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Full text of "Polnisches Archiv für biologische und medizinische Wissenschaften 1.1902"

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Polnisches Archiv für 
biologische und medizinische 


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FÜR 

biologische und medizinische 

WISSENSCHAFTEN 


DES SCIENCES 

biologiques et mddicales 


herausgegeben von publikes par 

Prof. Dr. Igo. BARANOW8KI (Varaovie) — Dr. Th. DUNIN (Varaovie) — Dr. B. FLATAU (Varaorie) — 
Prof. Dr. A. GLUZlNSKI (Uopol) - Dr. A GO&KA (Löopol) - Prof. Dr. M. GRABOWSKI (Duopol) — 
Prof. Dr. M. JAKÜBOWSKI (Cracovie) - Dr. WZ. JASIÄSKI (Wopol) — Prof. Dr. Br. KADER (Cracovie) — 
Prof. Dr. H. KADYI (Löopcl) — Prof. Dr. E. KORCZYtf SKI (Cracovie) — Prof. Dr. K. KOSTANECKI (Cracovie) — 
Doc. Dr. E. KOWALSKI (Wopol) — Dr. WZ. KRAJEWSKI (Varaovie) — Dr. A. KROKIBWICZ (Cracovie) — 
Prof. Dr. J. BAZARSKI (Cracovie) — Prof. Dr. WZ. BUKASIEWICZ (LöopoZ) — Prof. Dr. E. MACHER 
(Wopol) — Prof. Dr. A. MARS (Wopol) — Dr. J. NATANSON (Yaraovie) — Prof. Dr. J. NUSBAUM (Wopol) — 
Dr. H. NUSBAUM (Varaovie) — Prof. Dr. A. OBRZUT (Löopol) — Prof. Dr St. PONIKBO (Cracovie) — 
Prof. Dr. J. PBUS (Wopol) — Dr. J. PRU8ZYÄSKI (Varaovie) — Prof. Dr. WZ. REISS (Craoovie) — 
Dr. M. REJGHMAN (Varaovie) — Dr. K. RYCHLIÄSKI (Varaovie) - Dr. L. SCHELLENBERG (LÄopol) — 
Do«. Dr. H. SCHRAMM (Wopol) — Dr. J. 8^DZIAK (Varaovie) — Prof. Dr. WZ. SIERADZKI (Wopol) — 
Dr. A. SOKOBOWSKI (Varaovie) — Dr. E. 8TROYNOWSKI (Wopol) — Dr. H. SWDjJCICKI (Poaen) — 
Prof. Dr. J. SZPILMAN (LÄopol) - Doc. Dr. A. SZULISBAW8KI (Löopol) — Prof. Dr. WZ. SZYMONOWIGZ 
(Wopol) - Prof. Dr. R. TRZBBICKI (Cracovie) — Prof. Dr. W WEHR (Löopol) — Prof. Dr. B. WICHE B- 
KIBWICZ (Cracovie) — Doc. Dr. J. WICZKOWSKI (Wopol) — Prof. Dr. Gr. ZIEMBIGKI (Duopol). 

UNTER DER REDACTION VON SOUS LA RfiDACTION DU 

Prof. Dr. H. KADYI. 


I. BAND. 


VOLUME I. 


Preis des ganzen I. Bandes 
60 Kr. = 50 Mark. 


Prix du volume I. entier 
60 couronnes = 65 francs. 


LEMBERG. 

VERLAG DER HERAUSGEBER. 


LEOPOL. 

PROPRlfiTfi DES fiDITEURS. 


In Commission bei H. Altenberg, Bnchbandlung 

in Lemberg. 


1902. 


Ed rente ä la libralrie de H. Altenberg 

& Wopol« 


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Inhalt des I. Bandes: 


Sommaire du I. volume: 


Dr. Jean Prus: Sur Ja localisafcion des centres moteurs dans 

l’6corce du cervelet ..... ... 1 

Dr. Heinrich Kadyi: Das Formaldehyd im anatomischen Insti- 

stitute der Lemberger Universität . . . .16 

Dr. Alfred BurzyAski: Über die Consörvirung der Organe in 

ihren natürlichen Farben . . . . . . .33 

Dr. Gonka: Sur l’origine de certains kystes de la muqueuse des 

gencives (avec I. Planche) ....... 52 

Dr. Heinrich Kadyi: Über die Färbung der nervösen Central¬ 
organe nach Beizung mit Salzen schwerer Metalle . 55 

Dr. Ignaz Lemberger: Über einen Apparat zur Messung des 

respiratorischen Gaswechsels bei Thieren (mit Tafel H) . 89 

Dr. Stefan Gaszynski: Über die Grundsätze, Bedingungen 
und Indicationen der Symphyseotomie mit Angabe eines eigenen 
Falles (mit Tafel III und 10 Figuren im Texte) . . .112 

Dr. Napoleon Gqsiorowski: Über den Einfluss des Cocains, 
der Durchschneidung des Nerven und mechanischer Beizung 
aut die Structur der Grandry’schen Körperchen (mit Tafel IV) 167 
Dr. J. Fajersztajn: Über das Hämatoxylinchromlack als Mittel 

zur Färbung der Achsencylinder . . . . . .188 

Bibliographie der in polnischer Sprache erschienenen biologischen 
und medizinischen Publicationen für das Jahr 1901.1. Theil. — 
Bibliographie des publi cations biologiques et medical es, parues en 

langue polonaise, annäe 1901. I. partie . . . .195 

Dr. Julius Marischier: Ueber den Einfluss der Producte 
(Toxine) Faecal-Bacterien des Menschen und der Faecal-Extracte 
auf die Kreislaufs-Organe ....... 253 

Joseph Nusbaum: Vergleichende Regenerationtsstudien. I. Ueber 
die morphologischen Vorgänge bei der Regeneration des künst¬ 
lich abgetragenen hinteren Körperabschnittes bei Enchytraeiden 

(mit Tafel V—VH).292 

Dr. P. Kuöera: Ütude sur la morphologie du bacille de la morve 

(avec 7 figures dans le texte) ...... 348 

Dr. Wladimir Kulczycki: Ein Fall von Ectopia cordis beim 

Kalbe (Tafel VHI und IX).364 


T.'V/O 


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Dr. Joseph Markowski: Ueber die Varietäten der Ossification 
des menschlichen Brustbeins und über deren morphologische 
Bedeutung (mit den Tafeln X, XI und XII) . . 375 

Constantin v. Gronkowski: Zum feineren Bau der Trema- 

toden (mit Tafel XIII und drei Figuren im Texte) . . 413 

Dr. T. Ko dis: Ueber die Phylloden und deren Anordnung in der 

Körnerschicht der Kleinhirn-Rinde (mit Tafel XIV) . . 537 

Dr. Gustav Bikeles: Anatomische Befunde in zwei Fällen von 

traumatischer Läsion des Lendenmarks (mit Tafel XV) . . 545 

Dr. Witold Eugene Orlowski: Alcalicite du sang dans les 

etats physiologiques et pathologiques de lorganisme . . 573 

Bibliographie der in polnischer Sprache erschienenen biologischen 
und medizinischen Publicationen für das Jahr 1 902. II. Theil. — 
Bibliographie des publications biologiques et medicales parues en 

langue polonaise, annee 1902. II. partie. . . . 594 




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Errata. 

Page 14, ligne 6 (Ten bas, au lieu de: inferior , 
il laut lire: superior. 



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Sur la localisatioD des centres noteurs dans Itarce da cervelet 

per le 

PROF. DR. JEAN PRUS 

Directenr de l’Institut de pethologie gdnlrele et experimentale 
& l’onivereitd de Löopol. 

(D’apres une communication faite au Congrfcs des medecins et naturalistes 
polonais ä Cracovie le 22. juillet 1900). 


Au cours de mes recherches experimentales sur l’essence de 1 Epi¬ 
lepsie corticale'), je suis arrivß ä la question, si on pourrait, au moyen 
de l’excitation ölectrique de lEcorce du cervelet, obtenir un paroxysme 
äpileptique. Des experiences m’ont non seulement dßmontrö, qu’en 
excitant diverses parties de lEcorce du cervelet, on peut produire des 
paroxysmes typiques dEpilepsie, mais de plus ont appelß mon atten¬ 
tion sur cette circonstance, qu’en excitant les meines points de 
lEcorce du cervelet par un courant de möme force, on produit quel- 
quefois des crampes (soit toniques soit cloniques) dans certains 
groupes de muscles, — mais que, d’autres fois, on ne peut obtenir 
le moindre mouvement. 

Cette variabilitE de rßsultats de l’excitation de lEcorce du cer¬ 
velet präsente un phßnomene si remarquable, que j’ai rösolu d’en 
rechercher la cause. 

Dans ce but j’ai fait, sur des chiens, une sßrie d’experiences, 
exßcutEes de la maniöre suivante. 

Aprßs avoir coupö et ßcartö les muscles de la nuque et arrßtE 
l’hömorrhagie, ordinairement considßrable, au moyen des pincettes, 
ligatures et tampons de ouate imbibße de ferrum sesquichloratum, j’ai 
fait une grande ouverture dans l’os occipital pour dßcouvrir presque 


') Prus: „0 drogach przewodzenia i istocie padaezki korowej* (Sur 
les voies de conduction et l’essence de l’epilepsie corticale), Przegl^d lekar- 
ski, Cracovie 1898 Nr. 34 et 35. — Wiener klin. Wochenschrift, 1898 
Nr. 38. 

Polu. Archiv, f. biol. u. mod. Wisaenecli. 

Archive« poloo. de eoiene. biol. et m<dic. * 


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toute la surface posterieure du cervelet et surtout le vermis et les 
parties voisines des hömisph&res. 

Le vermis, c’est k dire la partie mediane du cervelet se com- 
pose, comme on sait, de feuilles ramifi£es et rayonnantes autour 
du nucleus medu/laris vermis , dont la surface est couverte d’une 
couche d’äcorce grise. De ce point de vue on distingue les lobes sui- 
vants du vermis: 1) la lingula , 2) le lobus centralis , 3) le monticulus 
avec ses parties: a ) ant6rieure, b) moyenne ( culmen ), c) posterieure 
(declive), 4) le folium vermis {folium cacuminis), 5) le tuber valvulae 
vermis, 6) la pgramis , 7) Yuvula , 8) le nodulus . A chaque hömisphfcre 
du cervelet on distingue: 1) le lobus qnadrangularis qui se divise en 
une partie antörieure et une partie postärieure, 2) le lobus semilunaris 
superior , 3) le lobus semilunaris inferior, 4) le lobus cuneiformis , 5) la 
tonsüla , 6) le flocculus '). 

De ces parties du cervelet que je viens de nommer, on peut d6- 
couvrir k l’aide de la m^thode ci-dessus d^crite: le culmen , la declive, 
le folium et le tuber vermis , la pgramis, Yuvula et les parties post£- 
rieures du lobus quadrangularis et semilunaris . Pour döcouvrir d’autres 
parties, par exemple celles antörieures du cervelet, j’ai proc6d£ de 
la möme mani&re qu’en d6couvrant le corpus quadrigeminum a ). 

Apr&s avoir dögagö convenablement une partie quelconque du 
cervelet, j’en ai excitä l’öcorce par un courant ölectrique, en Obser¬ 
vant attentivement les effets de l’excitation. 

1. L'excitation de la pyramis vermis. Ce lobulus, bien söparö 
du tuber vermis , se compose de 4—6 anneaux (feuilles), larges k peu 
pr&s de 1 mm., paralleles entre eux et perpendiculaires k Taxe du corps. 
Cette partie du cervelet etant la plus accessible, c’est par l’excitation 
de cette partie que j’ai tächä, avant tout, d’arriver ä, l’explication de la 
variabilitä des effets, qu’on obtient en excitant l’äcorce du cervelet. 

Les exp£riences, faites dans ce but, ont demonträ que la direc- 
tion de la ligne, qui joint les deux eiectrodes, joue le plus grand 
röle dans l’excitation de l’öcorce du cervelet. Je place les deux 
Slectrodes sur le premier anneau de la pyramis, le long de l’anneau 


’) Comme dans l’ouvrage de Flatau et Jacobsohn: r Anatomie und 
vergleichende Anatomie des Centralnervensystems, Berlin 1899 u on trouve 
une description anatomique tr&s detailläe du cervelet du chien, je puis 
me dispenser de la dooner ici. 

a ) Prus: „0 objawach wystqpujqcych pod wplywem elektrycznego 
podrainienia wzgdrköw czworaczych“ (Sur les phänom&nes qui se mani- 
festent sous Tinfluence de l’excitation älectrique du corps quadrijuraeau), 
Przeglqd lekarski, Cracovie 1899 Nr. 40. — Wiener klin. Wochenschrift, 
1899 Nr. 45. 


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et perpendiculairement k Taxe du corps, de maniöre que l’ölectrode 
positive repose sur la ligne mödiane, tandis que Mectrode negative 
repose ä 2—5 mm. d’öcart ä droite de cette ligne; les ölectrodes ötant 
disposöes de cette maniöre, j’applique un courant interrompu, assez 
fort, et aussitöt apparaissent des crampes toniques dans certains 
groupes de muscles du cötö droit et spöcialement dans ceux de la 
töte, de la nuque, du dos et surtout de la patte droite. On observe 
particuliferement une inclinaison de la töte ä, droite, un fort soule- 
vement de l’öpaule droite, une flöxion dans l'articulation du coude 
droit ainsi, qu’une extension et un öcartement des doigts de la 
patte droite. Ces crampes durent aussi longtemps que l’ex- 
citation. 

Si, sans modifier la force du courant, je changeais les ölectro- 
des de fa<?on qu’ä la place de l’eleetrode positive sur la ligne mödiane 
reposait l’ölectrode negative, et ä droite de la ligne mödiane l’ölec- 
trode positive, l’excitation ne produisait aucun effet. 

Si je plagais ensuite l’ölectrode positive sur la ligne mödiane 
du möme anneau, et l’ölectrode negative du cötö gauche sur le meme 
anneau, un courant de möme force provoquait des crampes toniques 
dans les muscles de la töte, de la nuque, du dos et de la patte de 
devant du cötö gauche. En plagant les ölectrodes en sens inverse, 
c’est dire l’ölectrode negative sur la ligne mediane et l’ölectrode 
positive du cötö gauche, on n’obtient aucun effet. 

Le deuxiöme anneau de la pyramis excitö a ptösentö les me¬ 
ines effets, qui döpendent de la disposition des ölectrodes, mais les 
crampes ötaient plus intenses. 

L’excitation du troisieme ou quatriöme anneau, ou bien du cin- 
quifeme ou du sixiöme, provoque des crampes toniques dans les mömes 
muscles sous l’action de courants beaucoup plus faibles, pourvu 
que les ölectrodes soient convenablement placöes, c’est ä dire, 
l’ölectrode positive en ligne mödiane et l’ölectrode negative ä sa 
droite ou ä sa gauche. 

Ces observations prouvent: 1) que ltöcorce des anneaux 
de la pyramis vermis est excitable par un courant inter¬ 
rompu; 2) que l’excitation d’une moitiö d’un anneau 
quelconque cause des crampes toniques dans la mSme 
moitiö du corps; 3) que, pour exciter une moitiö quel¬ 
conque d’un anneau, ilfaut non seulement unecertaine 
force du courant, mais aussi une disposition conve- 
iiable des ölectrodes. 

A la question: Pourquoi une certaine disposition des ölectrodes 
est-elle une condition indispensable pour obtenir une excitation de 


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l’öcorce d’un anneau de la pyramis? on peut röpondre, qu’il y a 
deux suppositions possibles: o) ou bien l'ölectrode negative est 
la seule qui excite, b) ou c’est la direction du courant passant, 
le' Iong de l’anneau, qui est döcisive (si l’on prend en cönsidö- 
ration, que le courant passe de l’ölectrode positive ä l’ölectrode 
negative). 

La premiöre supposition suffit seulement l’explication de ce phö- 
nomene, que des crampes apparaissent dös que l’ölectrode positive est 
placöe en ligne mödiane et l’ölectrode negative du cötö droit ou du 
cötö gauche; mais eile ne peut expliquer, pourquoi le courant reste 
sans effet, quand l’ölectrode negative est placöe en ligne mödiane, 
tandis que l’ölectrode positive se trouve du cötö droit ou du cötö 
gauche; il faudrait röcourir ft une supposition complömentaire, que 
les anneaux de la pyramis situös en ligne mödiane ne sont pas ex- 
citables par le courant ou trös difficilement. 

Si, au contraire, on admet que c'est la direction du courant 
qui joue le röle principal, on arrive ft une explication satisfaisante 
des phönomönes. Car, si Ton admet, que les anneaux ne sont exci- 
tables que par un courant qui, partant de la ligne mödiane, passe 
latöralement, il est clair, qu’en pla^ant l’ölectrode nögative sur la 
ligne mödiane, on ne peut obtenir aucune contraction de muscles, 
car le courant a une direction inverse. 

Pour öcarter tous les doutes, j’ai fait l’expörience suivante: 

Lorsque je pla<;ais l’ölectrode positive sur un anneau de la pyramis 
ft 2—3 mm. ft droite (ou ft gauche) de la ligne mödiane, et l’ölectrode 
negative sur le meme anneau, mais plus ft droite encore (ou plus 
ft gauche), le courant d’une force süffisante faisait apparaltre des 
crampes dans les muscles döjft mentionnös du cötö droit (ou gauche). 
Mais quand, en laissant l’ölectrode nögative au meme point, je po- 
sais l’ölectrode positive latöralement par rapport ä l’ölectrode nögative, 
ou quand, laissant les deux ölectrodes ft leurs places, je ne changeais 
que la direction du courant, le courant de la meme force ne provo- 
quait aucun mouvement. 

Les rösultats de ces expöriences prouvent, qu’on a raison d’ad- 
mettre que la direction du courant joue un röle döcisif dans 
l’excitation de l’une ou de l’autre moitiö de la pyramis. Car, si 
l’ölectrode nögative agissait seule, il serait tout ft fait indifförent, 
sur quel point de la meme moitiö de l’anneau se trouverait posö 
l’ölectrode positive, c’est ft dire mödialement ou latöralement par rap¬ 
port ä l’ölectrode nögative. Donc des que l’effet moteur döpend 
visiblement de la position mödiale de l’ölectrode positive relati- 
veraent ä, l’ölectrode nögative, il est clair que, pour exciter une 


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moitiö d’un anneau, il faut appliquer un courant passant dans la 
direction laterale. 

Cette conclusion est encore confirm^e par les expöriences 
suivantes. 

Quand on place l’ölectrode positive ä un endroit quelconque 
de la moitte droite d’un anneau, et l’ölectrode negative sur un point 
quelconque de la partie gauche du mSme anneau, pourvu que ces 
points soient distants d’au moins 2 mm. de la ligne mödiane, le 
couraut d’une force süffisante provoque des crampes toniques exclu- 
sivement dans la moitie gauche du corps; tandis qu’en changeant 
les ölectrodes (ou en changeant la direction du courant), les cram¬ 
pes se manifestent exclusivement dans la moitie droite du corps. 
Dans le preraier cas, le courant passe mMialement par la moitiö 
droite de l’anneau, et laWralement par la moitiö gauche: alors 
la moitiö gauche seule peut etre excitöe. Dans le second cas, 
la direction du courant 6tant inverse, c’est ä dire, passant latd- 
ralement par la moitig droite de l’anneau, et mödialement par la 
moitiö gauche: les crampes alors peuvent apparaitre exclusivement 
du cötö droit. 

En prenant en consideration, qu’entre les deux ölectrodes d’un 
courant interrompu il y a, ä proprement parier, deux courants qui 
suivent deux directions opposdes, et que celui qui se dirige de 
lelectrode positive vers lelectrode negative est le plus fort, de ma- 
niöre qu’on distingue les dlectrodes ä la force seule du courant, 
j’ai conclus qu’en augraentant la force du courant plus faible, on 
pourrait obtenir une excitation des anneaux du vermis, meine au cas 
oü l’electrode negative serait placöe en ligne mediane, et l’electrode 
positive sur le cötö droit ou gauche. Cette supposition, l’expörience 
suivante l’a pleinement conArmee. 

Aprfes avoir p!ac6 1 electrode positive sur la ligne mediane et 
l’ölectrode negative du cotö droit, j’ai trouvd le minimum de force 
du courant nöcessaire pour exciter l’anneau, c’est ä dire pour obte¬ 
nir des crampes toniques dans la moitiö droite du corps. Ensuite 
j’ai appliquö les ölectrodes de manifere ä ce que lelectrode negative 
se trouve en ligne mediane et lelectrode positive du cöte droit. Nous 
savons, que dans ce cas on n’obtient aucun effet. Mais, aussitöt que 
j’approchais de quelques centimetres la spirale secondaire de la spi¬ 
rale primaire, je pouvais constater, comme auparavant, des crampes 
toniques dans la moitie droite du corps. Ainsi donc, bien que l’dlec- 
trode negative soit posöe sur la ligne mediane, le renforcement du 
courant plus faible, qui passe de lelectrode negative vers l’electrode 
positive (et, par consdquent, partant de la ligne mediane passe 


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lateralement), suffit pour faire naitre des crampes toniques dans la 
moitie correspondante du corps. 

L’expdrience suivante conduit ä la meme conclusion. Aprös 
avoir place l’dlectrode positive sur un point quelconque de la moitid 
droite d’un anneau du verrnis, et l’dlectrode negative sur la moitid 
gauche du meme anneau, et ayant appliqud le plus faible courant, 
süffisant pour produire des crampes toniques dans la partie gauche 
du corps, j’augmentais successivement la force du courant sans 
changer la position des dlectrodes. A mesure, que la force du cou¬ 
rant croit, les crampes dans la moitid gauche augmentent, ensuite 
paraissent aussi des crampes dans la moitie droite du corps, quoique 
beaucoup plus faibles que celles dans la moitid gauche. L’apparition 
des crampes dans la moitid droite du corps, bien que l’dlectrode 
ndgative se trouve sur le eötd gauche de l’anneau, ne peut s’expli- 
quer que par la supposition, qu’elles sont produites par l’action du 
courant plus faible qui, partant de l’dlectrode ndgative et passant par 
la moitid droite de l’anneau, se dirige vers l’dlectrode positive. La 
diffdrenco de l’intensitd des crampes de la moitid droite et de la 
moitid gauche du corps s’explique par la diffdrence des forces des 
deux courants. 

Les expdriences que je viens de ddcrire prouvent: 1) que 
l’dcorce des anneaux de la pyramis vertnis ne peut etre 
excitde que par un courant d’une certaine direction, 
c’est ä dire, par un courant partant de la ligne mddiane 
et passant latdralement; 2) que l’dcorce de la pyramis ver¬ 
tnis, excitde par un courant ayant cette direction, rda- 
git par des crampes toniques des muscles de l’extrd- 
mitd antdrieure et des muscles de la töte, du cou et 
du dos, du mSme cötd du corps. 

En continuant mes expdriences, je pla<;ais les dlectrodes sur 
une ligne parallele ä Taxe principal du corps, c’est ä dire, sur une 
ligne perpendiculaire ä la direction des anneaux de la pyramis vermis. 

Quand l’dlectrode positive dtait placde au milieu du premier 
anneau de la pyramis vermis, et l’dlectrode ndgative au milieu du 
douxiöme anneau, c’est ä dire infdrieur (postdrieur), le courant d’une 
certaine force, dirigd par consdquent de haut en bas (de devant en 
arriere) produit des crampes cloniques bilatdrales dans les muscles des 
extrdmitds antdrieures, de la tete, du cou et du dos. En transposant 
les dlectrodes, on n’obtient aucune contraction dans ces muscles. 

Si j’excitais de cette manidre, c’est ä dire, par un courant 
descendant, d’une certaine force, les anneaux situds plus bas, j’obte- 
nais successivement des crampes cloniques bilatdrales de plus en 


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plus intenses, pendant que l’application des courants ascendants 
n’avait point d’effet. 

En pla<;ant les ölectrodes lateralement, c’est ä dire ä droite 
ou ä gauche de la ligne mödiane, de maniere que l’ölectrode posi¬ 
tive repose en haut et l’ölectrode negative sur un des anneaux 
suivants (c’est ä dire situös plus bas), le courant, qui avait par consö- 
quent une direction descendante et une certaine force, produisait des 
crampes cloniques unilaterales dans la moitiö correspondante du 
corps. Des courants ascendants de la meme force n’avaient aucun 
eflfet. Cependant, quand la force d’un courant ascendant ötait con- 
siderablement augmentee, des crampes cloniques unilaterales nais- 
saient dans les muscles correspondants. 

Ces expöriences dömontrent: 1) que l’öcorce de la pyramis 
vermis ne peut ötre excitöe par des courants, qui ont une 
direction perpendiculaire aux anneaux, que lorsque le 
courant descend, c’estä dire, lorsqu’il est dirigö de haut 
en bas (d’avant en arriöre); 2) que par cette excitation 
on obtient des crampes cloniques dans les muscles 
de l’extrömitö anterieure, de la tete, du cou et du dos, 
du cöte correspondant, ou bien des crampes cloniques 
bilaterales, quand les ölectrodes sont placöes sur la 
ligne mediane. 

Nommons „descendant longitudinal“ le courant qui, 
partant de la ligne mediane, passe le long d’un anneau; nommons 
„descendant transversal“, le courant qui traverse l’anneau 
de haut en bas (d’avant en arriere) et nous pourrons definir de 
la fa?on suivante les tesultats de nos experienoes: 

On peut exciter l’ecorce de la pyramis vermis par des 
cöurants descendants longitudinaux ou transversaux. 
Les courants descendants longitudinaux causent des 
crampes toniques; ceux descendents transversaux 
causent des crampes cloniques dans les muscles du 
möme cötö. 

Outre ces crampes dans les muscles de l’exttemite anterieure 
de la tete, du cou et du dos j’observais en excitant la pyramis vermis 
des mouvements de l’oeil: sous l’influence des courants descendants, 
longi tudinaux l’oeil du cöte excite tourne vers le bas; sous l’in- 
fluence des courants descendants transversaux il se produit un 
nystagmus et l’oeil tourne vers le bas. L’excitation de la pyramis 
cause en outre une dilatation de la pupille, et cette dilatation est 
plus considörable du cöte de l’excitation que du cöte opposö. 


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2. Le tuber vermis. Cette partie du vermis, situöe audessus 
de la pyramis, se distingue par une certaine convergence des an* 
neaux vers Ie cöte droit, ce qui fait que son bord gauche est con¬ 
vexe et le droit est concave. Dans l’excitation de cette partie du 
vermis, la direction du courant joue un röle non moins important, 
que dans l’excitation de la pyramis. 

Un courant descendant longitudinal, ayant une certaine force, 
produit des crampes toniques dans les extenseurs de l’extrömite 
anterieure, dans les muscles de la nuque et du dos, du cöte excite, 
et de plus, on peut observer un exophthalmus et une dilatation de la 
pupille du meme cöte, une torsion de la tete vers Ie cöte de l’exci- 
tation et vers le bas; un courant descendant transversal produit des 
crampes cloniques dans les muscles de l’extrömite anterieure, de la 
nuque et du dos, du cöte de l’excitation, ou des crampes bilaterales, 
quand les ölectrodes reposent sur la ligne mödiane. 

3. La declive. L’excitation de cette partie par des courants 
descendants longitudinaux produit des crampes toniques dans les 
muscles du dos, surtout de la rögion lombaire et une extension 
en arriöre d’une extrömite posterieure; les courants descendants 
transversaux causent des crampes cloniques de ces mCmes muscles 
du cöte de l’excitation, et quand les ölectrodes reposent sur la 
ligne mödiane, des crampes cloniques dans les muscles du dos et 
des extrömites posterieures, des deux cötes. 

4. Le culmen. En excitant le culmen, c’est ä dire, la partie 
centrale du monticulus, on observe des crampes dans l’extremite 
posterieure. Les courants descendants, longitudinaux produisent des 
crampes toniques, les courants descendants, transversaux provoquent 
des crampes cloniques de l’exttemite posterieure, du cöte de l’exci- 
tation. Quand les deux ölectrodes sont appliquöes sur la ligne 
mödiane, les crampes cloniques naissent dans les deux extrömitös 
posterieures. 

5. Le monticulus. En excitant le monticulus on obtient des 
mouvements de la queue qui, sous l'influence d’un courant descen¬ 
dant longitudinal, flöchit vers le cöte de l’excitation, tandis que les 
courants descendants transversaux provoquent un tremblement 
de la queue. 

6. L’uvula. L’excitation de cette partie du vermis, qu’on peut 
atteindre en soulevant avec precaution la pyramis, produit des 
crampes de l’extremitö anterieure et de l’oreille, et de plus, une 
courbure du dos, la eonvexite tournee vers le haut. Les courants 
descendants longitudinaux provoquent des crampes toniques; les cou¬ 
rants descendants transversaux (diriges d’un anneau plus proche de la 


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pyramis vers un anneau plus öloignö) causent des crampes 
cloniques. 

Queis sont les effets de l’excitation des parties du vermis 
tres difficilement accessibles, comrae le nodulus, la lingula, le lobus 
centralis? je ne suis pas encore ä meme de les pröciser. 

7. Les hömisphöres du cervelet. Dans l’excitation des hömi- 
sphöres du cervelet la direction du courant est non moins decisive 
que dans i’excitation du vermis. La loi qüe nous avons ötablie 
pour les anneaux du vermis, est egalement juste pour ies feuilles 
des hömispheres. 

Le lobus semilunaris inferior qui se trouve ä cötd de la pyramis 
et du tuber vermis, söparö du vermis par la r ßssura paramediana “, 
est facilement accessible. Les feuilles de ce lobus courent pour la 
plupart presque perpendiculairement ä l’axe du corps. 

L’excitation de cette partie de l'hömisphere par des courants 
descendants longitudinaux produit une contraction tonique dans 
les muscles de l’öpaule du cötö de l’excitation, fait tourner vers le bas 
le buibus oculi , et fermer les paupieres; des courants descen¬ 
dants transversaux produisent des crampes cloniques dans les 
muscles de l’epaule et le clignotement des paupiöres du cotö de 
l’excitation. 

Le lobus semilunaris superior. L’excitation de ce lobe produit 
des crampes dans les muscles extenseurs de l’extrömitö anterieure 
du cöt6 correspondant. Les courants descendants longitudinaux 
causent des crampes toniques; ceux descendants transversaux pro- 
voquent des crampes cloniques. 

Le lobus quadrangularis. En excitant la partie anterieure ou la 
partie postörieure de ce lobe, on obtient des mouvements d’une extrö- 
mitd postörieure. Les courants descendants longitudinaux provo- 
quent des crampes toniques, ceux descendants transversaux pro- 
voquent des crampes cloniques. 

Les parties laterales des hömisphöres du cervelet ötant tres 
difficilement accessibles, je n’ai excite ni le lobus cuneiformis, ni les 
tonsilles, ni le fi"cculus. 


Toutes ces expdriences prouvent, que dans l’excitation du 
cervelet la direction du courant joue un rule impor¬ 
tant, et que l’excitation des diverses parties del’öcorce 
du cervelet produit des contractions de muscles, c’est 
ä dire des crampes toniques ou cloniques. 


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10 


Les rösultats de mes recherches different, ä bien des dgards, 
de ceux obtenus par d’autres experiraentateurs. Ferrier*), Tho¬ 
mas 1 ), Rüssel*), Probst 4 ), Sherrington *), Horsley et Loe- 
wenthal*), Wersiloff 7 ), Mendelssohn*) et d’autres rapportent, 
il est vrai, qu’en appliquant ä l’öcorce du cervelet des courants 
electriques on fait naitre certaines contractions de muscles, mais 
nulle part dans la littörature je n’ai rencontrö aucune mention du 
röle, quejoue la direction des courants dans l’excitation de l’öcorce 
du cervelet, ni aucune mention de l’apparition des crampes cloniques. 

C’est pourquoi je ne me contentais pas d’entreprendre des ex- 
pöriences avec des courants interrompus, mais j’en ai fait une sörie 
en me servant d’un courant constant et, en outre, j’ai appliquö la 
methode de l’excitation unipolaire, en plagant une dlectrode sur 
’dcorce du cervelet et l’autre au bord d’une incision de la peau, 
soit dans la region occipitale, soit frontale, ou enfin dans la region 
lombaire. 

Comme ces dernieres expöriences ont donnd des rösultats qui 
s’accordent avec ceux des expöriences pröcedentes, il n’y' a donc 
pas de doute que, dans l’excitation de l’dcorce du cervelet, la di¬ 
rection du courant ne joue un röle trös important. Il convient pour- 
tant d’ajouter, que, dans des cas exceptionnels, un courant ascen- 
dant a paru etre süffisant pour exciter certaines parties de l’öcorce 
du cervelet; dans ces cas le courant descendant n’avait aucune 
importance. 

Considerons maitenant, de quoi dependent les phenomenes 
decrits, qui naissent sous l’influence d’un courant convenablement 
appliquö sur le cervelet 

Avant tout, il faut que nous repondions ä la question, si les con¬ 
tractions de muscles rösultent de l’action des courants collateraux sur 
des voies motrices dans le voisinage du cervelet, ou bien si eiles de¬ 
pendent immediatement de l’excitation du cervelet lui-meme. 

Ce fait que, pour faire apparaitre des contractions de muscles, 
il faut appliquer des courants non seulement d’une certaine force, 
mais aussi d’une certaine direction, suffit seul ä exclure la supposition, 


’) „Die Functionen des Kleinhirns“, 1878. 

’) „Le cervelet*, thöse de Paris 1897. 

*) Neurolog. Centralblatt, 1894. 

*) Monatsschrift f Psych. und Neurolog, Vol. VI. 1899 pag. 104. 

*) Monatsschrift f. Psych. und Neurolog., Vol. I. 1897 pag. 603. 

*) Monatsschrift f. Psych. und Neurolog, Vol. III. 1898 pag. 194. 

7 ) Neurolog. Centralblatt. 1899 pag. 328. 

*) Neurolog. Centralblatt, 1899 pag. 1038. 


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que les contractions de muscles puissent rösulter des courants col- 
latöraux. Si, de plus, nous prenons en consideration la difft'renee 
des effets produits par les courants longitudinaux et transversaux, 
nous pouvons affirmer, que les contractions de muscles, que nous 
avons constatees, döpendent uniquement de l’excitation de lecorce 
du cervelet. 

II s’agit ensuite de decider, si ces contractions de muscles ne 
sont que l’effet de l'excitation soit des nerfs, soit des cellules mo- 
trices qui se trouvent dans l’ecorce du cervelet; ou bien si elles 
sont produites par l’excitation de quelques nerfs sensitifs et prö- 
sentent des phönomenes reflexes. 

Pour rösoudre cette question j’ai enduit lecorce du cervelet 
d’une solution de 10% de cocaine et je l’ai excitö par un courant. 
Les expdriences faites de cette maniöre ont prouvö que, malgrd 
I’insensibilisation de lecorce du cervelet, les contractions de muscles 
se presentent aussi intenses que sans application de cocaine. J’ai 
obtenu les memes rösultats en excitant lecorce du cervelet d’ani- 
maux profondöment endormis sous l’action du chloroforme ou de la 
morphine. 

Ainsi donc, il n’y a pas de doute que les contractions de muscles, 
qui naissent par suite de l’excitation de l’ecorce du cervelet, ne soient 
le rösultat de l’excitation des Elements moteurs qui se trouvent 
dans l’öcorce du cervelet. L’öcorce du cervelet renferme 
donc des centres moteurs 

Apres avoir demontre que dans lecorce du cervelet existent 
des centres moteurs, je ne puis passer sous silence la difference, 
qui existe entre la fonction de ces centres moteurs du cervelet 
et celles des centres moteurs de lecorce du cerveau. Voici ces diffö- 
rences: 1) Les centres moteurs du cerveau agissent sur les muscles 
du cötö opposd, les centres moteurs du cervelet exercent leur in- 
fluenco sur les muscles du meme cöttf. 2) En excitant lecorce du 
cerveau on peut obtenir des contractions isotees de certains muscles; 
au contraire, l’excitation de l’öcorce du cervelet produit des con¬ 
tractions simultam'es de considerables groupes des muscles. 3) Dans 
l’excitation de l’dcorce du cerveau la direction du courant n’a aucune 
importance, tandis que dans celle de lecorce du cervelet, la direction 
du courant a une grande influence sur l’effet que l’on peut obtenir. 
4) Les contractions de muscles qu’on obtient en excitant le cervelet 
sont plus intenses, ou bien apparaissent sous l’influence d’une plus 
faible excitation, si, pröcedemment, on a extirpö les hemispheres du 
cerveau; et inversement, l’excitabilitt; de lecorce du cerveau augmente 
aprös l’extirpation du cervelet. 


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Examinons ensuite la question, comment on pourrait expliquer 
le rapport, qui existe entre l’excitation de l’öcorce du cervelet et la 
direction du courant. 

On sait que des courants qui passent dans une direction 
exactement perpendiculaire aux fibres nerveuses, ne peuvent ex- 
citer le nerf. En considörant que les fibres nerveuses dans les 
feuilles du cervelet sont disposöes principalement dans deux di- 
rections, c’est ä dire le long des feuilles et perpendiculairement 
aux feuilles, nous pourrions admettre, qu’un courant passant le 
long d’une feuille, ne peut exciter leurs fibres transversales; et 
un courant passant transversalement par les feuilles, ne peut 
exciter les fibres longitudinales. Mais cette supposition ne suffit 
pas pour expliquer la difförence, que nous avons constatee entre 
l’actiou des courants doscendants et ascendants, soit longitu- 
dinaux, soit transversaux. Cette diffdrence ne peut s’expliquer 
non plus par la supposition, que les courants passent plus facilement 
dans certaines directions que dans d’autres 

Par consöquent, je suis persuadö que l’action efficace des cou¬ 
rants descendants, en Opposition aux courants ascendants ä sa 
cause dans une propriötö particuliöre du cervelet: l’excitation 
du cervelet ddpendant d’une certaine direction du 
courant, cette döpendance est donc une propridtö par- 
ticuliöre du cervelet. II n’y a pas de doute que cette espöce 
particuliere d’excitabilitö de lecorce du cervelet ne dopende que de 
la structure anatomique, particuliere ä cet Organe. 

Prenant en consid^ration, que parmi les difförents ölöments, 
qui constituent le cervelet, les cellules de Purkynie se distinguent 
par des propiiötds les plus remarquables; considörant que les 
dendrites de ces cellules se ramifient perpendiculairement ä la 
direction des feuilles et que les cellules de Purkynie sont des cellules 
motrices, je suis portö ä croire, que la cause des ph^nomönes que 
nous venons de döcrire, g!t dans la propriötö particuliöre des 
cellules de Purkynie , qui ne sont excitables que par des 
courants d’une certaine direction. 

La loi des excitants spöcifiques etant, dans la biologie, 
suffisamment prouvöe, on ne peut repousser cette supposition 
a limine, d’autant plus, qu’elle s’accorde avec nos opinions sur les 
fonctions du cervelet, que nous considerons comme un organe qui 
sert k tenir le corps en öquilibre. Or, cette fonction du cervelet 
ne peut s’exercer, que quand il re(;oit des excitations qui dd- 
pendent des diverses attitudes du corps, et que, de son cötd, 
il communique des excitations aux divers groupes des muscles, 


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qui servent ä tenir le corps en dquilibre. II est clair, par consdquent, 
que cbaque excitation centripdte du cervelet doit ßtre suivie d’une 
excitation motrice centrifuge, qui part du cervelet ä, la maniöre des 
courants d’induction. 

Pourquoi les courants descendants longitudinaux produisent- 
ils des crampes toniques, et les courants descendants transver- 
saux produisent-ils des crampes cloniques, c’est une question trös 
difficile ä rdsoudre. A mon avis, ce phdnomfene a sa cause dans 
les ceUules de Purkynie et, spdcialement, dans leur disposition. Que 
l’apparition des crampes toniques ou cloniques dopend, non pas 
de la qualitö du courant, mais de la structure anatomique de 
certaines parties des centres nerveux, je puis citer comme preuve 
quelques rdsultats de mes expdriences sur l’excitation du corpus 
quadrigeminum '). J’ai prouvd que par l’excitation des öminences 
antdrieures on obtient des crampes toniques, et par celle des dmi- 
nences postdrieures, des crampes cloniques. 

Nous nous demandons enfin, quelles sont les voies suivies par 
les excitations, sortant du cervelet pour atteindre les nerfs mo- 
teurs pdriphdriques. Parmi les voies, que les excitations du cervelet 
peuvent parcourir pour passer dans la moele dpiniere, le pedunculus 
cerebelli est le plus accessible et par consdquent se prdte le mieux 
aux expdriences. II se compose d’une partie inddiale et d’une partie 
latdrale, c’est dire, du corpus restijorme. C’est sur cette partie du 
bulbe rachidien que j’ai dirigd mon attention, d’autant plus, qu’une 
excitation dlectrique ou mdcanique de la partie mddiale du pedun¬ 
culus cerebelli produit des crampes toniques dans les muscles du 
dos et dans ceux des extrdmitds, du cötd de l’excitation. II faut 
ajouter, qu’un cordon dtroit, situd tout ä fait mddialement, n’est pas 
excitable, tandis que l’excitation du corpus restijorme meme pro- 
voque des mouvements violents de l’animal. 

Pour m’assurer, si le pedunculus cerebelli prend en effet une 
part quelconque ä la transmission des excitations du cervelet 
ä la moelle dpinidre, j’ai fait une sdrie d’expdriences, aprds avoir 
träne hd le pedunculus certbelli, en totalitd ou en partie, ä, de di¬ 
verses hauteurs. Ces expdriences ont prouvd que, la partie mddiale 
du pedunculus cerebelli dtant eoupde, l’excitation de la pyramis ver- 


') Prus: „0 objawach wystqpujqcych ped wplywem elektrycznego 
podrainienia wzgörköw czworaczych 4 (Sur les phenomenes qni apparaissent 
sons l’influence de l’excitation electrique du corps quadrijumeau), Przeglqd 
lekarski, Cracovie 1899 Nr. 40. — Wiener klin. Wochenschrift, 1899 
Nr. 45. 


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«ms ne donne point lieu ;l des contractions de rauscles; j’en tire 
cette conclusion, que les voies centrifuges qui de la pyramis vermis 
conduisent ä la moelle dpiniöre, se trouvent dans la partie mddiale 
du pedunculus cenbelli. 

Afin de trouver les voies que parcourent les excitations de l’dcorce 
du cervelet, pour arriver jusqu’ä la moelle dpiniöre et aux nerfs pd- 
rifdriques, il faut de nouvelles rechercbes; ce que nous savons ddjä 
par les investigations anatomiques, nous fait croire qu’il y a plusieurs 
voies centrifuges, qui mettent en communication le cervelet et la 
moelle dpiniöre. 

Je rdsume les rdsultats de ce travail: 

L’dcorce du cervelet contient des centres moteurs. Dans la 
moitid droite du vermis et dans l’hdmisphöre droite du cervelet se 
trouvent des centres moteurs pour les muscles du cötd droit du 
corps; dans la moitid gauche du vermis et dans l’hdmisphöre gauche 
du cervelet sont situds les centres moteurs pour les muscles du 
cötd gauche du corps. L’excitation de la partie mddiane du vermis 
produit des crampes bilatdrales. 

Par l’excitation de la pyramis vermis, on obtient une inclinaison 
de la töte et de l’oeil vers le cötd de l’excitation et vers le bas, de 
plus, dilatation de la pupille, dldvation de Pöpaule, flexion dans 
l’articulation du coude et extension et dcartement des doigts de 
l’extrdmitö antörieure du möme cötd. L'excitation du tuber vermis 
produit une torsion de la töte vers le cötd de l'excitation et vers 
le bas, exophthalmus, dilatation de la pupille, crampes des muscles 
de la nuque du dos et des extenseurs de l’extrdmitd antdrieure. 
La declive contient les centres pour les muscles du dos, surtout pour 
ceux de la rdgion lombaire, puis pour les extenseurs de l'extrdmitd 
postdrieure. Le culmen est le centre pour les muscles de l’extrd- 
mitd postdrieure. L’excitation de la partie antdrieure du tnonti- 
culus produit des mouvements de la queue. L'uvula exerce son 
action sur les muscles de l’extrdmitd antdrieure, sur ceux de l’oreille 
et sur les muscles qui provoquent la flexion de l’dpine dor¬ 
sale. Le lobus semilunaris inferior contient des centres pour les 
muscles qui font tourner l’oeil vers le bas et fermer les paupiöres, 
puis les centres pour les muscles de l’dpaule. Le lobus semilunaris 
inferior a une influence sur les extenseurs de l’extrdmitd antdrieure. 
Dans le lobus quadrangularis se trouvent les centres pour les muscles 
de l’extrdmitd postdrieure. 

L’dcorce du cervelet n'est excitable que par des courants 
descendants longitudinaux ou transversaux. Les courants de- 
scendants longitudinaux produisent des crampes toniques, — 


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les courants descendants transversaux provoquent des crampes 
cloniques. Le fait möme que l’excitation de l’öcorce du cervelet 
dopend de la direction du courant, constitue une propri^tö parti- 
culiöre au cervelet. Ces phenomfenes singuliers ont probablement 
pour cause une propri£t6 particulifere aux cellules de Purleynie, 
qui ne sont excitables que par des courants d’une certaine 
direction. 


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Das Permaldehyd im anatomischen Institute 

der Lemberger Universität*) 

von Prof. Dr. HEINRICH KADYI. 


Wie wohl die meisten Fachgenossen, war auch ich seit Jahren 
bestrebt die Fäulniss von Leichen und Leichentheilen während der 
anatomischen Praeparation durch Anwendung von antiseptischen 
Mitteln hintanzuhalten. 

Mit Carboiglycerin, welches von Prof. Dr. Laskows ki empfoh¬ 
len wurde und dessen Vor- und Nachtheile ich noch als Demonstrator 
im anatomischen Institute in Wien unter der Leitung von weil. Prof. 
Dr. Langer in den Jahren 1873—1875, genügend kennen gelernt 
batte, da sämmtliche in den Secirsaal kommende Leichen hiemit 
injicirt wurden, war ich nicht zulrieden. 

Unvergleichlich bessere, ich kann sagen, ganz gute Erfolge habe 
ich mit Chloralhydrat erziehlt, welches als antiseptiches Mittel vor 
einer Reihe von Jahren von Prof. Dr. Heinrich Hoyer (senior) in 
Warschau empfohlen worden ist. 

Um bei der Injection von Leichen und I.eichentheilen mit Chlo¬ 
ralhydrat eine möglichst rasche und vollständige Diffusion desselben 
in die Gewebe zu erzielen und zugleich ein künstliches Oedem zu 
vermeiden, habe ich zu diesem Zwecke eine Auflösung von Chloral¬ 
hydrat in Glycerin in Anwendung gebracht. Da 2% # —5% 0 Chloralhy¬ 
drat mehr als hinreicht um die Fäulniss hintanzuhalten und selbst 
einen, schon begonnenen Fäulnissprocess zu sistiren, so genügt zur 
Conservirung einer Leiche die Injection von 1—2 Liter einer 10% 
Lösung von Chloralhydrat in Glycerin (es werden 200 grm. crystal- 


*) Mitgetheilt in der Sitzung der polnischen Naturforscher - Gesell¬ 
schaft Namens „Copernicus“ in Lemberg am 25 October 1898 und in 
der Versammlung der polnischen Aertzte und Naturforscher in Krakau 
am 23 Juli 1900. 


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lisirten Chloralhydrat in 2 K° reinem Glycerin durch Erwärmen auf 
dem Wasserbade gelöst). 

In einer in dieser Weise injicirten Leiche steht der bereits be¬ 
gonnene Fäulnissprocess still; sämmtliche Leichentheile werden abso¬ 
lut geruchlos; auch der Darminhalt ist geruchlos geworden, selbst 
wenn er zuvor einen höchst penetranten Geruch hatte, (wie z. B. 
bei Darmtuberculose etc.). Die Gewebe und Organe von solchen 
Leichen behalten ihre natürliche Farbe oder wenigstens jene, wel¬ 
che sie unmittelbar vor der Injection hatten. Die Leichen, welche in 
dieser Weise injicirt wurden, halten sich Wochen und Monate lang 
(vielleicht auch Jahre lang) ohne die geringsten Spuren von Fäulniss 
zu zeigen (wenn die injicirte Flüssigkeit überall eingedrungen war). 
Bei längerem Liegen an der Luft beginnt die Eintrocknung (Mumi- 
fication) an jenen Stellen, wo die Epidermiss abgeschilfert wurde, was 
übrigens sehr leicht erfolgt, da trotz der Conservirung die Malpighi- 
sche Schicht sich verflüssigt und besonders an jeden Stellen, wo 
die Epidermis dick ist (Hände, Füsse) dieselbe abhebt.') 

Ausser absoluter Hintanhaltung von Fäulniss hat diese Methode 
noch den besonderen Vortheil, dass die Gewebe das Aussehen und 
alle Eigenschaften von frischen Geweben behalten und namentlich 
weich und geschmeidig bleiben, da das Chloralhydrat die Eiweiss¬ 
körper nicht coagulirt. 

An mit Chloralhydrat injicirten Leichen und Leichentheilen 
kann man Monate lang praepariren, Venen, Lymphgefässe aufs Ge¬ 
naueste injiciren etc. Doch ergibt sich die Notwendigkeit, die prae- 
parirten Objecte in eine Flüssigkeit einzulegen, um sie von Eintrock¬ 
nen zu schützen. Zu diesem Zwecke verwendete ich eine wässerige 
Lösußg von Chloralhydrat (01—O5 u /o)- In einer solchen Conservirungs- 
flussigkeit halten sich die Praeparate ohne zu faulen; doch muss 
die Flüssigkeit von Zeit zu Zeit gewechselt werden, sonst tritt in 
derselben eine Art saurer Gährung ein, besonders wenn die Gefässe 
nicht luftdicht geschlossen sind. Ich muss glauben, dass das Chlo¬ 
ralhydrat sich unter dem ■ Einflüsse der Gewebsstoffe zersetzt, oder 
mit denselben chemische Verbindungen eingeht und gleichsam absor- 
birt wird. 


') Als ich durch mehrere Jahre Vorlesungen über Myologie (an der 
philosophischen Facultät) im Sommersemester hielt, konnte ich an einer 
einzigen Leiche, welche in der eben beschriebenen Weise mit Chloralhy¬ 
drat injicirt war, während 6—8 Wochen im Juni und Juli die Muskeln 
demonstriren ; selbst während der heissesten Jahreszeit trat keine Fäul- 
niss ein und eine solche Leiche hielt sich die ganze Zeit hiedurch aus¬ 
gezeichnet. 

Polin Archiv, f. biol. n. raed. Wissenscl). 2 

Archives polon. d sciene. biol. et medic. 


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Ein weiterer Nachtheil, welchen eine derartige Conservirung 
von Praeparaten mit sich bringt, besteht darin, dass das Chloralhy- 
drat die flüssigen Gewebstbestandheile (Eiweisskörper) flüssig, die 
löslichen löslich lässt so, dass dieselben mit der Zeit durch die Con- 
servirungsflüssigkeit ausgelaugt werden. Das Auslaugen von Blut 
und Blutfarbstoff ist für viele Zwecke der descriptiven Anatomie 
sogar erwünscht. Weniger günstig ist der Umstand, dass die Muskeln 
an Masse und Volumen abnehmen und nach und nach immer bläs¬ 
ser werden. 

Man kann in wässerigen Lösungen von Chloralhydrat verschie¬ 
dene anatomische Praeparate lange Zeit also auf die Dauer aufbe¬ 
wahren. Doch habe ich keine reichere Erfahrung hierüber, da ich da¬ 
mals, wie allgemein üblich, Museumpraeparate schliesslich doch in 
Spiritus hielt. 

Auch zur Balsamirung habe ich Chloralhydrat angewendet; doch 
nachdem Sublimat als eines der wirksamsten antiseptischen Mitteln 
anerkannt war, habe ich der eben angeführten Lösung, um sicher zu 
gehen, Sublimat zugefügt, damit die Leichen vor Fäulniss geschützt 
bleiben selbst, wenn nach längerer Zeit das Chloralhydrat (als eine 
organische Verbindung) sich zersetzt haben sollte. Ich verwendete 
also folgende Lösung: Glycerin 100, Chloralhydrat 10, Sublimat 1. 
Eine solche Lösung ist für anatomische Zwecke nicht zu empfehlen, 
da bekanntlich das Sublimat mit der Zeit eine schiefergraue Miss¬ 
färbung der Gewebe bewirkt. Es liegt auch kein Grund vor für ana¬ 
tomische Zwecke der Injectionsflüssigkeit Sublimat zuzusetzten, 
da das Chloralhydrat an und für sich die Fäulniss Monate lang oder 
vielleicht auch Jahre lang hintanhält. 

Zu diesen Ergebnissen war ich gelangt und hatte auch die 
Überzeugung, dass durch allgemeine und consequente Anwendung 
des Chloralhydrates es möglich wäre aus dem anatomischen Insti¬ 
tute jegliche Fäulnissprocesse zu eliminiren — als durch J. Blum 
Formaldehyd als ein eminent antiseptisch und conserwirend wirken¬ 
des Mittel empfohlen wurde. Auf das Formaldehyd hat im J. 1893 
mein Freund und Collega Prof. Dr. Wehr meine Aufmerksamkeit ge¬ 
lenkt und Seine ersten Versuche hiemit in dem, damals von mir geleite¬ 
ten, anatomischen Institute der hiesiegen Thierarzenei-Schule ausge- 
fürt. Die Erfolge waren so überaus unverhofft brillante, dass ich als¬ 
bald beschloss, das Formaldehyd in der ausgedehntesten Weise aus¬ 
zunützen, in der Überzeugung, dass es hiemit gelingen muss, ein 
anatomisches Institut aseptisch und geruchlos zu machen. 

Ich glaube, dass es mir gelungen ist dieses Ideal zu erreichen 
dadurch, dass in dem Institute für descriptive Anatomie, welches 


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ich bei der Activirung der medicinischen Facultät an der Lember- 
ger Universität in Jahre 1894 einzurichten die Aufgabe hatte, gleich 
von Anfang die Anwendung des Formaldehyds in der ausgedehnte¬ 
sten Weise consequent durchgeführt worden ist. 

Das Formaldehyd dient in unserem Institute nicht nur zur 
Hintanhaltung der Fäulniss der im Secirsaale praeparirten Leichen, 
sondern auch zur Bereitung der Praeparate, so dass im Museum 
kein einziges Spirituspraeparat sich vorfindet. 

ln Anbetracht der nunmehr sehr reichhaltigen Litteratur über 
Formaldehyd, halte ich es für ganz überflüssig, dessen antiseptische 
fixirende und conservirende Eigenschaften, so wie seine diesbezü¬ 
glichen Vorzüge zu erörtern. Der einzige Zweck dieser Mittheilung 
ist, über die Anwendungsweise des Formaldehyds im hiesiegen ana¬ 
tomischen Institute zu berichten, und auf Grund der gemachten 
Erfahrungen meinen Fachgenossen, eine ebenso ausgedehnte Anwen¬ 
dung desselben zu empfehlen, wie dies bei uns seit mehr als sechs 
Jahren der Fall ist. 

Um jeglicher Fäulniss von Leichen und Leichentheilen im ana¬ 
tomischen Institute von vorneherein vorzubeugen, werden in unserem 
Institute sämtliche, ins Institut gebrachten Leichen unverzüglich mit 
Formaldehyd injicirt. 1 ) Zu diesem Zwecke wird selbstverständlich 
nur so viel Formaldehyd verwendet, als nöthig ist um den bereits 
begonnenen Fäulnissprocess zu sistiren. Um diesen Zweck zu errei¬ 
chen, glaubte ich, dass es genügen wird auf ein Kilogramm Leiche 
ein Gramm Formaldehyd einzuführen, also soviel, dass die Gewebo 
l"/o« Formaldehyd enthielten. Zur Injection von Leichen habe ich 
eine wässerige Lösung von Formaldehyd gleich bei den ersten Versu¬ 
chen angewendet und Glycerin von vorneherein als entberlich ange¬ 
sehen, da es mir bekannt war, dass das Formaldehyd vom Wasser 
sehr gierig angezogen wird und im allen feuchten und wasserhaltigen 
Gegenständen sehr rasch und vollständig diffundirt. Da in Anbe¬ 
tracht dieses Umstandes es auch nicht nöthig ist grössere Mengen 
von Flüssigkeit unter einem stärkeren Drucke zu injiciren, so war 
auch ein künstliches Oedem nicht zu fürchten. Die Erfahrung hat 


*) Nur jene Leichen, welche auaschiesslich zur Knochenmaceration ver¬ 
wendet werden sollen, werden mit Formaldehyd nicht injicirt Dieselben 
kommen jedoch unverzüglich in den Macerationsapparat ohne vorherige an¬ 
derweitige Nebenverwendung; die Abfälle (Eingeweide, Muskeln, Haut 
etc.) werden ohne Verzug aus der Anstalt entfernt oder mit Formaldehyd 
desinficirt. Wenn Theile solcher Leichen zu Praeparaten verwendet wer¬ 
den sollen, so müssen sie selbstverständlich in entsprechender Weise mit 
Formaldehyd behandelt werden. 

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- -T-n-m : . g A m- um: n : mv 5- „ZessZeh doch in 


- : ’i r;r : ui . : .'i rimgCn: ang-wendet: doch 

. --- e.m i - >* T jiMZi'-r 3 ruise:: tischen Mitteln 

z — ~ v - : i*--' - ;eu img-Fureu L-'stmg. um sicher zu 

i- ~.mm r.g gm Z Z iiFn v:r Firniss geschützt 

-- sm v — -. n 4 cg " Zr.- los CoZralhydrat (als eine 
~ - mg ei :u. mieo sore [, h verwendete 

gm - _.>m:g - ;. c r: 1 • • \ Z_ iruZiTirat 10. Sublimat 1. 

- - 1 ' —z ?jz imi* oi ^ O" Zve:ke nicht zu empfehlen, 

om_:~ i s ^ i m : : Zeit eine s.hiefergraue Miss- 

- c . ~ v -;" >Tiri*v Fs *. eg- ii.Z k~;n Grand vor für ana- 

- Zv-*ke i-r Z — '.*;nsZ issigk-ct SntZmat zuzusetzten. 

Z. m.;mr im nci Fm s: o die Fäulniss Monate lang oder 



. mss-n war ;:n gelangt und hatte auch die 
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wurie. Auf das Formaidehyd hat im J. 1893 
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von Anfang die Anwendung des Formaldohyds ::: de: au.-spv.vn-•- 
sten Weise consequent durchgoführt worden is:. 

Das Formaldehyd dient in unserem Institute tu:'-* zur zur 
Hintanhaltung der Fäulniss der im Secirsaale praepartrteu l eidvu. 
sondern auch zur Bereitung der Praeparate. so dass ttu Museum 
kein einziges Spirituspraeparat sich vorfindet. 

ln Anbetracht der nunmehr sehr reichhaltigen litterutur über 
Formaldehyd, halte ich es für ganz überflüssig, desseu antisepusehe 
fixirende und conservirende Eigenschaften, so wie seiue diesbezü¬ 
glichen Vorzüge zu erörtern. Der einzige Zweck dieser Mittheilur.? 
ist, über die Anwendungsweise des Formaldehyds im hiesiegen ana¬ 
tomischen Institute zu berichten, und auf Grund der geinaciuen 
Erfahrungen meinen Fachgenossen, eine ebenso ausgedehnte Anwen¬ 
dung desselben zu empfehlen, wie dies bei uns seit mehr als se : s 
Jahren der Fall ist. 


Um jeglicher Fäulniss von Leichen und Leichentheilen im ana¬ 
tomischen Institute von vorneherein vorzubeugen, werden in unserem 
Institute sämtliche, ins Institut gebrachten Leichen unverzu... h u: - 
Formaldehyd injicirt. 1 ) Zu diesem Zwecke wird selbsfversv.r.: 
nur so viel Formaldehyd verwendet, als nüthig ist um kn s 
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diese Voraussetzungen vollkommen bestätigt. Wir benützen eine 
2'5% Lösung von Formaldehyd d. h. auf ein Liter destillirten Wasser 
62*5 CC Formol (welches bekanntlich eine circa 40% Lössung von 
Formaldehyd ist). Von dieser Lösung wird in eine Leiche 2—3 Liter 
injicirt, also in die Gewebe derselben circa 50—75 Grm. Formalde¬ 
hyd eingebracht in der Voraussetzung, dass das Körpergewicht 
50—75 K® beträgt. Die Injection wird mittelst eines gewöhnlichen 
Irrigators vorgenommen, also unter dem constanten Drucke einer 
1—l 1 /, Meter hohen Wassersäule. 

Leichen, welche zu myologischen oder topographischen Praepa- 
rationsübungen dienen sollen, werden von einer Carotis aus injicirt, 
in welche die Caniile (eine aus einem Glasrohre in der einfachsten 
Weise verfertigte Canüle) centralwärts eingeführt wird, nachdem 
diese Arterie peripheriewärts von der Einführungsstell c der Canüle 
unterbunden worden ist. Durch den Circulus Willisii gelangt flie 
Injectionsflüssigkeit in ausreichender Menge auch in jene Kopf¬ 
hälfte, deren Carotis unterbunden ist. 

Jene Leichen, welche zur Injection von Gefässen und zwar 
zunächst von Arterien bestimmt sind, werden bereits behufs Inje¬ 
ction von Formaldehyd eröffnet und zwar durch einen Medianschnitt 
längst des Sternums und Epigastriums, sowie durch Durchsägung 
des Sternums in der Medianebene. Hiebei wird nur der Herzbeutel 
eröffnet und hierauf eine entsprechende Canüle in die Aorta von der 
linken Herzkammer aus eingeführt, und durch dieselbe die Inje¬ 
ction mit der Formaldehydlösung mittelst des Irrigators vorgenom¬ 
men. Erst nach einigen Stunden oder am folgenden Tage wird die 
Injection der Arterien mittelst T eichmann’scher Kittmasse in 
der bekannten Weise ausgeführt. 

Leichen, welche mit der oben angegebenen Menge Formaldehyd 
injicirt worden sind, faulen nicht und halten sich ganz gut nicht 
nur Wochen sondern auch Monate lang. Die Gewebe und zwar na¬ 
mentlich die Muskeln und das Bindegewebe behalten das Aussehen 
und die Eigenschaften, welches sie an frischen Leichen zeigen. Wir 
haben die Beobachtung gemacht, dass selbst Muskeln, welche an 
der Leiche bereits eine livide Verfärbung zeigten, in Folge von For¬ 
maldehyd-Injection nach einigen Stunden ihre unsprüngliche rothe 
Farbe zurückerlangen und in dieser Beziehung wenigstens von den 
übrigen Muskeln derselben Leiche sich kaum unterscheiden.’) Es 


l ) Die ersten mit Formaldehyd in der beschriebenen Weise von 
uns injicirten Leichen wurden im Praeparirsaale von den Studenten ver¬ 
arbeitet, wobei ich die erfreuliche Beobachtung machte, dass auch die 


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muss hier bemerkt werden, dass nur bei Anwendung einer so gerin¬ 
gen Menge von Formaldehyd, wie dies bei dem soeben beschriebenen 
Injections-Verfahren der Fall ist, die den Muskeln eigenthümliche 
rothe Farbe sich gar nicht oder nur wenig ändert. Selbst verdünnte 
(l°/oo-2°/o.) Lösungen von Formaldehyd, wenn sie im Überschüsse 
wirken, nämlich wenn in solche Lösungen Muskeln eingelegt wer- 
den, bewirken nach einiger Zeit eine graubraune Verfärbung der 
Muskelsubstanz, welche auch auftritt, wenn ins Gewebe eine grös¬ 
sere Menge Formaldehyd (durch die Arterien) injicirt wurde. Auch 
wenn nur circa 2 Liter einer 2 , 5% Formaldehydlösung in die Ar¬ 
terien einer Leiche injicirt werden, so kann man beobachten, dass 
in einzelnen Muskelpartieen, in welche die Injectionsflüssigkeit leich¬ 
ter und reichlicher eingedrungen war, die Muskeln entfärbt d. h. 
graulich angetroffen werden, wobei sie auch mehr oder weniger ge¬ 
härtet sind. 

Es ist leicht begreiflich, dass in gewisse Gefässbezirke, in wel¬ 
chen der Widerstand ein geringerer ist und in jene Organe, welche 
reichlicher vascularisirt sind die Injectionsflüssigkeit rascher und 
reichlicher eindringt. Daraus erklärt es sich, dass an parenchymatösen 
Organen (Nieren, Milz, Leber), so wie am Darmkanale eine intensi¬ 
vere Wirkung des Formaldehyds beobachtet wird, als an der Mu¬ 
skulatur. 

Nieren, Milz, Leber, Magen, Dünndarm und Dickdarm, werden 
an den von uns injicirten Leichen in einem durch Einwirkung von 
Formaldehyd gehärteten Zustande angetroffen, so dass diese Einge¬ 
weide ihre Gestalt, ihren Contractionszustand und ihre durch gegen¬ 
seitiges Anliegen erzeugten Eindrücke dauernd behalten. 

Die Muskeln bleiben dagegen noch ziemlich weich und geschmei¬ 
dig, haben mehr weniger eine solche Consistenz wie während einer 
nicht sehr hochgradigen Todtenstarre. In Folge dessen sind die Muskeln 


Baachmuskeln bei allen diesen Leichen eine rothe Farbe zeigten und nicht 
livid verfärbt waren. Ich glaubte annehmen zu müssen, das diese Leichen 
noch rechtzeitig injicirt waren, d. h. noch bevor die Bauchmuskeln livid 
geworden waren Als nun behufs Demonstration bei der Vorlesung die 
Bauchmuskeln praeparirt werden sollen, wurde hiezu eine frisch gebrachte 
muskulöse Leiche bestimmt, mit Formaldehyd injicirt und die Praepa- 
ration unmittelbar darauf begonnen. Da zeigte sich zu unserem Leidwe¬ 
sen, dass gerade an dieser Leiche die Bauchmuskeln livid verfärbt waren. 
Doch umso freudiger war unsere Überraschung, als nach einigen Stunden 
(Nachmittags) wir sahen, dass diese Bauchmuskeln ihre schöne rothe Farbe 
zurückerlangt hatten. Diese Beobachtung kann man übrigens machen, so 
oft man will. 


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nicht mehr so dehnbar, wie an Leichen, an denen die Todtenstarre 
vorüber ist und die Fäulniss beginnt. 

Will man die Extremitäten an mit Formaldehyd injicirten 
Leichen in den Gelenken stärker beugen oder vollständiger strecken, 
so findet man einen bedeutenderen Widerstand; wurde dieser ge¬ 
waltsam überwunden, so zeigt sich, dass die diesbezüglichen Mu¬ 
skeln nicht gedehnt, sondern zerrissen worden sind. 

Das Fettgewebe erscheint an mit Formaldehyd injicirten Lei¬ 
chen fast gar nicht verändert. Seine Consistenz ist wenigstens nicht 
merklich grösser, als an frischen Leichen. Doch zerfliesst das Fettgewebe 
selbst nach sehr langer Zeit nicht, was offenbar dadurch zu erklä¬ 
ren ist, dass dem Fäulnissprocese vorgebeugt worden ist, welcher 
sonst die Fettzellen zerstört so, dass die Fettropfen frei werden. 

Das Bindegewebe ist anscheinlich auch nicht verändert, ob¬ 
wohl die mikroskopische Untersuchung ergibt, dass in den Binde- 
gewebsbündeln die Fibrillen nur sehr schwer oder gar nicht zu 
unterscheiden sind, indem die Fibrillenbündel ein mehr homogenes 
Aussehen haben, änhlich, wie nach Einwirkung von verdünnter Essig¬ 
säure etc. Als ein für Praeparations - Zwecke besonders günstiger 
Umstand ist hervorzuheben, dass das Bindegewebe nach Formaldehyd- 
injection weich und geschmeidig bleibt, selbst wenn durch intensivere 
oder anhaltendere Einwirkung des Formaldehyds die Muskeln und 
andere Gewebe gehärtet worden sind. An mit Formaldehyd injicir¬ 
ten Leichen geht die Praeparation leicht von Statten und es gelingt 
auch dem Ungeübten die Muskeln, Gefässe etc. rein und praecis zu 
präpariren so, dass kein anhaftendes Bindegewebe zurückbleibt. Auch 
wenn solche Praeparate in eine wässerige Flüssigkeit gelegt werden, 
kommen keine vorher unbemerkbaren Bindegewebsfetzen an den 
Muskeln etc. zum Vorscheine, wie dies an ganz frisch praeparir- 
ten Muskeln nur allzu oft zum Verdrusse des weniger Geübten vor¬ 
zukommen pflegt, wenn das halbeingetrocknete und fast durchsich¬ 
tige Bindegewebe, welches am Praeparate zurückgelassen wurde, im 
Wasser quillt und sich trübt, im Spiritus aber weisslich und dadurch 
noch auffälliger wird. 

Besonder günstig sind die mit Formaldehyd behandelten 
Objecte für die Praeparation der Nerven, da dieselben durch For¬ 
maldehyd sehr schön conservirt, weiss und hart werden, so dass sie 
nicht so leicht zerquetscht werden; auch der Umstand, dass die 
Nerven an Formaldehydpraeparaten vom Fett, welches aus dem 
umgebenden Fettgewebe stammt, nicht durch tränkt werden, wie dies 
an frischen (beziehungsweise halb faulenden) oder in schwachem 
Spiritus gehaltenen Praeparaten der Fall ist, trägt viel dazu bei» 


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dass die Nerven schön und deutlich selbst in ihren feinen Verzwei¬ 
gungen hervortreten. 

Wie bei allen Methoden, durch welche die Fäulniss von Lei¬ 
chen und Leichentheilen aufgehoben wird, tritt auch nach Formal- 
dehydinjection der unangenehme Umstand ein, dass die Objecte 
leicht eintrocknen. Die Eintrocknung und Mumification beginnt wie 
bekannt auch an nicht praeparirten Theilen an jenen Stellen, wel¬ 
che in irgend welcher Weise der vor Wasserverdünstung bis zu einem 
gewissen Grade schützenden Epidermiss beraubt worden sind. Nach 
längerer Zeit trocknen auch jene Partieen der Haut ein, welche mit 
Epidermis bedeckt sind, besonders die Kopfhaut, so wie Finger und 
Zehen. Einmal eingetrocknete Hautpartien sind in keiner Weise 
mehr zu erweichen, da das eingetrocknete Gewebe mit Fett durch¬ 
tränkt ist. Noch rascher trocknen durch Praeparation entblöste und 
separirte Weichtheile. 

Diesem Übelstande ist nur dadurch vorzubeugen dass die 
praeparirten Leichen und Leichentheile in Wasser eingelegt werden. 
Bringt man jedoch solche Objecte in reines Wasser, so wird aus 
denselben das Formaldehyd nach einigen Tagen ausgelaugt, beson¬ 
ders, wenn das Wasser gewechselt wird. Solche ausgelaugte Prae- 
parate werden an der Oberfläche schmierig, zeigen einen üblen Ge¬ 
ruch und fangen schliesslich an, in einer ganz gewöhnlichen Weise zu 
faulen. Es ergab sich also bei uns die Notwendigkeit auch dieser 
secundären Fäulniss abzuhelfen. Der Zweck wird ganz einfach da¬ 
durch erreicht, dass man die Objecte anstatt in reines Wasser in 
eine 1% 0 —'2°/oo Lösung von Formaldehyd einlegt. 

Da ich von vorneherein die Absicht hatte, in dem neuen anato¬ 
mischen Institute in Lemberg die Leichen und Leichentheile wärend 
der Praeparation in Wasser oder einer wässerigen Flüssigkeit (Chlo- 
ralhydrat-Lösung) zu halten, wie ich dies auch seit einer Reihe von 
Jahren in der Thierarznei - Schule mit Erfolg gethan hatte, so sorgte 
ich dafür, dass in dem hiesiegen Institute, in einem Locale neben 
der Leichenkammer (unter dem Secirsaale), drei grosse (2 m. lange 
60 ctm. breite und 45 ctm. tiefe), aus Cement verfertigte Bassins 
aufgestellt wurden. Diese Bassins werden mit einer l/°/ 0# Lösung 
von Formaldehyd gefüllt und in dieselben sowohl ganze Leichen 
als auch Leichentheile Abends eingelegt, sobald der Secirsaal ge¬ 
schlossen ist. Es genügt übrigens, wenn diese Objecte nur jeden zwei¬ 
ten oder dritten Tag in diese Flüssigkeit eingelegt werden, voraus¬ 
gesetzt, dass sie sonst die Zeit, in welcher an ihnen nicht praepa- 
rirt wird, in einer feuchten und kühlen Atmosphäre liegen, wie dies 
in der Leichenkammer der Fall ist. Diese Conservirungsflüssigkeit 


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hält sich sehr lange Zeit, und ist ganz gut brauchbar, wenn sie 
auch durch Beimischung von Blut etc. braun und trübe geworden 
ist. Sie wird bei uns erst nach 6 bis 8 Wochen oder länger erneuert. 

Die in der beschriebenen Weise behandelten Praeparirsaals- 
Objecte können unbegränzt lange Zeit aufbewahrt werden und hal¬ 
ten sich ausgezeichnet. Versuchsweise hielt ich im Institute eine 
ganze, uneröffnete mit Formaldehyd injicirte und in 1%„ Formal¬ 
dehyd aufbewahrte Leiche, mehr als ein Jahr lang; dieselbe wurde 
bei praktischen Prüfungen verwendet und hat zur Aufsuchung von 
Arterien, Nerven u. d. gl. gedient, bis schliesslich die Körperhöhlen 
eröffnet und auch die vollkommen gut conservirten Eingeweide ver¬ 
wendet worden sind. Das Aussehen dieser Leiche war die ganze 
Zeit hindurch ein solches, wie es einige Tage nach dem Tode war. 

Ich möchte nunmehr die in unserem Institute durch die be¬ 
schriebene, ausgedehnte und consequente Anwendung des Formalde¬ 
hyds erzielten Vortheile in folgender Weise zusammen fassen: 

1 . Aus dem Institute ist jegliche Fäulniss von Lei¬ 
chen und Leichentheilen vollständig beseitigt. Nir¬ 
gends ist eine Spur eines putriden Geruches; die Luft 
in den Praeparirsälen ist frisch und rein, viel besser als 
in den meisten öffentlichen Localen (Caffeehäusern etc.) Hiemit sind 
die empfindlichsten Widerwärtigkeiten der anatomischen Arbeit für 
die Studierenden beseitigt. 

2. Die Leichen und Leichentheile, die Praeparirsäle und überhaupt 
das ganze anatomische Institut sind aseptisch, was 
als eine höchst wichtige hygienische Errungenschaft 
anerkannt werden muss. E s ist im unserem Institute 
kein einziger Fall einer septischen Infection vorge¬ 
kommen. Ebenso bin ich überzeugt, dass aus einem solchen In¬ 
stitute, in welchem die Anwendung des Formaldehyds consequent 
durchgeführt worden ist, auswärts namentlich in die Kliniken keine 
Infectionstoffe importirt werden können, selbst wenn im Institute zu 
Praeparirübungen Leichen von an infectiösen Krankheiten Verstor¬ 
benen verwendet werden sollten. 

3. An Leichen, welche mit Formaldehyd behandelt worden sind, 
geht die Praeparation, wie bereits hervorgehoben wurde, überaus leicht 
und schön von statten. Die Ergebnisse der Praeparation, 
werden durch Fäulniss nicht mehr von Tag zu Tag zu 
Grunde gerichtet, wie ehedem. Die für die Studieren¬ 
den anregede Wirkung dieser Umstände ist nicht zu unter¬ 
schätzen. In der That muss ich hervorheben, dass nunmehr in unse¬ 
rem Secirsaale die Studenten viel reiner und praeciser praepariren, 


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als sonst. Das wäre ja ein sehr namhafter didactischer Vor¬ 
theil des Formaldehyds. 

4. Die Objecte im Secirsaale lassen sich unbe- 
gränzt lange halten. Infolge dessen können die fleissigen 
Studierenden, die ihnen zugetheilten Objecte unvergleichlich viel 
vollständiger bearbeiten und ausnützen, die minder 
fleissigen können dazu angehalten werden ihre Praeparate weiter zu 
bearbeiten und zum Abschlüsse zu bringen selbst, wenn sie die Prae- 
paration durch mehrere Tage vernachlässigt oder selbst durch län¬ 
gere Zeit unterbrochen hatten.’) Es ist dies auch ein bedeutender didac¬ 
tischer Vortheil, dass die Studierenden nach vollendeter Prae- 
paration an dem verfertigten Praeparate unbegränzt lange Zeit stu¬ 
dieren und eventuell noch nicht berücksichtigte Ansatzstellen von 
Muskeln etc. durch Praeparation vervollständigen können. Doch hat 
diese lange Haltbarkeit der Praeparationsobjecte zu gleicher Zeit 
auch einen didactischen Nachtheil: die Studierenden verlassen sich 
darauf, dass ihre Objecte nicht zu Grunde gehen, und beeilen sich 
nicht mit dem Praepariren. Es wird mithin an manchen Objecten 
Wochen und Monate lang herumpraeparirt, welche binnen wenigen 
Tagen erledigt werden könnten, wenn nur die Candidaten täglich 
mehr Zeit der Praeparation widmen möchten. 

5. An Leichen welche mit Formaldehyd injicirt 
sind, kann man überaus leicht manche Beobachtung 
machen, für welche sonst besondere Praeparations- 
methoden erforderlich waren. Es ist an solchen Leichen 
die Gestalt und Lage der gehärteten Eingeweide sehr gut erhalten 
und ersichtlich, die Details der Schleimhäute sehr gut erhalten. Die 
Gehirne können nach Wochen herausgenommen werden und sind 
für Unterichts- zwecke ganz gut brauchbar, viel besser als frisch 
herausgenommene Gehirne. Durch Formaldehydinjection wird näm¬ 
lich das Gehirn und das Rückenmarck in der Leiche nicht nur vor 
Fäulniss und dem Zerfliessen geschützt, sondern auch zugleich ge¬ 
härtet. Dasselbe gilt auch vom Auge. 


') Es hatte z. B ein Studierender Ende November einen Kopf zur 
Praeparation zugetheilt bekommen, und daran angefangen etwas zu prae¬ 
pariren, indem er im Laufe von circa zwei Woeben mitunter im Secir¬ 
saale erschien. In der Mitte December bliebt er ganz aus und meldete 
sich erst wieder nach den Weinachtsferien in der zweiten Hälfte Jänner, 
um ein neues Object zum Praepariren zu erhalten. Indessen war der be¬ 
sagte Kopf in I # / #0 Formaldehyd ganz schön aufbewahrt. Der Candidat 
erhielt also nicht früher ein neues Object, bis er mit der Praeparation 
des ersten fertig war. 


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6. Die Injection mit Formaldehyd gestattet eine unvergleich¬ 
lich viel vollständigere Ausnützung des Leichenmate¬ 
riales für didactische Zwecke im Praeparirsaale, wird also beson¬ 
ders für jene Institute von Wichtigkeit sein, welche über ein reich¬ 
liches Materiale nicht verfügen. Als Beispiel mag jene Leiche die¬ 
nen, welche durch länger als ein Jahr für sämmtliche practische 
Rigorosen verwendet worden ist. 

7. Die Aufstellung von Injectionspraeparaten ist 
durch Anwendung von Formaldehyd wesentlich er¬ 
leichtert. Die einzelnen Weichtheile behalten viel besser ihre Gestalt, 
ihr Volumen und ihre gegenseitige Lage selbst nach lange dauern¬ 
der Praeparation, als ohne Formaldehyd; namentlich sind die Mu¬ 
skeln nicht so gedehnt, wie dies an während der Praeparation halb- 
mazerirten Injectionspraeparaten vorzukommen pflegte. Während 
des Eintrocknens verbreiten die Praeparate nicht den mindesten 
üblen Geruch und selbst die dicksten Muskellagen trocknen rasch 
und vollkommen, während ohne Formaldehyd dieselben gar zu oft 
in der Tiefe vor dem Eintrocknen sich in eine schmierige übelrie¬ 
chende Masse zu verwandeln pflegten oder einen schmierigen Beleg 
produzirten, der sorgfältig abgewischt werden musste um das Ein¬ 
trocknen zu fördern oder zu ermöglichen. Selbst parenchymatöse Or¬ 
gane (Leber, Milz, Nieren) trocknen leicht und vollständig ein. Die 
getrockneten Praeparate sind dann auch vollständig geruchlos, während 
den älteren Praeparaten der eigenthümliche „Musealgeruch“ auf 
ewige Zeiten anhaftet. 

8. Die mit Formaldehyd behandelten Objecte und 
Praeparate lassen sich unverändert in wässerigen 
Flüssigkeiten aufbewahren. Die Gewebe sind ja schon fixirt, 
auch wenn nur verdünnte Lösungen von Formaldehyd eingewirkt 
hatten. In Folge dessen quellen die Theile nicht mehr, die Gewebs- 
bestandtheile werden durch wässerige Conservirungsflüssigkeiten fast 
garnicht mehr gelöst und nicht extrahirt; auch werden dieselben 
durch wässerige Flüssigkeiten nicht macerirt, nicht ausgelaugt und 
überhaupt nicht angegriffen, sondern lassen sich darin unbegränzte 
Zeit in einem unveränderten Zustande halten. 

9. Es muss noch hervorgehoben werden, dass das 
Formaldehyd, wie bekannt, die histologische Structur 
der Gewebe undOrganefixirt. Wenn man auch zugeben muss, 
dass das Formaldehyd in jenen Concentrationen und unter diesen 
Umständen, in welchen es für Secirsaalszwecke in Anwendung 
kommt, nicht ausreichen kann, um die Structur der Gewebe in einer 
für histologische Zwecke volkommen erwünschten Weise zu fixiren, 


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wenn es auch fast als selbstverständlich erscheinen mag, dass auch 
die zweckmässigste Anwendung des Formaldehyds nur für gewisse 
histologische Zwecke entsprechend sein kann, dagegen für die Erhal¬ 
tung, beziehungsweise Hervortretenlassen gewisser Structuren oder 
behufs Anwendung gewisser spezieller histologischer Methoden, be¬ 
sondere Fixirungsmittel in Anwendung gebracht werden müssen, 
so muss man doch zugeben, dass ein wesentlicher und unter Um¬ 
ständen nicht hoch genug zu schätzender Vortheil erlangt wird, wenn 
im Secirsaale die Organe durch unbegränzte Zeit in einem Zustande 
erhalten werden, in welchem sie sich für mikroskopische und histo¬ 
logische Untersuchungen überhaupt eignen. 

10. Die feinere mit freiem Auge oder mittelst der Loupe bemerkbare 
Struktur der Organe, und zwar die Unterschiede zwischen den ver¬ 
schiedenen die Organe zusammensetzenden Geweben, sind jedenfalls 
an Leichen und Leichentheilen, welche mit einer Formaldehydlösung 
injicirt waren, in einer sehr guten und vollkommenen Weise er¬ 
halten. An gewöhnlichen Spirituspraeparaten erscheinen diese 
Details verwischt im Vergleiche mit Formaldehydpraeparaten. 

11. Die Anwendung des Formaldehyds zur Conservirung von 
Leichen für Secirsaalszwecke ist nicht kostspielig. Zur Injection 
einer Leiche wird höchstens 200 grm. Formol verbraucht, welche 
gegenwärtig 60 Heller kosten, ein im Vergleiche mit den erzielten 
Vortheilen höchst unbedeutender Aufwand. 

1 - 

Man darf jedoch nicht ausser Acht lassen, dass die Anwendung 
des Formaldehyds in gewissen Beziehungen sogar Nachtheile mit 
sich bringt und für gewisse spezielle Zwecke sich nicht eignet. Ich 
kann also nicht umhin, ohne gewisse Umstände anzuführen, wel¬ 
che bei Anwendung des Formaldehyds in Betracht gezogen werden 
müssen, und welche gegebenen Falls die Anwendung des Formalde¬ 
hyds ausschliessen, und zwar: 

1. Das Manipuliren mit stärkeren Formaldehyd-Lösungen, z. B. 
0*5*/# und mehr, greift die Hände an. Die Epidermiss wird mortifi- 
cirt, die Hautoberfläche wird in Folge dessen rauh, an der rauhen, 
Oberfläche haftet allerhand Schmutz, Farbstoffe etc., schliesslich bilden 
sich auch Rhagaden. Die unbedeutendsten Verletzungen an den Fin¬ 
gern, Hautabschilferungen etc. sind gegen Formaldehyd äusserst em¬ 
pfindlich, da dasselbe bei fehlender Epidermiss leicht in die Tiefe 
diffundirt und die Gewebe reizt und angreift. Es ist daher ange¬ 
zeigt, solche wunde oder abgeschilferte Stellen vor der Einwirkung 
des Formaldehyds zu schützen. Am besten kann ich empfehlen, ein 


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Stückchen Guttaperchapapier aufzulegen und mit Schwefelkohlen¬ 
stoff, Chloroform, oder auch Benzin zu befeuchten, worauf es fest 
anklebt. 

Auch ist es nicht angenehm Praeparate, welche in stärkeren 
Formaldehydlösungen gehärtet worden sind und noch von diesen 
Lösungen durchdrungen sind, zu praepariren, da hiebei die Binde¬ 
haut und die Nasenschleimhaut in einer empfindlichen Weise ange¬ 
griffen werden. 

Solche Praeparate können ja ohne mindesten Schaden in reinem 
(destillirten) Wasser ausgewaschen und aufbewahrt werden. 

2. Leichen und Leichentheile, welche mit Formaldehydlösun¬ 
gen injicirt (oder sonstwie mit Formaldehyd behandelt) waren, 
eignen sich nicht gut zum Zwecke der Knochenmaceration. Durch 
wochen- und monatelanges Ausswässern (das Wasser muss oft ge¬ 
wechselt werden) kann man jedoch auch solche Leichen vom For¬ 
maldehyd befreien so, dass dieselben zur Knochenmaceration doch 
noch verwendet werden können. 

3. Durch Injection von Leichen mit Formaldehydlösungen 
werden verschiedene Gewebe und Organe mehr oder weniger gehär¬ 
tet und in ihrer Gestalt, beziehungsweise in ihrem Contractionszustande 
fixirt. Hohle Organe, Gedärme u. d. g., welche solchen Leichen ent¬ 
nommen werden, kann man nicht mehr gleichmässig und ad maxi- 
mum aufblasen. Venen und Lymphgefässe eignen sich nicht mehr 
zur Injection, da sie überhaupt eng und an manchen Stellen sehr 
verengt angetroffen werden, sich selbst unter einem starken Injec- 
tionsdrucke nicht mehr erweitern oder mit festen und durch For¬ 
maldehyd gehärteten Gerinnseln verstopft angetroffen werden. Die 
Injection von Arterien an Leichen, welche vorher (eben durch die 
Arterien) mit Formaldehydlösungen injicirt waren gelingt mit 
Teichmann’scher Masse noch so ziehmlich, wenigstens in einer für 
gewöhnliche Zwecke ausreichenden Weise. Will man Venen oder 
Lymphgefässe injiciren, so muss man dies entweder an einer fri¬ 
schen (nicht mit Formaldehyd behandelten) Leiche thun, oder Be¬ 
hufs Sistirung und Hintanhaltung von Fäulniss, Chloralhydrat in 
Anwendung bringen. 

4. Das Formaldehyd verfärbt die Gewebe: Das Blut und die 
Muskeln nehmen, wie bekannt in mittelstarken z. B. 0 - 2 # / 0 bis 0'5*/„ 
Formaldehydlösungen eine dunkelbraune Farbe an, welche bei län¬ 
gerer Einwirkung oder in stärkerer Lösung zu einer grauen wird. 
An Leichen welche mit 2-3 Liter einer 2-5°/ 4 Lösung von Formal¬ 
dehyd injicirt wurden, behalten die meisten Muskeln ihre rothe 


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Farbe; nicht so die parenchymatösen Organe, wie die Leber und 
die Milz. 

5. An Praeparaten welche lange Zeit (jahrelang) in Formalde¬ 
hydlösungen aufbewahrt werden, werden die Knochen entkalkt, 
weich und biegsam, selbst wenn die Lösung nur 0-1 °/ 0 Formaldehyd 
enthält aber öfters gewechselt wird. 


Die Beobachtung, dass mit Formaldehyd behandelte Gewebe und 
Organe im Wasser und in wässerigen Flüssigkeiten unverändert 
aufbewahrt werden können, hat mich auf die Idee geführt den 
für die Conservirung von anatomischen Museumprae- 
paraten seit Jahrhunderten im Gebrauche stehenden 
Spiritus abzuschaffen. Es ist mir gelungen dies in der con- 
sequentesten Weise durchzuführen, so dass im anatomischen 
Museum des hiesiegen Institutes kein einziges Spiri- 
tuspraeparat sich vorfindet. 

Anfangs glaubte ich, dass als Conservirungsflüssigkeit eine an¬ 
tiseptisch wirkende Lösung unumgänglich notwendig ist. 

Als Conservirungsflüssigkeit habe ich daher zunächst eine 
schwache 0-1% bis 02% Lösung von Formaldehyd (in destillirtem 
Wasser) verwendet. Da man im anatomischen Institute destillirtes 
Wasser hektoliterweise ohne besondere Kosten haben kann, so 
kommt ein Liter einer solchen Conservirungsflüssigkeit auf nicht 
viel mehr als */* Heller, wogegen ein Liter 60% Spiritus mehr als 
1 Krone kostet. Diese unerhörte Billigkeit einer solchen Conservi¬ 
rungsflüssigkeit wäre schon an und für sich ein sehr bedeutender 
Vortheil, selbst wenn sich die Nothwendigkeit ergeben sollte, diese 
Conservirungsflüssigkeit viel öfter zu wechseln, als dies bei Spiritus 
notwendig ist. 

Ein zweiter wesentlicher Vortheil, welcher durch die Verwen¬ 
dung einer schwachen Formaldehydlösung anstatt des bisher allgemein 
üblichen Spiritus erreicht wird, besteht darin, dass diese wässerige 
Flüssigkeit aus den Praeparaten weder Fett noch Farbstoffe u. d. gl. 
extrahirt, also klar und farblos bleibt, während der Spiritus von 
Zeit zu Zeit schon desshalb gewechselt werden muss, da er eine 
gelbe oder gelbröthliche oder gar braune Farbe annimt.. 

Anfangs war ich mit den durch Anwendung dieser Con¬ 
servirungsflüssigkeit erzielten Erfolgen vollkommen zufrieden und 
sogar entzückt. Je besser jedoch die Erfolge, desto grösser werden 
auch die Ansprüche. Ich war also bestrebt gewisse dieser Conser¬ 
virungsflüssigkeit anhaftende Mängel zu beheben. 


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Wir haben uns bald überzeugt, dass mit der Zeit das in einer 
solchen 01% bis 02% Lösung enthaltene Formaldehyd nach und 
nach verschwindet, worauf sehr leicht gewisse Pilze (wie es scheint 
vorwiegend Hefepilze) in der Flüssigkeit sich entwickeln ’) wobei sich 
auch ein Geruch nach ranziger Butter (Fettsäuren) entwickelt; ein 
Fäulnissprocess kommt jedoch nicht zu Stande. 

Dieser Übelstand hat uns veranlasst die Conservirungsflüssig- 
keit zu wechseln, sobald nur an der Oberfläche derselben sich Colo- 
nien oder eine continuirliehe Cruste von Mikroorganismen gebildet 
hatte, obwohl wir uns überzeugt hatten, dass die Praeparate, wenn 
sie nirgends über das Niveau der Conservirungsflüssigkeit hervor¬ 
ragen, in Folge der Entwickelung dieser Mikroorganismen nicht lei¬ 
den und erst, wenn sich die ganze Flüssigkeit getrübt hat, eine that- 
sächliche Gefahr für die Praeparate zu befürchten ist. 

Bei manchen Praeparaten, besonders solchen, welche öfters zu 
Unterrichtszwecken aus der Conservirungsflüssigkeit herausgenommen 
werden, musste man letztere relativ oft (manchmal nach 2- 4 Wo¬ 
chen) erneuern, oder Formol zusetzen. 

Die weitere Erfahrung zeigte, dass weiche und geschmeidige 
Praeparate, bei welchen es daran gelegen war, sie in einem solchen 
Zustande dauernd zu erhalten, nach längerer Zeit, in Folge von 
oftmaligem Erneuern der zur Conservirung verwendeten schwachen 
Formaldehydlösung immer härter wurden, ferner, dass Knochen nach 
vielen Monaten (und Jahren) durch fortwährendes Einwirken frischer 
wenn auch schwacher Formaldehydlösungen entkalkt werden. 

Diese Beobachtungen führten zum Schlüsse, dass das Formal¬ 
dehyd aus diesen schwachen Lösungen durch die Praeparate gewis- 
sermassen aufgezehrt wird; wahrscheinlich wird dasselbe wenigstens 
zum Theile nach und nach oxydirt (in Ameisensäure überführt); 
für eine solche Annahme spricht die beobachtete Entkalkung der 
Knochen. Jedenfalls verliert die Conservirungsflüssigkeit auch in gut 
verschlossenen Gefässen, ihre ursprünglichen desinficirenden Eigen¬ 
schaften. 

Ich habe es versucht, anstatt schwacher Formaldehydlösungen 
0*2%—05% Lösungen von Chloralhydrat als Conservirungsflüssig- 
keiten zu verwendet), ferner Lösungen, welche ausser Formaldehyd 
Chloralhydrat enthielten. Die Ergebnisse waren dieselben wie mit 
schwachen Formaldehydlösungen. 


*) Er wäre interessant die in sehr schwachen Formaldehydlösungen 
in Gegenwart von anatomischen Praeparaten sich etablierende und gedei¬ 
hende Pilzflora zu studiren, 


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Ferner habe ich auch versucht eine 01% Lösung von Thymol 
als Conservirungsflüssigkeit zu verwenden *). Doch auch hiemit habe 
ich keine wesentlichen Vortheile erzielt. 

Schliesslich bin ich zur Überzeugung gelangt, dass es am ein¬ 
fachsten und am vortheilhaftesten ist, die mit Formaldehyd 
behandelten Praeparate in reinem dostillirtem Wasser 
aufzubewahren, und dasselbe so oft zu wechseln, als dies not¬ 
wendig erscheint. Anstatt der antiseptischen Conservirungs- 
methode, befolge ich nunmehr gleichsam eine aseptische Me¬ 
thode. 

Das höchst einfache und sehr billige Verfahren hiebei ist fol¬ 
gendes: Praeparate welche aus Leichen stammen, welche mit For¬ 
maldehyd injicirt waren, und welche in schwachen (circa 0-1% bis 
05%) Formaldehydlösungen gelegen haben, ebenso wie jene, welche 
in stärkeren Formaldehydlösungen gehärtet waren, werden ganz 
einfach in destillirtem Wasser aufbewahrt, selbstverständlich in ver¬ 
schlossenen Gefässen. Ergibt sich nach einer gewissen Zeit, dass auf 
der Oberfläche des Wassers Colonien von Mikroorganismen sich ge¬ 
bildet haben, dass also Keime von solchen entweder am Praeparate 
selbst oder an den Gefässwänden geha ftet hatten, so wird das Wasser 
abgegossen, dann noch solange gewartet, bis auch aus dem Praepa¬ 
rate alles Wasser abgeflossen ist, um es auch abzugiessen; hierauf 
wird eine kleine Menge Formol (40% Formaldehydlösung) auf den 
Boden des Gefässes gegossen, dasselbe dicht verschlossen (eventuell 
verkittet) und so einen oder mehrere Tage stehen gelassen. Durch 
die das Gefäss erfüllenden Formaldehyddämpfe, werden alle dem 
Praeparate und dem Gefässe anhaftenden Mikroorganismen abgetüd- 
tet Dann wird das Formaldehyd abgegossen und das Gefäss mit 
reinem destillirten Wasser gefüllt. 

Ein in dieser Weise behandeltes Praeparat hält sich unbegränzt 
lange, und das Wasser bleibt volkommen farblos und durchsichtig. 
Erst in Folge dessen, dass ein solches Praeparat herausge¬ 
nommen und längere Zeit an der Luft gelassen wurde, aus welcher mit 
Staube Keime an das Praeparat sich ansetzen oder dass dasselbe 


*) Da Thymol in Wasser sehr schwer und sehr langsam sich löst, 
so bereitete ich eine 20% Lösung desselben in Aether, goss eine entspre¬ 
chende Menge dieser Lösung in eine grosse jodoch nicht volle Flasche 
mit destillirtem Wasser, und schüttelte dieselbe unverzüglich, bis sich 
eine feine Emulsion gebildet hatte. Das feinvertheilte Thymol löst sich 
binnen einer %—% Stunde vollständig, so dass die Flüssigkeit ganz 
klar wird. 


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auf unreine Tassen gelegt oder mit unreinen Händen berührt wurde, 
kann sich wieder ereignen, dass nach einiger Zeit in dem Wasser, in wel¬ 
chem das Praeparat aufbewahrt wird, Mikroorganismen sich entwi¬ 
ckeln. Wird dies constatirt, so bleibt eben wieder Nichts anderes übrig, 
als in der oben beschriebenen Weise das Praeparat in Formaldehyd¬ 
dämpfen zu sterilisiren. 

Es zeigt sich also, dass man in einer anatomischen Sammlung, 
in welcher Formaldehydpraeparate in reinem destillirten Wasser 
aufbewahrt werden, nur von Zeit zu Zeit (besonders im Sommer) 
eine Rundschau vornehmen mus, um jene Praeparate herauszufin¬ 
den, welche einer erneuerten Sterilisirung bedürfen. Praeparate, 
welche in einer entsprechenden Weise aufgestellt sind, so dass sie 
Behufs der Demonstration nicht aus den betreffenden Gefässen her¬ 
ausgenommen werden müssen, halten sich unbegränzt lange, ohne 
dass ein Wechseln der Flüssigkeit (und Desinfection) erforderlich ist. 

Ein derartiges aseptisches Verfahren, beim Aufbe¬ 
wahren von Praeparaten kann ich auf Grund einer mehr¬ 
jährigen Erfahrung nur aufs Wärmste anempfehlen. Die Vortheile, 
welche die Anwendung des reinen destilirten Wassers als Conservi- 
rungsflüssigkeit bietet, sind ganz evident. Die Flüssigkeit ist ganz 
klar, vollkommen farblos und geruchlos, die Hände werden beim 
Demonstriren und Manipuliren mit solchen Praeparaten nicht ange¬ 
griffen, die Praeparate halten sich unbegränzte Zeit ganz gut — 
und was das wichtigste ist eine billigere und einfachere 
Conservirungsflüssigkeit ist undenkbar. 




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Aus dem Institute ßr deserlptire Anatomie der Universität ln Lemberg. 


lieber die torvrag der Organe in ihren natürlichen Farben 

▼on 

. Dr. ALFRED BURZYNSKI 

Assistent der deseriptiven Anatomie. 


In den letzten Jahren hat man sich vielfach bemüht anatomi¬ 
sche Präparate, insbesondere Präparate von Eingeweiden in ihren 
natürlichen Farben zu conserviren. Zu diesem Ziele führende Me¬ 
thoden sind von Melnikow-Raswedenkow, Jores und Kai¬ 
ser ling angegeben worden. 

Anlässe zu diesen Arbeiten waren mehr principieller Natur. 
Denn abgesehen davon, dass solche Präparate ein viel gefälligeres 
Aussehen hätten, als gewöhnliche entfärbte Musealpräparate, erwar¬ 
tete man von ihnen auch bedeutendere und wichtigere, sowohl 
wissenschaftliche, als auch didaktische Vortheile. 

Durch die specifische Farbe der verschiedenen Bestandteile 
tritt die Structur der Gewebe und Organe viel deutlicher und prae- 
gnanter hervor. In Folge des Verlustes der natürlichen Farben, 
bei Anwendung üblicher Fixirungs- und Conservirungsmittel wird die 
Structur von Präparaten, wenn sie auch noch so gut erhalten ist, 
schwerer wahrnehmbar, und es ist ein geübtes Auge notwendig, 
um dieselbe unterscheiden zu können, sobald alle Gewebe eine mehr 
oder weniger gleichmässige, graue, gelbliche oder weisse Farbe ange¬ 
nommen haben. Somit ist die Erhaltung natürlicher Farben 
in Präparaten vor allem in didaktischer Hinsicht sehr er¬ 
wünscht, und erleichtert den Anfängern ungemein die Unterschei¬ 
dung der Structur der Organe. — In der pathologischen Ana¬ 
tomie ist die Farbe von einer noch grösseren Bedeutung, 
da sie sehr oft als ein charakteristisches Merkmal für die betreffen¬ 
den patologischen Prozesse, ja sogar für die einzelnen Stadien der 

Polo. Archiv t biol. u. mtd. Witt*nsch. 

Archive! polon. d. ecienc. biol. et medio. 3 


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Prozesse auftritt. Das Wichtigste dabei ist, dass in natürlichen Far¬ 
ben conservirte Präparate dem pathologischen Anatomen ermögli¬ 
chen würden, sich nicht allein auf Demonstrationen von frischem 
Sectionsmateriale zu beschränken, sondern auch systematische Vor¬ 
lesungen mit Demonstrationen von Musealpräparaten zu halten. 

Das sind, meiner Ansicht nach, wirklich wichtige Beweggründe 
für die Bestrebungen nach Verbesserung der Conservirungs-Methoden. 


Die vitale Farbe eines Organes ist unter allen Umständen so¬ 
zusagen die Summe der Farbe des in Gefässen enthaltenen Blutes 
und der specifischen Farben verschiedener Gewebe. Auf die Inten¬ 
sität der Färbung übt einen bedeutenden Einfluss auch die Trans¬ 
parenz frischer Gewebe aus, welche von der Transparenz des Zell¬ 
plasmas und des Gewebssaftes abhängt, indem der letztere in diesem 
Falle die Rolle einer aufhellenden Flüssigkeit spielt. Der Einfluss der 
Transparenz beruht darauf, dass wir beim Betrachten des Organes 
nicht nur die Oberfläche desselben, sondern auch tiefere Schichten 
sehen, somit auch mehr Farbstoff wahrnehmen; infolge dessen haben 
wir den Eindruk einer intensiverer Färbung des Gegenstandes. Diese 
Eigenschaften der lebendigen Gewebe zu conserviren, und ausserdem 
auch ihre Gestalt, ihr Volum und ihre Structur zu erhalten, somit 
Präparate herzustellen, welche möglichst wahrheitsgetreu sind, ist 
der Zweck der „Methoden der Conservirung der Organe 
in ihren natürlichen Farben“. 

Prüfen wir die Bedingungen, welche zur Erhaltung der Farbe 
erforderlich sind. 

Der wichtigste, aber gerade am schwierigsten zu conservirende 
Farbstoff ist der Blutfarbstoff, das H a e m o g 1 o b i n. Es ist bekannt, 
dass das Haemoglobin von verschiedenen, sogar von sogenannten 
chemisch-neutralen Körpern gelöst oder verändert wird. Oxydirende 
Mittel, wie Ozon, Chlorate, Nitrate (besonders Kaliumnitrat), überman¬ 
gansaures Kalium, Ferrocyankalium, ferner einige reducirende Mittel, 
wie Pyrogallol, verwandeln das Haemoglobin in eine ihm am meisten 
verwandte Verbindung, das Methaemoglobin. Dieses ist beständiger 
als das Haemoglobin, und hat ein Spectrum, welches dem des sauren 
Haematins sehr ähnlich ist. Diese verschiedenen Eigenschaften finden 
ihre Erklärung theilweise in der chemischen Structur des Methaemo- 
globins, welche von der des Haemoglobins sich nur durch eine andere 
Gruppirung zweier Sauerstoffatome unterscheidet. Ähnlich, wie durch 
Einwirkung obiger Substanzen, können wir auch durch langsames 
Trocknen oder Erwärmen das Haemoglobin in Methaemoglobin über- 


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führen. Die neueren Untersuchungen von Minakow (7) haben er¬ 
wiesen, dass auch das Formaldehyd, aber nur in schwachen Lösun¬ 
gen das Haemoglobin in Methaemoglobin überführt. Bei Einwirkung 
von Lösungen von höherem procentischem Gehalte, oder bei an¬ 
dauernder Einwirkung von schwachen Lösungen, wird das Haemo¬ 
globin in saures Haematin verwandelt. Das Haemoglobin kann ent¬ 
weder innerhalb der Blutkörperchen in Methaemoglobin umgesetzt 
werden, was von Landois Methaemocytose genannt wurde, oder 
dieser Proeess geht am Farbstoffe vor sich, erst nachdem derselbe 
aus den rothen Blutkörperchen ausgelaugt und im Blutplasma gelöst 
worden ist, was Methaemoplasie genannt wird. 

Alle Substanzen, welche das Eiweiss fällen, lösen das Haemo¬ 
globin, wobei das Oxyhaemoglobin zunächst das purpurrothe Haemo- 
chromogen gibt, dieses aber bei Anwesenheit von Sauerstoff in 
Haematin übergeht. Je nach der Reaction der Lösung, in welcher 
das Haematin entsteht, tritt es in dreierlei Formen von verschiede¬ 
ner Färbung auf und zwar: 

o) als saures Haematin, von mahagoni-rother Farbe; 

b) als basisches Haematin, von grünlicher Farbe; 

c) als reducirtes Haematin, von tiefrother Farbe. 

Dieses letztere ist nach Hoppe-Seyler mit Haemochromogen 
in alkalischer Lösung identisch. 

Angesichts dieser Eigenschaften des Haemoglobins, und zwar 
angesichts dessen, dass dasselbe unter dem Einflüsse von Reagentien 
sich sehr leicht in Methaemoglobin oder Haemochromogen und dann in 
Haematin verwandelt, kann bei der Conservirung von seiner Erhal¬ 
tung in unveränderter Form nicht die Rede sein. Es handelt sich 
darum, dass von seinen Derivaten, welche durch Einwirkung von 
Reagentien entstehen, solche erhalten werden, deren Farbe makro¬ 
skopisch, oder auch im Spectrum der des Haemoglobins am meisten 
nahekommt. 

Vor Allem kommt man auf die Idee den Umstand zu verwer¬ 
ten, dass das Methaemoglobin, welches durch Einwirkung des For¬ 
maldehyds entstanden ist, unter Einwirkung von Alkohol wieder 
eine der Farbe des Haemoglobins nahekommende Farbe annimmt. 
Vorkampf-Laue (9) behauptet, dass unter diesen Umständen 
aus dem Methaemoglobin sich wieder Oxyhaemoglobin bildet, Mina¬ 
kow (7) hingegen meint, dass in diesen Fällen eine neutrale Ver¬ 
bindung des Haematins gefällt wird. 

Was die eigenen Farbstoffe der Gewebe anlangt, so sind 
dieselben auf die Einwirkung obiger Reagentien weniger empfindlich 
und unterliegen nicht so leicht der Auslaugung, so dass wir bei ihrer 

* 


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Conservirung auf keine so grossen Schwierigkeiten stossen. Am 
schwierigsten ist es das Myohaematin 1 ) in einer der natürlichen 
annähernd ähnlichen Farbe conserviren, am leichtesten den Farb¬ 
stoff der Haut und jene Färbungen der Gewebe, welche in Ablage¬ 
rungen von Melanin begründet sind. 

Die zweite, unumgänglich nothwendige Bedin- 
g]u n g, welche bei einer jeden und besonders bei unserer Conservirung 
erfüllt werden sollte, ist eine vollständige, gl eiclimässige 
F i x i r u n g (Härtung) der Gewebe in der ganzen Dicke des Präparates. 
Nur durch die vollständige Coagulation der flüssigen Eiweisskörper 
im Gewebe und in den rothen Blutkörperchen schliessen wir die in 
denselben enthaltenen Farbstoffe ein und schützen dadurch das 
Präparat vor einem nachträglichen Verluste derselben. Vor allem 
muss jedoch das Präparat möglichst frisch sein, d. h. die postmorta¬ 
len Veränderungen dürfen noch nicht so weit fortgeschritten sein, dass 
die Bestandteile der Gewebe und vor allem die rothen Blutkörper¬ 
chen dem Zerfalle unterlegen sind und ihre Farbstoffe an die Um¬ 
gebung abgegeben haben. Bis jetzt wurde der vollkommenen Fixi- 
rung anatomischer Präparate zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt; 
auch konnte man angesichts der gewaltigen Veränderungen, wel¬ 
che die bisher angewendeten Fixirmittel in den Farbstoffen her- 
vorrufen, nicht daran denken, die natürlichen Farben zu erhalten; 
übrigens wurde dies in den meisten Fällen nicht einmal bezweckt» 
Ich will nur daran erinnern, dass das Sublimat, welches unter dem 
Einflüsse des Lichtes sich zersetzt, das Präparat schiefergrau färbt 
und die Farbstoffe der Gewebe bleicht; die Chromsäure sowie die 
chromsauren Salze färben die Präparate gleichmässig, anfangs gelb, 
dann grün oder bläulich. Alkohol, in welchem es übrigens fast un¬ 
möglich ist grössere Präparate gut zu fixiren, hat ausserdem auch 
diese Eigenschaft, dass es neben Fetten, Lecithin und Cholestearin 
auch beinahe alle organischen Farbstoffe und deren Derivate löst. 

In der früheren Litteratur fand ich nur Wickersheimer’), 
welcher glaubte, eine Methode der Conservirung von Präparaten in 


*) Die Muskeln enthalten neben Haemoglobin (Kühne, Gescheidlen, 
Zaleski), einen specifischen, dem obigen verwandten Farbstoff, welcher 
nach Levy mit dem Hämochromogen identisch ist, das sogenannte Myo¬ 
haematin (Mac-Munn). Dieser Farbstoff ist in grösseren Mengen im Herz¬ 
muskel enthalten. Seine Menge ist in Muskeln desselben Thieres ver¬ 
schieden. Beim Menschen auf 100 Theile 1 "93 (Landois). 

J ) 1) Katter’s Entomol. Nachr. Wickersheimer’sche 4 Flüssigkeiten, 
Nr. 12 S. 129—132. 


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ihren natürlichen Farben gefunden zu haben. Abgesehen davon, 
dass die Wickersheimer’sche Lösung ein chemisches Unding ist (da 
durch Einwirkung des doppelkohlensauren Natriums aus dem Alaun 
die Thonerde ausgeschieden wird), abgesehen auch davon, dass die 
Flüssigkeit eine eminent giftige Substanz, d. i. Arsensäure enthält, — 
muss ich bemerken, dass sich Wickersheimer hinsichtlich der Con- 
servirung der Farbe täuscht. 

Die Wickersheimer’schen Präparaten zeigen nicht ihre natürli¬ 
chen, von der Anfüllung der Blutgefässe mit Blut abhängenden Far¬ 
ben, sie sind vielmehr nur mit der Conservirungsflüssigkeit durch¬ 
tränkt, welche, nachdem sie nicht gewechselt wurde, mit Farbstoffen 
gesättigt ist und dieselben den Geweben nicht mehr entziehen kann. 
Die Flüssigkeit selbst ändert ihre Farbe entweder gar nicht oder 
nur sehr wenig infolge der darin enthaltenen Salze; das Glycerin 
ist in der Wickersheimer’schen Flüssigkeit das einzig conservirende 
Mittel, weil es fäulnisswidrig wirkt'). 

Gegenwärtig ist in der Anatomie an die Stelle des Alkohols das 
Formaldehyd getreten. Das hiesiege anatomische Institut, in wel¬ 
chem mein verehrter Vorstand, Prof. Kadyi, die ausgedehnteste An¬ 
wendung des Formaldehyds seit mehr als 7 Jahren, d. i. seit dem 
Bestände des Instituts eingeführt hat, bildet einen Beweis mehr, 
dass diesem Mittel heute der erste Rang gebührt. 

Unter vielen Vortheilen des Formaldehyds trat umso stärker 
ein Nachtheil hervor, u. zw. seine reducirende Wirkung auf das 


2) Ornitolog. Centralbl. 1880 Nr. 1 S. 1 — 3, Nr. 2 S 9—11. Das 
Wickersheimer’sche Conservirungsverfahren. 

3) Zoolog. Anz. S. 669. Die Wickersheimer’sche Conservirungs- 
methode 

Wickersheimer löst in 3000 Cm.* kochonden Wasser 100 Gr. Alaun, 
25 Gr. Chlorkalium, 10 Gr. Arsensäure, 60 Gr. doppeltkohlensaures 
Natrium, 10 Gr. Kaliumnitrat. Bei der Angabe dieser Flüssigkeit 
empfiehlt der Verfasser diejenigen Präparate, welche im feuchten Zustande 
aufbewahrt werden sollen, nach 6 Tagen aus der Flüssigkeit herauszu¬ 
nehmen, diejenigen hingegen, deren natürliche Farben erhalten werden 
sollen, in obiger Flüssigkeit zulassen. Zur Injection verwendet er 1*5—5 
Liter dieser Flüssigkeit. Seiner Ansicht nach sind die Resultate glän¬ 
zend, die Kadaver unterliegen der Fäulnis nicht, die Muskeln behalten 
ihre natürliche Färbung. Er empfiehlt diese Flüssigkeit auch zum Zwecke 
des Balsamirens. 

f ) Teichmann hat seit langer Zeit Glycerin zu Conservirungs- 
zwecken verwendet, indem er entweder frische, oder in Alkohol fixirte 
Präparate in Glycerin hineinlegte. Las ko_wski in Genf, Langer und 
andere haben Glycerin mit einem Zusatze von Carbolsäure angewendet. 


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Haeraoglobin und den Muskelfarbstoff. Muskeln und blutreiche Or¬ 
gane nehmen, in starke Formaldehydlösungen hineingelegt, infolge 
der Reduction der Farbstoffe schon in einer Stunde eine schiefer- 
graue Färbung an, ähnlich der Farbe des gekochten Fleisches. 
Präparate, welche längere Zeit in Flüssigkeiten gelegen haben, wel¬ 
che 2- 5°/*o Formaldehyd enthalten, werden ebenfalls entfärbt. Der 
veränderte Blutfarbstoff und insbesondere der Muskelfarbstoff unter¬ 
liegt zwar einer langsamen Auslangung, lässt jedoch, da er sich in 
wässerigen Lösungen des Formaldehyds nicht löst, die Flüssigkeit 
ungefärbt. Der Nachtheil dieser Conservirung macht sich am meisten 
geltend bei der Präparation von Hautmuskeln (Platysma myoides 
Gesichtsmuskeln, Muskeln des Perineums), welche schon ursprün¬ 
glich blass, sehr oft schon während der Präparation ihre Farbe ver¬ 
lieren, was die Präparation und Demonstration erschwert. Andere 
Farbstoffe sind auf die Einwirkung des Formaldehyds weniger 
empfindlich, so z. B. lässt sich die Pigmentirung der Haut, des 
Lungengewebes, der grauen Substanz des Rückenmarkes und des 
Gehirns gut conserviren; die Gallenfarbstoffe nehmen jedoch nach 
längerer Zeit eine grüne Farbe an. Bei diesem Farbenwechsel wird 
die ursprünglich neutrale Reaction der Flüssigkeit zu einer sauren; 
die Ursache liegt ohne Zweifel in einer Oxydation des Aldehyds zu 
Ameisensäure. Eine ähnliche grüne Färbung können wir durch An¬ 
säuerung des Formal ins z. B. mit saurem schwefelsaurem Natrium 
(NaHSOj, oder saurem schwefligsaurem Natrium (NaHSO s ), oder 
schwefligsauren Kalium (KHS0 3 ) binnen kurzer Zeit hervorbringen. 

Aus den oben angeführten Gründen war ich bestrebt diese 
nachtheiligen Wirkungen des Formaldehyds auf Farbstoffe zu be¬ 
seitigen, oder wenigstens auf das Minimum zu reduciren. Durch 
Mischen von Formaldehydlösungen mit verschiedenen Stoffen hoffte 
ich, dass es mir gelingen dürfte, die entfärbende Wirkung des For¬ 
maldehyds zu beseitigen, so dass die Präparate ihre Farbe behalten 
können. Von diesen Versuchen mussten zunächst solche Körper aus¬ 
geschlossen werden, welche in directe Verbindung mit dem Formal¬ 
dehyd treten. 

Vor Allem musste untersucht werden, ob und inwieferne das 
Formaldehyd, als eine neutrale Verbindung, in alkalischen oder sau¬ 
ren Lösungen seine Eigenschaften verändert. Um diese Frage auf¬ 
zuklären, unternahm ich eine Reihe von Versuchen an Blöcken von 
Glyceringelatine. Die Glyceringelatine ist ein sehr empfindliches Rea¬ 
gens auf Formaldehyd, auch wenn dasselbe in gasförmigem Zustande 
einwirkt. Ich bin geneigt, diese Reaction sogar für empfindlicher zu 
halten, als die Anilinreaction von Triilat, welche zum Nachweis 


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des Formaldehyds in Lösungen dient. Durch Einwirkung von For¬ 
maldehyddämpfen verliert die Gelatine in kurzer Zeit ihre Schmelz¬ 
barkeit, und bei längerer Einwirkung von concentrirten Dämpfen 
wird sie hart, trübe und spröde. Diese Veränderung der Eigenschaf¬ 
ten beobachteten wir (Prof. Kadyi und ich), ohne noch die Publi- 
cation Hauser’s zu kennen 1 ). 

Diese Experimente führte ich derart aus, dass ich aus Glycerin¬ 
gelatine geschnittene Würfel, deren Kante 2 Cm. lang war, in 4% 
Lösungen von Formaldehyd (10% Formol), und zwar einerseits in 
neutrale, anderseits in mit 1—4% Ameisensäure angesäuerte ferner 
in mit Kalilauge 1—4% alkalisirte Lösungen einlegte. Nach Verlauf 
von 12 Stunden fand Ich, dass in neutralen Lösungen die Gelatine¬ 
würfel hart wurden und am Durchschnitte einen trüben 3—4 Mm. 
breiten Saum hatten, innerhalb dessen die Gelatine ihre Schmelz¬ 
barkeit verloren und eine bedeutendere Consistenz angenommen 
hatte, dass dagegen die centrale Partie ihre ursprüngliche Durch¬ 
sichtigkeit und Schmelzbarkeit behalten hatte. In angesäuerten 
Lösungen vergrösserten die Würfel ihr Volumen, sie waren gequol¬ 
len, weich und die Gelatine behielt überall ihre Durchsichtigkeit 
und Schmelzbarkeit. In alkalischen Lösungeu zeigte sich, dass schon 
nach kurzer Zeit (nach 3 Stunden) die Würfel bedeutend härter 
wurden, als in neutralen Lösungen, dabei spröde, und dass sie auch 
schon im Inneren ihre Durchsichtigkeit und Schmelzbarkeit verloren 
hatten. — Analoge Versuche stellte ich mit Formaldehyd-Lösungen, 
an welche mit carminsaurem Natron gefärbt waren, und dieselben 
ergaben Folgendes: Nach Verlaufe von 12 Stunden sieht man an 
Durchschnitten der Würfel verschiedene Bilder, je nach der Re- 
action der Flüssigkeit, in welcher dieselben gelegen haben. Am 
Durchschnitte von Würfeln, welche in einer neutralen Lösung lagen, 
sieht man aussen einen 2—3 Mm. breiten gefärbten Saum, welchen 
die färbende Flüssigkeit durchtränkt hat. Weiter centralwärts be¬ 
findet sieb ein nicht gefärbter, jedoch getrübter Streifen, welcher 
vom Durchdringen von Formaldehyd (im Gaszustande) herrührt, das 
Centrum bildet die unveränderte, d. i. durchsichtige und ungefärbte 
Gelatine. Die beiden peripheren Partien, d. i. die gefärbte und ge- 


') Aus dem Grunde wendet Hauser das Formaldehyd zur Anfer¬ 
tigung fixirter Bakterienculturen. MüDchn. med. Wochenschr. 1893 Nr. 30. 
Ueber Verwendung des Formalins zur Conservirung der Bacteriencultu- 
ren. - • Aehnlich kann man Glyceringelatine zum Ankleben von Prä¬ 
paraten auf Glasplatten verwenden, welche dann in Formaldehydlösungen 
aufbewabrt werden. 


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trübte, haben ihre Schmelzbarkeit verloren und sind gehärtet, die 
centrale Partie hat ihre ursprüngliche Schmelzbarkeit und Consi- 
stenz behalten. Auf Querschnitten von Würfeln, auf welche saure 
Lösungen eingewirkt haben, ist der gefärbte Saum breiter (was je¬ 
doch bei der Quellung auf Täuschung beruhen kann) die trübe 
Partie fehlt, und es ist am ganzen Durchschnitte die Durchsichtig¬ 
keit und Schmelzbarkeit erhalten, die Consistenz verringert. Die 
Platten aus alkalischen Lösungen haben die periphere, gefärbte 
Partie von derselben Breite, wie jene aus neutralen Lösungen, 
doch nimmt die getrübte Partie den übrigen, centralen Theil ein und 
ist ungefärbt. Während also nach Einwirkung der beiden vori¬ 
gen Lösungen, d. i. den sauren und neutralen, eine unveränderte 
durchsichtige centrale Partie vorhanden ist, hat nach Einwirkung 
einer alkalischen Lösung die Gelatine auf ihrem ganzen Durch¬ 
schnitte ihre Schmelzbarkeit verloren und ist hart und ’ spröde 
geworden. 

Aus obigen Experimenten schliesse ich Folgendes: 

1. Die härtende und conservirende Wirkung des Formaldehyds 
geht auf zweifachem Wege vor sich: o) durch Imbibition mit der 
ganzen Flüssigkeit und zwar verhältnismässig langsam, b) auf dem 
Wege der Diffusion des Formaldehyds, was rascher vor sich geht. 

2. Die alkalische der Lösung befördert die Diffusion des For¬ 
maldehyds und die Härtung, die saure hemmt oder hebt sie auf. 

3. Der Vorzug des Formaldehyds vor anderen, bisher angewen¬ 
deten Conservirungs- und Fixirungsmitteln beruht auf der Leichtig¬ 
keit, mit welcher das Formaldehyd diffundirt. 

Der Schluss sub 2) kann auch für histologische Zwecke, behufs 
schneller Fixirung der Präparate, von Bedeutung sein. Die Schlüsse 
sub 2) und 3) zeigen uns unschätzbare Vorzüge des Formaldehyds, 
als Desinficiens und Antisepticum. 

Diese Experimente wiederholte ich auch an Würfeln aus Gly¬ 
cerin-Gelatine, welche mit Porzellanerde (Kaolin) gemengt war; die¬ 
ser Zusatz befördert die Imbibition und erleichtert die Vornahme 
genauerer Messungen, da sich der färbige Saum von der übrigen 
weissen Schnittfläche scharf abgränzt. 

Auf Grund dieser Schlüsse versuchte ich vor allem das Formal¬ 
dehyd mit Verbindungen von alkalischer Reaction zu combiniren. 
Die diesbezüglichen Experimente will ich übergehen, sonst müsste 
ich eine Menge von Substanzen aufzählen, welche negative Resul¬ 
tate gegeben haben. Ich will mich nur auf einige allgemeine Schluss¬ 
folgerungen beschränken. — In Lösungen von alkalischer Reaction 
stellte ich zwar eine Steigerung der härtenden Eigenschaft des For- 


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maldehyds fest, die Präparate nahmen jedoch eine schwarz-graue 
Färbung an und der Farbstoff ging in die Lösung über. Die Flüssig¬ 
keiten nahmen eine rothe Färbung von verschiedenen Abstufungen 
und Intensität an. Kleine Mengen alcalisch reagirender Substanzen, 
welche der Formaldehyd-Lösung zugesetzt werden, heben die redu- 
cirende Wirkung des Formaldehyds nicht auf, sondern steigern 
sogar dieselbe, Zusätze derselben in grösseren Mengen entziehen 
den Präparaten den Farbstoff. — Nicht besser ging es mit Substan¬ 
zen von saurer Reaction, gegen welche ohnehin die oben angeführ¬ 
ten Experimente sprechen. Anorganische Säuren zerstören schon in 
sehr verdünten Lösungen die Farbstoffe, organische wirken weniger 
energisch. Gallenfarbstoffe nehmen in diesen Lösungen eine grüne 
Farbe an. Die härtende Eigenschaft des Formaldehyds ist verringert. 
Auch Versuche mit neutral reagirenden Substanzen, welche ich den 
Formaldehydlösungen zusetzte, führten nicht zu einem erwünschten 
Ergebnisse. 

Ich bemerkte, dass Chlornatrium sowie Kalium nitricum die 
Imbibition der Flüssigkeit erleichtern, ferner dass Natrium oxalicum 
(1—2"/ 0 ) die reducirende Wirkung des Forraaldehyds relativ noch 
am meisten verzögert. 

Indessen erschienen die Arbeiten von Melnikow-Raswe- 
denkow (2, 6, 10), von Jores (3) und von Kaiserling (5, 8), 
über die Conservirung von Präparaten in natürlichen Farben. Die 
von diesen drei Autoren empfohlenen Methoden beruhen auf der 
bereits von J. Blum (Senior) constatirten Thatsache, das Formal- 
debydpräparate durch Einwirkung von Alkohol ihre ursprüngliche 
Farbe wieder gewinnen. J. Blum (1) aussert sich hierüber in fol¬ 
gender Weise: „ Allerdings verblassen die Blutbezirke und verschwinden 
zunächst scheinbar in der FormoUösung. Nimmt man aber die Prae- 
parate aus dieser Flüssigkeit und taucht sie in nicht zu schwachen 
Alkohol (60 — 90°l 0 ), so tritt die charakteristische Blutfärbung an ihnen 
wieder hervor und man erhält ein prächtiges Bild der Vertheilung der 
Gefässe in dem betreffenden Objecte. Am schnellsten erscheint die frische 
Blutfärbung, in hochprozentigem Alkohol. Dei" Wechsel von Formol und 
Alkohol kann wiederholt werden und es zeigen sich dabei immer wieder 
dieselben Reactionen “. In diesen Worten gab zuerst Blum in allge¬ 
meinen Umrissen eine Methode der Conservirung der natürlichen 
Farben an, welche man als „Methode der Farbenregenera¬ 
tion durch den Alkohol“ bezeichnet. 

Es handelte sich somit nur um Ermittelung der für die Farben¬ 
regeneration beim Anfertigen anatomischer Präparate günstigen 
Bedingungen. In dieser Richtung sind Melnikow-Rasweden- 


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42 


kow, Jores und Kaiserling zur Überzeugung gelangt, dass ge¬ 
wisse Salze zu gleicher Zeit mit Formaldehyd angewendet die nach¬ 
trägliche Farbenregeneration in Alkohol befördern. Auf Grund dessen 
haben dieselben fixirende Flüssigkeiten von verschiedener Zusammen¬ 
setzung angegeben. Alle diese Methoden beruhen auf einem und dem¬ 
selben Prinzipe und bestehen in drei Akten und zwar: 

1) Das Fixiren in Formaldehyd-Lösungen mit Zusatz von ver¬ 
schiedenen Salzen. 

2) Die Farbenregeneration in Alkohol. 

3) Das Conserviren in wässeriger Lösung von Glycerin mit 
Zusatz von Kalium aceticum. 

Eingehender brauche ich diese Methoden nicht zu besprechen, 
da sie in den betreffenden Arbeiten genau beschrieben sind. Ich 
will also nur die Ergebnisse kritisch besprechen, welche ich bei An¬ 
wendung dieser Methoden erreicht habe. Die Präparate lassen 
nämlich noch in mancher Hinsicht etwas zu wünschen übrig. Prä¬ 
parate von gefässreichen Organen haben hinsichtlich ihrer Färbung 
kein natürliches Aussehen, da die regenerirte Farbe des Blutes der 
Farbe des Haemoglobins nicht gleicht und nach und nach eine 
braune Nüance annimmt. Der zu geringe Grad der Transparenz 
verursacht, dass den Präparaten an jenem tiefen Ton der Färbung 
mangelt, welchen den frischen Geweben eigen ist. Die Farbe bleibt 
matt trotz der Conservirung in Lösungen von Glycerin mit Kali 
aceticum. Dieser Mangel tritt besonders an Muskel-Präparaten ent¬ 
gegen, welche ja den tiefen Ton des lebendigen Gewebes vor allem 
der hoben Transparenz verdanken. Auf Durchschnitten bereits fer¬ 
tiger Präparate habe ich mich überzeugt, dass in der Tiefe die Far¬ 
benregeneration nicht vollständig vor sich geht, und dass die Structur 
verwischt erscheint. Während der Conservirung färben diese Präparate 
die Conservirungsflüssigkeit, die grösseren schrumpfen zusammen. 
Ich habe mich überzeugt, dass diese Fehler, welche den von Mel- 
nikow-Raswedenkow, von Jores und von Kaiserling an¬ 
gegebenen Methoden anhaften, darin ihre Quelle haben, dass bei 
Anwendung derselben die Präparate in Formaldehyd nicht vollstän¬ 
dig, d. h. nicht durch und durch fixirt werden, sondern dass erst 
der zur „Regeneration“ der Farbe angewendete Alkohol gewisse 
Eiweissarten definitiv fixirt. 

Die Ansicht B1 u m's und M i n a k o w’s, dass nur mittels Alko¬ 
hol die Farbe der Formalinpräparate regenerirt werden könnte, fer¬ 
ner meine früheren erfolglosen Versuche, bewogen mich weitere 
Versuche mit der Regenerationsmethode anzustellen. Ich hoffte, dass, 


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43 


wenn es mir gelingen würde, die oberwähnten Fehler zu beseitigen, 
auf dem Wege der Regeneration sehr schöne Präparate hergestellt 
werden können. 

Wie ich bereits oben erörtert habe, fixirt das Formaldehyd 
schneller, als andere Mittel, doch braucht es eine gewisse Zeit um 
in die Tiefe zu dringen. Das Fixiren des Präparates soll bereits im 
ersten Acte, d. i. in der Formaldehydlösung beendigt werden und 
in ganzer Dicke des Präparates vollkommen sein, nicht erst im 
Alkohol während der Farbenregeneration erfolgen. Da die voraus¬ 
gehende Einwirkung des Formaldehyds eine unumgänglich nothwen- 
dige Bedingung für die Regeneration der Farbe ist, so kann letztere 
nur in jenen Partien des Präparates stattfinden, welche durch Formal¬ 
dehyd fixirt sind. Wenn also das Präparat im Formaldehyd nicht 
in seiner ganzen Dicke fixirt ist, so kann in den tieferen Partien, 
auf welche das Folmaldehyd nicht eingewirkt hatte, die Farben¬ 
regeneration nicht erfolgen. Auf diese Partien hat entweder Alkohol 
allein und zwar erst spät eingewirkt, wenn ihre Structur bereits 
zerstört war, oder sie werden weder durch Formaldehyd noch durch 
Alkohol fixirt. Solche Präparate weisen auf Durchschnitten nicht 
nur den Mangel von Farbenregeneration auf, sondern zugleich auch 
eine verwaschene Structur, bei längerer Aufbewahrung fallen sie ein 
und schrumpfen zusammen, ausserdem dringt der Farbstoff aus tie¬ 
feren nicht fixirten Schichten zur Oberfläche und zerstört die bereits 
erzielten Resultate. Bei Anwendung der Fixirungsflüssigkeiten obiger 
Autoren ist die Zeitdauer der Fixirung eine begränzte, u. zw. dess- 
wegen, da das in Methaemoglobin verwandelte Haemoglobin bei län¬ 
gerer Fixirung in saures Haematin übergeht, welches unter der Ein¬ 
wirkung von Alkohols keiner Regeneration mehr fähig ist 1 ). 

Die Grenze der Regeneration bei diesen Methoden ist dort, bis 
wohin die Lösung der Salze mit Formaldehyd durchgedrungen ist. 


') Deswegen ist bei der Methodo von Jo res die Dauer der Fixi¬ 
rung zu kurz bemessen, umsomehr, als er nur 2% Formaldehyd anwen¬ 
det und 24 Stunden fixirt. Seine Präparate erzeugen in Alkohol reichli¬ 
che Niederschläge. Dass bei der Methode Eaiserling’s beim Einlegen 
der fixirten Präparate in Alkohol kein Niederschlag entsteht, ist nicht 
durch eine andere Zusammensetzung der Flüssigkeit, welche andere Salze 
enthält zu erklären — wie es Melnikow meint — sondern dadurch, 
dass Eaiserling bei der ursprünglichen Methode concentrirtes Formalin 
angewendet hat. Aehnlich wie Jores fixirt auch Melnikow, also auch 
zu kurz im Formalin, denn es ist z. B. für das Gehirn eine Fixirungs- 
dauer von 48 Stunden absolut nicht genug und das Fixiren kleinerer 
Präparate binnen einer Stunde auch unmöglich. 


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Dass die Farbe der Präparate nicht der natürlichen gleicht, ist in 
verschiedenen Umständen begründet und zwar: a ) durch die zu ge¬ 
ringe Intensität der Färbung infolge dessen, dass die Farbe in den 
tieferen Schichten nicht regenerirt ist; b) durch den Mangel der vi¬ 
talen Transparenz, welche die Präparate während der Regeneration 
in Alkohol einbüssen und welche trotz ihrer Conservirung in 
wässerigen Glycerinlösungen mit Zusatz von Kali aceticum nicht 
wiederkehrt, c) durch das Braunwerden der regenerirten Farbe, wel¬ 
ches durch Überreste des Formaldehyds bewirkt wird, welche in 
den Präparaten infolge zu kurzer Dauer der Regeneration Zurück¬ 
bleiben. (Ich habe mich überzeugt, dass 1—2 # /* 0 Formaldehyd in Lö¬ 
sung die regenerirte Farbe in eine grau-braune verwandelt). 

Um obige Nachtheile und Mängel beseitigen zu können, ist 
eine Flüssigkeit erforderlich, in welcher eine längere Fixirung möglich 
wäre, ohne die spätere Regeneration zu schädigen, ferner müssen 
die Grenzen der Regeneration erweitert werden, so dass dieselbe 
nicht nur auf der Oberfläche, sondern auch in tieferen Schichten 
zu Stande komme, drittens schon während der Regeneration in Al¬ 
kohol muss das Präparat gleichzeitig aufgehelt werden. 

Zu diesem Zwecke war es erwünscht ein Reagens zu finden, 
welches der Formaldehydslösung zugesetzt einerseits die reducirende 
Wirkung des Formaldehyds schwächt und dadurch ein länger an¬ 
dauerndes Fixiren ermöglicht, zweitens die fixirende Wirkung die Wir¬ 
kung des Formaldehyds ergänzt, indem es jene Gewebsbestandtheile, 
auf welche das, Formaldehyd fixirend nicht wirkt, in unlöslichen 
Zustand überführt. Es war auch erwünscht, dass dieses Reagens den 
physikalischen Eigenschaften der Formaldehyd-Lösung gleichkomme, 
d. h. dass es ähnlich, wie das Formaldehyd, auf zweifachen Wege 
wirke, nämlich auf dem Wege der Imbibition und der Diffusion. 

( CH \ 

Co< Ch')| * n< ^ em 

ich dem Aldehyde ein Keton’) gegenüberstellte. Das in Verbin¬ 
dung mit Formaldehyd angewendete Aceton verringert in hohem 
Masse die reducirende Wirkung des ersteren auf Farbstoffe, beför¬ 
dert somit die Regeneration derselben in Alkohol. P'ette werden von 
Aceton nicht gelöst Eiweissstoffe coagulirt, es wirkt antiseptisch. 
Diese Eigenschaften sind für unsere Zwecke erwünscht. Der niedrige 


') Aceton wird in reinem Zustande aus den Producten der trocke¬ 
nen Destillation des Holzes gewonnen; es ist eine farblose, bewegliche, 
flüchtige Flüssigkeit von starkem Gerüche, welche bei 56° C. siedet; 
es mischt sich leicht mit Wasser in allen Verhältnissen. 


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Siedepunkt, wie auch die grosse Löslichkeit in Wasser, gestatteten 
anzunehmen, dass das Aceton sich physikalisch in ähnlicher Weise 
verhalten werde, wie Formaldehyd in wässeriger Lösung, d. h., dass 
es sowohl durch Imbibition, als auch Diffusion auf die Gewebe ein¬ 
wirken werde, und was daraus folgt, die reducirende Wirkung des 
Formaldehyds überall verringern, also auch die Regeneration er¬ 
leichtern werde, so dass dieselbe in der ganzen Dicke der mit For- 
maldebyd und Aceton fixirten Schichte erfolgen könnte. Die Er¬ 
gebnisse der diesbezüglichen Versuche waren günstig. Die fixirenden 
Eigenschaften des Formaldehyds werden durch Zusatz von Aceton 
nicht beeinträchtigt, die Regeneration und das Fixiren in Alkohol 
wird erleichtert, und geht besser vor sich: der regenerirte Farbstoff 
ist dem Haemoglobin sehr ähnlich: er hat eine tief purpurrothe 
Nüance. Ferner überzeugte ich mich, dass das Aceton eine besondere 
Bedeutung beim Fixiren des Präparates hat. Schon Blum (4) machte 
darauf aufmerksam, dass durch Einwirkung des Formaldehyds man¬ 
che Eiweissarten, wie das Ovoalbumin und das Serumalbumin nicht 
coaglirt werden, sie verändern sich jedoch insoferne, als sie durch 
Kochen nicht mehr gefällt werden können und — durch die nach¬ 
trägliche Wirkung Alkohols — gefällt, trotzdem ihre Löslichkeit in 
Wasser behalten. 

Meine Versuche in dieser Richtung, welche ich mit Blut vor¬ 
nahm, haben erwiesen, dass, wenn man zu 5 Ccm. verdünnten Blu¬ 
tes 35 Ccm. 4% Formaldehydlösung hinzusetzen, nach einiger Zeit 
ein dunkel grau-rother Niederschlag sich bildet, und über ihm eine 
farbige Flüssigkeit. Dieser Zustand bleibt beim lufdichten Verschluss 
der Eprouvette monatelang unverändert bestehen. Im Filtrate kann 
man mit allen Methoden mit Ausnahme des Kochens den Eiweiss¬ 
gehalt nachweisen, da durch das Kochen wie oben erwähnt wurde, 
das durch Formaldehyd veränderte Eiweiss nicht gefällt wird Alko¬ 
hol fällt es erst nach längerer Zeit (beim Erwärmen früher). Aceton 
fällt sofort ohne Aulkochen einen farbigen Niederschlag, so dass es 
als Reagens für solche modificirte Eiweisskörper gelten könnte. Aus 
Obigem geht hervor, dass beim Fixiren in reiner Formaldehydlösung 
nicht nur gewisse Eiweisskörper, sondern auch zugleich Blutfarbstoff 
gelöst bleibt. 

Diese Versuche erlaubten zu hoffen, dass auf diese Weise er¬ 
haltene Präparate gut sein werden, wenn es gelingen würde die 
Transparenz der Gewebe wieder herzustellen und bleibend zu erhalten. 

Von den Bestandtheilen, welche von anderen Autoren zu den 
Fixirlösungen verwendet wurden, behielt ich das Kalium aceticum, 
welches von Kaiser 1 ing empfohlen wurde. Es ist ein aulhellen- 


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des Mittel, welchem in dieser Hinsicht kein anderes Acetat gleich¬ 
kommt’). Ich habe mich überzeugt, dass das Kalium aceticum im 
Verhältnis 5 : 100 einer 4% Formaldehydlösung zugesetzt das Fixiren 
nicht beeinträchtigt. Da die Transparenz der Präparate meiner Vor¬ 
gänger zu gering war, glaubte ich einen grösseren Grad von Trans¬ 
parenz erzielen zu können, wenn ich den Act der Regeneration mit 
dem Aufhellen vereinige. Neben diesem nahm ich Natrium nitricum, 
welches die Farbstoffe fixirt, und als im Wasser leicht löslicher 
Körper, die Osmose befördert und erleichtert. 

Versuche, welche mit diesen Reagentien an Blut gemacht 
wurden, haben ergeben: 


Eprouvetten mit verdünntem Blut 5 Ccm -|- 

Formal» 

debyd 

4# 

Aceton 

Kalium 

aoetie. 

Natr. 

nitric. 

conc. 

Natr. 

ohiorat 

cono. 

Niederschlag 

Flüssigkeit 

Eiwei8s 
in der 
Flüssigkeit 

10 Com 





graulich choco« 
lade-braun 

schmutzig- 

roth 

vorhanden 


10 Ccm 




grauroth, 

reichlich 

farblos 

nicht 

vorhanden *) 



10 Ccm 



grau weichsel- 
roth, spärlich 

hellroth 

vorhanden *) 




10 Ccm 


braunroih, 

spärlich 

hellweichsel- 

roth 

vorhanden 4 ) 





10 Ccm 

grauroth. 

unbedeutend 

schmutzig- 

roth 

vorhanden 6 ) 

10 Ccm 


10 Ccm 



rothbraun, 

spärlich 

schmutzig¬ 

braun 

vorhanden 6 ) 

10 Ccm 



10 Ccm 


kein 

tiefroth 

vorhanden 7 ) 

10 Com 




10 Ccm 

kein 

gelb-roth 

vorhanden •) 

10 Ccm 

10 Ccm 




reichlich 

hellrosenroth 

farblos 

nicht 

vorhanden •) 

10 Com 

10 Com 

5 Ccm 



rothbraun 

farblos 

nicht 

vorhanden M ) 

10 Ccm 

10 Ccm 

ß Ccm 

5 Ccm 


weichselroth 

graulich 

farblos 

nicht 

vorhanden u ) 

1 

10 Ccm 10 Ccm 

1 

5 Com 

5 Ccm 

K Ccm 

l 

purpurroth 

farblos 

nicht 

vorhanden n ) 


') Die am meisten verwandte Verbindung, das Natrium aceticum, 
verhält sich schon anders: wenn es z. B. dem Alkohol hinzugesetzt wird, 
in welchem man Präparate Behufs Farbenregeneration einlegt, so löst es 


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47 


Auf Grund dieser Versuchsreihe können wir Folgendes schliessen: 

1) Eine 4®/o Formaldehydlösung fällt weder das Eiweiss noch 
den Farbstoff vollständig aus. 

2) Dieses geschieht ebensowenig nach Zusatz von Salzen, wel¬ 
che, sei es von mir, sei es von Anderen, den zur Fixirung der Prä¬ 
parate verwendeten Flüssigkeiten beigemischt werden; es hat im 
Gegentheile, z. B. der Zusatz von Natrium chloratum, Kali nitricum, 
zu Folge, dass der Niederschlag spärlicher ist, oder ganz fehlt. 

3) Reines Aceton, so wie Mischungen desselben mit Formaldehyd 
und mit den von mir angewendeten Salzen, fällen die Eiweisskörper 
vollständig, so dass die klare, farblose Flüssigkeit keine Eiweiss¬ 
körper mehr enthält, wobei je nachdem diese oder jene Salze bei¬ 
gemischt waren, die Niederschläge eine verschieden rothe Farbe, 
von graurosa bis tiefpurpurroth, ähnlich der Farbe des Haemoglo- 
bins, annehmen. 

Da die Flüssigkeit von der Zusammensetzung wie 12) zu 
concentrirt und zu kostspielig wäre, setze ich nur eine solche Menge 
von Aceton zu, dass auf Zusatz geringer Mengen von Alkohol, oder 
bei seiner nachträglichen Wirkung (bei der Farbenr^generation) 
Eiweiss- und Blutfarbstoffe vollständig gefällt werden und gleich¬ 
zeitig die gewünschte Färbung zu Stande komme. 

Ich nahm auch darauf Rücksicht, dass die Fixirungsflüssigkeit 
den Blutfarbstoff nicht zu stark verändere, in der Ueberzeugung, 
dass je geringer diese Veränderung ist, desto länger die Präparate 
in betreffenden Flüssigkeit verbleiben können und desto vollständi¬ 
ger fixirt werden ohne dass dadurch die nachherige Regeneration 
der natürlichen Farben leide. 

Um den obigen Postulaten Rechnung zu tragen, habe ich zur 
Fixirung der Präparate eine Flüssigkeit von folgender Zusammen¬ 
setzung in Anwendung gebracht: 

100 Theile einer 4% Formaldehydlösung (10% Formol), 

5 „ Aceton, 

5 „ Kalium aceticum, 

3 „ Kalium nitricum, 

3 „ Natrium chloratum. 


den Blutfarbstoff nnd laugt in aus, was bei Kali aceticum nicht der Fall 
ist. Aehnlicb aufhellend wirken auf die Gewebe Sulfite, Alkalien und 
Essigsäure, dooh sind sie fUr unsere Zwecke nicht anwendbar. 


ä 


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48 


In dieser Flüssigkeit verbleiben die Präparate 3—5 Tage lang. 
Durch längeres Verbleiben in der fixirenden Flüssigkeit, z. B. 1—2 
Wochen lang, wird jedoch die nachträgliche Regeneration nicht ge¬ 
schädigt. Die Fixirung der oberflächlichen Schichten ist tadellos 
und vollkommener, als die Fixirung in reiner 4% Formaldehyd¬ 
lösung. Die Flüssigkeit kann zweimal verwendet werden. Obwohl 
die fixirende Wirkung dieser Flüssigkeit eine raschere ist, als die 
anderer Mittel, hat sie jedoch auch ihre Grenzen, welche man ken¬ 
nen und berücksichtigen muss. So kann man z. B. nicht verlangen, 
dass im Verlaufe von 5 Tagen eine ganze Leber, oder eine crou- 
pös hepatisirte Lunge u. dgl. fixirt werde; wenn dies auch möglich 
wäre, so wäre dazu längere Zeit erforderlich. Selbstverständig muss 
man trachten, dass das Object möglich frisch sei und die Fixirung 
sofort vorgenommen werde. Da ferner die Fixirung nicht in allen 
Schichten auf einmal vor sich geht, muss man auch auf Veränderungen 
gefasst sein, welche im Inneren, bevor das Formaldehyd dort ein¬ 
dringt, eintreten können. Die Dicke des Organes, oder eines heraus¬ 
geschnittenen Theiles soll also nicht mehr als 2-3 Cm. betragen, 
wenn die Fixirung in allen Schichten vollständig sein soll; dabei 
muss die Flüssigkeit von allen Seiten freien Zutritt haben. An grös¬ 
seren Organen muss man Einschnitte machen, oder, was sicherer ist, 
dieselben injiciren. Wenn die Injection aus irgend welchen Gründen 
unausführbar ist, und wenn es sich darum handelt, das Präparat 
als ganzes zu conserviren, so müssen wir uns damit begnügen, 
dass nur die oberflächlichen Schichten tadellos fixirt werden; je¬ 
doch muss das Präparat in der fixirenden Flüssigkeit so lange belas¬ 
sen werden, bis auch die tiefsten Partien, wenn auch indessen ihre 
Structur gelitten haben sollte, vollkommen hart geworden sind. Ist dies 
nicht der Fall, so tritt mit der Zeit eine Deformation des Präpara¬ 
tes ein, und der Farbstoff, welcher in der Tiefe in einem löslichen 
Zustande verblieben ist, dringt in die oberflächlichen Schichten, ver¬ 
dirbt dieselben und diffundirt schliesslich auch in die Conservirungs- 
flüssigkeit. 

Aus der fixirenden Flüssigkeit übertrage ich die Präparate, wel¬ 
che je nach ihrem Volum (Dicke) 4—5 Tage darin gelegen hatten, 
nach Abspülung in Wasser, auf 1—2 Tage in 90% Alkohol mit Zu¬ 
satz von 15% Kalium aceticum. Ich habe mich überzeugt, dass durch 
Zusatz von Kalium aceticum zum Alkohol die Transparenz, welche in 
fixirenden Flüssigkeiten erreicht wurde, erhalten bleibt und sogar noch 
gesteigert werden kann. Die Regenerationsdauer von 1—8 Stunden, 
wie es Kaiserling angibt, ist für grössere Präparate zu kurz, da 
nämlich einerseits die definitive Fixirung im Alkohol unvollständig 


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49 


erfolgt, anderseits Reste des Formaldehyds, welche in tieferen, nicht 
regenerirten Partien des Präparates Zurückbleiben, einen langsamen 
Farbenwechsel an der Oberfläche des Präparates zu Folge haben. 
Nachdem die Präparate aus dem Alkohol herausgenommen, oder auch 
noch bevor sie in denselben hineingelegt werden, trage ich an Schnit¬ 
ten von ihrer Oberfläche eine möglichst dünno Schichte ab, da die 
Durchschnitte, welche am frischen Objecte gemacht wurden, beson¬ 
ders wenn dasselbe mit Wasser abgespült und mit dem Messer 
abgestreift war, keine schönen Bilder liefern. 

In dieser Weise hergestellte Präparate, bewahre ich in Wasser 
mit Zusatz von 20 - 30°/ 0 Glycerin an dunklen Orten auf. Ich lege 
gewöhnlich die Präparate zunächst in eine schon gebrauchte Flüssig¬ 
keit und lasse sie dort einige Tage liegen, um den vorhandenen 
Alkohol und das Kalium aceticum zu beseitigen, worauf ich sie in 
eine frische Flüssigkeit übertrage. Es ist dies erwünscht, da sonst 
die Conservirungsflüssigkeit eine sauere Reaction annimmt. Bei die¬ 
sem Verfahren ist die Transparenz der Gewebe genügend, und ein 
Zusatz von Kali aceticum zur Conservirungsflüssigkeit nicht not¬ 
wendig. 

Die Technik des Anfertigens pathologisch-anatomischer Präparate 
ist in der Arbeit Kaiserling’s (8) eingehend besprochen worden. 

Ich war bestrebt auch das Glycerin in der Conservirungsflüssig¬ 
keit zu umgehen. Da das Conserviren in reinem Wasser Oxydations- 
processe begünstigt, versuchte ich die Präparate in Lösungen ver¬ 
schiedener neutraler Salze aufzubewahren. Unter vielen veränderte 
nur das Natrium oxalicum '/,% sogar nach längerer Zeit die Farbe 
des Präparates nicht. In diesen Flüssigkeiten traten jedoch ver¬ 
hältnismässig nach kurzer Zeit Colonien von Schimmelpilzen auf. 
Es sollte also ermittelt werden, welches von den Mitteln, welche die 
Schimmelbildung verhindern, die Farbe der Präparate nicht verän¬ 
dern wird. Meine Versuche mit Carbol, Thymol, Menthol, Salicyl ga¬ 
ben negative Resultate. 

Ausserdem habe ich mich überzeugt, dass überall, wo es sich 
um Erzielung einer lebensfrischen intensiven Farbe der Präpa¬ 
rate handelt, das Glycorin als ein aufhellendes Mittel kaum zu ent¬ 
behren ist. 

Neben obigen Methoden der Conservirung der Präparate kön¬ 
nen dieselben nach Art histologischer Präparate montirt werden, 
d. i. nach Behandlung mit Alkohol und Chloroform zwischen zwei 
Glasplatten in Balsam eingeschlossen, oder nach der Entwässerung 
in Knochenöl aufbewahrt werden u. dgl. Sehr gute Methoden gibt 
Me 1 n ik o w - Ras wode nko w an. 

Toln Arcli'v f. biol. u med. Witeenscli. 

Archive« polou. de eclenc. biol. et midie. 4 


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50 


Hinsichtlich der Dauerhaftigkeit meiner Präparate kann ich sa¬ 
gen, dass sie sich lange Zeit (ein Jahr und mehr) gut halten. Ich 
hoffe, dass Präparate dieser Art, soferne im Dunklen aufbewahrt 
werden, sich sehr lange Zeit (Jahre lang) ohne Farbenveränderung 
conserviren lassen werden. Wir müssen ja darauf gefasst sein, dass 
auch dieser Farbstoff wie überhaupt Farbstoffe mit der Zeit am 
Lichte verblassen muss. 

Zum Schlüsse nehme ich mit Freude die Gelegenheit wahr, 
meinem hochverehrten Vorgesetzten Herrn Prof. Dr. Kadyi, welchem 
ich, wie sonst, auch bei dieser Arbeit wertvolle Rathschläge ver¬ 
danke, und Herrn Prof. Dr. Wehr, der mit reger Theilnahme und 
voller Liebenswürdigkeit mir bei der Zusammenstellung der Litera¬ 
tur behilflich war, meinen innigsten Dank auszusprechen. 


Literatur 


1) Oberlehrer J. Blum: Formol ala Conservirungsflüssigkeit. Ber. d. 

Senckenbergischen naturf. Gesellsch. in Frankfurt a. M. 1894. 

2) Melnikow-Raswedenkow: Heber das Aufbewahren pathologisch- 

anatomischer Präparate. Moskau den 12. Dec. 1895 Centrbl. f. 
allg. Path. u. path. Anat. Bd. VIII. 189G, Nr. 2., S. 49. 

3) Jores: Die Conservirung anat. Präparate in Blutfarbe mittelst For- 

malins. Centrbl. f. allg. Path u. path Anat. Bd. VII., Nr. 4., 
S. 134, den 29. Febr. 1896. 

4) F. Blum: Ueber Wesen und Werth der Formolhärtung. — Anat. 

Anzeiger, 1896, Bd. IX., Nr. 23. u. 24. 

5) C. Kaiserling: Ueber die Conservirung von Sammlungspräparaten 

mit Erhaltung der natürlichen Farben. Ein Vortrag in der medi- 
cinischen Gesellschaft zu Berlin gehalten am 8. Juli 1896. Ber¬ 
liner klin. Wochenschr, 1896, Nr. 35., S. 755. 

6) N. Melnikow-Raswedenkow: Ueber die Herstellung anatomi¬ 

scher Präparate nach der Formal in- Alkohol- essigsauren Salz- 
methode. Centrbl f. allg. Path. u. path. Anatom. Ziegler Kahlden. 
8 Bd. 1897. 

7) Minakow: Ueber die Wirkung des Formaldehyds und des Alkohol 

auf Blut und Hämoglobin. Centrbl. f. allg. Path u. path. Anat. 
Ziegler-Kahlden. 8 Bd. 1897. 

8) Kaiserling C.: Weitere Mittheilungen über die Herstellung mö¬ 

glichst naturtreuer Sammlungspräparate. Archiv für pathologische 
Anatomie u. Physiologie. Virehow. Bd. 147, Hefr. 3., 1897. 


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9) Vorkampf-Laue: Beiträge zur Kenntniss des Mefchämoglobins 
und seiner Derivate. Dissert. Dorpat 1892, S. 27. u. 60. 

10) Melnikow-Raswedenkow N.: lieber die Herstellung anatomi¬ 
scher, besonders histologischer Präparate nach der Formalin- Al¬ 
kohol- Glycerin- essigsauren Salz-Methode. Centrbl. f. allg. Path. 
u. path. Anat. Ziegler-Kahlden. IX. Bd. 1898. 


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Sur l’origine de certains kystes de la muqueuse des gencives 

avsc uns planche (I.) 

par 

1 e dr, <3- o 11 k a. 

Travail fait au laboratoire histologique de l'tJniversite de Leopol 

dirig«'* par M. le prof. Szymonowicz. 


Dans ses importantes recherches sur l’origine dos kystes des 
m:\choires, Magi tot 1 ) admet qu’une certaine partie de cos tumeurs 
pourrait se developper aux dEpens de la lame dentaire. Bödecker 2 ), 
en mentionnant cette hypothese, avoue n’avoir jamais rEussi h trou- 
ver une connexion entre le kyste en voie de developpement et l’Epi- 
thelium externe de la gencive. Or, dans nos recherches faites au 
sujet de la „throne de Morgenstern“ nous avons obtenu quelques 
prEparations caracteristiques pour la transformation progressive des 
foyers EpithEIiaux — rudiments de la lame dentaire — en kystes 
gingivales. Ces phases du developpement ayant une grande portee 
pour PEtude de l'origine des kystes, nous tenons k les dEcrire 
en dEtail. 

Les premieres altErations, menant a la formation d’un kyste, 
se rapportent dans nos prEparations ft un foetus humain de 5 mois 
et demi. La figure 1. de la PI. I. montre que dans la lame dentaire 
dejfi creusEe et traversee, par places, de tissu conjonctif, il s’est pro- 
duit une „perle Epitheliale“ assez volumineuse, de */* millimetre en 


*) Magi tot E.: Memoire sur les kystes des mäclioires Arch. g£- 
n6r. de Medecine 1872, 2, p. 399—414 et 437—486. 

Le nieme: Memoire etc. 1873, I., p. 154—174 et 437—486. 

Le meme: Sur l’origine des kystes des raächoires, Soc. de biol. 
1884, p. 174 et 232. 

2 ) Bödecker: Die Anatomie und Pathologie der Zähne, p. 194. 


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diamötre, immödialtement sous l’epitheiium de la gencive. La perle 
est totalement romplie de cellules epitheliales disposees en couches 
plus ou moins concentriques; un certain nombre de cellules du centre 
offre le tableau de la degenörescence: les unes ont des contours ra- 
tatines, se dissolvant, pour ainsi dire; les autres, bien aplaties, squa- 
miformes. Les interstices inter-cellulaires forment des espaces libres, 
remplis de liquide. 

L'epithelium p^ripherique de cette „perle“ est stratifit?, cubique; 
les cellules ainsi que leurs noyaux sont plus riches en liquide que 
ccux du centre. Tout le foyer est en toure de tissu conjonctif de la 
gencive (tunica propria). En deux points on constate des connexions 
de la perle epitheliale avec la lame dentaire: en haut c’est une trai- 
nee courte et nette qui va ä, l'epithelium externe de la gencive, en 
bas c'est une adheronc,: ä la portion profonde de la lame dentaire, 
laquelle aboutit au germ; dentaire et se trouve creusee et di- 
visee par. des proliferations du tissu conjonctif. Ces rapports si 
evidents et si intimes avec la lame dentaire donnent de l’importance 
ä cette preparation, precisement par cette raison que Bödecker 
n’a pu trouver la connexion des kystes gingivales avec l’epithelium 
gingival. 

Nous pouvons considerer cette phase du kyste comme la plus 
primitive, que nous ayons pu rencontrer parmi nos preparations. 

Une autre phase de la formation d’un kyste un peu plus 
avancee nous l’avons trouvöe chez un foetus de 6 mois et demi 
(PI. I. fig. 2). Les cellules epitheliales du centre y sont fort alte- 
rees, ratatinees, disposees en couches lamelliformes entre lesquelles 
il y a plus d’espace pour le liquide en train de s’accumuler. Ces 
espaces libres donnent un aspect plus ressemblant i\ un kyste, 
dont la paroi est composee d’epitheiium stratifie ä cellules internes 
aplaties, tandis que les externes sont plus developp6es en hauteur. 

