Neuro-
glia, die Achsencylinder, also mit einem Worte die verschiedensten
Gewebbestandtheile, und zwar die einen intensiver, die anderen we¬
niger intensiv. Doch färben sich solche Präparate nicht immer in
derselben Weise und manchmal färben sie sich schlecht.
Trotz zahlreicher Versuche, welche ich in dieser Weise ange¬
stellt habe, dass ich Schnitte von Gehirn und Rückenmark, welche
in Formaldehyd fixirt waren, in Chromsäurelösungen von verschie¬
dener Concentration (von 1 °/ il0 bis 1 °/ 0 ) auf kürzere oder auf län¬
gere Zeit (von mehreren Minuten bis zu mehreren Stunden oder
Tagen) einlegte, war ich nicht im Stande mich zu überzeugen, dass
die verschiedenen Effecte der Färbung von der Concentration und
der Einwirkungsdauer der Chromsäurelösungen abhängig sind.
Bei dieser Behandlung werden die Schnitte sehr hart und nach
längerer Zeit höchst brüchig und undurchsichtig. Es zeigte sich auch,
dass die Chromsäurelösungen, in welchen die Schnitte längere Zeit
lagen, ihre Zusammensetzung änderten, blass oder selbst ganz farb¬
los wurden, dass mithin die Lösung unter dem Einflüsse der Präpa¬
rate an Chromsäuregehalt einbüsst, indem die Chromsäure entweder
von den Präparaten absorbirt, oder durch die Einwirkung der Ge-
webstoffe zersetzt wird. Diese Veränderungen, welche man in der
Chromsärelösung zweifellos constatiren kann, machen die scheinbare
Exactheit von solchen Versuchen, wie ich sie unternommen habe,
illusorisch, da ja die Chromsärelösung ihre Concentration unter dem
Einflüsse der Präparate fortwährend ändert.
Chromsaure Salze wirken, wie bekannt in einer ähnlichen
Weise, nur langsamer und milder. Versuche, welche ich mit chrom¬
sauren Salzen und zwar mit Kaliumbichromat in analoger Weise
angestellt hatte, führten ebensowenig wie jene mit Chromsäure zur
Aufklärung der Sache.
Zunächst habe ich mich überzeugt, dass, wenn Lösungen von
Kaliumbichromat auf Schnitte von Gehirn oder Rückenmark, welche
mit Formaldehyd fixirt waren, durch mehrere Stunden oder durch
einige Tage einwirkten, man fast gar keinen Effect erzielt. Die
Schnitte verhalten sich beim färben mit carminsaurem Natron so,
als wären sie gar nicht gebeizt. Es ist ja allgemein bekannt, dass
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frische Gewebe und zwar Nervencentra, in Kalium bichromieum, in
Ammonium bichromieum, in Müller’scher Flüssigkeit, in Erlickischer
Flüssigkeit viele Wochen und Monate liegen müssen, und auch her¬
nach erst dann sich in einer erwünschten Weise färben, wenn sie
vorher ausgewässert und in Alkohol nachgehärtet worden sind; es
ist auch bekannt, dass bei einem solchen Verfahren man nicht
immer gleich gute Präparate erhält. Um den Erfolg dieses langwie¬
rigen Verfahrens möglichst zu sichern, empfehlen verschiedene Histo-
logen ganz besondere Vorsichtsmaasregeln, wie z. B. Einlegen von
kleinen Stücken in grosse Flüssigkeitsmengen, Aufhängen der Stücke,
damit dieselben nicht auf dem Boden des Gefässes liegen, oftmali¬
ges Wechseln der Fixirungsflüssigkeit, constante höhere Temperatur
(Thermostat), Dunkelheit u. s. w. — Zur Färbung selbst wird wie¬
der von einem Jeden, eine solche Carminlüsung empfohlen, mit wel¬
cher es ihm geglückt ist (vielleicht zufällig) die besten Präparate
zu bekommen. Kurz, die Anwendung von chromsauren Salzen er¬
scheint mir als ein langwieriges, umständliches, launenhaftes und
schliesslich doch unsicheres Verfahren.
Welche chemische Prozesse in der Geweben vorsichgehen,
während das Präparat in chromsauren Salzlösungen monatelang
liegt, davon haben wir keine Kenntniss, es wäre auch nicht leicht
diese Prozesse genauer zu verfolgen. Man kann nur voraussetzen,
dass unter diesen Umständen die chromsauren Verbindungen redu-
cirt werden und dass sich in Folge dessen Chromverbindungen
bilden (in welchen das Chrom als basisches enthalten ist); hiefiir
spricht die Thatsache, dass die gelbe Farbe der Präparate mit der
Zeit in eine grünliche oder bläuliche übergeht, und auch die Lösung
selbst verblasst (wesswegen man empfiehlt dieselbe zu erneuern).
In solchen chromsauren Salz-Lösungen entwickeln sich oft genug.
Pilz 3 , was den Präparaten nicht nur nicht schadet, sondern viel¬
leicht im Gegentheile bewirkt, dass solche Präparate sich besser
färben. Eine länger dauernde (mehrtägige) Auswässerung der Prä¬
parate in messendem Wasser ist vielleicht eben deshalb nützlich
und empfehlenswert, dass hiebei die chromsauren Verbindungen re-
ducirt und in Chromverbindungen umgesetzt werden. Dass Alkohol
reducirend wirkt, ist doch klar; die Chrompräparate bekommen ja
nach Einlegung in Alkohol eine grünliche oder bläuliche Farbe —
und gerade solche Präparate färben sich am schönsten.
Aus diesen] Thatsachen ergibt sich die Schlussfolgerung, dass
bei der Färbung von Präparaten, welche, wie dies allgemein üblich,
mit Chromsäure, oder chromsauren Salz-Lösungen behandelt worden
sind, nicht nur oder wahrscheinlich nicht so sehr die Chromsäure
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als insbesondere jene Chromverbindungen als Beize wirksam sind,
welche durch Reduction der Chromsäure und der chromsauren Sal¬
zen in den Geweben sich gebildet haben. Die verschiedensten Com-
binationen von chromsauren Verbindungen und von Chromverbin¬
dungen (mit basischem Chrom), welche in solchen Präparaten unter
den wechselnden Einflüssen von Luft, Wärme, Baktorien, Schimmel¬
pilzen, Wasserleitungs-Wasser (beim Auswässern) ferner von Alko¬
hol sich bilden können, erklären hinreichend die Variabilität der
Ergebnisse eines solchen Verfahrens, welches man berechtigt ist als
geradezu launenhaft zu bezeichnen.
Ich bin a'so zur Überzeugung gelangt, dass es unmöglich ist
die Wirkungsweise der Chromsäure und der chromsauren Salze auf
die Präparate zu beherschen; man ist nicht im Stande, die Gesetze,
nach welchen die Umsetzung der Chromverbindungen in den Gewe¬
ben vorsichgeht in der Weise zu präcisiren, um auf Grund dersel¬
ben jene Modificationen der Einwirkung von Chromverbindungen
nach Wunsch hervorzubringen, welche behufs Erhaltung bestimmter
Färbungen notwendig sind.
Aus diesen Gründen habe ich, wenigstens vorläufig, von weite¬
ren Versuchen mit Chromsäure und mit chromsauren Salzen ab¬
gesehen.
Eine zweite Schlussfolgerung, zu welcher ich auf Grund der
obigen Betrachtungen gelangte, ist, dass die Ergebnisse der Färbung
der Gewebe und Gewebsbestandtheile, nicht so sehr von den Eigen¬
schaften des in Anwendung gebrachten Farbstoffes selbst (z. B. des
Carmins), als hauptsächlich von der Vorbehandlung der Präparate,
und zwar davon abhängig sind, ob und in wieferne die Gewebe
basisches Chrom enthalten, welches in Folge von Reduction von
Chromsäure und von chromsauren Salzen auftritt. Da ich also über¬
zeugt war, dass das basische Chrom in deu Geweben als Beize wirk¬
sam ist, so konnte ich voraussetzen, dass auch andere Metallsalze
in einer ähnlichen Weise als Beize wirksam sein werden Von die¬
sem Schlüsse ausgehend, habe ich meine weiteren Untersuchungen
unternommen.
Vor der Färbung versuchte ich Schnitte von Nervencentren i
welche mit Formaldehyd fixirt waren, mit verschiedenen Salzen
schwerer Metalle zu imprägniren. Um die Einwirkung dieser Salze
auf die Gewebe unter Ausschliessung aller anderen Agentien zu stu¬
dieren, mussten zu diesen Versuchen Schnitte in Verwendung kom¬
men, welche von Gehirn oder Rückenmark direkt nach Fixirung
desselben mit Formaldehyd angefertigt wurden, also mit Vermeidung
der Einwirkung von Alkohol, Aether, Chloroform, Benzin u. s. w., näm-
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lieh von Flüssigkeiten, welche, wie bekannt, gewisse Stoffe aus den
Geweben extrahiren. Es musste die Einbettung in Celloidin oder
Paraffin vermieden werden. Ich habe also die Schnitte entweder
mit dem Messer aus freier Hand, oder vermittelst des Gefriermikro¬
toms angefertigt ’).
Farbige Metallsalze sind, wenigstens für die. ersten Versu¬
che, am zweckmässigsten, da die hiemit imprägnisten Schnitte
eben diese Farbe annehmen. Man kann also, ohne besondere Unter¬
suchungen, sehr leicht beurtheilen, ob das Gewebe mit dem Metall-
salzo imprägnirt ist und ob diese Imprägnation dauernd ist, oder
ob durch Auswaschen mit Wasser des Metall aus dem Gewebe ex-
trahirt wird. Ich habe also zunächst mit schwefelsaurem Kupfer
Versuche angestellt.
*) Gehirn und Rückenmark, welches nach Fixirung mit Formaldehyd,
längere Zeit in destillirtem Wasser ausgewaschen oder aufbewahrt wurde,
kann man auf dem Gefriermikrotome sehr gut schneiden und sehr schöne
und (bis 14 /*) dünne Schnitte erhalten, wenn die Temperatur des ein¬
gefrorenen Stückes zwischen —05° und —10° 0. schwankt. Eine zu
niedrige Temperatur (unter 1*0° C.) hat zu Folge, dass das Gewebe zu
hart wird, so dass das (quergestellte) Messer, wenn es rasch bewegt
wird, über die Oberfläche des Präparates hinweggleitet, oder wenn man
es langsamer bewegt, vibrirt und ungleichmässig dick schneidet. Die bei
einer Temperatur unter — 0*5° C. erhaltenen Schnitte rollen sich ein,
was das Herabnehmen derselben vom Messer erleichtert; im Wasser ent¬
falten sie sich vollkommen. Steigt die Temperatur über — 0 5° C., so
rollen sich die Schnitte nicht mehr ein; wenn jedoch die Temperatur bis
0° C. gestiegen ist, so kann man selbstverständlich gar nicht mehr schnei¬
den. Wenn man bei gewöhnlicher Zimmertemperatur arbeitet, so ist es
sehr schwer das geschnittene Stück in dem Temperatur Optimum (zwi¬
schen — 05° und — 1‘0° C.) dauernd zu erhalten. Am günstigsten ist es
in einem Locale zu schneiden, in welchem eine Temperatur von 0° bis
— 1*0° C. herscht, was man im Winter leicht haben kann.
Anders verhält sich die Sache, wenn man Stücke schneidet, welche
nicht in destillirtem Wasser gelegen haben, sondern in Salzlösungen
(z. B. in Lösungen von Chlornatrium, Natrium bicarbonicum u. d. gl.)
oder in Formaldehydlösungen. Es ist sodann eine niedrigene Temperatur
erforderlich; dafür liegen die Gränzen des Temperaturoptimum nicht so nahe
bei einander, sondern einige Grade auseinander. So lassen sich z. B. Stücke,
welche mit einer Lösung durchtränkt sind, welche b"/ 0 Formaldehyd und
2% Natriumbicarbonat enthält in einer Temperatur gut schneiden, welche
zwischen — 10° G. und — 15° C. liegt. Innerhalb derselben Temperatur-
gränzen lassen sich Stücke gut schneiden, welche mit Lösung durchtränkt
sind, welche 5°/ 0 Formaldehyd und 1 °/ 0 Essigsäure enthält. Während des
Schneidens controlirt man die Temperatur mit einem Thermometer, des*
sen Kugel in die Trommel eingeführt wurde, in welcher der Aether zer¬
stäubt wird.
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03
Wenn man Schnitte von mit Formaldehyd fixirtem Gehirn oder
Rückenmark in eine 1% bis 5°/ 0 Lösung von Cup rum sulphuricum
auf eine gewisse Zeit (z. B. auf einige Stunden oder auch auf einige
Tage) einlegt, so bekommt die weisse Substanz eine schöne blaue
Farbe, während die graue Substanz im Vergleiche mit ihr gelblich
erscheint. Diese Beobachtung spricht an und für sich dafür, dass
das Cuprum sulphuricum nicht in gleicher Weise auf beide Sub¬
stanzen einwirkt und lässt hoffen, dass dieser Unterschied durch
Einwirkung von Farbstoffen noch schärfer zum Vorscheine treten
werde.
Wenn man einen solchen Schnitt, aus der Kupfersulphatlösung
direkt oder nach Abspülen in Wasser in eine Lösung von carmin-
saurem Natron einlegt, so überzeugt man sich, dass von einer regel¬
rechten Färbung desselben nicht die Rede sein kann, da die Farb¬
stofflösung sich trübt und an den Oberflächen des Schnittes dunkel-
rothe fleckige Schichten sich absetzen.
Ich Hess mich durch diesen Misserfolg nicht abschrecken, son¬
dern versuchte die Schnitte vorerst in einer entsprechenden Weise
zu waschen. Destillirtes Wasser erweist sich hiezu nicht geeignet,
da ein kurzdauerndes Auswaschen nicht ausreicht, bei längorem
Waschen dagegen die Schnitte ihre bläuliche Färbung verlieren, was
als Beweis anzusehen ist, dass das Wasser, nach und nach, wenig¬
stens die Hauptmasse des Kupfersalzes aus den Schnitten extrahirt;
übrigens quellen die Schnitte in Wasser, werfen sich und werden
buckelig. Ich versuchte also zunächst die mit Kupfersulphat impräg-
nirten Schnitte in Ammoniumbicarbonat auszuwaschen, indem ich
hoffte, dass beim nachherigen Behandeln derselben mit einer reinen
Lösung von Natrium carminicum (ohne Zusatz von Ammoniumbi¬
carbonat) eine ähnliche Einwirkung dieses Farbstoffes eintreton
werde, wie bei der Anwendung des Verfahrens von Schioffer-
decker (1. c.) nur mit dem Unterschiede, dass hier der Farbstoff auf
Präparate einwirken werde, welche mit dem Kupfersalze imprägnirt
(gebeizt) sind und Ammqniumbicarbonat enthalten. Ein solches Ver¬
fahren erschien mir desto mehr versprechend, da die Schnitte nach
Einlegung in Ammoniumbicarbonat eine viel intensivere blaue Farbe
annahmen, als in Kupfersulphat und da der Unterschied zwischen
weisser (stark blauer) und grauer Substanz noch viel deutlicher
zum Vorschein tratt. Das schwefelsaure Kupfer wird hiebei durch das
Ammoniumbicarbonat in schwefelsaures Kupferoxydammonium über¬
führt, welches den Schnitten die intensivere blaue Färbung gibt.
Da jedoch durch die Einwirkung des Ammoniumbicarbonates
auf das Kupfersulphat ein lösliches Doppelsalz entsteht, so wird hie-
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durch das Kupfer aus dem Gewebe ausgezogen. Man kann also die
Schnitte nur kurze Zeit in der Lösung von Ammoniumbicarbonat
liegen lassen. Wenn man also nach mehreren Secunden oder höch¬
stens Minuten die Schnitte aus dieser Lösung in eine Lösung von
carminsauren Natron überträgt, so färben sich dieselben nicht schlecht
und man erhält eine viel intensivere Carminfärbung der grauen
Substanz als der weissen; dieser Unterschied ist viel grösser als bei
gewöhnlicher Kernfärbung. Doch habe ich dieses Verfahren nicht
weiter angewendet, da die Resultate desselben sehr variabel waren,
je nachdem die Schnitte kürzere oder längere Zeit in Ammoniumbi¬
carbonat ausgewaschen wurden. Es wäre ja sehr schwer die Zeit
zu bestimmen und genau abzumessen, welche die Schnitte in der
Lösung von Ammoniumbicarbonat verweilen sollten, damit man das
Optimum der Färbung erziele, wenn diese Zeit nur so kurz sein kann
und kaum mehr als eine Minute betragen darf. Übrigens erzielte ich
viel bessere Erfolge auf andere Weise.
Ich versuchte die mit Cuprumsulphat durchtränkten Schnitte in
verschiedenen Lösungen auszuwaschen und habe unter anderen Kalium
aceticum in Anwendung gebracht. Hiebei habe ich mich überzeugt,
dass in einer verdünnten Lösung desselben (1 Th. Liquor Kalii ace
tici auf 10 Th. Wasser) die Schnitte selbst nach langer Zeit ihre
blaue Farbe nicht verlieren, welche beweist, dass im Gewebe eine
Kupferverbindung enthalten ist. Schnitte, welche in dieser Weise
behandelt worden sind, färben sich in einer l°/ 0 Lösung von carmin-
saurem Natrium bereits innerhalb von wenigen Secunden in der
Weise, dass der Unterschied zwischen der (intensiv gefärbten) grauen
und der (mehr weniger blass rosenroth sich färbenden) weissen
Substanz sehr auffallend wird. Auch zwischen verschiedenen Par¬
tien der grauen Substanz traten Unterschiede in der Intensität der
Färbung entgegen: es färbten sich z. B. sehr intensiv die Substantia
gelatinosn centralis und Bolandi , und Besonders intensiv das Corpus
dentatum olivae.
Die mikroskopische Untersuchung von Präparaten, welche in
dieser Weise gefärbt waren, ergibt, dass in der grauen Substanz die
intensiv roth gefärbten Ganglienzellen zu unterscheiden sind, sonst
ist alles mehr weniger gleichmässig roth gefärbt, so dass man die
Einzelnheiten der Strucktur nicht unterscheiden kann. In der weissen
Substanz findet man, dass die Netiroglia gefärbt ist, so dass man
ziemlich gut die Spinnenzellen unterscheiden kann, ferner findet
man hie und da gefärbte Achsencylinder. Was jedoch höchst
merkwürdig ist, kann man sich überzeugen, dass die ziemlich
dicken Schnitte (ich habe hiezu 150 ti. bis 200 /<. dicke verwendet)
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nicht in ihrer ganzen Dicke gefärbt sind, sondern dass an den bei¬
den Flächen nur je 20 u. bis 30 /«. dicke Schichten gefärbt sind
(wovon man sich vermittelst der Mikrometerschraube überzeugen
kann).
Durch diese Ergebnisse angeregt, habe ich weitere Versuche
angestellt und zwar habe ich anstatt die Schnitte mit Kupforsulphat
zu durchtränken und dieses erst in den Schnitten durch Kalium ace-
ticum in Kupferacetat zu überführen, zur Imprägnation der Schnitte
direkt Kupferacetat in Anwendung gebracht.
Zunächst fand ich, dass in einer (05'Yo bis 5%) Lesung von
Kupferacetat die Schnitte in kurzer Zeit eine blaue Farbe anneh-
raen, welche in der weissen Substanz gesättigter vortritt, und dass
diese Färbung selbst bei mehrtägigem Auswaschen in destillirtem
Wasser nicht schwindet. Ist das Waschwasser öfter gewechselt
worden, so kann man sich überzeugen, dass aus den Schnitten,
trotzdem sie blau bleiben, kein Kupfersalz mehr extrahirt wird; ich
konnte wenigstens in diesem Waschwasser mit Hilfe von Blutlaugen-
salz kein Kupfer nachweisen. Daraus muss man schliessen, dass
die Imprägnation des Gewebes mit Kupferacetat eine
dauernde ist, während nach Einwirkung des Kupfersulphates,
das Kupfersalz aus den Schnitten durch Auswaschen derselben in
Wasser nach und nach extrahirt wird. Diese Thatsache führt zur
Annahme, dass die Beizung (Imprägnation) mit Metallsalzen nicht
darauf beruht, dass die Gewebe mit der Salzlösung mechanisch
durchtränkt sind, sondern dass gewisse Salzlösungen auf die Ge-
websbestandtheile chemisch einwirken; es scheint, dass gewisse or¬
ganische Verbindungen, welche in den Gewebsbestandtheilen enthal¬
ten sind, mit dem Metallsalze in chemische Gegenwirkung treten und
zwar wahrscheinlich in der Weise, dass in diesen Körpern ein
oder mehrere Atome von Wasserstoff (beziehungsweise Natrium
oder Kalium) durch das schwere Metall substituirt werden. Ob und
inwieferne eine solche Reaction zu Stande kommt, muss davon
abhängen, ob das einwirkende Metallsalz eine mehr oder weniger
stabile Verbindung ist; es ist von vorneherein wahrscheinlich, dass
von verschiedenen Salzen eines und desselben schweren Metalles,
jene leichter und intensiver auf die organischen Körpor, welche in
den Geweben als deren integrirende Bestandtheile enthalten sind,
chemisch eimvirkeii werden, deren Säureradical ein schwächeres
ist. Auf Grund dieser Betrachtungen kann man leicht erklären, wa.
rum das Kupferacetat als Beize wirksamer ist als Kupforsulphat.
Diese Betrachtungen bewogon mich über die Färbung von Ge¬
weben und zwar zunächst der Nervencentra nach vorhergehender
Poln. Archiv, f. biol. n. tnftd. Wisscnsch.
Archive» polou. de scienc. bioL et mödic. 5
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Beizung derselben mit Salzen schwerer Metall weitere Versuche an¬
zustellen und hiebei zunächst Acetate in Anwendung zu bringen.
Vorläufig habe ich die Einwirkung von Cuprum acetkum , von
Urnnium aceticum und von Plumbum acetkum eingehender untersucht.
Durch zahlreiche Versuche, welche ich mit diesen Reagentien ange¬
stellt habe, ist es mir gelungen, gewisse allgemeine Gesetze
zu finden, welche dem Färbungsprozesse von Präpara¬
ten des Centralnervensysthems zu Grunde liegen, die
mit diesen Metallsalzen gebeizt (imprägnirt) worden
sind.
Wird ein mit Kupferacetat, Uraniumacetat oder Bleiacetat im-
prägnirter Schnitt in eine Lösung von carminsaurem Natrium ein¬
gelegt, so beginnt er fast sogleich sich zu färben. Anfangs färbt sich
die graue Substanz und während ihre Färbung immer intensiver
wird, beginnt früher oder später auch die weisse Substanz sich zu
färben; oder es tritt die Färbung gleich von Anfang in beiden Sub¬
stanzen auf, wobei jedoch die graue Substanz intensiver sich färbt.
Wenn nun die graue Substanz bereits die grösstmüglichste Intensität
der Färbung erlangt hat (nämlich die einer concentrirten Carmin-
lösung), so ist die weisse Substanz entweder noch immer ungefärbt-,
oder nur mehr oder weniger rosenroth, wird jedoch immer intensiver
roth, wenn das Präparat in der Carminlösung verbleibt.
Schliesslich kommt ein Zeitpunkt, in welchem die Färbung der
weissen Substanz an Intensität jener der grauen gleichkoramt. Hie-
mit ist jedoch die Einwirkung des Farbstoffes bei
Weitem noch nicht beendet, sondern es tritt eine un-
erwatete, paradoxale Erscheinung auf: die graue Sub¬
stanz wird nach und nach immer blässer und entfärbt
sich unter Umständen mehr oder weniger vollständig,
und es entfärbt sich sodann schon währenddessen
oder später auch die weisse Substanz. Es tritt dann ein
Stadium ein, in welchem das ganze Präparat farblos oder fast farblos
geworden ist. Wird ein solches mit Kupferacetat oder mit Uranium¬
acetat imprägnirtes Präparat, nachdem es sich in carminsaurem
Natrium zuerst gefärbt und dann wieder entfärbt hatte, noch län¬
gere Zeit in dieser Farbstofflösung gelassen, so färbt es sich nach
und nach wieder, so dass nach vielen Stunden oder einigen Tagen
in demselben gewöhnliche Kernfärbung zu Stande kommt, ganz so,
als wäre dasselbe vorher gar nicht gebeizt worden. Den Verlauf
dieser Reaction kann man am besten beobachten, wenn man die¬
selbe in einer Porcellanschale (z. U. Abdampfschale) vorniinmt und
während der Schnitt mit einer Nadel oder einen spitzig ausgezoge-
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nen und an der Spitze etwas zugeschmolzenen Glasstabe am Boden
der Schale anliegend erhalten wird, hiebei die Schale leicht neigt,
damit der Farbstoff vom Schnitte abfliesse, oder ihn wieder bespüle,
also in einer ähnlichen Weise verfährt, wie beim Hervorrufen des
Bildes auf photographischen Platten. Man kann die Wirkung des
Farbstoffes in einem jeden Augenblicke unterbrechen, wenn man
die Farbstofflösung vorsichtig abgiesst, so dass der Schnitt am Bo¬
den sich anlegt und dann auf denselben die Flüssigkeit aufgiesst,
welche zum Auswaschen in Verwendung kommt.
Die Schnelligkeit und die Einzelnheiten des Verlaufes dieser
Reaction so wie ihr Endergebniss sind von verschiedenen Umstän¬
den abhängig und zwar zunächst von der Concentration der Lösung
von Natrium carminicum so wie von der Dicke der Schnitte. Je
stärker die Farbstofflösung verdünnt ist, desto langsamer erfolgt die
Färbung und auch die nachherige Entfärbung. Je dicker die Schnitte
sind, desto mehr Zeit ist erforderlich, damit die Entfärbung be¬
sonders in der weissen Substanz zu Stande komme; ist der Schnitt
ziemlich dick, So braucht er sehr lange Zeit bis die Entfärbung er¬
folgt; ist der Schnitt zu dick, so kann man gar nicht dazu bringen,
dass er sich entfärbt.
Auch die vorherige Behandlungsweise der Präparate und der
Schnitte hat Einfluss auf den Verlauf und das Endergebniss der
Reaction, ebenso wie verschiedene Reagentien, welche man während
des ganzen Processes in Anwendung bringen kann, indem man sie
entweder schon der Formaldehydlösung zusetzt, in welcher die Ner-
vencentra fixirt werden, oder wenn man mit denselben die bereits
fixirten Stücke von Gehirn oder Rückenmark beziehungsweise die
fertigen Schnitte behandelt, oder wenn man solche zur Farbstoff-
lösung zusetzt, oder wenn man verschiedene Lösungen zum Waschen
der bereits gefärbten Schnitte verwendet.
Es ist demnach die Möglichkeit gegeben, durch
verschiedene Combinationen dieser Agentien und
Reagentien bei diesem Verfahren eine Unzahl von
Modificationen in der Färbung von Präparaten zu
erzielen.
Hiebei muss bomerkt werden, dass man bei der Einwirkung
des Farbstoffes auf die imprägnirten Schnitte mit freiem Auge nur
den summarischen Ausdruck der Färbung von den verschiedensten
histologischen Bestandtheilen der Nerveneentra bemerkt. Es färben
sich nämlich sowohl in der grauen, als auch in der weissen Sub¬
stanz nicht gleichzeitig sämmtliche Gewebsbestandtheilo und ebenso
wenig betrifft die Entfärbung nicht zu gleicher Zeit die sämmtlichen
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Elemente der einen, beziehungsweise der anderen Substanz; die ver¬
schiedenen Agentien, welche während dieses ganzen Prozesses auf
denselben Einfluss haben können, erleichtern und beschleunigen
oder erschweren und verzögern nicht nur den ganzen Prozess im
Allgemeinen, sondern sie üben ihren Einfluss auf die Färbung be¬
ziehungsweise Entfärbung der verschiedenen einzelnen Gewebsbe-
standtheile sowohl der grauen als auch der weissen Substanz, indem
sie diese Prozesse in gewissen Gewebselementen erleichtern und
beschleunigen, in anderen wieder verzögern und erschweren.
Es unterliegt keinem Zweifel, dass die Einwirkung von carmin-
saurem Natrium auf die Gewebe von Nervencentren. welche mit
Kupferacetat oder Uraniumacetat imprägnirt sind, als eine spezi¬
fische Reaction auf verschiedene morphologische Be-
standtheile dieser Organe angesehen werden kann,
und zwar nicht nur auf graue und weisse Substanz in Allgemeinen,
und auf verschiedene Arten grauer (und weisser) Substanz, sondern
auch auf die verschiedenen Gewebsbestandtheile sowohl d^r einen
als auch der anderen Substanz.
Bereits die ersten Beobachtungen, welche ich in dieser Hinsicht
im Frühjare 1898 gemacht habe, führten mich auf die Idee, dass
durch gewisse Modificationen der Reaction von Farbstoffen auf Prä¬
parate der Nervencentra, welche mit Salzen (Acetaten) schwerer Me¬
talle imprägnirt sind, es möglich sein werde, verschiedene Verfahren
zu finden, durch welche bald diese bald jene histologischen Elemente
in den Nervencentren ersichtlich gemacht werden können, also
Färbemethoden, welche in der anatomischen und histologischen
Technik eine ausgedehnte Anwendung finden können und vielleicht
auch solche, durch welche es gelingt neue, bisher nicht bemerkbare
Details im Baue dieser Organe ersichtlich zu machen.
Bevor ich jedoch spezielle Versuche in Angriff nahm, welche
in der Ausprobirung der verschiedenen, sich von selbst ergebenden
Modificationen dieser Reaction bestehen müssen, war ich bestrebt-,
auf Grund der gefundenen Thatsachen eine Theorie abzuleiten, wel¬
che im Stande wäre, die Einwirkung des carminsauren Natriums
auf die mit Metallsalzen (Acetaten) imprägnirten Präparate zu
erklären.
Zu diesem Behufe studierte ich vor Allem die Einwirkung des
carminsauren Natriums auf Kupferacetat und auf Uraniumacetat.
Indem ich eine sehr verdünnte Lösung von Kupferacetat (1 °/ 00 und
weniger) zu einer Lösung von Natrium earminicum tropfenweise
zusetzte, fand ich, dass ein jeder Tropfen der Kupferacetatlösung im
ersten Augenblicke in der Lösung von carminsaurem Natrium eine
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dunkle Trübung (Niederschlag) erzeugt, welcher beim Mischen der
Flüssigkeit verschwindet (im Überschüsse von Natrium carminicum
sich löst). Nach Zusatz von einigen Tropfen und nach Auflösung
des hiebei entstehenden Niederschlages nimmt die Carminlösung
eine hello gelblichrothe Farbe an (ähnlich wie Safranin). Wurden
nach und nach grössere Mengen von Kupferacetat zu dieser Lösung
zugesetzt, so nimmt dieselbe nach Auflösung der entstehenden Nie¬
derschläge eine immer dunklere, weichselrothe bis violette Färbung
an; wurde ein gewisses Maximum der zugesetzten Kupferacetatlüsung
überschritten, so löst sich der entstehende dunkelrothe, fast schwärz¬
liche Niederschlag nicht mehr auf; schliesslich kann man durch Zu¬
setzung von Kupbracetat das ganze Carmin aus der Lösung von
carminsaurem Natrium ausfällen. Das Kupferacetat erzeugt
also in einer Lösung von carminsaurom Natrium
einen dunklen Niederschlag (offenbar von carmin¬
saurem Kupfer), welcher im Überschüsse von carmin¬
saurem Natrium löslich ist.
Eine ähnliche Reaction gibt das Kupferacetat mit Blutlaugen¬
salz: es entsteht ein brauner Niederschlag, welcher im Über¬
schüsse von Blutlaugensalzlösung sich auflöst und eine braune
Färbung der ursprünglich gelben Flüssigkeit bewirkt; wird zur
Blutlaugensalzlösung eine grössere Menge von Kupferacetat zu¬
gesetzt, so entsteht ein bleibender Niederschlag.
Es erscheint mithin die Annahme berechtigt, dass in Präpara¬
ten des Gehirns und Rückenmarkes, welche mit Kupferacetat im-
prägnirt worden sind und in eine Lösung von Natrium carminicum
kommen, ein ähnlicher Prozess vorsichgeht, wie bei der Einwirkung
von Kupferacetat auf carminsaures Natrium.
Aus Gründen, welche ich bereits oben erörtert habe, muss ich
jedoch annehmen, dass in den mit Kupferacetat imprägnirten Prä¬
paraten, nachdem dieselben in Wasser gut ausgewaschen sind, das
Kupferacetat nicht als solches enthalten ist, sondern dass das Kupfer
in chemische Verbindungen mit verschiedenen organischen Substan¬
zen getreten ist, aus welchen die verschiedenen Gewebselemente
bestehen, indem es wahrscheinlich gewisse basische Atome von
Wasserstoff oder vielleicht von Natrium oder Kalium in diesen Sub¬
stanzen substituirt. Die organischen Verbindungen des Kupfers, wel¬
che bei der Beizung der Präparate entstehen, wirken ohne Zweifel
auf das carminsaure Natron in denselben Weise ein, wie das Kupfer¬
acetat: im ersten Augenblicke entsteht ungelöstes carminsaures
Kupfer, welches innerhalb der Gewebselemente selbst sich ausschei¬
det und denselben eine carminrothe Farbe ertheilt, welche auf die
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Dauer bleibt, wenn in diesem Stadium der Prozess unterbrochen
wird, d. h. wenn das Präparat aus der Lösung von carminsauren
Natrium herausgenommen wird. Verbleibt jedoch das Präparat durch
längere Zeit in dieser Lösung, so wird das in den Gewebsbestand-
theilen enthaltene carminsaure Kupfer durch den Überschuss des
carminsauren Natriums in einen löslichen Zustand (oder vielmehr
in eine lösliche Verbindung) übergeführt und es erfolgt die Ent¬
färbung.
Die Annahme, dass bei dieser Reaction das carminsaure Na¬
trium nicht auf das essigsaure Kupfer als solches einwirke, sondern
auf verschiedene organische Kupferverbindungen, welche im Gewebe
selbst entstanden sind, wird eben durch die Thatsache gestützt,
dass die Reaction, nämlich die Färbung und die Entfärbung nicht
in allen histologischen Bestandteilen des Gewebes gleichzeitig und
in gleicher Weise vorsichgeht, was der Fall sein müsste, wenn hie¬
bei nur das Kupferacetat in Gegenwirkung treten möchte, mit wel¬
chem das Gewebe durchtränkt ist. Dass die Gewebe nach Imprä¬
gnation mit Kupferacetat, chemisch gebundenes Kupfer enthalten,
beweist auch der Umstand, dass aus den mit Kupferacetat itnprä-
gnirten Präparaten, durch Auswaschen mit Wasser, selbst nach lan¬
ger Zeit das Kupfer nicht ausgezogen werden kann, ferner dass die¬
selben Präparate, wenn sie nach der Imprägnation mit Kupferacetat,
so lange mit carminsaurem Natrium behandelt worden sind, bis sie
sich gefärbt und dann wieder vollkommen entfärbt haben, bei wei¬
terem Einwirken von Carminlösungen sich ganz so verhalten, als
wären sie mit dem Kupfersalze nicht imprägnirt gewesen.
Man ist also zur Annahme berechtigt, dass unter der Ein¬
wirkung des Kupferacetates in den verschiedenen
histologischen Ge webse lementen, je nach ihrer chemi¬
scher Zusammensetzung, verschiedene organische
Kupferverbindungen entstehen, von denen die einen
leichter und rascher zersetzbar sind, also mit car¬
minsaurem Natrium leichter und rascher carminsau-
res Kupfer bilden, während andere, als stabilere Verbindungen,
schwieriger und erst nach längerer Zeit in Reaction treten. Es ist
auch klar, dass jene histologischen Elemente, in welchen das car¬
minsaure Kupfer rascher gebildet wird, welche also rascher sich
färben, nachher auch früher und rascher sich entfärben. Man kann
sich auch leicht erklären, dass verschiedene Körper, welche bei die¬
ser Reaction sei es in das Gewebe selbst, sei es in die Carmin-
lösung eingebracht werden können, den chemischen Prozess dessen
Ergebniss die Färbung der Gewebe ist, erleichtern oder erschweren,
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beschleunigen oder verzögern oder selbst ganz verhindern können.
Ebenso ist es plausibel, dass gewisse Reagentien, welche hiebei in
Anwendung gebracht werden können, die nachherigo Lösung des
ausgeschiedenen carminsauren Kupfers, also die Entfärbung der
einen oder der anderen Gewebsbestandtheile erleichtern oder er¬
schweren, beschleunigen oder verzögern, eventuell auch ganz ver¬
hindern können.
Ich war bestrebt für die Richtigkeit dieser Theorie wo möglich
einen direkten Beweis zu erbringen. Zu diesem Behufe habe ich
mit Kupferacetat imprägnirte Schnitte (vom Rückenmarke) in eine
verdünnte Lösung von Blutlaugensalz eingelegt. Es zeigt sich hiebei,
dass das Blutlaugensalz, welches mit essigsaurem Kupfer (abgesehen
von der Farbe) dieselbe Reaction gibt, wie das carminsaure Natron,
auf diese Schnitte ebenfalls in einer ganz analogen Weise einwirkt.
In Präparaten der Centrainervenorgane, welche mit Kupferacetat
imprägnirt sind und in verdünnte Blutlaugensalzlösung eingelegt
werden, färbt sich braun zuerst die graue Substanz, später erst
die weisse; bei weiterem Einwirken dieser Lösung tritt Entfärbung
der Präparate ein und zwar wieder früher in der grauen Substanz
und schliesslich auch in der weissen Substanz. Auch bei diesem
Verfahren kann man den Prozess in einem jeden Stadium unter¬
brechen und die gefärbten Präparate dauernd aufbewahren (wenn
man dieselben in Wasser ausgewaschen, in Alkohol entwässert, in
Chloroform aufgehellt und in Canadabalsam eingeschlossen hat);
die Färbung ist selbstverständlich eine hell-nussbraune, nämlich eine
solche, wie die des Niederschlages, welchen Blutlaugensalz in Kupfer¬
salzlösungen erzeugt.
Ich habe mich auch überzeugt, dass mit Kupferacetat impräg¬
nirte Präparate von Nervencentren in einer (1 °/ 00 ) Lösung von Ilä-
matoxylin in einer analogen Weise sich färben wie in Carrain:
zuerst wird die graue Substanz bläulich violett und erst später die
weisse Substanz. Eine Entfärbung findet jedoch nicht statt, sondern
es färben sich die Präparate desto intensiver, je länger sie in der
Hämatoxylinlüsung gelassen werden; es ist ja auch der (dunkel¬
blaue) Niederschlag, welchen eine Kupferacetatlösung in einer Hä-
matoxylinlösung erzeugt im Überschüsse der letzteren nicht löslich.
Auch in Anilinfarben (z. B. in Methylenblau) färben sich mit
Kupferacetat imprägnirte Schnitte von Präparaten der nervösen
Centralorgane nach denselben Gesetzen wie in carmisaurem Natron.
Die Färbung ist jedoch nicht dauerhaft, da Wasser und Alkohol den
Farbstoff rasch extrahirt.
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Uraniamacetat wirkt in einer ähnlichen Weise wie Kupfer¬
acetat und zwar in einer gewissen Hinsicht energischer. Doch fin¬
det die Färbung von mit Uraniumacetat gebeizten Schnitte in car-
minsiurem Natron langsamer statt und es dauert auch des Ent¬
färb ungsprozess länger; für gewisse praktische Zwecke sind diese
Umstände günstig. Mit Uraniumacetat imprägnirto Präparate geben
mit Dlutlaugensalz ebenfalls eine analoge Reaction wie mit carmin-
saurem Natron: zuerst färben sie sich, dann entfärben sie sich. Die
braune Farbe dioser Präparate ist jedoch schöner, hellbraun aber
mehr gesättigt und im Ganzen der Färbung ähnlich, welche Vesuvin
gibt, ln Präparaten, welche mit Uraniumacetat gebeizt sind, kann
mau die graue Substanz auch mit Hämatoxylin färben.
Ich habe auch einige Versuche mit einer l°/ 0 Lösung von Blei¬
acetat gemacht und mich überzeugt, dass auch dieses Metallsalz
in einer analogen Weise wirkt, wie Kupferacetat und Uraniumace¬
tat. Es ist möglich, dass weitere Versuche mit Bleiacetat zu Ergeb¬
nissen führen werden, welche für die histologische Technik verwer¬
tet werden können.
Versuche mit Chromacetat, von welchem ich viel erwartet
hatte, haben keine günstigen Erfolge gegeben, ebenso wie Versuche
mit Kobaltacetat, Nickelacetat und Manganacetat. Mit Acetaten an¬
derer schwerer Metalle habe ich bisher noch keine Versuche an¬
gestellt.
Auf Grund der soeben berichteten Ergebnisse habe ich es ver¬
sucht, bei Anwendung von Kupfer- beziehungsweise Uranium-Beize
(Imprägnation mit Kupferacetat beziehungsweise mit Uraniumacetat)
möglichst einfache, leichte und sichere Färbungsverfahren zu finden,
durch welche es möglich wäre, zu Demonstrationen und wissen¬
schaftlichen Untersuchungen brauchbare Präparate zu erzielen.
In dieser Hinsicht ist meine Arbeit noch nicht zum Abschlüsse
gelangt, da man doch bei der Anwendung des soeben angegebenen
Prinzips, auf unzählige Combinationen und Varianten des Färbungs¬
verfahrens kommt. Bei meinen Versuchen ist es mir jedoch schon
jetzt gelungen, manche besondere und brillante Färbungen zu er¬
zielen, so dass ich es für angezeigt und nützlich halte, dieselben
hier mitzutheilon, in der Überzeugung, dass das Verfahren Beifall
und Anwendung finden wird.
Die verschieden m Verfahren, welche ich empfehlen zu können
glaube, beruhen auf gewissen Modificationen der Einwirkung von
carminsaurem Natrium auf mit Kupferacetat beziehungsweise mit
Uraniumacetat imprägnirte Präparate, welche durch gewisse Rea-
gentien erzielt werden können.
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Auf die Entdeckung dieser Modifieationen bin ich, wie es ja
oft vorkommt, durch Zufall gekommen und es ist mir nur gelungen
diesen Zufall auszunützen.
Ich habe bereits erwähnt, dass mit Kupfersulphut imprägnirte
Schnitte, besonders dickere, welche nach Herausnahme aus dieser
Lösung ganz glatt und plan waren, in destillirtem Wasser und
ebenso in Lösungen von carminsaurem Natron quollen und in Folge
dessen sich krümmten und warfen. Dasselbe war mit Schnitten der
Fall, welche mit Kupferacetat imprägnirt waren.
Es wäre dies ein Übelstand, welchen man an und für sich
schliesslich dulden könnte. Doch habe ich vermuthet, dass das Quellen
der Schnitte die Ursache davon sein könnte, dass sie sich nicht
durch und durch färben, sondern nur an ihren beiden Oberflächen
(siehe S. 64). Ich glaubte annehmen zu dürfen, dass in Folge einer
interstiziellen Drucksteigerung, welche bei der Quellung der Präpa¬
rate allenfalls enstehen könnte, die färbende Flüssigkeit in das Ge¬
webe nicht gut eindringen könne *).
Um dieser Quellung vorzubeugen, durch welche übrigens auch
die Structur der Gewebe leiden könnte, versuchte ich die mit
Kupferacetat imprägnirten Schnitte anstatt in destillirtem Wasser,
in einer Chlornatriumlösung zu waschen. Ich erreichte hiemit zwar
den beabsichtigten Zweck, d. h. die Schnitte quollen nicht, doch
zeigte es sich, dass man solche Schnitte in carminsaurem Natrium
nicht färben konnte. Ich habe mich nämlich überzeugt, dass ein
Zusatz von Chlornatrium zu einer Lösung von carminsaurem Na¬
trium das letztere zwar nicht allsugleich fällt, dass jedoch nach
einiger Zeit ein schlammiger Niederschlag entsteht, welcher auch
an den Oberflächen von Präparaten sich absetzt, welche mit Salz¬
wasser durchtränkt sind.
Andere Salze, welche ich zu diesem Zwecke zu verwenden
versuchte, z. B. Borax, erwiesen sich ebenso wie Zuckerlösungen
als unbrauchbar, aus demselben Grunde, wie das Chlurnatrium. Ich
versuchte nun eine Salpeterlösung, welche ich bei der Hand hatte;
diese erwies sich ganz gut brauchbar. Selbst durch einen Zusatz
*) Jetzt weiss ich mit Bestimmtheit, dass nicht dieser Umstand es
bewirkt, dass das Innere der Präparate sich nicht färbt, sondern dass die
oberflächlichen Schichten den Farbstoff binden, welcher als unlösliches
carminsaures Kupfer sich in denselben ausscheidet. Erst wenn ein Über¬
schuss der einwirkeuden Farbstofflösung dieses ausgeschiedene carminsaure
Kupfer auflöst, wenn also die oberflächlichen Schichten bereits sich ent¬
färben, kann die Lösung des carrainsauren Natrium in die nächst tieferen
Schichten dringen.
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von 10—15% Kalium nitrieum zur Lösung von carminsaurem Na¬
trium, wird dieselbe nicht gefällt.
Ich habe nun eine Reihe von Versuchen angestellt, indem ich
Schnitte mit Kupferacetat imprägnirte, in 2% Lösung von Salpeter
(salpet 'rsaurem Kalium) auswusch und in Lösungen färbte, welche
01% bis 20% carminsaures Natrium und ausserdem noch 2% sal¬
petersaures Kalium enthielten. Ich habe eigentlich erst bei diesen
Versuchen die Gesetze erforscht, nach welche die Einwirkung des
carminsauren Natriums (und anderer färbender Lösungen) auf mit
Kupferacetat imprägnirte Schnitte vorsichgeht. Erst jetzt gelang es
mir auch 60 u. bis 100 //. dicke Schnitte durchzufärben wobei ich
bemerkte, dass in solchen Präparaten unter Anderen auch die Achsen-
cylinder intensiv gefärbt sind.
Nach vielfachen Versuchen, welche darin bestanden, dass ich
die Schnitte bald kürzere bald längere Zeit in Farbstofflösungen von
verschiedenen Concentrationen hielt und hernach entweder in einer
2% Salpeterlösung oder in Wasser kurz wusch und dann in Alko¬
hol (von steigender Concentrat-ion von 30% bis zum Alkohol abso-
lutus) übertrug, habe ich am 28. Mai 1898 einige Präparate aus dem
ersten Halssegmente des Rückenmarkes erhalten, in welchen fasst
sämmtliche Achsencylinder der weissen und der grauen Substanz
in einer höchst intensiven (gesättigten) und brillanten Weise mit
Carmin -gefärbt sind, während alle anderen Gewcbsbestandtheile
fast farblos erschein »n, ja sogar die Zellenkerne kaum bemerbar
sind und nur hie und da die Ganglienzellen eine schwache rosen-
rothe Farbe zeigen. Ich habe also eine ausschliessliche,
elective Färbung der Achsencylinder mit Carmin er¬
halten.
Auf einem dieser Präparate ist in der Signatur das Verfahren
ganz genau angegeben, bei welchem ich diese reine Achsencylinder-
Färbung erhalten habe und zwar: Schnitte von einem in 10% Lö¬
sung von Formaldehyd fixirten Rückenmarke, welches dann (war-
scheinlich durch einige Wochen) in reinem destillirtem Wasser auf¬
bewahrt war, wurden mit dem Gefriermikrotom angefertigt, in 2%
Salpeterlösung geworfen und dann in 1 % Lösung von Kupferacetat
übertragen, in welcher sie einige Tage liegen blieben. Hierauf wur¬
den die Schnitte durch 24 Stunden in 2 % Lösung von Salpeter
(Kalium nitrieum) gewaschen und in einer Farbstofflösung, welche
1% carminsaures Natrium und 2% Salpeter enthielt durch 10—15
Minuten gehalten, d. h. so lange, bis die graue Substanz sich bereits
fast ganz entfärbt hatte, dann in 2% Salpeterlösung so lange gewa¬
schen, als sie noch Farbstoff abgaben, schliesslich direkt in absoluten
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Alkohol gelegt, in Chloroform aufgehellt und in Canadabalsam auf*
bewahrt.
Als in nun nach dieser Vorschrift an Präparaten von verschie¬
denen anderen in Formaldehyd fixirten Stücken von Gehirn und
Rückenmark versuchte, die Axencylinder zu färben, erhielt ich mehr
oder weniger misslungene Präparate. Diese Misserfolge haben mich
gezwungen, viel Zeit und Mühe zu verwenden, um die Bedingungen
genauer zu präcisiren, welche erfüllt werden müssen, damit eine
ausschliessliche und vollkommene Färbung der Achsencylinder zu
Stande komme.
Nachdem ich durch lange Zeit kein einziges Präparat habe
erhalten können, mit welchem ich halbwegs zufrieden sein könnte,
bin ich schliesslich darauf gekommen, dass die Hauptursache aller
dieser Misserfolge darin lag, dass ich nach Erhaltung der ersten
schönen Achsencylinderfärbungen behufs weiterer Versuche einen
verhältnissmässig grossen Vorrath nämlich 100 CC. einer 5% Lö¬
sung von Kupferacetat bereitet hatte, welche ich beim Gebrauche
auf 0‘5 0 / 0 bis 1*0°/ 0 verdünnte und dass ich, ohne Etwas böses zu
ahnen, behufs leichterer und vollständiger Lösung des Kupferacetats
hiebei einige Tropfen Essigsäure zugesetzt hatte. Erst als dieser
Vorrath verbraucht war und ich eine neue Portion dieser Grundlösung
bereitete, erinnerte ich mich daran, dass ich manchmal bei der Be¬
reitung derselben Essigsäure zusetzte, und schöpfte den Verdacht,
dass dieser Zusatz nützlich oder schädlich sein könnte.
Nun habe ich mich sehr bald überzeugt, dass behufs Achsen-
cylinderfärbung die Schnitte in einer Kupferacetatlösung ge¬
beizt werden müssen, welche keine Spur von freier Essig¬
säure enthalt. Der in dieser Hinsicht gemachte und durch lange
Zeit unbewusst wiederholte Fehler, welchen ich so schwer gebüsst
hatte, führte mich jedoch noch auf eine andere nützliche Entdeckung,
nämlich, dass behufs Herstellung von Präparaten, an welchen nur
die graue Substanz sich färbt und die weisse Sub¬
stanz farblos bleibt, es am zweckmässigsten ist, zur Imprägna¬
tion eine mit Essigsäure an gesäuerte Lösung von Uranium-
acetat zu verwenden.
Bevor ich nun die Verfahren genauer beschreibe, welche diese
practisch brauchbaren Färbungen geben, halte ich es für zweck¬
mässig vorerst die Ergebnisse meiner Versuche über den Einfluss
gewisser Reagentien mitzutheilen, welchen dieselben bei der Ein¬
wirkung von carminsaurem Natrium auf Präparate von Gehirn und
Rückenmarke haben, welche mit Kupferacetat oder mit Uranium-
acetat imprägnirt wurden.
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Vor Allem muss der Einfluss der Flüssigkeit berücksichtigt
werden, in welcher die Objecte fixirt werden.
Die Schnitte, an welchen ich am 28. Mai 1898 elective Achsen-
cylinderfärbung erhielt, stammten, soweit ich mich erinnern kann,
von einem Rückenmarke, welches in einer Flüssigkeit fixirt war,
die auf 100 Th. Wasser 5 Th. Formaldehyd und 10 Th. Chlornatriuin
enthielt. Bei der Fixirung von ganzen Gehirnen war ich nämlicli
bestrebt, dieselben in ihrer natürlichen Gestalt möglichst vollständig
zu erhalten und namentlich dem Übelstande vorzubeugen, dass die
frisch in die Formaldehydlösung eingelegten Gehirne, wenn sie auf
dem Boden des Gefässes liegen, daselbst sich abflachen. Ich habe
also der Fixirungsflüssigkeit schon seit längerer Zeit 10°/ 0 Chlor¬
natrium zugesetzt. In einer solchen, spezifisch schwereren
Flüssigkeit schwimmt ein frisches Gehirn und nimmt
in Folge seiner eigenen Elastizität seine natürliche
Gestalt an. Erst nach einer gewissen Zeit sinkt es zu Boden,
nachdem es von der Fixirungsflüssigkeit durchdrungen ist; zu dieser
Zeit ist es jedoch schon genug gehärtet (wenigstens an der Oberflä¬
che) und plattet sich nicht mehr ab.
Wenn man also einen Zusatz von Chlornatrium zur Fixirungs¬
flüssigkeit verwendet, so muss man auch dessen Einfluss auf den
nachherigen Färbungsprozess in Rechnung bringm. Ich habe mich
überzeugt, dass an solchen Präparaten die Färbung erst dann die
gewünschten Erfolge gibt, wenn dieselben vorher gut ausgewässert
worden waren. Sonst kann man die weisse Substanz nicht bis zu
diesem Grade entfärben, dass nur die Achsencylinder allein gefärbt
bleiben. Spuren von Chlornatrium, welche in den Schnitte noch ent¬
halten sind, bewirken, dass dieselben sich nicht in ihrer ganzen
Ausdehnung gleichmässig und gleichzeitig färben und später gleich¬
zeitig entfärben; wenn solche Schnitte nach Imprägnation mit
Kupferacetat in eine Lösung von carminsaurem Natrium eingelegt
worden, so färben sie sich fleckig, und bleiben fleckig bis zur Be¬
endigung des Entfärbungsprozesses. In verschiedenen Partien eines
und desselben Schnittes findet man verschiedene Stadien der Re-
action (also verschiedene Färbungen) neben einander: hie und da
findet man z. B. intensiv gefärbte Achsencylinder umgeben von
einem farblosen (entfärbten) Gewebe der weissen Substanz, doch
unmittelbar daneben findet man das ganze Gewebe (der weissen
Substanz) intensiv (und diffus) gefärbt, während wieder an anderen
Stellen die Entfärbung bereits so weit vorgeschritten ist, dass nicht
nur alle anderen Gewebsbestandtheile der weiss m Substanz, son¬
dern auch viele oder selbst die Mehrzahl der Achsencylinder bereits
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entfärbt ist. Es ist also nicht möglich unter solchen Umständen Prä¬
parate zu erhalten, welehe in ihrer ganzen Ausdehnung eine be¬
stimmte und erwünschte Färbung zeigen.
Ein Zusatz von Chlornatrium zur Fixirungsflüssigkeit hat je¬
doch, wie es scheint, auch einen dauernden Einfluss auf das Ver¬
halten der Präparate, welchen man durch nachheriges Auswaschen
des Chlornatriums nicht mehr beseitigen kann. Ich habe nämlich
bemerkt, dass Schnitte, welche nach Imprägnation mit Uranium-
acetat in einer Lösung von carminsaurem Natrium nur so lange ge¬
lassen werden, dass sich nur die graue Substanz färbt, während die
weisse noch farblos bleibt, sich anders verhalten, je nachdem sie in
einer Formaldehydlösung fixirt waren, welche Chlornatrium enthielt
oder nicht. An Kleinhirn-Präparaten, welche in einer Formaldehyd¬
lösung ohne Zusatz von Chlornatrium fixirt und mit Uraniumacetat
imprägnirt waren, färbt sich in carminsauren Natrium die ganze
Kleinhirnrinde gleichmässig roth — an Präparaten hingegen, welche
in einer Formaldehydlösung mit Zusatz von Chlornatrium fixirt wa¬
ren, habe ich bei sonst ganz denselben Verfahren eine derartige
Färbung der Kleinhirnrinde erhalten, dass die tiefere (Körner-) Schicht
intensiver gefärbt war, als die oberflächliche (Molekular-) Schicht.
In diesem Falle ist der Einfluss des Chlornatriums gewissermassen
erwünscht.
Einen sehr bedeutenden Einfluss auf das Verhalten der Präpa¬
rate hat die Reaction der Fixirungsflüssigkeit. Ich habe mich über¬
zeugt, dass es nicht gelingt, eine befriedigende Aehseneylinder-
Färbung zu erzielen, wenn das Gehirn oder das Rückenmark in
ein?r sauer reagirenden Formaldehydlösung fixirt war.
Dass die härtende und fixirende Wirkung des Formaldehyds
von der Reaction der Lösung abhängig ist, hatte ich bereits früher
gemeinschaftlich mit dem damaligen Demonstrator und nunmehrigen
Assistenten Dr. Alfred Burzynski bemerkt. Wir haben nämlich
beobachtet, dass seit einer gewissen Zeit in Lösungen von Formol,
aus der Fabrik von Merck in Darmstadt, die Präparate und spe¬
ziell die Gehirne nicht so vollständig und nicht so rasch hart wur¬
den, wie vorher, und dass dieses Formol nicht jenen stark stehen¬
den Geruch hatte, wie sonst; es zeigte sich, dass dasselbe stark
sauer reagirte. Nachdem jedoch dieses Formol durch Zusatz einer
entsprechenden Menge von Kalilösung noutralisirt wurde, oder selbst
eine alkalische Reaction angenommen hatte, so bekamm dasselbe
einen ebenso stark stechenden Geruch und wirkte ebenso energisch,
wie das Formol, welches wir früher im Institute verwendet hatten. Seit
dieser Zeit hatten wir uns vorgenommen eine jede Flasche Formol
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vor dem Gebrauche mit Kalilauge zu neutralisiren. Ein solches neu-
traiisirtes Formol ist ohne Zweifel auch zur Fixirung Rückenmarkes
verwendet worden, von welchem es mir geglückt war am 28. Mai
1898 elective Achsencylinderfärbung mit carminsaurem Natron zu
bekommen.
Nachdem ich nun auch durch besondere Versuche mich über¬
zeugt hatte, dass es nicht gelingt diese Färbung zu erzielen, wenn
die Objecte in einer sauer reagirenden Lösung von Formaldehyd
fixirt worden sind, verwende ich zu diesem Zwecke eine 2% Lösung
von doppeltkohlensaurein Natrium, welche selbst nach Zusatz von
sauer reagirendem Formol neutral oder schwach alkalisch bleibt.
Das Formal in, welche von der Actienfabrik (vormals Sche¬
ring) geliefert wird, reagirt fast neutral, könnte also füglich auch
ohne Zusatz von doppeltkohlensauren Natrium verwendet werden *).
Nunmehr wollen wir jene verschiedenen Reagentien besprechen,
welche auf bereits fixirte Präparate einwirken können.
Es ist selbst der Einfluss des destillirten Wassers nicht gleich-
giltig. Ich habe bereits erwähnt, dass Präparate, welche in einer
Formaldehydlösung, zu welcher Chlornatrium zugesetzt wurde, fixirt
waren, behufs Achsencylinderfärbung vorerst in Wasser gut gewa¬
schen werden müssen. Stücke von Gehirn oder Rückenmark, welche
in Formaldehydlösungen fixirt sind, können wochen- und monate¬
lang in destillirtem Wasser aufbawahrt werden, worauf die aus
ihnen erhaltene Schnitte nach Imprägnirung mit Kupferacetat oder
Uraniumacetat sich ganz gut färben lassen. Anders verhält sich die
Sache, wenn die (am Gefriermikrotom) erhalten Schnitte in destii-
lirtes Wasser geworfen oder längere Zeit in solchem gelassen wer¬
den; alsdann werden diese Schnitte beim Färben fleckig, d. h. es
’) Nils Sj ob ring macht in seinem Aufsatze „Über das Formol
als Fixirungsfliissigkeit“ (Anatom. Anzeiger Bd. XVIII. Nr. 16. u. 17.
von 31. März 1900) darauf aufmerksam, dass Formol und Formal in
nicht in gleicher Weise auf die Gewebe einwirken. Sjöbring empfiehlt
zu histologischen Zwecken nur Formol aus der Fabrik zu Höchst.
Ich bin geneigt anzunehmen, dass die Ursache des von Nils Sjöbring
constatirten Unterschiedes in der Einwirkung des Formols und des For-
malins darin zu suchen ist, dass die Reaction der verschiedenen Fabri¬
kate nicht die gleiche ist. Nach meiner Erfahrung ist das Formaldehyd
in neutraler oder in alkalischer Lösung energischer wirksam, also zum
Fixiren brauchbarer, während Nils Sjöbring dem Formol den Vorzug
gibt. Es ist möglich, dass Formol aus der Fabrik zu Höchst, welchen
Nils Sjöbring verwendet hat, anders reagirte als Formol von Merck;
es ist auch möglich, dass Nils Sjöbring ein Formalin hatte, welches
sauer reagirte.
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tritt eine ungleichmäßige Wirkung der Beize und des Farbstoffes
ein, ähnlich wie unter dem Einflüsse von Spuren von Chlornatrium,
falls solche in den Schnitten noch zurückgeblieben sind, ln ähnli¬
cher Weise wirkt auch gewöhnliches Wasser (Wasserleitungswasser).
Unter den verschiedenen Salzen, mit welchen ich die mit
Kupforacetat oder Ilraniumacetat imprägnirten Schnitte behandelt
habe, zeigt Kaliumnitrat, einen eminenten Einfluss auf den nach-
herigen Färbungs- und Entfärbungs-Prozess und zwar einen für ge¬
wisse Zwecke höchst vorteilhaften Einfluss. Ich will nicht be¬
haupten, dass ich diese Einwirkung des Kalisalpeters bereits voll¬
ständig erschöpfend ermittelt habe, doch glaube ich, dass ich den¬
selben ziehmlich gut kenne. Das Kaliumnitrat erleichtert und be¬
schleunigt die Färbung besonders in der weissen Substanz, erschwert
aber und verzögert die Entfärbung besonders der Achsencylinder.
Es werden jedoch schliesslich auch die Achsencylinder entfärbt,
wenn mit Kupferacetat imprägnirte Schnitte in einer Lösung von
carminsaurem Natrium längere Zeit liegen lässt, auch wenn diese
Farbstofflösung 12% bis 15% Kaliumnitrat enthält. Werden jedoch
solche Schnitte, in denen die Achsencylinder gefärbt sind, aus der
Farbstofflösung in eine Lösung von Kaliumnitrat (2% oder mehr)
übertragen, so können sie in dieser Lösung selbst mehrere Tage ver¬
bleiben, ohne dass die Achsencylinder sich entfärben oder verblassen,
wogegen beim Auswaschen solcher Schnitte in schwächeren Lösun¬
gen von Kaliumnitrat oder in destillirtom Wasser, die Achsencylin¬
der nach und nach verblassen oder auch ganz sich entfärben.
Das Kaliumnitratt kann man in einer verschiedenen Weise
verwenden, und zwar, entweder die Schnitte noch vor der Imprä¬
gnation mit Kaliumnitratlösungen behandeln, oder nach der Imprägna¬
tion mit einer Lösung von Kaliumnitrat waschen, man kann ferner
Kaliumnitrat der Farbstofflösung zusetzen, in welcher die Schnitte
gefärbt und dann auch entfärbt werden, und schliesslich auch die
aus der Farbstofflösung herausgenommenen Schnitte in Lösungen
von Kaliumnitrat auswaschen.
Als praktische Ergebnisse meiner bisherigen Versuche und Er¬
fahrungen über die Färbung von mit Metallsalzen imprägnirten Prä¬
paraten der nervösen Centralorgane, kann ich folgende Verfahren
angeben.
I. Ausschliessliche Färbung der grauen Substanz
kann man erhalten, wenn man die Präparate mit Kupferacetat oder
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mit Uraniumacetat imprägnirt hat und dieselben in schwachen Lö¬
sungen von carminsaurem Natrium (0*1% bis 0*3%) färbt.*
Als das einfachste und verhältnissmässig am sichersten zum
erwünschten Ziele führende Verfahren kann ich folgendes empfehlen:
Das Rückenmark oder das Gehirn wird in einer 5% bis 10%
Lösung von Formaldehyd fixirt. Eine sauere Reaction der Fixirungs-
flüssigkeit bildet kein Ilinderniss, welches den gewünschten Erfolg
vereiteln könnte. Doch möchte ich empfehlen die Fixirung in einer
Lösung vorzunehmen, welche auf 100 Th. destillirtes Wasser 2 Th.
doppeltkohlensaures Natrium und 5 Th. Formaldehyd enthält. Nach
4 bis 10 Tagen kann man die Objecte schneiden und zwar entwe¬
der aus freier Hand oder mit einem Tauchmikrotom (z. B. von Gebr.
Fromme). Dünnere Schnitte habe ich mit dem Gefriermikrotom
verfertigt, wobei das Messer des Schlittenmikrotoms quergestellt
wird Für das Schneiden von Objecten, welche mit der soeben an¬
gegebenen Fixirungsflüssigkeit durchtränkt sind liegt das Tempera¬
turoptimum zwischen —10° C. und —15° C. Man kann die Tem¬
peratur des Objectes leicht kontrolliren, wenn man in die Trommel,
in welcher der Aether zerstäubt wird, die Kugel eines entsprechenden
Thermometers durch eine von den seitlichen Öffnungen der Trommel
eingeführt hat.
Die Schnitte dürfen nicht zu fein sein. Am zweckmässigsten ist
es Schnitte von 100 //. Dicke anzufertigen. Man kann jedoch auch
Schnitte färben, welche mehrere Milimeter dick sind und noch
dicker.
Beim Schneiden rollen sich die Schnitte dütenförmig ein. Die¬
selben werden im gefrorenen und eingerollten Zustande in dieselbe
Flüssigkeit geworfen, in welcher das betreffende Object fixirt war.
Nach Beendigung des Schneidens werden dieselben in destillirtes
Wasser übertragen, wo sie mehrere Minuten verbleiben, und dann in
eine Lösung eingelegt, welcho auf ICH) Th. destillirtes Wasser 1 Th.
Uraniumacetat und 1 Th. concentrirte Essigsäure enthält.
Nicht zu dicke Schnitte sind in dieser Flüssigkeit bereits nach
mehreren Minuten in einer ausreichenden Weise imprägnirt; sie
werden aus dieser Flüssigkeit direct (ohne Auswaschen in Wasser)
in eine Farbstofflösung eingelegt-, welche auf 100 Th. destillirtes
Wasser 0*25 Th. carminsäures Natrium enthält. Das Uraniumacetat,
mit welchem das Präparat noch imbibirt ist, erzeugt eine dunkle
wolkige Trübung in dor Carminlüsung, welche beim Hin- und ller-
schwenken des Schale sich bald löst, wobei die Carminlüsung eine
lebhaftere rothe Farbennüance annimmt.
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Gleich im ersten Augenblicke beginnt die graue Substanz sich
zu färben und erreicht binnen Secunden und höchstens einigen Mi¬
nuten eine höchst intensive Carminfärbung, während die weisse
Substanz noch immer ungefärbt bleibt. Man kann den Verlauf die¬
ser Reaction ganz genau verfolgen, wenn man die Schale, in welcher
dieselbe vorgenommen wird, hin und her schwenkt und den Schnitt
mit einer Nadel (oder einem dünn ausgezogenen und am abgebro¬
chenem spitzigen Ende leicht angeschmolzenen Glasstabe) so unter¬
stützt, dass derselbe am Boden der Schale nicht gleiten kann; bei
diesem Verfahren kann man also die Farbstofflösung nach Belieben
vom Schnitte abfliessen lassen oder denselben mit derselben über¬
schwemmen.
Wenn die Färbung der grauen Substanz bereits genug intensiv
ist, so wird der Schnitt aus der Farbstofflösung herausgeholt oder
dieselbe abgegossen und der Schnitt mit destillirtem Wasser ausge¬
waschen, dann in absolutem Alkohol entwässert, in Chloroform auf¬
gehellt und in Canadabalsam aufbewahrt.
Es kommt vor, dass bei diesem Verfahren auf der weissen Sub¬
stanz Flecke oder Striemen von rosenrother Farbe sich gebildet ha¬
ben, welche den brillanten Erfolg des Färbungsverfahrens verderben.
Ich bin zur Überzeugung gelangt, dass diese Flecke durch mechani¬
schen Schädlichkeiten erzeugt werden, welche auf die Schnitte ein¬
wirken, während dieselben vor der Imprägnation mit Uraniumacetat
in destillirtem Wasser liegen: die erwähnten Striemen kommen offen¬
bar von der Berührung und vom Drucke der Nadel, mit welcher die
Schnitte aus dem Wasser in die Uraniumacetatlösung übertragen
werden. Solange die Schnitte in der Fixirungsflüssigkeit liegen, oder
wenn dieselben mit der Uraniumacetatlösung imprägnirt (und in
Folge dessen gehärtet sind), scheint es, dass eine Berührung oder
ein aut dieselben ausgeübter leichter Druck auf den nachherigen
Färbungsprozess keinen Einfluss habe.
Wenn es gelungen war die Schnitte vor solchen leichten me¬
chanischen Schädlichkeiten zu bewahren, so ist der Effect dieser
sehr einfachen und leicht ausführbaren Färbungsverfahrens ein bril¬
lanter: die graue Substanz zeigt eine intensive carminrothe Färbung
und zwar mit verschiedenen Abstufungen in den verschiedenen
Arten derselben (am intensivsten färben sich die gelatinösen Sub¬
stanzen so wie der Nticleus dcntatus olivae und der Nucletts deniatus
cerebelli), während die weisse Substanz ganz farblos bleibt.
Ganz dasselbe Ergebniss erzielt man, wenn man anstatt car-
minsaures Natrium, eine (Ol"/ 0 ) Hämatoxylinlüsung ohne welche Zu-
Poln. Archiv, f. biol. u. roed. Wiisemch.
Archiv#* polon. d# scieno- biol. it midie. 6
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sätze in Anwendung bringt: hiebei färbt sich die graue Subtanz
violett und zwar wieder in verschiedenen Abstufungen.
In Präparaten, welche mit Hilfe des soeben be¬
schriebenen Verfahrens gefärbt wurden, tritt die
graue Substanz so prägnant und so scharf hervor, wie
man nur überhaupt sich vorstellen und wünschen
kann. Die betreffenden Präparate eignen sich vortrefflich zum Stu¬
dium der Vertheilung der grauen Substanz und verschiedener Modi-
ficationen derselben mit freiem Auge, so wie mit Hilfe der Loupe
und bei schwächeren Vergrösserungen des Mikroskopes. Nicht we¬
niger eignen sich derartige Präparate (besonders mit Carmin ge¬
färbte) zu photographischen Aufnahmen bei durchfallendem Lichte
und bei schwacher (bis zwanzigfacher) Vergrösserung). Zu diesen
Aufnahmen verwende ich ein Skioptikon (einen Apparat zur Ver¬
grösserung von Photographien). In dem für die zu vergrössemden
Negative bestimmten Rahmen wird das Präparat angebracht, wobei
man ein Negativ mit mehrmaliger Bildvergrösserung erhält. Von
solchen Negativen kann man wieder mehreremale vergrösserte Co-
pien auf Bromsilber-Papier (z. B. von Stolze) erhalten und diesel¬
ben selbst als Wandtafeln verwenden.
Zur mikroskopischen Untersuchung bei stärkeren Vergrösserun¬
gen sind jedoch die beschriebenen Präparate nicht gut geeignet, in¬
dem feinere Details der histologischen Struktur nicht hervortreten.
Die Färbung erscheint bei stärkeren Vergrösserungen diffus, flau und
nicht einmal so intensiv, als man auf Grund des Eindruckes, den
man bei der Betrachtung derselben mit freiem Auge hatte, erwarten
konnte. Nur die Gränzen zwischen der grauen und der weissen Sub¬
stanz treten scharf hervor; sonst sind die verschiedenen Bestand-
theile der grauen Substanz mehr oder weniger gleichförmig gefärbt,
und zwar ebenso die Neuroglia wie auch die Ganglienzellen und
ihre Dendriten. Die Färbung erstreckt sich übrigens nur auf die
beiden oberflächlichen Schichten der grauen Substanz, während be¬
sonders in dickeren Schnitten eine ungefärbte Mittelschicht nachzu¬
weisen ist; selbst die grösseren Ganglienzellen erscheinen nicht durch
und durch gefärbt, sondern bloss gleichsam auf ihrer Oberfläche wie
bemalt. Man erhält nämlich diese Präparate, d. h. eine ausschliessli¬
che Färbung der grauen Substanz nur dann, wenn man die Ein¬
wirkung der Farbstofflösung gleich Anfangs unterbricht, also in
einem Stadium, in welchem der Farbstoff (Uranium carminicum)
noch nicht Zeit gehabt hat in den oberflächlichsten Schichten der
grauen Substanz in der grösstmöglichsten Quantität sich abzuschei¬
den; auf die tieferen (inneren) der grauen Substanz könnte die Färb»
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stofflösung erst dann einwirken, wenn die oberflächlichen Schichten
den Farbstoff nicht mehr binden würden, d. h. mit demselben ge¬
sättigt wären; in diesem Stadium müsste bereits die Entfärbung der
oberflächlichen Schichten beginnen, aber indessen hätte auch die
weisse Substanz begonnen sich zu färben.
Man kjtnn mit Hilfe des beschriebenen Verfahrens auch Prä¬
parate (Schnitte von circa 100 /<. Dicke) erzielen, welche nur auf
der einen von ihren beiden Oberflächen gefärbt sind; man braucht
nur nach dem Abgiessen der Uraniumacetatlösung, wenn der Schnitt
dem Boden der Porzellanschale aufliegt, die Carminlösung nur der¬
artig eingiessen, dass sie nicht auf das Präparat überläuft, sondern
nur langsam an dessen Rand ankommt; alsdann schwimmt der
Schnitt auf der Oberfläche der Carminlösung, so dass dieselbe nur
auf seine untere Fläche einwirkt.
Will man an sehr dicken (z. B. ein Milimeter oder mehrere
Milimeter dicken) Schnitten die graue Substanz in der beschriebenen
Weise färben, so müssen dieselben längere Zeit in Wasser gewa¬
schen und hierauf eine entsprechend lange Zeit (mehrere Stunden
oder mehrere Tage) in der angesäuerten Uraniumacetatlösung ge¬
lassen werden.
II. Eine Färbung der grauen und der weissen Sub¬
stanz und zwar vorwiegend der Neuroglia habe ich in
sehr verschiedener Weise erhalten, z. B. wenn ich die Schnitte von
(in Formaldehydlösungen fixirtem) Gehirn oder Rückenmark, nach
ihrer Anfertigung mit dem Gefriermikrotome im gefrorenen Zustande
direkt in die Uraniumacetatlösung warf oder wenn ich dieselben vor
der Imprägnation mit IJraniumacetat mit Formaldehydlösung, mit einer
Lösung von Kaliumnitrat behandelte oder in einer Lösung von carmin-
saurem Natrium färbte, zu welcher Kaliumnitrat zugesetzt worden war.
An solchen Präparaten ist der Unterschied zwischen der grauen
und der weissen Substanz auch ziehmlich scharf markirt, da die
graue Substanz mehr weniger so gefärbt wird, wie an den sub I.
beschriebenen Präparaten, während in der weissen Substanz nur
die neurogliösen Septa und ihre netzförmigen Verzweigungen sich
färben. Mit Hilfe des Mikroskopes kann man sich überzeugen, dass
hier ziemlich deutlich die Spinnenzellen der Neuroglia sammt ihren
Ausläufern gefärbt sind, und zwar wieder nur an den Oberflächen
des Schnittes. Die Achsencylinder färben sich nicht, selbst wenn
der Schnitt ziehmlich lange in der Carminlösung gelassen wurde.
Ich hoffe, dass derartige und ähnliche Färbungen, welche bei
Anwendung des von mir entdeckten Prinzipes der Carminfärbung
erzielt werden können, zur Aufklärung des Baues der Neuroglia bei-
*
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tragen können, worüber ja die Ansichten divergireri (Ranvier und
Weigert auf der einen Seite und Golgi, A. v. Kölliker und A.
auf der anderen Seite).
IIL Eine intensive Carmin-Färbung der weissen
Substanz bei fast vollständiger Entfärbung der
grauen Substanz hatte ich oftmals und zwar wieder in ver¬
schiedener Weise erhalten, als ich verschiedene Versuche machte,
um eine ausschliessliche Achsencylinderfärbung zu erzielen. Unter
gewissen Umständen färben sich an Schnitten, welche mit Kupfer¬
acetat oder mit Uraniuraacetat imprägnirt sind, in der weissen Sub¬
stanz nicht nur die Achsencylinder, sondern auch die gesammten
Gewebsbestandtheile, welche die Zwischenräume zwischen den Ner¬
venfasern ausfüllen, und zwar so intensiv und dauerhaft, dass selbst
bei sehr lange andauernder Einwirkung von concentrirten ( 1 —27 0 )
Lösungen von carminsaurem Natrium, also wenn in der grauen
Substanz bereits eine fast vollständige Entfärbung eingetreten war
und auch in der weissen Substanz die Achsencylinder anfingen
sich zu entfärben, die Zwischensubstanz, welche die Lücken zwi¬
schen den Nervenfasern der weissen Substanz ausfüllt (also die
Neuroglia) ihre intensive Carminfärbung beharrlich beibehält.
Solche Präparate sind gleichsam Negative im Verhältnisse zu
denen, welche sub I. beschrieben wurden. Ich habe sie als „miss¬
lungene Ergebnisse der Färbung“ angesehen, besonders da
sie für mikroskopische Untersuchung sich nicht eignen; ich habe
mir also keine weitere Mühe gegeben, um die Bedingungen festzu¬
stellen, unter welchen eine derartige Färbung zustande kommt. Es
scheint, dass eine solche hartnäckig haftende Färbung in der Neuro¬
glia der weissen Substanz durch die Einwirkung von Kaliumnitrat
zustande komme, wenn die Schnitte mit seiner Lösung bereits vor
ihrer Imprägnation mit Kupfer- oder Uranium-Acetat durchtränkt
waren, und dann in einer Lösung von carminsaurem Natrium ge¬
färbt werden, welche 2 °/„ oder mehr Kaliumnitrat enthält.
IV. Ausschliessliche (elective) Carminfärbung der
Achsencylinder in der weissen und in der grauen Sub¬
stanz. Um eine solche Färbung zu erzielen, muss man vor Allem
zwei Bedingungen erfüllen: o) Das Rückenmark muss in einer For¬
maldehydlösung fixirt sein, welche nicht sauer reagirt, also z. B. in
einer Lösung, welche mit Natriumbicarbonat neutralisirt worden ist;
b) die Schnitte müssen mit einer Kupferacetatlösung imprägnirt sein,
welche keine Spur von freier Essigsäure enthält Ausserdem muss
zur Färbung und Entfärbung eine Lösung von carminsaurem Na¬
trium verwendet werden, welche Kaliumnitrat enthält, und schliess-
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lieh müssen die Schnitte in einer Lösung von Kaliumnitrat gewa¬
schen werden.
Vorläufig möchte ich behufs ausschliessliger Färbung von
Achsencylindern folgendes Verfahren empfehlen, welches ich vor¬
wiegend an Präparaten von Rückenmarke und von verlängertem
Marke ausprobirt habe.
Das herausgenommene frische Mark soll man nicht mit Wasser
abspülen, sondern direkt mit Blut in eine Fixirungsflüssigkeit ein-
legen, welche auf 100 Th. Wasser 5 Th. Forraaldehyd und 2 Th.
Natriumbicarbonat enthält *).
Nach 4—10 Tagen kann man Schnitte anfertigen; ein län¬
geres Belassen der Objecte in der Fixirungsflüssigkeit ist nicht nach¬
theilig, sondern im Gegentheile nützlich.
Die Schnitte, welche man mit dem Gefriermikrotom in der be¬
reits oben beschriebenen Weise anfertigt, müssen eine Dicke von
nur 20—30 /*., höchstens 40 (i. haben. Hiebei muss man höchst
sorgfältig darauf achten, dass ein jeder Schnitt in seiner ganzen
Ausdehnung eine möglichst gleichmässige Dicke habe, was nur in¬
nerhalb gewisser Temperaturgränzen gelingt (Temperatur¬
optimum).
Die Schnitte werden im gefrorenen Zustande vom Messer (mit
einem Pinsel) aufgenommen und in dieselbe Flüssigkeit geworfen,
in welcher das Object fixirt war, doch habe ich mich überzeugt,
dass auch in dieser Flüssigkeit die Schnitte nur sehr kurze Zeit
verbleiben können, sonst geht die Einwirkung des carminsauren Na¬
triums (Färbung und darauffolgende Entfärbung) in verschiedenen
Partien desselben, wenn auch noch so geichmässig dicken Schnittes
nicht gleichmässig und gleichzeitig vor sich; unter solchen Umstän¬
den ist es nicht möglich den erwünschten Erfolg in der ganzen
Ausdehnung des Präparates zu erzielen: wenn nämlich stellenweise
die Achsencylinder auf farblosen Grunde gerade am intensivsten ge¬
färbt sind, so findet man knapp daneben (auch innerhalb desselben
Stranges) die Achsencylinder bereits zum Theile entfärbt, während
wieder an anderen unmittelbar benachbarten Stellen, ausser den
Achsencylindern auch verschiedene andere Gewebsbestandtheile
’) Bei der Bereitung der Natriumcarbonatlösung (in destillirtem
Wasser) soll die Flüssigkeit nicht erwärmt werden, sonst zersetzt sich
das Bicarbonat theilweise and die Lösung bekommt eine alkalische Re-
action. In die neutral reagirende Lösung von Natriumbicarbonat wird so
viel Formol gegossen, als es nöthig ist um eine 5°/ 0 Formaldehydlösung
zn erhalten.
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(z. B. Spinnenzellen) noch gefärbt (also zu wenig entfärbt) sind. Mit
kurzen Worten: es erscheint das Präparat ungleichmässig gefärbt,
mithin fleckig.
Es ist mir nicht gelungen eine Flüssigkeit zu finden, in welcher
man die Schnitte vor der Imprägnation längere Zeit ohne Nachtheil
halten könnte. Destillirtes Wasser eignet sich hiefür ebenso wenig,
wie verschiedene Salzlösungen, welche ich zu diesem Zwecke ver¬
sucht habe, was jedoch am merkwürdigsten ist. und was ich am
wenigsten erwartet habe, ist der Umstand, dass die angefertigten
Schnitte nicht einmal in derselben Flüssigkeit, in welcher die Objecte
fixirt worden sind, durch längere Zeit ohne Nachtheil verbleiben
können.
Es zeigte sich, dass es auch nachtheilig ist, die soeben ange¬
fertigten Schnitte noch im gefrorenen Zustande in die Kupferacetat¬
lösung zu werfen. Es blieb mir also nichts anderes übrig, als jeden
einzelnen Schnitt im gefrorenen Zustande in die zur Fixirung des
Objectes gebrauchte Flüssigkeit hineinzuwerfen, und sobald sich der¬
selbe entfaltet hat, unverzüglich denselben in eine 1°/» Kupfer¬
acetatlösung zu übertragen.
In dieser Lösung sind die Schnitte bereits nach mehreren Mi¬
nuten hinreichend imprägnirt; sie können jedoch ohne Nachteil in
der Kupferacetatlösung stunden- und tagelang gelassen werden.
Aus dieser Lösung werden die Schnitte einzeln herausgenommen
und weiter behandelt. Man wascht einen Schnitt in einer Porzellan¬
schale mit einer 2% Lösung von Kalium nitricum, giest diese Flüs¬
sigkeit aus der Schale ab, so dass der Schnitt am Boden haften
bleibt und giesst hierauf auf denselben tropfenweise nur so viel
Farbstofflösung, welche auf 100 CC. destillirtes Wasser 1 gr. carmin-
saures Natrium und 2 gr. salpestersaures Kalium enthält, damit der
Schnitt von dieser Lösung gut umspült werde.
Fast alsogleich färbt sich der ganze Schnitt und zwar sowohl
die graue als auch die weisse Substanz; doch färbt sich die erstere
intensiver. Die weisse Substanz färbt sich nach und nach immer
stärker, so dass nach einer gewissen Zeit der Schnitt überall gleich-
mässig stark gefärbt erscheint. Es beginnt sodann die graue Sub¬
stanz abzublassen, wodurch der Unterschied zwischen den beiden
Substanzen wieder deutlich hervortritt; wenn nun auch die weisse
Substanz etwas von ihren intensiv rothen Farbe verloren hat, ist
es Zeit die Einwirkung der Carminlösung zu unterbrechen; diese
Lösung wird abgegossen oder mit einer Pipette weggenommen und
der Schnitt in einer 2 °/ 0 Lösung salpetersaurem Kalium gewaschen.
(Man kann in dieser Weise die Färbung beziehungsweise die Ent-
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färbung des Schnittes mehrere Male unterbrechen, denselben in 2*/«
Salpeterlösung waschen, und wenn nöthig, auf denselben wieder die
Farbstofflösung giessen, bis man das gewünschte Ergebniss der Re-
action erlangt hat).
Durch Übung lernt man übrigens aus dem Aussehen des Schnit¬
tes in der Carminlösung und in der Salpeterlösung zu beurtheilen,
ob das Optimum der Färbung der Achsencylinder bereits erreicht
ist; man wird also den Schnitt nicht zu lange in der Carminlösung
halten, welche später auch die Achsencylinder entfärbt.
Der ganze Prozess der Färbung und Entfärbung nimmt meh¬
rere Minuten oder auch mehr als eine Viertelstunde in Anspruch,
bis zum Zeitpunkte der für die Achsencylinder günstigsten Färbung.
Die Zeitdauer hängt übrigens von der Dicke des Schnittes ab, und
kann von vorneherein nicht bestimmt werden.
Dieses Verfahren der Achsencylinderfärbung ist mithin ziehm-
lieh einfach, jedenfalls viel einfacher, als das Verfahren nach Upson');
es ist nur eine gewisse Behutsamkeit beim Anfertigen der Schnitte,
so wie eine stette Aufmerksamkeit während der Einwirkung der
Lösung von carminsaurem Natrium und eine gewisse Erfahrung bei
der Beurtheilung, wann die Einwirkung dieser Lösung zu unterbre¬
chen ist, erforderlich.
In der 2®/ 0 Salpeterlösung sollen die Schnitte so lange bleiben,
als sie noch Farbstoff abgeben; es ist gut die Lösung einmal oder
zweimal zu wechseln; das Auswaschen dauert auch nicht länger,
als eine Viertelstunde.
Der so ausgewaschene Schnitt hat eine kirschrothe oder violett-
rothe Farbe, man legt ihn direkt in absoluten Alkohol, dann in
Chloroform, worauf er in Canadabalsam aufbewahrt wird.
Ich muss noch bemerken, dass erst der Tropfen von Canada¬
balsam, welcher den Schnitt auf dem Objectträger bedeckt und wel¬
chen ich an einer kleinen Gasflamme leicht erwärme, aus dem
Schnitte eine in Canadabalsam lösliche Kupferverbindung extrahirt,
welche den Canadabalsam mehr oder weniger intensiv blau färbt.
Es erscheint also erwünscht, den Canadabalsam zu wechseln: nach
dem Abkühlen wird auf das Präparat mit einer Pipette Chloroform
aufgetropft, welches das Canadabalsam löst, so dass man den Schnitt
mit einer Nadel aufheben, in einer Schale mit Chloroform auswaschen
und erst dann definitiv in frischen Canadabalsam montiren kann.
*) S. Mercier: Die Upson’ache Methoden der Achsencylinder- und
Zellen-Goldfärbung. Zeitschr. f. wiss. Mikroskopie, Bd. VH., 1890,
8. 474-479.
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Ich bin geneigt auszunehmen, dass Canadabalsam (und auch
Chloroform) das carminsaure Kupfer, welches im Präparate enthal¬
ten ist und die Färbung desselben bedingt, zersetzt und eine in
Canadabalsam lösliche Kupferverbindung bildet, während im Präpa¬
rate und zwar in den Achsencylindern Carminsäure zurückbleibt,
als ein in Canadabalsam unlöslicher Körper.
In den auf diese Weise hergestellten wohlgelungenen Präpara¬
ten zeigen sämmtliche Achsencylinder und zwar sowohl relativ
dicke afs auch die feinsten eine höchst gesättigte rothe Carmin-
färbung. Alle übrigen Gewebsbestandtheile (z. B. die auch die Zellen¬
kerne) sind entweder ganz farblos, oder wenn sie nicht vollständig
entfärbt worden sind, blass rosenroth. Am schwierigsten ist es, eine
vollständige Entfärbung in den gelatinösen Substanzen zu erzielen;
auch die Pyramiden behalten gewöhnlich einen rosenrothen Ton des
Gesammtgewebes bei intensiver Achsencylinderfärbung. Wenn man
die Carminlösung auf die Schnitte so lange einwirken lässt, dass
auch an diesen Stellen der rosenrothe Grundton verschwindet, so
bewirkt man gleichzeitig auch ein Abblassen von Achsencylindern
oder eine Entfärbung vieler von denselben.
Ich hoffe, dass noch weitere Versuche, welche ich beabsichtige,
den Erfolg haben werden, dass man leicht und sicher Präparate
erzielen wird können, in welchen auf vollkommen farblosem Hinter¬
gründe nur die Achsencylinder und zwar sämmtliche Achsencylinder
mit der höchsten Intensität von Carminfärbung hervortreten werden.
Auch bin ich überzeugt, dass diese einfache Achsencylinderfärbung
eine ausgedehnte Anwendung finden werde, da in dieser Weise die
Verbreitung und der Verlauf von Nervenfasern in den Centralorga¬
nen des Nervensysthems in einer viel klareren Weise zur Anschauung
gebracht werden, als bei der Anwendung der üblichen Markscheiden¬
färbungen, nach dem von Weigert angegebenen Prinzipe. Wenn
die Achsencylinder gefärbt sind, so sieht man jede einzelne Faser
ganz klar und distinkt, auch wenn man Bündel von zahlreichen
und dicht aneinanderliegenden Nervenfasern vor sich hat. Selbst
die feinsten Achsencylinder, wie sie sich in der weissen Substanz
des Kleinhirns vorfinden, oder in den Pyramiden zwischen den
dicken Achsencylindern vertheilt sind, treten bei dieser Achsencylin¬
derfärbung höchst deutlich hervor.
Schliesslich ist auch ein, allen Carminfärbungen gemeinschaftli¬
cher Vorzug dieses Verfahrens nicht zu unterschätzen, nämlich die
Dauerhaftigkeit der Färbung.
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Aas dem pharmakologischen Institute der k. k. Jaglellonlschen Universität In Krakau
unter Leitung von Prof. Dr. Josef Eazarski.
Ueber einen Apparat zur Messung des respiratorischen ßasvechsels bei Thieren
von
Privat Docent Dr. Ignaz Lemberger
Assistent des Institutes.
(Mit Tafel II.).
Zur Untersuchung des bei der Respiration stattfindenden Gas¬
austausches bedienen wir uns solcher Apparate, mit deren Hilfe wir
die Menge der ausgeathmeten Kohlensäure sowie des eingeathmeten
Sauerstoffes bestimmen können, aus welchen Zahlen wir dann den
sog. respiratorischen Quotienten berechnen. Kleinere derartige Apparate,
wie z. B. jene von Andral und Gavarret, Speck 1 ), Geppert
und Zuntz 1 ), sind doch noch complicirt und entsprechen den
Anforderungen nur unvollkommen, da sie das freie Athmen verhin¬
dern, indem die Versuchsperson, bei zugeklemmter Nase, nur auf
das Athmen durch den Mund beschränkt ist. Infolge dessen kann
auch das Athmen nur kurze Zeit ohne Ermüdung ertragen werden.
Von grossen Apparaten kennen wir zwei Systeme, nämlich von Pet-
tenkofer und von Regnau 11 und Reiset.
Beide Apparate sind nach ganz anderen Prinzipien gebaut.
Pettenkofer’s’) Apparat erfüllte nicht gänzlich die erweck¬
ten Hoffnungen. Wenn auch die Ventilation in diesem Apparate
nichts zu wünschen übrig lässt, so wird das Operiren mit so
grossen Mengen frischer Luft zur Fehlerquelle bei der Bestimmung
’) C. Speck: Untersuch, über den Sauerstoffverbrauch und CO,
Ausathmung des Menschen. — Schrift zur Beförderung d. ges&mmt. Natur¬
wissenschaft zu Marburg Bd. 10. 1871.
*) Ad. Magnus Levy: Pdl^arj Archiv, Bl. 55. S. 1. 1893.
*) Pettenkofer; Ann. d. Chemie uni Pharm , Sappl. Bl. 2. S 1.
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des ausgeathmeten Kohlendioxydes. Zweitens ist es nicht möglich
die Menge des verbrauchten Sauerstoffes in diesem Apparate zu
bestimmen, ein Umstand von sehr grosser Bedeutung. Ausserdem
ist Pettenkofer’s Apparat sehr complicirt, was zur Folge hat,
dass beim Experimentiren mit demselben eine sehr mühevolle Über¬
wachung desselben erforderlich ist. Schliesslich ist der Apparat
äusserst kostspielig und nur in sehr gut dotirten Instituten dessen
Anschaffung möglich ist.
Der Respirationsapparat vonRegnault und Reiset 1 ) beruht
auf ganz anderen Principien. Der Athmungsraum ist hier luftdicht
verschlossen; die gebildete Kohlensäure wird durch Kalilauge absor-
birt und auf diese Weise aus dem Raume beseitigt, dagegen wird
der notwendige Sauerstoff in reinem Zustande zugeführt und ge¬
messen.
In diesem Apparate können wir nicht nur die producirte
Kohlensäure bestimmen, sondern auch den verbrauchten Sauerstoff
und haben somit ein vollständiges Bild der Athmungsvorgänge im
lebenden Organismus.
Regnault’s Apparat wird natürlich auch nicht als ganz frei
von Mängeln angesehen; die wichtigsten Einwände sind zwei und
zwar:
Es wird eingewendet, dass wenn auch in den Athmungsraum
eine genügende Menge Sauerstoff eingeleitet wird, doch in demsel¬
ben unreine, giftige Luft sich bilde, welche die Versuchsthiere krank
mache. Wie bekannt wies auf diese Thatsache CI. Bernard hin
auf Grund diesbezüglicher Experimente. Die analytischen Untersuchun¬
gen Hoppe-Seyler’s 1 ), Herman’s und J. Forster’s*) waren
jedoch nicht im Stande die Existenz eines organischen Stoffes in
der ausgeathmeten Luft zu beweisen. In letzter Zeit beschäftigte
sich neuerdings mit diesem Thema E. Formänek*) und seine Ver¬
suche bewiesen Folgendes: In einem geschlossenen Raume, in wel¬
chem sich ein Thier befindet, können sich in gewissen Fällen giftige
Produkte ansammeln; die giftigen Bestandteile dieser Luft sind je¬
doch nicht in der ausgeathmenten Luft enthalten, sondern es sind
Ammoniumverbindungen, welche sich aus den Excrementen, Harn
J ) V. Regnault et J. Reiset: Recherches chimiques sur la re-
spiration des animaux des diverses classes. — Annal- de Chimie et de Phy-
sique, Ser. 3. Bd. 26.
*) Hermans u. Förster; w Arch. f. Hygiene, B. 1. S. 1. 1883.
*) Zeitschrift f. Physiolog. Chemie, Bd. 19. S. 577.
*) Em. Formänek: Ein Beitrag zur Frage der Giftigkeit der
Expirationsluft. — Wiener klin, Rundschau 1901 Nr. 9, 10, 11.
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und Koht bilden. Formänek bewies experimentell, dass die aus-
geathmete Luft allein, ausser Wasser und Kohlensäure keine Gift¬
stoffe enthält. Es ist nun einleuchtend, dass die in Bezug auf die
Giftigkeit der ausgeathmeten Luft gemachten Einwände, nicht stich¬
haltig sind. Sollte jedoch jemand trotzdem einer anderer Ansicht
sein und den älteren Angaben mehr glauben schencken oder auch
annehmen, dass in gewissen Fällen sich doch giftige Produkte im
Athmungsraume bilden können, so bleibt nun einmal das Eine sicher,
dass nach einem 24 stündlichen Respirationsversuche in jedem nach
dem Principe Regnault gebauten Apparate, die Versuchs-Thiere
den Apparat ganz gesund, munter und ohne allen Nachtheil ver¬
lassen, was die Versuche von Hoppe-Seyler und E. Laves, sowie
auch die in meinem Apparate durchgeführten, genügend bestätigen.
Der zweite Ein wand, welchen man dem Apparate von Regnault
machte, bezieht sich auf dessen Dichtigkeit. Man war nämlich der
Meinung, dass es unmöglich sei solche grosse Apparate luftdicht zu
machen. Da man bei einigen in diesem Apparate gemachten Expe¬
rimenten, wobei auch gleichzeitig der Stikstoffwechsel beachtet
wurde, zu hohe Mengen Stickstoff fand, so suchte man den Grund
dessen, in der Undichtigkeit des Apparates. Die Versuche von Leo
und Pflüger') zeigten, dass im Regnault’schen Apparate kein
gasförmiger Stickstoff, weder zur Ausscheidung kommt, noch auf¬
genommen wird. So wäre also auch dieser Einwand unrichtig und
sein Grund wäre in gewissen Fehlerquellen während des Versuches
zu suchen: erstens waren die Stickstoffbestimmungen der Nahrungs¬
mittel und Ausscheidungen nicht genug genau durchgeführt; zwei¬
tens berücksichtigte man nicht die Menge des Stickstoffes, welche
man mit dem Sauerstoffe in den Apparat zuführte.
Ich hatte auch Gelegenheit mich zu überzeugen, dass kein
Grund vorliegt an der Dichtigkeit des Apparates bei vollkommener
Construc.tion zu zweifeln, besonders da während und am Schlüsse
der Versuche der innere Druck immer um ein wenig grösser ist
als der äussere, so dass eine Diffusion des Stickstoffes von Aussen
in das Innere des Apparates nicht leicht möglich, wenn auch nicht
ganz ausgeschlossen ist.
Eine sehr zweckmässige Modification des Regnault’schen
Respirationsapparates veröffentlichte Hoppe-Seyler*). Der im
’) H. Leo und Pflüger: Pflügers Archiv, Bd. 26. S. 218.
') Hoppe-Seyler: Apparat zur Messung der respiratorischen
Aufnahme und Abgabe von Gasen an Menschen etc. — Zeitschrift f.
physiol. Chemie, Bd. XIX. S. 574.
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Strassburger physiologisch-chemischen Institute aufgestellte Respira¬
tionsapparat, zu Versuchen am gesunden und kranken Menschen
bestimmt, besteht aus einer luftdicht abschliessbaren länglichen Kam¬
mer von der Gestalt eines Dampfkessels, in welcher die Versuchs¬
person verweilt. Durch' 6—7 cm. weite Röhrenleitungen, welche
jederseits, d. h. am vorderen und hinteren Ende der Kammer oben
angebracht sind, wird Luft aus dem Raume abwechselnd in 4 grosse
mit starker Aetzkalilösung nicht ganz gefüllte Flaschen eingezogen,
welche in einem Schauckelapparate befestigt, durch einen Wasser¬
motor in der Weise bewegt werden, dass die Kalilange beim An¬
steigen der Flaschen der einen Seite, durch die verbindenden
Kautschukschläuche in die beiden Flaschen der anderen Seite ab-
fliesst, wobei Luft aus dem Athraungsraume an ihre Stelle einge¬
saugt wird, während auf der anderen Seite ein ebenso grosses Luft¬
volumen durch die gleichweite Röhrenleitung in dem Athmungs-
raume zurückgepresst wird, wo es nahe am Boden der Kammer
einströmt. Aus einem Gasometer, welcher Sauerstoff enthält, geht
durch ein enges Kupferrohr Sauerstoff, durch eine mit Aetzkalilö¬
sung gefüllte Waschflasche, zur Gasuhr und tritt dann in den Ath-
mungsraum ein. Der ganze nach aussen durch einen Rahmen ab-
schliessbaare Raum beträgt inclusive der Kaliflaschen 4943 Liter.
Der Aufenthaltsraum der Versuchsperson hat die Gestalt eines
liegenden Cylinders mit nach aussen convex gewölbten Endflächen.
Die Geschwindigkeit des Bewegungsapparates der Kaliflaschen kann
leicht regulirt werden und beträgt 4 bis 12 Kurbelumdrehungen in
der Minute. Bei 4-maliger Kurbelumdrehung in der Minute beträgt
die Ventilation im Apparate in der Stunde 3 8 cbm., d. h. die Luft
des Apparates wird in dieser Zeit einmal erneuert. Die Kaliflaschen
sind an ihrem unteren Halse mittels einer 7 cm. breiten dickwan¬
digen Kautschukröhre verbunden; die oberen Öffnungen der Flaschen
sind mit Kautschuk-Ventilen versehen.
Der Aufenthaltsraum hat noch seitlich angebrachte enge Röh¬
renansätze deren einer mit einem Manometer, der zweite mit
einem Quecksilber-Gasometer zur Entnahme von Proben der inne¬
ren Luft, verbunden wird. Um einer Diffusion des Stickstoffes in
den mit Sauerstoff gefüllten Gasometer vorzubeugen hat die Gasometer¬
glocke, sowie auch der Behälter für das Sperrwasser doppelte Wände.
Die mit diesem Apparate durch E. Laves 1 ) durchgeführten
Versuche beweisen, dass der respiratorische Stoffwechsel mit diesem
') E. Laves: Respirationsversuche am gesunden Menschen. —
Zeitschrift f. physiolog. Chemie, Bd. XIX S. 590.
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Ö3
Apparate recht wohl untersucht werden kann, indem die Versuchs¬
personen selbst 24 Stunden ohne Unterbrechung im Apparate zu¬
bringen können und dann denselben gesund und ohne irgend eine
Beschwerde gefühlt zu haben verlassen.
Von der technischen Seite muss noch hervorgehoben werden,
dass der ganze Apparat nicht zu complicirt ist und die Vorarbeiten
und Beobachtungen während des Versuches und nach Abschluss
desselben leicht und ohne Mühe ausgeführt werden können.
Als Schattenseite wäre hier die Kostspieligkeit des Apparates
anzuführen, so wie die leichte Abnützung gewisser Theile. Es ist
ja eine bekannte Thatsache, dass Kautschuk durch stete Berührung
mit Kalilauge leidet; in diesem Apparate ist diesen schädlichen
Einflüssen das Kautschuk-Rohr ausgesetzt und nicht minder kann
dasselbe Schicksal auch die Kautschukventile treffen; in Folge
dessen erleidet der Apparat eine verhältnissmässig schnelle Ab¬
nützung und die Reconstruirung desselben erheischt wieder grösse¬
ren Kostenaufwand.
Wir sahen also, dass auch H o p p e - S e y 1 e r’s Apparat, wenn
auch seine Leistungen vorzüglich sind, sehr kostspielig ist, so dass
die Anschaffung nur gut dotirten Instituten möglich ist. Wollte man
in unseren Instituten solch einen Apparat anschaffen, so müsste
man einige Jahresdotationen zusammensparen um in den glückli¬
chen Besitz dieses Apparates zu kommen.
Die Bedeutung der Respiratorischen Apparate ist aber doch
gross, da man ja noch viele Probleme über respiratorischen Gas¬
wechsel allein oder combinirt mit Stickstoffwechselversuchen zu lö¬
sen hat.
Aus diesem Grunde habe ich versucht mit Beibehaltung des
Regnault’schen Principes mit geringem Geldaufwande einen Re¬
spirationsapparat zu bauen, welcher, wenn er auch einfach ist, doch
präcise Resultate ergeben könnte. Da ich nicht ganz sicher war, ob
ich dieses Ziel erreichen werde und die geringsten unnützen Kosten
vermeiden wollte, so begnügte ich mich vorderhand mit der Aus¬
führung eines kleineren Apparates zu Versuchen mit grösseren
Thieren.
Der Apparat, welchen ich nun beschreiben will, ist aus drei
Theilen zusammengesetzt, nämlich aus dem Athmungsraume (I.),
aus den Aspiratoren (II ), welche zur Zuleitung von Sauerstoff und
7 , 1 )111 Messen seiner Menge dienen und aus dem Gasometer als
Sauerstoffbohälter (III.). Der Apparat ist, wie gesagt, nach dem
Principe von Regnault und Reiset ausgeführt und unterscheidet
sich von dem Regnault’schen Originalapparate und dem von
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Hoppe-Seyler beschriebenen durch die Art des Ventilations-
systemes.
Der Athmungsraum (ABCD), in welchem das Versuchs¬
thier in einem Käfige, sowie die Ventilations- und Absorptions¬
apparate unterbracht sind, ist ein 150 cm. langes, 100 cm. hohes
und 80 cm. breites, rechtwinkeliges, aus auf Miniumkitt verniete¬
ten Eisenleisten (T Eisen) verfertigtes Gestell, dessen Wände mit
Ausnahme des Bodens, mit luftdicht mittels Miniumkitt eingesetzten
Glasscheiben versehen sind. An drei Stellen des Gestelles sind statt
Glasscheiben 4 mm. starke Eisenplatten luftdicht eingesetzt. Der
Boden des Athmungsraumes ist aus 4 mm. dicken Eisenblech ver¬
fertigt. Die eine Breitseite ist offen, mit einem Rahmen aus Guss¬
eisen versehen und kann mit einem verglasten Eisenrahmen luft¬
dicht verschlossen werden, indem derselbe unter Verwendung einer
Kautschukdichtung angeschraubt wird Der Athmungsraum beträgt
ohne Apparate 1-2 cbm., nach Abzug des von den Apparaten einge¬
nommenen Raumes 1*1 cbm.
Dieser eiserne Behälter ruht auf Eisenfüssen mit Kautschuk-
uuterlagen, die den Zweck haben während des Versuches das Reso¬
nanzgeräusch. gänzlich aufzuheben.
Am Boden des Aufnahmsraumes ist in der Längsrichtung ein
Paar Eisenschienen (ab) befestigt, welche mittels entsprechenden
Verbindungsstücken ( b ) mit einem gleichen Schienen-Paare (bc),
welches in derselben Höhe ausserhalb des Athmungsraumes auf
Eisenfüssen befestigt ist, verbunden werden können, so dass diesel¬
ben ein Schienengeleise (abc) von über 3 Meter Länge bilden. Auf
diesen Schienen lassen sich zwei Bretter auf Rädern in den Ath¬
mungsraum hinein- und herausschieben. Auf dem grösseren Brette,
welches näher dem Eingänge des Raumes sich befindet, wird auf
Eisenfüssen ein eiserner Käfig ( E '), in welchem das Versuchsthier
unterbracht wird, aufgestellt. Auf dem kleineren Brette, welches bis
an das andere Ende des Raumes eingeschoben wird, ruhen mittels
Schrauben befestigt, der Aspirationsapparat (T) und ein gläserner
Absorptionsapparat (.46).
Einen Theil des Aspirationsapparates bildet ein Blechtrichter ( T ),
welcher bei einer Länge von 40 cm., von 30 cm. Durchmesser bis auf
7 cm. sich verjüngt. Dieser Blechtrichter liegt horizontal auf dem Brette
und umfasst mit seiner breiten Mündung, wenn das Brett ganz ein¬
geschoben wird, ein aus Eisen angefertigtes Windrad (H’) von
25 cm. Durchmesser. Die stählerne Achse des Windrades ruht in
einem genauen Mesinglager (L), welches die eiserne Seiten¬
wand des Raumes durchbricht und in derselben befestigt ist. Das
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ausserhalb des Athmungsrauraes herausragende Ende der Windrad¬
achse wird mittels einer Spiralkuppelung ( Sp ) mit einem auf Eisen¬
füssen ruhenden Elektromotor (EM) verbunden. Da unser Institut
schon im Besitze eines Elektromotors mit H. P. war, so habe
ich diesen benützt, obwohl zur Bewegung des Windrades auch ein
noch kleinerer ganz gut verwendet werden könnte.
Bringt man den Elektromotor in Bewegung, so aspirirt das
Windrad Luft aus dem verjüngten Ende des Blechkonus. Die Aspi¬
ration ist sehr bedeutend, worauf ich noch zu sprechen komme;
es lässt sich durch Einschaltung von Widerständen in den Strom
die Zahl der Umdrehungen des Elektromotors und gleichzeitig
auch die Aspiration reguliren. Da die Windradachse aus technischen
Gründen nicht luftdicht im Lager liegen kann, so ist das Lager
beiderseits von hohen an der Seitenwand dicht befestigten Eisen¬
pfannen (P, P,) umgeben, welche während des Versuches mit Mi¬
neralöl vollgefüllt werden. Das Mineralöl schliesst luftdicht die Wind¬
radachse und schmiert sie zugleich ein. Das verjüngte Ende des
Blechtrichters ist durch ein 7 cm. weites Blechrohr (R) mit dem
Absorptionsapparate verbunden.
Der Absorptionsapparat besteht aus Glas') und stellt ein
grosses U-förmiges Rohr vor. Dieser Apparat besteht aus zwei
Theilen. Der untere Theil (Äb t ) ist eine Art Woul ff'sehe Flasche
mit zwei oberen breiten konischen Öffnungen; ausserdem ist am
concaven Boden dieser Flasche ein enger Hals (S,) und seitlich
mehrweniger in der Mitte der Höhe ein zweiter Hals (.9,) einge¬
schmolzen. Der am concaven Boden befindliche Hals durchbricht
das Wagenbrett und ragt unterhalb desselben hervor. Dieser Hals
ist mit ein Kautschukstoppel fest verschlossen, durch dessen Boh¬
rung ein Glashahn hindurchgeht, dessen Röhre innerhalb der Flasche
dicht am Rande des Kautschukstoppeis endet. Dieser Glashahn soll
während des Versuches immer verschlossen sein. Der seitliche Hals (S,)
unserer Woulff'sehen Flasche ist auch mittels eines Kautschuk¬
stoppeis verschlossen, durch dessen Bohrung ein Glasrohr durchgeht,
welches innerhalb der Flasche so umgebogen ist, dass dessen Ende
bis an den Boden reicht. Das andere Ende dieser Röhre wird mittels
eines Kautschukschlauches mit einem Rohrstücke verbunden, wel-
') Der Absorptionsapparat wurde Dach meiner Zeichnung von der
Firma V. Zahradnik (Wien) in den Glashütten dieser Firma in Gaja
(Mähren) verfertigt. Es gereicht mir zum Vergnügen hier feststellen zu
können, dass dieser Apparat mit grösster Sorgfalt und zu meiner voll¬
kommener Zufriedenheit ausgefiihrt worden ist.
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ches in der Wand des Athmungsraumes befestigt ist und dieselbe
durchbricht. Das nach Aussen herausragende Ende desselben Rohr¬
stückes ist schliesslich wieder mit einem Kautschukschlauche ver¬
bunden, welchen man mit einem Schraubenquetschhahne schliessen
kann; in diesem Kautschukschlauch steckt an dessen anderem Ende
ein knieförmig gebogenes Rohr, dessen längerer Schenkel mittels
Stoppeis im Halse einer zweihalsigen Flasche (F t ) befestigt ist und
bis zu deren Boden reicht. Der zweite Hals dieser Flasche ist mit¬
tels eines Stoppeis mit einem Natronkalkrohre verschlossen.
In die zwei weiten konischen Öffnungen des unteren Theiles
des oben erwähnten Absorptionsapparates passen, gut eingeschliffen,
zwei vertical stehende, gläserne Röhren (A4,) von 10 cm. im in¬
neren Durchmesser und etwa 50 cm. Höhe. Beide sind bis etwa
35—40 cm. ihrer Höhe mit hohlen Kaliglaskugeln von 20 mm. Durch¬
messer gefüllt, deren herabfallen in den unteren Theil des Apparates,
durch ein verzinntes Eisendrahtnetz verhindert wird. Etwa 5—6 cm.
von oberen Rande der Röhren ist seitlich in jeder ein enger Hals (S 3 )
eingeschmolzen, durch welchen mittels eines Kautschukstoppeis ein
Glasrohr durchgeführt ist, welches bis in die Mitte jedes Rohres
hineinragt, rechtwinkelig umgebogen, kurz abgeschnitten und mit
einem kleinen Siebansatz aus Silberblech versehen ist. Das in dem
Athmungsraum reichende Rohrstück ist etwas nach oben gebogen
und mittelst je eines Kautschukschlauches mit je einem Rohrstücke
verbunden, welches in der oberen Wand des Athmungsraumes ein¬
gefügt ist und diese Wand durchbricht. Ausserhalb der Wand sind
die beiden Rohrenden mit einem T-Rohre verbunden, dessen vertica-
ler Schenkel schliesslich horizontal umbiegt, mit einem Glashahne (4 S )
verschon ist und in den Bodentubus einer grossen Tubusflasche (F,)
eingefügt ist.
Diese Tubusflasche hat etwa 10 Liter Inhalt und steht auf
einem Stative oberhalb des Athmungsraumes; diese Flasche hat zwei
Hälse: durch den Kautschukstoppel des einen führt eine Röhre, wel¬
che mit einem Natronkalkrohr verbunden ist; im zweiten Halse ist
mittelst eines Stoppeis ein Trichter befestigt, dessen Schenkel bis
beinahe zum Boden der Flasche reicht und in dessen Winkel ein
Glasstöpsel mit langer Handhabe eingeschliffen ist. Diese Flascho
dient zur Aufnahme der Aetzkalilösung.
Am oberen Rande jeder Absorptionsröhre ist schliesslich je eino
Metallhülse eingekittet, deren eine mit der vom Blechkonus führen¬
dem Blechröhre verbunden ist, die zweite aber mit einem Trichter-
ansatze in Verbindung steht, welcher bis zur oberen Wand des Ath¬
mungsraumes reicht.
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ö?
Die Handhabung und Wirkung des Aspirations- und Absorptions¬
apparates ist also die folgende: Durch Öffnen des Glashahnes der
Flasche (F a ) fliesst in beliebiger Menge die Kalilauge durch die sil¬
bernen Siebansätze und netzt die Glashohlkugeln; wird das Wind¬
rad ( W ) in Bewegung gesetzt, so aspirirt es Luft, welche durch
den ganzen Absorptionsapparat (^4i) streichen muss und dort in Be¬
rührung mit einer sehr grossen Oberfläche von Aetzkalilauge von
der ausgeathmeten Kohlensäure befreit wird — um schliesslich
kohlensäurefrei wieder in den Athmungsraum zu gelangen. Die
herabfliessende Kalilauge sammelt sich im unteren Theile des Ab¬
sorptionsapparates; steigt das Niveau derselben bis zum Kautschuk¬
stoppel des seitlichen Halses (S,), so kann man während des Versu¬
ches ausserhalb des Athmungsraumes durch Öffnen des Quetsch¬
hahnes die angesammelte Kalilauge ohne Bedenken in die unterhalb
des Apparates stehende Flasche (F t ) überführen. Von Zeit zu Zeit
giosst man wieder die in diese Flasche übergeführte Kalilauge in
die oberhalb des Athmungsapparates stehende Tubusflasche (F,) zu¬
rück. Es könnte jemand den Einwand machen, dass während des
Überführens der Lauge in die obere Flasche mittels des Trichters
Gelegenheit geboten ist, dass die Kalilauge C0 a aus der Luft absorbirt,
was eine Fehlerquelle abgeben kann. Wenn auch dieser Einwand
in theoretischer Hinsicht ganz begründet erscheint, so zeigten meine
Versuche, deren Resultate ich später anführen werde, dass in der
Praxis dieser theoretische Fehler keine Bedeutung hat. Es ist ja dies
schliesslich einleuchsend: die Oberfläche der Lauge, welche im Trichter
mit der Luft in Berührung kommt, ist sehr klein, die Zeit des Ein¬
füllens kurz und schliesslich der C0 a -Gehalt der Luft auch minimal.
Die Leistung des Windrades als Aspirator respective Ventilator
ist sehr gut; als einziger Nachtheil wäre anzuführen, dass er nur
einen geringen Druck (nämlich nur den einer 20 mm. hohen Wassersäule)
zu überwinden in Stande ist. Aus diesem Grunde musste der
Absorptionsapparat derart construirt werden, dass derselbo keinen
merklichen Widerstand leiste und frei von Wassersperrungen sei.
Die obige Anordnung des Absorptionsapparates (die Verwendung von
grossen Glaskugeln) entspricht vollkommen diesen Anforderungen und
nebstbei ist seine Absorptionskraft hoch, da die mit Kalilauge be¬
netzten Kugeln eine sehr grosse Absorptionsoberfläche bilden.
An den Seitenwänden des Athmungsapparates sind schliesslich
noch einige Verbindungen angebracht und zwar ist ein Dreiweg¬
hahn (ä,) befestigt, welcher zur Zuleitung des Sauerstoffes aus den
Aspiratoren in den Athmungsraum dient, ein Manometer befestigt,
welches den inneren Druck im Athmungsraume während des Versu-
Polo. Archiv f. biol. u. med. Wissen ich.
Archive* polon. d. tcieno. biol. «fc medic. 7
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Ö8
ches anzeigt und einige Glashähne, welche zur Entnahme von Luft-
Proben aus dem Athmungsraume dienen. Im Athmungsraume ist
auch ein Thermometer befestigt, welches die innere Temperatur
anzeigt und von aussen abgelesen wird.
Zur Einführung von Sauerstoff in den Athmungsraum, so wie
zur Messung dessen Menge dienen die Aspiratoren (II.). Diese
Aspiratoren bestehen aus zwei Flaschen mit Tubus am Boden ( As t
und As t ) von je 15 Liter Inhalt. Diese Flaschen sind in einem Ge¬
stell derart befestigt, dass man mittels einer Kurbel ( K ) abwechselnd
die eine Flasche heben, die zweite herablassen kann und um¬
gekehrt. Die Boden-Tubuse sind mittels einer Kautschukröhre mit
einander verbunden, in deren Mitte ein Glashahn (AJ eingefügt ist;
durch Schliessen dieses Hahnes kann man das Herabfliessen des
Wassers aus einer Flasche in die andere verhindern. Die oberen
Hälse der Aspiratorflaschen sind mit Kautschukstoppeln geschlos¬
sen, in deren Bohrung der verticale, mit einer Marke versehene
Theil einer T - Röhre (r) eingeführt ist. Die Seitenarme der
T-Röhre (r) stehen in Verbindung: der eine vermittelst eines T-Hah-
nes (AJ mit einem Blech-Gasometer (III.), der andere mit einer kreuz¬
förmigen Röhre (rj, von deren Armen der zweite mittels eines T-Hah-
nes (Aj) mit der Athmungsraume verbunden ist, der dritte mit einem
kleinen Quecksilbermanometer (m\ »?,), welcher jederzeit den Druck
anzeigt, und der vierte mit einen gewöhnlichen Glashahn (AJ, welcher
dazu dient, um Proben des Sauerstoffes zu entnehmen. Die Aspirato¬
ren werden derart mit Wasser gefüllt, dass wenn in der einen das
Wasser bis zur Marke der T-Röhre reicht, die zweite bis zur ande¬
rer Marke 13 Liter Gas (Sauerstoff) enthält. Wenn man mittelst der
Kurbel die mit Wasser gefüllte Flasche (AsJ hebt und die zweite
mit Sauerstoff gefüllte Flasche (.4sJ senkt, hierauf den T-Hahn (AJ
so stellt, dass die obere Flasche mit dem Gasometer in Verbindung
steht, ferner durch den T-Hahn (AJ die untere Flasche mit dem
Athmungsraume in Verbindung setzt, schliesslich noch den Hahn (AJ
öffnet, welcher die beiden Flaschen in Verbindung setzt, so fliesst
das Wasser aus der oberen Flasche in die untere. Dadurch wird in
die obere Flasche Sauerstoff aus dem Gasometer aspirirt, während
durch das in die untere Flasche fliessende Wasser der in derselben
enthaltene Sauerstoff verdrängt wird und in den Athmungsraum ge¬
langen muss. Wenn die untere Flasche mit Wasser bis zur Marke
sich gefüllt hat, wird der Verbindungshahn zwischen den beiden
Flaschen geschlossen und die Stellung der beiden Flaschen mittelst
der Kurbel gewechselt, d. h. es wird die mit Wasser gefüllte Fla¬
sche gehoben und die von Wasser entleerte gesenkt; dann werden
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die T-Hähne umgedreht, nämlich der zum Gasometer führende und
der, welcher die Aspiratoren mit dem Athmungsraume in Verbin¬
dung setzt und der Hahn zwischen den beiden Aspiratorflaschen
wieder geöffnet. In dieser Weise kann man fortwährend in den
Athmungsraum beliebige Sauerstoffmengen einführen und zugleich
den Aspirator mit frischem Sauerstoffe aus dem Gasometer füllen.
Die Menge des in den Athmungsraum eingeführten Sauerstoffes kann
man leicht bestimmen; es ist nämlich der Inhalt der Aspiratoren
bekannt; wenn man ferner den jeweiligen Stand der Manometer
und die Temperatur der Umgebung berücksichtigt, so kann man
die verbrauchte Sauerstoffmenge genau berechnen.
Die Aspiratoren vertreten bei meinem Respirationsapparate die
Stelle einer kostspieligen Gasuhr und erlauben eine exacte Messung
des in den Athmungsraum eingeführten Sauerstoffes (was man von
den Gasuhren bei kleinem Gasverbrauche nicht sagen kann).
Das Gasometer, welches als Sauerstoff-Behälter dient, ist
aus Zinkblech verfertigt und fasst 500 Liter.
Der Käfig, welcher zur Aufnahme des Thieres dient, hat
einen muldenförmigen Boden aus emaillirtem Eisenblech; von seinem
niedrigsten. Punkte führt eine Röhre, welche seitwärts den Käfig
durchbricht und von aussen mit einem Glashahne versehen ist Der
am Boden gesammelte Harn fliesst bei Öffnung des Hahnes in ein
untergestelltes Gefäss. Die Ränder dieses Bodens sind mit einer
tiefen Rinne versehen, in welche vier starke Glasscheiben wasser¬
dicht eingekittet sind; die seitlichen sich berührenden Ränder sind
am Käfige befestigt und die dadurch gebildeten Ecken gut verkittet.
Diese Glasscheiben bilden also mit dem emaillirten Boden ein etwa
35 cm. tiefes Gefäss und ein Verlusst des Harnes in Folge von Durch¬
sickern oder Verspritzen dnrch männliche Hunde ist gänzlich aus¬
geschlossen. Nun kommt in dieses Gefäss ein starkes, eisernes
emaillirtes Gitter und darauf schliesslich ein verzinntes Eisendrath¬
netz von 5 mm. Maschenweite. Auf dieses Drathnetz kommt das
Versuchsthier zu stehen. Um ein Zerbrechen der seitlichen Glas¬
scheiben zu verhindern, sind diese von innen mit einem Eisenstab-
geländer versehen. Durch diese Einrichtung des Käfiges ist ein Ver¬
mischen und Maceriren des Kothes mit Harn, solange der Koth gut
geformt und nicht breiig ist, gänzlich ausgeschlossen. Das verzinnte
Eisengitter, sowie der Boden, lassen sich leicht mittelst destillirten
Wassers nachspülen, so dass man nichts von den Harnbestandtheilen
verliert. Den Käfig kann man leicht reinigen mit Wasser waschen,
beziehungsweise behufs genauer Reinigung zerlegen.
*
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100
Der Ausführung eines Versuches müssen gewisse Vorarbeiten
vorausgehen.
Es muss der CO,- Gehalt der Kalilauge *) ermittelt werden, wel-
zum Experimente bestimmt ist. Zu diesem Zwecke verwende ich
den Apparat und die Methode von Laves, indem ich die Kohlen¬
säure ab wäge, welche aus der Kalilauge durch Einwirkung von
Schwefelsäure frei wird und in einer U-förmigen Röhre mit Soda¬
kalk aufgefangen wird. Nach der Bestimmung des CO,-Gehaltes
der Kalilauge wird dieselbe gemessen oder abgewogen. Das Abwä¬
gen erscheint bequemer und es wird hiebei ein längerer Contact
derselben mit der Luft vermieden, was bei der Messung nicht mö¬
glich ist. Die Flasche mit Kalilauge wird auf das Postument ober¬
halb des Athmungsapparates gestellt und der Ablaufhahn mit den
zum Absorptionsapparate führenden Kalilaugeleitungsröhren ver¬
bunden.
Das kleinere Brett mit dem Aspirationsconus und dem Absorp¬
tionsapparate wird in den Athmungsraum gänzlich eingeschoben-
und die vom Absorptionsapparate führenden, mit Siebansätzen ver
sehenen Röhrchen, mit denen, von der Kalilaugeflasche kommenden
verbunden. Den unteren Theil des Absorptionsapparates (das Sam-
melgefäss) nämlich dessen seitliche Abflussrohre (S,) wird mit der
zur (unterhalb des Apparates aufgestellten) Kalilaugesammelflasche
(F t ) leitenden und bis zu deren Boden reichendem Rohre verbunden,
wobei der ausserhalb des Apparates befindliche Hahn (<S t ) geschlos¬
sen sein muss.
Der im Gasometer enthaltene Sauerstoff wird durch Erwärmen
einer Mischung von reinem chlorsaurem Kali mit Braunstein erhalten
und durch eine Reihe von Waschflaschen mit Natronlauge geleitet.
Vor dem Versuche wird dessen Gehalt an reinem Sauerstoffe (0,)
bestimmt. Zu dieser Bestimmung verwende ich die Bürette von
Hempel und eine kugelige Pipette mit einer Lösung von Pyro-
gallussäure in Kalilauge. Es werden drei Bestimmungen gemacht
und bei der Berechnung der Ergebnisse des Versuches der Mittel¬
wert derselben in Rechnung gebracht.
Eine der Aspiratorenflasche wird in der oben beschriebenen
Weise mit Sauerstoff gefüllt, der Hahn (ä,), welcher die beiden
Flaschen in Verbindung setzt, geschlossen. Der T-IIahn (/»,) vom
Gasometer so gestellt, dass letzterer mit der Flasche, welche mit
Wasser gefüllt ist, in Verbindung stehe. Mit Hilfe der Kurbel wird
') Die Anwendung von Kalilauge ist insoferne angenehmer als von
Natronlauge, da erstere die Glasgefässe nicht so sehr angreift, wie letztere.
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101
jene Flasche herabgelassen, welche mit Sauerstoff gefüllt worden ist
und der Manometerstand bei geschlossenem Verbindungshahne dieser
Flasche abgelesen uni notirt, dann der zum Gasometer führende
Dreiweghahn (ä,) so gestellt, dass die emporgezogene, mit Wasser
gefüllte Aspiratorenflasche mit dem Gasometer verbunden sei.
Behufs Feststellung des C0 a -Gehalt mittelst der Pettenkof-
fer’schen Methode werden Luftproben aus dem Zimmer genommen.
An die Röhren mit Hahn am Athmungsapparate werden die Appa¬
rate und Gasometer zur Luftprobenentnahme angefügt. Es wird die
Temperatur innerhalb und ausserhalb des Zimmers, der Barometer¬
stand abgelesen, die psychroraetrische Differenz, behufs Berechnung
der Dampfspannung im Zimmer, ermittelt und alle diese Daten no¬
tirt. In die äussere das; Achsenlager des Windrades umgebende
Dichtungspfanne (P) wird Mineralöl gegossen. Nach diesen Vorbe¬
reitungen kann man zur Vornahme des Versuches schreiten.
Nun schiebt man den Käfig mit dem gewogenen Versuchs-
thiere in den Athmungsraum, schliesst letzteren schnell mit der
Seitenthüre luftdicht zu, notirt die Zeit. Den Abflusshahn der obe¬
ren Kalilaugeflasche (F a ) öffnet man derart, dass die Absorptions¬
kugeln im Apparate mit Kalilauge reichlich, doch nicht unnützer
Weise zu sehr benetzt werden und setzt das Windrad in Bewegung.
Dann öffnet man den, am Athmungsapparate befestigten, zu den
Aspiratorenflaschen führenden Dreiweghahn (h 3 ) derart, dass der
Athmungsraum mit der mit Sauerstoff gefüllten Aspiratorenflasche
verbunden ist, — nun öffnet man auch den Verbindungshahn der
beiden Aspiratorenflaschen (ä,), so dass der Sauerstoff in entspre¬
chender Menge in den Athmungsraum gelangt.
Während des Versuches haben wir zu überwachen:
1) dass die Dichtungspfannen immer mit Öl gefüllt sind;
2) dass die im Sammelgefässe (. Ab 2 ) des Absorptionsapparates
angesammelte Kalilauge rechtzeitig in die untere Kalilaugeflasche (F t )
abgelassen werde und nach Bedarf aus der letzteren in die oberhalb
des Respirationsapparates befindliche Kalilaugeflasche (F t ) vorsich¬
tig nach Öffnung des Trichters zurückgegossen werde;
3) dass das aus der oberen Aspiratorenflasche in die untere
(Sauerstoff enthaltende) Flasche herabfliessende Wasser nur bis zur
schon erwähnten Marke gelange. Ist dies geschehen, so schliesst man
den Verbindungshahn (ä,), verändert entsprechend die Lage der
Aspiratorenflaschen, liest das Manometer ab und dreht auch die
zwei Dreiweghähne (A a und ä 3 ) entsprechend um, so zwar, dass im¬
mer wieder die mit Sauerstoff neu angefüllte Flasche mit dem
Athmungsraume, die zweite mit Wasser gefüllte, mit dem Sauerstoff-
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102
gasometer verbunden ist. Bei diesen Verrichtungen braucht man
sich nicht zu beeilen, den eine jede kann neben der anderen ganz
bequem ausgeführt werden.
Der Vorgang des Versuches muss immer überwacht werden;
aber diese Überwachung ist sehr leicht von einer Person durch¬
führbar, wobei diese Person noch immer Zeit genug hat, um die
Analysen der Kalilauge, der Luftproben und s. w. durchführen zu
können.
Beim Schlüsse des Versuches werden notirt: der Barometerstand,
die Zimmer-, die Aussen- und die Temperatur im Athmungsraume;
der Manometer-Druck im Athmungsraume und die Zeit.
Es werden nun Luftproben genommen, die Sauerstoffzufuhr ab¬
geschnitten, das Windrad eingestellt, der Abflusshahn der Kalilauge-
flasche (Ä s ) ges chlossen, der Athmungsraum geöffnet, das Thier ge¬
wogen.
Nach Beendigung des Versuches werden die Verbrennungs¬
produkte bestimmt. Es wird die ganze Menge Kalilauge, welche sich
im Sammelgefässe (Ai,) des Absorptionsapparates gesammelt hat, in
die Kaliflasche ( F t ) herabgelassen; alle Röhrenleitungen, durch wel¬
che die Lauge floss und der Absorptionsapparat mit möglichst kleinen
Mengen ausgekochten destillirten Wassers wiederholt nachgespült und
die Spülflüssigkeit in die Kalilaugeflasche (F t ) gegossen. Die Kali¬
laugeflasche wird nun gut gemischt und abgewogen.
Jetzt müssen wieder einige Analysen durchgeführt werden und
zwar wird in der Kalilauge der CO,-Gehalt in den aus dem Ath¬
mungsraume entnommenen Luftproben der CO,- und 0,-Gehalt er¬
mittelt. Schliesslich bleibt die Berechnung der Versuchsresultate aus
den Beobachtungs- und Analysen-Daten übrig.
Der Zweck meiner ersten Versuchsreihen mit dem beschriebenen
Respirationsapparate war, seine Dichtigkeit sowie seine Ventilations¬
kraft zu controlliren, respective zu bestimmen. Die Dichtigkeit con-
trollirte ich auf diese Weise, dass aus dem gut geschlossenen Athmungs¬
raume Luft in solcher Menge herauspumpt wurde, dass ein negativer
Druck im Apparate von circa 5 cm. Wassersäule entstand. Diese
Druckdifferenz erhielt sich lange Zeit unverändert. Dann wurde
wieder umgekehrt so viel Kohlensäure in den Apparat eingeleitet,
dass das, Manometer einen positiven Druck von circa 5 cm.
Wassersäule zeigte, welcher ebenfalls lange Zeit constant blieb.
Die Ventilationsgrösse wurde in folgender Weise ermittelt. An
dem freiem verticalen Glasschenkel (Ai,) des Absorptionsapparates
wurde ein 10 cm. breites Blechrohr angefügt, dessen Ende knieför¬
mig gebogen war und bis beinahe an den Boden eines circa 150
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103
Liter fassenden Gefässes reichte; am Ende dieses Rohres wurde
noch der trichterförmige Aufsatz des Absorptionsapparates angefügt.
Das Gefäss wurde nun mit gasförmiger Kohlensäure gefüllt und die
Niveauhöhe derselben mittelst einer kleinen Kerzenflarame ermittelt
und notirt. Dann wurde das Windrad in Bewegung gesetzt auf die¬
selbe Weise wie früher den Niveaustand der Kohlensäurefläche nach
Verlauf einer bestimmten Zahl von Secunden ermittelt und die Höhe
der Kohlensäureoberfläche notirt. Aus einer grösseren Reihe von
derartigen Versuchen nahm ich dann die am meisten übereinstim¬
menden Zahlen und berechnete aus deren Mittel die Ventilationsgrösse.
Diese Versuche ergaben, dass bei vollem Laufe des Windrades also
ohne Einschaltung eines Stromwiderstandes, dasselbe durch den
Absorptionsapparat (bei Wasser bene tzung der Absorptionskugeln)
im 28 Secunden 1533 Liter Kohlensäuregas aspirirt, also in einer
Minute 328-5 Liter und per Stunde 19-71 cbm.
Berücksichtigen wir nun noch die Dichte der Kohlensäure in
Bezug auf Luft = 1-5193, so können wir die Menge der in einer
Zeiteinheit aspirirten Luft berechnen:
x
28
vTüIsrä
= 22-713
wo x der Zeit in Secunden entspricht, welche nothwendig
ist um 153-3 Liter Luft zu aspiriren.
Die Aspirationsgrösse des Windrades bei vollem Laufe beträgt
also auf Luft berechnet, in 22 7 Secunden 153 3 Liter, oder in der Mi¬
nute 405 Liter und in der Stunde 24-3 cbm. Luft. Da aber der
Athmungsraum des beschriebenen Respirationsapparates 12 m 3 . (ohne
Apparate) beträgt, so berechnet sich die Ventilationsgrösse auf die
Zahl 20, d. h. dass die Luft im Athmungsraume 20-mal per Stunde
aufgefrischt wird, respective den Absorptionsapparat passiren muss.
Wir sehen daraus, dass die Ventilation enorm gross ist und
bei einem Respirations-Versuche durch Einschalten von Strom-
Widerständen vermindert werden muss. Natürlich könnte man eine
Ventilationsverminderung auch durch Anwendung eines kleineren Wind¬
rades und Aspirationskonus erzielen.
Die bisherigen Vorversuche zeigen also, dass die Dichtigkeit,
sowie die Ventilationsgrösse nichts zu wünschen übrig lassen.
Bei den weiteren Versuchen verbrannte ich im Respirations¬
apparate einen Körper von bekannter Zusammensetzung. Diese Ver¬
suche bezweckten die Brauchbarkeit des Apparates für Untersu¬
chungen de3 Athmungsprozesses zu erproben,sowie die Ergebnisse der
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04
Vorversuche zu kontrolliren. Die Resultate eines dieser Controlver¬
suche führe ich an:
Es wurde ein Stück Kerze verbrannt. Die Elementaranalyse
ergab:
Kohlenstoff 7617%
Wasserstoff 12-83%
Sauerstoff 1100%.
Gewicht der Kerze vor den Versuche 40-567 grm.
„ „ „ nach dom Versuche 19-212 „
Das Gewicht der verbrannten Kerze 21-355 grm.
Anfang des Versuches: 3 h. 05 m., Ende: 5 h. 10 ra. = Dauer:
2 h. 5 m.
Barometerdruck zu Anfang und am Ende: 745 mm. Hg., Temp.:
-|-15® C. = reducirter Barometerdruck: 7431 mm. Hg. bei 0® C.
Die Temperatur im Apparate zu Anfang: -p 15® C., Dampfspan¬
nung: +12-7 mm. Hg.
Die Temperatur im Apparate zu Ende: -f- 20® C., Dampfspan¬
nung: -j-18 3 mm. Hg.
Der Manometerdruck im Apparate gegen Ende = +35 mm.
HjO = 2*6 mm. Hg.
Das Gewicht der Kalilauge am Anfang: 10250 grm., zu Ende:
11120 grm.
Die Menge des eingeführten Sauerstoffes = 25 83 Liter mit
901% 0,-Gehalt.
Der 0,-Gehalt der Luft im Apparate am Schluss: 19'52%.
Die Bestimmung der Kohlensäure:
1. In der Kalilauge:
am Schlüsse: 11120 grm. Kalilauge mit 0-7778%
CO, -Gehalt.= 86488 grm. CO,
zu Beginn: 10250 grm. Kalilauge mit 0-2456%
CO,-Gehalt. = 35424 „
Zunahme . 51-064 grm. CO,
2. In der Luft des Athmungsraumes:
am Schlüsse: 1100 Liter Luft mit 4 523 cm 3 . C0, = 4-975 Liter C0,
zu Beginn: 1100 ,. „ „ 0'56 „ „ = 0616 „ „
Zunahme 4359 Liter C0,
entsprechend 8-566 grm. C0,-
Gesammtproduktion der Kohlensäure: 59-63 grm.
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105
Bestimmung des Sauerstoffes:
1. In der Luft des Atb mungsraum es:
zu Beginn:
/ 20-9 X 0 006 \
1100 (743-1 - 12 7) (20-9 - —-J _
760 (1 + 0-003666 . 15) 100
am Schlüsse:
1100 (7431 -18-3) . 19-52
760 (1 + 0-003665 . 20) 100
Abnahme
209’29 Liter 0,
= 186-49
22 80 Liter 0,.
2. In dem zugeleiteten Sauerstoffe:
= 21-20 Liter 0,
25-83 . 901 (743 1 — 12 7)
760 (1 + 0 003665 . 15) 100
Gesammtverbrauch = 44-00 Liter 0,
entsprechend 62-88 grm. 0,.
Gefunden:
CO,-Production 5963 grm.
0,- Verbrauch 62-88 „
Berechnet:
59656 grm.
62-946 „
Aus obigen Versuche sehen wir also, dass die Resultate über¬
einstimmend sind.
Nun machte ich noch Controlversuche mit Thieren. Es wurde
ein Hund verwendet, der körperlich ganz gesund war und vor dem
Versuche eine gewisse Zeit bis zur Constanz des Körpergewichtes
gefüttert wurde.
Ich lasse nun die Resultate dieser Versuche folgen:
Erster Versucli.
Anfang des Versuches: 11 h. 15 m., Schluss: 4 h. 45 m., Dauer:
5 Stunden 30 Minuten.
Körpergewicht des Hundes zu Beginn . 9620 Kg.
„ „ „ am Schlüsse . 9150 „
Gewichts-Verlust . 0-470 Kg.
Barometerstand zu Beginn: 736 mm. Hg., Temp. +9® C., re-
ducirter Barometerstand: 734 8 mm. Hg. bei 0® C.
Barometerstand am Schlüsse: 731 mm. Hg., Temp. -f 8 5® C.,
reducirter Barometerstand: 73Ö - 0 mm. Hg. bei 0® C.
Zimmertemperatur zu Beginn und am Schlüsse: -f-14 5® C.
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106
Psychrometrische Differenz: 4 # = 71 mm. Hg. Dampfspannung.
Temperatur im Athraungsraume zu Beginn: +14'5° C., am
Schlüsse: + 180* C.
Manometerdruck im Athmungsraume am Schluss3: —17 mm.
H,0 = 1-25 mm. Hg.
Gewicht der Kalilauge zu Beginn: 11303 grm. mit 0-5881% CO,;
am Schlüsse: 11933 grm. mit 1-3004% CO,.
Die Menge des eingeführten Sauerstoffes:
26 Liter unter atmosphärischem Drucke mit 89-35 # / 0 0,-Gehalt
13 „ „2 mm. Hg. negativen Drucke „ 89-35"/, „
13 , „ 1 „ „ „ „ „ 89-35%
13 „ i> 1 » » » » - 47'78%
1. Kohlensäurebestimmungen.
«) In der Kalilauge:
am Schlüsse: 11933 grm. Kalilauge mit 1-3001%
CO,- Gehalt. 155177 grm. C0,
zu Beginn: 11303 grm. Kalilauge mit 05881%
CO,-Gehalt ...... 66-474 w „
Zunahme . 88-704 grm. CO,
entsprechend 45-14 Liter C0,.
6) In der Luft des Athmungsraumes:
am Schlüsse : 1106 Liter Luft mit 4 809 cm*. CO, 5-319 Liter CO,
zu Beginn: 1106 „ „ „ 066 „ „ Q-730 , „
Zunahme 4-589 Liter CO,
Gesammtproduction der Kohlensäure in 5 Stunden 30 Minuten:
49729 Liter, in 24 Stunden: 217-0 Liter C0,.
2. Sauerstoffbestimmungen.
a) ln der Luft des Athmungsraumes:
zu Beginn:
/ 20-9 . 0 066 \
1106 (734 - 7-1) (20-9 - -—-J _
760 (1 + 0 003665 . 14 5) . 100
209-85 Liter CO,
am Schlüsse
1106 (734 - 15 3) . 20 57
760 (1 + 0 003665 . 18 0) . 100
Abnahme
. = 19961 ,
. = 10-24 Liter CO,.
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10 7
6) In dem zugeleiteten Sauerstoffgase:
«)
26 X 8935 X _ (734'8 J j' 3 ) _ _ 20 . Q41 Liter Q
760 (1 + 0 003665 X14 5) X 100 *
ß)
13 X 89 35 X (732-8 - 12 3)
760 (l + 0-003665 X 14 5) X 100
= 10-700
n
13 X 89-35 X (739 - 1 2 3) _ 1(>400
760 (1 + 0-003665 X 14-5) X 100 ” ”
. 13 X 47-78 X (730 - 12 3) _ ß ^
760 (1 + 0 003665 X 14 5) X 100 _ ” ”
Zusammen 47 741 Liter 0,.
Gesammtverbrauch in 5 Stunden 30 Minuten: 57 981 Liter Oj,
in 24 Stunden: 253-0 Liter Sauerstoff.
Bei mittlerem Körpergewichte ergeben sich pro Kilogramm Kör¬
pergewicht und Minute:
CO,
O,
49-729 X 1000
9-435 X 330
57-985 X 1000
9 435 X 330
Respirations Quotient =
= 15-97 cm 1 . CO,
= 18-62 cm 1 . 0,
217 = _15*7_ = 0.857.
253 18-62
Zweiter "Versuch.
Derselbe Hund.
Anfang des Versuches: 2 h. 30 m., Schluss: 6 h. 35 m., Dauer:
4 Stunden 05 Minuten.
Körpergewicht des Hundes zu Beginn . 945 Kilo
j» „ „ am Schlüsse . 910 B
Gewichts-Abnahme . 0-53 Kilo
Barometerstand zu Beginn und am Schlüsse: 742 mm. Hg.,
Temp.: -(-15° C. (am Schlüsse Temp.: +16° C.), reducirter Baro¬
meterstand: 740 mm. Hg. bei 0® C.
Zimmertemperatur zu Beginn und am Schlüsse: +17° C.
Psychometrische Differenz = 3®, entsprechend 11-3 mm. Hg.
Dampfspannung.
Die Temperatur im Apparate zu Beginn: -f-17° C., am Schlüsse:
+ 20® C.
Manometerdruck im Apparate am Schlüsse: + 10 mm
H,0 = 0-74 mm. Hg.
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108
Gewicht der Kalilauge zu Beginn: 11350 grm. mit 1-2352°/, CO,;
am Schluss: 11970 grm. mit 1-7162% CO,.
Menge des zugeleiteten Sauerstoffgases:
26 Liter unter 2 0 mm. Hg. Manometerdruck mit 90-3 % 0,- Gehalt
26 „ „ atmosphärischem Druck „ 90-3% „
Der Sauerstoffgehalt der Luft im Apparate zu Beginn: 20% O t ,
am Schluss: 20-93% 0,.
1. Kohlensäurebestimmungen.
a) In der Kalilauge:
am Schlüsse: 11970 grm. Kalilauge mit 1-7162%
CO,-Gehalt.= 205429 grm. CO,
zu Beginn: 11350 grm. Kalilauge mit 1-2352%
CO,-Gehalt. = 140195 ,
Zunahme . 65 234 grm. CO,
entsprechend 33-195 Liter CO,.
b) In der Luft des Athmungsraumes:
am Schlüsse: 1106 Liter Luft mit 3-821 cm 3 . = 4126 Liter CO,,
zu Beginn: 1106 „ . „ 056 „ = 0619 „ „
Zunahme 3.607 Liter CO,
Gesammtproduction der Kohlensäure in 4 Stunden 0 - 5 Minuten:
36-802 Liter, in 24 Stunden: 2163 Liter CO,.
2. Sauerstoffbestimmungen.
a) In der Luft des Athmungsraumes:
zu Beginn:
>8 X 0-056N
1106 (740 - 11-3J ^208 - —- * 0 ° ^ _
760 (1 + 0 003666 X 17) X lÖÖ
am Schlüsse:
1106 (740-7 - 17-4) X 20 93
206-974 Liter O,
766 (1 + 0 003665 X 20 0) X 100
Abnahme
= 205-244
1-730 Liter O,.
b) Im zugeleiteten Sauerstoffgase:
26 X 90 3 X (738 - 14-4)
a > 760 (1 + 0 003665 X 17) X 100
26 X 90-3 X (740 - 14-4)
760 (1 + 0 003665 X 17) X 100
Summe des zugeleiteten Sauerstoffes
= 21043 Liter O t
= 21101
V V
42.144 Liter, .0
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109
Gesammtverbrauch an Sauerstoff in 4 Stunden 05 Minuten:
43874 Liter, in 24 Stunden: 252 Litre 0,.
Bei mittlerem Körpergewichte ergeben sich pro Kilogramm Kör¬
pergewicht und Minute: 1619 cm’. CO, und 1931 cm*. 0,.
Respirations-Quotient = = — - = 0-8583.
r 252 19-31
Dritter 'Versuch.
Derselbe Hund.
Anfang des Versuches: 3 h. 0 m., Schluss: 7 h. 25 m., Dauer:
4 Stunden 25 Minuten.
Körpergewicht des Hundes zu Beginn 9670 Kilogramm
, „ n am Schlüss e 9-270 „
Verlust 0400 Kilogramm.
Der Barometerstand zu Beginn und am Schlüsse: 743 mm. Hg.
bei +17° C. = 741-2 bei 0° C.
Zimmertemperatur zu Beginn und am Schlüsse: -|-17-5 0 C.
Psychometrische Differenz: 2-5° — 10 2 mm. Hg. Dampfspannung.
Temperatur im Apparate zu Beginn: +17‘5° C., am Schlüsse:
-1-200* C.
Manometerdruck im Athmungsraume am Schlüsse: +12 mm.
H,0 = 0-88 mm. Hg.
Gewicht der Kalilauge zu Beginn: 11150 grm. mit 08231*/„
CO,-Gehalt, am Schlüsse: 11810 grm. mit 1-3939% CO,-Gehalt.
Menge des zugeleiteten Sauerstoffgases; 52 Liter bei —20 mm.
Hg. mit 93-5% 0,-Gehalt.
0,-Gehalt der Luft im Apparate zu Beginn: 2003% 0,, am
Schlüsse: 2005*/„ 0,.
1. Kohlensäurebestimmungen.
o) In der Kalilauge:
am Schlüsse: 11810 grm. Kalilauge mit 1-3939°/ 0
CO,-Gehalt.= 164-617 grm. CO,
zu Beginn: 11150 grm. Kalilauge mit 0-8231 °/ 0
CO,- Gehalt 91-775 , »
Zunahme . 72-842 grm. CO,
entsprechend 37066 Liter CO,.
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110
b) In der Luft des Athmungsraumes:
am Schlüsse: 1106 Liter Luft mit 3-321° cm*. CO, = 3-673 Liter CO,
zu Beginn: 1106 „ „ „ 056 „ „ = Q-619 , „
Zunahme 3-054 Liter CO,.
Gesammtproductiou an Kohlensäure in 4 Stunden 25 Minuten:
40-12 Liter, in 24 Stunden: 218 Liter CO,.
2. Sauerstoffbestimmungen.
a ) In der Luft des Athmungßraumes:
zu Beginn:
/ 20-93 — 0-056\
1106 (741-2-10-2) (20-93 - —— -J _ ^
__ 100 ^
760 (1 + 0 003665 X 17 6) X 100
am Schlüsse:
1106 (742 - 17-4) x 20-95
760 (1 4 0-003665 X 20) X 100
Abnahme
213-65 Liter O,
. = 211-593
2-057 Liter O,.
b ) Im zugeleiteten Sauerstoffgase:
52 X 93-5 X (741-2 - 14 8) = Liter q
760 (1 + 0-003665 X 17-6) X 100
Gesammtverbrauch an Sauerstoff in 4 Stunden 25 Minuten:
46-67 Liter, in 24 Stunden: 2536 Liter 0,.
Bei mittlerem Körpergewichte pro Kilogramm Körpergewicht
und Minute ergeben sich: 15987 cm*. CO, und 18597 cm*. O,.
Respirations-Quotient = = —— = 08596.
253-6 18-697
Die Resultate der angeführten Versuche ergeben also, dass der
beschriebene Respirationsapparat den Anforderungen vollkommen
entspricht und dass man mit demselben Respirationsversuche allein,
sowie auch combinirt mit Stickstoffwechselversuchen durchführen
kann, da der zur Aufnahme des Versuchsthieres bestimmte Käfig so
eingerichtet ist, dass sowohl der Koth und als auch der Harn jeder
für sich gesammelt werden kann.
Die im Apparate am Schlüsse des Versuches angesammelte
Menge CO, ist nur unwesentlich vergrüssert, so dass die Athmung nicht
beeinträchtigt werden kann. Da die Temperatur im Apparate steigt,
so ist es angezeigt beim Aspirationskonus ein Gefäss mit etwas Eis
zu stellen, oder auch eine Wasserkühlung einzuführen, wie dies
Iloppe-Seyler in dem von ihm beschriebenen Apparate ge¬
macht hat
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111
Bei diesem Respirationsapparate ist ausserdem auch der Um¬
stand nicht ausser Acht zu lassen, dass sein Anschaffungspreis sehr
niedrig zu stehen kommt.
Der in der angegebenen Grösse verfertigte Apparat wurde aus
den Mitteln und mit Kräften des hiesigen Institutes gebaut').
Wie gesagt, ist dieser Apparat nur für Versuche an Thieren
construirt. Die Construirung eines solchen Apparates für Versuche
an Menschen würde den Anschaffungspreis nicht sehr erheblich er¬
höhen, da ja nur der Athmungsraum vergrössert werden müsste.
Der Rest der Apparate, nämlich das Windrad sammt dem Absorptions¬
apparate können bleiben, da ja die Ventilationsgrösse derselben für
einen Athmungsraum von 8—24 cbm. hinreichend wäre.
Vorläufig beschränke ich mich auf die Beschreibung des Appa¬
rates, sowie auf die Mittheilung der Versuche, welche den Beweis liefern,
dass dieser Apparat zu Respirationsversuchen ganz gut brauchbar
ist. Ich beabsichtige nämlich mit diesem Apparate Respirations¬
versuche an Thieren vorzunehmen, um die Wirkung einiger Arzenei-
mittel auf die Athmungsvorgänge zu untersuchen.
Schliesslich möchte ich noch eines hervorheben und zwar, dass
ich der Meinung bin, dass die bei diesem Apparate von mir ange¬
wendete Ventilationsart sehr wohl auch bei Apparaten nach dem
Principe von Pettenkofer Anwendung finden könnte und zwar an
Stelle der grossen Säugpumpe. Die kleinen Säugpumpen zur Probe¬
entnahme von Luft könnten dann durch den Electromotor in Bewe¬
gung gesetzt werden. Natürlicherweise müssten noch andere Modi-
ficationen des Apparates eintreten, um dem kleinen Drucke, welchen
das Windrad zu überwinden im Stande ist, Rechnung zu tragen.
*) Die Kosten betrugen 760 Kronen, wobei der Elektromotor und
das Widerstandbrett nicht gerechnet wird, da diese Apparate im Institute
schon vorhanden waren.
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Google
Ueber die Grundsätze, Bedingungen und Indicationen der Sympbjrseotomie
mit Angabe eines eigenen Falles *)
Ton
Dr. STEFAN GASZYNSKI
emtr. Ordinator der geburtshilflichen Klinik.
(Mit Tafel III. und 10 Figuren im Texte).
„Pas d’embryotomie de l’enfant vivant“ verkündet einer der
Sprüche, die auf den Gedenktafeln im Hörsaale der berühmten
Baudeiocque'schen Klinik gezeichnet sind
Und mit Recht, denn wir sind im Stande durch Anwen¬
dung von genauen Untersuchungsmethoden, sowie der chirurgischen
Technik in der Geburtshilfe, sogar in den schwersten und schlimm¬
sten Fällen, das Leben der Mutter, und des Kindes zu retten, ohne
das Leben des einen Individuums mit dem Tode des anderen zu
erkaufen.
Hochgradige Beckenverengerung, welche die Entbindung auf
natürlichem Wego unmöglich macht, hat schon vor geraumer Zeit
zum Kaiserschnitte als einem verzweifelten Auswege geführt, der
jedoch bei der heutigen Technik mit glänzendem Erfolge für Mutter
und Kind ausgeführt wird. In jenen Fällen von Beckenverengerung
mittleren Grades, in welchen das Kind geopfert werden muss und
nur die Mutter gerettet werden kann, half man sich fast bis zur
letzten Zeit mit den grausamen Methoden der Cranioclasie und der
Embryotomie. Es gibt nichts leichteres, als das Kind zu tödten und
es stückweise herauszunehmen; dem menschenfreundlichen Frank¬
reich aber und der genialen schöpferischen Kraft seiner Vertre¬
ter gelang es, auch in diesen Fällen das lebende Wesen vor einem
gewaltsamen Tode zu bewahren: Jean Rönö Sigault kam auf
*) Diese Arbeit ist in polnischer Sprache in der Wochenschrift
„ Medycyna“ in Warschau 1901 erschienen.
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113
die Idee der Symphyseotomie! Die Lücke in der Geburtshilfe wurde
ausgefüllt und heute kann sich unsere Wissenschaft rühmen, dass
es kaum einen Fall gibt, wo sie der leidenden Menschheit keine
Hilfe leisten könnte.
Es erscheint überflüssig die Geschichte der zu besprechenden
Operation ausführlich darzustellen, da dieselbe in den Werken von
Fr. Neugebauer, Ed. Gasp. von Siebold, Varnier u. A. in
einer erschöpfenden Weise bearbeitet ist. Diese Arbeit bezweckt den
Gegenstand praktisch zu verwerten; es wird demnach vor Allem der
factische Sachverhalt und nur jene geschichtlichen Momente berück¬
sichtigt werden, welche diese Operationsmethode als eine begründete
erscheinen lassen, wie auch auf jene Hindernisse hingewiesen wer¬
den, auf welche diese Methode in ihrer Entwickelung gestossen
hatte.
Wie in der Geschichte anderer Zweige der Medizin, müssen wir
auch in diesem Gegenstände bis auf des Hippokrates zurück¬
gehen, der schon im Alterthume gewusst hatte, dass während der
Schwangerschaft und Entbindung eine gewisse physiologische Locke¬
rung der Beckengelenke vorkommt. Daraus entstand sogar eine Fa¬
bel, die Fr. Neugebauer als solche anführt, dass im Alterthume
den jungen Mädchen die Schambeinfuge durchschnitten wurde,
um ihnen in der Zeugungszeit das Gebären zu erleichtern.
Im Jahre 1519 demonstrirte Jacques d’Amboise während
eines öffentlichen Vortrages die Beweglichkeit der Gelenkflächen
einer Wöchnerin, die einige Tage nach der Geburt des Kindes ge¬
storben war. Diese Idee ausnützend wollte Severinus Pinaeus
durch Kataplasmen, Einreibungen mit Oel, Sitzbäder etc. künstlich
die Erweichung der Symphyse hervorrufen. Dies war also die erste,
obwohl ziemlich unbeholfene Verwertung einer klinischen Beobach¬
tung. Eine Zeitlang später im Jahre 1585 durchschnitt ein französi¬
scher Arzt Jean Claude de la Courvöe in Warschau zum er¬
sten Male auf operativen Wege die Schambeinfuge an der Leicho
einer plötzlich verstorbenen Gebärenden, behufs schneller Extraction
des Kindes. Unter ähnlichen Umständen vollzog dieselbe Operation
in Deutschland Plenck im J. 1766.
Die Symphyseotomie an einer Lebenden als Hilfeleistung der
Gebärenden wurde zum ersten Male von Jean Rönö Sigault erst
im J. 1777 ausgeführt; es wird also ihm das Verdienst der Einiüh-
rung dieser Operation gänzlich zugeschrieben.
Ich will noch auf gewisse Umstände hinweisen, welche auf die
Entstehung der Symphyseotomie Bezug haben. Im Jahre 1768 schlug
Jean R. Sigault die Symphyseotomie alseine Operation vor, wel-
Poln. Archiv f. biol. u. med. WUsenecb.
Archiv«« poloo. de scienc. biol. et midie. 3
Digitized by
Google
ii4
che den Kaiserschnitt vertreten könne, da dessen Erfolge damals
sehr ungünstig waren. Auf diesen Gedanken führte ihn die schon
damals allgemein bekannte Thatsache, dass die Beckengelenke während
der Schwangerschaft und Entbindung locker werden. Louis, Secre-
tär der Pariser chirurgischen Akademie, berief eine Commission,
welche die vorgeschlagene Operation genau untersuchen und begut¬
achten sollte. Die Ansichten waren getheilt. Camper, einer der
Commissionsmitglieder, versuchte durch Messungen an Leichen zu
beweisen, dass die Conjugata des Beckens bei dieser Operation sehr
wenig zunehme und zog daraus die Folgerung, dass es nicht statt¬
haft ist, die Kranke einer so grossen Gefahr auszusetzen; seine Ex¬
perimente an Thieren haben jedoch bewiesen, dass die Schambein¬
fuge nach dem Durchschneiden sehr gut nachträglich zusammen¬
wächst. Baudelocque, der auch zu dieser Commission gehörte,
hat in seiner Arbeit: „An in partu propter augustiam pelvis impos-
sibili symphysis ossium pubis secanda*, Paris 1776 — auch gegen die
Operation sich geäussert.
Sigault liess sich jedoch dadurch nicht einschüchtern. Im
J. 1775 wurde er zu einer Soldatenfrau Sonchot, die zum 4-ten
Male gebar, berufen. Er lud also einige damalige Professoren, unter
anderen Levret ein, um mit ihnen zu berathen, ob in diesem
Falle die Symphyseotomie angezeigt wäre. Die Kranke war rhachi-
tisch. Coniugata = 7 cm. Die ersten drei Entbindungen waren ope¬
rativ und endeten mit Wendung und Extraction todter Kinder. Die
Berathung hatte nicht das von Sigault erwartete Ergebniss, die
Consultanten lehnten die vorgeschlagene Operation ab. Man führte
die Wendung aus, und zum 4-ten Male wurde ein todtes Kind
extrahirt.
Zwei Jahre später operirte Sigault schon ohne Consilium,
bei Assistenz von Alphons Leroy, dieselbe Kranke; er er¬
weiterte die Fuge bis auf 7 cm., dann beförderte ein lebendes Kind
heraus. Infolge des Schnittes entstand eine vesico-vaginale Fistel;
die Kranke ist gesund geworden.
Am folgenden Tage wurde der Akademie über die ausgeführte
Operation berichtet und diese delegirte Grandelos und Desce¬
met zum ausführlichen Untersuchen und Begutachten des Falles.
Täglich wurden Buletins der Akademie vorgelegt. Als am 46-ten
Tage die Kranke herumgehen konnte, wurde sie in der Akademie¬
sitzung vorgestellt. Trotzdem, dass das Gehen erschwert und nur
mit Hilfe eines Stockes möglich war, wurde das Erscheinen der
Mutter mit ihrem gesunden Kinde mit grosser Begeisterung be-
grüsst.; der Operateur wurde mit einer ihm zu Ehren geprägten Me-
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115
daille belohnt. Kurz darauf wurde jedoch diese Operationsmethode
durch einige Misserfolge discreditirt. Man operirte bei verengten Be¬
chen, wo die Conjugata kaum 5 cm. betrug, man zerriss die ileo-
sacralen Gelenke, Weichtheile wurden verletzt, die Kranken infi-
cirt u. s. w.
Die günstigen Fälle fanden kaum rechten Glauben, da man oft
berichtete, dass die Kranken drei Tage nach der Operation zu Hause
herumgehen vermochten und einige Tage später in nahe Städte zu
Fuss gehen konnten. Es kam noch dazu, dass der Operateur Des-
prös de Meumeur in Saint-Pol de Löon in Bretagne nicht die
Symphyseotomie ausführte, sondern nur die Haut, über der Sym¬
physe durchschnitt.
Ähnliche Fälle discreditirten diese Operation in Frankreich
selbst. Sie wurde auch in Deutschland ausgeführt. S i e b o 1 d in
Würzburg operirte als zweiter, schon vier Monate nach der ersten
Sigault’schen Operation, mit glücklichem Erfolge für die Mutter;
das Kind ist jedoch bei der Extraction gestorben. Diese Operation
wurde noch einige Male in Holland, auch in Italien ausgeführt, das
letzte Mal von Galbiati in Italien im J. 1832. Dann ist sie für
lange Zeit in Vergessenheit gekommen.
Nach langer Unterbrechung wurde die Symphyseotomie wiede¬
rum im J. 1887 von Prof. Morisani in Neapol unter entsprechen¬
den Umständen ausgeführt; seit dieser Zeit kommt sie wieder in
Aufschwung, um, wie es scheint, eine ehrenvolle Stelle unter den
geburtshilflichen Operationen zu gewinnen.
S p i n e 11 i, ein Schüler von Morisani, hat im J. 1891, während
seiner Anwesenheit in Paris, dem Direktor der B a u d e 1 o c q u e’s c h e n
Klinik Prof. Pinard die Resultate von 24 Operationen mitgetheilt,
die theils von Morisani selbst, theils von anderen italienischen
Chirurgen ausgeführt waren.
Seit dieser Zeit hat die Symphyseotomie durch die Arbeiten,
die von Prof. Pinard angeregt und unter seiner Leitung durchge¬
führt wurden, sehr rasch viele Anhänger gewonnen.
Im Ärztecongress in Rom im J. 1882 kamen 82, in Moskau
im J. 1897 gegen 400 Operationen zur Besprechung und gegenwärtig
beläuft sich die Zahl der ausgeführten Operationen auf mehr als 1000.
Aus dieser historischen Skizze der zu besprechenden Operation
kann man den Schluss ziehen, dass zwar die Idee, den knöchernen
Beckenring bei pathologisch verengten Becken während der Geburt,
behufs ihrer spontanen Beendigung zu erweitern, eino sehr alte ist,
dass jedoch die allgemeine Verbreitung und Einführung dieser Ope¬
rationsmethode sehr langsam vor sich geht.
*
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116
Bei dieser Sachlage könnte man annehmen, dass entweder die
Operation selbst, die von ihr erwarteten Vortheile nicht bringt, oder
dass die topographischen Verhältnisse des Operationsfeldes die Technik
ihrer Ausführung wesentlich erschweren, oder dass die Endergebnisse
der Operation für die Kranken nachträglich und endgiltig doch viel
ungünstiger ausfallen, als es gewöhnlich bei anderen Operationen
der Fall ist, welche anstatt der Symphyseotomie ausgeführt werden
können.
Von diesen drei Gesichtspunkten die Berechtigung der Sym*
physeotomie in einer objectiven Weise zu untersuchen, bildet den
wesentlichen Inhalt des vorliegenden Studiums, auf Grund dessen
ich meine Schlussfolgerungen abzuleiten und die Indicationen zu
dieser Operation zu präcisiren beabsichtige, was den Endzweck die¬
ser Arbeit bildet. Als Beispiel zur Erläuterung meiner theoretischen
Erörterungen soll ein Fall dieser Operation dienen, welche ich im
Februar 1898 ausgeführt habe.
I.
Im Jahre 1894 berichtete im Ärztecongresse in Rom Pinard,
Direktor der Pariser Baudelocque’schen Klinik, in einer sehr aus¬
führlichen Arbeit, über seine eigenen, sowie über die von Prof. Fara-
beuf gemachten Berechnungen, als Nachweis, in welchom Maasse
der gerade Durchmosser des Beckens, nämlich die s. g. Conjugata,
beim Durchschneiden der Symphyse und bei Erweiterung des Ein¬
ganges in das kleine Bechen, zunehme. Obwohl ich im Allgemeinen
mit dem Ausgangspunkte dieser Berechnungen einverstanden bin,
so kam ich doch nach genauer Prüfung derselben zu etwas anderen
Ergebnissen, über welche ich mir zu borichten erlaube. Meine Be¬
rechnungen beziehen sich nicht auf einen Durchmesser des Beckens,
ich berücksichtigte vielmehr den Eingang in das kleine Becken in
toto; ich habe nämlich berechnet, wie sich der Gesammtraum des
knöchernen Beckenringes auf der Höhe des Einganges vor und nach
dem Durchschneiden der Symphyse verhalte. Eine derartige Betrach¬
tung des Gegenstandes ist meiner Ansicht nach viel zweckmässi¬
ger und geradezu entscheidend; es handelt sich ja bei dieser Opera¬
tionsmethode nicht um irgend eine Dimmension, sonders um Volums-
vergrösserung des ganzen Beckens, damit das pathologisch verengte
Becken in Stand gesetzt werde, die Frucht aufzunehmen und sie
durchtreten zu lassen.
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117
Zur Erläuterung und Prüfung meiner Berechnungen habe ich
für angezeigt halten, Gypsabgüsse des kleinen Beckens zu verferti¬
gen, indem ich das kleine Becken mit flüssigem Gyps vor und nach
dem Durchschneiden der Symphyse ausfüllte. Die Vergleichung bei¬
der Abgüsse bestätigt am besten die theoretischen Berechnungen.
Ich beginne also mit der Prüfung der Berechnungen von Prof.
Farabeuf.
Frof. Farabeuf behauptet mit Recht, dass nach dem Durch¬
schneiden der Symphyse und beim Auseinanderziehen beider Scham¬
beine, jedes derselben einen Bogen beschreibt. Dieser Bogen lässt
sich auch graphisch darstellen. Dazu stellt man die eine Zirkelspitze
auf einem bestimmten Punkte, welcher der Umdrehungsachse ent¬
spricht, die zweite beschreibt den gewünschten Bogen.
Um den ersten Punkt zu bestimmen, ziehen wir eine Linie parallel
der Querachse des Becken-Einganges durch einen Punkt 2*5 cm.
hinter der Stelle, von welcher gewöhnlich das hintere Ende der
Conjugata gemessen wird. Der gesuchte Punkt liegt in dieser Linie
und 5 cm. entfernt von der Mitte dieser Linie.
Wenn wir nun bei Conjugata = 6, 7, 8, 9 cm. u. s. w. den
Bogen beschreiben, so erhalten wir bei beliebiger Erweiterung der
Symphyse, wie es auf Taf. III. ersichtlich ist, folgende Dimensions¬
verlängerungen der Conujgata:
bei Conjugata
und
bei Erweiterung
der Symphyse
verlängert sich der
dorsoventrale Durchmesser
6
cm.
2
auf
cm.
5-5
um
mm.
6
»
4
n
90
77
6
7?
6
n
120
77
7
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2
TD
50
77
7
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4
1)
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6
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110
77
8
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77
ü
»
2
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4
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2
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n
4
77
65
77
10
7 ?
6
n
8-0
77
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118
Bei allen diesen Messungen betrachten wir als Verlängerung
der Conjugata die Entfernung des vorderen Endes des ursprüngli¬
chen Conjugata vom Mittelpunkte, der in der Verbindungslinie der
beiden beschriebenen Bögen liegt. Es ist einleuchtend, dass je weniger
das B scken verengt ist, desto weniger man durch die Symphyseo-
tomie gewinnt und umgekehrt, je kürzer die Conjugata war, desto
bedeutender ihre Verlängerung in Folge der Operation ausfällt,’
Bis nun zu betrachte ich die Berechnungen von Prof. Fara-
beuf als vollkommen richtig. Doch geht Farabeuf in seinen fol¬
genden Betrachtungen zu weit.
In die bei der Symphyseotomie erhaltene Spalte drängt sich
ein Theil dss Kindskopfes ein, es wird also der dorsoventrale
Durchmesser des Beckens gleichsam noch um etwas verlängert,
jedoch nur insoferne, als dies ein mit dem Zirkel vom Promonto¬
rium aus beschriebene Bogen anzeigt, welcher die Ränder der beiden
auseinandergezogenen Schambeine verbindet. Prof. Farabeuf be¬
schreibt jedoch einen Bogen mit einen Radius von 4 cm., indem er
den Kindskopf als einen kugelförmigen Körper von 8 cm. Durch¬
messer (Diameter bitemporalis) betrachtet. Vor Allem ist der Kinds¬
kopf eher einem Ellipsoid als einer Kugel ähnlich. Nehmen wir den
Kopf als ein Ellipsoid an und betrachten wir einen horizontalen
Durchschnitt durch seinen grössten Umfang, so erhalten wir eine
Ellipse, deren kleine Achse dem Diameter biparietalis entspricht
und nach Schröder 925 cm. beträgt, die grosse Achse dem fronto-
occipitalen Diameter entspricht, welcher nach Schröder 1175 cm.
lang ist. Niemals kann also eine Ellipse mit Achsen von 9 45 und
1175 cm. sich in einen Kreis von 4 cm. Halbmesser umbilden und
in den Zwischen-Raum der beiden auseinandergezogenen Schambeine
so weit vortreten, wie es Farabeuf darstellt. Auf Grund der Be¬
rechnungen von Farabeuf müsste es möglich sein, wenn man die
Symphyse bis auf 8 cm. erweitert hat, den ganzen Kopf, dessen
Durchmesser nach Farabeuf auch nur 8 cm. beträgt, durch den
vorderen Spalt heraustreten lasssen; dies ist jedoch rein unmöglich.
In den Spalt des Beckens kann nach der Symphyseotomie nur
ein solcher Abschnitt der Ellipse eindringen, welcher der factischen
Entfernung des Promontoriums und des die beiden Ränder der Sym¬
physe verbindenden Bogens entspricht.
Sehen wir die betreffende ^bbilduug (Taf. III.) an und be¬
stimmen wir die Endergebnisse des ausgeführten Schnittes, so ergibt
sich Folgendes:
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119
bewirkt die Entfernung der eine Verlängerung
bei einer Conjugata von
beiden Schambeinränder
auf
der Conjugata bis
auf
6
cm.
2
cm.
6-6
cm.
6
»
4
n
7-2
TT
6
tt
6
»
7-8
TT
7
n
2
tt
7*55
1)
7
n
4
»
8-1
TT
7
n
6
n
8-6
TT
8
tt
2
»
805
TT
8
n
4
TT
90
1)
8
D
6
n
95
TT
9
tt
2
n
945
TT
9
tt
4
n
9-9
TT
9
TT
6
n
104
n
10
T)
2
n
104
n
10
7)
4
TT
108
TT
10
n
6
»
11-25
TT
Die gewöhnlich erzielte Entfernung der Schambeinränder be¬
trägt 6 cm., obwohl man auch weiter, bis auf 7 cm. gieng; da es
jedoch von grosser Bedeutung ist, dass man hiebei mit Vorsicht
vorgehe, damit weder das Skelet, noch die Weichtheile leiden, so
kommen von den obigen von mir berechneten Zahlen nur jene in
Betracht, welche einem Abstande der Schambeinränder von 6 cm.
entsprechen und zwar:
„ . verlängert sich nach der
eme Conjugata von Symphyseotomie auf
6 cm. 7-8 cm.
Es sind dies absolut sichere Zahlen, welche in ein jedes Hand¬
buch der Geburtshilfe aufgenommen werden sollten.
Vergleichen wir nun diese Ergebnisse mit den Dimensionen
eines normalen Beckens.
Die klinische Erfahrung lehrt, dass bei Becken-Verengerung
ersten Grades die Geburt spontan beendet werden kann, oder bei
unbedeutender Nachhilfe, wenn Kindskopf nicht ungewöhnlich gross
ist und wenn die Arbeitskraft des Uterus eine entsprechende ist.
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120
Durch Ausführung der Symphyseotomie müssen wir also we¬
nigstens solche Dimmensionen erzielen können, welche einer Becken-
Verengerung ersten Grades entsprechen; nur in einem solchen Falle
erscheint der Eingriff zweckmässig und nützlich.
Aus den oben berechneten Zahlen ist zu entnehmen, dass eine
Coniugata von 6 cm. durch Symphyseotomie auf 7‘8 cm. und eine
Coniugata von 7 cm. auf 8 - 6 cm. verlängert wird. Da das zulässige
Minimum der Coniugata 8 cm. beträgt (d. i. soviel, wie eine Becken¬
verengerungen ersten Grades), so ist es möglich durch Symphyseo¬
tomie bei verengten Becken mit einer Coniugata von circa 7 cm.
das erwünschte Resultat zu erzielen.
Diese theoretische Betrachtungen finden ihre Bestätigung in
der Praxis. Die bisherige auf einer Anzahl von ausgeführten Opera¬
tionen beruhende Erfahrung liefert den Beweis, dass die Conjugata
wenigstens 6*5 cm. betragen soll; es ist nicht statthaft an Becken
mit kürzerer Conjugata die Symphyseotomie auszuführen; die erzielte
Vergrösserung der Dimmensionen ist sonst zu gering die Verletzung
durch übermässiges Auseinanderziehen der Schambeine zu gross.
Der geringste Grad von Beckenverengerung, bei welchem die
Symphyseotomie noch statthaft ist, lässt sich theoretisch nicht
bestimmen. Auschlaggebend ist hier das Missverhältnis zwischen dem
Umfange des Kindskopfes und dem Rauminhalte des betreffenden Be¬
ckens. Oft kann ein Kopf, welcher nur wenig die normale Grösse
übertrifft, sogar bei wenig verengten Becken die Beckenenge nicht
passiren und es ist das Kind verloren; es hängt dies noch von vie¬
len Umständen ab, welche ich später besprechen werde.
Als Maximum der Länge der Conjugata, bei welchem die Sym¬
physeotomie noch zulässig ist, hat man bis jetzt 8 5 ctm. angenom¬
men. Ich bin der Ansicht, dass, wenn man bei einem grösseren Um¬
fange des Kopfes das Kind nicht verlieren will, insoferne dasselbe
nicht pathologisch ist, und die übrigen Indicationen Zusammentreffen
man zur Symphyseotomie schreiten solle, auch wenn die Conjugata
mehr beträgt als 8-5 cm.
Vom Standpunkte Farabeufs ausgehend, haben wir festge¬
stellt, um wie viel nach Durchschneidung der Symphyse durch ent¬
sprechendes Auseinanderziehen der Schambeine die Conjugata ver¬
längert werden hann. Nun schreiten wir zur Berechnung des Be¬
ckenraumes und zwar speziell innerhalb der s. g. Beckenenge.
Der Beckeneingang stellt nach Rüderer eine Ellipse vor, de¬
ren kleine Achse der Conjugata und deren grosse dem queren Be¬
cken-Durchmesser entspricht. Diese Grössen sind nach Schröder in
einem normalen Becken folgende:
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121
Conjugata = 10-8 cm,
der quere Durchmesser = 135 cm.
Der Flächeninhalt dieser Ellipse ist:
F = Trab = 3-14 . 10 ' 8 . = 114 45 cm 1 .
2 2
2 a = 108 cm.
2 b = 13-5 cm.
Der Beckeneingang erscheint also als eine Ellipse, deren Fläche bei
normalen Becken-Dimensionen 114'45 cm 1 , beträgt. Bei normalen
Dimensionen kann also das grösste Oval des Kindskopfes, welches
das knöcherne Becken passieren soll, auch nicht mehr als 11445 cm 1 ,
betragen.
Da der Kindskopf durch seine Nähte und Fontanellen einen ho¬
hen Grad von Plastizität besitzt, so kann er sogar durch ein sehr
verengtes Becken durchtreten.
Nach Durchschneiden der Symphyse und Auseinanderziehen
der Schambeine erweitert sich der Beckeneingang wesentlich; der
Kopf passt sich als ein plastischer Körper den neuen Verhältnis¬
sen wiederum an und füllt beim Passieren die ganze neu geschaffene
Beckenhöhle aus; der Gewinn bei Symphyseotomie besteht also nicht
nur in der Verlängerung der Conjugata, sondern in der Vergrösse-
rung des ganzen Raumes.
Auf Grund von Fig. I. kann man die betreffenden Berechnun¬
gen ausführen.
Ich nehme als Beispiel ein Becken mit einer Conjugata von
8 cm. Vor der Symphyseotomie gleicht der Querschnitt des Becken¬
einganges einer Ellipse mit:
einer grossen Achse von 2a = 135 cm. und
einor kleinen Achse von 2 b = 8 - 0 cm.
Der Flächen-Inhalt dieser Ellipse ist:
F 0 = n . ab = 3-14, 6‘75 . 4-0 = 84-82 cm 1 .
Nach dem Durchschneiden der Symphyse und nach dem Auseinan¬
derziehen der Schambeine bis auf 6 cm. Entfernung, erweitert sich
der Eingang, wie es auf der Abbildung ersichtlich ist, um die ganze
Figur CFAGDZ — ß.
Berechnen wir diese Fläche:
fl = w, + w, — w 3
w, = ist die Fläche des Kreisabschnittes CDZ
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122
Fig. I.
Grundriss eines Becken-Querschnittes in der Höhe des Beckeneinganges
bei Conjugata von 8 cm.
Vorausgesetzt: Gefunden:
AB — 8 0 cm. AS = 10 cm.
BF = 5*0 „ SZ = 0*5 „
FK = 2 5 „ AZ = 1-5 „
CD = 6 0 „
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123
w, = ist die Fläche des Trapezes CFGD
w 3 = ist die Fläche des Dreieckes FGA.
r* / jrn . _ \
1 2 \90 )
r = 9'5 cm.
a = 18* 75'; 2a - 37* 5'; sin 2 a = 0-60876
w, = — ( — - 18 ' 75 - 0-60876) = 2 05 cm 1 .
_ g j_ + _ 10-0 g . 0 _ 8 9>0 72 . 0 cm J
* 2
_ 1
3 2
Si = 2 05 + 72-0 — 40-0 = 3405 cm 1 .
Der Flächeninhalt des Beckenquerschnittes in der Höhe des Beoken-
einganges nach der Symphyseotomie beträgt also:
F, = F 0 + fl = 84-82 cm 1 . + 34-05 cm. 1 = 118-87 cm*.
das Verhältniss F> = 11887 = 1-40.
F, 84-82
Die Raumvergrösserung nach dem Durchschneiden der Symphyse
bei Conjugata = 8 cm. beträgt also 0-4 der früheren Fläche, d. i.
die Fläche wird mehr als um ein Drittel vergrössert. Der Effect der
Operation ist also ein überaus ergiebiger.
Betrachten wir noch das Verhältniss des auf diese Weise er¬
weiterten Beckeneinganges zur normalen Grösse des Kindskopfes.
Der grösste Querschnitt des Kindskopfes stellt eine Ellipse vor, de¬
ren Achsen (2 a und 2 b) 11-75 cm. und 9 25 cm. betragen. Der
Flächeninhalt dieser Ellipse beträgt:
n . ab = 85-15 cm 1 .
Zum Herausbefördern eines Körpers von 8515 cm. im Querschnitte
haben wir also nach Ausführung der Symphyseotomie einen Raum
zur Verfügung dessen Querschnitt um 34-05 cm. grösser ist, als vor
der Operation. Dass der Vortheil ein ganz eminenter ist, ist ohne
Weiteres klar.
Nehmen wir noch als Beispiel das Becken jener Kranken, wel¬
che von mir operirt worden ist (Fig. II.). Die Beckenmaase waren
folgende:
Die lange Achse = 2a = 13-5 cm. ) a = 6-75 cm.
die kurze Achse = 2 b = 8-25 „ J b = 4-125 „
F 0 = n . a . b = 314 . 6-75 . 4125 cm. = 81‘47 cm 1 .
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124
Fig. II.
Grundriss des Beckenquerschnittes von Marie M, in der Höhe des Beckeneinganges
mit Conjugata vera von 8*25 cm.
Gegebou:
AB = 8*25 cm.
BF = 5 0 „
FK = 25 „
CD = 5*5 „
AS = 095 cm.
SZ - 0-4 „
AZ = 1*35 n
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125
r = 9-6
o = 17®, 2« = 34®, sin 2 a = Ü 5592
9-6* /314.17
90
__ 5-5 + 10 0
r’ /7i« . \ 96* /3-14.17 A r \
‘ 2 \90 / 2 \ 90 )
=40-07.0 0342 = 158 cm 1 .
w, =
w, =
10 0 ._8j
2
9-2 = 713 cm,.
= 41-25 cm 1 .
ß = w, -f w, — w, = 1-58 + 71-3 - 41-25 = 3103 cm 1 .
F, = F 0 + ß = 81-47 cm 1 . + 31-03 cm 1 . = 11310 cm 1 .
Ev = »M = 1.39.
81-47
Nach dem Durchschneiden der Symphyse vergrösserte sich also der
Flächeninhalt des Beckeneinganges in dem von mir operirten Falle
um 039 seiner ursprünglichen Fläche. Die Entbindung gieng deswe¬
gen sehr leicht zu Ende, obwohl der Kopf des Kindes, wie wir es
später sehen werden, ungewöhnlich gross war.
Obwohl die obigen Berechnungen auf einer unanfechtbaren
Grundlage und sehr genau durchgeführt sind, war ich bestrebt die
Ergebnisse derselben in einer direkten Weise zu kontrolliren. Zu
diesem Zwecke habe ich Gypsabgüsse des kleinen Beckens gemacht
und zwar sowohl vor, als auch nach dem Durchschneiden der Sym¬
physe. Diese Controlle erschien um so mehr erwünscht, als ich bei
meinen Berechnungen nur das knöcherne Becken berücksichtigen
konnte ohne Weichtheile, welche die Form des Beckeneinganges be¬
sonders im Querschnitte beeinflussen. Es kommt zwar nicht auf
absolute Grössen an, sondern nur auf das gegenseitige Vorhältniss
derselben (Die Eingangsfläche ist durch die Weichtheile ebenso vor,
wie nach dem Durchschneiden der Symphyse verändert; das gegen¬
seitige Verhältniss bleibt jedoch unverändert). Dennoch war ein ge¬
naueres Verfahren erwünscht.
Mein Verfahren war folgendes: An der Leiche eines vor 24
Stunden an accutem Puerperal-Fieber verstorbenen, 28 Jahre alton
Frau habe ich nach vorheriger äusserer Messung des kleinen
und grossen Beckens die Bauchhöhle eröffnet. Nach mechanischer
Entfernung der Kothmassen aus dem Rectum, sowie nach Entleerung
der Blase und nach nochmaliger genauer Messung dos kleinen
Beckens, habe ich in dasselbe den vorher vorbereiteten Gyps-Brei
eingegossen. Wegen bedeutender Feuchtigkeit der Gewebe wurde
der Gyps nur langsam fest. Nach 45 Minuten habe ich an einer be¬
reits vorher bezeichneten Stelle von aussen nach innen mit einem
kleinen Bohrer eine Öffnung durch den Rückgrat bis zum Gyps ge-
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126
bohrt und zwar auf der Höhe des Promontoriums, sowie auch eine
Öffnung in der Symphyse '/» cm. unterhalb des oberen Randes der¬
selben, welche auch bis zum Gyps eindrang. Diese beiden Öffnun¬
gen machte ich behufs Bezeichnung des vorderen und hinteren
Punktes der Coniugata vera. Als ich mich überzeugt hatte, dass der
Gyps bereits fest war und nachdem der obere Rand des kleinen
Beckens, nämlich die Linea innominata am Gypsabgusse bezeichnet
worden war, hatte ich die Aufgabe den Gypsabguss aus dem Becken
herauszunehmen. Da jedoch die Beckenhöhle einen grösseren Umfang
hat, als der Eingang, so musste vorerst die Symphyse durchgeschnit¬
ten werden. Nachher Hess sich der Abguss ohne Schwierigkeiten
herausnehmen.
Jetzt hatte ich noch den zweiten Abguss zu verfertigen, welcher
die Verhältnisse nach der Symphyseotomie darstellen sollte.
Zu diesem Behufe habe ich die Schambeine in der durchschnit¬
tenen Fuge bis auf 6 cm. von einander entfernt. Hiebei fehlte dem
Becken die vordere Wand, welche durch eine entsprechende aus
Holz ausgeschnittene Form vertreten werden musste, damit der
Gyps nicht austrete. Ähnliche Schwierigkeiten waren auch am
Beckenausgange zu überwinden, da der flüssige Gyps durch alle Lö¬
cher sich ergoss. Nachdem alle Weichtheile unten zusammengenäht
waren und die vordere Wand hergestellt war, wurde der Gyps ein¬
gegossen. Als derselbe nach 45 Minuten fest war, wurden am Ab¬
güsse die oberen Ränder des kleinen Beckens, sowie der hintere
Punkt der Conjugata (am Promontorium) bezeichnet. Auch wurde
die Stelle bezeichnen, welche zwischen den Rändern der beiden
Schambeine lag.
Beim Auseinanderziehen der Symphyse bis auf 6 cm. be¬
merkte ich keine wichtigeren Verletzungen an den ileosacralen
Gelenken, nur die Beinhaut war abgehoben und überbrückte den
Zwischenraum zwischen den klaftenden Rändern der beiden Ge¬
lenkflächen. Nach Vollendung der Gypsabgüsse war es leicht die
Becken-Knochen in die ursprüngliche Lage zu bringen; an den
Kreuz-Darmbein-Gelenken habe ich keine sonstigen Verletzungen
und namentlich keine Knochensprünge bemerkt. Behufs Herausnahme
des Abgusses musste die Symphyse noch mehr erweitert werden.
So viel mir bekannt ist, hat noch Niemand zur Messung des
Becken-Raumes Gypsabgüsse gemacht; ich bin der Meinung, dass
solche Abgüsse für die Wissenschaft sehr nützlich sein können, da
sie fixe Modelle liefern, an welchen beliebige absolut sicher Masse
bestimmt werden können.
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127
Meine ersten Versuche hatten nicht die gewünschten Erfolge,
es ergaben sich hiebei verschiedene technische Schwierigkeiten, wel¬
che jedoch niemanden abschrecken sollen. An zwei Leichen sind
mir die Gypsabgüsse misslungen. Erst an einer dritten erhielt ich
Abgüsse, mit denen ich zufrieden sein konnte.
Auf Grund der erhaltenen Gyps-Abgüsse kann man gewisse
Schlussfolgerungen von allgemeiner Tragweite ableiten; wir werden
uns jedoch hier nur auf jene Ergebnisse beschränken, welche auf die
Symphyseotomie Bezug haben.
Zu meiner grossen Genugthuung habe ich mich überzeugt, dass
die durch die Symphyseotomie erlangte Verlängerung der Coniugata
thatsächlich so gross ist, wie es meine theoretischen Berechnungen
ergeben haben. Es wurden Abgüsse von einem Becken gemacht,
dessen Conjugata ursprünglich 10*0 cm. betrug, an dem nach Aus¬
führung der Symphyseotomie erhaltenen Gyps-Abgusse fand ich die
Conjugata 11-25 cm. lang; sie erreichte also jene Länge, welche der
berechneten entspricht
Was den schrägen und den queren Durchmesser anbelangt, so ist
der Unterschied zwischen einem knöchernen Becken und einem
Becken mit Weichtheilen sehr beträchtlich.
An der Leiche betrug der quere Durchmesser nur 11*5 cm.‘
während am knöchernen Becken nach Schröder der quere Durch¬
messer 13-5 cm. misst. In Folge der Weichtheile erscheint der
quere Durchmesser des Beckeneinganges um 2 cm. kürzer. Interes¬
sant wären weitere Untersuchungen in dieser Richtung.
Es zeigt sich ferner, dass die quere Erweiterung des Beckens
durch die Symphyseotomie die ovale Form des Introitus pelvis we¬
sentlich ändert. Der grösste quere Durchmesser liegt mehr vorne,
als vor der Symphyseotomie. Dieser Durchmesser betrug in unserem
Falle 14-5 cm. Aus dem Allen ist es ersichtlich, dass der Kindskopf,
um sich den neuen Raum Verhältnissen anzupassen, seine Form we¬
sentlich ändern muss; er dehnt sich nämlich in der Richtung von
vorne nach hinten aus und verschmälert sich in der queren Richtung.
Es unterliegt keinem Zweifel, dass eine solche Umgestaltung des
Kopfes möglich ist und auch ganz gewöhnlich vorkommt.
Bei Berechnung der Fläche des Grundrisses an den erhaltenen
Abgüssen ergiebt sich Folgendes: Die Fläche des ersten Abgusses
(vor dem Durchschneiden der Symphyse) betrug 90-27 cm’.:
>r . a . b _,_ 3*14 . •
2
a =
11-5
2
10
2 '
— 3-14
11-5
b =
2
5-75 = 90-27 3
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128
Die Fläche des zweiten Abgusses (nach der Symphyseotomie)
betrug 127*45 cm*. Aus der Vergleichung dieser beiden Grössen er¬
gibt sich ein beträchtlicher Flächenzuwachs von 37-18 ein 1 .
Ich erlaube mir noch einmal darauf aufmerksam zu machen,
dass die Ausmessung des Becken-Raumes auf diesem Wege zu
viel ergiebigeren und genaueren Resultaten führt, als die Messung
von einfachen Liniendurchmessern.
Nach diesen Berechnungen, welche die Symphyseotomie als
begründet und vortheilhaft erscheinen lassen, übergehen wir jetzt
zur topographisch-anatomischen Betrachtung des Operationsfeldes.
Zur leichteren Orientierung in den anatomischen Verhältnissen
ist es zweckmässig, die Schichten des medianen Gegend des Hypo¬
gastriums, sowie der Symphysengegond der Reihe nach von aussen
nach innen zu betrachten.
In der Gegend des Hypogastriums findet man folgende Schich¬
ten der Bauchwand:
1) Die Haut, das subcutane Fettpolster, sowie subcutane Ge-
fässe und Nerven.
2) Die oberflächliche Fascie ( fascia superficialis ), das subfasciale
Bindegewebe (tela subjascialis) mit dem breiten Mutterbande (lig. teres
uteri), dann das Lig. Suspensorium clitoridis und die subfascialen
Gefässe.
3) Die vordere Lamelle der Rectusscheide.
4) Den Musculus pyramidalis.
5) Den geraden Bauchmuskel.
6) Das Spatium suprapubicum praefasciale.
7) Die Fascia transversa.
8) Das Spatium suprapubicum retrofasciale (den oberen Theil des
Spatium praevesicale Retzii ) mit der Tela subperitonaealis dem Uracbus
(lig. vesicale medium ) und den Lig. vesicalia lateralia.
Das parietale Bauchfell ( peritonaeum parietale).
der Gegend der Schambeinfuge finden wir folgende Schichten:
1 Dieselben, wie am Hypogastrium.
9)
In
1 )
2 )
3)
4)
5)
6 )
\ Statt der entsprechenden Schichten befindet sich die
| Schambeinfuge.
Die Gefässe, welche hinter der Fuge verlaufen.
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129
7) Die Fascia transversa.
8) Das Spatium retropubicum (der untere Theil des Spatium praeve-
sicale Retizi) mit der Fascia vesicalis und der Tela subperitonaealis ; im
unteren Theile der Plexus pudendalis .
9) Die vordere Blasen-Wand mit dem Plexus vesicalis . Von bei¬
den Seiten der Blase das Peritonaeum viscerale .
Im unteren Abschnitte befindet sich die weibliche Scham. Von
grösserer Bedeutung sind die Fascien, sowie die subfascialen Räume.
Die Ansichten über die Zahl der Fascien, sowie über ihr ge¬
genseitiges Verhältniss sind sehr verschieden. Ich folge in dieser
anatomischen Skizze den Anschauungen von W. Waldeyer.
Walde yer unterscheidet folgende Fascien:
1) Die Fascia superficialis .
2) Die Fascia proprict musctdi obliqui externi abdominis, anterior.
3) Die Fascia propria musculi obliqui externi abdominis , posterior .
4, 5) Die beiden Fasciae propriae musctdi obliqui intemi abdomi¬
nis , antertor et posterior.
6) Die Fascia propria musculi transversi abdominis anterior .
7) Die Fascia propria musctdi transversi abdominis posterior, ge¬
wöhnlich Fascia transversa abdominis genannt. Diese Fascie bildet
den vorderen Theil der Fascia endoabdominalis.
Die Fascia superficialis begränzt das subcutane Fettpolster ge¬
gen die Muskelschicht; im subentanen Gewebe befinden sich die Ver¬
zweigungen von Nerven und von oberflächlichen Gefässen Nervi et
Vasa superficialia. Die oberflächliche Fascie wird unterhalb des Nabels
immer stärker, enthält immer mehr elastische Fasern; in der Linea
alba verwächst sie eng mit den Aponeurosen der breiten Bauch¬
muskeln, seitweits verschmilzt sie mit dem Poupart’schen Bande
von der Spina ilei bis zum Annulus inguinalis subcutaneus. Im Raume
zwischen den beiden Annuli inguinales subcutanei verwächst die
Fascie mit den hinter ihr liegenden Schichten nicht und übergeht
als ein lockeres Gewebe in die Fascia clitoridis und weiter nach un¬
ten in die Fascia perineu
Ein lockeres fettarmes Bindegewebe scheidet die oberflächliche
Fascie von der Fascia propria musculi obliqui externi , anterior , be¬
ziehungsweise von der medianen Partie der Aponeurose dieses
Muskels.
Es folgen die Fasciae propriae musculorum. Man muss bemer¬
ken, dass diese Fascien nur von den muskulösen Theilen der be¬
treffenden Muskeln sich abpräparieren lassen; mit den Aponeurosen
sind sie eng verwachsen. Da die Aponeurosen der breiten Bauch¬
muskeln auf die vordere Fläche der Musculi recti übergehen und die
Poln. Archiv f. biol. u med. Wiwenseh.
Archive» polon. de acienc. biol. et mödic. 9
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130
vordere Wand der Rectusscheide bilden, gehen auch ihre Fascien
in der Rectusscheide auf nnd verlieren ihre Selbstständigkeit. Als
ein besonderes Gebilde erscheint erst die hintere Fascie des M. frans -
versus, die s. g. Fascia transversa.
Diese Fascie, welche die hintere Wand der Rectusscheide bil¬
det, trennt sich unten allmählig vom Muskel ab und, während die¬
ser an der vorderen Fläche des Schambeines sich inserirt, findet die
Fascie ihre Insertion an der hinteren Fläche desselben. Zwischen
diesen beiden Insertionen liegt ein freier Binnenraum ( Spatium mpra-
pubicum, praefasdale). Weiter nach unten verwächst die Fascia trans¬
versa eng mit der hinteren Fläche der Symphyse und endet als
Fascia pelvis.
Besonders wichtig ist ferner der Raum zwischen der Fascia
transversa und der Fascia vesicalis , sowie der Blase selbst. Die Fascia
vesicalis zweigt zweifingerbreit unter dem Nabel von der Fascia
transversa nach urtten zur vorderen Blasen wand ab und bedeckt bei¬
derseits die Blase bis zu den Lig. lateraria vesicae; hier verschmel¬
zen die beiden Fascien, d. i. die F. transversa und die F. vesicalis
und bilden die Fascia pelvis. Am Blasengrunde verlässt die Fascia
vesicalis die Blase zu beiden Seiten, dort wo die Ureteren in die
Blase münden. Diese Räume am Blasengrunde, zu beiden Seiten der
Blase führen den Namen Spatia perivesicalia. Wir finden also einen
grossen Raum zwischen der Fascia transversa und der Symphyse
einerseits und der Fascia vesicalis, sowie der vorderen Blasenwand
anderseits; unten befinden sich zu beiden Seiten der Blase, noch
zwei accessorische Räume die Spatia perivesicalia. Der erst genannte
grosse Raum wird in einen oberen Theil ( Spatium suprapubicum, re-
trofasciale) und einen unteren Theil ( Spatium retropubicum) getheilt.