D'autres rapports anatomiques du kyste ne different pas de la 
Periode pröcödente: Situation superficielle et connexion evidente avec 
l’epitheiium buccal par l’intermediaire de la lame dentaire; seulement 
l’adht'rence ä la portion profonde de la lame dentaire a disparu 
ä cette epoque, le tissu conjonctif ayant traverse totalement cette 
trainee epitheliale de maniere que la continuite avec la paroi ky- 
stique se trouve alors detruite. 

Si l’on considere l’image microscopique d’un autre kyste chez 
le meme foetus de 6 mois et demi (fig. 3), on verra des altörations 
encore plus avanc£es: l’aire du kyste ne contient qu’une minime 
quantite de cellules epitheliales degdnerdes; la paroi est amincie 
par rapport avec le volume accru du kyste. Toutefois, ce dernier reste 


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encore relativement peu considörable, puisque son grand diam&tre 
ne depasse presque pas un */* millimetre. Aussi n’en pourrait-on 
pas remarquer la presence du cöte de )a muqueuse buccale. 

II est probable que les kystes de cette origine n’atteignent pas 
de fortes dimensions et qtfe leur accroisseinent sjit lent; on ne 
s’apporgoit de leur existence que vers Tage de 20 ans'). 

Nous voici amentfs ä conclure que le developpement de cer- 
tains kystes de la muqueuse buccale se rapporte aux premiferes pe- 
riodes de la formation des dents chez le foetus, notamment ä l’öpoque 
de la rösorption de la lame dentaire. 

N’ayant pas trouvd dans la littörature respective des faits aussi 
nets et probants que ceux de nos pröparations, nous avons cru 
utile de publier le rösultat de nos recherches embryologiques. 


') Sc hoff; Handbuch der Zahnheilkunde, v. II., 2. part., p. 509. 


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Ans dem Institute für descriplive Anatomie der Universität in Lemberg. 

Über die Färbung der nervösen Centralorgane 

nach Beizung mit Salzen schwerer Metalle ‘) 

von 

Prof. Dr. HEINRICH KADYI. 


Die Veröffentlichung der Ergebnisse meiner Versuche, welche 
ich über die Färbung der nervösen Centralorgane angestellt habe, 
erscheint in zweifacher Hinsicht gerechtfertigt. 

Erstens glaube ich, dass es mir gelungen ist, ein Verfahren zu 
finden, welches gestattet, verschiedene histologische Bestandteile der 
nervösen Centralorgane deutlich zu machen, welches mithin, wie eine 
jede Errungenschaft auf dem Gebiethe der anatomischen Technik, 
zur Erweiterung unsares Wissens führen muss. Die hohe Wichtig¬ 
keit des zu erforschenden Organapparates selbst, so wie dessen un- 
gemein complicirter Bau begründen die Voraussetzung, dass ein jeder, 
wenn auch an und für sich unbedeutender Beitrag zur Untesuchungs- 
methode desselben, für die Wissenschaft nützlich sein kann. 

Ein zweiter Umstand, welcher mich zur Veröffentlichung dieser 
Arbeit bewogen hat, ist die Überzeugung, dass meine Versuche die 
Wirkung der Beizen und der Farbstoffe erklären, mithin als ein er¬ 
wünschter Beitrag zur Theorie der Färbung tierischer Gewebe an¬ 
gesehen werden können. 

Zur Vornahme von Versuchen über die Färbung von nervösen 
Centralorgane (Gehirn und Rückenmark) sah ich mich veranlasst, als 
ich an gewöhnlichen, nicht mikroskopischen Präparaten zum Zwecke 
von Demonstrationen bei Vorlesungen, die graue Substanz möglichst 


0 Diese Arbeit ist in polnischer Sprache in der Denksohrift 
(„Ksi^ga pami^tkowa“) veröffentlicht worden, welche von der Universität 
Lemberg bei der am 7 Juni 1900 stattgefundenen 500 jährigen Jubileum- 
Feier der Jagiellonischen Universität in Krakau gewidmet wurde. 


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deutlich erschichtlich machen wollte; übrigens bin ich überzeugt, 
dass es sehr erwünscht wäre, die Vertheilung der grauen und weissen 
Substanz in den Centralorganen des Nervensysthems eingehender 
zu studieren. 

Zu einer solchen Arbeit wird man ja auch durch die ausge¬ 
zeichneten Erfolge angeregt, welche die Fixirung des Gehirns und 
des Rückenmarkes mit Formaldehyd gibt, und zwar auch bei An¬ 
wendung von Lösungen, welche nur einige Procente desselben ent¬ 
halten '). Ich gieng von der Voraussetzung aus, dass Präparate von 
Nervencentren, welche mit Formaldehyd fixirt worden sind und in 
(destillirtem) Wasser oder in wässerigen Flüssigkeiten aufbewahrt 
werden, welche also mit Alkohol nicht behandelt worden sind, mithin 
von fettartigen Bestandteilen des Myelins, welches Alkohol löst, 
nicht durchdrungen sind, von wässerigen Farbstofflüsungen leicht 
durchtränkt werden können. Ich hoffe also, dass es gelingen wird, 
selbst dicke Schnitte oder ganze Stücke von Gehirnen, welche mit 
Formaldehyd fixirt worden sind, durch und durch zu färben 

Ich habe mich überzeugt, dass dies tatsächlich der Fall ist. 
Bereits vor vier Jahren ist es mir gelungon grössere Stücke von 
Gehirnen zu durchfärben, und zwar mit Boraxcarrain oder Lithion- 
carmin mit nachfolgender (mehrwöchentlicher) Entfärbung in 00% 
angesäu?rtem Alkohol; an diesen Präparaten traten die Unter¬ 
schiede zwischen der grauen und der weissen Substanz durch ver¬ 
schiedene Intensität der Färbung in einer Weise hervor, dass ich 
damit zufrieden war. Unter anderen hatte ich einen mehr als 1 ctm. 
dicken Schnitt, welcher horizontal durch das ganze Gehirn in der 
Höhe der Sehhügel und der Streifenhügel geführt war, ganz durch* 
färbt, ferner verschiedene Präparate von Kleinhirnen, welche in toto 
gefärbt und erst dann in Schnitte zerlegt wurden. Mit Hilfe dieser 
allgemein bekannten Methoden der Carminfärbung erhält man eine 
ausschliessliche Kernfärbung; der Unterschied zwischen der grauen 
und der weissen Substanz tritt als intensivere Färbung der ersteren 
hervor, da dieselbe viel zahlreichere, d. d. viel dichter liegende Zellen 
beziehungsweise Zellenkorne enthält, als die weisse Substanz. Aus 
eben demselben Grunde treten an solchen Präparaten in Folge von 
Kernfärbung auch Unterschiede in der Färbung der verschiedenen 
Lager von grauer Substanz entgegen; es ist z. B. die Körnerschicht 


*) Formalin und Formol sind, bekanntermassen, 40°/ 0 Lösungen von 
Formaldehyd in Wasser; eine 1 °/„ Lösung von Formaldehyd ist mithin 
eine 2*5 0 / 0 Lösung von Formalin (oder Formol) und 1 °/ 0 Lösung von For¬ 
mol (oder Formalin) enthält nur 0‘4°/ 0 Formaldehyd. 


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der Kleinhirnrinde viel intensiver gefärbt, als ihre oberflächliche 
(moleculäre) Schicht,. Manche Partien der grauen Substanz treten 
jedoch nicht so prägnant hervor, wie dies erwünscht wäre, z. B. das 
Corpus dentatum cerebelli , welches sehr matt erscheint, fast weniger 
deutlich, als an nicht gefärbten Formaldehydpräparaten. 

Was das Rückenmark betrifft, so war ich durch die Erfolge 
fast ganz enttäuscht. Bei gewöhnlicher Kernfärbung tritt die graue 
Substanz des Rückenmarkes innerhalb der weissen nur sehr schwach 
hervor, besonders an dünneren Schnitten. Ich hoffte, dass an dicke¬ 
ren Schnitten (z. B. 300 p.) durch Summirung des Effectes (nach 
ihrer Aufhellung in Canadabalsam) die graue Substanz sich besser 
markirenj werde. Doch habe ich mich überzeugt, dass in solchen 
Präparaten dieselbe zwar intensiver roth erscheint, aber von der 
umgebenden weissen Substanz sich nicht genug scharf abhebt, dass 
ihre Gränzen verwischt erscheinen, und auch auf photographischen 
Aufnahmen nicht gut hervortreten. 

Viel prägnanter als au solchen Präparaten treten die Unter¬ 
schiede in der Färbung der grauen und der weissen Substanz an 
Präparaten von Xervencentren hervor, welche in der bekannten 
Weise in Chromsäure oder in chromsauren Salzen (Müller’sche 
Flüssigkeit, Erlicki’sche Flüssigkeit) gehärtet und mit Karmin ge¬ 
färbt worden sind. An gelungenen Präparaten dieser Art sind, wie 
bekannt, alle histologischen Elemente mit Ausnahme der Markschei¬ 
den der Nervenfasern mehr oder weniger roth gefärbt; es färben 
sich also die Ganglienzellen mit ihren Fortsätzen, die Achsencylinder 
der Nervenfasern, die Spinnehzellen der Neuroglia, die Nouroglia- 
fasern und überhaupt die ganze Neuroglia, so wie die Blutgefässe. 
Die verschiedenen histologischen Bestandteile dos Gehirns und des 
Rückenmarkes kann man an solchen Präparaten nur insoferne von 
einander unterscheiden, als die einen intensiver die anderen weniger 
intensiv gefärbt sind; der Unterschied zwischen der grauen und der 
weissen Substanz tritt an solchen Präparaten dadurch hervor, dass 
im Bereiche der weissen Substanz viel mehr Myelin sich vorfindet» 
welches ungefärbt bleibt, während die graue Substanz verhältniss- 
mässig spärliche Markscheiden enthält. 

Es ist ferner bekannt, dass die Carminfärbung von Präparaten 
der Centralorgane des Nervensystems bald besser bald weniger gut — 
manchmal auch gar nicht gelingt. Diese Misserfolge werden der 
Launenhaftigkeit des Carmins zugeschrieben, und zwar der incon- 
stanten Zusammensetzung des käuflichen Carmins, der leichten Zer¬ 
setzbarkeit der Carminlösungen u. s. w.; daraus erklärt sich die 
grosse Anzahl von verschiedenen Carminpräparaten so wie die un- 


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gemein grosse Zahl von verschiedenen Färbungs-Methoden mit Car- 
min, welche in der histologischen Technik empfohlen werden. An¬ 
dere Histologen legen ein grösseres Gewicht auf die Vorbehandlung 
der zu färbenden Präparate und geben genaue Vorschriften, in Be¬ 
treff der Fixirungsfliissigkeiten (welche Chromsäure oder chromsaure 
Salze enthalten), in Betreff Einwirkungsdauer dieser Flüssigkeiten, 
empfehlen die Präparate während der Fixirung im Thermostate, oder 
im Dunklen zu halten, aufs Sorgfältigste und durch lange Zeit auszu¬ 
wässern u. s. w. Trotzdem ist keine der empfohlenen Methoden so 
vollkommen, dass sie stehts und sicher zum Ziele führen möchte. 

Diese allgemein bekannten Thatsachen führen zur Schlussfol¬ 
gerung, dass auf die Färbung der verschiedenen Gewebsbestand- 
theile von Präparaten, welche mit Hilfe von Chromsäure oder von 
chromsauren Salzen fixirt worden sind, möglicher Weise nicht so 
sehr die Natur der angewondeten Farbstoffe Einfluss habe, sondern 
vielmehr die verschiedenen im Gewebe selbst enthaltenen Chrom¬ 
verbindungen, dass mithin bei der Färbung diese Chromverbindun¬ 
gen als Beize wirken. 

Um Wirkung der Chromsäure als Beize bei der Carminfärbung 
zu untersuchen, und zwar um nachzuweisen, ob und in wieferne die¬ 
selbe von der Concontration und der Einwirkungsdauer der angewen¬ 
deten Chromsäurelösung abhängig ist, hielt ich es für angezeigt, zur 
Färbung eine möglichst constante und unveränderliche Carminlösung 
in Anwendung zu bringen In diesem Zwecke erschien mir als am 
besten geeignet, das von Giercke 1 ) im J. 1883 empfohlene „car¬ 
minsaure Natron“, welches beim Apotheker Bloch in Breslau 
zu beziehen ist und welches von Seite aller Jenen, welche es ver¬ 
sucht haben, vollen Beifall gefunden hat. Zur Anwendung dieses 
Carminpräparates bewogen mich auch die brillanten Präparate, wel¬ 
che mit Hilfe von carminsauren Natron mein Freund und Collega 
Prof. Dr. Szymonowicz erzielt hat. 

Zunächst habe ich zu meinen Versuchen eine Lösung von car¬ 
minsauren Natron in Anwendung gebracht, welche genau nach der 
'Vorschrift bereitet wurde, welche im Lehrbuche von Behrens, 
Cos sei und Schiefferdecker vom J. 1889 auf S. 193 angegeben 
ist, nämlich eine 1% Lösung von carminsaurem Natron mit Zusatz 
von 2 bis 4 Tropfen einer gesättigten Lösung von doppeltkohlen¬ 
sauren Ammonium auf je 20 CC. dieser Farbstofflösung. 

Wenn man Schnitte von Gehirn oder Rückenmark, welches in 
Formaldehyd fixirt worden waren, direkt mit dieser Farbstofflösung 


’) Zeitschr. f. wiss Mikroskopie, Bd. I. (1883), S. 543. 


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behandelt, so erzielt man eine gewöhnliche Kernfärbung, ebenso wie 
bei Anwendung verschiedener anderer Carminlösungen, z. B. von 
Boraxcarmin, von Lithionearmin u. s. w. 

Anders verhalten sich die Präparate, welche kürzere oder län¬ 
gere Zeit mit einer schwächeren oder in einer stärkeren Chrom¬ 
säurelösung behandelt worden waren. In solchen Präparaten färben 
sich nicht nur die Kerne, sondern auch die Zellenkörper, die Neuro- 
glia, die Achsencylinder, also mit einem Worte die verschiedensten 
Gewebbestandtheile, und zwar die einen intensiver, die anderen we¬ 
niger intensiv. Doch färben sich solche Präparate nicht immer in 
derselben Weise und manchmal färben sie sich schlecht. 

Trotz zahlreicher Versuche, welche ich in dieser Weise ange¬ 
stellt habe, dass ich Schnitte von Gehirn und Rückenmark, welche 
in Formaldehyd fixirt waren, in Chromsäurelösungen von verschie¬ 
dener Concentration (von 1 °/ il0 bis 1 °/ 0 ) auf kürzere oder auf län¬ 
gere Zeit (von mehreren Minuten bis zu mehreren Stunden oder 
Tagen) einlegte, war ich nicht im Stande mich zu überzeugen, dass 
die verschiedenen Effecte der Färbung von der Concentration und 
der Einwirkungsdauer der Chromsäurelösungen abhängig sind. 

Bei dieser Behandlung werden die Schnitte sehr hart und nach 
längerer Zeit höchst brüchig und undurchsichtig. Es zeigte sich auch, 
dass die Chromsäurelösungen, in welchen die Schnitte längere Zeit 
lagen, ihre Zusammensetzung änderten, blass oder selbst ganz farb¬ 
los wurden, dass mithin die Lösung unter dem Einflüsse der Präpa¬ 
rate an Chromsäuregehalt einbüsst, indem die Chromsäure entweder 
von den Präparaten absorbirt, oder durch die Einwirkung der Ge- 
webstoffe zersetzt wird. Diese Veränderungen, welche man in der 
Chromsärelösung zweifellos constatiren kann, machen die scheinbare 
Exactheit von solchen Versuchen, wie ich sie unternommen habe, 
illusorisch, da ja die Chromsärelösung ihre Concentration unter dem 
Einflüsse der Präparate fortwährend ändert. 

Chromsaure Salze wirken, wie bekannt in einer ähnlichen 
Weise, nur langsamer und milder. Versuche, welche ich mit chrom¬ 
sauren Salzen und zwar mit Kaliumbichromat in analoger Weise 
angestellt hatte, führten ebensowenig wie jene mit Chromsäure zur 
Aufklärung der Sache. 

Zunächst habe ich mich überzeugt, dass, wenn Lösungen von 
Kaliumbichromat auf Schnitte von Gehirn oder Rückenmark, welche 
mit Formaldehyd fixirt waren, durch mehrere Stunden oder durch 
einige Tage einwirkten, man fast gar keinen Effect erzielt. Die 
Schnitte verhalten sich beim färben mit carminsaurem Natron so, 
als wären sie gar nicht gebeizt. Es ist ja allgemein bekannt, dass 


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frische Gewebe und zwar Nervencentra, in Kalium bichromieum, in 
Ammonium bichromieum, in Müller’scher Flüssigkeit, in Erlickischer 
Flüssigkeit viele Wochen und Monate liegen müssen, und auch her¬ 
nach erst dann sich in einer erwünschten Weise färben, wenn sie 
vorher ausgewässert und in Alkohol nachgehärtet worden sind; es 
ist auch bekannt, dass bei einem solchen Verfahren man nicht 
immer gleich gute Präparate erhält. Um den Erfolg dieses langwie¬ 
rigen Verfahrens möglichst zu sichern, empfehlen verschiedene Histo- 
logen ganz besondere Vorsichtsmaasregeln, wie z. B. Einlegen von 
kleinen Stücken in grosse Flüssigkeitsmengen, Aufhängen der Stücke, 
damit dieselben nicht auf dem Boden des Gefässes liegen, oftmali¬ 
ges Wechseln der Fixirungsflüssigkeit, constante höhere Temperatur 
(Thermostat), Dunkelheit u. s. w. — Zur Färbung selbst wird wie¬ 
der von einem Jeden, eine solche Carminlüsung empfohlen, mit wel¬ 
cher es ihm geglückt ist (vielleicht zufällig) die besten Präparate 
zu bekommen. Kurz, die Anwendung von chromsauren Salzen er¬ 
scheint mir als ein langwieriges, umständliches, launenhaftes und 
schliesslich doch unsicheres Verfahren. 

Welche chemische Prozesse in der Geweben vorsichgehen, 
während das Präparat in chromsauren Salzlösungen monatelang 
liegt, davon haben wir keine Kenntniss, es wäre auch nicht leicht 
diese Prozesse genauer zu verfolgen. Man kann nur voraussetzen, 
dass unter diesen Umständen die chromsauren Verbindungen redu- 
cirt werden und dass sich in Folge dessen Chromverbindungen 
bilden (in welchen das Chrom als basisches enthalten ist); hiefiir 
spricht die Thatsache, dass die gelbe Farbe der Präparate mit der 
Zeit in eine grünliche oder bläuliche übergeht, und auch die Lösung 
selbst verblasst (wesswegen man empfiehlt dieselbe zu erneuern). 
In solchen chromsauren Salz-Lösungen entwickeln sich oft genug. 
Pilz 3 , was den Präparaten nicht nur nicht schadet, sondern viel¬ 
leicht im Gegentheile bewirkt, dass solche Präparate sich besser 
färben. Eine länger dauernde (mehrtägige) Auswässerung der Prä¬ 
parate in messendem Wasser ist vielleicht eben deshalb nützlich 
und empfehlenswert, dass hiebei die chromsauren Verbindungen re- 
ducirt und in Chromverbindungen umgesetzt werden. Dass Alkohol 
reducirend wirkt, ist doch klar; die Chrompräparate bekommen ja 
nach Einlegung in Alkohol eine grünliche oder bläuliche Farbe — 
und gerade solche Präparate färben sich am schönsten. 

Aus diesen] Thatsachen ergibt sich die Schlussfolgerung, dass 
bei der Färbung von Präparaten, welche, wie dies allgemein üblich, 
mit Chromsäure, oder chromsauren Salz-Lösungen behandelt worden 
sind, nicht nur oder wahrscheinlich nicht so sehr die Chromsäure 


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als insbesondere jene Chromverbindungen als Beize wirksam sind, 
welche durch Reduction der Chromsäure und der chromsauren Sal¬ 
zen in den Geweben sich gebildet haben. Die verschiedensten Com- 
binationen von chromsauren Verbindungen und von Chromverbin¬ 
dungen (mit basischem Chrom), welche in solchen Präparaten unter 
den wechselnden Einflüssen von Luft, Wärme, Baktorien, Schimmel¬ 
pilzen, Wasserleitungs-Wasser (beim Auswässern) ferner von Alko¬ 
hol sich bilden können, erklären hinreichend die Variabilität der 
Ergebnisse eines solchen Verfahrens, welches man berechtigt ist als 
geradezu launenhaft zu bezeichnen. 

Ich bin a'so zur Überzeugung gelangt, dass es unmöglich ist 
die Wirkungsweise der Chromsäure und der chromsauren Salze auf 
die Präparate zu beherschen; man ist nicht im Stande, die Gesetze, 
nach welchen die Umsetzung der Chromverbindungen in den Gewe¬ 
ben vorsichgeht in der Weise zu präcisiren, um auf Grund dersel¬ 
ben jene Modificationen der Einwirkung von Chromverbindungen 
nach Wunsch hervorzubringen, welche behufs Erhaltung bestimmter 
Färbungen notwendig sind. 

Aus diesen Gründen habe ich, wenigstens vorläufig, von weite¬ 
ren Versuchen mit Chromsäure und mit chromsauren Salzen ab¬ 
gesehen. 

Eine zweite Schlussfolgerung, zu welcher ich auf Grund der 
obigen Betrachtungen gelangte, ist, dass die Ergebnisse der Färbung 
der Gewebe und Gewebsbestandtheile, nicht so sehr von den Eigen¬ 
schaften des in Anwendung gebrachten Farbstoffes selbst (z. B. des 
Carmins), als hauptsächlich von der Vorbehandlung der Präparate, 
und zwar davon abhängig sind, ob und in wieferne die Gewebe 
basisches Chrom enthalten, welches in Folge von Reduction von 
Chromsäure und von chromsauren Salzen auftritt. Da ich also über¬ 
zeugt war, dass das basische Chrom in deu Geweben als Beize wirk¬ 
sam ist, so konnte ich voraussetzen, dass auch andere Metallsalze 
in einer ähnlichen Weise als Beize wirksam sein werden Von die¬ 
sem Schlüsse ausgehend, habe ich meine weiteren Untersuchungen 
unternommen. 

Vor der Färbung versuchte ich Schnitte von Nervencentren i 
welche mit Formaldehyd fixirt waren, mit verschiedenen Salzen 
schwerer Metalle zu imprägniren. Um die Einwirkung dieser Salze 
auf die Gewebe unter Ausschliessung aller anderen Agentien zu stu¬ 
dieren, mussten zu diesen Versuchen Schnitte in Verwendung kom¬ 
men, welche von Gehirn oder Rückenmark direkt nach Fixirung 
desselben mit Formaldehyd angefertigt wurden, also mit Vermeidung 
der Einwirkung von Alkohol, Aether, Chloroform, Benzin u. s. w., näm- 


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lieh von Flüssigkeiten, welche, wie bekannt, gewisse Stoffe aus den 
Geweben extrahiren. Es musste die Einbettung in Celloidin oder 
Paraffin vermieden werden. Ich habe also die Schnitte entweder 
mit dem Messer aus freier Hand, oder vermittelst des Gefriermikro¬ 
toms angefertigt ’). 

Farbige Metallsalze sind, wenigstens für die. ersten Versu¬ 
che, am zweckmässigsten, da die hiemit imprägnisten Schnitte 
eben diese Farbe annehmen. Man kann also, ohne besondere Unter¬ 
suchungen, sehr leicht beurtheilen, ob das Gewebe mit dem Metall- 
salzo imprägnirt ist und ob diese Imprägnation dauernd ist, oder 
ob durch Auswaschen mit Wasser des Metall aus dem Gewebe ex- 
trahirt wird. Ich habe also zunächst mit schwefelsaurem Kupfer 
Versuche angestellt. 


*) Gehirn und Rückenmark, welches nach Fixirung mit Formaldehyd, 
längere Zeit in destillirtem Wasser ausgewaschen oder aufbewahrt wurde, 
kann man auf dem Gefriermikrotome sehr gut schneiden und sehr schöne 
und (bis 14 /*) dünne Schnitte erhalten, wenn die Temperatur des ein¬ 
gefrorenen Stückes zwischen —05° und —10° 0. schwankt. Eine zu 
niedrige Temperatur (unter 1*0° C.) hat zu Folge, dass das Gewebe zu 
hart wird, so dass das (quergestellte) Messer, wenn es rasch bewegt 
wird, über die Oberfläche des Präparates hinweggleitet, oder wenn man 
es langsamer bewegt, vibrirt und ungleichmässig dick schneidet. Die bei 
einer Temperatur unter — 0*5° C. erhaltenen Schnitte rollen sich ein, 
was das Herabnehmen derselben vom Messer erleichtert; im Wasser ent¬ 
falten sie sich vollkommen. Steigt die Temperatur über — 0 5° C., so 
rollen sich die Schnitte nicht mehr ein; wenn jedoch die Temperatur bis 
0° C. gestiegen ist, so kann man selbstverständlich gar nicht mehr schnei¬ 
den. Wenn man bei gewöhnlicher Zimmertemperatur arbeitet, so ist es 
sehr schwer das geschnittene Stück in dem Temperatur Optimum (zwi¬ 
schen — 05° und — 1‘0° C.) dauernd zu erhalten. Am günstigsten ist es 
in einem Locale zu schneiden, in welchem eine Temperatur von 0° bis 
— 1*0° C. herscht, was man im Winter leicht haben kann. 

Anders verhält sich die Sache, wenn man Stücke schneidet, welche 
nicht in destillirtem Wasser gelegen haben, sondern in Salzlösungen 
(z. B. in Lösungen von Chlornatrium, Natrium bicarbonicum u. d. gl.) 
oder in Formaldehydlösungen. Es ist sodann eine niedrigene Temperatur 
erforderlich; dafür liegen die Gränzen des Temperaturoptimum nicht so nahe 
bei einander, sondern einige Grade auseinander. So lassen sich z. B. Stücke, 
welche mit einer Lösung durchtränkt sind, welche b"/ 0 Formaldehyd und 
2% Natriumbicarbonat enthält in einer Temperatur gut schneiden, welche 
zwischen — 10° G. und — 15° C. liegt. Innerhalb derselben Temperatur- 
gränzen lassen sich Stücke gut schneiden, welche mit Lösung durchtränkt 
sind, welche 5°/ 0 Formaldehyd und 1 °/ 0 Essigsäure enthält. Während des 
Schneidens controlirt man die Temperatur mit einem Thermometer, des* 
sen Kugel in die Trommel eingeführt wurde, in welcher der Aether zer¬ 
stäubt wird. 


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03 


Wenn man Schnitte von mit Formaldehyd fixirtem Gehirn oder 
Rückenmark in eine 1% bis 5°/ 0 Lösung von Cup rum sulphuricum 
auf eine gewisse Zeit (z. B. auf einige Stunden oder auch auf einige 
Tage) einlegt, so bekommt die weisse Substanz eine schöne blaue 
Farbe, während die graue Substanz im Vergleiche mit ihr gelblich 
erscheint. Diese Beobachtung spricht an und für sich dafür, dass 
das Cuprum sulphuricum nicht in gleicher Weise auf beide Sub¬ 
stanzen einwirkt und lässt hoffen, dass dieser Unterschied durch 
Einwirkung von Farbstoffen noch schärfer zum Vorscheine treten 
werde. 

Wenn man einen solchen Schnitt, aus der Kupfersulphatlösung 
direkt oder nach Abspülen in Wasser in eine Lösung von carmin- 
saurem Natron einlegt, so überzeugt man sich, dass von einer regel¬ 
rechten Färbung desselben nicht die Rede sein kann, da die Farb¬ 
stofflösung sich trübt und an den Oberflächen des Schnittes dunkel- 
rothe fleckige Schichten sich absetzen. 

Ich Hess mich durch diesen Misserfolg nicht abschrecken, son¬ 
dern versuchte die Schnitte vorerst in einer entsprechenden Weise 
zu waschen. Destillirtes Wasser erweist sich hiezu nicht geeignet, 
da ein kurzdauerndes Auswaschen nicht ausreicht, bei längorem 
Waschen dagegen die Schnitte ihre bläuliche Färbung verlieren, was 
als Beweis anzusehen ist, dass das Wasser, nach und nach, wenig¬ 
stens die Hauptmasse des Kupfersalzes aus den Schnitten extrahirt; 
übrigens quellen die Schnitte in Wasser, werfen sich und werden 
buckelig. Ich versuchte also zunächst die mit Kupfersulphat impräg- 
nirten Schnitte in Ammoniumbicarbonat auszuwaschen, indem ich 
hoffte, dass beim nachherigen Behandeln derselben mit einer reinen 
Lösung von Natrium carminicum (ohne Zusatz von Ammoniumbi¬ 
carbonat) eine ähnliche Einwirkung dieses Farbstoffes eintreton 
werde, wie bei der Anwendung des Verfahrens von Schioffer- 
decker (1. c.) nur mit dem Unterschiede, dass hier der Farbstoff auf 
Präparate einwirken werde, welche mit dem Kupfersalze imprägnirt 
(gebeizt) sind und Ammqniumbicarbonat enthalten. Ein solches Ver¬ 
fahren erschien mir desto mehr versprechend, da die Schnitte nach 
Einlegung in Ammoniumbicarbonat eine viel intensivere blaue Farbe 
annahmen, als in Kupfersulphat und da der Unterschied zwischen 
weisser (stark blauer) und grauer Substanz noch viel deutlicher 
zum Vorschein tratt. Das schwefelsaure Kupfer wird hiebei durch das 
Ammoniumbicarbonat in schwefelsaures Kupferoxydammonium über¬ 
führt, welches den Schnitten die intensivere blaue Färbung gibt. 

Da jedoch durch die Einwirkung des Ammoniumbicarbonates 
auf das Kupfersulphat ein lösliches Doppelsalz entsteht, so wird hie- 


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durch das Kupfer aus dem Gewebe ausgezogen. Man kann also die 
Schnitte nur kurze Zeit in der Lösung von Ammoniumbicarbonat 
liegen lassen. Wenn man also nach mehreren Secunden oder höch¬ 
stens Minuten die Schnitte aus dieser Lösung in eine Lösung von 
carminsauren Natron überträgt, so färben sich dieselben nicht schlecht 
und man erhält eine viel intensivere Carminfärbung der grauen 
Substanz als der weissen; dieser Unterschied ist viel grösser als bei 
gewöhnlicher Kernfärbung. Doch habe ich dieses Verfahren nicht 
weiter angewendet, da die Resultate desselben sehr variabel waren, 
je nachdem die Schnitte kürzere oder längere Zeit in Ammoniumbi¬ 
carbonat ausgewaschen wurden. Es wäre ja sehr schwer die Zeit 
zu bestimmen und genau abzumessen, welche die Schnitte in der 
Lösung von Ammoniumbicarbonat verweilen sollten, damit man das 
Optimum der Färbung erziele, wenn diese Zeit nur so kurz sein kann 
und kaum mehr als eine Minute betragen darf. Übrigens erzielte ich 
viel bessere Erfolge auf andere Weise. 

Ich versuchte die mit Cuprumsulphat durchtränkten Schnitte in 
verschiedenen Lösungen auszuwaschen und habe unter anderen Kalium 
aceticum in Anwendung gebracht. Hiebei habe ich mich überzeugt, 
dass in einer verdünnten Lösung desselben (1 Th. Liquor Kalii ace 
tici auf 10 Th. Wasser) die Schnitte selbst nach langer Zeit ihre 
blaue Farbe nicht verlieren, welche beweist, dass im Gewebe eine 
Kupferverbindung enthalten ist. Schnitte, welche in dieser Weise 
behandelt worden sind, färben sich in einer l°/ 0 Lösung von carmin- 
saurem Natrium bereits innerhalb von wenigen Secunden in der 
Weise, dass der Unterschied zwischen der (intensiv gefärbten) grauen 
und der (mehr weniger blass rosenroth sich färbenden) weissen 
Substanz sehr auffallend wird. Auch zwischen verschiedenen Par¬ 
tien der grauen Substanz traten Unterschiede in der Intensität der 
Färbung entgegen: es färbten sich z. B. sehr intensiv die Substantia 
gelatinosn centralis und Bolandi , und Besonders intensiv das Corpus 
dentatum olivae. 

Die mikroskopische Untersuchung von Präparaten, welche in 
dieser Weise gefärbt waren, ergibt, dass in der grauen Substanz die 
intensiv roth gefärbten Ganglienzellen zu unterscheiden sind, sonst 
ist alles mehr weniger gleichmässig roth gefärbt, so dass man die 
Einzelnheiten der Strucktur nicht unterscheiden kann. In der weissen 
Substanz findet man, dass die Netiroglia gefärbt ist, so dass man 
ziemlich gut die Spinnenzellen unterscheiden kann, ferner findet 
man hie und da gefärbte Achsencylinder. Was jedoch höchst 
merkwürdig ist, kann man sich überzeugen, dass die ziemlich 
dicken Schnitte (ich habe hiezu 150 ti. bis 200 /<. dicke verwendet) 


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nicht in ihrer ganzen Dicke gefärbt sind, sondern dass an den bei¬ 
den Flächen nur je 20 u. bis 30 /«. dicke Schichten gefärbt sind 
(wovon man sich vermittelst der Mikrometerschraube überzeugen 
kann). 

Durch diese Ergebnisse angeregt, habe ich weitere Versuche 
angestellt und zwar habe ich anstatt die Schnitte mit Kupforsulphat 
zu durchtränken und dieses erst in den Schnitten durch Kalium ace- 
ticum in Kupferacetat zu überführen, zur Imprägnation der Schnitte 
direkt Kupferacetat in Anwendung gebracht. 

Zunächst fand ich, dass in einer (05'Yo bis 5%) Lesung von 
Kupferacetat die Schnitte in kurzer Zeit eine blaue Farbe anneh- 
raen, welche in der weissen Substanz gesättigter vortritt, und dass 
diese Färbung selbst bei mehrtägigem Auswaschen in destillirtem 
Wasser nicht schwindet. Ist das Waschwasser öfter gewechselt 
worden, so kann man sich überzeugen, dass aus den Schnitten, 
trotzdem sie blau bleiben, kein Kupfersalz mehr extrahirt wird; ich 
konnte wenigstens in diesem Waschwasser mit Hilfe von Blutlaugen- 
salz kein Kupfer nachweisen. Daraus muss man schliessen, dass 
die Imprägnation des Gewebes mit Kupferacetat eine 
dauernde ist, während nach Einwirkung des Kupfersulphates, 
das Kupfersalz aus den Schnitten durch Auswaschen derselben in 
Wasser nach und nach extrahirt wird. Diese Thatsache führt zur 
Annahme, dass die Beizung (Imprägnation) mit Metallsalzen nicht 
darauf beruht, dass die Gewebe mit der Salzlösung mechanisch 
durchtränkt sind, sondern dass gewisse Salzlösungen auf die Ge- 
websbestandtheile chemisch einwirken; es scheint, dass gewisse or¬ 
ganische Verbindungen, welche in den Gewebsbestandtheilen enthal¬ 
ten sind, mit dem Metallsalze in chemische Gegenwirkung treten und 
zwar wahrscheinlich in der Weise, dass in diesen Körpern ein 
oder mehrere Atome von Wasserstoff (beziehungsweise Natrium 
oder Kalium) durch das schwere Metall substituirt werden. Ob und 
inwieferne eine solche Reaction zu Stande kommt, muss davon 
abhängen, ob das einwirkende Metallsalz eine mehr oder weniger 
stabile Verbindung ist; es ist von vorneherein wahrscheinlich, dass 
von verschiedenen Salzen eines und desselben schweren Metalles, 
jene leichter und intensiver auf die organischen Körpor, welche in 
den Geweben als deren integrirende Bestandtheile enthalten sind, 
chemisch eimvirkeii werden, deren Säureradical ein schwächeres 
ist. Auf Grund dieser Betrachtungen kann man leicht erklären, wa. 
rum das Kupferacetat als Beize wirksamer ist als Kupforsulphat. 

Diese Betrachtungen bewogon mich über die Färbung von Ge¬ 
weben und zwar zunächst der Nervencentra nach vorhergehender 

Poln. Archiv, f. biol. n. tnftd. Wisscnsch. 

Archive» polou. de scienc. bioL et mödic. 5 


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Beizung derselben mit Salzen schwerer Metall weitere Versuche an¬ 
zustellen und hiebei zunächst Acetate in Anwendung zu bringen. 

Vorläufig habe ich die Einwirkung von Cuprum acetkum , von 
Urnnium aceticum und von Plumbum acetkum eingehender untersucht. 
Durch zahlreiche Versuche, welche ich mit diesen Reagentien ange¬ 
stellt habe, ist es mir gelungen, gewisse allgemeine Gesetze 
zu finden, welche dem Färbungsprozesse von Präpara¬ 
ten des Centralnervensysthems zu Grunde liegen, die 
mit diesen Metallsalzen gebeizt (imprägnirt) worden 
sind. 

Wird ein mit Kupferacetat, Uraniumacetat oder Bleiacetat im- 
prägnirter Schnitt in eine Lösung von carminsaurem Natrium ein¬ 
gelegt, so beginnt er fast sogleich sich zu färben. Anfangs färbt sich 
die graue Substanz und während ihre Färbung immer intensiver 
wird, beginnt früher oder später auch die weisse Substanz sich zu 
färben; oder es tritt die Färbung gleich von Anfang in beiden Sub¬ 
stanzen auf, wobei jedoch die graue Substanz intensiver sich färbt. 
Wenn nun die graue Substanz bereits die grösstmüglichste Intensität 
der Färbung erlangt hat (nämlich die einer concentrirten Carmin- 
lösung), so ist die weisse Substanz entweder noch immer ungefärbt-, 
oder nur mehr oder weniger rosenroth, wird jedoch immer intensiver 
roth, wenn das Präparat in der Carminlösung verbleibt. 

Schliesslich kommt ein Zeitpunkt, in welchem die Färbung der 
weissen Substanz an Intensität jener der grauen gleichkoramt. Hie- 
mit ist jedoch die Einwirkung des Farbstoffes bei 
Weitem noch nicht beendet, sondern es tritt eine un- 
erwatete, paradoxale Erscheinung auf: die graue Sub¬ 
stanz wird nach und nach immer blässer und entfärbt 
sich unter Umständen mehr oder weniger vollständig, 
und es entfärbt sich sodann schon währenddessen 
oder später auch die weisse Substanz. Es tritt dann ein 
Stadium ein, in welchem das ganze Präparat farblos oder fast farblos 
geworden ist. Wird ein solches mit Kupferacetat oder mit Uranium¬ 
acetat imprägnirtes Präparat, nachdem es sich in carminsaurem 
Natrium zuerst gefärbt und dann wieder entfärbt hatte, noch län¬ 
gere Zeit in dieser Farbstofflösung gelassen, so färbt es sich nach 
und nach wieder, so dass nach vielen Stunden oder einigen Tagen 
in demselben gewöhnliche Kernfärbung zu Stande kommt, ganz so, 
als wäre dasselbe vorher gar nicht gebeizt worden. Den Verlauf 
dieser Reaction kann man am besten beobachten, wenn man die¬ 
selbe in einer Porcellanschale (z. U. Abdampfschale) vorniinmt und 
während der Schnitt mit einer Nadel oder einen spitzig ausgezoge- 


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nen und an der Spitze etwas zugeschmolzenen Glasstabe am Boden 
der Schale anliegend erhalten wird, hiebei die Schale leicht neigt, 
damit der Farbstoff vom Schnitte abfliesse, oder ihn wieder bespüle, 
also in einer ähnlichen Weise verfährt, wie beim Hervorrufen des 
Bildes auf photographischen Platten. Man kann die Wirkung des 
Farbstoffes in einem jeden Augenblicke unterbrechen, wenn man 
die Farbstofflösung vorsichtig abgiesst, so dass der Schnitt am Bo¬ 
den sich anlegt und dann auf denselben die Flüssigkeit aufgiesst, 
welche zum Auswaschen in Verwendung kommt. 

Die Schnelligkeit und die Einzelnheiten des Verlaufes dieser 
Reaction so wie ihr Endergebniss sind von verschiedenen Umstän¬ 
den abhängig und zwar zunächst von der Concentration der Lösung 
von Natrium carminicum so wie von der Dicke der Schnitte. Je 
stärker die Farbstofflösung verdünnt ist, desto langsamer erfolgt die 
Färbung und auch die nachherige Entfärbung. Je dicker die Schnitte 
sind, desto mehr Zeit ist erforderlich, damit die Entfärbung be¬ 
sonders in der weissen Substanz zu Stande komme; ist der Schnitt 
ziemlich dick, So braucht er sehr lange Zeit bis die Entfärbung er¬ 
folgt; ist der Schnitt zu dick, so kann man gar nicht dazu bringen, 
dass er sich entfärbt. 

Auch die vorherige Behandlungsweise der Präparate und der 
Schnitte hat Einfluss auf den Verlauf und das Endergebniss der 
Reaction, ebenso wie verschiedene Reagentien, welche man während 
des ganzen Processes in Anwendung bringen kann, indem man sie 
entweder schon der Formaldehydlösung zusetzt, in welcher die Ner- 
vencentra fixirt werden, oder wenn man mit denselben die bereits 
fixirten Stücke von Gehirn oder Rückenmark beziehungsweise die 
fertigen Schnitte behandelt, oder wenn man solche zur Farbstoff- 
lösung zusetzt, oder wenn man verschiedene Lösungen zum Waschen 
der bereits gefärbten Schnitte verwendet. 

Es ist demnach die Möglichkeit gegeben, durch 
verschiedene Combinationen dieser Agentien und 
Reagentien bei diesem Verfahren eine Unzahl von 
Modificationen in der Färbung von Präparaten zu 
erzielen. 

Hiebei muss bomerkt werden, dass man bei der Einwirkung 
des Farbstoffes auf die imprägnirten Schnitte mit freiem Auge nur 
den summarischen Ausdruck der Färbung von den verschiedensten 
histologischen Bestandtheilen der Nerveneentra bemerkt. Es färben 
sich nämlich sowohl in der grauen, als auch in der weissen Sub¬ 
stanz nicht gleichzeitig sämmtliche Gewebsbestandtheilo und ebenso 
wenig betrifft die Entfärbung nicht zu gleicher Zeit die sämmtlichen 

* 


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Elemente der einen, beziehungsweise der anderen Substanz; die ver¬ 
schiedenen Agentien, welche während dieses ganzen Prozesses auf 
denselben Einfluss haben können, erleichtern und beschleunigen 
oder erschweren und verzögern nicht nur den ganzen Prozess im 
Allgemeinen, sondern sie üben ihren Einfluss auf die Färbung be¬ 
ziehungsweise Entfärbung der verschiedenen einzelnen Gewebsbe- 
standtheile sowohl der grauen als auch der weissen Substanz, indem 
sie diese Prozesse in gewissen Gewebselementen erleichtern und 
beschleunigen, in anderen wieder verzögern und erschweren. 

Es unterliegt keinem Zweifel, dass die Einwirkung von carmin- 
saurem Natrium auf die Gewebe von Nervencentren. welche mit 
Kupferacetat oder Uraniumacetat imprägnirt sind, als eine spezi¬ 
fische Reaction auf verschiedene morphologische Be- 
standtheile dieser Organe angesehen werden kann, 
und zwar nicht nur auf graue und weisse Substanz in Allgemeinen, 
und auf verschiedene Arten grauer (und weisser) Substanz, sondern 
auch auf die verschiedenen Gewebsbestandtheile sowohl d^r einen 
als auch der anderen Substanz. 

Bereits die ersten Beobachtungen, welche ich in dieser Hinsicht 
im Frühjare 1898 gemacht habe, führten mich auf die Idee, dass 
durch gewisse Modificationen der Reaction von Farbstoffen auf Prä¬ 
parate der Nervencentra, welche mit Salzen (Acetaten) schwerer Me¬ 
talle imprägnirt sind, es möglich sein werde, verschiedene Verfahren 
zu finden, durch welche bald diese bald jene histologischen Elemente 
in den Nervencentren ersichtlich gemacht werden können, also 
Färbemethoden, welche in der anatomischen und histologischen 
Technik eine ausgedehnte Anwendung finden können und vielleicht 
auch solche, durch welche es gelingt neue, bisher nicht bemerkbare 
Details im Baue dieser Organe ersichtlich zu machen. 

Bevor ich jedoch spezielle Versuche in Angriff nahm, welche 
in der Ausprobirung der verschiedenen, sich von selbst ergebenden 
Modificationen dieser Reaction bestehen müssen, war ich bestrebt-, 
auf Grund der gefundenen Thatsachen eine Theorie abzuleiten, wel¬ 
che im Stande wäre, die Einwirkung des carminsauren Natriums 
auf die mit Metallsalzen (Acetaten) imprägnirten Präparate zu 
erklären. 

Zu diesem Behufe studierte ich vor Allem die Einwirkung des 
carminsauren Natriums auf Kupferacetat und auf Uraniumacetat. 
Indem ich eine sehr verdünnte Lösung von Kupferacetat (1 °/ 00 und 
weniger) zu einer Lösung von Natrium earminicum tropfenweise 
zusetzte, fand ich, dass ein jeder Tropfen der Kupferacetatlösung im 
ersten Augenblicke in der Lösung von carminsaurem Natrium eine 


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dunkle Trübung (Niederschlag) erzeugt, welcher beim Mischen der 
Flüssigkeit verschwindet (im Überschüsse von Natrium carminicum 
sich löst). Nach Zusatz von einigen Tropfen und nach Auflösung 
des hiebei entstehenden Niederschlages nimmt die Carminlösung 
eine hello gelblichrothe Farbe an (ähnlich wie Safranin). Wurden 
nach und nach grössere Mengen von Kupferacetat zu dieser Lösung 
zugesetzt, so nimmt dieselbe nach Auflösung der entstehenden Nie¬ 
derschläge eine immer dunklere, weichselrothe bis violette Färbung 
an; wurde ein gewisses Maximum der zugesetzten Kupferacetatlüsung 
überschritten, so löst sich der entstehende dunkelrothe, fast schwärz¬ 
liche Niederschlag nicht mehr auf; schliesslich kann man durch Zu¬ 
setzung von Kupbracetat das ganze Carmin aus der Lösung von 
carminsaurem Natrium ausfällen. Das Kupferacetat erzeugt 
also in einer Lösung von carminsaurom Natrium 
einen dunklen Niederschlag (offenbar von carmin¬ 
saurem Kupfer), welcher im Überschüsse von carmin¬ 
saurem Natrium löslich ist. 

Eine ähnliche Reaction gibt das Kupferacetat mit Blutlaugen¬ 
salz: es entsteht ein brauner Niederschlag, welcher im Über¬ 
schüsse von Blutlaugensalzlösung sich auflöst und eine braune 
Färbung der ursprünglich gelben Flüssigkeit bewirkt; wird zur 
Blutlaugensalzlösung eine grössere Menge von Kupferacetat zu¬ 
gesetzt, so entsteht ein bleibender Niederschlag. 

Es erscheint mithin die Annahme berechtigt, dass in Präpara¬ 
ten des Gehirns und Rückenmarkes, welche mit Kupferacetat im- 
prägnirt worden sind und in eine Lösung von Natrium carminicum 
kommen, ein ähnlicher Prozess vorsichgeht, wie bei der Einwirkung 
von Kupferacetat auf carminsaures Natrium. 

Aus Gründen, welche ich bereits oben erörtert habe, muss ich 
jedoch annehmen, dass in den mit Kupferacetat imprägnirten Prä¬ 
paraten, nachdem dieselben in Wasser gut ausgewaschen sind, das 
Kupferacetat nicht als solches enthalten ist, sondern dass das Kupfer 
in chemische Verbindungen mit verschiedenen organischen Substan¬ 
zen getreten ist, aus welchen die verschiedenen Gewebselemente 
bestehen, indem es wahrscheinlich gewisse basische Atome von 
Wasserstoff oder vielleicht von Natrium oder Kalium in diesen Sub¬ 
stanzen substituirt. Die organischen Verbindungen des Kupfers, wel¬ 
che bei der Beizung der Präparate entstehen, wirken ohne Zweifel 
auf das carminsaure Natron in denselben Weise ein, wie das Kupfer¬ 
acetat: im ersten Augenblicke entsteht ungelöstes carminsaures 
Kupfer, welches innerhalb der Gewebselemente selbst sich ausschei¬ 
det und denselben eine carminrothe Farbe ertheilt, welche auf die 


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Dauer bleibt, wenn in diesem Stadium der Prozess unterbrochen 
wird, d. h. wenn das Präparat aus der Lösung von carminsauren 
Natrium herausgenommen wird. Verbleibt jedoch das Präparat durch 
längere Zeit in dieser Lösung, so wird das in den Gewebsbestand- 
theilen enthaltene carminsaure Kupfer durch den Überschuss des 
carminsauren Natriums in einen löslichen Zustand (oder vielmehr 
in eine lösliche Verbindung) übergeführt und es erfolgt die Ent¬ 
färbung. 

Die Annahme, dass bei dieser Reaction das carminsaure Na¬ 
trium nicht auf das essigsaure Kupfer als solches einwirke, sondern 
auf verschiedene organische Kupferverbindungen, welche im Gewebe 
selbst entstanden sind, wird eben durch die Thatsache gestützt, 
dass die Reaction, nämlich die Färbung und die Entfärbung nicht 
in allen histologischen Bestandteilen des Gewebes gleichzeitig und 
in gleicher Weise vorsichgeht, was der Fall sein müsste, wenn hie¬ 
bei nur das Kupferacetat in Gegenwirkung treten möchte, mit wel¬ 
chem das Gewebe durchtränkt ist. Dass die Gewebe nach Imprä¬ 
gnation mit Kupferacetat, chemisch gebundenes Kupfer enthalten, 
beweist auch der Umstand, dass aus den mit Kupferacetat itnprä- 
gnirten Präparaten, durch Auswaschen mit Wasser, selbst nach lan¬ 
ger Zeit das Kupfer nicht ausgezogen werden kann, ferner dass die¬ 
selben Präparate, wenn sie nach der Imprägnation mit Kupferacetat, 
so lange mit carminsaurem Natrium behandelt worden sind, bis sie 
sich gefärbt und dann wieder vollkommen entfärbt haben, bei wei¬ 
terem Einwirken von Carminlösungen sich ganz so verhalten, als 
wären sie mit dem Kupfersalze nicht imprägnirt gewesen. 

Man ist also zur Annahme berechtigt, dass unter der Ein¬ 
wirkung des Kupferacetates in den verschiedenen 
histologischen Ge webse lementen, je nach ihrer chemi¬ 
scher Zusammensetzung, verschiedene organische 
Kupferverbindungen entstehen, von denen die einen 
leichter und rascher zersetzbar sind, also mit car¬ 
minsaurem Natrium leichter und rascher carminsau- 
res Kupfer bilden, während andere, als stabilere Verbindungen, 
schwieriger und erst nach längerer Zeit in Reaction treten. Es ist 
auch klar, dass jene histologischen Elemente, in welchen das car¬ 
minsaure Kupfer rascher gebildet wird, welche also rascher sich 
färben, nachher auch früher und rascher sich entfärben. Man kann 
sich auch leicht erklären, dass verschiedene Körper, welche bei die¬ 
ser Reaction sei es in das Gewebe selbst, sei es in die Carmin- 
lösung eingebracht werden können, den chemischen Prozess dessen 
Ergebniss die Färbung der Gewebe ist, erleichtern oder erschweren, 




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beschleunigen oder verzögern oder selbst ganz verhindern können. 
Ebenso ist es plausibel, dass gewisse Reagentien, welche hiebei in 
Anwendung gebracht werden können, die nachherigo Lösung des 
ausgeschiedenen carminsauren Kupfers, also die Entfärbung der 
einen oder der anderen Gewebsbestandtheile erleichtern oder er¬ 
schweren, beschleunigen oder verzögern, eventuell auch ganz ver¬ 
hindern können. 

Ich war bestrebt für die Richtigkeit dieser Theorie wo möglich 
einen direkten Beweis zu erbringen. Zu diesem Behufe habe ich 
mit Kupferacetat imprägnirte Schnitte (vom Rückenmarke) in eine 
verdünnte Lösung von Blutlaugensalz eingelegt. Es zeigt sich hiebei, 
dass das Blutlaugensalz, welches mit essigsaurem Kupfer (abgesehen 
von der Farbe) dieselbe Reaction gibt, wie das carminsaure Natron, 
auf diese Schnitte ebenfalls in einer ganz analogen Weise einwirkt. 
In Präparaten der Centrainervenorgane, welche mit Kupferacetat 
imprägnirt sind und in verdünnte Blutlaugensalzlösung eingelegt 
werden, färbt sich braun zuerst die graue Substanz, später erst 
die weisse; bei weiterem Einwirken dieser Lösung tritt Entfärbung 
der Präparate ein und zwar wieder früher in der grauen Substanz 
und schliesslich auch in der weissen Substanz. Auch bei diesem 
Verfahren kann man den Prozess in einem jeden Stadium unter¬ 
brechen und die gefärbten Präparate dauernd aufbewahren (wenn 
man dieselben in Wasser ausgewaschen, in Alkohol entwässert, in 
Chloroform aufgehellt und in Canadabalsam eingeschlossen hat); 
die Färbung ist selbstverständlich eine hell-nussbraune, nämlich eine 
solche, wie die des Niederschlages, welchen Blutlaugensalz in Kupfer¬ 
salzlösungen erzeugt. 

Ich habe mich auch überzeugt, dass mit Kupferacetat impräg¬ 
nirte Präparate von Nervencentren in einer (1 °/ 00 ) Lösung von Ilä- 
matoxylin in einer analogen Weise sich färben wie in Carrain: 
zuerst wird die graue Substanz bläulich violett und erst später die 
weisse Substanz. Eine Entfärbung findet jedoch nicht statt, sondern 
es färben sich die Präparate desto intensiver, je länger sie in der 
Hämatoxylinlüsung gelassen werden; es ist ja auch der (dunkel¬ 
blaue) Niederschlag, welchen eine Kupferacetatlösung in einer Hä- 
matoxylinlösung erzeugt im Überschüsse der letzteren nicht löslich. 

Auch in Anilinfarben (z. B. in Methylenblau) färben sich mit 
Kupferacetat imprägnirte Schnitte von Präparaten der nervösen 
Centralorgane nach denselben Gesetzen wie in carmisaurem Natron. 
Die Färbung ist jedoch nicht dauerhaft, da Wasser und Alkohol den 
Farbstoff rasch extrahirt. 


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72 


Uraniamacetat wirkt in einer ähnlichen Weise wie Kupfer¬ 
acetat und zwar in einer gewissen Hinsicht energischer. Doch fin¬ 
det die Färbung von mit Uraniumacetat gebeizten Schnitte in car- 
minsiurem Natron langsamer statt und es dauert auch des Ent¬ 
färb ungsprozess länger; für gewisse praktische Zwecke sind diese 
Umstände günstig. Mit Uraniumacetat imprägnirto Präparate geben 
mit Dlutlaugensalz ebenfalls eine analoge Reaction wie mit carmin- 
saurem Natron: zuerst färben sie sich, dann entfärben sie sich. Die 
braune Farbe dioser Präparate ist jedoch schöner, hellbraun aber 
mehr gesättigt und im Ganzen der Färbung ähnlich, welche Vesuvin 
gibt, ln Präparaten, welche mit Uraniumacetat gebeizt sind, kann 
mau die graue Substanz auch mit Hämatoxylin färben. 

Ich habe auch einige Versuche mit einer l°/ 0 Lösung von Blei¬ 
acetat gemacht und mich überzeugt, dass auch dieses Metallsalz 
in einer analogen Weise wirkt, wie Kupferacetat und Uraniumace¬ 
tat. Es ist möglich, dass weitere Versuche mit Bleiacetat zu Ergeb¬ 
nissen führen werden, welche für die histologische Technik verwer¬ 
tet werden können. 

Versuche mit Chromacetat, von welchem ich viel erwartet 
hatte, haben keine günstigen Erfolge gegeben, ebenso wie Versuche 
mit Kobaltacetat, Nickelacetat und Manganacetat. Mit Acetaten an¬ 
derer schwerer Metalle habe ich bisher noch keine Versuche an¬ 
gestellt. 

Auf Grund der soeben berichteten Ergebnisse habe ich es ver¬ 
sucht, bei Anwendung von Kupfer- beziehungsweise Uranium-Beize 
(Imprägnation mit Kupferacetat beziehungsweise mit Uraniumacetat) 
möglichst einfache, leichte und sichere Färbungsverfahren zu finden, 
durch welche es möglich wäre, zu Demonstrationen und wissen¬ 
schaftlichen Untersuchungen brauchbare Präparate zu erzielen. 

In dieser Hinsicht ist meine Arbeit noch nicht zum Abschlüsse 
gelangt, da man doch bei der Anwendung des soeben angegebenen 
Prinzips, auf unzählige Combinationen und Varianten des Färbungs¬ 
verfahrens kommt. Bei meinen Versuchen ist es mir jedoch schon 
jetzt gelungen, manche besondere und brillante Färbungen zu er¬ 
zielen, so dass ich es für angezeigt und nützlich halte, dieselben 
hier mitzutheilon, in der Überzeugung, dass das Verfahren Beifall 
und Anwendung finden wird. 

Die verschieden m Verfahren, welche ich empfehlen zu können 
glaube, beruhen auf gewissen Modificationen der Einwirkung von 
carminsaurem Natrium auf mit Kupferacetat beziehungsweise mit 
Uraniumacetat imprägnirte Präparate, welche durch gewisse Rea- 
gentien erzielt werden können. 


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73 


Auf die Entdeckung dieser Modifieationen bin ich, wie es ja 
oft vorkommt, durch Zufall gekommen und es ist mir nur gelungen 
diesen Zufall auszunützen. 

Ich habe bereits erwähnt, dass mit Kupfersulphut imprägnirte 
Schnitte, besonders dickere, welche nach Herausnahme aus dieser 
Lösung ganz glatt und plan waren, in destillirtem Wasser und 
ebenso in Lösungen von carminsaurem Natron quollen und in Folge 
dessen sich krümmten und warfen. Dasselbe war mit Schnitten der 
Fall, welche mit Kupferacetat imprägnirt waren. 

Es wäre dies ein Übelstand, welchen man an und für sich 
schliesslich dulden könnte. Doch habe ich vermuthet, dass das Quellen 
der Schnitte die Ursache davon sein könnte, dass sie sich nicht 
durch und durch färben, sondern nur an ihren beiden Oberflächen 
(siehe S. 64). Ich glaubte annehmen zu dürfen, dass in Folge einer 
interstiziellen Drucksteigerung, welche bei der Quellung der Präpa¬ 
rate allenfalls enstehen könnte, die färbende Flüssigkeit in das Ge¬ 
webe nicht gut eindringen könne *). 

Um dieser Quellung vorzubeugen, durch welche übrigens auch 
die Structur der Gewebe leiden könnte, versuchte ich die mit 
Kupferacetat imprägnirten Schnitte anstatt in destillirtem Wasser, 
in einer Chlornatriumlösung zu waschen. Ich erreichte hiemit zwar 
den beabsichtigten Zweck, d. h. die Schnitte quollen nicht, doch 
zeigte es sich, dass man solche Schnitte in carminsaurem Natrium 
nicht färben konnte. Ich habe mich nämlich überzeugt, dass ein 
Zusatz von Chlornatrium zu einer Lösung von carminsaurem Na¬ 
trium das letztere zwar nicht allsugleich fällt, dass jedoch nach 
einiger Zeit ein schlammiger Niederschlag entsteht, welcher auch 
an den Oberflächen von Präparaten sich absetzt, welche mit Salz¬ 
wasser durchtränkt sind. 

Andere Salze, welche ich zu diesem Zwecke zu verwenden 
versuchte, z. B. Borax, erwiesen sich ebenso wie Zuckerlösungen 
als unbrauchbar, aus demselben Grunde, wie das Chlurnatrium. Ich 
versuchte nun eine Salpeterlösung, welche ich bei der Hand hatte; 
diese erwies sich ganz gut brauchbar. Selbst durch einen Zusatz 


*) Jetzt weiss ich mit Bestimmtheit, dass nicht dieser Umstand es 
bewirkt, dass das Innere der Präparate sich nicht färbt, sondern dass die 
oberflächlichen Schichten den Farbstoff binden, welcher als unlösliches 
carminsaures Kupfer sich in denselben ausscheidet. Erst wenn ein Über¬ 
schuss der einwirkeuden Farbstofflösung dieses ausgeschiedene carminsaure 
Kupfer auflöst, wenn also die oberflächlichen Schichten bereits sich ent¬ 
färben, kann die Lösung des carrainsauren Natrium in die nächst tieferen 
Schichten dringen. 


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von 10—15% Kalium nitrieum zur Lösung von carminsaurem Na¬ 
trium, wird dieselbe nicht gefällt. 

Ich habe nun eine Reihe von Versuchen angestellt, indem ich 
Schnitte mit Kupferacetat imprägnirte, in 2% Lösung von Salpeter 
(salpet 'rsaurem Kalium) auswusch und in Lösungen färbte, welche 
01% bis 20% carminsaures Natrium und ausserdem noch 2% sal¬ 
petersaures Kalium enthielten. Ich habe eigentlich erst bei diesen 
Versuchen die Gesetze erforscht, nach welche die Einwirkung des 
carminsauren Natriums (und anderer färbender Lösungen) auf mit 
Kupferacetat imprägnirte Schnitte vorsichgeht. Erst jetzt gelang es 
mir auch 60 u. bis 100 //. dicke Schnitte durchzufärben wobei ich 
bemerkte, dass in solchen Präparaten unter Anderen auch die Achsen- 
cylinder intensiv gefärbt sind. 

Nach vielfachen Versuchen, welche darin bestanden, dass ich 
die Schnitte bald kürzere bald längere Zeit in Farbstofflösungen von 
verschiedenen Concentrationen hielt und hernach entweder in einer 
2% Salpeterlösung oder in Wasser kurz wusch und dann in Alko¬ 
hol (von steigender Concentrat-ion von 30% bis zum Alkohol abso- 
lutus) übertrug, habe ich am 28. Mai 1898 einige Präparate aus dem 
ersten Halssegmente des Rückenmarkes erhalten, in welchen fasst 
sämmtliche Achsencylinder der weissen und der grauen Substanz 
in einer höchst intensiven (gesättigten) und brillanten Weise mit 
Carmin -gefärbt sind, während alle anderen Gewcbsbestandtheile 
fast farblos erschein »n, ja sogar die Zellenkerne kaum bemerbar 
sind und nur hie und da die Ganglienzellen eine schwache rosen- 
rothe Farbe zeigen. Ich habe also eine ausschliessliche, 
elective Färbung der Achsencylinder mit Carmin er¬ 
halten. 

Auf einem dieser Präparate ist in der Signatur das Verfahren 
ganz genau angegeben, bei welchem ich diese reine Achsencylinder- 
Färbung erhalten habe und zwar: Schnitte von einem in 10% Lö¬ 
sung von Formaldehyd fixirten Rückenmarke, welches dann (war- 
scheinlich durch einige Wochen) in reinem destillirtem Wasser auf¬ 
bewahrt war, wurden mit dem Gefriermikrotom angefertigt, in 2% 
Salpeterlösung geworfen und dann in 1 % Lösung von Kupferacetat 
übertragen, in welcher sie einige Tage liegen blieben. Hierauf wur¬ 
den die Schnitte durch 24 Stunden in 2 % Lösung von Salpeter 
(Kalium nitrieum) gewaschen und in einer Farbstofflösung, welche 
1% carminsaures Natrium und 2% Salpeter enthielt durch 10—15 
Minuten gehalten, d. h. so lange, bis die graue Substanz sich bereits 
fast ganz entfärbt hatte, dann in 2% Salpeterlösung so lange gewa¬ 
schen, als sie noch Farbstoff abgaben, schliesslich direkt in absoluten 


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Alkohol gelegt, in Chloroform aufgehellt und in Canadabalsam auf* 
bewahrt. 

Als in nun nach dieser Vorschrift an Präparaten von verschie¬ 
denen anderen in Formaldehyd fixirten Stücken von Gehirn und 
Rückenmark versuchte, die Axencylinder zu färben, erhielt ich mehr 
oder weniger misslungene Präparate. Diese Misserfolge haben mich 
gezwungen, viel Zeit und Mühe zu verwenden, um die Bedingungen 
genauer zu präcisiren, welche erfüllt werden müssen, damit eine 
ausschliessliche und vollkommene Färbung der Achsencylinder zu 
Stande komme. 

Nachdem ich durch lange Zeit kein einziges Präparat habe 
erhalten können, mit welchem ich halbwegs zufrieden sein könnte, 
bin ich schliesslich darauf gekommen, dass die Hauptursache aller 
dieser Misserfolge darin lag, dass ich nach Erhaltung der ersten 
schönen Achsencylinderfärbungen behufs weiterer Versuche einen 
verhältnissmässig grossen Vorrath nämlich 100 CC. einer 5% Lö¬ 
sung von Kupferacetat bereitet hatte, welche ich beim Gebrauche 
auf 0‘5 0 / 0 bis 1*0°/ 0 verdünnte und dass ich, ohne Etwas böses zu 
ahnen, behufs leichterer und vollständiger Lösung des Kupferacetats 
hiebei einige Tropfen Essigsäure zugesetzt hatte. Erst als dieser 
Vorrath verbraucht war und ich eine neue Portion dieser Grundlösung 
bereitete, erinnerte ich mich daran, dass ich manchmal bei der Be¬ 
reitung derselben Essigsäure zusetzte, und schöpfte den Verdacht, 
dass dieser Zusatz nützlich oder schädlich sein könnte. 

Nun habe ich mich sehr bald überzeugt, dass behufs Achsen- 
cylinderfärbung die Schnitte in einer Kupferacetatlösung ge¬ 
beizt werden müssen, welche keine Spur von freier Essig¬ 
säure enthalt. Der in dieser Hinsicht gemachte und durch lange 
Zeit unbewusst wiederholte Fehler, welchen ich so schwer gebüsst 
hatte, führte mich jedoch noch auf eine andere nützliche Entdeckung, 
nämlich, dass behufs Herstellung von Präparaten, an welchen nur 
die graue Substanz sich färbt und die weisse Sub¬ 
stanz farblos bleibt, es am zweckmässigsten ist, zur Imprägna¬ 
tion eine mit Essigsäure an gesäuerte Lösung von Uranium- 
acetat zu verwenden. 

Bevor ich nun die Verfahren genauer beschreibe, welche diese 
practisch brauchbaren Färbungen geben, halte ich es für zweck¬ 
mässig vorerst die Ergebnisse meiner Versuche über den Einfluss 
gewisser Reagentien mitzutheilen, welchen dieselben bei der Ein¬ 
wirkung von carminsaurem Natrium auf Präparate von Gehirn und 
Rückenmarke haben, welche mit Kupferacetat oder mit Uranium- 
acetat imprägnirt wurden. 


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Vor Allem muss der Einfluss der Flüssigkeit berücksichtigt 
werden, in welcher die Objecte fixirt werden. 

Die Schnitte, an welchen ich am 28. Mai 1898 elective Achsen- 
cylinderfärbung erhielt, stammten, soweit ich mich erinnern kann, 
von einem Rückenmarke, welches in einer Flüssigkeit fixirt war, 
die auf 100 Th. Wasser 5 Th. Formaldehyd und 10 Th. Chlornatriuin 
enthielt. Bei der Fixirung von ganzen Gehirnen war ich nämlicli 
bestrebt, dieselben in ihrer natürlichen Gestalt möglichst vollständig 
zu erhalten und namentlich dem Übelstande vorzubeugen, dass die 
frisch in die Formaldehydlösung eingelegten Gehirne, wenn sie auf 
dem Boden des Gefässes liegen, daselbst sich abflachen. Ich habe 
also der Fixirungsflüssigkeit schon seit längerer Zeit 10°/ 0 Chlor¬ 
natrium zugesetzt. In einer solchen, spezifisch schwereren 
Flüssigkeit schwimmt ein frisches Gehirn und nimmt 
in Folge seiner eigenen Elastizität seine natürliche 
Gestalt an. Erst nach einer gewissen Zeit sinkt es zu Boden, 
nachdem es von der Fixirungsflüssigkeit durchdrungen ist; zu dieser 
Zeit ist es jedoch schon genug gehärtet (wenigstens an der Oberflä¬ 
che) und plattet sich nicht mehr ab. 

Wenn man also einen Zusatz von Chlornatrium zur Fixirungs¬ 
flüssigkeit verwendet, so muss man auch dessen Einfluss auf den 
nachherigen Färbungsprozess in Rechnung bringm. Ich habe mich 
überzeugt, dass an solchen Präparaten die Färbung erst dann die 
gewünschten Erfolge gibt, wenn dieselben vorher gut ausgewässert 
worden waren. Sonst kann man die weisse Substanz nicht bis zu 
diesem Grade entfärben, dass nur die Achsencylinder allein gefärbt 
bleiben. Spuren von Chlornatrium, welche in den Schnitte noch ent¬ 
halten sind, bewirken, dass dieselben sich nicht in ihrer ganzen 
Ausdehnung gleichmässig und gleichzeitig färben und später gleich¬ 
zeitig entfärben; wenn solche Schnitte nach Imprägnation mit 
Kupferacetat in eine Lösung von carminsaurem Natrium eingelegt 
worden, so färben sie sich fleckig, und bleiben fleckig bis zur Be¬ 
endigung des Entfärbungsprozesses. In verschiedenen Partien eines 
und desselben Schnittes findet man verschiedene Stadien der Re- 
action (also verschiedene Färbungen) neben einander: hie und da 
findet man z. B. intensiv gefärbte Achsencylinder umgeben von 
einem farblosen (entfärbten) Gewebe der weissen Substanz, doch 
unmittelbar daneben findet man das ganze Gewebe (der weissen 
Substanz) intensiv (und diffus) gefärbt, während wieder an anderen 
Stellen die Entfärbung bereits so weit vorgeschritten ist, dass nicht 
nur alle anderen Gewebsbestandtheile der weiss m Substanz, son¬ 
dern auch viele oder selbst die Mehrzahl der Achsencylinder bereits 


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entfärbt ist. Es ist also nicht möglich unter solchen Umständen Prä¬ 
parate zu erhalten, welehe in ihrer ganzen Ausdehnung eine be¬ 
stimmte und erwünschte Färbung zeigen. 

Ein Zusatz von Chlornatrium zur Fixirungsflüssigkeit hat je¬ 
doch, wie es scheint, auch einen dauernden Einfluss auf das Ver¬ 
halten der Präparate, welchen man durch nachheriges Auswaschen 
des Chlornatriums nicht mehr beseitigen kann. Ich habe nämlich 
bemerkt, dass Schnitte, welche nach Imprägnation mit Uranium- 
acetat in einer Lösung von carminsaurem Natrium nur so lange ge¬ 
lassen werden, dass sich nur die graue Substanz färbt, während die 
weisse noch farblos bleibt, sich anders verhalten, je nachdem sie in 
einer Formaldehydlösung fixirt waren, welche Chlornatrium enthielt 
oder nicht. An Kleinhirn-Präparaten, welche in einer Formaldehyd¬ 
lösung ohne Zusatz von Chlornatrium fixirt und mit Uraniumacetat 
imprägnirt waren, färbt sich in carminsauren Natrium die ganze 
Kleinhirnrinde gleichmässig roth — an Präparaten hingegen, welche 
in einer Formaldehydlösung mit Zusatz von Chlornatrium fixirt wa¬ 
ren, habe ich bei sonst ganz denselben Verfahren eine derartige 
Färbung der Kleinhirnrinde erhalten, dass die tiefere (Körner-) Schicht 
intensiver gefärbt war, als die oberflächliche (Molekular-) Schicht. 
In diesem Falle ist der Einfluss des Chlornatriums gewissermassen 
erwünscht. 

Einen sehr bedeutenden Einfluss auf das Verhalten der Präpa¬ 
rate hat die Reaction der Fixirungsflüssigkeit. Ich habe mich über¬ 
zeugt, dass es nicht gelingt, eine befriedigende Aehseneylinder- 
Färbung zu erzielen, wenn das Gehirn oder das Rückenmark in 
ein?r sauer reagirenden Formaldehydlösung fixirt war. 

Dass die härtende und fixirende Wirkung des Formaldehyds 
von der Reaction der Lösung abhängig ist, hatte ich bereits früher 
gemeinschaftlich mit dem damaligen Demonstrator und nunmehrigen 
Assistenten Dr. Alfred Burzynski bemerkt. Wir haben nämlich 
beobachtet, dass seit einer gewissen Zeit in Lösungen von Formol, 
aus der Fabrik von Merck in Darmstadt, die Präparate und spe¬ 
ziell die Gehirne nicht so vollständig und nicht so rasch hart wur¬ 
den, wie vorher, und dass dieses Formol nicht jenen stark stehen¬ 
den Geruch hatte, wie sonst; es zeigte sich, dass dasselbe stark 
sauer reagirte. Nachdem jedoch dieses Formol durch Zusatz einer 
entsprechenden Menge von Kalilösung noutralisirt wurde, oder selbst 
eine alkalische Reaction angenommen hatte, so bekamm dasselbe 
einen ebenso stark stechenden Geruch und wirkte ebenso energisch, 
wie das Formol, welches wir früher im Institute verwendet hatten. Seit 
dieser Zeit hatten wir uns vorgenommen eine jede Flasche Formol 


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vor dem Gebrauche mit Kalilauge zu neutralisiren. Ein solches neu- 
traiisirtes Formol ist ohne Zweifel auch zur Fixirung Rückenmarkes 
verwendet worden, von welchem es mir geglückt war am 28. Mai 
1898 elective Achsencylinderfärbung mit carminsaurem Natron zu 
bekommen. 

Nachdem ich nun auch durch besondere Versuche mich über¬ 
zeugt hatte, dass es nicht gelingt diese Färbung zu erzielen, wenn 
die Objecte in einer sauer reagirenden Lösung von Formaldehyd 
fixirt worden sind, verwende ich zu diesem Zwecke eine 2% Lösung 
von doppeltkohlensaurein Natrium, welche selbst nach Zusatz von 
sauer reagirendem Formol neutral oder schwach alkalisch bleibt. 

Das Formal in, welche von der Actienfabrik (vormals Sche¬ 
ring) geliefert wird, reagirt fast neutral, könnte also füglich auch 
ohne Zusatz von doppeltkohlensauren Natrium verwendet werden *). 

Nunmehr wollen wir jene verschiedenen Reagentien besprechen, 
welche auf bereits fixirte Präparate einwirken können. 

Es ist selbst der Einfluss des destillirten Wassers nicht gleich- 
giltig. Ich habe bereits erwähnt, dass Präparate, welche in einer 
Formaldehydlösung, zu welcher Chlornatrium zugesetzt wurde, fixirt 
waren, behufs Achsencylinderfärbung vorerst in Wasser gut gewa¬ 
schen werden müssen. Stücke von Gehirn oder Rückenmark, welche 
in Formaldehydlösungen fixirt sind, können wochen- und monate¬ 
lang in destillirtem Wasser aufbawahrt werden, worauf die aus 
ihnen erhaltene Schnitte nach Imprägnirung mit Kupferacetat oder 
Uraniumacetat sich ganz gut färben lassen. Anders verhält sich die 
Sache, wenn die (am Gefriermikrotom) erhalten Schnitte in destii- 
lirtes Wasser geworfen oder längere Zeit in solchem gelassen wer¬ 
den; alsdann werden diese Schnitte beim Färben fleckig, d. h. es 


’) Nils Sj ob ring macht in seinem Aufsatze „Über das Formol 
als Fixirungsfliissigkeit“ (Anatom. Anzeiger Bd. XVIII. Nr. 16. u. 17. 
von 31. März 1900) darauf aufmerksam, dass Formol und Formal in 
nicht in gleicher Weise auf die Gewebe einwirken. Sjöbring empfiehlt 
zu histologischen Zwecken nur Formol aus der Fabrik zu Höchst. 
Ich bin geneigt anzunehmen, dass die Ursache des von Nils Sjöbring 
constatirten Unterschiedes in der Einwirkung des Formols und des For- 
malins darin zu suchen ist, dass die Reaction der verschiedenen Fabri¬ 
kate nicht die gleiche ist. Nach meiner Erfahrung ist das Formaldehyd 
in neutraler oder in alkalischer Lösung energischer wirksam, also zum 
Fixiren brauchbarer, während Nils Sjöbring dem Formol den Vorzug 
gibt. Es ist möglich, dass Formol aus der Fabrik zu Höchst, welchen 
Nils Sjöbring verwendet hat, anders reagirte als Formol von Merck; 
es ist auch möglich, dass Nils Sjöbring ein Formalin hatte, welches 
sauer reagirte. 


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tritt eine ungleichmäßige Wirkung der Beize und des Farbstoffes 
ein, ähnlich wie unter dem Einflüsse von Spuren von Chlornatrium, 
falls solche in den Schnitten noch zurückgeblieben sind, ln ähnli¬ 
cher Weise wirkt auch gewöhnliches Wasser (Wasserleitungswasser). 

Unter den verschiedenen Salzen, mit welchen ich die mit 
Kupforacetat oder Ilraniumacetat imprägnirten Schnitte behandelt 
habe, zeigt Kaliumnitrat, einen eminenten Einfluss auf den nach- 
herigen Färbungs- und Entfärbungs-Prozess und zwar einen für ge¬ 
wisse Zwecke höchst vorteilhaften Einfluss. Ich will nicht be¬ 
haupten, dass ich diese Einwirkung des Kalisalpeters bereits voll¬ 
ständig erschöpfend ermittelt habe, doch glaube ich, dass ich den¬ 
selben ziehmlich gut kenne. Das Kaliumnitrat erleichtert und be¬ 
schleunigt die Färbung besonders in der weissen Substanz, erschwert 
aber und verzögert die Entfärbung besonders der Achsencylinder. 
Es werden jedoch schliesslich auch die Achsencylinder entfärbt, 
wenn mit Kupferacetat imprägnirte Schnitte in einer Lösung von 
carminsaurem Natrium längere Zeit liegen lässt, auch wenn diese 
Farbstofflösung 12% bis 15% Kaliumnitrat enthält. Werden jedoch 
solche Schnitte, in denen die Achsencylinder gefärbt sind, aus der 
Farbstofflösung in eine Lösung von Kaliumnitrat (2% oder mehr) 
übertragen, so können sie in dieser Lösung selbst mehrere Tage ver¬ 
bleiben, ohne dass die Achsencylinder sich entfärben oder verblassen, 
wogegen beim Auswaschen solcher Schnitte in schwächeren Lösun¬ 
gen von Kaliumnitrat oder in destillirtom Wasser, die Achsencylin¬ 
der nach und nach verblassen oder auch ganz sich entfärben. 

Das Kaliumnitratt kann man in einer verschiedenen Weise 
verwenden, und zwar, entweder die Schnitte noch vor der Imprä¬ 
gnation mit Kaliumnitratlösungen behandeln, oder nach der Imprägna¬ 
tion mit einer Lösung von Kaliumnitrat waschen, man kann ferner 
Kaliumnitrat der Farbstofflösung zusetzen, in welcher die Schnitte 
gefärbt und dann auch entfärbt werden, und schliesslich auch die 
aus der Farbstofflösung herausgenommenen Schnitte in Lösungen 
von Kaliumnitrat auswaschen. 


Als praktische Ergebnisse meiner bisherigen Versuche und Er¬ 
fahrungen über die Färbung von mit Metallsalzen imprägnirten Prä¬ 
paraten der nervösen Centralorgane, kann ich folgende Verfahren 
angeben. 

I. Ausschliessliche Färbung der grauen Substanz 
kann man erhalten, wenn man die Präparate mit Kupferacetat oder 


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mit Uraniumacetat imprägnirt hat und dieselben in schwachen Lö¬ 
sungen von carminsaurem Natrium (0*1% bis 0*3%) färbt.* 

Als das einfachste und verhältnissmässig am sichersten zum 
erwünschten Ziele führende Verfahren kann ich folgendes empfehlen: 

Das Rückenmark oder das Gehirn wird in einer 5% bis 10% 
Lösung von Formaldehyd fixirt. Eine sauere Reaction der Fixirungs- 
flüssigkeit bildet kein Ilinderniss, welches den gewünschten Erfolg 
vereiteln könnte. Doch möchte ich empfehlen die Fixirung in einer 
Lösung vorzunehmen, welche auf 100 Th. destillirtes Wasser 2 Th. 
doppeltkohlensaures Natrium und 5 Th. Formaldehyd enthält. Nach 
4 bis 10 Tagen kann man die Objecte schneiden und zwar entwe¬ 
der aus freier Hand oder mit einem Tauchmikrotom (z. B. von Gebr. 
Fromme). Dünnere Schnitte habe ich mit dem Gefriermikrotom 
verfertigt, wobei das Messer des Schlittenmikrotoms quergestellt 
wird Für das Schneiden von Objecten, welche mit der soeben an¬ 
gegebenen Fixirungsflüssigkeit durchtränkt sind liegt das Tempera¬ 
turoptimum zwischen —10° C. und —15° C. Man kann die Tem¬ 
peratur des Objectes leicht kontrolliren, wenn man in die Trommel, 
in welcher der Aether zerstäubt wird, die Kugel eines entsprechenden 
Thermometers durch eine von den seitlichen Öffnungen der Trommel 
eingeführt hat. 

Die Schnitte dürfen nicht zu fein sein. Am zweckmässigsten ist 
es Schnitte von 100 //. Dicke anzufertigen. Man kann jedoch auch 
Schnitte färben, welche mehrere Milimeter dick sind und noch 
dicker. 

Beim Schneiden rollen sich die Schnitte dütenförmig ein. Die¬ 
selben werden im gefrorenen und eingerollten Zustande in dieselbe 
Flüssigkeit geworfen, in welcher das betreffende Object fixirt war. 
Nach Beendigung des Schneidens werden dieselben in destillirtes 
Wasser übertragen, wo sie mehrere Minuten verbleiben, und dann in 
eine Lösung eingelegt, welcho auf ICH) Th. destillirtes Wasser 1 Th. 
Uraniumacetat und 1 Th. concentrirte Essigsäure enthält. 

Nicht zu dicke Schnitte sind in dieser Flüssigkeit bereits nach 
mehreren Minuten in einer ausreichenden Weise imprägnirt; sie 
werden aus dieser Flüssigkeit direct (ohne Auswaschen in Wasser) 
in eine Farbstofflösung eingelegt-, welche auf 100 Th. destillirtes 
Wasser 0*25 Th. carminsäures Natrium enthält. Das Uraniumacetat, 
mit welchem das Präparat noch imbibirt ist, erzeugt eine dunkle 
wolkige Trübung in dor Carminlüsung, welche beim Hin- und ller- 
schwenken des Schale sich bald löst, wobei die Carminlüsung eine 
lebhaftere rothe Farbennüance annimmt. 


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Gleich im ersten Augenblicke beginnt die graue Substanz sich 
zu färben und erreicht binnen Secunden und höchstens einigen Mi¬ 
nuten eine höchst intensive Carminfärbung, während die weisse 
Substanz noch immer ungefärbt bleibt. Man kann den Verlauf die¬ 
ser Reaction ganz genau verfolgen, wenn man die Schale, in welcher 
dieselbe vorgenommen wird, hin und her schwenkt und den Schnitt 
mit einer Nadel (oder einem dünn ausgezogenen und am abgebro¬ 
chenem spitzigen Ende leicht angeschmolzenen Glasstabe) so unter¬ 
stützt, dass derselbe am Boden der Schale nicht gleiten kann; bei 
diesem Verfahren kann man also die Farbstofflösung nach Belieben 
vom Schnitte abfliessen lassen oder denselben mit derselben über¬ 
schwemmen. 

Wenn die Färbung der grauen Substanz bereits genug intensiv 
ist, so wird der Schnitt aus der Farbstofflösung herausgeholt oder 
dieselbe abgegossen und der Schnitt mit destillirtem Wasser ausge¬ 
waschen, dann in absolutem Alkohol entwässert, in Chloroform auf¬ 
gehellt und in Canadabalsam aufbewahrt. 

Es kommt vor, dass bei diesem Verfahren auf der weissen Sub¬ 
stanz Flecke oder Striemen von rosenrother Farbe sich gebildet ha¬ 
ben, welche den brillanten Erfolg des Färbungsverfahrens verderben. 
Ich bin zur Überzeugung gelangt, dass diese Flecke durch mechani¬ 
schen Schädlichkeiten erzeugt werden, welche auf die Schnitte ein¬ 
wirken, während dieselben vor der Imprägnation mit Uraniumacetat 
in destillirtem Wasser liegen: die erwähnten Striemen kommen offen¬ 
bar von der Berührung und vom Drucke der Nadel, mit welcher die 
Schnitte aus dem Wasser in die Uraniumacetatlösung übertragen 
werden. Solange die Schnitte in der Fixirungsflüssigkeit liegen, oder 
wenn dieselben mit der Uraniumacetatlösung imprägnirt (und in 
Folge dessen gehärtet sind), scheint es, dass eine Berührung oder 
ein aut dieselben ausgeübter leichter Druck auf den nachherigen 
Färbungsprozess keinen Einfluss habe. 

Wenn es gelungen war die Schnitte vor solchen leichten me¬ 
chanischen Schädlichkeiten zu bewahren, so ist der Effect dieser 
sehr einfachen und leicht ausführbaren Färbungsverfahrens ein bril¬ 
lanter: die graue Substanz zeigt eine intensive carminrothe Färbung 
und zwar mit verschiedenen Abstufungen in den verschiedenen 
Arten derselben (am intensivsten färben sich die gelatinösen Sub¬ 
stanzen so wie der Nticleus dcntatus olivae und der Nucletts deniatus 
cerebelli), während die weisse Substanz ganz farblos bleibt. 

Ganz dasselbe Ergebniss erzielt man, wenn man anstatt car- 
minsaures Natrium, eine (Ol"/ 0 ) Hämatoxylinlüsung ohne welche Zu- 

Poln. Archiv, f. biol. u. roed. Wiisemch. 

Archiv#* polon. d# scieno- biol. it midie. 6 


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sätze in Anwendung bringt: hiebei färbt sich die graue Subtanz 
violett und zwar wieder in verschiedenen Abstufungen. 

In Präparaten, welche mit Hilfe des soeben be¬ 
schriebenen Verfahrens gefärbt wurden, tritt die 
graue Substanz so prägnant und so scharf hervor, wie 
man nur überhaupt sich vorstellen und wünschen 
kann. Die betreffenden Präparate eignen sich vortrefflich zum Stu¬ 
dium der Vertheilung der grauen Substanz und verschiedener Modi- 
ficationen derselben mit freiem Auge, so wie mit Hilfe der Loupe 
und bei schwächeren Vergrösserungen des Mikroskopes. Nicht we¬ 
niger eignen sich derartige Präparate (besonders mit Carmin ge¬ 
färbte) zu photographischen Aufnahmen bei durchfallendem Lichte 
und bei schwacher (bis zwanzigfacher) Vergrösserung). Zu diesen 
Aufnahmen verwende ich ein Skioptikon (einen Apparat zur Ver¬ 
grösserung von Photographien). In dem für die zu vergrössemden 
Negative bestimmten Rahmen wird das Präparat angebracht, wobei 
man ein Negativ mit mehrmaliger Bildvergrösserung erhält. Von 
solchen Negativen kann man wieder mehreremale vergrösserte Co- 
pien auf Bromsilber-Papier (z. B. von Stolze) erhalten und diesel¬ 
ben selbst als Wandtafeln verwenden. 

Zur mikroskopischen Untersuchung bei stärkeren Vergrösserun¬ 
gen sind jedoch die beschriebenen Präparate nicht gut geeignet, in¬ 
dem feinere Details der histologischen Struktur nicht hervortreten. 
Die Färbung erscheint bei stärkeren Vergrösserungen diffus, flau und 
nicht einmal so intensiv, als man auf Grund des Eindruckes, den 
man bei der Betrachtung derselben mit freiem Auge hatte, erwarten 
konnte. Nur die Gränzen zwischen der grauen und der weissen Sub¬ 
stanz treten scharf hervor; sonst sind die verschiedenen Bestand- 
theile der grauen Substanz mehr oder weniger gleichförmig gefärbt, 
und zwar ebenso die Neuroglia wie auch die Ganglienzellen und 
ihre Dendriten. Die Färbung erstreckt sich übrigens nur auf die 
beiden oberflächlichen Schichten der grauen Substanz, während be¬ 
sonders in dickeren Schnitten eine ungefärbte Mittelschicht nachzu¬ 
weisen ist; selbst die grösseren Ganglienzellen erscheinen nicht durch 
und durch gefärbt, sondern bloss gleichsam auf ihrer Oberfläche wie 
bemalt. Man erhält nämlich diese Präparate, d. h. eine ausschliessli¬ 
che Färbung der grauen Substanz nur dann, wenn man die Ein¬ 
wirkung der Farbstofflösung gleich Anfangs unterbricht, also in 
einem Stadium, in welchem der Farbstoff (Uranium carminicum) 
noch nicht Zeit gehabt hat in den oberflächlichsten Schichten der 
grauen Substanz in der grösstmöglichsten Quantität sich abzuschei¬ 
den; auf die tieferen (inneren) der grauen Substanz könnte die Färb» 


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stofflösung erst dann einwirken, wenn die oberflächlichen Schichten 
den Farbstoff nicht mehr binden würden, d. h. mit demselben ge¬ 
sättigt wären; in diesem Stadium müsste bereits die Entfärbung der 
oberflächlichen Schichten beginnen, aber indessen hätte auch die 
weisse Substanz begonnen sich zu färben. 

Man kjtnn mit Hilfe des beschriebenen Verfahrens auch Prä¬ 
parate (Schnitte von circa 100 /<. Dicke) erzielen, welche nur auf 
der einen von ihren beiden Oberflächen gefärbt sind; man braucht 
nur nach dem Abgiessen der Uraniumacetatlösung, wenn der Schnitt 
dem Boden der Porzellanschale aufliegt, die Carminlösung nur der¬ 
artig eingiessen, dass sie nicht auf das Präparat überläuft, sondern 
nur langsam an dessen Rand ankommt; alsdann schwimmt der 
Schnitt auf der Oberfläche der Carminlösung, so dass dieselbe nur 
auf seine untere Fläche einwirkt. 

Will man an sehr dicken (z. B. ein Milimeter oder mehrere 
Milimeter dicken) Schnitten die graue Substanz in der beschriebenen 
Weise färben, so müssen dieselben längere Zeit in Wasser gewa¬ 
schen und hierauf eine entsprechend lange Zeit (mehrere Stunden 
oder mehrere Tage) in der angesäuerten Uraniumacetatlösung ge¬ 
lassen werden. 

II. Eine Färbung der grauen und der weissen Sub¬ 
stanz und zwar vorwiegend der Neuroglia habe ich in 
sehr verschiedener Weise erhalten, z. B. wenn ich die Schnitte von 
(in Formaldehydlösungen fixirtem) Gehirn oder Rückenmark, nach 
ihrer Anfertigung mit dem Gefriermikrotome im gefrorenen Zustande 
direkt in die Uraniumacetatlösung warf oder wenn ich dieselben vor 
der Imprägnation mit IJraniumacetat mit Formaldehydlösung, mit einer 
Lösung von Kaliumnitrat behandelte oder in einer Lösung von carmin- 
saurem Natrium färbte, zu welcher Kaliumnitrat zugesetzt worden war. 

An solchen Präparaten ist der Unterschied zwischen der grauen 
und der weissen Substanz auch ziehmlich scharf markirt, da die 
graue Substanz mehr weniger so gefärbt wird, wie an den sub I. 
beschriebenen Präparaten, während in der weissen Substanz nur 
die neurogliösen Septa und ihre netzförmigen Verzweigungen sich 
färben. Mit Hilfe des Mikroskopes kann man sich überzeugen, dass 
hier ziemlich deutlich die Spinnenzellen der Neuroglia sammt ihren 
Ausläufern gefärbt sind, und zwar wieder nur an den Oberflächen 
des Schnittes. Die Achsencylinder färben sich nicht, selbst wenn 
der Schnitt ziehmlich lange in der Carminlösung gelassen wurde. 

Ich hoffe, dass derartige und ähnliche Färbungen, welche bei 
Anwendung des von mir entdeckten Prinzipes der Carminfärbung 
erzielt werden können, zur Aufklärung des Baues der Neuroglia bei- 

* 


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tragen können, worüber ja die Ansichten divergireri (Ranvier und 
Weigert auf der einen Seite und Golgi, A. v. Kölliker und A. 
auf der anderen Seite). 

IIL Eine intensive Carmin-Färbung der weissen 
Substanz bei fast vollständiger Entfärbung der 
grauen Substanz hatte ich oftmals und zwar wieder in ver¬ 
schiedener Weise erhalten, als ich verschiedene Versuche machte, 
um eine ausschliessliche Achsencylinderfärbung zu erzielen. Unter 
gewissen Umständen färben sich an Schnitten, welche mit Kupfer¬ 
acetat oder mit Uraniuraacetat imprägnirt sind, in der weissen Sub¬ 
stanz nicht nur die Achsencylinder, sondern auch die gesammten 
Gewebsbestandtheile, welche die Zwischenräume zwischen den Ner¬ 
venfasern ausfüllen, und zwar so intensiv und dauerhaft, dass selbst 
bei sehr lange andauernder Einwirkung von concentrirten ( 1 —27 0 ) 
Lösungen von carminsaurem Natrium, also wenn in der grauen 
Substanz bereits eine fast vollständige Entfärbung eingetreten war 
und auch in der weissen Substanz die Achsencylinder anfingen 
sich zu entfärben, die Zwischensubstanz, welche die Lücken zwi¬ 
schen den Nervenfasern der weissen Substanz ausfüllt (also die 
Neuroglia) ihre intensive Carminfärbung beharrlich beibehält. 

Solche Präparate sind gleichsam Negative im Verhältnisse zu 
denen, welche sub I. beschrieben wurden. Ich habe sie als „miss¬ 
lungene Ergebnisse der Färbung“ angesehen, besonders da 
sie für mikroskopische Untersuchung sich nicht eignen; ich habe 
mir also keine weitere Mühe gegeben, um die Bedingungen festzu¬ 
stellen, unter welchen eine derartige Färbung zustande kommt. Es 
scheint, dass eine solche hartnäckig haftende Färbung in der Neuro¬ 
glia der weissen Substanz durch die Einwirkung von Kaliumnitrat 
zustande komme, wenn die Schnitte mit seiner Lösung bereits vor 
ihrer Imprägnation mit Kupfer- oder Uranium-Acetat durchtränkt 
waren, und dann in einer Lösung von carminsaurem Natrium ge¬ 
färbt werden, welche 2 °/„ oder mehr Kaliumnitrat enthält. 

IV. Ausschliessliche (elective) Carminfärbung der 
Achsencylinder in der weissen und in der grauen Sub¬ 
stanz. Um eine solche Färbung zu erzielen, muss man vor Allem 
zwei Bedingungen erfüllen: o) Das Rückenmark muss in einer For¬ 
maldehydlösung fixirt sein, welche nicht sauer reagirt, also z. B. in 
einer Lösung, welche mit Natriumbicarbonat neutralisirt worden ist; 
b) die Schnitte müssen mit einer Kupferacetatlösung imprägnirt sein, 
welche keine Spur von freier Essigsäure enthält Ausserdem muss 
zur Färbung und Entfärbung eine Lösung von carminsaurem Na¬ 
trium verwendet werden, welche Kaliumnitrat enthält, und schliess- 


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lieh müssen die Schnitte in einer Lösung von Kaliumnitrat gewa¬ 
schen werden. 

Vorläufig möchte ich behufs ausschliessliger Färbung von 
Achsencylindern folgendes Verfahren empfehlen, welches ich vor¬ 
wiegend an Präparaten von Rückenmarke und von verlängertem 
Marke ausprobirt habe. 

Das herausgenommene frische Mark soll man nicht mit Wasser 
abspülen, sondern direkt mit Blut in eine Fixirungsflüssigkeit ein- 
legen, welche auf 100 Th. Wasser 5 Th. Forraaldehyd und 2 Th. 
Natriumbicarbonat enthält *). 

Nach 4—10 Tagen kann man Schnitte anfertigen; ein län¬ 
geres Belassen der Objecte in der Fixirungsflüssigkeit ist nicht nach¬ 
theilig, sondern im Gegentheile nützlich. 

Die Schnitte, welche man mit dem Gefriermikrotom in der be¬ 
reits oben beschriebenen Weise anfertigt, müssen eine Dicke von 
nur 20—30 /*., höchstens 40 (i. haben. Hiebei muss man höchst 
sorgfältig darauf achten, dass ein jeder Schnitt in seiner ganzen 
Ausdehnung eine möglichst gleichmässige Dicke habe, was nur in¬ 
nerhalb gewisser Temperaturgränzen gelingt (Temperatur¬ 
optimum). 

Die Schnitte werden im gefrorenen Zustande vom Messer (mit 
einem Pinsel) aufgenommen und in dieselbe Flüssigkeit geworfen, 
in welcher das Object fixirt war, doch habe ich mich überzeugt, 
dass auch in dieser Flüssigkeit die Schnitte nur sehr kurze Zeit 
verbleiben können, sonst geht die Einwirkung des carminsauren Na¬ 
triums (Färbung und darauffolgende Entfärbung) in verschiedenen 
Partien desselben, wenn auch noch so geichmässig dicken Schnittes 
nicht gleichmässig und gleichzeitig vor sich; unter solchen Umstän¬ 
den ist es nicht möglich den erwünschten Erfolg in der ganzen 
Ausdehnung des Präparates zu erzielen: wenn nämlich stellenweise 
die Achsencylinder auf farblosen Grunde gerade am intensivsten ge¬ 
färbt sind, so findet man knapp daneben (auch innerhalb desselben 
Stranges) die Achsencylinder bereits zum Theile entfärbt, während 
wieder an anderen unmittelbar benachbarten Stellen, ausser den 
Achsencylindern auch verschiedene andere Gewebsbestandtheile 


’) Bei der Bereitung der Natriumcarbonatlösung (in destillirtem 
Wasser) soll die Flüssigkeit nicht erwärmt werden, sonst zersetzt sich 
das Bicarbonat theilweise and die Lösung bekommt eine alkalische Re- 
action. In die neutral reagirende Lösung von Natriumbicarbonat wird so 
viel Formol gegossen, als es nöthig ist um eine 5°/ 0 Formaldehydlösung 
zn erhalten. 


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(z. B. Spinnenzellen) noch gefärbt (also zu wenig entfärbt) sind. Mit 
kurzen Worten: es erscheint das Präparat ungleichmässig gefärbt, 
mithin fleckig. 

Es ist mir nicht gelungen eine Flüssigkeit zu finden, in welcher 
man die Schnitte vor der Imprägnation längere Zeit ohne Nachtheil 
halten könnte. Destillirtes Wasser eignet sich hiefür ebenso wenig, 
wie verschiedene Salzlösungen, welche ich zu diesem Zwecke ver¬ 
sucht habe, was jedoch am merkwürdigsten ist. und was ich am 
wenigsten erwartet habe, ist der Umstand, dass die angefertigten 
Schnitte nicht einmal in derselben Flüssigkeit, in welcher die Objecte 
fixirt worden sind, durch längere Zeit ohne Nachtheil verbleiben 
können. 

Es zeigte sich, dass es auch nachtheilig ist, die soeben ange¬ 
fertigten Schnitte noch im gefrorenen Zustande in die Kupferacetat¬ 
lösung zu werfen. Es blieb mir also nichts anderes übrig, als jeden 
einzelnen Schnitt im gefrorenen Zustande in die zur Fixirung des 
Objectes gebrauchte Flüssigkeit hineinzuwerfen, und sobald sich der¬ 
selbe entfaltet hat, unverzüglich denselben in eine 1°/» Kupfer¬ 
acetatlösung zu übertragen. 

In dieser Lösung sind die Schnitte bereits nach mehreren Mi¬ 
nuten hinreichend imprägnirt; sie können jedoch ohne Nachteil in 
der Kupferacetatlösung stunden- und tagelang gelassen werden. 

Aus dieser Lösung werden die Schnitte einzeln herausgenommen 
und weiter behandelt. Man wascht einen Schnitt in einer Porzellan¬ 
schale mit einer 2% Lösung von Kalium nitricum, giest diese Flüs¬ 
sigkeit aus der Schale ab, so dass der Schnitt am Boden haften 
bleibt und giesst hierauf auf denselben tropfenweise nur so viel 
Farbstofflösung, welche auf 100 CC. destillirtes Wasser 1 gr. carmin- 
saures Natrium und 2 gr. salpestersaures Kalium enthält, damit der 
Schnitt von dieser Lösung gut umspült werde. 

Fast alsogleich färbt sich der ganze Schnitt und zwar sowohl 
die graue als auch die weisse Substanz; doch färbt sich die erstere 
intensiver. Die weisse Substanz färbt sich nach und nach immer 
stärker, so dass nach einer gewissen Zeit der Schnitt überall gleich- 
mässig stark gefärbt erscheint. Es beginnt sodann die graue Sub¬ 
stanz abzublassen, wodurch der Unterschied zwischen den beiden 
Substanzen wieder deutlich hervortritt; wenn nun auch die weisse 
Substanz etwas von ihren intensiv rothen Farbe verloren hat, ist 
es Zeit die Einwirkung der Carminlösung zu unterbrechen; diese 
Lösung wird abgegossen oder mit einer Pipette weggenommen und 
der Schnitt in einer 2 °/ 0 Lösung salpetersaurem Kalium gewaschen. 
(Man kann in dieser Weise die Färbung beziehungsweise die Ent- 


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färbung des Schnittes mehrere Male unterbrechen, denselben in 2*/« 
Salpeterlösung waschen, und wenn nöthig, auf denselben wieder die 
Farbstofflösung giessen, bis man das gewünschte Ergebniss der Re- 
action erlangt hat). 

Durch Übung lernt man übrigens aus dem Aussehen des Schnit¬ 
tes in der Carminlösung und in der Salpeterlösung zu beurtheilen, 
ob das Optimum der Färbung der Achsencylinder bereits erreicht 
ist; man wird also den Schnitt nicht zu lange in der Carminlösung 
halten, welche später auch die Achsencylinder entfärbt. 

Der ganze Prozess der Färbung und Entfärbung nimmt meh¬ 
rere Minuten oder auch mehr als eine Viertelstunde in Anspruch, 
bis zum Zeitpunkte der für die Achsencylinder günstigsten Färbung. 
Die Zeitdauer hängt übrigens von der Dicke des Schnittes ab, und 
kann von vorneherein nicht bestimmt werden. 

Dieses Verfahren der Achsencylinderfärbung ist mithin ziehm- 
lieh einfach, jedenfalls viel einfacher, als das Verfahren nach Upson'); 
es ist nur eine gewisse Behutsamkeit beim Anfertigen der Schnitte, 
so wie eine stette Aufmerksamkeit während der Einwirkung der 
Lösung von carminsaurem Natrium und eine gewisse Erfahrung bei 
der Beurtheilung, wann die Einwirkung dieser Lösung zu unterbre¬ 
chen ist, erforderlich. 

In der 2®/ 0 Salpeterlösung sollen die Schnitte so lange bleiben, 
als sie noch Farbstoff abgeben; es ist gut die Lösung einmal oder 
zweimal zu wechseln; das Auswaschen dauert auch nicht länger, 
als eine Viertelstunde. 

Der so ausgewaschene Schnitt hat eine kirschrothe oder violett- 
rothe Farbe, man legt ihn direkt in absoluten Alkohol, dann in 
Chloroform, worauf er in Canadabalsam aufbewahrt wird. 

Ich muss noch bemerken, dass erst der Tropfen von Canada¬ 
balsam, welcher den Schnitt auf dem Objectträger bedeckt und wel¬ 
chen ich an einer kleinen Gasflamme leicht erwärme, aus dem 
Schnitte eine in Canadabalsam lösliche Kupferverbindung extrahirt, 
welche den Canadabalsam mehr oder weniger intensiv blau färbt. 
Es erscheint also erwünscht, den Canadabalsam zu wechseln: nach 
dem Abkühlen wird auf das Präparat mit einer Pipette Chloroform 
aufgetropft, welches das Canadabalsam löst, so dass man den Schnitt 
mit einer Nadel aufheben, in einer Schale mit Chloroform auswaschen 
und erst dann definitiv in frischen Canadabalsam montiren kann. 


*) S. Mercier: Die Upson’ache Methoden der Achsencylinder- und 
Zellen-Goldfärbung. Zeitschr. f. wiss. Mikroskopie, Bd. VH., 1890, 
8. 474-479. 


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Ich bin geneigt auszunehmen, dass Canadabalsam (und auch 
Chloroform) das carminsaure Kupfer, welches im Präparate enthal¬ 
ten ist und die Färbung desselben bedingt, zersetzt und eine in 
Canadabalsam lösliche Kupferverbindung bildet, während im Präpa¬ 
rate und zwar in den Achsencylindern Carminsäure zurückbleibt, 
als ein in Canadabalsam unlöslicher Körper. 

In den auf diese Weise hergestellten wohlgelungenen Präpara¬ 
ten zeigen sämmtliche Achsencylinder und zwar sowohl relativ 
dicke afs auch die feinsten eine höchst gesättigte rothe Carmin- 
färbung. Alle übrigen Gewebsbestandtheile (z. B. die auch die Zellen¬ 
kerne) sind entweder ganz farblos, oder wenn sie nicht vollständig 
entfärbt worden sind, blass rosenroth. Am schwierigsten ist es, eine 
vollständige Entfärbung in den gelatinösen Substanzen zu erzielen; 
auch die Pyramiden behalten gewöhnlich einen rosenrothen Ton des 
Gesammtgewebes bei intensiver Achsencylinderfärbung. Wenn man 
die Carminlösung auf die Schnitte so lange einwirken lässt, dass 
auch an diesen Stellen der rosenrothe Grundton verschwindet, so 
bewirkt man gleichzeitig auch ein Abblassen von Achsencylindern 
oder eine Entfärbung vieler von denselben. 

Ich hoffe, dass noch weitere Versuche, welche ich beabsichtige, 
den Erfolg haben werden, dass man leicht und sicher Präparate 
erzielen wird können, in welchen auf vollkommen farblosem Hinter¬ 
gründe nur die Achsencylinder und zwar sämmtliche Achsencylinder 
mit der höchsten Intensität von Carminfärbung hervortreten werden. 
Auch bin ich überzeugt, dass diese einfache Achsencylinderfärbung 
eine ausgedehnte Anwendung finden werde, da in dieser Weise die 
Verbreitung und der Verlauf von Nervenfasern in den Centralorga¬ 
nen des Nervensysthems in einer viel klareren Weise zur Anschauung 
gebracht werden, als bei der Anwendung der üblichen Markscheiden¬ 
färbungen, nach dem von Weigert angegebenen Prinzipe. Wenn 
die Achsencylinder gefärbt sind, so sieht man jede einzelne Faser 
ganz klar und distinkt, auch wenn man Bündel von zahlreichen 
und dicht aneinanderliegenden Nervenfasern vor sich hat. Selbst 
die feinsten Achsencylinder, wie sie sich in der weissen Substanz 
des Kleinhirns vorfinden, oder in den Pyramiden zwischen den 
dicken Achsencylindern vertheilt sind, treten bei dieser Achsencylin¬ 
derfärbung höchst deutlich hervor. 

Schliesslich ist auch ein, allen Carminfärbungen gemeinschaftli¬ 
cher Vorzug dieses Verfahrens nicht zu unterschätzen, nämlich die 
Dauerhaftigkeit der Färbung. 


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Aas dem pharmakologischen Institute der k. k. Jaglellonlschen Universität In Krakau 

unter Leitung von Prof. Dr. Josef Eazarski. 

Ueber einen Apparat zur Messung des respiratorischen ßasvechsels bei Thieren 

von 

Privat Docent Dr. Ignaz Lemberger 

Assistent des Institutes. 

(Mit Tafel II.). 


Zur Untersuchung des bei der Respiration stattfindenden Gas¬ 
austausches bedienen wir uns solcher Apparate, mit deren Hilfe wir 
die Menge der ausgeathmeten Kohlensäure sowie des eingeathmeten 
Sauerstoffes bestimmen können, aus welchen Zahlen wir dann den 
sog. respiratorischen Quotienten berechnen. Kleinere derartige Apparate, 
wie z. B. jene von Andral und Gavarret, Speck 1 ), Geppert 
und Zuntz 1 ), sind doch noch complicirt und entsprechen den 
Anforderungen nur unvollkommen, da sie das freie Athmen verhin¬ 
dern, indem die Versuchsperson, bei zugeklemmter Nase, nur auf 
das Athmen durch den Mund beschränkt ist. Infolge dessen kann 
auch das Athmen nur kurze Zeit ohne Ermüdung ertragen werden. 
Von grossen Apparaten kennen wir zwei Systeme, nämlich von Pet- 
tenkofer und von Regnau 11 und Reiset. 

Beide Apparate sind nach ganz anderen Prinzipien gebaut. 

Pettenkofer’s’) Apparat erfüllte nicht gänzlich die erweck¬ 
ten Hoffnungen. Wenn auch die Ventilation in diesem Apparate 
nichts zu wünschen übrig lässt, so wird das Operiren mit so 
grossen Mengen frischer Luft zur Fehlerquelle bei der Bestimmung 


’) C. Speck: Untersuch, über den Sauerstoffverbrauch und CO, 
Ausathmung des Menschen. — Schrift zur Beförderung d. ges&mmt. Natur¬ 
wissenschaft zu Marburg Bd. 10. 1871. 

*) Ad. Magnus Levy: Pdl^arj Archiv, Bl. 55. S. 1. 1893. 

*) Pettenkofer; Ann. d. Chemie uni Pharm , Sappl. Bl. 2. S 1. 


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des ausgeathmeten Kohlendioxydes. Zweitens ist es nicht möglich 
die Menge des verbrauchten Sauerstoffes in diesem Apparate zu 
bestimmen, ein Umstand von sehr grosser Bedeutung. Ausserdem 
ist Pettenkofer’s Apparat sehr complicirt, was zur Folge hat, 
dass beim Experimentiren mit demselben eine sehr mühevolle Über¬ 
wachung desselben erforderlich ist. Schliesslich ist der Apparat 
äusserst kostspielig und nur in sehr gut dotirten Instituten dessen 
Anschaffung möglich ist. 

Der Respirationsapparat vonRegnault und Reiset 1 ) beruht 
auf ganz anderen Principien. Der Athmungsraum ist hier luftdicht 
verschlossen; die gebildete Kohlensäure wird durch Kalilauge absor- 
birt und auf diese Weise aus dem Raume beseitigt, dagegen wird 
der notwendige Sauerstoff in reinem Zustande zugeführt und ge¬ 
messen. 

In diesem Apparate können wir nicht nur die producirte 
Kohlensäure bestimmen, sondern auch den verbrauchten Sauerstoff 
und haben somit ein vollständiges Bild der Athmungsvorgänge im 
lebenden Organismus. 

Regnault’s Apparat wird natürlich auch nicht als ganz frei 
von Mängeln angesehen; die wichtigsten Einwände sind zwei und 
zwar: 

Es wird eingewendet, dass wenn auch in den Athmungsraum 
eine genügende Menge Sauerstoff eingeleitet wird, doch in demsel¬ 
ben unreine, giftige Luft sich bilde, welche die Versuchsthiere krank 
mache. Wie bekannt wies auf diese Thatsache CI. Bernard hin 
auf Grund diesbezüglicher Experimente. Die analytischen Untersuchun¬ 
gen Hoppe-Seyler’s 1 ), Herman’s und J. Forster’s*) waren 
jedoch nicht im Stande die Existenz eines organischen Stoffes in 
der ausgeathmeten Luft zu beweisen. In letzter Zeit beschäftigte 
sich neuerdings mit diesem Thema E. Formänek*) und seine Ver¬ 
suche bewiesen Folgendes: In einem geschlossenen Raume, in wel¬ 
chem sich ein Thier befindet, können sich in gewissen Fällen giftige 
Produkte ansammeln; die giftigen Bestandteile dieser Luft sind je¬ 
doch nicht in der ausgeathmenten Luft enthalten, sondern es sind 
Ammoniumverbindungen, welche sich aus den Excrementen, Harn 


J ) V. Regnault et J. Reiset: Recherches chimiques sur la re- 
spiration des animaux des diverses classes. — Annal- de Chimie et de Phy- 
sique, Ser. 3. Bd. 26. 

*) Hermans u. Förster; w Arch. f. Hygiene, B. 1. S. 1. 1883. 
*) Zeitschrift f. Physiolog. Chemie, Bd. 19. S. 577. 

*) Em. Formänek: Ein Beitrag zur Frage der Giftigkeit der 
Expirationsluft. — Wiener klin, Rundschau 1901 Nr. 9, 10, 11. 


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und Koht bilden. Formänek bewies experimentell, dass die aus- 
geathmete Luft allein, ausser Wasser und Kohlensäure keine Gift¬ 
stoffe enthält. Es ist nun einleuchtend, dass die in Bezug auf die 
Giftigkeit der ausgeathmeten Luft gemachten Einwände, nicht stich¬ 
haltig sind. Sollte jedoch jemand trotzdem einer anderer Ansicht 
sein und den älteren Angaben mehr glauben schencken oder auch 
annehmen, dass in gewissen Fällen sich doch giftige Produkte im 
Athmungsraume bilden können, so bleibt nun einmal das Eine sicher, 
dass nach einem 24 stündlichen Respirationsversuche in jedem nach 
dem Principe Regnault gebauten Apparate, die Versuchs-Thiere 
den Apparat ganz gesund, munter und ohne allen Nachtheil ver¬ 
lassen, was die Versuche von Hoppe-Seyler und E. Laves, sowie 
auch die in meinem Apparate durchgeführten, genügend bestätigen. 

Der zweite Ein wand, welchen man dem Apparate von Regnault 
machte, bezieht sich auf dessen Dichtigkeit. Man war nämlich der 
Meinung, dass es unmöglich sei solche grosse Apparate luftdicht zu 
machen. Da man bei einigen in diesem Apparate gemachten Expe¬ 
rimenten, wobei auch gleichzeitig der Stikstoffwechsel beachtet 
wurde, zu hohe Mengen Stickstoff fand, so suchte man den Grund 
dessen, in der Undichtigkeit des Apparates. Die Versuche von Leo 
und Pflüger') zeigten, dass im Regnault’schen Apparate kein 
gasförmiger Stickstoff, weder zur Ausscheidung kommt, noch auf¬ 
genommen wird. So wäre also auch dieser Einwand unrichtig und 
sein Grund wäre in gewissen Fehlerquellen während des Versuches 
zu suchen: erstens waren die Stickstoffbestimmungen der Nahrungs¬ 
mittel und Ausscheidungen nicht genug genau durchgeführt; zwei¬ 
tens berücksichtigte man nicht die Menge des Stickstoffes, welche 
man mit dem Sauerstoffe in den Apparat zuführte. 

Ich hatte auch Gelegenheit mich zu überzeugen, dass kein 
Grund vorliegt an der Dichtigkeit des Apparates bei vollkommener 
Construc.tion zu zweifeln, besonders da während und am Schlüsse 
der Versuche der innere Druck immer um ein wenig grösser ist 
als der äussere, so dass eine Diffusion des Stickstoffes von Aussen 
in das Innere des Apparates nicht leicht möglich, wenn auch nicht 
ganz ausgeschlossen ist. 

Eine sehr zweckmässige Modification des Regnault’schen 
Respirationsapparates veröffentlichte Hoppe-Seyler*). Der im 


’) H. Leo und Pflüger: Pflügers Archiv, Bd. 26. S. 218. 

') Hoppe-Seyler: Apparat zur Messung der respiratorischen 
Aufnahme und Abgabe von Gasen an Menschen etc. — Zeitschrift f. 
physiol. Chemie, Bd. XIX. S. 574. 


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Strassburger physiologisch-chemischen Institute aufgestellte Respira¬ 
tionsapparat, zu Versuchen am gesunden und kranken Menschen 
bestimmt, besteht aus einer luftdicht abschliessbaren länglichen Kam¬ 
mer von der Gestalt eines Dampfkessels, in welcher die Versuchs¬ 
person verweilt. Durch' 6—7 cm. weite Röhrenleitungen, welche 
jederseits, d. h. am vorderen und hinteren Ende der Kammer oben 
angebracht sind, wird Luft aus dem Raume abwechselnd in 4 grosse 
mit starker Aetzkalilösung nicht ganz gefüllte Flaschen eingezogen, 
welche in einem Schauckelapparate befestigt, durch einen Wasser¬ 
motor in der Weise bewegt werden, dass die Kalilange beim An¬ 
steigen der Flaschen der einen Seite, durch die verbindenden 
Kautschukschläuche in die beiden Flaschen der anderen Seite ab- 
fliesst, wobei Luft aus dem Athraungsraume an ihre Stelle einge¬ 
saugt wird, während auf der anderen Seite ein ebenso grosses Luft¬ 
volumen durch die gleichweite Röhrenleitung in dem Athmungs- 
raume zurückgepresst wird, wo es nahe am Boden der Kammer 
einströmt. Aus einem Gasometer, welcher Sauerstoff enthält, geht 
durch ein enges Kupferrohr Sauerstoff, durch eine mit Aetzkalilö¬ 
sung gefüllte Waschflasche, zur Gasuhr und tritt dann in den Ath- 
mungsraum ein. Der ganze nach aussen durch einen Rahmen ab- 
schliessbaare Raum beträgt inclusive der Kaliflaschen 4943 Liter. 

Der Aufenthaltsraum der Versuchsperson hat die Gestalt eines 
liegenden Cylinders mit nach aussen convex gewölbten Endflächen. 
Die Geschwindigkeit des Bewegungsapparates der Kaliflaschen kann 
leicht regulirt werden und beträgt 4 bis 12 Kurbelumdrehungen in 
der Minute. Bei 4-maliger Kurbelumdrehung in der Minute beträgt 
die Ventilation im Apparate in der Stunde 3 8 cbm., d. h. die Luft 
des Apparates wird in dieser Zeit einmal erneuert. Die Kaliflaschen 
sind an ihrem unteren Halse mittels einer 7 cm. breiten dickwan¬ 
digen Kautschukröhre verbunden; die oberen Öffnungen der Flaschen 
sind mit Kautschuk-Ventilen versehen. 

Der Aufenthaltsraum hat noch seitlich angebrachte enge Röh¬ 
renansätze deren einer mit einem Manometer, der zweite mit 
einem Quecksilber-Gasometer zur Entnahme von Proben der inne¬ 
ren Luft, verbunden wird. Um einer Diffusion des Stickstoffes in 
den mit Sauerstoff gefüllten Gasometer vorzubeugen hat die Gasometer¬ 
glocke, sowie auch der Behälter für das Sperrwasser doppelte Wände. 

Die mit diesem Apparate durch E. Laves 1 ) durchgeführten 
Versuche beweisen, dass der respiratorische Stoffwechsel mit diesem 


') E. Laves: Respirationsversuche am gesunden Menschen. — 
Zeitschrift f. physiolog. Chemie, Bd. XIX S. 590. 


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Ö3 


Apparate recht wohl untersucht werden kann, indem die Versuchs¬ 
personen selbst 24 Stunden ohne Unterbrechung im Apparate zu¬ 
bringen können und dann denselben gesund und ohne irgend eine 
Beschwerde gefühlt zu haben verlassen. 

Von der technischen Seite muss noch hervorgehoben werden, 
dass der ganze Apparat nicht zu complicirt ist und die Vorarbeiten 
und Beobachtungen während des Versuches und nach Abschluss 
desselben leicht und ohne Mühe ausgeführt werden können. 

Als Schattenseite wäre hier die Kostspieligkeit des Apparates 
anzuführen, so wie die leichte Abnützung gewisser Theile. Es ist 
ja eine bekannte Thatsache, dass Kautschuk durch stete Berührung 
mit Kalilauge leidet; in diesem Apparate ist diesen schädlichen 
Einflüssen das Kautschuk-Rohr ausgesetzt und nicht minder kann 
dasselbe Schicksal auch die Kautschukventile treffen; in Folge 
dessen erleidet der Apparat eine verhältnissmässig schnelle Ab¬ 
nützung und die Reconstruirung desselben erheischt wieder grösse¬ 
ren Kostenaufwand. 

Wir sahen also, dass auch H o p p e - S e y 1 e r’s Apparat, wenn 
auch seine Leistungen vorzüglich sind, sehr kostspielig ist, so dass 
die Anschaffung nur gut dotirten Instituten möglich ist. Wollte man 
in unseren Instituten solch einen Apparat anschaffen, so müsste 
man einige Jahresdotationen zusammensparen um in den glückli¬ 
chen Besitz dieses Apparates zu kommen. 

Die Bedeutung der Respiratorischen Apparate ist aber doch 
gross, da man ja noch viele Probleme über respiratorischen Gas¬ 
wechsel allein oder combinirt mit Stickstoffwechselversuchen zu lö¬ 
sen hat. 

Aus diesem Grunde habe ich versucht mit Beibehaltung des 
Regnault’schen Principes mit geringem Geldaufwande einen Re¬ 
spirationsapparat zu bauen, welcher, wenn er auch einfach ist, doch 
präcise Resultate ergeben könnte. Da ich nicht ganz sicher war, ob 
ich dieses Ziel erreichen werde und die geringsten unnützen Kosten 
vermeiden wollte, so begnügte ich mich vorderhand mit der Aus¬ 
führung eines kleineren Apparates zu Versuchen mit grösseren 
Thieren. 

Der Apparat, welchen ich nun beschreiben will, ist aus drei 
Theilen zusammengesetzt, nämlich aus dem Athmungsraume (I.), 
aus den Aspiratoren (II ), welche zur Zuleitung von Sauerstoff und 
7 , 1 )111 Messen seiner Menge dienen und aus dem Gasometer als 
Sauerstoffbohälter (III.). Der Apparat ist, wie gesagt, nach dem 
Principe von Regnault und Reiset ausgeführt und unterscheidet 
sich von dem Regnault’schen Originalapparate und dem von 


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Hoppe-Seyler beschriebenen durch die Art des Ventilations- 
systemes. 

Der Athmungsraum (ABCD), in welchem das Versuchs¬ 
thier in einem Käfige, sowie die Ventilations- und Absorptions¬ 
apparate unterbracht sind, ist ein 150 cm. langes, 100 cm. hohes 
und 80 cm. breites, rechtwinkeliges, aus auf Miniumkitt verniete¬ 
ten Eisenleisten (T Eisen) verfertigtes Gestell, dessen Wände mit 
Ausnahme des Bodens, mit luftdicht mittels Miniumkitt eingesetzten 
Glasscheiben versehen sind. An drei Stellen des Gestelles sind statt 
Glasscheiben 4 mm. starke Eisenplatten luftdicht eingesetzt. Der 
Boden des Athmungsraumes ist aus 4 mm. dicken Eisenblech ver¬ 
fertigt. Die eine Breitseite ist offen, mit einem Rahmen aus Guss¬ 
eisen versehen und kann mit einem verglasten Eisenrahmen luft¬ 
dicht verschlossen werden, indem derselbe unter Verwendung einer 
Kautschukdichtung angeschraubt wird Der Athmungsraum beträgt 
ohne Apparate 1-2 cbm., nach Abzug des von den Apparaten einge¬ 
nommenen Raumes 1*1 cbm. 

Dieser eiserne Behälter ruht auf Eisenfüssen mit Kautschuk- 
uuterlagen, die den Zweck haben während des Versuches das Reso¬ 
nanzgeräusch. gänzlich aufzuheben. 

Am Boden des Aufnahmsraumes ist in der Längsrichtung ein 
Paar Eisenschienen (ab) befestigt, welche mittels entsprechenden 
Verbindungsstücken ( b ) mit einem gleichen Schienen-Paare (bc), 
welches in derselben Höhe ausserhalb des Athmungsraumes auf 
Eisenfüssen befestigt ist, verbunden werden können, so dass diesel¬ 
ben ein Schienengeleise (abc) von über 3 Meter Länge bilden. Auf 
diesen Schienen lassen sich zwei Bretter auf Rädern in den Ath¬ 
mungsraum hinein- und herausschieben. Auf dem grösseren Brette, 
welches näher dem Eingänge des Raumes sich befindet, wird auf 
Eisenfüssen ein eiserner Käfig ( E '), in welchem das Versuchsthier 
unterbracht wird, aufgestellt. Auf dem kleineren Brette, welches bis 
an das andere Ende des Raumes eingeschoben wird, ruhen mittels 
Schrauben befestigt, der Aspirationsapparat (T) und ein gläserner 
Absorptionsapparat (.46). 

Einen Theil des Aspirationsapparates bildet ein Blechtrichter ( T ), 
welcher bei einer Länge von 40 cm., von 30 cm. Durchmesser bis auf 
7 cm. sich verjüngt. Dieser Blechtrichter liegt horizontal auf dem Brette 
und umfasst mit seiner breiten Mündung, wenn das Brett ganz ein¬ 
geschoben wird, ein aus Eisen angefertigtes Windrad (H’) von 
25 cm. Durchmesser. Die stählerne Achse des Windrades ruht in 
einem genauen Mesinglager (L), welches die eiserne Seiten¬ 
wand des Raumes durchbricht und in derselben befestigt ist. Das 


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ausserhalb des Athmungsrauraes herausragende Ende der Windrad¬ 
achse wird mittels einer Spiralkuppelung ( Sp ) mit einem auf Eisen¬ 
füssen ruhenden Elektromotor (EM) verbunden. Da unser Institut 
schon im Besitze eines Elektromotors mit H. P. war, so habe 
ich diesen benützt, obwohl zur Bewegung des Windrades auch ein 
noch kleinerer ganz gut verwendet werden könnte. 

Bringt man den Elektromotor in Bewegung, so aspirirt das 
Windrad Luft aus dem verjüngten Ende des Blechkonus. Die Aspi¬ 
ration ist sehr bedeutend, worauf ich noch zu sprechen komme; 
es lässt sich durch Einschaltung von Widerständen in den Strom 
die Zahl der Umdrehungen des Elektromotors und gleichzeitig 
auch die Aspiration reguliren. Da die Windradachse aus technischen 
Gründen nicht luftdicht im Lager liegen kann, so ist das Lager 
beiderseits von hohen an der Seitenwand dicht befestigten Eisen¬ 
pfannen (P, P,) umgeben, welche während des Versuches mit Mi¬ 
neralöl vollgefüllt werden. Das Mineralöl schliesst luftdicht die Wind¬ 
radachse und schmiert sie zugleich ein. Das verjüngte Ende des 
Blechtrichters ist durch ein 7 cm. weites Blechrohr (R) mit dem 
Absorptionsapparate verbunden. 

Der Absorptionsapparat besteht aus Glas') und stellt ein 
grosses U-förmiges Rohr vor. Dieser Apparat besteht aus zwei 
Theilen. Der untere Theil (Äb t ) ist eine Art Woul ff'sehe Flasche 
mit zwei oberen breiten konischen Öffnungen; ausserdem ist am 
concaven Boden dieser Flasche ein enger Hals (S,) und seitlich 
mehrweniger in der Mitte der Höhe ein zweiter Hals (.9,) einge¬ 
schmolzen. Der am concaven Boden befindliche Hals durchbricht 
das Wagenbrett und ragt unterhalb desselben hervor. Dieser Hals 
ist mit ein Kautschukstoppel fest verschlossen, durch dessen Boh¬ 
rung ein Glashahn hindurchgeht, dessen Röhre innerhalb der Flasche 
dicht am Rande des Kautschukstoppeis endet. Dieser Glashahn soll 
während des Versuches immer verschlossen sein. Der seitliche Hals (S,) 
unserer Woulff'sehen Flasche ist auch mittels eines Kautschuk¬ 
stoppeis verschlossen, durch dessen Bohrung ein Glasrohr durchgeht, 
welches innerhalb der Flasche so umgebogen ist, dass dessen Ende 
bis an den Boden reicht. Das andere Ende dieser Röhre wird mittels 
eines Kautschukschlauches mit einem Rohrstücke verbunden, wel- 


') Der Absorptionsapparat wurde Dach meiner Zeichnung von der 
Firma V. Zahradnik (Wien) in den Glashütten dieser Firma in Gaja 
(Mähren) verfertigt. Es gereicht mir zum Vergnügen hier feststellen zu 
können, dass dieser Apparat mit grösster Sorgfalt und zu meiner voll¬ 
kommener Zufriedenheit ausgefiihrt worden ist. 


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96 


ches in der Wand des Athmungsraumes befestigt ist und dieselbe 
durchbricht. Das nach Aussen herausragende Ende desselben Rohr¬ 
stückes ist schliesslich wieder mit einem Kautschukschlauche ver¬ 
bunden, welchen man mit einem Schraubenquetschhahne schliessen 
kann; in diesem Kautschukschlauch steckt an dessen anderem Ende 
ein knieförmig gebogenes Rohr, dessen längerer Schenkel mittels 
Stoppeis im Halse einer zweihalsigen Flasche (F t ) befestigt ist und 
bis zu deren Boden reicht. Der zweite Hals dieser Flasche ist mit¬ 
tels eines Stoppeis mit einem Natronkalkrohre verschlossen. 

In die zwei weiten konischen Öffnungen des unteren Theiles 
des oben erwähnten Absorptionsapparates passen, gut eingeschliffen, 
zwei vertical stehende, gläserne Röhren (A4,) von 10 cm. im in¬ 
neren Durchmesser und etwa 50 cm. Höhe. Beide sind bis etwa 
35—40 cm. ihrer Höhe mit hohlen Kaliglaskugeln von 20 mm. Durch¬ 
messer gefüllt, deren herabfallen in den unteren Theil des Apparates, 
durch ein verzinntes Eisendrahtnetz verhindert wird. Etwa 5—6 cm. 
von oberen Rande der Röhren ist seitlich in jeder ein enger Hals (S 3 ) 
eingeschmolzen, durch welchen mittels eines Kautschukstoppeis ein 
Glasrohr durchgeführt ist, welches bis in die Mitte jedes Rohres 
hineinragt, rechtwinkelig umgebogen, kurz abgeschnitten und mit 
einem kleinen Siebansatz aus Silberblech versehen ist. Das in dem 
Athmungsraum reichende Rohrstück ist etwas nach oben gebogen 
und mittelst je eines Kautschukschlauches mit je einem Rohrstücke 
verbunden, welches in der oberen Wand des Athmungsraumes ein¬ 
gefügt ist und diese Wand durchbricht. Ausserhalb der Wand sind 
die beiden Rohrenden mit einem T-Rohre verbunden, dessen vertica- 
ler Schenkel schliesslich horizontal umbiegt, mit einem Glashahne (4 S ) 
verschon ist und in den Bodentubus einer grossen Tubusflasche (F,) 
eingefügt ist. 

Diese Tubusflasche hat etwa 10 Liter Inhalt und steht auf 
einem Stative oberhalb des Athmungsraumes; diese Flasche hat zwei 
Hälse: durch den Kautschukstoppel des einen führt eine Röhre, wel¬ 
che mit einem Natronkalkrohr verbunden ist; im zweiten Halse ist 
mittelst eines Stoppeis ein Trichter befestigt, dessen Schenkel bis 
beinahe zum Boden der Flasche reicht und in dessen Winkel ein 
Glasstöpsel mit langer Handhabe eingeschliffen ist. Diese Flascho 
dient zur Aufnahme der Aetzkalilösung. 

Am oberen Rande jeder Absorptionsröhre ist schliesslich je eino 
Metallhülse eingekittet, deren eine mit der vom Blechkonus führen¬ 
dem Blechröhre verbunden ist, die zweite aber mit einem Trichter- 
ansatze in Verbindung steht, welcher bis zur oberen Wand des Ath¬ 
mungsraumes reicht. 


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ö? 

Die Handhabung und Wirkung des Aspirations- und Absorptions¬ 
apparates ist also die folgende: Durch Öffnen des Glashahnes der 
Flasche (F a ) fliesst in beliebiger Menge die Kalilauge durch die sil¬ 
bernen Siebansätze und netzt die Glashohlkugeln; wird das Wind¬ 
rad ( W ) in Bewegung gesetzt, so aspirirt es Luft, welche durch 
den ganzen Absorptionsapparat (^4i) streichen muss und dort in Be¬ 
rührung mit einer sehr grossen Oberfläche von Aetzkalilauge von 
der ausgeathmeten Kohlensäure befreit wird — um schliesslich 
kohlensäurefrei wieder in den Athmungsraum zu gelangen. Die 
herabfliessende Kalilauge sammelt sich im unteren Theile des Ab¬ 
sorptionsapparates; steigt das Niveau derselben bis zum Kautschuk¬ 
stoppel des seitlichen Halses (S,), so kann man während des Versu¬ 
ches ausserhalb des Athmungsraumes durch Öffnen des Quetsch¬ 
hahnes die angesammelte Kalilauge ohne Bedenken in die unterhalb 
des Apparates stehende Flasche (F t ) überführen. Von Zeit zu Zeit 
giosst man wieder die in diese Flasche übergeführte Kalilauge in 
die oberhalb des Athmungsapparates stehende Tubusflasche (F,) zu¬ 
rück. Es könnte jemand den Einwand machen, dass während des 
Überführens der Lauge in die obere Flasche mittels des Trichters 
Gelegenheit geboten ist, dass die Kalilauge C0 a aus der Luft absorbirt, 
was eine Fehlerquelle abgeben kann. Wenn auch dieser Einwand 
in theoretischer Hinsicht ganz begründet erscheint, so zeigten meine 
Versuche, deren Resultate ich später anführen werde, dass in der 
Praxis dieser theoretische Fehler keine Bedeutung hat. Es ist ja dies 
schliesslich einleuchsend: die Oberfläche der Lauge, welche im Trichter 
mit der Luft in Berührung kommt, ist sehr klein, die Zeit des Ein¬ 
füllens kurz und schliesslich der C0 a -Gehalt der Luft auch minimal. 

Die Leistung des Windrades als Aspirator respective Ventilator 
ist sehr gut; als einziger Nachtheil wäre anzuführen, dass er nur 
einen geringen Druck (nämlich nur den einer 20 mm. hohen Wassersäule) 
zu überwinden in Stande ist. Aus diesem Grunde musste der 
Absorptionsapparat derart construirt werden, dass derselbo keinen 
merklichen Widerstand leiste und frei von Wassersperrungen sei. 
Die obige Anordnung des Absorptionsapparates (die Verwendung von 
grossen Glaskugeln) entspricht vollkommen diesen Anforderungen und 
nebstbei ist seine Absorptionskraft hoch, da die mit Kalilauge be¬ 
netzten Kugeln eine sehr grosse Absorptionsoberfläche bilden. 

An den Seitenwänden des Athmungsapparates sind schliesslich 
noch einige Verbindungen angebracht und zwar ist ein Dreiweg¬ 
hahn (ä,) befestigt, welcher zur Zuleitung des Sauerstoffes aus den 
Aspiratoren in den Athmungsraum dient, ein Manometer befestigt, 
welches den inneren Druck im Athmungsraume während des Versu- 

Polo. Archiv f. biol. u. med. Wissen ich. 

Archive* polon. d. tcieno. biol. «fc medic. 7 


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Ö8 

ches anzeigt und einige Glashähne, welche zur Entnahme von Luft- 
Proben aus dem Athmungsraume dienen. Im Athmungsraume ist 
auch ein Thermometer befestigt, welches die innere Temperatur 
anzeigt und von aussen abgelesen wird. 

Zur Einführung von Sauerstoff in den Athmungsraum, so wie 
zur Messung dessen Menge dienen die Aspiratoren (II.). Diese 
Aspiratoren bestehen aus zwei Flaschen mit Tubus am Boden ( As t 
und As t ) von je 15 Liter Inhalt. Diese Flaschen sind in einem Ge¬ 
stell derart befestigt, dass man mittels einer Kurbel ( K ) abwechselnd 
die eine Flasche heben, die zweite herablassen kann und um¬ 
gekehrt. Die Boden-Tubuse sind mittels einer Kautschukröhre mit 
einander verbunden, in deren Mitte ein Glashahn (AJ eingefügt ist; 
durch Schliessen dieses Hahnes kann man das Herabfliessen des 
Wassers aus einer Flasche in die andere verhindern. Die oberen 
Hälse der Aspiratorflaschen sind mit Kautschukstoppeln geschlos¬ 
sen, in deren Bohrung der verticale, mit einer Marke versehene 
Theil einer T - Röhre (r) eingeführt ist. Die Seitenarme der 
T-Röhre (r) stehen in Verbindung: der eine vermittelst eines T-Hah- 
nes (AJ mit einem Blech-Gasometer (III.), der andere mit einer kreuz¬ 
förmigen Röhre (rj, von deren Armen der zweite mittels eines T-Hah- 
nes (Aj) mit der Athmungsraume verbunden ist, der dritte mit einem 
kleinen Quecksilbermanometer (m\ »?,), welcher jederzeit den Druck 
anzeigt, und der vierte mit einen gewöhnlichen Glashahn (AJ, welcher 
dazu dient, um Proben des Sauerstoffes zu entnehmen. Die Aspirato¬ 
ren werden derart mit Wasser gefüllt, dass wenn in der einen das 
Wasser bis zur Marke der T-Röhre reicht, die zweite bis zur ande¬ 
rer Marke 13 Liter Gas (Sauerstoff) enthält. Wenn man mittelst der 
Kurbel die mit Wasser gefüllte Flasche (AsJ hebt und die zweite 
mit Sauerstoff gefüllte Flasche (.4sJ senkt, hierauf den T-Hahn (AJ 
so stellt, dass die obere Flasche mit dem Gasometer in Verbindung 
steht, ferner durch den T-Hahn (AJ die untere Flasche mit dem 
Athmungsraume in Verbindung setzt, schliesslich noch den Hahn (AJ 
öffnet, welcher die beiden Flaschen in Verbindung setzt, so fliesst 
das Wasser aus der oberen Flasche in die untere. Dadurch wird in 
die obere Flasche Sauerstoff aus dem Gasometer aspirirt, während 
durch das in die untere Flasche fliessende Wasser der in derselben 
enthaltene Sauerstoff verdrängt wird und in den Athmungsraum ge¬ 
langen muss. Wenn die untere Flasche mit Wasser bis zur Marke 
sich gefüllt hat, wird der Verbindungshahn zwischen den beiden 
Flaschen geschlossen und die Stellung der beiden Flaschen mittelst 
der Kurbel gewechselt, d. h. es wird die mit Wasser gefüllte Fla¬ 
sche gehoben und die von Wasser entleerte gesenkt; dann werden 


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Ö9 

die T-Hähne umgedreht, nämlich der zum Gasometer führende und 
der, welcher die Aspiratoren mit dem Athmungsraume in Verbin¬ 
dung setzt und der Hahn zwischen den beiden Aspiratorflaschen 
wieder geöffnet. In dieser Weise kann man fortwährend in den 
Athmungsraum beliebige Sauerstoffmengen einführen und zugleich 
den Aspirator mit frischem Sauerstoffe aus dem Gasometer füllen. 
Die Menge des in den Athmungsraum eingeführten Sauerstoffes kann 
man leicht bestimmen; es ist nämlich der Inhalt der Aspiratoren 
bekannt; wenn man ferner den jeweiligen Stand der Manometer 
und die Temperatur der Umgebung berücksichtigt, so kann man 
die verbrauchte Sauerstoffmenge genau berechnen. 

Die Aspiratoren vertreten bei meinem Respirationsapparate die 
Stelle einer kostspieligen Gasuhr und erlauben eine exacte Messung 
des in den Athmungsraum eingeführten Sauerstoffes (was man von 
den Gasuhren bei kleinem Gasverbrauche nicht sagen kann). 

Das Gasometer, welches als Sauerstoff-Behälter dient, ist 
aus Zinkblech verfertigt und fasst 500 Liter. 

Der Käfig, welcher zur Aufnahme des Thieres dient, hat 
einen muldenförmigen Boden aus emaillirtem Eisenblech; von seinem 
niedrigsten. Punkte führt eine Röhre, welche seitwärts den Käfig 
durchbricht und von aussen mit einem Glashahne versehen ist Der 
am Boden gesammelte Harn fliesst bei Öffnung des Hahnes in ein 
untergestelltes Gefäss. Die Ränder dieses Bodens sind mit einer 
tiefen Rinne versehen, in welche vier starke Glasscheiben wasser¬ 
dicht eingekittet sind; die seitlichen sich berührenden Ränder sind 
am Käfige befestigt und die dadurch gebildeten Ecken gut verkittet. 
Diese Glasscheiben bilden also mit dem emaillirten Boden ein etwa 
35 cm. tiefes Gefäss und ein Verlusst des Harnes in Folge von Durch¬ 
sickern oder Verspritzen dnrch männliche Hunde ist gänzlich aus¬ 
geschlossen. Nun kommt in dieses Gefäss ein starkes, eisernes 
emaillirtes Gitter und darauf schliesslich ein verzinntes Eisendrath¬ 
netz von 5 mm. Maschenweite. Auf dieses Drathnetz kommt das 
Versuchsthier zu stehen. Um ein Zerbrechen der seitlichen Glas¬ 
scheiben zu verhindern, sind diese von innen mit einem Eisenstab- 
geländer versehen. Durch diese Einrichtung des Käfiges ist ein Ver¬ 
mischen und Maceriren des Kothes mit Harn, solange der Koth gut 
geformt und nicht breiig ist, gänzlich ausgeschlossen. Das verzinnte 
Eisengitter, sowie der Boden, lassen sich leicht mittelst destillirten 
Wassers nachspülen, so dass man nichts von den Harnbestandtheilen 
verliert. Den Käfig kann man leicht reinigen mit Wasser waschen, 
beziehungsweise behufs genauer Reinigung zerlegen. 


* 


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4 



100 


Der Ausführung eines Versuches müssen gewisse Vorarbeiten 
vorausgehen. 

Es muss der CO,- Gehalt der Kalilauge *) ermittelt werden, wel- 
zum Experimente bestimmt ist. Zu diesem Zwecke verwende ich 
den Apparat und die Methode von Laves, indem ich die Kohlen¬ 
säure ab wäge, welche aus der Kalilauge durch Einwirkung von 
Schwefelsäure frei wird und in einer U-förmigen Röhre mit Soda¬ 
kalk aufgefangen wird. Nach der Bestimmung des CO,-Gehaltes 
der Kalilauge wird dieselbe gemessen oder abgewogen. Das Abwä¬ 
gen erscheint bequemer und es wird hiebei ein längerer Contact 
derselben mit der Luft vermieden, was bei der Messung nicht mö¬ 
glich ist. Die Flasche mit Kalilauge wird auf das Postument ober¬ 
halb des Athmungsapparates gestellt und der Ablaufhahn mit den 
zum Absorptionsapparate führenden Kalilaugeleitungsröhren ver¬ 
bunden. 

Das kleinere Brett mit dem Aspirationsconus und dem Absorp¬ 
tionsapparate wird in den Athmungsraum gänzlich eingeschoben- 
und die vom Absorptionsapparate führenden, mit Siebansätzen ver 
sehenen Röhrchen, mit denen, von der Kalilaugeflasche kommenden 
verbunden. Den unteren Theil des Absorptionsapparates (das Sam- 
melgefäss) nämlich dessen seitliche Abflussrohre (S,) wird mit der 
zur (unterhalb des Apparates aufgestellten) Kalilaugesammelflasche 
(F t ) leitenden und bis zu deren Boden reichendem Rohre verbunden, 
wobei der ausserhalb des Apparates befindliche Hahn (<S t ) geschlos¬ 
sen sein muss. 

Der im Gasometer enthaltene Sauerstoff wird durch Erwärmen 
einer Mischung von reinem chlorsaurem Kali mit Braunstein erhalten 
und durch eine Reihe von Waschflaschen mit Natronlauge geleitet. 
Vor dem Versuche wird dessen Gehalt an reinem Sauerstoffe (0,) 
bestimmt. Zu dieser Bestimmung verwende ich die Bürette von 
Hempel und eine kugelige Pipette mit einer Lösung von Pyro- 
gallussäure in Kalilauge. Es werden drei Bestimmungen gemacht 
und bei der Berechnung der Ergebnisse des Versuches der Mittel¬ 
wert derselben in Rechnung gebracht. 

Eine der Aspiratorenflasche wird in der oben beschriebenen 
Weise mit Sauerstoff gefüllt, der Hahn (ä,), welcher die beiden 
Flaschen in Verbindung setzt, geschlossen. Der T-IIahn (/»,) vom 
Gasometer so gestellt, dass letzterer mit der Flasche, welche mit 
Wasser gefüllt ist, in Verbindung stehe. Mit Hilfe der Kurbel wird 


') Die Anwendung von Kalilauge ist insoferne angenehmer als von 
Natronlauge, da erstere die Glasgefässe nicht so sehr angreift, wie letztere. 


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101 


jene Flasche herabgelassen, welche mit Sauerstoff gefüllt worden ist 
und der Manometerstand bei geschlossenem Verbindungshahne dieser 
Flasche abgelesen uni notirt, dann der zum Gasometer führende 
Dreiweghahn (ä,) so gestellt, dass die emporgezogene, mit Wasser 
gefüllte Aspiratorenflasche mit dem Gasometer verbunden sei. 

Behufs Feststellung des C0 a -Gehalt mittelst der Pettenkof- 
fer’schen Methode werden Luftproben aus dem Zimmer genommen. 
An die Röhren mit Hahn am Athmungsapparate werden die Appa¬ 
rate und Gasometer zur Luftprobenentnahme angefügt. Es wird die 
Temperatur innerhalb und ausserhalb des Zimmers, der Barometer¬ 
stand abgelesen, die psychroraetrische Differenz, behufs Berechnung 
der Dampfspannung im Zimmer, ermittelt und alle diese Daten no¬ 
tirt. In die äussere das; Achsenlager des Windrades umgebende 
Dichtungspfanne (P) wird Mineralöl gegossen. Nach diesen Vorbe¬ 
reitungen kann man zur Vornahme des Versuches schreiten. 

Nun schiebt man den Käfig mit dem gewogenen Versuchs- 
thiere in den Athmungsraum, schliesst letzteren schnell mit der 
Seitenthüre luftdicht zu, notirt die Zeit. Den Abflusshahn der obe¬ 
ren Kalilaugeflasche (F a ) öffnet man derart, dass die Absorptions¬ 
kugeln im Apparate mit Kalilauge reichlich, doch nicht unnützer 
Weise zu sehr benetzt werden und setzt das Windrad in Bewegung. 
Dann öffnet man den, am Athmungsapparate befestigten, zu den 
Aspiratorenflaschen führenden Dreiweghahn (h 3 ) derart, dass der 
Athmungsraum mit der mit Sauerstoff gefüllten Aspiratorenflasche 
verbunden ist, — nun öffnet man auch den Verbindungshahn der 
beiden Aspiratorenflaschen (ä,), so dass der Sauerstoff in entspre¬ 
chender Menge in den Athmungsraum gelangt. 

Während des Versuches haben wir zu überwachen: 

1) dass die Dichtungspfannen immer mit Öl gefüllt sind; 

2) dass die im Sammelgefässe (. Ab 2 ) des Absorptionsapparates 
angesammelte Kalilauge rechtzeitig in die untere Kalilaugeflasche (F t ) 
abgelassen werde und nach Bedarf aus der letzteren in die oberhalb 
des Respirationsapparates befindliche Kalilaugeflasche (F t ) vorsich¬ 
tig nach Öffnung des Trichters zurückgegossen werde; 

3) dass das aus der oberen Aspiratorenflasche in die untere 
(Sauerstoff enthaltende) Flasche herabfliessende Wasser nur bis zur 
schon erwähnten Marke gelange. Ist dies geschehen, so schliesst man 
den Verbindungshahn (ä,), verändert entsprechend die Lage der 
Aspiratorenflaschen, liest das Manometer ab und dreht auch die 
zwei Dreiweghähne (A a und ä 3 ) entsprechend um, so zwar, dass im¬ 
mer wieder die mit Sauerstoff neu angefüllte Flasche mit dem 
Athmungsraume, die zweite mit Wasser gefüllte, mit dem Sauerstoff- 


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102 


gasometer verbunden ist. Bei diesen Verrichtungen braucht man 
sich nicht zu beeilen, den eine jede kann neben der anderen ganz 
bequem ausgeführt werden. 

Der Vorgang des Versuches muss immer überwacht werden; 
aber diese Überwachung ist sehr leicht von einer Person durch¬ 
führbar, wobei diese Person noch immer Zeit genug hat, um die 
Analysen der Kalilauge, der Luftproben und s. w. durchführen zu 
können. 

Beim Schlüsse des Versuches werden notirt: der Barometerstand, 
die Zimmer-, die Aussen- und die Temperatur im Athmungsraume; 
der Manometer-Druck im Athmungsraume und die Zeit. 

Es werden nun Luftproben genommen, die Sauerstoffzufuhr ab¬ 
geschnitten, das Windrad eingestellt, der Abflusshahn der Kalilauge- 
flasche (Ä s ) ges chlossen, der Athmungsraum geöffnet, das Thier ge¬ 
wogen. 

Nach Beendigung des Versuches werden die Verbrennungs¬ 
produkte bestimmt. Es wird die ganze Menge Kalilauge, welche sich 
im Sammelgefässe (Ai,) des Absorptionsapparates gesammelt hat, in 
die Kaliflasche ( F t ) herabgelassen; alle Röhrenleitungen, durch wel¬ 
che die Lauge floss und der Absorptionsapparat mit möglichst kleinen 
Mengen ausgekochten destillirten Wassers wiederholt nachgespült und 
die Spülflüssigkeit in die Kalilaugeflasche (F t ) gegossen. Die Kali¬ 
laugeflasche wird nun gut gemischt und abgewogen. 

Jetzt müssen wieder einige Analysen durchgeführt werden und 
zwar wird in der Kalilauge der CO,-Gehalt in den aus dem Ath¬ 
mungsraume entnommenen Luftproben der CO,- und 0,-Gehalt er¬ 
mittelt. Schliesslich bleibt die Berechnung der Versuchsresultate aus 
den Beobachtungs- und Analysen-Daten übrig. 

Der Zweck meiner ersten Versuchsreihen mit dem beschriebenen 
Respirationsapparate war, seine Dichtigkeit sowie seine Ventilations¬ 
kraft zu controlliren, respective zu bestimmen. Die Dichtigkeit con- 
trollirte ich auf diese Weise, dass aus dem gut geschlossenen Athmungs¬ 
raume Luft in solcher Menge herauspumpt wurde, dass ein negativer 
Druck im Apparate von circa 5 cm. Wassersäule entstand. Diese 
Druckdifferenz erhielt sich lange Zeit unverändert. Dann wurde 
wieder umgekehrt so viel Kohlensäure in den Apparat eingeleitet, 
dass das, Manometer einen positiven Druck von circa 5 cm. 
Wassersäule zeigte, welcher ebenfalls lange Zeit constant blieb. 

Die Ventilationsgrösse wurde in folgender Weise ermittelt. An 
dem freiem verticalen Glasschenkel (Ai,) des Absorptionsapparates 
wurde ein 10 cm. breites Blechrohr angefügt, dessen Ende knieför¬ 
mig gebogen war und bis beinahe an den Boden eines circa 150 


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103 


Liter fassenden Gefässes reichte; am Ende dieses Rohres wurde 
noch der trichterförmige Aufsatz des Absorptionsapparates angefügt. 
Das Gefäss wurde nun mit gasförmiger Kohlensäure gefüllt und die 
Niveauhöhe derselben mittelst einer kleinen Kerzenflarame ermittelt 
und notirt. Dann wurde das Windrad in Bewegung gesetzt auf die¬ 
selbe Weise wie früher den Niveaustand der Kohlensäurefläche nach 
Verlauf einer bestimmten Zahl von Secunden ermittelt und die Höhe 
der Kohlensäureoberfläche notirt. Aus einer grösseren Reihe von 
derartigen Versuchen nahm ich dann die am meisten übereinstim¬ 
menden Zahlen und berechnete aus deren Mittel die Ventilationsgrösse. 
Diese Versuche ergaben, dass bei vollem Laufe des Windrades also 
ohne Einschaltung eines Stromwiderstandes, dasselbe durch den 
Absorptionsapparat (bei Wasser bene tzung der Absorptionskugeln) 
im 28 Secunden 1533 Liter Kohlensäuregas aspirirt, also in einer 
Minute 328-5 Liter und per Stunde 19-71 cbm. 

Berücksichtigen wir nun noch die Dichte der Kohlensäure in 
Bezug auf Luft = 1-5193, so können wir die Menge der in einer 
Zeiteinheit aspirirten Luft berechnen: 


x 


28 

vTüIsrä 


= 22-713 


wo x der Zeit in Secunden entspricht, welche nothwendig 
ist um 153-3 Liter Luft zu aspiriren. 

Die Aspirationsgrösse des Windrades bei vollem Laufe beträgt 
also auf Luft berechnet, in 22 7 Secunden 153 3 Liter, oder in der Mi¬ 
nute 405 Liter und in der Stunde 24-3 cbm. Luft. Da aber der 
Athmungsraum des beschriebenen Respirationsapparates 12 m 3 . (ohne 
Apparate) beträgt, so berechnet sich die Ventilationsgrösse auf die 
Zahl 20, d. h. dass die Luft im Athmungsraume 20-mal per Stunde 
aufgefrischt wird, respective den Absorptionsapparat passiren muss. 

Wir sehen daraus, dass die Ventilation enorm gross ist und 
bei einem Respirations-Versuche durch Einschalten von Strom- 
Widerständen vermindert werden muss. Natürlich könnte man eine 
Ventilationsverminderung auch durch Anwendung eines kleineren Wind¬ 
rades und Aspirationskonus erzielen. 

Die bisherigen Vorversuche zeigen also, dass die Dichtigkeit, 
sowie die Ventilationsgrösse nichts zu wünschen übrig lassen. 

Bei den weiteren Versuchen verbrannte ich im Respirations¬ 
apparate einen Körper von bekannter Zusammensetzung. Diese Ver¬ 
suche bezweckten die Brauchbarkeit des Apparates für Untersu¬ 
chungen de3 Athmungsprozesses zu erproben,sowie die Ergebnisse der 


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04 


Vorversuche zu kontrolliren. Die Resultate eines dieser Controlver¬ 
suche führe ich an: 

Es wurde ein Stück Kerze verbrannt. Die Elementaranalyse 
ergab: 

Kohlenstoff 7617% 

Wasserstoff 12-83% 

Sauerstoff 1100%. 

Gewicht der Kerze vor den Versuche 40-567 grm. 

„ „ „ nach dom Versuche 19-212 „ 

Das Gewicht der verbrannten Kerze 21-355 grm. 

Anfang des Versuches: 3 h. 05 m., Ende: 5 h. 10 ra. = Dauer: 
2 h. 5 m. 

Barometerdruck zu Anfang und am Ende: 745 mm. Hg., Temp.: 
-|-15® C. = reducirter Barometerdruck: 7431 mm. Hg. bei 0® C. 

Die Temperatur im Apparate zu Anfang: -p 15® C., Dampfspan¬ 
nung: +12-7 mm. Hg. 

Die Temperatur im Apparate zu Ende: -f- 20® C., Dampfspan¬ 
nung: -j-18 3 mm. Hg. 

Der Manometerdruck im Apparate gegen Ende = +35 mm. 
HjO = 2*6 mm. Hg. 

Das Gewicht der Kalilauge am Anfang: 10250 grm., zu Ende: 
11120 grm. 

Die Menge des eingeführten Sauerstoffes = 25 83 Liter mit 
901% 0,-Gehalt. 

Der 0,-Gehalt der Luft im Apparate am Schluss: 19'52%. 

Die Bestimmung der Kohlensäure: 

1. In der Kalilauge: 

am Schlüsse: 11120 grm. Kalilauge mit 0-7778% 

CO, -Gehalt.= 86488 grm. CO, 

zu Beginn: 10250 grm. Kalilauge mit 0-2456% 

CO,-Gehalt. = 35424 „ 

Zunahme . 51-064 grm. CO, 

2. In der Luft des Athmungsraumes: 

am Schlüsse: 1100 Liter Luft mit 4 523 cm 3 . C0, = 4-975 Liter C0, 

zu Beginn: 1100 ,. „ „ 0'56 „ „ = 0616 „ „ 

Zunahme 4359 Liter C0, 

entsprechend 8-566 grm. C0,- 

Gesammtproduktion der Kohlensäure: 59-63 grm. 


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105 


Bestimmung des Sauerstoffes: 

1. In der Luft des Atb mungsraum es: 
zu Beginn: 


/ 20-9 X 0 006 \ 

1100 (743-1 - 12 7) (20-9 - —-J _ 

760 (1 + 0-003666 . 15) 100 

am Schlüsse: 

1100 (7431 -18-3) . 19-52 
760 (1 + 0-003665 . 20) 100 

Abnahme 


209’29 Liter 0, 


= 186-49 


22 80 Liter 0,. 
2. In dem zugeleiteten Sauerstoffe: 

= 21-20 Liter 0, 


25-83 . 901 (743 1 — 12 7) 
760 (1 + 0 003665 . 15) 100 


Gesammtverbrauch = 44-00 Liter 0, 
entsprechend 62-88 grm. 0,. 


Gefunden: 

CO,-Production 5963 grm. 

0,- Verbrauch 62-88 „ 


Berechnet: 
59656 grm. 
62-946 „ 


Aus obigen Versuche sehen wir also, dass die Resultate über¬ 
einstimmend sind. 

Nun machte ich noch Controlversuche mit Thieren. Es wurde 
ein Hund verwendet, der körperlich ganz gesund war und vor dem 
Versuche eine gewisse Zeit bis zur Constanz des Körpergewichtes 
gefüttert wurde. 

Ich lasse nun die Resultate dieser Versuche folgen: 


Erster Versucli. 

Anfang des Versuches: 11 h. 15 m., Schluss: 4 h. 45 m., Dauer: 
5 Stunden 30 Minuten. 

Körpergewicht des Hundes zu Beginn . 9620 Kg. 

„ „ „ am Schlüsse . 9150 „ 

Gewichts-Verlust . 0-470 Kg. 

Barometerstand zu Beginn: 736 mm. Hg., Temp. +9® C., re- 
ducirter Barometerstand: 734 8 mm. Hg. bei 0® C. 

Barometerstand am Schlüsse: 731 mm. Hg., Temp. -f 8 5® C., 
reducirter Barometerstand: 73Ö - 0 mm. Hg. bei 0® C. 

Zimmertemperatur zu Beginn und am Schlüsse: -f-14 5® C. 


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106 


Psychrometrische Differenz: 4 # = 71 mm. Hg. Dampfspannung. 
Temperatur im Athraungsraume zu Beginn: +14'5° C., am 
Schlüsse: + 180* C. 

Manometerdruck im Athmungsraume am Schluss3: —17 mm. 
H,0 = 1-25 mm. Hg. 