Der ganze Raum wird auch Spatium praevesicale Retzii genannt. Alle
diese Räume enthalten ein lockeres Bindegewebe als ein Stroma für
Gefässe und Venen-Geflechte.
So viel über die anatomischen Verhältnisse des Hypogastri um s.
Nun kommen wir zur Betrachtung der Symphyse selbst.
Die Symphyse wird durch Verbindung beider Schambeine ge¬
bildet. Die beschreibende Anatomie unterscheidet in derselben:
1) Das Lig. pubicum superius.
2) Das Lig. arcuatum pubis.
3) Die Lamina ßbrocartilaginea interpubica.
Diese Bänder bedingen die grosse Festigkeit der Schambeinfuge.
Die Fuge selbst erscheint von vorne zweimal so breit, als von
hinten, da die Lamina ßbrocartilaginea von vorne viel breiter ist und
das Niveau der Knochen von vorne weit überragt. Am Schambogen
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131
ist die Spalte etwas breiter als am oberen Rande; am schmälsten
ist sie in der Mitte. Mit Rücksicht darauf, dass die Ftbrocartüago
hinten schmal ist, soll beim Durchschneiden der Fuge der Schnitt-
genau in der Mittellinie und unter Anwendung eines schmalen Mes¬
sers geführt werden.
An der hinteren Fläche im oberen Drittel der Symphyse befin¬
det sich ein Wulst, welcher normalerweise vom oberen Rande der
Symphyse aus, sowie auch per Vaginam fühlbar ist.
Dieser Wulst ist insoferne wichtig, als seine Entfernung vom
Promontorium eben die Coniugata bildet. Im Inneren des Knorpel
befindet sich oft eine Höhle, welche jedoch nicht als eine Gelenk¬
höhle zu betrachten ist, da sie weder eine Synovialmembran noch
Zotten besitzt. Diese Höhle liegt etwas näher der hinteren Fläche
der Symphyse, kommt ebenso bei Männern wie bei Frauen vor; bei
Frauen öfter und ist grösser; bei Schwangeren ist diese Höhle kei¬
neswegs constant, wie manche annehmen.
Die Maase der Schambeinfuge sind nach Waldeyer folgende:
Bei Schwangeren:
Die Länge der ganzen Fuge sammt den Bändern beträgt 5-4—5-6 cm.
Die Länge des Zwischenknorpels allein .
40-
-4-3
n
Die Länge des Hohl raumes im Inneren des Knorpels
2-5-
-2-8
V
Der quere Durchmesser der Fuge sammt Bändern
2-4-
-2*6
n
Der quere Durchmesser des Zwischenknorpels allein
20-
-2-1
n
Der quere Durchmesser des Hohlraumes
10-
-11
n
Bei Nichtschwangeren beträgt:
Die Länge der Symphyse.
.
46
cm.
Die Länge des Knorpels .....
.
34
n
Der quere Durchmesser der Fuge ....
.
1-9
n
Der quere Durchmesser des Knorpels
•
1-4
n
Bei Nichtschwangeren sind also alle Maase
kleiner
als
bei
Schwangeren und Gebärenden.
Als Gesammtlänge der Symphyse nimmt man an:
bei Weibern 4-5 cm.
bei Männern 5-4 „
Die Angaben von Waldeyer weichen also etwas von denen
anderen Autoren ab. In Bezug aüf die Dicke der Symphyse findet
man bei allen Anatomen ziehmlich übereinstimmende Angaben.'
*
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Unterhalb der Symphyse beginnt die eigentliche Schamgegend
{Regio pudendalis). Um ein vollständiges Bild des Operationsfeldes zu
haben, muss man auch diejenigen Theile der Schamgegend in Be¬
tracht ziehen, welche in irgend einem Zusammenhänge mit der
Symphyse stehen.
Bei der Betrachtung dieser anatomischen Verhältnisse wollen
wir in dieselben Ordnung Vorgehen, wie oben; wir werden also die
Gewebe und Gebilde schichtenweise, von aussen nach innen be¬
trachten.
Die äusserste Schichte bildet die Haut mit dem subcutanen
fettreichen Gewebe, sowie die subcutanen Gefässe und Nerven. Die
Haut besitzt in dieser Gegend besondere Eigenschaften. Die Behaa¬
rung, welche schon oben vor der Symphyse an dem s. g. Mons Ve-
neris beginnt, bildet ein auffallendes Merkmal und erstreckt sich auf
die ganze äussere Scham, nämlich die auf beiden grossen Schamlip¬
pen. Die letzteren werden durch Hautfalten mit reichem Fettgewebe
gebildet, beginnen am Mons Veneris und laufen, durch die Commissura
labiorum anterior vereinigt, nach unten, umfassen von beiden Seiten
die zwischen ihnen befindenden Theile; unten verschmälert übergehen
sie in das Perinaeum, wo sie in einer grösseren oder geringeren Ent¬
fernung vor dem After endigen. Zwischen beiden grossen Scham¬
lippen, welche durch starke Behaarung gänzlich verdeckt werden
können, befindet sich oben die Clitoris mit ihrem Praeputium. Aus
der Öffnung des Praeputiums ragt gewöhnlich die Eichel hervor; sie
ist jedoch nicht immer sichtbar, da eine kleine Eichel und auch
eine grössere bei stark ausgebildetem Praeputium verborgen bleibt.
An die Clitoris inseriren sich in der Mittellinie die kleinen
Schamlippen. Diese Insertion wird Frenulum clitoridis genannt; sie
verlaufen im Bogen nach hinten, begränzen beiderseits das Vestibu ■
lum vaginae und enden unterhalb des Vestibulum ; indem sie in ein¬
ander übergehen und die Commissura labiorum posterior bilden. Nor¬
mal ausgebildete grossen Schamlippen schliessen eng aneinander, so
dass sie auseinander gezogen werden müssen, wenn man die klei¬
nen Schamlippen erblicken will.
Der Vorhof bildet also einen ovalen, von den kleinen Scham¬
lippen begrenzten Raum, welcher oben am Frenulum spitzig, unten
an der Commissura labiorum posterior abgerundet ist. Im oberen
Theile des Vorhofes finden wir das Orificium urethrae, im unteren
den Introitus vaginae. Der Scheiden-Eingang wird bei Jungfrauen vom
Hymen, bei Frauen von den Carunctdae hymenales begränzt. Im obe-
rdn Theile der weiblichen Scham, * im Binnenraume zwischen den
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133
Fig. III.
Partes genitales externae^et Perinaeum virginis 20 annorum.
Nach Waldeyer: „Das Becken“.
1. Commissura lab.
2. Torus clitoridis.
3. Praeputium \
4. Glans i clitoridis.
5. Frenulum )
6. Paries ferner. 1 labü d
7. Paries vestibul. J
8. Labium min. pud. sin.
9. Vestibulum vaginae.
10. Orificium uretbrae ext.
11. Carina urethr. in orif. vagin. consp.
12. Orific. gland. vestib.
13. Hymen.
14. Frenulum lab. puden*
lß. Raphe perinaei.
16. Anus.
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134
grossen und den kleinen Schamlippen befindet sich, wie oben be¬
merkt, die Clitoris.
Die beschreibende Anatomie unterscheidet an der Clitoris zwei
Schenkel ( Crura ), den Schaft (Cor^«s)Jund die Eichel {Glans).
Fig. IV.
Nach Waldeyer: „Das Becken“.
1. Vena dorsalis clilor.
2. Venae profundae clitor.
3. Venae bulbosae.
4. Vena pudenda communis.
5. Corpus clitoridis.
6. Crura clitoridis.
7. Glans clitoridis.
8. Bulbus vestibuli.
Die Clitorisschenkel sind beiderseits am vorderen Rande des
absteigenden Astes des Schambeines, sowie am absteigenden Aste
des Sitzbeines befestigt. Sie beginnen hier als scharf zugespitzte
Wülste, convergiren, immer dicker werdend, gegen die Mittellinie
und verbinden sich unter dem Schambogen, indem sie den Clitoris-
schaft bilden. Im Allgemeinen verhalten sich die Clitoris-Schenkel, wie
jene des Penis; sie beschreiben jedoch einem weiteren Bogen, als
beim Manne, welcher dem Arcus ossium pubis entspricht.
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135
Die Grösse der Clitoris unterliegt wie jene des Penis individu¬
ellen Schwankungen.
Die definitive Grösse erlangt das Organ erst mit vollkommener
sexuellen Entwickelung des betreffenden Individuums.
Die Dimensionen betragen durchschnittlich:
die Länge der Schenkel
„ „ des Schaftes .
„ „ der Eichel
In der Erection beträgt:
die Länge der Schenkel
„ . des Schaftes .
3-5—4 0 cm.
2-0 -2-5 „
0-5—0-6 „
4-5—50 cm.
30
Der Querschnitt der Schenkel hat einen Durchmesser von 0-6 cm.
„ » des Schaftes „ „ „ „ 08 „
Während der Erection wird der Querschnitt im Durchmesser
doppelt so gross.
Die Schenkel, sowie der Schaft sammt der Eichel bestehen aus
cavernösem Gewebe (Corpus cavernosum), dessen Oberfläche eine
feine Faserhaut (Tunica albuginea) bekleidet; diese bildet am Clitoris-
Schafte eine mediane stellenweise durchbrochene Scheidewand (Sep¬
tum corporum cavemosorum).
Die Corpora cavemosa clitoridis unterscheiden sich von den Corp.
cav. peni8 durch das viel schwächer ausgebildete Schwellgewebe,
enthalten dagegen reichlicheres Bindegewebe.
Die Faserhaut übergeht in das Lig. Suspensorium clitoridis, mit¬
tels dessen der Clitoris-Schaft an die vordere Fläche der Symphyse
sich inserirt. Nach Testut verschmilzt dieses Band mit der Linea
alba abdominis . Ein feines Band verbindet die beiden Clitoris-Schen-
kel und füllt den Binnenranm zwischen denselben und dem Scham¬
bogen aus: es ist das Lig. intercrurale.
Testut beschreibt noch ein Band — das Lig fundiforme ; es
entspricht dem nämlichen Bande des Penis, sein Verlauf ist jedoch
nicht derselbe. Es entspringt an der Fascia clitoridis von beiden Sei¬
ten der Clitoris; besitzt die Form eines breiten Bandes, umfasst von
unten den Clitoris-Schaft und übergeht, allmählig verjüngt, sammt
der Fascia clitoridis beiderseits ln die grossen Schamlippen (bei
Männern endet es 4—5 cm. oberhalb der Symphyse, 2—3 cm. von
der Linea alba entfernt).
Das Ende der Clitoris bildet die Eichel (Glans). Es ist ein hir-
sen- öfters erbsengrosses Gebilde und besitzt im Allgemeinen die
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133
Form der Peniseichel, ist jeioeh im Gegensätze zam Penis von der
Urethra nicht durchbohrt. An ihrer unteren Fläche ist eine drei-
eckigo Einsenkung sichtbar, wo sich das Frenulum inserirt.
Die Eichel sowie die Falten, welche das Praeputium bilden und
das Frenulum sind von einer sehr dünnen Haut bekleidet. Histo¬
logisch unterscheidet sie sich von der ähnlichen Haut am Pe¬
nis durch den Mangel an Talgdrüsen; Talgdrüsen kommen übrigens
in der inneren'] Lamelle des Pra^putiums nur spärlich vor. Diese
Haut besitzt zahlreiche Papillen, welche theils Gefässe, theils Ner-
ven-Endkolben enthalten (Luschka, Krause). Nach Werster
finden sich an der Eichel auch Meissn e r’s c h e sowie P a ci n i’sc h e
Körperchen.
Die Nerven der Clitoris gehen theils vom Plexus hypogastricus
nervi sympatici , theils (nämlich die Nervi dorsales clitoridis) vom Ner¬
vus pudendus ab.
Der Schaft der Clitoris ist an der Verbindungsstelle der Schen¬
kel unter einem Winkel von circa 60° geknickt. Diese Knickung ist
die Folge davon, dass einerseits, an deren dorsaler Seite der Liga¬
mentum Suspensorium , andererseits, an der ventralen Seite der Glans
das Frenulum sich inserirt. In dieser Weise fixirt, kann die Clitoris
bei der Erection sich nicht aufrichten wie der Penis; nur die Kni¬
ckung wird weniger scharf. Diese Knikung nach während der Erec-
tion entspricht der Function der Clitoris , als eines Wollustorganes
beim Coitus.
Die Insertionsstelle des Lig. Suspensorium entspricht der Pars
Jixa penis und liegt unmittelbar unter dem Schambogen so, dass die
Vena dorsalis clitoridis in ihrem Verlaufe zum Plexus vcnosus puden-
dalis unter diesem Bogen kaum Platz findet. Oberhalb dieser Stelle
wird der Raum zwischen dem Clitorisschafte und der Symphyse
immer grösser.
Nach Entfornung des Praeputiums, welches im Gegensätze zum
Praeputium penis nicht nur die Eichel, sondern auch den ganzen
Clitorisschaft bedeckt und nach Entfernung des Frenulums kommt
das Ligamentum Jundiforme , das Ligamentum intercrurale , sowie das
Ligamentum arcuatum pubis zum Vorscheine.
Die Clitorisschenkel sind beiderseits von den grossen Scham¬
lippen bedeckt; um zu denselben zu gelangen, muss man einen
Schnitt durch den Sulcus genito-femoralis führen und die grosse
Schamlippe medialwärts ziehen.
Nach dem Durchschneiden des Lig. Suspensorium kann man
zwischen dem Schambogen und dem durch die beiden Clitorisschen¬
kel gebildeten Bogen eindringen; dieser letztere lasst sich leicht
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137
sammt den Gefässen von der Symphyse ziemlich weit abziehen.
Dieser Umstand ist für die Symphyseotornie von grosser Bedeutung.
An der Stelle der Synostosis ischiopubica beginnt jederseits, in
Gemeinschaft mit dem Clitorisschenkel, der Musculus ischtocavernosus ,
welcher denselben umfasst. Der Ursprung enthält mehr Muskelbün¬
del, der mittlero Theil ist mehr sehnig, der vordere geht in eine
Aponeurose über, welche mit der des anderseitigen Muskels ver¬
schmolzen, als Fascia clitoridis, den Scheidenvorhof von oben umfasst.
Die Bulbi vestibuli entsprechen, wie es Kobelt bewiesen hat,
dem Corpus cavernosum urethrac des Mannes. Der Unterschied besteht
darin, dass diese beiden Schwellkürper getrennt bleiben und auf
diese Weise den vorderen Theil des Scheidenvorhofes von beiden
Seiten umfassen.
Am hinteren Ende des Bulbus vestibuli liegt die Bartölin i’s che
Drüse, die vorderen verjüngten Enden dieser Schwellkörper verbin¬
den sich durch eine sehr schmale Brücke (Bars iniermedia) und um¬
fassen von oben das Orificium urethrae.
Die Vorhofszwiebeln bestehen aus gewundenen, vielfach mit¬
einander anastomosierenden venösen Gefässen, welche von einer
gemeinsamen Hülle umschlossen sind. Am Durchschnitte haben die
Vurhofzwiebeln ein schwamartiges Aussehen, besitzen alle Eigen¬
schaften von Schwell körpern und können bei sexuellen Reizen be¬
deutend anschwellen, sobald nur der Blutzufluss zu den Geschlechts¬
organen vermehrt und der Abfluss vermindert ist.
Jede Vorhofszwiebel ist im gefüllten Zustande 35 cm. lang,
1-5 cm. breit und 10 cm. dick (Sappey, Luschka).
Die wenig zahlreichen Nerven gehen vom Plexus hypogastricus
nervi sympathici ab.
Der Musculus bulbo^avernosus , sive Consfrictor cunni beginnt haupt¬
sächlich an der Fascia perinaei zwischen dem After und dem Tuber
ossis iseki ; ein schwächerer medialer Theil kommt vom vorderen
Theile des Musculus sphincter ani , in seinem Verlaufe nimmt er einige
Bündel vom Musculus transversus perinaei auf, umfasst von aussen
die Barto lini’sche Drüse, sowie die Vorhofszwiebel und gelangt
auf die dorsale Seite des Clitorisschafoes, wo er aponeurotisch endet
und mit dem anderseitigen verschmilzt.
Die übrigen Theile des weiblichen Urogenitelapparates, wie die
Scheide, die Gebärmutter mit ihren Adnexen, die Harnblase u. s. w.
werden in dieser anatomischen Skizze nicht berücksichtigt, da sie
nicht im Bereiche des Operationsfeldes liegen.
Einer näheren Betrachtung bedürfen nur noch die Venengeflechte
der Blase und der äusseren. Genitalien.
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138
Die in der Gegend der Symphyse verlaufenden Blutgefässe
theile ich aus praktischen Rücksichten in zwei grosse Gruppen. Zur
ersten zähle ich solche, welche bei der Operation durchschnitten
werden müssen, zur zweiten diejenigen, welche unbedingt nicht ver¬
letzt werden dürfen.
Ich muss bemerken, dass man bei dieser Operationsmethode
keine einzige Ligatur anzulegen braucht, da die Gefässe der ersten
Gruppe nur klein sind. Es gehören hieher Zweige, welche die Arteria
epigastrica inferior für die Weichtheile der Symphyse abgibt. Zur
zweiten Gruppe gehören die Zweige der Arteria pudenda interna ,
welche die Clitoris und die Vorhofszwiebeln versorgen, sowie die
Blutgefässe der Harnblase.
Betrachten wir nun die Gefässe der ersten Gruppe:
1) Die Arteria suprapubica — ein Art der Art. epigastrica infe¬
rior (welche von der Art. iliaca externa abgeht) anatomosiert mit der
gleichnamigen anderseitigen Arterie und bildet dadurch in der Mittel¬
linie einen Bogen, welcher eine kleine vor der Symphyse sich ver¬
zweigende Arterie abgibt; diese versorgt die Weichtheile unmittelbar
unter und vor der Symphyse.
2) Die Arteria pubica , ebenfalls ein Ast der Art. epigastrica in¬
ferior, bildet oft Anostomosen mit der Art. obturatoria-, in Verbindung
mit der anderseitigen bildet sie reichliche Netze hinter der Scham¬
fuge; aus diesen Netzen gehen Zweige zum Perioste ab und dringen
auch in den Knochen ein. Diese Arterie versorgt hauptsächlich die
Schambeine.
Bei der Betrachtung der Arterien der zweiten Gruppe, wollen
wir vorwiegend ihre Lage berücksichtigen; die genaue Kenntniss
derselben bewahrt uns bei der Operation vor ihrer Verletzung.
Die Arteria pudenda interna entspringt von der Art. hypogastrica
als ihr stärkster Endast; sie tritt durch des Foramen ischiadicum ma-
ius unterhalb des M. pyriformis aus dem kleinen Becken heraus,
kreuzt das Lig. spinososacrum und kommt durch das Foramen ischia¬
dicum minus in das Becken zurück; dann verläuft sie nach vorne
an der medialen Seite des Sitzbeines und längs des absteigenden
Astes des Schambeines gegen den Schambogen und theilt sich in
die Art. profunda und die Art. dorsdlis clitoridis.
Die Art. profunda cliltoridis tritt an die mediale Seite des Cur-
pus cavernosum clitoridis und verzweigt sich in demselben. Die Arte¬
ria dorsalis clitoridis gelangt zwischen den Faserzügen des Lig. Su¬
spensorium unmittelbar unter dem Schambogen zur dorsalen Fläche
der Clitoris und verzweigt sich in der Glans clitoridis. Die Clitoris
wird also von den beiden Endästen der Art. pudenda interna versorgt.
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139
Die Vorhofszwiebeln versorgt von hinten ein Ast der Art. pu-
denda interna, nämlich die Art. bulbosa ; von vorne die Art. bulbo-
nrethralis, beide sind Äste der Art pudenda int. Der vordere Theil der
Vorhofszwiebeln bekommt auch einen schwachen Zweig von der
Art. profunda clitoridis.
Die übrigen Äste der Art. pudenda int. sind bei der Operation
ohne Belang und zwar:
1) Die Art. haemorrhoidales extemae s. inferiores, welche zum
M. levator ani und zum M. sphincter ani gelangen.
2) Die Art. perinaei, welche die Art. transversa perinaei zum
gleichnamigen Muskel abgibt, so wie Zweige für die grossen Scham¬
lippen als Art. labiales anteriores.
Die Harnblase erhält das Blut von den Art. vesicales, welche
von dem Ramus anterior arteriae iliacae extemae entspringen.
Das venöse Blut fliesst durch die Venae vesicales in den Plexus
vesicalis, welcher mit dem Plexus pudendalis und Plexus haemorrhoida-
lis in Verbindung steht und zur Vena hypogastrica führt. Das Blut
der Clitoris und der Vorhofszwiebeln wird vom Plexus pudendalis
aufgenommen. Dieser Plexus bildet den Anfang der Vena pudenda
interna, welche auch das Blut vom Perineum und After aufnimmt
uud mit dem Plexus vesicalis und dem Plexus haemorrhoidalis in Ver¬
bindung steht.
Was die Venen anbelangt, welche das Blut aus der Clitoris
und aus den Vorhofszwiebeln zum Plexus pudendalis abführen, ist
noch Folgendes zu bemerken:
Aus dem Clitorisschafte fliesst das Blut durch die Vena dorsa-
lis ab, welche unter dem Schambogen verläuft und in den Plexus
pudendalis mündet. Aus den Clitorisschenkeln führen das Blut die
Venae profundae clitoridis, aus der Eichel fliesst das Blut in die Pars
intermedia lulbi vestibuli. Aus den Vorhofszwiebeln fliesst das Blut
durch Venenstärnme ab, welche vom hinteren Theile derselben ab-
gehen und in den Plexus pudendalis, sowie in den Plexus haemorrhoida¬
lis münden. Die Venen des vorderen Theiles der Vorhofszwiebeln und
der Par« intermedia derselben stehen in Verbindung mit den Venen
der Eichel, sowie mit Venen-Netzen, welche oberflächlich unter der
Schleimhaut des Vorhofes angetroffen werden
Auf Grund dieser anatomischen Skizze wollen wir die topo¬
graphischen Verhältnisse des Operationsfeldes betrachten.
Vor der Symphyse liegt der Schamberg mit dem subcutanen
Fettpolster, wo Verzweigungen von subcutanen Gefässen bei der
Operation durchgeschnitten werden müssen. Das Fettpolster wird
gegen die tiefere Schichten durch die Fascia superficialis abgegränzt,
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140
welche vom Hypogastrium hieher gelangt und weiter unten median
in die Fascia clitoridis lateral in die Fascie der grossen Schamlippen
übergeht.
Unter dieser Fascie finden wir ein lockeres Bindegewebe, sowie
die Verzweigungen der Art. suprapubica mit ihrem medianen Bogen,
von welchem eine vor der Fuge sich verzweigende Arteriola ent¬
springt. In dieser Schichte treffen wir das Ligamentum Suspensorium
welches vom Cütorisschafte bis zur Linea alba sich erstreckt und
in seinem ganzen Verlaufe an die Schambeine befestigt ist.
Die folgende Schiebt bildet in der Mitte die Schambeinfuge
selbst und zwar: a) das Lig. pubicum superius, b ) die Lamina fibro-
cartilaginea interpubica, c) das Lig. arcuatum pubis. Oberhalb der Fu¬
ge befinden sich die M. pyramidales und ihre Insertion an die obere
vordere Fläche der Symphyse, sowie die geraden Bauchmuskeln.
Hinter den Muskeln trifft man das Spatium suprapubicum praefasciale,
welches ein lockeres Bindegewebe mit den Verzweigungen der Art.
suprapubica enthält. Unterhalb der Symphyse verläuft median die
Vena dorsalis clitoridis, welche einerseits (d. h. oben) mit der Sym¬
physe und zwar mit dem Lig. arcuatum pubis, anderseits (d. h. un¬
ten) mit der Pars fixa clitoridis in Berührung kommt. Lateralwärts
verlaufen die beiden Clitorisschenkel durch, das Lig. intercolumnare
verbunden, welches an das Lig. arcuatum pubis sich anschliesst. Un¬
mittelbar hinter der Symphyse (Fig. V.) trifft man kleinere Arterien
und Venen-Zweige. Die oberen Arterien stammen aus der Art. epi-
gastrica inf. und bilden ein arterielles Netz, die mittleren kommen
aus dem Ramus pubicus art. obturatoriae, die unteren, welche man
am Schambeinbogen trifft sind Zweige der Art. pudenda. Die Venen-
Zweige stammen von gleichnamigen Venen.
Alle diese Gefässe sind von hinten her durch eine Fascie be
deckt, welche die nächstfolgende Schicht bildet.
Die obere Partie dieser Fascie wird als Fascia transversa be¬
zeichnet und zwar bis zu ihrer Insertionsstelie am oberen hinteren
Rande der Symphyse; von da an heisst sie Fascia pelvis und ihre
seitlichen Partien sind unter dem Namen Fascia obturatoria interna
bekannt.
Hinter dieser Fascie befindet sich das Spatium retrofasciale seu
Spatium praevesicale Retzii-, dieses mit Fettgewebe erfüllt, innerhalb
dessen oben der Plexus venosus vesicae urinariae, unten der Plextis
venosus pudendalis enthalten ist (Fig. VI.). Beide Geflechte liegen in
einer Grube, welche beiderseits durch die Lig. pubovesicalia begränzt
wird.
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'141
Die tiefste (hinterste) Schicht bildet oben die Fascia vesicae
nrinariae , dann die vordere Blasonwand und unten die Fascia pelvis.
Hinter der Fascia vesicae urinariae liegt die Tela mbperitonealis und
schliesslich das Peritonaeum, welches hier von der Bauchwand auf
die Blase übergeht.
Fig.. V.
Situs partium retrosymphysicarum.
Nach Waldeyer: „Das Becken“.
1. Sectio oss. puhis.
2. Peritonaeum.
3. Plexus vesic.
4. Vesica urin/
5. Plexus pudend.
6. Lig. pubicum super.
7. Rami pubici post. (art. obtur.).
8. Corpus adipös, praevesicale.
et subperitoaeale.
9. Venae urethrales.
10. Crus clitor.
11. Pars lig. arcuat. pub.
12. Lig. praeurethrale.
13. Glans clitor. et V. dorsal, clitor.
Ausser der Kentniss der anatomischen und topographischen
Verhältnisse der Symphyse ist für unsere Operationsmethode noch
die Gestaltung und das Verhalten der ilcosacralen Gelenke von
Bedeutung (S. Fig. VII.).
Nach Kölliker, v. Luschka und G. H. Meyr ist der Name
„Gelenke“ für die hinteren Fugen vollkommen begründet, da sie die
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142
Gelenkschmiere Synovia Zwischenknorpel und Gelenkflächen auf¬
weisen *).
Durch lange Zeit wollte man die Bewegungsfähigkeit dieser
Gelenke nicht zugeben; erst die Erfahrung an einer grösseren Anzahl
Fig. VI.
Fascia pelvis mit dem Spatium retrofasciale, in welchem der Plexus venosus
vesicae urinariae und der Plexus venosus pudendalis sich vorfindet
Nach Pinard in „Annales de Gyn6cologie et d’Obstätrique“ — 1S94.
l ) Fr. Neugebauer: „Kilka s!6w o wskrzeszeniu ci$cia lonowego
przez szkol$ poloänicz^ neapolitansk^“ („Einige Bemerkungen über die durch
die neapolitanische geburtshilfliche Schule neuerdings zur Geltung gebrachte
Symphyseotomie“).
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143
Von Symphyseotomien hat gezeigt, dass beim Auseinanderziehen der
Symphyse eine Bewegung in den ilesacralen Gelenken zustande
komme. Dieser Umstand muss bei jeder Symphyseotomifl ausganütafr
Fig. VH.
Das klaffende Ileo-Sacralgelenk mit sammt Periosteum abgehobenen vorderen
Ileosacralbändern.
Nach Pinard in „Annales de gynöcologie et d’obst^trique“ — 1894.
werden. Um ein genügendes Klaffen der Gelenkflächen zu erzielen,
muss man folgendermaassen Vorgehen: Nach dem Durchschneiden
der Symphyse wird die eine Extremität der Operierten im Kniegelenke
gebeugt, dann im Hüftgelenke gebeugt und adducirt und in dieser
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ä
144
Lage festgehalten; nun fasst man die zweite Extremität und führt
eine starke Abduction aus. Diese Bewegung bewirkt nun ein Klaffen
der Gelenkflächen in der ileosacralen Verbindung der betreffenden
Seite. Will man dasselbe auf der entgegengesetzten Seite erzielen,
so muss man umgekehrt Vorgehen.
Wie verhalten sich nun hiebei die Bänder der ileosacralen
Verbindungen? \
In dieser Hinsicht wurden von P i n a r d in Gemeinschaft mit F a-
rabeuf und Varnier Versuche an den frischen weiblichen Leichen
ausgeführt. Dieselben ergaben, dass bei starkem Auseinanderziehen,
namentlich auf 6 bis 7 cm., die schwachen vorderen ileosacralen
Bänder in Bereiche von mehreren Centimetern sammt dem Perioste
vom Knochen abgehoben werden; Zerreissung dieser Bänder ist nio
beobachtet worden. Die starken hinteren Bänder, welche die Ge¬
lenke von hinten verstärken, werden infolge der Annäherung der
Darmbeine an das Kreuzbein relaxirt. Pinard welcher hierin die
grösste Erfahrung hat, stellt für diese Operationsmethode den Grund¬
satz auf, dass man nach dem Durchschneiden der Symphyse die
beiderseitige Artroklasie, wie er diesen Akt nennt, immer in der
oben beschriebenen Weise ausführen soll. Bei diesem Eingriffe erfolgt
gewöhnlich ein Knall, infolge der Abhebung der vorderen Bänder
und der plötzlichen Entfernung der Gelenkflächen.
Man hat befürchtet, dass infolge der Aufhebung der Berührung
der Gelenkflächen nach überstandener Operation das Gehen be¬
schwerlich und unbeholfen sein werde und zwar, dass die Operation
einen s. g. Entengang zu Folge haben müsse. Zu dieser Befürchtung
hat ein unzweckmässig operirter Fall von Bau mm Anlass gegeben
und die Symphyseotomie discreditirt. Die Gegner der Symphyseoto-
mie führen diesen Fall in verschiedenen Werken ohne Kritik an und
schrecken hiedurch die praktischen Artzte von der Operation ab.
Indessen zeigt die Erfahrung, dass mit Ausnahme dieses einzigen
Falles ein fehlerhafter Gang in Folge dieser Operation nicht beo¬
bachtet wird. Die Consolidation des Gelenkes kommt sehr bald zu¬
stande. Es sind Fälle beschrieben worden, in welchen die Kranken
schon 7 Tage nach der Operation das Bett verlassen konnten; die
Consolidation der Gelenke war also bereits genügend. Gewöhnlich ist
zur vollkommenen Consolidation mehr Zeit erforderlich, es ist also
angezeigt, dass die Kranken nach der Operation 15—20 Tage im
Bett liegen.
Die Rolle dieser Gelenke bei der Operation erheischt, dass die¬
selben vollkommen normal und frei von Synostosen seien. Die
Synostose der ileosacralen Gelenke bildet, einen Contraindication
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145
der Ausführung der Symphyseotomie. Unter welchen Umständen Syn¬
ostose vorkommt, wird unten bei Angabe der Contraindicationen
erörtert werden.
III.
Wie bereits erwähnt, sind bis nun zu circa 1000 Symphyseotomien
ausgefübrt worden. Bei Besprechung der klinischen Erfolge berück¬
sichtige ich nur das Materiale, welches in den Congressen in
Rom und Moskau vorgestellt wurde und zwar aus folgenden
Gründen:
Vor Allem stammt das bei Congressen vorgestellte Materiale
aus hervorragenden Kliniken, wo jeder einzelne Fall möglichst ge¬
nau beobachtet, die Indicationen präcisirt, die Technik der Operation
eingoübt war. Einen einzelnen, so zu sagen, dilettantenmässig, ohne
entsprechende Vorbereitung des Operirenden ausgeführte Operation
muss man anders beurtheilen, — wenn auch der Fall die günstigsten
Resultate aufweist, — als einen klinischen Fall, bei welchem in
Bezug auf die Indication und Technik, wie auch auf die Ergebnisse
der Operation der Aufmerksamkeit eines erfahrenen Klinikers nichts
entgeht.
Ich will deshalb die einzeln veröffentlichten Fälle nicht berück¬
sichtigen. Oft will man beim Lesen mancher Berichte nicht glauben,
dass die Kranke mit einer solchen Leichtigkeit und Gewandtheit
operirt wurde, dass man auf keine Hindernisse gestossen ist, und
dass oft ohne geschulte Beihilfe, unter den ungünstigsten Verhältnissen
die Operation mit bestom Erfolge ausgeführt wurde. Unwahrscheinlich
erscheinen auch die Berichte über jene Fälle, in welchen der Ope-
rirende den Misserfolg durch oine Unmasse von ungünstigen Ver¬
hältnissen und Hindernissen zu entschuldigen versucht. Es ist noch
ein Umstand, welcher mich bestimmt hat, auf das bezeichnete Ma¬
teriale sich zu beschränken. Die Mehrzahl der diesbezüglichen Fälle
gehört einer und derselben Klinik; es ist einleuchtend, dass dieser
Umstand von hoher Bedeutung ist, mit Hinblick darauf, dass die
Operateure gut geschult, dass die Oporationsmethode in einer ent¬
sprechenden Weise festgestellt und dass die Indicationen genau prä¬
cisirt sein mussten. Auf Grund solcher schulmässig behandelter Fälle
kommt man zu viel richtigeren Schlüssen.
Prof. Morisani berichtete auf dem Congresse in Rom im J.
1894 über 241 ausgoführte Operationen. Diese Zahl umfasst die
Polo. Archiv f. biol. u. mcd. Wiaßenich.
Archive» polon. d. scicnc. biol. et medic. IQ
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146
Fälle von Prof. Var nie r (124 Fälle), von Dr. Fr. Neugebauer
(49 Fälle) 1 ), sowie von Morisani selbst (68 Fälle).
Auf dem Congresse in Moskau wurden vom Prof. Var nier
86 Fälle aus der Pariser Baudelocque’sohen Klinik besprochen-
Auf demselben Congresse berichtete Prof. Zweifel über 31 Opera¬
tionen, welche er selbst in der Leipziger Klinik ausgeführt hat.
Prof. Kuestner hat ebenfalls in Moskau über 7 oigene Fälle
berichtet, welche in der Breslauer Klinik operirt wurden.
Auf den beiden Congresscn sind also:
241 Fälle von Morisani,
86 „ „ Varnier,
31 „ „Zweifel,
7 „ „ Kuestner.
Summa 365 Fälle berücksichtigt worden.
Diese grosse Zahl erlaubt, besonders in Rücksicht auf die an¬
geführten Umstände, manche Folgerungen allgemeiner Natur zu ziehen.
Da diese Operationsmethode hauptsächlich die Erhaltung der
Kinder bezweckt, so wollen wir vor Allem ihre Ergebnisse hinsicht¬
lich der Kinder in Betracht ziehen.
In den 241 von Morisani mitgetbeilten Fällen sind 186 ge¬
sunde, 55 todte Kinder geboren worden. Von der Zahl der Todten
müssen 25 Fälle abgezogen werden, in welchen der Tod des Kindes
durch andere von der Operation der Symphyseotomie unabhängige
Ursachen herbeigeführt wurde; in diesen 25 Fällen erfolgte der Tod
entweder vor der Operation (welche also eigentlich nicht angezeigt war),
oder infolge von Cranioclasie, von Zerreissung des Nabelstranges,
durch Blutung bei Anwendung der Zange, in Folge von Syphilis,
zu frühzeitiger Einleitung der Entbindung, in Folge von Lungen¬
entzündung u. s. w. Es bleiben also nur 30 Fälle, in welchen der
Tod des Kindes mit der Symphyseotomie mehr oder weniger in
einem Causalnexus stand.
In den 86 Fällen von Varnier sind 77 gesunde, 9 todte Kin¬
der geboren worden. In einem von den letzteren Fällen wurde vor
der Operation versuchsweise Zange angelegt, wobei die Schädelkno¬
chen an 14 Stellen gebrochen wurden.
Dieser Fall kann also nicht auf die Rechnung der Symphyseo¬
tomie kommen, es bleiben also 8 todte Kinder.
*) Dr. Fr. Neugebauer hat übrigens in seiner Arbeit 178 Fälle
zusammengestellt.
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147
In den 31 von Zweifel angeführten Fällen sind 2 Kinder
infolge der Operation gestorben; die übrigen sind lebend geboren
worden.
In den Fällen von Kuestner sind alle Kinder am Leben ge¬
blieben.
Infolge der Operation sind also gestorben:
30 Kinder in den Fällen von Morisani,
8 „„„ „ „ Varnier,
2 „„„ „ „ Zweifel,
0 „ „ „ „ „ Kuestner.
Zusammen 40 Kinder von der Gesammtzahl 365 der operirten Fället
was nicht ganz 11% (10-95%) ausmacht.
Vergleichen wir nun dieses Mortalitätsprozent mit jenem bei
anderen Operationsmethoden, welche anstatt der Symphyseotomie
zur Ausführung kommen.
Ich will zunächst darauf hinweisen, dass die einfache Anwen¬
dung des Forceps behufs Beschleunigung der Geburt, wenn der Kopf
im Beckenausgange sich befindet, bei Bockenverengerung I. Grades,
eine nicht unbedeutende Mortalität ergibt und zwar:
in der Pariser Baudelocque’schen Klinik 8% für Primiparae
„ „ „ „ „ 10-5% für Multiparae
„ Leipziger Klinik .... 7%
In so ausgezeichneten Kliniken, bei Operationen, welche durch
tüchtige Geburtshelfer ausgeführt werden, bei so wenig verengten
Becken (I. Grades) ist also das Mortalitätsprozent bei einfacher
Anwendung der Zange nur um etwas geringer, als bei unserer Ope¬
rationsmethode. Mit Rücksicht auf die noch unvollkommen ausgebil¬
dete Operationstechnik, sowie auf die noch nicht genau präcisirten
Indicationen zu ihrer Ausführung, müssen wir zugeben, dass die Re¬
sultate der Symphyseotomie, auf die Kinder bezogen, als sehr gün¬
stige erscheinen.
Bei Vergleichung der Symphyseotomie mit der prophylaktischen
Wendung zeigt sich, dass das Sterblichkeit der Kinder bei der letz¬
genannten Operation ein enormes ist. Dr. Anufriew gibt in seiner
Inauguraldissertation') auf Grund der Zusammenstellung der Stat.i-
*) Anufr iew: Materyafy k’woprosu o profilakticzeskom poworotie
pri nzkom tazie (Materialien betreffend die prophylaktische Wendung).
«
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14 «
stik verschiedener Autoren das Mortalitätsprozent der Kinder bei pro-
phylastischer Wendung, sowie eigene Beobachtungen, welche er auf
der hiesiegen Klinik gemacht hat. Die Zahlen sind bei sämmtlichen
Autoren annähernd dieselben und es beträgt das Mortalitätsprozent
circa 333%. Dr. Anufriew berücksichtigt in seinen eigenen Beo¬
bachtungen die verschiedenen Grade der Beckenverengerungen, wel¬
che eine verschiedene Sterblichkeit zu Folge haben; durchschnittlich
beträgt das Sterblichkeitsprozent auch bei ihm 33%• Die Sterblich¬
keit bei der Wendung ist also dreimal so gross, als bei der Sym-
physeotomie.
Es muss hier noch die Frühgeburt (partus praematurus) bei pa¬
thologischen Becken in Betracht gezogen werden. Auch hier ist das
Mortalitätsprozent sehr gross. Die zu früh geborenen Kinder haben
übrigens eine geringere Widerstandskraft gegen alle Krankheiten,
sind weniger stark und gesund. Es gibt selbstverständlich auch
solche Fälle, in welchen auch diese Methode angezeigt ist; doch
hat die Geburtshilfe die Aufgabe, gesunde und lebensfähige Kinder
zu befördern, wenn dies nur bei möglichst geringer Gefahr für
die Mutter möglich ist. Nach Prof. Fancourt Barnes in Royal
maternity charity in London ergibt der Partus praematurus ein
Mortalitätsprozent der Kinder von 33%; dieser Eingriff ist ge¬
rade so ungünstig, wie die prophylaktische Wendung. Barnes
schreibt die ungünstigen Resultate dem Umstande zu, dass die zu
früh geborenen Kinder zu schwach sind, um den Geburtsakt aus¬
zuhalten, sowie dass bei pathologischen Becken gewöhnlich eine
abnorme Lage des Kindes zu Stande kommt und gewisse Ein¬
griffe nothwendig macht, welche die schwachen Kinder nicht ver¬
tragen.
Nun haben wir noch die Ergebnisse des Kaiserschnittes in Be¬
zug auf die Kinder mit jenen der Symphyseotomie zu vergleichen.
Das diesbezügliche Sterblichkeitsprozent kann ich auf Grund
der mir zugänglichen Litteratur nicht genau ermitteln; die Daten
verschiedener Autoren differiren von einander und schwanken zwi¬
schen 10—12% (Barnes) und 6’8% (N o w i ck i).
Zur Vergleichung der Ergebnisse dieser verschiedenen Opera¬
tionsmethoden in Bezug auf die Kinder mag also folgende Zusam¬
menstellung der Sterblichkeitsprozente dienen:
1) bei der Symphyseotomie . . . 11%
2) beim Kaiserschnitte .... G-8—12%
3) bei der Frühgeburt .... 33%
4) bei der prophylaktischen Wendung . 333%
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149
Hiebei muss man noch berücksichtigen, dass selbst die An¬
wendung der Naegele’schen Zange ein nicht unbedeutendes
Sterblichkeitsprozent der Kinder gibt und zwar:
bei Erstgebärenden 7'3—8%
bei Mehrgebärenden 105%
Diese Zahlen sprechen für sich selbst. Mit der Symphyseotomie kann
in Bezug auf die Günstigkeit der Erfolge für das Kind nur der
Kaiserschnitt rivalisiren.
Übergehen wir nun zur Betrachtung des Mortalitätsprozentes
der Mütter. In Anbetracht der bereits oben erörteten Umstände wol¬
len wir auch hiebei nur auf die in den Congressen in Rom und in
Moskau besprochenen 365 Fälle uns beschränken.
In den 241 Fällen von Morisani endeten 28 mit dem Tode der
Mutter. Unter den Todesursachen wurden verschiedene Complicatio-
nen und intercurrente Krankheiten angeführt, wie Pneumonie, Em¬
bolie, Gelenkrheumatismus u. s. w. Da jedoch erfahrungsgemäss
solche Fälle immerhin verdächtig sind, indem oft genug verschiedene
nach Operationen auftretende Infectionen, als intercurrende Krank¬
heiten und Complicationen angesehen worden sind, so will ich alle
diese Fälle in eine Gruppe zusaramenfassen als „acute fieberhafte
Krankheiten“.
In den von Morisani operirten Fällen erfolgte der Tod der
Mutter:
an fieberhaften Krankheiten .
an Herzlähnung
an Myocarditis
an Eklampsie
an Blutung infolge der Operation
in 22 Fällen
„ 1 Falle
- 1 *
„ 2 Fällen
n ^ „
Zusammen in 28 Fällen.
In den von Prof. Varnier operirten Fällen erfolgte der Tod
der Mutter:
an fieberhaften Krankheiten . in 9 Fällen
an Occlusio intestinorum . „ 1 Falle
Zusammen in 10 Fällen.
Prof. Zweifel und Prof. Kuestner hatten keinen Todesfall
zu verzeichnen.
Es sind also 28 Fälle von Morisani und 10 Fälle von Var¬
nier, zusammen 38 Todesfälle von den 365 Operierten zu verzeich¬
nen; das Mortalitätsprozent der Mütter beträgt demnach 10*4%-
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150
Der Kaiserschnitt weist auf:
in der Berliner Klinik von Prof. Olshausen . 6-8°/* Todesfälle
in der Dresdener Klinik von Prof. Leopold . 8°/ 0 „
Die Frühgeburt in der Londoner Klinik von Barnes 1-2%
Die prophylaktische Wendung .... 29%
Die beiden letztgenannten Operationsmethoden ergeben also
wirklich ein sehr geringes Mortalitätsprozent der Mütter; für die
Kinder beträgt jedoch dasselbe 33—33 3%■ Sie erscheinen demnach
als begründet und ich werde trachten die Indicationen. zu ihrer
Ausführung zu präcisiren.
Die citirten Zahlen lehren, dass von den vier, dasselbe Ziel
bezweckenden Methoden zwei, d. i. die Frühgeburt und die prophy¬
laktische Wendung das kleinste Mortalitätsprozent der Mütter auf¬
weisen (1 — 3%), dagegen ein hohes Mortalitätprocent der Kinder
(33 - 33-3'7o); bei den beiden anderen Operationen sind die Procent¬
zahlen der für die Mütter ungünstigen Ergebnisse (68 n / # Kaiser¬
schnitt, 10-4 # /o Symphyseotomie) und die Procentzahlen der für die
Kinder ungünstigen Ergebnisse (68—12% Kaiserschnitt, 1095%
Symphyseotomie) annähernd die gleichen.
Nach Anführung dieser statischen Daten wollen wir nun erörtern,
welcher von den beiden wetteifernden Methoden der Vorzug gebühre.
Zur leichteren Orientirung wollen wir die Bedingungen dieser
beiden Methoden zunächst von einem rein chirurgischen Standpunkte
betrachten und dann ihre Eigentümlichkeiten vom geburtshilflichen
Standpunkte beurteilen.
Der Kaiserschnitt ist eine Lapparotomie, welche bei hochgradi¬
ger physiologischer Hyperaemie der inneren Organe ausgeführt wird.
Ich habe in acht Fällen von Kaiserschnitt als Assistent mit¬
gewirkt; aus eigener Erfahrung weiss ich also, dass diese, sowie
eine jede intraabdominale Operation für den Operateur manche un¬
erwartete Schwierigkeiten bringen kann. Nicht alle Fälle sind so
einfach und leicht ausführbar, wie es dem weniger Erfahrenen er¬
scheint; oft kommen Residuen von Entzündungsprocessen in der
Bauchhöhle zum Vorscheine, welche die Operation wesentlich er¬
schweren, wie Verwachsungen des Netzes, Folgen von Entzündungs¬
processen des Wurmfortsatzes und der Adnexa uteri. Nicht selten
müssen zu gleicher Zeit Neubildungen des Uterus und seiner Adnexa
operirt werden, da es doch nicht angeht bei ausgeführter Lapparo¬
tomie dieselben zurückzulassen; schliesslich ist die Extraction des
Kindes, besonders wenn die Placenta an der Schnittstelle fixirt ist,
mit grossen Schwierigkeiten verbunden. In die Bauchhöhle kann sich
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151
das Fruchtwasser ergiessen, welches nicht immer aseptisch ist, so¬
wie der pathologische Inhalt der Uterus ( Gonorrhoen ). Das Nähen
der 1 Uteruswunde bietet nicht geringe Schwierigkeiten, besonders
wenn die Substanz der Gebärmutter und deren Peritonaealüberzug
locker und zerreisslich ist. Schliesslich droht immer eine abdominale
Hernie, welcher keine der bisherigen Methoden der Bauchnaht mit
Sicherheit vorzubeugen im Stande ist.
Alle diese Vorkommnisse sind darin begründet, dass man eben
in der Bauchhöhle operirt. Bei der Symphyseotomie sind die topo¬
graphischen Verhältnisse des Operationsfeldes viel günstigere; wir
operiren oberflächlich, die Schnittwunde beschränkt sich auf die
äusseren Schichten; falls die aseptische Heilung zweifelhaft erscheint,
lassen wir die Wunde offen und tamponiren mit Jodoformgase;
eine schwere Infection ist so gut, wie ausgeschlossen. Der Operi-
rende muss natürlich auf eine eventuelle stärkere Blutung gefasst
sein, wenn unvorsichtiger Weise die Clitoris, die Vorhofszwiebeln
oder die benachbarten Venengeflechte zerrissen werden; mit einer
Blutung kann jedoch jeder Chirurg fertig werden, besonders wenn die¬
selbe eine oberflächliche ist. Solche Risse in den Weichtheilen sind bei
der Symphyseotomie übrigens nur dann vorgekommen, wenn man
unvorsichtig verfahren hat: man durchstach z. B. mit dem Catheter
die Blase, es wurden Weichtheile zwischen den Rändern der Sym¬
physe beim Annähern derselben gequetscht, oder bei gewaltsamer
Extraction des Kindskopfes mittels der Zange zerrissen. Den Mangel
an Unterlage für die Weichtheile nach Durchtrennung der Sym¬
physe muss bei Beförderzug des Kopfes durch einen leichten Druck
mit der Hand ersetzt werden.
Wir wollen nun jene Umstände betrachten, welche mit dem
Geburtsacte selbst im Zusammenhänge stehen
Zur Ausführung der Lapparotomie ev. des Kaiserschnittes schrei¬
ten wir nur dann, wenn wir die absolute Sicherheit haben, dass
der Fall einfach, d. h. nicht compüzirt ist; in zweifelhaften Fällen
und bei relativer Indication wird man den Kaiserschnitt nicht aus¬
führen. Der Kaiserschnitt ist nur dann angezeigt, wenn das Frucht¬
wasser entweder noch nicht, oder soeben abgeflossen ist, wenn der
Muttermund noch nicht völlig erweitert ist, mit einem Worte bei
Beginn einer uncomplicirten Geburt.
Stellen wir uns den entgegengesetzten Fall vor: das Wasser
ist bereits lange abgeflossen, der Muttermund gänzlich erweitert, die
Contractionen sind gut, die Geburt dauert 10 Stunden oder länger;
die Kranke beginnt zu fiebern, die Herztöne des Kindes sind gut
hörbar und trotz mannigfachen Hilfsversuchen (die Waleker’sche
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152
Hängelage, die Methode von Thorn u. s. w.) bleibt der Kopf be¬
ständig über dem Beckeneingange, da ein Missverhältniss zwischen
dem Durchmesser des Kopfes und des Beckens obwaltet. Nachdem
noch der Zangenversuch und die Anwendung eines Lcvier-prehenseur
nach Farabeuf erfolglos bleibt, so haben wir die Wahl, entweder
das gesunde Kind zu tödten, oder den Kaiserschnitt auszuführen.
Der erste Ausweg muss endlich, ein für allemale ausgeschlossen
und als eine dunkle Seite der Geburtshilfe, als Beweis der Unvoll¬
kommenheit unserer Kunst bezeichnet werden; zum Kaiserschnitte
wird unter solchen Umständen kaum jemand sich entschliessen, da
diese Operation wegen der grossen Gefahr für die Mutter geradezu
contraindicirt erscheint. In solchen Fällen ist eben die Symphyseo-
tomie gerade angezeigt.
Ein jeder Geburtshelfer hat wohl in seiner Praxis manche Ge¬
burt beobachtet, durch welche er geradezu in Staunen gesetzt
wurde; ich meine hier die Fälle, in welchen selbst bei hochgradiger
Beckenverengerung die Geburt spontan beendet wird, wenn der
Uterus seine ganze Kraft entfaltet hat; dort, wo man gar nicht da¬
rauf rechnete, wo man sogar die Notwendigkeit einer schweren
Operation voraussah, rückt auf einmal bei starken Contractio-
nen der Uterus das Kind vor, der Kopf passt sich den Raum¬
verhältnissen an und tritt entweder selbst heraus, oder kann mit
Hilfe der Zange ext.rahirt werden. Es wird also nicht selten, trotz
der sorgfältigsten Ausmessungen und Berechnungen entweder die
Mutter oder das Kind unnöthigerweise der Gefahr eines schweren
operativen Eingriffes ausgesetzt. Plätte man mehr Geduld, so könnte
die Geburt spontan beendet werden. In solchen Fällen, wo man so lange
als möglich zugewartet hat, bleibt behufs Rettung des Kindes, noch
immer der ziemlich unschuldige Eingriff der Symphyseotomie übrig.
Daraus folgt, dass die Symphyseotomie unter
allen verwandten Operationen als ein im geburtshil¬
flichen Sinne des Wortes am meisten conservatives
Verfahren anerkannt werden muss. Man hat immer
noch Zeit genug diese Operation auszuführen.
Auf Grund der im I-ten Theile der vorliegenden Arbeit ausge¬
führten Berechnungen, sowie auf Grund der klinischen Erfahrung,
betrachte ich als Indication zur Ausführung der Symphyseotomie
nicht den Grad der Beckenverengerung (manchmal kann bei Conju -
gata = 9 cm. die Geburt spontan nicht beendet werden, während selbst
bei Conjugata von 7 cm. das Kind ohne Beihilfe geboren wird, wenn
der Umfang des Kindskopfes nicht zu gross ist und derselbe sich
gut anpasst, wenn die Muskelkraft des Uterus eine entsprechende ist
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153
u. s. w.), also nicht die absolute Grösse der Conjugata.
sondern das gegenseitige Missverhältnis zwischen
Becken und Kopf. Für die Praxis kann man die Indication zur
Symphyseotomie in folgender Weise formuliren: Wenn bei völli¬
ger Eröffnung des Muttermundes der Kopf über dem
Beckeneingange beweglich steht, die Herztöne gut
hörbar sind und die Conjugata bei verengtem Becken
nicht weniger als 65—7 cm. beträgt — so ist zur Sym¬
physeotomie zu schreiten.
Es ist möglich, dass ein einfriger Anhänger der Symphyseoto¬
mie einwenden könnte, dass ich die Indicationen zu sehr be¬
schränkt habe und dass die absoluten Beckenausmasse hier aus¬
schlaggebend sein sollen, dass mithin die Symphyseotomie zur
Ausführung kommen solle, sobald die Conjugata ein gewisses Maas
zeigt. Dieser Anschauung kann ich nicht beistimmen, da wir
ja mit Hilfe der zu Gebote stehenden Methoden nicht im Stande
sind den Umfang des Kindskopfes genau zu bestimmen und zu
beurtheilen, ob derselbe dem Grade der Beckenverengerung bei
starken Contractionen des Uterus sich anpassen könne; wir
können übrigens die Kraft der Contractionen nicht in Voraus
bestimmen; trotz der genausten Berechnungen werden wir oft Un¬
erwartetes zu gewärtigen haben. Wenn wir jedoch den Geburts¬
act genau beobachten und uns überzeugt haben, dass trotz starker
Contractionen bei völlig erweitertem Muttermunde der Kindskopf
fortwährend über dem Eingänge steht und auch der Zangenversuch
erfolglos bleibt, dann soll man unbedingt zur Ausführung der Sym¬
physeotomie schreiten.
Die Symphyseotomie hat eben im Vergleiche mit allen anderen,
dasselbe Ziel bezweckenden Operationsmethoden den grossen und
nicht hoch genug zu schätzenden Vortheil, dass sie noch im letzten
Augenblicke des Geburtsactes ausgeführt werden kann und nach
langem Zuwarten und Beobachten noch im Stande ist das Kind
zu retten.
Nach der Besprechung der Bedingungen und Indicationen zur
Ausführung dieser Operationsmethode bleibt uns noch, die Contrain-
dicationen zu präcisiren.
Im II-ten Theile dieser Arbeit, bei der Besprechung der anato¬
mischen Verhältnisse, wurde auf die Rolle hingewiesen, welche den
ileosacralen Gelenken beim Auseinanderziehen der Schambeine zu¬
kommt. Der normale Zustand derselben, die Freiheit seiner Gelenk¬
flächen gehört zu den unumgänglichen Bedingungen des Erfolges
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154
dieser Operation. Ossification und Ankylose an diesen Gelenken sind
also absolute Contraindicationen.
Dr. Fr. Neugebauer hat in einer seiner Arbeiten auf diejeni¬
gen Beckenformen hingewiesen, bei welchen infolge der Ossification
der ileosacralen Gelenke die Symphyseotomie nicht ausgeführt wer¬
den darf; hier gehören: das sc hägverengte (Naegele’sc he) Becken,
das querverengte ankylotische (Robert’sche) Becken, sowie das
Becken mit einer beiderseitigen Assimilation des lumbosacralen Über¬
gangswirbels (Gegenbaur), bei welchem Synostose der ileosacralen
Gelenke oft vorkommt.
Ausser diesen, so zu sagen, natürlichen Hindernissen gehören zu
den Contraindicationen alle Tumoren, welche am Beckenausgange
gelagert sind, sowie Carcinome des Cervix , welche die Dehnbarkeit
der Uteruswand beeinträchtigen.
Ich gelange nun zu den Schlussfolgerungen meiner Arbeit und
zwar:
1) In Betreff der durch die Symphyseotomie erzielten Verlänge¬
rung der Conjugata kann ich die von Prof. Pinard im Congresse
in Rom 1894 gemachten Angaben nicht bestätigen. Nach meinen
Berechnungen wird:
von 6 cm. auf 7 8 cm.
» 7 » » ®'6 fl
n 8 „ „ 9'5 „
» 9 n n 10-4 „
?! 10 fl n 11'25 »
verlängert.
2) In Übereinstimmung mit anderen Autoren halte ich die
Symphyseotomie für noch ausführbar, wenn die Conjugata wenig¬
stens &7 bis 7 cm. beträgt.
3) Der Haupteffect Operation besteht nicht in der Verlängerung
eines bestimmten Durchmessers, sondern in Vergrösserung des ge
sammten Beckenraumes. Das Verhältniss des Flächeninhaltes des
Querschnittes auf der Höhe des Beckeneinganges vor und nach der
Operation (bei Conjugata von 8 cm.) ist wie 1 : 1'40, d. h. die
Fläche des Querschnittes wird um vier Zehntel vergrössert.
4) Die Anzahl der durch die Symphyseotomie gewonnenen
Quadratcentimeter bildet mehr als ein Drittel des Querschnittes eines
normal grossen Kindskopfes.
5) Zur genauen Bestimmung der räumlichen Verhältnisse des
Beckens erweisen sich als höchst instructiv Gypsabgüsse, welche
eine Conjugata
n V
n n
n »
n n
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155
zum ersten Male in der Geburtshilfe, von mir zu diesem Zwecke ge¬
macht worden sind.
6) Die anatomischen Verhältnisse des Operationsfeldes sind sehr
einfache und bieten keine Schwierigkeiten in der Ausführung der
Symphyseotomie dar.
7) Die Chancen der Symphyseotomie und des Kaiserschnittes
sind für das Kind drei Mal so günstig, als jene der Frühgeburt oder
der prophylaktischen Wendung. Von diesen, dasselbe Ziel verfolgen¬
den Operationsmethoden ergeben die künstliche Frühgeburt und die
prophylaktischen Wendung das günstigste Mortalitätsprocent der
Mütter (1—3%), dagegen das ungünstigste Mortalitätsprocent der
Kinder (33—33 3%). Die Operationen des Kaiserschnittes und der
Symphyseotomie ergeben fast ein gleiches Sterblichkeitsprocent der
Mütter (6’6% der Kaiserschnitt, 104% die Symphyseotomie), der
Kinder (6'8—12% der Kaiserschnitt, 10'95% die Symphyseo¬
tomie).
8) Die wesentlichen Vortheile der Symphyseotomie gegenüber
dem Kaiserschnitte beruhen einerseits darauf, dass das Operations¬
feld ausserhalb der Bauchhöhle liegt, anderseits darauf dass man
mit der Operation möglichst lange zuwarten kann. Die Symphyseo¬
tomie erscheint also als die am meisten expectative und con-
servative Methode.
9) Die Indication zur Ausführung der Symphyseotomie ist nicht
durch ein bestimmtes Maas der Conjugata gegeben, sondern durch
das Missverhältnis zwischen der Grösse des Kindskopfes und den
Raumverhältnissen des Beckens. Die Indication für die Symphyseo¬
tomie ergibt sich also nicht aus theoretischen Berechnungen, son¬
dern aus der klinische Beobachtung des betreffenden Falles.
10) Eine Contraindication bilden Ossificationen der ileosacralen
Gelenke, sowie alle Tumose, welche die Geburt des Kindkopfes auf
natürliche Wege hemmen.
Ich will nun eine von mir ausgeführte Symphyseotomie be¬
schreiben, um auf Grund derselben noch einige Bemerkungen zu
machen.
Am 15. Februar 1898 wurde ich zur einen Gebärenden (Marie M.)
berufen. Aus der Anamnese ergab sich: die Geburt begann am
13. Februar gegen 1 Uhr nach Mitternacht, die starken Wehen dau¬
ern vom 14. Februar 12 Uhr Mittags, das Fruchtwasser ist Nachts
am 15. Februar abgeflossen, die Kranke wird von einer Hebamme
gepflegt. Die gegenwärtige Geburt ist die achte.
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156
Die erste war vor 10 Jahren, dauerte 4 Tage, das Kind wurde
todt geboren; die zweite endete mit Cranioclasie; die dritte erfolgte
im 8-ten Monate der Schwangerschaft und das Kind wurde todt
geboren; die vierte endete mit prophylaktischer Wendung und Ex¬
traction eines todten Kindes; die fünfte, sechste und siebente waren
vorzeitig, die geborenen Kinder lebten je einige Tage.
Status praesens: Die Gebärende 32 Jahre alt, ihr Wuchs
niedrig, untersetzt, die unteren Extremitäten im Verhältnisse zum
Rumpfe kurz und gebogen, Spuren von Rachitis; die Knochen stark,
das Rückgrat normal, das Becken symmetrisch, die Neigung des
Beckeneinganges bei stehender Lago beträchtlich; die Ernährung
gut, die Muskeln kräftig, das Fettpolster gut ausgebildet, die Haut
sowie die Schleimhäute lebhaft geröthet.
10 Uhr früh. Bei der äusseren Untersuchung diagnosticirte ich
die I. b Schädellage; der abnorm grosse Kopf steht frei über dem
Beckeneingange; der rechte Arm des Kindes lagert sich zwei Finger
breit links von der Linea alba, der Steiss im Uterusgrunde in der
rechtem Linea mammil/aris, die Füsse rechts fast unter dem rechten
Rippenbogen, die Herztöne des Kindes hörbar auf der Höhe des Na¬
bels, drei Finger breit links von der Linea alba, 120 in der Minute;
die Töne sind deutlich und rythmisch.
Bei der inneren Untersuchung stellte sich heraus, dass der
Kopf über dem Eingänge (in der Naegele’schen Obliquität) steht,
dass die Pfeilnaht quer gestellt, nahe am Promontorium verläuft und
dass der Rand des linken Scheitelbeines sich unter dem rechten be¬
findet. Die Nähte sind nicht gedehnt, die kleine Fontanelle befindet
sich links, die grosse rechts, beide in einem Niveau und beide nicht
gross. Der Kopf ist von Eihäuten bedeckt, das Fruchtwasser flicsst,
bei Bewegungen ab. Der Uterusmund ist bis auf vier Finger breit
erweitert. Die Wehen sind stark, dauern 1 -1 1 /* Minuten, kommen
je 6—8 Minuten und sind ziemlich schmerzhaft.
Das Allgemeinbefinden gut; doch ist die Gebärende durch die
lange Dauer ermüdet; Puls 78, voll, rythmisch, Herztöne rein. Lun¬
gen normal. Das Becken zeigt folgende Maase: Dist. spin. 2500 cm.,
C. externa 1850 cm., Dist. crist. 27-00 cm., C. diagon. 10-25 cm.
Ich brachte die Kranke in die W a 1 c k e r’s c h e Hängelage und
empfahl in den Wehenpausen auf der rechten Seite zu liegen; den
Uterusgrund fixirte ich in der Mittellage durch eine Bandage.
2 Uhr Nachmittags. Die Gebärende blieb fortwährend in der
Walcker’schen Hängelage, die Wehen andauernd stark und oft;
die Lage des Kindes nicht geändert, der Muttermund fast völlig offen;
die Temperatur der Gebärenden normal, Puls 80, voll und rythmisch.
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157
Behufs genauer Feststellung des Verhältnisses zwischen dem
Kindskopfe und dem Becken, sowie behufs Besserung der Lage des
Kopfes und eventueller Ausführung einer prophylaktischen Wendung,
ersuchte ich Coli. Beläynski die Gebärende zu chloroformiren.
In der Narkose ergab' sich, dass der Kopf beständig in der Nae-
gele’schen Obliquität über dem Eingänge sich befindet, dass die
grosse Fontanelle höher als die kleine liegt (Flexio capitis in introitu
pelvis plano). Wegen des Mangels an Fruchtwasser und wegen des
festen Anliegens des Kopfes im Beckeneingange, konnte man trotz
der Narkose die Lage nicht bessern; zur prophylactischen Wendung
wollte ich wegen Mangel an Fruchtwasser und aus Rücksicht auf
das Kind nicht schreiten. Ich bestimmte noch einmal die Conjugata
diagonalis. Nachdem die Kranke zu sich gekommen war, schlug ich
die Symphyseotomie vor.
Ich suchte die Gebärende zu überzeugen, dass sie ein gesun¬
des Kind haben und auch selbst bald wieder werden gesund wird.
Die beiden Eheleute willigten gerne auf die Operation ein.
Die Gebärende wurde in eine Heilanstalt transferirt. Da der
Muttermund noch nicht völlig erweitert war, so beschloss ich noch
einige Zeit zu warten; einstweilen wurden die Vorbereitungen zur
Operation getroffen.
6 Uhr Abends. Der Muttermund seit 2'/, Stunden völlig erwei¬
tert; die Temperatur 382 # C., der Puls 100.
Die Lage des Kindes wie vorher mit dem Unterschiede, dass
die Flexio capitis deutlicher ist. Die Beweglichkeit des Kopfes deut¬
lich, die Pfeilnaht dicht am Promontorium, vollkommener Mangel
an Fruchtwasser, der Uterus beim Drucke schmerzhaft, der Con-
tractionsring sichtbar auf der Höhe des Nabels. Die Gebärende ist
erschöpft; die Frequenz der kindlichen Herztöne 150, rythmisch.
Um 6 Uhr 15 M. wird zur Ausführung der Symphyseotomie ge¬
schritten.
Als Assistenten fungiren die Herrn Collegen Karczewski
und Korzeniowski, die Narkose führt Coli. Belzynski, anwe-
wesend ist Coli. Zaborowski.
Ich beschloss in diesem Falle die Operation in der Weise auszu¬
führen, wie sie im J. 1896 Pinard in meiner Anwesenheit in der
Pariser Klinik ausgoführt hatte (siehe Fig. VIII. und IX.).
Die Kranke wurde am Rande des Tisches, wie zur gynäkologi¬
schen Untersuchung, gelagert; ich stellte mich in der Mitte, die
Assistenten zu beiden Seiten. Nun führte ich einen 6 cm. langen
Schnitt längst der Schamfuge, */«— V» cm - über dem oberen Sym¬
physenrande angefangen, bis '/, cm - unterhalb des Lig. arcuatum pn -
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bis ; das untere Ende des Schnittes wurde nach Farabeuf etwas
nach links gerichtet um die Clitoris zu schonen. Ich operirte schich¬
tenweise. Die blutenden Gefässe wurden mit vier Pean’schen Pin-
cetten torquirt. Nach Blosslegung der Symphyse machte ich dieselbe
auch vom hinten frei und schnitt den Zwischenknorpel durch: so-
Fig. VIII.
Operationsfeld bei Symphyseotomie: Im oberen Theile ist nach Durchwendüng
der Haut des subentanen Fettpolsters und der oberflächlichen Fasie das vordere
Blatt der Rectusscheide blossgelegt; im unteren Theile ist das IAg. Suspensorium
und das IAg. intercruale clitoridis durchschnitten, um der Raum hinter der Sym¬
physe zugänglich zu machen.
Nach Pinard in „Annales de gynöcologie et l’obstötrique“ — 1894.
fort entfernten sich die Symphysenränder selbständig, oben bis auf
2, unten bis auf Vj % Finger breit; die Operation war vollendet; die
ziemlich starke venöse Blutung wurde durch Tamponade mit Jodo¬
formgase und leichten Druck gestillt. Es konnte nun die Untersu¬
chung der Kranken per vaginam vorgenommen werden.
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159
Ich überzeugte mich, dass der Kopf sofort eine bessere Lage
angenommen hatte; die Pfeilnaht verlief nicht mehr am Promonto¬
rium, sondern stand quer in der Mittellinie.
Die Narkose wurde unterbrochen und wir beschlossen die Ge¬
burt des Kopfes abzuwarton.
Mehr weniger 20 Minuten nach dem Durchschneiden der Sym¬
physe kehrten die Wehen mit grosser Kraft wieder.
Fig. IX.
Hinter die Symphyse wurde, nach Loslösung der Weichtheile von derselben, eine
Art Hohlsonde eingeführt, deren oberes Ende durch einen Spalt in der Rectus-
scheide sichtbar ist.
Nach Pinard in r Annales de gynecologie et d’obstötrique“ — 1894.
Der Kopf trat in das Becken quer ein und passirte in dieser
Lage die Enge; erst am Ausgange drehte sich das Hinterhaupt
nach vorne um. Beim Passiren der Beckenenge giengen die Sym-
physonränder bis auf 3’/, Finger breit = 55 cm. auseinander; es
war nothwendig die beiden Hüftbeine zusammenzuhalten; trotzdem
liess sich der charakteristische Knall vernehmen, welcher beim
Klaffen der Gelenkflächen der ileosacralen Gelenke zu Stande kommt
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160
Gegen 7 Uhr Abends war das Kind bereits geboren; nach eini¬
gen Minuten erschien die Placenta und wir konnten nun zum Zu¬
nähen der Symphyse schreiten.
Die Annäherung der Symphysenränder war schwierig. Zwei
Collegen mussten aus allen Kräften die Hüftbeine gegen einander
pressen.
Ich habe auf die Beinhaut vier, auf die Haut drei Nähte an¬
gelegt. Die Fadenenden der tiefen Nähte wurden sammt, behuf Drei¬
nage eingeführten, Jodoformgasestreifen im unteren Ende der Schnitt¬
wunde nach aussen geführt, welch js offen blieb mit Rücksicht auf
die noch vor der Operation erhöhte Temperatur der Kranken (38-2 # ) f ).
Hierauf wurde ein Jodoform-Verband angelegt. Das Becken wurde
mit Binden fest umschlungen um die Symphysenränder in Contact
zu erhalten.
Die Temperatur blieb wie vorher: 38*2° C., der Puls verlang¬
samte sich bis auf 90.
Das Kind wurde gemessen, die Nabelschnur nach meiner Me¬
thode (angegeben in „Medycyna“ Nr. 34, 35, J. 1890) behandelt.
Nach der Operation sank die Temperatur, bereits um 2 Uhr
30 M. Nachts auf 37-6° C. und am Morgen um 9 Uhr auf 37'2 # C.
Die Wundheilung verliof ohne Complicationen fieberlos, so dass die
Kranke am 7. März, d. h. drei Wochen nach der Operation die Heil¬
anstalt verlassen konnte.
Das Kind schien Anfangs vollkommen gesund, doch zeigte sich
am eilften Tage nach der Geburt ein syphilitisches Exanthem (Lues
haereditaria).
Das neugeborene Kind, männlichen Geschlechtes, war 53 cm.
lang und wog 4800 grm. Die unmittelbar nach der Geburt vollzo¬
gene und am folgenden Tage wiederholte Messung des Kopfes er¬
gab Folgendes:
der gerade Durchmesser
12 0 cm.
der biparietale Durchmesser
9-5 „
der bitemporale Durchmesser
8-5 „
der grosse schräge Durchmesser .
13-5 „
der kleine schräge Durchmesser .
10-5 „
') Diese Vorsicht war jedoch überflüssig, da die Wunde per primam
heilte und die Nabtfäden so fest sassen, dass ihre Beseitigung mir nach¬
träglich grosse Schwierigkeiten bereitete; ich war gezwungen die Wunde
6 Wochen nach der Operation noch einmal zu öffnen und erst dann
konnte ich die Nähte herausnehmen. Auch diese zweite Wunde heilte
per primam.
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der gerade Umfang . . . . 36 25 cm.
der schräge Umfang . . . 37-75 „
Diese Maase beweisen, dass das Kind stark gebaut war, da die
Länge des Körpers, sowie die Durchmesser des Kopfes grösser sind
als die normalen. Die Form des Kopfes war normal und regelmässig.
Nun wollen wir das Becken der Mutter betrachten. Um richtig
zu beurtheilen, um wie viel der gerade Durchmesser durch die Durch¬
schneidung der Symphyse zugenommen hat, musste ich auf Grund
der durch direkte Messung erhaltenen Zahlen die. Conjugata vera
bestimmen.
Da ich die betreffenden Instrumente nicht zur Verfügung hatte,
so habe ich eine einfache Methode ersonnen, welche sich als sehr
praktisch und zweckmässig erwies.
Die Kranke steht ohne Schuhe auf einer flachen Ebene, resp.
auf dem Fussboden. In einer entsprechenden Entfernung stellte ich
ein Lineal senkrecht auf; auf der einen Fläche hat dieses Lineal
eine Furche, in welche die kurze Kathete eines Dreieckes so einge¬
setzt wird, dass man das Dreieck in der Furche nach oben und nach
unten verschieben kann. Die freie Spitze des Dreieckes wird an je¬
nen Punkt des Beckens angelegt, dessen Entfernung von der Boden¬
fläche zu messen ist. Die Stelle, an welcher sich der rechte Winkel
des Dreieckes befindet, wird am Lineal bezeichnet und dann ihre
Entfernung vom unteren Ende der Linie gemessen. So findet man
die Entfernung des betreffenden Punktes vom Niveau des Bodens.
Dieses einfache Verfahren ersetzte mir ein sehr gutes, von Prof.
Jastrebow angegebenes Instrument, welches ich jedoch nicht zur
Hand hatte. Ein Lineal und ein Dreieck ist ja leicht zu haben.
Auf diese Weise wurden die Entfernungen von vier Punkten
am Becken vom Niveau des Fussbodens bestimmt, namentlich die
der Grube über dem Dornfortsatze des letzten Lendenwirbels, die
der Steissbeinspitze, die des oberen sowie die des unteren Randes
der Symphyse. Ferner wurde die Entfernung des Steissbeinspitze
vom unteren Symphysenrande und die Länge der Symphyse gemessen.
Durch die vier ersten bestimmten Punkte A, B, D, E denken
wir uns Ebenen parallel dem Niveau geführt. Diese Ebenen schnei¬
den eine verticale Ebene in horizontalen Linien, deren gegenseitige
Abstände aus den erhaltenen Maasen leicht bestimmt werden kön¬
nen und welche auf der Abbildung (Fig. X.) mit mm’, nn’, pp’, rr’
bezeichnet sind.
In der Linie mm’ nehme ich einen beliebigen Punkt an und
bezeichne ihn mit A; er bezeichnet die Lage der Grube über dem
Poln. Archiv, f. biol. u. inert. Wissensch.
Archive« polon. de eoienc. biol. et m6dic.
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Fig. X.
Darstellung in 0*6 natürlicher Grösse.
Der Punkt E liegt ß9*50 cm. über der Bodenfläche
jy jj B n 72*o0 nun n
n n D „ 73'00 v n n n
n n n 85 25 n n n n
I
AB - 18*50 cm. EF — 10*25 cm.
BB = 9 50 „ BC = 2 00 „
BE = 4 SO „ BF = 10*25 „
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Dornfortsatze des letzten Lendenwirbels; vom Punkte A aus be¬
schreibe ich einen Bogen, dessen Radius der Länge der Conjugata
externa gleicht, welche in unserem Falle = 18-50 cm. beträgt. Der
Durchschnittspunkt dieses Bogens mit der Linie nn’ gibt die Lage
des oberen Randes der Symphyse. Von diesem Punkte D aus be¬
schreibe ich wieder einen Bogen, dessen Radius der Entfernung des
oberen Symphysenrandes von der Steissbeinspitze gleicht; im unse¬
ren Falle beträgt diese Entfernung = 9-50 cm. Der Durchschnitts¬
punkt dieses Bogens mit der Linie pp’ bezeichne ich mit B; er gibt
die Lage der Steissbeinspitze.
Vom Punkte B beschreibe ich noch einen Bogen mit dem Ra¬
dius 4*80 cm. (die Länge der Symphyse). Der Durchschnittspunkt
dieses] Bogens mit der Linie rr’ zeigt die Lage des unteren Sym¬
physenrandes und wird mit E bezeichnet.
Nach der Küstner’schen Methode (Zeitschrift f. Geb. u. Gyn.,
Bd. II. S. 326) berechne ich nun die Entfernung des Promontoriums
vom oberen Symphysenrande; in unserem Falle erhält man hiefür
10-25 cm.
Nun beschreibe ich einen Bogen mit dem Radius von 10 25 cm.
vom Punkte D aus, sowie einen Bogen mit einem Radius von 10-25 cm.
{Conjugata diagonalis) vom Punkte E aus. Der Durchschnittspunkt
beider Bogen gibt die Lage des Promontoriums, d. h. des hinteren
Endes der Conjugata vera. Verbinden wir den erhaltenen Punkt (F)
mit dem Punkte D, so erhalten wir die Richtung der Conjugata vera.
Vom Punkte D aus wird auf der Linie DF die Dicke der Sym¬
physe abgemessen, welche 2 cm. beträgt. Bezeichnen wir den neuen
Punkt mit C. Die Linie CF stellt die gesuchte Conjugata vera dar.
Man findet ihre Länge durch direkte Messung, nämlich 8-25 cm.
In dieser Weise haben wir also sowohl die Richtung, als auch
die Länge der Conjugata vera gefunden.
Die in Fig. X. erhaltene Projection des Beckens benützend, be¬
stimmte ich mit dem Winkelmesser die Neigung folgender Linien:
der Conj. ext. = 41® 40' (normal 34° 15')
des geraden Durchmessers des Beckenausganges = 26® 20'
der Schamfuge = 132® 40' (normal 180®—42® 45')
der Conj. vera = 30®.
Die Neigungen entsprechen der aufrechtstehenden Attitüde der
Kranken mit adducirten Schenkeln.
Nach Feststellung der Länge der Conjugata vera können wir die
Vergrösserung des Beckenraumes durch die ausgeführte Operation
beurtheilen.
*
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Für die diesbezüglichen Berechnungen musste eine Projection
des Beckenquerschnittes auf der Höhe des Beckeneinganges ent¬
worfen werden (Fig. II. auf S. 124).
Die betreffenden Berechnungen sind bereits im I-ten Theile die¬
ser Arbeit angeführt und ergaben, dass:
der Beckeneingang vor der Operation . 81*47 cm 1 , betrug
„ „ nach der Operation 11310 „ „
es ergibt sich also ein Zuwachs von . 31*63 „
Da der Querschnitt eines normalen Kindskopfes 85*15 cra*. beträgt.,
so ist der Erfolg der Operation einleuchtend.
Die von mir operirte Frau habe ich in der Gesellschaft der
Ärzte in Warschau im Juni 1898 vorgestellt.
Ferner hat Dr. Fr. Neugebauer dieselbe in der Univeritäts-
aula in Warschau bei seinem Habilitationsvortrage demonstrirt. Die
anwesenden Collegen haben Gelegenheit gehabt sich zu überzeugen,
dass die Operirte sich sehr wohl befindet und dass sie in die Sitzung,
ihr gesundes Kind tragend, ohne irgend welche Beschwerden, kom¬
men konnte; — der Gang war bereits 15 Tage nach der Operation
vollkommen normal.
Die Beweglichkeit der Symphyse war bei der Untersuchung nach
einem halbem Jahre noch deutlich; beim Aufheben des Fusses gieng
auch der entsprechende Symphysenrand in die Höhe Gegenwärtig
nach 2 1 /, Jahren fand ich trotz genauer Untersuchung der Scham¬
fuge keine Beweglichkeit derselben.
Zum Schlüsse will ich noch den Eindruck schildern, den die
ausgeführte Operation auf mich gemacht hatte.
Im Allgemeinen erscheint die Operation einfach und leicht, er¬
fordert jedoch grosse Umsicht und Gewandtheit des Operirenden.
Ich halte es für angezeigt, noch auf gewisse Umstände hinzuweisen
welche für das Leben und Gesundheit der Operirten von hohem
Belange sind:
1) Beim Durchschneiden der Symphyse ist der untere Sym¬
physenrand schwer zugänglich; es ist also die Möglichkeit vorhan¬
den, dass benachbarte Organe (die Harnblase u. s. w.) verletzt
werden; dasselbe droht beim Ablösen der Weichtheile von der hin¬
teren Fläche der Schamfuge. Deswegen rathe ich, dass der Operi-
rende nicht, wie ich es nach Anweisung französischer Autoren ge-
than habe, in der Mitte sich stelle und dass man dip Kranke nicht
horizontal (wie bei der gynäkologischen Untersuchung) lege; viel
zweckmässiger erscheint es mir, dass man die Kranke so lagere,
dass das Becken höher zu liegen komme, indem man unter das
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Kreuz eine Rolle schiebt. Bei dieser Lagerung ist der untere Theil
der Schamfuge, dessen Durchschneiden die grössten Gefahren mit
sich bringt, besser sichtbar und die Technik der Operation we¬
sentlich erleichtert. Bei dieser Lagerung der Kranken muss der Ope-
rirende sich links aufstellen, ähnlich wie bei den Operationen in
der Trendelenburg’schen Stellung. Nach der Operation, wenn
die Geburt vor sich gehen soll, muss die Rolle beseitigt und die
Kranke in die horizontale Lage gebracht werden.
2) Soll die Artroklasie im Sinne von Pinard ausgeführt wer¬
den ? Meiner Meinung nach ist sie nur bei hochgradigen Beckenveren¬
gerungen indicirt, wenn die Conjugata kaum 7 cm. erreicht, wenn
also das Missverhältniss zwischen dem verengten Becken und dem
Kindskopfe ein sehr bedeutendes ist. Es ist wahr, dass der Kopf sich
selbst den Weg bahnt, dass also jedenfalls die Artroklasie zu Stande
kommt, da sie als eine unumgängliche Folge der Operation erscheint;
es ist jedoch besser, dass die Gelenkflächen von selbst und nur
so weit klaffend werden, als es zum Gebären des Kopfes noth-
wendig ist. Wird die Artroklasie nach Pinard als ein besonderer
Operationsact ausgeführt, so kann sie übermässig ausfallen. In mei¬
nem Falle wurde die Artroklasie nicht ausgeführt; zur endgiltigen
Entscheidung dieser Frage besitze ich jedoch zu wenig Erfahrung.
3) Beim Durchschneiden der Weichtheile rathe ich Alles durch¬
zuschneiden, was bei Erweiterung der Fuge gespannt wird, denn
beim Gebären des Kopfes reissen die gespannten Weichtheile von
selbst ein und vielleicht nicht in der erwünschten Weise. Es ist
besser die Richtung mit dem Messer zu bestimmen.
4) Die Geburt soll und muss nach dem Durchschneiden der
Symphyse spontan beendet werden; man soll also nur zuwarten.
Man gewinnt ja durch die Operation so viel an Raum, dass sogar
bei hochgradiger Verengerung (= 6'7 cm.) der Kopf leicht geboren
worden kann; lassen wir also den Uterusmuskel ausruhen und dann
selbstständig arbeiten. Die Erfahrung lehrt, dass alle bei der Sym-
physeotomie beobachteten Verletzungen immer durch Anwendung
der Zange verursacht waren. Der Erfolg der Operation besteht darin,
dass der Kindskopf als plastischer Körper sich den neuen Raum¬
verhältnissen anpasst. Diese Anpassung kann nur infolge der Con-
tractionen des Uterusmuskels zu Stande kommen; wenn wir diese
Anspannung nicht zu Stande kommen lassen, so entziehen wir dem
Kindskopfe die Möglichkeit, die durch die Operation erzielten gün¬
stigeren Verhältnisse auszunützen, wir vernichten also durch die
Extraction die Resultate unseres Bemühens.
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Nur bei Complicationen könnte die Beschleunigung der Geburt
angezeigt sein.
5) Die Annäherung der Symphysenränder ist nicht leicht und
setzt die Kranke einer gewissen Gefahr aus. Die klaftenden Gelenk¬
flächen lassen sich nur schwer und bei Anwendung einer grossen
Kraft wieder schliessen. Hiebei beachte man, dass die Weichtheile
nicht gequetscht werden, sonst bekommt man eine Blasenfistel, oder
gar Necrose mit schweren Folgen.
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Aas dem blstologlseb - embryologlscben Institute der Universität In Lemberg
unter der Leitung von Prof. Dr. L. Szymonowicz.
TJeber den Einfluss
des Ctcaiis, der Dorchscbieiduig des Nervei und mechanischer Reizung
auf die Structur der Grandry’schen Körperchen
von
Dr. Napoleon Gqsiorowski
Demouslrator der allgemeinen und experimentellen Pathologie in Lemberg.
(Mit Tafel IY.).
Die gegenwärtigen Anschauungen über' das functionelle Ver-
hältniss zwischen dem Nervenende und der Sinneszelle in den Tast¬
organen gehen nicht über den Bereich von Hypothesen hinaus. Man
kann nicht entscheiden, ob der Tastzelle nur eine passive Rolle zu¬
komme, nämlich die eines Deckorganes für das Nervenende, oder
ob die Zelle mit dem Nervenende in inniger Beziehung stehe und
bei der spezifischen Funktion desselben, d. h. bei der Perception
äusserer Eindrücke mitwirke. Aus der Entwickelungsgeschichte der
Tastnervenendigungen (Szymonowicz) ist es bekannt, dass die
zukünftige Tastzelle ursprünglich von den sie umgebenden Zellen
sich nicht unterscheidet und erst in Folge des beständigen Contactes
mit dem Nervenende ihre differenzierte Gestalt und Structur an¬
nimmt; wir sind also schon von vorneherein geneigt anzunehmen,
dass ein inniger functionelier Zusammenhang zwischen den Tast¬
zellen und dem Nervenende bestehe. Trotzdem bleibt die oben ange¬
führte Ansicht so lange eine Hypothese, bis es uns gelingt unum-
stössliche Beweise hiefür zu erbringen.
Das einzige sichere Mittel zur Entscheidung dieser Frage ist
die Untersuchung und die Vergleichung der morphologischen Ver¬
änderungen, welche in der Tastzelle unter dem Einflüsse jener
Factoren auftreten, welche eine Steigerung oder Aufhebung der Fupc-
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168
tion des Tastsinnes zu Folge haben. Auf diesem Wege habe ich es
versucht, zur Lösung dieser Frage beizutragen, angeregt durch
Herrn Prof. Dr. L. Szymonowicz, welchem ich für seine bereit¬
willige, ausgiebige Hilfe, wie für seinem werthvollen Rath bei dieser
Arbeit, meinen tiefgefühlten Dank auszusprechen die Gelegenheit
wahrnehme.
Meine Untersuchungen habe ich ausschliesslich an Gran-
dry'schen Körperchen in der Wachshaut des Entenschnabels aus¬
geführt und zwar in der Überzeugung, dass alle etwaigen unter dem
Einflüsse verschiedener Factoren, auftretenden Structurveränderungen
viel leichter in den durch eine so hoch differenzierte Structur aus¬
gezeichneten Zellen der G r a n d r y’schen Tastkörperchen beobachtet
werden können. Auf diese Körperchen wirkte ich verschiedenartig
ein. In der ersten Serie von Experimenten, welche eine kürzere oder
längere Hintanhaltung der physiologischen Function der Tastkörper¬
chen bezweckten, habe ich durch Cocainlösung von verschiedener
Concentration eine vorübergehende Lähmung der sensiblen Nerven¬
endigungen hervorgerufen; um eine dauernde Aufhebung der Func¬
tion der Tastkörperchen zu erzielen, habe ich vom Nerven, der diese
Tastkörperchen versorgt, ein Stück excidirt. In der zweiten Serie von
Experimenten, welche eine Functionssteigerung der Tastkörperchen
bezweckten, habe ich eine mechanische Reizung angewendet.
Zur Fixirung des gewonnenen Materiales diente eine gesättigte
Sublimatlösung in physiologischer Kochsalzlösung, mit Zusatz von 1 # / 0
Essigsäure, H ermann’sche, Flemming’sche, Müller’sche Lösung,
vorwiegend aber Z e n k e r’sche ’) Fixirungsflüssigkeit und Pikrin-
sublimateisessig *). Das fixirte Materiale habe ich nach Härtung in
progressiv stärkerem Alkohol und nach Chloroformbehandlung in Pa¬
raffin eingebettet. Die Serienschnitte aus verschiedenen Abschnitten
der Wachshaut, 6 bis 8 ft dick, habe ich gefärbt und zwar mittelst
verschiedener Methoden, wie mit Safranin, Ilaematoxylin nach
Böhmer, mit oder ohne weitere Nachfärbung in Eosin, mittelst
der Biondi-Heidenhain’schen Methode*); die besten Erfolge
ergab die M. Heidenhai n’sche Methode 4 ). Nach Entfernung des
Paraffins mit Xylol aus den an Objectträgern aufgeklebten Schnitten
’) Sublimat 6*0, Kaliumbichromat 2'5, Natr. sulf. 10, Aqu. destill.
100 cm. 3 ; kurz vor dem Gebrauche werden & Theile Eisessig zugesetzt.
*) Wässr. conc. Pikrinsäurelösung 250 cm.*, conc. Sublimatlösung
250 cm.*, Aqu. dest. 500 cm.*, Eisessig. 12 cm.*
*) Zeitschr. f. Wissenschaft. Mikroskopie 1892.
*) Zeitschr. f. Wissenschaft. Mikroskopie B. XIII. J. 1896.
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169
und nach Auswaschen in progressiv schwächerem Alkohol, zuletzt
in Wasser, legte ich die Objectträger in eine 2-5% Lösung von
schwefelsaurem Eisenoxyd-Ammonium auf 6 —8 Stunden ein. Sodann,
nach genügendem Auswaschen in Wasser, legte ich dieselben in eine
mit gleichem Volumen destillirten Wassers verdünnte, gewöhnliche
Wei ger t’sche Hämatoxylinlösung'). Nach 24—30 stündiger Färbung
wurden die Präparate vollkommen in Wasser ausgewaschen und in
einer 2*5°/ 0 Lösung von schwefelsaurem Eisenoxyd-Ammonium unter
fortwährender Controlle des Mikroskopes differenziert. Sobald die
Structur der Tastzelle und ihres Kernes deutlich hervortritt, wird die
Differenzierung unterbrochen, das Präparat in Wasser gewaschen und
nach Durchführung durch Alkohole mit Xylol oder mit Carbolxylol
aufgehellt. Vor der Aufhellung habe ich dieselben noch mit Rubin
oder mit schwacher Eosinlösung nachgefärbt. Ältere Weigert’sche
Hämatoxylinlösung gab viel bessere Resultate, als frisch bereitete,
wie dies auch Heidenhain anführt.
Neben den oben angeführten Methoden habe ich auch die Fär¬
bung mittelst Methylenblau mit nachfolgender Fixirung nach Bettie 1 )
angewendet, namentlich dort, wo es mir daran gelegen war, die Ner-
venelemente in G r a n d r y’schen Tastkörperchen ersichtlich zu ma¬
chen. Ich befolgte hiebei genau die in den Arbeiten von Prof. Szy-
monowicz angegebenen Weisungen. Ich schnitt mithin von dem
oberen Entenscbnabel kleine Flächenschnitte aus, mehr weniger
0-5 mm. dick, legte sodann dieselben in eine aus 1—2 Tropfen einer
1°/« Methylenblaulösung und 3—5 Tropfen einer 05°/ e Kochsalzlösung
bestehende Mischung ein, von Zeit zu Zeit unter dem Mikroskope, bei
schwacher Vergrösserung, das Fortschreiten der Färbung kontrolli-
rend. Nach 45—60 Minuten übertrug ich die Schnitte in die B e t h e’sche
Fixirungsflüssigkeit *). Gewöhnlich verwendete ich nur eine 10*/ # Lö¬
sungen von molybdänsaurem Ammonium ohne Zusatz von Wasser¬
stoffsuperoxyd und Salzsäure. In dieser beständig abgekühlten Lö¬
sung liess ich die Flächenschnitte 16—20 Stunden lang; nach zwei¬
stündigem Ausspülen in fliessendem Wasser übertrug ich dieselben
auf eine kurze Zeit (circa '/* Stunde) in abgekühlten mehrfach ge¬
wechselten absoluten Alkohol, sodann in Xylol und zuletzt bettete
ich dieselben in Paraffin ein.
l ) 1 gr. Hämatoxylin auf 10 Alkohol und 90 Wasser.
J ) Zeitschr. f. Wissenschaft Mikroskopie B. XII. 1895.
*) Molybdänsaur. Ammonium 1 gr., Wasserstoffsuperoxyd 1 cm.’,
1 Tropfen Salzsäure, Aqu. des):. 10 cm*.
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170
Zur Ausführung der Experimente in den beiden, in der Einlei¬
tung erwähnten Richtungen habe ich gegen 30 Enten verwendet und
zwar je mehrere für eine jede von den Versuchsreihen, welche ich
nunmehr beschreiben will.
lieber den Einfluss des Cocains auf die Structur
der Grandry'schen Körperchen.
Bei dieser Versuchsreihe handelte es sich einerseits um Erzie¬
lung einer vorübergehenden Aufhebung der Thätigkeit der sensiblen
Nervenendigungen und um die Untersuchung der Structur des
Grandry’schen Körperchens während dieser Lähmung, anderseits
um die Untersuchung ihres histologischen Baues nach dem Vorüber¬
gehen der Lähmung.
Zu diesem Zwecke bediente ich mich der Cocainlösung als
eines Mittels, welches specifisch auf die sensiblen Nervenendigungen
einwirkt. Auf der einen Seite des Oberschnabels und zwar in der
Nähe seines Randes habe ich das Cocainsalz (cocainum hydrochlori-
cum) in verschiedenen Concentrationen, namentlich in einer isoosmo¬
tischen Lösung (3-41%), oder in 10°/., oder 20% Lösung applicirt.
Die isoosmotische Lösung (deren Concentration jener des Plas¬
mas entspricht) bestimmte ich durch Berechnung des Molecularge-
wichtes des officinellen Cocainsalzes (cocainum hydrochloricum), dann
mit Hilfe der physiologischen Methode, endlich auch mit Hilfe der
Bestimmung des Gefrierpunktes ( Kryoscopie ) mit dem Beck-
mann’schem Kryoskope. Behufs Bestimmung der Isoosmose mit
Hilfe der physiologischen Methode untersuchte ich mikroskopisch
das Verhalten der rothen Blutkörperchen der Ente in Lösungen des
Cocainsalzes von verschiedener Concentration so lange, bis ich auf
eine Lösung kämm, in welcher die Blutkörperchen indifferent sich ver¬
halten. Bei der Bestimmung des Gefrierpunktes verfuhr ich in der
Weise, dass ich zunächst auf Grund einer mehrmaligen Bestimmung
des Gefrierpunktes der physiologischen Kochsalzlösung die Durch¬
schnittszahl berechnete und dann eine Cocainlösung von solcher Con¬
centration suchte, bei welcher eine Reihe von Versuchen denselben
Gefrierpunkt ergab. Näheres findet man in der Arbeit von Dr. Mora-
czewski (8). Auf Grund der Berechnung des Moleculargewichtes
findet man als isoosmotische Cocainlösung eine solche von 3-393%,
auf Grund der Bestimmung des Gefrierpunktes 3-427%. Wegen der
Differenz dieser Ergebnisse habe ich eine der Mittelzahl entspre¬
chende 3-41% Lösung ip Anwendung gebracht.
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171
Alle oben angeführten Cocainlösungen habe ich auf dreifache
Art angewendet und zwar entweder 05 bis 10 cm.’ mit der Pra-
vatz’schen Spritze injicirt oder die Lösung eingeträufelt oder ein¬
gepinselt Da bei der Einspritzung die Cocainlösung sich gleichmässig
ausbreitet, so habe ich bald hier, bald dort in der Nähe jener Stelle
der Wachshaut die Injection vorgenommen, welche ich zu untersu¬
chen beabsichtigte. Bei der Einträufelung oder bei der Einpinselung
habe ich die Epidermis der Wachshaut abgetragen, um den Zutritt und
die unmittelbare Einwirkung des Cocains auf die Grandry’schen
Tastkörperchen zu ermöglichen. Nach einer genau bestimmten Zeit,
z. B. nach 5, 10 oder 20 Minuten unterbrach ich die weitere Cocain¬
einwirkung, indem ich rasch den betreffenden Theil der Schnabel¬
wachshaut excidirte und denselben in die Fixirungslösung einlegte.
Um dem Einwande vorzubeugen, dass die gefundenen Structurverän-
derungen des Körperchens nicht durch Einwirkung der Cocainlösung,
sondern durch mechanische Insulte, z. B. durch interstitielle Druck¬
steigerung innerhalb des Gewebes in Folge der Einspritzung bezie¬
hungsweise durch die mit der Einträufelung oder Einpinselung verbun¬
denen mechanischen Schädlichkeiten bewirkt werden, habe ich auf
der anderen Seite des Schnabels dasselbe Verfahren angewendet, nur
anstatt der Cocainlösung eine physiologische Kochsalzlösung applicirt.
Das so erlangte Materiale diente mir zur histologischen Untersuchung
der Tastkörperchen während der Cocainwirkung. Zur Lösung der
Frage, wie sich das Grandry’sche Körperchen nach dem Aufhören
der Cocainwirkung verhalte, liess ich die Enten in Ruhe, um erst
3 Stunden nach der Applicirung der Cocainlösung die Wachshaut
abzutragen und zu fixiren. Beim Ausschneiden der Wachshaut ver¬
hielten sich die Enten während der Cocainwirkung ganz ruhig, ein
Beweis, dass die sensiblen Nervenendigungen gelähmt waren. In
drei Stunden nach der Cocaineinführung traten hingegen so starke
Reflexbewegungen auf, dass ich mit dem Assistirenden nur mit
Mühe die Ente fixiren konnte, um die Operation auszuführen.
Bevor ich zur speziellen Beschreibung der Veränderungen im
Baue der Grandry’schen Körperchen komme, welche nach Einwir¬
kung von Cocainlösung auftreten, erscheint es zweckmässig den
Bau und die charakteristischen Eigenschaften der normalen Gran¬
dry’schen Tastkörperchen in Erinnerung zu bringen. In Folge der
speciellen Untersuchungen von Key, Retzius, Izquierdo, Do-
stojew$ky, Merkel, Kultschizky, Geberg, Dogiel und ins*
besondere der erschöpfenden Arbeit von Prof. Dr. Szymonowicz
wissen wir über die normalen G ra n d r y’schen Tastkörperchen Fol -
gendes:
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172
Sie bestehen aus drei Hauptbestandteilen und zwar aus einer
bindegewebigen Hülle, aus den Tastzellen und aus der Nervenscheibe.
Die Hülle besteht aus Bündeln von Bindegewebsfibrillen, wel¬
che auch zwischen die Tastzellen eindringen und daselbst eine ring¬
förmige Leiste bilden, welche mehr weniger bis auf ein Sechstel in
das Innere des Hüllenraumes sich einschiebt.
Die Tastzellen füllen den inneren Raum der Hülle aus. Die
Anzahl derselben in einem Körperchen ist verschieden. Meistens
findet man zweizeilige Grandry’sche Körperchen, mitunter aber
auch fünfzehige. Die Grösse der Zellen ist sehr verschieden.
Auf der Messung zahlreicher, zweizeiliger Körperchen von ver¬
schiedenen Theilen der ausgeschnittenen Wachshaut ergibt sich als
Durchschnittszahl für den Durchmesser einer Tastzelle in der Rich¬
tung der Transversalaxe (Breite der Zelle) 38 5 /i und in der Rich¬
tung der Verticalaxe (Höhe der Zelle) 16 /<. Die Form der Zellen
entspricht einer etwas platt gedrückten Halbkugel, deren plane Flä¬
che etwas concav ist (Taf. IV. Fig. 1). Die Gestalt der Zellen er¬
scheint also, an zur Nervenscheibe senkrechten Längsschnitten des
Körperchens, nierenförmig. Was den Bau anlangt, unterscheidet sich
der mittlere Theil der Zelle von den peripheren Theilen. In dem
mittleren Theile sehen wir zu beiden Seiten des Kernes 2—5 dicke
Fasern, welche von der oberen Fläche der Zelle gegen die untere
zu bogenförmig verlaufen. Diese beiderseitigen Bögen kehren ihre
Convexität gegeneinander und bilden eine hyperbolische Figur. Die
dem Centrum der Zelle zunächst liegenden Fasern berühren sich
gewöhnlich mit ihrer Convexitäten. Wenn wir alle die in der Tast¬
zelle sich befindenden Bögen zusammenfassen, so bekommen wir
eine Figur, welche einer Sanduhr ähnlich ist. Oberhalb oder unterhalb
der engsten Stelle der Sanduhr befindet sich der Kern. Gewöhnlich
hat derselbe eine ovale Form und seine lange Axe beträgt durch¬
schnittlich 9 6 /«, seine kurze Achse 6 3 u. In jenen Fällen, in wel¬
chen die Fasern der einen und der anderen Seite weniger scharfe
Bögen bilden und gegenseitig sich nicht berühren, kann der Kern
in der Mitte der Sanduhr liegen. Das Protoplasma der peripheren
Theile der Zelle besteht aus viel feineren Fasern, als in dem mittle¬
ren Theile (Tab. IV. Fig. 1). Unter denselben kann man längere
Fäserchen unterscheiden, die mehr in einer radiären Richtung ver¬
laufen und kürzere Fibrillen, welche die ersteren untereinander ver¬
binden. Die Seitentheile haben somit einen sehr feinen netzartigen
Bau, aus welchem Grunde sie sich auch viel schwächer färben als
der mittlere. Dieses Netz tritt am deutlichsten auf Durchschnitten
auf, welche die Tastzellen mehr peripher treffen (Taf. IV. Fig. 2).
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173
Schliesslich findet man in jeder Tastzelle und insbesondere in dem
mittleren Theile derselben kleine Körnchen, die mit der M. Heide n-
hain’schen Methode sich intensiv schwarz färben.
Der dritte Bestandteil des G ran d ry’schen Körperchens, näm¬
lich die Nervenscheibe hat gewöhnlich die Form einer kreisförmigen
Scheibe und füllt den Raum aus, welcher zwischen den benachbar¬
ten Tastzellen frei bleibt; in Folge dessen ist der mittlere Theil der
Scheibe etwas verdickt. Die Nervenscheibe erscheint somit auf dem
Querschnitte spindelförmig. Ihr Umfang berührt den inneren Rand des
bindegewebigen Ringes und ihr Durchmesser entspricht der Breite
der Sanduhrbasis. Mittelst der Heidenhain’schen Methode färbt
sich die Nervenscheibe schwächer, als der bindegewebige Ring.
Durch Anwendung specieller Färbemethoden wird die feinere Struk¬
tur der Nervenscheibe ersichtlich gemacht. Wenn man z. B. die Prä¬
parate mit Methylenblau gefärbt hat und die Scheibe von der Flä¬
che betrachtet, so kann man constatiren, dass dieselbe als Endtheil
des Nervenaxencylinders aus Primitivfibrillen besteht, welche von
der Eintrittsstelle des Nerven gegen den Rand der Nervenscheibe
radiär verlaufen. Auf dem Querschnitte bemerkt mann, dass der
mittlere Theil der Nervenscheibe wegen einer grösseren Anzahl von
durchschnittenen Primitivfibrillen körnig erscheint.
Beinahe alle Forscher stimmen darin überein, dass ein anato¬
mischer Zusammenhang zwischen der Nervonscheibe und den Tast¬
zellen nicht nachzuweisen ist. Eine abweichende Ansicht hat Do-
giel ausgesprochen, indem er bei Beschreibung der Structur der
Herbst’schen Körperchen nach Färbung mit Methylenblau erwähnt,
dass in den Gr and ry’schen Körperchen die Primitivfibrillen der
Nervenscheibe mit dem Protoplasma der Tastzellen in Verbindung
treten. Ausserdem gibt D. an, dass in das Körperchen noch eine
zweite Nervenfaser eintrete und unter die Hülle des Körperchens
die Tastzellen selbst mit einem feinen Netze umspinne. Ich muss
nebenbei bemerken, dass es mir nicht gelungen ist auf meinen Prä¬
paraten die von Dogiel beschriebenen Verhältnisse zu finden.
Nach 20 Minuten langem Einwirken einer mittelst Einspritzung,
Einträufelung oder Einpinselung eingeführten isoosmotischen Cocain¬
lösung zeigt das Grandry’sche Tastkörperchen folgende Eigenschaf¬
ten: Die Gestalt und Grösse der die Hülle des Körperchens aus¬
füllenden Tastzellen entspricht den normalen Verhältnissen, dagegen
findet man in der Structur des Protoplasmas stets dieselben Ver¬
änderungen (Taf. IV. Fig. 3). Der ursprünglich feine Zellenbau ist mehr
dick uud steif geworden. Anstatt der glatten von der oberen gegen
die untere Oberfläche verlaufenden Bogen treten, hier in dem mitt-
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174
leren Theile der Zelle splittrige, dicke Fasern auf, die sich mit der
M. Heidenhain’schen Methode sehr intensiv färben. Manche Bögen
sind zerrissen, körnig und ihr Verlauf ist mehr geradlinig, wodurch
die zwischen den einzelnen Fasern liegenden Räume grösser werden,
als in normalen Zellen. In den Seitentheilen der Zelle erscheint der
Bau des Protoplasmas netzförmig. Dieses Netz besteht aus dicken,
körnigen, hie und da zerrissenen Fasern. Sehr deutlich tritt dieses
Veränderungsbild auf Tangentialschnitten entgegen, welche den pe¬
ripheren Theil der Zelle getroffen haben (Taf. IV. Fig. 4). Überdies sind
die mit Eisenhämatoxylin intensiv gefärbten Körnchen, in grösserer
Anzahl sichtbar, als in den normalen Tastzellen. Den Kern umgibt
eine hellere Zone, so dass man den Eindruck hat, als wenn der Kern
eingeschrumpft wäre. Gegen eine solche Annahme spricht jedoch das
Ergebniss der Messung des Kernes der veränderten Tastzellen, da
dessen lange Axe durchschnittlich 95 fi beträgt. Diese Veränderung
findet man in fast allen Tastkörperchen (91*6"/ 0 )-
Die wenigen, übrigen Körperchen unterscheiden sich von den
normalen nur wenig. Die Bögen und die Kerne der Tastzellen blei¬
ben unverändert und nur die Netzwerke in den peripheren Theilen
der Zelle zeigen deutlich hie und da körnige Fasern. Solche Körper¬
chen mit unbedeutenden Veränderungen fand ich an Stellen, welche
vom Orte der unmittelbaren Einwirkung der isoosmotischen Cocain¬
lösung weiter entfernt waren, wo also eine schwächere Lösung ein¬
gewirkt hatte. Es treten also die Structurveränderungen zuerst in
den Seitentheilen der Zelle auf, welche einen feineren Bau besitzen,
als der mittlere Theil. Die Entfernung der einzelnen Tastkörperchen
von der Applicationsstelle des Cocains konnte ich leicht bestimmen,
da bei der Einträufelung und bei der Einpinselung die von der Epi¬
dermis entblösste Partie der Wachshaut die Stelle bezeichnete, wo
das Cocain in vollem Maase ein wirkte. Nach der Einspritzung diente
mir zur Orientirung die zurückgebliebene Einstichsspur der Nadel¬
spitze. Die mehr von dem Nadelstiche entfernten Körperchen nä¬
hern sich in ihrem Baue den normalen Körperchen.
Manchmal erhielt ich nach der Einpinselung bedeutendere Ver¬
änderungen, als die oben angeführten. Die Ursache hievon ist in der
Wirkungsart selbst zu suchen, welche energischer ist als bei Einträu¬
felung oder Einspritzung. Hiefür spricht auch der Umstand, dass
man nicht selten die Hülle der Körperchen geborsten findet, was
nach Einträufelung oder Einspritzung nie vorkommt.
In anderen Gewebsbestandtheilen der Wachshaut habe ich nach
Anwendung von 3’41 % Cocainlösung keine Structurveränderungen
gefunden.
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175
Auf Grund der obigen Ergebnisse gelange ich zur Überzeugung,
dass das Cocain auf die Grandry’schen Körperchen specifisch ein¬
wirke, da es selbst in der isoosmotischen Lösung in dem Baue der
Tastzellen ganz evidente Veränderungen erzeugt.
Ich habe nun weitere Experimente mit einer 10 # /„ Cocainlösung
angestellt. Die Structurveränderungen, welche bei der Einspritzung
einer solchen Lösung nach 20 Minuten beobachtet werden, haben
denselben Charakter, wie jene, welche durch eine 3 41*/ 0 Cocainlö¬
sung hervorgerufen werden, doch sind sie viel intensiver und deutli¬
cher. Die Bögen sind dicker und zusammengeschrumpft, mehr splitte-
rig und oft körnig.
In den peripheren Theilen der Zelle erscheinen die Fasern des
Netzes viel dicker und mehr körnig. Die Körner, welche sich mit
der M. Heidenhain’schen Methode intensiver färben, treten zahl¬
reicher auf, als nach der isoosmotischen Lösung. Die Grösse des
Kernes nimmt ab und eine hellere Zone umgibt denselben; es
unterliegt keinem Zweifel, dass der Kern schrumpft.
In manchen Tastzellen treten solche Structurveränderungen auf,
welche bereits den Befunden nach Anwendung von 20°/ 0 Cocain¬
lösung gleichkommen. Die Zelle schrumpft, infolge dessen ändert sie
ihre Gestalt und löst sich von der Hülle des Körperchens ab. Im
mittleren Theile verschwindet der Unterschied zwischen der Färbung
der Bögen und jener des Protoplasmas, welches die einzelnen Bögen
von einander trennt. Der innere Bau der Sanduhr verschwindet so¬
mit und man findet nur ihre Ränder durch intensiv gefärbte, bogen¬
förmig geordnete Körner angedeutet. In den Seitentheilen der Zelle
bleiben Reste der netzförmigen Structur in Form von körnigen Fa¬
sern zurück.
In den von der Stelle der unmittelbaren Einwirkung der 10%
Cocainlösung weiter entfernten Körperchen entspricht der Bau der
Zellen mehr weniger der Structur, welche nach 3'41 °/ 0 Cocainlösung
auftnlt.
■ähnliche BildeT erhielt ich auch nach Einträufelung; nur nach
Einpmselung fand ich manchmal Körperchen von undeutlichen Con-
touren oder selbst mit zerrissener Hülle. Man muss dies ebenso,
wie bei der vorherigen Lösung, dem mechanischen Insulte zu¬
schreiben.
Die 10 # / o Cocainlösung bewirkt neben den oben angeführten
Veränderungen in dem Baue der G r a n d r y’schen Körperchen auch
eine deutliche Schrumpfung der Epithel- und der Bindegewebs-Zellen.
Eine 20°/» Cocainlösung bewirkt nach subcutaner, 20 Minuten
anhaltender Injection in der überwiegenden Zahl der Körperchen
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(81%) folgende Veränderungen: Die Tastzelle schrumpft, infolge
dessen ändert sie auch ihre Gestalt und Grösse (Taf. IV. Fig. 5, 6).
Wenn wir die Durchschnittszahlen vergleichen, welche wir aus der
Messung derselben Anzahl von Zellen (30) nach Einwirkung von
3 41 "/o und nach Einwirkung von 20% Cocainlösung erhielten, dann
zeigt sich, dass die Grösse der Tastzelle im ersten Falle 38 ft X 16 fi
und im letzteren Falle nur 29 /i X 11*5 /< beträgt. Inlolge dieser
Zellenverkleinerung heben sich auch die Tastzellen von der Hülle
des Körperchens ab und zwar in der überwiegenden Anzahl der
Körperchen in der Richtung der zur Nervenscheibe senkrechten
Achse, während die Seitentheile der Zelle an die Hülle gewöhnlich
noch anliegen. Da die Schrumpfung der Zellen in allen Richtungen
mehrweniger gleichmässig vor sich gehen muss, so ist dieses Verhal¬
ten der schrumpfenden Zellen nur dadurch zu erklären, dass die
Zelle in der Gegend des bindegewebigen Ringes mit der Hülle viel
fester zusammenhängt, als an ihrer übrigen Peripherie. Seltener be¬
gegnet man Zellen, welche von allen Seiten von der Hülle abstehen.
In der Structur des Protoplasmas treten folgende Veränderun¬
gen auf: In den regelmässig gefärbten Körperchen sehen wir im
mittleren Theile der Zelle, statt der Bögen, eine grosse Zahl von gro¬
ben Körnern, die mittelst der M. Heidenhain’schen Methode in¬
tensiv schwarz gefärbt sind (Taf. IV. Fig. 5). Manchmal findet man
in der Nachbarschaft des Kernes eine schwarze Scholle, von wel¬
cher dicke, dunkle Fasern auslaufen. Ihr Verlauf entspricht zuwei¬
len jenem der Bögen. In den Seitentheilen der Zelle zerfällt das
Protoplasma in Körner, welche mit Eisenhämatoxylin sich schwach
färben. Auf fast ganz entfärbten Präparaten bemerken wir, dass die
ganze Zelle aus körnigem, mehr dichtem und im mittleren Theile dun¬
klerem Protoplasma besteht (Taf. IV. Fig. 6). In manchen Zellen ist das
Protoplasma von der oberflächlisten Schicht des Zellenkörpers ab¬
gehoben. Der Kern ist bedeutend geschrumpft und von einer deut¬
lichen hellen Zone umgeben. Die längste Axe des Kernes beträgt
durchschnittlich (auf Grund der Messung von 30 Kernen) 6 - 5 ft,
also um 3 /i weniger, als nach Einwirkung einer isoosmotischen
Cocainlösung.
Die mehr von dem Einspritzungsorte entfernten G r a n d r y’schen
Körperchen haben manchmal kleinere, als normale, aber die Hülle
ausfüllende Zellen, in denen das Protoplasma seine ursprüngliche
Structur gänzlich verloren hat und körnig geworden ist. Ein Theil
dieser in der ganzen Tastzelle gleichförmig vertheilten Körner färbt
sich schwarz und die Zelle hat am Durchschnitte ein Aussehen, als
.wenn sie mit Mohn bestreut wäre. In noch grösserer Entfernung
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kann man Körperchen finden, deren Structur an jene erinnert, wel¬
che durch 10°/o und 3 41% Cocainlösung hervorgebracht wird.
Ganz ähnlich, wie bei der Einspritzung, wirkt die 20% Cocain¬
lösung auf die Grandry’sche Körperchen bei Einträufelung und
bei Einpinselung.
In den benachbarten Geweben treten die bei 10% Cocainlösung
erwähnten Veränderungen deutlicher hervor.
Um Wiederholungen zu vermeiden, bemerke ich erst hier, dass
man nach Anwendung einer 3 41 %, 10% oder 20% Cocainlösung
mittelst Einspritzung, Einträufelung oder Einpinselung keine Diffe¬
renz in der Intensität der Structurveränderungen zwischen einem
20, 10 und 5 Minuten langem Einwirken bemerkt wurde. Es ist mir
ferner in keinem Falle gelungen, irgendeine Veränderung in der Nerven¬
scheibe mittelst der gebräuchlichen Färbemethoden nachzuweisen.
Die in die anderseitige Schnabelhälfte auf dieselbe Art, wie die Co-
cainlösung, eingeführte physiologische Kochsalzlösung alterirt nicht
im Mindesten den normalen Zellenbau des Körperchens. Schliesslich
habe ich noch zu berichten, dass alle G r a n d r y’schen Körperchen,
welche in der nach Ablauf von 3 Stunden nach beendigter Einfüh¬
rung einer 3-41°/ 0 . 10% oder sogar 20% Cocainlösung ausgeschnitte¬
nen und fixirten Wachshaut untersucht wurden, ihre ursprüngliche
Gestalt und Structur zeigen und von der normalen sich nicht unter¬
scheiden.
Bei der Vergleichung der einerseits durch 341%, anderseits
10% und 20% Cocainlösung erhaltenen Ergebnisse, müssen wir
einen prinzipiellen Unterschied zwischen denselben constatiren. Eine
10% und 20% Cocainlösung bewirkt vor Allem Schrumpfung des
Protoplasmas, ebenso in den G r a n d r y’schen Körperchen, wie auch
in den umgebenden Geweben, durch welche die physiologische Ein¬
wirkung des Cocains fast gänzlich verdeckt wird. Die Ursache
dessen ist in dem osmotischen Drucke zu suchen, welcher durch die
stärkere Concentration der obigen Lösungen hervorgerufen wird.
Unter dem Einflüsse dieses Druckes entsteht eine Verdichtung des
Protoplasmas und zwar am meisten in dem mittleren Theile der
Zelle, wodurch man sich auch die schwierige Entfärbung dieses
Theiles bei Anwendung der M. Heiden ha in’schen Methode voll¬
ständig erklären kann. Natürlicherweise sind diese Veränderungen
intensiver nach Anwendung einer 20%, als nach Einwirkung einer
10% Cocainlösung. Während man nach Anwendung einer 10% Co¬
cainlösung. in dem Grand r y’schen Körperchen noch die für die
specifische Cocainwirkung charakteristischen Structurveränderungen
bemerken kann, so überwiegen nach Anwendung einer 20% Cocain-
Poln. Aroblv f. blol. u med. Wissentch.
Archive« polon. de «cienc. biol. et m6dio. 12
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178
lösung die Erscheinungen der Schrumpfung des Protoplasmas der¬
artig, dass die specifischen, durch das Cocain hervorgerufenen Ver¬
änderungen gänzlich unbemerkt bleiben 1 ).
Über den Einfluss der Durchschneidung des Nerven
auf die Grandry’sche Tastkörperchen.
Bis jetzt ist mir nur eine Arbeit von Hesse (vom Jahre 1878)
bekannt, in welcher der Verfasser neben der Beschreibung der
Structur des normalen Tast-Körperchens im Kurzen auch über
Veränderungen berichtet, welche die Durchschneidung des zweiten
Astes des Trigeminus zu Folge hatte. Hesse gibt an, dass vor
Ablauf der sechsten Woche nach geschehener Durchschneidung des
Nerven in der Structur der Tastzellen keine merklichen Verände¬
rungen auftreten. Erst nach sechs Wochen hat H. eine Verklei¬
nerung der Tastzellen, Verwischung ihrer Gränzen und ihrer Struc¬
tur constatirt. Die Nervenscheibe nimmt nach H. erst nach einer
Woche ein matteres, gleichförmiges Aussehen an, nach Ablauf von
sechs Wochen verschwindet sie in der überwiegenden Zahl der Kör¬
perchen und lässt eine von unregelmässigen Rändern begränzte
Lücke zurück, in welcher hie und da einzelne Körnchen sich finden.
Wenn wir den Fortschritt der histologischen Technik in den
letzten Jahren berücksichtigen, wenn wir ferner die damalige Kennt-
niss der Structur der normalen G r a n d r y’schen Körperchen mit
unseren jetzigen Kenntnissen vergleichen, so müssen wir zugeben,
dass es erwünscht war, mit Hilfe der heutigen Methoden die
G rand ry’schen Körperchen nach der Durchschneidung des Ner¬
ven zu untersuchen.
Bei den diesbezüglichen Experimenten habe ich ähnlich, wie
Hesse, auf der einen Seite des Entenkopfes ein Stück von circa
l*/j cm. Länge aus dern zweiten Aste des Trigeminus excidirt, wel¬
cher beinahe die ganze Wachshaut des Oberschnabels mit Ausnahme
eines kleinen, hinteren Abschnittes derselben versorgt. Die auf diese
Art operirten Enten liess ich nach vorherigem Wundverbande
ins Freie. Erst nach einer gewissen Zeit, nämlich nach 2, 4, 6
und 8 Tagen nach der Durchschneidung des Nerven, tödtete ich die
Enten, nachdem ich kleine Wachs hautstücke vom Rande des Ober¬
schnabels, ebenso der Seite mit dem durchgeschnittenen Nerven,
wie auch von der anderen Seite mit dem intacten Nerven ausge-
*) Genauere Angaben über die osmotischen Eingesckaften der Zellen
findet man in den Arbeiten von Overton.
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sehnitten und dieselben in Fixirungsflüssigkeiten rasch eingelegt
hatte.
Zwei Tage nach der Durchschneidung des Nerven bewahren
beinahe sämmtliche Körperchen ihre normale Gestalt und Structur
und nur in einer sehr geringen Zahl (8 , 5 , /„) sind zwar in den Tast¬
zellen auch keine Veränderungen zu sehen, jedoch in der Nerven¬
scheibe mit der M. H e i d e n h a i n’schen Methode intensiv sich fär¬
bende Körnchen von verschiedener Grösse zu finden (Taf. IV.
Fig. 7). Die Gestalt der Nervenscheibe ist unverändert und die
Körnchen sind auf dem ganzen Durchschnitte derselben gleich-
mässig vertheilt.
In vier Tagen nach der Durchschneidung des Nerven fand ich
(in 20-8% der Körperchen) ähnliche Bilder, während die Zahl der
ganz normalen Körperchen nur noch kaum 6 - 4% beträgt (Taf. IV.
Fig. 7). Meistens (71*2°/ 0 ) findet man in vier Tagen nach der Durch¬
schneidung des Nerven statt einer Nervenscheibe, welche den Raum
zwischen den Zellen ausfüllt, nur ihren geschrumpften gewöhnlich
an eine der Zellen anliegenden Rest, welcher in ihrem mittlerem
Theile eine grobkörnige Scholle enthält, die mittelst der M. Heiden-
h a i n'scher Methode schwarz, mit Methylenblau intensiv blau sich
färbt (Taf. IV. Fig. 8). Im peripheren Theile der Nervenscheibe
erscheinen auf dem Querschnitte des Körperchens undeutlich mar-
kirte Fäserchen, die mit der mittleren Scholle im Zusammenhänge
stehen. Oft fehlen dieselben oder treten nur auf der einen Seite der
Scholle auf, was von der Schnittrichtung abhängt und zwar davon,
ob der in der Längsrichtung des Tastkörperchens geführte Schnitt
die Scheibe an der Eintrittsstelle der Nervenfaser getroffen hat.
Die Tastzellen nehmen eine etwas veränderte Gestalt an (Taf.
IV. Fig. 8). Die Oberfläche, mit welcher sie der Hülle anliegen
ist mehr convex, jem, welche gegen die Nervenscheibe zu gerichtet
ist, ist mehr concav; infolge dessen vergrössert sich auch der Raum
zwischen den Tastzellen. In Betreff der Structur des Protoplasmas
können wir bemerken, dass die Bögen, selbst in schwach gefärbten
Präparaten, deutlicher hervortreten, als in den normalen Zellen und
in der Mitte der Zelle einander näher liegen. Auch ihr Verlauf
weicht von dem normalen ab, indem die Bögen sich hin und her
biegen und manchmal wie schraubenförmig in der Richtung der
gegen die Nervenscheibe senkrechten Achse sich winden, ferner auf
die einen Seite sich zusammenschieben und die andere Seite frei
lassen, wodurch ein Theil der Oberfläche des Kernes zwischen den¬
selben zum Vorscheine kommt. In den peripheren Theilen der Zelle
bleibt die Structur des Protoplasmas unverändert.
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Man beobachtet eine gewisse gegenseitige Abhängigkeit zwischen
den in den Tastzellen und den in der Nervenscheibe auftretenden
Veränderungen. In dem Maase, als die Nervenscheibe schrumpft,
verkleinert sich auch die Breite der Basis der Sanduhr.
Nur eine geringe Zahl der Körperchen (1’6%) zeigt bereits in
4 Tagen nach der Durchschnei düng des Nerven noch weiter vorge¬
rückte Veränderungen und zwar solche, wie sie in 6 Tagen nach der
Durchschneidung in 25% der Körperchen auftreten. Diese Körper¬
chen besitzen nur eine kaum bemerkbare Nervenscheibe, die hie
und da kleine Körnchen enthält, von welchen einige schwächer,
andere intensiver sich färben (Taf. IV. Fig. 9). In manchen Körper¬
chen verschwindet die Nervenscheibe ganz und an ihrer Stelle bleibt
nur eine Lücke zurück.
Gleichzeitig treten auch in den Tastzellen weitgehende Ver¬
änderungen auf. Die Zelle wird kleiner, füllt die Hülle nicht mehr
vollständig aus, ihre Contouren sind unregelmässig; infolge dessen
verliert sie auch ihre charakteristische Gestalt. Die Bögen sind kaum
sichtbar und auch das Netzwerk in den Seitentheilen der Zelle un¬
deutlich. Ausser feinen Körnchen, welche mit M. Heiden hai n’scher
Methode dunkel gefärbt werden und in grösserer Zahl, als in der
normalen Tastzelle erscheinen, treten auch grosse, schwarz gefärbte
Körner, vorwiegend in den peripheren Theilen der Zelle auf. Gleich¬
zeitig sehen wir, dass der Kern grösser geworden ist und dessen
Chromatin hie und da zu grösseren Kugeln geballt ist (Taf. IV. Fig. 9).
Sechs Tage nach der Durchschneidung des Nerven ist in der
Mehrzahl der Tastkörperchen (66'5%) die Nervenscheibe verschwun¬
den. Die Tastzellen sind noch kleiner geworden und haben hiebei
eine Form angenommen, welche nicht mehr an die Gestalt der nor¬
malen Tastzellen erinnert (Taf. IV. Fig. 10). Die Structurveränderun-
gen sind schon so bedeutend geworden, dass man den mittle¬
ren Theil von den Seitentheilen der Zelle nicht mehr unterscheiden
kann. Die Bögen sind gänzlich verschwunden und der ganze Zell¬
körper enthält ein grossmaschiges Netzwerk von Fasern, welche grö¬
ber sind als jene, welche in den Seitentheilen der normalen Zellen
gefunden werden. Boi aufmerksamer Untersuchung kann man hie
und da noch wahrnehmen, dass manche Netzfasern in ihrem Ver¬
laufe theiKveise an die früher bestandenen Bögen erinnern. Nebenbei
findet man in allen Tastzellen die soeben beschriebenen schwarzen
Körner jedoch zahlreicher und grösser. Der Kern ist noch kleiner
geworden. Auch seine Lage hat sich insoferne geändert, als er seine
längste Achse parallel oder etwas schief zur Nervenscheibe richtet.
Infolge gleichzeitiger Verkleinerung der Tastzelle nimmt der Kern
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181
manchmal den ganzen mittleren Theil derselben ein, indem er von der
unteren bis zur oberen Oberfläche der Zelle reicht. Das Chromatin
bildet kein Gerüst mehr, sondern hat sich grösstentheils in den
oberflächlicheren Theilen des Kernes unter der Form einer körnigen
Masse angesammelt (Taf. IV. Fig. 10).
Noch weiter vorgerückte Veränderungen der Kernstructur fin¬
det man sechs Tage nach der Durchschneidung des Nerven in den
übrigen (8-5%) der Tastkörperchen und acht Tage nach Durchschnei¬
dung des Nerven noch viel öfter. Es beginnt eine Verkleinerung des
Kernes, die Kernmembran wird weniger deutlich und die chromatische
Substanz ist entweder sehr spärlich, oder beinahe gänzlich ver¬
schwunden. Nur an den Rändern der Kernmembran kann man noch
kleinwinzige Reste der chromatischen Substanz bemerken. Diese Ve¬
ränderungen des Kernes (Taf. IV. Fig. 11, 10, 9), welche am 6 und
bereits am 4 Tage nach der Durchschneidung des Nerven auftreten,
entsprechen den Anfangsstadien der Chromatolyse (Flemming).
Die Zellen selbst sind kleiner geworden, ihre Gestalt und Structur
zeigen jedoch dieselben Veränderungen, welche in der Mehrzahl der
Körperchen sechs Tage nach der Durchschneidung des Nerven sich
vorfinden. Grosse dunkle Körner treten in noch grösserer Zahl auf.
Die Körner färben sich mit M. Heidenhain’scher Methode voll¬
kommen so, wie die chromatische Substanz des Kernes. Gegen ihre
Abstammung vom Chromatin des Kernes spricht jedoch der Umstand,
dass diese Körner schon in den frühesten Stadien der Chromatolyse
also noch zur Zeit, als die Kernmembran noch intact ist, erscheinen,
ferner, dass sie meistens in den Seitentheilen der Zelle, also in
grosser Entfernung vom Kerne auftreten. Es wird somit eher anzu¬
nehmen sein, dass diese Körner eine gewisse Degenerationserschei¬
nung des Zellprotoplasmas vorstellen, besonders da nach Anwen¬
dung dieser Färbemethode, wie M. Heidenhain selbst angibt, ähn¬
liche Körner auch in anderen degenerirenden Zellen auftreten.
Das Bild von so weit vorgerückten Veränderungen findet man
nach 8 Tagen nur in 16"/„ der Körperchen. Die Mehrzahl derselben
(64%) zeigt solche Veränderungen, die wir bereits 6 Tage nach der
Durchschneidung des Nerven gefunden haben (Taf. IV. Fig. 10). In
den übrigen Körperchen (20%) begegnen wir noch weniger weit
vorgeschrittene Veränderungen und zwar solche, wie sie bereits in
4 oder in 6 Tagen nach der Nervendurchschneidung beobachtet
werden (Taf. IV. Fig. 9).
Mit den weiteren Schicksalen der G r a n d r y’schen Tastzellen
habe ich mich vorläufig nicht beschäftigt, da durch den Nachweis
der bereits beschriebenen Structurveränderungen das Ziel meiner
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182
Arbeit erreicht war. Alle G r a n d r y’schen Körperchen in der anderen
Schnabelseite auf welcher in den Nerven nicht durchgeschnitten hatte,
behielten, wie selbstverständlich, vollkommen ihren normalen Bau.
Auf Grund der Veränderungsbilder, welche in 2 bis 8 Tagen
nach der Durchschneidung des Nerven auftreten, gelangen wir zur
Überzeugung, dass zunächst die Nervenscheibe leidet. Schon zwei
Tage nach der Durchschneidung des Nerven enthält die Nerven¬
scheibe zahlreiche Körner, welche in späteren Stadien, in dar ge¬
schrumpften Nervenscheibe, in Form einer grobkörnigen Scholle sich
darstellen. Diese Scholle zerfällt in kleine, sich schwach färbende
Körnchen. Endlich verschwindet die Nervenscheibe gänzlich. Dieser
ganze Process kann im Laufe von sechs Tagen vor sich gehen und
entspricht vollkommen den Degenerationsveränderungen, welche an
Nervenfasern von Hovel, Huber, Bethe, und von Mönkeberg
und Bethe beobachtet wurden, bei welchen die Primitivfibrillen
nach Durchschneidung des Nerven zunächst in gröbere Körner, so¬
dann in kleinere zerfallen und schliesslich resorbirt werden.
Gleich auf die ersten Veränderungen, welche in der Nervenscheibe
nachgewiesen werden, folgen rasch fortschreitende Veränderungen
auch in den Tastzellen. Schon vier Tage nach der Durchschneidung
des Nerven häufen sich die Bögen an, biegen sich und die ganze
Zelle wird etwas convex. Kurz darauf beginnt die Zelle kleiner zu
werden, hebt sich von der Hülle des Körperchens ab und verliert
gleichzeitig ihre ursprüngliche Gestalt; hiebei verwischt sich die
Structur der Zelle: es treten grosse, schwarze Körner auf und im
Kerne beginnt der chromatolytische Process. Wir haben also Atro¬
phie und eine gewisse, nicht näher bestimmte Degeneration der
Tastzelle vor uns.
Im Verlaufe dieses Prozesses kann man fünf charakteristische
Stadien unterscheiden.
Im ersten Stadium behält die Nervenscheibe ihre ursprün¬
gliche Gestalt und enthält zahlreiche Körner; die Tastzellen bleiben
unverändert (Taf. IV. Fig. 7).
Die Breite der Tastzelle beträgt 38-5 p
die Höhe „ „ „ 16 a
die lange Kemachse „ 9-6 „
die kurze , „ 6-3 „
Im zweiten Stadium schrumpft die Nervenscheibe zu¬
sammen und es bildet sich in ihrem mittleren Theile eine körnige
Scholle; die Tastzellen werden mehr convex, die Bögen ändern ihren
Verlauf, die Breite der Basis der Sanduhr entspricht der Durch-
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183
schnittslhiie der geschrumpften Nervenscheibe (Taf. IV. Fig. 8). Die
Grösse der Zelle und des Kernes bleibt dieselbe.
Im dritten Stadium beginnt das Verschwinden der Ner¬
venscheibe; die Tastzellen werden kleiner, die Bögen kaum bemerk¬
bar, die Structur der peripheren Theile der Zellen undeutlich, grosse,
dunkle Körner werden sichtbar und in dem etwas vergrösserten Kerne
zeigen sich die ersten Anfänge der Chromatolyse (Taf. IV. Fig. 9).
Die Breite der Tastzelle beträgt 35 fi
die Höhe „ „ „ 13 „
die lange Kernachse „ 10 „
die kurze „ „ 7-5 „
Im vierten Stadium ist keine Nervenscheibe mehr vor¬
handen; in den Tastzellen, die sich weiter verkleinern, sind die
Bögen verschwunden, die Körner dagegen grösser und zahlreicher;
der Kern vergrössert sich bedeutend und die chromatische Substanz
formt sich zu einer körnigen mehr peripher gelagerten Masse
(Taf. IV. Fig. 10).
Die Breite der Tastzelle beträgt
30-6 fi
die Höhe „ „ „
12 „
die lange Kernachse „
10-5 „
die kurze „ „
8-5 ,
Im fünften Stadium ist die Tastzelle noch kleiner, die
Structur derselben ist dieselbe, wie im vorigen Stadium; der Kern
ist kleiner, die Kernmembran beginnt zu verschwinden und die
Menge der Chromatinsubstanz nimmt bedeutend ab (Taf. IV. Fig. 11).
Die Breite der Tastzelle beträgt 27 /t
die Höhe „ „ „ 9-5 „
die lange Kernachse „ 7-5 „
die kurze „ „ 6 „ ').
Dieser regressive Prozess geht nach der Durchschneidung des
Nerven nicht in allen Tastkörperchen mit gleicher Geschwindigkeit
vor sich, indem man ja in den Präparaten zu jeder Zeit verschie¬
dene Stadien nebeneinander antrifft, wie dies aus folgender Zusam¬
menstellung ersichtlich ist:
*) Die bei jedem Stadium angegebenen Grössenmaasse entsprechen
der Durchschnittszahl, welche ich nach Ausmessung von 30 Tastzellen
und Kerneq jedes Stadiums erhielt.
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184
Tag nach
der Durch¬
schneidung
des Nerven
Normale
Körper¬
chen
V
e r ä n d e
r u n g s s
t a d i e
n
I
II
III
IV
V
2
95*5 %
8-6*
4
6*4#
20*8*
71-2#
1-6#
—
—
6
—
—
—
25*
66-5«
8*5*
8
1 —
20«
64«
16#
Über den Einfluss des mechanischen Reizens auf die
Grandry’schen Körperchen.
Um sich zu überzeugen, wie sich die Structur des Gran¬
dry’schen Körperchens in dem Augenbliche der Reizung, welche
über die physiologischen Gränzen nicht hinausgeht, gestaltet, habe
ich keine stärkeren mechanischen Reizmittel in Anwendung ge¬
bracht, sondern beschränkte mich nur auf das Bestreichen der
Wachshaut mit einem Drahtpinsel. Nach Verlauf von 5, 10 und 20
Minuten schnitt ich ein gereiztes Stück der Wachshaut aus und
fixirte es schnell. Eine solche Reizung bringt keine Structurverän-
derung der Körperchen hervor.
Man kann dies nur auf diese Weise erklären, dass uns die
Structur solcher Tastkörperchen, die sich im vollkommenen Ruhe¬
stände befinden, eigentlich nicht bekannt ist. Wenn man hiebei
auch alle mögliche Vorsicht beobachten möchte, so ist die Aus¬
schneidung selbst und die Einwirkung der Fixirungsflüssigkeit für
die Wachshaut ein hinlänglicher Reiz, welcher genügt, um die Tast¬
zellen in den activen Stand zu bringen.
Schlussfolgerungen.
Wenn wir die Ergebnisse unserer Untersuchungen über die
Veränderungen der Grandry’schen Tastkörperchen nach Durch¬
schneidung des Nerven zusammenfassen, so müssen wir zugeben,
dass die Tastzelle auf diesen Insult ungemein empfindlich ist. Im
Anschlüsse an die ersten Degenerationsveränderungen, die sich in
der Nervenscheibe vorfinden, beginnt alsogleich die Atrophie und
die Degeneration der Tastzellen. Über dies überzeugen wir uns, dass
in der ganzen Reihenfolge von Veränderungen, welche einerseits in
der Nervenscheibe und anderseits der Tastzelle auftreten, eine gegen¬
seitige Abhängigkeit obwaltet. Wärend die Nervenscheibe schrumpft,
treten die'fastzellenbügen zusammen und verengen hiedurch die Basis
der Sanduhr. Bei fortschreitender Atrophie der Nervenscheibe verwischt
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185
sich das Bild der Sanduhr und verschwindet schliesslich ganz,
worauf im Protoplasma der Zelle regressive Metamorphosen auf-
treten.
Man muss zugeben, dass die Beobachtungen, welche nach der
Durchschneidung des Nerven gemacht werden, nicht genügen um
den functioneilen Zusammenhang zwischen der Nervenscheibe
und der Tastzelle mit aller Bestimmtheit zu beweisen. Die
Thatsache aber, dass selbst eine isoosmotische Lösung des Cocain¬
salzes charakteristische Structurveränderungen in der Tastzelle be¬
wirkt, dass also das Cocain auf dieselbe eine specifische Wirkung
ausübt, die nach dem Aufhören der Gefühllosigkeit verschwindet
bestärkt uns in der Überzeugung, dass zwischen der Nervenscheibe
und der Tastzelle ein inniger functioneller Zusammenhang bestehe
und dass die, nach Durchschneidung des Nerven, in der Tastzelle
auftretenden regressiven Metamorphosen, eben als Folge der Auf¬
hebung ihrer spezifischen Function, d. h. der Perception von äusse¬
ren Eindrücken angesehen werden müssen.
Iiiteratuij.
1. Bethe: Das Verhalten dnr Primitivfibrillen in den Ganglienzellen
des Menschen und bei degenerativen peripheren Nerven. — Neurol.
Centralbl. Jg. 17.
2. Bethe und Mönkeberg: Die Degeneration der markhaltigen Nerven¬
fasern der Wirbelthiere unter hauptsächlicher Berücksichtigung des
Verhaltens der Primitivfibrillen. — Arch. f. Mi kr. Anat. u. Entwicke-
lungsgesch. Bd. 64, H. 2.
3. Dogiel: Zur Frage über den Bau der Herbst’schen Körperchen und
die Methylenblaufixirung nach Bethe. — Zeitschr. f. wissensch. Zoologie
Bd. 66, H. 3.
4. Flemming: Ueber die Bildung von Richtungsfiguren in Säugethier¬
eiern beim Untergang GraaPscher Follikel. — Arch. f. Anat. u.
Fisiolog. Anat. Abth. 1885.
5. Heidenhain: Noch einmal über die Darstellung der Centralkörper
durch Eisenhämatoxylin nebst einigen allgemeinen Bemerkungen
über die Hämatoxylinfarben. — Zeitschr. f. wissensch. Mikrosk. B. XIII.
6. Hesse Fr.: Ueber die Tastkugeln des Entenschnabels. — Arch.
für Anat u. Physiolog Anat. Abth. Jg. 1878.
7. Hovell and Huber: A physiological, histological and clinical study
of the degeneration and regeneration in peripheral nervefibres after
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186
severance of their Connections with the nervecenfcres. — Journal of
Physiology 1892.
8. Moraczewski: Oznaczenie punktu zamarzania (kryoskopia) moczu.
(Über die Bestimmung des Gefrierpunktes des Harnes). — Przegl^d
lekarski r. 1900.
9. E. Overton: Ueler die osmotischen Eigenschaften der lebenden
Thier- und Pflanzenzelle. — Vierteljahrschr. d. Naturforsch. G. in Zü¬
rich Jg. 40, H. 2.
10. — Ueber die osmotischen Eigenschaften der Zelle in Ihrer Bedeu¬
tung ftir die Toxikologie und Pharmakologie — Festschr. d. Natur¬
forsch. Ges. in Zürich.
11. L. Szymonowicz: Ueber der Bau und die Entwickelung der Ner¬
venendigungen im Entenschnabel. — Arch. f. mikr. Anat. u. Ent*
wickelungsgesch. Bd. 48.
12. L. Szymonowicz: Beiträge zur Kenntniss der Nervenendigungen
in Hautgebilden. — Arch. f. mikr. Anat. Bd. 45.
€rklärun4> der Safel IV.
Alle Figuren wurden von Herrn Dr. K. Hornung, Assistenten am
histologisch-embryologischen Institute in Lemberg, naturgetreu gezeichnet,
wofür ioh ihm meinen herzlichsten Dank auszusprechen mir erlaube. Es
wurde hiebei die Zeiss’sche apochromatiscne homog. Immersion (Brennw.
1*5 Apert. 1*30), das Ocular Nr. 6, bei Tubus-Länge von 160 mm. und der
Zeichenapparat nach Abbö verwendet. Bei Anfertigung der Cliches wurden
die Zeichnungen um ca. 7; verkleinert, so dass die lin. Vergrösserung
derselben ca. 850 beträgt. Alle diese Abbildungen mit Ausnahme der Fig. 6
u. Fig. 6, sind nach Präparaten gezeichnet, welche in Pikrinsublimat-
ewessig fixirt waren, die Figuren 5 und 6 nach Präparaten welche
in Zenker’scher Flüssigkeit fixirt waren; zur Färbung aller, 6 f.i — 8/t
dicken Schnitte wurde die M. Heidenhain’sche Methode angewendet.
In Fig. 2 und Fig. 4 sind Tastkörperchen dargestellt, in welchen die peri¬
pheren Theile der Tastzellen durch den Schnitt getroffen sind, alle anderen
Figuren stellen Durchschnitte durch die Mitte der Tastzellen, in einer
gegen die Nervenscheibe senkrechten Richtung dar.
Fig. 1. ein normales Grandry’sche Körperchen.
Fig. 2. Dasselbe an der Peripherie durchschnitten.
Fig. 3. Ein Grandry’sches Körperchen nach 20 Minuten dauernder
Einspritzung einer isoosmotischen Cocainlösung.
Fig. 4. Ein Grandry’sches Körperchen nach 20 Minuten langer Ein¬
spritzung einer isoosmotiscl^en Cocainlösung an der Peripherie
durchschnitten.
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187
Fig. 5. Ein Grandry’sches Körperchen nach 20 Minuten langer Einspri¬
tzung einer 20% Cocainlösnng.
Fig. 6. Ein solches nach sehr starker Entfärbung des ganzen Präparates.
Fig. 7. Ein Grandry’sches Körperchen 4 Tage nach der Durchschnei¬
dung des Nerven, im ersten Stadium der Veränderungen.
Fig. 8. Ein Grandry’sches Körperchen 4 Tage nach der Durchschneidung
des Nerven, im zweiten Veränderungsstadium.
Fig. 9. Ein Grandry’sches Körperchen 6 Tage nach der Durchschnei*
düng des Nerven, im dritten Veränderungsstadium.
Fig 10 Ein Grandry’sches Körperchen 6 Tage nach der Durchschnei -
düng des Nerven, im vierten Veräcderungsstadium.
Fig. 11. Ein Grandry’sches Körperchen 8 Tage nach der Durchschnei -
düng des Nerven, im fünften Veränderungsstadium.
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Aus dem Institute für pathologische Anatomie der Lemberger Universität.
(Prof. Dr. Obrzut).
lieber das Hämatoxyliichronlack als Mittel ar Färbmg der Achsencyfiider
von
Dr. J. Fajersztajn
(Lemberg).
Nachdem die Formoltechnik eine grosse Verbreitung in der
Histologie des Nervensystems gefunden hatte, wurden Methoden an¬
gegeben, welche es erlauben die W e i g e r t’sche Markscheidenfärbung
an Formolpräparaten anzuwenden. Diese Methoden, beruhen auf Chrom¬
beizung entweder ganzer in Formol fixirter Stücke, oder der einzel¬
nen Schnitte. Den ersten Weg betrat Marcus, der Müller’sche
Flüssigkeit als Beizmittel verwendet, den zweiten Gudden, der sich
einer 055% Chromsäurelösung bedient. In beiden Fällen findet die
Bildung des Hämatoxylinlackes in einem Gewebe statt, welches län¬
gere Zeit mit Alkohol, Aether (und Celloidin) durchtränkt war und
zwar entweder vor (Gudden), oder nach (Marcus) bereits ge¬
schehener Chrombeizung.
Ganz andere Ergebnisse gibt die Färbung, wenn man bei An¬
fertigung der Präparate die Alkohol- und Aetherwirkung vermeidet.
Werden nämlich in Formol gehärtete Stücke mit dem Gefriermikro¬
tome in Schnitte zerlegt und diese mit einer Chromsäurelösung ge¬
beizt, so findet in der Regel (über Ausnahmen s. u.) die Bildung
eines festhaftenden Chromlackes nicht in den Markscheiden
sondern in den Achsencylindern statt.
Diese Thatsache, die ebenso vom theoretischen Standpunkte
interessant, wie praktisch ausnützbar ist, dürfte vielleicht manchem
Forscher picht ganz unbekannt sein, umsomehr als die Anwendung
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189
der Gefriertechnik am Formolmateriale augenscheinlich an Verbrei¬
tung zunimmt; da ich aber in der mir zugänglichen Litteratur nichts
darüber gefunden habe, so erlaube ich mir eine Modification der
Hämatoxylinfärbung kurz zu beschreiben, welche ich bereits seit
einem Jahre als Mittel zur Tinction von Achsencylindem mit bestem
Erfolge gebrauche.
*
Ganz frisches Leichenmateriale ist zwar erwünscht, aber nicht
durchaus erforderlich.
1) Härtung in einer 5—10% Lösung von Formaldehyd; (das
käufliche Formol wird 4—8 Mal mit destillirtem Wasser verdünnt).
Härtungsdauer für kleinere Stücke wenigstens 48 Stunden, für
grössere circa eine Woche. Mehrmonatliches Härten schadet nicht.
Es können auch Stücke zur Verwendung kommen, welche in
der üblichen Weise in Chromaten gehärtet, oder auch in Sublimat
fixirt wurden. Die Resultate sind jedoch weniger sicher als bei For-
molhärtung.
2) Schneiden auf dem Gefriermikrotome. Die Schnitte werden
in destillirtes Wasser aufgefangen und mehrmals gewaschen.
3) Beizen der Schnitte in einer 0 25—0-5% Chromsäurelösung
5—24 Stunden lang; über 24 Stunden dauerndes Beizen ist eher
schädlich.
Die Chromsäure kann nicht durch chromsaure Salze oder durch
Chromalaun ersetzt werden. Schnitte aus Stücken, die in chrom-
sauren Salzen gehärtet wurden, müssen genau wie Formolschnitte
nachträglich in Chromsäure gebeizt werden. Dasselbe gibt für das
Sublimatmaterial.
4) Sorgfältiges Ausspülen der Chromsäure in destillirtem Wasser.
Unter mehrmaligen Wechseln des Wassers ist das Waschen in etwa
10 Minuten beendigt; über eine Stunde sollen die Schnitte nie ge¬
wässert werden. In gewissen Fällen (s. u.) ist es vortheilhaft mit
warmem (50 —60°) Wasser zu spülen.
5) Färben in gewöhnlicher 1% (nach Weigert, aber ohne
Zusatz von Lithium carbonicum)oder saurer (nach Kultschitzky)
Hämatoxylinlösung '/ a — 24 Stunden lang bei Zimmertemperatur
eventuell 1-2 Minuten in erhitzter (bis Dampfbildung) Farblösung.
Langsames Färben gibt im Allgemeinen bessere Resultate.
Das saure Hämatoxylin färbt sehr energisch; seine Anwendung hat
aber gewisse Schattenseiten, über welche später berichtet wird.
Werden die Schnitte (direct aus Hämatoxylin) in M ü 11 e r’scher
Flüssigkeit (nach Wolters), oder in einer gesättigten Lösung von
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190
Kupferacetat (nach Vassale) secundär gebeizt, so genügt gewöhn¬
lich eine V*—2 ständige Färbungsdauer; ohne secundäre Beize muss
man den Färbungsact durchschnittlich bis auf 2—3 (saures Häma-
toxylin), oder bis auf 6 (einfaches Hämatoxylin) Stunden ausdehnen.
Über 24 Stunden soll nie gefärbt werden.
6) Differenzieren nach der Päl’schen Vorschrift mit denselben
Cautelen, welche bei der Markscheidenfärbung zu beobachten sind.
Es ist zu bemerken, dass Querschnitte der Achsencylinder sich leichter
entfärben, als Längschnitte.
7) Weiterbehandlung in der üblichen Weise. In Harz einge¬
schlossene Präparate blassen erst nach mehreren Monaten ein we¬
nig ab.
*
Makroskopisch schauen die schwarzgrauen Präparate ganz so
aus, wie jene, welche nach dem typischen Weigert-Päl’schen
Verfahren gefärbt sind. Mikroskopisch erkennt man, dass sowohl die
Markscheiden, wie das Gliagewebe vollkommen entfärbt-sind. Nur
die Achsencylinder treten äusserst scharf hervor und sind tiefschwarz
gefärbt. An Längsschnitten erscheinen sie bald als gleichmässig cy-
lindrische, bald als wellig verlaufende, bald als zickzackförmige, bald
als varicöse Gebilde. Es färben sich Achsencylinder von verschiedener
Dicke bis auf die feinsten Fädchen, welche die Nervenzellen in
dichtem Gewirre umspinnen, an den Zellenleib selbst aber nicht her¬
antreten. Die Zellen werden in der Regel ganz entfärbt; in gewissen
Lagern von grauer Substanz, so z. B. in den Oliven, kann man je¬
doch zuweilen sehr schöne Exemplare von gefärbten Zellen finden,
deren Nervenfortsatz sich auf weite Strecken bis zum Übergange
in den eigentlichen Achsencylinder verfolgen lässt. Die Achsencylinder,
so wie auch die Nervenzellen sind in toto und vollkommen gleich¬
mässig gefärbt, so dass auch bei stärkeren Vergrösserungen keine
Structurdetails in diesen Gebilden sich erkennen lassen.
Was die Anwendbarkeit der Methode zu pathologischen Unter¬
suchungen') anbetrifft, sei erwähnt, dass secundär degenerirte Ner¬
venbahnen an der Hand unserer Präparate ebenso gut verfolgt
') In dieser Beziehung ist diese Methode meiner früher angegebener
(Neurologisches Centralblatt, 1901, Nr. 3) Silberimprägnationsmethode
überlegen; wie ich mich immer mehr überzeuge, gehört diese letztere
hauptsächlich in das Gebiet der normalen Histologie. Es sei gestattet hier
zu erwähnen, dass das von mir empfohlene Silbernitrat-Ammoniak
(AgNOj. 2 NH 3 ) in krystallinischer Form von der Firma Dr. G.
Grübler in Leipzig zu beziehen ist.
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191
werden können, wie dies vermittelst der allgemein üblichen Färbung
Weigert’s zu erreichen ist, und dass Präparate, welche ich in
einigen Fällen von frischer Degenerationen erhielt, die Hoffnung be¬
gründen, dass diese Hämatoxylinfärbung zum Studium von Zerfalls¬
und atrophischen Processen in den Achsencylindern sich eignen wird.
Auch am embryonalen Materiale (bei älteren menschlichen Em¬
bryonen) lassen sich gute Erfolge erzielen. Ausser den Achsencylin¬
dern, deren Markmantel bereits fertig ist, färbt sich hier auch ein
Theil der marklosen Fasern, so dass die mikroskopischen Bilder von
jenen nach Weigert wesentlich verschieden sind. Auf diese Unter •
schiede gehe ich nicht ein, da mir noch genügende Paralell- und
Controlversuche fehlen.
*
Wenn man auch durch das angegebene Verfahren in der Regel
tadellose, klare und übersichtliche Präparate erzielt, so wird doch
in gewissen Fällen die Leistungsfähigkeit der Methode durch ge¬
wisse Mängel beeinträchtigt, die zu beseitigen bis jetzt mir noch
nicht gelungen ist.
So sei es zuerst erwähnt, dass es mitunter nicht gelingt, eine
vollkommen genügende Electivität der Färbung zu erreichen und
zwar sind es dickere Neurogliazüge, die hie und da mitgefärbt wer¬
den. Was die dünneren anbetrifft, und speciell die Neurogliafasern
der grauen Substanz, so ist eine Mitfärbung derselben in der Regel
nicht zu befürchten.
Sehr unliebsam! ist weiter die Thatsache, dass zuweilen ein
Theil der Markscheiden (besonders in der weissen Substanz und in
den hinteren Wurzeln) sich nicht vollkommen entfärben lässt; ja es
kommt sogar vor (besonders nach längerem Färben in saurem Hä-
matoxylin), dass eine fast exclusive Markscheidenfärbung an der
Stelle der erwarteten Achsencylindertinction zu Stande kommt. Mit
anderen Worten verhält sich in gewissen Fällen das Formolmateriale
genau so, wie Formol-Alkoholmateriale. Es kommt dies nur selten
vor, so dass man solche unerwartete Ergebnisse ganz ausser Acht
lassen kann und die Thatsache, dass sich in der ganzen Ausdehnung
des Präparates Markscheiden und nicht Achsencylinder färben, als
eine Ausnahme von der Regel ansehen muss').
*) Selbstverständlich kann dieser Satz nur dann als richtig gelten,
wenn man das oben angegebene Verfahren genau befolgt. Ein, wenn
auch wenig abweichendes Verfahren kann zu ganz anderen Resultaten
führen. So färbt z. B. Ben da (Neurol. Centralblatt, 1801, Nr. 3,8. 140,
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192
Es gibt, auch Ausnahmen in entgegengesetzter Richtung; es
färben sich nämlich zuweilen in chromgebeizten Celloidinschnitten
(besonders von Stücken, welche in Chromsalzen gehärtet wurden)
ausser den Markscheiden auch manche Achsencylinder mit. Ähnlich
verhalten sich Gefrierschnitte aus Formolmaterial, die einer kurz¬
dauernder (bis zu 1 Stunde) Einwirkung von Alkohol (vor oder nach
der Chromirung) ausgesetzt wurden — es entsteht hier eine gemischte
Färbung, jedoch werden die Achsencylinder bevorzugt; dagegen wird
durch längere (24 Stunden) Einwirkung von 96® Alkohol fast sicher
eine ausschliessliche Färbung der Markscheiden erreicht. Es ist
schwer zu entscheiden, ob die Unterschiede in den Hämatoxylin-
tinctionen, die bei Anwendung von Formol- und Formol-Alkohol-
materiale zum Vorscheine treten, von den Eigenschaften des Alkohols
als eines Extractionsmittels, oder von anderen unbekannten physi¬
kalischen Factoren abhängen, oder ob hier vielleicht chemische Ein¬
flüsse (Oxydationsgrad der Gewebselemente?) im Spiele sind, die
es verursachen, dass die Chrombeize bald in den Markscheiden,
bald in den Achsencylindern sich fixirt; diese Ungewissheit lässt
auch eine genügende Erklärung der Abweichungen vom typischen
Färbungsverlaufe nicht zu.
Weiterhin muss als Schattenseite der Methode angesehen wer¬
den, dass sich in einzelnen Fällen gewisse Schnittpartien, besonders
in der weissen Substanz, sehr schwach färben, so dass man bei
makroskopischer Betrachtung im Präparate grössere und kleinere
Lücken bemerkt, die sich mikroskopisch entweder auch ganz farb¬
los erweisen, oder nur die Neuroglia gefärbt zeigen. Die Hauptursa¬
che dieser Lückenbildung muss in einem ungenügenden Waschen
der chromirten Schnitte gesucht werden: die Chromsäure, die im
Überschüsse sehr energisch das Hämatoxylinchromlack entfärbt *),
übt hier wahrscheinlich eine hemmende Wirkung aus. Wäscht man
die Schnitte sorgfältig aus, eventuell im warmen Wasser (50— 60"),
und wendet man ein kürzeres Chrombad an, so gelingt es fast im¬
mer eine gleichmässige Tinction zu erreichen; der Lückenbildung
kann man auch durch Eintauchen der Schnitte vor der Färbung, auf
circa 15 Minuten, in schwächeren Alkohol (70%) Vorbeugen; dann
Ref.) „an Forma li n-Gefriersohnit ten zunächst die Markscheiden
nach Weigert und darnach mit Sudan und Scharlach... Alsdann sind
die normalen Markscheiden blau Welches Beizungsmittel an¬
gewandt wurde, ist aus dem Referate nicht zu entnehmen.
') Die Chromsäure wirkt in dieser Beziehung viel energischer, als
z. B. Eisenalaun, welcher bei Eisenhämatoxylinfärbungen zugleich als Beize
und Diiferenzierungsmittel gebraucht wird.
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m
ist aber das Färbungsergebniss weniger sicher in Bezug auf die
Reinheit der Differenzierung (s. o.). Es wäre noch zu bemerken, dass
ein langes (24 Stunden) Maceriren der Schnitte im Wasser die Ent¬
stehung von gemischten Färbungen zu Folge hat; aus diesem Grunde
sollen die chromirten Schnitte nie zu lange gewässert werden.
Endlich ist als ein Nachtbeil der Methode anzusehen, dass sie
nicht für alle Theile des centr. Nervensystems mit gleichem Erfolge
anwendbar ist. So lässt sich z. B. das ganze Faserreichthum der Gross¬
und Kleinhirnrinde nicht genügend darstellen. Die besten Resultate
werden an der Medulla oblongata, am Rückenmarke und an peri¬
pheren Nerven erzielt.
Als einen entschiedenen Vorzug der Methode darf man wohl
den Umstand ansehen, dass sie keine specielle Vorbereitung des
Materiales erfordert und, so zu sagen, nebenbei — als Ergänzung
anderer Färbungsverfahren — in der einfachsten Weise ausgeführt
werden kann.
Sollte es in der Zukunft gelingen die Fehler der Methode zu
beheben und die Beständigkeit der Resultate zu sichern, so würde
darin ein nicht ganz unwesentlicher Fortschritt der Tinctionstechnik
zu erblicken sein.
Nachtrag bei der Correctur. In den letzten Tagen wurde
ich durch Mayer (Zeitschr. für. wiss. Mikroskopie, 1900) auf Bol-
ton’s Arbeiten aufmerksam gemacht. Eine dieser Arbeiten wurde in
der Zeitschr. f. wiss. Mikrosk. nicht genau genug referirt, die zweite
hat bisjetzt überhaupt keine Erwähnung gefunden.
Bolton bedient sich des Formalins als Härtungsmittels (5°/ 0 ),
schneidet auf dem Gefriermikrotome, beizt die Schnitte in Osmium¬
säure-, Eisenalaun- oder Ammoniummolybdat-Lösungen, färbt mit
Kultschitzky’schen Hämatoxylin und differenziert nach Päl. Bei
Osmiumsäureanwendung färbt sich fast ausschliesslich das Myelin,
sonst werden nach Umständen mehr die Achsencylinder, die Myelin¬
scheiden, oder beides tingirt. Ein Mittel die diesbezüglichen Resultate
zu beherschen, giebt Bolton nicht an und es scheint, dass Alles
hier von zufälligen Bedingungen ab hängt.
Meine eigenen, ganz unabhängig von Bolton, angestellten
Versuche mit verschiedenen (Zinn-, Eisen-, Uran-, Nickel-, Wolfram-)
Beizen hatten negativen Erfolg in dem Sinne, dass die Färbungen
einen Vergleich mit Hämatoxylinchromlacktinctionen nicht aushalten
konnten. Wenn es gestattet ist nach den Mikrophotographien Bol-
Polo. Archiv, f. blol. n. med. Wissentch.
Archive« polon. de «oieno- blol. et midie. 13
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194
ton’s zu urtheilen, so muss man sich zu Gunsten der Chromsäure -
beize entscheiden. Damit soll aber nicht bezweifelt werden, dass
Bol ton’s Methoden in geübten Händen hübsche und lehrreiche
Resultate erreichen lassen. Welches von den Beizungsmittel in Wirk¬
lichkeit das beste ist, welches bestdifferenzierte Achsencylinderbilder
zu erzielen erlaubt — darüber wird man sich erst nach einer Reihe
von Nachprüfungen aussprechen können.
Liitteratuij.
1. Marcus. Neurologisches Centralblatt, 1895, Nr. 1.
2. Gudden. Neurologisches Centralblatt, 1897, Nr. 1.
3. Fajersztajn. Dziennik IX-go Zjazdu przyrodniköw i lekarzy pol-
skich w Krakowie, Kraköw 1900.
— Neurologisches Centralblatt, 1891, Nr. 3.
4. Bolton. Journal of Anatomy and Physiology. Vol. XXXII., 1898.
(Refer. „Zeitschrift f wiss. Mikroskopie“, 1898, S. 457).
— Journal of Anatomy and Physiology, Vol. XXXIII., 1899, S.
292- 300, 5 mikrophotogr. Taf.
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BIBLIOGRAPHIE
DER IN POLNISCHER SPRACHE
ERSCHIENENEN BIOLOGISCHEN
UND MEDICINISCHEN PUBLIKA¬
TIONEN
FÜR DAS JAHR I9OI.
DES PUBLICATIONS BIOLOGI-
qUES ET MEDICALES PAR UES
EN LANGUE POLONAISE
ANNEE 1901.
I. THEIL.
L PARTIE.
Zeitschriften und periodische Schriften.
Journaux et pßriodiques.
• 1. ROZPRAWY Wydziafu matematyczno-przyrodniczego Akademii
Umiej§tnosci w Krakowie. Serya III. Tom I. Dzial A. Nauki ma-
tematyczno-fizyczne. Zeszyt 1—3. Dzial B. Nauki biologiczne.
Zeszyt 1 i 3. — 1901.
Verhandlungen der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe
der Akademie der Wissenschaften in Krakau. Serie III. Band I.
Abtheilung A. Mathematisch - physicalische Wissenschaften
Heft 1—3. Abtheilung B. Biologische Wissenschaften. Heft
1-3 - 1901.
Travaux de la Classe des Sciences mathömatiques et naturel¬
les de l’Acadömie des Sciences de Cracovie. Serie DI. Tome I.
Section A. Sciences mathömatiques et physiques. Cah. 1—3
Section B. Sciences biologiques. Cah. 1—3. — 1901.
2. PAMI^TNIK TOWARZYSTWA LEKARSKIEG0 WARSZAW-
SKIEGO. Warszawa. 1901. Tom 97. Zeszyt 1.
Denkschriften der Warschauer Gesellschaft der Ärzte. — War¬
schau. 1901. Bd. 97. Heft 1.
Mömoires de la Sociötö mödicale de Varsovie. Varsovie. 1901.
Vol. 97. Cah. 1.
*
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196
3. KOSMOS. Czasopismo polskiego Towarzystwa przyrodniköw imie-
nia Kopemika. Lwöw. 1901. Rocznik 26. Zeszyt 1—7.
Kosmos. Zeitschrift der polnischen Naturforscher-Gesellschaft
Namens „Copernicus“. Lemberg. 1901. Jahrgang 26. Heft 1—7.
Kosmos. Publication pdriodique de la Socidtd polonaise des na-
turalistes, nommde „Copernic“. Ldopol 1901. 26* annde. Cah. 1—7-
4. WSZECHÖWIAT. Tygodnik popularny, podwi§cony naukom
przyrodniczym. Warszawa. 1901. Rocznik 20. Nr. 1—26.
Wszechdwiat. (Universum). Populäre Wochenschrift für Natur¬
kunde. Warschau. 1901. Jahrgang 20. Nr. 1—26.
Wszechdwiat (L’univers). Publication hebdomadaire populaire
pour les Sciences naturelles. Varsovie. 1901. 20* annde. Nr. 1—26.
5. PAMIEjTNIK FIZYOGRAFICZNY. Warszawa 1901.
Physiographische Denkschrift. Warschau 1901.
Mdmoires physiographiques. Varsovie 1901.
6. GAZETA LEKARSKA. Warszawa. Rok. 36. 1901. Nr. 1—26.
Medicinische Zeitung. Warschau. Jahrgang 36. 1901. Nr. 1—26.
Gazette mddicale. Varsovie. 36* annde. 1901. Nr. 1 - 26.
7. MEDYCYNA. Warszawa. 1901. Tom 29. Nr. 1—26.
Medicin. Warschau. 1901. Band 29. Nr. 1—26.
Mddecine. Varsovie. 1901. Tome 29. Nr. 1—26.
8. PRZEGL^D LEKARSKI. Kraköw. Rok 40. 1901. Nr. 1—26.
Medicinische Rundschau. Krakau. Jahrgang 40. 1901. Nr. 1 — 26.
Revue mddicale. Cracovie. 40* annde. 1901. Nr. 1—26.
9. KRONIKA LEKARSKA. Warszawa. Rok 22. 1901. Nr. 1—12.
Medicinische Chronik. Warschau. Jahrgang 22. 1901. Nr. 1—12.
Chronique mddicale. Varsovie. 22* annde. 1901, Nr. 1—12.
10. CZASOPISMO LEKARSKIE. Lddi. Tom. 3. 1901. Nr. 1—6.
Medicinische Zeitschrift. Lödz. Band 3. 1901. Nr. 1—6.
Pdriodique mddical. Lödi. Tome 3. 1901. Nr. 1—6.
11. KRYTYKA LEKARSKA. Warszawa. Rok 5. 1901. Nr. 1—6.
Medicinische Kritik. Warschau. Jahrgang 5. 1901. Nr. 1—6.
La critique mddicale. Varsovie. 5* annde. 1901. Nr. J.—6.
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197
12. NOWINY LEKARSKEE. Poznan. Rok 13. 1901. Nr. 1—6.
Medicinische Neuigkeiten. Posen. Jahrgang 13. 1901. Nr. 1—6.
Nouvelles mödicales. Posen. 13* annöe. 1901. Nr. 1—6.
13. CHEMIE POLSKI. Warszawa. 1901. Rok 1. Nr. 1—18.
Der polnische Chemiker. Warschau 1901. Jahrgang 1. Nr. 1—18.
Le chimiste polonais. Varsovie 1901. 1* annöe. Nr. 1 — 18.
14. CZASOPISMO TOWARZYSTWA APTEKARSKIEGO. Lwdw. 1901.
Rok 31. Nr. 1-12.
Zeitschrift des Apotheker-Gesellschaft. Lemberg. 1901. Jahr¬
gang 31. Nr. 1—12.
Pöriodique de la Sociötö des pharmaciens. Löopol. 1901. 31* an-
nöe. Nr. 1—12.
15. PRZEGL4D FARMACEUTYCZNY. Warszawa. 1901. Rok IV.
Nr. 1-12.
Pharmaceutische Rundschau. Warschau. 1901. Jahrgang IV.
Nr. 1-12.
Revue pharmaceutique. Varsovie. 1901. IV* annöe. Nr. 1—12.
16. WIADOMOÖCI FARMACEUTYCZNE. Warszawa. *1901. Rok 28.
Nr. 1-12.
Pharmaceutische Nachrichten. Warschau. 1901. Jahrgang 28.
Notices pharmaceutiques. Varsovie. 1901. 28* annö.
17. KRONIKA FARMACEUTYCZNA. Kraköw. 1901. Rok IV. Nr. 1—6.
Pharmaceutische Chronik. Krakau. 1901. Jahrgang IV. Nr. 1 —6.
Chronique pharmaceutique. Cracovie. 1901. IV* annöe. Nr. 1—6.
18. PRZEGL4D CHIRURGICZNY. Warszawa. 1901. Tom 4. Zeszyt 4.
Chirurgische Rundschau. Warschau. 1901. Bd. 4. Heft 4.
Revue chirurgique. Varsovie. 1901. Tome 4. Cah. 4.
19. POSTIJP OKÜLISTYCZNY. Kraköw. Rocznik 3. 1901. Nr. 1—6.
Fortschritte der Augenheilkunde. Krakau. Jahrgang 3. 1901.
Nr. 1-6.
Les progrös ophtalmologiques. Cracovie. 3* annöe. 1801. Nr. 1—6.
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198
20. PRZEGL^D DENTYSTYCZNY. Warszawa. 1901. Rocznik 4.
Nr. 1—6.
Zahnärztliche Rundschau. Warschau. 1901. Jahrgang 4. Nr. 1—6.
Revue odontologique. Varsovie. 1901. 4 # annöe. Nr. 1—6.
21. ZDROWIE. Warszawa. Rocznik 17. 1901. Zeszyt 1—6.
Die Gesundheit. Warschau. Jahrgang 17. 1901. Heft 1—6.
La SantA Varsovie. 17 e annäe. 1901. Cah. 1—6.
22. PRZEGL^D WETERYNARSKI. Lwöw. Rok 16. 1901. Nr. 1—6.
Thierärztliche Rundschau. Lemberg. Jahrgang 16. 1901. Nr. 1—6.
Revue vätörinaire. Ldopol. 16* annöe. Nr. 1—6.
23. ÖWIATOWIT. Rocznik poäwi^cony Archeologii przedhistorycznej
i badaniom pierwotnej kultury polskiej i slowianskiej. War¬
szawa. 1901. Tom HI.
„Swiatowit“. Jahrbuch für vorhistorische Archäologie und For¬
schung der polnischen und slavischen Urkultur. Warschau. 1901.
Band III.
„Swiatowit“. Annuaire de l’archäologie pröhistorique et des re-
cherches sur la culture primitive polonaise et slave. Varsovie.
1901. Tome HI.
24. LUD. Organ Towarzystwa ludoznawczego we Lwowie. 1901.
Tom VH. Zeszyt 1, 2/3.
Das Volk. Organ des Vereines für Volkskunde in Lemberg. 1901.
Bd. VH. Heft 1, 2/3.
Le peuple. Organe de la sociötd pour ethnographie ä L<§opol.
1901. Tome VH. Cah. 1, 2/3.
25. WISLA. Miesiecznik poäwi§cony krajoznawstwu i ludoznawstwu.
Warszawa. 1901. Tom. XV. Zeszyt 1—4.
„Die Weichsel“. Monatschrift für Landes- und Volkskunde. War¬
schau. 1901. Band XV. Heft 1—4.
„La Vistule“. Revue mensuelle consacröe ä la gäographie et
ä l’ethnographie. Varsovie. 1901. Tome XV. Cah. 1—4.
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199
Die in den vorgenannten Zeitschriften publicirten Arbeiten;
Werke und Monographien.
Traveaux ins6r6s dans les p6riodiques 6numer6s ci-dessus;
ouvrages, monographiös.
I. Allgemeine, Biologie.
Biologie g6n6rale.
1. CZERWINSKI K.: Energia w äwiecie organicznym.
— Die Energie in der organischen Welt
— L’^nergie dans le monde organique.
Wszechswiat. 1901. T. XX. Nr. 20, 22.
2. FABIAN A.: Z nauki o zyciu: 1) U scliylku wieku (dwa odczyty)
2) Dziedziczno66, 3) ilycie i smierc, 4) Mechanizm i witalizm.
Odczyty publiczne. Warszawa. 1901.
— Aus der Lehre vom Leben: 1) Auf der Wende des Jahrhun-
dertes (zwei Vorlesungen); 2) Die Erblichkeit; 3) Das Leben und
der Tod; 4) Mechanismus und Vitalismus.
Öffentliche Vorlesungen. Warschau 1901.
— Quelques questions biologiques: 1) Le däclin du siede (deux •
conförences); 2) L’horeditö; 3) La vie et la mort; 4) Le rnöca-
nisme et le vitalisme.
Conferences publiques. Varsovie 1901.
3. KULWIEÖ K.: Samoobrona organizmöw.
— Der Selbschutz der Organismen.
— L’autodöfense des organismes.
Wszechswiat. 1901. T. XX. Nr. 24.
4. MINKIEWICZ R.: Czy plec jest dziedziczna?
— Ist das Geschlecht erblich?
— Le sexe est-il hörgditaire?
Wszechswiat. 1901. T. XX. Nr. 25.
5. NUSBAUM J.: Biologia ogölna.
Poradnik dla samouköw. Cz. I.. Matematyka i nauki przy*
rodnicze. (Wydanie drugie). Wydawnictwo St. Michalskiego i Al.
Heflicha. Warszawa 1901.
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200
— Allgemeine Biologie.
Wegweiser für Autodidacten. I. Th. Mathematik und Na¬
turwissenschaften (Zweite Auflage). Herausgeber: St. Michalski
und Al. Höflich. Warschau 1901.
— Biologie gönörale.
Guide pour les autodidactes. I. Part. Mathämatiques et
Sciences naturelles (deuxiöme Edition). St. Miohaiski et Al. Heflich
öditeurs. Yarsovie 1901.
6. NUSBAUM J.: Kilka myäli o cyklu iyciowym.
— Einige Gedanken über den Lebens-Cyclus.
— Quelques idöes sur le cycle de la vie.
Wszechäwiat. 1901. T. XX. Nr. 18, 19.
n. Morphologie.
Morphologie.
7. BOCHENEK A.: 0 budowie komörki nerwowej älimaka, Helix
pomatia.
— Über den Bau der Nervenzelle bei Helix pomatia.
— Sur la structure de la cellule nerveuse chez Helix pomatia.
Kraköw. 1901. str. 18 z 2 tabl.
8. BROWICZ. T.: Budowa przewodöw äölciowych miqdzykomör-
kowych i ich stosunek do naczyti krwionoänych wloskowa-
tych z 1 tabl.
— Der Bau der intercellulären Gallengänge und ihr Verhältniss
den Blutgefässcapillaren. Mit 1 Tafel.
— La structure des conduits biliaires intercellulaires et leur rap-
port avec les vaisseaux sanguins capillaires. Avec 1 planche.
Rozpr. Wydz. mat. przyr. Akademii Umiejqtnoäci w Kra-
kowie. T. XXCVHI. 1901.
9. GODLEWSKI: Pocz^tkowy okres rozwoju tkanki mi§snej p rqi-
kowanej zwierzat kregowych.
— Die Anfansgstadien in der Entwickelung des quergestreiften
Muskelgewebes bei Wirbelthieren.
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201
—• Les phases initiales du developpennnt du tissu musculaire
striö chez les vertöbrös.
Rozprawy Akad. Um. w Krakowie. Nauki biologiczne. 1901.
Zesz. 2. z Tabl. 1.
10. KULCZYCKI WL.: Homologia koticzyn przednich i tylnych.
— Homologie der vorderen und hinteren Gliedmassen.
— Homologie des extrömitös antörieures et postörieures.
Przegl^d weterynarski. 1901. Nr. 1, 2, 3, 4.
11. LEPKOWSKI: 0 unaczynieniu z§böw u ludzi.
— Über die Gefässe der Zähne beim Menschen.
— Sur la vascularisation des dents chez l’homme.
Przegl%d dentystyozny. 1901. Nr. 3.
12. PODRIJCZNIK HISTOLOGTI CIALA LUDZKIEGO, zbiorowo na-
pisany przez nast§puj^ce grono: Adam Bochenek, Napoleon
Cybulski, Emil Godlewski, Henryk Hoyer jun., Kazimierz
Kostanecki, Leon Kryöski, Stanislaw Maziarski, Aleksander
Rosner (w Krakowie), Wladyslaw Szymonowicz (we Lwo-
wie), Ludwik Dydynski, Henryk Hoyer sen., Wladyslaw
Janowski, Walenty Kamocki, Antoni Kuczynski, Rafal Ra-
dziwillowicz (w Warszawie).
Redakoy% kierowal H. Hoyer sen., wydawnictwem L. Dy-
dynaki. Warszawa. E. Wende i Ska, 1901, w 8-ce, str. 661,
z 300 rysunkami w tekacie.
— Handbuch der Histologie des menschlichen Körpers, bearbeitet
von: Adam Bochenek, Napoleon Cybulski, Emil Godlewski,
Heinrich Hoyer jun., Kazimir Kostanecki, Leon Kryüski,
Stanislaus Maziarski, Alexander Rosner (Krakau), Ladis¬
laus Szymonowicz (Lemberg), Ludwig Dydynski, Heinrich
Hoyer sen., Ladislaus Janowski, Valentin Kamocki, Anton
Kuczynski, Rafael Radziwillowicz (Warschau).
Redacteur H. Hoyer sen. Herausgeber L. DydyAski. War¬
schau. E. Wende et Comp., 1901, in 8°, 561 Seiten mit 300 Ab¬
bild. im Texte.
— Manuel d’histologie du corps humaine, par Adam Boche¬
nek, Napolöon Cybulski, Emile Godlewski, Henri Hoyer
jun., Casimir Kostanecki, Löon Kryhski, Stanislas Ma¬
ziarski, Alexandre Rosner, (Cracovie), Ladislas. Szymo-
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202
nowicz (Löopol), Louis Dydynski, Henri Hoyer sen., La-
dislas Janowski, Valentin Kamocki, Antoine Kuczynski,
Rafael Radziwittowicz (Varsovie).
Sons la rödaction de H. Hoyer (sen) et l’administration de
L. Dydyflski. Varsovie. E. Wende et C i6 , 1901, in 8°, 561 pa-
ges, avec 300 figures dans le texte.
13. RYCHLTNSKI i LAPINSKI: Dwa przyczynki do techniki bar-
. wienia wfökien nerwowych.
— Zwei Beiträge zur Färbungstechnik der Nervenfasern.
— Deux contributions ä la technique de la coloration des
fibres nerveux.
Przeglqd lekarski. 1901. Nr. 21.
14. äWI4TECKI W.: Anatomia i inne gaf§zie morfologii.
Poradnik dla samouköw, Cz. I. Matematyka i nauki przyro-
dnicze. (Wydanie drugie). Wydawnictwo St. Michalskiego i A.
Heflicha. Warszawa. 1901.
— Anatomie und andere Zweige der Morphologie.
Wegweiser fiir Autodidacten. I. Th. Mathematik und Na¬
turwissenschaften (Zweite Auflage). Herausgeber: St. Michalski
und Al. Heflich. Warschau 1901.
— Anatomie et autres branches de morphologie.
Guide pour les autodidactes. I. Part. Mathömatiques et
Sciences naturelles (deuxiöme Edition). St. Michalski et Al. Heflich
öditeurs. Varsovie 1901.
III. Physiologie.
Physiologie
FLAT AU vide 86.
15. KUCZYNSKI A.: Fizyologia.
Poradnik dla samouköw. Cz. I. Matematyka i nauki przyro-
dnicze. (Wydanie drugie). Wydawnictwo St. Michalskiego i Hefli-
cha. Warszawa. 1901.
— Physiologie.
Wegweiser für Autodidacten. I. Th. Mathematik und Na¬
turwissenschaften (Zweite Auflage). Herausgeber: St. Michalski
und Al. Heflich. Warschau 1901.
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203
— Physiologie.
Guide pour les autodidactes I Part. Mathämatiques et
Sciences naturelles (deuxiöme Edition). St. Michalski et Al. Heflich
öditeurs. Varsovie 1901.
16. MORACZEWSKI: Nowe kierunki w badaniach przemiany
materyi.
— Neue Richtungen in der Forschung des Stoffwechsels.
— Nouveaux points de vue dans l’ötude de la transformation
de la mattere.
Medycyna. 1901. Nr. 35, 36.
17. NOISZEWSKI: Przyczynek do nauki o odczuwaniu barw.
— Beitrag zur Lehre von der Farbenempfindung.
— Contribution ä l’ötude de la perception des couleurs.
Nowiny lekarskie. 1901. Nr. 1.
18. ORLOWSKI: Przyczynek do nauki o zasadowoäci krwi.
— Beitrag zur Lehre der Blutalkalescenz.
— Contribution ä l’ötude de l’alcalinitö du sang.
Przeglqd lekarski. 1901. Nr. 18.
19. POPIELSKI: Przyczynek do fizyologii splotu trzewowego (ple-
xus coeliacus).
— Beitrag zur Physiologie des Plexus coeliacus.
— Contribution ä Itetude physiologique du plexus coeliacus.
Gazeta lekarska. 1901. Nr. 21, 22.
STEFANOWSKA M. vide 96.
SKLODOWSKI vide 97.
20. ZIARKO: Przyczynek do nauki o leukocytozie trawiennej.
— Beitrag zur Lehre von der Verdaungsleukocytose.
— Contribution ä l’ötude de la leucocytose pendant la digestion.
Medycyna. 1901. Nr. 19.
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204
IV. Medicinische Chemie.
Chimie mödicale.
21. GALECKI: 0 wartoäci nowej metody wykrywania cukra w mo-
czu zapomocg, tabletek nitro-propiolowych.
— Über den Wert der neuen Methode zum Nachweis von Zu¬
cker im Harn mittelst der Nitro-Propiol-Tabletten.
— Sur la valeur de la nouvelle möthode pour constater la
prösence du sucre dans l’urine, par l’emploi de tablettes de
nitro-propiole.
Gazeta lekarska. 1901. Nr. 8.
22. MARCHLEWSKI L.: Pokrewiefistwo barwika krwi i zieleni.
— Die Verwandschaft der Farbstoffe des Blutes und des Chlo¬
rophylls.
— L’affinitö des pigments du sang et du chlorophyle.
Chemik polski. 1901. Nr. 14.
23. MARCHLEWSKI L. i NENCKIM.: Przemiana filocyaniny w he-
mopyrrol i urobilin§.
— Überführung des Phyllocyanins in Haemopyrrhol und in
Urobilin.
— Transformation de la phyllocyanine en hömopyrrhol et en
urobiline.
Rozpr. Akad. umiej. w Krakowie. Serya IH. Tom I. Dziat A. 1901.
MAJMON H. vide 39.
24. MORACZEWSKI W.: Nowe sposoby badania istoty biafka.
— Neue Methoden zur Erforschung der Natur des Eiweisses.
— Nouvelles möthodes pour studier l’essence des albumines.
Chemik polski. 1901. Nr. 3, 4.
25. MORACZEWSKI W.: Albumozy i Peptony.
— Albumosen und Peptone.
— Les Albumoses et les Pöptones.
Chemik polski. 1901. Nr. 18.
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205
26. NENCKI i SIEBEROWA: Przyczynek do nauki o soku iolqd-
kowym i skladzie chemicznym enzym.
— Beitrag zur Lehre über den Magensaft, sowie über die
chemische Constitution der Enzyme.
- Contribution ä l’ötude du suc gastrique et de la Consti¬
tution chimique des enzymes.
Gazeta lekarska. 1901. Nr. 17, 18, 19, SO.
27. NENCKI M. i ZALE SKI J.: 0 produktach odtleniana heminy
za pomoc^ jodowodoru i jodku fosfonu oraz o budowie
heminy i jej podobnych.
— Über die Producte der Reduction des Hämins mit Jodwasser¬
stoff und mit Phosphonium-Jodür so wie über die chemi¬
sche Structur des Hämins und seiner Derivate.
— Sur les produits de la reduction de l’hömine ä l’aide de
l’acide iodhydrique et de iodure de phosphonium ainsi que
sur la structure (chimique) de l’hömine et de ses däriväs.
Rozprawy Akademii Umiejqtnoäci w Krakowie. Serya III.
Tom I. Dzial A. 1901.
28. SENKOWSKI: 0 budowie i syntezach cial ksantynowych.
— Über den Bau und die Synthese der Xanthinkörper.
Sur la structure et la synthöse des corps xanthineux.
Przegl%d lekaraki. 1901. Nr. 1, 2.
29. SKUSIEWICZ: Ufatwienia praktyczne przy badaniach moczu.
— Praktische Erleichterungen bei der Harnuntersuchung.
— Simplifications pratiques dans l’examen de l’urine.
Przegl%d farmaceutyczny. 1901. Nr. 7/8, 9/10.
30. WRÖBLEWSKI: 0 soku wyciäni§tym z droidiy.
— Über den Hefezellsaft.
— Sur le jus exprimä de la lövure.
Rozprawy Akad. Um. w Krakowie. Serya III. Tom. I.
Dzial B. Nauki biologiczne. 1901. Zeszyt 1 i 2.
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206
V. Pharmaoologie und Pharmaoognosie.
Pharmacologle et Pharmacognosie.
31. BI ALOBRZESKI: Glycosolvol.
Gazeta lekarska. 1901. Nr. 24, 25.
32. BIALOBRZESKI M.: Cz§Sci skfadowe ttustego oleju Stro-
fantusa.
— Die Bestandtheile des fettigen Öls von Strophantus.
— Les composants de l’huile grasse de strophante.
Wiadomoäci farmac. Nr. 3— 5.
33. BLONSKI: 0 potrzebie wprowadzenia w powszechne uiycie
odkaäajqcych mi§szanin oleju rycynowego (resorcyno-benzo-
naftolowego, resorcyno-salolowego lub im podobnych).
— Über die Nothwendigkeit der allg. Einführung von desinfi-
cirenden Mischungen des Ricinusöls (mit Resorcin-Benzo-
naphtol, Resorcin-Salol u. s. w.).
— Sur la ndcessitö d’introduire dans l’emploi universel des md-
langes antiseptiques d’huile de ricin (par l’addition de
resorcino-bensonaphthol, resorcino-salol etc.).
Nowiny lekarskie. 1901. Nr. 4, 5.
34. DAIN: Sacharyna.
— Saccharin.
— Saccharins.
Przegl^d farmaceutyczny. 1901. Nr. 15/16.
35. GRODECKI: Prosty zabieg leczniczy przy otruciu tlenkiem
w§gla.
— Ein einfaches Verfahren bei Kohlenoxydvergiftung.
— Un procddö thdrapeutique simple dans les cas de l’empoison-
nement par l’oxyde de carbone.
Czaaopismo lekarskie. 1901. Nr. 3.
36. KORCZYNSKI L.: 0 wplywie przypraw korzennych na spraw-
noSd iotqdka.
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207
— Über den Einfluss von Gewürsen auf die Functionsfähigkeit
des Magens.
— Sur l’influence des öpices sur l’activitd de l’estomac.
Gazeta lekarska. 1901. Nr. 14.
37. KORCZYNSKI L.: Rozwöj i obecne stanowisko organoterapii.
— Die Entwickelung und der gegenwärtige Stand der Organo*
therapie.
— L’övolution et l’ötat actuel de l’organothärapie.
Przegltjd lekarski. 1901. Nr. 16, 17, 21, 22, 23.
38. KOSKOWSKI: 0 przyrzqdzaniu przetworöw organoterapeutycz-
nych.
— Über die Bereitung von organotherapeutischen Praeparaten.
— Sur la pröparation des produits organothörapeutiques.
Gzasopismo Tow. aptek. 1901. Nr. 3, 4.
39. KOSSOBUDZKI; Trzy przypadki otrucia nalewkq. i wyciqgiem
plynnym konopi indyjskich.
— Drei Fälle von Vergiftung mit Infusum und mit flüssigen
Extract von Cannabis indica.
— Trois cas d’empoisonnement par de l’infusion et de l’extrait
liquide de chanvre indien.
Medycyna. 1901. Nr. 10.
KRAMSZTYK vide 192.
40. MAJMON H.: Syntezy organicznych Srodköw lekarskich na
podstawie stosunku mi§dzy budowa chemiczn^, a dziala-
niem fizyologicznem.
— Synthesen organischer Arzneimittel auf Grund des Verhält¬
nisses zwischen der chemischen Structur und der physiolo¬
gischen Wirkung.
— Les synthöses des mädicamentes organiques, basöes sur la
relation entre la structure chimique et l’action physiologique.
Chemik polski. 1901. Nr. 5—7.
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208
41. MICHALSKI: 0 wlasnoöciach odolu.
— Über die Eigenschaften des Odols.
— Sur les propriötös de l’odole.
Zdiowie. 1901. Nr. 8.
42. MINDES: 0 pigutkach Blaud’a.
— Über Blaud’sche Pillen.
— Sur les pillules de Blaude.
Czasopiamo Tow. aptek. 1901. Nr. 2.
43. OPOLSKIJ.: Sprawozdanie z dziatania leczniczego kilku nowszych
ärodköw (Woda fluoroformowa, Aspiryna, Heroina i Hedonal).
— Über die Therapeutische Wirkung einiger neuerer Arzenei-
mittel: (Fluoroform-Wasser, Aspirin, Heroin und Hedonal).
— Compte rendu sur l’action thörapeutique de quelques nou-
veaux remödes (Eau fluoroformique, Aspirine, Höroine et
Hödonale).
Przeglqd lekarski. 1901. Nr. 15, 16, 17, 18.
44. POPIELSKI: Sposöb dzialania pilokarpiny na gruczoly.
— Über die Wirkungsweise des Pilocarpins auf die Drüsen.
— Sur l’action de la pilocarpine sur les glandes.
Przegl%d lekarski. 1901. Nr. 17.
45. STIJPOWSKI: Nowy lekospis w Niemczech.
— Die neue Pharmacopöe in Deutschland.
— La nouvelle pharmacopöe en Allemagne.
Wiadomoäci farmao. 1901. Nr. 4.
46. WIOROGÖRSKI: Formaldehyd jego wtasnoäci i zastosowanie.
— Über das Formaldehyd, seine Eigenschaften und seine An¬
wendung.
— Le formaldehyde, ses propriötös et son application.
Wiadomoäci farrnac. 1901. (c. d.) Nr. 1, 2.
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209
47. ZAJ4CZKOWSKI: Spostrzezenia kliniczne i terapeutyczne. He-
donal, Resaldol i Hidragogina.
— Klinische und therapeutische Beobachtungen: Hedonal, Re¬
saldol und Hydragogin.
— Observations cliniques et thörapeutiques: l’hödonale, le re-
saldole et l’hydragogine.
Frzegl%d lekarski. 1901. Nr. 3, 4.
48. ZAWALKIEWICZ: 0 nowym lekospisie.
— Über die neue Pharmacopöe.
— Sur la nouvelle pharmacopöe.
Czasopismo Tow. aptek. 1901. Nr. 6.
VI. Allgemeine Pathologie und pathologische Anatomie.
Pathologie g6n6rale et Anatomie pathologique.
49. BERNHARDT: Krup i dyfteryt w Awietle najnowszej nauki.
— Croup und Diphterie im Lichte der neuesten Forschung.
— Le croup et la diphtörie d’apres les röcentes recherches.
Gazeta lekarska. 1901. Nr. 17.
50. DROBA: O tworach olbrzymich w tkankach gruZliczych.
— Über Riesenzellen in tuberculösen Geweben.
— Sur les cellules göantes dans les tissus tuberculeux.
Przegl^d lekarski. 1901. Nr. 8.
51. DZIERZGOWSKI: Przyczynek do sprawy dziedziczenia stucz-
nej odpornoäci przeciw blonicy.
— Beitrag zur Lehre von der Vererbung der künstlichen Im¬
munität gegen Diphterie.
— Contribution ä l’ötude de l’höröditö de 1’immunitö artificielle
dans la diphtörie.
Gazeta lekarska. 1901. Nr. 15, 16.
Poln. Archiv f. biol. u med. Wissen sch. it
Archives poloo. des sdenc. biol. et mddic. *
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210
52. FELS: 0 obliczu u chorych.
— Über das Antlitz der Kranken.
— Sur le visage des malades.
Przegl%d lekarski. 1901. Nr. 9, 10, 11, 12.
53. GLINSKI: Przypadek trzustki dodatkowej w äcianie zoladka,
oraz o wadach rozwojowycli trzustki w ogöle.
— Ein Fall von accessorischem Pankreas in der Magenwand,
nebst einigen Bemerkungen über Bildungsfehler der Bauch¬
speicheldrüse überhaupt.
— Un cas de pancröas accessoire dans la paroi de l’estomac
ainsi que quelques remarques sur les anomalies de döve-
loppement du pancreas en genöral.
Przegl^d lekarski. 1901. Nr. 3, 4.
54. KROKIEWICZ: Rak iolqdka w nast§pstwie wrzodu okrqglego
(Ulcus rotundum).
— Magenkrebs in Folge von Ulcus rotundum.
— Cancer de l’estomac succudant ä l’ulcöre rond.
Gazeta lekarska. 1901. Nr. 11.
55. KRZYSZKOWSKI: Polipowaty mi^sak szyi macicznej jako
nowotwör mi<jszany ( Sarcoma hydropicum polyposum colli uter
embryoeides).
— Ein polypenförmiges Sarcom des Gebärmutterhalses als ein
gemischtes Neugebilde (Sarcoma hydropicum polyposum colli
uteri embryoides).
— Un sarcome polypiforme du col de 1’utArus comme un ntfo-
plasme mixte. (Sarcoma hydropicum polyposum colli uteri
embryoides).
Przegl%d lekarski. 1901. Nr. 12, 13, 14.
KRZYSZTALOWICZ FR. vide 176.
56. NEUGEBAUER: Trzy rzadkie spostrzezenia anomalii rozwojo-
wyeh analogicznych.
— Drei seltene Fälle von analogen Entwickelungsanomalien.
— Trois cas rares d’anomalies analogues de düveloppement.
Medycyna. 1901. Nr. 24, 25, 26.
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211
57. ODERFELD i STEINHAUS: Przyczynek do kazuistyki przerzu-
t<5w normalnej tkanki gruczolu tarczowego.
— Beitrag zur Kasuistik der Metastasen von normalem Schild¬
drüsengewebe.
— Contribution ä la casuistique des mötastases du tissu nor¬
mal de la glande thyroide.
Medycyna. 1901. Nr. 3.
SIERADZKI vide 224.
58. SLAWINSKI: Anatomia patologiczna i patogeneza iylaköw.
— Pathologische Anatomie und Pathogenese der Varices.
— Anatomie pathologique et pathogönie des varices.
Pami^tnik Tow. lek. warsz. 1901. T. 97. Zesz. 1.
59. STEINHAUS: Przypadek grödbtoniaka szcz§ki dolnej ( Endo -
thelioma interfasciculare).
— Ein Fall von Endothelioma interfasciculare mandibalae.
— Un cas d’endothelioma interfasciculare mandibulae.
Medycyna. 1901. Nr. 9.
VII. Bacteriologie
Bacteriologie.
60. BAR^CZ R.: W sprawie swoistej przyczyny tak zwanej botryo-
mykozy u czlowieka.
— Zur Frage über das spezifische Agens bei der s. g. Botryo-
mycose des Menschen.
— Sur la question de l’agent spöcifique de la „botryomycose“
chez 1’homme.
Przegl%d lekarski. 1901. Nr. 15.
BRUDZINSKI vide 191.
KOLINSKI vide 156.
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212
61. LEWKOWICZ: 0 enterokoku jako zarazku czerwonkowym.
— Über den Enterococcus als Contagium der Dysenterie.
— Sur l’entörococcus comme agent pathogfene de la dysenterie.
Przeglqd lekarski. 1901. Nr. 5, 6 (6 fotogr&möw), 7.
RYMOWICZ vide 162.
WRÖBLEWSKI vide 30.
VIII. Innere Medizin.
Mödecine interne.
62. ARNSTEIN: Przyczynek do etyologii wad zastawkowych serca.
— Beitrag zur Aetiologie der Herzklappenfehler.
— Contribution ä letiologie des vices des valvules du coeur.
Czaaopiamo lek. 1901. Nr. 4.
63. ARNSTEIN: 0 uzyciu ärodköw czyszczqcych przy zapaleniu
wyrostka robaczkowego.
— Über die Anwendung von Abführmitteln bei Appendicitis.
— Sur l’emploi des purgatifs dans l’appendicite.
Czaaopismo lek. 1901. Nr. 6.
64. BIAtOKUR: Kilka stöw w sprawie leczenia nadkwaänoäei io-
fadkowej ( hyperchlorhydria ).
— Einige Worte über die Behandlung der Hyperchlorhydrie
des Magens.
— Quelques mots sur le traitement de l’hyperchlorhydrie de
l’estomac.
Gazeta lekarska. 1901. Nr. 4.
65. CHELMONSKI: Stan ukladu nerwowego u suchotnikdw i jego
wpfyw na przebieg gruzlicy.