Gewicht der Kalilauge zu Beginn: 11303 grm. mit 0-5881% CO,; 
am Schlüsse: 11933 grm. mit 1-3004% CO,. 

Die Menge des eingeführten Sauerstoffes: 

26 Liter unter atmosphärischem Drucke mit 89-35 # / 0 0,-Gehalt 
13 „ „2 mm. Hg. negativen Drucke „ 89-35"/, „ 

13 , „ 1 „ „ „ „ „ 89-35% 

13 „ i> 1 » » » » - 47'78% 

1. Kohlensäurebestimmungen. 

«) In der Kalilauge: 
am Schlüsse: 11933 grm. Kalilauge mit 1-3001% 

CO,- Gehalt. 155177 grm. C0, 

zu Beginn: 11303 grm. Kalilauge mit 05881% 

CO,-Gehalt ...... 66-474 w „ 

Zunahme . 88-704 grm. CO, 

entsprechend 45-14 Liter C0,. 

6) In der Luft des Athmungsraumes: 
am Schlüsse : 1106 Liter Luft mit 4 809 cm*. CO, 5-319 Liter CO, 
zu Beginn: 1106 „ „ „ 066 „ „ Q-730 , „ 

Zunahme 4-589 Liter CO, 

Gesammtproduction der Kohlensäure in 5 Stunden 30 Minuten: 
49729 Liter, in 24 Stunden: 217-0 Liter C0,. 


2. Sauerstoffbestimmungen. 

a) ln der Luft des Athmungsraumes: 
zu Beginn: 

/ 20-9 . 0 066 \ 

1106 (734 - 7-1) (20-9 - -—-J _ 


760 (1 + 0 003665 . 14 5) . 100 


209-85 Liter CO, 


am Schlüsse 

1106 (734 - 15 3) . 20 57 
760 (1 + 0 003665 . 18 0) . 100 

Abnahme 


. = 19961 , 

. = 10-24 Liter CO,. 


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10 7 


6) In dem zugeleiteten Sauerstoffgase: 


«) 


26 X 8935 X _ (734'8 J j' 3 ) _ _ 20 . Q41 Liter Q 
760 (1 + 0 003665 X14 5) X 100 * 


ß) 


13 X 89 35 X (732-8 - 12 3) 
760 (l + 0-003665 X 14 5) X 100 


= 10-700 


n 


13 X 89-35 X (739 - 1 2 3) _ 1(>400 

760 (1 + 0-003665 X 14-5) X 100 ” ” 

. 13 X 47-78 X (730 - 12 3) _ ß ^ 

760 (1 + 0 003665 X 14 5) X 100 _ ” ” 

Zusammen 47 741 Liter 0,. 


Gesammtverbrauch in 5 Stunden 30 Minuten: 57 981 Liter Oj, 
in 24 Stunden: 253-0 Liter Sauerstoff. 

Bei mittlerem Körpergewichte ergeben sich pro Kilogramm Kör¬ 
pergewicht und Minute: 


CO, 

O, 


49-729 X 1000 
9-435 X 330 
57-985 X 1000 
9 435 X 330 


Respirations Quotient = 


= 15-97 cm 1 . CO, 

= 18-62 cm 1 . 0, 

217 = _15*7_ = 0.857. 
253 18-62 


Zweiter "Versuch. 


Derselbe Hund. 

Anfang des Versuches: 2 h. 30 m., Schluss: 6 h. 35 m., Dauer: 
4 Stunden 05 Minuten. 

Körpergewicht des Hundes zu Beginn . 945 Kilo 

j» „ „ am Schlüsse . 910 B 

Gewichts-Abnahme . 0-53 Kilo 

Barometerstand zu Beginn und am Schlüsse: 742 mm. Hg., 
Temp.: -(-15° C. (am Schlüsse Temp.: +16° C.), reducirter Baro¬ 
meterstand: 740 mm. Hg. bei 0® C. 

Zimmertemperatur zu Beginn und am Schlüsse: +17° C. 
Psychometrische Differenz = 3®, entsprechend 11-3 mm. Hg. 
Dampfspannung. 

Die Temperatur im Apparate zu Beginn: -f-17° C., am Schlüsse: 
+ 20® C. 

Manometerdruck im Apparate am Schlüsse: + 10 mm 
H,0 = 0-74 mm. Hg. 


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108 


Gewicht der Kalilauge zu Beginn: 11350 grm. mit 1-2352°/, CO,; 
am Schluss: 11970 grm. mit 1-7162% CO,. 

Menge des zugeleiteten Sauerstoffgases: 

26 Liter unter 2 0 mm. Hg. Manometerdruck mit 90-3 % 0,- Gehalt 
26 „ „ atmosphärischem Druck „ 90-3% „ 

Der Sauerstoffgehalt der Luft im Apparate zu Beginn: 20% O t , 
am Schluss: 20-93% 0,. 

1. Kohlensäurebestimmungen. 

a) In der Kalilauge: 

am Schlüsse: 11970 grm. Kalilauge mit 1-7162% 

CO,-Gehalt.= 205429 grm. CO, 

zu Beginn: 11350 grm. Kalilauge mit 1-2352% 

CO,-Gehalt. = 140195 , 

Zunahme . 65 234 grm. CO, 

entsprechend 33-195 Liter CO,. 

b) In der Luft des Athmungsraumes: 

am Schlüsse: 1106 Liter Luft mit 3-821 cm 3 . = 4126 Liter CO,, 
zu Beginn: 1106 „ . „ 056 „ = 0619 „ „ 

Zunahme 3.607 Liter CO, 
Gesammtproduction der Kohlensäure in 4 Stunden 0 - 5 Minuten: 
36-802 Liter, in 24 Stunden: 2163 Liter CO,. 


2. Sauerstoffbestimmungen. 

a) In der Luft des Athmungsraumes: 
zu Beginn: 

>8 X 0-056N 


1106 (740 - 11-3J ^208 - —- * 0 ° ^ _ 

760 (1 + 0 003666 X 17) X lÖÖ 
am Schlüsse: 

1106 (740-7 - 17-4) X 20 93 


206-974 Liter O, 


766 (1 + 0 003665 X 20 0) X 100 

Abnahme 


= 205-244 


1-730 Liter O,. 


b) Im zugeleiteten Sauerstoffgase: 


26 X 90 3 X (738 - 14-4) 
a > 760 (1 + 0 003665 X 17) X 100 
26 X 90-3 X (740 - 14-4) 
760 (1 + 0 003665 X 17) X 100 
Summe des zugeleiteten Sauerstoffes 


= 21043 Liter O t 


= 21101 


V V 


42.144 Liter, .0 


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109 


Gesammtverbrauch an Sauerstoff in 4 Stunden 05 Minuten: 
43874 Liter, in 24 Stunden: 252 Litre 0,. 

Bei mittlerem Körpergewichte ergeben sich pro Kilogramm Kör¬ 
pergewicht und Minute: 1619 cm’. CO, und 1931 cm*. 0,. 

Respirations-Quotient = = — - = 0-8583. 

r 252 19-31 


Dritter 'Versuch. 


Derselbe Hund. 

Anfang des Versuches: 3 h. 0 m., Schluss: 7 h. 25 m., Dauer: 
4 Stunden 25 Minuten. 

Körpergewicht des Hundes zu Beginn 9670 Kilogramm 
, „ n am Schlüss e 9-270 „ 

Verlust 0400 Kilogramm. 

Der Barometerstand zu Beginn und am Schlüsse: 743 mm. Hg. 
bei +17° C. = 741-2 bei 0° C. 

Zimmertemperatur zu Beginn und am Schlüsse: -|-17-5 0 C. 
Psychometrische Differenz: 2-5° — 10 2 mm. Hg. Dampfspannung. 
Temperatur im Apparate zu Beginn: +17‘5° C., am Schlüsse: 
-1-200* C. 

Manometerdruck im Athmungsraume am Schlüsse: +12 mm. 
H,0 = 0-88 mm. Hg. 

Gewicht der Kalilauge zu Beginn: 11150 grm. mit 08231*/„ 
CO,-Gehalt, am Schlüsse: 11810 grm. mit 1-3939% CO,-Gehalt. 

Menge des zugeleiteten Sauerstoffgases; 52 Liter bei —20 mm. 
Hg. mit 93-5% 0,-Gehalt. 

0,-Gehalt der Luft im Apparate zu Beginn: 2003% 0,, am 
Schlüsse: 2005*/„ 0,. 


1. Kohlensäurebestimmungen. 

o) In der Kalilauge: 

am Schlüsse: 11810 grm. Kalilauge mit 1-3939°/ 0 

CO,-Gehalt.= 164-617 grm. CO, 

zu Beginn: 11150 grm. Kalilauge mit 0-8231 °/ 0 

CO,- Gehalt 91-775 , » 

Zunahme . 72-842 grm. CO, 

entsprechend 37066 Liter CO,. 


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110 


b) In der Luft des Athmungsraumes: 
am Schlüsse: 1106 Liter Luft mit 3-321° cm*. CO, = 3-673 Liter CO, 
zu Beginn: 1106 „ „ „ 056 „ „ = Q-619 , „ 

Zunahme 3-054 Liter CO,. 
Gesammtproductiou an Kohlensäure in 4 Stunden 25 Minuten: 
40-12 Liter, in 24 Stunden: 218 Liter CO,. 


2. Sauerstoffbestimmungen. 

a ) In der Luft des Athmungßraumes: 
zu Beginn: 

/ 20-93 — 0-056\ 

1106 (741-2-10-2) (20-93 - —— -J _ ^ 


__ 100 ^ 

760 (1 + 0 003665 X 17 6) X 100 
am Schlüsse: 

1106 (742 - 17-4) x 20-95 
760 (1 4 0-003665 X 20) X 100 

Abnahme 


213-65 Liter O, 


. = 211-593 


2-057 Liter O,. 


b ) Im zugeleiteten Sauerstoffgase: 

52 X 93-5 X (741-2 - 14 8) = Liter q 

760 (1 + 0-003665 X 17-6) X 100 

Gesammtverbrauch an Sauerstoff in 4 Stunden 25 Minuten: 
46-67 Liter, in 24 Stunden: 2536 Liter 0,. 

Bei mittlerem Körpergewichte pro Kilogramm Körpergewicht 
und Minute ergeben sich: 15987 cm*. CO, und 18597 cm*. O,. 

Respirations-Quotient = = —— = 08596. 

253-6 18-697 


Die Resultate der angeführten Versuche ergeben also, dass der 
beschriebene Respirationsapparat den Anforderungen vollkommen 
entspricht und dass man mit demselben Respirationsversuche allein, 
sowie auch combinirt mit Stickstoffwechselversuchen durchführen 
kann, da der zur Aufnahme des Versuchsthieres bestimmte Käfig so 
eingerichtet ist, dass sowohl der Koth und als auch der Harn jeder 
für sich gesammelt werden kann. 

Die im Apparate am Schlüsse des Versuches angesammelte 
Menge CO, ist nur unwesentlich vergrüssert, so dass die Athmung nicht 
beeinträchtigt werden kann. Da die Temperatur im Apparate steigt, 
so ist es angezeigt beim Aspirationskonus ein Gefäss mit etwas Eis 
zu stellen, oder auch eine Wasserkühlung einzuführen, wie dies 
Iloppe-Seyler in dem von ihm beschriebenen Apparate ge¬ 
macht hat 


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111 


Bei diesem Respirationsapparate ist ausserdem auch der Um¬ 
stand nicht ausser Acht zu lassen, dass sein Anschaffungspreis sehr 
niedrig zu stehen kommt. 

Der in der angegebenen Grösse verfertigte Apparat wurde aus 
den Mitteln und mit Kräften des hiesigen Institutes gebaut'). 

Wie gesagt, ist dieser Apparat nur für Versuche an Thieren 
construirt. Die Construirung eines solchen Apparates für Versuche 
an Menschen würde den Anschaffungspreis nicht sehr erheblich er¬ 
höhen, da ja nur der Athmungsraum vergrössert werden müsste. 
Der Rest der Apparate, nämlich das Windrad sammt dem Absorptions¬ 
apparate können bleiben, da ja die Ventilationsgrösse derselben für 
einen Athmungsraum von 8—24 cbm. hinreichend wäre. 

Vorläufig beschränke ich mich auf die Beschreibung des Appa¬ 
rates, sowie auf die Mittheilung der Versuche, welche den Beweis liefern, 
dass dieser Apparat zu Respirationsversuchen ganz gut brauchbar 
ist. Ich beabsichtige nämlich mit diesem Apparate Respirations¬ 
versuche an Thieren vorzunehmen, um die Wirkung einiger Arzenei- 
mittel auf die Athmungsvorgänge zu untersuchen. 

Schliesslich möchte ich noch eines hervorheben und zwar, dass 
ich der Meinung bin, dass die bei diesem Apparate von mir ange¬ 
wendete Ventilationsart sehr wohl auch bei Apparaten nach dem 
Principe von Pettenkofer Anwendung finden könnte und zwar an 
Stelle der grossen Säugpumpe. Die kleinen Säugpumpen zur Probe¬ 
entnahme von Luft könnten dann durch den Electromotor in Bewe¬ 
gung gesetzt werden. Natürlicherweise müssten noch andere Modi- 
ficationen des Apparates eintreten, um dem kleinen Drucke, welchen 
das Windrad zu überwinden im Stande ist, Rechnung zu tragen. 


*) Die Kosten betrugen 760 Kronen, wobei der Elektromotor und 
das Widerstandbrett nicht gerechnet wird, da diese Apparate im Institute 
schon vorhanden waren. 


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Ueber die Grundsätze, Bedingungen und Indicationen der Sympbjrseotomie 

mit Angabe eines eigenen Falles *) 

Ton 

Dr. STEFAN GASZYNSKI 

emtr. Ordinator der geburtshilflichen Klinik. 

(Mit Tafel III. und 10 Figuren im Texte). 


„Pas d’embryotomie de l’enfant vivant“ verkündet einer der 
Sprüche, die auf den Gedenktafeln im Hörsaale der berühmten 
Baudeiocque'schen Klinik gezeichnet sind 

Und mit Recht, denn wir sind im Stande durch Anwen¬ 
dung von genauen Untersuchungsmethoden, sowie der chirurgischen 
Technik in der Geburtshilfe, sogar in den schwersten und schlimm¬ 
sten Fällen, das Leben der Mutter, und des Kindes zu retten, ohne 
das Leben des einen Individuums mit dem Tode des anderen zu 
erkaufen. 

Hochgradige Beckenverengerung, welche die Entbindung auf 
natürlichem Wego unmöglich macht, hat schon vor geraumer Zeit 
zum Kaiserschnitte als einem verzweifelten Auswege geführt, der 
jedoch bei der heutigen Technik mit glänzendem Erfolge für Mutter 
und Kind ausgeführt wird. In jenen Fällen von Beckenverengerung 
mittleren Grades, in welchen das Kind geopfert werden muss und 
nur die Mutter gerettet werden kann, half man sich fast bis zur 
letzten Zeit mit den grausamen Methoden der Cranioclasie und der 
Embryotomie. Es gibt nichts leichteres, als das Kind zu tödten und 
es stückweise herauszunehmen; dem menschenfreundlichen Frank¬ 
reich aber und der genialen schöpferischen Kraft seiner Vertre¬ 
ter gelang es, auch in diesen Fällen das lebende Wesen vor einem 
gewaltsamen Tode zu bewahren: Jean Rönö Sigault kam auf 


*) Diese Arbeit ist in polnischer Sprache in der Wochenschrift 
„ Medycyna“ in Warschau 1901 erschienen. 


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113 


die Idee der Symphyseotomie! Die Lücke in der Geburtshilfe wurde 
ausgefüllt und heute kann sich unsere Wissenschaft rühmen, dass 
es kaum einen Fall gibt, wo sie der leidenden Menschheit keine 
Hilfe leisten könnte. 

Es erscheint überflüssig die Geschichte der zu besprechenden 
Operation ausführlich darzustellen, da dieselbe in den Werken von 
Fr. Neugebauer, Ed. Gasp. von Siebold, Varnier u. A. in 
einer erschöpfenden Weise bearbeitet ist. Diese Arbeit bezweckt den 
Gegenstand praktisch zu verwerten; es wird demnach vor Allem der 
factische Sachverhalt und nur jene geschichtlichen Momente berück¬ 
sichtigt werden, welche diese Operationsmethode als eine begründete 
erscheinen lassen, wie auch auf jene Hindernisse hingewiesen wer¬ 
den, auf welche diese Methode in ihrer Entwickelung gestossen 
hatte. 

Wie in der Geschichte anderer Zweige der Medizin, müssen wir 
auch in diesem Gegenstände bis auf des Hippokrates zurück¬ 
gehen, der schon im Alterthume gewusst hatte, dass während der 
Schwangerschaft und Entbindung eine gewisse physiologische Locke¬ 
rung der Beckengelenke vorkommt. Daraus entstand sogar eine Fa¬ 
bel, die Fr. Neugebauer als solche anführt, dass im Alterthume 
den jungen Mädchen die Schambeinfuge durchschnitten wurde, 
um ihnen in der Zeugungszeit das Gebären zu erleichtern. 

Im Jahre 1519 demonstrirte Jacques d’Amboise während 
eines öffentlichen Vortrages die Beweglichkeit der Gelenkflächen 
einer Wöchnerin, die einige Tage nach der Geburt des Kindes ge¬ 
storben war. Diese Idee ausnützend wollte Severinus Pinaeus 
durch Kataplasmen, Einreibungen mit Oel, Sitzbäder etc. künstlich 
die Erweichung der Symphyse hervorrufen. Dies war also die erste, 
obwohl ziemlich unbeholfene Verwertung einer klinischen Beobach¬ 
tung. Eine Zeitlang später im Jahre 1585 durchschnitt ein französi¬ 
scher Arzt Jean Claude de la Courvöe in Warschau zum er¬ 
sten Male auf operativen Wege die Schambeinfuge an der Leicho 
einer plötzlich verstorbenen Gebärenden, behufs schneller Extraction 
des Kindes. Unter ähnlichen Umständen vollzog dieselbe Operation 
in Deutschland Plenck im J. 1766. 

Die Symphyseotomie an einer Lebenden als Hilfeleistung der 
Gebärenden wurde zum ersten Male von Jean Rönö Sigault erst 
im J. 1777 ausgeführt; es wird also ihm das Verdienst der Einiüh- 
rung dieser Operation gänzlich zugeschrieben. 

Ich will noch auf gewisse Umstände hinweisen, welche auf die 
Entstehung der Symphyseotomie Bezug haben. Im Jahre 1768 schlug 
Jean R. Sigault die Symphyseotomie alseine Operation vor, wel- 

Poln. Archiv f. biol. u. med. WUsenecb. 

Archiv«« poloo. de scienc. biol. et midie. 3 


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ii4 


che den Kaiserschnitt vertreten könne, da dessen Erfolge damals 
sehr ungünstig waren. Auf diesen Gedanken führte ihn die schon 
damals allgemein bekannte Thatsache, dass die Beckengelenke während 
der Schwangerschaft und Entbindung locker werden. Louis, Secre- 
tär der Pariser chirurgischen Akademie, berief eine Commission, 
welche die vorgeschlagene Operation genau untersuchen und begut¬ 
achten sollte. Die Ansichten waren getheilt. Camper, einer der 
Commissionsmitglieder, versuchte durch Messungen an Leichen zu 
beweisen, dass die Conjugata des Beckens bei dieser Operation sehr 
wenig zunehme und zog daraus die Folgerung, dass es nicht statt¬ 
haft ist, die Kranke einer so grossen Gefahr auszusetzen; seine Ex¬ 
perimente an Thieren haben jedoch bewiesen, dass die Schambein¬ 
fuge nach dem Durchschneiden sehr gut nachträglich zusammen¬ 
wächst. Baudelocque, der auch zu dieser Commission gehörte, 
hat in seiner Arbeit: „An in partu propter augustiam pelvis impos- 
sibili symphysis ossium pubis secanda*, Paris 1776 — auch gegen die 
Operation sich geäussert. 

Sigault liess sich jedoch dadurch nicht einschüchtern. Im 
J. 1775 wurde er zu einer Soldatenfrau Sonchot, die zum 4-ten 
Male gebar, berufen. Er lud also einige damalige Professoren, unter 
anderen Levret ein, um mit ihnen zu berathen, ob in diesem 
Falle die Symphyseotomie angezeigt wäre. Die Kranke war rhachi- 
tisch. Coniugata = 7 cm. Die ersten drei Entbindungen waren ope¬ 
rativ und endeten mit Wendung und Extraction todter Kinder. Die 
Berathung hatte nicht das von Sigault erwartete Ergebniss, die 
Consultanten lehnten die vorgeschlagene Operation ab. Man führte 
die Wendung aus, und zum 4-ten Male wurde ein todtes Kind 
extrahirt. 

Zwei Jahre später operirte Sigault schon ohne Consilium, 
bei Assistenz von Alphons Leroy, dieselbe Kranke; er er¬ 
weiterte die Fuge bis auf 7 cm., dann beförderte ein lebendes Kind 
heraus. Infolge des Schnittes entstand eine vesico-vaginale Fistel; 
die Kranke ist gesund geworden. 

Am folgenden Tage wurde der Akademie über die ausgeführte 
Operation berichtet und diese delegirte Grandelos und Desce¬ 
met zum ausführlichen Untersuchen und Begutachten des Falles. 
Täglich wurden Buletins der Akademie vorgelegt. Als am 46-ten 
Tage die Kranke herumgehen konnte, wurde sie in der Akademie¬ 
sitzung vorgestellt. Trotzdem, dass das Gehen erschwert und nur 
mit Hilfe eines Stockes möglich war, wurde das Erscheinen der 
Mutter mit ihrem gesunden Kinde mit grosser Begeisterung be- 
grüsst.; der Operateur wurde mit einer ihm zu Ehren geprägten Me- 


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115 


daille belohnt. Kurz darauf wurde jedoch diese Operationsmethode 
durch einige Misserfolge discreditirt. Man operirte bei verengten Be¬ 
chen, wo die Conjugata kaum 5 cm. betrug, man zerriss die ileo- 
sacralen Gelenke, Weichtheile wurden verletzt, die Kranken infi- 
cirt u. s. w. 

Die günstigen Fälle fanden kaum rechten Glauben, da man oft 
berichtete, dass die Kranken drei Tage nach der Operation zu Hause 
herumgehen vermochten und einige Tage später in nahe Städte zu 
Fuss gehen konnten. Es kam noch dazu, dass der Operateur Des- 
prös de Meumeur in Saint-Pol de Löon in Bretagne nicht die 
Symphyseotomie ausführte, sondern nur die Haut, über der Sym¬ 
physe durchschnitt. 

Ähnliche Fälle discreditirten diese Operation in Frankreich 
selbst. Sie wurde auch in Deutschland ausgeführt. S i e b o 1 d in 
Würzburg operirte als zweiter, schon vier Monate nach der ersten 
Sigault’schen Operation, mit glücklichem Erfolge für die Mutter; 
das Kind ist jedoch bei der Extraction gestorben. Diese Operation 
wurde noch einige Male in Holland, auch in Italien ausgeführt, das 
letzte Mal von Galbiati in Italien im J. 1832. Dann ist sie für 
lange Zeit in Vergessenheit gekommen. 

Nach langer Unterbrechung wurde die Symphyseotomie wiede¬ 
rum im J. 1887 von Prof. Morisani in Neapol unter entsprechen¬ 
den Umständen ausgeführt; seit dieser Zeit kommt sie wieder in 
Aufschwung, um, wie es scheint, eine ehrenvolle Stelle unter den 
geburtshilflichen Operationen zu gewinnen. 

S p i n e 11 i, ein Schüler von Morisani, hat im J. 1891, während 
seiner Anwesenheit in Paris, dem Direktor der B a u d e 1 o c q u e’s c h e n 
Klinik Prof. Pinard die Resultate von 24 Operationen mitgetheilt, 
die theils von Morisani selbst, theils von anderen italienischen 
Chirurgen ausgeführt waren. 

Seit dieser Zeit hat die Symphyseotomie durch die Arbeiten, 
die von Prof. Pinard angeregt und unter seiner Leitung durchge¬ 
führt wurden, sehr rasch viele Anhänger gewonnen. 

Im Ärztecongress in Rom im J. 1882 kamen 82, in Moskau 
im J. 1897 gegen 400 Operationen zur Besprechung und gegenwärtig 
beläuft sich die Zahl der ausgeführten Operationen auf mehr als 1000. 

Aus dieser historischen Skizze der zu besprechenden Operation 
kann man den Schluss ziehen, dass zwar die Idee, den knöchernen 
Beckenring bei pathologisch verengten Becken während der Geburt, 
behufs ihrer spontanen Beendigung zu erweitern, eino sehr alte ist, 
dass jedoch die allgemeine Verbreitung und Einführung dieser Ope¬ 
rationsmethode sehr langsam vor sich geht. 

* 


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116 


Bei dieser Sachlage könnte man annehmen, dass entweder die 
Operation selbst, die von ihr erwarteten Vortheile nicht bringt, oder 
dass die topographischen Verhältnisse des Operationsfeldes die Technik 
ihrer Ausführung wesentlich erschweren, oder dass die Endergebnisse 
der Operation für die Kranken nachträglich und endgiltig doch viel 
ungünstiger ausfallen, als es gewöhnlich bei anderen Operationen 
der Fall ist, welche anstatt der Symphyseotomie ausgeführt werden 
können. 

Von diesen drei Gesichtspunkten die Berechtigung der Sym* 
physeotomie in einer objectiven Weise zu untersuchen, bildet den 
wesentlichen Inhalt des vorliegenden Studiums, auf Grund dessen 
ich meine Schlussfolgerungen abzuleiten und die Indicationen zu 
dieser Operation zu präcisiren beabsichtige, was den Endzweck die¬ 
ser Arbeit bildet. Als Beispiel zur Erläuterung meiner theoretischen 
Erörterungen soll ein Fall dieser Operation dienen, welche ich im 
Februar 1898 ausgeführt habe. 


I. 

Im Jahre 1894 berichtete im Ärztecongresse in Rom Pinard, 
Direktor der Pariser Baudelocque’schen Klinik, in einer sehr aus¬ 
führlichen Arbeit, über seine eigenen, sowie über die von Prof. Fara- 
beuf gemachten Berechnungen, als Nachweis, in welchom Maasse 
der gerade Durchmosser des Beckens, nämlich die s. g. Conjugata, 
beim Durchschneiden der Symphyse und bei Erweiterung des Ein¬ 
ganges in das kleine Bechen, zunehme. Obwohl ich im Allgemeinen 
mit dem Ausgangspunkte dieser Berechnungen einverstanden bin, 
so kam ich doch nach genauer Prüfung derselben zu etwas anderen 
Ergebnissen, über welche ich mir zu borichten erlaube. Meine Be¬ 
rechnungen beziehen sich nicht auf einen Durchmesser des Beckens, 
ich berücksichtigte vielmehr den Eingang in das kleine Becken in 
toto; ich habe nämlich berechnet, wie sich der Gesammtraum des 
knöchernen Beckenringes auf der Höhe des Einganges vor und nach 
dem Durchschneiden der Symphyse verhalte. Eine derartige Betrach¬ 
tung des Gegenstandes ist meiner Ansicht nach viel zweckmässi¬ 
ger und geradezu entscheidend; es handelt sich ja bei dieser Opera¬ 
tionsmethode nicht um irgend eine Dimmension, sonders um Volums- 
vergrösserung des ganzen Beckens, damit das pathologisch verengte 
Becken in Stand gesetzt werde, die Frucht aufzunehmen und sie 
durchtreten zu lassen. 


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117 


Zur Erläuterung und Prüfung meiner Berechnungen habe ich 
für angezeigt halten, Gypsabgüsse des kleinen Beckens zu verferti¬ 
gen, indem ich das kleine Becken mit flüssigem Gyps vor und nach 
dem Durchschneiden der Symphyse ausfüllte. Die Vergleichung bei¬ 
der Abgüsse bestätigt am besten die theoretischen Berechnungen. 

Ich beginne also mit der Prüfung der Berechnungen von Prof. 
Farabeuf. 

Frof. Farabeuf behauptet mit Recht, dass nach dem Durch¬ 
schneiden der Symphyse und beim Auseinanderziehen beider Scham¬ 
beine, jedes derselben einen Bogen beschreibt. Dieser Bogen lässt 
sich auch graphisch darstellen. Dazu stellt man die eine Zirkelspitze 
auf einem bestimmten Punkte, welcher der Umdrehungsachse ent¬ 
spricht, die zweite beschreibt den gewünschten Bogen. 

Um den ersten Punkt zu bestimmen, ziehen wir eine Linie parallel 
der Querachse des Becken-Einganges durch einen Punkt 2*5 cm. 
hinter der Stelle, von welcher gewöhnlich das hintere Ende der 
Conjugata gemessen wird. Der gesuchte Punkt liegt in dieser Linie 
und 5 cm. entfernt von der Mitte dieser Linie. 

Wenn wir nun bei Conjugata = 6, 7, 8, 9 cm. u. s. w. den 
Bogen beschreiben, so erhalten wir bei beliebiger Erweiterung der 
Symphyse, wie es auf Taf. III. ersichtlich ist, folgende Dimensions¬ 
verlängerungen der Conujgata: 


bei Conjugata 

und 

bei Erweiterung 
der Symphyse 

verlängert sich der 
dorsoventrale Durchmesser 

6 

cm. 


2 

auf 

cm. 

5-5 

um 

mm. 

6 

» 


4 

n 

90 

77 

6 

7? 


6 

n 

120 

77 

7 

n 


2 

TD 

50 

77 

7 

7) 


4 

1) 

80 

7 ? 

7 

n 


6 

Ti 

110 

77 

8 

n 


2 

Ti 

4-5 

77 

8 

n 


4 

77 

7-5 

77 

8 

n 


6 

1) 

100 

77 

ü 

» 


2 

n 

4-0 

77 

9 

n 


4 

n 

7-0 

7 ? 

9 

Ti 


6 

?? 

90 

77 

10 

Ti 


2 

77 

35 

77 

10 

n 


4 

77 

65 

77 

10 

7 ? 


6 

n 

8-0 

77 


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118 


Bei allen diesen Messungen betrachten wir als Verlängerung 
der Conjugata die Entfernung des vorderen Endes des ursprüngli¬ 
chen Conjugata vom Mittelpunkte, der in der Verbindungslinie der 
beiden beschriebenen Bögen liegt. Es ist einleuchtend, dass je weniger 
das B scken verengt ist, desto weniger man durch die Symphyseo- 
tomie gewinnt und umgekehrt, je kürzer die Conjugata war, desto 
bedeutender ihre Verlängerung in Folge der Operation ausfällt,’ 

Bis nun zu betrachte ich die Berechnungen von Prof. Fara- 
beuf als vollkommen richtig. Doch geht Farabeuf in seinen fol¬ 
genden Betrachtungen zu weit. 

In die bei der Symphyseotomie erhaltene Spalte drängt sich 
ein Theil dss Kindskopfes ein, es wird also der dorsoventrale 
Durchmesser des Beckens gleichsam noch um etwas verlängert, 
jedoch nur insoferne, als dies ein mit dem Zirkel vom Promonto¬ 
rium aus beschriebene Bogen anzeigt, welcher die Ränder der beiden 
auseinandergezogenen Schambeine verbindet. Prof. Farabeuf be¬ 
schreibt jedoch einen Bogen mit einen Radius von 4 cm., indem er 
den Kindskopf als einen kugelförmigen Körper von 8 cm. Durch¬ 
messer (Diameter bitemporalis) betrachtet. Vor Allem ist der Kinds¬ 
kopf eher einem Ellipsoid als einer Kugel ähnlich. Nehmen wir den 
Kopf als ein Ellipsoid an und betrachten wir einen horizontalen 
Durchschnitt durch seinen grössten Umfang, so erhalten wir eine 
Ellipse, deren kleine Achse dem Diameter biparietalis entspricht 
und nach Schröder 925 cm. beträgt, die grosse Achse dem fronto- 
occipitalen Diameter entspricht, welcher nach Schröder 1175 cm. 
lang ist. Niemals kann also eine Ellipse mit Achsen von 9 45 und 
1175 cm. sich in einen Kreis von 4 cm. Halbmesser umbilden und 
in den Zwischen-Raum der beiden auseinandergezogenen Schambeine 
so weit vortreten, wie es Farabeuf darstellt. Auf Grund der Be¬ 
rechnungen von Farabeuf müsste es möglich sein, wenn man die 
Symphyse bis auf 8 cm. erweitert hat, den ganzen Kopf, dessen 
Durchmesser nach Farabeuf auch nur 8 cm. beträgt, durch den 
vorderen Spalt heraustreten lasssen; dies ist jedoch rein unmöglich. 

In den Spalt des Beckens kann nach der Symphyseotomie nur 
ein solcher Abschnitt der Ellipse eindringen, welcher der factischen 
Entfernung des Promontoriums und des die beiden Ränder der Sym¬ 
physe verbindenden Bogens entspricht. 

Sehen wir die betreffende ^bbilduug (Taf. III.) an und be¬ 
stimmen wir die Endergebnisse des ausgeführten Schnittes, so ergibt 
sich Folgendes: 


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119 


bewirkt die Entfernung der eine Verlängerung 


bei einer Conjugata von 

beiden Schambeinränder 
auf 

der Conjugata bis 
auf 

6 

cm. 

2 

cm. 

6-6 

cm. 

6 

» 

4 

n 

7-2 

TT 

6 

tt 

6 

» 

7-8 

TT 

7 

n 

2 

tt 

7*55 

1) 

7 

n 

4 

» 

8-1 

TT 

7 

n 

6 

n 

8-6 

TT 

8 

tt 

2 

» 

805 

TT 

8 

n 

4 

TT 

90 

1) 

8 

D 

6 

n 

95 

TT 

9 

tt 

2 

n 

945 

TT 

9 

tt 

4 

n 

9-9 

TT 

9 

TT 

6 

n 

104 

n 

10 

T) 

2 

n 

104 

n 

10 

7) 

4 

TT 

108 

TT 

10 

n 

6 

» 

11-25 

TT 


Die gewöhnlich erzielte Entfernung der Schambeinränder be¬ 
trägt 6 cm., obwohl man auch weiter, bis auf 7 cm. gieng; da es 
jedoch von grosser Bedeutung ist, dass man hiebei mit Vorsicht 
vorgehe, damit weder das Skelet, noch die Weichtheile leiden, so 
kommen von den obigen von mir berechneten Zahlen nur jene in 
Betracht, welche einem Abstande der Schambeinränder von 6 cm. 
entsprechen und zwar: 

„ . verlängert sich nach der 

eme Conjugata von Symphyseotomie auf 


6 cm. 7-8 cm. 



Es sind dies absolut sichere Zahlen, welche in ein jedes Hand¬ 
buch der Geburtshilfe aufgenommen werden sollten. 

Vergleichen wir nun diese Ergebnisse mit den Dimensionen 
eines normalen Beckens. 

Die klinische Erfahrung lehrt, dass bei Becken-Verengerung 
ersten Grades die Geburt spontan beendet werden kann, oder bei 
unbedeutender Nachhilfe, wenn Kindskopf nicht ungewöhnlich gross 
ist und wenn die Arbeitskraft des Uterus eine entsprechende ist. 


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120 


Durch Ausführung der Symphyseotomie müssen wir also we¬ 
nigstens solche Dimmensionen erzielen können, welche einer Becken- 
Verengerung ersten Grades entsprechen; nur in einem solchen Falle 
erscheint der Eingriff zweckmässig und nützlich. 

Aus den oben berechneten Zahlen ist zu entnehmen, dass eine 
Coniugata von 6 cm. durch Symphyseotomie auf 7‘8 cm. und eine 
Coniugata von 7 cm. auf 8 - 6 cm. verlängert wird. Da das zulässige 
Minimum der Coniugata 8 cm. beträgt (d. i. soviel, wie eine Becken¬ 
verengerungen ersten Grades), so ist es möglich durch Symphyseo¬ 
tomie bei verengten Becken mit einer Coniugata von circa 7 cm. 
das erwünschte Resultat zu erzielen. 

Diese theoretische Betrachtungen finden ihre Bestätigung in 
der Praxis. Die bisherige auf einer Anzahl von ausgeführten Opera¬ 
tionen beruhende Erfahrung liefert den Beweis, dass die Conjugata 
wenigstens 6*5 cm. betragen soll; es ist nicht statthaft an Becken 
mit kürzerer Conjugata die Symphyseotomie auszuführen; die erzielte 
Vergrösserung der Dimmensionen ist sonst zu gering die Verletzung 
durch übermässiges Auseinanderziehen der Schambeine zu gross. 

Der geringste Grad von Beckenverengerung, bei welchem die 
Symphyseotomie noch statthaft ist, lässt sich theoretisch nicht 
bestimmen. Auschlaggebend ist hier das Missverhältnis zwischen dem 
Umfange des Kindskopfes und dem Rauminhalte des betreffenden Be¬ 
ckens. Oft kann ein Kopf, welcher nur wenig die normale Grösse 
übertrifft, sogar bei wenig verengten Becken die Beckenenge nicht 
passiren und es ist das Kind verloren; es hängt dies noch von vie¬ 
len Umständen ab, welche ich später besprechen werde. 

Als Maximum der Länge der Conjugata, bei welchem die Sym¬ 
physeotomie noch zulässig ist, hat man bis jetzt 8 5 ctm. angenom¬ 
men. Ich bin der Ansicht, dass, wenn man bei einem grösseren Um¬ 
fange des Kopfes das Kind nicht verlieren will, insoferne dasselbe 
nicht pathologisch ist, und die übrigen Indicationen Zusammentreffen 
man zur Symphyseotomie schreiten solle, auch wenn die Conjugata 
mehr beträgt als 8-5 cm. 

Vom Standpunkte Farabeufs ausgehend, haben wir festge¬ 
stellt, um wie viel nach Durchschneidung der Symphyse durch ent¬ 
sprechendes Auseinanderziehen der Schambeine die Conjugata ver¬ 
längert werden hann. Nun schreiten wir zur Berechnung des Be¬ 
ckenraumes und zwar speziell innerhalb der s. g. Beckenenge. 

Der Beckeneingang stellt nach Rüderer eine Ellipse vor, de¬ 
ren kleine Achse der Conjugata und deren grosse dem queren Be¬ 
cken-Durchmesser entspricht. Diese Grössen sind nach Schröder in 
einem normalen Becken folgende: 


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121 


Conjugata = 10-8 cm, 

der quere Durchmesser = 135 cm. 


Der Flächeninhalt dieser Ellipse ist: 


F = Trab = 3-14 . 10 ' 8 . = 114 45 cm 1 . 

2 2 



2 a = 108 cm. 
2 b = 13-5 cm. 


Der Beckeneingang erscheint also als eine Ellipse, deren Fläche bei 
normalen Becken-Dimensionen 114'45 cm 1 , beträgt. Bei normalen 
Dimensionen kann also das grösste Oval des Kindskopfes, welches 
das knöcherne Becken passieren soll, auch nicht mehr als 11445 cm 1 , 
betragen. 

Da der Kindskopf durch seine Nähte und Fontanellen einen ho¬ 
hen Grad von Plastizität besitzt, so kann er sogar durch ein sehr 
verengtes Becken durchtreten. 

Nach Durchschneiden der Symphyse und Auseinanderziehen 
der Schambeine erweitert sich der Beckeneingang wesentlich; der 
Kopf passt sich als ein plastischer Körper den neuen Verhältnis¬ 
sen wiederum an und füllt beim Passieren die ganze neu geschaffene 
Beckenhöhle aus; der Gewinn bei Symphyseotomie besteht also nicht 
nur in der Verlängerung der Conjugata, sondern in der Vergrösse- 
rung des ganzen Raumes. 

Auf Grund von Fig. I. kann man die betreffenden Berechnun¬ 
gen ausführen. 

Ich nehme als Beispiel ein Becken mit einer Conjugata von 
8 cm. Vor der Symphyseotomie gleicht der Querschnitt des Becken¬ 
einganges einer Ellipse mit: 


einer grossen Achse von 2a = 135 cm. und 
einor kleinen Achse von 2 b = 8 - 0 cm. 


Der Flächen-Inhalt dieser Ellipse ist: 

F 0 = n . ab = 3-14, 6‘75 . 4-0 = 84-82 cm 1 . 

Nach dem Durchschneiden der Symphyse und nach dem Auseinan¬ 
derziehen der Schambeine bis auf 6 cm. Entfernung, erweitert sich 
der Eingang, wie es auf der Abbildung ersichtlich ist, um die ganze 
Figur CFAGDZ — ß. 

Berechnen wir diese Fläche: 


fl = w, + w, — w 3 

w, = ist die Fläche des Kreisabschnittes CDZ 


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122 


Fig. I. 



Grundriss eines Becken-Querschnittes in der Höhe des Beckeneinganges 
bei Conjugata von 8 cm. 

Vorausgesetzt: Gefunden: 

AB — 8 0 cm. AS = 10 cm. 

BF = 5*0 „ SZ = 0*5 „ 

FK = 2 5 „ AZ = 1-5 „ 

CD = 6 0 „ 


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123 


w, = ist die Fläche des Trapezes CFGD 
w 3 = ist die Fläche des Dreieckes FGA. 

r* / jrn . _ \ 

1 2 \90 ) 

r = 9'5 cm. 

a = 18* 75'; 2a - 37* 5'; sin 2 a = 0-60876 
w, = — ( — - 18 ' 75 - 0-60876) = 2 05 cm 1 . 

_ g j_ + _ 10-0 g . 0 _ 8 9>0 72 . 0 cm J 

* 2 

_ 1 
3 2 

Si = 2 05 + 72-0 — 40-0 = 3405 cm 1 . 

Der Flächeninhalt des Beckenquerschnittes in der Höhe des Beoken- 
einganges nach der Symphyseotomie beträgt also: 

F, = F 0 + fl = 84-82 cm 1 . + 34-05 cm. 1 = 118-87 cm*. 

das Verhältniss F> = 11887 = 1-40. 

F, 84-82 

Die Raumvergrösserung nach dem Durchschneiden der Symphyse 
bei Conjugata = 8 cm. beträgt also 0-4 der früheren Fläche, d. i. 
die Fläche wird mehr als um ein Drittel vergrössert. Der Effect der 
Operation ist also ein überaus ergiebiger. 

Betrachten wir noch das Verhältniss des auf diese Weise er¬ 
weiterten Beckeneinganges zur normalen Grösse des Kindskopfes. 
Der grösste Querschnitt des Kindskopfes stellt eine Ellipse vor, de¬ 
ren Achsen (2 a und 2 b) 11-75 cm. und 9 25 cm. betragen. Der 
Flächeninhalt dieser Ellipse beträgt: 

n . ab = 85-15 cm 1 . 

Zum Herausbefördern eines Körpers von 8515 cm. im Querschnitte 
haben wir also nach Ausführung der Symphyseotomie einen Raum 
zur Verfügung dessen Querschnitt um 34-05 cm. grösser ist, als vor 
der Operation. Dass der Vortheil ein ganz eminenter ist, ist ohne 
Weiteres klar. 

Nehmen wir noch als Beispiel das Becken jener Kranken, wel¬ 
che von mir operirt worden ist (Fig. II.). Die Beckenmaase waren 
folgende: 

Die lange Achse = 2a = 13-5 cm. ) a = 6-75 cm. 
die kurze Achse = 2 b = 8-25 „ J b = 4-125 „ 

F 0 = n . a . b = 314 . 6-75 . 4125 cm. = 81‘47 cm 1 . 


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124 



Fig. II. 


Grundriss des Beckenquerschnittes von Marie M, in der Höhe des Beckeneinganges 
mit Conjugata vera von 8*25 cm. 


Gegebou: 

AB = 8*25 cm. 

BF = 5 0 „ 

FK = 25 „ 

CD = 5*5 „ 


AS = 095 cm. 
SZ - 0-4 „ 

AZ = 1*35 n 


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125 


r = 9-6 

o = 17®, 2« = 34®, sin 2 a = Ü 5592 


9-6* /314.17 
90 

__ 5-5 + 10 0 


r’ /7i« . \ 96* /3-14.17 A r \ 

‘ 2 \90 / 2 \ 90 ) 


=40-07.0 0342 = 158 cm 1 . 


w, = 


w, = 


10 0 ._8j 
2 


9-2 = 713 cm,. 


= 41-25 cm 1 . 


ß = w, -f w, — w, = 1-58 + 71-3 - 41-25 = 3103 cm 1 . 
F, = F 0 + ß = 81-47 cm 1 . + 31-03 cm 1 . = 11310 cm 1 . 
Ev = »M = 1.39. 


81-47 


Nach dem Durchschneiden der Symphyse vergrösserte sich also der 
Flächeninhalt des Beckeneinganges in dem von mir operirten Falle 
um 039 seiner ursprünglichen Fläche. Die Entbindung gieng deswe¬ 
gen sehr leicht zu Ende, obwohl der Kopf des Kindes, wie wir es 
später sehen werden, ungewöhnlich gross war. 

Obwohl die obigen Berechnungen auf einer unanfechtbaren 
Grundlage und sehr genau durchgeführt sind, war ich bestrebt die 
Ergebnisse derselben in einer direkten Weise zu kontrolliren. Zu 
diesem Zwecke habe ich Gypsabgüsse des kleinen Beckens gemacht 
und zwar sowohl vor, als auch nach dem Durchschneiden der Sym¬ 
physe. Diese Controlle erschien um so mehr erwünscht, als ich bei 
meinen Berechnungen nur das knöcherne Becken berücksichtigen 
konnte ohne Weichtheile, welche die Form des Beckeneinganges be¬ 
sonders im Querschnitte beeinflussen. Es kommt zwar nicht auf 
absolute Grössen an, sondern nur auf das gegenseitige Vorhältniss 
derselben (Die Eingangsfläche ist durch die Weichtheile ebenso vor, 
wie nach dem Durchschneiden der Symphyse verändert; das gegen¬ 
seitige Verhältniss bleibt jedoch unverändert). Dennoch war ein ge¬ 
naueres Verfahren erwünscht. 

Mein Verfahren war folgendes: An der Leiche eines vor 24 
Stunden an accutem Puerperal-Fieber verstorbenen, 28 Jahre alton 
Frau habe ich nach vorheriger äusserer Messung des kleinen 
und grossen Beckens die Bauchhöhle eröffnet. Nach mechanischer 
Entfernung der Kothmassen aus dem Rectum, sowie nach Entleerung 
der Blase und nach nochmaliger genauer Messung dos kleinen 
Beckens, habe ich in dasselbe den vorher vorbereiteten Gyps-Brei 
eingegossen. Wegen bedeutender Feuchtigkeit der Gewebe wurde 
der Gyps nur langsam fest. Nach 45 Minuten habe ich an einer be¬ 
reits vorher bezeichneten Stelle von aussen nach innen mit einem 
kleinen Bohrer eine Öffnung durch den Rückgrat bis zum Gyps ge- 


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126 


bohrt und zwar auf der Höhe des Promontoriums, sowie auch eine 
Öffnung in der Symphyse '/» cm. unterhalb des oberen Randes der¬ 
selben, welche auch bis zum Gyps eindrang. Diese beiden Öffnun¬ 
gen machte ich behufs Bezeichnung des vorderen und hinteren 
Punktes der Coniugata vera. Als ich mich überzeugt hatte, dass der 
Gyps bereits fest war und nachdem der obere Rand des kleinen 
Beckens, nämlich die Linea innominata am Gypsabgusse bezeichnet 
worden war, hatte ich die Aufgabe den Gypsabguss aus dem Becken 
herauszunehmen. Da jedoch die Beckenhöhle einen grösseren Umfang 
hat, als der Eingang, so musste vorerst die Symphyse durchgeschnit¬ 
ten werden. Nachher Hess sich der Abguss ohne Schwierigkeiten 
herausnehmen. 

Jetzt hatte ich noch den zweiten Abguss zu verfertigen, welcher 
die Verhältnisse nach der Symphyseotomie darstellen sollte. 

Zu diesem Behufe habe ich die Schambeine in der durchschnit¬ 
tenen Fuge bis auf 6 cm. von einander entfernt. Hiebei fehlte dem 
Becken die vordere Wand, welche durch eine entsprechende aus 
Holz ausgeschnittene Form vertreten werden musste, damit der 
Gyps nicht austrete. Ähnliche Schwierigkeiten waren auch am 
Beckenausgange zu überwinden, da der flüssige Gyps durch alle Lö¬ 
cher sich ergoss. Nachdem alle Weichtheile unten zusammengenäht 
waren und die vordere Wand hergestellt war, wurde der Gyps ein¬ 
gegossen. Als derselbe nach 45 Minuten fest war, wurden am Ab¬ 
güsse die oberen Ränder des kleinen Beckens, sowie der hintere 
Punkt der Conjugata (am Promontorium) bezeichnet. Auch wurde 
die Stelle bezeichnen, welche zwischen den Rändern der beiden 
Schambeine lag. 

Beim Auseinanderziehen der Symphyse bis auf 6 cm. be¬ 
merkte ich keine wichtigeren Verletzungen an den ileosacralen 
Gelenken, nur die Beinhaut war abgehoben und überbrückte den 
Zwischenraum zwischen den klaftenden Rändern der beiden Ge¬ 
lenkflächen. Nach Vollendung der Gypsabgüsse war es leicht die 
Becken-Knochen in die ursprüngliche Lage zu bringen; an den 
Kreuz-Darmbein-Gelenken habe ich keine sonstigen Verletzungen 
und namentlich keine Knochensprünge bemerkt. Behufs Herausnahme 
des Abgusses musste die Symphyse noch mehr erweitert werden. 

So viel mir bekannt ist, hat noch Niemand zur Messung des 
Becken-Raumes Gypsabgüsse gemacht; ich bin der Meinung, dass 
solche Abgüsse für die Wissenschaft sehr nützlich sein können, da 
sie fixe Modelle liefern, an welchen beliebige absolut sicher Masse 
bestimmt werden können. 


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127 


Meine ersten Versuche hatten nicht die gewünschten Erfolge, 
es ergaben sich hiebei verschiedene technische Schwierigkeiten, wel¬ 
che jedoch niemanden abschrecken sollen. An zwei Leichen sind 
mir die Gypsabgüsse misslungen. Erst an einer dritten erhielt ich 
Abgüsse, mit denen ich zufrieden sein konnte. 

Auf Grund der erhaltenen Gyps-Abgüsse kann man gewisse 
Schlussfolgerungen von allgemeiner Tragweite ableiten; wir werden 
uns jedoch hier nur auf jene Ergebnisse beschränken, welche auf die 
Symphyseotomie Bezug haben. 

Zu meiner grossen Genugthuung habe ich mich überzeugt, dass 
die durch die Symphyseotomie erlangte Verlängerung der Coniugata 
thatsächlich so gross ist, wie es meine theoretischen Berechnungen 
ergeben haben. Es wurden Abgüsse von einem Becken gemacht, 
dessen Conjugata ursprünglich 10*0 cm. betrug, an dem nach Aus¬ 
führung der Symphyseotomie erhaltenen Gyps-Abgusse fand ich die 
Conjugata 11-25 cm. lang; sie erreichte also jene Länge, welche der 
berechneten entspricht 

Was den schrägen und den queren Durchmesser anbelangt, so ist 
der Unterschied zwischen einem knöchernen Becken und einem 
Becken mit Weichtheilen sehr beträchtlich. 

An der Leiche betrug der quere Durchmesser nur 11*5 cm.‘ 
während am knöchernen Becken nach Schröder der quere Durch¬ 
messer 13-5 cm. misst. In Folge der Weichtheile erscheint der 
quere Durchmesser des Beckeneinganges um 2 cm. kürzer. Interes¬ 
sant wären weitere Untersuchungen in dieser Richtung. 

Es zeigt sich ferner, dass die quere Erweiterung des Beckens 
durch die Symphyseotomie die ovale Form des Introitus pelvis we¬ 
sentlich ändert. Der grösste quere Durchmesser liegt mehr vorne, 
als vor der Symphyseotomie. Dieser Durchmesser betrug in unserem 
Falle 14-5 cm. Aus dem Allen ist es ersichtlich, dass der Kindskopf, 
um sich den neuen Raum Verhältnissen anzupassen, seine Form we¬ 
sentlich ändern muss; er dehnt sich nämlich in der Richtung von 
vorne nach hinten aus und verschmälert sich in der queren Richtung. 
Es unterliegt keinem Zweifel, dass eine solche Umgestaltung des 
Kopfes möglich ist und auch ganz gewöhnlich vorkommt. 

Bei Berechnung der Fläche des Grundrisses an den erhaltenen 
Abgüssen ergiebt sich Folgendes: Die Fläche des ersten Abgusses 
(vor dem Durchschneiden der Symphyse) betrug 90-27 cm’.: 

>r . a . b _,_ 3*14 . • 

2 

a = 


11-5 

2 

10 

2 ' 


— 3-14 
11-5 


b = 


2 


5-75 = 90-27 3 


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128 


Die Fläche des zweiten Abgusses (nach der Symphyseotomie) 
betrug 127*45 cm*. Aus der Vergleichung dieser beiden Grössen er¬ 
gibt sich ein beträchtlicher Flächenzuwachs von 37-18 ein 1 . 

Ich erlaube mir noch einmal darauf aufmerksam zu machen, 
dass die Ausmessung des Becken-Raumes auf diesem Wege zu 
viel ergiebigeren und genaueren Resultaten führt, als die Messung 
von einfachen Liniendurchmessern. 

Nach diesen Berechnungen, welche die Symphyseotomie als 
begründet und vortheilhaft erscheinen lassen, übergehen wir jetzt 
zur topographisch-anatomischen Betrachtung des Operationsfeldes. 



Zur leichteren Orientierung in den anatomischen Verhältnissen 
ist es zweckmässig, die Schichten des medianen Gegend des Hypo¬ 
gastriums, sowie der Symphysengegond der Reihe nach von aussen 
nach innen zu betrachten. 

In der Gegend des Hypogastriums findet man folgende Schich¬ 
ten der Bauchwand: 

1) Die Haut, das subcutane Fettpolster, sowie subcutane Ge- 
fässe und Nerven. 

2) Die oberflächliche Fascie ( fascia superficialis ), das subfasciale 
Bindegewebe (tela subjascialis) mit dem breiten Mutterbande (lig. teres 
uteri), dann das Lig. Suspensorium clitoridis und die subfascialen 
Gefässe. 


3) Die vordere Lamelle der Rectusscheide. 

4) Den Musculus pyramidalis. 

5) Den geraden Bauchmuskel. 

6) Das Spatium suprapubicum praefasciale. 

7) Die Fascia transversa. 

8) Das Spatium suprapubicum retrofasciale (den oberen Theil des 
Spatium praevesicale Retzii ) mit der Tela subperitonaealis dem Uracbus 
(lig. vesicale medium ) und den Lig. vesicalia lateralia. 

Das parietale Bauchfell ( peritonaeum parietale). 
der Gegend der Schambeinfuge finden wir folgende Schichten: 

1 Dieselben, wie am Hypogastrium. 


9) 

In 

1 ) 

2 ) 


3) 

4) 

5) 

6 ) 


\ Statt der entsprechenden Schichten befindet sich die 
| Schambeinfuge. 

Die Gefässe, welche hinter der Fuge verlaufen. 


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129 


7) Die Fascia transversa. 

8) Das Spatium retropubicum (der untere Theil des Spatium praeve- 
sicale Retizi) mit der Fascia vesicalis und der Tela subperitonaealis ; im 
unteren Theile der Plexus pudendalis . 

9) Die vordere Blasen-Wand mit dem Plexus vesicalis . Von bei¬ 
den Seiten der Blase das Peritonaeum viscerale . 

Im unteren Abschnitte befindet sich die weibliche Scham. Von 
grösserer Bedeutung sind die Fascien, sowie die subfascialen Räume. 

Die Ansichten über die Zahl der Fascien, sowie über ihr ge¬ 
genseitiges Verhältniss sind sehr verschieden. Ich folge in dieser 
anatomischen Skizze den Anschauungen von W. Waldeyer. 

Walde yer unterscheidet folgende Fascien: 

1) Die Fascia superficialis . 

2) Die Fascia proprict musctdi obliqui externi abdominis, anterior. 

3) Die Fascia propria musculi obliqui externi abdominis , posterior . 

4, 5) Die beiden Fasciae propriae musctdi obliqui intemi abdomi¬ 
nis , antertor et posterior. 

6) Die Fascia propria musculi transversi abdominis anterior . 

7) Die Fascia propria musctdi transversi abdominis posterior, ge¬ 

wöhnlich Fascia transversa abdominis genannt. Diese Fascie bildet 
den vorderen Theil der Fascia endoabdominalis. 

Die Fascia superficialis begränzt das subcutane Fettpolster ge¬ 
gen die Muskelschicht; im subentanen Gewebe befinden sich die Ver¬ 
zweigungen von Nerven und von oberflächlichen Gefässen Nervi et 
Vasa superficialia. Die oberflächliche Fascie wird unterhalb des Nabels 
immer stärker, enthält immer mehr elastische Fasern; in der Linea 
alba verwächst sie eng mit den Aponeurosen der breiten Bauch¬ 
muskeln, seitweits verschmilzt sie mit dem Poupart’schen Bande 
von der Spina ilei bis zum Annulus inguinalis subcutaneus. Im Raume 
zwischen den beiden Annuli inguinales subcutanei verwächst die 
Fascie mit den hinter ihr liegenden Schichten nicht und übergeht 
als ein lockeres Gewebe in die Fascia clitoridis und weiter nach un¬ 
ten in die Fascia perineu 

Ein lockeres fettarmes Bindegewebe scheidet die oberflächliche 
Fascie von der Fascia propria musculi obliqui externi , anterior , be¬ 
ziehungsweise von der medianen Partie der Aponeurose dieses 
Muskels. 

Es folgen die Fasciae propriae musculorum. Man muss bemer¬ 
ken, dass diese Fascien nur von den muskulösen Theilen der be¬ 
treffenden Muskeln sich abpräparieren lassen; mit den Aponeurosen 
sind sie eng verwachsen. Da die Aponeurosen der breiten Bauch¬ 
muskeln auf die vordere Fläche der Musculi recti übergehen und die 

Poln. Archiv f. biol. u med. Wiwenseh. 

Archive» polon. de acienc. biol. et mödic. 9 


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130 

vordere Wand der Rectusscheide bilden, gehen auch ihre Fascien 
in der Rectusscheide auf nnd verlieren ihre Selbstständigkeit. Als 
ein besonderes Gebilde erscheint erst die hintere Fascie des M. frans - 
versus, die s. g. Fascia transversa. 

Diese Fascie, welche die hintere Wand der Rectusscheide bil¬ 
det, trennt sich unten allmählig vom Muskel ab und, während die¬ 
ser an der vorderen Fläche des Schambeines sich inserirt, findet die 
Fascie ihre Insertion an der hinteren Fläche desselben. Zwischen 
diesen beiden Insertionen liegt ein freier Binnenraum ( Spatium mpra- 
pubicum, praefasdale). Weiter nach unten verwächst die Fascia trans¬ 
versa eng mit der hinteren Fläche der Symphyse und endet als 
Fascia pelvis. 

Besonders wichtig ist ferner der Raum zwischen der Fascia 
transversa und der Fascia vesicalis , sowie der Blase selbst. Die Fascia 
vesicalis zweigt zweifingerbreit unter dem Nabel von der Fascia 
transversa nach urtten zur vorderen Blasen wand ab und bedeckt bei¬ 
derseits die Blase bis zu den Lig. lateraria vesicae; hier verschmel¬ 
zen die beiden Fascien, d. i. die F. transversa und die F. vesicalis 
und bilden die Fascia pelvis. Am Blasengrunde verlässt die Fascia 
vesicalis die Blase zu beiden Seiten, dort wo die Ureteren in die 
Blase münden. Diese Räume am Blasengrunde, zu beiden Seiten der 
Blase führen den Namen Spatia perivesicalia. Wir finden also einen 
grossen Raum zwischen der Fascia transversa und der Symphyse 
einerseits und der Fascia vesicalis, sowie der vorderen Blasenwand 
anderseits; unten befinden sich zu beiden Seiten der Blase, noch 
zwei accessorische Räume die Spatia perivesicalia. Der erst genannte 
grosse Raum wird in einen oberen Theil ( Spatium suprapubicum, re- 
trofasciale) und einen unteren Theil ( Spatium retropubicum) getheilt. 
Der ganze Raum wird auch Spatium praevesicale Retzii genannt. Alle 
diese Räume enthalten ein lockeres Bindegewebe als ein Stroma für 
Gefässe und Venen-Geflechte. 

So viel über die anatomischen Verhältnisse des Hypogastri um s. 
Nun kommen wir zur Betrachtung der Symphyse selbst. 

Die Symphyse wird durch Verbindung beider Schambeine ge¬ 
bildet. Die beschreibende Anatomie unterscheidet in derselben: 

1) Das Lig. pubicum superius. 

2) Das Lig. arcuatum pubis. 

3) Die Lamina ßbrocartilaginea interpubica. 

Diese Bänder bedingen die grosse Festigkeit der Schambeinfuge. 

Die Fuge selbst erscheint von vorne zweimal so breit, als von 
hinten, da die Lamina ßbrocartilaginea von vorne viel breiter ist und 
das Niveau der Knochen von vorne weit überragt. Am Schambogen 


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131 


ist die Spalte etwas breiter als am oberen Rande; am schmälsten 
ist sie in der Mitte. Mit Rücksicht darauf, dass die Ftbrocartüago 
hinten schmal ist, soll beim Durchschneiden der Fuge der Schnitt- 
genau in der Mittellinie und unter Anwendung eines schmalen Mes¬ 
sers geführt werden. 

An der hinteren Fläche im oberen Drittel der Symphyse befin¬ 
det sich ein Wulst, welcher normalerweise vom oberen Rande der 
Symphyse aus, sowie auch per Vaginam fühlbar ist. 

Dieser Wulst ist insoferne wichtig, als seine Entfernung vom 
Promontorium eben die Coniugata bildet. Im Inneren des Knorpel 
befindet sich oft eine Höhle, welche jedoch nicht als eine Gelenk¬ 
höhle zu betrachten ist, da sie weder eine Synovialmembran noch 
Zotten besitzt. Diese Höhle liegt etwas näher der hinteren Fläche 
der Symphyse, kommt ebenso bei Männern wie bei Frauen vor; bei 
Frauen öfter und ist grösser; bei Schwangeren ist diese Höhle kei¬ 
neswegs constant, wie manche annehmen. 

Die Maase der Schambeinfuge sind nach Waldeyer folgende: 

Bei Schwangeren: 

Die Länge der ganzen Fuge sammt den Bändern beträgt 5-4—5-6 cm. 


Die Länge des Zwischenknorpels allein . 

40- 

-4-3 

n 

Die Länge des Hohl raumes im Inneren des Knorpels 

2-5- 

-2-8 

V 

Der quere Durchmesser der Fuge sammt Bändern 

2-4- 

-2*6 

n 

Der quere Durchmesser des Zwischenknorpels allein 

20- 

-2-1 

n 

Der quere Durchmesser des Hohlraumes 

10- 

-11 

n 

Bei Nichtschwangeren beträgt: 




Die Länge der Symphyse. 

. 

46 

cm. 

Die Länge des Knorpels ..... 

. 

34 

n 

Der quere Durchmesser der Fuge .... 

. 

1-9 

n 

Der quere Durchmesser des Knorpels 

• 

1-4 

n 

Bei Nichtschwangeren sind also alle Maase 

kleiner 

als 

bei 


Schwangeren und Gebärenden. 

Als Gesammtlänge der Symphyse nimmt man an: 

bei Weibern 4-5 cm. 
bei Männern 5-4 „ 

Die Angaben von Waldeyer weichen also etwas von denen 
anderen Autoren ab. In Bezug aüf die Dicke der Symphyse findet 
man bei allen Anatomen ziehmlich übereinstimmende Angaben.' 

* 


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Unterhalb der Symphyse beginnt die eigentliche Schamgegend 
{Regio pudendalis). Um ein vollständiges Bild des Operationsfeldes zu 
haben, muss man auch diejenigen Theile der Schamgegend in Be¬ 
tracht ziehen, welche in irgend einem Zusammenhänge mit der 
Symphyse stehen. 

Bei der Betrachtung dieser anatomischen Verhältnisse wollen 
wir in dieselben Ordnung Vorgehen, wie oben; wir werden also die 
Gewebe und Gebilde schichtenweise, von aussen nach innen be¬ 
trachten. 

Die äusserste Schichte bildet die Haut mit dem subcutanen 
fettreichen Gewebe, sowie die subcutanen Gefässe und Nerven. Die 
Haut besitzt in dieser Gegend besondere Eigenschaften. Die Behaa¬ 
rung, welche schon oben vor der Symphyse an dem s. g. Mons Ve- 
neris beginnt, bildet ein auffallendes Merkmal und erstreckt sich auf 
die ganze äussere Scham, nämlich die auf beiden grossen Schamlip¬ 
pen. Die letzteren werden durch Hautfalten mit reichem Fettgewebe 
gebildet, beginnen am Mons Veneris und laufen, durch die Commissura 
labiorum anterior vereinigt, nach unten, umfassen von beiden Seiten 
die zwischen ihnen befindenden Theile; unten verschmälert übergehen 
sie in das Perinaeum, wo sie in einer grösseren oder geringeren Ent¬ 
fernung vor dem After endigen. Zwischen beiden grossen Scham¬ 
lippen, welche durch starke Behaarung gänzlich verdeckt werden 
können, befindet sich oben die Clitoris mit ihrem Praeputium. Aus 
der Öffnung des Praeputiums ragt gewöhnlich die Eichel hervor; sie 
ist jedoch nicht immer sichtbar, da eine kleine Eichel und auch 
eine grössere bei stark ausgebildetem Praeputium verborgen bleibt. 

An die Clitoris inseriren sich in der Mittellinie die kleinen 
Schamlippen. Diese Insertion wird Frenulum clitoridis genannt; sie 
verlaufen im Bogen nach hinten, begränzen beiderseits das Vestibu ■ 
lum vaginae und enden unterhalb des Vestibulum ; indem sie in ein¬ 
ander übergehen und die Commissura labiorum posterior bilden. Nor¬ 
mal ausgebildete grossen Schamlippen schliessen eng aneinander, so 
dass sie auseinander gezogen werden müssen, wenn man die klei¬ 
nen Schamlippen erblicken will. 

Der Vorhof bildet also einen ovalen, von den kleinen Scham¬ 
lippen begrenzten Raum, welcher oben am Frenulum spitzig, unten 
an der Commissura labiorum posterior abgerundet ist. Im oberen 
Theile des Vorhofes finden wir das Orificium urethrae, im unteren 
den Introitus vaginae. Der Scheiden-Eingang wird bei Jungfrauen vom 
Hymen, bei Frauen von den Carunctdae hymenales begränzt. Im obe- 
rdn Theile der weiblichen Scham, * im Binnenraume zwischen den 


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133 


Fig. III. 



Partes genitales externae^et Perinaeum virginis 20 annorum. 
Nach Waldeyer: „Das Becken“. 


1. Commissura lab. 

2. Torus clitoridis. 

3. Praeputium \ 

4. Glans i clitoridis. 

5. Frenulum ) 

6. Paries ferner. 1 labü d 

7. Paries vestibul. J 

8. Labium min. pud. sin. 


9. Vestibulum vaginae. 

10. Orificium uretbrae ext. 

11. Carina urethr. in orif. vagin. consp. 

12. Orific. gland. vestib. 

13. Hymen. 

14. Frenulum lab. puden* 
lß. Raphe perinaei. 

16. Anus. 


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134 


grossen und den kleinen Schamlippen befindet sich, wie oben be¬ 
merkt, die Clitoris. 

Die beschreibende Anatomie unterscheidet an der Clitoris zwei 
Schenkel ( Crura ), den Schaft (Cor^«s)Jund die Eichel {Glans). 


Fig. IV. 



Nach Waldeyer: „Das Becken“. 


1. Vena dorsalis clilor. 

2. Venae profundae clitor. 

3. Venae bulbosae. 

4. Vena pudenda communis. 


5. Corpus clitoridis. 

6. Crura clitoridis. 

7. Glans clitoridis. 

8. Bulbus vestibuli. 


Die Clitorisschenkel sind beiderseits am vorderen Rande des 
absteigenden Astes des Schambeines, sowie am absteigenden Aste 
des Sitzbeines befestigt. Sie beginnen hier als scharf zugespitzte 
Wülste, convergiren, immer dicker werdend, gegen die Mittellinie 
und verbinden sich unter dem Schambogen, indem sie den Clitoris- 
schaft bilden. Im Allgemeinen verhalten sich die Clitoris-Schenkel, wie 
jene des Penis; sie beschreiben jedoch einem weiteren Bogen, als 
beim Manne, welcher dem Arcus ossium pubis entspricht. 


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135 


Die Grösse der Clitoris unterliegt wie jene des Penis individu¬ 
ellen Schwankungen. 

Die definitive Grösse erlangt das Organ erst mit vollkommener 
sexuellen Entwickelung des betreffenden Individuums. 

Die Dimensionen betragen durchschnittlich: 


die Länge der Schenkel 
„ „ des Schaftes . 

„ „ der Eichel 

In der Erection beträgt: 

die Länge der Schenkel 
„ . des Schaftes . 


3-5—4 0 cm. 
2-0 -2-5 „ 
0-5—0-6 „ 


4-5—50 cm. 
30 


Der Querschnitt der Schenkel hat einen Durchmesser von 0-6 cm. 
„ » des Schaftes „ „ „ „ 08 „ 


Während der Erection wird der Querschnitt im Durchmesser 
doppelt so gross. 

Die Schenkel, sowie der Schaft sammt der Eichel bestehen aus 
cavernösem Gewebe (Corpus cavernosum), dessen Oberfläche eine 
feine Faserhaut (Tunica albuginea) bekleidet; diese bildet am Clitoris- 
Schafte eine mediane stellenweise durchbrochene Scheidewand (Sep¬ 
tum corporum cavemosorum). 

Die Corpora cavemosa clitoridis unterscheiden sich von den Corp. 
cav. peni8 durch das viel schwächer ausgebildete Schwellgewebe, 
enthalten dagegen reichlicheres Bindegewebe. 

Die Faserhaut übergeht in das Lig. Suspensorium clitoridis, mit¬ 
tels dessen der Clitoris-Schaft an die vordere Fläche der Symphyse 
sich inserirt. Nach Testut verschmilzt dieses Band mit der Linea 
alba abdominis . Ein feines Band verbindet die beiden Clitoris-Schen- 
kel und füllt den Binnenranm zwischen denselben und dem Scham¬ 
bogen aus: es ist das Lig. intercrurale. 

Testut beschreibt noch ein Band — das Lig fundiforme ; es 
entspricht dem nämlichen Bande des Penis, sein Verlauf ist jedoch 
nicht derselbe. Es entspringt an der Fascia clitoridis von beiden Sei¬ 
ten der Clitoris; besitzt die Form eines breiten Bandes, umfasst von 
unten den Clitoris-Schaft und übergeht, allmählig verjüngt, sammt 
der Fascia clitoridis beiderseits ln die grossen Schamlippen (bei 
Männern endet es 4—5 cm. oberhalb der Symphyse, 2—3 cm. von 
der Linea alba entfernt). 

Das Ende der Clitoris bildet die Eichel (Glans). Es ist ein hir- 
sen- öfters erbsengrosses Gebilde und besitzt im Allgemeinen die 


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133 


Form der Peniseichel, ist jeioeh im Gegensätze zam Penis von der 
Urethra nicht durchbohrt. An ihrer unteren Fläche ist eine drei- 
eckigo Einsenkung sichtbar, wo sich das Frenulum inserirt. 

Die Eichel sowie die Falten, welche das Praeputium bilden und 
das Frenulum sind von einer sehr dünnen Haut bekleidet. Histo¬ 
logisch unterscheidet sie sich von der ähnlichen Haut am Pe¬ 
nis durch den Mangel an Talgdrüsen; Talgdrüsen kommen übrigens 
in der inneren'] Lamelle des Pra^putiums nur spärlich vor. Diese 
Haut besitzt zahlreiche Papillen, welche theils Gefässe, theils Ner- 
ven-Endkolben enthalten (Luschka, Krause). Nach Werster 
finden sich an der Eichel auch Meissn e r’s c h e sowie P a ci n i’sc h e 
Körperchen. 

Die Nerven der Clitoris gehen theils vom Plexus hypogastricus 
nervi sympatici , theils (nämlich die Nervi dorsales clitoridis) vom Ner¬ 
vus pudendus ab. 

Der Schaft der Clitoris ist an der Verbindungsstelle der Schen¬ 
kel unter einem Winkel von circa 60° geknickt. Diese Knickung ist 
die Folge davon, dass einerseits, an deren dorsaler Seite der Liga¬ 
mentum Suspensorium , andererseits, an der ventralen Seite der Glans 
das Frenulum sich inserirt. In dieser Weise fixirt, kann die Clitoris 
bei der Erection sich nicht aufrichten wie der Penis; nur die Kni¬ 
ckung wird weniger scharf. Diese Knikung nach während der Erec- 
tion entspricht der Function der Clitoris , als eines Wollustorganes 
beim Coitus. 

Die Insertionsstelle des Lig. Suspensorium entspricht der Pars 
Jixa penis und liegt unmittelbar unter dem Schambogen so, dass die 
Vena dorsalis clitoridis in ihrem Verlaufe zum Plexus vcnosus puden- 
dalis unter diesem Bogen kaum Platz findet. Oberhalb dieser Stelle 
wird der Raum zwischen dem Clitorisschafte und der Symphyse 
immer grösser. 

Nach Entfornung des Praeputiums, welches im Gegensätze zum 
Praeputium penis nicht nur die Eichel, sondern auch den ganzen 
Clitorisschaft bedeckt und nach Entfernung des Frenulums kommt 
das Ligamentum Jundiforme , das Ligamentum intercrurale , sowie das 
Ligamentum arcuatum pubis zum Vorscheine. 

Die Clitorisschenkel sind beiderseits von den grossen Scham¬ 
lippen bedeckt; um zu denselben zu gelangen, muss man einen 
Schnitt durch den Sulcus genito-femoralis führen und die grosse 
Schamlippe medialwärts ziehen. 

Nach dem Durchschneiden des Lig. Suspensorium kann man 
zwischen dem Schambogen und dem durch die beiden Clitorisschen¬ 
kel gebildeten Bogen eindringen; dieser letztere lasst sich leicht 


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137 


sammt den Gefässen von der Symphyse ziemlich weit abziehen. 
Dieser Umstand ist für die Symphyseotornie von grosser Bedeutung. 

An der Stelle der Synostosis ischiopubica beginnt jederseits, in 
Gemeinschaft mit dem Clitorisschenkel, der Musculus ischtocavernosus , 
welcher denselben umfasst. Der Ursprung enthält mehr Muskelbün¬ 
del, der mittlero Theil ist mehr sehnig, der vordere geht in eine 
Aponeurose über, welche mit der des anderseitigen Muskels ver¬ 
schmolzen, als Fascia clitoridis, den Scheidenvorhof von oben umfasst. 

Die Bulbi vestibuli entsprechen, wie es Kobelt bewiesen hat, 
dem Corpus cavernosum urethrac des Mannes. Der Unterschied besteht 
darin, dass diese beiden Schwellkürper getrennt bleiben und auf 
diese Weise den vorderen Theil des Scheidenvorhofes von beiden 
Seiten umfassen. 

Am hinteren Ende des Bulbus vestibuli liegt die Bartölin i’s che 
Drüse, die vorderen verjüngten Enden dieser Schwellkörper verbin¬ 
den sich durch eine sehr schmale Brücke (Bars iniermedia) und um¬ 
fassen von oben das Orificium urethrae. 

Die Vorhofszwiebeln bestehen aus gewundenen, vielfach mit¬ 
einander anastomosierenden venösen Gefässen, welche von einer 
gemeinsamen Hülle umschlossen sind. Am Durchschnitte haben die 
Vurhofzwiebeln ein schwamartiges Aussehen, besitzen alle Eigen¬ 
schaften von Schwell körpern und können bei sexuellen Reizen be¬ 
deutend anschwellen, sobald nur der Blutzufluss zu den Geschlechts¬ 
organen vermehrt und der Abfluss vermindert ist. 

Jede Vorhofszwiebel ist im gefüllten Zustande 35 cm. lang, 
1-5 cm. breit und 10 cm. dick (Sappey, Luschka). 

Die wenig zahlreichen Nerven gehen vom Plexus hypogastricus 
nervi sympathici ab. 

Der Musculus bulbo^avernosus , sive Consfrictor cunni beginnt haupt¬ 
sächlich an der Fascia perinaei zwischen dem After und dem Tuber 
ossis iseki ; ein schwächerer medialer Theil kommt vom vorderen 
Theile des Musculus sphincter ani , in seinem Verlaufe nimmt er einige 
Bündel vom Musculus transversus perinaei auf, umfasst von aussen 
die Barto lini’sche Drüse, sowie die Vorhofszwiebel und gelangt 
auf die dorsale Seite des Clitorisschafoes, wo er aponeurotisch endet 
und mit dem anderseitigen verschmilzt. 

Die übrigen Theile des weiblichen Urogenitelapparates, wie die 
Scheide, die Gebärmutter mit ihren Adnexen, die Harnblase u. s. w. 
werden in dieser anatomischen Skizze nicht berücksichtigt, da sie 
nicht im Bereiche des Operationsfeldes liegen. 

Einer näheren Betrachtung bedürfen nur noch die Venengeflechte 
der Blase und der äusseren. Genitalien. 


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138 


Die in der Gegend der Symphyse verlaufenden Blutgefässe 
theile ich aus praktischen Rücksichten in zwei grosse Gruppen. Zur 
ersten zähle ich solche, welche bei der Operation durchschnitten 
werden müssen, zur zweiten diejenigen, welche unbedingt nicht ver¬ 
letzt werden dürfen. 

Ich muss bemerken, dass man bei dieser Operationsmethode 
keine einzige Ligatur anzulegen braucht, da die Gefässe der ersten 
Gruppe nur klein sind. Es gehören hieher Zweige, welche die Arteria 
epigastrica inferior für die Weichtheile der Symphyse abgibt. Zur 
zweiten Gruppe gehören die Zweige der Arteria pudenda interna , 
welche die Clitoris und die Vorhofszwiebeln versorgen, sowie die 
Blutgefässe der Harnblase. 

Betrachten wir nun die Gefässe der ersten Gruppe: 

1) Die Arteria suprapubica — ein Art der Art. epigastrica infe¬ 
rior (welche von der Art. iliaca externa abgeht) anatomosiert mit der 
gleichnamigen anderseitigen Arterie und bildet dadurch in der Mittel¬ 
linie einen Bogen, welcher eine kleine vor der Symphyse sich ver¬ 
zweigende Arterie abgibt; diese versorgt die Weichtheile unmittelbar 
unter und vor der Symphyse. 

2) Die Arteria pubica , ebenfalls ein Ast der Art. epigastrica in¬ 
ferior, bildet oft Anostomosen mit der Art. obturatoria-, in Verbindung 
mit der anderseitigen bildet sie reichliche Netze hinter der Scham¬ 
fuge; aus diesen Netzen gehen Zweige zum Perioste ab und dringen 
auch in den Knochen ein. Diese Arterie versorgt hauptsächlich die 
Schambeine. 

Bei der Betrachtung der Arterien der zweiten Gruppe, wollen 
wir vorwiegend ihre Lage berücksichtigen; die genaue Kenntniss 
derselben bewahrt uns bei der Operation vor ihrer Verletzung. 

Die Arteria pudenda interna entspringt von der Art. hypogastrica 
als ihr stärkster Endast; sie tritt durch des Foramen ischiadicum ma- 
ius unterhalb des M. pyriformis aus dem kleinen Becken heraus, 
kreuzt das Lig. spinososacrum und kommt durch das Foramen ischia¬ 
dicum minus in das Becken zurück; dann verläuft sie nach vorne 
an der medialen Seite des Sitzbeines und längs des absteigenden 
Astes des Schambeines gegen den Schambogen und theilt sich in 
die Art. profunda und die Art. dorsdlis clitoridis. 

Die Art. profunda cliltoridis tritt an die mediale Seite des Cur- 
pus cavernosum clitoridis und verzweigt sich in demselben. Die Arte¬ 
ria dorsalis clitoridis gelangt zwischen den Faserzügen des Lig. Su¬ 
spensorium unmittelbar unter dem Schambogen zur dorsalen Fläche 
der Clitoris und verzweigt sich in der Glans clitoridis. Die Clitoris 
wird also von den beiden Endästen der Art. pudenda interna versorgt. 


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139 


Die Vorhofszwiebeln versorgt von hinten ein Ast der Art. pu- 
denda interna, nämlich die Art. bulbosa ; von vorne die Art. bulbo- 
nrethralis, beide sind Äste der Art pudenda int. Der vordere Theil der 
Vorhofszwiebeln bekommt auch einen schwachen Zweig von der 
Art. profunda clitoridis. 

Die übrigen Äste der Art. pudenda int. sind bei der Operation 
ohne Belang und zwar: 

1) Die Art. haemorrhoidales extemae s. inferiores, welche zum 
M. levator ani und zum M. sphincter ani gelangen. 

2) Die Art. perinaei, welche die Art. transversa perinaei zum 
gleichnamigen Muskel abgibt, so wie Zweige für die grossen Scham¬ 
lippen als Art. labiales anteriores. 

Die Harnblase erhält das Blut von den Art. vesicales, welche 
von dem Ramus anterior arteriae iliacae extemae entspringen. 

Das venöse Blut fliesst durch die Venae vesicales in den Plexus 
vesicalis, welcher mit dem Plexus pudendalis und Plexus haemorrhoida- 
lis in Verbindung steht und zur Vena hypogastrica führt. Das Blut 
der Clitoris und der Vorhofszwiebeln wird vom Plexus pudendalis 
aufgenommen. Dieser Plexus bildet den Anfang der Vena pudenda 
interna, welche auch das Blut vom Perineum und After aufnimmt 
uud mit dem Plexus vesicalis und dem Plexus haemorrhoidalis in Ver¬ 
bindung steht. 

Was die Venen anbelangt, welche das Blut aus der Clitoris 
und aus den Vorhofszwiebeln zum Plexus pudendalis abführen, ist 
noch Folgendes zu bemerken: 

Aus dem Clitorisschafte fliesst das Blut durch die Vena dorsa- 
lis ab, welche unter dem Schambogen verläuft und in den Plexus 
pudendalis mündet. Aus den Clitorisschenkeln führen das Blut die 
Venae profundae clitoridis, aus der Eichel fliesst das Blut in die Pars 
intermedia lulbi vestibuli. Aus den Vorhofszwiebeln fliesst das Blut 
durch Venenstärnme ab, welche vom hinteren Theile derselben ab- 
gehen und in den Plexus pudendalis, sowie in den Plexus haemorrhoida¬ 
lis münden. Die Venen des vorderen Theiles der Vorhofszwiebeln und 
der Par« intermedia derselben stehen in Verbindung mit den Venen 
der Eichel, sowie mit Venen-Netzen, welche oberflächlich unter der 
Schleimhaut des Vorhofes angetroffen werden 

Auf Grund dieser anatomischen Skizze wollen wir die topo¬ 
graphischen Verhältnisse des Operationsfeldes betrachten. 

Vor der Symphyse liegt der Schamberg mit dem subcutanen 
Fettpolster, wo Verzweigungen von subcutanen Gefässen bei der 
Operation durchgeschnitten werden müssen. Das Fettpolster wird 
gegen die tiefere Schichten durch die Fascia superficialis abgegränzt, 


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140 


welche vom Hypogastrium hieher gelangt und weiter unten median 
in die Fascia clitoridis lateral in die Fascie der grossen Schamlippen 
übergeht. 

Unter dieser Fascie finden wir ein lockeres Bindegewebe, sowie 
die Verzweigungen der Art. suprapubica mit ihrem medianen Bogen, 
von welchem eine vor der Fuge sich verzweigende Arteriola ent¬ 
springt. In dieser Schichte treffen wir das Ligamentum Suspensorium 
welches vom Cütorisschafte bis zur Linea alba sich erstreckt und 
in seinem ganzen Verlaufe an die Schambeine befestigt ist. 

Die folgende Schiebt bildet in der Mitte die Schambeinfuge 
selbst und zwar: a) das Lig. pubicum superius, b ) die Lamina fibro- 
cartilaginea interpubica, c) das Lig. arcuatum pubis. Oberhalb der Fu¬ 
ge befinden sich die M. pyramidales und ihre Insertion an die obere 
vordere Fläche der Symphyse, sowie die geraden Bauchmuskeln. 
Hinter den Muskeln trifft man das Spatium suprapubicum praefasciale, 
welches ein lockeres Bindegewebe mit den Verzweigungen der Art. 
suprapubica enthält. Unterhalb der Symphyse verläuft median die 
Vena dorsalis clitoridis, welche einerseits (d. h. oben) mit der Sym¬ 
physe und zwar mit dem Lig. arcuatum pubis, anderseits (d. h. un¬ 
ten) mit der Pars fixa clitoridis in Berührung kommt. Lateralwärts 
verlaufen die beiden Clitorisschenkel durch, das Lig. intercolumnare 
verbunden, welches an das Lig. arcuatum pubis sich anschliesst. Un¬ 
mittelbar hinter der Symphyse (Fig. V.) trifft man kleinere Arterien 
und Venen-Zweige. Die oberen Arterien stammen aus der Art. epi- 
gastrica inf. und bilden ein arterielles Netz, die mittleren kommen 
aus dem Ramus pubicus art. obturatoriae, die unteren, welche man 
am Schambeinbogen trifft sind Zweige der Art. pudenda. Die Venen- 
Zweige stammen von gleichnamigen Venen. 

Alle diese Gefässe sind von hinten her durch eine Fascie be 
deckt, welche die nächstfolgende Schicht bildet. 

Die obere Partie dieser Fascie wird als Fascia transversa be¬ 
zeichnet und zwar bis zu ihrer Insertionsstelie am oberen hinteren 
Rande der Symphyse; von da an heisst sie Fascia pelvis und ihre 
seitlichen Partien sind unter dem Namen Fascia obturatoria interna 
bekannt. 

Hinter dieser Fascie befindet sich das Spatium retrofasciale seu 
Spatium praevesicale Retzii-, dieses mit Fettgewebe erfüllt, innerhalb 
dessen oben der Plexus venosus vesicae urinariae, unten der Plextis 
venosus pudendalis enthalten ist (Fig. VI.). Beide Geflechte liegen in 
einer Grube, welche beiderseits durch die Lig. pubovesicalia begränzt 
wird. 


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'141 


Die tiefste (hinterste) Schicht bildet oben die Fascia vesicae 
nrinariae , dann die vordere Blasonwand und unten die Fascia pelvis. 
Hinter der Fascia vesicae urinariae liegt die Tela mbperitonealis und 
schliesslich das Peritonaeum, welches hier von der Bauchwand auf 
die Blase übergeht. 


Fig.. V. 



Situs partium retrosymphysicarum. 
Nach Waldeyer: „Das Becken“. 


1. Sectio oss. puhis. 

2. Peritonaeum. 

3. Plexus vesic. 

4. Vesica urin/ 

5. Plexus pudend. 

6. Lig. pubicum super. 

7. Rami pubici post. (art. obtur.). 


8. Corpus adipös, praevesicale. 

et subperitoaeale. 

9. Venae urethrales. 

10. Crus clitor. 

11. Pars lig. arcuat. pub. 

12. Lig. praeurethrale. 

13. Glans clitor. et V. dorsal, clitor. 


Ausser der Kentniss der anatomischen und topographischen 
Verhältnisse der Symphyse ist für unsere Operationsmethode noch 
die Gestaltung und das Verhalten der ilcosacralen Gelenke von 
Bedeutung (S. Fig. VII.). 

Nach Kölliker, v. Luschka und G. H. Meyr ist der Name 
„Gelenke“ für die hinteren Fugen vollkommen begründet, da sie die 


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142 


Gelenkschmiere Synovia Zwischenknorpel und Gelenkflächen auf¬ 
weisen *). 

Durch lange Zeit wollte man die Bewegungsfähigkeit dieser 
Gelenke nicht zugeben; erst die Erfahrung an einer grösseren Anzahl 


Fig. VI. 



Fascia pelvis mit dem Spatium retrofasciale, in welchem der Plexus venosus 
vesicae urinariae und der Plexus venosus pudendalis sich vorfindet 


Nach Pinard in „Annales de Gyn6cologie et d’Obstätrique“ — 1S94. 


l ) Fr. Neugebauer: „Kilka s!6w o wskrzeszeniu ci$cia lonowego 
przez szkol$ poloänicz^ neapolitansk^“ („Einige Bemerkungen über die durch 
die neapolitanische geburtshilfliche Schule neuerdings zur Geltung gebrachte 
Symphyseotomie“). 


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143 


Von Symphyseotomien hat gezeigt, dass beim Auseinanderziehen der 
Symphyse eine Bewegung in den ilesacralen Gelenken zustande 
komme. Dieser Umstand muss bei jeder Symphyseotomifl ausganütafr 

Fig. VH. 



Das klaffende Ileo-Sacralgelenk mit sammt Periosteum abgehobenen vorderen 

Ileosacralbändern. 

Nach Pinard in „Annales de gynöcologie et d’obst^trique“ — 1894. 

werden. Um ein genügendes Klaffen der Gelenkflächen zu erzielen, 
muss man folgendermaassen Vorgehen: Nach dem Durchschneiden 
der Symphyse wird die eine Extremität der Operierten im Kniegelenke 
gebeugt, dann im Hüftgelenke gebeugt und adducirt und in dieser 


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ä 


144 


Lage festgehalten; nun fasst man die zweite Extremität und führt 
eine starke Abduction aus. Diese Bewegung bewirkt nun ein Klaffen 
der Gelenkflächen in der ileosacralen Verbindung der betreffenden 
Seite. Will man dasselbe auf der entgegengesetzten Seite erzielen, 
so muss man umgekehrt Vorgehen. 

Wie verhalten sich nun hiebei die Bänder der ileosacralen 
Verbindungen? \ 

In dieser Hinsicht wurden von P i n a r d in Gemeinschaft mit F a- 
rabeuf und Varnier Versuche an den frischen weiblichen Leichen 
ausgeführt. Dieselben ergaben, dass bei starkem Auseinanderziehen, 
namentlich auf 6 bis 7 cm., die schwachen vorderen ileosacralen 
Bänder in Bereiche von mehreren Centimetern sammt dem Perioste 
vom Knochen abgehoben werden; Zerreissung dieser Bänder ist nio 
beobachtet worden. Die starken hinteren Bänder, welche die Ge¬ 
lenke von hinten verstärken, werden infolge der Annäherung der 
Darmbeine an das Kreuzbein relaxirt. Pinard welcher hierin die 
grösste Erfahrung hat, stellt für diese Operationsmethode den Grund¬ 
satz auf, dass man nach dem Durchschneiden der Symphyse die 
beiderseitige Artroklasie, wie er diesen Akt nennt, immer in der 
oben beschriebenen Weise ausführen soll. Bei diesem Eingriffe erfolgt 
gewöhnlich ein Knall, infolge der Abhebung der vorderen Bänder 
und der plötzlichen Entfernung der Gelenkflächen. 

Man hat befürchtet, dass infolge der Aufhebung der Berührung 
der Gelenkflächen nach überstandener Operation das Gehen be¬ 
schwerlich und unbeholfen sein werde und zwar, dass die Operation 
einen s. g. Entengang zu Folge haben müsse. Zu dieser Befürchtung 
hat ein unzweckmässig operirter Fall von Bau mm Anlass gegeben 
und die Symphyseotomie discreditirt. Die Gegner der Symphyseoto- 
mie führen diesen Fall in verschiedenen Werken ohne Kritik an und 
schrecken hiedurch die praktischen Artzte von der Operation ab. 
Indessen zeigt die Erfahrung, dass mit Ausnahme dieses einzigen 
Falles ein fehlerhafter Gang in Folge dieser Operation nicht beo¬ 
bachtet wird. Die Consolidation des Gelenkes kommt sehr bald zu¬ 
stande. Es sind Fälle beschrieben worden, in welchen die Kranken 
schon 7 Tage nach der Operation das Bett verlassen konnten; die 
Consolidation der Gelenke war also bereits genügend. Gewöhnlich ist 
zur vollkommenen Consolidation mehr Zeit erforderlich, es ist also 
angezeigt, dass die Kranken nach der Operation 15—20 Tage im 
Bett liegen. 

Die Rolle dieser Gelenke bei der Operation erheischt, dass die¬ 
selben vollkommen normal und frei von Synostosen seien. Die 
Synostose der ileosacralen Gelenke bildet, einen Contraindication 


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145 


der Ausführung der Symphyseotomie. Unter welchen Umständen Syn¬ 
ostose vorkommt, wird unten bei Angabe der Contraindicationen 
erörtert werden. 


III. 

Wie bereits erwähnt, sind bis nun zu circa 1000 Symphyseotomien 
ausgefübrt worden. Bei Besprechung der klinischen Erfolge berück¬ 
sichtige ich nur das Materiale, welches in den Congressen in 
Rom und Moskau vorgestellt wurde und zwar aus folgenden 
Gründen: 

Vor Allem stammt das bei Congressen vorgestellte Materiale 
aus hervorragenden Kliniken, wo jeder einzelne Fall möglichst ge¬ 
nau beobachtet, die Indicationen präcisirt, die Technik der Operation 
eingoübt war. Einen einzelnen, so zu sagen, dilettantenmässig, ohne 
entsprechende Vorbereitung des Operirenden ausgeführte Operation 
muss man anders beurtheilen, — wenn auch der Fall die günstigsten 
Resultate aufweist, — als einen klinischen Fall, bei welchem in 
Bezug auf die Indication und Technik, wie auch auf die Ergebnisse 
der Operation der Aufmerksamkeit eines erfahrenen Klinikers nichts 
entgeht. 

Ich will deshalb die einzeln veröffentlichten Fälle nicht berück¬ 
sichtigen. Oft will man beim Lesen mancher Berichte nicht glauben, 
dass die Kranke mit einer solchen Leichtigkeit und Gewandtheit 
operirt wurde, dass man auf keine Hindernisse gestossen ist, und 
dass oft ohne geschulte Beihilfe, unter den ungünstigsten Verhältnissen 
die Operation mit bestom Erfolge ausgeführt wurde. Unwahrscheinlich 
erscheinen auch die Berichte über jene Fälle, in welchen der Ope- 
rirende den Misserfolg durch oine Unmasse von ungünstigen Ver¬ 
hältnissen und Hindernissen zu entschuldigen versucht. Es ist noch 
ein Umstand, welcher mich bestimmt hat, auf das bezeichnete Ma¬ 
teriale sich zu beschränken. Die Mehrzahl der diesbezüglichen Fälle 
gehört einer und derselben Klinik; es ist einleuchtend, dass dieser 
Umstand von hoher Bedeutung ist, mit Hinblick darauf, dass die 
Operateure gut geschult, dass die Oporationsmethode in einer ent¬ 
sprechenden Weise festgestellt und dass die Indicationen genau prä¬ 
cisirt sein mussten. Auf Grund solcher schulmässig behandelter Fälle 
kommt man zu viel richtigeren Schlüssen. 

Prof. Morisani berichtete auf dem Congresse in Rom im J. 
1894 über 241 ausgoführte Operationen. Diese Zahl umfasst die 

Polo. Archiv f. biol. u. mcd. Wiaßenich. 

Archive» polon. d. scicnc. biol. et medic. IQ 


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146 


Fälle von Prof. Var nie r (124 Fälle), von Dr. Fr. Neugebauer 
(49 Fälle) 1 ), sowie von Morisani selbst (68 Fälle). 

Auf dem Congresse in Moskau wurden vom Prof. Var nier 
86 Fälle aus der Pariser Baudelocque’sohen Klinik besprochen- 
Auf demselben Congresse berichtete Prof. Zweifel über 31 Opera¬ 
tionen, welche er selbst in der Leipziger Klinik ausgeführt hat. 

Prof. Kuestner hat ebenfalls in Moskau über 7 oigene Fälle 
berichtet, welche in der Breslauer Klinik operirt wurden. 

Auf den beiden Congresscn sind also: 

241 Fälle von Morisani, 

86 „ „ Varnier, 

31 „ „Zweifel, 

7 „ „ Kuestner. 

Summa 365 Fälle berücksichtigt worden. 

Diese grosse Zahl erlaubt, besonders in Rücksicht auf die an¬ 
geführten Umstände, manche Folgerungen allgemeiner Natur zu ziehen. 

Da diese Operationsmethode hauptsächlich die Erhaltung der 
Kinder bezweckt, so wollen wir vor Allem ihre Ergebnisse hinsicht¬ 
lich der Kinder in Betracht ziehen. 

In den 241 von Morisani mitgetbeilten Fällen sind 186 ge¬ 
sunde, 55 todte Kinder geboren worden. Von der Zahl der Todten 
müssen 25 Fälle abgezogen werden, in welchen der Tod des Kindes 
durch andere von der Operation der Symphyseotomie unabhängige 
Ursachen herbeigeführt wurde; in diesen 25 Fällen erfolgte der Tod 
entweder vor der Operation (welche also eigentlich nicht angezeigt war), 
oder infolge von Cranioclasie, von Zerreissung des Nabelstranges, 
durch Blutung bei Anwendung der Zange, in Folge von Syphilis, 
zu frühzeitiger Einleitung der Entbindung, in Folge von Lungen¬ 
entzündung u. s. w. Es bleiben also nur 30 Fälle, in welchen der 
Tod des Kindes mit der Symphyseotomie mehr oder weniger in 
einem Causalnexus stand. 

In den 86 Fällen von Varnier sind 77 gesunde, 9 todte Kin¬ 
der geboren worden. In einem von den letzteren Fällen wurde vor 
der Operation versuchsweise Zange angelegt, wobei die Schädelkno¬ 
chen an 14 Stellen gebrochen wurden. 

Dieser Fall kann also nicht auf die Rechnung der Symphyseo¬ 
tomie kommen, es bleiben also 8 todte Kinder. 


*) Dr. Fr. Neugebauer hat übrigens in seiner Arbeit 178 Fälle 
zusammengestellt. 


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147 


In den 31 von Zweifel angeführten Fällen sind 2 Kinder 
infolge der Operation gestorben; die übrigen sind lebend geboren 
worden. 

In den Fällen von Kuestner sind alle Kinder am Leben ge¬ 
blieben. 

Infolge der Operation sind also gestorben: 

30 Kinder in den Fällen von Morisani, 

8 „„„ „ „ Varnier, 

2 „„„ „ „ Zweifel, 

0 „ „ „ „ „ Kuestner. 

Zusammen 40 Kinder von der Gesammtzahl 365 der operirten Fället 
was nicht ganz 11% (10-95%) ausmacht. 

Vergleichen wir nun dieses Mortalitätsprozent mit jenem bei 
anderen Operationsmethoden, welche anstatt der Symphyseotomie 
zur Ausführung kommen. 

Ich will zunächst darauf hinweisen, dass die einfache Anwen¬ 
dung des Forceps behufs Beschleunigung der Geburt, wenn der Kopf 
im Beckenausgange sich befindet, bei Bockenverengerung I. Grades, 
eine nicht unbedeutende Mortalität ergibt und zwar: 

in der Pariser Baudelocque’schen Klinik 8% für Primiparae 
„ „ „ „ „ 10-5% für Multiparae 

„ Leipziger Klinik .... 7% 

In so ausgezeichneten Kliniken, bei Operationen, welche durch 
tüchtige Geburtshelfer ausgeführt werden, bei so wenig verengten 
Becken (I. Grades) ist also das Mortalitätsprozent bei einfacher 
Anwendung der Zange nur um etwas geringer, als bei unserer Ope¬ 
rationsmethode. Mit Rücksicht auf die noch unvollkommen ausgebil¬ 
dete Operationstechnik, sowie auf die noch nicht genau präcisirten 
Indicationen zu ihrer Ausführung, müssen wir zugeben, dass die Re¬ 
sultate der Symphyseotomie, auf die Kinder bezogen, als sehr gün¬ 
stige erscheinen. 

Bei Vergleichung der Symphyseotomie mit der prophylaktischen 
Wendung zeigt sich, dass das Sterblichkeit der Kinder bei der letz¬ 
genannten Operation ein enormes ist. Dr. Anufriew gibt in seiner 
Inauguraldissertation') auf Grund der Zusammenstellung der Stat.i- 


*) Anufr iew: Materyafy k’woprosu o profilakticzeskom poworotie 
pri nzkom tazie (Materialien betreffend die prophylaktische Wendung). 

« 


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14 « 


stik verschiedener Autoren das Mortalitätsprozent der Kinder bei pro- 
phylastischer Wendung, sowie eigene Beobachtungen, welche er auf 
der hiesiegen Klinik gemacht hat. Die Zahlen sind bei sämmtlichen 
Autoren annähernd dieselben und es beträgt das Mortalitätsprozent 
circa 333%. Dr. Anufriew berücksichtigt in seinen eigenen Beo¬ 
bachtungen die verschiedenen Grade der Beckenverengerungen, wel¬ 
che eine verschiedene Sterblichkeit zu Folge haben; durchschnittlich 
beträgt das Sterblichkeitsprozent auch bei ihm 33%• Die Sterblich¬ 
keit bei der Wendung ist also dreimal so gross, als bei der Sym- 
physeotomie. 

Es muss hier noch die Frühgeburt (partus praematurus) bei pa¬ 
thologischen Becken in Betracht gezogen werden. Auch hier ist das 
Mortalitätsprozent sehr gross. Die zu früh geborenen Kinder haben 
übrigens eine geringere Widerstandskraft gegen alle Krankheiten, 
sind weniger stark und gesund. Es gibt selbstverständlich auch 
solche Fälle, in welchen auch diese Methode angezeigt ist; doch 
hat die Geburtshilfe die Aufgabe, gesunde und lebensfähige Kinder 
zu befördern, wenn dies nur bei möglichst geringer Gefahr für 
die Mutter möglich ist. Nach Prof. Fancourt Barnes in Royal 
maternity charity in London ergibt der Partus praematurus ein 
Mortalitätsprozent der Kinder von 33%; dieser Eingriff ist ge¬ 
rade so ungünstig, wie die prophylaktische Wendung. Barnes 
schreibt die ungünstigen Resultate dem Umstande zu, dass die zu 
früh geborenen Kinder zu schwach sind, um den Geburtsakt aus¬ 
zuhalten, sowie dass bei pathologischen Becken gewöhnlich eine 
abnorme Lage des Kindes zu Stande kommt und gewisse Ein¬ 
griffe nothwendig macht, welche die schwachen Kinder nicht ver¬ 
tragen. 

Nun haben wir noch die Ergebnisse des Kaiserschnittes in Be¬ 
zug auf die Kinder mit jenen der Symphyseotomie zu vergleichen. 

Das diesbezügliche Sterblichkeitsprozent kann ich auf Grund 
der mir zugänglichen Litteratur nicht genau ermitteln; die Daten 
verschiedener Autoren differiren von einander und schwanken zwi¬ 
schen 10—12% (Barnes) und 6’8% (N o w i ck i). 

Zur Vergleichung der Ergebnisse dieser verschiedenen Opera¬ 
tionsmethoden in Bezug auf die Kinder mag also folgende Zusam¬ 
menstellung der Sterblichkeitsprozente dienen: 

1) bei der Symphyseotomie . . . 11% 

2) beim Kaiserschnitte .... G-8—12% 

3) bei der Frühgeburt .... 33% 

4) bei der prophylaktischen Wendung . 333% 


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149 


Hiebei muss man noch berücksichtigen, dass selbst die An¬ 
wendung der Naegele’schen Zange ein nicht unbedeutendes 
Sterblichkeitsprozent der Kinder gibt und zwar: 

bei Erstgebärenden 7'3—8% 
bei Mehrgebärenden 105% 


Diese Zahlen sprechen für sich selbst. Mit der Symphyseotomie kann 
in Bezug auf die Günstigkeit der Erfolge für das Kind nur der 
Kaiserschnitt rivalisiren. 

Übergehen wir nun zur Betrachtung des Mortalitätsprozentes 
der Mütter. In Anbetracht der bereits oben erörteten Umstände wol¬ 
len wir auch hiebei nur auf die in den Congressen in Rom und in 
Moskau besprochenen 365 Fälle uns beschränken. 

In den 241 Fällen von Morisani endeten 28 mit dem Tode der 
Mutter. Unter den Todesursachen wurden verschiedene Complicatio- 
nen und intercurrente Krankheiten angeführt, wie Pneumonie, Em¬ 
bolie, Gelenkrheumatismus u. s. w. Da jedoch erfahrungsgemäss 
solche Fälle immerhin verdächtig sind, indem oft genug verschiedene 
nach Operationen auftretende Infectionen, als intercurrende Krank¬ 
heiten und Complicationen angesehen worden sind, so will ich alle 
diese Fälle in eine Gruppe zusaramenfassen als „acute fieberhafte 
Krankheiten“. 

In den von Morisani operirten Fällen erfolgte der Tod der 
Mutter: 


an fieberhaften Krankheiten . 
an Herzlähnung 
an Myocarditis 
an Eklampsie 

an Blutung infolge der Operation 


in 22 Fällen 

„ 1 Falle 

- 1 * 

„ 2 Fällen 

n ^ „ 


Zusammen in 28 Fällen. 


In den von Prof. Varnier operirten Fällen erfolgte der Tod 
der Mutter: 

an fieberhaften Krankheiten . in 9 Fällen 
an Occlusio intestinorum . „ 1 Falle 

Zusammen in 10 Fällen. 


Prof. Zweifel und Prof. Kuestner hatten keinen Todesfall 
zu verzeichnen. 

Es sind also 28 Fälle von Morisani und 10 Fälle von Var¬ 
nier, zusammen 38 Todesfälle von den 365 Operierten zu verzeich¬ 
nen; das Mortalitätsprozent der Mütter beträgt demnach 10*4%- 


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150 


Der Kaiserschnitt weist auf: 

in der Berliner Klinik von Prof. Olshausen . 6-8°/* Todesfälle 

in der Dresdener Klinik von Prof. Leopold . 8°/ 0 „ 

Die Frühgeburt in der Londoner Klinik von Barnes 1-2% 

Die prophylaktische Wendung .... 29% 

Die beiden letztgenannten Operationsmethoden ergeben also 
wirklich ein sehr geringes Mortalitätsprozent der Mütter; für die 
Kinder beträgt jedoch dasselbe 33—33 3%■ Sie erscheinen demnach 
als begründet und ich werde trachten die Indicationen. zu ihrer 
Ausführung zu präcisiren. 

Die citirten Zahlen lehren, dass von den vier, dasselbe Ziel 
bezweckenden Methoden zwei, d. i. die Frühgeburt und die prophy¬ 
laktische Wendung das kleinste Mortalitätsprozent der Mütter auf¬ 
weisen (1 — 3%), dagegen ein hohes Mortalitätprocent der Kinder 
(33 - 33-3'7o); bei den beiden anderen Operationen sind die Procent¬ 
zahlen der für die Mütter ungünstigen Ergebnisse (68 n / # Kaiser¬ 
schnitt, 10-4 # /o Symphyseotomie) und die Procentzahlen der für die 
Kinder ungünstigen Ergebnisse (68—12% Kaiserschnitt, 1095% 
Symphyseotomie) annähernd die gleichen. 

Nach Anführung dieser statischen Daten wollen wir nun erörtern, 
welcher von den beiden wetteifernden Methoden der Vorzug gebühre. 

Zur leichteren Orientirung wollen wir die Bedingungen dieser 
beiden Methoden zunächst von einem rein chirurgischen Standpunkte 
betrachten und dann ihre Eigentümlichkeiten vom geburtshilflichen 
Standpunkte beurteilen. 

Der Kaiserschnitt ist eine Lapparotomie, welche bei hochgradi¬ 
ger physiologischer Hyperaemie der inneren Organe ausgeführt wird. 
Ich habe in acht Fällen von Kaiserschnitt als Assistent mit¬ 
gewirkt; aus eigener Erfahrung weiss ich also, dass diese, sowie 
eine jede intraabdominale Operation für den Operateur manche un¬ 
erwartete Schwierigkeiten bringen kann. Nicht alle Fälle sind so 
einfach und leicht ausführbar, wie es dem weniger Erfahrenen er¬ 
scheint; oft kommen Residuen von Entzündungsprocessen in der 
Bauchhöhle zum Vorscheine, welche die Operation wesentlich er¬ 
schweren, wie Verwachsungen des Netzes, Folgen von Entzündungs¬ 
processen des Wurmfortsatzes und der Adnexa uteri. Nicht selten 
müssen zu gleicher Zeit Neubildungen des Uterus und seiner Adnexa 
operirt werden, da es doch nicht angeht bei ausgeführter Lapparo¬ 
tomie dieselben zurückzulassen; schliesslich ist die Extraction des 
Kindes, besonders wenn die Placenta an der Schnittstelle fixirt ist, 
mit grossen Schwierigkeiten verbunden. In die Bauchhöhle kann sich 


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151 


das Fruchtwasser ergiessen, welches nicht immer aseptisch ist, so¬ 
wie der pathologische Inhalt der Uterus ( Gonorrhoen ). Das Nähen 
der 1 Uteruswunde bietet nicht geringe Schwierigkeiten, besonders 
wenn die Substanz der Gebärmutter und deren Peritonaealüberzug 
locker und zerreisslich ist. Schliesslich droht immer eine abdominale 
Hernie, welcher keine der bisherigen Methoden der Bauchnaht mit 
Sicherheit vorzubeugen im Stande ist. 

Alle diese Vorkommnisse sind darin begründet, dass man eben 
in der Bauchhöhle operirt. Bei der Symphyseotomie sind die topo¬ 
graphischen Verhältnisse des Operationsfeldes viel günstigere; wir 
operiren oberflächlich, die Schnittwunde beschränkt sich auf die 
äusseren Schichten; falls die aseptische Heilung zweifelhaft erscheint, 
lassen wir die Wunde offen und tamponiren mit Jodoformgase; 
eine schwere Infection ist so gut, wie ausgeschlossen. Der Operi- 
rende muss natürlich auf eine eventuelle stärkere Blutung gefasst 
sein, wenn unvorsichtiger Weise die Clitoris, die Vorhofszwiebeln 
oder die benachbarten Venengeflechte zerrissen werden; mit einer 
Blutung kann jedoch jeder Chirurg fertig werden, besonders wenn die¬ 
selbe eine oberflächliche ist. Solche Risse in den Weichtheilen sind bei 
der Symphyseotomie übrigens nur dann vorgekommen, wenn man 
unvorsichtig verfahren hat: man durchstach z. B. mit dem Catheter 
die Blase, es wurden Weichtheile zwischen den Rändern der Sym¬ 
physe beim Annähern derselben gequetscht, oder bei gewaltsamer 
Extraction des Kindskopfes mittels der Zange zerrissen. Den Mangel 
an Unterlage für die Weichtheile nach Durchtrennung der Sym¬ 
physe muss bei Beförderzug des Kopfes durch einen leichten Druck 
mit der Hand ersetzt werden. 

Wir wollen nun jene Umstände betrachten, welche mit dem 
Geburtsacte selbst im Zusammenhänge stehen 

Zur Ausführung der Lapparotomie ev. des Kaiserschnittes schrei¬ 
ten wir nur dann, wenn wir die absolute Sicherheit haben, dass 
der Fall einfach, d. h. nicht compüzirt ist; in zweifelhaften Fällen 
und bei relativer Indication wird man den Kaiserschnitt nicht aus¬ 
führen. Der Kaiserschnitt ist nur dann angezeigt, wenn das Frucht¬ 
wasser entweder noch nicht, oder soeben abgeflossen ist, wenn der 
Muttermund noch nicht völlig erweitert ist, mit einem Worte bei 
Beginn einer uncomplicirten Geburt. 

Stellen wir uns den entgegengesetzten Fall vor: das Wasser 
ist bereits lange abgeflossen, der Muttermund gänzlich erweitert, die 
Contractionen sind gut, die Geburt dauert 10 Stunden oder länger; 
die Kranke beginnt zu fiebern, die Herztöne des Kindes sind gut 
hörbar und trotz mannigfachen Hilfsversuchen (die Waleker’sche 


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152 


Hängelage, die Methode von Thorn u. s. w.) bleibt der Kopf be¬ 
ständig über dem Beckeneingange, da ein Missverhältniss zwischen 
dem Durchmesser des Kopfes und des Beckens obwaltet. Nachdem 
noch der Zangenversuch und die Anwendung eines Lcvier-prehenseur 
nach Farabeuf erfolglos bleibt, so haben wir die Wahl, entweder 
das gesunde Kind zu tödten, oder den Kaiserschnitt auszuführen. 

Der erste Ausweg muss endlich, ein für allemale ausgeschlossen 
und als eine dunkle Seite der Geburtshilfe, als Beweis der Unvoll¬ 
kommenheit unserer Kunst bezeichnet werden; zum Kaiserschnitte 
wird unter solchen Umständen kaum jemand sich entschliessen, da 
diese Operation wegen der grossen Gefahr für die Mutter geradezu 
contraindicirt erscheint. In solchen Fällen ist eben die Symphyseo- 
tomie gerade angezeigt. 

Ein jeder Geburtshelfer hat wohl in seiner Praxis manche Ge¬ 
burt beobachtet, durch welche er geradezu in Staunen gesetzt 
wurde; ich meine hier die Fälle, in welchen selbst bei hochgradiger 
Beckenverengerung die Geburt spontan beendet wird, wenn der 
Uterus seine ganze Kraft entfaltet hat; dort, wo man gar nicht da¬ 
rauf rechnete, wo man sogar die Notwendigkeit einer schweren 
Operation voraussah, rückt auf einmal bei starken Contractio- 
nen der Uterus das Kind vor, der Kopf passt sich den Raum¬ 
verhältnissen an und tritt entweder selbst heraus, oder kann mit 
Hilfe der Zange ext.rahirt werden. Es wird also nicht selten, trotz 
der sorgfältigsten Ausmessungen und Berechnungen entweder die 
Mutter oder das Kind unnöthigerweise der Gefahr eines schweren 
operativen Eingriffes ausgesetzt. Plätte man mehr Geduld, so könnte 
die Geburt spontan beendet werden. In solchen Fällen, wo man so lange 
als möglich zugewartet hat, bleibt behufs Rettung des Kindes, noch 
immer der ziemlich unschuldige Eingriff der Symphyseotomie übrig. 

Daraus folgt, dass die Symphyseotomie unter 
allen verwandten Operationen als ein im geburtshil¬ 
flichen Sinne des Wortes am meisten conservatives 
Verfahren anerkannt werden muss. Man hat immer 
noch Zeit genug diese Operation auszuführen. 

Auf Grund der im I-ten Theile der vorliegenden Arbeit ausge¬ 
führten Berechnungen, sowie auf Grund der klinischen Erfahrung, 
betrachte ich als Indication zur Ausführung der Symphyseotomie 
nicht den Grad der Beckenverengerung (manchmal kann bei Conju - 
gata = 9 cm. die Geburt spontan nicht beendet werden, während selbst 
bei Conjugata von 7 cm. das Kind ohne Beihilfe geboren wird, wenn 
der Umfang des Kindskopfes nicht zu gross ist und derselbe sich 
gut anpasst, wenn die Muskelkraft des Uterus eine entsprechende ist 


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153 


u. s. w.), also nicht die absolute Grösse der Conjugata. 
sondern das gegenseitige Missverhältnis zwischen 
Becken und Kopf. Für die Praxis kann man die Indication zur 
Symphyseotomie in folgender Weise formuliren: Wenn bei völli¬ 
ger Eröffnung des Muttermundes der Kopf über dem 
Beckeneingange beweglich steht, die Herztöne gut 
hörbar sind und die Conjugata bei verengtem Becken 
nicht weniger als 65—7 cm. beträgt — so ist zur Sym¬ 
physeotomie zu schreiten. 

Es ist möglich, dass ein einfriger Anhänger der Symphyseoto¬ 
mie einwenden könnte, dass ich die Indicationen zu sehr be¬ 
schränkt habe und dass die absoluten Beckenausmasse hier aus¬ 
schlaggebend sein sollen, dass mithin die Symphyseotomie zur 
Ausführung kommen solle, sobald die Conjugata ein gewisses Maas 
zeigt. Dieser Anschauung kann ich nicht beistimmen, da wir 
ja mit Hilfe der zu Gebote stehenden Methoden nicht im Stande 
sind den Umfang des Kindskopfes genau zu bestimmen und zu 
beurtheilen, ob derselbe dem Grade der Beckenverengerung bei 
starken Contractionen des Uterus sich anpassen könne; wir 
können übrigens die Kraft der Contractionen nicht in Voraus 
bestimmen; trotz der genausten Berechnungen werden wir oft Un¬ 
erwartetes zu gewärtigen haben. Wenn wir jedoch den Geburts¬ 
act genau beobachten und uns überzeugt haben, dass trotz starker 
Contractionen bei völlig erweitertem Muttermunde der Kindskopf 
fortwährend über dem Eingänge steht und auch der Zangenversuch 
erfolglos bleibt, dann soll man unbedingt zur Ausführung der Sym¬ 
physeotomie schreiten. 

Die Symphyseotomie hat eben im Vergleiche mit allen anderen, 
dasselbe Ziel bezweckenden Operationsmethoden den grossen und 
nicht hoch genug zu schätzenden Vortheil, dass sie noch im letzten 
Augenblicke des Geburtsactes ausgeführt werden kann und nach 
langem Zuwarten und Beobachten noch im Stande ist das Kind 
zu retten. 

Nach der Besprechung der Bedingungen und Indicationen zur 
Ausführung dieser Operationsmethode bleibt uns noch, die Contrain- 
dicationen zu präcisiren. 

Im II-ten Theile dieser Arbeit, bei der Besprechung der anato¬ 
mischen Verhältnisse, wurde auf die Rolle hingewiesen, welche den 
ileosacralen Gelenken beim Auseinanderziehen der Schambeine zu¬ 
kommt. Der normale Zustand derselben, die Freiheit seiner Gelenk¬ 
flächen gehört zu den unumgänglichen Bedingungen des Erfolges 


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154 


dieser Operation. Ossification und Ankylose an diesen Gelenken sind 
also absolute Contraindicationen. 

Dr. Fr. Neugebauer hat in einer seiner Arbeiten auf diejeni¬ 
gen Beckenformen hingewiesen, bei welchen infolge der Ossification 
der ileosacralen Gelenke die Symphyseotomie nicht ausgeführt wer¬ 
den darf; hier gehören: das sc hägverengte (Naegele’sc he) Becken, 
das querverengte ankylotische (Robert’sche) Becken, sowie das 
Becken mit einer beiderseitigen Assimilation des lumbosacralen Über¬ 
gangswirbels (Gegenbaur), bei welchem Synostose der ileosacralen 
Gelenke oft vorkommt. 

Ausser diesen, so zu sagen, natürlichen Hindernissen gehören zu 
den Contraindicationen alle Tumoren, welche am Beckenausgange 
gelagert sind, sowie Carcinome des Cervix , welche die Dehnbarkeit 
der Uteruswand beeinträchtigen. 

Ich gelange nun zu den Schlussfolgerungen meiner Arbeit und 
zwar: 

1) In Betreff der durch die Symphyseotomie erzielten Verlänge¬ 
rung der Conjugata kann ich die von Prof. Pinard im Congresse 
in Rom 1894 gemachten Angaben nicht bestätigen. Nach meinen 
Berechnungen wird: 

von 6 cm. auf 7 8 cm. 

» 7 » » ®'6 fl 

n 8 „ „ 9'5 „ 

» 9 n n 10-4 „ 

?! 10 fl n 11'25 » 

verlängert. 

2) In Übereinstimmung mit anderen Autoren halte ich die 
Symphyseotomie für noch ausführbar, wenn die Conjugata wenig¬ 
stens &7 bis 7 cm. beträgt. 

3) Der Haupteffect Operation besteht nicht in der Verlängerung 
eines bestimmten Durchmessers, sondern in Vergrösserung des ge 
sammten Beckenraumes. Das Verhältniss des Flächeninhaltes des 
Querschnittes auf der Höhe des Beckeneinganges vor und nach der 
Operation (bei Conjugata von 8 cm.) ist wie 1 : 1'40, d. h. die 
Fläche des Querschnittes wird um vier Zehntel vergrössert. 

4) Die Anzahl der durch die Symphyseotomie gewonnenen 
Quadratcentimeter bildet mehr als ein Drittel des Querschnittes eines 
normal grossen Kindskopfes. 

5) Zur genauen Bestimmung der räumlichen Verhältnisse des 
Beckens erweisen sich als höchst instructiv Gypsabgüsse, welche 


eine Conjugata 

n V 

n n 

n » 

n n 


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155 


zum ersten Male in der Geburtshilfe, von mir zu diesem Zwecke ge¬ 
macht worden sind. 

6) Die anatomischen Verhältnisse des Operationsfeldes sind sehr 
einfache und bieten keine Schwierigkeiten in der Ausführung der 
Symphyseotomie dar. 

7) Die Chancen der Symphyseotomie und des Kaiserschnittes 
sind für das Kind drei Mal so günstig, als jene der Frühgeburt oder 
der prophylaktischen Wendung. Von diesen, dasselbe Ziel verfolgen¬ 
den Operationsmethoden ergeben die künstliche Frühgeburt und die 
prophylaktischen Wendung das günstigste Mortalitätsprocent der 
Mütter (1—3%), dagegen das ungünstigste Mortalitätsprocent der 
Kinder (33—33 3%). Die Operationen des Kaiserschnittes und der 
Symphyseotomie ergeben fast ein gleiches Sterblichkeitsprocent der 
Mütter (6’6% der Kaiserschnitt, 104% die Symphyseotomie), der 
Kinder (6'8—12% der Kaiserschnitt, 10'95% die Symphyseo¬ 
tomie). 

8) Die wesentlichen Vortheile der Symphyseotomie gegenüber 
dem Kaiserschnitte beruhen einerseits darauf, dass das Operations¬ 
feld ausserhalb der Bauchhöhle liegt, anderseits darauf dass man 
mit der Operation möglichst lange zuwarten kann. Die Symphyseo¬ 
tomie erscheint also als die am meisten expectative und con- 
servative Methode. 

9) Die Indication zur Ausführung der Symphyseotomie ist nicht 
durch ein bestimmtes Maas der Conjugata gegeben, sondern durch 
das Missverhältnis zwischen der Grösse des Kindskopfes und den 
Raumverhältnissen des Beckens. Die Indication für die Symphyseo¬ 
tomie ergibt sich also nicht aus theoretischen Berechnungen, son¬ 
dern aus der klinische Beobachtung des betreffenden Falles. 

10) Eine Contraindication bilden Ossificationen der ileosacralen 
Gelenke, sowie alle Tumose, welche die Geburt des Kindkopfes auf 
natürliche Wege hemmen. 

Ich will nun eine von mir ausgeführte Symphyseotomie be¬ 
schreiben, um auf Grund derselben noch einige Bemerkungen zu 
machen. 

Am 15. Februar 1898 wurde ich zur einen Gebärenden (Marie M.) 
berufen. Aus der Anamnese ergab sich: die Geburt begann am 
13. Februar gegen 1 Uhr nach Mitternacht, die starken Wehen dau¬ 
ern vom 14. Februar 12 Uhr Mittags, das Fruchtwasser ist Nachts 
am 15. Februar abgeflossen, die Kranke wird von einer Hebamme 
gepflegt. Die gegenwärtige Geburt ist die achte. 


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156 


Die erste war vor 10 Jahren, dauerte 4 Tage, das Kind wurde 
todt geboren; die zweite endete mit Cranioclasie; die dritte erfolgte 
im 8-ten Monate der Schwangerschaft und das Kind wurde todt 
geboren; die vierte endete mit prophylaktischer Wendung und Ex¬ 
traction eines todten Kindes; die fünfte, sechste und siebente waren 
vorzeitig, die geborenen Kinder lebten je einige Tage. 

Status praesens: Die Gebärende 32 Jahre alt, ihr Wuchs 
niedrig, untersetzt, die unteren Extremitäten im Verhältnisse zum 
Rumpfe kurz und gebogen, Spuren von Rachitis; die Knochen stark, 
das Rückgrat normal, das Becken symmetrisch, die Neigung des 
Beckeneinganges bei stehender Lago beträchtlich; die Ernährung 
gut, die Muskeln kräftig, das Fettpolster gut ausgebildet, die Haut 
sowie die Schleimhäute lebhaft geröthet. 

10 Uhr früh. Bei der äusseren Untersuchung diagnosticirte ich 
die I. b Schädellage; der abnorm grosse Kopf steht frei über dem 
Beckeneingange; der rechte Arm des Kindes lagert sich zwei Finger 
breit links von der Linea alba, der Steiss im Uterusgrunde in der 
rechtem Linea mammil/aris, die Füsse rechts fast unter dem rechten 
Rippenbogen, die Herztöne des Kindes hörbar auf der Höhe des Na¬ 
bels, drei Finger breit links von der Linea alba, 120 in der Minute; 
die Töne sind deutlich und rythmisch. 

Bei der inneren Untersuchung stellte sich heraus, dass der 
Kopf über dem Eingänge (in der Naegele’schen Obliquität) steht, 
dass die Pfeilnaht quer gestellt, nahe am Promontorium verläuft und 
dass der Rand des linken Scheitelbeines sich unter dem rechten be¬ 
findet. Die Nähte sind nicht gedehnt, die kleine Fontanelle befindet 
sich links, die grosse rechts, beide in einem Niveau und beide nicht 
gross. Der Kopf ist von Eihäuten bedeckt, das Fruchtwasser flicsst, 
bei Bewegungen ab. Der Uterusmund ist bis auf vier Finger breit 
erweitert. Die Wehen sind stark, dauern 1 -1 1 /* Minuten, kommen 
je 6—8 Minuten und sind ziemlich schmerzhaft. 

Das Allgemeinbefinden gut; doch ist die Gebärende durch die 
lange Dauer ermüdet; Puls 78, voll, rythmisch, Herztöne rein. Lun¬ 
gen normal. Das Becken zeigt folgende Maase: Dist. spin. 2500 cm., 
C. externa 1850 cm., Dist. crist. 27-00 cm., C. diagon. 10-25 cm. 

Ich brachte die Kranke in die W a 1 c k e r’s c h e Hängelage und 
empfahl in den Wehenpausen auf der rechten Seite zu liegen; den 
Uterusgrund fixirte ich in der Mittellage durch eine Bandage. 

2 Uhr Nachmittags. Die Gebärende blieb fortwährend in der 
Walcker’schen Hängelage, die Wehen andauernd stark und oft; 
die Lage des Kindes nicht geändert, der Muttermund fast völlig offen; 
die Temperatur der Gebärenden normal, Puls 80, voll und rythmisch. 


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157 


Behufs genauer Feststellung des Verhältnisses zwischen dem 
Kindskopfe und dem Becken, sowie behufs Besserung der Lage des 
Kopfes und eventueller Ausführung einer prophylaktischen Wendung, 
ersuchte ich Coli. Beläynski die Gebärende zu chloroformiren. 
In der Narkose ergab' sich, dass der Kopf beständig in der Nae- 
gele’schen Obliquität über dem Eingänge sich befindet, dass die 
grosse Fontanelle höher als die kleine liegt (Flexio capitis in introitu 
pelvis plano). Wegen des Mangels an Fruchtwasser und wegen des 
festen Anliegens des Kopfes im Beckeneingange, konnte man trotz 
der Narkose die Lage nicht bessern; zur prophylactischen Wendung 
wollte ich wegen Mangel an Fruchtwasser und aus Rücksicht auf 
das Kind nicht schreiten. Ich bestimmte noch einmal die Conjugata 
diagonalis. Nachdem die Kranke zu sich gekommen war, schlug ich 
die Symphyseotomie vor. 

Ich suchte die Gebärende zu überzeugen, dass sie ein gesun¬ 
des Kind haben und auch selbst bald wieder werden gesund wird. 
Die beiden Eheleute willigten gerne auf die Operation ein. 

Die Gebärende wurde in eine Heilanstalt transferirt. Da der 
Muttermund noch nicht völlig erweitert war, so beschloss ich noch 
einige Zeit zu warten; einstweilen wurden die Vorbereitungen zur 
Operation getroffen. 

6 Uhr Abends. Der Muttermund seit 2'/, Stunden völlig erwei¬ 
tert; die Temperatur 382 # C., der Puls 100. 

Die Lage des Kindes wie vorher mit dem Unterschiede, dass 
die Flexio capitis deutlicher ist. Die Beweglichkeit des Kopfes deut¬ 
lich, die Pfeilnaht dicht am Promontorium, vollkommener Mangel 
an Fruchtwasser, der Uterus beim Drucke schmerzhaft, der Con- 
tractionsring sichtbar auf der Höhe des Nabels. Die Gebärende ist 
erschöpft; die Frequenz der kindlichen Herztöne 150, rythmisch. 
Um 6 Uhr 15 M. wird zur Ausführung der Symphyseotomie ge¬ 
schritten. 

Als Assistenten fungiren die Herrn Collegen Karczewski 
und Korzeniowski, die Narkose führt Coli. Belzynski, anwe- 
wesend ist Coli. Zaborowski. 

Ich beschloss in diesem Falle die Operation in der Weise auszu¬ 
führen, wie sie im J. 1896 Pinard in meiner Anwesenheit in der 
Pariser Klinik ausgoführt hatte (siehe Fig. VIII. und IX.). 

Die Kranke wurde am Rande des Tisches, wie zur gynäkologi¬ 
schen Untersuchung, gelagert; ich stellte mich in der Mitte, die 
Assistenten zu beiden Seiten. Nun führte ich einen 6 cm. langen 
Schnitt längst der Schamfuge, */«— V» cm - über dem oberen Sym¬ 
physenrande angefangen, bis '/, cm - unterhalb des Lig. arcuatum pn - 


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158 


bis ; das untere Ende des Schnittes wurde nach Farabeuf etwas 
nach links gerichtet um die Clitoris zu schonen. Ich operirte schich¬ 
tenweise. Die blutenden Gefässe wurden mit vier Pean’schen Pin- 
cetten torquirt. Nach Blosslegung der Symphyse machte ich dieselbe 
auch vom hinten frei und schnitt den Zwischenknorpel durch: so- 


Fig. VIII. 



Operationsfeld bei Symphyseotomie: Im oberen Theile ist nach Durchwendüng 
der Haut des subentanen Fettpolsters und der oberflächlichen Fasie das vordere 
Blatt der Rectusscheide blossgelegt; im unteren Theile ist das IAg. Suspensorium 
und das IAg. intercruale clitoridis durchschnitten, um der Raum hinter der Sym¬ 
physe zugänglich zu machen. 

Nach Pinard in „Annales de gynöcologie et l’obstötrique“ — 1894. 

fort entfernten sich die Symphysenränder selbständig, oben bis auf 
2, unten bis auf Vj % Finger breit; die Operation war vollendet; die 
ziemlich starke venöse Blutung wurde durch Tamponade mit Jodo¬ 
formgase und leichten Druck gestillt. Es konnte nun die Untersu¬ 
chung der Kranken per vaginam vorgenommen werden. 


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Ich überzeugte mich, dass der Kopf sofort eine bessere Lage 
angenommen hatte; die Pfeilnaht verlief nicht mehr am Promonto¬ 
rium, sondern stand quer in der Mittellinie. 

Die Narkose wurde unterbrochen und wir beschlossen die Ge¬ 
burt des Kopfes abzuwarton. 

Mehr weniger 20 Minuten nach dem Durchschneiden der Sym¬ 
physe kehrten die Wehen mit grosser Kraft wieder. 

Fig. IX. 


Hinter die Symphyse wurde, nach Loslösung der Weichtheile von derselben, eine 
Art Hohlsonde eingeführt, deren oberes Ende durch einen Spalt in der Rectus- 

scheide sichtbar ist. 

Nach Pinard in r Annales de gynecologie et d’obstötrique“ — 1894. 

Der Kopf trat in das Becken quer ein und passirte in dieser 
Lage die Enge; erst am Ausgange drehte sich das Hinterhaupt 
nach vorne um. Beim Passiren der Beckenenge giengen die Sym- 
physonränder bis auf 3’/, Finger breit = 55 cm. auseinander; es 
war nothwendig die beiden Hüftbeine zusammenzuhalten; trotzdem 
liess sich der charakteristische Knall vernehmen, welcher beim 
Klaffen der Gelenkflächen der ileosacralen Gelenke zu Stande kommt 


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160 


Gegen 7 Uhr Abends war das Kind bereits geboren; nach eini¬ 
gen Minuten erschien die Placenta und wir konnten nun zum Zu¬ 
nähen der Symphyse schreiten. 

Die Annäherung der Symphysenränder war schwierig. Zwei 
Collegen mussten aus allen Kräften die Hüftbeine gegen einander 
pressen. 

Ich habe auf die Beinhaut vier, auf die Haut drei Nähte an¬ 
gelegt. Die Fadenenden der tiefen Nähte wurden sammt, behuf Drei¬ 
nage eingeführten, Jodoformgasestreifen im unteren Ende der Schnitt¬ 
wunde nach aussen geführt, welch js offen blieb mit Rücksicht auf 
die noch vor der Operation erhöhte Temperatur der Kranken (38-2 # ) f ). 
Hierauf wurde ein Jodoform-Verband angelegt. Das Becken wurde 
mit Binden fest umschlungen um die Symphysenränder in Contact 
zu erhalten. 

Die Temperatur blieb wie vorher: 38*2° C., der Puls verlang¬ 
samte sich bis auf 90. 

Das Kind wurde gemessen, die Nabelschnur nach meiner Me¬ 
thode (angegeben in „Medycyna“ Nr. 34, 35, J. 1890) behandelt. 

Nach der Operation sank die Temperatur, bereits um 2 Uhr 
30 M. Nachts auf 37-6° C. und am Morgen um 9 Uhr auf 37'2 # C. 
Die Wundheilung verliof ohne Complicationen fieberlos, so dass die 
Kranke am 7. März, d. h. drei Wochen nach der Operation die Heil¬ 
anstalt verlassen konnte. 

Das Kind schien Anfangs vollkommen gesund, doch zeigte sich 
am eilften Tage nach der Geburt ein syphilitisches Exanthem (Lues 
haereditaria). 

Das neugeborene Kind, männlichen Geschlechtes, war 53 cm. 
lang und wog 4800 grm. Die unmittelbar nach der Geburt vollzo¬ 
gene und am folgenden Tage wiederholte Messung des Kopfes er¬ 
gab Folgendes: 


der gerade Durchmesser 

12 0 cm. 

der biparietale Durchmesser 

9-5 „ 

der bitemporale Durchmesser 

8-5 „ 

der grosse schräge Durchmesser . 

13-5 „ 

der kleine schräge Durchmesser . 

10-5 „ 


') Diese Vorsicht war jedoch überflüssig, da die Wunde per primam 
heilte und die Nabtfäden so fest sassen, dass ihre Beseitigung mir nach¬ 
träglich grosse Schwierigkeiten bereitete; ich war gezwungen die Wunde 
6 Wochen nach der Operation noch einmal zu öffnen und erst dann 
konnte ich die Nähte herausnehmen. Auch diese zweite Wunde heilte 
per primam. 


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161 


der gerade Umfang . . . . 36 25 cm. 

der schräge Umfang . . . 37-75 „ 

Diese Maase beweisen, dass das Kind stark gebaut war, da die 
Länge des Körpers, sowie die Durchmesser des Kopfes grösser sind 
als die normalen. Die Form des Kopfes war normal und regelmässig. 

Nun wollen wir das Becken der Mutter betrachten. Um richtig 
zu beurtheilen, um wie viel der gerade Durchmesser durch die Durch¬ 
schneidung der Symphyse zugenommen hat, musste ich auf Grund 
der durch direkte Messung erhaltenen Zahlen die. Conjugata vera 
bestimmen. 

Da ich die betreffenden Instrumente nicht zur Verfügung hatte, 
so habe ich eine einfache Methode ersonnen, welche sich als sehr 
praktisch und zweckmässig erwies. 

Die Kranke steht ohne Schuhe auf einer flachen Ebene, resp. 
auf dem Fussboden. In einer entsprechenden Entfernung stellte ich 
ein Lineal senkrecht auf; auf der einen Fläche hat dieses Lineal 
eine Furche, in welche die kurze Kathete eines Dreieckes so einge¬ 
setzt wird, dass man das Dreieck in der Furche nach oben und nach 
unten verschieben kann. Die freie Spitze des Dreieckes wird an je¬ 
nen Punkt des Beckens angelegt, dessen Entfernung von der Boden¬ 
fläche zu messen ist. Die Stelle, an welcher sich der rechte Winkel 
des Dreieckes befindet, wird am Lineal bezeichnet und dann ihre 
Entfernung vom unteren Ende der Linie gemessen. So findet man 
die Entfernung des betreffenden Punktes vom Niveau des Bodens. 

Dieses einfache Verfahren ersetzte mir ein sehr gutes, von Prof. 
Jastrebow angegebenes Instrument, welches ich jedoch nicht zur 
Hand hatte. Ein Lineal und ein Dreieck ist ja leicht zu haben. 

Auf diese Weise wurden die Entfernungen von vier Punkten 
am Becken vom Niveau des Fussbodens bestimmt, namentlich die 
der Grube über dem Dornfortsatze des letzten Lendenwirbels, die 
der Steissbeinspitze, die des oberen sowie die des unteren Randes 
der Symphyse. Ferner wurde die Entfernung des Steissbeinspitze 
vom unteren Symphysenrande und die Länge der Symphyse gemessen. 

Durch die vier ersten bestimmten Punkte A, B, D, E denken 
wir uns Ebenen parallel dem Niveau geführt. Diese Ebenen schnei¬ 
den eine verticale Ebene in horizontalen Linien, deren gegenseitige 
Abstände aus den erhaltenen Maasen leicht bestimmt werden kön¬ 
nen und welche auf der Abbildung (Fig. X.) mit mm’, nn’, pp’, rr’ 
bezeichnet sind. 

In der Linie mm’ nehme ich einen beliebigen Punkt an und 
bezeichne ihn mit A; er bezeichnet die Lage der Grube über dem 

Poln. Archiv, f. biol. u. inert. Wissensch. 

Archive« polon. de eoienc. biol. et m6dic. 


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162 


Fig. X. 



Darstellung in 0*6 natürlicher Grösse. 


Der Punkt E liegt ß9*50 cm. über der Bodenfläche 
jy jj B n 72*o0 nun n 
n n D „ 73'00 v n n n 

n n n 85 25 n n n n 


I 


AB - 18*50 cm. EF — 10*25 cm. 

BB = 9 50 „ BC = 2 00 „ 

BE = 4 SO „ BF = 10*25 „ 


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163 


Dornfortsatze des letzten Lendenwirbels; vom Punkte A aus be¬ 
schreibe ich einen Bogen, dessen Radius der Länge der Conjugata 
externa gleicht, welche in unserem Falle = 18-50 cm. beträgt. Der 
Durchschnittspunkt dieses Bogens mit der Linie nn’ gibt die Lage 
des oberen Randes der Symphyse. Von diesem Punkte D aus be¬ 
schreibe ich wieder einen Bogen, dessen Radius der Entfernung des 
oberen Symphysenrandes von der Steissbeinspitze gleicht; im unse¬ 
ren Falle beträgt diese Entfernung = 9-50 cm. Der Durchschnitts¬ 
punkt dieses Bogens mit der Linie pp’ bezeichne ich mit B; er gibt 
die Lage der Steissbeinspitze. 

Vom Punkte B beschreibe ich noch einen Bogen mit dem Ra¬ 
dius 4*80 cm. (die Länge der Symphyse). Der Durchschnittspunkt 
dieses] Bogens mit der Linie rr’ zeigt die Lage des unteren Sym¬ 
physenrandes und wird mit E bezeichnet. 

Nach der Küstner’schen Methode (Zeitschrift f. Geb. u. Gyn., 
Bd. II. S. 326) berechne ich nun die Entfernung des Promontoriums 
vom oberen Symphysenrande; in unserem Falle erhält man hiefür 
10-25 cm. 

Nun beschreibe ich einen Bogen mit dem Radius von 10 25 cm. 
vom Punkte D aus, sowie einen Bogen mit einem Radius von 10-25 cm. 
{Conjugata diagonalis) vom Punkte E aus. Der Durchschnittspunkt 
beider Bogen gibt die Lage des Promontoriums, d. h. des hinteren 
Endes der Conjugata vera. Verbinden wir den erhaltenen Punkt (F) 
mit dem Punkte D, so erhalten wir die Richtung der Conjugata vera. 

Vom Punkte D aus wird auf der Linie DF die Dicke der Sym¬ 
physe abgemessen, welche 2 cm. beträgt. Bezeichnen wir den neuen 
Punkt mit C. Die Linie CF stellt die gesuchte Conjugata vera dar. 
Man findet ihre Länge durch direkte Messung, nämlich 8-25 cm. 

In dieser Weise haben wir also sowohl die Richtung, als auch 
die Länge der Conjugata vera gefunden. 

Die in Fig. X. erhaltene Projection des Beckens benützend, be¬ 
stimmte ich mit dem Winkelmesser die Neigung folgender Linien: 

der Conj. ext. = 41® 40' (normal 34° 15') 

des geraden Durchmessers des Beckenausganges = 26® 20' 

der Schamfuge = 132® 40' (normal 180®—42® 45') 

der Conj. vera = 30®. 

Die Neigungen entsprechen der aufrechtstehenden Attitüde der 
Kranken mit adducirten Schenkeln. 

Nach Feststellung der Länge der Conjugata vera können wir die 
Vergrösserung des Beckenraumes durch die ausgeführte Operation 
beurtheilen. 

* 


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164 


Für die diesbezüglichen Berechnungen musste eine Projection 
des Beckenquerschnittes auf der Höhe des Beckeneinganges ent¬ 
worfen werden (Fig. II. auf S. 124). 

Die betreffenden Berechnungen sind bereits im I-ten Theile die¬ 
ser Arbeit angeführt und ergaben, dass: 

der Beckeneingang vor der Operation . 81*47 cm 1 , betrug 

„ „ nach der Operation 11310 „ „ 

es ergibt sich also ein Zuwachs von . 31*63 „ 

Da der Querschnitt eines normalen Kindskopfes 85*15 cra*. beträgt., 
so ist der Erfolg der Operation einleuchtend. 

Die von mir operirte Frau habe ich in der Gesellschaft der 
Ärzte in Warschau im Juni 1898 vorgestellt. 

Ferner hat Dr. Fr. Neugebauer dieselbe in der Univeritäts- 
aula in Warschau bei seinem Habilitationsvortrage demonstrirt. Die 
anwesenden Collegen haben Gelegenheit gehabt sich zu überzeugen, 
dass die Operirte sich sehr wohl befindet und dass sie in die Sitzung, 
ihr gesundes Kind tragend, ohne irgend welche Beschwerden, kom¬ 
men konnte; — der Gang war bereits 15 Tage nach der Operation 
vollkommen normal. 

Die Beweglichkeit der Symphyse war bei der Untersuchung nach 
einem halbem Jahre noch deutlich; beim Aufheben des Fusses gieng 
auch der entsprechende Symphysenrand in die Höhe Gegenwärtig 
nach 2 1 /, Jahren fand ich trotz genauer Untersuchung der Scham¬ 
fuge keine Beweglichkeit derselben. 

Zum Schlüsse will ich noch den Eindruck schildern, den die 
ausgeführte Operation auf mich gemacht hatte. 

Im Allgemeinen erscheint die Operation einfach und leicht, er¬ 
fordert jedoch grosse Umsicht und Gewandtheit des Operirenden. 
Ich halte es für angezeigt, noch auf gewisse Umstände hinzuweisen 
welche für das Leben und Gesundheit der Operirten von hohem 
Belange sind: 

1) Beim Durchschneiden der Symphyse ist der untere Sym¬ 
physenrand schwer zugänglich; es ist also die Möglichkeit vorhan¬ 
den, dass benachbarte Organe (die Harnblase u. s. w.) verletzt 
werden; dasselbe droht beim Ablösen der Weichtheile von der hin¬ 
teren Fläche der Schamfuge. Deswegen rathe ich, dass der Operi- 
rende nicht, wie ich es nach Anweisung französischer Autoren ge- 
than habe, in der Mitte sich stelle und dass man dip Kranke nicht 
horizontal (wie bei der gynäkologischen Untersuchung) lege; viel 
zweckmässiger erscheint es mir, dass man die Kranke so lagere, 
dass das Becken höher zu liegen komme, indem man unter das 


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Kreuz eine Rolle schiebt. Bei dieser Lagerung ist der untere Theil 
der Schamfuge, dessen Durchschneiden die grössten Gefahren mit 
sich bringt, besser sichtbar und die Technik der Operation we¬ 
sentlich erleichtert. Bei dieser Lagerung der Kranken muss der Ope- 
rirende sich links aufstellen, ähnlich wie bei den Operationen in 
der Trendelenburg’schen Stellung. Nach der Operation, wenn 
die Geburt vor sich gehen soll, muss die Rolle beseitigt und die 
Kranke in die horizontale Lage gebracht werden. 

2) Soll die Artroklasie im Sinne von Pinard ausgeführt wer¬ 
den ? Meiner Meinung nach ist sie nur bei hochgradigen Beckenveren¬ 
gerungen indicirt, wenn die Conjugata kaum 7 cm. erreicht, wenn 
also das Missverhältniss zwischen dem verengten Becken und dem 
Kindskopfe ein sehr bedeutendes ist. Es ist wahr, dass der Kopf sich 
selbst den Weg bahnt, dass also jedenfalls die Artroklasie zu Stande 
kommt, da sie als eine unumgängliche Folge der Operation erscheint; 
es ist jedoch besser, dass die Gelenkflächen von selbst und nur 
so weit klaffend werden, als es zum Gebären des Kopfes noth- 
wendig ist. Wird die Artroklasie nach Pinard als ein besonderer 
Operationsact ausgeführt, so kann sie übermässig ausfallen. In mei¬ 
nem Falle wurde die Artroklasie nicht ausgeführt; zur endgiltigen 
Entscheidung dieser Frage besitze ich jedoch zu wenig Erfahrung. 

3) Beim Durchschneiden der Weichtheile rathe ich Alles durch¬ 
zuschneiden, was bei Erweiterung der Fuge gespannt wird, denn 
beim Gebären des Kopfes reissen die gespannten Weichtheile von 
selbst ein und vielleicht nicht in der erwünschten Weise. Es ist 
besser die Richtung mit dem Messer zu bestimmen. 

4) Die Geburt soll und muss nach dem Durchschneiden der 
Symphyse spontan beendet werden; man soll also nur zuwarten. 
Man gewinnt ja durch die Operation so viel an Raum, dass sogar 
bei hochgradiger Verengerung (= 6'7 cm.) der Kopf leicht geboren 
worden kann; lassen wir also den Uterusmuskel ausruhen und dann 
selbstständig arbeiten. Die Erfahrung lehrt, dass alle bei der Sym- 
physeotomie beobachteten Verletzungen immer durch Anwendung 
der Zange verursacht waren. Der Erfolg der Operation besteht darin, 
dass der Kindskopf als plastischer Körper sich den neuen Raum¬ 
verhältnissen anpasst. Diese Anpassung kann nur infolge der Con- 
tractionen des Uterusmuskels zu Stande kommen; wenn wir diese 
Anspannung nicht zu Stande kommen lassen, so entziehen wir dem 
Kindskopfe die Möglichkeit, die durch die Operation erzielten gün¬ 
stigeren Verhältnisse auszunützen, wir vernichten also durch die 
Extraction die Resultate unseres Bemühens. 


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Nur bei Complicationen könnte die Beschleunigung der Geburt 
angezeigt sein. 

5) Die Annäherung der Symphysenränder ist nicht leicht und 
setzt die Kranke einer gewissen Gefahr aus. Die klaftenden Gelenk¬ 
flächen lassen sich nur schwer und bei Anwendung einer grossen 
Kraft wieder schliessen. Hiebei beachte man, dass die Weichtheile 
nicht gequetscht werden, sonst bekommt man eine Blasenfistel, oder 
gar Necrose mit schweren Folgen. 


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Aas dem blstologlseb - embryologlscben Institute der Universität In Lemberg 

unter der Leitung von Prof. Dr. L. Szymonowicz. 

TJeber den Einfluss 

des Ctcaiis, der Dorchscbieiduig des Nervei und mechanischer Reizung 

auf die Structur der Grandry’schen Körperchen 

von 

Dr. Napoleon Gqsiorowski 

Demouslrator der allgemeinen und experimentellen Pathologie in Lemberg. 

(Mit Tafel IY.). 


Die gegenwärtigen Anschauungen über' das functionelle Ver- 
hältniss zwischen dem Nervenende und der Sinneszelle in den Tast¬ 
organen gehen nicht über den Bereich von Hypothesen hinaus. Man 
kann nicht entscheiden, ob der Tastzelle nur eine passive Rolle zu¬ 
komme, nämlich die eines Deckorganes für das Nervenende, oder 
ob die Zelle mit dem Nervenende in inniger Beziehung stehe und 
bei der spezifischen Funktion desselben, d. h. bei der Perception 
äusserer Eindrücke mitwirke. Aus der Entwickelungsgeschichte der 
Tastnervenendigungen (Szymonowicz) ist es bekannt, dass die 
zukünftige Tastzelle ursprünglich von den sie umgebenden Zellen 
sich nicht unterscheidet und erst in Folge des beständigen Contactes 
mit dem Nervenende ihre differenzierte Gestalt und Structur an¬ 
nimmt; wir sind also schon von vorneherein geneigt anzunehmen, 
dass ein inniger functionelier Zusammenhang zwischen den Tast¬ 
zellen und dem Nervenende bestehe. Trotzdem bleibt die oben ange¬ 
führte Ansicht so lange eine Hypothese, bis es uns gelingt unum- 
stössliche Beweise hiefür zu erbringen. 

Das einzige sichere Mittel zur Entscheidung dieser Frage ist 
die Untersuchung und die Vergleichung der morphologischen Ver¬ 
änderungen, welche in der Tastzelle unter dem Einflüsse jener 
Factoren auftreten, welche eine Steigerung oder Aufhebung der Fupc- 


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tion des Tastsinnes zu Folge haben. Auf diesem Wege habe ich es 
versucht, zur Lösung dieser Frage beizutragen, angeregt durch 
Herrn Prof. Dr. L. Szymonowicz, welchem ich für seine bereit¬ 
willige, ausgiebige Hilfe, wie für seinem werthvollen Rath bei dieser 
Arbeit, meinen tiefgefühlten Dank auszusprechen die Gelegenheit 
wahrnehme. 

Meine Untersuchungen habe ich ausschliesslich an Gran- 
dry'schen Körperchen in der Wachshaut des Entenschnabels aus¬ 
geführt und zwar in der Überzeugung, dass alle etwaigen unter dem 
Einflüsse verschiedener Factoren, auftretenden Structurveränderungen 
viel leichter in den durch eine so hoch differenzierte Structur aus¬ 
gezeichneten Zellen der G r a n d r y’schen Tastkörperchen beobachtet 
werden können. Auf diese Körperchen wirkte ich verschiedenartig 
ein. In der ersten Serie von Experimenten, welche eine kürzere oder 
längere Hintanhaltung der physiologischen Function der Tastkörper¬ 
chen bezweckten, habe ich durch Cocainlösung von verschiedener 
Concentration eine vorübergehende Lähmung der sensiblen Nerven¬ 
endigungen hervorgerufen; um eine dauernde Aufhebung der Func¬ 
tion der Tastkörperchen zu erzielen, habe ich vom Nerven, der diese 
Tastkörperchen versorgt, ein Stück excidirt. In der zweiten Serie von 
Experimenten, welche eine Functionssteigerung der Tastkörperchen 
bezweckten, habe ich eine mechanische Reizung angewendet. 

Zur Fixirung des gewonnenen Materiales diente eine gesättigte 
Sublimatlösung in physiologischer Kochsalzlösung, mit Zusatz von 1 # / 0 
Essigsäure, H ermann’sche, Flemming’sche, Müller’sche Lösung, 
vorwiegend aber Z e n k e r’sche ’) Fixirungsflüssigkeit und Pikrin- 
sublimateisessig *). Das fixirte Materiale habe ich nach Härtung in 
progressiv stärkerem Alkohol und nach Chloroformbehandlung in Pa¬ 
raffin eingebettet. Die Serienschnitte aus verschiedenen Abschnitten 
der Wachshaut, 6 bis 8 ft dick, habe ich gefärbt und zwar mittelst 
verschiedener Methoden, wie mit Safranin, Ilaematoxylin nach 
Böhmer, mit oder ohne weitere Nachfärbung in Eosin, mittelst 
der Biondi-Heidenhain’schen Methode*); die besten Erfolge 
ergab die M. Heidenhai n’sche Methode 4 ). Nach Entfernung des 
Paraffins mit Xylol aus den an Objectträgern aufgeklebten Schnitten 


’) Sublimat 6*0, Kaliumbichromat 2'5, Natr. sulf. 10, Aqu. destill. 
100 cm. 3 ; kurz vor dem Gebrauche werden & Theile Eisessig zugesetzt. 

*) Wässr. conc. Pikrinsäurelösung 250 cm.*, conc. Sublimatlösung 
250 cm.*, Aqu. dest. 500 cm.*, Eisessig. 12 cm.* 

*) Zeitschr. f. Wissenschaft. Mikroskopie 1892. 

*) Zeitschr. f. Wissenschaft. Mikroskopie B. XIII. J. 1896. 


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und nach Auswaschen in progressiv schwächerem Alkohol, zuletzt 
in Wasser, legte ich die Objectträger in eine 2-5% Lösung von 
schwefelsaurem Eisenoxyd-Ammonium auf 6 —8 Stunden ein. Sodann, 
nach genügendem Auswaschen in Wasser, legte ich dieselben in eine 
mit gleichem Volumen destillirten Wassers verdünnte, gewöhnliche 
Wei ger t’sche Hämatoxylinlösung'). Nach 24—30 stündiger Färbung 
wurden die Präparate vollkommen in Wasser ausgewaschen und in 
einer 2*5°/ 0 Lösung von schwefelsaurem Eisenoxyd-Ammonium unter 
fortwährender Controlle des Mikroskopes differenziert. Sobald die 
Structur der Tastzelle und ihres Kernes deutlich hervortritt, wird die 
Differenzierung unterbrochen, das Präparat in Wasser gewaschen und 
nach Durchführung durch Alkohole mit Xylol oder mit Carbolxylol 
aufgehellt. Vor der Aufhellung habe ich dieselben noch mit Rubin 
oder mit schwacher Eosinlösung nachgefärbt. Ältere Weigert’sche 
Hämatoxylinlösung gab viel bessere Resultate, als frisch bereitete, 
wie dies auch Heidenhain anführt. 

Neben den oben angeführten Methoden habe ich auch die Fär¬ 
bung mittelst Methylenblau mit nachfolgender Fixirung nach Bettie 1 ) 
angewendet, namentlich dort, wo es mir daran gelegen war, die Ner- 
venelemente in G r a n d r y’schen Tastkörperchen ersichtlich zu ma¬ 
chen. Ich befolgte hiebei genau die in den Arbeiten von Prof. Szy- 
monowicz angegebenen Weisungen. Ich schnitt mithin von dem 
oberen Entenscbnabel kleine Flächenschnitte aus, mehr weniger 
0-5 mm. dick, legte sodann dieselben in eine aus 1—2 Tropfen einer 
1°/« Methylenblaulösung und 3—5 Tropfen einer 05°/ e Kochsalzlösung 
bestehende Mischung ein, von Zeit zu Zeit unter dem Mikroskope, bei 
schwacher Vergrösserung, das Fortschreiten der Färbung kontrolli- 
rend. Nach 45—60 Minuten übertrug ich die Schnitte in die B e t h e’sche 
Fixirungsflüssigkeit *). Gewöhnlich verwendete ich nur eine 10*/ # Lö¬ 
sungen von molybdänsaurem Ammonium ohne Zusatz von Wasser¬ 
stoffsuperoxyd und Salzsäure. In dieser beständig abgekühlten Lö¬ 
sung liess ich die Flächenschnitte 16—20 Stunden lang; nach zwei¬ 
stündigem Ausspülen in fliessendem Wasser übertrug ich dieselben 
auf eine kurze Zeit (circa '/* Stunde) in abgekühlten mehrfach ge¬ 
wechselten absoluten Alkohol, sodann in Xylol und zuletzt bettete 
ich dieselben in Paraffin ein. 


l ) 1 gr. Hämatoxylin auf 10 Alkohol und 90 Wasser. 

J ) Zeitschr. f. Wissenschaft Mikroskopie B. XII. 1895. 

*) Molybdänsaur. Ammonium 1 gr., Wasserstoffsuperoxyd 1 cm.’, 
1 Tropfen Salzsäure, Aqu. des):. 10 cm*. 


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Zur Ausführung der Experimente in den beiden, in der Einlei¬ 
tung erwähnten Richtungen habe ich gegen 30 Enten verwendet und 
zwar je mehrere für eine jede von den Versuchsreihen, welche ich 
nunmehr beschreiben will. 


lieber den Einfluss des Cocains auf die Structur 
der Grandry'schen Körperchen. 

Bei dieser Versuchsreihe handelte es sich einerseits um Erzie¬ 
lung einer vorübergehenden Aufhebung der Thätigkeit der sensiblen 
Nervenendigungen und um die Untersuchung der Structur des 
Grandry’schen Körperchens während dieser Lähmung, anderseits 
um die Untersuchung ihres histologischen Baues nach dem Vorüber¬ 
gehen der Lähmung. 

Zu diesem Zwecke bediente ich mich der Cocainlösung als 
eines Mittels, welches specifisch auf die sensiblen Nervenendigungen 
einwirkt. Auf der einen Seite des Oberschnabels und zwar in der 
Nähe seines Randes habe ich das Cocainsalz (cocainum hydrochlori- 
cum) in verschiedenen Concentrationen, namentlich in einer isoosmo¬ 
tischen Lösung (3-41%), oder in 10°/., oder 20% Lösung applicirt. 