— Der Zustand des Nervensysthems bei Phtisikern und dessen
Einfluss auf den Verlauf der Tuberculose.
— L’6tat du systfeme nerveux chez les phtisiques et son in-
fluence sur la marche de la tuberculose.
Gazeta lekarska. 1901. Nr. 24.
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213
DZIERZGOWSKI vide 51.
66. GROSGLIK: „Perkutor Grosglika“, przyrz^d do opukiwania.
— „Perkutor nach Grosglik“, ein neuer Perkussionsapparat.
— Le percuteur de Grosglik“, nouvel appareil de percussion.
Medycyna. 1901. Nr. 18.
67. JANOWSKI: Dzuma. '
— Die Pest.
— La peste.
Zdrowie. 1901. Nr. 4.
68. KORYBUT DASZKIEWICZ: Morbus coeruleus et transpositio
vasorura cordis completa.
Medycyna. 1901. Nr. 1, 2.
69. KOSSOBUDZKI: Leczenie gruzlicy pluc cynamonianem sodu.
— Die Behandlung der Lungentuberculose mit zimmtsaurem
Natrium.
— Traitement de la tuberculose des poumons par le „Natrium
cinnamonicum“.
Medycyna. 1901. Nr. 14—18.
70. KROKIEWICZ: Przyczynek do nauki o t§tniaku aorty.
— Beitrag zur Kenntniss des Aneurysma aortae.
— Contribution ä la connaissance de l’anövrysme de l’aorte.
Gazeta lekarska. 1901. Nr. 19, 20.
71. LANDSTEIN: Przypadek niezaro£ni<jtego otworu owalnego (Jo-
rosum ovale) w sercu.
— Ein Fall von Persistenz des Foramen ovale im Herzen.
— Un cas de la persistance du trou oval du coeur.
Gazeta lekarska. 1901. Nr. 23.
72. EUGOWSKI: Przyczynek do ocenienia wartosci sposobu lecze-
nia suchotniköw w domu.
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214
— Beitrag zur Beurtheilung des Werthes der häuslichen Be¬
handlung von Phtisikern.
— Contribution ä l’estimation de la valeur du traitement des
phtisiques soignös ä domicile.
Gazeta lekarska. 1901. Nr. 15.
73. MALEWSKI: 51 przypadköw choroby Basedowa spostrzega-
nych przez lekarzy w zaktadzie Naf§czowskim.
— 51 fälle von Basedow’scher Krankheit beobachtet von den
Ärzten der Heilanstalt in Naf§czow.
— 51 cas de la maladie de Basedow observös par les mödecins
du Sanatorium de NaJ§czow.
Gazeta lekarska. 1901. Nr. 16, 17.
74. MORACZEWSKI: Przemiana materyi w przypadku akromegalii.
— Der Stoffwechsel in einem Falle von Akromegalie.
— Transformation de la matifere dans un cas d’acromegalie.
Gazeta lekarska. 1901. Nr. 92.
75. MUTERMILCH: Przyczynek do nauki o t§tnie paradoksalnem.
— Beitrag zur Lehre vom Pulsus paradoxus.
— Contribution ä l’ötude du pouls paradoxal.
Medycyna. 1901. Nr. 4, 5.
76. PAWINSKI: Zaburzenia innerwacyjne i cyrkulacyjne w cho-
robach zakaznych.
— Innervations- und Circulations-Stöhrungen bei Infections-
krankheiten.
— Troubles de l’innervation et de la circulation dans les ma-
ladies infectieuses.
Gazeta lekarska. 1901. Nr. 1, 2, 3.
77. SADOWSKI: Przyczynek do kazuistyki pierwotnego raka
oskrzeli.
— Beitrag zur Kasuistik des primären Bronchialcarcinoms.
— Contribution ä la casuistique du cancer primitif des bronches.
Medycyna. 1901. Nr. 23, 24.
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215
78. SIMON: 0 gorqczce siennej i jej leczeniu.
— Ueber Heufiber und dessen Behandlung.
— Sur la fiövre de foin et son traitement.
Czasopismo lek. 1901. Nr. 2.
79. STERLING: Sprawozdanie z „Oddzialu chorych piersiowych“
przy szpitalu imienia malz. Poznafiskich w Lodzi za rok
1899 i 1900.
— Bericht der Abtheilung für Brustkranke im Krankenhause
Namens der „Eheleute Poznanski“ in Lodz für das Jahr
1899 und 1900.
— Rapport du service des malades de poitrine ä l’hopital
„M. et M* Poznanski“ i\ Lodz, pour les annües 1899—1900.
Czasopismo lek. 1901. Nr. 3.
80. STERLING: 0 kilku przypadkach influenzy sercowej.
— Über einige Fälle von Herzaffections bei Influenza.
— Quelques cas de l’affection du coeur dans l’influenza.
Czasopismo lek. 1901. Nr. 4.
81. WRZOSEK: 0 leczeniu blonicy plonicowej podtug Huebnera.
— Über die Behandlung der Scharlachdiphterie nach Huebner.
— Sur le traitement de Ia diphtörie scarlatineuse d'apres Hue¬
bner.
Czasopismo lek. 1901. Nr. 1.
IX. Neurologie und Psychiatrie.
Neurologie et Psychiatrie.
82. BORNSTEIN: 0 porazeniach i zanikach mi^sniowych \v wiadzie
rdzenia.
— Über Paralysen und Muskelatrophien bei Tabes.
— Sur les paralysies et les atrophies musculaires dans le tabes.
Kronika lekarska. 1901. Nr. 10, 11, 12.
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83. BREGMAN: 0 wymiotach katowych w histeryi.
— Über Kotherbrechen bei Hysterie.
— Sur les vomissements föcaux dans l’hysterie.
Kronika lekarska. 1901. Nr. 8.
84. BREGMAN: Spastyczne zw^enie przelyku i padaczka od-
ruchowa.
— Spastische Verengerung der Speiseröhre und Reflexepilepsie.
— La stricture spastique de l’oesophage et l’öpilepsie reflexe.
Medyoyna. 1901. Nr. 15, 16.
85. BUCELSKI: Czynniki wywoiuj^ce bezwlad post§puj$cy.
— Schädlichkeiten, welche progressive Paralyse zu Folge
haben.
— Agents provocant la paralysie gönörale.
Gazeta lekarska. 1901. Nr. 7, 8.
86. FLATAU E.: Czucie i ruch. — Odczyt publiczny.
— Die Empfindung und die Bewegung. — Eine öffentliche
Vorlesung.
— La sensibilitö et le mouvement. — Une Conference publique.
Wszechswiat. Warszawa 1901. T. XX. Nr. 23, 24.
87. GOLDENBERG: Zanik mi§5ni postepujacy neurotyczny z ob-
ostrzeniami wiosennemi.
— Progressive, neurotische Muskelatrophie mit Früjahrs-
Exacerbationen.
— L'atrophie musculaire progressive növritique, avec des exa-
cerbations printaniers.
Czasopismo lek. 1901. Nr. 5.
88. GOLDFLAM: Dalsze uwagi nad chromaniem przestankowem
{Claudication intermittente).
— Weitere Bemerkungen über intermittirendes Hinken.
— Nouvelles remarques sur la claudication intermittente.
Medycyna. 1901. Nr. 1, 2.
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217
89. HIGIER: Uwagi w sprawie „Myasthenia paroxysmalis angio-
sclerotica“ (chromanie przestankowe Charcot’a) oraz t. zw.
„gangraenae spontaneae“.
— Einige Bemerkungen über „Myasthenia paroxysmalis angio-
sclerotica“ („Claudication intermittente“ von Charcot) sowie
über die s. g. „Gangrenae spontaneae“.
— Quelques remarques au sujet de la „Myasthenia paroxysma¬
lis angiosclerotica“ („claudication intermittente“ de Charcot)
et des „gangrenae spontaneae“.
Gazeta lekarska. 1901. Nr. 12, 13, 14.
90. JAROSIN8KI: Przypadek choreae senilis.
— Ein Fall von chorea senilis.
— Un cas de chorea senilis.
Czasopismo lek. 1901. Nr. 3.
91. KORZON: Rozsiane zapalenie nerwöw po ostrem otruciu arsze-
nikiem.
— Multiple Neuritis nach acuter Arsenikvergiftung.
— Nevrite multiple, corame suite de l’empoisonnement aigu
avec de l’arsenic.
Gazeta lekarska. 1901. Nr. 25.
92. MAZURKIEWICZ: 0 afazyi giestowej.
— Über die Störungen der Geberdensprache (Geberden-Aphasie).
— Sur les troubles du langage des gestes (aphasie des gestes).
Pamiqtnik Tow. lek. warsz. 1901. T. 97. Zesz. 1.
93. M^CZKOWSKI: Przyczynek do nauki o teiyczce.
— Beitrag zur Lehre von der Tetanie.
— Contribution ä l’ötude de la tötanie.
Gazeta lekarska. 1901. Nr. 10, 11.
94. OLTUSZEWSKI: 0 zboczeniach mowy przy niedorozwoju psy-
chicznym.
— Über Sprachstörungen bei Imbecillität.
— Sur les troubles du langage dans rimböcillitö.
Przegl%d lekarski. 1901. Nr. 4, 5.
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218
95. EADZIWUjLOWICZ R.: Instynkt i äwiadomoöc. Odczyt wy-
gtoszony 9/3 1901.
— Insfcinct und Bewusstsein.
— L’instinct et la conscience.
Wszechäwiat. T. XX. Nr. 15, 16.
96. STEFANOWSKA M.: 0 zakonczeniach istotnych komörek ner-
wowych mözgu i znaczeniu ich w sprawach psychicznych.
Morfofizyologia ciafek gruszkowatych. Z 1 tabl. litogr.
— Über die eigentlichen Endigungen der Nervenzellen des Ge¬
hirnes und deren Bedeutung für die psychischen Functionen.
Morphophysiologie der bimförmigen Anhängsel. Mit 1 lith.
Tafel.
— Sur les terminaisons reelles des cellules nerveuses du cer-
veau et de leur importance dans les fonctions psychiques.
Morphophysiologie des appendices pirifonnes. Aves une plan-
che lith.
Kosmos. 1901. str. 244—250.
97. SKLODOWSKI: Przypadek poraienia Brown-Sequard’a oraz
rzut oka na nowsze poglqdy w sprawie przewodnictwa
czuciowego i ruchowego w rdzeniu.
— Ein Fall von Brown-Sequard’scher Paralyse nebst Übersicht
der neueren Anschaungen über sensible und motorische
Leitungsbahnen im Rückenmarke.
— Un cas de paralysie de Brown-Sequard, ainsi qu’un coup
d’oeil sur les opinions röcentes sur les voies sensibles et
motrices de la moelle öpiniöre.
Gazeta lekarska. 1901. Nr. 2, 3.
98. SZUMAN: Przypadek szczerby w czaszce z wyczuwalnem t§-
tnieniem mözgu i czynnoäciowq duchowo-czuciowa niemotq,
powiklanq. z gtuchotq, i Slepotq duszy, oraz z jq,kaniem
artykulacyjnem.
— Ein Fall von Schädelspalte mit palpabler Hirnpulsation und
funktioneller psycho-sensorischer Aphasie, complicirt mit
Seelentaubheit und Seelenblindheit nebst articulirtem Stot¬
tern.
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219
— Un cas d’une fente du cräne avec la pulsation palpable du
cerveau, l’aphasie fonctionelle psycho-sensorielle compliquöe
de surditö et de cäcitö de l’äme et de dysartrie.
Przegl%d lekarßki. 1901. Nr. 9.
99. WINIARSKI i WOLFRAM: Trzy przypadki poraienia Lan-
dry’ego.
— Drei Fälle von Landry’scber Paralyse.
— Trois cas de paralysie de Landry.
Kronika lekarska. 1901. Nr. 5, 6.
100. WISEOCKI: Nowoczesne poglqdy na Symptomatologie i terapi§
padaczki.
— Moderne Anschauungen über die Symptomatologie und The¬
rapie der Epilepsie.
— Les opinions modernes sur la Symptomatologie et la th<S-
rapie de l’üpilepsie.
Kronika lekarska. 1901. Nr. 2, 3.
101. WIZEL: Stosunek psychologii do psychiatryi.
— Das Verhältniss der Psychologie zur Psychiatrie.
— Rapport de la Psychologie ä la psychiatrie.
Krytyka lekarska. 1901. Nr. 1, 2.
ZIEMINSKI vide 170.
X. Chirurgie.
Chirurgie-
102. BREGMAN: 0 nowotworach möidzku.
— Über Kleinhirngeschwülste.
— Sur les tumeurs du cervelet.
Medycyna. 1901. Nr. 4, 5.
103. CHELMONSKI: 0 samoistnem nieurazowem zlamaniu zeber
u chorych gruzliczych i charfaczych.
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ä
220
— Über spontane Rippenfracturen bei Tuberkulösen und Ka-
chectischen.
— Sur les fractures spontanstes des cötes ehez les tuberculeux
et les cachectiques.
Gazeta lek&rska. 1901. Nr. 21.
104. CHLUMSKY W.: 0 guzikach jelitowych. Z kliniki chirurgicznej
Prof. Kadera.
Kraköw. 1901. Drukarnia Uniw. Jagiell. W 8-oe, str. 53,
z 45 rycinami w tekscie.
— Über Darm-Knöpfe. Aus der Krakauer chirurgischen Klinik
von Prof. Kader.
Krakau. 1901. Buchdruckerei der Jagiellonischen Universi¬
tät. In 8°. 53 Seiten mit 45 Abbildungen im Texte.
— Sur les boutons anastomotiques intestinaux. Travail fait
ä la clinique chirurgicale de M. le professeur Kader.
Cracovie. 1901. Imprimerie de l’Universitö Jagiell. In 8®.
53 pag., 45 figurea dans le texte.
105. CHLUMSKY: 0 lejkowatej klatce piersiowej.
— Über Trichterbrust.
— Sur le „thorax en entonnoir“.
Przegl%d lekarski. 1901. Nr. 1, 2, 3.
106. CZAJKOWSKI: 0 wyborze metody operacyjnej i wskazaniach
do leczenia doszcz§tnego przepuklin pachwinowych wolnych.
— Über Wahl der Operationsmethode und die Indicationen zur
Radicalheilung der freien Inguinalhernien.
— Sur le choix de la möthode d’opöration et sur les indica-
tions pour le traitement radical des hernies inguinales libres-
Gazeta lekarska. 1901. Nr. 6, 7, 9.
107. CZERNY: 0 leczeniu raka.
— Über die Behandlung des Carcinoms.
— Sur le traitement du cancer.
Gazeta lekarska. 1901. Nr. 18.
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221
108. DZIEMBOWSKI: Przyczynek do leczenia wysi§k<5w w jamie
oplucnej.
— Beitrag zur Behandlung der pleuritisehen Exsudate.
— Contribution au traiteraent des tfpanchements pleutetiques.
Nowiny lekarskie. 1901. Nr. 5.
109. ENGLAENDER: 0 rozlanym przeroäcie jednostronnym gruczolu
sutkowego.
— Über einseitige diffuse Mammahypertrophie.
— De Phypertrophie diffuse unilaterale de la glande mammaire.
Przegl%d chirurgiczny. 1901. T. IV. Zesz. 4.
110. GOLDMAN: Kilka slöw o leczeniu owrzodzonej goleni sposo-
bem Schieicha.
— Einige Worte über die Behandlung von Unterschenkelge¬
schwüren nach Schleich.
— Quelques mots sur le traitement des ulceres de la jambe
par la möthode de Schleich.
Cz&sopismo lek. 1901. Nr. 3.
111. GRODECKI: Przypadek krwiomoczu w skutek urazu.
— Ein Fall von traumatischer Hämaturie,
— Un cas d’hematurie traumatique.
Czasopismo lek. 1901. Nr. 4.
112. GROSSGLIK.: Z chirurgii wad wrodzonych moczowodu.
— Aus der Chirurgie der angeborenen Bildungsfehler der Ure-
teren.
— Contribution ä la Chirurgie des anomalies congenitales des
ureteres.
Przeglqd chirurgiczny. 1901. T. IV. Zesz. 4.
113. GRÜNBAUM: Dalsze 3 przypadki ropnia podprzeponowego.
— Weitere drei Fälle von subdiaphragmatischen Abscessen.
— Trois nouveaux cas d’abces sous-phteniques.
Guzeta lekarska. 1901. Nr. 19.
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222
114. HAUDEK: 0 wskazaniach leczniczych zapomocq. operacyi
i przyrz^döw ortopedycznych.
— Über die Indicationen zur operativen und orthopädischen
Behandlung.
— Sur les indications pour le traitement opdratif et ortho*
pödique.
Przegl%d lekanki. 1901. Nr. 6, 7.
115. HERMAN M. W.: Kilka stöw w sprawie aseptyki cewnikowania.
— Einige Worte über die Aseptik beim Katheterisiren.
— Quelques mots sur l’asepsie de la cathötörisation.
Nowiny lekarskie. 1901. Nr. 1.
116. HERMAN M. W.: Aseptyka rqk w klinice Rydygiera.
— Aseptik der Hände in der Rydygier’schen Klinik.
— L’asepsie des mains dans la clinique de M. Rydygier.
Przeglqd lekarski. 1901. Nr. 2.
117. HERMAN M. W : Mi§sak policzka rozwijajacy si§ na tle tocznia
(lupus) i par§ uwag w sprawie znaczenia urazu w etyologii
nowotworöw zloäliwych.
— Ein Sarcom der Wange, welches sich auf lupösera Grunde
entwickelte, und einige Bemerkungen über die Bedeutung
von Traumen in der Ätiologie bösartiger Neugebilde.
— Un sarcome de la joue, döveloppö sur un point atteint
du lupus ainsi que quelques remarques sur le röle des trau-
matismes dans l’ötiologie des nöoplasmes malins.
Przegl%d lekarski. 1901. Nr. 24, 25, 26.
118. KARCZEWSKI: Przypadek zapalenia wyrostka robaczkowego
o niezwykle ci§£kim przebiegu.
— Ein Fall von Appendicitis mit sehr schwerem Verlaufe.
— Un cas d’appendicite exceptionellement. grave.
Gzasopismo lek. 1901. Nr. 1.
119. KljDZIOR: 0 przewleklem unieruchomiajacem zapaleniu kr§go-
slupa.
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223
— Über die chronische ankylosirende Entzündung der Wirbel¬
säule.
— De l’osteite chronique ankylosante de la colonne vertebrale.
Gazeta lekarska. 1901. Nr. 25, 26.
120. LEJZEROWICZ: Intubacya czy tracheotomia.
— Intubation oder Tracheotomie.
— L’intubation ou la trachöotomie.
Kronika lekarska. 1901. Nr. 10.
121. LEPKOW8KI: Nowy wyjalawiacz na narzgdzia lekarskie.
— Ein neuer Sterilisator für medizinische Instrumente.
— Un nouvel appareil pour steriliser les instruments mödicaux.
Przegl%d dentystyczny. 1901. Nr. 1.
122. MICHELIS: Przypadek nowotworu uda.
— Ein Fall von Neubildung am Oberschenkel.
— Un cas de tumeur de la cuisse.
Czasopismo lek. 1901. Nr. 6.
123. MICHELIS: Hernia scrotalis c. elephantiasi scroti.
Kronika lekarska. 1901. Nr. 12.
124. MINCER: 0 leczeniu zw§£en cewki moczowej.
— Über die Behandlung von Harnröhren-Stricturen.
— Sur le traitement des rettecissements de l’urötre.
Kronika lekarska. 1901. Nr. 7.
NEUGEBAUER vide 143.
125. OPPENHEIM: Trzy przypadki zatrzymania si§ oäci rybich
w dolnym odcinku (krtaniowym) gardzieli.
— Drei Fälle vom Steckenbleiben der Fischgräten im unteren
(laryngealen) Theile des Pharynx.
— Trois cas de pönötration d’arOtes de poisson dans la partie
Interieure (laryngöe) du pharynx.
Gazeta lekarska. 1901. Nr. 22.
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224
126. PAU^CKI: Thoracotomia duplex.
Gazeta lekarska. 1901. Nr. 9.
127. PODCIECHOWSKI : Leczenie przewleklych owrzodzen sposo-
bem Unny.
— Über die Behandlung chronischer Geschwüre nach der Me¬
thode von Unna.
— Sur le traitement des ulc^res chroniques par la mCfthode
d’Unna.
Kronika lekarska. 1901. Nr. 8.
128. POMORSKI: Przypadek falszywego waglika.
— Ein Fall von Pseudo-Anthrax.
— Un cas de pseudo-anthrax.
Nowin.y lekarskie.' 1901. Nr. 3.
129. RADLINSKI: Z dziedziny niespodzianek przy herniotomii.
— Aus dem Gebiethe der überraschenden Vorkommnisse bei
der Herniotomie.
— Accidents imprövus de la kölotomie.
Gazeta lekarska. 1901. Nr. 18.
130. RYDYGIER L. Prof. Dr.: Zasady leczenia chirurgicznego choröb
ioJqdka.
Odczyty kliniczne. Warszawa. 1901. Nr. 145.
— Die Grundsätze der chirurgischen Behandlung von Magen¬
krankheiten.
Klinische Vorträge. Warschau. 1901. Nr. 145, in 8®,-
23 Seiten.
— Les principes du traitement chirurgical des maladies de
l’estomac.
Le^ons cliniques. Varsovie. 1901. Nr. 145, in 8®, 23 pag.
131. SCHRAMM H.: Choroby chirurgiczne wieku dzieci§cego na
podstawie materyalu zebranego w Szpitalu äw. Zofii dla
dzieci we Lwowie, opracowal Dr. . . ., docent chirurgii
w Uniwersytecie lwowskim.
Lwöw. Ksiqgarnia H. Altenberga. 1901. W 8-ce. Choroby
koüczyn dolnych. Czq46 I. Str. 417. Fig. 134.
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225
— Die chirurgischen Krankheiten des Kindesalters auf Grund
des im St. Sophien - Kinderspitale in Lemberg gesammelten
Materiales bearbeitet von Dr. H. Schramm, Docenten der
Chirurgie an der Lemberger Universität.
Lemberg. H. Altenberg's Buchhandlang. 1901. Die Krank¬
heiten der unteren Extremitäten. 1. Theil. 417 Seiten mit 134
Abbild, im Texte.
— Maladies chirurgicales de l’enfance d’apres les observations
recueillies ä l’hopital d’enfants de Ste Sophie ä Löopol, par
le Dr. H. Schramm, docent de Chirurgie ä l’Uni versitz de
Löopol.
Löopol. H. Altenberg, libraire-6diteur. 1901. In 8°. Mala¬
dies des exträmitäs inferieurs. I. partie. 417 p. aveo 134 figures.
132. SWI^TECKI: Uchylek p§cherza moczowego w przepuklinie.
— Ein Divertikel der Harnblase in einer Hernie.
— Un diverticulum de la vessie urinaire dans une hornie.
Przegl%d chirurgiczny. 1901. T. IV. Zesz. 4.
133. SZUMAN: Przyczynek do chirurgicznego leczenia kamieni £<tt-
ciowych.
— Beitrag zur chirurgischen Behandlung der Gallensteine.
— Contribution au traitement chirurgicäl des calculs biliaires.
Nowiny lekarskie. 1901. Nr. 2, 3....
134. TROCZEWSKI: Przyczynek do kazuistyki ropni watroby pier-
wotnych, pochodzenia nieurazowego.
— Beitrag zur Casuistik der primären nicht traumatischen
Leberabscesse.
— Contribution ä la casuistique des abces primitifs du foie
d’origine non traumatique.
Gazeta lekarska. 1901. Nr. 6, 6, 8.
135. TRZEBICKY: 0 znieczuleniu sposobem Biera.
— Über Anästhesie nach Bier.
— Sur l’anösthesie par la möthode de Bier.
Przeglqd lekarski. 1901. Nr. 20, 21.
Polo. Archiv f. biol. u. med. Wlasentch.
Archive« polon. d. scienc. biol. el medio. 15
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226
136. TUMPOWSKI: 0 poraäeniach konczyny görnej po zwichnieciu
giöwki koäci ramieniowej.
— Über Lähmungen der oberen Extremität nach Luxation des
Oberarmkopfes.
— Sur les paralysies du membre supdrieur ä la suite d’une luxa-
tion de lepaule.
Medycyna. 1901. Nr. 3.
137. WATTEN: Kilka uwag o resekcyi zol^dka sposobem Kochera
na podstawie dwöch przypadköw operowanych.
— Einige Bemerkungen über Magenresection nach Kocher auf
Grund von zwei operirten Fällen.
— Quelques considerations sur la räsection de l’estomac par
la methodo de Kocher, basöes sur deux cas d’opöration.
Gazeta lekarska. 1901. Nr. 1, 2.
138. ZEMBRZUSKI: Przypadek wydalenia btony äluzowej przelyku
po oparzeniu tugiem ärqcym.
— Ein Fall von Abstossung der Oesophagusschleimhaut nach
Verätzung mit kaustischer Lauge.
— Un cas d’expulsion de la muqueuse de l’oesophage apres
brulüre par la lessive caustique.
Gazeta lekarska. 1901. Nr. 13.
XI. Geburtshilfe und Gynäkologie.
Obstötrique et Gynöcologie.
139. GASZYNSKI: 0 zasadach, warunkach i wskazaniach do \vy-
konania ciecia tonowego z przytoczeniem wfasnego przy-
padku.
- Über die Grundsätze, Bedingungen und Indicationen der
Symphyseotomie mit Angabe eines eigenen Falles.
— Sur les principes, conditions et indications de symphysdo-
tomie avec la description d’un cas observö par l’auteur.
Medycyna. 1901. Nr. 6 — 13.
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227
140. GABSZEWICZ: Fibromyoma vaginae.
Gazeta lekarska. 1901. Nr. 17.
141. HOEOWKO: 0 Srödmacicznem stosowaniu balonu kauczuko-
wego w poloinictwie.
— Über intra-uterine Anwendung von Gummibullons in der
Geburtshilfe.
— Sur l'application intra-utörine des ballons de caoutchouc
dans l’obstötrique.
Kronika lekarska. 1901. Nr. 3, 4, 5.
142. MABS A. Prof. Dr. i JORDAN H. Prof. Dr.: 0 zapobieganiu
i Ieczeniu goraczki potogowej (Referaty).
— Über die Prophylaxis und Therapie des Puerperalfiebers
(Referate).
— Sur la prophylaxie et la thärapie de Ia fiövre puerperale
(Compte rendu).
Kraköw. 1901. W 8-ce. Str. 48.
143. NEUGEBAUER: Krötka statystyka 37 operacyi poJqczonych
z otwarciem jamy brzusznej, dokonanych w celu usuni§cia
tagodnej natury nowotworöw macicznych, mianowicie wlö-
kniaköw lub mieäniaköw lub wt<5kniako-mi§äniaköw.
— Eine kurze Statistik von 37 Laparotomien behufs Entfer¬
nung von gutartigen Neugebilden des Uterus und zwar von
Fibromen Myomen oder Fibromyomen.
-- Courte statistique de 37 cas de laparotoroie pour extirpa-
tion des nöoplasmes benins d’utörus, et sp^cialement des
fibromes, des myomes ou des fibromyomes.
Medycyna. 1901. Nr. 8.
144. NEUGEBAUER: Thrombosis vaginae et vulvae.
Gazeta lekarska. 1901. Nr. 26....
145. POMORSKI: 0 dekapitacyi przy zaniedbanych pofozeniach po-
przecznych.
— Über die Decapitation bei vernachlässigten Querlagen.
*
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228
— Sur la döcapitation dans les pr^sentations de l’öpaule,
n^gligöes.
Nowiny lekarskie. 1901. Nr. 2.
146. STANKIEWICZ: Nowsze metody w leczeniu zachowawczera
spraw zapalnych przy- i okolomacicznych.
— Die neueren Methoden der conservativen Behandlung der
Para- und Perimetritiden.
— Nouvelles möthodes de traitement conservatif des parame-
tritides et pörimetritides.
Przegl%d lekarski. 1901. Nr. 10, 11, 12.
147. ÖWI^CICKI: 0 cze^ciowem wydalaniu mieäniaköw macicy
przez jelita.
— Über partielle Ausstossung von Uterusfibroiden durch den
Darm.
— Sur l’ölimination partielle de fibromes de l’utörus par les
intestins.
Nowiny lekarskie. 1901. Nr. 2.
148. ZABOROWSKI: Zgorzel tkanek macicy w pologu (metritis
dissecans).
— Über Gangrän des Uterusgewebes bei der Entbindung (Me¬
tritis dissecans).
— Sur la gangrene des tissus de l’utörus pendant l’accouche-
ment (Metritis dissecans).
Gazeta lekarska. 1901. Nr. 1, 2, 3.
XII. Augenheilkunde.
Ophthalmologie.
149. BALLABAN T.: Doäwiadczenia na polu nowoczesnej okulistyki
na podstawie 12.000 przypadköw wlasnej obserwacyi, na-
pisaf Dr. . . . we Lwowie.
Krak6w. 1901. Drukarnia Uniw. Jagiell. W 8-ce. Str. 170.
Z 5 fotogramami i 22 zdj^ciami pola widzenia w tekscie.
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229
— Erfahrungen auf dem Gebiethe der modernen Augenheil¬
kunde, auf Grund von 12.000 Fällen eigener Beobachtung
verfasst von Dr. . . . in Lemberg.
Krakau. Jagiellonisohe Universitäts-Buchdruckerei. 8°. 170 S.
mit 5 Photographien und 22 Aufnahmen des Gesichtsfeldes im
Texte.
— Expörience acquise dans le domaine de l’ophthalmo-
logie moderne, basöe sur 12.000 cas observös par le Dr. . . .
ä Leopol.
Cracovie. Imprimerie de l’Universitä Jagiell. 8°. 170 pages
avec & photographies et 22 desseins de champs de vision.
150. BALLABAN: Bardzo rzadka postac przybtonkowego torbiela
spojöwki gaJki ocznej.
— Eine sehr seltene Form von epithelialer Cyste der Con-
junctiva bulbi.
— Une forme trös rare d’un kyste epithelial de la conjonctive
bulbaire.
PostQp okulistyczny. 1901. Nr. 1.
151. BEDNARSKI A.: Przyczynek do kazuistyki zaöm zelaznych.
— Beitrag zur Casuistik des Eisen-Staares.
— Contribution ä la casuistique des cataractes chez des forge-
rons.
Postgp okulistyczny. 1901. Nr. 2.
152. BEDNARSKI A.: Siderosis bulbi.
Przegl%d lekarski. 1901. Nr. 7, 8, 9, 10.
153. BEDNARSKI A.: Miaidäyca naczyniöwki.
— Atherom der Chorioidea.
— L’atherome de la choro'ide.
Postgp okulistyczny. 1901. Nr. 5, 6.
154. FEINSTEIN: Przyczyny glepoty w kraju naszym.
— Die Ursachen der Blindheit in unserem Lande.
— Les causes de la cecite dans notre pays.
Krytyka lekarska. 1901. Nr. 2.
Digitized by LjOOQle
230
155. IDZIKOWSKI: Przypadek pierwotnego miesaka nerwu wzro-
kowego.
— Ein Fall von primärem Sarcom des Sehnerven.
— Un cas de sarcome primitif du nerf optique.
Post$p oknlistyczny. 1901. Nr. 3.
156. KOLINSKI: Przypadek wrzodu tocz^cego rogöwki z opisem
wyniku badan bakteryologicznych.
— Ein Fall von Ulcus rodens corneae mit Beschreibung der
Ergebnisse von bakteriologischen Untersuchungen.
— Un cas „d’ulcus rodens corneae“ avec la description des re-
sultats des recherches bactöriologiques.
Cz&8opi8mo lek. 1901. Nr. 5.
157. KUROPATWINSKI: Przyczynek do nauki o leczeniu przewle-
klego niezytu worka Izowego ( blennorrhoea sacci lacrymalis).
— Beitrag zur Lehre von der Therapie der chronischen Bien-
norhöe des Thränensackes.
— Contribution ä l’ötude de la th6rapie de la blennorrhagie chro-
nique du sac lacrymal.
Post^p okulisfcyczny. 1901. Nr. 5.
158. LUNIEWSKI: Znaczenie lecznicze dyoniny w okulistycznej
praktyce.
— Der therapeutische Wert des Dionins in der ophthalmologi¬
schen Praxis.
— La valeur thörapeutique de la dionine dans I’ophthalmologie
pratique.
Postgp oknlistyczny. 1901. Nr. 1, 2.
159. MIKLASZEWSKI: 0 zmiennej nieröwnoäci zrenic.
— Über veränderliche Ungleichheit der Pupillen.
— Sur I’in6galit6 changeante des pupiiles.
Kronika lekarska. 1901. Nr. 4, 5.
160. NOISZEWSKI: Przypadek t§tniaka t§tnicy szyjowej wewn§trz-
nej w okolicy skrzyzowania nerwöw wzrokowych (Aneurysma
carotidis internae in chiasmate).
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231
— Ein Fall von Aneurysma der Carotis interna in der Gegend
der Sehnervenkreuzung ( Aneurysma carotidis internae in
chiasmate).
— Un cas de Panevrysmj de l’artero carotide interne dans la
rtigion du chiasma des nerfs optiques ( Aneurysma carotidis
internae in chiasmate).
Postqp okulistyczny. 1901. Nr. 4.
161. PIOTROWSKI T.: Dalsze badania nad protargolem jako ärodkiem
zapobiegawczym przeciw ropnemu zapaleniu spojöwki u no-
worodköw.
— Weitere Untersuchungen über Protargol als Prophylacticum
gegen Bindehaut-Blennorhöe der Neugeborenen.
— Nouvelles recherches sur le protargole comme prophy-
lactique contre la Conjunctivitis blennorhoica neonatorum.
Przegl^d lekarski. 1901. Nr. 26.
162. RYMOWICZ: Symbiosa drobnoustrojöw w zakaieniu worka
spojöwkowego.
— Symbiose von Mikroorganismen bei Infectionen der Bindehaut.
— La Symbiose des microbes dans les infections de la con-
jonctive.
Post^p okulistyczny. 1901. Nr. 6.
168. SipziAK: 0 stosunku choröb nosa do zaburzen ocznych.
— Über die Beziehungen zwischen den Erkrankungen der Nase
und des Auges.
— Rapports des maladies du nez avec celles des yeux.
Post$p okulistyczny. 1901. Nr. 3, 4.
164. STASINSKI: 0 leczeniu t. zw. ulcus corneae serpens.
— Über die Behandlung des s. g. Ulcus corneae serpens.
— Du traitement de 1’ „Ulcus corneae serpens“.
Nowiny lek&rskie. 1901. Nr. 3.
165. STASINSKI: 0 leczeniu t. zw. Chorioiditis ad maculam za-
strzykiwaniami podfcj.cznicowemi i wielkiemi dawkami jodu.
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232
— Über die Behandlung der s. g. Chorioiditis ad maculam mit¬
telst subconjunctivaler Injectionen und mit grossen Dosen
von Jod.
— Sur le traitement de „Chorioiditis ad maculam“ par des in-
jections subconjonctivales et par grandes doses du iode.
Nowiny lekarskie. 1901. Nr. 6.
166. STRZEMDSTSKI: Przypadek cierpienia ocznego wskutek bez-
wladu opuszkowego astenicznego.
— Ein Fall von Augenleiden in Folge von asthenischer Bulbär-
paralyse.
— Un cas d’une maladie des yeux par suite d’une paralysie
bulbaire asthönique.
Post^p okulistyczny. 1901. Nr. 4.
167. TALKO: Arteria hyaloidea persistens.
Post§p okulistyczny. 1901. Nr. 6.
168. WICHERKIEWICZ: Stöw kilka w sprawie lekowego zwalcza-
nia jaskry.
— Einige Worte über die medicamentöse Behandlung des
Glaucoms.
— Quelques mots sur le traitement mödicamenteux du glaucome.
PostQp okulistyczny. 1901. Nr. 2.
169. WICHERKIEWICZ: Sf<5w kilka w sprawie ufatwienia techniki
przy irydektomiach.
— Einige Worte über die Erleichterung der Technik bei der
Iridectomie.
— Quelques mots sur la simplification de la technique d’iri-
dectomie.
PostQp okulistyczny. 1901. Nr. 5.
170. ZIEMINSKI: Dwa przypadki t. zw. caloksztaftu objawöw Hor-
nera.
— Zwei Fälle von Horner'schen Symptomencomplex.
— Deux cas du „complexus des symptömes de Horner“.
Kronika lekarska. 1901. Nr. 9.
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233
XIII. Dermatologie und Syphilidologie.
Dermatologie et Syphilidologie.
171. BERNHARDT: Przyczynek kliniczny i anatomiczny do nauki
o pöänym syfilisie sköry.
— Ein klinischer und anatomischer Beitrag zur Lehre von der
tardiven Syphilis der Haut.
— (Kontribution clinique et anatomique ä l’ötude de la Syphilis
tardive de la peau.
Gazeta lekarska. 1901. Nr. 9, 10, 11, 19, 13.
172. BERNHARDT: W kwestyi patogenezy äwierzbiaczki {Prurigo).
— Zur Pathogenese des Prurigo.
— Sur a pathogenöse du prurigo.
Gazeta lekarska. 1901. Nr. 15, 16.
173. CEEJGLEWTCZ: Kilka spostrzezen kazuistycznych nad kifa
trzeciorzedna.
— Einige kasuistische Beobachtungen über Syphilis tertiaria.
— Quelques observations casuistiques sur la Syphilis tertiaria.
Przegl%d lekarski. 1901. Nr. 13, 14.
HERMAN M. W. vide 115.
174. KARWOWSKI: Przypadek porostu wtosöw na r§ce dotkni§tej
goädcem rzerzqczkowym.
— Ein Fall von Haarwuchs an einer mit Arthritis gonorrhoica
behafteten Hand.
— Un cas de l’apparition de poils sur une main, atteinte d’ar-
thrite blennorrhoique.
Nowiny lekarskie 1901. Nr. 4.
175. KOPYTOWICZ: Niezwykly przypadek przymiotu, wystepujqcy
pod postacia przypominajqcq czerwony liszaj.
— Ein ungewöhnlicher Fall von Syphilis, welche unter einer
an Lichen ruber erinnernder Form auftrat.
— Un cas extraordinaire de syphilis, se prösentant sous une
forme ressemblante au Lichen ruber.
Kronika lekarska. 1901. Nr. 11.
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234
176. KRZYSZTAEOWICZ FR.: Poröwnanie histologicznych cech \vy-
sypek kitowych ze zmianami klinicznie do nich podobnemi.
— Vergleichung der histologischen Merkmale der syphilitischen
Exantheme mit anderen klinisch ähnlichen pathologischen
Processen.
— Comparaison des caracteres histologiques des exanthömes
syphilitiques aux altörations cliniquement semblables.
Rozprawy Akad. Um. w Krakowie. Serya III. T. I. Dziat B.
Nauki biologiczne. 1901. Zesz. 2. Tab. 3.
MINCER vide 124.
177. SCHWARZ: Kilka uwag o chorobach wenerycznych na pod-
stawie 10 letniej statystyki.
— Einige Bemerkungen über venerische Krankheiten auf Grund
einer 10-jährigen Statistik.
— Quelques remarques sur les maladies vöneriennes basöes sur
une statistique de dix ans.
Przegltjd lekarski. 1901. Nr. 23, 24.
178. S^DZIAK: 0 pierwotnem stwardnieniu przymiotowem (ulctis
induratum syphiliticum) w jamie ustnej, gardzieli, nosie
i uszach.
— Über die primäre syphilitische Sclerose ( Ulcus induratum sy¬
philiticum) in der Mundhöhle, im Pharynx, in der Nase und
an den Ohren.
— Sur la sclörose syphilitique primaire (ulcus induratum syphi¬
liticum) dans la bouche, le pharynx, le nez et sur les
oreilles.
Gazeta lekarska. 1901. Nr. 23.
179. STARK: Przyczynek do kazuistyki choröb skörnych przy we-
wn§trznem uiywaniu arszeniku.
— Beitrag zur Kasuistik der Hautkrankheiten bei innerem Ge¬
brauche von Arsenik.
— Contribution ä la casuistique des maladies de la peau pen-
dant l’application interne d’arsenic.
Nowiny lekarskie. 1901. Nr. 6.
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235
180. ÄYDLOWIGZ: 0 leczeniu poronnem rzeä^czki.
— Über Abortivbehandlung des Trippers.
— Sur le traitement abortif de la blennorrhagie.
Nowiny lekarskie. 1901. Nr. 3.
XIV. Zahnheilkunde.
Odontologie.
181. DZEER^A WSKI: Leczenie zgorzeli miazgi.
— Die Behandlung der Necrose der Zahnpulpa.
— Le traitement de la nöcrose de la germe des dents.
Przegh)d dentystyczny. 1901. Nr. 1.
182. JUDT: Ztamanie z§ba samoistne (Fractura dentis spontanen).
Przegl^d okulistyczny. 1901. Nr. 4, 6.
183. KRAKOWSKI: 0 przypad/oäciach ze strony jamy ustnej pod
wptywem grypy.
— Über Affectionen der Mundhöhle unter dem Einflüsse von
Influenza.
— Sur le« affections de la cavitö buccale sous l’influence de
la grippe.
Przegl%d dentystyczny. 1901. Nr. 2.
LEPKOWSKI vide 11.
LEPKOWSKI i WACHHOLZ vide 223.
184. ZIELINSKI: Nowy sposöb robienia szczotek do z§böw.
— Eine neue Art von Verfertigung von Zahnbärsten.
— Un nouveau mode de fabrication des brosses ä dents.
Przegl^d dentystyczny. 1901. Nr. 5.
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XV. Otiatrie, Rinologie und Laryngologie.
Otiatrie, Rinologie et Laryngologie.
185. HEIMAN: Wskazania do Ieczenia operacyjnego przewleklych
spraw ropnych w uchu örodkowem.
— Indicationen zur operativen Behandlung chronischer Eite-
rungsprocesse im Mittelohre.
— Indications pour le traitement opöratoire des proces suppu-
ratifs, chroniques dans l’oreille moyenne.
Guzeta lekarska. 1901. Nr. 3, 4.
186. HEIMAN: 0 guzie perlistym ( cholesteatoma ) ucha.
— Über das Cholesteatom des Ohres.
— Sur le cholöstöatome de l’oreille.
Medycyna. 1901. Nr. 21, 22, 23.
187. S^DZIAK: Znaczenie laryngologii, rynologii i otiatryi dla ogöl-
nej medycyny.
— Bedeutung der Laryngologie, Rhinologie und Otiatrie für die
allgemeine Medizin.
— L’importance de la laryngologie, de la rhinologie et de
l’otiatrie pour la mddecine generale.
Przegl%d lekarski. 1901. Nr. 11.
SIJDZIAK vide 163.
S^DZIAK vide 178.
188. SPIRA: 0 patogenezie wstrzaönienia bhjdnika usznego (Com-
motio labyrinthi).
— Über die Pathogenese der Erschütterung des Labyrinthes
(Commotio labyrinthi).
— Sur la pathogenöse de la commotion du labyrinthe (Commo¬
tio labyrinthi'.
Przeglqd chirurgiczny. 1901. T. IV. Zesz. 4.
189. SPIRA: Wnioski zmierzajqce do zapobiegania giuchonie-
mocie.
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237
— Vorschläge behufs Verhütung der Taubstummheit.
— Propositions des moyens pour prövenir le döveloppement
de la surdimutitö.
Przegl^d lekarski. 1901. Nr. 5, 6, 7, 8.
XVI. Pädiatrie.
Pädiatrie.
190. BABEK: Btonica u dziecka dwumiesi§cznego.
— Diphtherie bei einem zweimonatlichen Kinde.
— Diphtherie chez un enfant de deux mois.
Kronika lekarska. 1901. Nr. 7.
191. BRUDZINSKI: 0 roli drobnoustrojöw w chorobach przewodu
pokarmowego niemowl^t.
— Über die Rolle der Mikroorganismen bei Krankheiten des
Darmkanales der Säuglinge.
— Le role des microbes dans les maladies du tube intestinal
chez les nouveaux-nös.
Gazeta lekarska. 1901. Nr. 5, 6.
192. KRAMSZTYK: 0 zatruciu tugiem sodowym u dzieci.
— Über Vergiftung mit Natronlauge bei Kindern.
— Sur l’empoisonnement par la lessive de soude chez les
enfants.
Medycyna. 1901. Nr. 11, 12.
193. ROSZKOWSKI: Dalszy przyczynek do nauki o odkazaniu prze¬
wodu pokarmowego u dzieci nadtlenkiem wapna (gorytem).
— Ein weiterer Beitrag zur Lehre von der Desinfection des
Darmkanals bei Kindern mit Calciumhyperoxyd (Gorit).
— Une contribution nouvelle ä l’ötude de la desinfection du
tube digestif chez les enfants par le hyperoxyde de calcium
(gorite).
Kronika lekarska. 1901. Nr. 6.
SCHRAMM H. vide 131.
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238
XVn. Hygiene.
Hygiene.
194. BIERNACKI: Wodoci^gi lubelskie.
— Die Wasserleitung der Stadt Lublin.
— Les aqueducs ä Lublin.
Zdrowie. 1901. Nr. 4.
195. BREGMAN: Pierwsze sanatoryura dla niezamoznych chorych
nerwowych.
— Erstes Sanatorium für unbemittelte Nervenkranke.
— Le premier Sanatorium pour les nerveux indigents.
Zdrowie. 1901. Nr. 6.
196. BUJWID: Wyniki badania mleka krakowskiego na zarazki
gruälicy.
— Ergebnisse der Untersuchung der Krakauer Milch auf Tu¬
berkelbacillen.
— Resultats des recherches de bacilles tuberculeux dans le
lait ä Cracovie.
Przeglqd lekarski. 1901. Nr. 19. — Przegl^d weterynarski
1901. Nr. 6.
197. CHELOHOWSKI: 0 potrzebie u nas domöw przedpogrzebowych.
— Über die Nothwendigkeit von Leichenhäusern bei uns.
— Sur la nEcessitE des morgues chez nous.
Czasopiamo lek. 1901. Nr. 2.
198. CHELOHOWSKI: Nasze chaty wiejskie przed 100 laty.
— Unsere Bauerhütten vor 100 Jahren.
— Les habitations de nos paysans d’il y a cent ans.
Zdrowie. 1901. Nr. 3.
199. CHELOHOWSKI: Nasze kapiele na prowincyi.
— Unsere Bäder in der Provinz.
— Nos Etablissements de bains en province.
Zdrowie. 1901. Nr. 6.
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239
200. DOBRZYCKI: Obecnie uiywane spluwaczki kieszonkowe dla
kaszlq,cych i ich znaczenie pod wzgl§dem profilaktycznyra
w gruSlicy.
— Die gebräuchlichen Taschen-Spuckkästchen für Hustende und
ihre prophylaktische Bedeutung bei Tuberculose.
— Les crachoirs de poche pour les malades atteints de toux
et leurs importance prophylactique dans la tuberculose.
Czasopismo lek. 1901. Nr. 5.
201. DOBRZYCKI: Puch i pierze jako roznosiciele cboröb zakaünych
oraz aparat Lorch’a do racyonalnej ich desynfekcyi.
— Daunen und Federn als Träger ansteckender Krankheiten
und der Apparat von Lorch zu deren rationeller Desinfektion.
— Duvets et plumes comme agents de transmission des mala-
dies contagieuses et l’appareil de Lorch pour leur dösin-
fection rationnelle.
Medycyna. 1901. Nr. 13, 14.
202. GALECKI: Odptyw w<5d öciekowych i doszczowych w Lodzi.
— Der Abfluss von Schmutz- und Regenwässer in Lodz.
— L’öcoulement des eaux mönagöres et de pluie ä Lodi.
Zdrowie. 1901. Nr. 4.
203. GANTKOWSKI: 0 odkazaniu zapomoca formaldehydu.
— Über Desinfection mit Formaldehyd.
— Sur la dösinfection au moyen du formaldehyde.
Nowiny lekarskie. 1901. Nr. 6.
JANOWSKI vide 67.
204. KLOSSOWSKI: Rozbiör chemiczny wöd miasta Zamoäcia.
— Chemische Analyse der Wässer der Stadt Zamosd
— Analyse chimique des eaux de la ville de Zamoöö.
Wiadomosci farmao. 1901. Nr. 10.
205. KLOSSOWSKI: Sktad chemiczny raleka na rynku zamojskim.
— Chemische Zusammensetzung der Milch auf dem Markte in
Zamo§<5.
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240
— La composition chimique du lait au marchö de la ville de
Zamoäd.
Wiadomosci farmac. 1901. Nr. 12.
206. KOPCZYNSKI: Stan zdrowia uczniöw warszawskiej siedmio-
klasowej szkoty handlowej w äwietle cyfr.
— Gesundheitszustand der Schüler der 7 klassigen Handels¬
schule in Warschau in Ziffern dargestellt.
— Etat sanitaire des £16ves de l’öcole de commerce ä 7 classes
ä Varsovie d’aprös les statistiques.
Zdrowie. 1901. Nr. 6, 6.
207. LANDAU: 0 iywieniu chorych w szpitalach warszawskich.
— Über die Ernährung der Kranken in den Krankenhäusern von
Warschau.
— Sur l’alimontation des malades dans les hupitaux de Var¬
sovie.
Zdrowie. 1901. Nr. 2.
208. LESZCZYNSKI: 0 potrzebie zakladöw leczniczych dla chorych
zakaänych.
— Über die Notwendigkeit von Heilanstalten für ansteckende
Krankheiten.
— Sur la nöcessitö des böpitaux de maladies infectieuses.
Zdrowie. 1901. Nr. 1.
209. LAZAROWICZ: Walka z chorobami zakaZnemi.
— Der Kampf mit den lnfectionskrankheiten.
— La lutte contre les maladies infectieuses.
Zdrowie. 1901. Nr. 1.
210. MILEWSKA: Pranie u wfoäcian.
— Das Waschen bei den Bauern.
— Le blanchissage chez les paysans.
Zdrowie. 1901. Nr. 6.
211. NEUGEBAUER E. L.: 0 zmiennej zawartoäci dwuweglanu wa-
pnia i magnezu w wodzie wiälanej pod Warszawa.
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241
— Über den veränderlichen Gehalt des Weichsel-Wassers bei
Warschau an doppeltkohlensaurem Calcium und Magnesium.
— Sur la quantitä variable en bicarbonates de calcium et de
magnäsium contenue dans les eaux de la Vistule ä Varsovie.
Chemik polski. 1901. Nr. 6—7.
212. ORLOWSKI: Statystyka szczepien ochronnych przy wäciokliznie
z r. 1899.
— Die Statistik der Schutzimpfungen gegen Lyssa im
Jahre 1899.
— Statistique des vaccinations präventives de la rage en 1899-
Medyoyna. 1901. Nr. 7.
213. RZ^TKOWSKI: W sprawie walki z gruzlicq, u nas.
— Zur Bekämpfung der Tuberculose in unseren Lande.
— Un mot sur les moyens de combattre la tuberculose dans
notre pays.
Zdrowie. 1901. Nr. 1.
214. S.: Przytulki dla rekonwalescentöw.
— Über Asyle für Reconvalescenten.
— Sur les maisons de reconvalescence.
Czasopismo lek. 1901. Nr. 1.
215. S.: Wypoiyczalnia sprzetöw i przyrzqdöw do pieltjgnowania
chorych.
— Leihanstalt von Geräthen und Apparaten für Krankenpflege.
— Etablissement de louage des ustensiles et des appareils pour
soigner les malades.
Czasopismo lek. 1901. Nr. 2.
216. S. D.: Nowy wodociag krakowski.
— Die neue Wasserleitung in Krakau.
— Les nouveaux aqueducs ä Cracovie.
Zdrowie. 1901. Nr. 5.
SPIRA vide 189.
Poln. Arcl.lv f. biol. u med. Wisse nach.
Archive« polon. des scienc. biol. et mddio. ^
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242
217. STRÖ&EWSKI: W kwestyi hygieny zycia pJciowego.
— Zur sexuellen Hygiene.
— Sur l’hygiöne sexuelle.
Zdrowie. 1901. Nr. 2.
218. SZRAJBER: Woda na wsi.
— Das Trinkwasser am Lande.
— L’eau potable au village.
Zdrowie. 1901. Nr. 4.
219. TCHÖRZNICKI: Kapiele w wagonach.
— Bäder in den Eisenbahnwägen.
— Les bains dans les vagons.
Zdrowie. 1901. Nr. 3.
220. TOEWINSKI: 0 meteorologii lekarskiej.
— Über medicinische Meteorologie.
— Sur la meteorologie mödicale.
Zdrowie. 1901. Nr. 5.
221. TÜMPOWSKI: 0 badaniu bakteryologicznem mi§sa ze sklepöw
i jatek Jddzkich.
— Bakteriologische Untersuchung des Fleisches aus den Fleisch-
läden und Fleischbänken in Lodi.
— Examen bactäriologique des viandes prises aux boutiques
et aux boucheries ä Lodz.
Czasopismo lek. 1901. Nr. 2.
222. ZAWALKIEWICZ: 0 dezynfekeyi.
— Über Desinfection.
— Sur la desinfection.
Czasopismo Tow. aptek. 1901. Nr. 9/10, 11.
ZIELINSKI vidc 184.
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XVIII. Gerichtliche Medicin.
Mödecine legale.
243
223. LEPKOWSKI i WACHHOLZ: 0 z§bach pod wzgl§dem sqdowo-
lekarskim.
— Über die Zähne vom gerichtsärztlichen Standpunkte.
— Sur les dents au point de vue de la mödecine lögale.
Przegli)d lekaraki. 1901. Nr. 22, 23, 24, 25, 26. — Przegl^d
dentystyczny. 1901. Nr. 5, 6...
224. SIERADZKI: 0 t. zw. hematoksynach i innych pokrewnych im
cialach, oraz o znaczeniu ich dla medycyny w ogöle, a dla
medycyny sqdowej w szczegölnoöci.
— Über sogenannte Hämatoxine und verwandte Körper nebst
deren Bedeutung für die Medizin im allgemeinen und für
die gerichtliche Medizin im besonderen.
— Sur les hömatoxines et d’autres corps semblables, ainsi
que sur leur röle dans la mödecine en gönöral et spöciale-
ment dans la mödecine lögale.
Przegl^d lekaraki. 1901. Nr. 25, 26.
225. WACHHOLZ: Wqtpliwa ömierö z uduszenia.
— Fraglicher Erstickungstod.
— Mort par suffocation problömatique.
Przegl%d lekaraki. 1901. Nr. 13.
226. WACHHOLZ: Wartoöö rozpoznawcza pfynnej krwi w przy-
padkach ömierci z uduszenia gwattownego.
— Der diagnostische Wert des flüssigen Blutes in Fällen von
Erstickungstod.
— La valeur diagnostique du sang liquide dans le cas de la
mort par suffocation.
Przegl^d lekaraki. 1901. Nr. 14.
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244
XIX. Balneologie, Hydrotherapie und Elektrotherapie.
Balneologie, Hydrotherapie et Eiectrotherapie.
227. DOBRZYCKI: Dzialalnoäö lecznicza stacyi klimatycznej oraz
zakfadu kumysowego i wodoleczniczego w Slawucie za ubie-
gtych lat 25.
— Die therapeutische Wirksamkeit der klimatischen Station,
der Kumys-Anstalt und der Wasserheilanstalt in Stawuta,
in den verflossenen 25 Jahren.
— Resultats thörapeutiques de la Station climatique, de l’insti-
tut de kumys et de l’ötablissement hydrothörapique de Sta¬
wuta, pour les 25 ann<3es öcoulöes.
Medycyna. 1901. Nr. 20, 21, 22.
228. KORCZYNSKI L.: Kilka uwag o wodach alkaliczno - slonych
i o wodach z KroScienka nad Dunajcem.
— Einige Bemerkungen über alcalisoh-salinische Wässer und
über die Wässer in Kroäcienko am Dunajec.
— Quelques observations sur les eaux alcaliques-salines et sur
celles de Kro£cienko-sur-Dunajec.
Przegl^d lekarski. 1901. Nr. 19.
229. LEWIN: Wody mineralne, stacye klimatyczne i sanatorya
krajowe.
— Die einheimischen Mineralwässer, klimatischen Stationen
und Sanatorien.
— Les eaux minerales, les stations climatiques et les Sanato¬
riums du pays.
Krytyka lekarska. 1901. Nr. 3, 4.
230. NARTOWSKI M.: Elektrodiagnostyka i Elektroterapia.
Kraköw. 1901. Naktadem S. A. Krzyianowskiego. W 8-ce w.
Str. 375. Z 301 rysunkami w tekscie i 6 tablicami.
— Elektrodiagnostik und Elektrotherapie.
Krakau. 1901. Im Verlage von S. A. Krzyianowski. 8°.
375 S. mit 304 Figuren im Texte und 6 Tafeln.
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245
— Electrodiagnostique et Electro-therapie.
Cracovie. 1901. S. A. Krzyianowski Editeur. 8°. 375 pag.
avec 304 fignres dans le texte et 6 tables.
231. PULAWSKI: DziatalnoEE lecznicza Naf^czowa za rok ubiegfy
(1900).
— Die therapeutische Wirksamkeit (des Badeortes) Nafeczöw
im verflossenen Jahre (1900).
— Resultats thErapeutiques de Nateczöw (Etablissement de bains)
de l’annEe passEe (1900).
Medycyna. 1901. Nr. 19, 20.
232. STERLING: Hydropatyczna opaska krzyzowa na piersi.
— Die hydropathische Kreuzbinde auf die Brust.
— Compresse hydropathique croisEe sur la poitrine.
Czasopismo lek. 1901. Nr. 6.
233. W^SOWICZ Z.: Srodki lecznicze i wskazania do leczenia zdro-
jowo-kapielowego w Krynicy.
— Die therapeutischen Hilfsmittel und Indicationen zur baineo¬
logischen Behandlung in Krynica.
— Sur les moyens thErapeutiques et bs indications pour le
traitement balnEologique h Krynica.
Przeglqd lekaraki. 1901. Nr. 15, 16, 17, 18.
234. ZANIETOWSKI: 0 nowszych metodach elektroterapeutycznych
i elektrodyagnostycznych neurologicznych szköl niemieckich
0 faradyzacyi i o ulepszonych przyrz^dach indukcyjnych.
— Über die neueren electrotherapeutischen und electrodiagno-
stischen Methoden der neurologischen Schulen Deutschlands.
Über Faradisation und verbesserte Inductionsapparate.
— Sur les nouvelles raEthodjs Electro-thErapeutiques et Electro-
diagnostiques des Ecoles neurologiques allemandes. Sur la
faradisation et sur les appareils ä induction perfectionnEs.
Nowiny lekarskie. 1901. Nr. 1.
235. ZANIETOWSKI: 0 woltaizacyi zwykJej i sinusoidalnej.
— Über gewöhnliche und siuusoidale Voltaisation.
Digitized by LjOOQle
246
— Sur la volta'isation ordinaire et sinuso'fdale.
Nowiny lekarskie. 1901. Nr. 2.
236. ZANIETOWSKI: 0 przyrz^dach sluzg.cych do faradyraetryi.
— Über faradimetrische Apparate.
— Sur les appareils faradimetriques.
Nowiny lekarskie. 1901. Nr. 8.
237. ZIARKO: Dzialanie lecznicze wody Zegiestowskiej.
— Therapeutische Wirksamkeit des Zegestower Wassers.
— L’action thörapeutique de l’eau de Zegestow.
Medycyna. 1901. Nr. 17.
XVII. Thierheilkunde.
Mödecine vötörinaire.
238. BADIJRA: Chöw drobiu i bydfa, oraz weterynarya ludowa
w wioskach parafii Pobiedr i Krz§cin.
— Geflügel- und Vieh Zucht und volksthümliche Thierheilkunde
in den Dörfern der Kirchgemeinden Podbiedr und Krz^cin.
— Elevage de la volaille et du bötail, ainsi que l’art vötöri-
naire chez le peuple dans les villages de la paroisse de
Pobiedr et de Krz^cin.
Przegl%d weterynarski. 1901. Nr. 5. 6...
239. BLOCH: Ogölne sprawozdanie o stosunkach i urzqdzeniach
weterynarno-policyjnych tudzieä o stanie hodowli zwierzqt
domowych w Galicyi w r. 1898.
— Allgemeiner Bericht über die veterinärpolizeilichen Zustände
und Einrichtungen und über den Stand der Zucht der Haus-
thiere in Galizien im J. 1898.
— Rapport gönöral sur l’ötat et les institutions de police vötö-
rinaire et sur l’ötat de l’ölevage des animaux domestiques
en Galicie en 1898.
Przegl%d weterynarski. 1901. Nr. 4, 5.
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247
240. FRIED: Lu2ne uwagi co do stosowania tuberkuliny.
— Bemerkungen über Anwendung von Tuberculin.
— Quelques remarques sur l’application de la tuberculine.
Przegl%d weterynarski. 1901. Nr. 1.
241. GABRYSZEWSKI F.: Epidemia wäcieklizny u lisa.
— Eine Lyssa-Epidemie beim Fuchse.
— Une Epidemie de la rage chez le rönard.
Lowiec. Lw6w, 1901, str. 65—69.
242. GEUCHOWSKI: Kilka uwag w kwestyi gru21icy u bydta ro-
gatego w pow. Gröjeckim gub. warszawskiej.
— Einige Bemerkungen in Betreff der Tuberculose des Rind¬
viehes im Bezirke Grojec des Gouvernements Warschau.
— Quelques remarques sur la tuberculose chez le boeuf dans
le district de Grojec du gouvernement de Varsovie.
Przegl%d weterynarski. 1901. Nr. 2.
243. KRAJEWSKI A.: 0 chorobie pyskowo-racicowej ( Aphthae epizoo-
ticae) u zwierzat domowych i o udzielaniu si§ takowej
ludziom.
— Über die Maul- und Klauen-Seuche (Aphthae epizooticae ) bei
Hausthieren und deren Übertragbarkeit auf Menschen.
— Sur la fiövre aphtheuse (Aphthae epizooticae) chez les ani-
maux domestiques et son infectiositö pour les hommes.
Przegl%d weterynarski. 1901. Nr. 5, 6...
244. ZELECHOWSKI: Przyczynek do krwawych operacyj przepuklin
p§pkowych u konia.
— Beitrag zu den blutigen Operationen der Nabelbrüchen beim
Pferde.
— Contribution :\ l'opöration sanglante de la hernie ombilicale
chez le cheval.
Przegl%d weterynarski. 1901. Nr. 2.
245. ÄELECHOWSK.1: 0 pojawieniu si§ zakaznej grudy zgorzelino-
wej u bydta w powiecie katuskim.
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248
— Über Auftreten von infectiöser brandiger Mauke beim Rinde
im Bezirke Kalusz.
— L’apparition des eaux aux jambes, inlectieuses et gangrö-
neuses, chez le boeuf dans le district de Katusz.
Przeglqd weterynarski. 1901. Nr. 2.
XXI. Anthropologie.
Anthropologie.
BADURA vide 238.
CHELCHOWSKI vide 198.
246. CZARNOWSKI S. J.: Jaskinia Borsucza nad rzeka Pr^dnikiem
zbadana w latach 1898 i 1899 (z opisem czaszek przez Jana
Tura), z 5 rycinami.
— Die Höhle „Borsucza“ am Flusse Prqdnik untersucht in den
Jahren 1898 und 1899 (mit Beschreibung der Schädel von
Johann Tur). Mit 5 Abbildungen.
— Caverne dite „Borsucza“ prös la riviöre de Pr^dnik, exploröe
en 1898 et 1899 (avec la description des cränes par M.
Jean Tur). Avec 5 figures.
Öwiatowit. T. IIL 1901. Str. 75—84.
247. JAWORSKIJ.: 0 przes^dach i zwyczajach ludu naszego, doty-
czgcych poraocy dla rodz^cych oraz opieki nad noworodkami.
— Über die Vorurtheile und Gebräuche unseres Volkes bei der
Geburtshilfe und bei der Pflege der Neugeborenen.
— Sur les superstitions et les coutumes de nos paysans, rela¬
tives ä l’accouchement et aux soins ä donner aux nou-
veaux-nös.
Krytyka lekarska. 1901. Nr. 6.
248. KRZYWICKI L.: Nauki antropologiczne.
Poradnik dla samoukiw. Cz. I. Matematyka i nauki przy-
rodnicze. (Wydanie drugie). Wydawnictwo St. Michalskiego i Al.
Hefliclia. Warszawa 1901.
Digitized by LjOOQle
249
— Anthropologische Wissenschaften.
Wegweiser für Autodidacten. I. Theil. Mathematik und Na¬
turwissenschaften (Zweite Auflage). Herausgeber: St. Michalski
und Al. Höflich. Warschau 1901.
— Les Sciences anthropologiques.
Guide pour les autodidactes I. Part. Mathömatiques et
Sciences naturelles (deuxiöme Edition). St. Michalski et Al. Heflich
6diteurs. Varsovie 1901.
249. LECZNICTWO LUDOWE (przyczynki S. Skaiskiego, M. R. Wi-
tanowskiego i M. Skawinskiej).
Die Heilkunde beim Volke (Beiträge von S. Skaiski, M. R. Wi-
tanowski und Fr. M. Slawinska).
La mddecine chez le peuple (Articles de MM. S. Skaiski, M.
R. Witanowski et M® M. Skawinska).
Wisla. 1901. 1—3.
250. MAJEWSKI E.: Bronzy i koSci ludzkie z grobu we wsi Ko-
niuchy (pow. Wilkomierski) z opisein koäci przez J. Tura.
Z 10 rycinami i 2 tablicami.
— Geräthe aus Bronze und menschliche Knochen aus einem
Grabe im Dorfe Koniuchy (Bezirk Wilkomierz) mit Beschrei¬
bung der Knochen von J. Tur. Mit 10 Abbildungen und
2 Tafeln.
— Les objets en bronze et les ossements humains d’une
tombe dans le village de Koniuchy (distr. Wilkomierz) avec
la description des ossements par M. J. Tur). Avec 10 figures
et 2 planches).
äwiatowit. T. III. 1901. str. 35—94.
251. RUTKOWSKI L.: Szkielety i czaszki z cmentarzysk rz§do-
wych powiatöw Pionskiego, Plockiego i Sierpskiego.
— Skelete und Schädeln aus den Reihen-Grabstätten in den
Bezirken Plonsk, Plock und Sierpc.
— Les squelettes et les cränes des cimetieres en rangues dans
les districts de Plonsk, de Plock et de Sierpc.
äwiatowit. T. HI. 1901. str. 49 — 59.
Polu. Archiv, f. biol. o. med. Wiaaenach.
Arohivea polon. de soiene. biol. et niAdio. 17
Digitized by LjOOQle
250
252. SMÖLSKI G.: 0 Kaszubach Nadtebianskich.
— Über die Kaschuben am See Leba.
— Sur les Kachoubes des environs du lac Leba.
Wisla, T. 15.
253. TARCZYNSKI FR.: Groby rztjdowe kamienne w pow. Pfocki ra.
3) Orszymowice. Z 2 tabl.
— Die steinernen Reihen-Gräber im Bezirke Plock. 3) Orszy¬
mowice. Mit 2 Tafeln.
— Les sdpultures de pierre en rangees du district de Plock.
3) Orszymowice. Avec 2 planchesJ
Öwiatowit. T. III. str. 30—32.
XXII. Geschichte der Medicin und Allgemeines.
Histoire de mödecine et gönöralitös.
254. BARTKIEWICZ BR.: Szkota gtdwna warszawska (1862-1869),
T. II. Cesarsko-krölewska warszawska medyko-chirurgiczna
Akademia (1857—1862) i wydziaJ lekarski „Szkoty gtöwnej
warszawskiej“ (1862 — 1869).
Kraköw 1901. Str. XVII. i 569 z 20 ryc.
— Die Hochschule in Warschau (1862—1869), Bd. II. Die kai¬
serlich-königliche Warschauer medicinisch-chirurgische Aka¬
demie (1857—1862) und die medicinische Facultätder „War¬
schauer Hochschule“ (1862—1869).
Krakau 1901. XVII. und 569 S. mit 20 Abbildungen.
— L ecole supdrieure de Varsovie (1862—1869), T. II. L’aca-
ddmie impdriale et royale mddico - chirurgicale de Varsovie
(1857—1862) et la facultd de mödecine de „1 ecole superieure
de Varsovie“ (1862—1869).
Cracovie 1901. Pag. XVII. et 569, avec 20 figures.
255. BIEGA&SKI: GJöwne prfj.dy w medycynie XIX. wieku.
— Die Hauptbestrebungen in der Mcdicin im XIX. Jahrhunderte.
— Tendences principales dans les Sciences mddicales du XIX.
siede.
Krytyka lekarska. 1901. Nr. 1.
Digitized by
Google
251
256. Ö. p. Dr. Tomasz Drobnik.
Weiland Dr. Thomas Drobnik.
Feu le Dr. Thomas Drobnik.
Nowiny lekarskie. 1901. Nr. 6.
257. JAWORSKI J.: Profesor Wladystaw Tyrchowski — Nekrolog.
— Prof. Ladislaus Tyrchowski. — Necrolog.
— Le prof. Ladislas Tyrchowski. — Notice nöcrologique.
Kronika lekarska. 1901. Nr. 3.
258. JORDAN H : Dr. Wladyslaw Tyrchowski. Wspomnienie po-
ämiertne.
— Dr. Ladislaus Tyrchowski. Nachruf.
— Dr. Ladislas Tyrchowski. Notice nöcrologique.
Przeglqd lekarski. 1901. Nr. 4.
259. KRAMSZTYK: Pedagogiczne znaczenie szpitala.
— Didaktische Bedeutung des Spitals.
— Le röle didactique de l’höpital.
Krytyka lekarska. 1901. Nr. 5.
260. Medycyna na prz^lomie XVIII. i XIX. wieku. Artykul zbiorowy
opracowany przez J. Zawadzkiego, W. Kucharzewskiego,
0. Hewelkego, J. Winiarskiego, B. Polikiera, K. Sierpinskiego,
L. Bregmana, K. Wislockiego, K. Niedzielskiego, J. Jawor-
skiego, S. Cetnarowicza, J. Wojciechowskiego i J. Pollaka.
Die Medicin am Wendepunkte des XVIII. Jahrhundertes zum
XIX. Jahrhunderte. Eine Sammelschrift verfasst von: J. Za-
wadzki, W. Kucharzewski, 0. Hewelke, J. Winiarski, B. Po-
likier, K. Sierpihski, L. Bregman. K. Wislocki, K. Niedziel-
ski, J. Jaworski, S. Cetnarowicz, J. Wojciechowski und
J. Pollak.
La mödecine au döclin du XVIII. et au commencement du
XIX. siede, travail collectif par MM. J. Zawadzki, W. Ku¬
charzewski, 0. Hewelke, J. Winiarski, B. Polikier, K. Sier-
pifiski, L. Bregman, K. Wistocki, K. Niedzielski, J. Jawor¬
ski, S. Cetnarowicz, J. Wojciechowski et J. Pollak.
Kronika lekarska. 1901. Nr. 1.
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252
261. SAWICKI BR.: & p. Toraasz Drobnik.
— Weil. Thomas Drobnik.
— Feu Thomas Drobnik.
Gazeta lekarska. 1901. Nr. 26.
262. SONNENBERG: Reklama lekarska w obliczu etyki stanowej.
— Die ärztliche Reklame vom Standpunkte der Standesethik.
— La röclame, employöe par les mödecins, devant l’ötique
professionnelle.
Krytyka lekarska. 1901. Nr. 5.
263. WRZOSEK: 0 filozofach medykach i medykach filozofach.
— Über medizinische Philosophen und Mediziner als Philosophen
— Les philosophes mödecins et les mödecins philosophes.
Krytyka lekarska. 1901. Nr. 6.
264. ZWEIGBAUM : S. p. Wfadysfaw Tyrchowski.
— Weil. Ladislaus Tyrchowski.
— Feu Ladislas Tyrchowski.
Gazeta lekarska. 1901. Nr. 4.
- -GX&'Jitr -
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TAF.II.
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Polnisches Archiv für biologische und medicinische Wissenschaften. —
Dr. St. Gaszytiski: Über die Grundsätze, Bedingungen und Indicationen der Syn
Bei Conjugata von 6 cm.
Bei Conjugata von 7 cm.
Bei Conju
bewirkt die Entfernung der Fugenränder
bewirkt die Entfernung der Fugenränder
bewirkt die Entf
auf 2 om. eine Verlängerung um 0 6
auf 2 cm. eine Verlängerung um 0*65
auf 2 cm. eine
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Erzielter Effect:
Erzielter Effect:
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Verl. d. Conjug. von 6 cm. auf 7*8 cm.
Verl. d. Conjug. von 7 cm. auf 8*6 cm.
Verl. d. Conjug.
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III.
iseotomie.
Taf. IIL
U von ö cm.
der Fugenränder
*ri*ag«rang am 0 6
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* Effect:
« 5 cm. auf 9*6 cm.
Bei Conjugata von 9 cm.
bewirkt die Entfernung der Fugenränder
nuf 9 cm. eine Verlängerung um 0*45
» 4 „ „ * .0*9
» « * * » 71 1*4
Erzielter Effect:
Verl. d. üonjug. von 9 cm. nuf 10*4 cm.
Bei Conjugata von 10 cm
bewirkt die Entfernung der Fugenränder
nuf 9 cm. eine Verlängerung um 0*4
D 4 * „ , t, 0*8
• ® J> 7t »» ’1 1*25
Erzielter Effect:
Verl. d. Conjug. von 10 cm. nuf 11.95 cm.
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Polnisches Archiv für biologische und medizinische Wissenschaften. — Bd. I.
Dr. Napoleon Gasiorowski. Über den Einfluss des Cocains, der Durchschneidung des N
gez. r. Dr, ftorhuntf.
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q und mechanischer Reizung auf die Struclur der Grandry’schen Körperchen.
Taf. IV.
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„brukarnift Ludotca* in Lembtrtj ;
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las dem Uboratoriam der medizinischen Klinik (Vorstand Prot Dr. I. Gluzlbski)
and aas dm Laboratorium des physiologischen Institutes (Vorstand Prot. Dr. I. Beck) in Lemberg.
Iber den Mus der Mete (Tome) der Faecal-Bacterien des Menschen
und der Faecal-Extracte auf die Kreislaufs-Organe.
Von
Dr. Julius Marischier
klinischen Assistenten.
Schon lange vor dem Erscheinen der ersten Arbeiten Bou-
chards, waren einzelne Fälle bekannt, in welchen die Autoren zur
Erklärung von Krankheits-Symptomen die Anwesenheit gewisser, im
Körper selbständig sich bildender, giftiger Substanzen angenommen
haben. Die Benennung des betreffenden Prozesses, wie auch die Ord¬
nung des Materiales verdanken wir jedoch in erster Linie Bou-
chard. Wie der Name „Selbstvergiftung“ ( Autointoxication ) an¬
zeigt, sind darunter nur jene Krankheitszustände zu verstehen,
welche durch Einwirkung spezifischer Gifte entstehen, die als Le-
bensproducte des Protoplasmas in Organismus selbst erzeugt wer¬
den. Im Normalzustände besitzt der Organismus entsprechende
Organe, deren Aufgabe es ist, denselben zu entgiften. Dies kann
geschehen entweder'durch Entfernung der Gifte aus dem Organismus,
z. B. mit dem Harne, den Fäces, dem Schweisse, oder durch das Aufhal¬
ten dieser Gifte in gewissen Organen. Wie wir daraus ersehen, kann
eine abnorme Function der betreffenden Organe, wie der Nieren, der
Leber, der Haut, erhebliche Störungen im ganzen Organismus her¬
beiführen.
Auch jene Krankheitszustände werden zu den Autointoxicatio-
nen gerechnet, in denen eine übermässige Thätigkeit dieser Or¬
gane oder umgekehrt die Aufhebung derselben die wahrscheinliche
Ursache der Krankheit ist. Zu den ersteren könnte man die Ba¬
sedow’sehe Krankheit, die Akromegalie , zu den letzteren die Ca-
chexie nach Extirpation der Schilddrüsse, das Myxödem, den Diabetes
Poln. Archiv, f. biol. u. med. Wissensch. 1Q
Archivei polon. de eoiene. biol. et m6dic. Io
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254
mellitus, dessen Ursache auf das Pancreas zurückzuführen wäre, ferner
den Morbus Addisonii u. s. w. rechnen.
Nicht minder hat auch eine abnorme Umsetzung des Eiweisses
pathologische Störungen zur Folge, wie die Säure-Intoxication und
die uratische Diathese.
Wieder in einer anderen Weise entstehen Selbstvergiftungen
durch Resorption von Giften, die durch Zersetzung von Secreten
sich bilden, welche im Organismus längere Zeit zurückgehalten
werden. Meistens geschieht dies in gewissen abnorm erweiterten Or¬
ganen, wie z. B. in Bronchiectasien. Eine ähnliche Einwirkung übt auf
den Organismus die Verhaltung des eitrigen Exsudates bei Pyopneu-
mothorax, in den nach Abscessen in verschiedenen Organen ent¬
standenen Höhlen, die Verhaltung des in der Harnblase sich zer¬
setzenden Harnes u. s. w. Durch längeres Einwirken dieser Gifte ent¬
stehen z. B. Veränderungen im Knochensysteme wie die schlägelartigen
Verdickungen der Finger, der Gelenkenden von Röhrenknochen, oder
die Amyloid Entartung.
Eine sehr bedeutende Rolle kommt bei Entstehung von Autoin-
toxicationen dem Darmkanale zu. Hieher gelangen mit den Nah¬
rungsmitteln Giftstoffe wie z. B. Fleisch ermüdeter Thiere, verdor¬
benes Fleisch, angefaulte Fische, Würste (Botulismus), verdorbene
Milch; ebenso giftig sind in ihrer Wirkung verdorbenes Getreide, wie
Mais (Pellagra, Lombardisches Erythem), wie Mutterkorn (Ergotismus).
Streng genommen sollten die letzteren Krankheiten zu den Autoin-
toxicationen eigentlich nicht gerechnet werden, da die Giftstoffe, um
welche es sich hier handelt, nicht vom Organismus selbst erzeugte Pro¬
dukte sind. Der Genuss von verdorbenem Fleische oder von verdorbe¬
ner Wurst erzeugt Krankheitserscheinungen dadurch, dass grosse Men¬
gen von Giftstoffen in den Darmkanal gelangen; wie also niemand eine
Trichinosis oder eine Morphinvergiftung zu den Autointoxicationen
rechnen möchte, ebenso wenig soll man die Wurstvergiftung oder das
lombardische Erythem als eine Autointoxication ansehen, sondern als
eine gewöhnliche Vergiftung.
Es gibt ferner krankhafte Zustände, welche ganz selbständig,
in Folge von Resorption gewisser giftiger Stoffe entstehen, welche
durch Mikroorganismen ereugt werden, die auch im normalen Zu¬
stande in der ganzen Länge des Darmkanals sich vorfinden. Diese
giftigen Stoffe können unter gewissen Umständen, welche wir spä¬
ter eingehender besprechen werden, ernsthafte Störungen im Or¬
ganismus herbeiführen. Auch diese Prozesse sollte man, streng ge¬
nommen, nicht zu den Autointoxicationen rechnen, da ja die Mikro¬
organismen doch keine wesentlichen Bestandteile des menschlichen
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255
Körpers bilden. Nur der Umstand, dass diese Mikroorganismen im
Darmkanal beständig Vorkommen, berechtigt uns gewissermassen, die
durch dieselben verursachten Krankheitsprozesse den Autointoxica-
tionen anzu reihen.
Wie aus dieser kurzen Zusammenstellung ersichtlich ist, kann
eine Autointoxication von verschiedenen Organen ausgehen, worin auch
die Verschiedenheit der Krankheitsbilder begründet ist. Das Zusam¬
menfassen aller dieser Prozesse unter dem gemeinschaftlichen Namen
„ Autointoxication“ ist darin begründet, dass bei allen diesen Störun¬
gen gewisse giftige Substanzen auf den Organismus schädlich ein¬
wirken, welche innerhalb des Organismus selbst bei dessen Func¬
tionen sich bilden.
Seit der Entstehung der Lehre von der Autointoxication war
man bestrebt, in den Ausscheidungen des Organismus gewisse Gifte
nachzuweisen und dadurch eine sichere, wissenschaftliche Basis für
die Erforschung dieses Gegenstandes zu gewinnen, welcher verschie¬
dene Forscher so sehr interessirte. Die am meisten angewendete und
besonders in der Schule von Bouchard bearbeitete Methode be¬
ruht aut der Bestimmung der Toxicität des Harnes.
Nach Injection von normalem Harne in die Vene eines Kanin¬
chens treten gewisse Vergiftungs-Ercheinungen auf, wie Veren¬
gerung der Pupillen, Speichelfluss, Beschleunigung der Athmung,
Collapsus, Zittern, und endlich der Tod des Thieres. Bou¬
chard 1 ) unterscheidet hiebei zwei Grössen, und zwar: das Urotoxin
d. h. die Menge des zur Vergiftung nöthigen Harnes, auf ein Kilo¬
gramm des Thierkörpers zurückgeführt und den urotoxischen Coef-
ficienten, nämlich das Verhältniss des in 24 Stunden ausgeschiede¬
nen Urotoxins zum Körpergewichte des betreffenden Individuums,
d. h. die Menge des Urotoxins, welche innerhalb 24 Stunden auf
je 1 klg. des Menschen entfällt. Nach Bouchard beträgt dieser
Coefficient im Normalzustände 0.46, bei Krankheiten schwankt er
zwischen 0-1 und 20. Gegen diese Anschauungen der Schule Bo li¬
eh ard’s haben verschiedene Autoren manches eingewendet, wie
A. Beck 1 ), Albu, Brieger, Ewald, Fr. Müller, Noorden,
Senator*), Godard Stosse*), Gumprecht 5 ), Hymans,
*) Bouc/ard: Oomptes Rendus. Band 102.
*) A. Beck: 0 wlasnoäciach truj%cych moczu, (Über die toxischen
Eigenschaften des Harnes). Krakiw 1897.
*) Kongress in Wiesbaden 1898.
‘) Godard Hosse: Journ. d. 1. soc. des scienc. med. de Bru¬
xelles 1893.
*) Gumprecht: Centralblatt fUr inn med. 1897.
18 ‘
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256
Bergh 1 ), Posner und Vertun’). Weintraud’), bemerkt ganz
richtig, dass, wenn man den urotoxischen Coefficienten von Bou-
c h a r d acceptirte, so müsste man in analoger Weise auch den Coelficien-
ten von Cassian *) als für die Toxicität der Faces acceptiren.
Ebenso wie Harn, hat man in die Venen von Thieren Magensaft, so¬
wie verschiedene Verdauungsprodukte eingeführt, um ihren toxi¬
schen Coefficienten zu bestimmen. C h a r r i n *), hat ferner auch
destillirtes Wasser injicirt und sich überzeugt, dass auch dieses
„giftig“ wirke.
Es last sich nicht leugnen, dass in verschiedenen krankhaften
Zuständen die toxische Wirkung des Harnes manche Schwankun¬
gen zeigt, doch hat Müller richtig bemerkt, dass bei der Bestim¬
mung des urotoxischen Coefficienten grosse Wassermengen und
ausserdem noch Salzlösungen von verschiedener Concentration ein¬
geführt werden, wodurch das moleculäre Gleichgewicht (die Isotonie)
des Blutes bei Versuchstieren plötzlich aufgehoben wird. Ein zwei¬
ter, ganz richtiger Einwand ist der, dass aus der Wirkung einer
Substanz, welche man direct ins Blut einführt, man nicht schlos¬
sen darf, dass dieselbe, vom Darmkanal aus resorbirt, auch in
derselben Weise wirken werde. Viele giftige Stoffe zeigen nämlich
ein derartiges Verhalten. Wir wissen, dass Curare, Peptone, Albu-
mosen, vom Darmkanal aus resorbirt, unschädlich oder sogar für
den Organismus nützlich sind, während dieselben Stoffe, direct
ins Blut injicirt, als heftige Gifte sich erweisen.
Andere Forscher haben bei ihren Untersuchungen andere Me¬
thoden in Anwendung gebracht. Und zwar war man bestrebt, aus
dem Harne von Personen, welche an Autointoxication erkrankt waren,
die giftigen Substanzen im reinen Zustande darzustellen. In vielen
kranhaften Zuständen, welche auf Autointoxication beruhen, hat man
im Harne grosse Mengen von Aceton und Acetonessigsäure ge¬
funden, welche Bestandtheile Jaksch*) bei Autointoxicationen
als besonderes charakteristisch bezeichnet und geneigt ist anzuneh¬
men, dass diese Körper in manchen Fällen giftig wirken. Die Unter¬
suchungen von Lüthje 7 ) haben jedoch gezeigt, dass der im Harne
*) Hymans v. d. Bergh: Zeitschrift f. klin. Med. B. 35.
*) Posner u. Vertun: Berlin, klin. Wochenschrift, 1900.
*) Weintraud: Tubarselo östertag Ergebnisse 1899.
*) Cassiani nach Maly: Jahresberichte über Thierchemie, 1896.
5 ) Nach dem Referate von Müller. Congress zu Wiessbaden, 1898.
*J J a k s c h, Die Vergiftungen — in Nothnagels: Specielle Pathol.
u. Therapie Bd I. 1897.
’) Kongress in Wiesbaden 1898 S. 167.
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257
ausgeschiedene Aceton, als ein Zersetzungsproduct von Eiweissstoffen
anzusehen ist, andere wieder, wie F r e r i c h s, behaupten, dass Ace¬
ton keine giftigen Eigenschaften habe.
Ebensowenig wie dem Acetone kann man dem Schwefelwasser¬
stoffe die Autointoxication zuschreiben. Senator 1 ) hat im Jahre
1868 einen Fall von Hydrothionämie beschrieben, in welchem der
Darmcanal der Ausgangspunkt war. Seit dieser Zeit hat man je¬
doch keine ähnliche Beobachtung gemacht. Fr. Müller 1 ) konnte
im Harne H,S nicht nachweisen, obwohl er in seinen Fällen grosse
Mengen von Schwefelwasserstoff in der ausgeathmeten Luft ge¬
funden hatte. Boas*) und Zawadzki*) fanden im Harne kei¬
nen Schwefelwasserstoff, obwohl sie im erweiterten Magen grosse
Mengen desselben nachweisen konnten. Es ist bis jetzt die Frage noch
nicht entschieden, ob in den Selbstvergiftungsfällen, in welchen die
Entwickelung von Schwefelwasserstoff nachgewiesen werden kann
die Krankheitserscheinungen auf denselben zurückführen sind, oder
ob nicht vielmehr, wie dies Brieger hervorhebt, die viel gifti¬
geren Merkaptane hier im Spiele sind, welche als Fäulnissproducte
bei der Zersetzung von Eiweiss im Darme von Nencki und Sie¬
ber naehgewiesen worden sind.
Trotz der vielen, soeben erwähnten Untersuchungen ist es noch
nicht gelungen nachzuweisen, dass die Selbstvergiftung durch die
Einwirkung eines von den genannten Harnbestandtheilen, nämlich des
Acetons, der Acetonessigsäure, oder des Schwefelwasserstoffs zu Stande
kommt, man ist vielmehr zur Überzeugung gelangt, dass diese Körper
in den betreffenden krankhaften Zuständen nur als Nebenproducte auf-
treten. Ebenso wenig haben Untersuchungen über die toxischen Eigen¬
schaften von Salzen und von organischen Verbindungen, wie Harnstoff
und Harnsäure, welche in erster Linie die Aufklärung der Pathogenese
des Diabetes bezwekten, zu einem erwünschten Ergebnisse geführt. Ich
brauche die diesbezüglichen Versuche nicht eingehender zu besprechen,
da dieselben für unseren Gegenstand von keinem Belange sind.
Es ist aber dennoch gelungen im Harne gewisse höchst giftig
wirkende Stoffe nachzuweisen und im reinen Zustande darzustellen,
nämlich die sogenanten Ptomaine (Diamine), mithin Körper, welche
bei der Fäulniss des Eiweisses entstehen. Namentlich Bauman
’) Senator, Berliner klin. Wochenschrift, 1868.
*) Congress in Wiesbaden. 1898.
3 ) Boas, Deutsche med. Wochenschrift, 1892.
*) Zawadzki, Centralblatt für innere Med. 18U1.
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258
und Udranski 1 ) schreiben die Bildung von Ptomainen gewis¬
sen speciellen Mikroben zu, welche im Darme sich vorfinden. Ana¬
log hat Lussana und später Arslan 1 ) im Harne von mit
Anchylostomum behafteten Individuen giftige Stoffe nachgewiesen,
welche bei Kaninchen Anämie erzeugen. Albu*) fand bei Anä-
mia perniciosa im Harne gewisse giftige Substanzen, ebenso bei Te¬
tanie, während des Anfalles. Zu ähnlichen Ergebnissen gelangten
Ewald und Jacobsohn 4 ).
Die im Harne von Griphiths*) gefundenen Ptomaine, wie Ek¬
zemin, Pleuricin, Carcenin u. s. w. bedürfen jedoch noch der Bestät-
tigung. Bei einem jeden Krankheitsprozesse sollen nach Griphiths
spezifische, giftig wirkende Stoffe auftreten, welche im Harne nach¬
zuweisen sind.
Wie aus den oben angeführten Arbeiten ersichtlich ist, kommen
bei gewissen krankhaften Zuständen in den Körpergeweben, sowie
auch im Darmkanale gewisse, toxisch wirkende Stoffe vor, deren
der Organismus besonders durch Ausscheidung mit dem Harne sich
entledigt, und welche es gelungen ist, in gewissen Fällen im Harne
nachzuweisen. Wie aber Brieger*) mit Recht bemerkt, sind leider
nicht in allen Fällen die toxischen Eigenschaften dieser Substan¬
zen nachgewiesen worden. Was nun speziell den Darmkanal an¬
belangt, so habe ich noch zu bemerken, dass ausser den bereits
oben erwähnten, specifischen Substanzen, welche bei Fäulnissprozes-
sen im Darme im Harne Vorkommen, während intensiver Fäulniss-
prozesse im Darme, noch anderweitige Abnormitäten in der Zusam¬
mensetzung des Harnes beobachtet werden. Man hat sich nämlich
überzeugt, dass die Quantität von Aetherschwefelsäure in geradem Ver¬
hältnisse zur Intensität der Darmfäulniss steht. Senator 1 ) fand bei
Neugeborenen nur eine minimale Menge von Aetherschwefelsäure,
da die Darmparasiten erst einige Zeit nach der Geburt im Darmka¬
nal sich etablieren. Nach Mester 8 ) hat bei Hunden das Füttern
mit faulem Fleische eine Vermehrung der Quantität dieser Säuren
*) Bauman u. Udranski, Zeitschrift t. phys. ChemieB. 13 u. 15.
a ) Stadthagen und Brieger. Berlin, klin. Woch. 1899.
*) Arslan Eiwan, in Maly: Jahresbericht 1894.
4 ) Albu, Berlin, klin. Wochenschrift 1894.
s ) Ewald u. Jacobsohn, Berlin, klin. Woch. 1884.
Q ) Griphiths, Comptes rendus T. 116, 120.
7 ) Brieger: Congress in Wiesbaden 1898.
*) Senator, Zeitschr. f. physiol. Chem. 1879.
9 ) Mester, Zeitschr. f. klin. Med. 24.
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259
zu Folge, sie verschwinden jedoch gänzlich, wenn mittelst Calotnel
eine vollständige Entleerung des Darmkanals herbeigeführt worden
ist (Bauman, Morax)'). Anderseits bewirkt eine vollständige
Entziehung der Nahrung eine verminderte Ausscheidung dieser Säu¬
ren (Fr. Müller) ').
Wie wir sehen, ist die Darmfäulniss von dor Quantität und der
Qualität der Mikrorganismen abhängig. Dieselben gelangen nämlich bald
nach der Geburt in den Darmkanal des Menschen, beziehungsweise der
Thiere und werden von da an stabile Inwohner desselben. Ob sie
einen wesentlichen Bestandheit des Darminhalles bilden und ob die nor
male Verdauung ohne Anwesenheit von Bakterien in Darme über¬
haupt vor sich gehen könne, ist eine Frage, mit welcher man in
den letzten Jahren sich vielfach befasst hat. Die frühere Ansicht
Pasteurs, dass die Bakterien, welche im Darme sich aufhal¬
ten, zum Leben des betreffenden Individuums durchaus nothwen-
dig seien, ist durch die Arbeiten von Nencki u. A*) in Frage ge¬
stellt worden, in welchen nachgewiesen wurde, dass 85.75% Eiweis
bereits im Dünndarme resorbirt wird, also dort, wo die Entwikelung
von Bakterien durch die Einwirkung des Darmsaftes und des son¬
stigen Darminhaltes hintangehalten wird. Die späteren Arbeiten von
Muthai und Thierfolder'j scheinen zu beweisen, dass jene
Thiere, die sofort nach der Geburt mit sterilisirter Nahrung ge¬
füttert werden, am Leben bleiben, wogegen Schotelius*) sich
überzeugen konnte, dass junge, sofort noch dem Hervorkriechen aus
dem Eie mit sterilisirter Nahrung gefütterte Küchlein zwar durch
17. Tage am Leben geblieben, jedoch abgemagert waren, hingegen
andere, welche mit gewöhnlicher Nahrung gefüttert wurden, sich
gut entwickelten.
Ob also die Darm-Bacterien, wenn sie auch zur Resorption des
Eiweisses nicht nothwendig sind, dennoch zur Beförderung des Darm-
Inhaltes beitragen oder ob hier überhaupt ähnliche biologische Ver¬
hältnisse obwalten, wie im Leben der Pflanzen, bei welchen die
Symbiose mit Backterien direct für das Leben der Pflanze noth¬
wendig erscheint, ist bis nunzu noch nicht entschieden. Müller') be¬
merkt, dass die mit der Nahrung frisch eingefühlten Backterien für
*) Zeitachr. f. physiol. Chemie, 1886.
1 1 Fr. Müller, Beil. klin. Woch. 1887.
;l ) Nencki u. Sieberowa in Gazeta lek. 1891
') Muthai n. Thierfelder, Zeitschrift f. phys. Chemie 1897.
*) Schottelius, Arch f. Hygiene B. 24 .
e ) Müller, Congress in Wiessbaden 1898.
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260
den Organismus viel schädlicher sind, als wenn sie längere Zeit im
Darmkanale verweilen, da der Organismus sich gewissermassen an
die letzteren angepasst hat und ihren Producten gegenüber wider¬
standsfähiger geworden ist. Zur Begründung dieser Behauptung führt
Müller die Arbeit von Escherich und Pfaudler an, welche
mit Hilfe des Gr über — Vidal’schen Reagens nachgewiesen ha¬
ben, dass das Blutserum der Kinder nur auf den von demsel¬
ben Individuum stammenden Bacilus coli zusammenklebend ein¬
wirke. Weniger begründet erscheint die Behauptung von Müller,
dass die Producte der im Darmkanal eines bestimmten Indivi¬
duums lebender Bacterien für dasselbe gewöhnlich nur unbequem
w r erden und nur selten gefährlich, da, wie wir wissen, im Darme
Verhältnisse eintreten könen, welche die Toxicität von sonst un¬
schädlichen Mikroorganismen nahmhaftsteigern, wie dies von Klecki
und von D i e u 1 a f o y nachgewiesen worden ist.
Die Mikroorganismen sind also constante Bewohner des Darm¬
kanals sowohl beim Menschen, wie auch bei Thieren und fin¬
den sich in der ganzen Länge desselben vor (Nencki, Macfa¬
dyen, Sieber 1 )).
Dass die faulige Zersetzung des Darminhaltes unter normalen
Verhältnissen erst im Dickdarme vor sich geht, während man im
Magen und im Dünndarme keine Fäulniss antrifft, könte man folgender-
massen erklären. Im Magen wirkt auf die Speisen die Salzsäure
ein, welche bekanntermassen fäulnisswidrig ist. Biernacki*)
ist bei seinen Untersuchungen über den Gehalt des Harnes an Ae-
therschwefelsäure bei Nephritis unter Anderen zur Überzeugung
gelangt, dass die vermehrte Quantität derselben vom Mangel an Salz¬
säure im Magen abhängig sei und dass bei Verabreichung von HCl
die Menge der Aetherschwefelsäure sich vermindert. Diese Beobachtun¬
gen sind später von Schmitz 4 ) bestätigt worden; da nun umgekehrt
die Alkalisirung des Magens durch doppeltkohlensaures Natrium oder
durch kohlensaures Calcium eine vermehrte Ausscheidung von Ae¬
therschwefelsäure im Harne herbeiführt (Käst 1 ), Stadel mann®),
so kann man die antiseptische Wirkung der Salzsäure im Magen
als erwiesen betrachten.
*) ibid.
*) Nencki, Macfadyen, Sieber. Gaz. lek. 1891.
*) Biernacki, Kronika lek. 1891.
4 ) Schmitz, Zeitschrift für physiol. Chemie. 1894.
*) Käst, Festschrift. Hamburg, 1889.
®) Stadelmann: Ueber die Einfluss d. Alkal. aufd. Stoffwechsel.
Stuttgart 1890.
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261
Im Dünndarme werden die Speisen durch Einwirkung des Pan-
creas- und des Darm-Saftes allmählig neutralisirt. Hier könnte also
Fäulniss auftreten; sie wird aber durch das ziehmlich schnelle Vor¬
rücken des Darminhaltes verhindert, vielleicht auch durch Einwir¬
kung der Galle, welche, wie Talma 1 ) experimentell nachgewiesen
hat Bakterien abtödtet. N e n c k i und seine Mitarbeiter *) haben je¬
doch den aus einer Darmfistel beim Menschen erhaltenen Dünndarm-
Inhalt untersucht und sind zur Überzeugung gelangt, dass weder
der Magensaft noch die Galle prompt antiseptisch wirken und
dass von einer Sterilisation des Darminhaltes keine Rede sein kann.
Die Mikroben, welche mit der Nahrung in den Darmkanal ge¬
langen, werden durch die Verdauungsflüssigkeiten nur in ihrer Ent¬
wickelung gehemmt, ohne ihre Lebensfähigkeit einzubüssen. Wenn
dieselben in den Dickdarm gelangt sind, so werden sie wieder rege
und bewirken erst hier eine faulige Zersetzung des Darminhaltes,
wobei Zersetzungsproducte von Eiweissstoffen gebildet werden, wie
Indol, Skatol, CH 4 , H,S, NH S u. s. w. Die faulige Zersetzung ge¬
schieht also im Normalzustände vorwiegend im Dickdarme und hier
ist eben der Ort zu suchen, von wo aus die von Mikroben erzeug¬
ten toxischen Stoffe zur Resorption gelangen. Im Normalzustände
ist diese Resorption eine geringe, (Autointoxications ä l’6tat normal
von Roger), da durch tägliche Entleerungen die Mikroben und der
fäulnissfähige Darminhalt aus dem Organismus fortgeschafft werden.
Ganz anders verhält sich die Sache bei Erkrankung des
Darmkanals, bei welchen jeder beliebige Abschnitt desselben den
Sitz für faulige Zersetzung des Darminhaltes abgeben kann. Es
kann eine jede Verengung des Darmkanals, durch welche der Inhalt
aufgehalten wird, zu verschiedenartigen krankhaften Erscheinungen
Anlass geben, welche gröstentheils auf die toxische Einwirkung des
in fauliger Zersetzung befindlichen Darminhaltes zurückzu führen sind.
Hiehcr gehört vielleicht die Tetanie bei der Magenerweiterung, der
Collaps bei Darmverschluss; es wäre hier auch die Ansicht von
Brieger anzuführen, nämlich dass im Symptomencomplexe jener
Krankheiten des Darmcanals, bei welchen Obstipation vorherrscht,
die Einwirkung der Toxine und Toxalbumine nicht genug berück¬
sichtigt worden ist.
Die klinische Erfahrung zeigt, dass die Symptome, welche bei
Obstipation Vorkommen, theils locale, theils allgemeine sind. Die im
') Talma, Zeitschrift für klin. Med 1901.
a ) Macfadyen, Nencki, Sieber Gaz. lek. 1891.
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262
Darme angehäuften Kothmassen verlieren Wasser, nehmen die Ge¬
stalt von harten Klumpen an, welche den Darm reizen und eine
vermehrte Schleimsecretion verursachen, wobei die Koth-Ballen an
der Oberfläche mit einer Schleim Schicht bedeckt werden und zur
irrigen Annahme von Darmkatarrh Anlass geben. Diese reizende Ein¬
wirkung von Kothmassen kann zu vermehrter wässeriger Ausscheidung
im Darme führen und eine theilweise Verflüssigung der Kothmassen
bewirken, so dass die Entleerung derselben in Form von Diarrhöe
stattfindet. Bei der Fäulniss der Kothmassen entstehen Gase, wel¬
che wegen der krampfhaften, durch die anwesenden Kothmassen
hervorgerufenen Contractionen des Darmes nach aussen nicht ge¬
langen können und die s. g. Colica stercoralis herbeiführen, welche
zu schweren Störungen (Erbrechen, Collaps) und selbst zu Erschei¬
nungen von Darmverschluss sich steigern und sogar zu einem le-
thalen Ausgange führen kann. Zu den örtlichen Veränderungen, wel¬
che durch zurückgehaltene Kothmassen verursacht werden können,
gehören schliesslich die sogenanten Fäcalgeschwüre mit nachfolgender
localer Peritonäalreizung.
Ausser den localen Störungen, welche durch die rein mechani¬
sche Einwirkung von angehäuften Kothmassen zu erklären sind, be¬
gegnet man Ercheinungen, deren Entstehung wir als Allgemeinwirkung
des zurückgehaltenen Kothes ansehen müssen. Hieher gehören der
Apetitmangel, das Aufstossen, der üble Geschmack in Munde, dann
vor allem Störungen von Seite des Nervensysthems, wie Kopf¬
schmerzen, Schwindel, hypochondrische Stimmung; es sind so¬
gar schwere psychische Störungen auf Obstipation zurückgeführt
worden. Ob diese Erscheinungen durch Obstipation verursacht wer¬
den, oder ob die Obstipation eben nur eines von den Symptomen
der Nervenkrankheit ist wie z. B. der Hysterie, der Neurastenie, der
Hypochondrie, ist schwer zu entscheiden. Es ist eine bereits alte An-
schaung, dass die Stuhlverstopfung hypochondrische Zustände zu
Folge habe, dagegen hat in letzterer Zeit Dunin*) die Ansicht
vertreten, dass umgekehrt die Obstipation ein Symptom der Hypo¬
chondrie bildet.
Wenn auch der Zusammenhang zwischen der Obstipation und
jenen allgemeinen, nervösen Störungen heut zu Tage noch nicht
vollkommen aufgeklärt ist, so erscheint eine ganze Reihe von an¬
deren Symptomen, welche die Obstipation oft begleiten, viel leichter
') D u n i n : 0 habitualnem zaparciu atolca, (Über habituelle Stuhl¬
verstopfung) Odczyty kliniezne Nr. XII. S. II. 1890.
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263
verständlich. Ich meine hier Symptome, wie das Gefühl der
Schwere und der Eingenommenheit des Kopfes, Schwindel, Gefühl
von Hitze im Kopfe, vasomotorische Erscheinungen, wie Blässe des
Gesichtes, Kälte der Extremitäten, welche bei mehrtägiger Obstipation
auftreten, um dann, nach einer Stuhlentleerung, zu verschwinden. Es
muss also ohne Zweifel irgend ein Causalnexus zwischen diesen Zu¬
ständen und der Obstipation obwalten. In dieser Hinsicht hat man
also einerseits den hohen Zwerchfellstand und die dadurch erschwerte
Circulation und Athmung beschuldigt, andererseits die besagten Sym-
tome als Reflex-Ercheinungen aufgefasst, welche durch die reizende
Wirkung der angehäuften Kothmassen hervorgerufen werden. L e u b e
hingegen sieht den Druck, welchen die Kothmassen auf den Plexus
haemorrhoidalis ausüben, als die Ursache der nervösen Symptome, be¬
sonders des Schwindels an. Da nun alle diese Umstände zur Erklä¬
rung der besagten Symptome nicht ausreichen, hat man schliesslich
die chemischen Prozesse in Betracht gezogen, welche im Darme
stattfinden und suchte in der Resorption von Fäulniss-Producten
des Darminhaltes die eigentliche Ursache dieser Erscheinungen.
Wie oben bereits bemerkt, ist der Dickdarm jener Ort, an wel¬
chem die Fäulnissprozesse lebhaft vor sich gehen. Bei der Zersetzung
von Eiweissstoffen enstehen Verbindungen, wie Phenol, Parakresol,
Indoxyl, Brenzcatechin, Skatol, Oxyphenyl-Essigsäure, Amidosäuren,
welche zum Theil in Verbindung mit Schwefel im Harne aus¬
geschieden werden. Ausserdem hat G u 1 e w i c z in letzter Zeit darauf
aufmerksam gemacht, dass das Cholin, ein Derivat des Lecithins,
welches in vielen Nahrungsmitteln enthalten ist, unter dem Einflüsse
von Mikroben leicht in Neurin und in Muscarin übergeht. Dieser Zer¬
fall geht meistens weiter bis in CO, u. NH,; man kann jedoch an¬
nehmen, dass dieser Prozess durch den Einfluss von anderen Kör¬
pern, welche gleichzeitig sich bilden, wie von Phenol, gehemmt
wird, so dass die Plomaine, wie Muscarin zur Resorption gelangen kön¬
nen. Dass die Fäulnissprocosse im Darme bei Obstipation bedeutend
sich steigern, hat Pfungen durch Nachweis der Zunahme von Aether-
schwefelsäure im Harne ermittelt.
In der Resorption von Fäulnissproducten aus dem Darme könnte
also die Ursache der nervösen und vasomotorischen Störungen bei
Obstipation liegen. Doch ist bis jetzt der Einfluss von Fäulnisspro¬
ducten des Darmkanals auf die Circulationsorgane experimentell
noch nicht festgestellt worden. Um diese Lücke auszufüllen d. h.
um sich zu überzeugen, ob und inwieferne die Fäulnis-Produkte,
welche bei der Einwirkung von Darm-Mikroben entstehen, auf die
Circulation beziehungsweise auf das Verhalten des Blutdruckes und
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264
der vasomotorischen Centra einwirken — habe ich eine Reihe
von Experimenten mit fäcalen Toxinen vorgenommen, um auf
diese Weise die klinische Erfahrung durch Beobachtungen zu erklä¬
ren, welche bei Versuchen an Thieren eventuell gemacht werden
können.
Zu diesen Untersuchungen hat ein Fall Anlass gegeben, wel¬
chen ich in der letzten Zeit, in der medicinischen Klinik Gele¬
genheit hatte zu beobachten, und welchen ich mir erlaube in Kürze
zu beschreiben. Die 20 J. alte Kranke wurde am 2. December 1900
in die Klinik aufgenommen. Erbliche Anlage nicht nachweisbar;
mit Ausnahme von im Kindesalter überstandener Infectionskrank-
heiten, wie Diphtherie und Masern war sie immer gesund. Seit andert¬
halb Jahren klagt sie über Schmerzen in der Herzgrube, über saures
Aufstossen und saures Erbrechen, welche gewöhnlich kurz nach
Aufnahme von Speisen auftreten. Die Kranke leidet auch an Obsti¬
pationen, welche je 2—4 Tage andauern. Sie hat keinen Appetit und lebt
wie sie sagt, „in strenger Diät“, indem sie nur Suppe und Milch
zu sich nimmt.
Status präsens: Wuchs mittelgross, Ernährungszustand mässig.
Im Bereiche der Hirnnerven und des Thorax keine Abnormitäten.
Der Unterleib in der Herzgrube etwas aufgetrieben und auf Druck
etwas empfindlich. Im Magen lässt sich ein plätscherndes Geräusch
vernehmen, bis auf drei Finger über der horizontalen Nabel-Linie.
Bis zu dieser Linie erstreckt sich auch der Magen nach dem Auf¬
blasen. Leber, und Milz normal, Harn ebenfalls. Während der klini¬
schen Beobachtung hat man sich überzeugt, dass die Kranke wirk¬
lich nur alle 3 —4 Tage Stuhl hat, wobei man beobachtete, dass
während der Obstipation die Hände und die Füsse blass und kalt
sind, und nach einer jeden Defäcation warm und geröthet werden.
Auf Befragen bestätigt die Kranke, dass auch sie selbst bemerkt
hatte, dass während der Obstipation die Hände und die Füsse kalt
werden. Wir hatten also in diesem Falle ganz gewiss vasomotori¬
sche Störungen vor sich, welche mit der anomalen Function des
Darmes in einem gewissen Zusammenhänge standen und unwillkür¬
lich drängte sich die Idee auf, dass bei der Kothstauung gewisse
Zersetzungs-Producte des Darminhaltes zur Resorption gelangen und
jene Circulationsstörungen hervorrufen.
Wir kommen jetzt zur Beschreibung unserer Experimente. Ich
habe mir die Frage gestellt, ob die Einführung in den Kreislauf von
zufälligen, durch den Lebensprozess von Darmmikroben erzeugten
Fäulnissprodukten auf die Circulationsorgane einen Einfluss habe.
Behufs Erhaltung dieser Producte habe ich auf 200 cm* Bulion eine
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266
minimale Quantität von Menschenkoth geimpft, um eine gemischte Cul-
tur der im Kothe enthaltenen Mikroben zu erzielen. Diese Cultur liess
ich durch 48 Stunden in einer Temperatur von 37 # C. sich entwickeln,
hierauffiltrirte ich dieselbe mittelst eines Chamberlan d’schenPor-
celanfilters; das auf diese Weise erhaltene Filtrat enthält eine gewisse
Quantität von Toxinen und wurde bei meinen Versuchen verwendet.
Solche Culturen bereitete ich sowohl aus normalen Fäces als auch
aus Fäces bei Diarrhöe, bei spontaner und artificieller Obstipation
und bei Milchdiät; auch habe ich Gelegenheit gehabt, in dieser Weise
den Dünndarm Inhalt zu untersuchen, welcher bei einer, wegen chro¬
nischer Darmverengerung ausgeführter Operation erhalten wurde.
Um zu ermitteln, ob die Fäulnissproducte bereits fertig in den
Fäces enthalten sind, habe ich auch aus Fäces direct Extracte be¬
reitet, indem ich 50 grm Koth mit 100 cm physiologischer Kochsalz Lö¬
sung verrieb, durch einen Chamberlan d’schen Filter filtrirte und mit
solchen Filtraten dieselben Versuchs-Reihen anstellte, wie mit den
aus den Culturen erhaltenen Filtraten.
Zu den Versuchen verwendete ich Hunde und Kaninchen. Don
Einfluss dieser Toxine auf die Kreislaufs-Organe bestimmte ich durch
Blutdruckmessung. Zu diesem Zwecke wurde eine Carotis mit einem
Ludwig’sehen Kymographion in Verbindung gesetzt und die To¬
xine bei Kaninchen in eine Jugularvene, bei Hunden in eine Cru-
ralvene eingeführt. Die Injection wurde möglichst langsam und zwar
einige Secunden lang ausgeführt, um den Einfluss einer plötzlichen
Vermehrung der Flüssigkeitsmenge in den Gefässen möglichst aus-
zuschliessen. Die Menge der auf einmal eingeführten Flüssigkeit
betrug 2—5 cm 3 . Um den Einfluss von willkürlichen Bewegungen
der Versuchthiere auf den Kreislauf auszuschliessen, habe ich einige
Versuche an curarisirten Thieren angestellt.
ft. €xp«rimente mit filtrirten fScal-CnUarcn.
1) jformaU Fäces:
Als normale Fäces habe ich jene betrachtet, welche von In¬
dividuen stammten, deren Krankheiten mit dem Darmkanale in
keiner Beziehung standen, und welche einmal in 24. Stunden
Stuhlgang hatten.
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266
Versuch I.
Kaninchen, von 1400 gr. Körpergewicht. Nach Fixirung am
Vivisectionsbrette wird die linke Carotis mit dem Ludwig’sehen
Kymographion in Verbindung gesetzt und in die rechte Iugularvene
die Canüle einer 5 gr. fassenden Spritze eingeführt. Es wird auch
Tracheotomie ausgeführt, um jederzeit künstliche Athmung vorneh¬
men zu können. Die verwendeten Toxine stammten aus den Fäces
eines mit Herzfehler im Compensations-Stadium behafteten Individu¬
ums. Der Koth war von normaler Consistenz (einmal in 24 St.) zeigte
unter dem Mikroskope die gewöhnlichen Bestandtheile.
Zeit
Blutdruck
Puls in 10
Secunden
Anmerkung
10 h 17' 44"
106
52
5
cm* Toxine
10 h 17' 54"
103
10 h 17' 58"
120
10 h 18' 03"
134
54
10» 18' 12''
132
18"
130
53
28"
116
46"
100
10 h 19' 19"
98
55
5
cm’ Toxine
CvJ
CO
121
39"
121
54
10 h 20' 03"
106
56
10 h 20' 21"
98
54
10 h 21' 23"
94
52
5
cm’ Toxine
29"
101
39"
120
45"
124
51
55"
98
Dieser Versuch zeigt, dass unsere aus normalen Fäces be¬
reiteten Toxine in einer Menge von 5 cm’, ins Blut injicirt, den
Blutdruck ziemlich beträchlich steigern, doch wurde eine merkliche
Verlangsamung der Herzaction nicht beobachtet.
Versuch II.
Kaninchen von 1600 gr. Körpergewicht. Vorbereitungen wie
oben. Toxine aus normalen Fäces (einmal auf 24 St.) eines Kranken
mit Aortenaneurysma. Die Fäces zeigen unter Mikroskope normale
Bestandtheile.
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267
Zeit
Blutdruck
10 h 30'
122
12"
114
18"
126
34"
124
42"
120
50"
118
57"
106
10 h 31' 07"
128
28"
116
Puls in 10
Secunden Anmerkung
44 2 cm’ Toxine
44
44 3 cm’ Toxine
44
Bei diesem Versuche hatten kleine Gaben von Toxinen nur
eine unbedeutende Hebung des Blutdrucks zu Folge, welcher je¬
doch ein deutliches Sinken desselben vorangieng. Eine Aenderungen
der Pulsfrequenz wurden nicht beobachtet.
Versuch III.
Hund von 4.200 gr. Körpergewicht. Nach Fixirung des Versuchs-
thieres wurde die linke Carotis mit dem Ludwig’s eben Kymo-
graphion in Verbindung gesetzt, Tracheotomie ausgeführt, in die
rechte Femoralvene die Canüle einer 6 gr. fassenden Spritze einge¬
führt, das Thier curarisirt, und künstliche Athmung vorgenommen.
Die toxinhaltige Flüssigkeit wurde aus normalen Fäces eines an
Infiltratio apicum pulmonum leidenden Individuums bereitet. Diese
Fäces erweisen sich unter dem Mikroskope als normal.
Blutdruck
Puls in 10
Zeit
max.
min.
Secunden
Anmerkung
10“ 40'
230
204
35
10'* 41'
25"
228
200
36
5 cm. Toxine
10 h 41'
42"
186
164
41
10 h 42'
06"
242
210
88
10 h 43'
04"
210
192
35
5 cm. Toxine
23"
180
160
39
45"
242
233
42
10 u 46'
20"
197
188
33
Die in die Vene injicirten stercoralen Toxine haben auch beim
Hunde Blutdruck-Steigerung zu Folge. Der ganze Verlauf der Blut*
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268
druck-Welle geht jedoch langsamer vor sich, als beim Kaninchen,
wobei man auch ein vorangehendes Sinken des Blutdrucks beob¬
achtet.
Versuch IV.
Kaninchen von 1720 gr. Körpergewicht. Vorbereitungen wie
oben. Die toxinhaltige Flüssigkeit war aus normalen Fäces (einmali¬
ger Stuhl in 24 St.) eines Kranken mit Neurofibromatosis multi¬
plex erhalten.
Zeit
Blutdruck
max. min.
Puls in 10
Secunden
Anmerkung
10" 15'
114
112
50
46"
116
112
46
2 cm*. Toxine
57"
120
10 h 16' 05"
136
132
44
10 h 16' 11"
128
124
34"
120
46
10 h 17' 16"
110
47
Es ergibt sich also auch bei diesem Versuche, dass die Injec-
tion ins venöse Blut von aus normalen Fäces gewonnenen Toxinen beim
Kaninchen den Blutdruck steigert, wobei eine deutliche Verlangsa¬
mung des Pulses bemerkt werden konnte.
Wir sehen also, dass die auf dem Wege der Cultur aus nor¬
malen Fäces gewonenen Toxine, in Venen injicirt, der Blutdruck sowohl
beim Hunde als auch beim Kaninchen steigern. Um zu ermitteln
ob diese Wirkung von den Toxinen oder von der in den Blutkreis¬
lauf eingeführten Flüssigkeits-Menge oder vielleicht von der Einwirkung
des Bulions abhängt, habe ich einen Versuch angestellt, in welchem ich
den zu Culturen verwendeten, reinen Bulion ferner auch physiologische
Lösung von NaCl injicirte. Hiebei habe ich je 5 cm*. Flüssigkeit in¬
jicirt d. i. die maximale, bei den Versuchen mit Toxinen verwendete
Quantität.
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269
Versuch V.
Kaninchen, von 1400 gr. Körpergewicht. Vorbereitungen wie oben.
Puls in 10
Zeit
Blutdruck
Secundeu
Anmerkung
10 h 15'
96
45
07"
96
48
5
cm.* Bulion
15"
73
50
21''
82
31"
90
10 h 16'
18"
101
50
5
cm.* Na CI
10" 16'
29"
102
36"
102
56"
100
50
Wir sehen also, dass eine Injection von 5 cm* des von mir
verwendeten reinen Bulions in die Vene des Kaninchens den Blut¬
druck herabsetzt und dass die Blutdruck-Curve sich dabei gerade
entgegengesetzt verhält wie nach Injection derselben Menge von
Fäcal-Toxinen. Nach Einspritzung von 5 cm 1 physiologischer Koch¬
salzlösung in die Vene des Kaninchens haben wir beinahe keine
Blutdrucksteigerung (+ 1 mm. Hg.) erhalten.
Dieser Versuch beweist, dass in den Bulionculturen von Fäcal-
Mikroben Producte enthalten sein müssen, welche auf den Kreislaufs-
Apparat intensiv wirken, und zwar den Blutdruck energisch steigern,
da ja reiner Bulion, wie wir sehen, eine entgegengesetzte Wir¬
kung ausübt.
Wenn man diese Blutdrucksteigerung erklären will und dabei
selbstverständlich die Einwirkung der ins Blut eingeführten Flüssig¬
keitsmenge als solcher ausgeschlossen hat, so kommt man zur Über¬
zeugung, dass dieselbe entweder durch eine verstärkte und beschleu¬
nigte Herzaction oder auch Verengerung der Arterien zu Stande
kommen kann. Unsere bisherigen Versuche ergaben, dass die Fäcal-
toxine auf die Herzaction selbst keinen nennenswerten Einfluss haben,
und dass die Beschleunigung der Herzaction zur Erklärung der Blut¬
drucksteigerung nicht herangezogen werden kann. Die Pulsfrequenz
ändert sich nach Injection von Fäcaltoxinen in die Venen entweder
gar nicht oder sie verlangsamt sich sogar. Die Ursache der Blutdruck¬
steigerung kann also nur in der Contraction der peripheren Gefässe
liegen, welche unter dem Einflüsse der vasomotorischen Centra stehen.
In dieser Voraussetzung habe ich mit Injection von Fäcaltoxinen
Versuche an Thieren angestellt, bei denen die Nervi Vagi durch¬
schnitten und welche vorher mit Chloralhydrat intoxicirt waren.
Polo. Archiv f. biol. u. mrd. Wissen sch.
Archives polon. d. scieno. biol. et medio. 1“
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270
Versuch VI.
Kaninchen von 1950 gr. Körpergewicht. Vorbereitungen wie
oben. Toxinhaltige Flüssigkeit, erhalten aus den Fäces einer an chro-
Obstipation kranken Frau. Wegen Suffocations Erscheinungen wird
künstliches Athmen eingeleitet.
Blutdruck
Puls in 10
Zeit
max.
min.
Secunden
Anmerkung
10»* 41'
68
63
46
10 b 41' 50"
67
62
45
10 h 43'
65
59
48
3 cm*. Toxine
17"
109
105
52
40"
10 h 44'
10* 44' 30"
83
75
52
Durchschneidung des
rechten Vagus
Durchschneidung des
linken Vagus
10» 45'
62
58
50
10» 46'
60
55
48
10» 47' 05"
53
43
58
3 cm. Toxine
10» 47' 28"
107
104
52
10» 48' 04"
101
95
54
10» 48' 50"
75
70
64
Nach Einführung von 3 cm*. Toxine in die Vene hat sich der
Blutdruck bedeutend gesteigert, was auch nach der zweiten Injec-
tion der Fall war, obwohl die beiden Vagi durchschnitten waren.
Um wenigstens annähernd zu bestimmen, ob die Fäcaltoxine durch
Einwirkung auf die vasomotorischen Centra den Blutdruck steigern,
wurde ein Versuch in der Weise ausgeführt, dass, nach vorheriger Be¬
stimmung der Blutdruck-Steigerung in Folge von Injection von Fäcal-
toxinen, das Thier mit Chloralhydrat vergiftet wurde. Das Chloralhy-
drat lähmt, wie bekannt, die vasomotorischen Centra im verlänger¬
ten Marke. Wenn also unter dem Einflüsse von Chloralhydrat die
Injection von Toxinen Blutdrucksteigerung bewirken sollte, so könnte
man annehmen, dass dieselbe durch verstärkte Herzaction be¬
wirkt werde.
Versuch VII.
Kaninchen von 1600 gr. Körpergewicht. Vorbereitungen wie
oben. Die toxinhaltige Flüssigkeit wurde aus Fäces nach Milchdiät
erhalten, die den Blutdruck bedeutend gesteigert hatten. (Versuch XVL).
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271
Zeit
Blutdruck
Puls in 10
Secunden
Anmerkung
10“ 42'
104
36
IO* 42' 30"
107
36
10“ 43'
106
36
5 cm*. 10% Chloral
M-
CO
44
32
44"
62
32
2V, cm*. 10% Chloral
10" 44' 32"
59
34
5 cm*. Toxine
10“ 44' 57"
66
34
10“ 45' 16"
64
34
Reizung der Pfote
10“ 45' 23"
63
32
36"
62
34
5 cm*. Toxine
10“ 45' 56"
65
34
10“ 46' 17"
64
34
Toxine 5 cm*.
36"
64
34
46"
64
34
Ich will gleich
auch folgenden Versuch anführen:
Versuch VIII.
Kaninchen, von 1700 gr. Körpergewicht. Vorbereitungen wie
oben. Die toxinhaltige Flüssigkeit war aus diarrhoischen Fäces
(6 Stuhlentleerungen innerhalb 24 Stunden) eines an Circhosis hepatis
Hypertrophien leidenden Kranken bereitet. Diese Flüssigkeit hatte den
Blutdruck bedeutend gesteigert, wobei Arythraie aufrat.
Zeit
Blutdruck
10“ 23'
100
10“ 23' 50"
106
10“ 24' 12"
104
10“ 24' 29"
54
10“ 24' 46"
82
10“ 25' 03"
62
10“ 25' 22"
38
Ohne Einfluss
10“ 25' 51"
26
10“ 26' 01"
33
10“ 26' 10"
34
10“ 26' 51"
41
10“ 26' 61"
34
Puls in 10
Secunden
Anmerkung
48
47
47
10% Chloral 2 cm.
42
Reizung der Pfote
10% Chloral 1 cm. 1
35
Reizung der Pfote
Reizung der Pfote
38
3 cm.* Toxine
37
5 cm.’ Toxine
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272
Puls in 10
Zeit
Blutdruck
Secunden
Anmerkung
10 h 27’ 19"
42
42 1
10 h 27' 40"
30
42
Arythmie
IO* 28'
32
44 1
10* 28' 17"
33
linker Vagus durchschnitten
10 h 28' 40"
rechter Vagus durchschnitten
10 h 28' 55"
50
47
Arythmie
10 h 29' 31"
45
Arythmie, Chloral 10% 1 cm.
10“ 29' 41"
33
41
kleinere Arythmie
max. min.
10 h 30' 03"
42 36
Arythmie, 5 cm.* Toxine
10 h 30' 33"
46 38
sehr deutliche und lange an¬
haltende Arythmie
10 h 34' 25"
44 38
42
Arythmie, 2•/, cm.’ 2% Atro¬
pin
10 h 34' 56"
30
40
rythmisch
10 h 35' 47"
48
rythmisch Toxine 5 cm.
10 h 35' 58"
50 42
42
arythmisch, wie vor Atropin
Wenn
wir die Ergebnisse dieser
drei letzten Experimente nä-
her betrachten, kommen wir zum Schlüsse, dass die in die Vene in-
jicirten Fäcaltoxine durch Reizung der vasomotorischen Centra im
verlängerten Marche den Blutdruck steigern, da die Injection der¬
selben nach Lähmung dieser Centra in Folge der Einwirkung von
Chloralhydrat nur eine ganz unbedeutende Steigerung des Blut¬
druckes bewirkt. Diese Toxine wirken auch auf die Herzaction, indem
sie Arythmie zu Folge haben und wie die Versuche mit der Durch¬
schneidung der Nervi Vagi und mit Anwendung von Atropin bewei¬
sen, geschieht diese Einwirkung aufs Herz weder durch die Vermit¬
telung der Vaguscentra im verlängerten Marke, noch der Nervenen¬
digungen des Nervus Vagus im Herzen selbst, da doch im ersteren
Falle die Durchschneidung der N. Vagi keine Veränderungen im
Rythmus der Herzaction zu Folge haben könnte, im letzteren Falle
die Vergiftung mit Atropin ohne Einfluss bleiben müsste.
Da nun weder die Durchneidunnng der N. Vagi, wodurch die
Verbindung zwischen den Hemmungscentren und dem Herzen durch¬
trennt wird, noch die Vergiftung mit Atropin, welche das periphere
Hemmungscentrum des Herzens lähmt, diese Wirkung der Toxine auf¬
hebt, so ist es ganz klar, dass die Toxine entweder auf den motori¬
schen Nervenapparat im Herzen selbst, oder direct auf den Herz¬
muskel einwirken.
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273
Die Ergebnisse der Experimente mit Filtraten von aus norma¬
len Fäces erhaltenen Culturen lassen sich also in folgenden drei
Sätzen zusammenfassen 1) Die intravenöse Einführung von Fäcal-
toxinen bewirkt Blutdruck-Steigerung in den Arterien. 2) Diese Blut¬
druck-Steigerung ist eine Folge der Reizung der vasomotorischen
Centra. 3) Diese Toxine wirken möglicherweise auch auf de,n Herz¬
muskel selbst.
2. ftbnortc fius.
Es dürfte von Interesse sein, zu ermitteln, inwiefern Erkran¬
kungen des Darmkanals oder allgemeine Krankheiten auf das Ver¬
halten und die Qualität der Darmbakterien von Einfluss sind, ob
also die aus derartigen Fäces cultivirten Toxine sich nicht anders
verhalten, als die aus normalen Fäces durch Züchtung erhalten
Toxine»
Als abnorme Fäces, bezeichne ich Fäces von Personen, welche
an Krankheiten des Darmkanals leiden z. B. an Darmkatarrh mit
Diarhöe, an chronischer Invagination des Dickdarmes, oder an ha¬
bitueller Stuhlverstopfung. In dieselbe Gruppe reihe ich auch die
Fäces bei algemeinen Krankheiten ein, wie z. B. bei Flecktyphus
oder bei Diabetes mellitus .
a) Diarrhoisclie Fäces.
Zu den betreffenden Versuchen verwendete ich diarrhoische
Fäces von Kranken, bei welchen die Diarrhöe als eine Nebener¬
scheinung im Verlaufe einer anderen (Haupt ) Krankheit auftrat.
Versuch IX.
Kaninchen von 1600 gr. Körpergewicht. Vorbereitungen wie
oben. Toxinhaltige Flüssigkeit aus diarrhoischen Fäces einer an
Enteritis chronica leidender Frau erhalten. Am betreffenden Tage
hatte die Kranke neunmal binnen 24 Stunden, tagsvorher sechsmal
Entleerungen. Unter dem Mikroskope findet man in den Fäces Detri¬
tus, Muskelfasern mit erhaltener Querstreifung, Krystalle von phos¬
phorsaurer Amoniak-Magnesia, spärliche Exsudatkörperchen und
zahlreiche Mikroorganismen.
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274
Puls in 10
Zeit
Blutdruck
Secunden
Anmerkung
10 h 31'
48"
110
44
58"
112
44
10» 32'
18"
108
44
3 cm. Toxine
10 h 32'
ca
CO
m
42
10 h 33'
05"
104
•
10 h 33'
13"
106
42
5 cm. Toxine
10 h 33
30"
130
40
10 h 33'
44"
116
10» 34'
11"
104
44
Versuoh X.
Kaninchen, von 1700 gr. Körpergewicht. Toxinhaltige Flüssig¬
keit bereitet aus dünflüssigen Fäces eines an Cirrhosis hepalis hyper-
trophica leidenden Kranken. Am betreffenden Tage hatte der Kranke
sechs Stuhlentleerungen. Unter dem Mikroskope fanden sich in den
Fäces zahlreiche Fett-Tropfen, Krystalle von Phosphaten und zahl¬
reiche Mikroben.
Puls in 10
Zeit
Blutdruck
Secunden
Anmerkung
10“ 20'
77
51
10 h 20' 10"
80
50
10 h 20' 25"
86
51
10 h 20' 40"
85
1 cm* Toxine
10 h 20' 43''
72
10» 20' 47"
102
45
10» 20' 57"
82
45
10* 21' 51"
96
48
3 cm* Toxine
10" 22'
80
10 h 22' 05"
144
44)
10 h 22' 10"
143
}
Arythmie
10 h 22' 20"
120
52
19 h 23'
100
Aus diesen beiden Experimenten ergibt sich, dass aus diarrhoi-
schen Fäces bereitete Toxine, nach Injection in eine Vene, auf den
Blutdruck nicht minder deutlich und auf den Herzmuskel sogar ener¬
gischer einwirken, als Toxine aus normalen Fäces und Arythmie
zu Folge haben.
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275
b) Fäces bei Obstipation.
Die folgenden Versuche bezweckten die Ermittelung, ob die aus
Fäces bei Obstipation bereiteten Toxine in Betreff der Intensität
ihrer Einwirkung sich nicht anders verhalten. Wie oben bereits er¬
wähnt, hat Pfungen nachgewiesen, dass bei Obstipation der Pro-
cess der Darmfäulniss lebhafter vor sich geht. Die Obstipation
könnten wir auch vom Standpunkte der sog. „caviti dose “ betrachten,
da, wie Klecki und Dieulafoy hervorgehoben haben,die Virulenz
der Mikroben sich steigert, wenn dieselben in geschlossenen Höhlen sich
entwickeln. Die Einwirkung der aus Obstipations-Stühlen erhaltenen
Toxine war für uns desto mehr interessant, da wir, wie bereits oben
bemerkt, bei einer Kranken, deren Krankengeschichte angeführt
wurde, während der Obstipation vasomotorische Störungen beob¬
achtet hatten. Zu diesem Zwecke habe ich Fäces von dieser Kranken,
die nach einer sechstägigen Obstipation abgegeben worden waren,
in zwei Kolben von je 200 gr. Inhalt auf Bulion geimpft und die
eine Cultur nach 48 Stunden, die andere erst nach 96 Stunden fil-
trirt. Ich wollte mich nämlich überzeugen, ob ein längeres Verblei¬
ben dieser Cultur in einer Temperatur von 37° C. auf die Virulenz der
Toxine Einflus habe. Diese Fäces hatten die Gestalt von kleinen
harten Kugeln. Unter dem Mikroskope fand man Detritus und viele
Mikroben.
Versuch XI.
Kaninchen, von 1950 gr. Körpergewicht., Vorbereitungen wie
oben. Wegen Unruhe des Thieres wurde künstliches Athmen ein-
geleitet.
Blutdruck
Puls in 10
Zeit
max.
min.
Secunden
Anmerkung
10“ 15'
90
87
50
10 h 17'
80
58
54
künstliches Athmen
10 h 17, 10"
75
56
5 ctn 3 2 tägige Toxine
10“ 17 27"
m
116
56
56"
110
89
56
10“ 18' 28"
96
69
10“ 18' 32"
gewöhnliche Athmen
10“ 18' 52"
98
96
53
10 h 20' 20"
93
91
49
2cm* 2 tägiger Toxine
10“ 20' 31"
112
109
49
10“ 21' 46"
90
87
50
1 cm’ 2 tägiger Toxine
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276
Blutdruck Puls in 10
Zeit
max.
min.
Secunden
Anmerkung
10 h 22' 06"
104
102
49
10 h 22' 38"
88
86
47
10 h 23' 39"
88
86
47
1 cm* 4-tägiger Toxine
10 h 23' 48"
80
78
10 h 23' 55"
98
95
47
10 h 24' 14"
92
90
46
1 cm* 4-tägiger Toxine
10 h 24' 20"
88
86
10 h 24' 25"
102
97
50
10 h 24' 36"
90
87
48
2 cm* 4-tägiger Toxine
10 h 24' 50"
114
110
48
10 h 25' 26"
90
80
50
10 h 26' 09"
82
81
50
5 cm’ 4-tägiger Toxine
10 h 26' 29"
112
110
48
10 h 26' 37"
116
114
50
10“ 27'
90
88
50
Aus diesem Vesuche ist ersichtlich, das die aus Obstipations-
Fäces erhaltenen Toxine nach Injection in die Vene den Blutdruck
ebenfalls steigern und zwar viel bedeutender, als jene Toxine, die
aus diarrhoischen, oder aus normalen Fäces gewonnen wurden. Ein
längeres Verbleiben der Cultur in der Temperatur von 37° C. hatte
keinem Einfluss auf die Virulenz.
Versuch XII.
Kaninchen, von 1720 gr. Körpergewicht. Toxine bereitet aus
den Fäces eines an Zuckerharnruhr kranken Individuums, welche
nach einer zweitägigen Obstipation abgegeben wurden. Die Fäces wa¬
ren compact, hart, nach gemischter Diät; im Harne 6% Zucker-Gehalt.
Blutdruck
Puls in 10
Zeit
max. min.
Secunden
Anmerkung
10 h 18' 45"
104 44
10 h 18' 55"
108
10 h 19' 15"
112 44
10 h 19' 25"
111 108
42
3 cm* Toxine
10 h 19' 44"
156 152
42
10»« 20, 28"
120
10 h 20' 49"
109
10 h 21' 14"
98
46
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277
Wir hatten also in diesem Falle eine sehr bedeutende Blutdruck-
Steigerung bereits nach der Injection von 3 cm*. Toxine.
Um uns zu überzeugen, ob künstlich herbeigeführte Obstipa¬
tion auf die Virulenz der Toxine Einflus habe, habe ich dem an
Neurofibrotnatosis multiplex leidenden Patienten Tannalbumin und
Bismuthum subnitricum aa 0 30, 3 mal täglich gereicht und erzielte
dadurch eine 3 tägige Stuhl Vorhaltung. Den ersten hierauf abgege¬
benen Stuhl habe ich zur Impfung auf Bulion verwendet.
Die normalen Fäces dieses Kranken habe ich ebenfalls unter¬
sucht. (siehe Versuch IV.)
Versuoh XIII.
Kaninchen, von
1720 gr. Körpergewicht. Vorbereitungen wie
oben.
Puls in 10
Zeit
Blutdruck
Secunden Anmerkung
10» 16' 50"
115
46
10» 17' 05"
108
47
10» 17' 16"
110
47 3 cm* Toxine
10» 17' 24"
108
max. min.
10» 17' 34"
136 131
43
10» 17' 44"
124
10» 18' 05"
118
44
10» 18' 45"
104
•
Wenn man diese Ergebnisse mit jenen beim Versuche IV. ver¬
gleicht, wo dieselbe Menge von Toxinen aus normalen Fäces des¬
selben Patienten injicirt wurde, so ergibt sich, dass eine künstlich
herbeigeführte Stuhlverhaltung keinen merklichen Einfluss auf die
Virulenz der Toxine hat. Anders verhält sich die Sache mit den Toxi¬
nen bei spontanen Obstipationen. Hier sehen wir nach Injection,
von 5 cm*, toxinhaltiger Flüssigkeit eine Steigerung des Blutdrucks
um 36 mm. Hg. (Versuch XI.), also eine Differenz, welche bei An¬
wendung von Toxinen aus normalen Fäces nicht vorgekommen ist.
Im Laufe meiner Arbeit habe ich auch Fäces von einem Falle
von Flecktyphus und einem Falle von chronischer Dickdarm-Invagi-
nation untersucht. Der erste Kranke befand sich im Stadium des
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278
continuirlichen Fiebers, hatte jedoch täglich Stuhl. Es wurde abso¬
lute Diät beobachtet und nur Milch, Weinsuppe, schwarzer Kaffe,
Suppe mit Ei verabreicht. Der zweite Kranke erhielt gewöhnliche
gemischte Kost und hatte täglich einen Stuhl von breiiger Consi-
stenz. Wir wollen die Fäcaltoxine vom Typhuskranken mit «i und
die vom anderen Kranken mit Invagination mit b. bezeichnen.
Versuch XIV.
Kaninchen, von 1659 gr. Körpergewicht. Vorbereitungen wie
Zeit
Blutdruck
Secunden
Anmerkung
10 h 30'
113
56
10 h 31' 01”
114
54
10 h 31' 15”
114
2 cm* Toxine a
IO* 31' 17”
127
54
10 h 31' 19”
112
10 h 31' 21”
127
10 h 31' 25”
124
IO" 31’ 35"
118
10 h 31’ 55”
113
3 cm* Toxine a
10 h 32’ 06”
132
55
10» 32’ 17”
121
10» 32’ 48”
112
54
10 h 32’ 55”
112
2 cm* Toxine b
IO 1 * 33’ 03”
116 .
10 h 33’ 08”
126
57 (beschleunigt)
IO“ 33’ 19”
115
IO“ 33’ 27”
114
54
10“ 33’ 42”
114
3 cm* Toxine b
10“ 33’ 54;
134
54
10“ 34’ 06”
118
10“ 34’ 27”
112
60
Diese Toxine unterscheiden sich also weder untereinander noch
von jenen, mit welchen die vorherigen Versuche angestellt wurden.
Versuch XV.
Bei einer in der chirurgischen Klinik in einem Falle von
Darmverengerung ausgeführten Operation habe ich etwas Darmin¬
halt aus dem Dünndarm erhalten. Derselbe stammte aus dem unte-
Digitized by LjOOQle
279
ren Abschnitte des Ileums. Unter dem Mikroskope erwies sich dieser
Darminhalt aus Detritus, quergestreiften Muskelfasern, Fettkügelchen
und zahlreichen Mikroben zusammengesetzt. Die Toxine wurden in
der Weise bereitet, wie bei den vorigen Versuchen. Die Cultur ver¬
blieb 48 Stunden in einer Temperatur von 37° C.
Kaninchen, von 1760 gr. Körpergewicht. Vorbereitungen wie
oben.
Zeit
Blutdruck
Puls in 10
Secunden
Anmerkung
9 h 30’
102
54
9 b 31’
110
52
9 h 32’
100
52
9 h 33’ 38”
102
49
3 cm.* Toxine
9 h 33’ 43”
96
49”
126
43
9 b 34’
110
9 h 34’ 10"
104
9» 34’ 20”
102
50
9 h 36’ 35”
100
55
2 cm* Curare
9 h 36’ 52”
86
48
3 cm* Curare
9 b 38’
100
9» 38’ 05"
128
49
9» 38’ 20”
95
9 b 39’
94
52
1 cm* Curare
9 b 39’ 06”
87
51
athmet nicht selbst
9 h 39’ 48”
82
50
2 cm* Toxine
9 h 39’ 56"
94
9 b 40’ 03"
120
47
9" 40’ 20"
90
48
9 h 40’ 40”
82
Aus diesem Versuche ergibt sich, dass die aus dem Dünndarm-
Inhalte cultivirten Toxine bei Injection in die Vene ebenso den Blut¬
druck steigern, wie die aus Fäces cultivirten Toxine. Im Dünndarm-
Inhalte müssen also dieselben Mikroben vorhanden sein, wie im
Dickdarme.
Im Laufe dieser Arbeit habe ich mir die Frage gestellt, ob eine
besondere Kost beim Menschen auf die Qualität und auf das Verhalten
der Darm-Mikroben einen gewissen Einfluss habe, ob also auch die
Fäcal-Toxine bei einer solchen Kost sich anders verhalten werden,
Digitized by
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280
als bei einer gewöhnlichen, gemischten Kost. Ich habe also einem
Kranken mit Aorten-Aneurysma reine Milchkost verabreicht. Vorher
hatte ich das Verhalten der Toxine bei demselben Kranken bei ge¬
mischter Diät untersucht (Vide Versuch II.).
Versuch XVI.
Zeit
Blutdruck
Puls in 10
Secunden
Anmerkung
10 h 34’ 15”
106
44
10 h 34’ 20"
104
44
IO 1 » 34’ 28”
104
42
5 cm* Toxine
10 h 34’ 48”
146
44
10 u 35’ 18"
117
42
10“ 35’ 48”
106
44
Die dreitägige Milchdiät hatte also keinen Einfluss auf das Ver¬
halten der Darmmikroben.
Es blieb noch zu untersuchen, wie die Fäcaltoxine nach In-
jection in die Pforteder wirken. Diese Untersuchung war angezeigt
besonders in Anbetracht das Umstandes, dass die Fäcal-Toxine, wenn
sie im Darme sich bilden und zur Resorption gelangen, bei norma¬
len Verhältnissen die Leber passiren müssen.
Versuch XVII.
Hund, von 4200 gr. Körpergewicht, curarisirt. Toxinhaltige
Flüssigkeit aus normalen Fäces von einem an Infiltratio apicum pul¬
monum leidenden Kranken. Nach Eröffnung der Bauchhöhle gelang
uns die Kanüle einer Spritze von 5 gr. Inhalt in einen stärkeren Ve¬
nenzweig des Mesenteriums einzuführen.
Blutdruck
Puls in 10
Zeit
max.
min
Secunden
Anmerkung
10» 49’
233
184
31
Vor Eröffnung der Bauchhöhle
ll k
11» 01
176
157
32
Eröffnung der Bauchhöhle
n h or 50”
185
166
34
ll h 02’ 50”
176
157
34
5 cm* Toxine in die Pfortader
ll h 03’ 13”
150
136
34
11» 03’ 27”
164
150
36
ll h 04’ 07”
172
158
38
ll h 04’ 34”
157
144
38
Digitized by
Google
281
Blutdruck Puls m 10
Zeit max. min. Secunden Anmerkung
11" 05’ 03”
156
144
36
11" 05’ 20”
180
1C5
38
11" 05’ 33”
169
153
42
5 cm* Toxine in die Jugular-Vene
Versuch XVIII.
Kaninchen, von 1720 gr. Körpergewicht. Nach Eröffnung der
Bauchhöhle wurde in einen Venenzweig des Mesenteriums die Nadel
einer Spritze von 2 gr. Inhalt eingeführt. Die toxinhaltige Flüssigkeit
aus Fäces eines an Zuckerharnruhr leidenden Kranken.
Zeit
Blutdruck
Puls in 10
Secunden
Anmerkung
10" 22’
110
46
Vor Eröffnung der Bauchhöhle
10" 23’
10" 24’ 50”
98
48
Eröffnung der Bauchhöhle
10" 25’ 20”
100
48
10" 25’ 54"
105
49
2 cm 3 Toxine in die Pfortader
10" 26’ 10”
117
46
10" 26’ 20”
116
10" 26’ 41”
108
42
10" 27’ 17"
108
46
2 cm 3 Toxine in die Jugular-Vene
10" 27’ 23”
105
max. min
10" 27' 33”
149 143
41
10" 27’ 53”
120
46
10" 28’ 21”
100
46
10" 29’ 56"
100
48
2 cm* Toxine in die Pfortader
10" 30’ 22”
116
44
10" 31’ 17”
104
45
Aus diesen beiden Versuchen ergibt sich, dass die Injection,
von Fäcaltoxinen in die Pfortader beim Hunde und beim Kanin¬
chen den Blutdruck wenig steigert oder sogar ohne merklichen Ein¬
fluss auf den Blutdruck bleibt (wie die erste Injection beim Ver¬
suche XVII.), wogegen die Injection derselben Toxine in die Jugular-
vene bei demselben Thiere den Blutdruck bedeutend steigert.
Digitized by
Google
282
Die Experimente mit Fäcal-Extracten habe ich in derselben Weise
ausgeführt, wie mit Toxinen, welche aus Culturen erhalten wurden.
Versuch XIX.
Kaninchen, von 1400 gr. Körpergewicht. Das Extract war aus
normalen Fäces eines an Vitium cor dis in stadio compensationis lei¬
denden Kranken bereitet, indem 38. gr. Fäces mit 100 cm*. NaCl
6%o verrieben und durch einem Chamberland’schen-Filter filtrirt
wurden.
Zeit
Blutdruck
Puls in 10
Secunden
Anmerkung
IO» 22’
98
52
10 h 23’
100
54
10 h 24’
96
52
IO 1 * 24’ 50”
94
58
5 cm 1 Extract
10* 25’ 01”
66
52
10" 25’ 22”
62
54
10 h 25’ 38”
52
54
Im weiteren Verlaufe des Versuches, welcher noch 3 Minuten
dauerte, ist der Blutdruck nicht gestiegen.
Versuch XX.
Kaninchen von 1950 gr. Körpergewicht. Vorbereitungen wie
oben. Bei einem früheren Versuche waren die beiden N. Vagi durch¬
schnitten. Künstliche Athmung. Das Extract war aus Fäces nach sechs¬
tägiger Obstipation bereitet, indem ich 50 gr. derselben mit 100 cm*.
Na. CI. 6°/ )0 verrieben hatte.
Zeit
Blutdruck
Puls in 10
Anmerkung
max.
mm.
Secunden
10* 49’
100
94
54
10 h ' 50’
98
93
54
10 h 51’ 08”
97
90
52
3 cm* Extracts
10 h 51’ 18”
77
64
52
10 h 52’ 20”
70
60
48
3 cm* Extracts
10» 52’ 31”
62
57
50
Im weiteren Verlaufe des Versuches, welcher noch 4 Minuten
dauerte — ist der Blutdruck nicht gestiegen.
Digitized by LjOOQle
283
Versuoh XXI.
Kaninchen, von 700 gr. Körpergewicht. Vorbereitungen wie
oben. Extract war aus diarrhoischen Fäces (6 Entleerungen in 24
Stunden) bereitet, welche dünnflüssig waren — und durch einen
Chamberland’schen Filter filtrirt wurden.
Zeit
Blutdruck
Puls in 10
Secunden
10“ 15’
125
53
10 h 15’ 10”
112
10" 15’ 23”
129
10 h 15’ 33”
116
54 5
10 h 15’ 35"
100
10** 15’ 38”
106
10 h 15’ 46”
72
53
IO“ 16’ 17”
77
10 h 16’ 27"
66
44
IO* 1 16’ 36"
56
10 h 17’ 02”
43
10 h 17’ 30”
36
10 h 17’ 50”
34
38
10 h 18’ 58”
92 wird unruhig 45
10 fc 19’ 56”
60
42
10 h 20’ 25”
86
51
Anmerkung
cm* Extracts
Aus den drei letzten Experimenten ist ersichtlich, das wässerige
Fäcal-Extracte auf den Blutdruck eine direkt entgegengesetzte Wirkung
ausüben, als die Flüssigkeiten, welche durch Cultur aus diesen Fäces
erhalten werden. Die ganz bedeutende Herabsetzung des Blutdrucks,
welche nach Injection von Extracten erfolgt, tritt jedoch nicht in
Form eines Wellen-Thales auf, sondern ist eine bleibende, wobei
auch zugleich eine Verlangsamung der Pulsfrequenz constatirt wird.
Wenn wir die Ergebnisse dieser Untersuchungen zusammen¬
fassen, so sehen wir, dass die durch Cultur auf Bulion aus mensch¬
lichen Fäces erhaltenen toxinhaltigen Flüssigkaiten auf den Kreis¬
laufs-Apparat spezifisch einwirken, und zwar, dass dieselben in den
Kreislauf direkt eingeführt, den Blutdruck in den Arterien steigern.
Dass hiebei die eingeführte Flüssigkeitsmenge an und für sich von
Einfluss sei, davon kann selbstverständlich keine Rede sein. Der
Digitized by LjOOQle
284
reine, von mir angewendete Bulion, in einer Quantität von 5 cm*, in
die Jugularvene injicirt, bewirkt, wie dies auf Grund der Arbeiten
von Z a 1 e s k i') voranzusehen war, wegen seines Gehaltes an Albu-
mosen (Peptonen) eine bedeutende Herabsetzung des Blutdrucks und
zwar von 96 mm. Hg. auf 73 mm. Hg.
Wenn wir die Curve des Blutdrucks, die wir nach Injection
von Fäcal-Toxinen erhalten, betrachten, so sehen wir, dass der Blut¬
druck bereits in zwölf bis vierzehn Secunden nach der Injection
zu steigen beginnt, worauf er während der folgenden 5 Secun¬
den die grösste Höbe erreicht. Das nachherige Sinken des Blut¬
drucks geht allmählig vor sich, und zwar mehr weniger im Ver¬
laufe von 60 Secunden.
Wir müssen noch einen Umstand hervorheben: die Curve zeigt
manchmal vor der Hebung ein unbedeutendes Sinken.
Diese Beschreibung des Verlafes des Blutdrucks nach Injec¬
tion der Fäcal-Toxine bezieht sich auf das Kaninchen. Beim Hunde geht
die Einwirkung der Toxine in Algemeinen langsamer vor sich, so
dass das Maximum der Blutdruck-Steigerung erst in 40 Secunden nach
der Injection erreicht wird. Die der Hebung vorangehende Herabse¬
tzung des Blutdrucks ist beim Hunde viel deutlicher. Was die Fre¬
quenz und die Qualität des Pulses abgelangt, so finden wir eben¬
falls einen Unterschied vor und nach der Injection. Es ist eine be¬
kannte Thatsache, dass der Puls bei Steigerung des Blutdrucks
sich verlangsamt und bei Herabsetzung desselben sich wieder be¬
schleunigt. Bei meinen Versuchen verhielt sich die Pulsfrequenz
im grossen und ganzen in derselben Weise, jedoch, wie wir später sehen
werden, war die Pulverlangsamung nach der Injection von Fäcal-
Toxinen zur Höhe des Blutdruckes nicht proportional. Ich muss zu¬
gleich noch bemerken, dass ich bei manchen Versuchen selbst eine
geringe Pulsbeschleunigung während des Steigens des Blutdrucks
bemerkte. Ebenso kann man, was die Qualität des Pulses anbelangt,
keine bestimmten Gesetze bemerken. In den meisten Fällen zeigte
die Pulscurve eine Hebung und eine unbedeutende Arythmie.
Bereits bei den ersten Versuchen habe ich vermuthet, dass die
durch Einwirkung von Fäcal-Toxinen auftretende Blutdruck-Steigung
auf Reizung des vasomotorischen Apparates beruhe. Zur Begründung
dieser Annahme habe ich einige Versuche an Thieren vorgenom¬
men. welche vorher mit Chloralhydrat vergiftet waren
') Zaleski: Wplyw wstrzykiwaA peptonu do zyly na uklad krwio-
nosny etc. (Über den Einfluss von intravenösen Pepton-Injectionen auf
den Kreislauf etc.) Rozprawy Akad. umiej. Krakdw 1897.
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285
Nach Vergiftung des Kaninchens vermitelst Chloralhydrat (Ver¬
suche VII. u. VIII) bis zu dem Grade, dass die Reizung der Pfo¬
ten ohne Einfluss auf den Blutdruck blieb, habe ich mich überzeugt,
dass eine Injection von 3 cm* einer Fäcaltoxine enthaltenden Flüssig¬
keit, welche unter normalen Verhältnissen eine bedeutende Blutdruck¬
steigerung (von 96 mm. Hg. bis auf 144 mm. Hg.) bewirkt, bei dieser
Vergiftung nur eine ganz unbedeutende Blutdrucksteigerung (von 34
mm. Hg. auf 41 mm. Hg.) zu Folge hatte. Die Einführung von weiteren
5 cm* toxinhaltiger Flüssigkeit hatte ebenfalls nur eine unbedeutende
Blutdruksteigerung von 34 mm. Hg. auf 42 mm. Hg. hervorgerufen; es
trat hingegen eine bedeutende Arythmie auf, die sogar nach Durch¬
schneidung der Vagi anhielt. Nach Injection von 1 cm*. 10% Chloralhy¬
drat wurde die Arythmie etwas geringer, nach nochmaliger Injec¬
tion von 5 cm*, toxinhaltiger Flüssigkeit wurde sie wieder bedeu¬
tender, hielt lange an, und verschwand ganz erst nach Anwen¬
dung von 2'/ 2 cm 5 , einer 2"/« 0 Atropinlösung. Trotz der Einwirkung
von’ Atropin hat jedoch eine neuerliche Toxin-Injection wieder
Arythmie bewirkt. Aus diesem Versuche lässt sich nun folgern, dass
die Fäcaltoxine nicht nur auf die vasomotorischen Centra einwirken,
sondern auch die Function des Herzens selbst beeinflussen. Die letztere
Einwirkung der Fäcaltoxine aufs Herz geschieht weder durch Vermit¬
telung des Vagus-Kernes im verlängerten Marke, noch der Nervenen¬
digungen des Vagus im Herzen selbst. Wir haben nämlich gesehen,
dass trotz der Durchneidung der Vagi, wodurch die Leitung vom
Hemmungs-Centrum zum Herzen unterbrochen worden ist, wie auch
trotz der Vergiftung des Thieres mit Atropin, welches die Nerven¬
endigungen des Vagus im Herzen selbst lähmt, die Injection von
Fäcaltoxinen Störungen in der rythmischen Herzaction zu Folge hat.
Wir können also mit voller Bestimmtheit annehmen, dass die Cu-
rarisirung des Thieres auf die Wirkung der Toxine ebenfalls keinen
Einfluss hat.
Beim Beginne meiner Untersuchungen habe ich vermuthet, dass
ein längeres Verbleiben der Bulion-Cultur in der Temperatur von
37° C. die Wirkung der Toxine steigern werde. Durch den Versuch
mit einer viertägigen Cultur habe ich mich überzeugt, dass die Viru¬
lenz der Fäcaltoxine in älteren (viertägigen) Culturen von jener der
zweitägigen sich nicht unterscheidet.
Durch Cultivirung von Fäces verschiedener Kranken — also von
Fäces bei Diarrhöe so wie bei mehrtägiger spontaner und künstlich
erzeugter Obstipation konnte ich mich überzeugen, dass die Ein¬
spritzung in die Jugularvene einer gewissen Menge von Toxinen,
die aus Fäces bei spontaner Obstipation cultivirt waren, den
Polu. Archiv, f. blol. n. med. WissenBch.
Archivei polon. de aolene. bioi. et m4dic. «0
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286
Blutdruck bedeutender steigert, als die gleiche Quantität von Toxi'
nen aus normalen oder diarrhoischen Fäces.
Es ist dies aus folgenden tabellarischen Zusammenstellungen
ersichtlich:
Normale Fäces.
Quantität der intravenös injicirten
toxinhaltigen Flüssigkeit in cm*
& &
5 2 3
5
&
3
Hebung des Blutdrucks
in mm. Bg.
4-28|+23|-+-3o| +4 -^-lo|“|“14j“j“24j—|-20j
DIarrliolsche Fäces.
Quantität der intravenös injicirten toxinhaltigen
Flüssigkeit in cm 3
3
3
2
3
Hebung des Blutdrucks in mm. Hg.
+ 14
+ 24 J +17
+48
arjlb.
Fäccs bei Obstipation.
Toxine Tiert&gig.
von Diabetes
künst¬
liche
3
3
5
2
3
Hebung des Blut¬
drucks in mm. Hg.
+44
+64j+5lj+19
+ 14
+lo|+24j+34j+45
+26
Wie bereits bemerkt, habe ich Gelegenheit gehabt, etwas Dünn¬
darminhalt bei der Operation einer Darm Verengerung zu erhalten.
Die aus diesem Inhalte cultivirten Toxine verhielten sich ganz
analog, wie die gewöhnlichen Fäcal-Toxine. Dieses Ergebniss be¬
stätigt die Ansicht von Nencki und seiner Mitarbeiter, dass alle
Arten von Mikroorganismen, welche in Dickdarme enthalten sind,
auch im Dünndarme Vorkommen, dass jedoch ihre Entwickelung
unter normalen Verhältnissen einerseits durch die Anwesenheit der
Verdauungssäfte, anderseits durch die saure Reaction des Dünn¬
darminhaltes gehemmt wird.
Es ist nicht unwahrscheinlich, dass die im Darmkanale re-
sorbirten Fäcaltoxine, bereits innerhalb der Darmwand ihre Viru-
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28?
lenz einbüssen (Ne n c k i); sollte dies nicht der Fall sein, so müssten sie
in die Leber gelangen. Bis jetzt ist es noch nicht endgiltig entschieden,
in welcher Weise die Leber zu den dieselbe passirenden Giften sich ver¬
hält. Es ist eine bekannte Thatsache, dass manche^Alkaloide, wie zum
Beispiel Nicotin , Atropin , Cocain , innerlich gereicht, weniger giftig wir¬
ken, als bei subcutaner Injection.
Nach der Resorption im Darmcanal gelangen sie nämlich in
die Leber und von da aus kommt nur ein Theil derselben in den
algemeinen Kreislauf, während ein anderer Theil von den Leber¬
zellen zurückgehalten und vielleicht, ähnlich wie das Urobilin
(A. Beck 1 ), mit der Galle ausgeschieden wird. Es haben jedoch die
Untersuchungen von Schupper 3 4 ) bewiesen, dass die Leber den
Pflanzen-Alkaloiden gegenüber in einer verschiedenen Weise sich
verhält, indem sie die Virulenz des Cocains um 3 / 3 , die des Atro¬
pins aber um die Hälfte reducirt. Teissier und Guinard kamen
zu dem Ergebnisse, dass die Toxine des Pneumobacillus und des
Löffler’schen Bacillus bei Injection in die Pfortader des Hundes, in¬
tensivere Vergiftung-Erscheinungen hervorrufen, als nach Injection
in eine periphere Vene. Man muss also annehmen, dass die Leber
den Pflanzen-Giften (Alkaloiden) gegenüber anders sich verhält, als
jenen Toxinen gegenüber, welche Producte von Mikroben sind.
Teissier 5 *) nimmt auf Grund seiner früheren Experimente
und seiner Versuche über die entgiftende Wirkung des Glykogens an,
dass eben das Glykogen jener Körper ist, welcher die Wirksamkeit
mancher Gifte, wie z. B. der Alkaloide schwächt, dagegen die Viru¬
lenz der diphteritischen Toxine verstärkt. Die Arbeiten von Teissier
könnten also in einer sehr einfachen Weise die Rolle der Leber er¬
klären, wenn nicht andere Autoren zu ganz anderen Ergebnissen ge¬
langt wären. Es hat nämlich Luis La pique 4 * ) bei seinen Versuchen
an Kaninchen den verstärkenden Einfluss der Leber auf die Giftigkeit
der diphteritischen Toxine nicht bestätigen können, während wieder
Luschi 5 ) und Anys 8 ) die entgiftende Wirkung des Glycogens
auf Alkaloide gänzlicn in Abrede stellen.
3 ) A. Beck: 0 powstaniu urobiliny. (Über die Enstehung des
Urobilins). Krakdw 1895.
3 ) Schupper. Jahresber. f. ges. Med. 1895.
3 ) Teissier, Semaine med. 1901.
4 ) Luis Lspique: Compt. Rend. d. 1. soc. biolog. 48.
Ä ) Luschi: Polyclinico 1900.
6 ) Jahresberichte für gesammte Med. 1895.
20 *
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288
Wie verhält sich nun die Leber zu den Fäcaltoxinen ? Ich
muss von vornherein bemerken, dass es hier nur um Feststellung
des Einflusses des Fäcaltoxine auf den Blutdruck nach Injection
derselben in die Pfortader sich handelt und dass wir andere Probleme,
wie die entgiftende Einwirkung der Leber und die weiteren Schick¬
sale dieser Toxine nach Passirung der Leber vorderhand unent¬
schieden lassen müssen. Aus unseren Versuchen ergibt sich, dass
die Fäcaltoxine auch nach Injection in die Pfortader den Blutdruck
steigern, doch viel weniger, als nach Injection in die Jugular-
vene. So weit also aus dem Verhalten der Blutdruck-Curve ein
Schluss gezogen werden kann, muss man annehmen, dass die Le¬
ber die Virulenz der Fäcaltoxine schwächt. Dieses Verhalten könnte
man entweder durch die Thätigkeit der Leberzellen selbst, oder ein¬
fach dadurch erklären, dass die Toxine langsamer in den Kreislauf
gelangen. Die bisherigen Arbeiten über den Einfluss der Producte
von Mikroorganismen (Toxine) auf die Circulation haben nachge¬
wiesen, dass diese Körper sowohl auf den Herzmuskel selbst als
auch auf die vasomotorischen Centra höchst giftig wirken. In der
im Institute von Prof. Gluzinski ausgeführten Arbeit von
A. Beck und Siapa') über die Diphterie-Toxine ist nachgewiesen
worden, dass unmittelbar nach der Einführung der Diphterie-Toxine
ins Blut, ein Einfluss derselben auf den Kreislauf nicht zu consta-
tiren ist, sondern dass erst einige Minten vor dem Tode Sinken
des Blutdrucks und Pulsverlangsamung eintritt, Erscheinungen,
welche auf Herzlähmung zurückzuführen sind. In demselben Institute
hat ferner Raczynski’) eine Reihe von Versuchen über den Ein¬
fluss der Toxine des Streptococcus pyogenes und des Bacillus coli
ausgeführt, welche zu dem Ergebnisse führten, das der Virus des
Streptococcus pyogenes die vasomotorischen Centra im verlängerten
Marke lähmt, das Herz aber von demselben nur wenig beeinflusst
wird, dass dagegen die Toxine des Bacillus coli vorzugsweise auf
den Herzmuskel einwirken.
Diese Wirkung tritt jedoch niemals plötzlich und unmittel¬
bar nach der Injection auf, sondern erst einige Stunden nach der
Einführung des Giftes. Ebenso sind Romberg und Pessler*) bei
ihren Untersuchungen über das Verhalten des Kreislaufes unter dem
*) Beck u. Siapa, Wplyw jadu bloniczego na kr%zenie. (Einfluss
des diphteritischen Virus auf den Kreislauf). Przeglqd lekarski, 1895.
’) Raczynski: Wplyw toksyn na narz%d kr%£enia. (Einfluss der
Toxine anf den Circulations-Apparat) Kraköw 1896.
J ) Pessler u. Romberg. Münchner m d. Wochenschr. 1896.
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289
Einflüsse der Toxine des Diphteriebacillus zu dem Ergebnisse gelangt,
dass die bei der Intoxication mit Diphterie-Toxinen auftretende Her¬
absetzung des Blutdrucks auf Lähmung des vasomotorischen
Centrums zu beziehen ist. Diese Erscheinung tritt auch hier erst
spät auf, nämlich einige Minuten vor dem Tode. Andererseits haben
C har in und Gley 1 ) bei ihren Versuchen über den Virus des
BaciUus pyocyaneus nachgewiesen, dass derselbe, ins Blut eingeführt,
durch Reizung der vasomotorischen Centren Gefässverengerung be¬
wirkt. Wir sehen also, dass die von Mikroorganismen erzeugten To¬
xine einen eminenten Einfluss auf die vasomotorischen Centra haben,
indem sie dieselben bald reizen bald lähmen.
Die bisherigen Versuche, welche ich soeben angeführt habe,
sind mit Toxinen angestellt worden, welche in Reinkulturen von
Streptococcus pyogenes, von Diphterie-BaciUus, von Bacillus pyocyaneus
und von Bacillus coli enthalten sind. Behufs Aufklärung des von
mir in Angriff genommenen Problems handelt es sich nicht um die
Wirkung der Toxine der einzelnen Darm-Bakterien sondern um ihre
Gesammtwirkung. Für gewöhnlich ist nämlich der Darmkanal der
Sitz der verschiedensten Mikroorganismen; die Darmtoxine, müssen
also eine Mischung der verschiedensten Toxine vorstellen, deren
physiologische Wirkung nur insofern variiren wird, als ein gemein¬
schaftliches Zusammenleben der verschiedenen Microben bald mö¬
glich sein wird, bald die Entwickelung der einen Art, auf die Ver¬
mehrung der anderen ungünstig einwirken wird oder umgekehrt.
Man wäre geneigt anzunehmen, dass die Fäces die von uns künst¬
lich erzeugten Toxine als solche enthalten müssen und dass die
Fäces dieselbe physiologische Wirkung haben müssen, wie die in den
Culturen enthaltenen Toxine. Die früheren Untersuchungen, welche ich
bereits oben erwähnt habe, beweisen, dass Fäcalextracte auf Thiere to¬
xisch einwirken. Ich bin mir dessen wohl bewusst, dass derartige Versu.
che keinen Anspruch auf Exactheit haben können, doch habe ich einige
Versuche mit Fäcalextracten angestellt, welche von Mikroorganismen
befreit (sterilisirt), nämlich durch Chamberland’sche Filter filtrirt waren.
Es hat sich gezeigt dass die Fäcalextracte auf den Blutdruck gerade
entgegengesetzt wirken, als die Fäcaltoxine, und zwar den Blutdruck be¬
trächtlich herabsetzen. Die Fäcalextracte verhalten sich ganz so, wie
in die Vene injicirter Bulion; es scheint also, dass sie viel Peptone oder
Albumosen enthalten, d. h. Körper, deren Injection in die peripheren
Gefässe den Blutdruck bedeutend herabsetzt. Eine solche Wir¬
kung haben die Fäces im normalen Zustande nicht, was vielleicht
*) Cham in et Gley. Archives de Physiol. n. et path. 1890 i 1891.
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290
durch die normale Function des Darmepithels zu erklären wäre. Die
Frage also, ob in den Fäces jene Toxine enthalten sind, die wir
künstlich im Bulion erzeugen konnten, ist durch unsere Experi¬
mente nicht entschieden worden. Es ist also die Möglichkeit nicht
ausgeschlossen, dass diese Stoffe, als lösliche Körper, leicht re-
sorbirt aber durch die Function der Schutzorgane des Organis¬
mus rasch ausgeschieden oder vernichtet werden.
Wir müssen noch erwägen, ob in einem concreten Falle wir das
Recht haben, unsere Toxine, als Ursache von pathologischen Störungen
anzusehen. Es ist eine Thatsache, dass diese Toxine den Blutdruck stei¬
gern und die Gefässe verengern. Man könnte also diese ihre Einwirkung
zur Erklärung von manchen krankhaften Erscheinungen herbeiziehen,
wie von vasomotorischen Störungen, welche z. B. bei jener Patientin auf¬
traten, deren Krankengeschichte ich oben kurz angeführt habe. Ebenso
könnten wir auch die nervösen Symptome, welche bei Obstipation
auftreten, wie Schwindel, Schwere und Eingenommensein des Ko¬
pfes, auf vasomotorische Störungen beziehen, welche durch die Ein¬
wirkung von Fäcaltoxinen zu Stande kommen. Andererseits beruht
die bedeutende Herabsetzung des Blutdrucks, welche man nach Per¬
foration des Darmes und nach Erguss des Darminhaltes in die Bauch¬
höhle gewöhnlich beobachtet, sehr wahrscheinlich auf plötzlicher Re¬
sorption von löslichen Bestandtheilen der Fäces und auf consecutiver
Lähmung des vasomotorischen Apparates.
Indem wir die Ergebnisse unserer Versuche zusammenstellen,
kommen wir zu folgenden Schlüssen:
1. Die Filtrate von Bulionculturen, welche durch Überimpfung
einer minimalen Quantität von menschlichen Fäces erhalten werden,
enthalten gewisse Stoffe (Toxine), welche
2) in eine periphere Vene injicirt, den arteriellen Blutdruck
steigern.
3. Diese Steigerung des- Blutdrucks beruht wahrscheinlich auf
der Reizung der vasomotorischen Centra.
4. Diese Toxine bewirken auch Sörungen in der Function des
Herzmuskels selbst oder seines peripheren Nerven-Apparates.
5. Die durch Impfung von Fäces bei spontaner Obstipation er¬
haltenen Toxine wirken intensiver auf das vasomotorische Centrum,
als jene Toxine, welche durch Impfung von normalen Fäces erzeugt
worden sind.
6. Künstlich herbeigeführte Obstipation hat auf die Virulenz
der Toxine keinen merklichen Einfluss;
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291
7. ebensowenig Diarrhöe.
8. Eine mehrtägige Milchdiät hat keinen Einfluss auf die Qua¬
lität und Virulenz der Toxine;
9. Die Cultur des Dünndarminhaltes enthält Toxine, welche ebenso
wirksam sind, wie jene, welche in Culturen von Fäces sich bilden.
10. Die Einführung von Fäcaltoxinen in die Pfortader wirkt
auf die vasomotorischen Centra viel schwächer, als die Einführung
derselben in die Jugularvene;
11. Wässerige Fäcalextracte bewirken nach Einführung in eine
Vene beträchtliche Herabsetzung des Blutdrucks.
Nachtrag.
Als diese Arbeit bereits vollendet war, erschien eine in der me¬
dizinischen Klinik in Leipzig ausgeführte Arbeit von Hei necke*)
in welcher der Verfasser experimentell nachzuweisen suchte, dass
das Sinken des Blutdrucks bei der Perforation des Darmes von der
Resorption löslicher Fäcal-Bestandtheile abhängt. Die Ergebnisse dieser
Arbeit sind also mit unseren Untersuchungen über den Einfluss
wässeriger Fäcalextracte auf die Circulation übereinstimmend.
*) H. Heinecke. Experimentelle Untersuchungen über die Todes¬
ursache bei Perforations-Peritonitis. Deutsch. Arch. f. klin. Medizin
Band LXIX. 190t.
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Vergleichende Regenerationsstudien.
L
Ueber die morphologischen Vorgänge
bei der Regeneration des künstlich abgetragenen hinteren Körperabscbiittes
bei Enchytraeiden
(mit Tafel 5-7)
von
Joseph Nusbaum
Direktor des vergl. «net. Inst. d. k. k. Universität in Lemberg.
Da die Ansichten über die Regenerationsprocesse bei Anneliden
vielfach sehr weit auseinandergehen, sah ich mich veranlasst, eine
Reihe von diesbezüglichen Untersuchungen anzustellen, für wel¬
che ich die Enchytraeiden: Fridericia Rätzeln (Eisen) und Enchy-
traeus Buchholzii ( Vejd .) gewählt habe, besonders da die Enchy¬
traeiden, eine in so vielen Hinsichten äusserst interessante Oli-
gochaetengruppe, soweit es mir bekannti st, in dieser Richtung noch
nicht untersucht worden sind.
I.
Kurze historische Ueberslcht
der wichtigsten bisherigen histogenetischen Untersuchungen
Uber die Regenererationsscheinungen bei den Anneliden.
Da es sich in den vorliegenden Untersuchungen hauptsächlich
um histogenetische Vorgänge handelt, so werde ich nur die¬
jenigen Arbeiten über die Regeneration bei den Anneliden anführen,
in welchen diese Vorgänge berücksichtigt worden sind.
Semper (1) beobachtete die normale Regeneration des hinteren
Körperendes bei Nais und Chaetogaster. Er fand, dass hier
das gesammte Mesoderm sehr wahrscheinlich aus dem Ektoderm
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293
sich entwickelt. Es bildet sich vor dem After auf der ventralen
Seite durch Wucherung des ursprüglich einfachen Ektoderms eine
Achsenplatte, die in zwei Mesodermplatten zerfällt, welche durch
einen axialen Zellstrang getrennt werden, welcher über dem Darm
liegt und mit der Chorda der Wirbelthiere zu vergleichen ist. Das
Nervensystem leitet er vom Ektoderm ab, und zwar sollen die centralen
Theile des Nervensystems aus einer ungegliederten Ektodermver¬
dickung entstehen, dagegen die seitlichen Ganglien aus den medialen
Theilen der Mesodermplatten und zwar erst dann, wenn die Bildung
der Ursegmente schon vollendet ist. Diese Arbeit ist zwar in
mancher Hinsicht fehlerhaft, war jedoch auf diesem Gebiete bahn¬
brechend.
C. Bülow (2) beschrieb die Regeneration des Schwanzendes
bei Lumbriculus. Er hat den Gegenstand hauptsächlich an Quer¬
schnitten untersucht und ist in Folge dessen zu einigen falschen
Schlüssen gelangt. B. beschreibt nämlich eine Art embolischer Inva-
gination am Ende des Körpers, welche er mit der Gastrulation ver¬
gleicht. Aus der sich einstülpenden Wand soll das neue Entoderm
entstehen. Das Mesoderm soll ein Proliferationsprodukt desjenigen
Theiles der neugebildeten Körperwand sein, wo das Ektoderm in das En¬
toderm übergeht und es soll zwei ventrale Streifen (Mesodermstreifen)
bilden. Das Nervensystem ist eine rein ektodermale Bildung (im
Gegensätze zu Semper). Aus dem auf obige Weise entstehenden
Mesoderm bilden sich die Muskulatur, die Segmentalorgane und die
Gefässe. Die Borstensäcke sind ektodermalen Ursprunges. Bülow
ist der Meinung, dass die „Keimblätter“ in der sich regenerirenden
Schwanzknospe ganz homolog den embryonalen Keimblättern sind.
Nach J. Kennel (3) soll während der Stolonisation bei Cteno-
drilus pardalis das Nervensystem aus dem Ektoderm, das neue Meso¬
derm aus dem alten hervorgehen.
C. Emery (4) beschreibt die Regeneration des hinteren Endes bei
einigen Polychaeten, besonders bei N e p h t h y s. Er ist der Ansicht,
dass die Schichten des sich regenerirenden Körperabschnittes von
den gleichnamigen, alten Schichten abstammen. Das neue Nerven¬
system geht jedoch aus dem Ektoderm hervor. Auch die Borsten
sind ektodermaler Herkunft und die Borstenmuskeln verdanken ihre
Entstehung den circulären Muskeln der Körperwand.
G. Pruvot (5) studirte die Regeneration des vorderen und
hinteren Körperabschnittes bei SyUiden. Die Ränder der Schnitt¬
fläche ziehen sich zusammen und schliessen sich zu, wobei das
Ektoderm und Entoderm durch Proliferation die gleichnamigen
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294
Schichten in der Regenerationsknospe bilden; das Mesoderm stammt
vom alten mesodermalen Peritonealepithel ab.
Zu ähnlichen Resultaten kommt auch Miss Harriett
Randolph (6), welche die caudale Regeneration bei Lumbriculus
studirte.
Sie behauptet, dass das neue Ektoderm und Entoderm aus den
alten hervorgehen. Das neue Mesoderm geht aus der alten, meso-
dermalen Peritonealschicht hervor und entwickelt sich hauptsächlich
auf der Bauchseite, wo es aus grossen, mit ansehnlichen Kernen
versehenen Zellen besteht, welche zu beiden Seiten des Bauch¬
nervensystems je einen Längsstreifen bilden. Randolph nennt
diese Zellen „Neoblasten “ und hält sie für identisch mit den s. g.
„ Chordazellen “ Semper’s. Von diesen Zellen stammt das ventrale
Mesoderm; das dorsale soll aus kleinen Peritonealzellen entstehen.
Das Mesoderm liefert die Muskulatur und die Coelom-Auskleidung der
Regenerationsknospe. Das Nervensystem, die Nephridien und Borsten¬
säcke stammen vom Ektoderm ab. Am hinteren Ende der Knospe ver¬
schmilzt das Entoderm des Darmes mit dem Ektoderm und so wird
der Darmkanal verschlossen, aber etwas später entsteht eine ekto-
dermale Einstülpung (Proctodaeum), die sich mit dem alten en-
todermalen Darme vereinigt und den definitiven Hinterdarm
repräsentirt.
Fr. v Wäger (7) behauptet auf Grund seiner eigenen Beobach¬
tungen (1893) und derjenigen von L Schmidt, von welchen die
ersteren die Kopfregeneration, die letzteren die caudale Regenera¬
tion beim Lumbriculus betreffen, dass der durchschnittene Darm
mit dem Ektoderm der Wundfläche sich vereinigt und dass keine
Einstülpung (Storno - beziehungsweise - Proctodaeum) sich bildet, dass
also der ganze Darm des regenerirten Körperabschnittes entoder-
raalen Ursprunges sei. Derselbe Verfasser hat aber 4 Jahre spä¬
ter (1897) diesen Standpunkt auf Grund wiederholter Untersu¬
chungen verlassen und behauptet, dass nach der Vereinigung des
durchschnittenen Darmes (Vorderdarmes) mit dem Ektoderm der
Wundfläche zwar eine provisorische Oeffnung entsteht, nachher
aber eine ektodermale Einstülpung folgt.
A. Malaquin (8) untersuchte die Regeneration bei Sylliden ;
doch findet man- in dieser Arbeit keine näheren Angaben über die
Herkunft der neuen Somatopleura, von welcher M. die ganze Musku¬
latur, sowie auch von speciellen Zellenanhäufungen die Nephridien
und Geschlechtsorgane ableitet. Die neuen Borsten entstehen aus
dem Ektoderm.
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295
N. Makarow (9) beschreibt die caudale Regeneration bei
Tubifex Bonneti. Er unterscheidet ein „ primäres Mesoderm 11 , wel¬
ches aus zwei Ausstülpungen des Entoderms in der Umgebnng
des Afters entstehen soll und ein „secundäres u , welches aus zwei
latero-ventralen Verdickungen des Ektoderms, die- aus grossen Zel¬
len bestehen, den Anfang nimmt. Aus dem sacundären Meso¬
derm soll das Peritonaeum (Endothel der Leibeshöhle sammt den
Chloragogenzellen) entstehen, das primäre soll den Gefässwandungen
den Anfang geben. Das Bauchnervensystem entwickelt sich aus
einer medianen Verdickung des Ektoderms.
B. Friedländer (10) beschreibt die Regeneration herausge¬
schnittener Theile der Bauchnervenkette bei Lumbricus und macht
dabei einige Angaben über die Bildung der neuen Gewebe an der
Schnittfläche. Er meint, dass die Regeneration wahrscheinlich von
Leukocyten ausgeht, welche die Wundfläche sehr bald nach der
Operation bedecken; die Leukocyten sollen sich in ein kompaktes
Gewebe zusammenhäufen, welches das Nervensystem reproducirt
und gehen lateral in spindelförmige Zellen über, welche die Muskel¬
fasern darstellen. Sogar das Epithel der Wundfläche soll sich aus
amoeboiden Zellen bilden, welche von den verdickten Rändern des
alten Epithels auswandern. Alle diese Angaben Friedländer’s
steben im schroffen Gegensätze zu den Angaben anderer Forscher
und beruhen wahrscheinlich auf Irrthümern, welche durch die unten,
dargestellten Beobachtungen über die Regeneration bei Enchytraeiden
leicht zu verstehen sein werden.
H. Rievel (11) untersuchte die Regeneration des Vorderdar¬
mes und des Hinterdarmes bei einigen Anneliden ( Ophryotrocha ,
Abts, Allolobophora , Lumbricus). Das alte Mesenchymgewebe lie¬
fert ein Granulationsgewebe, welches die Wunde schliesst und
von Epidermis bedeckt wird. Der Darm schliesst sich und nähert
sich dem neugebildeten Ektoderm, welches ganz passiv sich ver¬
hält. Das Entoderm des geschlossenen Darmes sendet nun
einige Fortsätze gegen das Ektoderm, mit welchem es verwächst,
wobei das Ektoderm keine Einstülpung bildet; die Analöffnung
entsteht durch Ruptur der zusammengewachsenen Wände. Aus
dem Granulationsgewebe entstehen grosse Zellen mit hellen Kernen
und stark sich färbenden Kernkörperchen und längliche, spindel¬
förmige Zellen; es bilden sich auch mitunter aus denselben Muskel¬
elemente. In Betreff der grossen morphogenetischen Bedeutung,
die Rivel dem „Granulationsgewebe“ zuschreibt, war er
wahrscheinlich unter dem Einflüsse der Ansichten seines Vorgängers,
Friedländer’s. Beide Autoren haben aber diese ganze Frage nur,
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296
so zu sagen, nebenbei behandelt, indem sie hauptsächlich ganz
andere Ziele (Regeneration der herausgeschnittenen Theile des
Centralnervensystems, beziehungsweise die Darmregeneration) ver¬
folgten. Rievel ist der Ansicht, dass es keine vollständige Ueber-
einstimmung der regenerativen mit dem embryonalen Bildungs-
processe giebt.
M. v. Bock (12), welcher die Knospung beim Chaetogaster
diaphanus studirt hat, nimmt keine ektodermale Analeinstälpung
an, sondern eine direkte Verwachsung der Darmwand mit dem
Ektoderm. In Betreff der Neubildung neuerer Organe ist seine
Meinung von den Anschauungen anderer Forscher different und zwar
soll sich durch die Proliferation der alten Gewebe, wie des Darm¬
epithels, des Ektoderms und des alten Nervensystems eine Zellmasse
bilden, aus welcher das neue Nervensystem, die Muskulatur, das
Peritonaeum und die Nephridien entstehen.
P. Hepke (13), der die Regeneration der Naiden studirte,
kam zu folgenden, sehr interessanten Resultaten, die für uns
besonders wichtig sind. Bei den Regenerationsprocessen der Naiden ,
die nach Amputation von Körpertheilen stattfinden, bildet sich
das neue Ektoderm sowohl am Kopf- als auch am Schwanz-Ende
aus den alten Epidermiszellen an der Stelle, wo die Wundränder
kurz nach der Durchschneidung zusammengetreten sind. Das neue
Ektoderm bekommt alsdann die Form einer zunächst einschichtigen,
später aber mehrschichtigen Kappe, von deren concaver Innenfläche
her die Anlagen aller zu regenerirendem Gebilde in letzter Instanz
ihren Ursprung nehmen.
Der neue Darmkanal entsteht sowohl am Schwanzende, wie
auch am Kopfende als eine solide Ektodermknospe, die in einen
soliden Strang sich verlängert, dessen freies Ende die Richtung nach
der Durchschneidungsstelle des alten Darmes einschlägt, der dort
seinerseits ebenfalls eiuige neue Zellen bildet; endlich vereinigt sich
dieser Strang mit dem alten Darme und bekommt späterhin ein
Lumen, welches bald mit einer im Ektoderm entstehenden Ein¬
buchtung konfluiert. Bei der Regeneration des Darmes spielt also
die Ektodermknospe die Hauptrolle, der alte Darm dagegen nur eine
mehr untergeordnete Rolle.
Der gesammte Nervenapparat entsteht aus dem Ektoderm. Das
neue Mesoderm entwickelt sich aus Zellen, welche sowohl am
Kopfende, wie auch am Schwanzende (hier etwas ventralwärts)
zu beiden Seiten der Intestinalanlage aus dem Ektoderm in die
Leibeshöhle einwandern. Das Gros dieser Zellen bildet am Vorder-
und am Hinterende des Thieres jederseits eine längliche Platte,
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deren laterale Fläche convex ist und sich an die Körperwand an-
lehnt und deren dorsaler Rand etwa das Niveau der oberen Grenz¬
linie des Darmes erreicht, während der ventrale an die Anlage des
Bauchstranges anstösst. In diesen Mesodermplatten tritt schon sehr
früh eine Gliederung auf, wobei diese Gliederung an beiden Körper¬
enden früher stattfindet, als in der sich gleichzeitig mit ihnen bil¬
denden Neuralanlagen. Aus den Mesodermplatten bilden sich am
Kopfende zu gleicher Zeit, am Schwanzende jedoch von der Schnitt¬
fläche aus in centrifugaler Richtung fortschreitend, zuerst die
Längsmuskel platten, dann Borstenbeutel, Nephridien, Dissepimente,
sowie schliesslich auch Leberzellen und Blutgefässe. Die Rings¬
muskelfasern entstehen direkt aus dem Ektoderm, nachdem die
Abschnürung der Neuralanlage stattgefunden hat und zwar auf die
Weise, dass einzelne Zellen aus dem Ektoderm in das Innere der
Leibeshöhle treten, sich an die Innenfläche derselben anlegen und
quer zur Längsaxe des Thieres in lange Muskelzellen auswachsen.
K. Hescheler (14) hat histo- und organogenetische Verhält¬
nisse bei der Regeneration des Vorderendes des Körpers bei AUolo-
bophora und Lumbricus untersucht. Er sah, dass lymphatische
Zellen die Narbe infiltriren, aber keine formative Rolle spielen. Die
Narbe wird dann von dem neuen Ektoderm, das vom alten stammt,
bedeckt. Der durchschnittene Darmkanal schliesst sich und nähert
sein geschlossenes Ende dem Ektoderm, wobei die Mundhöhle als
Stomodaeum entsteht. Aehnlich wie Bock, nimmt Hescheler
eine Proliferation nicht nur des Ektoderms an, sondern auch fast
aller alten Gewebe und zwar der Darm wand, der Muskeln, vor allem
aber des centralen Nervensystems, in welchem diese Proliferation
auch weit von der Wundfläche entstehen soll. Aus den durch
diese allgemeine Proliferation entstehenden Zellen differenziren sich
grosse „Regenorationszellen“, aus welchen neue Gewebe sich bilden.
Interessant ist die Annahme Hescheler’s, dass die neuen Nerven¬
fasern von dem alten Bauchmarke herrühren und von hier an in
die Regenerationsknospe sich verlängern, wo sie von Zellen bedeckt
werden, welche wahrscheinlich vom Ektoderm, aber möglicherweise
auch von den Regenerationszellen stammen. In dem sich regene-
rirenden Muskelgewebe trifft man spindelförmige Zellen, deren
Ursprung der Verfasser nicht im Stande war mit Sicherheit zu
ermitteln.
Von grosser Bedeutung sind für uns die ausgedehnten und
schönen Untersuchungen A. Michel’s (15—28). Dieser verdienst¬
volle Verfasser hat zuerst eine Anzahl von kleinen Notizen und
vorläufigen Mittheilungen (15—27) und dann eine sehr ausführliche
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298
und mit vielen Abbildungen versehene, monographische Arbeit (28)
publicirt und zwar über die Regeneration bei verschiedenen Spe-
cies der Gattungen Allolobophora, Lumbricus, Lumbriculus, Tubifex ,
Capitella , Cirratulus, Aricia , Siophanes , Nerine, Phyllodoce, Eulalia,
Typosyllis, Nephthys, Nereis und Hediste, bei welchen er hauptsäch¬
lich die caudale Regeneration daneben aber auch die Regenera¬
tion des vorderen Körperabschnittes und die laterale Regeneration
untersucht hatte.
Nach der Retraction der Wunde bildet sich eine Narbe in Folge
des Zusammanziebens der durchschnittenen Körperwände. Die Art
und Weise, wie Michel die Regeneration des Darmes beschreibt
scheint mir etwas dunkel zu sein. Denn einerseits sagt er: „1 ’or i-
fice intestinal, dü ä la section reste organiquement
ouvert et forme l’anus“, woraus man schliessen möchte, dass
das Ektoderm keine Rolle an der Bildung des neuen Darmes spiele;
andererseits aber sagt er: „la participation de l’epithelium
intestinal äla formation delanouvelle paroi digestive
me parait douteuse et tout au moins trös faible; le
nouvel öpithelium, ectoderme vers l’extörieur, ento-
derme vers l’intörieur, dörive de l’öpiderme ancien.
Mais il ne rösulte pas delä, quecette paroi öpithöliale, dö
veloppöe en revßtement du bourrelet annulaire, qui de
plus en plus saillant, constitue le bourgeon, doive
ßtre considöröe comme exclusivement ectodermique:
de möme, la cavitö, resultant du ddveloppement de ce
bourrelet, et non d’une vöritable invagination, comme
l’admettent Randolph, Hepke, ne peut pas ßtre carac-
törisöe comme unproctodaeum par laprötendue nature
ectodermique de sa paroi, car, en röalitö, quelle qu’en
soit l’origine, cette nouvelle paroi est ä son debut in¬
differente, pour se differöncier ensuite en ectoderme
d’un cöte, en entoderme de l’autre“. Ich habe wörtlich diese
ganze Beschreibung Michel’s angeführt, weil sie mir etwas unklar
zu sein scheint und sich nicht kürzer ausdrücken lässt.
In Folge der Proliferation des neuen Ektoderms entsteht nach
Michel ein tief liegendes Gewebe, welches sich mehr oder weniger
einerseits in einen medio-ventralen Keimstreifen (band germinal),
andererseits in spindelförmige und reticuläre Elemente ( Mesenchym)
differenzirt. Diese letzteren entstehen vielleicht auch aus Entoderm
und dem Keimstreifen selbst, haben also vielerlei Ursprung.
Eine dominirende Erscheinung in der Organogenie „ist hier die
rasche Bildung von Fibrillen, zelligen Verlängerungen
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299
oder sehr jungen Muskelfasern*. Longitudinale Fibrillen¬
bündel (der künftige fibrilläre Nervenstrang in der Mitte; seitlich die
künftigen ventralen Muskelbänder, gefledert durch die Verbindung
der tiefen und der oberflächlichen Fibrillen) differenziren den Keim¬
streifen in zwei Blätter, in ein oberflächliches, epidermales und
neurales und in ein tiefes, coelomatisches (mhodenne ); diese Sepa¬
ration ist bei den Polychaeten rein und rasch, bei den Lumbri-
ciden dagegen sehr verzögert und nach der Vertiefung der Anlagen,
und zwar des Nervensystems, „gruppirt von da an in einer
tiefen Schicht des verdickten Ektoderms“. Die trans¬
versalen Fasern, welche die tiefe Masse quer durchlaufen, spielen
eine mehr oder weniger active Rolle bei der Metamerisation. Eine
basale Schicht welche anfangs nur ein „feutrage“ von Fibrillen
zu sein scheint, tritt hauptsächlich in der medianen Region ver¬
schiedener Wände und zwar am meisten bei den Lumbriciden,
obwohl mehr verzögert, auf der neuen Ventralwand nach der Sepa¬
ration des Bauchmarkes hervor. „Im Gegentheile persistirt
noch durch längere Zeit die Continuität und die Pro¬
liferation derEpidermis anfangs in lateralen Feldern,
nachher nur gegen ihre Ränder zwischen den Lateral¬
massen und Muskelbändern“. Die Metamerisation, nach
welcher die Bildung der coelomatischen Höhlen auftritt, beginnt
zuerst im Mesoderm, wobei sie vom Scheitel ausgeht und in ventro-
lateraler Region fortschreitet.
Durch eine starke ventrale Proliferation entsteht ein Streifen
mit ventraler Ausbuchtung, der sich selbst in 1 oder 2 Caudalcirren
verlängern kann, was die Ursache der anfangs dorsalen Lage des
Afters ist.
Der neue Bauchnervenstrang entsteht aus dem Ektoderm ohne
Theilnahme des alten. Auch alle Muskelschichten verdanken ihre
Entstehung dem Ektoderm. Die Muskulatur des neuen Darmes da¬
gegen — ohne Zweifel — dem Entoderm. Die Nephridien (bei Allo -
lobophora) entwickeln sich aus je einer grossen Zelle (der Anlage
des künftigen Trichters), welche im Mesoderm und zwar im Peri¬
tonealepithel an der Vorderfläche und am äusseren Rande des
Septum entsteht. Von dieser wächst nach hinten hin ein solider
Zellstrang, in welchem später ein iutracellulaler Kanal erscheint.
T. W. Galloway (29) beschreibt die Regeneration bei Dero
Vaga und kommt zum Schlüsse, dass sich dieselbe im Allgemeinen
ähnlich wie bei Chaetogaster nach Bock vollzieht. Es giebt
aber auch nicht unwichtige Verschiedenheiten. Das Gehirn stammt
von paarigen Ektoderm Verdickungen, das Bauchmark von metameren
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300
ektodermalen Zelleneinwanderungen, der Pharynx stammt vom
Entoderm des alten Darmes, ektodermale, paarige Einstülpungen
nehmen Theil an der Bildung des Mundes; ein Proctodaeum bildet
sich nicht, sondern es verschmilzt bei der fortschreitenden Regeneration
des hinteren Endes des Wurmes das Entoderm mit dem Ektoderm, wobei
aber vorher eine neue Zone des Entoderms entsteht, welche den
alten Hinterdarm mit dem Ektoderm der Leibeswand vereinigt. In
anderen Beziehungen ist G. im Allgemeinen mit Bock einig.
H. Haase (30), der die Regenerationsvorgänge bei Tubifex
rivulorum (Lam.) mit bosonderer Berücksichtigung des Darmes
und des Nervensystems studirte, gelangt zum Schlüsse, dass die
Neubildung sowohl des Enddarms, wie auch des Vorderdarms ziemlich
gleich verlaufen. In beiden Fällen tritt nach dem Durchschneiden
ein Zurückziehen des Darmes ein, worauf derselbe wieder bis
an das Körperepithel heranwächst. Berühren sich beide, so erfolgt
der Durchbruch und nach demselben eine ektodermale Einstülpung,
die dort zur Bildung eines Stomodaeums, hier zur Gestaltung
eines Prododaeums Veranlassung giebt. Das Nervensystem, und
zwar sowohl das Gehimganglion, wie auch die Bauchganglien¬
kette entwickeln sich nicht aus den alten Theilen dieser Organe,
sondern aus einer localen Wucherung des Ektoderms, wobei die
Neubildung des Gehirnganglions zuerst aus einer paarigen Wucherung
des Ektoderms auf der ventralen Seite in der vorderen Körpergegend
stattfindet und erst etwas später auf die dorsale Seite übergeht.
Die Regeneration des Bauchmarkes am hinteren Körperende geht
dagegen aus einer unpaarigen, medianen Wucherung des Ektoderms
vor sich.
Haase, welcher übrigens die Regeneration des Bauchmarkes
am hinteren Ende des Körpers nicht genug eingehend studirt hat,
nimmt an, dass die genannte, mediane Wucherung des Ektoderms
an zwei Punkten des hinteren Körperabschnittes stattfindet, und
zwar an einem, mehr vorne und an einem, mehr hinten, median
gelegenen. Wir müssen sehr bedauern, dass Haase seine Präparate
nicht ausgenutzt hat, um auch einige andere wichtige und strittige
Punkte der Rigenerationsfragen zu studiren, besonders aber die
Frage über die Muskelfaserregeneration, welche, wie ich es weiter
zeigen werde, und was schon Michel und E. Schulz hervor-
gehoben haben, mit der Regeneration des Bauchmarkes sehr innig
verbunden ist.
Eugen Schulz (31) arbeitete unter der Leitung von Prof.
Schimkewitsch über die Regeneration der hinteren Körperhälfte
bei Polychaeten. In einigen Fällen sah er den Darm sich zurück-
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301
ziehen, das Körperepithel sich über ihm schliessen und die Darm¬
wände miteinander verwachsen. Sehr bald aber (am dritten Tage)
bricht in diesen Fällen der Darm das Körperepithel durch, wobei
seine Wände mit diesem Epithel verwachsen. In anderen Fällen
sah er aber oft, bei Harmatoearten sogar fast immer, dass der Darm
sich nicht zurückzog, das Körperepithel sich nicht schloss und dass
die Darmwände direkt mit dem Körperepithel sich verlötheten.
Sehr interessant finde ich die von Schulz konstatirto That-
sache, dass der neugebildete After anfangs weit an der Rückenseite
liegt, womit seine Beobachtungen mit denen Michel’s überein¬
stimmen.
E. Korschelt (32) hält dies für die Folge eines schnelleren
Wachsthums der Bauchseite im Verhältnisse zur Dorsalseite, was
nach ihm als eine Reminiscenz der embryonalen Verhältnisse zu
deuten wäre. Da aber nach Schulz der After anfangs dorsal
liegt, obwohl in diesem Falle kein Unterschied im Wachsthum der
dorsalen und ventralen Seite des Körpers zu bemerken ist, so sieht
Schulz in der anfänglich dorsalen Lage des Afters wohl kaum
einen Anklang an ontogenetische Vorgänge. Einige andere Ausein¬
andersetzungen Schulz’s in Betreff der Darmbildung werden wir
noch später betrachten.
Das neue Bauchmark ist nach Schulz ektodermaler Herkunft;
das alte Bauchmark spielt keine Rolle in der Neubildung der
Nervenelemente. Der Verfasser ist der Ansicht, dass nur die Neu-
roglia des alten Bauchmarks in das neue einwachsen und dass die
ganze regenerative Thätigkeit des alten Bauchmarks auf dieses Ein¬
wachsen sich beschränkt. Er gibt aber keine überzeugenden Beweise
für dieses Einwachsen der Neuroglia. Was die ektodermale Bildung
des neuen Bauchmarks anbetrifft, so findet Schulz sehr früh an
der betreffenden Stelle im Ektoderm Mitosen, wobei die sich ab¬
trennenden und gegen das Bauch mark migrirenden Zellen den
Habitus gewöhnlicher Ganglienzellen besitzen; andere Ektodermzellen
hingegen theilen sich nicht, sondern verlängern sich und geben
Fortsätze, welche in das aus wachsende und sich neu bildende
Bauchmark sich versenken, dasselbe durchsetzen und somit typische
Gliazellen bilden. Schulz ist ferner mit Haase darin nicht einig,
dass das neue Bauchraark von einem Punkte (oder zwei Punkten)
aus sich bilden solle. Er behauptet dagegen, dass die Regeneration
des Bauchmarks an der ganzen Bauchseite der Regenerationsknospe
vor sich geht.
Das Gewebe, aus welchem die das Coelom d. h. die sekundäre
Leibeshöhle umgebenden Wände bestehen und aus welchem auch
Poln. ArcLlv f. biol. a med. Winsen ich. Ol
Anhires poloa. des icienc. biol. et znödlc.
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302
theilweise die Muskulatur (Längsmuskulatur) entsteht, nennt Schulz
einfach „Coelom“. Nun bildet sich dieses „Coelom“ nach Schulz
durch Immigration von Ektodermzellen und zwar beginnt
diese Immigration immer am hintersten Ende des auswachsenden
Körpers, ventral, gleich vor den Aftercirren und zu beiden Seiten
des Bauchmarks. Diese Zellen erfüllen den ganzen Raum zwischen
der hinteren Körperwand, den Seitenwänden des Körpers und stossen
vorne an die Wände des vor ihnen liegenden „Coelom“. Beim
weiteren Wachsthum des Körpers dringen neue Ektodermzellen
hinter das neugebildete „Coelom“, bilden den mesenchymatösen
Theil des Dissepiments, hinter welchem eine neue Immigration von
Ektodermzellen vor sich geht eine neue „Coelom-Anlage“ u. s. w.
Aus dem auswachsenden „Coelom“ oder aus dem sog. secundären
Mesoderm von Schulz entstehen die Längsmuskeln. Alle anderen
Muskeln ausser den erwähnten, longitudinalen, entstehen aus dem
sog. primären Mesoderm von Schulz; aus diesem letzten entwickelt
sich auch das Bindegewebe. Zum Theile entsteht dieses Mesoderm
direkt ohne Neuromuskelanlage durch Einwandern oder Eindringen
von Ektodermzellen; auf solche Weise entstehen z. B. die Muskeln
der Dissepimente, welche ventral seitwärts zwischen die Coelom-
säcke eindringen, wie es auch Michel beobachtete. Sie bedingen
die Segmentirung des Coeloms. Alles übrige primäre Mesoderm ent¬
steht aus Neuromuskelanlagen, insoweit wir die Ringsmuskulatur
des Darmes abstrahiren.
Es zeigt sich, meiner Meinung nach, aus dieser Beschreibung
von Schulz, welche etwas unklar ist, dass eine Grenze zwischen
„j primärem “ und „ secundärem “ Mesoderm hier sich nicht streng
durchführen lässt. Das eine und das andere geht aus dem Ekto¬
derm hervor, wobei das primäre sowohl aus einzeln immigrirenden
Zellen, wie auch aus der Nervenmuskelanlage entstehen kann; das
eine und das andere liefert die Muskulatur des Körpers. Wir werden
weiter sehen, dass auch in den von mir beobachteten Fällen eine
solche Grenze nicht durchführbar ist.
Fr. v. Wagner (47), der so sehr verdiente Forscher im Gebiete
der Regenerationsfragen, gibt uns in dem ersten Theile einer grös¬
seren Arbeit über Reparationsprocesse beim Lumbriculus variegatus
sehr viele neue Thatsachen und tiefgreifende Blicke. Er gelangt
zum Schlüsse, dass die Reparationsprocesse in erster Linie auf der
Bildungsfähigkeit der Epidermis beruhen, unter bestimmten Um¬
ständen in lebhafte Wucherung eintreten um dadurch die benöthigte
Menge indifferenter Reparationszellen hervorbringen zu können,
sodann aber auch auf dem Vermögen des Darmepithels, innerhalb
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303
seiner eigenen Ausdehnung und ohne Störung seiner bestehenden
Organisation in dem jeweiligen nothwendigen Ausmasse zur Erzeugung
neuer Elemente im Stande zu sein. Der Darmkanal reparirt sich
fast in seiner ganzen Ausdehnung vom Entoderm, nur die Mund¬
höhle bildet sich aus einer Einsenkung des Ektoderms. Eine beson¬
dere Mesodermanlage wird nicht gebildet; ebensowenig sondern sich
die einwandernden ektodermalen Reparationszellen in distincte
Aggregate für die einzelnen Organe. Das Bauchmark, welches das
erste zur Reparation gelangende Organ ist, ist ektodermalen Ur¬
sprunges; der Verfasser konnte dabei niemals eine Betheiligung des
alten Bauchmarks an der Hervorbringung des neuen beobachten,
obwohl er „gelegentlich“ einzelne Fibrillen in die Bildungsstätte des
neuen Bauchmarks ausstrahlen sah. Im Ablauf der Reparation
unterscheidet v. Wagner zwei Perioden, eine organogenetische
und eine egalisirende, von welchen die erstere vornehmlich der
Organbildung dient, die letztere hauptsächlich Wachsthumvorgänge
umfasst, durch welche die Egalisirung des Reparats zum normalen
Verhalten bewirkt wird.
Während des Druckes dieser Arbeit erhielt ich die Mittheilung
von Otto Rabes (48), in welcher der Verfasser die hauptsäch¬
lichsten Ergebnisse seiner höchst interessanten, unter der Leitung
des Prof. Dr. E. Kor sch el t in Marburg ausgeführten Transplan-
tasionsversuche an Lumbriciden darstellt und eine ausführliche
Arbeit verspricht. Es ist mir sehr angenehm, dass in einigen sehr
wichtigen Punkten eine Uebereinstimmungmit meinen Beobachtungen
zu konstatiren ist, und zwar was zuerst den Process der Wund¬
heilung betrifft, so tritt darin sehr stark das Bestreben des Wurmes
hervor, die Wunde schnell nach Aussen abzuschliessen und sodann
möglichst bald epithelial zu überhäuten: durch die Nähte werden
die Wundränder einander möglichst genähert, so dass nur ein sehr
schmeler Wundspalt zwischen ihnen bleibt; der letztere wird recht
bald durch Lymphzellen ausgefüllt, die von allen Seiten
der Wundstelle zufliessen und die Lücke verstopfen. Erst
dann wird die Wunde durch Epithelzellen überdeckt. Bemerkens¬
werth ist dabei, dast letzteres nicht durch Neubildung von Epithel¬
zellen, sondern allein durch die alte Hypodermis bewirkt wird. Was
die Regeneration des Nervensystems anbetrifft, so beobachtete
Rabes ein Auswachsen der alten Nervenfasern (im Einklänge mit
Hescheler und mit mir, aber gegen v. Wagner und viele andere
Forscher), mitotische Theilungen der alten Ganglienzellen in der
Nachbarschaft der Wundstelle und Einwanderung von Hypodermis-
zellen in die Bauchmarkanlage.
21 '*
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304
n.
Die Regenerationserscheinungen bei den Enchytraeiden-
A. Technisches.
Um gewisse histologische Regenerationsprocesse bei den Enchy-
traeiden zu studiren, habe ich eine Reihe folgender Experimente
vorgenommen.
Bei einer sehr grossen Anzahl gesunder, kräftiger Exemplare
von Fridericia Ral 2 elii (Eisen) und Enchytraeus Buchhohii (Vejd.),
die ich massenhaft unter den faulenden Blättern in dem Lem-
berger Walde „Pohulanka“ im Monate März d. J. gefunden hatte,
habe ich die hintere Hälfte des Körpers mit einem kleinen, sehr
scharfen Messer, womöglich durch einen ganz glatten und que¬
ren Schnitt abgetrennt. Die Regeneration des caudalen Körper¬
abschnittes hat bei allen operirten Exemplaren ohne Ausnahme
stattgefunden, während ich die Regeneration des vorderen Körper¬
abschnittes bei jenen Stücken, welche die hinteren Hälften der entzwei
geschnittenen Würmer darstellten, nur in sehr seltenen Fällen beob¬
achtet habe; die Exemplare lebten einige Wochen ohne Nahrung,
da sie grösstentheils keine neue Mundöffnung bekamen und gingen
schliesslich zu Grunde. Da ich in Folge dessen die Regeneration
des Kopfabschnittes nicht an einer genügenden Zahl von Exemplaren
studiren konnte, und deshalb in vielen wichtigen Punkten noch im
Unklaren bin, so werde ich diese Frage in einer späteren Arbeit
erörtern, hier aber werde ich mich auf die Neubildung des hinteren
Körperabschnittes beschränken.
Da im Darmkanale der Enchytraeiden sehr oft viele Sand- und
Erdpartikelchen Vorkommen, welche im hohen Grade die Anfertigung
von guten Schnitten verhindern, da sie die Gewebe zerreissen, so
habe ich vor dem Durchschneiden der Exemplare dieselben einige Tage
in Gefässen, zwischen vielen Stücken faulender Blätter cultivirt,
welche vorher sorgfältig in reinem Wasser ausgewaschen und ganz
frei von Sand und Erde waren. Die Würmer füllen ihren Darm mit
diesen weichen, rein gespüblton Blätterstückchen und erst dann
eignen sie sich zu Experimenten; auch die operirten Exemplare
müssen in derselben Weise gehalten werden. Die durchgeschnittenen
wurden theils in kalter, gesättigter Sublimatlösung, theils in heissem
Sublimat, theils in 3 # /o NO,H fixirt, dann in immer stärkerem
Alkohol successive gehärtet. Paraffinschnitte wurden mit Wasser
angeklebt. Als Färbemittel dienten: Safranin, Pikrokarmin, Methylgrün
mit Eosin und Haematoxylin-Eosin. Die besten Resultate habe ich
mit kalter Sublimatlösung und mit Haematoxylin-Eosin-Färbung
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305
erzielt. Diese letztere Färbung ist besonders günstig für die Unter¬
suchung der Regenerationsvorgänge, da hiebei die zerstreuten Muskel¬
fibrillen eine kupferröthliche Farbe annehmen und somit sehr leicht
von anderen Gewebetheilen unterschieden werden können, was in
denjenigen Fällen besonders wichtig ist, in welchen die verschiedenen
jungen Gewebeanlagen dicht nebeneinander in der Regenerations¬
knospe liegen. Auch habe ich mich bei der Untersuchung des
Nervensystems der Golgi’schen Chrom-Silbermethode bedient,
worüber weiter unten die Rede sein wird.
B. Die provisorische Vernarbung des durchschnittenen
Körpers und einige Involutionsprocesse.
Bei der Regeneration des hinteren Körperendes entsteht bei
den Enchytraeiden, ähnlich wie bei anderen Würmern, eine Rege¬
nerationsknospe, welche durch einen viel geringeren Durch¬
messer, durch hellere Farbe und grössere Durchsichtigkeit von dem
Körper sich unterscheidet. Niemals habe ich eine Regeneration der
vollen Zahl der abgetragenen Körpersegmente beobachtet; von den
12 bis 15 abgeschnittenen hinteren Segmenten regenerirten sich
bei Enchytraeus Buchholzii 10 bis 12; bei der grösseren Art,
Friderica Ratzelii, ist die Zahl der neugebildeten Körpersegmente
immer eine verhältnismässig etwas geringere, als bei Enchytraeus
Nach vier bis fünf Wochen ist der gesammte Regenerationsprocess
vollendet.
Keiner der bisherigen Forscher hat die Art und Weise der Ver¬
narbung des durchschnittenen Körpers, besonders aber die mit diesem
Processe innig verbundenen Involutionsvorgänge genügend
beschrieben. Es wird von den meisten Forschern angenommen, dass die
Wundfläche sich verengt und contrahirt, wobei die Contraction der
circulären Muskelfasern eine wichtige Rolle spielen soll (Michel)
und dass die Wundfläche vom Epithel bedeckt wird, welches vom
Wundrande stammt.
Es haben zwar Friedländer (10) und He sehe ler (1. c.),
besonders aber dieser letztere, eine grosse Anzahl von lymphatischen
Zellen in der Wunde gesehen, aber nur in Fällen einer lateralen
Wunde (Friedländer 10) oder nach Amputation des Kopfes
Hescheler (141). Michel (28) sah bei der Schwanzregeneration
keine Leukocyten in der Wunde; er meint aber, dass die Bedin¬
gungen möglicherweise genug different sind, um verschiedenartige
Resultate zu geben: „bei den Caudalschnitten entleert sich der
sektionirte Segment nur langsam und wenn die Wirkung der Fixir-
flüssigkeit unmittelbar nach der Amputation folgt, werfen andere
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306
Segmente durch ihre Dorsalporen den grössten Theil ihres Inhaltes
nach aussen heraus; im Gegensatz, bei einer seitlichen, engen Wunde
können die Elemente an der Oeffnung, adhaeriren und beim Kopfe
kann die unvollkommene Entwickelung der Septen in dieser Region
einen grösseren Zufluss der Leibesflüssigkeit ermöglichen“. Die Ab'
Wesenheit von Amoebocyten in den von Michel beobachteten
Fällen zeigt, nach der Meinung dieses Forschers, dass dieselben für
die Vernarbungsprocesse nicht unentbehrlich sind, obwohl sie in
anderen Fällen nützlich sein können.
Diese Auseinandersetzungen Michel’s sind interessant, aber
nicht ganz zutreffend, denn ich habe in den von mir beobachteten
Fällen, welche ja die caudale Regeneration betreffen, einen grossen
und wichtigen, obwohl vorübergehenden Antheil der Lymphzellen
bei der Vernarbung der Wunde beobachtet, besonders bei Enchy-
traeus, in etwas minderem Grade bei Fridericia.
In der Leibesflüssigkeit der Enehytraeiden finden sich bekanntlich
viele, charakteristische Lymphzellen (Lymphkörper der Autoren),
welche bei verschiedenen Gattungen und Arten eine mehr oder
weniger verschiedene Form und Grösse zeigen, was für systematische
Zwecke von grosser Bedeutung ist.
Bei manchen Gattungen zum Beispiel Enchytraeus , Mesenchy-
traeus, Henlea, gibt es nur eine Art von Lymphzellen, und zwar
grosse, elliptische oder rundliche mit einem mehr oder weniger
grossen Kerne und mit körnigem Plasma; bei anderen, z. B. bei
Fridericia und Buchholzia unterscheiden wir zweierlei Formen
dieser Elemente und zwar ausser den grossen noch sehr viele
winzig kleine, „navicellenförmige“, in welchen mit den gewöhnlichen
Färbemitteln ein Kern sich nicht nachweisen lässt.
Bei der Vernarbung der Wunde spielen nun die grossen Lymph¬
zellen eine gewisse Rolle. Sie sammeln sich nämlich in sehr grosser
Anzahl in der Region der Wunde an und bedingen eine provisorische
Ausbuchtung der Wundfläche, wo sie einem interessanten Involutions-
processe unterliegen.
In Fig. 1 ist ein Theil eines Sagittalschnittes durch das Schwanz¬
ende von Enchytraeus Buchholzii, 48 Stunden nach der Operation)
dargestellt; es ist hier nur der dorsale und mittlere Theil der
Schnittes abgebildet, der ventrale ist nicht dargestellt; durch
die Linie ab wurde die Schnittfläche angezeichnet. Das abge¬
schnittene Ende ist buckelig ausgebuchtet und von einer sehr grossen
Anzahl lymphatischer Zellen ausgefüllt, die in einer feinkörnigen
Flüssigkeit schwimmen. Die Regeneration des Hautepithels hat
noch nicht begonnen. Das Epithel erscheint wie plötzlich abge-
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schnitten; dasselbe gilt auch vom Epithel des Darmes, dessen Lumen
noch nicht geschlossen ist; eine noch weite, offene Communication
zwischen dem Darmlumen und der Leibeshöhle ist auf der Abbildung
zu sehen, obwohl sie schon verhältnismässig etwas verengt ist und
somit eine Tendenz zum Schliessen zeigt.
Die Lymphzellen der buckeligen Ausbuchtung unterliegen hier
einer interessanten Involution, welche augenscheinlich zum Zwecke
eines provisorischen Verschlusses des durchgeschnittenen Körpers
dient. Das erste Stadium dieser Involution besteht darin, dass die
ovalen, abgeplattenen Zellen ihre sonst gut entwickelte Membran
verlieren und zwar entweder an der ganzen Oberfläche, oder anfangs
nur theilweise. Der Inhalt unterliegt einer Quellung, was eben das
Verschwinden der Membran bedingen könnte. Die Zellen nehmen
eine kugelige Gestalt an, und es fliesst der Zelleninhalt nach dem
Verschwinden der Membran nach aussen heraus, so dass der Kern
ganz frei bleibt. Der Inhalt besteht aus hellem Plasma, welches
sehr zahlreiche, gröbere und feinere Körnchen enthält. Die Zer¬
streuung des Inhaltes und den damit verbundenen Untergang der
Zellen kann man an sehr vielen Uebergangsstadien studiren.
Die meisten Lymphzellen nähern sich der Oberfläche der Aus¬
buchtung, wo sie nach ihrem Untergange eine Schicht von dicht
zusammengedrängten Körnchen bilden, in welcher die Kerne der zu
Grunde gegangenen Zellen ganz frei liegen. Auf diese Weise ent¬
steht eine Art Granulationsgewebe, welches eine provisorische
Kappe für die Wunde bildet.
Zu diesen Lymphzellen gesellen sich auch andere und zwar
vor Allem mesodermale Elemente des somatischen und des splanch-
nischen Peritoneumblattes, besonders aber dieses letzteren, welches
bei den Enchytraeiden eine Schicht von sehr hohen, mit ihrer dünnen
Basis der Muskellage des Darmes aufsitzenden, mit dem keilförmig
verdickten Scheitel gegen die Leibeshühle gerichteten und mit zahl¬
reichen, gelbbräunlichen Körnchen versehenen Zellen bildet.
In Fig. 1 liegt eine dieser Zellen (p) fast vollständig frei, gegen
das Lumen der buckeligen Ausbuchtung des Körpers gerichtet. Bei
Fridericia habe ich eine massenhafte Auswanderung dieser Zellen
in die Regenerationsknospe gesehen, wo sie alle zu Grunde gehen.
Ich verweise hier in dieser Hinsicht auf die Fig. 3, welche ich unten
noch näher besprechen werde und zwar bei der Frage über die
Regeneration des Darmes.
Endlich schliessen sich den lymphatischen Zellen der Aus¬
buchtung und überhaupt den degenerirenden Elementen noch manche
andere mesodermale Bildungen an. Hieher gehören diejenigen Nephri-
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dien, welche bei der Operation zufällig durchgeschnitten wurden,
und welche immer einer vollständigen Involution unterliegen. Sie
zerfallen nämlich zuerst in einzelne Stücke. Diese Zerfallprodukte,
die aus feinkörnigem Plasma mit Kernen und feinen intracellulären
Kanälchen bestehen und sehr reich vacuolisirt sind, kann man oft
in der Nähe der Wundfläche oder sogar in einer gewissen Entfernung
von derselben zwischen den obengenannten Lymphzellen und anderen
mesodermalen Elementen antreffen; viele dieser letzteren zeigen
amöeboide Bewegungen. Ich glaube, dass es hauptsächlich Elemente
sind, welche aus dem Peritoneum in der Gegend der Wunde ausge¬
wandert sind; sie stammen möglicherweise auch von den Lymph¬
zellen der Leibeshöhle; doch war ich nicht in der Lage dies direkt
zu beobachten.
Bedeutungsvoll ist die von mir konstatirte Thatsache, dass
viele der durchschnittenen Muskelfasern, sowohl in der circu-
lären, wie auch in der longitudinalen Hautmuskelschicht und auch
die durchschnittenen Septenmuskelfasern und Muskeln der Borsten¬
säcke in der Nähe der Wunde einer Degeneration unterliegen, welche
unter Mitwirkung von lymphatischen, wandernden Elementen (Amoe-
bocyten) ähnlich wie dies auch bei Wirbelthieren in vielen Fällen
konstatirt (vergl. die von mir und S. Sidoriak veröffentlichte Arbeit
über die Regeneration der älteren Bachforellenembryonen 33) und
auch bei der Metamorphose bei Insekten von B r u y n e (34) und An¬
deren so schön dargestellt wurde, zu Stande kommt.
Die Degeneration von Muskelfasern kann beim Färben mit
Hämatoxylin-Eosin sehr schön beobachtet werden, da dabei die
Zerfallprodukte der Muskelfasern durch ihre charakteristische kupfer*
rothe Farbe im Plasma der Amoebocyten sehr klar hervortreten.
Die Degeneration beginnt damit, dass im Inneren der Muskelfasern
Vacuolen erscheinen, die hie und da einen etwas alveolären Bau der
Muskelfasersubstanz bewirken. Gleichzeitig beginnt ein Zerfall dieser
Substanz in grössere und kleinere Schollen und Körnchen, wobei
die Amoebocyten in Form einer intracellulären Ernährung dieselben
aufnehmen.
In Fig. 2 sind einige Stadien dieser Muskeldegeneration bei
einem Enchytraeus Buchkolzii, zwei Tage nach der Operation dar¬
gestellt. In a sehen wir drei nebeneinanderliegende Muskelfaser-
theile, in welchen rechts einige grössere Vacuolen vorhanden sind;
neben und zwischen den Fasern liegt eine Anzahl von Körnchen,
welche der Färbung nach, als Zerfallprodukte von Muskelfasern
zu deuten sind; zwischen den Muskelfasern liegen zwei Amoebocyten.
In b sehen wir eine grössere Masse von Muskelsubstanz, die links
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in einzelne Körnchen zerfällt und reich vacuolisirt ist; oben liegen
dieser Substanz zwei Amoebocyten dicht an, welche viele, grosse,
runde, lichtbrechende Körnchen enthaltende Kerne besitzen und
deren Plasma pseudopodienartige Fortsätze entsendet. Ein sehr
interessantes Bild sehen wir in c, wo ein Amoebocyt einigen Muskel¬
fasern sehr innig anliegt und mit denselben so sehr zusammenhängt,
dass zwischen beiden keine scharfe Grenze nachzuweisen ist; im
Plasma dieser Amoebocyten liegen sehr viele, grössere und kleinere
Körnchen, welche durch ihre kupferröthliche Farbe (bei Eosinfärbung)
sehr scharf hervortreten. Ein ähnliches Bild finden wir auch in d,
wo dem Ende einer Muskelfaser ein grösserer, auch Muskelsubstanz¬
körner enthaltender, aber mehr abgerundeter Amoebocyt aufsitzt.
Einen solchen, viele, grössere Muskelsubstanzkörner enthaltenden
Amoebocyten sehen wir auch in e. In b dringen zwei Amoebocyten
mit ihren Pseudopodien in Muskelreste hinein.
Bei einem mehr fortgeschrittenen Verdauungsprocesse zerfällt
die Muskelsubstanz im Inneren der Amoebocyten in äusserst feine
Körnchen, deren charakteristische Färbung (bei Haematoxylin-Eosin)
immer schwächer auftritt. Ueber die weitere Rolle dieser zur Dege¬
neration der durchschnittenen Muskelfasertheile beitragenden Amoe¬
bocyten kann ich leider Nichts bestimmtes sagen. Es scheint mir
jedoch sehr wahrscheinlich, dass auch diese endlich einer Degene¬
ration unterliegen, dass sie sich nämlich sammt anderen mesoder¬
malen Elementen in der Umgebung der Wunde anhäufen, um hier
ganz auf dieselbe Weise wie die grossen Lymphzellen zu Grunde
zu gehen. Es scheint mir dies sehr wahrscheinlich zu sein, weil
ich in der Nähe der Wunde Zellen gefunden habe, die sowohl der
Grösse, wie auch dem ganzen Habitus nach, den Amoebocyten sehr
ähnlich waren. Hier aber gehen alle diese Elemente zu Grunde,
in dem Maasse, als die Regenerationsprocesse fortschreiten.
C. Bildung des bleibenden Ektoderms und des
Hinterdarmes nebst Afteröffnung.
Wir haben bereits gesehen, dass die provisorische Verschliessung
des durchschnittenen Körpers durch lymphatische Zellen und theil-
weise auch andere, sich denselben anschliessenden Mesodermelemente
zustande kommt. An der Basis der dabei sich bildenden, buckeligen
Verwölbung des hinteren Körperendes entsteht schon am zweiten
Regenerationstage eine circuläre Einschnürung und in dem Maasse,
als die provisorisch die Wunde bedeckenden Elemente zu Grunde
gehen, nähern sich hier die Ränder des Epithels, treten zusammen
und bewirken eine definitive Schliessung der Wunde. Hiebei findet
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310
eine Vermehrung der Epithelzellen in der Nähe des Wunderandes
statt, obwohl ich hier nur in seltenen Fällen karyokinetische
Theilungen angetroffen habe, was sich durch die sehr rasche Voll¬
ziehung des Verschlussprocesses an dieser Stelle leicht erklären
lässt. Kurz und gut finden wir schon am dritten Regenerations¬
tage eine vollständige epitheliale Decke.
In Fig. 1 sehen wir, dass das Epithel nur bis zu jener Stelle
reicht, wo die circuläre Einschnürung sich findet; etwas mehr nach
hinten reicht die verdickte Cuticula. In Fig. 3. welche einen Theil
horizontalen Schnittes durch die Fridericia Katzelii darstellt, ist
schon eine vollständige Epithelbedeckung an der Regenerationsknospe
zu sehen.
Die Zellen dieses Deckepithels unterscheiden sich bedeutend
von denjenigen der Epidermis an anderen Körperstellen dadurch,
dass sie nicht gedrängt, sondern mehr locker nebeneinander stehen.
Hie und da trifft man sogar kleine Lücken zwischen denselben;
ausserdem haben sie nicht eine reguläre, kubische Form, sondern
sind mit Ausläufern versehen. Manche haben eine kubisch-rundliche
Gestalt. Die Ausläufer sind länger und kürzer, gegen die Leibes¬
höhle gerichtet, abgerundet oder sogar pseudopodienartig. Diese Thatsa-
che beweist, dass sehr wahrscheinlich die Bedeckung der Wunde nicht
nur durch die mechanische Zusammenziehung und durch Wachsthum
der Epithelschicht, sondern auch durch eine active Wanderung und
Verschiebung der einzelnen Epithelzellen zustande kommt. Die durch¬
schnittene Hautmuskulatur erstreckt sich nicht bis zu dieser neuen
Epilheldecke, ebensowenig ist hier anfangs eine Cuticula vorhanden.
Unter der Epitheldecke, welche nach hinten ausgebuchtet
erscheint, findet sich eine weite Höhle, in welcher die körnigen Re-
sidua der oben erwähnten lymphatischen Zellen liegen und in welche
aus den vorderen Theilen der Leibeshöhle noch neue Amoebocyten
und Lymphzellen wandern.
Beim durchschnittenen Wurme zieht sich der Darm bedeutend
nach vorn zurück, so dass die durchschnittenen Ränder des Darmes
von der Epidermis ziemlich weit entfernt sind. Die Verkürzung des
Darmes bedingt oft eine Bildung reichlicher Falten im Epithel des
selben, was jedoch nicht in allen Fällen stattfindet.
Nun ziehen sich die durchschnittenen Darmränder stark zu
sammen, was die Schliessung des Darmes zu Folge hat. Die Schliessung
ist jedoch noch längere Zeit eine unvollständige und es kommt auch
hier, wie bei der Schliessung der Körperwand, gewöhnlich zuerst
eine provisorische Abgrenzung des Darmlumens zustande, und zwar
mit Hilfe der peritonealen Zellen des splanchnischen Blattes.
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311
Bei Encliytraeus habe ich diese provisorische Darmverschlies-
sung nicht beobachtet, bei Fridericia dagegen habe ich dieselbe
mehrmals gefunden, so dass ich diesen Process, wenn nicht als
Etwas bei der Regeneration regelmässig vorkommendes, so doch als
eine Erscheinung, die sehr oft dabei stattflndet, betrachten muss.
Diese provisorische Darmverschliessung kann man verstehen, wenn
man das normale Verhältniss der visceralen Peritonealschicht zum
Darmepithel berücksichtigt.
Das Rückengefäss öffnet sich bekanntlich bei den Enchytraeiden
an seinem hinteren Ende in einen grossen Blutsinus, der den Darm¬
kanal umgibt und mit Endothel ausgekleidet ist. In dem hinteren
Darmabschnitte, welcher uns hierspeciell interessirt, geht die Peritoneal¬
zellenschicht des Gefässes ununterbrochen in die des Darmes über,
wobei die grossen Peritonealzellen mit schmaler Basis dem Gefässe
und dem Darme aufsitzen und ihre abgerundeten und verbreiteten
Gipfel gegen die Leibeshöhle richten. Unter der Peritonealzellen¬
schicht sowohl des Riickengefässes wie auch des Darmes befindet
sich eine dünne Muskelschicht, die nach innen aus circularen, nach
aussen aus schwächer entwickelten longitudinalen Fasern besteht.
Diese Muskelfaserschicht liegt nicht unmittelbar dem Darmepithel
an, sondern es findet sich zwischen beiden ein grosser Blutsinus,
der gewöhnlich seine eigene Endothelauskleidung besitzt, (Vergl. die
Arbeit von mir u. Rakowski, 40).
Nach dem Durchschneiden des Darmes und sammt demselben
natürlich auch der Peritonealzellenschicht, der erwähnten Muskulatur
und des Blutsinus treten nun bei der Fridericia und Enchytraeus
folgende Processe auf.
Die Muskulatur des Darmes unterliegt in der nächsten Um¬
gebung der Wunde einer Degeneration, die Muskelfasern zerfallen in
Körner und feine Körnchen, das Endothel des Blutsinus degenerirt
gleichfalls, wobei die körnigen Trümmer der Muskelfasern und des
Endothels in dem Raume zwischen der Peritonealzellenschicht und
dem Darmepithel, d. i. in dem Blutsinuslumen zu liegen kommen.
In Fig. 3 sind diese Körnchen bei verhältnissmässig schwacher Ver-
grösserung dargestellt (o).
Die Zellen der Peritonealschicht bilden nun gegen das Hinter¬
ende des Darmes eine zusammenhängende Masse (Fig. 3, p), in wel¬
cher die Grenzen der einzelnen Zellen nur schwer, stellenweise gar
nicht zu unterscheiden sind; es bildet sich aus denselben eine Art
Pfropf, welcher die hier noch offene Darmhöhle provisorisch schliesst.
Die visceralen Peritonealzellen unterliegen in der Nähe der Durch¬
schnittsfläche der Darmwand zweierlei Veränderungen. Einzelne Zellen
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312
trennen sich von den anderen ganz ab, werden frei und wandern
gegen die Regenerations-Knospe, wo sie sammt den Lymphzellen
untergehen und wahrscheinlich theilweise in die oben erwähnten,
muskelfressenden Amoebocyten sich verwandeln. Ein anderer Theil
dieser Zellen bildet den oben erwähnten Pfropf, indem hier die
Zellen sich zusammenballen und zu einer mehr oder weniger zu¬
sammenhängenden Masse sich vereinigen. In dieser plasmatischen
Masse werden sehr viele Kerne in verschiedenen Degenerationsstadien
angetroffen. Viele Kerne nehmen dabei stäbchenförmige Gestalten
an; andere verlängern sich spindelförmig, wobei von denselben nur
das Chromatin übrig bleibt, der Kernsfat und die Kernkörperchen
verschwinden. Viele Kerne unterliegen sehr früh einer Fragmentation;
hie und da findet man intensiv sich färbende Körnchen, die in Folge
eines gänzlichen Zerfalls der Kernsubstanz entstehen. Der in Fig. 3
dargestellte Zellenpfropf sitzt dem hinteren Darmende auf und hängt
mit der epithelialen, durchschnittenen Darmwand innig zusammen,
welche hier noch nicht gänzlich geschlossen ist. An dieser Stelle
besteht ein freier Hohlraum, der die Peritonealzellenanhäufung von
der Darmepithelwand trennt und einen Rest des Blutsinuslumens
darstellt. Seitlich (besonders links in der betreffenden Abbildung),
kann man einen allmählichen Uebergang von der zusammenhän¬
genden Peritonealzellenmasse zu den einzeln stehenden, persistirenden
visceralen Peritonealzellen beobachten.
In etwas späteren Stadien, am Ende des 3. Tages oder am
Anlange des 4., geht der erwähnte Peritonealzellenpfropf gänzlich
zu Grunde, in dem Maasse, als gleichzeitig seitens des Ektoderms
eine anfangs solide Zellenanhäufung sich bildet, mit welcher das
blinde Ende der inzwischen gewöhnlich schon gänzlich geschlossenen
Darmepithelwand zusammenwächst.
Diese Zusammenwachsung der Darmepithelwand mit der Epi¬
dermis ist in Fig. 4 abgebildet, welche einen Theil des Horizontal¬
schnittes durch das Hinterende einer Fridericia 4 Tage nach der
Operation darstellt. In der Mitte sehen wir hier eine solide Anhäu¬
fung von Ektodermzellen, wobei dieselben etwas locker nebenein¬
ander liegen. Mit dieser Zellanhäufung, welche etwas keilförmig in
die Leibeshöhle eindringt, ist nun das Hinterende des Darmes ver¬
schmolzen, so jedoch, dass eine Grenze zwischen Ektoderm und
Entoderm sehr scharf hervortritt, da die Zellen der alten, entoder-
malen Darmwand einen ganz anderen Habitus besitzen und eine
zusammenhängende Schicht bilden.
Am betreffenden Präparate ist die eigentliche, entodermale
Darmwand nicht geschlossen; es bleibt hinten eine Oeffnung, ein
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313
Durchbruch im Darmepithel, der aber nicht in die Leibeshöhle,
sondern in eine kleine Höhle führt, die durch Auseinandergehen der
Elemente in der erwähnten, ektodermalen Zellenanhäufung entstanden
ist. Es ist somit mit Hilfe dieser Zellenanhäufung die Darmhöhle
hinten abgeschlossen, so wie sie vorher mit Hilfe der Peritoneal*
zellenanhänfung abgesperrt war. Um diesen Durchbruch im Epithel
der Darmwand finden zu können, muss man ununterbrochene Serien -
schnitte besitzen, da in Folge der Kleinheit dieser Oeffnung dieselbe
nur an einigen Schnitten zu sehen ist, während an der grossen
Mehrheit anderer Schnitte die Epitheldarmwand hinten vollkommen
geschlossen erscheint. In seltenen Fätlen habe ich jedoch diese
Oeffnung nicht gesehen; in diesen Fällen kommt es also zum voll¬
ständigen Verschlüsse der Darmepithelwand, noch bevor dieselbe
mit dem Ektoderm zusammenwächst.
Es kommt also schliesslich in allen Fällen zur Znsammen-
wachsung der alten Darmwand mit der anfangs soliden Ektoderm¬
verdickung, in welcher sehr bald eine Höhle entsteht. Es bildet sich
also eine Art Stomodneuw, welches jedoch anfangs solid ist und erst
später hohl wird.
Nachdem die Communication des Darmes mit der Aussenwelt
durch dieses Stomodaeum bereits zu Stande gekommen ist, theilen
sich an der Uebergangsstelle des Stomodaeums in die umgebende
Epidermis die Zellen viel energischer als an anderen Stellen der neu¬
gebildeten ektodermalen Decke, und es kommt in Folge dessen zu
einer secundären Einstülpung des Ektoderms, wodurch der Hinter¬
darm sich bedeutend verlängert und die Afteröffnung viel grösser
wird. Der secundär sich einstülpende Theil des Hinterdarms hat
einen viel grösseren Durchmesser, als der ursprünglich angelegte,
nämlich durch die Aushöhlung der anfangs soliden Ektodermzellen¬
anhäufung entstandene Abschnitt desselben.
In Fig.3, die einen Theil eines Längsschnittes durch das Hinterende
eines regenerirten Enchytraeus Buchholzii 6 Tage nach der Operation
darstellt, sieht man den auffallenden Unterschied zwischen dem hin¬
tersten, viel breiteren und dem unmittelber vor demselben liegenden,
viel engeren Abschnitte des Hinterdarmes; der erstere entstand nun
durch eine secundäre Ektodermeinstülpung am Afterrande.
Noch eine wichtige Thatsache muss ich hier hervorheben:
Anfangs liegt der After nicht ganz in Mitte der hinteren Wand der
Regenerationsknospe, sondern mehr auf der Rückenseite; erst später
ändert sich seine Lage. Die Zeit, in welcher er seine definitive Lage
bekommt, lässt sich nicht genau bestimmen, in manchen Fällen liegt
er schon am 8. Tage terminal, in anderen behäit er seine dorsale oder
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314
dorso-terminale Lage viel länger, z. B. noch am 24. Regenerationstage.
Ich kann nicht sagen, von welchen Umständen die grossenDifferenzen
in dieser Hinsicht abhängen; es wäre möglich, dass kleine Ver¬
schiedenheiten der Richtung, in welcher der Querschnitt ausgeführt
worden ist, hiebei einen Einfluss haben.
Die dorsale Lage des Afters in den ersten Regenerationstagen
wurde von vielen Forschern beobachtet, so z. B. von Michel und
Schulz.
Die dorsale Lage des Afters führte, meiner Ansicht nach,
Bülow (2), zu einigen irrthümlichen Schlüssen bei der Beur-
theilung der von ihm gesehenen Regenerationsbildern bei Lutnbri-
culus. Dieser Verfasser beschreibt nämlich eine Art Gastrulation am
hinteren Körperende, wobei die eingestülpte Wand zum Entoderm
sich entwickeln soll. Ganz ähnliche Bilder, wie die von Bülow
gezeichneten, habe auch ich erhalten, dieselben sind jedoch eben
aus der dorsalen Lage des Afters zu erklären. Einer der hintersten
Querschnitte (Fig. 6) von einem Wurm ( Fridericia) 24 Tage nach
der Operation stellt ein solches Bild dar. Die nach unten gerichtete
convexe Seite bildet die Bauchseite, die obere, concave, dorsale ist
eben die eingestülpte Hinterdarmwand. An einem etwas mehr nach
vorn gerücktjn Schnitte (Fig. 7) nähern sich die Ränder der Ein¬
stülpung mehr aneinander und an noch mehr vorderen Querschnitten
erscheint schon der Hinterdarm ganz geschlossen und liegt in der
Mitte des Körpers.
Um zu zeigen, wie sich unsere Beobachtungen über die Rege¬
neration des Hinterdarmes zu denjenigen anderer Forscher verhalten,
erlaube ich mir an dieser Stelle eine kurze Zusammenstellung der
in dieser Hinsicht bisher erlangten Resultate zu geben:
C. Bülow (1883) ( Lumbriculus ) — Das Epithel des Hinterdarms ent¬
steht durck Einstülpung, welche als gleichwerthig mit der em¬
bryonalen Einstülpung gelten soll.
Miss Randolph (1892) (Lumbriculus) — Das alte Entoderm ver¬
schmilzt mit dem Ektoderm und so wird der Darm verschlossen;
erst etwas später entsteht eine ektodermale Einstülpung ( Procto -
daeim), die den definitiven Hinterdarm darstellt.
Fr. v. Wagner (1897) ( Lumbriculus ) — Der ganze neue Vorderdarm
ist entodermalen Ursprunges.
Fr. v. Wagner (1893) (Lumbriculus) — Nach der Vereinigung des
Darmes mit dem Ektoderm der Wundfläche bildet sich eine
provisorische Oeffnung, dann folgt eine ektodermale Einstül¬
pung ( Stomodaeum ).
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315
H. Rievel (1896) ( Ophryotrocha , Nais, AUolobophcra , Lumbricus) ■
Das Entoderm des sich schliessenden Darmes entsendet Fort¬
sätze gegen des Ektoderm, mit welchem es verwächst; keine
Einstülpung; die definitive Darmoeffnung entseht durch Ruptur.
P. Hepke (1896-1898) ( Naiden) — Der neue Darm entsteht als
eine solide Entodermknospe, die einen soliden Strang bildet
und sich mit dem alten Darme vereinigt, der seinerseits eben¬
falls einige neue Zellen bildet. Der Strang bekommt ein Lumen
welches bald mit einer ektodermalen Einbuchtung konfluirt.
M. v. Bock (1897) Chätogaster) — Eine directe Verwachsung des
alten Darmes mit dem Ektoderm.
T. M. Gallovay (1899) (Dero) — Es bildet sich eine neue Zone des
Entoderms am alten Darme, welche sich mit dem Ektoderm
vereinigt; Proctodaeum bildet sich nicht; an der Bildung des
neuen Mundes betheiligen sich paarige Ektodermeinstülpungen.
K. Hescheler (1888) ( Lumbricus ) — Der durchschnittene Darm
schliesst sich und nähert sich dem Ektoderm, wobei die Mund¬
höhle als Stomodaeum entsteht.
A. Michel 1898) (Diverse Polycheten und Oligochaeten ) — Die Darm-
oeflnung der Schnittfläche bleibt organisch offen und bildet den
Anus, wobei jedoch beim weiteren Wachstum der Hinterdarm auf
Kosten des Ektoderms sich verlängert.
Haase (1899) (Tubifex).- Zurückziehen des durchschnittenen Darmes,
nachher eine Heranwachsung desselben bis an das Körperepithel,
Berührung beider Schichten und Durchbruch, dann aber eine
ektodermale Stomodaeum-Einstülpung.
E. Schulz (1899) (Tolychaeten). — Die Darmwand verlöthet sich
hinten mit dem Körperepithel (Ektoderm), keine Stomodaeum-
Einstülpung.
v. Wagner (1900) ( Lumbriculus) - Der Darmkanal repariert sich
fast in seiner ganzen Ausdehnung vom Entoderm, nur die Mund¬
höhle bildet sich aus einer Einsenkung des Ektoderms.
Es folgt nun aus dieser kurzen Zusammenstellung, dass inbe¬
treff der Darmregeneration im Allgemeinen drei verschiedene Ent¬
wicklungstypen beobachtet wurden:
a) Das Epithel des neuen Darmes entsteht ganz und gar aus
demjenigen des alten (Bock, Gallovay, Rivel, Wagner,
Schul z).
b ) Das Epithel des neuen Darmes entsteht durch eine Einstül¬
pung des Ektoderms (partim Bülow, Randolph, Haase,
Hescheler, Wagner).
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316
c) Das Epithel des alten Darmes verschmitzt zuerst mit einer
soliden Ektodermknospe, welche sich nacher aushöhlt, dann aber folgt
noch eine secundäre Einstülpung des Ektoderms (zum Theil Michel,
zum Theil Hepke).
Unsere Beobachtungen stehen also denjenigen Michel’s, be¬
sonders aber Hepke’s am nächesten. Doch tritt hier eine gewisse,
nicht ganz unbedeutende Differenz hervor. Nach Michel scheint
nämlich das Wachstum des neuen Darmes auf Kosten des Ekto¬
derms vor sich zu gehen, obwohl eine wahre ektodermale Einstül¬
pung hier nicht stattfindet. Die Beobachtungen Hepke’s stehen
etwas näher den unserigen. Denn hier wie dort bildet sich zuerst eine
solide Ektodermknospe, welche den durchschnittenen Darm mit der
Leibeswand vereinigt und erst etwas später, also secundär, entsteht
eine Einstülpung. Nach den Beobachtungen Hepke’s entsteht der er¬
wähnte, solide, primäre Verbindungsstrang nicht nur aus Ektoderm,
sondern theilweise auch durch Vermehrung des Epihels des alten
Darmes. In unserem Falle dagegen nimmt der alte Darm gar keinen
Antheil an der Bildung dieses zuerst auftretenden Verbindungs¬
stranges (Ektodermknospo), der letztere ist also eine rein ektoder¬
male Bildung.
Die Regeneration des Hinterdarmes bei den Enchytraeiden er¬
folgt also einzig und allein durch Proliferation des Ek¬
toderms, wobei zuerst eine solide Ektodermknospe
etsteht, die sich bald aushöhlt, dann aber, secundär
noch eine Ektodermeistülpung folgt.
D. Die Regeneration des Nervensystems
und der Körper-Muskulatur.
Das neue Bauchmark regenerirt sich durch eine lokale Prolifera¬
tion des neugebildeten Ektoderms.
Diese Proliferation findet anfangs nur in einem kleinen, begrenz¬
ten Bezirke statt, median in einer geringen Entfernung von der hin¬
teren Wand der Regenerationsknospe. In dem Maasse aber, als die Re¬
generationsknospe sich verlängert, vergrössert sich auch der Prolifera¬
tionsbezirk und erscheint als einStreifen, der an der Bauchseite der
Regenerationsknospe median verläuft, wobei jedoch die weitere Neu¬
bildung des Bauchmarks am hinteren Ende dieses Proliferationsstreifens
am stärksten vor sich geht, da, wo die erste Anlage desselben sich vorfand.
Am dritten und vierten Regenerationstage ist das neugebildete
Ektoderm noch einschichtig und man kann zu dieser Zeit die An¬
lage des neuen Bauchmarks noch nicht finden.
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31?
Das alte durchschnittene Bauchmark rundet sich an seinem
hinteren Ende ab und wird hier theilweise von den hie und da ihm
anliegenden, wandernden Mesodermelementen bedeckt, welche wir
oben erwähnt haben. Erst gegen den fünften, sechsten Tag beginnt
eine energische Proliferation der Zellen im neugebildeten Ektoderm
und zwar in einem medianen Punkte, der an der Uebergangsstelle
der hinteren Wand der Regenerationsknospe in die ventrale liegt,
wobei viele Mitosen hier auftreten.
Diese Proliferation gibt nun einer soliden Zellenknospe den
Anfang, welche in der Richtung nach vorn wächst und schon
gegen den 7. oder 8. Regenerationstag mit dem alten Bauchmarke
gänzlich zusammenwächst.
In dem neugebildeten Bauchmarke finden sich längere Zeit nur
Zellen, d. i. Ganglienzellen und vielleicht auch- Neurogliazellen,
während in dem mit ihm verwachsenen alten Bauchmarke eine
periphere Zellenschicht und eine centrale Norvenfaserschicht sich
findet, wodurch die Grenze zwischen dem alten und neugebildeten
Theile noch eine längere Zeit zu sehen ist, obwohl die beiden Theile
schon ganz Zusammenhängen. Um die betreffenden histologischen
Vorgänge näher studiren zu können, habe ich ausser den oben
erwähnten Fixirungs- und Färbungsmethoden auch die von mir
etwas modificirte Golgi’sche Silbermethode angewendet. Die
frischen Würmchen wurden in ein Gemisch von 25 Theilen einer
2.5 % Kalium-Bichromat-Lösung und 1,5 Theile einer 2 % Ueber-
osmiumsäure-Lösung fixirt (24 Stunden) und dann mit 1 "/« Ag NO s
behandelt. Die Schnitte und zwar möglichst dünne Längsschnitte
habe ich aus freier Hand angefertigt, wobei ich die Würmchen in
gehärteten Leberstückchen einklemmte.
Während ich nun am achten Regenerationstage in dem neu¬
gebildeten Bauchmarke nur rundliche, rundlich-ovale und spindel¬
förmige Zellen fand, habe ich dagegen im benachbarten mit ihm zu¬
sammenhängenden, alten Bauchmarke die verschiedenen typischen
Elemente gesehen.
In Fig. 8 und 9 ist der hintere Abschnitt des alten Bauch¬
markes von Fridericia dargestellt, welcher an das neugebildete grenzt.
In Fig. 9 sehen wir eine grosse Ganglienzelle, die nach vorne
und hinten in zwei riesige, geschlängelt verlaufende Nervenfasern
übergeht. Von diesen Fasern gehen kurze Ausläufer in die Bauch¬
marksubstanz und in regelmässigen Intervallen längere Verästelungen
ab, welche aus dem Bauchmarke in die subepidermale Muskulatur
ziehen, wo sie sich verästeln und frei zu endigen scheinen.
Poln. Arohir f. biol. u. med. Wiuensoh.
Archive* polon. d. scienc. biol. «t medio. 4*
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In Fig. 8 finden wir auch andere Nervenelemente im Bauch¬
marke und zwar: bimförmige Zellen, deren verdünnte Enden T förmig
in zwei dünne Fasern übergehen und endlich multipolare Ganglien¬
zellen, die mit vielen, sich verästelnden Ausläufern versehen sind.
Die erwähnten riesigen Nervenfasern und die dünnen endigen
anfangs wie abgestutzt an der Uebergangsstelle des alten in das
neugebildete Bauchmark; etwas später sah ich dieselben schon in
dieses letztere sich verlängern. Ich muss also ausdrücklich betonen,
dass, zwar das neue Bauchmark vom Ektoderm sich
entwickelt und alle Ganglienzellen desselben vom
Ektoderm stammen und nicht durch die Vermehrung
der alten entstehen, dass jedoch von dem alten Bauch¬
marke viele weiter nach hinten auswachsende, durch¬
schnittene Nervenfasern in das sich neubildende Ner¬
vensystem eindringen und dass auf diese Weise ein
inniger Zusammenhang beiderTheile zu Stande kommt.
Ich kann nicht sagen, ob alle Nervenfasern des alten Bauch¬
markes in das sich neubildenende übergehen; ich konnte nur fest¬
stellen, dass wenigstens eine gewisse Anzahl derselben in das letztere
sich verlängert und dass vor allem die riesigen Nervenfasern, die
auf sehr grossen Strecken durch das Bauchmark verlaufen, in das
sich regenerirende Centralnervensystem eindringen. Ich halte aber
für sehr wahrscheinlich, dass nicht alle alten Nervenfasern in dieser
Weise sich verhalten, denn die Anzahl der Fasern war im jungen
Bauchmarke an der Uebergangsstelle auf meinen mit Golgi'scher
Methode angefertigten Präparaten immer eine geringe. Meine Beob¬
achtungen stimmen also in dieser Hinsicht theilweise mit denen
Hescheler’s (14) überein. ‘
In späteren Regenerationsstadien, z. B. am 24. Regenerationstage,
fand ich in dem neugebildeten Bauchmarke ähnliche Ganglienzellen
und zwar bimförmige und multipolare, wie in den alten Partien des
Bauchmarkes.
Was nun einige Details bezüglich der ektodermalen Bildung
des neuen Bauchmarkes anbetrifft, so kann ich noch Folgendes
mittheilen.
Obwohl die Proliferationsstelle des Bauchmarkes unpaarig ist,
geht jedoch die Vermehrung der Zellen an dieser Stelle rascher
in lateralen Theilen, als in der Mitte vor sich und man
kann selbst in späteren Entwickelungsstadien Mitosen hauptsächlich
lateral in der Anlage antreffen, so dass man gewissermaassen von
paarigen, wiewohl von Anfang an ganz zusammenhängenden Anlagen
des neuen Bauchmarkes sprechen kann.
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aid
Lateral finden sich in der Anlage sehr grosse, ovale eder spindel¬
förmige Ganglienzellen, mit grossen, rundlichen, hellen Kernen, die
grösstentheils mit ansehnlichen, stark lichtbrechenden Kernkörper¬
chen versehen sind und deren Chromatin hauptsächlich an der Pe¬
ripherie in Form kleiner Körnchen angesammelt ist. Median finden
wir in der Bauch mar kanlage viel kleinere, meistens stark verlän¬
gerte, spindelförmige Zellen, welche mit kleinen Kernen versehen
sind, dessen Durchmesser gewöhnlich nur halb so gross ist, als jener
der Kerne in den grossen Ganglienzellen.
E. Schulz (31) hält die mittleren Zellen der Anlage für Neu-
rogliaelemente, und stellt dieselben in seinen Abbildungen als stark
verästelt dar. In meinem Falle konnte ich das nicht bestätigen; es
scheint mir fast sicher, dass hier sowohl lateral, wie auch central
Ganglienzellen und Gliazellen entstehen.
Sehr interessant ist der in Fig. 11 dargestellte hinterst.) Theil eines
Horizontalschnittes durch die Regenerationsknospe einer Fridericia nahe
der Bauchseite aus dem 8. Regenerationstage. In der Mitte sehen wir
hier einen buckelig nach hinten gerichteten Theil der Regenerations¬
knospe, welcher der Bauchmarkproliferationsstelle entspricht. Lateral
findet sich ein kubisches Epithel, das in der Richtung gegon die
Medianlinie in ein cylindrisches übergeht. Zwischen diesem Epithel
und der Bauchmarkanlage findet sich 'eine schmale Zone, wo die
Ektodermzellen lange, faserförmige oder spindelförmige, in die Leibes¬
höhle sich vertiefende Elemente bilden, welche, was wir später näher
betrachten werden, Anlagen der Muskelfasern darstellen. In der Bauch¬
markanlage selbst, die nach vorn mit dem alten Bauchmarke schon
innig zusammenhängt, finden wir lateral die erwähnten grossen
Ganglienzellen, welche einerseits bis zur Oberfläche des Körpers
reichen, andererseits tief in das Bauchmark eindringen; in der Mitte
der Anlage liegen dagegen die kleineren Ganglienzellen, welche
cylindrisch oder keilförmig sind und ihre verbreiteten Basis gegen
die Oberfläche der Anlage richten; manche dieser letzteren Zellen ver¬
ästeln sich schwach in der Ricktung nach vorne. Es ist auch inte¬
ressant, dass während die Zellen lateral mehr zusammengedrängt
sind, in der Mitte der Anlage dagegen ziemlich weit voneinander
entfernt liegen, so dass jede Zelle von der nebenliegenden durch
einen mehr oder weniger breiten Spalt geschieden ist. Eine solche
isolirte Lage der einzelnen Epithel-Nervenzellen finden wir in den
frühesten Stadien, z. B. schon am 3. oder 4. Regenerationstage und
sie bjeibt in der Mitte der Anlage verhältnismässig lange bestehen.
Es wäre noch zu erwähnen, dass während in dem neugebildeten
einschichtigen Epithel der Regenerationsknospe eine dicke Cuticula
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auftritt, gegen die Mitte der Bauchmarkanlage dieselbe viel dünner
und zarter ist und hier überhaupt erst etwas später erscheint.
In Fig. 3 sehen wir an der hinteren Wand der Regenerations¬
knospe eine einschichtige Lage von Ektodermzellen; einige dieser
letzteren senden dünne Ausläufer nach vorne gegen die Leibeshöhle;
diese Zellen bilden nun wahrscheinlich später die oben erwähnten
Spindelzellen.
Die Fig. 10 stellt einen Theil des Sagittalschnittes durch das
hintere Ende einer sich regenerirenden Fridericia Ratzein (8. Regene¬
rationstag) dar. Das einschichtige Epithel der ventralen und dorsalen
Leibeswand geht hinten in ein mehrschichtiges Epithel über. Unten
hängt mit dem Ektoderm das Bauchmark innig zusammen. An der
hinteren Grenze des sich neubildenden Bauchmarkes, da, wo das¬
selbe dorsal in die hintere, mehrschichtige epitheliale Wand der Re¬
generationsknospe übergeht, treffen wir viele, theilweise mit der
Bauchmarkanlage zusammenhängende, spindelförmige Zellen, welche
wir bei der Beschreibung der Muskelfaserregeneration näher be¬
trachten werden.
Bis zum 8. Regenerationstage kann man keine Grenze zwichen
der Bauchmarkanlage und dem Hautepithel bemerken. Man kann
also bis jetzt noch von Epithelnervenzellen sprechen, welche, wie
diejenigen der Coelenteraten, gleichzeitig zur äusseren Begrenzung
des Körpers dienen, und auch als Nervenelemente funktioniren. Die
Bildung des Bauchmarkes an der Proliferationsstelle erinnert auch
in manchen anderen Hinsichten an gewisse Entwickelungsstadien
des Nervensystems bei den Coelenteraten. Wir finden hier nämlich
Zellen, welche noch ganz und gar den Charakter gewöhnlicher,
cylindrischer Epithelzellen bilden, andere, die mit verdünnten Basal¬
theilen noch bis zur Oberfläche reichen und mit den spindelförmigen
Endtheilen schon vertieft sind, und endlich noch andere, die schon
ganz tief eingedrungen sind. Die Bildung des neuen Bauchmarkes
erfolgt also durch eine Immigration einzelner Ektodermzellen
oder kleiner Gruppen solcher Zellen in der Tiefe, in die Richtung
gegen das alte Bauchmark.
Nachdem sich schon ein ansehnlicher Theil des neuen Bauch¬
markes gebildet hat, erscheint eine deutliche Grenze zwischen dem¬
selben und der Epidermis auf einer längeren Strecke und nur ganz
hinten hängen beide Theile innig zusammen. So ist z. B. am 9. Regenera¬
tionstage diese Grenze bei Fridericia Ratzelii deutlich ausgesprochen,
wie es in Fig. 12 ersichtlich ist, welche einen Theil eines dorsoven-
tralen Längsschnittes seitlich von der Medianebene darstellt, und
wo diese Grenze als eine deutliche, bogenförmig gekrümmte Linie
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321
erscheint. Die Epidermiszellen sind hier noch cylindrisch, mit den
breiteren Theilen gegen die Oberfläche, mit den etwas verschmälerten,
basalen Theilen nach innen gerichtet. Hinten an der Uebergangs-
stelle der ventralen Körperwand in die hintere Wand der Regene¬
rationsknospe sind dieselben spindelförmig. Das neugebildete Bauch¬
mark liegt, etwa wie in einer Vertiefung, auf der Innenfläche des
Ektoderms. Oben grenzen an dasselbe Muskelfaserbildungszellen,
worüber später die Rede sein wird. In der Abbildung ist die ventrale
Körperwand nebst Bauchmarkanlage nach oben gerichtet, die hintere
Körperwand nach links.
Dass die Bauchmarkanlage, obwohl unpaarig, doch durch eine
stärker lateral, als medial vor sich gehende Zellproliferation entsteht,
kann man noch in späteren Stadien beobachten, z. B. noch am
24 Regenerationstage. So finden wir in Fig. 6 (Querschnitt durch
die hinterste Partie der Regenerationsknospe in der Aftergegend)
zwei grosse, lateral liegende und sich theilende Zellen in der Bauch¬
markanlage.
Ich fand immer Mitosen, sowohl in früheren, wie auch in älteren
Regenerationsstadien am häufigsten in den lateralen Theilen der
Bauchmarkanlage und daraus schliesse ich, dass während der ganzen
Regenerationsperiode die Vermehrung der Zellen in der genannten
Anlage lateral viel energischer vor sich geht als medial und dass
dies auf eine gewisse Paarigkeit der Anlage hinweist.
Wir kommen jetzt zur Betrachtung der Muskelfaserrege¬
neration. In dieser Hinsicht bin ich zu sehr interessanten Resul¬
taten gekommen, die mit den Angaben von Hepke, Michel und
Schulz theilweise im Einklänge stehen.
Das ganze neue Muskelsystem verdankt seineEnt-
stehung dem neugebildeten Ektoderm. Aus diesem letzteren
entstehen nicht blos die longitudinalen und circulären Muskelfasern
der Leibeswand, sondern auch die der Leibeshöhlensepta, welche bei
Enchytraeiden grösstentheils aus Muskelfasern bestehen und nur
wenig Bindegewebe enthalten, endlich auch die Muskelfasern der
Borstensäcke. Selbst die Muskulatur des Darmes stammt, wenn
auch indirekt, vom Ektoderm ab, denn sie wird vom Epithel des
neuentstandenen Hinterdarmes gebildet, welches, wie oben gezeigt
wurde, dem Ektoderm seine Entstehung verdankt; mit einem Worte,
wir betonen das nochmals, es stammt von dem neugebildeten Ekto¬
derm die gesammte Muskulatur der Regenerationsknospe ab.
Die Enchytraeiden stellen äusserst dankbare Objekte zum
Studium der Muskelfaserregeneration und es scheint mir, dass sie
für dieses Studium viel günstiger sind, als alle anderen Anneliden,
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322
die von meinen Vorgängern studirt worden sind. Hier liegen die
betreffenden Verhältnisse einfacher und klarer, als an den Objekten,
welche von Hepke, Schulz, besonders aber von Michel be¬
schrieben worden sind.
Ein Theil der Muskelfasern und zwar derjenige, von welchem
die ventro-laterale Längsmuskulatur der Leibeswand und die der
Septa entsteht, entwickelt sich im innigen Zusammenhänge mit der
Bauchmarkanlage, so dass man hier etwa von einer gemeinsamen
Neuromuskelanlage sprechen möchte in einem solchem Sinne, wie es
Kleinenberg (35) für Lopadorhynchus angenommen hat. Ein anderer
Theil, und zwar die dorsale Längsmuskulatur, verdankt ihre Ent¬
stehung einzelnen Zellengruppen, welche vom Ektoderm sich ablösen
und gegen die. Leibeshöhle migriren. Das circuläre Muskelfaser¬
system, welches bekanntlich dem Ektoderm sehr dicht anliegt, ent¬
steht im Ektoderm selbst, so dass eine jede Epidermiszelle in ihrem
basalen, gegen die Leibeshöhle gerichteten Abschnitte Muskelfibrillen
producirt und somit den Epithelmuskelzellen der Coelenteraten ähnlich
wird, was ich für eine höchst interessante Erscheinung halte.
Was nun zuerst denjenigen Theil der Muskelanlage anbetrifft,
welcher im Zusammenhänge mit dem Bauchmarke sich entwickelt,
so kann ich Folgendes mittheilen.
An beiden Seiten der Bauchmarkanlage, in einer kleinen Zone
zwischen dieser letzteren und der weiter lateral liegenden, indiffe¬
renten, cylindrischen Schicht des neugebildeten Ektoderms, aber im
innigen Zusammenhänge mit dieser Anlage, so dass oft keine Grenze
zwischen beiden durchführbar ist, verlängern sich einzelne Ektoderm¬
zellen oder Häufchen von zwei, drei und noch mehr solcher Zellen,
nehmen eine spindelförmige oder bimförmige Gestalt an und dringen
in die Leibeshöhle hinein. Diese Zellen liefern die Längsmuskel¬
fasern der Leibeswand, welche früher als die ciculären entstehen.
Ein sehr interessantes Entwickelungsbild der genannten Elemente
sehen wir in Fig. 11. Zwischen den indifferenten, cylindrischen
Epithelzellen und der Bauchmarkanlage liegen hier jederseits einige
sehr stark verlängerte, theils noch cylindrische, theils schon
spindelförmige Zellen, die in die Leibeshähle sich vertiefen. Der
innige Zusammenhang dieser Zellen mit der Bauchmarkanlage ist
besonders an der unteren Hälfte der Abbildung klar, da wo diese
Elemente nur allmählich in diejenigen der Bauchmarkanlage über¬
gehen, so dass hier keine distinkte Grenze sich durchführen lässt.
Beim Durchmustern ganzer Serien von Horizontalschnitten des
betreffenden Stadiums, oder von etwas früheren Stadien, z. B. am 7.
oder 6. Regenerationstage, sieht man sehr klar diesen innigen Zu-
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323
sammenhang zwischen der Bauchmarkanlage und derjenigen der
Muskeln.
Die sich ganz isolirenden myogenen Zellen nehmen sehr bald
eine bimförmige Gestalt an und schmiegen sich, in einer oder stellen¬
weise in mehreren Schichten liegend, dem Ektoderm ventral und
lateral an.
Ganze Reihen solcher bimförmiger Zellen bilden einzelne, longi¬
tudinale, bandförmige Muskelfasern oder die s. g. „colonnes musculaires “
der französischen Forscher.
In jeder dieser Zellen differenziren sich zwei Abschnitte, ein
centraler, breiterer, plasmareicher, in welchem der rundliche oder
rundlich-ovale Kern liegt und ein dünnerer, peripherer, welcher der
Epidermis anliegt. In diesem letzteren differenzirt sich nun die con-
tractile Muskelfasersubstanz und zwar am häufigsten zuerst nur
ganz lateral peripherisch. Die erste Differenzirung der Muskelfaser¬
substanz beginnt in der Nähe des Kernes und von da an schreitet
die Bildung der contractilen Substanz gegen die Peripherie in dem
erwähnten, dünnen Abschnitte der Zelle fort. An die Epidermis
angelangt, biegt der periphere Abschnitt der Zelle am häufigsten
unter einem rechten Winkel, gleichsam knieförmig um, um dann in
der longitudinalen Richtung weiter zu wachsen. Verschiedene Ent¬
wicklungsstadien dieser muskelfaserbildenden Zellen sieht man in
den Fig. 11, 13, 15, 16, 17. Besonders lehrreich ist die Fig. 12, wo
die myogenen Zellen der ventralen und hinteren Wand der Regene¬
rationsknospe anliegen. Zwischen diesen Zellen sind längere, mehr
spindelförmige, noch keine contractile Substanz enthaltende und
bimförmige, mit Muskelfasersubstanz versehene Zellen zu unter¬
scheiden; diese letzteren sind an ihren distalen Abschnitten in ver¬
schiedenem Grade knieförmig gebogen.
Fig. 17 zeigt einen Querschnitt durch die sich neubildenden,
longitudinalen Muskelfasern in einem späteren Regenerationsstadium
(24. Tag). Die einzelnen-bandförmigen, durchschnittenen Muskelfasern
lassen hier zwei Abschnitte unterscheiden, einen centralen, etwas
breiteren, kernhaltigen und einen peripheren, düneren, welcher sehr
intensiv gefärbt ist und aus einer Mark- und einer contractilen Rinden-
Substanz besteht. An Längsschnitten, wo zahlreiche bandförmige
Muskelfasern durchschnitten erscheinen, kann man leicht sich über¬
zeugen, dass an der Bildung jeder Faser eine ganze Reihe von myogenen
Zellen sich betheiligt; an Querschnitten trifft man dagegen immer nur
eine einzige Zelle im Zusammenhänge mit der Muskelfaser.
Den genetischen Zusammenhang zwischen den erwähnten
myogenen Zellen und der Bauchmarkanlage kann man noch in spä-
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324
teren Stadien sehen und zwar ganz hinten in der Region der Anus¬
öffnung, wo noch lange Zeit immer neue Muskelfaserbildungszellen
sich differenziren. Es’ist in dieser Hinsicht die Fig. 7 sehr interessant,
welche einen Querschnitt durch den vordersten Theil der Aftergegend
darstellt (vergl. den in Fig. 6 dargestellten Querschnitt, welcher einer
etwas mehr hinten gelegenen Gegend angehört). Die Darmwand
besteht hier aus einer sehr hohen Cylinderschicht und ist von aussen
durch eine dünne Muskelfaserschicht bedeckt. In der engen Leibes¬
höhle verlaufen viele, spindelförmige Muskelfaserbildungszellen quer
von der Leibeswand bis zur Darmwand. Das einschichtige Ektoderm
geht ventral in ein mehrschichtiges, verdicktes Zellenlager über, mit
welchem links die Bauchmarkanlage noch ganz innig verbunden
ist (der Querschnitt verläuft ein wenig schief). An dieser Ueber-
gangsstelle des Ektoderms in die Bauchmarkanlage sehen wir
einige Mitosen, was auf eine energischere Zelltheilung an dieser
Stelle hinweist. Im innigen Zusammenhänge mit der Bauchmark¬
anlage, findet man nun Zellenanhäufungen (m. z.), welche noch theil-
weise mit dem verdickten Ektoderm verbunden sind, theil weise
aber von demselben sich ablösen und in die Leibeshöhle wandern,
wobei sie spindelförmige oder bimförmige Gestalten annebmen.
Einige dieser Zellen, was besonders rechts deutlich auftritt, gehen
schon in Muskelfasern (m) über, welche dem Ektoderm dicht an-
liegen. Ausserdem sehen wir hier eine Schicht von Ektodermzellen
(m’), welche zwischen der hier in der Mitte bereits abgehobenen
Bauchmarkanlage und dem verdickten Ektoderm eingedrungen sind
und eine Schicht longitudinaler Muskelfasern gebildet haben.
Die ersten Mesodermzellen, welche zur Bildung der muskulösen
Scheidewände (Sepia) dienen, entwickeln sich ebenfalls in einem
gewissen Zusammenhänge mit der Bauchmarkanlage und zwar ent¬
stehen sie im Ektoderm, an der Uebergangsstelle des hinteren Theiles
der Bauchmarkanlage in die hintere, stark verdickte, mehrschichtige
Ektodermwand der Regenerationsknospe. Sie nehmen eine stark
verlängerte, spindelförmige Gestalt an und wandern aus dem Ekto¬
derm in die Leibeshöhle, wo sie den Hinterdarm umwachsen und
zur Längsaxe des Körpers quer gestellte Scheidewände bilden. Ich
habe meistens 10 — 12 solche Septenanlagen gesehen; ich meine des¬
halb, dass dies die maximale Zahl der sich regenerirenden Körper¬
segmente ist, denn am 30. Tage der Regeneration sab ich bei den Wür¬
mern bereits solche Bilder, welche darauf hinzuweisen scheinen, dass
eine weitere Bildung von neuen Leibessepten nicht mehr stattfindet.
Die Septenanlagen wachsen, von der Bauchwand ausgehend,
in die Höhe, bis sie die Dorsalseite der Leibeshöhlenwand erreichen.
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325
Von hier aus dringen nun ebenfalls einzelne, kleine, metame-
riseh angeordnete, ektodermale Zellengruppen, welche theils die
Septenanlagen von der dorsalen Seite ergänzen, theils zur Bildung
von longitudinalen Muskelfasern auf der Dorsalseite des Körpers
dienen.
In dem Maasse, als die Regenerationsknospe nach hinten sich
verlängert, dringen in die Leibeshöhle immer neue Septenanlagen
von hinten her ein, aus der Uebergangsstelle der Bauchmarkanlage
in die ektodermale Hinterwand der Regenerationsknospe, wobei jede
neue Septenanlage zwischen die unmittelbar vorher gebildete und
die Hinterwand der Knospe sich einschiebt. Anfangs liegen diese
Septenanlagen sehr zusammengedrängt, aber beim weiteren Wachs¬
thum der Regenerationsknospe entfernen sie sich voneinander und
nehmen eine mehr regelmässige, segmentale Anordnzng an. Die
Fig. 10 stellt in dieser Hinsicht ein sehr interessantes Bild dar. In
einem Winkel zwischen der Bauchmarkanlage und dem stark vjerdickten
Ektoderm sehen wir eine Vertiefung, aus welcher fünf hintereinander
liegende Reihen von stark verlängerten, spindelförmigen Zellen in
der Richtung nach oben in die Leibeshöhle hineinragen und die
allerersten Anlagen der Scheidewände darstellen. In einigen Zellen
dieser Bildungen, sogar in denjenigen, welche mit ihren basalen
Abschnitten mit dem Ektoderm noch innig Zusammenhängen, sieht
man im Plasma schon differenzirte Muskelfasersubstanz (m), welche
durch ihre kupferröthliche Farbe bei Haematoxylin-Eosin-Färbung
sehr distinct hervortritt. An der inneren Fläche des verdickten,
mehrschichtigen Ektoderms der Hinterwand der Regenerationsknospe
ist schon ein Lager von longitudinalen Muskelfasern klar entwickelt.
In derselben Figur sehen wir auch an der Dorsalseite eine
Gruppe von Spindelzellen, welche vom Ektoderm her in die Leibeshöhle
hineindringen. Solche Zellengruppen dienen, wie oben erwähnt,
theils zur Ergänzung der Scheidewände, theils liefern sie das Materia
zur Bildung von longitudinalen Muskelfasern an der dorsalen Seite
des Körpers.
In Fig. 15, welche den dorsalen Theil eines Sagittalschnittes durch
die Regenerationsknospe von Enchytraeus Buchholzii darstellt (16. Re¬
generationstag) sehen wir an drei Stellen Züge von stark verlän¬
gerten, spindelförmigen Zellen, welche von Ektoderm her austreten
und in die Leibeshöhle eindringen; dieselben gehören zu derselben
Kategorie, wie die dorsale Zellengruppe in Fig. 10. Dort, wo diese
segmental angeordneten Zellengruppen aus dem Ektoderm her¬
austreten, fehlt die Muskelschicht; die Zellen durchbrechen also an
diesen Stellen die junge Muskelfaserschicht. In einer dieser Zellen (Fig. 15)
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326
sieht man eine Mitose, wobei aus der Lage der Spindel zu ersehen
ist, dass die Theilung in der Richtung gegen die Leibeshöhle hin vor
sich geht. Manche dieser Zellen sind sehr dünn, spindelförmig, andere
zeigen Uebergänge zu den bimförmigen Zellen, welche die longitu¬
dinalen Hautmuskelfasern liefern; z. B. unten liegt unter dem Ekto¬
derm eine ganze Gruppe solcher Zellen neben den spindelförmigen;
oben sieht man einige bereits ganz isolirte, bimförmige Zellen, in
deren Plasma Muskelfasersubstanz differenzirt ist und fast bis zum
Kerne sich erstreckt.
Die obigen Bilder und eine grosse Anzahl ähnlicher an anderen
Präparaten, überzeugen uns also: 1) dass die longitudinale Musku¬
latur des sich regenerirenden Körperabschnittes aus seitlich von dem
Bauchmarke gelegenen ektodermalen Zellenmassen sich entwickelt,
welche in einem gewissen Zusammenhänge mit diesem letzteren,
sich differenziren, und den ventralen und lateralen Theil dieser Mus¬
kulatur liefern, ferner aus einzelnen Gruppen von Ektodermzellen,
welche auf der Dorsalseite zum Theil im Zusammenhänge mit den
Septenanlagen entstehen; 2) dass die Septenmuskulatur aus meta-
merisch entstehenden Zügen von Ektodermzellen sich entwickelt,
welche zuerst hauptsächlich im hintersten Theile des Regenerates
zwischen der Bauchmarkanlage und der hinteren Wand der Rege¬
nerationsknospe auftreten und von hier an allmählich nach vorne
rücken, ferner auch aus Zügen von Ektodermzellen, welche von der
Rückenseite her in die Leibeshöhle eindringen und die ventralen
Septenanlagen theilweise ergänzen.
Sehr interessant finde ich die Entwickelung der circulären
Körpermuskulatur.
Von allen bisherigen Forschern hat am meisten und am treffendsten
Hepke (1. c.) die Differenz in der Entwickelungsweise der Längs¬
muskulatur und der circulären Muskulatur der Leibeswand darge¬
stellt. Während er nämlich die longitudinale Muskulatur, Dissepi-
mente, Borstensäcke (auch „Leberzellen* und Blutgefässe) aus einer
ursprünglich gemeinsamen Anlage ableitet, und zwar aus den paarigen
„Mesodermplatten“, welche letztere aber ihrerseits aus dem Ektoderm
den Anfang nehmen, so stellt er allen diesen Bildungen die eirculäre
Muskulatur gegenüber, als eine solche, welche direkt aus dem
Ektoderm sich entwickelt. Er nimmt nämlich an, dass einzelne
Zellen aus dem Ektoderm in das Innere der Leibeshöhle wandern,
an die Innenfläche derselben sich anlegen und quer zur Längsaxe
des Körpers in lange Muskelzellen auswachsen, welche die circulären
Muskelfasern darstellen.
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327
Meine Beobachtungen sind mit denjenigen Hepke’s nur insofern
übereinstimmend, als auch ich für die circuläre Muskulatur einen
gesonderten Ursprung annehme, so dass ich in dieser Hinsicht die
circuläre Muskulatur der gesammten übrigen Muskulatur gegenüber¬
stelle.
Ich kann aber der Ansicht von H e p k e nicht beipflichten, dass
die circuläre Muskulatur ausschliesslich aus eingewanderten Zellen
entstehe. Bei den Enchytraeiden kann man deutlich sehen, dass diese
Muskulatur grösstentheils in den Ektodermzellen selbst in situ sich
entwickelt, und zwar dass in den der Leibeshöhle zugekehrten,
basalen Abschnitten der epidermalen Zellen Muskelfibrillen sich
differenziren und allmählich von diesen Zellen sich abtrennen, um
eine selbständige Schicht direkt unter der Epidermis zu bilden. Wir
haben hier also eine höchst primitive Entstehungsweise von Muskel¬
fibrillen, welche mit derjenigen bei Coelenteraten verglichen werden
kann und welche uns zeigt, dass beiderRegeneration manche
ontogenetische Prozesse einen mehr direkten Weg ein-
schlagen, dass sie einen gewissen Rückschlag zu phy¬
logenetisch älteren und einfacherenBildungsprozessen
zeigen, was in theoretischer Hinsicht sehr interessant ist.
Die Bildung der circulären Muskulatur beginnt zuerst an der
hinteren Wand der Regenerationsknospe. Von hier an, schreitet sie
in dem Maasse als die Knospe wächst, allmählich nach vorne. Es
ist also möglich an einem Längsschnitte die verschiedenen Bildungs¬
stadien dieser Muskulatur zu verfolgen.
Ich möchte zunächst den Leser auf die Fig. 15 aufmerksam
machen. Die Ektodermzellen stehen hier ziemlich isolirt; man kann
unter denselben zwei verschiedene Formen unterscheiden. Die einen
sind cylindrisch und enthalten den Kern in der Mitte, oder etwas
näher dem peripherischen Ende, welches dann gewöhnlich etwas
verbreitert ist, oder näher dem basalen Ende, welches in diesem
Falle oftmals auch etwas verdickt erscheint. Diese Zellen liefern
später die definitiven, kubischen Epidermiselemente. Andere Zellen
sind stäbchenförmig, tingiren sich etwas intensiver als die ersteren und
haben ihren ovalen Kern nahe an der Basis. Diese stäbchenförmigen
Zellen liefern sehr wahrscheinlich die definitiven stäbchenförmigen
Elemente, welche später mit dem Nervensystem im innigen Zusammen¬
hänge stehen (sensible Elemente Lenhossek’s). Endlich finden
wir hier mehr spindelförmige. Zellen, welche gewöhnlich tiefer als
die übrigen liegen, mit ihrem centralen Ende in die Leibeshöhle hin¬
einragen und gleichsam im Begriffe sind auszuwandern; sie haben
später die obenerwähnten Zellengruppen zu liefern, welche theils
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328
zur Ergänzung der Septen, theils zur Bildung der longitudinalen
Muskulatur auf der Dorsalseite dienen.
Die circulären Muskelfasern werden nur von den cylindrischen
Ektodermzellen gebildet. Es treten nämlich im Plasma der centralen
Abschnitte dieser Zellen zahlreiche feine Muskelfibrillen auf, welche
an Längsschnitten, welche zum Studium ihrer Entwickelung sich
am besten eignen, als feine punktförmige Bildungen erscheinen und
bei Haematoxylin-Eosin-Färbung durch ihre charakteristische kup-
ferröthliche Farbe sehr deutlich zu unterscheiden sind.
In den ersten Stadien entsteht nur eine unansehnliche Zahl
solcher Fibrillen, ganz nahe der Basis der Zelle, man sieht z. B. in
Fig. 15 unten nur verhältnissmässig wenige solche Fibrillen; oben
dagegen, d. h. in der mehr hinten gelegenen Gegend der Leibes-
wand, wo die erste Bildung der betreffenden Schicht früher auftritt,
ist schon beinahe die ganze untere (basale) Hälfte der Ektoderm¬
zellen von Fibrillen ausgefüllt. Es existirt hier aber noch keine
distinkte Grenze zwischen dem peripheren, nur Plasma und den Kern
enthaltenden und dem centralen, muskelfibrillenführenden Abschnitte
der genannten Zellen. Mehr nach hinten wird diese Grenze immer
schärfer, so dass endlich jede Zelle in zwei Abschnitte zerfällt,
welche jedoch noch innig Zusammenhängen, und zwar in einen
peripherischen, welcher aus blassem Plasma mit Kern besteht und
in einen centralen, welcher zahlreiche, zarte Fibrillen enthält, die
jedoch nur bei starken Vergrösserungen (homog. Immersion) einzeln
zu unterscheiden sind. Bei schwächeren Vergrösserungen unter¬
scheidet man in jeder Zelle (nach Haematoxylin-Eosin-Färbung) einen
peripherischen, blauen und einen centralen, kupferröthlichen Abschnitt,
wobei diese letztere Färbung durch die Anwesenheit von zahlreichen
Muskelfibrillen bedingt ist. In vielen Fällen sind die basalen, fibrillen¬
erzeugenden Theile der Zellen verdickt, so dass der Durchmesser
derselben hier viel grösser erscheint, als in den peripheren Ab¬
schnitten.
Häufig habe ich auch konstatirt, dass in den basalen Abschnitten
dieser Zellen ausser den erwähnten Muskelfibrillen, welche quer zur
Längsaxe des Körpers verlaufen, noch sehr zarte Fäserchen sich
differenziren, welche, senkrecht zur Oberfläche des Körpers gerichtet,
von der Basis der Zelle auslaufen und oft zwischen die longitudi¬
nalen Muskelfasern etwas eindringen, wie dies z. B. in Fig. 13 zu
sehen ist. Es scheint, dass diese Fäserchen nicht aus contractiler
Substanz bestehen; sie theilen die Muskelfibrillen in eine Anzahl
kleiner Bündelchen. Ich halte dieselben für nicht muskulöse Bildungen
und zwar deshalb, weil sie sich nicht so intensiv und charakteristisch
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329
mit Eosin förben, wie die echten Muskelfibrillen. Muskelfibrillen in
basalen Theilen der Zellen sehen wir auch in Fig. 12, wo sie quer
durchschnitten sind und ebenfalls als Pünktchen erscheinen. Aeusserst
interessant ist die bereits erwähnte Fig. 13. Es sind hier 4 neben¬
einanderstehende Ektodermzellen dargestellt: eine stäbchenförmige,
sehr dünne, eine cylindrische, schmale, welche als Uebergangsform
zur stäbchenförmigen erscheint und zwei gewöhnliche, cylindrische
welche basalwärts verdickt sind und daselbst viele Muskelfibrillen
nebst den erwähnten zarteren Fäserchen enthalten.
Da die cylindrischen, fibrillenbildenden Zellen nebeneinander
stehen und jede aus seinem basalen Abschnitte ein fibrillenführendes
Element producirt, so entstehen durch Zusammenflüssen solcher
Elemente in einer zur Längsaxe queren Richtung lange, circulär ver¬
laufende Muskelfasern, deren jede eine grosse Anzahl von Fibrillen
enthält. Eine Schicht von jungen circulären Muskelfasern unter
dem Ektoderm sieht man in Fig. 17.
In Fig. 15 und 16 haben wir einige Entwickelungsstadien der
circulären Muskulatur in der Regenerationsknospe von Enchytraeus
Buchholzit dargestellt.
Der grösste Theil der Ringmuskelfarern entsteht in der Rege¬
nerationsknospe auf die oben beschriebene Weise.
Aber in etwas späteren Stadien, etwa am 20.—24. Regenerations¬
tage, manchmal jedoch früher bilden sich viele dieser Muskelfasern
nicht durch eine unmittelbare Differenzirung der basalen Abschnitte
der Epidermiszellen, sondern sie werden von speciellen Ekto¬
dermzellen producirt und zwar von einer tieferen
Schicht derselben. Hie und da trifft man nämlich einzelne
oder gruppenweise angeordnete Ektodermzellen, welche eine tiefere
Lage annehmen, sich abrunden und an ihren nach innen gerichteten
Enden spitzig in circuläre Muskelfasern übergehen. Ein in dieser
Hinsicht sehr interessantes Bild sehen wir in Fig. 24, wo unter der
Epidermisschicht, an der inneren Fläche derselben, gleichsam in
einer Aushöhlung vier solche myogene Ektodermzellen und zwar
zwischen der circulären Muskelfaserschicht und der Epidermis liegen,
an ihren centralen Enden sehr spitzig auslaufen und direkt in Muskel¬
fasern übergehen. Die Zellen entsprechen denjenigen, welche Hepke
bei den Naiden gesehen hat. Nach diesem Autor treten nämlich
einzelne Zellen aus dem Ektoderm in das Innere der Leibeshöhle, legen
sich der Innenfläche des Ektoderms an und gehen quer zur Längsaxe
des Thieres in lange Muskelzellen — circuläre Muskelfasern — über.
Meine Beobachtungen über den ektodermalen Ursprung der
Körpermuskulatur stehen auch im Einklänge mit denjenigen von
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330
Schulz und von Michel. Dieser letztere Autor hat volles Recht,
wenn er sagt: „Je dois rejeter toute conclusion, qui exclurait la
participation de l’dctoderme ä la formation des museles somatiques,
notamment admetrait une origine uniquement somatopleurale, meme
pour un systöme particulier de muscles: car les fibres muscu-
laires, surtout transverses sont en connexion avec
les cellules öpidermiques.“ „Les muscles circulaires —
sagt er weiter — ötant voisinsde l’dpiderme, leur döriva*
tion ectodermique est plus manifeste.“
Inbetreff des Baues und der Entwickelung der circulären Muskel¬
fasern muss ich noch Folgendes bemerken.
Die oben erwähnten, im Querschnitte polygonalen oder rundlich¬
ovalen Einheiten der circulären Muskulatur nenne ich „Muskelfasern“,
die in denselben enthaltenen, im Querschnitte puktförmigen Elemente
nenne ich „Muskelfibrillen“. Die Mehrzahl der Autoren befolgt die¬
selbe Terminologie. In den letzten Jahren sind jedoch auch andere
Benennungen für dieselben Gebilde eingeführt worden. Auf Vorschlag
von Cerfontaine nennt nämlich Dr. Bock (36) die Muskelfasern
„colonnes musculaires 11 , die Bildungen aber, welche ich als Fibrillen
bezeichne, nennt Dr. Bock „ fibres “. Wenn wir nämlich die Fig. 14
PI. I („ Trois coupes transversales de colonnes musculaires circulaires
du Lumbriculus ‘) und die Fig. 4, PI. I {„Coupe transversale de la paroi
du corps du Lumbriculus , montrant trois colonnes musculaires circulaires “)
in der Arbeit von Bock mit der Fig. 18 meiner Arbeit vergleichen,
so kommen wir zu dem Schlüsse, dass die „colonnes muscuhires 11
ganz denselben Bildungen entsprechen, welche ich als Muskelfasern
bezeichne, und dass die „Fibres u meinen „Muskelfibrillen“ entsprechen.
Dr. Bock nimmt an, wie es vor ihm Rhode(37) und Cer¬
fontaine (38) gefunden hatten, der erste bei Chaetopoden, der
letztere bei Lumbriculus, dass die „fibres musculaires“ noch fibrillen-
artige, sehr zarte „elements musculaires 1 enthalten.
Sowohl in den longitudinalen, als auch in circulären Muskel¬
fasern der Enchytraeiden sind die Fibrillen radiär gruppirt, weshalb
auf Querschnitten in diesen Fasern (in der corticalen Substanz
derselben) eine radiäre Streifung hervortritt, was schon Hesse (45)
hervorgehoben hat Eine solche radiäre Streifung habe ich in Fig. 18,
23 und 25 dargestellt.
Die longitudinalen Muskelfasern stellen bandförmige Bildungen
vor, in denen bei starken Vergrösserungen eine centrale, helle Mark¬
substanz und eine periphere, fibrillenhaltige Rindensubstanz auf
Querschnitten unterschieden werden kann, wobei in dieser letzteren,
wie gesagt, eine feine radiäre Streifung klar hervortritt. Die Rinden-
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331
Substanz ist nicht allseitig geschlossen, so dass, wir hier keineswegs
mit „röhrenförmigen“ Muskelfasern zu thun haben. Ich kann die
Beobachtungen Hesse’s bestätigen, dass bei Fridericia, sowohl
in der inneren, wie auch in der äusseren Lage der longitudinalen
Muskelfasern, die Rindensubstanz hie und da und zwar an den cen¬
tralen Rändern der Muskelbänder offen ist und dass hier die Muskel¬
substanz der Fasern mit dem Plasma grosser, kernhaltigen Zellen
zusammenhängt (Fig. 25). Diese Zellen stellen nun in der Regene¬
rationsknospe die oben erwähnten, rayogenen Zellen vor. (Vergl.
Fig. 24).
In der hinteren, sich noch regenerirenden Körperabtheilung von
Fridericia , 24 Tage nach der Operation, ist die oben erwähnte radiäre
Streifung an quer durchschnittenen longitudinalen Muskelfasern
stellenweise noch nicht ganz deutlich; die Marksubstanz bildet
einen etwas breiteren Streifen (im Querschnitte), als in den Muskel¬
fasern des Vordertheils des Körpers, wobei noch zu bemerken wäre,
dass die radiäre Streifung der Rindensubstanz an den peripheren
Rändern der Bandfasern auf Querschnitten in sehr feine, punkt¬
förmige Bildungen übergeht. Wenn wir die Abbildung Fig. 24, aus
dem hinteren Körperabschnitte einer Fridericia, wo die Regeneration
noch stattfindet, mit der Fig. 25, aus dem vorderen Körperabschnitte,
wo keine Regeneration sich vollzog und wo zwei distinkte Lagen
von longitudinalen Muskelfasern (eine innere und äussere) klar her¬
vortreten, vergleichen, so können wir zum Schlüsse gelangen, dass
die bei der Regeneration übrigens niemals ganz deutlich sich diffe-
renzirende, äussere, longitudinale Muskelfaserschicht vielleicht aus
der inneren durch Abschnürung entsteht.
In den circulären Muskelfasern von ganz entwickelten Enchy-
traeiden habe ich dieselben Verhältnisse in der Anordnung der fibrillen¬
haltigen Rindensubstanz und der Marksubstanz gefunden, wie
Hesse. Ich kann aber noch hinzufügen, dass bei sehr starken Ver-
grösserungen die einzelnen radiär angeordneten Streifen der Cortical-
substanz am Querschnitte in reihenförmig angeordnete
Pünktchen zerfallen. Diese elementarsten Theite der contrac-
tilen Substanz entsprechen wahrscheinlich den „elements musculaires“.
Dieselben sind in Fig. 18 zu sehen, wobei zu bemerken sei, dass
eine kleine Anzahl dieser Elemente auch in der Marksubstanz zer¬
streut ist (Fig. 23.)
In der Marksubstanz der circulären Muskelzellen fand Hesse keine
Kerne, ebensowenig wie vor ihm V e j d o v s k y. Er ist der Ansicht, dass
grosse, plasmareiche Elemente, welche mit ansehnlichen Kernen ver-
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332
sehen, in den s. g. „Seitenlinien“ (Semper) liegen, mit diesen
Muskelzellen Zusammenhängen und dass somit die Bingsmuskelzellen
der Enchytraeiden den Bau der nematoiden Muskelzellen haben.
Diese Beobachtungen von Hesse sind von Goodrich (46) und von
Rosa, besonders aber von Dr. Bock, bestätigt worden, welcher
bei Lumbricultts den Zusammenhang der circulären Muskelfasern mit
den Seitenlinienzellen in einer überzeugenden Weise nachgewiesen
hat. Der letztere Autor studirte auch den Zusammenhang dieser Zel¬
len mit den circulären Muskelfasern am hinteren Ende des Schwanzes
bei Lumbriculus, wo man die Anordnung dieser Zellen bei Beginn
ihrer Entwickelung beobachten kann. Er findet aber, dass ausser
den Kernen der Seitenlinienzellen, welche nach Hesse einzig und
allein der circulären Muskulatur angehören, noch andere Kerne
in dieser Muskulatur auftreten, welche ganz unab¬
hängig von ersteren sind. Ich kann diese Beobachtung von
Bock bestätigen. Ich habe, wiewohl selten, in der circulären Musku¬
latur bei Fridericin ebenfalls rundliche und länglich-ovale Kerne an¬
getroffen, welche als den Muskelfasern selbst angehörende Kerne
betrachtet werden müssen, und welche ich für Reste der Kerne
solcher myogener Zellen halte, wie sie in Fig. 24 (cm. b), darge¬
stellt sind.
Hesse und nach ihm Bock haben, wie oben erwähnt, gezeigt,
dass die Plasmamassen und die Kerne der circulären Muskelfasern
in den Seitenlinien liegen. Ich habe dies bei normalen Fridericien
(Fig. 25 a) ebenfalls gesehen und kann in dieser Hinsicht die Beob¬
achtungen dieser Forscher bestätigen. Aber während der Regene¬
ration, bei welcher die circuläre Muskelfaserschicht in statu nascendi
angetroffen wird, habe ich diese Seitenlinienzellen lange Zeit
vermisst; sie erscheinen hier nämlich erst viel später. Wenn also
bei der normalen, embryonalen Entwickelung die cir¬
culären Muskelfasern wahrscheinlich als Producte
d er Seiten linienzellen sich entwickeln, so müssenwir
dagegen annehmen, dass bei der Regeneration bei
Enchytraeiden der grösste Theil dieser Muskelfasern
von Ektodermzellen stammt, und dass hier die Seiten¬
linienzellen nur eine sehr untergeordnete Rolle
spielen und höchtens in ganz späten Stadien zur
Bildung von einzelnen circulären Muskelfasern bei.
tragen können; die zuerst auftretenden circulären
Muskelfasern entstehen direkt aus dem Ektoderm oder
aus einzelnen Zellen, welche vom Ektoderm sich ab¬
trennen und in die Tiefe wandern.
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333
Ueber die Histogenese der Muskelelemente bei den Oligochaeten
gibt Dr. Bock einige, obwohl äusserst spärliche, Angaben in seiner
oben citirten Arbeit
Um das Verhältniss der myogenen Zellen zu den „elements
musculaire8 a der Muskelfasern zu ermitteln, studirte Bock Quer¬
schnitte durch das Schwanzende von Lumbriculus, wo eine dauernde
Neubildung von Gewebeu stattfindet. Diese Studien hatten jedoch
kein befriedigendes Ergebniss. Er konnte nur die Existenz von
Zellen feststellen, aus welchen die longitudinale Muskulatur entsteht.
„Es sind grosse Zellen — sagt er — die hie und da unterhalb der
circulären Schicht und zwischen kleinen, schon entwickelten longi¬
tudinalen Fasern liegen. Diese grossen Zellen tragen an ihrer peri¬
pheren Fläche eine kleine Anzahl von Fortsätzen, nämlich Anlagen
der contractilen Substanz. Das sind augenscheinlich myogene Zellen“.
Diese Zellen entsprechen ohne Zweifel denjenigen, welche ich als
myogene Zellen für die longitudinale Muskulatur bezeichnet habe.
Bock findet, dass eine jede dieser Zellen eine Anzahl von
elements musculaires erzeugt. Er ist in dieser Hinsicht mit Fraipont
(39) im Einklänge, welcher diese Verhältnisse bei Polygordius ein¬
gehend studirte. Die Ergebnisse, zu welchen Fraipont gelangt,
stimmen auch mit meinen Beobachtungen überein, nämlich dass
eine jede circuläre Muskelfaser oder „ colonne musculaire “ ein Produkt
einer ganzen Reihe von nebeneinanderstehenden, muskelbildenden Zel¬
len ist; jede dieser Zellen producirt aber eine gewisse Anzahl von
Fibrillen, aus welchen die Muskelfaser zusammengesetzt ist. Ich
kann also in dieser Hinsicht an einem ganz anderen Objekte, und
zwar bei der Regeneration der Muskelfasern bei Enchytraeiden, die
schönen Beobachtungen Fraipont’s wenigstens zum Theile bestä¬
tigen, welcher gefunden hat, dass eine jede Muskelfaser das Produkt
von mehreren Zellen ist, wobei jede Zelle eine Menge Fibrillen pro¬
ducirt und jede Fibrille ein Differenzirungsprodukt mehrerer Zellen
sein kann.
E. Die Regeneration der Borstenfollikel
und ihrer Muskeln.
Sowohl die Borstenfollikel, wie auch die Muskeln derselben
sind Ektodermprodukte.
An der Stelle, wo der künftige Borstenfollikel auftreten soll,
vertiefen sich einige Ektodermzellen, vermehren sich und bilden
unter der Ektodermschicht einen soliden Zellenhaufen, in welchem
die Grenzen einzelner Zellen nicht sichtbar sind, so dass das Plasma,
Poln. Archiv f. biol. u. med. Wietenech.
Archive« polon. d. tcieno. biol. et medio. Co
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334
in welchem eine Anzahl grosser, ovaler Kerne zerstreut ist, eine Art
Syncytium bildet.
Im Inneren dieses Plasma erscheint nun eine zuerst sehr kleine
konische Borstenanlage, welche später fortwährend wächst, bis sie
nach aussen hervortritt. So entstehen die Borstenfollikel mit den
Borstenanlagen.
Die Muskeln der Borstenfollikeln, welche in schräger Richtung
von der Basis des Follikels bis zum Hautmuskelschlauch empor¬
steigen, verdanken ihre Entstehung ebenfalls dem Ektoderm. Einzelne
Ektodermzellen, welche dem Borstenfollikel direkt anliegen, differen-
ziren sich nämlich in lange, distal sehr dünne, central kolbenförmig
verdickte und hier den Kern enthaltende Elemente, welche unter
die Epidermisschicht migriren, mit der Basis des Borstenfollikels in
Zusammenhang treten, eine schräge Lage annehmen (indem sie von
der Borstenfollikelbasis bis zur Körperdecke schräg verlaufen) und
sich allmählich in die definitiven Muskelfasern differenziren.
In Fig. 21 ist ein Theil eines Sagittalschnittes durch Enchy-
traeus Buchholzii vom 16. Regenerationstage dargestellt. Links sehen
wir hier eine Borstenfollikelanlage mit einer kleinen Borstenanlage
in der Mitte, rechts (etwas näher dem hinteren Ende der Rege¬
nerationsknospe) eine etwas ältere Borstenfollikelanlage. Neben der
linken Anlage sehen wir hier eine einzelne Ektodermzelle, welche
mit einer basalen, kolbenförmigen Verdickung versehen, im Begriffe
ist, nach innen zu wandern. Neben der rechten Anlage sind drei
solche kolbenförmige Zellen zu sehen. An derselben Figur findet
man auch die uns bekannten Bildungszellen der longitudinalen Musku¬
latur und schön differenzirte, junge Fibrillen der circulären Musku¬
latur in den basalen Abschnitten der Ektodermzellen. Eine noch
ältere Borstenfollikelanlage ist in Fig. 22 dargestellt, in welcher mit
der Basis der soliden Anlage bandförmige, schräg verlaufende, Zellen
verbunden sind, welche aus den oben erwähnten, in die Körper-
höhle eingedrungenen Ektodermzellen entstanden, in Muskeln sich
verwandeln, welche in derselben schrägen Richtung von dem Borsten¬
follikelgrunde bis zum Hautmuskelschlauche verlaufen.
Die contractile Substanz erscheint zuerst auf der einen Seite
der bandförmig verlängerten Zelle.
Inbetreff der Herkunft der Borstenfollikel bei der Regeneration
der Würmer bin ich also mit den meisten anderen Autoren einig
(Michel, Schulz); die Entstehung der Muskulatur der Borsten¬
follikel ist aber von keinem meiner Vorgänger näher studirt worden.
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335
F. Die Regeneration des Peritonaeums,
des Blutgefäss Sinus des Darmes, der Muskulatur des
Darmes und der Nephridien.
Das Peritonaeum besteht bei den Enchytraeiden, wie bei anderen
Oligochaeten, bekanntlich aus einem visceralen und einem parietalen
Blatte, welche einen ganz differenten Bau besitzen.
Das viscerale Blatt besteht aus grossen Zellen, welche mit schma¬
ler Basis der Darmwand anliegen und mit ihrem verbreiterten, rund¬
lichen Scheitelende gegen die Leibeshöhle gerichtet sind, wobei sie
im Plasma sehr zahlreiche, gelblich-braune Körnchen enthalten. Das
parietale Blatt besteht dagegen aus einer Schicht theils kubischer,
theils abgeplatteter Zellen, welche der longitudinalen Muskelfaser¬
schicht von innen anliegen und Pigmentkörnchen entbehren.
Die viscerale Peritonaealschicht liegt in der hinteren Körper¬
hälfte der epithelialen Schicht des Darmes nicht unmittelbar an,
sondern sie begrenzt von aussen her einen Blutsinus, der zwischen
dieser Schicht und dem Darmwandepithel sich ausbreitet, wobei
unter der Visceralschicht des Peritonaeums noch eine dünne Muskel¬
faserschicht vorhanden ist und zwar eine innere, circuläre und eine
äussere, welche aus spärlichen, longitudinalen Fasern besteht. Ein
dünnes, stark abgeplattetes, aus weit von einander entfernten Zellen¬
leibern bestehendes Endothel (40) kleidet bei Fridericia Ratzelii den
ganzen Sinus aus. Bei kleineren Enchytraidenarten ist dieses Endo-
thelium sehr schwer zu constatiren und scheint vielfach gar nicht
zu existiren.
Nun handelt es sich darum, wie entwickeln sich bei der
Regeneration:
1) die grossen, visceralen Peritonaealzellen;
2) die innere, d. i. die circuläre Muskelfas jrschicht des Darmes;
3) die äussere, d. i. die longitudinale Muskelfaserschicht dieses
letzteren.
Was nun die erste dieser drei Fragen anbelangt, so kann ich
mit Bestimmtheit sagen, dass die neue viscerale Peritonaealzellen-
Schicht zum grössten Theil, jedoch nicht ausschliesslich aus der gleich¬
namigen Schicht sich regenerirt.
Wir erinnern den Leser daran, dass am 3. Regenerationstage
die visceralen Peritonaealzellen einen vorübergehenden Pfropf bilden,
der den durchschnittenen Darm hinten schliesst, um später einer
gänzlichen Degeneration zu unterliegen.
Wenn der Darm, mit der ektodermalen Anlage des neuen Hinterdar¬
mes sich verbunden und durch einen neuen Anus nach aussen sich
23 *
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336
geöffnet hat, reicht die viscerale Peritonaealzellenschicht noch längere
Zeit nicht bis zum neugebildeten Darme.
Es entsteht zuerst rings um denselben eine Muskelfaserschicht,
und zwar sowohl eine äussere, longitudinale, wie auch eine innere,
circuläre, welche etwas später als die erstere erscheint.
Erst später, vom 12.—15. Regenerationstage angefangen, ver¬
breitet sich die viscerale Peritonaealzellenschicht eine Strecke weit
nach hinten rings um, den Hinterdarm und dies geschieht in Folge
einer raschen Vermehrung der alten Peritonaealzellen des Darmes
auf mitotischem Wege. Ich habe hier so oft und in so grosser Anzahl
mitotische Kerntheilungsfiguren gesehen, dass ich nicht bezweifeln
kann, dass diese Schicht nach hinten sich ausbreitet An longitu¬
dinalen Schnitten habe ich oft die Spindelaxen in der Richtung der
langen Axe des Körpers liegen gesehen, woraus zu schliessen wäre,
dass die sich vermehrenden Zellen in der Richtung nach hinten, d. h.
gegen den sich regenerirenden Hinterdarm sich ausbreiten. Eine
grosse, mitotisch sich theilende, bimförmige Peritonaealzelle des visce¬
ralen Blattes sehen wir im Querschnitte auf Fig. 17.
Ausserdem nehmen an der Bildung des visceralen Peritonaeums
auch einzelne Zellentheil, welche sich vom Ektoderm ablösen
und in die Leibeshöhle wandern, besonders in dem hintersten
Abschnitte des Regenerates. Hievon kann man sich leicht über¬
zeugen, da die beiden Zellenarten, welche an der Regeneration des
visceralen Peritonaeums sich betheiligen, d. h. die aus dem alten
Peritonaeum stammenden und die eingewanderten Ektodermzellen
von Anfang an merkliche Unterschiede bieten, indem die ersteren
gelblich-braune Körnchen, wie die Mutterzellen, enthalten, die letzteren
dagegen noch sehr lange Zeit dieselben entbehren.
Was nun die Genese der Muskulatur des Hinterdarmes anbe¬
langt, so habe ich hier ganz analoge Verhältnisse gefunden, wie bei
der Regeneration der Leibeswand-Muskulatur.
Die circuläre Darmmuskelschicht verdankt ihre Entstehung den
Epithelzellen des neugebildeten Darmes, welche aber ihrerseits, der
Genese nach, Ektoderrazellen darstellen. Ganz auf dieselbe Weise,
wie in den Epidermiszellen, differenziren sich in den basalen Ab¬
schnitten der anfangs grossen, cylindrischen Zellen des Hinterdarmes
zahlreiche, feine, auf dem Querschnitte punktförmige Muskelfibriilen,
welche später grössere Einheiten nämlich die Muskelfasern bilden.
In Fig. 5 ist an einem Längsschnitte die breite Afteröffnung
von Enehytraeus Buchholzii und der direkte Uebergang der einschich¬
tigen Epidermis in die einschichtige Hinterdarmwand dargestellt.
Nun habe ich bei starker Vergrösserung eine solche Uebergangs-
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stelle der Epidermis in die epitheliale Darmwand bei der Anusöffnung
in Fig. 19 dargestellt, und zwar bei derselben Art am 15. Regenerations¬
tage. Dieses Präparat ist sehr lehrreich.
Während unter der Epidermis (rechts) Gruppen von circulären Mus¬
kelfibrillen schon ganz differenzirt und theilweise ganz von den Zellen
abgetrennt liegen, finden wir in den basalen Abschnitten der hohen,
hie und da von einander entfernt stehenden, cylindrischen Darm¬
epithelzellen (links) die Fibrillen noch im Plasma liegen. Ausserdem tre¬
ten feine, in den basalen Theilen dieser Zellen verlaufende Fibrillen
auf, welche zu den ersteren senkrecht gerichtet sind und dieselben
gleichsam in einzelne Bündel theilen.
Die fertigen, circulären Muskelfasern des Darmes zeigen auf
Querschnitten einen ähnlichen Bau, wie die circulären Muskelfasern
der Körperwand; sie sind im Querschnitte rundlich-polygonal und
enthalten im Innern zahlreiche, sehr feine, punktförmige Fibrillen,
wobei am häufigsten im Centrum der Faser ein kleines, helles, fibrillen¬
freies Feld zu sehen ist.
Was die äussere, longitudinale Muskelfaserschicht des sich re-
generirenden Darmes anbelangt, so habe ich die Entwickelung der¬
selben nicht mit solcher Genauigkeit studirt. wie die der circulären;
doch kann ich mit grosser Wahrscheinlichkeit behaupten, dass sie
von denselben myogenen Zellen stammen, wie die longitudinale
Muskulatur der Darmwand; ich habe nämlich diese grossen, sehr
charakteristischen Elemente der äusseren Darmwand dicht anliegen
gesehen. In Fig. 19 sieht man z. B. eine myogene Zelle, welche der
longitudinalen Muskelfaserschicht der Leibeswand dicht anliegt, drei
andere solche Zellen an der Uebergangsstelle der Epidermis in die
Darmwand und noch eine Zelle dicht an der Darmwand selbst;
diese letztere Zelle, welche stärker abgeplattet ist, gehört zu den
myogeonen Zellen der Darmwand, d. h. zu denjenigen, welche die
longitudinale Muskulatur des Darmes produziren.
Einzelne myogene Zellen (Fig. 19) verlaufen auch quer von der
Darmwand zur Leibeswand und hängen mit beiden Muskellagen
nämlich des Darmes und der Leibeswand sehr innig zusammen,
was auch auf eine gemeinschaftliche Abstammung der beiden
Schichten hinweist.
Die longitudinale Muskulatur des Darmes erscheint etwas früher
als die circuläre; sie tritt hervor, ehe noch die viscerale Peritonaeal-
zellenschicht bis zum Hinterdarme, gelangt und kann deshalb als
Produkt dieser Schicht nicht angesehen werden.
Was die parietale Peritonaealzellenschicht anbelangt, so ist auch
diese, ebenso wie die viscerale, hauptsächlich ein Produkt der alten,
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in welcher ich an der Uebergangsstelle zur Regenerationsknospe
viele Mitosen angetroffen habe; theilweise bildet sie sich jedoch auch auf
Kosten von jenen Ektodermzellen der Regenerationsknospe, welche
in die Leibeshöhle einwandern, aber in myogene Zellen sich nicht
verwandeln. Die parietale und die viscerale Peritonealzellenschicht
haben also eine ähnliche Abstammung.
Von den beiden Peritonaealzellenschichten stammen auch die
verhältnissmässig spärlichen Zellen, welche die Muskulatur der
Septen bedecken. Diese letzteren bestehen in den ersten Stadien
ihrer Entwickelung blos aus den myogenen Zellen, deren Genese
schon oben besprochen worden ist, und erst etwas später bekommen
sie auch eine äussere peritonaeale Bedeckung.
Mit dieser letzteren ist endlich die Entstehung der Ne-
phridien innig verknüpft. Leider kann ich über die Regeneration
dieser Organe nur wenig mittheilen.
Die alten, durchschnittenen, sowie die der Wunde nahe liegen¬
den Nephridien, haben an der Bildung neuer Nephridien gar keinen
Antheil.
Durchschnittene Nephridien degeneriren. Die Degeneration wird
durch eine sehr reiche Vacuolisirung des Zellenplasma eingeleitet;
die Vacuolen vergrössern sich bedeutend und bewirken einen Zerfall
des ganzen Nephridiums in Stücke, welche schliesslich in kleine
Körnchen zerfallen.
Die neuen Nephridien der Regenerationsknospe
entstehen aus der Peritonealzellenschicht der einzel¬
nen Septen. Ich habe im 16., 17. und 18. Regenerationstage solide
peritonaeale Zellenanhäufungen, und zwar eine kleinere an der vor¬
deren Fläche eines jeden ausgebildeten Septums und eine grössere
an der hinteren Fläche desselben gefunden, welche ich sowohl der
Lage nach, wie auch in Anbetracht ihrer weiteren Umbildungen und
besonders des Auftretens von intracellularen Kanälchen, für Nephri-
dienanlagen halte. Leider war ich nicht im Stande den ganzen Ent¬
wickelungsgang und alle histogenjtischen Processe bei der Ent¬
stehung dieser Organe eingehend zu untersuchen. Mit Bestimmtheit
kann ich aber sagen, dass jede der genannten Zellenanhäufungen
an den beiden Flächen eines jeden Septums von je einer einzigen
Mutterzelle abstammt, welche durch Vermehrung auf mitotischem
Wege je ein solides Zellenhäufchen bildet. Die Mutterzelle an der
vorderen Fläche des Septums bildet das Anteseptale des Nephridiums,
diejenige an der hinteren Fläche derselben gibt dem Posteptale
den Ursprung.
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339
In Fig. 20, welche einen Theil des sagittalen Durchschnittes
durch Enchytraeus am 17. Regenerationstage darstellt, finden wir
zwei Septa, welche aus Muskelfasern und spärlichen, dieselben be¬
deckenden Peritonaealzellen bestehen; an der vorderen Fläche des
vorderen Septums (links) ist eine grosse Mutterzelle und daneben
eine kleinere als Anlage des Anteseptale sichtbar, an der hinte¬
ren Fläche desselben Septums sieht man neben der grossen Mutter¬
zelle noch zwei kleine Zellen, in welchen enge intracellulare Gänge
schon hervortreten; an der vorderen Fläche des hinteren (rechten)
Septums ist eine einzige derartige Zelle, und an der hinteren neben
der Mutterzelle sind ebenfalls zwei kleine Zellen sichtbar. Die hinte¬
ren Zellenhäufchen sind Anlagen der Postseptalia. Ob diese beiden
Mutterzellen eines jeden Nephridiums in jedem Körpersegmente von
einer einzigen Ursprungszelle abstammen, das konnte ich nicht
ermitteln. A. Michel (28) leitet das ganze Nephridium bei der Re¬
generation der Allolobophora von einer einzigen mesodermalen
Zelle („une grande cellule, origine du futur pavil/on“) ab. Diese Zelle
legt sich der Vorderfläche und dem Aussenrande des Septums an und
erzeugt einen anfangs soliden Zellenstrang, welcher nach hinten hin
wächst und nach aussen sich öffnet.
Meine Beobachtungen, insofern sie für eine getrennte Bildung
der Trichter und der Nephridialgänge sprechen, stehen im Einklänge
mit den Befunden von Hatschek (41) betreffend die Ontogenie von
Criodrilus , mit den Beobachtungen von E. Mayer über die ontogene-
tische Entwickelung der thoracalen Nephridien beiPsygmobranchus
(42) und auch wenigstens theilweise mit den Beobachtungen von
Bergh (43) und Vejdovsky (44); sie sprechen aber gegen die
Continuität (Hatschek, Wilson) der Nephridialanlagen.
Kurze Recapitulation der wichtigsten Ergebnisse.
Bei der Regeneration des künstlich abgeschnittenen hinteren
Körpertheiles der Enchytraeiden haben wir folgende Processe constatirt:
1) In vielen Fällen wird die Wunde zuerst provisorisch ge¬
schlossen, wozu vor Allem die grossen, ovalen, lymphatischen Zellen
der Körperhöhle beitragen, welche in grosser Anzahl gegen die
Wundfläche wandern, um hier allmählig und zwar durch eine
Körnchendegeneration zu untergehen.
2) Nach der Operation treten folgende degenerative Processe auf:
a. Untergang vieler, durchschnittener Muskelfasern, welche einer
reicher Vacuolisirung und endlich einer Körnchendegeneration
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340
unterliegen, wobei lymphoide Wanderzellen (Araoebocyten)
als Phagocyten funktioniren;
b. Untergang der durchschnittenen Nephridien, deren Zellen
ebenfalls nach reichlicher Vacuolisirung körnig zerfallen;
c. Ebenso geht eine Anzahl von Peritonaealzellen aus der nächsten
Umgebung der Wunde, sowie eine Anzahl von Lympbzellen,
welche in die Nachbarschaft der Wunde eingewandert waren,
durch körnigen Zerfall zu Grunde.
3) Das neue, definitive Ektoderm der Regenerationsknospe ent¬
steht aus dem alten Ektoderm.
4) Der durchschnittene Darm bleibt verhältnissmässig lange
Zeit offen, seine hintere Oeffnung wird gewöhnlich anfangs durch
eine Anhäufung von visceralen Peritonealzellen, etwa wie durch einen
Pfropf, geschlossen; etwas später gehen diese, den Darm hinten um-
schliessenden Zellen zu Grunde, worauf der Darm mit dem Ektoderm
durch eine neugebildete, solide Zellenanhäufung sich in Verbindung
setzt, welche aus dem Ektoderm der Hinterwand der Regenerations¬
knospe entsteht. Diese Zellenanhäufung wird hohl und es bildet
sich eine nach aussen führende Darmöffnung; bald aber entsteht
hier eine secundäre, starke Einstülpung des Ektoderms als Anlage
für den definitiven Anus und den definitiven Hinterdarm. Die
Afteröffnung liegt anfangs dorsal in der Nähe des hinteren Kör¬
perendes und nur allmählich bekommt sie ihre gewöhnliche, termi¬
nale Lage.
5) Das neue Bauchmark regenerirt sich aus einer lokalen Ver¬
dickung an der ventralen Seite des neugebildeten Ektoderms, welche
unpaarig ist, aber in welcher zu beiden Seiten, also paarig, eine
stärkere Zellenvermehrung als in der Mitte stattfindet. Aus dem
alten, durchschnittenen Bauchmarke, welches mit dem neugebildeten
innig verschmilzt, wachsen in das letztere die dicken Nervenfasern,
sowie eine Anzahl von dünnen Nervenfasern hinein, wobei jedoch
im alten Bauchmarke keine Zellen Vermehrung stattfindet; dagegen
geht im neugebildeten, vom Ektoderm stammenden Bauchmark-
Abschnitte eine energische Zellentheilung vor sich, worauf eben
das Wachsthum desselben beruht.
6) Die longitudinale Muskulatur des Hautmuskelschlauches
entsteht:
a. aus grossen, myogenen Zellen, welche zu beiden Seiten der
Bauchmarkanlage im innigen Zusammenhänge mit der letz¬
teren aus dem Ektoderm hervorgehen, so dass man hier
etwa von einer gemeinsamen Neuromuskelanlage im Sinne
Kleinenberg’s ( Lopadorhynchus) sprechen kann; aus dieser
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341
Anlage entstehen die ventralen und ventro-lateralen logitu-
tudinalen Muskelfasern der Leibeswand;
b. aus Zellengruppen, welche dorsal und zwar in einer metameren
Anordnung aus dem Ektoderm heraustreten und die dorsalen
longitudinalen Muskelfasern der Leibeswand liefern.
7) Die muskulösen Anlagen der Scheidewände (Septa) entstehen
zuerst am hinteren Ende der Regenerationsknospe in metamerer
Anordnung und zwar aus dem äusseren Keimblatte, wobei die zuerst
entstandenen, älteren, sieb zuerst differenziren und in dem Maasse
als hinter denselben neue zur Ausbildung gelangen, nach vorne
rücken. Die Muskelanlagen der Septa werden an ihrer dorsalen
Seite von den oben erwähnten Zellengruppen ergänzt, welche in
metamerer Anordnung aus dem Ektoderm einwandern.
8) Jede einzelne longitudinale, bandförmige Muskelfaser (colonnt
musculaire ) wird von einer ganzen Reihe bimförmiger, myogener
Zellen gebildet.
9) Die circulären Muskelfasern (colonnes musculaires) des Haut¬
muskelschlauches entstehen (etwas später, als die longitudinalen)
aus den centralen Abschnitten aus sehr hoch auswachsenden, cylin-
drischen Ektodermzellen der Regenerationsknospe, indem im Plasma
dieser Zellen zahlreiche Fibrillen sich differenziren. Bündeln von solchen
Fibrillen bilden höhere Muskeleinheiten, d. h. die circulären Muskel¬
fasern. Zum Theile werden sie auch, besonders in späteren Rege¬
nerationsperioden, aus speziellen Ektodermzellen gebildet, die gegen
die Leibeshöhle wandern.
10) Jede einzelne, circuläre Muskelfaser ist ein Produkt einer
ganzen Reihe von fibrillenbildenden Ektodermzellen, wobei auch die
langen Fibrillen dieser Fasern Differenzirungsprodukte des Plasma
mehrerer nebeneinander (in querer Richtung) stehenden Zellen sein
können.
11) Die Peritonaealzellenschicht, sowohl die viscerale, wie auch
die parietale, regenerirt sich grösstentheils aus dem alten Peritonaeum,
zum Theile aber auch aus Ektodermzellen, welche sammt den myo-
genen Zellen in die Leibeshöhle einwandern.
12) Die longitudinale (äussere) Muskulatur des Darmes ent¬
steht sehr wahrscheinlich, wie die longitudinale Muskulatur der
Leibeswand, aus den oben erwähnten in die Leibeshöhle eingewan¬
derten, myogenen Zellen.
13) Die circuläre (innere) Muskulatur des Darmes entsteht aus
Epithelzellen des neugebildeten (ektodermalen) Hinterdarmes auf die¬
selbe Weise, wie die circuläre Muskulatur der Leibeswand aus den
Epidermiszellen.
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14) Alle diejenigen Gebilde, welche wir als mesodermal be¬
trachten, und zwar die gesammte Muskulatur und das Peritonaeum
der Regenerationsknospe, stammen also gänzlich (Muskulatur) oder
wenigstens theilweise (Peritonaeum) vom neugebildeten Ektoderm
der Regenerationsknospe.
15) Die Neptmdien entstehen aus dem Peritonaeum der Scheide¬
wände, wobei die Anteseptalia (Trichter) und die Postseptalia aus
getrennten Anlagen und zwar aus je einer grossen Mutterzelle sich
entwickeln.
16) Die Borstenfollikel, sowie die Muskeln derselben entwickeln
sich aus dem Ektoderm der Regenerationsknospe.
17) Die Regenerationsprocesse verlaufen zum Theile in einer
ähnlichen Weise, wie die betreffenden ontogenetischen Processe, zum
Theile ist jedoch ihre Entwickelung eine vereinfachte, abgekürzte, indem
sie dann an phylogenetisch ältere und einfachere histogenetische
Processe erinnern (Neoromuskelanlage, ektodermale Entstehungsweise
der Muskulatur, besonders der circulären).
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von Lopadorhynchus. Zeitschr. Wiss. Zool. Bd. 44. 1886.
36. Dr. de Bock. Observations anatomiques et histologiques sur les
Oligoch&tes. Revue suisse de zool., publ. par. M. Bedot. Genöve. 1901.
37. Rhode. Die Muskulatur der Chaetopoden. Zool. Beiträge, herausgeg.
?on A. Schneider. 1885.
38. Cerfontaine. Röcherches sur le systdme cutanä et musculaire du
lombric terrestre. Arch. de Biol. 1890.
89. Fraipont. Le genre Polygordius. Fauna u. Flora d. Golfes v
Neapel. 1887.
40. J. Nusbaum u J. Rakowski. Ein Beitrag zur Kenntniss der
Anatomie des Rückengefässes u. des s g. Herzkörpes bei den
Enchytraeiden. Biol. Centralblatt 1897.
41. B. Hatschek. Beitr. zur. Entw. u. Morphol. d. Anneliden. Sitz.
Ber. der Acad d. Wiss. Wien Bd. 74 1877. Idem. Studien über
• Entw. der Anneliden. Arb. Zool. Inst. Wien 1878.
42. E. Mayer. Studien über den Körperbau der Anneliden. Mittheil.
der Zool Stat. Neapel. 1887 — 89.
43. R. S. Bergh. Zur Entwickl. der Excretionsorgane bei Criodrilus.
Arb. Zool. Inst Würzburg 1888.
44. F. Vejdovsky. Syst. u. Morphol. d. Oligochaoten. 1884. Idem.
Die Embryonalentwiclung von Rhynchelmis. Sitz. Ber. k. böhm.
Gesell, d. Wiss. 1886
45. R. Hesse. Beiträge zur Kenntniss des Baues der Enchytraeiden.
Zeitschr. f. Wiss. Zool. Bd. 57. 1894.
46. Goodrich. On the Structure of Vermil. pilosus. Quart. Journ.
Microsc. Sc. 1895.
47. Fr. v. Wagner. Beiträge zur Kenntniss der Reparationsprocesse.
bei Lumbriculus variegatus Gr. I. Theil. Zoolog. Jahrb. Abth für
A. u. Ontog T. 13. 1900.
48. Otto R a b e s. Ueber Transplantations versuche an Lumbriciden. Bio¬
log. Centralblatt No. 20. 1901.
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345
Erklärung der Abbildungen.
Alle Abbildungen wurden nach den Präparaten mit Hilfe einer
Zeichnungskamera angefertigt. Mikroskop von Merker und E b e 11 i n g
(mit Ausnahme der Fig 8 und 9).
Allgemeine Buchstabenerklärung.
a. 1. m — Aessere Schicht der longitudinalen Muskelfasern,
an — Anus
c — Cuticula.
c. m. — Circulare Muskulatur.
c. m. f. — Fibrillen der circularen Muskulatur.
d — Darmwand.
ek — Ektoderm:
en — Entoderm.
i. 1. m. — Innere Schicht der longitudinalen Muskelfasern,
k. 1. — Kerne der Lymphzellen.
1 — Lymphzellen.
1 m. — Longitudinale Muskelfasern, beziehungsweise die betreffenden
Bildungszellen
m — Muskelbildungszellen,
m. b. — Muskelbildungszellen,
m. m’ — Muskelfasern,
m. z — Degenerirende Muskelfaserstücke,
n — Bauchmark,
np — Nephridienanlage.
p — Peritoneal-Zellen.
s. z — Seitenlinie-Zellen.
Fig. 1. Ein Theil eines Sagittalschnittes durch das Schwanzende
von Enchytraeus Buchholzii, 48 Stunden nach der Operation, die Linie a — b
bezeichnet die Schnittfläche. Oc. 2. S. ’/u b. homog. Imm.
Fig. 2. Einige Degenerationsstadien von durchschnittenen Muskel¬
fasern, in der Nähe der Wunde, 2 Tage nach der Operation. Enchytraeus
Buchholzii . Oc. 2. S. ’/is b. homog. Imm.
Fig. 3. Ein Theil eines Horizontalschnittes durch die Regenerations¬
knospe von Fridericia Ratzein Dritter Regenerationstag. Oc. 2. S. 6.
Fig. 4. Ein Theil eines Horizontalschnittes durch das Hiuterende des
Darmes von Fridericia Ratzelii. Vierter Regenerationstag. Oc. 2. S. 9.
Fig. 5. Ein Theil eines Längsschnittes durch den Hinterdarm und
After von Enchytraeus Buchholzii 16. Regenerationstag. Oc. 2 S. 6.
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346
Fig. 6 und 7. Querschnitte durch den Hintertheil des Körpers in
der Gegend des Afters einer Fridericia Ratzelii am 24. Regenerationstage.
Oc. 2 . S. 6 .
Fig. 8 und 9 Theile von Sagittalschnitten durch die hintersten
Partieen des Bauchmarkes an der Grenze des sich neubildenden Bauch¬
markes in einem späteren Regenerationsstadiura (Fridericia Ratzelii ). Oc. 2 .
System 1 / ia , homog. Imm. Reichert. Gezeichnet mit Hilfe eines Zeichnungs¬
apparates, Golgi’sche Methode. (Die Präparate wurden zuerst mit einem
Gemisch von 25 Theile einer 2.5# Kalibichromatlösung und 1.5 Theile
einer 2 # Ueberosmiumsäure und dann mit einer \% Lösung von Ar¬
gentum nitricum behandelt). Rechts von der Linie a - b beginnt das neu¬
gebildete Bauchmark.
Fig. 10 . Sagittalschnitt durch den hintersten Abschnitt einer Re¬
generationsknospe von Fridericia Ratzelii am 8 . Regenerationstage, etwas
seitlich von der Medianebene Oc. 2 . S. */i 5 hom. Imm.
Fig. 11 . Horizontalschnitt durch die Regenerationsknospe einer
Fridericia Ratzelii an der Stelle der Neubildung des Bauchmarkes, im 8 .
Regenerationstage. Oo 2 . S. hom. Immig. 1 / 15 b.
Fig. 12 . Ein Theil eines Sagittalschnittes durch den hintersten
Abschnitt einer Regenerationsknospe am 9. Regenerationstage, von Fride¬
ricia Ratzelii; etwas seitlich von der Medianebene. Die Ventralseite des
Präparates ist nach oben gerichtet. Oc. 2. S. */ ts b. hom. Imm.
Fig. 13. Einige Ektodermzellen und myogene Zellen aus der Re¬
generationsknospe von Enchytraeus Buchholzii , am 16. Regenerationstage.
Oc 2 . S. hom. Imm. */ 15 b.
Fig. 14. Ein Theil eines Längsschnittes durch den Hautmuskel¬
schlauch von Enchytraeus Buchholzii aus der mittleren Körpergegend.
Oc. 2. S. hom. Imm ‘/is b
Fig. 15. und 16. Kleine Abschnitte von sagittalen Längsschnitten
durch die Regenerationsknospe von Enchytraeus Buchholzii . 16. Regene¬
rationstag. Oc. 2 . S. homog. Imm. '/i 5 b
Fig. 17. Ein Theil eines Querschnittes durch den regenerirten
Hintertheil des Körpers von Enchytraeus Buchholziij am 24. Tage nach der
Operation. Oc. 2 . S. homog. Imm. l5 b.
Fig. 18. Ein Querschnitt durch vier Epithelzellen (Epidermis) mit
drei unter denselben liegenden oirculären Muskelfasern von einem normalen
geschlechtsreifen Enchytraeus Buchholzii. Oc 4. 8 . homog. Imm. '/j* b. (bei
ausgezogenem Tubus).
Fig. 19. Ein Theil eines Sagittalschnittes durch das Hinterende
eines Enchytraeus Buchholzii , am 15. Regenerationstage, an der Ueber-
gangsstelle des Ektoderms (Epidermis) (rechts) in die Hinterdarmwand (links)
am After Oc. 4 S. homog. Imm. */i 5 b. (bei ausgezogenem Tubus).
Fig 20 . Ein Theil des Sagittalschnittes durch den hinteren Körper¬
abschnitt eines Enchytraeus Buchholzii ) am 17. Regenerationstage. Oc 4.
S. homog Imm. , / f 5 b.
Fig 21 , 22 . Theile von sagittalen Schnitten durch die Körper¬
wand von Enchytraeus Buchholzii , am 16. Regenerationstage. In den bim¬
förmigen Anlagen der Borstenfollikeln (2 in Fig. 21, 1 in Fig. 22) sieht
man je eine Borstenanlage, differenzirt in Gestallt eines dunklen Kegels.
Oc 4. S. homog. Imm. t j ii b.
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347
Fig. 23. Querschnitte durch zwei circulare Muskelfasern; unmittel¬
bar unter der Epidermis, von Fridericia Ratzelii. Oc 4. S. ’/ ls b. (bei aus¬
gezogenem Tubus).
Fig. 24. Ein Theil eines Querschnittes durch das Hinterende einer
24 Tage sich regenerirenden Fridericia. Oc 4 S.b. homog. Imm., ausge¬
zogener Tubus.; c. m. b — ektodermale, tief liegende Zellen, welche zur
Bildung der circularen Muskulatur beitragen.
Fig. 25. Theile von Querschnitten, durch den Hautmuskelschlauch
von derselben Fridericia aus dem vorderen Körperabschnitte, in welchem
keine Regenerationsprocesse stattfanden; a — aus der Gegend der Seiten¬
linie; Oc. 4 S. Vis b. homog. Imm., ausgezogener Tubus; s. z. — Zellen
der Seitenlinie, a 1. m. — äussere longitudinale Muskelfaserschicht,
i. 1. m. — innere longitudinale Muskelfaserschicht.
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Trarall du laborttoire anatomo-patbologlqoe da Prof. Obrxaf, Ldopol (Lemberg).
€tttd< ser I« merpbotogle dt badtl« dt la no rlt
par
Pr. p. K U C E R A.
(avec 7 flgures dana lo texte).
Les recherches actuelles sur la morphologie des bacteries n’ont
pas pour but d’utiliser chaque ddfcail afin de ddfinir de nouvelles
espöces, comme dans les temps de L i n n 6, ni de conclure en vertu
de leur seule ressemblance morphologique ä l’identite de deux
espöces de bacteries; mais la Science d’aujourd’hui, en unissant la
morphologie et la biologie, täche d’dclairer la nature des diffe¬
rentes formes des microbes, de fixer le degrd de leur parente avec
d’autres bacteries, et enfin de donner aux bacteries en gdnöral la
place qui leur revient dans le Systeme naturel des etres organiques,
pour que nulle lacune ne les söpare des autres classes.
Les recherches de Cohn, de Koch et d’autres savants ont
prouvd qu’il existe sans doute une variabilite de formes (variatio pleo-
morphismtis) de certaines especes de bacteries, mais que cette variabilite
ne s’dtend pas jusqu’ä autoriser 1’opinion que toutes les bacteries
constituent une seule espece, comme, par exemple, l’a supposö Bill-
roth (coccobacteria septica). Si donc, aujourd’hui encore, nous parlons
du pfeomorphisme des bacteries, ce n’est pas dans le sens ancien
de Naegeli, Hallier, Zopf etc., que, par exemple, le staphylo-
coccus puisse se tranformer en b. typhi, mais que, selon les circon-
stances, le staphylococcus ainsi que le b. typhi peuvent apparattre
sous differentes formes, le staphylococcus gardant toujours la forme
d’un coccus en gruppes et le b. typhi celle d’un bacille.
Pour faire comprendre l’importance des rdsultats de pareilles
recherches pour la connaissance d’un microorganisme, il suffit
de nommer le bacille de la diphthdrie ou de la tuberculose. II n’y a pas
bien Iongtemps on les rangeait encore parmi les bacilles typiques,
ainsi que celles du b. du typhus ou de la morve, et toutes les va-
rfetes de leurs formes, soit dans la culture, soit dans l’organisme,
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349
varidtös, qui s’dloignaient du type normal d’un bätonnet (par exemple
les formes en massue, en haltöres, et en Als simples ou ramiAds),
on les expliquait comme des phdnomönes de ddgdndration. Cette
interprdtation serait, ä certains points de vue, trds juste, car la
plupart de ces differentes formes atypiques ne sont point ou trds
peu viables. Mais de nombreuses observations de Mecznikow,
Czaplewski, Frichel, Nocard, Roux, Coppen Jones,
Poupö et Vesely, Kimla et d’autres, surtout les observations
rdcentes de Droba sur le b. de la tuberculose, et celles de Bern¬
heim, Folger, Berestneff, Ferran, Spisig, Cache et
Skschivan sur le bac. de la diphtdrie ont prouvd, qu'il n’est pas
permis de considdrer cette question comme rdsolue, par une simple
ddclaration que ces diverses formes surtout les Als et les ramiAca-
tions, ne sont que des „ddgdndrations“. Prdcisement ä cause mSme
de ces formes atypiques, aujourd’hui on a le droit d’dliminer dans
le systhdme, le bac. typhi et le bac. diphtheriae de la classe de ba-
cilles et de les ranger parmi les „hyphomycetes“, qui sont d’une Orga¬
nisation supdrieure; car ils sont liös avec cette classe par des pro-
pridtds qui prouvent leur plus dtroite afAnitd.
Dans le cours des dernieres anndes le b. de la morve, lui aussi,
a dü subir une pareille translocation. La morve d’ailleurs est meme, par
rapport ä l’anatoraie-pathologique, si proche de la tuberculose, que
ddjä Villemin l’a appelde „cousine germaine de la tuberculose“
(citd selon Loeffler).
I.
Dans les conditions que nous appelons normales, c’est ä dire,
dans l’organisme humain ou animal ou dans les milieux convenants,
le b. de la morve se presente en forme d’un bätonnet ayant
025—04 p de largeur et 1-5—3 p de longueur*) et rappelant un
peu le bacille de la tuberculose (Fig. 1)**). Loeffler et Schütz,
qui les premiers nous ont donnd une description exacte de ce ba¬
cille, ont ddjä remarqud, que le b. mallei se teint indgalement par
les couleurs d’aniline, de Sorte qu’apres une coloration au bleu de
möthylene ou ä la fuchsine phdniqude. on voit dans le bätonnet des
espaces clairs et plus foncds, „granulations metachromatiques“ au
nombre de 2 ä 5. Les opinions de ceux qui cherchent ä expliquer la
signiAcation de ces espaces clairs, sont contradictoires. Quelques
*) Flügge Mikroorganismen.
**) Les dessins ont ete faits par M. J. Rosenberg cand. med.
Poln. Archiv t. biol. u. med. Wissensch.
Archives polon. d. scienc. biol. et medic. *4
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ä50
a. Bacillus malle* dans le pus de cobaye.
b. Bacillus mallei d'une culture recente sur agar.
auteurs (N o n i e wi c z) ont considörö ce phönomöne comme production
de microcoques dans Ie bätonnet du b. mallei, d’autres (Weichsel¬
baum, Baumgarten) l’ont considdrö comme des spores; il en est
enfin qui croient y voir une dögönöration, comme Loeffler,
Flügge, Honl. Cette de rniöre explication est la plus vraisemblable.
En examinant mes cultures du b. mallei, j’ai eu plusieurs fois
l’occasion de voir aussi, — surtout dans les formes longues — ä cotö
de simples espaces clairs, tout ä, fait irröguliers, des täches si
bien arrondies et aux contours si distinctement marquös, que leur
ressemblance aux spores ötait frappante (Fig. 2). Cette hypothfese
acquörait encore plus de certitude quand, en employant la
möthode de Moe 11er et d’Aujeszky, j’obtins une belle coloration
double. Malgrö cela j’ai du abandonner cette supposition par la
raison que les cultures contenant beaucoup de ces „spores“ (par
exemple une vieille culture sur gölatine glycerinde) ä une tempörature
de 55* C. devenaient, döjä aprös 5 minutes, enti&rement steriles.
Pourtant je ne sais pas expliquer Fig. 2.
la nature de ces espaces clairs dans les
bacilles de la morve. Semmer les J,-.
considfere comme une substance mu-
queuse ou colloide. Conradi les
explique par la „plasmolyse“ comme
une d6g6n6ration vacuolaire. £ Cette
explication peut ötre juste pour
un certain nombre de ces va- Bacillus mallei cultiv« pendant
cuoles; mais dans ce cas il y a en- 1 mois dans de boui,lon glycermi.
core un autre genre de d6g6n6ration du b. mallei, consistant dans la
transformation du corps des bactöries en une substance gardant la
fuchsine ä la maniere du b. tuberc. Peut-ötre n’y-a t-il ici, qu’une
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35i
substance adipeuse dont on suppose le prösence aussi dans les ba-
cilles de la tnberculose, chose admissible d’autant plus que
Schattock, ä l’aide d’acide osmique, a räellement prouvö la pr£-
sence d’une substance adipeuse dans les bacilles de la morve,
surtout dans les formes longues.
Si on colore la prdparation d’une culture du b. mallei par la m6-
thode d’Ernst ou de Neisser (bleu de möthylöne avec l’acide
acdtique — väsuvine) on voit que tous les bätonnets se colorent en
brun, et qu’ä toutes les places, qui ordinairement prennent fortement
la fuchsine ou le bleu de Loeffler, se montrent des grains bleus, au
nombre de 8—6 ou 9, qu’on appelle granulations d’Ernst-Babes.
Marx et Woithe expliquent ce phönomöne d’une maniere interes¬
sante. Ils prätendent que ces granulations sont des espaces, oü se con-
dense, pour ainsi dire, la substance chromatique du bätonnet; que les
granulations d’Ernst-Babes seraient les porteurs des propribtes
caractöristiques de l’espece et qu’elles se präsenteraient le plus
distinctement et en plus grand nombre lä, oü il s’agit d’une grande
expansion de viguour vitale (par exemple dans l’organisme animal
ou en lutte contre d’autres microcobes). Sur ce point, les rösultats
de mes recherches ne s’accordent pas avec l’hypothüse de Marx
et Woithe, parce que j’ai trouvö aussi un grand nombre de gra¬
nulations d’Ernst-Babes dans de vieilles cultures qui portaient
d6jä des marques distinctes de d6g6n6ration. Ce phönomene est
aussi observä par Häla chez le corynobaderium (groupe du bac.
diphthörique).
En continuant la description de l’exterieur du bacille de la
morve, j’ai ä faire remarquer que presque dans toute culture, et sur¬
tout dans celles, qui ont 6t<5 röensemencöos plusieurs fois, outre les
formes typiques on trouve aussi celle de longs bätonnets et meme
de fils, se colorant tantöt uniformöment, tan tot seulement par places
dans le corps des fils. Loeffler lui mörae a d<5jä mentionnö ces
formes longues, döcrites plus tard par Kranzfeld et Semmer.
Rdcemment c’est surtout l’öcole de Lövy ä Strasbourg (Galli-Va-
lerio, Marx, Conradi), qui a remarquö ce dötail. Outre cela,
tous les auteurs mentionnös ont constatb un autre phönomäne
important: la ramification des fils que Conradi ne considüre pas
comme formte par dichotomie, mais par une ramification monopo-
diale. Si j’ajoute que tous ces auteurs ont vu en möme temps des
bätonnets du b. de la morve renflös en massue, ressemblants aux
formes connues chez le b. diphthörique, on ne trouvera pas trop risquöe
la Classification proposöe par ces auteurs, qui rangent aujourd’hui
*
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A
352
le 6. tnaUei dans le voisinage du parasite de 1 actinomycose, parmi les
Streptothrich^es (Semmer, Lubarsch, Galli-Valerio, Marx,
Conradi).
Semmeravude longs fils entrecoup^s Croissant sur les pomraes
de terre, Marx les a trouves dans des cultures vieilles de 3 ä, 4 se-
raaines, sur les pommes de terre et les betteraves, Galli-Valerio,
d6jä apres 2 jours, dans du bouillon peptonis£, sur de la carotte
fraiche, et dans d’autres milieux, Conradi surtout sur Tagar glyc£-
rin6 le 3eme ou le 4eme jour. Gest lui aussi qui croit la glyc^rine
favorable ä la formation de rameaux, et il y voit une nouvelle
marque d’afönite entre les bacilles de la tuberculose, de Tactino-
mycose, de la diphth^rie et de la morve.
Le but de mon travail est de v^rifier, ä Taide de mes propres
observations, les ph£nomenes d£crits, dexarainer les conditions
dans lesquelles le b. mallei produit ces forraes atypiques si inte¬
ressantes, et d’expliquer leur signification biologique. J*ai dejä exposä
une partie des räsultats de mes recherches au congres de mäde-
cins et de naturalistes tcheques k Prague (25 -29 Mai 1901).
II.
L’idäe principale qui me guidait dans le choix des milieux
pour les cultures du b. de la morve, ätuit d’examiner le däveloppe-
ment du b. tnallei dans les milieux vegetaux et dans ceux, qui sont
les plus rapprochäs de Torganisme animal vivant, puisque la morve
est une maladie des animaux herbivores (qui ne se däveloppe chez
les camassiers que quand ils sont nourris avec de la viande des
betos morveuses).
J’exäcutais mes expäriences en meme temps avec 5 cultures
du b. mallei, dont 4 ätaient tout k fait virulentes (elles ätaient de
la I—VI gänäration), la cinquieme avait ätä räencemencäe depuis
quelques annees ä Hnstitut, et avait entierement perdu sa virulence
pour les cobayes.
Toutes ces expäriences m'ont appris que plus la substance
du milieu est rapprochee de Torganisme animal (l’albumen ou le
vitellus d'oeuf de poule, serum coagulä, le contenu de „cystova-
rium u , et surtout l’agar couvert de sang frais), plus constamment
les bacilles de la morve conservent leur forme typique de
batonnet fin. Dans les milieux vegetaux (carotte, pomme de terre,
chou-rave, Champignons), au contraire, la couche se composait
pour la plupart de bätonnets, mais outre cette forme reguliere il
y avait constamment de longs bacilles ou des fils.
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353
III.
Un autre facteur trös-important et qui a une grande influence
sur le döveloppement de differentes formes du b. de la morve, c’est
le temps pendant lequel le bacille avait röensemencö d’un milieu
artificiel dans un autre. Un microbe, provenant directement d’un
produit pathologique de la morve, conserve sa forme typique trös
röguliörement, meme dans les milieux moins favorables; au contraire,
les bacilles qu’on a cultivö pendant plusieurs annöes sans interruption
dans les milieux artificiels (par exemple notre cinquiöme culture),
sont plus disposös ä dövelopper des formes longues, filiformes.
A cette modification de la forme se joint raffaiblissement de
la virulence de la culture. Meme aprös une injection intrapöritonale
de 2 cm.* d'une pareille culture ä un cobaye, on ne voit pas de
phönomenes pathologiques, et si on examine, aprös plusieurs heures,
une goutte de liquide provenant de la cavite abdominale de l’animal,
ou y trouve beaucoup de leucocytes contenant des formes courtes
ainsi que longues du bacille (phagocytose).
Le döveloppement des cultures de cette demiöre espece (par
exemple sur l’agar) n’est pas du tout affaibli; au contraire, ces
cultures forment une couche beaucoup plus öpaisse que celles des
premiöres gönörations. Tandis que les bacilles, provenant directement
d’un organisme sont ä un certain point difficiles dans le choix des
milieux de culture et de la tempörature, les bacilles cultivös et
röensemenees depuis des annees, se düveloppent plus facilement et
plus abondamment, möme sur l’agar simple ou contenant ä peine
des traces de peptones, ce que H o n 1 a pu constater aussi, en cul-
tivant les bacilles diphferiques. Quant au bacille de la tuberculose,
ses premiöres gönörations, d’apres les observations de Strauss, se
döveloppent trös faiblement et ce n’est qu’aprös avoir etö röensemen-
cöes plusieurs fois que leurs cultures devienent plus fortes. Kimla,
Poupö et Vesely ont tantöt observö la meme chose, tantöt juste¬
ment le contraire.
Les bätonnets et les fils qui composent ces cultures proliföres,
ne different ni en öpaisseur ni en maniere de coloration des formes
courtes et typiques, de sorte que, d’accord avec l’öcole de Lövy,
je crois qu’on ne peut pas les considörer comme formes dögönö-
röes. (Fig. 3).
Outre le nombre des röensemencements, l’ilge de chaque culture
a aussi une grande influence sur la morphologie du b. de la morve:
plus la culture est ägöe, plus il est probable que, ceteris paribus,
eile se döveloppera en forme de fils.
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354
Fig. 3.
Bacillus mallei cultive pendant 2 mois dans l’agar glycärind.
IV.
J’ai consta tö aussi une tendance bien marquöe du b. de la morve
ä se dövelopper en forme de fils dans de la gölatine glycörinöe.
Dans ce milieu j’ai obtenu des cultures, dont je ne trouve nulle
part mention dans la littörature.
Dans la gölatine simple et ä une tempörature de 20® C.
environ, le b. mallei se döveloppe trös faiblement, surtout quand la
substance employöe pour 1’ensemencement avait ötö röcemment
isolöe d’un organisme vivant. Aprös une cultivation prolongöe du b.
mallei dans des milieux artificiels, il se döveloppe trös bien möme
sur gölatine, surtout sur gölatine forte, supportant une chaleur de
24® C. environ. Ces cultures des bacilles de la morve sur gölatine,
ont la forme d’un clou ä töte petite, plate et ne se caractörisant,
que par une faible et lente liquöfaction de la gölatine.
En examinant l’influence de la glycörine sur la morphologie du
b. mallei, j’en ajoutais des quantitös diverses (2- 12%) ä la gölatine
peptonisöe, pröparöe d’un extrait de viande. Dös le septiöme
jour aprös l’ensemencement j’ai remarquö dans certains öprou-
vettes (2—8% de glyc.), dans plusieurs endroits de la piqüre, des
filaments dölicats, partant perpendiculairement ä Taxe des piqüres.
La disposition de ces filaments ressemble un peu aux cultures
du ,, pseudosaccharomyces albicans “, et leur öpaisseur atteint celle des
filaments du b. mnrisepticus, la surpasse meme quelquefois, mais
n’est jamais si forte, que celle des filaments du b. anthracis. Les
jours suivants les filaments s’allongent, surtout dans les couches
supörieures, tandis que dans les parties plus profondes de l’öprouvette
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355
commencent ä apparaitre de nouveaux petits faisceaux, de sorte
que, quelquefois, toute la queue du clou est couverte en long et
Fig. 4. en large de petites touffes de filaments. L’appari-
tion des filaments dans les cultures sur la göla-
tine glycerinöe n’est pas une rögle, c’est ce-
pendant un phönomöne trös fröquent, quoique,
ordinairement, ä peine remarquable. Ces cul¬
tures montrent en möme temps une plus
grande tendance ä liquöfier la gölatine.
Pour pouvoir examiner ce fait directement
au microscope, je versais un peu de gölatine
glycdrinöe (5%) sur un porte-objet störilisö,
creusö d’une cellule, apres quoi j’ensemen 9 ais
une trös petite quantitö de la substance que
je voulais examiner, et je couvrais tout cela
d’un couvre-objet störilisö que j’entourais de
parafine. Dans la gölatine se döveloppaient des
colonies arrondies ou ovales, aux contours nets,
ä grains fins et minces. Apres 7—10 jours une
des 5 cultures observdes du b. de la morve,
montre tout autour de la colonie des prolongements de meme struc-
ture que la colonie elle meme. Qa et lä se döveloppaient, soit au
Culture de bacillus
mallei dans l’agar gly-
cerine.
Fig. 5.
Colonie de bacillus mallei dans de la gelaline glicerinee apres 10 jours.
bout de ces prolongements, soit directement sur la colonie, soit
enfin librement, entre les colonies, des filaments extremement longs
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356
et fins. Ces filaments, tantöt droits, tantöt tortueux avaient partout
le mSme aspect et le meme öclat (Zeiss Dd). Quelquefois on voyait
partir d’un de ces filaments un petit fil de second rang, comme un
rameau, mais on n’ötait pas sür, si cette petite ramification ne füt
plutöt un autre fil se croisant avec le filament principal.
D’un aspect trös semblable ötaient aussi les pröparations des
cultures sur gölatine dans les l’öprouvettes, cultures fixöes avec du
formol de 10%, que j’avais franchöes au microtome et coloröes faible¬
ment ä la fuchsine carbolisöe. On voit alors au milieu une agglo-
möration d’ölements courts, correspondants ä la piqüre, et tout
autour de longs filaments uniformes, sans interruption ou cloison,
qui se dirigent vers les parois de leprouvette.
V.
J’ai obtenu des rösultats tres interessants en me servant de
nourritures, contenant une forte proportion de chlorure de sodium.
L’idöe de m’en servir m’avait <5t6 suggöröe par la maniere, dont se com-
portaient les cultures de b. de la morve sur l’agar de hareng sur lequel
Fig. 6.
rour m assurer si le cnangement ae b. mallei cultiv<§ durant 8
l’aspect du microbe peut etre en rapport j° urs l <?e ? hären ° addi *
avec la quantite de chlorure de sodium con- '
tenu dans la nourriture, j’ai pröparö plusieurs sortes de nouvritu-
res (agar, bouillons, nourritures de poissons). Les proportions de
chlorure de sodium dans ces nourritures ötaient suivantes: 0 - 5%,
1%, 1'5%> 2 %, 2-5%, 3%, 3-5%, 4 °/ 0 . J’ai constatö d’abord, que
le b. de la morve (les cultures reensemencöes depuis longtemps) se
döveloppe encore, si l’agar glycerinö contient 3% de chlorure de
sodium, quoique son developpement, dans ce cas, füt tres faible
tandis que les cultures ä 2-5% ötaient fortes et abondantes, comme
celles sur l’agar ä 05% de chlorure de sodium.
d’ailleurs, leur döveloppement ötait tres faible.
Dans les pröparations microscopiques de ces
cultures le microbe n’avait pas conservö ses
formes typiques. La culture se prösentait
comme composöe d’un dense feutrage de fi¬
laments longs, tortueux et tumefiös irrögu-
liörement ou regulierement. Les bouts des
filaments sont pointus, et les fils se colo-
rent tantöt ögalement, tantöt ils sont inter-
rompus par des cloisons incolores.
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357
Les pröparations entre 0% jusqu’ä 2% de NaCl ne raontrent pas
de grandes difförences. Les bätonnets se colorant inögalement sont
les plus nombreux, cependant on voit aussi des fils simples. Les
cultures avec de 2’5% et surtout ceux avec de 3°/ 0 de chlorure de
sodium, ont un aspect trös ressemblant aux pröparations provenant
des cultures sur l’agar avec du hareng: des filaments longs et courts,
tortueux, aux bouts pointus ou obtus, quelquefois ögalement fins
dans toute la longueur, quelquefois plus gros, quelquefois enfin tu-
möfiös soit en totalitd soit ä un seul point seulement, ou bien au bout
en forme de massue. II y a des filaments qui sont uniformöment
colorös, il y en a d’autres qui montrent plusieurs vacuoles occupant
tantöt toute la largeur du fil, tantot seulement une partie de
celui-ci. Elles peuvent etre nettement söparöes et bien arrondies,
ou bien irröguliöres, comme rongöes. On peut s’assurer que ce
sont röellement des fils et non des bacilles en chainettes. Outre
ces formes, on en voit encore d’autres: des bätonnets plus courts,
droits ou courbös en virgule ( vibrions ).
II est hors de doute que toutes ces formes döcrites du b. de
la morve sont des formes irröguliöres, qu’elles sont le produit d’une
dögönöration causöe par la grande quantitö de chlorure de sodium.
Le faible döveloppement de la culture, visible ä l’oeil nu, les tumö-
factions des fils et enfin les vacuoles viennent ä l’appui de cette
assertion. On ne doit cependant pas s’imaginer, que les bacilles trans-
plantös dans un tel milieu subissent directement un changement
regressif sans se dövelopper. Ces bacilles vivent, croissent et pro-
liförent, mais ils ne produisent que des individus malades. Ces cul¬
tures vivaient encore apres 2 mois, et quand on les avait rötablis
sur des nourritures ordinaires, eiles regagnaient leur forme primitive.
Leumann et Hankin se sont servis des nourritures aux
fortes proportions de chlorure de sodium (2 0 i 0 —3°i 0 ) pour recon-
naitre de bac. pestis. Matruschita a exactement ötudiö
l’influence du chlorure de sodium sur les difförents microbes, et
a constatö qu’elle n’est pas la meme sur toutes les espöces de bac-
töries. Les uns se dösagrögent en grains ressemblant aux coccus,
les autres forment des filaments. L’auteur nous donne une de-
scription de l’aspect du b. typhi et du b. coli, qui ressemble
beaucoup ä l’aspect de nos cultures du b. malUi. Celui-ci d’ailleurs
n’est pas du tout mentionnö par Matruschita.
Skschivan, au contraire, ä l’occasion de ces recherches sur
le bacille de la peste bubonique, l’a cultivö sur l’agar salö de poisson,
et s’est convaincu que non seulement le b. pestis, mais aussi le b.
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pseudotuberculosis rodentium, le b. mallei, le b. diphtheriae et le b. typhi,
se döveloppent dans ce milieu en forme de fils ramifiös.
Si les conditions vitales sont absolument döfavorables aux ba-
cilles, on ne voit point leur prolongement ni le döveloppement de
fils. Je l’ai prouvö en ensemenpant des microbes sur l'agar
sans autre contenu qu’une proportion toujours plus forte de chlorure
de sodium, ainsi que sur des nourritures avec une addition d’anti-
septiques (acide borique, bichromate de potasse) ä l’instar des re-
cherches de Guignard et Charrin sur le b. pyocyanique.
Dans ces milieux, on ne voyait ä l’oeil nu aucun döveloppe-
ment, et dans les prdparations, j’ai trouvö des bacilles des di-
mensions normales mais tout ä fait päles ou mal colorös, sans ten-
dance de former des filaments.
VI.
Quant aux ramifications, je les ai trouvöes dans toutes les nour¬
ritures oü il y avait des filaments, mais rarement en grand nombre
(Fig. 3). !En les cherchant, on ne peut pas prendre assez de pröcautions,
parce qu’on se trompe facilement, en prenant une apposition acci-
dentelle pour une ramification vöritable. Meme ä l’aide des cultures
en cellules, on ne peut pas toujours Pviter cette erreur.
Fig 7.
Formes ramifiÄes du B. mailet, cultive pendant 11 jours dans du bouillon glycdrind.
Parmi plusieures cultures, j’en avais quelques-unes de plus äg£es
(2 semaines environ) dans du bouillon glycörinä (5%), dans lesquelles
les ramifications des fils ötaient trus distinctes. Ces fils dtaient plus
gros et contenaient une grande quantitd de vacuoles, ce qui faisait
l’impression des stries transversales (Fig. 7). Les vacuoles se trouvaient
souvent 4 l’endroit meme de la ramification (Conradi). Quant au
caractere des ramifications, je ne pouvais pas obtenir de rösultats
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359
sürs; en tout cas, les formes d’ Y, approchant plutöt de la dicho-
tomie, ötaient plus frequentes. Les deux rameaux partent sous le
möme angle du filament-möre, et ne montrent aucune difförence
ni en öpaisseur ni en coloration. Les bouts des rameaux, ainsi que
du filament-möre, sont pointus.
Tout l’aspect de ces cultures rappelle vivement les aspects du
spirillum undula minus et majus, döcrits par Zettnow et expli-
quös par lui comme un signe de la nöcrobiose de ces microbes. Cet
aspect est sans doute une preuve d’un changement regressif, d’une
degenöration que subit le b. de la morve dans un milieu öpuisö;
pourtant ces phdnomönes ne sont pas sans importance, car c’est ä leur
aide qu’on peut constater la tendance du b. mallei a la ramification.
VII.
Rösumö et condusions.
Si l’on compare les rösultats des recherches concernant la
morphologie du b. de la morve, recueillis dans la littörature, avec
ceux de ce travail, et si Ton considöre:
1. que le b. de la morve se döveloppe dans l’organisme animal ou
dans les milieux approchant de celui-ci, en forme bien connue
de minces bätonnets, tandis que dans les milieux dont la mar
tiere difföre de la substance vivante, il prend plutöt la forme
de longs fils;
2. qu’il conserve dans les premieres gönörations sa forme caracteristi-
que, et qu’il est difficile sur le choix des nourritures, tandis que,
cultivö plus longtemps sur des milieux artificiels, il est plus
disposö ä former des fils, prolifere abondamment et se con-
tente de substances moins rapprochöes de l’albumine vivante,
en meme temps qu’il perd sa virulence primitive;
3. que justement dans ces cultures il se montre aussi en forme
de filaments ramifiös;
nous pouvons affirmer que le b. de la morve porte des caractöres
d’une Organisation supdrieure ä celle, qui röpond au groupe
des schizomycetes, et que ces caractöres le placent dans le rang
des hyphomycötes (microbes filamenteux) ä cotö des microbes
de la tuberculose, de l’actinomycose et de la diphthörie; enfin, que
le microbe de la morve est un saprophyte, qui n’est capable que
dans certaines conditions de se dövelopper dans 1’organisme vivant
sous une forme röduite.
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360
Cette derniöre opinion concernant le b. de la morve et le b.
de la tuberculose a 6t6 dejä exprimöe par Semmer en 1895 et
par Conradi en 1900.
En coordonnant tous les phönomenes concernant le b. mallei
en un cycle d’övolution j’argumente de la maniöre suivante:
Le döveloppement phylogönötique du b. de la morve part de
la forme la plus primitive, d’un court bätonnet, et ayant passe par
de longs bätonnets et des fils, il arrive jusqu’ä un mycfele ramifie.
On peut trös bien s’imaginer qu’un tel degres de döveloppement,
qui admet une certaine division de travail, rend possible l’existence
du bacille meme dans les circonstances compliquöes, dans
lesquelles se trouve justement le bacille comme saprophyte (les
milieux contenant peu d’albumine, l’absence d’humidite, la lutte contre
les autres microbes). Toute la forme ramifiöe d’un saprophyte (forme
saprophytique), rupresente une totalitö organique, c’est ä dire une
petite plante tres simple, mais differenciee d<5jä jusqu’ä un certain degre,
dont certaines parties, pour pouvoir vivre, doivent dopend re de la Co¬
operation et de l’appui des autres parties; elles sont donc moins inde-
pendantes que les formes parasitaires des bätonnets. Sous cette
forme, le microbe est sans virulence. Si, pourtant, un tel microbe
penötre dans l’organisme animal, les conditions de sa vie changent,
(bien que nous ne connaissions pas de präs les causes de ce change¬
ment), de maniäre que chaque rameau de l’individu supßrieur (de
la petite plante), et meme les morceaux des fils reprennent leur
indöpendance et l’aptitude de vivre par eux-memes. En märne
temps le microbe redevient virulent.
Ce changement inWrieur du caractere du microbe mieux orga-
nise, ce pas regressif dans la differenciation et en meme temps un
pas vers une plus grande independance, je les considöro dans le
sens de l’anaplasie de Hansemann, qui döfinit un changement
intörieur des cellules öpithöliales, nöcessaire pour la formation des
cellules du cancer. Comme les cellules öpithßliales dans l’ötat
normal montrent une grande differenciation et sont dependantes
les unes des autres, i) en est de märne des parties singulieres
du microbe. quand celui-ci vit encore sous la forme d’une mycäle.
Et de meme que les cellules epitheliales s’eioignent de la forme
physiologique, en acquerant des aptitudes pour une existence inde-
pendante, le microbe de la morve perd aussi les marques de diffe¬
renciation, quand il acquiert l’aptitude de vivre dans un orga-
nisme etranger en devenant virulent.
Je ne peux pas decider, si ce changement interieur du microbe
estprimitif, commel’admet Hansemann danssonexplicationhisto-
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gdndtiquo du cancer, ou s’il est la consdquence du changement, des
conditions vitales et du milieu. De m£me, il dtait difficile de ddmontrer
que ce changement regressif (anaplasie) suit le me me chemin en
arriere, sur lequel avan<;ait progressivement le ddveloppement phylo-
gdnetique; c’etait difficile surtout par rapport ä la virulence; je pense
cependant que, quant b la forme, le microbe reprend sa forme
ancienne.
La comparaison avec l’anaplasie des cellules dpithdliales du
cancer n’est faite que pour mieux exposer le changement intörieur
dans la biologie du b. de la morve, sans avoir l’intention d’en dd-
duire autre chose.
Cette opinion est, en outre, justifide par d’autres faits,
notamment par les ddgdndrations dans quelques cultures ägdes
et dans les milieux contenant beaucoup de chlorure de sodium
(chap. V. et VI.). Un tel milieu rend pires les conditions de l’exi-
stence et la forme d’hyphomyeetes est justement plus conforme ä ces
conditions changdes que la forme d’un simple bätonnet. Le microbe,
il est vrai, se ddveloppe trös peu, il ddgdnere, mais il ne ddgdnere
que dans une seule direction, dans celle du ddveloppement phylogd-
ndtique. (Il rdsulte de tout cet raisonnement, que la contradiction des
termes „ddgdndration“ et „ddveloppement“ n’est ici qu’apparente).
Je crois donc que, „vice versa“, ces formes de ddgdndration
nous apprennent, dans quelle classe de microbes le b. mallei doit
etre placd. D’apres Cache, Ferran aussi reconnait ä ces formes
d’involution une importance pareille par rapport au b. diphtheriae. Il
va sans dire, qu’on ne peut pas attribuer cette importance ä toutes
les formes de ddgdndration, puisque dans quelque milieux, absolu-
ment ddfavorables, on voit seulement la ddsagrdgation et la mort
des microbes.
D’une maniere semblable, on peut expliquer les observations de
plusieurs auteurs sur d’autres espcces de microbes, produisant des
filaments ou des formes ramifiöes, par exemple: V i n z e n z i (bac. tetani ),
Zettnov ( spirill. undula, sp. serpens, vibrio rugula), Guignard et
Charrin {bac. pyocyaneus), Matzuschita (jb. typhi, coli etc.),
Skschivan ( b. pestis) Reichenbach {vibrio ruber), Meyer {bac.
cohaerens , une espece qui produit des spores) etc. Ce serait la voie
ä suivre pour vgrifier la supposition formulöe d’abord par Brefeld,
puis, en partie, par Semmer (1890), enfin par Gamaleia (1900),
que les bactöries, en gt'in'ral, reprösentent une pöriode transitoire —
l’oidiura — dans le döveloppement des microbes d’une Organisation
supdrieure (des hyphomycetes).
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362
kitterature.
1896. Loeffler, Die Aetiol. d. Rotzkrankh. Arb. aus d. k. Gesund¬
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Kranzfeld, Zur Kenntniss des Rotzb., ibidem.
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b. mallei. D. Zeitschrift f. Thiermed. XVII.
1895. Kutscher, Zur Botzdiagnose. Z. f. Hyg. XXI.
Semmer, Ueber die Morphol. des Tuberkel - Bacillus und Rotz-
bac. etc. Zeitschrift, f. Thiermed. XXI.
H o n 1, Pozorovan^ ph'pad ozhfivky (malleus) u öloveka. Casop. öesk.
zvörolekafü 1895.
Goppen Jones Gtbl. f. Bact. XVII. Ueber die Morphol. und
System. Stellung des Tuberkel - Pilzes etc.
1896. Zettner, Bilder von Spir. Undula majus bei freiwilligem Abster¬
ben. Ctbl. f. Bact. XIX.
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Auj eszky, Eine einfache Sporenfärbungs-Meth. Ctbtt. f. B. XXIII.
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Galli-Valerio, Contrib. k l’ötude de la morph. du bac. malei
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1900. Marx i Voithe, Morphol. Untersuch, zur Biologie der Bact.
Ctbl. f. Bact. XXVHI.
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C o n r a d i, Die Hyphomyceten-Natur des Rotzb. Z. f. Hyg. XXXIII.
Galli-Valerio, Seconde Gontribution i t. d. Ctbl. f. Bact.
xxvm.
Mayer, Zur Kenntn. des Rotz - Bac. und des Rotz-Knötchens, ibidem.
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bodens auf die Wuchsform der Mikroorg. Z. f. Hyg. XXXV.
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363
1901. Reichenbach, Ueber Verzweigung bei Spirillen. C. f. B. XXIX.
Ga mal eia, Elemente der allg. Bacteriologie
Häla, 0 bakterich koryneovitych. VSstnik III. sjezdu öesk. le-
kafft pfirodozp. v Praze.
Droba, Rozprawy akad. umiej. w Krakowie 1901.
A. Cache, De la culture du bacille de diphthärie Croissant en fils
ramiftes. Ctbl. f. Bact. XXIX.
A. Meyer, Ueber die Verzweigung der Bakterien, ibidem.
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A
Ein Fall von Ectopia cordis beim Kalbe
von
Sv B Wlft dtoij?
Docent an der thierärxtlichen Hochschule In Lemberg.
(Taf. VIII. und IX).
Im Jahre 1887 erhielt das damals vom Herrn Hofrathe Prof. Dr.
Kadyi geleitete anatomische Institut der thierärztlichen Schule in
Lemberg, ein lebendes, circa sechstägiges vom Lande zugeschicktes
Kalb, bei welchem am Halse unmittelbar vor der vorderen Brust¬
apertur eine kindskopfgrosse, kugelige, ovale Geschwulst auffiel. In
dieser Geschwulst konnte überaus leicht das am Halse abnorm
gelagerte Herz diagnostizirt werden, welches in einer höchst kräftigen
Weise seine rythmischen Bewegungen (Systole und Diastole) ausführte.
Das Kalb war sehr geschwächt, konnte sich nur mit Mühe bewegen,
und machte wegen seines engen Brustkorbes und des vor demselben
energisch pulsirenden, dabei nach vorn und nach hinten sich ver¬
schiebenden und bedeutend vergrösserten Herzens, sowie durch seine
Athemnoth, einem erbärmlichen Eindruck. Man hatte die Absicht an
diesem höchst merkwürdigen Individuum genauere Beobachtungen
über die Herzbewegungen durchzuführen, eventuell entsprechende
Experimente anzustellen. Da jedoch die Herzaction eine sehr be¬
schleunigte war (circa 120—150 in der Minute), so wurde zunächst
versucht durch Strophantus eine Verlangsamung der Herzaction zu
erzielen. Hierauf erfolgte jedoch alsbald (in 3 Tagen) der Tod des
sehr geschwächten Thieres, wozu möglicher Weise auch Einwirkung
von Strophantus beigetragen haben konnte.
Als dem damaligem Assistenten der Anatomie hat mir der
geehrte Leiter des Institutes die anatomische Untersuchung dieses
Falles überlassen.
Nach Eröffnung der Körperhöhlen wurden zunächst die Gefässe
und das Herz von der Bauchaorta und von der hinteren Hohlvene
aus mit Teichmann’scher Kittmasse injicirt. Nach vollendetert Präpa-
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ration wurde das Präparat aufgestellt und getrocknet, wobei dem
Herzen eine, für diesen Fall möglichst natürliche Lage gegeben wurde.
Die Beschreibung dieses Falles ist damals nicht veröffentlicht
worden. Unterdessen hat im Jahre 1896 Nädaskay eine fast
ganz gleiche Abnormität beim Kalbe beobachtet *). In der mir zu¬
gänglichen Litteratur habe ich ausser dem von Nädaskay be¬
schriebenen keinen anderen analogen Fall gefunden. Auf Grund dieser
beiden gleichen Fälle komme ich zu gewissen Anschauungen über
die Genese dieser Abnormität, welche die Veröffentlichung des von
mir beobachteten und untersuchten Falles von Ectopia cordis beim
Rinde als erwünscht erscheinen lassen. Ich schreite nun zur anato¬
mischen Beschreibung meines Falles.
Bei der Eröffnung der Bauchhöhle wurden keine besondere
Abweichungen in der Lage des Darmkanals bemerkt. Nur die Leber
war verhältnissmässig sehr gross, hart und ihre Ränder stumpf. Sie
lag fast ganz rechts im Hypochondrium, welches weit nach vorne
reichte, da das Zwerchfell bedeutend nach vorne verschoben war.
Der Brustkorb war abnorm geformt. Sämmtliche Rippenknorpeln
waren nämlich nach vorne oder nach innen geknickt oder ge¬
krümmt In Folge dessen bildeten die beiden Rippenbögen nicht
eine gleichmässig gekrümmte, sondern vielmehr eine vielfach gebo¬
gene, wellenförmige Linie, was auch an dem eingetrockneten Prä¬
parate gut und deutlich erhalten ist (Taf. VIII. u. IX). Auch das
Sternum ist verunstaltet Das vordere bewegliche Knochenstück ( Ma -
nubrium) ist nicht schief nach aufwärts, sondern gerade nach vorne
gerichtet, dagegen bilden die übrigen Knocnenstücke einen Brust-
beinkörpor, welcher anstatt einer leichten bogenförmigen, für das
Rind charakteristischen Krümmung mit einer oberen convexen und
einer unteren concaven Fläche eine zweimal gebogene, S-förmige
Gestalt zeigt (S. Taf. VIII. u. IX St). In Folge dieser Krümmungen des
Brustbeins und der Rippenknorpel hat der Brustkorb eine seitlich
zusammengedrückte und gleichsam zusammengeschrumpfte Gestalt
angenommen.
Nach der Eröffnung der Brusthöhle sah man zwischen den
Blättern des Mittelfells zwei elastische, fast symmetrisch verlaufende
Schnüre, welche wie es sich später erwiesen hat, von dem in der
Halsgegend liegenden Herzbeutel ihren Ursprung nahmen, bis zur
') Nädaskay: Unregelmässige Lagerung des Herzens bei einem
Kalbe (Situs extra-et praethoracatis cordis). Anatomischer Anzei¬
ger: Herausgegeb. von Bardeleben. Bd. XII. 1896. Nr. 11.
Poln. Archiv, f. biol. n. med. Wissen sch.
Archive* polon. de soieno. biol. et midie. 25
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366
Sternalportion des Zwerchfells reichten, und an dieser mit ihren
ausgebreiteten Enden sich anhefteten.
Der rechte Pleurar-Sack erstreckte sich nach vorne über den
Bereich des Brustkorbes auf den Hals, und erreichte sein Ende
auf der rechten Seite des Herzens erst in einer Entfernung von
15 cm. von der vorderen Brustapertur, d. h. in der Mitte des
Abstandes zwischen dem Manubrium Sterni und dem Unterkiefer¬
winkel. Der linke Pleurasack erstreckte sich nicht so weit auf den
Hals; seine Kuppe war nur 10 cm. vor dem Brustbeingriffe entfernt
Die linke Pleurahöhle (d. h. der extralhoracal gelegene Theil derselben)
war auch weniger geräumig als auf der rechten Seite. Die Vena
cava posterior zog durch die ganze Länge des Thorax in gerader
Richtung in der Medianebene von der Hohlvenenöflfnung aus bis
zur vorderen Brustkorböffnung, um erst hier in die rechte Vor¬
kammer einzumünden. Sie lag, zwischen den beiden Laminae media-
stini eingeschlossen, im ventralen Theile des Mediastinalraumes; als
Abdruck derselben zeigte der Hinterlappen der rechten Lunge eine
Rinne, welche nach hinten immer tiefer wurde. Ein medianer (pyra¬
midenförmiger) Lappen der rechten Lunge, welcher dem Rinde
eigen ist, fehlt in diesem Falle gänzlich. Die vorderen Lappen beider
Lungen reichten nach vorne bis weit auf den Hals, wie dies bereits
aus dem Verhalten der Pleurasäcke geschlossen werden konnte.
Die Laminae mediastinales der beiden Pleurasäcke bildeten im Brust¬
körbe eine mediane membranöse Scheidewand. Zwischen den beiden
Blättern des Mediastinums verliefen im dorsalen Theile unmittelbar
an der Wirbelsäule die Schlundröhre und die Aorta. Die Aorta war
in einem hohen Grade verschiebbar und mehrmals nach rechts und
links geschlängelt (Taf. VHL u. IX Ai. Ihre Aeste waren ebenfalls
geschlängelt.
Der Herzbeutel erschien als ein häutiger, dickwandiger Sack,
welcher am Halse in der Weise gelagert war, dass sein hinteres
(caudales) Ende an der vorderen Brustapertur (am ersten Rippen¬
paare) angeheftet war.
Am vollendeten und getrockneten Präparate stellen sich die
anatomischen Verhältnisse folgendermassen dar. Das Herz erscheint
nicht nur als Ganzes nach vorne bis an den Hals verschoben, son¬
dern zugleich um mehr als 90 Grad gedreht, so dass die Herzspitze
nach vorne und unten (cranialwärts und ventralwärts) gerichtet
ist. Dabei ist die linke Herzkammer ventralwärts und die. rechte
dorsalwärts gerichtet, so dass die beiden Längsfurchen zu beiden
Seiten des Herzens, nämlich rechts und links zu liegen kommen.
Das Herz ist zugleich sehr bedeutend vergrössert (hypertrophisch).
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Das Volumen des mit Kittmasse gefüllten Herzens ist wenigstens
dreimal so gross als bei einem normalen Kalbe von entsprechender
Grösse. Die Längsachse des ganzen Herzens, von der Herzspitze
(gebildet von der rechten Kammer) bis zu dem in entgegengesetzter
Richtung am meisten hervorragenden Punkte der linken Vorkammer
gemessen, beträgt 24 ctm. Die Höhe des „Conus cordis u , von der
Querfurche bis zur Spitze gemessen, beträgt ungefähr 14 ctm.; der
grösste Querumfang des Herzens an den Kammern 34 ctm. Die
rechte (Taf. VIII. u. IX. Vd.) Kammer erscheint bedeutend grösser als
die linke (Taf. VHI. u. IX. Fs.). Die Spitze des Herzens wird dement¬
sprechend von der rechten und nicht von der linken Kammer gebildet.
Die rechte Vorkammer (Taf. VIII. Atd) und besonders ihre Auricula ist
ebenfalls sehr gross (Taf. VHI. u. IX. Aud.) Die Herzbasis ist etwa
5—6 ctm. vom Eingänge in den Brustkorb entfernt. Das Herz war
übrigens vor der Eintrockung des Praeparates in einem hohen Grade
beweglich und verschiebbar und konnte bis auf einem 2—3 mal
grösseren Abstand von der Brustapertur cranial wärts am Halse ver¬
schoben werden, was durch den geschlängelten Verlauf der Gefäss-
stämme und besonders der Aorta descendens ermöglicht war.
In dem Verhalten der Blutgefäss-Hauptstämme begegnet man
höchst eigenthümliche Abnormitäten, welche um so mehr interessant
erscheinen, als sie mit denen, welche Nädaskay in seinem Falle
von Ectopia cordis angetroffen hatte, fast ganz identisch sind.
Was nun zunächst die Arterien anbetrifft, so geht aus jedem
von den beiden Ventrikeln je ein Hauptstamm hervor, also eine
rechte und eine linke Aorta, welche durch einen noch ganz wohler¬
haltenen 1 ctm. im Durchmesser haltenden Ductus arteriosus Bolalli
(Taf. IX. DB) in Verbindung stehen.
Die Arterie des linken Ventrikels bildet zunächst einen Aorten¬
bogen, von welchem jedoch anstatt eines einzigen, dem Rinde eigen-
thümlichen grossen Astes, nähmlich der s. g. vorderen Aorta zwei
Stämme entspringen nähmlich ein Truncus anonymus (brachiocephali-
cus) maximus und eine Art. subclavia sinistra.
Der Truncus anonymus maximus (Taf. VIII. u. IX. IV«) entspringt
aus dem Anfangstheile der linken Aorta ( Aorta ascendens), so dass
die Entfernung seiner Ursprungsstelle vom Bulbus aortae nicht mehr
zu betragen scheint als 2 ctm.'). Nach einem 7 ctm. langen die
dorsale Seite der Auricula dextra bogenförmig umkreisenden Verlaufe
’) Diese Entfernung kann am Präparate nicht genau bestimmt wer¬
den, da der Ursprung der Aorta und ihr Bulbus durch die rechte Aorta
(Pulmonalis) und die Vorhöfe bedeckt ist.
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gelangt der Truncus anonymus max. von der linken Seite bis zur
Medianebene und gibt dort zuerst die Art. carotis sinistra (Taf Vtü.
u. IX. Cs) und unmittelbar darauf die Art. carotis dextra (Taf. VIII.
u. IX. Cd) ab, während die zurückbleibende Fortsetzung derselben
als Art. subclaoia dextra in der Richtung nach rechts und hinten
bogenförmig verläuft. Die Art. subclavia dextra (Taf. VIII. u. IX. Asd)
gibt nach einem 6 ctm. langen Verlaufe einen starken Ast ab
welcher sich in die Art. vertebralis und die Art. intercostodorsalis
theilt, und 1 ctm. weiter die Art. cervicalis superficialis. Das weitere
Verhalten der Art. subclavia dextra ist normal.
Von der Ursprungstelle des Truncus anonymus maximusZ ctm-
entfernt, weiter links entspringt aus dem Aortenbogen ein zweiter
viel schwächerer Ast nämlich die Art. subclavia sinistra (Taf. IX. Ass),
welche gleich nach ihrem Ursprünge einen Ast (Taf. IX. Avs) abgibt,
der sich in die Art. vertebralis und die Art. intercostodorsalis theilt,
also in der gleichen Weise verhält, wie der entsprechende Ast der
rechten Art. subclavia. Im weiteren Verlaufe und in der Verzwei¬
gungsweise der linken Art. subclavia sind keine Abnormitäten zu
bemerken.
Der aus der rechten Herzkammer hervorgehende Arterienstamm,
nämlich die rechte Aorta (Taf. IX. Ad) theilt sich nach einem
8 ctm. langen Verlaufe in den Ductus arteriosus Botalli (Taf IX. DB)
und in einen kurzen gemeinsamen Stamm für die Lungenarterien
(Taf. IX. Ap).
Der Ductus arteriosus (Taf. IX. DB) ist hier in abnormer Weise
persistirend und sehr bedeutend ausgebildet. Sein Durchmesser be¬
trägt 1 ctm. während der linke Aortenbogen kaum 2 1 /, ctm. dick
ist und jeder von den beiden Hauptästen der eigentlichen Pulmonal¬
arterie kaum etwas mehr als l 1 /* ctm. im Durchmesser hat.
Aus der Vereinigung des Ductus arteriosus mit dem Aortenbo¬
gen (dem Bogen der linken Aorta) geht die Aorta descendens (Taf.
VIII. u. IX. Ä) hervor, an welcher ausser ihrem stark geschlängelten
Verlaufe nichts besonderes zu bemerken ist.
Die eigentliche Pulmonalarterie (Taf. VIII. EX. Ap) liegt in der
Mittelebene dorsalwärts vom linken Vorhofe und theilt sich sogleich
gabelförmig in die rechte und linke Pulmonalarterie, welche unter
einem spitzigen Winkel nach hinten divergiren so zwar, dass die
linke zuerst etwas dorsalwärts von der rechten verläuft.
Noch viel interessanter ist das Verhalten der Vorhöfe und der
in dieselben einmündenden venösen Stämme.
In erster Linie ist in dieser Hinsicht die Verdoppelung der
Vena cava anterior (superior) hervorzuheben, als Persistenz frühzeitiger
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369
embryonaler Zustände, was um so merkwürdiger’erscheint, als diese
Abnormität in dem von Nädaskay beobachteten Falle von Ectopia
cordi» ebenfalls vorhanden war.
Dementsprechend ist auch die Gestalt des rechten, überdies
sehr bedeutend vergrösserten Vorhofes modifizirt. Dieser Vorhof be¬
steht aus einem Hauptraume (Sacke), mit welchem cranialwärts die
Auricula dextra (Taf. VIII. u. IX. Aud) und caudalwärts drei neben-
einanderliegende sackförmige Ausbuchtungen (Sinus) in Verbindung
stehen.
In den mittleren (Sinus) (Taf. VIII. Sm) mündet die hintere
Hohlvene ( Vena cava inferior) (Taf. VIII. u. IX. Vci), so dass derselbe
als eine trichterförmige Erweiterung dieser Vene erscheint.
Der rechte Sinus (Taf. VIII. Sd) hat in seiner Wand, selbst am
getrockneten Praeparate deutlich erkennbare Muskelbündel, und er¬
streckt sich nach rechts und dorsalwärts. In denselben mündet ein
kurzer dicker Venenstamm, welcher aus der Vereinigung der Vena
jugularis dextra (Taf. VIH. Vjd) und der Vena subclavia dextra (Taf.
VIIL V8d) entsteht. Ventral- und caudalwärts von dieser Stelle mün¬
den ausserdem noch ganz nahe beieinander zwei kleinere Venen,
nämlich die Vena vertebralis dextra (Taf. VHI. Vvd) und die Vena
intercostodorsalis dextra (Taf. VIII. Vid). Die Vena subclavia dextra
hat einen circa 6 ctm. langen, astlosen Verlauf von ihrem Anfänge
an der ersten Rippe, wo sie aus der Vereinigung mehrerer Venen
der vorderen Extremität und des Thorax entsteht, bis zum Angulus
venosus d. h. bis zu ihrer Vereinigungsstelle mit der Vena jugularis.
Der linke Sinus (Taf. VIII. u. IX. Ss) geht ohne scharfe Grenze
in einen grossen (mit diesem Sinus zusammen) 11 ctm. langen Ve¬
nenstamm, nämlich in eine Vena cava superior sinistra (Taf. IX. Fcss)
über, welche die linke Vorkammer in schiefer Richtung bogenförmig
umgreift, und an die dorsale Seite des Herzens, bis zum linken
Aste der Pulmonalarterie gelangt, wo sie unter einem Winkel lateral-
wärts abbiegt. Gerade in diesen Winkel münden zwei kleinere
Venen ein, nämlich eine etwa '/* ctm. dicke Vena azygos sinistra
(Taf. IX. Vaz ) und eine Vene (Taf. IX. Vvs), welche aus der Verei¬
nigung der Vena vertebralis sinistra und der Vena intercostodorsalis
sinistra entstanden ist. Von dieser winkeligen Biegung verläuft die
Vena anonyma (cava) sinistra noch etwa 4 ctm. weit lateralwärts,
wo sie eben aus der Vereinigung der Vena jugularis sinistra (Taf.
IX. Vjs) und der Vena subclavia sinistra (Taf. IX. Fra) entsteht. In
diesen Angulus venosus münden noch einige kleinere Venenzweige
(Vena mammaria interna Taf. VHI. u. IX. Vms) u. s. w.
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A
370
Ausserdem nimmt der linke Sinus noch Herzvenen auf, und
zwar in den röhrenförmigen Theil des Sinus eine grosse Vena coro -
naria cordis sinistra (Taf. VIII. u. IX. Fern), welche aus der vorderen,
in diesem Falle links und dorsal liegender Längsfurche zu demsel¬
ben gelangt, und ausserdem an der Grenze des linken Sinus und
des Vorhofes nebeneinander noch zwei kleinere Herzvenen, von de¬
nen die eine aus der hinteren (in diesem Falle ventralen) Längs -
furche zwischen den Kammern, die andere in der Wand des linken
Ventrikels verläuft.
Der linke Vorhof (Taf. VIII. Ats) ist bedeutend kleiner als der
rechte und in der Richtung der Längsachse des Herzens in die
Länge gezogen; dabei hat er eine conische Gestalt mit kuppelförmig
abgerundeter caudalwärts gerichteter Spitze, welche auch den am wei¬
testen caudalwärts reichenden Theil des Herzens bildet. An der ven¬
tralen und lateralen (linken) Wand dieses Vorhofes findet man von dem,
wie oben erwähnt, daselbst verlaufenden und diesen Vorhof umgreifen¬
den linken Sinus (Taf. VIH. u. IX. Ss) der rechten Vorkammer, nämlich
dem Coronarsinus oder dem Sinus der linken oberen Hohlvene (Taf. IX.
Vess) eine furchenförmige Einschnürung, welche den linken Vorhof
in zwei Theile theilt: der der Herzbasis zugekehrte geräumigere Theil
trägt die Auricula (Taf. IX. Aus)-, der kleinere, caudalwärts gerich¬
tete Theil bildet die abgerundete Spitze des conischen Vorhofes,
woselbst eine grosse unpaarige Pulmonalvene (Taf. VIII. u. IX. Vp)
einmündet. Diese ist die Hauptvene für beide Lungen und theilt
sich, caudalwärts gerichtet, in zwei gleiche gabelförmig divergirende
Aeste, so dass diese Gabel von der dorsal liegenden Gabelung der
Pulmonalarterie umfasst wird. Der eine dieser Aeste ist die Haupt¬
vene der rechten, der andere die Hauptvene der linken Lunge.
Ausser diesen grossen, für beide Lungen gemeinsamen Pulmonalvene,
kommt aus jeder von den beiden Lungen noch je eine kleine Vene
(aus den vorderen Theilen jeder der beiden Lungen), welche mit
dem Hauptstamme sich nicht vereinigt, sondern direct in den Vor¬
hof mündet. Auf diese Weise ergiessen sich in den linken Vorhof
drei Lungenvenen, nämlich ein unpaariger grosser für beide Lungen
gemeinsamer Hauptstamm und zu beiden Seiten daneben zwei
kleinere Ven 3 n, von denen die eine aus der rechten, die andere aus
der linken Lunge kommt.
*
Wenn man die hier beschriebenen Befunde zusammenfasst, so
ergibt sich der vorliegende Fall als eine Combination von folgenden
Abnormitäten: 1) Ectopia cordis , 2) Verdoppelung der Vena cava
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371
anterior (superior), welohe darin besteht, dass die Vmä änonyma si-
nistra nicht mit der Vena anonyma dextra sich vereinigt, sondern in
den persistirenden Sinus coronarius einmündet. 3) Persistenz des Duc¬
tus arteriosm Botalli. 4) Abnorme Ursprungsweise der Hauptäste
des Aortenbogens, aus welchem anstatt eines einzigen, dem Rinde
eigenthümlichen, gemeinsamen Stammes für die beiderseitigen Ca-
rotiden und Subclavien (der s. g. vorderen Aorta) zwei Aesto ent¬
springen, nämlich ein Truncus anonymus maximus und eine Art.
subclavia sinistra also ein Verhalten, welches bei den Fleischfressern
und beim Schweine als ein normales vorkommt.
Die sub 1), 2) und 3) angeführten Abnormitäten sind ganz evi¬
dente Entwickelungshemmungen und beruhen auf Persistenz vorüber¬
gehender embryonaler Zustände.
Was die Ectopie des Herzens anbelangt, so muss man annehmen,
dass hier eine Verspätung des Descensus cordis obwaltet, so dass
das Herz noch in der Halsgegend verblieben war, als mittlerweile
der Verschluss des Thorax durch das Zusammentreten der beiden
Rippenbögen (Sternalleisten) eintratt. Die Verschliessung des Thorax
musste sodann, ohne Zweifel, ein geradezu mechanisches Hinderniss
abgeben, welches einen nachträglichen verspäteten Descensus cordis
unmöglich machte.
Da das Wachsthum der Brustwand, und zwar der Rippen
mit einer den normalen Zuständen mehr weniger entsprechenden
Intensität vorsichgieng, während das Volumen der innerhalb des
Thorax befindlichen Organe bei der extrathoracalen Lage des
Herzens und gewisser Hauptgefässe, sowie auch der vordersten Lun-
genlappentheile ein bedeutend geringeres war, musste der Brustkorb
auch eine abnorme Gestaltung annehmen. In dieser Weise sind die
Verbiegungen der Rippen und zwar der Rippenknorpeln, sowie die
abnorme Gestalt des Brustbeins zu erklären, welche die abnorme
Gestalt des Brustkorbes bedingen.
Die Verdoppelung der Vena cava anterior (superior ) liegt hier
in ihrem typischen Verhalten vor, wie sie oftmals beim Menschen
beobachtet worden ist’). Sie besteht in der Persistenz des linken
') H. Kadyi: Kilka przypadköw zboczeA ukladu naczyniowego.
Rozprawy wydz. matein. przyr. Akademii umiej^tnosci w Krakowie.
Bd. VHI. 1881.
Dasselbe deutsch: Kadyi, Ueber einige Abnormitäten des Gefass
Systems. Wiener medicinische Jahrbücher 1881 pag. 37—45.
A. Pangratz: Ueber die sogenannte Verdoppelung der oberen
und unteren Hohlvene. Inaugural-Dissertation. Königsberg. 1891.
In diesen Arbeiten ist auch die Zusammenstellung der bisher in
der Litteratur beschriebenen Fälle angegeben.
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372
Ductus Cuvieri, welcher beim Embryo in den Sinus coronaritis'ein-
inündet, während die Verbindung der linken Vena anonyma mit dem
rechten Ductus Cuvieri nicht zur Ausbildung gelangt. Die ganze Con-
formation des Herzens und speziell des rechten Vorhofes hat im
vorliegenden Falle eine auffallende Aehnlichkeit mit der Gestaltung
der diesbezüglichen Theile des embryonalen Herzens im betreffenden
Entwickelungsstadium: die linke vordere (obere) Hohlvene umgreift
in charakteristischer Weise den linken Vorhof von links her und
von der ventralen (bei der gewöhnlichen Lagerung des Herzens dor¬
salen — hinteren) Seite, die linke vordere (obere) Hohlvene nimmt
die Vena azygos sinistra und Herzvenen auf, ihr Sinus ist vom übri¬
gen rechten Vorhofe deutlich abgegrenzt.
Man kommt also auf Grund dieser Befunde auf die Idee, dass
alle diese Hemmungsbildungen, nämlich das Verbleiben des Her¬
zens in der Halsgegend, die Persistenz des ganzen linken Ductus
Cuvieri sowie auch die Persistenz des Ductus arteriosus Botalli auf
eine gemeinsame Ursache, nämlich auf irgend einen, die Entwi¬
ckelung des Herzens hemmenden und verzögernden Einfluss zurück¬
zuführen sind. Eine solche Voraussetzung erscheint um so mehr als
begründet, als in dem von Nädaskay beschriebenen Falle die
Ectopia cordis mit fast identischen Abnormitäten der Blutgefäss
hauptstämme complicirt war.
Inwiefeme auch die abnorme Ursprungsweise der Hauptäste
des Aortenbogens als eine Hemmungsbildung (beim Rinde wenigstens)
aufzufassen wäre und überhaupt, in welchem Causalnexus diese
Abnormität mit den übrigen, in diesem Falle vorliegenden Hemmungs¬
bildungen steht, ist nichts weniger als klar. Jedenfalls ist es merk¬
würdig, dass in den beiden bis jetzt bekannten Fällen von Ectopia
cordis beim Rinde (Kalbe), nämlich im vorliegenden Falle ebenso¬
wohl, wie in dem Falle von Nädaskay die gleiche abnorme
Ursprungsweise der Aeste des Aortenbogens sich vorfindet, nämlich
zwei Aeste, d. h. ein Truncus anonymus maximus und eine gesondert
entspringende Art. subclavia sinistra anstatt der s. g. Aorta anterior.
Ausser den bereits besprochenen morphologischen Abnormitäten
dieses Falles ist noch die sehr bedeutende Vergrösserung und Hy¬
pertrophie des Herzens bemerkenswert. Dieser, man kann geradezu
sagen, krankhafte Zustand des Herzens ist ohne Zweifel die Folge
seiner Bildungsfehler. Es ist einleuchtend, dass die abnorme Lage¬
rung des Herzens an der ventralen Seite des Halses schon an und für
sich eine Mehranforderung an Arbeit für dasselbe mit sich bringt;
da es feststeht, dass die Athmungsbewegungen- ein nicht unwich¬
tiges mechanisches Moment abgeben, welches das Zufliessen des
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373
venösen Blutes zum Herzen befördert, so musste die extrathoracale
Lage des Herzens an und für sich venöse Stauung zur Folge haben.
Diese Stauung, welche unter Anderen in der Vergrösserung der Leber
ihren Ausdruck fand, hatte in erster Linie die hier sehr bedeutende
Dilatation des rechten Vorhofes zur Folge. Anderseits musste diese
Stauung als ein Hinderniss des Kreislaufes auch einen vermehrten
Anspruch an die Arbeitsleistung des Herzens mit sich bringen und
mithin Hypertrophie beider Kammern zur Folge haben, da ja wegen
der Persistenz des Ductus arteriosus beide gemeinschaftlich am
grossen Kreislaufs mitarbeiteten. Daraus erklärt sich die relative
obwohl nicht absolute Praevalenz des rechten Ventrikels, und zwar
insbesondere der Umstand, dass derselbe die Herzspitze bildet.
Der frühzeitige Tod des Thieres ist mit grösster Wahrschein¬
lichkeit als eine Folge der Insuffizienz des hypertrophischen Herzens
aufzufassen.
Erklärung der Tafeln VIII. u. IX.
Die in diesen Tafeln wiedergegebenen Zeichnungen sind im Jahre
1889 von Herrn Johann Mikolaszek ausgeführt worden, welcher damals
an der thierärztlichen Sohule in Lemberg studierte und vor einiger Zeit
als Bezirksthierarzt verstorben ist.
Auf Taf. VIII. ist nach dem getrockneten Präparate der Thorax
mit dem Herzen und den Gefässen von der rechten und ventralen Seite dar¬
gestellt. Der Brustkorb ist in der Medianlinie des Sternums durchschnitten,
und die rechte Hälfte theilweise entfernt, so dass nur die linken Rippen
und die linke Hälfte des Sternums am Präparate erhalten sind.
Auf Taf. IX. ist dasselbe Praeparat von der linken Seite dar¬
gestellt.
Erklärung der Bezeichnungen auf Taf. VIII. u. IX.
D . Diaphragma.
St. Sternum.
Sc. Scapula.
Vd. Ventriculus cordis dexter.
Vs. Ventriculus cordis sinister.
Atd. Atrium dextrum.
Ats. Atrium sinistrum.
Aud. Auricula dextra.
Aiis. Auricula sinistra.
Polti. Archiv, f. biol. u. med. Wissenscta. _
Archives polon. de soieno. biol. et mtfdic. *0
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374
A. Aorta (descendens).
Tra. Truncus arteriosus anonymus maximus.
Cd. Arteria carotis dextra.
Cs. Arteria carotis sinistra.
Asd. Arteria subclavia dextra.
Ass. Arteria subclavia sinistra.
Aad. Arteria axillaris dextra.
Aas. Arteria axillaris sinistra.
Av.8. Arteria vertebralis et intercosto-dorsalis sinistra.
Ams. Arteria mammaria interna sinistra.
Ad. Aorta dextra.
DB. Ductus arteriosus Botalli.
Ap. Arteria pnlmonalis.
Sd. Sinus dexter atrii dextri.
Sm. Sinus medius atrii dextri.
Ss. Sinus sinister atrii dextri.
Vci. Vena cava inferior (posterior).
Vcsd. Vena cava superior (anterior) dextra.
Vcss. Vena cava superior (anterior) sinistra.
Vvd. Vena vertebralis dextra.
Vid. Vena intercosto-dorsalis dextra.
Vjd. Vena jugularis dextra.
Vsd. Vena subclavia dextra.
Vjs . Vena jugularis sinistra.
Vss. Vena subclavia sinistra
Vvs. Vena vertebralis et intercosto-dorsal is sinistra.
Vaz. Vena azygos sinistra.