Die isoosmotische Lösung (deren Concentration jener des Plas¬ 
mas entspricht) bestimmte ich durch Berechnung des Molecularge- 
wichtes des officinellen Cocainsalzes (cocainum hydrochloricum), dann 
mit Hilfe der physiologischen Methode, endlich auch mit Hilfe der 
Bestimmung des Gefrierpunktes ( Kryoscopie ) mit dem Beck- 
mann’schem Kryoskope. Behufs Bestimmung der Isoosmose mit 
Hilfe der physiologischen Methode untersuchte ich mikroskopisch 
das Verhalten der rothen Blutkörperchen der Ente in Lösungen des 
Cocainsalzes von verschiedener Concentration so lange, bis ich auf 
eine Lösung kämm, in welcher die Blutkörperchen indifferent sich ver¬ 
halten. Bei der Bestimmung des Gefrierpunktes verfuhr ich in der 
Weise, dass ich zunächst auf Grund einer mehrmaligen Bestimmung 
des Gefrierpunktes der physiologischen Kochsalzlösung die Durch¬ 
schnittszahl berechnete und dann eine Cocainlösung von solcher Con¬ 
centration suchte, bei welcher eine Reihe von Versuchen denselben 
Gefrierpunkt ergab. Näheres findet man in der Arbeit von Dr. Mora- 
czewski (8). Auf Grund der Berechnung des Moleculargewichtes 
findet man als isoosmotische Cocainlösung eine solche von 3-393%, 
auf Grund der Bestimmung des Gefrierpunktes 3-427%. Wegen der 
Differenz dieser Ergebnisse habe ich eine der Mittelzahl entspre¬ 
chende 3-41% Lösung ip Anwendung gebracht. 


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Alle oben angeführten Cocainlösungen habe ich auf dreifache 
Art angewendet und zwar entweder 05 bis 10 cm.’ mit der Pra- 
vatz’schen Spritze injicirt oder die Lösung eingeträufelt oder ein¬ 
gepinselt Da bei der Einspritzung die Cocainlösung sich gleichmässig 
ausbreitet, so habe ich bald hier, bald dort in der Nähe jener Stelle 
der Wachshaut die Injection vorgenommen, welche ich zu untersu¬ 
chen beabsichtigte. Bei der Einträufelung oder bei der Einpinselung 
habe ich die Epidermis der Wachshaut abgetragen, um den Zutritt und 
die unmittelbare Einwirkung des Cocains auf die Grandry’schen 
Tastkörperchen zu ermöglichen. Nach einer genau bestimmten Zeit, 
z. B. nach 5, 10 oder 20 Minuten unterbrach ich die weitere Cocain¬ 
einwirkung, indem ich rasch den betreffenden Theil der Schnabel¬ 
wachshaut excidirte und denselben in die Fixirungslösung einlegte. 
Um dem Einwande vorzubeugen, dass die gefundenen Structurverän- 
derungen des Körperchens nicht durch Einwirkung der Cocainlösung, 
sondern durch mechanische Insulte, z. B. durch interstitielle Druck¬ 
steigerung innerhalb des Gewebes in Folge der Einspritzung bezie¬ 
hungsweise durch die mit der Einträufelung oder Einpinselung verbun¬ 
denen mechanischen Schädlichkeiten bewirkt werden, habe ich auf 
der anderen Seite des Schnabels dasselbe Verfahren angewendet, nur 
anstatt der Cocainlösung eine physiologische Kochsalzlösung applicirt. 
Das so erlangte Materiale diente mir zur histologischen Untersuchung 
der Tastkörperchen während der Cocainwirkung. Zur Lösung der 
Frage, wie sich das Grandry’sche Körperchen nach dem Aufhören 
der Cocainwirkung verhalte, liess ich die Enten in Ruhe, um erst 
3 Stunden nach der Applicirung der Cocainlösung die Wachshaut 
abzutragen und zu fixiren. Beim Ausschneiden der Wachshaut ver¬ 
hielten sich die Enten während der Cocainwirkung ganz ruhig, ein 
Beweis, dass die sensiblen Nervenendigungen gelähmt waren. In 
drei Stunden nach der Cocaineinführung traten hingegen so starke 
Reflexbewegungen auf, dass ich mit dem Assistirenden nur mit 
Mühe die Ente fixiren konnte, um die Operation auszuführen. 

Bevor ich zur speziellen Beschreibung der Veränderungen im 
Baue der Grandry’schen Körperchen komme, welche nach Einwir¬ 
kung von Cocainlösung auftreten, erscheint es zweckmässig den 
Bau und die charakteristischen Eigenschaften der normalen Gran¬ 
dry’schen Tastkörperchen in Erinnerung zu bringen. In Folge der 
speciellen Untersuchungen von Key, Retzius, Izquierdo, Do- 
stojew$ky, Merkel, Kultschizky, Geberg, Dogiel und ins* 
besondere der erschöpfenden Arbeit von Prof. Dr. Szymonowicz 
wissen wir über die normalen G ra n d r y’schen Tastkörperchen Fol - 
gendes: 


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Sie bestehen aus drei Hauptbestandteilen und zwar aus einer 
bindegewebigen Hülle, aus den Tastzellen und aus der Nervenscheibe. 

Die Hülle besteht aus Bündeln von Bindegewebsfibrillen, wel¬ 
che auch zwischen die Tastzellen eindringen und daselbst eine ring¬ 
förmige Leiste bilden, welche mehr weniger bis auf ein Sechstel in 
das Innere des Hüllenraumes sich einschiebt. 

Die Tastzellen füllen den inneren Raum der Hülle aus. Die 
Anzahl derselben in einem Körperchen ist verschieden. Meistens 
findet man zweizeilige Grandry’sche Körperchen, mitunter aber 
auch fünfzehige. Die Grösse der Zellen ist sehr verschieden. 

Auf der Messung zahlreicher, zweizeiliger Körperchen von ver¬ 
schiedenen Theilen der ausgeschnittenen Wachshaut ergibt sich als 
Durchschnittszahl für den Durchmesser einer Tastzelle in der Rich¬ 
tung der Transversalaxe (Breite der Zelle) 38 5 /i und in der Rich¬ 
tung der Verticalaxe (Höhe der Zelle) 16 /<. Die Form der Zellen 
entspricht einer etwas platt gedrückten Halbkugel, deren plane Flä¬ 
che etwas concav ist (Taf. IV. Fig. 1). Die Gestalt der Zellen er¬ 
scheint also, an zur Nervenscheibe senkrechten Längsschnitten des 
Körperchens, nierenförmig. Was den Bau anlangt, unterscheidet sich 
der mittlere Theil der Zelle von den peripheren Theilen. In dem 
mittleren Theile sehen wir zu beiden Seiten des Kernes 2—5 dicke 
Fasern, welche von der oberen Fläche der Zelle gegen die untere 
zu bogenförmig verlaufen. Diese beiderseitigen Bögen kehren ihre 
Convexität gegeneinander und bilden eine hyperbolische Figur. Die 
dem Centrum der Zelle zunächst liegenden Fasern berühren sich 
gewöhnlich mit ihrer Convexitäten. Wenn wir alle die in der Tast¬ 
zelle sich befindenden Bögen zusammenfassen, so bekommen wir 
eine Figur, welche einer Sanduhr ähnlich ist. Oberhalb oder unterhalb 
der engsten Stelle der Sanduhr befindet sich der Kern. Gewöhnlich 
hat derselbe eine ovale Form und seine lange Axe beträgt durch¬ 
schnittlich 9 6 /«, seine kurze Achse 6 3 u. In jenen Fällen, in wel¬ 
chen die Fasern der einen und der anderen Seite weniger scharfe 
Bögen bilden und gegenseitig sich nicht berühren, kann der Kern 
in der Mitte der Sanduhr liegen. Das Protoplasma der peripheren 
Theile der Zelle besteht aus viel feineren Fasern, als in dem mittle¬ 
ren Theile (Tab. IV. Fig. 1). Unter denselben kann man längere 
Fäserchen unterscheiden, die mehr in einer radiären Richtung ver¬ 
laufen und kürzere Fibrillen, welche die ersteren untereinander ver¬ 
binden. Die Seitentheile haben somit einen sehr feinen netzartigen 
Bau, aus welchem Grunde sie sich auch viel schwächer färben als 
der mittlere. Dieses Netz tritt am deutlichsten auf Durchschnitten 
auf, welche die Tastzellen mehr peripher treffen (Taf. IV. Fig. 2). 


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Schliesslich findet man in jeder Tastzelle und insbesondere in dem 
mittleren Theile derselben kleine Körnchen, die mit der M. Heide n- 
hain’schen Methode sich intensiv schwarz färben. 

Der dritte Bestandteil des G ran d ry’schen Körperchens, näm¬ 
lich die Nervenscheibe hat gewöhnlich die Form einer kreisförmigen 
Scheibe und füllt den Raum aus, welcher zwischen den benachbar¬ 
ten Tastzellen frei bleibt; in Folge dessen ist der mittlere Theil der 
Scheibe etwas verdickt. Die Nervenscheibe erscheint somit auf dem 
Querschnitte spindelförmig. Ihr Umfang berührt den inneren Rand des 
bindegewebigen Ringes und ihr Durchmesser entspricht der Breite 
der Sanduhrbasis. Mittelst der Heidenhain’schen Methode färbt 
sich die Nervenscheibe schwächer, als der bindegewebige Ring. 
Durch Anwendung specieller Färbemethoden wird die feinere Struk¬ 
tur der Nervenscheibe ersichtlich gemacht. Wenn man z. B. die Prä¬ 
parate mit Methylenblau gefärbt hat und die Scheibe von der Flä¬ 
che betrachtet, so kann man constatiren, dass dieselbe als Endtheil 
des Nervenaxencylinders aus Primitivfibrillen besteht, welche von 
der Eintrittsstelle des Nerven gegen den Rand der Nervenscheibe 
radiär verlaufen. Auf dem Querschnitte bemerkt mann, dass der 
mittlere Theil der Nervenscheibe wegen einer grösseren Anzahl von 
durchschnittenen Primitivfibrillen körnig erscheint. 

Beinahe alle Forscher stimmen darin überein, dass ein anato¬ 
mischer Zusammenhang zwischen der Nervonscheibe und den Tast¬ 
zellen nicht nachzuweisen ist. Eine abweichende Ansicht hat Do- 
giel ausgesprochen, indem er bei Beschreibung der Structur der 
Herbst’schen Körperchen nach Färbung mit Methylenblau erwähnt, 
dass in den Gr and ry’schen Körperchen die Primitivfibrillen der 
Nervenscheibe mit dem Protoplasma der Tastzellen in Verbindung 
treten. Ausserdem gibt D. an, dass in das Körperchen noch eine 
zweite Nervenfaser eintrete und unter die Hülle des Körperchens 
die Tastzellen selbst mit einem feinen Netze umspinne. Ich muss 
nebenbei bemerken, dass es mir nicht gelungen ist auf meinen Prä¬ 
paraten die von Dogiel beschriebenen Verhältnisse zu finden. 

Nach 20 Minuten langem Einwirken einer mittelst Einspritzung, 
Einträufelung oder Einpinselung eingeführten isoosmotischen Cocain¬ 
lösung zeigt das Grandry’sche Tastkörperchen folgende Eigenschaf¬ 
ten: Die Gestalt und Grösse der die Hülle des Körperchens aus¬ 
füllenden Tastzellen entspricht den normalen Verhältnissen, dagegen 
findet man in der Structur des Protoplasmas stets dieselben Ver¬ 
änderungen (Taf. IV. Fig. 3). Der ursprünglich feine Zellenbau ist mehr 
dick uud steif geworden. Anstatt der glatten von der oberen gegen 
die untere Oberfläche verlaufenden Bogen treten, hier in dem mitt- 


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leren Theile der Zelle splittrige, dicke Fasern auf, die sich mit der 
M. Heidenhain’schen Methode sehr intensiv färben. Manche Bögen 
sind zerrissen, körnig und ihr Verlauf ist mehr geradlinig, wodurch 
die zwischen den einzelnen Fasern liegenden Räume grösser werden, 
als in normalen Zellen. In den Seitentheilen der Zelle erscheint der 
Bau des Protoplasmas netzförmig. Dieses Netz besteht aus dicken, 
körnigen, hie und da zerrissenen Fasern. Sehr deutlich tritt dieses 
Veränderungsbild auf Tangentialschnitten entgegen, welche den pe¬ 
ripheren Theil der Zelle getroffen haben (Taf. IV. Fig. 4). Überdies sind 
die mit Eisenhämatoxylin intensiv gefärbten Körnchen, in grösserer 
Anzahl sichtbar, als in den normalen Tastzellen. Den Kern umgibt 
eine hellere Zone, so dass man den Eindruck hat, als wenn der Kern 
eingeschrumpft wäre. Gegen eine solche Annahme spricht jedoch das 
Ergebniss der Messung des Kernes der veränderten Tastzellen, da 
dessen lange Axe durchschnittlich 95 fi beträgt. Diese Veränderung 
findet man in fast allen Tastkörperchen (91*6"/ 0 )- 

Die wenigen, übrigen Körperchen unterscheiden sich von den 
normalen nur wenig. Die Bögen und die Kerne der Tastzellen blei¬ 
ben unverändert und nur die Netzwerke in den peripheren Theilen 
der Zelle zeigen deutlich hie und da körnige Fasern. Solche Körper¬ 
chen mit unbedeutenden Veränderungen fand ich an Stellen, welche 
vom Orte der unmittelbaren Einwirkung der isoosmotischen Cocain¬ 
lösung weiter entfernt waren, wo also eine schwächere Lösung ein¬ 
gewirkt hatte. Es treten also die Structurveränderungen zuerst in 
den Seitentheilen der Zelle auf, welche einen feineren Bau besitzen, 
als der mittlere Theil. Die Entfernung der einzelnen Tastkörperchen 
von der Applicationsstelle des Cocains konnte ich leicht bestimmen, 
da bei der Einträufelung und bei der Einpinselung die von der Epi¬ 
dermis entblösste Partie der Wachshaut die Stelle bezeichnete, wo 
das Cocain in vollem Maase ein wirkte. Nach der Einspritzung diente 
mir zur Orientirung die zurückgebliebene Einstichsspur der Nadel¬ 
spitze. Die mehr von dem Nadelstiche entfernten Körperchen nä¬ 
hern sich in ihrem Baue den normalen Körperchen. 

Manchmal erhielt ich nach der Einpinselung bedeutendere Ver¬ 
änderungen, als die oben angeführten. Die Ursache hievon ist in der 
Wirkungsart selbst zu suchen, welche energischer ist als bei Einträu¬ 
felung oder Einspritzung. Hiefür spricht auch der Umstand, dass 
man nicht selten die Hülle der Körperchen geborsten findet, was 
nach Einträufelung oder Einspritzung nie vorkommt. 

In anderen Gewebsbestandtheilen der Wachshaut habe ich nach 
Anwendung von 3’41 % Cocainlösung keine Structurveränderungen 
gefunden. 


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Auf Grund der obigen Ergebnisse gelange ich zur Überzeugung, 
dass das Cocain auf die Grandry’schen Körperchen specifisch ein¬ 
wirke, da es selbst in der isoosmotischen Lösung in dem Baue der 
Tastzellen ganz evidente Veränderungen erzeugt. 

Ich habe nun weitere Experimente mit einer 10 # /„ Cocainlösung 
angestellt. Die Structurveränderungen, welche bei der Einspritzung 
einer solchen Lösung nach 20 Minuten beobachtet werden, haben 
denselben Charakter, wie jene, welche durch eine 3 41*/ 0 Cocainlö¬ 
sung hervorgerufen werden, doch sind sie viel intensiver und deutli¬ 
cher. Die Bögen sind dicker und zusammengeschrumpft, mehr splitte- 
rig und oft körnig. 

In den peripheren Theilen der Zelle erscheinen die Fasern des 
Netzes viel dicker und mehr körnig. Die Körner, welche sich mit 
der M. Heidenhain’schen Methode intensiver färben, treten zahl¬ 
reicher auf, als nach der isoosmotischen Lösung. Die Grösse des 
Kernes nimmt ab und eine hellere Zone umgibt denselben; es 
unterliegt keinem Zweifel, dass der Kern schrumpft. 

In manchen Tastzellen treten solche Structurveränderungen auf, 
welche bereits den Befunden nach Anwendung von 20°/ 0 Cocain¬ 
lösung gleichkommen. Die Zelle schrumpft, infolge dessen ändert sie 
ihre Gestalt und löst sich von der Hülle des Körperchens ab. Im 
mittleren Theile verschwindet der Unterschied zwischen der Färbung 
der Bögen und jener des Protoplasmas, welches die einzelnen Bögen 
von einander trennt. Der innere Bau der Sanduhr verschwindet so¬ 
mit und man findet nur ihre Ränder durch intensiv gefärbte, bogen¬ 
förmig geordnete Körner angedeutet. In den Seitentheilen der Zelle 
bleiben Reste der netzförmigen Structur in Form von körnigen Fa¬ 
sern zurück. 

In den von der Stelle der unmittelbaren Einwirkung der 10% 
Cocainlösung weiter entfernten Körperchen entspricht der Bau der 
Zellen mehr weniger der Structur, welche nach 3'41 °/ 0 Cocainlösung 
auftnlt. 

■ähnliche BildeT erhielt ich auch nach Einträufelung; nur nach 
Einpmselung fand ich manchmal Körperchen von undeutlichen Con- 
touren oder selbst mit zerrissener Hülle. Man muss dies ebenso, 
wie bei der vorherigen Lösung, dem mechanischen Insulte zu¬ 
schreiben. 

Die 10 # / o Cocainlösung bewirkt neben den oben angeführten 
Veränderungen in dem Baue der G r a n d r y’schen Körperchen auch 
eine deutliche Schrumpfung der Epithel- und der Bindegewebs-Zellen. 

Eine 20°/» Cocainlösung bewirkt nach subcutaner, 20 Minuten 
anhaltender Injection in der überwiegenden Zahl der Körperchen 


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(81%) folgende Veränderungen: Die Tastzelle schrumpft, infolge 
dessen ändert sie auch ihre Gestalt und Grösse (Taf. IV. Fig. 5, 6). 
Wenn wir die Durchschnittszahlen vergleichen, welche wir aus der 
Messung derselben Anzahl von Zellen (30) nach Einwirkung von 
3 41 "/o und nach Einwirkung von 20% Cocainlösung erhielten, dann 
zeigt sich, dass die Grösse der Tastzelle im ersten Falle 38 ft X 16 fi 
und im letzteren Falle nur 29 /i X 11*5 /< beträgt. Inlolge dieser 
Zellenverkleinerung heben sich auch die Tastzellen von der Hülle 
des Körperchens ab und zwar in der überwiegenden Anzahl der 
Körperchen in der Richtung der zur Nervenscheibe senkrechten 
Achse, während die Seitentheile der Zelle an die Hülle gewöhnlich 
noch anliegen. Da die Schrumpfung der Zellen in allen Richtungen 
mehrweniger gleichmässig vor sich gehen muss, so ist dieses Verhal¬ 
ten der schrumpfenden Zellen nur dadurch zu erklären, dass die 
Zelle in der Gegend des bindegewebigen Ringes mit der Hülle viel 
fester zusammenhängt, als an ihrer übrigen Peripherie. Seltener be¬ 
gegnet man Zellen, welche von allen Seiten von der Hülle abstehen. 

In der Structur des Protoplasmas treten folgende Veränderun¬ 
gen auf: In den regelmässig gefärbten Körperchen sehen wir im 
mittleren Theile der Zelle, statt der Bögen, eine grosse Zahl von gro¬ 
ben Körnern, die mittelst der M. Heidenhain’schen Methode in¬ 
tensiv schwarz gefärbt sind (Taf. IV. Fig. 5). Manchmal findet man 
in der Nachbarschaft des Kernes eine schwarze Scholle, von wel¬ 
cher dicke, dunkle Fasern auslaufen. Ihr Verlauf entspricht zuwei¬ 
len jenem der Bögen. In den Seitentheilen der Zelle zerfällt das 
Protoplasma in Körner, welche mit Eisenhämatoxylin sich schwach 
färben. Auf fast ganz entfärbten Präparaten bemerken wir, dass die 
ganze Zelle aus körnigem, mehr dichtem und im mittleren Theile dun¬ 
klerem Protoplasma besteht (Taf. IV. Fig. 6). In manchen Zellen ist das 
Protoplasma von der oberflächlisten Schicht des Zellenkörpers ab¬ 
gehoben. Der Kern ist bedeutend geschrumpft und von einer deut¬ 
lichen hellen Zone umgeben. Die längste Axe des Kernes beträgt 
durchschnittlich (auf Grund der Messung von 30 Kernen) 6 - 5 ft, 
also um 3 /i weniger, als nach Einwirkung einer isoosmotischen 
Cocainlösung. 

Die mehr von dem Einspritzungsorte entfernten G r a n d r y’schen 
Körperchen haben manchmal kleinere, als normale, aber die Hülle 
ausfüllende Zellen, in denen das Protoplasma seine ursprüngliche 
Structur gänzlich verloren hat und körnig geworden ist. Ein Theil 
dieser in der ganzen Tastzelle gleichförmig vertheilten Körner färbt 
sich schwarz und die Zelle hat am Durchschnitte ein Aussehen, als 
.wenn sie mit Mohn bestreut wäre. In noch grösserer Entfernung 


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kann man Körperchen finden, deren Structur an jene erinnert, wel¬ 
che durch 10°/o und 3 41% Cocainlösung hervorgebracht wird. 

Ganz ähnlich, wie bei der Einspritzung, wirkt die 20% Cocain¬ 
lösung auf die Grandry’sche Körperchen bei Einträufelung und 
bei Einpinselung. 

In den benachbarten Geweben treten die bei 10% Cocainlösung 
erwähnten Veränderungen deutlicher hervor. 

Um Wiederholungen zu vermeiden, bemerke ich erst hier, dass 
man nach Anwendung einer 3 41 %, 10% oder 20% Cocainlösung 
mittelst Einspritzung, Einträufelung oder Einpinselung keine Diffe¬ 
renz in der Intensität der Structurveränderungen zwischen einem 
20, 10 und 5 Minuten langem Einwirken bemerkt wurde. Es ist mir 
ferner in keinem Falle gelungen, irgendeine Veränderung in der Nerven¬ 
scheibe mittelst der gebräuchlichen Färbemethoden nachzuweisen. 
Die in die anderseitige Schnabelhälfte auf dieselbe Art, wie die Co- 
cainlösung, eingeführte physiologische Kochsalzlösung alterirt nicht 
im Mindesten den normalen Zellenbau des Körperchens. Schliesslich 
habe ich noch zu berichten, dass alle G r a n d r y’schen Körperchen, 
welche in der nach Ablauf von 3 Stunden nach beendigter Einfüh¬ 
rung einer 3-41°/ 0 . 10% oder sogar 20% Cocainlösung ausgeschnitte¬ 
nen und fixirten Wachshaut untersucht wurden, ihre ursprüngliche 
Gestalt und Structur zeigen und von der normalen sich nicht unter¬ 
scheiden. 

Bei der Vergleichung der einerseits durch 341%, anderseits 
10% und 20% Cocainlösung erhaltenen Ergebnisse, müssen wir 
einen prinzipiellen Unterschied zwischen denselben constatiren. Eine 
10% und 20% Cocainlösung bewirkt vor Allem Schrumpfung des 
Protoplasmas, ebenso in den G r a n d r y’schen Körperchen, wie auch 
in den umgebenden Geweben, durch welche die physiologische Ein¬ 
wirkung des Cocains fast gänzlich verdeckt wird. Die Ursache 
dessen ist in dem osmotischen Drucke zu suchen, welcher durch die 
stärkere Concentration der obigen Lösungen hervorgerufen wird. 
Unter dem Einflüsse dieses Druckes entsteht eine Verdichtung des 
Protoplasmas und zwar am meisten in dem mittleren Theile der 
Zelle, wodurch man sich auch die schwierige Entfärbung dieses 
Theiles bei Anwendung der M. Heiden ha in’schen Methode voll¬ 
ständig erklären kann. Natürlicherweise sind diese Veränderungen 
intensiver nach Anwendung einer 20%, als nach Einwirkung einer 
10% Cocainlösung. Während man nach Anwendung einer 10% Co¬ 
cainlösung. in dem Grand r y’schen Körperchen noch die für die 
specifische Cocainwirkung charakteristischen Structurveränderungen 
bemerken kann, so überwiegen nach Anwendung einer 20% Cocain- 

Poln. Aroblv f. blol. u med. Wissentch. 

Archive« polon. de «cienc. biol. et m6dio. 12 


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lösung die Erscheinungen der Schrumpfung des Protoplasmas der¬ 
artig, dass die specifischen, durch das Cocain hervorgerufenen Ver¬ 
änderungen gänzlich unbemerkt bleiben 1 ). 

Über den Einfluss der Durchschneidung des Nerven 
auf die Grandry’sche Tastkörperchen. 

Bis jetzt ist mir nur eine Arbeit von Hesse (vom Jahre 1878) 
bekannt, in welcher der Verfasser neben der Beschreibung der 
Structur des normalen Tast-Körperchens im Kurzen auch über 
Veränderungen berichtet, welche die Durchschneidung des zweiten 
Astes des Trigeminus zu Folge hatte. Hesse gibt an, dass vor 
Ablauf der sechsten Woche nach geschehener Durchschneidung des 
Nerven in der Structur der Tastzellen keine merklichen Verände¬ 
rungen auftreten. Erst nach sechs Wochen hat H. eine Verklei¬ 
nerung der Tastzellen, Verwischung ihrer Gränzen und ihrer Struc¬ 
tur constatirt. Die Nervenscheibe nimmt nach H. erst nach einer 
Woche ein matteres, gleichförmiges Aussehen an, nach Ablauf von 
sechs Wochen verschwindet sie in der überwiegenden Zahl der Kör¬ 
perchen und lässt eine von unregelmässigen Rändern begränzte 
Lücke zurück, in welcher hie und da einzelne Körnchen sich finden. 

Wenn wir den Fortschritt der histologischen Technik in den 
letzten Jahren berücksichtigen, wenn wir ferner die damalige Kennt- 
niss der Structur der normalen G r a n d r y’schen Körperchen mit 
unseren jetzigen Kenntnissen vergleichen, so müssen wir zugeben, 
dass es erwünscht war, mit Hilfe der heutigen Methoden die 
G rand ry’schen Körperchen nach der Durchschneidung des Ner¬ 
ven zu untersuchen. 

Bei den diesbezüglichen Experimenten habe ich ähnlich, wie 
Hesse, auf der einen Seite des Entenkopfes ein Stück von circa 
l*/j cm. Länge aus dern zweiten Aste des Trigeminus excidirt, wel¬ 
cher beinahe die ganze Wachshaut des Oberschnabels mit Ausnahme 
eines kleinen, hinteren Abschnittes derselben versorgt. Die auf diese 
Art operirten Enten liess ich nach vorherigem Wundverbande 
ins Freie. Erst nach einer gewissen Zeit, nämlich nach 2, 4, 6 
und 8 Tagen nach der Durchschneidung des Nerven, tödtete ich die 
Enten, nachdem ich kleine Wachs hautstücke vom Rande des Ober¬ 
schnabels, ebenso der Seite mit dem durchgeschnittenen Nerven, 
wie auch von der anderen Seite mit dem intacten Nerven ausge- 


*) Genauere Angaben über die osmotischen Eingesckaften der Zellen 
findet man in den Arbeiten von Overton. 


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sehnitten und dieselben in Fixirungsflüssigkeiten rasch eingelegt 
hatte. 

Zwei Tage nach der Durchschneidung des Nerven bewahren 
beinahe sämmtliche Körperchen ihre normale Gestalt und Structur 
und nur in einer sehr geringen Zahl (8 , 5 , /„) sind zwar in den Tast¬ 
zellen auch keine Veränderungen zu sehen, jedoch in der Nerven¬ 
scheibe mit der M. H e i d e n h a i n’schen Methode intensiv sich fär¬ 
bende Körnchen von verschiedener Grösse zu finden (Taf. IV. 
Fig. 7). Die Gestalt der Nervenscheibe ist unverändert und die 
Körnchen sind auf dem ganzen Durchschnitte derselben gleich- 
mässig vertheilt. 

In vier Tagen nach der Durchschneidung des Nerven fand ich 
(in 20-8% der Körperchen) ähnliche Bilder, während die Zahl der 
ganz normalen Körperchen nur noch kaum 6 - 4% beträgt (Taf. IV. 
Fig. 7). Meistens (71*2°/ 0 ) findet man in vier Tagen nach der Durch¬ 
schneidung des Nerven statt einer Nervenscheibe, welche den Raum 
zwischen den Zellen ausfüllt, nur ihren geschrumpften gewöhnlich 
an eine der Zellen anliegenden Rest, welcher in ihrem mittlerem 
Theile eine grobkörnige Scholle enthält, die mittelst der M. Heiden- 
h a i n'scher Methode schwarz, mit Methylenblau intensiv blau sich 
färbt (Taf. IV. Fig. 8). Im peripheren Theile der Nervenscheibe 
erscheinen auf dem Querschnitte des Körperchens undeutlich mar- 
kirte Fäserchen, die mit der mittleren Scholle im Zusammenhänge 
stehen. Oft fehlen dieselben oder treten nur auf der einen Seite der 
Scholle auf, was von der Schnittrichtung abhängt und zwar davon, 
ob der in der Längsrichtung des Tastkörperchens geführte Schnitt 
die Scheibe an der Eintrittsstelle der Nervenfaser getroffen hat. 
Die Tastzellen nehmen eine etwas veränderte Gestalt an (Taf. 
IV. Fig. 8). Die Oberfläche, mit welcher sie der Hülle anliegen 
ist mehr convex, jem, welche gegen die Nervenscheibe zu gerichtet 
ist, ist mehr concav; infolge dessen vergrössert sich auch der Raum 
zwischen den Tastzellen. In Betreff der Structur des Protoplasmas 
können wir bemerken, dass die Bögen, selbst in schwach gefärbten 
Präparaten, deutlicher hervortreten, als in den normalen Zellen und 
in der Mitte der Zelle einander näher liegen. Auch ihr Verlauf 
weicht von dem normalen ab, indem die Bögen sich hin und her 
biegen und manchmal wie schraubenförmig in der Richtung der 
gegen die Nervenscheibe senkrechten Achse sich winden, ferner auf 
die einen Seite sich zusammenschieben und die andere Seite frei 
lassen, wodurch ein Theil der Oberfläche des Kernes zwischen den¬ 
selben zum Vorscheine kommt. In den peripheren Theilen der Zelle 
bleibt die Structur des Protoplasmas unverändert. 


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Man beobachtet eine gewisse gegenseitige Abhängigkeit zwischen 
den in den Tastzellen und den in der Nervenscheibe auftretenden 
Veränderungen. In dem Maase, als die Nervenscheibe schrumpft, 
verkleinert sich auch die Breite der Basis der Sanduhr. 

Nur eine geringe Zahl der Körperchen (1’6%) zeigt bereits in 
4 Tagen nach der Durchschnei düng des Nerven noch weiter vorge¬ 
rückte Veränderungen und zwar solche, wie sie in 6 Tagen nach der 
Durchschneidung in 25% der Körperchen auftreten. Diese Körper¬ 
chen besitzen nur eine kaum bemerkbare Nervenscheibe, die hie 
und da kleine Körnchen enthält, von welchen einige schwächer, 
andere intensiver sich färben (Taf. IV. Fig. 9). In manchen Körper¬ 
chen verschwindet die Nervenscheibe ganz und an ihrer Stelle bleibt 
nur eine Lücke zurück. 

Gleichzeitig treten auch in den Tastzellen weitgehende Ver¬ 
änderungen auf. Die Zelle wird kleiner, füllt die Hülle nicht mehr 
vollständig aus, ihre Contouren sind unregelmässig; infolge dessen 
verliert sie auch ihre charakteristische Gestalt. Die Bögen sind kaum 
sichtbar und auch das Netzwerk in den Seitentheilen der Zelle un¬ 
deutlich. Ausser feinen Körnchen, welche mit M. Heiden hai n’scher 
Methode dunkel gefärbt werden und in grösserer Zahl, als in der 
normalen Tastzelle erscheinen, treten auch grosse, schwarz gefärbte 
Körner, vorwiegend in den peripheren Theilen der Zelle auf. Gleich¬ 
zeitig sehen wir, dass der Kern grösser geworden ist und dessen 
Chromatin hie und da zu grösseren Kugeln geballt ist (Taf. IV. Fig. 9). 

Sechs Tage nach der Durchschneidung des Nerven ist in der 
Mehrzahl der Tastkörperchen (66'5%) die Nervenscheibe verschwun¬ 
den. Die Tastzellen sind noch kleiner geworden und haben hiebei 
eine Form angenommen, welche nicht mehr an die Gestalt der nor¬ 
malen Tastzellen erinnert (Taf. IV. Fig. 10). Die Structurveränderun- 
gen sind schon so bedeutend geworden, dass man den mittle¬ 
ren Theil von den Seitentheilen der Zelle nicht mehr unterscheiden 
kann. Die Bögen sind gänzlich verschwunden und der ganze Zell¬ 
körper enthält ein grossmaschiges Netzwerk von Fasern, welche grö¬ 
ber sind als jene, welche in den Seitentheilen der normalen Zellen 
gefunden werden. Boi aufmerksamer Untersuchung kann man hie 
und da noch wahrnehmen, dass manche Netzfasern in ihrem Ver¬ 
laufe theiKveise an die früher bestandenen Bögen erinnern. Nebenbei 
findet man in allen Tastzellen die soeben beschriebenen schwarzen 
Körner jedoch zahlreicher und grösser. Der Kern ist noch kleiner 
geworden. Auch seine Lage hat sich insoferne geändert, als er seine 
längste Achse parallel oder etwas schief zur Nervenscheibe richtet. 
Infolge gleichzeitiger Verkleinerung der Tastzelle nimmt der Kern 


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181 


manchmal den ganzen mittleren Theil derselben ein, indem er von der 
unteren bis zur oberen Oberfläche der Zelle reicht. Das Chromatin 
bildet kein Gerüst mehr, sondern hat sich grösstentheils in den 
oberflächlicheren Theilen des Kernes unter der Form einer körnigen 
Masse angesammelt (Taf. IV. Fig. 10). 

Noch weiter vorgerückte Veränderungen der Kernstructur fin¬ 
det man sechs Tage nach der Durchschneidung des Nerven in den 
übrigen (8-5%) der Tastkörperchen und acht Tage nach Durchschnei¬ 
dung des Nerven noch viel öfter. Es beginnt eine Verkleinerung des 
Kernes, die Kernmembran wird weniger deutlich und die chromatische 
Substanz ist entweder sehr spärlich, oder beinahe gänzlich ver¬ 
schwunden. Nur an den Rändern der Kernmembran kann man noch 
kleinwinzige Reste der chromatischen Substanz bemerken. Diese Ve¬ 
ränderungen des Kernes (Taf. IV. Fig. 11, 10, 9), welche am 6 und 
bereits am 4 Tage nach der Durchschneidung des Nerven auftreten, 
entsprechen den Anfangsstadien der Chromatolyse (Flemming). 

Die Zellen selbst sind kleiner geworden, ihre Gestalt und Structur 
zeigen jedoch dieselben Veränderungen, welche in der Mehrzahl der 
Körperchen sechs Tage nach der Durchschneidung des Nerven sich 
vorfinden. Grosse dunkle Körner treten in noch grösserer Zahl auf. 
Die Körner färben sich mit M. Heidenhain’scher Methode voll¬ 
kommen so, wie die chromatische Substanz des Kernes. Gegen ihre 
Abstammung vom Chromatin des Kernes spricht jedoch der Umstand, 
dass diese Körner schon in den frühesten Stadien der Chromatolyse 
also noch zur Zeit, als die Kernmembran noch intact ist, erscheinen, 
ferner, dass sie meistens in den Seitentheilen der Zelle, also in 
grosser Entfernung vom Kerne auftreten. Es wird somit eher anzu¬ 
nehmen sein, dass diese Körner eine gewisse Degenerationserschei¬ 
nung des Zellprotoplasmas vorstellen, besonders da nach Anwen¬ 
dung dieser Färbemethode, wie M. Heidenhain selbst angibt, ähn¬ 
liche Körner auch in anderen degenerirenden Zellen auftreten. 

Das Bild von so weit vorgerückten Veränderungen findet man 
nach 8 Tagen nur in 16"/„ der Körperchen. Die Mehrzahl derselben 
(64%) zeigt solche Veränderungen, die wir bereits 6 Tage nach der 
Durchschneidung des Nerven gefunden haben (Taf. IV. Fig. 10). In 
den übrigen Körperchen (20%) begegnen wir noch weniger weit 
vorgeschrittene Veränderungen und zwar solche, wie sie bereits in 
4 oder in 6 Tagen nach der Nervendurchschneidung beobachtet 
werden (Taf. IV. Fig. 9). 

Mit den weiteren Schicksalen der G r a n d r y’schen Tastzellen 
habe ich mich vorläufig nicht beschäftigt, da durch den Nachweis 
der bereits beschriebenen Structurveränderungen das Ziel meiner 


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182 


Arbeit erreicht war. Alle G r a n d r y’schen Körperchen in der anderen 
Schnabelseite auf welcher in den Nerven nicht durchgeschnitten hatte, 
behielten, wie selbstverständlich, vollkommen ihren normalen Bau. 

Auf Grund der Veränderungsbilder, welche in 2 bis 8 Tagen 
nach der Durchschneidung des Nerven auftreten, gelangen wir zur 
Überzeugung, dass zunächst die Nervenscheibe leidet. Schon zwei 
Tage nach der Durchschneidung des Nerven enthält die Nerven¬ 
scheibe zahlreiche Körner, welche in späteren Stadien, in dar ge¬ 
schrumpften Nervenscheibe, in Form einer grobkörnigen Scholle sich 
darstellen. Diese Scholle zerfällt in kleine, sich schwach färbende 
Körnchen. Endlich verschwindet die Nervenscheibe gänzlich. Dieser 
ganze Process kann im Laufe von sechs Tagen vor sich gehen und 
entspricht vollkommen den Degenerationsveränderungen, welche an 
Nervenfasern von Hovel, Huber, Bethe, und von Mönkeberg 
und Bethe beobachtet wurden, bei welchen die Primitivfibrillen 
nach Durchschneidung des Nerven zunächst in gröbere Körner, so¬ 
dann in kleinere zerfallen und schliesslich resorbirt werden. 

Gleich auf die ersten Veränderungen, welche in der Nervenscheibe 
nachgewiesen werden, folgen rasch fortschreitende Veränderungen 
auch in den Tastzellen. Schon vier Tage nach der Durchschneidung 
des Nerven häufen sich die Bögen an, biegen sich und die ganze 
Zelle wird etwas convex. Kurz darauf beginnt die Zelle kleiner zu 
werden, hebt sich von der Hülle des Körperchens ab und verliert 
gleichzeitig ihre ursprüngliche Gestalt; hiebei verwischt sich die 
Structur der Zelle: es treten grosse, schwarze Körner auf und im 
Kerne beginnt der chromatolytische Process. Wir haben also Atro¬ 
phie und eine gewisse, nicht näher bestimmte Degeneration der 
Tastzelle vor uns. 

Im Verlaufe dieses Prozesses kann man fünf charakteristische 
Stadien unterscheiden. 

Im ersten Stadium behält die Nervenscheibe ihre ursprün¬ 
gliche Gestalt und enthält zahlreiche Körner; die Tastzellen bleiben 
unverändert (Taf. IV. Fig. 7). 

Die Breite der Tastzelle beträgt 38-5 p 
die Höhe „ „ „ 16 a 

die lange Kemachse „ 9-6 „ 

die kurze , „ 6-3 „ 

Im zweiten Stadium schrumpft die Nervenscheibe zu¬ 
sammen und es bildet sich in ihrem mittleren Theile eine körnige 
Scholle; die Tastzellen werden mehr convex, die Bögen ändern ihren 
Verlauf, die Breite der Basis der Sanduhr entspricht der Durch- 


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183 


schnittslhiie der geschrumpften Nervenscheibe (Taf. IV. Fig. 8). Die 
Grösse der Zelle und des Kernes bleibt dieselbe. 

Im dritten Stadium beginnt das Verschwinden der Ner¬ 
venscheibe; die Tastzellen werden kleiner, die Bögen kaum bemerk¬ 
bar, die Structur der peripheren Theile der Zellen undeutlich, grosse, 
dunkle Körner werden sichtbar und in dem etwas vergrösserten Kerne 
zeigen sich die ersten Anfänge der Chromatolyse (Taf. IV. Fig. 9). 

Die Breite der Tastzelle beträgt 35 fi 
die Höhe „ „ „ 13 „ 

die lange Kernachse „ 10 „ 

die kurze „ „ 7-5 „ 

Im vierten Stadium ist keine Nervenscheibe mehr vor¬ 
handen; in den Tastzellen, die sich weiter verkleinern, sind die 
Bögen verschwunden, die Körner dagegen grösser und zahlreicher; 
der Kern vergrössert sich bedeutend und die chromatische Substanz 
formt sich zu einer körnigen mehr peripher gelagerten Masse 
(Taf. IV. Fig. 10). 


Die Breite der Tastzelle beträgt 

30-6 fi 

die Höhe „ „ „ 

12 „ 

die lange Kernachse „ 

10-5 „ 

die kurze „ „ 

8-5 , 


Im fünften Stadium ist die Tastzelle noch kleiner, die 
Structur derselben ist dieselbe, wie im vorigen Stadium; der Kern 
ist kleiner, die Kernmembran beginnt zu verschwinden und die 
Menge der Chromatinsubstanz nimmt bedeutend ab (Taf. IV. Fig. 11). 

Die Breite der Tastzelle beträgt 27 /t 
die Höhe „ „ „ 9-5 „ 

die lange Kernachse „ 7-5 „ 

die kurze „ „ 6 „ '). 

Dieser regressive Prozess geht nach der Durchschneidung des 
Nerven nicht in allen Tastkörperchen mit gleicher Geschwindigkeit 
vor sich, indem man ja in den Präparaten zu jeder Zeit verschie¬ 
dene Stadien nebeneinander antrifft, wie dies aus folgender Zusam¬ 
menstellung ersichtlich ist: 


*) Die bei jedem Stadium angegebenen Grössenmaasse entsprechen 
der Durchschnittszahl, welche ich nach Ausmessung von 30 Tastzellen 
und Kerneq jedes Stadiums erhielt. 


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184 


Tag nach 
der Durch¬ 
schneidung 
des Nerven 

Normale 

Körper¬ 

chen 

V 

e r ä n d e 

r u n g s s 

t a d i e 

n 

I 

II 

III 

IV 

V 

2 

95*5 % 

8-6* 





4 

6*4# 

20*8* 

71-2# 

1-6# 

— 

— 

6 

— 

— 

— 

25* 

66-5« 

8*5* 

8 

1 — 



20« 

64« 

16# 


Über den Einfluss des mechanischen Reizens auf die 
Grandry’schen Körperchen. 

Um sich zu überzeugen, wie sich die Structur des Gran¬ 
dry’schen Körperchens in dem Augenbliche der Reizung, welche 
über die physiologischen Gränzen nicht hinausgeht, gestaltet, habe 
ich keine stärkeren mechanischen Reizmittel in Anwendung ge¬ 
bracht, sondern beschränkte mich nur auf das Bestreichen der 
Wachshaut mit einem Drahtpinsel. Nach Verlauf von 5, 10 und 20 
Minuten schnitt ich ein gereiztes Stück der Wachshaut aus und 
fixirte es schnell. Eine solche Reizung bringt keine Structurverän- 
derung der Körperchen hervor. 

Man kann dies nur auf diese Weise erklären, dass uns die 
Structur solcher Tastkörperchen, die sich im vollkommenen Ruhe¬ 
stände befinden, eigentlich nicht bekannt ist. Wenn man hiebei 
auch alle mögliche Vorsicht beobachten möchte, so ist die Aus¬ 
schneidung selbst und die Einwirkung der Fixirungsflüssigkeit für 
die Wachshaut ein hinlänglicher Reiz, welcher genügt, um die Tast¬ 
zellen in den activen Stand zu bringen. 

Schlussfolgerungen. 

Wenn wir die Ergebnisse unserer Untersuchungen über die 
Veränderungen der Grandry’schen Tastkörperchen nach Durch¬ 
schneidung des Nerven zusammenfassen, so müssen wir zugeben, 
dass die Tastzelle auf diesen Insult ungemein empfindlich ist. Im 
Anschlüsse an die ersten Degenerationsveränderungen, die sich in 
der Nervenscheibe vorfinden, beginnt alsogleich die Atrophie und 
die Degeneration der Tastzellen. Über dies überzeugen wir uns, dass 
in der ganzen Reihenfolge von Veränderungen, welche einerseits in 
der Nervenscheibe und anderseits der Tastzelle auftreten, eine gegen¬ 
seitige Abhängigkeit obwaltet. Wärend die Nervenscheibe schrumpft, 
treten die'fastzellenbügen zusammen und verengen hiedurch die Basis 
der Sanduhr. Bei fortschreitender Atrophie der Nervenscheibe verwischt 


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185 


sich das Bild der Sanduhr und verschwindet schliesslich ganz, 
worauf im Protoplasma der Zelle regressive Metamorphosen auf- 
treten. 

Man muss zugeben, dass die Beobachtungen, welche nach der 
Durchschneidung des Nerven gemacht werden, nicht genügen um 
den functioneilen Zusammenhang zwischen der Nervenscheibe 
und der Tastzelle mit aller Bestimmtheit zu beweisen. Die 
Thatsache aber, dass selbst eine isoosmotische Lösung des Cocain¬ 
salzes charakteristische Structurveränderungen in der Tastzelle be¬ 
wirkt, dass also das Cocain auf dieselbe eine specifische Wirkung 
ausübt, die nach dem Aufhören der Gefühllosigkeit verschwindet 
bestärkt uns in der Überzeugung, dass zwischen der Nervenscheibe 
und der Tastzelle ein inniger functioneller Zusammenhang bestehe 
und dass die, nach Durchschneidung des Nerven, in der Tastzelle 
auftretenden regressiven Metamorphosen, eben als Folge der Auf¬ 
hebung ihrer spezifischen Function, d. h. der Perception von äusse¬ 
ren Eindrücken angesehen werden müssen. 


Iiiteratuij. 

1. Bethe: Das Verhalten dnr Primitivfibrillen in den Ganglienzellen 

des Menschen und bei degenerativen peripheren Nerven. — Neurol. 
Centralbl. Jg. 17. 

2. Bethe und Mönkeberg: Die Degeneration der markhaltigen Nerven¬ 

fasern der Wirbelthiere unter hauptsächlicher Berücksichtigung des 
Verhaltens der Primitivfibrillen. — Arch. f. Mi kr. Anat. u. Entwicke- 
lungsgesch. Bd. 64, H. 2. 

3. Dogiel: Zur Frage über den Bau der Herbst’schen Körperchen und 

die Methylenblaufixirung nach Bethe. — Zeitschr. f. wissensch. Zoologie 
Bd. 66, H. 3. 

4. Flemming: Ueber die Bildung von Richtungsfiguren in Säugethier¬ 

eiern beim Untergang GraaPscher Follikel. — Arch. f. Anat. u. 
Fisiolog. Anat. Abth. 1885. 

5. Heidenhain: Noch einmal über die Darstellung der Centralkörper 

durch Eisenhämatoxylin nebst einigen allgemeinen Bemerkungen 
über die Hämatoxylinfarben. — Zeitschr. f. wissensch. Mikrosk. B. XIII. 

6. Hesse Fr.: Ueber die Tastkugeln des Entenschnabels. — Arch. 

für Anat u. Physiolog Anat. Abth. Jg. 1878. 

7. Hovell and Huber: A physiological, histological and clinical study 

of the degeneration and regeneration in peripheral nervefibres after 


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186 


severance of their Connections with the nervecenfcres. — Journal of 
Physiology 1892. 

8. Moraczewski: Oznaczenie punktu zamarzania (kryoskopia) moczu. 

(Über die Bestimmung des Gefrierpunktes des Harnes). — Przegl^d 
lekarski r. 1900. 

9. E. Overton: Ueler die osmotischen Eigenschaften der lebenden 

Thier- und Pflanzenzelle. — Vierteljahrschr. d. Naturforsch. G. in Zü¬ 
rich Jg. 40, H. 2. 

10. — Ueber die osmotischen Eigenschaften der Zelle in Ihrer Bedeu¬ 

tung ftir die Toxikologie und Pharmakologie — Festschr. d. Natur¬ 
forsch. Ges. in Zürich. 

11. L. Szymonowicz: Ueber der Bau und die Entwickelung der Ner¬ 

venendigungen im Entenschnabel. — Arch. f. mikr. Anat. u. Ent* 
wickelungsgesch. Bd. 48. 

12. L. Szymonowicz: Beiträge zur Kenntniss der Nervenendigungen 

in Hautgebilden. — Arch. f. mikr. Anat. Bd. 45. 


€rklärun4> der Safel IV. 


Alle Figuren wurden von Herrn Dr. K. Hornung, Assistenten am 
histologisch-embryologischen Institute in Lemberg, naturgetreu gezeichnet, 
wofür ioh ihm meinen herzlichsten Dank auszusprechen mir erlaube. Es 
wurde hiebei die Zeiss’sche apochromatiscne homog. Immersion (Brennw. 
1*5 Apert. 1*30), das Ocular Nr. 6, bei Tubus-Länge von 160 mm. und der 
Zeichenapparat nach Abbö verwendet. Bei Anfertigung der Cliches wurden 
die Zeichnungen um ca. 7; verkleinert, so dass die lin. Vergrösserung 
derselben ca. 850 beträgt. Alle diese Abbildungen mit Ausnahme der Fig. 6 
u. Fig. 6, sind nach Präparaten gezeichnet, welche in Pikrinsublimat- 
ewessig fixirt waren, die Figuren 5 und 6 nach Präparaten welche 
in Zenker’scher Flüssigkeit fixirt waren; zur Färbung aller, 6 f.i — 8/t 
dicken Schnitte wurde die M. Heidenhain’sche Methode angewendet. 
In Fig. 2 und Fig. 4 sind Tastkörperchen dargestellt, in welchen die peri¬ 
pheren Theile der Tastzellen durch den Schnitt getroffen sind, alle anderen 
Figuren stellen Durchschnitte durch die Mitte der Tastzellen, in einer 
gegen die Nervenscheibe senkrechten Richtung dar. 

Fig. 1. ein normales Grandry’sche Körperchen. 

Fig. 2. Dasselbe an der Peripherie durchschnitten. 

Fig. 3. Ein Grandry’sches Körperchen nach 20 Minuten dauernder 
Einspritzung einer isoosmotischen Cocainlösung. 

Fig. 4. Ein Grandry’sches Körperchen nach 20 Minuten langer Ein¬ 
spritzung einer isoosmotiscl^en Cocainlösung an der Peripherie 
durchschnitten. 


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187 


Fig. 5. Ein Grandry’sches Körperchen nach 20 Minuten langer Einspri¬ 
tzung einer 20% Cocainlösnng. 

Fig. 6. Ein solches nach sehr starker Entfärbung des ganzen Präparates. 

Fig. 7. Ein Grandry’sches Körperchen 4 Tage nach der Durchschnei¬ 
dung des Nerven, im ersten Stadium der Veränderungen. 

Fig. 8. Ein Grandry’sches Körperchen 4 Tage nach der Durchschneidung 
des Nerven, im zweiten Veränderungsstadium. 

Fig. 9. Ein Grandry’sches Körperchen 6 Tage nach der Durchschnei* 
düng des Nerven, im dritten Veränderungsstadium. 

Fig 10 Ein Grandry’sches Körperchen 6 Tage nach der Durchschnei - 
düng des Nerven, im vierten Veräcderungsstadium. 

Fig. 11. Ein Grandry’sches Körperchen 8 Tage nach der Durchschnei - 
düng des Nerven, im fünften Veränderungsstadium. 


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Aus dem Institute für pathologische Anatomie der Lemberger Universität. 

(Prof. Dr. Obrzut). 

lieber das Hämatoxyliichronlack als Mittel ar Färbmg der Achsencyfiider 

von 

Dr. J. Fajersztajn 

(Lemberg). 


Nachdem die Formoltechnik eine grosse Verbreitung in der 
Histologie des Nervensystems gefunden hatte, wurden Methoden an¬ 
gegeben, welche es erlauben die W e i g e r t’sche Markscheidenfärbung 
an Formolpräparaten anzuwenden. Diese Methoden, beruhen auf Chrom¬ 
beizung entweder ganzer in Formol fixirter Stücke, oder der einzel¬ 
nen Schnitte. Den ersten Weg betrat Marcus, der Müller’sche 
Flüssigkeit als Beizmittel verwendet, den zweiten Gudden, der sich 
einer 055% Chromsäurelösung bedient. In beiden Fällen findet die 
Bildung des Hämatoxylinlackes in einem Gewebe statt, welches län¬ 
gere Zeit mit Alkohol, Aether (und Celloidin) durchtränkt war und 
zwar entweder vor (Gudden), oder nach (Marcus) bereits ge¬ 
schehener Chrombeizung. 

Ganz andere Ergebnisse gibt die Färbung, wenn man bei An¬ 
fertigung der Präparate die Alkohol- und Aetherwirkung vermeidet. 
Werden nämlich in Formol gehärtete Stücke mit dem Gefriermikro¬ 
tome in Schnitte zerlegt und diese mit einer Chromsäurelösung ge¬ 
beizt, so findet in der Regel (über Ausnahmen s. u.) die Bildung 
eines festhaftenden Chromlackes nicht in den Markscheiden 
sondern in den Achsencylindern statt. 

Diese Thatsache, die ebenso vom theoretischen Standpunkte 
interessant, wie praktisch ausnützbar ist, dürfte vielleicht manchem 
Forscher picht ganz unbekannt sein, umsomehr als die Anwendung 


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189 


der Gefriertechnik am Formolmateriale augenscheinlich an Verbrei¬ 
tung zunimmt; da ich aber in der mir zugänglichen Litteratur nichts 
darüber gefunden habe, so erlaube ich mir eine Modification der 
Hämatoxylinfärbung kurz zu beschreiben, welche ich bereits seit 
einem Jahre als Mittel zur Tinction von Achsencylindem mit bestem 
Erfolge gebrauche. 

* 


Ganz frisches Leichenmateriale ist zwar erwünscht, aber nicht 
durchaus erforderlich. 

1) Härtung in einer 5—10% Lösung von Formaldehyd; (das 
käufliche Formol wird 4—8 Mal mit destillirtem Wasser verdünnt). 
Härtungsdauer für kleinere Stücke wenigstens 48 Stunden, für 
grössere circa eine Woche. Mehrmonatliches Härten schadet nicht. 

Es können auch Stücke zur Verwendung kommen, welche in 
der üblichen Weise in Chromaten gehärtet, oder auch in Sublimat 
fixirt wurden. Die Resultate sind jedoch weniger sicher als bei For- 
molhärtung. 

2) Schneiden auf dem Gefriermikrotome. Die Schnitte werden 
in destillirtes Wasser aufgefangen und mehrmals gewaschen. 

3) Beizen der Schnitte in einer 0 25—0-5% Chromsäurelösung 
5—24 Stunden lang; über 24 Stunden dauerndes Beizen ist eher 
schädlich. 

Die Chromsäure kann nicht durch chromsaure Salze oder durch 
Chromalaun ersetzt werden. Schnitte aus Stücken, die in chrom- 
sauren Salzen gehärtet wurden, müssen genau wie Formolschnitte 
nachträglich in Chromsäure gebeizt werden. Dasselbe gibt für das 
Sublimatmaterial. 

4) Sorgfältiges Ausspülen der Chromsäure in destillirtem Wasser. 
Unter mehrmaligen Wechseln des Wassers ist das Waschen in etwa 
10 Minuten beendigt; über eine Stunde sollen die Schnitte nie ge¬ 
wässert werden. In gewissen Fällen (s. u.) ist es vortheilhaft mit 
warmem (50 —60°) Wasser zu spülen. 

5) Färben in gewöhnlicher 1% (nach Weigert, aber ohne 
Zusatz von Lithium carbonicum)oder saurer (nach Kultschitzky) 
Hämatoxylinlösung '/ a — 24 Stunden lang bei Zimmertemperatur 
eventuell 1-2 Minuten in erhitzter (bis Dampfbildung) Farblösung. 

Langsames Färben gibt im Allgemeinen bessere Resultate. 
Das saure Hämatoxylin färbt sehr energisch; seine Anwendung hat 
aber gewisse Schattenseiten, über welche später berichtet wird. 
Werden die Schnitte (direct aus Hämatoxylin) in M ü 11 e r’scher 
Flüssigkeit (nach Wolters), oder in einer gesättigten Lösung von 


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190 


Kupferacetat (nach Vassale) secundär gebeizt, so genügt gewöhn¬ 
lich eine V*—2 ständige Färbungsdauer; ohne secundäre Beize muss 
man den Färbungsact durchschnittlich bis auf 2—3 (saures Häma- 
toxylin), oder bis auf 6 (einfaches Hämatoxylin) Stunden ausdehnen. 
Über 24 Stunden soll nie gefärbt werden. 

6) Differenzieren nach der Päl’schen Vorschrift mit denselben 
Cautelen, welche bei der Markscheidenfärbung zu beobachten sind. 
Es ist zu bemerken, dass Querschnitte der Achsencylinder sich leichter 
entfärben, als Längschnitte. 

7) Weiterbehandlung in der üblichen Weise. In Harz einge¬ 
schlossene Präparate blassen erst nach mehreren Monaten ein we¬ 
nig ab. 

* 

Makroskopisch schauen die schwarzgrauen Präparate ganz so 
aus, wie jene, welche nach dem typischen Weigert-Päl’schen 
Verfahren gefärbt sind. Mikroskopisch erkennt man, dass sowohl die 
Markscheiden, wie das Gliagewebe vollkommen entfärbt-sind. Nur 
die Achsencylinder treten äusserst scharf hervor und sind tiefschwarz 
gefärbt. An Längsschnitten erscheinen sie bald als gleichmässig cy- 
lindrische, bald als wellig verlaufende, bald als zickzackförmige, bald 
als varicöse Gebilde. Es färben sich Achsencylinder von verschiedener 
Dicke bis auf die feinsten Fädchen, welche die Nervenzellen in 
dichtem Gewirre umspinnen, an den Zellenleib selbst aber nicht her¬ 
antreten. Die Zellen werden in der Regel ganz entfärbt; in gewissen 
Lagern von grauer Substanz, so z. B. in den Oliven, kann man je¬ 
doch zuweilen sehr schöne Exemplare von gefärbten Zellen finden, 
deren Nervenfortsatz sich auf weite Strecken bis zum Übergange 
in den eigentlichen Achsencylinder verfolgen lässt. Die Achsencylinder, 
so wie auch die Nervenzellen sind in toto und vollkommen gleich¬ 
mässig gefärbt, so dass auch bei stärkeren Vergrösserungen keine 
Structurdetails in diesen Gebilden sich erkennen lassen. 

Was die Anwendbarkeit der Methode zu pathologischen Unter¬ 
suchungen') anbetrifft, sei erwähnt, dass secundär degenerirte Ner¬ 
venbahnen an der Hand unserer Präparate ebenso gut verfolgt 


') In dieser Beziehung ist diese Methode meiner früher angegebener 
(Neurologisches Centralblatt, 1901, Nr. 3) Silberimprägnationsmethode 
überlegen; wie ich mich immer mehr überzeuge, gehört diese letztere 
hauptsächlich in das Gebiet der normalen Histologie. Es sei gestattet hier 
zu erwähnen, dass das von mir empfohlene Silbernitrat-Ammoniak 
(AgNOj. 2 NH 3 ) in krystallinischer Form von der Firma Dr. G. 
Grübler in Leipzig zu beziehen ist. 


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191 


werden können, wie dies vermittelst der allgemein üblichen Färbung 
Weigert’s zu erreichen ist, und dass Präparate, welche ich in 
einigen Fällen von frischer Degenerationen erhielt, die Hoffnung be¬ 
gründen, dass diese Hämatoxylinfärbung zum Studium von Zerfalls¬ 
und atrophischen Processen in den Achsencylindern sich eignen wird. 

Auch am embryonalen Materiale (bei älteren menschlichen Em¬ 
bryonen) lassen sich gute Erfolge erzielen. Ausser den Achsencylin¬ 
dern, deren Markmantel bereits fertig ist, färbt sich hier auch ein 
Theil der marklosen Fasern, so dass die mikroskopischen Bilder von 
jenen nach Weigert wesentlich verschieden sind. Auf diese Unter • 
schiede gehe ich nicht ein, da mir noch genügende Paralell- und 
Controlversuche fehlen. 

* 


Wenn man auch durch das angegebene Verfahren in der Regel 
tadellose, klare und übersichtliche Präparate erzielt, so wird doch 
in gewissen Fällen die Leistungsfähigkeit der Methode durch ge¬ 
wisse Mängel beeinträchtigt, die zu beseitigen bis jetzt mir noch 
nicht gelungen ist. 

So sei es zuerst erwähnt, dass es mitunter nicht gelingt, eine 
vollkommen genügende Electivität der Färbung zu erreichen und 
zwar sind es dickere Neurogliazüge, die hie und da mitgefärbt wer¬ 
den. Was die dünneren anbetrifft, und speciell die Neurogliafasern 
der grauen Substanz, so ist eine Mitfärbung derselben in der Regel 
nicht zu befürchten. 

Sehr unliebsam! ist weiter die Thatsache, dass zuweilen ein 
Theil der Markscheiden (besonders in der weissen Substanz und in 
den hinteren Wurzeln) sich nicht vollkommen entfärben lässt; ja es 
kommt sogar vor (besonders nach längerem Färben in saurem Hä- 
matoxylin), dass eine fast exclusive Markscheidenfärbung an der 
Stelle der erwarteten Achsencylindertinction zu Stande kommt. Mit 
anderen Worten verhält sich in gewissen Fällen das Formolmateriale 
genau so, wie Formol-Alkoholmateriale. Es kommt dies nur selten 
vor, so dass man solche unerwartete Ergebnisse ganz ausser Acht 
lassen kann und die Thatsache, dass sich in der ganzen Ausdehnung 
des Präparates Markscheiden und nicht Achsencylinder färben, als 
eine Ausnahme von der Regel ansehen muss'). 


*) Selbstverständlich kann dieser Satz nur dann als richtig gelten, 
wenn man das oben angegebene Verfahren genau befolgt. Ein, wenn 
auch wenig abweichendes Verfahren kann zu ganz anderen Resultaten 
führen. So färbt z. B. Ben da (Neurol. Centralblatt, 1801, Nr. 3,8. 140, 


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192 


Es gibt, auch Ausnahmen in entgegengesetzter Richtung; es 
färben sich nämlich zuweilen in chromgebeizten Celloidinschnitten 
(besonders von Stücken, welche in Chromsalzen gehärtet wurden) 
ausser den Markscheiden auch manche Achsencylinder mit. Ähnlich 
verhalten sich Gefrierschnitte aus Formolmaterial, die einer kurz¬ 
dauernder (bis zu 1 Stunde) Einwirkung von Alkohol (vor oder nach 
der Chromirung) ausgesetzt wurden — es entsteht hier eine gemischte 
Färbung, jedoch werden die Achsencylinder bevorzugt; dagegen wird 
durch längere (24 Stunden) Einwirkung von 96® Alkohol fast sicher 
eine ausschliessliche Färbung der Markscheiden erreicht. Es ist 
schwer zu entscheiden, ob die Unterschiede in den Hämatoxylin- 
tinctionen, die bei Anwendung von Formol- und Formol-Alkohol- 
materiale zum Vorscheine treten, von den Eigenschaften des Alkohols 
als eines Extractionsmittels, oder von anderen unbekannten physi¬ 
kalischen Factoren abhängen, oder ob hier vielleicht chemische Ein¬ 
flüsse (Oxydationsgrad der Gewebselemente?) im Spiele sind, die 
es verursachen, dass die Chrombeize bald in den Markscheiden, 
bald in den Achsencylindern sich fixirt; diese Ungewissheit lässt 
auch eine genügende Erklärung der Abweichungen vom typischen 
Färbungsverlaufe nicht zu. 

Weiterhin muss als Schattenseite der Methode angesehen wer¬ 
den, dass sich in einzelnen Fällen gewisse Schnittpartien, besonders 
in der weissen Substanz, sehr schwach färben, so dass man bei 
makroskopischer Betrachtung im Präparate grössere und kleinere 
Lücken bemerkt, die sich mikroskopisch entweder auch ganz farb¬ 
los erweisen, oder nur die Neuroglia gefärbt zeigen. Die Hauptursa¬ 
che dieser Lückenbildung muss in einem ungenügenden Waschen 
der chromirten Schnitte gesucht werden: die Chromsäure, die im 
Überschüsse sehr energisch das Hämatoxylinchromlack entfärbt *), 
übt hier wahrscheinlich eine hemmende Wirkung aus. Wäscht man 
die Schnitte sorgfältig aus, eventuell im warmen Wasser (50— 60"), 
und wendet man ein kürzeres Chrombad an, so gelingt es fast im¬ 
mer eine gleichmässige Tinction zu erreichen; der Lückenbildung 
kann man auch durch Eintauchen der Schnitte vor der Färbung, auf 
circa 15 Minuten, in schwächeren Alkohol (70%) Vorbeugen; dann 


Ref.) „an Forma li n-Gefriersohnit ten zunächst die Markscheiden 
nach Weigert und darnach mit Sudan und Scharlach... Alsdann sind 
die normalen Markscheiden blau Welches Beizungsmittel an¬ 
gewandt wurde, ist aus dem Referate nicht zu entnehmen. 

') Die Chromsäure wirkt in dieser Beziehung viel energischer, als 
z. B. Eisenalaun, welcher bei Eisenhämatoxylinfärbungen zugleich als Beize 
und Diiferenzierungsmittel gebraucht wird. 


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ist aber das Färbungsergebniss weniger sicher in Bezug auf die 
Reinheit der Differenzierung (s. o.). Es wäre noch zu bemerken, dass 
ein langes (24 Stunden) Maceriren der Schnitte im Wasser die Ent¬ 
stehung von gemischten Färbungen zu Folge hat; aus diesem Grunde 
sollen die chromirten Schnitte nie zu lange gewässert werden. 

Endlich ist als ein Nachtbeil der Methode anzusehen, dass sie 
nicht für alle Theile des centr. Nervensystems mit gleichem Erfolge 
anwendbar ist. So lässt sich z. B. das ganze Faserreichthum der Gross¬ 
und Kleinhirnrinde nicht genügend darstellen. Die besten Resultate 
werden an der Medulla oblongata, am Rückenmarke und an peri¬ 
pheren Nerven erzielt. 

Als einen entschiedenen Vorzug der Methode darf man wohl 
den Umstand ansehen, dass sie keine specielle Vorbereitung des 
Materiales erfordert und, so zu sagen, nebenbei — als Ergänzung 
anderer Färbungsverfahren — in der einfachsten Weise ausgeführt 
werden kann. 

Sollte es in der Zukunft gelingen die Fehler der Methode zu 
beheben und die Beständigkeit der Resultate zu sichern, so würde 
darin ein nicht ganz unwesentlicher Fortschritt der Tinctionstechnik 
zu erblicken sein. 


Nachtrag bei der Correctur. In den letzten Tagen wurde 
ich durch Mayer (Zeitschr. für. wiss. Mikroskopie, 1900) auf Bol- 
ton’s Arbeiten aufmerksam gemacht. Eine dieser Arbeiten wurde in 
der Zeitschr. f. wiss. Mikrosk. nicht genau genug referirt, die zweite 
hat bisjetzt überhaupt keine Erwähnung gefunden. 

Bolton bedient sich des Formalins als Härtungsmittels (5°/ 0 ), 
schneidet auf dem Gefriermikrotome, beizt die Schnitte in Osmium¬ 
säure-, Eisenalaun- oder Ammoniummolybdat-Lösungen, färbt mit 
Kultschitzky’schen Hämatoxylin und differenziert nach Päl. Bei 
Osmiumsäureanwendung färbt sich fast ausschliesslich das Myelin, 
sonst werden nach Umständen mehr die Achsencylinder, die Myelin¬ 
scheiden, oder beides tingirt. Ein Mittel die diesbezüglichen Resultate 
zu beherschen, giebt Bolton nicht an und es scheint, dass Alles 
hier von zufälligen Bedingungen ab hängt. 

Meine eigenen, ganz unabhängig von Bolton, angestellten 
Versuche mit verschiedenen (Zinn-, Eisen-, Uran-, Nickel-, Wolfram-) 
Beizen hatten negativen Erfolg in dem Sinne, dass die Färbungen 
einen Vergleich mit Hämatoxylinchromlacktinctionen nicht aushalten 
konnten. Wenn es gestattet ist nach den Mikrophotographien Bol- 

Polo. Archiv, f. blol. n. med. Wissentch. 

Archive« polon. de «oieno- blol. et midie. 13 


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194 


ton’s zu urtheilen, so muss man sich zu Gunsten der Chromsäure - 
beize entscheiden. Damit soll aber nicht bezweifelt werden, dass 
Bol ton’s Methoden in geübten Händen hübsche und lehrreiche 
Resultate erreichen lassen. Welches von den Beizungsmittel in Wirk¬ 
lichkeit das beste ist, welches bestdifferenzierte Achsencylinderbilder 
zu erzielen erlaubt — darüber wird man sich erst nach einer Reihe 
von Nachprüfungen aussprechen können. 


Liitteratuij. 


1. Marcus. Neurologisches Centralblatt, 1895, Nr. 1. 

2. Gudden. Neurologisches Centralblatt, 1897, Nr. 1. 

3. Fajersztajn. Dziennik IX-go Zjazdu przyrodniköw i lekarzy pol- 

skich w Krakowie, Kraköw 1900. 

— Neurologisches Centralblatt, 1891, Nr. 3. 

4. Bolton. Journal of Anatomy and Physiology. Vol. XXXII., 1898. 

(Refer. „Zeitschrift f wiss. Mikroskopie“, 1898, S. 457). 

— Journal of Anatomy and Physiology, Vol. XXXIII., 1899, S. 

292- 300, 5 mikrophotogr. Taf. 


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BIBLIOGRAPHIE 


DER IN POLNISCHER SPRACHE 
ERSCHIENENEN BIOLOGISCHEN 
UND MEDICINISCHEN PUBLIKA¬ 
TIONEN 

FÜR DAS JAHR I9OI. 


DES PUBLICATIONS BIOLOGI- 
qUES ET MEDICALES PAR UES 
EN LANGUE POLONAISE 

ANNEE 1901. 


I. THEIL. 


L PARTIE. 


Zeitschriften und periodische Schriften. 
Journaux et pßriodiques. 

• 1. ROZPRAWY Wydziafu matematyczno-przyrodniczego Akademii 
Umiej§tnosci w Krakowie. Serya III. Tom I. Dzial A. Nauki ma- 
tematyczno-fizyczne. Zeszyt 1—3. Dzial B. Nauki biologiczne. 
Zeszyt 1 i 3. — 1901. 

Verhandlungen der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe 
der Akademie der Wissenschaften in Krakau. Serie III. Band I. 
Abtheilung A. Mathematisch - physicalische Wissenschaften 
Heft 1—3. Abtheilung B. Biologische Wissenschaften. Heft 
1-3 - 1901. 

Travaux de la Classe des Sciences mathömatiques et naturel¬ 
les de l’Acadömie des Sciences de Cracovie. Serie DI. Tome I. 
Section A. Sciences mathömatiques et physiques. Cah. 1—3 
Section B. Sciences biologiques. Cah. 1—3. — 1901. 

2. PAMI^TNIK TOWARZYSTWA LEKARSKIEG0 WARSZAW- 
SKIEGO. Warszawa. 1901. Tom 97. Zeszyt 1. 

Denkschriften der Warschauer Gesellschaft der Ärzte. — War¬ 
schau. 1901. Bd. 97. Heft 1. 

Mömoires de la Sociötö mödicale de Varsovie. Varsovie. 1901. 
Vol. 97. Cah. 1. 


* 


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196 


3. KOSMOS. Czasopismo polskiego Towarzystwa przyrodniköw imie- 
nia Kopemika. Lwöw. 1901. Rocznik 26. Zeszyt 1—7. 

Kosmos. Zeitschrift der polnischen Naturforscher-Gesellschaft 
Namens „Copernicus“. Lemberg. 1901. Jahrgang 26. Heft 1—7. 
Kosmos. Publication pdriodique de la Socidtd polonaise des na- 
turalistes, nommde „Copernic“. Ldopol 1901. 26* annde. Cah. 1—7- 

4. WSZECHÖWIAT. Tygodnik popularny, podwi§cony naukom 
przyrodniczym. Warszawa. 1901. Rocznik 20. Nr. 1—26. 
Wszechdwiat. (Universum). Populäre Wochenschrift für Natur¬ 
kunde. Warschau. 1901. Jahrgang 20. Nr. 1—26. 

Wszechdwiat (L’univers). Publication hebdomadaire populaire 
pour les Sciences naturelles. Varsovie. 1901. 20* annde. Nr. 1—26. 

5. PAMIEjTNIK FIZYOGRAFICZNY. Warszawa 1901. 
Physiographische Denkschrift. Warschau 1901. 

Mdmoires physiographiques. Varsovie 1901. 

6. GAZETA LEKARSKA. Warszawa. Rok. 36. 1901. Nr. 1—26. 
Medicinische Zeitung. Warschau. Jahrgang 36. 1901. Nr. 1—26. 
Gazette mddicale. Varsovie. 36* annde. 1901. Nr. 1 - 26. 

7. MEDYCYNA. Warszawa. 1901. Tom 29. Nr. 1—26. 

Medicin. Warschau. 1901. Band 29. Nr. 1—26. 

Mddecine. Varsovie. 1901. Tome 29. Nr. 1—26. 

8. PRZEGL^D LEKARSKI. Kraköw. Rok 40. 1901. Nr. 1—26. 
Medicinische Rundschau. Krakau. Jahrgang 40. 1901. Nr. 1 — 26. 
Revue mddicale. Cracovie. 40* annde. 1901. Nr. 1—26. 

9. KRONIKA LEKARSKA. Warszawa. Rok 22. 1901. Nr. 1—12. 
Medicinische Chronik. Warschau. Jahrgang 22. 1901. Nr. 1—12. 
Chronique mddicale. Varsovie. 22* annde. 1901, Nr. 1—12. 

10. CZASOPISMO LEKARSKIE. Lddi. Tom. 3. 1901. Nr. 1—6. 
Medicinische Zeitschrift. Lödz. Band 3. 1901. Nr. 1—6. 
Pdriodique mddical. Lödi. Tome 3. 1901. Nr. 1—6. 

11. KRYTYKA LEKARSKA. Warszawa. Rok 5. 1901. Nr. 1—6. 
Medicinische Kritik. Warschau. Jahrgang 5. 1901. Nr. 1—6. 

La critique mddicale. Varsovie. 5* annde. 1901. Nr. J.—6. 


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197 


12. NOWINY LEKARSKEE. Poznan. Rok 13. 1901. Nr. 1—6. 
Medicinische Neuigkeiten. Posen. Jahrgang 13. 1901. Nr. 1—6. 
Nouvelles mödicales. Posen. 13* annöe. 1901. Nr. 1—6. 

13. CHEMIE POLSKI. Warszawa. 1901. Rok 1. Nr. 1—18. 

Der polnische Chemiker. Warschau 1901. Jahrgang 1. Nr. 1—18. 
Le chimiste polonais. Varsovie 1901. 1* annöe. Nr. 1 — 18. 

14. CZASOPISMO TOWARZYSTWA APTEKARSKIEGO. Lwdw. 1901. 
Rok 31. Nr. 1-12. 

Zeitschrift des Apotheker-Gesellschaft. Lemberg. 1901. Jahr¬ 
gang 31. Nr. 1—12. 

Pöriodique de la Sociötö des pharmaciens. Löopol. 1901. 31* an- 
nöe. Nr. 1—12. 

15. PRZEGL4D FARMACEUTYCZNY. Warszawa. 1901. Rok IV. 
Nr. 1-12. 

Pharmaceutische Rundschau. Warschau. 1901. Jahrgang IV. 
Nr. 1-12. 

Revue pharmaceutique. Varsovie. 1901. IV* annöe. Nr. 1—12. 

16. WIADOMOÖCI FARMACEUTYCZNE. Warszawa. *1901. Rok 28. 
Nr. 1-12. 

Pharmaceutische Nachrichten. Warschau. 1901. Jahrgang 28. 
Notices pharmaceutiques. Varsovie. 1901. 28* annö. 

17. KRONIKA FARMACEUTYCZNA. Kraköw. 1901. Rok IV. Nr. 1—6. 
Pharmaceutische Chronik. Krakau. 1901. Jahrgang IV. Nr. 1 —6. 
Chronique pharmaceutique. Cracovie. 1901. IV* annöe. Nr. 1—6. 

18. PRZEGL4D CHIRURGICZNY. Warszawa. 1901. Tom 4. Zeszyt 4. 
Chirurgische Rundschau. Warschau. 1901. Bd. 4. Heft 4. 

Revue chirurgique. Varsovie. 1901. Tome 4. Cah. 4. 

19. POSTIJP OKÜLISTYCZNY. Kraköw. Rocznik 3. 1901. Nr. 1—6. 

Fortschritte der Augenheilkunde. Krakau. Jahrgang 3. 1901. 
Nr. 1-6. 

Les progrös ophtalmologiques. Cracovie. 3* annöe. 1801. Nr. 1—6. 


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198 


20. PRZEGL^D DENTYSTYCZNY. Warszawa. 1901. Rocznik 4. 
Nr. 1—6. 

Zahnärztliche Rundschau. Warschau. 1901. Jahrgang 4. Nr. 1—6. 
Revue odontologique. Varsovie. 1901. 4 # annöe. Nr. 1—6. 

21. ZDROWIE. Warszawa. Rocznik 17. 1901. Zeszyt 1—6. 

Die Gesundheit. Warschau. Jahrgang 17. 1901. Heft 1—6. 

La SantA Varsovie. 17 e annäe. 1901. Cah. 1—6. 

22. PRZEGL^D WETERYNARSKI. Lwöw. Rok 16. 1901. Nr. 1—6. 
Thierärztliche Rundschau. Lemberg. Jahrgang 16. 1901. Nr. 1—6. 
Revue vätörinaire. Ldopol. 16* annöe. Nr. 1—6. 

23. ÖWIATOWIT. Rocznik poäwi^cony Archeologii przedhistorycznej 
i badaniom pierwotnej kultury polskiej i slowianskiej. War¬ 
szawa. 1901. Tom HI. 

„Swiatowit“. Jahrbuch für vorhistorische Archäologie und For¬ 
schung der polnischen und slavischen Urkultur. Warschau. 1901. 
Band III. 

„Swiatowit“. Annuaire de l’archäologie pröhistorique et des re- 
cherches sur la culture primitive polonaise et slave. Varsovie. 
1901. Tome HI. 

24. LUD. Organ Towarzystwa ludoznawczego we Lwowie. 1901. 
Tom VH. Zeszyt 1, 2/3. 

Das Volk. Organ des Vereines für Volkskunde in Lemberg. 1901. 
Bd. VH. Heft 1, 2/3. 

Le peuple. Organe de la sociötd pour ethnographie ä L<§opol. 
1901. Tome VH. Cah. 1, 2/3. 

25. WISLA. Miesiecznik poäwi§cony krajoznawstwu i ludoznawstwu. 
Warszawa. 1901. Tom. XV. Zeszyt 1—4. 

„Die Weichsel“. Monatschrift für Landes- und Volkskunde. War¬ 
schau. 1901. Band XV. Heft 1—4. 

„La Vistule“. Revue mensuelle consacröe ä la gäographie et 
ä l’ethnographie. Varsovie. 1901. Tome XV. Cah. 1—4. 


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199 


Die in den vorgenannten Zeitschriften publicirten Arbeiten; 
Werke und Monographien. 

Traveaux ins6r6s dans les p6riodiques 6numer6s ci-dessus; 
ouvrages, monographiös. 

I. Allgemeine, Biologie. 

Biologie g6n6rale. 

1. CZERWINSKI K.: Energia w äwiecie organicznym. 

— Die Energie in der organischen Welt 

— L’^nergie dans le monde organique. 

Wszechswiat. 1901. T. XX. Nr. 20, 22. 

2. FABIAN A.: Z nauki o zyciu: 1) U scliylku wieku (dwa odczyty) 

2) Dziedziczno66, 3) ilycie i smierc, 4) Mechanizm i witalizm. 
Odczyty publiczne. Warszawa. 1901. 

— Aus der Lehre vom Leben: 1) Auf der Wende des Jahrhun- 
dertes (zwei Vorlesungen); 2) Die Erblichkeit; 3) Das Leben und 
der Tod; 4) Mechanismus und Vitalismus. 

Öffentliche Vorlesungen. Warschau 1901. 

— Quelques questions biologiques: 1) Le däclin du siede (deux • 
conförences); 2) L’horeditö; 3) La vie et la mort; 4) Le rnöca- 
nisme et le vitalisme. 

Conferences publiques. Varsovie 1901. 

3. KULWIEÖ K.: Samoobrona organizmöw. 

— Der Selbschutz der Organismen. 

— L’autodöfense des organismes. 

Wszechswiat. 1901. T. XX. Nr. 24. 

4. MINKIEWICZ R.: Czy plec jest dziedziczna? 

— Ist das Geschlecht erblich? 

— Le sexe est-il hörgditaire? 

Wszechswiat. 1901. T. XX. Nr. 25. 

5. NUSBAUM J.: Biologia ogölna. 

Poradnik dla samouköw. Cz. I.. Matematyka i nauki przy* 
rodnicze. (Wydanie drugie). Wydawnictwo St. Michalskiego i Al. 
Heflicha. Warszawa 1901. 


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200 


— Allgemeine Biologie. 

Wegweiser für Autodidacten. I. Th. Mathematik und Na¬ 
turwissenschaften (Zweite Auflage). Herausgeber: St. Michalski 
und Al. Höflich. Warschau 1901. 

— Biologie gönörale. 

Guide pour les autodidactes. I. Part. Mathämatiques et 
Sciences naturelles (deuxiöme Edition). St. Miohaiski et Al. Heflich 
öditeurs. Yarsovie 1901. 

6. NUSBAUM J.: Kilka myäli o cyklu iyciowym. 

— Einige Gedanken über den Lebens-Cyclus. 

— Quelques idöes sur le cycle de la vie. 

Wszechäwiat. 1901. T. XX. Nr. 18, 19. 


n. Morphologie. 

Morphologie. 

7. BOCHENEK A.: 0 budowie komörki nerwowej älimaka, Helix 

pomatia. 

— Über den Bau der Nervenzelle bei Helix pomatia. 

— Sur la structure de la cellule nerveuse chez Helix pomatia. 
Kraköw. 1901. str. 18 z 2 tabl. 

8. BROWICZ. T.: Budowa przewodöw äölciowych miqdzykomör- 

kowych i ich stosunek do naczyti krwionoänych wloskowa- 
tych z 1 tabl. 

— Der Bau der intercellulären Gallengänge und ihr Verhältniss 
den Blutgefässcapillaren. Mit 1 Tafel. 

— La structure des conduits biliaires intercellulaires et leur rap- 
port avec les vaisseaux sanguins capillaires. Avec 1 planche. 

Rozpr. Wydz. mat. przyr. Akademii Umiejqtnoäci w Kra- 
kowie. T. XXCVHI. 1901. 

9. GODLEWSKI: Pocz^tkowy okres rozwoju tkanki mi§snej p rqi- 

kowanej zwierzat kregowych. 

— Die Anfansgstadien in der Entwickelung des quergestreiften 
Muskelgewebes bei Wirbelthieren. 


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201 


—• Les phases initiales du developpennnt du tissu musculaire 
striö chez les vertöbrös. 

Rozprawy Akad. Um. w Krakowie. Nauki biologiczne. 1901. 
Zesz. 2. z Tabl. 1. 

10. KULCZYCKI WL.: Homologia koticzyn przednich i tylnych. 

— Homologie der vorderen und hinteren Gliedmassen. 

— Homologie des extrömitös antörieures et postörieures. 

Przegl^d weterynarski. 1901. Nr. 1, 2, 3, 4. 

11. LEPKOWSKI: 0 unaczynieniu z§böw u ludzi. 

— Über die Gefässe der Zähne beim Menschen. 

— Sur la vascularisation des dents chez l’homme. 

Przegl%d dentystyozny. 1901. Nr. 3. 

12. PODRIJCZNIK HISTOLOGTI CIALA LUDZKIEGO, zbiorowo na- 

pisany przez nast§puj^ce grono: Adam Bochenek, Napoleon 
Cybulski, Emil Godlewski, Henryk Hoyer jun., Kazimierz 
Kostanecki, Leon Kryöski, Stanislaw Maziarski, Aleksander 
Rosner (w Krakowie), Wladyslaw Szymonowicz (we Lwo- 
wie), Ludwik Dydynski, Henryk Hoyer sen., Wladyslaw 
Janowski, Walenty Kamocki, Antoni Kuczynski, Rafal Ra- 
dziwillowicz (w Warszawie). 

Redakoy% kierowal H. Hoyer sen., wydawnictwem L. Dy- 
dynaki. Warszawa. E. Wende i Ska, 1901, w 8-ce, str. 661, 
z 300 rysunkami w tekacie. 

— Handbuch der Histologie des menschlichen Körpers, bearbeitet 
von: Adam Bochenek, Napoleon Cybulski, Emil Godlewski, 
Heinrich Hoyer jun., Kazimir Kostanecki, Leon Kryüski, 
Stanislaus Maziarski, Alexander Rosner (Krakau), Ladis¬ 
laus Szymonowicz (Lemberg), Ludwig Dydynski, Heinrich 
Hoyer sen., Ladislaus Janowski, Valentin Kamocki, Anton 
Kuczynski, Rafael Radziwillowicz (Warschau). 

Redacteur H. Hoyer sen. Herausgeber L. DydyAski. War¬ 
schau. E. Wende et Comp., 1901, in 8°, 561 Seiten mit 300 Ab¬ 
bild. im Texte. 

— Manuel d’histologie du corps humaine, par Adam Boche¬ 
nek, Napolöon Cybulski, Emile Godlewski, Henri Hoyer 
jun., Casimir Kostanecki, Löon Kryhski, Stanislas Ma¬ 
ziarski, Alexandre Rosner, (Cracovie), Ladislas. Szymo- 


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202 


nowicz (Löopol), Louis Dydynski, Henri Hoyer sen., La- 
dislas Janowski, Valentin Kamocki, Antoine Kuczynski, 
Rafael Radziwittowicz (Varsovie). 

Sons la rödaction de H. Hoyer (sen) et l’administration de 
L. Dydyflski. Varsovie. E. Wende et C i6 , 1901, in 8°, 561 pa- 
ges, avec 300 figures dans le texte. 

13. RYCHLTNSKI i LAPINSKI: Dwa przyczynki do techniki bar- 

. wienia wfökien nerwowych. 

— Zwei Beiträge zur Färbungstechnik der Nervenfasern. 

— Deux contributions ä la technique de la coloration des 
fibres nerveux. 

Przeglqd lekarski. 1901. Nr. 21. 

14. äWI4TECKI W.: Anatomia i inne gaf§zie morfologii. 

Poradnik dla samouköw, Cz. I. Matematyka i nauki przyro- 
dnicze. (Wydanie drugie). Wydawnictwo St. Michalskiego i A. 
Heflicha. Warszawa. 1901. 

— Anatomie und andere Zweige der Morphologie. 

Wegweiser fiir Autodidacten. I. Th. Mathematik und Na¬ 
turwissenschaften (Zweite Auflage). Herausgeber: St. Michalski 
und Al. Heflich. Warschau 1901. 

— Anatomie et autres branches de morphologie. 

Guide pour les autodidactes. I. Part. Mathömatiques et 
Sciences naturelles (deuxiöme Edition). St. Michalski et Al. Heflich 
öditeurs. Varsovie 1901. 


III. Physiologie. 
Physiologie 


FLAT AU vide 86. 


15. KUCZYNSKI A.: Fizyologia. 

Poradnik dla samouköw. Cz. I. Matematyka i nauki przyro- 
dnicze. (Wydanie drugie). Wydawnictwo St. Michalskiego i Hefli- 
cha. Warszawa. 1901. 

— Physiologie. 

Wegweiser für Autodidacten. I. Th. Mathematik und Na¬ 
turwissenschaften (Zweite Auflage). Herausgeber: St. Michalski 
und Al. Heflich. Warschau 1901. 


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203 


— Physiologie. 

Guide pour les autodidactes I Part. Mathämatiques et 
Sciences naturelles (deuxiöme Edition). St. Michalski et Al. Heflich 
öditeurs. Varsovie 1901. 

16. MORACZEWSKI: Nowe kierunki w badaniach przemiany 
materyi. 

— Neue Richtungen in der Forschung des Stoffwechsels. 

— Nouveaux points de vue dans l’ötude de la transformation 
de la mattere. 

Medycyna. 1901. Nr. 35, 36. 

17. NOISZEWSKI: Przyczynek do nauki o odczuwaniu barw. 

— Beitrag zur Lehre von der Farbenempfindung. 

— Contribution ä l’ötude de la perception des couleurs. 

Nowiny lekarskie. 1901. Nr. 1. 

18. ORLOWSKI: Przyczynek do nauki o zasadowoäci krwi. 

— Beitrag zur Lehre der Blutalkalescenz. 

— Contribution ä l’ötude de l’alcalinitö du sang. 

Przeglqd lekarski. 1901. Nr. 18. 

19. POPIELSKI: Przyczynek do fizyologii splotu trzewowego (ple- 

xus coeliacus). 

— Beitrag zur Physiologie des Plexus coeliacus. 

— Contribution ä Itetude physiologique du plexus coeliacus. 
Gazeta lekarska. 1901. Nr. 21, 22. 

STEFANOWSKA M. vide 96. 

SKLODOWSKI vide 97. 

20. ZIARKO: Przyczynek do nauki o leukocytozie trawiennej. 

— Beitrag zur Lehre von der Verdaungsleukocytose. 

— Contribution ä l’ötude de la leucocytose pendant la digestion. 
Medycyna. 1901. Nr. 19. 


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204 


IV. Medicinische Chemie. 
Chimie mödicale. 


21. GALECKI: 0 wartoäci nowej metody wykrywania cukra w mo- 

czu zapomocg, tabletek nitro-propiolowych. 

— Über den Wert der neuen Methode zum Nachweis von Zu¬ 
cker im Harn mittelst der Nitro-Propiol-Tabletten. 

— Sur la valeur de la nouvelle möthode pour constater la 
prösence du sucre dans l’urine, par l’emploi de tablettes de 
nitro-propiole. 

Gazeta lekarska. 1901. Nr. 8. 

22. MARCHLEWSKI L.: Pokrewiefistwo barwika krwi i zieleni. 

— Die Verwandschaft der Farbstoffe des Blutes und des Chlo¬ 
rophylls. 

— L’affinitö des pigments du sang et du chlorophyle. 

Chemik polski. 1901. Nr. 14. 

23. MARCHLEWSKI L. i NENCKIM.: Przemiana filocyaniny w he- 

mopyrrol i urobilin§. 

— Überführung des Phyllocyanins in Haemopyrrhol und in 
Urobilin. 

— Transformation de la phyllocyanine en hömopyrrhol et en 
urobiline. 

Rozpr. Akad. umiej. w Krakowie. Serya IH. Tom I. Dziat A. 1901. 
MAJMON H. vide 39. 

24. MORACZEWSKI W.: Nowe sposoby badania istoty biafka. 

— Neue Methoden zur Erforschung der Natur des Eiweisses. 
— Nouvelles möthodes pour studier l’essence des albumines. 

Chemik polski. 1901. Nr. 3, 4. 

25. MORACZEWSKI W.: Albumozy i Peptony. 

— Albumosen und Peptone. 

— Les Albumoses et les Pöptones. 

Chemik polski. 1901. Nr. 18. 


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205 


26. NENCKI i SIEBEROWA: Przyczynek do nauki o soku iolqd- 

kowym i skladzie chemicznym enzym. 

— Beitrag zur Lehre über den Magensaft, sowie über die 
chemische Constitution der Enzyme. 

- Contribution ä l’ötude du suc gastrique et de la Consti¬ 
tution chimique des enzymes. 

Gazeta lekarska. 1901. Nr. 17, 18, 19, SO. 

27. NENCKI M. i ZALE SKI J.: 0 produktach odtleniana heminy 

za pomoc^ jodowodoru i jodku fosfonu oraz o budowie 
heminy i jej podobnych. 

— Über die Producte der Reduction des Hämins mit Jodwasser¬ 
stoff und mit Phosphonium-Jodür so wie über die chemi¬ 
sche Structur des Hämins und seiner Derivate. 

— Sur les produits de la reduction de l’hömine ä l’aide de 
l’acide iodhydrique et de iodure de phosphonium ainsi que 
sur la structure (chimique) de l’hömine et de ses däriväs. 

Rozprawy Akademii Umiejqtnoäci w Krakowie. Serya III. 
Tom I. Dzial A. 1901. 

28. SENKOWSKI: 0 budowie i syntezach cial ksantynowych. 

— Über den Bau und die Synthese der Xanthinkörper. 

Sur la structure et la synthöse des corps xanthineux. 
Przegl%d lekaraki. 1901. Nr. 1, 2. 

29. SKUSIEWICZ: Ufatwienia praktyczne przy badaniach moczu. 
— Praktische Erleichterungen bei der Harnuntersuchung. 

— Simplifications pratiques dans l’examen de l’urine. 

Przegl%d farmaceutyczny. 1901. Nr. 7/8, 9/10. 

30. WRÖBLEWSKI: 0 soku wyciäni§tym z droidiy. 

— Über den Hefezellsaft. 

— Sur le jus exprimä de la lövure. 

Rozprawy Akad. Um. w Krakowie. Serya III. Tom. I. 
Dzial B. Nauki biologiczne. 1901. Zeszyt 1 i 2. 


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206 


V. Pharmaoologie und Pharmaoognosie. 
Pharmacologle et Pharmacognosie. 

31. BI ALOBRZESKI: Glycosolvol. 

Gazeta lekarska. 1901. Nr. 24, 25. 

32. BIALOBRZESKI M.: Cz§Sci skfadowe ttustego oleju Stro- 

fantusa. 

— Die Bestandtheile des fettigen Öls von Strophantus. 

— Les composants de l’huile grasse de strophante. 

Wiadomoäci farmac. Nr. 3— 5. 

33. BLONSKI: 0 potrzebie wprowadzenia w powszechne uiycie 

odkaäajqcych mi§szanin oleju rycynowego (resorcyno-benzo- 
naftolowego, resorcyno-salolowego lub im podobnych). 

— Über die Nothwendigkeit der allg. Einführung von desinfi- 
cirenden Mischungen des Ricinusöls (mit Resorcin-Benzo- 
naphtol, Resorcin-Salol u. s. w.). 

— Sur la ndcessitö d’introduire dans l’emploi universel des md- 
langes antiseptiques d’huile de ricin (par l’addition de 
resorcino-bensonaphthol, resorcino-salol etc.). 

Nowiny lekarskie. 1901. Nr. 4, 5. 

34. DAIN: Sacharyna. 

— Saccharin. 

— Saccharins. 

Przegl^d farmaceutyczny. 1901. Nr. 15/16. 

35. GRODECKI: Prosty zabieg leczniczy przy otruciu tlenkiem 

w§gla. 

— Ein einfaches Verfahren bei Kohlenoxydvergiftung. 

— Un procddö thdrapeutique simple dans les cas de l’empoison- 
nement par l’oxyde de carbone. 

Czaaopismo lekarskie. 1901. Nr. 3. 

36. KORCZYNSKI L.: 0 wplywie przypraw korzennych na spraw- 

noSd iotqdka. 


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207 


— Über den Einfluss von Gewürsen auf die Functionsfähigkeit 
des Magens. 

— Sur l’influence des öpices sur l’activitd de l’estomac. 

Gazeta lekarska. 1901. Nr. 14. 

37. KORCZYNSKI L.: Rozwöj i obecne stanowisko organoterapii. 

— Die Entwickelung und der gegenwärtige Stand der Organo* 
therapie. 

— L’övolution et l’ötat actuel de l’organothärapie. 

Przegltjd lekarski. 1901. Nr. 16, 17, 21, 22, 23. 

38. KOSKOWSKI: 0 przyrzqdzaniu przetworöw organoterapeutycz- 

nych. 

— Über die Bereitung von organotherapeutischen Praeparaten. 
— Sur la pröparation des produits organothörapeutiques. 
Gzasopismo Tow. aptek. 1901. Nr. 3, 4. 

39. KOSSOBUDZKI; Trzy przypadki otrucia nalewkq. i wyciqgiem 

plynnym konopi indyjskich. 

— Drei Fälle von Vergiftung mit Infusum und mit flüssigen 
Extract von Cannabis indica. 

— Trois cas d’empoisonnement par de l’infusion et de l’extrait 
liquide de chanvre indien. 

Medycyna. 1901. Nr. 10. 

KRAMSZTYK vide 192. 

40. MAJMON H.: Syntezy organicznych Srodköw lekarskich na 

podstawie stosunku mi§dzy budowa chemiczn^, a dziala- 
niem fizyologicznem. 

— Synthesen organischer Arzneimittel auf Grund des Verhält¬ 
nisses zwischen der chemischen Structur und der physiolo¬ 
gischen Wirkung. 

— Les synthöses des mädicamentes organiques, basöes sur la 
relation entre la structure chimique et l’action physiologique. 

Chemik polski. 1901. Nr. 5—7. 


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208 


41. MICHALSKI: 0 wlasnoöciach odolu. 

— Über die Eigenschaften des Odols. 

— Sur les propriötös de l’odole. 

Zdiowie. 1901. Nr. 8. 

42. MINDES: 0 pigutkach Blaud’a. 

— Über Blaud’sche Pillen. 

— Sur les pillules de Blaude. 

Czasopiamo Tow. aptek. 1901. Nr. 2. 

43. OPOLSKIJ.: Sprawozdanie z dziatania leczniczego kilku nowszych 

ärodköw (Woda fluoroformowa, Aspiryna, Heroina i Hedonal). 

— Über die Therapeutische Wirkung einiger neuerer Arzenei- 
mittel: (Fluoroform-Wasser, Aspirin, Heroin und Hedonal). 

— Compte rendu sur l’action thörapeutique de quelques nou- 
veaux remödes (Eau fluoroformique, Aspirine, Höroine et 
Hödonale). 

Przeglqd lekarski. 1901. Nr. 15, 16, 17, 18. 

44. POPIELSKI: Sposöb dzialania pilokarpiny na gruczoly. 

— Über die Wirkungsweise des Pilocarpins auf die Drüsen. 

— Sur l’action de la pilocarpine sur les glandes. 

Przegl%d lekarski. 1901. Nr. 17. 

45. STIJPOWSKI: Nowy lekospis w Niemczech. 

— Die neue Pharmacopöe in Deutschland. 

— La nouvelle pharmacopöe en Allemagne. 

Wiadomoäci farmao. 1901. Nr. 4. 

46. WIOROGÖRSKI: Formaldehyd jego wtasnoäci i zastosowanie. 

— Über das Formaldehyd, seine Eigenschaften und seine An¬ 
wendung. 

— Le formaldehyde, ses propriötös et son application. 
Wiadomoäci farrnac. 1901. (c. d.) Nr. 1, 2. 


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209 


47. ZAJ4CZKOWSKI: Spostrzezenia kliniczne i terapeutyczne. He- 

donal, Resaldol i Hidragogina. 

— Klinische und therapeutische Beobachtungen: Hedonal, Re¬ 
saldol und Hydragogin. 

— Observations cliniques et thörapeutiques: l’hödonale, le re- 
saldole et l’hydragogine. 

Frzegl%d lekarski. 1901. Nr. 3, 4. 

48. ZAWALKIEWICZ: 0 nowym lekospisie. 

— Über die neue Pharmacopöe. 

— Sur la nouvelle pharmacopöe. 

Czasopismo Tow. aptek. 1901. Nr. 6. 


VI. Allgemeine Pathologie und pathologische Anatomie. 
Pathologie g6n6rale et Anatomie pathologique. 

49. BERNHARDT: Krup i dyfteryt w Awietle najnowszej nauki. 

— Croup und Diphterie im Lichte der neuesten Forschung. 

— Le croup et la diphtörie d’apres les röcentes recherches. 

Gazeta lekarska. 1901. Nr. 17. 

50. DROBA: O tworach olbrzymich w tkankach gruZliczych. 

— Über Riesenzellen in tuberculösen Geweben. 

— Sur les cellules göantes dans les tissus tuberculeux. 
Przegl^d lekarski. 1901. Nr. 8. 

51. DZIERZGOWSKI: Przyczynek do sprawy dziedziczenia stucz- 

nej odpornoäci przeciw blonicy. 

— Beitrag zur Lehre von der Vererbung der künstlichen Im¬ 
munität gegen Diphterie. 

— Contribution ä l’ötude de l’höröditö de 1’immunitö artificielle 
dans la diphtörie. 

Gazeta lekarska. 1901. Nr. 15, 16. 

Poln. Archiv f. biol. u med. Wissen sch. it 

Archives poloo. des sdenc. biol. et mddic. * 


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210 


52. FELS: 0 obliczu u chorych. 

— Über das Antlitz der Kranken. 

— Sur le visage des malades. 

Przegl%d lekarski. 1901. Nr. 9, 10, 11, 12. 

53. GLINSKI: Przypadek trzustki dodatkowej w äcianie zoladka, 

oraz o wadach rozwojowycli trzustki w ogöle. 

— Ein Fall von accessorischem Pankreas in der Magenwand, 
nebst einigen Bemerkungen über Bildungsfehler der Bauch¬ 
speicheldrüse überhaupt. 

— Un cas de pancröas accessoire dans la paroi de l’estomac 
ainsi que quelques remarques sur les anomalies de döve- 
loppement du pancreas en genöral. 

Przegl^d lekarski. 1901. Nr. 3, 4. 

54. KROKIEWICZ: Rak iolqdka w nast§pstwie wrzodu okrqglego 

(Ulcus rotundum). 

— Magenkrebs in Folge von Ulcus rotundum. 

— Cancer de l’estomac succudant ä l’ulcöre rond. 

Gazeta lekarska. 1901. Nr. 11. 

55. KRZYSZKOWSKI: Polipowaty mi^sak szyi macicznej jako 

nowotwör mi<jszany ( Sarcoma hydropicum polyposum colli uter 
embryoeides). 

— Ein polypenförmiges Sarcom des Gebärmutterhalses als ein 
gemischtes Neugebilde (Sarcoma hydropicum polyposum colli 
uteri embryoides). 

— Un sarcome polypiforme du col de 1’utArus comme un ntfo- 
plasme mixte. (Sarcoma hydropicum polyposum colli uteri 
embryoides). 

Przegl%d lekarski. 1901. Nr. 12, 13, 14. 
KRZYSZTALOWICZ FR. vide 176. 

56. NEUGEBAUER: Trzy rzadkie spostrzezenia anomalii rozwojo- 

wyeh analogicznych. 

— Drei seltene Fälle von analogen Entwickelungsanomalien. 

— Trois cas rares d’anomalies analogues de düveloppement. 
Medycyna. 1901. Nr. 24, 25, 26. 


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211 


57. ODERFELD i STEINHAUS: Przyczynek do kazuistyki przerzu- 

t<5w normalnej tkanki gruczolu tarczowego. 

— Beitrag zur Kasuistik der Metastasen von normalem Schild¬ 
drüsengewebe. 

— Contribution ä la casuistique des mötastases du tissu nor¬ 
mal de la glande thyroide. 

Medycyna. 1901. Nr. 3. 

SIERADZKI vide 224. 

58. SLAWINSKI: Anatomia patologiczna i patogeneza iylaköw. 

— Pathologische Anatomie und Pathogenese der Varices. 

— Anatomie pathologique et pathogönie des varices. 

Pami^tnik Tow. lek. warsz. 1901. T. 97. Zesz. 1. 

59. STEINHAUS: Przypadek grödbtoniaka szcz§ki dolnej ( Endo - 

thelioma interfasciculare). 

— Ein Fall von Endothelioma interfasciculare mandibalae. 

— Un cas d’endothelioma interfasciculare mandibulae. 
Medycyna. 1901. Nr. 9. 

VII. Bacteriologie 
Bacteriologie. 

60. BAR^CZ R.: W sprawie swoistej przyczyny tak zwanej botryo- 

mykozy u czlowieka. 

— Zur Frage über das spezifische Agens bei der s. g. Botryo- 
mycose des Menschen. 

— Sur la question de l’agent spöcifique de la „botryomycose“ 
chez 1’homme. 

Przegl%d lekarski. 1901. Nr. 15. 

BRUDZINSKI vide 191. 

KOLINSKI vide 156. 


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212 


61. LEWKOWICZ: 0 enterokoku jako zarazku czerwonkowym. 

— Über den Enterococcus als Contagium der Dysenterie. 

— Sur l’entörococcus comme agent pathogfene de la dysenterie. 
Przeglqd lekarski. 1901. Nr. 5, 6 (6 fotogr&möw), 7. 

RYMOWICZ vide 162. 

WRÖBLEWSKI vide 30. 

VIII. Innere Medizin. 

Mödecine interne. 

62. ARNSTEIN: Przyczynek do etyologii wad zastawkowych serca. 
— Beitrag zur Aetiologie der Herzklappenfehler. 

— Contribution ä letiologie des vices des valvules du coeur. 
Czaaopiamo lek. 1901. Nr. 4. 

63. ARNSTEIN: 0 uzyciu ärodköw czyszczqcych przy zapaleniu 

wyrostka robaczkowego. 

— Über die Anwendung von Abführmitteln bei Appendicitis. 

— Sur l’emploi des purgatifs dans l’appendicite. 

Czaaopismo lek. 1901. Nr. 6. 

64. BIAtOKUR: Kilka stöw w sprawie leczenia nadkwaänoäei io- 

fadkowej ( hyperchlorhydria ). 

— Einige Worte über die Behandlung der Hyperchlorhydrie 
des Magens. 

— Quelques mots sur le traitement de l’hyperchlorhydrie de 
l’estomac. 

Gazeta lekarska. 1901. Nr. 4. 

65. CHELMONSKI: Stan ukladu nerwowego u suchotnikdw i jego 

wpfyw na przebieg gruzlicy. 

— Der Zustand des Nervensysthems bei Phtisikern und dessen 
Einfluss auf den Verlauf der Tuberculose. 

— L’6tat du systfeme nerveux chez les phtisiques et son in- 
fluence sur la marche de la tuberculose. 

Gazeta lekarska. 1901. Nr. 24. 


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213 


DZIERZGOWSKI vide 51. 

66. GROSGLIK: „Perkutor Grosglika“, przyrz^d do opukiwania. 

— „Perkutor nach Grosglik“, ein neuer Perkussionsapparat. 

— Le percuteur de Grosglik“, nouvel appareil de percussion. 

Medycyna. 1901. Nr. 18. 

67. JANOWSKI: Dzuma. ' 

— Die Pest. 

— La peste. 

Zdrowie. 1901. Nr. 4. 

68. KORYBUT DASZKIEWICZ: Morbus coeruleus et transpositio 

vasorura cordis completa. 

Medycyna. 1901. Nr. 1, 2. 

69. KOSSOBUDZKI: Leczenie gruzlicy pluc cynamonianem sodu. 

— Die Behandlung der Lungentuberculose mit zimmtsaurem 
Natrium. 

— Traitement de la tuberculose des poumons par le „Natrium 
cinnamonicum“. 

Medycyna. 1901. Nr. 14—18. 

70. KROKIEWICZ: Przyczynek do nauki o t§tniaku aorty. 

— Beitrag zur Kenntniss des Aneurysma aortae. 

— Contribution ä la connaissance de l’anövrysme de l’aorte. 
Gazeta lekarska. 1901. Nr. 19, 20. 

71. LANDSTEIN: Przypadek niezaro£ni<jtego otworu owalnego (Jo- 

rosum ovale) w sercu. 

— Ein Fall von Persistenz des Foramen ovale im Herzen. 

— Un cas de la persistance du trou oval du coeur. 

Gazeta lekarska. 1901. Nr. 23. 

72. EUGOWSKI: Przyczynek do ocenienia wartosci sposobu lecze- 

nia suchotniköw w domu. 


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214 


— Beitrag zur Beurtheilung des Werthes der häuslichen Be¬ 
handlung von Phtisikern. 

— Contribution ä l’estimation de la valeur du traitement des 
phtisiques soignös ä domicile. 

Gazeta lekarska. 1901. Nr. 15. 

73. MALEWSKI: 51 przypadköw choroby Basedowa spostrzega- 

nych przez lekarzy w zaktadzie Naf§czowskim. 

— 51 fälle von Basedow’scher Krankheit beobachtet von den 
Ärzten der Heilanstalt in Naf§czow. 

— 51 cas de la maladie de Basedow observös par les mödecins 
du Sanatorium de NaJ§czow. 

Gazeta lekarska. 1901. Nr. 16, 17. 

74. MORACZEWSKI: Przemiana materyi w przypadku akromegalii. 
— Der Stoffwechsel in einem Falle von Akromegalie. 

— Transformation de la matifere dans un cas d’acromegalie. 
Gazeta lekarska. 1901. Nr. 92. 

75. MUTERMILCH: Przyczynek do nauki o t§tnie paradoksalnem. 
— Beitrag zur Lehre vom Pulsus paradoxus. 

— Contribution ä l’ötude du pouls paradoxal. 

Medycyna. 1901. Nr. 4, 5. 

76. PAWINSKI: Zaburzenia innerwacyjne i cyrkulacyjne w cho- 

robach zakaznych. 

— Innervations- und Circulations-Stöhrungen bei Infections- 
krankheiten. 

— Troubles de l’innervation et de la circulation dans les ma- 
ladies infectieuses. 

Gazeta lekarska. 1901. Nr. 1, 2, 3. 

77. SADOWSKI: Przyczynek do kazuistyki pierwotnego raka 

oskrzeli. 

— Beitrag zur Kasuistik des primären Bronchialcarcinoms. 

— Contribution ä la casuistique du cancer primitif des bronches. 
Medycyna. 1901. Nr. 23, 24. 


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215 


78. SIMON: 0 gorqczce siennej i jej leczeniu. 

— Ueber Heufiber und dessen Behandlung. 

— Sur la fiövre de foin et son traitement. 

Czasopismo lek. 1901. Nr. 2. 

79. STERLING: Sprawozdanie z „Oddzialu chorych piersiowych“ 

przy szpitalu imienia malz. Poznafiskich w Lodzi za rok 
1899 i 1900. 

— Bericht der Abtheilung für Brustkranke im Krankenhause 
Namens der „Eheleute Poznanski“ in Lodz für das Jahr 
1899 und 1900. 

— Rapport du service des malades de poitrine ä l’hopital 
„M. et M* Poznanski“ i\ Lodz, pour les annües 1899—1900. 

Czasopismo lek. 1901. Nr. 3. 

80. STERLING: 0 kilku przypadkach influenzy sercowej. 

— Über einige Fälle von Herzaffections bei Influenza. 

— Quelques cas de l’affection du coeur dans l’influenza. 

Czasopismo lek. 1901. Nr. 4. 

81. WRZOSEK: 0 leczeniu blonicy plonicowej podtug Huebnera. 

— Über die Behandlung der Scharlachdiphterie nach Huebner. 

— Sur le traitement de Ia diphtörie scarlatineuse d'apres Hue¬ 
bner. 

Czasopismo lek. 1901. Nr. 1. 


IX. Neurologie und Psychiatrie. 

Neurologie et Psychiatrie. 

82. BORNSTEIN: 0 porazeniach i zanikach mi^sniowych \v wiadzie 
rdzenia. 

— Über Paralysen und Muskelatrophien bei Tabes. 

— Sur les paralysies et les atrophies musculaires dans le tabes. 
Kronika lekarska. 1901. Nr. 10, 11, 12. 


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216 


83. BREGMAN: 0 wymiotach katowych w histeryi. 

— Über Kotherbrechen bei Hysterie. 

— Sur les vomissements föcaux dans l’hysterie. 

Kronika lekarska. 1901. Nr. 8. 

84. BREGMAN: Spastyczne zw^enie przelyku i padaczka od- 

ruchowa. 

— Spastische Verengerung der Speiseröhre und Reflexepilepsie. 
— La stricture spastique de l’oesophage et l’öpilepsie reflexe. 
Medyoyna. 1901. Nr. 15, 16. 

85. BUCELSKI: Czynniki wywoiuj^ce bezwlad post§puj$cy. 

— Schädlichkeiten, welche progressive Paralyse zu Folge 
haben. 

— Agents provocant la paralysie gönörale. 

Gazeta lekarska. 1901. Nr. 7, 8. 

86. FLATAU E.: Czucie i ruch. — Odczyt publiczny. 

— Die Empfindung und die Bewegung. — Eine öffentliche 
Vorlesung. 

— La sensibilitö et le mouvement. — Une Conference publique. 
Wszechswiat. Warszawa 1901. T. XX. Nr. 23, 24. 

87. GOLDENBERG: Zanik mi§5ni postepujacy neurotyczny z ob- 

ostrzeniami wiosennemi. 

— Progressive, neurotische Muskelatrophie mit Früjahrs- 
Exacerbationen. 

— L'atrophie musculaire progressive növritique, avec des exa- 
cerbations printaniers. 

Czasopismo lek. 1901. Nr. 5. 

88. GOLDFLAM: Dalsze uwagi nad chromaniem przestankowem 

{Claudication intermittente). 

— Weitere Bemerkungen über intermittirendes Hinken. 

— Nouvelles remarques sur la claudication intermittente. 
Medycyna. 1901. Nr. 1, 2. 


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217 


89. HIGIER: Uwagi w sprawie „Myasthenia paroxysmalis angio- 

sclerotica“ (chromanie przestankowe Charcot’a) oraz t. zw. 
„gangraenae spontaneae“. 

— Einige Bemerkungen über „Myasthenia paroxysmalis angio- 
sclerotica“ („Claudication intermittente“ von Charcot) sowie 
über die s. g. „Gangrenae spontaneae“. 

— Quelques remarques au sujet de la „Myasthenia paroxysma¬ 
lis angiosclerotica“ („claudication intermittente“ de Charcot) 
et des „gangrenae spontaneae“. 

Gazeta lekarska. 1901. Nr. 12, 13, 14. 

90. JAROSIN8KI: Przypadek choreae senilis. 

— Ein Fall von chorea senilis. 

— Un cas de chorea senilis. 

Czasopismo lek. 1901. Nr. 3. 

91. KORZON: Rozsiane zapalenie nerwöw po ostrem otruciu arsze- 

nikiem. 

— Multiple Neuritis nach acuter Arsenikvergiftung. 

— Nevrite multiple, corame suite de l’empoisonnement aigu 
avec de l’arsenic. 

Gazeta lekarska. 1901. Nr. 25. 

92. MAZURKIEWICZ: 0 afazyi giestowej. 

— Über die Störungen der Geberdensprache (Geberden-Aphasie). 
— Sur les troubles du langage des gestes (aphasie des gestes). 
Pamiqtnik Tow. lek. warsz. 1901. T. 97. Zesz. 1. 

93. M^CZKOWSKI: Przyczynek do nauki o teiyczce. 

— Beitrag zur Lehre von der Tetanie. 

— Contribution ä l’ötude de la tötanie. 

Gazeta lekarska. 1901. Nr. 10, 11. 

94. OLTUSZEWSKI: 0 zboczeniach mowy przy niedorozwoju psy- 

chicznym. 

— Über Sprachstörungen bei Imbecillität. 

— Sur les troubles du langage dans rimböcillitö. 

Przegl%d lekarski. 1901. Nr. 4, 5. 


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218 


95. EADZIWUjLOWICZ R.: Instynkt i äwiadomoöc. Odczyt wy- 

gtoszony 9/3 1901. 

— Insfcinct und Bewusstsein. 

— L’instinct et la conscience. 

Wszechäwiat. T. XX. Nr. 15, 16. 

96. STEFANOWSKA M.: 0 zakonczeniach istotnych komörek ner- 

wowych mözgu i znaczeniu ich w sprawach psychicznych. 
Morfofizyologia ciafek gruszkowatych. Z 1 tabl. litogr. 

— Über die eigentlichen Endigungen der Nervenzellen des Ge¬ 
hirnes und deren Bedeutung für die psychischen Functionen. 
Morphophysiologie der bimförmigen Anhängsel. Mit 1 lith. 
Tafel. 

— Sur les terminaisons reelles des cellules nerveuses du cer- 
veau et de leur importance dans les fonctions psychiques. 
Morphophysiologie des appendices pirifonnes. Aves une plan- 
che lith. 

Kosmos. 1901. str. 244—250. 

97. SKLODOWSKI: Przypadek poraienia Brown-Sequard’a oraz 

rzut oka na nowsze poglqdy w sprawie przewodnictwa 
czuciowego i ruchowego w rdzeniu. 

— Ein Fall von Brown-Sequard’scher Paralyse nebst Übersicht 
der neueren Anschaungen über sensible und motorische 
Leitungsbahnen im Rückenmarke. 

— Un cas de paralysie de Brown-Sequard, ainsi qu’un coup 
d’oeil sur les opinions röcentes sur les voies sensibles et 
motrices de la moelle öpiniöre. 

Gazeta lekarska. 1901. Nr. 2, 3. 

98. SZUMAN: Przypadek szczerby w czaszce z wyczuwalnem t§- 

tnieniem mözgu i czynnoäciowq duchowo-czuciowa niemotq, 
powiklanq. z gtuchotq, i Slepotq duszy, oraz z jq,kaniem 
artykulacyjnem. 

— Ein Fall von Schädelspalte mit palpabler Hirnpulsation und 
funktioneller psycho-sensorischer Aphasie, complicirt mit 
Seelentaubheit und Seelenblindheit nebst articulirtem Stot¬ 
tern. 


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219 


— Un cas d’une fente du cräne avec la pulsation palpable du 
cerveau, l’aphasie fonctionelle psycho-sensorielle compliquöe 
de surditö et de cäcitö de l’äme et de dysartrie. 

Przegl%d lekarßki. 1901. Nr. 9. 

99. WINIARSKI i WOLFRAM: Trzy przypadki poraienia Lan- 

dry’ego. 

— Drei Fälle von Landry’scber Paralyse. 

— Trois cas de paralysie de Landry. 

Kronika lekarska. 1901. Nr. 5, 6. 

100. WISEOCKI: Nowoczesne poglqdy na Symptomatologie i terapi§ 

padaczki. 

— Moderne Anschauungen über die Symptomatologie und The¬ 
rapie der Epilepsie. 

— Les opinions modernes sur la Symptomatologie et la th<S- 
rapie de l’üpilepsie. 

Kronika lekarska. 1901. Nr. 2, 3. 

101. WIZEL: Stosunek psychologii do psychiatryi. 

— Das Verhältniss der Psychologie zur Psychiatrie. 

— Rapport de la Psychologie ä la psychiatrie. 

Krytyka lekarska. 1901. Nr. 1, 2. 

ZIEMINSKI vide 170. 


X. Chirurgie. 

Chirurgie- 

102. BREGMAN: 0 nowotworach möidzku. 

— Über Kleinhirngeschwülste. 

— Sur les tumeurs du cervelet. 

Medycyna. 1901. Nr. 4, 5. 

103. CHELMONSKI: 0 samoistnem nieurazowem zlamaniu zeber 

u chorych gruzliczych i charfaczych. 


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ä 



220 


— Über spontane Rippenfracturen bei Tuberkulösen und Ka- 
chectischen. 

— Sur les fractures spontanstes des cötes ehez les tuberculeux 
et les cachectiques. 

Gazeta lek&rska. 1901. Nr. 21. 

104. CHLUMSKY W.: 0 guzikach jelitowych. Z kliniki chirurgicznej 

Prof. Kadera. 

Kraköw. 1901. Drukarnia Uniw. Jagiell. W 8-oe, str. 53, 
z 45 rycinami w tekscie. 

— Über Darm-Knöpfe. Aus der Krakauer chirurgischen Klinik 
von Prof. Kader. 

Krakau. 1901. Buchdruckerei der Jagiellonischen Universi¬ 
tät. In 8°. 53 Seiten mit 45 Abbildungen im Texte. 

— Sur les boutons anastomotiques intestinaux. Travail fait 
ä la clinique chirurgicale de M. le professeur Kader. 

Cracovie. 1901. Imprimerie de l’Universitö Jagiell. In 8®. 
53 pag., 45 figurea dans le texte. 

105. CHLUMSKY: 0 lejkowatej klatce piersiowej. 

— Über Trichterbrust. 

— Sur le „thorax en entonnoir“. 

Przegl%d lekarski. 1901. Nr. 1, 2, 3. 

106. CZAJKOWSKI: 0 wyborze metody operacyjnej i wskazaniach 

do leczenia doszcz§tnego przepuklin pachwinowych wolnych. 

— Über Wahl der Operationsmethode und die Indicationen zur 
Radicalheilung der freien Inguinalhernien. 

— Sur le choix de la möthode d’opöration et sur les indica- 
tions pour le traitement radical des hernies inguinales libres- 

Gazeta lekarska. 1901. Nr. 6, 7, 9. 

107. CZERNY: 0 leczeniu raka. 

— Über die Behandlung des Carcinoms. 

— Sur le traitement du cancer. 

Gazeta lekarska. 1901. Nr. 18. 


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221 


108. DZIEMBOWSKI: Przyczynek do leczenia wysi§k<5w w jamie 

oplucnej. 

— Beitrag zur Behandlung der pleuritisehen Exsudate. 

— Contribution au traiteraent des tfpanchements pleutetiques. 
Nowiny lekarskie. 1901. Nr. 5. 

109. ENGLAENDER: 0 rozlanym przeroäcie jednostronnym gruczolu 

sutkowego. 

— Über einseitige diffuse Mammahypertrophie. 

— De Phypertrophie diffuse unilaterale de la glande mammaire. 
Przegl%d chirurgiczny. 1901. T. IV. Zesz. 4. 

110. GOLDMAN: Kilka slöw o leczeniu owrzodzonej goleni sposo- 

bem Schieicha. 

— Einige Worte über die Behandlung von Unterschenkelge¬ 
schwüren nach Schleich. 

— Quelques mots sur le traitement des ulceres de la jambe 
par la möthode de Schleich. 

Cz&sopismo lek. 1901. Nr. 3. 

111. GRODECKI: Przypadek krwiomoczu w skutek urazu. 

— Ein Fall von traumatischer Hämaturie, 

— Un cas d’hematurie traumatique. 

Czasopismo lek. 1901. Nr. 4. 

112. GROSSGLIK.: Z chirurgii wad wrodzonych moczowodu. 

— Aus der Chirurgie der angeborenen Bildungsfehler der Ure- 
teren. 

— Contribution ä la Chirurgie des anomalies congenitales des 
ureteres. 

Przeglqd chirurgiczny. 1901. T. IV. Zesz. 4. 

113. GRÜNBAUM: Dalsze 3 przypadki ropnia podprzeponowego. 

— Weitere drei Fälle von subdiaphragmatischen Abscessen. 

— Trois nouveaux cas d’abces sous-phteniques. 

Guzeta lekarska. 1901. Nr. 19. 


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222 


114. HAUDEK: 0 wskazaniach leczniczych zapomocq. operacyi 

i przyrz^döw ortopedycznych. 

— Über die Indicationen zur operativen und orthopädischen 
Behandlung. 

— Sur les indications pour le traitement opdratif et ortho* 
pödique. 

Przegl%d lekanki. 1901. Nr. 6, 7. 

115. HERMAN M. W.: Kilka stöw w sprawie aseptyki cewnikowania. 
— Einige Worte über die Aseptik beim Katheterisiren. 

— Quelques mots sur l’asepsie de la cathötörisation. 

Nowiny lekarskie. 1901. Nr. 1. 

116. HERMAN M. W.: Aseptyka rqk w klinice Rydygiera. 

— Aseptik der Hände in der Rydygier’schen Klinik. 

— L’asepsie des mains dans la clinique de M. Rydygier. 
Przeglqd lekarski. 1901. Nr. 2. 

117. HERMAN M. W : Mi§sak policzka rozwijajacy si§ na tle tocznia 

(lupus) i par§ uwag w sprawie znaczenia urazu w etyologii 
nowotworöw zloäliwych. 

— Ein Sarcom der Wange, welches sich auf lupösera Grunde 
entwickelte, und einige Bemerkungen über die Bedeutung 
von Traumen in der Ätiologie bösartiger Neugebilde. 

— Un sarcome de la joue, döveloppö sur un point atteint 
du lupus ainsi que quelques remarques sur le röle des trau- 
matismes dans l’ötiologie des nöoplasmes malins. 

Przegl%d lekarski. 1901. Nr. 24, 25, 26. 

118. KARCZEWSKI: Przypadek zapalenia wyrostka robaczkowego 

o niezwykle ci§£kim przebiegu. 

— Ein Fall von Appendicitis mit sehr schwerem Verlaufe. 

— Un cas d’appendicite exceptionellement. grave. 

Gzasopismo lek. 1901. Nr. 1. 

119. KljDZIOR: 0 przewleklem unieruchomiajacem zapaleniu kr§go- 

slupa. 


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223 


— Über die chronische ankylosirende Entzündung der Wirbel¬ 
säule. 

— De l’osteite chronique ankylosante de la colonne vertebrale. 
Gazeta lekarska. 1901. Nr. 25, 26. 

120. LEJZEROWICZ: Intubacya czy tracheotomia. 

— Intubation oder Tracheotomie. 

— L’intubation ou la trachöotomie. 

Kronika lekarska. 1901. Nr. 10. 

121. LEPKOW8KI: Nowy wyjalawiacz na narzgdzia lekarskie. 

— Ein neuer Sterilisator für medizinische Instrumente. 

— Un nouvel appareil pour steriliser les instruments mödicaux. 
Przegl%d dentystyczny. 1901. Nr. 1. 

122. MICHELIS: Przypadek nowotworu uda. 

— Ein Fall von Neubildung am Oberschenkel. 

— Un cas de tumeur de la cuisse. 

Czasopismo lek. 1901. Nr. 6. 

123. MICHELIS: Hernia scrotalis c. elephantiasi scroti. 

Kronika lekarska. 1901. Nr. 12. 

124. MINCER: 0 leczeniu zw§£en cewki moczowej. 

— Über die Behandlung von Harnröhren-Stricturen. 

— Sur le traitement des rettecissements de l’urötre. 

Kronika lekarska. 1901. Nr. 7. 

NEUGEBAUER vide 143. 

125. OPPENHEIM: Trzy przypadki zatrzymania si§ oäci rybich 

w dolnym odcinku (krtaniowym) gardzieli. 

— Drei Fälle vom Steckenbleiben der Fischgräten im unteren 
(laryngealen) Theile des Pharynx. 

— Trois cas de pönötration d’arOtes de poisson dans la partie 
Interieure (laryngöe) du pharynx. 

Gazeta lekarska. 1901. Nr. 22. 


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224 


126. PAU^CKI: Thoracotomia duplex. 

Gazeta lekarska. 1901. Nr. 9. 

127. PODCIECHOWSKI : Leczenie przewleklych owrzodzen sposo- 

bem Unny. 

— Über die Behandlung chronischer Geschwüre nach der Me¬ 
thode von Unna. 

— Sur le traitement des ulc^res chroniques par la mCfthode 
d’Unna. 

Kronika lekarska. 1901. Nr. 8. 

128. POMORSKI: Przypadek falszywego waglika. 

— Ein Fall von Pseudo-Anthrax. 

— Un cas de pseudo-anthrax. 

Nowin.y lekarskie.' 1901. Nr. 3. 

129. RADLINSKI: Z dziedziny niespodzianek przy herniotomii. 

— Aus dem Gebiethe der überraschenden Vorkommnisse bei 
der Herniotomie. 

— Accidents imprövus de la kölotomie. 

Gazeta lekarska. 1901. Nr. 18. 

130. RYDYGIER L. Prof. Dr.: Zasady leczenia chirurgicznego choröb 

ioJqdka. 

Odczyty kliniczne. Warszawa. 1901. Nr. 145. 

— Die Grundsätze der chirurgischen Behandlung von Magen¬ 
krankheiten. 

Klinische Vorträge. Warschau. 1901. Nr. 145, in 8®,- 
23 Seiten. 

— Les principes du traitement chirurgical des maladies de 
l’estomac. 

Le^ons cliniques. Varsovie. 1901. Nr. 145, in 8®, 23 pag. 

131. SCHRAMM H.: Choroby chirurgiczne wieku dzieci§cego na 

podstawie materyalu zebranego w Szpitalu äw. Zofii dla 
dzieci we Lwowie, opracowal Dr. . . ., docent chirurgii 
w Uniwersytecie lwowskim. 

Lwöw. Ksiqgarnia H. Altenberga. 1901. W 8-ce. Choroby 
koüczyn dolnych. Czq46 I. Str. 417. Fig. 134. 


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225 


— Die chirurgischen Krankheiten des Kindesalters auf Grund 
des im St. Sophien - Kinderspitale in Lemberg gesammelten 
Materiales bearbeitet von Dr. H. Schramm, Docenten der 
Chirurgie an der Lemberger Universität. 

Lemberg. H. Altenberg's Buchhandlang. 1901. Die Krank¬ 
heiten der unteren Extremitäten. 1. Theil. 417 Seiten mit 134 
Abbild, im Texte. 

— Maladies chirurgicales de l’enfance d’apres les observations 
recueillies ä l’hopital d’enfants de Ste Sophie ä Löopol, par 
le Dr. H. Schramm, docent de Chirurgie ä l’Uni versitz de 
Löopol. 

Löopol. H. Altenberg, libraire-6diteur. 1901. In 8°. Mala¬ 
dies des exträmitäs inferieurs. I. partie. 417 p. aveo 134 figures. 

132. SWI^TECKI: Uchylek p§cherza moczowego w przepuklinie. 

— Ein Divertikel der Harnblase in einer Hernie. 

— Un diverticulum de la vessie urinaire dans une hornie. 
Przegl%d chirurgiczny. 1901. T. IV. Zesz. 4. 

133. SZUMAN: Przyczynek do chirurgicznego leczenia kamieni £<tt- 

ciowych. 

— Beitrag zur chirurgischen Behandlung der Gallensteine. 

— Contribution au traitement chirurgicäl des calculs biliaires. 
Nowiny lekarskie. 1901. Nr. 2, 3.... 

134. TROCZEWSKI: Przyczynek do kazuistyki ropni watroby pier- 

wotnych, pochodzenia nieurazowego. 

— Beitrag zur Casuistik der primären nicht traumatischen 
Leberabscesse. 

— Contribution ä la casuistique des abces primitifs du foie 
d’origine non traumatique. 

Gazeta lekarska. 1901. Nr. 6, 6, 8. 

135. TRZEBICKY: 0 znieczuleniu sposobem Biera. 

— Über Anästhesie nach Bier. 

— Sur l’anösthesie par la möthode de Bier. 

Przeglqd lekarski. 1901. Nr. 20, 21. 

Polo. Archiv f. biol. u. med. Wlasentch. 

Archive« polon. d. scienc. biol. el medio. 15 


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226 


136. TUMPOWSKI: 0 poraäeniach konczyny görnej po zwichnieciu 

giöwki koäci ramieniowej. 

— Über Lähmungen der oberen Extremität nach Luxation des 
Oberarmkopfes. 

— Sur les paralysies du membre supdrieur ä la suite d’une luxa- 
tion de lepaule. 

Medycyna. 1901. Nr. 3. 

137. WATTEN: Kilka uwag o resekcyi zol^dka sposobem Kochera 

na podstawie dwöch przypadköw operowanych. 

— Einige Bemerkungen über Magenresection nach Kocher auf 
Grund von zwei operirten Fällen. 

— Quelques considerations sur la räsection de l’estomac par 
la methodo de Kocher, basöes sur deux cas d’opöration. 

Gazeta lekarska. 1901. Nr. 1, 2. 

138. ZEMBRZUSKI: Przypadek wydalenia btony äluzowej przelyku 

po oparzeniu tugiem ärqcym. 

— Ein Fall von Abstossung der Oesophagusschleimhaut nach 
Verätzung mit kaustischer Lauge. 

— Un cas d’expulsion de la muqueuse de l’oesophage apres 
brulüre par la lessive caustique. 

Gazeta lekarska. 1901. Nr. 13. 


XI. Geburtshilfe und Gynäkologie. 

Obstötrique et Gynöcologie. 

139. GASZYNSKI: 0 zasadach, warunkach i wskazaniach do \vy- 
konania ciecia tonowego z przytoczeniem wfasnego przy- 
padku. 

- Über die Grundsätze, Bedingungen und Indicationen der 
Symphyseotomie mit Angabe eines eigenen Falles. 

— Sur les principes, conditions et indications de symphysdo- 
tomie avec la description d’un cas observö par l’auteur. 

Medycyna. 1901. Nr. 6 — 13. 


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227 


140. GABSZEWICZ: Fibromyoma vaginae. 

Gazeta lekarska. 1901. Nr. 17. 

141. HOEOWKO: 0 Srödmacicznem stosowaniu balonu kauczuko- 

wego w poloinictwie. 

— Über intra-uterine Anwendung von Gummibullons in der 
Geburtshilfe. 

— Sur l'application intra-utörine des ballons de caoutchouc 
dans l’obstötrique. 

Kronika lekarska. 1901. Nr. 3, 4, 5. 

142. MABS A. Prof. Dr. i JORDAN H. Prof. Dr.: 0 zapobieganiu 

i Ieczeniu goraczki potogowej (Referaty). 

— Über die Prophylaxis und Therapie des Puerperalfiebers 
(Referate). 

— Sur la prophylaxie et la thärapie de Ia fiövre puerperale 
(Compte rendu). 

Kraköw. 1901. W 8-ce. Str. 48. 

143. NEUGEBAUER: Krötka statystyka 37 operacyi poJqczonych 

z otwarciem jamy brzusznej, dokonanych w celu usuni§cia 
tagodnej natury nowotworöw macicznych, mianowicie wlö- 
kniaköw lub mieäniaköw lub wt<5kniako-mi§äniaköw. 

— Eine kurze Statistik von 37 Laparotomien behufs Entfer¬ 
nung von gutartigen Neugebilden des Uterus und zwar von 
Fibromen Myomen oder Fibromyomen. 

-- Courte statistique de 37 cas de laparotoroie pour extirpa- 
tion des nöoplasmes benins d’utörus, et sp^cialement des 
fibromes, des myomes ou des fibromyomes. 

Medycyna. 1901. Nr. 8. 

144. NEUGEBAUER: Thrombosis vaginae et vulvae. 

Gazeta lekarska. 1901. Nr. 26.... 

145. POMORSKI: 0 dekapitacyi przy zaniedbanych pofozeniach po- 

przecznych. 

— Über die Decapitation bei vernachlässigten Querlagen. 

* 


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228 


— Sur la döcapitation dans les pr^sentations de l’öpaule, 
n^gligöes. 

Nowiny lekarskie. 1901. Nr. 2. 

146. STANKIEWICZ: Nowsze metody w leczeniu zachowawczera 

spraw zapalnych przy- i okolomacicznych. 

— Die neueren Methoden der conservativen Behandlung der 
Para- und Perimetritiden. 

— Nouvelles möthodes de traitement conservatif des parame- 
tritides et pörimetritides. 

Przegl%d lekarski. 1901. Nr. 10, 11, 12. 

147. ÖWI^CICKI: 0 cze^ciowem wydalaniu mieäniaköw macicy 

przez jelita. 

— Über partielle Ausstossung von Uterusfibroiden durch den 
Darm. 

— Sur l’ölimination partielle de fibromes de l’utörus par les 
intestins. 

Nowiny lekarskie. 1901. Nr. 2. 

148. ZABOROWSKI: Zgorzel tkanek macicy w pologu (metritis 

dissecans). 

— Über Gangrän des Uterusgewebes bei der Entbindung (Me¬ 
tritis dissecans). 

— Sur la gangrene des tissus de l’utörus pendant l’accouche- 
ment (Metritis dissecans). 

Gazeta lekarska. 1901. Nr. 1, 2, 3. 


XII. Augenheilkunde. 

Ophthalmologie. 

149. BALLABAN T.: Doäwiadczenia na polu nowoczesnej okulistyki 
na podstawie 12.000 przypadköw wlasnej obserwacyi, na- 
pisaf Dr. . . . we Lwowie. 

Krak6w. 1901. Drukarnia Uniw. Jagiell. W 8-ce. Str. 170. 
Z 5 fotogramami i 22 zdj^ciami pola widzenia w tekscie. 


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229 


— Erfahrungen auf dem Gebiethe der modernen Augenheil¬ 
kunde, auf Grund von 12.000 Fällen eigener Beobachtung 
verfasst von Dr. . . . in Lemberg. 

Krakau. Jagiellonisohe Universitäts-Buchdruckerei. 8°. 170 S. 
mit 5 Photographien und 22 Aufnahmen des Gesichtsfeldes im 
Texte. 

— Expörience acquise dans le domaine de l’ophthalmo- 
logie moderne, basöe sur 12.000 cas observös par le Dr. . . . 
ä Leopol. 

Cracovie. Imprimerie de l’Universitä Jagiell. 8°. 170 pages 
avec & photographies et 22 desseins de champs de vision. 

150. BALLABAN: Bardzo rzadka postac przybtonkowego torbiela 

spojöwki gaJki ocznej. 

— Eine sehr seltene Form von epithelialer Cyste der Con- 
junctiva bulbi. 

— Une forme trös rare d’un kyste epithelial de la conjonctive 
bulbaire. 

PostQp okulistyczny. 1901. Nr. 1. 

151. BEDNARSKI A.: Przyczynek do kazuistyki zaöm zelaznych. 

— Beitrag zur Casuistik des Eisen-Staares. 

— Contribution ä la casuistique des cataractes chez des forge- 
rons. 

Postgp okulistyczny. 1901. Nr. 2. 

152. BEDNARSKI A.: Siderosis bulbi. 

Przegl%d lekarski. 1901. Nr. 7, 8, 9, 10. 

153. BEDNARSKI A.: Miaidäyca naczyniöwki. 

— Atherom der Chorioidea. 

— L’atherome de la choro'ide. 

Postgp okulistyczny. 1901. Nr. 5, 6. 

154. FEINSTEIN: Przyczyny glepoty w kraju naszym. 

— Die Ursachen der Blindheit in unserem Lande. 

— Les causes de la cecite dans notre pays. 

Krytyka lekarska. 1901. Nr. 2. 


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230 


155. IDZIKOWSKI: Przypadek pierwotnego miesaka nerwu wzro- 

kowego. 

— Ein Fall von primärem Sarcom des Sehnerven. 

— Un cas de sarcome primitif du nerf optique. 

Post$p oknlistyczny. 1901. Nr. 3. 

156. KOLINSKI: Przypadek wrzodu tocz^cego rogöwki z opisem 

wyniku badan bakteryologicznych. 

— Ein Fall von Ulcus rodens corneae mit Beschreibung der 
Ergebnisse von bakteriologischen Untersuchungen. 

— Un cas „d’ulcus rodens corneae“ avec la description des re- 
sultats des recherches bactöriologiques. 

Cz&8opi8mo lek. 1901. Nr. 5. 

157. KUROPATWINSKI: Przyczynek do nauki o leczeniu przewle- 

klego niezytu worka Izowego ( blennorrhoea sacci lacrymalis). 

— Beitrag zur Lehre von der Therapie der chronischen Bien- 
norhöe des Thränensackes. 

— Contribution ä l’ötude de la th6rapie de la blennorrhagie chro- 
nique du sac lacrymal. 

Post^p okulisfcyczny. 1901. Nr. 5. 

158. LUNIEWSKI: Znaczenie lecznicze dyoniny w okulistycznej 

praktyce. 

— Der therapeutische Wert des Dionins in der ophthalmologi¬ 
schen Praxis. 

— La valeur thörapeutique de la dionine dans I’ophthalmologie 
pratique. 

Postgp oknlistyczny. 1901. Nr. 1, 2. 

159. MIKLASZEWSKI: 0 zmiennej nieröwnoäci zrenic. 

— Über veränderliche Ungleichheit der Pupillen. 

— Sur I’in6galit6 changeante des pupiiles. 

Kronika lekarska. 1901. Nr. 4, 5. 

160. NOISZEWSKI: Przypadek t§tniaka t§tnicy szyjowej wewn§trz- 

nej w okolicy skrzyzowania nerwöw wzrokowych (Aneurysma 
carotidis internae in chiasmate). 


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231 


— Ein Fall von Aneurysma der Carotis interna in der Gegend 
der Sehnervenkreuzung ( Aneurysma carotidis internae in 
chiasmate). 

— Un cas de Panevrysmj de l’artero carotide interne dans la 
rtigion du chiasma des nerfs optiques ( Aneurysma carotidis 
internae in chiasmate). 

Postqp okulistyczny. 1901. Nr. 4. 

161. PIOTROWSKI T.: Dalsze badania nad protargolem jako ärodkiem 

zapobiegawczym przeciw ropnemu zapaleniu spojöwki u no- 
worodköw. 

— Weitere Untersuchungen über Protargol als Prophylacticum 
gegen Bindehaut-Blennorhöe der Neugeborenen. 

— Nouvelles recherches sur le protargole comme prophy- 
lactique contre la Conjunctivitis blennorhoica neonatorum. 

Przegl^d lekarski. 1901. Nr. 26. 

162. RYMOWICZ: Symbiosa drobnoustrojöw w zakaieniu worka 

spojöwkowego. 

— Symbiose von Mikroorganismen bei Infectionen der Bindehaut. 

— La Symbiose des microbes dans les infections de la con- 
jonctive. 

Post^p okulistyczny. 1901. Nr. 6. 

168. SipziAK: 0 stosunku choröb nosa do zaburzen ocznych. 

— Über die Beziehungen zwischen den Erkrankungen der Nase 
und des Auges. 

— Rapports des maladies du nez avec celles des yeux. 

Post$p okulistyczny. 1901. Nr. 3, 4. 

164. STASINSKI: 0 leczeniu t. zw. ulcus corneae serpens. 

— Über die Behandlung des s. g. Ulcus corneae serpens. 

— Du traitement de 1’ „Ulcus corneae serpens“. 

Nowiny lek&rskie. 1901. Nr. 3. 

165. STASINSKI: 0 leczeniu t. zw. Chorioiditis ad maculam za- 

strzykiwaniami podfcj.cznicowemi i wielkiemi dawkami jodu. 


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232 


— Über die Behandlung der s. g. Chorioiditis ad maculam mit¬ 
telst subconjunctivaler Injectionen und mit grossen Dosen 
von Jod. 

— Sur le traitement de „Chorioiditis ad maculam“ par des in- 
jections subconjonctivales et par grandes doses du iode. 

Nowiny lekarskie. 1901. Nr. 6. 

166. STRZEMDSTSKI: Przypadek cierpienia ocznego wskutek bez- 

wladu opuszkowego astenicznego. 

— Ein Fall von Augenleiden in Folge von asthenischer Bulbär- 
paralyse. 

— Un cas d’une maladie des yeux par suite d’une paralysie 
bulbaire asthönique. 

Post^p okulistyczny. 1901. Nr. 4. 

167. TALKO: Arteria hyaloidea persistens. 

Post§p okulistyczny. 1901. Nr. 6. 

168. WICHERKIEWICZ: Stöw kilka w sprawie lekowego zwalcza- 

nia jaskry. 

— Einige Worte über die medicamentöse Behandlung des 
Glaucoms. 

— Quelques mots sur le traitement mödicamenteux du glaucome. 
PostQp okulistyczny. 1901. Nr. 2. 

169. WICHERKIEWICZ: Sf<5w kilka w sprawie ufatwienia techniki 

przy irydektomiach. 

— Einige Worte über die Erleichterung der Technik bei der 
Iridectomie. 

— Quelques mots sur la simplification de la technique d’iri- 
dectomie. 

PostQp okulistyczny. 1901. Nr. 5. 

170. ZIEMINSKI: Dwa przypadki t. zw. caloksztaftu objawöw Hor- 

nera. 

— Zwei Fälle von Horner'schen Symptomencomplex. 

— Deux cas du „complexus des symptömes de Horner“. 
Kronika lekarska. 1901. Nr. 9. 


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233 


XIII. Dermatologie und Syphilidologie. 

Dermatologie et Syphilidologie. 

171. BERNHARDT: Przyczynek kliniczny i anatomiczny do nauki 

o pöänym syfilisie sköry. 

— Ein klinischer und anatomischer Beitrag zur Lehre von der 
tardiven Syphilis der Haut. 

— (Kontribution clinique et anatomique ä l’ötude de la Syphilis 
tardive de la peau. 

Gazeta lekarska. 1901. Nr. 9, 10, 11, 19, 13. 

172. BERNHARDT: W kwestyi patogenezy äwierzbiaczki {Prurigo). 
— Zur Pathogenese des Prurigo. 

— Sur a pathogenöse du prurigo. 

Gazeta lekarska. 1901. Nr. 15, 16. 

173. CEEJGLEWTCZ: Kilka spostrzezen kazuistycznych nad kifa 

trzeciorzedna. 

— Einige kasuistische Beobachtungen über Syphilis tertiaria. 
— Quelques observations casuistiques sur la Syphilis tertiaria. 

Przegl%d lekarski. 1901. Nr. 13, 14. 

HERMAN M. W. vide 115. 

174. KARWOWSKI: Przypadek porostu wtosöw na r§ce dotkni§tej 

goädcem rzerzqczkowym. 

— Ein Fall von Haarwuchs an einer mit Arthritis gonorrhoica 
behafteten Hand. 

— Un cas de l’apparition de poils sur une main, atteinte d’ar- 
thrite blennorrhoique. 

Nowiny lekarskie 1901. Nr. 4. 

175. KOPYTOWICZ: Niezwykly przypadek przymiotu, wystepujqcy 

pod postacia przypominajqcq czerwony liszaj. 

— Ein ungewöhnlicher Fall von Syphilis, welche unter einer 
an Lichen ruber erinnernder Form auftrat. 

— Un cas extraordinaire de syphilis, se prösentant sous une 
forme ressemblante au Lichen ruber. 

Kronika lekarska. 1901. Nr. 11. 


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234 


176. KRZYSZTAEOWICZ FR.: Poröwnanie histologicznych cech \vy- 

sypek kitowych ze zmianami klinicznie do nich podobnemi. 

— Vergleichung der histologischen Merkmale der syphilitischen 
Exantheme mit anderen klinisch ähnlichen pathologischen 
Processen. 

— Comparaison des caracteres histologiques des exanthömes 
syphilitiques aux altörations cliniquement semblables. 

Rozprawy Akad. Um. w Krakowie. Serya III. T. I. Dziat B. 
Nauki biologiczne. 1901. Zesz. 2. Tab. 3. 

MINCER vide 124. 

177. SCHWARZ: Kilka uwag o chorobach wenerycznych na pod- 

stawie 10 letniej statystyki. 

— Einige Bemerkungen über venerische Krankheiten auf Grund 
einer 10-jährigen Statistik. 

— Quelques remarques sur les maladies vöneriennes basöes sur 
une statistique de dix ans. 

Przegltjd lekarski. 1901. Nr. 23, 24. 

178. S^DZIAK: 0 pierwotnem stwardnieniu przymiotowem (ulctis 

induratum syphiliticum) w jamie ustnej, gardzieli, nosie 
i uszach. 

— Über die primäre syphilitische Sclerose ( Ulcus induratum sy¬ 
philiticum) in der Mundhöhle, im Pharynx, in der Nase und 
an den Ohren. 

— Sur la sclörose syphilitique primaire (ulcus induratum syphi¬ 
liticum) dans la bouche, le pharynx, le nez et sur les 
oreilles. 

Gazeta lekarska. 1901. Nr. 23. 

179. STARK: Przyczynek do kazuistyki choröb skörnych przy we- 

wn§trznem uiywaniu arszeniku. 

— Beitrag zur Kasuistik der Hautkrankheiten bei innerem Ge¬ 
brauche von Arsenik. 

— Contribution ä la casuistique des maladies de la peau pen- 
dant l’application interne d’arsenic. 

Nowiny lekarskie. 1901. Nr. 6. 


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235 


180. ÄYDLOWIGZ: 0 leczeniu poronnem rzeä^czki. 

— Über Abortivbehandlung des Trippers. 

— Sur le traitement abortif de la blennorrhagie. 
Nowiny lekarskie. 1901. Nr. 3. 


XIV. Zahnheilkunde. 

Odontologie. 

181. DZEER^A WSKI: Leczenie zgorzeli miazgi. 

— Die Behandlung der Necrose der Zahnpulpa. 

— Le traitement de la nöcrose de la germe des dents. 
Przegh)d dentystyczny. 1901. Nr. 1. 

182. JUDT: Ztamanie z§ba samoistne (Fractura dentis spontanen). 

Przegl^d okulistyczny. 1901. Nr. 4, 6. 

183. KRAKOWSKI: 0 przypad/oäciach ze strony jamy ustnej pod 

wptywem grypy. 

— Über Affectionen der Mundhöhle unter dem Einflüsse von 
Influenza. 

— Sur le« affections de la cavitö buccale sous l’influence de 
la grippe. 

Przegl%d dentystyczny. 1901. Nr. 2. 

LEPKOWSKI vide 11. 

LEPKOWSKI i WACHHOLZ vide 223. 

184. ZIELINSKI: Nowy sposöb robienia szczotek do z§böw. 

— Eine neue Art von Verfertigung von Zahnbärsten. 

— Un nouveau mode de fabrication des brosses ä dents. 
Przegl^d dentystyczny. 1901. Nr. 5. 


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XV. Otiatrie, Rinologie und Laryngologie. 

Otiatrie, Rinologie et Laryngologie. 

185. HEIMAN: Wskazania do Ieczenia operacyjnego przewleklych 

spraw ropnych w uchu örodkowem. 

— Indicationen zur operativen Behandlung chronischer Eite- 
rungsprocesse im Mittelohre. 

— Indications pour le traitement opöratoire des proces suppu- 
ratifs, chroniques dans l’oreille moyenne. 

Guzeta lekarska. 1901. Nr. 3, 4. 

186. HEIMAN: 0 guzie perlistym ( cholesteatoma ) ucha. 

— Über das Cholesteatom des Ohres. 

— Sur le cholöstöatome de l’oreille. 

Medycyna. 1901. Nr. 21, 22, 23. 

187. S^DZIAK: Znaczenie laryngologii, rynologii i otiatryi dla ogöl- 

nej medycyny. 

— Bedeutung der Laryngologie, Rhinologie und Otiatrie für die 
allgemeine Medizin. 

— L’importance de la laryngologie, de la rhinologie et de 
l’otiatrie pour la mddecine generale. 

Przegl%d lekarski. 1901. Nr. 11. 

SIJDZIAK vide 163. 

S^DZIAK vide 178. 

188. SPIRA: 0 patogenezie wstrzaönienia bhjdnika usznego (Com- 

motio labyrinthi). 

— Über die Pathogenese der Erschütterung des Labyrinthes 
(Commotio labyrinthi). 

— Sur la pathogenöse de la commotion du labyrinthe (Commo¬ 
tio labyrinthi'. 

Przeglqd chirurgiczny. 1901. T. IV. Zesz. 4. 

189. SPIRA: Wnioski zmierzajqce do zapobiegania giuchonie- 

mocie. 


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237 


— Vorschläge behufs Verhütung der Taubstummheit. 

— Propositions des moyens pour prövenir le döveloppement 
de la surdimutitö. 

Przegl^d lekarski. 1901. Nr. 5, 6, 7, 8. 


XVI. Pädiatrie. 

Pädiatrie. 

190. BABEK: Btonica u dziecka dwumiesi§cznego. 

— Diphtherie bei einem zweimonatlichen Kinde. 

— Diphtherie chez un enfant de deux mois. 

Kronika lekarska. 1901. Nr. 7. 

191. BRUDZINSKI: 0 roli drobnoustrojöw w chorobach przewodu 

pokarmowego niemowl^t. 

— Über die Rolle der Mikroorganismen bei Krankheiten des 
Darmkanales der Säuglinge. 

— Le role des microbes dans les maladies du tube intestinal 
chez les nouveaux-nös. 

Gazeta lekarska. 1901. Nr. 5, 6. 

192. KRAMSZTYK: 0 zatruciu tugiem sodowym u dzieci. 

— Über Vergiftung mit Natronlauge bei Kindern. 

— Sur l’empoisonnement par la lessive de soude chez les 
enfants. 

Medycyna. 1901. Nr. 11, 12. 

193. ROSZKOWSKI: Dalszy przyczynek do nauki o odkazaniu prze¬ 

wodu pokarmowego u dzieci nadtlenkiem wapna (gorytem). 

— Ein weiterer Beitrag zur Lehre von der Desinfection des 
Darmkanals bei Kindern mit Calciumhyperoxyd (Gorit). 

— Une contribution nouvelle ä l’ötude de la desinfection du 
tube digestif chez les enfants par le hyperoxyde de calcium 
(gorite). 

Kronika lekarska. 1901. Nr. 6. 

SCHRAMM H. vide 131. 


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238 


XVn. Hygiene. 

Hygiene. 

194. BIERNACKI: Wodoci^gi lubelskie. 

— Die Wasserleitung der Stadt Lublin. 

— Les aqueducs ä Lublin. 

Zdrowie. 1901. Nr. 4. 

195. BREGMAN: Pierwsze sanatoryura dla niezamoznych chorych 

nerwowych. 

— Erstes Sanatorium für unbemittelte Nervenkranke. 

— Le premier Sanatorium pour les nerveux indigents. 

Zdrowie. 1901. Nr. 6. 

196. BUJWID: Wyniki badania mleka krakowskiego na zarazki 

gruälicy. 

— Ergebnisse der Untersuchung der Krakauer Milch auf Tu¬ 
berkelbacillen. 

— Resultats des recherches de bacilles tuberculeux dans le 
lait ä Cracovie. 

Przeglqd lekarski. 1901. Nr. 19. — Przegl^d weterynarski 
1901. Nr. 6. 

197. CHELOHOWSKI: 0 potrzebie u nas domöw przedpogrzebowych. 
— Über die Nothwendigkeit von Leichenhäusern bei uns. 

— Sur la nEcessitE des morgues chez nous. 

Czasopiamo lek. 1901. Nr. 2. 

198. CHELOHOWSKI: Nasze chaty wiejskie przed 100 laty. 

— Unsere Bauerhütten vor 100 Jahren. 

— Les habitations de nos paysans d’il y a cent ans. 

Zdrowie. 1901. Nr. 3. 

199. CHELOHOWSKI: Nasze kapiele na prowincyi. 

— Unsere Bäder in der Provinz. 

— Nos Etablissements de bains en province. 

Zdrowie. 1901. Nr. 6. 


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239 


200. DOBRZYCKI: Obecnie uiywane spluwaczki kieszonkowe dla 

kaszlq,cych i ich znaczenie pod wzgl§dem profilaktycznyra 
w gruSlicy. 

— Die gebräuchlichen Taschen-Spuckkästchen für Hustende und 
ihre prophylaktische Bedeutung bei Tuberculose. 

— Les crachoirs de poche pour les malades atteints de toux 
et leurs importance prophylactique dans la tuberculose. 

Czasopismo lek. 1901. Nr. 5. 

201. DOBRZYCKI: Puch i pierze jako roznosiciele cboröb zakaünych 

oraz aparat Lorch’a do racyonalnej ich desynfekcyi. 

— Daunen und Federn als Träger ansteckender Krankheiten 
und der Apparat von Lorch zu deren rationeller Desinfektion. 

— Duvets et plumes comme agents de transmission des mala- 
dies contagieuses et l’appareil de Lorch pour leur dösin- 
fection rationnelle. 

Medycyna. 1901. Nr. 13, 14. 

202. GALECKI: Odptyw w<5d öciekowych i doszczowych w Lodzi. 
— Der Abfluss von Schmutz- und Regenwässer in Lodz. 

— L’öcoulement des eaux mönagöres et de pluie ä Lodi. 
Zdrowie. 1901. Nr. 4. 

203. GANTKOWSKI: 0 odkazaniu zapomoca formaldehydu. 

— Über Desinfection mit Formaldehyd. 

— Sur la dösinfection au moyen du formaldehyde. 

Nowiny lekarskie. 1901. Nr. 6. 

JANOWSKI vide 67. 

204. KLOSSOWSKI: Rozbiör chemiczny wöd miasta Zamoäcia. 

— Chemische Analyse der Wässer der Stadt Zamosd 

— Analyse chimique des eaux de la ville de Zamoöö. 
Wiadomosci farmao. 1901. Nr. 10. 

205. KLOSSOWSKI: Sktad chemiczny raleka na rynku zamojskim. 

— Chemische Zusammensetzung der Milch auf dem Markte in 
Zamo§<5. 


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240 


— La composition chimique du lait au marchö de la ville de 
Zamoäd. 

Wiadomosci farmac. 1901. Nr. 12. 

206. KOPCZYNSKI: Stan zdrowia uczniöw warszawskiej siedmio- 

klasowej szkoty handlowej w äwietle cyfr. 

— Gesundheitszustand der Schüler der 7 klassigen Handels¬ 
schule in Warschau in Ziffern dargestellt. 

— Etat sanitaire des £16ves de l’öcole de commerce ä 7 classes 
ä Varsovie d’aprös les statistiques. 

Zdrowie. 1901. Nr. 6, 6. 

207. LANDAU: 0 iywieniu chorych w szpitalach warszawskich. 

— Über die Ernährung der Kranken in den Krankenhäusern von 
Warschau. 

— Sur l’alimontation des malades dans les hupitaux de Var¬ 
sovie. 

Zdrowie. 1901. Nr. 2. 

208. LESZCZYNSKI: 0 potrzebie zakladöw leczniczych dla chorych 

zakaänych. 

— Über die Notwendigkeit von Heilanstalten für ansteckende 
Krankheiten. 

— Sur la nöcessitö des böpitaux de maladies infectieuses. 
Zdrowie. 1901. Nr. 1. 

209. LAZAROWICZ: Walka z chorobami zakaZnemi. 

— Der Kampf mit den lnfectionskrankheiten. 

— La lutte contre les maladies infectieuses. 

Zdrowie. 1901. Nr. 1. 

210. MILEWSKA: Pranie u wfoäcian. 

— Das Waschen bei den Bauern. 

— Le blanchissage chez les paysans. 

Zdrowie. 1901. Nr. 6. 

211. NEUGEBAUER E. L.: 0 zmiennej zawartoäci dwuweglanu wa- 

pnia i magnezu w wodzie wiälanej pod Warszawa. 


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241 


— Über den veränderlichen Gehalt des Weichsel-Wassers bei 
Warschau an doppeltkohlensaurem Calcium und Magnesium. 

— Sur la quantitä variable en bicarbonates de calcium et de 
magnäsium contenue dans les eaux de la Vistule ä Varsovie. 

Chemik polski. 1901. Nr. 6—7. 

212. ORLOWSKI: Statystyka szczepien ochronnych przy wäciokliznie 

z r. 1899. 

— Die Statistik der Schutzimpfungen gegen Lyssa im 
Jahre 1899. 

— Statistique des vaccinations präventives de la rage en 1899- 
Medyoyna. 1901. Nr. 7. 

213. RZ^TKOWSKI: W sprawie walki z gruzlicq, u nas. 

— Zur Bekämpfung der Tuberculose in unseren Lande. 

— Un mot sur les moyens de combattre la tuberculose dans 
notre pays. 

Zdrowie. 1901. Nr. 1. 

214. S.: Przytulki dla rekonwalescentöw. 

— Über Asyle für Reconvalescenten. 

— Sur les maisons de reconvalescence. 

Czasopismo lek. 1901. Nr. 1. 

215. S.: Wypoiyczalnia sprzetöw i przyrzqdöw do pieltjgnowania 
chorych. 

— Leihanstalt von Geräthen und Apparaten für Krankenpflege. 

— Etablissement de louage des ustensiles et des appareils pour 
soigner les malades. 

Czasopismo lek. 1901. Nr. 2. 

216. S. D.: Nowy wodociag krakowski. 

— Die neue Wasserleitung in Krakau. 

— Les nouveaux aqueducs ä Cracovie. 

Zdrowie. 1901. Nr. 5. 

SPIRA vide 189. 

Poln. Arcl.lv f. biol. u med. Wisse nach. 

Archive« polon. des scienc. biol. et mddio. ^ 


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242 


217. STRÖ&EWSKI: W kwestyi hygieny zycia pJciowego. 

— Zur sexuellen Hygiene. 

— Sur l’hygiöne sexuelle. 

Zdrowie. 1901. Nr. 2. 

218. SZRAJBER: Woda na wsi. 

— Das Trinkwasser am Lande. 

— L’eau potable au village. 

Zdrowie. 1901. Nr. 4. 

219. TCHÖRZNICKI: Kapiele w wagonach. 

— Bäder in den Eisenbahnwägen. 

— Les bains dans les vagons. 

Zdrowie. 1901. Nr. 3. 

220. TOEWINSKI: 0 meteorologii lekarskiej. 

— Über medicinische Meteorologie. 

— Sur la meteorologie mödicale. 

Zdrowie. 1901. Nr. 5. 

221. TÜMPOWSKI: 0 badaniu bakteryologicznem mi§sa ze sklepöw 

i jatek Jddzkich. 

— Bakteriologische Untersuchung des Fleisches aus den Fleisch- 
läden und Fleischbänken in Lodi. 

— Examen bactäriologique des viandes prises aux boutiques 
et aux boucheries ä Lodz. 

Czasopismo lek. 1901. Nr. 2. 

222. ZAWALKIEWICZ: 0 dezynfekeyi. 

— Über Desinfection. 

— Sur la desinfection. 

Czasopismo Tow. aptek. 1901. Nr. 9/10, 11. 

ZIELINSKI vidc 184. 


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XVIII. Gerichtliche Medicin. 
Mödecine legale. 


243 


223. LEPKOWSKI i WACHHOLZ: 0 z§bach pod wzgl§dem sqdowo- 

lekarskim. 

— Über die Zähne vom gerichtsärztlichen Standpunkte. 

— Sur les dents au point de vue de la mödecine lögale. 

Przegli)d lekaraki. 1901. Nr. 22, 23, 24, 25, 26. — Przegl^d 
dentystyczny. 1901. Nr. 5, 6... 

224. SIERADZKI: 0 t. zw. hematoksynach i innych pokrewnych im 

cialach, oraz o znaczeniu ich dla medycyny w ogöle, a dla 
medycyny sqdowej w szczegölnoöci. 

— Über sogenannte Hämatoxine und verwandte Körper nebst 
deren Bedeutung für die Medizin im allgemeinen und für 
die gerichtliche Medizin im besonderen. 

— Sur les hömatoxines et d’autres corps semblables, ainsi 
que sur leur röle dans la mödecine en gönöral et spöciale- 
ment dans la mödecine lögale. 

Przegl^d lekaraki. 1901. Nr. 25, 26. 

225. WACHHOLZ: Wqtpliwa ömierö z uduszenia. 

— Fraglicher Erstickungstod. 

— Mort par suffocation problömatique. 

Przegl%d lekaraki. 1901. Nr. 13. 

226. WACHHOLZ: Wartoöö rozpoznawcza pfynnej krwi w przy- 

padkach ömierci z uduszenia gwattownego. 

— Der diagnostische Wert des flüssigen Blutes in Fällen von 
Erstickungstod. 

— La valeur diagnostique du sang liquide dans le cas de la 
mort par suffocation. 

Przegl^d lekaraki. 1901. Nr. 14. 


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244 


XIX. Balneologie, Hydrotherapie und Elektrotherapie. 
Balneologie, Hydrotherapie et Eiectrotherapie. 

227. DOBRZYCKI: Dzialalnoäö lecznicza stacyi klimatycznej oraz 

zakfadu kumysowego i wodoleczniczego w Slawucie za ubie- 
gtych lat 25. 

— Die therapeutische Wirksamkeit der klimatischen Station, 
der Kumys-Anstalt und der Wasserheilanstalt in Stawuta, 
in den verflossenen 25 Jahren. 

— Resultats thörapeutiques de la Station climatique, de l’insti- 
tut de kumys et de l’ötablissement hydrothörapique de Sta¬ 
wuta, pour les 25 ann<3es öcoulöes. 

Medycyna. 1901. Nr. 20, 21, 22. 

228. KORCZYNSKI L.: Kilka uwag o wodach alkaliczno - slonych 

i o wodach z KroScienka nad Dunajcem. 

— Einige Bemerkungen über alcalisoh-salinische Wässer und 
über die Wässer in Kroäcienko am Dunajec. 

— Quelques observations sur les eaux alcaliques-salines et sur 
celles de Kro£cienko-sur-Dunajec. 

Przegl^d lekarski. 1901. Nr. 19. 

229. LEWIN: Wody mineralne, stacye klimatyczne i sanatorya 

krajowe. 

— Die einheimischen Mineralwässer, klimatischen Stationen 
und Sanatorien. 

— Les eaux minerales, les stations climatiques et les Sanato¬ 
riums du pays. 

Krytyka lekarska. 1901. Nr. 3, 4. 


230. NARTOWSKI M.: Elektrodiagnostyka i Elektroterapia. 

Kraköw. 1901. Naktadem S. A. Krzyianowskiego. W 8-ce w. 
Str. 375. Z 301 rysunkami w tekscie i 6 tablicami. 

— Elektrodiagnostik und Elektrotherapie. 

Krakau. 1901. Im Verlage von S. A. Krzyianowski. 8°. 
375 S. mit 304 Figuren im Texte und 6 Tafeln. 


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245 


— Electrodiagnostique et Electro-therapie. 

Cracovie. 1901. S. A. Krzyianowski Editeur. 8°. 375 pag. 
avec 304 fignres dans le texte et 6 tables. 

231. PULAWSKI: DziatalnoEE lecznicza Naf^czowa za rok ubiegfy 

(1900). 

— Die therapeutische Wirksamkeit (des Badeortes) Nafeczöw 
im verflossenen Jahre (1900). 

— Resultats thErapeutiques de Nateczöw (Etablissement de bains) 
de l’annEe passEe (1900). 

Medycyna. 1901. Nr. 19, 20. 

232. STERLING: Hydropatyczna opaska krzyzowa na piersi. 

— Die hydropathische Kreuzbinde auf die Brust. 

— Compresse hydropathique croisEe sur la poitrine. 

Czasopismo lek. 1901. Nr. 6. 

233. W^SOWICZ Z.: Srodki lecznicze i wskazania do leczenia zdro- 

jowo-kapielowego w Krynicy. 

— Die therapeutischen Hilfsmittel und Indicationen zur baineo¬ 
logischen Behandlung in Krynica. 

— Sur les moyens thErapeutiques et bs indications pour le 
traitement balnEologique h Krynica. 

Przeglqd lekaraki. 1901. Nr. 15, 16, 17, 18. 

234. ZANIETOWSKI: 0 nowszych metodach elektroterapeutycznych 

i elektrodyagnostycznych neurologicznych szköl niemieckich 
0 faradyzacyi i o ulepszonych przyrz^dach indukcyjnych. 

— Über die neueren electrotherapeutischen und electrodiagno- 
stischen Methoden der neurologischen Schulen Deutschlands. 
Über Faradisation und verbesserte Inductionsapparate. 

— Sur les nouvelles raEthodjs Electro-thErapeutiques et Electro- 
diagnostiques des Ecoles neurologiques allemandes. Sur la 
faradisation et sur les appareils ä induction perfectionnEs. 

Nowiny lekarskie. 1901. Nr. 1. 

235. ZANIETOWSKI: 0 woltaizacyi zwykJej i sinusoidalnej. 

— Über gewöhnliche und siuusoidale Voltaisation. 


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246 

— Sur la volta'isation ordinaire et sinuso'fdale. 

Nowiny lekarskie. 1901. Nr. 2. 

236. ZANIETOWSKI: 0 przyrz^dach sluzg.cych do faradyraetryi. 
— Über faradimetrische Apparate. 

— Sur les appareils faradimetriques. 

Nowiny lekarskie. 1901. Nr. 8. 

237. ZIARKO: Dzialanie lecznicze wody Zegiestowskiej. 

— Therapeutische Wirksamkeit des Zegestower Wassers. 

— L’action thörapeutique de l’eau de Zegestow. 

Medycyna. 1901. Nr. 17. 


XVII. Thierheilkunde. 

Mödecine vötörinaire. 

238. BADIJRA: Chöw drobiu i bydfa, oraz weterynarya ludowa 

w wioskach parafii Pobiedr i Krz§cin. 

— Geflügel- und Vieh Zucht und volksthümliche Thierheilkunde 
in den Dörfern der Kirchgemeinden Podbiedr und Krz^cin. 

— Elevage de la volaille et du bötail, ainsi que l’art vötöri- 
naire chez le peuple dans les villages de la paroisse de 
Pobiedr et de Krz^cin. 

Przegl%d weterynarski. 1901. Nr. 5. 6... 

239. BLOCH: Ogölne sprawozdanie o stosunkach i urzqdzeniach 

weterynarno-policyjnych tudzieä o stanie hodowli zwierzqt 
domowych w Galicyi w r. 1898. 

— Allgemeiner Bericht über die veterinärpolizeilichen Zustände 
und Einrichtungen und über den Stand der Zucht der Haus- 
thiere in Galizien im J. 1898. 

— Rapport gönöral sur l’ötat et les institutions de police vötö- 
rinaire et sur l’ötat de l’ölevage des animaux domestiques 
en Galicie en 1898. 

Przegl%d weterynarski. 1901. Nr. 4, 5. 


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247 


240. FRIED: Lu2ne uwagi co do stosowania tuberkuliny. 

— Bemerkungen über Anwendung von Tuberculin. 

— Quelques remarques sur l’application de la tuberculine. 
Przegl%d weterynarski. 1901. Nr. 1. 

241. GABRYSZEWSKI F.: Epidemia wäcieklizny u lisa. 

— Eine Lyssa-Epidemie beim Fuchse. 

— Une Epidemie de la rage chez le rönard. 

Lowiec. Lw6w, 1901, str. 65—69. 

242. GEUCHOWSKI: Kilka uwag w kwestyi gru21icy u bydta ro- 

gatego w pow. Gröjeckim gub. warszawskiej. 

— Einige Bemerkungen in Betreff der Tuberculose des Rind¬ 
viehes im Bezirke Grojec des Gouvernements Warschau. 

— Quelques remarques sur la tuberculose chez le boeuf dans 
le district de Grojec du gouvernement de Varsovie. 

Przegl%d weterynarski. 1901. Nr. 2. 

243. KRAJEWSKI A.: 0 chorobie pyskowo-racicowej ( Aphthae epizoo- 

ticae) u zwierzat domowych i o udzielaniu si§ takowej 
ludziom. 

— Über die Maul- und Klauen-Seuche (Aphthae epizooticae ) bei 
Hausthieren und deren Übertragbarkeit auf Menschen. 

— Sur la fiövre aphtheuse (Aphthae epizooticae) chez les ani- 
maux domestiques et son infectiositö pour les hommes. 

Przegl%d weterynarski. 1901. Nr. 5, 6... 

244. ZELECHOWSKI: Przyczynek do krwawych operacyj przepuklin 

p§pkowych u konia. 

— Beitrag zu den blutigen Operationen der Nabelbrüchen beim 
Pferde. 

— Contribution :\ l'opöration sanglante de la hernie ombilicale 
chez le cheval. 

Przegl%d weterynarski. 1901. Nr. 2. 

245. ÄELECHOWSK.1: 0 pojawieniu si§ zakaznej grudy zgorzelino- 

wej u bydta w powiecie katuskim. 


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248 


— Über Auftreten von infectiöser brandiger Mauke beim Rinde 
im Bezirke Kalusz. 

— L’apparition des eaux aux jambes, inlectieuses et gangrö- 
neuses, chez le boeuf dans le district de Katusz. 

Przeglqd weterynarski. 1901. Nr. 2. 


XXI. Anthropologie. 
Anthropologie. 


BADURA vide 238. 

CHELCHOWSKI vide 198. 

246. CZARNOWSKI S. J.: Jaskinia Borsucza nad rzeka Pr^dnikiem 

zbadana w latach 1898 i 1899 (z opisem czaszek przez Jana 
Tura), z 5 rycinami. 

— Die Höhle „Borsucza“ am Flusse Prqdnik untersucht in den 
Jahren 1898 und 1899 (mit Beschreibung der Schädel von 
Johann Tur). Mit 5 Abbildungen. 

— Caverne dite „Borsucza“ prös la riviöre de Pr^dnik, exploröe 
en 1898 et 1899 (avec la description des cränes par M. 
Jean Tur). Avec 5 figures. 

Öwiatowit. T. IIL 1901. Str. 75—84. 

247. JAWORSKIJ.: 0 przes^dach i zwyczajach ludu naszego, doty- 

czgcych poraocy dla rodz^cych oraz opieki nad noworodkami. 

— Über die Vorurtheile und Gebräuche unseres Volkes bei der 
Geburtshilfe und bei der Pflege der Neugeborenen. 

— Sur les superstitions et les coutumes de nos paysans, rela¬ 
tives ä l’accouchement et aux soins ä donner aux nou- 
veaux-nös. 

Krytyka lekarska. 1901. Nr. 6. 

248. KRZYWICKI L.: Nauki antropologiczne. 

Poradnik dla samoukiw. Cz. I. Matematyka i nauki przy- 
rodnicze. (Wydanie drugie). Wydawnictwo St. Michalskiego i Al. 
Hefliclia. Warszawa 1901. 


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249 


— Anthropologische Wissenschaften. 

Wegweiser für Autodidacten. I. Theil. Mathematik und Na¬ 
turwissenschaften (Zweite Auflage). Herausgeber: St. Michalski 
und Al. Höflich. Warschau 1901. 

— Les Sciences anthropologiques. 

Guide pour les autodidactes I. Part. Mathömatiques et 
Sciences naturelles (deuxiöme Edition). St. Michalski et Al. Heflich 
6diteurs. Varsovie 1901. 


249. LECZNICTWO LUDOWE (przyczynki S. Skaiskiego, M. R. Wi- 

tanowskiego i M. Skawinskiej). 

Die Heilkunde beim Volke (Beiträge von S. Skaiski, M. R. Wi- 
tanowski und Fr. M. Slawinska). 

La mddecine chez le peuple (Articles de MM. S. Skaiski, M. 
R. Witanowski et M® M. Skawinska). 

Wisla. 1901. 1—3. 

250. MAJEWSKI E.: Bronzy i koSci ludzkie z grobu we wsi Ko- 

niuchy (pow. Wilkomierski) z opisein koäci przez J. Tura. 
Z 10 rycinami i 2 tablicami. 

— Geräthe aus Bronze und menschliche Knochen aus einem 
Grabe im Dorfe Koniuchy (Bezirk Wilkomierz) mit Beschrei¬ 
bung der Knochen von J. Tur. Mit 10 Abbildungen und 
2 Tafeln. 

— Les objets en bronze et les ossements humains d’une 
tombe dans le village de Koniuchy (distr. Wilkomierz) avec 
la description des ossements par M. J. Tur). Avec 10 figures 
et 2 planches). 

äwiatowit. T. III. 1901. str. 35—94. 

251. RUTKOWSKI L.: Szkielety i czaszki z cmentarzysk rz§do- 

wych powiatöw Pionskiego, Plockiego i Sierpskiego. 

— Skelete und Schädeln aus den Reihen-Grabstätten in den 
Bezirken Plonsk, Plock und Sierpc. 

— Les squelettes et les cränes des cimetieres en rangues dans 
les districts de Plonsk, de Plock et de Sierpc. 

äwiatowit. T. HI. 1901. str. 49 — 59. 

Polu. Archiv, f. biol. o. med. Wiaaenach. 

Arohivea polon. de soiene. biol. et niAdio. 17 


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250 


252. SMÖLSKI G.: 0 Kaszubach Nadtebianskich. 

— Über die Kaschuben am See Leba. 

— Sur les Kachoubes des environs du lac Leba. 

Wisla, T. 15. 

253. TARCZYNSKI FR.: Groby rztjdowe kamienne w pow. Pfocki ra. 

3) Orszymowice. Z 2 tabl. 

— Die steinernen Reihen-Gräber im Bezirke Plock. 3) Orszy¬ 
mowice. Mit 2 Tafeln. 

— Les sdpultures de pierre en rangees du district de Plock. 
3) Orszymowice. Avec 2 planchesJ 

Öwiatowit. T. III. str. 30—32. 


XXII. Geschichte der Medicin und Allgemeines. 

Histoire de mödecine et gönöralitös. 

254. BARTKIEWICZ BR.: Szkota gtdwna warszawska (1862-1869), 

T. II. Cesarsko-krölewska warszawska medyko-chirurgiczna 
Akademia (1857—1862) i wydziaJ lekarski „Szkoty gtöwnej 
warszawskiej“ (1862 — 1869). 

Kraköw 1901. Str. XVII. i 569 z 20 ryc. 

— Die Hochschule in Warschau (1862—1869), Bd. II. Die kai¬ 
serlich-königliche Warschauer medicinisch-chirurgische Aka¬ 
demie (1857—1862) und die medicinische Facultätder „War¬ 
schauer Hochschule“ (1862—1869). 

Krakau 1901. XVII. und 569 S. mit 20 Abbildungen. 

— L ecole supdrieure de Varsovie (1862—1869), T. II. L’aca- 
ddmie impdriale et royale mddico - chirurgicale de Varsovie 
(1857—1862) et la facultd de mödecine de „1 ecole superieure 
de Varsovie“ (1862—1869). 

Cracovie 1901. Pag. XVII. et 569, avec 20 figures. 

255. BIEGA&SKI: GJöwne prfj.dy w medycynie XIX. wieku. 

— Die Hauptbestrebungen in der Mcdicin im XIX. Jahrhunderte. 

— Tendences principales dans les Sciences mddicales du XIX. 
siede. 

Krytyka lekarska. 1901. Nr. 1. 


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251 


256. Ö. p. Dr. Tomasz Drobnik. 

Weiland Dr. Thomas Drobnik. 

Feu le Dr. Thomas Drobnik. 

Nowiny lekarskie. 1901. Nr. 6. 

257. JAWORSKI J.: Profesor Wladystaw Tyrchowski — Nekrolog. 
— Prof. Ladislaus Tyrchowski. — Necrolog. 

— Le prof. Ladislas Tyrchowski. — Notice nöcrologique. 
Kronika lekarska. 1901. Nr. 3. 

258. JORDAN H : Dr. Wladyslaw Tyrchowski. Wspomnienie po- 

ämiertne. 

— Dr. Ladislaus Tyrchowski. Nachruf. 

— Dr. Ladislas Tyrchowski. Notice nöcrologique. 

Przeglqd lekarski. 1901. Nr. 4. 

259. KRAMSZTYK: Pedagogiczne znaczenie szpitala. 

— Didaktische Bedeutung des Spitals. 

— Le röle didactique de l’höpital. 

Krytyka lekarska. 1901. Nr. 5. 

260. Medycyna na prz^lomie XVIII. i XIX. wieku. Artykul zbiorowy 

opracowany przez J. Zawadzkiego, W. Kucharzewskiego, 
0. Hewelkego, J. Winiarskiego, B. Polikiera, K. Sierpinskiego, 
L. Bregmana, K. Wislockiego, K. Niedzielskiego, J. Jawor- 
skiego, S. Cetnarowicza, J. Wojciechowskiego i J. Pollaka. 

Die Medicin am Wendepunkte des XVIII. Jahrhundertes zum 
XIX. Jahrhunderte. Eine Sammelschrift verfasst von: J. Za- 
wadzki, W. Kucharzewski, 0. Hewelke, J. Winiarski, B. Po- 
likier, K. Sierpihski, L. Bregman. K. Wislocki, K. Niedziel- 
ski, J. Jaworski, S. Cetnarowicz, J. Wojciechowski und 
J. Pollak. 

La mödecine au döclin du XVIII. et au commencement du 
XIX. siede, travail collectif par MM. J. Zawadzki, W. Ku¬ 
charzewski, 0. Hewelke, J. Winiarski, B. Polikier, K. Sier- 
pifiski, L. Bregman, K. Wistocki, K. Niedzielski, J. Jawor¬ 
ski, S. Cetnarowicz, J. Wojciechowski et J. Pollak. 

Kronika lekarska. 1901. Nr. 1. 


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252 


261. SAWICKI BR.: & p. Toraasz Drobnik. 

— Weil. Thomas Drobnik. 

— Feu Thomas Drobnik. 

Gazeta lekarska. 1901. Nr. 26. 

262. SONNENBERG: Reklama lekarska w obliczu etyki stanowej. 

— Die ärztliche Reklame vom Standpunkte der Standesethik. 

— La röclame, employöe par les mödecins, devant l’ötique 
professionnelle. 

Krytyka lekarska. 1901. Nr. 5. 

263. WRZOSEK: 0 filozofach medykach i medykach filozofach. 

— Über medizinische Philosophen und Mediziner als Philosophen 
— Les philosophes mödecins et les mödecins philosophes. 
Krytyka lekarska. 1901. Nr. 6. 

264. ZWEIGBAUM : S. p. Wfadysfaw Tyrchowski. 

— Weil. Ladislaus Tyrchowski. 

— Feu Ladislas Tyrchowski. 

Gazeta lekarska. 1901. Nr. 4. 


- -GX&'Jitr - 


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TAF.II. 



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Polnisches Archiv für biologische und medicinische Wissenschaften. — 

Dr. St. Gaszytiski: Über die Grundsätze, Bedingungen und Indicationen der Syn 



Bei Conjugata von 6 cm. 

Bei Conjugata von 7 cm. 

Bei Conju 

bewirkt die Entfernung der Fugenränder 

bewirkt die Entfernung der Fugenränder 

bewirkt die Entf 

auf 2 om. eine Verlängerung um 0 6 

auf 2 cm. eine Verlängerung um 0*65 

auf 2 cm. eine 

rt * n n 


n * n n n n i’i 

n 8 « •• 

n 6 „ » 

, , 1*8 

« 6 „ „ „ 1*6 

» • n n 

Erzielter Effect: 

Erzielter Effect: 

Erzie 

Verl. d. Conjug. von 6 cm. auf 7*8 cm. 

Verl. d. Conjug. von 7 cm. auf 8*6 cm. 

Verl. d. Conjug. 


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III. 

iseotomie. 


Taf. IIL 



U von ö cm. 
der Fugenränder 

*ri*ag«rang am 0 6 

i » 10 

» . 15 

* Effect: 

« 5 cm. auf 9*6 cm. 


Bei Conjugata von 9 cm. 

bewirkt die Entfernung der Fugenränder 

nuf 9 cm. eine Verlängerung um 0*45 
» 4 „ „ * .0*9 

» « * * » 71 1*4 

Erzielter Effect: 

Verl. d. üonjug. von 9 cm. nuf 10*4 cm. 


Bei Conjugata von 10 cm 

bewirkt die Entfernung der Fugenränder 
nuf 9 cm. eine Verlängerung um 0*4 

D 4 * „ , t, 0*8 

• ® J> 7t »» ’1 1*25 

Erzielter Effect: 

Verl. d. Conjug. von 10 cm. nuf 11.95 cm. 


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Polnisches Archiv für biologische und medizinische Wissenschaften. — Bd. I. 

Dr. Napoleon Gasiorowski. Über den Einfluss des Cocains, der Durchschneidung des N 



gez. r. Dr, ftorhuntf. 


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q und mechanischer Reizung auf die Struclur der Grandry’schen Körperchen. 


Taf. IV. 



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„brukarnift Ludotca* in Lembtrtj ; 



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las dem Uboratoriam der medizinischen Klinik (Vorstand Prot Dr. I. Gluzlbski) 
and aas dm Laboratorium des physiologischen Institutes (Vorstand Prot. Dr. I. Beck) in Lemberg. 


Iber den Mus der Mete (Tome) der Faecal-Bacterien des Menschen 

und der Faecal-Extracte auf die Kreislaufs-Organe. 

Von 

Dr. Julius Marischier 

klinischen Assistenten. 


Schon lange vor dem Erscheinen der ersten Arbeiten Bou- 
chards, waren einzelne Fälle bekannt, in welchen die Autoren zur 
Erklärung von Krankheits-Symptomen die Anwesenheit gewisser, im 
Körper selbständig sich bildender, giftiger Substanzen angenommen 
haben. Die Benennung des betreffenden Prozesses, wie auch die Ord¬ 
nung des Materiales verdanken wir jedoch in erster Linie Bou- 
chard. Wie der Name „Selbstvergiftung“ ( Autointoxication ) an¬ 
zeigt, sind darunter nur jene Krankheitszustände zu verstehen, 
welche durch Einwirkung spezifischer Gifte entstehen, die als Le- 
bensproducte des Protoplasmas in Organismus selbst erzeugt wer¬ 
den. Im Normalzustände besitzt der Organismus entsprechende 
Organe, deren Aufgabe es ist, denselben zu entgiften. Dies kann 
geschehen entweder'durch Entfernung der Gifte aus dem Organismus, 
z. B. mit dem Harne, den Fäces, dem Schweisse, oder durch das Aufhal¬ 
ten dieser Gifte in gewissen Organen. Wie wir daraus ersehen, kann 
eine abnorme Function der betreffenden Organe, wie der Nieren, der 
Leber, der Haut, erhebliche Störungen im ganzen Organismus her¬ 
beiführen. 

Auch jene Krankheitszustände werden zu den Autointoxicatio- 
nen gerechnet, in denen eine übermässige Thätigkeit dieser Or¬ 
gane oder umgekehrt die Aufhebung derselben die wahrscheinliche 
Ursache der Krankheit ist. Zu den ersteren könnte man die Ba¬ 
sedow’sehe Krankheit, die Akromegalie , zu den letzteren die Ca- 
chexie nach Extirpation der Schilddrüsse, das Myxödem, den Diabetes 

Poln. Archiv, f. biol. u. med. Wissensch. 1Q 

Archivei polon. de eoiene. biol. et m6dic. Io 


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254 


mellitus, dessen Ursache auf das Pancreas zurückzuführen wäre, ferner 
den Morbus Addisonii u. s. w. rechnen. 

Nicht minder hat auch eine abnorme Umsetzung des Eiweisses 
pathologische Störungen zur Folge, wie die Säure-Intoxication und 
die uratische Diathese. 

Wieder in einer anderen Weise entstehen Selbstvergiftungen 
durch Resorption von Giften, die durch Zersetzung von Secreten 
sich bilden, welche im Organismus längere Zeit zurückgehalten 
werden. Meistens geschieht dies in gewissen abnorm erweiterten Or¬ 
ganen, wie z. B. in Bronchiectasien. Eine ähnliche Einwirkung übt auf 
den Organismus die Verhaltung des eitrigen Exsudates bei Pyopneu- 
mothorax, in den nach Abscessen in verschiedenen Organen ent¬ 
standenen Höhlen, die Verhaltung des in der Harnblase sich zer¬ 
setzenden Harnes u. s. w. Durch längeres Einwirken dieser Gifte ent¬ 
stehen z. B. Veränderungen im Knochensysteme wie die schlägelartigen 
Verdickungen der Finger, der Gelenkenden von Röhrenknochen, oder 
die Amyloid Entartung. 

Eine sehr bedeutende Rolle kommt bei Entstehung von Autoin- 
toxicationen dem Darmkanale zu. Hieher gelangen mit den Nah¬ 
rungsmitteln Giftstoffe wie z. B. Fleisch ermüdeter Thiere, verdor¬ 
benes Fleisch, angefaulte Fische, Würste (Botulismus), verdorbene 
Milch; ebenso giftig sind in ihrer Wirkung verdorbenes Getreide, wie 
Mais (Pellagra, Lombardisches Erythem), wie Mutterkorn (Ergotismus). 
Streng genommen sollten die letzteren Krankheiten zu den Autoin- 
toxicationen eigentlich nicht gerechnet werden, da die Giftstoffe, um 
welche es sich hier handelt, nicht vom Organismus selbst erzeugte Pro¬ 
dukte sind. Der Genuss von verdorbenem Fleische oder von verdorbe¬ 
ner Wurst erzeugt Krankheitserscheinungen dadurch, dass grosse Men¬ 
gen von Giftstoffen in den Darmkanal gelangen; wie also niemand eine 
Trichinosis oder eine Morphinvergiftung zu den Autointoxicationen 
rechnen möchte, ebenso wenig soll man die Wurstvergiftung oder das 
lombardische Erythem als eine Autointoxication ansehen, sondern als 
eine gewöhnliche Vergiftung. 

Es gibt ferner krankhafte Zustände, welche ganz selbständig, 
in Folge von Resorption gewisser giftiger Stoffe entstehen, welche 
durch Mikroorganismen ereugt werden, die auch im normalen Zu¬ 
stande in der ganzen Länge des Darmkanals sich vorfinden. Diese 
giftigen Stoffe können unter gewissen Umständen, welche wir spä¬ 
ter eingehender besprechen werden, ernsthafte Störungen im Or¬ 
ganismus herbeiführen. Auch diese Prozesse sollte man, streng ge¬ 
nommen, nicht zu den Autointoxicationen rechnen, da ja die Mikro¬ 
organismen doch keine wesentlichen Bestandteile des menschlichen 


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255 


Körpers bilden. Nur der Umstand, dass diese Mikroorganismen im 
Darmkanal beständig Vorkommen, berechtigt uns gewissermassen, die 
durch dieselben verursachten Krankheitsprozesse den Autointoxica- 
tionen anzu reihen. 

Wie aus dieser kurzen Zusammenstellung ersichtlich ist, kann 
eine Autointoxication von verschiedenen Organen ausgehen, worin auch 
die Verschiedenheit der Krankheitsbilder begründet ist. Das Zusam¬ 
menfassen aller dieser Prozesse unter dem gemeinschaftlichen Namen 
„ Autointoxication“ ist darin begründet, dass bei allen diesen Störun¬ 
gen gewisse giftige Substanzen auf den Organismus schädlich ein¬ 
wirken, welche innerhalb des Organismus selbst bei dessen Func¬ 
tionen sich bilden. 

Seit der Entstehung der Lehre von der Autointoxication war 
man bestrebt, in den Ausscheidungen des Organismus gewisse Gifte 
nachzuweisen und dadurch eine sichere, wissenschaftliche Basis für 
die Erforschung dieses Gegenstandes zu gewinnen, welcher verschie¬ 
dene Forscher so sehr interessirte. Die am meisten angewendete und 
besonders in der Schule von Bouchard bearbeitete Methode be¬ 
ruht aut der Bestimmung der Toxicität des Harnes. 

Nach Injection von normalem Harne in die Vene eines Kanin¬ 
chens treten gewisse Vergiftungs-Ercheinungen auf, wie Veren¬ 
gerung der Pupillen, Speichelfluss, Beschleunigung der Athmung, 
Collapsus, Zittern, und endlich der Tod des Thieres. Bou¬ 
chard 1 ) unterscheidet hiebei zwei Grössen, und zwar: das Urotoxin 
d. h. die Menge des zur Vergiftung nöthigen Harnes, auf ein Kilo¬ 
gramm des Thierkörpers zurückgeführt und den urotoxischen Coef- 
ficienten, nämlich das Verhältniss des in 24 Stunden ausgeschiede¬ 
nen Urotoxins zum Körpergewichte des betreffenden Individuums, 
d. h. die Menge des Urotoxins, welche innerhalb 24 Stunden auf 
je 1 klg. des Menschen entfällt. Nach Bouchard beträgt dieser 
Coefficient im Normalzustände 0.46, bei Krankheiten schwankt er 
zwischen 0-1 und 20. Gegen diese Anschauungen der Schule Bo li¬ 
eh ard’s haben verschiedene Autoren manches eingewendet, wie 
A. Beck 1 ), Albu, Brieger, Ewald, Fr. Müller, Noorden, 
Senator*), Godard Stosse*), Gumprecht 5 ), Hymans, 

*) Bouc/ard: Oomptes Rendus. Band 102. 

*) A. Beck: 0 wlasnoäciach truj%cych moczu, (Über die toxischen 
Eigenschaften des Harnes). Krakiw 1897. 

*) Kongress in Wiesbaden 1898. 

‘) Godard Hosse: Journ. d. 1. soc. des scienc. med. de Bru¬ 
xelles 1893. 

*) Gumprecht: Centralblatt fUr inn med. 1897. 

18 ‘ 


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256 


Bergh 1 ), Posner und Vertun’). Weintraud’), bemerkt ganz 
richtig, dass, wenn man den urotoxischen Coefficienten von Bou- 
c h a r d acceptirte, so müsste man in analoger Weise auch den Coelficien- 
ten von Cassian *) als für die Toxicität der Faces acceptiren. 
Ebenso wie Harn, hat man in die Venen von Thieren Magensaft, so¬ 
wie verschiedene Verdauungsprodukte eingeführt, um ihren toxi¬ 
schen Coefficienten zu bestimmen. C h a r r i n *), hat ferner auch 
destillirtes Wasser injicirt und sich überzeugt, dass auch dieses 
„giftig“ wirke. 

Es last sich nicht leugnen, dass in verschiedenen krankhaften 
Zuständen die toxische Wirkung des Harnes manche Schwankun¬ 
gen zeigt, doch hat Müller richtig bemerkt, dass bei der Bestim¬ 
mung des urotoxischen Coefficienten grosse Wassermengen und 
ausserdem noch Salzlösungen von verschiedener Concentration ein¬ 
geführt werden, wodurch das moleculäre Gleichgewicht (die Isotonie) 
des Blutes bei Versuchstieren plötzlich aufgehoben wird. Ein zwei¬ 
ter, ganz richtiger Einwand ist der, dass aus der Wirkung einer 
Substanz, welche man direct ins Blut einführt, man nicht schlos¬ 
sen darf, dass dieselbe, vom Darmkanal aus resorbirt, auch in 
derselben Weise wirken werde. Viele giftige Stoffe zeigen nämlich 
ein derartiges Verhalten. Wir wissen, dass Curare, Peptone, Albu- 
mosen, vom Darmkanal aus resorbirt, unschädlich oder sogar für 
den Organismus nützlich sind, während dieselben Stoffe, direct 
ins Blut injicirt, als heftige Gifte sich erweisen. 

Andere Forscher haben bei ihren Untersuchungen andere Me¬ 
thoden in Anwendung gebracht. Und zwar war man bestrebt, aus 
dem Harne von Personen, welche an Autointoxication erkrankt waren, 
die giftigen Substanzen im reinen Zustande darzustellen. In vielen 
kranhaften Zuständen, welche auf Autointoxication beruhen, hat man 
im Harne grosse Mengen von Aceton und Acetonessigsäure ge¬ 
funden, welche Bestandtheile Jaksch*) bei Autointoxicationen 
als besonderes charakteristisch bezeichnet und geneigt ist anzuneh¬ 
men, dass diese Körper in manchen Fällen giftig wirken. Die Unter¬ 
suchungen von Lüthje 7 ) haben jedoch gezeigt, dass der im Harne 


*) Hymans v. d. Bergh: Zeitschrift f. klin. Med. B. 35. 

*) Posner u. Vertun: Berlin, klin. Wochenschrift, 1900. 

*) Weintraud: Tubarselo östertag Ergebnisse 1899. 

*) Cassiani nach Maly: Jahresberichte über Thierchemie, 1896. 
5 ) Nach dem Referate von Müller. Congress zu Wiessbaden, 1898. 
*J J a k s c h, Die Vergiftungen — in Nothnagels: Specielle Pathol. 
u. Therapie Bd I. 1897. 

’) Kongress in Wiesbaden 1898 S. 167. 


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257 


ausgeschiedene Aceton, als ein Zersetzungsproduct von Eiweissstoffen 
anzusehen ist, andere wieder, wie F r e r i c h s, behaupten, dass Ace¬ 
ton keine giftigen Eigenschaften habe. 

Ebensowenig wie dem Acetone kann man dem Schwefelwasser¬ 
stoffe die Autointoxication zuschreiben. Senator 1 ) hat im Jahre 
1868 einen Fall von Hydrothionämie beschrieben, in welchem der 
Darmcanal der Ausgangspunkt war. Seit dieser Zeit hat man je¬ 
doch keine ähnliche Beobachtung gemacht. Fr. Müller 1 ) konnte 
im Harne H,S nicht nachweisen, obwohl er in seinen Fällen grosse 
Mengen von Schwefelwasserstoff in der ausgeathmeten Luft ge¬ 
funden hatte. Boas*) und Zawadzki*) fanden im Harne kei¬ 
nen Schwefelwasserstoff, obwohl sie im erweiterten Magen grosse 
Mengen desselben nachweisen konnten. Es ist bis jetzt die Frage noch 
nicht entschieden, ob in den Selbstvergiftungsfällen, in welchen die 
Entwickelung von Schwefelwasserstoff nachgewiesen werden kann 
die Krankheitserscheinungen auf denselben zurückführen sind, oder 
ob nicht vielmehr, wie dies Brieger hervorhebt, die viel gifti¬ 
geren Merkaptane hier im Spiele sind, welche als Fäulnissproducte 
bei der Zersetzung von Eiweiss im Darme von Nencki und Sie¬ 
ber naehgewiesen worden sind. 

Trotz der vielen, soeben erwähnten Untersuchungen ist es noch 
nicht gelungen nachzuweisen, dass die Selbstvergiftung durch die 
Einwirkung eines von den genannten Harnbestandtheilen, nämlich des 
Acetons, der Acetonessigsäure, oder des Schwefelwasserstoffs zu Stande 
kommt, man ist vielmehr zur Überzeugung gelangt, dass diese Körper 
in den betreffenden krankhaften Zuständen nur als Nebenproducte auf- 
treten. Ebenso wenig haben Untersuchungen über die toxischen Eigen¬ 
schaften von Salzen und von organischen Verbindungen, wie Harnstoff 
und Harnsäure, welche in erster Linie die Aufklärung der Pathogenese 
des Diabetes bezwekten, zu einem erwünschten Ergebnisse geführt. Ich 
brauche die diesbezüglichen Versuche nicht eingehender zu besprechen, 
da dieselben für unseren Gegenstand von keinem Belange sind. 

Es ist aber dennoch gelungen im Harne gewisse höchst giftig 
wirkende Stoffe nachzuweisen und im reinen Zustande darzustellen, 
nämlich die sogenanten Ptomaine (Diamine), mithin Körper, welche 
bei der Fäulniss des Eiweisses entstehen. Namentlich Bauman 


’) Senator, Berliner klin. Wochenschrift, 1868. 
*) Congress in Wiesbaden. 1898. 

3 ) Boas, Deutsche med. Wochenschrift, 1892. 

*) Zawadzki, Centralblatt für innere Med. 18U1. 


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258 


und Udranski 1 ) schreiben die Bildung von Ptomainen gewis¬ 
sen speciellen Mikroben zu, welche im Darme sich vorfinden. Ana¬ 
log hat Lussana und später Arslan 1 ) im Harne von mit 
Anchylostomum behafteten Individuen giftige Stoffe nachgewiesen, 
welche bei Kaninchen Anämie erzeugen. Albu*) fand bei Anä- 
mia perniciosa im Harne gewisse giftige Substanzen, ebenso bei Te¬ 
tanie, während des Anfalles. Zu ähnlichen Ergebnissen gelangten 
Ewald und Jacobsohn 4 ). 

Die im Harne von Griphiths*) gefundenen Ptomaine, wie Ek¬ 
zemin, Pleuricin, Carcenin u. s. w. bedürfen jedoch noch der Bestät- 
tigung. Bei einem jeden Krankheitsprozesse sollen nach Griphiths 
spezifische, giftig wirkende Stoffe auftreten, welche im Harne nach¬ 
zuweisen sind. 

Wie aus den oben angeführten Arbeiten ersichtlich ist, kommen 
bei gewissen krankhaften Zuständen in den Körpergeweben, sowie 
auch im Darmkanale gewisse, toxisch wirkende Stoffe vor, deren 
der Organismus besonders durch Ausscheidung mit dem Harne sich 
entledigt, und welche es gelungen ist, in gewissen Fällen im Harne 
nachzuweisen. Wie aber Brieger*) mit Recht bemerkt, sind leider 
nicht in allen Fällen die toxischen Eigenschaften dieser Substan¬ 
zen nachgewiesen worden. Was nun speziell den Darmkanal an¬ 
belangt, so habe ich noch zu bemerken, dass ausser den bereits 
oben erwähnten, specifischen Substanzen, welche bei Fäulnissprozes- 
sen im Darme im Harne Vorkommen, während intensiver Fäulniss- 
prozesse im Darme, noch anderweitige Abnormitäten in der Zusam¬ 
mensetzung des Harnes beobachtet werden. Man hat sich nämlich 
überzeugt, dass die Quantität von Aetherschwefelsäure in geradem Ver¬ 
hältnisse zur Intensität der Darmfäulniss steht. Senator 1 ) fand bei 
Neugeborenen nur eine minimale Menge von Aetherschwefelsäure, 
da die Darmparasiten erst einige Zeit nach der Geburt im Darmka¬ 
nal sich etablieren. Nach Mester 8 ) hat bei Hunden das Füttern 
mit faulem Fleische eine Vermehrung der Quantität dieser Säuren 


*) Bauman u. Udranski, Zeitschrift t. phys. ChemieB. 13 u. 15. 
a ) Stadthagen und Brieger. Berlin, klin. Woch. 1899. 

*) Arslan Eiwan, in Maly: Jahresbericht 1894. 

4 ) Albu, Berlin, klin. Wochenschrift 1894. 
s ) Ewald u. Jacobsohn, Berlin, klin. Woch. 1884. 

Q ) Griphiths, Comptes rendus T. 116, 120. 

7 ) Brieger: Congress in Wiesbaden 1898. 

*) Senator, Zeitschr. f. physiol. Chem. 1879. 

9 ) Mester, Zeitschr. f. klin. Med. 24. 


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259 


zu Folge, sie verschwinden jedoch gänzlich, wenn mittelst Calotnel 
eine vollständige Entleerung des Darmkanals herbeigeführt worden 
ist (Bauman, Morax)'). Anderseits bewirkt eine vollständige 
Entziehung der Nahrung eine verminderte Ausscheidung dieser Säu¬ 
ren (Fr. Müller) '). 

Wie wir sehen, ist die Darmfäulniss von dor Quantität und der 
Qualität der Mikrorganismen abhängig. Dieselben gelangen nämlich bald 
nach der Geburt in den Darmkanal des Menschen, beziehungsweise der 
Thiere und werden von da an stabile Inwohner desselben. Ob sie 
einen wesentlichen Bestandheit des Darminhalles bilden und ob die nor 
male Verdauung ohne Anwesenheit von Bakterien in Darme über¬ 
haupt vor sich gehen könne, ist eine Frage, mit welcher man in 
den letzten Jahren sich vielfach befasst hat. Die frühere Ansicht 
Pasteurs, dass die Bakterien, welche im Darme sich aufhal¬ 
ten, zum Leben des betreffenden Individuums durchaus nothwen- 
dig seien, ist durch die Arbeiten von Nencki u. A*) in Frage ge¬ 
stellt worden, in welchen nachgewiesen wurde, dass 85.75% Eiweis 
bereits im Dünndarme resorbirt wird, also dort, wo die Entwikelung 
von Bakterien durch die Einwirkung des Darmsaftes und des son¬ 
stigen Darminhaltes hintangehalten wird. Die späteren Arbeiten von 
Muthai und Thierfolder'j scheinen zu beweisen, dass jene 
Thiere, die sofort nach der Geburt mit sterilisirter Nahrung ge¬ 
füttert werden, am Leben bleiben, wogegen Schotelius*) sich 
überzeugen konnte, dass junge, sofort noch dem Hervorkriechen aus 
dem Eie mit sterilisirter Nahrung gefütterte Küchlein zwar durch 
17. Tage am Leben geblieben, jedoch abgemagert waren, hingegen 
andere, welche mit gewöhnlicher Nahrung gefüttert wurden, sich 
gut entwickelten. 

Ob also die Darm-Bacterien, wenn sie auch zur Resorption des 
Eiweisses nicht nothwendig sind, dennoch zur Beförderung des Darm- 
Inhaltes beitragen oder ob hier überhaupt ähnliche biologische Ver¬ 
hältnisse obwalten, wie im Leben der Pflanzen, bei welchen die 
Symbiose mit Backterien direct für das Leben der Pflanze noth¬ 
wendig erscheint, ist bis nunzu noch nicht entschieden. Müller') be¬ 
merkt, dass die mit der Nahrung frisch eingefühlten Backterien für 


*) Zeitachr. f. physiol. Chemie, 1886. 

1 1 Fr. Müller, Beil. klin. Woch. 1887. 

;l ) Nencki u. Sieberowa in Gazeta lek. 1891 
') Muthai n. Thierfelder, Zeitschrift f. phys. Chemie 1897. 
*) Schottelius, Arch f. Hygiene B. 24 . 
e ) Müller, Congress in Wiessbaden 1898. 


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260 


den Organismus viel schädlicher sind, als wenn sie längere Zeit im 
Darmkanale verweilen, da der Organismus sich gewissermassen an 
die letzteren angepasst hat und ihren Producten gegenüber wider¬ 
standsfähiger geworden ist. Zur Begründung dieser Behauptung führt 
Müller die Arbeit von Escherich und Pfaudler an, welche 
mit Hilfe des Gr über — Vidal’schen Reagens nachgewiesen ha¬ 
ben, dass das Blutserum der Kinder nur auf den von demsel¬ 
ben Individuum stammenden Bacilus coli zusammenklebend ein¬ 
wirke. Weniger begründet erscheint die Behauptung von Müller, 
dass die Producte der im Darmkanal eines bestimmten Indivi¬ 
duums lebender Bacterien für dasselbe gewöhnlich nur unbequem 
w r erden und nur selten gefährlich, da, wie wir wissen, im Darme 
Verhältnisse eintreten könen, welche die Toxicität von sonst un¬ 
schädlichen Mikroorganismen nahmhaftsteigern, wie dies von Klecki 
und von D i e u 1 a f o y nachgewiesen worden ist. 

Die Mikroorganismen sind also constante Bewohner des Darm¬ 
kanals sowohl beim Menschen, wie auch bei Thieren und fin¬ 
den sich in der ganzen Länge desselben vor (Nencki, Macfa¬ 
dyen, Sieber 1 )). 

Dass die faulige Zersetzung des Darminhaltes unter normalen 
Verhältnissen erst im Dickdarme vor sich geht, während man im 
Magen und im Dünndarme keine Fäulniss antrifft, könte man folgender- 
massen erklären. Im Magen wirkt auf die Speisen die Salzsäure 
ein, welche bekanntermassen fäulnisswidrig ist. Biernacki*) 
ist bei seinen Untersuchungen über den Gehalt des Harnes an Ae- 
therschwefelsäure bei Nephritis unter Anderen zur Überzeugung 
gelangt, dass die vermehrte Quantität derselben vom Mangel an Salz¬ 
säure im Magen abhängig sei und dass bei Verabreichung von HCl 
die Menge der Aetherschwefelsäure sich vermindert. Diese Beobachtun¬ 
gen sind später von Schmitz 4 ) bestätigt worden; da nun umgekehrt 
die Alkalisirung des Magens durch doppeltkohlensaures Natrium oder 
durch kohlensaures Calcium eine vermehrte Ausscheidung von Ae¬ 
therschwefelsäure im Harne herbeiführt (Käst 1 ), Stadel mann®), 
so kann man die antiseptische Wirkung der Salzsäure im Magen 
als erwiesen betrachten. 


*) ibid. 

*) Nencki, Macfadyen, Sieber. Gaz. lek. 1891. 

*) Biernacki, Kronika lek. 1891. 

4 ) Schmitz, Zeitschrift für physiol. Chemie. 1894. 

*) Käst, Festschrift. Hamburg, 1889. 

®) Stadelmann: Ueber die Einfluss d. Alkal. aufd. Stoffwechsel. 
Stuttgart 1890. 


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261 


Im Dünndarme werden die Speisen durch Einwirkung des Pan- 
creas- und des Darm-Saftes allmählig neutralisirt. Hier könnte also 
Fäulniss auftreten; sie wird aber durch das ziehmlich schnelle Vor¬ 
rücken des Darminhaltes verhindert, vielleicht auch durch Einwir¬ 
kung der Galle, welche, wie Talma 1 ) experimentell nachgewiesen 
hat Bakterien abtödtet. N e n c k i und seine Mitarbeiter *) haben je¬ 
doch den aus einer Darmfistel beim Menschen erhaltenen Dünndarm- 
Inhalt untersucht und sind zur Überzeugung gelangt, dass weder 
der Magensaft noch die Galle prompt antiseptisch wirken und 
dass von einer Sterilisation des Darminhaltes keine Rede sein kann. 
Die Mikroben, welche mit der Nahrung in den Darmkanal ge¬ 
langen, werden durch die Verdauungsflüssigkeiten nur in ihrer Ent¬ 
wickelung gehemmt, ohne ihre Lebensfähigkeit einzubüssen. Wenn 
dieselben in den Dickdarm gelangt sind, so werden sie wieder rege 
und bewirken erst hier eine faulige Zersetzung des Darminhaltes, 
wobei Zersetzungsproducte von Eiweissstoffen gebildet werden, wie 
Indol, Skatol, CH 4 , H,S, NH S u. s. w. Die faulige Zersetzung ge¬ 
schieht also im Normalzustände vorwiegend im Dickdarme und hier 
ist eben der Ort zu suchen, von wo aus die von Mikroben erzeug¬ 
ten toxischen Stoffe zur Resorption gelangen. Im Normalzustände 
ist diese Resorption eine geringe, (Autointoxications ä l’6tat normal 
von Roger), da durch tägliche Entleerungen die Mikroben und der 
fäulnissfähige Darminhalt aus dem Organismus fortgeschafft werden. 

Ganz anders verhält sich die Sache bei Erkrankung des 
Darmkanals, bei welchen jeder beliebige Abschnitt desselben den 
Sitz für faulige Zersetzung des Darminhaltes abgeben kann. Es 
kann eine jede Verengung des Darmkanals, durch welche der Inhalt 
aufgehalten wird, zu verschiedenartigen krankhaften Erscheinungen 
Anlass geben, welche gröstentheils auf die toxische Einwirkung des 
in fauliger Zersetzung befindlichen Darminhaltes zurückzu führen sind. 
Hiehcr gehört vielleicht die Tetanie bei der Magenerweiterung, der 
Collaps bei Darmverschluss; es wäre hier auch die Ansicht von 
Brieger anzuführen, nämlich dass im Symptomencomplexe jener 
Krankheiten des Darmcanals, bei welchen Obstipation vorherrscht, 
die Einwirkung der Toxine und Toxalbumine nicht genug berück¬ 
sichtigt worden ist. 

Die klinische Erfahrung zeigt, dass die Symptome, welche bei 
Obstipation Vorkommen, theils locale, theils allgemeine sind. Die im 


') Talma, Zeitschrift für klin. Med 1901. 
a ) Macfadyen, Nencki, Sieber Gaz. lek. 1891. 


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262 


Darme angehäuften Kothmassen verlieren Wasser, nehmen die Ge¬ 
stalt von harten Klumpen an, welche den Darm reizen und eine 
vermehrte Schleimsecretion verursachen, wobei die Koth-Ballen an 
der Oberfläche mit einer Schleim Schicht bedeckt werden und zur 
irrigen Annahme von Darmkatarrh Anlass geben. Diese reizende Ein¬ 
wirkung von Kothmassen kann zu vermehrter wässeriger Ausscheidung 
im Darme führen und eine theilweise Verflüssigung der Kothmassen 
bewirken, so dass die Entleerung derselben in Form von Diarrhöe 
stattfindet. Bei der Fäulniss der Kothmassen entstehen Gase, wel¬ 
che wegen der krampfhaften, durch die anwesenden Kothmassen 
hervorgerufenen Contractionen des Darmes nach aussen nicht ge¬ 
langen können und die s. g. Colica stercoralis herbeiführen, welche 
zu schweren Störungen (Erbrechen, Collaps) und selbst zu Erschei¬ 
nungen von Darmverschluss sich steigern und sogar zu einem le- 
thalen Ausgange führen kann. Zu den örtlichen Veränderungen, wel¬ 
che durch zurückgehaltene Kothmassen verursacht werden können, 
gehören schliesslich die sogenanten Fäcalgeschwüre mit nachfolgender 
localer Peritonäalreizung. 

Ausser den localen Störungen, welche durch die rein mechani¬ 
sche Einwirkung von angehäuften Kothmassen zu erklären sind, be¬ 
gegnet man Ercheinungen, deren Entstehung wir als Allgemeinwirkung 
des zurückgehaltenen Kothes ansehen müssen. Hieher gehören der 
Apetitmangel, das Aufstossen, der üble Geschmack in Munde, dann 
vor allem Störungen von Seite des Nervensysthems, wie Kopf¬ 
schmerzen, Schwindel, hypochondrische Stimmung; es sind so¬ 
gar schwere psychische Störungen auf Obstipation zurückgeführt 
worden. Ob diese Erscheinungen durch Obstipation verursacht wer¬ 
den, oder ob die Obstipation eben nur eines von den Symptomen 
der Nervenkrankheit ist wie z. B. der Hysterie, der Neurastenie, der 
Hypochondrie, ist schwer zu entscheiden. Es ist eine bereits alte An- 
schaung, dass die Stuhlverstopfung hypochondrische Zustände zu 
Folge habe, dagegen hat in letzterer Zeit Dunin*) die Ansicht 
vertreten, dass umgekehrt die Obstipation ein Symptom der Hypo¬ 
chondrie bildet. 

Wenn auch der Zusammenhang zwischen der Obstipation und 
jenen allgemeinen, nervösen Störungen heut zu Tage noch nicht 
vollkommen aufgeklärt ist, so erscheint eine ganze Reihe von an¬ 
deren Symptomen, welche die Obstipation oft begleiten, viel leichter 


') D u n i n : 0 habitualnem zaparciu atolca, (Über habituelle Stuhl¬ 
verstopfung) Odczyty kliniezne Nr. XII. S. II. 1890. 


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263 


verständlich. Ich meine hier Symptome, wie das Gefühl der 
Schwere und der Eingenommenheit des Kopfes, Schwindel, Gefühl 
von Hitze im Kopfe, vasomotorische Erscheinungen, wie Blässe des 
Gesichtes, Kälte der Extremitäten, welche bei mehrtägiger Obstipation 
auftreten, um dann, nach einer Stuhlentleerung, zu verschwinden. Es 
muss also ohne Zweifel irgend ein Causalnexus zwischen diesen Zu¬ 
ständen und der Obstipation obwalten. In dieser Hinsicht hat man 
also einerseits den hohen Zwerchfellstand und die dadurch erschwerte 
Circulation und Athmung beschuldigt, andererseits die besagten Sym- 
tome als Reflex-Ercheinungen aufgefasst, welche durch die reizende 
Wirkung der angehäuften Kothmassen hervorgerufen werden. L e u b e 
hingegen sieht den Druck, welchen die Kothmassen auf den Plexus 
haemorrhoidalis ausüben, als die Ursache der nervösen Symptome, be¬ 
sonders des Schwindels an. Da nun alle diese Umstände zur Erklä¬ 
rung der besagten Symptome nicht ausreichen, hat man schliesslich 
die chemischen Prozesse in Betracht gezogen, welche im Darme 
stattfinden und suchte in der Resorption von Fäulniss-Producten 
des Darminhaltes die eigentliche Ursache dieser Erscheinungen. 

Wie oben bereits bemerkt, ist der Dickdarm jener Ort, an wel¬ 
chem die Fäulnissprozesse lebhaft vor sich gehen. Bei der Zersetzung 
von Eiweissstoffen enstehen Verbindungen, wie Phenol, Parakresol, 
Indoxyl, Brenzcatechin, Skatol, Oxyphenyl-Essigsäure, Amidosäuren, 
welche zum Theil in Verbindung mit Schwefel im Harne aus¬ 
geschieden werden. Ausserdem hat G u 1 e w i c z in letzter Zeit darauf 
aufmerksam gemacht, dass das Cholin, ein Derivat des Lecithins, 
welches in vielen Nahrungsmitteln enthalten ist, unter dem Einflüsse 
von Mikroben leicht in Neurin und in Muscarin übergeht. Dieser Zer¬ 
fall geht meistens weiter bis in CO, u. NH,; man kann jedoch an¬ 
nehmen, dass dieser Prozess durch den Einfluss von anderen Kör¬ 
pern, welche gleichzeitig sich bilden, wie von Phenol, gehemmt 
wird, so dass die Plomaine, wie Muscarin zur Resorption gelangen kön¬ 
nen. Dass die Fäulnissprocosse im Darme bei Obstipation bedeutend 
sich steigern, hat Pfungen durch Nachweis der Zunahme von Aether- 
schwefelsäure im Harne ermittelt. 

In der Resorption von Fäulnissproducten aus dem Darme könnte 
also die Ursache der nervösen und vasomotorischen Störungen bei 
Obstipation liegen. Doch ist bis jetzt der Einfluss von Fäulnisspro¬ 
ducten des Darmkanals auf die Circulationsorgane experimentell 
noch nicht festgestellt worden. Um diese Lücke auszufüllen d. h. 
um sich zu überzeugen, ob und inwieferne die Fäulnis-Produkte, 
welche bei der Einwirkung von Darm-Mikroben entstehen, auf die 
Circulation beziehungsweise auf das Verhalten des Blutdruckes und 


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264 


der vasomotorischen Centra einwirken — habe ich eine Reihe 
von Experimenten mit fäcalen Toxinen vorgenommen, um auf 
diese Weise die klinische Erfahrung durch Beobachtungen zu erklä¬ 
ren, welche bei Versuchen an Thieren eventuell gemacht werden 
können. 

Zu diesen Untersuchungen hat ein Fall Anlass gegeben, wel¬ 
chen ich in der letzten Zeit, in der medicinischen Klinik Gele¬ 
genheit hatte zu beobachten, und welchen ich mir erlaube in Kürze 
zu beschreiben. Die 20 J. alte Kranke wurde am 2. December 1900 
in die Klinik aufgenommen. Erbliche Anlage nicht nachweisbar; 
mit Ausnahme von im Kindesalter überstandener Infectionskrank- 
heiten, wie Diphtherie und Masern war sie immer gesund. Seit andert¬ 
halb Jahren klagt sie über Schmerzen in der Herzgrube, über saures 
Aufstossen und saures Erbrechen, welche gewöhnlich kurz nach 
Aufnahme von Speisen auftreten. Die Kranke leidet auch an Obsti¬ 
pationen, welche je 2—4 Tage andauern. Sie hat keinen Appetit und lebt 
wie sie sagt, „in strenger Diät“, indem sie nur Suppe und Milch 
zu sich nimmt. 

Status präsens: Wuchs mittelgross, Ernährungszustand mässig. 
Im Bereiche der Hirnnerven und des Thorax keine Abnormitäten. 
Der Unterleib in der Herzgrube etwas aufgetrieben und auf Druck 
etwas empfindlich. Im Magen lässt sich ein plätscherndes Geräusch 
vernehmen, bis auf drei Finger über der horizontalen Nabel-Linie. 
Bis zu dieser Linie erstreckt sich auch der Magen nach dem Auf¬ 
blasen. Leber, und Milz normal, Harn ebenfalls. Während der klini¬ 
schen Beobachtung hat man sich überzeugt, dass die Kranke wirk¬ 
lich nur alle 3 —4 Tage Stuhl hat, wobei man beobachtete, dass 
während der Obstipation die Hände und die Füsse blass und kalt 
sind, und nach einer jeden Defäcation warm und geröthet werden. 
Auf Befragen bestätigt die Kranke, dass auch sie selbst bemerkt 
hatte, dass während der Obstipation die Hände und die Füsse kalt 
werden. Wir hatten also in diesem Falle ganz gewiss vasomotori¬ 
sche Störungen vor sich, welche mit der anomalen Function des 
Darmes in einem gewissen Zusammenhänge standen und unwillkür¬ 
lich drängte sich die Idee auf, dass bei der Kothstauung gewisse 
Zersetzungs-Producte des Darminhaltes zur Resorption gelangen und 
jene Circulationsstörungen hervorrufen. 

Wir kommen jetzt zur Beschreibung unserer Experimente. Ich 
habe mir die Frage gestellt, ob die Einführung in den Kreislauf von 
zufälligen, durch den Lebensprozess von Darmmikroben erzeugten 
Fäulnissprodukten auf die Circulationsorgane einen Einfluss habe. 
Behufs Erhaltung dieser Producte habe ich auf 200 cm* Bulion eine 


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266 


minimale Quantität von Menschenkoth geimpft, um eine gemischte Cul- 
tur der im Kothe enthaltenen Mikroben zu erzielen. Diese Cultur liess 
ich durch 48 Stunden in einer Temperatur von 37 # C. sich entwickeln, 
hierauffiltrirte ich dieselbe mittelst eines Chamberlan d’schenPor- 
celanfilters; das auf diese Weise erhaltene Filtrat enthält eine gewisse 
Quantität von Toxinen und wurde bei meinen Versuchen verwendet. 
Solche Culturen bereitete ich sowohl aus normalen Fäces als auch 
aus Fäces bei Diarrhöe, bei spontaner und artificieller Obstipation 
und bei Milchdiät; auch habe ich Gelegenheit gehabt, in dieser Weise 
den Dünndarm Inhalt zu untersuchen, welcher bei einer, wegen chro¬ 
nischer Darmverengerung ausgeführter Operation erhalten wurde. 

Um zu ermitteln, ob die Fäulnissproducte bereits fertig in den 
Fäces enthalten sind, habe ich auch aus Fäces direct Extracte be¬ 
reitet, indem ich 50 grm Koth mit 100 cm physiologischer Kochsalz Lö¬ 
sung verrieb, durch einen Chamberlan d’schen Filter filtrirte und mit 
solchen Filtraten dieselben Versuchs-Reihen anstellte, wie mit den 
aus den Culturen erhaltenen Filtraten. 

Zu den Versuchen verwendete ich Hunde und Kaninchen. Don 
Einfluss dieser Toxine auf die Kreislaufs-Organe bestimmte ich durch 
Blutdruckmessung. Zu diesem Zwecke wurde eine Carotis mit einem 
Ludwig’sehen Kymographion in Verbindung gesetzt und die To¬ 
xine bei Kaninchen in eine Jugularvene, bei Hunden in eine Cru- 
ralvene eingeführt. Die Injection wurde möglichst langsam und zwar 
einige Secunden lang ausgeführt, um den Einfluss einer plötzlichen 
Vermehrung der Flüssigkeitsmenge in den Gefässen möglichst aus- 
zuschliessen. Die Menge der auf einmal eingeführten Flüssigkeit 
betrug 2—5 cm 3 . Um den Einfluss von willkürlichen Bewegungen 
der Versuchthiere auf den Kreislauf auszuschliessen, habe ich einige 
Versuche an curarisirten Thieren angestellt. 


ft. €xp«rimente mit filtrirten fScal-CnUarcn. 

1) jformaU Fäces: 

Als normale Fäces habe ich jene betrachtet, welche von In¬ 
dividuen stammten, deren Krankheiten mit dem Darmkanale in 
keiner Beziehung standen, und welche einmal in 24. Stunden 
Stuhlgang hatten. 


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266 


Versuch I. 

Kaninchen, von 1400 gr. Körpergewicht. Nach Fixirung am 
Vivisectionsbrette wird die linke Carotis mit dem Ludwig’sehen 
Kymographion in Verbindung gesetzt und in die rechte Iugularvene 
die Canüle einer 5 gr. fassenden Spritze eingeführt. Es wird auch 
Tracheotomie ausgeführt, um jederzeit künstliche Athmung vorneh¬ 
men zu können. Die verwendeten Toxine stammten aus den Fäces 
eines mit Herzfehler im Compensations-Stadium behafteten Individu¬ 
ums. Der Koth war von normaler Consistenz (einmal in 24 St.) zeigte 
unter dem Mikroskope die gewöhnlichen Bestandtheile. 


Zeit 

Blutdruck 

Puls in 10 
Secunden 


Anmerkung 

10 h 17' 44" 

106 

52 

5 

cm* Toxine 

10 h 17' 54" 

103 




10 h 17' 58" 

120 




10 h 18' 03" 

134 

54 



10» 18' 12'' 

132 




18" 

130 

53 



28" 

116 




46" 

100 




10 h 19' 19" 

98 

55 

5 

cm’ Toxine 

CvJ 

CO 

121 




39" 

121 

54 



10 h 20' 03" 

106 

56 



10 h 20' 21" 

98 

54 



10 h 21' 23" 

94 

52 

5 

cm’ Toxine 

29" 

101 




39" 

120 




45" 

124 

51 



55" 

98 





Dieser Versuch zeigt, dass unsere aus normalen Fäces be¬ 
reiteten Toxine in einer Menge von 5 cm’, ins Blut injicirt, den 
Blutdruck ziemlich beträchlich steigern, doch wurde eine merkliche 
Verlangsamung der Herzaction nicht beobachtet. 

Versuch II. 

Kaninchen von 1600 gr. Körpergewicht. Vorbereitungen wie 
oben. Toxine aus normalen Fäces (einmal auf 24 St.) eines Kranken 
mit Aortenaneurysma. Die Fäces zeigen unter Mikroskope normale 
Bestandtheile. 


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267 


Zeit 

Blutdruck 

10 h 30' 

122 

12" 

114 

18" 

126 

34" 

124 

42" 

120 

50" 

118 

57" 

106 

10 h 31' 07" 

128 

28" 

116 


Puls in 10 

Secunden Anmerkung 
44 2 cm’ Toxine 

44 

44 3 cm’ Toxine 

44 


Bei diesem Versuche hatten kleine Gaben von Toxinen nur 
eine unbedeutende Hebung des Blutdrucks zu Folge, welcher je¬ 
doch ein deutliches Sinken desselben vorangieng. Eine Aenderungen 
der Pulsfrequenz wurden nicht beobachtet. 


Versuch III. 

Hund von 4.200 gr. Körpergewicht. Nach Fixirung des Versuchs- 
thieres wurde die linke Carotis mit dem Ludwig’s eben Kymo- 
graphion in Verbindung gesetzt, Tracheotomie ausgeführt, in die 
rechte Femoralvene die Canüle einer 6 gr. fassenden Spritze einge¬ 
führt, das Thier curarisirt, und künstliche Athmung vorgenommen. 
Die toxinhaltige Flüssigkeit wurde aus normalen Fäces eines an 
Infiltratio apicum pulmonum leidenden Individuums bereitet. Diese 
Fäces erweisen sich unter dem Mikroskope als normal. 




Blutdruck 

Puls in 10 


Zeit 


max. 

min. 

Secunden 

Anmerkung 

10“ 40' 


230 

204 

35 


10'* 41' 

25" 

228 

200 

36 

5 cm. Toxine 

10 h 41' 

42" 

186 

164 

41 


10 h 42' 

06" 

242 

210 

88 


10 h 43' 

04" 

210 

192 

35 

5 cm. Toxine 


23" 

180 

160 

39 



45" 

242 

233 

42 


10 u 46' 

20" 

197 

188 

33 



Die in die Vene injicirten stercoralen Toxine haben auch beim 
Hunde Blutdruck-Steigerung zu Folge. Der ganze Verlauf der Blut* 


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268 


druck-Welle geht jedoch langsamer vor sich, als beim Kaninchen, 
wobei man auch ein vorangehendes Sinken des Blutdrucks beob¬ 
achtet. 


Versuch IV. 

Kaninchen von 1720 gr. Körpergewicht. Vorbereitungen wie 
oben. Die toxinhaltige Flüssigkeit war aus normalen Fäces (einmali¬ 
ger Stuhl in 24 St.) eines Kranken mit Neurofibromatosis multi¬ 
plex erhalten. 


Zeit 

Blutdruck 
max. min. 

Puls in 10 
Secunden 

Anmerkung 

10" 15' 

114 

112 

50 


46" 

116 

112 

46 

2 cm*. Toxine 

57" 

120 



10 h 16' 05" 

136 

132 

44 


10 h 16' 11" 

128 

124 



34" 

120 

46 


10 h 17' 16" 

110 

47 



Es ergibt sich also auch bei diesem Versuche, dass die Injec- 
tion ins venöse Blut von aus normalen Fäces gewonnenen Toxinen beim 
Kaninchen den Blutdruck steigert, wobei eine deutliche Verlangsa¬ 
mung des Pulses bemerkt werden konnte. 

Wir sehen also, dass die auf dem Wege der Cultur aus nor¬ 
malen Fäces gewonenen Toxine, in Venen injicirt, der Blutdruck sowohl 
beim Hunde als auch beim Kaninchen steigern. Um zu ermitteln 
ob diese Wirkung von den Toxinen oder von der in den Blutkreis¬ 
lauf eingeführten Flüssigkeits-Menge oder vielleicht von der Einwirkung 
des Bulions abhängt, habe ich einen Versuch angestellt, in welchem ich 
den zu Culturen verwendeten, reinen Bulion ferner auch physiologische 
Lösung von NaCl injicirte. Hiebei habe ich je 5 cm*. Flüssigkeit in¬ 
jicirt d. i. die maximale, bei den Versuchen mit Toxinen verwendete 
Quantität. 


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269 


Versuch V. 

Kaninchen, von 1400 gr. Körpergewicht. Vorbereitungen wie oben. 





Puls in 10 



Zeit 


Blutdruck 

Secundeu 


Anmerkung 

10 h 15' 


96 

45 




07" 

96 

48 

5 

cm.* Bulion 


15" 

73 

50 




21'' 

82 





31" 

90 




10 h 16' 

18" 

101 

50 

5 

cm.* Na CI 

10" 16' 

29" 

102 





36" 

102 





56" 

100 

50 




Wir sehen also, dass eine Injection von 5 cm* des von mir 
verwendeten reinen Bulions in die Vene des Kaninchens den Blut¬ 
druck herabsetzt und dass die Blutdruck-Curve sich dabei gerade 
entgegengesetzt verhält wie nach Injection derselben Menge von 
Fäcal-Toxinen. Nach Einspritzung von 5 cm 1 physiologischer Koch¬ 
salzlösung in die Vene des Kaninchens haben wir beinahe keine 
Blutdrucksteigerung (+ 1 mm. Hg.) erhalten. 

Dieser Versuch beweist, dass in den Bulionculturen von Fäcal- 
Mikroben Producte enthalten sein müssen, welche auf den Kreislaufs- 
Apparat intensiv wirken, und zwar den Blutdruck energisch steigern, 
da ja reiner Bulion, wie wir sehen, eine entgegengesetzte Wir¬ 
kung ausübt. 

Wenn man diese Blutdrucksteigerung erklären will und dabei 
selbstverständlich die Einwirkung der ins Blut eingeführten Flüssig¬ 
keitsmenge als solcher ausgeschlossen hat, so kommt man zur Über¬ 
zeugung, dass dieselbe entweder durch eine verstärkte und beschleu¬ 
nigte Herzaction oder auch Verengerung der Arterien zu Stande 
kommen kann. Unsere bisherigen Versuche ergaben, dass die Fäcal- 
toxine auf die Herzaction selbst keinen nennenswerten Einfluss haben, 
und dass die Beschleunigung der Herzaction zur Erklärung der Blut¬ 
drucksteigerung nicht herangezogen werden kann. Die Pulsfrequenz 
ändert sich nach Injection von Fäcaltoxinen in die Venen entweder 
gar nicht oder sie verlangsamt sich sogar. Die Ursache der Blutdruck¬ 
steigerung kann also nur in der Contraction der peripheren Gefässe 
liegen, welche unter dem Einflüsse der vasomotorischen Centra stehen. 
In dieser Voraussetzung habe ich mit Injection von Fäcaltoxinen 
Versuche an Thieren angestellt, bei denen die Nervi Vagi durch¬ 
schnitten und welche vorher mit Chloralhydrat intoxicirt waren. 

Polo. Archiv f. biol. u. mrd. Wissen sch. 

Archives polon. d. scieno. biol. et medio. 1“ 


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270 


Versuch VI. 

Kaninchen von 1950 gr. Körpergewicht. Vorbereitungen wie 
oben. Toxinhaltige Flüssigkeit, erhalten aus den Fäces einer an chro- 
Obstipation kranken Frau. Wegen Suffocations Erscheinungen wird 
künstliches Athmen eingeleitet. 



Blutdruck 

Puls in 10 


Zeit 

max. 

min. 

Secunden 

Anmerkung 

10»* 41' 

68 

63 

46 


10 b 41' 50" 

67 

62 

45 


10 h 43' 

65 

59 

48 

3 cm*. Toxine 

17" 

109 

105 

52 


40" 

10 h 44' 

10* 44' 30" 

83 

75 

52 

Durchschneidung des 
rechten Vagus 
Durchschneidung des 
linken Vagus 

10» 45' 

62 

58 

50 


10» 46' 

60 

55 

48 


10» 47' 05" 

53 

43 

58 

3 cm. Toxine 

10» 47' 28" 

107 

104 

52 


10» 48' 04" 

101 

95 

54 


10» 48' 50" 

75 

70 

64 



Nach Einführung von 3 cm*. Toxine in die Vene hat sich der 
Blutdruck bedeutend gesteigert, was auch nach der zweiten Injec- 
tion der Fall war, obwohl die beiden Vagi durchschnitten waren. 

Um wenigstens annähernd zu bestimmen, ob die Fäcaltoxine durch 
Einwirkung auf die vasomotorischen Centra den Blutdruck steigern, 
wurde ein Versuch in der Weise ausgeführt, dass, nach vorheriger Be¬ 
stimmung der Blutdruck-Steigerung in Folge von Injection von Fäcal- 
toxinen, das Thier mit Chloralhydrat vergiftet wurde. Das Chloralhy- 
drat lähmt, wie bekannt, die vasomotorischen Centra im verlänger¬ 
ten Marke. Wenn also unter dem Einflüsse von Chloralhydrat die 
Injection von Toxinen Blutdrucksteigerung bewirken sollte, so könnte 
man annehmen, dass dieselbe durch verstärkte Herzaction be¬ 
wirkt werde. 


Versuch VII. 

Kaninchen von 1600 gr. Körpergewicht. Vorbereitungen wie 
oben. Die toxinhaltige Flüssigkeit wurde aus Fäces nach Milchdiät 
erhalten, die den Blutdruck bedeutend gesteigert hatten. (Versuch XVL). 


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271 


Zeit 

Blutdruck 

Puls in 10 
Secunden 

Anmerkung 

10“ 42' 

104 

36 


IO* 42' 30" 

107 

36 


10“ 43' 

106 

36 

5 cm*. 10% Chloral 

M- 

CO 

44 

32 


44" 

62 

32 

2V, cm*. 10% Chloral 

10" 44' 32" 

59 

34 

5 cm*. Toxine 

10“ 44' 57" 

66 

34 


10“ 45' 16" 

64 

34 

Reizung der Pfote 

10“ 45' 23" 

63 

32 


36" 

62 

34 

5 cm*. Toxine 

10“ 45' 56" 

65 

34 


10“ 46' 17" 

64 

34 

Toxine 5 cm*. 

36" 

64 

34 


46" 

64 

34 


Ich will gleich 

auch folgenden Versuch anführen: 


Versuch VIII. 

Kaninchen, von 1700 gr. Körpergewicht. Vorbereitungen wie 
oben. Die toxinhaltige Flüssigkeit war aus diarrhoischen Fäces 
(6 Stuhlentleerungen innerhalb 24 Stunden) eines an Circhosis hepatis 
Hypertrophien leidenden Kranken bereitet. Diese Flüssigkeit hatte den 
Blutdruck bedeutend gesteigert, wobei Arythraie aufrat. 


Zeit 

Blutdruck 

10“ 23' 

100 

10“ 23' 50" 

106 

10“ 24' 12" 

104 

10“ 24' 29" 

54 

10“ 24' 46" 

82 

10“ 25' 03" 

62 

10“ 25' 22" 

38 


Ohne Einfluss 

10“ 25' 51" 

26 

10“ 26' 01" 

33 

10“ 26' 10" 

34 

10“ 26' 51" 

41 

10“ 26' 61" 

34 


Puls in 10 
Secunden 

Anmerkung 

48 


47 


47 

10% Chloral 2 cm. 

42 

Reizung der Pfote 


10% Chloral 1 cm. 1 

35 

Reizung der Pfote 


Reizung der Pfote 

38 

3 cm.* Toxine 

37 

5 cm.’ Toxine 


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272 




Puls in 10 

Zeit 

Blutdruck 

Secunden 

Anmerkung 

10 h 27’ 19" 

42 

42 1 


10 h 27' 40" 

30 

42 

Arythmie 

IO* 28' 

32 

44 1 


10* 28' 17" 

33 


linker Vagus durchschnitten 

10 h 28' 40" 



rechter Vagus durchschnitten 

10 h 28' 55" 

50 

47 

Arythmie 

10 h 29' 31" 

45 


Arythmie, Chloral 10% 1 cm. 

10“ 29' 41" 

33 

41 

kleinere Arythmie 


max. min. 



10 h 30' 03" 

42 36 


Arythmie, 5 cm.* Toxine 

10 h 30' 33" 

46 38 


sehr deutliche und lange an¬ 




haltende Arythmie 

10 h 34' 25" 

44 38 

42 

Arythmie, 2•/, cm.’ 2% Atro¬ 




pin 

10 h 34' 56" 

30 

40 

rythmisch 

10 h 35' 47" 

48 


rythmisch Toxine 5 cm. 

10 h 35' 58" 

50 42 

42 

arythmisch, wie vor Atropin 

Wenn 

wir die Ergebnisse dieser 

drei letzten Experimente nä- 


her betrachten, kommen wir zum Schlüsse, dass die in die Vene in- 
jicirten Fäcaltoxine durch Reizung der vasomotorischen Centra im 
verlängerten Marche den Blutdruck steigern, da die Injection der¬ 
selben nach Lähmung dieser Centra in Folge der Einwirkung von 
Chloralhydrat nur eine ganz unbedeutende Steigerung des Blut¬ 
druckes bewirkt. Diese Toxine wirken auch auf die Herzaction, indem 
sie Arythmie zu Folge haben und wie die Versuche mit der Durch¬ 
schneidung der Nervi Vagi und mit Anwendung von Atropin bewei¬ 
sen, geschieht diese Einwirkung aufs Herz weder durch die Vermit¬ 
telung der Vaguscentra im verlängerten Marke, noch der Nervenen¬ 
digungen des Nervus Vagus im Herzen selbst, da doch im ersteren 
Falle die Durchschneidung der N. Vagi keine Veränderungen im 
Rythmus der Herzaction zu Folge haben könnte, im letzteren Falle 
die Vergiftung mit Atropin ohne Einfluss bleiben müsste. 

Da nun weder die Durchneidunnng der N. Vagi, wodurch die 
Verbindung zwischen den Hemmungscentren und dem Herzen durch¬ 
trennt wird, noch die Vergiftung mit Atropin, welche das periphere 
Hemmungscentrum des Herzens lähmt, diese Wirkung der Toxine auf¬ 
hebt, so ist es ganz klar, dass die Toxine entweder auf den motori¬ 
schen Nervenapparat im Herzen selbst, oder direct auf den Herz¬ 
muskel einwirken. 


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273 


Die Ergebnisse der Experimente mit Filtraten von aus norma¬ 
len Fäces erhaltenen Culturen lassen sich also in folgenden drei 
Sätzen zusammenfassen 1) Die intravenöse Einführung von Fäcal- 
toxinen bewirkt Blutdruck-Steigerung in den Arterien. 2) Diese Blut¬ 
druck-Steigerung ist eine Folge der Reizung der vasomotorischen 
Centra. 3) Diese Toxine wirken möglicherweise auch auf de,n Herz¬ 
muskel selbst. 


2. ftbnortc fius. 

Es dürfte von Interesse sein, zu ermitteln, inwiefern Erkran¬ 
kungen des Darmkanals oder allgemeine Krankheiten auf das Ver¬ 
halten und die Qualität der Darmbakterien von Einfluss sind, ob 
also die aus derartigen Fäces cultivirten Toxine sich nicht anders 
verhalten, als die aus normalen Fäces durch Züchtung erhalten 
Toxine» 

Als abnorme Fäces, bezeichne ich Fäces von Personen, welche 
an Krankheiten des Darmkanals leiden z. B. an Darmkatarrh mit 
Diarhöe, an chronischer Invagination des Dickdarmes, oder an ha¬ 
bitueller Stuhlverstopfung. In dieselbe Gruppe reihe ich auch die 
Fäces bei algemeinen Krankheiten ein, wie z. B. bei Flecktyphus 
oder bei Diabetes mellitus . 


a) Diarrhoisclie Fäces. 

Zu den betreffenden Versuchen verwendete ich diarrhoische 
Fäces von Kranken, bei welchen die Diarrhöe als eine Nebener¬ 
scheinung im Verlaufe einer anderen (Haupt ) Krankheit auftrat. 


Versuch IX. 

Kaninchen von 1600 gr. Körpergewicht. Vorbereitungen wie 
oben. Toxinhaltige Flüssigkeit aus diarrhoischen Fäces einer an 
Enteritis chronica leidender Frau erhalten. Am betreffenden Tage 
hatte die Kranke neunmal binnen 24 Stunden, tagsvorher sechsmal 
Entleerungen. Unter dem Mikroskope findet man in den Fäces Detri¬ 
tus, Muskelfasern mit erhaltener Querstreifung, Krystalle von phos¬ 
phorsaurer Amoniak-Magnesia, spärliche Exsudatkörperchen und 
zahlreiche Mikroorganismen. 


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274 





Puls in 10 


Zeit 


Blutdruck 

Secunden 

Anmerkung 

10 h 31' 

48" 

110 

44 



58" 

112 

44 


10» 32' 

18" 

108 

44 

3 cm. Toxine 

10 h 32' 

ca 

CO 

m 

42 


10 h 33' 

05" 

104 

• 


10 h 33' 

13" 

106 

42 

5 cm. Toxine 

10 h 33 

30" 

130 

40 


10 h 33' 

44" 

116 



10» 34' 

11" 

104 

44 



Versuoh X. 

Kaninchen, von 1700 gr. Körpergewicht. Toxinhaltige Flüssig¬ 
keit bereitet aus dünflüssigen Fäces eines an Cirrhosis hepalis hyper- 
trophica leidenden Kranken. Am betreffenden Tage hatte der Kranke 
sechs Stuhlentleerungen. Unter dem Mikroskope fanden sich in den 
Fäces zahlreiche Fett-Tropfen, Krystalle von Phosphaten und zahl¬ 
reiche Mikroben. 




Puls in 10 


Zeit 

Blutdruck 

Secunden 

Anmerkung 

10“ 20' 

77 

51 


10 h 20' 10" 

80 

50 


10 h 20' 25" 

86 

51 


10 h 20' 40" 

85 


1 cm* Toxine 

10 h 20' 43'' 

72 



10» 20' 47" 

102 

45 


10» 20' 57" 

82 

45 


10* 21' 51" 

96 

48 

3 cm* Toxine 

10" 22' 

80 



10 h 22' 05" 

144 

44) 


10 h 22' 10" 

143 

} 

Arythmie 

10 h 22' 20" 

120 

52 


19 h 23' 

100 




Aus diesen beiden Experimenten ergibt sich, dass aus diarrhoi- 
schen Fäces bereitete Toxine, nach Injection in eine Vene, auf den 
Blutdruck nicht minder deutlich und auf den Herzmuskel sogar ener¬ 
gischer einwirken, als Toxine aus normalen Fäces und Arythmie 
zu Folge haben. 


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275 


b) Fäces bei Obstipation. 

Die folgenden Versuche bezweckten die Ermittelung, ob die aus 
Fäces bei Obstipation bereiteten Toxine in Betreff der Intensität 
ihrer Einwirkung sich nicht anders verhalten. Wie oben bereits er¬ 
wähnt, hat Pfungen nachgewiesen, dass bei Obstipation der Pro- 
cess der Darmfäulniss lebhafter vor sich geht. Die Obstipation 
könnten wir auch vom Standpunkte der sog. „caviti dose “ betrachten, 
da, wie Klecki und Dieulafoy hervorgehoben haben,die Virulenz 
der Mikroben sich steigert, wenn dieselben in geschlossenen Höhlen sich 
entwickeln. Die Einwirkung der aus Obstipations-Stühlen erhaltenen 
Toxine war für uns desto mehr interessant, da wir, wie bereits oben 
bemerkt, bei einer Kranken, deren Krankengeschichte angeführt 
wurde, während der Obstipation vasomotorische Störungen beob¬ 
achtet hatten. Zu diesem Zwecke habe ich Fäces von dieser Kranken, 
die nach einer sechstägigen Obstipation abgegeben worden waren, 
in zwei Kolben von je 200 gr. Inhalt auf Bulion geimpft und die 
eine Cultur nach 48 Stunden, die andere erst nach 96 Stunden fil- 
trirt. Ich wollte mich nämlich überzeugen, ob ein längeres Verblei¬ 
ben dieser Cultur in einer Temperatur von 37° C. auf die Virulenz der 
Toxine Einflus habe. Diese Fäces hatten die Gestalt von kleinen 
harten Kugeln. Unter dem Mikroskope fand man Detritus und viele 
Mikroben. 


Versuch XI. 

Kaninchen, von 1950 gr. Körpergewicht., Vorbereitungen wie 
oben. Wegen Unruhe des Thieres wurde künstliches Athmen ein- 
geleitet. 



Blutdruck 

Puls in 10 


Zeit 

max. 

min. 

Secunden 

Anmerkung 

10“ 15' 

90 

87 

50 


10 h 17' 

80 

58 

54 

künstliches Athmen 

10 h 17, 10" 

75 

56 


5 ctn 3 2 tägige Toxine 

10“ 17 27" 

m 

116 

56 


56" 

110 

89 

56 


10“ 18' 28" 

96 

69 



10“ 18' 32" 




gewöhnliche Athmen 

10“ 18' 52" 

98 

96 

53 


10 h 20' 20" 

93 

91 

49 

2cm* 2 tägiger Toxine 

10“ 20' 31" 

112 

109 

49 


10“ 21' 46" 

90 

87 

50 

1 cm’ 2 tägiger Toxine 


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276 


Blutdruck Puls in 10 


Zeit 

max. 

min. 

Secunden 

Anmerkung 

10 h 22' 06" 

104 

102 

49 


10 h 22' 38" 

88 

86 

47 


10 h 23' 39" 

88 

86 

47 

1 cm* 4-tägiger Toxine 

10 h 23' 48" 

80 

78 



10 h 23' 55" 

98 

95 

47 


10 h 24' 14" 

92 

90 

46 

1 cm* 4-tägiger Toxine 

10 h 24' 20" 

88 

86 



10 h 24' 25" 

102 

97 

50 


10 h 24' 36" 

90 

87 

48 

2 cm* 4-tägiger Toxine 

10 h 24' 50" 

114 

110 

48 


10 h 25' 26" 

90 

80 

50 


10 h 26' 09" 

82 

81 

50 

5 cm’ 4-tägiger Toxine 

10 h 26' 29" 

112 

110 

48 


10 h 26' 37" 

116 

114 

50 


10“ 27' 

90 

88 

50 



Aus diesem Vesuche ist ersichtlich, das die aus Obstipations- 
Fäces erhaltenen Toxine nach Injection in die Vene den Blutdruck 
ebenfalls steigern und zwar viel bedeutender, als jene Toxine, die 
aus diarrhoischen, oder aus normalen Fäces gewonnen wurden. Ein 
längeres Verbleiben der Cultur in der Temperatur von 37° C. hatte 
keinem Einfluss auf die Virulenz. 


Versuch XII. 

Kaninchen, von 1720 gr. Körpergewicht. Toxine bereitet aus 
den Fäces eines an Zuckerharnruhr kranken Individuums, welche 
nach einer zweitägigen Obstipation abgegeben wurden. Die Fäces wa¬ 
ren compact, hart, nach gemischter Diät; im Harne 6% Zucker-Gehalt. 



Blutdruck 

Puls in 10 


Zeit 

max. min. 

Secunden 

Anmerkung 

10 h 18' 45" 

104 44 



10 h 18' 55" 

108 



10 h 19' 15" 

112 44 



10 h 19' 25" 

111 108 

42 

3 cm* Toxine 

10 h 19' 44" 

156 152 

42 


10»« 20, 28" 

120 



10 h 20' 49" 

109 



10 h 21' 14" 

98 

46 



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277 


Wir hatten also in diesem Falle eine sehr bedeutende Blutdruck- 
Steigerung bereits nach der Injection von 3 cm*. Toxine. 

Um uns zu überzeugen, ob künstlich herbeigeführte Obstipa¬ 
tion auf die Virulenz der Toxine Einflus habe, habe ich dem an 
Neurofibrotnatosis multiplex leidenden Patienten Tannalbumin und 
Bismuthum subnitricum aa 0 30, 3 mal täglich gereicht und erzielte 
dadurch eine 3 tägige Stuhl Vorhaltung. Den ersten hierauf abgege¬ 
benen Stuhl habe ich zur Impfung auf Bulion verwendet. 

Die normalen Fäces dieses Kranken habe ich ebenfalls unter¬ 
sucht. (siehe Versuch IV.) 


Versuoh XIII. 


Kaninchen, von 

1720 gr. Körpergewicht. Vorbereitungen wie 

oben. 





Puls in 10 

Zeit 

Blutdruck 

Secunden Anmerkung 

10» 16' 50" 

115 

46 

10» 17' 05" 

108 

47 

10» 17' 16" 

110 

47 3 cm* Toxine 

10» 17' 24" 

108 



max. min. 


10» 17' 34" 

136 131 

43 

10» 17' 44" 

124 


10» 18' 05" 

118 

44 

10» 18' 45" 

104 

• 


Wenn man diese Ergebnisse mit jenen beim Versuche IV. ver¬ 
gleicht, wo dieselbe Menge von Toxinen aus normalen Fäces des¬ 
selben Patienten injicirt wurde, so ergibt sich, dass eine künstlich 
herbeigeführte Stuhlverhaltung keinen merklichen Einfluss auf die 
Virulenz der Toxine hat. Anders verhält sich die Sache mit den Toxi¬ 
nen bei spontanen Obstipationen. Hier sehen wir nach Injection, 
von 5 cm*, toxinhaltiger Flüssigkeit eine Steigerung des Blutdrucks 
um 36 mm. Hg. (Versuch XI.), also eine Differenz, welche bei An¬ 
wendung von Toxinen aus normalen Fäces nicht vorgekommen ist. 


Im Laufe meiner Arbeit habe ich auch Fäces von einem Falle 
von Flecktyphus und einem Falle von chronischer Dickdarm-Invagi- 
nation untersucht. Der erste Kranke befand sich im Stadium des 


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278 


continuirlichen Fiebers, hatte jedoch täglich Stuhl. Es wurde abso¬ 
lute Diät beobachtet und nur Milch, Weinsuppe, schwarzer Kaffe, 
Suppe mit Ei verabreicht. Der zweite Kranke erhielt gewöhnliche 
gemischte Kost und hatte täglich einen Stuhl von breiiger Consi- 
stenz. Wir wollen die Fäcaltoxine vom Typhuskranken mit «i und 
die vom anderen Kranken mit Invagination mit b. bezeichnen. 


Versuch XIV. 

Kaninchen, von 1659 gr. Körpergewicht. Vorbereitungen wie 


Zeit 

Blutdruck 

Secunden 

Anmerkung 

10 h 30' 

113 

56 


10 h 31' 01” 

114 

54 


10 h 31' 15” 

114 


2 cm* Toxine a 

IO* 31' 17” 

127 

54 


10 h 31' 19” 

112 



10 h 31' 21” 

127 



10 h 31' 25” 

124 



IO" 31’ 35" 

118 



10 h 31’ 55” 

113 


3 cm* Toxine a 

10 h 32’ 06” 

132 

55 


10» 32’ 17” 

121 



10» 32’ 48” 

112 

54 


10 h 32’ 55” 

112 


2 cm* Toxine b 

IO 1 * 33’ 03” 

116 . 



10 h 33’ 08” 

126 

57 (beschleunigt) 

IO“ 33’ 19” 

115 



IO“ 33’ 27” 

114 

54 


10“ 33’ 42” 

114 


3 cm* Toxine b 

10“ 33’ 54; 

134 

54 


10“ 34’ 06” 

118 



10“ 34’ 27” 

112 

60 



Diese Toxine unterscheiden sich also weder untereinander noch 
von jenen, mit welchen die vorherigen Versuche angestellt wurden. 


Versuch XV. 

Bei einer in der chirurgischen Klinik in einem Falle von 
Darmverengerung ausgeführten Operation habe ich etwas Darmin¬ 
halt aus dem Dünndarm erhalten. Derselbe stammte aus dem unte- 


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279 


ren Abschnitte des Ileums. Unter dem Mikroskope erwies sich dieser 
Darminhalt aus Detritus, quergestreiften Muskelfasern, Fettkügelchen 
und zahlreichen Mikroben zusammengesetzt. Die Toxine wurden in 
der Weise bereitet, wie bei den vorigen Versuchen. Die Cultur ver¬ 
blieb 48 Stunden in einer Temperatur von 37° C. 

Kaninchen, von 1760 gr. Körpergewicht. Vorbereitungen wie 

oben. 


Zeit 

Blutdruck 

Puls in 10 
Secunden 

Anmerkung 

9 h 30’ 

102 

54 


9 b 31’ 

110 

52 


9 h 32’ 

100 

52 


9 h 33’ 38” 

102 

49 

3 cm.* Toxine 

9 h 33’ 43” 

96 



49” 

126 

43 


9 b 34’ 

110 



9 h 34’ 10" 

104 



9» 34’ 20” 

102 

50 


9 h 36’ 35” 

100 

55 

2 cm* Curare 

9 h 36’ 52” 

86 

48 

3 cm* Curare 

9 b 38’ 

100 



9» 38’ 05" 

128 

49 


9» 38’ 20” 

95 



9 b 39’ 

94 

52 

1 cm* Curare 

9 b 39’ 06” 

87 

51 

athmet nicht selbst 

9 h 39’ 48” 

82 

50 

2 cm* Toxine 

9 h 39’ 56" 

94 



9 b 40’ 03" 

120 

47 


9" 40’ 20" 

90 

48 


9 h 40’ 40” 

82 




Aus diesem Versuche ergibt sich, dass die aus dem Dünndarm- 
Inhalte cultivirten Toxine bei Injection in die Vene ebenso den Blut¬ 
druck steigern, wie die aus Fäces cultivirten Toxine. Im Dünndarm- 
Inhalte müssen also dieselben Mikroben vorhanden sein, wie im 
Dickdarme. 


Im Laufe dieser Arbeit habe ich mir die Frage gestellt, ob eine 
besondere Kost beim Menschen auf die Qualität und auf das Verhalten 
der Darm-Mikroben einen gewissen Einfluss habe, ob also auch die 
Fäcal-Toxine bei einer solchen Kost sich anders verhalten werden, 


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280 


als bei einer gewöhnlichen, gemischten Kost. Ich habe also einem 
Kranken mit Aorten-Aneurysma reine Milchkost verabreicht. Vorher 
hatte ich das Verhalten der Toxine bei demselben Kranken bei ge¬ 
mischter Diät untersucht (Vide Versuch II.). 


Versuch XVI. 


Zeit 

Blutdruck 

Puls in 10 
Secunden 

Anmerkung 

10 h 34’ 15” 

106 

44 


10 h 34’ 20" 

104 

44 


IO 1 » 34’ 28” 

104 

42 

5 cm* Toxine 

10 h 34’ 48” 

146 

44 


10 u 35’ 18" 

117 

42 


10“ 35’ 48” 

106 

44 



Die dreitägige Milchdiät hatte also keinen Einfluss auf das Ver¬ 
halten der Darmmikroben. 


Es blieb noch zu untersuchen, wie die Fäcaltoxine nach In- 
jection in die Pforteder wirken. Diese Untersuchung war angezeigt 
besonders in Anbetracht das Umstandes, dass die Fäcal-Toxine, wenn 
sie im Darme sich bilden und zur Resorption gelangen, bei norma¬ 
len Verhältnissen die Leber passiren müssen. 

Versuch XVII. 

Hund, von 4200 gr. Körpergewicht, curarisirt. Toxinhaltige 
Flüssigkeit aus normalen Fäces von einem an Infiltratio apicum pul¬ 
monum leidenden Kranken. Nach Eröffnung der Bauchhöhle gelang 
uns die Kanüle einer Spritze von 5 gr. Inhalt in einen stärkeren Ve¬ 
nenzweig des Mesenteriums einzuführen. 



Blutdruck 

Puls in 10 


Zeit 

max. 

min 

Secunden 

Anmerkung 

10» 49’ 

233 

184 

31 

Vor Eröffnung der Bauchhöhle 

ll k 

11» 01 

176 

157 

32 

Eröffnung der Bauchhöhle 

n h or 50” 

185 

166 

34 


ll h 02’ 50” 

176 

157 

34 

5 cm* Toxine in die Pfortader 

ll h 03’ 13” 

150 

136 

34 


11» 03’ 27” 

164 

150 

36 


ll h 04’ 07” 

172 

158 

38 


ll h 04’ 34” 

157 

144 

38 



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281 


Blutdruck Puls m 10 

Zeit max. min. Secunden Anmerkung 


11" 05’ 03” 

156 

144 

36 

11" 05’ 20” 

180 

1C5 

38 

11" 05’ 33” 

169 

153 

42 


5 cm* Toxine in die Jugular-Vene 


Versuch XVIII. 

Kaninchen, von 1720 gr. Körpergewicht. Nach Eröffnung der 
Bauchhöhle wurde in einen Venenzweig des Mesenteriums die Nadel 
einer Spritze von 2 gr. Inhalt eingeführt. Die toxinhaltige Flüssigkeit 
aus Fäces eines an Zuckerharnruhr leidenden Kranken. 


Zeit 

Blutdruck 

Puls in 10 
Secunden 

Anmerkung 

10" 22’ 

110 

46 

Vor Eröffnung der Bauchhöhle 

10" 23’ 

10" 24’ 50” 

98 

48 

Eröffnung der Bauchhöhle 

10" 25’ 20” 

100 

48 


10" 25’ 54" 

105 

49 

2 cm 3 Toxine in die Pfortader 

10" 26’ 10” 

117 

46 


10" 26’ 20” 

116 



10" 26’ 41” 

108 

42 


10" 27’ 17" 

108 

46 

2 cm 3 Toxine in die Jugular-Vene 

10" 27’ 23” 

105 




max. min 



10" 27' 33” 

149 143 

41 


10" 27’ 53” 

120 

46 


10" 28’ 21” 

100 

46 


10" 29’ 56" 

100 

48 

2 cm* Toxine in die Pfortader 

10" 30’ 22” 

116 

44 


10" 31’ 17” 

104 

45 



Aus diesen beiden Versuchen ergibt sich, dass die Injection, 
von Fäcaltoxinen in die Pfortader beim Hunde und beim Kanin¬ 
chen den Blutdruck wenig steigert oder sogar ohne merklichen Ein¬ 
fluss auf den Blutdruck bleibt (wie die erste Injection beim Ver¬ 
suche XVII.), wogegen die Injection derselben Toxine in die Jugular- 
vene bei demselben Thiere den Blutdruck bedeutend steigert. 


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282 


Die Experimente mit Fäcal-Extracten habe ich in derselben Weise 
ausgeführt, wie mit Toxinen, welche aus Culturen erhalten wurden. 


Versuch XIX. 

Kaninchen, von 1400 gr. Körpergewicht. Das Extract war aus 
normalen Fäces eines an Vitium cor dis in stadio compensationis lei¬ 
denden Kranken bereitet, indem 38. gr. Fäces mit 100 cm*. NaCl 
6%o verrieben und durch einem Chamberland’schen-Filter filtrirt 
wurden. 


Zeit 

Blutdruck 

Puls in 10 
Secunden 

Anmerkung 

IO» 22’ 

98 

52 


10 h 23’ 

100 

54 


10 h 24’ 

96 

52 


IO 1 * 24’ 50” 

94 

58 

5 cm 1 Extract 

10* 25’ 01” 

66 

52 


10" 25’ 22” 

62 

54 


10 h 25’ 38” 

52 

54 



Im weiteren Verlaufe des Versuches, welcher noch 3 Minuten 
dauerte, ist der Blutdruck nicht gestiegen. 

Versuch XX. 

Kaninchen von 1950 gr. Körpergewicht. Vorbereitungen wie 
oben. Bei einem früheren Versuche waren die beiden N. Vagi durch¬ 
schnitten. Künstliche Athmung. Das Extract war aus Fäces nach sechs¬ 
tägiger Obstipation bereitet, indem ich 50 gr. derselben mit 100 cm*. 
Na. CI. 6°/ )0 verrieben hatte. 


Zeit 

Blutdruck 

Puls in 10 

Anmerkung 


max. 

mm. 

Secunden 

10* 49’ 

100 

94 

54 


10 h ' 50’ 

98 

93 

54 


10 h 51’ 08” 

97 

90 

52 

3 cm* Extracts 

10 h 51’ 18” 

77 

64 

52 


10 h 52’ 20” 

70 

60 

48 

3 cm* Extracts 

10» 52’ 31” 

62 

57 

50 



Im weiteren Verlaufe des Versuches, welcher noch 4 Minuten 
dauerte — ist der Blutdruck nicht gestiegen. 


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283 


Versuoh XXI. 

Kaninchen, von 700 gr. Körpergewicht. Vorbereitungen wie 
oben. Extract war aus diarrhoischen Fäces (6 Entleerungen in 24 
Stunden) bereitet, welche dünnflüssig waren — und durch einen 
Chamberland’schen Filter filtrirt wurden. 


Zeit 

Blutdruck 

Puls in 10 
Secunden 

10“ 15’ 

125 

53 

10 h 15’ 10” 

112 


10" 15’ 23” 

129 


10 h 15’ 33” 

116 

54 5 

10 h 15’ 35" 

100 


10** 15’ 38” 

106 


10 h 15’ 46” 

72 

53 

IO“ 16’ 17” 

77 


10 h 16’ 27" 

66 

44 

IO* 1 16’ 36" 

56 


10 h 17’ 02” 

43 


10 h 17’ 30” 

36 


10 h 17’ 50” 

34 

38 

10 h 18’ 58” 

92 wird unruhig 45 

10 fc 19’ 56” 

60 

42 

10 h 20’ 25” 

86 

51 


Anmerkung 


cm* Extracts 


Aus den drei letzten Experimenten ist ersichtlich, das wässerige 
Fäcal-Extracte auf den Blutdruck eine direkt entgegengesetzte Wirkung 
ausüben, als die Flüssigkeiten, welche durch Cultur aus diesen Fäces 
erhalten werden. Die ganz bedeutende Herabsetzung des Blutdrucks, 
welche nach Injection von Extracten erfolgt, tritt jedoch nicht in 
Form eines Wellen-Thales auf, sondern ist eine bleibende, wobei 
auch zugleich eine Verlangsamung der Pulsfrequenz constatirt wird. 


Wenn wir die Ergebnisse dieser Untersuchungen zusammen¬ 
fassen, so sehen wir, dass die durch Cultur auf Bulion aus mensch¬ 
lichen Fäces erhaltenen toxinhaltigen Flüssigkaiten auf den Kreis¬ 
laufs-Apparat spezifisch einwirken, und zwar, dass dieselben in den 
Kreislauf direkt eingeführt, den Blutdruck in den Arterien steigern. 
Dass hiebei die eingeführte Flüssigkeitsmenge an und für sich von 
Einfluss sei, davon kann selbstverständlich keine Rede sein. Der 


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284 


reine, von mir angewendete Bulion, in einer Quantität von 5 cm*, in 
die Jugularvene injicirt, bewirkt, wie dies auf Grund der Arbeiten 
von Z a 1 e s k i') voranzusehen war, wegen seines Gehaltes an Albu- 
mosen (Peptonen) eine bedeutende Herabsetzung des Blutdrucks und 
zwar von 96 mm. Hg. auf 73 mm. Hg. 

Wenn wir die Curve des Blutdrucks, die wir nach Injection 
von Fäcal-Toxinen erhalten, betrachten, so sehen wir, dass der Blut¬ 
druck bereits in zwölf bis vierzehn Secunden nach der Injection 
zu steigen beginnt, worauf er während der folgenden 5 Secun¬ 
den die grösste Höbe erreicht. Das nachherige Sinken des Blut¬ 
drucks geht allmählig vor sich, und zwar mehr weniger im Ver¬ 
laufe von 60 Secunden. 

Wir müssen noch einen Umstand hervorheben: die Curve zeigt 
manchmal vor der Hebung ein unbedeutendes Sinken. 

Diese Beschreibung des Verlafes des Blutdrucks nach Injec¬ 
tion der Fäcal-Toxine bezieht sich auf das Kaninchen. Beim Hunde geht 
die Einwirkung der Toxine in Algemeinen langsamer vor sich, so 
dass das Maximum der Blutdruck-Steigerung erst in 40 Secunden nach 
der Injection erreicht wird. Die der Hebung vorangehende Herabse¬ 
tzung des Blutdrucks ist beim Hunde viel deutlicher. Was die Fre¬ 
quenz und die Qualität des Pulses abgelangt, so finden wir eben¬ 
falls einen Unterschied vor und nach der Injection. Es ist eine be¬ 
kannte Thatsache, dass der Puls bei Steigerung des Blutdrucks 
sich verlangsamt und bei Herabsetzung desselben sich wieder be¬ 
schleunigt. Bei meinen Versuchen verhielt sich die Pulsfrequenz 
im grossen und ganzen in derselben Weise, jedoch, wie wir später sehen 
werden, war die Pulverlangsamung nach der Injection von Fäcal- 
Toxinen zur Höhe des Blutdruckes nicht proportional. Ich muss zu¬ 
gleich noch bemerken, dass ich bei manchen Versuchen selbst eine 
geringe Pulsbeschleunigung während des Steigens des Blutdrucks 
bemerkte. Ebenso kann man, was die Qualität des Pulses anbelangt, 
keine bestimmten Gesetze bemerken. In den meisten Fällen zeigte 
die Pulscurve eine Hebung und eine unbedeutende Arythmie. 

Bereits bei den ersten Versuchen habe ich vermuthet, dass die 
durch Einwirkung von Fäcal-Toxinen auftretende Blutdruck-Steigung 
auf Reizung des vasomotorischen Apparates beruhe. Zur Begründung 
dieser Annahme habe ich einige Versuche an Thieren vorgenom¬ 
men. welche vorher mit Chloralhydrat vergiftet waren 


') Zaleski: Wplyw wstrzykiwaA peptonu do zyly na uklad krwio- 
nosny etc. (Über den Einfluss von intravenösen Pepton-Injectionen auf 
den Kreislauf etc.) Rozprawy Akad. umiej. Krakdw 1897. 


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285 


Nach Vergiftung des Kaninchens vermitelst Chloralhydrat (Ver¬ 
suche VII. u. VIII) bis zu dem Grade, dass die Reizung der Pfo¬ 
ten ohne Einfluss auf den Blutdruck blieb, habe ich mich überzeugt, 
dass eine Injection von 3 cm* einer Fäcaltoxine enthaltenden Flüssig¬ 
keit, welche unter normalen Verhältnissen eine bedeutende Blutdruck¬ 
steigerung (von 96 mm. Hg. bis auf 144 mm. Hg.) bewirkt, bei dieser 
Vergiftung nur eine ganz unbedeutende Blutdrucksteigerung (von 34 
mm. Hg. auf 41 mm. Hg.) zu Folge hatte. Die Einführung von weiteren 
5 cm* toxinhaltiger Flüssigkeit hatte ebenfalls nur eine unbedeutende 
Blutdruksteigerung von 34 mm. Hg. auf 42 mm. Hg. hervorgerufen; es 
trat hingegen eine bedeutende Arythmie auf, die sogar nach Durch¬ 
schneidung der Vagi anhielt. Nach Injection von 1 cm*. 10% Chloralhy¬ 
drat wurde die Arythmie etwas geringer, nach nochmaliger Injec¬ 
tion von 5 cm*, toxinhaltiger Flüssigkeit wurde sie wieder bedeu¬ 
tender, hielt lange an, und verschwand ganz erst nach Anwen¬ 
dung von 2'/ 2 cm 5 , einer 2"/« 0 Atropinlösung. Trotz der Einwirkung 
von’ Atropin hat jedoch eine neuerliche Toxin-Injection wieder 
Arythmie bewirkt. Aus diesem Versuche lässt sich nun folgern, dass 
die Fäcaltoxine nicht nur auf die vasomotorischen Centra einwirken, 
sondern auch die Function des Herzens selbst beeinflussen. Die letztere 
Einwirkung der Fäcaltoxine aufs Herz geschieht weder durch Vermit¬ 
telung des Vagus-Kernes im verlängerten Marke, noch der Nervenen¬ 
digungen des Vagus im Herzen selbst. Wir haben nämlich gesehen, 
dass trotz der Durchneidung der Vagi, wodurch die Leitung vom 
Hemmungs-Centrum zum Herzen unterbrochen worden ist, wie auch 
trotz der Vergiftung des Thieres mit Atropin, welches die Nerven¬ 
endigungen des Vagus im Herzen selbst lähmt, die Injection von 
Fäcaltoxinen Störungen in der rythmischen Herzaction zu Folge hat. 
Wir können also mit voller Bestimmtheit annehmen, dass die Cu- 
rarisirung des Thieres auf die Wirkung der Toxine ebenfalls keinen 
Einfluss hat. 

Beim Beginne meiner Untersuchungen habe ich vermuthet, dass 
ein längeres Verbleiben der Bulion-Cultur in der Temperatur von 
37° C. die Wirkung der Toxine steigern werde. Durch den Versuch 
mit einer viertägigen Cultur habe ich mich überzeugt, dass die Viru¬ 
lenz der Fäcaltoxine in älteren (viertägigen) Culturen von jener der 
zweitägigen sich nicht unterscheidet. 

Durch Cultivirung von Fäces verschiedener Kranken — also von 
Fäces bei Diarrhöe so wie bei mehrtägiger spontaner und künstlich 
erzeugter Obstipation konnte ich mich überzeugen, dass die Ein¬ 
spritzung in die Jugularvene einer gewissen Menge von Toxinen, 
die aus Fäces bei spontaner Obstipation cultivirt waren, den 

Polu. Archiv, f. blol. n. med. WissenBch. 

Archivei polon. de aolene. bioi. et m4dic. «0 


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286 


Blutdruck bedeutender steigert, als die gleiche Quantität von Toxi' 
nen aus normalen oder diarrhoischen Fäces. 

Es ist dies aus folgenden tabellarischen Zusammenstellungen 
ersichtlich: 


Normale Fäces. 


Quantität der intravenös injicirten 
toxinhaltigen Flüssigkeit in cm* 

& & 

5 2 3 

5 

& 

3 

Hebung des Blutdrucks 
in mm. Bg. 

4-28|+23|-+-3o| +4 -^-lo|“|“14j“j“24j—|-20j 


DIarrliolsche Fäces. 


Quantität der intravenös injicirten toxinhaltigen 
Flüssigkeit in cm 3 

3 

3 

2 

3 

Hebung des Blutdrucks in mm. Hg. 

+ 14 

+ 24 J +17 

+48 

arjlb. 


Fäccs bei Obstipation. 


Toxine Tiert&gig. 
von Diabetes 


künst¬ 

liche 



3 

3 

5 

2 






3 

Hebung des Blut¬ 
drucks in mm. Hg. 

+44 

+64j+5lj+19 

+ 14 

+lo|+24j+34j+45 

+26 


Wie bereits bemerkt, habe ich Gelegenheit gehabt, etwas Dünn¬ 
darminhalt bei der Operation einer Darm Verengerung zu erhalten. 
Die aus diesem Inhalte cultivirten Toxine verhielten sich ganz 
analog, wie die gewöhnlichen Fäcal-Toxine. Dieses Ergebniss be¬ 
stätigt die Ansicht von Nencki und seiner Mitarbeiter, dass alle 
Arten von Mikroorganismen, welche in Dickdarme enthalten sind, 
auch im Dünndarme Vorkommen, dass jedoch ihre Entwickelung 
unter normalen Verhältnissen einerseits durch die Anwesenheit der 
Verdauungssäfte, anderseits durch die saure Reaction des Dünn¬ 
darminhaltes gehemmt wird. 

Es ist nicht unwahrscheinlich, dass die im Darmkanale re- 
sorbirten Fäcaltoxine, bereits innerhalb der Darmwand ihre Viru- 


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28? 


lenz einbüssen (Ne n c k i); sollte dies nicht der Fall sein, so müssten sie 
in die Leber gelangen. Bis jetzt ist es noch nicht endgiltig entschieden, 
in welcher Weise die Leber zu den dieselbe passirenden Giften sich ver¬ 
hält. Es ist eine bekannte Thatsache, dass manche^Alkaloide, wie zum 
Beispiel Nicotin , Atropin , Cocain , innerlich gereicht, weniger giftig wir¬ 
ken, als bei subcutaner Injection. 

Nach der Resorption im Darmcanal gelangen sie nämlich in 
die Leber und von da aus kommt nur ein Theil derselben in den 
algemeinen Kreislauf, während ein anderer Theil von den Leber¬ 
zellen zurückgehalten und vielleicht, ähnlich wie das Urobilin 
(A. Beck 1 ), mit der Galle ausgeschieden wird. Es haben jedoch die 
Untersuchungen von Schupper 3 4 ) bewiesen, dass die Leber den 
Pflanzen-Alkaloiden gegenüber in einer verschiedenen Weise sich 
verhält, indem sie die Virulenz des Cocains um 3 / 3 , die des Atro¬ 
pins aber um die Hälfte reducirt. Teissier und Guinard kamen 
zu dem Ergebnisse, dass die Toxine des Pneumobacillus und des 
Löffler’schen Bacillus bei Injection in die Pfortader des Hundes, in¬ 
tensivere Vergiftung-Erscheinungen hervorrufen, als nach Injection 
in eine periphere Vene. Man muss also annehmen, dass die Leber 
den Pflanzen-Giften (Alkaloiden) gegenüber anders sich verhält, als 
jenen Toxinen gegenüber, welche Producte von Mikroben sind. 

Teissier 5 *) nimmt auf Grund seiner früheren Experimente 
und seiner Versuche über die entgiftende Wirkung des Glykogens an, 
dass eben das Glykogen jener Körper ist, welcher die Wirksamkeit 
mancher Gifte, wie z. B. der Alkaloide schwächt, dagegen die Viru¬ 
lenz der diphteritischen Toxine verstärkt. Die Arbeiten von Teissier 
könnten also in einer sehr einfachen Weise die Rolle der Leber er¬ 
klären, wenn nicht andere Autoren zu ganz anderen Ergebnissen ge¬ 
langt wären. Es hat nämlich Luis La pique 4 * ) bei seinen Versuchen 
an Kaninchen den verstärkenden Einfluss der Leber auf die Giftigkeit 
der diphteritischen Toxine nicht bestätigen können, während wieder 
Luschi 5 ) und Anys 8 ) die entgiftende Wirkung des Glycogens 
auf Alkaloide gänzlicn in Abrede stellen. 


3 ) A. Beck: 0 powstaniu urobiliny. (Über die Enstehung des 
Urobilins). Krakdw 1895. 

3 ) Schupper. Jahresber. f. ges. Med. 1895. 

3 ) Teissier, Semaine med. 1901. 

4 ) Luis Lspique: Compt. Rend. d. 1. soc. biolog. 48. 

Ä ) Luschi: Polyclinico 1900. 

6 ) Jahresberichte für gesammte Med. 1895. 

20 * 


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288 


Wie verhält sich nun die Leber zu den Fäcaltoxinen ? Ich 
muss von vornherein bemerken, dass es hier nur um Feststellung 
des Einflusses des Fäcaltoxine auf den Blutdruck nach Injection 
derselben in die Pfortader sich handelt und dass wir andere Probleme, 
wie die entgiftende Einwirkung der Leber und die weiteren Schick¬ 
sale dieser Toxine nach Passirung der Leber vorderhand unent¬ 
schieden lassen müssen. Aus unseren Versuchen ergibt sich, dass 
die Fäcaltoxine auch nach Injection in die Pfortader den Blutdruck 
steigern, doch viel weniger, als nach Injection in die Jugular- 
vene. So weit also aus dem Verhalten der Blutdruck-Curve ein 
Schluss gezogen werden kann, muss man annehmen, dass die Le¬ 
ber die Virulenz der Fäcaltoxine schwächt. Dieses Verhalten könnte 
man entweder durch die Thätigkeit der Leberzellen selbst, oder ein¬ 
fach dadurch erklären, dass die Toxine langsamer in den Kreislauf 
gelangen. Die bisherigen Arbeiten über den Einfluss der Producte 
von Mikroorganismen (Toxine) auf die Circulation haben nachge¬ 
wiesen, dass diese Körper sowohl auf den Herzmuskel selbst als 
auch auf die vasomotorischen Centra höchst giftig wirken. In der 
im Institute von Prof. Gluzinski ausgeführten Arbeit von 
A. Beck und Siapa') über die Diphterie-Toxine ist nachgewiesen 
worden, dass unmittelbar nach der Einführung der Diphterie-Toxine 
ins Blut, ein Einfluss derselben auf den Kreislauf nicht zu consta- 
tiren ist, sondern dass erst einige Minten vor dem Tode Sinken 
des Blutdrucks und Pulsverlangsamung eintritt, Erscheinungen, 
welche auf Herzlähmung zurückzuführen sind. In demselben Institute 
hat ferner Raczynski’) eine Reihe von Versuchen über den Ein¬ 
fluss der Toxine des Streptococcus pyogenes und des Bacillus coli 
ausgeführt, welche zu dem Ergebnisse führten, das der Virus des 
Streptococcus pyogenes die vasomotorischen Centra im verlängerten 
Marke lähmt, das Herz aber von demselben nur wenig beeinflusst 
wird, dass dagegen die Toxine des Bacillus coli vorzugsweise auf 
den Herzmuskel einwirken. 

Diese Wirkung tritt jedoch niemals plötzlich und unmittel¬ 
bar nach der Injection auf, sondern erst einige Stunden nach der 
Einführung des Giftes. Ebenso sind Romberg und Pessler*) bei 
ihren Untersuchungen über das Verhalten des Kreislaufes unter dem 


*) Beck u. Siapa, Wplyw jadu bloniczego na kr%zenie. (Einfluss 
des diphteritischen Virus auf den Kreislauf). Przeglqd lekarski, 1895. 

’) Raczynski: Wplyw toksyn na narz%d kr%£enia. (Einfluss der 
Toxine anf den Circulations-Apparat) Kraköw 1896. 

J ) Pessler u. Romberg. Münchner m d. Wochenschr. 1896. 


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289 


Einflüsse der Toxine des Diphteriebacillus zu dem Ergebnisse gelangt, 
dass die bei der Intoxication mit Diphterie-Toxinen auftretende Her¬ 
absetzung des Blutdrucks auf Lähmung des vasomotorischen 
Centrums zu beziehen ist. Diese Erscheinung tritt auch hier erst 
spät auf, nämlich einige Minuten vor dem Tode. Andererseits haben 
C har in und Gley 1 ) bei ihren Versuchen über den Virus des 
BaciUus pyocyaneus nachgewiesen, dass derselbe, ins Blut eingeführt, 
durch Reizung der vasomotorischen Centren Gefässverengerung be¬ 
wirkt. Wir sehen also, dass die von Mikroorganismen erzeugten To¬ 
xine einen eminenten Einfluss auf die vasomotorischen Centra haben, 
indem sie dieselben bald reizen bald lähmen. 

Die bisherigen Versuche, welche ich soeben angeführt habe, 
sind mit Toxinen angestellt worden, welche in Reinkulturen von 
Streptococcus pyogenes, von Diphterie-BaciUus, von Bacillus pyocyaneus 
und von Bacillus coli enthalten sind. Behufs Aufklärung des von 
mir in Angriff genommenen Problems handelt es sich nicht um die 
Wirkung der Toxine der einzelnen Darm-Bakterien sondern um ihre 
Gesammtwirkung. Für gewöhnlich ist nämlich der Darmkanal der 
Sitz der verschiedensten Mikroorganismen; die Darmtoxine, müssen 
also eine Mischung der verschiedensten Toxine vorstellen, deren 
physiologische Wirkung nur insofern variiren wird, als ein gemein¬ 
schaftliches Zusammenleben der verschiedenen Microben bald mö¬ 
glich sein wird, bald die Entwickelung der einen Art, auf die Ver¬ 
mehrung der anderen ungünstig einwirken wird oder umgekehrt. 
Man wäre geneigt anzunehmen, dass die Fäces die von uns künst¬ 
lich erzeugten Toxine als solche enthalten müssen und dass die 
Fäces dieselbe physiologische Wirkung haben müssen, wie die in den 
Culturen enthaltenen Toxine. Die früheren Untersuchungen, welche ich 
bereits oben erwähnt habe, beweisen, dass Fäcalextracte auf Thiere to¬ 
xisch einwirken. Ich bin mir dessen wohl bewusst, dass derartige Versu. 
che keinen Anspruch auf Exactheit haben können, doch habe ich einige 
Versuche mit Fäcalextracten angestellt, welche von Mikroorganismen 
befreit (sterilisirt), nämlich durch Chamberland’sche Filter filtrirt waren. 
Es hat sich gezeigt dass die Fäcalextracte auf den Blutdruck gerade 
entgegengesetzt wirken, als die Fäcaltoxine, und zwar den Blutdruck be¬ 
trächtlich herabsetzen. Die Fäcalextracte verhalten sich ganz so, wie 
in die Vene injicirter Bulion; es scheint also, dass sie viel Peptone oder 
Albumosen enthalten, d. h. Körper, deren Injection in die peripheren 
Gefässe den Blutdruck bedeutend herabsetzt. Eine solche Wir¬ 
kung haben die Fäces im normalen Zustande nicht, was vielleicht 


*) Cham in et Gley. Archives de Physiol. n. et path. 1890 i 1891. 


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290 


durch die normale Function des Darmepithels zu erklären wäre. Die 
Frage also, ob in den Fäces jene Toxine enthalten sind, die wir 
künstlich im Bulion erzeugen konnten, ist durch unsere Experi¬ 
mente nicht entschieden worden. Es ist also die Möglichkeit nicht 
ausgeschlossen, dass diese Stoffe, als lösliche Körper, leicht re- 
sorbirt aber durch die Function der Schutzorgane des Organis¬ 
mus rasch ausgeschieden oder vernichtet werden. 

Wir müssen noch erwägen, ob in einem concreten Falle wir das 
Recht haben, unsere Toxine, als Ursache von pathologischen Störungen 
anzusehen. Es ist eine Thatsache, dass diese Toxine den Blutdruck stei¬ 
gern und die Gefässe verengern. Man könnte also diese ihre Einwirkung 
zur Erklärung von manchen krankhaften Erscheinungen herbeiziehen, 
wie von vasomotorischen Störungen, welche z. B. bei jener Patientin auf¬ 
traten, deren Krankengeschichte ich oben kurz angeführt habe. Ebenso 
könnten wir auch die nervösen Symptome, welche bei Obstipation 
auftreten, wie Schwindel, Schwere und Eingenommensein des Ko¬ 
pfes, auf vasomotorische Störungen beziehen, welche durch die Ein¬ 
wirkung von Fäcaltoxinen zu Stande kommen. Andererseits beruht 
die bedeutende Herabsetzung des Blutdrucks, welche man nach Per¬ 
foration des Darmes und nach Erguss des Darminhaltes in die Bauch¬ 
höhle gewöhnlich beobachtet, sehr wahrscheinlich auf plötzlicher Re¬ 
sorption von löslichen Bestandtheilen der Fäces und auf consecutiver 
Lähmung des vasomotorischen Apparates. 


Indem wir die Ergebnisse unserer Versuche zusammenstellen, 
kommen wir zu folgenden Schlüssen: 

1. Die Filtrate von Bulionculturen, welche durch Überimpfung 
einer minimalen Quantität von menschlichen Fäces erhalten werden, 
enthalten gewisse Stoffe (Toxine), welche 

2) in eine periphere Vene injicirt, den arteriellen Blutdruck 
steigern. 

3. Diese Steigerung des- Blutdrucks beruht wahrscheinlich auf 
der Reizung der vasomotorischen Centra. 

4. Diese Toxine bewirken auch Sörungen in der Function des 
Herzmuskels selbst oder seines peripheren Nerven-Apparates. 

5. Die durch Impfung von Fäces bei spontaner Obstipation er¬ 
haltenen Toxine wirken intensiver auf das vasomotorische Centrum, 
als jene Toxine, welche durch Impfung von normalen Fäces erzeugt 
worden sind. 

6. Künstlich herbeigeführte Obstipation hat auf die Virulenz 
der Toxine keinen merklichen Einfluss; 


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7. ebensowenig Diarrhöe. 

8. Eine mehrtägige Milchdiät hat keinen Einfluss auf die Qua¬ 
lität und Virulenz der Toxine; 

9. Die Cultur des Dünndarminhaltes enthält Toxine, welche ebenso 
wirksam sind, wie jene, welche in Culturen von Fäces sich bilden. 

10. Die Einführung von Fäcaltoxinen in die Pfortader wirkt 
auf die vasomotorischen Centra viel schwächer, als die Einführung 
derselben in die Jugularvene; 

11. Wässerige Fäcalextracte bewirken nach Einführung in eine 
Vene beträchtliche Herabsetzung des Blutdrucks. 


Nachtrag. 

Als diese Arbeit bereits vollendet war, erschien eine in der me¬ 
dizinischen Klinik in Leipzig ausgeführte Arbeit von Hei necke*) 
in welcher der Verfasser experimentell nachzuweisen suchte, dass 
das Sinken des Blutdrucks bei der Perforation des Darmes von der 
Resorption löslicher Fäcal-Bestandtheile abhängt. Die Ergebnisse dieser 
Arbeit sind also mit unseren Untersuchungen über den Einfluss 
wässeriger Fäcalextracte auf die Circulation übereinstimmend. 


*) H. Heinecke. Experimentelle Untersuchungen über die Todes¬ 
ursache bei Perforations-Peritonitis. Deutsch. Arch. f. klin. Medizin 
Band LXIX. 190t. 


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Vergleichende Regenerationsstudien. 


L 

Ueber die morphologischen Vorgänge 

bei der Regeneration des künstlich abgetragenen hinteren Körperabscbiittes 

bei Enchytraeiden 

(mit Tafel 5-7) 
von 

Joseph Nusbaum 

Direktor des vergl. «net. Inst. d. k. k. Universität in Lemberg. 


Da die Ansichten über die Regenerationsprocesse bei Anneliden 
vielfach sehr weit auseinandergehen, sah ich mich veranlasst, eine 
Reihe von diesbezüglichen Untersuchungen anzustellen, für wel¬ 
che ich die Enchytraeiden: Fridericia Rätzeln (Eisen) und Enchy- 
traeus Buchholzii ( Vejd .) gewählt habe, besonders da die Enchy¬ 
traeiden, eine in so vielen Hinsichten äusserst interessante Oli- 
gochaetengruppe, soweit es mir bekannti st, in dieser Richtung noch 
nicht untersucht worden sind. 


I. 

Kurze historische Ueberslcht 

der wichtigsten bisherigen histogenetischen Untersuchungen 

Uber die Regenererationsscheinungen bei den Anneliden. 

Da es sich in den vorliegenden Untersuchungen hauptsächlich 
um histogenetische Vorgänge handelt, so werde ich nur die¬ 
jenigen Arbeiten über die Regeneration bei den Anneliden anführen, 
in welchen diese Vorgänge berücksichtigt worden sind. 

Semper (1) beobachtete die normale Regeneration des hinteren 
Körperendes bei Nais und Chaetogaster. Er fand, dass hier 
das gesammte Mesoderm sehr wahrscheinlich aus dem Ektoderm 


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293 


sich entwickelt. Es bildet sich vor dem After auf der ventralen 
Seite durch Wucherung des ursprüglich einfachen Ektoderms eine 
Achsenplatte, die in zwei Mesodermplatten zerfällt, welche durch 
einen axialen Zellstrang getrennt werden, welcher über dem Darm 
liegt und mit der Chorda der Wirbelthiere zu vergleichen ist. Das 
Nervensystem leitet er vom Ektoderm ab, und zwar sollen die centralen 
Theile des Nervensystems aus einer ungegliederten Ektodermver¬ 
dickung entstehen, dagegen die seitlichen Ganglien aus den medialen 
Theilen der Mesodermplatten und zwar erst dann, wenn die Bildung 
der Ursegmente schon vollendet ist. Diese Arbeit ist zwar in 
mancher Hinsicht fehlerhaft, war jedoch auf diesem Gebiete bahn¬ 
brechend. 

C. Bülow (2) beschrieb die Regeneration des Schwanzendes 
bei Lumbriculus. Er hat den Gegenstand hauptsächlich an Quer¬ 
schnitten untersucht und ist in Folge dessen zu einigen falschen 
Schlüssen gelangt. B. beschreibt nämlich eine Art embolischer Inva- 
gination am Ende des Körpers, welche er mit der Gastrulation ver¬ 
gleicht. Aus der sich einstülpenden Wand soll das neue Entoderm 
entstehen. Das Mesoderm soll ein Proliferationsprodukt desjenigen 
Theiles der neugebildeten Körperwand sein, wo das Ektoderm in das En¬ 
toderm übergeht und es soll zwei ventrale Streifen (Mesodermstreifen) 
bilden. Das Nervensystem ist eine rein ektodermale Bildung (im 
Gegensätze zu Semper). Aus dem auf obige Weise entstehenden 
Mesoderm bilden sich die Muskulatur, die Segmentalorgane und die 
Gefässe. Die Borstensäcke sind ektodermalen Ursprunges. Bülow 
ist der Meinung, dass die „Keimblätter“ in der sich regenerirenden 
Schwanzknospe ganz homolog den embryonalen Keimblättern sind. 

Nach J. Kennel (3) soll während der Stolonisation bei Cteno- 
drilus pardalis das Nervensystem aus dem Ektoderm, das neue Meso¬ 
derm aus dem alten hervorgehen. 

C. Emery (4) beschreibt die Regeneration des hinteren Endes bei 
einigen Polychaeten, besonders bei N e p h t h y s. Er ist der Ansicht, 
dass die Schichten des sich regenerirenden Körperabschnittes von 
den gleichnamigen, alten Schichten abstammen. Das neue Nerven¬ 
system geht jedoch aus dem Ektoderm hervor. Auch die Borsten 
sind ektodermaler Herkunft und die Borstenmuskeln verdanken ihre 
Entstehung den circulären Muskeln der Körperwand. 

G. Pruvot (5) studirte die Regeneration des vorderen und 
hinteren Körperabschnittes bei SyUiden. Die Ränder der Schnitt¬ 
fläche ziehen sich zusammen und schliessen sich zu, wobei das 
Ektoderm und Entoderm durch Proliferation die gleichnamigen 


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294 


Schichten in der Regenerationsknospe bilden; das Mesoderm stammt 
vom alten mesodermalen Peritonealepithel ab. 

Zu ähnlichen Resultaten kommt auch Miss Harriett 
Randolph (6), welche die caudale Regeneration bei Lumbriculus 
studirte. 

Sie behauptet, dass das neue Ektoderm und Entoderm aus den 
alten hervorgehen. Das neue Mesoderm geht aus der alten, meso- 
dermalen Peritonealschicht hervor und entwickelt sich hauptsächlich 
auf der Bauchseite, wo es aus grossen, mit ansehnlichen Kernen 
versehenen Zellen besteht, welche zu beiden Seiten des Bauch¬ 
nervensystems je einen Längsstreifen bilden. Randolph nennt 
diese Zellen „Neoblasten “ und hält sie für identisch mit den s. g. 
„ Chordazellen “ Semper’s. Von diesen Zellen stammt das ventrale 
Mesoderm; das dorsale soll aus kleinen Peritonealzellen entstehen. 
Das Mesoderm liefert die Muskulatur und die Coelom-Auskleidung der 
Regenerationsknospe. Das Nervensystem, die Nephridien und Borsten¬ 
säcke stammen vom Ektoderm ab. Am hinteren Ende der Knospe ver¬ 
schmilzt das Entoderm des Darmes mit dem Ektoderm und so wird 
der Darmkanal verschlossen, aber etwas später entsteht eine ekto- 
dermale Einstülpung (Proctodaeum), die sich mit dem alten en- 
todermalen Darme vereinigt und den definitiven Hinterdarm 
repräsentirt. 

Fr. v Wäger (7) behauptet auf Grund seiner eigenen Beobach¬ 
tungen (1893) und derjenigen von L Schmidt, von welchen die 
ersteren die Kopfregeneration, die letzteren die caudale Regenera¬ 
tion beim Lumbriculus betreffen, dass der durchschnittene Darm 
mit dem Ektoderm der Wundfläche sich vereinigt und dass keine 
Einstülpung (Storno - beziehungsweise - Proctodaeum) sich bildet, dass 
also der ganze Darm des regenerirten Körperabschnittes entoder- 
raalen Ursprunges sei. Derselbe Verfasser hat aber 4 Jahre spä¬ 
ter (1897) diesen Standpunkt auf Grund wiederholter Untersu¬ 
chungen verlassen und behauptet, dass nach der Vereinigung des 
durchschnittenen Darmes (Vorderdarmes) mit dem Ektoderm der 
Wundfläche zwar eine provisorische Oeffnung entsteht, nachher 
aber eine ektodermale Einstülpung folgt. 

A. Malaquin (8) untersuchte die Regeneration bei Sylliden ; 
doch findet man- in dieser Arbeit keine näheren Angaben über die 
Herkunft der neuen Somatopleura, von welcher M. die ganze Musku¬ 
latur, sowie auch von speciellen Zellenanhäufungen die Nephridien 
und Geschlechtsorgane ableitet. Die neuen Borsten entstehen aus 
dem Ektoderm. 




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295 


N. Makarow (9) beschreibt die caudale Regeneration bei 
Tubifex Bonneti. Er unterscheidet ein „ primäres Mesoderm 11 , wel¬ 
ches aus zwei Ausstülpungen des Entoderms in der Umgebnng 
des Afters entstehen soll und ein „secundäres u , welches aus zwei 
latero-ventralen Verdickungen des Ektoderms, die- aus grossen Zel¬ 
len bestehen, den Anfang nimmt. Aus dem sacundären Meso¬ 
derm soll das Peritonaeum (Endothel der Leibeshöhle sammt den 
Chloragogenzellen) entstehen, das primäre soll den Gefässwandungen 
den Anfang geben. Das Bauchnervensystem entwickelt sich aus 
einer medianen Verdickung des Ektoderms. 

B. Friedländer (10) beschreibt die Regeneration herausge¬ 
schnittener Theile der Bauchnervenkette bei Lumbricus und macht 
dabei einige Angaben über die Bildung der neuen Gewebe an der 
Schnittfläche. Er meint, dass die Regeneration wahrscheinlich von 
Leukocyten ausgeht, welche die Wundfläche sehr bald nach der 
Operation bedecken; die Leukocyten sollen sich in ein kompaktes 
Gewebe zusammenhäufen, welches das Nervensystem reproducirt 
und gehen lateral in spindelförmige Zellen über, welche die Muskel¬ 
fasern darstellen. Sogar das Epithel der Wundfläche soll sich aus 
amoeboiden Zellen bilden, welche von den verdickten Rändern des 
alten Epithels auswandern. Alle diese Angaben Friedländer’s 
steben im schroffen Gegensätze zu den Angaben anderer Forscher 
und beruhen wahrscheinlich auf Irrthümern, welche durch die unten, 
dargestellten Beobachtungen über die Regeneration bei Enchytraeiden 
leicht zu verstehen sein werden. 

H. Rievel (11) untersuchte die Regeneration des Vorderdar¬ 
mes und des Hinterdarmes bei einigen Anneliden ( Ophryotrocha , 
Abts, Allolobophora , Lumbricus). Das alte Mesenchymgewebe lie¬ 
fert ein Granulationsgewebe, welches die Wunde schliesst und 
von Epidermis bedeckt wird. Der Darm schliesst sich und nähert 
sich dem neugebildeten Ektoderm, welches ganz passiv sich ver¬ 
hält. Das Entoderm des geschlossenen Darmes sendet nun 
einige Fortsätze gegen das Ektoderm, mit welchem es verwächst, 
wobei das Ektoderm keine Einstülpung bildet; die Analöffnung 
entsteht durch Ruptur der zusammengewachsenen Wände. Aus 
dem Granulationsgewebe entstehen grosse Zellen mit hellen Kernen 
und stark sich färbenden Kernkörperchen und längliche, spindel¬ 
förmige Zellen; es bilden sich auch mitunter aus denselben Muskel¬ 
elemente. In Betreff der grossen morphogenetischen Bedeutung, 
die Rivel dem „Granulationsgewebe“ zuschreibt, war er 
wahrscheinlich unter dem Einflüsse der Ansichten seines Vorgängers, 
Friedländer’s. Beide Autoren haben aber diese ganze Frage nur, 


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296 


so zu sagen, nebenbei behandelt, indem sie hauptsächlich ganz 
andere Ziele (Regeneration der herausgeschnittenen Theile des 
Centralnervensystems, beziehungsweise die Darmregeneration) ver¬ 
folgten. Rievel ist der Ansicht, dass es keine vollständige Ueber- 
einstimmung der regenerativen mit dem embryonalen Bildungs- 
processe giebt. 

M. v. Bock (12), welcher die Knospung beim Chaetogaster 
diaphanus studirt hat, nimmt keine ektodermale Analeinstälpung 
an, sondern eine direkte Verwachsung der Darmwand mit dem 
Ektoderm. In Betreff der Neubildung neuerer Organe ist seine 
Meinung von den Anschauungen anderer Forscher different und zwar 
soll sich durch die Proliferation der alten Gewebe, wie des Darm¬ 
epithels, des Ektoderms und des alten Nervensystems eine Zellmasse 
bilden, aus welcher das neue Nervensystem, die Muskulatur, das 
Peritonaeum und die Nephridien entstehen. 

P. Hepke (13), der die Regeneration der Naiden studirte, 
kam zu folgenden, sehr interessanten Resultaten, die für uns 
besonders wichtig sind. Bei den Regenerationsprocessen der Naiden , 
die nach Amputation von Körpertheilen stattfinden, bildet sich 
das neue Ektoderm sowohl am Kopf- als auch am Schwanz-Ende 
aus den alten Epidermiszellen an der Stelle, wo die Wundränder 
kurz nach der Durchschneidung zusammengetreten sind. Das neue 
Ektoderm bekommt alsdann die Form einer zunächst einschichtigen, 
später aber mehrschichtigen Kappe, von deren concaver Innenfläche 
her die Anlagen aller zu regenerirendem Gebilde in letzter Instanz 
ihren Ursprung nehmen. 

Der neue Darmkanal entsteht sowohl am Schwanzende, wie 
auch am Kopfende als eine solide Ektodermknospe, die in einen 
soliden Strang sich verlängert, dessen freies Ende die Richtung nach 
der Durchschneidungsstelle des alten Darmes einschlägt, der dort 
seinerseits ebenfalls eiuige neue Zellen bildet; endlich vereinigt sich 
dieser Strang mit dem alten Darme und bekommt späterhin ein 
Lumen, welches bald mit einer im Ektoderm entstehenden Ein¬ 
buchtung konfluiert. Bei der Regeneration des Darmes spielt also 
die Ektodermknospe die Hauptrolle, der alte Darm dagegen nur eine 
mehr untergeordnete Rolle. 

Der gesammte Nervenapparat entsteht aus dem Ektoderm. Das 
neue Mesoderm entwickelt sich aus Zellen, welche sowohl am 
Kopfende, wie auch am Schwanzende (hier etwas ventralwärts) 
zu beiden Seiten der Intestinalanlage aus dem Ektoderm in die 
Leibeshöhle einwandern. Das Gros dieser Zellen bildet am Vorder- 
und am Hinterende des Thieres jederseits eine längliche Platte, 


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deren laterale Fläche convex ist und sich an die Körperwand an- 
lehnt und deren dorsaler Rand etwa das Niveau der oberen Grenz¬ 
linie des Darmes erreicht, während der ventrale an die Anlage des 
Bauchstranges anstösst. In diesen Mesodermplatten tritt schon sehr 
früh eine Gliederung auf, wobei diese Gliederung an beiden Körper¬ 
enden früher stattfindet, als in der sich gleichzeitig mit ihnen bil¬ 
denden Neuralanlagen. Aus den Mesodermplatten bilden sich am 
Kopfende zu gleicher Zeit, am Schwanzende jedoch von der Schnitt¬ 
fläche aus in centrifugaler Richtung fortschreitend, zuerst die 
Längsmuskel platten, dann Borstenbeutel, Nephridien, Dissepimente, 
sowie schliesslich auch Leberzellen und Blutgefässe. Die Rings¬ 
muskelfasern entstehen direkt aus dem Ektoderm, nachdem die 
Abschnürung der Neuralanlage stattgefunden hat und zwar auf die 
Weise, dass einzelne Zellen aus dem Ektoderm in das Innere der 
Leibeshöhle treten, sich an die Innenfläche derselben anlegen und 
quer zur Längsaxe des Thieres in lange Muskelzellen auswachsen. 

K. Hescheler (14) hat histo- und organogenetische Verhält¬ 
nisse bei der Regeneration des Vorderendes des Körpers bei AUolo- 
bophora und Lumbricus untersucht. Er sah, dass lymphatische 
Zellen die Narbe infiltriren, aber keine formative Rolle spielen. Die 
Narbe wird dann von dem neuen Ektoderm, das vom alten stammt, 
bedeckt. Der durchschnittene Darmkanal schliesst sich und nähert 
sein geschlossenes Ende dem Ektoderm, wobei die Mundhöhle als 
Stomodaeum entsteht. Aehnlich wie Bock, nimmt Hescheler 
eine Proliferation nicht nur des Ektoderms an, sondern auch fast 
aller alten Gewebe und zwar der Darm wand, der Muskeln, vor allem 
aber des centralen Nervensystems, in welchem diese Proliferation 
auch weit von der Wundfläche entstehen soll. Aus den durch 
diese allgemeine Proliferation entstehenden Zellen differenziren sich 
grosse „Regenorationszellen“, aus welchen neue Gewebe sich bilden. 
Interessant ist die Annahme Hescheler’s, dass die neuen Nerven¬ 
fasern von dem alten Bauchmarke herrühren und von hier an in 
die Regenerationsknospe sich verlängern, wo sie von Zellen bedeckt 
werden, welche wahrscheinlich vom Ektoderm, aber möglicherweise 
auch von den Regenerationszellen stammen. In dem sich regene- 
rirenden Muskelgewebe trifft man spindelförmige Zellen, deren 
Ursprung der Verfasser nicht im Stande war mit Sicherheit zu 
ermitteln. 

Von grosser Bedeutung sind für uns die ausgedehnten und 
schönen Untersuchungen A. Michel’s (15—28). Dieser verdienst¬ 
volle Verfasser hat zuerst eine Anzahl von kleinen Notizen und 
vorläufigen Mittheilungen (15—27) und dann eine sehr ausführliche 


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298 


und mit vielen Abbildungen versehene, monographische Arbeit (28) 
publicirt und zwar über die Regeneration bei verschiedenen Spe- 
cies der Gattungen Allolobophora, Lumbricus, Lumbriculus, Tubifex , 
Capitella , Cirratulus, Aricia , Siophanes , Nerine, Phyllodoce, Eulalia, 
Typosyllis, Nephthys, Nereis und Hediste, bei welchen er hauptsäch¬ 
lich die caudale Regeneration daneben aber auch die Regenera¬ 
tion des vorderen Körperabschnittes und die laterale Regeneration 
untersucht hatte. 

Nach der Retraction der Wunde bildet sich eine Narbe in Folge 
des Zusammanziebens der durchschnittenen Körperwände. Die Art 
und Weise, wie Michel die Regeneration des Darmes beschreibt 
scheint mir etwas dunkel zu sein. Denn einerseits sagt er: „1 ’or i- 
fice intestinal, dü ä la section reste organiquement 
ouvert et forme l’anus“, woraus man schliessen möchte, dass 
das Ektoderm keine Rolle an der Bildung des neuen Darmes spiele; 
andererseits aber sagt er: „la participation de l’epithelium 
intestinal äla formation delanouvelle paroi digestive 
me parait douteuse et tout au moins trös faible; le 
nouvel öpithelium, ectoderme vers l’extörieur, ento- 
derme vers l’intörieur, dörive de l’öpiderme ancien. 
Mais il ne rösulte pas delä, quecette paroi öpithöliale, dö 
veloppöe en revßtement du bourrelet annulaire, qui de 
plus en plus saillant, constitue le bourgeon, doive 
ßtre considöröe comme exclusivement ectodermique: 
de möme, la cavitö, resultant du ddveloppement de ce 
bourrelet, et non d’une vöritable invagination, comme 
l’admettent Randolph, Hepke, ne peut pas ßtre carac- 
törisöe comme unproctodaeum par laprötendue nature 
ectodermique de sa paroi, car, en röalitö, quelle qu’en 
soit l’origine, cette nouvelle paroi est ä son debut in¬ 
differente, pour se differöncier ensuite en ectoderme 
d’un cöte, en entoderme de l’autre“. Ich habe wörtlich diese 
ganze Beschreibung Michel’s angeführt, weil sie mir etwas unklar 
zu sein scheint und sich nicht kürzer ausdrücken lässt. 

In Folge der Proliferation des neuen Ektoderms entsteht nach 
Michel ein tief liegendes Gewebe, welches sich mehr oder weniger 
einerseits in einen medio-ventralen Keimstreifen (band germinal), 
andererseits in spindelförmige und reticuläre Elemente ( Mesenchym) 
differenzirt. Diese letzteren entstehen vielleicht auch aus Entoderm 
und dem Keimstreifen selbst, haben also vielerlei Ursprung. 

Eine dominirende Erscheinung in der Organogenie „ist hier die 
rasche Bildung von Fibrillen, zelligen Verlängerungen 


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299 


oder sehr jungen Muskelfasern*. Longitudinale Fibrillen¬ 
bündel (der künftige fibrilläre Nervenstrang in der Mitte; seitlich die 
künftigen ventralen Muskelbänder, gefledert durch die Verbindung 
der tiefen und der oberflächlichen Fibrillen) differenziren den Keim¬ 
streifen in zwei Blätter, in ein oberflächliches, epidermales und 
neurales und in ein tiefes, coelomatisches (mhodenne ); diese Sepa¬ 
ration ist bei den Polychaeten rein und rasch, bei den Lumbri- 
ciden dagegen sehr verzögert und nach der Vertiefung der Anlagen, 
und zwar des Nervensystems, „gruppirt von da an in einer 
tiefen Schicht des verdickten Ektoderms“. Die trans¬ 
versalen Fasern, welche die tiefe Masse quer durchlaufen, spielen 
eine mehr oder weniger active Rolle bei der Metamerisation. Eine 
basale Schicht welche anfangs nur ein „feutrage“ von Fibrillen 
zu sein scheint, tritt hauptsächlich in der medianen Region ver¬ 
schiedener Wände und zwar am meisten bei den Lumbriciden, 
obwohl mehr verzögert, auf der neuen Ventralwand nach der Sepa¬ 
ration des Bauchmarkes hervor. „Im Gegentheile persistirt 
noch durch längere Zeit die Continuität und die Pro¬ 
liferation derEpidermis anfangs in lateralen Feldern, 
nachher nur gegen ihre Ränder zwischen den Lateral¬ 
massen und Muskelbändern“. Die Metamerisation, nach 
welcher die Bildung der coelomatischen Höhlen auftritt, beginnt 
zuerst im Mesoderm, wobei sie vom Scheitel ausgeht und in ventro- 
lateraler Region fortschreitet. 

Durch eine starke ventrale Proliferation entsteht ein Streifen 
mit ventraler Ausbuchtung, der sich selbst in 1 oder 2 Caudalcirren 
verlängern kann, was die Ursache der anfangs dorsalen Lage des 
Afters ist. 

Der neue Bauchnervenstrang entsteht aus dem Ektoderm ohne 
Theilnahme des alten. Auch alle Muskelschichten verdanken ihre 
Entstehung dem Ektoderm. Die Muskulatur des neuen Darmes da¬ 
gegen — ohne Zweifel — dem Entoderm. Die Nephridien (bei Allo - 
lobophora) entwickeln sich aus je einer grossen Zelle (der Anlage 
des künftigen Trichters), welche im Mesoderm und zwar im Peri¬ 
tonealepithel an der Vorderfläche und am äusseren Rande des 
Septum entsteht. Von dieser wächst nach hinten hin ein solider 
Zellstrang, in welchem später ein iutracellulaler Kanal erscheint. 

T. W. Galloway (29) beschreibt die Regeneration bei Dero 
Vaga und kommt zum Schlüsse, dass sich dieselbe im Allgemeinen 
ähnlich wie bei Chaetogaster nach Bock vollzieht. Es giebt 
aber auch nicht unwichtige Verschiedenheiten. Das Gehirn stammt 
von paarigen Ektoderm Verdickungen, das Bauchmark von metameren 


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300 


ektodermalen Zelleneinwanderungen, der Pharynx stammt vom 
Entoderm des alten Darmes, ektodermale, paarige Einstülpungen 
nehmen Theil an der Bildung des Mundes; ein Proctodaeum bildet 
sich nicht, sondern es verschmilzt bei der fortschreitenden Regeneration 
des hinteren Endes des Wurmes das Entoderm mit dem Ektoderm, wobei 
aber vorher eine neue Zone des Entoderms entsteht, welche den 
alten Hinterdarm mit dem Ektoderm der Leibeswand vereinigt. In 
anderen Beziehungen ist G. im Allgemeinen mit Bock einig. 

H. Haase (30), der die Regenerationsvorgänge bei Tubifex 
rivulorum (Lam.) mit bosonderer Berücksichtigung des Darmes 
und des Nervensystems studirte, gelangt zum Schlüsse, dass die 
Neubildung sowohl des Enddarms, wie auch des Vorderdarms ziemlich 
gleich verlaufen. In beiden Fällen tritt nach dem Durchschneiden 
ein Zurückziehen des Darmes ein, worauf derselbe wieder bis 
an das Körperepithel heranwächst. Berühren sich beide, so erfolgt 
der Durchbruch und nach demselben eine ektodermale Einstülpung, 
die dort zur Bildung eines Stomodaeums, hier zur Gestaltung 
eines Prododaeums Veranlassung giebt. Das Nervensystem, und 
zwar sowohl das Gehimganglion, wie auch die Bauchganglien¬ 
kette entwickeln sich nicht aus den alten Theilen dieser Organe, 
sondern aus einer localen Wucherung des Ektoderms, wobei die 
Neubildung des Gehirnganglions zuerst aus einer paarigen Wucherung 
des Ektoderms auf der ventralen Seite in der vorderen Körpergegend 
stattfindet und erst etwas später auf die dorsale Seite übergeht. 
Die Regeneration des Bauchmarkes am hinteren Körperende geht 
dagegen aus einer unpaarigen, medianen Wucherung des Ektoderms 
vor sich. 

Haase, welcher übrigens die Regeneration des Bauchmarkes 
am hinteren Ende des Körpers nicht genug eingehend studirt hat, 
nimmt an, dass die genannte, mediane Wucherung des Ektoderms 
an zwei Punkten des hinteren Körperabschnittes stattfindet, und 
zwar an einem, mehr vorne und an einem, mehr hinten, median 
gelegenen. Wir müssen sehr bedauern, dass Haase seine Präparate 
nicht ausgenutzt hat, um auch einige andere wichtige und strittige 
Punkte der Rigenerationsfragen zu studiren, besonders aber die 
Frage über die Muskelfaserregeneration, welche, wie ich es weiter 
zeigen werde, und was schon Michel und E. Schulz hervor- 
gehoben haben, mit der Regeneration des Bauchmarkes sehr innig 
verbunden ist. 

Eugen Schulz (31) arbeitete unter der Leitung von Prof. 
Schimkewitsch über die Regeneration der hinteren Körperhälfte 
bei Polychaeten. In einigen Fällen sah er den Darm sich zurück- 


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301 


ziehen, das Körperepithel sich über ihm schliessen und die Darm¬ 
wände miteinander verwachsen. Sehr bald aber (am dritten Tage) 
bricht in diesen Fällen der Darm das Körperepithel durch, wobei 
seine Wände mit diesem Epithel verwachsen. In anderen Fällen 
sah er aber oft, bei Harmatoearten sogar fast immer, dass der Darm 
sich nicht zurückzog, das Körperepithel sich nicht schloss und dass 
die Darmwände direkt mit dem Körperepithel sich verlötheten. 

Sehr interessant finde ich die von Schulz konstatirto That- 
sache, dass der neugebildete After anfangs weit an der Rückenseite 
liegt, womit seine Beobachtungen mit denen Michel’s überein¬ 
stimmen. 

E. Korschelt (32) hält dies für die Folge eines schnelleren 
Wachsthums der Bauchseite im Verhältnisse zur Dorsalseite, was 
nach ihm als eine Reminiscenz der embryonalen Verhältnisse zu 
deuten wäre. Da aber nach Schulz der After anfangs dorsal 
liegt, obwohl in diesem Falle kein Unterschied im Wachsthum der 
dorsalen und ventralen Seite des Körpers zu bemerken ist, so sieht 
Schulz in der anfänglich dorsalen Lage des Afters wohl kaum 
einen Anklang an ontogenetische Vorgänge. Einige andere Ausein¬ 
andersetzungen Schulz’s in Betreff der Darmbildung werden wir 
noch später betrachten. 

Das neue Bauchmark ist nach Schulz ektodermaler Herkunft; 
das alte Bauchmark spielt keine Rolle in der Neubildung der 
Nervenelemente. Der Verfasser ist der Ansicht, dass nur die Neu- 
roglia des alten Bauchmarks in das neue einwachsen und dass die 
ganze regenerative Thätigkeit des alten Bauchmarks auf dieses Ein¬ 
wachsen sich beschränkt. Er gibt aber keine überzeugenden Beweise 
für dieses Einwachsen der Neuroglia. Was die ektodermale Bildung 
des neuen Bauchmarks anbetrifft, so findet Schulz sehr früh an 
der betreffenden Stelle im Ektoderm Mitosen, wobei die sich ab¬ 
trennenden und gegen das Bauch mark migrirenden Zellen den 
Habitus gewöhnlicher Ganglienzellen besitzen; andere Ektodermzellen 
hingegen theilen sich nicht, sondern verlängern sich und geben 
Fortsätze, welche in das aus wachsende und sich neu bildende 
Bauchmark sich versenken, dasselbe durchsetzen und somit typische 
Gliazellen bilden. Schulz ist ferner mit Haase darin nicht einig, 
dass das neue Bauchraark von einem Punkte (oder zwei Punkten) 
aus sich bilden solle. Er behauptet dagegen, dass die Regeneration 
des Bauchmarks an der ganzen Bauchseite der Regenerationsknospe 
vor sich geht. 

Das Gewebe, aus welchem die das Coelom d. h. die sekundäre 
Leibeshöhle umgebenden Wände bestehen und aus welchem auch 

Poln. ArcLlv f. biol. a med. Winsen ich. Ol 

Anhires poloa. des icienc. biol. et znödlc. 


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theilweise die Muskulatur (Längsmuskulatur) entsteht, nennt Schulz 
einfach „Coelom“. Nun bildet sich dieses „Coelom“ nach Schulz 
durch Immigration von Ektodermzellen und zwar beginnt 
diese Immigration immer am hintersten Ende des auswachsenden 
Körpers, ventral, gleich vor den Aftercirren und zu beiden Seiten 
des Bauchmarks. Diese Zellen erfüllen den ganzen Raum zwischen 
der hinteren Körperwand, den Seitenwänden des Körpers und stossen 
vorne an die Wände des vor ihnen liegenden „Coelom“. Beim 
weiteren Wachsthum des Körpers dringen neue Ektodermzellen 
hinter das neugebildete „Coelom“, bilden den mesenchymatösen 
Theil des Dissepiments, hinter welchem eine neue Immigration von 
Ektodermzellen vor sich geht eine neue „Coelom-Anlage“ u. s. w. 
Aus dem auswachsenden „Coelom“ oder aus dem sog. secundären 
Mesoderm von Schulz entstehen die Längsmuskeln. Alle anderen 
Muskeln ausser den erwähnten, longitudinalen, entstehen aus dem 
sog. primären Mesoderm von Schulz; aus diesem letzten entwickelt 
sich auch das Bindegewebe. Zum Theile entsteht dieses Mesoderm 
direkt ohne Neuromuskelanlage durch Einwandern oder Eindringen 
von Ektodermzellen; auf solche Weise entstehen z. B. die Muskeln 
der Dissepimente, welche ventral seitwärts zwischen die Coelom- 
säcke eindringen, wie es auch Michel beobachtete. Sie bedingen 
die Segmentirung des Coeloms. Alles übrige primäre Mesoderm ent¬ 
steht aus Neuromuskelanlagen, insoweit wir die Ringsmuskulatur 
des Darmes abstrahiren. 

Es zeigt sich, meiner Meinung nach, aus dieser Beschreibung 
von Schulz, welche etwas unklar ist, dass eine Grenze zwischen 
„j primärem “ und „ secundärem “ Mesoderm hier sich nicht streng 
durchführen lässt. Das eine und das andere geht aus dem Ekto¬ 
derm hervor, wobei das primäre sowohl aus einzeln immigrirenden 
Zellen, wie auch aus der Nervenmuskelanlage entstehen kann; das 
eine und das andere liefert die Muskulatur des Körpers. Wir werden 
weiter sehen, dass auch in den von mir beobachteten Fällen eine 
solche Grenze nicht durchführbar ist. 