Vcm. Vena coronaria cordis magna.
Vms. Vena mammaria interna sinistra.
Vp . Venae pulmonales.
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Polnisches Archiv für biologische und medizinische Wissenschaften, Bd. I.
Prof. Dr. Nusbaum: Über die morphologischen Vorgänge bei der Regeneration des künsüish a
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Taf. V.
:h abgetragenen hinteren Körperabschnitte bei Enchytraeiden.
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Polnisches Archiv für biologische und medizinische Wissenschaften, Bd. I.
Prof. Dr. Nusbaum: Über die morphologischen Vorgänge bei der Regeneration des künstlich abgetrage
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ibgetragenen hinteren Körperabschnitte bei Enchytraeiden.
Taf. VI.
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Polnisches Archiv für biologische und medizinische Wissenschaften, Bd. I.
Prof. Dr. Nusbaum: Über die morphologischen Vorgänge bei der Regeneration des künstlich
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Polnisches Archiv für biologisch» and medizinische Wissenschsl
Dr. Kulciy cki: Ein Fall von »Ectopia coidia* Mm Kalbe.
UTH.A.PRZYSZLAK IEMKM.
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tfp Vms Vss Vci St D
•E7.V0N J.MIK0LAS2IK.
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Aus dem Instltote für dtseripUve Anatomie der Universität in Lemberg
unter der Leitung de« Hofmthea Prof. Dr. H. Kadyi.
Ueber die Varietäten der Ossificatioi des nenschlicbei Brustbeins
■nd Ober deren mnrptnlegisclie Bedentnnj*)
von
Dr. Joseph Markowski'
Aaaiatentei» bei der Lebrkansel für allgemeine und experimentelle Pathologie
an der Universität in Lemberg
- mit Tafeln X, XI und XII. -
Wenn man eine Anzahl von menschlichen Brustbeinen im
Stadium der Verknöcherung mit einander vergleicht, so hat man den
Eindruck, als wenn die Anzahl und die Vertheilung der einzelnen
Ossificationspunkte in diesem Skelettheile eine willkürliche oder
gerazu zufällige wäre. Man begegnet in dieser Hinsicht eine fast
unerschöpfliche Verschiedenartigkeit der Befunde, indem man kaum
zwei Exemplare des Brustbeines zu finden im Stande ist, welche in
Bezug auf die Anzahl, die Anordnung und das gegenseitige Grössen-
verhältniss der Ossificationen als gleich oder wenigstens als über¬
einstimmend angesehen werden könnten.
ln Anbetracht dieser, fast beispielslosen Variabilität des Ossifi-
cationsprozesses im menschlichen Sternum, kann eine befriedigende
Lösung dieses Problems nur auf Grund von Untersuchung und Ver¬
gleichung einer sehr grossen Anzahl (wenigstens von Hunderten)
von Fällen erhofft werden.
Als Demonstrator bei der Lehrkanzel für descriptive Anatomie
wurde ich von meinem Chef dem Herrn Hofrathe Prof. Dr. Kadyi
angeregt, die Aufklärung dieses bisher noch immer nicht genug
erschöpfend erforschten Entwicklungs-Prozesses in der Weise anzu-
*) Die wichtigsten Ergebnisse dieser Arbeit sind auf dem IX. Con-
gresse polnischer Naturforscher und Aerzte in Krakau im Juli 1900 mit-
getheilt worden. — Siehe Tageblatt dieses Congresses Nr. 5, S. 210.
Polo. Archiv f. biol. u. m»d. Wiaaenach.
Archiv«« polon. d. aciano. hiol. «I madic. 27
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376
streben, dass ich eine möglichst grosse Zahl von Präparaten sammelte,
an welchen die Ossificationen des menschlichen Sternums in einer
klaren Weise ersichtlich gemacht worden sind, und zwar in der Ueber-
zeugung, dass aus der Vergleichung einer grossen Zahl von einzelnen
Exemplaren gewisse, allgemeine Gesetze für die Zahl und die An¬
ordnung der Ossificationen im menschlichen Sternum abgeleitet werden
können, und dass auf diesem Wege das Wesen des Ossifications-
Prozesses des menschlichen Sternums und die Morphologie des knö¬
chernen Sternums erforscht werden könne.
Im Laufe von einigen Jahren habe ich ein ziemlich reiches Ma¬
teriale gesammelt und zwar 470 Brustbeine in verschiedenen Stadien
des Ossifications-Prozesses. Dieses Materiale verdanke ich haupt¬
sächlich der Bereitwilligkeit des Vorstandes des pathologisch-anato¬
mischen Institutes, Herrn Prof. Dr. Obrzut, mit welcher mir der¬
selbe gestattete, das reichhaltige Materiale dieses Institutes im vollsten
Maasse auszunützen, sowie der Liebenswürdigkeit der Assistenten
dieses Institutes, der Herren Collegen Dr. Kucera, Dr. Krzysz-
kowski und Dr. Reichenstein, welche mir die Sammlung der
Brustbeine wesentlich erleichterten.
I. Gegenwärtiger Stand unseres Wissens
über den Ossifications-Prozess des menschlichen Brustbeins.
Da die ungemeine Variabilität in den einzelnen Details des
Ossifications-Prozesses für das menschliche Brustbein so zu sagen
charakteristisch ist, so wird man sich nicht wundern, dass unser
Wissen in dieser Hinsicht nicht erschöpfend, sondern im Gegentheile
unsicher ist, und. was gerade als die empfindlichste Lücke in unserer
Wissenschaft erscheint, dass auf Grund unserer diesbezüglichen Kennt¬
nisse es nicht möglich ist, allgemeine Gesetze abzuleiten, nach wel¬
chen die Ossification des Brustbeines vorsichgeht, ebensowenig wie eine
begründete morphologische Auffassung des knöchernen Brustbeines.
Ueber die Ossification des Sternums findet man zunächst An¬
gaben in den verschiedenen Handbüchern der Anatomie und Em¬
bryologie. Diese Angaben sind begreiflicherweise meistens kurz und
bündig und was am meisten zu bedauern ist, man kann aus ihnen
nicht entnehmen, inwieferne sie auf eigenen Beobachtungen oder
Untersuchungen der betreffenden Autoren beruhen oder anderwärts
entnommen sind.
Verhältnissmässig am meisten ausführlich sind die Angaben
über den Ossifications-Prozess im Brustbeine in den Handbüchern
von Luschka (2), Henle (3) und besonders von Sappey (13)
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377
and Merkel (22), welcher Letztere auf die Arbeit von May et (21)
hinweist und einen Versuch macht, das der Ossification des Sternums
zu Grunde liegende morphologische Gesetz zu eruiren.
Von älteren Arbeiten, welche mit der Ossifiation verschiedener
Skelettheile sich befassen sind die Arbeiten von Schwegel(l) und
von Rambaud et Regnault(3) hervorzuheben, in welchen auch
über die Verknöcherung des Brustbeins Angaben zu finden sind,
welche, wie es scheint, den Beschreibungen zu Grunde liegen, die
in den Handbüchern enthalten sind.
In neuerer Zeit verdanken wir Beiträge zur Kenntniss des Ossi-
fications-Prozesses des Sternums den Arbeiten von May et (21),
welcher besonders mit der Untersuchung der Brustbeine von rhachi-
tischen Kindern sich befasste, und von Bade (33), welcher eine
spezielle Beschreibung mehrerer Sterna von Embryonen und Neu¬
geborenen gibt. Für die Morphologie des Sternums sind ferner von
prinzipieller Wichtigkeit die Arbeiten von Hoffmann (5) und von
Rüge (8) über die Entwickelung des knorpeligen Brustbeins; die
Ergebnisse dieser Arbeiten werden wir ebenfalls in Betracht ziehen.
Die auf obiger Grundlage zusammengestellten Angaben über
den Verknöcherungs-Prozess des Brustbeines kann man in folgender
Weise zusammenfassen.
Einige Autoren bemerken ausdrücklich, dass die Verknöcherung
im Manubrium Sterni beginnt und zwar nach Räuber (19) im 4—6
Monate des intrauterinen Lebens, nach Sappey (13) im 5—6 Mo¬
nate, nach Toldt (28) und Janoäik (26) im 6. Monate, nach
0. Schultze (24) vom 6. Monate angefangen, nach Gegenbaur
(27) nicht vor dem 6. Monate (im foetalen Leben). Kölliker (6)
und Hartmann (9) bemerken ebenfalls, dass die Ossification des
Sternums im 6. Monate des embryonalen Lebens beginnt, ohne an¬
zugeben, ob die Ossificationspunkte zuerst im Manubrium auftreten.
Nach Schwegel (1) treten die Ossificationspunkte sowohl im Ma¬
nubrium als auch im Corpus sterni im 6. Embryonalmonate auf.
Nach einigen Autoren, wie Krause (5), Hertwig (17), Disse
(23), Kollma nn (29), tritt im Handgriffe ein Ossificationspunkt auf,
andere wie Kölliker (6), Hartmann (9), 0. Schultze (24)
geben an, dass „gewöhnlich“, oder (wie Räuber sich ausdrückt)
„meistens“ ein Knochenkern aufritt. Nach Toldt (28) und Jano§ik
(26) bildet sich ein oder zwei Knochenkerne, nach Henle (4) ein
oder mehrere, nach Schwegel (1) gewöhnlich mehrere (1—3), noch
„bis */* Jahr post partum Nach Stieda (18) „ hat das Manubrium
eine wechselnde Anzahl von Kernen, gewöhnlich jedoch einen aus zweien
entstehenden bimförmigen Kern, wie es das neugeborene Kind zeigt“.
*
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378
Merkel (22) bemerkt, dass im Handgriffe May et (21) meist
zwei Übereinander liegende unpaarige Kerne findet, welche zur Zeit
der Geburt zusammengeflossen sind. Nach Gegenbaur (27) ist
im Manubrium ein Knochenkern ausgebildet, zu dem zuweilen noch
2—3 kleinere kommen. Luscha (2) sagt: „Im Handgriff tritt in
der Regel nur ein Knochenkern auf , bisweilen sind es aber auch ihrer
zwei, welche entweder unter - oder nebeneinander zu liegen kommen . Nach
S a p p e y (13) verknöchert das Manubrium: „ordinairement par un seid
point osseux , qui s’allonge de haut en bas. Quelquefois eile a pour origine
deux points situes Vun au dessus de Vautre % le superieur etant presque
toujours le plus gros, ou bien Fun ä edle de Vautre et dun volume inigal
aussi. Dans certains cos plus rares eile se forme par trois points
dossification que fai vus rangts tantöt en sirie longitudinale et tantöt
en sirie transversale . Le point qui se trouve placi entre les deux autres
est alors le plus volumineux“ . Der Hauptkern des Manubrium wächst
langsam: „A la naissance , le nogau osseux qui occupe le centre de la
poignee betend ä la moitii environ du cartilage“.
May et (21) fand unter 18 untersuchten Brustbeinen 14 solche,
welche im [Manubrium mehr als einen Ossificationspunkt hatten.
Unter diesen 14 Brustbeinen zeigten 10 eine Vertheilung der Ossiflcations-
punkte, welche May et als die normale ansieht und zwar: „II existe
deux points situts sur la ligne midiane dtjhsoudis dans une itendue varia¬
ble ä la naissance. L'inferieur ne costitucra que le quart de la poignee
(hg. I , Il t III). En dehors de ces deux points prindpaux on recontre
souvent quelques points accessoires naissant tous prts des bords des prin -
cipaux et s’unissant tris rapidement ä eux (fig. II.)“.
Was die Zeit anbelangt, in welcher im Brustbeinkörper Ossifi-
cationspunkte auftreten, finden wir Angaben nur bei einigen Autoren.
Nach Schwege 1 (1) treten dieselben bereits im 6. Monate des em¬
bryonalen Lebensauf, nach Gegenbaur (27) und Ko 11 mann (29)
fällt die Zeit des Auftretens dieser Kerne in die letzten Monate des
intrauterinen Lebens und die ersten Monate nach der Geburt. Nach
Sappey (13) entstehen die Ossificationspunkte im Brustbeinkörper:
„de haut en bas. Les plus ilevis se montrent du septibne au liuitieme
mois de la vie foetalc, les suivants vers la fin de la grossesse. Les in -
firieurs ne naissent que liuit on dix mois apris la naissance, et souvent
beaucoup plus tard .“ Auch bei Räuber (19) findet man in dieser
Hinsicht ziemlich genaue Angaben, und zwar: „ Die Verknöcherung
des ersten Abschnittes (wahrscheinlich Manubrium) beginnt im sechsten
oder siebenten Fötalmonate, die Verknöcherung des zweiten Abschnittes
im siebenten oder achten Fötalmonate. Die Verknöcherung des dritten
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379
und vierten Abschnittes beginnt unmittelbar vor der Geburt , die des
fünften im ersten Jahr oder später. u
Die Zahl der Ossificationspunkte im Brustbeinkörper ist so sehr
variabel, dass selbst die von verschiedenen Autoren als Maxima und
als Minima für dieselbe angegebenen Zahlen sehr bedeutend differieren.
Nach Luschka (2), welcher auch die Beobachtungen von Wall¬
mann berücksichtigt, beträgt die Zahl der Knochenkerne im Brust¬
beinkörper 3—7, nach Sappey (13) gewöhnlich 5 — 7, in seltenen
Fällen 4 und bei einigen Personen 8-9, nach Toi dt (28) 4—9, nach
Reinke (31) bis9, nach Schwegel (1), Kölliker (6), Schultze
(24), Räuber (19) 4—13, nach 0. Hertwig (17) 6—12, nach Ge-
genbaur(30) und nach Kollmann (29) 6—13. Nach Hartmann
(9) zeigen sich die Knochenkerne im Körper in „unendlich wech-
selnderZahl, hier 3—4, dort 6, 7, 9—12 oder 14, entweder
in Paaren der Quere nach geordnet oder ganz wirr
durcheinander.“ Schwegel (1) hat gewöhnlich mehr als 5, ja
bis 15 Knochenpunkte im Körper des Brustbeins gefunden. Ram-
baud et Renault (3) geben als eine für die Mehrzahl der Fälle
gütige Regel (thiorie) an, dass 8 Knochenkerne auftreten, welche
oft paarweise („deux ä deux“) angeordnet sind.
Andere Autoren geben überhaupt keine bestimmten Zahlen an,
sondern stellen den Sachverhalt in der Weise dar, dass der Brust¬
beinkörper aus 3-4 „Stücken“ bestehe, von denen jedes aus 1—2
Knochenkemen entsteht; daraus wäre zu folgern, dass die Zahl dieser
Kerne 3—8 betrage. Stieda (18) bemerkt, dass solche Stücke zu¬
weilen auch aus mehreren unregelmässig gelagerten Stücken ent¬
stehen. Schwegel (1) gibt an, dass, wenn mehrere Knochenpunkte Vor¬
kommen, dieselben in 3 - 6 Querreihen und 2—3 Längsreihen stehen.
Was die Lage der Knochenkerne im Brustbeinkörper anbelangt,
so heben einige Autoren (Sappey, Merkel, Toldt, Disse, Ge¬
gen bau r) hervor, dass dieselben an solchen Stellen entstehen,
welche den Zwischen-Rippenräumen entsprechen. Andere (z. B.
Henle, Stieda) beschreiben den Sachverhalt in der Weise, dass
der Brustbeinkörper aus Stücken ( Segmenten ) zusammengesetzt ist,
die durch Nähte oder Synchondrosen getrennt sind, welche zwischen
den Ansätzen ( Incisurae costafes) je zweier zu demselben Paare ge¬
höriger Rippen verlaufen.
Die Mehrzahl der Autoren betrachtet das Manubrium sterni als
aus 3—4 solchen Segmenten zusammengesetzt. Sappey, Toldt,
ferner May et und an den letzteren sich anschliessend Merkel
unterscheiden 4 solche Segmente, Gegenbaur und Ko llmann
3-5, Schwegel (1) sogar 3—6 Segmente (Stücke) des Brustbein-
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körpers. JanoSik gibt nur allgemein an, dass so viele Segmente
zu unterscheiden sind, als die Anzahl der sich inserirenden Rippen¬
paare beträgt. Wenn man also von den beiden ersten Rippen ab¬
sieht, so hätte man nach JanoSik anzunehmen, dass der Brust¬
beinkörper aus 5 Segmenten bestehe, oder selbst aus 6, wenn auch
das 8. Rippenpaar an das Sternum sich direkt ansetzt. Heule
Disse und Krause geben die Anzahl der Segmente des Brust¬
beinkörpers nicht an.
In diesen Segmenten treten entweder einfache (unpaarige)
Knochenkerne auf, oder je zwei, paarweise; nach Schwegel (1)
treten sogar je drei Knochenkerne, besonders in den oberen Seg¬
menten auf. Luschka stellt die Sache in der Weise dar, als wenn
im obersten Segmente des Brustbeinkörpers mehr als ein einziger
Knochenkern nicht Vorkommen möchte; in einer ähnlichen Weise
wird der Sachverhalt von Gegenbaur und Kol 1 mann darge¬
stellt. Toi dt sagt: „im unteren Tlieile des Körpers sind sie gewöhnlich
paarig, jedoch nicht ganz symmetrisch angeordnet.“ Sappey äussert
sich hierüber in folgender Weise: „Ces noyaux osseux correspondent
aux espaces intercostaux. Lorsqu’il en existe quatre, le premier repond
au deuxibne espace, le deuxibne au troisibne, le troisibne au quatrihne,
le quatribne aux cinquibne et sixibne, qui sont tres rapproches. Plus
nombreux, leur disposition reste la meme; Settlement, au Heu d’un seul
point pour chaque espace , il y en a deux. Cest ordinairement sur les
espaces inferieurs qu’on observe ce dedoublement des points osseux.“
Auch nach JanoSik kommen in den oberen Segmenten einfache, in
den unteren paarige Ossificationen vor. Eine geradezu entgegen¬
gesetzte Darstellung dieser Verhältnisse gibt Merkel (22): a Die
Knochenkerne im dritten und vierten lntercostalraume sind häufiger
doppelt , als die tiefer gelegenen, es entspricht sogar den Ansätzen der
fünften, sechsten und siebenten Kippe nicht selten nur ein einziger
Knochenkern im Ganzen; wieder ein Zeichen für die von unten her fort¬
schreitende Reduction .“
Der Widerspruch der Darstellung von Merkel mit jener der
übrigen angeführten Autoren ist jedoch nur ein scheinbarer, wie ich
Gelegenheit haben werde, auf Grund meiner eigenen Untersuchungen
zu zeigen.
Einige Autoren bemerken, dass die beiden Knochenkerne eines
Paares (in einem Segmente) oft nicht in einer queren Linie neben¬
einander liegen, ferner dass sie sich durch ihre verschiedene Grösse
unterscheiden. Diese Verhältnisse werden kurz berührt von Hart¬
mann, Toldt, Henle, Gegenbaur, Reinke. Von Sappey
wird dieser Sachverhalt in folgender Weise dargestellt: „Lorsque
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deux points occupent le mime espace, ils sont sitiiis Fun ä cöti de Fautre,
mais rarement sur le meine niveau; presque toujours Funest un peu plus
elcve queFautre. Le plus habituellement aussi Fun d’eux est un peu plus
gros. u May et (21) hat in dieser Unregelmässigkeit eine gewisse
Gesetzmässigkeit bemerkt, welche darin besteht, dass in gewissen
Fällen sämmtliche Ossificationen der einen Hälfte des Brustbeins
gegen die der anderen Hälfte nach unten zu verschoben sind: „une
sorte de glis sein ent de deux hemisternum u . Diese Art von Assymetrie
des Sternums sieht May et als eine Folge von Rachitis an, welche
in einem sehr frühen Alter aufgetreten ist und nimmt an, dass in
Folge dieses Krankheitsprozesses die beiden Hälften des Thorax nicht
gleichmässig sich entwickeln. In einer besonderen Arbeit über die
Assymetrie der Rippensätze, welche ich die Absicht habe demnächst
zu veröffentlichen, werde ich Gelegenheit haben diese Anschauungen
von May et näher zu besprechen.
Was schliesslich den letzten Act des Ossificationsprozesses im
Brustbeinkörper anlangt, nämlich die Verbindung und Verschmelzung
der einzelnen Knochenkeme, so ist aus den Angaben fast sämmt-
licher Autoren zu entnehmen, dass zuerst die in den einzelnen Seg¬
menten enthaltenen Ossificationen untereinander verschmelzen, wenn
nicht der ganze Ossificationsprozess des einen oder des anderen
Segmentes im Auftreten und Wachsthume eines einzigen Knochen¬
kernes besteht. In dieser Weise folgt ein Entwickelungs-Stadium,
in welchem der Brustbeinkörper aus 3—4 oder (nach Gegenbaur
und Ko 11 mann) aus 5, oder gar manchmal (nach Schwege 1)
selbst aus 6 Knochenplatten besteht, welche durch quere oder
schiefe Nähte (Synchondrosen) verbunden sind.
Ueber die Zeitperiode, in welcher die Verschmelzung der Ossi¬
ficationen in den einzelnen Segmenten erfolgt, findet man Angaben
nur bei einigen Autoren, welche übrigens sehr bedeutend von ein¬
ander abweichen. Während nach Kölliker, Schultze und Räuber
die Verschmelzung der einem Paare zugehörigen Ossificationen bereits
beim reifen Embryo oder im ersten Lebensjahre erfolgt, so dass das
Sternum von nun an aus 3—4 grösseren Stücken besteht, so geben
wieder Schwegel, Hertwig und Gegenbauran, dass erst vom
6—12 Lebensjahre die einzelnen Ossificationen des Brustbeinkörpers
zu 3—4 (nach Gegenbaur 3—5) grösseren Stücken verschmelzen.
Aus der Verwachsung dieser Stücke entsteht der einheitliche
Knochen des Brustbeinkörpers. Einige Autoren u. zw.: Schwegel,
Henle, Kölliker, Sappey, Merkel und Räuber bemerken,
dass das Verschmelzen der unteren Stücke früher erfolgt als der
oberen, was Sappey mit folgenden Worten darstellt: „Leur union
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s’opere de bas en haut, c est-ä-dire dam uh ordre inverse ä celui qui
priside ä leur formation. Les deux piices inferieures s’unissent ä deux
ou trois ans, guelque - fois plus tard. La troisiime se soude ensuite ä la
seconde; puis celle-ci ä la premihre. La reunion debute comtamment
par la partie posUrieure de Vos; pour chaque soudure eile marche de
V Interieur ä l’exterieur u . Hart mann sagt hierüber: „Die Sonderung in
drei discrete Stücke beginnt erst etwa im siebenten Lebensjahre' 1 ; auch
Kölliker gibt an, dass vom 4. Jahre an die Stücke mit einander
verschmelzen und zwar von unten nach oben. Nach Janogik be¬
steht der Brustbeinkörper bei 12—14-jährigen Kindern aus einzelnen
Knochenstücken, welche durch Knorpeln verbunden sind. Nach
Toldt pflegen die Theilstücke um das 15. Lebensjahr sich zu ver¬
einigen. Räuber sagt: „Die unteren Abschnitte des Körpers ver¬
einigen sich nach der Pubertät , die oberen Abschnitte des Körpers
zwischen dem 20. und 25. Jahre". He nie sagt ebenfalls: „Die letzte
Quernaht des Körpers verschwindet erst gegen das 20. bis 25. Jahr".
Auch nach Merkel geschieht dies um das 20. Jahr. Nach S c h w e g e 1
verschmelzen die unteren Stücke oft im 12. Jahre, die übrigen später*
vom 12. bis 30. Jahre.
Luschka, Krause, Hyrtl (14) und Janogik bemerken,
dass manchmal der Brustbeinkörper durch das ganze Leben aus
einzelnen Knochenstücken zusammengesetzt ist, welche durch Knor¬
peln verbunden sind, oder dass das obere Segment desselben als ein
besonderer Knochen fortbesteht.
Ein ganz besonderes abnormes Verhalten beim Verschmelzen
der einzelnen Knochenstücke des Sternums beschreibt Mayet(l.c.):
„Dans ce cas les differents points (Tun hSmisternum se soudent entre
eux par conjugaison verticale qui prlcede alors la transversale. Notis
avons rencontri cette anomalie 4 fois sur 12 (fig. III.) U .
Im Schwertfortsatze des Brustbeines treten die Verknöcherungs¬
punkte am spätesten auf; doch lässt sich der Zeitpunkt nicht näher
bestimmen, in welchem dies erfolgt, wie dies manche Autoren aus¬
drücklich bemerken und zwar Räuber („für den Schwertfortsatz
gibt es keine bestimmte Zeit ; das Auftreten der Verknöcherungen wechselt
zwischen dem 6. und 20. Jahre"), Reinke (..erst spät"), Gegenbaur
(„erst im Kindesalter “) Toldt („mitunter schon in der letzten Zeit des
Embryonallebens gewöhnlich im frühen oder späten Kindesalter “).
Schwegel widerlegt die Behauptung von Orfila, welcher
die Verknöcherung des Schwertfortsatzes in den 6 Monaten des in¬
trauterinen Lebens verlegt, da nach seinen vielen Beobachtungen
die Verknöcherung desselben nicht nur später erfolgt, sondern auch
auf einen grösseren Zeitraum ausgedehnt ist (von 1—8 Lebensjahre)-
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Nach Sappey erscheinen die Knochenkerne im Schwertfortsatze
manchmal gegen das Ende des 3. Lebensjahres; können aber auch
erst im 10., 15. und selbst im 20. Jahre auftreten. In diesem Jahre
ist noch der grössere Theil des Schwertfortsatzes knorpelig; im 40.
bis 60. Jahre verwächst der Schwertfortsatz mit dem Brustbeinkörper.
Hertwig sagt hierüber folgendes: „Der Schwertfortsatz bleibt
theilweise knorpelig und erhält erst im Kindesalter einen Knochenkem u .
He nie stellt den Sachverhalt in folgender Weise dar: „Im oberen
Theile des Schwertfortsatzes erscheinen die Ossificationspunkte {einer oder
mehrere) selten vor dem vierten Jahre oft viel später oder gar nicht*;
Auch Hyrtl bemerkt, dass der Schwertfortsatz oft gar nicht ver¬
knöchert, was dessen Bezeichnung als „Schwertknorpel“ gerecht¬
fertigt erscheinen lässt.
Was die Zahl der bei der Verknöcherung des Schwertfortsatzes
auftretenden Knochenkerne anbelangt, sind die Angaben der Autoren
ebenfalls verschieden. Einige (Kölliker, Krause, Hertwig,
Toldt, Schultze u. a.) sprechen von einem Knochenkerne. Nach
Merkel „ist im Schwertfortsatze meist nur ein ein¬
ziger Knochenkern, oft keiner.“ Nach Schwegel, Stieda
und Gegenbaur treten im Schwertfortsatze 1—2 Knochenkerne
auf, nach Janoäik zwei, nach He nie ein oder mehrere.
Am ausführlichsten behandelt den Gegenstand Sappey, nach
welchem im Schwertfortsatze ein Knochenkern an dessen Basis und
unterhalb desselben noch ein zweiter auftritt. Es kommt auch vor,
dass „ independament de ces points primitifs, il existe quelquefois deux
epiphyses qui occupent les extrhnites de la fourchette, et qui ont pour
eff et, lorsqu’elles se montrent, d’en augmenter la profondeur “.
Aus obiger Zusammenstellung ist es ersichtlich, dass unsere
Kenntnisse in Betreff des Ossificationsprozesses des menschlichen
Sternums unzureichend sind, ferner dass die diesbezüglichen Angaben
der Autoren mit einander nicht übereinstimmen. Von einer hin¬
reichend begründeten morphologischen Auffassung des Ossifications¬
prozesses im Brustbeine, kann bei einem solchen Sachverhalte nicht
die Rede sein. In dieser Hinsicht liegen kaum hie und da schüch¬
terne Versuche vor.
J. F. Meckel und auf diesen sich berufend Schwegel,
bringen das Manubrium slerni und die Stücke des Brustbeinkörpers
mit den Hauptknochenpunkten der Wirbel in eine Parallele (eine
metamerische Zusammensetzung).
Merkel (22) kommt zu folgender allgemeiner Auffassung:
„Betrachtet man eine grössere Zahl von Präparaten, dann drängt sich
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der Schluss auf, dass das eigentliche typische Verhalten so sein sollte, dass
immer zwischen zwei Rippenansälzen ein rechter und ein linker Knochen¬
kern aufträte. Bei weiter fortgeschrittener Verknöcherung würde dann
das Brustbein überall da eine quere Naht haben , wo sich eine Rippe
ansetzt, und jedes Stück würde durch eine median liegende Verticalnaht
in zwei symmetrische Hälften gelheilt werden. In der That kommt auch
M a y e t bei seinen Untersuchungen zu dem Residtate, dass normaler Weise
acht, je zwei und zwei nebeneinander liegende Oßsificationspunkte im Cor¬
pus Sterni vorhanden seien. Die Unregelmässigkeit im Auftreten und in der
Fortentwickelung der Knochenkerne ist aber sehr gross“.
D i s s e (23) bemerkt über die Bedeutung des Ossificationsprozesses
im Sternum Folgendes: „ Die Entwickelung zeigt, dass nur eine regel¬
mässige Vertheilung der Knochenkerne in der einheitlichen ungegliederten
Anlage des Sternums und das Unterbleiben einer Verschmelzung der
Verknöcherungsbezirke diese Art von Segmentierung bewirkt, und dass sie
keineswegs in der ursprünglichen Anlage des Brustbeins selbst begründet ist“.
II. Untersuchungs-Methode.
Um die Ossificationen im knorpeligen Brustbeine in einer klaren
Weise sichtbar zu machen, habe ich ein von 0. Schultze (25) an¬
gegebenes Verfahren angewendet, welches derselbe behufs Darstellung
von knöchernen Skelettheilen bei Embryonen empfohlen hat. Das
Verfahren von 0. Schultze besteht darin, dass der Embryo als
Ganzes zuerst in Alkohol fixirt wird, nämlich durch einige Tage,
oder durch einige Wochen oder selbst Monate, und zwar durch eine
desto längere Zeit, je grösser (älter) derselbe ist. Hierauf wird der¬
selbe in eine aufhellende Flüssigkeit eingelegt, nämlich in eine 3j|f
Lösung von Kali causticum, oder — besonders grössere Embryonen —
in eine Mischung von gleichen Theilen Glycerin, Wasser und Kalium¬
hydrat. Die aufhellende Flüssigkeit muss öfters gewechselt werden.
Wenn die Weichtheile des Embryonalkörpers schon genug aufgehellt
sind, so wird das Präparat in eine Mischung von Glycerin und
Wasser (1 Th. Glycerin, 3 Th. Wasser) eingelegt und diese Flüssig¬
keit gewechselt, sobald sie trübe geworden ist.
Die Anwendung des Verfahrens von 0. Schultze zur Auf¬
hellung von Brustbeinen gibt ausgezeichnete Erfolge, doch muss
dieses Verfahren etwas modificirt werden, je nach der Grösse (Alter)
des Brustbeines.
Die Fixirung in Alkohol ist auf einige Tage zu beschränken, eventuell,
besonders bei Brustbeinen von älteren Kindern, ganz zu unterlassen,
und das Object (nach Auswässerung) direkt in die Kalilauge einzu-
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385
legen. 0. Schultze bemerkt übrigens selbst, dass ein längeres
Verbleiben der Objecte in Alkohol nachtheilig wirkt, da die Präpa¬
rate trübe werden. Die knorpeligen Theile des Brustbeins werden
unter solchen Umständen ebenfalls trübe und gelblich, wobei die
Knochenkerne, welche sich schwärzen, weniger deutlich hervortreten.
Nur die Brustbeine von jüngeren Kindern müssen mehrere Tage in
Alkohol liegen, sonst werden sie später durch Aetzkali angegriffen.
Die Aetzkali-Lösung muss stärker sein, als jene, welche
0. Schultze empfiehlt, und zwar 4—6%- Anfangs muss dieselbe
gewechselt werden, und zwar so lange, als Gewebobestandtheile sich
lösen und die Flüssigkeit sich trübt, zuerst zweimal täglich, später
einmal täglich, vorausgesetzt, dass das Präparat noch nicht genügend
aufgehellt ist Brustbeine, welche gerade genug in Alkohol fixirt
waren, brauchen nur 2—3 Tage, grössere Brustbeine, welche mit
Alkohol nicht behandelt waren, nur 1—2 Tage in der Kalilauge
zu liegen. Nach genügender Auihellung erscheint der Knorpel farb¬
los und durchsichtig, die Knochenkerne schwarz oder dunkelroth.
Bei zu langer Einwirkung der Kalilauge werden die Knochenkerne blass.
Nach Herausnahme aus der aufhellenden Flüssigkeit wird das
Brustbein mit Wasser abgespült und in eine Mischung von Glycerin
und Wasser (1:3), jedoch nur auf 1 —2 Tage eingelegt, da bei län¬
gerem Verbleiben in dieser Flüssigkeit die Knochenkerne ganz ver¬
blassen. Übrigens siedeln sich an der Oberfläche dieser Flüssigkeit
sehr leicht Schimmelpilze an, welche sich auch am Präparate fest¬
setzen können und dann sehr schwer und nur unvollständig
wegzubringen sind. Ich habe also aus der Glycerinlösung die
Präparate herausgenommen, mit einem flachen Messer an der vor¬
deren und an der hinteren Fläche derselben die durch Einwirkung
der Kalilauge gequollenen Gewebe beseitigt und dann dieselben ent¬
weder mit Fliesspapier tüchtig abgetrocknet, oder durch einige Stun¬
den frei an der Luft liegen lassen. Die Ebnung der beiden Flächen
der Präparate mit dem Messer ist sehr vortheilhaft, da dadurch die
Knochenkerne nicht nur ohne Weiteres besser hervortreten, sondern
auch die Durchtränkung der tieferen Schichten mit Glycerin wesentlich
erleichtert wird, wodurch die Objecte durchsichtiger werden; ferner
wird dadurch eine Menge von Unebenheiten an den Oberflächen be¬
seitigt, welche beim nachherigen Aufkleben der Präparate, sowie
beim Photographiren derselben nachtheilig wirken.
Die Präparate werden sodann in reines Glycerin eingelegt und,
wenn sie hinreichend durchtränkt sind, herausgenommen, abgewischt
und frei in der Luft aufbewahrt. Man erhält also Trocken-Präparate,
an denen die knorpeligen Theile farblos und fast ganz durchsichtig
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386
sind, während die Knochenkerne ihre dunkelbraune oder schwärzliche
Farbe jahrelang behalten. Es ist einleuchtend, dass das Untersuchen
und Photographiren von solchen Trocken-Präparaten viel bequemer
ist, als von feuchten.
Die auf diese Weise hergestellten Präparate von Brustbeinen
habe ich auf Glasplatten mit Glycerin-Gelatine aufgeklebt, und zwar
je 4—20 auf einer Glasplatte. Jetzt konnten die auf je einer Glas¬
platte aufgeklebten Brustbeine sehr leicht alle auf einmal in durch¬
fallendem Lichte photographisch aufgenommen werden. Um die Wir¬
kung des auffallenden, beziehungsweise reflectierten Lichtes zu besei¬
tigen, welches begreiflicherweise einen anderen (geradezu entgegenge¬
setzten) Effect haben muss, als das durchfallende, habe ich den Zwischen¬
raum zwischen der aufzunehmenden Glasplatte mit Präparaten und
der photographischen Kammer mit einem schwarzen Tuche bedeckt,
dessen eine Rand über der Glasplatte befestigt wurde, während der
gegenüberliegende Rand auf der Camera ruhte, und die beiden an¬
deren Ränder zu beiden Seiten frei herabhiengen; eine solche Vor¬
kehrung erwies sich als ganz hinreichend, um das schädliche Licht
fernzuhalten. Hinter dem Objecte wurde eine weiss angestrichene
Glastafel als Lichtquelle aufgestellt.
Bei einer solchen Einrichtung erzielt man ganz gute, contrast¬
reiche Negative, an welchen die knorpeligen Theile schwarz und die
Knochenkerne weiss (durchsichtig) hervortreten. Aus solchen Ne¬
gativen kann man vermittelst eines Vergrösserungs - Apparates
(Skioptikon) auf Bromsilberpapier positive Bilder von beliebiger
Grösse herstellen.
Um gute und klare Photographien zu erzielen, muss man die
Brustbeine sehr sorgfältig präparieren und auf die Glasplatten
möglichst glatt aufkleben. Insbesondere muss das Fettgewebe,
welches am Rande des Brustbeins in grösseren Mengen angetroffen
wird, möglichst vollständig beseitigt werden, da dasselbe durch das
Verfahren nach S c h u 11 z e nicht aufgehellt wird und auf den positiven
Bildern dunkle Flecke zur Folge hat, welche mit Knochenkernen ver¬
wechselt werden könnten. Die erhaltenen Photographien habe ich
übrigens mit den Präparaten verglichen und entsprechend corrigirt.
Von den gesammelten 470 Brustbeinen habe ich in dieser
Weise 354 photographirt und einen Theil dieser photographischen
Aufnahmen zu den 180 Figuren benützt, welche auf den Tafeln X f
XI und XII dargestellt sind. Diese Figuren sind eigentlich nicht
Photographien; ich habe nämlich nach den Negativen mit Hilfe des
Skioptikons, in entsprechender Grösse nur die äusseren Con.
t.uren des Sternums und der Ossifications-Punkte, beziehungsweise
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387
der Knochenplatten möglichst genau auf Papier gezeichnet. Diese
Zeichnungen habe ich, unabhängig von der Grösse der einzelnen
Brustbeine, alle in gleicher Grösse ausgeführt; dieselben sind dann bei
der Ausführung der Tafeln entsprechend verkleinert worden. Nur die
Brustbeine von jüngeren Embryonen erscheinen auf den Tafeln in
natürlicher Grösse oder selbst etwas vergrössert (*/,—’/«)> die übrigen
Präparate sind verkleinert ( 5 / 0 — ’/j)- In sämmtlichen 180 Figuren
sind die Verknöcherungen, sowohl in ihrer Gestalt und Grösse, als
auch in ihrem Verhältnisse zu einander und zum Brustbein als
Ganzem naturgetreu dargestellt.
Meine Untersuchungen, deren Ergebnisse ich hier mitzutheilen
beabsichtige, umfassen eine Anzahl von Brustbeinen von verschie¬
denen Altersstufen und zwar vom 3 Embryonalmonate an bis zum
16 Lebensjahre, also bis zu jenem Alter, in welchem der Ver¬
knöcherungsprozess bei allen Personen zu einem gewissen Ab¬
schlüsse gelangt. Ohne zu wählen, habe ich alle Brustbeine von
Embryonen und von Kindern gesammelt, welche im pathologischen
Institute zur Section gelangten. Das auf diese Weise erhaltene
Materiale umfasst: 54 Brustbeine von Embryonen von 2'/* Monaten
bis zum Ende des intrauterinen Lebens, 68 Brustbeine von Neuge¬
borenen, 69 von Kindern bis zu 6 Monaten, 32 von Kindern zwischen
6 und 12 Monaten, 33 von Kindern zwischen 1 und 1‘/* Jahren,
24 von Kindern zwischen 1'/* und 2 Jahren, 46 von Kindern zwischen
2 und 2‘/t Jahren, 19 von Kindern zwischen 2'/* und 3 Jahren
30 von Kindern zwischen 3 und 4 Jahren, 23 von Kindern zwischen
4 und 5 Jahren, 26 von Kindern zwischen 5 und 7 Jahren, 18 von
Kindern zwischen 7 und 9 Jahren, 13 von Kindern zwischen 9 und
12 Jahren und 15 von Kindern zwischen 12 und 16 Jahren — zu¬
sammen 470 Brustbeine.
III. Morphologische Betrachtungen
über die Anlage und die Entwickelung des Brustbeines.
Durch die entwickelungsgeschichtlichen Arbeiten von Hoff-
mann (7) und besonders von Rüge (8) ist nachgewiesen worden,
dass alle drei Theile des Brustbeins, nämlich das Manubrium, das
Corpus und der Processus xyphoides nichts anderes sind, als De¬
rivate der Rippen. In einem gewissen Entwickelungsstadium findet
man an der ventralen Seite des Embryo rechts und links von der
Medianebene die sog. Sternal-Leisten d. h. Bögen, welche aus der
Verbindung der ventralen Enden von je sieben oberen Rippen jeder
Körperhälfte hervorgegangen sind. Die Verbindungen zwischen den
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38&
einzelnen Rippen, aus welchen die Sternalanlage hervorgeht, beginnt
oben und schreitet nach unten zu fort, d. h. es bilden sich zuerst
die oberen (cranialen) Theile der Sternalleisten und hierauf successive
die caudalen. Rüge (1. c. S. 381) hat bemerkt, dass nicht immer
alle Rippen am Aufbau der Sternalfeisten einen gleichen Antheil
nehmen und sagt: »vermuthlich unterliegen hierin die distalen Rippen
grösseren Schwankungen, als es für die proximalen wahrscheinlich ist“.
Was die Entstehung der Sternalleisten anbelangt, so kommt
H o ff m a n n (I. c. S. 45.) zu folgender Anschauung: »Demzufolge sind
toir, wie ich glaube , genöthigt anzunehmen, dass auch leim Menschen das
Brustbein ontogenetisch aus einer Anzahl hintereinander gelegener Stücke
besteht, und dass jedes dieser Stücke sofort bei seiner Absonderung von
der ihm entsprechenden Rippe sich in zwei Theile scheidet, von welchen
der eine nach oben } der andere nach unten wächst. Das nach unten wach -
sende Stück der einen Rippe scheint darauf sehr frühzeitig mit dem nach
oben wachsenden Stücke einer darauf folgenden anderen Rippe zu ver¬
schmelzen , welches ich aus den erhaltenen Praeparaten ableiten zu müssen
glaube , jedoch nicht selbst beobachtet habe, indem von den Embryonen die
ich zu untersuchen Gelegenheit hatte, die einen noch zu wenig die ande¬
ren schon zu weit entwickelt waren 9, .
In dieser Hinsicht gelangte Rüge (1. c.S.381) zu einer überein¬
stimmenden Auffassung: „ Was den Beitrag betrifft , welchen die drei
proximalen Rippetipaare zur Bildung des Brustbeins liefern, so ist vorläufig,
da mir geeignete Stadien nicht zu Verfügung standen, nur zu vermnthen,
dass das spätere Manubrium sterni ein Abkömmling hauptsächlich des ersten
z. Th . aber auch des zweiten Rippenpaares sei — als sicher ist es zu betrach¬
ten, dass das Sternum aus den Rippen derartig hervor gehe, dass z. B.
der aus der dritten Rippe hervorgegangene Theil proximal zwischen dritter
und zweiter, distal zwischen dritter und vierter Rippe seine Begrenzung hat u .
An jenen Stellen, wo jede einzelne Rippe in die Sternalleiste
übergeht, d. h dort, wo man später die sterno-costale Verbindung
findet, bildet sich, zwischen der eigentlichen Rippe und dem in die
Sternalleiste aufgehenden Theile derselben, ein Grenzstreifen, welcher
von der Umgebung histologisch sich differenziert. Diese Grenz¬
streifen sind die Anlagen der sterno-costalen Gelenke. An der Grenze
zwischen der ersten Rippe und der Sternalleiste bildet sich zwar
auch ein Grenzstreifen und zwar früher als die übrigen, doch ver¬
liert er sich auch frühzeitig, was mit der bekannten Thatsache im
Einklänge steht, nämlich, dass beim Menschen der erste Rippen¬
knorpel direct in das Manubrium sterni übergeht, während bei ver¬
schiedenen Säugethieren derselbe durch eine Gelenkshöhle vom Brust¬
beine geschieden ist. Durch die Anlagen der sterno-costalen Gelenke
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werden nun die ventralen Enden der Rippen, welche die Sternal-
leisten zusammensetzen von den definitiven Rippen abgeschnitten.
Jede Sternalleiste muss man sich also als aus einer Reihe von Seg¬
menten zusammengesetzt vorstellen, welche mit einander frühzeitig
verschmelzen, und schliesslich eine einheitliche Sternalanlage bilden,
an welcher von der ursprünglichen Zusammensetzung aus einzelnen
Segmenten keine Spur mehr wahrzunehraen ist.
Beide Sternalleisten berühren sich zunächst nur mit ihren
oberen (cranialen) Theilen, nach unten weichen sie sich immer mehr
von der Medianebene ab. Später treten sie von oben nach unten
zu immer mehr zusammen und verschmelzen mit einander an ihrer
dorsalen Seite früher als an ihrer ventralen Seite. Dadurch bildet
sich die einheitliche Anlage des Sternums, in welchem nach Rüge
bei Embryonen von 35 bis 5.5 ctm Scheitel-Steisslänge, von Neuem
eine Querthcilung auftritt. Durch Bildung eines Grenzstreifens auf
der die beiden Ansätze des zweiten Rippenpaares quer verbindenden
Linie, wird der Handgriff des Brustbeines vom Körper desselben
geschieden.
Nach Rüge (1. c.S. 378) bildet sich bei Embryonen von 3 5 bis
5-5 ctm Körperlänge ausser diesem Grenzstreifen noch ein zweiter,
auf der Linie, welche die Ansätze der beiden Rippen des dritten
Paares verbindet, dieser Grenzstreifen ist ebenfalls aus runden und
aus spindelförmigen Zellen zusammengesetzt. Während jedoch der
erstere Streifen zwischen Manubrium und Corpus immer deutlicher
hervortritt, verschwindet der zweite in der Höhe des dritten Rippen¬
paares erscheinende Grenzstreifen bei älteren Embryonen.
Ich habe zwei Brustbeine untersucht, welche mehr weniger auf
derselben 'Entwickelungsstufe stehen, wie die von Rüge beschrie¬
benen Brustbeine von 35 bis 5-5 ctm langen Embryonen. In einem
von diesen Brustbeinen, nämlich bei einem 2 l /,-monatIichen Embryo,
habe ich in der Höhe des zweiten Rippenpaares einen vollständigen
Grenzstreifen gefunden, während von den Insertionsstellen der beiden
dritten Rippen in das Sternum ähnliche Streifen einschneiden, ohne
jedoch die Mitte desselben zu erreichen; wegen Assymmetrie der
Rippenansätze liegen diese beiden Streifen nicht genau einander
gegenüber. In einem anderen Brustbein, welches von einem 3'/* Monate
alten Embryo stammt, schneiden von den übrigens nicht genau ein¬
ander gegenüberliegenden Ansätzen der zweiten Rippen Streifen in
das Sternum ein, welches nur bis zum vierten Theile seiner Breite
sich erstrecken, während jene Streifen, welche von den Ansätzen
der Rippen des dritten Paares ausgehen, nicht einmal bis zum vierten
Theile der Breite des Sternums reichen.
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390
Aehnliche Verhältnisse wie in dem letzteren Falle, fand ich in
zwei Brustbeinen von 8-monatüchen Embryonen, welche bereits
Ossificationspunkte im Handgriffe und im Körper zeigten. Nur waren
diese beiden unvollständigen Grenzstreifen schwächer entwickelt als
bei den jüngeren Embryonen. Dagegen habe ich bei zwei Neuge¬
borenen nicht nur an der Grenze zwischen Manubrium und Corpus,
sondern auch in der die Ansätze des dritten Rippenpaares verbin¬
denden Querlinie, vollständig ausgebildete Grenzstreifen gefunden,
als Beweis, dass der Grenzstreifen im oberen Theile des Brustbein¬
körpers nicht immer bereits im intrauterinen Leben verschwindet,
obwohl dies in der Regel der Fall ist.
In manchen (übrigens sehr seltenen) Fällen verwischt sich der
bei Neugeborenen in der Regel sehr deutliche Grenzstreifen zwischen
Manubrium und Corpus bereits während des intrauterinen Lebens,
jedoch später als der in der Höhe der Ansätze des dritten Rippen¬
paares auftretende Streifen. Im Brustbein eines 9-monatlichen
Embryo, welches bereits Ossificationspunkte enthielt, fand ich an
der Grenze zwischen Manubrium und Corpus nur Überreste eines
Streifens in Form von zwei keilförmigen Gebilden, welche von den
Insertionen der zweiten Rippen in den Rand des Sternums ein¬
schneiden, während in der Höhe des dritten Rippenpaares keine
Spur von einem Grenzstreifen zu bemerken war. In diesem Falle
liegt also derselbe Prozess vor, wie bei den oben erwähnten 8-mo-
natlichen Embryonen, nur in einem weiter vorgeschrittenen Stadium.
Auch bei Neugeborenen habe ich, obwohl sehr selten, die Spuren
eines Grenzstreifens zwischen Manubrium und Corpus vermisst,
welcher sonst in aufgehellten Brustbeinen als eine hellere Linie ent¬
gegentritt, und gewöhnlich erst bei Kindern verschwindet.
IIoffmann hat noch vor Veröffentlichung der Arbeit von
Rüge in einem von den untersuchten Brustbeinen, welches in seiner
Entwickelung noch wenig fortgeschritten war (die beiden Sternal¬
leisten waren noch getrennt) ähnliche, unvollständige Grenzstreifen
in der Höhe des fünften und des sechsten Rippenpaares gefunden-
Diesen Befund beschreibt Hoffmann mit folgenden Worten: „Die
beiden noch aus embryonalen Knorpeln bestehenden Brustbeinhälßeti
werden in der Mittellinie durch einen nach unten breiter werdenden
Strang embryonalen Bindegewebes getrennt. Von der fünften Hippe geht
ein Meiner, von der sechsten ein grösserer heilförmiger Strang embryo¬
nalen Bindegewebes ab; nach der Mittellinie hin schwindet dieser Strang
allmählig, lateralwärts i. e. nach den Rippen za wird er dagegen breiter.
Indem dieser von der Rippe abgehende Strang an der vierten nicht mehr
za sehen, und an der fünften viel, weniger kräftig entwickelt ist, als
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391
an der sechsten, lässt sich hieraus schliessen, dass sie allmählig von
oben nach unten sich verlieren, indem das embryonale Bindegewebe in
embryonalen Knorpel umgebildet wird.“ (1. c. p. 45). Dieser letztere Schluss,
zu welchem II offmann auf Grund seiner eigenen Beobachtungen aller¬
dings berechtigt war, wird durch die späteren Beobachtungen von
Rüge und von mir widerlegt. Wenn man nämlich alle nunmehr
bekannten Beobachtungen über die in der knorpeligen Anlage des
Brustbeins auftretenden Grenzstreifen zusammenstellt, so kommt
man zur Überzeugung, dass der Grenzstreifen auf der Höhe des
zweiten Rippenpaares immer auftritt, und gewöhnlich erst nach der
Geburt schwindet, ferner dass, wenn derselbe ausnahmsweise noch
während des intrauterinen Lebens verschwindet, dies jedoch jeden¬
falls später geschieht, als mit den übrigen; ausser diesen Grenz¬
streifen tritt gewöhnlich noch ein zweiter auf, und zwar in der
Höhe des dritten Rippenpaares, welcher jedoch früher schwindet, als
jener zwischen Manubrium und Corpus. In den unteren Partien des
Corpus sterni treten mitunter (wenn auch selten) ebenfalls ähnliche
Grenzstreifen auf; sie bilden sich jedoch viel früher aus (noch bevor
die Sternalleisten zusammengetreten sind) und verschwinden auch früh¬
zeitig, d. h. noch bevor die Grenzstreifen im oberen Theile des Brust¬
beins aufgetreten sind.
Wenn man also annimmt, dass das knorpelige Brustbein des
Menschen in einem gewissen Stadium seiner phylogenetischen Ent¬
wickelung aus metamerischen (intercostalen) Segmenten zusammen¬
gesetzt war (was in Anbetracht vergleichend-anatomischer Thatsachen
als begründet erscheint), so muss man auf Grund der obigen Zusammen¬
stellung der diesbezüglichen, nunmehr bekannten Befunde auch an¬
nehmen, dass diese Segmentierung beim Menschen verloren gieng
und zwar zuerst in den unteren Partien und von da an successive
auch in den oberen Theilen des Brustbeins.
Jedenfalls beweisen die soeben angeführten Beobachtungen,
dass zwar die ursprüngliche Zusammensetzung des knorpeligen Brust¬
beins nach Verschmelzung der beiden Sternalleisten spurlos ver¬
schwindet, und dass dasselbe alsein einheitliches Ganze erscheint, dass
jedoch früher oder später eine metamerische Segmentierung im knor¬
peligen Sternum neuerdings auftritt und zwar in der Weise, dass
die einzelnen Segmente durch Linien abgegrenzt werden, welche die
Sternal Ansätze je zweier Rippen desselben Paares mit einander
verbinden.
Wenn auch diese Grenzlinien nicht persisticren und manche von
ihnen nicht constant und nur rudimentär auftreten, so ist man
dennoch berechtigt anzunehmen, dass das knorpelige Sternum beim
Polo. Archiv f. biol. u. med. Wissenich.
Archive« polon. d. «cionc. biol. et medic. 40
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392
Menschen aus Segmenten zusammengesetzt ist, deren Grenzlinien die
beiderseitigen Ansätze der Rippen der einzelnen Rippenpaare mit
einander verbinden. Da nun die einzelnen Segmente des Sternums
den Zwischenrippenräumen entsprechen, so entsteht die Frage, zu
welchem Metamer des Körpers jedes einzelne Segment des Sternums
gehört, und zwar, ob es zu jenem Metamer zu rechnen ist, zu
welchem das an seiner oberen Grenze sich inserierende Rippenpaar
gehört, oder zu jenem, zu welchem das an seiner unteren Grenze
sich inserierende Rippenpaar gehört.
Die aus der Entwickelungsgeschichte des Sternums bisher be¬
kannten Thatsachen sprechen für die Annahme, dass jedes einzelne
Segment des Sternums ein Derivat der beiden Rippenpaare ist,
welche an dasselbe anstossen (Hoffmann, Rüge). Doch ist die
Möglichkeit nicht ausgeschlossen, dass wenigstens vorwiegend, wenn
nicht ausschliesslich, jedes einzelne Segment des Sternums aus jenem
Rippenpaare hervorgeht (sich differenziert), welches an seinem unteren
Rande an das Sternum sich inseriert. Für eine solche Annahme
sprechen folgende Thatsachen:
1. Das Manübrium stemi ist zweifellos aus zwei Segmenten zu¬
sammengesetzt (siehe weiter unten); da nun das obere von diesen
beiden Segmenten nur als Product des ersten Rippenpaares be¬
trachtet werden kann, so erscheint es als höchst wahrscheinlich,
dass das zweite Segment nichts anderes ist, als ein Product des
zweiten Rippenpaares, nämlich desjenigen, welches sich an seiner
unteren Grenze ansetzt. Ebensowenig unterliegt es einem Zweifel,
dass das siebente Rippenpaar nur an der Bildung des siebenten
Brustbein-Segmentes Antheil haben kann, indem ja an der Bildung
des Schwertfortsatzes (wie aus den Untersuchungen von Rüge
bekannt ist) nur jene Rippenpaare ausschliesslich betheiligt sind,
welche an das Sternum nicht mehr anstossen (das 8te und 9te)
2. Die Gestaltung der eigentlichen Rippenbögen (d. h. der
unteren Theile derselben) ist eine derartige, dass jede der dies¬
bezüglichen Rippen (8—10) nur mit einem aufsteigenden Theile am
Rippenbogen theilnimmt, und zwar jenen Theil desselben bildet,
welcher zwischen ihr und der nächst-höheren Rippe liegt.
Man ist demnach berechtigt anzunehmen, dass eine jede Rippe
während ihrer embryonalen Entwickelung in zwei Theile zerfällt,
von denen der dorsale (grössere) Theil die definitive Rippe darstellt,
während ihr ventrales Ende in die Zusammensetzung des Sternums
als die rechte, beziehungsweise linke Hälfte des betreffenden Sternal-
Segmentes eingeht.
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393
Die Ergebnisse der Untersuchungen über den Verknöcherungs-
Prozess des Sternums sind mit einer solchen Anschauung im Ein¬
klänge und können als ein weiterer Beleg für deren Richtigkeit ver¬
wertet werden.
Indem wir auf Grund der obigen Betrachtungen eine metame-
rische Segmentierung des Sternums annehmen, wollen wir die Grenz¬
linien zwischen den einzelnen Segmenten, welche am Brustbein je
zwei gegenüberliegende Rippen-Einschnitte mit einander verbinden,
als „Rippen-Linien“ bezeichnen. Mit Ausnahme des oberen
Segmentes des Brustbein-Handgriffes, mit welchem sich auch noch
die Clavicula verbindet, hat ein jedes von den Sternal-Segmenten
an beiden Rändern je einen Ausschnitt, welcher den betreffenden
Intercostalraum begrenzt, nämlich einen „Sinus lunatus 11 (Räuber)
oder eine n Incisura semilunaris“ (Luschka). Diese Ausschnitte sind
an den oberen Segmenten am grössten, nach unten zu immer kleiner.
Jene Linien, welche die Mitten der beiden Zwischenrippen-Ausschnitte
eines jeden Segmentes verbinden, wollen wir als „Zwischen¬
rippen-Linien“ bezeichnen.
Der Verlauf der Rippen Linien und der Zwischenrippen-Linien
ergibt sich aus dem Verhältnisse der Rippen zum Sternum. Indem
ich Gelegenheit hatte, eine grössere Zahl von Brustbeinen zu unter¬
suchen, habe ich mich überzeugt, dass Asymmetrien der Rippen¬
insertionen am Sternum bei Embryonen, bei Neugeborenen und bei
jüngeren Kindern ungemein häufig Vorkommen'). Diese Asymmetrien
haben selbstverständlich einen Einfluss auf den Verlauf der Rippen-
und der Zwischenrippen-Linien. Während nämlich an Brustbeinen
mit symmetrischen Rippenansätzen diese Linien genau transversal
und miteinander parallel verlaufen 1 ), so haben sie bei Asymmetrie
der Rippenansätze einen mehr oder weniger schiefen Verlauf und
sind miteinander nur in jenen Fällen parallel, in welchen alle Rippen
der einen Körperhälfte gegen die Rippen der anderen Körperhälfte
in einem gleichen Grade verschoben sind, was nur selten der Fall
ist (z. B. Taf. XI, Eig. 74). Die Asymmetrie beruht meistens darauf,
dass die linken Rippen sich tiefer (mehr caudalwärts) inserieren, als die
rechten (z. B. Taf. XI, Fig. 74), seltener umgekehrt (z. B. Taf. XII, Fig. 135).
') Näheres über die Assymmetrie der Rippenansätze habe ich die
Absicht in einem besonderen Aufsatze mitzutheilen.
*) Selbst an Brustbeinen, welche anscheinend symmetrisch sind, kann
man bei aufmerksamer Betrachtung feststellen, dass die Rippen des einen
oder des anderen Paares sich nicht genau einander gegenüber inserieren
und dass in Folge dessen die oben besprochenen Linien nicht ganz parallel
verlaufen.
*
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394
Die beiden obersten Segmente des Brustbeins bilden das Ma-
nubrium, die fünf folgenden das Corpus sterni; die Grenze zwischen
diesen beiden Theilen des Brustbeins bildet die zweite Rippenlinie-
Die einzelnen Segmente des Brustbeins sind nicht von gleicher
Grösse. Das obere Segment des Handgriffes ist kleiner als das
untere. Im Brustbeinkörper ist es umgekehrt: die beiden oberen
Segmente sind am höchsten, die übrigen nach unten zu immer
niedriger,
Mit Ausnahme des oberen Segmentes des Handgriffes, haben
die Sternal-Segmente die Gestalt von Vierecken mit abgestutzten
Winkeln, da nämlich an diese Winkel die Rippen anstossen. Der
obere und der untere Rand eines jeden Segmentes sind geradelinig;
der rechte und der linke Rand lateralwärts concav.
IV. Allgemeine Uebersicht
des Ossifications-Prozesses im Brustbein.
Bevor wir zur speziellen Beschreibung des Ossifications-Prozesses
im Brustbein schreiten, erscheint es angezeigt, einige allgemeine
Bemerkungen vorauszuschicken, welche aus der Betrachtung und
Vergleichung einer grösseren Anzahl von Brustbeinen im Stadium
der Ossification, ohne Weiteres sich ergeben.
Die Ossificationspunkte treten im Brustbein frühestens im
4-ten Monate des intrauterinen Lebens auf und ungefähr vom
dritten Lebensjahre an bilden sich keine neuen Ossificationspunkte
mehr, ausser im Schwertfortsatze. In der Regel treten die Ossifi¬
cationspunkte zuerst im Manubrium auf, später im Körper des Brust¬
beins und am spätesten im Schwertforstsatze.
Das Fortschreiten des Ossificationsprozesses im Sternum zeigt
eine gewisse Unabhängigkeit vom Alter der diesbezüglichen Em¬
bryonen und Kinder: einerseits findet man in den Brustbeinen von
Individuen gleichen Alters den Ossifications-Prozess verschieden weit
fortgeschritten, andererseits findet man Brustbeine, welche trotz
bedeutender Altersunterschiede auf einer gleichen Stufe der Ossifi¬
cation stehen. So zeigt z. B. bei einem 7-jährigen Kinde das Brust¬
bein (Taf. XI, Fig. 84) die einzelnen Verknöcherungen noch getrennt,
während bei einem anderen Kinde desselben Alters die einzelnen
Knochentheile des Brustbeins (Taf. XI, Fig. 107) bereits fast voll¬
kommen mit einander verschmolzen sind; andererseits findet man
wieder den Verschmelzungsprozess der einzelnen Ossificationen noch
weiter fortgeschritten im Brustbein eines nur halb so alten nämlich
eines vierjährigen Kindes (Taf. X, Fig. 28).
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395
Wie bereits in der Einleitung bemerkt, begegnet man, was die
Zahl, Grösse und Anordnung der Ossificationen im Brustbein anbe¬
langt, eine so unerschöpfliche Menge von Varietäten, dass selbst
innerhalb einer sehr grossen Anzahl von Fällen es schwer ist, zwei
Brustbeine zu finden, welche in dieser Hinsicht gleich wären.
Trotz der Verschiedenheit der Varietäten kommt man jedoch
bald zur Ueberzeugung, dass die Anordnung der einzelnen Ossifica-
tionspunkte im Brustbein mit der metamerischen Segmentierung
des Brustbeins im Zusammenhänge stehe, indem die Ossifications-
punkte innerhalb der einzelnen Segmente desselben auftreten. In
den oberen Segmenten sind die Ossificationspunkte constant, in den
unteren treten sie nicht immer auf, und zwar desto seltener je
weiter caudalwärts das betreffende Segment sich befindet, so dass
im letzten (siebenten) Segmente Ossificationspunkte nur sehr selten
zu treffen sind.
Man findet also Ossificationspunkte entweder in sämmtlichen
Segmenten eines Brustbeins (Taf. XI, Fig. 110), oder nur in einer
grösseren oder geringeren Anzahl von oberen, aufeinander folgenden
Segmenten, während in einem oder in mehreren unteren (caudalen)
Segmenten keine besonderen Ossificationspunkte zur Ausbildung ge¬
langen. Es kommt dagegen nicht vor, dass in den unteren Segmenten
Ossificationspunkte aufträten, ohne dass solche auch in den oberen
Segmenten zur Ausbildung gelangten, oder dass Ossificationspunkte
in den oberen und in den unteren Segmenten vorhanden wären und
in den mittleren Segmenten vollständig fehlten 1 ).
Da ein jedes Segment des Brustbeins aus der Verschmelzung
von zwei Hälften hervorgegangen ist, so wird man sich nicht wundern,
wenn man im Brustbeine „paarige Ossificatonspunkte“
trifft, nämlich je einen Ossificationspunkt in der rechten und in der
linken Hälfte eines Segmentes. Doch findet man sehr oft in einem
oder in mehreren, oder selbst in allen Segmenten des Brustbeins
anstatt zweier (paariger) Ossificationspunkte, (welche übrigens früher
oder später mit einander verschmelzen), von vorneherein nur einen
einzigen, unpaarigen „medianen Ossificationspunkt“.
') Nur bei Embryonen und bei mehrmonatlichen Kindern, also in
der Periode, in welcher die Ossificationspunkte erst auftreten, findet man
manchmal, dass in einem gewissen Segmente ein Ossifiationspunkt bereits
aufgetreten ist, während im nächst oberen Segmente ein solcher noch
nicht vorhanden ist. Doch unterliegt es keinem Zweifel, dass auch in
diesem Segmente binnen einer gewissen Frist ein Ossificationspunkt auf-
getreten wäre (Taf. X, Fig. 2, Fig. 9, Fig. 16 u. Fig 66).
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396
Von den unpaarigen Ossificafcionspunkten, welche in der Median¬
linie von Sternalsegmenten liegen, muss man jedoch die „asym¬
metrischen Ossificationspunkte“ unterscheiden, welche
man bald in der rechten, bald in der linken Hälfte eines oder
mehrerer Sternalsegmente, besonders in den caudalen Tbeilen des
Brustbeins, findet (z. B. Taf. X, Fig. 57, Fig. 60 u. s. w.).
Solche asymmetrischen Ossificationspunkte findet man, wenn
von den beiden Ossificationspunkten eines Paares der eine noch
nicht zur Ausbildung gelangt ist, oder wenn derselbe überhaupt
nicht mehr erscheint, also abortiv verloren geht.
Alle diese Ossificationspunkte, nämlich, die medianen, die paarigen
und die asymmetrischen entstehen einzeln innerhalb der einzelnen
Segmente des Brustbeins, beziehungsweise innerhalb der Segment¬
hälften und liegen mehr oder weniger auf den Zwischenrippen-
Linien. Wir haben mithin das Recht diese Ossificationspunkte als
typisch anzusehen und als „Haupt-Ossificationspunkte“
zu bezeichnen.
In der überwiegenden Mehrzahl der Brustbeine (in 351 auf
464, welche ich untersucht habe), findet man ausser diesen typischen
Ossificationspunkten, keine anderen mehr. Nur ausnahmsweise
treten also neben den Haupt-Ossificationspunkten im Sternum
„accessorische Ossificationspunkte“ auf, welche durch
ihre verschiedene, anscheinend unregelmässige Lagerung in der An¬
ordnung der Ossificationspunkte eine gewisse Verwirrung anrichten
können (z. B. Taf. XII, Fig. 75—80).
Die accessorischen Ossificationspunkte erschweren die Ermitte¬
lung der Gesetze, welche der Anordnung und Entwickelung der
Ossificationspunkte im Brustbein zu Grunde liegen; zum Glück
kommen sie verhältnissmässig selten vor. Wir wollen also zunächst
jene Brustbeine, welche wegen accessorischer Ossificationspunkte
bei der Beurtheilung der Anordnung der Ossificationspunkte gewisse
Schwierigkeiten bieten, bei Seite lassen und uns zuerst mit den
Haupt-Knochenkernen des Brustbeins befassen, also mit jenen Knochen¬
kernen, welche in der überwiegenden Mehrzahl der Brustbeine aus¬
schliesslich Vorkommen. Hierauf werden wir ohne besondere
Schwierigkeiten auch jene Gesetze ermitteln können, welche dem
Auftreten von accessorischen Knochenkernen im Brustbein zu
Grunde liegen.
Das Manübrium, als der phylogenetisch (und ontogenetisch)
älteste Theil des Brustbeins weicht auch im Ossificationsprozesse
vom ursprünglichen Typus am meisten ab. Der Schwertfortsatz
stellt den Endabschnitt des Brustbeins vor, welcher in gewisser
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397
Hinsicht rudimentär erscheint, und zeigt im Ossificationsprozesse
auch die mannigfaltigsten Varietäten. Aus diesen Gründen halte ich
den Brustbeinkörper für jenen Theil des Sternums, welcher am
meisten sich dazu eignet, um die Gesetze des Ossifications-Prozesses
zu studieren. Ich will also zunächst die Entwickelung der Ossifi-
cationen im Brustbeinkörper speziell besprechen.
V. Die Ossification des Brustbeinkörpers.
A. Die Haupt-Knochenkerne.
1. Ueber die Zahl und die Anordnung der Haupt¬
knochenkerne im Brustbeinkörper.
Der Brustbeinkörper umfasst fünf Sternalsegmente, nämlich das
3., 4., 5., 6. und 7. Segment. Wie im vorigen Abschnitte bereits
auseinandergesetzt wurde, sind die in den einzelnen Sternal-Seg-
menten vorkommenden Knochenkerne als „paarige“, „mediane“
und „asymmetrische“ zu unterscheiden. Wenn in einem ge¬
wissen Segmente nur ein asymmetrischer Kern vorhanden ist, so
kann der Mangel eines zweiten Knochenkernes entweder nur vor¬
übergehend sein, d. h. dass ein solcher später noch aufgetreten wäre,
oder, wie es auch vorkommt, ein dauernder d. h. dass ein zweiter
Knochenkern in diesem Segmente sich überhaupt nicht mehr ge¬
bildet hätte.
Asymmetrische Kerne können wir also mit den paarigen Kernen
in eine Kathegorie rechnen, während die medianen Kerne die zweite
Kathegorie von Verknöcherungspunkten bilden.
Diese verschiedenen Arten von Haupt-Knochenkernen treten in
den verschiedenen Segmenten des Brustbeins nicht gleich oft auf.
Wie häufig die Kerne der beiden Kathegorien in den einzelnen Brust¬
bein-Segmenten Vorkommen, habe ich 'auf Grund der Untersuchung
von Brustbeinen verschiedenen Alters, von Neugeborenen an bis zu
16jährigen Kindern in der folgenden Tabelle zusammengestellt:
Brustbein-
Segment
Gesammtzahl der
Brustbeine, welche
im betreffenden
Segmente Verknö¬
cherungen zeigen
Zahl der Brustbeine,
welche im betreffenden
Segmente einen
medianen Knochenkern
haben
Zahl der Brustbeine,wel¬
che im betreffenden Seg¬
mente ein vollständiges
Paar von Verknöcherun¬
gen oder einen asymme¬
trischen Kern haben
3
416
372 = 894 %,
44 = 10.6 »/„
4
415
256 = 617 «/„
159 = 383 «/„
5
407
153 = 376 °/ 0 ,
254 = 624 °l n
6
282
96 = 340 °/ 0#
186 = 660 7 0#
7
27
4 = 148 % #
23 = 852 ®/ 0 ,
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398
Aus dieser Zusammenstellung ist ersichtlich, dass mediane
Knochenkerne im dritten Segmente am häufigsten (in 90 % der
Fälle) auftreten, in (Ln folgenden Segmenten jedoch immer seltener,
so dass sie im siebenten Segmente nur in 15 % der Fälle zu finden
sind, in welchen sich in diesem Segment überhaupt besondere Ver¬
knöcherungen bilden. Dagegen findet man paarige Knochenkerne im
dritten Segmente nicht einmal in 11 % der Fälle, in den folgenden
Segmenten jedoch desto häufiger, je weiter caudalwärts das betreffende
Segment liegt, so dass im siebenten Segmente die asymmetrischen
Knochenkerne in 85 % der Fälle Vorkommen, in welchen in diesem
Segment überhaupt ein besonderer Knochenkern auftritt 1 ).
Was nun die asymmetrischen Kerne anbelangt, welche wir in
der obigen Tabelle mit den vollständigen Knochenkernpaaren in eine
und dieselbe Hauptkathegorie gerechnet haben, so bin ich zur
Ueberzeugung gelangt, dass, wenn man im 3. oder 4. Segmente
einen asymmetrischen Kern findet, der zweite zu demselben Paare
gehörige Knochenkern dennoch früher oder später sich gebildet
haben würde. Vom 5. Segmente abwärts findet man hingegen
immer häufiger asymmetrische Kerne, welche bis zum Abschlüsse
des Ossificationsprozesses als solche fortdauern, da nämlich der
zweite zugehörige Knochenkern sich gar nicht bildet.
Wenn man jene 416 Brustbeine in Betracht zieht, welche der
obigen Tabelle zu Grunde liegen, so habe ich im fünften Segmente
in 205 Brustbeinen (50‘3 %) paarige und in 49 Brustbeinen (12*1 %)
asymmetrische Kerne gefunden; im sechsten Segmente auf 74 Fälle
(26*2 %) von Knochenpaaren, 112 Fälle (50 8%) von asymmetrischen
Kernen; im siebenten Segmente habe ich vollständige Knochenpaare
gar nicht gefunden, dagegen asymmetrische in 23 Fällen (85*2 %)
von allen jenen, in welchen in diesem Segmente besondere Ossifi-
cationen vorhanden waren.
*) Die in der obigen Tabelle enthaltenen Zahlen bezeichnen schliess¬
lich doch noch nicht ganz genau, wie oft in den einzelnen Segmenten
des Brustbeins mediane, und wie oft paarige (beziehungsweise asymme¬
trische) Knochenkerne auftreten. Die unpaarigen, in der Medianlinie des
Sternums gelegenen Ossificationen entstehen nämlich auch dadurch, dass
ursprünglich paarig angelegte Ossificationen mit einander verschmelzen.
Ein gewisser Theil der bei der Zusammenstellung der obigen Tabelle als
einfache mediane Knochenkerne gerechneten Ossificationen, besonders jener,
welche sich in älteren Brustbeinen vorfinden, ist ohne Zweifel in dieser
Weise entstanden. Jedenfalls haben die Brustbeine aller Altersklassen in
den oberen Segmenten häufiger mediane Verknöcherungen, welche nach
unten zu immer seltener werden; doch sind die betreffenden Verhältniss-
zahlen für die Brustbeine verschiedener Altersklassen verschiedene.
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399
In manchen Brustbeinen finden sich ausschliesslich paarige Ver¬
knöcherungen (z. B. Taf. X, Fig. 73 u. Fig. 74). Unter 448 Brustbeinen
von verschiedenem Alter fand ich solche 46 (103 %). Doch muss
ich bemerken, dass in 25 von diesen Brustbeinen d. h. in 5'5 % der
Gesammtzahl der untersuchten Brustbeine vom letzten d. h. von dem
am meisten caudalwärts gelegenem Knochenpaare nur ein einziger
(asymmetrischer) Knochenkern ausgebildet ist (z. B. Taf. X, Fig. 40
und Fig. 42).
Andere Brustbeine (nämlich 149 unter 448 d. h. 33.3 °/„) zeigen
wieder in sämmtlichen Segmenten nur unpaarige, mediane Knochen¬
kerne (z. B. Taf. X, Fig. 15, Fig. 17 und Fig. 18).
In der Mehrzahl von Brustbeinen (nämlich in 253 unter 448
d. h. in 56.4 ”/#) habe ich im obersten oder in einigen aufeinander¬
folgenden oberen Segmenten unpaarige, mediane Knochenkerne, in
den unteren Segmenten paarige Knochenkerne gefunden, wobei
wieder bei einer gewissen Anzahl von diesen Brustbeinen (nämlich
bei 149, d. h. in 33.3 °/ 0 der Gesammtzahl) von einem oder von zwei
untersten Knochenpaaren nur je ein (asymmetrischer) Knochenkern
ausgebildet ist (z. B. Taf. X, Fig. 40, Fig. 51 und Fig. 52).
Auf Grund dessen kann man unter den verknöchernden Brust¬
beinen folgende drei Typen unterscheiden:
a) einreihige Brustbeine,
b) zweireihige Brustbeine,
c) ein- zweireihige Brustbeine.
Was die Anordnung von medianen, paarigen und asymmetri¬
schen Knochenkernen anbelangt, so bestehen in allen diesen drei
Typen von Brustbeinen gewisse allgemeine Gesetze und zwar:
Wenn in einem gewissen Segmente eines Brustbeins ein me¬
dianer Knochenkern zur Ausbildung gelangt ist, so kann im nächst¬
folgenden unteren Segmente entweder wieder ein medianer Kern,
oder zwei paarige oder auch ein asymmetrischer Kern auftreten.
Wenn hingegen in einem gewissen Segmente ein Paar von Knochen¬
kernen zur Ausbildung gelangt ist, so findet man in den folgenden
unteren Segmenten niemals mediane Kerne. Wenn ferner in einem
gewissen Segmente nur ein asymmetrischer Knochenkern sich vor¬
findet, so haben die folgenden Segmente entweder gar keine Ver¬
knöcherungspunkte mehr, oder wieder nur asymmetrische Knochen¬
kerne und zwar fast immer in derselben Brustbeinhälfte ').
') Nur von dieser letzteren Regel habe ich eine Ausnahme be¬
obachtet: im Brustbeine eines dreijährigen Kindes hatte sich im 5. Seg¬
mente ein rechter asymmetrischer Kern gebildet und im 6. Segmente doch
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400
Die ein - zweireihigen Brustbeine haben also im ober¬
sten oder in mehreren oberen Segmenten je einen medianen Knochen¬
kern, in den unteren Segmenten Paare von solchen oder auch im
letzten oder in beiden letzten Segmenten (selbstverständlich von
jenen, in welchen Verknöcherungen überhaupt aufgetreten sind)
asymmetrische Knochenkerne (z. B. Taf. X, Fig. 43—60 u. a.).
Zweireihige Brustbeine (Taf. X, Fig. 37—42 u.a.) können
ebenfalls asymmetrische Knochenkerne nur im untersten oder in
den zwei untersten Segmenten enthalten, in welchen Verknöcherungen
überhaupt noch aufgetreten sind, sonst haben sie in allen übrigen
Segmenten des Brustbeinkörpers paarige Ossificationen.
Wie oft ein-zweireihige und zweireihige Brustbeine Vorkommen,
kann man aus den oben angegebenen Zahlen nur annähernd schliessen.
Während des Verknöcherungsprozesses kommt es nämlich zur Um¬
wandlung des einen Typus in den anderen, indem die paarigen
Knochenkerne mit einander zu unpaarigen, medianen verschmelzen,
und zwar von den oberen Segmenten angefangen nach unten zu
(siehe Abschnitt V, A. 3); zweireihige Brustbeine werden also zu
ein-zweireihigen, und letztere zu einreihigen. Wenn man also ein
Brustbein von einem älteren Kinde vor sich hat, so ist man nicht
immer in der Lage zu bestimmen, zu welchem Typus dasselbe ur¬
sprünglich gehört hat. Trotzdem unterliegt es keinem Zweifel, dass,
wie bereits gesagt, die zweireihigen Brustbeine die am wenigsten
häufige Form der Verknöcherung vorstellen, da auch bei Embryonen,
bei welchen die paarig aufgetretenen Ossificationen fast niemals zur
Verschmelzung kommen, zweireihige Brustbeine zu den Ausnahms¬
fällen gehören (unter 32 Brustbeinen von Embryonen habe ich nur
2, d. h. 6 % zweireihige gefunden).
Aus der auf Seite 397 gegebenen tabellarischen Zusammen¬
stellung von 416 Brustbeinen von Neugeborenen und Kindern kann
man schliessen, dass im dritten Sternalsegmente die Ossificationen
immer noch vor der Geburt auftreten. Auch im vierten Segmente
beginnt die Ossification fast immer noch im intrauterinen Leben;
unter den 416 Brustbeinen habe ich nur ein einziges Brust¬
bein, nämlich das Brustbein eines vierjährigen Kindes gefunden
(Taf. X, Fig. 37), welches im vierten Segmente keinen Knochenkern
noch ein vollständiges Paar von Knochenkernen (Taf. XII, Fig. 152).
Man könnte annehmen, dass hier neben dem asymmetrischen Kerne später
noch ein zweiter (linker) Kern desselben Paares sich gebildet hätte, da
ja manchmal die Knochenkerne in einer solchen Reihenfolge auftreten
(siehe weiter unten), doch spricht das Alter dieses Brastbeins gegen
eine solche Annahme.
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401
hatte. Unter 416 Brustbeinen fand ich nur acht, welche im fünften
Segmente keine Verknöcherung zeigen, und zwar vier Brustbeine
von Neugeboren, zwei von Kindern im Alter von 3 Monaten bis zu
einem Jahre, und zwei von 4-jährigen Kindern (Taf. X, Fig. 45). Die
zwei letzteren Fälle bin ich geneigt als abnorm anzusehen und an¬
zunehmen, dass bei einer so bedeutenden Verzögerung des Ossifica-
tionsprozesses, in diesen Fällen, im fünften, beziehungsweise auch im
vierten Segmente keine Ossificationen mehr aufgetreten wären.
Solche unvollständig ossifizierte Brustbeine von erwachsenen Per¬
sonen sind übrigens von Zuckerkandl (34), Dwight (15) und
Bubenik (36) beschrieben worden.
Unvergleichlich viel öfter kommt es vor, dass im sechsten
Segmente keine Ossificationen zu Stande kommen; für das siebente
Segment ist dies geradezu Regel. Wie oft und in welchem Alter
in diesen beiden letzten Segmenten des Brustbeins Ossificationen
zur Ausbildung gelangen, ist aus der folgenden tabellarischen Zusam¬
menstellung ersichtlich, welche die Ergebnisse der Untersuchung von
447 Brustbeinen von Embryonen, Neugeborenen und Kindern umfasst:
Anzahl
Zahl der Brustbeine,
Zahl der Brustbeine
wel-
Alter
der Brust-
welche im 6.
Segmente
che im 7. Segmente
einen
beine
Knochenkerne hatten
Knochenkern hatten |
1.
Embryone
6 — 7 M.
5
3 =
600% 0
—
60%
0 =
0%.
=
0 %
2.
Embryone
7—10 M.
26
12 —
461%,
=
46%
1 =
38%.
=
4%
3.
Neu¬
geborene
68
40 =
589%,
=
59%
3 =
44%,
=
4%
4.
Kinder
bis zu 6 M.
69
44 =
637%,
—
64%
5 =
72%,
—
7%
5. ‘
'U-i J.
32
23 =
718%.
72%
1 =
31%.
—
3%
6.
1-1*/, J.
33
20 =
606%,
=
61%
4 =
121%,
=
12%
7.
17.-2 J -
24
14 =
583%,
—
.©
o"
00
IQ
1 =
41%.
=
4%
8 .
2-2V, J.
46
35 =
760%,
—
76%
4 —
87%.
=
9%
9.
2»/,—8 J.
19
14 =
736%,
—
74%
0 =
0 %o
=
o %
10.
3—4 J.
30
21 =
700%,
=
70%
2 =
66 %,
=
7%
■ 4—5 J.
23
18 =
782%,
=
o~
00
r-
3 =
130%,
=
13%
11 .
] 5—7 J.
26
17 =
654%,
=
65%
2 =
77%.
=
8 %
' 7- 9 J.
18
14 =
777%,
=
78%
0 =
0 %.
=
o %
12 .
{9-12 J.
13
11 =
846%,
=
85%
2 =
158%,
=
15%
\ 12-16 J.
15
11 =
733%,
=
73%
0 =
o%.
=
0 °/o
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402
Aus dieser Zusammenstellung ist es ersichtlich, dass im sechsten
Segmente des Brustbeins Ossificationen bei circa 59 % Personen
bereits vor der Geburst auftreten, dass sie sich auch noch in den
ersten zwei Lebensjahren bilden und zwar besonders in der zweiten
Hälfte des ersten Lebensjahres, so dass man seither dieselben bei
74 °/o der Individuen vorfmdet, während sie in 26 % der Fälle gar
nicht zur Ausbildung gelangen.
Im siebenten Segmente kommen Verknöcherungspunkte eigent¬
lich nur ausnahmsweise vor, nämlich nur bei 7 % der Individuen
und treten gewöhnlich erst in den ersten zwei Lebensjahren auf.
In älteren Brustbeinen scheinen sie nicht häufiger vorzukommen
als bei mehrmonatlichen Kindern.
Das Materiale, über welches ich verfüge erweist sich jedoch
als unzureichend, um auf Grund einer statistischen Zusammen¬
stellung ganz sichere und unzweifelhafte Schlüsse zu ziehen; die
Zahlen der Brustbeine aus den einzelnen Entwickelungs-Stadien sind
zu klein, so dass der Zufall hier noch einen bedeutenden Einfluss
auf die Ergebnisse der Statistik hat. Für diese Zwecke wäre eben
ein Materiale von Tausenden von Brustbeinen erwünscht.
Auf Grund der obigen Zusammenstellung könnte man sehr
leicht zu irrthümlichen Schlüssen gelangen; so könnte man nament¬
lich zu dem Schlüsse kommen, dass in späteren Altersperioden Ossi¬
ficationen seltener Vorkommen als in früheren, z. B., dass zwischen
dem 5. und 7. Jahre Ossificationen in den letzten Segmenten des
Brustbeinkörpers nur in 8 % der Fälle Vorkommen, während sie
zwischen dem 4. und 5. Jahre in 13 % der Fälle gefunden werden.
Ebenso muss man es als einen reinen Zufall ansehen, dass ich unter
13 Brustbeinen von Kindern zwischen 9 und 12 Jahren zwei
Brustbeine fand, welche im siebenten Segmente Verknöcherungen
hatten, während sämmtliche 33 Brustbeine (18 4-15) von Kindern
zwischen 7 und 9 Jahren und von Kindern zwischen 12 und 16
Jahren in diesem Segmente gar keine Verknöcherungen enthielten.
Es wäre ja ganz absurd anzunehmen, dass im siebenten Segmente
die bereits früher (zwischen dem 5 und 7. Jahre) vorhanden ge
wesenen Verknöcherungen im Alter von 7 — 9 Jahren verschwinden
und zwischen dem 9. und 12. Jahre wieder auftreten, um schliess¬
lich (zwischen dem 12. und 16. Jahre) wieder zu verschwinden.
Dennoch kann auch dieses, verhältnissmässig sehr karges Ma¬
teriale in gewisser Hinsicht verwertet werden. Wenn man nämlich
die Zahl der Brustbeine von Neugeborenen und von Kindern bis
zum vollendeten zweiten Lebensjahre (Tabelle auf S. 401, Rubriken
3—7) summiert, so zeigt es sich, dass von 226 Brustbeinen dieses
\
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403
Alters 141, d. h. 62 % im sechsten Segmente Verknöcherungen haben,
während von 190 Brustbeinen von älteren Kindern (zwischen 2 und
16 Jahren) 141 Brustbeine, d. h. 74 % in diesem Segmente besondere
Verknöcherungen zeigen. Was nun das siebente Segment anbelangt,
so zeigt eine analoge Zusammenstellung der Ergebnisse, dass auf
225 Brustbeine von Kindern unter 2 Jahren 14, d. h. 61 % nnd auf
190 Brustbeine von älteren Kindern 13, d. h. 6 8 % in diesem Segmente
Verknöcherungen besitzen. Auf Grund dieser Rechnung erscheint, in
einem gewissen Grade die Annahme berechtigt, dass, wenn im
siebenten Segmente, im zweiten Lebensjahre Verknöcherungen nicht
aufgetreten sind, solche später sich nicht mehr bilden').
Die bereits angeführten Befunde genügen zur Begründung der
Anschauung, dass der Verknöcherungsprozess des Brustbeinkörpers
in dessen oberen Segmenten beginnt und mit grösserer Energie vor-
sichgeht, und in den folgenden Segmenten immer später und
schwächer auftritt, je weiter unten das betreffende Segment liegt.
Nur in dieser Weise kann man die Thatsache auffassen, dass im
vorletzten Segmente besondere Verknöcherungspunkte nur in 74%
und im letzten Segmente sogar nur in circa 7% der Fälle Vorkommen.
Für eine solche Auffassung spricht auch der Umstand, dass, wenn
in diesen beiden Segmenten besondere Ossificationen überhaupt zur
Ausbildung gelangen, dieselben im sechsten Segmente meistens (auf
194 zwei- und ein-zweireihige Brustbeine mit Verknöcherungen in
diesem Segmente, in 117, d. h. in 60 % der Fälle), und im siebenten
Segmente immer asymmetrisch sind. Es ist nämlich in den beiden
letzten Segmenten des Brustbeins die Ausbildung des einen von den
beiden paarigen Knochenkernen höchst verzögert oder ganz aus¬
geblieben ’).
*) Es ist bemerkenswert, dass von 28 Brustbeinen, welche im 7ten
Segmente einen Knochenkern haben, bei 13 die achte Rippe an das Brust¬
bein sich ansetzt, und zwar bei 6 Brustbeinen beiderseits (z. B. Taf X,
Fig. 27, Taf, XI, Fig. 120, Taf. XII, Fig. 131), bei 4 Brustbeinen nur
rechts (z. B. Taf. XI, Fig. 70 und Fig 91) und bei 3 Brustbeinen nur links
(z. B. Taf. X, Fig. 65 und Taf. XII, Fig. 149). In den letzteren Fällen, in
welchen die achte Rippe nur einerseits das Brustbein erreicht, liegt der
asymmetrische Knochenkern des siebenten Brustbeinsegmentes eben auf
jener Seite, auf welcher sich acht wahre Rippen vorfinden, wenn nicht
dieser Knochenkern abnormer Weise auf die Medianlinie des Sternums ge¬
rückt ist ("wie auf Taf. X, Fig. 55 und Taf. XI, Fig. 91).
*) Wie oft in den untersten drei Segmenten des Brustbeins vollstän¬
dige (d. h. mediane oder paarige) oder unvollständige (d. h. asymmetrische)
Verknöcherungen Vorkommen, kann man aus folgender Zusammenstellung
entnehmen, welcher 190 Brustbeine ?on Kindern zugrunde liegen, welche
das zweite Lebensjahr bereits überschritten, also ein Alter erreicht haben,
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404
Asymmetrische Knochenkerne kommen auch im fünften Segmente
nicht selten vor (Taf. X, Fig. 38 und Fig. 40), manchmal auch im
vierten Segmente. In diesem letzteren Segmente kommt es jedoch
im Laufe der weiteren Entwickelung zur Ausbildung des zweiten
Knochenkernes, da ein asymmetrischer Knochenkern in diesem
Segmente nur bei Embryonen, bei Neugeborenen und bei Kindern
bis zu 6 Monaten angetroffen wird, dagegen bei älteren Kindern
nicht mehr. In den drei letzten Segmenten des Brustbeins kommt
es hingegen in gewissen Fällen gar nicht mehr zur Ausbildung eines
zweiten Knochenkernes neben einem asymmetrischen, was man
daraus schliessen muss, dass in diesen Segmenten asymmetrische
Knochenkerne als solche auch bei älteren Kindern sich vorfinden,
nämlich in einem Alter, in welchem keine neuen Knochenkerne
mehr im Brustbeine auftreten*).
in welohem in der Regel keine neuen Knochenpunkte im Brustbeine auf-
treten. Von diesen 190 Brustbeinen haben im siebenten Segmente voll¬
ständige Verknöcherungen (mediane Knochenkerne) nur 3 Brustbeine, d.h.
1*5 °/o, eine asymmetrische Ossification 10 Brustbeine, d. h. 5*3 %, die
übrigen 177 Brustbeine, d. h. 93’2 °/o haben in diesem Segmente gar
keine besondere Verknöcherung. Im sechsten Brustbeinsegmente zeigen
91 Brustbeine, d. h. 47*9 °/o e ^ ne vollständige Verknöcherung (d. h. einen
medianen Knochenkern oder ein vollständiges Paar von Knochenkernen),
50 Brustbeine, d. h. 26*4 % einen einzigen asymmetrischen Knochenkern
und 49 Brustbeine, d. h. 25 7 °/ 0 gar keinen Knochenkern. Im fünften
Segmente zeigen 173 Brustbeine, d. h. 91 % eine vollständige Ver¬
knöcherung, 15 Brustbeine, d. h. 8 % nur einen asymmetrischen Kern,
und nur in 2 Brustbeinen d. h. 1 % (siehe S. 397) fehlt eine Verknöche¬
rung vollständig Da in diesen 19(> Brustbeinen von älteren Kindern
sowohl beim partiellen als auch beim vollständigen Fehlen einer Ver¬
knöcherung in einem höheren Segmente, in den folgenden unteren Seg¬
menten Knochenkerne vollständig fehlen, so ergibt sich aus dieser Zu¬
sammenstellung zugleich auch, dass in circa 26 °/o der Fälle in den
beiden untersten (6 und 7) Segmenten, so wie, dass in 93 °/ 0 im letzten
unteren (7) Segmente des Brustbeins überhaupt keine besonderen Ver¬
knöcherungen zur Ausbildung gelangen.
*) Einen weiteren Beweis hiefür bildet die Thatsache, dass selbst
in Brustbeinen von älteren Kindern (von 4 — 16 Jahren), in welchen der
Verknöcherungsprozess bereits sehr weit vorgeschritten ist, im 5 len oder
im 6 ten Segmente mitunter ein sehr grosser asymmetrischer Knochenkem
sich vorfindet, welcher die Medianebene bereits bedeutend überschritten
hat und dem entgegengesetzten Brustbeiurande sich nähert. Dennoch ist
dies zweifellos ein asymmetrischer Knochenkern, da dessen grössere Hälfte
auf der rechten Seite der Medianebene liegt (z. B. Taf. XI, Fig. 73 und
Fig. 94). Neben einem solchen Knochenkerne hätte ganz besimmt ein
zweiter (linker) sich nicht mehr gebildet, da in diesem Alter neue Knochen¬
kerne nicht mehr auftreten, ferner da Haupt-Knochenkerne überhaupt
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405
Ich will noch folgende spezielle Daten über das Vorkommen
von asymmetrischen Verknöcherungen im Brustbeinkörper anführen:
Unter 454 Brustbeinen verschiedenen Alters habe ich in 165 Brust¬
beinen d. h. in 36 % j® einen asymmetrischen Knochenkern gefunden
und zwar in zwei Brustbeinen (0-5 %) im vierten Segmente, in 38
Brustbeinen (8 %) i m fünften Segmente, in 103 Brustbeinen (22 5 %)
im sechsten Segmente und in 22 Brustbeinen (5 %) i m siebenten
Segmente (z. B. Taf. X, Fig. 43, Fig. 49, Taf. XI, Fig. 70). Je zwei
asymmetrische Knochenkerne fand ich in 14 Brustbeinen d. h. in
3 3 % und zwar im vierten und im fünften Segmente (2 Brustbeine)
im fünften und im sechsten Segmente (11 Brustbeine) oder im
sechsten und im siebenten Segmente (2 Brustbeine), z. B. Taf. X,
Fig. 38, Fig. 57 und Tai. XII, Fig. 150). Ganz ausnahmsweise zeigte
ein Brustbein sogar drei asymmetrische Knochenkerne und zwar im
vierten, im füriften und im sechsten Segmente (Taf. X, Fig. 60). Je
zwei (oder drei) asymmetrische Knochenkerne findet man in der
Regel nur in jüngeren Brustbeinen und zwar waren es 5 Brustbeine
von Neugeborenen (darunter eben ein mit drei asymmetrischen
Kernen), 4 Brustbeine von Kindern unter 6 Monaten, 3 Brustbeine
von zweijährigen Kindern und nur je ein Brustbein von fünf und
von acht Jahren. Daraus ist zu schliessen, dass meistens, wenigstens
neben einem von diesen asymmetrischen Knochenkernen (nämlich
neben dem des höheren Segmentes), der zweite Kern des betreffen¬
den Paares noch zur Ausbildung gelangt.
Besonders merkwürdig ist der Umstand, dass asymmetrische
Knochenker ne unvergleichlich viel öfter in der rechten
als in der linken Brustbeinhälfte vorkommen, ferner,
dass wenn in einem Brustbeine zwei asymmetrische Kerne vorhan¬
den sind, dieselben in zwei aufeinanderfolgenden Segmenten getroffen
werden, in‘ der Regel in derselben Brustbeinhälfte und zwar
in der rechten, wo sie gleichsam die letzten am weitesten nach
unten zu exponierten Posten des Ossificationsprozesses vorstellen *)
nie in der Nähe des Brustbeinrandes auftreten, sondern entweder in d:.r
Medianebene oder nahe derselben.
') Diese Verhältnisse finden ihren Ausdruck in folgenden Zahlen:
Unter 166 Brustbeinen, welche je einen asymmetrischen Knochenkern
haben, liegt derselbe in 153 Brustbeinen rechts und nur in 12 Brust¬
beinen links — unter 14 Brustbeinen mit zwei asymmetrischen Knochen¬
kernen befinden sich in 12 Brustbeinen diese beiden asymmetrischen
Knochenkerne in der rechten Brustbeinhälfte, in einem Brustbeine in
dessen linker Hälfte, und in einem Brustbeine sind diese beiden Kerne
so vertheilt, dass der obere rechts und der untere in der linken Hälfte
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406
Aus einer derartigen Vertheilung der asymmetrischen Knochen¬
kerne in zwei- und einzwei-reihigen Brustbeinen, ergibt sich, dass
in der rechten Hälfte der drei untersten Segmente Verknöcherungen
viel öfter gefunden werden als in der linken. Wenn man nur die
Brustbeine von älteren Kindern (von 2—16 Jahren), also in einer Alters¬
periode in Betracht zieht, in welcher neue Knochenkerne in der
Regel nicht mehr auftreten, so ergibt sich, dass auf 131 zwei- und
einzweireihige Brustbeine: im fünften Segmente 115 Brustbeine (88 %)
rechts und nur 97 Brustbeine (74 %) links — im sechsten Segmente
82 Brustbeine (62 °/ 0 ) rechts und nur 44 Brustbeine (33 °/ 0 ) links —
im siebenten Segmente 9 Brustbeine (6 °/ 0 ) rechts und nur 1 Brusfc-
bein (0-7 %) links Knochenkerne enthalten
Was die Lage der Haupt-Knochenkerne innerhalb der betreffen¬
den Brustbeinsegmente anbelangt, so ist es selbstverständlich dass
die medianen Knochenkerne auf der Medianlinie des Brustbeins auf-
treten, so dass sie dieselben mehr oder weniger genau halbiert. Diese
Knochenkerne behalten diese ihre Lage constant auch bei ihrem
weiteren Wachsthume, indem sie auf beiden Seiten der Medianlinie
symmetrisch wachsen und den beiden Rändern des Brustbeins fast
gleichzeitig sich nähern. Nur ausnahmsweise wächst die eine Hälfte
eines medianen Knochenkernes schneller als die entgegengesetzte.
Die paarigen Knochenkerne treten in den betreffenden Hälften
der Brustbeinsegmente auf; doch liegen sie nicht in dem mathema¬
tischen Mittelpunkte ihrer Segmenthälfte, sondern näher der Median¬
linie als dem Brustbeinrande (z. B. Taf. X, Fig. 37 und Fig. 38). Das¬
selbe ist bei den asymmetrischen Knochenkernen der Fall. In dieser
ihren ursprünglichen Lage verbleiben jedoch die paarigen und asym¬
metrischen Knochenkerne nicht immer, sondern überschreiten sehr
oft bei ihrem Wachsthume die Medianlinie des Brustbeins, was be¬
sonders an grossen asymmetrischen Knochenkernen zu constatieren
des nächst unteren Segmentes enthalten ist — in dem einen Brustbeine
mit drei asymmetrischen Knochenkernen, liegen die zwei oberen in der
rechten Brustbeinbälfte und der dritte, unterste Kern in der linken
Hälfte. Ick habe also im Ganzen 180 Brustbeine mit 196 asymmetrischen
Knochenkernen vor mir und zwar: 166 Brustbeine (d. h. 33’6 %) mit
177 asymmetrischen Kernen rechts, 13 Brustbeine (auf 454 d. h. 2’8 u / 0 )
mit 14 asymmetrischen Kernen links und 2 Brustbeine (auf 454 d. h. 0'4 ®/ # )
mit asymmetrischen Kernen zu beiden Seiten der Medianebene. Einen linken
asymmetrischen Kern habe ich nur im 5ten oder im 6ten Segmente getroffen,
aber niemals im 4ten Segmente.
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407
ist (.z B. Taf. XI, Fig. 72, Fig. 94). Derartige Verhältnisse treffen wir
in allen Brustbeinsegmenten und zwar selbstverständlich öfter in
jenen, in welchen paarige oder asymmetrische Knochenkerne öfter
Vorkommen. Viel seltener kommt es vor, dass kleine Knochenkeme
und zwar paarige (ein oder beide) oder asymmetrische, sehr nahe
der Medianlinie oder auf dieser selbst auftreten, also eine Lage
haben, wie sie den medianen Knochenkernen zukommt. In dieser
Weise sind jene, übrigens sehr seltenen Fälle zu erklären, welche
scheinbar dem allgemeinen Gesetze widersprechen, dass mediane
Knochenkerne in Segmenten nicht auftreten, welche unterhalb von
solchen Segmenten liegen, in welchen paarige Ossificationspunkte zur
Ausbildung gelangt sind. Wenn nämlich ein asymmetrischer Knochen¬
kern in die Mittellinie des Sternums gerückt ist, so hat er das Aus¬
sehen eines medianen Knochenkernes. Eine derartige Translocation
kommt besonders im siebenten Segmente vor, und zwar habe ich
unter 28 Brustbeinen, welche in diesem Segmente eine Verknöcherung
hatten, in 8 Brustbeinen, d. h. in fast 29 n /o> einen asymmetrischen
Knochenkern gefunden, welcher in der Medianlinie sich befindet;
diese Brustbeine sind alle abgcbildet und zwar auf Taf. X, Fig. 55
und Fig. 56, auf Taf. XI, Fig. 77, Fig. 90, Fig. 91, Fig. 99 u. Fig. 120,
sowie auf Taf. XII, Fig. 150. Verhältnissmässig viel seltener ist eine
derartige abnorme Lagerung eines asymmetrischen Knochenkernes
im sechsten Segmente: unter 296 Brustbeinen, welche in diesem
Segmente Verknöcherungen hatten, habe ich einen asymmetrischen
und doch anscheinend in der Mittellinie gelegenen Knochenkern auch
nur in 8 Brustbeinen gefunden, also in 2-7 der Fälle. (Von diesen
Brustbeinen sind nur fünf abgebildet und zwar auf Taf. X, Fig. 59,
auf Taf. XI, Fig. 64, Fig. 76 und Fig. 100 und auf Taf. XII, Fig. 157.)
Es sind dies also zusammen 16 Fälle und zwar 14 Fälle, in
welchen oberhalb des median liegenden und doch als asymmetrisch
aufzufassenden Knochenkernes vollständige Paare von Knochen¬
kernen ausgebildet sind, und 2 Fälle, in welchen oberhalb des
betreffenden abnorm gelagerten Knochenkernes ein ganz evidenter
asymmetrischer Knochenkern sich befindet (Taf.X, Fig. 59 und Taf.
XII, Fig. 150).
Die besprochenen einfachen und in der Medianlinie eines der
untersten Segmente befindlichen Knochenkerne, wobei das nächst
obere Segment ein vollständiges Paar von Knochenkernen oder einen
zweifellos asymmetrischen Knochenkern enthält, dürfen jedoch nicht
als mediane Knochenkerne angesehen werden, d. h. als solche, welche
aus einer cänogenetischen Verschmelzung der beiden paarigen Kno¬
chenkerne des betreffenden Segmentes hervorgegangen sind; man
Polo. Archiv f. biol. u. med. Wisseusch.
Archives polon. d. scioue. biol. et medic.
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408
ist nämlich vielmehr berechtigt anzunehmen, dass in diesen Fällen
von den beiden dem betreffenden Segmente eigenen Knochenkernen
nur der eine aufgetreten ist, während der andere gar nicht zur Aus¬
bildung gelangte. Zur Begründung einer solchen Anschauung wäre
Folgendes anzuführen:
1. Solche scheinbar mediane Kuochenkerne in den untersten
(6. und 7.) Segmenten des Brustbeins kommen nur selten vor,
während die einfachen medianen Knochenkerne in don obere» Seg¬
menten sehr oft (öfter als die paarigen) beobachtet werden.
2. In den unteren Brustbeinsegmenten kommen asymmetrische
Knochenkerne sehr gewöhnlich vor und zwar in Folge der hier statt¬
findenden Rückbildung eines von den beiden Knochenkernen des
betreffenden Segmentes, während in den oberen Brustbeinsegmenten
eine solche Rückbildung nicht beobachtet wird.
3. Obwohl die paarigen Knochenkerne ursprünglich lateral
neben der Medianlinie (zu beiden Seiten derselben) auftreten, können
sie bei ihrem weiteren Wachsthume die Medianlinie mitunter auch
sehr bedeutend überschreiten und zwar auch in solchen Fällen, in
welchen auf der entgegengesetzten Seite derselben der zweite Knochen¬
kern des betreffenden Paares zur Ausbildung gelangt., z. B. Taf. X,
Fig. 42, Taf. XI, Fig. 93 (Vergl. S. 403).
4. Ein Knochenkern kann selbstverständlich die Medianlinie
desto leichter und eher überschreiten, wenn auf der entgegen¬
gesetzten Seite der betreffende Knochenkern gar nicht zur Aus¬
bildung gelangt; die unteren Segmente des Brustbeins sind übrigens
gewöhnlich so schmal, dass ein einigermassen ausgewachsener
Knochenkern, auch wenn er seitwärts aufgetreten war, sehr bald
die ganze Breite des Brustbeins einnehmen muss.
5. Man findet eine ganze Reihe von Uebergangsformen zwischen
Knochenkernen, deren Asymmetrie gar keinem Zweifel unterliegt
und solchen, welche im untersten Theile des Brustbeinkörpers auf
der Medianlinie liegen (Taf. XI, Fig. 65 und Fig. 93).
6. Manchmal hat die asymmetrische Gestalt des Brustbein¬
körpers zur Folge, dass ein Knochenkern, welcher unzweifelhaft zur
rechten Reihe gehört in der Mitte des Brustbeins zu liegen kommt.
So liegt z. B. in den auf Taf. X, Fig 59 und auf Taf. XI, Fig. 76
dargestellten Brustbeinen der einzige Knochenkern des sechsten
Segmentes so ziehmlich in der Mitte des Brustbeins, wenn man
jedoch durch die Mittelpunkte der Knochenkerne der rechten Reihe
eine Linie zieht, so trifft ihre Verlängerung eben auch den Mittel¬
punkt des im sechsten Segmente enthaltenen einzigen Knochen¬
kernes, was eben als Beweis anzunehmen ist, dass dieser Kern zu
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409
der rechten Reihe von Knochenkernen gehört und dass hier eben
der linke Knochenkern im sechsten Segmente ganz fehlt.
Die soeben angeführten Umstände begründen also die Anschau¬
ung; dass die unpaarigen Knochenkerne, welche im unteren Theile
des Brustbeinkörpers unterhalb von paarigen Knochenkernen auf-
treten, auch wenn sie in der Medianebene des Sternums liegen, als
asymmetrische Knochenkerne aufzufassen sind, welche dadurch zu
Stande kommen, dass von den beiden Knochenkernen eines betreffen¬
den Paares in einem von den untersten Segmenten des Brustbein¬
körpers nur der eine Knochenkern zur Ausbildung gelangt und der
andere verloren geht. Dagegen wäre es unstatthaft anzunehmen,
dass ein solcher aus der Verschmelzung von zwei paarigen hervor¬
gegangen ist. Obwohl also die Knochenkerne auf der Medianlinie
des Brustbeins liegen, sind wir berechtigt, dieselben als asymme¬
trische und zwar, wahrscheinlich, rechte Kerne des betreffenden Seg¬
mentes anzusehen, da ja, wie dies eine ganze Reihe von Brustbeinen
beweist, die linken Knochenkerne unvergleichlich viel öfter der Ver¬
kümmerung anheimfallen als die rechten (Siehe S. 405).
Die Hauptknochenkerne des Brustbeinkörpers, und zwar eben¬
sowohl die medianen als auch die paarigen und asymmetrischen
haben innerhalb der Segmente des Brustbeins, wenigstens so lange
als sie noch klein sind, gewöhnlich eine solche Lage, dass ihr oberer
Rand von der oberen Grenze des Segmentes (von der oberen Rippen¬
linie) gleich weit entfernt ist wie ihr unterer Rand von der unteren
Grenze (Rippenlinie), z. B. Taf. X, Fig. 1 bis Fig. 13. Wenn man
also die betreffenden Zwischenrippenlinien construiert (Siehe S. 393),
so ergibt es sich, dass dieselben durch die Mitte der Knochenkerne
gehen oder unweit von ihrer Mitte. Da nun eine bedeutende Anzahl
von embryonalen und kindlichen Brustbeinen eine mehr oder we¬
niger ausgesprochene Asymmetrie zeigt, so ist auch die Anordnung
der Knochenkerne in solchen Brustbeinen dementsprechend eine
asymmetrische. Die paarigen Knochenkerne liegen nebeneinander
in derselben Höhe nur in vollkommen symmetrischen Brustbeinen,
in welchen auch die Zwischenrippenlinien einen genau queren Ver¬
lauf haben und fast durch die Mittelpunkte der Knochenkerne gehen
(z. B. Taf. X, Fig 49, Fig. 51, Taf. XII, Fig. 137). Wenn jedoch das
Brustbein asymmetrisch ist, so dass die zu demselben Paare gehörigen
Rippen nicht genau einander gegenüber sich inserieren, und mithin
auch die entsprechenden Zwischenrippen-Einschnitte (Sinus lunati)
nicht in derselben Höhe liegen, so erscheinen die zu einem Paare
gehörigen Knochenkerne gleichsam gegeneinander verschoben, so
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410
dass ihre Mittelpunkte nicht auf einer und derselben Querlinie sich
befinden (z. B. Taf. X, Fig. 42, Fig 52).
Wenn man jedoch die Mittelpunkte der entsprechenden Zwischen-
rippen-Einschnitte mit einander verbindet, d. h. in solchen asymme¬
trischen Brustbeinen die Zwischenrippenlinien führt, so überzeugt
man sich, dass diese Linien mit denjenigen, welche die Mittelpunkte
der Knochenkerne verbinden, zusammenfallen oder wenigstens durch
die Knochenkerne nicht weit von ihren Mittelpunkten durchgehen *).
Es besteht also eine ganz bestimmte Relation zwischen der
Anordnung der Rippenansätze und der Anordnung der paarigen
Knochenkerne im Brustbeine, welche in der Entwickelungsgeschichte
des Brustbeins ihre Erklärung findet. Es hat nämlich, bekannter¬
weise, ein jedes Sternalsegment eine paarige Anlage, nämlich eine
rechte und eine linke Hälfte, als Derivate des rechten und des
linken Rippenbogens (wahrscheinlich vorwiegend der rechten und
der linken Rippe jenes Paares, welches sich an der unteren Grenze
des betreffenden Segmentes ansetzt). Wenn also diese beiden An¬
lagen (Hälften) gleich gross sind und in dieser Weise zusammen¬
treten, dass ihre Mittelpunkte in einer und derselben queren (trans¬
versalen) Linie zu liegen kommen, so müssen auch die beiden
Knochenkerne, welche in der Mitte einer jeden dieser Segmenthälften
auftreten, in einer und derselben queren (transversalen) Linie zu
liegen kommen. Wenn jedoch bei gleicher Grösse der beiden Segment¬
hälften ihre Mittelpunkte nicht in derselben transversalen Linie zu
liegen kommen, oder wenn die beiden Segmenthälften nicht gleich
gross sind, wenn also, wie dies in diesen beiden Fällen sein muss,
die Zwischenrippenlinie einen schiefen Verlauf hat, so müssen auch
*) Dass in den Fällen mit Asymmetrie der Rippen die Zwischen¬
rippenlinie mit der Linie, welche die Mittelpunkte der beiden Knochen¬
kerne des betreffenden Paares verbindet, nicht so genau parallel ist, wie
man dies bei symmetrischen Rippenansätzen beobachtet, ist leicht ver¬
ständlich, in Anbetracht des Umstandes, dass die paarigen Knochenkerne
nicht in den Mittelpunkten der betreffenden Segmenthälften auftreten,
sondern näher der Medianlinie als dem lateralen Rande des Brustbeins.
(Siehe S. 406). Eine solche Verschiebung der Knochenkerne gegen die
Medianlinie hin hat in symmetrischen Brustbeinen keinen Einfluss auf die
Lage derselben in Bezug auf die Zwischenrippenlinie, welche horizontal
(transversal) verläuft; da hingegen in asymmetrischen Brustbeinen die
Zwischenrippenlinien schief verlaufen, so hat dies zur Folge, dass der
Mittelpunkt des einen Knochenkernes etwas hinauf und jener des anderen
zu demselben Paare gehörigen Knochenkernes etwas hinunter gerückt
erscheint und zwar besonders dann, wenn diese Knochenkerne bereits
gewachsen sind (Taf. X, Fig. 42).
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die in der Mitte der Segmenthälften auftretenden beiden Knochen¬
kerne schief nebeneinander zu liegen kommen, d. h. der eine höher
(cranialwärts) der andere mehr unten (caudalwärts).
Die ziehmlich oft zu beobachtende Verschiebung der linken
Knochenkerne gegen die rechten ist also eine Folge der asymme¬
trischen Gestaltung des Brustbeins (der Sternalanlage) und aus der
Relation zu erklären, welche zwischen der Lage der einzelnen
Knochenkerne und der betreffenden Rippenansätze obwaltet, nämlich
der Ansätze jener Rippen, welche an der unteren Grenze der be¬
treffenden Brustbeinsegmente sich inserieren. May et (vergl. S. 381)
hat diese asymmetrische Anordnung der Knochenkerne als eine
P'olge von Rhachitis angesehen. Eine solche Erklärung erscheint nun
unstatthaft, da ja die Asymmetrie der Rippenansätze, mithin auch
die Asymmetrie des Brustbeins ein abnormer Entwickelungs-Vorgang
sich herausstellt, und in den frühesten Stadien der Entwickelung,
nämlich bereits bei der Anlage des knorpeligen Sternums zu Stande
kommt, in welchen von Rhachitis gar keine Rede sein kann, also
mit pathologischen Vorgängen überhaupt und speziell mit Rhachitis
in keinem Zusammenhänge steht.
Wie bereits bemerkt, liegen die Knochenkerne in den einzelnen
Segmenten des Brustbeins gewöhnlich so, dass die, sei es quer, sei
es- schief verlaufenden Zwischenrippenlinien durch die Mitte der un¬
paarigen Knochenkerne, beziehungsweise durch die Mittelpunkte
der beiden zu einem und demselben Paare gehörigen Knochenkerne
oder nicht weit von ihren Mittelpunkten gehen. Von dieser Regel
kommen jedoch Ausnahmen vor.
In manchen verhältnissmässig seltenen Fällen liegen die Knochen¬
kerne bereits bei ihrem Auftreten (d. h. wenn sie noch ganz klein
sind) unterhalb der betreffenden Zwischenrippenlinie und in noch
selteneren Fällen oberhalb dieser Linie.
Unter 359 Brustbeinen von Embryonen, Neugeborenen und
Kindern bis zu 16 Jahren, von denen zwei Drittel wenigstens in
vier Segmenten des Brustbeinkörpers Verknöcherungen zeigen, habe
ich in 60 Brustbeinen 84 Knochenkerne gefunden, welche zweifellos
unterhalb der betreffenden Zwischenrippenlinie, also in der unteren
Hälfte des betreffenden Segmentes aufgetreten waren (z. B. Taf. XI,
Fig. 74 und Fig. 75). Es war dies der Fall bei 6 medianen Kernen,
bei 9 Knochenkern-Paaren, bei 16 rechten und bei 44 linken Knochen¬
kernen. Diese abnorme Lage kommt nur höchst selten (2 Kerne)
im dritten Segmente vor, etwas weniger selten im vierten Segmente
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412
(10 Kerne), öfter im fünften Segmente (40 Kerne auf 331 Brustbeine)
und noch öfter im sechsten Segmente (32 Kerne auf 207 Brustbeine,
welche in diesem Segmente Knochenkerne haben). Eine totale Ver¬
schiebung von Knochenkernen unterhalb der betreffenden Zwischen¬
rippenlinie kommt also hauptsächlich in den unteren Segmenten (im
5. und 6.) des Brustbeinkörpers vor und betrifft gewöhnlich nur
einen von den beiden Knochenkernen desselben Paares und zwar
viel öfter den linken als den rechten. Es ist noch zu bemerken,
dass eine derartige Dislocation der Knochenkerne nur in solchen
Brustbeinen vorkommt, an welchen zugleich eine mehr oder weniger
auffallende Asymmetrie der Rippeninsertionen zu beobachten ist; die
Knochenkerne sind eben in jener Brustbeinhälfte mehr nach unten
zu gerückt, an welche sich die Rippen mehr unten (caudalwärts)
inserieren. Da nun asymmetrische Brustbeine mit linken mehr
unten sich inserierenden Rippen viel öfter Vorkommen als umge¬
kehrt (Vergl. S. 393), so ist es auch erklärlich, dass die Verschie¬
bung nach unten zu viel öfter an linken Knochenkernen beobachtet
wird (z. B. Taf. X, Fig 58, Taf. XI, Fig. 74, Fig. 75) als an rechten
Knochenkernen.
Viel seltener kommt er vor, dass ein Knochenkern anstatt auf
der betreffenden Zwischenrippenlinie, unterhalb derselben auftritt.
(Taf. X, Fig. 39, Taf. XI, Fig. 77). Ich habe nur 21 derartige Knochen¬
kerne gefunden, und zwar 2 im dritten Segmente, 2 im vierten,
3 im fünften, 9 im sechsten und 5 im siebenten Segmente. In der
vorwiegenden Mehrzahl dieser Fälle (15 Knochenkerne) hatte diese
abnorme Lage der letzte, d. h. der unterste Knochenkern des dies¬
bezüglichen Brustbeins (z. B. Taf. X, Fig. 50, Fig. 55). Einen Knochen¬
kern, welcher oberhalb der Zwischenrippenlinie des fünften oder des
sechsten Segmentes ILgt, könnte man füglich als einen accesso-
rischen Knochenkern auffassen, welcher früher aufgetreten ist als
der Hauptkern des betreffenden Segmentes (vergl. weiter unten).
Nur in Betreff solcher Knochenkerne, welche im siebenten Segmente
sich vorfinden, hätten wir kein Recht zu einer solchen Annahme,
da in diesem Segmente accessorische Knochenkerne sonst nicht be¬
obachtet werden.
Eine Verlagerung der Knochenkerne kommt auch dadurch zu
Stande, dass Knochenkerne, welche zwar auf der Zwischenrippon-
linie aufgetreten sind, vorwiegend im unteren Theile ihrer Peripherie
wachsen und dadurch gleichsam nach unten rücken, so dass später
die Zwischenrippenlinie nicht durch ihren Mittelpunkt, sondern mehr
oder weniger oberhalb desselben geht.
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413
Dass eine derartige Abweichung von der typischen Lage in
einer gewissen Anzahl von Fällen erst infolge eines excentrischen
Wachsthums der Knochenkerne zu Stande kommt, ist daraus zu
schliessen, dass sie viel öfter und in höheren Graden grössere, also
bereits mehr gewachsene Kerne betrifft, als kleine, nämlich solche,
welche sich eben gebildet hatten.
Es ist noch zu bemerken, dass beim Wachsthum der Knochen¬
kerne ein Herabrücken nach unten zu in den unteren Segmenten
des Brustbeinkörpers, und zwar im fünften und im sechsten Seg¬
mente fast immer zu beobachten ist und bereits an kleinen Knochen¬
kernen sich kundgibt, welche frühzeitig eine nach unten zu ver¬
längerte Gestalt annehmen. Es ist dies nicht nur bei paarigen
(beziehungsweise asymmetrischen) Kernen der Fall, sondern auch
bei medianen, und kommt nicht nur in asymmetrischen sondern
auch in ganz symmetrischen Brustbeinen vor (z. B. Taf. X, Fig. 20,
Fig. 25, Fig. 48, Fig. 54).
Was dagegen die oberen Segmente dos Brustbeinkörpers an-
belangt, nämlich das dritte und das vierte Segment, so wird ein
bedeutenderes Herabrücken der Knochenkerne unterhalb der be¬
treffenden Zwischenrippenlinie hier nur selten (im vierten Segmente
doch öfter als im dritten) beobachtet und zwar nur dann, wenn
diese Segmente paarige Knochenkerne haben und wenn die Rippen
asymmetrisch sich ansetzen (z. B. Taf. XI, Fig. 74). Mediane Knochen¬
kerne behalten hier ihre typische Lage und nur bei sehr grossen
medianen Verknöcherungen des vierten Segmentes kommt es manch¬
mal vor, dass der grössere Theil ihrer Masse unterhalb der Zwischen¬
rippenlinie sich befindet. Bei Asymmetrie der Rippenansätze kommt
es auch vor, dass umgekehrt der grössere Theil eines von zwei
paarigen Knochenkernen des dritten oder des vierten Segmentes
oberhalb der Zwischenrippenlinie sich befindet (Taf. XI, Fig. 88 und
Fig. 89), wobei manchmal der zweite Knochenkern desselben Paares
nach unten zu verlagert erscheint (Taf. X, Fig. 42, Taf. XI, Fig. 109,
Taf. XII, Fig. 148). In den unteren Segmenten kommt eine Ver¬
schiebung der Knochenkerne nach oben zu in Folge ihren Wachs¬
thums nicht vor.
Mögen die Knochenkerne innerhalb ihres Segmentes diese oder
jene Lage haben, die obere Grenze (Rippenlinie) des be¬
treffenden Segmentes wird von ihnen niemals über¬
schritten. Nach unten zu können sie hingegen die Grenze (die
untere Rippenlinie) ihres Segmentes überschreiten, und zwar kommt
dies um so öfter vor und in einem grösseren Masse, je weiter unten
das betreffende Segment liegt. Im dritten Segmente habe ich nur
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414
in einem Brustbeine iene solche Verschiebung der unteren Segment¬
grenze constatiert. Im vierten Segmente begegnet man dieses Ver¬
halten auch nur selten und zwar nur in Brustbeinen, in welchen
der Verknöcherungsprozess, d h. das Wachsthum der Knochenkeme
bereits sehr weit vorgeschritten ist; ich habe nur einige jüngere
Brustbeine gefunden, in welchen eine von den Verknöcherungen des
vierten Segmentes in das fünfte Segment sich erstreckte (z. B. Taf.
XI, Fig. 114). Die Knochenkerne des fünften Segmentes, bei denen
das excentrische Wachsthum nach unten öfter, frühzeitiger und
deutlicher entgegentritt, überschreiten die untere Grenze (Rippenlinie)
ihres Segmentes unvergleichlich viel öfter und treten in den Bereich
des sechsten Segmentes; die Knochenkerne des sechsten Segmentes
erstrecken sich fast immer auch in das siebente Segment (Taf. X,
Fig. 20, Taf. XI, Fig. 72, Fig. 80), da ja in diesem letzten Segmente
nur ausnahmsweise ein besonderer Knochenkern zur Entwickelung
kommt, und der Verknöcherungsprozess dennoch bis zum unteren
Ende des Brustbeinkörpers sich ausbreitet.
Die oben beschriebenen Abweichungen der Knochenkerne von
ihrer ursprünglichen und typischen Lage haben zur Folge, dass in
manchen seltenen Fällen, auch bei vollkommener Symmetrie der
Rippenansätze die paarigen Knochenkerne gegeneinander verschoben
sind (z. B. Taf. XI, Fig. 69), oder dass, was viel öfter der Fall ist,
bei asymmetrischem Bau des Brustbeins, die paarigen Knochenkerne
in einem höheren Grade gegeneinander verschoben sind, als dies
der Asymmetrie der Rippenansätze entspricht (z. B. Taf. X, Fig. 39,
Taf. XI, Fig. 74 und Fig. 75).
Es scheint, dass in manchen Fällen unter den Momenten,
welche dazu beitragen, dass die Knochenkerne bei ihrem Wachs¬
thum sich verschieben, auch der Umstand eine gewisse Rolle spielt,
dass die paarigen Knochenkerne näher der Medianlinie als dem
lateraten Sternalrande auftreten (vergl. S. 406), also nahe nebenein¬
ander. Wenn nun diese Knochenkeme auf einer und derselben trans¬
versalen Lienie liegen und beim Wachsthum einander sich ganz
genähert hatten, so hören sie auf an ihren medialen, einander zuge¬
kehrten Rändern zu wachsen (Taf. X, Fig. 40 und Fig. 49). Wenn
jedoch der eine Knochenkern höher liegt und der andere weiter
abwärts, wie dies bei Asymmetrie der Rippenansätze der Fall ist,
so können sie auch an ihrer medialen Peripherie wachsen, die
Medianlinie überschreiten und einander gleichsam ausweichen, so
dass der eine Knochenkern oberhalb des anderen und der andere
unterhalb des ersteren in die entgegengesetzte Brustbeinhälfte hin¬
einwächst (z. B. Taf. X, Fig. 42, Taf. XI, Fig. 88, Fig. 93 und Fig. 117).
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415
Es kommt selbst vor, dass in einem oder in mehreren Segmenten
die beiden Knochenkerne (des betreffenden Paares) geradezu in einer
verticalen Linie liegen, d. h. der eine oberhalb des anderen. Eine
solche Lagerung der paarigen Knochenkerne habe ich nur in vier
Brustbeinen gefunden, in welchen namentlich die beiden Kerne des
dritten Segmentes noch nebeneinder (obwohl sehr schief) liegen,
während in den folgenden Segmenten die paarigen Knochenkerne
vertical gestellt und miteinander bereits verwachsen sind (Taf. XI,
Fig. 105, Taf. XII, Fig. 159). Zwischen einem solchen Verhalten und
der gewöhnlichen Anordnung von paarigen Knochenkernen gibt es
eine ganze Reihe von Übergangsformen, wie man dies in den oberen
Theilen der soeben angeführten Brustbeine sieht und in vielen
anderen Brustbeinen constatieren kann (z. B. Taf. X, Fig. 39, Taf. XI,
Fig. 109, Fig. 111).
2. Die Zeitperioden, in welchen die Knochenkerne des
Brustbeinkörpers auftreten; ihr Wachsthum und die
durch denselben bedingtenVeränderungenihrerGrösse
und Gestalt.
Um möglichst genau die Zeitpunkte und die Reihenfolge zu
ermitteln, in welchen die Knochenkerne in den einzelnen Segmenten
des Brustbeinkörpers auftreten, habe ich die Ergebnisse der diesbe
züglichen Untersuchung von 54 embryonalen Brustbeinen in folgen¬
der Tabelle zusammengestellt:
Alter der
Embryonen, deren
Brustbeine
untersucht wurden
Zahl
der unter¬
suchten
Brust¬
beine
Zahl der Brustbeine mit Verknöcherung
im 3.
Segmente
im 4. | im 5.
SegmenteSegmente
im 6.
Segmente
im 7.
Segmente
27* bis 4 Monate
6
_
_
4 — 5 Monate
8
4
4
2
—
—
5 — 6 Monate
9
1
3
—
—
6—7 Monate
5
5
5
5
3
—
7—8 Monate
9
9
9
9
2
—
8—9 Monate
8
8
7
5
4
1
9 — 10 Monate
9
9
9
8
5
—
Zusammen 1
i
54
36
37
29
14
1
Beim ersten Blick auf die Tabelle kommt man zur Ueber-
zeugung, dass das Materiale, welches nur je 5—9 Brustbeine von eine*
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416
jeden der unterschiedenen Altersklassen umfasst, nicht ausreichend
ist, um auf statistischem Wege zu ganz sicheren Schlüssen gelangen
zu können, in Betreff der Zeit, in welcher in den einzelnen Segmen¬
ten die Knochenkerne auftreten; der Zufall hat hier auf die Ergeb¬
nisse der statistischen Zusammenstellung noch einen sehr bedeuten¬
den Einfluss. In dieser Weise ist es erklärlich, dass ich unter den
Brustbeinen von Embryonen im 5. Monate eine verhältnissmässig
grössere Zahl von solchen hatte, in welchen Verknöcherungen bereits
aufgetreten waren, als unter den Brustbeinen von Embryonen im
6. Monate. Ein solches Verhalten kann ja unmöglich dem wirklichen
Thatbestande entsprechen.
Trotzdem kann man aus dieser Zusammenstellung gewisse
Schlüsse ziehen, welche gar keinem Zweifel unterliegen.
Vor Allem ergibt es sich, dass in Betreff des Entwickelungs¬
stadiums (des Alters) der Embryonen, in welchen in den einzelnen
Segmenten des Brustbeins Knochenkerne auftreten, sehr bedeutende
individuelle Unterschiede Vorkommen.
Ferner beweist diese Zusammenstellung, dass in den beiden
oberen Segmenten des Brustbeinkörpers (d. h. im 3. und im 4. Seg¬
mente des Sternums), die Knochenkerne früher auftreten als im
fünften Segmente, dass solche im sechsten Segmente im Allgemeinen
sich noch später bilden und im siebenten Segmente während des
intrauterinen Lebens nur ausnahmsweise auftreten.
Im dritten und im vierten Sternalsegmente treten die
Knochenkerne ungefähr innerhalb eines und desselben Zeitraumes
auf und zwar im fünften oder im sechsten Monate des intrauterinen
Lebens; vor Ende des vierten Monates habe ich in diesen Segmenten
bei Embryonen niemals Knochenkerne beobachtet, dagegen nach
Vollendung des sechsten Monates Verknöcherung im dritten Segmente
in sämmtlichen untersuchten Brustbeinen constat.iert und im vierten
Segmente fast in allen. Unter 31 untersuchten Brustbeinen von
Embryonen, welche älter waren als 6 Monate, habe ich Knochen-
kerne im vierten Segmente nur bei einem 8-monatlichen Embryo
vermisst (Taf. X, Fig. 4); es ist dies also eine ziehmlich seltene Ver¬
zögerung des Verknöcherungs-Prozesses, wenn man den Umstand in
Betracht zieht, dass auch sämmtliche 68 Brustbeine von Neugebo¬
renen, welche ich vor mir habe, im vierten Sternalsegmente
wenigstens einen Knochenkern enthalten. Umso merkwürdiger
erscheint ein von mir untersuchtes Brustbein eines 4-jährigen Kindes
(Taf. X, Fig. 37), welches im vierten Segmente gar keinen Knochen¬
kern enthält, während sonst alle übrigen 68 Brustbeine von Kindern
im Alter von 2 Wochen bis zu 6 Monaten in diesem Segmente Ver-
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417
knöcherungen zeigen. Dieser Fall muss also als eine ganz aus¬
nahmsweise Hemmung dos Verknöcherungsprozesses aufgefasst
werden (Vergl. S. 401)').
Aus der obigen statistischen Zusammenstellung ist es ersicht¬
lich, dass die Knochenkerne des dritten und des vierten Segmentes
innerhalb eines und desselben Zeitraumes auftreten. Daraus könnte
man schliessen, dass in diesen beiden Segmenten Verknöcherungen
ungefähr gleichzeitig zur Bildung gelangen. In der That habe ich
mehrere Brustbeine vor mir, welche in diesen beiden Segmenten
ganz kleine Knochenkerne enthalten, welche auch fast gar keine
Grössenunterschiede zeigen (z. B. Taf. X, Fig. 6). Dass jedoch in
diesen beiden Segmenten die Knochenkerne nicht immer in der
gleichen Reihenfolge auftreten. habe ich an meinen Präparaten direkt
constatiert. Unter diesen Präparaten finde ich einerseits Brustbeine,
welche im dritten Segmente bereits einen oder zwei Knochenkerne
enthalten, während im vierten Segmente eine jegliche Verknöcherung
fehlt (z. B. Taf. X, Fig. 4, Fig. 9, Fig. 37), andererseits wieder solche,
bei welchen im vierten Segmente ein Knochenkern bereits aufge¬
treten ist, während im dritten Segmente ein solcher noch nicht vor¬
handen ist (Taf. X, Fig. 2). Das letztere Verhalten hat auch Bade
(33) in einem Brustbeine von einem 5-monatlichen Embryo be¬
schrieben. Im vierten Sternalsegmente kann ein Knochenkern sogar
früher auftreten als im Manubrium (Taf. X, Fig. 2).
Mit diesen Beobachtungen steht im Einklänge auch die That-
sache, dass bei Embryonen und Neugeborenen die im dritten und
im vierten Brustbeinsegmente enthaltenen Knochenkerne nicht
immer gleich gross sind. Unter 32 Brustbeinen von Embryonen,
waren die Knochenkerne dieser beiden Segmente nur in 5 Brust¬
beinen von gleicher Grösse, in 16 Brustbeinen war die Verknöche¬
rung des dritten Segmentes grösser und in 11 Brustbeinen umge¬
kehrt, der Knochenkern der vierten Segmentes grösser als der des
dritten. Es liegt nahe anzunehmen, dass jene Knochenkerne früh¬
zeitiger sich gebildet haben, welche grösser sind, obwohl der Grössen¬
unterschied auch durch rascheres Wachsthum des später aufge-
•) Wenn man sänimtliche von mir untersuchte Brustbeine desselben
Alters, wie dieser Fall, sowie auch die jüngeren summiert, also 31 Brust¬
beine von Embryonen über 6 Monate, 68 Brustbeine von Neugeborenen
und 69 Brustbeine von Kindern von 2 Wochen bis zu 6 Monaten, so
erscheint dieser Fall als der einzige in seiner Art unter 168 Brustbeinen,
(da ja sonst nur noch ein Brustbein von einem 8-monatlichen Embryo im
vierten Segmente keinen Knochenkern enthält).
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418
tretenen Knochenkernes zu Stande kommen kann. Auch bei Neu¬
geborenen und bei Kindern kann man in einer grossen Anzahl von
Fällen Grössenunterschiede zwischen den Knochenkernen des dritten
und des vierten Segmentes constatieren und zwar ungefähr gleich
oft zu Gunsten des dritten wie zu Gunsten des vierten Segmentes;
doch ist die Zahl von Brustbeinen, in welchen ein solcher Unter¬
schied nicht bemerkbar ist, verhältnissmässig grösser (32%). Dieses
Verhalten ist ein Beweis, dass später aufgetretene Knochenkerne
kerne durch ein rascheres Wachsthum die gleiche Grösse erreichen
wie jene, welche sich früher gebildet hatten.
In Betreff des vierten Segmentes wäre noch ein Umstand zu
bemerken. In diesem Segmente tritt entweder ein einziger, me¬
dianer Knochenkern auf, oder zwei paarige. Im letzteren Falle
bilden sich diese beiden Kerne nicht immer gleichzeitig, sondern es
tritt der eine und zwar der rechte früher auf, z. B. im 5. oder im
6. Monate des intrauterinen Lebens; dieser Knochenkern besteht
also als ein asymmetrischer (z. B. Taf. X, Fig. 38, Fig. 43, Fig. (30)
so lange, bis sich in diesem Segmente auch der zweite, nämlich der
linke Knochenkern gebildet hat. Der linke Knochenkern tritt ent¬
weder auch noch vor der Geburt auf, oder manchmal erst nach der
Geburt; unter 137 Brustbeinen von Neugeborenen und von Kindern
bis zu 6 Monaten habe ich drei Brustbeine gefunden, deren viertes
Segment nur einen einzigen, und zwar einen rechten (asymmetrischen)
Knochenkern enthält. In sämmtlichen (279) Brustbeinen von älteren
Kindern, welche ich untersucht hatte, fand sich im vierten Segmente
entweder ein medianer Knochenkern oder bereits beide paarigen
Knochenkerne.
Im fünften Segmente des Brustbeins treten die Knochen¬
kerne im Allgemeinen später auf, wenn auch nicht viel später als
in dem dritten und vierten Segmente. Es ist dies daraus zu
schliessen, dass man in vielen Brustbeinen von Embryonen im
fünften und im sechsten Monate, im dritten und im vierten Segmente
oder wenigstens in einem von diesen, Knochenkerne findet, während
solche im fünften Segmente noch fehlen; dagegen zeigen Brustbeine
von Embryonen im sechsten Monate, gewöhnlich auch im fünften
Segmente eine Verknöcherung (und zwar 27 von 31 Brustbeinen
dieses Alters). Dagegen findet man in manchen Brustbeinen
Knochenkerne im fünften Segmente bereits im fünften Monate. Es
erscheint also die Annahme berechtigt, dass im fünften Segmente
des Brustbeins die Verknöcherungen gewöhnlich im 7. Monate des
intrauterinen Lebens auftreten, jedoch nicht selten früher, aber
manchmal auch später, oder selbst erst nach der Geburt. In manchen
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419
Fällen tritt ein Knochenkern im fünften Segmente früher auf als
im vierten (z. B. Taf. X, Fig. 9), oder er bildet sich schon zu einer
Zeit, in welcher von den beiden paarigen Knochenkernen des vierten
Segmentes nur erst der eine (gewöhnlich der rechte) vorhanden ist,
also bevor der zweite sich gebildet hat (Taf. X, Fig. 38 und Fig. GO).
Die Verknöcherung des Brustbeins oder des Brustbeinkörpers macht
jedoch ihren Anfang nie damit, dass im fünften Brustbeinsegmente
der erste Knochenkern auftrete.
Mit diesen Beobachtungen stehen auch die Grössenverhältnisse
der Knochenkerne im fünften Brustbeinsegmente im Einklänge. Bei
Neugeborenen und bei mehrmonatlichen Kindern sind die Knochen¬
kerne dieses Segmentes gewöhnlich viel kleiner als in den beiden
oberen Segmenten des Körpers (z B Taf. X, Fig. 46, Fig. 56, Taf. XII,
Fig. 137). Vom dritten Lebensjahre an kann man jedoch in der
überwiegenden Mehrzahl der Fälle keinen bedeutenderen Grössen¬
unterschied zwischen den Knochenkernen des iünften und jenen der
oberen Segmente des Brustbeinkörpers bemerken (z. B.Taf. X, Fig. 19,
Fig. 20) und vom fünften Lebensjahre an unterscheiden sich die
Verknöcherungen der oberen drei Segmente des Brustbeinkörpers fast
in allen Brustbeinen in Bezug auf ihre Grösse nicht mehr von einander.
Obwohl also die Knochenkerne des fünften Brustbeinsegmentes im Allge¬
meinen später auftreten, so erreichen sie um das fünfte Lebensjahr
infolge eines racheren Wachsthums die Grösse der Knochenkerne in
den beiden oberen Segmenten des Körpers.
Ziemlich oft bildet sich während des intrauterinen Lebens von
zwei paarig ,*n Knochenkernen des fünften Segmentes nur der eine
(rechte), während der zweite (linke) erst nach der Geburt auftritt.
Es ist dies daraus zu schliessen, dass unter den Brustbeinen von
Neugeborenen und von Kindern bis zum dritten Jahre man ziemlich
oft solche trifft, welche im fünften Segmente nur einen, asymme¬
trischen (rechten) Knochenkern enthalten, (unter 226 Brustbeinen
32, d. h 14%) während später, d. h. bei Kindern von über 3 Jahren
ein solches Verhalten seltener vorkommt (auf 190 Fälle in 15, d. h.
in 6%) z. B. Taf. XI, Fig. 87, dagegen um so öfter im fünften Seg¬
mente zwei Knochenkerne, nämlich ein rechter und ein linker ange¬
troffen werden. Dass in diesen letzteren Fällen der eine von diesen
paarigen Knochenkernen manchmal erst viel später aufgetreten ist
als der andere, ist daraus zu schliessen, dass einer von denselben
viel kleiner ist (z. B. Taf. X, Fig. 62, Fig. 73, Fig. 83).
Im sechsten Semente des Brustbeins treten Knochenkerne
in manchen Fällen auch bereits im 7. Monate des intrauterinen
Lebens auf. (Siehe Tabelle auf S. 415). Bei Embryonen im 9. und
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420
im 10. Monate habe ich solche in der Hälfte der Fälle (in 9 unter
17 Brustbeinen, d. h. in 53%) bei Neugeborenen auch noch nicht
viel öfter (in 40 unter 68 Brustbeinen, d. h. in 59%) gefunden. Da
wir nun wissen, dass in diesem Segmente es ziemlich oft zur
Bildung von Knochenkernen gar nicht kommt und dass solche nur in
74% der Fälle auftreten, so muss man zum Schlüsse gelangen, dass in
59% der Fälle die Knochenkerne des sechsten Segmentes vor der
Geburt und in 15"/« der Fälle nach der Geburt auftreten, dagegen
in 26% der Fälle sich überhaupt nicht bilden.
Wenn im sechsten Segmente zwei Knochenkerne auftreten, d. h-
ein Knochenkernpaar sich bildet, so scheinen die beiden Knochenkerne
gewöhnlich nicht gleichzeitig, sondern es bildet sich, ähnlich wie im
fünften Segmente, zuerst der eine und erst später der andere. Auf
226 Brustbeine von Neugeborenen und von Kindern bis zu 2 Jahren
zeigten 61 Brustbeine, d. h. 27% im sechsten Segmente einen
asymmetrischen Knochenkern und nur 36 Brustbeine, d. h. 15% ein
vollständiges Paar von Knochenkernen; dagegen fand ich unter
118 Brustbeinen von Kindern zwischen 2—5 Jahren 26 Brustbeine,
d. b. 22% mit einem asymmetrischen Knochenkerne in diesem
Segmente, und 31 Brustbeine, d. h. 26% mit einem vollständigen
Knochenkernpaare. Dass in manchen Fällen erst noch später,
nämlich nach dem fünften Lebensjahre im sechsten Segmente ein
zweiter Knochenkern auftritt, dafür spricht die Thatsache, dass ich
bei Kindern zwischen 5 und 16 Jahren in diesem Segmente einen
asymmetrischen Kern verhältnissmässig seltener begegnete, als bei
jüngeren Kindern und zwar unter 72 Brustbeinen dieses Alters
(5—16. Jahre) nur in 12 Brustbeinen, d. h. in 16% der Fälle.
Dass die Knochenkerne im sechsten Segmente nicht selten
überhaupt erst ziemlich spät auftreten, dafür spricht auch die Beobach¬
tung, dass nicht nur bei mehrmonatlichen Kindern, sondern auch bei
älteren, (mehrjährigen) die Knochenkerne dieses Segmentes sehr klein
sind, und zwar, dass man entweder einen kleinen medianen Knochen¬
kern antrifft, oder zwei kleine paarige Kerne, oder einen grösseren
und einen sehr kleinen paarigen Kern, oder selbst nur einen einzigen
asymmetrischen, sehr kleinen Knochenkern (Taf. X, Fig. 19, Fig. 21,
Fig. 49, Fig. 55. Taf. XI, Fig. 63, Fig. 77, Taf. XII, Fig. 143).
Obwohl die Knochenkerne des sechsten Segmentes im Allge¬
meinen in späteren Entwickelungs-Perioden auftreten als die Kerne
des fünften (mithin auch des vierten und des dritten) Segmentes,
kommt es mitunter dennoch vor, dass ein Knochenkern im sechsten
Segmente früher auftritt als im fünften Segmente (Taf. X, Fig. 16),
oder wenigstens früher als einer von den paarigen Knochenkernen
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421
diese» Segmentes, und zwar entweder auf derselben Seite, wo der
eine von den Knochenkernen des fünften Segmentes als ein asym¬
metrischer sich befindet (Taf X, Fig. 57, Taf. XI, Fig. 71, Fig. 89,
Taf. XII, Fig. 153), oder auf der entgegengesetzten Seite (Taf. X,
Fig. GO).
Dementsprechend, dass die Knochenkerne des sechsten Segmentes
später auftreten, findet man, dass dieselben bei Neugeborenen und
bei jüngeren Kindern kleiner sind, als jene in den oberen Segmenten
des Brustbeinkörpers und besonders als jene des vierten und des
dritten Segmentes. In manchen kindlichen Brustbeinen ist der
Knochenkern (sind die Knochenkerne) des sechsten Segmentes nicht
viel kleiner, als jener (j ene ) des fünften Segmentes; in diesen beiden
Segmenten sind die Knochenkerne noch klein, während jene der
beiden oberen Brustbeinkörper-Segmente viel grösser sind (Taf. X,
Figi 50, Fig. 60, Taf. XI, Fig 71).
Später wachsen auch in diesem Segmente die Knochenkerne
zu bedeutender Grösse und um das 7. Lebensjahr ist der Grössen-
unterschied zwischen ihnen und den Verknöcherungen der oberen
Segmente des Brustbeinkörpers kein merklicher (Taf. XI, Fig. 70,
Fig. 80 und Eig. 104). Manchmal kommt es bereits früher zur Aus¬
gleichung dieser Grössenunterschiede und zwar selbst schon bei
Neugeborenen (Taf. X, Fig. 18 und Fig. 22).
Im siebenten Brustbein-Segmente habe ich unter den
untersuchten, embryonalen Brustbeinen nur in einem einzigen einen
Knochenkern gefunden und zwar bei einem neunmonatlichen Embryo,
unter 68 Brustbeinen von Neugeborenen in 3, d. h. in 4-4°/,, unter
09 Brustbeinen von Kindern bis zu 6 Monaten in 5, d. h. in 7%•
Bei älteren Kindern, d. h. bei Kindern von '/» bis 16 Jahren habe
ich unter 279 untersuchten Brustbeinen einen Knochenkern im
siebenten Segmente nur in 19 Brustbeinen, d. h. auch nur in 6*7°/ 0
gefunden.
Daraus ist zu schliessen, dass im siebenten Segmente des Brust¬
beins ein Knochenkern am frühesten gegen Ende des intrauterinen
Lebens auftritt, gewöhnlich in den ersten Monaten nach der Geburt,
dass aber, wenn es in dieser Zeit zur Bildung eines Knochenkernes
im siebenten Segmente nicht gekommen ist, eine besondere Ver¬
knöcherung dort nicht mehr zu Stande kommt, so dass man
überhaupt in diesem Segmente nur ziemlich selten, d. h. nur in
circa 7% der Fälle einen besonderen Knochenkern findet.
Im siebenten Segmnnte kann übrigens ein Knochenkern aus¬
nahmsweise früher auftreten als im sechsten Segmente, wie dies in
dem auf Taf. X, Fig. 56 dargestellten Brustbein der Fall ist.; in
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422
allen übrigen Fällen, in welchen im siebenten Segmente ein Knochen¬
kern vorhanden war, fand ich auch im sechsten Segmente wenigstens
einen Knochenkern.
Als der am spätesten auftretende Knochenkern ist der Knochen¬
kern des siebenten Segmentes bei kleinen Kindern kleiner als alle
übrigen im Brustbein vorhandenen (Taf. XI, Fig. 55, Fig. 56, Taf. XI,
Fig. 92); später wird dieser Grössenunterschied immer geringer, und
zwar in Folge des Wachsthums dieses Kernes (Taf. X, Fig. 70).
Auf Grund der soeben gegebenen speciellen Ergebnisse der
Untersuchung, können wir es versuchen, ein übersichtliches Bild des
Auftretens der einzelnen Knochenkerne im Brustbeinkörper zu geben.
Die ersten Knochenkerne treten im Brustbeinkörper im 5ten
oder im 6ten Monate des intrauterinen Lebens auf, und zwar in
den oberen Segmenten desselben, d. h zuerst im dritten (öfter) oder
im vierten (seltener) Segmente. Im fünften Segmente treten Knochen-
kerne gewöhnlich nur etwas später auf als in den beiden obersten
Segmenten des Brustbeinkörpers, und zwar gegen Ende des siebenten
oder zu Anfang des achten Monates. Bei Neugeborenen findet man
also gewöhnlich (mit Ausnahme von nicht zahlreichen Fällen, in
welchen die Bildung von Knochenkernen verspätet ist) Verknöche¬
rungen in den drei oberen Segmenten des Brustbeinkörpers, nicht,
selten auch im vierten Segmente (d. h. dem sechsten Brustbein-
Segmente), manchmal bereits auch im fünften Segmente (d. h. im
siebenten Brustbeinsegmente) z. B. Taf. XII, Fig. 153.
Für gewöhnlich, d. h. in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle,
treten die Knochenkerne in der Reihenfolge auf, dass sie zuerst im
dritten, dann im vierten, hierauf im fünften und schliesslich (jedoch
nicht in sämmtlichen Brustbeinen, sondern nur in circa •’/« der Fälle)
im sechsten Segmente und endlich auch manchmal im siebenten
Segmente (in circa 7% der Fälle) erscheinen. Nur ausnahmsweise
erscheint in einem oder in einem anderen Segmente ein Knochen¬
kern, bevor ein solcher im nächst-oberen Segmente aufgetreten ist').
Wenn in einem Brustbeinsegmente nicht ein medianer, sondern
zwei paarige Knochenkerne zur Ausbildung kommen, so treten sie
gewöhnlich entweder gleichzeitig auf oder binnen einer kurzen Frist
einer nach dem anderen. Es ist dies daraus zu schliessen, dass in
') Auf diese Ausnahmen h.ibe ich bereits Gelegenheit gehabt, bei der
Besprechung der Zeitperioden, innerhalb welcher die Knochenkerne in den
einzelnen Segmenten Auftreten, hinzuweisen.
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423
zahlreichen Brustbeinen von Embryonen von Neugeborenen und von
Kindern, je zwei sehr kleine, gleich grosse Knochenkerne beobachtet
werden, so dass man annehmen muss, dass dieselben eben vor
kurzer Zeit entstanden sind (z. B. Taf. X, Fig. 46, Fig. 51, Taf. XI,
Fig. 82, Taf. XII, Fig. 172). Dass dies besonders im dritten und im
vierten Brustbeinsegmente der Fall ist, dafür spricht auch die That-
sache, dass ich in einer ziemlich grossen Zahl von Brustbeinen
kein einziges gefunden habe, bei welchem im dritten Segmente ein
asymmetrischer Knochenkern enthalten wäre, d. h. vorderhand nur
einer von den beiden Kernen des betreffenden Paares, sowie, dass
ich im vierten Segmente einen asymmetrischen Knochenkern nur in
vier Fällen gefunden habe (z. B. Taf. X, Fig. 38, Fig. 43).
In den folgenden Segmenten kommt es schon öfter vor, dass
von den zwei Knochenkernen eines Paares, der eine früher und der
andere später auftritt, was eben aus dem Vorkommen von asymme¬
trischen Knochenkernen sich ergibt. Da nun solche asymmetrische
Knochenkerne im fünften Segmente öfter angetroffen werden als im
vierten und im sechsten Segmente öfter als im fünften, so kann
man daraus schliessen, dass in den unteren Segmenten des Brust¬
beinkörpers zwischen dem Auftreten des einen und dem Auftreten
des anderen Knochenkernes eine längere Zeit verstreicht. Mit dieser
Annahme stimmt auch die Beobachtung überein, dass im dritten und
im vierten Segmente fast in der Hälfte der Fälle (49%, in welchen
diese Segmente Knochenkern-Paare enthalten), die beiden Kerne
gleich oder fast gleich gross sind, dagegen im fünften und im sechsten
Segmente nur in % der Fälle (30%), die beiden paarigen Knochen¬
kerne gleich gross gefunden werden 1 ).
Für jene Fälle, in welchen ein bedeutender Grössenunterschied
zwischen den beiden Knochenkernen desselben Paares besteht, und
} ) In dieser Hinsicht ergeben sich aus der Untersuchung von 299
einzwei- und einreihiger Brustbeine verschiedenen Alters folgende Zahlen:
in den beiden oberen Segmenten des Körpers fand ich in diesen Brust¬
beinen 211 Paare von Knochenkernen; hievon sind in 103 Paaren (49$)
die beiden Knochenkerne gleich gross, in 75 Paaren (36%) ist der rechte
Kern grösser als der linke und in 33 Paaren (15%) der linke grösser.
In den folgenden beiden Segmenten, (d. h. im 5. und im 6. Brustbein¬
segmente) fand ich 292 Paare von Knochenkernen, hievon ist in 149
Paaren (51%) der rechte Kern grösser als der linke, in 89 Paaren (30%)
sind beide Kerne gleich gross, und in 54 Paaren (19%) der linke Kern
grösser, wobei jedoch der Grössenunterschied nicht bedeutend ist. In diesen
Brustbeinen finden sich mithin im Ganzen 503 Knochenkern Paare, wovon
in 224 Paaren der rechte Kern grösser ist, in 192 Paaren beide Kerne
gleich gross sind und in 87 Paaren der linke Kern grösser ist als der rechte.
Polo. Archiv f biol. o. mcd. Wissensch.
Archives polon. d. scieno. biol. et medio. 30
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424
zwar besonders bei noch kleinen Kernen, in jüngeren Brustbeinen
(bei Embryonen, bei Neugeborenen und bei mehrmonatlichen Kindern),
ist man zur Annahme berechtigt, dass der kleinere Knochenkern später
aufgetreten ist, als der grössere. Auf diese Weise ist z. B. der
Grössenunterschied zwischen den beiden Knochenkernen des dritten
Segmentes in den auf Taf.X, Fig. 37 u. Fig.38 dargestellten Brustbeinen,
des vierten Segmentes auf Taf. X, Fig. 51 und Fig. 52, sowie im
fünften Segmente auf Taf. X, Fig. 52 und Fig. 56 u. s. w. zu erklären.
In späteren Stadien, d. h. wenn beide Kerne desselben Paares bereits
bedeutend ausgewachsen sind, können sie trotz gleicher Grösse un¬
gleich alt sein, oder es kann der jüngere (später gebildete) Knochen¬
kern grösser sein.
Das Auftreten eines von den beiden Knochenkemen desselben
Paares ist in manchen Fällen so sehr verspätet, dass unter¬
dessen in dem nächstfolgenden unteren oder selbst in zwei folgen¬
den, unteren Segmenten bereits ein Knochenkern oder auch beide
Knochenkerne zur Entwickelung gelangen; in solchen Brustbeinen
findet man also in zwei oder in drei aufeinanderfolgenden Segmenten
je einen asymmetrischen Kern (Siehe S. 405) oder unterhalb eines
asymmetrischen Knochenkernes ein vollständiges Paar von Knochen¬
kernen.
Wenn später der in einem oberen Segmente vorderhand noch
fehlende Knochenkern sich gebildet hat, so findet diese ungewöhn¬
liche Reihenfolge, in welcher die Knochenkerne aufgetreten sind,
ihren Ausdruck darin, dass ein Knochenkern eines höheren Segmentes
kleiner ist als der Knochenkern (oder die Knochenkerne) des nächst¬
folgenden unteren Segmentes. So ist z. B. in dem auf Taf. X, Fig. 51
dargestellten Brustbeine der linke Kern des vierten Segmentes wahr¬
scheinlich später aufgetreten, als der rechte Kern des fünften Seg¬
mentes; ebenso ist es wahrscheinlich, dass in dem Brustbeine auf
Taf. X, Fig. 52 der linke Kern des vierten Segmentes jünger ist als die
beiden Kerne des fünften und der rechte Kern des vierten Segmentes,
dass also der linke Kern des vierten Segmentes vielleicht erst mehr
weniger gleichzeitig mit dem rechten Kern des sechsten Segmentes
aufgetreten ist. Aehnliche Verhältnisse findet man in den auf Taf. X,
Fig. 55, auf Taf. XI, Fig. 73, Fig. 74, Fig. 91, auf Taf. XII, Fig. 153
dargestellten Brustbeinen u. s. w.
Sehr bemerkenswert ist die Thatsache, dass, wenn die beiden
Knochenkerne eines Paares nicht gleichzeitig auftreten, der rechte
Kern ungleich viel öfter frühzeitiger auftritt als der
linke und dass nicht selten in mehreren aufeinanderfolgenden Seg¬
menten desselben Brustbeins in dieser Reihenfolge die Bildung von
"N
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425
paarigen Knochenkernen vorsich geht. Zu diesem Schlüsse kommt
man bereits auf Grund der oben (S. 405) hervorgehobenen Thatsache,
dass asymmetrische Kerne in der rechten Brustbeinhälfte viel öfter
Vorkommen als in der linken. Ferner spricht für eine solche An¬
nahme auch der Umstand, dass in Brustbeinen von Embryonen, von
Neugeborenen und von mehrmonatlichen Kindern der linke Knochen¬
kern viel öfter kleiner ist, als der rechte des nächstfolgenden unteren
Segmentes (z. B. Taf. X, Fig. 49, Taf. XI, Fig. 63, Fig. 88) und nur
selten der rechte Knochenkern kleiner als einer von den Knochen-
kemen des nächst unteren Segmentes (z. B. Taf. X, Fig. 50). Bemerkens¬
wert ist jedoch der Umstand, dass ich einen Grössenunterschied zu
Gunsten des linken Kernes verhältnissmässig öfter fand, d. h. bei
17% von Knochenkern-Paaren (Anmerkung auf S. 423), während ein
asymmetrischer linker Knochenkern nur in 14 Brustbeinen sich findet,
und zwar im fünften Segmente in 2 Brustbeinen auf 266 Brustbeine,
welche in diesem Segmente Verknöcherungen zeigen, d. h. in 0-7%
und im sechsten Segmente in 12 Brustbeinen auf 194 Brustbeine
mit Verknöcherungen daselbst, also in 6%. Es zeigt sich nun, dass
ich Fälle, in welchen der linke Knochenkern den rechten desselben
Paares an Grösse übertrifft, relativ viel öfter gefunden habe, als
asymmetrische linke Knochenkerne (also solche Fälle, in welchen
der linke Kern früher auftritt als der rechte). Es ist also entweder
die Zahl der untersuchten Brustbeine eine zu geringe, um auf sta¬
tistischem Wege zu ganz sicheren Schlüssen zu gelangen, oder man
muss annehmen, dass die gefundenen Grössenverhältnisse die Folge
davon sind, dass in gewissen Fällen die linken Kerne trotz ihres
verspäteten Auftretens durch rascheres Wachsthum grösser werden
als die diesbezüglichen rechten (älteren) Kerne.
Als die ursprüngliche, typische und wenigstens für die oberen
Segmente häufigste Reihenfolge, in welcher die paarigen Knochen¬
kerne auftreten, muss man jedenfalls jene ansehen wobei die beiden
Knochenkerne eines Paares entweder gleichzeitig sich bilden oder
binnen einer kurzen Zeit einer nach dem anderen.
Doch kommt es, besonders in den unteren Segmenten, genug
oft vor, dass die beiden Kerne desselben Paares nicht gleichzeitig
auftreten, sondern dass der eine von ihnen, und zwar viel öfter
der linke als der rechte, sich verspätet, und dass indessen im nächst¬
unteren Segmente oder selbst in zwei unteren Segmenten Knochen¬
kerne auftreten.
Genug oft erfolgt die Bildung von paarigen Knochenkernen in
mehreren aufeinanderfolgenden Segmenten des Brustbeinkörpers in
derselben Reihenfolge, nämlich so, dass zuerst der rechte und später
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426
der linke Kern auftritt (z. B. Taf. X, Fig. 49). Nicht selten ist auch,
wie es scheint, eine solche Reihenfolge, dass zuerst der rechte Kern
eines Segmentes auftritt, dann der rechte Kern des nächst-unteren
Segmentes und erst später der linke Kern des ersteren Seg¬
mentes (z. B. Taf. XII, Fig. 153), und dass in dieser Weise die Ver¬
knöcherung weiter nach unten fortschreitet. Es kommt auch vor,
dass zuerst der linke, dann der rechte Kern eines Segmentes erscheint,
und im folgenden Segmente zuerst der rechte Kern (z. B. Taf. X,
Fig. 50). Noch seltener sind die Fälle, in welchen nach dem Auf¬
treten eines rechten Kernes, vor Ausbildung des betreffenden linken
Kernes, im nächst-unteren Segmente ein linker Kern erscheint (Taf. X,
Fig. 60), oder umgekehrt, nach Auftreten nur eines und zwar des
linken Kernes, im nächst unteren Segmente ein rechter Kern erscheint
(Taf. XII, Fig. 140, Fig. 160).
Alle diese Varietäten der Reihenfolge, in welcher die ein¬
zelnen Knochenkerne auftreten, sind durch ein mehr oder weniger
verspätetes Auftreten des einen oder des anderen Knochenkernes zu
erklären, was besonders in den unteren Segmenten immer öfter vor¬
kommt. Als höchster Grad einer solchen Verspätung sind jene Fälle
aufzufassen, in welchen der eine oder der andere Knochenkern im
unteren Theile des Brustbeinkörpers gar nicht auftritt, so dass
schliesslich die in den oberen Segmenten zur Ausbildung gekommenen
Knochenkerne durch ein bedeutenderes Wachsthum auch in jene
Theile des Brustbeinknorpels sich erstrecken, welche in anderen
Fällen besondere Knochenkerne besitzen.
Eine gewisse Zahl von Brustbeinen, und zwar circa 24% der
Gesammtzahl, hat Knochenkerne nur in den drei oberen Segmenten,
von wo aus nach und nach die Ossification des ganzen knorpeligen
Brustbeinkörpers zu Stande kommt. Man muss also zugeben, dass
in diesen Fällen die Knochenkerne der beiden unteren Segmente
des Brustbeinkörpers, nämlich jene des sechsten und des siebenten
Segmentes abortiv zu Grunde gegangen sind. Noch viel häufiger,
nämlich in 94% der Fälle, constatiert man im siebenten Segmente
ein vollständiges Fehlen von Knochenkernen, also eine vollständige
Rückbildung der Verknöcherung dieses Segmentes.
In den beiden letzten Segmenten des Brustbeinkörpers kommt
auch eine einseitige Verkümmerung der Knochenkerne vor. Im
siebenten Segmente habe ich unter 190 Brustbeinen von Kindern
über zwei Jahre nur in 3, d. h. in 1-5% eine vollständige Ver¬
knöcherung (d. h. einen medianen Knochenkern) gefunden, woraus
zu folgern ist, dass die Knochenkerne des siebenten Segmentes in
5-5% der Fälle einseitig und in 93% der Fälle beiderseitig (also
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427
vollständig) verloren gehen. Von diesen 190 Brustbeinen haben im
sechsten Segmente eine vollständige Verknöcherung (einen medianen
Knochenkern oder ein completes Paar von Knochenkernen) nur 91
Brustbeine (d. h. 47.9%)) einen asymmetrischen Kern (mithin eine
einseitige Verkümmerung der Verknöcherung) 50 Brustbeine (d. h.
26 - 4%) und 49 Brustbeine (25-7%) zeigen gar keine Knochenkerne
(also eine vollständige Verkümmerung der Verknöcherung).
Eine einseitige Verkümmerung der Verknöcherung kommt auch
im fünften Segmente vor, und zwar in 8% der Fälle (vergl. Anmer¬
kung auf S.404) obwohl in diesem Segmente eine solche Verkümmerung
der Ossification nur in höchst seltenen Ausnahmsfällen getroffen wird
(Vergl. S. 401).
Dass im siebenten Segmente in der überwiegenden Mehrzahl
der Fälle (93%) und im sechsten Segmente auch ziemlich oft gar
keine Knochenkerne auftreten, könnte man füglich in folgender
Weise erklären. Trotz gewisser Ausnahmen unterliegt es keinem
Zweifel, dass in den unteren Segmenten des Brustbeinkörpers die
Knochenkerne gewöhnlich in einer solchen Reihenfolge sich bilden,
dass in einem bestimmten Segmente ein Knochenkern erst dann
auftritt, wenn ein solcher in dem nächst-oberen Segmente bereits
vorhanden ist. Andererseits reicht die Zeitperiode, innerhalb welcher
neue Knochenkerne auftreten, nur bis gegen Ende des zweiten
Lebensjahres, (wie ich das Recht habe, auf Grund des untersuchten
Materiales zu schliessen). Wenn demnach die Bildung von Knochen¬
kernen in den mittleren Brustbeinsegmenten aus irgend welchem
Grunde sich verspätet hat, so kann diese Verspätung zur Folge
haben, dass in den unteren Segmenten überhaupt keine Knochen¬
kerne mehr auftreten. Wenn nämlich im Verlaufe des zweiten
Lebensjahres im fünften Segmente noch kein Knochenkern sich ge¬
bildet hatte und ein solcher erst später auftritt, so muss dies eine
noch bedeutendere Verspätung der Verknöcherung des sechsten Seg¬
mentes nach sich ziehen, oder es bleibt, so zu sagen, für die Bildung
eines Knochenkernes in diesem Segmente keine Zeit mehr übrig.
Im siebenten Segmente fehlt ein Knochenkern nicht nur in jenen
Fällen, in welchen es zur Bildung einer Verknöcherung im sechsten
Segmente nicht gekommen ist, sondern auch in jenen Fällen, in
welchen die Verknöcherung des sechsten Segmentes erst sehr spät
aufgetreten ist, und mithin zur Ausbildung eines Knochenkernes
im siebenten Segmente keine Zeit mehr geblieben ist. Jedenfalls
erscheint es plausibel, dass die Verspätung des Auftretens von
Knochenkernen in den mittleren Segmenten des Brustbeinkörpers in
einem Causalnexus mit dem oftmaligen Fehlen von Knochenkernen
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428
in den beiden letzten Segmenten steht. Beide Erscheinungen müssen
als ein Ausdruck einer Rückbildung des Ossificationsprozesses im
unteren Theile des Brustbeinkörpers aufgefasst werden.
Als einen sehr interessanten Befund muss ich hier noch an¬
führen, dass manchmal noch weiter caudalwärts gelagerte Knochen¬
kerne Vorkommen. In einem Brustbeine (Taf. XI, Fig. 120), an
welches beiderseits je acht Rippenpaare sich ansetzen, habe ich
unterhalb des Knochenkernes des siebenten Segmentes noch einen
Knochenkern gefunden, welcher offenbar einem achten Segmente
entspricht. Dieser Knochenkern liegt in der Medianlinie ähnlich wie
die oberhalb desselben befindlichen, doch muss man ihn, aus Gründen,
welche oben (S. 407—409) auseinandergesetzt worden sind, als einen
asymmetrischen und nur auf die Medianlinie gerückten ansehen. Das
Vorhandensein eines solchen Knochenkernes in diesem Brustbeine
spricht dafür, dass dieses Brustbein thatsächlich aus acht Segmenten
besteht, dass mithin das achte Rippenpaar, welches an das Brust¬
bein anstosst, an der Bildung der Brustbeinanlage theilgenommen hat.
Das Wachsthum der Knochenkerne hat Gestaltänderungen der¬
selben zur Folge. So lange die Knochenkerne noch klein sind,
haben sie eine mehr oder weniger rundliche Form, und nur ausnahms¬
weise eine unregelmässige Gestalt (Taf. XI, Fig. 81).
Die medianen Kerne behalten beim Wachsthum ziemlich lange
ihre ursprüngliche Gestalt von rundlichen Platten und erreichen
dabei eine ziemlich bedeutende Grösse, besonders in den beiden
oberen Segmenten des Brustbeinkörpers. Schliesslich schreitet das
Wachsthum in einer gewissen Richtung doch rascher fort und die
Knochenplatte bekommt eine elliptische Form, wobei ihr längster
Durchmesser bald eine transversale, bald eine longitudinale, bald eine
schiefe Richtung zeigt. Wenn die Rippen zum Brustbeinrande
symmetrisch treten, so hat die lange Achse der elliptischen Knochen¬
platten eine quere Richtung (z. B. Taf. X, Fig. 17, Taf. XII, Fig. 138)
oder auch eine rein verticale (z. B Taf. X, Fig. 36). Quer-elliptische
Knochenplatten trifft man öfter bei jüngeren Kindern und zwar vor¬
wiegend in den beiden oberen Segmenten des Brustbeins, während
in den unteren Segmenten dieselben mehr rundlich oder auch längs¬
elliptisch erscheinen.
Bei Asymmetrie der Rippenansätze findet man mediane Ver¬
knöcherungen von elliptischer Gestalt schief gelagert, indem die
längste Achse einer solchen Platte auf jener Seite nach unten
geneigt ist, an welcher die betreffende Rippe sich weiter abwärts
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429
inseriert (z. B. Taf. X, Fig. 59, Taf. XI, Fig 68). Solche elliptische,
schief liegende Knochenplatten findet mau öfter ira dritten und im
vierten Segmente, viel seltener im fünften Segmente und zwar in
ein-zweireihigen Brustbeinen und nur ausnahmsweise in einreihigen
(Taf. X, Fig. 15).
Die schief-elliptische Form von wachsenden Knochenkernen in
Brustbeinen mit asymmetrischen Rippenansätzen ist offenbar die
Folge davon, dass die Verknöcherungen beim Wachsen die Grenzen
der betreffenden Segmente nicht überschreiten und der schiefen
Gestalt der Segmente sich anpassen *
Schief-elliptische Knochenplatten entstehen auch aus der Ver¬
schmelzung von zwei Knochenkernen eines Paares, wenn der eine
höher, der andere mehr unten gelegen war, wie dies eben bei
Asymmetrie der Rippenansätze der Fall ist. Man beobachtet nämlich
nicht selten am oberen und am unteren Rande einer solchen schief¬
elliptischen Verknöcherung Einbuchtungen als Anzeichen einer noch
nicht ganz vollständigen Verschmelzung der ursprünglich paarigen
Hälften der Verknöcherung (z. B. Taf. XI, Fig. 75, Fig. 83).
In dieser Weise kommen wahrscheinlich auch die schief-ellipti¬
schen Verknöcherungen zu Stande, welche man in Brustbeinen mit nur
unbedeutender Asymmetrie der Rippenansätze oder selbst in ganz
symmetrischen Brustbeinen antrifft, also in Brustbeinen, in welchen
eben auch schief neben einander gelegene paarige Knochenkerne
Vorkommen (Vergl. S. 414).
Die elliptische Gestalt der Verknöcherungen ändert sich bei
ihrem weiteren Wachsthum in der Weise, dass zuert der obere und
der untere Rand und später auch die beiden Seitenränder eine
immer mehr geradlinige Form annehmen. Die Knochenplatten werden
also viereckig und die Ecken dieser Vierecke, welche den Rippen-
ausätzen entsprechen, sind abgestutzt und anfangs abgerundet,
auch die Seitenränder etwas convex (z. B. Taf. X, Fig. 25, Taf. XI,
Fig. 108). Am längsten bleibt der obere Rand convex an der
Knochenplatte des dritten Segmentes und wird geradlinig erst dann,
wenn die Verknöcherung des Brustbeinhandgriffes sich ihr genähert
hat. Wenn unterhalb einer medianen Knochenplatte zwei (paarige)
Verknöcherungen sich befinden, (Taf. XI, Fig. 78, Fig. 79, Fig. 80)
oder ein asymmetrischer Knochenkern, so bildet ihr unterer Rand
keine gerade Linie, sondern ist gekrümmt (concav), oder gebrochen.
Manchmal findet man am unteren Rande einer medianen Knochen¬
platte einen dreieckigen Fortsatz, welcher zwischen die beiden
paarigen Platten des nächst-unteren Segmentes eingekeilt ist
(Taf. XI, Fig. 65).
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430
Beim weiteren Wachsthum verlieren die abgestutzten Ecken
der Knochenplatten ihre Abrundung und ihre Seitenränder, welche
gegen die Zwischenrippen-Einschnitte des Brustbeins sehen, bekommen
eine concave Form, wodurch die Knochenplatte ihre definitive Gestalt
annimmt (Taf. X, Fig. 26, Fig. 30).
In den beiden letzten Segmenten haben die medianen Ver¬
knöcherungen noch ihre ovale Gestalt zur Zeit, als sie mit einander
und mit den nächst-oberen Knochenplatten verschmelzen, und erst
der ganze, aus dieser Verschmelzung hervorgegangene Complex
wächst weiter gegen die Seftenränder und gegen das untere Ende
des Brustbeinkörpers. Der untere Rand des letzten, d, h. am
meisten caudalwärts gelegenen Knochenkernes bleibt convex (Taf. X,
Fig. 20).
Die Gestalt der paarigen und der asymmetrischen Verknöche¬
rungen zeigt eine viel grössere Mannigfaltigkeit als jene der medianen.
Es ist dies besonders im unteren Theile des Brustbeinkörpers zu be¬
obachten, wo die paarigen Knochenkerne erst spät mit einander ver¬
schmelzen. Die anfangs rundlichen, paarigen Kerne nehmen sehr
bald eine längs-elliptische Gestalt an, und zwar manchmal eine stark
in die Länge gezogene (z. B. Taf. X, Fig. 50, Taf. XI, Fig. 92). Die
einander zugekehrten Ränder derselben verlieren bald, indem sie sich
einander nähern, ihre Convexitäten, werden parallel und, wenn die
beiden Platten nicht frühzeitig mit einander verschmelzen, so be¬
kommen sie eine solche Gestalt, dass beide zusammen ein Viereck
mit abgerundeten Ecken bilden, welches der Gestalt einer medianen
Knochenplatte entspricht, jedoch durch eine verticale Spalte in zwei
Theile getheilt ist (Taf. XI, Fig. 80). Es ist dies jedoch nur selten
der Fall. Gewöhnlich wachsen die paarigen Verknöcherungen so,
dass sie sich mehreren anderen, daneben, oberhalb und unterhalb
derselben gelegenen Verknöcherungen nähern und in Folge dessen
polygonale Gestalten an nehmen; eine solche Platte hat sodann,
ausser einem, dem Sternalrande zugekehrten Rande noch eine
Anzahl von Rändern, welche der Zahl der in ihrer Nachbarschaft
befindlichen Knochenplatten entspricht. Liegt eine Knochenplatte
z. B. zwischen drei anderen, von denen die eine neben ihr und die
beiden anderen oberhalb und unterhalb derselben sich befinden, so
bekommt sie ausser ihrem lateralen Rande noch drei Ränder, welche
den entsprechenden Rändern der benachbarten Knochenplatten pa¬
rallel sind (Taf. XI, Fig. 79, Fig. 80). Wenn ausser dem noch eine
vierte Platte in der Nähe sich befindet, so wird die Gestalt fünf¬
eckig (Taf. XI, Fig. 79, Fig. 84) Da die Anordnung, die Zahl und
die Grösse der paarigen Knochenkerne eine höchst variable ist, so iaj
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431
auch die Gestalt dieser Verknöcherungen eine sehr mannigfaltige.
Der Brustbeinkörper erscheint sodann als eine Knochenplatte, welche
in den verschiedensten Richtungen durch knorpelige Fugen getheilt
ist, welche bald geradelinig, bald gekrümmt, oder selbst wellig ver¬
laufen; die Ränder von benachbarten Platten sind jedoch stets gegen
einander parallel.
Die oberen und die unteren Ränder der paarigen Knochen*
platten sind gewöhnlich geradlinig, doch kommt bei ihnen ein ge¬
bogener oder gebrochener Verlauf öfter vor als bei medianen Platten.
In Folge dessen sind diese Ränder bei paarigen Verknöcherungen
besonders in den unteren Segmenten des Brustbeinkörpers nicht
immer mit den betreffenden Rippenlinien parallel (z. B. Taf. XI,
Fig. 79, Fig. 80).
Noch öfter als die oberen und unteren Ränder sind die Seiten¬
ränder der paarigen Verknöcherungen gekrümmt (concav oder convex)
oder wellenförmig (Taf. X, Fig. 54, Taf. XI, Fig. 83, Fig. 110).
Die Ränder der Knochenplatten des Brustbeinkörpers und zwar
sowohl der medianen als auch der paarigen und asymmetrischen
sind in ihren sämmtlichen Entwickelungsstadien glatt und eben.
Einschnitte, welche man ziemlich oft an zwei gegenüberliegenden
Rändern findet, stammen davon, dass diese Platte aus zwei Knochen¬
kernen enstanden ist, welche noch nicht ganz vollständig mit ein¬
ander verschmolzen sind. Solche Einschnitte begegnet man ent¬
weder am oberen und am unteren Rande (manchmal nur an einem
von diesen Rädern) als Spuren einer noch nicht ganz vollständigen
Verschmelzung von paarigen Knochenkernen des betreffenden Seg¬
mentes (z B. Taf. XI, Fig. 87—90) oder an beiden Seitenrändern als
Spuren der Verschmelzung des Hauptknochenkernes mit einem
accessorichen Knochenkerne (Taf. XII, Fig. 180) oder der Verschmelzung
von Knochenkernen zweier aufeinander folgender Segmente (Taf. X,
Fig. 26 - 28).
Das Wachsthum der Knochenkerne hat, wie bereits auseinder-
gesetzt, zur Folge, dass die einzelnen Knochenkerne einander sich
nähern und dass zwischen ihnen nur schmale, geradlinige Zwischen¬
räume als Fugen übrig bleiben, von denen die horizontalen die Ver¬
knöcherungen der einzelnen Segmente scheiden und den Zwischen¬
rippenlinien entsprechen, während die übrigen verschiedene Rich¬
tungen haben. Schliesslich erstrecken sich die Verknöcherungen
bis zu den Seitenrändern des Brustbeins und nehmen die ganze
Breite des Brustbeinkörpers ein.
Die Verknöcherungen des dritten und des vierten Segmentes
welche zuerst auftreten und rascher wachsen, erreichen auch am
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432
frühzeitigsten den Brustbeinrand, in manchen Fällen bereits bei
Kindern im zweiten Lebensjahre (Taf. XI, Fig. 77). Die Verknöche¬
rung des dritten Segmentes erreicht den Brustbeinrand gewöhnlich
früher als die des vierten Segmentes, manchmal kommt umgekehrt
der Knochenkern des vierten Segmentes früher bis zum Brustbein¬
rande (z. B. Taf. XI, Fig. 70). Manchmal erreicht eine Verknöche¬
rung den einen Rand des Brustbeins früher als den anderen (z. B.
Taf. XI, Fig. 79, Fig. 96).
Im fünften Segmente erreichen die Verknöcherungen den Brust¬
beinrand später als in den beiden oberen Segmenten und zwar am
frühesten im dritten Lebensjahre. Doch sieht man bei älteren und
selbst über 10 Jahre alten Kindern, dass der eine oder selbst beide
Ränder der Verknöcherung dieses Segmentes den Brustbeinrand noch
nicht erreicht haben. Paarige Verknöcherungen können bis zum
Brustbeinrande sich erstrecken, noch bevor sie mit einander ver¬
schmolzen sind (z. B. Taf. XI, Fig. 95).
Die Verknöcherungen des sechsten Segmentes erreichen die
Brustbeinränder noch später und zwar erst im sechsten Lebensjahre
oder noch später. So sieht man z. B., dass in den aut Taf. X, Fig. 59
(7 Jahre) und auf Taf. XII, Fig. 158 (10 Jahre) dargestellten Brust¬
beinen die Verknöcherungen des sechsten Segmentes noch nicht bis
zum Sternalrande reichen.
Der Knochenkern des siebenten Segmentes erreicht die Brust¬
beinränder nicht vor seiner Verschmelzung mit der Verknöcherung
des sechsten Segmentes.
3. Ueber das Verwachsen der Knochen kerne desBrust-
beinkörpers untereinander.
Den letzten Schritt zur vollständigen Verknöcherung des Brust¬
beinkörpers bildet die Verbindung der durch das Wachsthum der
einzelnen Knochenkerne entstandenen Knochenplatten untereinander.
Die Verschmelzung der in den einzelnen Segmenten auftretenden
Knochenkerne beginnt manchmal sehr frühzeitig und zwar bevor
noch sämmtliche Knochenkerne des betreffenden Brustbeins aufge¬
treten sind. Man beobachtet schon bei Embryonen und bei neuge¬
borenen Kindern manchmal eine bereits weit fortgeschrittene Ver¬
wachsung der paarigen Knochenkerne eines der oberen Segmente,
während in den unteren Segmenten die Knochenkerne noch ganz
klein sind und weit von einander entfernt liegen (z. B. Taf. XII,
Fig. 148, Fig. 172, Fig. 175).
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433
Die Verknöcherungen benachbarter Segmente gehen mit ein¬
ander in Verbindungen erst später ein, und zwar erst dann, wenn
keine neuen Knochenkerne mehr auftreten *).
Wenn benachbarte Knochenkerne, welche eine rundliche Gestalt
haben, durch Wachsthum sich vergrössern, so müssen zuerst zwei
gegenüberliegende Punkte ihrer convexen Ränder einander sich
nähern. An diesen Punkten kommt es jedoch nicht zur Berührung
und zur Verschmelzung der beiden Knochenkerne, wie man dies
erwarten könnte, sondern es behalten die Knochenkerne, wie bereits
oben bemerkt, noch eine längere Zeit ihre Selbständigkeit, so dass
bei ihrem weiteren Wachsthume längere Strecken ihrer Ränder Zeit
haben, einander sich zu nähern und zwar bis auf eine geringe
Entfernung, ohne mit einander in Berührung zu kommen. Auf
diese Weise bekommen benachbarte Knochenkerne, welche ihr
Wachsthnm bereits vollendet haben, die Gestalt von polygonalen
Knochenplatten und bleiben noch getrennt durch schmälere oder
breitere Zwischenräume, deren Ränder parallel sind, abgesehen
davon, ob sie gerade, gebogen oder wellenförmig verlaufen. Dieser
Zwischenraum oder Spalt ist in dem Zeitpunkte, in welchem beide
Knochenplatten zu verschmelzen beginnen gewöhnlich sehr schmal,
doch manchmal auch verhältnissmässig ziehmlich breit (2—3 mm),
wie z. B. auf Taf. XI, Fig. 115. Schliesslich erscheint nämlich in
der Mitte des Spaltes oder unweit seiner Mitte, und nur ausnahms¬
weise an einem Ende desselben eine schmale knöcherne Brücke,
') Als Beleg hiefilr kann ich die Thatsache anfiihran, dass unter
454 Brustbeinen ich 44 solche fand, in denen die Verknöcherungen des
fünften und des sechsten Segmentes verschmolzen sind, während im sie¬
benten Segmente sich kein Knochenkern vorfindet (z B. Taf. X, Fig. 19
bis 23); 11 Brustbeine, in welchen die Verknöcherungen des vierten und
des fünften Segmentes verbunden sind und in den beiden letzten Segmenten
(im 6. u. 7.) Knochenkerne fehlen (z. B. Taf. X, Fig. 29 — 31). Wenn ein
asymmetrischer Knochenkern mit der Verknöcherung des nächst-oberen Seg¬
mentes zu verwachsen beginnt, so tritt neben diesem asymmetrischen Knochen¬
kerne eiu zweiter (desselben Paares) ebenfalls nicht mehr auf (z. B Taf.
XI, Fig. 95, Fig. 106). Ich fand innerhalb des untersuchten Materiales
21 Brustbeine, welche dies beweisen. Unter den 454 Brustbeinen habe
ioh dagegen nur 4 Brustbeine gefunden, welche füglich als Ausnahmen
von dieser allgemeinen Regel gelten könnten, und auf Taf. XI, Fig. 98,
Fig. 116, Fig 118 und Fig 120 dargestellt sind. In diesen Brustbeinen
findet man die Verknöcherungen von zwei auf einander folgenden Seg¬
menten bereits vollständig mit einander verschmolzen und daneben oder
unterhalb einen sehr kleinen Knochenkern, von welchem man annehmen
könnte, dass er unlängst, also bereits nach Verschmelzung der anderen
Knochenkeme aufgetreten ist.
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welche die beiden Knochenplatten mit einander verbindet; die beiden
Ränder dieser Brücke sind mit einander parallel und senkrecht zu
den Rändern der beiden Knochenplatten, welche den Spalt begrenzen,
(z. B. Taf. X, Fig. 20, Taf. XI, Fig. 83). Nur sehr selten findet man
eine solche Verbindungs-Brücke zwischen zwei Knochenplatten,
deren gegenüberliegende Ränder noch convex (Taf. XI, Fig. 114) oder
noch weit von einander entfernt sind (Taf. XII, Fig. 131, Fig. 153);
solche Verhältnisse habe ich fast nur in Brustbeinen von Neuge¬
borenen gefunden und zwar in den unteren Theilen des Körpers.
Eine Verbindungsbrücke zwischen zwei benachbarten Knochen¬
platten kann auf eine dreifache Weise sich bilden:
Am häufigsten nehmen an ihrer Bildung beide Knochenplatten
Theil, welche sich mit einander verbinden. An zwei gegenüber¬
liegenden Punkten der Ränder, welche den Spalt begrenzen, tritt
je ein conischer Fortsatz mit abgerundeter Spitze auf. Aus der
Verbindung der beiden Fortsätze, deren Spitzen gegeneinander ge¬
richtet sind, entsteht nun die Knochenbrücke, welche beide Platten
mit einander verbindet.
Die zweite Art der Bildung der Knochenbrücken besteht darin,
dass nur an der einen Knochenplatte ein conischer Fortsatz sich
bildet, bis zur anderen Knochenplatte wächst, welche sich ganz
passiv verhält und deren Rand ganz glatt bleibt.
In selteneren Fällen bildet sich am Rande der einen Platte ein
conischer Fortsatz, während am Rande der anderen Platte eine ent¬
sprechende Vertiefung (ein Grübchen) entsteht, in welches die Spitze
des Fortsatzes später hineinwächst.
Bei der Verbindung von zwei einfachen Platten, d. h. von
solchen, welche durch Wachsthum nur je eines einzigen Knochen¬
kernes entstanden sind, bildet sich in der Regel nur eine Verbindungs¬
brücke, wie ich dies an zahlreichen Brustbeinen constatiert habe,
nur ausnahmsweise treten zwei solche Brücken auf (in 4 Fällen,
z. B. Taf. XI, Fig. 82) und noch seltener drei (in 2 Fällen).
Wenn hingegen eine oder beide mit einander in Verbindung
tretende Knochenplatten selbst aus der Verschmelzung von zwei
Knochenkernen hervorgegangen sind, so treten zwischen ihnen zwei
Verbindungsbrücken auf.
Diese Beobachtungen in Betreff der Zahl der Knochenbrücken
gestatten den ursprünglichen (embryonalen) Typus eines Brustbeins
auch in späteren Entwickelungsstadien aus der Zahl der Knochen¬
brücken, welche die Verknöcherungen der einzelnen Segmente mit
einander verbinden, mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit zu be¬
stimmen. Wenn nämlich die Knochenplatten zweier Segmente nur
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435
durch eine, in der Medianlinie gelegene Knochenbrücke mit einander
verbunden sind, so kann man annehmen, dass in einem jeden von
diesen Segmenten von Anfang an nur je ein Knochenkern vorhanden
war (z. B. Taf. X, Fig. 20, Fig. 25); wenn dagegen die Knochenplatten
der aufeinander folgenden Segmente durch zwei, zu beiden Seiten
der Medianlinie befindliche Knochenbrücken in Verbindung treten,
so muss man schliessen, dass entweder in diesen beiden oder we¬
nigstens in einem dieser Segmente ursprünglich paarige Knochen¬
kerne vorhanden waren, welche jedoch mit einander verschmolzen
sind (Taf. XI, Fig. 104. Fig. 106, Fig. 107).
Ich habe nur zwei Brustbeine gefunden, welche in dieser Hin¬
sicht anders sich verhalten, und zwar ein embryonales Brustbein
und ein Brustbein von einem 9-jährigen Kinde.
Nach dem Auftreten einer Knochenbrücke schreitet der Verschmel¬
zungsprozess der Knochenplatten dadurch fort, dass die Verbindungs¬
brücke immer breiter wird und successive den ganzen Spalt einnimmt,
welcher noch mit Knorpel ausgefüllt war. Man begegnet Knochen¬
brücken von verschiedener Breite. Wenn eine solche Knochenbrücke
bereits aufgetreten ist, so wachsen die Knochenplatten nicht mehr
und ihre Verschmelzung schreitet nur durch Breiterwerden dieser
Verbindungsbrücke fort, und selbst bei einer bedeutenderen Breite
des Spaltes bleiben dessen Ränder parallel (z. B. Taf. XI, Fig. 115
und Fig. 118). Der Verschmelzungsprozess der Knochenkerne beginnt
fast immer früher und schreitet schneller vor in dem dorsalen
Theile des Brustbeins als im ventralen '): die Verbindungsbrücken
treten zunächst zwischen den dorsalen Partien der Knochenkerne
auf und wachsen von da aus in die Breite. Die Anfangsstadien der
Bildung dieser Knochenbrücken sind mithin zunächst bei der Be¬
sichtigung des Brustbeins von der dorsalen Seite bemerkbar und
auch in jenen Fällen, in welchen die Verbindung zwischen den
Ossificationen bereits weiter vorgeschritten ist, erscheint dieselbe
deutlicher und umfangreicher an der dorsalen Seite. Die Grenze
zwischen zwei Verknöcherungen erscheint da gegen an der dorsalen Seite
oft bereits ganz verwischt, während sie vorne noch ganz deutlich zu
sehen ist. In einem gewissen Entwickelungsstadium erscheint die dorsale
Fläche des Brustbeins glatt, während an der vorderen Fläche noch
ganz deutliche Furchen sich vorfinden, welche die Grenzen der ein¬
zelnen Knochenplatten bezeichnen, aus welchen der Brustbeinkörper
hervorgegangen ist. Selbst bei Erwachsenen findet man bekannter-
massen im oberen Theile des Brustbeinkörpers an der vorderen
') Auf dieses Verhalten hat bereits S appey (13) aufmerksam gemacht.
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436
Fläche noch Spuren der ursprünglichen Zusammensetzung desselben
aus einzelnen Segmenten in Form von zwei oder von drei rauhen
Linien, welche den Zwischenrippenlinien entsprechen, wogegen die
dorsale Fläche ein gleichmässiges Aussehen zeigt.
Die paarigen Verknöcherungen der einzelnen Brustbeinsegmente
verschmelzen mit einander in einer gewissen, constanten Reihenfolge,
welche man bereits aus der Entfernung der einzelnen Knochen¬
kernpaare erschliessen kann. In allen jüngeren Brustbeinen ist der
Abstand zwischen den beiden paarigen Knochenkernen im obersten
der Segmente, (welche Knochenpaare enthalten), am geringsten, in den
folgenden unteren Segmenten wird dieser Abstand immer grösser
(z. B, Taf. X, Fig. 51 und Fig. 52). Es ist dies offenbar die Folge
davon, dass in den oberen Segmenten die Knochenkerne frühzeitiger
auftreten und beim Wachsthum auch frühzeitiger einander sich nähern.
In älteren, beziehungsweise in der Entwickelung weiter vorge¬
schrittenen Brustbeinen sind die Unterschiede der Abstände der
paarigen Knochenkerne in den verschiedenen Segmenten geringer
oder es sind die Abstände gleich (Taf. XI, Fig. 79 und Fig. 80).
Diesem Verhalten der Abstände zwischen den beiden Knochen¬
kernen der einzelnen Paare entspricht auch die Thatsache, dass die
Verbindung zwischen den beiden Kernen eines Paares
zuerst in dem obersten Segmente auftritt, welches
ein solches Knochenkernpaar enthält, und dann der
Reihe nach in den nach unten zu folgenden Segmenten 1 ).
Wenn im Brustbeinkörper der Verschmelzungsprozess der ein¬
zelnen Knochenpaare bereits weiter vorgeschritten ist, und zwei auf¬
einander folgende Segmente umfasst, so sind in dem oberen von
beiden Segmenten die beiden Knochenkerne vollständiger, d. h. mit
einem grösseren Theile ihrer Ränder mit einander verschmolzen, als
im unteren; im oberen Segmente findet man z. B. nur noch Ein¬
schnitte am oberen und am unteren Rande der bereits einheitlichen
Verknöcherung, während im unteren Segmente die beiden Knochen¬
kerne nur durch eine schmale Brücke in Verbindung stehen (Siehe
Taf. XI, Fig. 83).
*) Unter 454 Brustbeinen, von denen 299 ein- oder einzwei-reihig
sind, habe ich nur 9 Brustbeine (3%) gefunden, in welchen die Ver¬
schmelzung der paarigen Knochenkerne in einem unteren Segmente früh¬
zeitiger zu Stande gekommen ist als in einem oder in mehreren oberen
Segmenten (z. B. Taf. XI, Fig. 109, Fig. 110).
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437
Es ist bemerkenswert, dass bei der Verbindung der paarigen
Knochenkerne eines Segmentes, ihre oberen Theile früher und rascher
mit einander sich verbinden als die unteren Theile. In älteren Brust¬
beinen findet man nicht selten eine mediane Knochenplatte, welche
am unteren Rande einen tiefen Einschnitt zeigt, während an ihrem
oberen Rande nur eine seichte Grube sich befindet oder auch eine
solche fehlt (Taf. XI, Fig. 92). Eine solche Knochenplatte ist offen¬
bar aus der Verschmelzung von zwei paarigen Verknöcherungen
hervorgegangen; hiefür sprechen nicht nur die erwähnten Einschnitte
an ihren Rändern (oder wenigstens am unteren Rande), sondern
auch der Umstand, dass in den folgenden unteren Segmenten noch
getrennte, paarige Ossificationen vorhanden sind.
Die Zeitperiode, in welcher die paarigen Knochenkerne der
einzelnen Segmente mit einander sich zu vereinigen beginnen, lässt
sich nicht genauer bestimmen, und unterliegt bedeutenden Schwan¬
kungen, so dass auf dieser Grundlage es nicht möglich ist, auf das
Alter der betreffenden Kinder zu schliessen. Man kann also nur
annähernd für ein jedes Segment die Zeitperiode bezeichnen, inner¬
halb welcher die paarigen Verknöcherungen mit einander sich ver¬
binden.
Im dritten Segmente kommt die Verbindung der beiden paarigen
Knochenkerne manchmal noch im intrauterinen Leben zu Stande,
in anderen Fällen erst im 3-ten oder im 4-ten Lebensjahre. Ich habe
nämlich in zwei Brustbeinen von 8-monatlicben Embryonen, von
denen das eine auf Taf. XI, Fig. 116 abgebildet ist, die beiden
paarigen Knochenkerne bereits mit einander vereinigt angetroffen;
von 34 zweireihigen Brustbeinen von Kindern bis zu 4 Jahren waren
in 31 Brustbeinen die beiden Knochenkerne des dritten Segmentes
mit einander verbunden, und nur in 3 Brustbeinen noch getrennt.
In Brustbeinen von Kindern über 4 Jahre habe ich dagegen immer
die Verknöcherungen des dritten Segmentes bereits verschmolzen
angetroffen.
Im vierten Segmente vereinigen sich die paarigen Verknöche¬
rungen mitunter bereits im siebenten Foetal-Monate, dagegen trifft
man sie manchmal getrennt noch im 9. Lebensjahre. Bei Embryonen
habe ich nämlich auf 9 Brustbeine, welche in diesem Segmente
paarige Verknöcherungen zeigen, in 5 Brustbeinen dieselben noch
getrennt gefunden und in 4 Brustbeinen (von 6—9 monatlichen Em¬
bryonen) bereits verbunden. Bei Neugeborenen und bei Kindern
bis zu 1'/* Jahren fand ich in der Mehrzahl der Fälle (in 54 auf 68,
d. h. in 63%) die Knochenkerne noch getrennt, in der Minderzahl (in 32
auf 86 Fälle, d. h. in 27%) verbunden. Von 1% Jahren angefangen
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438
bis zu 8 Jahren, habe ich in einer jeden Altersperiode in der Mehr
zahl der Fälle (in 42 Fällen, d. h. in 64%) die Verknöcherungen
bereits verbunden angetroffen und in der Minderzahl der Fälle (24
auf 66, d. h. 36%) getrennt. Bei 9-jährigen und älteren Kindern habe
ich in allen Fällen im vierten Segmente bereits eine einfache Knochen¬
platte gefunden.
Im fünften Segmente tritt die Verbindung der paarigen Ver¬
knöcherungen frühestens am Ende des Foetallebens auf, spätestens
gegen das 15-te Lebensjahr. Ich habe 9 embryonale Brustbeine vor
mir mit paarigen Knochenkernen im fünften Segmente, und bei
keinem einzigen findet sich eine Verbindung zwischen diesen beiden
Knochenkernen *). Unter den Brustbeinen von Neugeborenen habe
ich in 7 (d. h. 24%), Verbindungen zwischen den beiden Knochen¬
kernen dieses Paares constatiert, dagegen in 22, (d. h. 76%) noch
ganz getrennte Kerne. Auch bei Kindern bis Ende des zweiten
Jahres trifft man eine Verbindung noch selten (in 14 Brustbeinen
auf 89, d. h. in 17%); im Alter von 2—4 Jahren öfter (in 24 Brust¬
beinen auf 71, d. h. in 34%); im Alter von 5—11 Jahren bereits in
der Hälfte der Fälle (in 12 Brustbeinen auf 24, d. h. in 50%). Doch
habe ich zwei getrennte Knochenkerne im fünften Segmente noch
bei einem 12-jährigen und bei einem 13-jährigen Kinde getroffen;
im späteren Alter waren diese Kerne immer verbunden.
Im sechsten Segmente habe ich nur bei einem einzigen Neu¬
geborenen eine Verbindung zwischen den beiden paarigen Kernen
constatiert, und zwar vermittelst eines zwischen diese beiden Kerne
eingeschalteten accessorischen Kernes, also eine indirecte Verbindung.