Fr. v. Wagner (47), der so sehr verdiente Forscher im Gebiete 
der Regenerationsfragen, gibt uns in dem ersten Theile einer grös¬ 
seren Arbeit über Reparationsprocesse beim Lumbriculus variegatus 
sehr viele neue Thatsachen und tiefgreifende Blicke. Er gelangt 
zum Schlüsse, dass die Reparationsprocesse in erster Linie auf der 
Bildungsfähigkeit der Epidermis beruhen, unter bestimmten Um¬ 
ständen in lebhafte Wucherung eintreten um dadurch die benöthigte 
Menge indifferenter Reparationszellen hervorbringen zu können, 
sodann aber auch auf dem Vermögen des Darmepithels, innerhalb 


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seiner eigenen Ausdehnung und ohne Störung seiner bestehenden 
Organisation in dem jeweiligen nothwendigen Ausmasse zur Erzeugung 
neuer Elemente im Stande zu sein. Der Darmkanal reparirt sich 
fast in seiner ganzen Ausdehnung vom Entoderm, nur die Mund¬ 
höhle bildet sich aus einer Einsenkung des Ektoderms. Eine beson¬ 
dere Mesodermanlage wird nicht gebildet; ebensowenig sondern sich 
die einwandernden ektodermalen Reparationszellen in distincte 
Aggregate für die einzelnen Organe. Das Bauchmark, welches das 
erste zur Reparation gelangende Organ ist, ist ektodermalen Ur¬ 
sprunges; der Verfasser konnte dabei niemals eine Betheiligung des 
alten Bauchmarks an der Hervorbringung des neuen beobachten, 
obwohl er „gelegentlich“ einzelne Fibrillen in die Bildungsstätte des 
neuen Bauchmarks ausstrahlen sah. Im Ablauf der Reparation 
unterscheidet v. Wagner zwei Perioden, eine organogenetische 
und eine egalisirende, von welchen die erstere vornehmlich der 
Organbildung dient, die letztere hauptsächlich Wachsthumvorgänge 
umfasst, durch welche die Egalisirung des Reparats zum normalen 
Verhalten bewirkt wird. 

Während des Druckes dieser Arbeit erhielt ich die Mittheilung 
von Otto Rabes (48), in welcher der Verfasser die hauptsäch¬ 
lichsten Ergebnisse seiner höchst interessanten, unter der Leitung 
des Prof. Dr. E. Kor sch el t in Marburg ausgeführten Transplan- 
tasionsversuche an Lumbriciden darstellt und eine ausführliche 
Arbeit verspricht. Es ist mir sehr angenehm, dass in einigen sehr 
wichtigen Punkten eine Uebereinstimmungmit meinen Beobachtungen 
zu konstatiren ist, und zwar was zuerst den Process der Wund¬ 
heilung betrifft, so tritt darin sehr stark das Bestreben des Wurmes 
hervor, die Wunde schnell nach Aussen abzuschliessen und sodann 
möglichst bald epithelial zu überhäuten: durch die Nähte werden 
die Wundränder einander möglichst genähert, so dass nur ein sehr 
schmeler Wundspalt zwischen ihnen bleibt; der letztere wird recht 
bald durch Lymphzellen ausgefüllt, die von allen Seiten 
der Wundstelle zufliessen und die Lücke verstopfen. Erst 
dann wird die Wunde durch Epithelzellen überdeckt. Bemerkens¬ 
werth ist dabei, dast letzteres nicht durch Neubildung von Epithel¬ 
zellen, sondern allein durch die alte Hypodermis bewirkt wird. Was 
die Regeneration des Nervensystems anbetrifft, so beobachtete 
Rabes ein Auswachsen der alten Nervenfasern (im Einklänge mit 
Hescheler und mit mir, aber gegen v. Wagner und viele andere 
Forscher), mitotische Theilungen der alten Ganglienzellen in der 
Nachbarschaft der Wundstelle und Einwanderung von Hypodermis- 
zellen in die Bauchmarkanlage. 

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304 


n. 

Die Regenerationserscheinungen bei den Enchytraeiden- 

A. Technisches. 

Um gewisse histologische Regenerationsprocesse bei den Enchy- 
traeiden zu studiren, habe ich eine Reihe folgender Experimente 
vorgenommen. 

Bei einer sehr grossen Anzahl gesunder, kräftiger Exemplare 
von Fridericia Ral 2 elii (Eisen) und Enchytraeus Buchhohii (Vejd.), 
die ich massenhaft unter den faulenden Blättern in dem Lem- 
berger Walde „Pohulanka“ im Monate März d. J. gefunden hatte, 
habe ich die hintere Hälfte des Körpers mit einem kleinen, sehr 
scharfen Messer, womöglich durch einen ganz glatten und que¬ 
ren Schnitt abgetrennt. Die Regeneration des caudalen Körper¬ 
abschnittes hat bei allen operirten Exemplaren ohne Ausnahme 
stattgefunden, während ich die Regeneration des vorderen Körper¬ 
abschnittes bei jenen Stücken, welche die hinteren Hälften der entzwei 
geschnittenen Würmer darstellten, nur in sehr seltenen Fällen beob¬ 
achtet habe; die Exemplare lebten einige Wochen ohne Nahrung, 
da sie grösstentheils keine neue Mundöffnung bekamen und gingen 
schliesslich zu Grunde. Da ich in Folge dessen die Regeneration 
des Kopfabschnittes nicht an einer genügenden Zahl von Exemplaren 
studiren konnte, und deshalb in vielen wichtigen Punkten noch im 
Unklaren bin, so werde ich diese Frage in einer späteren Arbeit 
erörtern, hier aber werde ich mich auf die Neubildung des hinteren 
Körperabschnittes beschränken. 

Da im Darmkanale der Enchytraeiden sehr oft viele Sand- und 
Erdpartikelchen Vorkommen, welche im hohen Grade die Anfertigung 
von guten Schnitten verhindern, da sie die Gewebe zerreissen, so 
habe ich vor dem Durchschneiden der Exemplare dieselben einige Tage 
in Gefässen, zwischen vielen Stücken faulender Blätter cultivirt, 
welche vorher sorgfältig in reinem Wasser ausgewaschen und ganz 
frei von Sand und Erde waren. Die Würmer füllen ihren Darm mit 
diesen weichen, rein gespüblton Blätterstückchen und erst dann 
eignen sie sich zu Experimenten; auch die operirten Exemplare 
müssen in derselben Weise gehalten werden. Die durchgeschnittenen 
wurden theils in kalter, gesättigter Sublimatlösung, theils in heissem 
Sublimat, theils in 3 # /o NO,H fixirt, dann in immer stärkerem 
Alkohol successive gehärtet. Paraffinschnitte wurden mit Wasser 
angeklebt. Als Färbemittel dienten: Safranin, Pikrokarmin, Methylgrün 
mit Eosin und Haematoxylin-Eosin. Die besten Resultate habe ich 
mit kalter Sublimatlösung und mit Haematoxylin-Eosin-Färbung 


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erzielt. Diese letztere Färbung ist besonders günstig für die Unter¬ 
suchung der Regenerationsvorgänge, da hiebei die zerstreuten Muskel¬ 
fibrillen eine kupferröthliche Farbe annehmen und somit sehr leicht 
von anderen Gewebetheilen unterschieden werden können, was in 
denjenigen Fällen besonders wichtig ist, in welchen die verschiedenen 
jungen Gewebeanlagen dicht nebeneinander in der Regenerations¬ 
knospe liegen. Auch habe ich mich bei der Untersuchung des 
Nervensystems der Golgi’schen Chrom-Silbermethode bedient, 
worüber weiter unten die Rede sein wird. 

B. Die provisorische Vernarbung des durchschnittenen 
Körpers und einige Involutionsprocesse. 

Bei der Regeneration des hinteren Körperendes entsteht bei 
den Enchytraeiden, ähnlich wie bei anderen Würmern, eine Rege¬ 
nerationsknospe, welche durch einen viel geringeren Durch¬ 
messer, durch hellere Farbe und grössere Durchsichtigkeit von dem 
Körper sich unterscheidet. Niemals habe ich eine Regeneration der 
vollen Zahl der abgetragenen Körpersegmente beobachtet; von den 
12 bis 15 abgeschnittenen hinteren Segmenten regenerirten sich 
bei Enchytraeus Buchholzii 10 bis 12; bei der grösseren Art, 
Friderica Ratzelii, ist die Zahl der neugebildeten Körpersegmente 
immer eine verhältnismässig etwas geringere, als bei Enchytraeus 
Nach vier bis fünf Wochen ist der gesammte Regenerationsprocess 
vollendet. 

Keiner der bisherigen Forscher hat die Art und Weise der Ver¬ 
narbung des durchschnittenen Körpers, besonders aber die mit diesem 
Processe innig verbundenen Involutionsvorgänge genügend 
beschrieben. Es wird von den meisten Forschern angenommen, dass die 
Wundfläche sich verengt und contrahirt, wobei die Contraction der 
circulären Muskelfasern eine wichtige Rolle spielen soll (Michel) 
und dass die Wundfläche vom Epithel bedeckt wird, welches vom 
Wundrande stammt. 

Es haben zwar Friedländer (10) und He sehe ler (1. c.), 
besonders aber dieser letztere, eine grosse Anzahl von lymphatischen 
Zellen in der Wunde gesehen, aber nur in Fällen einer lateralen 
Wunde (Friedländer 10) oder nach Amputation des Kopfes 
Hescheler (141). Michel (28) sah bei der Schwanzregeneration 
keine Leukocyten in der Wunde; er meint aber, dass die Bedin¬ 
gungen möglicherweise genug different sind, um verschiedenartige 
Resultate zu geben: „bei den Caudalschnitten entleert sich der 
sektionirte Segment nur langsam und wenn die Wirkung der Fixir- 
flüssigkeit unmittelbar nach der Amputation folgt, werfen andere 


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Segmente durch ihre Dorsalporen den grössten Theil ihres Inhaltes 
nach aussen heraus; im Gegensatz, bei einer seitlichen, engen Wunde 
können die Elemente an der Oeffnung, adhaeriren und beim Kopfe 
kann die unvollkommene Entwickelung der Septen in dieser Region 
einen grösseren Zufluss der Leibesflüssigkeit ermöglichen“. Die Ab' 
Wesenheit von Amoebocyten in den von Michel beobachteten 
Fällen zeigt, nach der Meinung dieses Forschers, dass dieselben für 
die Vernarbungsprocesse nicht unentbehrlich sind, obwohl sie in 
anderen Fällen nützlich sein können. 

Diese Auseinandersetzungen Michel’s sind interessant, aber 
nicht ganz zutreffend, denn ich habe in den von mir beobachteten 
Fällen, welche ja die caudale Regeneration betreffen, einen grossen 
und wichtigen, obwohl vorübergehenden Antheil der Lymphzellen 
bei der Vernarbung der Wunde beobachtet, besonders bei Enchy- 
traeus, in etwas minderem Grade bei Fridericia. 

In der Leibesflüssigkeit der Enehytraeiden finden sich bekanntlich 
viele, charakteristische Lymphzellen (Lymphkörper der Autoren), 
welche bei verschiedenen Gattungen und Arten eine mehr oder 
weniger verschiedene Form und Grösse zeigen, was für systematische 
Zwecke von grosser Bedeutung ist. 

Bei manchen Gattungen zum Beispiel Enchytraeus , Mesenchy- 
traeus, Henlea, gibt es nur eine Art von Lymphzellen, und zwar 
grosse, elliptische oder rundliche mit einem mehr oder weniger 
grossen Kerne und mit körnigem Plasma; bei anderen, z. B. bei 
Fridericia und Buchholzia unterscheiden wir zweierlei Formen 
dieser Elemente und zwar ausser den grossen noch sehr viele 
winzig kleine, „navicellenförmige“, in welchen mit den gewöhnlichen 
Färbemitteln ein Kern sich nicht nachweisen lässt. 

Bei der Vernarbung der Wunde spielen nun die grossen Lymph¬ 
zellen eine gewisse Rolle. Sie sammeln sich nämlich in sehr grosser 
Anzahl in der Region der Wunde an und bedingen eine provisorische 
Ausbuchtung der Wundfläche, wo sie einem interessanten Involutions- 
processe unterliegen. 

In Fig. 1 ist ein Theil eines Sagittalschnittes durch das Schwanz¬ 
ende von Enchytraeus Buchholzii, 48 Stunden nach der Operation) 
dargestellt; es ist hier nur der dorsale und mittlere Theil der 
Schnittes abgebildet, der ventrale ist nicht dargestellt; durch 
die Linie ab wurde die Schnittfläche angezeichnet. Das abge¬ 
schnittene Ende ist buckelig ausgebuchtet und von einer sehr grossen 
Anzahl lymphatischer Zellen ausgefüllt, die in einer feinkörnigen 
Flüssigkeit schwimmen. Die Regeneration des Hautepithels hat 
noch nicht begonnen. Das Epithel erscheint wie plötzlich abge- 


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schnitten; dasselbe gilt auch vom Epithel des Darmes, dessen Lumen 
noch nicht geschlossen ist; eine noch weite, offene Communication 
zwischen dem Darmlumen und der Leibeshöhle ist auf der Abbildung 
zu sehen, obwohl sie schon verhältnismässig etwas verengt ist und 
somit eine Tendenz zum Schliessen zeigt. 

Die Lymphzellen der buckeligen Ausbuchtung unterliegen hier 
einer interessanten Involution, welche augenscheinlich zum Zwecke 
eines provisorischen Verschlusses des durchgeschnittenen Körpers 
dient. Das erste Stadium dieser Involution besteht darin, dass die 
ovalen, abgeplattenen Zellen ihre sonst gut entwickelte Membran 
verlieren und zwar entweder an der ganzen Oberfläche, oder anfangs 
nur theilweise. Der Inhalt unterliegt einer Quellung, was eben das 
Verschwinden der Membran bedingen könnte. Die Zellen nehmen 
eine kugelige Gestalt an, und es fliesst der Zelleninhalt nach dem 
Verschwinden der Membran nach aussen heraus, so dass der Kern 
ganz frei bleibt. Der Inhalt besteht aus hellem Plasma, welches 
sehr zahlreiche, gröbere und feinere Körnchen enthält. Die Zer¬ 
streuung des Inhaltes und den damit verbundenen Untergang der 
Zellen kann man an sehr vielen Uebergangsstadien studiren. 

Die meisten Lymphzellen nähern sich der Oberfläche der Aus¬ 
buchtung, wo sie nach ihrem Untergange eine Schicht von dicht 
zusammengedrängten Körnchen bilden, in welcher die Kerne der zu 
Grunde gegangenen Zellen ganz frei liegen. Auf diese Weise ent¬ 
steht eine Art Granulationsgewebe, welches eine provisorische 
Kappe für die Wunde bildet. 

Zu diesen Lymphzellen gesellen sich auch andere und zwar 
vor Allem mesodermale Elemente des somatischen und des splanch- 
nischen Peritoneumblattes, besonders aber dieses letzteren, welches 
bei den Enchytraeiden eine Schicht von sehr hohen, mit ihrer dünnen 
Basis der Muskellage des Darmes aufsitzenden, mit dem keilförmig 
verdickten Scheitel gegen die Leibeshühle gerichteten und mit zahl¬ 
reichen, gelbbräunlichen Körnchen versehenen Zellen bildet. 

In Fig. 1 liegt eine dieser Zellen (p) fast vollständig frei, gegen 
das Lumen der buckeligen Ausbuchtung des Körpers gerichtet. Bei 
Fridericia habe ich eine massenhafte Auswanderung dieser Zellen 
in die Regenerationsknospe gesehen, wo sie alle zu Grunde gehen. 
Ich verweise hier in dieser Hinsicht auf die Fig. 3, welche ich unten 
noch näher besprechen werde und zwar bei der Frage über die 
Regeneration des Darmes. 

Endlich schliessen sich den lymphatischen Zellen der Aus¬ 
buchtung und überhaupt den degenerirenden Elementen noch manche 
andere mesodermale Bildungen an. Hieher gehören diejenigen Nephri- 


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dien, welche bei der Operation zufällig durchgeschnitten wurden, 
und welche immer einer vollständigen Involution unterliegen. Sie 
zerfallen nämlich zuerst in einzelne Stücke. Diese Zerfallprodukte, 
die aus feinkörnigem Plasma mit Kernen und feinen intracellulären 
Kanälchen bestehen und sehr reich vacuolisirt sind, kann man oft 
in der Nähe der Wundfläche oder sogar in einer gewissen Entfernung 
von derselben zwischen den obengenannten Lymphzellen und anderen 
mesodermalen Elementen antreffen; viele dieser letzteren zeigen 
amöeboide Bewegungen. Ich glaube, dass es hauptsächlich Elemente 
sind, welche aus dem Peritoneum in der Gegend der Wunde ausge¬ 
wandert sind; sie stammen möglicherweise auch von den Lymph¬ 
zellen der Leibeshöhle; doch war ich nicht in der Lage dies direkt 
zu beobachten. 

Bedeutungsvoll ist die von mir konstatirte Thatsache, dass 
viele der durchschnittenen Muskelfasern, sowohl in der circu- 
lären, wie auch in der longitudinalen Hautmuskelschicht und auch 
die durchschnittenen Septenmuskelfasern und Muskeln der Borsten¬ 
säcke in der Nähe der Wunde einer Degeneration unterliegen, welche 
unter Mitwirkung von lymphatischen, wandernden Elementen (Amoe- 
bocyten) ähnlich wie dies auch bei Wirbelthieren in vielen Fällen 
konstatirt (vergl. die von mir und S. Sidoriak veröffentlichte Arbeit 
über die Regeneration der älteren Bachforellenembryonen 33) und 
auch bei der Metamorphose bei Insekten von B r u y n e (34) und An¬ 
deren so schön dargestellt wurde, zu Stande kommt. 

Die Degeneration von Muskelfasern kann beim Färben mit 
Hämatoxylin-Eosin sehr schön beobachtet werden, da dabei die 
Zerfallprodukte der Muskelfasern durch ihre charakteristische kupfer* 
rothe Farbe im Plasma der Amoebocyten sehr klar hervortreten. 
Die Degeneration beginnt damit, dass im Inneren der Muskelfasern 
Vacuolen erscheinen, die hie und da einen etwas alveolären Bau der 
Muskelfasersubstanz bewirken. Gleichzeitig beginnt ein Zerfall dieser 
Substanz in grössere und kleinere Schollen und Körnchen, wobei 
die Amoebocyten in Form einer intracellulären Ernährung dieselben 
aufnehmen. 

In Fig. 2 sind einige Stadien dieser Muskeldegeneration bei 
einem Enchytraeus Buchkolzii, zwei Tage nach der Operation dar¬ 
gestellt. In a sehen wir drei nebeneinanderliegende Muskelfaser- 
theile, in welchen rechts einige grössere Vacuolen vorhanden sind; 
neben und zwischen den Fasern liegt eine Anzahl von Körnchen, 
welche der Färbung nach, als Zerfallprodukte von Muskelfasern 
zu deuten sind; zwischen den Muskelfasern liegen zwei Amoebocyten. 
In b sehen wir eine grössere Masse von Muskelsubstanz, die links 


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in einzelne Körnchen zerfällt und reich vacuolisirt ist; oben liegen 
dieser Substanz zwei Amoebocyten dicht an, welche viele, grosse, 
runde, lichtbrechende Körnchen enthaltende Kerne besitzen und 
deren Plasma pseudopodienartige Fortsätze entsendet. Ein sehr 
interessantes Bild sehen wir in c, wo ein Amoebocyt einigen Muskel¬ 
fasern sehr innig anliegt und mit denselben so sehr zusammenhängt, 
dass zwischen beiden keine scharfe Grenze nachzuweisen ist; im 
Plasma dieser Amoebocyten liegen sehr viele, grössere und kleinere 
Körnchen, welche durch ihre kupferröthliche Farbe (bei Eosinfärbung) 
sehr scharf hervortreten. Ein ähnliches Bild finden wir auch in d, 
wo dem Ende einer Muskelfaser ein grösserer, auch Muskelsubstanz¬ 
körner enthaltender, aber mehr abgerundeter Amoebocyt aufsitzt. 
Einen solchen, viele, grössere Muskelsubstanzkörner enthaltenden 
Amoebocyten sehen wir auch in e. In b dringen zwei Amoebocyten 
mit ihren Pseudopodien in Muskelreste hinein. 

Bei einem mehr fortgeschrittenen Verdauungsprocesse zerfällt 
die Muskelsubstanz im Inneren der Amoebocyten in äusserst feine 
Körnchen, deren charakteristische Färbung (bei Haematoxylin-Eosin) 
immer schwächer auftritt. Ueber die weitere Rolle dieser zur Dege¬ 
neration der durchschnittenen Muskelfasertheile beitragenden Amoe¬ 
bocyten kann ich leider Nichts bestimmtes sagen. Es scheint mir 
jedoch sehr wahrscheinlich, dass auch diese endlich einer Degene¬ 
ration unterliegen, dass sie sich nämlich sammt anderen mesoder¬ 
malen Elementen in der Umgebung der Wunde anhäufen, um hier 
ganz auf dieselbe Weise wie die grossen Lymphzellen zu Grunde 
zu gehen. Es scheint mir dies sehr wahrscheinlich zu sein, weil 
ich in der Nähe der Wunde Zellen gefunden habe, die sowohl der 
Grösse, wie auch dem ganzen Habitus nach, den Amoebocyten sehr 
ähnlich waren. Hier aber gehen alle diese Elemente zu Grunde, 
in dem Maasse, als die Regenerationsprocesse fortschreiten. 

C. Bildung des bleibenden Ektoderms und des 
Hinterdarmes nebst Afteröffnung. 

Wir haben bereits gesehen, dass die provisorische Verschliessung 
des durchschnittenen Körpers durch lymphatische Zellen und theil- 
weise auch andere, sich denselben anschliessenden Mesodermelemente 
zustande kommt. An der Basis der dabei sich bildenden, buckeligen 
Verwölbung des hinteren Körperendes entsteht schon am zweiten 
Regenerationstage eine circuläre Einschnürung und in dem Maasse, 
als die provisorisch die Wunde bedeckenden Elemente zu Grunde 
gehen, nähern sich hier die Ränder des Epithels, treten zusammen 
und bewirken eine definitive Schliessung der Wunde. Hiebei findet 


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eine Vermehrung der Epithelzellen in der Nähe des Wunderandes 
statt, obwohl ich hier nur in seltenen Fällen karyokinetische 
Theilungen angetroffen habe, was sich durch die sehr rasche Voll¬ 
ziehung des Verschlussprocesses an dieser Stelle leicht erklären 
lässt. Kurz und gut finden wir schon am dritten Regenerations¬ 
tage eine vollständige epitheliale Decke. 

In Fig. 1 sehen wir, dass das Epithel nur bis zu jener Stelle 
reicht, wo die circuläre Einschnürung sich findet; etwas mehr nach 
hinten reicht die verdickte Cuticula. In Fig. 3. welche einen Theil 
horizontalen Schnittes durch die Fridericia Katzelii darstellt, ist 
schon eine vollständige Epithelbedeckung an der Regenerationsknospe 
zu sehen. 

Die Zellen dieses Deckepithels unterscheiden sich bedeutend 
von denjenigen der Epidermis an anderen Körperstellen dadurch, 
dass sie nicht gedrängt, sondern mehr locker nebeneinander stehen. 
Hie und da trifft man sogar kleine Lücken zwischen denselben; 
ausserdem haben sie nicht eine reguläre, kubische Form, sondern 
sind mit Ausläufern versehen. Manche haben eine kubisch-rundliche 
Gestalt. Die Ausläufer sind länger und kürzer, gegen die Leibes¬ 
höhle gerichtet, abgerundet oder sogar pseudopodienartig. Diese Thatsa- 
che beweist, dass sehr wahrscheinlich die Bedeckung der Wunde nicht 
nur durch die mechanische Zusammenziehung und durch Wachsthum 
der Epithelschicht, sondern auch durch eine active Wanderung und 
Verschiebung der einzelnen Epithelzellen zustande kommt. Die durch¬ 
schnittene Hautmuskulatur erstreckt sich nicht bis zu dieser neuen 
Epilheldecke, ebensowenig ist hier anfangs eine Cuticula vorhanden. 

Unter der Epitheldecke, welche nach hinten ausgebuchtet 
erscheint, findet sich eine weite Höhle, in welcher die körnigen Re- 
sidua der oben erwähnten lymphatischen Zellen liegen und in welche 
aus den vorderen Theilen der Leibeshöhle noch neue Amoebocyten 
und Lymphzellen wandern. 

Beim durchschnittenen Wurme zieht sich der Darm bedeutend 
nach vorn zurück, so dass die durchschnittenen Ränder des Darmes 
von der Epidermis ziemlich weit entfernt sind. Die Verkürzung des 
Darmes bedingt oft eine Bildung reichlicher Falten im Epithel des 
selben, was jedoch nicht in allen Fällen stattfindet. 

Nun ziehen sich die durchschnittenen Darmränder stark zu 
sammen, was die Schliessung des Darmes zu Folge hat. Die Schliessung 
ist jedoch noch längere Zeit eine unvollständige und es kommt auch 
hier, wie bei der Schliessung der Körperwand, gewöhnlich zuerst 
eine provisorische Abgrenzung des Darmlumens zustande, und zwar 
mit Hilfe der peritonealen Zellen des splanchnischen Blattes. 


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Bei Encliytraeus habe ich diese provisorische Darmverschlies- 
sung nicht beobachtet, bei Fridericia dagegen habe ich dieselbe 
mehrmals gefunden, so dass ich diesen Process, wenn nicht als 
Etwas bei der Regeneration regelmässig vorkommendes, so doch als 
eine Erscheinung, die sehr oft dabei stattflndet, betrachten muss. 
Diese provisorische Darmverschliessung kann man verstehen, wenn 
man das normale Verhältniss der visceralen Peritonealschicht zum 
Darmepithel berücksichtigt. 

Das Rückengefäss öffnet sich bekanntlich bei den Enchytraeiden 
an seinem hinteren Ende in einen grossen Blutsinus, der den Darm¬ 
kanal umgibt und mit Endothel ausgekleidet ist. In dem hinteren 
Darmabschnitte, welcher uns hierspeciell interessirt, geht die Peritoneal¬ 
zellenschicht des Gefässes ununterbrochen in die des Darmes über, 
wobei die grossen Peritonealzellen mit schmaler Basis dem Gefässe 
und dem Darme aufsitzen und ihre abgerundeten und verbreiteten 
Gipfel gegen die Leibeshöhle richten. Unter der Peritonealzellen¬ 
schicht sowohl des Riickengefässes wie auch des Darmes befindet 
sich eine dünne Muskelschicht, die nach innen aus circularen, nach 
aussen aus schwächer entwickelten longitudinalen Fasern besteht. 
Diese Muskelfaserschicht liegt nicht unmittelbar dem Darmepithel 
an, sondern es findet sich zwischen beiden ein grosser Blutsinus, 
der gewöhnlich seine eigene Endothelauskleidung besitzt, (Vergl. die 
Arbeit von mir u. Rakowski, 40). 

Nach dem Durchschneiden des Darmes und sammt demselben 
natürlich auch der Peritonealzellenschicht, der erwähnten Muskulatur 
und des Blutsinus treten nun bei der Fridericia und Enchytraeus 
folgende Processe auf. 

Die Muskulatur des Darmes unterliegt in der nächsten Um¬ 
gebung der Wunde einer Degeneration, die Muskelfasern zerfallen in 
Körner und feine Körnchen, das Endothel des Blutsinus degenerirt 
gleichfalls, wobei die körnigen Trümmer der Muskelfasern und des 
Endothels in dem Raume zwischen der Peritonealzellenschicht und 
dem Darmepithel, d. i. in dem Blutsinuslumen zu liegen kommen. 
In Fig. 3 sind diese Körnchen bei verhältnissmässig schwacher Ver- 
grösserung dargestellt (o). 

Die Zellen der Peritonealschicht bilden nun gegen das Hinter¬ 
ende des Darmes eine zusammenhängende Masse (Fig. 3, p), in wel¬ 
cher die Grenzen der einzelnen Zellen nur schwer, stellenweise gar 
nicht zu unterscheiden sind; es bildet sich aus denselben eine Art 
Pfropf, welcher die hier noch offene Darmhöhle provisorisch schliesst. 

Die visceralen Peritonealzellen unterliegen in der Nähe der Durch¬ 
schnittsfläche der Darmwand zweierlei Veränderungen. Einzelne Zellen 


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trennen sich von den anderen ganz ab, werden frei und wandern 
gegen die Regenerations-Knospe, wo sie sammt den Lymphzellen 
untergehen und wahrscheinlich theilweise in die oben erwähnten, 
muskelfressenden Amoebocyten sich verwandeln. Ein anderer Theil 
dieser Zellen bildet den oben erwähnten Pfropf, indem hier die 
Zellen sich zusammenballen und zu einer mehr oder weniger zu¬ 
sammenhängenden Masse sich vereinigen. In dieser plasmatischen 
Masse werden sehr viele Kerne in verschiedenen Degenerationsstadien 
angetroffen. Viele Kerne nehmen dabei stäbchenförmige Gestalten 
an; andere verlängern sich spindelförmig, wobei von denselben nur 
das Chromatin übrig bleibt, der Kernsfat und die Kernkörperchen 
verschwinden. Viele Kerne unterliegen sehr früh einer Fragmentation; 
hie und da findet man intensiv sich färbende Körnchen, die in Folge 
eines gänzlichen Zerfalls der Kernsubstanz entstehen. Der in Fig. 3 
dargestellte Zellenpfropf sitzt dem hinteren Darmende auf und hängt 
mit der epithelialen, durchschnittenen Darmwand innig zusammen, 
welche hier noch nicht gänzlich geschlossen ist. An dieser Stelle 
besteht ein freier Hohlraum, der die Peritonealzellenanhäufung von 
der Darmepithelwand trennt und einen Rest des Blutsinuslumens 
darstellt. Seitlich (besonders links in der betreffenden Abbildung), 
kann man einen allmählichen Uebergang von der zusammenhän¬ 
genden Peritonealzellenmasse zu den einzeln stehenden, persistirenden 
visceralen Peritonealzellen beobachten. 

In etwas späteren Stadien, am Ende des 3. Tages oder am 
Anlange des 4., geht der erwähnte Peritonealzellenpfropf gänzlich 
zu Grunde, in dem Maasse, als gleichzeitig seitens des Ektoderms 
eine anfangs solide Zellenanhäufung sich bildet, mit welcher das 
blinde Ende der inzwischen gewöhnlich schon gänzlich geschlossenen 
Darmepithelwand zusammenwächst. 

Diese Zusammenwachsung der Darmepithelwand mit der Epi¬ 
dermis ist in Fig. 4 abgebildet, welche einen Theil des Horizontal¬ 
schnittes durch das Hinterende einer Fridericia 4 Tage nach der 
Operation darstellt. In der Mitte sehen wir hier eine solide Anhäu¬ 
fung von Ektodermzellen, wobei dieselben etwas locker nebenein¬ 
ander liegen. Mit dieser Zellanhäufung, welche etwas keilförmig in 
die Leibeshöhle eindringt, ist nun das Hinterende des Darmes ver¬ 
schmolzen, so jedoch, dass eine Grenze zwischen Ektoderm und 
Entoderm sehr scharf hervortritt, da die Zellen der alten, entoder- 
malen Darmwand einen ganz anderen Habitus besitzen und eine 
zusammenhängende Schicht bilden. 

Am betreffenden Präparate ist die eigentliche, entodermale 
Darmwand nicht geschlossen; es bleibt hinten eine Oeffnung, ein 


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Durchbruch im Darmepithel, der aber nicht in die Leibeshöhle, 
sondern in eine kleine Höhle führt, die durch Auseinandergehen der 
Elemente in der erwähnten, ektodermalen Zellenanhäufung entstanden 
ist. Es ist somit mit Hilfe dieser Zellenanhäufung die Darmhöhle 
hinten abgeschlossen, so wie sie vorher mit Hilfe der Peritoneal* 
zellenanhänfung abgesperrt war. Um diesen Durchbruch im Epithel 
der Darmwand finden zu können, muss man ununterbrochene Serien - 
schnitte besitzen, da in Folge der Kleinheit dieser Oeffnung dieselbe 
nur an einigen Schnitten zu sehen ist, während an der grossen 
Mehrheit anderer Schnitte die Epitheldarmwand hinten vollkommen 
geschlossen erscheint. In seltenen Fätlen habe ich jedoch diese 
Oeffnung nicht gesehen; in diesen Fällen kommt es also zum voll¬ 
ständigen Verschlüsse der Darmepithelwand, noch bevor dieselbe 
mit dem Ektoderm zusammenwächst. 

Es kommt also schliesslich in allen Fällen zur Znsammen- 
wachsung der alten Darmwand mit der anfangs soliden Ektoderm¬ 
verdickung, in welcher sehr bald eine Höhle entsteht. Es bildet sich 
also eine Art Stomodneuw, welches jedoch anfangs solid ist und erst 
später hohl wird. 

Nachdem die Communication des Darmes mit der Aussenwelt 
durch dieses Stomodaeum bereits zu Stande gekommen ist, theilen 
sich an der Uebergangsstelle des Stomodaeums in die umgebende 
Epidermis die Zellen viel energischer als an anderen Stellen der neu¬ 
gebildeten ektodermalen Decke, und es kommt in Folge dessen zu 
einer secundären Einstülpung des Ektoderms, wodurch der Hinter¬ 
darm sich bedeutend verlängert und die Afteröffnung viel grösser 
wird. Der secundär sich einstülpende Theil des Hinterdarms hat 
einen viel grösseren Durchmesser, als der ursprünglich angelegte, 
nämlich durch die Aushöhlung der anfangs soliden Ektodermzellen¬ 
anhäufung entstandene Abschnitt desselben. 

In Fig.3, die einen Theil eines Längsschnittes durch das Hinterende 
eines regenerirten Enchytraeus Buchholzii 6 Tage nach der Operation 
darstellt, sieht man den auffallenden Unterschied zwischen dem hin¬ 
tersten, viel breiteren und dem unmittelber vor demselben liegenden, 
viel engeren Abschnitte des Hinterdarmes; der erstere entstand nun 
durch eine secundäre Ektodermeinstülpung am Afterrande. 

Noch eine wichtige Thatsache muss ich hier hervorheben: 
Anfangs liegt der After nicht ganz in Mitte der hinteren Wand der 
Regenerationsknospe, sondern mehr auf der Rückenseite; erst später 
ändert sich seine Lage. Die Zeit, in welcher er seine definitive Lage 
bekommt, lässt sich nicht genau bestimmen, in manchen Fällen liegt 
er schon am 8. Tage terminal, in anderen behäit er seine dorsale oder 


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314 


dorso-terminale Lage viel länger, z. B. noch am 24. Regenerationstage. 
Ich kann nicht sagen, von welchen Umständen die grossenDifferenzen 
in dieser Hinsicht abhängen; es wäre möglich, dass kleine Ver¬ 
schiedenheiten der Richtung, in welcher der Querschnitt ausgeführt 
worden ist, hiebei einen Einfluss haben. 

Die dorsale Lage des Afters in den ersten Regenerationstagen 
wurde von vielen Forschern beobachtet, so z. B. von Michel und 
Schulz. 

Die dorsale Lage des Afters führte, meiner Ansicht nach, 
Bülow (2), zu einigen irrthümlichen Schlüssen bei der Beur- 
theilung der von ihm gesehenen Regenerationsbildern bei Lutnbri- 
culus. Dieser Verfasser beschreibt nämlich eine Art Gastrulation am 
hinteren Körperende, wobei die eingestülpte Wand zum Entoderm 
sich entwickeln soll. Ganz ähnliche Bilder, wie die von Bülow 
gezeichneten, habe auch ich erhalten, dieselben sind jedoch eben 
aus der dorsalen Lage des Afters zu erklären. Einer der hintersten 
Querschnitte (Fig. 6) von einem Wurm ( Fridericia) 24 Tage nach 
der Operation stellt ein solches Bild dar. Die nach unten gerichtete 
convexe Seite bildet die Bauchseite, die obere, concave, dorsale ist 
eben die eingestülpte Hinterdarmwand. An einem etwas mehr nach 
vorn gerücktjn Schnitte (Fig. 7) nähern sich die Ränder der Ein¬ 
stülpung mehr aneinander und an noch mehr vorderen Querschnitten 
erscheint schon der Hinterdarm ganz geschlossen und liegt in der 
Mitte des Körpers. 

Um zu zeigen, wie sich unsere Beobachtungen über die Rege¬ 
neration des Hinterdarmes zu denjenigen anderer Forscher verhalten, 
erlaube ich mir an dieser Stelle eine kurze Zusammenstellung der 
in dieser Hinsicht bisher erlangten Resultate zu geben: 

C. Bülow (1883) ( Lumbriculus ) — Das Epithel des Hinterdarms ent¬ 
steht durck Einstülpung, welche als gleichwerthig mit der em¬ 
bryonalen Einstülpung gelten soll. 

Miss Randolph (1892) (Lumbriculus) — Das alte Entoderm ver¬ 
schmilzt mit dem Ektoderm und so wird der Darm verschlossen; 
erst etwas später entsteht eine ektodermale Einstülpung ( Procto - 
daeim), die den definitiven Hinterdarm darstellt. 

Fr. v. Wagner (1897) ( Lumbriculus ) — Der ganze neue Vorderdarm 
ist entodermalen Ursprunges. 

Fr. v. Wagner (1893) (Lumbriculus) — Nach der Vereinigung des 
Darmes mit dem Ektoderm der Wundfläche bildet sich eine 
provisorische Oeffnung, dann folgt eine ektodermale Einstül¬ 
pung ( Stomodaeum ). 


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315 


H. Rievel (1896) ( Ophryotrocha , Nais, AUolobophcra , Lumbricus) ■ 
Das Entoderm des sich schliessenden Darmes entsendet Fort¬ 
sätze gegen des Ektoderm, mit welchem es verwächst; keine 
Einstülpung; die definitive Darmoeffnung entseht durch Ruptur. 
P. Hepke (1896-1898) ( Naiden) — Der neue Darm entsteht als 
eine solide Entodermknospe, die einen soliden Strang bildet 
und sich mit dem alten Darme vereinigt, der seinerseits eben¬ 
falls einige neue Zellen bildet. Der Strang bekommt ein Lumen 
welches bald mit einer ektodermalen Einbuchtung konfluirt. 

M. v. Bock (1897) Chätogaster) — Eine directe Verwachsung des 
alten Darmes mit dem Ektoderm. 

T. M. Gallovay (1899) (Dero) — Es bildet sich eine neue Zone des 
Entoderms am alten Darme, welche sich mit dem Ektoderm 
vereinigt; Proctodaeum bildet sich nicht; an der Bildung des 
neuen Mundes betheiligen sich paarige Ektodermeinstülpungen. 
K. Hescheler (1888) ( Lumbricus ) — Der durchschnittene Darm 
schliesst sich und nähert sich dem Ektoderm, wobei die Mund¬ 
höhle als Stomodaeum entsteht. 

A. Michel 1898) (Diverse Polycheten und Oligochaeten ) — Die Darm- 
oeflnung der Schnittfläche bleibt organisch offen und bildet den 
Anus, wobei jedoch beim weiteren Wachstum der Hinterdarm auf 
Kosten des Ektoderms sich verlängert. 

Haase (1899) (Tubifex).- Zurückziehen des durchschnittenen Darmes, 
nachher eine Heranwachsung desselben bis an das Körperepithel, 
Berührung beider Schichten und Durchbruch, dann aber eine 
ektodermale Stomodaeum-Einstülpung. 

E. Schulz (1899) (Tolychaeten). — Die Darmwand verlöthet sich 
hinten mit dem Körperepithel (Ektoderm), keine Stomodaeum- 
Einstülpung. 

v. Wagner (1900) ( Lumbriculus) - Der Darmkanal repariert sich 
fast in seiner ganzen Ausdehnung vom Entoderm, nur die Mund¬ 
höhle bildet sich aus einer Einsenkung des Ektoderms. 

Es folgt nun aus dieser kurzen Zusammenstellung, dass inbe¬ 
treff der Darmregeneration im Allgemeinen drei verschiedene Ent¬ 
wicklungstypen beobachtet wurden: 

a) Das Epithel des neuen Darmes entsteht ganz und gar aus 
demjenigen des alten (Bock, Gallovay, Rivel, Wagner, 
Schul z). 

b ) Das Epithel des neuen Darmes entsteht durch eine Einstül¬ 
pung des Ektoderms (partim Bülow, Randolph, Haase, 
Hescheler, Wagner). 


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316 


c) Das Epithel des alten Darmes verschmitzt zuerst mit einer 
soliden Ektodermknospe, welche sich nacher aushöhlt, dann aber folgt 
noch eine secundäre Einstülpung des Ektoderms (zum Theil Michel, 
zum Theil Hepke). 

Unsere Beobachtungen stehen also denjenigen Michel’s, be¬ 
sonders aber Hepke’s am nächesten. Doch tritt hier eine gewisse, 
nicht ganz unbedeutende Differenz hervor. Nach Michel scheint 
nämlich das Wachstum des neuen Darmes auf Kosten des Ekto¬ 
derms vor sich zu gehen, obwohl eine wahre ektodermale Einstül¬ 
pung hier nicht stattfindet. Die Beobachtungen Hepke’s stehen 
etwas näher den unserigen. Denn hier wie dort bildet sich zuerst eine 
solide Ektodermknospe, welche den durchschnittenen Darm mit der 
Leibeswand vereinigt und erst etwas später, also secundär, entsteht 
eine Einstülpung. Nach den Beobachtungen Hepke’s entsteht der er¬ 
wähnte, solide, primäre Verbindungsstrang nicht nur aus Ektoderm, 
sondern theilweise auch durch Vermehrung des Epihels des alten 
Darmes. In unserem Falle dagegen nimmt der alte Darm gar keinen 
Antheil an der Bildung dieses zuerst auftretenden Verbindungs¬ 
stranges (Ektodermknospo), der letztere ist also eine rein ektoder¬ 
male Bildung. 

Die Regeneration des Hinterdarmes bei den Enchytraeiden er¬ 
folgt also einzig und allein durch Proliferation des Ek¬ 
toderms, wobei zuerst eine solide Ektodermknospe 
etsteht, die sich bald aushöhlt, dann aber, secundär 
noch eine Ektodermeistülpung folgt. 

D. Die Regeneration des Nervensystems 
und der Körper-Muskulatur. 

Das neue Bauchmark regenerirt sich durch eine lokale Prolifera¬ 
tion des neugebildeten Ektoderms. 

Diese Proliferation findet anfangs nur in einem kleinen, begrenz¬ 
ten Bezirke statt, median in einer geringen Entfernung von der hin¬ 
teren Wand der Regenerationsknospe. In dem Maasse aber, als die Re¬ 
generationsknospe sich verlängert, vergrössert sich auch der Prolifera¬ 
tionsbezirk und erscheint als einStreifen, der an der Bauchseite der 
Regenerationsknospe median verläuft, wobei jedoch die weitere Neu¬ 
bildung des Bauchmarks am hinteren Ende dieses Proliferationsstreifens 
am stärksten vor sich geht, da, wo die erste Anlage desselben sich vorfand. 

Am dritten und vierten Regenerationstage ist das neugebildete 
Ektoderm noch einschichtig und man kann zu dieser Zeit die An¬ 
lage des neuen Bauchmarks noch nicht finden. 


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31? 


Das alte durchschnittene Bauchmark rundet sich an seinem 
hinteren Ende ab und wird hier theilweise von den hie und da ihm 
anliegenden, wandernden Mesodermelementen bedeckt, welche wir 
oben erwähnt haben. Erst gegen den fünften, sechsten Tag beginnt 
eine energische Proliferation der Zellen im neugebildeten Ektoderm 
und zwar in einem medianen Punkte, der an der Uebergangsstelle 
der hinteren Wand der Regenerationsknospe in die ventrale liegt, 
wobei viele Mitosen hier auftreten. 

Diese Proliferation gibt nun einer soliden Zellenknospe den 
Anfang, welche in der Richtung nach vorn wächst und schon 
gegen den 7. oder 8. Regenerationstag mit dem alten Bauchmarke 
gänzlich zusammenwächst. 

In dem neugebildeten Bauchmarke finden sich längere Zeit nur 
Zellen, d. i. Ganglienzellen und vielleicht auch- Neurogliazellen, 
während in dem mit ihm verwachsenen alten Bauchmarke eine 
periphere Zellenschicht und eine centrale Norvenfaserschicht sich 
findet, wodurch die Grenze zwischen dem alten und neugebildeten 
Theile noch eine längere Zeit zu sehen ist, obwohl die beiden Theile 
schon ganz Zusammenhängen. Um die betreffenden histologischen 
Vorgänge näher studiren zu können, habe ich ausser den oben 
erwähnten Fixirungs- und Färbungsmethoden auch die von mir 
etwas modificirte Golgi’sche Silbermethode angewendet. Die 
frischen Würmchen wurden in ein Gemisch von 25 Theilen einer 
2.5 % Kalium-Bichromat-Lösung und 1,5 Theile einer 2 % Ueber- 
osmiumsäure-Lösung fixirt (24 Stunden) und dann mit 1 "/« Ag NO s 
behandelt. Die Schnitte und zwar möglichst dünne Längsschnitte 
habe ich aus freier Hand angefertigt, wobei ich die Würmchen in 
gehärteten Leberstückchen einklemmte. 

Während ich nun am achten Regenerationstage in dem neu¬ 
gebildeten Bauchmarke nur rundliche, rundlich-ovale und spindel¬ 
förmige Zellen fand, habe ich dagegen im benachbarten mit ihm zu¬ 
sammenhängenden, alten Bauchmarke die verschiedenen typischen 
Elemente gesehen. 

In Fig. 8 und 9 ist der hintere Abschnitt des alten Bauch¬ 
markes von Fridericia dargestellt, welcher an das neugebildete grenzt. 

In Fig. 9 sehen wir eine grosse Ganglienzelle, die nach vorne 
und hinten in zwei riesige, geschlängelt verlaufende Nervenfasern 
übergeht. Von diesen Fasern gehen kurze Ausläufer in die Bauch¬ 
marksubstanz und in regelmässigen Intervallen längere Verästelungen 
ab, welche aus dem Bauchmarke in die subepidermale Muskulatur 
ziehen, wo sie sich verästeln und frei zu endigen scheinen. 

Poln. Arohir f. biol. u. med. Wiuensoh. 

Archive* polon. d. scienc. biol. «t medio. 4* 


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318 


In Fig. 8 finden wir auch andere Nervenelemente im Bauch¬ 
marke und zwar: bimförmige Zellen, deren verdünnte Enden T förmig 
in zwei dünne Fasern übergehen und endlich multipolare Ganglien¬ 
zellen, die mit vielen, sich verästelnden Ausläufern versehen sind. 

Die erwähnten riesigen Nervenfasern und die dünnen endigen 
anfangs wie abgestutzt an der Uebergangsstelle des alten in das 
neugebildete Bauchmark; etwas später sah ich dieselben schon in 
dieses letztere sich verlängern. Ich muss also ausdrücklich betonen, 
dass, zwar das neue Bauchmark vom Ektoderm sich 
entwickelt und alle Ganglienzellen desselben vom 
Ektoderm stammen und nicht durch die Vermehrung 
der alten entstehen, dass jedoch von dem alten Bauch¬ 
marke viele weiter nach hinten auswachsende, durch¬ 
schnittene Nervenfasern in das sich neubildende Ner¬ 
vensystem eindringen und dass auf diese Weise ein 
inniger Zusammenhang beiderTheile zu Stande kommt. 

Ich kann nicht sagen, ob alle Nervenfasern des alten Bauch¬ 
markes in das sich neubildenende übergehen; ich konnte nur fest¬ 
stellen, dass wenigstens eine gewisse Anzahl derselben in das letztere 
sich verlängert und dass vor allem die riesigen Nervenfasern, die 
auf sehr grossen Strecken durch das Bauchmark verlaufen, in das 
sich regenerirende Centralnervensystem eindringen. Ich halte aber 
für sehr wahrscheinlich, dass nicht alle alten Nervenfasern in dieser 
Weise sich verhalten, denn die Anzahl der Fasern war im jungen 
Bauchmarke an der Uebergangsstelle auf meinen mit Golgi'scher 
Methode angefertigten Präparaten immer eine geringe. Meine Beob¬ 
achtungen stimmen also in dieser Hinsicht theilweise mit denen 
Hescheler’s (14) überein. ‘ 

In späteren Regenerationsstadien, z. B. am 24. Regenerationstage, 
fand ich in dem neugebildeten Bauchmarke ähnliche Ganglienzellen 
und zwar bimförmige und multipolare, wie in den alten Partien des 
Bauchmarkes. 

Was nun einige Details bezüglich der ektodermalen Bildung 
des neuen Bauchmarkes anbetrifft, so kann ich noch Folgendes 
mittheilen. 

Obwohl die Proliferationsstelle des Bauchmarkes unpaarig ist, 
geht jedoch die Vermehrung der Zellen an dieser Stelle rascher 
in lateralen Theilen, als in der Mitte vor sich und man 
kann selbst in späteren Entwickelungsstadien Mitosen hauptsächlich 
lateral in der Anlage antreffen, so dass man gewissermaassen von 
paarigen, wiewohl von Anfang an ganz zusammenhängenden Anlagen 
des neuen Bauchmarkes sprechen kann. 


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aid 


Lateral finden sich in der Anlage sehr grosse, ovale eder spindel¬ 
förmige Ganglienzellen, mit grossen, rundlichen, hellen Kernen, die 
grösstentheils mit ansehnlichen, stark lichtbrechenden Kernkörper¬ 
chen versehen sind und deren Chromatin hauptsächlich an der Pe¬ 
ripherie in Form kleiner Körnchen angesammelt ist. Median finden 
wir in der Bauch mar kanlage viel kleinere, meistens stark verlän¬ 
gerte, spindelförmige Zellen, welche mit kleinen Kernen versehen 
sind, dessen Durchmesser gewöhnlich nur halb so gross ist, als jener 
der Kerne in den grossen Ganglienzellen. 

E. Schulz (31) hält die mittleren Zellen der Anlage für Neu- 
rogliaelemente, und stellt dieselben in seinen Abbildungen als stark 
verästelt dar. In meinem Falle konnte ich das nicht bestätigen; es 
scheint mir fast sicher, dass hier sowohl lateral, wie auch central 
Ganglienzellen und Gliazellen entstehen. 

Sehr interessant ist der in Fig. 11 dargestellte hinterst.) Theil eines 
Horizontalschnittes durch die Regenerationsknospe einer Fridericia nahe 
der Bauchseite aus dem 8. Regenerationstage. In der Mitte sehen wir 
hier einen buckelig nach hinten gerichteten Theil der Regenerations¬ 
knospe, welcher der Bauchmarkproliferationsstelle entspricht. Lateral 
findet sich ein kubisches Epithel, das in der Richtung gegon die 
Medianlinie in ein cylindrisches übergeht. Zwischen diesem Epithel 
und der Bauchmarkanlage findet sich 'eine schmale Zone, wo die 
Ektodermzellen lange, faserförmige oder spindelförmige, in die Leibes¬ 
höhle sich vertiefende Elemente bilden, welche, was wir später näher 
betrachten werden, Anlagen der Muskelfasern darstellen. In der Bauch¬ 
markanlage selbst, die nach vorn mit dem alten Bauchmarke schon 
innig zusammenhängt, finden wir lateral die erwähnten grossen 
Ganglienzellen, welche einerseits bis zur Oberfläche des Körpers 
reichen, andererseits tief in das Bauchmark eindringen; in der Mitte 
der Anlage liegen dagegen die kleineren Ganglienzellen, welche 
cylindrisch oder keilförmig sind und ihre verbreiteten Basis gegen 
die Oberfläche der Anlage richten; manche dieser letzteren Zellen ver¬ 
ästeln sich schwach in der Ricktung nach vorne. Es ist auch inte¬ 
ressant, dass während die Zellen lateral mehr zusammengedrängt 
sind, in der Mitte der Anlage dagegen ziemlich weit voneinander 
entfernt liegen, so dass jede Zelle von der nebenliegenden durch 
einen mehr oder weniger breiten Spalt geschieden ist. Eine solche 
isolirte Lage der einzelnen Epithel-Nervenzellen finden wir in den 
frühesten Stadien, z. B. schon am 3. oder 4. Regenerationstage und 
sie bjeibt in der Mitte der Anlage verhältnismässig lange bestehen. 
Es wäre noch zu erwähnen, dass während in dem neugebildeten 
einschichtigen Epithel der Regenerationsknospe eine dicke Cuticula 


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320 


auftritt, gegen die Mitte der Bauchmarkanlage dieselbe viel dünner 
und zarter ist und hier überhaupt erst etwas später erscheint. 

In Fig. 3 sehen wir an der hinteren Wand der Regenerations¬ 
knospe eine einschichtige Lage von Ektodermzellen; einige dieser 
letzteren senden dünne Ausläufer nach vorne gegen die Leibeshöhle; 
diese Zellen bilden nun wahrscheinlich später die oben erwähnten 
Spindelzellen. 

Die Fig. 10 stellt einen Theil des Sagittalschnittes durch das 
hintere Ende einer sich regenerirenden Fridericia Ratzein (8. Regene¬ 
rationstag) dar. Das einschichtige Epithel der ventralen und dorsalen 
Leibeswand geht hinten in ein mehrschichtiges Epithel über. Unten 
hängt mit dem Ektoderm das Bauchmark innig zusammen. An der 
hinteren Grenze des sich neubildenden Bauchmarkes, da, wo das¬ 
selbe dorsal in die hintere, mehrschichtige epitheliale Wand der Re¬ 
generationsknospe übergeht, treffen wir viele, theilweise mit der 
Bauchmarkanlage zusammenhängende, spindelförmige Zellen, welche 
wir bei der Beschreibung der Muskelfaserregeneration näher be¬ 
trachten werden. 

Bis zum 8. Regenerationstage kann man keine Grenze zwichen 
der Bauchmarkanlage und dem Hautepithel bemerken. Man kann 
also bis jetzt noch von Epithelnervenzellen sprechen, welche, wie 
diejenigen der Coelenteraten, gleichzeitig zur äusseren Begrenzung 
des Körpers dienen, und auch als Nervenelemente funktioniren. Die 
Bildung des Bauchmarkes an der Proliferationsstelle erinnert auch 
in manchen anderen Hinsichten an gewisse Entwickelungsstadien 
des Nervensystems bei den Coelenteraten. Wir finden hier nämlich 
Zellen, welche noch ganz und gar den Charakter gewöhnlicher, 
cylindrischer Epithelzellen bilden, andere, die mit verdünnten Basal¬ 
theilen noch bis zur Oberfläche reichen und mit den spindelförmigen 
Endtheilen schon vertieft sind, und endlich noch andere, die schon 
ganz tief eingedrungen sind. Die Bildung des neuen Bauchmarkes 
erfolgt also durch eine Immigration einzelner Ektodermzellen 
oder kleiner Gruppen solcher Zellen in der Tiefe, in die Richtung 
gegen das alte Bauchmark. 

Nachdem sich schon ein ansehnlicher Theil des neuen Bauch¬ 
markes gebildet hat, erscheint eine deutliche Grenze zwischen dem¬ 
selben und der Epidermis auf einer längeren Strecke und nur ganz 
hinten hängen beide Theile innig zusammen. So ist z. B. am 9. Regenera¬ 
tionstage diese Grenze bei Fridericia Ratzelii deutlich ausgesprochen, 
wie es in Fig. 12 ersichtlich ist, welche einen Theil eines dorsoven- 
tralen Längsschnittes seitlich von der Medianebene darstellt, und 
wo diese Grenze als eine deutliche, bogenförmig gekrümmte Linie 


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321 


erscheint. Die Epidermiszellen sind hier noch cylindrisch, mit den 
breiteren Theilen gegen die Oberfläche, mit den etwas verschmälerten, 
basalen Theilen nach innen gerichtet. Hinten an der Uebergangs- 
stelle der ventralen Körperwand in die hintere Wand der Regene¬ 
rationsknospe sind dieselben spindelförmig. Das neugebildete Bauch¬ 
mark liegt, etwa wie in einer Vertiefung, auf der Innenfläche des 
Ektoderms. Oben grenzen an dasselbe Muskelfaserbildungszellen, 
worüber später die Rede sein wird. In der Abbildung ist die ventrale 
Körperwand nebst Bauchmarkanlage nach oben gerichtet, die hintere 
Körperwand nach links. 

Dass die Bauchmarkanlage, obwohl unpaarig, doch durch eine 
stärker lateral, als medial vor sich gehende Zellproliferation entsteht, 
kann man noch in späteren Stadien beobachten, z. B. noch am 
24 Regenerationstage. So finden wir in Fig. 6 (Querschnitt durch 
die hinterste Partie der Regenerationsknospe in der Aftergegend) 
zwei grosse, lateral liegende und sich theilende Zellen in der Bauch¬ 
markanlage. 

Ich fand immer Mitosen, sowohl in früheren, wie auch in älteren 
Regenerationsstadien am häufigsten in den lateralen Theilen der 
Bauchmarkanlage und daraus schliesse ich, dass während der ganzen 
Regenerationsperiode die Vermehrung der Zellen in der genannten 
Anlage lateral viel energischer vor sich geht als medial und dass 
dies auf eine gewisse Paarigkeit der Anlage hinweist. 

Wir kommen jetzt zur Betrachtung der Muskelfaserrege¬ 
neration. In dieser Hinsicht bin ich zu sehr interessanten Resul¬ 
taten gekommen, die mit den Angaben von Hepke, Michel und 
Schulz theilweise im Einklänge stehen. 

Das ganze neue Muskelsystem verdankt seineEnt- 
stehung dem neugebildeten Ektoderm. Aus diesem letzteren 
entstehen nicht blos die longitudinalen und circulären Muskelfasern 
der Leibeswand, sondern auch die der Leibeshöhlensepta, welche bei 
Enchytraeiden grösstentheils aus Muskelfasern bestehen und nur 
wenig Bindegewebe enthalten, endlich auch die Muskelfasern der 
Borstensäcke. Selbst die Muskulatur des Darmes stammt, wenn 
auch indirekt, vom Ektoderm ab, denn sie wird vom Epithel des 
neuentstandenen Hinterdarmes gebildet, welches, wie oben gezeigt 
wurde, dem Ektoderm seine Entstehung verdankt; mit einem Worte, 
wir betonen das nochmals, es stammt von dem neugebildeten Ekto¬ 
derm die gesammte Muskulatur der Regenerationsknospe ab. 

Die Enchytraeiden stellen äusserst dankbare Objekte zum 
Studium der Muskelfaserregeneration und es scheint mir, dass sie 
für dieses Studium viel günstiger sind, als alle anderen Anneliden, 


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322 


die von meinen Vorgängern studirt worden sind. Hier liegen die 
betreffenden Verhältnisse einfacher und klarer, als an den Objekten, 
welche von Hepke, Schulz, besonders aber von Michel be¬ 
schrieben worden sind. 

Ein Theil der Muskelfasern und zwar derjenige, von welchem 
die ventro-laterale Längsmuskulatur der Leibeswand und die der 
Septa entsteht, entwickelt sich im innigen Zusammenhänge mit der 
Bauchmarkanlage, so dass man hier etwa von einer gemeinsamen 
Neuromuskelanlage sprechen möchte in einem solchem Sinne, wie es 
Kleinenberg (35) für Lopadorhynchus angenommen hat. Ein anderer 
Theil, und zwar die dorsale Längsmuskulatur, verdankt ihre Ent¬ 
stehung einzelnen Zellengruppen, welche vom Ektoderm sich ablösen 
und gegen die. Leibeshöhle migriren. Das circuläre Muskelfaser¬ 
system, welches bekanntlich dem Ektoderm sehr dicht anliegt, ent¬ 
steht im Ektoderm selbst, so dass eine jede Epidermiszelle in ihrem 
basalen, gegen die Leibeshöhle gerichteten Abschnitte Muskelfibrillen 
producirt und somit den Epithelmuskelzellen der Coelenteraten ähnlich 
wird, was ich für eine höchst interessante Erscheinung halte. 

Was nun zuerst denjenigen Theil der Muskelanlage anbetrifft, 
welcher im Zusammenhänge mit dem Bauchmarke sich entwickelt, 
so kann ich Folgendes mittheilen. 

An beiden Seiten der Bauchmarkanlage, in einer kleinen Zone 
zwischen dieser letzteren und der weiter lateral liegenden, indiffe¬ 
renten, cylindrischen Schicht des neugebildeten Ektoderms, aber im 
innigen Zusammenhänge mit dieser Anlage, so dass oft keine Grenze 
zwischen beiden durchführbar ist, verlängern sich einzelne Ektoderm¬ 
zellen oder Häufchen von zwei, drei und noch mehr solcher Zellen, 
nehmen eine spindelförmige oder bimförmige Gestalt an und dringen 
in die Leibeshöhle hinein. Diese Zellen liefern die Längsmuskel¬ 
fasern der Leibeswand, welche früher als die ciculären entstehen. 

Ein sehr interessantes Entwickelungsbild der genannten Elemente 
sehen wir in Fig. 11. Zwischen den indifferenten, cylindrischen 
Epithelzellen und der Bauchmarkanlage liegen hier jederseits einige 
sehr stark verlängerte, theils noch cylindrische, theils schon 
spindelförmige Zellen, die in die Leibeshähle sich vertiefen. Der 
innige Zusammenhang dieser Zellen mit der Bauchmarkanlage ist 
besonders an der unteren Hälfte der Abbildung klar, da wo diese 
Elemente nur allmählich in diejenigen der Bauchmarkanlage über¬ 
gehen, so dass hier keine distinkte Grenze sich durchführen lässt. 

Beim Durchmustern ganzer Serien von Horizontalschnitten des 
betreffenden Stadiums, oder von etwas früheren Stadien, z. B. am 7. 
oder 6. Regenerationstage, sieht man sehr klar diesen innigen Zu- 


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323 


sammenhang zwischen der Bauchmarkanlage und derjenigen der 
Muskeln. 

Die sich ganz isolirenden myogenen Zellen nehmen sehr bald 
eine bimförmige Gestalt an und schmiegen sich, in einer oder stellen¬ 
weise in mehreren Schichten liegend, dem Ektoderm ventral und 
lateral an. 

Ganze Reihen solcher bimförmiger Zellen bilden einzelne, longi¬ 
tudinale, bandförmige Muskelfasern oder die s. g. „colonnes musculaires “ 
der französischen Forscher. 

In jeder dieser Zellen differenziren sich zwei Abschnitte, ein 
centraler, breiterer, plasmareicher, in welchem der rundliche oder 
rundlich-ovale Kern liegt und ein dünnerer, peripherer, welcher der 
Epidermis anliegt. In diesem letzteren differenzirt sich nun die con- 
tractile Muskelfasersubstanz und zwar am häufigsten zuerst nur 
ganz lateral peripherisch. Die erste Differenzirung der Muskelfaser¬ 
substanz beginnt in der Nähe des Kernes und von da an schreitet 
die Bildung der contractilen Substanz gegen die Peripherie in dem 
erwähnten, dünnen Abschnitte der Zelle fort. An die Epidermis 
angelangt, biegt der periphere Abschnitt der Zelle am häufigsten 
unter einem rechten Winkel, gleichsam knieförmig um, um dann in 
der longitudinalen Richtung weiter zu wachsen. Verschiedene Ent¬ 
wicklungsstadien dieser muskelfaserbildenden Zellen sieht man in 
den Fig. 11, 13, 15, 16, 17. Besonders lehrreich ist die Fig. 12, wo 
die myogenen Zellen der ventralen und hinteren Wand der Regene¬ 
rationsknospe anliegen. Zwischen diesen Zellen sind längere, mehr 
spindelförmige, noch keine contractile Substanz enthaltende und 
bimförmige, mit Muskelfasersubstanz versehene Zellen zu unter¬ 
scheiden; diese letzteren sind an ihren distalen Abschnitten in ver¬ 
schiedenem Grade knieförmig gebogen. 

Fig. 17 zeigt einen Querschnitt durch die sich neubildenden, 
longitudinalen Muskelfasern in einem späteren Regenerationsstadium 
(24. Tag). Die einzelnen-bandförmigen, durchschnittenen Muskelfasern 
lassen hier zwei Abschnitte unterscheiden, einen centralen, etwas 
breiteren, kernhaltigen und einen peripheren, düneren, welcher sehr 
intensiv gefärbt ist und aus einer Mark- und einer contractilen Rinden- 
Substanz besteht. An Längsschnitten, wo zahlreiche bandförmige 
Muskelfasern durchschnitten erscheinen, kann man leicht sich über¬ 
zeugen, dass an der Bildung jeder Faser eine ganze Reihe von myogenen 
Zellen sich betheiligt; an Querschnitten trifft man dagegen immer nur 
eine einzige Zelle im Zusammenhänge mit der Muskelfaser. 

Den genetischen Zusammenhang zwischen den erwähnten 
myogenen Zellen und der Bauchmarkanlage kann man noch in spä- 


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324 


teren Stadien sehen und zwar ganz hinten in der Region der Anus¬ 
öffnung, wo noch lange Zeit immer neue Muskelfaserbildungszellen 
sich differenziren. Es’ist in dieser Hinsicht die Fig. 7 sehr interessant, 
welche einen Querschnitt durch den vordersten Theil der Aftergegend 
darstellt (vergl. den in Fig. 6 dargestellten Querschnitt, welcher einer 
etwas mehr hinten gelegenen Gegend angehört). Die Darmwand 
besteht hier aus einer sehr hohen Cylinderschicht und ist von aussen 
durch eine dünne Muskelfaserschicht bedeckt. In der engen Leibes¬ 
höhle verlaufen viele, spindelförmige Muskelfaserbildungszellen quer 
von der Leibeswand bis zur Darmwand. Das einschichtige Ektoderm 
geht ventral in ein mehrschichtiges, verdicktes Zellenlager über, mit 
welchem links die Bauchmarkanlage noch ganz innig verbunden 
ist (der Querschnitt verläuft ein wenig schief). An dieser Ueber- 
gangsstelle des Ektoderms in die Bauchmarkanlage sehen wir 
einige Mitosen, was auf eine energischere Zelltheilung an dieser 
Stelle hinweist. Im innigen Zusammenhänge mit der Bauchmark¬ 
anlage, findet man nun Zellenanhäufungen (m. z.), welche noch theil- 
weise mit dem verdickten Ektoderm verbunden sind, theil weise 
aber von demselben sich ablösen und in die Leibeshöhle wandern, 
wobei sie spindelförmige oder bimförmige Gestalten annebmen. 
Einige dieser Zellen, was besonders rechts deutlich auftritt, gehen 
schon in Muskelfasern (m) über, welche dem Ektoderm dicht an- 
liegen. Ausserdem sehen wir hier eine Schicht von Ektodermzellen 
(m’), welche zwischen der hier in der Mitte bereits abgehobenen 
Bauchmarkanlage und dem verdickten Ektoderm eingedrungen sind 
und eine Schicht longitudinaler Muskelfasern gebildet haben. 

Die ersten Mesodermzellen, welche zur Bildung der muskulösen 
Scheidewände (Sepia) dienen, entwickeln sich ebenfalls in einem 
gewissen Zusammenhänge mit der Bauchmarkanlage und zwar ent¬ 
stehen sie im Ektoderm, an der Uebergangsstelle des hinteren Theiles 
der Bauchmarkanlage in die hintere, stark verdickte, mehrschichtige 
Ektodermwand der Regenerationsknospe. Sie nehmen eine stark 
verlängerte, spindelförmige Gestalt an und wandern aus dem Ekto¬ 
derm in die Leibeshöhle, wo sie den Hinterdarm umwachsen und 
zur Längsaxe des Körpers quer gestellte Scheidewände bilden. Ich 
habe meistens 10 — 12 solche Septenanlagen gesehen; ich meine des¬ 
halb, dass dies die maximale Zahl der sich regenerirenden Körper¬ 
segmente ist, denn am 30. Tage der Regeneration sab ich bei den Wür¬ 
mern bereits solche Bilder, welche darauf hinzuweisen scheinen, dass 
eine weitere Bildung von neuen Leibessepten nicht mehr stattfindet. 

Die Septenanlagen wachsen, von der Bauchwand ausgehend, 
in die Höhe, bis sie die Dorsalseite der Leibeshöhlenwand erreichen. 


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325 


Von hier aus dringen nun ebenfalls einzelne, kleine, metame- 
riseh angeordnete, ektodermale Zellengruppen, welche theils die 
Septenanlagen von der dorsalen Seite ergänzen, theils zur Bildung 
von longitudinalen Muskelfasern auf der Dorsalseite des Körpers 
dienen. 

In dem Maasse, als die Regenerationsknospe nach hinten sich 
verlängert, dringen in die Leibeshöhle immer neue Septenanlagen 
von hinten her ein, aus der Uebergangsstelle der Bauchmarkanlage 
in die ektodermale Hinterwand der Regenerationsknospe, wobei jede 
neue Septenanlage zwischen die unmittelbar vorher gebildete und 
die Hinterwand der Knospe sich einschiebt. Anfangs liegen diese 
Septenanlagen sehr zusammengedrängt, aber beim weiteren Wachs¬ 
thum der Regenerationsknospe entfernen sie sich voneinander und 
nehmen eine mehr regelmässige, segmentale Anordnzng an. Die 
Fig. 10 stellt in dieser Hinsicht ein sehr interessantes Bild dar. In 
einem Winkel zwischen der Bauchmarkanlage und dem stark vjerdickten 
Ektoderm sehen wir eine Vertiefung, aus welcher fünf hintereinander 
liegende Reihen von stark verlängerten, spindelförmigen Zellen in 
der Richtung nach oben in die Leibeshöhle hineinragen und die 
allerersten Anlagen der Scheidewände darstellen. In einigen Zellen 
dieser Bildungen, sogar in denjenigen, welche mit ihren basalen 
Abschnitten mit dem Ektoderm noch innig Zusammenhängen, sieht 
man im Plasma schon differenzirte Muskelfasersubstanz (m), welche 
durch ihre kupferröthliche Farbe bei Haematoxylin-Eosin-Färbung 
sehr distinct hervortritt. An der inneren Fläche des verdickten, 
mehrschichtigen Ektoderms der Hinterwand der Regenerationsknospe 
ist schon ein Lager von longitudinalen Muskelfasern klar entwickelt. 

In derselben Figur sehen wir auch an der Dorsalseite eine 
Gruppe von Spindelzellen, welche vom Ektoderm her in die Leibeshöhle 
hineindringen. Solche Zellengruppen dienen, wie oben erwähnt, 
theils zur Ergänzung der Scheidewände, theils liefern sie das Materia 
zur Bildung von longitudinalen Muskelfasern an der dorsalen Seite 
des Körpers. 

In Fig. 15, welche den dorsalen Theil eines Sagittalschnittes durch 
die Regenerationsknospe von Enchytraeus Buchholzii darstellt (16. Re¬ 
generationstag) sehen wir an drei Stellen Züge von stark verlän¬ 
gerten, spindelförmigen Zellen, welche von Ektoderm her austreten 
und in die Leibeshöhle eindringen; dieselben gehören zu derselben 
Kategorie, wie die dorsale Zellengruppe in Fig. 10. Dort, wo diese 
segmental angeordneten Zellengruppen aus dem Ektoderm her¬ 
austreten, fehlt die Muskelschicht; die Zellen durchbrechen also an 
diesen Stellen die junge Muskelfaserschicht. In einer dieser Zellen (Fig. 15) 


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326 


sieht man eine Mitose, wobei aus der Lage der Spindel zu ersehen 
ist, dass die Theilung in der Richtung gegen die Leibeshöhle hin vor 
sich geht. Manche dieser Zellen sind sehr dünn, spindelförmig, andere 
zeigen Uebergänge zu den bimförmigen Zellen, welche die longitu¬ 
dinalen Hautmuskelfasern liefern; z. B. unten liegt unter dem Ekto¬ 
derm eine ganze Gruppe solcher Zellen neben den spindelförmigen; 
oben sieht man einige bereits ganz isolirte, bimförmige Zellen, in 
deren Plasma Muskelfasersubstanz differenzirt ist und fast bis zum 
Kerne sich erstreckt. 

Die obigen Bilder und eine grosse Anzahl ähnlicher an anderen 
Präparaten, überzeugen uns also: 1) dass die longitudinale Musku¬ 
latur des sich regenerirenden Körperabschnittes aus seitlich von dem 
Bauchmarke gelegenen ektodermalen Zellenmassen sich entwickelt, 
welche in einem gewissen Zusammenhänge mit diesem letzteren, 
sich differenziren, und den ventralen und lateralen Theil dieser Mus¬ 
kulatur liefern, ferner aus einzelnen Gruppen von Ektodermzellen, 
welche auf der Dorsalseite zum Theil im Zusammenhänge mit den 
Septenanlagen entstehen; 2) dass die Septenmuskulatur aus meta- 
merisch entstehenden Zügen von Ektodermzellen sich entwickelt, 
welche zuerst hauptsächlich im hintersten Theile des Regenerates 
zwischen der Bauchmarkanlage und der hinteren Wand der Rege¬ 
nerationsknospe auftreten und von hier an allmählich nach vorne 
rücken, ferner auch aus Zügen von Ektodermzellen, welche von der 
Rückenseite her in die Leibeshöhle eindringen und die ventralen 
Septenanlagen theilweise ergänzen. 

Sehr interessant finde ich die Entwickelung der circulären 
Körpermuskulatur. 

Von allen bisherigen Forschern hat am meisten und am treffendsten 
Hepke (1. c.) die Differenz in der Entwickelungsweise der Längs¬ 
muskulatur und der circulären Muskulatur der Leibeswand darge¬ 
stellt. Während er nämlich die longitudinale Muskulatur, Dissepi- 
mente, Borstensäcke (auch „Leberzellen* und Blutgefässe) aus einer 
ursprünglich gemeinsamen Anlage ableitet, und zwar aus den paarigen 
„Mesodermplatten“, welche letztere aber ihrerseits aus dem Ektoderm 
den Anfang nehmen, so stellt er allen diesen Bildungen die eirculäre 
Muskulatur gegenüber, als eine solche, welche direkt aus dem 
Ektoderm sich entwickelt. Er nimmt nämlich an, dass einzelne 
Zellen aus dem Ektoderm in das Innere der Leibeshöhle wandern, 
an die Innenfläche derselben sich anlegen und quer zur Längsaxe 
des Körpers in lange Muskelzellen auswachsen, welche die circulären 
Muskelfasern darstellen. 


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327 


Meine Beobachtungen sind mit denjenigen Hepke’s nur insofern 
übereinstimmend, als auch ich für die circuläre Muskulatur einen 
gesonderten Ursprung annehme, so dass ich in dieser Hinsicht die 
circuläre Muskulatur der gesammten übrigen Muskulatur gegenüber¬ 
stelle. 

Ich kann aber der Ansicht von H e p k e nicht beipflichten, dass 
die circuläre Muskulatur ausschliesslich aus eingewanderten Zellen 
entstehe. Bei den Enchytraeiden kann man deutlich sehen, dass diese 
Muskulatur grösstentheils in den Ektodermzellen selbst in situ sich 
entwickelt, und zwar dass in den der Leibeshöhle zugekehrten, 
basalen Abschnitten der epidermalen Zellen Muskelfibrillen sich 
differenziren und allmählich von diesen Zellen sich abtrennen, um 
eine selbständige Schicht direkt unter der Epidermis zu bilden. Wir 
haben hier also eine höchst primitive Entstehungsweise von Muskel¬ 
fibrillen, welche mit derjenigen bei Coelenteraten verglichen werden 
kann und welche uns zeigt, dass beiderRegeneration manche 
ontogenetische Prozesse einen mehr direkten Weg ein- 
schlagen, dass sie einen gewissen Rückschlag zu phy¬ 
logenetisch älteren und einfacherenBildungsprozessen 
zeigen, was in theoretischer Hinsicht sehr interessant ist. 

Die Bildung der circulären Muskulatur beginnt zuerst an der 
hinteren Wand der Regenerationsknospe. Von hier an, schreitet sie 
in dem Maasse als die Knospe wächst, allmählich nach vorne. Es 
ist also möglich an einem Längsschnitte die verschiedenen Bildungs¬ 
stadien dieser Muskulatur zu verfolgen. 

Ich möchte zunächst den Leser auf die Fig. 15 aufmerksam 
machen. Die Ektodermzellen stehen hier ziemlich isolirt; man kann 
unter denselben zwei verschiedene Formen unterscheiden. Die einen 
sind cylindrisch und enthalten den Kern in der Mitte, oder etwas 
näher dem peripherischen Ende, welches dann gewöhnlich etwas 
verbreitert ist, oder näher dem basalen Ende, welches in diesem 
Falle oftmals auch etwas verdickt erscheint. Diese Zellen liefern 
später die definitiven, kubischen Epidermiselemente. Andere Zellen 
sind stäbchenförmig, tingiren sich etwas intensiver als die ersteren und 
haben ihren ovalen Kern nahe an der Basis. Diese stäbchenförmigen 
Zellen liefern sehr wahrscheinlich die definitiven stäbchenförmigen 
Elemente, welche später mit dem Nervensystem im innigen Zusammen¬ 
hänge stehen (sensible Elemente Lenhossek’s). Endlich finden 
wir hier mehr spindelförmige. Zellen, welche gewöhnlich tiefer als 
die übrigen liegen, mit ihrem centralen Ende in die Leibeshöhle hin¬ 
einragen und gleichsam im Begriffe sind auszuwandern; sie haben 
später die obenerwähnten Zellengruppen zu liefern, welche theils 


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328 


zur Ergänzung der Septen, theils zur Bildung der longitudinalen 
Muskulatur auf der Dorsalseite dienen. 

Die circulären Muskelfasern werden nur von den cylindrischen 
Ektodermzellen gebildet. Es treten nämlich im Plasma der centralen 
Abschnitte dieser Zellen zahlreiche feine Muskelfibrillen auf, welche 
an Längsschnitten, welche zum Studium ihrer Entwickelung sich 
am besten eignen, als feine punktförmige Bildungen erscheinen und 
bei Haematoxylin-Eosin-Färbung durch ihre charakteristische kup- 
ferröthliche Farbe sehr deutlich zu unterscheiden sind. 

In den ersten Stadien entsteht nur eine unansehnliche Zahl 
solcher Fibrillen, ganz nahe der Basis der Zelle, man sieht z. B. in 
Fig. 15 unten nur verhältnissmässig wenige solche Fibrillen; oben 
dagegen, d. h. in der mehr hinten gelegenen Gegend der Leibes- 
wand, wo die erste Bildung der betreffenden Schicht früher auftritt, 
ist schon beinahe die ganze untere (basale) Hälfte der Ektoderm¬ 
zellen von Fibrillen ausgefüllt. Es existirt hier aber noch keine 
distinkte Grenze zwischen dem peripheren, nur Plasma und den Kern 
enthaltenden und dem centralen, muskelfibrillenführenden Abschnitte 
der genannten Zellen. Mehr nach hinten wird diese Grenze immer 
schärfer, so dass endlich jede Zelle in zwei Abschnitte zerfällt, 
welche jedoch noch innig Zusammenhängen, und zwar in einen 
peripherischen, welcher aus blassem Plasma mit Kern besteht und 
in einen centralen, welcher zahlreiche, zarte Fibrillen enthält, die 
jedoch nur bei starken Vergrösserungen (homog. Immersion) einzeln 
zu unterscheiden sind. Bei schwächeren Vergrösserungen unter¬ 
scheidet man in jeder Zelle (nach Haematoxylin-Eosin-Färbung) einen 
peripherischen, blauen und einen centralen, kupferröthlichen Abschnitt, 
wobei diese letztere Färbung durch die Anwesenheit von zahlreichen 
Muskelfibrillen bedingt ist. In vielen Fällen sind die basalen, fibrillen¬ 
erzeugenden Theile der Zellen verdickt, so dass der Durchmesser 
derselben hier viel grösser erscheint, als in den peripheren Ab¬ 
schnitten. 

Häufig habe ich auch konstatirt, dass in den basalen Abschnitten 
dieser Zellen ausser den erwähnten Muskelfibrillen, welche quer zur 
Längsaxe des Körpers verlaufen, noch sehr zarte Fäserchen sich 
differenziren, welche, senkrecht zur Oberfläche des Körpers gerichtet, 
von der Basis der Zelle auslaufen und oft zwischen die longitudi¬ 
nalen Muskelfasern etwas eindringen, wie dies z. B. in Fig. 13 zu 
sehen ist. Es scheint, dass diese Fäserchen nicht aus contractiler 
Substanz bestehen; sie theilen die Muskelfibrillen in eine Anzahl 
kleiner Bündelchen. Ich halte dieselben für nicht muskulöse Bildungen 
und zwar deshalb, weil sie sich nicht so intensiv und charakteristisch 


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329 


mit Eosin förben, wie die echten Muskelfibrillen. Muskelfibrillen in 
basalen Theilen der Zellen sehen wir auch in Fig. 12, wo sie quer 
durchschnitten sind und ebenfalls als Pünktchen erscheinen. Aeusserst 
interessant ist die bereits erwähnte Fig. 13. Es sind hier 4 neben¬ 
einanderstehende Ektodermzellen dargestellt: eine stäbchenförmige, 
sehr dünne, eine cylindrische, schmale, welche als Uebergangsform 
zur stäbchenförmigen erscheint und zwei gewöhnliche, cylindrische 
welche basalwärts verdickt sind und daselbst viele Muskelfibrillen 
nebst den erwähnten zarteren Fäserchen enthalten. 

Da die cylindrischen, fibrillenbildenden Zellen nebeneinander 
stehen und jede aus seinem basalen Abschnitte ein fibrillenführendes 
Element producirt, so entstehen durch Zusammenflüssen solcher 
Elemente in einer zur Längsaxe queren Richtung lange, circulär ver¬ 
laufende Muskelfasern, deren jede eine grosse Anzahl von Fibrillen 
enthält. Eine Schicht von jungen circulären Muskelfasern unter 
dem Ektoderm sieht man in Fig. 17. 

In Fig. 15 und 16 haben wir einige Entwickelungsstadien der 
circulären Muskulatur in der Regenerationsknospe von Enchytraeus 
Buchholzit dargestellt. 

Der grösste Theil der Ringmuskelfarern entsteht in der Rege¬ 
nerationsknospe auf die oben beschriebene Weise. 

Aber in etwas späteren Stadien, etwa am 20.—24. Regenerations¬ 
tage, manchmal jedoch früher bilden sich viele dieser Muskelfasern 
nicht durch eine unmittelbare Differenzirung der basalen Abschnitte 
der Epidermiszellen, sondern sie werden von speciellen Ekto¬ 
dermzellen producirt und zwar von einer tieferen 
Schicht derselben. Hie und da trifft man nämlich einzelne 
oder gruppenweise angeordnete Ektodermzellen, welche eine tiefere 
Lage annehmen, sich abrunden und an ihren nach innen gerichteten 
Enden spitzig in circuläre Muskelfasern übergehen. Ein in dieser 
Hinsicht sehr interessantes Bild sehen wir in Fig. 24, wo unter der 
Epidermisschicht, an der inneren Fläche derselben, gleichsam in 
einer Aushöhlung vier solche myogene Ektodermzellen und zwar 
zwischen der circulären Muskelfaserschicht und der Epidermis liegen, 
an ihren centralen Enden sehr spitzig auslaufen und direkt in Muskel¬ 
fasern übergehen. Die Zellen entsprechen denjenigen, welche Hepke 
bei den Naiden gesehen hat. Nach diesem Autor treten nämlich 
einzelne Zellen aus dem Ektoderm in das Innere der Leibeshöhle, legen 
sich der Innenfläche des Ektoderms an und gehen quer zur Längsaxe 
des Thieres in lange Muskelzellen — circuläre Muskelfasern — über. 

Meine Beobachtungen über den ektodermalen Ursprung der 
Körpermuskulatur stehen auch im Einklänge mit denjenigen von 


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330 


Schulz und von Michel. Dieser letztere Autor hat volles Recht, 
wenn er sagt: „Je dois rejeter toute conclusion, qui exclurait la 
participation de l’dctoderme ä la formation des museles somatiques, 
notamment admetrait une origine uniquement somatopleurale, meme 
pour un systöme particulier de muscles: car les fibres muscu- 
laires, surtout transverses sont en connexion avec 
les cellules öpidermiques.“ „Les muscles circulaires — 
sagt er weiter — ötant voisinsde l’dpiderme, leur döriva* 
tion ectodermique est plus manifeste.“ 

Inbetreff des Baues und der Entwickelung der circulären Muskel¬ 
fasern muss ich noch Folgendes bemerken. 

Die oben erwähnten, im Querschnitte polygonalen oder rundlich¬ 
ovalen Einheiten der circulären Muskulatur nenne ich „Muskelfasern“, 
die in denselben enthaltenen, im Querschnitte puktförmigen Elemente 
nenne ich „Muskelfibrillen“. Die Mehrzahl der Autoren befolgt die¬ 
selbe Terminologie. In den letzten Jahren sind jedoch auch andere 
Benennungen für dieselben Gebilde eingeführt worden. Auf Vorschlag 
von Cerfontaine nennt nämlich Dr. Bock (36) die Muskelfasern 
„colonnes musculaires 11 , die Bildungen aber, welche ich als Fibrillen 
bezeichne, nennt Dr. Bock „ fibres “. Wenn wir nämlich die Fig. 14 
PI. I („ Trois coupes transversales de colonnes musculaires circulaires 
du Lumbriculus ‘) und die Fig. 4, PI. I {„Coupe transversale de la paroi 
du corps du Lumbriculus , montrant trois colonnes musculaires circulaires “) 
in der Arbeit von Bock mit der Fig. 18 meiner Arbeit vergleichen, 
so kommen wir zu dem Schlüsse, dass die „colonnes muscuhires 11 
ganz denselben Bildungen entsprechen, welche ich als Muskelfasern 
bezeichne, und dass die „Fibres u meinen „Muskelfibrillen“ entsprechen. 

Dr. Bock nimmt an, wie es vor ihm Rhode(37) und Cer¬ 
fontaine (38) gefunden hatten, der erste bei Chaetopoden, der 
letztere bei Lumbriculus, dass die „fibres musculaires“ noch fibrillen- 
artige, sehr zarte „elements musculaires 1 enthalten. 

Sowohl in den longitudinalen, als auch in circulären Muskel¬ 
fasern der Enchytraeiden sind die Fibrillen radiär gruppirt, weshalb 
auf Querschnitten in diesen Fasern (in der corticalen Substanz 
derselben) eine radiäre Streifung hervortritt, was schon Hesse (45) 
hervorgehoben hat Eine solche radiäre Streifung habe ich in Fig. 18, 
23 und 25 dargestellt. 

Die longitudinalen Muskelfasern stellen bandförmige Bildungen 
vor, in denen bei starken Vergrösserungen eine centrale, helle Mark¬ 
substanz und eine periphere, fibrillenhaltige Rindensubstanz auf 
Querschnitten unterschieden werden kann, wobei in dieser letzteren, 
wie gesagt, eine feine radiäre Streifung klar hervortritt. Die Rinden- 


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331 


Substanz ist nicht allseitig geschlossen, so dass, wir hier keineswegs 
mit „röhrenförmigen“ Muskelfasern zu thun haben. Ich kann die 
Beobachtungen Hesse’s bestätigen, dass bei Fridericia, sowohl 
in der inneren, wie auch in der äusseren Lage der longitudinalen 
Muskelfasern, die Rindensubstanz hie und da und zwar an den cen¬ 
tralen Rändern der Muskelbänder offen ist und dass hier die Muskel¬ 
substanz der Fasern mit dem Plasma grosser, kernhaltigen Zellen 
zusammenhängt (Fig. 25). Diese Zellen stellen nun in der Regene¬ 
rationsknospe die oben erwähnten, rayogenen Zellen vor. (Vergl. 
Fig. 24). 

In der hinteren, sich noch regenerirenden Körperabtheilung von 
Fridericia , 24 Tage nach der Operation, ist die oben erwähnte radiäre 
Streifung an quer durchschnittenen longitudinalen Muskelfasern 
stellenweise noch nicht ganz deutlich; die Marksubstanz bildet 
einen etwas breiteren Streifen (im Querschnitte), als in den Muskel¬ 
fasern des Vordertheils des Körpers, wobei noch zu bemerken wäre, 
dass die radiäre Streifung der Rindensubstanz an den peripheren 
Rändern der Bandfasern auf Querschnitten in sehr feine, punkt¬ 
förmige Bildungen übergeht. Wenn wir die Abbildung Fig. 24, aus 
dem hinteren Körperabschnitte einer Fridericia, wo die Regeneration 
noch stattfindet, mit der Fig. 25, aus dem vorderen Körperabschnitte, 
wo keine Regeneration sich vollzog und wo zwei distinkte Lagen 
von longitudinalen Muskelfasern (eine innere und äussere) klar her¬ 
vortreten, vergleichen, so können wir zum Schlüsse gelangen, dass 
die bei der Regeneration übrigens niemals ganz deutlich sich diffe- 
renzirende, äussere, longitudinale Muskelfaserschicht vielleicht aus 
der inneren durch Abschnürung entsteht. 

In den circulären Muskelfasern von ganz entwickelten Enchy- 
traeiden habe ich dieselben Verhältnisse in der Anordnung der fibrillen¬ 
haltigen Rindensubstanz und der Marksubstanz gefunden, wie 
Hesse. Ich kann aber noch hinzufügen, dass bei sehr starken Ver- 
grösserungen die einzelnen radiär angeordneten Streifen der Cortical- 
substanz am Querschnitte in reihenförmig angeordnete 
Pünktchen zerfallen. Diese elementarsten Theite der contrac- 
tilen Substanz entsprechen wahrscheinlich den „elements musculaires“. 
Dieselben sind in Fig. 18 zu sehen, wobei zu bemerken sei, dass 
eine kleine Anzahl dieser Elemente auch in der Marksubstanz zer¬ 
streut ist (Fig. 23.) 

In der Marksubstanz der circulären Muskelzellen fand Hesse keine 
Kerne, ebensowenig wie vor ihm V e j d o v s k y. Er ist der Ansicht, dass 
grosse, plasmareiche Elemente, welche mit ansehnlichen Kernen ver- 


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332 


sehen, in den s. g. „Seitenlinien“ (Semper) liegen, mit diesen 
Muskelzellen Zusammenhängen und dass somit die Bingsmuskelzellen 
der Enchytraeiden den Bau der nematoiden Muskelzellen haben. 
Diese Beobachtungen von Hesse sind von Goodrich (46) und von 
Rosa, besonders aber von Dr. Bock, bestätigt worden, welcher 
bei Lumbricultts den Zusammenhang der circulären Muskelfasern mit 
den Seitenlinienzellen in einer überzeugenden Weise nachgewiesen 
hat. Der letztere Autor studirte auch den Zusammenhang dieser Zel¬ 
len mit den circulären Muskelfasern am hinteren Ende des Schwanzes 
bei Lumbriculus, wo man die Anordnung dieser Zellen bei Beginn 
ihrer Entwickelung beobachten kann. Er findet aber, dass ausser 
den Kernen der Seitenlinienzellen, welche nach Hesse einzig und 
allein der circulären Muskulatur angehören, noch andere Kerne 
in dieser Muskulatur auftreten, welche ganz unab¬ 
hängig von ersteren sind. Ich kann diese Beobachtung von 
Bock bestätigen. Ich habe, wiewohl selten, in der circulären Musku¬ 
latur bei Fridericin ebenfalls rundliche und länglich-ovale Kerne an¬ 
getroffen, welche als den Muskelfasern selbst angehörende Kerne 
betrachtet werden müssen, und welche ich für Reste der Kerne 
solcher myogener Zellen halte, wie sie in Fig. 24 (cm. b), darge¬ 
stellt sind. 

Hesse und nach ihm Bock haben, wie oben erwähnt, gezeigt, 
dass die Plasmamassen und die Kerne der circulären Muskelfasern 
in den Seitenlinien liegen. Ich habe dies bei normalen Fridericien 
(Fig. 25 a) ebenfalls gesehen und kann in dieser Hinsicht die Beob¬ 
achtungen dieser Forscher bestätigen. Aber während der Regene¬ 
ration, bei welcher die circuläre Muskelfaserschicht in statu nascendi 
angetroffen wird, habe ich diese Seitenlinienzellen lange Zeit 
vermisst; sie erscheinen hier nämlich erst viel später. Wenn also 
bei der normalen, embryonalen Entwickelung die cir¬ 
culären Muskelfasern wahrscheinlich als Producte 
d er Seiten linienzellen sich entwickeln, so müssenwir 
dagegen annehmen, dass bei der Regeneration bei 
Enchytraeiden der grösste Theil dieser Muskelfasern 
von Ektodermzellen stammt, und dass hier die Seiten¬ 
linienzellen nur eine sehr untergeordnete Rolle 
spielen und höchtens in ganz späten Stadien zur 
Bildung von einzelnen circulären Muskelfasern bei. 
tragen können; die zuerst auftretenden circulären 
Muskelfasern entstehen direkt aus dem Ektoderm oder 
aus einzelnen Zellen, welche vom Ektoderm sich ab¬ 
trennen und in die Tiefe wandern. 


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333 


Ueber die Histogenese der Muskelelemente bei den Oligochaeten 
gibt Dr. Bock einige, obwohl äusserst spärliche, Angaben in seiner 
oben citirten Arbeit 

Um das Verhältniss der myogenen Zellen zu den „elements 
musculaire8 a der Muskelfasern zu ermitteln, studirte Bock Quer¬ 
schnitte durch das Schwanzende von Lumbriculus, wo eine dauernde 
Neubildung von Gewebeu stattfindet. Diese Studien hatten jedoch 
kein befriedigendes Ergebniss. Er konnte nur die Existenz von 
Zellen feststellen, aus welchen die longitudinale Muskulatur entsteht. 
„Es sind grosse Zellen — sagt er — die hie und da unterhalb der 
circulären Schicht und zwischen kleinen, schon entwickelten longi¬ 
tudinalen Fasern liegen. Diese grossen Zellen tragen an ihrer peri¬ 
pheren Fläche eine kleine Anzahl von Fortsätzen, nämlich Anlagen 
der contractilen Substanz. Das sind augenscheinlich myogene Zellen“. 
Diese Zellen entsprechen ohne Zweifel denjenigen, welche ich als 
myogene Zellen für die longitudinale Muskulatur bezeichnet habe. 

Bock findet, dass eine jede dieser Zellen eine Anzahl von 
elements musculaires erzeugt. Er ist in dieser Hinsicht mit Fraipont 
(39) im Einklänge, welcher diese Verhältnisse bei Polygordius ein¬ 
gehend studirte. Die Ergebnisse, zu welchen Fraipont gelangt, 
stimmen auch mit meinen Beobachtungen überein, nämlich dass 
eine jede circuläre Muskelfaser oder „ colonne musculaire “ ein Produkt 
einer ganzen Reihe von nebeneinanderstehenden, muskelbildenden Zel¬ 
len ist; jede dieser Zellen producirt aber eine gewisse Anzahl von 
Fibrillen, aus welchen die Muskelfaser zusammengesetzt ist. Ich 
kann also in dieser Hinsicht an einem ganz anderen Objekte, und 
zwar bei der Regeneration der Muskelfasern bei Enchytraeiden, die 
schönen Beobachtungen Fraipont’s wenigstens zum Theile bestä¬ 
tigen, welcher gefunden hat, dass eine jede Muskelfaser das Produkt 
von mehreren Zellen ist, wobei jede Zelle eine Menge Fibrillen pro¬ 
ducirt und jede Fibrille ein Differenzirungsprodukt mehrerer Zellen 
sein kann. 

E. Die Regeneration der Borstenfollikel 
und ihrer Muskeln. 

Sowohl die Borstenfollikel, wie auch die Muskeln derselben 
sind Ektodermprodukte. 

An der Stelle, wo der künftige Borstenfollikel auftreten soll, 
vertiefen sich einige Ektodermzellen, vermehren sich und bilden 
unter der Ektodermschicht einen soliden Zellenhaufen, in welchem 
die Grenzen einzelner Zellen nicht sichtbar sind, so dass das Plasma, 

Poln. Archiv f. biol. u. med. Wietenech. 

Archive« polon. d. tcieno. biol. et medio. Co 


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334 


in welchem eine Anzahl grosser, ovaler Kerne zerstreut ist, eine Art 
Syncytium bildet. 

Im Inneren dieses Plasma erscheint nun eine zuerst sehr kleine 
konische Borstenanlage, welche später fortwährend wächst, bis sie 
nach aussen hervortritt. So entstehen die Borstenfollikel mit den 
Borstenanlagen. 

Die Muskeln der Borstenfollikeln, welche in schräger Richtung 
von der Basis des Follikels bis zum Hautmuskelschlauch empor¬ 
steigen, verdanken ihre Entstehung ebenfalls dem Ektoderm. Einzelne 
Ektodermzellen, welche dem Borstenfollikel direkt anliegen, differen- 
ziren sich nämlich in lange, distal sehr dünne, central kolbenförmig 
verdickte und hier den Kern enthaltende Elemente, welche unter 
die Epidermisschicht migriren, mit der Basis des Borstenfollikels in 
Zusammenhang treten, eine schräge Lage annehmen (indem sie von 
der Borstenfollikelbasis bis zur Körperdecke schräg verlaufen) und 
sich allmählich in die definitiven Muskelfasern differenziren. 

In Fig. 21 ist ein Theil eines Sagittalschnittes durch Enchy- 
traeus Buchholzii vom 16. Regenerationstage dargestellt. Links sehen 
wir hier eine Borstenfollikelanlage mit einer kleinen Borstenanlage 
in der Mitte, rechts (etwas näher dem hinteren Ende der Rege¬ 
nerationsknospe) eine etwas ältere Borstenfollikelanlage. Neben der 
linken Anlage sehen wir hier eine einzelne Ektodermzelle, welche 
mit einer basalen, kolbenförmigen Verdickung versehen, im Begriffe 
ist, nach innen zu wandern. Neben der rechten Anlage sind drei 
solche kolbenförmige Zellen zu sehen. An derselben Figur findet 
man auch die uns bekannten Bildungszellen der longitudinalen Musku¬ 
latur und schön differenzirte, junge Fibrillen der circulären Musku¬ 
latur in den basalen Abschnitten der Ektodermzellen. Eine noch 
ältere Borstenfollikelanlage ist in Fig. 22 dargestellt, in welcher mit 
der Basis der soliden Anlage bandförmige, schräg verlaufende, Zellen 
verbunden sind, welche aus den oben erwähnten, in die Körper- 
höhle eingedrungenen Ektodermzellen entstanden, in Muskeln sich 
verwandeln, welche in derselben schrägen Richtung von dem Borsten¬ 
follikelgrunde bis zum Hautmuskelschlauche verlaufen. 

Die contractile Substanz erscheint zuerst auf der einen Seite 
der bandförmig verlängerten Zelle. 

Inbetreff der Herkunft der Borstenfollikel bei der Regeneration 
der Würmer bin ich also mit den meisten anderen Autoren einig 
(Michel, Schulz); die Entstehung der Muskulatur der Borsten¬ 
follikel ist aber von keinem meiner Vorgänger näher studirt worden. 


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335 


F. Die Regeneration des Peritonaeums, 
des Blutgefäss Sinus des Darmes, der Muskulatur des 
Darmes und der Nephridien. 

Das Peritonaeum besteht bei den Enchytraeiden, wie bei anderen 
Oligochaeten, bekanntlich aus einem visceralen und einem parietalen 
Blatte, welche einen ganz differenten Bau besitzen. 

Das viscerale Blatt besteht aus grossen Zellen, welche mit schma¬ 
ler Basis der Darmwand anliegen und mit ihrem verbreiterten, rund¬ 
lichen Scheitelende gegen die Leibeshöhle gerichtet sind, wobei sie 
im Plasma sehr zahlreiche, gelblich-braune Körnchen enthalten. Das 
parietale Blatt besteht dagegen aus einer Schicht theils kubischer, 
theils abgeplatteter Zellen, welche der longitudinalen Muskelfaser¬ 
schicht von innen anliegen und Pigmentkörnchen entbehren. 

Die viscerale Peritonaealschicht liegt in der hinteren Körper¬ 
hälfte der epithelialen Schicht des Darmes nicht unmittelbar an, 
sondern sie begrenzt von aussen her einen Blutsinus, der zwischen 
dieser Schicht und dem Darmwandepithel sich ausbreitet, wobei 
unter der Visceralschicht des Peritonaeums noch eine dünne Muskel¬ 
faserschicht vorhanden ist und zwar eine innere, circuläre und eine 
äussere, welche aus spärlichen, longitudinalen Fasern besteht. Ein 
dünnes, stark abgeplattetes, aus weit von einander entfernten Zellen¬ 
leibern bestehendes Endothel (40) kleidet bei Fridericia Ratzelii den 
ganzen Sinus aus. Bei kleineren Enchytraidenarten ist dieses Endo- 
thelium sehr schwer zu constatiren und scheint vielfach gar nicht 
zu existiren. 

Nun handelt es sich darum, wie entwickeln sich bei der 
Regeneration: 

1) die grossen, visceralen Peritonaealzellen; 

2) die innere, d. i. die circuläre Muskelfas jrschicht des Darmes; 

3) die äussere, d. i. die longitudinale Muskelfaserschicht dieses 
letzteren. 

Was nun die erste dieser drei Fragen anbelangt, so kann ich 
mit Bestimmtheit sagen, dass die neue viscerale Peritonaealzellen- 
Schicht zum grössten Theil, jedoch nicht ausschliesslich aus der gleich¬ 
namigen Schicht sich regenerirt. 

Wir erinnern den Leser daran, dass am 3. Regenerationstage 
die visceralen Peritonaealzellen einen vorübergehenden Pfropf bilden, 
der den durchschnittenen Darm hinten schliesst, um später einer 
gänzlichen Degeneration zu unterliegen. 

Wenn der Darm, mit der ektodermalen Anlage des neuen Hinterdar¬ 
mes sich verbunden und durch einen neuen Anus nach aussen sich 

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geöffnet hat, reicht die viscerale Peritonaealzellenschicht noch längere 
Zeit nicht bis zum neugebildeten Darme. 

Es entsteht zuerst rings um denselben eine Muskelfaserschicht, 
und zwar sowohl eine äussere, longitudinale, wie auch eine innere, 
circuläre, welche etwas später als die erstere erscheint. 

Erst später, vom 12.—15. Regenerationstage angefangen, ver¬ 
breitet sich die viscerale Peritonaealzellenschicht eine Strecke weit 
nach hinten rings um, den Hinterdarm und dies geschieht in Folge 
einer raschen Vermehrung der alten Peritonaealzellen des Darmes 
auf mitotischem Wege. Ich habe hier so oft und in so grosser Anzahl 
mitotische Kerntheilungsfiguren gesehen, dass ich nicht bezweifeln 
kann, dass diese Schicht nach hinten sich ausbreitet An longitu¬ 
dinalen Schnitten habe ich oft die Spindelaxen in der Richtung der 
langen Axe des Körpers liegen gesehen, woraus zu schliessen wäre, 
dass die sich vermehrenden Zellen in der Richtung nach hinten, d. h. 
gegen den sich regenerirenden Hinterdarm sich ausbreiten. Eine 
grosse, mitotisch sich theilende, bimförmige Peritonaealzelle des visce¬ 
ralen Blattes sehen wir im Querschnitte auf Fig. 17. 

Ausserdem nehmen an der Bildung des visceralen Peritonaeums 
auch einzelne Zellentheil, welche sich vom Ektoderm ablösen 
und in die Leibeshöhle wandern, besonders in dem hintersten 
Abschnitte des Regenerates. Hievon kann man sich leicht über¬ 
zeugen, da die beiden Zellenarten, welche an der Regeneration des 
visceralen Peritonaeums sich betheiligen, d. h. die aus dem alten 
Peritonaeum stammenden und die eingewanderten Ektodermzellen 
von Anfang an merkliche Unterschiede bieten, indem die ersteren 
gelblich-braune Körnchen, wie die Mutterzellen, enthalten, die letzteren 
dagegen noch sehr lange Zeit dieselben entbehren. 

Was nun die Genese der Muskulatur des Hinterdarmes anbe¬ 
langt, so habe ich hier ganz analoge Verhältnisse gefunden, wie bei 
der Regeneration der Leibeswand-Muskulatur. 

Die circuläre Darmmuskelschicht verdankt ihre Entstehung den 
Epithelzellen des neugebildeten Darmes, welche aber ihrerseits, der 
Genese nach, Ektoderrazellen darstellen. Ganz auf dieselbe Weise, 
wie in den Epidermiszellen, differenziren sich in den basalen Ab¬ 
schnitten der anfangs grossen, cylindrischen Zellen des Hinterdarmes 
zahlreiche, feine, auf dem Querschnitte punktförmige Muskelfibriilen, 
welche später grössere Einheiten nämlich die Muskelfasern bilden. 

In Fig. 5 ist an einem Längsschnitte die breite Afteröffnung 
von Enehytraeus Buchholzii und der direkte Uebergang der einschich¬ 
tigen Epidermis in die einschichtige Hinterdarmwand dargestellt. 
Nun habe ich bei starker Vergrösserung eine solche Uebergangs- 


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stelle der Epidermis in die epitheliale Darmwand bei der Anusöffnung 
in Fig. 19 dargestellt, und zwar bei derselben Art am 15. Regenerations¬ 
tage. Dieses Präparat ist sehr lehrreich. 

Während unter der Epidermis (rechts) Gruppen von circulären Mus¬ 
kelfibrillen schon ganz differenzirt und theilweise ganz von den Zellen 
abgetrennt liegen, finden wir in den basalen Abschnitten der hohen, 
hie und da von einander entfernt stehenden, cylindrischen Darm¬ 
epithelzellen (links) die Fibrillen noch im Plasma liegen. Ausserdem tre¬ 
ten feine, in den basalen Theilen dieser Zellen verlaufende Fibrillen 
auf, welche zu den ersteren senkrecht gerichtet sind und dieselben 
gleichsam in einzelne Bündel theilen. 

Die fertigen, circulären Muskelfasern des Darmes zeigen auf 
Querschnitten einen ähnlichen Bau, wie die circulären Muskelfasern 
der Körperwand; sie sind im Querschnitte rundlich-polygonal und 
enthalten im Innern zahlreiche, sehr feine, punktförmige Fibrillen, 
wobei am häufigsten im Centrum der Faser ein kleines, helles, fibrillen¬ 
freies Feld zu sehen ist. 

Was die äussere, longitudinale Muskelfaserschicht des sich re- 
generirenden Darmes anbelangt, so habe ich die Entwickelung der¬ 
selben nicht mit solcher Genauigkeit studirt. wie die der circulären; 
doch kann ich mit grosser Wahrscheinlichkeit behaupten, dass sie 
von denselben myogenen Zellen stammen, wie die longitudinale 
Muskulatur der Darmwand; ich habe nämlich diese grossen, sehr 
charakteristischen Elemente der äusseren Darmwand dicht anliegen 
gesehen. In Fig. 19 sieht man z. B. eine myogene Zelle, welche der 
longitudinalen Muskelfaserschicht der Leibeswand dicht anliegt, drei 
andere solche Zellen an der Uebergangsstelle der Epidermis in die 
Darmwand und noch eine Zelle dicht an der Darmwand selbst; 
diese letztere Zelle, welche stärker abgeplattet ist, gehört zu den 
myogeonen Zellen der Darmwand, d. h. zu denjenigen, welche die 
longitudinale Muskulatur des Darmes produziren. 

Einzelne myogene Zellen (Fig. 19) verlaufen auch quer von der 
Darmwand zur Leibeswand und hängen mit beiden Muskellagen 
nämlich des Darmes und der Leibeswand sehr innig zusammen, 
was auch auf eine gemeinschaftliche Abstammung der beiden 
Schichten hinweist. 

Die longitudinale Muskulatur des Darmes erscheint etwas früher 
als die circuläre; sie tritt hervor, ehe noch die viscerale Peritonaeal- 
zellenschicht bis zum Hinterdarme, gelangt und kann deshalb als 
Produkt dieser Schicht nicht angesehen werden. 

Was die parietale Peritonaealzellenschicht anbelangt, so ist auch 
diese, ebenso wie die viscerale, hauptsächlich ein Produkt der alten, 


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in welcher ich an der Uebergangsstelle zur Regenerationsknospe 
viele Mitosen angetroffen habe; theilweise bildet sie sich jedoch auch auf 
Kosten von jenen Ektodermzellen der Regenerationsknospe, welche 
in die Leibeshöhle einwandern, aber in myogene Zellen sich nicht 
verwandeln. Die parietale und die viscerale Peritonealzellenschicht 
haben also eine ähnliche Abstammung. 

Von den beiden Peritonaealzellenschichten stammen auch die 
verhältnissmässig spärlichen Zellen, welche die Muskulatur der 
Septen bedecken. Diese letzteren bestehen in den ersten Stadien 
ihrer Entwickelung blos aus den myogenen Zellen, deren Genese 
schon oben besprochen worden ist, und erst etwas später bekommen 
sie auch eine äussere peritonaeale Bedeckung. 

Mit dieser letzteren ist endlich die Entstehung der Ne- 
phridien innig verknüpft. Leider kann ich über die Regeneration 
dieser Organe nur wenig mittheilen. 

Die alten, durchschnittenen, sowie die der Wunde nahe liegen¬ 
den Nephridien, haben an der Bildung neuer Nephridien gar keinen 
Antheil. 

Durchschnittene Nephridien degeneriren. Die Degeneration wird 
durch eine sehr reiche Vacuolisirung des Zellenplasma eingeleitet; 
die Vacuolen vergrössern sich bedeutend und bewirken einen Zerfall 
des ganzen Nephridiums in Stücke, welche schliesslich in kleine 
Körnchen zerfallen. 

Die neuen Nephridien der Regenerationsknospe 
entstehen aus der Peritonealzellenschicht der einzel¬ 
nen Septen. Ich habe im 16., 17. und 18. Regenerationstage solide 
peritonaeale Zellenanhäufungen, und zwar eine kleinere an der vor¬ 
deren Fläche eines jeden ausgebildeten Septums und eine grössere 
an der hinteren Fläche desselben gefunden, welche ich sowohl der 
Lage nach, wie auch in Anbetracht ihrer weiteren Umbildungen und 
besonders des Auftretens von intracellularen Kanälchen, für Nephri- 
dienanlagen halte. Leider war ich nicht im Stande den ganzen Ent¬ 
wickelungsgang und alle histogenjtischen Processe bei der Ent¬ 
stehung dieser Organe eingehend zu untersuchen. Mit Bestimmtheit 
kann ich aber sagen, dass jede der genannten Zellenanhäufungen 
an den beiden Flächen eines jeden Septums von je einer einzigen 
Mutterzelle abstammt, welche durch Vermehrung auf mitotischem 
Wege je ein solides Zellenhäufchen bildet. Die Mutterzelle an der 
vorderen Fläche des Septums bildet das Anteseptale des Nephridiums, 
diejenige an der hinteren Fläche derselben gibt dem Posteptale 
den Ursprung. 


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In Fig. 20, welche einen Theil des sagittalen Durchschnittes 
durch Enchytraeus am 17. Regenerationstage darstellt, finden wir 
zwei Septa, welche aus Muskelfasern und spärlichen, dieselben be¬ 
deckenden Peritonaealzellen bestehen; an der vorderen Fläche des 
vorderen Septums (links) ist eine grosse Mutterzelle und daneben 
eine kleinere als Anlage des Anteseptale sichtbar, an der hinte¬ 
ren Fläche desselben Septums sieht man neben der grossen Mutter¬ 
zelle noch zwei kleine Zellen, in welchen enge intracellulare Gänge 
schon hervortreten; an der vorderen Fläche des hinteren (rechten) 
Septums ist eine einzige derartige Zelle, und an der hinteren neben 
der Mutterzelle sind ebenfalls zwei kleine Zellen sichtbar. Die hinte¬ 
ren Zellenhäufchen sind Anlagen der Postseptalia. Ob diese beiden 
Mutterzellen eines jeden Nephridiums in jedem Körpersegmente von 
einer einzigen Ursprungszelle abstammen, das konnte ich nicht 
ermitteln. A. Michel (28) leitet das ganze Nephridium bei der Re¬ 
generation der Allolobophora von einer einzigen mesodermalen 
Zelle („une grande cellule, origine du futur pavil/on“) ab. Diese Zelle 
legt sich der Vorderfläche und dem Aussenrande des Septums an und 
erzeugt einen anfangs soliden Zellenstrang, welcher nach hinten hin 
wächst und nach aussen sich öffnet. 

Meine Beobachtungen, insofern sie für eine getrennte Bildung 
der Trichter und der Nephridialgänge sprechen, stehen im Einklänge 
mit den Befunden von Hatschek (41) betreffend die Ontogenie von 
Criodrilus , mit den Beobachtungen von E. Mayer über die ontogene- 
tische Entwickelung der thoracalen Nephridien beiPsygmobranchus 
(42) und auch wenigstens theilweise mit den Beobachtungen von 
Bergh (43) und Vejdovsky (44); sie sprechen aber gegen die 
Continuität (Hatschek, Wilson) der Nephridialanlagen. 


Kurze Recapitulation der wichtigsten Ergebnisse. 

Bei der Regeneration des künstlich abgeschnittenen hinteren 
Körpertheiles der Enchytraeiden haben wir folgende Processe constatirt: 

1) In vielen Fällen wird die Wunde zuerst provisorisch ge¬ 
schlossen, wozu vor Allem die grossen, ovalen, lymphatischen Zellen 
der Körperhöhle beitragen, welche in grosser Anzahl gegen die 
Wundfläche wandern, um hier allmählig und zwar durch eine 
Körnchendegeneration zu untergehen. 

2) Nach der Operation treten folgende degenerative Processe auf: 

a. Untergang vieler, durchschnittener Muskelfasern, welche einer 

reicher Vacuolisirung und endlich einer Körnchendegeneration 


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unterliegen, wobei lymphoide Wanderzellen (Araoebocyten) 
als Phagocyten funktioniren; 

b. Untergang der durchschnittenen Nephridien, deren Zellen 
ebenfalls nach reichlicher Vacuolisirung körnig zerfallen; 

c. Ebenso geht eine Anzahl von Peritonaealzellen aus der nächsten 
Umgebung der Wunde, sowie eine Anzahl von Lympbzellen, 
welche in die Nachbarschaft der Wunde eingewandert waren, 
durch körnigen Zerfall zu Grunde. 

3) Das neue, definitive Ektoderm der Regenerationsknospe ent¬ 
steht aus dem alten Ektoderm. 

4) Der durchschnittene Darm bleibt verhältnissmässig lange 
Zeit offen, seine hintere Oeffnung wird gewöhnlich anfangs durch 
eine Anhäufung von visceralen Peritonealzellen, etwa wie durch einen 
Pfropf, geschlossen; etwas später gehen diese, den Darm hinten um- 
schliessenden Zellen zu Grunde, worauf der Darm mit dem Ektoderm 
durch eine neugebildete, solide Zellenanhäufung sich in Verbindung 
setzt, welche aus dem Ektoderm der Hinterwand der Regenerations¬ 
knospe entsteht. Diese Zellenanhäufung wird hohl und es bildet 
sich eine nach aussen führende Darmöffnung; bald aber entsteht 
hier eine secundäre, starke Einstülpung des Ektoderms als Anlage 
für den definitiven Anus und den definitiven Hinterdarm. Die 
Afteröffnung liegt anfangs dorsal in der Nähe des hinteren Kör¬ 
perendes und nur allmählich bekommt sie ihre gewöhnliche, termi¬ 
nale Lage. 

5) Das neue Bauchmark regenerirt sich aus einer lokalen Ver¬ 
dickung an der ventralen Seite des neugebildeten Ektoderms, welche 
unpaarig ist, aber in welcher zu beiden Seiten, also paarig, eine 
stärkere Zellenvermehrung als in der Mitte stattfindet. Aus dem 
alten, durchschnittenen Bauchmarke, welches mit dem neugebildeten 
innig verschmilzt, wachsen in das letztere die dicken Nervenfasern, 
sowie eine Anzahl von dünnen Nervenfasern hinein, wobei jedoch 
im alten Bauchmarke keine Zellen Vermehrung stattfindet; dagegen 
geht im neugebildeten, vom Ektoderm stammenden Bauchmark- 
Abschnitte eine energische Zellentheilung vor sich, worauf eben 
das Wachsthum desselben beruht. 

6) Die longitudinale Muskulatur des Hautmuskelschlauches 
entsteht: 

a. aus grossen, myogenen Zellen, welche zu beiden Seiten der 
Bauchmarkanlage im innigen Zusammenhänge mit der letz¬ 
teren aus dem Ektoderm hervorgehen, so dass man hier 
etwa von einer gemeinsamen Neuromuskelanlage im Sinne 
Kleinenberg’s ( Lopadorhynchus) sprechen kann; aus dieser 


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Anlage entstehen die ventralen und ventro-lateralen logitu- 
tudinalen Muskelfasern der Leibeswand; 

b. aus Zellengruppen, welche dorsal und zwar in einer metameren 
Anordnung aus dem Ektoderm heraustreten und die dorsalen 
longitudinalen Muskelfasern der Leibeswand liefern. 

7) Die muskulösen Anlagen der Scheidewände (Septa) entstehen 
zuerst am hinteren Ende der Regenerationsknospe in metamerer 
Anordnung und zwar aus dem äusseren Keimblatte, wobei die zuerst 
entstandenen, älteren, sieb zuerst differenziren und in dem Maasse 
als hinter denselben neue zur Ausbildung gelangen, nach vorne 
rücken. Die Muskelanlagen der Septa werden an ihrer dorsalen 
Seite von den oben erwähnten Zellengruppen ergänzt, welche in 
metamerer Anordnung aus dem Ektoderm einwandern. 

8) Jede einzelne longitudinale, bandförmige Muskelfaser (colonnt 
musculaire ) wird von einer ganzen Reihe bimförmiger, myogener 
Zellen gebildet. 

9) Die circulären Muskelfasern (colonnes musculaires) des Haut¬ 
muskelschlauches entstehen (etwas später, als die longitudinalen) 
aus den centralen Abschnitten aus sehr hoch auswachsenden, cylin- 
drischen Ektodermzellen der Regenerationsknospe, indem im Plasma 
dieser Zellen zahlreiche Fibrillen sich differenziren. Bündeln von solchen 
Fibrillen bilden höhere Muskeleinheiten, d. h. die circulären Muskel¬ 
fasern. Zum Theile werden sie auch, besonders in späteren Rege¬ 
nerationsperioden, aus speziellen Ektodermzellen gebildet, die gegen 
die Leibeshöhle wandern. 

10) Jede einzelne, circuläre Muskelfaser ist ein Produkt einer 
ganzen Reihe von fibrillenbildenden Ektodermzellen, wobei auch die 
langen Fibrillen dieser Fasern Differenzirungsprodukte des Plasma 
mehrerer nebeneinander (in querer Richtung) stehenden Zellen sein 
können. 

11) Die Peritonaealzellenschicht, sowohl die viscerale, wie auch 
die parietale, regenerirt sich grösstentheils aus dem alten Peritonaeum, 
zum Theile aber auch aus Ektodermzellen, welche sammt den myo- 
genen Zellen in die Leibeshöhle einwandern. 

12) Die longitudinale (äussere) Muskulatur des Darmes ent¬ 
steht sehr wahrscheinlich, wie die longitudinale Muskulatur der 
Leibeswand, aus den oben erwähnten in die Leibeshöhle eingewan¬ 
derten, myogenen Zellen. 

13) Die circuläre (innere) Muskulatur des Darmes entsteht aus 
Epithelzellen des neugebildeten (ektodermalen) Hinterdarmes auf die¬ 
selbe Weise, wie die circuläre Muskulatur der Leibeswand aus den 
Epidermiszellen. 


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14) Alle diejenigen Gebilde, welche wir als mesodermal be¬ 
trachten, und zwar die gesammte Muskulatur und das Peritonaeum 
der Regenerationsknospe, stammen also gänzlich (Muskulatur) oder 
wenigstens theilweise (Peritonaeum) vom neugebildeten Ektoderm 
der Regenerationsknospe. 

15) Die Neptmdien entstehen aus dem Peritonaeum der Scheide¬ 
wände, wobei die Anteseptalia (Trichter) und die Postseptalia aus 
getrennten Anlagen und zwar aus je einer grossen Mutterzelle sich 
entwickeln. 

16) Die Borstenfollikel, sowie die Muskeln derselben entwickeln 
sich aus dem Ektoderm der Regenerationsknospe. 

17) Die Regenerationsprocesse verlaufen zum Theile in einer 
ähnlichen Weise, wie die betreffenden ontogenetischen Processe, zum 
Theile ist jedoch ihre Entwickelung eine vereinfachte, abgekürzte, indem 
sie dann an phylogenetisch ältere und einfachere histogenetische 
Processe erinnern (Neoromuskelanlage, ektodermale Entstehungsweise 
der Muskulatur, besonders der circulären). 


Litteratur. 


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345 


Erklärung der Abbildungen. 


Alle Abbildungen wurden nach den Präparaten mit Hilfe einer 
Zeichnungskamera angefertigt. Mikroskop von Merker und E b e 11 i n g 
(mit Ausnahme der Fig 8 und 9). 


Allgemeine Buchstabenerklärung. 


a. 1. m — Aessere Schicht der longitudinalen Muskelfasern, 
an — Anus 
c — Cuticula. 

c. m. — Circulare Muskulatur. 

c. m. f. — Fibrillen der circularen Muskulatur. 

d — Darmwand. 

ek — Ektoderm: 

en — Entoderm. 

i. 1. m. — Innere Schicht der longitudinalen Muskelfasern, 
k. 1. — Kerne der Lymphzellen. 

1 — Lymphzellen. 

1 m. — Longitudinale Muskelfasern, beziehungsweise die betreffenden 
Bildungszellen 
m — Muskelbildungszellen, 
m. b. — Muskelbildungszellen, 
m. m’ — Muskelfasern, 
m. z — Degenerirende Muskelfaserstücke, 
n — Bauchmark, 
np — Nephridienanlage. 
p — Peritoneal-Zellen. 
s. z — Seitenlinie-Zellen. 

Fig. 1. Ein Theil eines Sagittalschnittes durch das Schwanzende 
von Enchytraeus Buchholzii, 48 Stunden nach der Operation, die Linie a — b 
bezeichnet die Schnittfläche. Oc. 2. S. ’/u b. homog. Imm. 

Fig. 2. Einige Degenerationsstadien von durchschnittenen Muskel¬ 
fasern, in der Nähe der Wunde, 2 Tage nach der Operation. Enchytraeus 
Buchholzii . Oc. 2. S. ’/is b. homog. Imm. 

Fig. 3. Ein Theil eines Horizontalschnittes durch die Regenerations¬ 
knospe von Fridericia Ratzein Dritter Regenerationstag. Oc. 2. S. 6. 

Fig. 4. Ein Theil eines Horizontalschnittes durch das Hiuterende des 
Darmes von Fridericia Ratzelii. Vierter Regenerationstag. Oc. 2. S. 9. 

Fig. 5. Ein Theil eines Längsschnittes durch den Hinterdarm und 
After von Enchytraeus Buchholzii 16. Regenerationstag. Oc. 2 S. 6. 


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346 


Fig. 6 und 7. Querschnitte durch den Hintertheil des Körpers in 
der Gegend des Afters einer Fridericia Ratzelii am 24. Regenerationstage. 
Oc. 2 . S. 6 . 

Fig. 8 und 9 Theile von Sagittalschnitten durch die hintersten 
Partieen des Bauchmarkes an der Grenze des sich neubildenden Bauch¬ 
markes in einem späteren Regenerationsstadiura (Fridericia Ratzelii ). Oc. 2 . 
System 1 / ia , homog. Imm. Reichert. Gezeichnet mit Hilfe eines Zeichnungs¬ 
apparates, Golgi’sche Methode. (Die Präparate wurden zuerst mit einem 
Gemisch von 25 Theile einer 2.5# Kalibichromatlösung und 1.5 Theile 
einer 2 # Ueberosmiumsäure und dann mit einer \% Lösung von Ar¬ 
gentum nitricum behandelt). Rechts von der Linie a - b beginnt das neu¬ 
gebildete Bauchmark. 

Fig. 10 . Sagittalschnitt durch den hintersten Abschnitt einer Re¬ 
generationsknospe von Fridericia Ratzelii am 8 . Regenerationstage, etwas 
seitlich von der Medianebene Oc. 2 . S. */i 5 hom. Imm. 

Fig. 11 . Horizontalschnitt durch die Regenerationsknospe einer 
Fridericia Ratzelii an der Stelle der Neubildung des Bauchmarkes, im 8 . 
Regenerationstage. Oo 2 . S. hom. Immig. 1 / 15 b. 

Fig. 12 . Ein Theil eines Sagittalschnittes durch den hintersten 
Abschnitt einer Regenerationsknospe am 9. Regenerationstage, von Fride¬ 
ricia Ratzelii; etwas seitlich von der Medianebene. Die Ventralseite des 
Präparates ist nach oben gerichtet. Oc. 2. S. */ ts b. hom. Imm. 

Fig. 13. Einige Ektodermzellen und myogene Zellen aus der Re¬ 
generationsknospe von Enchytraeus Buchholzii , am 16. Regenerationstage. 
Oc 2 . S. hom. Imm. */ 15 b. 

Fig. 14. Ein Theil eines Längsschnittes durch den Hautmuskel¬ 
schlauch von Enchytraeus Buchholzii aus der mittleren Körpergegend. 
Oc. 2. S. hom. Imm ‘/is b 

Fig. 15. und 16. Kleine Abschnitte von sagittalen Längsschnitten 
durch die Regenerationsknospe von Enchytraeus Buchholzii . 16. Regene¬ 
rationstag. Oc. 2 . S. homog. Imm. '/i 5 b 

Fig. 17. Ein Theil eines Querschnittes durch den regenerirten 
Hintertheil des Körpers von Enchytraeus Buchholziij am 24. Tage nach der 
Operation. Oc. 2 . S. homog. Imm. l5 b. 

Fig. 18. Ein Querschnitt durch vier Epithelzellen (Epidermis) mit 
drei unter denselben liegenden oirculären Muskelfasern von einem normalen 
geschlechtsreifen Enchytraeus Buchholzii. Oc 4. 8 . homog. Imm. '/j* b. (bei 
ausgezogenem Tubus). 

Fig. 19. Ein Theil eines Sagittalschnittes durch das Hinterende 
eines Enchytraeus Buchholzii , am 15. Regenerationstage, an der Ueber- 
gangsstelle des Ektoderms (Epidermis) (rechts) in die Hinterdarmwand (links) 
am After Oc. 4 S. homog. Imm. */i 5 b. (bei ausgezogenem Tubus). 

Fig 20 . Ein Theil des Sagittalschnittes durch den hinteren Körper¬ 
abschnitt eines Enchytraeus Buchholzii ) am 17. Regenerationstage. Oc 4. 
S. homog Imm. , / f 5 b. 

Fig 21 , 22 . Theile von sagittalen Schnitten durch die Körper¬ 
wand von Enchytraeus Buchholzii , am 16. Regenerationstage. In den bim¬ 
förmigen Anlagen der Borstenfollikeln (2 in Fig. 21, 1 in Fig. 22) sieht 
man je eine Borstenanlage, differenzirt in Gestallt eines dunklen Kegels. 
Oc 4. S. homog. Imm. t j ii b. 


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347 


Fig. 23. Querschnitte durch zwei circulare Muskelfasern; unmittel¬ 
bar unter der Epidermis, von Fridericia Ratzelii. Oc 4. S. ’/ ls b. (bei aus¬ 
gezogenem Tubus). 

Fig. 24. Ein Theil eines Querschnittes durch das Hinterende einer 
24 Tage sich regenerirenden Fridericia. Oc 4 S.b. homog. Imm., ausge¬ 
zogener Tubus.; c. m. b — ektodermale, tief liegende Zellen, welche zur 
Bildung der circularen Muskulatur beitragen. 

Fig. 25. Theile von Querschnitten, durch den Hautmuskelschlauch 
von derselben Fridericia aus dem vorderen Körperabschnitte, in welchem 
keine Regenerationsprocesse stattfanden; a — aus der Gegend der Seiten¬ 
linie; Oc. 4 S. Vis b. homog. Imm., ausgezogener Tubus; s. z. — Zellen 
der Seitenlinie, a 1. m. — äussere longitudinale Muskelfaserschicht, 
i. 1. m. — innere longitudinale Muskelfaserschicht. 


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Trarall du laborttoire anatomo-patbologlqoe da Prof. Obrxaf, Ldopol (Lemberg). 


€tttd< ser I« merpbotogle dt badtl« dt la no rlt 

par 

Pr. p. K U C E R A. 

(avec 7 flgures dana lo texte). 

Les recherches actuelles sur la morphologie des bacteries n’ont 
pas pour but d’utiliser chaque ddfcail afin de ddfinir de nouvelles 
espöces, comme dans les temps de L i n n 6, ni de conclure en vertu 
de leur seule ressemblance morphologique ä l’identite de deux 
espöces de bacteries; mais la Science d’aujourd’hui, en unissant la 
morphologie et la biologie, täche d’dclairer la nature des diffe¬ 
rentes formes des microbes, de fixer le degrd de leur parente avec 
d’autres bacteries, et enfin de donner aux bacteries en gdnöral la 
place qui leur revient dans le Systeme naturel des etres organiques, 
pour que nulle lacune ne les söpare des autres classes. 

Les recherches de Cohn, de Koch et d’autres savants ont 
prouvd qu’il existe sans doute une variabilite de formes (variatio pleo- 
morphismtis) de certaines especes de bacteries, mais que cette variabilite 
ne s’dtend pas jusqu’ä autoriser 1’opinion que toutes les bacteries 
constituent une seule espece, comme, par exemple, l’a supposö Bill- 
roth (coccobacteria septica). Si donc, aujourd’hui encore, nous parlons 
du pfeomorphisme des bacteries, ce n’est pas dans le sens ancien 
de Naegeli, Hallier, Zopf etc., que, par exemple, le staphylo- 
coccus puisse se tranformer en b. typhi, mais que, selon les circon- 
stances, le staphylococcus ainsi que le b. typhi peuvent apparattre 
sous differentes formes, le staphylococcus gardant toujours la forme 
d’un coccus en gruppes et le b. typhi celle d’un bacille. 

Pour faire comprendre l’importance des rdsultats de pareilles 
recherches pour la connaissance d’un microorganisme, il suffit 
de nommer le bacille de la diphthdrie ou de la tuberculose. II n’y a pas 
bien Iongtemps on les rangeait encore parmi les bacilles typiques, 
ainsi que celles du b. du typhus ou de la morve, et toutes les va- 
rfetes de leurs formes, soit dans la culture, soit dans l’organisme, 


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349 


varidtös, qui s’dloignaient du type normal d’un bätonnet (par exemple 
les formes en massue, en haltöres, et en Als simples ou ramiAds), 
on les expliquait comme des phdnomönes de ddgdndration. Cette 
interprdtation serait, ä certains points de vue, trds juste, car la 
plupart de ces differentes formes atypiques ne sont point ou trds 
peu viables. Mais de nombreuses observations de Mecznikow, 
Czaplewski, Frichel, Nocard, Roux, Coppen Jones, 
Poupö et Vesely, Kimla et d’autres, surtout les observations 
rdcentes de Droba sur le b. de la tuberculose, et celles de Bern¬ 
heim, Folger, Berestneff, Ferran, Spisig, Cache et 
Skschivan sur le bac. de la diphtdrie ont prouvd, qu'il n’est pas 
permis de considdrer cette question comme rdsolue, par une simple 
ddclaration que ces diverses formes surtout les Als et les ramiAca- 
tions, ne sont que des „ddgdndrations“. Prdcisement ä cause mSme 
de ces formes atypiques, aujourd’hui on a le droit d’dliminer dans 
le systhdme, le bac. typhi et le bac. diphtheriae de la classe de ba- 
cilles et de les ranger parmi les „hyphomycetes“, qui sont d’une Orga¬ 
nisation supdrieure; car ils sont liös avec cette classe par des pro- 
pridtds qui prouvent leur plus dtroite afAnitd. 

Dans le cours des dernieres anndes le b. de la morve, lui aussi, 
a dü subir une pareille translocation. La morve d’ailleurs est meme, par 
rapport ä l’anatoraie-pathologique, si proche de la tuberculose, que 
ddjä Villemin l’a appelde „cousine germaine de la tuberculose“ 
(citd selon Loeffler). 


I. 

Dans les conditions que nous appelons normales, c’est ä dire, 
dans l’organisme humain ou animal ou dans les milieux convenants, 
le b. de la morve se presente en forme d’un bätonnet ayant 
025—04 p de largeur et 1-5—3 p de longueur*) et rappelant un 
peu le bacille de la tuberculose (Fig. 1)**). Loeffler et Schütz, 
qui les premiers nous ont donnd une description exacte de ce ba¬ 
cille, ont ddjä remarqud, que le b. mallei se teint indgalement par 
les couleurs d’aniline, de Sorte qu’apres une coloration au bleu de 
möthylene ou ä la fuchsine phdniqude. on voit dans le bätonnet des 
espaces clairs et plus foncds, „granulations metachromatiques“ au 
nombre de 2 ä 5. Les opinions de ceux qui cherchent ä expliquer la 
signiAcation de ces espaces clairs, sont contradictoires. Quelques 


*) Flügge Mikroorganismen. 

**) Les dessins ont ete faits par M. J. Rosenberg cand. med. 

Poln. Archiv t. biol. u. med. Wissensch. 

Archives polon. d. scienc. biol. et medic. *4 


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ä50 



a. Bacillus malle* dans le pus de cobaye. 

b. Bacillus mallei d'une culture recente sur agar. 


auteurs (N o n i e wi c z) ont considörö ce phönomöne comme production 
de microcoques dans Ie bätonnet du b. mallei, d’autres (Weichsel¬ 
baum, Baumgarten) l’ont considdrö comme des spores; il en est 
enfin qui croient y voir une dögönöration, comme Loeffler, 
Flügge, Honl. Cette de rniöre explication est la plus vraisemblable. 

En examinant mes cultures du b. mallei, j’ai eu plusieurs fois 
l’occasion de voir aussi, — surtout dans les formes longues — ä cotö 
de simples espaces clairs, tout ä, fait irröguliers, des täches si 
bien arrondies et aux contours si distinctement marquös, que leur 
ressemblance aux spores ötait frappante (Fig. 2). Cette hypothfese 
acquörait encore plus de certitude quand, en employant la 
möthode de Moe 11er et d’Aujeszky, j’obtins une belle coloration 
double. Malgrö cela j’ai du abandonner cette supposition par la 
raison que les cultures contenant beaucoup de ces „spores“ (par 
exemple une vieille culture sur gölatine glycerinde) ä une tempörature 
de 55* C. devenaient, döjä aprös 5 minutes, enti&rement steriles. 

Pourtant je ne sais pas expliquer Fig. 2. 

la nature de ces espaces clairs dans les 
bacilles de la morve. Semmer les J,-. 

considfere comme une substance mu- 
queuse ou colloide. Conradi les 

explique par la „plasmolyse“ comme 
une d6g6n6ration vacuolaire. £ Cette 
explication peut ötre juste pour 

un certain nombre de ces va- Bacillus mallei cultiv« pendant 

cuoles; mais dans ce cas il y a en- 1 mois dans de boui,lon glycermi. 

core un autre genre de d6g6n6ration du b. mallei, consistant dans la 
transformation du corps des bactöries en une substance gardant la 
fuchsine ä la maniere du b. tuberc. Peut-ötre n’y-a t-il ici, qu’une 



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35i 


substance adipeuse dont on suppose le prösence aussi dans les ba- 
cilles de la tnberculose, chose admissible d’autant plus que 
Schattock, ä l’aide d’acide osmique, a räellement prouvö la pr£- 
sence d’une substance adipeuse dans les bacilles de la morve, 
surtout dans les formes longues. 

Si on colore la prdparation d’une culture du b. mallei par la m6- 
thode d’Ernst ou de Neisser (bleu de möthylöne avec l’acide 
acdtique — väsuvine) on voit que tous les bätonnets se colorent en 
brun, et qu’ä toutes les places, qui ordinairement prennent fortement 
la fuchsine ou le bleu de Loeffler, se montrent des grains bleus, au 
nombre de 8—6 ou 9, qu’on appelle granulations d’Ernst-Babes. 
Marx et Woithe expliquent ce phönomöne d’une maniere interes¬ 
sante. Ils prätendent que ces granulations sont des espaces, oü se con- 
dense, pour ainsi dire, la substance chromatique du bätonnet; que les 
granulations d’Ernst-Babes seraient les porteurs des propribtes 
caractöristiques de l’espece et qu’elles se präsenteraient le plus 
distinctement et en plus grand nombre lä, oü il s’agit d’une grande 
expansion de viguour vitale (par exemple dans l’organisme animal 
ou en lutte contre d’autres microcobes). Sur ce point, les rösultats 
de mes recherches ne s’accordent pas avec l’hypothüse de Marx 
et Woithe, parce que j’ai trouvö aussi un grand nombre de gra¬ 
nulations d’Ernst-Babes dans de vieilles cultures qui portaient 
d6jä des marques distinctes de d6g6n6ration. Ce phönomene est 
aussi observä par Häla chez le corynobaderium (groupe du bac. 
diphthörique). 


En continuant la description de l’exterieur du bacille de la 
morve, j’ai ä faire remarquer que presque dans toute culture, et sur¬ 
tout dans celles, qui ont 6t<5 röensemencöos plusieurs fois, outre les 
formes typiques on trouve aussi celle de longs bätonnets et meme 
de fils, se colorant tantöt uniformöment, tan tot seulement par places 
dans le corps des fils. Loeffler lui mörae a d<5jä mentionnö ces 
formes longues, döcrites plus tard par Kranzfeld et Semmer. 
Rdcemment c’est surtout l’öcole de Lövy ä Strasbourg (Galli-Va- 
lerio, Marx, Conradi), qui a remarquö ce dötail. Outre cela, 
tous les auteurs mentionnös ont constatb un autre phönomäne 
important: la ramification des fils que Conradi ne considüre pas 
comme formte par dichotomie, mais par une ramification monopo- 
diale. Si j’ajoute que tous ces auteurs ont vu en möme temps des 
bätonnets du b. de la morve renflös en massue, ressemblants aux 
formes connues chez le b. diphthörique, on ne trouvera pas trop risquöe 
la Classification proposöe par ces auteurs, qui rangent aujourd’hui 

* 


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A 



352 


le 6. tnaUei dans le voisinage du parasite de 1 actinomycose, parmi les 
Streptothrich^es (Semmer, Lubarsch, Galli-Valerio, Marx, 
Conradi). 

Semmeravude longs fils entrecoup^s Croissant sur les pomraes 
de terre, Marx les a trouves dans des cultures vieilles de 3 ä, 4 se- 
raaines, sur les pommes de terre et les betteraves, Galli-Valerio, 
d6jä apres 2 jours, dans du bouillon peptonis£, sur de la carotte 
fraiche, et dans d’autres milieux, Conradi surtout sur Tagar glyc£- 
rin6 le 3eme ou le 4eme jour. Gest lui aussi qui croit la glyc^rine 
favorable ä la formation de rameaux, et il y voit une nouvelle 
marque d’afönite entre les bacilles de la tuberculose, de Tactino- 
mycose, de la diphth^rie et de la morve. 

Le but de mon travail est de v^rifier, ä Taide de mes propres 
observations, les ph£nomenes d£crits, dexarainer les conditions 
dans lesquelles le b. mallei produit ces forraes atypiques si inte¬ 
ressantes, et d’expliquer leur signification biologique. J*ai dejä exposä 
une partie des räsultats de mes recherches au congres de mäde- 
cins et de naturalistes tcheques k Prague (25 -29 Mai 1901). 

II. 

L’idäe principale qui me guidait dans le choix des milieux 
pour les cultures du b. de la morve, ätuit d’examiner le däveloppe- 
ment du b. tnallei dans les milieux vegetaux et dans ceux, qui sont 
les plus rapprochäs de Torganisme animal vivant, puisque la morve 
est une maladie des animaux herbivores (qui ne se däveloppe chez 
les camassiers que quand ils sont nourris avec de la viande des 
betos morveuses). 

J’exäcutais mes expäriences en meme temps avec 5 cultures 
du b. mallei, dont 4 ätaient tout k fait virulentes (elles ätaient de 
la I—VI gänäration), la cinquieme avait ätä räencemencäe depuis 
quelques annees ä Hnstitut, et avait entierement perdu sa virulence 
pour les cobayes. 

Toutes ces expäriences m'ont appris que plus la substance 
du milieu est rapprochee de Torganisme animal (l’albumen ou le 
vitellus d'oeuf de poule, serum coagulä, le contenu de „cystova- 
rium u , et surtout l’agar couvert de sang frais), plus constamment 
les bacilles de la morve conservent leur forme typique de 
batonnet fin. Dans les milieux vegetaux (carotte, pomme de terre, 
chou-rave, Champignons), au contraire, la couche se composait 
pour la plupart de bätonnets, mais outre cette forme reguliere il 
y avait constamment de longs bacilles ou des fils. 


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353 


III. 

Un autre facteur trös-important et qui a une grande influence 
sur le döveloppement de differentes formes du b. de la morve, c’est 
le temps pendant lequel le bacille avait röensemencö d’un milieu 
artificiel dans un autre. Un microbe, provenant directement d’un 
produit pathologique de la morve, conserve sa forme typique trös 
röguliörement, meme dans les milieux moins favorables; au contraire, 
les bacilles qu’on a cultivö pendant plusieurs annöes sans interruption 
dans les milieux artificiels (par exemple notre cinquiöme culture), 
sont plus disposös ä dövelopper des formes longues, filiformes. 

A cette modification de la forme se joint raffaiblissement de 
la virulence de la culture. Meme aprös une injection intrapöritonale 
de 2 cm.* d'une pareille culture ä un cobaye, on ne voit pas de 
phönomenes pathologiques, et si on examine, aprös plusieurs heures, 
une goutte de liquide provenant de la cavite abdominale de l’animal, 
ou y trouve beaucoup de leucocytes contenant des formes courtes 
ainsi que longues du bacille (phagocytose). 

Le döveloppement des cultures de cette demiöre espece (par 
exemple sur l’agar) n’est pas du tout affaibli; au contraire, ces 
cultures forment une couche beaucoup plus öpaisse que celles des 
premiöres gönörations. Tandis que les bacilles, provenant directement 
d’un organisme sont ä un certain point difficiles dans le choix des 
milieux de culture et de la tempörature, les bacilles cultivös et 
röensemenees depuis des annees, se düveloppent plus facilement et 
plus abondamment, möme sur l’agar simple ou contenant ä peine 
des traces de peptones, ce que H o n 1 a pu constater aussi, en cul- 
tivant les bacilles diphferiques. Quant au bacille de la tuberculose, 
ses premiöres gönörations, d’apres les observations de Strauss, se 
döveloppent trös faiblement et ce n’est qu’aprös avoir etö röensemen- 
cöes plusieurs fois que leurs cultures devienent plus fortes. Kimla, 
Poupö et Vesely ont tantöt observö la meme chose, tantöt juste¬ 
ment le contraire. 

Les bätonnets et les fils qui composent ces cultures proliföres, 
ne different ni en öpaisseur ni en maniere de coloration des formes 
courtes et typiques, de sorte que, d’accord avec l’öcole de Lövy, 
je crois qu’on ne peut pas les considörer comme formes dögönö- 
röes. (Fig. 3). 

Outre le nombre des röensemencements, l’ilge de chaque culture 
a aussi une grande influence sur la morphologie du b. de la morve: 
plus la culture est ägöe, plus il est probable que, ceteris paribus, 
eile se döveloppera en forme de fils. 


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354 


Fig. 3. 



Bacillus mallei cultive pendant 2 mois dans l’agar glycärind. 


IV. 

J’ai consta tö aussi une tendance bien marquöe du b. de la morve 
ä se dövelopper en forme de fils dans de la gölatine glycörinöe. 
Dans ce milieu j’ai obtenu des cultures, dont je ne trouve nulle 
part mention dans la littörature. 

Dans la gölatine simple et ä une tempörature de 20® C. 
environ, le b. mallei se döveloppe trös faiblement, surtout quand la 
substance employöe pour 1’ensemencement avait ötö röcemment 
isolöe d’un organisme vivant. Aprös une cultivation prolongöe du b. 
mallei dans des milieux artificiels, il se döveloppe trös bien möme 
sur gölatine, surtout sur gölatine forte, supportant une chaleur de 
24® C. environ. Ces cultures des bacilles de la morve sur gölatine, 
ont la forme d’un clou ä töte petite, plate et ne se caractörisant, 
que par une faible et lente liquöfaction de la gölatine. 

En examinant l’influence de la glycörine sur la morphologie du 
b. mallei, j’en ajoutais des quantitös diverses (2- 12%) ä la gölatine 
peptonisöe, pröparöe d’un extrait de viande. Dös le septiöme 
jour aprös l’ensemencement j’ai remarquö dans certains öprou- 
vettes (2—8% de glyc.), dans plusieurs endroits de la piqüre, des 
filaments dölicats, partant perpendiculairement ä Taxe des piqüres. 
La disposition de ces filaments ressemble un peu aux cultures 
du ,, pseudosaccharomyces albicans “, et leur öpaisseur atteint celle des 
filaments du b. mnrisepticus, la surpasse meme quelquefois, mais 
n’est jamais si forte, que celle des filaments du b. anthracis. Les 
jours suivants les filaments s’allongent, surtout dans les couches 
supörieures, tandis que dans les parties plus profondes de l’öprouvette 


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355 


commencent ä apparaitre de nouveaux petits faisceaux, de sorte 
que, quelquefois, toute la queue du clou est couverte en long et 
Fig. 4. en large de petites touffes de filaments. L’appari- 

tion des filaments dans les cultures sur la göla- 
tine glycerinöe n’est pas une rögle, c’est ce- 
pendant un phönomöne trös fröquent, quoique, 
ordinairement, ä peine remarquable. Ces cul¬ 
tures montrent en möme temps une plus 
grande tendance ä liquöfier la gölatine. 

Pour pouvoir examiner ce fait directement 
au microscope, je versais un peu de gölatine 
glycdrinöe (5%) sur un porte-objet störilisö, 
creusö d’une cellule, apres quoi j’ensemen 9 ais 
une trös petite quantitö de la substance que 
je voulais examiner, et je couvrais tout cela 
d’un couvre-objet störilisö que j’entourais de 
parafine. Dans la gölatine se döveloppaient des 
colonies arrondies ou ovales, aux contours nets, 
ä grains fins et minces. Apres 7—10 jours une 
des 5 cultures observdes du b. de la morve, 
montre tout autour de la colonie des prolongements de meme struc- 
ture que la colonie elle meme. Qa et lä se döveloppaient, soit au 



Culture de bacillus 
mallei dans l’agar gly- 
cerine. 


Fig. 5. 



Colonie de bacillus mallei dans de la gelaline glicerinee apres 10 jours. 

bout de ces prolongements, soit directement sur la colonie, soit 
enfin librement, entre les colonies, des filaments extremement longs 


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356 


et fins. Ces filaments, tantöt droits, tantöt tortueux avaient partout 
le mSme aspect et le meme öclat (Zeiss Dd). Quelquefois on voyait 
partir d’un de ces filaments un petit fil de second rang, comme un 
rameau, mais on n’ötait pas sür, si cette petite ramification ne füt 
plutöt un autre fil se croisant avec le filament principal. 

D’un aspect trös semblable ötaient aussi les pröparations des 
cultures sur gölatine dans les l’öprouvettes, cultures fixöes avec du 
formol de 10%, que j’avais franchöes au microtome et coloröes faible¬ 
ment ä la fuchsine carbolisöe. On voit alors au milieu une agglo- 
möration d’ölements courts, correspondants ä la piqüre, et tout 
autour de longs filaments uniformes, sans interruption ou cloison, 
qui se dirigent vers les parois de leprouvette. 


V. 

J’ai obtenu des rösultats tres interessants en me servant de 
nourritures, contenant une forte proportion de chlorure de sodium. 
L’idöe de m’en servir m’avait <5t6 suggöröe par la maniere, dont se com- 
portaient les cultures de b. de la morve sur l’agar de hareng sur lequel 

Fig. 6. 


rour m assurer si le cnangement ae b. mallei cultiv<§ durant 8 
l’aspect du microbe peut etre en rapport j° urs l <?e ? hären ° addi * 
avec la quantite de chlorure de sodium con- ' 

tenu dans la nourriture, j’ai pröparö plusieurs sortes de nouvritu- 
res (agar, bouillons, nourritures de poissons). Les proportions de 
chlorure de sodium dans ces nourritures ötaient suivantes: 0 - 5%, 
1%, 1'5%> 2 %, 2-5%, 3%, 3-5%, 4 °/ 0 . J’ai constatö d’abord, que 
le b. de la morve (les cultures reensemencöes depuis longtemps) se 
döveloppe encore, si l’agar glycerinö contient 3% de chlorure de 
sodium, quoique son developpement, dans ce cas, füt tres faible 
tandis que les cultures ä 2-5% ötaient fortes et abondantes, comme 
celles sur l’agar ä 05% de chlorure de sodium. 



d’ailleurs, leur döveloppement ötait tres faible. 
Dans les pröparations microscopiques de ces 
cultures le microbe n’avait pas conservö ses 
formes typiques. La culture se prösentait 
comme composöe d’un dense feutrage de fi¬ 
laments longs, tortueux et tumefiös irrögu- 
liörement ou regulierement. Les bouts des 
filaments sont pointus, et les fils se colo- 
rent tantöt ögalement, tantöt ils sont inter- 
rompus par des cloisons incolores. 




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357 


Les pröparations entre 0% jusqu’ä 2% de NaCl ne raontrent pas 
de grandes difförences. Les bätonnets se colorant inögalement sont 
les plus nombreux, cependant on voit aussi des fils simples. Les 
cultures avec de 2’5% et surtout ceux avec de 3°/ 0 de chlorure de 
sodium, ont un aspect trös ressemblant aux pröparations provenant 
des cultures sur l’agar avec du hareng: des filaments longs et courts, 
tortueux, aux bouts pointus ou obtus, quelquefois ögalement fins 
dans toute la longueur, quelquefois plus gros, quelquefois enfin tu- 
möfiös soit en totalitd soit ä un seul point seulement, ou bien au bout 
en forme de massue. II y a des filaments qui sont uniformöment 
colorös, il y en a d’autres qui montrent plusieurs vacuoles occupant 
tantöt toute la largeur du fil, tantot seulement une partie de 
celui-ci. Elles peuvent etre nettement söparöes et bien arrondies, 
ou bien irröguliöres, comme rongöes. On peut s’assurer que ce 
sont röellement des fils et non des bacilles en chainettes. Outre 
ces formes, on en voit encore d’autres: des bätonnets plus courts, 
droits ou courbös en virgule ( vibrions ). 

II est hors de doute que toutes ces formes döcrites du b. de 
la morve sont des formes irröguliöres, qu’elles sont le produit d’une 
dögönöration causöe par la grande quantitö de chlorure de sodium. 
Le faible döveloppement de la culture, visible ä l’oeil nu, les tumö- 
factions des fils et enfin les vacuoles viennent ä l’appui de cette 
assertion. On ne doit cependant pas s’imaginer, que les bacilles trans- 
plantös dans un tel milieu subissent directement un changement 
regressif sans se dövelopper. Ces bacilles vivent, croissent et pro- 
liförent, mais ils ne produisent que des individus malades. Ces cul¬ 
tures vivaient encore apres 2 mois, et quand on les avait rötablis 
sur des nourritures ordinaires, eiles regagnaient leur forme primitive. 

Leumann et Hankin se sont servis des nourritures aux 
fortes proportions de chlorure de sodium (2 0 i 0 —3°i 0 ) pour recon- 
naitre de bac. pestis. Matruschita a exactement ötudiö 
l’influence du chlorure de sodium sur les difförents microbes, et 
a constatö qu’elle n’est pas la meme sur toutes les espöces de bac- 
töries. Les uns se dösagrögent en grains ressemblant aux coccus, 
les autres forment des filaments. L’auteur nous donne une de- 
scription de l’aspect du b. typhi et du b. coli, qui ressemble 
beaucoup ä l’aspect de nos cultures du b. malUi. Celui-ci d’ailleurs 
n’est pas du tout mentionnö par Matruschita. 

Skschivan, au contraire, ä l’occasion de ces recherches sur 
le bacille de la peste bubonique, l’a cultivö sur l’agar salö de poisson, 
et s’est convaincu que non seulement le b. pestis, mais aussi le b. 


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pseudotuberculosis rodentium, le b. mallei, le b. diphtheriae et le b. typhi, 
se döveloppent dans ce milieu en forme de fils ramifiös. 

Si les conditions vitales sont absolument döfavorables aux ba- 
cilles, on ne voit point leur prolongement ni le döveloppement de 
fils. Je l’ai prouvö en ensemenpant des microbes sur l'agar 
sans autre contenu qu’une proportion toujours plus forte de chlorure 
de sodium, ainsi que sur des nourritures avec une addition d’anti- 
septiques (acide borique, bichromate de potasse) ä l’instar des re- 
cherches de Guignard et Charrin sur le b. pyocyanique. 

Dans ces milieux, on ne voyait ä l’oeil nu aucun döveloppe- 
ment, et dans les prdparations, j’ai trouvö des bacilles des di- 
mensions normales mais tout ä fait päles ou mal colorös, sans ten- 
dance de former des filaments. 


VI. 

Quant aux ramifications, je les ai trouvöes dans toutes les nour¬ 
ritures oü il y avait des filaments, mais rarement en grand nombre 
(Fig. 3). !En les cherchant, on ne peut pas prendre assez de pröcautions, 
parce qu’on se trompe facilement, en prenant une apposition acci- 
dentelle pour une ramification vöritable. Meme ä l’aide des cultures 
en cellules, on ne peut pas toujours Pviter cette erreur. 

Fig 7. 



Formes ramifiÄes du B. mailet, cultive pendant 11 jours dans du bouillon glycdrind. 

Parmi plusieures cultures, j’en avais quelques-unes de plus äg£es 
(2 semaines environ) dans du bouillon glycörinä (5%), dans lesquelles 
les ramifications des fils ötaient trus distinctes. Ces fils dtaient plus 
gros et contenaient une grande quantitd de vacuoles, ce qui faisait 
l’impression des stries transversales (Fig. 7). Les vacuoles se trouvaient 
souvent 4 l’endroit meme de la ramification (Conradi). Quant au 
caractere des ramifications, je ne pouvais pas obtenir de rösultats 


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359 


sürs; en tout cas, les formes d’ Y, approchant plutöt de la dicho- 
tomie, ötaient plus frequentes. Les deux rameaux partent sous le 
möme angle du filament-möre, et ne montrent aucune difförence 
ni en öpaisseur ni en coloration. Les bouts des rameaux, ainsi que 
du filament-möre, sont pointus. 

Tout l’aspect de ces cultures rappelle vivement les aspects du 
spirillum undula minus et majus, döcrits par Zettnow et expli- 
quös par lui comme un signe de la nöcrobiose de ces microbes. Cet 
aspect est sans doute une preuve d’un changement regressif, d’une 
degenöration que subit le b. de la morve dans un milieu öpuisö; 
pourtant ces phdnomönes ne sont pas sans importance, car c’est ä leur 
aide qu’on peut constater la tendance du b. mallei a la ramification. 


VII. 


Rösumö et condusions. 

Si l’on compare les rösultats des recherches concernant la 
morphologie du b. de la morve, recueillis dans la littörature, avec 
ceux de ce travail, et si Ton considöre: 

1. que le b. de la morve se döveloppe dans l’organisme animal ou 
dans les milieux approchant de celui-ci, en forme bien connue 
de minces bätonnets, tandis que dans les milieux dont la mar 
tiere difföre de la substance vivante, il prend plutöt la forme 
de longs fils; 

2. qu’il conserve dans les premieres gönörations sa forme caracteristi- 
que, et qu’il est difficile sur le choix des nourritures, tandis que, 
cultivö plus longtemps sur des milieux artificiels, il est plus 
disposö ä former des fils, prolifere abondamment et se con- 
tente de substances moins rapprochöes de l’albumine vivante, 
en meme temps qu’il perd sa virulence primitive; 

3. que justement dans ces cultures il se montre aussi en forme 
de filaments ramifiös; 

nous pouvons affirmer que le b. de la morve porte des caractöres 
d’une Organisation supdrieure ä celle, qui röpond au groupe 
des schizomycetes, et que ces caractöres le placent dans le rang 
des hyphomycötes (microbes filamenteux) ä cotö des microbes 
de la tuberculose, de l’actinomycose et de la diphthörie; enfin, que 
le microbe de la morve est un saprophyte, qui n’est capable que 
dans certaines conditions de se dövelopper dans 1’organisme vivant 
sous une forme röduite. 


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360 


Cette derniöre opinion concernant le b. de la morve et le b. 
de la tuberculose a 6t6 dejä exprimöe par Semmer en 1895 et 
par Conradi en 1900. 

En coordonnant tous les phönomenes concernant le b. mallei 
en un cycle d’övolution j’argumente de la maniöre suivante: 

Le döveloppement phylogönötique du b. de la morve part de 
la forme la plus primitive, d’un court bätonnet, et ayant passe par 
de longs bätonnets et des fils, il arrive jusqu’ä un mycfele ramifie. 
On peut trös bien s’imaginer qu’un tel degres de döveloppement, 
qui admet une certaine division de travail, rend possible l’existence 
du bacille meme dans les circonstances compliquöes, dans 
lesquelles se trouve justement le bacille comme saprophyte (les 
milieux contenant peu d’albumine, l’absence d’humidite, la lutte contre 
les autres microbes). Toute la forme ramifiöe d’un saprophyte (forme 
saprophytique), rupresente une totalitö organique, c’est ä dire une 
petite plante tres simple, mais differenciee d<5jä jusqu’ä un certain degre, 
dont certaines parties, pour pouvoir vivre, doivent dopend re de la Co¬ 
operation et de l’appui des autres parties; elles sont donc moins inde- 
pendantes que les formes parasitaires des bätonnets. Sous cette 
forme, le microbe est sans virulence. Si, pourtant, un tel microbe 
penötre dans l’organisme animal, les conditions de sa vie changent, 
(bien que nous ne connaissions pas de präs les causes de ce change¬ 
ment), de maniäre que chaque rameau de l’individu supßrieur (de 
la petite plante), et meme les morceaux des fils reprennent leur 
indöpendance et l’aptitude de vivre par eux-memes. En märne 
temps le microbe redevient virulent. 