Sonst kommt eine Verbindung der paarigen Kerne dieses Segmentes
erst vom 2-ten Lebensjahre an vor, und auch jetzt nicht oft, denn
bis zum 14. Lebensjahre findet man bei der Mehrzahl der Brustbeine
noch ganz getrennte paarige Kerne im sechsten Segmente. Auf 46
Brustbeine von Kindern zwischen 1 und 12 Jahren mit paarigen
Knochenkernen in diesem Segmente, habe ich nur in 10 Brustbeinen
(21%) constatiert, dass dieselben mit einander in Verbindung treten ’).
Aus der Zusammenstellung der soeben angeführten Befunde
ergibt es sich, dass die Zeitperiode, in welcher die paarigen Kerne
untereinander sich verbinden, für das dritte Segment am kürzesten
ist, für das vierte Segment viel länger, (zweimal so lang) und für
') In dieser statistischen Zusammenstellung sind die Brustbeine mit
einem asymmetrischen Kerne nicht berücksichtigt worden
*) Im siebenten Segmente kommen, wie bereits oben bemerkt, voll¬
ständige Knochenkern-Paare nicht vor, sondern nur mediane oder asym¬
metrische Knochenkerne (Siehe S. 26).
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439
das fünfte und das sechste Segment am längsten. Die paarigen
Knochenkerne zeigen also die grösste Tendenz zum Verschmelzen
in den oberen Segmenten des Brustbeinkörpers, nämlich in jenen,
in welchen sie am frühzeitigsten auftreten und am schnellsten
wachsen. In den nach unten zu liegenden Segmenten des Brustbein¬
körpers erfolgt das Verschmelzen der paarigen Kerne immer später.
Unabhängig von dem Verschmelzen der paarigen Knochenkerne
in den einzelnen Segmenten, erfolgt das Verwachsen der in benach¬
barten Segmenten gebildeten Knochenplatten untereinander, ein
Vorgang, welcher dazu führt, dass die knöchernen Theile des Brust¬
beinkörpers zu einem Ganzen verschmelzen.
Die Abstände zwischen den Knochenplatten der einzelnen Seg¬
mente bieten eine bedeutende Verschiedenartigkeit dar '). Gewöhnlich,
nämlich in der Hälfte der von mir untersuchten Fälle, werden diese
Abstände von oben nach unten zu immer kleiner, so dass der Abstand
zwischen der Verknöcherung des dritten und des vierten Segmentes
am grössten ist und der Abstand der beiden untersten Verknöche¬
rungen des Brustbeins am kleinsten (z. B. Taf. X, Fig. 17, Fig. 18,
Fig. 53, Fig. 57). Ungefähr in einem Viertel der Fälle sind die
Abstände zwischen den Verknöcherungen der einzelnen Segmente
ziemlich gleich (z. B. Taf. X, Fig. 38, Fig. 39), oder es ist der
oberste Abstand (zwischen dem dritten und dem vierten Segmente)
grösser, die übrigen kleiner, doch untereinander gleich (z. B. Taf. XI,
Fig. 92). In den übrigen Fällen (wieder circa 25%) findet man
grössere und kleinere Abstände ohne bestimmte Reihenfolge, wobei
der Abstand zwischen den Verknöcherungen des dritten und vierten
Segmentes gewöhnlich kleiner ist, als einer der folgenden Abstände
(Taf. X, Fig. 52, Taf. XI, Fig. 70). Alle diese Abweichungen vom
gewöhnlichen (häufigsten) Verhalten der Abstände trifft man in einem
jeden Alter, wenngleich in älteren Brustbeinen seltener.
•) Indem ich von den Abständen der Verknöcherungen benachbarter
Segmente spreche, verstehe ich darunter die geringsten Abstände, nämlich
die Linien, welche die nächsten Punkte der Verknöcherungen dieser beiden
Segmente verbinden, ohne Rücksicht darauf, ob diese Linie zwei Knocken-
kerne derselben Reihe oder einen Knochenkern der rechten Reihe mit
einem der linken Reihe verbindet, wie dies in zwei- und in einzwei reihigcn
Brustbeinen der Fall sein kann. Eine solche Messung der Abstände
erscheint als begründet, da nämlich in solchen Fällen nicht immer die
Knochenkerne derselben Reihe mit einander in Verbindung treten, sondern
sich eventuell ein Knochenkern der einen Reihe (z. B. der rechten) mit
einem Knochenkerne der entgegengesetzten (der linken) Reihe zuerst in
Verbindung treten kann.
Poln. Archiv f. biol. u. med. Wiuenich,
Archive« polon. d. «eien«, biol. et medio. 31
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440
Die Verschiedenheit der Abstände zwischen den Verknöcherungen
der aufeinander folgenden Segmente ist hauptsächlich die Folge
davon, dass, besonders in den unteren Theilen des Brustbeinkörpers,
die Verknöcherungen manchmal eine Dislocation zeigen, und zwar
nach abwärts, unterhalb der betreffenden Zwischenrippenlinie rücken.
Auch das in verschiedenen Richtungen ungleichmässige Wachsthum
der Knochenkerne ist hier nicht ohne Einfluss. Wenn die Knochen¬
kerne stets genau auf den betreffenden Zwischenrippenlinien liegen
möchten, müssten die Abstände der Verknöcherungen der benach¬
barten Segmente in allen Fällen nach unten zu gleichmässig kleiner
werden, da ja die Segmente nach unten zu kürzer (niedriger) werden,
indem die Zwischenrippenlinien einander immer näher liegen.
Wenn man aus der Grösse der Abstände zwischen den Ver¬
knöcherungen der benachbarten Segmente in Bezug auf das Ver¬
wachsen derselben Schlüsse ableiten wollte, so müsste man erwarten,
dass die Reihenfolge, in welcher sie zur Verwachsung gelangen,
eine verschiedene ist. Doch ist dies nicht der Fall, sondern es be¬
ginnt die Verwachsung der Verknöcherungen der an¬
einander grenzenden Segmente immer im untersten
Theile des Brustbein körpers und schreitet von da aus
successive nach oben zu fort. Es treten mithin in Verbindung
zuerst die Verknöcherungen der beiden untersten Segmente, in
welchen es überhaupt zur Bildung von Knochenkernen gekommen
ist, mithin, je nachdem in den beiden untersten Segmenten Knochen¬
kerne vorhanden sind oder nicht, verbinden sich mit einander zuerst
die Verknöcherungen des 7. und 6. Segmentes oder die des 6. und
5. Segmentes, oder auch die des 5. und 4. Segmentes. Die aus der
Vereinigung der Verknöcherungen dieser beiden letzten Segmente
hervorgegangene Knochenplatte, an welcher die Spuren ihrer ur¬
sprünglichen Zusammensetzung noch mehr oder weniger sichtbar
sind, verbindet sich hierauf mit der Verknöcherung des nächst¬
oberen Segmentes, und so schreitet der Verwachsungsprozess nach
oben zu so lange fort, bis schliesslich der Brustbeinkörper als ein ein¬
heitlicher Knochen erscheint. Am längsten enthält sich also als ein
gesonderter Knochen die Verknöcherung des dritten Segmentes *).
*) Von dieser Regel fand ich kaum 17 Ausnahmen. In 4 von diesen
Fällen, und zwar in sehr jungen Brustbeinen (zwei Neugeborene und zwei
mehrmonatliche Kinder) treten die Knochenkerne des 3. und 4. Segmentes
bereits in Verbindung, während die Verknöcherungen der übrigen Seg¬
mente noch geschieden sind (Taf. X, Fig. 36, Taf. XI, Fig. 114 und
Fig. 115). In 9 Brustbeinen beginnen die Verknöcherungen des 4. und
5. Segmentes mit einander sich zu verbinden, während im 6 (bezw. im
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441
Man begegnet verschiedene Stadien dieses Verwachsungspro¬
zesses der metameren Knochensegmente des Brustbeins. Sehr oft
begegnet man Brustbeine, in welchen nur die zwei untersten seg-
mentalen Verknöcherungen mit einander in Verbindung stehen (z. B.
Taf. X, Fig. 19—24). Wenn bereits drei segmentale Verknöcherungen
mit einander verbunden sind, so kann man oft constatieren, dass
die untere von den beiden Verbindungen eine vollständigere ist (z. B.
eine völlige Verwachsung), während die obere noch nicht so weit
vorgeschritten ist und nur in Form einer schmalen oder einer breiteren
Verbindungsbrücke zwischen den beiden Knochenplatten sich dar¬
stellt (Taf. X, Fig. 26).
Wie die paarigen Knochenkerne eines bestimmten Segmentes
nicht immer in demselben Alter mit einander verschmelzen, ist auch
die Verwachsung der Verknöcherungen von zwei benachbarten Seg¬
menten nicht an ein gewisses Alter gebunden: die Zeitperiode, inner¬
halb welcher man in den einen Brustbeinen bereits verschmolzene,
in anderen noch getrennte Verknöcherungen antrifft, ist eine ziemlich
lange. Aus dem Verhalten der Verknöcherungen dieser oder jener
Segmente, und zwar aus dem Umstande, ob dieselben noch getrennt
oder mit einander bereits verwachsen sind, ist es also unmöglich auf
das Alter des betreffenden Individuums zu schliessen. Für die einzel¬
nen Segmente kann man in dieser Hinsicht nur Folgendes angeben:
6. und 7.) Segmente noch ganz getrennte Knochenkerne sich befinden
(Taf. X, Fig. 34, Fig, 35, Taf. XI, Fig. 118, Fig. 119). In 4 Brust¬
beinen findet sich zwischen den Verknöcherungen des 5. und 6. Seg¬
mentes eine mehr oder weniger breite Knochenbrücke, während im 7.
Segmente ein noch ganz getrennter Knochenkern besteht (Taf. XI,
Fig. 77) oder (in einem Falle) ein Knochenkern, welcher mit dem hier
vorhandenen Knochenkerne des 8. Segmentes verschmolzen ist (Taf. XI,
Fig. 120). Mit Ausnahme dieses letzten Falles zeigte keines von diesen
Brustbeinen, ausser der hervorgehobenen abnormen Verbindung von zwei
Knochenkernen, eine andere Verbindung zwischen den benachbarten Seg¬
menten. Es muss noch bemerkt werden, dass unter diesen 17 Fällen in
7 Brustbeinen die abnorme Verbindung durch einen, zwischen die Ver¬
knöcherungen der betreffenden Segmente eingeschalteten, accessorischen
Kuochenkern vermittelt ist (z. B. Taf. XII, Fig. 157). Es bleiben also
von 454 untersuchten Brustbeinen nur 10, d. h. 2’2'7e übrig, welche als
Ausnahmen von der angegebenen allgemeinen Regel zu betrachten wären.
Es muss noch hervorgehoben werden, dass in allen diesen 17 Fällen die
abnorme Verbindung kaum erst entstanden ist und meistens nur einseitig
ist, d. h. nur die Knochenkerne der rechten oder der linken Reihe betrifft,
ferner, dass es in keinem von diesen Fällen bis zu einer vollständigen Ver¬
wachsung der Verknöcherungen gekommen ist. Diese ausnahmsweisen Fälle
habe ich bei der Bestimmung der Zeitperioden, in welchen die Verwachsung
der segmentalen Verknöcherungen erfolgt, von der Betrachtung ausgeschlossen.
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442
Die Verknöcherungen des siebenten Segmentes verbinden sich
mit einander zwischen dem 9-ten Monate des intrauterinen Lebens
und dem 8-ten Lebensjahre. Ich habe nämlich einerseits bei einem
8-monatlichen Embryo und bei 3 Neugeborenen diese Verknöcherungen
bereits mit einander verbunden angetroffen, dagegen bei 7-jährigen
und bei älteren Kindern im siebenten Segmente niemals einen noch
getrennten Knochenkern beobachtet.
Die Verknöcherungen des sechsten und des fünften Segmentes
verbinden sich mit einander zwischen dem 10-ten Foetalmonate und
dem 15-ten Lebensjahre. Unter 54 Brustbeinen von Embryonen und
Neugeborenen, welche in den oberen vier Segrtienten Verknöche¬
rungen zeigen, habe ich diese Verbindung bei zwei 9-monatlichen
Embryonen und bei fünf Neugeborenen getroffen (zusammen in 7
Brustbeinen, d. h. 13%) ’). Bei Kindern findet man diese Verbindung
öfter, doch bis zu 1'/, Jahren in der Minderzahl der Fälle (in 18
auf 84 Brustbeinen, d. h. 21%). Bei älteren Kindern findet man
diese Verbindung immer häufiger, und zwar auf 49 Brustbeine von
Kindern zwischen 1'/* und 2 Jahren in 20 (d. h. in 41%), auf 69
Brustbeine von Kindern zwischen 2 und 4 Jahren in 37 (d. h. in
53%), bei Kindern von 5—10 Jahren fast mit einem jeden Jahre
häufiger. In einem Alter von über 10 Jahren fehlt diese Verbindung
nur ausnahmsweise; doch erst vom 16. Lebensjahre an fand ich in
sämmtlichen Brustbeinen die Verknöcherungen des sechsten und des
fünften Segmentes mit einander verbunden. Doch muss man zu¬
geben, dass das Materiale, über welches ich verfüge, in dieser Hin¬
sicht unzureichend ist, so dass ich die Sache nicht als endgiltig
erledigt ansehen kann.
Die Verknöcherungen des fünften und des vierten Segmentes
beginnen mit einander sich zu verbinden auch mitunter noch im
intrauterinen Leben, doch ist dies nur selten der Fall, da ich auf
93 Brustbeine von Embryonen und Neugeborenen diese Verbindung
nur in 3 Brustbeinen vorfand. Nicht viel öfter traf ich sie in
den beiden ersten Lebensjahren (6 Fälle auf 151, d. h. 3-9%), und
zwar in ein-zweireihigen Brustbeinen nur einseitig. In einem Alter
von 2-6 Jahren fand ich diese Verbindung auf 143 Fälle 23 mal,
') In dem auf Taf. X, Fig. 41 dargestellten Brustbein findet sich
eine längsovale Verknöcherung, welche mit ihrem breiteren Ende bis in
das 6. Segment sich erstreckt; man hat keinen Anhaltspunkt, um zu ent¬
scheiden, ob diese Verknöcherung aus der Verschmelzung von zwei Knochen¬
kernen, nämlich der Kerne des 6. und des 6. Segmentes hervorgegangen
ist, oder ob dieselbe nur durch ein bedeutendes Längenwachsthum eines
einzigen Kernes (nämlich des Kernes des 5. Segmentes) entstanden ist.
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443
(d. h. in 16°/o); bei Kindern vom 7. bis zum 11. Jahre bereits in der
halben Zahl der Fälle (13 auf 26, d. h. 50%) und bei älteren Kindern
in der Mehrzahl der Fällo. Doch erst bei Kindern von 15 Jahren
an fand ich diese Verbindung in sämmtlichen .untersuchten Fällen,
wenn sie auch noch im 17. Jahre mitunter kaum in ihren ersten
Anfängen getroffen wird.
Was schliesslich die Verbindung der Verknöcherungen des
vierten und des dritten Segmentes anbelangt, so habe ich dieselbe
unter 373 Brustbeinen von Embryonen, Neugeborenen und von
Kindern bis einschliesslich 4 Jahren nur bei einem l 1 /* Jahre alten
und bei zwei 3 Jahre alten Kindern gefunden, und zwar sind hier
die betreffenden Knochenkerne nur mittelst schmaler Brücken mit
einander verbunden. Bei Kindern vom 5ten Jahre bis einschliesslich
1 lten Jahre fand ich diese Verbindung häufiger (auf 57 Brustbeine 7
mal, d. h. in 12%) und im Alter von 12—16 Jahren in 5 Brust¬
beinen auf 15 (d. h. in 33%)- Die Verknöcherungen der beiden
obersten Segmente des Brustbeinkörpers verbinden sich also mit
einander gewöhnlich erst um das 13. Lebensjahr und nur ausnahms¬
weise früher, d. h. zwischen dem 2ten u. 13ten Lebensjahre. Wie lange
jedoch, in einer gewissen, verhältnissmässig bedeutenden Zahl der
Fälle diese beiden knöchernen Segmente noch getrennt bleiben,
kann ich auf Grund des mir zu Gebote stehenden Materiales nicht
bestimmen. Doch unterliegt es keinem Zweifel, dass diese beiden
Segmente viel länger getrennt bleiben, als die folgenden unteren.
Es ist bemerkenswert, dass in jenen Brustbeinen, in welchen
der Verknöcherungsprozess in den unteren Segmenten verzögert ist,
indem die betreffenden Knochenkerne erst spät oder gar nicht auf-
treten, auch der Verschmelzungsprozess in den oberen Segmenten
sich verspätet, wenn auch die Knochenkerne in diesen Segmenten
frühzeitig aufgetreten sind. Wenn nämlich der Knochenkern des
sechsten Segmentes bereits während des intrauterinen Lebens oder
bald nach der Geburt aufgetreten ist, so tritt nicht nur er selbst
mit dem Knochenkerne des fünften Segmentes frühzeitiger in Ver¬
bindung, sondern es kommt auch in dem betreffenden Brustbeine
früher zur Verbindung zwischen dem fünften und vierten knöchernen
Segmente. Unter den Brustbeinen, welche nur in den drei oberen
Segmenten des Körpers Verknöcherungen zeigen, habe ich bis zum
6. Lebensjahre nur zwei gefunden (und zwar von einem Neuge¬
borenen und von einem 2 1 /,-jährigen Kinde), in welchen die Ver¬
knöcherungen des fünften und des vierten Segmentes bereits ver¬
bunden sind; dagegen bei Kindern desselben Alters, welche auch
im sechsten oder im sechsten und siebenten Segmente Verknöche-
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444
rungen zeigen, habe ich in 22 Fällen (12 Kinder bis zu 2 1 /* Jahren,
10 Kinder von 2‘/* bis zu 4 Jahren) nicht nur die Verbindung zwischen
dem sechsten und dem fünften Segmente, sondern zugleich auch die
Verbindung zwischen dem fünften und dem vierten Segmente be¬
obachtet. Diese Beobachtung steht 'mit dem Schlüsse im vollen
Einklänge, dass von einem früheren oder späteren Auftreten der Ver¬
knöcherungen in den oberen Segmenten es abhängt, ob in den
unteren Segmenten (d. h, im 7. beziehungsweise im 6. und 7.)
Knochenkerne noch auftreten oder nicht. (Vergl. S. 427).
Die Verbindung der Verknöcherungen im Brustbein haben wir
bis jetzt in der Weise betrachtet, alswenn unabhängig von einander
zwei Prozesse sich abspielen möchten, nämlich: a) die Verbindung
der paarigen, in den einzelnen Segmenten vorkommenden Knochen¬
kerne; b ) die Verbindung zwischen den Verknöcherungen der be¬
nachbarten Segmente. Diese beiden Prozesse treffen jedoch mit ein¬
ander zusammen und verlaufen gewissermassen gleichzeitig nebenein¬
ander. Während nämlich die Verschmelzung der paarigen Knochenkerne
im dritten Segmente beginnt und der Reihe nach auf die nach unten
zu folgenden Segmente sich erstreckt, so beginnt unterdessen im
untersten Theile des Brustbeinkörpers die Verwachsung der Verknöche¬
rungen je zweier auf einander folgenden Segmente und zwar zu einer
Zeit, in welcher der Verschmelzungsprozess der paarigen Knochen¬
kerne den unteren Theil des Brustbeins noch nicht erreicht hat. Aus
einer solchen Combination dieser zwei Prozesse, welche gleichzeitig
nebeneinander sich abspielen, ergibt sich folgendes Allgemeinbild des
Verschmelzungsprozesses der einzelnen Verknöcherungen im Brustbein.
Wenn im Brustbein von vorneherein nur einfache, d.h. mediane
Knochenkerne aufgetreten sind (also in einreihigen Brustbeinen),
besteht der weitere Verlauf des Verknöcherungsprozesses einfach
darin, dass die Verschmelzung der einzelnen Knochenplatten unten
beginnt und nach oben so lange fortschreitet, bis sämmtliche Knochen-
theile des Brustbeinkörpers zu einem Ganzen vereinigt sind.
Der Ossificationsprozess erscheint in diesen einreihigen Brust¬
beinen rascher fortzuschreiten und früher zum Abschlüsse zu ge¬
langen, als in anderen Kathegorien *). Nicht so einfach gestaltet
') Es spricht hiefttr die Beobachtung, dass bei jüngeren Kindern
mit ausschliesslich medianen Knochenkernen im Brustbein, zweimal so
oft Verbindungen zwischen je zwei segmentalen Verknöcherungen sich
finden, als in zwei- und einzwei-reihigen Brustbeinen desselben Alters.
Ich habe z. B. unter 323 Brustbeinen von Kindern bis 2 1 /, Jahren 106
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sich die Sache in zwei- und einzwei-reihigen Brustbeinen. Da nämlich
hier zwei Prozesse nebeneinander stattfinden, nämlich die Verschmel¬
zung der einzelnen Knochenkernpaare und die Verschmelzung der
einzelnen segmentalen Verknöcherungen untereinander, so resultieren
aus den verschiedenen Varietäten des einen und des anderen Pro¬
zesses verschiedene Combinationen.
Vor Allem muss es bemerkt werden, dass bei Beginn der Ver¬
einigung der segmentalen Verknöcherungen untereinander der Ver¬
schmelzungsprozess der einzelnen Knochenkernpaare nur in jenen
Fällen bereits zum Abschlüsse gekommen ist, in welchen dieser
Prozess sehr rasch verlief und frühzeitig zum Abschlüsse gelangte
(z. B. Taf. XI, Fig. 103, Fig. 104).
Wenn hingegen die paarigen Knochenkerne in den unteren
Segmenten des Brustbeinkörpers nicht frühzeitig genug mit einander
sich vereinigt haben, so beginnen die Knochenkerne der rechten
Reihe untereinander, und jene der linken Reihe untereinander sich
zu verbinden (z. B. Taf. XI, Fig 95). Im Allgemeinen tritt jedoch
die Vereinigung der Knochenkernpaare in den oberen Segmenten
früher ein, als die Verbindung der benachbarten segmentalen Ver¬
knöcherungen, welche wieder im unteren Theile des Brustbeins
ihren Anfang nimmt. Im ganzen untersuchten Materiale finde ich
kein einziges, noch zweireihiges Brustbein, d. h. ein solches, in
welchem das im dritten Segmente gebildete Knochenkernpaar noch
als solches erhalten ist, und in welchem der Verschmelzungsprozess
der benachbarten segmentalen .Verknöcherungen bereits begonnen
hätte. Wenn also im unteren Theile des Brustbeins die Verschmel¬
zung der segmentalen Verknöcherungen beginnt, so findet sich im
dritten Segmente jedenfalls schon eine einfache Knochenplatte, also
selbst auch in jenen Fällen, in welchen ursprünglich zwei paarige
Knochenkerne daselbst aufgetreten waren. Im vierten Segmente
findet man dagegen nicht selten noch zwei gesonderte Kerne (ein
Paar), während der Verwachsungsprozess der segmentalen Verknö¬
cherungen untereinander im unteren Theile bereits begonnen hat
(z. B. Taf. XI, Eig. 79, Fig. 80).
einreihige, und in 27 von diesen (d. li. in 25°/ 0 ) Verbindung zwischen den
Verknöcherungen des sechsten und fünften Segmentes, sowie in 12 Brust¬
beinen (16°/ 0 ) Verbindung zwischen den Verknöcherungen des fünften und
vierten Segmentes gefunden — während unter den 217 zwei- und ein¬
zwei reihigen Brustbeinen desselben Alters nur in 26 (d. h. in 12%) die
Verknöcherungen des sechsten und fünften Segmentes, sowie in 11 Brust¬
beinen (d. h in 5%) die Verknöcherungen des fünften und vierten Seg¬
mentes in Verbindung stehen.
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446
Der Verschmelzungsprozess der segmentalen Verknöcherungen
untereinander kann also beginnen, wenn nur eine mediane Knochen¬
platte (im dritten Segmente) vorhanden ist, oder w r enn bereits zwei
solche mediane Platten (im dritten und im vierten Segmente) sich
gebildet haben, z. B. Taf. XI, Fig. 95, oder selbst erst dann, wenn
in den drei oberen Segmenten (im dritten, vierten und fünften) nur
einfache, mediane Knochenplatten sich vorfinden, z. B Taf. XI,
Fig. 101. In solchen Brustbeinen findet man entweder eine Ver¬
bindung zwischen zwei Verknöcherungen derselben Reihe, oder
zwischen Verknöcherungen entgegengesetzter Reihen (eines linken
Kernes mit einem rechten), oder eine Verbindung zwischen einer
medianen Knochenplatte und einem unterhalb derselben gelegenen
rechten oder linken Kerne. Bei allen diesen Varietäten stehen nur
die Verknöcherungen von zwei Segmenten mit einander in Ver¬
bindung. Ich habe nur ein einziges Brustbein gefunden, in welchem
vor der Verbindung der betreffenden Knochenkernpaare die rechten
Knochenkerne von drei Segmenten (5,6 und 7) untereinander in Ver¬
bindung getreten sind, wobei jedoch in den beiden oberen Segmenten
(im 5. u. 6.) die betreffenden paarigen Knochenkerne unter einander,
d. h. die rechten mit den diesbezüglichen linken, bereits auch an¬
fangen sich zu verbinden (Taf. XI; Fig. 110).
Eine einseitige Verbindung von Knochenkernen, welche zu zwei
aufeinander folgenden Segmenten gehören, findet man am häufigsten
zwischen jenen des siebenten und sechsten Segmentes, seltener
zwischen jenen des sechsten und fünften Segmentes und nur sehr selten
zwischen den Kernen des fünften und vierten Segmentes. Eine solche
einseitige Verbindung kommt öfter zwischen den Kernen der rechten
Brustbeinhälfte zu Stande (z. B. Taf. XI, Fig. 98, Fig. 99, Fig. 110) als
zwischen den Kernen der linken Brustbeinhälfte (z. B. Taf. XI, Fig. 84,
Taf. XII, Fig. 163). Am seltensten kommt eine solche einreihige Verbin¬
dung beiderseits vor, also Fälle, in welchen die Verbindung der seg¬
mentalen Knochenkerne in beiden Brustbeinhälften früher zu Stande
kommt, als die Verschmelzung der betreffenden Knochenkernpaare
im unteren Theile des Brustbeins untereinander (z.B. Taf. XI, Fig.95).
Die Erklärung der Thatsache, dass in der rechten Knochenkern¬
reihe Verbindungen zwischen den einzelnen Segmenten häufiger ge¬
funden werden, als in der linken Reihe, könnte man darin suchen,
dass die Knochenkerne in der rechten Brustbeinhälfte gewöhnlich
frühzeitiger auftreten, schneller wachsen und auch früher einander
sich nähern, als in der linken Brustbeinhälfte.
Asymmetrische Knochenkerne verbinden sich nicht nur mit
mit dem nächst-oberen Kerne derselben Reihe, sondern auch mit
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447
dem Knochenkerne des nächst-oberen Segmentes, welcher in der
entgegengesetzten Brustbeinhälfte liegt (z. B. XI, Fig. 97, Fig. 106).
In asymmetrischen Brustbeinen, in welchen die paarigen Knochen¬
kerne in einigen oder in sämmtlichen Segmenten gegeneinander
verschoben sind, verbindet sich allenfalls ein rechter Knochenkern
nicht nur mit dem rechten Knochenkerne des nächst-oberen Seg¬
mentes, sondern auch mit dessen linken Knochenkerne (z. B. Taf. XII,
Fig. 146) oder umgekehrt.
In hochgradig asymmetrischen Brustbeinen, in welchen die
rechten Knochenkerne zwischen die linken hineinwachsen und um¬
gekehrt, oder in welchen die Knochenkerne der einzelnen Paare in
einer verticalen Linie übereinander zu liegen kommen, kann die
Verbindung von Knochenkernen, welche zu verschiedenen Segmenten
(und zugleich zu den entgegengesetzten Brustbeinhälften) gehören,
früher erfolgen, als die Verbindung zwischen den Knochenkernen
derselben Paare. In solchen asymmetrischen Brustbeinen mit einer
unregelmässigen Anordnung der Knochenkerne kommt auch manch¬
mal die Verbindung zwischen Knochenkernen, welche zu einem und
demselben Paare gehören, in den unteren Theilen des Brustbein¬
körpers früher zu Stande als in den oberen Segmenten (z. B. Taf. XI,
Fig. 109); andererseits trifft man in solchen Brustbeinen wieder Ver¬
bindungen oder selbst Verschmelzung von Knochenkernen, welche
zweien verschiedenen Segmenten angehören, in oberen Theilen des
Brustbeinkörpers zu einer Zeit, in welcher in den unteren Theilen
die einzelnen Knochenkerne benachbarter Segmente noch vollkommen
getrennt sind — mit einem Worte kommen in solchen asymme¬
trischen Brustbeinen mit unregelmässiger Anordnung der Knochen¬
kerne auch die verschiedensten Abnormitäten in Bezug auf Ver¬
bindung und Verschmelzung der einzelnen Knochenkerne unterein¬
ander vor, wie dies an den auf Taf. XI, Fig. 93, Fig. 111, Fig. 114,
Fig. 115, Fig. 116, Fig. 117 und Taf. XI, Fig. 170 abgebildeten Brust¬
beinen zu sehen ist. Es zeigt sich also, dass der asymmetrische
Bau des Brustbeins nicht nur eine Verschiebung der paarigen Knochen¬
kerne gegeneinander, sondern auch zugleich noch verschiedene
andere Abweichungen vom gewöhnlichen Verlaufe des Ossifications-
prozesses zur Folge hat, und zwar das Wachsthum von Knochen¬
kernen in ungewöhnlichen Richtungen und abnormes Verschmelzen
derselben untereinander.
B. Ueber nccessorisrhe Knochenkerne im Brustbeinkörper.
Wie bereits in der Einleitung bemerkt (S. 396), kommt die Ossi
fication des Brustbeins in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle
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448
einfach dadurch zu Stande, dass Knochenkerne auftreten und wachsen,
deren Zahl und Anordnung den (intercostalen) Segmenten des Brust¬
beins entspricht, welche man berechtigt ist zu unterscheiden. In
einem jeden Segmente bildet sich entweder ein einziger, medianer
Kern, oder ein Paar von Knochenkornen, oder auch nur ein asym¬
metrischer Knochenkern.
Ausser diesen typischen, der genetischen Zusammensetzung des
Brustbeins entsprechenden Knochenkernen findet man in manchen
Fällen noch überzählige, atypische Knochenkerne, welche wir als
„accessorische Knochen kern e*‘ bezeichnet haben.
Das Auftreten von solchen accessorischen Knochenkernen bin
ich berechtigt als eine Ausnahme zu betrachten, da unter 454 von
mir untersuchten Brustbeinen, welche Verknöcherungen zeigten 1 ),
nur in 103 Brustbeinen, d. h. in 22*6% accessorische Kerne sich
vorfanden.
Während die Haupt-Knochenkerne des Brustbeins den Charakter
von Anlagen besonderer Knochen oder typischer Skelettheile zeigen,
aus welchen der Brustbeinkörper zusammengesetzt ist, hat man den
Eindruck, dass die accessorischen Kerne nur dann auftreten, wenn
im Bereiche des einen oder des anderen von den typischen Bestand¬
teilen des Brustbeins (nämlich der Segmente oder Segmenthälften)
die Metaplasie des Knorpelgewebes zu Knochengewebe nicht von
einem Punkte ihren Ausgang nimmt, sondern von zwei oder von
mehreren, ähnlich wie dies auch bei anderen Skelettheilen bekannt
ist (z. B. Crista ossis ilei , Nahtknochen des Schädeldaches u. s. w.)
Man kann also annehmen, dass ausnahmsweise, der eine oder der
andere von den typischen Knochen, aus welchen der Brustbeinkörper
zusammengesetzt ist, nicht aus einem Ossificationspunkte, sondern
aus zwei Ossificationspunkten sich entwickelt.
Für die Annahme, dass die accessorichen Knochenkerne des
Brustbeins keine selbstständigen Bestandteile desselben vorstellen,
sprechen folgende Umstände:
1. Accessoriche Kerne trifft man nur ausnahmsweise, d. h.
in circa 22% der Fälle, und zwar findet man in diesen Fällen ge¬
wöhnlich nur je einen accessorischen Kern und nur selten zwei
oder mehrere solche atypische Korne in einem und in demselben
Brustbein a ).
! ) Von 470 Brustbeinen, welche ich untersucht habe, zeigten 16
Brustbeine von Embryonen von 2 l / 2 -4 Monaten noch keine Knochen¬
kerne ^Vergl. S. 415).
2 ) In den erwähnten 103 Brustbeinen fand ich zusammen 136 accesso¬
rische Kerne und zwar in 78 Brustbeinen je einen, in 20 Brustbeinen
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449
Während der Zahl und Anordnung der Haupt-Knochenkerne
im Brustbein gewisse Gesetze zu Grunde liegen, welche nicht
schwer ist zu ermitteln, besonders wenn man eine grössere Zahl
von Brustbeinen mit einander vergleicht, so findet man accessorische
Kerne bald in diesen, bald in jenem Segmente, wobei ihre Lage
innerhalb des betreffenden Segmentes und ihr Verhältnis zu den
Hauptknochenkernen ein sehr verschiedenes ist.
3. Sehr oft liegt ein accessorischer Kern in unmittelbarer
Nachbarschaft des einen oder des anderen Hauptknochenkernes, mit
welchen er auch unzweifelhaft frühzeitig verschmilzt 1 ). Manche
accessorische Kerne bleiben jedoch lange Zeit getrennt und ver¬
binden sich mit anderen (den Hauptkernen) erst dann, wenn auch
die Hauptknochenkerne untereinander in Verbindung treten und ver¬
schmelzen (Taf. XII, Fig. 142, Fig. 146, Fig. 154, Fig. 158, Fig. 167,
Fig. 177).
Trotz der grossen Mannigfaltigkeit in Betreff der Lage der
accessorischen Kerne und ihres Verhältnisses zu den Hauptknochen¬
kernen kann man zunächst zwei Typen von accessorischen Knochen¬
kernen unterscheiden, und zwar: a) accessorische Knochenkerne,
welche neben den Hauptkernen, d. h. ungefähr auf derselben trans¬
versalen Linie auftreten; b) accessorische Kerne, welche oberhalb
oder unterhalb von Hauptknochenkernen in der Weise liegen, dass
sie den Eindruck machen, als wären sie zwischen die Verknöche¬
rungen von zwei SternaJsegmenten eingeschaltet.
Zu dieser letzteren Kathegorie gehört die überwiegende Mehrzahl
der accessorischen Knochenkerne: unter den 103 Brustbeinen, in welchen
accessorische Knochenkerne vorhanden sind, habe ich in 93 Brust¬
beinen 124 accessorische Kerne gefunden, welche oberhalb oder
unterhalb von Hauptknochenkernen liegen; dagegen habe ich nur
je zwei, in 2 Brustbeinen je drei und in 3 Brustbeinen je vier oder selbst
fünf accessorische Kerne.
*) Es spricht hiefiir die Thatsache, dass die accessorischen Knochen -
kerne bei älteren Kindern seltener sind als bei jüngeren. Im Speziellen
habe ich auf 106 Brustbeine von Embryonen und von Neugeborenen in
24 (d. h. in 22%) auf 223 Brustbeine von Kindern bis zu 3 Jahren in
63 (d. h. in 28%) auf 53 Brustbeine von Kindern zwischen 3—5 Jahren
in 10 (d. h. in 19%) auf 52 Brustbeine von Kindern zwischen 5 — 10
Jahren in 6 (d. h. in 11%) accessorische Kerne gefunden — und bei
Kindern von 11 Jahren und mehr solche nicht mehr nachweisen können.
Dass bei kleinen Kindern (bis zu 3 Jahren) accessorische Kerne öfter sich
fanden als bei Embryonen und Neugeborenen ist ein Beweis, dass accesso¬
rische Kerne auch noch nach der Geburt in den ersten Lebensjahren
auftreten.
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450
12 Brustbeine gefunden, in welchen accessoriche Kerne neben Haupt-
kernen (d. h. auf derselben queren Linie, nämlich auf derselben Zwischen¬
rippenlinie) liegen, und zwar 7 Brustbeine mit 8 accessorischen Kernen
zwischen je zwei Hauptkernen eines Paares (z. B. Taf. XII, Fig. 165,
Fig. 177) und 3 Brustbeine mit 4 accessorichen Kernen, welche seit¬
wärts neben einem medianen Hauptkerne liegen oder gar am Rande
des Brustbeins (z. B. Taf. XII, Fig. 131, Fig. 133).
Die oberhalb oder unterhalb von Hauptkernen liegenden accesso¬
rischen Kerne zeigen eine gewisse Abhängigkeit von den Haupt¬
kernen insoferne, als in Brustbeinen, welche nur mediane Knochen¬
kerne haben (in einreihigen Brustbeinen) beziehungsweise in jenen
Theilen des Brustbeinkörpers, welche mediane Kerne enthalten (d. h.
in den oberen Partien von einzwei reihigen Brustbeinen) die accesso¬
rischen Kerne ebenfalls median liegen (z. B. Taf. XII, Fig. 122 bis
Fig. 128, Fig. 152, Fig. 168), in jenen Brustbeinen dagegen, welche
paarige Kerne haben, beziehungsweise in jenen Theilen von Brust¬
beinen, wo paarige Kerne enthalten sind, wo also die Knochenkerne
in zwei Reihen angeordnet sind, auch die accessorischen Kerne fast
immer seitwärts sich befinden, also entweder in der einen oder in
der anderen Reihe zwischen die Hauptkerne eingeschaltet sind.
Hiebei ist es bemerkenswert, dass ich in der rechten Reihe viel
öfter, (nämlich 50) accessorische Kerne gefunden habe (z. B. Taf. XII,
Fig. 138, Fig. 139 u. a.), in der linken Reihe dagegen nur 29 accesso¬
rische Kerne (z. B. Taf. XII, Fig. 137, Fig. 142 u. a.)
Die in diese Kathegorie gehörigen accessorischen Knochenkerne
kommen häufiger im oberen Theile des diesbezüglichen Segmentes,
(also oberhalb der betreffenden Kerne) vor (z. B. Taf. XII, Fig. 123,
Fig. 124, Fig. 126, Fig. 138, Fig. 139 u. a.), seltener im unteren
Theile des betreffenden Segmentes, d. h. unterhalb des diesbezüg¬
lichen Hauptkernes (z. B. Taf. XII, Fig. 125, Fig. 127, Fig. 140,
Fig. 160 u. a.)
Dementsprechend habe ich viel öfter die Verbindung von accesso¬
rischen Kernen mit Hauptkernen gefunden, welche unterhalb der¬
selben liegen (53 mal), als mit solchen Hauptkernen, welche ober¬
halb derselben sich befinden (14 mal).
Die Zugehörigkeit eines accessorischen Kernes zu einem ge¬
wissen Hauptkerne ist auch noch vor der Verbindung mit diesem
letzteren daran zu erkennen, dass der accessorische Kern näher dem
einen als dem anderen Hauptknochenkerne liegt, ferner, dass er mit
einem grösseren Theile innerhalb des betreffenden Segmentes sich
befindet, also die betreffende Rippenlinie entweder gar nicht oder nur
mit seinem kleineren Antheile überschreitet.
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451
In manchen Fällen ist es jedoch schwer zu entscheiden, zu
welchem von den beiden fraglichen Segmenten ein solcher accesso-
rischer Kern gehört, und zwar in jenen Fällen, wo die Grenzlinie
dieser beiden Segmente (die Rippenlinie) den accessorischen Kern
mehr weniger halbiert, und wenn derselbe von den beiden betreffen¬
den Hauptkernen gleich weit entfernt ist (z. B. Taf. XII, Fig. 168,
Eig. 176).
In diesen Fällen könnte man wirklich glauben, dass der accesso-
rische Kern zwischen die beiden Brustbeinsegmente eingeschaltet
ist, oder dass hier gewissermassen accessorische Segmente zur
Ausbildung gelangt sind, welche zwischen die gewöhnlichen Segmente
eingeschaltet sind.
Doch glaube ich, dass es vielmehr angezeigt ist, eine solche
Lage von accessorischen Kernen als eine Verschiebung derseben
nach oben, beziehungsweise nach unten aufzufassen, da eine solche
Verschiebung (nach unten zu) auch bei den Hauptkernen vorkommt
(Vergl. S. 411). Ein accessorischer Kern kann umso leichter die be¬
treffende Rippenlinie überschreiten, als er ohnehin in ihrer Nähe
entsteht, während die Hauptkerne in der grösstmöglichsten Ent¬
fernung von den Rippenlinien auftreten, (d h. zwischen je zwei
solchen Linien).
Als die zweite Kathegorie von accessorischen Kernen kann
man jene zusamraenfassen, welche auf den Zwischenrippenlinien ent¬
stehen, d. h. in derselben Quorlinie, wie die betreffenden Hauptkerne.
Bei medianen Hauptkernen sind derartige accessorische Kerne
sehr selten. Ich habe nur in drei Brustbeinen 4 solche Kerne ge¬
funden, von denen ein Brustbein (Taf. XII, Fig. 133) im vierten
Segmente zu beiden Seiten des medianen Hauptkernes je einen
solchen accessorischen Kern enthält; ein anderes* Brustbein mit
einem solchen accessorischen Kerne (links neben dem medianen Haupt¬
kerne des fünften Segmentes) ist auf Taf. XII, Fig. 131 dargestellt.
Wenn in einem Brustbeinsegmente zwei Hauptkerne sich ge¬
bildet haben, nämlich ein Knochenkernpaar, so findet man manch¬
mal in der Mitte zwischen ihnen einen accessorischen Kern einge¬
schaltet, z. B. im vierten Segmente des auf Taf. Xlf, Fig. 164 abge¬
bildeten Brustbeins, oder im dritten Segmente des Brustbeins auf
Taf. XII, Fig. 177. Derartige accessoriche Kerne habe ich in 7 Brust¬
beinen gefunden. Sehr merkwürdig ist das Brustbein auf Taf. XII,
Fig 177, in dessen Körper vier accessorische Kerne zu unterscheiden
sind, und zwar ein Kern im dritten Segmente unterhalb des rechten
Hauptkernes, ein zweiter im vierten Segmente unterhalb des linken
Hauptkernes (mit demselben bereits verwachsen), ein dritter in der
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452
Mitte zwischen den beiden (paarigen) Kernen des dritten Segmentes,
und schliesslich ein vierter gerade in der Mitte zwischen den paarigen
Kernen des fünften und des sechsten Segmentes; dieser letztere
accessorische Kern ist umso merkwürdiger, als er an Grösse sämmt-
liche vier Hauptkerne übertrifft, zwischen welche er in einer solchen
Weise eingeschaltet ist, dass es schwierig ist, zu bestimmen, zu
welchem von den beiden Segmenten er gehört, und noch schwie¬
riger zu entscheiden, zur welchen von den beiden Knochenkern-
Reihen (zur rechten oder zur linken) er zu rechnen wäre. Da jedoch
der Mittelpunkt dieses Kernes fast genau auf jener Zwischenrippen¬
linie liegt, welche zugleich auch durch die Mittelpunkte der beiden
Knochenkerne des fünften Segmentes geht, so ist es sehr wahr¬
scheinlich, dass derselbe nichts Anderes ist, als ein accessorischer
Kern des fünften Segmentes, welcher bei seinem bedeutenden Wachs¬
thum nach unten zu zwischen die beiden Kerne des sechsten Seg¬
mentes sich eingekeilt hat.
In den seltenen Fällen, in welchen ein accessoricher Kern
mitten zwischen den beiden (paarigen) Kernen eines Segmentes liegt,
ist es nicht möglich zu bestimmen, zu welchen von diesen beiden
Hauptkernen er gehört. Sollte jemand behaupten, dass hier alle
drei Knochenkerne gleichwertig sind (wie z. B. auf Taf. XII, Fig. 164,
Fig. 165 und Fig. 177), so wäre es schwer eine solche Ansicht zu
widerlegen. Solche Fälle hat schon Schwegel gekannt und auf
Grund derselben angenommen, dass die Knochenkerne im Brustbein
in drei Reihen angeordnet sein können. Eine solche Anschauung
erscheint jedoch nicht begründet, denn weder ich (unter 470 unter¬
suchten Brustbeinen), noch, so viel bekannt, jemand anderer hat ein
Brustbein gesehen, welches in sämmtlichen, oder wenigstens in
mehreren aufeinanderfolgenden Segmenten je drei, nebeneinander
liegende Knochenkerne hätte; Brustbeine, welche in einem Segmente
drei solche Kerne zeigen, sind überhaupt selten, und nur in einem
einzigen Falle habe ich gefunden, dass in zwei, jedoch nicht unmittel¬
bar aufeinander folgenden Segmenten je drei Kerne (also ein zwischen
die beiden paarigen eingeschalteter accessorischer Kern) vorhanden
sind (Taf. XII, Fig. 177).
Nicht weniger merkwürdig sind accessorische Kerne, welche
ebenfalls auf der Medianlinie des Brustbeins liegen und dabei
zwischen die Knochenkerne von zwei aufeinanderfolgenden Seg¬
menten in der Weise eingeschaltet sind, dass es unmöglich ist, zu
bestimmen, zu welchen von diesen beiden Segmenten sie gehören
(z. B. Taf. XII, Fig. 144, Fig. 145, Fig. 154, Fig. 158 und Fig. 169).
Es muss noch hervorgehoben werden, dass derartige mediane accesso-
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453
rische Kerne mitunter auch zwischen Segmente eingeschaltet sind,
welche paarige Hauptknochenkerne besitzen (Vergl. S. 450). Zwischen
einer solchen Lage von accessorischen Kernen und der Lage von
solchen mitten zwischen zwei paarigen Kernen, sowie zwischen der
Lage eines accessorischen Kernes (schief) oberhalb oder unterhalb
eines Hauptkerncs, findet man verschiedene Uebergangsformen, wie
z. B. in den auf Taf. XII, Fig. 136, Fig. 146, Fig. 156 und Fig. 179
(zwischen dem dritten und dem vierten Segmente) dargestellten
Brustbeinen. Wenn man diese Uebergangsformen in Betracht zieht,
so kann man annehmen, dass solche mediane, accessorische Kerne,
welche als zwischen die Verknöcherungen von zwei Segmenten ein¬
geschaltet erscheinen, dennoch nicht zwischen diesen Segmenten
entstanden sind, sondern dem einen oder dem anderen (dem oberen
oder dem unteren) zugehören, und zwar spieziell entweder zur
rechten oder zur linken Hälfte desselben (d. h. zum rechten oder
zum linken Hauptkerne).
Durch Auftreten von mehreren, accessorischen Kernen in einem
und demselben Brustbein, und zwar wenn accessorische Kerne von
verschiedenen Typen in einem und in demselben Brustbein ange-
troflen werden, kommt in manchen seltenen Fällen eine derartige
Verwirrung in der Anordnung der Knochenkerne zu Stande, dass man
diese Anordnung erst dann verstehen und erläutern kann, wenn man
bereits die allgemeinen Gesetze kennen gelernt hat, welche auf Grund
der Untersuchung einer grossen Zahl von Brustbeinen abgeleitet werden
können. Als Beispiele einer derartigen, nur scheinbar ganz regellosen
Anordnung von Knochenkernen, können die auf Taf. XII, Fig. 175
und Fig. 180 dargestellten Brustbeine dienen. Auf Grund dessen,
was wir bereits angeführt haben, ist es nicht schwer, in diesen und
in ähnlichen Brustbeinen die einzelnen Hauptknochenkerne und die
accessorischen Knochenkerne zu unterscheiden.
Da in manchen Fällen, wie bereits bemerkt, es unmöglich ist,
zu bestimmen, zu welchem Segmente der eine oder der andere
accessorische Knochenkern gehört, so ist es auch nicht möglich,
genau anzugeben, wie oft in den einzelnen Segmenten accessorische
Kerne Vorkommen. Was jedoch die überwiegende Mehrzahl von accosso-
rischen Knochenkernen anbelangt, so walten in dieser Hinsicht keine
Zweifel ob; ich konnte also wenigstens annähernd berechnen, wie
oft in den einzelnen Segmenten des Brustbeinkörpers accessorische
Knochenkerne Vorkommen. Im dritten Segmente habe ich nur bei
6 Brustbeinen (unter 452, welche in diesem Segmente Verknöche¬
rungen hatten) also in l'3"/ 0 der Fälle 6 accessorische Kerne ge¬
funden; im vierten Segmente in 25 Brustbeinen (5 - 5 n / t ), 27 aeeesso-
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454
rische Kerne; im fünften Segmente (auf 437 Brustbeine) in 70 Brust¬
beinen (16%) 78 accessorische Kerne und im sechsten Segmente
(auf 296 Brustbeine) in 23 Brustbeinen (7-7%) 25 accessorische
Kerne. Im siebenten Segmente habe ich keine Knochenkerne ge¬
funden, welche ich Grund hätte als accessorische aufzufassen.
Wenn auch diese Zahlen nicht ganz genau sein können, so
sind die Differenzen zwischen den die einzelnen Segmente betreffen¬
den Zahlen doch so bedeutend, dass man hieraus gewisse Schlüsse
zu ziehen berechtigt ist. Es zeigt sich, dass im dritten Segmente
accessorische Kerne verhältnissmässig sehr selten sind, was man
als ein Anzeichen betrachten kann, dass in diesem Segmente
der Verknöcherungsprozess ziemlich regelmässig vor sich geht. Im
vierten Segmente kommen accessorische Kerne schon öfter vor und
im fünften Segmente sind sie am häufigsten (dreimal so häufig wie
im vierten). Im sechsten Segmente kommen accessorische Kerne
wieder seltener und im siebenten, wie es scheint, gar nicht vor,
was wieder füglich als Ausdruck der in den unteren Theilen des
Brustbeinkörpers abnehmenden Energie des Verknöcherungsprozesses
aufzufassen ist.
Ein accessorischer Kern verbindet sich gewöhnlich zuerst mit
dem Hauptkerne des diesbezüglichen Segmentes. Bevor jedoch diese
Verbindung bis zu einer vollständigen Verschmelzung gediehen ist,
tritt nicht selten der accessorische Kern in Verbindung auch mit
anderen benachbarten Hauptknochenkernen (z. B. Taf. XII, Fig. 146,
Fig. 158, Fig. 163).
Accessorische Kerne verschmelzen mit den betreffenden Haupt¬
knochenkernen nicht selten sehr frühzeitig und die aus dieser Ver¬
schmelzung hervorgegangene Verknöcherung zeigt hernach gar keine
Spur ihrer ursprünglichen Zusammensetzung. Man muss annehmen,
dass die accessorischen Kerne, welche z. B. in den auf Taf. XII,
Fig. 123, Fig. 124, Fig. 128, Fig. 129, Fig. 172 dargestellten embryo¬
nalen Brustbeinen sehr klein (punktförmig) sind und in unmittel¬
barer Nähe von Hauptkernen liegen (welche übrigens auch nicht
viel grösser sind) sehr bald mit den letzteren zu einem Ganzen ver¬
schmolzen wären, so dass nach einigen Monaten jede Spur der
Existenz von accessorischen Kernen verloren gegangen wäre.
Bei Neugeborenen und bei mehrmonatlichen Kindern trifft man
ebenfalls nicht selten accessorische Kerne, welche mit den Haupt¬
kernen bereits verwachsen sind, so dass man eben noch ihre Existenz
constatieren kann (z. B. Taf. XII, Fig. 148, Fig. 161, Fig. 175).
In anderen Fällen findet man dagegen bei mehrjährigen Kindern
noch ganz gesonderte accessorische Knochenkerne (z. B. Taf. XII,
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455
Fig. 145, Fig. 146, Fig. 154, Fig. 158). Vom zwölften Jahre an habe
ich jedoch gesonderte, accessorische Kerne nicht mehr beobachtet
und bei älteren Kindern ist es nicht mehr möglich zu bestimmen,
ob überhaupt solche accessorische Kerne vorhanden waren.
Bei der Verbindung von accessorischen Kernen mit den Haupt¬
kernen bilden sich Knochenbrücken, wie die auf S. 433 und 434 be¬
schriebenen (z. B. Taf. XII, Fig. 158, Fig. 173).
Manchmal treten zwei Knochenbrücken auf (Taf. XII, Fig. 158)
oder selbst drei (Taf. XII, Fig. 126). In anderen Fällen, besonders
in jüngeren Brustbeinen, kommt die Verbindung der accessorischen
Kerne mit den Hauptkernen ohne Bildung von solchen Knochen¬
brücken einfach, dadurch zu Stande, dass die nächsten Punkte ihrer
convexen Ränder in Berührung kommen und dass von da aus nach
beiden Seiten hin die Verwachsung fortschreitet.
Es muss hier noch hervorgehoben werden (was übrigens bereits
oben erwähnt wurde, vergl.S. 438 und Anmerk, auf S.440 u. 441), dass
accessorische Kerne dadurch, dass sie sich mit benachbasten Haupt¬
kernen frühzeitig verbinden, die Verbindung der letzteren unterein¬
ander vermitteln und dadurch manchmal eine vorzeitige Verbindung
dieser bewirken. In dieser Weise sind gewisse seltene Fälle zu er¬
klären, in welchen man im oberen Theile des Brustbeins eine Ver¬
bindung zwischen den Verknöcherungen von zwei aufeinanderfol¬
genden Segmenten beobachten kann, bevor es im unteren Theile
des Brustbeins zur Verbindung zwischen den Verknöcherungen von
verschiedenen Segmenten gekommen ist (z. B. Taf. XII, Fig. 157),
sowie jene Fälle, in welchen paarige Kerne durch Vermittelung eines
accessorischen Kernes miteinander verbunden sind, während in den
oberen Segmenten noch ganz getrennte Paare von Knochenkernen
erhalten sind.
VI. Der Brustbein-Handgriff.
Das Mannbrium sterni besteht, wie bereits oben gezeigt, aus
den beiden obersten Brustbeinsegmenten, nämlich aus dem ersten
und dem zweiten. Dieser Theil des Brustbeins ist, wie bekannt,
beim Menschen sehr bedeutend entwickelt und bleibt vom Brust¬
beinkörpergewöhnlich durch das ganze Leben getrennt. Diese grössere
Selbständigkeit bekundet sich auch im Verknöcherungsprozesse, welcher
in mancher Hinsicht anders verläuft als im Körper.
Im Handgriffe tritt entweder nur ein Knochenkern auf, oder
zwei oder drei Knochenkerne, und zwar nicht selten bereits bei Em¬
bryonen von 3'/, bis zu 5 Monaten. Von 20 untersuchten Brust-
Polo. Archiv f. biol. u. med. Wiuenech.
Archive« polon. d. ecienc. biol. et medic. 31
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456
beinen dieses Alters zeigen 6 je einen Knochenkern im Handgriffe
(z. B. Taf. X, Fig. 3. Fig. 6, Taf. XII, Fig. 124) und ein Brustbein
bereits zwei Kerne (Taf. X, Fig. 12). Doch erst bei 6-monatlichen und
bei älteren Embryonen, sowie bei Neugeborenen und bei Kindern
findet man im Handgriffe in allen Fällen wenigstens je einen
Knochenkern. Man kann also sagen, dass im Handgriffe die Ver¬
knöcherung immer im intrauterinen Leben, spätestens im siebenten
Monate beginnt und zwar gewöhnlich früher als im Körper.
Es ist jedoch sehr wahrscheinlich, dass, wenn im Brustbein-Hand¬
griffe zwei oder drei Knochenkerne sich bilden, einer von denselben
erst nach der Geburt auftritt, da bei mehrmonatlichen Kindern einer
von diesen Kernen oft noch sehr klein ist, bedeutend kleiner als
andere Knochenkerne des Brustbeins (z. B. Taf. X, Fig. 21).
Der Verknöcherungsprozess beginnt im Handgriffe früher als
im Körper, wie man z. B bei einem 3'/* monatlichen Embryo (Taf. X,
Fig. 1) sieht, welcher im Brustbeine nur einen einzigen Knochenkern
zeigt, und zwar im Handgriffe. Man kann dies auch daraus schliessen,
dass bei Embryonen und bei Neugeborenen der Knochenkern des
Handgriffes gewöhnlich grösser ist als sämmtliche Kerne des Körpers
und dass dieser Grössenunterschied manchmal sehr bedeutend ist
(z. B. Taf. X. Fig. 6, Fig. 10, Fig 11). Solche Fälle, wie das Brust¬
bein einos fünfmonatlichen Embryo (Taf. X, Fig. 2), welches im
Körper (und zwar im vierten Brustbein-Segmente) bereits einen
Knochenkern enthält, während im Handgriffe noch jede Verknöcherung
fehlt, gehört, wie es scheint, zu den Ausnahmen; es spricht hiefür
auch die Beobachtung, dass nur ausnahmsweise der Knochenkern,
beziehungsweise die Knochenkerne des Handgriffes bedeutend kleiner
getroffen werden, als die der beiden oberen Segmente des Brust¬
beinkörpers, woraus man schliessen könnte, dass sie in diesen Fällen
wahrscheinlich später aufgetreten sind als letztere (z. B. Taf. X,
Fig. 8, Fig. 21).
In jenen Fällen dagegen, wo der Handgriff zwei Haupt-Knochen¬
kerne hat, findet man manchmal, dass einer von denselben (der
obere oder der untere) kleiner ist, als die Kerne in den oberen
Theilen des Brustbeinkörpers, so dass mann schliessen kann, dass
er später aufgetreten ist, während der andere früher sich gebildet
hat (z. B. Taf. X, Fig. 49, Fig. 51, Taf. XII, Fig. 134).
Im Handgriffe schreitet der Verknöcherungsprozess rascher fort,
als im Körper; am meisten auffallend ist dies in jenen Brustbeinen,
welche im Handgriffe nur einen Knochenkern haben, da dieser sehr
frühzeitig, und zwar noch im intrauterinen Leben eine verhältniss-
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457
massig bedeutende Grösse erreicht und gewöhnlich sämmtliche
Knochenkerne des Brustbeinkörpers an Grösse übertrifft.
Die Hauptknochenkerne des Handgriffes sind anfangs rund und
bekommen beim Wachsthum eine elliptische Gestalt, beim weiteren
Wachsthum wird ihre Gestalt durch dieselben Momente beeinflusst,
wie im Brustbeinkörper. Wenn nämlich in der Handhabe sich nur
ein einziger, medianer Kern gebildet hat, so breitet er sich nach
und nach auf den ganzen knorpeligen Handgriff aus und nimmt
dessen Form an. Wenn hingegen zwei oder drei Hauptknochen¬
kerne aufgetreten sind, welche längere Zeit noch getrennt bleiben, so
bekommt ein jeder von ihnen die Gestalt einer polygonalen Knochen¬
platte, deren Ränder zu den Rändern der benachbarten Knochen¬
platten parallel sind (z. B. Taf. X, Fig. 29, Fig. 40, Taf. XII, Fig. 108).
Die Ränder dieser Verknöcherungen sind in den jüngeren Brust¬
beinen gewöhnlich glatt, später findet man an ihnen kleine Ein¬
schnitte, manchmal in grosser Zahl, welche am wahrscheinlichsten
davon herrühren, dass an die Hauptkerne kleine, accessorische Kerne
sich angeschlossen haben; doch scheint hiebei auch ein ungleich-
mässiges Wachsthum der Knochenkerne im Spiele zu sein, da die
Zahl dieser Einkerbungen manchmal sehr gross ist, und der Zahl
von accessorischen Kernen nicht entspricht, welche als solche, d. h.
in noch getrenntem Zustande, in anderen Brustbeinen zur Beob¬
achtung kommen.
Der untere Rand einer bereits schon ausgewachsenen Knochen¬
platte des Handgriffes ist fast immer zur unteren Grenzlinie des
Handgriffes (zur zweiten Zwischenrippenlinie) parallel, und auch pa¬
rallel zum oberen Rande der obersten Knochenplatte des Körpers
(z. B. Taf. X, Fig. 25, Taf. XII, Fig. 146).
Wenn im Handgriffe zwei mediane Kerne zur Ausbildung ge¬
langt sind, so fallen ihre gegeneinander gerichteten Ränder nicht
immer mit der ersten Zwischenrippenlinie zusammen (z. B. Taf. X,
Fig. 34, Taf. XII, Fig. 178), ein analoges Verhalten, wie solches auch
in den unteren Theilen des Brustbeinkörpers vorkommt (Vergl. S. 431).
Die raschere Entwickelung der Verknöcherungen im Handgriffe
gibt sich auch dadurch kund, dass diese Verknöcherungen eine
grössere Tendenz zur Verwachsung und zur Verschmelzung haben,
welche gleichsam als proporzionell zu ihrem schnelleren Wachsthum
erscheint. Die Verknöcherungen der beiden Segmente des Handgriffes
verbinden sich nämlich miteinander früher oder später, jedoch jeden¬
falls vor Ende des dritten Lebensjahres, also bereits in einer Zeitperiode,
in welcher der analoge Prozess im Körper noch nicht beginnt. Die
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458
Tendenz zur Verschmelzung der segmentalen Verknöcherungen ist.
also im Handgriffe eine grössere als im Brustbeinkörper.
Der Vorgang bei der Verschmelzung der einzelnen knöchernen
Theile des Handgriffes ist übrigens derselbe wie im Körper. In der
Mitte des Spaltes, welcher die beiden benachbarten Knochenplatten
trennt, und von ihren, einander parallelen Rändern begrenzt ist,
bildet sich (immer nur eine) Knochenbrücke, welche sich verbreitet
und schliesslich die Ränder der beiden Knochenplatten in ihrer
ganzen Länge mit einander verbindet (Taf. X, Fig. 17, Fig. 34,
Taf XU, Fig. 146). Dieser Prozess beginnt an der dorsalen Fläche
und schreitet daselbst rascher fort.
Von den drei, oben (S. 434) beschriebenen Bildungsformen einer
solchen Knochenbrücke, habe ich im Handgriffe nur eine beob¬
achtet, und zwar jene, bei welchei diese Knochenbrücke aus zwei
Fortsätzen entsteht, welche einander gegenüber an den Rändern der
beiden Knochenplatten hervorg9wachsen sind. Manchmal sind die
Ränder der beiden, mit einander verwachsenden Knochenplatten
nicht parallel (z. B. Taf. X, Fig. 13), was im Handgriffe öfter vor¬
kommt als im Körper; man könnte daraus schliessen, dass hier die
Verbindung nicht immer vermittelst einer Knochenbrücke zu Stande
kommt, sondern manchmal durch ein einfaches Aneinanderstossen
der Ränder.
Mit Hinblick auf die Zahl und die Anordnung der Haupt-
Knochenkerne des Handgriffes kann man drei Typen unterscheiden,
und zwar:
a) In einer unbedeutenden Minderzahl (12 Brustbeine, d. h. 2 6 %)
treten im Handgriffe drei Hauptknochenkerne auf, von denen der
eine im oberen Theile desselben median liegt, die zwei anderen da¬
gegen als paarige unterhalb des ersteren (z. B. Taf. X, Fig. 38, Fig. 39,
Taf. XII, Fig. 134). Diese Anordnung entspricht der einzwei-reihigen
Anordnung der Knochenkerne im Brustbeinkörper.
b) Viel öfter (132 Brustbeine, d. h. 29%) findet man im Hand¬
griffe zwei mediane Hauptknochenkerne, einen oberen und einen
unteren (z. B. Taf. X, Fig. 4, Fig. 12), also eine Anordnung, wie im
Körper von einreihigen Brustbeinen
c) In der vorwiegenden Mehrzahl der Fälle (310 Brustbeine,
d. h. 68-4%) habe ich im Handgriffe nur einen einzigen Haupt¬
knochenkern 'gefunden, welcher ungefähr in der Mitte des Hand-,
griffes liegt (z. B. Taf. X, Fig. 1, Fig. 3 u. s. w.).
Die verhältnissmässig wenigen Brustbeine des ersten Typus,
d. h. mit drei Hauptknochenkernen im Handgriffe sind ausschliess¬
lich jüngeren Alters, nämlich von Neugeborenen und von Kindern
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459
bis zu 5 Jahren. Es ist wahrscheinlich, dass später, wenn diese
einzelnen Knochenkerne mit einander verschmolzen sind, man diesen
Typus als solchen nicht mehr erkennen kann. Ich muss noch her¬
vorheben, dass ich im Handgriffe von Brustbeinen, welche im Körper
nur mediane Knochenkerne zeigen (in einreihigen Brustbeinen) nie¬
mals drei Knochenkerne gefunden habe').
Wenn im Handgriffe drei Hauptknochenkerne aufgetreten sind,
so liegt der obere von diesen Kernen auf der ersten Rippenlinie,
d. h. auf der Grenzlinie des ersten und des zweiten Brustbein¬
segmentes, und zwar in der Weise, dass diese Linie den Knochen¬
kern in eine obere und in eine untere Hälfte theilt (z. B. X, Fig. 29,
Fig. 38, Taf. XI, Fig. 110), oder, was öfter vorkommt, dass der
grössere Theil dieses Kernes unterhalb dieser Linie liegt. Beim
Wachsthume keilt sich dieser Kern mit seinem unteren Theile nicht
selten zwischen die beiden unteren Kerne ein und bekommt die
Gestalt eines Kreisausschnittes (z. B. Taf. X, Fig. 29, Taf. XI, Fig. 87,
Taf. XII, Fig. 168). Die beiden unteren Knochenkerno treten immer
im Bereiche des zweiten Segmentes auf und überschreiten dessen
Grenzen auch bei ihrem Wachsthume nicht.
Was die Grösse anbelangt, so ist der obere, mediane Kern des
Handgriffes gewöhnlich grösser als die beiden unteren, ausnahms¬
weise kleiner. Die unteren, paarige!! Kerne sind nicht immer
gleich gross.
Die Knochenkerne der in Rede stehenden Kathegorie verbinden
sich mit einander manchmal bereits in den erten Lebensmonaten,
nicht selten jedoch erst später. Die Verschmelzung geschieht nicht
immer in derselben Reihenfolge. Entweder verbindet sich der eine
von den paarigen Kernen zuerst mit dem oberen, medianen Kerne
(z. B. Taf. XI. Fig. 75), oder es verbinden sich zuerst die beiden
paarigen Knochenkerne untereinander (Taf. XI, Fig. 110); oder es
verbinden sich diese beiden paarigen Knochenkerne untereinander
überhaupt gar nicht, sondern nur mit dem medianen Kerne, welcher
zwischen sie hineingewachsen ist (Taf. XI, Fig. 87).
Zwei mediane Hauptknochenkerne im Handgriffe kann man
sowohl bei Embryonen und Neugeborenen, als auch bei Kindern bis
zu 13 Jahren constatieren. Bei älteren Kindern habe ich keine An-
') Nur oin Brustbein (Taf. X, Fig. 29) ist in dieser Hinsicht zweifel¬
haft; es zeigt im Körper nur mediane Knochenkerne, doch ist es bereits
in einem Alter (5 Jahre) und auf einer Entwickelungsstufe, welche die
Vermuthung zulassen, dass hier auch im llrustbeinkörper paarige Knochen¬
kerne bestanden haben, welche jedo.h bereits zu medianen Verknöche¬
rungen verschmolzen sind.
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460
Zeichen mehr finden können, aus welchen man hätte schliessen
können, dass die Verknöcherung des Handgriffes aus der Ver¬
schmelzung von zwei übereinander liegenden Knochenkernen ent¬
standen wäre.
Im Körper dieser Brustbeine zeigen die Knochenkerne bald
eine einreihige Anordnung (50 Brustbeine), bald eine Anordnung
nach dem einzwei-reibigen oder nach dem zweireihigen Typus (82
Brustbeine).
Die beiden medianen Kerne des Handgriffes liegen nicht immer
genau in der Medianlinie. Besonders in asymmetrischen Brust¬
beinen (mit asymmetrischen Ansätzen der zweiten Rippen) liegt der
grössere Theil der Masse des unteren Kernes auf der Seite, wo die
zweite Rippe mehr abwärts sich inseriert, mithin öfter auf der
linken als auf der rechten Seite (z. B. Taf. X, Fig. 55, Fig. 58,
Taf. XI, Fig. 74). Geringere Grade dieser asymmetrischen Lage sind
gar nicht selten.
Der obere, von den beiden medianen Kernen des Handgriffes
tritt bei Embryonen mehr weniger auf der ersten Rippenlinie (welche
die Ansätze der beiden ersten Rippen mit einander verbindet) auf,
der untere, ziemlich in der Mitte des zweiten Segmentes, nämlich
auf der zweiten Zwischenrippenlinie (Taf. X, Fig. 12, Fig. 51, Taf.
XII, Fig. 122), manchmal auch unterhalb dieser Linie, wie man dies
bei Kindern sehen kann (z. B. Taf. XI, Fig. 74). Bei weiter vorge¬
schrittener Entwickelung, d. h. wenn die Verknöcherungen bereits
gross sind, liegt die obere gewöhnlich so, dass die erste Rippenlinie
sie halbiert, seltener so, dass sie oberhalb ihrer Mitte durchgeht; der
untere Kern liegt dann gewöhnlich mit dem grösseren Theile seiner
Masse unterhalb der zweiten Zwischenrippenlinie und nur ausnahms¬
weise (wenn er viel kleiner ist als der obere) erscheint er ganz
unterhalb dieser Linie gerückt.
Der obere Kern tritt gewöhnlich früher auf, als der untere,
da er auch bei Embryonen meistens grösser ist als der untere
(in 4 Fällen auf 5 untersuchte) z. B. Taf. X, Fig. 4, Fig. 51).
Dasselbe Verhältniss zwischen den Grössen dieser beiden Kerne
trifft man gewöhnlich auch in Brustbeinen von Neugeborenen und
von Kindern (auf 132 Brustbeine mit zwei medianen Kernen in 89,
d. h. in 674%); der Grössenunterschied ist manchmal sehr be¬
deutend.
Nur in 28 Brustbeinen (21-3%) habe ich diese beiden Kerne
gleich gross gefunden (z. B. Taf. X, Fig. 4, Taf. XI, Fig. 74), und
kaum in 15 Brustbeinen (114%) den oberen Kern kleiner als den
unteren; jedoch ist in manchen von diesen letzteren Brustbeinen
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461
der Grössenunterschied ein so bedeutender, dass man annehmen
muss, dass der obere Kern später aufgetreten ist als der untere
(z. B. Taf. X, Fig. 21).
Beide mediane Knochenkerne, d. h. sowohl der obere als auch
der untere sind fast immer grösser als die Kerne im unteren Theile
des Körpers (im 5., 6. und 7. Segmente). Nur ausnahmsweise, und
zwar nur in jüngeren Brustbeinen ist der eine von den medianen
Kernen des Handgriffes kleiner als der Kern des fünften Segmentes
(z. B. Taf. X, Fig. 21). Wenn man nun die Grösse der medianen
Knochenkerne des Handgriffes und der Kerne der oberen Segmente
(des 3. und 4. Brustbeinsegmentes) mit einander vergleicht, so zeigt
es sich, dass dieses Verhältniss ein verschiedenes ist. Der obere
Kern des Handgriffes ist in der Regel (in 109 Brustbeinen, d. h. in
82.6%) grösser als die Kerne der beiden oberen Segmente des
Körpers, nur selten gleich gross (8 Brustbeine, d. h. 6%) oder kleiner
(15 Brustbeine, d. h. 11-4%). Der untere Kern ist im Vergleiche
mit diesen oberen Kernen des Körpers entweder grösser (54 Brust¬
beine, d. h. 40'9%) oder kleiner (62 Brustbeine, d. h. 46-9%), selten
gleich gross (16 Brustbeine, d. h. 12 2%). Wenn man beide Kerne
des Handgriffes in Betracht nimmt, so zeigt sich, dass in der Regel
entweder beide (50 Brustbeine, d. h. 37 - 9%) oder wenigstens einer
von ihnen (55 Brustbeine, d. h. 41-7%) grösser ist als die Kerne
der beiden oberen Segmente des Körpers und nur ausnahmsweise
jeder von den beiden Kernen des Handgriffes denen der oberen
Körpersegmente an Grösse gleichkommt (7 Brustbeine, d. h. 5-4%).
Andere Combinationen, und zwar solche, wo der eine Kern des
Handgriffes grösser und der andere gleich gross oder kleiner ist
als die oberen Kerne des Körpers sind auch selten (13 Brustbeine,
d. h. 9 6%).
Da verschiedene Beobachtungen dafür sprechen, dass die
Knochenkerne im Handgriffe und in den beiden oberen Segmenten
des Brustbeins ungefähr gleichzeitig auftreten, muss man die soeben
besprochenen Grössenunterschiede auf ein rascheres Wachsthum der
Verknöcherungen des Handgriffes zurückführen und zwar besonders
des oberen, medianen Kernes desselben, welcher in der Mehrzahl
der Fälle (in 104 Brustbeinen auf 132) als der grösste Knochenkern
des Brustbeines sich erweist.
Die beiden medianen Hauptkerne des Handgriffes beginnen
bereits gegen Ende des intrauterinen Lebens mit einander zu ver¬
wachsen, und sind bei Neugeborenen gewöhnlich bereits verschmolzen
(in 7 von 9 diesbezüglichen Fällen), so dass nur unbedeutende Ein¬
buchtungen der beiden Seitenränder anzeigen, dass hier ursprünglich
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462
zwei Knochenkerne vorhanden waren. Auch bei Kindern bis zu 3
Jahren findet man viel öfter diese Kerne bereits vereinigt als getrennt,
wobei die Verwachsung meistens bereits weit vorgeschritten ist und nur
selten im Stadium einer Verbindungsbrücke getroffen wird. Bei
4-jährigen und bei älteren Kindern sind diese Knochenkerne fast
immer vollständig mit einander verwachsen und nur ausnahms¬
weise habe ich bei einem 9-jährigen Kinde die Verwachsung noch
in Form einer Knochenbrücke gefunden (Taf. XI, Fig. 65).
In den meisten Fällen bildet sich im Handgriffe nur ein einziger
Knochenkern, welcher in der Mitte desselben liegt, denn auch bei
Embryonen ist dies häufiger als zwei oder drei Kerne. Doch wäre
es möglich, dass Brustbeine mit einem einzigen Hauptkerne im
Handgriffe nicht so sehr oft Vorkommen, als dies aus den auf S. 458
angegebenen Zahlen zu schliessen wäre, da in Betreff der Brust¬
beine von älteren Kindern (über 4 Jahre) es nicht möglich ist, mit
mit Sicherheit zu entscheiden, ob die Verknöcherung des Handgriffes
nur durch Wachsthum eines einzigen Knochenkernes oder aus der
Verschmelzung von zwei oder mehreren Knochenkernen entstanden
ist, welche ursprünglich getrennt angelegt waren.
Der einfache Knochenkern des Handgriffes liegt zwischen der
zweiten Zwischenrippenlinie und der ersten Rippenlinie (z. B. Taf. X,
Fig. 8). Bei seinem Wachsthume überschreitet er jedoch bald diese
beiden Linien.
Der einfache Knochenkern des Handgriffes ist in der Regel der
grösste Knochenkern des Brustbeins, was die Annahme als berechtigt
erscheinen lässt, dass er am frühesten auftritt und am schnellsten
wächst. Nur in drei Brustbeinen von 7—8-monatlichen Embryonen
und bei zwei Neugeborenen fand ich, dass umgekehrt die Knochen¬
kerne im oberen Theile des Brustbeinkörpers grösser waren als der
einfache Knochenkern des Handgriffes (Vergl. S. 456).
Analog wie im Brustbeinkörper kommen auch im Handgriffe
accessorische Kerne vor. Doch kann man hier keine so evidente
Zugehörigkeit der accessorischen Kerne zu den Hauptkernen nach-
weisen. Die accessorischen Kerne des Handgriffes sind kleine
Knochenkerne, welche ohne irgend welche Ordnung, hier und dort
ausser den Hauptkernen auftreten. Unter den 454 untersuchten
Brustbeinen verschiedenen Alters, habe ich in 56 Brustbeinen (d. h.
in 12 4 3 w / 0 ) 78 accessorische Kerne im Handgriffe gefunden, und zwar
in 40 Brustbeinen je einen accessorischen Kern, in 13 Brustbeinen
je zwei accessorische Kerne, in 2 Brustbeinen je drei accessorische
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463
Kerne und in 1 Brustbeine sogar sechs accessorische Kerne (S. Taf. X,
Fig. 20, Fig. 34, Fig. 54). Bei Embryonen habe ich accessorische
Kerne im Handgriffe nicht gefunden. Doch treten solche gewiss
bereits am Ende des intrauterinen Lebens auf, da man sie bei Neu¬
geborenen findet (in 7 Fällen auf 62, d. h in 10%). In Brustbeinen
von Kindern bis Ende des ersten Lebensjahres habe ich sie nicht
öfter gefunden (in 11 Brustbeinen auf 101, d. h. ebenfalls in fast
10%) Bei Kindern von 1—3 Jahren kommen sie viel öfter vor (in
30 Fällen auf 152, d. h. in 20%). Man kommt also zu dem Ergeb¬
nisse, dass accessorische Knochenkerne des Handgriffes in der halben
Zahl der Fälle erst nach der Geburt auftreten. Bei Kindern von
4—8 Jahren findet man dieselben wieder weniger häufig, da sie mit
den Hauptkernen verschmelzen Unter 28 Brustbeinen von Kindern
zwischen 9 bis 16 Jahren habe ich nur ein einziges Brustbein ge¬
funden, welches im Handgriffe noch einen getrennten accessorischen
Knochenkern hat, nämlich das Brustbein eines 13-jährigen Kindes.
In diesem Alter findet man jedoch nicht selten noch Einschnitte
am Rande der Verknöcherungen im Handgriffe, als Spuren von
accessorischen Kernen, welche mit den Hauptkernen bereits ver¬
wachsen sind (Vergl. S 457).
Die accessorichen Knochenkerne des Brustbein-Handgriffes liegen
meistens seitwärts von den Hauptkernen, nahe dem Brustbeinrande
(53 Brustbeine), ausnahmsweise in der Medianlinie, zwischen den
Hauptkernen der beiden Segmente (3 Brustbeine) z. B. Taf. XII,
Fig. 141. Abgesehen von diesen Ausnahmsfällen sind die accesso¬
rischen Kerne in der linken Hälfte des Handgriffes häufiger (46 Kerne)
als in der rechten (29 Kerne).
In jenen 40 Brustbeinen, welche im Handgriffe je einen accesso¬
rischen Kern haben, befindet sich derselbe in 10 Brustbeinen rechts,
in 27 Brustbeinen links, neben einem Hauptkerne und nur in 3
Brustbeinen (welche eben erwähnt wurden) in der Medianlinie. In den
Brustbeinen, welche je zwei accessorische Kerne haben, liegen die¬
selben meistens (8 Fälle) zu beiden Seiten der Hauptknochenkerne
(z. B. Taf. X, Fig. 54), seltener beide auf einer Seite (5 Fälle) und
zwar entweder rechts (2 Fälle) oder links (3 Fälle), z. B. Taf. X,
Fig. 25, Taf XI, Fig. 112. Wenn in einem Brustbein mehrere
accessorische Kerne im Handgriffe vorhanden sind, so liegen sie zu
beiden Seiten (z. B. Taf. X, Fig. 14, Fig. 20). Die accessorischen
Kerne liegen übrigens meistens im unteren Segmente des Handgriffes.
Die accessorischen Kerne des Handgriffes sind fast immer und
in jedem Alter bedeutend kleiner als die Hauptkerne. Dieser Grössen¬
unterschied kann nur in jenen Fällen weniger gross sein, in welchen
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464
der Handgriff zwei oder mehrere Hauptkerne besitzt (z. B. Taf. XI,
Fig. 66), welche sodann verhältnissmässig kleiner sind. Wenn in
einem Brustbein zwei accessorische Kerne des Handgriffes neben¬
einander liegen, so verbinden sie sich, wie es scheint, zuerst unter
einander und erst dann mit dem betreffenden Hauptkerne (z. B.
Taf. X, Fig. 14, Fig. 20, Fig. 25, Taf. XI, Fig. 112. Taf. XII, Fig. 147).
Eine solche Verbindung von accessorischen Kernen untereinander
habe ich bereits bei einem Neugeborenen beobachtet; nach vollen¬
detem vierten Lebensjahre sind solche Kerne immer mit einander
verschmolzen.
Die accessorischen Kerne des Handgriffes verbinden sich mit
einander manchmal vermittelst einer Knochenbrücke (Taf. X, Fig. 14
Taf. XI, Fig. 89), viel öfter jedoch einfach dadurch, dass ihre con¬
vexen Ränder mit ihren gegenüberliegenden Punkten beim Wachs-
thume zusammenstossen (Taf. X, Fig. 20, Taf. XII, Fig. 177).
Die Verbindung von accessorischen Kernen des Handgriffes m it
den Hauptkernen habe ich bereits bei mehrmonatlichen Kindern be¬
obachtet, doch kommt sie gewöhnlich erst später zu Stande.
Zum Schlüsse muss ich noch hervorheben, dass der Verknöcherungs-
Prozess im Handgriffe, wie aus dem obigen ersichtlich ist, in
mancher Hinsicht unabängig von der Verknöcherung des Brustbein¬
körpers vorsich geht. Sehr oft findet man die Knochenkerne der
beiden Segmente des Handgriffes bereits vollkommen verschmolzen,
obwohl der Verschmelzungsprozess der Knochenkerne im Körper
noch gar nicht im Anzuge ist und manche Kerne daselbst eben erst
aufgetreten sind (z. B. Taf. X, Fig. 55, Taf. XI. Fig 78, Fig. 82, Fig. 83).
Das umgekehrte Verhältniss kommt jedoch nicht vor, d. h. im Brust¬
beinkörper beginnt der Vorwachsungsprozess der segmentalen Ver¬
knöcherungen niemals früher als die Verschmelzung der Verknöche¬
rungen der beiden Segmente des Handgriffes.
Die Selbständigkeit des Handgriffes gibt sich auch darin kund,
dass manchmal (7 Brustbeine) im unteren Segmente desselben ein
Knochenkern-Paar auftritt, obwohl im obersten Segmente des Körpers
(also unterhalb dieses Knochenkern-Paares) ein medianer Kern zur
Ausbildung gelangt (z. B. Taf. XI, Fig. 110, Taf. XII, Fig. 134). Im
Brustbeinkörper selbst, kommen, wie wir bereits wissen, unterhalb
von paarigen Knochenkernen mediane Kerne niemals vor, sondern
nur wieder paarige oder asymmetrische. Die paarigen Knochen¬
kerne im unteren Theile des Handgriffes (im zweiten Brustbein-
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465
segmente) vereinigen sich manchmal erst später als die paarigen
Knochenkerne des Körpers (z. B. Taf. XI, Fig. 75, Taf. XII, Fig. 168).
Man sieht also, dass weder in Betreff der Verwachsung der
segmentalen Verknöcherungen untereinander, noch in Betreff der
Verschmelzung der Knochenkern-Paare der einzelnen Segmente, kein
allgemeines, d. h. für alle sieben Segmente des Brustbeins gütiges
Gesetz besteht
Wie bekannt, verwächst der Handgriff mit dem Körper erst
bei erwachsenen Personen, d. h. nach Abschluss des Verknöcherungs-
Prozesses in einem jeden von diesen beiden Theilen des Brustbeins.
Nach Angabe der Autoren kommt diese Verwachsung in einem ver¬
schiedenen Alter zu Stande, d. h. einmal früher ein andermal später.
Luschka') bemerkt in dieser Hinsicht: „Es ist ein vollendeter
Irrthum, wenn man glaubt, die Brustbeinankylosen
kommen vorzugsweise im höheren Lebensalter vor;
sie finden sich mindestens ebenso oft bei jüngeren In¬
dividuen, ohne dass man im Stande ist, den Grund
ihres jeweiligen Auftretens mit Sicherheit nachzu¬
weisen“. Zu ähnlichem Schlüsse ist auch Dwight gekommen.
Bei der Untersuchung einer grossen Zahl von kindlichen Brust¬
beinen hatte ich Gelegenheit, mich zu überzeugen, dass im Kindes¬
alter die Synostose zwischen dem Handgriffe und dem Brustbein¬
körper nur sehr selten zu Stande kommt, doch manchmal bereits
zu einer Zeit, in welcher die einzelnen segmentalen Verknöcherungen
des Brustbeinkörpers mit einander noch nicht verschmolzen sind.
Unter 454 Brustbeinen (von 4 Monate des intrauterinen Lebens bis
zu 16 Lebensjahren) habe ich in 5 Brustbeinen diese Synostose auf
verschiedenen Entwickelungsstufen getroffen, und zwar: bei einem
Neugeborenen in Form einer Knochenbrücke zwischen der Ver¬
knöcherung des Handgriffes und der Knochenplatte des obersten
Segmentes des Brustbeinkörpers (Taf, XI, Fig. 112) und bei vier
Kindern im Alter von 2—4 Jahren, bei welchen diese Verbindung
weiter vorgeschritten oder selbst nur vollständigen Verschmelzung
gediehen ist (Taf. X, Fig. 33, Taf. XI, Fig. 113, Taf. XII, Fig. 163).
In dreien von diesen Brustbeinen hatte der Verwachsungs-Prozess der
einzelnen knöchernen Segmente des Brustbeinkörpers noch gar nicht
begonnen, in einem findet man eben das Initialstadium dieses Pro¬
zesses, indem die Verknöcherungen des sechsten und des fünften
Segmentes mit einander verwachsen, und nur in einem Falle, nämlich
') L. c. Bd. I., S. 92.
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466
bei einem dreijährigen Kinde (Taf, X, Fig. 33) sind die Verknöche¬
rungen des Brustbeinkörpers bereits alle mit einander zu einem
knöchernen Ganzen fast vollständig verschmolzen, während zwischen
dem Handgriffe und dem Körper erst nur eine Knochenbrücke sich
gebildet hat.
Ausser diesen fünf, soeben besprochenen Brustbeinen habe ich
noch zwei Brustbeine getroffen, von denen man annehmen muss,
dass auch in ihnen eine knöcherne Verbindung zwischen Handgriff und
Körper in kurzer Zeit aufgetreten wäre, und zwar: im Brustbein
eines Neugeborenen (Taf. X, Fig. 36) finden sich an den einander
zugekehrten Rändern der Knochenkerne des zweiten und des dritten
Segmentes hügelförmige Hervorragungen (Anlagen einer Verbindungs¬
brücke); im Brustbein eines 10-monatlichen Kindes (Taf XII, Fig. 169)
sieht man eine Verbindung zwischen einem (medianen) accessorischen
Kerne des dritten Segmentes und der Verknöcherung des Hand¬
griffes; ein ähnliches Verhältniss findet man auch noch im Brust¬
beine eines 2'/, Jahre alten Kindes (Taf. XII, Fig. 121).
Es unterliegt keinem Zweifel, dass ein solches frühzeitiges Ver¬
schmelzen der Verknöcherungen des Handgriffes und des Körpers
mit dem frühzeitigen Schwunde der Grenzlinie im Zusammenhänge
steht, welche beim Embryo zwischen dem zweiten und dem dritten
Segmente im knorpeligen Brustbein auftritt. In sämmtlichen, soeben
besprochenen Brustbeinen, bei denen eine knöcherne Verbindung
zwischen dem Handgriffe und dem Körper bereits gebildet oder in
der Bildung begriffen ist, habe ich von einer solchen Grenzlinie
keine Spur mehr gefunden, obwohl in der Mehrzahl der Brustbeine
diese Grenzlinie sowohl bei Embryonen als auch bei Kindern noch
erhalten bleibt (Vergl. S. 391).
VII. Der Schwert-Fortsatz.
Der Schwertfortsatz hat eine paarige Anlage, welche nach
Rüge (8)') ähnlich wie die Anlage des Handgriffes und des Körpers
ein Derivat der Rippen ist und zwar des 8. und 9. Rippenpaares.
Dementsprechend besteht der Schwertfortsatz bei Embryonen, bei
Neugeborenen und bei Kindern (besonders bei jüngeren) aus zwei
seitlichen Hälften, welche oben, d. h. dort wo sie an den Brust¬
beinkörper anstossen mit einander verbunden sind, und nach unten
zu auseinander gehen, indem sie von der Medianlinie sich entfernen
(z. B. Taf. X, Fig. 1, Fig. 5, Fig. 16, Fig. 46, Fig. 51 u. s. w.). Ebenso
*) S. 387—388.
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oft findet man in einem anscheinend unpaarig angelegten Schwert¬
fortsatze ein Loch (z. B. Taf. X, Fig. 9, Fig. 10, Fig. 13 u. s w.),
manchmal auch zwei Löcher, eins über dem anderen (z. B. Taf. XII,
Fig. 167); wie Rüge richtig bemerkt, sind die Löcher der Ausdruck
einer unvollständigen Verschmelzung der beiden Hälften der Anlage
des Schwertfortsatzes. Zwischen der unten gabelig getheilten Form
und der einheitlichen Form des Schwertfortsatzes findet man bei
Kindern auch eine Reihe von Uebergangsformen (z. B. Taf. X, Fig. 50,
Fig. 55). Manchmal spaltet sich der Schwertfortsatz unten in drei
Theile (z. B. Taf. X, Fig. 8, Fig. 58), welche in anderen Brustbeinen
mit einander sich wieder vereinigen, wodurch zwei nebeneinander
liegende Löcher entstehen (Taf. XI, Fig. 69). Da bei Erwachsenen
diese Gabelungen und Löcher im Schwertfortsatze bekanntermassen
ziemlich selten sind, kann man schliessen, dass eine vollständigere
Verschmelzung der beiden paarigen Anlagen des Schwertfortsatzes
in vielen Fällen erst nach der Geburt zu Stande kommt.
Die ungemeine Variabilität der Gestaltung des Schwertfortsatzes
kann man füglich als einen Beweis ansehen, dass derselbe einen
rudimentären Theil des Brustbeins repräsentiert. Mitunter tritt der
Schwertfortsatz nur in Form eines knorpeligen Stäbchens auf,
welches sich nicht in der Mitte, sondern seitwärts an das untere
Ende des Körpers ansetzt und von da aus nach unten immer
mehr von der Medianlinie sich entfernt. Es macht dies den Ein¬
druck, alswenn von der paarigen Anlage dos Schwertfortsatzes
nur die eine Hälfte zur Ausbildung gelangt wäre, und die andere
Hälfte ganz geschwunden wäre (z. B. Taf. XII, Fig. 133). Als ein
höherer Grad der Rückbildung des Schwertfortsatzes sind jene Fälle
anzusehen, in welchen derselbe mit dem Brustbeinkörper gar nicht
in Verbindung steht und nur an die achte Rippe angefügt ist,
welche zum Brustbein reicht, wie dies Luschka (2)‘) beschrieben hat.
Als einen höchst merkwürdigen, und so weit ich aus der mir
zugänglichen Literatur beurtheilen kann, noch nicht beobachteten
Befund muss ich hier das gänzliche Fehlen des Schwertfortsatzes
anführen. Einen vollständigen Mangel des Schwertfortsatzes habe
ich nämlich beinern einjährigen Kinde (Taf. XI, Fig. 86) constatiert,
') L. c. S. 120. — Einen ähnlichen Befund habe ich in zwei von den
von mir untersuchten Brustbeinen constatiert (nämlich bei einem Neuge¬
borenen und bei einem 5-jährigen Kinde). Der Schwertfortsatz ist in diesen
Fällen sehr schmal und steht nicht mit dem Brustbeinkörper sondern nur
mit den beiden siebenten Rippen in Verbindung, welche an das untere
Ende des Brustbeinkörpers unmittelbar nebeneinander sich inserieren und
für den Schwertfortsatz gleichsam keinen Platz lassen.
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468
an dessen Brustbein sich übrigens, wie gewöhnlich, beiderseits je
sieben Rippen ansetzen. Die Rippenknorpeln der beiden siebenten
Rippen inserieren sich am unteren Rande des Brustbeinkörpers un¬
mittelbar nebeneinander. Am unteren Rande des siebenten Rippen¬
knorpels findet sich eine kaum merkliche Verdickung, welche man
vielleicht als die Spur des Schwertfortsatzes ansehen könnte, da ein
rudimentärer Schwertfortsatz manchmal nur an einen von den untersten
Rippenknorpeln anstosst. Uebrigens ist dieses ganze Brustbein schwach
entwickelt: die drei letzten Rippenknorpel-Paare setzen sich unmittel¬
bar nebeneinander an, die oberen in geringen Abständen von einander;
der Verknöcherungsprozess ist noch sehr wenig vorgeschritten, da
ausser im Handgriffe nur in den beiden oberen Segmenten des
Körpers Knochenkerne aufgetreten sind und in den unteren Seg¬
menten Knochenkerne noch fehlen, was in diesem Alter bekannter-
massen nur selten der Fall ist ')•
Unter 416 Brustbeinen von Neugeborenen und von Kindern
bis zu 16 Jahren, welche ich untersucht habe, fand ich Verknöche¬
rungen im Schwertfortsatze nur in 151 Brustbeinen (d. h. in 36-6%)
und zwar in 143 Brustbeinen (34-6%) je einen Knochenkern und in
7 Brustbeinen (1*7%) je zwei Knochenkerne.
Dieselben treten frühestens am Ende des Foetallebens auf, da
ich unter 54 embryonalen Brustbeinen nur in einem einzigen, und zwar
bei einem 9-monatlichen Embryo im Schwertfortsatze einen Knochen¬
kern gefunden habe; bei Neugeborenen dagegen habe ich unter
68 Fällen in 19 (d. h. in 28%) einen Knochenkern im Schwertfort¬
satze gefunden. Bei Kinde n bis zu 2 Jahren findet man einen
solchen nicht öfter (unter 134 Brustbeinen dieses Alters in 38, d. h.
in 28%). Bei älteren Kindern finden sie sich öfter, doch hat eine
Zusammenstellung der von mir untersuchten Brustbeine nach Alters¬
klassen keine brauchbaren Ergebnisse gegeben, indem die Zahl der
Fälle mit Ossification zwischen 265% und 61% schwankt, ohne
auf ein Gesetz hinzuweisen. Es unterliegt jedoch keinem Zweifel,
dass der Knochenkern (beziehungsweise die Knochenkerne) im
Schwertfortsatze genug oft erst nach der Geburt, und zwar in den
ersten drei Lebensjahren auftreten, besonders da dieselben in diesem
Alter manchmal noch sehr klein sind (z. B. Taf. XI, Fig. 100, Fig. 113,
1 ) Auf den beigegebenen Tafeln ist noch ein zweites Brustbein
(Taf. XI, Fig. 115) abgebildet, bei welchem ein Schwertfortsatz fehlt. In
diesem Falle habe ich jedoch nicht die Gewissheit, dass derselbe bei der
Herausnahme des Brustbeins aus der Leiche nicht abgeschnitten worden
ist, da dies auf dem Präparate nach Herausnahme aus der Kalilauge
nicht mehr zu entscheiden war.
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469
Taf. XII, Fig. 152). Bei fünfjährigen und bei älteren Kindern habe
ich im Schwertfortsatze niemals so kleine Knochenkerne gesehen,
dass man annehmen müsste, dass sie erst eben aufgetreten sind.
Auf Grund des untersuchten Materiales bin ich also geneigt anzu¬
nehmen, dass, wenn im Schwertfortsatze ein Knochenkern bis spä¬
testens zum 6. Lebensjahre nicht aufgetreten ist, im späteren Kindes¬
alter ein solcher sich nicht mehr bildet.
Ob noch später, d. h. im Jünglingsalter oder bei ausgewachsenen
Personen im Schwertfortsatze schliesslich doch noch ein Knochen¬
kern auftritt, kann ich auf Grund des von mir unt rsuchten Ma¬
teriales nicht entscheiden. Uebrigens ist es eine allgemein be¬
kannte Thatsache, dass der Schwertfortsatz nicht selten durch das
ganze Leben knorpelig bleibt (Vergl. S. 383).
Der Knochenkern (beziehungsweise die Knochenkerne) des
Schwertfortsatzes entsteht immer später als die Kerne in den beiden
oberen Segmenten des Brustbeinkörpers und ist bei Kindern kleiner
als die letzteren. Er ist gewöhnlich (unter 151 Brustbeinen in 82,
d. h. in 54%) kleiner als sämmtliche Knochenkerne des Körpers und
zwar auch kleiner als der kleinste, nämlich der unterste Knochen¬
kern des Körpers, d. h. jener, welcher im 7ten, im 6ten oder im
5ten Segmente aufgetreten ist (.Taf. XI, Fig 100, Taf. XII, Fig. 152).
Selten hat der Knochenkern des Schwertfortsatzes die gleiche
Grösse, wie der kleinste Kern des Körpers (auf 151 Brustbeine in
32, d. h. in 21%, z. B. Taf. X, Fig. 55) oder ist grösser als ein Knochen¬
kern des Körpers (auf 151 Brustbeine in 37, d. h. in 25%, z. B.
Taf. X, Fig. 49, Taf. XI, Fig. 62, Fig. 91).
Aus diesem Verhalten kann man schliessen, dass öfter als in
der halben Zahl der Fälle der Knochenkern des Schwertfortsatzes
später auftritt als sämmtliche Kerne des Körpers, und dass nur in der
Minderzahl der Fälle die Kerne des 7ten, des 6ten oder auch des
5ten Segmentes später erscheinen, als der Kern des Schwertfortsatzes.
In jenen Brustbeinen, welche im Schwertfortsatze nur einen
Knochenkern haben, liegt derselbe immer im oberen Theile und naho
dem oberen Rande desselben, median, d. h. in gleicher Entfernung
von den beiden Seitenrändern und nur ausnahmsweise (z. B. Taf. XI,
Fig. 114) näher dem einen Seitenrande. Da die beiden Rippen des
letzten Paares, d. h. des siebenten beziehungsweise des achten, bei
Kindern mit den Sternalenden ihrer Knorpeln auf der vorderen
Fläche des Schwertfortsatzes liegen, so bedecken sie den Knochenkern
des letzteren.
Wenn zwei Knochenkernc im Schwertfortsatze auftreten, so
liegen sie nebeneinander in den beiden Seitenhälften desselben
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470
(3 Brustbeine, wie z. B. auf Taf. XI, Fig. 80) oder der eine höher
der andere unterhalb des ersteren (4 Brustbeine) z. B. Taf. X.,
Fig. 18 und Taf. XII, Fig. 179; in den letzteren Fällen ist bald der
obere bald der untere Kern mehr seitwärts gerückt.
Die weitere Entwickelung der Knochenkerne im Schwertfort¬
satze habe ich keine Gelegenheit gehabt zu verfolgen, da dieselbe
in einem späteren Alter statt findet, als das der Brustbeine, welche mir
als Untersuchungsmaterial dienten.
Die Verbindung von zwei im Schwertfortsatze vorhandenen
Kernen habe ich nicht beobachtet; aus dem auf Taf. XII, Fig. 163
dargestellten Falle kann man jedoch schliessen, dass auch hier die
Verbindung vermittelst einer Knochenbrücke zu Stande kommt, da
die beiden Verknöcherungen durch einen schmalen Spalt getrennt
sind, welcher von den parallen, einander zugekehrten Rändern der
beiden Kerne begrenzt ist. Auf diese Weise sind auch die Ver¬
knöcherungen des Schwertfortsatzes mit jenen des Körpers verbunden
in einigen Fällen, welche ich Gelegenheit hatte zu beobachten
(Taf. X, Fig. 25. Taf. XI, Fig. 99 und Fig. 120). Eine solche Ver¬
bindung kommt übrigens bei Kindern nur sehr selten vor, denn ich
habe innerhalb des ganzen untersuchten Materiales eben nur in
diesen drei abgebildeten Fällen eine solche Verbindung gesehen.
Es ist bemerkenswert, dass z. B. in dem auf Taf. X, Fig. 25 abge¬
bildeten Falle die Verknöcherung des Schwertfortsatzes mit dem
Knochenkerne des sechsten Segmentes zu verwachsen beginnt, so
dass man für diesen Fall bereits mit voller Bestimmtheit weiss,
dass im siebenten Segmente kein Knochenkern mehr aufgetreten wäre.
VII. Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse der Untersuchung,
nebst Bemerkungen Qber die Morphologie und Phylogenese des
menschlichen Brustbeins.
Auf Grund der in den obigen Abschnitten dargestellten speziellen
Ergebnisse der Untersuchung, will ich es versuchen, ein übersicht¬
liches Bild des Verknöcherungsprozesses im menschlichen Brustbein
zu geben und zugleich gewisse Schlüsse in Betreff der Morphologie
und Phylogenese des Brustbeins abzuleiten.
Das wichtigste morphologische Ergebniss dieser Untersuchungen,
ist,dassdas knöcherne Brustbein des Menschen aus einer
Reihe von (intercostalen) Segmenten zusammengesetzt
ist, welche den Metameren des Körpers entsprechen.
Die Grenzlinien dieser Segmente verbinden die Ansätze je zweier
Rippen desselben Paares und können als „Rippenlinien“ des
Brustbeins bezeichnet werden.
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471
Erst aus der Verschmelzung der beiden obersten Sternal-Seg-
mente geht der obere Theil des Brustbeins hervor, nämlich der
Handgriff, und aus der Verschmelzung von weiteren fünf (oder selbst
sechs) Segmenten (d. h. des 3ten bis 7ten oder bis 8ten) geht der
Knochen des Brustbeinkörpers hervor, während die untersten nur rudi¬
mentär zur Entwickelung kommenden Segmente den Schwertfortsatz
bilden. Diese drei definitiven Theile des Brustbeins bleiben als
besondere Knochen in der Regel durch das ganze Leben, doch geht
der Verwachsungsprozess der Segmente nicht selten noch weiter,
und zwar es verwächst der Handgriff mit dem Körper, oder auch
der Körper mit dem Schwertfortsatze.
Die Segmente, welche wir im knöchernen, beziehungs¬
weise imossificierenden Brustbein unterscheiden können,
scheinendenursprünglich enBestandtheilendesselben
nicht zu entsprechen, aus welchen das Brustbein entstanden ist.
Die Anlage des Brustbeins besteht allerdings aus einer Reihe von Theilen,
welche den einzelnen Metameren des Körpers zugehören, indem nach
den Untersuchungen von Hoffmann und von Rüge die einzelnen
Rippen, und zwar, sowohl die rechten wie auch die linken, das
Materiale liefern, aus welchem die beiden Sternalleisten (Rippen-Bögen)
als paarige Anlagen des Brustbeins hervorgehen; doch theilt sich, nach
der IJeberzeugung dieser beiden Forscher, eine jede Rippe gabel
förmig in der Weise, dass die Grenzen der ursprünglichen Brustbein-
Segmente den Zwischenrippenlinien entsprechen. Uebrigens ver¬
schmelzen diese ursprünglichen, paarigen Brustbein-Segmente, deren
Zahl der Zahl der wahren Rippen entspricht, sehr bald mit einander
so vollständig, dass in dem, aus dieser Anlage hervorgegangenen,
knorpeligen Brustbein nicht die mindesten Spuren
der ursprünglichen segmentalen (metameren) Zusam¬
mensetzung bemerkbar sind, ebensowenig, wie der ursprünglichen
Zusammensetzung aus zwei seitlichen Hälften.
In einem späteren Stadium tritt im einheitlichen, knorpe¬
ligen Brustbein neuerdings eine Quertheilung auf in Form
von „Grenzstreifen“ in den Rippenlinien, wo das embryo¬
nale Gewebe eine von der Umgebung verschiedene Metaplasie zeigt
(Vergl. S. 388—391). Ein solcher Grenzstreifen tritt constant auf, und
zwar an der Grenze zwischen Manubrium und Corpus (zwischen
dem zweiten und dritten Segmente) und bleibt am längsten sichtbar,
doch auch er verschwindet schliesslich; in den folgenden, unteren
(caudalen) Rippenlinien treten solche Grenzstreifen im mensch¬
lichen Brustbein nicht constant auf, und wenn sie sich gebildet
haben, so verschwinden sie auch bald.
Poln. Archiv, f. blol. u. med. Wissensch. __
Archive« polon. de eoienc. biol. et roddic.
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Trotzdem sind wir berechtigt, diese Grenzstreifen als einen
Beweis anzusehen, dass im Laufe der phylogenetischen Entwickelung
eine Theilung des knorpeligen Brustbeins in intercostale Segmente
zur Ausbildung gelangte, dass jedoch diese Segmente mit einander
wieder zu einem Ganzen verschmolzen sind; die Spuren dieses phy-
logenetischen Vorganges, sind eben in der ontogenetisc-hen Ent¬
wickelung nachweisbar.
Erst bei der Verknöcherung des Brustbeins tritt
die definitive (intercostale) Segmentierung desselben
höchst prägnant und dauernd entgegen.
Auf Grund meiner Untersuchungen bin ich zur Ueberzeugung
gelangt, dass einem jeden von diesen intercostalen
Sternal-Segmenten seine eigenen, besoderen Ver¬
knöcherungen zukommen. Die scheinbar unregel¬
mässige Anordnung von Knochenkernen des Brustbeins,
welche man in einer verhältnissmässig grossen Zahl der Fälle an¬
trifft, ist die Folge einer ungemein häufig vorkommenden A s y m-
metrie der Gestalt (eigentlich des Baues) des knorpeligen
Brustbeins, und nur in manchen Fällen wird dieselbe durch
Auftreten von accessorischen Kernen, sowie durch andere Umstände
herbeigeführt, auf welche ich oben Gelegenheit hatte hinzuweisen.
Der Verknöcherungsprozess des Brustbeins be¬
ginnt in den oberen (cranialen) Theilen desselben, d. h.
in jenen, welche ontogenetisch (wahrscheinlich auch
phylogenetisch) die ältesten sind, und von da an
schreitet er successive nach unten zu fort.
Am frühzeitigsten (im 3—5 Monate des intrauterinen Lebens)
treten die Knochenkerne im Handgriffe und in den obersten Seg¬
menten des Körpers auf, später in den unteren Segmenten des
Körpers und zuletzt im Schwertfortsatze.
Doch bereits in dieser Hinsicht geht der Verknöcherungs¬
prozess nicht regelmässig und nicht bei allen Indi¬
viduen in der gleichen Weise vorsich, sondern zeigt zahl¬
reiche und verschiedene individuelle Varietäten; allgemeine
Gesetze kommen nur in der Mehrzahl der Fälle zum Ausdrucke.
Die Knochenkerne treten in den einzelnen Segmenten nicht immer
genau in der Aufeinanderfolge auf, welche der Reihenfolge der Seg¬
mente von oben nach unten entpricht.
In den meisten Fällen tritt der erste Knochenkern im Manu-
brium auf, doch kommt es manchmal im oberen Theile des Körpers
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473
und zwar im dritten (oder selbst im vierten) Brustbein-Segmente
zur Ausbildung des ersten Knochenkernes. Wenn in einem oder in
mehreren Brustbein-Segmenten Knochenkerne bereits vorhanden sind,
so tritt der folgende Knochenkern nicht immer in dem nächsten
caudalen Segmente auf, sondern manchmal mit Ueberspringung
eines Segmentes, in welchem der Verknöcherungsprozess sich ver¬
spätet hat.
In den unteren Segmenten (des Brustbeinkörpers)
verspätet sich das Auftreten von Knochenkernen
nicht selten sehr bedeutend, oder kommt gar nicht zu
Stande. In der überwiegenden Mehrzahl der Fälle zeigt das letzte
(siebente) Segment des Brustbeinkörpers keinen besonderen (eigenen)
Knochenkern; ziemlich beträchtlich ist auch die Zahl von Fällen
(24% \ in welchen die beiden letzten Segmente (sowohl das sechste
als auch das siebente) keine eigenen Knochenkerne haben. In
manchen (seltenen) Fällen kommen auch im fünften Segmente
(ebenso wie in den beiden letzten) keine Knochenkerne zur Aus¬
bildung (Vergl. S. 401 und S. 427).
Der Mangel eigener Knochenkerne im letztenoder
in den beiden letzten Segmenten des Brustbeinkörpers
ist jedoch keineswegs ein Hinderniss für die Ver¬
knöcherung des ganzen knorpeligen Brustbeins, da die
Knochenkerne der oberen Segmente nach unten zu auswachsen und
schliesslich auch die unteren Theile des Brustbeinkörpers einnehmen,
in welchen besondere Knochenkerne fehlen. Wenn jedoch in den
drei unteren Segmenten des Brustbeinkörpers keine Knochenkerne
zur Ausbildung gekommen sind, so bleibt der untere Theil desselben
durch das ganze Leben knorpelig, wie dies die von Bubenik,von
Dwight und von Zuckerkandl beschriebenen Fälle beweisen
weisen (Vergl. S. 401).
Der Schwertfortsatz bleibt genug oft das ganze Leben knor¬
pelig (Siehe S. 469).
Wir kommen nun zum Schlüsse, dass das knöcherne Brust¬
bein des Menschen nur selten morphologisch ein voll¬
ständiges ist, da ihm entweder ein knöcherner Schwertfortsatz,
oder auch ein oder zwei unterste knöcherne Segmente des Körpers fehlen;
trotzdem hat ein solches Brustbein den Anschein eines vollständigen,
d. h. eines Knochens, an welchen sämmtlicbe wahre Rippen, also
auch die beiden untersten Paare sich inserieren. Die unteren (cau-
daulen) Segmente des knöchernen Brustbeins sind mithin sehr oft
verkümmert (rückgebildet), obwohl die entsprechenden Theile des
knorpeligen Sternums ausgebildet waren und auch die fehlenden
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474
knöchernen Segmente durch ein entsprechendes Wachsthum der
oberen (cranialen) Segmente ersetzt worden sind.
Der Handgriff des Brustbeins ist ohne Zweifel ein Theil, welcher
aus der Vereinigung der beiden obersten Segmente entstanden ist.
Hiefür spricht zunächst die Genese des Handgriffes und der Zu¬
sammenhang desselben mit den beiden oberen Rippenpaaren und
besonders das Verhältniss des zweiten Rippenpaares zum Manubrium,
welches dasselbe ist, wie das Verhältniss des dritten Rippenpaares
zum dritten Segmente u. s. w. Einen weiteren Beweis hiefür liefert
der Verknöcherungsprozess des Manubriums: in einer gewissen Zahl
der Fälle (31-6%) findet man im Handgriffe Knochenkerne, welche
den beiden Segmenten desselben entsprechen, und zwar im ersten
(oberen) Segmente immer nur einen einzigen (medianen) Kern, im
zweiten (unteren) Segmente entweder wieder nur einen (medianen)
Kern, oder zwei Kerne (ein Knochenkern-Paar).
In anderen Fällen (68 - 4"/ 0 ), in welchen im Handgriffe überhaupt
nur ein einziger Knochenkern (an der Stelle von zwei oder von drei
Kernen, welche nachher mit einander verschmelzen) auftritt, muss
man annehmen, dass hier das Verschmelzen der Kerne mit einander
ihrem Auftreten vorausgegangen ist, dass mithin hier eine Modi-
fication, nämlich eine Vereinfachung und Abkürzung des Entwicke¬
lungs-Prozesses vorliegt, welche als Caenogenese zu bezeichnen
ist: anstatt zwei oder drei Knochen kerne, welche
später mit ei na nder verschmelzen, tritt in der Mehr¬
zahl der Fälle im Handgriffe ein von Anfang an ein¬
facher Kern auf. .
Als zweites, sehr bemerkenswertes Ergebniss der Untersuchung
des Verknöcherungsprozesses des menschlichen Brustbeins, ist her¬
vorzuheben, dass in den einzelnen Segmenten des Brust¬
bein s sehr oft paarige Knochenkerne auftrete n, nämlich
rechte und linke. Da das ganze Brustbein, mithin auch jedes
einzelne Segment desselben aus einer paarigen Anlage hervorge¬
gangen ist, so muss man das Auftreten von paarigen Knochenkernen
in den einzelnen Segmenten als den ursprünglichen Zustand
ansehen, und zwar um so mehr, als die beiden Kerne eines jeden
Paares früher oder später mit einander verwachsen, so dass nachher
das betreffende Segment eine einfache Verknöcherung enthält. Ein¬
fache, mediane Knochenkerne, welche man sehr oft in den Brust-
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475
bein-Segraenten antrifft, sind als eine spätere Entwickelungsstufe,
also als ein consecutiver Zustand anzusehen. Wenn also in manchen
Brustbeinen in sämmtlichen und in anderen Brustbeinen in gewissen
Segmenten gleich von Anfang an einfache, mediane Knochen¬
kerne auftreten, so ist diese Erscheinung als eine caeno¬
genetische Abkürzung des ontogenetischen Entwickelungs¬
prozesses anzusehen.
Mit einer solchen Anschauung stehen noch folgende Befunde
im Einklänge:
1) Die paarigen Knochenkerne verschmelzen zuerst im dritten
Segmente, hierauf im vierten, dann im fünften und zuletzt (eventuell)
auch im sechsten Segmente, also in derselben Reihenfolge, in welcher
die betreffenden Abschnitte (paarigen Segmente) der knorpeligen
Brustbein-Anlage (der Sternalleisten) mit einander verschmelzen.
2) Die einfachen, medianen Knochenkerne treten als solche am
häufigsten im dritten Brustbein-Segmente auf, in den folgenden
Segmenten desto seltener, je weiter unten (caudalwärts) das be¬
treffende Segment liegt. Es ist klar, dass je frühzeitiger in einem
bestimmten Segmente die Verschmelzung der beiden paarigen An¬
lagen zu Stande gekommen ist und je früher auch die daselbst auf¬
tretenden paarigen Knochenkerne (ontogenetisch und wahrscheinlich
auch phylogenetisch) zur Verwachsung gelangten, desto mehr auch
deren caenogenetische Verschmelzung erleichtert ist.
Auf Grund dessen sind wir berechtigt, als den ursprüng¬
lichen, phylogenetischen Typus des knöchernen Brust¬
beins beim Menschen das zweireihige Brustbein anzu¬
sehen, also ein Brustbein, welches in sämmtlichen Segmenten
paarige Verknöcherungen enthält, oder mit anderen Worten, ein aus
seitlichen Hälften zusammengesetztes Brustbein, dessen jede Hälfte
aus so vielen knöchernen Segmenten besteht, wie viel Rippen an
dieselbe sich ansetzen. Bei fortschreitender, ontogenetischer Ent¬
wickelung des Verknöcherungs Prozesses, kommt es zur Ver¬
schmelzung der paarigen Verknöcherungen und zwar vom dritten
Segmente angefangen, wodurch die zweireihigen Brustbeine in ein¬
zweireihige und schliesslich in einreihige übergehen. Später treten
durch Caenogenese beim Menschen in gewissen Fällen gleich von
vorneherein oin-zweireihige Brustbeine auf und bei manchen Personen
selbst einreihige. Die einreihigen Brustbeine sind dem¬
nach ontogenetisch eine spätere (höhere) Entwicke¬
lungsform und phylogenetish der jüngste Typus des
knöchernen Brustbeins.
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Ein sehr gewöhnliches Verhalten ist, dass die beiden
Knochenkerne desselben Paares nicht genau neben¬
einander, nämlich nicht auf einer und derselben Querlinie liegen;
nicht selten sind die beiden, einem Paare zugehörigen Knochenkerne
sehr bedeutend gegen einander verschoben (Vergl. S. 409). Es ist
dies eine Folge des asymmetrischen Baues des knor¬
peligen Brustbeins, welcher bei Embryonen und bei
Kindern ausserordentlich häufig vorkommt (Vergl. S. 393)
und welcher zunächst darin seinen Ausdruck findet, dass die zu
den einzelnen Paaren gehörigen Rippen sich nicht einander gegen¬
über ansetzen. Im weiteren Verlaufe der Entwickelung kann die
Gestalt solcher asymmetrisch gebauter Brustbeine sich ausgleichen,
d. h. einer symmetrischen nahe kommen, doch die Knochenkerne
der einzelnen Paare behalten ihre ursprüngliche, schiefe Lage oder
sie verschieben sich selbst noch bedeutender gegen einander, so dass
der eine oberhalb des anderen zu liegen kommt. In solchen Fällen
trifft man eine scheinbar regellose Anordnung der Knochenkerne
und erst, wenn man die Zwischenrippen-Linien construiert, über¬
zeugt man sich, dass man Knochenkern-Paare vor sich hat, welche
entsprechend dem schiefen Verlaufe der Zwischenrippen-Linien,
schief nebeneinander liegen.
Beide Knochenkerne eines und desselben Segmentes, welche
mithin zu einem und demselben Paare gehören, treten nicht immer
gleichzeitig auf und sind nicht selten ungleich gross. Die Zahl der
Fälle, in welchen der rechte Knochenkern in einem
Segmente frühzeitiger auftritt als der linke, ist un¬
vergleichlich viel grösser als umgekehrt. Das Auftreten des
einen von den paarigen Knochenkernen (insbesondere des linken)
ist nicht selten so sehr verspätet, dass indessen der eine oder selbst
beide Knochenkerne in dem nächst-unteren Segmente oder gar in
zwei unteren Segmenten auftreten. Aus diesen Abweichungen vom
normalen Typus ergibt sich eine Reihe von verschiedenen Varietäten
in Betreff der Reihenfolge, in welcher die Knochenkerne im Brust¬
beinkörper auftreten (Vergl. S. 425 und S. 426).
Die Verspätung des Auftretens des einen oder des anderen
Knochenkernes wird in den unteren Segmenten des Brustbeinkörpers
eine sehr bedeutende und steigert sich manchmal bis zu dem Grade,
dass der eine oder der andere Knochenkern oder selbst mehrere
gar nicht mehr zur Ausbildung gelangen. In den unteren Brust¬
bein-Segmenten findet man also genug oft asymmetrische Knochen¬
kerne, welche als solche bis zum Abschlüsse des Ossificationsprozesses
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verbleiben, oder auch im untersten oder in beiden untersten Seg¬
menten einen vollständigen Mangel von Knochenkernen.
In den unteren Segmenten des Brustbein kör pers kommt also
genug oft eine einseitige oder beiderseitige Verkümmerung der
Knochenkerne vor. Es ist bemerkenswert, dass die einseitige Ver¬
kümmerung der Verknöcherung unvergleichlich viel öfter die linke
Brustbeinhälfte betrifft als die rechte (Vergl. S. 405 und S. 426).
In Anbetracht dessen, dass
1) der Schwertfortsatz als das verkümmerte unterste Ende des
Brustbeins, (welches dem achten und neunten Rippenpaare ent¬
spricht) anzusehen ist, dass
2) beim Menschen acht wahre Rippen eigentlich nicht selten Vor¬
kommen, und zwar entweder einseitig oder auch beiderseitig,
dagegen in anderen Fällen wieder nur 6 Rippen einerseits oder
beiderseits an das Brustbein sich inserieren, dass also wahr¬
scheinlich dem Menschen ursprünglich wenigstens acht wahre
Rippenpaare zukommen, welche Zahl auf sieben reduziert ist,
und, wie es scheint einer noch weiteren Reduction unterliegt,
dass schliesslich
3) auch in Brustbeinen mit 7 wahren Rippenpaaren, also in Brust¬
beinen, deren Körper im knorpeligen Zustande unzweifelhaft aus
sieben intercostalen Segmenten besteht, im untersten dieser Seg¬
mente sehr oft, und im vorletzten Segmente auch nicht selten be¬
sondere Verknöcherungen fehlen, oder mit anderen Worten, dass
ein Mangel des siebenten oder auch des sechsten knöchernen
Brustbein-Segmentes vorkommt,
so ist man berechtigt, sowohl den vollständigen als auch den ein¬
seitigen Mangel von Knochen kernen in den untersten
Segmenten des Brustbeinkörpers als einen Ausdruck
einer von unten nach oben fortschreiten den Reduction
des Brustbeins und des Brustkorbes überhaupt, anzu¬
sehen, welche in der gegenwärtigen phylogenetischen Periode des
Menschengeschlechtes sich kundgibt•). Diese Reduction ist in
der linken Brustbeinhälfte weiter vorgeschritten als
in der rechten; was sowohl in dem verspäteten Auftreten der
linken Kerne als auch darin seinen Ausdruck findet, dass die Knochen¬
kerne in der linken Brustbeinhälfte häufiger fehlen als in der rechten.
Die Verminderung der Zahl der knöchernen Segmente des
Brustbeins wird jedoch durch ein entsprechend intensiveres Wachs-
') Eine solche Ansicht vertreten mit Hinblick auf andere Momente
verschiedene Autoren wie: Rüge (8), S. 379, Bardeleben (12),
Wiedersheim (20), Gegenbaur (27), S. 190.
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478
thum der Knöchenkerne der oberen Segment ; ersetzt, indem diese
bis zum unteren Ende des knorpeligen Brustbeins sich erstrecken,
so dass es (wenigstens vorläufig) zu einer bemerkbaren Verkürzung
des Brustbeins nicht kommt, und dass nicht nur das vorletzte
sondern auch das letzte Rippenpaar am Brustbeinkörper zu seiner
Insertion noch Platz findet, trotzdem die Zahl der knöchernen Brust¬
beinsegmente ( Sternebrae ) reduziert ist.
Da nun die Verknöcherungen der oberen Brustbein-
Segmente die so oft fehlenden Knochenkerne der unteren Seg¬
mente ersetzen, so müssen sie nach unten zu stärker wachsen
und die unteren Grenzen der betreffenden Segmente
überschreiten, welche durch die Rippenlinien gegeben sind
(Vergl S. 412). Es betrifft dies vor Allem und im höheren Masse
die Verknöcherungen des letzten, Knochenkerne enthaltenden Seg¬
mentes, nämlich des sechsten beziehungsweise des fünften Segmentes;
doch auch in den oberen Segmenten macht sich ein solches Herab¬
rücken oder eine Dislocation der Verknöcherungen nach unten zu
bemerkbar, wenn auch nicht in dem Grade, wie im untersten;
selbst die Knochenkerne des dritten Segmentes überschreiten manch¬
mal bei ihrem Wachsthume die ideale, untere Grenze ihres Seg¬
mentes, nämlich die dritte Rippenlinie.
In Anbetracht dessen ist es auch leicht erklärlich, dass im
Brustbeinkörper, und zwar besonders in dessen unteren Segmenten
(d. h. im 5ten und 6ten) die Knochenkerno mitunter bereits bei
ihrem Auftreten, also caenogenetisch unterhalb des Ortes, welcher
ihnen zukommt, nämlich unterhalb der betreffenden Zwischenrippen¬
linie erscheinen (Vergl. S. 411).
Die Bildung und das Wachsthum von Knochenkernen in den
einzelnen Segmenten des Brustbeins, welche entweder paarweise
auftreten und mit einander verschmelzen, oder von vornherein als
einfache, mediane auftreten, führt dazu, dass auf einer gewissen
Entwickelungsstufe das Brustbein aus einer gewissen
Anzahl von unpaarigen, knöchernen Segmenten zu¬
sammengesetzt ist, welche von einanderdurch Ueber-
reste des ursprünglich knorpeligen Brustbeins ge¬
schieden sind. Die Zahl dieser knöchernen Segmente ist eine
grössere oder eine kleinere, jenachdem in allen intercostalen Seg¬
menten des knorpeligen Sternums Knochenkerne aufgetreten sind,
oder in einem oder in den beiden untersten Segmenten solche nicht
zur Ausbildung gekommen sind.
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Auf dieser Entwickelungs - Stufe verbleibt das
Brustbein bei vielen Säugethieren durch das ganze
Leben; es ist mithin aus einer Reihe von knöchernen Segmenten
(Sternebrae) zusammengesetzt, deren Zahl der Zahl der wahren (an
das Brustbein sich ansetzenden) Rippenpaare entspricht. Bei manchen
Thieren (z. B. beim Pferde) verschmelzen die beiden letzten Seg¬
mente zu einem Ganzen, an welches sich die zwei letzten wahren
Rippenpaare inserieren. In einer ähnlichen Weise verschmelzen mit
einander bei manchen Affen die letzten, caudalen (zwei oder mehrere)
knöchernen Segmente ( Sternebrae ) mit einander und nur bei A n-
thropoiden begegnen wir dieselben Verhältnisse wie beim Men¬
schen, d. h. dass sämmtliche Segmente des Brustbein¬
körpers zu einem Ganzen verschmelzen.
Die Untersuchung des Ossifications-Prozesses im menschlichen
Brustbein zeigt, dass das Verwachsen der einzelnen knö¬
chernen Segmente desselben an seinem candalenEnde
beginnt und successive nach oben fortschreitet, so dass die Ver¬
knöcherung des vierten Segmentes mit jener des dritten Segmentes
am spätesten verwächst (Vergl. S. 440 u. folgende). Es kommt jedoch
vor, dass das dritte Brustbein-Segment durch das ganze Leben als ein
besonderer Knochen erhalten bleibt (Luschka, Dwight), oder
dass das Brustbein des erwachsenen Menschen aus mehreren ge¬
trennten Stücken (Sternebrae) besteht, welche nur mittelst Knorpeln
mit einander verbunden sind (Luschka, Hyrtl, Krause).
Die Fälle beweisen, dass der Verknöcherungsprozess der ein¬
zelnen knöchernen Segmente des Brustbeinkörpers ( Sternebrae ) beim
Menschen manchmal nicht zum Abschlüsse kommt.
In Anbetracht dieser Thatsachen unterliegt es keinem Zweifel,
dass die Verwachsung der Verknöcherungen der ein¬
zelnen Segmenfe untereinander den phylogenetisch
jüngsten Entwicke lungsvorgang vorstellt, ferner dass dieser
Prozess zwischen den beiden (caudalwärts) letzten Segmenten seinen
Anfang genommen hat und successive auf die oberen Abschnitte sich
ausgebreitet hat. Diese Anschauung ist zunächst auf ver¬
gleichend-anatomischer Grundlage basiert, und steht
mit den Ergebnissen im Einklänge, welche die Untersuchung der
Ontogenie des menschlichen Brustbeins liefert, nämlich, dass die
Verwachsung der knöchernen Segmente des Brustbeinkörpers caudal¬
wärts beginnt. Letzteres ist ganz einfach eine ontogenetische Wieder¬
holung des phylogenetischen Entwickelungsprozesses und nur als
solche verständlich.
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480
Wenn man nämlich erwägt, dass der Verknöcherungs-Prozess
des Brustbeins (und speziell des Brustbeinkörpers) in dessen oberen
Segmenten seinen Anfang nimmt und successive nach unten (caudal-
wärts) fortschreitet, und zwar, dass die Knochenkerne in den oberen
Segmenten früher auftreten und rascher wachsen als in den unteren,
dass ferner gleichsam direkt in Folge ihres Wachsthums die paarigen
Knochenkerne mit einander verschmelzen und zwar wieder in den
obersten Segmenten zuerst und in den unteren Segmenten immer
später — so müsste man erwarten, dass in Folge des Wachsthums
und der Ausbreitung der Ossificationen zur Verwachsung der ein¬
zelnen knöchernen Segmente ebenfalls in den oberen Theilen des
Brustbeinkörpers es früher kommen müsste als in den unteren.
Doch verhält sich die Sache geradezu umgekehrt. Es
ist also nicht statthaft, die Verwachsung der segmentalen Ver¬
knöcherungen im Brustbein untereinander als eine einfache Folge
ihres Wachsthums anzusehen. Es bleibt eben nichts anderes übrig,
als dass man die Verwachsung der knöchernen Segmente
des Brustbeinkörpers als einen besonderen Prozess
ansehe, welcher ganz unabhängig von der Verknöche¬
rung der einzelnen Segmente vorsich geht.
Die Verwachsung der metameren Verknöcherungen im Brust¬
bein ist übrigens kein Vorgang, welcher beispiellos wäre: in einer
ähnlichen Weise verschmelzen mit einander die Wirbel in gewissen
Abschnitten der Wirbelsäule, obwohl sie sich als besondere Skelet-
knochen entwickelt hatten, und bilden zusammen ein Ganzes
höherer Ordnung, z. B. das Kreuzbein und beim Menschen das
Steissbein.
Zwischen dem Steissbein und dem Brustbein besteht noch in
der Hinsicht eine Aehnlichkeit, dass man in diesen beiden Körper-
theilen beim Menschen eine von unten her forstÄhreitende Reduction
eonstatiert *), und dass gleichzeitig auch der Verschmelzungs-Prozess
der einzelnen, segmentalen Knochen von unten beginnt, während
bei Thieren, bei welchen diese Theile keine Verkümmerung zeigen,
auch die einzelnen Segmente ihre Selbständigkeit behalten. Eine
solche Betrachtung führt zur Annahme, dass die Verwachsung der
') Die Verwachsung der Steisswirbel untereinander beginnt ebenfalls
am caudalen Ende, so dass der erste und zweite Steisswirbel am spätesten
mit einander verwachsen, beziehungsweise am häufigsten getrennt bleiben
(Luschka (2) S. 107, Räuber (19) S. 186, Disse (23) S. 65).
Rückgebildete Skelettheile verwachsen übrigens gewöhnlich auch mit
anderen Knochen, z. B. die Halsrippen, die Rippen des Lumbal- und
Sacral-Theiles der Wirbelsäule.
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481
knöchernen Brustbein-Segmente untereinander, ebenso wie die Ver¬
wachsung der Steisswirbel beim Menschen mit der fortschreitenden
Verkümmerung dieser Theile in einem gewissen Causalnexus stehen
könnte.
Sehr charakteristisch und interessant ist die Beobachtung,
welche ich bei meinen Untersuchungen gemacht habe, nämlich, dass
eine gewisse Zurücksetzung und Verkümmerung der
linken Brustbeinhälfte viel öfter vorkommt als der
rechten: die Knochenkerne treten in der linken Brustbeinhälfte
gewöhnlich später auf als in der rechten (S. 424), die linken Knochen¬
kerne sind viel öfter kleiner als die rechten, seltener umgekehrt (S. 423
Anm.), in den beiden letzten Segmenten und selbst auch im fünften
Segmente kommt der Mangel eines linken Knochenkernes viel öfter
vor als der Mangel eines rechten Kernes (S. 405). Es ist möglich,
dass diese Befunde in einem gewissen Causalnexus mit dem nicht
weniger charakteristischen Umstande stehen, dass bei asymme¬
trischem Baue des menschlichen Brustbeins (welcher bei Embryonen
und bei jüngeren Kindern höchst häufig vorkommt) in der überwie¬
genden Zahl der Fälle die linken Rippen mehr unten sich ansetzen,
als die rechten, d. h. dass die linke Sternalleiste gegen die rechte
caudalwärts verschoben erscheint.
Auf diesen asymmetrischen Bau des Brustkorbes und des Brust¬
beins, welcher bereits in sehr frühzeitigen Entwickelungsperioden
(bei der Bildung und Verwachsung der Sternalleisten) entgegentritt,
und sodann auch in späteren Entwickelungsvorgängen (in der Ossi-
fication) sich kundgibt, kann die asymmetrische Lage der Einge¬
weide (besonders des Herzens) Einfluss haben. Da auch die Aus¬
bildung der thoracalen (oberen) Extremitäten zweifellos die Ent¬
wickelung des Thorax und speziell des Brustbeins beeinflusst 1 ), so
liegt es nahe anzunehmen, dass der höhere Grad der Verkümmerung
des Verknöcherungs-Prozesses in der linken Brustbeinhälfte auch
darin begründet sein könnte, dass die linke obere Extremität seit
einer langen Reihe von Generationen des Menschengeschlechtes
weniger gebraucht wird als die rechte.
') Bei Thieren, deren obere Extremitäten verkümmert sind, fehlt ein
Brustbein; bei Thieren, deren Extremitäten-Skelet in Folge der Ver¬
kümmerung des Schlüsselbeins den Zusammenhang mit dem Brustbein ver¬
loren hat, ist der Brustbein-Handgriff nur schwach ausgebildet oder er
fehlt ganz.
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482
Es wären noch gewisse Eigentümlichkeiten hervor-
z u hebe n,welchederVerknöcherungs-Prozessi in Brus t-
bein-Handgriffe zeigt im Vergleich mit der Verknöcherung
des Brustbeinkörpers:
1) Im oberen Segmente des Handgriffes habe ich niemals zwei
paarige Hauptknochenkerne angetroffen, sondern in sämmtlichen
Fällen nur einen einzigen, medianen; wenn man annimmt (was als
höchst wahrscheinlich erscheint), dass auch in diesem Segmente
ursprünglich paarige Kerne angelegt waren, welche erst nachher
mit einander verschmelzen, so muss man zugleich constatieren, dass
die caenogenctischo Verschmelzung dieser beiden
Kerne als die phylogenetisch älteste, in diesem ersten Seg¬
mente des Brustbeins im Laufe einer langen Reihe von Gene¬
rationen bereits vollständig constant geworden ist, so
dass bei sämmtlichen Individuen in diesem Segmente gleich von
vorneherein ein einziger, medianer Kern auftritt.
2i Im unteren Segmente des Handgriffes, d. h. im zweiten
Brustbein Segmente treten nur in seltenen Fällen (2 6%) zwei paarige
Kerne auf, viel öfter nur ein einziger, medianer Kern, was wieder
als Caenogenese zu deuten ist.
3) In der überwiegenden Mehrzahl der Fälle (684%) tritt im
Handgriffe, anstatt der besonderen Knochenkerne, welche den beiden
Segmenten desselben zukommen (d. h. von zwei oder drei Haupt-
Knochen kernen), von vorneherein nur ein einziger Hauptkern auf.
Wir haben also vor uns nicht nur eine caenogenetische Verschmel¬
zung der ursprünglich paarigen Kerne der einzelnen Segmente unter¬
einander, sondern zugleich auch eine caenogenetische Verschmelzung
der Verknöcherungen der beiden Segmente untereinander. Eine der¬
artige caenogenetische Verschmelzung der Vorknöcherungen von
benachbarten Segmenten kommt im Brustbeinkörper gar nicht vor.
Die Constatierung einer so weit gehenden Caenogenese im Brustbein-
Handgriffe ist ein weiterer Beweis, dass der Verknöcherungs-Prozess
in diesem Theile des Brustbeins phylogenetisch am ältesten ist,
ferner, dass hier der Verwachsungs-Prozess der beiden
ersten knöchernen Segmente viel früher zu Stande ge¬
kommen ist als der Verwachsungs-Prozess der ein¬
zelnen, knöche rnen Segmente des Brustbeinkörpers,
und zwar selbst früher als im caudalen Theile des Körpers.
4) Wenn auch paarige Knochenkerne im unteren Segmente des
Handgriffes verhältnissmässig nur selten auftreten (viel seltener als
im obersten Segmente des Körpers), so kommt es doch vor (und
zwar gar nicht so selten), dass im dritten Brustbeinsegmente
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483
ein einziger, medianer Kern vorhanden ist, während
im zw eiten Segmente ein Paar von getrennten Knochen¬
kernen besteht. Im Brustbeinkörper dagegen ist, wie bereits
wiederholt hervorgehoben, die Reihenfolge der Knochenkerne stets
eine solche, dass man einen medianen Kern niemals in einem Seg¬
mente trifft, welches unterhalb eines, ein getrenntes Knochenkern-
Paar enthaltenden Segmentes sich befindet. Der Verschmelzungs-
Prozess der paarigen Kerne untereinander schreitet sowohl im Hand¬
griffe als auch im Körper von oben nach unten fort und auch der
caenogenetische Prozess des Auftretens von medianen Kernen anstatt
von paarigen, welche erst nachher mit einander verschmelzen,
beginnt sowohl im Handgriffe als auch im Körper im obersten Seg¬
mente eines jeden von diesen beiden Theilen des Brustbeins —
doch sind in dieser Hinsicht der Handgriff und der
Körper von einander ganz unabhängig, und verhalten
sich so, als wären sie nicht zu einem höheren Ganzen gehörig.
Wenn auch der Prozess der caenogcnetischen Verschmelzung der
paarigen Knochenkerne im Handgriffe weiter vorgeschritten ist
(d. h. in der Mehrzahl der Fälle stattfindet), als in den obersten
Segmenten des Brustbeinkörpers, so kommen doch einzelne Fälle
vor, in welchen im unteren Segmente des Handgriffes noch ein Paar
von Knochenkernen zur Ausbildung gelangt, während im oberen Seg¬
mente des Körpers anstatt eines Knochenkern-Paares nur ein einziger,
medianer Kern caenogenetisch auftritt (z. B. Taf. X, Fig, 49); auch
ontogenetisch kann die Verschmelzung von paarigen Kernen in den
oberen Segmenten des Brustbeinkörpers der Verschmelzung der
Knochenkerne des Handgriffes vorausgehen (z. B. Taf. XI, Fig. 87).
Ausser den paarigen oder medianen, in den einzelnen Segmenten
des Brustbeins typisch auftretenden Knochenkernen, findet man in
einer gewissen, doch vorhältnissmässig nicht sehr bedeutenden Anzahl
von Fällen (22 - 2°/„) accessorische Knochenkerne, welche in
verschiedenen Segmenten und in einer verschiedenen Lage neben
den Hauptkernen Vorkommen.
Die überwiegende Mehrzahl von accessorischen Knochenkernen
macht den Eindruck von abgetrennten Theilen oder von Ergänzungen
der einzelnen Hauptkerne. Nur in sehr seltenen Fällen scheint
es, alswenn die Zahl der knöchernen Bestandteile des Brustbeins
vermehrt wäre, und zwar dadurch, dass in einem oder in dem
anderen Segmente anstatt eines Knochenkern-Paares drei Knochen¬
kerne zur Ausbildung gelangten, oder dadurch, dass zwischen die
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eigentlichen Brustbeinsegmente noch überzählige Segmente einge¬
schoben wären. Zwischen solchen accessorischen Kernen, welche
den Eindruck von überzähligen Knochen des Brustbein - Skelets
machen, und solchen, welche man ohne Weiteres als den typischen
Ossificationen zugehörige Ergänzungen erkennen kann, findet man
verschiedene Uebergangsformen (Vergl. S. 452 und S. 453). Es unter¬
liegt also keinem Zweifel, dass sämmtliche accessorische
Kerne des Brustbeins nur abgegrenzte Theile von
Hauptkernen vorstellen, und zu der einen oder zu der
anderen von den typischen Verknöcherungen gehören,
jedoch keine überzähligen Bestandteile des Brustbeinskelets sind.
Man kann sich ja auch überzeugen, dass ein accessorischer Kern
vor Allem mit dem einen oder dem anderen Hauptknochenkerne
verschmilzt, also mit demjenigen, welchem er zugehört.
Verhältnissmässig häufig kommen accessorische Knochenkerne
im Brustbein-Handgriffe vor, wo man sie auch nicht selten in einer
verhältnissmässig grösseren Anzahl trifft, während in den einzelnen
Segmenten des Brustbeinkörpers, wenn überhaupt, so fast immer
nur einzelne accessorische Kerne Vorkommen und nur ausnahms¬
weise zwei accessorische Kerne in einem und demselben Segmente
angetroffen werden.
Dass im Handgriffe mitunter zahlreiche, accessorische Kerne
angetroffen werden, ist möglicher Weise daraus zu erklären, dass
der Knorpel des Handgriffes verhältnissmässig umfangreicher ist
als die anderen Segmente des Brustbeins, so dass der Verknöche¬
rungs-Prozess, welcher von einem (oder höchstens drei) Punkte aus¬
geht, nicht immer allmählig sich ausbreitet, sondern manchmal
sprungweise fortschreitet.
In einer ähnlichen Weise könnte man auch erklären, dass
accessorische Knochenkerne im fünften Segmente häufiger Vor¬
kommen als im dritten und im vierten; die vom fünften Segmente
ausgehende Ossification hat auf ein verhältnissmässig grösseres
Territorium sich auszubreiten, da ja im siebenten und im sechsten
Segmente besondere Kerne sehr oft nicht zur Ausbildung gelangen.
Die Ergebnisse der vorliegenden Untersuchungen erklären
auch die fast uners chöpf liehe Verschiedenartigkeit
der Varietäten, welche man im Brustbein in Bezug auf die Zahl
und die Anordnung der Knochenkerne findet. Diese Varietäten sind
nämlich das Ergebniss der Combination verschiedener Momente,
und zwar:
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485
1) Dass in Folge des asymmetrischen Baues der knorpeligen
Anlage des Brustbe : ns, welcher ungemein häufig vorkommt, die
paarigen Knochenkerne nicht immer auf einer queren Linie neben¬
einander liegen.
2) Dass die ursprünglich paarigen Knochenkerne, welche den
einzelnen Brustbein-Segmenten zukommen, entweder während des
ontogenetischen Entwickelungs-Prozesses mit einander verschmelzen,
oder dass in gewissen Segmenten caenogenetisch von vornherein
einfache, mediane Knochenkerne auftreten.
3) Dass die zu einem und demselben Paare gehörigen beiden
Knochenkerne nicht gleichzeitig auftreten.
4) Dass in den unteren Theilen des Brustbeins die Knochen¬
kerne in Folge Rückbildung, entweder einseitig oder auch beiderseitig
nicht zur Ausbildung gelangen.
5) Dass in Folge dieses Mangels von besonderen Knochen¬
kernen in den unteren Segmenten, die Knochenkerne der oberen
Segmente bei ihrem Wachsthum herabrücken oder auch caenoge¬
netisch unterhalb der Orte, die ihnen zukommen, auftreten.
ß) Dass die Verbindung und Verschmelzung der Knochenkerne
eines und desselben Paares nicht immer in derselben Weise statt¬
findet und manchmal selbst nicht in der regelmässigen Reihenfolge
von oben nach unten.
7) Dass auch beim Verschmelzungs - Prozesse der segmentalen
Verknöcherungen, welche in der Regel unten beginnt und successive
nach oben fortschreitet, verschiedene Abnormitäten und Varianten
Vorkommen.
8) Dass in verschiedenen Theilen des Brustbeins gar nicht
selten accessorische Knochenkeme auftreten.
9) Dass der Verhnöcherungs-Prozess des Brustbeins innerhalb
einer sehr langen Zeitperiode sich abspielt, und zwar in der Weise,
dass kein Stadium dieses Prozesses an ein bestimmtes Alter ge¬
bunden ist, so dass aus den Fortschritten, welche der Verknöcherungs¬
prozess im Brustbein gemacht hat, man nicht im Stande ist, wenn
auch nur annähernd, auf das Alter des betreffenden Individuums
zu schliessen.
Literatur.
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und gerichtliche Medizin. — II. Die Entwickelung des Brustbeins. —
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16. Hoves G. B. The Morphology of the Sternum. Reprinted with
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20. Wiedersheim: Grundriss der vergl. Anatomie 1893 S. 84.
21. May et: Recherches sur Tossification du sternum chez les sujets nor-
maux et chez les rachitiques. Bulletins de la societä anatomique de
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1896 S. 318-319.
23. Disse: Skeletlehre. Abtheil. I. in Bardeleben’s Handbuch der Ana¬
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32. Giebel. Bronns Klassen und Ordnungen des Thier-Reiches. Sechster
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33. Bade Peter: D : e Entwickelung des menschlichen Skelets bis zur
Geburt — Archiv für mikroskop. Anatomie Bd. 55. — 1900 S.
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35. Bubenik: Varietätenbeobachtungen aus dem Insbrucker Secirsaale.
Berichte des naturwissenschaftlich-medizinischen Vereines in Innsbruck
XIII. Jahrg. 1882/83 S. 66.
Erläuterung der Safeln X, XI und XII.
Die knorpeligen Theile der auf diesen Tafeln in der Ansicht von vorne
dargestellten Brustbeine sind blau, die Verknöcherungen schwarz. Das Ver-
hältniss zwischen der Grösse der Figuren und der natürlichen Grösse der
Präparate ist bei einer jeden Figur rechts unten in Form eines Bruches
bezeichnet. Links unten ist das Alter durch Buchstaben mit Exponenten
bezeichnet, und zwar bezeichnet:
e die Brustbeine von Embryonen
n v „ Neugeborenen
m „ „ „ mehrmonatlichen Kindern
a 9 „ „ mehrjährigen Kindern.
Die Exponenten bezeichnen die Zahl der Monate, beziehungsweise
Jahre. Auf den Tafeln X und XI sind Brustbeine dargestellt, welche im
Körper nur typische Haupt-Knochenkerne enthalten; auf Taf. XI sind
Brustbeine mit accessorischen Kernen im Körper dargestellt.
Tafel X.
Fig. 1. Brustbein mit einem einzigen Knochenkerne und zwar im Hand¬
griffe.
Fig. 2—36. Brustbeine, welche nur einfache, mediane Knochenkerne im
Körper enthalten (einreihige Brustbeine).
Fig. 2—18. Brustbeine, mit noch ganz getrennten medianen Knochenkernen
der einzelnen Segmente.
Poln. Archir f. biol. u. med. Wissen sch.
Archive* polon. d. scienc. biol. et medio. ^4
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488
Fig. 19—33. Brustbeine, in welchen die medianen Kerne verschiedene
Stadien der Verbindung untereinander zeigen, bis zur gänzlichen
Verschmelzung.
Fig. 34 — 36. Einreihige Brustbeine, in welchen die Knochenkerne der
Segmente in ungewöhnlicher Weise in Verbindung treten, d. h wo die
Verknöcherungen höherer Segmente bereits mit einander sich verbinden,
während jene der unteren Segmente noch vollkommen getrennt sind.
Fig. 37 — 42. Zweireihige Brustbeine.
Fig. 37 und Fig 42. Asymmetrische Brustbeine, in welchen die linken
Knochenkerne gegen die rechten nach unten zu beträchtlich verschoben
sind und zwar in einem höheren Grade als die linken Rippenansätze
im Vergleiche mit den rechten.
Fig. 43—60. Ein-zweireihige Brustbeine mit nur je einem medianen Kerne
im Körper, nämlich im obersten Segmente desselben.
Fig. 29, 38, 40 und 49. Brustbeine mit je drei Knochenkernen im Hand¬
griffe, von denen der obere ein medianer ist, die beiden unteren ein
Paar bilden.
Fig. 4, 12. 13, 14, 18, 21, 22, 23, 25, 28, 34, 48, 50, 51, 53, 55 und
58. Brustbeine mit zwei (medianen) Hauptkernen im Handgriffe
Alle übrigen Brustbeine auf dieser Tafel enthalten im Handgriffe nur
je einen Haupt-Kuochenkern
Fig. 14, 20, 25, 34, 45, 54 und 55. Brustbeine mit accessorischen Kernen
im Handgriffe, welche man an ihrer geringen Grösse leicht erkennt.
Fig. 16, 20, 22, 25, 26, 27, 28, 33, 34, 41, 42, 47, 49, 50. 53, 54, 55,
58 und 59. Brustbeine mit je einem Knochenkern ira Schwert-
fortsatze.
Fig. 18. Brustbein mit zwei Knochenkernen im Schwertfortsatze.
Alle übrigen, auf dieser Tafel dargestellten Brustbeine haben im Schwert¬
fortsatze keinen Knochenkern.
Fig. 3, 9, 27 und 52. Brustbeine mit je acht wahren Rippen zu beiden
Seiten.
Fig 18, 20, 32, 37 und 48. Brustbeine mit acht wahren Rippen rechts
und sieben wahren Rippen links
Fig. 6 und 55. Brustbeine mit sieben wahren Rippen rechts und acht
wahren Rippen links.
Eig. 43. Brustbein mit je sechs wahren Rippen beiderseits.
Fig. 15, 23, 24 und 25. Brustbeine mit sieben wahren Rippen rechts
und sechs wahren Rippen links.
Alle übrigen, auf dieser Tafel dargestellten Brustbeine haben beiderseits
je sieben wahre Rippen.
Tafel XI.
Fig. 61--72. Ein zweireihige Brustbeine mit je zwei medianen Knochen¬
kernen (im dritten und im vierten Segmente).
Fig. 73—103. Zwei- und ein-zweireihige Brustbeine in verschiedenen
Stadien des Verwachsungs-Prozesses der paarigen Knochenkerne in
den einzelnen Segmenten, sowie der benachbarten segmentalen Ver¬
knöcherungen.
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Fig. 84, 93, 99, 100 und 105. Brustbeine, in welchen diese beiden Ver¬
wachsungs-Prozesse gleichzeitig vorsich gehen.
Fig. 93. Asymmetrisches Brustbein, an welches acht rechte und sieben
linke Rippen sich ansetzen, wobei die rechten Rippen vom vierten
Paare angefangen, höher sich ansetzen als die entsprechenden linken.
Im dritten Segmente eine mediane Verknöcherung; im vierten Seg¬
mente zwei paarige Knoohenkerne, mit einander bereits verbunden;
unterhalb derselben befinden sich drei mit einander verbundene
Knochenkerne, von denen der obere und der mittlere dem fünften
Segmente angehören und den vierten Intercostalräumen entsprechen
(der obere dem rechten, der mittlere dem linken), der untere Kern
bereits im sechsten Segmente liegt und zwar vorwiegend in der
rechten Hälfte desselben. Der obere und der mittlere Kern sind
demnach der rechte und der linke Kern des fünften Brustbein Seg¬
mentes, der untere ist der rechte (asymmetrische) Kern des sechsten
Segmentes.
Fig. 105. Asymmetrisches Brustbein, an welches sich sieben rechte und
acht linke Rippen ansetzen, wobei die rechten Rippen höher an den
Brustbeinrand gelangen als die linken. In Uebereinstimmung hiemit
liegen die rechten Knochenkerne höher als die linken. Die gegen¬
seitige Verschiebung der Knochenkerne der einzelnen Paare erreicht
hier einen viel höheren Grad als die Verschiebung der Rippenansätze,
welche in diesem Falle ursprünglich (d. h. bei der Verwachsung der
Sternalleisten) ohne Zweifel bedeutender war, doch beim Wachsthum
des Brustbeins zum Theile sich ausgeglichen hat. Im dritten Seg¬
mente liegt der linke Kern schief unterhalb des rechten und ist mit
demselben bereits verwachsen. Im vierten Segmente liegt der linke
Kern direkt unterhalb des rechten und ist mit demselben ebenfalls
verwachsen. Unterhalb dieses Paares befindet sich eine längliche
Verknöcherung, welche man an ihren seitlichen Einschnitten als einen
Complex von fünf mit einander verwachsenen Knochenkernen erkennen
kann: die beiden oberen sind die paarigen Kerne des fünften Seg¬
mentes, die beiden folgenden sind das Knochenkern-Paar des sechsten
Segmentes, und der unterste gehört dem siebenten Segmente an.
Wir haben also ein zweireihiges Brustbein vor uns, welches in den
vier oberen Segmenten des Körpers paarige Knochenkerne und im
siebenten Segmente einen asymmetrischen (rechten) Knochenkern
enthält.
Fig. 109 — 120. Brustbeine mit abnormen Verbindungen zwischen den
paarigen Knochenkernen der einzelnen Segmente und den Verknö
cherungen benachbarter Segmente.
Fig. 109 —110. Brustbeine, in welchen die paarigen Knochenkerne unterer
Segmente verwachsen, während in oberen die Knochenkern Paare
noch ganz getrennt sind,
Fig. 111. Ein hochgradig asymmetrisches Brustbein, bei welchem vom
zweiten Rippenpaare angefangen die rechten Rippen bedeutend höher
sich ansetzen als die entsprechenden linken Im dritten Segmente
dieses Brustbeins findet man einen noch getrennten Knochenkern in
dessen rechter Hälfte. Unterhalb desselben sieht man eine Ver¬
knöcherung, welche aus der Verschmelzung von drei Knochenkernen
*
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490
entstanden ist; der obere von diesen ist der linke Knochenkern des
dritten Segmentes, wenn auch dessen unteres Ende weiter nach unten
sich erstreckt; die zwei anderen Theile dieses Complexes sind die
beiden Knochenkerne des vierten Segmentes von denen der rechte
wieder höher liegt als der linke. Eine ähnliche Verknöcherung im
unteren Theile des Brustbeinkörpers zeigt ebenfalls seitliche Ein¬
schnitte, an welchen man dieselbe als einen Complex von drei mit
einander verwachsenen Knochenkernen erkennen kann, von denen
der obere als rechter Kern des fünften Segmentes, der mittlere als
linker Kern desselben Segmentes und der untere als rechter (asym¬
metrischer) Kern des sechsten Segmentes anzusehen ist. Die ano¬
male Anordnung der Knochenkerne in diesem Brustbein hängt mit
der Asymmetrie desselben zusammen, welche ohne Zweifel ursprünglich
noch eine bedeutendere gewesen ist, so dass die linken Kerne viel
weiter unten aufgetreten sind als die rechten (ähnlich wie auf Taf. X,
Fig. 39 und Fig. 42) und bei ihrem Wachsthum zwischen die letzteren
gegen den rechten Sternalrand sich eingeschoben haben, während
wieder die rechten Kerne in derselben Weise zwischen die linken,
gegen den linken Sternalrand gewachsen sind. Dadurch hat die ano¬
male Lagerung der Knochenkerne bei ihrem Wachsthume einen be¬
deutenderen Grad erreicht, während indessen die Asymmetrie der
Rippenansätze beim Wachsthum hatte geringer werden können. Es
ist möglich, dass mit dieser anomalen Lage der Knochenkerne auch
die abnorme Verwachsung derselben untereinander in einem gewissen
Causalnexus stehe; der rechte Kern des dritten Segmentes ist noch
ganz getrennt, während der linke Kern dieses Segmentes mit den
beiden Kernen des vierten Segmentes zu einem einzigen Knochen
verschmolzen ist; ebenso sind die beiden Kerne des fünften Segmentes
untereinander und mit dem rechten (asymmetrischen) Kerne des
sechsten Segmentes zu einem Ganzen vereinigt.
Fig. 112 und 113. Brustbeine mit einer abnormen Verbindung zwischen
der obersten Verknöcherung des Brustbeinkörpers und jener des
Handgriffes.
Fig. 114 und 115. Brustbeine mit einer vorzeitigen Verbindung der Ver¬
knöcherungen der beiden oberen Segmente des Körpers, welche
möglicher Weise mit der anomalen Anordnung derselben in Folge des
asymmetrischen Baues derselben in einem causalen Nexus steht.
Fig. 116. Ein asymmetrisches Brustbein: die rechten Rippen inseriren
sich höher als die entsprechenden linken; die Zahl der rechten wahren
Rippen beträgt acht, der linken sieben.
Im dritten Segmente findet sich eine Verknöcherung mit Ein¬
buchtungen der Ränder, welche beweisen, dass dieselbe aus der Ver¬
schmelzung von zwei schief liegenden Kernen entstanden ist. Unter¬
halb dieser Verknöcherung befindet sich eine zweite ähnliche, grössere,
bisquitformige Verknöcherung, deren unterer Theil unterhalb der
vierten Zwischen rippen Linie sich erstreckt. Ausserdem sieht man
im unteren Theile des Brustbeinkörpers zwei kleine Knochenkerne,
welche als linker Kern des fünften Segmentes und als rechter Kern
des sechsten Segmentes wohl charakterisiert sind. Man muss also
annehmen und als wahrscheinlich ansehen, dass jene grössere Ver-
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knöcherung, welche in Bisquitform den mittleren Theil des Brustbein -
körpers einnimmt, aus der Verschmelzung nicht von zwei, sondern
von drei Knochenkernen hervorgegangen ist, und zwar, dass dessen
oberer Theil, welcher mehr rechts liegt und durch zwei Einbuchtungen
abgegrenzt ist, den rechten Kern des vierten Segmentes vorstellt,
während der untere, viel grössere Theil, welcher so ziemlich im me¬
dianen Theile des Körpers sich findet, aus der vorzeitigen Verschmel¬
zung von zwei weiteren Kerrien entstanden ist, nämlich des linken
Kernes des vierten Segmentes und des rechten Kernes des fünften
Segmentes. Wir haben also vor uns ein zweireihiges Brustbein, mit
je zwei paarigen Kernen in den drei oberen Segmenten des Körpers
und einem asymmetrischen (rechten) Kerne im sechsten Segmente.
Fig. 117. Ein asymmetrisches Brustbein (mit nach unten zu verschobenen
linken Rippen insätzen und linken Knochenkemen), welches in Betreff
der Anordnung und Verbindung der Knochenkerne sich ganz ähnlich
verhält, wie das in Fig 116 dargestellte Brustbein; da die Verschmel¬
zung der einzelnen Knochenkerne hier nicht so weit vorgeschritten
ist, wie in Fig. 116, so kann man die Zahl und Anordnung der
Knochenkerne viel leichter und sicherer erkennen. Im dritten Seg¬
mente findet man eine Verknöcherung mit Einbuchtungen der gegen¬
überliegenden Ränder, welche beweisen, dass dieselbe aus der Ver-
Schmelzung von zwei paarigen schief liegenden Knochenkernen ent¬
standen ist. Unterhalb dieser Verknöcherung findet man den rechten
Knochenkern des vierten Segmentes, welcher nach links hin zwischen
die linken Kerne des dritten und des vierten Segmentes hineinge¬
wachsen , und zwischen diese eingekeilt ist, also die Form eines
Dreiecks mit abgerundeten Ecken und mit nach links gekehrter Spitze
angenommen hat. Der linke Kern des vierten Segmentes ist vom
rechten Kern des fünften Segmentes noch getrennt, dagegen (vor¬
zeitig^ mit dem rechten Kerne des fünften Segmentes verwachsen,
während der linke Kern des fünften Segmentes, sowie der rechte
(einzige, d. h. asymmetrische) Kern des sechsten Segmentes noch ganz
getrennt geblieben sind.
Fig. 118 und 119. Brustbeine mit einer vorzeitigen Verbindung zwischen
den Verknöcherungen des vierten und des fünften Segmentes, da
unterhalb dieser letzteren Verknöcherungen noch ein (Fig. 118), be¬
ziehungsweise zwei (Fig. 119) getrennte Knochenkerne sich befinden.
Fih. 120. Ein Brustbein mit je acht wahren Rippen zu beiden Seiten, dabei
asymmetrisch, da die rechten Rippen (besonders die dritte und die
vierte) höher sich inserieren als die betreffenden linken. Im dritten
und im vierten Segmente sind die paarigen Kerne, welche schief
liegen (der rechte höher als der linke) mit einander verschmolzen.
Die Verknöcherungen des fünften und des sechsten Segmentes, welche
ohne Zweifel ebenfalls paarig waren, sind mit einander zu einem
einzigen Complexe verschmolzen, an dessen Seitenrändern sich jedoch
noch Einbuchtungen befinden, welche die Grenze zwi chen den Ver¬
knöcherungen dieser beiden Segmente anzeigen. Zwischen dieser
knöchernen Masse und dem linken, nach unten zu gerückten (wie
gesagt, mit dem rechten bereits verschmolzen) Knochenkeme des
vierten Segmentes hat sich bereits eine knöcherne Verbindimgs-Brücke
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492
gebildet. Im unteren Theile des Brustbeinkörpers befindet sieh noch
eine Verknöcherung, welche mit einem ziemlich grossen Knochenkerne
des Schwertfortsatzes bereits verwachsen ist; zwei Paare von Ein
buchtungen an den Seitenrändern dieser Verknöcherungen beweisen,
dass dieselbe aus der Verschmelzung von drei Knochenkernen her¬
vorgegangen ist, von denen die zwei oberen (kleineren) noch dem
Brustbeinkörper angehören und nur der unterste dem Schwertfortsatze.
Wir haben also ein Brustbein mit acht wahren Rippen, also ein aus
acht Segmenten bestehendes Brustbein vor uns, in welchen sämmtliche
sechs, den Brustbeinkörper bildende Segmente, besondere Verknöche¬
rungen besitzen. Im siebenten und im achten Segmente sind, wie
es scheint, nur einfache Knochenkerne aufgetreten, welche zwar in
der Medianlinie liegen, jedoch als asymmetrische Knochenkerne auf¬
gefast werden müssen (Siehe S. 407—409 und S. 428)
Fig. 75. 87 und 110. Brustbeine mit Hauptknochenkernen im Handgriffe
und zwar einem medianen und zwei (paarigen) unterhalb desselben.
Fig. 62, 65. 66, 74, 78, 79, 82, 83, 84, 88, 89, 99, 100, 102, 107 und
115. Brustbeine mit zwei (medianen) Haupt - Knochen kernen im
Handgriffe.
Alle übrigen Brustbeine haben im Handgriffe nur je einen Haupt*
Knochenkern.
Fig. 66, 76, 89, 90, 96, 111 und 112. Brustbeine mit accessorischen
. Knochenkernen im Handgriffe
Fig. 61 - 64, 67-70, 72, 83, 84, 89-91, 95, 97-100, 102-106, 108
bis 110, 113, 114 und 120. Brustbeine mit je einem Knochenkerne
im Schwertfortsatze.
Fig. 80. Brustbein mit je zwei Knochenkernen im Schwertfortsatze.
Fig. 86 und Fig. 115 (?). Brustbeine, bei denen der Schwertfortsatz fehlt.
Alle übrigen Brustbeine zeigen im Schwertfortsatze keine Knochen¬
kerne.
Fig. 66 und 120. Brustbeine mit je acht wahren Rippen beiderseits.
Fig. 61, 63, 64, 69, 70, 72, 91, 93, 103 und 116. Brustbeine mit acht
wahren Rippen rechts und sieben wahren Rippen links.
Fig. 80 und 105. Brustbeine mit sieben wahren Rippen rechts und acht
wahren Rippen links.
Fig 83. Brustbeine mit sechs wahren Rippen rechts und sieben wahren
Rippen links.
Fig. 85. Brustbein mit sieben wahren Rippen rechts und sechs wahren
Rippen links, wobei die vierte linke Rippe gabelig getheilt ist.
Alle übrigen Brustbeine haben beiderseits je sieben wahre Rippen.
Tafel XII.
Fig. 121 —133. Einreihige Brustbeine mit accessorischen Knochenkernen
im Brustbeinkörper.
Fig. 134 — 180. Zwei- und ein zweireihige Brustbeine mit accessorischen
Knochenkemen im Brustbeinkörper.
Fig. 121. Brustbein mit einem accessorischen Kerne im dritteu Segmente,
welcher oberhalb des Hauptkernes sich befindet und mit demselben
verwachsen ist.
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Fig. 122. Brustbein mit zwei Knochenkernen im vierten Segmente, welche
in der Medianebene einer über dem anderen liegen und beide noch
klein sind; der eine muss als ein accessorischer angesehen werden.
Unterhalb dieser Kerne sieht man eine grössere Verknöcherung,
deren oberer Theil durch seitliche Einbuchtungen abgegrenzt ist, und
welche ohne Zweifel aus mehreren Kernen entstanden ist, welche
ungewöhnlich frühzeitig mit einander verschmolzen sind.
Fig. 123. Brustbein mit einem accessorischen Kerne, welcher im vierten
Segmente oberhalb des Hauptkernes sich befindet.
Fig. 124. Brustbein mit zwei accessorischen Kernen, welohe im vierten
und im fünften Segmente oberhalb der betreffenden Hauptkerne liegen.
Fig. 125 und 126. Brustbeine, welche im fünften Segmente einen Haupt-
knochenkern und einen accessorischen Kern haben.
Fig. 127. Brustbein mit einem accessorischen Kerne, welcher wahrscheinlich
zum fünften Segmente gehört und mit dem unteren Rande der Ver-
knöcheruDg des vierten Segmentes verbunden ist.
Fig. 128. Brustbeine mit zwei medianen Kernen im fünften Segmente
anstatt eines einfachen; welcher von diesen beiden der Hauptkern
und welcher der accessorische Kern ist, lässt sich nicht entscheiden.
Fig. 129. Brustbein mit zwei kleinen und sehr nahe bei einander liegen¬
den Knochenkernen im sechsten Segmente, so dass man nicht ent¬
scheiden kann, welcher der Hauptkern ist und welcher der acces¬
sorische.
Fig. 130. Brustbein mit einem sehr kleinen, accessorischen Kerne unter¬
halb des medianen Knochenkernes des vierten Segmentes. Im fünften
• Segmente liegen nebeneinander zwei Kerne, von denen der linke
mittelst einer schmalen Knochenbrücke mit einer länglichen Ver¬
knöcherung in Verbindung steht, welche unterhalb sich befindet und
deren Seitenränder Einschnitte haben, als Beweis, dass dieselbe
aus der Verschmelzung von mehreren Knochenkernen entstanden
ist. In diesem Falle ist es schwer zu entscheiden, ob das Brustbein
ein einreihiges ist mit einem accessorischen Kerne rechts, neben dem
medianen Hauptkerne des fünften Segmentes und mit bereits ver¬
wachsenen medianen Verknöcherungen der unteren Segmente — oder
ob es ein-zweireihig ist, d. h. in den beiden oberen Segmenten des
Körpers mediane Kerne hat, im fünften Segmente ein noch getrenntes
Knochenkern-Paar und im sechsten und im siebenten Segmente,
paarige doch übereinander liegende (ähnlich wie auf Taf. XI. Fig. 105)
und mit einander bereits verschmolzene Kerne besitzt. Für die letztere
Annahme spricht der Umstand, dass die längliche Verknöcherung im
unteren Theile des Körpers derartige Einschnitte zeigt, alswenn sie
aus der Verschmelzung von drei oder selbst von vier Knochenkernen
entstanden wäre, ferner die Asymmetrie dieses Brustbeins, welche
darauf beruht, dass acht rechte und sieben linke wahre Rippen an
dasselbe sich ansetzen.
Fig. 131. Ein einreihiges Brustbein mit einem kleinen accessorischen
Kerne im fünften Segmente, welches mit dem linken Seitenrande des
betreffenden Hauptkernes bereits verwachsen ist.
Fig. 132. Brustbein mit einem accessorischen Kerne, welcher mit dem
linken Rande einer, aus der Verschmelzung der medianen Kerne
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des sechsten und siebenten Segmentes entstandener Verknöcherung
verwachsen ist.
Fig. 133. Brustbein mit zwei kleinen accessorisehen Kernen zu beiden
Seiten des medianen Hauptkernes im vierten Segmente.
Fig. 134. Brustbein mit einem accessorisehen Kerne oberhalb und medial-
wärts vom linken Hauptknochenkerne des vierten Segmentes. Nach
unten hiervon liegen drei kleinere Kerne, welche in einer ähnlichen
Weise angeordnet sind, wie die drei Kerne des vierten Segmentes;
man könnte also diese drei Kerne für die Kerne des fünften Seg¬
mentes halten, und zwar annehmen, dass der linke Kern dieses Seg¬
mentes ähnlich wie im vierten Segmente in zwei Theile getheilt ist;
doch ist es auch möglich, dass der unterste von diesen drei Kernen
zum sechsten Segmente gehört und einen asymmetrischen (linken)
Kern desselben vorstellt.
Fig. 135. Brustbein mit einem accessorisehen Kerne beim linken Haupt¬
kerne des vierten Segmentes, schief nach oben und medialwärts vom
letzteren und mit demselben bereits verwachsen.
Fig. 136. Brustbein mit einem accessorisehen Kerne, welcher von oben
her, zwischen die beiden paarigen Hauptkerne des vierten Segmentes
eingekeilt ist und mit demselben bereits in Verbindung steht. Im
sechsten Segmente befindet sich ein asymmetrischer (rechter) Knochen-
kern, welcher bis zu der oberen Grenze dieses Segmentes hinauf¬
gerückt ist.
Fig. 137. Brustbein mit einem accessorisehen Kerne im fünften Segmente,
oberhalb des linken Hauptkernes.
Fig. 138 und 139. Brustbeine mit je einem accessorisehen Kerne im
fünften Segmente, oberhalb des rechten Hauptkernes.
Fig. 140. Brustbein mit zwei Kernen im fünften Segmente, welche eine
verschiedene Grösse und eine verschiedene Lage haben: der rechte
Kern ist verhältnissmässig klein und liegt hoch oben, der linke ist
viel grösser, reicht nicht so weit nach oben, dagegen erstreckt er
sich nach unten bis zur Grenzlinie dieses Segmentes. Es ist dies
also entweder ein Knochenkern-Paar, mit sehr bedeutend gegeneinander
verschobenen Kernen (was jedoch bei der symmetrischen Gestalt
dieses Brustbeins nicht wahrscheinlich erscheint), oder es ist der
rechte Kern ein accessorischer und der linke ein asymmetrischer
Hauptkern, wenn man annimmt, dass rechts der eigentliche Haupt¬
kern nicht zur Ausbildung gelangt ist. sondern nur ein accessorischer
Kern. Im sechsten Segmente hat dieses Brustbein unzweifelhaft nur
einen von den beiden paarigen, nämlich den rechten Kern als einen
asymmetrischen, während der linke fehlt.
Fig. 141. Brustbein mit einem accessorisehen Kerne im fünften Segmente
oberhalb des rechten (accessorisehen) Hauptkernes.
Fig. 142. Brustbein mit einem accessorisehen Kerne im fünften Segmente,
oberhalb und medial vom rechten Hauptkerne, welcher ursprünglich
zwischen die beiden Hauptkerne von oben eingekeilt war und dann
mit dem rechten Kerne verschmolzen ist.
Fig. 143. Brustbein mit einem accessorisehen Kerne im vierten Segmente
links-unten, beim medianen Hauptkerne; diesen accessorisehen Kern
könnte man füglich auch als linken Hauptkern dieses Segmentes
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deuten; doch ist er bedeutend viel kleiner als der rechte und auch
viel kleiner alä die beiden paarigeu Kerne des fünften Segmentes.
Dieser bedeutende Grössenunterschied ist übrigens der einzige Umstand,
welcher diesen Kern als einen accessorischen erscheinen lässt.
Fig. 144 und 145. Brustbeine 'mit je einem acsessorischen Kerne, welcher
median zwischen die aus der Verschmelzung von zwei (paarigen)
Kernen entstandene Verknöcherung des vierten Segmentes und die
beiden (paarigen) Kerne des fünften Segmentes eingeschaltet ist.
Fig. 146. Brustbein mit einem accessorischen, zwischen die mediane
Verknöcherung des viertes Segmentes und das Knochenkernpaar des
fünften Segmentes von links her eingeschobenen Kerne.
Fig. 147. Ein asymmetrisches Brustbein, an welches die rechten Kippen
sich mehr unten als die linken Rippen ansetzen. Im dritten Segmente
befindet sich eine mediane Verknöcherung; im vierten Segmente sind
zwei mit einander bereits verschmolzene Kerne noch deutlich zu
unterscheiden, von welchen der linke oberhalb des rechten liegt. Im
fünften Segmente findet man ebenfalls zwei mit einander verwachsene
und in einer verticalen Linie liegende Kerne; man kann entweder
dieselben als die beiden Hauptkerne dieses Segmentes deuten, welche
vertical (der linke oberhalb des rechten) liegen, oder nur den unteren
als einen (asymmetrischen, rechten) Hauptkern ansehen und den
oberen (kleineren) als einen accessorischen.
Fig. 148. Brustbein mit einem accessorischen Kerne im fünften Seg¬
mente, welcher mit dem oberen Rande des rechten Hauptkernes ver¬
wachsen ist.
Fig. 149. Brustbein mit einem accessorischen Kerne im fünften Segmente,
welcher zwischen die beiden paarigen Knochenkerne dieses Segmentes
von oben her eingekeilt war und mit dem rechten Hauptkerne bereits
verwachsen ist (Vergl. Fig. 142).
Fig. 150. Brustbein mit einem accessorischen Kerne, welcher mit dem
oberen Rande des linken Hauptkernes im fünften Segmente ver¬
wachsen ist
Fig. 151. Brustbein mit einem accessorischen Kerne, welcher mit dem
oberen Rande der, wahrscheinlich aus der Verschmelzung von mehreren
Kernen hervorgegangenen, Verknöcherung des fünften Segmentes ver¬
wachsen ist.
Fig. 152. Brustbein mit einer Verknöcherung im fünften Segmente, welche
bis in den Bereich des sechsten Segmentes sich erstreckt und eine
derartige Gestalt hat, dass man annehmen muss, es sei aus der
Verschmelzung von mehreren Kernen hervorgegangen, und zwar nicht
nur von Hauptkernen, sondern auch von einem oder zwei accesso¬
rischen Kernen.
Fig 153 und 154. Brustbeine mit je einem accessorischen Kerne welcher
zwischen die paarigen Hauptkerne des fünften Segmentes von oben
eingekeilt ist und mit demselben sich verbindet.
Fig 155. Brustbeine mit einem accessorischen Kerne, welcher unterhalb
und medialwärts beim linken Hauptkerne des vierten Segmentes liegt
und mit demselben fast vollständig verschmolzen ist.
Fig. 156. Brustbein mit einem accessorischen Kerne, welcher zwischen
die Verknöcherungen des vierten und des fünften Segmentes in der
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Medianlinie eingeschaltet und mit der Verknöcherung des vierten Seg¬
mentes verwachsen ist.
Fig. 157. Brustbein mit einem accessorischen Kerne welcher mit dem
unteren Rande der medianen Verknöcherung des vierten Segmentes
bereits fast vollkommen verschmolzen ist und mittelst zweier Kuochen-
brücken auch mit dem rechten Hauptkerne des fünften Segmentes in
Verbindung steht.
Fig. 158. Brustbein mit einem medianen, accessorischen Kerne, welcher
zwischen die Verknöcherung des vierten Segmentes und die beiden
paarigen Kerne des fünften Segmentes eingeschaltet ist und durch
zwei Knochenbiücken mit dem linken Hauptkerne des fünften Seg¬
mentes in Verbindung steht.
Fig. 159. Dieses Brustbein hat eigentlich gar keine accessorischen Kerne,
obwohl man bei flüchtiger Betrachtung meinen könnnte, dass solche
vorhanden sind. Es ist dies ein hochgradig asymmetrisches Brustbein,
bei welchem die rechten Rippen viel höher sich ansetzen als die ent¬
sprechenden linken. Im dritten und im vierten Segmente findet man
paarige Knochenkerne, welche sehr bedeutend gegeneinander ver
schoben und paarweise mit einander verwachsen sind. Mit dem linken
Kerne des vierten Segmentes sind noch drei Kerne verwachsen,
welche in der Medianlinie eine Längsreihe bilden: der obere von
denselben ist der rechte, der mittlere (grösste) der linke paarige
Kern des fünften Segmentes der untere Kern ist der rechte Kern
des sechsten Segmentes, obwohl er, wie die beiden vorigen, in der
Medianlinie sich befindet. In diesem Brustbeine haben sich die
Lageverhältnisse der paarigen Knochenkerne in einer ähnlichen Weise
gestaltet, wie in anderen asymmetrischen Brustbeinen (z B. auf Taf. XI,
Fig. 105 und Fig. 111).
Fig. 160. Brustbein, in dessen sechstem Segmente anstatt eines rechten
Hauptkernes, zwei sich gebildet haben (ein oberer grösserer und ein
unterer kleinerer), während der linke Hauptkern einfach und auch
viel grösser ist als die beiden rechten zusammen.
Fig. 161. Brustbein mit einem kleinen accessorischen Kerne im sechsten
Segmente, am oberen Rande des einzigen, asymmetrischen (rechten)
Hauptkernes, mit welchem derselbe bereits verwachsen ist.
Fig. 162. Brustbein, in welchem der linke Kern des sechsten Segmentes
ein doppelter ist: ein grösserer Kern liegt oberhalb der betreffenden
Zwischenrippenlinie, ein kleinerer unterhalb des ersteren, und zwar
genau auf der Zwischenrippenlinie; es ist demnach schwer zu ent¬
scheiden, welcher von diesen beiden der Hauptkern ist und welcher
der accessorische.
Eig. 163. Ein Brustbein, in welchem die Verknöcherung des dritten Seg¬
mentes (des obersten Körper-Segmentes) mit der Verknöcherung des
Handgriffes verwachsen ist, so dass es auf den ersten Blick den
Anschein hat, alswenn der Handgriff bis zum dritten Rippen-Paare
sich erstreckte. Dieses Brustbein hat einen accessorischen Kern
im sechsten Segmente, welcher mit dem oberen Rande des linken
Knochenkernes dieses Segmentes verwachsen ist und durch eine
schmale Knochenbrücke mit dem linken Kerne des fünften Segmentes
in Verbindung steht.
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Fig. 164. Brustbein mit einem accessorischen, zwischen die beiden paarigen
Kerne des vierten Segmentes eingeschobenen Kerne.
Fig. 165. Brustbein mit einem accessorischen, zwischen die paarigen
Kerne des dritten Segmentes eingeschobenen Kerne.
Fig. 166. Brustbein, welches in der linken Hälfte des dritten Segmentes
zwei Kerne hat, die in einer verticalen Linie liegen und von gleicher
Grösse sind, so dass es nicht möglich ist zu entscheiden, welcher
von ihnen der Hauptkern ist und welcher der accessoriche. Beide
sind mit dem rechten, einfachen Kerne des dritten Segmentes ver¬
wachsen.
Fig. 167. Ein asymmetrisches Brustbein mit acht rechten und sieben
linken wahren Rippen und einer abnormen Verknöcherung im unteren
Theile des Körpers. Da die einzelnen Knochenkerne hier mit ein
ander bereits verschmolzen sind, ist es schwer die Genese dieser
Verknöcherung zu erläutern. Im dritten Segmente findet sich eine
einfache, mediane Verknöcherung, im vierten Segmente zwei noch
getrennte Knochenkerne. Unterhalb der letzteren findet man eine
grössere Knochenplatte, welche bis zum Schwertfortsatze sich erstreckt;
seitliche Einschnitte zeigen, dass diese Knochenplatte aus der Ver¬
schmelzung von mehreren Knochenkernen hervorgegangen ist. Am
linken Rande dieser Knochenplatte, und zwar entsprechend dem
fünften linken Intercostalraume befindet sich noch ein gesonderter
Knochenkern, welchen man entweder als den linken Hauptkern des
sechsten Segmentes oder als einen accessorischen Kern deuten könnte.
Fig. 168. Dieses Brustbein bat einen medianen, zwischen die Verknöche¬
rungen des dritten und des vierten Segmentes eingeschalteten, acces¬
sorischen Kern; ein zweiter medianer, accessorischer Kern liegt
zwischen der medianen Verknöcherung des vierten und den paarigen
Kernen des fünften Segmentes. Die Verknöcherung des fünften Seg¬
mentes ist wahrscheinlich (wie dies Einschnitte an denselben Rändern
anzeigen) aus der Verschmelzung von zwei paarigen Hauptkernen und
von einem accessorischen Kerne hervorgegangen, welcher unterhalb
derselben lag.
Fig. 169. Brustbein mit zwei accessorischen Kernen : der eine ist von
oben zwischen die beiden paarigen Hauptkerne des dritten Segmentes
eingekeilt und mittelst einer Knochenbrücke mit dem unteren Knochen¬
kerne des Handgriffes verbunden; der zweite ist mitten zwischen
die paarigen Kerne des vierten und des fünften Segmentes ein¬
geschaltet.
Fig. 170. Ein hochgradig asymmetrisches Brustbein, an welches sich
acht rechte und sieben linke, wahre Rippen inserieren, und zwar in
einer solchen Weise, dass im oberen Theile des Brustbeins die rechten
Rippen den linken Intercostalräumen gegenüber sich inserieren und
im unteren Theile, die sechste rechte Rippe gegenüber der fünften
linken Rippe, die siebente rechte Rippe gegenüber der sechsten
linken, und die achte rechte gegenüber der siebenten linken sich
inseriert. In Folge dessen sind bereits im dritten Segmente die
Knochenkerne so bedeutend gegeneinander verschoben, dass der
rechte direkt oberhalb des linken zu liegen kommt und im unteren
Theile des Brustbeins findet man, dass in einer und derselben, queren
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(horizontalen') Linie zwei Knochenkerne nebeneinander zu liegen
kommen, welche nicht zu einem und demselben Segmente gehören,
sondern zu zwei aufeinander folgenden Segmenten; es liegen nämlich
nebeneinander: der linke Kern des fünften Segmentes und der rechte
Kern des sechsten Segmentes. Wenn man jedoch in diesem Brust
beine die Zwischenrippenlinie construiert, so ist es möglich, in einer
klaren und unzweifelhaften Weise zu erkennen, zu welchem Seg¬
mente und zu welcher Brustbeinhälfte jeder einzelne Knochenkern
gehört; man überzeugt sich auf diese Weise, dass hier ein zwei¬
reihiges Brustbein vorliegt, und dass nur dessen asymmetrischer Bau
eine solche, scheinbar unregelmässige und räthselhafte Anordnung
der Knochenkerne zur Folge hat. Im oberen Theile des Brustbein -
körpers findet man hier einen Complex, welcher aus der Verwachsung
von vier Knochenkernen hervorgegangen ist, wie dies aus den Ein¬
schnitten an dessen Rändern zu erkennen ist: der oberste von diesen
Kernen ist der rechte Kern des dritten Segmentes; der folgende,
schief-elliptische, grösste Kern ist der linke Kern des dritten Seg¬
mentes, welcher zwischen die rechten Kerne des dritten und des
vierten Segmentes hineingewachsen ist und dem rechten Brustbein¬
rande sich nähert (entsprechend dem dritten Intercostalraume); unten
ist mit diesem Kerne eben der rechte Kern des vierten Segmentes
verwachsen, welcher wieder links unten mit dem linken Kerne des
vierten Segmentes zusammenhängt. Links findet man nur noch einen
und zwar getrennten Kern, nämlich den linken Kern des fünften
Segmentes, welcher genau beim vierten linken Intercostalraume liegt.
Dagegen findet man rechts noch zwei getrennte Kerne, nämlich die
rechten Kerne des fünften und des sechsten Segmentes, deren Lage
ebenfalls den betreffenden rechten Intercostalausschnitten (nämlich
dem vierten und dem fünften) ganz genau entspricht. Da nun in
diesem Brustbein der fünfte rechte Intercostalraum in gleicher Höhe
mit dem vierten linken Intercostalraume liegt, so erklärt es sich,
dass auch der rechte Kern des sechsten Segmentes und der linke
Kern des fünften Segmentes in gleicher Höhe zu liegen kommen.
Fig. 171. Brustbein mit drei accessorischen Kernen im fünften Segmente:
der eine liegt unmittelbar unterhalb des linken Kernes des vierten
Segmentes, der zweite ist mit dem oberen Rande des rechten Kernes
des fünften Segmentes verwachsen und der dritte befindet sich nach
unten von dem rechten Kerne des fünften Segmentes.
Fig. 172. Brustbein mit je zwei kleinen Knochenkernen in jeder Hälfte
des fünften Segmentes von denen in jeder Hälfte der eine als
Hauptkern und der andere accessorischer Kern anzusehen wäre Im
untersten Theile des Körpers findet man noch einen kleinen Knochen¬
kern, welchen man als zum sechsten Segmente gehörig und als be¬
deutend nach unten verschoben, oder als zum siebenten Segmente
gehörig und nach oben verschoben (was wahrscheinlicher erscheint)
oder auch füglich als einen accessorischen Kern ansehen kann.
Fig. 173. Brustbein mit zwei accessorischen Kernen: der eine liegt im
fünften Segmente zwischen den beiden paarigen Hauptkernen des¬
selben und etwas nach oben zu, der zweite befindet sich im sechsten
Segmente; in diesem letzteren Segmente liegt der linke Kern genau
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auf der betreffenden Zwischenrippenlinie, während rechts sich zwei
Kerne vorfinden: der untere, sehr kleine liegt ebenfalls genau auf
der Zwischenrippenlinie, und wäre aus diesem Grunde als Hauptkern
zu deuten, während der obere Kern, trotzdem er grösser ist, als
accessorischer Kern anzusehen wäre. Dieser letztere Kern ist mit
dem rechten Kerne des fünften Segmentes durch eine schmale Knochen-
brücke verbunden.
Fig. 174. Brustbein mit zwei accessorischen Kernen: der eine ist mit
dem unteren Bande (etwas links) des medianen Hauptkernes des
dritten Segmentes verwachsen; der zweite findet sich im vierten
Segmente, wo an der Verknöcherung Einschnitte sich finden, welche
beweisen, dass dieselbe aus der Verschmelzung von drei Kernen
entstanden ist, nämlich eines rechten und eines linken Hauptkernes
und eines accessorischen Kernes, welcher oberhalb des rechten
Hauptkernes aufgetreten war. Die paarigen Knochenkerne des
fünften Segmentes liegen schief und sind nicht gleich gross.
Fig. 175. Ein Brustbein, bei welchem der grössere Theil des Handgriffes
abgeschoitten ist. Dasselbe enthält vier oder vielleicht selbst fünfaccesso-
rische Kerne im Körper: einen kleinen, freien, welcher in der Median¬
linie, zwischen den Verknöcherungen des dritten und des vierten
Segmentes liegt; einen zweiten grösseren, welcher mit dem oberen
Bande des linken Hauptkernes des vierten Segmentes verwachsen
ist; ein dritter liegt schief zwischen dem rechten Kerne des vierten
und dem linken Kerne des fünften Segmentes und hat Einker¬
bungen, welche anzeigen, dass derselbe aus der Verschmelzung von
zwei Kernen entstanden ist; der vierte, beziehungsweise fünfte,
accessorische Kern ist mit dem oberen Bande des rechten Haupt¬
kernes des fünften Segmentes verwachsen.
Fig. 176. Ein Brustbein mit drei accessorischen Knochenkernen: ein
sehr kleiner Kern liegt frei, nahe dem rechten Brustbeinrande beim
Ansätze der dritten Bippe; der zweite ist mit dem unteren Bande
des medianen Kernes des vierten Segmentes verwachsen; der dritte
liegt gerade in der Mitte zwischen den beiden paarigen Hauptkernen
des fünften Segmentes und ist mit denselben, ebenso wie mit dem
rechten Kerne des sechsten Segmentes verwachsen.
Fig. 177. Brustbein mit vier accessorischen Kernen ira Körper: der eine
ist zwischen die beiden paarigen Hauptkerne des dritten Segmentes
eingekeilt; der zweite befindet sich zwischen den rechten Knochen¬
kernen des dritten und des vierten Segmentes; der dritte ist mit
dem unteren Bande des linken Hauptkernes des vierten Segmentes
verwachsen; der vierte ist von einer höchst bedeutenden Grösse und
liegt mitten zwischen die paarigen Knochenkerne des fünften und
des sechsten Segmentes eingefügt. Die Hauptmasse dieses accesso¬
rischen Kernes liegt jedoch im Bereiche des fünften Segmentes;
man ist also berechtigt, denselben als einen accessorischen Kern des
fünften Segmentes anzusehen, welcher, bei seinem bedeutenden Wachs-
thume nach unten hin, in den Bereich des sechsten Segmentes
getreten und zwischen die beiden paarigen Kerne desselben sich
eingekeilt hat.
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500
Fig. 178. Brustbein mit fünf accessorischen Kernen im Körper: ein
grosser ist mit dem oberen Rande des rechten Kernes des vierten
Segmentes verwachsen; ein zweiter, kleinerer ist mit dem unteren
Rande desselben Hauptkernes verschmolzen; der dritte und der
vierte sind noch frei unterhalb der bereits verwachsenen Kerne des
vierten Segmentes zu sehen; der fünfte ist mit dem oberen Rande
des rechten Kernes des fünften Segmentes verwachsen.
Fig. 179. Brustbein mit vier accessorischen Kernen: der erste und der
zweite sind an die oberen Ränder der rechten Haupt-Knochenkerne
des vierten und des fünften Segmentes angefugt; der dritte ist mit
dem oberen Rande des linken Hauptkernes des fünften Segmentes
verwachsen; der vierte liegt noch frei, unterhalb des unteren Randes
des linken Hauptkemes des vierten Segmentes.
Fig. 180. Brustbein mit mehreren accessorischen Kernen, deren Zahl
wegen des weit vorgeschrittenen Verschmelzungs * Prozesses der
Knochenkerne nicht genau bestimmt werden kann. Man kann jedoch
noch vier accessorische Kerne deutlich unterscheiden: zwei, welche
mit dem oberen und mit dem unteren Rande des rechten Kernes
im vierten Segmente verwachsen sind; einen dritten, welcher an den
unteren Rand des linken Kernes desselben Segmentes angefügt ist;
und einen vierten, welcher mit dem oberen Rande des rechten Kernes
des fünften Segmentes verwachsen ist.
Fig. 134, 135 und 168. Brustbeine mit je drei Haupt-Knochenkernen im
Handgriffe und zwar einem medianen und zwei paarigen unterhalb
des ersteren.
Fig. 121, 122, 130, 133, 141, 142, 146, 147, 151, 169, 177—179.
Brustbeine mit zwei (medianen) Hauptkernen im Handgriffe.
Fig. 175. Brustbein, dessen Handgsiff zum Theile abgeschnitten ist; im
erhaltenen unteren Theile desselben liegen zwei (paarige) Kerne.
Alle übrigen Brustbeine haben im Handgriffe nur je einen Haupt-
Knochenkern.
Fig. 121, 127, 139, 141, 144, 147, 151, 159, 164, 171 und 177. Brust¬
beine mit einem oder mehreren accessorischen Knochenkernen im
Handgriffe, welche viel kleiner sind als die Haupt*Knochenkerne.
Fig. 130, 132, 135. 136, 144—146, 150—152, 154, 155, 160, 161,168,
171 und 173. Brustbeine mit je einem Knochenkerne im Schwert¬
fortsatze.
Fig. 163, 175 und 179. Brustbeine mit je zwei Knochenkernen im
Schwertfortsatze.
Alle übrigen Brustbeine zeigen im Schwertfortsatze keine Knochen¬
kerne.
Fig. 131, 151, 155, 161, 163 und 172. Brustbeine mit je acht wahren
Rippen beiderseits.
Fig. 130, 132, 167, 170 und 176. Brustbeine mit acht wahren Rippen
rechts und sieben wahren Rippen links.
Fig. 149. Brustbein mit sieben wahren Rippen rechts und acht wahren
Rippen links.
Fig. 179. Brustbein mit sieben wahren Rippen rechts und sechs wahren
Rippen links.
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501
Fig. 169. Brustbein mit sechs wahren Rippen rechts und sieben wahren
Rippen links.
Alle übrigen Brustbeine, welche auf dieser Tafel dargestellt sind, haben
beiderseits je sieben wahre Rippen.
NACHTRAG.
Als die vorliegende Arbeit bereits im Drucke war, ist es zu
meiner Kenntniss gelangt, dass über die Entwickelung und Ver¬
knöcherung des menschlichen Brustbeins Paterson arbeitet, welcher
eine vorläufige Mittheilung über die Ergebnisse seiner Untersuchungen
im October 1900 gemacht hat *), also einige Monate später, nachdem
ich die wichtigen Ergebnisse meiner Arbeit auf dem Congresse der
polnischen Naturforscher und Aerzte in Krakau im Juli 1900 mit-
getheilt hatte.
Paterson hat 236 Brustbeine von Embryonen zwischen dem
3- 9 Monate untersucht und die Ergebnisse dieser Untersuchungen
hauptsächlich in Form von tabellarischen Zusammenstellungen nach
dem Alter mitgetheilt. Während Paterson den Handgriff (prae -
sternum) und den Schwertfortsatz (metasternum) als einheitliche Theile
betrachtet, theilt er den Brustbeinkörper in vier Stücke (pieces ),
von denen die drei oberen {first, second and third piece of meso -
sternum) den oberen drei Segmenten des Brustbeinkörpers, welche
ich unterscheide, entsprechen, d. h. dem dritten, dem vierten und
dem fünften Brustbein-Segmente, während das vierte Stück den
beiden untersten Segmenten des Brustbeinkörpers, nämlich dem
sechsten und dem siebenten Segmente zu entsprechen scheint. An
einer Stelle (S. 27) spricht Paterson von „einem Theile des
Brustbeinknorpels zwischen den Ansätzen des sechs¬
ten und des siebenten Rippenknorpels“, und gibt zu, dass
dieser Theil einen besonderen Knochenkern haben kann, wenn er
auch bei der Geburt knorpelig ist. Von diesem Theile des Brustbeins
sagt Paterson Folgendes:
„It appears that it may be ossified by extension from the fourth
piece , though there is reason for believing that in some cases at last
it may possess a separate and independent centre u .
*) Paterson: The sternum: its early developpement and ossifi -
cation in man and mammals f preliminary communication). — Joum. of.
anat, and physiol. Vol. XXXV, 1900, S. 21—32.
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502
Aus dem Obigen wäre zu schliessen, dass Paterson im Brust¬
beinkörper dennoch fünf Segmente unterscheidet, obwohl er dies
nirgends ausdrücklich sagt und in seiner ganzen Arbeit an die
oben erwähnte Eintheilung des Brustbeins in vier Stücke sich hält.
Zu welcher Zeit in den einzelnen von Paterson unter¬
schiedenen Theilen des Brustbeins Knochenkerne auftreten, hat der¬
selbe in einer besonderen Tabelle (Table I, Ossification of the Sternum,
1. c. S. 24) zusammengestellt. Ich glaube von einer speciellen Ver¬
gleichung der von Paterson angegebenen Zahlen mit jenen, welche
ich erhalten habe (Vergl. S. 415) absehen zu können; denn selbst die
Statistik von Paterson, welcher eine grössere Zahl von embryo¬
nalen Brustbeinen zu Grunde liegt, also dem wirklichen Thatbestande
sich mehr nähern muss, als die meinige, führt zu keinen constanten
und sicheren Ergebnissen, in Bezug darauf, wie oft in den einzelnen
Segmenten des Brustbeins in den verschiedenen Altersklassen Knochen¬
kerne auftreten; auch Paterson hat bei älteren Embryonen mit¬
unter in einer geringeren Prozentzahl Knochenkerne gefunden als
bei jüngeren. Ich will mich also nur auf einige allgemeine Bemer¬
kungen beschränken.
Im Handgriffe hat Paterson, ähnlich wie ich, Knochenkerne
bereits bei dreimonatlichen Embryonen constatiert; in manchen
Fällen (3-3%) vermisste er jedoch selbst bei 9-monatlichen Embry¬
onen Knochenkerne in diesem Theile des Brustbeins, wogegen ich
vom 7-ten Monate des intrauterinen Lebens angefangen, in allen
Fällen wenigstens einen Knochenkern im Handgriffe gefunden habe.
Was den Brustbeinkörper anbelangt, so ergibt sich aus den
Untersuchungen von Paterson, dass manchmal (in 22% der Fälle)
in den oberen drei „Stücken“ Knochenkerne bereits bei 3-monat-
lichen Embryonen vorhanden sind, dagegen bei manchen 9-monat¬
lichen Embryonen (in 08% der Fälle) im obersten „Stücke“ des
Brustbeinkörpers (d. h. im dritten Sternalsegmente) noch fehlen.
Solche Brustbeine habe ich nicht die Gelegenheit gehabt, zu sehen.
Bei spezieller Vergleichung der in der vorliegenden Arbeit auf S. 415
in der Tabelle angegebenen Zahlen mit jenen von Paterson findet
man übrigens hier und dort grössere und kleinere Differenzen.
Was die Reihenfolge anbelangt, in welcher die Knochenkerne
in den verschienen Theilen des Brustbeins auftreten, so bemerkt
Paterson ganz im Allgemeinen, dass die ersten Kerne im Hand¬
griffe ( praesternum ) und im ersten „Stücke des Brustbeinkörpers
gewöhnlich im 6-ten Embryonalmonate auftreten, im zweiten und
im dritten Stücke im 7-ten Monate; im 8-ten und im 9-ten Monate
des intrauterinen Lebens treten nach Paterson keine neuen Knochen-
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503
kerne auf, das vierte »Stück“ des Brustbeinkörpers und der Schwert¬
fortsatz sind dennoch bei reifen Embryonen gewöhnlich nur knorpelig.
Im Schwertfortsatze (metastemum ) hat Paterson niemals mehr
als einen Knochenkern gefunden, und zwar bereits bei 7-monatlichen
Embryonen, oder -- wie er an einer anderen Stelle (Table II, auf S. 26)
angibt — bei 5-monatlichen Embryonen. Als besonders bemerkens¬
wert muss ich noch hervorheben, dass Paterson unter 189 unter¬
suchten Brustbeinen in 7 Fällen (3 - 7%) das Fehlen des Schwert¬
fortsatzes constatiert hat.
Sowohl im Handgriffe als auch in den einzelnen „Stücken“ des
Körpers tritt nach Paterson entweder ein medianer Knochenkern
(centre single), oder zwei paarige Kerne (centre double) oder auch
drei oder mehrere Kerne ( three or more) auf. Die paarigen Kerne
liegen entweder nebeneinander (lateral) oder schief (oblique double
nodules) oder Übereinander (vertical). Wie oft diese in den einzelnen
Theilen des Brustbeins von Paterson unterschiedenen Arten von
Knochenkernen Vorkommen, hat derselbe in einer besonderen Tabelle
zusammengestellt (Table II. Median and lateral Ossification, l.c.S 26)').
Aus dieser Zusammenstellung zeigt sich, dass Paterson,
ähnlich wie ich, im Handgriffe am häufigsten einen einzigen Knochen¬
kern (centre single) vorgefunden hat und viel seltener zwei vertical
übereinander liegende Knochenkerne (double vertical). In den speziellen
Zahlen bestehen Unterschiede: Paterson fand einen einfachen
Kern in 79% der Fälle, ich dagegen nur in 68 4%; zwei Kerne fand
Paterson in 17-2%, ich hingegen in 29%. Aus diesen Differenzen
könnte man den Schluss ziehen, dass in einer gewissen Anzahl von
Fällen ein zweiter Kern im Handgriffe erst nach der Geburt auftritt,
dass also Paterson aus dem Grunde zwei Kerne im Handgriffe
weniger oft gefunden hat, weil er ausschliesslich embryonale Brust¬
beine untersucht hat, während ich vorwiegend Brustbeine von
Kindern vor mir hatte. Da jedoch andere Umstände, und zwar be¬
sonders die Grössenverhältnisse der betreffenden Knochenkerne bei
Kindern dafür sprechen, dass ein zweiter Kern im Handgriffe nur
sehr selten erst nach der Geburt auftritt (Vergl. S. 460), so wäre ich
geneigt die Unterschiede zwischen den Zahlen von Paterson und
vor mir, als zufällige anzusehen. Für eine solche Annahme spricht
auch der Unstand, dass auch in meinem Materiale je zwei Kerne
*) In dieser tabellarischen Zusammenstellung über die Frequenz der
oben angegebenen Arten von Knochenkernen in den verschiedenen Theilen
des Brustbeins hat Paterson die schief gestellten, paarigen Kerne mit
den quer gestellten zusammen in eine Gruppe gerechnet als „double lateral “
und nur die „double vertical u als eine besondere Gruppe unterschieden.
Polo. Archiv f. biol. u. med. Wissensch.
Archives polon. d. aoione. biol. et medic. **0
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504
im Handgriffe ich bei älteren Kindern zufällig öfter begegnete als
bei jüngeren Kindern und bei Embryonen. So habe ich z. B. bei den
(106) von mir untersuchten Embryonen und Neugeborenen nur in
13% der Fälle je zwei Knochenkerne im Handgriffe gefunden, da¬
gegen bei (69) Kindern bis zu 6 Monaten in 36% der Fälle u. s. w.
Wir haben hier also einen weiteren Beleg hiefür, dass man über ein
Materiale von einer unvergleichlich viel grösseren Anzahl von Brust¬
beinen aus jeder Altersklasse verfügen müsste, um auf dem Wege
von statistischen Zusammenstellungen zu ganz sicheren Schlüssen
in Betreff der Altersperioden gelangen zu können, innerhalb welcher
die Knochenkerne in bestimmten Brustbein - Segmenten anftreten.
Nur in seltenen Fällen hat Paterson im Brustbein-Handgriffe
zwei nebeneinander liegende Kerne (centre double lateral) gefunden
(1%) oder drei oder mehrere Kerne (2 6%)» über deren Anordnung
er übrigens nichts Näheres angibt Man kann also nur vermuthen,
dass zu dieser letzteren Kathegorie Paterson nicht nur jene Fälle
gerechnet hat, in welchen der Handgriff drei Haupt-Knochenkerne
(nämlich einen medianen Kern im oberen Segmente und ein Kern-
Paar im unteren Segmente) zeigte, sondern auch Fälle mit accesso-
rischen Kernen. Zwar habe ich selbst im Handgriffe bei Embryonen
keine accessorischen Kerne angetroffen, da ich jedoch bei Neuge¬
borenen bereits ziemlich oft solche begegnete (in 10% der Fälle) so
bin ich geneigt anzunehmen, dass Paterson innerhalb einer viel
grösseren Zahl von untersuchten embryonalen Brustbeinen (und zwar
unter 122 Brustbeinen von Embryonan von 9 Monaten) dennoch in
diesem oder jenem Falle einen oder mehrere accessorische Kerne ange¬
troffen habe. Bei einer solchen Annahme wäre es auch erklärlich,
dass die Zahl jener Fälle, in welchen Paterson zwei nebenein¬
ander liegende Kerne (also ein Knochenkern-Paar im unteren Seg¬
mente des Handgriffes) getroffen hat, zusammen mit jenen Fällen,
in welchen derselbe drei oder mehrere Kerne vorfand, 3 6% beträgt,
während ich nur in 2 6% der Fälle drei Haupt Knochenkerne im
Handgriffe vorfand. Von der Prozentzahl P a t e r s o n’s wären nämlich
jene Fälle abzuziehen, in welchen die Zahl von Knochenkerneu
durch accessorische Knochenkerne vermehrt war, dagegen wieder
die Zahl jener Fälle zuzurechnen, in welchen (bei Embryonen) noch
nicht alle Kerne aufgetreten waren, welche sich später gebildet
hätten.
Was den Brustbeinkörper anbelangt, so gibt Paterson eben¬
falls statistische Zusammenstellungen, um zu zeigen, wie oft in den
einzelnen „Stücken“ desselben die vier von ihm unterschiedenen
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505
Arten von Knochenkernen Vorkommen und zwar: a) centre single,
b) centre double vertical, c) centre double lateral, d) centre three or more.
Diese von Paterson unterschiedenen Arten von Knochen¬
kernen entsprechen der von mir angenommenen Eintheilung derselben
nicht; man kann also die Zahlen von Paterson und von mir
nicht direkt mit einander vergleichen. Da jedoch eine solche Ver¬
gleichung sehr erwünscht erscheint, indem erst dadurch für die
Wissenschaft dieses ganze Materiale, nämlich das von Paterson
und von mir untersuchte verwertet werden könnte, so war ich be¬
strebt eine solche Vergleichung zu ermöglichen.
Zu diesem Zwecke müssen die von Paterson und von mir
angegebenen Zahlen in einer entsprechenden Weise zusammen¬
gestellt werden.
Die erste von Paterson unterschiedene Kathegorie, nämlich
dessen „centre single“ umfasst meine r medianen Kerne“ und
meine „asymmetrischen Kerne“.
Die zweite von Paterson unterschiedene Kathegorie, nämlich
dessen „centre double vertical * gehört vorwiegend zu meinen „me¬
dianen Kernnen“, bei denen accessorische Kerne oberhalb, oder
unterhalb des betreffenden Hauptkernes aufgetreten sind; nur einen
unbedeutenden Bruchtheil innerhalb dieser Kathegorie Patersons
können füglich jene höchst seltenen Fälle bilden (4 Fälle auf 454
von mir untersuchte Brustbeine, d. h. O88°/ 0 ), in welchen wegen
hochgradiger Asymmetrie der Rippenansätze die einzelnen Knochen¬
kern-Paare derartig verschoben Sind, dass der rechte Kern oberhalb
des linken Kernes des betreffenden Paares zu liegen kommt (Vergl.
S. 415). Zu dieser Kathegorie hat Paterson schliesslich offenbar
auch solche Fälle als „centre double vertical u seines vierten Stückes
gerechnet, in welchen nicht nur im sechsten Segmente, sondern
auch im siebenten Segmente ein Knochenkern zur Ausbildung ge¬
langt war, da Paterson diese beiden Segmente zusammen als
„ein Stück, betrachtet. Wenn man auch Alles dies berücksichtigen muss,
so kann man schliesslich dennoch annehmen, dass die Summe der Fälle,
in welchen Paterson seine „centre single 11 und seine „centre double
vertical “ fand, mehr weniger genau der Summe jener Fälle ent¬
sprechen dürfte, in welchen ich einerseits „mediane Kerne“,
andererseits „asymmetrische Kerne“ constatiert habe.
Ebenso wird man nicht fehl gehen, wenn man annimmt, dass
jene Fälle, in welchen Paterson seine „centre tliry or more u vor¬
fand, meistens Fälle waren, in welchen nach unserer Auffassung
ausser eines Hauptknochenkern-Paares in dem betreffenden Segmente
noch ein oder zwei accessorische Kerne aufgetreten sind.
#
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506
Es wird also die Summe jener Fälle, in welchen Paterson
seine „centre double lateral * und seine „centre thry or more“ fand*
jenen Fällen entsprechen, in welchen ich in den betreffenden Seg¬
menten ein vollständiges „Knochenkern-Paar“ vorfand, ohne Rücksicht
darauf, ob noch accessorische Kerne vorhanden waren oder nicht.
Nun will ich zunächst die von Paterson angegebenen Zahlen
in folgender Weise zusammengestellt angeben:
1
2
3
4
5
6
7
8
Piece
Geaammtzahl
der Brustbeine
welche in der
betreffenden
.Piece Ver¬
knöcherungen
zeigen
centre
single
Centre
double
vertical
Summa
I
(3+4)
Centre
double
lateral
Centre
thry or
more
Summa
11
(«+7)
I (3)
187=100# 147=78-5#
5=2-6#
152=811#
6=26#
35=186#
II (4)
132=100«
108=59*3%
7=3-8#
115=631#
7=3-8#
67=36-8#
III (5)
142=100#
86=60-5%
5=3-5#
91=64 0#
42=29 5%
9=6-8#
51=35-8#
IV (6+5)
47=100%
25=530%
10=21-3#
35=743#
12=25-6#
12=255#
Um mit dieser Zusammenstellung meine eigenen Zahlen-Ergeb-
nisse vergleichen zu können, habe ich zunächst die auf S. 397 gege¬
bene Tabelle insoferne ergänzen müssen, als zu diesem Behufe es
unumgänglich nothwendig erscheint, die Zahlen jener Brustbeine
gesondert anzugeben, welche in den einzelnen Segmenten des Körpers
asymmetrische Knochenkerne enthalten 1 ). Es ist dies unentbehrlich,
wenn man einerseits die Zahl jener Brustbeine bestimmen will,
welche in den einzelnen Segmenten vollständige Knochenkern-
Paare enthalten, andererseits wieder die Summe der Brustbeine
mit medianen Kernen und jener mit asymmetrischen Kernen in
den betreffenden Segmenten. Das in dieser Weise zusammen-
*) In der auf S. 397 gegebenen Tabelle sind nur die Gesammtzahlen
der Brustbeine mit vollständigen Knochenkern-Paaren oder mit asym¬
metrischen Kernen (d. h. unvollständigen Paaren) angegeben, da ich diese
beiden Arten zusammen in eine und dieselbe Kathegorie zu rechnen be¬
rechtigt bin, und zwar im Gegensätze zu den einfachen medianen
Kernen. Spezielle Angaben darüber wie oft asymmetrische Kerne in
den einzelnen Segmenten des Brustbeinkörpers Vorkommen, findet man
übrigens auf S. 403—405, wobei das ganze von mir untersuchte Materiale,
also auch die embryonalen Brustbeine berücksichtigt sind (nämlich 456
Brustbeine, welche im Körper bereits Knocheukerne zeigen). Die Tabelle
auf S. 397 betrifft dagegen nur die Brustbeine von Neugeborenen und von
Kindern (also nur 416 Brustbeine). Diese Tafel gebe ich also hier noch
einmal mit der besagten Ergänzung.
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507
gestellte Untersuchungs - Materiale, über welches ich verfügte, ergibt
folgende Tabelle:
1
2
3
4
5
6
7
i
Geeammtzabl
Zahl der Brust-(zahl der Brust-
Zahl der Brust¬
beine mit nur
einemKerneTom
betreffenden
Paare, d. h. mit
einem asymme¬
trischen Kerne
Summe der
Summe der
<2
der Brustbeine belne mit einem
beiue mit einom
Brustbeine mit
Brustbeine mit
J3
*5
mit Verknö¬
cherung im
medianen
Knochenkerne
Tollständigen
Knochenkern
Tollständigen
oder unTollstän-
medianen oder
asymmetrischen
betreffenden
im betreffenden
Paare im betref-
digen Kern-
2
«
Segmente
Segmente
fanden Segmente
paaren (4 f6j
Kernen (3+5)
3
416 = 100 #
372 = 894 #
44=10-6#
0 = 0 #
44 = 10 * 6 #
372=894#
4
415 = 100 #
256 = 61 - 7 #
156=376#
3 = 0 * 7 #
159=38 3 #
259=62-4#
5
407 = 100 #
153 = 37 - 6 #
205=50-4#
49 = 12 * 0 #
254 = 62 - 4 #
202=49-6#
6
282 = 100 #
96 = 340 #
74 = 26 - 2 #
112 = 89 - 8 #
186 = 660 #
208=73-8#
7
27 = 100 #
4 = 14 - 8 #
0=00#
23=85 2 #
23 = 85 - 2 #
27=100 0#
Nachdem die Ergebnisse von Paterson und von mir auf
diese gleichsam gemeinsame Form zurückgeführt sind, kann man sie
miteinander vergleichen'), in der Ueberzeugung, dass in Anbetracht
der ziemlich grossen Gesammtzahlen, welche diesen beiden Zusammen¬
stellungen zu Grunde liegen, die Unterschiede der Ergebnisse fast
ausschliesslich davon abhängen werden, dass Paterson Embryonen,
ich dagegen (wenigstens was die obige Zusammenstellung anbelangt)
ausschliesslich Kinder untersucht habe. Die Unterschiede könnte
man also als Ausdruck der Veränderungen ansehen, welche im Brust¬
beine nach der Geburt, d. h. im Kindesalter stattfinden.
Im dritten Brustbein Segmente (first piece of mesosternum ) fand
Paterson paarige Kerne in 18-6% der Fälle, in welchen in diesem
Segmente Knochen kerne bereits aufgetreten waren, ich dagegen nur
in 10'6% der Fälle. Dieser Unterschied ist ein Beweis, dass bei
Kindern (verschiedenen Alters), welche ich untersucht habe, in einer
gewissen Zahl von Fällen (8°/ 0 ) die im embryonalen Zustande paarigen
Kerne dieses Segmentes zu einer einzigen Verknöcherung verschmolzen
waren. Es wird also nur die Thatsache bestätigt, welche ich in
meiner Arbeit bereits hervorgehoben habe, nämlich die Verschmel¬
zung von paarigen Knochenkernen.
Im vierten Brustbeinsegmente (second piece) fand Paterson
paarige Kerne in 368"/* der Fälle, ich in 37 6 % der Fälle. Diese
Uebereinstimmung der Befunde (die Differenz beträgt ja nur 0'8"/ o )
') Es sind natürlicher Weise die entsprechenden Rubriken dieser
beiden Tabellen mit einander zu vergleichen, und zwar die Rubrik 5 der
Tabelle Fatersons mit Rubrik 7 meiner Tabelle — und die Rubrik 8
der Tabelle Patersons mit der Rubrik 4 meiner Tabelle.
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508
kann man jedoch nicht als einen Beweis ansehen, dass anch der
Geburt die Verhältnisse in diesem Segmente dieselben bleiben, wie
im embryonalen Zustande; es ist dies eben nur ein zufälliges, von
zwei in entgegengesetzter Weise einwirkenden Momenten, und zwar
einerseits des Umstandes, dass im vierten Segmente ein zweiter
Kern nicht selten erst nach der Geburt auftritt (Vergl. S. 418), wodurch
die Zahl von Brustbeinen mit einem einzigen (asymmetrischen)
Kerne eine geringere wird — andererseits der Verschmelzung von
paarigen Kernen zu einem einheitlichen Ganzen, wodurch wieder
die Zahl der Brustbeine mit nur einem Kerne in diesem Segmente
nach der Geburt eine grössere wird. Es ist auch möglich, dass die
geringere Zahl von Brustbeinen mit einem einzigen Korne im vierten
Segmente, welche Paterson gefunden hat, zum Theile auch daraus
zu erklären wäre, dass in dem einen oder in dem anderen von den
von Paterson untersuchten Fällen thatsächlich die paarigen Kerne
in einer verticalen Linie lagen (was übrigens nur sehr selten vor¬
kommt) und in Folge dessen nicht in diese Kathegorie eingerechnet
worden sind.
Am grössten ist der Unterschied zwischen den Prozentzahlen,
welche sich auf das fünfte Sternal-Segment (third piece) beziehen.
Paterson fand hier paarige Kerne in 35*8% der Fälle, ich in 50*4%
der Fälle. Um dieses Ergebniss richtig zu beurtheilen, muss man
zunächst berücksichtigen, dass thatsächlich die Knochenkerne im
fünften Segmente genug oft erst nach der Geburt auftreten. Pater¬
son hat auf 226 untersuchte embryonale Brustbeine nur in 142
Brustbeinen, d. h. in 60% der Fälle Knochenkerne im fünften Seg¬
mente gefunden, ich dagegen auf 416 untersuchte kindliche Brust¬
beine in 407 Brustbeinen, d. h. in 98% der Fälle. Ebensowenig
unterliegt es einem Zweifel, dass im fünften Segmente von den
paarigen Kernen der eine nicht selten noch vor der Geburt auftritt,
während der andere erst nach der Geburt sich bildet (Vergl. S. 404
und S. 419). Die Zahl von Brustbeinen, welche im fünften Segmente
ein Knochenkernpaar zeigen, wird also nach der Geburt eine grössere,
obwohl indessen in einer gewissen Anzahl von Fällen die paarigen
Kerne mit einander verschmelzen. Der Unterschied zwischen meinen
Zahlen und jenen von Paterson ist also der Ausdruck von Ver¬
änderungen, welche im embryonalen Brustbeine nach der Geburt
stattfinden.
Die Zahlen, welche das Verhältniss zwischen den Brustbeinen
mit paarigen Knochenkernen im sechsten Segmente und solchen mit
unpaarigen Kernen in diesem Segmente ausdrücken, sind bei Pater¬
son und bei mir ziemlich die gleichen. Paterson fand in 25*5%
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509
der Fälle paarige Kerne, in 74 , 3% unpaarige (mediane oder asym¬
metrische) Kerne in diesem Segmente; ich fand dagegen in 26 - 2%
der Fälle paarige und in 73 - 8% der Fälle mediane oder asymmetrische
Kerne. Wenn man jedoch in Betracht zieht, dass Paterson auf
236 untersuchte embryonale Brustbeine nur bei 47, d. h. in 19 - 6%
Verknöcherungen im sechsten Segmente vorfand, während ich auf
416 Brustbeine in 282, d. h. in 67*8°/ 0 der Fälle Knochenkerne im
sechsten Segmente constatierte, d. h. in der überwiegenden Mehr¬
zahl der Fälle, dass also die Knochenkerne des sechsten Segmentes
gewöhnlich erst nach der Geburt auftreten, so muss man die Ueber-
einstimmung der Prozentzahlen von Paterson und von mir als
eine rein zufällige ansehen.
Schliesslich muss ich bemerken, dass Paterson, ähnlich wie
die anderen, vorherigen Forscher, weder die asymmetrischen Kerne
von den medianen, noch die accessorischen Kerne von den Haupt¬
kernen unterscheidet; er konnte also zu keinen allgemeineren Schluss¬
folgerungen gelangen, aus welchen man die Gesetze ableiten könnte,
nach welchen der Verknöcherungs-Prozess der menschlichen Brust¬
beins vorsich geht und welche die Morphologie des knöchernen
Brustbeins aufklären könnten.
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Zum feineren Ban der Trematoden
▼on
CONSTANT1N v. GRONKOWSKI
mit Tafel XIII und drei Figuren Im Texte.
--
Der feinere Bau der Trematoden hat in den letzten Dezennien
besonderes Interesse wachgerufen. Nachdem es in den letzten
Jahren vollends gelungen war, bei den Cestoden, den nächsten
Verwandten der Trematoden, die Abstammung der Cuticula voi
einem versenkten Epithel und besondere Eigentümlichkeiten auca
am Parenchym festzustellen, sind diese Fragen auch bei den Tre¬
matoden sozusagen auf die Tagesordnung getreten. Ich nahm dahei
den Vorschlag des Herrn Prof. Dr. Blochmann, neue genaue Unter¬
suchungen über diese Frage anzustellen, gerne an, und lasse nun im
Nachstehenden eine kurze Darstellung meiner einschlägigen Arbeiten
und der dabei gewonnenen Resultate folgen.
Die vorliegenden Untersuchungen, welche sich hauptsächlich
auf das Epithel und Parenchym der Trematoden erstrecken,
wurden in den Jahren 1899/1900 im zoologischen Institute der Uni¬
versität Tübingen ausgeführt und es gereicht mir zur besonderen
Genugtuung, Herrn Prof. Dr. Blochmann, für die mir seinerseits
dabei zuteil gewordene freundliche Unterstützung auch an dieser
Stelle meinen verbindlichsten Dank zum Ausdruck bringen zu können.
Technik.
Die histologische Untersuchung der Trematoden und Cestoden
stösst bekanntlich auf besondere Schwierigkeiten und darin wird
die Erklärung für die grosse Mannigfaltigkeit der weiter unten, im
geschichtlichen Theile meiner Arbeit, angeführten Ansichten der ver¬
schiedenen Autoren über die uns interessierenden Fragen wohl am
meisten zu suchen sein. Will man ferner eine Nachprüfung an¬
stellen, so ist es besonders notwendig zu wissen, welche Methode
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511
bei der zu controlierenden Untersuchung in Anwendung gekommen
war. Es dürfte deshalb nicht unangebracht erscheinen, wenn ich
über die Fixierungs- und Färbe-Verfahren, deren ich mich bei meinen
Untersuchungen bedient habe, hier Einiges vorausschicke.
Die besten Resultate bekam ich bei Objekten, welche mit
Formol conserviert waren. Als Färbemittel zur Darstellung des
Epithels diente mir anfangs das H e i d e n h a i n’sche Eisenhaematoxylin
mit Vorfärbung durch Bordeau R. Ausserdem probierte ich noch
eine ganze Reihe anderer Färbungen, wie z. B. Eisenhaematoxylin
nach Benda, dann verschiedene Modificationen der Weigert’schen
Methode etc., bis ich schliesslich die besten Resultate mit der soge¬
nannten Kaliumhypermaganat-Methode nach Henneguy erzielte.
Ich will an dieser Stelle es nicht versäumen, darauf hinzuweisen, dass
man bei dieser Methode, um gute Resultate zu erzielen, nur Zwar de¬
in aker’sches Saffranin benützen möge. Bei Controlpräparaten
werden ferner mit gutem Erfolge Haematoxylin mit Phosphor¬
molybdänsäure oder Haematoxylin-Kupfer nach Benda angewendet.
Dist. lanceol. gab sehr schöne Bilder bei Färbung intra vitam mit
Methylenblau, auch bei Anwendung des Molybdän-Verfahrens nach
Bethe. Bei Amph. conic. bekommt man schöne Tinctionen bei An¬
wendung einer etwas veränderten Ben da’sehen Methode. Zur
Beizung nimmt man Liq. fer. sulfur. 10%. färbt nach dem Aus¬
waschen mit Bordeau R., sodann mit Delafield’schem Haematoxylin
und differenziert schliesslich sehr vorsichtig in Liq. fer. sulfur. Anstatt
Bordeau R., kann man Saffranin nach Zwardemaker nehmen.
Besonders gute Resultate bekam ich bei Färbung mit Apathy’s Hae¬
mateinlösung I. A.
Bei diesen Färbemethoden spielt indessen die vorausgegangene
Conservierung des Materials eine grosse Rolle. So habe ich mit
Objecten, welche in anderen Flüssigkeiten als Formol fixiert waren,
keine guten Resultate erzielt, ausgenommen Distomum varieg., welches
in Kalium bichrom. mit Essigsäure fixiert war und das sich bei Anwen¬
dung der erwähnten H e n n e g u y’schen Methode ausgezeichnet färbte.
Die Dicke der Schnitte schwankte zwischen 5 und 10 /«. Zur
Darstellung der Parenchymzellen habe ich bei Distomum hepat. nach
der Blochmann’schen Angabe in mit einer Spur Essigsäure ange¬
säuertem Säurefuchsin gefärbt, welche Methode hiefür sehr empfehlens¬
wert ist. Auch die Fibrinmethode von Weigert liefert ausge¬
zeichnete Bilder. Blochmann bekam sehr beweisende Präparate
mit Goldfärbung. Amphistomum conicum liess sich sehr schön mit
A p a t h y’s Haemateinlösung I. A. behandeln. Für Cercarien wandte
ich eine etwas modificierte van Gieson’sche Methode an.
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512
H. €pithel.
lieber die Abstammung der Cuticula der Trematoden war man
fast bis in die letzten Jahre ganz im Unklaren. Soweit sich zurück¬
verfolgen lässt, sah man schon seit der ersten Hälfte des verflossenen
Jahrhundertes unter der Körperbedeckung von Distomum hepaticum
Zellen, welche Walter (2) im Jahre 1858 „Hautdrüsen“ nannte.
Auch Leuckart (14) neigte sich anfangs dieser Anschauung zu; die
ganze Körperbedeckung der Trematoden nannte man schlechtweg
Hautmuskelschlauch und unterschied darin neben Cuticula,
Basalmembran und Muskelschicht (Ring-, Längs- und Diagonalmuskeln),
besondere Gebilde, welche zwischen der Muskulatur liegen und Fort¬
sätze in der Richtung nach der Cuticula aussenden — eben die
oben erwähnten „Hautdrüsen“. Im Jahre 1873 stellte sodann
Schneider (5) die Behauptung auf, die Trematoden hätten infolge
des Parasitismus das Epithel verloren und die äussere Körper¬
bedeckung sei durch die sogenannte Basementmembran gebildet.
Biehringer (12) dagegen sagte im Jahre 1885, die Cuticula der
Trematoden sei die Epidemis selbst. Im Jahre 1891 versuchte
Jägerskiold (17) an Stelle der Benennung Cuticula die Be¬
zeichnung „Gren zm emb ran“ einzuführen und nahm an. dass diese
„Zellmembran“ aus den chromophilen Zellen entstehe, die,seiner
Meinung nach, den sogenannten Matrixzellen bei den Cestoden
homolog seien. Im Jahre 1892 erklärte Brandes, dass die Cuticula
„das Product der bei allen Trematoden vorhandenen Hautdrüsenschicht“
sei. Den Namen Cuticula für die äusserste Oberfläche der Trema¬
toden trifft man zwar bei den meisten früheren Forschern an, aber
erst Brandes war es, der die Abstammung der Cuticula mit
den oben erwähnten Hautdrüsen in Zusammenhang brachte und
damit der richtigen Deutung der wirklichen Natur der Cuticula nahe
kam. Allein der Beweis, dass diese Hautdrüsen auch echte,
wirkliche Hautdrüsen sind, stand aus, so dass Loos (23), obwohl
selbst Anhänger der Hautdrüsentheorie, im Jahre 1894 noch sagte:
„Nach Allem hat Braun jedenfalls Recht , wenn er den Beweis Jür die
wirkliche Drüsennatur der unter dem Namen Hautdrüsen beschriebenen
Gebilde in der grössten Mehrzahl der Fälle für nicht erbracht hält“.
Ausser Brandes veröffentlichte Ziegler (10) 1883 eine wertvolle
Arbeit über unsere Frage, worin er die Hypothese vom metamor-
phosierten Epithel in der Hautschicht von Trematoden aufstellt.
Lang (24) sprach sich im Jahre 1894 darüber so aus: „es sei nicht
unmöglich, dass diese Haut (von Trematoden und Cestoden ) selbst ein
stark modificiertes Epithel darstellt “. Bütschli (19) behauptete im
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513
Jahre 1892, ,, dass die Cuticula sammt den Haken durch direcie
Umbildung eines Plasmagerüstes entstanden sei . obgleich ja die eigent¬
liche Herkunft dieser Bedeckung des Trematodenkörpers immer noch
etwas zweifelhaft erscheint “. Nach demselben Autor setzen sich
„die faserigen Qerüstwerke der Cuticula ganz deutlich in die jenes plas¬
matischen Gerüstes (der Hautdrüsenschicht der oben erwähnten
Autoren) zwischen der Muskulatur fort*. Er sagt: „plasmatisches Gerüst -
werk u — er zweifelte demnach, ob es Hautdrüsen sein können.
Braun führt aus, dass „es nach Allem wahrscheinlich genug sei, dass
die Grenzmembran das Epithel ist'. E. Walter macht in seinen Beob¬
achtungen der Cuticula der Trematoden folgende Bemer¬
kung: „Ueber die Deutung dieser feinen , die Cuticula durchsetzenden
Fäden bin ich lange Zeit im Unklaren gewesen. Im Laufe der Unter¬
suchung fiel mir nun auf, dass die sehr jeinen Fibrillen der Parenchym-
muskelbündel, welche letztere sich in der Nähe der Periphei'ie des Thieres
pinselförmig in jene Fibrillen aufiösen , etwa dieselbe Zahl und Richtung
auf wiesen, wie die anscheinenden PorenkanälcJien. Lange Zeit konnte ich
sie aber nicht über den innersten, undurchsichtigen Rand hinaus verfolgen.
Schliesslich gelang er mir jedoch , einige geeignete Präparate herzustellen,
die deutlich den Ueber gang der dor so • ventralen Muskel¬
fibrillen in die anscheinenden Porenkanälchen auch durch das innerste
Band hindurch erkennen Hessen. Ich glaube nun , dass diese Befestigungs
und Endigungsweise der Parenchym-Muskelfibrillen ziemlich allgemein
unter den Trematoden verbreitet ist u , (p. 206). — Seine Untersuchungs¬
objecte waren Monostomen. Was die Abstammung der Cuticula
betrifft, so glaubt er, dass die chromatophilen Subcuticularzellen zur
Bildung der Cuticula in Beziehung stünden. — „Meine Ansicht “ sagt
er „ist also die , dass die Cuticula ein Product der darunter liegenden
Subcuticula und diese wieder ein Product der chromophilen Subcuticular¬
zellen ist“, (p. 210).
Der Auffassung, der oben erwähnten Gebilde als Hautdrüsen
tritt A. Schuberg (26) im Jahre 1895 kategorisch entgegen. Nach
ihm sind die sogenannten Hautdrüsen „bindegewebige Ele¬
mente , auf keinen Fall Drüsen , wie dies behauptet worden ist.“ Er
nannte diese Gebilde „Sn bcuticularzellen, welche durch f eine, ver¬
zweigte Ausläufer mit denjenigen benachbarter Zellen in Verbindung
stehen “, (p. 185). Erst im Jahre 1895 kam Kowalewski (28) auf
Grund erneuter Untersuchungen darauf, dass die Cuticula der
Trematoden „eine epitheliale Schicht“ sei. Blochmann mit seinen
Schülern wiesen dies bei Cestoden nach. Nach Blochmann (29)
ist die „Cuticula eine an der Oberfläche eines Epithels liegende, von
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514
diesem erzeugte, vom Protoplasma chemisch mehr oder weniger differente
Membran . Wie die Cestoden, sagt er weiter , so besitzen auch die Tre -
matoden ein äusseres Epithel, dessen Eigentümlichkeit, wie dort , darin
besteht, dass die Epithelzellen durch die Basalmembran — die äusserste
Schicht des Parenchyms — hindurch in die Tiefe gesunken sind l Die
Epithelzellen stehen dann durch feine die Basalmembran durchsetzende
Fortsätze mit der Cuticula , welche sie abscheiden, im Zusammenhang .
Indessen schloss sich Pratt (35) noch im Jahre 1898, auf Grund seiner
Untersuchungen, den Gegnern der epithelialen Abstammung der Cu¬
ticula bei den Trematoden an. Im Jahre 1899 bemerkt A. Schu-
berg (36) bezüglich der Bl och mann’sehen Ausführungen: K Ich
habe a.a.O.die betreffenden Zellen noch als „subcuticulare Zellen
bezeichnet, schliesse mich jetzt aber der Auffassung Blochmanris an“,
(p. 12). Dann fügt er ferner hinzu: „ andererseits aber finden sich bei
Blochmann weder im Texte , noch in den Figuren Andeutungen
darüber, dass die Epithelzellen der Trematoden und Cestoden unterhalb
der Basalmembran durch Ausläufer mit einander' verbunden werden u ,
(Ibidem). Wie die von A. Schuberg beschriebenen Gebilde zu
deuten sind, darauf werden wir später zurückkommen.
Für die bisher angeführten Arbeiten dienten fast ausschliesslich
Distomeen als Untersuchungsobject. Distomum hepaticum, lanceol etc.
waren von den Forschern bevorzugt. Was nun die Amphistomeen
betrifft, so wurde anscheinend wenig über sie gearbeitet. In den
dreissiger Jahren war es Laurer, welcher eine vorzügliche makro¬
skopische Beschreibung dieses specifischen Parasiten der Ungulaten
gegeben hat und die Cuticula mit der Epidermis verglich: „stratum exti -
mum epidermidi comparandum' 1 (p. 6). 40 Jahre später machte Blum¬
berg (4) in einer Arbeit als erster eine Mittheilung über Hautdrüsen
bei Amphistomum conicum. Blumberg beschreibt genau seine
Befunde, er sagt: „Im Bindegewebe, dicht unter dem Hautmuskel -
schlauche l efinden sich bimförmige Gebilde . Mit dem verdickten Ende
sind sie zum Centrum , mit dem verjüngten zur Peripherie gebracht .
Die engen Ausjührungsgänge ziehen in gekrümmten Linien zwischen
den über ihnen liegenden Hautmuskeln zur Haut hinauf und durch¬
setzen die beiden Schichten derselben -, um auf der Oberfläche der
Cuticula zu münden (p. 16). Braun (22) bemerkt darauf, dass,
Blumberg „ mehr gesehen hat , als zu sehen ist u und machte auch
aufmerksam auf die Unrichtigkeit der Angabe Küchenmeisters,
welcher anstatt eines Bildes von Distomum hepaticum ein solches
vom Amphistomum conicum aus der Arbeit Blumberg’s gibt. Im
Jahre 1881 untersuchte Lejtenyi (9) einen Vertreter der Amphi¬
stomeen: Gastrodiscus polymastos alias Gastrodiscus aegyptiacus und sah
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515
an der Cuticula Poren. Die Unrichtigkeit dieser Angaben wies Loos
nach und bemerkte dazu, diese Arbeit sei „ inexact et errone sur
plusieurs points“. Im Jahre 1895 beschrieb Loos (27) denselben Pa¬
rasiten und nannte die Blumberg’sehen Hautdrüsen „couche eellu-
laire subcuticulaire“ . Er wies nach, dass die oben erwähnten Zellen
gar nichts mit Hautdrüsen zu thun haben. Im Jahre 1896 erschien
die Arbeit von Otto (30), welcher eine Reihe von Amphistomeen
untersuchte. Er schliesst sich den Loos’sehen Angaben an und
hält diese Subcuticularzellen alias „chromatophilen Zellen" für „ XJeber-
reste des embryonalen Parenchyms 11 . Zu gleichen Resultaten kam
Stafford (31) in seinen zu gleicher Zeit angestellten Untersuchungen
über Aspidogaster conchicole. Im Jahre 1898 erschien eine neue
Arbeit von Brandes (34), deren Gegenstand Gastrothylax war und
worin er sich der Bl och mann’ sehen Auffassung anschloss. Nach
ihm sind diese Subcuticularzellen alias „Pallisadenzellen' 1 nichts
anderes als Epithelzellen. Bemerkenswert ist diesem Umstande
gegenüber der Standpunkt von Loos. Als Schüler von Leuckart,
welcher schon Ende der 80er Jahre anerkannt hatte, dass die oben
erwähnten Gebilde bei Tromatoden mit Hautdrüsen gar nichts zu
thun haben, dennoch bei der Lehre von der Epithellosigkeit stehen
blieb, suchte Loos noch 1894 sich mit der Erklärung zu behelfen,
dass „die Bedecicuny der Distomeen für ein Absonderunysproduct des
yesammten Körpers zu hellen sei * (p. 112). Auch an anderer Stelle
sagt er über Amphist. subclav.: „Die Cuticula ist auyenfälliy ein Ab¬
sonderunysproduct des Thierkörpers u , (p. 149). Leuckart und Loos
haben offenbar die Epithelzellen für Parenchymzellen gehalten. Am
weitesten ist mit dieser Annahme Loos gegangen.
Zu meinen Arbeiten übergehend, muss ich bemerken, dass ich zur
Untersuchung der Epithelfrage bei den Trematoden benutzt habe:
Distomum hepaticum, Amphistomum conicum und Distomum varie-
gatum und lanceolatum. Die lehrreichsten Präparate gaben mir
hauptsächlich Längsschnitte.
I. Distomum hepaticum.
Das Erste, was an dem Bilde von Distomum hepaticum auf¬
fällt, ist die Doppelschichtigkeit der Cuticula. Man kann an der¬
selben leicht eine oberflächliche, homogene, dunkle Schicht von einer
folgenden, etwas helleren unterscheiden, die von feinen Querstreifen
durchzogen ist. Dieser letzteren Schicht liegt centralwärts die Basal¬
membran an, welche Brandes bei Trematoden als parenchyma-
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516
tisches Bidegewebe ansieht. Lang (11) bezeichnete diese Basal¬
membran bei Polycladen mit folgenden classischen Worten: „ Histo¬
logisch ist sie ein Bindegewebe, das morphologisch wohl kaum zum Epithel
gehört, jedoch physiologisch ist sie eine Art Hautskelet , das chm Körper
zur Stütze und speciell den Muskeln zur Anheftung dient. Man wird sie
deshalb in Zukunft besser als Stütz- oder Skelethaut des Körpers be¬
zeichnen t“. (p. 65). Blochmann (29) schliesst sich dieser Ansicht
vollständig an und fügt noch ausdrücklich hinzu, dass „die Basal¬
membran bei den Plattwürmern zum Epithel sicher nicht gehöre
Sie sei die äussere Lage des Parenchyms “. (p. 4).
Bei starker Vergrösserung sieht man in der Basalmembran eine
ganze Reihe feiner Fortsätze, die in radiärer Richtung von innen
nach der Peripherie verlaufen. Diese Ausläufer, welche die Basal¬
membran durch ihre grosse Anzahl dicht quergestreift erscheinen
lassen, wurden schon früher von mehreren Forschern wahrgenommen.
Meine Präparate zeigen nun deutlich, dass diese in der Basalmembran
zum Vorschein kommenden Gebilde völlig selbständig und mit den
Straf OBgen der Cuticula in keinen Zusammenhang zu bringen sind.
Die Basalmembran — wie dies die Abbildung auf Taf. XIII, Fig. 1
darthut — ist durch einen scharfen Saum von der Cnticiiiä getrennt,
deren Streifungen ein von den Ausläufern der Basalmembran ver¬
schiedenes Bild darbieten. Die Streifungen der Cuticula erscheinen
als äusserst feine, dicht aneinander gelagerte, gerade Striche, während
die Ausläufer der Basalmembran viel dicker sind und nirgends
gerade gestreckt, sondern in Form von Verästelungen auftreten. Ver¬
folgt man diese Ausläufer, so ersieht man unschwer, dass sie Fort¬
sätze von Zellen sind, welche dicht unter der Basalmembran, theils
einzeln, zum Theil zu Packeten vereinigt (Taf. XIII, Fig. 1) zwischen
der Ring- und Längsmuskulatur eingebettet hegen.
Diese Zellen — einzeln oder in ihren Complexen — haben ein
bimförmiges Aussehen, stehen fast in gar keinem näheren
Zusammenhang mit anderen, sie umgebenden Gebilden,
sind somit vollkommen selbständig und entsenden die genannten
Ausläufer einzig und allein direct zur Basalmembran, in der sie sich
verästelt ausbreiten und deren Grenze sie nirgends mehr verlassen.
Dafür, dass, wie Brandes anfänglich (siehe oben) meinte, jene
Gebilde Hautdrüsen seien, und dass die Cuticula ihr Product sei, ist
der Beweis nicht erbracht. Im Gegentheil, sprechen sich alle Forscher
dagegen aus, weil diese Zellen nie auf eine specifische Drüsenfärbung
reagieren. Vielmehr lehrt ein Vergleich der Abbildungen Bloch-
mann’s, welche dieselben Verhältnisse bei Ligula wiedergeben, mit
den meinen, von Distomum hepaticum stammenden, dass die in
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517
Frage stehenden, bimförmigen Zellen und Zellen häufen hier, bei
Distomum hepaticum, in allen wesentlichen Punkten mit den dort,
bei Ligula, sich findenden genau übereinstimmen. Von vornherein
ist daher auch anzunehmen, dass sie hier, bei Distomum hepaticum,
dasselbe sind, wie dort bei Ligula, wo sie Blochmann als ver¬
senkte Epithelzellen, deren Product die Cuticula ist, erwiesen hat
Bei Distomum hepaticum erscheinen diese Zellen scharf be¬
grenzt, haben einen ovalen Kern, ihre oft verästelten Fortsätze
laufen in der Richtung auf die Cuticula nach aussen (Taf. XIII, Fig. 1),
durchsetzen die Basalmembran und gehen genau bis an die Cuticula,
ohne in diese letztere einzudringen. Dass, wie Schuberg be¬
hauptet, die Epithelzellen unterhalb der Basalmembran durch Aus¬
läufer mit einander verbunden wären, habe ich bei Distomum hepa¬
ticum nicht beobachtet.
II. Amphistomum conlcum.
Für die Prüfung der Epithelfrage bei Amphistomum conicum
standen mir zunächst die Abbildungen von Blumberg (4) zur Ver¬
fügung. Die neben stehende
Figur (Längsschnitt, 600-fache
Vergrösserung) ist seiner,schon
oben erwähnten Arbeit ent¬
nommen. Die mit g bezeich-
neten Zellen sind seine „Haut¬
drüsen“. Wir erkennen in
ihnen unschwer dieselben Ge¬
bilde, welche wir bei Disto¬
mum hepaticum, der Auf¬
fassung Blochmann’s fol¬
gend, als Epithelzellen
erklärt haben. Bluraberg
sagt von ihnen: „Mit dem ver¬
dickten Ende sind sie zum Cen-
Fig. A. Nach Bluraberg. trum, mit dem verjüngten zur
Peripherie gebracht. Die engen
Ausjührungskanäle ziehen in gekrümmten Linien zwischen den über ihnen
liegenden Hautmuskeln zur Haut hinauf und durchsetzen die beiden Schichten
derselben.... um auf der Oberfläche der Cutictda zu münden “. (p. 16).
Ferner beschreibt er sie als Congloraerate „von bimförmigen , breiten,
langen Zellen (</), welche eine sehr zarte Hülle, einen fein granulierten
*
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Inhalt und einen hellen , büschelförmigen Kern mit distincten Kern¬
körperchen wahmehmen lassen. Sie sind über und neben einander gelagert 11 .
Ganze Reihen von meinen Präparaten bestätigen seine Be¬
schreibung, mit Ausnahme jedoch der zarten Hülle, welche nach
meinen Beobachtungen an den Epithelzellen nicht wahrzunehmen
ist. Ferner entsenden in meinen Präparaten (Taf. XIII, Fig. 2) die
Zellen ihre Fortsätze zwar ganz wie es Blumberg sagt, in ge¬
krümmten Linien zwischen die Muskulatur hindurch, aber nur bis
an die Cuticula und nicht weiter. Auch sind an der Oberfläche der
Cuticula, welche übrigens hier nicht die ausgesprochene Schichtung,
wie bei Distomum hepaticum zeigt,, sondern mehr homogen ist, über¬
haupt keine Ausmündungen vorhanden.
(Die Basalmembran ist nach Blumberg bindegewebiger Natur.
Er findet in ihr hie und da kleine Kerne, welche Zellen angehören
sollen, die in der Basalmembran liegen, eine cylindrische Form
haben und welche an ihrem basalen, der Ringmuskelschicht zuge¬
kehrten Ende, die genannten kleinen Kerne liegen haben Bloch¬
mann sah aber, wie bereits erwähnt, bei den von ihm untersuchten
Plathelminthen in der Basalmembran keine Zellen, wie denn auch
übrigens Blumberg selbst angibt, dass man sie bei Amphistomum
conicum nur sehr selten sehen könne. Was mich betrifft, so sah
ich bis jetzt in der Basalmembran der gleichen Objecte weder die
oben erwähnten Kerne, noch Zellen).
III. Distomum variegatum.
Bei Distomum variegatum ist die Klarlegung dieser Verhältnisse
etwas schwieriger. Bei diesem Entoparasiten scheint auf den ersten
Anblick der ganze Körper von Muskulatur und parenchymatösen
Gebilden ausgefüllt. Loos (23), welcher die mikroskopischen Ver¬
hältnisse dieses Parasiten untersuchte, spricht nur von Parenchym¬
zellen und dem Uebertritt der Körpermassen derselben in die
Haut. Das rührt aber daher, dass er seine Präparate in Sublimat-
Alkohol fixiert und mit Haematoxylin gefärbt batte; die Differen¬
zierung gelingt aber, wenn man als Fixierungsflüssigkeit Kalium-
bichromat mit Essigsäure nimmt, und dann die Henn eguy’sche
Färbung anwendet (welche für die Präparate aus Kaliumbichromat
besonders gut ist).
Bei letzterer Behandlung fällt vor Allem sofort in die Augen,
dass auch hier die Basalmembran deutlich von feinen Fortsätzen
durchzogen ist, welche sich ziemlich weit in die Tiefe des Körpers
verfolgen lassen, sowohl durch die Ring- als auch Längsmuskel-
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schichten hindurchgehen, und ihren Ursprung in länglich ovalen
Zellen nehmen, welche aus der ganzen Reihe parenchymatöser Ge¬
bilde deutlich hervortreten (Taf. XIII, Fig. 3). Wir haben es wieder¬
um mit versenktem Epithel zu thun, welches seine feineren Fort¬
sätze in die Basalmembran entsendet. Diese Epithelzellen zeigen
sich bei Distomum variegatum als sehr zarte Gebilde, viel zarter als
diejenigen von Distomum hepaticum (am schärfsten und am deut¬
lichsten treten sie bei Amphistomum conicum hervor). Sie sind
länglich, ihre Breite ist unbedeutend, meistens trifft man sie in
Haufen. Der Kern tritt deutlich hervor, der ganze übrige Raum der
Zelle ist erfüllt von Protoplasma. Typisch ist erstens ihr länglich
ovales Aussehen, obwohl sie zuweilen sehr bizarre Formen zeigen,
welche an die von A. Schuberg (36) beschriebenen Epithelzellen
in den Hoden von Hirudo erinnern, und zweitens die Spaltung ihres
Fortsatzes gegen das obere Ende, nur dass dieselbe häufig schon
vor der Grenzmembran sich spalten.
Besonders deutlich unterscheiden sich hier die Epithelzellen,
von den sogenannten Sinneszellen, welch’ letztere viel schlanker
gebaut sind als die ersteren. Der Kern der Epithelzellen erscheint
heller gefärbt als der der Sinneszellen und, was das wichtigste ist,
während die peitschenförmigen Fortsätze der letzteren, dicht an den
Epithelzellen verlaufen und die Basalmembran durchsetzend, bis in
die untere Cuticularschicht Vordringen, gehen die Ausläufer der
Epithelzellen nie über die Grenzen der Basalmembran hinaus. Ausser¬
dem zeigt es sich, dass die Epithelzellen, wie schon bei Distomum
hepaticum erwähnt worden ist, oft als ganze Zellencomplexe im
Grundgewebe liegen und dann mit ihren Fortsätzen entweder sich
verflechten oder verschmelzen, um sozusagen einen gemeinsamen
Fortsatz zur Basalmembran zu entsenden — eine Erscheinung, die bei
den Sinneszellen niemals beobachtet wurde und für die Epithelzellen
charakteristisch bleibt.
VI. Distomum lanceolatum.
Bei Distomum lanceolum zeigt das versenkte Epithel einige
eigenartige Abweichungen von dem Epithel der vorhin untersuchten
Trematoden. Charakteristisch ist der grosse Zwischenraum von
einer Epithelzelle zur anderen. Die Zellen liegen meistens vereinzelt,
Zellencomplexe trifft man hier nie. Sie liegen dicht unter
der Cuticula, welche so fein und dünn ist, dass sie sehr leicht ver¬
letzt wird. Die Zellen haben ein länglich-ovales Aussehen, ihr
Fortsatz ist kurz und beim Uebergang in die Basalmembran ver-
Pol«. Archiv, f. biol. n. med. Wiesensch.
Archives polon. de soienc. biol. et midie. 36
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520
zweigt (Taf. XIII, Fig. 4). Grosse und zahlreiche Myoblasten erschweren
das Auffinden der Epithelzellen, ausserdem ist die Basalmembran,
entsprechend der feinen Struktur des Thieres, auffallend dünn.
Soweit meine eigenen Untersuchungen. Vielfach sind von
anderen Beobachtern auch an anderen Vertretern der Trematoden
ähnliche Befunde beschrieben worden. So gab im Jahre 1895 Loos
(27) in der schon mehrfach angeführten Arbeit eine genaue Be¬
schreibung der mikroskopischen Verhältnisse von Gastrodiscus aegyp-
tiacus. Seine prächtigen Abbildungen zeigen ganz genau dasselbe
Bild, das ich bei Amphistomum conicum bekam. Seine „ couche cellu-
laire subcuticulaire “ ist durchaus identisch mit meinen Epithelzellen.
Diese Subcuticularzellen sind auch bei Gastrodiscus aegyptiacus
bimförmige Gebilde, mit langen Fortsätzen in der Richtung nach der
Cuticula, und man sieht diese Zellen zum Theil in Gruppen zusammen¬
liegen und ihre Fortsätze sich in der Basalmembran verzweigen. In
der letzten Zeit (1898) zeigten die Untersuchungen von Brandes über
Gastrothylax elongatus, dass ähnliche Gebilde auch bei diesem
Trematoden sich vorfinden. Brandes erklärte diese Pallissaden-
zellen oder Subcuticularzellen für Epithelzellen, indem er sagt:
„... * Ausserdem finden sich aber noch unter der Cuticula und senkrecht
zu ihr stehend sehr sonderbare cylinderepithelartige Zellen , die ein stark
gekörntes Protoplasma enthalten. Diese Zellen, die auch von Loos und
von Otto (30) erwähnt werden, dringen tief in den Hautmuskelschlauch
ein. In ihrem basalen Abschnitt liegt ein ziemlich grosser Kern, der
aber nicht leicht aufzufinden ist, weil er meist von einer gelbrothen Masse
umgeben ist.... (p. 6). Von einander getrennt sind die Zellen durch
die Ausläufer der Parenchymmuskeln....“ — Morphologisch sind sie
seines Erachtens aufzufassen: „ als ein wirkliches Epithel, dessen Ele¬
mente allerdings nicht einer Basalmembran aufsitzen, sondern mit ihren
kernhaltigen Basaltheilen ins Innere des Körperparenchyms eingedrungen
sind, ganz wie dies Blochmann für die sogenannten Subcuticularzellen
wahrscheinlich gemacht hat 11 , (p. 8).
Dass Loos, Stafford und Otto abweichende Ansichten
haben, wurde oben schon kurz angeführt. Am weitesten gieng Otto
(30) in der Verkennung des Epithels; bei seiner Untersuchung mehrerer
Amphistomeen erklärte er, die fraglichen Zellen als „ Embryonalzellen
des Parenchyms, die noch keinerlei weitere Metamorphose eingiengen, wohl
aber dabei die Function besitzen, die Cuticularsubstanz abzusondem
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Er meint, dass „der von den betreffenden Zellen producierte Stoff ein¬
fach durch Intercellularräume an die Körperoberfläche tritt
Wie künstlich und unwahrscheinlich diese Deutung ist, (in der
er übrigens nur mit anderen Worten eine früher von Leuckart
über die gleichen Zellen beim Leberegel ausgesprochene Meinung
wiedergibt), erhellt auf den ersten Blick. Unsere Zellen machen
nichts weniger als den Eindruck von Embryonalzellen ohne
weitere Metamorphose. Otto’s Abbildungen ermöglichen es
nicht, sich näher über die Verhältnisse zu orientieren und von einem
solchen Thatbestand sich zu überzeugen. Auch bringt Otto keinen
zwingenden Grund für seine Annahme bei, sodass ihr gegenüber
das Eintreten von Brandes (34) und (in jüngster Zeit) von S c h u-
berg (36) für die epitheliale Natur unserer Zellen umsomehr ins
Gewicht fällt. Erwähnenswert ist es, dass Schuberg noch im Jahre
1899 kategorisch die Behauptung aussprach: „die Epithelzellen der
Trematoden und Cestoden seien unterhalb der Basalmembran durch Aus¬
läufer mit einander verbunden “. Er bezog sich dabei auf seine Arbeit
vom Jahre 1895, in welcher er diese Verbindung nach Beobachtung
des lebend gefärbten Distomum lanceol. beschrieben
und von der Fläche abgebildet hatte. In jener Arbeit sagt
er wörtlich: „Bei Distomum lanceolatum befindet sich unmittelbar unter
dem Hautmnskelschlauch eine Schicht von ziemlich glatten Zellen. Die
einzelnen Elemente dieser Schicht liegen in der Regel (sic.) in Gruppen zu
mehreren vereint und sind dadurch und durch feine , verzweigte Ausläufer
charakterisiert , welche mit denen benachbarter Zellen in Verbindung stehen“.
Bei Besprechung meiner oben angeführten Präparate hatte ich
wiederholt Gelegenheit, hervorzuheben, dass eine Verbindung, wie
sie Schuberg beschreibt, bei den Epithelzellen der Trematoden
nirgends zu beobachten ist. Bei Distomum lanceolatum verhält es sich
auch nicht anders. Beim Vergleich aber meiner Präparate mit denen
vonSchuberg kommt man dagegen unschwer zu der Ueberzeugung:
1) dass das, was Schuberg beschreibt, gar keine Epithelzellen,
oder wie er sie dort nennt, „Subcuticularzellen “ waren, und 2) dass
seine Zeichnung nichts anderes als Myoblasten zur Abbildung bringt,
auf welche seine Beschreibung allerdings gut passt. Bei Distomum
lanceolatum hegen die charakteristischen, verhältnismässig sehr kleinen,
bimförmigen Epithelzellen mit ihren kurzen, gabelförmig verzweigten
Fortsätzen nicht nur nirgends inGruppen zu mehrerenver-
ei nigt, sondern treten überhaupt nie so zahlreich, wie bei Distomum
hepaticum auf. Ebensowenig stehen ihre Fortsätze mit einander
in Verbindung. Die „ unmittelbar unter dem Hautmuskelschlauch' 1 zahl-
*
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reich vorhandenen Myoblasten haben die wirklichen Epithelzellen
Schubergs Blicken entzogen.
B. Parenchym.
Parenchymzellen bildet zweifellos schon Walter (2) in der
oben erwähnten Arbeit vom Jahre 1858 ab. Die nebenstehende
Figur ist eine Copie einer sei¬
ner Zeichnungen, die nach
einem Schnitte von Disto-
mum hepaticum gefertigt
ist. Was er darin (unter f)
„als feinste Gefässverztoei-
gungcn mit Bindegewebskör-
perchen ähnlichen Zellen in
den Knotenpunkten“ bezeich¬
net, kann dem Aussehen
nach nichts anderes sein
als Parenchymzellen.
Taschenberg (6)
stellte in seinen Mittheilg.
über das Körperparenchym
der Trematoden an ver¬
schiedenen marinen Ver¬
tretern derselben das Vor¬
handensein verzweigter Pa-
..e renchymzellen (b) neben
solchen ohne Fortsätze (a)
„in den Lücken des Binde¬
gewebes' 1 fest.
Ebenso sah und be¬
schrieb K e b e r t (8) (1881)
im Körperparenchym des
Distomum Wester, zwei
Arten von Zellen: „1) mem¬
branlose runde, mit einein
feinkörnigen Inhalt und deut¬
lichen Kern, 2) andere Zellen mit deutlichen Ausläufern, welche sich mit
denen der anderen Zellen vereinigen “ (p. 542). Dieselben zwei Arten
von Parenchymzellen, nämlich solche mit und solche ohne Fortsätze
beobachtete im Jahre 1873 Ziegler (10) an Bucephalus, nach ihm
dienen beide zur osmotischen Vertheilung der Nahrungsstoffe. Die
Fig. B. Nach Walter.
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Taschenberg’sche Angabe über Parencbymzellen wurde einerseits
bestätigt von Heckert (1889), andererseits angezweifelt und be¬
kämpft von Leuckart, besonders aber von Loos und Otto,
welche ihr scharf entgegentreten. Bemerkenswert ist, dass, wie
Leuckart einer der ersten war, der die verästelten Parenchym¬
zellen beobachtet zu haben angegeben hatte und erst in den letzten
Jahren sich von dieser Annahme lossagte, so auch Loos noch im
Jahre 1885, in seiner Arbeit über Distomum paliat. behauptete,
diese Zellen gesehen, sie sogar im Saugnapfe der oben genannten Tre-
matoden entdeckt zu haben, und zwar in derselben Weise, wie dies
von Heckert, Taschenberg und Ziegler beschrieben wurde.
Gegenwärtig besteht nach Loos das Körperparenchym der Trema-
toden aus ganz gleichartigen Zellen, ohne irgendwelche Fortsätze.
Zernecke (25) wiederum (1895) findet in seinen Untersuchungen
über das Parenchym der Cestoden, dass dasselbe r aus vielfach ver¬
zweigten Bindegewebszellen bestehe , deren protoplasmatische Ausläufer
unter sich und mit denen der benachbarten Zellen in Verbindung treten “.
(p. 150). Auch Blochmann erwähnt bei Distomum hepaticum im
Jahre 1896 verästelte Parenchymzellen, deren Ausläufer er auf grosse
Strecken verfolgen konnte. Im Gegensätze zu allen diesen Angaben,
beschreibt B1 u m b c r g bei Amphistomum conicum unter dem Namen
„Parenchymzellen “ auffallender Weise ganz anderartige Gebilde, von
ganz besonderer Grösse und unregelmässiger Gestalt, welche mehrere
Kerne enthalten sollen. Ich werde weiter unten darauf zurückkommen.
Gehen wir nun zu unseren Untersuchungen über.
I. Distomum hepaticum.
Die zahlreichen Präparate, welche ich bei diesem Theile meiner
Arbeit angefertigt habe, und von denen eines auf Taf. XIII, Fig. 5
abgebildet ist, bieten sämmtliche folgendes Bild: Den ganzen Raum
beherrscht zunächst das Grundgewebe, welches sich auf den
Schnitten als ein Maschenwerk darstellt, deren unregelmässig
gestaltete und verschieden grosse Maschen im Allgemeinen nach
dem Innern des Thierkörpers zu, im Umkreise des Darmes sowie
in der Nähe der Basalmembran, somit in der Gegend der Excretions-
gefässe, sich immer mehr und mehr verengen. Vielfach sieht man
dieses Maschengewebe die Muskelzüge begleiten und umschliessen,
so dass namentlich der Raum im sogenannten Muskelschlauch
durch dasselbe besonders eng wird. Das Grundgewebe umgibt
stets die Muskelfasern, wie ein Perimysium und umhüllt mehr
oder minder dicht die Epithelzellen, sowie die sogenannten
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Parenchym- oder Bindegewebezellen, mit denen wir uns
hier eingehender beschäftigen werden.
Diese Zellen sind mächtige multipalare, in der Grundsubstanz
zwischen den Grundgewebsmaschen befindliche Gebilde, von denen
lange, hie und da aufgetriebene und mit Varicositäten und Knoten
versehene, auf weiten Strecken verfolgbare Fortsätze nach allen
Richtungen ausgehen. (Taf. XIII, Fig. 5). Diese Fortsätze begleiten
vielfach die Muskelfasern, scheinen zum Theil (und zwar bei der
Darmmuskulatur) in dieselben einzudringen und kreuzen sich
häufig, ohne sich jedoch untereinander zu verbinden. Sie scheinen
die Gegend rings um den Darm besonders zu bevorzugen, indem sie
dort mitunter dicht zusammengedrängt auftreten. Nicht selten ver¬
laufen sie zwischen die Epithelzellen hindurch bis zu der Basal¬
membran und unterscheiden sich von den Ausläufern anderer Zellen
durch ihre feinere und gestrecktere Gestaltung. In gelungenen Prä¬
paraten treten Bindegewebszellen und Fortsätze auf blassem Grunde
scharf hervor und das ganze Grundgewebe ist wie besät damit.
Ausser den eben beschriebenen typischen und charakteristischen
Bindegewebszellen sieht man an der Wand der meisten Maschen des
Grundgewebes einen, oft zwei, selten mehrere, kleinere Kerne liegen,
um welche herum sich eine ganz blasse, äusserst fein granulierte
Masse wahrnehmen lässt, die wohl als Ueberrest der Gewebsflüssigkeit,
beziehungsweise als Coagulum der im Gewebssaft gelösten spärlichen
Eiweisskörper aufzufassen ist.
Ich unterscheide somit im Parenchym von Distomum hepaticum
dreierlei Elemente:
1) ein maschiges Netz, beziehungsweise Gerüstwerk — das Grund¬
gewebe;
2) kleinere Kerne an den Wänden der dieses Gerüstwerk bilden¬
den Maschen, und
3) in den Lücken zwischen diesen Maschen gelegene multipolare
Parenchym- oder Bindegewebszellen.
Um in den genetischen Zusammenhang dieser drei so verschie¬
denen Elemente einen Einblick zu gewinnen, betrat ich den Weg
der Entwickelungsgeschichte, indem ich Längs- und Querschnitte
von jungen Cercarien anfertigte, dieselben, wie oben gesagt, nach
van Gieson färbte und einer genauen Untersuchung unterzog.
Bevor wir jedoch auf die Ergebnisse meiner Beobachtungen näher
eingehen, hören wir, welche Deutung die drei uns interessierenden
Element.* von anderen Forschern erhalten haben.
Lcuckart, der fast als Erster das Körperparenchym bei Dist.
hepat. untersucht, und im Jahre 1886 dasselbe aufs Neue zum Gegen-
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525
Stande seiner Untersuchung gemacht hat, spricht in dieser letzteren
Arbeit von einem Fach- oder Maschenwerk das von
scharf gezeichneten, sich vielfach durchkreuzenden 4
derben Häuten gebildet ist, wie folgt:
„Es kann auch nicht zweifelhaft sein , dass das Maschenwerk unseres
Egels, wie das Pflanzengewebe einen Zellenbau besitzt , denn in den Wan¬
dungen der Hohlräume erkennt man in mehr oder minder grossen Ab¬
ständen deutliche Zellenkerne . Da diese stets vereinzelt liegen , und
immer nur einzeln den Hohlräumen entsprechen, ist man auj den ersten
Blick vielleicht geneigt, die letzteren als gewöhnliche Blasenzellen in An¬
spruch zu nehmen und die Substanzmasse des Fachwerkes als die mit¬
einander verschmolzenen Zellenwände zu deuten . Es ist jedoch fraglich ,
ob die Verhältnisse so einfach liegen . Die scheinbare Zeüenwand ist
viel zu derb und der Inhalt zu wenig plasmafisch, als man es dieser
Deutung nach annehmen sollte . Selbst der Umstand, dass das Fachwerk
zugleich der Träger der Muskelfasern und deren Verästelungen abgibt,
vermag die Unterschiede von genuinen Zellenwänden nicht zu beseitigen .
Um die Eigentümlichkeiten der Grundsubstanz mit jener Auffassung in
Einklang zu bringen . muss man annehmen , dass entweder zwischen die
Blasmzellen noch eine besondere Bindemasse eingelagert ist, oder dass
erstere ihr Protoplasma im Laufe der Zeit durch Ansammlung einer
hellen Flüssigkeit im Innern auf eine der Wand anliegende feste Binde¬
masse reduciert haben. Ich trage kaum Bedenken, mich für die letztere
dieser Eventualitäten auszusprechen , nicht bloss , weil jene intei'sticieUe
Bindesubstanz nicht nachweisbar ist, sondern auch deshalb, weil die Blasen¬
räume im Umkreis der die Grundsubstanz durchziehenden Eingeweide
und unter der Hautmuskulatur nicht bloss sehr viel kleiner sind als in
der Tiefe , sondern vielfach auch noch ein genuines Zellenprotoplasma in
in sich einschliessen, ja , zum Theil vollständig davon erfüllt sind “ Bei
Besprechung der peripherischen Schicht der Grundsub¬
stanz ist Leuckart ferner geneigt, die oben besprochenen Epithel¬
zellen als Parenchymzellen, die ihre Entwickelungsgeschichte noch
nicht zum vollen Abschluss gebracht haben, zu betrachten.
Auch Loos leitet das Grundgew^ebe und die in ihm zerstreuten
Kerne von den Blasenzellen ab; nur lässt er die ziemlich festen
und dicken Membranen, welche die Substanzmasse des Fach¬
werkes bilden, durch Verkittung der dicht an einander schliessenden
Zellenwandungen vermittelst einer Intercellularmasse entstehen,
während Leuckart, wie wir oben gesehen haben, das Vorhanden¬
sein einer besonderen intersticiellen Bindesubstanz, weil nicht nach¬
weisbar, nicht annehmen zu dürfen glaubt, und die derbe Beschaffenheit
des Grundgewebe - Fach Werkes als dadurch bedingt erklärt, dass
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526
die ursprünglichen Blasenzellen „ihr Protoplasma durch Ansammlung
einer hellen Flüssigkeit im Innern, auf eine der Wand anliegende feste
Bindenschicht reduciert haben“. Nach Lenckart besteht somit das
Grundgewebe aus den Blasenzellenwänden (reduciertem Protoplasma),
nach Loos dagegen — aus ebensolchen Wänden (ßindesubstanz).
Beide Forscher stimmen darin überein, dass die von ihnen be¬
obachteten Kerne „ vereinzelt liegen “ und einzeln den Hohlräumen
entsprechen. Loos will diese Kerne „ meist central gelegen und von
einem Hofe feinkörnigen, d. h. noch nicht völlig veränderten Plasmas um¬
geben“ gesehen haben.
Was die von mir oben beschriebenen Parenchym- oder Binde¬
gewebszellen betrifft, so spricht neuerdings Leuckart von ihnen
gar nicht, Loos aber stellt das Vorhandensein solcher Zellen in
Abrede, indem er ausdrücklich sagt: „ Von der Existenz wirklicher ver¬
ästelter Zellen mit deutlichem, zugehörigem Kern, habe ich mich bei
neueren Beobachtungen nirgends überzeugen können“ . Dem gegenüber
muss ich entschieden bemerken, dass meine Präparate und Zeich¬
nungen, welche die Bilder genau und ohne auch nur im mindesten
zu schematisieren, wiedergeben, die Zellen und ihre Ausläufer mit
einer unzweifelhaften Schärfe und Klarheit hervortreten lassen, so
dass eine Controverse über ihre Existenz nicht mehr bestehen kann.
Es sind nur die betreffenden Zellen, wie schon bemerkt, sehr schwer
tingierbar und eben Loos es ist nie gelungen, sie sichtbar zu
machen. Uebrigens stehen diese multipolaren, verästelten Zellen zur
Bildung des Fachwerkes in gar keiner Beziehung; sie liefern keines¬
wegs wie Taschenberg, allerdings von marinen Trematoden, be¬
hauptet, ..auf Kosten ihres Protoplasmas das feine Netzwerk' 1 (des
Grundgewebes). Die echten, multipolaren Bindegewebszellen
und das Grundgewebe mit seinen Bindegewebskernen
sind streng auseinander zu halten. Gleichzeitig möchte ich
betonen, dass Taschenberg der Erste war, der bei Trematoden die
oben erwähnten, verästelten Zellen gesehen hat, was jedoch von Loos
energisch bestritten wurde. Hier ist noch der Ansicht von A. Lang
(24) Erwähnung zu thun, der das Grundgewebe bei Platoden als
„blasiges Bindegewebe “ (S. 24) anspricht. Nach seinen, übrigens sehr
schematisch gehaltenen Zeichnungen kann man zu der Ansicht
gelangen, dass das erwähnte Grundgewebe aus lauter blasigen Zellen
bestehe, deren Protoplasma, von welchem man um die Kerne herum
noch Reste beobachten kann, sich reduciert habe. Lang behauptet,
„das blasige Bindegewebe kehrt bei manchen Plathelminthen in das reti-
culäre Bindegewebe über, wenn die mit Flüssigkeit erfüllten Räume benach-
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527
harter Zellen in geringerer oder grösserer Ausdehnung miteinander ver¬
schmelzen 1 ''. (S. 41). Wir werden weiter sehen, dass die Sache sich
anders verhält.
Nehmen wir nun unsere Cercarienpräparate zur Hand und
sehen zu, welche Aufschlüsse sie uns gewähren. Dabei gestatte ich
mir zu bemerken, dass ich hier über den feineren Bau der Cercarien
nur kurz referieren werde, da ich eine eingehendere Behandlung
dieses Gegenstandes in Bälde zu veröffentlichen gedenke.
Auf Taf. XIII zeigen Fig. 14 und Fig. 15 die Bilder von zwei
verschiedenen Entwickelungsstadien von Cercarien aus Limnaeus
stagnalis. Im jüngeren Stadium (Taf. XIII, Fig. 15) sieht man
peripher, ausser anderen Einlagerungen: 1) ziemlich grosse, rundliche,
helle Kerne, welche embryonalen Myoblasten angehören; 2) ganz dicht
unter der Oberfläche viel kleinere, häufigere, meist ovale Kerne,
welche mir Kerne embryonaler Epithelzellen zu sein scheinen. Das
Innere des Thierkörpers ist gedrängt angefüllt mit sogenannten
Blasen- oder Urparenchymzellen, welche je einen hellen, wohl aus¬
gebildeten Kern und ein fein und ganz dicht granuliertes Proto¬
plasma besitzen. Die Zellengrenzen sind so zart, dass man sie kaum
wahrzunehmen vermag. Im Ganzen erinnert ihr Anblick an die
sogenannten „epithelioidalen Zellen “ bei Wucherungsprozessen in der
menschlichen und thierischen Pathologie.
Im späteren Stadium (Taf. XIII, Fig. 14) sehen wir Folgendes:
Die Cuticula ist dicker geworden; zwischen ihr und der Schicht der
Epithelkerne zieht sich deutlich ein schmaler, heller, ganz homogener
Streifen hin (die spätere Basalmembran), Epithel und Myoblasten¬
kerne sind sich gleich geblieben. Das übrige Gewebe dagegen zeigt
grosse Veränderungen. Waren früher (Taf. XIII, Fig. 14) die Zell¬
grenzen kaum wahrnehmbar, so erscheinen sie jetzt als scharf her¬
vortretende, feinere oder dickere Leisten, wie sie etwa in pflanzlichen
Vegetationspunkten proximalwärts auftreten. Die Formen der Zellen
sind nicht mehr polygonal, sondern unregelmässig, im Allgemeinen
gestreckter, und zwar, wie es scheint, theils infolge des eigenen
Wachsthums, wobei benachbarte Zellen mehr oder weniger zu
kümmerlichen, verbildeten Formen zusammengedrückt wurden, theils
vielleicht auch dadurch, dass Wände zwischen den Zellen aufgelöst
worden sind, wofür wohl der Umstand zu sprechen scheint, dass in
diesen Zellen, welche sich oft fast durch die ganze Dicke des Thieres
erstrecken, beinahe durchwegs zwei oder mehrere Kerne enthalten sind,
was in den oben erwähnten jüngeren Stadien nicht zu bemerken
ist. Allerdings darf man die Befunde von den Cercarien aus Lim-
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528
naeus stagnalis nicht ohne Weiteres auf den Leberegel beziehen, und
zwar deswegen, da diese Cercarien jedenfalls zu einer ganz anderen
Distomee gehören und da, wie Loos und auch wir uns über¬
zeugt haben, bei der Mehrzahl der Distomeen das Parenchym ganz
anders gebaut ist, als bei Distomum hepaticum.
Der Zellinhalt selbst ist viel lichter, zum Theil beschränkt sich
die Granulierung auf die nächste Umgebung des Kernes oder der
Kerne, wobei sie hier auch weniger dicht ist. Das Cytoplasma hat
also verhältnismässig abgenommen, wurde jedenfalls durch eine
indifferente Gewebsflüssigkeit ersetzt, so dass der ganze Zellinhalt
dünnflüssiger geworden ist.
Die Deutung der Verhältnisse bei Erwachsenen Formen (Taf.
XIII, Fig. 16) ist demnach ziemlich klar. Die dicht aneinander
liegenden Blasenzellen scheiden an ihrer Peripherie die festen
Leisten aus, welche, während das Protoplasma allmählich ver¬
schwindet, fortbestehen, sich aber beim fortdauernden Wachsthum
des Thieres mannigfaltig verschieben und schliesslich die unregel¬
mässigen Hohlräume bilden, welche wir bei erwachsenen Formen
kennen gelernt haben. Erhalten bleiben ausserdem die Kerne, die
wir oben als der Wand der Hohlräume dicht anliegend beschrieben
haben. Wir sehen also:
1) Dass das Maschenwerk, welches das Grundgewebe bildet, bei
erwachsenen Trematoden nicht aus eigentlichen Zellen besteht,
auch nicht, wie A. Lang behauptet, ein aus blasigem Binde¬
gewebe durch Verschmelzung entstandenes, reticuläres Binde¬
gewebe darstellt, sondern dass dasselbe ein Ausscheid ungs-
product, der früher, während der embryonalen Periode, an
der Stelle dieses Maschenwerkes befindlichen Blasenzellen ist,
von denen jetzt nur noch die Kerne übrig geblieben sind.
Für die Annahme, dass zwischen den Blasenzellen noch
eine besondere intersticielle Bindemasse existiert, ist nicht der
geringste Anhalt gegeben.
2) Da sowohl Leuckart als auch Loos zugeben, dass die grossen
Hohlräume der Grundgewebsmaschen durch Auflösung oder
Schwund von Wänden benachbarter Zellen entstanden sind,
ist es schwer zu erklären, wie sie die Kerne „nur vereinzelt
liegend und nur einzeln den Hohlräumen entsprechend •*, gesehen
haben können, zumal auf unseren Abbildungen, die der Wirk¬
lichkeit thatsächlich entsprechen, in beinahe sämmtlichen Hohl¬
räumen zwei und mehrere Kerne deutlich zu sehen sind.
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3) Dass das Grundgewebe mancher Cercarien (in Paludina vivi-
para) neben den, diesen letzteren eigenthümlichen Blasenzellen
fast immer auch multipolare Bindegewebszellen, und zwar an
denselben Stellen, nämlich in den Lücken der Blasenzellen, ent¬
hält, so dürfte dieser Umstand die Schlussfolgerung gestatten,
dass das Grundgewebe der Trematoden, insbesondere des
Distomum hepaticum, schon von Anfang an eine zellige
Bindesubstanz darstelle, welche fast immer mindestens zwei
Arten von Bindegewebszellen enthält, blasige und multipolare
Zellen, wobei die ersteren, nachdem sie das Gerüstwerk pro-
duciert haben, zu Grunde gehen und bei den erwachsenen
Parasiten bereits verschwunden sind, die letzteren dagegen
auch bei den erwachsenen Thieren fortbestehen, mit ihren Aus¬
läufern im Grundgewebe ein ganzes Netz bilden, und was höchst
wahrscheinlich ist, für das Leben des Thieres eine besondere
physiologische (trophische) Bedeutung haben.
Nach Vollendung meiner Arbeit erhielt ich in den letzten Tagen
eine Arbeit von Havret, welcher bei Distomum hepaticum
ebenfalls multipolare Zellen beschreibt, und dieselben zum Theil als
Muskelzellen bezeichnet, hiebei jedoch bemerkt, dass es „ prolablement“
NervenzeIlen sind. Ichhoffe, dass ichbald Gelegenheit
haben werde, die von Havret angeregte Frage beantworten zu
können.
II. Amphistomum conicum.
Die Besprechung der vorstehenden Präparatenreihe führte uns,
wie wir gesehen haben, zu dem Schlüsse, dass das Grundgewebe
der Platoden aus Bindegewebe besteht, welches seinen ausschliesslich
zelligen Charakter, der uns scharf ausgeprägt im embryonalen
Zustande der genannten Thiere entgegentritt, bei völlig entwickelten
Trematoden zum Theil einbüsst. Es muss hier überhaupt bemerkt
werden, dass bei den verschiedenen Ento- und Ectoparasiten das
Grundgewebe eine äusserst verschiedenartige Beschaffenheit zeigt,
weshalb es durchaus nicht angezeigt ist, dieses Gewebe bei den
verschiedenen Trematoden über einen Kamm zu scheren. Während
bei den Cercarien Blasenzellen vorherrschen, begegnen wir bei
geschlechtsreifen Trematoden eine überaus reiche Mannigfaltigkeit
in der Gestaltung sowohl des Bindegewebes, als auch der Binde¬
gewebszellen.
Was Amphistomum conicum betrifft, so habe ich bei sorgfäl¬
tiger Untersuchung meiner Präparate Folgendes gefunden. Zunächst
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530
zeigt das Parenchym des Saugnapfes, (welches bei Distomum hep.
nichts Auffälliges enthält), so grosse Verschiedenheiten von dem
übrigen Körperparenchym, dass es in der Beschreibung völlig von
diesem zu sondern ist.
Die Hohlräume des Körperparenchyms (Taf. XIII, Fig. 9) sind
noch viel mannigfaltiger gestaltet, als bei Distomum hepaticum.
Immerhin sind sie im Allgemeinen grösser und ihre Wände mehr
ausgebaucht, so dass die Räume meist von Bögen begrenzt sind.
Die Wände selbst stellen man doppelt ccntouriert dar. Ferner sieht
man das ganze Gebiet des Grundgewebes besät, mit äusserst kleinen,
dunklen Punkten, welche man zunächst für Farbstoff-Niederschläge
halten könnte. Bei sorgfältiger Prüfung jedoch, bei stärkerer Ver-
grösserung, stellen sie sich als feinste Poren heraus, welche die
Farbe capillar aufgenommen und behalten haben. Durch diese
feinsten Poren kommunicieren sämmtliche Hohlräume miteinander.
Sie lassen sich wohl am besten mit den einfachen Tüpfeln in pflanz¬
lichen Leitungsgeweben vergleichen, mit denen sie vielleicht auch
die physiologische Bedeutung theilen mögen. In diesen Hohlräumen
liegen zerstreut zahlreiche kleine Kerne, bald einzeln, bald, was
häufiger ist, zu Nestern vereinigt. Aller Wahrscheinlichkeit nach
haben wir auch hier mit Kernen von ehemaligen embryonalen
Zellen zu thun. Dies jedoch bestimmt zu beweisen, bot sich bisher
noch keine Möglichkeit, da die embryonale Entwickelung von Amphi-
stomum conicum uns noch völlig unbekannt ist.
Andere Kerne von demselben Charakter und Aussehen liegen
zwischen und dicht an den Muskelzügen. (Taf. XIII, Fig. 8). Auf
meinen Präparaten habe ich rings um diese Kerne niemals irgend
welches Protoplasma entdecken können, was freilich auch durch die
Methode der Färbung bedingt sein könnte. Gesehen wurden diese
Gebilde (die bäuchigen Hohlräume und Kerne) bei Amphistomum
conicum fast von sämmtlichen Forschern, allein der erwähnte
Umstand, dass um sie herum niemals Protoplasma zu entdecken
ist, mag die Ursache gewesen sein, dass sie eben constant für
Parenchymzellen gehalten wurden, was sie aber nicht sind.
Nun habe ich allerdings wirkliche, echte Parenchymzellen
gefunden, welche aber ganz andere Gebilde darstellen, als die eben
besprochenen Kerne und Hohlräume. Auf Taf. XIII, zeigt Fig. 7
eine solche Parenchymzelle. Wie man sieht, ist sie von ganz aus¬
nehmender Grösse. In der sie umgebenden Grundgewebesubstanz,
welche auch die erwähnten Formen aufweist, treffen wir einge¬
schlossen die schon erwähnten kleinen Parenchymkerne. Der Innen¬
raum der Zelle ist erfüllt von coaguliertem Protoplasma, an der
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531
Wand liegen zwei Kerne. Die ganze Zelle ist rund uud kommt im
Ganzen weniger häufig vor als die multipolaren Parenchymzellen.
Meistens liegen aber dann mehrere beieinander, wie auch auf
Taf. XIII, Fig. 7 noch Theile von zwei weiteren Zellen zeigt, welche
genau dieselben Merkmale aufweisen. Es ist also merkwürdig,
dass diese Zellen bisher noch von Niemandem gesehen, beziehungs¬
weise beschrieben worden sind.
Multipolare Parenchymzellen finden sich auch bei Amphist.
conicum zwischen den Maschen im gewöhnlichen Grundgewebe
und in dem des Saugnapfes. Sie haben dort einen deutlichen,
besonders scharfen Kern im körnigen Protoplasma. Die Ausläufer
dieser multipolaren Parenchymzellen begleiten die Muskelfasern des
Saugnapfes und sind reich verzweigt. Diese Zellen sind homolog mit
den multipolaren Parenchymzellen von Distomum hepaticum, von
denen sie sich einzig durch ihren etwas schlankeren und zarteren
Bau unterscheiden. Dafür fehlen im Saugnapfe (Taf. XIII, Fig. 6) die
grossen, runden Parenchymzellen, die doppelte Contour der Wände der
Hohlräume und die Poren. Das maschige Grundgewebe ist in seinem
Charakter dem bei Distomum hepaticum ähnlicher, als dem Körper¬
parenchym von Amphistomum conicum, doch sind die Wände sehr fein
und zart geblieben und die Hohlräume enthalten Parenchymkeme sehr
viel spärlicher. Aehnliche, verästelte Parenchymzellen beobachtete
Loos im Saugnapfe von Distomum paliat. Loos tritt entschieden
für die bindegewebige Natur dieser Zellen ein, die er anfänglich
als „ Reste der ursprünglichen Bindegewebszellen des Saugnapfes und des
Pharynx “ erklärte. Wie wir wissen, stellte Loos später das Vor¬
handensein dieser Zellen bei sämmtlichen Trematoden in Abrede.
Ziemlich selten findet man im Körperparenchym bei Amphi¬
stomum conicum, hauptsächlich an der Peripherie, bipolare
Parenchymzellen, welche übrigens dieselben Eigenschaften haben,
wie die multipolaren Zellen bei Distomum hepaticum und
Amphistomum conicum. Dass diese bipolaren Zellen keine
Nervenzellen sind, dafür spricht der vollständige Mangel eines
Zusammenhanges derselben mit Nervenfasern; übrigens haben die
Parenchymzellen, welche bei Amphistomum conicum an der
ganzen Peripherie des Körpers sich zerstreut finden, ein ganz anderes
Aussehen und sind viel zahlreicher als die Nervenzellen.
III. Distomum variegatum.
Multipolare Parenchymzellen finden sich bei Distomum varie¬
gatum nicht, aber man sieht im Grundgewebe zerstreute Parenchym-
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kerne (einmal sah ich einen solchen sogar in der Cuticula. Taf. XIII,
Fig. 11). Oft findet man auch ziemlich scharf abgegrenzte, rundliche
oder keilförmige, grössere, körnige Substanzmassen (Protoplasma?)
in welchen, wie in Nestern zahlreiche Kerne mehr oder weniger
dicht gedrängt zusammenliegen (Taf. XIII, Fig. 3 und Fig. 12). Diese
Kerne und Kemcomplexe treten besonders häufig und dicht im
hinteren Ende von Distomum variegatum auf. Sonst ist der bevor¬
zugte Platz dieser Parenchymkerne die nächste Umgebung des
Darmes (wie auch bei Distomum hepaticum, siehe oben), ferner
erscheinen sie zahlreich zwischen den Muskelfasern, wie bei Amphi-
stomum conicum und auch in der Nähe des versenkten Epithels.
Letzterer Befund veranlasst« Loos, den Ursprung der Cuticula im
Parenchym zu suchen. Er sagt: „aw/ günstigen Querschnitten zeigt
sich . ein Zusammenhang der körnigen Parenchymzellen mit der hier
ebenfalls stark körnigen Haut. Es ist mir in der That nie gelungen ,
eine Trennung zwischen beiden durchzuführen; die Gänge gehen so zahl¬
reich, so deutlich und so zweifellos in die Haut über, dass an der Zu¬
sammengehörigkeit beider nicht zu zweifeln ist. Andererseits sieht man
ebenso deutlich , dass diese Gänge nicht durch die Haut hindurchgehen ....
sondern dass ihre Masse sich in der Basis der Haut ausbreitet und zu
dieser gehört .“ (p. 120—111). Diese letztere Thatsache, dass diese
Gänge nicht weiter als „in der Basis sich ausbreiten “ spricht aber
dafür, dass es keine Gänge, sondern einfach Fortsätze von Epithel¬
zellen sind. Ausserdem haben wir es bei Distomum variegatum
nur mit Parenchymzellen zu thun; hier treffen wir bei Distomum
variegatum, wieder ganz abweichende Verhältnisse des Parenchyms
als die von Loos angegebenen: Wir haben uns vielfach überzeugt,
dass bei dieser Distomee von verästelten Zellen nichts zu finden ist
und dass in den Lücken keine Kerne liegen, während solche ohne
erkennbarem Plasmastoff im Grundgewebe selbst hie und dort Vor¬
kommen.
IV. Distomum lanceolatum.
Bei Distomum lanceolatum (Taf. XIII, Fig. 10) hat man ganz
ähnliche Zustände, wie bei Distomum variegatum, nur sind die
Parenchyrakerne nicht so zahlreich; die oben erwähnten Nester
von Parenchymkernen findet man auch. Die Kerne liegen häufig
paarweise nebeneinander. Der Bau des Grundgewebes stimmt bei
diesen beiden Distomeen vollständig überein.
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533
Die abweichenden Meinungen anderer Untersucher über die hier
behandelten Formen sind oben zum Theil erwähnt und widerlegt
worden. Ueber Amphistomeen erschien im Jahre 1896 eine Arbeit
von Otto, worin er im Ganzen die Lehre von Leuckart und
Loos wiederholt, (siehe oben). Aus den betreffenden Abbildungen
lässt sich aber so gut wie nichts erkennen, was vielleicht ihre
mangelhafte Reproduction verschuldet hat. Dagegen stimmen, soweit
es sich aus Tas chenb er g’s Angaben ersehen lässt, die Verhältnisse
bei marinen Trematoden in den wesentlichen Punkten mit denen
der von mir untersuchten Entoparasiten überein. Eine ähnliche
Uebereinstimmung der Cestoden mit den Trematoden zeigen Zer-
necke’s Beobachtungen über das Verhältnis der Ausläufer der
Parenchymzellen zu den Muskeln bei Cestoden. Auch hier haben
die Parenchymzellen, ganz wie bei Distomum hepaticum, eine unregel¬
mässige, viel verzweigte Gestalt „ ähnlich dm multipolarm Ganglien-
zellen u . Ausserdem sah Zernecke „ die einzelnen Ausläufer an die
Dorsoventral- und Transversal-Muskelfasern herantreten und hier Seitm¬
äste in die Muskelfasern abgeben , oder selbst im rechten Winket um¬
biegen, um längs den einzelnen Muskelfasern zu verlaufen “.
Resumö.
Nach dem Vorangehenden möchte ich das Ergebnis meiner
Arbeit in Folgendem zusammenfassen:
1) Wie bei den Cestoden, so ist auch bei den Trematoden
die Cuticula das Product eines echten Epithels, dessen Zellen aber
nicht, wie sonst, der Basalmembran aufsitzen, sondern durch sie
hindurch in die Tiefe gesunken sind.
2) Das Grundgewebe ist bei den Trematoden das Ausscheidungs-
product der Urparenchymzellen, deren Kerne wenigstens zum grössten
Theil persistieren, während das Plasma theilweise zu Grunde geht.
3) Es gibt bei Distomum hepaticum und Amphistomum conicum
in der Grundsubstanz wohl ausgebildete, verästelte, multipolare
Parenchymzellen. Amphistomum conicum besitzt im Körperparenchym
ausserdem noch grosse, runde, mehrkernige, echte Parenchymzellen,
ohne jeden Fortsatz.
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15. HeckertG. Monographische Darstellung der Entwickelung und Le¬
bensgeschichte des Dist. Macrost. — in: Bibliotheca zoologica. Cassel
1889.
16. SchubergA. Ueber den Bau und die Function der Haftapparate
des Laubfrosches 1891.
17. Jägerskiold S. Ueber den Bau des Osmogaster pücatus. — in:
Köngl. Svenska Vetens. Acad. Hand., Bd XXIV , Nr 7, 1891.
18. Brandes G. Zum feineren Bau der Trematoden. — in: Zeit. wiss.
Zool., V. 53. 1892, S. 558—.577.
19. BütschliO. Untersuchungen über mikroskopische Schäume und das
Protoplasma. 1892.
20. Loos. Zur Frage nach der Natur des Körperparenchyms bei den
Trematoden "(Sep. Abd.) 1893.
21. W a 11 e r E Untersuchungen über den Bau der Trematoden — in: Zeit,
wiss. Zool., V. 56. 1893, S. 189-235.
22. Braun M. Würmer. — in: Bronn’s Klassen und Ordnungen des
Thierreichs, V. 4, Lief. 9—30, 1889 — 93.
23. Loos Die Distomeen unserer Fische und Frösche, 1894.
24. Lang A. Lehrbuch der vergleichenden Anatomie, 1894. L Auflage.
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535
25. Zernecke E. Untersuchungen überden feineren Bau der Cestodne.
in: Zool. Jahrb. V. 8. Anat. 1895, S. 92—161.
26. Schuberg A. Zur Histologie der Treraatoden. — in: Arb Zool. zool.
Inst. Würzburg V. 10 1895, S. 165— 188.
27. Loos. Rechercbes sur la faune parasitaire de l’Egypte 1885.
28. Kowalewski M Studya helraintologiczne. II Przyczynek do histo-
logicznej budowy skdry niektörych przywr. In Krakau 1895.
29. Blochmann F. Die Epithelfrage bei Cestoden und Trematoden
18 96.
30. Otto. Beiträge zur Anatomie und Histologie der Amphistomeen
Inaug. Diss. Leipzig 1896.
31. Stafford J. Anatomieal structure of Aspidogaster conchicole — in:
Zoologische Jahrbücher. Abth. für Anat. und Ontog. der Thiere, IX.
Band 1896, S. 477-539.
82. Bettendorf H. Ueber Muskulatur und Sinneszellen der Tremato¬
den. — Inaug. Diss. 1897.
33. Plate L H. Beiträge zur Anatomie und Systematik der Anneliden
(Sep. Abd.) 189d.
34. Brandes G. Die Gattung Gastrotyiax. — in: Abh. der naturf. Gesell¬
schaft zu Halle. Bd XXI 1897, S. 4-33.
35. Pratt S. H A. Contribution to the Life history and Anatomy of
the Appendiculate Distomes. — in: Zoologische Jahrbücher Abth. für
Anat. und Ontog. der Thiere, XI. Band 1898, S. 351—388.
36. Schuberg A. Beiträge zur Histologie der männlichen Geschlechts¬
organe von Hirudo und Aulostomum, nebst einigen Bemerkungen zur
Epithelfrage bei den Plattwürmern. —in: Zeit. wiss. Zool. LXVI. 1899,
S 1-15
37. Havet J. Contribution ä l’etude du systäme nerveux des Trematodes
(Distomum hepaticum). — in: La Cellude XVII., 1900, S. 352—381.
Erklärung der Tafel XIXI.
Allgemeine Zeichen:
St. — Stachel.
Cut. — Cuticula.
Bas M. — Basalmembran.
L. M, — Längsmuskulatur.
Ep. Z. — Epithelzellen.
Myob. — Myoblasten.
R. M. — Ringsmuskulatur.
Par. K. — Parenchymkerne.
M. — Muskulatur (Muskelfasern).
Par. Z. — Parenchymzelle.
Pig. 1. Längsschnitt von Distomum hepaticum, Dicke 7 p, Vergrösserung:
Zeiss, Oel Immersion. Ocular IV, Färbung nach Henneguy mit
Hematoxylin-Kaliumhy permanganat.
Polo. Archiv f. biol. n. med. Wissentch.
Archive« polon. d. scienc. biol. et medie. 37
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536
Fig. 2. Längsschnitt von Amphistomum conicum , Dicke 7 p t Vergrösserung :
Zeiss, Oel-Immersion, Ocular IV, Färbung nach Henneguy mit
Hematoxylin Kaliumhypermanganat.
Fig. 3. Längsschnitt von Distomum variegatum , Dicke 7 ji,Vergrösserung:
Zeiss, Oel-Immersion, Ocular IV, Färbung nach Henneguy.
Fig. 4. Distomum lanceolatum , Intravitale Färbung, mit Methylenblau in
toto. Vergrösserung: Zeiss, E., Ocular HI.
Fig. 5. Längsschnitt von Distomum hepaticum, Dicke 15 /*, Vergrösserung:
Zeiss, E., Ocular III. Färbung: Säurefuchsin mit Eisessig.
Fig. 6. Längsschnitt vom Saugnapf von Amphistomum conicum . Dicke 8 p.
Färbung: A p a t h y’ s Hämatein IA. Vergrösserung: Zeiss, Oel-
Immersion, Ocular IV.
Fig. 7. Längsschnitt von Amphistomum conicum , Dicke 7 p, Färbung:
Apathy’s Haematein I a. Vergrösserung: Zeiss, Oel-Immersion,
Ocular IV.
Fig. 8 und Fig 9. Längsschnitte von Amphistomum conicum , Dicke 8 jti,
Färbung: A p a t h y’ s Haematein I A. Vergrösserung: Zeiss, Oel-
Immersion, Ocular IV.
Fig. 10. Längsschnitt von Distomum lanceolatum , Dicke 7 p Färbung:
Apa thy ? s Haematein I A. Vergrösserung: Zeiss. Oel-Immersion,
Ocular IV.
Fig. 11. Längsschnitt von Distomum variegatum, Dicke 8 p. Färbung:
Henneguy's Haematoxylin - Kaliumhypermanganat. Vergrösserung :
Zeiss, Oel-Immersion, Ocular IV.
Fig. 12. Ein Theil eines Längsschnittes von Distomum variegatum , sonst
Alles wie in Fig. 11.
Fig. 13. Flächenschnitt von Distomum lanceolatum , Dicke 10 p 9 Färbung:
Boraxcarmin und Triphenil-rosanilin-sulfosaurer Kalk. Vergrösserung:
Oel-Immersion, Ocular IV.
Fig. 14 und 15. Längsschnitte von Cercarien (aus Limnaeus stagnalis)
Dicke 7 p , Färbung: Boraxcarmin und Triphenil-rosanilin-sulfosaurer
Kalk. Vergrösserung: Zeiss, F., Ocular III.
Fig 16. Flächenschnitt von Distomum hepaticum , Dicke 10 //, Färbung:
Boraxcarmin und Triphenil-rosanilin-sulfosaurer Kalk. Vergrösserung:
Zeiss. F., Ocular III.
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Polnisches Archiv für biologische und medidnische Wissenschaften - Bd. I
Dr. Markowski Joicph: Ober die Varietäten der Ossldeatica des meneeUiehea BrastMu
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Dr. Markowski Joseph: Über die Varietäten der Ossifloation des menschlichen Brusttx
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Polnisches Archiv fOr biologische und medizinische Wissenschaften. Bd. I.
Conetantin v. Qronkowski: Zum feineren Bau der Trematoden.
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Ueber die Pbyllodeo i. deren Anordiung in der Kirnerscbicbt der Kleinhirn-Rinde
von
Dr. T. KOD1S in St. Petersburg
mit Tafel XIV.
--
An den feineren Dendriten gewisser Nervenzellen im Gehirne
haben viele Forscher bereits seit langer Zeit seitliche Fortsätze
(Anhängsel) bemerkt. Dieselben sind zuerst von Ramon y Cajal
im Jahre 1891 beobachtet und beschrieben worden. Später wurden
sie auch von Anderen gesehen, wie von Döjerine, Stefanowska,
Azoulay u. A. Doch haben die meisten Forscher diese Gebilde
als Kunstprodukte angesehen, welche durch eine zufällige Abscheidung
von Silber auf der äusseren Oberfläche der Dendriten entstehen.
Von dieser Deutung ist man auch nicht abgekommen, obwohl im
Jahre 1896 Cajal diese Zacken auch mit Hilfe von Methylenblau
dargestellt hatte; man hat nämlich angenommen, dass in diesem
Falle durch Einwirkung des Formal ins die Dendriten quellen, dann
schrupfen und die von Cajal beschriebene Gestalten annehmen.
Die Ueberzeugung, dass die Anhängsel der Dendriten Kunstprodukte
seien, war zunächst darin begründet, dass man diese Anhängsel
verhältnismässig selten in G o 1 g i’ sehen Präparaten antrifft (R e t z i u s)
und dass man dieselben niemals an frischen, sorgfältig isolierten
und nicht gefärbten Dendriten sehen kann ‘). Besonders der letztere
Umstand war ausschlaggebend für die gangbare Anschauung, dass
die Zacken der Dendriten Kunstproducte sind.
') Kolliker äussert sich hierüber sehr vorsichtig. Auf S. 349
seines „Handbuch für Gewebelehre“ finden wir Folgendes: n Doch habe
ich vor vielen Jahren schon im Verlaufe der grössten Aeste an solchen Prä¬
paraten einzelne , ganz kurze Zacken oder Spitzen gefunden, die denselben
das Aussehen eines Dornenstockes geben , woraus ersichtlich ist dass möglicher
Weise ein Theil dessen, was Qolgi 'sehe Präparate zeigen , nicht zufällig ist“.
Polo. Arohiv f. biol. u. med. Wiwenich.
Archiv#* polon. d. aoiene. biol. et medio. oo
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538
Die Variabilität der Ergebnisse bei der Färbung von Dendriten
war die Folge davon, dass der angewendeten Silbermethode viele
Mängel anhaften. Vor Allem sieht man nur das in den Präparaten
ausgeschiedene Silber und hat gar keine Anhaltspunkte um zu ent¬
scheiden, was in der Structur selbst begründet und was ein Kunst¬
produkt ist. Das Methylenblau gibt zwar eine positive Färbung,
doch färbt es electiv, so dass nicht alle Zellen und nicht sämmtliche
Zellentheile gefärbt erscheinen und dass die Anhängsel der Dendriten
thatsächlich nur in sehr seltenen Fällen gefärbt sind.
Ich habe zur Färbung der nervösen Centralorgane eine Färbungs-
Methode in Anwendung gebracht, welche auf die morphologische
und physiologische Bedeutung der Anhängsel der Dendriten ein ganz
neues Licht wirft. Mit Hilfe dieses Verfahrens ist es leicht diese
Zacken.nicht electiv sondern positiv durchzufärben; sie treten mit
mathematischer Sicherheit immer an denselben Elementen des Gehirns
und immer in derselben Zahl auf. Hat jemand nur einmal dieselben
in einer solchen Färbung gesehen, so wird er ohne Bedenken die
Anhängsel der Dendriten als organische Bestandtheile des Gehirns
anerkennen und nicht mehr für Kunstproducte halten. Im Folgenden
werde ich Gelegenheit haben, in dieser Richtung noch specielle Belege
anzuführen. Die genaue Beschreibung meiner Methode, welche darauf
beruht, dass die Präparate in Quecksilber-Cyanid fixiert und mit
molybdänsaurem Haematoxylin oder mit phosphor-molybdänsaurem
Haematoxylin gefärbt werden, habe ich im „Archiv f. mikrosk. Anat.“
Bd. 59, S. 211—220 (November 1901) gegeben. Hier möchte ich nur
gewisse, noch nicht bekannte Eigenschaften der Anhängsel der
Dendriten beschreiben und deren wahrscheinliche, morphologische
Bedeutung besprechen.
Die Anhängsel der Dendriten sind als „Appendices pyriformes “,
als „Dornenfortsätze“, als „Spitzen“, „ Stacheln“ u. sav. beschrieben worden.
Diese Benennungen beziehen sich auf ihre Gestalten, da dieselben in
Golgi’sehen Präparaten in Form von Stacheln oder Stäbchen auf-
treten, welche in verhältnismässig seltenen Fällen an ihren Enden
mit Kügelchen versehen sind An Präparaten, welche mit meiner
Methode gefärbt worden sind, kann man drei Arten dieser Gebilde
unterscheiden, und zwar:
1. Dorne, welche verhältnismässig nicht dicht stehen, und dieselbe
Färbung annehmen, wie die Dendriten (d. h. in meinen Präpa¬
raten eine himbeerrothe);
2. Gestielte Kügelchen, welche in spärlicher Zahl (nicht dicht)
stehen und in meinen Präparaten ebenfalls himbeerroth ge¬
färbt sind;
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539
3. Gestielte Kügelchen, welche dicht sitzen und eine andere
Färbung annehmen (an meinen Präparaten eine violette oder
bläuliche).
Die letzteren Gebilde treten massenhaft auf, während die himbeer-
rothen Kügelchen relativ selten und die Dorne noch seltener sind.
Mit der Golgi’schen Methode werden meistens nur Dorne
gefärbt, in seltenen Fällen die rothen, gestielten Kügelchen, während
die violetten, gestielten Kügelchen wahrscheinlich niemals sich färben.
Aut Taf. XIV, Fig. A sind Dendriten mit Stacheln und bläulich
gefärbte Kügelchen dargestellt.
Auf Taf. XIV, Fig. E ist ein Zweig eines Dendriten mit roth
gefärbten Kügelchen dargestellt.
Auf Taf. XIV, Fig. D ist ein Zweig eines Dendriten mit bläulich¬
violett gefärbten Kügelchen dargestellt').
Wie ich in meiner oben angeführten Arbeit brreits hervor¬
gehoben habe, zeigen die Kügelchen gewisse charakteristische Merk¬
male, durch welche sie sich von den Dendriten unterscheiden, während
die Dorne stets mit den Charakteren von Dendriten auftreten. Die
Kügelchen färben sich viel leichter als die Dendriten und lassen
sich mit Anilinfarbstoffen färben, und zwar sowohl mit alkalischen
als auch mit sauren. Bei Färbung eines in Quecksilber-Cyanid
fixierten Gehirnes mittelst der Heiden hei n'sehen Methode (Eisen-
haematoxylin) behalten die Kügelchen bei der Entfärbung mit Eisen
den Farbstoff viel länger, als andere Bestandttheile des Gehirns, mit
Ausnahme der Markscheiden. Bei Anwendung von mechanischem
Druck auf das Präparat werden die Kügelchen leichter vernichtet
als die Dendriten. Bei Einwirkung von Alkohol und von Aceton
verlieren die Kügelchen ihre Gestalt und verkleben sich mit den
Dendriten.
Bei der Untersuchung von frischen, nicht fixierten Gehirnen,
kann man die Kügelchen nur an ausserordentlich dünnen Schnitten
sehen, besonders an Gefrierschnitten. Bei der Isolierung der Den¬
driten mittelst Nadeln, werden die Kügelchen meistens abgerissen,
da sie innerhalb dichter Netzwerke von anderen Bestandteilen des
Gehirns liegen. Hat man an gefärbten Präparaten bereits eine
gewisse Uebung erlangt, die Kügelchen zu beobachten, so bemerkt
man dieselben leicht auch an frischen Präparaten. Im frischen
Zustande sind die Kügelchen stärker lichtbrechend als die Dendriten.
*) In meiner vorigen Arbeit habe ich die Kügelchen von den Domen
noch nicht unterschieden. Nach eingehender Untersuchung halte ich diese
Unterscheidung für unerlässlich.
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540
Alles das soeben gesagte betrifft die Kügelchen, welche violett
oder bläulich sich färben. Die rothen Kügelchen kommen nämlich
nur selten vor und es ist mir nicht gelungen, mit Sicherheit zu ent¬
scheiden, ob dieselben nur in Folge einer zufälligen Differenzierung
in der Färbung auftreten, oder auch morphologisch von den violetten
Kügelchen verschieden sind. Es bleibt auch die Frage unentschieden,
ob dieselben mit den Dornen identisch sind. Gegen die Annahme
der Identität spricht die Thatsache, dass die Dorne gewöhnlich länger
und dicker sind und weniger dicht stehen.
Es ist demnach höchst wahrscheinlich, dass die Kügelchen in
structuraler Hinsicht von den Dendriten verschieden sind. Mit ihren
Stielen zusammen stellen sie besondere Organe der Nervenzelle vor.
Da in der Mitte der Kügelchen mitunter ein ungefärbter Fleck
deutlich zu sehen ist, so muss man innerhalb derselben einen cen¬
tralen Raum annehmen, welcher sich nicht färbt, und die Kügelchen
als eine Art von Bläschen ansehen (Siehe Taf. XIV, Fig. D).
Mit Hinblick auf das Gesagte erscheint es angezeigt, mehrere
Arten von Anhängseln an den Dendriten zu unterscheiden. Indem
ich den Namen „Dorn“ nur für die spitzigen Anhängsel in Anspruch
nehme, habe ich für die gestielten Kügelchen in der bereits ange¬
führten Arbeit den Namen „ Phyllode “ (von (fvXhodrfi = blattähnlich)
in Vorschlag gebracht. Diese Bezeichnung entspricht dem Bilde,
welches eine Zelle mit ihren verzweigten Dendriten bietet, welche
mit einer Unzahl von winzigen Gebilden, wie mit Blättern besetzt sind.
Nicht alle Nervenzellen besitzen Phylloden. Dieselben fehlen an
den peripheren Ganglienzellen, in der Netzhaut, in den Intervertebral-
Ganglien; ebensowenig trifft man sie im Rückenmarke, im verlän¬
gerten Marke und im Nucleus dentatus. Man findet sie nur in der
Gross- und in der Klein-Hirnrinde so wie in den centralen grauen
Massen des Gehirns, doch auch hier nicht an allen Zellen. Weder
die Stern- noch die Korb-Zellen der Kleinhirnrinde haben Phyl¬
loden, während die dazwischen sich verbreitenden Dendriten der
Purkynje’sehen Zellen ganz dicht mit Phylloden besetzt sind.
In meiner ersteren Arbeit habe ich irrthümlich angegeben, dass in
der Körnerschicht des Kleinhirns nur die grossen Zellen des zweiten
Golgi’sehen Typus Phylloden besitzen. Bei genauer Untersuchung
dieser Schicht habe ich mich überzeugt, dass hier Phylloden vorhan¬
den sind, jedoch in sehr dichten Gruppen zusammengedrängt stehen
und dass diese Gruppen zu den Dendriten der kleinen Golgi¬
schen Zellen gehören, wie dies auf Taf. XIV, Fig. B zu sehen ist;
man hat diese Gruppen von Phylloden wegen ihrer dichten An¬
häufung für Zellen gehalten und als „eosinophile Zellen von Denis-
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541
8eiiko‘ l beschrieben. An meinen Präparaten treten sie deutlich
als Gruppen von Phylloden hervor.
Die Körnerschicht stellt sich in meinen Präparaten folgender-
massen dar (vergl. Taf. XIV, Fig. B):
Wie man sieht, besteht dieselbe:
1) aus kleinen Golgi’schen Zellen, d. h. aus „Körnern“, welche
bekanntlich ihre Axone zur Molekularschicht senden;
2) nebst den kleinen Zellen finden sich in einer verhältnismässig
nicht grossen Zahl grosse Golgi’sche Zellen mit kurzen, stark
verästelten Axonen;
3) ferner trifft man Neurogliazellen mit ihren Fasern;
4) ausserdem eine grosse Zahl von Nervenfasern mit und ohne
Markscheiden;
5) schliesslich sieht man bei schwacher Vergrösserung rundliche
oder ovale, verschieden grosse Plaques von undeutlicher Structur,
von der Grösse einer kleinen bis zu einer grossen Golgi’schen
Zelle, welche sich als Conglomerate von Kügelchen derselben
Art erweisen, wie in der molekularen Schicht, und auch kleinere,
himbeerroth gefärbte Gebilde enthalten, welche wahrscheinlich
nichts anderes sind, als in verschiedenen Richtungen durch¬
schnittene Dendriten.
Wegen der grossen Menge von Fasern und von Dendriten ist
es schwer, den Zusammenhang dieser Dendriten mit den Zellen in
der Körnerschicht nachzuweisen, besonders da die Dendriten der
kleinen Golgi’schen Zellen schwieriger sich färben als andere Den¬
driten. An manchen Präparaten sieht man dennoch deutlich den
Zusammenhang der oben beschriebenen Plaques mit den kleinen
Golgi’schen Zellen (Taf. XIV, Fig. C). Die Zahl dieser Plaques
ist eine geringere als die Zahl der kleinen Golgi’schen Zellen; man
muss also annehmen, dass diese Plaques durch Verästelung von
Dendriten zu Stande kommen, welche von mehreren Zellen stammen.
Dadurch wäre auch die bedeutendere Grösse dieser Plaqnes erklärlich,
Welche ja grösser sind, als man erwarten könnte, wenn man die
Ausdehnung der Dendriten der kleinen Golgi’schen Zellen an Prä¬
paraten in Betracht zieht, welche nach der Golgi’schen Methode
hergestellt sind.
Auch die Querschnitte der Dendriten, welche man auf Taf. XIV,
Fig. C, k, sieht, sind viel dicker, als die Querschnitte der Dendriten
derselben Zellen, welche man an Golgi’schen Präparaten sehen
kann. Dieser Umstand spricht dafür, dass die Dendriten der kleinen
Golgi’schen Zellen mit himbeerroth gefärbten Phylloden besetzt
sind, welche dicht gedrängte Haufen bilden. Da die Phylloden mit
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542
Silber sich nicht färben, so sieht man in Golgi’schen Präparaten
nur dünne Dendriten. In meinen Präparaten sind die Phylloden-Haufen
von aussen mit Farbstoff überzogen, woraus sich die bedeutende Ver¬
dickung der Endzweige der Dendriten erklärt. Diese Phylloden haben
auch ein ungefärbtes Centrum, sie haben also die Form von Bläschen.
Höchst interessant ist die Thatsache, dass in die Plaques, welche
von Phylloden gebildet werden, Nervenfasern treten, wie dies übrigens
auch Cajal beobachtete, welcher dieselben, als in die Endver¬
zweigungen von Dendriten tretende Nervenfasern beschrieben hat.
Ausser diesen Cajal’sehen Fasern sieht man noch andere, welche
oft durch die Gruppen von Phylloden ziehen (Taf. XIV, Fig. B,g)*).
Diese Fasern sind von Bradley’) beobachtet und beschrieben
worden.
Es wäre sehr erwünscht, das Verhältnis der Axone zu den
Phylloden eingehender zu studieren. Da jedoch mit Hilfe meiner
Methode es nicht gelingt, die feineren centripetalen Nervenfasern zu
färben, so war es mir nicht möglich diese Verhältnisse genauer zu
erforschen. Vorläufig ist nur so viel sicher, dass die Phylloden in
einer doppelten Relation zu den Zellen stehen, und zwar einerseits
durch eine unmittelbare Verbindung mit dem Dendriten der eigenen
Zelle, andererseits in functioneller Verbindung, wahrscheinlich durch
Contact, mit den Verzweigungen von Axonen anderer Zellen.
In den tieferen Schichten der Grosshirn - Rinde findet man
Phylloden in grosser Zahl. Sie füllen die Räumo aus, welche die
Zellen, die dicken Dendrite und die Axone freilassen. Von Neuroglia
enthalten diese Schichten sehr wenig. Ueberhaupt treten die Phylloden
an der Grenze zwischen der weissen und der grauen Substanz auf
und zwar etwas tiefer als die Ganglienzellen selbst. Es ist selbst¬
verständlich, dass die Neurogliazellen keine Phylloden besitzen. Bis
jetzt ist es mir noch nicht gelungen, genauer zu erforschen, welche
Zellen der grauen Substanz Phylloden tragen und welche nicht.
Die betreffenden Untersuchungen sind sehr schwierig, wegen der
dichten Verzweigungen von Dendriten, denn an dünnen Schnitten
ist es nicht möglich die Dendriten bis zu den betreffenden Zellen zu
verfolgen. Ich muss bemerken, dass es auch hier, ähnlich wie im
Kleinhirn, Dendriten gibt, welche keine Phylloden besitzen. Man kann
sich überzeugen, dass sämmtliche Pyramidenzellen Phylloden besitzen
*) Auf Taf. XIV, Fig. B ist das Kleinhirn eines Schafes dargestellt.
Im menschlichen Kleinhirn findet man viel kleinere, jedoch zahlreichere
Plaques von Phylloden.
J ) Henry J. Bradley: w M. D. John Hopkins Hospital Reports,
Vol. HI, S. 205.
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543
und zwar an allen Dendriten, d. b. sowohl an den kleinen, basalen,
als auch an den Verzweigungen des Haupt-Dendriten. Doch sind
auch hier, ebenso wie bei anderen Zellen, nur die feineren Veräste¬
lungen der Dendriten mit Phylloden besetzt.
Die Anwesenheit von Phylloden im Gehirn und zwar in einer
so grossen Anzahl, zwingt uns zur Annahme, dass denselben eine
wichtige physiologische Funktion zukommt. Wenn man die An¬
ordnung der Phylloden in Betracht zieht, so muss man zugeben,
dass das Gehirn so gebaut ist, dass den Phylloden eine grösst-
möglichste quantitative Entwickelung gesichert erscheint. Damit
bei einer gegebenen Zahl von Zellen und in einem gegebenen, sphä¬
rischen Raume die grösstmöglichste Zahl von Phylloden Platz finden
könnte, mussten die Axone in die Tiefe, die Phylloden dagegen
gegen die Oberfläche gerichtet werden. Diese Anordnung hat die
Eintheilung des Gehirnes in eine innere, weisse und eine äussere,
graue Substanz zur Folge. In dieser Weise ist es begreiflich, dass
die Ganglienzellen von den Fasermassen getrennt liegen und nicht
zwischen ihnen. Ferner ist auch die langgezogene Gestalt der Zellen
in der Gehirnrinde verständlich, und zwar sowohl der Pyramiden¬
zellen der Gehirnrinde als auch der Purkynje’schen Zellen der
Kleinhirnrinde. Diese Zellen wachsen gegen die Gehirnoberfläche
hin, ähnlich wie die Bäume nach oben wachsen, um für die Ent¬
wickelung der Blätter eine grösstmöglichste Oberfläche zu bieten.
Das Gehirn ist nach dem Grundsätze der, unter gegebenen Verhält¬
nissen, maximalen Entfaltung der Phylloden gebaut. Wie dem Knochen¬
baue das Prinzip der grössten Festigkeit bei geringstem Aufwande
von Materiale zugrunde liegt, so ist auch das Gehirn so gebaut, dass
bei einer gegebenen Anzahl von Zellen und innerhalb eines gege¬
benen Raumes die grösstmöglichste Zahl von Phylloden zur Ent¬
faltung kommen könnte. Beide diese Prinzipe sind spezielle Fälle
des Raum-Oekonomie-Prinzipes, welches die Untersuchungen von
Cajal und von Loeb auch für das Gehirn erwiesen haben.
Diese morphologischen Eigenschaften der Phylloden zwingen
zur Annahme, dass ihre Funktionen für die Zelle als ein Individuum
eine prinzipielle Bedeutung haben. Sie können also nicht aus¬
schliesslich dazu dienen, damit der Contact der einen Zelle mit der
anderen ein grösserer sei, wie dies Cajal annimmt, sondern sie
haben ohne Zweifel zugleich auch eine prinzipielle selbständige
Funktion zu erfüllen. Demnach muss auch die Ansicht über die
Funktion der Dendriten modifiziert werden. Dieselben sind nicht
nur die Vermittler bei der Einwirkung der einen Zelle auf die andere,
wie man es bisher angenommen hat, sondern vor Allem bei der
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644
wechselseitigen Einwirkung des Axons und der Zelle einerseits und
der Phylloden andererseits, und zwar in der Weise, wie die Zweige
eines Baumes als Vermittler zwischen dem Stamme und den Blättern
funktionieren.
Um uns klar zu machen, welche spezifische Funktion den
Phylloden zukommen kann, müssen wir berücksichtigen, dass dort,
wo die nervösen Funktionen automatisch oder reflektorisch vorsich
gehen, Phylloden fehlen. Dagegen finden sie sich dort vor, wo wir
gewohnt sind, den Sitz von höheren physiologischen Prozessen zu
suchen, welche mit den psychologischen Prozessen parallel sich ab¬
spielen. Es wäre natürlicher Weise voreilig, aus dieser Thatsache
irgend welche Theorien ableiten zu wollen. Doch erscheint es statt¬
haft, anzunehmen, dass die Phylloden in einem Zusammenhänge
mit gewissen spezifischen Funktionen stehen, welche bei einer
höheren Organisation des Nervensystems auftreten, nämlich wo
der Nerven-Apparat nicht ausschliesslich auf reflektorischem Wege
funktioniert.
Erklärung der Safel XIV.
Sämmtliche ZeichmiDgen sind mit Leitz l / l2 Oc. 4 entworfen. Die
Präparate waren mit Phosphor - Molybdän - Haematoxylin gefärbt und in
Paraffin eingebettet, mit Ausnahme des der Fig. A zugrunde liegenden,
welches in Celloidin eingebettet war.
Fig. A. Dendriten aus der moleculären Schicht des Kleinhirnes vom Rinde.
An den Dendriten — Dorne. Den violetten Grund bilden Phylloden,
welche man jedoch wegen der Dicke des Präparates (10 fi) nicht
deutlich unterscheiden kann.
Fig. B. Körnerschicht des Kleinhirns vom erwachsenen Schafe, a — Plaques
von Phylloden (vormals „Zellen“ von Denissenko); b — kleine
Golgi’sche Zellen („Körner“); c — Axone; e — eine grosse
Golgi’sche Zelle; d — Kanäle in diesen Zellen; g — ein Axon,
welcher durch eine Gruppe von Phylloden zieht; n — Neuroglia-Fasern.
Fig. C. Körnerschicht aus dem Kleinhirn eines Schafes ; b — eine kleine
Zelle: h — ihr Dendrit, welcher dieselbe mit einer Phylloden-Gruppe a
verbindet; k — Verdickungen der Endzweige der Dendriten; n — Neu-
rogliafasern.
Fig. D. Molekularschicht aus dem Kleinhirn eines Schafes. Die Phylloden
an den kleinen Dendriten sind bläulich gefärbt, m stellt den Haupt-
dendriteu einer Purkynje’scheu Zelle mit einer deutlich fibrillären
Struktur vor.
Fig. E. Ein Dendrit aus der Molekularschicht des Kleinhirns eines Schafes
mit röthlich gefärbten Phylloden.
Eingegangen am 10. Februar 1902.
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Ans dem pathologiseh-ioatomisehen Institute der Lembergcr Universität (Chef: Prof. Obrznt).
Aiatoniscbe Befände io tiei Fällen
von traumatischer Läsion des Lendenmarks.
Von
Dr. Gustaw Bikeles
Prirat-Doxenten an der Lemberger Universität.
mit Taf. XV.
Folgende Mittheilung geschieht einzig und allein ihres anato¬
mischen Interesses wegen. Von einem genaueren Eingehen auf
klinische Krankheitserscheinungen muss leider abgesehen werden,
da mir diesbezüglich nur sehr dürftige Notitzen zur Verfügung
stehen. Dies sei allerdings bemerkt, dass in beiden Fällen Pa¬
raplegie der unteren Extremitäten bei aufgehobe¬
nem Patellarsehnenrefle x bestand, auch Retentio-
urinae war vorhanden.
Einzelnbcfund im Falle I.
Das Rückenmark stammt von einem 29-jährigen Manne, der 7 Mo¬
nate vor dem Exitus letalis von einem, mit Ziegeln beladenen, von einer
Anhöhe heruntereilenden Wagen überfahren wurde. Schon die Art des
Traumas lässt eine ungewönliche Vehemenz desselben voraussetzen, noch
mehr aber geht dies aus der Thatsache hervor, dass die Obduction das
Vorhandensein von mehrfachen Knochenfrakturen nachweisen konnte. Es
fand sich nämlich eine Querfraktur des Kreuzbeins, eine Längsfraktur
des horizontalen Astes des rechten Schambeins nebst einer Lösung
der rechten Synchondrosis sacro-iliaca, dann ausserdem eine Fraktur dreier
Wirbeln u. zwar des XII. Brust-des I. und. II. Lendenwirbels.
Am Rückenmark fiel nach der Herausnahme desselben aus dem
Wirbelkanal auf, dass zwischen Dorsal-und Lumbalmark die Kontinuität
nur durch eine dünne, fast fadenförmige, bindegewebige Verbindung
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hergestellt war. Es kam offenbar unter der Gewalteinwirkung des Trau¬
mas zu einer completten Ruptur der Rückenmark -Substanz an der Gren¬
ze zwischen Dorsal-und Lumbalmark und wurde der weitere Zusammen
hang dieser Theile durch die RückenmarkshUllen resp. deren Reste be¬
werkstelligt. Ober-und unterhalb dieser bindegewebigen Brücke erscheint
der nächst anliegende Rückenmarkstheil im Querschnitte bedeutend verrin¬
gert; ausserdem befindet sich oberhalb (bis an das 10-te Dorsalsegment
h’naufreichend) eine fibröse, schwartige Verdickung der Meningen (Pa-
chymeningitis externa et interna), während unterhalb der Ruptur die
Verdickung der Rückenmarkshäute keine beträchtliche ist.
Das Rückenmark wurde in Müller ’ scher Flüsigkeit aufgehoben. Die
aus dem gehärteteu Rückenmark angefertigten Schnitte wurden gefärbt
nach WeigertrPal, Azoulay, van Gieson, dann mit Karmin und Hämato-
xylin (Delafield), endlich wurden auch Doppelfärbungen (Weigert u. Co¬
chenille Alaun) hergestellt.
Mikroskopische Befände.
A. Unterh.alb der Ruptur. Von der Stelle der Ruptur bis an
das 4-te Lumbalsegment wurde das Rückenmark in Serien von je 20—25
Schnitten zerlegt.
Selbst ummittelbar unterhalb der Ruptur nur massige Verdickung
der Meningen und auch diese verringert sich alsbald, dagegen finden
sich in den meningealen Blutgefässen die schwersten Alterationen. Man
sieht besonders vorne zahlreiche Gefässe, an denen vor allem die enorm
gewucherte, das Lumen fast verlegende oder mitunter wirklich ausfallen¬
de Endothelschicht in die Augen fällt; an diesen Gefässen ist auch die
Adventitia bedeutend verbreitert. Bei anderen Gefässen handelt es sich
um eine mehr gleichmässige Verdickung aller Schichten. An manchen Ve¬
nen wiederum ist die Wandung so hochgradig bindegewebig verdickt,
dass das Lumen in einen schmalen, linearen Spalt umgewandelt erscheint.
Innerhalb der Meningen geringe Mengen von amorphem Blutpigment.
Das Rückenmark selbst ist zunächst in frontaler Richtung stark ab¬
geplattet, nach vorne leicht halbmondförmig ausgehöhlt und lässt nichts
von der gewöhnlichen Textur erkennen (Taf. XV. Fig. 1). Von nervöser
Substanz zeigt sich auf der einen Seite eine eintretende, gut gefärbte,
hintere Wurzel (Taf. XV. Fig. 4, a, b. und c) deren Fortsetzung im
Rückenmark in horinzontaler Richtung strahlenförmig auseinander wei¬
chend aus sehr feinen, ungemein zarten Fäserchen besteht 1 ), auch auf der
zweiten Seite finden sich solche dünne, zarte Nervenfasern, die ebenfalls
einer hinteren Wurzel entsprechen. Sonst sieht man am Querschnitte bloss
*) Diese zarten Fäserchen (Taf. XV. Fig. 4, b und c) haben ganz
das Aussehen von regeneriertenNervenfasern und sind unzweifel¬
haft identisch mit den von Stroebe (Deg. u. re parat. Vorg. bei d. Hei¬
lung v. Verletzungen d. Rückenmarks. Zieglers Beiträge B. 15 p. 416)
beim Thiere beschriebenen regenerativen Vorgängen von hinteren Wur¬
zeln aus. Ich möchte darin ebenso, wie Stroebe, bloss einen Versuch zu
einer Regeneration im beschädigten Rückenmark erblicken.
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547
ziemlich mächtige Bindege webszüge, dann auffallend vermehrte Blutgefässe
von reduziertem Lumen mit enormer Endothelwucberung. Zwischen den Binde-
gewebszügen Gruppen von Körnchenzellen; hie und da Myelinspuren,
nicht selten in Quellung.
In der Richtung nach abwärts finden sich Myelinspuren am Quer¬
schnitte in zunehmender Anzahl, ohne dass jedoch die Form das Rücken*
markquerschnittes auch nur annähernd auftrete. Im Gegentheil zeigt sich in den
nächten Serien, mit der Verringerung der Querschnittsabplattung, das Gewe¬
be wie durchsetzt von Lücken und Höhlen ohne scharfe Begrenzung (Taf.
XV, Fig. 1) und ohne Anzeichen einer Reaktion in deren Umgebung; fehlen es
auch die unmittelbar unterhalb der Ruptur am Rückenmarksquerschnitte kon¬
statierten mächtigen Bindegewebszüge und die Blutgefässe (des Rückenmarks)
gewähren meist das Bild einer hyalinen Degeneration ihrer Wandungen.
Erst in der Mitte des 2-ten Lumbalsegmentes (Taf. XV. Fig. 2)
beginnt die Rückenmarkskonfiguration wieder aufzutreten. Die Lücken
und Höhlen beschränken sich da auf die graue Substanz, von welcher
besonders die Mittelzone hochgradig defekt erscheint, aber auch in die
Vorder-und Hinterhörner hinein setzen sich die Lücken in beträchtlicher
Ausdehnung fort und zwar in stärkerem Masse und tiefer hinunterreichend
auf der einen Seite. Im Gebiete der weissen Substanz weisen vor allem
die Hinterstränge in dieser Höhe alsbald einen reichlichen Markfaserge¬
halt auf, welcher allerdings infolge der offenbar starken traumatischen
Beschädigung von einigen hinteren Wurzeln auf der einen Seite sehr
asymmetrisch auftritt und auch eine auffällige Asymmetrie der Hin¬
terstränge herbeiführt. In diesen markhaltigen Hintersträngen b e-
fremdet aber nicht wenig die gänzliche Degeneration
des ventralen Hinterstrangfeldes dessenkomplett dege¬
nerierter Ra umsich zwischen dieasymmetrischund schief
gegen einander gestellten Hinterstränge keilförmig ein¬
schiebt. Nach hinten vom ventralen Hinterstrangfeld findet sich an
dem Septum poster. eine zweite längliche Degenerationsfigur, in der man
ohneweiters das absteigend degenerierende ovale Feld erkennt. Endlich
ist noch im Hinterstrang entweder der ganze hintere (dorsale) Rand oder
bei theilweisem Auftreten wenigstens der in der Nähe des Hinterhorns
liegende Abschnitt desselben degeneriert. Im Vorder-und Seitenstrang
wird auf dieser Höhe der der grauen Substanzzugekehrte Saum von innen
nach aussen je tiefer an Breite zunehmend allmälig mässig markhaltig;
auf der Seite, auf weicher ausser der Mittelpartie auch das Hinterhorn
fast ganz von Höhlen eingenommen ist wird der innere Rand des Seiten¬
strangs etwas weiter unten mit Verminderung der Höhlen des Hinterhorns
markhaltig
Mit Beginn des 3-ten Lumbalsegmentes (Taf. XV. Fig. 3) befinden
sich die Lücken nur noch in der Mittelzone der grauen Substanz, theil-
weise auch an der Basis des Vorderhorns und hören bald gänzlich auf.
Im Vorderhorn finden sich sehr vermehrte, dickwandige Gefässe, während
die grossen Vorderhornzellen in den ersten Serien dieses Segmentes kom¬
plett fehlen, dann treten sie, nach abwärts immer mehr an Zahl zuneh¬
mend, auf. Die grossen Vorderhornzellen erscheinen zunächst reichlicher
auf der Seite, auf welcher im höheren Segment das Vorderhorn weniger
von Lücken durchsetzt war. Auf derselben Seile, wo höher oben die Mit-
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j
548
telzone weniger von Lücken eingenommen war, beginnt auch das ven¬
trale Feld früher wieder aufzutreten, trotzdem die eigentlichen Fort
Setzungen von Hinterwurzelfasern gerade auf der anderen Seite viel stärker
entwickelt sind. In dieser Höhe finden sich im Gebiete des bereits
auftretenden ventralen Hinterstrangfeldes geringe Mengen von Blut¬
pigment; etwas mehr angehäuft ist dasselbe in der Mittellinie; dage¬
gen war höher oben, im Bereiche des absolut degenerierten Feldes keine
Spur von Blutpigment wahrzunehmen. Dicht markhaltig erscheint das ven¬
trale Hintertrangfeld am unteren Ende des 3-ten Lumbalsegmentes. In
der übrigen weissen Substanz schreitet der Markfasergehalt fort. Was den Fis¬
suren theil des Vorderstrangs betrifft, derbisdahin fehlte, ist dessen Vorhan¬
densein erst in diesem Segmente zu notieren. Was die Vorder wurzelfasern die¬
ses Segmentes anbelangt, so begegnet man denselben in Weigert*scheu,
und Azoulay’schen Praeparaten in einiger Entfernung (in der 4-ten
Serie) unterhalb des Niveaus, in welchem motorische Vorderhornzellen
zuerst zum Vorschein kommen und von da ab wächst deren Anzahl anhal¬
tend in der Richtung nach unten. In reichlicher Menge trifft man Vor¬
derwurzelfasern aus dem Rückenmark austretend und extramedullär wei¬
ter verlaufend erst am unteren Ende dieses Segmentes.
Vom unteren Ende des 3 ten Lumbalsegmentes ab mit Ausnahme der
absteigenden Degenerationen (Pyramidenseitenstrangbahn und dorsome-
diales Sakralfeld) vollständige Unversehrtheit.
B Oberhalb der Ruptur. Unmittelbar oberhalb der Ruptur
findet sich auf einer Längsausdehnung von V/ % cm innerhalb der Pachy-
meningitis bloss narbiges Gewebe, ohne die geringste Beimengung ner¬
vöser Textur. Erst höher oben tritt nervöse Substanz wieder auf und es
bekommt das Rückenmark allmählig seine charakteristische Gestalt: aus
diesem, bis in das 10-te Dorsalaegment hineinreichenden Abschnitt wur¬
den Serien von je 20 —25 Schnitten angefertigt.
Die Befunde sind folgende: Das perimedulläre Gewebe ist stark durch¬
setzt von amorphem Blutpigment u. z. in besonderem Masse im vorderen
Umfange, wo auch stellenweise auffallend starke Kernanhäufungen zum
Vorschein kommen, weichein den ersten Serien selbst über stecknadelkopf¬
grosse Herde bilden. Auch starke Bindegewebswucherung lässt sich zwi¬
schen den einzelnen Herden constatieren. Die Dura mater enorm verdickt
in Form von konzentrischen, mächtigen Bindegewebszügen und innerhalb
derselben weder Residuen von Blutpigment noch Kernanhäufungen vor¬
handen. Ähnlich wie die Dura mater verhält sich auch die Pia mater . Da¬
gegen ist im hinteren Umfange, im Bereiche der Arachnoidea wiederum
sowohl einiges Blutpigment als auch beträchtliche Kernvermehrung wahr¬
zunehmen. Die intermeningealen, arteriellen Gefässe zeigen nebst Verdi¬
ckung der Media und Adventitia eine, besonders in den grösseren Gefässen,
auffallende Wucherung der Intima , hie und da auch Obliteration eines
kleineren Gefässes.
Vom Rückenmark selbst fehlt bis zur 2&-ten Serie, also bis nahe
an das 10-te Dorsalsegment, die ganze hintere Hälfte (Taf. XV. Fig. 5).
Die hintere Rückenmarkshälfte ist höchstens angedeutet durch einen
schmalen, aller nervösem Elemente beraubten und etwa 1 mm. breiten
Streifen, in welchen ausser einer geringen Menge von Blutpigment und
deutlicher Kernvermehrung noch zahlreiche, sehr dickwandige Blutgefässe
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549
von winzigem Lumen enthalten sind. Aber auch von der vorderen Rücken-'
markshälfte tritt die Konfiguration nicht mit einem Male, sondern ver-
hältnissmässig langsam und successive auf, wobei auch eine, im Beginne
sogar recht auffallende Asymmetrie zwischen beiden Seiten bemerkbar
ist. Zunächst tritt der Fissurentheil mit dem an ihn angrenzenden me¬
dialen Abschnitte des eigentlichen Vorderstrangs sammt einem kleinen
Abschnitte des Vorderhorns auf. Sowohl im Fissurentheil als auch im
eigentlichen Vorderstrang sind in den ersten Serien bloss minimale Mye¬
linspuren vorhanden. Bald aber wird der dem Vorderhorn zugekehrte
Rand der erwähnten Vorderstrangabschnitte immer mehr und mehr ma rk-
haltig. Zugleich wird sowohl das Vorderhorn wie auch das das
Vorderhorn umrahmende Areal der weissen Substanz successive
immer vollständiger, indem zuerst der Vorderstrang in seiner ganzen
Breite, dann auch der vordere Theil des Seitenstrangs auftritt. Auch in
den letzteren Theilen ist es der innere, der grauen Substanz zugewandte
Rand, der vor allem markhaltig wird, während der äussere Theil gänzlich
marklos bleibt. Die graue Substanz des Vorderhorne zeigt mit komplette¬
rem Auftreten eine ebenfalls stetig zunehmende Markentfaltung, welche
jedoch weit hinter der Dichte des Fasernetzes in einem normalen Vorder-
hom zurückbleibt. Weiters zeigt auch das voll entwickelte Vorderhorn
einen Reichthum an Blutgefässen, welche in allen Schichten ihrer Wan¬
dung verdickt und im Lumen stark verengt sind, hingegen v ermisst
man sowohl in Karmin-und vanGieson’schen Praeparaten, als auch in mit
Cochenille-Alaun nach behandelten Weigert-Pal’sehen Praeparaten j e-
deSpur von den gros se n (motorische n) Vorderhorn zellen.
Die äussere Konfiguration des Vorderhorns und dessen Umrahmung
auch von Seitenstrang tritt uns schon in Serie 15 u. 16 deutlich entge¬
gen. Von da bis zur Serie 25, also auf einer über ! /s cm betragenden
Längsausdehung, ändert sich relativ wenig; Das Vorderhorn tritt immer
voller hervor und dementsprechend wächst dessen laterale Seitenstrang¬
begrenzung; ausserdem nimmt der Markgehalt des dem Vorderhorn zuge¬
kehrten Randes der weissen Substanz anhaltend zu, wobei der markhaltige
Rand von innen nach aussen sich verbreitert. Während im Seitenstrang
die äussere Hälfte, im eigentlichen Vorderstrang das äussere Drittel
sehr markarm verbleibt, wird der Fissurentheil des Vorderstrangs von
hinten nach vorne fortschreitend immer mehr in ganzer Breite dicht
markhaltig; zu bemerken ist noch, dass in allen diesen Serien die Commig -
sura anterior ganz fohlt.
Die vordere Kommissur tritt erst auf in den Serien 25 - 30 d. i. im
unteren Abschnitte das 10 ten Dorsalsegmentes. (Taf. XV. Fig. 6). Daselbst
tritt auch das Areal der hinteren Rückenmarkshälfte rasch wieder auf.
Dasselbe ist zunächst ganz von Höhlen durchsetzt, die aber bald verschwin¬
den. indem an deren Stelle Hinterhörner samt den Hintersträngen sichtbar wer¬
den. In den degenerierten Hintersträngen wird zuerst auf der einen, etwas
später auf der zweiten Seite die Wurzeleintrittszcne *) raarkhaltig. Im
Hinterhorn kommen alsbald nach dessen Auftreten Zel-
’) Damit stimmt mehr weniger die Angabe über die Grenze der Anäs¬
thesie überein Dieselbe sollte nämlich bis an die Höhe des 1-ten Len¬
denwirbels gereicht haben.
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550
len der Clarke’schen Säulen zum Vorschein, (Taf. XV. Fig.
8 6), allerdings zunächst zahlreicher auf der einen Seite. Während
aber die Zellen derClarke*sehen Säulen schon bei mässi-
ger Vergrösserung (Obj. No. 4). hervortreten, ist es nicht
wenig befremdend, dass auch da noch die grossen Vorder-
hornzellenbei mässiger Vergrösserung gänzlich vermisst
werden. (Taf. XV. Fig. 8 c). Erst bei Anwendung stärkerer
Vergrösserungen (Obj. No. 7) gelingt es, im Vorderhorn
hie und da, im allgemeinen sehr rare, ganz vereinzelte
motorische Vo r der ho r nzelle n von schwacher Tinktion
nachzuweisen. Das Vorderhorn enthält auch hier vermehrte, dick¬
wandige Gefässe und deutliche Gliavermehrung. Übereinstimmend mit dem
konstatierten Mangel an motorischen Vorderhornzellen ist das Fehlen
von au8tretenden Vorderwurzelfasern sowohl in Weigert’
sehen als auch in Azoulay’schen Präparaten (obwohl die Färbung
nach Azonlay zum Nachweis von peripheren Nervenfasern besonders ge«
eignet ist).
Erst in Schnitten aus dem mitteren und höheren Abschnitt des
lO ten Dorsalsegmentes finden sich zahlreiche motorische Vorderhomzel •
len und man sieht auch austretende Vorderwurzelfasem.
Durch die ganze Länge des 10-ten Dorsalsegmentes, wo auch die
chronische Meningitis nicht mehr anzutreffen ist, findet man in dem be¬
reits vollständigen Seitenstrangareal das Feld der Pyramidenseitenstrang¬
bahn hochgradig degeneriert. Es bietet dasselbe ein weitmaschiges, lücken¬
haftes Aussehen dar, doch ist diese Alteration nicht scharf auf die Py¬
ramidenbahn beschränkt und in der Höhe des 9-ten Dorsalsegmentes hört
dieselbe fast auf.
Mit dem Auf hören der retrograden Degeneration der Pyramidenbahn,
welche in unserem Falle unzweifelhaft als traumatische Reaction aufzufasn
sen ist, verbleiben nur noch die hinreichend bekannten aufsteigende-
Degenerationen.
Die Art, in welcher hier die Rückenmarksstruktur sowohl unter¬
halb wie auch oberhalb der Ruptur successive aufritt, verdient
Beachtung. Es ist gewiss etwas ganz gewöhliches, wenn unterhalb
der Läsion zu den hinteren Wurzeln in Beziehung stehende Nerven¬
fasern angetroffen werden. Auffallend ist es hingegen, dass oberhalb
der Ruptur auf einer relativ beträchtlichen Längsausdehnung die
hintere Rückenmarkshälfte gänzlich fehlt. Unzweifelhaft spielt die
stärkere Adhärenz der verdickten Meningen an der hinteren Rücken¬
marksperipherie eine Rolle, aber ebenso wahrscheinlich ist es, dass die
starke, aufsteigende Degeneration der Hinterstränge und die in unserem
Falle noch höher oben zu konstatierende retrograde Degeneration in der
Gegend der Pyramidenbahn dabei von Einfluss waren. Bemerkenswert
ist es, dass sich eine fast analoge Querschnitts - Figur von ober¬
halb der Läsion in einem von Kelly 1 ) mitgetheilten Falle findet.
*) Journal of nervous and mental disease 1896 p. 721.
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551
Unter wie oberhalb der Ruptur zeigt sich das erste Auf¬
treten von Markfasergehalt im Vorder-und Seitenstrange an de¬
ren innerstem, der grauen Substanz zunächst anliegendem Ran¬
de. Da auf-und absteigende Fasern schwerlich eine kontinuirliche
Schicht in der unmittelbarsten Nachbarschaft der grauen Substanz
bilden dürften, liegt es nahe, in denselben Abkömmlinge von Strang¬
zellen desselben Niveaus der grauen Substanz zu erblicken. Es ent¬
steht daher die Frage, inwiefern deren Auftreten in den erwähnten
Strängen bei Erhaltensein bloss gewisser Theile der grauen Sub¬
stanz mit der nach der Golgi’schen Methode bei Embryonen ge.
wonnenen Resultaten bezüglich der Verbreitung von Strangzellen
übereinstimmt. In dieser Beziehung ist folgendes zu bemerken: Un¬
terhalb der Ruptur ist auf der Seite, auf welcher ausser der Mittel¬
zone auch das ganze Hinterhorn stark von Lücken durchsetzt er¬
scheint, selbst der vordere Abschnitt des Seitenstrangs ganz mark¬
los (Taf. XV. Fig. 2) und zeigt sich eine Umrahmung von markhal¬
tigen Nervenfasern nur am Vorderstrang. Während aber dieser Be¬
fund mit der Angabe v. Lenhossöks') wonach die Seitenstrang¬
zellen in der Mittelzone und im Hinterhorn ihren Sitz haben sollen,
gut übereinstimmt, wird oberhalb der Ruptur, auch da, woselbst von
der Mittelzone nichts zu sehen ist, der vordere Theil des Seitenstrangs
vom innersten Rande aus markhaltig, (Taf. XV. Fig. 5), aller¬
dings in geringerem Grade, als der Vorderstrang. Es scheint daraus
zu folgen — die Schlussfolgerung verlangt jedenfalls eine gewisse
Reserve — dass bei reichlichem Abgehen von Strangzellenfasern
aus dem Vorderhorn, was in der in Rede stehenden Partie ober¬
halb der Läsion statthat, auch der vordere Abschnitt des Seiten¬
strangs solche erhält und demgemäss müsste sich auch im Vorder¬
horn eine Minderheit von Strangzellen für den vorderen Seiten¬
strangabschnitt finden.
Unterhalb der Läsion erscheint in unserem Fall auf der Höhe
des 2-ten Lumbalsegmentes das ventrale Hinterstrangsfeld durchwegs
hochgradig degeneriert u. z. auch da, wo die Hintertränge bereits
reichlich markhaltig sind. (Taf. XV. Fig. 3). In der Gegend der stärk¬
sten Degeneration dieses Feldes enthält dasselbe kein Blutpigment.
Erst tiefer unten, wo das ventrale Hinterstrangfeld nicht mehr
degeneriert ist, ist Blutpigment, oft zwischen den Nerven¬
fasern, sichtbar. Angesichts des Befundes von Blutpigmeut läge es
gewiss nahe, die Degeneration des ventralen Feldes auf eine in
dessen Gebiet stattgehabte Blutung zurückzuführen. Gegen diese
') Feinerer Ban d. Centralnervensystems 1895.
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552
Annahme spricht aber entschieden der Mangel von Blutpigment in
der grössten Ausbreitung der Degeneration') Vielmehr ist es -wahr¬
scheinlicher, dass die Degeneration des ventralen Hinterstrangfeldes
durch Zerstörungen innerhalb der grauen Substanz, woher die Fa¬
sern dieses Feldes ihren Ursprung nehmen, verursacht wurde. Da
die Degeneration sich sehr weit von der Stelle erstreckt, wo die
Hinterhörner bereits unversehrt sich finden und erst dort sich zu vermin¬
dern beginnt, wo die Lücken in der Mittelzone aufhören, so ist anzuneh¬
men, dass die entsprechenden Zellen ihre Lage, wenn nicht,in der Mit¬
telzone selbst, so doch wenigstens in deren nächsten Nähe haben.
Dieser Lokalisation könnte noch am ehesten entsprechen die Ansicht
Rothmanns’), nach welchem Strangzellen für das ventrale Hin¬
terstrangfeld an der Basis des Hinterhorns sich befinden sollten.
Keineswegs aber darf man dieselben weiter nach rückwärts ver¬
legen.
Sowohl unterhalb als auch oberhalb der Läsion fehlen in
dem sonst unverzehrteii Vorderhorn die motorischen Vorderhorn¬
zellen u. z. in einer verhältnissmässig recht beträchtlichen Längsaus¬
dehnung. Noch auffallender erscheint der Umstand, dass oberhalb
der Ruptur, im unteren Abschnitt des 10-ten Dorsalsegmentes, das
eben erst aufgetretene, bis dahin gänzlich fehlende Hinterhorn eine
recht bedeutende Anzahl von Zellen der Clarke’sehen Säule
aufweist, während in derselben Höhe in dem schon beträchtlich
tiefer unten in voller Ausdehnung bestehenden Vorderhorn nur hie
und da, im allgemeinen sehr rare, ganz vereinzelte, stark abgeblasste
motorische Vorder hornzellen sich beim emsigen Suchen unter stärke¬
rer Vergrösserung auffinden lassen und inAzoulay’schen Prae-
paraten daselbst jede Spur von motorischen Wurzelfasern vermisst
wird. Es verdient dies umsomehr Beachtung in Anbetracht der
von Erb’) mitgetheilen Fälle von Poliomyelitis anterior chronica nach
Trauma. In den Fällen von Erb, wie in denjenigen wenigen in der
Literatur mitgetheilten, handelt es sich um schleichend einzetzende
Paresen und Atrophien der oberen oder unteren Extremitäten je
nach der Region der Einwirkung des Traumas, welches unmittelbar
von keinen schweren Folgen begleitet war. Als anatomisches Sub-
') Auch hat es nicht den Anschein, als würde es sich nm eine
primäre traumatische Erweichung dieses Gebietes handeln u. ist zu beach¬
ten, dass die Commiss. poster. noch von der vollständigen Wiederher¬
stellung des ventralen Hinterstrangfeldes sich zeigt.
*) Arch. f. Anat. u. Phys. Thys. Abth. 1899.
s ) Deutsche Zeitschrift für Nervenheilkunde XI
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653
strät dieses Processes nimt Erb ein eklektisches, langsam fortschrei¬
tendes Erkranken der motorischen Vorderhornzellen an. Entspre¬
chende Obduktionsresultate liegen nicht vor und sollten in der näch¬
sten Zukunft solche auch gewonnen werden, ist es noch fraglich, ob
dadurch die Entstehungsweise der Veränderungen wie der Kausal¬
nexus mit dem vorausgegangenen Trauma eine Klärung erfahren
wird. In dieser Beziehung ist daher der Befund in unserem Falle
sehr lehrreich. Im Anschluss an eine allerdings sehr schwere Rücken¬
marksverletzung — in dieser Hinsicht jedenfalls abweichend von den
Fällen Erbs — finden wir beträchtlich weit von der Stelle,
wo das Vorderhorn erhalten ist und auch einen gewissen
Markfasergehalt aufweist, einen hochgradigen Untergang von moto¬
rischen Vorderhornzellen, der noch nach dem Auftreten von Zellen
in den Clarke’sehen Säulen eines bisdahin sehr beschädigten
Hinterhorns andauert. Es beweist dies, dass unter gegebenen Umstän¬
den, infolge eines Traumas thathächlich vorzüglich die motorischen
Vorderhornzellen der Vernichtung anheimfallen können, was in un¬
serem Falle in Begleitung einer viel schwereren Läsion und in einiger
Entfernung von derselben, in den Fällen Erbs dagegen ohne ander¬
weitige Verletzung geschieht.
Auch über den Hergang, weshalb in manchen Fällen gerade die
motorischen Vorderhornzellen ergriffen werden, dürfte vielleicht unser
Fall Aufklärung verschaffen. Im Vorderhorn trafen wir nämlich dort,
wo es eben noch erhalten ist, dickwandige Blutgefässe mit verengtem
Lumen an, so wie Vermehrung von Glia, welche kaum ohne Einfluss
auf den Untergang der motorischen Vorderhornzellen, von deren di¬
rekter traumatischer Beschädigung abgesehen, geblieben sind. Es
ist daher denkbar, dass manchmal die Wirkung des Traumas auf
das Rückenmark sich zunächst einzig in dem Hervorrufen von relativ
leichten, klinisch symptomlos bleibenden, nekrobiotischen Verände¬
rungen innerhalb der grauen Substanz, speciell des Vorderhorns
äussert, denen sich die Folgen von Gefässalterationen sammt Zunahme
des gliösen Gewebes in langsamerem oder rascherem Tempo hinzu¬
gesellen. Möglich auch, dass in einem so veränderten Vorderhorn
vor allem die grossen Zellkörper auf derartige Nutritions-Störungen
reagieren.
Von den auf — und absteigenden Degenerationen sollen im
Folgenden nur gewisse Punkte zur Sprache kommen
Aufsteigende Degeneration findet sich im Hinterstrang, in der
Gowers’schen und in der Kleinhirnseitenstrangbahn.
Bezüglich des Hinterstrangs ist Folgendes zu bemerken: Die
dorsale Zone des Hinterstrangs, welche sich hinter der bereits mark-
Poln. Arohir f. biol. u. med. Wittenteh.
Archive« polon. d. «ciono. biol. et medio. 3“
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554
haltigen Wurzeleintritts- und mittleren Zone befindet, erscheint
noch im 8-ten Dorsalsegment degeneriert. Erst im 7-ten Dorsalseg¬
ment beginnt auch diese Zone markhaltig zu werden und bekommt
imö-ten Dorsalsegment ein normales Aussehen.
Der ventrale, ummittelbar hinter der Commissura posterior ge¬
legene Hinterstrangabschnitt wird erst in der Höhe des 1-ten Dor¬
salsegmentes von der Seite her markhaltig, während bis dahin in
diesem Gebiete nur ganz zerstreute und wenige Nervenfasern ent¬
halten sind.
Die Clarke’schen Säulen, deren Faserausfall von der Hin¬
terstrangdegeneration abhängig ist, zeigen in diesem Falle von kom¬
pletter Kontinuitätsunterbrechung viel klarer als bei Tabes dorsalis
und anderweitigen Läsionen das differente Verhalten zwischen me¬
dialer und lateraler Partie. Während nämlich der mediale Abschnitt
auf einer beträchtlichen Längsausdehnung ganz licht und faser-
arm verbleibt, wird der laterale Abschnitt, nach aufwärts an Breite
zunehmend faserreicher. (Taf. XV. Fig. 7). Mit anderen Worten die
Ansicht Lissauers, der zufolge der mediale Theil des Fasernetzes im
Gebiete der Clarke’seben Säulen von tiefer unten eintretenden
hinteren Wurzeln, der laterale Theil hingegen von hinteren Wurzeln
ungefähr desselben Niveaus herstammt, wird vollständig bestätigt.
Die Clarke’schen Säulen werden in unserem Falle erst ge¬
gen ihr oberes Ende, im 2-ten Dorsalsegment, im ganzen Areal fa¬
serreich.
Nebstbei sei hier auf die abnorme Lage der Clarke’schen
Säulen in den unteren Dorsalsegmenten hingewiesen. Dieselben sind
mehr als gewöhnlich nach vorne gelagert und berühren sich fast
gegenseitig.
Die aufsteigende Degeneration des Hinterstrangs begrenzt sich
im obersten Dorsal- und im Halsmark auf den Goll’schen Strang,
von dem noch beiderseits der lateralste Streifen markbaltig bleibt.
Ausser dem lateralen Streifen sieht man im oberen Halsmark einen
von ventralen Feld her, längs des Sept. post, mehr oder weniger weit
nach rückwärts sich erstreckenden, sehr dünnen, nach hinten sich
noch mehr verschmälernden, markhaltigen Streifen.
Betreffs der aufsteigenden Degenerationen des Seitenstrangs,
sei hervorgehoben: Die Degeneration der Gower’schen Bahn ist
eine beträchtlich intensivere, als die der Kleinhirnseitenstrangbahn
übrigens confluiert das Areal beider im unterem Dorsalmark bis an
die Peripherie heranreichenden Bahnen. Im obersten Dorsal- und im
Halsmark treten lateral vom degenerierten Gowers’schen Bündel im¬
mer mehr gnt gefärbte Nervenfasern auf, wodurch die degenerierte Go-
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555
w e r s’s c h e Bahn fast gänzlich (mit Ausnahme des vorderen Endes) von
der Peripherie weggedrängt wird. In letzteren Abschnitten nimmt auch
das Degenerationsgebiet des Gowers’sch'en Bündels bedeutend ab.
Bezüglich der absteigenden Degenationen sei Folgendes bemerkt:
1) Trotz der totalen Querläsion des obersten Lumbalmarks
erstreckt sich die absteigende Hinterstrangsdegeneration im dor-
somedialen Sakralfeld nicht auf den untersten Konusabschnitt, wo
der Hinterstrang beiWeigert’scher Färbung im ganzen gut gefärbt
erscheint. Man muss daher in Übereinstimmung mit L. M. Müller 1 )
annehmen, dass die absteigenden Fasern des dreieckigen
Feldes im untersten Sakralabschnitt überwiegond
keine Fortsetzungen des ovalen und dorsomedialen
Feldes darste 11 en.
2) Dagegen findet sich ganz ausnahmsweise im diesem Fall,
durch das ganze Sacralmark, fast bis an das Filutn terminale heran¬
reichend, eine ziemlich gut umschriebene Seitenstrangdegeneration
deren Form und Lage eine der Pyramidenseitenstrangbahn des un¬
teren Rückenmarkabschnittes entsprechende ist. Man wird also, be¬
sonders in Rücksicht auf die Befunde von Döjerine und Tho¬
mas*), welche die Pyramidenseitenstrangbahn erst im Filtim ter¬
minale authören lassen, das Vorkommen von individuellen Verschie¬
denheiten bezüglich der Höhe, in der diese Bahn verschwindet, an¬
zunehmen haben.
Einzelnbefnnde im Falle II.
Dieses Rückenmark rührt her von einem 17-jährigen Burschen,
welcher von einem Baum, 4 Meter tief herunterstürzend sich eine Fraktur
des 1-ten Lendenwirbels zuzog. Exitus letalis 32 Tage nach erfolgtem
Trauma.
Das Rückenmark wurde in Mülle r’scher Flüssigkeit aufgehoben;
von demselben wurden hierauf dünne Scheiben nach M a r c h i behandelt
und ausserdem Schnitte nach den im Falle I. angeführten Methoden ge¬
färbt.
Als Sitz einer ausgedehnten Läsion zeigen sich nun das Lumbal¬
mark und die drei oberen Sakralsegmente. Betroffen ist vor allem die
graue Substanz nnd in manchen Schnitten, speziell in denen aus dem mitt¬
leren Lumbalmark, ist die Läsion fast ausschliesslich auf die graue
Substanz beschränkt.
Des genaueren ist der Querschnittsbefund folgender: An den Me¬
ningen stellenweise deutliche Kern Vermehrung, am stärksten ist die Kern-
’) Untersuchungen über die Anatomie u. Pathologie d. untersten
RUckenmarkab8chnitte8. -Deutsche Zeitschr. für Nervenh. 1898.
*) Cit. nach. Ziehen „Nervensystem“ p. 266.
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556
anhänfung in der Piaduplikatar innerhalb der Fissnra long. antef. Die
meningealen Blutgefässe sind im allgemeinen, in ihrer überwiegenden
Mehrzahl nicht wesentlich verändert, nur einige wenige besonders am vor¬
deren Umfang zeigen eine Verbreiteruug der Adventitia, theilweise auch
der Intima. In manchen Schnitten erscheint die Zentralarterie innerhalb
der Fissnra ariter. durch die enorm gewucherte Endothelschicht unweg¬
sam und ohne Lumen. Im Gegensatz zu den meningealen Blutgefässen
sind die des Rückenmarks selbst durchwegs in den Wandungen stark
verdickt und von minimaler Lichtung. Besonders auffällig an den Rü-
ckenmarksgefässen ist die starke Verbreiterung der Adventitia, deren
Schichten mächtig aufgebläht sich darstellen, aber auch starke Intima¬
wucherung ist nicht selten anzutreffen. Am ganzen peripheren Rücken¬
marksumfang dichte Anhäufung von sebr grossen, meist runden, nicht
selten aber auch länglichen, häufig vakuolisierten Zellen, die überwiegend
nur einen Kern besitzen. Der von diesen Körnchenzellen (Epitheloiden)
eingenommene Rand ist im oberen Sakral- und unteren Lumbalmark ziem¬
lich breit, so dass derselbe in W e i g e r t-P aTschen Präparaten schon
makroskopisch als Randabblassung hervortritt, während er im mittleren
Lumbalmark ganz schmal bleibt. Ausser am Rande finden sich solche
Zell enanhäufun gen auch tiefer, u. z dann den Blutgefäss Wandungen anlie¬
gend. Da, wo diese Zellen in der Nähe von Blutgefässen mit stark ge¬
blähter Adventitia angehäuft sind, ist der allmälige Übergangder
Form 1 ) derAdventitiazellenin solche der Körnchenzel¬
lensehr auffallend. An wenigen Stellen der weissen Substanz im
Anschluss an Blutgefässe massige Leukokyteninvasion, hie und da zer¬
streute, vereinzelte Kerne.
Die graue Substanz ist durchsetzt von zahlreichen kleineren und
grösseren unregelmässig begrenzten HerdeD, welche in Karmin- und
van Giesson’schen Präparaten meist blass und strukturlos erscheinen.
In manchen Schnitten haben viele dieser Herde schon bei schwacher
Vergrösserung ein gelbliches Aussehen und bei stärkerer Vergrössernng
zeigen sich massenhaft rothe Blutkörperchen, grösstentheils beträchtlich
ausgelaugt, manchmal aber noch ziemlich gefärbt. Stellenweise ist die
graue Substanz rarefiziert, so dass nur wenige Gliafasern und in dieses
Gebiet hineinragende Blutgefässe zurückgeblieben sind. Die zwischen den
nekrotischen Herden vorhandene graue Rückenmarkssubstanz stellt sich
als körnige mit Detritus und mässiger Kernanhäufung untermengte Masse
dar, auch minimale Spuren von Blutpigment sind da nachweisbar. Die
grossen Vorderhornzellen heben sich in Karmin und van Gieson’schen
Praeparaten nur wenig von ihrer Umgebung ab und ist in denselben ein Kern
wie auch ein Kernkörperchen kaum oder gar nicht zu erkennen. In Weigert-
PaTsch e n Präparaten ist die gesammte graue Substanz ohne Unterschied
gleichmässig auffallend hell; mikroskopisch vermisst man in derselben das
*) Es finden sich da nicht selten Bilder, welche vollständig den
von Fr. Hartmann („Klinische u. patb. anatom. Untersuchungen über
d. unkomplizierten traumatischen Rückenüiarkserkrankungen“. Jahrb. f. Psych.
u. Neurol. XIX Bd. beschiebenen und abgebildeten gleichen; es ist also
die bindegewebige Herkunft dieser Zellen erwiesen.(vgl. Stroebe 1. o.)
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5B7
Vorhandensein von Nervenfasern mit Ausnahme von einigen wenigen in
der nächsten Nähe des Hinterstrangs.
Das Gebiet der grauen Substanz erscheint wie beträchtlich auf Ko¬
sten der weissen Substanz vergrössert. Thatsächlich überzeugt man sich
an W eigert-Pal’schen Präparaten (Taf. XV. Fig. 9), dass von der
weissen Substanz nur gewisse Bezirke gefärbt sind. Es
sind dies: Die Hinterstränge mit Ausnahme des ventralen
Abschnitt es, diePyramidenseitenstrangfelder, eine schma¬
le äussere Zone des Seiten- und Vorderstrangs, die im
mitteren Lumbalmark makroskopisch der Peripherie anzuliegen scheint,
tiefer unten aber von derselben wegen der breiteren Handaffektion etwas
entfernt bleibt. Von der inneren Partie des Seitenstrangs, insbeson¬
dere von deren vor der Pyramidenbahn gelegenen ziemlich breiten Schi¬
chte ist überhaupt nichts zu erkennen. Dieses Gebiet konfluiert derart mit
dem der grauen Substanz, dass man die laterale Begrenzung der eigent¬
lichen grauen Substanz nicht konstatieren kann.
Die vorderen Wurzelfasern sind ganz degeneriert.
Die hinteren Wurzeln sind überwiegend gut erhalten,
doch zeigen in den meisten derselben wenige oder winzige Bündel stär¬
kere Veränderungen. Gar nicht selten findet sich in der in Rede stehen¬
den Höhe einkleinerer oder etwas grösser Herd vollvonDe-
tritus und Markzerfallsproducten in einer hinteren
Wurzel, gerade unmittelbar hinter dem Eintritte der¬
selben ins Rückenmark 1 ).
Von dem im Vorigen beschriebenen Bilde zeigt nur der oberste Ab¬
schnitt der Querschnittsläsion, d. i. der untere Theil des 1-sten Lumbal¬
segmentes, ein abweichendes Verhalten. Einerseits ist da die laterale
Hälfte eines Vorderhorns sammt der ihr anliegenden inneren Schicht des
Seitenstrangs ziemlich gut erhalten und zeigt sich hier nur leichte Quel¬
lung von Markscheiden und Achsenzylindern. Andererseits aber enthält
die überwiegende graue Substanz eine beträchtliche Vermehrung von übri¬
gens sehr dickwandigen Blutgefässen, zwischen denen vollgepropft Körn¬
chenzellen (Epitheloiden) sich finden. Auch die Körnchenzellenausbrei¬
tung in der weissen Substanz ist in dieser Höhe eine mehr diffuse und
findet sich hochgradigster Markscheidenzerfall auch in denjenigen Partien
der weissen Substanz, welche tiefer unten gut gefärbt waren, wie z. B.
im ganzen Hinterstrang, in der Pyramidenbahn. Stark lädirt zeigt sich
ebenfalls eine hintere Wurzel, Höher oben (also im mittleren und oberen
Theil des 1 sten Lumbalsegmentes 2 ) kann schon von einer Querschnitts-
affection weder der grauen noch der weissen Substanz die Rede sein.
Mann trifft nur noch da, dann im XII. Dorsalsegment einen ganz zir¬
kumskripten Erweichungsherd, von meist geringem Umfang an, u. z. bloss
auf der rechten Seite, ein kleineres oder etwas grösseres Gebiet im vor-
*) Auch im Falle I. findet sich in einem Präparate an ganz identi¬
scher Stelle ein analog aussehender Herd.
a ) Die Grenze der Anästhesie reichte vorne ungefähr bis an die
Mitte des Oberschenkels, was mit der Begrenzung der Hauptläsion gut
vereinbar ist«
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558
deren Abschnitt des rechten Hinterstrangs einnehmend. Im Xl-ten Dor¬
salsegment *) findet man endlich eine das rechte Ilmterhorn in ganzer
Breite einnehmende Erweichung von spitzovaler Form (vgl. Schmaus
„Vorlesungen“ p. 409 und Virchows Archiv B. 122), welche von der
Subst. gelatin. Rolandi bis in die Hinterhornbasis hineinreicht und ausser
Epitheloiden und Detritus noch an manchen Stellen reichlich Blutpigment
enthält. Bemerkenswert ist es, dass in unserem Fall das Gebiet der
rechtseitigen Clarke’schen Säule durch den spitzovalen Hinterstrangsherd
eine beträchtliche Verlagerung erfahren hat, ohne aber irgendwie sichtbar
an Markfaser- und Zellengehalt eingebüsst zu haben.
Im XI und XII Dorsalsegment stellt sich die hintere Hälfte des
peripheren Seitenstrangrandes in nach Weigert-Pal gefärbten Schnitten gut
gefärbt dar und lassen sich da Lücken in Folge von Quellung von Achseuzylin-
dern und Markscheiden nicht nachweisen; im vorderen Theil des Seitenstrang¬
randes und stellenweise auch hinten in den tiefen Schichten, entsprechend
schon der Pyramidenbahn, zeigen sich nicht selten Gruppen von Fasern in
Quellung.
Schon am Übergänge zwischen dem Lumbal- und Dorsalmark findet
sich eine starke Ependymwucherung mit Anhäufung von Kernen zu bei¬
den Seiten und hinten vom
Zentralkanal, welcher den
ersten Anlaufzu einer Erwei¬
terung zeigt. Von da aufwärts
bis in die Höhe des 2-ten
Dorsalsegmentes ist der Zen¬
tralkanal mehr oder weniger
beträchtlich erweitert: dersel¬
be ist entweder mit einer weit
noch hinten gerichteten Spitze
sagittal gestellt oder er ist
frontal gestreckt und mitunter
besitzt er eine rautemförnige
Gestalt. Überwiegend ist der
Zentralkanal von Epithel aus¬
gekleidet und zeigt derselbe
dann nur stellenweise geringe
Unterbrechungen, durch wel¬
che das in der Nähe des Zen¬
tralkanals befindliche feinfa¬
serige und weitmaschige Glia-
gewebe in den Zentralkanal
eindringt. Ein ganz abwei¬
chendes Aussehen bieten aber Schnitte aus der Höhe etwa des
3-ten Dorsalsegmentes, wo der Epithelüberzug wie förmlich auseinan¬
der gesprengt erscheint. (Siehe nebenstehende Figur). Die hier an
Stelle des Zentralkanals gelegene Höhle ist direkt von einer breiten
*) Bei diesem Patienten war oberhalb der Anästhesiegrenze eine
sehr breite hyperästhetische, bis an den Nabel (d. i. bis an das
Innervationsgebiet des 10 ten Dorsalnerven) heranreichende Zone vorhan-
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559
weitmaschigen aus feinfaserigem, gliösem Gewebe bestehenden Schicht um
geben, der abgebröckelte Stücke vom Epithelbelag oft in sonderbarster
Lagerung beigemengt sind, während das Lumen der Höhle nur noch in
einer winzigen Ausdehnung von Epithel begrenzt ist. Im Gegensätze zu
dem den Zentralkanal zunächst umgebenden und locker gefügten Gewebe
findet sich weiter nach aussen, zu beiden Seiten, besonders aber hinten
eine beträchtliche Anhäufung von Kernen, mit Verdichtung des Gliagewe¬
hes, welches sich zwischen die Hinterstränge in der Richtung des Sept.
med . post, fortsetzt, wobei ausser dem vorderen Abschnitt des Hinter
Strangs tiuch noch die Commissura posterior gänzlich geschwunden ist.
Ein leichterer Grad von Wucherung des gliösen Gewebes in der Richtung
des Sept . med. post, zwischen die Hinterstränge hinein war übrigens
stellenweise auch tiefer unten bemerkbar und in der Höhe des 10-ten
Dorsalsegmentes fehlte auch in geringer Längsausdehnung die Com -
miss. post.
In diesem Fall erzeugte das Trauma zahlreiche nekrotische Herde.
Der Umstand, dass mit alleiniger Ausnahme des spitz-ovalen Hin¬
terhornherdes im XI Dorsalsegment, überall sonst Blutpigment nur
in minimaler Spur sich vorfindet, weist darauf hin, dass beim
Entstehen aller übrigen Herde Hämorrhagien keine wesentliche
Rolle gespielt haben. Erst] nachträglich kam es in einer Anzahl
derselben zu Blutungen und dementsprechend zeigen sich uns in
denselben, 32 Tage nach statt gehabtem Trauma, nicht Pigment,
sondern rothe Blutkörperchen mehr oder weniger ausgelaugt.
Diese ursprünglich traumatisch - nekrotischen Herde haben im
Sakral- und unteren Lumbalmark ihrem vorzüglichen, im mittle¬
rem Lumbalmark fast ausschliesslichen Sitz in der grauen
Substanz.
Da in den nach Weig ert-Pal') gefärbten Querschnitten aus
den erwähnten Höhen secundäre Strangdegenerationen noch feh¬
len, stellen sich in denselben u. z. besonders in Schnitten aus dem
mittleren Lumbalmark Bilder dar, welche ganz das Aussehen haben
wie nach temporärer Unterbindung der Bauchaorta beim Kaninchen.
Wie nämlich bekannt, haben Ehrlich undBrieger’) nachge¬
wiesen, das beim Stenson’schen Versuch, durch Kompression
der Abdominalaorta Paraplegie und Anästhesie der hinteren Extre¬
mitäten zu erzeugen, es sich um eine Nekrose der grauen Substanz
den, was mit der Höhe des im Hinterstrang oder in dessen Nähe existie¬
renden Erweichungsherdes ebenfalls harmonieren könnte.
f ) M a r c h i’s c h e Präparate aus dieser Höhe sind weniger instruk¬
tiv, da in denselben gerade die bei W e i g e r t’s c h e r Färbung tingierten
Abschnitte schwarze Schollen enthalten.
Zeifcschr. für kl. Medicin VH. zitiert nach Singer und Münzer.
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560
des unteren Rückenmarkabschnittes handelt und dass sich dabei
Degenerationen in den vorderen Wurzeln, dann in den Vordersei¬
tensträngen, mit Ausnahme einer schmalen Zone an deren äusser-
ster Peripherie finden, während die hinteren Wurzeln normal blei¬
ben und im Hinterstrang nur die unmittelbar hinter der Commisaura
posterior gelegene Partie alteriert ist. Sing er und Münzer 1 ) stell¬
ten bei Anwendung der March i’schen Methode fest, dass von dem Vor¬
derseitensträngen besonders die die graue Substanz umgebende Zone
stark degeneriert, während nach der Peripherie zu die Degeneration
an Dichte abnimmt und dass die Gegend der Pyramidenseitenstrang¬
bahn gänzlich frei bleibt. Damit stimmt nun das Verhalten in un¬
serem Fall vollständig überein. Wir sehen nämlich im Vorder- und
Seitenstrang ausser den Pyramidenseitenstrangfeldern nur noch
eine ziemlich schmale äussere Zone erhalten und vom Hinterstrang
ist das ventrale Hintetstrangfeld degeneriert; weiters sind die vor¬
deren Wurzeln hochgradig beschädigt, die hinteren Wurzeln dagegen
verhältnissmässig sehr wenig.
Ausser der temporären Unterbindung der Abdominalaorta wur¬
de in neuerer Zeit behufs Nekrotisierung der grauen Substanz des
unteren Rückenmarkabschnittes von Lamy 1 ) und dann von
Rothmann*) das Hervorrufen von experimentellen Embolien, wel¬
che das Gebiet der Zentralarterien bevorzugen, angewendet. Auch
bei diesem Verfahren ist, falls die Embolien innerhalb der weissen
Substanz rar bleiben, das Degenerationsgebiet des weissen Substanz
ganz analog denjenigen nach temporärer Kompression der Aorta ab¬
dominalis und Rothmann weist auch dafür nach, entgegen der
Ansicht von Lamy, dass es sich um sekundäre, von dem Untergän¬
ge von Zellen der grauen Substanz abhängige Degenerationen
handelt. Der Vorgang in unserem Fall ist unzweifelhaft einzig mit
dem Verfahren von experimentellen Embolien in Parallele zu setzen.
Es entsteht daher die Frage, ob man die in unserem Fall konsta¬
tierten analogen Degenerationen der weissen Substanz ebenfalls als
sekundäre aufzufassen hat oder ob die Veränderungen der grauen
und der inneren Schichten der weissen Substanz koordiniert, und durch
Störungen im Gebiet der stellenweise durch Endothelwucherung im Lu¬
men verlegten Zentralarterie bedingt sind, welche, wie Kadyi*)
*) Denkschrift der Wiener-Academie 1890.
*) Arch. de Physiol. 1896 p. 77, Archivesde Physiol. 1897 p. 184.
3 ) Sekundäre Degenerationen beim Hunde nach Ausschaltung d. Sa¬
kral und Lendenmarkgrau: Archiv f. Anat. u. Physiol. — physiol. Abth. 1899.
*) Über Blutgefässe des menschlichen Rückenmarks. Lemberg 1889.
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661
nachweist, Äste in das innere Drittel der weissen Substanz abgibt.
Trotz der wirklichen Schwierigkeiten, die sich der präzisen Beant¬
wortung dieser Frage gerade in unserem Fall entgegenstellen, dürfte
das Hervortreten der erhaltenen Pyramidenseitenstrangbahn, wie
der Umstand, dass die Verlegung des Lumens der Zentralarterie in¬
folge der Intimawucherung nur manchmal statthat, dafür sprechen,
dass wir auch hier der Hauptsache nach mit sekundären Degene¬
rationen zu thun haben. In Anbetracht dessen, dass in diesem Fall
bei W e i g e r t-P a l’s c h e r Färbung die aufsteigenden Strangdege¬
nerationen, wenn überhaupt, nur sehr schwach entwickelt sind,
muss man annehmen, dass in den in der Nähe der grauen Substanz
liegenden Schichten des Vorderseitenstrangs wie im ventralen
Hinterstrangfeld der Ablauf der Degeneration ein rascherer ist, als
in den übrigen Strangsystemen.
Das Verhalten der hinteren Wurzeln verdient in diesem Fall
besondere Beachtung. Läsionen von hinteren Wurzeln im Gefolge
von anderenweitigen traumatischen Beschädigungen des Zentralner¬
vensystems sind keine Seltenheit') und werden dieselben als pri¬
mär, direkt durch das Trauma entstanden angesehen. Was aber
dem Befunde im vorliegenden Fall besonderes Interesse verleiht,
ist der Umstand, dass in der Höhe des Lumbal- und oberen Sakral¬
markes mehrfach Schnitte angetroffen werden, in denen die hin¬
teren Wurzeln unmittelbar hinter deren Eintritts¬
stelleins Rückenmark einen kleineren oder etwas
grösseren Erweichungsherd voll Detritus, krümmeligen
Massen und Markzerfallsproduoten aufweisen. Die vorderen Wur¬
zeln dieser Gegend sind wohl durchgehends komplett degeneriert,
enthalten aber nirgends einen Herd von breiiger Beschaffenheit und
dasselbe gilt von den einzelnen weniger oder stärker degenerierten
Bündeln innerhalb der hinteren Wurzeln, welche sich in einiger Ent¬
fernung von der Lissauer’schen Randzone befinden. Diese merk¬
würdige Lokalisation der Erweichungsherde im Verlaufe der hinte¬
ren Wurzeln erinnert sehr an die bekannte Anschauung von Ober¬
steiner und Redlich*), wonach die Durchtrittsstelle durch die
Pia, wo die hintere Wurzel eine Einschnürung mit Markverlust er¬
fährt, einen Locus minoris resistentiae abgibt. Thatsächlich sieht
man in dem einen und anderen Präparat, in welchem am Quer-
*) Vgl. Schmau8:inVirchows Archiv B. 122 p. 481. Bineles:
Neurol. Centralbl. 1899. 875. Hartmann 1. c. p. 451.
*) „Über Wesen und Pathogenese der tabischen Hinterstrangde¬
generationen“ Arbeiten ans dem Laborat. d. Prof. Obersteiner. Heft 2.
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schnitt der Durchtritt der hinteren Wurzel durch die Ginschnürungs¬
stelle in der Pia zum Vorschein kommt, wie der Erweichungsherd
in die Eintrittstelle hinein sich fortsetzt und kaum dürfte sich je¬
mand wundern, wenn die Wirkung eines Traumas sich nicht aus¬
schliesslich auf letztere Stelle beschränkt'). Da sich auch im 1-ten
Fall unweit unterhalb der Ruptur, auf der Seite des noch sehr de¬
fekten Hinterstrangs an analoger Stelle die Überreste eines alten
Erweichungsherdes, umgeben von einer reaktiven Zone finden, ist
anzunehmen, dass derartige Befunde bei traumatischen Läsionen
gar nicht so selten sein dürften. Aber trotzdem wir konstatierten,
dass der Sitz der erwähnten Veränderungen in den hinteren Wurzeln
mit einer Stelle identisch ist, welche manche Autoren als Ausgangs¬
punkt der Tabes dorsalis ansehen und trotzdem diese Alteration
in unserem zweiten Fall so häufig sich findet, möchten wir uns doch
bezüglich der Frage, ob ein Trauma die Ursache einer echten Tabes
und nicht etwa eines bloss tabesähnlichen Symptomenkomplexes
abgeben kann, verneinend verhalten.
Unmittelbar oberhalb des Hauptherdes treten uns, wie r bereits
erwähnt, mächtige Proliferationsvorgänge an den Ependymzellen
entgegen und präsentirt sich von da angefangen durch den grössten
Abschnitt des Dorsalmarks das Bild einer Hydromyelie. Bei der
Häufigkeit von Hydromyelie im Anschluss an traumatische Rücken¬
marksläsionen *) wird man besonders im vorliegenden Fall, wo
Ependymzellenwucherung und Erweiterung des Zentralkanals bereits
in der nächsten Nähe der Einwirkungsstelle des Traumas auftreten,
berechtigt sein, die Hydromyelie als eine erworbene, durch das Trauma
bedingte*) anzusehen. Desto interessanter erscheint daher der hier
') In einem Schnitte zeigen sich auf der einen Seite drei kleine
von einander abgegrenzte Herde, von denen einer zu weit lateralwärts,
schon hinter dem Seitenstrang sioh befindet, als dass man in ihm eine
direkte Fortsetzung einer Erweichung an der Einschüürungsstelle erblicken
könnte. Doch ist nicht ausgeschlossen, dass lückenlose Serien — die leider
nicht angefertigt wurden — in den weiteren Schnitten einen solchen
Zusammenhang hätten aufweisen können.
Eine andere Erklärung für den angegebenen Sitz der Erweichungs-
herde, der zufolge vielleicht vorzüglich die Insertionsstellen der sonst
kaum straff angespannten Wurzeln einer traumatischen Läsion leicht un¬
terliegen, scheint doch beim gänzlichen Mangel von solchen Herden inner¬
halb der vorderen Wurzeln unwahrscheinlich.
’) Vergl. Minor: InternationalerCongress zu Moskau 1897.
*) Auch Schlesinger (Syringomyelie) zit. nach Bie 1 schowsky
Neurol, Centralbl. 1901 p. 349) beschreibt einen Fall von traumatischer
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auf der Höhe des 3-ten Dorsalsegmentes erhobene Befund. An letzte¬
rer Stelle ist der erweiterte Zentralkanal nur noch in winziger Aus¬
dehnung von Epithel begrenzt, meist ist derselbe direkt umgeben
von einem weitmaschigen Gewebe feiner Gliafasern, dem sich erst
weiter nach aussen, besonders hinten, eine sehr dichte Gliaschicht mit
starker Kernanhäufung, welche sich in den frontalen Abschnitt der Hin¬
stränge hinein fortsetzt, anschliesst. Dass die mangelhafte Ependym¬
auskleidung des Zentralkanals nicht durch die Konservirungs- und Be¬
handlungs-Weise bedingt ist, beweist am besten das Vorhandensein
von isolierten, wie versprengtaussehenden Stücken des Epithelbela¬
ges, innerhalb der weitmaschigen Gliaschicht, wobei es sich nur
manchmal um mit wucherndem Gewebe ausgelüllte Ausbuchtungen
des Zentralkanals bandelt. Es sind dies lauter Befunde, die schon
ganz in den Rahmen einer Syringomyelie hineinpassen, welche allen¬
falls auch erworben und speziell, wie neuere Forschungen zeigen,
traumatischer Herkunft sein kann. Schultz erführt zweierlei Mö¬
glichkeiten für die Entstehung einer Syringomyelie nach Rücken¬
markstrauma an, u. z. vorausgehende Hämatomyelie (vgl. auch Mi¬
nor 1. c.) oder Erweichung. Unser Fall würde eventuell eine dritte,
Möglichkeit für das Auftreten von Syringomyelie post Trauma dar¬
stellen, nämlich im direkten Anschluss an eine Hydromyelie
besonders wenn kompliziert mit Beschädigung (Zerreissung)
der Wandung des Zentralkanals*). Spricht aber auch Vieles
für die traumatische Genese der im Rede stehenden Verän¬
derungen und ist auch das Bestreben nach einer möglichst einheit¬
lichen Erklärung aller pathologisch-anatomischen Einzelnheiten eines
gegebenen Falles ganz berechtigt’), so ist doch hier mit Rücksicht
auf die kurze Zeit, die seit der Einwirkung des Traumas verfloss
und die zum Erzeugen solcher Veränderungen vielleicht doch nicht
ausreicht, Vorsicht geboten.
Luxation im unteren Brusttheil, in welchem nach dem, 3. Monate post
Trauma erfolgten Tode sich eine Erweiterung des Zentralkanals fast
Ober das ganze Brustmark verfolgen liess.
*) Fr. Schnitze „Congress zu Moskau“ 1897.
’) Vgl. in letzter Beziehung Schmaus „Vorlesungen“ p. 507,
wo auch Zerreissungen des Zentralkanals Erwähnung finden. Nebst¬
bei sei bemerkt, dass die Ansicht von Bielschowsky (1. c), wonach
die Wegsamkeit, d. i. die nicht erfolgte Obliteration des Zentralkanals
bei der Entstehung von erworbenen Hydromyelien von Einfluss ist, plau¬
sibel erscheint; eine solche Annahme ist bei unserem 17-jährigen
Patienten sehr berechtigt.
’) Vgl. Henneberg: Archiv für Psychiatrie Bd. XXXII. p. 566
„Beitrag z. Kenntniss der kombinierten Strangdegenerationen“.
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In unseren beiden Fällen handelt es sich um jugendliche Pa¬
tienten, bei denen sonst jede Ursache für pathologische Veränderun¬
gen innerhalb der Blutgefässwandungen fehlte. Im ersten Fall fin¬
den wir 7 Monate nach stattgebabtem Trauma eine sehr grosse
Anzahl von intermeningealen Blutgefässen stark alteriert. Im zweiten
Fall hingegen, in welchem der Patient nur 32 Tage das Trauma über¬
lebte, ist mit Ausnahme der enorm veränderten Zentralarterien nur
eine ganz geringe Anzahl von intermeningealen Blutgefässen sicht¬
lich beschädigt, während im Rückenmark selbst alle Randgefässe
ausnahmslos, auffallend hochgradig in ihren Wandungen verdickt
sind. Es beweist dies unzweifelhaft, dass ein grosser Theil von Blut¬
gefässveränderungen nach traumatischen Läsionen nicht die unmit¬
telbare Folge von deren mechanischer Verletzung, sondern vielmehr
sekundär durch den Gewebszerfall in der Umgebung bedingt ist.
Sonst wäre es ganz unverständlich, wesshalb in unserem zweiten
Fall die medullären Randgefässe in unvergleichlich grösserer Anzahl
affiziert sind als die intermeningealen. Es wäre aber auch gefehlt,
wollte man primäre Beschädigungen der Blutgefässwandung nach
Trauma in Abrede stellen (vgl. Hartmann 1. c.). Die Hochgradig¬
keit der Veränderungen gerade nach Trauma, wie der Umstand, dass
Strobe (1. c. p. 439) experimentell schon nach 24 Stunden pro¬
gressive Veränderungen an den Endothelzellen kleiner Blutgefässe
nachweisen konnte, zeigen, dass das Trauma auch direkt auf die
Blutgefässwandung schädigend ein wirkt. Allem Anschein nach kommt
es zwischen der traumatischen Erkrankung der Blutgefässe und der
des nervösen Gewebes zu einem Circulus vitiosus, indem die eine
Läsion sekundär den Grad der zweiten steigert und es könnte darauf
vielleicht, wie wir bereits erwähnt haben, die Möglichkeit einer Progres¬
sion etwa in Form einer Poliomyelitis anterior chronica nach einem
relativ nicht schweren Trauma beruhen. Das Trauma könnte näm¬
lich zunächst einerseits verhältnissmässig leichte nekrobiotische Vor¬
gänge an Bestandteilen der nervösen Substanz, andererseits gewisse,
wenn auch nicht gerade schwere Alterationen in den Blutgefäss¬
wandungen erzeugen. Durch den weiteren Ablauf des nekrobioti-
schen Prozesses kommt es aber sekundär zu einer Steigeruug der
Veränderungen innerhalb der Gefässwandungen, die ihrerseits wie¬
derum zu einem Fortschreiten im Untergange der nervösen Substanz
führen. Die Giia, welche bei schwerem Trauma ebenfalls mit be¬
troffen ist, braucht es bei leichterem Trauma nicht zu sein; im Ge-
gentheil sind die Gefässalterationen und das Zugrundegehen von
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665
nervöser Substanz geeignet, Gliawucherung 1 ) zu unterhalten, was
abermals für die nervöse Substanz von deletärer Wirkung ist.
Es erübrigt uns noch vom zweiten Fall die Konstatierung der
auf- und absteigenden Strangdegenerationen, wobei nur bemerkens¬
wertere Details hervorgehoben werden sollen.
In Mar chi’schen Präparaten finden sich starke, schon makro¬
skopisch sichtbare Degenerationen in den Hintersträngen, dann im
Gowers’schen Bündel, während die Kleinhirnseitenstrangbahn
nur relativ wenig degeneriert erscheint. Angesichts der noch nicht erziel¬
ten Einigung über die Höhe, in welcher beim Menschen die Kleinhirnsei¬
tenstrangbahnauftritt und bei dem neuerlichen Nachweis dieser Bahn
beim Thier (vgl. Rothmannl. c., daselbst Literatur) selbst nach Läsio¬
nen des Konus medullaris, dürfte das Verhalten dieser Bahn in unserem
Fall von Interesse sein. Wir sehen nämlich, dass die Degeneration
innerhalb der Kleinhirnseitenstrangbahn, trotzdem dieselbe auf der
Höhe des XII u XI Dorsalsegmentes noch durch die traumatische
Läsion von unmitettelbar hinter dem Gowers’schen Bündel gele¬
genen Randfasern einen, allerdings nicht beträchtlichen, Zuwachs
erfährt, dennoch eine sehr winzige bleibt. (Taf. XV. Fig. 10). Man
wird daher kaum fehl gehen, wenn man beim Menschen den
oberen Lutnbaltheil (1-tes Lumbalsegment) al s dengewöhn-
lichenOrt des ersten Auftretens derKleinhirnseiten-
strangbahn ansieht.
Obwohl die in unserem Fall degenerierten Kleinhirnseitenstrangfa¬
sern aus einem tieferen Rückenmarksabschnitt stammen, finden wir
die Degeneration im obersten Dorsalmark (Taf. XV. Fig 12) und im Hals¬
mark (Taf. XV. Fig. 13) über das ganze Querschnittareal der Klein¬
hirnseitenstrangbahn ausgestreut. Es würde dies mehr in Einklang
stehen mit dem Befund von Auerbach 1 ), welcher Befund für die
Flechsig’sche Bahn auf eine Mischung der Fasern aus verschie¬
denen Höhen hinweist.
Das stark degenerierte Gowers’sche Bündel konnte nicht nur
durch das ganze Rückenmark, sondern auch noch auf dessen hin¬
reichend bekanntem Verlauf durch Oblongata und Pons bis an die
Vierhügelgegend (weiteres Material war nicht zur Verfügung) ver-
') Obwohl ich in Übereinstimmung mit den Ergebnissen Stroebes
(1. c.) nach Rackenmarksdurschneidung anerkenne, dass die reparatorischen
Vorgänge im traumatischen Erweichungsherd von dem Bindegewebsappa-
rafc ihren Ursprung nehmen (vgl. auch Hartmann 1. c.), halte ich doch,
auf Grund des Befundes im Vorderhorn oberhalb der Ruptur in Falle I,
an Stellen relativ leichter nekrobiotischer Vorgänge einen Ersatz des ner¬
vösen Gewebes durch wuchernde Glia für möglich.
*) Virchows Arch. B. 124 Taf. IV. Fig 2 u. 3.
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566
folgt werden. Da oberhalb des Hauptberdes d. i. vom mittleren Ab¬
schnitt des l*ten Lendensegmentes an, eine Randaffektion fehlt und
höchstens noch minimale Gruppen von Nervenfasern direkt trauma¬
tisch lädirt sind, so folgt daraus, dass trotz der negativen Befunde
von Gowers und Schaffer (cit. nach Ziehen .Nervensystem*),
auch die aus Zellen das Lutnbalmarks stammenden Gowers’schen
Fasern theilweise in die Med. oblong, übergehen.
Während des Verlaufes durch das Rückenmark erfolgt eine
recht beträchtliche Reduktion des degenerierten Bündels, wie man
aus der Vergleichung der Fig. 10, Fig. 11, Fig. 12, und Fig 13 auf
Taf. XV ersieht. Obwohl in unserem Fall selbst bei darauf gerich-
terer Aufmerksammkeit nirgends ein Umbiegen von Fasern
in die graue Substanz hinein nachgewiesen werden konnte,
müssen wir doch, ebenso wie Ho che*) ein solches Abge¬
hen von Fasern als Ursache der Reduktion ansehen. Ziehen (1. c.)
versucht eine andere Erklärungsweise, wonach das allmählige
Hinüberwandern von kaudaleren Fasern des Gowers’schen Bündels
in das Gebiet der Flechsig’schen Bahn die angegebene Reduk¬
tion herbeiführen sollte. In unserem Falle hat es im obersten Dor¬
salmark, wie in der Halsanschwellung den Anschein, als würde die
Anzahl der degenerierten Fasern der Kleinhirnseitenstrangbahn eine
gewisse Steigerung erfahren, doch steht diese Vermehrung in gar
kleinem Verhältniss zu der so auffälligen Reduktion der G o w e r s’c h e n
Bahn; man kann daher letztere nur durch eine theilweise En¬
digung in der grauen Substanz erklären.
In der Oblongata ist eine Reduktion des Gowers’schen Bündels
durch Abgeben von Fasern an den Seitensstrangkern nicht vorhanden.
Nach Gowers soll das anterolaterale Bündel dicht bis zur
vorderen Pyramidenbahn heranreichen; Bechterew') bestreitet
dies auf Grund von entwicklungsgeschichtlichen Untersuchungen.
In unserem Fall sieht man die Degeneration längs des äusseren
Vorderstrangrandes bis an die Fissura unter, sich fortsetzen und ganz
ähnlich ist das Bild bei Weigert-Pal’schen Färbung im Fall I.
Im ersten Fall ist die Degeneration am Vorderstrangsrand im Hals¬
mark nicht mehr vorhanden, im zweiten Fall (Mar chi) wird diesel¬
be hier bedeutend schwächer und zieht sich im oberen Halsmark
von der Fissura unter, ganz zurück. Obwohl die Degeneration am
Vorderstrangsrand dem Gowers’schen Bündel anliegt, ist hiemit
die Hinzugehörigkeit zur Gowers’schen Bahn nicht erwiesen und
’) Arch. f. Psych. B. 28 . (cit. nach Ziehen).
') „Leitungsbahnen“ p. 89 .
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567
es könnte sich um das faisceau sulcomarginal ascendant Marie’s
handeln.
Bemerkt sei, dass auch in unserem zweiten Fall im Halsmark
die noch vorhandene dichtere Schollenanhäufung des Gowers’schen
Bündels sich meist mit Ausnahme des vorderen Endes von der Pe¬
ripherie, wo nur zerstreute schwarze Schollen verbleiben, zurück¬
zieht (Taf. XV. Fig, 13). Es folgt daraus, dass der periphere Rand
daselbst überwiegend von Fasern anderer Herkunft, welche mit der
Gowers’schen Bahn nichts zu thun haben, eingenommen wird.
Die Hinterstrangdegeneration präsentiert sich in Marchi’schen Prä¬
paraten nicht wesentlich abweichend von dem hinreichend Bekannten.
Anführen wollen wir nur, dass im Halsmark der ganze Golfs che
Strang von schwarzen Schollen bestreut erscheint (Taf. XV. Fig. 13)
und dass im unteren Dorsalmark noch mehrere Segmente nach der
Befreiung der Wurzeleintrittszone von Degeneration der ganze dorsale
Hinterstrangsrand reichlich schwarze Schollen enhält, (Taf. XV. Fig.
11). Es stimmt dies gut überein mit dem Befund im Fall I, wo erst
in der Höhe des 5-ten Dorsalsegmentes der dorsale Hinterstrangrand
(hintere Zone) ein normales Aussehen bekam; man darf daher
die hintere Zone als Aufnamsort für zerebral wärts ziehende Fasern
tieferer Wurzeln ansehen •).
In W e i g e r t-P a 1 ’ s c he n Präparaten ist ausschliesslich im
Hinterstrang eine aufsteigende Degeneration anzutreffen. Dieselbe ist
am Querschnitt erst in den oberen Dorsalsegmenten einigermassen
erkennbar, besser allerdings tritt sie da hevor, falls man die Entfär¬
bung beträchtlich länger als gewöhnlich fortsetzt. Im Halsmark wird
die Abblassung des Goll’schenStrangesje höherdesto mehr
deutlich,bleibt aber auch im obersten Halsmark mas¬
sig. (Taf, XV. Fig. 14). Dieser Befund, den man als beginnende, ab¬
steigend verlaufende Hinterstrangsdegeneration zu bezeichnen ver¬
sucht sein könnte, konstrastiert nicht wenig mit dem Verhalten in
Karmin- wie in van Gieson’schen Präparaten. Es ist nämlich in
letzteren der Ach e nzy lin derausfa 11 im G o ll’sche n Strang,
respektive tief unten im ganzen Hinterstrang ein überraschend
enormer und man gewahrt im bezeichneten Gebiete bei mässiger
Vergrösserung (Obj No. 4) an Stelle der bekannten „Sonnenbildchen“
überwiegend rundliche Lücken. (Taf. XV. Fig. 15). Die Anwendung
von stärkerer Vergrösserung (Obj. No. 7) überzeugt, dass es beson-
*) Vgl. C Mayer, in Jahrbücher f. Psych. B. XIII und Margulies,
in Neurol. Centralbl. 1896 p. 349.
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y
568
ders mehr oder weniger geschwellte Achsenzylinder sind, welche un¬
gefärbt bleiben, während zwischen denselben vermengt eine Minder¬
heit von feinen, gut gefärbten Achsenzylindern zu Vorschein kommt
Der Umstand, dass die bei Achsenzylinderfärbungen im ganzen
Verlaufe der sekundären 1 Degeneration konstatierten Veränderungen
wohl mit der Marchi’schen Methode, nicht aber mit der Wei-
gert-Pal’schen Färbung in Einklang stehen, findet allerdings
seine Erklärung in dem Nachweise Homöns*) wonach die ersten
Erscheinungen der sekundären Degeneration (natürlich bei Anwen¬
dung anderer Methoden als die M a r c h i ’s c h e) am Achsenzylinder,
der auiquillt, körnig wird und seine Färbbarkeit verliert, auftreten
können. Hingegen wäre es ganz unerklärlich, hielte man in unse¬
rem Fall auf Grund des Aussehens in W e i g e r t-P a l’s c h e n
Präparaten an dem Bestehen einer absteigenden Hinterstrangsde¬
generation fest, wesshalb denn in Karminpräparaten der Grad und die
Intensität der Veränderungen überall, oben wie unten, sich ungefähr
gleich bleiben. Es ist daher wahrscheinlicher, dass auch im vorlie¬
genden Fall das Absteigen der Hinterstrangdegeneration in Wei-
g ert-Pa l’sch e n Präparatenein nur scheinbares ist 1 ) und man darf
auch da annehmen, dass bei der Weigert’schen Färbung zu¬
nächst bloss ein Bruchtheil der lädirten Nervenfasern, diejenigen
nämlich, welche oberhalb der Läsion die längste Strecke zu durch¬
laufen haben, sich degeneriert zeigen und zwar umso deutlicher,
je gedrängter bei einander sie sich befinden, d. i. je höher oberhalb
der Läsion. Thatsächlich konnten wir an nach Weigert-Pal ge¬
färbten Längsschnitten überall oberhalb der Läsion das Beste¬
hen einer Hinterstrangdegeneration nachweisen, welche aufstei¬
gend, a n Blässe anhaltend zunimmt, und zwar propor¬
tional der Einengung des Degenerationsgebietes.
An dieser Stelle wollen wir noch einige Bemerkungen über
die Bedeutung der ventralsten, unmittelbar hinter der Commissura
post, an der Kuppe des Hinterstrangs gelegenen Fasern des Dorsal¬
marks hinzufügen. Für das analog gelagerte ventrale Feld des Sa-
cral- und Lumbalmarks ist bekanntlich eine überwiegend endogene
Abstammung der auch meist kurzen Fasern anzunehmen. Da in un¬
serem ersten Fall dieses Gebiet im Dorsalmark bis an die Höhe des
1-ten Dorsalsegmentes (Taf. XV. Fig. 7) nur ganz zerstreute und
') Exper. Beitr. z. pathol. Anat. d. Backenmarks; Fortschritte der
Medizin 1885.