Ce changement inWrieur du caractere du microbe mieux orga- 
nise, ce pas regressif dans la differenciation et en meme temps un 
pas vers une plus grande independance, je les considöro dans le 
sens de l’anaplasie de Hansemann, qui döfinit un changement 
intörieur des cellules öpithöliales, nöcessaire pour la formation des 
cellules du cancer. Comme les cellules öpithßliales dans l’ötat 
normal montrent une grande differenciation et sont dependantes 
les unes des autres, i) en est de märne des parties singulieres 
du microbe. quand celui-ci vit encore sous la forme d’une mycäle. 
Et de meme que les cellules epitheliales s’eioignent de la forme 
physiologique, en acquerant des aptitudes pour une existence inde- 
pendante, le microbe de la morve perd aussi les marques de diffe¬ 
renciation, quand il acquiert l’aptitude de vivre dans un orga- 
nisme etranger en devenant virulent. 

Je ne peux pas decider, si ce changement interieur du microbe 
estprimitif, commel’admet Hansemann danssonexplicationhisto- 


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361 


gdndtiquo du cancer, ou s’il est la consdquence du changement, des 
conditions vitales et du milieu. De m£me, il dtait difficile de ddmontrer 
que ce changement regressif (anaplasie) suit le me me chemin en 
arriere, sur lequel avan<;ait progressivement le ddveloppement phylo- 
gdnetique; c’etait difficile surtout par rapport ä la virulence; je pense 
cependant que, quant b la forme, le microbe reprend sa forme 
ancienne. 

La comparaison avec l’anaplasie des cellules dpithdliales du 
cancer n’est faite que pour mieux exposer le changement intörieur 
dans la biologie du b. de la morve, sans avoir l’intention d’en dd- 
duire autre chose. 

Cette opinion est, en outre, justifide par d’autres faits, 
notamment par les ddgdndrations dans quelques cultures ägdes 
et dans les milieux contenant beaucoup de chlorure de sodium 
(chap. V. et VI.). Un tel milieu rend pires les conditions de l’exi- 
stence et la forme d’hyphomyeetes est justement plus conforme ä ces 
conditions changdes que la forme d’un simple bätonnet. Le microbe, 
il est vrai, se ddveloppe trös peu, il ddgdnere, mais il ne ddgdnere 
que dans une seule direction, dans celle du ddveloppement phylogd- 
ndtique. (Il rdsulte de tout cet raisonnement, que la contradiction des 
termes „ddgdndration“ et „ddveloppement“ n’est ici qu’apparente). 

Je crois donc que, „vice versa“, ces formes de ddgdndration 
nous apprennent, dans quelle classe de microbes le b. mallei doit 
etre placd. D’apres Cache, Ferran aussi reconnait ä ces formes 
d’involution une importance pareille par rapport au b. diphtheriae. Il 
va sans dire, qu’on ne peut pas attribuer cette importance ä toutes 
les formes de ddgdndration, puisque dans quelque milieux, absolu- 
ment ddfavorables, on voit seulement la ddsagrdgation et la mort 
des microbes. 

D’une maniere semblable, on peut expliquer les observations de 
plusieurs auteurs sur d’autres espcces de microbes, produisant des 
filaments ou des formes ramifiöes, par exemple: V i n z e n z i (bac. tetani ), 
Zettnov ( spirill. undula, sp. serpens, vibrio rugula), Guignard et 
Charrin {bac. pyocyaneus), Matzuschita (jb. typhi, coli etc.), 
Skschivan ( b. pestis) Reichenbach {vibrio ruber), Meyer {bac. 
cohaerens , une espece qui produit des spores) etc. Ce serait la voie 
ä suivre pour vgrifier la supposition formulöe d’abord par Brefeld, 
puis, en partie, par Semmer (1890), enfin par Gamaleia (1900), 
que les bactöries, en gt'in'ral, reprösentent une pöriode transitoire — 
l’oidiura — dans le döveloppement des microbes d’une Organisation 
supdrieure (des hyphomycetes). 


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362 


kitterature. 


1896. Loeffler, Die Aetiol. d. Rotzkrankh. Arb. aus d. k. Gesund¬ 

heit^ - Amte I. 

1897. Kitt, Impfrotz bei Waldmäusen. Gtbl. f. Bact. II. 

Kranzfeld, Zur Kenntniss des Rotzb., ibidem. 

1891. Noniewioz, Ueber die innere Construction des b. diphther. und 
b. mallei. D. Zeitschrift f. Thiermed. XVII. 

1895. Kutscher, Zur Botzdiagnose. Z. f. Hyg. XXI. 

Semmer, Ueber die Morphol. des Tuberkel - Bacillus und Rotz- 
bac. etc. Zeitschrift, f. Thiermed. XXI. 

H o n 1, Pozorovan^ ph'pad ozhfivky (malleus) u öloveka. Casop. öesk. 
zvörolekafü 1895. 

Goppen Jones Gtbl. f. Bact. XVII. Ueber die Morphol. und 
System. Stellung des Tuberkel - Pilzes etc. 

1896. Zettner, Bilder von Spir. Undula majus bei freiwilligem Abster¬ 

ben. Ctbl. f. Bact. XIX. 

1897. Zettrov, Zeitschrift f. Hyg. XXIV. Ueber den Bau der grossen 

Spirillen. 

Hansemann, Die mikroskop. Diagnostik der bösart. Geschw. 

1898. Shattock, ref. Ctbl. f. Bact. XX V. 

Kimmla, Poupe a Vesely, La biol. et morph. du bac. de la 
tuberc. Revue de la tuberc. 1898. 

Auj eszky, Eine einfache Sporenfärbungs-Meth. Ctbtt. f. B. XXIII. 

1899. Lubarsch, Zur Kenntniss der Strahlenpilze. Z. f. Hyg. XXXI. 

Galli-Valerio, Contrib. k l’ötude de la morph. du bac. malei 
Ctbl. f. Bact. XXVI. 

1900. Marx i Voithe, Morphol. Untersuch, zur Biologie der Bact. 

Ctbl. f. Bact. XXVHI. 

Skschivan, Zur Morphologie des Pestbacteriums, ibidem. 

C o n r a d i, Die Hyphomyceten-Natur des Rotzb. Z. f. Hyg. XXXIII. 
Galli-Valerio, Seconde Gontribution i t. d. Ctbl. f. Bact. 

xxvm. 

Mayer, Zur Kenntn. des Rotz - Bac. und des Rotz-Knötchens, ibidem. 

Matzuschita, Die Einwirkung des NaCl-Gehaltes des Nähr¬ 
bodens auf die Wuchsform der Mikroorg. Z. f. Hyg. XXXV. 


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363 


1901. Reichenbach, Ueber Verzweigung bei Spirillen. C. f. B. XXIX. 
Ga mal eia, Elemente der allg. Bacteriologie 

Häla, 0 bakterich koryneovitych. VSstnik III. sjezdu öesk. le- 
kafft pfirodozp. v Praze. 

Droba, Rozprawy akad. umiej. w Krakowie 1901. 

A. Cache, De la culture du bacille de diphthärie Croissant en fils 
ramiftes. Ctbl. f. Bact. XXIX. 

A. Meyer, Ueber die Verzweigung der Bakterien, ibidem. 


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A 



Ein Fall von Ectopia cordis beim Kalbe 

von 

Sv B Wlft dtoij? 

Docent an der thierärxtlichen Hochschule In Lemberg. 

(Taf. VIII. und IX). 

Im Jahre 1887 erhielt das damals vom Herrn Hofrathe Prof. Dr. 
Kadyi geleitete anatomische Institut der thierärztlichen Schule in 
Lemberg, ein lebendes, circa sechstägiges vom Lande zugeschicktes 
Kalb, bei welchem am Halse unmittelbar vor der vorderen Brust¬ 
apertur eine kindskopfgrosse, kugelige, ovale Geschwulst auffiel. In 
dieser Geschwulst konnte überaus leicht das am Halse abnorm 
gelagerte Herz diagnostizirt werden, welches in einer höchst kräftigen 
Weise seine rythmischen Bewegungen (Systole und Diastole) ausführte. 
Das Kalb war sehr geschwächt, konnte sich nur mit Mühe bewegen, 
und machte wegen seines engen Brustkorbes und des vor demselben 
energisch pulsirenden, dabei nach vorn und nach hinten sich ver¬ 
schiebenden und bedeutend vergrösserten Herzens, sowie durch seine 
Athemnoth, einem erbärmlichen Eindruck. Man hatte die Absicht an 
diesem höchst merkwürdigen Individuum genauere Beobachtungen 
über die Herzbewegungen durchzuführen, eventuell entsprechende 
Experimente anzustellen. Da jedoch die Herzaction eine sehr be¬ 
schleunigte war (circa 120—150 in der Minute), so wurde zunächst 
versucht durch Strophantus eine Verlangsamung der Herzaction zu 
erzielen. Hierauf erfolgte jedoch alsbald (in 3 Tagen) der Tod des 
sehr geschwächten Thieres, wozu möglicher Weise auch Einwirkung 
von Strophantus beigetragen haben konnte. 

Als dem damaligem Assistenten der Anatomie hat mir der 
geehrte Leiter des Institutes die anatomische Untersuchung dieses 
Falles überlassen. 

Nach Eröffnung der Körperhöhlen wurden zunächst die Gefässe 
und das Herz von der Bauchaorta und von der hinteren Hohlvene 
aus mit Teichmann’scher Kittmasse injicirt. Nach vollendetert Präpa- 


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365 


ration wurde das Präparat aufgestellt und getrocknet, wobei dem 
Herzen eine, für diesen Fall möglichst natürliche Lage gegeben wurde. 

Die Beschreibung dieses Falles ist damals nicht veröffentlicht 
worden. Unterdessen hat im Jahre 1896 Nädaskay eine fast 
ganz gleiche Abnormität beim Kalbe beobachtet *). In der mir zu¬ 
gänglichen Litteratur habe ich ausser dem von Nädaskay be¬ 
schriebenen keinen anderen analogen Fall gefunden. Auf Grund dieser 
beiden gleichen Fälle komme ich zu gewissen Anschauungen über 
die Genese dieser Abnormität, welche die Veröffentlichung des von 
mir beobachteten und untersuchten Falles von Ectopia cordis beim 
Rinde als erwünscht erscheinen lassen. Ich schreite nun zur anato¬ 
mischen Beschreibung meines Falles. 

Bei der Eröffnung der Bauchhöhle wurden keine besondere 
Abweichungen in der Lage des Darmkanals bemerkt. Nur die Leber 
war verhältnissmässig sehr gross, hart und ihre Ränder stumpf. Sie 
lag fast ganz rechts im Hypochondrium, welches weit nach vorne 
reichte, da das Zwerchfell bedeutend nach vorne verschoben war. 

Der Brustkorb war abnorm geformt. Sämmtliche Rippenknorpeln 
waren nämlich nach vorne oder nach innen geknickt oder ge¬ 
krümmt In Folge dessen bildeten die beiden Rippenbögen nicht 
eine gleichmässig gekrümmte, sondern vielmehr eine vielfach gebo¬ 
gene, wellenförmige Linie, was auch an dem eingetrockneten Prä¬ 
parate gut und deutlich erhalten ist (Taf. VIII. u. IX). Auch das 
Sternum ist verunstaltet Das vordere bewegliche Knochenstück ( Ma - 
nubrium) ist nicht schief nach aufwärts, sondern gerade nach vorne 
gerichtet, dagegen bilden die übrigen Knocnenstücke einen Brust- 
beinkörpor, welcher anstatt einer leichten bogenförmigen, für das 
Rind charakteristischen Krümmung mit einer oberen convexen und 
einer unteren concaven Fläche eine zweimal gebogene, S-förmige 
Gestalt zeigt (S. Taf. VIII. u. IX St). In Folge dieser Krümmungen des 
Brustbeins und der Rippenknorpel hat der Brustkorb eine seitlich 
zusammengedrückte und gleichsam zusammengeschrumpfte Gestalt 
angenommen. 

Nach der Eröffnung der Brusthöhle sah man zwischen den 
Blättern des Mittelfells zwei elastische, fast symmetrisch verlaufende 
Schnüre, welche wie es sich später erwiesen hat, von dem in der 
Halsgegend liegenden Herzbeutel ihren Ursprung nahmen, bis zur 


') Nädaskay: Unregelmässige Lagerung des Herzens bei einem 
Kalbe (Situs extra-et praethoracatis cordis). Anatomischer Anzei¬ 
ger: Herausgegeb. von Bardeleben. Bd. XII. 1896. Nr. 11. 


Poln. Archiv, f. biol. n. med. Wissen sch. 

Archive* polon. de soieno. biol. et midie. 25 


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366 


Sternalportion des Zwerchfells reichten, und an dieser mit ihren 
ausgebreiteten Enden sich anhefteten. 

Der rechte Pleurar-Sack erstreckte sich nach vorne über den 
Bereich des Brustkorbes auf den Hals, und erreichte sein Ende 
auf der rechten Seite des Herzens erst in einer Entfernung von 
15 cm. von der vorderen Brustapertur, d. h. in der Mitte des 
Abstandes zwischen dem Manubrium Sterni und dem Unterkiefer¬ 
winkel. Der linke Pleurasack erstreckte sich nicht so weit auf den 
Hals; seine Kuppe war nur 10 cm. vor dem Brustbeingriffe entfernt 
Die linke Pleurahöhle (d. h. der extralhoracal gelegene Theil derselben) 
war auch weniger geräumig als auf der rechten Seite. Die Vena 
cava posterior zog durch die ganze Länge des Thorax in gerader 
Richtung in der Medianebene von der Hohlvenenöflfnung aus bis 
zur vorderen Brustkorböffnung, um erst hier in die rechte Vor¬ 
kammer einzumünden. Sie lag, zwischen den beiden Laminae media- 
stini eingeschlossen, im ventralen Theile des Mediastinalraumes; als 
Abdruck derselben zeigte der Hinterlappen der rechten Lunge eine 
Rinne, welche nach hinten immer tiefer wurde. Ein medianer (pyra¬ 
midenförmiger) Lappen der rechten Lunge, welcher dem Rinde 
eigen ist, fehlt in diesem Falle gänzlich. Die vorderen Lappen beider 
Lungen reichten nach vorne bis weit auf den Hals, wie dies bereits 
aus dem Verhalten der Pleurasäcke geschlossen werden konnte. 
Die Laminae mediastinales der beiden Pleurasäcke bildeten im Brust¬ 
körbe eine mediane membranöse Scheidewand. Zwischen den beiden 
Blättern des Mediastinums verliefen im dorsalen Theile unmittelbar 
an der Wirbelsäule die Schlundröhre und die Aorta. Die Aorta war 
in einem hohen Grade verschiebbar und mehrmals nach rechts und 
links geschlängelt (Taf. VHL u. IX Ai. Ihre Aeste waren ebenfalls 
geschlängelt. 

Der Herzbeutel erschien als ein häutiger, dickwandiger Sack, 
welcher am Halse in der Weise gelagert war, dass sein hinteres 
(caudales) Ende an der vorderen Brustapertur (am ersten Rippen¬ 
paare) angeheftet war. 

Am vollendeten und getrockneten Präparate stellen sich die 
anatomischen Verhältnisse folgendermassen dar. Das Herz erscheint 
nicht nur als Ganzes nach vorne bis an den Hals verschoben, son¬ 
dern zugleich um mehr als 90 Grad gedreht, so dass die Herzspitze 
nach vorne und unten (cranialwärts und ventralwärts) gerichtet 
ist. Dabei ist die linke Herzkammer ventralwärts und die. rechte 
dorsalwärts gerichtet, so dass die beiden Längsfurchen zu beiden 
Seiten des Herzens, nämlich rechts und links zu liegen kommen. 
Das Herz ist zugleich sehr bedeutend vergrössert (hypertrophisch). 


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367 


Das Volumen des mit Kittmasse gefüllten Herzens ist wenigstens 
dreimal so gross als bei einem normalen Kalbe von entsprechender 
Grösse. Die Längsachse des ganzen Herzens, von der Herzspitze 
(gebildet von der rechten Kammer) bis zu dem in entgegengesetzter 
Richtung am meisten hervorragenden Punkte der linken Vorkammer 
gemessen, beträgt 24 ctm. Die Höhe des „Conus cordis u , von der 
Querfurche bis zur Spitze gemessen, beträgt ungefähr 14 ctm.; der 
grösste Querumfang des Herzens an den Kammern 34 ctm. Die 
rechte (Taf. VIII. u. IX. Vd.) Kammer erscheint bedeutend grösser als 
die linke (Taf. VHI. u. IX. Fs.). Die Spitze des Herzens wird dement¬ 
sprechend von der rechten und nicht von der linken Kammer gebildet. 
Die rechte Vorkammer (Taf. VIII. Atd) und besonders ihre Auricula ist 
ebenfalls sehr gross (Taf. VHI. u. IX. Aud.) Die Herzbasis ist etwa 
5—6 ctm. vom Eingänge in den Brustkorb entfernt. Das Herz war 
übrigens vor der Eintrockung des Praeparates in einem hohen Grade 
beweglich und verschiebbar und konnte bis auf einem 2—3 mal 
grösseren Abstand von der Brustapertur cranial wärts am Halse ver¬ 
schoben werden, was durch den geschlängelten Verlauf der Gefäss- 
stämme und besonders der Aorta descendens ermöglicht war. 

In dem Verhalten der Blutgefäss-Hauptstämme begegnet man 
höchst eigenthümliche Abnormitäten, welche um so mehr interessant 
erscheinen, als sie mit denen, welche Nädaskay in seinem Falle 
von Ectopia cordis angetroffen hatte, fast ganz identisch sind. 

Was nun zunächst die Arterien anbetrifft, so geht aus jedem 
von den beiden Ventrikeln je ein Hauptstamm hervor, also eine 
rechte und eine linke Aorta, welche durch einen noch ganz wohler¬ 
haltenen 1 ctm. im Durchmesser haltenden Ductus arteriosus Bolalli 
(Taf. IX. DB) in Verbindung stehen. 

Die Arterie des linken Ventrikels bildet zunächst einen Aorten¬ 
bogen, von welchem jedoch anstatt eines einzigen, dem Rinde eigen- 
thümlichen grossen Astes, nähmlich der s. g. vorderen Aorta zwei 
Stämme entspringen nähmlich ein Truncus anonymus (brachiocephali- 
cus) maximus und eine Art. subclavia sinistra. 

Der Truncus anonymus maximus (Taf. VIII. u. IX. IV«) entspringt 
aus dem Anfangstheile der linken Aorta ( Aorta ascendens), so dass 
die Entfernung seiner Ursprungsstelle vom Bulbus aortae nicht mehr 
zu betragen scheint als 2 ctm.'). Nach einem 7 ctm. langen die 
dorsale Seite der Auricula dextra bogenförmig umkreisenden Verlaufe 


’) Diese Entfernung kann am Präparate nicht genau bestimmt wer¬ 
den, da der Ursprung der Aorta und ihr Bulbus durch die rechte Aorta 
(Pulmonalis) und die Vorhöfe bedeckt ist. 


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368 


gelangt der Truncus anonymus max. von der linken Seite bis zur 
Medianebene und gibt dort zuerst die Art. carotis sinistra (Taf Vtü. 
u. IX. Cs) und unmittelbar darauf die Art. carotis dextra (Taf. VIII. 
u. IX. Cd) ab, während die zurückbleibende Fortsetzung derselben 
als Art. subclaoia dextra in der Richtung nach rechts und hinten 
bogenförmig verläuft. Die Art. subclavia dextra (Taf. VIII. u. IX. Asd) 
gibt nach einem 6 ctm. langen Verlaufe einen starken Ast ab 
welcher sich in die Art. vertebralis und die Art. intercostodorsalis 
theilt, und 1 ctm. weiter die Art. cervicalis superficialis. Das weitere 
Verhalten der Art. subclavia dextra ist normal. 

Von der Ursprungstelle des Truncus anonymus maximusZ ctm- 
entfernt, weiter links entspringt aus dem Aortenbogen ein zweiter 
viel schwächerer Ast nämlich die Art. subclavia sinistra (Taf. IX. Ass), 
welche gleich nach ihrem Ursprünge einen Ast (Taf. IX. Avs) abgibt, 
der sich in die Art. vertebralis und die Art. intercostodorsalis theilt, 
also in der gleichen Weise verhält, wie der entsprechende Ast der 
rechten Art. subclavia. Im weiteren Verlaufe und in der Verzwei¬ 
gungsweise der linken Art. subclavia sind keine Abnormitäten zu 
bemerken. 

Der aus der rechten Herzkammer hervorgehende Arterienstamm, 
nämlich die rechte Aorta (Taf. IX. Ad) theilt sich nach einem 
8 ctm. langen Verlaufe in den Ductus arteriosus Botalli (Taf IX. DB) 
und in einen kurzen gemeinsamen Stamm für die Lungenarterien 
(Taf. IX. Ap). 

Der Ductus arteriosus (Taf. IX. DB) ist hier in abnormer Weise 
persistirend und sehr bedeutend ausgebildet. Sein Durchmesser be¬ 
trägt 1 ctm. während der linke Aortenbogen kaum 2 1 /, ctm. dick 
ist und jeder von den beiden Hauptästen der eigentlichen Pulmonal¬ 
arterie kaum etwas mehr als l 1 /* ctm. im Durchmesser hat. 

Aus der Vereinigung des Ductus arteriosus mit dem Aortenbo¬ 
gen (dem Bogen der linken Aorta) geht die Aorta descendens (Taf. 
VIII. u. IX. Ä) hervor, an welcher ausser ihrem stark geschlängelten 
Verlaufe nichts besonderes zu bemerken ist. 

Die eigentliche Pulmonalarterie (Taf. VIII. EX. Ap) liegt in der 
Mittelebene dorsalwärts vom linken Vorhofe und theilt sich sogleich 
gabelförmig in die rechte und linke Pulmonalarterie, welche unter 
einem spitzigen Winkel nach hinten divergiren so zwar, dass die 
linke zuerst etwas dorsalwärts von der rechten verläuft. 

Noch viel interessanter ist das Verhalten der Vorhöfe und der 
in dieselben einmündenden venösen Stämme. 

In erster Linie ist in dieser Hinsicht die Verdoppelung der 
Vena cava anterior (superior) hervorzuheben, als Persistenz frühzeitiger 


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embryonaler Zustände, was um so merkwürdiger’erscheint, als diese 
Abnormität in dem von Nädaskay beobachteten Falle von Ectopia 
cordi» ebenfalls vorhanden war. 

Dementsprechend ist auch die Gestalt des rechten, überdies 
sehr bedeutend vergrösserten Vorhofes modifizirt. Dieser Vorhof be¬ 
steht aus einem Hauptraume (Sacke), mit welchem cranialwärts die 
Auricula dextra (Taf. VIII. u. IX. Aud) und caudalwärts drei neben- 
einanderliegende sackförmige Ausbuchtungen (Sinus) in Verbindung 
stehen. 

In den mittleren (Sinus) (Taf. VIII. Sm) mündet die hintere 
Hohlvene ( Vena cava inferior) (Taf. VIII. u. IX. Vci), so dass derselbe 
als eine trichterförmige Erweiterung dieser Vene erscheint. 

Der rechte Sinus (Taf. VIII. Sd) hat in seiner Wand, selbst am 
getrockneten Praeparate deutlich erkennbare Muskelbündel, und er¬ 
streckt sich nach rechts und dorsalwärts. In denselben mündet ein 
kurzer dicker Venenstamm, welcher aus der Vereinigung der Vena 
jugularis dextra (Taf. VIH. Vjd) und der Vena subclavia dextra (Taf. 
VIIL V8d) entsteht. Ventral- und caudalwärts von dieser Stelle mün¬ 
den ausserdem noch ganz nahe beieinander zwei kleinere Venen, 
nämlich die Vena vertebralis dextra (Taf. VHI. Vvd) und die Vena 
intercostodorsalis dextra (Taf. VIII. Vid). Die Vena subclavia dextra 
hat einen circa 6 ctm. langen, astlosen Verlauf von ihrem Anfänge 
an der ersten Rippe, wo sie aus der Vereinigung mehrerer Venen 
der vorderen Extremität und des Thorax entsteht, bis zum Angulus 
venosus d. h. bis zu ihrer Vereinigungsstelle mit der Vena jugularis. 

Der linke Sinus (Taf. VIII. u. IX. Ss) geht ohne scharfe Grenze 
in einen grossen (mit diesem Sinus zusammen) 11 ctm. langen Ve¬ 
nenstamm, nämlich in eine Vena cava superior sinistra (Taf. IX. Fcss) 
über, welche die linke Vorkammer in schiefer Richtung bogenförmig 
umgreift, und an die dorsale Seite des Herzens, bis zum linken 
Aste der Pulmonalarterie gelangt, wo sie unter einem Winkel lateral- 
wärts abbiegt. Gerade in diesen Winkel münden zwei kleinere 
Venen ein, nämlich eine etwa '/* ctm. dicke Vena azygos sinistra 
(Taf. IX. Vaz ) und eine Vene (Taf. IX. Vvs), welche aus der Verei¬ 
nigung der Vena vertebralis sinistra und der Vena intercostodorsalis 
sinistra entstanden ist. Von dieser winkeligen Biegung verläuft die 
Vena anonyma (cava) sinistra noch etwa 4 ctm. weit lateralwärts, 
wo sie eben aus der Vereinigung der Vena jugularis sinistra (Taf. 
IX. Vjs) und der Vena subclavia sinistra (Taf. IX. Fra) entsteht. In 
diesen Angulus venosus münden noch einige kleinere Venenzweige 
(Vena mammaria interna Taf. VHI. u. IX. Vms) u. s. w. 


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A 



370 


Ausserdem nimmt der linke Sinus noch Herzvenen auf, und 
zwar in den röhrenförmigen Theil des Sinus eine grosse Vena coro - 
naria cordis sinistra (Taf. VIII. u. IX. Fern), welche aus der vorderen, 
in diesem Falle links und dorsal liegender Längsfurche zu demsel¬ 
ben gelangt, und ausserdem an der Grenze des linken Sinus und 
des Vorhofes nebeneinander noch zwei kleinere Herzvenen, von de¬ 
nen die eine aus der hinteren (in diesem Falle ventralen) Längs - 
furche zwischen den Kammern, die andere in der Wand des linken 
Ventrikels verläuft. 

Der linke Vorhof (Taf. VIII. Ats) ist bedeutend kleiner als der 
rechte und in der Richtung der Längsachse des Herzens in die 
Länge gezogen; dabei hat er eine conische Gestalt mit kuppelförmig 
abgerundeter caudalwärts gerichteter Spitze, welche auch den am wei¬ 
testen caudalwärts reichenden Theil des Herzens bildet. An der ven¬ 
tralen und lateralen (linken) Wand dieses Vorhofes findet man von dem, 
wie oben erwähnt, daselbst verlaufenden und diesen Vorhof umgreifen¬ 
den linken Sinus (Taf. VIH. u. IX. Ss) der rechten Vorkammer, nämlich 
dem Coronarsinus oder dem Sinus der linken oberen Hohlvene (Taf. IX. 
Vess) eine furchenförmige Einschnürung, welche den linken Vorhof 
in zwei Theile theilt: der der Herzbasis zugekehrte geräumigere Theil 
trägt die Auricula (Taf. IX. Aus)-, der kleinere, caudalwärts gerich¬ 
tete Theil bildet die abgerundete Spitze des conischen Vorhofes, 
woselbst eine grosse unpaarige Pulmonalvene (Taf. VIII. u. IX. Vp) 
einmündet. Diese ist die Hauptvene für beide Lungen und theilt 
sich, caudalwärts gerichtet, in zwei gleiche gabelförmig divergirende 
Aeste, so dass diese Gabel von der dorsal liegenden Gabelung der 
Pulmonalarterie umfasst wird. Der eine dieser Aeste ist die Haupt¬ 
vene der rechten, der andere die Hauptvene der linken Lunge. 
Ausser diesen grossen, für beide Lungen gemeinsamen Pulmonalvene, 
kommt aus jeder von den beiden Lungen noch je eine kleine Vene 
(aus den vorderen Theilen jeder der beiden Lungen), welche mit 
dem Hauptstamme sich nicht vereinigt, sondern direct in den Vor¬ 
hof mündet. Auf diese Weise ergiessen sich in den linken Vorhof 
drei Lungenvenen, nämlich ein unpaariger grosser für beide Lungen 
gemeinsamer Hauptstamm und zu beiden Seiten daneben zwei 
kleinere Ven 3 n, von denen die eine aus der rechten, die andere aus 
der linken Lunge kommt. 

* 

Wenn man die hier beschriebenen Befunde zusammenfasst, so 
ergibt sich der vorliegende Fall als eine Combination von folgenden 
Abnormitäten: 1) Ectopia cordis , 2) Verdoppelung der Vena cava 


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371 


anterior (superior), welohe darin besteht, dass die Vmä änonyma si- 
nistra nicht mit der Vena anonyma dextra sich vereinigt, sondern in 
den persistirenden Sinus coronarius einmündet. 3) Persistenz des Duc¬ 
tus arteriosm Botalli. 4) Abnorme Ursprungsweise der Hauptäste 
des Aortenbogens, aus welchem anstatt eines einzigen, dem Rinde 
eigenthümlichen, gemeinsamen Stammes für die beiderseitigen Ca- 
rotiden und Subclavien (der s. g. vorderen Aorta) zwei Aesto ent¬ 
springen, nämlich ein Truncus anonymus maximus und eine Art. 
subclavia sinistra also ein Verhalten, welches bei den Fleischfressern 
und beim Schweine als ein normales vorkommt. 

Die sub 1), 2) und 3) angeführten Abnormitäten sind ganz evi¬ 
dente Entwickelungshemmungen und beruhen auf Persistenz vorüber¬ 
gehender embryonaler Zustände. 

Was die Ectopie des Herzens anbelangt, so muss man annehmen, 
dass hier eine Verspätung des Descensus cordis obwaltet, so dass 
das Herz noch in der Halsgegend verblieben war, als mittlerweile 
der Verschluss des Thorax durch das Zusammentreten der beiden 
Rippenbögen (Sternalleisten) eintratt. Die Verschliessung des Thorax 
musste sodann, ohne Zweifel, ein geradezu mechanisches Hinderniss 
abgeben, welches einen nachträglichen verspäteten Descensus cordis 
unmöglich machte. 

Da das Wachsthum der Brustwand, und zwar der Rippen 
mit einer den normalen Zuständen mehr weniger entsprechenden 
Intensität vorsichgieng, während das Volumen der innerhalb des 
Thorax befindlichen Organe bei der extrathoracalen Lage des 
Herzens und gewisser Hauptgefässe, sowie auch der vordersten Lun- 
genlappentheile ein bedeutend geringeres war, musste der Brustkorb 
auch eine abnorme Gestaltung annehmen. In dieser Weise sind die 
Verbiegungen der Rippen und zwar der Rippenknorpeln, sowie die 
abnorme Gestalt des Brustbeins zu erklären, welche die abnorme 
Gestalt des Brustkorbes bedingen. 

Die Verdoppelung der Vena cava anterior (superior ) liegt hier 
in ihrem typischen Verhalten vor, wie sie oftmals beim Menschen 
beobachtet worden ist’). Sie besteht in der Persistenz des linken 


') H. Kadyi: Kilka przypadköw zboczeA ukladu naczyniowego. 
Rozprawy wydz. matein. przyr. Akademii umiej^tnosci w Krakowie. 
Bd. VHI. 1881. 

Dasselbe deutsch: Kadyi, Ueber einige Abnormitäten des Gefass 
Systems. Wiener medicinische Jahrbücher 1881 pag. 37—45. 

A. Pangratz: Ueber die sogenannte Verdoppelung der oberen 
und unteren Hohlvene. Inaugural-Dissertation. Königsberg. 1891. 

In diesen Arbeiten ist auch die Zusammenstellung der bisher in 
der Litteratur beschriebenen Fälle angegeben. 


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372 


Ductus Cuvieri, welcher beim Embryo in den Sinus coronaritis'ein- 
inündet, während die Verbindung der linken Vena anonyma mit dem 
rechten Ductus Cuvieri nicht zur Ausbildung gelangt. Die ganze Con- 
formation des Herzens und speziell des rechten Vorhofes hat im 
vorliegenden Falle eine auffallende Aehnlichkeit mit der Gestaltung 
der diesbezüglichen Theile des embryonalen Herzens im betreffenden 
Entwickelungsstadium: die linke vordere (obere) Hohlvene umgreift 
in charakteristischer Weise den linken Vorhof von links her und 
von der ventralen (bei der gewöhnlichen Lagerung des Herzens dor¬ 
salen — hinteren) Seite, die linke vordere (obere) Hohlvene nimmt 
die Vena azygos sinistra und Herzvenen auf, ihr Sinus ist vom übri¬ 
gen rechten Vorhofe deutlich abgegrenzt. 

Man kommt also auf Grund dieser Befunde auf die Idee, dass 
alle diese Hemmungsbildungen, nämlich das Verbleiben des Her¬ 
zens in der Halsgegend, die Persistenz des ganzen linken Ductus 
Cuvieri sowie auch die Persistenz des Ductus arteriosus Botalli auf 
eine gemeinsame Ursache, nämlich auf irgend einen, die Entwi¬ 
ckelung des Herzens hemmenden und verzögernden Einfluss zurück¬ 
zuführen sind. Eine solche Voraussetzung erscheint um so mehr als 
begründet, als in dem von Nädaskay beschriebenen Falle die 
Ectopia cordis mit fast identischen Abnormitäten der Blutgefäss 
hauptstämme complicirt war. 

Inwiefeme auch die abnorme Ursprungsweise der Hauptäste 
des Aortenbogens als eine Hemmungsbildung (beim Rinde wenigstens) 
aufzufassen wäre und überhaupt, in welchem Causalnexus diese 
Abnormität mit den übrigen, in diesem Falle vorliegenden Hemmungs¬ 
bildungen steht, ist nichts weniger als klar. Jedenfalls ist es merk¬ 
würdig, dass in den beiden bis jetzt bekannten Fällen von Ectopia 
cordis beim Rinde (Kalbe), nämlich im vorliegenden Falle ebenso¬ 
wohl, wie in dem Falle von Nädaskay die gleiche abnorme 
Ursprungsweise der Aeste des Aortenbogens sich vorfindet, nämlich 
zwei Aeste, d. h. ein Truncus anonymus maximus und eine gesondert 
entspringende Art. subclavia sinistra anstatt der s. g. Aorta anterior. 

Ausser den bereits besprochenen morphologischen Abnormitäten 
dieses Falles ist noch die sehr bedeutende Vergrösserung und Hy¬ 
pertrophie des Herzens bemerkenswert. Dieser, man kann geradezu 
sagen, krankhafte Zustand des Herzens ist ohne Zweifel die Folge 
seiner Bildungsfehler. Es ist einleuchtend, dass die abnorme Lage¬ 
rung des Herzens an der ventralen Seite des Halses schon an und für 
sich eine Mehranforderung an Arbeit für dasselbe mit sich bringt; 
da es feststeht, dass die Athmungsbewegungen- ein nicht unwich¬ 
tiges mechanisches Moment abgeben, welches das Zufliessen des 


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373 


venösen Blutes zum Herzen befördert, so musste die extrathoracale 
Lage des Herzens an und für sich venöse Stauung zur Folge haben. 
Diese Stauung, welche unter Anderen in der Vergrösserung der Leber 
ihren Ausdruck fand, hatte in erster Linie die hier sehr bedeutende 
Dilatation des rechten Vorhofes zur Folge. Anderseits musste diese 
Stauung als ein Hinderniss des Kreislaufes auch einen vermehrten 
Anspruch an die Arbeitsleistung des Herzens mit sich bringen und 
mithin Hypertrophie beider Kammern zur Folge haben, da ja wegen 
der Persistenz des Ductus arteriosus beide gemeinschaftlich am 
grossen Kreislaufs mitarbeiteten. Daraus erklärt sich die relative 
obwohl nicht absolute Praevalenz des rechten Ventrikels, und zwar 
insbesondere der Umstand, dass derselbe die Herzspitze bildet. 

Der frühzeitige Tod des Thieres ist mit grösster Wahrschein¬ 
lichkeit als eine Folge der Insuffizienz des hypertrophischen Herzens 
aufzufassen. 


Erklärung der Tafeln VIII. u. IX. 

Die in diesen Tafeln wiedergegebenen Zeichnungen sind im Jahre 
1889 von Herrn Johann Mikolaszek ausgeführt worden, welcher damals 
an der thierärztlichen Sohule in Lemberg studierte und vor einiger Zeit 
als Bezirksthierarzt verstorben ist. 

Auf Taf. VIII. ist nach dem getrockneten Präparate der Thorax 
mit dem Herzen und den Gefässen von der rechten und ventralen Seite dar¬ 
gestellt. Der Brustkorb ist in der Medianlinie des Sternums durchschnitten, 
und die rechte Hälfte theilweise entfernt, so dass nur die linken Rippen 
und die linke Hälfte des Sternums am Präparate erhalten sind. 

Auf Taf. IX. ist dasselbe Praeparat von der linken Seite dar¬ 
gestellt. 

Erklärung der Bezeichnungen auf Taf. VIII. u. IX. 

D . Diaphragma. 

St. Sternum. 

Sc. Scapula. 

Vd. Ventriculus cordis dexter. 

Vs. Ventriculus cordis sinister. 

Atd. Atrium dextrum. 

Ats. Atrium sinistrum. 

Aud. Auricula dextra. 

Aiis. Auricula sinistra. 

Polti. Archiv, f. biol. u. med. Wissenscta. _ 

Archives polon. de soieno. biol. et mtfdic. *0 


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374 


A. Aorta (descendens). 

Tra. Truncus arteriosus anonymus maximus. 

Cd. Arteria carotis dextra. 

Cs. Arteria carotis sinistra. 

Asd. Arteria subclavia dextra. 

Ass. Arteria subclavia sinistra. 

Aad. Arteria axillaris dextra. 

Aas. Arteria axillaris sinistra. 

Av.8. Arteria vertebralis et intercosto-dorsalis sinistra. 
Ams. Arteria mammaria interna sinistra. 

Ad. Aorta dextra. 

DB. Ductus arteriosus Botalli. 

Ap. Arteria pnlmonalis. 

Sd. Sinus dexter atrii dextri. 

Sm. Sinus medius atrii dextri. 

Ss. Sinus sinister atrii dextri. 

Vci. Vena cava inferior (posterior). 

Vcsd. Vena cava superior (anterior) dextra. 

Vcss. Vena cava superior (anterior) sinistra. 

Vvd. Vena vertebralis dextra. 

Vid. Vena intercosto-dorsalis dextra. 

Vjd. Vena jugularis dextra. 

Vsd. Vena subclavia dextra. 

Vjs . Vena jugularis sinistra. 

Vss. Vena subclavia sinistra 

Vvs. Vena vertebralis et intercosto-dorsal is sinistra. 
Vaz. Vena azygos sinistra. 

Vcm. Vena coronaria cordis magna. 

Vms. Vena mammaria interna sinistra. 

Vp . Venae pulmonales. 




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Polnisches Archiv für biologische und medizinische Wissenschaften, Bd. I. 

Prof. Dr. Nusbaum: Über die morphologischen Vorgänge bei der Regeneration des künsüish a 



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Taf. V. 


:h abgetragenen hinteren Körperabschnitte bei Enchytraeiden. 



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Polnisches Archiv für biologische und medizinische Wissenschaften, Bd. I. 

Prof. Dr. Nusbaum: Über die morphologischen Vorgänge bei der Regeneration des künstlich abgetrage 



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ibgetragenen hinteren Körperabschnitte bei Enchytraeiden. 


Taf. VI. 



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Polnisches Archiv für biologische und medizinische Wissenschaften, Bd. I. 

Prof. Dr. Nusbaum: Über die morphologischen Vorgänge bei der Regeneration des künstlich 








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Polnisches Archiv für biologisch» and medizinische Wissenschsl 
Dr. Kulciy cki: Ein Fall von »Ectopia coidia* Mm Kalbe. 



UTH.A.PRZYSZLAK IEMKM. 


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tfp Vms Vss Vci St D 


•E7.V0N J.MIK0LAS2IK. 


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Aus dem Instltote für dtseripUve Anatomie der Universität in Lemberg 

unter der Leitung de« Hofmthea Prof. Dr. H. Kadyi. 

Ueber die Varietäten der Ossificatioi des nenschlicbei Brustbeins 
■nd Ober deren mnrptnlegisclie Bedentnnj*) 

von 

Dr. Joseph Markowski' 

Aaaiatentei» bei der Lebrkansel für allgemeine und experimentelle Pathologie 
an der Universität in Lemberg 

- mit Tafeln X, XI und XII. - 


Wenn man eine Anzahl von menschlichen Brustbeinen im 
Stadium der Verknöcherung mit einander vergleicht, so hat man den 
Eindruck, als wenn die Anzahl und die Vertheilung der einzelnen 
Ossificationspunkte in diesem Skelettheile eine willkürliche oder 
gerazu zufällige wäre. Man begegnet in dieser Hinsicht eine fast 
unerschöpfliche Verschiedenartigkeit der Befunde, indem man kaum 
zwei Exemplare des Brustbeines zu finden im Stande ist, welche in 
Bezug auf die Anzahl, die Anordnung und das gegenseitige Grössen- 
verhältniss der Ossificationen als gleich oder wenigstens als über¬ 
einstimmend angesehen werden könnten. 

ln Anbetracht dieser, fast beispielslosen Variabilität des Ossifi- 
cationsprozesses im menschlichen Sternum, kann eine befriedigende 
Lösung dieses Problems nur auf Grund von Untersuchung und Ver¬ 
gleichung einer sehr grossen Anzahl (wenigstens von Hunderten) 
von Fällen erhofft werden. 

Als Demonstrator bei der Lehrkanzel für descriptive Anatomie 
wurde ich von meinem Chef dem Herrn Hofrathe Prof. Dr. Kadyi 
angeregt, die Aufklärung dieses bisher noch immer nicht genug 
erschöpfend erforschten Entwicklungs-Prozesses in der Weise anzu- 


*) Die wichtigsten Ergebnisse dieser Arbeit sind auf dem IX. Con- 
gresse polnischer Naturforscher und Aerzte in Krakau im Juli 1900 mit- 
getheilt worden. — Siehe Tageblatt dieses Congresses Nr. 5, S. 210. 

Polo. Archiv f. biol. u. m»d. Wiaaenach. 

Archiv«« polon. d. aciano. hiol. «I madic. 27 


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376 


streben, dass ich eine möglichst grosse Zahl von Präparaten sammelte, 
an welchen die Ossificationen des menschlichen Sternums in einer 
klaren Weise ersichtlich gemacht worden sind, und zwar in der Ueber- 
zeugung, dass aus der Vergleichung einer grossen Zahl von einzelnen 
Exemplaren gewisse, allgemeine Gesetze für die Zahl und die An¬ 
ordnung der Ossificationen im menschlichen Sternum abgeleitet werden 
können, und dass auf diesem Wege das Wesen des Ossifications- 
Prozesses des menschlichen Sternums und die Morphologie des knö¬ 
chernen Sternums erforscht werden könne. 

Im Laufe von einigen Jahren habe ich ein ziemlich reiches Ma¬ 
teriale gesammelt und zwar 470 Brustbeine in verschiedenen Stadien 
des Ossifications-Prozesses. Dieses Materiale verdanke ich haupt¬ 
sächlich der Bereitwilligkeit des Vorstandes des pathologisch-anato¬ 
mischen Institutes, Herrn Prof. Dr. Obrzut, mit welcher mir der¬ 
selbe gestattete, das reichhaltige Materiale dieses Institutes im vollsten 
Maasse auszunützen, sowie der Liebenswürdigkeit der Assistenten 
dieses Institutes, der Herren Collegen Dr. Kucera, Dr. Krzysz- 
kowski und Dr. Reichenstein, welche mir die Sammlung der 
Brustbeine wesentlich erleichterten. 

I. Gegenwärtiger Stand unseres Wissens 
über den Ossifications-Prozess des menschlichen Brustbeins. 

Da die ungemeine Variabilität in den einzelnen Details des 
Ossifications-Prozesses für das menschliche Brustbein so zu sagen 
charakteristisch ist, so wird man sich nicht wundern, dass unser 
Wissen in dieser Hinsicht nicht erschöpfend, sondern im Gegentheile 
unsicher ist, und. was gerade als die empfindlichste Lücke in unserer 
Wissenschaft erscheint, dass auf Grund unserer diesbezüglichen Kennt¬ 
nisse es nicht möglich ist, allgemeine Gesetze abzuleiten, nach wel¬ 
chen die Ossification des Brustbeines vorsichgeht, ebensowenig wie eine 
begründete morphologische Auffassung des knöchernen Brustbeines. 

Ueber die Ossification des Sternums findet man zunächst An¬ 
gaben in den verschiedenen Handbüchern der Anatomie und Em¬ 
bryologie. Diese Angaben sind begreiflicherweise meistens kurz und 
bündig und was am meisten zu bedauern ist, man kann aus ihnen 
nicht entnehmen, inwieferne sie auf eigenen Beobachtungen oder 
Untersuchungen der betreffenden Autoren beruhen oder anderwärts 
entnommen sind. 

Verhältnissmässig am meisten ausführlich sind die Angaben 
über den Ossifications-Prozess im Brustbeine in den Handbüchern 
von Luschka (2), Henle (3) und besonders von Sappey (13) 


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377 


and Merkel (22), welcher Letztere auf die Arbeit von May et (21) 
hinweist und einen Versuch macht, das der Ossification des Sternums 
zu Grunde liegende morphologische Gesetz zu eruiren. 

Von älteren Arbeiten, welche mit der Ossifiation verschiedener 
Skelettheile sich befassen sind die Arbeiten von Schwegel(l) und 
von Rambaud et Regnault(3) hervorzuheben, in welchen auch 
über die Verknöcherung des Brustbeins Angaben zu finden sind, 
welche, wie es scheint, den Beschreibungen zu Grunde liegen, die 
in den Handbüchern enthalten sind. 

In neuerer Zeit verdanken wir Beiträge zur Kenntniss des Ossi- 
fications-Prozesses des Sternums den Arbeiten von May et (21), 
welcher besonders mit der Untersuchung der Brustbeine von rhachi- 
tischen Kindern sich befasste, und von Bade (33), welcher eine 
spezielle Beschreibung mehrerer Sterna von Embryonen und Neu¬ 
geborenen gibt. Für die Morphologie des Sternums sind ferner von 
prinzipieller Wichtigkeit die Arbeiten von Hoffmann (5) und von 
Rüge (8) über die Entwickelung des knorpeligen Brustbeins; die 
Ergebnisse dieser Arbeiten werden wir ebenfalls in Betracht ziehen. 

Die auf obiger Grundlage zusammengestellten Angaben über 
den Verknöcherungs-Prozess des Brustbeines kann man in folgender 
Weise zusammenfassen. 

Einige Autoren bemerken ausdrücklich, dass die Verknöcherung 
im Manubrium Sterni beginnt und zwar nach Räuber (19) im 4—6 
Monate des intrauterinen Lebens, nach Sappey (13) im 5—6 Mo¬ 
nate, nach Toldt (28) und Janoäik (26) im 6. Monate, nach 
0. Schultze (24) vom 6. Monate angefangen, nach Gegenbaur 
(27) nicht vor dem 6. Monate (im foetalen Leben). Kölliker (6) 
und Hartmann (9) bemerken ebenfalls, dass die Ossification des 
Sternums im 6. Monate des embryonalen Lebens beginnt, ohne an¬ 
zugeben, ob die Ossificationspunkte zuerst im Manubrium auftreten. 
Nach Schwegel (1) treten die Ossificationspunkte sowohl im Ma¬ 
nubrium als auch im Corpus sterni im 6. Embryonalmonate auf. 

Nach einigen Autoren, wie Krause (5), Hertwig (17), Disse 
(23), Kollma nn (29), tritt im Handgriffe ein Ossificationspunkt auf, 
andere wie Kölliker (6), Hartmann (9), 0. Schultze (24) 
geben an, dass „gewöhnlich“, oder (wie Räuber sich ausdrückt) 
„meistens“ ein Knochenkern aufritt. Nach Toldt (28) und Jano§ik 
(26) bildet sich ein oder zwei Knochenkerne, nach Henle (4) ein 
oder mehrere, nach Schwegel (1) gewöhnlich mehrere (1—3), noch 
„bis */* Jahr post partum Nach Stieda (18) „ hat das Manubrium 
eine wechselnde Anzahl von Kernen, gewöhnlich jedoch einen aus zweien 
entstehenden bimförmigen Kern, wie es das neugeborene Kind zeigt“. 

* 


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378 


Merkel (22) bemerkt, dass im Handgriffe May et (21) meist 
zwei Übereinander liegende unpaarige Kerne findet, welche zur Zeit 
der Geburt zusammengeflossen sind. Nach Gegenbaur (27) ist 
im Manubrium ein Knochenkern ausgebildet, zu dem zuweilen noch 
2—3 kleinere kommen. Luscha (2) sagt: „Im Handgriff tritt in 
der Regel nur ein Knochenkern auf , bisweilen sind es aber auch ihrer 
zwei, welche entweder unter - oder nebeneinander zu liegen kommen . Nach 
S a p p e y (13) verknöchert das Manubrium: „ordinairement par un seid 
point osseux , qui s’allonge de haut en bas. Quelquefois eile a pour origine 
deux points situes Vun au dessus de Vautre % le superieur etant presque 
toujours le plus gros, ou bien Fun ä edle de Vautre et dun volume inigal 
aussi. Dans certains cos plus rares eile se forme par trois points 
dossification que fai vus rangts tantöt en sirie longitudinale et tantöt 
en sirie transversale . Le point qui se trouve placi entre les deux autres 
est alors le plus volumineux“ . Der Hauptkern des Manubrium wächst 
langsam: „A la naissance , le nogau osseux qui occupe le centre de la 
poignee betend ä la moitii environ du cartilage“. 

May et (21) fand unter 18 untersuchten Brustbeinen 14 solche, 
welche im [Manubrium mehr als einen Ossificationspunkt hatten. 
Unter diesen 14 Brustbeinen zeigten 10 eine Vertheilung der Ossiflcations- 
punkte, welche May et als die normale ansieht und zwar: „II existe 
deux points situts sur la ligne midiane dtjhsoudis dans une itendue varia¬ 
ble ä la naissance. L'inferieur ne costitucra que le quart de la poignee 
(hg. I , Il t III). En dehors de ces deux points prindpaux on recontre 
souvent quelques points accessoires naissant tous prts des bords des prin - 
cipaux et s’unissant tris rapidement ä eux (fig. II.)“. 

Was die Zeit anbelangt, in welcher im Brustbeinkörper Ossifi- 
cationspunkte auftreten, finden wir Angaben nur bei einigen Autoren. 
Nach Schwege 1 (1) treten dieselben bereits im 6. Monate des em¬ 
bryonalen Lebensauf, nach Gegenbaur (27) und Ko 11 mann (29) 
fällt die Zeit des Auftretens dieser Kerne in die letzten Monate des 
intrauterinen Lebens und die ersten Monate nach der Geburt. Nach 
Sappey (13) entstehen die Ossificationspunkte im Brustbeinkörper: 
„de haut en bas. Les plus ilevis se montrent du septibne au liuitieme 
mois de la vie foetalc, les suivants vers la fin de la grossesse. Les in - 
firieurs ne naissent que liuit on dix mois apris la naissance, et souvent 
beaucoup plus tard .“ Auch bei Räuber (19) findet man in dieser 
Hinsicht ziemlich genaue Angaben, und zwar: „ Die Verknöcherung 
des ersten Abschnittes (wahrscheinlich Manubrium) beginnt im sechsten 
oder siebenten Fötalmonate, die Verknöcherung des zweiten Abschnittes 
im siebenten oder achten Fötalmonate. Die Verknöcherung des dritten 


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379 


und vierten Abschnittes beginnt unmittelbar vor der Geburt , die des 
fünften im ersten Jahr oder später. u 

Die Zahl der Ossificationspunkte im Brustbeinkörper ist so sehr 
variabel, dass selbst die von verschiedenen Autoren als Maxima und 
als Minima für dieselbe angegebenen Zahlen sehr bedeutend differieren. 
Nach Luschka (2), welcher auch die Beobachtungen von Wall¬ 
mann berücksichtigt, beträgt die Zahl der Knochenkerne im Brust¬ 
beinkörper 3—7, nach Sappey (13) gewöhnlich 5 — 7, in seltenen 
Fällen 4 und bei einigen Personen 8-9, nach Toi dt (28) 4—9, nach 
Reinke (31) bis9, nach Schwegel (1), Kölliker (6), Schultze 
(24), Räuber (19) 4—13, nach 0. Hertwig (17) 6—12, nach Ge- 
genbaur(30) und nach Kollmann (29) 6—13. Nach Hartmann 
(9) zeigen sich die Knochenkerne im Körper in „unendlich wech- 
selnderZahl, hier 3—4, dort 6, 7, 9—12 oder 14, entweder 
in Paaren der Quere nach geordnet oder ganz wirr 
durcheinander.“ Schwegel (1) hat gewöhnlich mehr als 5, ja 
bis 15 Knochenpunkte im Körper des Brustbeins gefunden. Ram- 
baud et Renault (3) geben als eine für die Mehrzahl der Fälle 
gütige Regel (thiorie) an, dass 8 Knochenkerne auftreten, welche 
oft paarweise („deux ä deux“) angeordnet sind. 

Andere Autoren geben überhaupt keine bestimmten Zahlen an, 
sondern stellen den Sachverhalt in der Weise dar, dass der Brust¬ 
beinkörper aus 3-4 „Stücken“ bestehe, von denen jedes aus 1—2 
Knochenkemen entsteht; daraus wäre zu folgern, dass die Zahl dieser 
Kerne 3—8 betrage. Stieda (18) bemerkt, dass solche Stücke zu¬ 
weilen auch aus mehreren unregelmässig gelagerten Stücken ent¬ 
stehen. Schwegel (1) gibt an, dass, wenn mehrere Knochenpunkte Vor¬ 
kommen, dieselben in 3 - 6 Querreihen und 2—3 Längsreihen stehen. 

Was die Lage der Knochenkerne im Brustbeinkörper anbelangt, 
so heben einige Autoren (Sappey, Merkel, Toldt, Disse, Ge¬ 
gen bau r) hervor, dass dieselben an solchen Stellen entstehen, 
welche den Zwischen-Rippenräumen entsprechen. Andere (z. B. 
Henle, Stieda) beschreiben den Sachverhalt in der Weise, dass 
der Brustbeinkörper aus Stücken ( Segmenten ) zusammengesetzt ist, 
die durch Nähte oder Synchondrosen getrennt sind, welche zwischen 
den Ansätzen ( Incisurae costafes) je zweier zu demselben Paare ge¬ 
höriger Rippen verlaufen. 

Die Mehrzahl der Autoren betrachtet das Manubrium sterni als 
aus 3—4 solchen Segmenten zusammengesetzt. Sappey, Toldt, 
ferner May et und an den letzteren sich anschliessend Merkel 
unterscheiden 4 solche Segmente, Gegenbaur und Ko llmann 
3-5, Schwegel (1) sogar 3—6 Segmente (Stücke) des Brustbein- 


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380 


körpers. JanoSik gibt nur allgemein an, dass so viele Segmente 
zu unterscheiden sind, als die Anzahl der sich inserirenden Rippen¬ 
paare beträgt. Wenn man also von den beiden ersten Rippen ab¬ 
sieht, so hätte man nach JanoSik anzunehmen, dass der Brust¬ 
beinkörper aus 5 Segmenten bestehe, oder selbst aus 6, wenn auch 
das 8. Rippenpaar an das Sternum sich direkt ansetzt. Heule 
Disse und Krause geben die Anzahl der Segmente des Brust¬ 
beinkörpers nicht an. 

In diesen Segmenten treten entweder einfache (unpaarige) 
Knochenkerne auf, oder je zwei, paarweise; nach Schwegel (1) 
treten sogar je drei Knochenkerne, besonders in den oberen Seg¬ 
menten auf. Luschka stellt die Sache in der Weise dar, als wenn 
im obersten Segmente des Brustbeinkörpers mehr als ein einziger 
Knochenkern nicht Vorkommen möchte; in einer ähnlichen Weise 
wird der Sachverhalt von Gegenbaur und Kol 1 mann darge¬ 
stellt. Toi dt sagt: „im unteren Tlieile des Körpers sind sie gewöhnlich 
paarig, jedoch nicht ganz symmetrisch angeordnet.“ Sappey äussert 
sich hierüber in folgender Weise: „Ces noyaux osseux correspondent 
aux espaces intercostaux. Lorsqu’il en existe quatre, le premier repond 
au deuxibne espace, le deuxibne au troisibne, le troisibne au quatrihne, 
le quatribne aux cinquibne et sixibne, qui sont tres rapproches. Plus 
nombreux, leur disposition reste la meme; Settlement, au Heu d’un seul 
point pour chaque espace , il y en a deux. Cest ordinairement sur les 
espaces inferieurs qu’on observe ce dedoublement des points osseux.“ 
Auch nach JanoSik kommen in den oberen Segmenten einfache, in 
den unteren paarige Ossificationen vor. Eine geradezu entgegen¬ 
gesetzte Darstellung dieser Verhältnisse gibt Merkel (22): a Die 
Knochenkerne im dritten und vierten lntercostalraume sind häufiger 
doppelt , als die tiefer gelegenen, es entspricht sogar den Ansätzen der 
fünften, sechsten und siebenten Kippe nicht selten nur ein einziger 
Knochenkern im Ganzen; wieder ein Zeichen für die von unten her fort¬ 
schreitende Reduction .“ 

Der Widerspruch der Darstellung von Merkel mit jener der 
übrigen angeführten Autoren ist jedoch nur ein scheinbarer, wie ich 
Gelegenheit haben werde, auf Grund meiner eigenen Untersuchungen 
zu zeigen. 

Einige Autoren bemerken, dass die beiden Knochenkerne eines 
Paares (in einem Segmente) oft nicht in einer queren Linie neben¬ 
einander liegen, ferner dass sie sich durch ihre verschiedene Grösse 
unterscheiden. Diese Verhältnisse werden kurz berührt von Hart¬ 
mann, Toldt, Henle, Gegenbaur, Reinke. Von Sappey 
wird dieser Sachverhalt in folgender Weise dargestellt: „Lorsque 




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381 


deux points occupent le mime espace, ils sont sitiiis Fun ä cöti de Fautre, 
mais rarement sur le meine niveau; presque toujours Funest un peu plus 
elcve queFautre. Le plus habituellement aussi Fun d’eux est un peu plus 
gros. u May et (21) hat in dieser Unregelmässigkeit eine gewisse 
Gesetzmässigkeit bemerkt, welche darin besteht, dass in gewissen 
Fällen sämmtliche Ossificationen der einen Hälfte des Brustbeins 
gegen die der anderen Hälfte nach unten zu verschoben sind: „une 
sorte de glis sein ent de deux hemisternum u . Diese Art von Assymetrie 
des Sternums sieht May et als eine Folge von Rachitis an, welche 
in einem sehr frühen Alter aufgetreten ist und nimmt an, dass in 
Folge dieses Krankheitsprozesses die beiden Hälften des Thorax nicht 
gleichmässig sich entwickeln. In einer besonderen Arbeit über die 
Assymetrie der Rippensätze, welche ich die Absicht habe demnächst 
zu veröffentlichen, werde ich Gelegenheit haben diese Anschauungen 
von May et näher zu besprechen. 

Was schliesslich den letzten Act des Ossificationsprozesses im 
Brustbeinkörper anlangt, nämlich die Verbindung und Verschmelzung 
der einzelnen Knochenkeme, so ist aus den Angaben fast sämmt- 
licher Autoren zu entnehmen, dass zuerst die in den einzelnen Seg¬ 
menten enthaltenen Ossificationen untereinander verschmelzen, wenn 
nicht der ganze Ossificationsprozess des einen oder des anderen 
Segmentes im Auftreten und Wachsthume eines einzigen Knochen¬ 
kernes besteht. In dieser Weise folgt ein Entwickelungs-Stadium, 
in welchem der Brustbeinkörper aus 3—4 oder (nach Gegenbaur 
und Ko 11 mann) aus 5, oder gar manchmal (nach Schwege 1) 
selbst aus 6 Knochenplatten besteht, welche durch quere oder 
schiefe Nähte (Synchondrosen) verbunden sind. 

Ueber die Zeitperiode, in welcher die Verschmelzung der Ossi¬ 
ficationen in den einzelnen Segmenten erfolgt, findet man Angaben 
nur bei einigen Autoren, welche übrigens sehr bedeutend von ein¬ 
ander abweichen. Während nach Kölliker, Schultze und Räuber 
die Verschmelzung der einem Paare zugehörigen Ossificationen bereits 
beim reifen Embryo oder im ersten Lebensjahre erfolgt, so dass das 
Sternum von nun an aus 3—4 grösseren Stücken besteht, so geben 
wieder Schwegel, Hertwig und Gegenbauran, dass erst vom 
6—12 Lebensjahre die einzelnen Ossificationen des Brustbeinkörpers 
zu 3—4 (nach Gegenbaur 3—5) grösseren Stücken verschmelzen. 

Aus der Verwachsung dieser Stücke entsteht der einheitliche 
Knochen des Brustbeinkörpers. Einige Autoren u. zw.: Schwegel, 
Henle, Kölliker, Sappey, Merkel und Räuber bemerken, 
dass das Verschmelzen der unteren Stücke früher erfolgt als der 
oberen, was Sappey mit folgenden Worten darstellt: „Leur union 


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s’opere de bas en haut, c est-ä-dire dam uh ordre inverse ä celui qui 
priside ä leur formation. Les deux piices inferieures s’unissent ä deux 
ou trois ans, guelque - fois plus tard. La troisiime se soude ensuite ä la 
seconde; puis celle-ci ä la premihre. La reunion debute comtamment 
par la partie posUrieure de Vos; pour chaque soudure eile marche de 
V Interieur ä l’exterieur u . Hart mann sagt hierüber: „Die Sonderung in 
drei discrete Stücke beginnt erst etwa im siebenten Lebensjahre' 1 ; auch 
Kölliker gibt an, dass vom 4. Jahre an die Stücke mit einander 
verschmelzen und zwar von unten nach oben. Nach Janogik be¬ 
steht der Brustbeinkörper bei 12—14-jährigen Kindern aus einzelnen 
Knochenstücken, welche durch Knorpeln verbunden sind. Nach 
Toldt pflegen die Theilstücke um das 15. Lebensjahr sich zu ver¬ 
einigen. Räuber sagt: „Die unteren Abschnitte des Körpers ver¬ 
einigen sich nach der Pubertät , die oberen Abschnitte des Körpers 
zwischen dem 20. und 25. Jahre". He nie sagt ebenfalls: „Die letzte 
Quernaht des Körpers verschwindet erst gegen das 20. bis 25. Jahr". 
Auch nach Merkel geschieht dies um das 20. Jahr. Nach S c h w e g e 1 
verschmelzen die unteren Stücke oft im 12. Jahre, die übrigen später* 
vom 12. bis 30. Jahre. 

Luschka, Krause, Hyrtl (14) und Janogik bemerken, 
dass manchmal der Brustbeinkörper durch das ganze Leben aus 
einzelnen Knochenstücken zusammengesetzt ist, welche durch Knor¬ 
peln verbunden sind, oder dass das obere Segment desselben als ein 
besonderer Knochen fortbesteht. 

Ein ganz besonderes abnormes Verhalten beim Verschmelzen 
der einzelnen Knochenstücke des Sternums beschreibt Mayet(l.c.): 
„Dans ce cas les differents points (Tun hSmisternum se soudent entre 
eux par conjugaison verticale qui prlcede alors la transversale. Notis 
avons rencontri cette anomalie 4 fois sur 12 (fig. III.) U . 

Im Schwertfortsatze des Brustbeines treten die Verknöcherungs¬ 
punkte am spätesten auf; doch lässt sich der Zeitpunkt nicht näher 
bestimmen, in welchem dies erfolgt, wie dies manche Autoren aus¬ 
drücklich bemerken und zwar Räuber („für den Schwertfortsatz 
gibt es keine bestimmte Zeit ; das Auftreten der Verknöcherungen wechselt 
zwischen dem 6. und 20. Jahre"), Reinke (..erst spät"), Gegenbaur 
(„erst im Kindesalter “) Toldt („mitunter schon in der letzten Zeit des 
Embryonallebens gewöhnlich im frühen oder späten Kindesalter “). 

Schwegel widerlegt die Behauptung von Orfila, welcher 
die Verknöcherung des Schwertfortsatzes in den 6 Monaten des in¬ 
trauterinen Lebens verlegt, da nach seinen vielen Beobachtungen 
die Verknöcherung desselben nicht nur später erfolgt, sondern auch 
auf einen grösseren Zeitraum ausgedehnt ist (von 1—8 Lebensjahre)- 


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383 


Nach Sappey erscheinen die Knochenkerne im Schwertfortsatze 
manchmal gegen das Ende des 3. Lebensjahres; können aber auch 
erst im 10., 15. und selbst im 20. Jahre auftreten. In diesem Jahre 
ist noch der grössere Theil des Schwertfortsatzes knorpelig; im 40. 
bis 60. Jahre verwächst der Schwertfortsatz mit dem Brustbeinkörper. 

Hertwig sagt hierüber folgendes: „Der Schwertfortsatz bleibt 
theilweise knorpelig und erhält erst im Kindesalter einen Knochenkem u . 
He nie stellt den Sachverhalt in folgender Weise dar: „Im oberen 
Theile des Schwertfortsatzes erscheinen die Ossificationspunkte {einer oder 
mehrere) selten vor dem vierten Jahre oft viel später oder gar nicht*; 
Auch Hyrtl bemerkt, dass der Schwertfortsatz oft gar nicht ver¬ 
knöchert, was dessen Bezeichnung als „Schwertknorpel“ gerecht¬ 
fertigt erscheinen lässt. 

Was die Zahl der bei der Verknöcherung des Schwertfortsatzes 
auftretenden Knochenkerne anbelangt, sind die Angaben der Autoren 
ebenfalls verschieden. Einige (Kölliker, Krause, Hertwig, 
Toldt, Schultze u. a.) sprechen von einem Knochenkerne. Nach 
Merkel „ist im Schwertfortsatze meist nur ein ein¬ 
ziger Knochenkern, oft keiner.“ Nach Schwegel, Stieda 
und Gegenbaur treten im Schwertfortsatze 1—2 Knochenkerne 
auf, nach Janoäik zwei, nach He nie ein oder mehrere. 

Am ausführlichsten behandelt den Gegenstand Sappey, nach 
welchem im Schwertfortsatze ein Knochenkern an dessen Basis und 
unterhalb desselben noch ein zweiter auftritt. Es kommt auch vor, 
dass „ independament de ces points primitifs, il existe quelquefois deux 
epiphyses qui occupent les extrhnites de la fourchette, et qui ont pour 
eff et, lorsqu’elles se montrent, d’en augmenter la profondeur “. 

Aus obiger Zusammenstellung ist es ersichtlich, dass unsere 
Kenntnisse in Betreff des Ossificationsprozesses des menschlichen 
Sternums unzureichend sind, ferner dass die diesbezüglichen Angaben 
der Autoren mit einander nicht übereinstimmen. Von einer hin¬ 
reichend begründeten morphologischen Auffassung des Ossifications¬ 
prozesses im Brustbeine, kann bei einem solchen Sachverhalte nicht 
die Rede sein. In dieser Hinsicht liegen kaum hie und da schüch¬ 
terne Versuche vor. 

J. F. Meckel und auf diesen sich berufend Schwegel, 
bringen das Manubrium slerni und die Stücke des Brustbeinkörpers 
mit den Hauptknochenpunkten der Wirbel in eine Parallele (eine 
metamerische Zusammensetzung). 

Merkel (22) kommt zu folgender allgemeiner Auffassung: 
„Betrachtet man eine grössere Zahl von Präparaten, dann drängt sich 


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der Schluss auf, dass das eigentliche typische Verhalten so sein sollte, dass 
immer zwischen zwei Rippenansälzen ein rechter und ein linker Knochen¬ 
kern aufträte. Bei weiter fortgeschrittener Verknöcherung würde dann 
das Brustbein überall da eine quere Naht haben , wo sich eine Rippe 
ansetzt, und jedes Stück würde durch eine median liegende Verticalnaht 
in zwei symmetrische Hälften gelheilt werden. In der That kommt auch 
M a y e t bei seinen Untersuchungen zu dem Residtate, dass normaler Weise 
acht, je zwei und zwei nebeneinander liegende Oßsificationspunkte im Cor¬ 
pus Sterni vorhanden seien. Die Unregelmässigkeit im Auftreten und in der 
Fortentwickelung der Knochenkerne ist aber sehr gross“. 

D i s s e (23) bemerkt über die Bedeutung des Ossificationsprozesses 
im Sternum Folgendes: „ Die Entwickelung zeigt, dass nur eine regel¬ 
mässige Vertheilung der Knochenkerne in der einheitlichen ungegliederten 
Anlage des Sternums und das Unterbleiben einer Verschmelzung der 
Verknöcherungsbezirke diese Art von Segmentierung bewirkt, und dass sie 
keineswegs in der ursprünglichen Anlage des Brustbeins selbst begründet ist“. 

II. Untersuchungs-Methode. 

Um die Ossificationen im knorpeligen Brustbeine in einer klaren 
Weise sichtbar zu machen, habe ich ein von 0. Schultze (25) an¬ 
gegebenes Verfahren angewendet, welches derselbe behufs Darstellung 
von knöchernen Skelettheilen bei Embryonen empfohlen hat. Das 
Verfahren von 0. Schultze besteht darin, dass der Embryo als 
Ganzes zuerst in Alkohol fixirt wird, nämlich durch einige Tage, 
oder durch einige Wochen oder selbst Monate, und zwar durch eine 
desto längere Zeit, je grösser (älter) derselbe ist. Hierauf wird der¬ 
selbe in eine aufhellende Flüssigkeit eingelegt, nämlich in eine 3j|f 
Lösung von Kali causticum, oder — besonders grössere Embryonen — 
in eine Mischung von gleichen Theilen Glycerin, Wasser und Kalium¬ 
hydrat. Die aufhellende Flüssigkeit muss öfters gewechselt werden. 
Wenn die Weichtheile des Embryonalkörpers schon genug aufgehellt 
sind, so wird das Präparat in eine Mischung von Glycerin und 
Wasser (1 Th. Glycerin, 3 Th. Wasser) eingelegt und diese Flüssig¬ 
keit gewechselt, sobald sie trübe geworden ist. 

Die Anwendung des Verfahrens von 0. Schultze zur Auf¬ 
hellung von Brustbeinen gibt ausgezeichnete Erfolge, doch muss 
dieses Verfahren etwas modificirt werden, je nach der Grösse (Alter) 
des Brustbeines. 

Die Fixirung in Alkohol ist auf einige Tage zu beschränken, eventuell, 
besonders bei Brustbeinen von älteren Kindern, ganz zu unterlassen, 
und das Object (nach Auswässerung) direkt in die Kalilauge einzu- 


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legen. 0. Schultze bemerkt übrigens selbst, dass ein längeres 
Verbleiben der Objecte in Alkohol nachtheilig wirkt, da die Präpa¬ 
rate trübe werden. Die knorpeligen Theile des Brustbeins werden 
unter solchen Umständen ebenfalls trübe und gelblich, wobei die 
Knochenkerne, welche sich schwärzen, weniger deutlich hervortreten. 
Nur die Brustbeine von jüngeren Kindern müssen mehrere Tage in 
Alkohol liegen, sonst werden sie später durch Aetzkali angegriffen. 

Die Aetzkali-Lösung muss stärker sein, als jene, welche 
0. Schultze empfiehlt, und zwar 4—6%- Anfangs muss dieselbe 
gewechselt werden, und zwar so lange, als Gewebobestandtheile sich 
lösen und die Flüssigkeit sich trübt, zuerst zweimal täglich, später 
einmal täglich, vorausgesetzt, dass das Präparat noch nicht genügend 
aufgehellt ist Brustbeine, welche gerade genug in Alkohol fixirt 
waren, brauchen nur 2—3 Tage, grössere Brustbeine, welche mit 
Alkohol nicht behandelt waren, nur 1—2 Tage in der Kalilauge 
zu liegen. Nach genügender Auihellung erscheint der Knorpel farb¬ 
los und durchsichtig, die Knochenkerne schwarz oder dunkelroth. 
Bei zu langer Einwirkung der Kalilauge werden die Knochenkerne blass. 

Nach Herausnahme aus der aufhellenden Flüssigkeit wird das 
Brustbein mit Wasser abgespült und in eine Mischung von Glycerin 
und Wasser (1:3), jedoch nur auf 1 —2 Tage eingelegt, da bei län¬ 
gerem Verbleiben in dieser Flüssigkeit die Knochenkerne ganz ver¬ 
blassen. Übrigens siedeln sich an der Oberfläche dieser Flüssigkeit 
sehr leicht Schimmelpilze an, welche sich auch am Präparate fest¬ 
setzen können und dann sehr schwer und nur unvollständig 
wegzubringen sind. Ich habe also aus der Glycerinlösung die 
Präparate herausgenommen, mit einem flachen Messer an der vor¬ 
deren und an der hinteren Fläche derselben die durch Einwirkung 
der Kalilauge gequollenen Gewebe beseitigt und dann dieselben ent¬ 
weder mit Fliesspapier tüchtig abgetrocknet, oder durch einige Stun¬ 
den frei an der Luft liegen lassen. Die Ebnung der beiden Flächen 
der Präparate mit dem Messer ist sehr vortheilhaft, da dadurch die 
Knochenkerne nicht nur ohne Weiteres besser hervortreten, sondern 
auch die Durchtränkung der tieferen Schichten mit Glycerin wesentlich 
erleichtert wird, wodurch die Objecte durchsichtiger werden; ferner 
wird dadurch eine Menge von Unebenheiten an den Oberflächen be¬ 
seitigt, welche beim nachherigen Aufkleben der Präparate, sowie 
beim Photographiren derselben nachtheilig wirken. 

Die Präparate werden sodann in reines Glycerin eingelegt und, 
wenn sie hinreichend durchtränkt sind, herausgenommen, abgewischt 
und frei in der Luft aufbewahrt. Man erhält also Trocken-Präparate, 
an denen die knorpeligen Theile farblos und fast ganz durchsichtig 


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sind, während die Knochenkerne ihre dunkelbraune oder schwärzliche 
Farbe jahrelang behalten. Es ist einleuchtend, dass das Untersuchen 
und Photographiren von solchen Trocken-Präparaten viel bequemer 
ist, als von feuchten. 

Die auf diese Weise hergestellten Präparate von Brustbeinen 
habe ich auf Glasplatten mit Glycerin-Gelatine aufgeklebt, und zwar 
je 4—20 auf einer Glasplatte. Jetzt konnten die auf je einer Glas¬ 
platte aufgeklebten Brustbeine sehr leicht alle auf einmal in durch¬ 
fallendem Lichte photographisch aufgenommen werden. Um die Wir¬ 
kung des auffallenden, beziehungsweise reflectierten Lichtes zu besei¬ 
tigen, welches begreiflicherweise einen anderen (geradezu entgegenge¬ 
setzten) Effect haben muss, als das durchfallende, habe ich den Zwischen¬ 
raum zwischen der aufzunehmenden Glasplatte mit Präparaten und 
der photographischen Kammer mit einem schwarzen Tuche bedeckt, 
dessen eine Rand über der Glasplatte befestigt wurde, während der 
gegenüberliegende Rand auf der Camera ruhte, und die beiden an¬ 
deren Ränder zu beiden Seiten frei herabhiengen; eine solche Vor¬ 
kehrung erwies sich als ganz hinreichend, um das schädliche Licht 
fernzuhalten. Hinter dem Objecte wurde eine weiss angestrichene 
Glastafel als Lichtquelle aufgestellt. 

Bei einer solchen Einrichtung erzielt man ganz gute, contrast¬ 
reiche Negative, an welchen die knorpeligen Theile schwarz und die 
Knochenkerne weiss (durchsichtig) hervortreten. Aus solchen Ne¬ 
gativen kann man vermittelst eines Vergrösserungs - Apparates 
(Skioptikon) auf Bromsilberpapier positive Bilder von beliebiger 
Grösse herstellen. 

Um gute und klare Photographien zu erzielen, muss man die 
Brustbeine sehr sorgfältig präparieren und auf die Glasplatten 
möglichst glatt aufkleben. Insbesondere muss das Fettgewebe, 
welches am Rande des Brustbeins in grösseren Mengen angetroffen 
wird, möglichst vollständig beseitigt werden, da dasselbe durch das 
Verfahren nach S c h u 11 z e nicht aufgehellt wird und auf den positiven 
Bildern dunkle Flecke zur Folge hat, welche mit Knochenkernen ver¬ 
wechselt werden könnten. Die erhaltenen Photographien habe ich 
übrigens mit den Präparaten verglichen und entsprechend corrigirt. 

Von den gesammelten 470 Brustbeinen habe ich in dieser 
Weise 354 photographirt und einen Theil dieser photographischen 
Aufnahmen zu den 180 Figuren benützt, welche auf den Tafeln X f 
XI und XII dargestellt sind. Diese Figuren sind eigentlich nicht 
Photographien; ich habe nämlich nach den Negativen mit Hilfe des 
Skioptikons, in entsprechender Grösse nur die äusseren Con. 
t.uren des Sternums und der Ossifications-Punkte, beziehungsweise 


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der Knochenplatten möglichst genau auf Papier gezeichnet. Diese 
Zeichnungen habe ich, unabhängig von der Grösse der einzelnen 
Brustbeine, alle in gleicher Grösse ausgeführt; dieselben sind dann bei 
der Ausführung der Tafeln entsprechend verkleinert worden. Nur die 
Brustbeine von jüngeren Embryonen erscheinen auf den Tafeln in 
natürlicher Grösse oder selbst etwas vergrössert (*/,—’/«)> die übrigen 
Präparate sind verkleinert ( 5 / 0 — ’/j)- In sämmtlichen 180 Figuren 
sind die Verknöcherungen, sowohl in ihrer Gestalt und Grösse, als 
auch in ihrem Verhältnisse zu einander und zum Brustbein als 
Ganzem naturgetreu dargestellt. 

Meine Untersuchungen, deren Ergebnisse ich hier mitzutheilen 
beabsichtige, umfassen eine Anzahl von Brustbeinen von verschie¬ 
denen Altersstufen und zwar vom 3 Embryonalmonate an bis zum 
16 Lebensjahre, also bis zu jenem Alter, in welchem der Ver¬ 
knöcherungsprozess bei allen Personen zu einem gewissen Ab¬ 
schlüsse gelangt. Ohne zu wählen, habe ich alle Brustbeine von 
Embryonen und von Kindern gesammelt, welche im pathologischen 
Institute zur Section gelangten. Das auf diese Weise erhaltene 
Materiale umfasst: 54 Brustbeine von Embryonen von 2'/* Monaten 
bis zum Ende des intrauterinen Lebens, 68 Brustbeine von Neuge¬ 
borenen, 69 von Kindern bis zu 6 Monaten, 32 von Kindern zwischen 
6 und 12 Monaten, 33 von Kindern zwischen 1 und 1‘/* Jahren, 
24 von Kindern zwischen 1'/* und 2 Jahren, 46 von Kindern zwischen 
2 und 2‘/t Jahren, 19 von Kindern zwischen 2'/* und 3 Jahren 
30 von Kindern zwischen 3 und 4 Jahren, 23 von Kindern zwischen 
4 und 5 Jahren, 26 von Kindern zwischen 5 und 7 Jahren, 18 von 
Kindern zwischen 7 und 9 Jahren, 13 von Kindern zwischen 9 und 
12 Jahren und 15 von Kindern zwischen 12 und 16 Jahren — zu¬ 
sammen 470 Brustbeine. 

III. Morphologische Betrachtungen 

über die Anlage und die Entwickelung des Brustbeines. 

Durch die entwickelungsgeschichtlichen Arbeiten von Hoff- 
mann (7) und besonders von Rüge (8) ist nachgewiesen worden, 
dass alle drei Theile des Brustbeins, nämlich das Manubrium, das 
Corpus und der Processus xyphoides nichts anderes sind, als De¬ 
rivate der Rippen. In einem gewissen Entwickelungsstadium findet 
man an der ventralen Seite des Embryo rechts und links von der 
Medianebene die sog. Sternal-Leisten d. h. Bögen, welche aus der 
Verbindung der ventralen Enden von je sieben oberen Rippen jeder 
Körperhälfte hervorgegangen sind. Die Verbindungen zwischen den 


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einzelnen Rippen, aus welchen die Sternalanlage hervorgeht, beginnt 
oben und schreitet nach unten zu fort, d. h. es bilden sich zuerst 
die oberen (cranialen) Theile der Sternalleisten und hierauf successive 
die caudalen. Rüge (1. c. S. 381) hat bemerkt, dass nicht immer 
alle Rippen am Aufbau der Sternalfeisten einen gleichen Antheil 
nehmen und sagt: »vermuthlich unterliegen hierin die distalen Rippen 
grösseren Schwankungen, als es für die proximalen wahrscheinlich ist“. 

Was die Entstehung der Sternalleisten anbelangt, so kommt 
H o ff m a n n (I. c. S. 45.) zu folgender Anschauung: »Demzufolge sind 
toir, wie ich glaube , genöthigt anzunehmen, dass auch leim Menschen das 
Brustbein ontogenetisch aus einer Anzahl hintereinander gelegener Stücke 
besteht, und dass jedes dieser Stücke sofort bei seiner Absonderung von 
der ihm entsprechenden Rippe sich in zwei Theile scheidet, von welchen 
der eine nach oben } der andere nach unten wächst. Das nach unten wach - 
sende Stück der einen Rippe scheint darauf sehr frühzeitig mit dem nach 
oben wachsenden Stücke einer darauf folgenden anderen Rippe zu ver¬ 
schmelzen , welches ich aus den erhaltenen Praeparaten ableiten zu müssen 
glaube , jedoch nicht selbst beobachtet habe, indem von den Embryonen die 
ich zu untersuchen Gelegenheit hatte, die einen noch zu wenig die ande¬ 
ren schon zu weit entwickelt waren 9, . 

In dieser Hinsicht gelangte Rüge (1. c.S.381) zu einer überein¬ 
stimmenden Auffassung: „ Was den Beitrag betrifft , welchen die drei 
proximalen Rippetipaare zur Bildung des Brustbeins liefern, so ist vorläufig, 
da mir geeignete Stadien nicht zu Verfügung standen, nur zu vermnthen, 
dass das spätere Manubrium sterni ein Abkömmling hauptsächlich des ersten 
z. Th . aber auch des zweiten Rippenpaares sei — als sicher ist es zu betrach¬ 
ten, dass das Sternum aus den Rippen derartig hervor gehe, dass z. B. 
der aus der dritten Rippe hervorgegangene Theil proximal zwischen dritter 
und zweiter, distal zwischen dritter und vierter Rippe seine Begrenzung hat u . 

An jenen Stellen, wo jede einzelne Rippe in die Sternalleiste 
übergeht, d. h dort, wo man später die sterno-costale Verbindung 
findet, bildet sich, zwischen der eigentlichen Rippe und dem in die 
Sternalleiste aufgehenden Theile derselben, ein Grenzstreifen, welcher 
von der Umgebung histologisch sich differenziert. Diese Grenz¬ 
streifen sind die Anlagen der sterno-costalen Gelenke. An der Grenze 
zwischen der ersten Rippe und der Sternalleiste bildet sich zwar 
auch ein Grenzstreifen und zwar früher als die übrigen, doch ver¬ 
liert er sich auch frühzeitig, was mit der bekannten Thatsache im 
Einklänge steht, nämlich, dass beim Menschen der erste Rippen¬ 
knorpel direct in das Manubrium sterni übergeht, während bei ver¬ 
schiedenen Säugethieren derselbe durch eine Gelenkshöhle vom Brust¬ 
beine geschieden ist. Durch die Anlagen der sterno-costalen Gelenke 


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werden nun die ventralen Enden der Rippen, welche die Sternal- 
leisten zusammensetzen von den definitiven Rippen abgeschnitten. 
Jede Sternalleiste muss man sich also als aus einer Reihe von Seg¬ 
menten zusammengesetzt vorstellen, welche mit einander frühzeitig 
verschmelzen, und schliesslich eine einheitliche Sternalanlage bilden, 
an welcher von der ursprünglichen Zusammensetzung aus einzelnen 
Segmenten keine Spur mehr wahrzunehraen ist. 

Beide Sternalleisten berühren sich zunächst nur mit ihren 
oberen (cranialen) Theilen, nach unten weichen sie sich immer mehr 
von der Medianebene ab. Später treten sie von oben nach unten 
zu immer mehr zusammen und verschmelzen mit einander an ihrer 
dorsalen Seite früher als an ihrer ventralen Seite. Dadurch bildet 
sich die einheitliche Anlage des Sternums, in welchem nach Rüge 
bei Embryonen von 35 bis 5.5 ctm Scheitel-Steisslänge, von Neuem 
eine Querthcilung auftritt. Durch Bildung eines Grenzstreifens auf 
der die beiden Ansätze des zweiten Rippenpaares quer verbindenden 
Linie, wird der Handgriff des Brustbeines vom Körper desselben 
geschieden. 

Nach Rüge (1. c.S. 378) bildet sich bei Embryonen von 3 5 bis 
5-5 ctm Körperlänge ausser diesem Grenzstreifen noch ein zweiter, 
auf der Linie, welche die Ansätze der beiden Rippen des dritten 
Paares verbindet, dieser Grenzstreifen ist ebenfalls aus runden und 
aus spindelförmigen Zellen zusammengesetzt. Während jedoch der 
erstere Streifen zwischen Manubrium und Corpus immer deutlicher 
hervortritt, verschwindet der zweite in der Höhe des dritten Rippen¬ 
paares erscheinende Grenzstreifen bei älteren Embryonen. 

Ich habe zwei Brustbeine untersucht, welche mehr weniger auf 
derselben 'Entwickelungsstufe stehen, wie die von Rüge beschrie¬ 
benen Brustbeine von 35 bis 5-5 ctm langen Embryonen. In einem 
von diesen Brustbeinen, nämlich bei einem 2 l /,-monatIichen Embryo, 
habe ich in der Höhe des zweiten Rippenpaares einen vollständigen 
Grenzstreifen gefunden, während von den Insertionsstellen der beiden 
dritten Rippen in das Sternum ähnliche Streifen einschneiden, ohne 
jedoch die Mitte desselben zu erreichen; wegen Assymmetrie der 
Rippenansätze liegen diese beiden Streifen nicht genau einander 
gegenüber. In einem anderen Brustbein, welches von einem 3'/* Monate 
alten Embryo stammt, schneiden von den übrigens nicht genau ein¬ 
ander gegenüberliegenden Ansätzen der zweiten Rippen Streifen in 
das Sternum ein, welches nur bis zum vierten Theile seiner Breite 
sich erstrecken, während jene Streifen, welche von den Ansätzen 
der Rippen des dritten Paares ausgehen, nicht einmal bis zum vierten 
Theile der Breite des Sternums reichen. 


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390 


Aehnliche Verhältnisse wie in dem letzteren Falle, fand ich in 
zwei Brustbeinen von 8-monatüchen Embryonen, welche bereits 
Ossificationspunkte im Handgriffe und im Körper zeigten. Nur waren 
diese beiden unvollständigen Grenzstreifen schwächer entwickelt als 
bei den jüngeren Embryonen. Dagegen habe ich bei zwei Neuge¬ 
borenen nicht nur an der Grenze zwischen Manubrium und Corpus, 
sondern auch in der die Ansätze des dritten Rippenpaares verbin¬ 
denden Querlinie, vollständig ausgebildete Grenzstreifen gefunden, 
als Beweis, dass der Grenzstreifen im oberen Theile des Brustbein¬ 
körpers nicht immer bereits im intrauterinen Leben verschwindet, 
obwohl dies in der Regel der Fall ist. 

In manchen (übrigens sehr seltenen) Fällen verwischt sich der 
bei Neugeborenen in der Regel sehr deutliche Grenzstreifen zwischen 
Manubrium und Corpus bereits während des intrauterinen Lebens, 
jedoch später als der in der Höhe der Ansätze des dritten Rippen¬ 
paares auftretende Streifen. Im Brustbein eines 9-monatlichen 
Embryo, welches bereits Ossificationspunkte enthielt, fand ich an 
der Grenze zwischen Manubrium und Corpus nur Überreste eines 
Streifens in Form von zwei keilförmigen Gebilden, welche von den 
Insertionen der zweiten Rippen in den Rand des Sternums ein¬ 
schneiden, während in der Höhe des dritten Rippenpaares keine 
Spur von einem Grenzstreifen zu bemerken war. In diesem Falle 
liegt also derselbe Prozess vor, wie bei den oben erwähnten 8-mo- 
natlichen Embryonen, nur in einem weiter vorgeschrittenen Stadium. 
Auch bei Neugeborenen habe ich, obwohl sehr selten, die Spuren 
eines Grenzstreifens zwischen Manubrium und Corpus vermisst, 
welcher sonst in aufgehellten Brustbeinen als eine hellere Linie ent¬ 
gegentritt, und gewöhnlich erst bei Kindern verschwindet. 

IIoffmann hat noch vor Veröffentlichung der Arbeit von 
Rüge in einem von den untersuchten Brustbeinen, welches in seiner 
Entwickelung noch wenig fortgeschritten war (die beiden Sternal¬ 
leisten waren noch getrennt) ähnliche, unvollständige Grenzstreifen 
in der Höhe des fünften und des sechsten Rippenpaares gefunden- 
Diesen Befund beschreibt Hoffmann mit folgenden Worten: „Die 
beiden noch aus embryonalen Knorpeln bestehenden Brustbeinhälßeti 
werden in der Mittellinie durch einen nach unten breiter werdenden 
Strang embryonalen Bindegewebes getrennt. Von der fünften Hippe geht 
ein Meiner, von der sechsten ein grösserer heilförmiger Strang embryo¬ 
nalen Bindegewebes ab; nach der Mittellinie hin schwindet dieser Strang 
allmählig, lateralwärts i. e. nach den Rippen za wird er dagegen breiter. 
Indem dieser von der Rippe abgehende Strang an der vierten nicht mehr 
za sehen, und an der fünften viel, weniger kräftig entwickelt ist, als 


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391 


an der sechsten, lässt sich hieraus schliessen, dass sie allmählig von 
oben nach unten sich verlieren, indem das embryonale Bindegewebe in 
embryonalen Knorpel umgebildet wird.“ (1. c. p. 45). Dieser letztere Schluss, 
zu welchem II offmann auf Grund seiner eigenen Beobachtungen aller¬ 
dings berechtigt war, wird durch die späteren Beobachtungen von 
Rüge und von mir widerlegt. Wenn man nämlich alle nunmehr 
bekannten Beobachtungen über die in der knorpeligen Anlage des 
Brustbeins auftretenden Grenzstreifen zusammenstellt, so kommt 
man zur Überzeugung, dass der Grenzstreifen auf der Höhe des 
zweiten Rippenpaares immer auftritt, und gewöhnlich erst nach der 
Geburt schwindet, ferner dass, wenn derselbe ausnahmsweise noch 
während des intrauterinen Lebens verschwindet, dies jedoch jeden¬ 
falls später geschieht, als mit den übrigen; ausser diesen Grenz¬ 
streifen tritt gewöhnlich noch ein zweiter auf, und zwar in der 
Höhe des dritten Rippenpaares, welcher jedoch früher schwindet, als 
jener zwischen Manubrium und Corpus. In den unteren Partien des 
Corpus sterni treten mitunter (wenn auch selten) ebenfalls ähnliche 
Grenzstreifen auf; sie bilden sich jedoch viel früher aus (noch bevor 
die Sternalleisten zusammengetreten sind) und verschwinden auch früh¬ 
zeitig, d. h. noch bevor die Grenzstreifen im oberen Theile des Brust¬ 
beins aufgetreten sind. 

Wenn man also annimmt, dass das knorpelige Brustbein des 
Menschen in einem gewissen Stadium seiner phylogenetischen Ent¬ 
wickelung aus metamerischen (intercostalen) Segmenten zusammen¬ 
gesetzt war (was in Anbetracht vergleichend-anatomischer Thatsachen 
als begründet erscheint), so muss man auf Grund der obigen Zusammen¬ 
stellung der diesbezüglichen, nunmehr bekannten Befunde auch an¬ 
nehmen, dass diese Segmentierung beim Menschen verloren gieng 
und zwar zuerst in den unteren Partien und von da an successive 
auch in den oberen Theilen des Brustbeins. 

Jedenfalls beweisen die soeben angeführten Beobachtungen, 
dass zwar die ursprüngliche Zusammensetzung des knorpeligen Brust¬ 
beins nach Verschmelzung der beiden Sternalleisten spurlos ver¬ 
schwindet, und dass dasselbe alsein einheitliches Ganze erscheint, dass 
jedoch früher oder später eine metamerische Segmentierung im knor¬ 
peligen Sternum neuerdings auftritt und zwar in der Weise, dass 
die einzelnen Segmente durch Linien abgegrenzt werden, welche die 
Sternal Ansätze je zweier Rippen desselben Paares mit einander 
verbinden. 

Wenn auch diese Grenzlinien nicht persisticren und manche von 
ihnen nicht constant und nur rudimentär auftreten, so ist man 
dennoch berechtigt anzunehmen, dass das knorpelige Sternum beim 

Polo. Archiv f. biol. u. med. Wissenich. 

Archive« polon. d. «cionc. biol. et medic. 40 


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392 


Menschen aus Segmenten zusammengesetzt ist, deren Grenzlinien die 
beiderseitigen Ansätze der Rippen der einzelnen Rippenpaare mit 
einander verbinden. Da nun die einzelnen Segmente des Sternums 
den Zwischenrippenräumen entsprechen, so entsteht die Frage, zu 
welchem Metamer des Körpers jedes einzelne Segment des Sternums 
gehört, und zwar, ob es zu jenem Metamer zu rechnen ist, zu 
welchem das an seiner oberen Grenze sich inserierende Rippenpaar 
gehört, oder zu jenem, zu welchem das an seiner unteren Grenze 
sich inserierende Rippenpaar gehört. 

Die aus der Entwickelungsgeschichte des Sternums bisher be¬ 
kannten Thatsachen sprechen für die Annahme, dass jedes einzelne 
Segment des Sternums ein Derivat der beiden Rippenpaare ist, 
welche an dasselbe anstossen (Hoffmann, Rüge). Doch ist die 
Möglichkeit nicht ausgeschlossen, dass wenigstens vorwiegend, wenn 
nicht ausschliesslich, jedes einzelne Segment des Sternums aus jenem 
Rippenpaare hervorgeht (sich differenziert), welches an seinem unteren 
Rande an das Sternum sich inseriert. Für eine solche Annahme 
sprechen folgende Thatsachen: 

1. Das Manübrium stemi ist zweifellos aus zwei Segmenten zu¬ 
sammengesetzt (siehe weiter unten); da nun das obere von diesen 
beiden Segmenten nur als Product des ersten Rippenpaares be¬ 
trachtet werden kann, so erscheint es als höchst wahrscheinlich, 
dass das zweite Segment nichts anderes ist, als ein Product des 
zweiten Rippenpaares, nämlich desjenigen, welches sich an seiner 
unteren Grenze ansetzt. Ebensowenig unterliegt es einem Zweifel, 
dass das siebente Rippenpaar nur an der Bildung des siebenten 
Brustbein-Segmentes Antheil haben kann, indem ja an der Bildung 
des Schwertfortsatzes (wie aus den Untersuchungen von Rüge 
bekannt ist) nur jene Rippenpaare ausschliesslich betheiligt sind, 
welche an das Sternum nicht mehr anstossen (das 8te und 9te) 

2. Die Gestaltung der eigentlichen Rippenbögen (d. h. der 
unteren Theile derselben) ist eine derartige, dass jede der dies¬ 
bezüglichen Rippen (8—10) nur mit einem aufsteigenden Theile am 
Rippenbogen theilnimmt, und zwar jenen Theil desselben bildet, 
welcher zwischen ihr und der nächst-höheren Rippe liegt. 

Man ist demnach berechtigt anzunehmen, dass eine jede Rippe 
während ihrer embryonalen Entwickelung in zwei Theile zerfällt, 
von denen der dorsale (grössere) Theil die definitive Rippe darstellt, 
während ihr ventrales Ende in die Zusammensetzung des Sternums 
als die rechte, beziehungsweise linke Hälfte des betreffenden Sternal- 
Segmentes eingeht. 


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393 


Die Ergebnisse der Untersuchungen über den Verknöcherungs- 
Prozess des Sternums sind mit einer solchen Anschauung im Ein¬ 
klänge und können als ein weiterer Beleg für deren Richtigkeit ver¬ 
wertet werden. 

Indem wir auf Grund der obigen Betrachtungen eine metame- 
rische Segmentierung des Sternums annehmen, wollen wir die Grenz¬ 
linien zwischen den einzelnen Segmenten, welche am Brustbein je 
zwei gegenüberliegende Rippen-Einschnitte mit einander verbinden, 
als „Rippen-Linien“ bezeichnen. Mit Ausnahme des oberen 
Segmentes des Brustbein-Handgriffes, mit welchem sich auch noch 
die Clavicula verbindet, hat ein jedes von den Sternal-Segmenten 
an beiden Rändern je einen Ausschnitt, welcher den betreffenden 
Intercostalraum begrenzt, nämlich einen „Sinus lunatus 11 (Räuber) 
oder eine n Incisura semilunaris“ (Luschka). Diese Ausschnitte sind 
an den oberen Segmenten am grössten, nach unten zu immer kleiner. 
Jene Linien, welche die Mitten der beiden Zwischenrippen-Ausschnitte 
eines jeden Segmentes verbinden, wollen wir als „Zwischen¬ 
rippen-Linien“ bezeichnen. 

Der Verlauf der Rippen Linien und der Zwischenrippen-Linien 
ergibt sich aus dem Verhältnisse der Rippen zum Sternum. Indem 
ich Gelegenheit hatte, eine grössere Zahl von Brustbeinen zu unter¬ 
suchen, habe ich mich überzeugt, dass Asymmetrien der Rippen¬ 
insertionen am Sternum bei Embryonen, bei Neugeborenen und bei 
jüngeren Kindern ungemein häufig Vorkommen'). Diese Asymmetrien 
haben selbstverständlich einen Einfluss auf den Verlauf der Rippen- 
und der Zwischenrippen-Linien. Während nämlich an Brustbeinen 
mit symmetrischen Rippenansätzen diese Linien genau transversal 
und miteinander parallel verlaufen 1 ), so haben sie bei Asymmetrie 
der Rippenansätze einen mehr oder weniger schiefen Verlauf und 
sind miteinander nur in jenen Fällen parallel, in welchen alle Rippen 
der einen Körperhälfte gegen die Rippen der anderen Körperhälfte 
in einem gleichen Grade verschoben sind, was nur selten der Fall 
ist (z. B. Taf. XI, Eig. 74). Die Asymmetrie beruht meistens darauf, 
dass die linken Rippen sich tiefer (mehr caudalwärts) inserieren, als die 
rechten (z. B. Taf. XI, Fig. 74), seltener umgekehrt (z. B. Taf. XII, Fig. 135). 


') Näheres über die Assymmetrie der Rippenansätze habe ich die 
Absicht in einem besonderen Aufsatze mitzutheilen. 

*) Selbst an Brustbeinen, welche anscheinend symmetrisch sind, kann 
man bei aufmerksamer Betrachtung feststellen, dass die Rippen des einen 
oder des anderen Paares sich nicht genau einander gegenüber inserieren 
und dass in Folge dessen die oben besprochenen Linien nicht ganz parallel 
verlaufen. 


* 


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394 


Die beiden obersten Segmente des Brustbeins bilden das Ma- 
nubrium, die fünf folgenden das Corpus sterni; die Grenze zwischen 
diesen beiden Theilen des Brustbeins bildet die zweite Rippenlinie- 

Die einzelnen Segmente des Brustbeins sind nicht von gleicher 
Grösse. Das obere Segment des Handgriffes ist kleiner als das 
untere. Im Brustbeinkörper ist es umgekehrt: die beiden oberen 
Segmente sind am höchsten, die übrigen nach unten zu immer 
niedriger, 

Mit Ausnahme des oberen Segmentes des Handgriffes, haben 
die Sternal-Segmente die Gestalt von Vierecken mit abgestutzten 
Winkeln, da nämlich an diese Winkel die Rippen anstossen. Der 
obere und der untere Rand eines jeden Segmentes sind geradelinig; 
der rechte und der linke Rand lateralwärts concav. 

IV. Allgemeine Uebersicht 
des Ossifications-Prozesses im Brustbein. 

Bevor wir zur speziellen Beschreibung des Ossifications-Prozesses 
im Brustbein schreiten, erscheint es angezeigt, einige allgemeine 
Bemerkungen vorauszuschicken, welche aus der Betrachtung und 
Vergleichung einer grösseren Anzahl von Brustbeinen im Stadium 
der Ossification, ohne Weiteres sich ergeben. 

Die Ossificationspunkte treten im Brustbein frühestens im 
4-ten Monate des intrauterinen Lebens auf und ungefähr vom 
dritten Lebensjahre an bilden sich keine neuen Ossificationspunkte 
mehr, ausser im Schwertfortsatze. In der Regel treten die Ossifi¬ 
cationspunkte zuerst im Manubrium auf, später im Körper des Brust¬ 
beins und am spätesten im Schwertforstsatze. 

Das Fortschreiten des Ossificationsprozesses im Sternum zeigt 
eine gewisse Unabhängigkeit vom Alter der diesbezüglichen Em¬ 
bryonen und Kinder: einerseits findet man in den Brustbeinen von 
Individuen gleichen Alters den Ossifications-Prozess verschieden weit 
fortgeschritten, andererseits findet man Brustbeine, welche trotz 
bedeutender Altersunterschiede auf einer gleichen Stufe der Ossifi¬ 
cation stehen. So zeigt z. B. bei einem 7-jährigen Kinde das Brust¬ 
bein (Taf. XI, Fig. 84) die einzelnen Verknöcherungen noch getrennt, 
während bei einem anderen Kinde desselben Alters die einzelnen 
Knochentheile des Brustbeins (Taf. XI, Fig. 107) bereits fast voll¬ 
kommen mit einander verschmolzen sind; andererseits findet man 
wieder den Verschmelzungsprozess der einzelnen Ossificationen noch 
weiter fortgeschritten im Brustbein eines nur halb so alten nämlich 
eines vierjährigen Kindes (Taf. X, Fig. 28). 


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395 


Wie bereits in der Einleitung bemerkt, begegnet man, was die 
Zahl, Grösse und Anordnung der Ossificationen im Brustbein anbe¬ 
langt, eine so unerschöpfliche Menge von Varietäten, dass selbst 
innerhalb einer sehr grossen Anzahl von Fällen es schwer ist, zwei 
Brustbeine zu finden, welche in dieser Hinsicht gleich wären. 

Trotz der Verschiedenheit der Varietäten kommt man jedoch 
bald zur Ueberzeugung, dass die Anordnung der einzelnen Ossifica- 
tionspunkte im Brustbein mit der metamerischen Segmentierung 
des Brustbeins im Zusammenhänge stehe, indem die Ossifications- 
punkte innerhalb der einzelnen Segmente desselben auftreten. In 
den oberen Segmenten sind die Ossificationspunkte constant, in den 
unteren treten sie nicht immer auf, und zwar desto seltener je 
weiter caudalwärts das betreffende Segment sich befindet, so dass 
im letzten (siebenten) Segmente Ossificationspunkte nur sehr selten 
zu treffen sind. 

Man findet also Ossificationspunkte entweder in sämmtlichen 
Segmenten eines Brustbeins (Taf. XI, Fig. 110), oder nur in einer 
grösseren oder geringeren Anzahl von oberen, aufeinander folgenden 
Segmenten, während in einem oder in mehreren unteren (caudalen) 
Segmenten keine besonderen Ossificationspunkte zur Ausbildung ge¬ 
langen. Es kommt dagegen nicht vor, dass in den unteren Segmenten 
Ossificationspunkte aufträten, ohne dass solche auch in den oberen 
Segmenten zur Ausbildung gelangten, oder dass Ossificationspunkte 
in den oberen und in den unteren Segmenten vorhanden wären und 
in den mittleren Segmenten vollständig fehlten 1 ). 

Da ein jedes Segment des Brustbeins aus der Verschmelzung 
von zwei Hälften hervorgegangen ist, so wird man sich nicht wundern, 
wenn man im Brustbeine „paarige Ossificatonspunkte“ 
trifft, nämlich je einen Ossificationspunkt in der rechten und in der 
linken Hälfte eines Segmentes. Doch findet man sehr oft in einem 
oder in mehreren, oder selbst in allen Segmenten des Brustbeins 
anstatt zweier (paariger) Ossificationspunkte, (welche übrigens früher 
oder später mit einander verschmelzen), von vorneherein nur einen 
einzigen, unpaarigen „medianen Ossificationspunkt“. 


') Nur bei Embryonen und bei mehrmonatlichen Kindern, also in 
der Periode, in welcher die Ossificationspunkte erst auftreten, findet man 
manchmal, dass in einem gewissen Segmente ein Ossifiationspunkt bereits 
aufgetreten ist, während im nächst oberen Segmente ein solcher noch 
nicht vorhanden ist. Doch unterliegt es keinem Zweifel, dass auch in 
diesem Segmente binnen einer gewissen Frist ein Ossificationspunkt auf- 
getreten wäre (Taf. X, Fig. 2, Fig. 9, Fig. 16 u. Fig 66). 


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396 


Von den unpaarigen Ossificafcionspunkten, welche in der Median¬ 
linie von Sternalsegmenten liegen, muss man jedoch die „asym¬ 
metrischen Ossificationspunkte“ unterscheiden, welche 
man bald in der rechten, bald in der linken Hälfte eines oder 
mehrerer Sternalsegmente, besonders in den caudalen Tbeilen des 
Brustbeins, findet (z. B. Taf. X, Fig. 57, Fig. 60 u. s. w.). 

Solche asymmetrischen Ossificationspunkte findet man, wenn 
von den beiden Ossificationspunkten eines Paares der eine noch 
nicht zur Ausbildung gelangt ist, oder wenn derselbe überhaupt 
nicht mehr erscheint, also abortiv verloren geht. 

Alle diese Ossificationspunkte, nämlich, die medianen, die paarigen 
und die asymmetrischen entstehen einzeln innerhalb der einzelnen 
Segmente des Brustbeins, beziehungsweise innerhalb der Segment¬ 
hälften und liegen mehr oder weniger auf den Zwischenrippen- 
Linien. Wir haben mithin das Recht diese Ossificationspunkte als 
typisch anzusehen und als „Haupt-Ossificationspunkte“ 
zu bezeichnen. 

In der überwiegenden Mehrzahl der Brustbeine (in 351 auf 
464, welche ich untersucht habe), findet man ausser diesen typischen 
Ossificationspunkten, keine anderen mehr. Nur ausnahmsweise 
treten also neben den Haupt-Ossificationspunkten im Sternum 
„accessorische Ossificationspunkte“ auf, welche durch 
ihre verschiedene, anscheinend unregelmässige Lagerung in der An¬ 
ordnung der Ossificationspunkte eine gewisse Verwirrung anrichten 
können (z. B. Taf. XII, Fig. 75—80). 

Die accessorischen Ossificationspunkte erschweren die Ermitte¬ 
lung der Gesetze, welche der Anordnung und Entwickelung der 
Ossificationspunkte im Brustbein zu Grunde liegen; zum Glück 
kommen sie verhältnissmässig selten vor. Wir wollen also zunächst 
jene Brustbeine, welche wegen accessorischer Ossificationspunkte 
bei der Beurtheilung der Anordnung der Ossificationspunkte gewisse 
Schwierigkeiten bieten, bei Seite lassen und uns zuerst mit den 
Haupt-Knochenkernen des Brustbeins befassen, also mit jenen Knochen¬ 
kernen, welche in der überwiegenden Mehrzahl der Brustbeine aus¬ 
schliesslich Vorkommen. Hierauf werden wir ohne besondere 
Schwierigkeiten auch jene Gesetze ermitteln können, welche dem 
Auftreten von accessorischen Knochenkernen im Brustbein zu 
Grunde liegen. 

Das Manübrium, als der phylogenetisch (und ontogenetisch) 
älteste Theil des Brustbeins weicht auch im Ossificationsprozesse 
vom ursprünglichen Typus am meisten ab. Der Schwertfortsatz 
stellt den Endabschnitt des Brustbeins vor, welcher in gewisser 


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397 


Hinsicht rudimentär erscheint, und zeigt im Ossificationsprozesse 
auch die mannigfaltigsten Varietäten. Aus diesen Gründen halte ich 
den Brustbeinkörper für jenen Theil des Sternums, welcher am 
meisten sich dazu eignet, um die Gesetze des Ossifications-Prozesses 
zu studieren. Ich will also zunächst die Entwickelung der Ossifi- 
cationen im Brustbeinkörper speziell besprechen. 

V. Die Ossification des Brustbeinkörpers. 

A. Die Haupt-Knochenkerne. 

1. Ueber die Zahl und die Anordnung der Haupt¬ 
knochenkerne im Brustbeinkörper. 

Der Brustbeinkörper umfasst fünf Sternalsegmente, nämlich das 
3., 4., 5., 6. und 7. Segment. Wie im vorigen Abschnitte bereits 
auseinandergesetzt wurde, sind die in den einzelnen Sternal-Seg- 
menten vorkommenden Knochenkerne als „paarige“, „mediane“ 
und „asymmetrische“ zu unterscheiden. Wenn in einem ge¬ 
wissen Segmente nur ein asymmetrischer Kern vorhanden ist, so 
kann der Mangel eines zweiten Knochenkernes entweder nur vor¬ 
übergehend sein, d. h. dass ein solcher später noch aufgetreten wäre, 
oder, wie es auch vorkommt, ein dauernder d. h. dass ein zweiter 
Knochenkern in diesem Segmente sich überhaupt nicht mehr ge¬ 
bildet hätte. 

Asymmetrische Kerne können wir also mit den paarigen Kernen 
in eine Kathegorie rechnen, während die medianen Kerne die zweite 
Kathegorie von Verknöcherungspunkten bilden. 

Diese verschiedenen Arten von Haupt-Knochenkernen treten in 
den verschiedenen Segmenten des Brustbeins nicht gleich oft auf. 
Wie häufig die Kerne der beiden Kathegorien in den einzelnen Brust¬ 
bein-Segmenten Vorkommen, habe ich 'auf Grund der Untersuchung 
von Brustbeinen verschiedenen Alters, von Neugeborenen an bis zu 
16jährigen Kindern in der folgenden Tabelle zusammengestellt: 


Brustbein- 

Segment 

Gesammtzahl der 
Brustbeine, welche 
im betreffenden 
Segmente Verknö¬ 
cherungen zeigen 

Zahl der Brustbeine, 
welche im betreffenden 
Segmente einen 
medianen Knochenkern 
haben 

Zahl der Brustbeine,wel¬ 
che im betreffenden Seg¬ 
mente ein vollständiges 
Paar von Verknöcherun¬ 
gen oder einen asymme¬ 
trischen Kern haben 

3 

416 

372 = 894 %, 

44 = 10.6 »/„ 

4 

415 

256 = 617 «/„ 

159 = 383 «/„ 

5 

407 

153 = 376 °/ 0 , 

254 = 624 °l n 

6 

282 

96 = 340 °/ 0# 

186 = 660 7 0# 

7 

27 

4 = 148 % # 

23 = 852 ®/ 0 , 


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398 


Aus dieser Zusammenstellung ist ersichtlich, dass mediane 
Knochenkerne im dritten Segmente am häufigsten (in 90 % der 
Fälle) auftreten, in (Ln folgenden Segmenten jedoch immer seltener, 
so dass sie im siebenten Segmente nur in 15 % der Fälle zu finden 
sind, in welchen sich in diesem Segment überhaupt besondere Ver¬ 
knöcherungen bilden. Dagegen findet man paarige Knochenkerne im 
dritten Segmente nicht einmal in 11 % der Fälle, in den folgenden 
Segmenten jedoch desto häufiger, je weiter caudalwärts das betreffende 
Segment liegt, so dass im siebenten Segmente die asymmetrischen 
Knochenkerne in 85 % der Fälle Vorkommen, in welchen in diesem 
Segment überhaupt ein besonderer Knochenkern auftritt 1 ). 

Was nun die asymmetrischen Kerne anbelangt, welche wir in 
der obigen Tabelle mit den vollständigen Knochenkernpaaren in eine 
und dieselbe Hauptkathegorie gerechnet haben, so bin ich zur 
Ueberzeugung gelangt, dass, wenn man im 3. oder 4. Segmente 
einen asymmetrischen Kern findet, der zweite zu demselben Paare 
gehörige Knochenkern dennoch früher oder später sich gebildet 
haben würde. Vom 5. Segmente abwärts findet man hingegen 
immer häufiger asymmetrische Kerne, welche bis zum Abschlüsse 
des Ossificationsprozesses als solche fortdauern, da nämlich der 
zweite zugehörige Knochenkern sich gar nicht bildet. 

Wenn man jene 416 Brustbeine in Betracht zieht, welche der 
obigen Tabelle zu Grunde liegen, so habe ich im fünften Segmente 
in 205 Brustbeinen (50‘3 %) paarige und in 49 Brustbeinen (12*1 %) 
asymmetrische Kerne gefunden; im sechsten Segmente auf 74 Fälle 
(26*2 %) von Knochenpaaren, 112 Fälle (50 8%) von asymmetrischen 
Kernen; im siebenten Segmente habe ich vollständige Knochenpaare 
gar nicht gefunden, dagegen asymmetrische in 23 Fällen (85*2 %) 
von allen jenen, in welchen in diesem Segmente besondere Ossifi- 
cationen vorhanden waren. 


*) Die in der obigen Tabelle enthaltenen Zahlen bezeichnen schliess¬ 
lich doch noch nicht ganz genau, wie oft in den einzelnen Segmenten 
des Brustbeins mediane, und wie oft paarige (beziehungsweise asymme¬ 
trische) Knochenkerne auftreten. Die unpaarigen, in der Medianlinie des 
Sternums gelegenen Ossificationen entstehen nämlich auch dadurch, dass 
ursprünglich paarig angelegte Ossificationen mit einander verschmelzen. 
Ein gewisser Theil der bei der Zusammenstellung der obigen Tabelle als 
einfache mediane Knochenkerne gerechneten Ossificationen, besonders jener, 
welche sich in älteren Brustbeinen vorfinden, ist ohne Zweifel in dieser 
Weise entstanden. Jedenfalls haben die Brustbeine aller Altersklassen in 
den oberen Segmenten häufiger mediane Verknöcherungen, welche nach 
unten zu immer seltener werden; doch sind die betreffenden Verhältniss- 
zahlen für die Brustbeine verschiedener Altersklassen verschiedene. 


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399 


In manchen Brustbeinen finden sich ausschliesslich paarige Ver¬ 
knöcherungen (z. B. Taf. X, Fig. 73 u. Fig. 74). Unter 448 Brustbeinen 
von verschiedenem Alter fand ich solche 46 (103 %). Doch muss 
ich bemerken, dass in 25 von diesen Brustbeinen d. h. in 5'5 % der 
Gesammtzahl der untersuchten Brustbeine vom letzten d. h. von dem 
am meisten caudalwärts gelegenem Knochenpaare nur ein einziger 
(asymmetrischer) Knochenkern ausgebildet ist (z. B. Taf. X, Fig. 40 
und Fig. 42). 

Andere Brustbeine (nämlich 149 unter 448 d. h. 33.3 °/„) zeigen 
wieder in sämmtlichen Segmenten nur unpaarige, mediane Knochen¬ 
kerne (z. B. Taf. X, Fig. 15, Fig. 17 und Fig. 18). 

In der Mehrzahl von Brustbeinen (nämlich in 253 unter 448 
d. h. in 56.4 ”/#) habe ich im obersten oder in einigen aufeinander¬ 
folgenden oberen Segmenten unpaarige, mediane Knochenkerne, in 
den unteren Segmenten paarige Knochenkerne gefunden, wobei 
wieder bei einer gewissen Anzahl von diesen Brustbeinen (nämlich 
bei 149, d. h. in 33.3 °/ 0 der Gesammtzahl) von einem oder von zwei 
untersten Knochenpaaren nur je ein (asymmetrischer) Knochenkern 
ausgebildet ist (z. B. Taf. X, Fig. 40, Fig. 51 und Fig. 52). 

Auf Grund dessen kann man unter den verknöchernden Brust¬ 
beinen folgende drei Typen unterscheiden: 

a) einreihige Brustbeine, 

b) zweireihige Brustbeine, 

c) ein- zweireihige Brustbeine. 

Was die Anordnung von medianen, paarigen und asymmetri¬ 
schen Knochenkernen anbelangt, so bestehen in allen diesen drei 
Typen von Brustbeinen gewisse allgemeine Gesetze und zwar: 

Wenn in einem gewissen Segmente eines Brustbeins ein me¬ 
dianer Knochenkern zur Ausbildung gelangt ist, so kann im nächst¬ 
folgenden unteren Segmente entweder wieder ein medianer Kern, 
oder zwei paarige oder auch ein asymmetrischer Kern auftreten. 
Wenn hingegen in einem gewissen Segmente ein Paar von Knochen¬ 
kernen zur Ausbildung gelangt ist, so findet man in den folgenden 
unteren Segmenten niemals mediane Kerne. Wenn ferner in einem 
gewissen Segmente nur ein asymmetrischer Knochenkern sich vor¬ 
findet, so haben die folgenden Segmente entweder gar keine Ver¬ 
knöcherungspunkte mehr, oder wieder nur asymmetrische Knochen¬ 
kerne und zwar fast immer in derselben Brustbeinhälfte '). 


') Nur von dieser letzteren Regel habe ich eine Ausnahme be¬ 
obachtet: im Brustbeine eines dreijährigen Kindes hatte sich im 5. Seg¬ 
mente ein rechter asymmetrischer Kern gebildet und im 6. Segmente doch 


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400 


Die ein - zweireihigen Brustbeine haben also im ober¬ 
sten oder in mehreren oberen Segmenten je einen medianen Knochen¬ 
kern, in den unteren Segmenten Paare von solchen oder auch im 
letzten oder in beiden letzten Segmenten (selbstverständlich von 
jenen, in welchen Verknöcherungen überhaupt aufgetreten sind) 
asymmetrische Knochenkerne (z. B. Taf. X, Fig. 43—60 u. a.). 

Zweireihige Brustbeine (Taf. X, Fig. 37—42 u.a.) können 
ebenfalls asymmetrische Knochenkerne nur im untersten oder in 
den zwei untersten Segmenten enthalten, in welchen Verknöcherungen 
überhaupt noch aufgetreten sind, sonst haben sie in allen übrigen 
Segmenten des Brustbeinkörpers paarige Ossificationen. 

Wie oft ein-zweireihige und zweireihige Brustbeine Vorkommen, 
kann man aus den oben angegebenen Zahlen nur annähernd schliessen. 
Während des Verknöcherungsprozesses kommt es nämlich zur Um¬ 
wandlung des einen Typus in den anderen, indem die paarigen 
Knochenkerne mit einander zu unpaarigen, medianen verschmelzen, 
und zwar von den oberen Segmenten angefangen nach unten zu 
(siehe Abschnitt V, A. 3); zweireihige Brustbeine werden also zu 
ein-zweireihigen, und letztere zu einreihigen. Wenn man also ein 
Brustbein von einem älteren Kinde vor sich hat, so ist man nicht 
immer in der Lage zu bestimmen, zu welchem Typus dasselbe ur¬ 
sprünglich gehört hat. Trotzdem unterliegt es keinem Zweifel, dass, 
wie bereits gesagt, die zweireihigen Brustbeine die am wenigsten 
häufige Form der Verknöcherung vorstellen, da auch bei Embryonen, 
bei welchen die paarig aufgetretenen Ossificationen fast niemals zur 
Verschmelzung kommen, zweireihige Brustbeine zu den Ausnahms¬ 
fällen gehören (unter 32 Brustbeinen von Embryonen habe ich nur 
2, d. h. 6 % zweireihige gefunden). 

Aus der auf Seite 397 gegebenen tabellarischen Zusammen¬ 
stellung von 416 Brustbeinen von Neugeborenen und Kindern kann 
man schliessen, dass im dritten Sternalsegmente die Ossificationen 
immer noch vor der Geburt auftreten. Auch im vierten Segmente 
beginnt die Ossification fast immer noch im intrauterinen Leben; 
unter den 416 Brustbeinen habe ich nur ein einziges Brust¬ 
bein, nämlich das Brustbein eines vierjährigen Kindes gefunden 
(Taf. X, Fig. 37), welches im vierten Segmente keinen Knochenkern 

noch ein vollständiges Paar von Knochenkernen (Taf. XII, Fig. 152). 
Man könnte annehmen, dass hier neben dem asymmetrischen Kerne später 
noch ein zweiter (linker) Kern desselben Paares sich gebildet hätte, da 
ja manchmal die Knochenkerne in einer solchen Reihenfolge auftreten 
(siehe weiter unten), doch spricht das Alter dieses Brastbeins gegen 
eine solche Annahme. 


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401 


hatte. Unter 416 Brustbeinen fand ich nur acht, welche im fünften 
Segmente keine Verknöcherung zeigen, und zwar vier Brustbeine 
von Neugeboren, zwei von Kindern im Alter von 3 Monaten bis zu 
einem Jahre, und zwei von 4-jährigen Kindern (Taf. X, Fig. 45). Die 
zwei letzteren Fälle bin ich geneigt als abnorm anzusehen und an¬ 
zunehmen, dass bei einer so bedeutenden Verzögerung des Ossifica- 
tionsprozesses, in diesen Fällen, im fünften, beziehungsweise auch im 
vierten Segmente keine Ossificationen mehr aufgetreten wären. 
Solche unvollständig ossifizierte Brustbeine von erwachsenen Per¬ 
sonen sind übrigens von Zuckerkandl (34), Dwight (15) und 
Bubenik (36) beschrieben worden. 

Unvergleichlich viel öfter kommt es vor, dass im sechsten 
Segmente keine Ossificationen zu Stande kommen; für das siebente 
Segment ist dies geradezu Regel. Wie oft und in welchem Alter 
in diesen beiden letzten Segmenten des Brustbeins Ossificationen 
zur Ausbildung gelangen, ist aus der folgenden tabellarischen Zusam¬ 
menstellung ersichtlich, welche die Ergebnisse der Untersuchung von 
447 Brustbeinen von Embryonen, Neugeborenen und Kindern umfasst: 




Anzahl 

Zahl der Brustbeine, 

Zahl der Brustbeine 

wel- 


Alter 

der Brust- 

welche im 6. 

Segmente 

che im 7. Segmente 

einen 



beine 

Knochenkerne hatten 

Knochenkern hatten | 

1. 

Embryone 
6 — 7 M. 

5 

3 = 

600% 0 

— 

60% 

0 = 

0%. 

= 

0 % 

2. 

Embryone 
7—10 M. 

26 

12 — 

461%, 

= 

46% 

1 = 

38%. 

= 

4% 

3. 

Neu¬ 

geborene 

68 

40 = 

589%, 

= 

59% 

3 = 

44%, 

= 

4% 

4. 

Kinder 
bis zu 6 M. 

69 

44 = 

637%, 

— 

64% 

5 = 

72%, 

— 

7% 

5. ‘ 

'U-i J. 

32 

23 = 

718%. 


72% 

1 = 

31%. 

— 

3% 

6. 

1-1*/, J. 

33 

20 = 

606%, 

= 

61% 

4 = 

121%, 

= 

12% 

7. 

17.-2 J - 

24 

14 = 

583%, 

— 

.© 

o" 

00 

IQ 

1 = 

41%. 

= 

4% 

8 . 

2-2V, J. 

46 

35 = 

760%, 

— 

76% 

4 — 

87%. 

= 

9% 

9. 

2»/,—8 J. 

19 

14 = 

736%, 

— 

74% 

0 = 

0 %o 

= 

o % 

10. 

3—4 J. 

30 

21 = 

700%, 

= 

70% 

2 = 

66 %, 

= 

7% 


■ 4—5 J. 

23 

18 = 

782%, 

= 

o~ 

00 

r- 

3 = 

130%, 

= 

13% 

11 . 

] 5—7 J. 

26 

17 = 

654%, 

= 

65% 

2 = 

77%. 

= 

8 % 


' 7- 9 J. 

18 

14 = 

777%, 

= 

78% 

0 = 

0 %. 

= 

o % 

12 . 

{9-12 J. 

13 

11 = 

846%, 

= 

85% 

2 = 

158%, 

= 

15% 

\ 12-16 J. 

15 

11 = 

733%, 

= 

73% 

0 = 

o%. 

= 

0 °/o 


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402 


Aus dieser Zusammenstellung ist es ersichtlich, dass im sechsten 
Segmente des Brustbeins Ossificationen bei circa 59 % Personen 
bereits vor der Geburst auftreten, dass sie sich auch noch in den 
ersten zwei Lebensjahren bilden und zwar besonders in der zweiten 
Hälfte des ersten Lebensjahres, so dass man seither dieselben bei 
74 °/o der Individuen vorfmdet, während sie in 26 % der Fälle gar 
nicht zur Ausbildung gelangen. 

Im siebenten Segmente kommen Verknöcherungspunkte eigent¬ 
lich nur ausnahmsweise vor, nämlich nur bei 7 % der Individuen 
und treten gewöhnlich erst in den ersten zwei Lebensjahren auf. 
In älteren Brustbeinen scheinen sie nicht häufiger vorzukommen 
als bei mehrmonatlichen Kindern. 

Das Materiale, über welches ich verfüge erweist sich jedoch 
als unzureichend, um auf Grund einer statistischen Zusammen¬ 
stellung ganz sichere und unzweifelhafte Schlüsse zu ziehen; die 
Zahlen der Brustbeine aus den einzelnen Entwickelungs-Stadien sind 
zu klein, so dass der Zufall hier noch einen bedeutenden Einfluss 
auf die Ergebnisse der Statistik hat. Für diese Zwecke wäre eben 
ein Materiale von Tausenden von Brustbeinen erwünscht. 

Auf Grund der obigen Zusammenstellung könnte man sehr 
leicht zu irrthümlichen Schlüssen gelangen; so könnte man nament¬ 
lich zu dem Schlüsse kommen, dass in späteren Altersperioden Ossi¬ 
ficationen seltener Vorkommen als in früheren, z. B., dass zwischen 
dem 5. und 7. Jahre Ossificationen in den letzten Segmenten des 
Brustbeinkörpers nur in 8 % der Fälle Vorkommen, während sie 
zwischen dem 4. und 5. Jahre in 13 % der Fälle gefunden werden. 
Ebenso muss man es als einen reinen Zufall ansehen, dass ich unter 
13 Brustbeinen von Kindern zwischen 9 und 12 Jahren zwei 
Brustbeine fand, welche im siebenten Segmente Verknöcherungen 
hatten, während sämmtliche 33 Brustbeine (18 4-15) von Kindern 
zwischen 7 und 9 Jahren und von Kindern zwischen 12 und 16 
Jahren in diesem Segmente gar keine Verknöcherungen enthielten. 
Es wäre ja ganz absurd anzunehmen, dass im siebenten Segmente 
die bereits früher (zwischen dem 5 und 7. Jahre) vorhanden ge 
wesenen Verknöcherungen im Alter von 7 — 9 Jahren verschwinden 
und zwischen dem 9. und 12. Jahre wieder auftreten, um schliess¬ 
lich (zwischen dem 12. und 16. Jahre) wieder zu verschwinden. 

Dennoch kann auch dieses, verhältnissmässig sehr karges Ma¬ 
teriale in gewisser Hinsicht verwertet werden. Wenn man nämlich 
die Zahl der Brustbeine von Neugeborenen und von Kindern bis 
zum vollendeten zweiten Lebensjahre (Tabelle auf S. 401, Rubriken 
3—7) summiert, so zeigt es sich, dass von 226 Brustbeinen dieses 


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403 


Alters 141, d. h. 62 % im sechsten Segmente Verknöcherungen haben, 
während von 190 Brustbeinen von älteren Kindern (zwischen 2 und 
16 Jahren) 141 Brustbeine, d. h. 74 % in diesem Segmente besondere 
Verknöcherungen zeigen. Was nun das siebente Segment anbelangt, 
so zeigt eine analoge Zusammenstellung der Ergebnisse, dass auf 
225 Brustbeine von Kindern unter 2 Jahren 14, d. h. 61 % nnd auf 
190 Brustbeine von älteren Kindern 13, d. h. 6 8 % in diesem Segmente 
Verknöcherungen besitzen. Auf Grund dieser Rechnung erscheint, in 
einem gewissen Grade die Annahme berechtigt, dass, wenn im 
siebenten Segmente, im zweiten Lebensjahre Verknöcherungen nicht 
aufgetreten sind, solche später sich nicht mehr bilden'). 

Die bereits angeführten Befunde genügen zur Begründung der 
Anschauung, dass der Verknöcherungsprozess des Brustbeinkörpers 
in dessen oberen Segmenten beginnt und mit grösserer Energie vor- 
sichgeht, und in den folgenden Segmenten immer später und 
schwächer auftritt, je weiter unten das betreffende Segment liegt. 
Nur in dieser Weise kann man die Thatsache auffassen, dass im 
vorletzten Segmente besondere Verknöcherungspunkte nur in 74% 
und im letzten Segmente sogar nur in circa 7% der Fälle Vorkommen. 
Für eine solche Auffassung spricht auch der Umstand, dass, wenn 
in diesen beiden Segmenten besondere Ossificationen überhaupt zur 
Ausbildung gelangen, dieselben im sechsten Segmente meistens (auf 
194 zwei- und ein-zweireihige Brustbeine mit Verknöcherungen in 
diesem Segmente, in 117, d. h. in 60 % der Fälle), und im siebenten 
Segmente immer asymmetrisch sind. Es ist nämlich in den beiden 
letzten Segmenten des Brustbeins die Ausbildung des einen von den 
beiden paarigen Knochenkernen höchst verzögert oder ganz aus¬ 
geblieben ’). 

*) Es ist bemerkenswert, dass von 28 Brustbeinen, welche im 7ten 
Segmente einen Knochenkern haben, bei 13 die achte Rippe an das Brust¬ 
bein sich ansetzt, und zwar bei 6 Brustbeinen beiderseits (z. B. Taf X, 
Fig. 27, Taf, XI, Fig. 120, Taf. XII, Fig. 131), bei 4 Brustbeinen nur 
rechts (z. B. Taf. XI, Fig. 70 und Fig 91) und bei 3 Brustbeinen nur links 
(z. B. Taf. X, Fig. 65 und Taf. XII, Fig. 149). In den letzteren Fällen, in 
welchen die achte Rippe nur einerseits das Brustbein erreicht, liegt der 
asymmetrische Knochenkern des siebenten Brustbeinsegmentes eben auf 
jener Seite, auf welcher sich acht wahre Rippen vorfinden, wenn nicht 
dieser Knochenkern abnormer Weise auf die Medianlinie des Sternums ge¬ 
rückt ist ("wie auf Taf. X, Fig. 55 und Taf. XI, Fig. 91). 

*) Wie oft in den untersten drei Segmenten des Brustbeins vollstän¬ 
dige (d. h. mediane oder paarige) oder unvollständige (d. h. asymmetrische) 
Verknöcherungen Vorkommen, kann man aus folgender Zusammenstellung 
entnehmen, welcher 190 Brustbeine ?on Kindern zugrunde liegen, welche 
das zweite Lebensjahr bereits überschritten, also ein Alter erreicht haben, 


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404 


Asymmetrische Knochenkerne kommen auch im fünften Segmente 
nicht selten vor (Taf. X, Fig. 38 und Fig. 40), manchmal auch im 
vierten Segmente. In diesem letzteren Segmente kommt es jedoch 
im Laufe der weiteren Entwickelung zur Ausbildung des zweiten 
Knochenkernes, da ein asymmetrischer Knochenkern in diesem 
Segmente nur bei Embryonen, bei Neugeborenen und bei Kindern 
bis zu 6 Monaten angetroffen wird, dagegen bei älteren Kindern 
nicht mehr. In den drei letzten Segmenten des Brustbeins kommt 
es hingegen in gewissen Fällen gar nicht mehr zur Ausbildung eines 
zweiten Knochenkernes neben einem asymmetrischen, was man 
daraus schliessen muss, dass in diesen Segmenten asymmetrische 
Knochenkerne als solche auch bei älteren Kindern sich vorfinden, 
nämlich in einem Alter, in welchem keine neuen Knochenkerne 
mehr im Brustbeine auftreten*). 


in welohem in der Regel keine neuen Knochenpunkte im Brustbeine auf- 
treten. Von diesen 190 Brustbeinen haben im siebenten Segmente voll¬ 
ständige Verknöcherungen (mediane Knochenkerne) nur 3 Brustbeine, d.h. 
1*5 °/o, eine asymmetrische Ossification 10 Brustbeine, d. h. 5*3 %, die 
übrigen 177 Brustbeine, d. h. 93’2 °/o haben in diesem Segmente gar 
keine besondere Verknöcherung. Im sechsten Brustbeinsegmente zeigen 
91 Brustbeine, d. h. 47*9 °/o e ^ ne vollständige Verknöcherung (d. h. einen 
medianen Knochenkern oder ein vollständiges Paar von Knochenkernen), 
50 Brustbeine, d. h. 26*4 % einen einzigen asymmetrischen Knochenkern 
und 49 Brustbeine, d. h. 25 7 °/ 0 gar keinen Knochenkern. Im fünften 
Segmente zeigen 173 Brustbeine, d. h. 91 % eine vollständige Ver¬ 
knöcherung, 15 Brustbeine, d. h. 8 % nur einen asymmetrischen Kern, 
und nur in 2 Brustbeinen d. h. 1 % (siehe S. 397) fehlt eine Verknöche¬ 
rung vollständig Da in diesen 19(> Brustbeinen von älteren Kindern 
sowohl beim partiellen als auch beim vollständigen Fehlen einer Ver¬ 
knöcherung in einem höheren Segmente, in den folgenden unteren Seg¬ 
menten Knochenkerne vollständig fehlen, so ergibt sich aus dieser Zu¬ 
sammenstellung zugleich auch, dass in circa 26 °/o der Fälle in den 
beiden untersten (6 und 7) Segmenten, so wie, dass in 93 °/ 0 im letzten 
unteren (7) Segmente des Brustbeins überhaupt keine besonderen Ver¬ 
knöcherungen zur Ausbildung gelangen. 

*) Einen weiteren Beweis hiefür bildet die Thatsache, dass selbst 
in Brustbeinen von älteren Kindern (von 4 — 16 Jahren), in welchen der 
Verknöcherungsprozess bereits sehr weit vorgeschritten ist, im 5 len oder 
im 6 ten Segmente mitunter ein sehr grosser asymmetrischer Knochenkem 
sich vorfindet, welcher die Medianebene bereits bedeutend überschritten 
hat und dem entgegengesetzten Brustbeiurande sich nähert. Dennoch ist 
dies zweifellos ein asymmetrischer Knochenkern, da dessen grössere Hälfte 
auf der rechten Seite der Medianebene liegt (z. B. Taf. XI, Fig. 73 und 
Fig. 94). Neben einem solchen Knochenkerne hätte ganz besimmt ein 
zweiter (linker) sich nicht mehr gebildet, da in diesem Alter neue Knochen¬ 
kerne nicht mehr auftreten, ferner da Haupt-Knochenkerne überhaupt 


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405 


Ich will noch folgende spezielle Daten über das Vorkommen 
von asymmetrischen Verknöcherungen im Brustbeinkörper anführen: 
Unter 454 Brustbeinen verschiedenen Alters habe ich in 165 Brust¬ 
beinen d. h. in 36 % j® einen asymmetrischen Knochenkern gefunden 
und zwar in zwei Brustbeinen (0-5 %) im vierten Segmente, in 38 
Brustbeinen (8 %) i m fünften Segmente, in 103 Brustbeinen (22 5 %) 
im sechsten Segmente und in 22 Brustbeinen (5 %) i m siebenten 
Segmente (z. B. Taf. X, Fig. 43, Fig. 49, Taf. XI, Fig. 70). Je zwei 
asymmetrische Knochenkerne fand ich in 14 Brustbeinen d. h. in 
3 3 % und zwar im vierten und im fünften Segmente (2 Brustbeine) 
im fünften und im sechsten Segmente (11 Brustbeine) oder im 
sechsten und im siebenten Segmente (2 Brustbeine), z. B. Taf. X, 
Fig. 38, Fig. 57 und Tai. XII, Fig. 150). Ganz ausnahmsweise zeigte 
ein Brustbein sogar drei asymmetrische Knochenkerne und zwar im 
vierten, im füriften und im sechsten Segmente (Taf. X, Fig. 60). Je 
zwei (oder drei) asymmetrische Knochenkerne findet man in der 
Regel nur in jüngeren Brustbeinen und zwar waren es 5 Brustbeine 
von Neugeborenen (darunter eben ein mit drei asymmetrischen 
Kernen), 4 Brustbeine von Kindern unter 6 Monaten, 3 Brustbeine 
von zweijährigen Kindern und nur je ein Brustbein von fünf und 
von acht Jahren. Daraus ist zu schliessen, dass meistens, wenigstens 
neben einem von diesen asymmetrischen Knochenkernen (nämlich 
neben dem des höheren Segmentes), der zweite Kern des betreffen¬ 
den Paares noch zur Ausbildung gelangt. 

Besonders merkwürdig ist der Umstand, dass asymmetrische 
Knochenker ne unvergleichlich viel öfter in der rechten 
als in der linken Brustbeinhälfte vorkommen, ferner, 
dass wenn in einem Brustbeine zwei asymmetrische Kerne vorhan¬ 
den sind, dieselben in zwei aufeinanderfolgenden Segmenten getroffen 
werden, in‘ der Regel in derselben Brustbeinhälfte und zwar 
in der rechten, wo sie gleichsam die letzten am weitesten nach 
unten zu exponierten Posten des Ossificationsprozesses vorstellen *) 


nie in der Nähe des Brustbeinrandes auftreten, sondern entweder in d:.r 
Medianebene oder nahe derselben. 

') Diese Verhältnisse finden ihren Ausdruck in folgenden Zahlen: 
Unter 166 Brustbeinen, welche je einen asymmetrischen Knochenkern 
haben, liegt derselbe in 153 Brustbeinen rechts und nur in 12 Brust¬ 
beinen links — unter 14 Brustbeinen mit zwei asymmetrischen Knochen¬ 
kernen befinden sich in 12 Brustbeinen diese beiden asymmetrischen 
Knochenkerne in der rechten Brustbeinhälfte, in einem Brustbeine in 
dessen linker Hälfte, und in einem Brustbeine sind diese beiden Kerne 
so vertheilt, dass der obere rechts und der untere in der linken Hälfte 


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406 


Aus einer derartigen Vertheilung der asymmetrischen Knochen¬ 
kerne in zwei- und einzwei-reihigen Brustbeinen, ergibt sich, dass 
in der rechten Hälfte der drei untersten Segmente Verknöcherungen 
viel öfter gefunden werden als in der linken. Wenn man nur die 
Brustbeine von älteren Kindern (von 2—16 Jahren), also in einer Alters¬ 
periode in Betracht zieht, in welcher neue Knochenkerne in der 
Regel nicht mehr auftreten, so ergibt sich, dass auf 131 zwei- und 
einzweireihige Brustbeine: im fünften Segmente 115 Brustbeine (88 %) 
rechts und nur 97 Brustbeine (74 %) links — im sechsten Segmente 
82 Brustbeine (62 °/ 0 ) rechts und nur 44 Brustbeine (33 °/ 0 ) links — 
im siebenten Segmente 9 Brustbeine (6 °/ 0 ) rechts und nur 1 Brusfc- 
bein (0-7 %) links Knochenkerne enthalten 


Was die Lage der Haupt-Knochenkerne innerhalb der betreffen¬ 
den Brustbeinsegmente anbelangt, so ist es selbstverständlich dass 
die medianen Knochenkerne auf der Medianlinie des Brustbeins auf- 
treten, so dass sie dieselben mehr oder weniger genau halbiert. Diese 
Knochenkerne behalten diese ihre Lage constant auch bei ihrem 
weiteren Wachsthume, indem sie auf beiden Seiten der Medianlinie 
symmetrisch wachsen und den beiden Rändern des Brustbeins fast 
gleichzeitig sich nähern. Nur ausnahmsweise wächst die eine Hälfte 
eines medianen Knochenkernes schneller als die entgegengesetzte. 

Die paarigen Knochenkerne treten in den betreffenden Hälften 
der Brustbeinsegmente auf; doch liegen sie nicht in dem mathema¬ 
tischen Mittelpunkte ihrer Segmenthälfte, sondern näher der Median¬ 
linie als dem Brustbeinrande (z. B. Taf. X, Fig. 37 und Fig. 38). Das¬ 
selbe ist bei den asymmetrischen Knochenkernen der Fall. In dieser 
ihren ursprünglichen Lage verbleiben jedoch die paarigen und asym¬ 
metrischen Knochenkerne nicht immer, sondern überschreiten sehr 
oft bei ihrem Wachsthume die Medianlinie des Brustbeins, was be¬ 
sonders an grossen asymmetrischen Knochenkernen zu constatieren 


des nächst unteren Segmentes enthalten ist — in dem einen Brustbeine 
mit drei asymmetrischen Knochenkernen, liegen die zwei oberen in der 
rechten Brustbeinbälfte und der dritte, unterste Kern in der linken 
Hälfte. Ick habe also im Ganzen 180 Brustbeine mit 196 asymmetrischen 
Knochenkernen vor mir und zwar: 166 Brustbeine (d. h. 33’6 %) mit 
177 asymmetrischen Kernen rechts, 13 Brustbeine (auf 454 d. h. 2’8 u / 0 ) 
mit 14 asymmetrischen Kernen links und 2 Brustbeine (auf 454 d. h. 0'4 ®/ # ) 
mit asymmetrischen Kernen zu beiden Seiten der Medianebene. Einen linken 
asymmetrischen Kern habe ich nur im 5ten oder im 6ten Segmente getroffen, 
aber niemals im 4ten Segmente. 


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407 


ist (.z B. Taf. XI, Fig. 72, Fig. 94). Derartige Verhältnisse treffen wir 
in allen Brustbeinsegmenten und zwar selbstverständlich öfter in 
jenen, in welchen paarige oder asymmetrische Knochenkerne öfter 
Vorkommen. Viel seltener kommt es vor, dass kleine Knochenkeme 
und zwar paarige (ein oder beide) oder asymmetrische, sehr nahe 
der Medianlinie oder auf dieser selbst auftreten, also eine Lage 
haben, wie sie den medianen Knochenkernen zukommt. In dieser 
Weise sind jene, übrigens sehr seltenen Fälle zu erklären, welche 
scheinbar dem allgemeinen Gesetze widersprechen, dass mediane 
Knochenkerne in Segmenten nicht auftreten, welche unterhalb von 
solchen Segmenten liegen, in welchen paarige Ossificationspunkte zur 
Ausbildung gelangt sind. Wenn nämlich ein asymmetrischer Knochen¬ 
kern in die Mittellinie des Sternums gerückt ist, so hat er das Aus¬ 
sehen eines medianen Knochenkernes. Eine derartige Translocation 
kommt besonders im siebenten Segmente vor, und zwar habe ich 
unter 28 Brustbeinen, welche in diesem Segmente eine Verknöcherung 
hatten, in 8 Brustbeinen, d. h. in fast 29 n /o> einen asymmetrischen 
Knochenkern gefunden, welcher in der Medianlinie sich befindet; 
diese Brustbeine sind alle abgcbildet und zwar auf Taf. X, Fig. 55 
und Fig. 56, auf Taf. XI, Fig. 77, Fig. 90, Fig. 91, Fig. 99 u. Fig. 120, 
sowie auf Taf. XII, Fig. 150. Verhältnissmässig viel seltener ist eine 
derartige abnorme Lagerung eines asymmetrischen Knochenkernes 
im sechsten Segmente: unter 296 Brustbeinen, welche in diesem 
Segmente Verknöcherungen hatten, habe ich einen asymmetrischen 
und doch anscheinend in der Mittellinie gelegenen Knochenkern auch 
nur in 8 Brustbeinen gefunden, also in 2-7 der Fälle. (Von diesen 
Brustbeinen sind nur fünf abgebildet und zwar auf Taf. X, Fig. 59, 
auf Taf. XI, Fig. 64, Fig. 76 und Fig. 100 und auf Taf. XII, Fig. 157.) 
Es sind dies also zusammen 16 Fälle und zwar 14 Fälle, in 
welchen oberhalb des median liegenden und doch als asymmetrisch 
aufzufassenden Knochenkernes vollständige Paare von Knochen¬ 
kernen ausgebildet sind, und 2 Fälle, in welchen oberhalb des 
betreffenden abnorm gelagerten Knochenkernes ein ganz evidenter 
asymmetrischer Knochenkern sich befindet (Taf.X, Fig. 59 und Taf. 
XII, Fig. 150). 

Die besprochenen einfachen und in der Medianlinie eines der 
untersten Segmente befindlichen Knochenkerne, wobei das nächst 
obere Segment ein vollständiges Paar von Knochenkernen oder einen 
zweifellos asymmetrischen Knochenkern enthält, dürfen jedoch nicht 
als mediane Knochenkerne angesehen werden, d. h. als solche, welche 
aus einer cänogenetischen Verschmelzung der beiden paarigen Kno¬ 
chenkerne des betreffenden Segmentes hervorgegangen sind; man 

Polo. Archiv f. biol. u. med. Wisseusch. 

Archives polon. d. scioue. biol. et medic. 


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408 


ist nämlich vielmehr berechtigt anzunehmen, dass in diesen Fällen 
von den beiden dem betreffenden Segmente eigenen Knochenkernen 
nur der eine aufgetreten ist, während der andere gar nicht zur Aus¬ 
bildung gelangte. Zur Begründung einer solchen Anschauung wäre 
Folgendes anzuführen: 

1. Solche scheinbar mediane Kuochenkerne in den untersten 
(6. und 7.) Segmenten des Brustbeins kommen nur selten vor, 
während die einfachen medianen Knochenkerne in don obere» Seg¬ 
menten sehr oft (öfter als die paarigen) beobachtet werden. 

2. In den unteren Brustbeinsegmenten kommen asymmetrische 
Knochenkerne sehr gewöhnlich vor und zwar in Folge der hier statt¬ 
findenden Rückbildung eines von den beiden Knochenkernen des 
betreffenden Segmentes, während in den oberen Brustbeinsegmenten 
eine solche Rückbildung nicht beobachtet wird. 

3. Obwohl die paarigen Knochenkerne ursprünglich lateral 
neben der Medianlinie (zu beiden Seiten derselben) auftreten, können 
sie bei ihrem weiteren Wachsthume die Medianlinie mitunter auch 
sehr bedeutend überschreiten und zwar auch in solchen Fällen, in 
welchen auf der entgegengesetzten Seite derselben der zweite Knochen¬ 
kern des betreffenden Paares zur Ausbildung gelangt., z. B. Taf. X, 
Fig. 42, Taf. XI, Fig. 93 (Vergl. S. 403). 

4. Ein Knochenkern kann selbstverständlich die Medianlinie 
desto leichter und eher überschreiten, wenn auf der entgegen¬ 
gesetzten Seite der betreffende Knochenkern gar nicht zur Aus¬ 
bildung gelangt; die unteren Segmente des Brustbeins sind übrigens 
gewöhnlich so schmal, dass ein einigermassen ausgewachsener 
Knochenkern, auch wenn er seitwärts aufgetreten war, sehr bald 
die ganze Breite des Brustbeins einnehmen muss. 

5. Man findet eine ganze Reihe von Uebergangsformen zwischen 
Knochenkernen, deren Asymmetrie gar keinem Zweifel unterliegt 
und solchen, welche im untersten Theile des Brustbeinkörpers auf 
der Medianlinie liegen (Taf. XI, Fig. 65 und Fig. 93). 

6. Manchmal hat die asymmetrische Gestalt des Brustbein¬ 
körpers zur Folge, dass ein Knochenkern, welcher unzweifelhaft zur 
rechten Reihe gehört in der Mitte des Brustbeins zu liegen kommt. 
So liegt z. B. in den auf Taf. X, Fig 59 und auf Taf. XI, Fig. 76 
dargestellten Brustbeinen der einzige Knochenkern des sechsten 
Segmentes so ziehmlich in der Mitte des Brustbeins, wenn man 
jedoch durch die Mittelpunkte der Knochenkerne der rechten Reihe 
eine Linie zieht, so trifft ihre Verlängerung eben auch den Mittel¬ 
punkt des im sechsten Segmente enthaltenen einzigen Knochen¬ 
kernes, was eben als Beweis anzunehmen ist, dass dieser Kern zu 


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409 


der rechten Reihe von Knochenkernen gehört und dass hier eben 
der linke Knochenkern im sechsten Segmente ganz fehlt. 

Die soeben angeführten Umstände begründen also die Anschau¬ 
ung; dass die unpaarigen Knochenkerne, welche im unteren Theile 
des Brustbeinkörpers unterhalb von paarigen Knochenkernen auf- 
treten, auch wenn sie in der Medianebene des Sternums liegen, als 
asymmetrische Knochenkerne aufzufassen sind, welche dadurch zu 
Stande kommen, dass von den beiden Knochenkernen eines betreffen¬ 
den Paares in einem von den untersten Segmenten des Brustbein¬ 
körpers nur der eine Knochenkern zur Ausbildung gelangt und der 
andere verloren geht. Dagegen wäre es unstatthaft anzunehmen, 
dass ein solcher aus der Verschmelzung von zwei paarigen hervor¬ 
gegangen ist. Obwohl also die Knochenkerne auf der Medianlinie 
des Brustbeins liegen, sind wir berechtigt, dieselben als asymme¬ 
trische und zwar, wahrscheinlich, rechte Kerne des betreffenden Seg¬ 
mentes anzusehen, da ja, wie dies eine ganze Reihe von Brustbeinen 
beweist, die linken Knochenkerne unvergleichlich viel öfter der Ver¬ 
kümmerung anheimfallen als die rechten (Siehe S. 405). 

Die Hauptknochenkerne des Brustbeinkörpers, und zwar eben¬ 
sowohl die medianen als auch die paarigen und asymmetrischen 
haben innerhalb der Segmente des Brustbeins, wenigstens so lange 
als sie noch klein sind, gewöhnlich eine solche Lage, dass ihr oberer 
Rand von der oberen Grenze des Segmentes (von der oberen Rippen¬ 
linie) gleich weit entfernt ist wie ihr unterer Rand von der unteren 
Grenze (Rippenlinie), z. B. Taf. X, Fig. 1 bis Fig. 13. Wenn man 
also die betreffenden Zwischenrippenlinien construiert (Siehe S. 393), 
so ergibt es sich, dass dieselben durch die Mitte der Knochenkerne 
gehen oder unweit von ihrer Mitte. Da nun eine bedeutende Anzahl 
von embryonalen und kindlichen Brustbeinen eine mehr oder we¬ 
niger ausgesprochene Asymmetrie zeigt, so ist auch die Anordnung 
der Knochenkerne in solchen Brustbeinen dementsprechend eine 
asymmetrische. Die paarigen Knochenkerne liegen nebeneinander 
in derselben Höhe nur in vollkommen symmetrischen Brustbeinen, 
in welchen auch die Zwischenrippenlinien einen genau queren Ver¬ 
lauf haben und fast durch die Mittelpunkte der Knochenkerne gehen 
(z. B. Taf. X, Fig 49, Fig. 51, Taf. XII, Fig. 137). Wenn jedoch das 
Brustbein asymmetrisch ist, so dass die zu demselben Paare gehörigen 
Rippen nicht genau einander gegenüber sich inserieren, und mithin 
auch die entsprechenden Zwischenrippen-Einschnitte (Sinus lunati) 
nicht in derselben Höhe liegen, so erscheinen die zu einem Paare 
gehörigen Knochenkerne gleichsam gegeneinander verschoben, so 

* 


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410 


dass ihre Mittelpunkte nicht auf einer und derselben Querlinie sich 
befinden (z. B. Taf. X, Fig. 42, Fig 52). 

Wenn man jedoch die Mittelpunkte der entsprechenden Zwischen- 
rippen-Einschnitte mit einander verbindet, d. h. in solchen asymme¬ 
trischen Brustbeinen die Zwischenrippenlinien führt, so überzeugt 
man sich, dass diese Linien mit denjenigen, welche die Mittelpunkte 
der Knochenkerne verbinden, zusammenfallen oder wenigstens durch 
die Knochenkerne nicht weit von ihren Mittelpunkten durchgehen *). 

Es besteht also eine ganz bestimmte Relation zwischen der 
Anordnung der Rippenansätze und der Anordnung der paarigen 
Knochenkerne im Brustbeine, welche in der Entwickelungsgeschichte 
des Brustbeins ihre Erklärung findet. Es hat nämlich, bekannter¬ 
weise, ein jedes Sternalsegment eine paarige Anlage, nämlich eine 
rechte und eine linke Hälfte, als Derivate des rechten und des 
linken Rippenbogens (wahrscheinlich vorwiegend der rechten und 
der linken Rippe jenes Paares, welches sich an der unteren Grenze 
des betreffenden Segmentes ansetzt). Wenn also diese beiden An¬ 
lagen (Hälften) gleich gross sind und in dieser Weise zusammen¬ 
treten, dass ihre Mittelpunkte in einer und derselben queren (trans¬ 
versalen) Linie zu liegen kommen, so müssen auch die beiden 
Knochenkerne, welche in der Mitte einer jeden dieser Segmenthälften 
auftreten, in einer und derselben queren (transversalen) Linie zu 
liegen kommen. Wenn jedoch bei gleicher Grösse der beiden Segment¬ 
hälften ihre Mittelpunkte nicht in derselben transversalen Linie zu 
liegen kommen, oder wenn die beiden Segmenthälften nicht gleich 
gross sind, wenn also, wie dies in diesen beiden Fällen sein muss, 
die Zwischenrippenlinie einen schiefen Verlauf hat, so müssen auch 


*) Dass in den Fällen mit Asymmetrie der Rippen die Zwischen¬ 
rippenlinie mit der Linie, welche die Mittelpunkte der beiden Knochen¬ 
kerne des betreffenden Paares verbindet, nicht so genau parallel ist, wie 
man dies bei symmetrischen Rippenansätzen beobachtet, ist leicht ver¬ 
ständlich, in Anbetracht des Umstandes, dass die paarigen Knochenkerne 
nicht in den Mittelpunkten der betreffenden Segmenthälften auftreten, 
sondern näher der Medianlinie als dem lateralen Rande des Brustbeins. 
(Siehe S. 406). Eine solche Verschiebung der Knochenkerne gegen die 
Medianlinie hin hat in symmetrischen Brustbeinen keinen Einfluss auf die 
Lage derselben in Bezug auf die Zwischenrippenlinie, welche horizontal 
(transversal) verläuft; da hingegen in asymmetrischen Brustbeinen die 
Zwischenrippenlinien schief verlaufen, so hat dies zur Folge, dass der 
Mittelpunkt des einen Knochenkernes etwas hinauf und jener des anderen 
zu demselben Paare gehörigen Knochenkernes etwas hinunter gerückt 
erscheint und zwar besonders dann, wenn diese Knochenkerne bereits 
gewachsen sind (Taf. X, Fig. 42). 


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411 


die in der Mitte der Segmenthälften auftretenden beiden Knochen¬ 
kerne schief nebeneinander zu liegen kommen, d. h. der eine höher 
(cranialwärts) der andere mehr unten (caudalwärts). 

Die ziehmlich oft zu beobachtende Verschiebung der linken 
Knochenkerne gegen die rechten ist also eine Folge der asymme¬ 
trischen Gestaltung des Brustbeins (der Sternalanlage) und aus der 
Relation zu erklären, welche zwischen der Lage der einzelnen 
Knochenkerne und der betreffenden Rippenansätze obwaltet, nämlich 
der Ansätze jener Rippen, welche an der unteren Grenze der be¬ 
treffenden Brustbeinsegmente sich inserieren. May et (vergl. S. 381) 
hat diese asymmetrische Anordnung der Knochenkerne als eine 
P'olge von Rhachitis angesehen. Eine solche Erklärung erscheint nun 
unstatthaft, da ja die Asymmetrie der Rippenansätze, mithin auch 
die Asymmetrie des Brustbeins ein abnormer Entwickelungs-Vorgang 
sich herausstellt, und in den frühesten Stadien der Entwickelung, 
nämlich bereits bei der Anlage des knorpeligen Sternums zu Stande 
kommt, in welchen von Rhachitis gar keine Rede sein kann, also 
mit pathologischen Vorgängen überhaupt und speziell mit Rhachitis 
in keinem Zusammenhänge steht. 


Wie bereits bemerkt, liegen die Knochenkerne in den einzelnen 
Segmenten des Brustbeins gewöhnlich so, dass die, sei es quer, sei 
es- schief verlaufenden Zwischenrippenlinien durch die Mitte der un¬ 
paarigen Knochenkerne, beziehungsweise durch die Mittelpunkte 
der beiden zu einem und demselben Paare gehörigen Knochenkerne 
oder nicht weit von ihren Mittelpunkten gehen. Von dieser Regel 
kommen jedoch Ausnahmen vor. 

In manchen verhältnissmässig seltenen Fällen liegen die Knochen¬ 
kerne bereits bei ihrem Auftreten (d. h. wenn sie noch ganz klein 
sind) unterhalb der betreffenden Zwischenrippenlinie und in noch 
selteneren Fällen oberhalb dieser Linie. 