’) Vgl. G. Bikeles in Neurol: Centralbl. 1900 No 4. u. 20.
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569
ebenso wenige Nervenfasern, wie im übrigen degenerierten Hin¬
terstrangabschnitte, enthält, so folgt daraus, dass beim Menschen
endogene Fasern des Dorsal m arks an bezeichne ter
Stelle zu keinem irgendwie kompakteren Bündel zu¬
sammentreten 1 ). Es ist aber möglich, dass eine winzige Faser¬
anzahl von langem Verlaufe aus dem ventralen Feld des untersten
Rückenmarkabschnittes sich noch im Dorsal mark an identischer
Steile fortsetzt. In Fällen von vorgeschrittener Tabes auch des Brust¬
marks finden wir nämlich da, hinter der Commiss. post, eine zwar
unbedeutende, jedoch unzweifelhaft etwas reichlichere Faseranhäu¬
fung, als in den mehr nach rückwärts gelegenen Partieen.
Gegen unsere Annahme, dass das ventrale Faserfeld des Brust¬
marks, mit Ausnahme vielleicht weniger aus dem Lendenmark
aufsteigender, endogener Fasern, exogenen Ursprungs ist, spricht ab¬
solut nicht die in Anschlüsse an die Hydro- (Syringo-) Myelie des
Brustmarks entstandene Degeneration im ventralen Hinterstrang¬
abschnitte, da es sich im letzteren Falle offenbar um die direkte
Folge einer Gewebszerstörung durch den gliösen Wucherungspro¬
zess handelt und hält auch Schlesinger 2 ) einen selchen Hergang
für möglich. Interessant ist es, dass an die erwähnten Veränderun¬
gen im vorderen Hinterstrangabschnitte in der Höhe des 3-ten Dor¬
salsegmentes sich eine an der ventralen Spitze des GoIPschen
Stranges gelagerte und bis an die Hinterstrangskerne hinauf rei¬
chende, sekundäre Degeneration anzuschliessen scheint. Man sieht
nämlich konstant in dem bei Weigert’scher Färbung sonst nur
sehr schwach degenerierten GolPschen Strang vorne eine viel
hellere Degeneration, von geringem Umfange. (Taf. NV. Fig. 14). Beim
ersten Anblick erinnert dies an den mehrfach bestätigten Befund von
Singer und Münzer (1. c.), wonach beim Thier die langen Fasern
des ventralen Hinterstrangfeldes höher oben in den GoIPschen
Strang übergehen. Ein solcher Vergleich ist aber nicht berechtigt
und vielmehr ist in Hinsicht auf die starke.Degeneration auch des
ventralen Abschnittes bis an die Höhe des 1-ten Dorsalsegmentes
in unserem I-ten Fall plausibel, dass auch im zweiten Fall durch
den in den vorderen Hinterstrangsabschnitt übergreifenden gliösen
f ) Vgl. Pineies: „Die Veränderungen im Sacral- und Lenden¬
mark bei Tabes dorsnlis“ Arb. aus d. Labor, d. Prof. Obersteiner, Heft
IV. dann Dejerine und Spiller Comp. rend. de la soc. de biologie
1895 cit. nach Pineies.
2 ) „Über Hinterstrangveränderungen bei Syringomyelie“ Arb. aus d.
Labor, d. Prof. Obersteiner Heft 3.
Poln. Archiv, f. biol. u. xned. Wissensch. 39
Archive« polon. de acieno. biol. et midie.
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570
Wucherungsprozess exogene Fasern von tiefen, hinteren Wurzeln
lädirt wurden, deren Fortsetzung im GolTschen Strang von vorn¬
herein zu erwarten ist.
Unterhalb der Läsion, im eigentlichen Conus mcduUaris (4. u.
5-tes Sacral-Segment) zeigt der Seitenstrang bei Marohi’scher Fär¬
bung bloss zerstreute, degenerierte Nervenfasern, dagegen ist der
Hinterstrang in toto degeneriert und von schwarzen Schollen einge¬
nommen. Zu einer auch in W e i ge r t‘sc hen Präparaten sichtba¬
ren, absteigenden IIinterstrang<legcneraUon ist es in diesem 2-ten
Fall noch nicht gekommen.
Zum Schlüsse sei noch erwähnt, dass ich anderswo 1 ) experimen¬
tell nachgewiesen habe, dass auch schon ein lokalisiertes Trauma sehr
ausgebreitete Veränderungen in Zentralnervensystem hervorrufen kann.
Kazowsky *) bestätigte dies und Hart mann (1. o.) konstatierte
in seinen Fällen, dass selbst weitab von der Stelle der stärkst en Ver¬
änderung Wurzeldegenerationen und Zellalterationen bestehen kön¬
nen. In unseron eben beschriebenen 2. Fällen, in denen allerdings
die Konservierung in Müller scher Flüssigkeit eine Färbung noch Nissl
nicht mehr gestattete, ist mit Ausnahme der förmlichen Zerreisung
des Zentralkanals auf der Höhe des d-ten Dorsalsegmentes im 2-ten
Fall keine anderweitige, beträchtliche Beschädigung von Nervensub-
stanz weitab von der Einwirkungsstelle des Traumas vorhanden. Es
berechtigt dies zur Annahme, dass für das Zustandekommen von
Veränderungen weitab von der Einwirkungsstelle der Traumas be¬
sonders solche Fälle wichtig sind, welche zu keiner Knochenfraktur
geführt haben. Wo eine oder sogar eine mehrfache Fraktur erzeugt
wurde, mag eher die Vehemenz des Traumas lokal sich erschöpfen.
Erklärung des Tafel XV.
Diese Lichtducktafel ist eine getreue .Reproduktion von Photogra¬
phien der diesbezüglichen Präparate des Verfassers. Dieselben sind
im Institute für deskriptive Anatomie der Universität in Lemberg mit dem
mittleren, horizontalen, mikrophotographischen Apparate von C. Reichert
aufgenommen worden.
Neben jeder Figur ist die Vergrösserung in Bruchform angegeben
d. h. das Verhältniss zwischen der Grösse der Figur und des Präparates.
Fig. 1 — 8 gehören zu Fall I; Fig. 9 — 15 zu Fall II.
Fig. 1, Fig 2 und Fig. 3 sind Photographieen von Querschnitten
U „Zur patli Anat. d. Hirn u Rückenmarks-Erschütterung“ Arbeiten
aus dem Laborat. des Prof. Obersteiner. Heft III.
5 ) „Beitr. z. Lehre v. d. Veräuder. d. Nervensystems bei Erschüt¬
terung“. Neurol. Central bl. 1899.
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571
des Rückenmarks (Taf. I.) unterhalb der stattgehabten Ruptur, aufge¬
nommen mit Reicherts Projektions-System von 100 mm Brennweite
(ohne Okular), Vergrösserung 4 /r Fig* K ist der Rupturstelle am näch¬
sten, Fig. 2. weiter unten und Fig 3. noch mehr von der Ruptur ent¬
fernt. Diese Präparate sind nach Weigert Pal gefärbt.
In Fig. 4 a ist bei einer etwas stärkeren (12-maligen) Vergösse-
rung, ein Theil eines ebensolchen Präparates dargestellt, wie in Fig. 1
und zwar ein hinteres Wurzelbündelund der Theil des Rückenmarks, in
welchem die betreffenden Wurzelfasern sich verbreiten. Zwei rechteckige,
mit b und c bereichnete Stellen dieser Figur sind bei noch stärkerer
(120-maliger) Vergrösserung in Fig. 4 b und Fig. 4 c dargestellt, in
welchen man markhaltige Nervenfasern (W e i g e r t-Pa l’s c h e Färbung)
unterscheiden kann. Fig. 4 b stellt einen Theil des Wurzelbündels dar,
woselbst man ausser dickeren Nervenfasern ganz feine (regenerierte) be¬
merkt; Fig. 4 c zeigt einen Theil der Rückenmark-Substanz mit zahl¬
reichen (dichten), feinen (regenerierten) Nervenfasern.
Fig. 5 zeigt bei dreifacher Vergrösserung einen Rückenmark-
Querschnitt oberhalb der stattgehabten Ruptur, samint Dura mater , ge¬
färbt nach W e i g e r t-F a 1, aufgenommen mit R e i ch e r t’s Projektions-
System von 100 mm Brennweite (ohne Okular).
Fig. 6 zeigt bei dreifacher Vergösserung einen Rückenmark-Quer¬
schnitt samint Dura mater etwas höher (als Fig. 5), oberhalb der Ruptur
(von 10-ten Dorsal-Segment), gefärbt nach Weigert-Pal.
Fig. 7 zeigt bei 13-maliger Vergrösserung einen Theil eines Rücken¬
mark-Querschnittes vom tnitteren Brustmark, nach Weigert-Pal ge¬
färbt. aufgenommen mit Reichert's Projektions-System von 50 mm
Brennweite (ohne Okular), ln den Hintensträngen findet man nur verein¬
zelte, zerstreute Nervenfasern mit gefärbten Markscheiden; die medialen
Theilo der Clarke’schen Säulen enthalten verhältnissmässig nur spär¬
liche Fasern, während in den lateralen Theilen derselben ein ziemlich
dichtes Fasernetz sich lindet.
Fig 8 a zeigt einen Theil eines Querschnittes von derselben Serie
wie Fig. 0, welcher jedoch mit Karmin gefärbt ist; Vergrösserung 11.
malig, Aufnahme mit Reichert’s Projektions System von 50 mm Brenn¬
weite (ohne Okular). In dieser Figur sieht man das Vorderhorn und einen
Theil dos fast quergestellten Hinterhorns
In Fig. 8 b ist ein Theil des Vorderhorns desselben Präparates
etwas stärker (ßO-raal) vergrössert und zwar das in Fig. 8 a mit b be*
zeichnete Rechteck, aufgenommen mit Reichert’s Obj. No. 3 mit Pro¬
jektions-Okular. Die Kernfärbung gestattet hier die Blutgefässe des Vor¬
derhorns zu unterscheiden; motorische Ganglienzellen sind gar nicht
zu sehen.
Fig. 8 c stellt jenen Theil des in Fig. 8 a abgebildeten Präparates
dar, welcher daselbst vom Rechteck c begrenzt ist, innerhalb dessen die
(Jlarke’sche Säule sich findet. Vergrösserung und Aufnahme, wie in Fig.
8 b. Ausser Blutgefässen sieht man in der Clark e’schen Säule ganz
deutlich Ganglienzellen.
Fig. 9. Ein Querschnitt aus dem mittleren Lumbalmark (Tall. II)
nach W ei g er t Pal gefärbt, aufgenommen mit Reichert’s Projektions-
System von 100 mm Brennweite (ohne Okular), zweimal vergrössert.
4t
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572
Gefärbt erscheinen die Hinterstränge (jedoch das ventrale Hinierstrang-
feld sehr blass), die Gegend der Pyramidenseitenstrangbahnen und ein
schmaler, äusserer Streifen der Testierenden Vorderseitenstränge. Auch
kontrastieren die meist gut gefärbten, hinteren Wurzeln mit den degene¬
rierten, vorderen Wurzeln (die Längsspalte im linken Hinterstrang ist
Artefakt).
Fig. 10, Fig 11, Fig. 12 und Fig. 13 sind nach Marc hi gefärbte
Rückenmark-Querschnitte (Fall II) fünfmal vergrössert aufgenommen
mit Reicher t’s Projektions-System von 100 mm Brenweite (ohne
Okular 1 .
Fig. 10 Querschnitt vom 12 Brust Segmente.
Fig. 11. Querschnitt vom unteren Brustmarke (10 oder 11 Segment)
Fig. 12. Querschnitt vom oberst.eu Brustmark.
Fig 12*. Querschnitt von der Intumescentia cervicalis .
Fig. 14 Querschnitt vom Halsmark (Fall II), gefärbt nach Wei¬
gert Pal, 2 ! /*-mal vergrössert. aufgenommen mit Reich er t’s Projek¬
tions-System von 100 mm. Brennweite (ohne Okular'. Der GoH’scIte
Strang, mit Ausnahme der vorderen, ganz lichten Kuppe zeigt nur geringe
Degeneration.
Fig. 15. Ein Theil eines Querschnittes vom Haisinnrk (Fall II), in
welchem das Septum intermedium und die anliegenden Tlieile des
GoH’schen und Burdach’schen Stranges zu sehet: sind. Kanninfär-
bung, Aufnahme mit Reicheres Obj. No 4 (mit Projektions-Okular).
Yergrösserung 160-mal. Im Go 11’selten Strang (links) ein auffallen¬
der Ausfall von Achsenzylindern (auch im hinteren Abschnitte), während
im Bu r d ach’sch e n Strange (rechts) fast alle Acltsettzylinder ganz
deutlich sichtbar sind.
Eingegangen im Februar 1902
e&o--
\
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Cllolque medicale de l’Acadeoiie Hititaire de Medecloe 4 St. Petersbourg.
(Chef; Profcsseur Dr. Pasternacki).
AlealiciU du sang dass les dtats Physiologien et pathologi^nes de l'oipime^
(Etüde de clinifjue experimentale).
Par
Mr. le Dr. en med. Witold Eugene Ortowski
ordinatear de la cliniqae.
Vu su gründe importante pour la vie animale, le sang a 6t .6
depuis longtemps l’objet de minutieuses recherches. Ces recherches
contribuant notablement ä leelaircir de nombreux phenomenes, qui
so piesentent dans Porganisme, les biologistes se posent toujours de
nouveaux problemes d’hematologie, ou, eil employant de nouvelles
inet Indes, cherchent a refcoudre ces problemes, qui jusqu’ ä präsent
iront. pas etc äclaircis d’une maniere satisfaisante. Un tel probleme
a resoudre, c’est präcisement la question de l’alcalicitä du sang.
II est connu depuis longtemps que le sang donne une räaction
alcaline. Pourtant les recherches sur Timportance de ce fait ne da-
tent que du commeneement de la septieme dizaine du siöcle dernier,
au moment ou Salkowski (1) parvint ä dämontrer que Tapplication
prolongäe de la taurine (qui se decompose dans Porganisme en de-
gageant Packle sulfurique), amene finalement chez les lapins la mort
rappelant des symptömes analogues a Pintoxication acide.
Walter (2) explique plus nettement les causes de cette mort.
Les experiences ont prouve que la reaction alcaline du sang est
indispensable a la vie, que Pintroduction des acides dans le sang
amene la mort, simplcmonten ötant au sang des substances basiques,
meme avant qu’il seit completement depourvu de substances alca-
lines; ainsi les lapins cessent de vivre des que la quantitä d’aeide
carbonique (CO,) dans le sang baisse ä 2,07 - 2,94%.
Des recherches qui ont suivi prouvent, que Porganisme animal
est, jusqu’ä un certain point, garanti contre les oscillations de Palca-
licite du sang, gräte ä certains regulateurs. Ces regulateurs chez les
carnivores sont plus exeitables et fonctionnent plus promptement
*) Ce travail a publik ea polonais dans le periodique medical
„Przeglqd lekarski*‘-Cracovie 1902 Nr. 1—8.
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574
que chez les herbivores. Cette rögulation est due chez les herbivores
aux alcahs fixes, au sodium (NallO) et au potassium (KPIO), d’apres
W a 11 e r (2); chez les carnivores et chez I’homme, avant, tout a rammo-
nium, d’aprös C o r a n d a (3), II a 11 e r v o r d e n (4) et v. L i m b e c k (5)»
et puis aux bases non volatiles, au sodium et au potassium, mais
le röle de ces derniers est insignifiant [Gäthgens (6), Biernacki(7)
et v. Limbeck (5)].
La prösence seule de la substance garantissant l’organisme
contre les oscillations de Talcalicitd du sang, prouve que l’alcalicitö
du sang doit etre d’une importance notable pour les fonctions de
Porganisme. Mais les recherches sur ce point n’ont pas röussi
jusqu’ ä präsent.
Vers la fin de la huitiöme dizaine du siöcle dernier on suppo-
sait que le degrö d’alcalicite du sang jouait un certain röle dans
la rösistance de Porganisme contre diverses infections [Behring (8),
Fraenkel (9), Gamaleia (10), Löwy et Richter (11), Neu¬
mann (11), Fodor (11) etc.]; mais cette thöorie a beaucoup perdue
de sa portöe, lorsque Buchne r (12) et Orthenberger ötaient
arrivös h prouver que la neutralisation du serum alcalin du sang
n’a aucune influence sur ses qualitös bactörieides.
Bien que les recherches sur Palcalicite du sang n’aient pas
contribuö jusqu’aujourd’hui Pexplication de son röle dans les di¬
verses fonctions normales, dans la pathologie eiles ont meite ä une
thöorie, qui explique la pathogenese de certaines maladies par Pauto-
intoxication avec des acides (v. Jaksch(13), Stadelmann (14),
Kraus (15) et autres).
Je ne veux point analyser ici la portöe de cette ttteorie que
j’ai minutieusement discutöe dans un de mes travaux anterieurs (KV),
je veux seulement signaler que cette tlteorie est fondee sur des
bases bien fragiles, comme je l’avais dejä promte dans le travail que
je viens de mentionner (16).
II est donc övident que les recherches sur ralcalicite du sang
n’ont donnö aucun rösultat positif. II semblait meine, que les ob-
servations cliniques eussent röduit ä rien Pimportance de ce facteur.
Effectivement, toute une sörie d’experiences (v. Jaksch (17),
C o n a r d (18), P e i p e r (19), Rumpf (20), Kraus (21), v. L i m b e c k
(22) etc.) a abouti ä cette conclusion que Palcalicite du sang varie
non seulement dans divers etats pathologiques, mais aussi dans la
meme maladie chez difförents individus. II est vrai que la plupart
des observateurs appliquaient des methodes tres peu exactes, comme
Pa prouvö Löwy (23). Cependant malgrö que Ton se füt servi de
la möthode exacte de Löwy (24), on n’a obtenu que des rösultats
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575
semblables. Lövy lui memo a constatö raccroissement de Palca-
licite du saug dans le diaböt • (1 cas, 4 analyses), dans la nephrite
parenrhymateu.se (I ras) et intersticielle (1 cas). dans l’endecardite
septique (1 cas, 2 analyses). dans 1 1 pneumonie croupeuse (1 cas),
dans la septicömie puerperale (1 cas, 2 analyses), dans rarthrite
(1 cas) et dans Pandmie (1 cas, 3 analyses), ndanmoins dans deux
autres cas de pneumonie croupeuse, de chlorose (1 cas), d’andmie
(1 cas) de rhumatisme articulaire aigu (1 cas) Palcalicitd du sang
a etc trouvde normale. Schultz-Schultzenstein (28), v. L i m-
bcck et Steindler (25), Karfunkel (26), Strauss (27) et
Brandenburg (28), ont constate chez malades febricitants tantot
Paugmentation, tantot letat normal de Palcalicitd du sang. Contrai-
rement a Popinion de Löwy, Karfunkel (26) a constatd dans
deux cas de diaböte un degrd normal d’alcalicite. Karf unkel (26)
Brandenburg (23) et Löwy (24) en ont observd Pabaissement
dans Pandmie, tandis que Strauss (27) n’avait pu constater ce
fait dans tous les cas observes.
Strauss (27) constate un rehaussement d’alcalicitd dans Par¬
ti i rite, Karfunkel (26) et Magnus-Levy (29), au contraire (34
cas), n’avaient trouve de changeinents ni pendant Pacces d’arthrite
ni pendant les intervalles. II est donc evident que, tout en appli-
quant la mdthode de Löwy. on n’arrive pas non plus a la conclusion,
que Palcalicitd du sang dans la meine maladie peut monter, baisser
ou bien se maintenir normale. On ignore, pour le moment, les causes
de cette inconstance. Ndanmoins ce fait est incompatible avec la
presence dans Porganisrne des regulateurs, qui servent maintenir
Palcalicitd du sang a un degrd constant. Eclaircir cette contradiction,
c’est le but du present travail.
II.
En abordant le sujet, je crois necessaire d’examiner la valeur
des methodes, dont on se sert, pour mesurer Palcalicitd du sang, et
avant tout de determiner la signification du terme: „atcalicite du sang*
pour donner plus de clarte ä mes recherches.
Les methodes pour mesurer Palcalicitd du sang peuvent. etre
divisdes en trois categories: 1) celles qui eonsistent ä mesurer Pal-
calicite du sang par la quantite des substances basiques qui se
trouvent. dans la cendre du sang, 2) d’apres la quantite d’acide car-
boni([ue contenu dans le sang (Walter (1), Meyer (30), Min¬
kowski (31), 3) d’apres le resultat de la titration. Les deux pre-
mieres methodes ont etc avec raison abandonndes non seulement
des clinicistes, mais aussi des physiologistes. En effet, toute une Serie de
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576
travaux ont prouvö, que par la mdthode gazom^trique on ne peilt
meme ddterminer cette partie des bases qui se trouvent dans des
substances anorganiques du sang (S wiatecki (32), Kraus (21)
etc.), les rösultats etant älteres par certains facteurs qui nous eehap-
pent, comme par la condensation de C0 a dans les bronchioles
[Cohnstein (33)]. La methode de calcination ne donne que des
rdsultats erronnds cause de la prösence, dans la cendre du sang,
de Tacide phosphorique qui pendant la calcination dlimine les
autres acides volatiles de leurs combinaisons, de sorte que cette m6-
thode donne des chiffres d’alcalicitö supörieurs aux röels [Hladik
(34)]. Enfin les experiences de Lehmann (35) ont d<?montr6 que
l’alcalicitö du sang dc*pend, non seulement des bases inorganiques,
mais surtout des bases organiques. Quelques uns de ces corps or-
ganiques donnent par eux-meines une reaction alcaline, d’autres
sont, comme Tont dömontrd [Hamburger (36), Lehmann (37),
L ö w y et Zuntz (38)], des substances albumineuses neutres, qui
pourtantse decomposent continuellement, sous l’action de CO a ,enpro-
duisant des bases. Une nnSthode parfaitement exacte doit aussi prendre
en considöration cette partie d'alcalicitö, que le sang tient de la
presence des substances organiques. Les diverses methodes de titra-
tiou suffisent plus ou moins pour atteindre ce but. Ddjä en 1867
Z u n tz (39) avait recommande une mdthode de titration. Ces dernräres
methodes peuvent etre toutes classees en trois groupes. Le premier
comprend les mßthodes qui, avant la titration, exigent la d^coloration
du sang, c’est ä dire lelimination des globules rouges au moyen de
filtration, de dialyse etc. [Kraus (21) Danilewski (40) etc.]. Le
deuxieme groupe comprend les methodes de titration du sang naturel
inalter<5 [Landois (41), v. Jak sch (17)]. Enfin le troisieme com¬
prend les methodes qui consistent en la titration du sang aux glo¬
bules rouges dissoutes [Lüwy (42), Schultz-Schultzenstein
(43), Berond (44), v. Limbeck (45), Engel (46) et d’autres]. L)e
toutes ces möthodes il n'y a que la titration du sang aux globules
rouges dissoutes qui donne des resultats exacts et constants [Loewy
(23), Berendt (44)]. Les autres methodes donnent des resultats va¬
riables, selon la temperature et la rapidite du proeddd.
En passant sous silence les autres methodes, je ne veux
nroccuper que de celles de Loewy et de Landois-Jak sch, que
j’ai appliquees dans mes expöriences.
La methode de Lüwy (23) consiste a verser 5 cc. de sang direc-
tement du vaisseau sanguin dans 45 cc. d’une solution d’oxalate d’am-
monium neutre ä 0,2%; les globules rouges se dissolvent dans
cette solution; ensuite on titre 5 cc. de ce liquide avec une solution
\
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57 ?
’/jj- normale d’acide tartrique jusqu’ a neutralite; de la il est facile
de calculer ralcalicite en miligrammes de NaOIl par 100 cc. du sang.
Voici le methode de Landois-Jaksch: on mele des volumes
egaux d’un melange de sang et de Solutions titrees d’acide tartrique
k differentes concentrations; ces Solutions titrees sont des meianges
d’une solution saturtSede snlfate desodiurn avec une solution , /i 0 " nor “
male d’acide tartrique, prepartfe non pas a l’eau, comme le con-
seillent Landois et v. Jak sch, mais plutot k une solution
satureo de sulfate de sodium, suivant les indications de Szczer-
bakow (47). Apres avoir fait tout une serie de ces meianges de
sang .avec des Solutions titrees d’acide, il ne reste qu’ a cherchor,
dans lequel des tubes la reaction du melange est neutre et a cal¬
culer, suivant cette constatation, l’alcalicite du sang en miligr. de
NaOIl par 100 cc. de sang.
J’en arrive k mes experiences.
III.
En etudiant la riche litterature concernant notre sujet, il est
impossible de ne pas remarquer, que l’abaissement d’alcalicite du
sang a etd constate principalement dans ces etats pathologiques
dans lesquels, d’apres les observations les plus recentes (v. Lim-
beck (45), Janowski (48), Troicki (52) et bien d’autres), le sang
presente une plus grande resistance aux Solutions salines. En parlant
de resistance, j’entends non pas la resistance (rimmunite) aux divers
agents septiques, mais celle ä l’action des Solutions salines dissol-
vant les globules rouges, particulierement au chlorure de sodium.
On peut mesurer cette sorte de resistance par le degrd de concen-
tration de la solution du chlorure de sodium, dans laquelle les
globules rouges commencent k se dissoudre. Plus la solution, pro-
voquant cet effet, est diluöe, plus la resistance du sang est consi-
derable. Le degre de resistance du sang varie non seulement- dans
difförentes maladies, mais aussi chez des sujets sains. Comme une
certaine partie des substances basiques du sang est contenuo dans les
globules rouges [L o e w y (23)], on pourrait supposer, que l’inexactitudo
de diverses methodes, excepte celle de Loewy, provienne de la va-
riabilite de la resistance des globules rouges: cette partie d’alcalicite
du sang, que nous trouvons immediatement apres avoir tir6 une
portion de sang, par exemple aumoyen de la methode de Landois-
Jaksch qui est la plus usitee, varie meme chez des sujets sains
selon les variations de la resistance du sang; plus cette resistance
est considerable. plus la partie d’alcalicite, dependant de la decom-
Position des globules rouges, est insignifiante et vice versa.
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578
La quantitE de globales rouges est Evidemment aussi d’une gründe
importanoe; plus le sang abonde en globules rouges, plus la partie d'al-
calieite, qui provient de la dissolution de ces globules, est considE-
rable. En admuttant cette theorie, il faudrait supposer que da ns deux
portions du sang pris ä deux personnes cette partie d’alealicitE, qui pro¬
vient de la dissolution des globules rouges, Etant calculEe pour la
liieme quantitE de globules dans les deux portions, serait propor-
tionnello au degre de resistanee de ces deux portions de sang.
J’ai fait toutos ces experiences sur des chiens, avec le sang
defibriuE; les expuriene.es prEliminaires ayant prouvE que cc sang
a le meine degre d’alealicite que celui contenant la fibrine.
J'ai dEterminE la resistanee du sang au moyen de la metbode
de Hamburger (53): je versais dans 16 Eprouvettes par lOcc. de So¬
lution de chlorure de sodium de concentration differente, depuis
0,3% jusqu’ä 0,6‘/ 0 (dans chaque Eprouvette suivante, la solution Etait
de 0,02% plus concentrEe que dans la precEdente), j’ajoutuis ensuite
dans ehacune de ces Eprouvettes lcc. de sang dEfibrine, apres les avoir sc-
couees je les gardais pendant 24 lieures dans la tempErature du la-
boratoire (17*5—20'' C); au bout de ce temps je faisais la revue de
mes eprouvettes, et je marquais celle dans laquelle la couclie supe-
rieure du liquide etait le moins coloree. Si dans rEprouvette a 0.5°,,
de NaCl. la couclie supErieure Etait dEcolorEe et que dans celle
ft 0,48% se trouvät. une faible coloration, je dEterminais la resistanee
du sang ä 0,49% de NaCl.
J’ai donc disposE mes experiences de maniEre ä dEterminer tout
d’abord le nombre de globules rouges dans 1 mim 3 de sang de chien,
ä dEterminer ensuite 1’alcalicitE du sErum apres la coagulation spon-
tanEe du sang, enfin a dEterminer la rEsistance et FalcalicitE du
sang dEfibrinE, en appliquant les mEt.hodes de Loewy et de Lan-
dois-Jaksch.
Voici quelques unes de mes experiences.
ExpErience I.
5/1 1901 Un chien pesant 14 k°. Le nombre de globules rouges
par 1 mm 8 = 5,342.000. Leur resistanee = 0,49% Na CI. L’alcalicite
du sang d’npres la metbode de Loewy = 336 mlgr. de Na Ci. par
100er L’alcalicitE du serum apres la coagulation spontanEe = 160 mlgr.
ce qui fait 47.6% d’alealicite totale; les globules rouges contienneut par
consEquent 172 mlgr. (52,4%) de substances alcalines.
En determinant par la metbode de Landois-Jaksch, j’ai obtenu:
(-}- 17,5—20° C) des resultats suivants:
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679
1) aprfts 10' total 198 mlgr. et de t;lob. rouges dissoutes 38 mlgr.
2 ) , « 240 _ ' . „ 80 „
137,6 „
142
174
6) n n 297,5 „ n „ „ fl
4) , 60' „ 302 r „ , jf „ „ „
5) „ 6 h. 334 r „ „ „ , „174 „
Experience IE. Le 8 janvier 1901. Un chien pesant 3200 grm. Norabre
d- globales rouges d&ns 1 mm 3 de sang: 5,210.000, donc 1,025 fois moins
que «Inns l’exp proc. Leur rosislance zz 0,57% de Na CI, donc 1,16 fois
l-lus Faible que da ns l’exp I L’alcalicite du sang d'apres la methode de
Loewy 369 2 mlgr. de Na OH °/o L’alcalicite du serum 203 mlgr
(55%); donc les glob ronges en contiennent 166,2 mlgr. (45%).
La methode de Landois Jak sch a donne:
1) apres 10* total 2^5 mlgr. et de glob rouges dissoutes 42 mlgr.
2)
» i v ••
29t „
” v r
fl
fl
91
3)
.. 30' .
361 „
r n n
r )
n
158
»
4)
„ 60' ..
363 r
n fl >’
n
n
160
5)
* 6h. „
361 5 „
v m 1
TJ
161,5
<!)
24’
„ ^ ?•
368,0 „
» M
n
n
165,9
n
Experience III. Le 16 fävrier 1901. Un chien pesant 10 kg. Nom-
bre de globales rouges dans 1 mm 3 de sang: 6.025,000, donc 1,13 fois
davantage que dans l'exp. I. et 1,16 fois davantage que dans l’exp. II. La
resistance de globules — 0,53% de Na CI, donc 1,08 fois plus faible
que dans l'exp. I. et 1,076 fois plus forte que dans l'exp. II. L’alcalicite
du sang d’apres Loewy 350 mlgr., celle du serum 165 mlgr. (47, 14%),
donc dans les globules rouges - 185 mlgr. (59, 86%).
Determination par la methode de Landois-Jaksch:
1) apres 10' total 212 mlgr. et de glob. rouges dissoutes 47 mlgr,
2) „ 15' „ 263 „ . . „ „ 98 „
3) „ 30' , 331 , , „ „ „ „ 166 n
4) „ 60' „ 338 „ „ „ , „ . 173 ,
5) „ 24 h 348 ,, „ „ „ „ „ 183 „
Experience IV. Le 19 fevrier 1901. Un chien pesant 6,500 gr.
Le nombre de globules rouges dans 1 mm 1 4,821.000, donc 1,107 fois
moins que dans l’exp. I, 1,09 fois moins que dans l’exp. II, et 1.25 fois
moins que dans l’exp. III. Leur resistance = 0,44% de Na CI , donc
I, 114 fois plus forte que dans l’exp. I, 1,3 fois plus forte que dans l’exp.
II. et 1,2 fois plus forte que dans l’exp. III. Alcalicit6, d'apres la methode de
Loewy, 310 mlgr., celle du serum 160 (51,9%) donc 150 mlgr. (48,1 %)
dans les globules rouges.
Par la methode de Landois-Jaksch:
1) apres 10' total 191 mlgr. et de glob. rouges dissoutes
2) „ LV r 226 w n ., r „ „
6) » 3U n 2/0 n n r> n r> n
'0 n 60 M 275 „ n n n r>
Pour comparer deux cas (experiences), il faut pour un de ces cas
ealcaler li partie de l’alcalicite totale. d4pendant des globules rouges en
dissnlution, qui repondrait a la quantit.6 de globales rouges, trouvee
dans le sang de l’uutre cas; apres avoir fait cette reduction, nous trouvons
que le rapport entre les parties de l’alcalicit6 du sang qui, dans les deux
31 mlgr.
66 „
110 ,,
115 '
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580
cas de pendent des globules rouges en dissolution, est egal au rapport
entre los rosistences des globales rouges dans les deux cas compares.
En effet ce rapport pour les exp. I. et II est: 1) au bout de 10
min. 1,13 = (“'j; 0 “) 2) au bout de 15—1,166; 3) au bout de 30'-1,18;
4) au bout de 60' — 1,15; 5) au bout de 6 h. — 0.95 ; au moyen de la m6-
thode de Hamburger on trouve pour ce rapport 1,16.
Pour les experiences III. et I. ces rapports se pr£sentent ainsi:
1) au bout de 10'—1,095 = ( i ); 2) au bout de 15'—1,078 3) au bout
de 30'- 1,068, 4) au bout de 60'—1,077; le rapport entre la resistance
du sang dans ces deux experiences, trouve au moyen de la methode de
Hamburger est ögal ä 1,08.
Pour les exp. II et III. ces rapports se prösentent ainsi: 1) au bout
de 10'—1,04 (= 4 ‘ 4 * 16 -) 2) au bout de 15' — 1,078, 3) au bout de 30'—1,05,
4) 60' —1,07, 5) au bout de 24 heures 1,05; nous trouvons le meme rap-
porfc, en mesurant la resistance du sang au moyen de la methode de
Hamburger, (1,076).
Pour les experiences I. et IV.: 1) au bout de 10'—1,118 (—
2) au bout 15'—1,96 ; 3) au bout de 30'1,—127; 4) au bout de 60'—1.118. Eu
determinant le rapport entre les resistances des globules rouges en ces
deux cas, au moyen de la methode d’Haraburger nous trouvons: 1,114.
Pour les experiences II. et IV.: 1) au bout de 10'—1,27 (= 1 0 4 * S( ) ;
2) au bout de 15'—1,28; 3) au bout de 30'—1,32 4) au bout de G0 f -1,29;
entre les resistances, mesurees au moyen de la methode de Hamburger
le rapport est egal ä 1,3.
Pour les experiences III. et IV.: 1) au bout de 10' —1,213
2) au bout de 15' —1,188, 3) au bout de 30'- 1,2, 4) au bout de 60' —1,2;
en determinant la resistance du sang au moyen de la methode de Ham¬
burger le rapport est egal ä 1,2.
Ces experiences prouvent (Tune maniere Evidente, que le resul-
t.at de la methode de Landois * Jaksch de determiner l’alcalicite
du sang dopend en grande partie du nombre de globules rouges
et de leur resistance. II en est de meine, quand nous nous servons
des methodes, qui consistent en titration da sang apr&s l’ölimination
de globules rouges; car il est impossible d’eliminer les globules rouges
du sang humain, sans les detruire plus ou moins. Par cons^quent
il laut renoncer tout a fait ä ces methodes, meine dans les recher-
ches comparatives.
IV.
Mes experiences conduisent de plus ä la conclusion, que les
globules rouges conthnnent une partie considörable de bases du
sang, c’est a dire 45-53°/ 0 de l’alcalicite totale. Nous arrivons ä la
presomption que cette circonstance peut etre la väritable cause de
ces variations de l’alcalicite du sang, variations inexplicables au
premier coup d’oeil, mais constatöes par tous ceux qui se
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581
servent de la mEthode de Löwy. Pour rEsoudre ce problEme
il etait indispensable de masurer ralcalicite du sang chez des
sujets malades aussi nombreux que possible, en dEtcrminant dans
chaque cas particulier le nombre de globules rouges du sang. J ? ai
fait ces expEriences principalement sur des malades internes de la
clinique du Prof. Dr. Pasternacki, puis sur des malades exter¬
nes de cette clinique, enfin sur quelques-uns de mes malades dans
les Etablissements de bains du Caucase, notamment il Es¬
sen tuki pendant les saisons de 1900 et de 1901. J’examinais le
sang de ces personnes apres le dejeuner (the), d’abord au micro-
scope, apres quoi je mesurais la quantitE d’hemoglobine au moyen
de l’appareil de Govers, ensuite je comptais le nombre de globu¬
les rouges, enfin je mesurais ralcalicite du sang. Je comptais cha¬
que fois plus ou moins 1600 globules rouges (16 grands carreaux),
de sort-o que l’erreur, provenant de la methode d’observation, mon-
t.ait il peine 1,2—2,1% [Abbe (54]; en comptant les globules
blanches,jo le faisais dans 100 champs de Vision.
Quant ä ralcalicite du sang je la mesurais ä l'aide de l’alcali-
metre d’Engel (46), construit d’apres le „melangeur“ pour les glo¬
bules rouges: on delaie dans cot alcalimetre 0,05 ctm. cub. de sang,
tirE du doigt, de 100 parties d’eau distillee, d’une rEaction neutre ;
on titre cette portion du sang aux globules rouges dissoutes, avec
une solution V^-normale d’acide tartrique, jusqu’A ce qu'une
goutte du melange, qu’on laisse tomber sur un papier lacmus, ne
donne plus de coloration rouge. Du nombre des centimotres cubes
de la solution titree qu’on a employEs, on peut facilement calculer
1’alcalicitE du sang par miligr. de NaOH. sur 100 centm. cub. de sang.
Avant de me servir de cet appareil pour mes expEriences
j’en ai dEterminE la prEcision par raisonnement suivant: Engel
emploie pour ses titrations une solution ^-normale d’acide tartri-
quo, c’est k dire d’une solution tres delayEe, mais süffisante pour co-
lorer visiblement en rouge le papier bleu de lacmus, ou le papier
de lacmo’ide.
La question se prEsente pourtant, si une seule goutte de cette
faible solution, delayEe encoredeöCC. de liquide neutre, ne perdrait
pas de son action sur le lacmus. En effet, une goutte d’un mElange
de 0*05 CC. de cette solution, avec 5 CG. d’eau distillee, d’une
reaction neutre, n’agissait pas sur le bleu du papier de lacmus, mal-
gre la grande sensibilite du papier dont je me servais puur mes ex¬
pEriences, et qui se.colorait en rouge d'une goutte de liquide cmi-
tonant 2,6 ctm. d'une solution 7 l0 -normale d’aeide tartrique
dans 1 litro d’eau distillee d'une reaction neutre, Ce netait qu’en
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582
ajoutant 0,075CC. de solution V 75 -normale d’acide tartrique que
j’obtenais uno coloration rouge du papier de lacmus. laquelle pour-
tant disparaissait bientot. 0*1 CC. de cette solution a pour effrt une
ration rouge plus prononcde.
Pour ddterminer avee plus de pröcision l’erreur possible. prove-
nant de la cause mentionnde plus haut, pendant. la titration de
0,05 cent. cub. de sang, delayd avec 100 CC. de l’eau distillee, je
procedais de deux manieres:
1) Je laissais couler 5 CC. de sang directement de l’artere femorale
d un chien dans 45 CC d’une 0*2 [i j c solution neutre doxalate d’ammonimn.
Je prenais 5 CC. de ce melange pour determiner son degre d'alealicite
par la metliode de Loewy. Apres avoir strictement neutralis.'i une autre
portion de 5 CC du meme melange au inoyen d’une solurion 1 nor¬
male d’acide tartrique, j’ajoutais ä ce nouveau melange de l'eau distillee
neutre jusqu’au volume de 50 CC J obtonais de cetle maniere 50 CC. de
liquide, contenant 0,5 CC. de sang genuin; javais donc tiu sang centuple-
ment delaye, comine dans l’appareil dEngel, ayant ses globules rouges
dgalement dissoutes avec cette seule difference. qu‘il donniit une reaction
neutre au lieu d’alcaline. En ajoutant ä 5 CC. de ce melange neutre
d’une solution x j lh -normale d’acide tartrique, j’ai constate que 0*1 CC.
de cette derniere solution suffit pour qu’une goutte de melange produise
une coloration rouge du papier de lacmus, laquelle persiste pendant 5 mi-
nutes. II en resulte, quen se servant d’alcalimötre d' Engel pour de¬
terminer l’alcalicite du sang, on doit ajouter toujours 0,1 CC de plus de la
1 | 75 -normale solution d’acide tartrique qui n’est pas indispensable pour
la neutralisation; et puisque cette quantite de solution
d’acide tartrique repond strictement d 106,6 mlgr. de NaOH. (°/„) d
faut, par consdquent, du chiffre de l’alcalicite, qu’on a obtenu, retrancher
106.6 mlgr.
II. Je versais 5 CC de sang directement de l’artere femorale du
chien dans 45 CC. d une 0 2"/ 0 solution d'oxalate d’ammonium neutre. L’alca¬
licite du sang, dans la premiere experienoe de cette categorie, mesuree par
la metliode de Loewy, etait de 216 mlgr de NaOH. (“/„). Je delayais
5 cc. du liquide obtenu, ayant les globules rouges dissoutes, parladilitio»
de 45 CC. d’eau distillee ä reaction neutre. De cette maniere, le sang
genuin se trouvait centuplement delaye, j’avais donc le meme degr6 de
dilution que dans l’alcalinietre d Engel. Pour neutraliser 5 CC. de ce
sang delayö, il a fallu 0.3 CC. d’acide tartrique. En calculaut d’apres Engel
l’alcalicit^ du sang, on obtient le nombre de 320 mlgr. de NaOH qui
surpasse de 104 mlgr. le nombre reel.
Je ne citerai pas toutes mes experiences de cette categorie;
dans quelques-unes je delayais ä dessein le sang, non plus au een*
tnple mais plus ou inoins de fois, et le nombre de 106.6 diminuait
ou augmentait en proportion.
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583
Toutes ces experiences mcnent ä cette conclusion, que l’alca-
imetre d’Engel raarque Palealicitö de sangen chiffres de 106,6 mlgr.
de NaOII. (°/ 0 ) supPrieurs ä la quantite reelle, quand on se sert de
papier de laemus d'une sensibilitö prealablement determinee et
quand on considere la titration comme terminee du moment oü la co-
Ioration rouge du papier bleu se maintient pendant 5 minutes. J’ob-
servais rigoureusement cette dernirre condition dans toutes mes ex¬
periences, sans quoi les chiffres d’alcalicitö du sang qu’on obtnmt,
n’(3taient pas assez exactes pour et re com partes. (Thomas et a utres). Je
ne prolongeais point mes experiences au dela de 5 minutes, (re
que Loevy rocommande) cest que j’avais principalement en vue
ce qui est praticable dans les cliniques.
A cöte de Perreur que je viens d’indiquer, Pappareil d’Engel
donne des osrillations dans les limites de 8- 12 mlgr. (5%) ä cause de
la quantite du sang, relativement tres petite, dont on se sert dans
ces experiences. J ai reussi c\ constater et ä indiquer cette inexacti-
tude, propre ä tous les appareils, en comparant les resultats obtenus
et en inesurant Palcalicitö du sang de chiens au moyen des me-
thodes de Loewy et d’Engel*).
Si on satisfait <\ toutes les conditions enumereFs plus haut, on
trouve que Pulcalicite du sang chez les individus sains varie entre
240 et 267 milgr. de NaOII. par 100 CG. de sang. En mesurant l’aI-
calicite du sang plusieurs fois chez le memo individu, avec les pre-
cautions nöcessaires, j obtenais toujours les meines resultats, eon-
formes a ceux de Lüwy (24), de Limbeck (45) de Karfunkel
(26) de Strauss (27), de Brandenburg, (28), mais contraires
a ceux de Berend (44) seul.
Outre le laemus, je me servais aussi de lacmoYde. Dans ce cas
Perreur iPetant que de 119 mlgr. de NaOH. (°/ 0 ), on trouve l’alca-
licite du sang chez les individus sains de 269—292 mlgr. J’ai ce-
pendant bientot abandonne ce reactif a cause de sa preparation plus
compliquee; du reste, pour la titration du sang aux globules rouges
dissoutes, le lacmoide iPest pas indispensable.
*) II y a encore une autre source d'erreur dans Palcalimetre d’En¬
gel: 20 gouttes de solution ! / 75 - normale d acide tartrique ne repon
dent nullement k 1 CG. dans son appareil comme il le pretend. Par oon-
spquent, en calculant Palcalioite du saug suivant ses indications, da, res
le nombre des gouttes de solution emplovees, on obtient des ebiffres
difförant de la realitoe. Nons pouvons cependant eviter ces erreurs en comp¬
tant non pas lu nombre de gouttes, mais bien le nombre de centimetres
cubea du liquide titr6.
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584
V.
J’en arrive maintenant aux observations sur les malades: j'en
ai fait 138 sur 63 malades; de ce nombre, j’ötudiais 50 cas dans la
clinique medicale du prof. Pasternacki en 1901, deux dans l'am-
bulance de la meme clinique et 11 cas dans ma clientele privöe
a Essen tu ki.
Je faisais les mesurations dans des conditions identiques et
presque toutes je les ai reproduites plusieurs fois. Le tableau I pre¬
sente les rösultats obtenus. Si je faisais des mesurations deux jours
de suite, j’en donne la moyenne.
Ce tableau montre qu’en effet le degrö d’alcalicitö da sang n’est
pas le meme dans difförents ötats pathologiques, qu'il n’ost pas con-
stant dans la meme mala die cbez divers individus. Si nous incttons
au regard Falcalicitö du sang et le noinbre de globules rouges, nous
trouvons, que ces deux quantites sont toujours en raport constant: des
que le nombre de globules rouges du sang diminue, le degrö de son
alcalicitö devient moindre; quand le nombre de globules rouges est
normal, Falcalicitö est aussi normale. Je regrette de n’avoir pu, dans
tous les cas citös, mesurer ä part Falcalicitö du plasma et. du Se¬
rum, ces mesurations exigeant une quantitö considörable de sang.
D’aprös les observations de Brau den bürg (28) et de Berend (44),
faites sur Fhomme, celles de Löwy (23) sur des boeufset les mien-
nes sur des chiens, nous pouvons admettre que Falcalicitö du sö
rum est c\ peu pres ögale ä 50% du total de Falcalicitö du sang
c’est h dire approximativement a 120 —134 milgr. de NaOH. (%).
Les autres 50% proviennent des substances basiques, contenues dans
les globules rouges. En faissant ce calcul nous arrivons ä, cette con-
clusion, que la diminution de Falcalicitö du sang dans les differents
ötats pathologiques provient. de Fappauvrissement correspondant du
sang en globules rouges. II en rösulte que Falcalicitö du plas-
ma du sang, dans differents ötats pathologiques, de-
meureabsolument invariable ou bien queses varia-
tions sont minimes.
Cette conclusion saccorde parfaitement avec la portöe physio-
logique de Falcalicitö du sang et avec la prösence dans Forganisme
des rögulateurs, qui maintiennent Falcalicitö du sang ä un degre
invariable.
Cependent, il y a des ötats pathologiques oü Falcalicitö du sang
subit quelques modifications. En effet, comme je Fai dömontrö dans
un de mes travaux pröcödents (16), dans le diaböte, dans Furömie et
dans le carcinome de differents Organes, Fabaissement de Falcalicitö
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du sang est causd principalement par Pappauvrissement de ce dernier
en globules rouges. Je suis parvenuä ddterminer d’une manidre trds-
oxacte le degrd de cet abaissement de Palcalicitd du sang dans
trois cas d’urdmie; dans deux cas, j’ai analysd le sang avant et pen-
dant l’acces d’urdmie, dans le troisieme cas — pendant et apres
l’acces. Dans le premier cas, le nombre de globules rouges avait baissd
de 207.500 dans 1 mim. cub. (6,32%), (et Palcalicitd du sang de
93 mlgr. (46,5%); donc de 40,18 n / 0 en plus de ce qui rdpondrait
k la diminution du nombre de globules rouges. Dans le deuxidme cas
le nombre de globules rouges, pendant Faeces d'urdmie, a baissd de
2,13% (77,550 du mm.*) et Palcalicitd du sang de 43,66% (93 mlgr.);
par consdquent de 41,53% de plus que n’a dtd rdduit le nombre
de globules rouges. Dans le 3-dme cas, Panalyse du sang, apres l’urd-
mie, a fait voir 1’augmentation du nombre de globules rouges de
8,72% (338,000 pr. 1 mm. 3 ), et Paugmentation de Palcalicitd du sang
de 42% (67 mlgr.) en comparaison ä l’etat du sang pendant l’urd-
mie; Paugmentation de Palcalicitd du plasma, aprds l’accds, dtait donc
de 33,28%.
L’alcalicitd du sang a encore bien plus baissd dans la cache-
xie carcinomateuse. J’ai observd des cas d’abaissement tellement
considdrable, que l’alcalicitd du sang dtait infdrieure k l’alcalicitd
normale du serum du sang. Dans tous ces cas, il faut admettre que
l’alcalicitd du plasma est absolument abaissd. Les maladies dans
esquelles j’ai observd ces phdnomenes, la cachexie carcinomateuse,
e diabdt?, et 1’urdmie, prdsentent justement ces dtats pathologiques
pendant lesquels, seien Popinion d’un grand nombre d’auteurs, s’ae-
curnulent dans le sang des quantitds considdrables de produits acides,
provenant de la transformation de la matiere. II faut pourtant re-
marquer, qu’un pareil abaissement de Palcalicite du sang, c’est a dire,
du plasma, ne se laisse pas constater au ddbut de la maladie, mais
seulement dans la derniere periode, ce que j’ai ddmontrd dans mes
expdriences (16) sur les chiens et dans mes observations cliniques
sur les urdmiques.
On pouvait prdvoir d’avance, qu’un pareil abaissement d’alca-
licite du sang, respectivement du serum, n’etait pas un symptöme
pathognomonique de ces maladies, car nous ne pouvons nier que
pendant d’autres procös pathologiques, une perturbation de la
transformation de la matiere, produisant une accumulation considd-
rable de substances acides, ne soit possible. En effet, j’ai observd un
pareil abaissement dans un cas tres grave de pneumonie croupeuse;
Panalyse du sang a ete faite le 4-dme et 5-eme jour de la maladie
(le 11 mars le 12 mars 1901); la nuit du 13 mars la malade a de-
Poln. Archiv, f. biol. u. med. Wissensch. 40
Archive« polon. de acieno. biol. ot mödic.
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686
cddd; ä Pautopsie on a constatd la pneunomie croupeuse. Dans ce
cas, l’alcalicitd du sang, au point culrainant de la maladie, n’etait.
que de 200 mlgr., ICC. du sang contenant 4,450.000 globules rouges.
Cependant, comme nous Pavons vu, un abaissement. d’alcalicitd du
sang tellement prononcd arrive rarement dans d’autres raaladies,
mais, au contraire, il est ordinaire dans la cachexie carcinomateuse,
dans des cas graves de diabdte et dans Puremie. Ce Symptome petit
donc, dans certains cas, faciliter la diagnose differentielle.
En rdsumant les rdsultats de toutes mes recherches et expd
riences, j’arrive aux conclusions suivantes:
1) Les mdthodes anterieures de la mesuration de Palcalicitd du
sang (Landois-Jaksch, Danielewski et autres) ne donnent
que des rdsultats variables, meine chez des individus sains; eiles
doivent donc etre abandonnees.
2) II n’y a que la titration du sang aux globules rouges
dissoutes, qui donne des rdsultats constants; c’est \ä Punique mdthode
qui convient et merite d’etre pratiquee.
3) Les variations de Palcalicitd du sang, dans diverses mala-
dies ou bien dans la meme maladie. constatdes au moyen de la me-
thode Landois-Jaksch et de celles analogues, dependent de
Pindgalitd de la rdsistance du sang et de la quantite de globules
rouges dans les cas divers.
Les oscillations de Palcalicite du sang, constatees au moyen de
la mdthode de Loewy, s'expliquent principalementpar les differen-
ces dans la quantite de globules rouges.
5) L’alcalicitd du plasma du sang est fortement diminudo dans la
cachexie carcinomateuse, dans Puremie et dans des cas graves de diabete.
6) Dans d’autres dtats pathologiqucs, Palcalicite du sang de-
meure normale, gräce ä l’action des rdgulateurs; eile ne subit d’os-
cillations, que dans des cas exceptionnels.
VI.
L’abaissement considdrable de Palcalicitd du sang dans la cachexie
carcinomateuse, dans Purdmie et dans le diabete ddpend, d’apres les
experiences que je viens de citer, de Paccumulation de substances
acides dans le sang, lesquelles provoquent Pabaissement de Palcalicite
du plasma. Un grand nombre de savants supposent, dansces dtats, une
autointoxication de Porganisme avec des substances acides; cette thdorie
est meme acceptde presque gdndralement pour expliquer la som-
nolence diabdtique. C’est sur cette thdorie que s’appuie la tlidrapie
de cette meladie, c’est ä dire, Papplication de substances alcalines.
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P jt! consdquent, il est de toute iinportance de rechercher, quelle
influcnco sur l’aloalieite du sang a l’introductuction dans l’or-
ganisine des alealis par la beuche ou par le rectum. J’ai fait des
expdriences sur 5 sujets sains et sur deux malades de diabete grave-
Chacun d’eux prenait pendant 7 jours de suite, trois fois par jour,
uue cuilleree ä cafe de bicarbonate de sodium dans un verre d’eau:
le matin ä jeun (ä 7 heures) puis, une heure avant le diner (11 ’/a
heures) et avant le souper (ä 5 heures apres midi).
Je mesurais le degrd d’alcalicite du sang avant la premiere
dose et, dans quelques - unes des expdriences, au bout de 30, 60 et
90 minutes apres la premidre dose de bicarbonate de sodium, pour
constater l’effet d’une seule dose. Aprfes 7 jours de ce traitement le
lendernain ä 9 lieures du matin (16 heures apres la derniöre dose)je
mesurais de nouveau Palealicite du sang; ces mesurations je lescontinuais
pendant deux jours suivants ä 9 heures du matin, (40 et 64 heures
apres la derniöre dose). Quand l’alcalicitd du sang dtait redescendue
ä son degrd initial, j’appliquais aux memes sujets les memes doses
de bicarbonate de soude en lavements d’un verre d’eau distillde
ä 37,5*C. trois fois par jour; les lavements dtaient facilement rd
sorbds. Au bout de 7 jours je mesurais de nouveau le degrd de l’al-
calicitd 16, 40 et 64 heures apres le dernier lavement.
Les rdsultats de ces observations sont prdsentds au tableau II:
TABLEAU II.
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du sang
au com-
mence-
ment des
experien¬
ces
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bicarbonate de sodium par la bouche
L’alcalicite du sang
aprös les lavements
chauds, alcalins,
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7 jours
aprös une seule dose
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tement 3 fois par jour
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588
De ces chiffres on peut tirer les conclusions suivantes: 1) Une
seule dose de bicarbonate de sodium produit un rehaussement d’alca-
licitö du sang relativement insignifiant et de courte dur6e; 2) Les
lavements alcalins la rehaussent plus que l’introduction de substan-
ces alcalines par la bouche; 3) Le rehaussement de l'alcalicite du
sang sous l’action de lavements ou de boissons alcalines, admini-
strös pendant huit jours, est insignifiant et de courte dur6e.
La premiere de ces conclusions est parfaitement d’accod avec
les observations de Loewy et de Richter (11), qui ont prouve
que Palcalicite du sang n’augmente qu’ä un degr£ tres-faible et
pour un espace de temps trös court, mOme apr£s Tinjection directe
de doses trös considörables de substances basiques dans le sang de
lapins. Chez des chiens ce fait est encore plus prononcA
Pour studier l’inögalite de l’action d. s alcalis sur les sujets,
dont le plasma n’a pas le degr 6 normal d’alcalicit£, (comme dans
les exp^riences citdes plus haut), j’ai entrepris ä la clinique du prof.
Pasternacki des recherches analogues sur des malades dediab^te.
1.) L—w., 26 ans, se plaint depuis un mois d’une grande soif et
d’une Sensation continuelle de faiin. Le sujet est d’une taille et de Con¬
stitution moyennes; la nutrition un peu alt6r6e, r^flexes des genoox
evidemment affaiblis; au dessus de la clavicule et de l’homoplate gauches
le son de percussion l£g6rement obtus et la respiration rauque. Le spu-
tuin muqueux ne contient point de bacilles de Koch. L’urine (Tableau
111.) contient du sucre et des traces d acßtone, pas d’albumine ni d’acide
ac6tono-ac6tique.
TABLEAU III.
Pöriodes
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«
I
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•
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•
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II
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0 1
3
c-
9
*0
| *0
Au comencement
des exp4riences
Ire pöriode de trai-
10-11/1
7700
1033
8
596
133
72
5,100.000
—
tement de sou-
de (voie buc ca-
le) 3 jours . .
Les (trois) jours
20/1
8310 *)
1-031*)
5-8 *)
483 •)
160
70
4,872.000
4525
|
suivants . . .
26m« pöriode de
traitement de
soude (lavements),
23/1
7300
1035
6-8
496-4
93
70
4,440.000
8927
1
7 jours. . . .
Les (trois) jours
30/1
6300 *)
1-034*)
6-54*)
406 *)
240
66
3,890.000 j
7780
suivants . . .
2/2
7000
1-032
8
560
120
65
3,720.000 ■
8100
!
*) Chiffre moyen des deux derniers jours de la päriode.
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589
Ce tableauIII prouve, que l’aplication du bicarbonate du sodium
par la bouche pendant 7 jours de suite a rehausse l’alcalicitd du
sang de 27 m!g., ce qui fait 20,3%, mais comme le nombre de
globules rouges a diminuee simultanöment de 228.000 dans 1 mim.*
(4 47%), on peut estimer le rehaussement de l*alcalicit<$ du sang, parti-
culiörement du plasma, ä 24,77%- Sous l’action des lavements alcalins,
appliques pendant 7 jours consdcutifs. Talcalicite du sang s'est
t.rouvee rehaussee de 158% (147 mlg.), et comme le nombre de glo¬
bules rouges a diminue simultandment de 12,5% (550,000 par 1
mm. 8 ), il faut convenir, que l’alcalicite du plasma du sang est re-
hausee de 170,5%. c-e qui fait de 145,73°/ 0 de plus qu’apies l’admi-
nistration de la meine quantite de bicarbonate de sodium pendant
7 jours par la voie buccale. Des que Tapplication de bicarbonate de
sodium a dtd interrompue, Talcalicitd acommence ä baisser k ce point
qu’au bout de 88 heures apres le dernier lavement l’abaisseinent
atteignait presque 50%.
II. S—a. 25 ans, ßproave une grando soif et une Sensation de
faim; la malade maigrit malgre un bon appetit, et faiblit graduellement.
L’examen objectif: taille moyenne Constitution moyenne, mal nourrie, un
leger oedema aux pieds et aux jambes (depuis 4 mois); les Organes
internes ne präsentent aucuno affection ; dans l’urine (v. Tableau IV.) du
sucre, absence d’albumine, d’acötone et d’acide aceto-aoetique.
TABLEAU IV.
P6riodes
1
a
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2
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s
/•
Nombre
de globules rouges
par 1 mm.*
ii
1-° s
60 O,
0
Au comencement
des exp£riences
16 16/1 8000
1036
8
640
200
65
4,240.000
6337
1« periode de trai-
tement avec la
soude (voie buc¬
cale) 8 jours . .
24/1
7600 *) 10345’
6*75*)
514 *)
133
62
3,960.000
1 6000
Les (trois) jours
suivauts . . .
26/1
7200
1*035
8*1
583
128
«
3,972.000
0563
vöme periode de trai-
tement avec la
soude (lavements)
7 jours . .
2/2
6450 q
1*037*)
6 56')
423 ')
200
65
4,012.500
7337
Les (trois) jours
suivants . . .
5/2
6900
1035')
t
7*2
1
497
144
64
3,980.000
7200
*) Moyenne des deux derniers jours.
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590
Le tableau IV fait voir que, malgrd Tapplication de bicarbo-
nate de sodium par la bouche pendant 7 jours, l’alcalicitö du sang
a baisse de 33,5% (07 mlgr.), le nombre de globules rouges ayant
diminuö en meme temps de 6,6% (280,000 dans 1 mm.*); par con-
sequent Tabaissement de Talcalicite du plasma du sang atteint
26,9%.
II est clair que cet abaissement de ralcalicitö du plasma est
dü, non ä l’action du bicarbonate de sodium, mais bien au progres
de la maladie, qui a eausö une production d’acides que la quantite
de soude introduite n*a pu neutraliser; en effet, pendant ce laps de
temps on a pu constater dans l’urine la prösence d’acötone. Sous
l’action des lavements alcalins, administrös pendant 7 jours de suite,
l’alcalicite du sang a augmentö de 56,25% (72 mlgr.); et puique
le nombre de globules rouges a augmentö simultanöment de 1,02%
(40.500 par 1 mm.*), ralcalicitö du plasma a ötö par consequent
rehaussöe de 55,23%. Pourtant au bout de 88 heures, apres le
dernier lavement, Talcalicite du plasma a baisse de 28% (66 mm. a );
le nombre de globules rouges est reste presque le möme.
Nous voyons donc que dans le diabete:
1) L’introduction des alcalis dans l'organisme rehausse ralcali-
citö du sang d'un degrö bien plus considörable que chez les indivi-
dus sains.
2) Les lavements alcalins chauds rehaussent l’alcalicite du
sang ä un degrö bien plus grand que Tintroduction de substances
basiques par voie buccale.
3) L'augmentation de l’alcalicite du sang, obtenu par rintroduc-
tion d’alcalis par le rectum, n’est pas d’une duröe considörable.
mais dure plus longtemps que celle qu’on obtient par Tintroduction
de substances basiques par voie buccale.
Ces resultats ont une grande importance dans la pratique.
car ils prouvent que des le döbut de la somnolence diabetique
il est plus aisö d’atteindre le but thörapeutique, c’est ä ^dim
la neutralisation de l’acide /?-oxybutyrique, cause prösomptive
de la somnolence, en introduisant des substances basiques sous
forme de lavements chauds, que par voie buccale; le traitement
alcalin doit etre prolonge, quelque temps apres que le danger imme-
diat a ete ecartö, autrement le sang revient bientot au degrö d’al-
calicite qu’il a eu auparavant.
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591
Littörature:
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--
Poln. Archiv, f. biol. und med. Wissenach. 41
Archive« polon de scienc. biol. et midie.
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BIBLIOGRAPHIE
DER IN POLNISCHER SPRACHE
ERSCHIENENEN BIOLOGISCHEN
UND MEDIZINISCHEN PUBLIKA¬
TIONEN
FÜR DAS JAHR I9OI.
DES PUBLICATIONS BIOLO-
GiqUES ET MEDICALES, PARUES
EN LANGUE POLONAISE
ANNEE I9OI
H. TEIL.
H. PARTIE.
Zeitschriften, periodische Schriften und Sammelwerke.
Journaux, p6riodiques et oeuvres collectifs.
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Umiejetnoöci w Krakowie. Serya III. Tom I. Dziat A, nauki ma-
tematyczno-fizyczne. Zeszyt 4—6. Dziat B. Nauki biologiczne.
Zeszyt 4—6. — 1901.
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der Akademie der Wissenschaften in Krakau. Serie IR, Band I,
Abteilung A. ; Mathematisch - physikalische Wissenschaften,
Heft 4—6. Abteilung B.; Biologische Wissenschaften. Heft
4—6 — 1901.
Travaux de la Classe des Sciences mathdmatiques et natu¬
relles de l’Acadömie des Sciences de Cracovie, Sörie HI. Vol. I«
Section A. Sciences mathömatiques et physiques Cah. 4—6
Section B. Sciences biologiques. Cah. 4—6. — 1901.
2. ROZPRAWY AKADEMn UMIETNOSCI. Wydziat matematyczno-
przyrodniczy. Serya II. Tom. XVIII. (ogölnego zbioru tom 38)
i serya II. Tom XIX. (ogölnego zbioru tom 40) — W Krako¬
wie 1901.
Verhandlungen der Akademie der Wissenschaften. Mathematisch¬
naturwissenschaftliche Klasse. Serie II. Band XVIII. (der gesamm-
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595
ten Sammlung. Band 38) und Serie II. Band XIX. (der gesamm*
ten Sammlung. Band 40) - Krakau 1901.
Travaux de TAcaddmie des Sciences. Classe des Sciences ma-
thdmatiques et naturelles, Sörie II- Volume XVIII. (de la Col¬
lection totale vol. 38) et Sörie II. Volume XIX. (de la Col¬
lection totale vol. 40) — Cracovie 1901.
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SKIEGO. Warszawa. 1901. Tom 97. Zeszyt 2—4.
Denkschriften der Warschauer Gesellschaft der Ärzte. — War¬
schau. 1901 Bd. 97. Heft 2—4.
Mörnoires de la Sociötö mödicale de Varsovie. Varsovie, 1901.
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nia Kopernika. Lwöw. 1901. Rocznik 26. Zeszyt 8—12.
Kosmos. Zeitschrift der polnischen Naturforscher- Gesellschaft
Namens „Kopernikus“. Lemberg, 1901. Jahrgang 26. Heft 8 -12.
Kosmos. Publication pöriodique de la Sociötö polonaise des na-
turalistes, nommöe „Copernic“. Löopol 1901. 26* annöe. Cah. 8—12.
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SKICH. Pod redakcya Prof. - Dr. Henryka Kadyi’ego. Tom I
Zeszyt 1. Lwöw. 1901.
Polnisches Archiv für biologische und medizinische Wissen¬
schaften. — Unter der Redaktion von Prof. Dr. Heinrich Kadyi
Bd. I. Heft 1. Lemberg 1901.
Archives polonais des Sciences biologiques et mödicales. Sous
la rödaction du prof. Dr. Henri Kadyi Vol. I. Cah. 1. Löopol 1901.
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przyrodniczym. Warszawa. 1901. Rocznik 20. Nr. 27—52.
Wszechöwiat. (Universum). Populäre Wochenschrift für Natur¬
kunde. Warschau. 1901. Jahrgang 20. Nr. 27 - 52.
Wszechöwiat (L’univers). Publication hebdomadaire populaire
pour les Sciences naturelles. Varsovie. 1901. 20« annöe. Nr. 27 -52.
7. GAZETA LEKARSKA. Warszawa. Rok. 36. 1901. Nr. 27-52.
Medizinische Zeitung. Warschau. Jahrgang 36. 1901. Nr. 27—52.
Gazette mödicale. Varsovie. 36* annöe. 1901. Nr. 28—52.
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Medizinische Rundschau. Krakau. Jahrgang 40. 1901. Nr. 27—52
Revue mddicale. Cracovie. 40* annde. 1901. Nr. 27—52.
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Medizinische Chronik. Warschau. Jahrgang 23. 1901. Nr. 13-24.
Chronique mddicale. Varsovie. 22*annee. 1901. Nr. 13-24.
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Medizinische Zeitschrift. L<5d2, Band 3. 1901. Nr. 7—12.
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Medizinische Neuigkeiten. Posen. Jahrgang 13. 1901. Nr. 7 — 12.
Nouvelles mddicales. Posen. 13* annde. 1901. Nr. 7 -12.
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Der polnische Chemiker. Warschau 1901. Jahrgang 1. Nr. 19—39.
Le chimiste polonais. Varsovie 1901. 1* annde. Nr. 19-39.
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Rok 31. Nr. 13-24.
Zeitschrift der Apotheker-Gesellschaft. Lemberg. 1901. Jahr¬
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Pdriodique de la Socidtd des pharmaciens. Ldopol. 1901. 31* an¬
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Revue pharmaceutique. Varsovie. 1901. IV* anöe. Nr. 13-24.
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Notices pharmaoeutiques. Varsovie. 1901. 28* annöe. Nr. 13—24.
18. KRONIEA FARMACEUTYCZNA. Kraköw. 1901. Rok IV. Nr.7 -12.
Pharmazeutische Chronik. Krakau. 1901. Jahrgang IV. Nr.7—12.
Chronique pharmaceutique. Cracovie. 1901. IV* annöe. Nr. 7-12.
19. POSTIjP OKULISTYCZNY. Kraköw. Rocznik 3. 1901. Nr. 7—12.
Fortschritte der Augenheilkunde. Krakau. Jahrgang 3. 1901.
Nr. 7—12.
Les progrös ophtalmologiques. Cracovie. 3* annöe. 1901. Nr. 7—12.
20. PRZEGL^D DENTYSTYCZNY. Warszawa. 1901. Rocznik 4.
Nr. 7—12. •
Zahnärztliche Rundschau. Warschau. 1901. Jahrgang 4. Nr.7- 12.
Revue odontologique. Varsovie. 1901. 4* annöe. Nr. 7- 12.
21. ZDROWIE. Rocznik 17. 1901. Zeszyt 7—12.
Die Gesundheit. Warschau. Jahrgang 17. 1901. Heft 7—12.
La Santö. Varsovie. 17* annöe. 1901. Cah. 7 - 12.
22. PRZEGL4D WETERYNARSKI. Lwöw. Rok IG. 1901. Nr. 7-12.
Thierärztliche Rundschau. Lemberg. Jahrgang 16.1901. Nr. 7— 12.
Revue vötörinaire. Löopol. 16° annöe. Nr. 7—12.
23. LUD. Organ Towarzystwa ludoznawczego we Lwowie. 1901.
Tom VII. Zeszyt 4.
Das Volk. Organ des Vereines für Volkskunde in Lemberg. 1901.
Bd. VII. Heft 4.
Le peuple. Organe de la sociötö pour ethnographie ä Löopol.
1901. Tome VH. Cah. 4.
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598
24. WISLA. Miesiecznik podwiecony krajoznawstwu i ludoznawstwu.
Warszawa. 1901. Tom XV. Zeszyt 5—6.
„Die Weichsel“. Monatschrift für Landes- und Volkskunde. War¬
schau. 1901. Band XV. Heft 5—6.
„La Vistule“. Revue mensuelle consacrde ä la gdographie et
ä Tethnographie. Varsovie, 1901. Vol. XV. Cah. 5 -6.
25. KSI^GA JUBILEUSZOWA DOKTORA MEDYCYNY TEODORA
DUNINA, ordynatora Szpitala Dzieciatka Jezus, ku uczczeuiu
25-letniej dzialalnoäci Jego lekarskiej wydana przez Jego bylych
i obecnych uczniöw. — Warszawa. 1901 IV*° str. 529 z 5 tabl.
30 drzeworytami i portretem Jubilata.
Jubileums-Schrift für Doktor der Medizin Teodor Dunin, ordini
renden Arzt des Krankenhauses „Kindlein-Jesus“, zur Feier Seiner
25-jäbrigen ärztlichen Wirksamkeit, herausgegeben von seinen
ehemaligen und derzeitigen Schülern. — Warschau. 1901. IV
529 S. 5 Taf. 30 Holzschnitte und Porträt des Jubilars.
Livre pour le jubild du docteur en medecine Theodor Dunin,
chef de Service ä Phöpital „Enfant-Jösus“, en l’honneur de son
activitd mddicale de 25 ans, publid par ses disciples anciens
et actuels. — Varsovie. 1901. IV to pag. 529 avec 5 planches, 30
figures et un portrait du raaitre.
26. PRACE SEKCYI GRU&LICZEJ IX. Zjazdu przyrodnikdw i lekarzy
polskich w Krakowie w roku 1900. — Warszawa. 1901. 8”
str. 276.
Arbeiten der Sektion für Tuberkulose des IX. Kongresses polni¬
scher Naturforscher und Ärzte in Krakau 1900. — Warschau.
1901. 8 TO S. 276.
Travaux de la section pour la tuberculose du EX. Congres des
naturalistes et mddecins polonais ä Cracovie 1900. — Varsovie.
1901. 8 T0 p. 276.
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599
Die in den vorgenannten Zeitschriften publizierten Arbeiten;
W erke und Monographien.
Travaux insdrds dans les pöriodiques 6numer6s ci-dessus;
ouvrages, monographies.
I. Allgemeine Biologie.
Biologie gönörale.
265. KOWALEWSKI M.: Studya helmintologiczne VI. 0 czterech
gatunkach rodz. Trichosoma liud. (z 1 tablica).
— Helminthologische Studien: VI. Über vier Arten der Gattung
Trichosoma Rud. (mit einer Tafel).
— Etudes helminthologiques. VI. Sur quatre especes du genre
Trichosoma Rud. (avec une planche).
Rozprawy Akademii Umiejqtnoäci w Krakowie. Wydzial
mat. przyr. Serya II. Tom XVIII. Ogölnego zbioru Tom XXXVIII.
266. KULWIEÖ K.: Pratkankowce (mezozoa).
— Mesozoa.
— Mesozoa. .
Wszechäwiat T. XX. Nr. 29, 30.
267. KULWIEÖ K.: Organizm jako spoteczenstwo komörek.
— Der Organismus als ein Zellen-Staat.
— L’organisme comme association des cellules.
Wszechäwiat T. XX. Nr. 36.
268. MINKIEWICZ R.: 0 wptywie roztworöw o rozmaitym zggszcze-
niu (koncertracyi) na ustroje nizsze.
— Über den Einfluss von Lösungen verschiedener Konzentra¬
tion auf niedere Organismen.
— Sur l’influence des Solutions de concentrations differentes
sur les organismes införieurs.
Wszeohäwiat 1901. Nr. 44.
269. PRZESMYCKI A. M.: 0 paru rodzajach pierwotniaköw paso-
rzytujacych we wrotkach (Rotatoria) Novae species: Endophrys
rotatoriorum, Dimoerium hyalinum (z 3 tablicami).
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600
— Ober einige Arten von Protozoen welche in Rotatorien pa¬
rasitären. Novae species : Endophrys rotatoriorum, Dimoerium
hyalinum (mit 3 Tafeln).
— Sur quelques especes des Protozoa, parasitaires des Rota-
toria. Novae species: Endophrys rotatoriorum, Dimoerium hya¬
linum (avec 3 planches).
Rozprawy Wydzialu mat. przyr. Akademii Umiej^tnosci
w Krakowie. Ogölnego zbioru T. XLI. Dzial B.
270. SOSNOWSKI J.: Studya nad zmianami geotropizmu u Para-
maecium aurelia.
— Studien über Veränderungen des Geotropismus bei Para-
maecium aurelia.
— fitudes sur les variations du göotropisme de Paramaecium
aurelia.
Rozprary Akademii UmiejqtnoÄci w Krakowie. Wydziat
mat. przyr. Serya II. Tom XVHI. Ogdlnego zbioru Tom XXXVUI.
271. TUR J.: 0 regeneracyi.
— Über Regeneration.
— Sur la regdnöration.
WszechsSwiat T. XX. Nr. 35.
272. TUR J.: Mikrofotografia na usJugach biologii.
— Mikrophotographie im Dienste der Biologie.
— La microphotographie dans la biologie.
Wszechäwiat 1901. Nr. 39.
273 WRÖBLEWSKI A.: Ogölne cechy jestestw zywych pod wzgle-
dem ich sktadu chemicznego i przemiany materyi.
— Die allgemeinen Kennzeichen der Lebewesen in Bezug auf
ihre chemische Zusammensetzung und Stoffwechsel.
— Les caractdres gdnöraux des Otres vivants au point de vue
de leur composition chimique et de 1 ’dconomie.
Wszechäwiat T. XX. Nr. 32, 33.
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II. Morphologie.
Morphologie.
601
274. BOCHENEK A.: Drogi nerwowe przedmözdza salamandry pla-
mistej 8 rycinami)
— Die Nervenbahnen im Vorderhirn von Salamandra maadata
(mit 8 Abbildungen).
— Les voies nerveuses du prosencSphalon de la Salamandra
macidosa (avec 8 figures).
Rozprawy Akademii Umiej^tnoöci w Krakowie. Wydzial
mat. przyr. Serya II. T. XVIII. Ogölnego zbioru T. XXXVIII.
275. BOCHENEK A.: 0 unerwieniu splotöw naczyniowych mözgu
zaby (z 2 rycinami).
— Uber die Innervation der Plexus chorioidei beim Frosche (mit
2 Abbildungen).
— Sur l’innervation des plexas chorioidei de la grenouille (avec
2 figures).
Rozprawy Akademii Umiej^tnoöci w Krakowie. Wydzial
mat. przyr. Serya II. T. XVIII. Ogölnego zbioru T. XXXVIII.
276. BROWICZ T : Drogi odzywcze w komörce watrobnej (z ta-
blicq,).
— Die Ernährungs-Bahnen in der Leberzelle (mit einer Tafel).
— Les voies nutritives de la cellule hepatique (avec une planche).
Rozprawy Akademii Umiej§tnoöci w Krakowie Wydzial
mat. przyr. Serya II. T. XVIII. Ogölnego zbioru T. XXXVIII.
277. BROWICZ T: Pochfanianie krwinek czerwonych przez ko-
mörk§ watrobna i ztqd powstad mogace obrazy w tej ko¬
mörce (z tablica).
— Das Verschlingen roter Blutkörperchen durch die Leberzelle
. und die Bilder, welche in dieser Zelle dadurch entstehen
können (mit einer Tafel).
— L’englobement des erythrocytes par la cellule du foie et les
images raicroscopiques qui en resultent dans cette cellule
(avec une planche).
Rozprawy Akademii Umiej^tnosci w Krakowie. Wydzial
mat. przyr. Serya H T. XVIII. Ogölnego zbioru T. XXXVIII.*
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602
278. BROWICZ T.: 0 budowie naczyn wfoskowatych krwionioSnycb
i ich stosunku do komörek w^trobnych (z tablicq.).
— Über den Bau der Blut-Kapillaren und ihr Verhältniss zu
den Leberzellen (mit einer Tafel).
— Sur la structure des capillares sanguins et leur rapport aux
cellules höpatiques (avec une planche).
Rozprawy Akademii Umiej^tnosci w Krakowie. Wydzial
mat. przyr. Serya II. Tom XIX. Ogölnego zbioru Tom XL.
279. BROWICZ T.: Czy kanaliki zölwiowe mi§dzykomörkowe maja
wiasne gcianki? (z 1 tablicg,).
— Haben die Gallenkapillaren eigene Wände ? (mit einer Tafel).
— Les conduits biliaires intercellulaires, ontils leurs propres
parois? (avec une planche).
Rozprawy Akademii Umiej^tnosci w Krakowie. Wydzial
mat. przyr. Serya 11. Tom XIX. Ogölnego zbioru Tom XL.
280. BURZYNSKI A.: 0 konserwacyi narz^döw w naturalnych bar-
wach.
— Über Konservierung der Organe in natürlichen Farben.
— Sur la Conservation des Organes dans leurs couleurs naturelles.
Polsk Arch. nank biol. i lek. T. I, zesz. 1.
281. FAJERSZTAJN J: 0 barwieniu wiökien osiowych za pomoca
laki chromowo-hematoksylinowej.
— Über die Färbung von Achsenzylindern mittelst Hämatoxy-
lin-Chromlack.
— Sur la coloration des cylindres-axes par de la laque chromo-
h&natoxylique.
Polsk. Arch. nauk biol. i lek. T. I. zesz. 1.
282. FLATAU E: Anatomia i fizyologia ukfadu nerwowego.
Poradnik dia samouköw. Cz. I. wyd 2-gie. Wydawnictwo
St Michalskiego i Al. Heflicha. Warszawa 1901.
— Anatomie und Physiologie des Nervensystems.
Wegweiser für Autodidakten. I. Th., 2. Aufl., Herausgeber
St. Micbalski und Al. Heflich — Warschau, 1901.
— Anatomie et Physiologie du systheme nervcux.
Guide pour les autodidactes. I. partie, 2-me Edition. St-
Mihalski et Al. Heflich editeurs. — Yarsovie, 1901.
603
283. QODLEWSKI E.: (jun.): Rozwdj tkanki miesnej w mioäniach
szkieletowych i w sercu zwierzat ssacych (z 2 tablicami).
— Die Entwickelung des Muskelgewebes in den Skeletmuskeln
und im Herzen der Säugetiere (mit 2 Tafeln).
— Le ddveloppement du tissu musculaire dans les muscles du
squdlette et du coeur chez les mammiföres (avec 2 planches).
Rozprawy Wydzialu mat. przyr. Akademii Umiej^tnoäci
w Krakowie. Ogolnego zbioru Tom XLI. Dzial B.
284. GÖLSKI S.: Dojrzewanie i zapfodnienie jajka u Ascidii: Cionia
intestinalis. F. (z 2 tablicami).
— Reifung und Befruchtung des Eies bei der Ascidie : Cionia
intestinalis F. (mit 2 Tafeln).
— La maturation et fecondation de l’oeuf de l’ascidie: Cionia
intestinalis F. (avec 2 planches).
Rozprawy Akademii Umiej$tno$ci w Krakowie. Wydzial
mat. przyr. Serya II. T. XVIII. Ogöluego zbioru T. XXXVIII.
285. KADYI K.: 0 zastosowaniu aldehydu mröwkowego w Zakla-
dzie anatomii opisowej Uniwersytetu Lwowskiego.
— Über die Anwendung des Formaldehyds im Institute für
deskriptive Anatomie der Universität in Lemberg.
— Sur l’emploi du formaldehyde ä l’institut d’anatomie d6-
scriptive de l’universitä de L6opol.
Polsk. Arch. nauk biol. i lek. T. I. zesz. 1.
LITYftSKI A : vide 303.
286. Dr. MAZIARSKI S.: 0 narzadach ruchu i elementach kurczli-
wych. — Wyklad habilitacyjny.
— Über die Bewegungsorgane und die kontraktilen Elemente
(Habilitations-Vorlesung).
— Sur des Organes du mouvement et les ölöments contractiles.
Wszechöwiat T. XX. Nr. 30 31.
287. NEUGEBAUER F.: Kilka stöw o powtarzaniu sif obojnactwa
wrzekomego w jednej i tej samej rodzinie. (De pseudoher •
maohroditismo hereditario).
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604
— Einige Worte über mehrfaches Auftreten von Pseudoherma¬
phroditismus in einer und derselben Familie. (De pseudo-
hermaphroditismo hereditario).
— Quelques mots sur la röitöration du pseudohermaphroditisme
dans la meme famille. [De pseudohermaphroditismo here¬
ditario).
Kronika lekarska. 1901. Nr. 15, 16, 17, 18.
288. PILTZ J.: Przyczynek do badan nad szlakami oärodkowemi
nerwöw okoruchowych.
— Ein Beitrag zur Erforschung der zentralen Bahnen der
Augenmuskelnerven.
— Contribution aux recherches pour döterminer les voies cen¬
trales des nerfs moteurs des yeux.
Gazeta lekarska. 1901. Nr. 40.
289. REISS W.: 0 rozwoju naskörka w pierwszych miesiqcach iy-
cia plodowego ze szczogölnem uwzgl§dnieniem warstwy
Malpighiego (z 1 tablica).
— Über die Entwickelung der Epidermis in den ersten Mona¬
ten des Foetallebens mit besonderer Berücksichtigung der
Malpighi’schen Schicht (mit 1 Tafel).
— Sur le ddveloppement de l’epiderme pendant les premiers
mois de la vie embryonnaire, specialement ä l’ögard de la
couche de Malpighi (avec 1 planche).
Rozprawy Akademii Umiej^tnoäci w KraKowie. Wydzial
mat. przyr. Serya IT. T. XVIII. Ogolnego zbioru T. XXXVIII.
290. ROSNER A.: 0 powstawaniu ciazy blizniaczej monochorialnej
(z 1 tabica).
— Über die Entstehung der monochorialen Zwillings-Schwan¬
gerschaft (mit 1 Tafel).
— Sur la gdnöse de la grossesse gdmellaire monochoriale
(avec 1 planche).
Rozprawy Wydziatu mat. przyr. Akademii Umiej^tnosci
w Krakowie. Ogolnego zbioru Tom XLI. D/.ial B.
TUR J.: vide 271.
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605
III. Physiologie.
Physiologie.
291. A. Z. Znuienie i wypoczynek. Wedlug prof. M. Verworna.
— Die Ermüdung und Erholung. — Nach Prof. M. Verworn.
— La lassitude et le repos. — D’apres le prof. ^f. Verworn.
Krytyka lekarska. 1901. Nr. 78.
292. BECK A.: Zjawiska elektryczne w rdzeniu pacierzowym (z 1 ta-
blicq, i 2 rycinami).
— Die elektrischen Erscheinungen im Rückenmark (mit einer
Tafel und 2 Abbildungen).
— Les phönomeues dlectriques dans la moelle dpiniöre (avec
une planche et 2 figures).
Rozprawy Wydziatu mat. przyr. Akademii Umiej^tnosci
w Krakowie. Ogölnego zbiora Tom XL1. Dzial B.
293. CYBULSKI N. i KIRKOR M.: 0 przewodzeniu stanu czynnego
przez zwoje mi§dzy - kr§gowe i o odruchowem wahaniu
wstecznem pradu spoczynkowego.
— Über die Leitung des aktiven Zustandes durch die Inter-
vertebral-Ganglien und über reflektorische Rückschwankung
des Ruhestromes.
— Sur la conduite de l’dtat actif, dans les ganglions interverte-
braux et sur l’oscitation nögative reflexe du courant continu.
Rozprawy Akademii Umiej^tnoici w Krakowie. Wydzial
mat. przyr. Serya II. T. XVIII. Ogölnego zbioru T. XXXVIII.
294. G4SIOROWSKI N.: Wpfyw dziatania kokainy, przeci§cia nerwu
i mechanicznego podraznienia na budowo c.ialek dotyko-
wych Grandy’ego (z 1 tablicq).
— Einfluss der Einwirkung des Kokains, der Durchschneiduug
der Nerven und der mechanischen Reizung auf die Struktur
den G r a n d r y’schen Körperchen (mit 1 Tafel).
— L’influence de l'action de la cocaine, de la coupure du nerf
et de l’excitation möcanique sur la structure des corpu-
scules de Grandry (avec 1 planche).
Polsk. Arch. nauk biol i lek. T. I. zesz. 1.
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606
295. GODLEWSKI E. (syn): 0 oddychaniu zarodköw zwierz§cych.
— (junior) Über die Atmung bei tierischen Embryonen.
— (fils) Sur la respiration des embryons des animaux.
Wszecböwiat T. XX. Nr. 32, 33.
296. HEINRICH W.: Krytyczny przeglad dotychczasowych badah
nad wrazeniami barwnemi.
— Kritische Übersicht der bisherigen Forschungen über die
Farbenempfindung.
— Revue critique des recherches actuelles sur la perception
des couleurs.
Rozprawy Akademii Umiejqtnoäci w Krakowie. Wydzial
mat. przyr. Serya II. Tom XIX. Ogölnego zbioru Tom XL.
297. HEINRICH W.: 0 staloäci wrazenia zaledwie dostrzegalnego
przy uzyciu tonöw czystych.
— Über die Konstanz des kaum merklichen Eindruckes bei
der Einwirkung von reinen Tönen.
— Sur la constance de la perception minime pendant l’action
des tons purs.
Rozprawy Akademii Umiej^tnosci w Krakowie. Wydzial
mat. przyr. Serya II. Tom XIX. Ogölnego zbioru Tom XL
298. KIRKOR M.: 0 zmianach szybkoäci ruchu krwi w mi§äniach
prqikowanych podczas ich czynnoäci dowolnej i odrucho-
wej (z 3 tablicami i 5 rycinami).
— Über die Veränderungen der Geschwindigkeit des Blutstro¬
mes in den quergestreiften Muskeln während ihrer willkür¬
lichen und reflektorischen Tätigkeit (mit 3 Tafeln und 5
Abbildungen).
— Sur les changements de la vitesse du sang dans les muscles
striös pendant leur fonction volontaire et reflexe (avec 3
planches et 5 figures).
Rozprawy Wydzialu mat. przyr. Akademii Umiej$tnosci
w Krakowie. Ogölnego zbioru Tom XLI. Dzial B.
299. KUCZYNSKI A.: Fizyologia.
Poradnik dla samouköw Cz. I. Wyd. H-gie. Wydawnictwo
St Michalskiego i Al. Heflicha. Warszawa 1901.
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607
— Physiologie.
Wegweiser für Autodidakten. I. Th., 2. Aufl. — Heraus¬
geber St. Michalski und Al. Höflich. — Warschau, 1901.
— Physiologie.
Guide ponr les autodidactes. I. partie, 2. edition. — St.
Michalski et Al. Heflich editeurs. -- Varsovie, 1901.
300. KUROPATWINSKI. Jeszcze slöw kilka o pozornej postaci
sklepienia nieba i pozornem powi§kszeniu ärednicy ksi§-
iyca i gwiazd na widnokr§gu.
— Noch einige Worte über die scheinbare Gestalt des Him¬
mels-Gewölbes und über die scheinbare Vergrösserung des
Durchmessers des Mondes und der Sterne am Horizonte.
— Encore quelques mots sur la forme apparente de la voüte
cöleste est sur l’agrandissement apparent du diamötre de la
lune et des ötoiles ä l’horizont.
Postqp okulistyczny. 1901. Nr. 11.
301. LANDAU A.: Badania za poraocq bhjkitu metylenowego nad
sprawnoscia nerek.
— Untersuchungen über die Leistungsfähigkeit der Nieren mit¬
telst Methylenblau.
— Recherches sur l’energie de la fonction du rein au raoyen
du bleu de möthylüne.
Ksi^ga jub. Dunina. 7.
302. LEMBERGER J.: 0 przyrzqdzie do badania wymiany gazöw
podczas oddychania u zwierzqt (z 1 tablicq).
— Über einen Apparat zur Messung des respiratorischen Gas¬
wechsels bei Tieren (mit 1 Tafel).
— Sur un appareil ä mesurer l’öchange des gaz pendant la
respiration des animaux (avec 1 planche).
Polsk. Aroh. nauk biol. i lek. Tom I. zesz. 1.
303. LITYNSKI A.: Z fizyologii zarodzi.
— Aus der Physiologie des Protoplasmas.
— Quelques mots sur la Physiologie du protoplasma.
Wszech&wiat T. XX. Nr. 62.
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608
304. MORACZEWSKI: 0 odczynnikach fizyologicznych.
— Über'physiologische Reagentien.
— Sur les röactifs physiologiques.
Kronika lekarska. 1901. Nr. 20.
305. NOISZEWSKI: Badania widzenia rözriiczkowego i caikowego.
— Untersuchung des differentialen und integralen Sehens.
— L’examen de la vue differentielle et integrale.
Postqp okulistyczny. 1901. Nr. 9.
306. NOISZEWSKI: Poczucie przestrzeni i wyobrazenia wzrokowe.
— Die Raumvorstellung und die Gesichts-Eindrücke.
— L’idee de l’espace et les impressions de la vue.
Nowiny lekarskie. 1901. Nr. 10.
307. NOISZEWSKI: Przyrzad kontroluj^cy celnoäc strzelaj^cego.
— Ein Apparat zur Kontrollierung der Treffsicherheit des
Schiessenden.
— Un appareil pour contröler la justesse du coup d’oeil du tireur.
Postgp okulistyczny. 1901. Nr. 11.
308. PRUS I: 0 umiejscowieniu o£rodköw ruchowych \v korze
mözdäka.
— Über die Lokalisation von motorischen Zentren in der Klein¬
hirnrinde.
— öur la localisation des centres moteurs dans Tecorce du
cervelet.
Polsk. Arch. nauk biol. i lek. T. I. zesz. 1.
SIERADZKI W.: vide 224.
309. SOSNOWSKI J: Badania nad oporem nerwöw, I. Mierzenie
oporu metod% elektryczn^.
— Untersuchungen über den Widerstand in den Nerven.
I. Messung des Widerstandes mittelst der elektrischen Methode.
— Recherches sur la resistanee dans les nerfs. I. La mäsuration do
la resistanee au moyen de la methode 61ectrique.
Rozprawy Wydzialu mat. przyr. Akademii Umiej^tnosci
w Krakowie. Ogölnego zbioru Tom XLI. Dzial A.
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609
310. SOSNOWSKI J. 0 : 0 elektryczno^ci zwierz§cej.
— Über die tierische Elektrizität.
— Sur rälectricit(§ animale.
Wszechäwiat. 1901. Nr. 34*.
311. SOSNOWSKI J.: Kilka siöw o zm§czeniu oSrodköw nersvowych.
— Einige Worte über die Ermüdung der Nervenzentra.
— Quelques mots sur la lassitude des centres nerveux.
Wszechäwiat. T. XX Nr. 37.
312. ÖWI^TOCHOWSKI J.: 0 wplywie alkoholu na krazenie krwi
— Über den Einfluss von Alkohol auf den Blutkreislauf.
— De l’influence de l’alcool sur la eirculation du sang.
Gazeta lekarska. 1901. Nr. 43, 44, 45.
313. WYCZÖLKOWSKA A.: 0 iluzyach optycznych (z 14 rycinami).
— Über optische Illusionen (mit 14 Abbildungen).
— Sur les illusions optiques (avec 14 figures).
Rozprawy Akademii Umiej^tnoäci w Krakowie. Wydziah
mat. przyr, Serya II. T. XVIII. Ogdlnego zbioru T. XXXVIII
IV. Medicinische Chemie.
Chimie mödicale.
314. DAIN: Sacharyna.
— Saccharin.
— Saccharin.
Przegl^d farmaceutyczny. 1901. o. d. Nr. 17/18, 19/20,
21/22, 23/24.
315. C1ECHANOWSKI W.: Przypisek do artykulu Dr. Mincera. Kilka
uwag o wainiejszych zagadnieniach urologii.
— Zusatz zum Artikel von D. Mine er: Einige Bemerkungen
über wichtigere Probleme der Urologie.
— Note ä Particle du Dr. M i n c e r : Quelques observations sur
des problemes plus importants de lurologie.
Nowiny lekarskie. 1901. Nr. 12.
Poln. Archiv, f. biol. und med. Wiasenach. 42
Archive! polon. de acienc. biol. et mädic.
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6iO
316. DZIERZGOWSKI i SALAZKIN: 0 odszczepianiu si§ amoniaku
pod dzialaniem trypsyny i pepsyny na biatko.
— Über die Abspaltung von Ammoniak bei Einwirkung von
Tripsin und Pepsin auf das Eiweiss.
— Sur l’ammoniac se detachant par l’action de tripsine et de
pepsine sur l'albumine.
Gazeta lekarska. 1901. Nr. 35.
317. MARCHLEWSKI Z. i SCHÜNCK C. A.: Wptyw bromu na filo-
porfiryn§ i hematoporfiryn§ (z 1 rycin^).
— Die Einwirkung von Brom auf Phylloporphyrin und Hae-
matoporphyrin (mit einer Abbildung).
— L'action du brome sur la phylloporphyrine et l’hdmatopor-
phyrine (avec une figure).
Rozprawy Akademii Umiej^tnosci w Krakowie Wydziat
mat. przyr. Serya II. T. XYIII. Ogölnego zbioru T. XXXVTII.
318. MINCER A.: Kilka uwag o wazniejszych zagadnieniach uro
logii.
— Einige Bemerkungen über wichtigere Probleme der Urologie
— Quelques observations sur quelques problemes plus impor-
tants de l’urologie.
Nowiny lekarskie. 1901. Nr. 11, 12.
319. MORACZEWSKI W. D.: 0 znaczeniu reakcyi indykanu w mo-
czu w przypadkach cukrzycy.
— Über die Bedeutung der Indikan-Reaktion im Urin bei
Zuckerbarnruhr.
— Sur la signification de la reaction de 1 'indican dans l'urine
dans les cas de diabete.
Przegl%d lekarski. 1901. Nr. 32.
MORACZEWSKI: vide 304.
SIERADZKI W.: vide 224.
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6ii
320. SZUMOWSKI W.: Z cheraii ciai biatkowatych.
— Aus der Chemie der Eiweisskörper.
— Sur la chimie des corps albumineux.
Przeglqd lekarski. 1901. Nr. 33.
321. WßÖBLE WSKI, BEDNARSKI i WOJCZYNSKI: Przyczynek do
wiadomoäci w dziafaniu enzymöw na enzymy.
— Beitrag zur Kenntniss der Einwirkung von Enzymen auf
Enzyme.
— Contribution ä la connaissance de l’action des enzymes sur
enzymes.
Przegl%d lekarski. 1901. Nr. 35, 86.
322. ZEBROWSKI B.: Rozbiör zölci otrzymanej z przetoki u czto-
wieka.
— Analyse der aus einer Gallenfistel beim Menschen erhalte
nen Galle.
— L’analyse chimique de la bile obtenue par une fistule bi
liaire chez l’homme,
Gazeta lekarska. 1901. Nr. 33.
V. Pharmakologie und Pharmakognosie.
Pharmacoiogie et Pharm acognosie.
323. BANKOWSKI: Przypadek ostrej niedroznoäci kiszek, wyleczony
za poinocq, wysokiej dawki atropiny.
— Ein Fall von akuter Darmverschliessung, geheilt durch eine
hohe Dosis von Atropin.
— Un cas d’occlusion intestinale aigue, gueri par une grande
dose d’atropine.
Czasopismo lekarskie 1901. Nr. 7.
324. BERNSTEIN: 0 jod- i kreozot-wazogenach.
— Über Iod- und Kreozot- Vasogene.
— Sur les vasogünes de jode et de crdozote.
Medycyna. 1901. Nr. 35.
*
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612
325. CZAPLICKI: 0 dziakmin atropiny w pewnych przypadkach *
niedroänoSci jelit.
— Über die Wirkung des Atropins in Fällen von Unwegsamkeit
des Darmes.
— Sur Paction de Patropine dans les cas d’occlusion de l’in-
testin.
Medycyna. 1901. Nr. 42, 43, 44.
DAIN: vide 314.
326. FRIEDLANDER E.: Pastilli jodoferrati comp. n Jahr u .
— Pastilli jodoferrati comp. „Jahr“.
— Pastilli jodoferrati comp. „Jahr“.
Przegl^d lekarski. 1901. Nr. 40.
327. FROMMER A.: 0 pröbach zastapienia jodoformu weglem.
— Über die Versuche das Jodoform mit Kohle zu substituieren.
— Sur les tentatives du remplacement du jodoforme par le
charbon.
Przegl^d lekarski. 1901. Nr. 39.
G^SIOROWSKI N.: vide 294.
328. GRUOZINSKI Z i KONWERSKI S.: awiatto jako örodek lecz-
niczy.
— Das Licht als ein Heilmittel.
— La lumi&re comme un remede thörapeutique.
Gazeta lekarska. 1901. Nr. 41, 42, 43.
329. HALPERN M.: W kwestyi leczenie t§tniaköw aorty za pomocg,
podskörnych wstrzykiwan zelatyny.
— Zur Frage der Behandlung von Aortenaneurysmen mittelst
subkutaner Gelatininjektionen.
— Au sujet du traitement des anevrysmes de Paorte par les
injections subcutanees de gelatine.
Ksi^ga jub. Dunina 23.
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613
330. HANDELSMAN: Pr/.ypadek üzca lec/.enego surowica swoistq,
z zejfeiern pomyälnem.
— Ein Fall von Tetanus mit dem spezifischen Serum mit
günstigem Ausgange behandelt.
— Un cas de tetanie traite par. le serum specifique avec un
r£sultat favorable.
Czasopismo lekarskie. 1901. Nr. 10.
331. HERYNG T.: Kilka^ojwag o dziafaniu ortoformu.
— Einige Bemerkungen über die Wirkung des Orthoforms.
— Quelques remarques sur l’action de rorthoforme.
Gazeta lekarska. 1901. Nr. 39.
332. JURAS A: 0 Ieczeniu raköw arszenikiem.
— Über die Behandlung des Karzinoms mit Arsenik.
— Sur le traitement de carcinome par I’arsenic.
Przegl%d lekarski. 1901. Nr. 40.
37 b . KORCZYNSKI Z.: Rozwöj i obecne stanowisko organoterapii.
Ciqg dalszy.
— Die Entwickelung und der gegenwärtige Stand der Organo¬
therapie. Fortsetzung.
— Revolution et l’etat actuel de l’organotherapie. Suite.
Przegl^d lekarski. 1901. Nr. 30, 31, 32, 37, 38, 39.
333. LANDAU H.: Poszukiwania dogwiadczalne nad zachowaniem
si§ zelaza w ustroju zwierzat i ludzi.
— Experimentelle Untersuchungen über das Verhalten des
Eisens im menschlichen und tierischen Organismus.
— Recherches experimentales sur le röle du fer dans l’orga-
nisme des animaux et de Thomme.
Ksi$ga jub. Dunina. 11.
334. MAJEWSKI F.: 0 zachowaniu si§ bhjkitu metylenowego
w ustroju.
— Über das Verhalten des Methylenblau im Organismus.
— Sur le rOle du bleu de methylene dans l’organisme.
Gazeta lekarska. 1901. Nr. 42, 43.
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614
335. MALINOWSKI F.: Zatrucie ortoformem.
— Vergiftung mit Ortiioform.
— Intoxioation avec de I 'orthojorme.
Gazeta lekarska. 1901. Nr. 48.
336. PALMIRSKI W.: 0 blonicy i surowicy przeciwbfoniczej.
— Über Diphterie und über das Diphterie-Heilserum.
— Sur la diphterie et sur le sörum antidiphtörique.
Ksiqga jub. Dunina 9. w
337. PRECHNER: Dwa przypadki zatrucia atropinq.
•— Zwei Fälle von Atropin-Vergiftung.
— Deux cas d’intoxication avec de l’atropine.
Czasopismo lekarskie 1901. Nr. 9.
338. SURZYCKI: 0 Srodkach nasercowych na podstawie wlasnych
i obcych doäwiadczen.
— Über Herz-Mittel auf Grund eigener und fremder Erfahrung.
— Sur les remedes cardiaques d’apres les expdriences de l’au-
teur et d’aut.res savants.
Pami^tnik Tow. lek. warsz. 1901. T. 97. zesz. 4.
VI. Allgemeine Pathologie und pathologische Anatomie.
Pathologie gönörale et Anatomie pathologique.
339. BROWICZ T: 0 pochodzeniu substancyi skrobiowatej (z 3 ta-
blicami).
— Über die Herkunft der amyloiden Substanz (mit 3 Tafeln).
— Sur l’origine de la substance amylolde (avec 4 planches)
Rozprawy Wydzialu mat. przyr. Akademii Umiej^tnosci
w Krakowie. Ogölnego zbioru Tom XLI. Dzial B.
340. BROWICZ: W sprawie pochodzenia substancji skrobiowatej.
— Über die Herkunft der amyloiden Substanz.
— Sur l’origine de la substance amylo'ide.
Przegl^d lekarski. 1901. Nr. 43, 44.
BRUDZEWSKI: vide 470.
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615
341. CIECHANOWSKI S.: Sprawy wydziolniczo w komörkach pier-
wctnych gruczolaköw i raköw gruczolakowych watroby.
— Sekretorische Vorgänge in den Zellen von primären Adeno¬
men und Adenokarzinomen der Leber.
-- Les phönomönes secrötoires dans les cellules d’adönomes et
d’addnocarcinomes primaires du foie.
Rozprawy Akademii Umiejqtnoici w Krakowie. Wydziat
mat. przyr. Serya II. T. XIX. Ogölnego zbioru T. XL
342. DROBA S.: 0 tworach olbrzymich w tkankach gru21iczych
(z 5 tablicami).
— Über Riesenzellen in tuberkulösen Geweben (mit 5 Tafeln).
— Sur les cellules göantes des tissus tuberculeux (avoc cinq
planches).
Rozprawy Akademii Umiej^tnosci w Krakowie. Wydzial
mat. przyr. Serya II. T. XVIII. Ogölnego zbioru T XXXVIII.
343. DZIEMBOWSKI: Cianka ludzka (trichocephalus dispar) jako po
w<5d zapalenia älepej kiszki.
— Trichocephalus dispar als Ursache von Blinddarm-Entzündung.
— Le trichocephalus dispar comme cause d’une inflammation du
cöcum.
- Nowiny lekarskie. 1901. Nr. 7.
344. GOJIKA A.: W sprawie powstawania niektörych cyst w blo-
nie äluzowej dziqsla (z 1 tablica).
— Zur Entstehung mancher Kysten in der Schleimhaut des-
Zahnfleisches (mit 1 Tafel).
-- Sur l’origine de cortains kystes dans la muqueuse des gen-
cives (avec 1 plane he).
Polsk. Aroh. nauk biol. i lek. T. I. zesz. 1.
345. HEWELKE 0.: Usposobienie do gruZlicy.
— Prädisposition zur Tuberkulose,
— La prödisposition ä la tuberculose.
Prace sekeyi gruil. IX. Zjazdu str. 23-31.
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616
346. JANOWSKI W.: Fizyologia i patologia ogdlna wymiotöw.
Odczyty kliniczne. Warszawc. 1901. Nr. 151.
— Physiologie und allgemeine Pathologie des Erbrechens. —
Klinische Vorträge — Warschau 1901, Nr. 151.
— Physiologie et pathologie gdndrale des vomissements. —
Le^ons cliniques. — Varsovie 1901, Nr. 151.
347. JANOWSKI W.: Znaczenie rozpoznawcze i rokujace krwawych
wymiotöw.
— Über den diagnostischen und prognostischen Wert des Blut-
Erbrechens.
— Sur la valeur diagnostique et prognostique des vomissements
sanguins.
Ksiqga jub. Dunina. 4.
KARLINSKI J.: vide 524.
348. KRAMSZTYK Z.: Zdrowie i choroba. — Odczyt publiczny.
— Gesundheit und Krankheit. — Eine öffentliche Vorlesung.
— La sante et la maladie. — Une Conference publique.
Wszechäwiat. T. XX. Nr. 28, 29.
349. KROKIEWICZ A.: Gruzlica na podstawie materyafu sekcyjnego
w prosektoryum szpitala glöwnego we Lwowie w r. 1894/96.
— Die Tuberkulose auf Grund des Sektionsmateriales im Sezier¬
saale des allgemeinen Krankenhauses in Lemberg in den
Jahren 1894 — 1896.
— La tuberculose d'apres les mat^riaux des obductions a rhopi-
tal gön^ral ä Löopol annees 1894 — 1896.
Prace sekcyi gruzl. JX. Zjazdu 92—113.
350. KRZYSZKOWSKI I.: Kilka slöw o anatomii patologicznej wq-
glika.
— Einige Worte über die pathologische Anatomie des Anthrax.
— Quelques mots sur l’anatomie pathologique de l’anthrax.
Przegl%d lekarski. 1901. Nr. 41, 42.
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617
351. KRZYSZKOWSKI J. i WICZKOWSKI J.: Tqtniak pnia tetnicy
pluc-nej, wielokrutne tetniaki rozgalezien tejzc tqtnicy i prze-
wöd Botala otwarty.
-- Eia Aneurysma dos Stammes der Pulmonalis, multiple Aneu¬
rysmen deren Verzweigungen und Persistenz des Ductus Botalli
— Anevrysme du tronc de l’artero pulmonaire, anevrysmos
multiples de ses ramifications et persistance du Duclus Botalli
Przeglqd lekarski. 1901. Nr. 48, 49, 50.
352. KRZYSZTALOWICZ F.: Przyczynek do histologii samuistnego
rozlanogo zapalenia sköry ( atrophia cutis idiopathica diffusa).
— Beitrag zur Histologie der Atrophia cutis idiopathica diffusa .
— Contribution a Hiistologie de Vatrophia cutis idiopathica diffusa.
Przeglqd lekarski. 1901. Nr. 28, 29, 30.
353. KUCERA P.: Dzisiejszy stan nauki o przyczynie raka.
Odczyty kliniczne. —Warszawa. 1901. Nr. 150.
— Der gegenwärtige Stand der Lehre von der Pathogenese
des Karzinoms.
Klinische Vorträge. — Warschau, 1901, Nr. 150.
— L’etat actuel de letiologie du carcinome.
Le 9 ons cliniques. — Varsovie 1901. Nr. 150.
354. MUTERMILCH: Stanowisko gruzliey w rodzinie choröb za-
kaänych.
— Die Stellung der Tuberkulose in der Familie der Infections-
Krankheiten.
— La place de la tuberculose dans la famillo des maladies
intectieuses.
Krytyka lekarska. 1901. Nr. 11.
355. MUTERMILCH: 0 wzajemnem wykluczaniu si<j pewnych po-
staci chorobowych.
— Über das gegenseitige Ausschliessen gewisser Krankheits¬
formen.
— Sur Texclusion reeiproque de eertaines formes des maladies.
Krytyka lekarska. 1901. Nr. 12.
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618
356. MUTERMILCH S.: WJasno&ü cheminzne i morfologiczne wy-
si§köw tfuszczowycli {hydrops chylosus et chyliformis).
— Über die chemischen und morphologischen Eigenst-haften
der fettigen Transsudate ( hydrops chylosus et chyliformis).
— Les propriötös chimiques et morphologiques des öpanche-
ments chyleux {hydrops chylosus et chyUformis ),
Ksi^ga jub. Danina 15.
357. ORLOWSKI W. E.; Samozatrucie ustroju kwasami jako czyn
nik etyologiczny w patologii choröb wewn§trznych, ze
szczegölnem uwzgl§dnieniem mocznicy.
— Autointoxikation des Organismus mit Säuren, als ätiologi¬
sches Moment in der Pathologie der inneren Krankheiten
mit besonderer Berücksichtigung der Urämie.
— L’autointoxication de jl’organisme par des aciditds, comme
agent ätiologique dans la pathologie des maladies internes,
spdcialement de l’urömie.
Przegl%d lekarski. 1901. Nr. 29, 30.
358. PECHKRANZ S.: Przyczynek do nauki o kostniej^cem zapa«
leniu mi§£ni.
— Beitrag zur Lehre über die Myositis ossificans .
— Contribution ä Tötude de la myositis ossificans.
Gazeta lekarska. 1901. Nr. 29.
359. PSTROKONSKI J.: Pierwotny mi^sak iofydka.
— Primäres Magensarkom.
— Sarcome primaire de l’estomac.
Ksiega jub. Dunina. 20.
360. RUFF S.: 0 znaczeniu urazu w etiologii nowotworöw zfoöliwych
— Über die Bedeutung von Traumen in der Aetiologie maligner
Neubildungen.
— Sur le röle des traumes dans l’dtiologie des mdoplasmes
malins.
Przegl^d lekarski. 1901. Nr. 34.
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619
361. STEINHAUS: 0 nowotworach mieszanych Slinianek.
— Über Mischgeschwülste des Speicheldrüsen.
— Sur los nöoplasmes mixtes des glandes salivaires.
Medycyna. 1901. Nr. 44, 45.
362. STERLING : Miesak rozlany serca, nerek i gruczolu krokowego.
— Ein diftuses Sarkom des Herzens, der Nieren und der
Prostata.
— Un sarcome diffus du coeur, des reins et de la prostate.
Gazeta lekarska. 1901. Nr. 30.
363. WICHERKIEWCZ: Uraz jako bezpoSrednia przyczyna powsta-
wania miesaköw narzadu wzrokowego.
— Trauma als direkte Ursache von Sarkomen des Seh¬
organes.
— Les traumes comme causes directes des sarcomes des Or¬
ganes de la vue.
Postqp okulistyczny. 1801. Nr. 8, 9.
VII. Bakteriologie.
Bactöriologie.
364. B^DZYNSKI S.: 0 wspöfczesnym stanie nauki o pr^tku gru-
iliczym i zakazeniu gruiliczem.
— Über den gegenwärtigen Standpunkt der Wissenschaft über
den Tuberkel-Bazillus und die tuberkulöse Infektion.
— Sur l’ötat actuel de la Science sur le bacillus tuberculeux
et sur l’infection tuberculeuse.
Prace sekoyi gruzl. IX. Zjazdu str. 11—22.
365. D^BROWSKI W.: Badania nad zarazkiem ospy.
— Untersuchungen über den Virus der Variola.
— Recherchen sur l’agent infectieux de la variole.
Ksiqga jub. Dunina. 16.
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620
366. ERBRICH F.: 0 nowycli sposobach badania laseczniköw dyfte-
rytycznych.
— Über neue Untersuchungs Methoden der Diphterie-Bazillen.
— Sur les nouvelles müthodos des recherches des bacilles de
la diphthdrie.
Gazeta lekarska. 190!. Nr. 51.
WRÖBLEWSKI, BEDNARSKI i WOJCZYNSKI: vide 321.
367. ZAUSMER: Termoregulator naftowy i uproszczona centryfuga.
— Ein Thermoregulator für Petroleum und eine vereinfachte
Zentrifuge.
— Un thermoregulateur de pötroleum et un centrifugo simplifte.
Medycyna. 1901. Nr. 27.
VIII. Innere Medizin.
Mödecine interne.
368. BARSZCZEWSKI: Czego wymaga klinika od radioskopii i ra-
diografii.
— Was verlangt die Klinik von der Radioskopie und der Ra¬
diographie.
— Qu’est-ce qu’exige la clinique de la radioscopie et de la ra-
diographie.
Gazeta lekarska. 1901. Nr. 28.
369. BIALOBRZESKI: Dwa przypadki obrzeku gluzowego {myxoedema).
— Zwei Fälle von Myxoedem.
— Deux cas de myxoedema .
Gazeta lekarska. 1901. Nr. 31.
370. BIEGANSKI W.: Wyktady o chorobach zakainych ostrych.
T. H. Warszawa 1901 — 8. Str. 619 i IV.
— Vorlesungen über akute Infektions-Krankheiten. II. Band f
Warschau 1901. — 8-ve 8. 619 und IV.
— Le^ons sur les maladies infectieuses aigues. Tome 11-de
Varsovie 1901. — 8-ve Pag. 619 et IV.
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621
371. CYBULSKI H: 0 uzyciu fonendoskopu. Bazzi — Bianchi.
- Über die Anwendung des Phonendoskops von Bazzi-Bianch.
— Sur Papplication du phonendoscope de Bazzi-Bianchi
Gazeta lekarska. 1901. Nr. 45.
CZAPLICKI: vide 326.
372. GOLDBAUM J.: 0 sztucznem zywieniu chorych.
— Über die künstliche Krankenernährung.
— Sur Palimentation artificielle des malades.
Ksi$ga jub. Dunina. 6.
373. GOLDBAUM J.: Kilka uwag krytyeznych w sprawie rozpozna-
nia raka ioJqdka.
— Einige kritische Bemerkungen über die Diagnose des Magen-
Karzinoms.
- Quelques observations critiques sur la diagnose du carci -
noma ventricull
Gazeta lekarska. 1901. Nr. 52.
HALPERN M.: vide 329.
HANDELSMAN: vide 330.
JANOWSKI W.: vide 346.
JANOWSKI W.: vide 347.
374 KONWERSKI: Semiotyka i metodyka badania odruchöw.
— Semiotik und Methodik der Untersuchung von Reflex-Be¬
wegungen.
— Sömiotique et methodique de Pexamen des mouvements
reflexes.
Pami^tnik Tow. lek. warsz. 1901. T. LXLVII Zesz. III.
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622
375. KORYBUT-DASZKIEWICZ: 0 wartoSci rozpoznawczej i lecz.
niczej przekiöcia ledzwiowego (punclio lumbalis) wobec dzi-
siejszego stanu wiedzy.
— Über den diagnostischen und therapeutischen Wert der
Punctio lumbalis beim gegenwärtigen Stande der Wissenschaft
— Sur la valeur diagnostique et thdrapeutique de la punctio
lumbalis, dans l’dtat actuel de la Science.
Medycyna. 1901. Nr. 31, 32, 33.
376. KROKIEWICZ A.: W sprawie leczenia gruzlicy pluc wstrzy-
kiwaniami podskörnemi hetolu i natrii sozojodolici.
— Über die Behandlung der Lungen-Tuberkulose mit subku¬
tanen Injektionen von Hetol und von Natrium sozojodolicum.
— Sur le traitement de la tuberculose des poumons par injec-
tions subcutandes de Hetol et de Natrium sozojodolicum.
Qazeta lekarska. 1901. Nr. 51.
377. KRUKOWSKI: Przypadek samowolnego krwawienia z sutka,
jako objaw hemofilii.
— Ein Fall von spontaner Blutung der Brustdrüse als Symptom
von Hämophilie.
— Un cas d’hdmorhagie spontande de la mamelle, comme un
Symptome d’hdmophilie.
Medycyna. 1901. Nr. 34.
KRZYSZKOWSKI I. i WICZKOWSKI I: vide 351.
378. LEJZEROWTCZ: Kilka uwag w sprawie tezca i jego uleczalnodci.
— Einige Bemerkungen über Tetanus und dessen Heilbarkeit.
— Quelques remarques sur la tdtanie et sur la possibilitd de sa
gudrison.
Medycyna. 1901. Nr. 35, 36.
379. MARISCHLER J,: Przyczynek do powstania vvzglednej niedo-
mykalnodci zastawki tröjdzielnej (insu/, tricuspidalis relatim)
przy zmianach w tetnicy gtöwnej (aorta).
— Beitrag zur Entstehung einer relativen Insuffizienz der Tri¬
cuspidalis bei Erkrankungen der Aorta.
— Contribution ä la gdn&se de Pinsuffisance relative de la
valvula tricuspidalis , acompagnee d’alterations de l’aorte.
Przegl^d lekarski. 1901. Nr. 45, 46.
\
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623
380. MINTZ S: 0 nadierkach wybroczynowych iolqdka.
— Über haomorrhagische Erosionen des Magens.
— Sur les örosions hömorrhagiques de l’estomac.
Ksi$ga jub, Dunina. 13.
381. NOWACZEK S: Przypadek skurczowego zw§£enia przetyku.
— Ein Fall von spastischer Stenose des Oesopbegus.
— Un cas de stönose spasmodique de l’oesophage.
Ksi^ga jub. Dunina. 10.
PSTROKO&SKI I.: vide 361.
382. RENCKI R.: 0 czynnoöci äofqdka przy wrzodzie i zw^zeniu
dobrotliwem po zabiegach operacyjnych.
— Über die Magenfunktion bei Geschwür und gutartiger Ste¬
nose nach Operationen.
— Sur la fonction de l'estomac pendant l’ulcßre et pendant la
stönose bdnigne aprös l’opöration.
Pami^tnik Tow. lek. warsz. 1901. T. LXLVII. Zesz. II.
383. RZ^TKOWSKI K.: Wsprawie przemiany materyi przy prze-
wlektem zapaleniu nerek.
— Zur Frage über den Stoffwechsel bei chronischen Nierenent¬
zündungen.
— Notes sur l’öconomie dans la ndphrite chronique.
Ksigga jub. Dunina 2.
384. RUBIN: Przyczynek do zachowywania si§ czynnoSci iofqdka
w moczöwce cukrowej.
— Beitrag zum Verhalten der Funktion des Magens bei Zucker¬
harnruhr.
— Contribution ä, l’etat des fonctions de l’estomac dans le diabfete.
Medycyna. 1901. Nr. 27, 28.
385. SERKOWSKI: 0 kryoskopji.
— Über Kryoskopie.
— Sur la cryoscopie.
Gzasopiamo lekarskie 1901. Nr. 10, II.
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624
386. SKLODOWSKI J.: Dwa przypadki ciqzkiej niestrawnoSci ner-
wowej.
— Zwei Fälle von schwerer nervöser Dyspepsie.
— Deux cas de dyspöpsie nerveuse grave.
Ksi^ga jub. Dunina. 22.
387. SZAYEROWICZ: 0 leczniczej i diagnostycznej wartoSci naktu-
cia Iqdzwiowego.
— Über den therapeutischen und diagnostischen Wert des
Lendeneinstiches.
— Sur Pimportanee thörapeutique et diagnostique de la ponc-
tion lombaire.
Czasopismo lekarskie 1901. Nr. 9.
388. ZIELINSKI E.: 0 zboczeniach w budowie ciala suchotniköw
— Über Anomalien des Körperbaues bei Phthisiker.
— Sur les anomalies de la conformation du corps chez les phthi-
siques.
Prace sekcyi gruzl. IX. Zjazdu... 121 —124.
IX. Neurologie und Psychiatrie.
Neurologie et Psychiatrie.
389. BÜRO: 0 padaczce.
— Über Epilepsie.
— Sur Pöpilepsie.
Medycyna. 1901. Nr. 46—52.
390. DUNIN T.: Zasady leczenia neurastenii i histeryi.
— Die Grundsätze der Behandlung der Neurasthenie und Hy¬
sterie.
Klinische Vorlesungen. — Warschau, 1991, Nr. 152 und 153.
— Los principes de la therapie de la neurasthönie et de Physterie.
Le^ons cliniques. — Varsovie, 1901, Nr. 152 und 153.
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625
391. FLATAU i KOELICHEN: 0 stwardnieniu rozsianem (sclerosis
multiplex ), przebiegajacem pod postaciq, zapalenia rdzenia
poprzecznego ( myelitis transversa).
— Über Sclerossis disseminata, welche unter der Form von
Myelitis transversa verläuft.
— Sur la sclerosis disseminata , se manifestant sous la forme de
myelitis transversa.
Medycyna. 1901. Nr. 39, 40 41, 42, 43.
392. FLATAU i KOELICHEN: 0 zapaleniu rdzenia.
— Über Myelitis.
— Sur la myölite.
Kronika lekarska. 1901. Nr. 13 -24.
393. GOLDBAUM M.: Epilepsia procursiva. Przyczynek do kaznistyki
padaczki.
— Procursive Epilepsie. — Ein Beitrag zur Kasuistik der Epi¬
lepsie.
— L’äpilepsie procursive. — Contribution ä la casuistique de 1’6-
pilepsie.
Gazeta lekarska. 1901. Nr. 34, 35.
394. JANOWSKI W.; Trzy przypadki zapalenia nerwöw wskutek
otrucia arszenikiem.
— Drei Fälle von Neuritis infolge von Arsenvergiftung.
— Trois cas de növrite causde par l’intoxication arsdnicale.
Ksi$ga jub. Dunina. 5.
395. JASIENSKI T.: Przypadek astazyi-abazyi i kilka uwag o tem
cierpieniu.
— Ein Fall von Astasie-Abasie nebst einigen Bemerkungen
über dieses Leiden.
— Un cas d’astasie-abasie avec quelques observations sur cette
maladie.
Ksiqga jub. Dunina. 17.
Poln. Archiv, f. biol. und med. Winenicb. 43
Archive« polon. de soienc. biol. et midie.
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626
396. KOPCZYNSKI S : Z kazuist.yki nowotworöw i ropni mözgowych.
Aus der Kasuistik der Neubildungen und Abszesse im
Gehirn.
— Casuistiquö des tumeurs et des abcös du cerveau.
Ksi$ga jub. Dunina. 12.
397. LEHR W.: 0 leczeniu nerwobolu kulszowego (Ischias) mi§sie-
niem i bezkrwawemi naciaganiami.
— Über die Behandlung von Ischias mittelst Massage und
unblutiger Dehnungen.
— Sur le traitement de la sciatique par Je massage et par des
extensions non sanglantes.
Ksi§ga jub. Dunina 8.
398. MAJEWSKI: Kilka przypadköw zaburzen umystowych po ope*
racyi zacmy.
— Einige Fälle von Geistesstörung nach Staaroperation.
— Quelques cas d’aliönation mentale aprös Topöration de la
cataracte.
Post§p okulistyczny. 1901. Nr. 8.
399. OLTUSZEWSKI W.: Zwyrodnienie psychiczne i jego stosunek
do röznych kategoryi zboczen mowy.
— Psychische Entartung und ihr Verhältniss zu verschiedenen
Anomalien der Sprache.
— La dögönöration psychique et son rapport aux anomalies
du langage.
Gazeta lekarska. 1901. Nr. 48, 49.
400. OLTUSZEWSKI W.: Niemota, belkotanie, mowa nosowa, j^-
kanie oraz hygiena mowy.
Wydanie drugie. Warszawa. 1901. M. Arct.
— Stummheit, Lallen, Näseln, Stottern, zugleich Hygiene der
Sprache. — Warschau 1901. — M. Arct.
— Le mutisme, bcgaiement, nasillement, balbutiement, ainsi
quo riiygicne du langage. — Varsovie 1901. — M. Arct.
ORLOWSKI S.: vide 422.
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0 21
401. PAÄSK.I K.: Przypadek rozsianego, ostrego zapalonia rdz :nia
po zaczadzeniu, zakonczony wyzdrowieniem.
— Ein Fall von disseminierter akuter Rückenmarksentzilndung
nach Kohlenoxydvergiftung mit Ausgang in Genesung.
— Un cas de mydlite aigue, dissemind apres intoxication avec
de l’oxyde de charbon terminde par la gudrison.
Ksi^ga jub. Dunina. 3.
402. PULAWSKI A.: Neurastenia peryodyczna.
— Über periodische Neurasthenie.
— Sur la neurasthdnie pdriodique.
Ksi^ga jub. Dunina 18.
403. STRÖME WS KI' K.: Przypadek przymiotu rdzenia z objawami
Brown- Sequarda.
— Ein Fall von Rückenmarks-Syphilis mit Symptomen von
Brown-Sdquard.
— Un cas de Syphilis de la raoelle rhachidienne avec les sym-
ptömes de Brown-Sdquard.
Gazeta lekarska. 1901. Nr. 36.
404. äWIIJTOCHOWSKI I.: Przyczynek do nauki o migrenid.
— Beitrag zur Lehre von der Migräne.
— Contribution ä la thdorie de la migrdne.
Ksigga jub. Dunina. 24.
405. SZMURLO: 0 stanach neurastenicznych powstafych na tle za-
burzen nosowych.
— Über neurasthenische Zustände in Folge von Erkrankungen
der Nasenhöhle.
— Sur les dtats neurasthdniques, causds par des maladies de
la cavitd nasale.
Medycyna. 1901. Nr. 37, 38.
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X. Chirurgie.
Chirurgie.
406. BAR^CZ R.: Przyczynek do plastyki ubytköw tchawicy (tra-
cheoplastyki).
— Beitrag zur Tracheoplastik.
— Contribution ä la tracheoplastique.
Przeglqd lekarski. 1901. Nr. 42.
407. BORZYMOWSKI: 0 sterylizacji materyalöw opatrunkowycb.
— Über Sterilisation der Verbandstoffe.
— Sur la Sterilisation des materiaux ä pansement.
Medycyna. 1901. Nr. 36, 37.
408. BORZYMOWSKI: Nowy przyrzqd do podawania ligatur.
— Eine neue Vorrichtung zur Entnahme von Ligaturen.
— Un nouveau möcanisme pour präsenter des ligatures.
Medycyna. 1901. Nr. 50.
409. GOTARD H.: Nowotwör stopy, niezwykle przebiegaj^cy.
— Eine Neubildung am Fusse mit ungewöhnlichem Verlaufe
— Un nöoplasme au pied, d’un cours extraordinaire.
Gazeta lekarska. 1901. Nr. 32.
FROMMER A.: vide 327.
410. HERMAN M. W.: 0 leczeniu zapalenien wyrostka robaczkowego
-- Über die Behandlung von Appendizitis.
— Sur le traitement do l’appendicite.
Przegl%d lekarski. 1901. Nr. 34, 36, 36, 37.
411. HERMAN M. W.: Kilka uwag w sprawie leczeuia gruilicy
j^der.
— Einige Bemerkungen über die Behandlung der Hoden-Tu¬
berkulose.
— Quelques romarques sur le traitement de la tuberculose des
testicules.
Gazeta lekarska. 1901. Nr. 36, 37, 39.
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629
412. HERMAN M. W.: Przyczynek do techniki wycinania wyrostka
robaczkowego.
— Beitrag zur Technik der Resektion des Wurmfortsatzes.
— Contribution ä la teehnique de la rösection de l'appendice
vermiforme.
Przegl%d lekarski. 1901. Nr. 41.
413. HERMAN M. W.: Przyrznd do splökiwania rak w czasie operacyi.
— Eine Vorrichtung zum Abspülen der Hände während der
Operation.
— Appareil pour laver les mains pendant l’opdration.
Przeglqd lekarski. 1901, Nr. 52.
414. JASINSKI 8.: 0 wycinaniu Sledziony.
— Über Extirpation der Milz.
— Sur l’extirpation de la rate.
Przegl^d lekarski. 1901. Nr. 51, 52.
415. KUEWSKI F.: 0 wycinaniu pJuc.
— Über Resektion der Lunge.
— Sur la rösection du poumon.
Pamiqtnik Tow. lek. warsz. 1901. T. 97. Zosz. 4....
416. KRAUSE: Przyczynek do kazuistyki rzadkich przypadköw prze-
puklin jelita grubego.
— Beitrag zur Kasuistik seltener Fälle von Hernien des Dick¬
darms.
— Contribution ä la casuistique de cas rares de l’hemie de
l’intestin gras.
Medycyna. 1901. Nr. 28, 29.
417. KRAUSHAR: O stosowaniu intubacyi w btonicy krtani w prak-
tyce prywatnej.
— Über die Anwendung der Intubation bei Croup des Kehl¬
kopfes in der Privatpraxis.
— L’application de l’intubation dans le croup du larynx dans
la pratique privöe.
Medycyna. 1901. Nr. 30, 31.
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630
418. LEWENSTERN E.: Przypadek tetniaka urazowego tetniey szy-
jowej \vewn§trznej (z rycinq).
— Ein Fall von Aneurysma traumaticum der Art. Carotis interna.
— Un cas d’anövrysme traumatique de la carotide interne.
Gazeta lekarska. 1901. Nr. 27.
419. MARKIEWICZ J.: 0 przewlekfem unieruchomiajacem zapaleniu
kregoshipa.
— Über die chronische ankylosierende Entzündung der Wirbel¬
säule.
— Sur la Spondylose rhizomölique.
Ksi§ga jub. Dunina. 21.
420. MOSING S.: Przyczynek do leczenia operacyjnego wargi zaj§-
czej u niemowl^t.
— Beitrag zur operativen Behandlung der Hasenscharte bei
Neugeborenen.
— Contribution au traitement op^ratoire du bec-de-li&vre chez
les nouveau-nös.
Przegl^d lekarski. 1901. Nr. 38.
421. NODZYNSKI B.: Intubacya w reku prowincyonalnego lekarza
— Die Intutation in der Hand des Landarztes.
— L’intubation exercäe par le mödecin provincial.
Przegl^d lekarski. 1901. Nr. 50.
422. ORLOWSKI S.: Przypadek bezpoSredniego zranienia mostu
Varola przy nieuszkodzonej czaszce.
— Ein Fall von direktem Trauma der Varols-Brücke bei unver¬
letztem Schädel.
— Un cas d’un trauma direct du Pons Varoli le cräne £tant
intact.
Medycyna. 1901. Nr. 29, 30.
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631
423. RUBIN W.: Przypadek gastritidis toxicae i zw^Äenia od^wicr-
nika w nast§pst\vie zatrucia kwasem azotnym. Gastroente
rostomict. Wyzdrowienie.
— Ein Fall von Gastritis toxica und Pylorus-Stenose in Folge
vonVergiftung mit Salpetersäure. Gastroenterostomie. Heilung.
— Un cas de gastrite toxique et de stönose du pylorus aprös
Tempoisonnement avec de l’acide nitrique. Gastroenterosto¬
mie. Gudrison.
Gazeta lekarska. 1901. Nr. 44.
424. RYDYGIER L.: Nowy sposöb podwiazania t§tn. bezimiennej
oraz opis przypadku podwiazania t§tn. podobojczykowej.
— Eine neue Unterbindungs-Methode der Arteria innominata ,
zugleich die Beschreibung eines Falles von Unterbindung
der Arteria subclavia.
— Une nouvelle m£thode de ligaturo de la „ arteria innominata 11
et la döscription d’un cas de ligature de la „ arteria subclavia u .
Przagl^d lekarski. 1901. Nr. 41.
425. SCHRAMM EL: W sprawie leczenia ostrego zapalenia wyrostka
robaczkowego.
— Zur Behandlung der akuten Entzündung des Wurmfortsatzes
— Sur le traitement de l’inflammation aigue de l’appendice vermi-
forme.
Przegl^d lekarski. 1901. Nr. 49, 50.
1335. SCHUMAN Z.: Przyczynek do chirurgicznego leczenia kamieni
äöfciowych. Ciag dalszy.
— Beitrag zur chirurgischen Behandlung der Gallensteine. Fort
Setzung.
— Contribution au traitement chirurgical de calculs biliaires. Suite.
Nowiny lekarskie. 1901. Nr. 7, 8, 9, 10.
426. TRZEBINSKI S.: 0 operacyjnem leczeniu obrz§k<5w przy n hy -
drops anasarca u .
— Über die operative Behandlung der Oedeme bei „Hydrops
anasarca“.
— Sur le traitement op^ratoire de „hydrops anasarca“.
Ksiqga jub. Dunina. 14.
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G32
427. W 4 TOREK A.: Douiusfosc praktyczna i naukowa mojego przy-
rzadu przenoSnego dla aseptyki operacyjnej.
— Die praktische und wissenschaftliche Tragweite meines
transportablen Apparates zur operativen Aseptik.
— L’importance pratique et scientiflque de mon appareil trans¬
portable pour l’asepsie.
Przeglqd lekarski. 1901. Nr. 43, 44, 45, 46.
428. ZAWADZKI A.: Wygodna i tania strzykawka do aseptycznych
wstrzykiwan pfynu Schieicha lub fizyologicznego roztworu
soli.
— Eine bequeme und billige Spritze zur Injektion von
Schleich’scher Flüssigkeit oder von physiologischer Kochsalz¬
lösung.
— Une seringue pratique et bon marchö pour injections de
liquide de Schleich ou de solution physiologique de natrium
chloratum.
Gazeta lekarska. 1901. Nr. 33.
XI. Geburtshilfe und Gynäkologie.
ObstAtrique et GynAcologie.
429. BOCHENSKI K.: 0 opatrywaniu p§powiny wedlug Martina
w stosunku do innych sposoböw polecanych.
— Über den Nabelverband nach Martin im Vergleiche mit
anderen empfohlenen Methoden.
— Sur le pensement du cordon ombilical d’aprfes Martin, en
comparaison avec d’autres möthodes recommandöes.
Przeglqd lekarski. 1901. Nr. 48.
430. BOCHEÄSKI K: Przypadek niezwyklego umiejscowienia obraäe-
nia czeSci miekkich glöwki plodu, powstatego podczas porodu.
— Ein Fall von ungewöhnlicher Lokalisation einer während
der Geburt entstandenen Verletzung der Weichteile des
Kindskopfes.
— Un cas de blessure des parties molles de la tete de l’enfant,
faite au cours de l’accouchement et situöe ä un endroit
extraordinaire.
Przegl^d lekarski. 1901. Nr. 51.
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633
431. BOGDANIK J.: 0 zachowawczein (konserwatywnem) wyiusz-
czaniu wiökniaköw macicy.
— Über konservative Extirpation von Uterus-Fibromen.
— Sur l’extirpation conservative des fibromes de Puterus.
Gazeta lekarska. 1901. Nr. 45.
432. BOGDANIK J.: 0 ci;|zy zamacicznej.
— Über „Graviditas extraute rina“.
— Sur la grossesse extrautärine.
Gazeta lekarska. 1901. Nr. 50.
433. ENDELMAN: Przyczynek do kazuistyki i anatoraii patologicz-
nej t. z. podkosmkowych krwawiaköw.
— Beitrag zur Kasuistik und zur pathologischen Anatomie der
subchorialen Hämatome.
—- Contribution ä l'^tiologie et ä Panatomie pathologique des
hömatomes subchoriales.
Medycyna. 1901. Nr. 47, 48.
KRUKOWSKI: vide 377.
434. MONSIORSKI Z.: Samoistne p§kni§cie p§powiny przy porodzie
w pozycji poziomej.
— Spontane Zerreissung des Nabelstranges bei der Entbindung
in horizontaler Lage.
— Rupture spontanes du cordon ombilical pendant Paccouche-
ment dans la position horizontale.
Gazeta lekarska. 1901. Nr. 48.
, 144i. NEUGEBAUER F.: Thrombus vaginae et vulvae . Ciqg dalszy.
Gazeta lekarska. 1901. c. d. Nr. 27, 28.
NEUGEBAUER F.: vide 287.
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634
435. PULAWSKI W.: Przypadek zapalenia popoiogowego wielkich
splotöw nerwowych koriczyn görnych i dolnych, zropienie
obu gruczoMw sutkowych; wyzdrowienie.
— Ein Fall von puerperaler Entzündung der Nervenplexus der
oberen und unteren Extremitäten, und Vereiterung beider
Brustdrüsen; Heilung.
— Un cas d’inflaraation puerpörale des plexus nerveux des
extrömitös supörieures et införieures et de suppuration des
deux mamelles; guörison.
Czasopismo lekarskie 1901. Nr. 19.
ROSNER A.: vide 290.
STRZEMINSKI: vide 440.
436. SZAYEROWICZ 8.: Dwa przypadki p§kni$cia sklepienia pochwy.
— Zwei Fälle von Ruptur des Scheidengewölbes.
— Deux cas de la rupture du fornix vaginae.
Gazeta lekaraka. 1901. Nr. 48.
XH. Augenheilkunde.
Ophthalmologie.
437. BRUDZEWSKI: Guzy leukaemiczne pozagalkowe.
— Retrobulbäre leukämische Geschwülste.
— Tumeurs leukaemiques. rötrobulbaires.
Poat^p okuliatyczny. 1901. Nr. 7.
438. ENDELMAN Z: W sprawie szklistego zwyrodnienia w rogöwce.
— Zur hyalinen Degeneration der Hornhaut.
— Sur la dögönöration hyaline de la cornöe.
Gazeta lekaraka. 1901. Nr. 34.
439. FEINSTEIN: Ciekawy pod wzgl§dem leczenia przypadek urazu
rogöwki.
— Ein in therapeutischer Hinsicht interessanter Fall von Hora¬
hautverletzung.
— Un cas de lösion de la cornöe, interessant au point de vue
de la thörapie.
Postsp okuliatyczny. 1901. Nr. 12.
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635
440. STRZEMINSKI: Zapalenie r/.eäaczkowe spojöwki noworodköw
(blennrrhoea neonatorum), pochodzace z zakazenia przedpo-
rodowego.
- Blennorhoea neonatorum in Folge Infectiun vor der Geburt.
— Blennorhoea neonatorum causöe par une infection avant la
naissance.
Post^p okulistyozny. 1901. Nr. 9.
441. STRZEMINSKI: Rzadkie powiklanie zapalenia glinianek przy-
usznych ze strony oczu.
— Eine seltene Komplikation von Parotitis mit Affektion der
Augen.
— Une complication rare de la parotide avec une affection des
yeux.
Post§p okulistyczny. 1901. Nr. 10.
442. WICHERKIEWICZ B.: Wypaproszenie gafki ocznej, jego wska-
zanie i sposöb wykonania.
— Die Extirpation des Bulbus, deren Indikation und Ausführung.
— L’oxtirpation du globe de l’oeil, indications et exöcution.
Przegl^d lekarski. 1901. Nr. 40.
443. WICHERKIEWICZ: Uwagi nad etyologi^ odczepienia siatköwki.
— Bemerkungen über die Aetiologie der Netzhaut-Abhebung.
— Remarques sur l’^tiologie de Vablatio retinae.
Postqp okulistyozny. 1901. Nr. 11, 12.
WICHERKIEWICZ: vide 363.
XIII. Dermatologie und Syphllidoiogie.
Dermatologie et Syphilidoiogie.
444. BERNHARDT R.: Jeszcze o wielolicznych samoistnych mi^sa-
kach barwnikowych sköry.
— Nochmals über primär.', multiple Piment-Sarkome der Haut.
— Encore sur les sarcomes pigmenteux de la peau, primaires
et multiples.
Gazeta lekarska. 1901. Nr. 38, 39, 40.
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636
445. BERNHARDT: Wagry ( cotnedones ).
— Mitesser (Komedonen).
— Les comödons.
Medycyna. 1901. Nr. 49.
446. BERNHARDT R.: Wczesne fazy tradzika czerwonego (acne ro-
sacea) u braci w wioku dzieci§cym.
— Rezente Phasen von Acne rosacea bei Brüdern im Kindes¬
alter.
— Phases röcentes d 'Acne rosacea chez des fröres dans l’enfance.
Gazeta lekarska. 1901. Nr. 50.
447. BERNHARDT R.: Rzeäqczka czyli tryper i jego leczenie.
Warszawa. 1901. Wende i Ska. 8-ka. Str. 72.
— Gonorrhoe oder Tripper und dessen Behandlung.
Warschau 1901. Wende und Co. 8v. Seite 72.
Gonorrhöe ou blennorhagie et son traitement.
Varsovie 1901. Wende et Co. 8-ve, Pag. 72.
448. BIRON: Uwagi nad zasadniczemi pytaniami dotyczqcemi le-
czenia przymiotü rt§ciq.
— Bemerkungen über prinzipielle Fragen in Betreff der Be¬
handlung der Syphilis mit Quecksilher.
— Remarques sur les questions fondamentales, concernant le
traitement de la syphilis par le mercure.
Medycyna. 1901. Nr. 33, 34.
449. CHRZ^SZCZEWSKI W.: R<5g skörny prqcia olbrzymich roz-
miaröw.
— Ein Hauthorn des Penis von riesenhaften Dimensionen.
— Une corne cutanöe au pönis de dimensions colossales.
Przegl%d lekarski. 1901. Nr. 33.
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637
450. FONFERKO: Röia na podstawie materyaiu klinicznego od roku
1890 do 1900.
— Das Erysipel auf Grund des klinischen Materiales vom Jahre
1890 — 1900.
— L’drysipfele d’aprös les matdriaux cliniques dos annöes
1890 — 1900.
Nowiny lekarskie. 1901. Nr. 7.
451. GRYGLEWICZ T.: Larwy muchy \ve wrzodzikach sköry.
— Fliegen-Larven in Hautgeschwüren.
— Larves de la mouche dans des ulcferes de la peau.
Gazeta lekarska. 1901. Nr. 53.
452. KARWOWSKI: Leczenie rzezqczki cytrynianem srebra czyli
itrolem.
— Die Behandlung des Trippers mit zitronensaurem Silber (Itrol).
— Le traitement de la gonorrhöe par le cirtrate d'argent (Itrol)
Nowiny lekarskie. 1901. Nr. 11.
KRZYSZTALOWICZ F.: vide 352.
453. STERLING W.: Trqd. .
Odczyty kliniczne. — Warszawa. 1901. Nr. 155 i 156.
— Lepra.
Klinische Vorträge. — Warschau 1901 Nr. 155 und 166
— La löpre.
Leijons cliniques. — Varsovie 1901 Nr. 155 et 166.
454. WESOEOWSKIW.: Przypadek kamienia skörnego z niezwyktem
umiejscowieniem.
— Ein Fall von Hautstein mit ungewöhnlicher Lokalisation.
— Un cas de calcul d’une localisation peu commune dans la
peau.
Gazeta lekarska. 1901. Nr. 52.
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638
455. WIELOWIEYSKI i KOPYTARSKI: Przyczynek do kliniki i do
zmian anatomo-patologicznych w skörze przy pityriasis ru¬
bra Hebrae.
— Beitrag zur Klinik und zur pathologischen Anatomie der
Haut bei Pithyriasis rubra Hebrae.
— Contribution ä la clinique et ä l’anatomie pathologique de
la peau dans la Pithyriasis rubra Hebrae.
G&zeta lekarska 1901. Nr. 37, 38, 40, 41.
456. WOJCIECHOWSKI: Leczenie przymiotu za pomocq merkuriolu
Blomquist'a w workach.
— Die Behandlung des Syphilis mit Mercuriol von Blomquist
in Säcken.
— Le traitement de la Syphilis par le mercuriol de Blomquist
dans des sacs.
Kronika lekarska. 1901. Nr. 23, 24.
XIV. Zahnheilkunde.
Odontologie.
467. KRAKOWSKI: 0 wyjmowaniu zebtfw u ci§£arnych.
— Über Zahnextraction bei Schwangeren.
— Sur l’extraction de dents pendant la grossesse.
Przegl^d dentystyczny. 1901. Nr. 12.
GONKA A.: vide 344.
LEPKOWSKI i WACHHOLTZ: vide 223.
458. ZIELINSKI: 0 protetycznem leczeniu braköw podniebienia.
— Über prothetische Behandlung von Gaumendefekten.
— Sur le traitement prothötique des ddfauts du palais.
Przegl^d dentystyczny. 1901. Nr. 8, 9, 10, 11.
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639
XV. Otiatrie, Rhinologie und Laryngologie.
Otiatrie, Rhinologie et Laryngologie.
459. BAUROWICZ A.: Przypadek torbiela (mucocele) M§dnika sito-
wego ze zmianami w oczodole.
— Ein Fall von Kyste ( Mucocele ) des Siebbeinlabyrinthes nebst
Veränderungen in der Orbita.
— Un cas de kyste ( mucocele ) du labyrinthe ethmoidal avec des
altbrations dans l’orbite.
Przegl%d lekarski. 1901. Nr. 27.
460. CYBULSKI EL: Mentorol w leczeniu gruzlicy krtani.
— Das Menthorol in der Therapie der Kehlkopf-Tuberkulose.
— Le Mevthorol dans la thörapie de la tuberculose du larynx.
Gazeta lekarska. 1901. Nr. 35.
461. PIENI4&EK P.: W sprawie chirurgicznego leczenia gruzlicy
krtani.
— Über chirurgische Behandlung der Kehlkopf-Tuberkulose.
— Sur le traitement chirurgical de la tuberculose du larynx.
Gazeta lekarska. 1901. Nr. 50.
462. SEJDZIAK: Wpiyw pomyälny rözy na przebieg ci§zkiego ro-
pnego zapalenia ostrego ucha Srodkowego.
— Günstiger Einfluss des Erysipels auf den Verlauf einer
schweren akuten, eitrigen Entzündung des Mittelohres.
— L’influence favorable d’örysipele sur le cours d'une grave
inflammation aigue suppurative de l’oreille moyenne.
Kronika lekarska. 1901. Nr. 22.
SZMURLO: vide 405.
463. WRÖBLEWSKI W.: Resekcya muszli dolnej.
— Resektion der unteren Muschel.
— Rösection de la conque införieure.
Gazeta lekarska. 1901. Nr. 49.
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640
464 ZALEWSKI: 0 leczeniu polipöw usznych.
— Über die Behandlung der Ohrpolypen.
— Sur le traitement de polypes de Toreille.
Gazeta lekaraka. 1901. Nr. 28, 29, 30, 31.
465. ZALEWSKI T.: Przyczynek do nauki o postepowaniu poope-
racyjnem po atykoantrotomii.
— Beitrag zur Lehre über das Verfahren nach der Operation der
Attiko -Antrotomie.
— Contribution aux principes du traitement aprös l’opdration
de l’attico-antrotomie.
Przegl%d lekarski. 1901. Nr. 44, 45.
XVI. Pädiatrie.
Pädiatrie.
466. BRUDZINSKI: 0 stosunku wzajemnym zotzöw i gruilicy
u dzieci.
— Über die Wechselbeziehungen zwischen Skrophulose und
Tuberkulose bei Kinder.
• Sur les rapports reciproques de la scrophulose et la tuber-
culose chez des enfants.
Medycyna. 1901. Nr. 45, 46.
467. BRUDZINSKI J.: 0 dzialaniu bismutozy w chorobach prze-
wodu pokarmowego niemowlqt.
— Über die Wirkung der Bismutose bei Krankheiten des
Darm-Kanals bei Säuglingen.
— Sur l’action de la bismutose dans les maladies du tube di-
gestif des enfants ä la mammelle.
Gazeta lekarska. 1901. Nr. 52.
468. CL^GLINSKI: Pare slöw o cierpieniach oörodköw nerwowych
u dzieci z niezwyklym przebiegiem.
— Einige Worte über Leiden der Nerven-Zentra bei Kindern
mit ungewöhnlichem Verlaufe.
— Quelques mots sur les affections des centres nerveux chez
des enfants, d’un cours extraordinaire.
Kronika lekarska. 1901. Nr. 19.
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G41
469. JERZYKOWSKI: 0 szczelinach odbytu u dzieci.
— Über Mastdarmfissuren bei Kindern.
— Sur les fissures anales chez des enfants.
Nowiny lekarskie. 1901. Nr. 8, 9.
470. MOROZEWICZ: Zatrzymanie rnoczu u dziecka, jako powikla-
nie influenzy.
— Harnretention bei einem Kinde als Komplikation von In¬
fluenza.
— Rötention d’urine chez un enfant comme complication
de l’influenza.
Kronika lekarska. 1901. Nr. 21.
471. OFFENBERG: Przypadek septicopyaemiae medicalis.
— Ein Fall von Septicopyaemia medicalis .
— Un cas de septicopyaemia medicalis .
Czasopismo lekarskie. 1901. Nr. 7, 8.
XVII. Hygiene.
Hygiöne.
472. BARSZCZEWSKI: WpJyw gorsetöw na uströj kobiecy w gwie-
tle badan promieniami Röntgena.
— Der Einfluss des Mieders auf den weiblichen Organismus
im Lichte der Röntgen’sche Strahlen.
— L’action du corset sur l'organisrne feminin ä la lumiöre des
rayons de Röntgen.
Zdrowie. 1901. Nr. 10.
473. BIALOBRZESKI: Warto &6 wöd miasta Lublina pod wzgl§dem
hygienicznym.
— Der Wert der Wässer der Stadt Lublin in hygienischer
Hinsicht.
— La valeur des eaux de la ville de Lublin au point de vue
de Thygiöne.
Wiadomoäci farmaceutyczne. 1901. Nr. 13, 14, 15.
Poln. Archiv, f. biol. and med. Wissenich. 44
Archive» polon. de «cienc. biol. et mödic.
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642
474. BLOCH: Ogölnc sprawozdanie o stosunkach i urzqdzeniach
vveterynarno-policyjnych tudziez o stanie hodowli zwierzqt
domowych w Galicyi w roku 1898.
— Bericht über die veterinärpolizeilichen Zustände und Ein
richtungen und über den Stand der Tier-Zucht in
Galizien im Jahre 1898.
— Rapport gönöral sur Tdtat et les institutions de police vöt6-
rinaire et sur l’Etat de l'Elevage des animaux domestiqueß
en Galicie en 1898.
Przegl^d weterynarski. 1901. c. d. Nr. 8, 9, 12.
475. .BREGMAN: Leczenie pijaköw i walka z alkoholizmem.
— Die Behandlung der Säufer und der Kampf mit dem Alko¬
holismus.
— Le traitement des ivrognes et la lutte contre l’alcoolisme
Zdrowie. 1901. Nr. 11, 12.
476. BUJWID 0.: 0 zapobieganiu gruälicy
— Über die Prophylaxis bei Tuberkulose. -
— Sur la prophylaxis de la tuberculose.
Prace sekcyi gruil. IX. Zjazdu. 125—135.
477. CHELCHOWSKI: Nasze kqpiele prowincyonalne publiczne, ko-
lejowe i fabryczne.
— Unsere öffentlichen, Eisenbahn- und Fabriks-Bäder in der
Provinz.
— Nos Etablissements de bains publiquos dans les gares et dans
les fabriques en province.
Zdrowie. 1901. Nr. 8, 9.
478. DANIELE WICZ: Ömiertelnoäö dzieci warszawskich w pierw-
szym roku äycia.
— Die Sterblichkeit der Kinder im ersten Lebensjahre in
Warschau.
— La mortalitö des enfants ä Varsovie dans la premiere an-
nöe de leur vie.
Zdrowie. 1901. Nr. 10.
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643
479. DLUSKI K.: 0 sanatoryach
— Über Sanatorien.
— Sur les stations sanitaires.
Prace sekcyi gruil. IX. Zjazdu... 218—251.
480. D 4 BROWSKI: Projekt towarzystwa do walki z chorobami za-
kaznemi.
— Entwurf einer Gesellschaft zur Bekämpfung der Infektions-
Krankheiten.
— Projet d’une sociötö pour combattre les maladies infectieuses.
Zdrowie. 1901. Nr. 8.
481. DOBRSKI K.: Uwagi w przedmiocio statystyki gruzlicy w to-
warzystwach ubezpieczeh na zycie.
— Bemerkungen in Betreff der Statistik der Tuberkulose in
den Lebensversicherungs- Gesel lschaften.
— Remarques sur la statistique de la tuberculose dans les
compagnies d'assurance sur la vie.
Prace sekcyi gruil. IX. Zjazdu... str. 71 — 78.
482. DOBRZYCKI H.: Profilaktyka gruzlicy w zdrojowiskach i uzdro-
wiskach w obr§bie Krölestwa i graniczaoych z niem gu-
berniach Cesarstwa.
— Die Prophylaxis gegen Tuberkulose in den Bade- und Kur-
Orten im Königreiche (Polen) und den benachbarten Gou¬
vernements des Kaiserreiches (Russland).
— La prophylaxis contre la tuberculose dans los stations bal-
nöaires et climatiques du Royaume (de Pologne) et des gou-
vernements voisins de TEmpire (Russie).
Prace sekcyi gruil. IX. Zjazdu... 167—173.
483. DRECKI: Szczepienie ospy ochronnej w powiecie kaliskim
w 1-szetn pölroczu 1901 roku.
— Die Schutzpocken-Impfung im Bezirke Kalisz im I-ten Halb¬
jahre 1901.
— La vaccination protectrice de variole dans Ie district do
Kalisz pendant le premier semestre de 1901.
Zdrowie. 1901. Nr. 12.
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644
484. GÖRSKI: Przyczynek do stat.ystyki szkolnej..
— Beitrag zur Schulstatistik.
— Contribution ä la statistique scolaire.
Gzasopismo lek. 1901. Nr. 9.
485. GRODECKI: Kilka uwag w sprawie walki z syfilisem na pro-
wincyi.
— Einige Bemerkungen über die Bekämpfung der Syphilis auf
dem Lande.
— Quelques remarques sur la iutte contre la syphilis en province.
Gzasopismo lek. 1901. Nr. 7.
HEWELKE 0.: vide 347.
486. J. K.: Stosunki sanitarne w Slawonii i Kroacyi, skreSlone na
podstawio dziela Dr. Ivo iirovdlöa.
— Die sanitären Verhältnisse in Slavonien und Kroatien dar¬
gestellt auf Grund des Werkes von Dr. Ivo 2irovöic.
—■ L’dtat, sanitaire de la Croitie et de la Slavonie, d’aprös
l’ouvrage de Dr. Ivo 2irovcic.
Przegl%d lekarski. 1901. Nr. 80.
487. JÄNISZEWSKI T.: Projekt organizacyi walki z gru21icq w Ga-
licyi.
— Vorschlag einer Organisation zur Bekämpfung der Tuberku¬
lose in Galizien.
— Projet d’une Organisation pour combattre la tuberculose en
Galicie.
Prace sekcyi gruil. IX. Zjuzdu... 157—166.
488. JÄNISZEWSKI T.: Zapobieganie gruzlicy w zdrojowiskach
i uzdrowiskach galicyjskich.
— Die Prophylaxis gegen Tuberkulose in den Bade- und Kur
orten Galiziens.
— La prophylaxis contre la tuberculose dans les stations bal*
neaires et climatiques do Galicie.
Prace sekcyi gruzl. IX. Zjazdu... 174—183.
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645
489. JARUNTOWSKl A.: Sanatorya ludowe dla chorych piersiowych
w Niemczech.
Volks-Sanatorien für Brustkranke in Deutschland.
— Les stations sanitaires populaires pour poitrinaires en Alle-
rnagne.
Prace sekeyi gruil. IX. Zjazdu... 252—272.
490. KARWOWSKI A.: Statystyka gruilicy w W. Ksi§stwie Po-
nanskiem.
— Statistik der Tuberculose im Grosfürstentum Posen.
— Statistique de la tuberculose dans le grand-duchd de Posen.
Prace sekeyi gruil. IX. Zjazdu... str. 51 — 63.
491. KOMOROWSKI: Stosowanie opatrunköw tegminowych przy
szczepieniu ospy.
— Anwendung des Tegminverbandes bei Kuhpocken-Impfung.
— L’application de tegmine dans la vaccination de la variole.
Medycyna. 1901. Nr. 32.
492. KOSMACINSKI: Opis lazni ludowej w Drobinie, gubernii
PJockiej.
— Beschreibung des Volks-Bades in Drobin im Gouvernement
Plock.
— Description de l'ütablissement de bains populaires ä Drobin,
gouvernement de Piock.
Zdrowie. 1901. Nr. 9.
493. KOSSAK J.: Statystyka Smiertelnoöci z powodu gruilicy pluo
w Warszawie w ciqgu ostatnich 5 lat.
— Statistik der Sterblichkeit an Lungentuberkulose in War¬
schau in den letzten 5 Jahren.
— La statistique de la mortalite oausöe par la tuberculose des
pouinons ä Varsovie pendant les 5 annöes derniöres.
Prace sekeyi gruil. IX. Zjazdu... 64—68.
KROKIEWICZ A.: vide 351.
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<340
494. KUGLER: Praktyczne wskazöwki du analizy masta i wykry-
cia jego zafalszowania.
— Praktische Anleitungen zur Analyse der Butter und zum
Nachweise von Verfälschungen derselben.
— Guide pratique pour analyser le beurre et pour en döcouvrir
les sophistications.
WiadomoSci farmac. 1901. Nr. 17.
495. MERUNOWICZ J.: Statystyka gruzlicy w Galicyi.
— Die Statistik der Tuberkulose in Galizien.
— Statistique de la tuberculose en Galicie.
Prace sekcyi gruil. IX. Zjazda str. 44— 48.
496. MUCHA: Walka z goraczkq. pologowq.
— Kampf mit dem Puerperalfieber.
- - La lutte contre la fiövre puerpörale.
Zdrowie. 1901. Nr. 11.
497. MUTERMILCH.: 0 ile gruzlica jest zaraäliwq,.
— Inwiefeme ist die Tuberkulose ansteckend.
— Jusqu’ä quel point la tuberculose est-elle contagieuse.
Krytyka lekarska. 1901. Nr. 9.
498. MUTERMILCH: Odczyt prof. R. Kocha o zwalczaniu g r uzlicy
w oSwietleniu krytycznem.
— Der Vortrag von Prof. R. Koch über die Bekämpfung der
Tuberkulose in kritischer Beleuchtung.
— Le discours du prof. R. Koch sur la lutte contre la tu-
berculose ä la lumiöre de la critique.
Krytyka lekarska. 1901. Nr. 10.
499. PALMIRSKI i KARLOWSKI: Wyniki szczepieh ochronnych
wedlug metody Pasteura w roku 1900.
— Ergebnisse der Schutzimpfungen nach der Pas teu r’schen
Methode im Jahre 1900.
— Les rösultats de la vaccination präventive d’apräs la m6-
thode Pasteur, en 1900.
Medycyna. 1901. Nr. 51, 52.
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oogle
647
500. POLLAK J.: Statyst.yka suchot plucnych.
— Statistik der Lungen-Schwindsucht.
— La statistique de la phthisie des poumons.
Prace sekcyi gruil. IX. Zjazdu... str. 68 - 70.
501. RZIjTKOWSKI: Plwocina suchotniköw, jako 2r<5dfo zakaien
gruzliczych i sposoby jej unieszkodliwienia.
— Die Sputa der Phthisiker als Infektions-Träger und die
Mittel dieselben unschädlich zu machen.
— Les crachats des tuberculeux comine porteurs de la conta-
gion et les moyens de les rendre inoffensifs.
Zdrowie. 1901. Nr. 9.
502. S. M.: 0 sztucznem barwieniu pomarancz.
— Über künstliche Färbung von Pomeianzen.
— Sur la coloration artificielle des oranges.
Wiadomoici farmac. 1901. Nr. 15.
503. SraiertelnoSe z gruzlicy i zapalenia pluc w Galicyi w latach
1896-1899.
- Sterblichkeit an Lungen-Tuberkulose und -Entzündung in
Galizien in den Jahren 1896-1899.
— La mortalitd en Galicie causde par la tuberculose des pou¬
mons et par la pneumonie, pendant les annöes 1896-1899-
Prace sekcyi gruil. IX. Zjazdu... str. 48—50.
504. SOKOLOWSKI A. : Statystyczne dano dotycz^ce niektörych
momentöw, usposabiaj^cych do gruZlicy pfuc.
— Statistische Anhaltspunkte in Betreff gewisser zur Lungen¬
tuberkulose prädisponierender Momente.
— Bases statistiques relatives ä certains facteurs qui prddis-
posent ä la tuberculoso de poumons.
Prace sekcyi gruil. IX. Zjazdu... str. 32 - 43.
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648
505. STERLING: Brytanski kongres gruäliczy w ceiu zapobiegania
suchotom.
— Der britische Tuberkulose-Kongress behufs Prophylaxe ge¬
gen Lungenschwindsucht.
— Le Congr&s britannique pour la prophylaxie contre la tuber-
culose.
Czasopismo lek. 1901. Nr. 8.
506. STERLING: W sprawie statystyki gruSlicy.
— Zur Statistik der Tuberkulose.
— Sur la statistique de la tuberculose.
Krytyka lekarska. 1901. Nr. 12.
507. STERLING: 0 zakresie patologii zawodowej.
— Über das Gebiet der Pathologie der Berufs-Krankheiten.
— Sur le domaine de la pathologie des maladies profesionelles.
Czasopismo lek. 1901. Nr. 11.
508. STERLING: Statystyka suchot w 39 szpitalach prowincyonal
nych Krölewstwa Polskiego.
— Statistik der Phthise von 39 Provinzial Krankenhäusern im
Königreiche Polen.
— Statistique de la phtisie dans 39 hopitaux provinciaux dans
le Royaume de Pologne.
Prace sekcyi gruil. IX. Zjazdu... 87 — 91.
509. STERLING S.: Leczenie poäwi§cone zwalczaniu pierwszych
okresöw gruzlicy u ludzi ubogich i niezamoinych.
— Die Behandlung behufs Bekämpfung der ersten Perioden
der Tuberkulose bei armen und unbemittelten Leuten.
— Le traitement pour combattre les premiöres pöriodes de la
tuberculoso chez des gens pauvres et peu aisös.
Prace sekcyi gruil. IX. Zjazdu... 184—193.
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649
510. ST^POWSKI: 0 dochodzeniu zafatszowania soku malinowego
wod$.
— Über den Nachweis der Verfälschung des Himbeersaftes mit
Wasser.
— Sur les preuves de la sophistication du sirop de framboises
avec de l’eau.
Kronika farmaceutyczna. 1901. Nr 8.
511. Sprawozdanie c. k. krajowej Rady zdrowia o stosunkach zdro-
wotnych w Galicyi w roku 1899. — Lwöw 1901. St. 185«
i XLVIII.
— Bericht des k. k. Landes-Sanitätsrates über die sanitären
Verhältnisse in Galizien im Jahre 1899. — Lemberg 1901,
S. 185 und XLVIII.
— Rapport du conseil de santä imp. et roy. provincial sur l’dtat
sanitairo de la Galicie en 1899. — L6opol 1899, Pg. 135 et
XLVIII.
512. SZUMOWSKI W.: Skad grozi niobezpieczeüstwo zaraäenia si§
gruzlica.
— Woher kommt die Ansteckungsgefahr bei Tuberkulose?
— D’oü vient le päril de l’infection de la tuberculose?
Wszechöwiat. T XX. Nr. 42.
513. TCHÖRZNICKI: Statystyczne dane co do szpitali warszawskich.
— Statistische Materialien in Betreff der Krankenhäuser in
Warschau.
— Donnöes statistiques des höpitaux de Varsovie.
Prace sekcyi gruil. IX. Zjazdu... 114—120.
514. WRONSKI W.: Sanatorya dla (zamoänych) chorych piersiowych.
— Sanatorien für (bemittelte) Brustkranke.
— Stations sanitaires pour poitrinaires (aisös).
Prace sekcyi gruil. IX. Zjazdu... 194—212.
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650
515. ZAREWICZ i KRZYSZTALOWICZ: Sprawozdanie statystyczno-
lekarskie z dzialalnoäci Krakowskiego tow. ubezpieczeü.
— Statistisch-ärztlicher Bericht über die Wirksamkeit der Kra¬
kauer Versicherungs-Gesellschaft..
— Rapport statistique-mödical sur l’activitö de la Compagnie
d’assurance de Cracovie.
Prace sekoyi gruil. IX Zjazdu... atr 78 85.
516. ÄÖRAWSKI: NabiaJ, jako przyczyna gruilicy u czfowieka
i Srodki zaradcze.
— Die Milch und die Produkte der Milchwirtschaft als Ursache
der Tuberkulose beim Menschen und die Vorsichts-Massregeln.
— Le laitage comme cause de tuberculose chez l’homme et
les moyens pröventifs.
Zdrowie. 1901. Nr. 9.
517. ÄÖRAWSKI: Gruilica w äwietle doäwiadczeü Kocha.
— Die Tuberkulose im Lichte der Versuche von Koch.
— La tuberculose ä la lumifere des expöriences de Koch.
Przegl%d weterynarski. 1901. Nr. 11.
XVin. Gerichtliche Medizin.
Mödecine lögale.
2236. LEPKOWSKI i WACHHOLZ: 0 z§bach pod wzgl?dem sq-
dowo-lekarskiem. Ciag dalszy.
— Ober die Zähne vom gerichtsärztl. Standpunkte. Fortsetzung
— Sur les dents au point de vue de la mddecine lögale. Suite.
Przegl%d dentystyczny. 1901. Nr. 7, 8, 9, 10, 11.
Przegl^d lekarskj. 1901. Nr. 31, 32, 33.
2246. SIERADZKI W.: 0 t. zw. hemotoksynach i innych pokrewnych
im cialach, oraz o znaczeniu ich dla medycyny w ogöle
a dla medycyny sadowej w szczegölnoäci. Ciag dalszy.
— Über sogenannte Hämotoxine und verwandte Körper nebst
deren Bedeutung für die Medizin im Allgemeinen und für
die gerichtliche Medizin im Besonderen. Fortsetzung.
— Sur les hömotoxines et d’autres corps semblables, ainsi que
sur leur röle dans la mödecino en gönöral ec spöcialement
dans la mödecine lögale. Suite.
Przeglqd lekar8ki. 1901. c. d. Nr. 28, 28, 29.
A
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651
%
XIX. Balneologie, Hydrotherapie und Elektrotherapie.
Balneologie, Hydrotherapie et Electrotherapie.
518. MALEWSKI: Przyczynek do klimatologii i zdrowotnoSci NaJ§-
czowa i jego okolic.
— Beitrag zur Klimatologie und Gesundheit von Nahjczow und
seiner Umgegend.
— Contribution ä la climatologie et ä la salubritö de Naleczow
et de ses environs.
Zdrowie. 1901. Nr. 10.
519. PULAWSKI A.: Pröba okreälenia wartoäci odzywczej jedzenia
w zakladzie leczniczym (Nat^czöw).
— Versuch den Nährwert der Kost in einer Heilanstalt (Nal§czöw)
zu bestimmen.
— Essai de döfinition do la valeur nutritive des aliments
dans une maison de saute (Naleczdw).
Ksiqga jub. Dunina, 19.
520. STIJPOWSKI: Pr^dy Tesli w lecznictwie.
— Die Ströme von Tesla in der Therapie.
— Les courants de Tesla dans la thörapie.
Wiadomoöci farmaceutyczne. 1901. Nr. 8.
XX. Thierheilkunde.
M6decine vötörinaire.
2384. BADURA: Chöw drobiu i bydla, oraz weterynarya ludowa
w wioskach parafii Pobiedr i Krzecin. Ciag dalszy.
— Geflügel- und Vieh-Zucht und volkstümliche Tierheilkun le
in den Dörfern der Kirchgemeinden Podbiedr und Krzecin.
Fortsetzung,
— filevage de la volaille et du bdtail, ainsi que l’art vötöri-
naire chez le peuple dans les villages des paroisses de
Pobiedr et de Krzecin. Suite.
Przegl^d weterynarski. 1901. c. d. Nr. 8/9, 10, 12...
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652
521. GOTLIEB: Kilka s?öw o spozytkowaniu padliny i odpädköw
rzeznianych.
— Einige Worte über die Verwertung von Tierkadavern und
von Schlachthaus-Abfällen.
— Quelques mots sur le mode d’utiliser les cadavres des ani-
maux et les issues de la boucherie.
Przegl^d weterynarski. 1901. Nr. 10.
522. GRABOWSKI M : 0 zwalezaniu i zapobieganiu gru^licy bydfa.
— Ober die Bekämpfung und die Prophylaxis gegen die Tuberku-
des Rindes.
— Sur la lutte et la prophylaxis contre la tuberculose bovine.
Prace sekcyi grufcl. IX. Zjazdu... 136 - 156.
523. KACZYNSKI: Malarya u bydfa rogatego. ( Malaria s. Haemoglo -
binuria toxhaemica).
— Malaria des Rindes (Malaria s Haemoglobinuria toxhaemica).
— Malaria du boeuf {Malaria s. Haemoglobinuria toxhaemica).
Przegl^d weterynarski. 1901. Nr. 7, 8/9.
524. KARLENSKI J.: W kwestyi przenoszenia si§ gru^licy na bydlo
rogate.
— Über die Übertragbarkeit der Tuberkulose aut das Rind.
— De la transmission de la tuberculose au boeuf.
Przegl^d weterynarski. 1901. Nr. 11, 12.
2435. KRAJEWSKI: 0 chorobie pyskowo-racicowej {Aphthae epizoo-
ticae) u zwierz^t domowych i o udzielaniu si§ takowej lu-
dziom. Ciäg dalszy.
— Über die Maul- und Klauen Seuche {Aphthae epizooticae) bei
Haustieren und deren Übertragbarkeit auf Menschen. Fort¬
setzung.
— Sur la fievre aphteuse {aphthae epizooticae) chez les animaux
domostiques et son infectiositd pour les hommes. Suite.
Przegl^d weterynarski. 1901. c. d. Nr. 7,
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663
525. KULCZYCKI W : Wykaz statystyczny choröb u koni tramwa-
jowych we Lwowie za lata 1897—1900.
— statistischer Bericht über Krankheiten der Pferde der Tram¬
way-Gesellschaft in Lemberg für die Jahre 1897—1900.
— Rapport statistique sur les maladies des chevaux de tram-
way ä Leopol pour les annöes 1897 -1900.
Przeglqd weterynarski. 1901. Nr. 10.
526. MARKIEL: Ubezpieczenie bydia w ksi§stwie Badefiskiem,
w Bawarji i w Nizszej Austryi.
— Die Viehversicherung im Grosherzogtum Bad e> n, in Baier
und in Niederösterreich.
— L’assurance du bdtail dans la grand-duchö de Bade, dans la
Baviöre et dans l’Autriche införieure.
Przegl%d weterynarski. 1901. Nr. 7.
527. SOCHANTEWICZ: Wyniki rozpoznawczego badania i szcze-
pienia bydta rogatego tuberkulinq wykonanych w r. 1900
w oborach zarodowych.
- Ergebnisse der diagnostischen Untersuchung und Impfung
von Rindern mit Tuberkulin, welche im J. 1900 in Zucht-
Stallungen ausgefürt wurden.
-- Les rösultats des recherches diagnostiques et des inocula-
tions de la tuberculine, faites aux boeufs en 1900 dans
les ötables d’dlevage.
Przegl%d weterynarski. 1901. Nr. 8/9.
XXI. Anthropologie.
Anthropologie.
528. BZOWSKI K.: Kilka slöw o krzyäowaniu si§ ras ludzkich
— Einige Worte über die Kreuzung von Menschen-Rassen.
— Quelques mots sur le croisement des races humaines.
Wszechöwiat. T. XX. Nr. 31.
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664
2476. JAWORSKI J.: 0 przesadach i zwyczajach ludu naszego, do-
tyczqcych pomocy dla rodz^cych oraz opieki nad nowo-
rodkiem. Ciqg dalszy.
— Über die Vorurteile und Gebräuche unseres Volkes in Betreff
des Beistandes bei Gebärenden und der Pflege von Neuge¬
borenen. Fortsetzung.
— Sur les superstitions et les couturnes de nos paysans, rela¬
tives ä i’asistanco aux acouchöes et au soins ä donner aux
nouveau nös. Suite.
Krytyka lekarska. 1901. c. d. Nr. 7.
529. OLECHNOWICZ W.: Rasy Europy i wzajemny ich stosunek
dziejowy.
— Die Rassen von Europa und das gegenseitige geschichtliche
Verhältniss derselben.
— Les races de l’Europe et leurs rapports historiques.
Wisla. T. XV. 5-6.
630. PARZEWSKA: Lecznictwo ludowe.
—' Die Heilkunde beim Volke.
— La mödecine chez le peuple.
Wisla. T. XV. 5-6.
XXII. Geschichte der Medicin und Allgemeines.
Histoire de mädecine et g6nöralit6s-
531. BIEGANSKI: 0 zadaniach towarzystw lekarskich prowincyo-
nalnych.
— Über die Aufgaben der ärztlichen Gesellschaften in der Provinz.
— Sur la mission des sociötös mödicales dans la province.
Czasopismo lek. 1901. Nr. 10.
532. BOGUCKI I. I: Mowa jako delegata sekcyi chemicznej na po-
grzebie Marcelego Nenckiego.
— Trauerrede als Deleg. der chemischen Sektion beim Leichen¬
begängnisse von Marzel Nencki.
— Oraison funSbre prononcde au nom de la section chimique
aux funörailles de Marcel Nencki.
Wszechswiat. T. XX. Nr. 43.
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655
533. DRABCZYK: Z powodu zgonu prof. Marcelego Nenckiego.
— Aus Anlass des Hiuscheidens von Prof. Marzel Nencki.
— A l’ocasion du döcös du prof. Marcel Nencki.
Czasopismo lekarskie 1901. Nr. 12.
534. DZ1EKONSKI i KOPEÖ: Nowe budowle szpitala Dziecüjtka
Jezus na folvvarku Swietukrzyskim.
— Die Neubauten des Krankenhauses „Kindlein Jesus“ auf
den Gründen des Maierhofes „Swi§tokrzyski“.
— Les nouveaux bätiments pour l’höpital „Enfant Jdsus“ sur
le terrain de la mötairie de „Swigtokrzyski“.
Zdrowie. 1901. Nr. 7.
535. FELS J.: „0 zaraath“ biblii hebrajskiej. Przyczynek do bistory
tr^du.
— Über das „ Zaraath“ der hebräischen Bibel. Beitrag zur Ge¬
schichte der Lepra.
— Sur le „ Zaraath“ dans la Bible htibraTque. Contribution ä
l’histoire de la lfepre.
Przeglqd lekaraki. 1901. Nr. 38, 39.
536. GALECKI: Dzieje budowy szpitala Dzieciatka Jezus w War-
szawie.
— Die Geschichte des Baues des Krankenhauses „Kindlein
Jesus“ in Warschau.
— L’histoiro de la construction de l’ödificc pour l'höpital „En¬
fant Jdsus“ ä Varsovie.
Zdrowie. 1901. Nr. 7.
537. GIEDROYÖ F.: trödia biograficzno-bibliograficzne do dziejöw
medycyny w dawnej Polsce.
— Biographisch-bibliographische Quellen zur Geschichte der
Medizin im alten Polen.
— Les sources biographiques et bibliographiques de l’histoire
de la mddecine dans l'ancienne Pologne.
Pamitjtnik Tow. lek. warsz, 1901. T. LXLVII. Zesz. 4.
Digitized by LjOOQle
656
538. HERMAN M : Z kroniki pierwszego 10-lecia zjazdöw chirurgöw
polskich.
— Aus der Chronik des ersten Dezeniums der polnischen Chi¬
rurgen-Kongresse.
— Chronique de la premiere decade des congres des chirur-
giens polonais.
Nowiny lekarskie. 1901. Nr. 7.
539. HERMAN M. W.: Pierwsza dekada zjazdöw chirurgöw polskich.
— Die erste Dekade der polnischer Chirurgen-Kongresse.
— La premiöre döcade des congres des chirurgiens polonais.
Przegl^d lekarski. 1901. Nr. 27, 28.
540. IGLOWSKI J.: Listy z Syberyi.
— Briefe aus Sybirien.
— Lettres de Sybörie.
Przegl%d lekarski. 1901. Nr. 31.
541. JAKUBOWSKI M. L.: Kronika szpitala öw. Ludwika dla dzieci
w Krakowie. Okres 25 lat od roku 1876 do roku 1900. —
Kraköw 1901.
— Chronik des St. Ludwig-Kinderspitals in Krakau. Zeitraum
von 25 Jahren von 1876 bis 1900. — Krakau 1901.
— Chronique de l'höpital St. Louis pour les enfants ä, Cracovie.
Pöriode de 25 ans, 1876 ä 1900 — Cracovie 1901.
542. JABLONSKI: Instytut anatomo-patologiczny.
— Das pathologisch-anatomische Institut.
— L’institut d’anatomie pathologique.
Zdrowie. 1901. Nr. 7.
543. JAKOW8KI M.: Prace Marcelego Nenokiego dotyczace trawienia.
- Die Arbeiten von Marzel Nencki über die Verdauung.
— Les travaux de Marcel Nencki sur la digestion.
Gazeta lekarska. 1901. Nr. 47.
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657
644, JANOWSKI W.: Koszta budowy szpitala Dzieci^tka Jezus.
— Die Baukosten des Krankenhauses „Kindlein Jesus“.
— Les frais de construction de l’höpital „Enfant Jdsus“.
Zdrowie. 1901. Nr. 7.
545. JANOWSKI W.: Teodor Dunin.
— Theodor Dunin.
— Theodore Dunin (lisez Dounine).
Ksigga jab. Dunina. 1.
546. JANOWSKI W.: Nowy szpital Dzieci^tka Jezus i Dom Wy-
chowawczy w Warszawie.
— Das neue Krankenhaus „Kindlein Jesus“ und das Erzieh¬
ungs-Haus in Warschau.
— Le nouvel höpital „Enfant-Jesus“ et la maison d’education
ä Varsovie.
Gazeta lekarska. 1901. Nr. 29.
547. KLARNER: Ogrzewanie i przewietrzanie nowozbudowanego
szpitala Dzieciatka Jezus w Warszawie.
— Die Beheizung und Ventilation im neugebauten Kranken¬
hause „Kindlein Jesus“ in Warschau.
— Mode de chauffage et de Ventilation dans les nouveaux bä-
timents de l’höpital „Enfant Jösus“ ä Varsovie.
Zdrowie. 1901. Nr. 7.
548. KLARNER: Kanalizacya, wodociagi i drenai nowo zbudowa-
nego szpitala Dzieciatka Jezus w Warszawie.
— Die Kanalisation, Wasserleitungen und Drainagen im neu¬
gebauten Krankenhause „Kindlein Jesus“ in Warschau.
- La canalisation, les conduites d’eau et mode de drainage
dans les nouvelles constructions de l’höpital „Enfant-Jösus“
ä Varsovie.
Zdrowie. 1901. Nr. 7.
Poln. Archiv, f. biol. und med. Wissensch. 45
Archives polon. de scienc. biol. et mödic.
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058
649. KOSTANECKI K.: Mowa jako delegata Akademii uroiej. na
pogrzebie Marcelego Nenckiego.
— Trauerrede als Delegierten der Akademie der Wissenschaften
beim Leichenbegängnisse von Marzel Nencki.
— Oraison fünäbre prononcöe au nom de l’Acadömie des Sci¬
ences aux fundrailles de Marcel Nencki.
Wszeohiwiat. T. XX. Nr. 43.
660. KUDER: Kuchnie parowe, pralnia, piekarnia i komora
dezinfekcyjna przy szpitalu i Domu wychowawczym Dzie-
ci^tka Jezus.
— Die Dampiküche, die Waschanstalt, die Bäckerei und die
Desinfections-Kammer im Krankenhause und Erziehungs-
hause „Kindlein Jesus“ in Warschau.
— La cuisine ä vapeur, la buanderie, la boulangerie et la Cham¬
bre ä dösinfection de l’höpital et de la maison d’dducation
„Enfant Jesus“.
Zdrowie. 1901. Nr. 7.
551. LACHS: Ginekologia u Celsusa. Przyczynek do historyi gine-
kologii.
— Die Gynäkologie bei Celsus. Ein Beitrag zur Geschichte der
Gynäkologie.
— La gynöcologie de Celsus. Contribution ä l’histoire de la gynö-
cologie.
Medycyna. 1901. Nr. 38, 39, 40, 41.
552. LEPPERT W.: Marceli Nencki — przemöwienie W l. Lepperta
na posiedzeniu sekcyi chemicznej dnia 19. paidziemika 1901.
— Marceli Nencki. Gedächtnissrede gehalten in der Sitzung der
chemischen Sektion am 19. Oktober 1901.
— Marcel Nencki. Discours prononcde ä la söance de la section
chimique du 19 Octobre 1901.
Chemik polski. T. I. Nr. 31.
Wszechswiat. T. XX. Nr. 43.
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659
553. LE PPERT W.: Marceli Nencki. W spomienie poämiertne.
— Marzel Nencki. Nachruf.
— Marcel Nencki. Notice näerologique.
Wszechiwiat. T. XX. Nr. 42.
554. NUSBAUM H.: Witalizm i Marceli Nencki.
— Vitalismus und Marzel Nencki.
— Le vitalisme et Marcel Nencki.
Gazeta lekarska. 1901. Nr. 47.
555. PALMIRSKI: Odkrycia i. p. Marcelego Nenckiego dotyczqce
czqce ksi§gosuszu i surowicy przeci wksi§gosuszowej
— Die Errungenschaften von weil. Marzel Nencki in Betreff
der Rinderpest und des Schutz-Serums gegen Rinderpest.
— Les däcouvertes de feu Marcel Nencki relatives ä la peste
bovine et ä la vaccination präventive contre la peste bovine.
Gazeta lekarska. 1901. Nr. 47.
556. PRUSZYNSKI J.: Dzialalnoiö naukowa §. p. Marcelcgo Nenc¬
kiego (z literaturq, od 1869—1901).
— Die wissenschaftlichen Leistungen von Marzel Nencki
(Literatur von 1869—1901).
— Les oeuvres scientifiques de Marcel Nencki (Littärature de
1869-1901).
Gazeta lekarska. 1901. Nr. 46.
557. PRUSZYNSKI J.: Mowa jako delegata Tow. lek. Warsz. na
pogrzebie Marcelego Nenckiego.
— Trauerrede als Delegierten der Warschauer Gesell, der Ärzte
beim Leichenbegängniss von Marzel Nencki.
— Oraison funäbre prononcee au nom de la sociätä des mä-
decins de Varsovie aux funärailles de Marcel Nencki.
Wszechiwiat. T. XX. Nr. 43.
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660
558. ROTMIL: Oäwietlenie elektryczne nowozbudowanego szpitala
Dzieciqtka Jezus w Warszawie.
— Die elektrische Beleuchtung im neugebauten Krankenhaus
„Kindlein Jesus“ in Warschau.
— Installation pour la Iumiöre ölectrique dans les nouveaux
bätiments de I’höpital „Enfant J&sus“ ä Varsovie.
Zdrowie. 1901. Nr. 7.
559. RZIjBKOWSKI: Teodor Dunin. (Z powodu 25 -letniej dziaial-
noäci Jego lekarskiej).
— Theodor Dunin, (aus Anlass Dessen 25-jähriger ärztlicher
Wirksamkeit).
— Thöodore Dunin, (ä propos de la 25-öme annde de son acti-
vitd mädicale.
Krytyka lekarska. 1901. Nr. 12.
560. S. K.: Ze starych pieleszy. — (1866- 1901). (Warszawskiej szkoly
weterynaryi).
— Die alte Stätte (1876—1901) (der Yeterinärschule in Warschau).
%
— L’ancienne installation (1867—1901) (de l’öcole v6t6rinaire
ä Yarsovie).
Przegl%d weterynarski. 1901. Nr. 8/9.
561. STIJPOWSKI: Rzut oka na dzieje farmacyi w Polsce w XIX.
stuleciu.
— Ein Blick auf die Geschichte der Pharmazie in Polen im
XIX. Jahrhundert.
— Un coup d’oeil sur Thistoire de la pharmacie en Pologne
au XIX. siede.
WiadomoSci farmaceutyczne. 1901. Nr. 3—7.
662. 6ZWAJCER: 0 ruchu chorych w szpitalu miejskim gw. Sta-
nislawa.
— Der Krankenverkehr im St-Stanislaus-Krankenhause.
— La statistique du mouvement des malades ä l'höpital
St. Stanislas.
Zdrowie. 1901. Nr. 12.
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661
563. 8CHWAJCER: Projekt planu szpitala prowincyonalnego na
36 fözek.
- Entwurf ines Bauplanes für ein Provinzial-Krankenhaus
mit 36 Betten.
- Un projet de construction d’un höpital ä 36 lits pour la
province
Zdrowie. 1901 Nr. 8.
564. W.: Nasze wydziaTy lekarskie.
- Unsere medizinische Fakultäten.
— Nos facultas de mödecine.
Krytyka lekarska 1901 Nr. 11.
565. WALTGÖRSKI: C.: Spostrzeäenia z praktyki lekarskiej.
— Beobachtungen aus der ärztlichen Praxis.
— Observations de la pratique mödicale.
Przegl^d lekarski 1901. Nr. 46.
566. ZALESKI J.: Mowa na pogrzebie Marcelego Nenckiego.
— Trauerrede beim Leichenbegängnisse von Marzel Nencki.
— Oraison funebre prononc^e aux fun£railles de Marcel
Nencki.
Wszechswiat. T. XX. Nr. 33.
567. Z.: Marceli Nencki. — Nekrolog.
— Marzel Nencki. — Nekrolog. #
— Marcel Nencki. — Notice necrologique.
Chemik polski. T. I. Nr. 30.
Poln. Archiv f. biol. u med. Wis«en«ch.
Archive» polon. do »cienc. biol. et m£dic.
46
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Polnisches Archiv für biologische und medicinische Wissenschaften Bd. I.
Dr. T. Ko dis: Über die Phylloden und deren Anordnung in der Körnerschicht des Kleinhirns,
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F>g /+. V
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FÜR
biologische und medizinische
WISSENSCHAFTEN
DES SCIENCES
biologiques et medicales
herausgegeben von
publiees par
Prof. Dr. Ign. BARANOW8KI <Vareovie) “ Prof. Dr. M. GRABOWSKI (Wopol, -
Prof. Dr. A. GLUZIÄSKl (Wopol) - Dr ' A °j ASI S 3K! ( Wopol) _ Prof. Dr. Br. KADER (Cr.cor.6, -
Prof. Dr. M. JAKUB0W9KI <Cracov,e) - Dr. W1^JASIN3 _ Prof. Dr. K. KOSTANECKI (Cracovle) -
Prof. Dr. H. KADYI (Wopcl) - Prot ^ ^r. JEWSKI .V.raovi.) - Dr. A. KROKIEWICZ (Cracovio, -
DO«. Dr. E. KOWAI.SKI (Wopol) - m ™ ^ÜkaSIEWICZ (Wopol) - Prof. Dr. B. MACHEK
Prof. Dr. J. ZAZARSKl (Cracov.e) - Prof. ^ ” ( Var.ovie) - Prof. Dr. J. NUSBAUM (Wopol) -
(Wopol) - Prof. Dr. A- MARS (Wopol) " D \ J NA ^ ^ o l) _ Prof . D r St. PONIKEO (Cracovie) -
Dr. H. NUSBAUM (Varaovie) - Prof. A. OBRZÜ l ^ Dr . Wl . REISS (Craoovie) -
Prof. Dr. J. PRUS (Wopol) - Dr. J - „ ie , _ Dr. D. SOHELLENBERG (Wopol) -
Dr. M. REJCHMAN (Varaovie) - Dr. K , g £ D ZtJ f K ( Var 8 ovie) - Prof. Dr. Wl. SIERADZK1 (Wopol) -
Doo. Dr. H. SCHRAMM (Wopol) - Dr. J. ^DZIAK_ ur H gwIljCICKl (Poaeo) -
Dr A. SOKOEOWSKI (Varaovie) - Dr. E. STR.0> . AWSKI ^^opol» - Prof. Dr. Wl. SZYMONOWICZ
Prof. Dr. J. 8ZPILMAN (Wopol) - Doc. Dr. A. JS WEHR (L6opo l) - Prof. Dr. B. WICHER-
<“»*" -»• zn, " E ”"
UNTER DER RED ACTION VON
SOUS LA RfiDACTION DU
Prof. Dr. H. KADYI.
v
LEMBERG.
ERLAG DER HERAUSGEBER. PROP
ln Commission bei H. Altenberg, Buchhandlung En
in Lemberg.
LEOPOL.
RlfiTfi DES EDITEUR
vente i la llbralrle de H. Altenberg
& L^opol.
s.
Preis dieses Heftes 12 Kronen (10 Mark).
Prix de cette
francs).
INHALT:
SOMMAIRE:
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Dr. ~
Bibii»^ te Ä i<, ‘ 0 ^ , °” “'Ä«*;,»» d,is
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537
545
573
594
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Eine Reihe von wichtigen wissen¬
schaftlichen Arbeiten polnischer For¬
scher auf dem Gebiete der biologi¬
schen und medizinischen Wissenschaf¬
ten ist für die Mehrzahl der dies¬
bezüglichen Fachgenossen schwer oder
gar nicht zugänglich, wenn diese Arbei¬
ten, wie es vielfach geschieht, nur in pol¬
nischer Sprache veröffentlicht werden.
Referate, welche über diese Arbei¬
ten den verschiedenen „Centralblät¬
ternund „Jahresberichten“ zukom¬
men, erweisen sich als nicht ausreichend
ftir jene Forscher, welche mit demsel¬
ben Gegenstände sich speciell befassen.
Im Interesse der Wissenschaft ist
es höchst erwünscht, dass wo möglich
alle streng wissenschaftlichen-Arbeiten
polnischer Forscher nicht nur in pol¬
nischer Sprache, sondern zugleich auch
in einer, den meisten Fachgenossen
aller Nationen geläufigen Sprache in
Extenso veröffentlicht werden.
Um diesem Bedürfnisse Rechnung zu
tragen, hat eine Anzahl von polnischen
Biologen und Ärzten es unternommen
eine Zeitschrift unter dem Titel:
„polnische; Archiv
für biologische
und medizinische Wissenschaften“
herauszugeben, welche in Lemberg
unter der Redaction von Prof. D r.
Heinrich Kadyi erscheint.
In dieses „Archiv“ werden streng
wissenschaftliche Arbeiten, welche
auf speziellen Untersuchungen be¬
gründet sind, aufgenommen und zwar
aus dem Gebiete der Morphologie
( Anatomie, Histologie, Entwickelungs¬
geschichte), Physiologie (und physio¬
logischen Chemie), experimentellen
Pathologie (und Bakteriologie), expe¬
rimentellen Pharmacologie, pathologi¬
schen Anatomie (und Histologie), so
wie streng wissenschaftlich durchge-
Un grand nombre d’importants
travaux scientifiques des auteurs po-
lonais sur des questions biologiques
et m^dicales n’etant publies qu’en
langue polonaise, sont par cela m§me
ä peu pres inaccessibles aux savants
des autres nations.
Les extraits et les rösumes de
ces travaux, qui paraissent parfois
dans quelques „Revues“ et „Comptes-
Rendus“, et qui ne donnent que des
resultats obtenus, ne peuvent ren-
seigner suffisamment les savants qui
s occupent de recherches speciales sur
les memes sujets.
II serait donc de grande utilitö
pour la Science, que tous les travaux
purement scientifiques des auteurs po¬
lonais fussent, autant que possible,
publi^s in extenso, non seulement en
polonais raais aussi en une langue
connue du plus grand nombre des
savants de tous les pays.
Desireux de röpondre ä ce besoin,
un groupe de biologistes et m^decins
polonais a resolu d’entreprendre une
publication intitulöe:
„Archive; polonaise;
des Sciences
biologiques e) medicales“
et paraissant k Lwöw (Löopol _
Autriche) sous la redaction de M.
le Dr. Henri Kadyi, professeur
ä l’Universite.
Les „Archives“ contiendront des
travaux purement scientifiques, bas<§s
sur de recherches speciales, se rappor-
tant k la Morphologie (Anatomie, Histo¬
logie' Embryologie), ä la Physiologie
(Chimie physiologique), k la Pathologie
experimentale (et k la Bactäriologie),
k la Pharmacologie experimentale,
k l’Anatomie (et k l’Histologie) pa-
thologique, ainsi que des travaux cli-
niques purement scientifiques.
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führte Arbeiten aus den Gebieten der
klinischen Medizin.
Das „Polnische Archiv für biologi¬
sche und medizinische Wissenschaften
erscheint gleichzeitig in zwei Ausga¬
ben, nämlich in einer polnischen und
in einer deutsch-französischen, welche
letztere in deutscher oder in französi¬
scher, getreuer Übersetzung alle jene
Arbeiten umfassen wird, welche in der
polnischen Ausgabe dieses „Archives
erscheinen. In der deutsch-französi¬
schen Ausgabe können auch -getreue
Übersetzungen von solchen streng wis¬
senschaftlichen Arbeiten, aufgenommen
werden, welche in polnischer Sprache
anderwärts (in Zeitschriften, Akade¬
mie Schriften) publicirt worden sind.
Ausserdem wird das „Archiv“ ein
möglichst vollständiges Verzeichniss
der Titeln sämmtlicher auf dem Gebie¬
te der biologischen und medizinischen
Wissenschaften in polnischer Sprache
erscheinenden Werke, Arbeiten und
Artikeln führen, sammt deutscher und
französischer Übersetzung dieser Titel.
Das „Polnische Archiv für biologi¬
sche und medizinische Wissenschaften“
erscheint in iwangslosen Heften. Eine
Serie von aufeinanderfolgenden Heften,
welche zusammen 30 bis 40 Druckbo¬
gen umfassen, bildet einen Band.
Der Pränumerations - Preis der
deutsch-französischen Ausgabe . des
Polnischen Archives für biologische
und medizinische Wissenschaften“ be¬
trägt pr. Band 48 Kronen 40 Mark.
Der Ladenpreis wird für jedes
Heft und für jeden Band besonders
festgestellt werden. .
Das „Polnische Archiv für biologi¬
sche und medizinische Wissenschaften
übernimmt in Commission die V e r-
la^s-Buchhandlung von H. Al¬
tenberg in Lemberg. (Zu beziehen
durch sämmtliche Buchhandlungen).
Les „Archives polonaises des
Sciences biologiques et medical es
seront publtees simultanement en
deuxAditions: une üdition polonaise et
une autre lran 9 aise et allemande; cette
derntere edition contiendra une fid£le
traduction en langue fran^aise on
allemande de tous les travaux, qui
paraitront dans lAdition polonaise
des „Archives“. Dans lAdition franco-
allemande peuvent aussi trouver place
les traductions fideles en langue fran-
5 aise oii en langue allemande des
travaux polonais purement scienti-
fiques, insöres dans d’autres pubh-
cations polonaises (periodiques, pu-
blications de l’Academie etc.).
En outre, les „Archives“ donne-
ront une bibliographie, aussi
complete que possible, de tous les
ouvrages, traites, Communications, pa-
rus en langue polonaise sur des ma¬
tteres biologiques et medicales, avee
la traduction de leurs titres en fran-
(jais et en allemand.
Les „Archives polonaises des
Sciences biologiques et ntedicales“
paraitront sans terme fixe d’avance
en livraisons separees. Une serie de
livraisons parues consücutivement for-
mera un volume de 30-40 feiuUes
d’impression.
Le prix d’abonnement de 1 edition
franco-allemande des „Archives polo¬
naises des Sciences biologiques et me¬
dicales“ a ete fix6 ä 48 couronnes
50 francs pour un tome.
Le prix de libraire sera fix6 pour
chaque livraison et pour chaque
tome. , . ,
Les „Archives polonaises des
Sciences biologiques et mödicales s©
trouvent en vente chez H. Alten¬
berg, libraire-editeur ä Leo¬
pol. (On pöut aussi s’abonner ou ache-
ter dans toutes les librairies).
Buchdruckerei „Ludowa“ in Lemberg.
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Ludowa üt Mopol
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JIILWIMS
UNIVERSITY OF MICHIGAN
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