Unter 359 Brustbeinen von Embryonen, Neugeborenen und 
Kindern bis zu 16 Jahren, von denen zwei Drittel wenigstens in 
vier Segmenten des Brustbeinkörpers Verknöcherungen zeigen, habe 
ich in 60 Brustbeinen 84 Knochenkerne gefunden, welche zweifellos 
unterhalb der betreffenden Zwischenrippenlinie, also in der unteren 
Hälfte des betreffenden Segmentes aufgetreten waren (z. B. Taf. XI, 
Fig. 74 und Fig. 75). Es war dies der Fall bei 6 medianen Kernen, 
bei 9 Knochenkern-Paaren, bei 16 rechten und bei 44 linken Knochen¬ 
kernen. Diese abnorme Lage kommt nur höchst selten (2 Kerne) 
im dritten Segmente vor, etwas weniger selten im vierten Segmente 


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412 


(10 Kerne), öfter im fünften Segmente (40 Kerne auf 331 Brustbeine) 
und noch öfter im sechsten Segmente (32 Kerne auf 207 Brustbeine, 
welche in diesem Segmente Knochenkerne haben). Eine totale Ver¬ 
schiebung von Knochenkernen unterhalb der betreffenden Zwischen¬ 
rippenlinie kommt also hauptsächlich in den unteren Segmenten (im 
5. und 6.) des Brustbeinkörpers vor und betrifft gewöhnlich nur 
einen von den beiden Knochenkernen desselben Paares und zwar 
viel öfter den linken als den rechten. Es ist noch zu bemerken, 
dass eine derartige Dislocation der Knochenkerne nur in solchen 
Brustbeinen vorkommt, an welchen zugleich eine mehr oder weniger 
auffallende Asymmetrie der Rippeninsertionen zu beobachten ist; die 
Knochenkerne sind eben in jener Brustbeinhälfte mehr nach unten 
zu gerückt, an welche sich die Rippen mehr unten (caudalwärts) 
inserieren. Da nun asymmetrische Brustbeine mit linken mehr 
unten sich inserierenden Rippen viel öfter Vorkommen als umge¬ 
kehrt (Vergl. S. 393), so ist es auch erklärlich, dass die Verschie¬ 
bung nach unten zu viel öfter an linken Knochenkernen beobachtet 
wird (z. B. Taf. X, Fig 58, Taf. XI, Fig. 74, Fig. 75) als an rechten 
Knochenkernen. 

Viel seltener kommt er vor, dass ein Knochenkern anstatt auf 
der betreffenden Zwischenrippenlinie, unterhalb derselben auftritt. 
(Taf. X, Fig. 39, Taf. XI, Fig. 77). Ich habe nur 21 derartige Knochen¬ 
kerne gefunden, und zwar 2 im dritten Segmente, 2 im vierten, 
3 im fünften, 9 im sechsten und 5 im siebenten Segmente. In der 
vorwiegenden Mehrzahl dieser Fälle (15 Knochenkerne) hatte diese 
abnorme Lage der letzte, d. h. der unterste Knochenkern des dies¬ 
bezüglichen Brustbeins (z. B. Taf. X, Fig. 50, Fig. 55). Einen Knochen¬ 
kern, welcher oberhalb der Zwischenrippenlinie des fünften oder des 
sechsten Segmentes ILgt, könnte man füglich als einen accesso- 
rischen Knochenkern auffassen, welcher früher aufgetreten ist als 
der Hauptkern des betreffenden Segmentes (vergl. weiter unten). 
Nur in Betreff solcher Knochenkerne, welche im siebenten Segmente 
sich vorfinden, hätten wir kein Recht zu einer solchen Annahme, 
da in diesem Segmente accessorische Knochenkerne sonst nicht be¬ 
obachtet werden. 

Eine Verlagerung der Knochenkerne kommt auch dadurch zu 
Stande, dass Knochenkerne, welche zwar auf der Zwischenrippon- 
linie aufgetreten sind, vorwiegend im unteren Theile ihrer Peripherie 
wachsen und dadurch gleichsam nach unten rücken, so dass später 
die Zwischenrippenlinie nicht durch ihren Mittelpunkt, sondern mehr 
oder weniger oberhalb desselben geht. 


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413 


Dass eine derartige Abweichung von der typischen Lage in 
einer gewissen Anzahl von Fällen erst infolge eines excentrischen 
Wachsthums der Knochenkerne zu Stande kommt, ist daraus zu 
schliessen, dass sie viel öfter und in höheren Graden grössere, also 
bereits mehr gewachsene Kerne betrifft, als kleine, nämlich solche, 
welche sich eben gebildet hatten. 

Es ist noch zu bemerken, dass beim Wachsthum der Knochen¬ 
kerne ein Herabrücken nach unten zu in den unteren Segmenten 
des Brustbeinkörpers, und zwar im fünften und im sechsten Seg¬ 
mente fast immer zu beobachten ist und bereits an kleinen Knochen¬ 
kernen sich kundgibt, welche frühzeitig eine nach unten zu ver¬ 
längerte Gestalt annehmen. Es ist dies nicht nur bei paarigen 
(beziehungsweise asymmetrischen) Kernen der Fall, sondern auch 
bei medianen, und kommt nicht nur in asymmetrischen sondern 
auch in ganz symmetrischen Brustbeinen vor (z. B. Taf. X, Fig. 20, 
Fig. 25, Fig. 48, Fig. 54). 

Was dagegen die oberen Segmente dos Brustbeinkörpers an- 
belangt, nämlich das dritte und das vierte Segment, so wird ein 
bedeutenderes Herabrücken der Knochenkerne unterhalb der be¬ 
treffenden Zwischenrippenlinie hier nur selten (im vierten Segmente 
doch öfter als im dritten) beobachtet und zwar nur dann, wenn 
diese Segmente paarige Knochenkerne haben und wenn die Rippen 
asymmetrisch sich ansetzen (z. B. Taf. XI, Fig. 74). Mediane Knochen¬ 
kerne behalten hier ihre typische Lage und nur bei sehr grossen 
medianen Verknöcherungen des vierten Segmentes kommt es manch¬ 
mal vor, dass der grössere Theil ihrer Masse unterhalb der Zwischen¬ 
rippenlinie sich befindet. Bei Asymmetrie der Rippenansätze kommt 
es auch vor, dass umgekehrt der grössere Theil eines von zwei 
paarigen Knochenkernen des dritten oder des vierten Segmentes 
oberhalb der Zwischenrippenlinie sich befindet (Taf. XI, Fig. 88 und 
Fig. 89), wobei manchmal der zweite Knochenkern desselben Paares 
nach unten zu verlagert erscheint (Taf. X, Fig. 42, Taf. XI, Fig. 109, 
Taf. XII, Fig. 148). In den unteren Segmenten kommt eine Ver¬ 
schiebung der Knochenkerne nach oben zu in Folge ihren Wachs¬ 
thums nicht vor. 

Mögen die Knochenkerne innerhalb ihres Segmentes diese oder 
jene Lage haben, die obere Grenze (Rippenlinie) des be¬ 
treffenden Segmentes wird von ihnen niemals über¬ 
schritten. Nach unten zu können sie hingegen die Grenze (die 
untere Rippenlinie) ihres Segmentes überschreiten, und zwar kommt 
dies um so öfter vor und in einem grösseren Masse, je weiter unten 
das betreffende Segment liegt. Im dritten Segmente habe ich nur 


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414 


in einem Brustbeine iene solche Verschiebung der unteren Segment¬ 
grenze constatiert. Im vierten Segmente begegnet man dieses Ver¬ 
halten auch nur selten und zwar nur in Brustbeinen, in welchen 
der Verknöcherungsprozess, d h. das Wachsthum der Knochenkeme 
bereits sehr weit vorgeschritten ist; ich habe nur einige jüngere 
Brustbeine gefunden, in welchen eine von den Verknöcherungen des 
vierten Segmentes in das fünfte Segment sich erstreckte (z. B. Taf. 
XI, Fig. 114). Die Knochenkerne des fünften Segmentes, bei denen 
das excentrische Wachsthum nach unten öfter, frühzeitiger und 
deutlicher entgegentritt, überschreiten die untere Grenze (Rippenlinie) 
ihres Segmentes unvergleichlich viel öfter und treten in den Bereich 
des sechsten Segmentes; die Knochenkerne des sechsten Segmentes 
erstrecken sich fast immer auch in das siebente Segment (Taf. X, 
Fig. 20, Taf. XI, Fig. 72, Fig. 80), da ja in diesem letzten Segmente 
nur ausnahmsweise ein besonderer Knochenkern zur Entwickelung 
kommt, und der Verknöcherungsprozess dennoch bis zum unteren 
Ende des Brustbeinkörpers sich ausbreitet. 

Die oben beschriebenen Abweichungen der Knochenkerne von 
ihrer ursprünglichen und typischen Lage haben zur Folge, dass in 
manchen seltenen Fällen, auch bei vollkommener Symmetrie der 
Rippenansätze die paarigen Knochenkerne gegeneinander verschoben 
sind (z. B. Taf. XI, Fig. 69), oder dass, was viel öfter der Fall ist, 
bei asymmetrischem Bau des Brustbeins, die paarigen Knochenkerne 
in einem höheren Grade gegeneinander verschoben sind, als dies 
der Asymmetrie der Rippenansätze entspricht (z. B. Taf. X, Fig. 39, 
Taf. XI, Fig. 74 und Fig. 75). 

Es scheint, dass in manchen Fällen unter den Momenten, 
welche dazu beitragen, dass die Knochenkerne bei ihrem Wachs¬ 
thum sich verschieben, auch der Umstand eine gewisse Rolle spielt, 
dass die paarigen Knochenkerne näher der Medianlinie als dem 
lateraten Sternalrande auftreten (vergl. S. 406), also nahe nebenein¬ 
ander. Wenn nun diese Knochenkeme auf einer und derselben trans¬ 
versalen Lienie liegen und beim Wachsthum einander sich ganz 
genähert hatten, so hören sie auf an ihren medialen, einander zuge¬ 
kehrten Rändern zu wachsen (Taf. X, Fig. 40 und Fig. 49). Wenn 
jedoch der eine Knochenkern höher liegt und der andere weiter 
abwärts, wie dies bei Asymmetrie der Rippenansätze der Fall ist, 
so können sie auch an ihrer medialen Peripherie wachsen, die 
Medianlinie überschreiten und einander gleichsam ausweichen, so 
dass der eine Knochenkern oberhalb des anderen und der andere 
unterhalb des ersteren in die entgegengesetzte Brustbeinhälfte hin¬ 
einwächst (z. B. Taf. X, Fig. 42, Taf. XI, Fig. 88, Fig. 93 und Fig. 117). 




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415 


Es kommt selbst vor, dass in einem oder in mehreren Segmenten 
die beiden Knochenkerne (des betreffenden Paares) geradezu in einer 
verticalen Linie liegen, d. h. der eine oberhalb des anderen. Eine 
solche Lagerung der paarigen Knochenkerne habe ich nur in vier 
Brustbeinen gefunden, in welchen namentlich die beiden Kerne des 
dritten Segmentes noch nebeneinder (obwohl sehr schief) liegen, 
während in den folgenden Segmenten die paarigen Knochenkerne 
vertical gestellt und miteinander bereits verwachsen sind (Taf. XI, 
Fig. 105, Taf. XII, Fig. 159). Zwischen einem solchen Verhalten und 
der gewöhnlichen Anordnung von paarigen Knochenkernen gibt es 
eine ganze Reihe von Übergangsformen, wie man dies in den oberen 
Theilen der soeben angeführten Brustbeine sieht und in vielen 
anderen Brustbeinen constatieren kann (z. B. Taf. X, Fig. 39, Taf. XI, 
Fig. 109, Fig. 111). 

2. Die Zeitperioden, in welchen die Knochenkerne des 
Brustbeinkörpers auftreten; ihr Wachsthum und die 
durch denselben bedingtenVeränderungenihrerGrösse 

und Gestalt. 

Um möglichst genau die Zeitpunkte und die Reihenfolge zu 
ermitteln, in welchen die Knochenkerne in den einzelnen Segmenten 
des Brustbeinkörpers auftreten, habe ich die Ergebnisse der diesbe 
züglichen Untersuchung von 54 embryonalen Brustbeinen in folgen¬ 
der Tabelle zusammengestellt: 


Alter der 
Embryonen, deren 
Brustbeine 
untersucht wurden 

Zahl 

der unter¬ 
suchten 
Brust¬ 
beine 

Zahl der Brustbeine mit Verknöcherung 

im 3. 
Segmente 

im 4. | im 5. 
SegmenteSegmente 

im 6. 
Segmente 

im 7. 
Segmente 

27* bis 4 Monate 

6 

_ 




_ 

4 — 5 Monate 

8 

4 

4 

2 

— 

— 

5 — 6 Monate 

9 

1 

3 


— 

— 

6—7 Monate 

5 

5 

5 

5 

3 

— 

7—8 Monate 

9 

9 

9 

9 

2 

— 

8—9 Monate 

8 

8 

7 

5 

4 

1 

9 — 10 Monate 

9 

9 

9 

8 

5 

— 

Zusammen 1 

i 

54 

36 

37 

29 

14 

1 


Beim ersten Blick auf die Tabelle kommt man zur Ueber- 


zeugung, dass das Materiale, welches nur je 5—9 Brustbeine von eine* 


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416 


jeden der unterschiedenen Altersklassen umfasst, nicht ausreichend 
ist, um auf statistischem Wege zu ganz sicheren Schlüssen gelangen 
zu können, in Betreff der Zeit, in welcher in den einzelnen Segmen¬ 
ten die Knochenkerne auftreten; der Zufall hat hier auf die Ergeb¬ 
nisse der statistischen Zusammenstellung noch einen sehr bedeuten¬ 
den Einfluss. In dieser Weise ist es erklärlich, dass ich unter den 
Brustbeinen von Embryonen im 5. Monate eine verhältnissmässig 
grössere Zahl von solchen hatte, in welchen Verknöcherungen bereits 
aufgetreten waren, als unter den Brustbeinen von Embryonen im 
6. Monate. Ein solches Verhalten kann ja unmöglich dem wirklichen 
Thatbestande entsprechen. 

Trotzdem kann man aus dieser Zusammenstellung gewisse 
Schlüsse ziehen, welche gar keinem Zweifel unterliegen. 

Vor Allem ergibt es sich, dass in Betreff des Entwickelungs¬ 
stadiums (des Alters) der Embryonen, in welchen in den einzelnen 
Segmenten des Brustbeins Knochenkerne auftreten, sehr bedeutende 
individuelle Unterschiede Vorkommen. 

Ferner beweist diese Zusammenstellung, dass in den beiden 
oberen Segmenten des Brustbeinkörpers (d. h. im 3. und im 4. Seg¬ 
mente des Sternums), die Knochenkerne früher auftreten als im 
fünften Segmente, dass solche im sechsten Segmente im Allgemeinen 
sich noch später bilden und im siebenten Segmente während des 
intrauterinen Lebens nur ausnahmsweise auftreten. 

Im dritten und im vierten Sternalsegmente treten die 
Knochenkerne ungefähr innerhalb eines und desselben Zeitraumes 
auf und zwar im fünften oder im sechsten Monate des intrauterinen 
Lebens; vor Ende des vierten Monates habe ich in diesen Segmenten 
bei Embryonen niemals Knochenkerne beobachtet, dagegen nach 
Vollendung des sechsten Monates Verknöcherung im dritten Segmente 
in sämmtlichen untersuchten Brustbeinen constat.iert und im vierten 
Segmente fast in allen. Unter 31 untersuchten Brustbeinen von 
Embryonen, welche älter waren als 6 Monate, habe ich Knochen- 
kerne im vierten Segmente nur bei einem 8-monatlichen Embryo 
vermisst (Taf. X, Fig. 4); es ist dies also eine ziehmlich seltene Ver¬ 
zögerung des Verknöcherungs-Prozesses, wenn man den Umstand in 
Betracht zieht, dass auch sämmtliche 68 Brustbeine von Neugebo¬ 
renen, welche ich vor mir habe, im vierten Sternalsegmente 
wenigstens einen Knochenkern enthalten. Umso merkwürdiger 
erscheint ein von mir untersuchtes Brustbein eines 4-jährigen Kindes 
(Taf. X, Fig. 37), welches im vierten Segmente gar keinen Knochen¬ 
kern enthält, während sonst alle übrigen 68 Brustbeine von Kindern 
im Alter von 2 Wochen bis zu 6 Monaten in diesem Segmente Ver- 


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417 


knöcherungen zeigen. Dieser Fall muss also als eine ganz aus¬ 
nahmsweise Hemmung dos Verknöcherungsprozesses aufgefasst 
werden (Vergl. S. 401)'). 

Aus der obigen statistischen Zusammenstellung ist es ersicht¬ 
lich, dass die Knochenkerne des dritten und des vierten Segmentes 
innerhalb eines und desselben Zeitraumes auftreten. Daraus könnte 
man schliessen, dass in diesen beiden Segmenten Verknöcherungen 
ungefähr gleichzeitig zur Bildung gelangen. In der That habe ich 
mehrere Brustbeine vor mir, welche in diesen beiden Segmenten 
ganz kleine Knochenkerne enthalten, welche auch fast gar keine 
Grössenunterschiede zeigen (z. B. Taf. X, Fig. 6). Dass jedoch in 
diesen beiden Segmenten die Knochenkerne nicht immer in der 
gleichen Reihenfolge auftreten. habe ich an meinen Präparaten direkt 
constatiert. Unter diesen Präparaten finde ich einerseits Brustbeine, 
welche im dritten Segmente bereits einen oder zwei Knochenkerne 
enthalten, während im vierten Segmente eine jegliche Verknöcherung 
fehlt (z. B. Taf. X, Fig. 4, Fig. 9, Fig. 37), andererseits wieder solche, 
bei welchen im vierten Segmente ein Knochenkern bereits aufge¬ 
treten ist, während im dritten Segmente ein solcher noch nicht vor¬ 
handen ist (Taf. X, Fig. 2). Das letztere Verhalten hat auch Bade 
(33) in einem Brustbeine von einem 5-monatlichen Embryo be¬ 
schrieben. Im vierten Sternalsegmente kann ein Knochenkern sogar 
früher auftreten als im Manubrium (Taf. X, Fig. 2). 

Mit diesen Beobachtungen steht im Einklänge auch die That- 
sache, dass bei Embryonen und Neugeborenen die im dritten und 
im vierten Brustbeinsegmente enthaltenen Knochenkerne nicht 
immer gleich gross sind. Unter 32 Brustbeinen von Embryonen, 
waren die Knochenkerne dieser beiden Segmente nur in 5 Brust¬ 
beinen von gleicher Grösse, in 16 Brustbeinen war die Verknöche¬ 
rung des dritten Segmentes grösser und in 11 Brustbeinen umge¬ 
kehrt, der Knochenkern der vierten Segmentes grösser als der des 
dritten. Es liegt nahe anzunehmen, dass jene Knochenkerne früh¬ 
zeitiger sich gebildet haben, welche grösser sind, obwohl der Grössen¬ 
unterschied auch durch rascheres Wachsthum des später aufge- 


•) Wenn man sänimtliche von mir untersuchte Brustbeine desselben 
Alters, wie dieser Fall, sowie auch die jüngeren summiert, also 31 Brust¬ 
beine von Embryonen über 6 Monate, 68 Brustbeine von Neugeborenen 
und 69 Brustbeine von Kindern von 2 Wochen bis zu 6 Monaten, so 
erscheint dieser Fall als der einzige in seiner Art unter 168 Brustbeinen, 
(da ja sonst nur noch ein Brustbein von einem 8-monatlichen Embryo im 
vierten Segmente keinen Knochenkern enthält). 


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418 


tretenen Knochenkernes zu Stande kommen kann. Auch bei Neu¬ 
geborenen und bei Kindern kann man in einer grossen Anzahl von 
Fällen Grössenunterschiede zwischen den Knochenkernen des dritten 
und des vierten Segmentes constatieren und zwar ungefähr gleich 
oft zu Gunsten des dritten wie zu Gunsten des vierten Segmentes; 
doch ist die Zahl von Brustbeinen, in welchen ein solcher Unter¬ 
schied nicht bemerkbar ist, verhältnissmässig grösser (32%). Dieses 
Verhalten ist ein Beweis, dass später aufgetretene Knochenkerne 
kerne durch ein rascheres Wachsthum die gleiche Grösse erreichen 
wie jene, welche sich früher gebildet hatten. 

In Betreff des vierten Segmentes wäre noch ein Umstand zu 
bemerken. In diesem Segmente tritt entweder ein einziger, me¬ 
dianer Knochenkern auf, oder zwei paarige. Im letzteren Falle 
bilden sich diese beiden Kerne nicht immer gleichzeitig, sondern es 
tritt der eine und zwar der rechte früher auf, z. B. im 5. oder im 
6. Monate des intrauterinen Lebens; dieser Knochenkern besteht 
also als ein asymmetrischer (z. B. Taf. X, Fig. 38, Fig. 43, Fig. (30) 
so lange, bis sich in diesem Segmente auch der zweite, nämlich der 
linke Knochenkern gebildet hat. Der linke Knochenkern tritt ent¬ 
weder auch noch vor der Geburt auf, oder manchmal erst nach der 
Geburt; unter 137 Brustbeinen von Neugeborenen und von Kindern 
bis zu 6 Monaten habe ich drei Brustbeine gefunden, deren viertes 
Segment nur einen einzigen, und zwar einen rechten (asymmetrischen) 
Knochenkern enthält. In sämmtlichen (279) Brustbeinen von älteren 
Kindern, welche ich untersucht hatte, fand sich im vierten Segmente 
entweder ein medianer Knochenkern oder bereits beide paarigen 
Knochenkerne. 

Im fünften Segmente des Brustbeins treten die Knochen¬ 
kerne im Allgemeinen später auf, wenn auch nicht viel später als 
in dem dritten und vierten Segmente. Es ist dies daraus zu 
schliessen, dass man in vielen Brustbeinen von Embryonen im 
fünften und im sechsten Monate, im dritten und im vierten Segmente 
oder wenigstens in einem von diesen, Knochenkerne findet, während 
solche im fünften Segmente noch fehlen; dagegen zeigen Brustbeine 
von Embryonen im sechsten Monate, gewöhnlich auch im fünften 
Segmente eine Verknöcherung (und zwar 27 von 31 Brustbeinen 
dieses Alters). Dagegen findet man in manchen Brustbeinen 
Knochenkerne im fünften Segmente bereits im fünften Monate. Es 
erscheint also die Annahme berechtigt, dass im fünften Segmente 
des Brustbeins die Verknöcherungen gewöhnlich im 7. Monate des 
intrauterinen Lebens auftreten, jedoch nicht selten früher, aber 
manchmal auch später, oder selbst erst nach der Geburt. In manchen 


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419 


Fällen tritt ein Knochenkern im fünften Segmente früher auf als 
im vierten (z. B. Taf. X, Fig. 9), oder er bildet sich schon zu einer 
Zeit, in welcher von den beiden paarigen Knochenkernen des vierten 
Segmentes nur erst der eine (gewöhnlich der rechte) vorhanden ist, 
also bevor der zweite sich gebildet hat (Taf. X, Fig. 38 und Fig. GO). 
Die Verknöcherung des Brustbeins oder des Brustbeinkörpers macht 
jedoch ihren Anfang nie damit, dass im fünften Brustbeinsegmente 
der erste Knochenkern auftrete. 

Mit diesen Beobachtungen stehen auch die Grössenverhältnisse 
der Knochenkerne im fünften Brustbeinsegmente im Einklänge. Bei 
Neugeborenen und bei mehrmonatlichen Kindern sind die Knochen¬ 
kerne dieses Segmentes gewöhnlich viel kleiner als in den beiden 
oberen Segmenten des Körpers (z B Taf. X, Fig. 46, Fig. 56, Taf. XII, 
Fig. 137). Vom dritten Lebensjahre an kann man jedoch in der 
überwiegenden Mehrzahl der Fälle keinen bedeutenderen Grössen¬ 
unterschied zwischen den Knochenkernen des iünften und jenen der 
oberen Segmente des Brustbeinkörpers bemerken (z. B.Taf. X, Fig. 19, 
Fig. 20) und vom fünften Lebensjahre an unterscheiden sich die 
Verknöcherungen der oberen drei Segmente des Brustbeinkörpers fast 
in allen Brustbeinen in Bezug auf ihre Grösse nicht mehr von einander. 
Obwohl also die Knochenkerne des fünften Brustbeinsegmentes im Allge¬ 
meinen später auftreten, so erreichen sie um das fünfte Lebensjahr 
infolge eines racheren Wachsthums die Grösse der Knochenkerne in 
den beiden oberen Segmenten des Körpers. 

Ziemlich oft bildet sich während des intrauterinen Lebens von 
zwei paarig ,*n Knochenkernen des fünften Segmentes nur der eine 
(rechte), während der zweite (linke) erst nach der Geburt auftritt. 
Es ist dies daraus zu schliessen, dass unter den Brustbeinen von 
Neugeborenen und von Kindern bis zum dritten Jahre man ziemlich 
oft solche trifft, welche im fünften Segmente nur einen, asymme¬ 
trischen (rechten) Knochenkern enthalten, (unter 226 Brustbeinen 
32, d. h 14%) während später, d. h. bei Kindern von über 3 Jahren 
ein solches Verhalten seltener vorkommt (auf 190 Fälle in 15, d. h. 
in 6%) z. B. Taf. XI, Fig. 87, dagegen um so öfter im fünften Seg¬ 
mente zwei Knochenkerne, nämlich ein rechter und ein linker ange¬ 
troffen werden. Dass in diesen letzteren Fällen der eine von diesen 
paarigen Knochenkernen manchmal erst viel später aufgetreten ist 
als der andere, ist daraus zu schliessen, dass einer von denselben 
viel kleiner ist (z. B. Taf. X, Fig. 62, Fig. 73, Fig. 83). 

Im sechsten Semente des Brustbeins treten Knochenkerne 
in manchen Fällen auch bereits im 7. Monate des intrauterinen 
Lebens auf. (Siehe Tabelle auf S. 415). Bei Embryonen im 9. und 


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420 


im 10. Monate habe ich solche in der Hälfte der Fälle (in 9 unter 
17 Brustbeinen, d. h. in 53%) bei Neugeborenen auch noch nicht 
viel öfter (in 40 unter 68 Brustbeinen, d. h. in 59%) gefunden. Da 
wir nun wissen, dass in diesem Segmente es ziemlich oft zur 
Bildung von Knochenkernen gar nicht kommt und dass solche nur in 
74% der Fälle auftreten, so muss man zum Schlüsse gelangen, dass in 
59% der Fälle die Knochenkerne des sechsten Segmentes vor der 
Geburt und in 15"/« der Fälle nach der Geburt auftreten, dagegen 
in 26% der Fälle sich überhaupt nicht bilden. 

Wenn im sechsten Segmente zwei Knochenkerne auftreten, d. h- 
ein Knochenkernpaar sich bildet, so scheinen die beiden Knochenkerne 
gewöhnlich nicht gleichzeitig, sondern es bildet sich, ähnlich wie im 
fünften Segmente, zuerst der eine und erst später der andere. Auf 
226 Brustbeine von Neugeborenen und von Kindern bis zu 2 Jahren 
zeigten 61 Brustbeine, d. h. 27% im sechsten Segmente einen 
asymmetrischen Knochenkern und nur 36 Brustbeine, d. h. 15% ein 
vollständiges Paar von Knochenkernen; dagegen fand ich unter 
118 Brustbeinen von Kindern zwischen 2—5 Jahren 26 Brustbeine, 
d. b. 22% mit einem asymmetrischen Knochenkerne in diesem 
Segmente, und 31 Brustbeine, d. h. 26% mit einem vollständigen 
Knochenkernpaare. Dass in manchen Fällen erst noch später, 
nämlich nach dem fünften Lebensjahre im sechsten Segmente ein 
zweiter Knochenkern auftritt, dafür spricht die Thatsache, dass ich 
bei Kindern zwischen 5 und 16 Jahren in diesem Segmente einen 
asymmetrischen Kern verhältnissmässig seltener begegnete, als bei 
jüngeren Kindern und zwar unter 72 Brustbeinen dieses Alters 
(5—16. Jahre) nur in 12 Brustbeinen, d. h. in 16% der Fälle. 

Dass die Knochenkerne im sechsten Segmente nicht selten 
überhaupt erst ziemlich spät auftreten, dafür spricht auch die Beobach¬ 
tung, dass nicht nur bei mehrmonatlichen Kindern, sondern auch bei 
älteren, (mehrjährigen) die Knochenkerne dieses Segmentes sehr klein 
sind, und zwar, dass man entweder einen kleinen medianen Knochen¬ 
kern antrifft, oder zwei kleine paarige Kerne, oder einen grösseren 
und einen sehr kleinen paarigen Kern, oder selbst nur einen einzigen 
asymmetrischen, sehr kleinen Knochenkern (Taf. X, Fig. 19, Fig. 21, 
Fig. 49, Fig. 55. Taf. XI, Fig. 63, Fig. 77, Taf. XII, Fig. 143). 

Obwohl die Knochenkerne des sechsten Segmentes im Allge¬ 
meinen in späteren Entwickelungs-Perioden auftreten als die Kerne 
des fünften (mithin auch des vierten und des dritten) Segmentes, 
kommt es mitunter dennoch vor, dass ein Knochenkern im sechsten 
Segmente früher auftritt als im fünften Segmente (Taf. X, Fig. 16), 
oder wenigstens früher als einer von den paarigen Knochenkernen 


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diese» Segmentes, und zwar entweder auf derselben Seite, wo der 
eine von den Knochenkernen des fünften Segmentes als ein asym¬ 
metrischer sich befindet (Taf X, Fig. 57, Taf. XI, Fig. 71, Fig. 89, 
Taf. XII, Fig. 153), oder auf der entgegengesetzten Seite (Taf. X, 
Fig. GO). 

Dementsprechend, dass die Knochenkerne des sechsten Segmentes 
später auftreten, findet man, dass dieselben bei Neugeborenen und 
bei jüngeren Kindern kleiner sind, als jene in den oberen Segmenten 
des Brustbeinkörpers und besonders als jene des vierten und des 
dritten Segmentes. In manchen kindlichen Brustbeinen ist der 
Knochenkern (sind die Knochenkerne) des sechsten Segmentes nicht 
viel kleiner, als jener (j ene ) des fünften Segmentes; in diesen beiden 
Segmenten sind die Knochenkerne noch klein, während jene der 
beiden oberen Brustbeinkörper-Segmente viel grösser sind (Taf. X, 
Figi 50, Fig. 60, Taf. XI, Fig 71). 

Später wachsen auch in diesem Segmente die Knochenkerne 
zu bedeutender Grösse und um das 7. Lebensjahr ist der Grössen- 
unterschied zwischen ihnen und den Verknöcherungen der oberen 
Segmente des Brustbeinkörpers kein merklicher (Taf. XI, Fig. 70, 
Fig. 80 und Eig. 104). Manchmal kommt es bereits früher zur Aus¬ 
gleichung dieser Grössenunterschiede und zwar selbst schon bei 
Neugeborenen (Taf. X, Fig. 18 und Fig. 22). 

Im siebenten Brustbein-Segmente habe ich unter den 
untersuchten, embryonalen Brustbeinen nur in einem einzigen einen 
Knochenkern gefunden und zwar bei einem neunmonatlichen Embryo, 
unter 68 Brustbeinen von Neugeborenen in 3, d. h. in 4-4°/,, unter 
09 Brustbeinen von Kindern bis zu 6 Monaten in 5, d. h. in 7%• 
Bei älteren Kindern, d. h. bei Kindern von '/» bis 16 Jahren habe 
ich unter 279 untersuchten Brustbeinen einen Knochenkern im 
siebenten Segmente nur in 19 Brustbeinen, d. h. auch nur in 6*7°/ 0 
gefunden. 

Daraus ist zu schliessen, dass im siebenten Segmente des Brust¬ 
beins ein Knochenkern am frühesten gegen Ende des intrauterinen 
Lebens auftritt, gewöhnlich in den ersten Monaten nach der Geburt, 
dass aber, wenn es in dieser Zeit zur Bildung eines Knochenkernes 
im siebenten Segmente nicht gekommen ist, eine besondere Ver¬ 
knöcherung dort nicht mehr zu Stande kommt, so dass man 
überhaupt in diesem Segmente nur ziemlich selten, d. h. nur in 
circa 7% der Fälle einen besonderen Knochenkern findet. 

Im siebenten Segmnnte kann übrigens ein Knochenkern aus¬ 
nahmsweise früher auftreten als im sechsten Segmente, wie dies in 
dem auf Taf. X, Fig. 56 dargestellten Brustbein der Fall ist.; in 


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422 


allen übrigen Fällen, in welchen im siebenten Segmente ein Knochen¬ 
kern vorhanden war, fand ich auch im sechsten Segmente wenigstens 
einen Knochenkern. 

Als der am spätesten auftretende Knochenkern ist der Knochen¬ 
kern des siebenten Segmentes bei kleinen Kindern kleiner als alle 
übrigen im Brustbein vorhandenen (Taf. XI, Fig. 55, Fig. 56, Taf. XI, 
Fig. 92); später wird dieser Grössenunterschied immer geringer, und 
zwar in Folge des Wachsthums dieses Kernes (Taf. X, Fig. 70). 


Auf Grund der soeben gegebenen speciellen Ergebnisse der 
Untersuchung, können wir es versuchen, ein übersichtliches Bild des 
Auftretens der einzelnen Knochenkerne im Brustbeinkörper zu geben. 

Die ersten Knochenkerne treten im Brustbeinkörper im 5ten 
oder im 6ten Monate des intrauterinen Lebens auf, und zwar in 
den oberen Segmenten desselben, d. h zuerst im dritten (öfter) oder 
im vierten (seltener) Segmente. Im fünften Segmente treten Knochen- 
kerne gewöhnlich nur etwas später auf als in den beiden obersten 
Segmenten des Brustbeinkörpers, und zwar gegen Ende des siebenten 
oder zu Anfang des achten Monates. Bei Neugeborenen findet man 
also gewöhnlich (mit Ausnahme von nicht zahlreichen Fällen, in 
welchen die Bildung von Knochenkernen verspätet ist) Verknöche¬ 
rungen in den drei oberen Segmenten des Brustbeinkörpers, nicht, 
selten auch im vierten Segmente (d. h. dem sechsten Brustbein- 
Segmente), manchmal bereits auch im fünften Segmente (d. h. im 
siebenten Brustbeinsegmente) z. B. Taf. XII, Fig. 153. 

Für gewöhnlich, d. h. in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle, 
treten die Knochenkerne in der Reihenfolge auf, dass sie zuerst im 
dritten, dann im vierten, hierauf im fünften und schliesslich (jedoch 
nicht in sämmtlichen Brustbeinen, sondern nur in circa •’/« der Fälle) 
im sechsten Segmente und endlich auch manchmal im siebenten 
Segmente (in circa 7% der Fälle) erscheinen. Nur ausnahmsweise 
erscheint in einem oder in einem anderen Segmente ein Knochen¬ 
kern, bevor ein solcher im nächst-oberen Segmente aufgetreten ist'). 

Wenn in einem Brustbeinsegmente nicht ein medianer, sondern 
zwei paarige Knochenkerne zur Ausbildung kommen, so treten sie 
gewöhnlich entweder gleichzeitig auf oder binnen einer kurzen Frist 
einer nach dem anderen. Es ist dies daraus zu schliessen, dass in 


') Auf diese Ausnahmen h.ibe ich bereits Gelegenheit gehabt, bei der 
Besprechung der Zeitperioden, innerhalb welcher die Knochenkerne in den 
einzelnen Segmenten Auftreten, hinzuweisen. 


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zahlreichen Brustbeinen von Embryonen von Neugeborenen und von 
Kindern, je zwei sehr kleine, gleich grosse Knochenkerne beobachtet 
werden, so dass man annehmen muss, dass dieselben eben vor 
kurzer Zeit entstanden sind (z. B. Taf. X, Fig. 46, Fig. 51, Taf. XI, 
Fig. 82, Taf. XII, Fig. 172). Dass dies besonders im dritten und im 
vierten Brustbeinsegmente der Fall ist, dafür spricht auch die That- 
sache, dass ich in einer ziemlich grossen Zahl von Brustbeinen 
kein einziges gefunden habe, bei welchem im dritten Segmente ein 
asymmetrischer Knochenkern enthalten wäre, d. h. vorderhand nur 
einer von den beiden Kernen des betreffenden Paares, sowie, dass 
ich im vierten Segmente einen asymmetrischen Knochenkern nur in 
vier Fällen gefunden habe (z. B. Taf. X, Fig. 38, Fig. 43). 

In den folgenden Segmenten kommt es schon öfter vor, dass 
von den zwei Knochenkernen eines Paares, der eine früher und der 
andere später auftritt, was eben aus dem Vorkommen von asymme¬ 
trischen Knochenkernen sich ergibt. Da nun solche asymmetrische 
Knochenkerne im fünften Segmente öfter angetroffen werden als im 
vierten und im sechsten Segmente öfter als im fünften, so kann 
man daraus schliessen, dass in den unteren Segmenten des Brust¬ 
beinkörpers zwischen dem Auftreten des einen und dem Auftreten 
des anderen Knochenkernes eine längere Zeit verstreicht. Mit dieser 
Annahme stimmt auch die Beobachtung überein, dass im dritten und 
im vierten Segmente fast in der Hälfte der Fälle (49%, in welchen 
diese Segmente Knochenkern-Paare enthalten), die beiden Kerne 
gleich oder fast gleich gross sind, dagegen im fünften und im sechsten 
Segmente nur in % der Fälle (30%), die beiden paarigen Knochen¬ 
kerne gleich gross gefunden werden 1 ). 

Für jene Fälle, in welchen ein bedeutender Grössenunterschied 
zwischen den beiden Knochenkernen desselben Paares besteht, und 


} ) In dieser Hinsicht ergeben sich aus der Untersuchung von 299 
einzwei- und einreihiger Brustbeine verschiedenen Alters folgende Zahlen: 
in den beiden oberen Segmenten des Körpers fand ich in diesen Brust¬ 
beinen 211 Paare von Knochenkernen; hievon sind in 103 Paaren (49$) 
die beiden Knochenkerne gleich gross, in 75 Paaren (36%) ist der rechte 
Kern grösser als der linke und in 33 Paaren (15%) der linke grösser. 
In den folgenden beiden Segmenten, (d. h. im 5. und im 6. Brustbein¬ 
segmente) fand ich 292 Paare von Knochenkernen, hievon ist in 149 
Paaren (51%) der rechte Kern grösser als der linke, in 89 Paaren (30%) 
sind beide Kerne gleich gross, und in 54 Paaren (19%) der linke Kern 
grösser, wobei jedoch der Grössenunterschied nicht bedeutend ist. In diesen 
Brustbeinen finden sich mithin im Ganzen 503 Knochenkern Paare, wovon 
in 224 Paaren der rechte Kern grösser ist, in 192 Paaren beide Kerne 
gleich gross sind und in 87 Paaren der linke Kern grösser ist als der rechte. 

Polo. Archiv f biol. o. mcd. Wissensch. 

Archives polon. d. scieno. biol. et medio. 30 


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424 


zwar besonders bei noch kleinen Kernen, in jüngeren Brustbeinen 
(bei Embryonen, bei Neugeborenen und bei mehrmonatlichen Kindern), 
ist man zur Annahme berechtigt, dass der kleinere Knochenkern später 
aufgetreten ist, als der grössere. Auf diese Weise ist z. B. der 
Grössenunterschied zwischen den beiden Knochenkernen des dritten 
Segmentes in den auf Taf.X, Fig. 37 u. Fig.38 dargestellten Brustbeinen, 
des vierten Segmentes auf Taf. X, Fig. 51 und Fig. 52, sowie im 
fünften Segmente auf Taf. X, Fig. 52 und Fig. 56 u. s. w. zu erklären. 
In späteren Stadien, d. h. wenn beide Kerne desselben Paares bereits 
bedeutend ausgewachsen sind, können sie trotz gleicher Grösse un¬ 
gleich alt sein, oder es kann der jüngere (später gebildete) Knochen¬ 
kern grösser sein. 

Das Auftreten eines von den beiden Knochenkemen desselben 
Paares ist in manchen Fällen so sehr verspätet, dass unter¬ 
dessen in dem nächstfolgenden unteren oder selbst in zwei folgen¬ 
den, unteren Segmenten bereits ein Knochenkern oder auch beide 
Knochenkerne zur Entwickelung gelangen; in solchen Brustbeinen 
findet man also in zwei oder in drei aufeinanderfolgenden Segmenten 
je einen asymmetrischen Kern (Siehe S. 405) oder unterhalb eines 
asymmetrischen Knochenkernes ein vollständiges Paar von Knochen¬ 
kernen. 

Wenn später der in einem oberen Segmente vorderhand noch 
fehlende Knochenkern sich gebildet hat, so findet diese ungewöhn¬ 
liche Reihenfolge, in welcher die Knochenkerne aufgetreten sind, 
ihren Ausdruck darin, dass ein Knochenkern eines höheren Segmentes 
kleiner ist als der Knochenkern (oder die Knochenkerne) des nächst¬ 
folgenden unteren Segmentes. So ist z. B. in dem auf Taf. X, Fig. 51 
dargestellten Brustbeine der linke Kern des vierten Segmentes wahr¬ 
scheinlich später aufgetreten, als der rechte Kern des fünften Seg¬ 
mentes; ebenso ist es wahrscheinlich, dass in dem Brustbeine auf 
Taf. X, Fig. 52 der linke Kern des vierten Segmentes jünger ist als die 
beiden Kerne des fünften und der rechte Kern des vierten Segmentes, 
dass also der linke Kern des vierten Segmentes vielleicht erst mehr 
weniger gleichzeitig mit dem rechten Kern des sechsten Segmentes 
aufgetreten ist. Aehnliche Verhältnisse findet man in den auf Taf. X, 
Fig. 55, auf Taf. XI, Fig. 73, Fig. 74, Fig. 91, auf Taf. XII, Fig. 153 
dargestellten Brustbeinen u. s. w. 

Sehr bemerkenswert ist die Thatsache, dass, wenn die beiden 
Knochenkerne eines Paares nicht gleichzeitig auftreten, der rechte 
Kern ungleich viel öfter frühzeitiger auftritt als der 
linke und dass nicht selten in mehreren aufeinanderfolgenden Seg¬ 
menten desselben Brustbeins in dieser Reihenfolge die Bildung von 


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paarigen Knochenkernen vorsich geht. Zu diesem Schlüsse kommt 
man bereits auf Grund der oben (S. 405) hervorgehobenen Thatsache, 
dass asymmetrische Kerne in der rechten Brustbeinhälfte viel öfter 
Vorkommen als in der linken. Ferner spricht für eine solche An¬ 
nahme auch der Umstand, dass in Brustbeinen von Embryonen, von 
Neugeborenen und von mehrmonatlichen Kindern der linke Knochen¬ 
kern viel öfter kleiner ist, als der rechte des nächstfolgenden unteren 
Segmentes (z. B. Taf. X, Fig. 49, Taf. XI, Fig. 63, Fig. 88) und nur 
selten der rechte Knochenkern kleiner als einer von den Knochen- 
kemen des nächst unteren Segmentes (z. B. Taf. X, Fig. 50). Bemerkens¬ 
wert ist jedoch der Umstand, dass ich einen Grössenunterschied zu 
Gunsten des linken Kernes verhältnissmässig öfter fand, d. h. bei 
17% von Knochenkern-Paaren (Anmerkung auf S. 423), während ein 
asymmetrischer linker Knochenkern nur in 14 Brustbeinen sich findet, 
und zwar im fünften Segmente in 2 Brustbeinen auf 266 Brustbeine, 
welche in diesem Segmente Verknöcherungen zeigen, d. h. in 0-7% 
und im sechsten Segmente in 12 Brustbeinen auf 194 Brustbeine 
mit Verknöcherungen daselbst, also in 6%. Es zeigt sich nun, dass 
ich Fälle, in welchen der linke Knochenkern den rechten desselben 
Paares an Grösse übertrifft, relativ viel öfter gefunden habe, als 
asymmetrische linke Knochenkerne (also solche Fälle, in welchen 
der linke Kern früher auftritt als der rechte). Es ist also entweder 
die Zahl der untersuchten Brustbeine eine zu geringe, um auf sta¬ 
tistischem Wege zu ganz sicheren Schlüssen zu gelangen, oder man 
muss annehmen, dass die gefundenen Grössenverhältnisse die Folge 
davon sind, dass in gewissen Fällen die linken Kerne trotz ihres 
verspäteten Auftretens durch rascheres Wachsthum grösser werden 
als die diesbezüglichen rechten (älteren) Kerne. 

Als die ursprüngliche, typische und wenigstens für die oberen 
Segmente häufigste Reihenfolge, in welcher die paarigen Knochen¬ 
kerne auftreten, muss man jedenfalls jene ansehen wobei die beiden 
Knochenkerne eines Paares entweder gleichzeitig sich bilden oder 
binnen einer kurzen Zeit einer nach dem anderen. 

Doch kommt es, besonders in den unteren Segmenten, genug 
oft vor, dass die beiden Kerne desselben Paares nicht gleichzeitig 
auftreten, sondern dass der eine von ihnen, und zwar viel öfter 
der linke als der rechte, sich verspätet, und dass indessen im nächst¬ 
unteren Segmente oder selbst in zwei unteren Segmenten Knochen¬ 
kerne auftreten. 

Genug oft erfolgt die Bildung von paarigen Knochenkernen in 
mehreren aufeinanderfolgenden Segmenten des Brustbeinkörpers in 
derselben Reihenfolge, nämlich so, dass zuerst der rechte und später 

* 


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der linke Kern auftritt (z. B. Taf. X, Fig. 49). Nicht selten ist auch, 
wie es scheint, eine solche Reihenfolge, dass zuerst der rechte Kern 
eines Segmentes auftritt, dann der rechte Kern des nächst-unteren 
Segmentes und erst später der linke Kern des ersteren Seg¬ 
mentes (z. B. Taf. XII, Fig. 153), und dass in dieser Weise die Ver¬ 
knöcherung weiter nach unten fortschreitet. Es kommt auch vor, 
dass zuerst der linke, dann der rechte Kern eines Segmentes erscheint, 
und im folgenden Segmente zuerst der rechte Kern (z. B. Taf. X, 
Fig. 50). Noch seltener sind die Fälle, in welchen nach dem Auf¬ 
treten eines rechten Kernes, vor Ausbildung des betreffenden linken 
Kernes, im nächst-unteren Segmente ein linker Kern erscheint (Taf. X, 
Fig. 60), oder umgekehrt, nach Auftreten nur eines und zwar des 
linken Kernes, im nächst unteren Segmente ein rechter Kern erscheint 
(Taf. XII, Fig. 140, Fig. 160). 

Alle diese Varietäten der Reihenfolge, in welcher die ein¬ 
zelnen Knochenkerne auftreten, sind durch ein mehr oder weniger 
verspätetes Auftreten des einen oder des anderen Knochenkernes zu 
erklären, was besonders in den unteren Segmenten immer öfter vor¬ 
kommt. Als höchster Grad einer solchen Verspätung sind jene Fälle 
aufzufassen, in welchen der eine oder der andere Knochenkern im 
unteren Theile des Brustbeinkörpers gar nicht auftritt, so dass 
schliesslich die in den oberen Segmenten zur Ausbildung gekommenen 
Knochenkerne durch ein bedeutenderes Wachsthum auch in jene 
Theile des Brustbeinknorpels sich erstrecken, welche in anderen 
Fällen besondere Knochenkerne besitzen. 

Eine gewisse Zahl von Brustbeinen, und zwar circa 24% der 
Gesammtzahl, hat Knochenkerne nur in den drei oberen Segmenten, 
von wo aus nach und nach die Ossification des ganzen knorpeligen 
Brustbeinkörpers zu Stande kommt. Man muss also zugeben, dass 
in diesen Fällen die Knochenkerne der beiden unteren Segmente 
des Brustbeinkörpers, nämlich jene des sechsten und des siebenten 
Segmentes abortiv zu Grunde gegangen sind. Noch viel häufiger, 
nämlich in 94% der Fälle, constatiert man im siebenten Segmente 
ein vollständiges Fehlen von Knochenkernen, also eine vollständige 
Rückbildung der Verknöcherung dieses Segmentes. 

In den beiden letzten Segmenten des Brustbeinkörpers kommt 
auch eine einseitige Verkümmerung der Knochenkerne vor. Im 
siebenten Segmente habe ich unter 190 Brustbeinen von Kindern 
über zwei Jahre nur in 3, d. h. in 1-5% eine vollständige Ver¬ 
knöcherung (d. h. einen medianen Knochenkern) gefunden, woraus 
zu folgern ist, dass die Knochenkerne des siebenten Segmentes in 
5-5% der Fälle einseitig und in 93% der Fälle beiderseitig (also 


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vollständig) verloren gehen. Von diesen 190 Brustbeinen haben im 
sechsten Segmente eine vollständige Verknöcherung (einen medianen 
Knochenkern oder ein completes Paar von Knochenkernen) nur 91 
Brustbeine (d. h. 47.9%)) einen asymmetrischen Kern (mithin eine 
einseitige Verkümmerung der Verknöcherung) 50 Brustbeine (d. h. 
26 - 4%) und 49 Brustbeine (25-7%) zeigen gar keine Knochenkerne 
(also eine vollständige Verkümmerung der Verknöcherung). 

Eine einseitige Verkümmerung der Verknöcherung kommt auch 
im fünften Segmente vor, und zwar in 8% der Fälle (vergl. Anmer¬ 
kung auf S.404) obwohl in diesem Segmente eine solche Verkümmerung 
der Ossification nur in höchst seltenen Ausnahmsfällen getroffen wird 
(Vergl. S. 401). 

Dass im siebenten Segmente in der überwiegenden Mehrzahl 
der Fälle (93%) und im sechsten Segmente auch ziemlich oft gar 
keine Knochenkerne auftreten, könnte man füglich in folgender 
Weise erklären. Trotz gewisser Ausnahmen unterliegt es keinem 
Zweifel, dass in den unteren Segmenten des Brustbeinkörpers die 
Knochenkerne gewöhnlich in einer solchen Reihenfolge sich bilden, 
dass in einem bestimmten Segmente ein Knochenkern erst dann 
auftritt, wenn ein solcher in dem nächst-oberen Segmente bereits 
vorhanden ist. Andererseits reicht die Zeitperiode, innerhalb welcher 
neue Knochenkerne auftreten, nur bis gegen Ende des zweiten 
Lebensjahres, (wie ich das Recht habe, auf Grund des untersuchten 
Materiales zu schliessen). Wenn demnach die Bildung von Knochen¬ 
kernen in den mittleren Brustbeinsegmenten aus irgend welchem 
Grunde sich verspätet hat, so kann diese Verspätung zur Folge 
haben, dass in den unteren Segmenten überhaupt keine Knochen¬ 
kerne mehr auftreten. Wenn nämlich im Verlaufe des zweiten 
Lebensjahres im fünften Segmente noch kein Knochenkern sich ge¬ 
bildet hatte und ein solcher erst später auftritt, so muss dies eine 
noch bedeutendere Verspätung der Verknöcherung des sechsten Seg¬ 
mentes nach sich ziehen, oder es bleibt, so zu sagen, für die Bildung 
eines Knochenkernes in diesem Segmente keine Zeit mehr übrig. 
Im siebenten Segmente fehlt ein Knochenkern nicht nur in jenen 
Fällen, in welchen es zur Bildung einer Verknöcherung im sechsten 
Segmente nicht gekommen ist, sondern auch in jenen Fällen, in 
welchen die Verknöcherung des sechsten Segmentes erst sehr spät 
aufgetreten ist, und mithin zur Ausbildung eines Knochenkernes 
im siebenten Segmente keine Zeit mehr geblieben ist. Jedenfalls 
erscheint es plausibel, dass die Verspätung des Auftretens von 
Knochenkernen in den mittleren Segmenten des Brustbeinkörpers in 
einem Causalnexus mit dem oftmaligen Fehlen von Knochenkernen 


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in den beiden letzten Segmenten steht. Beide Erscheinungen müssen 
als ein Ausdruck einer Rückbildung des Ossificationsprozesses im 
unteren Theile des Brustbeinkörpers aufgefasst werden. 

Als einen sehr interessanten Befund muss ich hier noch an¬ 
führen, dass manchmal noch weiter caudalwärts gelagerte Knochen¬ 
kerne Vorkommen. In einem Brustbeine (Taf. XI, Fig. 120), an 
welches beiderseits je acht Rippenpaare sich ansetzen, habe ich 
unterhalb des Knochenkernes des siebenten Segmentes noch einen 
Knochenkern gefunden, welcher offenbar einem achten Segmente 
entspricht. Dieser Knochenkern liegt in der Medianlinie ähnlich wie 
die oberhalb desselben befindlichen, doch muss man ihn, aus Gründen, 
welche oben (S. 407—409) auseinandergesetzt worden sind, als einen 
asymmetrischen und nur auf die Medianlinie gerückten ansehen. Das 
Vorhandensein eines solchen Knochenkernes in diesem Brustbeine 
spricht dafür, dass dieses Brustbein thatsächlich aus acht Segmenten 
besteht, dass mithin das achte Rippenpaar, welches an das Brust¬ 
bein anstosst, an der Bildung der Brustbeinanlage theilgenommen hat. 


Das Wachsthum der Knochenkerne hat Gestaltänderungen der¬ 
selben zur Folge. So lange die Knochenkerne noch klein sind, 
haben sie eine mehr oder weniger rundliche Form, und nur ausnahms¬ 
weise eine unregelmässige Gestalt (Taf. XI, Fig. 81). 

Die medianen Kerne behalten beim Wachsthum ziemlich lange 
ihre ursprüngliche Gestalt von rundlichen Platten und erreichen 
dabei eine ziemlich bedeutende Grösse, besonders in den beiden 
oberen Segmenten des Brustbeinkörpers. Schliesslich schreitet das 
Wachsthum in einer gewissen Richtung doch rascher fort und die 
Knochenplatte bekommt eine elliptische Form, wobei ihr längster 
Durchmesser bald eine transversale, bald eine longitudinale, bald eine 
schiefe Richtung zeigt. Wenn die Rippen zum Brustbeinrande 
symmetrisch treten, so hat die lange Achse der elliptischen Knochen¬ 
platten eine quere Richtung (z. B. Taf. X, Fig. 17, Taf. XII, Fig. 138) 
oder auch eine rein verticale (z. B Taf. X, Fig. 36). Quer-elliptische 
Knochenplatten trifft man öfter bei jüngeren Kindern und zwar vor¬ 
wiegend in den beiden oberen Segmenten des Brustbeins, während 
in den unteren Segmenten dieselben mehr rundlich oder auch längs¬ 
elliptisch erscheinen. 

Bei Asymmetrie der Rippenansätze findet man mediane Ver¬ 
knöcherungen von elliptischer Gestalt schief gelagert, indem die 
längste Achse einer solchen Platte auf jener Seite nach unten 
geneigt ist, an welcher die betreffende Rippe sich weiter abwärts 


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inseriert (z. B. Taf. X, Fig. 59, Taf. XI, Fig 68). Solche elliptische, 
schief liegende Knochenplatten findet mau öfter ira dritten und im 
vierten Segmente, viel seltener im fünften Segmente und zwar in 
ein-zweireihigen Brustbeinen und nur ausnahmsweise in einreihigen 
(Taf. X, Fig. 15). 

Die schief-elliptische Form von wachsenden Knochenkernen in 
Brustbeinen mit asymmetrischen Rippenansätzen ist offenbar die 
Folge davon, dass die Verknöcherungen beim Wachsen die Grenzen 
der betreffenden Segmente nicht überschreiten und der schiefen 
Gestalt der Segmente sich anpassen * 

Schief-elliptische Knochenplatten entstehen auch aus der Ver¬ 
schmelzung von zwei Knochenkernen eines Paares, wenn der eine 
höher, der andere mehr unten gelegen war, wie dies eben bei 
Asymmetrie der Rippenansätze der Fall ist. Man beobachtet nämlich 
nicht selten am oberen und am unteren Rande einer solchen schief¬ 
elliptischen Verknöcherung Einbuchtungen als Anzeichen einer noch 
nicht ganz vollständigen Verschmelzung der ursprünglich paarigen 
Hälften der Verknöcherung (z. B. Taf. XI, Fig. 75, Fig. 83). 

In dieser Weise kommen wahrscheinlich auch die schief-ellipti¬ 
schen Verknöcherungen zu Stande, welche man in Brustbeinen mit nur 
unbedeutender Asymmetrie der Rippenansätze oder selbst in ganz 
symmetrischen Brustbeinen antrifft, also in Brustbeinen, in welchen 
eben auch schief neben einander gelegene paarige Knochenkerne 
Vorkommen (Vergl. S. 414). 

Die elliptische Gestalt der Verknöcherungen ändert sich bei 
ihrem weiteren Wachsthum in der Weise, dass zuert der obere und 
der untere Rand und später auch die beiden Seitenränder eine 
immer mehr geradlinige Form annehmen. Die Knochenplatten werden 
also viereckig und die Ecken dieser Vierecke, welche den Rippen- 
ausätzen entsprechen, sind abgestutzt und anfangs abgerundet, 
auch die Seitenränder etwas convex (z. B. Taf. X, Fig. 25, Taf. XI, 
Fig. 108). Am längsten bleibt der obere Rand convex an der 
Knochenplatte des dritten Segmentes und wird geradlinig erst dann, 
wenn die Verknöcherung des Brustbeinhandgriffes sich ihr genähert 
hat. Wenn unterhalb einer medianen Knochenplatte zwei (paarige) 
Verknöcherungen sich befinden, (Taf. XI, Fig. 78, Fig. 79, Fig. 80) 
oder ein asymmetrischer Knochenkern, so bildet ihr unterer Rand 
keine gerade Linie, sondern ist gekrümmt (concav), oder gebrochen. 
Manchmal findet man am unteren Rande einer medianen Knochen¬ 
platte einen dreieckigen Fortsatz, welcher zwischen die beiden 
paarigen Platten des nächst-unteren Segmentes eingekeilt ist 
(Taf. XI, Fig. 65). 


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Beim weiteren Wachsthum verlieren die abgestutzten Ecken 
der Knochenplatten ihre Abrundung und ihre Seitenränder, welche 
gegen die Zwischenrippen-Einschnitte des Brustbeins sehen, bekommen 
eine concave Form, wodurch die Knochenplatte ihre definitive Gestalt 
annimmt (Taf. X, Fig. 26, Fig. 30). 

In den beiden letzten Segmenten haben die medianen Ver¬ 
knöcherungen noch ihre ovale Gestalt zur Zeit, als sie mit einander 
und mit den nächst-oberen Knochenplatten verschmelzen, und erst 
der ganze, aus dieser Verschmelzung hervorgegangene Complex 
wächst weiter gegen die Seftenränder und gegen das untere Ende 
des Brustbeinkörpers. Der untere Rand des letzten, d, h. am 
meisten caudalwärts gelegenen Knochenkernes bleibt convex (Taf. X, 
Fig. 20). 

Die Gestalt der paarigen und der asymmetrischen Verknöche¬ 
rungen zeigt eine viel grössere Mannigfaltigkeit als jene der medianen. 
Es ist dies besonders im unteren Theile des Brustbeinkörpers zu be¬ 
obachten, wo die paarigen Knochenkerne erst spät mit einander ver¬ 
schmelzen. Die anfangs rundlichen, paarigen Kerne nehmen sehr 
bald eine längs-elliptische Gestalt an, und zwar manchmal eine stark 
in die Länge gezogene (z. B. Taf. X, Fig. 50, Taf. XI, Fig. 92). Die 
einander zugekehrten Ränder derselben verlieren bald, indem sie sich 
einander nähern, ihre Convexitäten, werden parallel und, wenn die 
beiden Platten nicht frühzeitig mit einander verschmelzen, so be¬ 
kommen sie eine solche Gestalt, dass beide zusammen ein Viereck 
mit abgerundeten Ecken bilden, welches der Gestalt einer medianen 
Knochenplatte entspricht, jedoch durch eine verticale Spalte in zwei 
Theile getheilt ist (Taf. XI, Fig. 80). Es ist dies jedoch nur selten 
der Fall. Gewöhnlich wachsen die paarigen Verknöcherungen so, 
dass sie sich mehreren anderen, daneben, oberhalb und unterhalb 
derselben gelegenen Verknöcherungen nähern und in Folge dessen 
polygonale Gestalten an nehmen; eine solche Platte hat sodann, 
ausser einem, dem Sternalrande zugekehrten Rande noch eine 
Anzahl von Rändern, welche der Zahl der in ihrer Nachbarschaft 
befindlichen Knochenplatten entspricht. Liegt eine Knochenplatte 
z. B. zwischen drei anderen, von denen die eine neben ihr und die 
beiden anderen oberhalb und unterhalb derselben sich befinden, so 
bekommt sie ausser ihrem lateralen Rande noch drei Ränder, welche 
den entsprechenden Rändern der benachbarten Knochenplatten pa¬ 
rallel sind (Taf. XI, Fig. 79, Fig. 80). Wenn ausser dem noch eine 
vierte Platte in der Nähe sich befindet, so wird die Gestalt fünf¬ 
eckig (Taf. XI, Fig. 79, Fig. 84) Da die Anordnung, die Zahl und 
die Grösse der paarigen Knochenkerne eine höchst variable ist, so iaj 


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431 


auch die Gestalt dieser Verknöcherungen eine sehr mannigfaltige. 
Der Brustbeinkörper erscheint sodann als eine Knochenplatte, welche 
in den verschiedensten Richtungen durch knorpelige Fugen getheilt 
ist, welche bald geradelinig, bald gekrümmt, oder selbst wellig ver¬ 
laufen; die Ränder von benachbarten Platten sind jedoch stets gegen 
einander parallel. 

Die oberen und die unteren Ränder der paarigen Knochen* 
platten sind gewöhnlich geradlinig, doch kommt bei ihnen ein ge¬ 
bogener oder gebrochener Verlauf öfter vor als bei medianen Platten. 
In Folge dessen sind diese Ränder bei paarigen Verknöcherungen 
besonders in den unteren Segmenten des Brustbeinkörpers nicht 
immer mit den betreffenden Rippenlinien parallel (z. B. Taf. XI, 
Fig. 79, Fig. 80). 

Noch öfter als die oberen und unteren Ränder sind die Seiten¬ 
ränder der paarigen Verknöcherungen gekrümmt (concav oder convex) 
oder wellenförmig (Taf. X, Fig. 54, Taf. XI, Fig. 83, Fig. 110). 

Die Ränder der Knochenplatten des Brustbeinkörpers und zwar 
sowohl der medianen als auch der paarigen und asymmetrischen 
sind in ihren sämmtlichen Entwickelungsstadien glatt und eben. 
Einschnitte, welche man ziemlich oft an zwei gegenüberliegenden 
Rändern findet, stammen davon, dass diese Platte aus zwei Knochen¬ 
kernen enstanden ist, welche noch nicht ganz vollständig mit ein¬ 
ander verschmolzen sind. Solche Einschnitte begegnet man ent¬ 
weder am oberen und am unteren Rande (manchmal nur an einem 
von diesen Rädern) als Spuren einer noch nicht ganz vollständigen 
Verschmelzung von paarigen Knochenkernen des betreffenden Seg¬ 
mentes (z B. Taf. XI, Fig. 87—90) oder an beiden Seitenrändern als 
Spuren der Verschmelzung des Hauptknochenkernes mit einem 
accessorichen Knochenkerne (Taf. XII, Fig. 180) oder der Verschmelzung 
von Knochenkernen zweier aufeinander folgender Segmente (Taf. X, 
Fig. 26 - 28). 

Das Wachsthum der Knochenkerne hat, wie bereits auseinder- 
gesetzt, zur Folge, dass die einzelnen Knochenkerne einander sich 
nähern und dass zwischen ihnen nur schmale, geradlinige Zwischen¬ 
räume als Fugen übrig bleiben, von denen die horizontalen die Ver¬ 
knöcherungen der einzelnen Segmente scheiden und den Zwischen¬ 
rippenlinien entsprechen, während die übrigen verschiedene Rich¬ 
tungen haben. Schliesslich erstrecken sich die Verknöcherungen 
bis zu den Seitenrändern des Brustbeins und nehmen die ganze 
Breite des Brustbeinkörpers ein. 

Die Verknöcherungen des dritten und des vierten Segmentes 
welche zuerst auftreten und rascher wachsen, erreichen auch am 


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frühzeitigsten den Brustbeinrand, in manchen Fällen bereits bei 
Kindern im zweiten Lebensjahre (Taf. XI, Fig. 77). Die Verknöche¬ 
rung des dritten Segmentes erreicht den Brustbeinrand gewöhnlich 
früher als die des vierten Segmentes, manchmal kommt umgekehrt 
der Knochenkern des vierten Segmentes früher bis zum Brustbein¬ 
rande (z. B. Taf. XI, Fig. 70). Manchmal erreicht eine Verknöche¬ 
rung den einen Rand des Brustbeins früher als den anderen (z. B. 
Taf. XI, Fig. 79, Fig. 96). 

Im fünften Segmente erreichen die Verknöcherungen den Brust¬ 
beinrand später als in den beiden oberen Segmenten und zwar am 
frühesten im dritten Lebensjahre. Doch sieht man bei älteren und 
selbst über 10 Jahre alten Kindern, dass der eine oder selbst beide 
Ränder der Verknöcherung dieses Segmentes den Brustbeinrand noch 
nicht erreicht haben. Paarige Verknöcherungen können bis zum 
Brustbeinrande sich erstrecken, noch bevor sie mit einander ver¬ 
schmolzen sind (z. B. Taf. XI, Fig. 95). 

Die Verknöcherungen des sechsten Segmentes erreichen die 
Brustbeinränder noch später und zwar erst im sechsten Lebensjahre 
oder noch später. So sieht man z. B., dass in den aut Taf. X, Fig. 59 
(7 Jahre) und auf Taf. XII, Fig. 158 (10 Jahre) dargestellten Brust¬ 
beinen die Verknöcherungen des sechsten Segmentes noch nicht bis 
zum Sternalrande reichen. 

Der Knochenkern des siebenten Segmentes erreicht die Brust¬ 
beinränder nicht vor seiner Verschmelzung mit der Verknöcherung 
des sechsten Segmentes. 


3. Ueber das Verwachsen der Knochen kerne desBrust- 
beinkörpers untereinander. 

Den letzten Schritt zur vollständigen Verknöcherung des Brust¬ 
beinkörpers bildet die Verbindung der durch das Wachsthum der 
einzelnen Knochenkerne entstandenen Knochenplatten untereinander. 
Die Verschmelzung der in den einzelnen Segmenten auftretenden 
Knochenkerne beginnt manchmal sehr frühzeitig und zwar bevor 
noch sämmtliche Knochenkerne des betreffenden Brustbeins aufge¬ 
treten sind. Man beobachtet schon bei Embryonen und bei neuge¬ 
borenen Kindern manchmal eine bereits weit fortgeschrittene Ver¬ 
wachsung der paarigen Knochenkerne eines der oberen Segmente, 
während in den unteren Segmenten die Knochenkerne noch ganz 
klein sind und weit von einander entfernt liegen (z. B. Taf. XII, 
Fig. 148, Fig. 172, Fig. 175). 


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Die Verknöcherungen benachbarter Segmente gehen mit ein¬ 
ander in Verbindungen erst später ein, und zwar erst dann, wenn 
keine neuen Knochenkerne mehr auftreten *). 

Wenn benachbarte Knochenkerne, welche eine rundliche Gestalt 
haben, durch Wachsthum sich vergrössern, so müssen zuerst zwei 
gegenüberliegende Punkte ihrer convexen Ränder einander sich 
nähern. An diesen Punkten kommt es jedoch nicht zur Berührung 
und zur Verschmelzung der beiden Knochenkerne, wie man dies 
erwarten könnte, sondern es behalten die Knochenkerne, wie bereits 
oben bemerkt, noch eine längere Zeit ihre Selbständigkeit, so dass 
bei ihrem weiteren Wachsthume längere Strecken ihrer Ränder Zeit 
haben, einander sich zu nähern und zwar bis auf eine geringe 
Entfernung, ohne mit einander in Berührung zu kommen. Auf 
diese Weise bekommen benachbarte Knochenkerne, welche ihr 
Wachsthnm bereits vollendet haben, die Gestalt von polygonalen 
Knochenplatten und bleiben noch getrennt durch schmälere oder 
breitere Zwischenräume, deren Ränder parallel sind, abgesehen 
davon, ob sie gerade, gebogen oder wellenförmig verlaufen. Dieser 
Zwischenraum oder Spalt ist in dem Zeitpunkte, in welchem beide 
Knochenplatten zu verschmelzen beginnen gewöhnlich sehr schmal, 
doch manchmal auch verhältnissmässig ziehmlich breit (2—3 mm), 
wie z. B. auf Taf. XI, Fig. 115. Schliesslich erscheint nämlich in 
der Mitte des Spaltes oder unweit seiner Mitte, und nur ausnahms¬ 
weise an einem Ende desselben eine schmale knöcherne Brücke, 


') Als Beleg hiefilr kann ich die Thatsache anfiihran, dass unter 
454 Brustbeinen ich 44 solche fand, in denen die Verknöcherungen des 
fünften und des sechsten Segmentes verschmolzen sind, während im sie¬ 
benten Segmente sich kein Knochenkern vorfindet (z B. Taf. X, Fig. 19 
bis 23); 11 Brustbeine, in welchen die Verknöcherungen des vierten und 
des fünften Segmentes verbunden sind und in den beiden letzten Segmenten 
(im 6. u. 7.) Knochenkerne fehlen (z. B. Taf. X, Fig. 29 — 31). Wenn ein 
asymmetrischer Knochenkern mit der Verknöcherung des nächst-oberen Seg¬ 
mentes zu verwachsen beginnt, so tritt neben diesem asymmetrischen Knochen¬ 
kerne eiu zweiter (desselben Paares) ebenfalls nicht mehr auf (z. B Taf. 
XI, Fig. 95, Fig. 106). Ich fand innerhalb des untersuchten Materiales 
21 Brustbeine, welche dies beweisen. Unter den 454 Brustbeinen habe 
ioh dagegen nur 4 Brustbeine gefunden, welche füglich als Ausnahmen 
von dieser allgemeinen Regel gelten könnten, und auf Taf. XI, Fig. 98, 
Fig. 116, Fig 118 und Fig 120 dargestellt sind. In diesen Brustbeinen 
findet man die Verknöcherungen von zwei auf einander folgenden Seg¬ 
menten bereits vollständig mit einander verschmolzen und daneben oder 
unterhalb einen sehr kleinen Knochenkern, von welchem man annehmen 
könnte, dass er unlängst, also bereits nach Verschmelzung der anderen 
Knochenkeme aufgetreten ist. 


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welche die beiden Knochenplatten mit einander verbindet; die beiden 
Ränder dieser Brücke sind mit einander parallel und senkrecht zu 
den Rändern der beiden Knochenplatten, welche den Spalt begrenzen, 
(z. B. Taf. X, Fig. 20, Taf. XI, Fig. 83). Nur sehr selten findet man 
eine solche Verbindungs-Brücke zwischen zwei Knochenplatten, 
deren gegenüberliegende Ränder noch convex (Taf. XI, Fig. 114) oder 
noch weit von einander entfernt sind (Taf. XII, Fig. 131, Fig. 153); 
solche Verhältnisse habe ich fast nur in Brustbeinen von Neuge¬ 
borenen gefunden und zwar in den unteren Theilen des Körpers. 

Eine Verbindungsbrücke zwischen zwei benachbarten Knochen¬ 
platten kann auf eine dreifache Weise sich bilden: 

Am häufigsten nehmen an ihrer Bildung beide Knochenplatten 
Theil, welche sich mit einander verbinden. An zwei gegenüber¬ 
liegenden Punkten der Ränder, welche den Spalt begrenzen, tritt 
je ein conischer Fortsatz mit abgerundeter Spitze auf. Aus der 
Verbindung der beiden Fortsätze, deren Spitzen gegeneinander ge¬ 
richtet sind, entsteht nun die Knochenbrücke, welche beide Platten 
mit einander verbindet. 

Die zweite Art der Bildung der Knochenbrücken besteht darin, 
dass nur an der einen Knochenplatte ein conischer Fortsatz sich 
bildet, bis zur anderen Knochenplatte wächst, welche sich ganz 
passiv verhält und deren Rand ganz glatt bleibt. 

In selteneren Fällen bildet sich am Rande der einen Platte ein 
conischer Fortsatz, während am Rande der anderen Platte eine ent¬ 
sprechende Vertiefung (ein Grübchen) entsteht, in welches die Spitze 
des Fortsatzes später hineinwächst. 

Bei der Verbindung von zwei einfachen Platten, d. h. von 
solchen, welche durch Wachsthum nur je eines einzigen Knochen¬ 
kernes entstanden sind, bildet sich in der Regel nur eine Verbindungs¬ 
brücke, wie ich dies an zahlreichen Brustbeinen constatiert habe, 
nur ausnahmsweise treten zwei solche Brücken auf (in 4 Fällen, 
z. B. Taf. XI, Fig. 82) und noch seltener drei (in 2 Fällen). 

Wenn hingegen eine oder beide mit einander in Verbindung 
tretende Knochenplatten selbst aus der Verschmelzung von zwei 
Knochenkernen hervorgegangen sind, so treten zwischen ihnen zwei 
Verbindungsbrücken auf. 

Diese Beobachtungen in Betreff der Zahl der Knochenbrücken 
gestatten den ursprünglichen (embryonalen) Typus eines Brustbeins 
auch in späteren Entwickelungsstadien aus der Zahl der Knochen¬ 
brücken, welche die Verknöcherungen der einzelnen Segmente mit 
einander verbinden, mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit zu be¬ 
stimmen. Wenn nämlich die Knochenplatten zweier Segmente nur 


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durch eine, in der Medianlinie gelegene Knochenbrücke mit einander 
verbunden sind, so kann man annehmen, dass in einem jeden von 
diesen Segmenten von Anfang an nur je ein Knochenkern vorhanden 
war (z. B. Taf. X, Fig. 20, Fig. 25); wenn dagegen die Knochenplatten 
der aufeinander folgenden Segmente durch zwei, zu beiden Seiten 
der Medianlinie befindliche Knochenbrücken in Verbindung treten, 
so muss man schliessen, dass entweder in diesen beiden oder we¬ 
nigstens in einem dieser Segmente ursprünglich paarige Knochen¬ 
kerne vorhanden waren, welche jedoch mit einander verschmolzen 
sind (Taf. XI, Fig. 104. Fig. 106, Fig. 107). 

Ich habe nur zwei Brustbeine gefunden, welche in dieser Hin¬ 
sicht anders sich verhalten, und zwar ein embryonales Brustbein 
und ein Brustbein von einem 9-jährigen Kinde. 

Nach dem Auftreten einer Knochenbrücke schreitet der Verschmel¬ 
zungsprozess der Knochenplatten dadurch fort, dass die Verbindungs¬ 
brücke immer breiter wird und successive den ganzen Spalt einnimmt, 
welcher noch mit Knorpel ausgefüllt war. Man begegnet Knochen¬ 
brücken von verschiedener Breite. Wenn eine solche Knochenbrücke 
bereits aufgetreten ist, so wachsen die Knochenplatten nicht mehr 
und ihre Verschmelzung schreitet nur durch Breiterwerden dieser 
Verbindungsbrücke fort, und selbst bei einer bedeutenderen Breite 
des Spaltes bleiben dessen Ränder parallel (z. B. Taf. XI, Fig. 115 
und Fig. 118). Der Verschmelzungsprozess der Knochenkerne beginnt 
fast immer früher und schreitet schneller vor in dem dorsalen 
Theile des Brustbeins als im ventralen '): die Verbindungsbrücken 
treten zunächst zwischen den dorsalen Partien der Knochenkerne 
auf und wachsen von da aus in die Breite. Die Anfangsstadien der 
Bildung dieser Knochenbrücken sind mithin zunächst bei der Be¬ 
sichtigung des Brustbeins von der dorsalen Seite bemerkbar und 
auch in jenen Fällen, in welchen die Verbindung zwischen den 
Ossificationen bereits weiter vorgeschritten ist, erscheint dieselbe 
deutlicher und umfangreicher an der dorsalen Seite. Die Grenze 
zwischen zwei Verknöcherungen erscheint da gegen an der dorsalen Seite 
oft bereits ganz verwischt, während sie vorne noch ganz deutlich zu 
sehen ist. In einem gewissen Entwickelungsstadium erscheint die dorsale 
Fläche des Brustbeins glatt, während an der vorderen Fläche noch 
ganz deutliche Furchen sich vorfinden, welche die Grenzen der ein¬ 
zelnen Knochenplatten bezeichnen, aus welchen der Brustbeinkörper 
hervorgegangen ist. Selbst bei Erwachsenen findet man bekannter- 
massen im oberen Theile des Brustbeinkörpers an der vorderen 


') Auf dieses Verhalten hat bereits S appey (13) aufmerksam gemacht. 


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Fläche noch Spuren der ursprünglichen Zusammensetzung desselben 
aus einzelnen Segmenten in Form von zwei oder von drei rauhen 
Linien, welche den Zwischenrippenlinien entsprechen, wogegen die 
dorsale Fläche ein gleichmässiges Aussehen zeigt. 


Die paarigen Verknöcherungen der einzelnen Brustbeinsegmente 
verschmelzen mit einander in einer gewissen, constanten Reihenfolge, 
welche man bereits aus der Entfernung der einzelnen Knochen¬ 
kernpaare erschliessen kann. In allen jüngeren Brustbeinen ist der 
Abstand zwischen den beiden paarigen Knochenkernen im obersten 
der Segmente, (welche Knochenpaare enthalten), am geringsten, in den 
folgenden unteren Segmenten wird dieser Abstand immer grösser 
(z. B, Taf. X, Fig. 51 und Fig. 52). Es ist dies offenbar die Folge 
davon, dass in den oberen Segmenten die Knochenkerne frühzeitiger 
auftreten und beim Wachsthum auch frühzeitiger einander sich nähern. 
In älteren, beziehungsweise in der Entwickelung weiter vorge¬ 
schrittenen Brustbeinen sind die Unterschiede der Abstände der 
paarigen Knochenkerne in den verschiedenen Segmenten geringer 
oder es sind die Abstände gleich (Taf. XI, Fig. 79 und Fig. 80). 

Diesem Verhalten der Abstände zwischen den beiden Knochen¬ 
kernen der einzelnen Paare entspricht auch die Thatsache, dass die 
Verbindung zwischen den beiden Kernen eines Paares 
zuerst in dem obersten Segmente auftritt, welches 
ein solches Knochenkernpaar enthält, und dann der 
Reihe nach in den nach unten zu folgenden Segmenten 1 ). 

Wenn im Brustbeinkörper der Verschmelzungsprozess der ein¬ 
zelnen Knochenpaare bereits weiter vorgeschritten ist, und zwei auf¬ 
einander folgende Segmente umfasst, so sind in dem oberen von 
beiden Segmenten die beiden Knochenkerne vollständiger, d. h. mit 
einem grösseren Theile ihrer Ränder mit einander verschmolzen, als 
im unteren; im oberen Segmente findet man z. B. nur noch Ein¬ 
schnitte am oberen und am unteren Rande der bereits einheitlichen 
Verknöcherung, während im unteren Segmente die beiden Knochen¬ 
kerne nur durch eine schmale Brücke in Verbindung stehen (Siehe 
Taf. XI, Fig. 83). 

*) Unter 454 Brustbeinen, von denen 299 ein- oder einzwei-reihig 
sind, habe ich nur 9 Brustbeine (3%) gefunden, in welchen die Ver¬ 
schmelzung der paarigen Knochenkerne in einem unteren Segmente früh¬ 
zeitiger zu Stande gekommen ist als in einem oder in mehreren oberen 
Segmenten (z. B. Taf. XI, Fig. 109, Fig. 110). 


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Es ist bemerkenswert, dass bei der Verbindung der paarigen 
Knochenkerne eines Segmentes, ihre oberen Theile früher und rascher 
mit einander sich verbinden als die unteren Theile. In älteren Brust¬ 
beinen findet man nicht selten eine mediane Knochenplatte, welche 
am unteren Rande einen tiefen Einschnitt zeigt, während an ihrem 
oberen Rande nur eine seichte Grube sich befindet oder auch eine 
solche fehlt (Taf. XI, Fig. 92). Eine solche Knochenplatte ist offen¬ 
bar aus der Verschmelzung von zwei paarigen Verknöcherungen 
hervorgegangen; hiefür sprechen nicht nur die erwähnten Einschnitte 
an ihren Rändern (oder wenigstens am unteren Rande), sondern 
auch der Umstand, dass in den folgenden unteren Segmenten noch 
getrennte, paarige Ossificationen vorhanden sind. 

Die Zeitperiode, in welcher die paarigen Knochenkerne der 
einzelnen Segmente mit einander sich zu vereinigen beginnen, lässt 
sich nicht genauer bestimmen, und unterliegt bedeutenden Schwan¬ 
kungen, so dass auf dieser Grundlage es nicht möglich ist, auf das 
Alter der betreffenden Kinder zu schliessen. Man kann also nur 
annähernd für ein jedes Segment die Zeitperiode bezeichnen, inner¬ 
halb welcher die paarigen Verknöcherungen mit einander sich ver¬ 
binden. 

Im dritten Segmente kommt die Verbindung der beiden paarigen 
Knochenkerne manchmal noch im intrauterinen Leben zu Stande, 
in anderen Fällen erst im 3-ten oder im 4-ten Lebensjahre. Ich habe 
nämlich in zwei Brustbeinen von 8-monatlicben Embryonen, von 
denen das eine auf Taf. XI, Fig. 116 abgebildet ist, die beiden 
paarigen Knochenkerne bereits mit einander vereinigt angetroffen; 
von 34 zweireihigen Brustbeinen von Kindern bis zu 4 Jahren waren 
in 31 Brustbeinen die beiden Knochenkerne des dritten Segmentes 
mit einander verbunden, und nur in 3 Brustbeinen noch getrennt. 
In Brustbeinen von Kindern über 4 Jahre habe ich dagegen immer 
die Verknöcherungen des dritten Segmentes bereits verschmolzen 
angetroffen. 

Im vierten Segmente vereinigen sich die paarigen Verknöche¬ 
rungen mitunter bereits im siebenten Foetal-Monate, dagegen trifft 
man sie manchmal getrennt noch im 9. Lebensjahre. Bei Embryonen 
habe ich nämlich auf 9 Brustbeine, welche in diesem Segmente 
paarige Verknöcherungen zeigen, in 5 Brustbeinen dieselben noch 
getrennt gefunden und in 4 Brustbeinen (von 6—9 monatlichen Em¬ 
bryonen) bereits verbunden. Bei Neugeborenen und bei Kindern 
bis zu 1'/* Jahren fand ich in der Mehrzahl der Fälle (in 54 auf 68, 
d. h. in 63%) die Knochenkerne noch getrennt, in der Minderzahl (in 32 
auf 86 Fälle, d. h. in 27%) verbunden. Von 1% Jahren angefangen 


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bis zu 8 Jahren, habe ich in einer jeden Altersperiode in der Mehr 
zahl der Fälle (in 42 Fällen, d. h. in 64%) die Verknöcherungen 
bereits verbunden angetroffen und in der Minderzahl der Fälle (24 
auf 66, d. h. 36%) getrennt. Bei 9-jährigen und älteren Kindern habe 
ich in allen Fällen im vierten Segmente bereits eine einfache Knochen¬ 
platte gefunden. 

Im fünften Segmente tritt die Verbindung der paarigen Ver¬ 
knöcherungen frühestens am Ende des Foetallebens auf, spätestens 
gegen das 15-te Lebensjahr. Ich habe 9 embryonale Brustbeine vor 
mir mit paarigen Knochenkernen im fünften Segmente, und bei 
keinem einzigen findet sich eine Verbindung zwischen diesen beiden 
Knochenkernen *). Unter den Brustbeinen von Neugeborenen habe 
ich in 7 (d. h. 24%), Verbindungen zwischen den beiden Knochen¬ 
kernen dieses Paares constatiert, dagegen in 22, (d. h. 76%) noch 
ganz getrennte Kerne. Auch bei Kindern bis Ende des zweiten 
Jahres trifft man eine Verbindung noch selten (in 14 Brustbeinen 
auf 89, d. h. in 17%); im Alter von 2—4 Jahren öfter (in 24 Brust¬ 
beinen auf 71, d. h. in 34%); im Alter von 5—11 Jahren bereits in 
der Hälfte der Fälle (in 12 Brustbeinen auf 24, d. h. in 50%). Doch 
habe ich zwei getrennte Knochenkerne im fünften Segmente noch 
bei einem 12-jährigen und bei einem 13-jährigen Kinde getroffen; 
im späteren Alter waren diese Kerne immer verbunden. 

Im sechsten Segmente habe ich nur bei einem einzigen Neu¬ 
geborenen eine Verbindung zwischen den beiden paarigen Kernen 
constatiert, und zwar vermittelst eines zwischen diese beiden Kerne 
eingeschalteten accessorischen Kernes, also eine indirecte Verbindung. 
Sonst kommt eine Verbindung der paarigen Kerne dieses Segmentes 
erst vom 2-ten Lebensjahre an vor, und auch jetzt nicht oft, denn 
bis zum 14. Lebensjahre findet man bei der Mehrzahl der Brustbeine 
noch ganz getrennte paarige Kerne im sechsten Segmente. Auf 46 
Brustbeine von Kindern zwischen 1 und 12 Jahren mit paarigen 
Knochenkernen in diesem Segmente, habe ich nur in 10 Brustbeinen 
(21%) constatiert, dass dieselben mit einander in Verbindung treten ’). 

Aus der Zusammenstellung der soeben angeführten Befunde 
ergibt es sich, dass die Zeitperiode, in welcher die paarigen Kerne 
untereinander sich verbinden, für das dritte Segment am kürzesten 
ist, für das vierte Segment viel länger, (zweimal so lang) und für 

') In dieser statistischen Zusammenstellung sind die Brustbeine mit 
einem asymmetrischen Kerne nicht berücksichtigt worden 

*) Im siebenten Segmente kommen, wie bereits oben bemerkt, voll¬ 
ständige Knochenkern-Paare nicht vor, sondern nur mediane oder asym¬ 
metrische Knochenkerne (Siehe S. 26). 


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das fünfte und das sechste Segment am längsten. Die paarigen 
Knochenkerne zeigen also die grösste Tendenz zum Verschmelzen 
in den oberen Segmenten des Brustbeinkörpers, nämlich in jenen, 
in welchen sie am frühzeitigsten auftreten und am schnellsten 
wachsen. In den nach unten zu liegenden Segmenten des Brustbein¬ 
körpers erfolgt das Verschmelzen der paarigen Kerne immer später. 

Unabhängig von dem Verschmelzen der paarigen Knochenkerne 
in den einzelnen Segmenten, erfolgt das Verwachsen der in benach¬ 
barten Segmenten gebildeten Knochenplatten untereinander, ein 
Vorgang, welcher dazu führt, dass die knöchernen Theile des Brust¬ 
beinkörpers zu einem Ganzen verschmelzen. 

Die Abstände zwischen den Knochenplatten der einzelnen Seg¬ 
mente bieten eine bedeutende Verschiedenartigkeit dar '). Gewöhnlich, 
nämlich in der Hälfte der von mir untersuchten Fälle, werden diese 
Abstände von oben nach unten zu immer kleiner, so dass der Abstand 
zwischen der Verknöcherung des dritten und des vierten Segmentes 
am grössten ist und der Abstand der beiden untersten Verknöche¬ 
rungen des Brustbeins am kleinsten (z. B. Taf. X, Fig. 17, Fig. 18, 
Fig. 53, Fig. 57). Ungefähr in einem Viertel der Fälle sind die 
Abstände zwischen den Verknöcherungen der einzelnen Segmente 
ziemlich gleich (z. B. Taf. X, Fig. 38, Fig. 39), oder es ist der 
oberste Abstand (zwischen dem dritten und dem vierten Segmente) 
grösser, die übrigen kleiner, doch untereinander gleich (z. B. Taf. XI, 
Fig. 92). In den übrigen Fällen (wieder circa 25%) findet man 
grössere und kleinere Abstände ohne bestimmte Reihenfolge, wobei 
der Abstand zwischen den Verknöcherungen des dritten und vierten 
Segmentes gewöhnlich kleiner ist, als einer der folgenden Abstände 
(Taf. X, Fig. 52, Taf. XI, Fig. 70). Alle diese Abweichungen vom 
gewöhnlichen (häufigsten) Verhalten der Abstände trifft man in einem 
jeden Alter, wenngleich in älteren Brustbeinen seltener. 

•) Indem ich von den Abständen der Verknöcherungen benachbarter 
Segmente spreche, verstehe ich darunter die geringsten Abstände, nämlich 
die Linien, welche die nächsten Punkte der Verknöcherungen dieser beiden 
Segmente verbinden, ohne Rücksicht darauf, ob diese Linie zwei Knocken- 
kerne derselben Reihe oder einen Knochenkern der rechten Reihe mit 
einem der linken Reihe verbindet, wie dies in zwei- und in einzwei reihigcn 
Brustbeinen der Fall sein kann. Eine solche Messung der Abstände 
erscheint als begründet, da nämlich in solchen Fällen nicht immer die 
Knochenkerne derselben Reihe mit einander in Verbindung treten, sondern 
sich eventuell ein Knochenkern der einen Reihe (z. B. der rechten) mit 
einem Knochenkerne der entgegengesetzten (der linken) Reihe zuerst in 
Verbindung treten kann. 

Poln. Archiv f. biol. u. med. Wiuenich, 

Archive« polon. d. «eien«, biol. et medio. 31 


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Die Verschiedenheit der Abstände zwischen den Verknöcherungen 
der aufeinander folgenden Segmente ist hauptsächlich die Folge 
davon, dass, besonders in den unteren Theilen des Brustbeinkörpers, 
die Verknöcherungen manchmal eine Dislocation zeigen, und zwar 
nach abwärts, unterhalb der betreffenden Zwischenrippenlinie rücken. 
Auch das in verschiedenen Richtungen ungleichmässige Wachsthum 
der Knochenkerne ist hier nicht ohne Einfluss. Wenn die Knochen¬ 
kerne stets genau auf den betreffenden Zwischenrippenlinien liegen 
möchten, müssten die Abstände der Verknöcherungen der benach¬ 
barten Segmente in allen Fällen nach unten zu gleichmässig kleiner 
werden, da ja die Segmente nach unten zu kürzer (niedriger) werden, 
indem die Zwischenrippenlinien einander immer näher liegen. 

Wenn man aus der Grösse der Abstände zwischen den Ver¬ 
knöcherungen der benachbarten Segmente in Bezug auf das Ver¬ 
wachsen derselben Schlüsse ableiten wollte, so müsste man erwarten, 
dass die Reihenfolge, in welcher sie zur Verwachsung gelangen, 
eine verschiedene ist. Doch ist dies nicht der Fall, sondern es be¬ 
ginnt die Verwachsung der Verknöcherungen der an¬ 
einander grenzenden Segmente immer im untersten 
Theile des Brustbein körpers und schreitet von da aus 
successive nach oben zu fort. Es treten mithin in Verbindung 
zuerst die Verknöcherungen der beiden untersten Segmente, in 
welchen es überhaupt zur Bildung von Knochenkernen gekommen 
ist, mithin, je nachdem in den beiden untersten Segmenten Knochen¬ 
kerne vorhanden sind oder nicht, verbinden sich mit einander zuerst 
die Verknöcherungen des 7. und 6. Segmentes oder die des 6. und 
5. Segmentes, oder auch die des 5. und 4. Segmentes. Die aus der 
Vereinigung der Verknöcherungen dieser beiden letzten Segmente 
hervorgegangene Knochenplatte, an welcher die Spuren ihrer ur¬ 
sprünglichen Zusammensetzung noch mehr oder weniger sichtbar 
sind, verbindet sich hierauf mit der Verknöcherung des nächst¬ 
oberen Segmentes, und so schreitet der Verwachsungsprozess nach 
oben zu so lange fort, bis schliesslich der Brustbeinkörper als ein ein¬ 
heitlicher Knochen erscheint. Am längsten enthält sich also als ein 
gesonderter Knochen die Verknöcherung des dritten Segmentes *). 


*) Von dieser Regel fand ich kaum 17 Ausnahmen. In 4 von diesen 
Fällen, und zwar in sehr jungen Brustbeinen (zwei Neugeborene und zwei 
mehrmonatliche Kinder) treten die Knochenkerne des 3. und 4. Segmentes 
bereits in Verbindung, während die Verknöcherungen der übrigen Seg¬ 
mente noch geschieden sind (Taf. X, Fig. 36, Taf. XI, Fig. 114 und 
Fig. 115). In 9 Brustbeinen beginnen die Verknöcherungen des 4. und 
5. Segmentes mit einander sich zu verbinden, während im 6 (bezw. im 




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Man begegnet verschiedene Stadien dieses Verwachsungspro¬ 
zesses der metameren Knochensegmente des Brustbeins. Sehr oft 
begegnet man Brustbeine, in welchen nur die zwei untersten seg- 
mentalen Verknöcherungen mit einander in Verbindung stehen (z. B. 
Taf. X, Fig. 19—24). Wenn bereits drei segmentale Verknöcherungen 
mit einander verbunden sind, so kann man oft constatieren, dass 
die untere von den beiden Verbindungen eine vollständigere ist (z. B. 
eine völlige Verwachsung), während die obere noch nicht so weit 
vorgeschritten ist und nur in Form einer schmalen oder einer breiteren 
Verbindungsbrücke zwischen den beiden Knochenplatten sich dar¬ 
stellt (Taf. X, Fig. 26). 

Wie die paarigen Knochenkerne eines bestimmten Segmentes 
nicht immer in demselben Alter mit einander verschmelzen, ist auch 
die Verwachsung der Verknöcherungen von zwei benachbarten Seg¬ 
menten nicht an ein gewisses Alter gebunden: die Zeitperiode, inner¬ 
halb welcher man in den einen Brustbeinen bereits verschmolzene, 
in anderen noch getrennte Verknöcherungen antrifft, ist eine ziemlich 
lange. Aus dem Verhalten der Verknöcherungen dieser oder jener 
Segmente, und zwar aus dem Umstande, ob dieselben noch getrennt 
oder mit einander bereits verwachsen sind, ist es also unmöglich auf 
das Alter des betreffenden Individuums zu schliessen. Für die einzel¬ 
nen Segmente kann man in dieser Hinsicht nur Folgendes angeben: 

6. und 7.) Segmente noch ganz getrennte Knochenkerne sich befinden 
(Taf. X, Fig. 34, Fig, 35, Taf. XI, Fig. 118, Fig. 119). In 4 Brust¬ 
beinen findet sich zwischen den Verknöcherungen des 5. und 6. Seg¬ 
mentes eine mehr oder weniger breite Knochenbrücke, während im 7. 
Segmente ein noch ganz getrennter Knochenkern besteht (Taf. XI, 
Fig. 77) oder (in einem Falle) ein Knochenkern, welcher mit dem hier 
vorhandenen Knochenkerne des 8. Segmentes verschmolzen ist (Taf. XI, 
Fig. 120). Mit Ausnahme dieses letzten Falles zeigte keines von diesen 
Brustbeinen, ausser der hervorgehobenen abnormen Verbindung von zwei 
Knochenkernen, eine andere Verbindung zwischen den benachbarten Seg¬ 
menten. Es muss noch bemerkt werden, dass unter diesen 17 Fällen in 
7 Brustbeinen die abnorme Verbindung durch einen, zwischen die Ver¬ 
knöcherungen der betreffenden Segmente eingeschalteten, accessorischen 
Kuochenkern vermittelt ist (z. B. Taf. XII, Fig. 157). Es bleiben also 
von 454 untersuchten Brustbeinen nur 10, d. h. 2’2'7e übrig, welche als 
Ausnahmen von der angegebenen allgemeinen Regel zu betrachten wären. 
Es muss noch hervorgehoben werden, dass in allen diesen 17 Fällen die 
abnorme Verbindung kaum erst entstanden ist und meistens nur einseitig 
ist, d. h. nur die Knochenkerne der rechten oder der linken Reihe betrifft, 
ferner, dass es in keinem von diesen Fällen bis zu einer vollständigen Ver¬ 
wachsung der Verknöcherungen gekommen ist. Diese ausnahmsweisen Fälle 
habe ich bei der Bestimmung der Zeitperioden, in welchen die Verwachsung 
der segmentalen Verknöcherungen erfolgt, von der Betrachtung ausgeschlossen. 


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Die Verknöcherungen des siebenten Segmentes verbinden sich 
mit einander zwischen dem 9-ten Monate des intrauterinen Lebens 
und dem 8-ten Lebensjahre. Ich habe nämlich einerseits bei einem 
8-monatlichen Embryo und bei 3 Neugeborenen diese Verknöcherungen 
bereits mit einander verbunden angetroffen, dagegen bei 7-jährigen 
und bei älteren Kindern im siebenten Segmente niemals einen noch 
getrennten Knochenkern beobachtet. 

Die Verknöcherungen des sechsten und des fünften Segmentes 
verbinden sich mit einander zwischen dem 10-ten Foetalmonate und 
dem 15-ten Lebensjahre. Unter 54 Brustbeinen von Embryonen und 
Neugeborenen, welche in den oberen vier Segrtienten Verknöche¬ 
rungen zeigen, habe ich diese Verbindung bei zwei 9-monatlichen 
Embryonen und bei fünf Neugeborenen getroffen (zusammen in 7 
Brustbeinen, d. h. 13%) ’). Bei Kindern findet man diese Verbindung 
öfter, doch bis zu 1'/, Jahren in der Minderzahl der Fälle (in 18 
auf 84 Brustbeinen, d. h. 21%). Bei älteren Kindern findet man 
diese Verbindung immer häufiger, und zwar auf 49 Brustbeine von 
Kindern zwischen 1'/* und 2 Jahren in 20 (d. h. in 41%), auf 69 
Brustbeine von Kindern zwischen 2 und 4 Jahren in 37 (d. h. in 
53%), bei Kindern von 5—10 Jahren fast mit einem jeden Jahre 
häufiger. In einem Alter von über 10 Jahren fehlt diese Verbindung 
nur ausnahmsweise; doch erst vom 16. Lebensjahre an fand ich in 
sämmtlichen Brustbeinen die Verknöcherungen des sechsten und des 
fünften Segmentes mit einander verbunden. Doch muss man zu¬ 
geben, dass das Materiale, über welches ich verfüge, in dieser Hin¬ 
sicht unzureichend ist, so dass ich die Sache nicht als endgiltig 
erledigt ansehen kann. 

Die Verknöcherungen des fünften und des vierten Segmentes 
beginnen mit einander sich zu verbinden auch mitunter noch im 
intrauterinen Leben, doch ist dies nur selten der Fall, da ich auf 
93 Brustbeine von Embryonen und Neugeborenen diese Verbindung 
nur in 3 Brustbeinen vorfand. Nicht viel öfter traf ich sie in 
den beiden ersten Lebensjahren (6 Fälle auf 151, d. h. 3-9%), und 
zwar in ein-zweireihigen Brustbeinen nur einseitig. In einem Alter 
von 2-6 Jahren fand ich diese Verbindung auf 143 Fälle 23 mal, 


') In dem auf Taf. X, Fig. 41 dargestellten Brustbein findet sich 
eine längsovale Verknöcherung, welche mit ihrem breiteren Ende bis in 
das 6. Segment sich erstreckt; man hat keinen Anhaltspunkt, um zu ent¬ 
scheiden, ob diese Verknöcherung aus der Verschmelzung von zwei Knochen¬ 
kernen, nämlich der Kerne des 6. und des 6. Segmentes hervorgegangen 
ist, oder ob dieselbe nur durch ein bedeutendes Längenwachsthum eines 
einzigen Kernes (nämlich des Kernes des 5. Segmentes) entstanden ist. 


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(d. h. in 16°/o); bei Kindern vom 7. bis zum 11. Jahre bereits in der 
halben Zahl der Fälle (13 auf 26, d. h. 50%) und bei älteren Kindern 
in der Mehrzahl der Fällo. Doch erst bei Kindern von 15 Jahren 
an fand ich diese Verbindung in sämmtlichen .untersuchten Fällen, 
wenn sie auch noch im 17. Jahre mitunter kaum in ihren ersten 
Anfängen getroffen wird. 

Was schliesslich die Verbindung der Verknöcherungen des 
vierten und des dritten Segmentes anbelangt, so habe ich dieselbe 
unter 373 Brustbeinen von Embryonen, Neugeborenen und von 
Kindern bis einschliesslich 4 Jahren nur bei einem l 1 /* Jahre alten 
und bei zwei 3 Jahre alten Kindern gefunden, und zwar sind hier 
die betreffenden Knochenkerne nur mittelst schmaler Brücken mit 
einander verbunden. Bei Kindern vom 5ten Jahre bis einschliesslich 
1 lten Jahre fand ich diese Verbindung häufiger (auf 57 Brustbeine 7 
mal, d. h. in 12%) und im Alter von 12—16 Jahren in 5 Brust¬ 
beinen auf 15 (d. h. in 33%)- Die Verknöcherungen der beiden 
obersten Segmente des Brustbeinkörpers verbinden sich also mit 
einander gewöhnlich erst um das 13. Lebensjahr und nur ausnahms¬ 
weise früher, d. h. zwischen dem 2ten u. 13ten Lebensjahre. Wie lange 
jedoch, in einer gewissen, verhältnissmässig bedeutenden Zahl der 
Fälle diese beiden knöchernen Segmente noch getrennt bleiben, 
kann ich auf Grund des mir zu Gebote stehenden Materiales nicht 
bestimmen. Doch unterliegt es keinem Zweifel, dass diese beiden 
Segmente viel länger getrennt bleiben, als die folgenden unteren. 

Es ist bemerkenswert, dass in jenen Brustbeinen, in welchen 
der Verknöcherungsprozess in den unteren Segmenten verzögert ist, 
indem die betreffenden Knochenkerne erst spät oder gar nicht auf- 
treten, auch der Verschmelzungsprozess in den oberen Segmenten 
sich verspätet, wenn auch die Knochenkerne in diesen Segmenten 
frühzeitig aufgetreten sind. Wenn nämlich der Knochenkern des 
sechsten Segmentes bereits während des intrauterinen Lebens oder 
bald nach der Geburt aufgetreten ist, so tritt nicht nur er selbst 
mit dem Knochenkerne des fünften Segmentes frühzeitiger in Ver¬ 
bindung, sondern es kommt auch in dem betreffenden Brustbeine 
früher zur Verbindung zwischen dem fünften und vierten knöchernen 
Segmente. Unter den Brustbeinen, welche nur in den drei oberen 
Segmenten des Körpers Verknöcherungen zeigen, habe ich bis zum 
6. Lebensjahre nur zwei gefunden (und zwar von einem Neuge¬ 
borenen und von einem 2 1 /,-jährigen Kinde), in welchen die Ver¬ 
knöcherungen des fünften und des vierten Segmentes bereits ver¬ 
bunden sind; dagegen bei Kindern desselben Alters, welche auch 
im sechsten oder im sechsten und siebenten Segmente Verknöche- 


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rungen zeigen, habe ich in 22 Fällen (12 Kinder bis zu 2 1 /* Jahren, 
10 Kinder von 2‘/* bis zu 4 Jahren) nicht nur die Verbindung zwischen 
dem sechsten und dem fünften Segmente, sondern zugleich auch die 
Verbindung zwischen dem fünften und dem vierten Segmente be¬ 
obachtet. Diese Beobachtung steht 'mit dem Schlüsse im vollen 
Einklänge, dass von einem früheren oder späteren Auftreten der Ver¬ 
knöcherungen in den oberen Segmenten es abhängt, ob in den 
unteren Segmenten (d. h, im 7. beziehungsweise im 6. und 7.) 
Knochenkerne noch auftreten oder nicht. (Vergl. S. 427). 


Die Verbindung der Verknöcherungen im Brustbein haben wir 
bis jetzt in der Weise betrachtet, alswenn unabhängig von einander 
zwei Prozesse sich abspielen möchten, nämlich: a) die Verbindung 
der paarigen, in den einzelnen Segmenten vorkommenden Knochen¬ 
kerne; b ) die Verbindung zwischen den Verknöcherungen der be¬ 
nachbarten Segmente. Diese beiden Prozesse treffen jedoch mit ein¬ 
ander zusammen und verlaufen gewissermassen gleichzeitig nebenein¬ 
ander. Während nämlich die Verschmelzung der paarigen Knochenkerne 
im dritten Segmente beginnt und der Reihe nach auf die nach unten 
zu folgenden Segmente sich erstreckt, so beginnt unterdessen im 
untersten Theile des Brustbeinkörpers die Verwachsung der Verknöche¬ 
rungen je zweier auf einander folgenden Segmente und zwar zu einer 
Zeit, in welcher der Verschmelzungsprozess der paarigen Knochen¬ 
kerne den unteren Theil des Brustbeins noch nicht erreicht hat. Aus 
einer solchen Combination dieser zwei Prozesse, welche gleichzeitig 
nebeneinander sich abspielen, ergibt sich folgendes Allgemeinbild des 
Verschmelzungsprozesses der einzelnen Verknöcherungen im Brustbein. 

Wenn im Brustbein von vorneherein nur einfache, d.h. mediane 
Knochenkerne aufgetreten sind (also in einreihigen Brustbeinen), 
besteht der weitere Verlauf des Verknöcherungsprozesses einfach 
darin, dass die Verschmelzung der einzelnen Knochenplatten unten 
beginnt und nach oben so lange fortschreitet, bis sämmtliche Knochen- 
theile des Brustbeinkörpers zu einem Ganzen vereinigt sind. 

Der Ossificationsprozess erscheint in diesen einreihigen Brust¬ 
beinen rascher fortzuschreiten und früher zum Abschlüsse zu ge¬ 
langen, als in anderen Kathegorien *). Nicht so einfach gestaltet 

') Es spricht hiefttr die Beobachtung, dass bei jüngeren Kindern 
mit ausschliesslich medianen Knochenkernen im Brustbein, zweimal so 
oft Verbindungen zwischen je zwei segmentalen Verknöcherungen sich 
finden, als in zwei- und einzwei-reihigen Brustbeinen desselben Alters. 
Ich habe z. B. unter 323 Brustbeinen von Kindern bis 2 1 /, Jahren 106 


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sich die Sache in zwei- und einzwei-reihigen Brustbeinen. Da nämlich 
hier zwei Prozesse nebeneinander stattfinden, nämlich die Verschmel¬ 
zung der einzelnen Knochenkernpaare und die Verschmelzung der 
einzelnen segmentalen Verknöcherungen untereinander, so resultieren 
aus den verschiedenen Varietäten des einen und des anderen Pro¬ 
zesses verschiedene Combinationen. 

Vor Allem muss es bemerkt werden, dass bei Beginn der Ver¬ 
einigung der segmentalen Verknöcherungen untereinander der Ver¬ 
schmelzungsprozess der einzelnen Knochenkernpaare nur in jenen 
Fällen bereits zum Abschlüsse gekommen ist, in welchen dieser 
Prozess sehr rasch verlief und frühzeitig zum Abschlüsse gelangte 
(z. B. Taf. XI, Fig. 103, Fig. 104). 

Wenn hingegen die paarigen Knochenkerne in den unteren 
Segmenten des Brustbeinkörpers nicht frühzeitig genug mit einander 
sich vereinigt haben, so beginnen die Knochenkerne der rechten 
Reihe untereinander, und jene der linken Reihe untereinander sich 
zu verbinden (z. B. Taf. XI, Fig 95). Im Allgemeinen tritt jedoch 
die Vereinigung der Knochenkernpaare in den oberen Segmenten 
früher ein, als die Verbindung der benachbarten segmentalen Ver¬ 
knöcherungen, welche wieder im unteren Theile des Brustbeins 
ihren Anfang nimmt. Im ganzen untersuchten Materiale finde ich 
kein einziges, noch zweireihiges Brustbein, d. h. ein solches, in 
welchem das im dritten Segmente gebildete Knochenkernpaar noch 
als solches erhalten ist, und in welchem der Verschmelzungsprozess 
der benachbarten segmentalen .Verknöcherungen bereits begonnen 
hätte. Wenn also im unteren Theile des Brustbeins die Verschmel¬ 
zung der segmentalen Verknöcherungen beginnt, so findet sich im 
dritten Segmente jedenfalls schon eine einfache Knochenplatte, also 
selbst auch in jenen Fällen, in welchen ursprünglich zwei paarige 
Knochenkerne daselbst aufgetreten waren. Im vierten Segmente 
findet man dagegen nicht selten noch zwei gesonderte Kerne (ein 
Paar), während der Verwachsungsprozess der segmentalen Verknö¬ 
cherungen untereinander im unteren Theile bereits begonnen hat 
(z. B. Taf. XI, Eig. 79, Fig. 80). 


einreihige, und in 27 von diesen (d. li. in 25°/ 0 ) Verbindung zwischen den 
Verknöcherungen des sechsten und fünften Segmentes, sowie in 12 Brust¬ 
beinen (16°/ 0 ) Verbindung zwischen den Verknöcherungen des fünften und 
vierten Segmentes gefunden — während unter den 217 zwei- und ein¬ 
zwei reihigen Brustbeinen desselben Alters nur in 26 (d. h. in 12%) die 
Verknöcherungen des sechsten und fünften Segmentes, sowie in 11 Brust¬ 
beinen (d. h in 5%) die Verknöcherungen des fünften und vierten Seg¬ 
mentes in Verbindung stehen. 


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Der Verschmelzungsprozess der segmentalen Verknöcherungen 
untereinander kann also beginnen, wenn nur eine mediane Knochen¬ 
platte (im dritten Segmente) vorhanden ist, oder w r enn bereits zwei 
solche mediane Platten (im dritten und im vierten Segmente) sich 
gebildet haben, z. B. Taf. XI, Fig. 95, oder selbst erst dann, wenn 
in den drei oberen Segmenten (im dritten, vierten und fünften) nur 
einfache, mediane Knochenplatten sich vorfinden, z. B Taf. XI, 
Fig. 101. In solchen Brustbeinen findet man entweder eine Ver¬ 
bindung zwischen zwei Verknöcherungen derselben Reihe, oder 
zwischen Verknöcherungen entgegengesetzter Reihen (eines linken 
Kernes mit einem rechten), oder eine Verbindung zwischen einer 
medianen Knochenplatte und einem unterhalb derselben gelegenen 
rechten oder linken Kerne. Bei allen diesen Varietäten stehen nur 
die Verknöcherungen von zwei Segmenten mit einander in Ver¬ 
bindung. Ich habe nur ein einziges Brustbein gefunden, in welchem 
vor der Verbindung der betreffenden Knochenkernpaare die rechten 
Knochenkerne von drei Segmenten (5,6 und 7) untereinander in Ver¬ 
bindung getreten sind, wobei jedoch in den beiden oberen Segmenten 
(im 5. u. 6.) die betreffenden paarigen Knochenkerne unter einander, 
d. h. die rechten mit den diesbezüglichen linken, bereits auch an¬ 
fangen sich zu verbinden (Taf. XI; Fig. 110). 

Eine einseitige Verbindung von Knochenkernen, welche zu zwei 
aufeinander folgenden Segmenten gehören, findet man am häufigsten 
zwischen jenen des siebenten und sechsten Segmentes, seltener 
zwischen jenen des sechsten und fünften Segmentes und nur sehr selten 
zwischen den Kernen des fünften und vierten Segmentes. Eine solche 
einseitige Verbindung kommt öfter zwischen den Kernen der rechten 
Brustbeinhälfte zu Stande (z. B. Taf. XI, Fig. 98, Fig. 99, Fig. 110) als 
zwischen den Kernen der linken Brustbeinhälfte (z. B. Taf. XI, Fig. 84, 
Taf. XII, Fig. 163). Am seltensten kommt eine solche einreihige Verbin¬ 
dung beiderseits vor, also Fälle, in welchen die Verbindung der seg¬ 
mentalen Knochenkerne in beiden Brustbeinhälften früher zu Stande 
kommt, als die Verschmelzung der betreffenden Knochenkernpaare 
im unteren Theile des Brustbeins untereinander (z.B. Taf. XI, Fig.95). 

Die Erklärung der Thatsache, dass in der rechten Knochenkern¬ 
reihe Verbindungen zwischen den einzelnen Segmenten häufiger ge¬ 
funden werden, als in der linken Reihe, könnte man darin suchen, 
dass die Knochenkerne in der rechten Brustbeinhälfte gewöhnlich 
frühzeitiger auftreten, schneller wachsen und auch früher einander 
sich nähern, als in der linken Brustbeinhälfte. 

Asymmetrische Knochenkerne verbinden sich nicht nur mit 
mit dem nächst-oberen Kerne derselben Reihe, sondern auch mit 


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dem Knochenkerne des nächst-oberen Segmentes, welcher in der 
entgegengesetzten Brustbeinhälfte liegt (z. B. XI, Fig. 97, Fig. 106). 

In asymmetrischen Brustbeinen, in welchen die paarigen Knochen¬ 
kerne in einigen oder in sämmtlichen Segmenten gegeneinander 
verschoben sind, verbindet sich allenfalls ein rechter Knochenkern 
nicht nur mit dem rechten Knochenkerne des nächst-oberen Seg¬ 
mentes, sondern auch mit dessen linken Knochenkerne (z. B. Taf. XII, 
Fig. 146) oder umgekehrt. 

In hochgradig asymmetrischen Brustbeinen, in welchen die 
rechten Knochenkerne zwischen die linken hineinwachsen und um¬ 
gekehrt, oder in welchen die Knochenkerne der einzelnen Paare in 
einer verticalen Linie übereinander zu liegen kommen, kann die 
Verbindung von Knochenkernen, welche zu verschiedenen Segmenten 
(und zugleich zu den entgegengesetzten Brustbeinhälften) gehören, 
früher erfolgen, als die Verbindung zwischen den Knochenkernen 
derselben Paare. In solchen asymmetrischen Brustbeinen mit einer 
unregelmässigen Anordnung der Knochenkerne kommt auch manch¬ 
mal die Verbindung zwischen Knochenkernen, welche zu einem und 
demselben Paare gehören, in den unteren Theilen des Brustbein¬ 
körpers früher zu Stande als in den oberen Segmenten (z. B. Taf. XI, 
Fig. 109); andererseits trifft man in solchen Brustbeinen wieder Ver¬ 
bindungen oder selbst Verschmelzung von Knochenkernen, welche 
zweien verschiedenen Segmenten angehören, in oberen Theilen des 
Brustbeinkörpers zu einer Zeit, in welcher in den unteren Theilen 
die einzelnen Knochenkerne benachbarter Segmente noch vollkommen 
getrennt sind — mit einem Worte kommen in solchen asymme¬ 
trischen Brustbeinen mit unregelmässiger Anordnung der Knochen¬ 
kerne auch die verschiedensten Abnormitäten in Bezug auf Ver¬ 
bindung und Verschmelzung der einzelnen Knochenkerne unterein¬ 
ander vor, wie dies an den auf Taf. XI, Fig. 93, Fig. 111, Fig. 114, 
Fig. 115, Fig. 116, Fig. 117 und Taf. XI, Fig. 170 abgebildeten Brust¬ 
beinen zu sehen ist. Es zeigt sich also, dass der asymmetrische 
Bau des Brustbeins nicht nur eine Verschiebung der paarigen Knochen¬ 
kerne gegeneinander, sondern auch zugleich noch verschiedene 
andere Abweichungen vom gewöhnlichen Verlaufe des Ossifications- 
prozesses zur Folge hat, und zwar das Wachsthum von Knochen¬ 
kernen in ungewöhnlichen Richtungen und abnormes Verschmelzen 
derselben untereinander. 

B. Ueber nccessorisrhe Knochenkerne im Brustbeinkörper. 

Wie bereits in der Einleitung bemerkt (S. 396), kommt die Ossi 
fication des Brustbeins in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle 


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einfach dadurch zu Stande, dass Knochenkerne auftreten und wachsen, 
deren Zahl und Anordnung den (intercostalen) Segmenten des Brust¬ 
beins entspricht, welche man berechtigt ist zu unterscheiden. In 
einem jeden Segmente bildet sich entweder ein einziger, medianer 
Kern, oder ein Paar von Knochenkornen, oder auch nur ein asym¬ 
metrischer Knochenkern. 

Ausser diesen typischen, der genetischen Zusammensetzung des 
Brustbeins entsprechenden Knochenkernen findet man in manchen 
Fällen noch überzählige, atypische Knochenkerne, welche wir als 
„accessorische Knochen kern e*‘ bezeichnet haben. 

Das Auftreten von solchen accessorischen Knochenkernen bin 
ich berechtigt als eine Ausnahme zu betrachten, da unter 454 von 
mir untersuchten Brustbeinen, welche Verknöcherungen zeigten 1 ), 
nur in 103 Brustbeinen, d. h. in 22*6% accessorische Kerne sich 
vorfanden. 

Während die Haupt-Knochenkerne des Brustbeins den Charakter 
von Anlagen besonderer Knochen oder typischer Skelettheile zeigen, 
aus welchen der Brustbeinkörper zusammengesetzt ist, hat man den 
Eindruck, dass die accessorischen Kerne nur dann auftreten, wenn 
im Bereiche des einen oder des anderen von den typischen Bestand¬ 
teilen des Brustbeins (nämlich der Segmente oder Segmenthälften) 
die Metaplasie des Knorpelgewebes zu Knochengewebe nicht von 
einem Punkte ihren Ausgang nimmt, sondern von zwei oder von 
mehreren, ähnlich wie dies auch bei anderen Skelettheilen bekannt 
ist (z. B. Crista ossis ilei , Nahtknochen des Schädeldaches u. s. w.) 
Man kann also annehmen, dass ausnahmsweise, der eine oder der 
andere von den typischen Knochen, aus welchen der Brustbeinkörper 
zusammengesetzt ist, nicht aus einem Ossificationspunkte, sondern 
aus zwei Ossificationspunkten sich entwickelt. 

Für die Annahme, dass die accessorichen Knochenkerne des 
Brustbeins keine selbstständigen Bestandteile desselben vorstellen, 
sprechen folgende Umstände: 

1. Accessoriche Kerne trifft man nur ausnahmsweise, d. h. 
in circa 22% der Fälle, und zwar findet man in diesen Fällen ge¬ 
wöhnlich nur je einen accessorischen Kern und nur selten zwei 
oder mehrere solche atypische Korne in einem und in demselben 
Brustbein a ). 

! ) Von 470 Brustbeinen, welche ich untersucht habe, zeigten 16 
Brustbeine von Embryonen von 2 l / 2 -4 Monaten noch keine Knochen¬ 
kerne ^Vergl. S. 415). 

2 ) In den erwähnten 103 Brustbeinen fand ich zusammen 136 accesso¬ 
rische Kerne und zwar in 78 Brustbeinen je einen, in 20 Brustbeinen 


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Während der Zahl und Anordnung der Haupt-Knochenkerne 
im Brustbein gewisse Gesetze zu Grunde liegen, welche nicht 
schwer ist zu ermitteln, besonders wenn man eine grössere Zahl 
von Brustbeinen mit einander vergleicht, so findet man accessorische 
Kerne bald in diesen, bald in jenem Segmente, wobei ihre Lage 
innerhalb des betreffenden Segmentes und ihr Verhältnis zu den 
Hauptknochenkernen ein sehr verschiedenes ist. 

3. Sehr oft liegt ein accessorischer Kern in unmittelbarer 
Nachbarschaft des einen oder des anderen Hauptknochenkernes, mit 
welchen er auch unzweifelhaft frühzeitig verschmilzt 1 ). Manche 
accessorische Kerne bleiben jedoch lange Zeit getrennt und ver¬ 
binden sich mit anderen (den Hauptkernen) erst dann, wenn auch 
die Hauptknochenkerne untereinander in Verbindung treten und ver¬ 
schmelzen (Taf. XII, Fig. 142, Fig. 146, Fig. 154, Fig. 158, Fig. 167, 
Fig. 177). 

Trotz der grossen Mannigfaltigkeit in Betreff der Lage der 
accessorischen Kerne und ihres Verhältnisses zu den Hauptknochen¬ 
kernen kann man zunächst zwei Typen von accessorischen Knochen¬ 
kernen unterscheiden, und zwar: a) accessorische Knochenkerne, 
welche neben den Hauptkernen, d. h. ungefähr auf derselben trans¬ 
versalen Linie auftreten; b) accessorische Kerne, welche oberhalb 
oder unterhalb von Hauptknochenkernen in der Weise liegen, dass 
sie den Eindruck machen, als wären sie zwischen die Verknöche¬ 
rungen von zwei SternaJsegmenten eingeschaltet. 

Zu dieser letzteren Kathegorie gehört die überwiegende Mehrzahl 
der accessorischen Knochenkerne: unter den 103 Brustbeinen, in welchen 
accessorische Knochenkerne vorhanden sind, habe ich in 93 Brust¬ 
beinen 124 accessorische Kerne gefunden, welche oberhalb oder 
unterhalb von Hauptknochenkernen liegen; dagegen habe ich nur 

je zwei, in 2 Brustbeinen je drei und in 3 Brustbeinen je vier oder selbst 
fünf accessorische Kerne. 

*) Es spricht hiefiir die Thatsache, dass die accessorischen Knochen - 
kerne bei älteren Kindern seltener sind als bei jüngeren. Im Speziellen 
habe ich auf 106 Brustbeine von Embryonen und von Neugeborenen in 
24 (d. h. in 22%) auf 223 Brustbeine von Kindern bis zu 3 Jahren in 
63 (d. h. in 28%) auf 53 Brustbeine von Kindern zwischen 3—5 Jahren 
in 10 (d. h. in 19%) auf 52 Brustbeine von Kindern zwischen 5 — 10 
Jahren in 6 (d. h. in 11%) accessorische Kerne gefunden — und bei 
Kindern von 11 Jahren und mehr solche nicht mehr nachweisen können. 
Dass bei kleinen Kindern (bis zu 3 Jahren) accessorische Kerne öfter sich 
fanden als bei Embryonen und Neugeborenen ist ein Beweis, dass accesso¬ 
rische Kerne auch noch nach der Geburt in den ersten Lebensjahren 
auftreten. 


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12 Brustbeine gefunden, in welchen accessoriche Kerne neben Haupt- 
kernen (d. h. auf derselben queren Linie, nämlich auf derselben Zwischen¬ 
rippenlinie) liegen, und zwar 7 Brustbeine mit 8 accessorischen Kernen 
zwischen je zwei Hauptkernen eines Paares (z. B. Taf. XII, Fig. 165, 
Fig. 177) und 3 Brustbeine mit 4 accessorichen Kernen, welche seit¬ 
wärts neben einem medianen Hauptkerne liegen oder gar am Rande 
des Brustbeins (z. B. Taf. XII, Fig. 131, Fig. 133). 

Die oberhalb oder unterhalb von Hauptkernen liegenden accesso¬ 
rischen Kerne zeigen eine gewisse Abhängigkeit von den Haupt¬ 
kernen insoferne, als in Brustbeinen, welche nur mediane Knochen¬ 
kerne haben (in einreihigen Brustbeinen) beziehungsweise in jenen 
Theilen des Brustbeinkörpers, welche mediane Kerne enthalten (d. h. 
in den oberen Partien von einzwei reihigen Brustbeinen) die accesso¬ 
rischen Kerne ebenfalls median liegen (z. B. Taf. XII, Fig. 122 bis 
Fig. 128, Fig. 152, Fig. 168), in jenen Brustbeinen dagegen, welche 
paarige Kerne haben, beziehungsweise in jenen Theilen von Brust¬ 
beinen, wo paarige Kerne enthalten sind, wo also die Knochenkerne 
in zwei Reihen angeordnet sind, auch die accessorischen Kerne fast 
immer seitwärts sich befinden, also entweder in der einen oder in 
der anderen Reihe zwischen die Hauptkerne eingeschaltet sind. 
Hiebei ist es bemerkenswert, dass ich in der rechten Reihe viel 
öfter, (nämlich 50) accessorische Kerne gefunden habe (z. B. Taf. XII, 
Fig. 138, Fig. 139 u. a.), in der linken Reihe dagegen nur 29 accesso¬ 
rische Kerne (z. B. Taf. XII, Fig. 137, Fig. 142 u. a.) 

Die in diese Kathegorie gehörigen accessorischen Knochenkerne 
kommen häufiger im oberen Theile des diesbezüglichen Segmentes, 
(also oberhalb der betreffenden Kerne) vor (z. B. Taf. XII, Fig. 123, 
Fig. 124, Fig. 126, Fig. 138, Fig. 139 u. a.), seltener im unteren 
Theile des betreffenden Segmentes, d. h. unterhalb des diesbezüg¬ 
lichen Hauptkernes (z. B. Taf. XII, Fig. 125, Fig. 127, Fig. 140, 
Fig. 160 u. a.) 

Dementsprechend habe ich viel öfter die Verbindung von accesso¬ 
rischen Kernen mit Hauptkernen gefunden, welche unterhalb der¬ 
selben liegen (53 mal), als mit solchen Hauptkernen, welche ober¬ 
halb derselben sich befinden (14 mal). 

Die Zugehörigkeit eines accessorischen Kernes zu einem ge¬ 
wissen Hauptkerne ist auch noch vor der Verbindung mit diesem 
letzteren daran zu erkennen, dass der accessorische Kern näher dem 
einen als dem anderen Hauptknochenkerne liegt, ferner, dass er mit 
einem grösseren Theile innerhalb des betreffenden Segmentes sich 
befindet, also die betreffende Rippenlinie entweder gar nicht oder nur 
mit seinem kleineren Antheile überschreitet. 


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451 


In manchen Fällen ist es jedoch schwer zu entscheiden, zu 
welchem von den beiden fraglichen Segmenten ein solcher accesso- 
rischer Kern gehört, und zwar in jenen Fällen, wo die Grenzlinie 
dieser beiden Segmente (die Rippenlinie) den accessorischen Kern 
mehr weniger halbiert, und wenn derselbe von den beiden betreffen¬ 
den Hauptkernen gleich weit entfernt ist (z. B. Taf. XII, Fig. 168, 
Eig. 176). 

In diesen Fällen könnte man wirklich glauben, dass der accesso- 
rische Kern zwischen die beiden Brustbeinsegmente eingeschaltet 
ist, oder dass hier gewissermassen accessorische Segmente zur 
Ausbildung gelangt sind, welche zwischen die gewöhnlichen Segmente 
eingeschaltet sind. 

Doch glaube ich, dass es vielmehr angezeigt ist, eine solche 
Lage von accessorischen Kernen als eine Verschiebung derseben 
nach oben, beziehungsweise nach unten aufzufassen, da eine solche 
Verschiebung (nach unten zu) auch bei den Hauptkernen vorkommt 
(Vergl. S. 411). Ein accessorischer Kern kann umso leichter die be¬ 
treffende Rippenlinie überschreiten, als er ohnehin in ihrer Nähe 
entsteht, während die Hauptkerne in der grösstmöglichsten Ent¬ 
fernung von den Rippenlinien auftreten, (d h. zwischen je zwei 
solchen Linien). 

Als die zweite Kathegorie von accessorischen Kernen kann 
man jene zusamraenfassen, welche auf den Zwischenrippenlinien ent¬ 
stehen, d. h. in derselben Quorlinie, wie die betreffenden Hauptkerne. 

Bei medianen Hauptkernen sind derartige accessorische Kerne 
sehr selten. Ich habe nur in drei Brustbeinen 4 solche Kerne ge¬ 
funden, von denen ein Brustbein (Taf. XII, Fig. 133) im vierten 
Segmente zu beiden Seiten des medianen Hauptkernes je einen 
solchen accessorischen Kern enthält; ein anderes* Brustbein mit 
einem solchen accessorischen Kerne (links neben dem medianen Haupt¬ 
kerne des fünften Segmentes) ist auf Taf. XII, Fig. 131 dargestellt. 

Wenn in einem Brustbeinsegmente zwei Hauptkerne sich ge¬ 
bildet haben, nämlich ein Knochenkernpaar, so findet man manch¬ 
mal in der Mitte zwischen ihnen einen accessorischen Kern einge¬ 
schaltet, z. B. im vierten Segmente des auf Taf. Xlf, Fig. 164 abge¬ 
bildeten Brustbeins, oder im dritten Segmente des Brustbeins auf 
Taf. XII, Fig. 177. Derartige accessoriche Kerne habe ich in 7 Brust¬ 
beinen gefunden. Sehr merkwürdig ist das Brustbein auf Taf. XII, 
Fig 177, in dessen Körper vier accessorische Kerne zu unterscheiden 
sind, und zwar ein Kern im dritten Segmente unterhalb des rechten 
Hauptkernes, ein zweiter im vierten Segmente unterhalb des linken 
Hauptkernes (mit demselben bereits verwachsen), ein dritter in der 


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452 


Mitte zwischen den beiden (paarigen) Kernen des dritten Segmentes, 
und schliesslich ein vierter gerade in der Mitte zwischen den paarigen 
Kernen des fünften und des sechsten Segmentes; dieser letztere 
accessorische Kern ist umso merkwürdiger, als er an Grösse sämmt- 
liche vier Hauptkerne übertrifft, zwischen welche er in einer solchen 
Weise eingeschaltet ist, dass es schwierig ist, zu bestimmen, zu 
welchem von den beiden Segmenten er gehört, und noch schwie¬ 
riger zu entscheiden, zur welchen von den beiden Knochenkern- 
Reihen (zur rechten oder zur linken) er zu rechnen wäre. Da jedoch 
der Mittelpunkt dieses Kernes fast genau auf jener Zwischenrippen¬ 
linie liegt, welche zugleich auch durch die Mittelpunkte der beiden 
Knochenkerne des fünften Segmentes geht, so ist es sehr wahr¬ 
scheinlich, dass derselbe nichts Anderes ist, als ein accessorischer 
Kern des fünften Segmentes, welcher bei seinem bedeutenden Wachs¬ 
thum nach unten zu zwischen die beiden Kerne des sechsten Seg¬ 
mentes sich eingekeilt hat. 

In den seltenen Fällen, in welchen ein accessoricher Kern 
mitten zwischen den beiden (paarigen) Kernen eines Segmentes liegt, 
ist es nicht möglich zu bestimmen, zu welchen von diesen beiden 
Hauptkernen er gehört. Sollte jemand behaupten, dass hier alle 
drei Knochenkerne gleichwertig sind (wie z. B. auf Taf. XII, Fig. 164, 
Fig. 165 und Fig. 177), so wäre es schwer eine solche Ansicht zu 
widerlegen. Solche Fälle hat schon Schwegel gekannt und auf 
Grund derselben angenommen, dass die Knochenkerne im Brustbein 
in drei Reihen angeordnet sein können. Eine solche Anschauung 
erscheint jedoch nicht begründet, denn weder ich (unter 470 unter¬ 
suchten Brustbeinen), noch, so viel bekannt, jemand anderer hat ein 
Brustbein gesehen, welches in sämmtlichen, oder wenigstens in 
mehreren aufeinanderfolgenden Segmenten je drei, nebeneinander 
liegende Knochenkerne hätte; Brustbeine, welche in einem Segmente 
drei solche Kerne zeigen, sind überhaupt selten, und nur in einem 
einzigen Falle habe ich gefunden, dass in zwei, jedoch nicht unmittel¬ 
bar aufeinander folgenden Segmenten je drei Kerne (also ein zwischen 
die beiden paarigen eingeschalteter accessorischer Kern) vorhanden 
sind (Taf. XII, Fig. 177). 

Nicht weniger merkwürdig sind accessorische Kerne, welche 
ebenfalls auf der Medianlinie des Brustbeins liegen und dabei 
zwischen die Knochenkerne von zwei aufeinanderfolgenden Seg¬ 
menten in der Weise eingeschaltet sind, dass es unmöglich ist, zu 
bestimmen, zu welchen von diesen beiden Segmenten sie gehören 
(z. B. Taf. XII, Fig. 144, Fig. 145, Fig. 154, Fig. 158 und Fig. 169). 
Es muss noch hervorgehoben werden, dass derartige mediane accesso- 


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453 


rische Kerne mitunter auch zwischen Segmente eingeschaltet sind, 
welche paarige Hauptknochenkerne besitzen (Vergl. S. 450). Zwischen 
einer solchen Lage von accessorischen Kernen und der Lage von 
solchen mitten zwischen zwei paarigen Kernen, sowie zwischen der 
Lage eines accessorischen Kernes (schief) oberhalb oder unterhalb 
eines Hauptkerncs, findet man verschiedene Uebergangsformen, wie 
z. B. in den auf Taf. XII, Fig. 136, Fig. 146, Fig. 156 und Fig. 179 
(zwischen dem dritten und dem vierten Segmente) dargestellten 
Brustbeinen. Wenn man diese Uebergangsformen in Betracht zieht, 
so kann man annehmen, dass solche mediane, accessorische Kerne, 
welche als zwischen die Verknöcherungen von zwei Segmenten ein¬ 
geschaltet erscheinen, dennoch nicht zwischen diesen Segmenten 
entstanden sind, sondern dem einen oder dem anderen (dem oberen 
oder dem unteren) zugehören, und zwar spieziell entweder zur 
rechten oder zur linken Hälfte desselben (d. h. zum rechten oder 
zum linken Hauptkerne). 

Durch Auftreten von mehreren, accessorischen Kernen in einem 
und demselben Brustbein, und zwar wenn accessorische Kerne von 
verschiedenen Typen in einem und in demselben Brustbein ange- 
troflen werden, kommt in manchen seltenen Fällen eine derartige 
Verwirrung in der Anordnung der Knochenkerne zu Stande, dass man 
diese Anordnung erst dann verstehen und erläutern kann, wenn man 
bereits die allgemeinen Gesetze kennen gelernt hat, welche auf Grund 
der Untersuchung einer grossen Zahl von Brustbeinen abgeleitet werden 
können. Als Beispiele einer derartigen, nur scheinbar ganz regellosen 
Anordnung von Knochenkernen, können die auf Taf. XII, Fig. 175 
und Fig. 180 dargestellten Brustbeine dienen. Auf Grund dessen, 
was wir bereits angeführt haben, ist es nicht schwer, in diesen und 
in ähnlichen Brustbeinen die einzelnen Hauptknochenkerne und die 
accessorischen Knochenkerne zu unterscheiden. 

Da in manchen Fällen, wie bereits bemerkt, es unmöglich ist, 
zu bestimmen, zu welchem Segmente der eine oder der andere 
accessorische Knochenkern gehört, so ist es auch nicht möglich, 
genau anzugeben, wie oft in den einzelnen Segmenten accessorische 
Kerne Vorkommen. Was jedoch die überwiegende Mehrzahl von accosso- 
rischen Knochenkernen anbelangt, so walten in dieser Hinsicht keine 
Zweifel ob; ich konnte also wenigstens annähernd berechnen, wie 
oft in den einzelnen Segmenten des Brustbeinkörpers accessorische 
Knochenkerne Vorkommen. Im dritten Segmente habe ich nur bei 
6 Brustbeinen (unter 452, welche in diesem Segmente Verknöche¬ 
rungen hatten) also in l'3"/ 0 der Fälle 6 accessorische Kerne ge¬ 
funden; im vierten Segmente in 25 Brustbeinen (5 - 5 n / t ), 27 aeeesso- 


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rische Kerne; im fünften Segmente (auf 437 Brustbeine) in 70 Brust¬ 
beinen (16%) 78 accessorische Kerne und im sechsten Segmente 
(auf 296 Brustbeine) in 23 Brustbeinen (7-7%) 25 accessorische 
Kerne. Im siebenten Segmente habe ich keine Knochenkerne ge¬ 
funden, welche ich Grund hätte als accessorische aufzufassen. 

Wenn auch diese Zahlen nicht ganz genau sein können, so 
sind die Differenzen zwischen den die einzelnen Segmente betreffen¬ 
den Zahlen doch so bedeutend, dass man hieraus gewisse Schlüsse 
zu ziehen berechtigt ist. Es zeigt sich, dass im dritten Segmente 
accessorische Kerne verhältnissmässig sehr selten sind, was man 
als ein Anzeichen betrachten kann, dass in diesem Segmente 
der Verknöcherungsprozess ziemlich regelmässig vor sich geht. Im 
vierten Segmente kommen accessorische Kerne schon öfter vor und 
im fünften Segmente sind sie am häufigsten (dreimal so häufig wie 
im vierten). Im sechsten Segmente kommen accessorische Kerne 
wieder seltener und im siebenten, wie es scheint, gar nicht vor, 
was wieder füglich als Ausdruck der in den unteren Theilen des 
Brustbeinkörpers abnehmenden Energie des Verknöcherungsprozesses 
aufzufassen ist. 

Ein accessorischer Kern verbindet sich gewöhnlich zuerst mit 
dem Hauptkerne des diesbezüglichen Segmentes. Bevor jedoch diese 
Verbindung bis zu einer vollständigen Verschmelzung gediehen ist, 
tritt nicht selten der accessorische Kern in Verbindung auch mit 
anderen benachbarten Hauptknochenkernen (z. B. Taf. XII, Fig. 146, 
Fig. 158, Fig. 163). 

Accessorische Kerne verschmelzen mit den betreffenden Haupt¬ 
knochenkernen nicht selten sehr frühzeitig und die aus dieser Ver¬ 
schmelzung hervorgegangene Verknöcherung zeigt hernach gar keine 
Spur ihrer ursprünglichen Zusammensetzung. Man muss annehmen, 
dass die accessorischen Kerne, welche z. B. in den auf Taf. XII, 
Fig. 123, Fig. 124, Fig. 128, Fig. 129, Fig. 172 dargestellten embryo¬ 
nalen Brustbeinen sehr klein (punktförmig) sind und in unmittel¬ 
barer Nähe von Hauptkernen liegen (welche übrigens auch nicht 
viel grösser sind) sehr bald mit den letzteren zu einem Ganzen ver¬ 
schmolzen wären, so dass nach einigen Monaten jede Spur der 
Existenz von accessorischen Kernen verloren gegangen wäre. 

Bei Neugeborenen und bei mehrmonatlichen Kindern trifft man 
ebenfalls nicht selten accessorische Kerne, welche mit den Haupt¬ 
kernen bereits verwachsen sind, so dass man eben noch ihre Existenz 
constatieren kann (z. B. Taf. XII, Fig. 148, Fig. 161, Fig. 175). 

In anderen Fällen findet man dagegen bei mehrjährigen Kindern 
noch ganz gesonderte accessorische Knochenkerne (z. B. Taf. XII, 


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455 


Fig. 145, Fig. 146, Fig. 154, Fig. 158). Vom zwölften Jahre an habe 
ich jedoch gesonderte, accessorische Kerne nicht mehr beobachtet 
und bei älteren Kindern ist es nicht mehr möglich zu bestimmen, 
ob überhaupt solche accessorische Kerne vorhanden waren. 

Bei der Verbindung von accessorischen Kernen mit den Haupt¬ 
kernen bilden sich Knochenbrücken, wie die auf S. 433 und 434 be¬ 
schriebenen (z. B. Taf. XII, Fig. 158, Fig. 173). 

Manchmal treten zwei Knochenbrücken auf (Taf. XII, Fig. 158) 
oder selbst drei (Taf. XII, Fig. 126). In anderen Fällen, besonders 
in jüngeren Brustbeinen, kommt die Verbindung der accessorischen 
Kerne mit den Hauptkernen ohne Bildung von solchen Knochen¬ 
brücken einfach, dadurch zu Stande, dass die nächsten Punkte ihrer 
convexen Ränder in Berührung kommen und dass von da aus nach 
beiden Seiten hin die Verwachsung fortschreitet. 

Es muss hier noch hervorgehoben werden (was übrigens bereits 
oben erwähnt wurde, vergl.S. 438 und Anmerk, auf S.440 u. 441), dass 
accessorische Kerne dadurch, dass sie sich mit benachbasten Haupt¬ 
kernen frühzeitig verbinden, die Verbindung der letzteren unterein¬ 
ander vermitteln und dadurch manchmal eine vorzeitige Verbindung 
dieser bewirken. In dieser Weise sind gewisse seltene Fälle zu er¬ 
klären, in welchen man im oberen Theile des Brustbeins eine Ver¬ 
bindung zwischen den Verknöcherungen von zwei aufeinanderfol¬ 
genden Segmenten beobachten kann, bevor es im unteren Theile 
des Brustbeins zur Verbindung zwischen den Verknöcherungen von 
verschiedenen Segmenten gekommen ist (z. B. Taf. XII, Fig. 157), 
sowie jene Fälle, in welchen paarige Kerne durch Vermittelung eines 
accessorischen Kernes miteinander verbunden sind, während in den 
oberen Segmenten noch ganz getrennte Paare von Knochenkernen 
erhalten sind. 


VI. Der Brustbein-Handgriff. 

Das Mannbrium sterni besteht, wie bereits oben gezeigt, aus 
den beiden obersten Brustbeinsegmenten, nämlich aus dem ersten 
und dem zweiten. Dieser Theil des Brustbeins ist, wie bekannt, 
beim Menschen sehr bedeutend entwickelt und bleibt vom Brust¬ 
beinkörpergewöhnlich durch das ganze Leben getrennt. Diese grössere 
Selbständigkeit bekundet sich auch im Verknöcherungsprozesse, welcher 
in mancher Hinsicht anders verläuft als im Körper. 

Im Handgriffe tritt entweder nur ein Knochenkern auf, oder 
zwei oder drei Knochenkerne, und zwar nicht selten bereits bei Em¬ 
bryonen von 3'/, bis zu 5 Monaten. Von 20 untersuchten Brust- 

Polo. Archiv f. biol. u. med. Wiuenech. 

Archive« polon. d. ecienc. biol. et medic. 31 


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beinen dieses Alters zeigen 6 je einen Knochenkern im Handgriffe 
(z. B. Taf. X, Fig. 3. Fig. 6, Taf. XII, Fig. 124) und ein Brustbein 
bereits zwei Kerne (Taf. X, Fig. 12). Doch erst bei 6-monatlichen und 
bei älteren Embryonen, sowie bei Neugeborenen und bei Kindern 
findet man im Handgriffe in allen Fällen wenigstens je einen 
Knochenkern. Man kann also sagen, dass im Handgriffe die Ver¬ 
knöcherung immer im intrauterinen Leben, spätestens im siebenten 
Monate beginnt und zwar gewöhnlich früher als im Körper. 

Es ist jedoch sehr wahrscheinlich, dass, wenn im Brustbein-Hand¬ 
griffe zwei oder drei Knochenkerne sich bilden, einer von denselben 
erst nach der Geburt auftritt, da bei mehrmonatlichen Kindern einer 
von diesen Kernen oft noch sehr klein ist, bedeutend kleiner als 
andere Knochenkerne des Brustbeins (z. B. Taf. X, Fig. 21). 

Der Verknöcherungsprozess beginnt im Handgriffe früher als 
im Körper, wie man z. B bei einem 3'/* monatlichen Embryo (Taf. X, 
Fig. 1) sieht, welcher im Brustbeine nur einen einzigen Knochenkern 
zeigt, und zwar im Handgriffe. Man kann dies auch daraus schliessen, 
dass bei Embryonen und bei Neugeborenen der Knochenkern des 
Handgriffes gewöhnlich grösser ist als sämmtliche Kerne des Körpers 
und dass dieser Grössenunterschied manchmal sehr bedeutend ist 
(z. B. Taf. X. Fig. 6, Fig. 10, Fig 11). Solche Fälle, wie das Brust¬ 
bein einos fünfmonatlichen Embryo (Taf. X, Fig. 2), welches im 
Körper (und zwar im vierten Brustbein-Segmente) bereits einen 
Knochenkern enthält, während im Handgriffe noch jede Verknöcherung 
fehlt, gehört, wie es scheint, zu den Ausnahmen; es spricht hiefür 
auch die Beobachtung, dass nur ausnahmsweise der Knochenkern, 
beziehungsweise die Knochenkerne des Handgriffes bedeutend kleiner 
getroffen werden, als die der beiden oberen Segmente des Brust¬ 
beinkörpers, woraus man schliessen könnte, dass sie in diesen Fällen 
wahrscheinlich später aufgetreten sind als letztere (z. B. Taf. X, 
Fig. 8, Fig. 21). 

In jenen Fällen dagegen, wo der Handgriff zwei Haupt-Knochen¬ 
kerne hat, findet man manchmal, dass einer von denselben (der 
obere oder der untere) kleiner ist, als die Kerne in den oberen 
Theilen des Brustbeinkörpers, so dass mann schliessen kann, dass 
er später aufgetreten ist, während der andere früher sich gebildet 
hat (z. B. Taf. X, Fig. 49, Fig. 51, Taf. XII, Fig. 134). 

Im Handgriffe schreitet der Verknöcherungsprozess rascher fort, 
als im Körper; am meisten auffallend ist dies in jenen Brustbeinen, 
welche im Handgriffe nur einen Knochenkern haben, da dieser sehr 
frühzeitig, und zwar noch im intrauterinen Leben eine verhältniss- 


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massig bedeutende Grösse erreicht und gewöhnlich sämmtliche 
Knochenkerne des Brustbeinkörpers an Grösse übertrifft. 

Die Hauptknochenkerne des Handgriffes sind anfangs rund und 
bekommen beim Wachsthum eine elliptische Gestalt, beim weiteren 
Wachsthum wird ihre Gestalt durch dieselben Momente beeinflusst, 
wie im Brustbeinkörper. Wenn nämlich in der Handhabe sich nur 
ein einziger, medianer Kern gebildet hat, so breitet er sich nach 
und nach auf den ganzen knorpeligen Handgriff aus und nimmt 
dessen Form an. Wenn hingegen zwei oder drei Hauptknochen¬ 
kerne aufgetreten sind, welche längere Zeit noch getrennt bleiben, so 
bekommt ein jeder von ihnen die Gestalt einer polygonalen Knochen¬ 
platte, deren Ränder zu den Rändern der benachbarten Knochen¬ 
platten parallel sind (z. B. Taf. X, Fig. 29, Fig. 40, Taf. XII, Fig. 108). 

Die Ränder dieser Verknöcherungen sind in den jüngeren Brust¬ 
beinen gewöhnlich glatt, später findet man an ihnen kleine Ein¬ 
schnitte, manchmal in grosser Zahl, welche am wahrscheinlichsten 
davon herrühren, dass an die Hauptkerne kleine, accessorische Kerne 
sich angeschlossen haben; doch scheint hiebei auch ein ungleich- 
mässiges Wachsthum der Knochenkerne im Spiele zu sein, da die 
Zahl dieser Einkerbungen manchmal sehr gross ist, und der Zahl 
von accessorischen Kernen nicht entspricht, welche als solche, d. h. 
in noch getrenntem Zustande, in anderen Brustbeinen zur Beob¬ 
achtung kommen. 

Der untere Rand einer bereits schon ausgewachsenen Knochen¬ 
platte des Handgriffes ist fast immer zur unteren Grenzlinie des 
Handgriffes (zur zweiten Zwischenrippenlinie) parallel, und auch pa¬ 
rallel zum oberen Rande der obersten Knochenplatte des Körpers 
(z. B. Taf. X, Fig. 25, Taf. XII, Fig. 146). 

Wenn im Handgriffe zwei mediane Kerne zur Ausbildung ge¬ 
langt sind, so fallen ihre gegeneinander gerichteten Ränder nicht 
immer mit der ersten Zwischenrippenlinie zusammen (z. B. Taf. X, 
Fig. 34, Taf. XII, Fig. 178), ein analoges Verhalten, wie solches auch 
in den unteren Theilen des Brustbeinkörpers vorkommt (Vergl. S. 431). 

Die raschere Entwickelung der Verknöcherungen im Handgriffe 
gibt sich auch dadurch kund, dass diese Verknöcherungen eine 
grössere Tendenz zur Verwachsung und zur Verschmelzung haben, 
welche gleichsam als proporzionell zu ihrem schnelleren Wachsthum 
erscheint. Die Verknöcherungen der beiden Segmente des Handgriffes 
verbinden sich nämlich miteinander früher oder später, jedoch jeden¬ 
falls vor Ende des dritten Lebensjahres, also bereits in einer Zeitperiode, 
in welcher der analoge Prozess im Körper noch nicht beginnt. Die 

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Tendenz zur Verschmelzung der segmentalen Verknöcherungen ist. 
also im Handgriffe eine grössere als im Brustbeinkörper. 

Der Vorgang bei der Verschmelzung der einzelnen knöchernen 
Theile des Handgriffes ist übrigens derselbe wie im Körper. In der 
Mitte des Spaltes, welcher die beiden benachbarten Knochenplatten 
trennt, und von ihren, einander parallelen Rändern begrenzt ist, 
bildet sich (immer nur eine) Knochenbrücke, welche sich verbreitet 
und schliesslich die Ränder der beiden Knochenplatten in ihrer 
ganzen Länge mit einander verbindet (Taf. X, Fig. 17, Fig. 34, 
Taf XU, Fig. 146). Dieser Prozess beginnt an der dorsalen Fläche 
und schreitet daselbst rascher fort. 

Von den drei, oben (S. 434) beschriebenen Bildungsformen einer 
solchen Knochenbrücke, habe ich im Handgriffe nur eine beob¬ 
achtet, und zwar jene, bei welchei diese Knochenbrücke aus zwei 
Fortsätzen entsteht, welche einander gegenüber an den Rändern der 
beiden Knochenplatten hervorg9wachsen sind. Manchmal sind die 
Ränder der beiden, mit einander verwachsenden Knochenplatten 
nicht parallel (z. B. Taf. X, Fig. 13), was im Handgriffe öfter vor¬ 
kommt als im Körper; man könnte daraus schliessen, dass hier die 
Verbindung nicht immer vermittelst einer Knochenbrücke zu Stande 
kommt, sondern manchmal durch ein einfaches Aneinanderstossen 
der Ränder. 

Mit Hinblick auf die Zahl und die Anordnung der Haupt- 
Knochenkerne des Handgriffes kann man drei Typen unterscheiden, 
und zwar: 

a) In einer unbedeutenden Minderzahl (12 Brustbeine, d. h. 2 6 %) 
treten im Handgriffe drei Hauptknochenkerne auf, von denen der 
eine im oberen Theile desselben median liegt, die zwei anderen da¬ 
gegen als paarige unterhalb des ersteren (z. B. Taf. X, Fig. 38, Fig. 39, 
Taf. XII, Fig. 134). Diese Anordnung entspricht der einzwei-reihigen 
Anordnung der Knochenkerne im Brustbeinkörper. 

b) Viel öfter (132 Brustbeine, d. h. 29%) findet man im Hand¬ 
griffe zwei mediane Hauptknochenkerne, einen oberen und einen 
unteren (z. B. Taf. X, Fig. 4, Fig. 12), also eine Anordnung, wie im 
Körper von einreihigen Brustbeinen 

c) In der vorwiegenden Mehrzahl der Fälle (310 Brustbeine, 
d. h. 68-4%) habe ich im Handgriffe nur einen einzigen Haupt¬ 
knochenkern 'gefunden, welcher ungefähr in der Mitte des Hand-, 
griffes liegt (z. B. Taf. X, Fig. 1, Fig. 3 u. s. w.). 

Die verhältnissmässig wenigen Brustbeine des ersten Typus, 
d. h. mit drei Hauptknochenkernen im Handgriffe sind ausschliess¬ 
lich jüngeren Alters, nämlich von Neugeborenen und von Kindern 


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bis zu 5 Jahren. Es ist wahrscheinlich, dass später, wenn diese 
einzelnen Knochenkerne mit einander verschmolzen sind, man diesen 
Typus als solchen nicht mehr erkennen kann. Ich muss noch her¬ 
vorheben, dass ich im Handgriffe von Brustbeinen, welche im Körper 
nur mediane Knochenkerne zeigen (in einreihigen Brustbeinen) nie¬ 
mals drei Knochenkerne gefunden habe'). 

Wenn im Handgriffe drei Hauptknochenkerne aufgetreten sind, 
so liegt der obere von diesen Kernen auf der ersten Rippenlinie, 
d. h. auf der Grenzlinie des ersten und des zweiten Brustbein¬ 
segmentes, und zwar in der Weise, dass diese Linie den Knochen¬ 
kern in eine obere und in eine untere Hälfte theilt (z. B. X, Fig. 29, 
Fig. 38, Taf. XI, Fig. 110), oder, was öfter vorkommt, dass der 
grössere Theil dieses Kernes unterhalb dieser Linie liegt. Beim 
Wachsthume keilt sich dieser Kern mit seinem unteren Theile nicht 
selten zwischen die beiden unteren Kerne ein und bekommt die 
Gestalt eines Kreisausschnittes (z. B. Taf. X, Fig. 29, Taf. XI, Fig. 87, 
Taf. XII, Fig. 168). Die beiden unteren Knochenkerno treten immer 
im Bereiche des zweiten Segmentes auf und überschreiten dessen 
Grenzen auch bei ihrem Wachsthume nicht. 

Was die Grösse anbelangt, so ist der obere, mediane Kern des 
Handgriffes gewöhnlich grösser als die beiden unteren, ausnahms¬ 
weise kleiner. Die unteren, paarige!! Kerne sind nicht immer 
gleich gross. 

Die Knochenkerne der in Rede stehenden Kathegorie verbinden 
sich mit einander manchmal bereits in den erten Lebensmonaten, 
nicht selten jedoch erst später. Die Verschmelzung geschieht nicht 
immer in derselben Reihenfolge. Entweder verbindet sich der eine 
von den paarigen Kernen zuerst mit dem oberen, medianen Kerne 
(z. B. Taf. XI. Fig. 75), oder es verbinden sich zuerst die beiden 
paarigen Knochenkerne untereinander (Taf. XI, Fig. 110); oder es 
verbinden sich diese beiden paarigen Knochenkerne untereinander 
überhaupt gar nicht, sondern nur mit dem medianen Kerne, welcher 
zwischen sie hineingewachsen ist (Taf. XI, Fig. 87). 

Zwei mediane Hauptknochenkerne im Handgriffe kann man 
sowohl bei Embryonen und Neugeborenen, als auch bei Kindern bis 
zu 13 Jahren constatieren. Bei älteren Kindern habe ich keine An- 


') Nur oin Brustbein (Taf. X, Fig. 29) ist in dieser Hinsicht zweifel¬ 
haft; es zeigt im Körper nur mediane Knochenkerne, doch ist es bereits 
in einem Alter (5 Jahre) und auf einer Entwickelungsstufe, welche die 
Vermuthung zulassen, dass hier auch im llrustbeinkörper paarige Knochen¬ 
kerne bestanden haben, welche jedo.h bereits zu medianen Verknöche¬ 
rungen verschmolzen sind. 


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Zeichen mehr finden können, aus welchen man hätte schliessen 
können, dass die Verknöcherung des Handgriffes aus der Ver¬ 
schmelzung von zwei übereinander liegenden Knochenkernen ent¬ 
standen wäre. 

Im Körper dieser Brustbeine zeigen die Knochenkerne bald 
eine einreihige Anordnung (50 Brustbeine), bald eine Anordnung 
nach dem einzwei-reibigen oder nach dem zweireihigen Typus (82 
Brustbeine). 

Die beiden medianen Kerne des Handgriffes liegen nicht immer 
genau in der Medianlinie. Besonders in asymmetrischen Brust¬ 
beinen (mit asymmetrischen Ansätzen der zweiten Rippen) liegt der 
grössere Theil der Masse des unteren Kernes auf der Seite, wo die 
zweite Rippe mehr abwärts sich inseriert, mithin öfter auf der 
linken als auf der rechten Seite (z. B. Taf. X, Fig. 55, Fig. 58, 
Taf. XI, Fig. 74). Geringere Grade dieser asymmetrischen Lage sind 
gar nicht selten. 

Der obere, von den beiden medianen Kernen des Handgriffes 
tritt bei Embryonen mehr weniger auf der ersten Rippenlinie (welche 
die Ansätze der beiden ersten Rippen mit einander verbindet) auf, 
der untere, ziemlich in der Mitte des zweiten Segmentes, nämlich 
auf der zweiten Zwischenrippenlinie (Taf. X, Fig. 12, Fig. 51, Taf. 
XII, Fig. 122), manchmal auch unterhalb dieser Linie, wie man dies 
bei Kindern sehen kann (z. B. Taf. XI, Fig. 74). Bei weiter vorge¬ 
schrittener Entwickelung, d. h. wenn die Verknöcherungen bereits 
gross sind, liegt die obere gewöhnlich so, dass die erste Rippenlinie 
sie halbiert, seltener so, dass sie oberhalb ihrer Mitte durchgeht; der 
untere Kern liegt dann gewöhnlich mit dem grösseren Theile seiner 
Masse unterhalb der zweiten Zwischenrippenlinie und nur ausnahms¬ 
weise (wenn er viel kleiner ist als der obere) erscheint er ganz 
unterhalb dieser Linie gerückt. 

Der obere Kern tritt gewöhnlich früher auf, als der untere, 
da er auch bei Embryonen meistens grösser ist als der untere 
(in 4 Fällen auf 5 untersuchte) z. B. Taf. X, Fig. 4, Fig. 51). 
Dasselbe Verhältniss zwischen den Grössen dieser beiden Kerne 
trifft man gewöhnlich auch in Brustbeinen von Neugeborenen und 
von Kindern (auf 132 Brustbeine mit zwei medianen Kernen in 89, 
d. h. in 674%); der Grössenunterschied ist manchmal sehr be¬ 
deutend. 

Nur in 28 Brustbeinen (21-3%) habe ich diese beiden Kerne 
gleich gross gefunden (z. B. Taf. X, Fig. 4, Taf. XI, Fig. 74), und 
kaum in 15 Brustbeinen (114%) den oberen Kern kleiner als den 
unteren; jedoch ist in manchen von diesen letzteren Brustbeinen 


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der Grössenunterschied ein so bedeutender, dass man annehmen 
muss, dass der obere Kern später aufgetreten ist als der untere 
(z. B. Taf. X, Fig. 21). 

Beide mediane Knochenkerne, d. h. sowohl der obere als auch 
der untere sind fast immer grösser als die Kerne im unteren Theile 
des Körpers (im 5., 6. und 7. Segmente). Nur ausnahmsweise, und 
zwar nur in jüngeren Brustbeinen ist der eine von den medianen 
Kernen des Handgriffes kleiner als der Kern des fünften Segmentes 
(z. B. Taf. X, Fig. 21). Wenn man nun die Grösse der medianen 
Knochenkerne des Handgriffes und der Kerne der oberen Segmente 
(des 3. und 4. Brustbeinsegmentes) mit einander vergleicht, so zeigt 
es sich, dass dieses Verhältniss ein verschiedenes ist. Der obere 
Kern des Handgriffes ist in der Regel (in 109 Brustbeinen, d. h. in 
82.6%) grösser als die Kerne der beiden oberen Segmente des 
Körpers, nur selten gleich gross (8 Brustbeine, d. h. 6%) oder kleiner 
(15 Brustbeine, d. h. 11-4%). Der untere Kern ist im Vergleiche 
mit diesen oberen Kernen des Körpers entweder grösser (54 Brust¬ 
beine, d. h. 40'9%) oder kleiner (62 Brustbeine, d. h. 46-9%), selten 
gleich gross (16 Brustbeine, d. h. 12 2%). Wenn man beide Kerne 
des Handgriffes in Betracht nimmt, so zeigt sich, dass in der Regel 
entweder beide (50 Brustbeine, d. h. 37 - 9%) oder wenigstens einer 
von ihnen (55 Brustbeine, d. h. 41-7%) grösser ist als die Kerne 
der beiden oberen Segmente des Körpers und nur ausnahmsweise 
jeder von den beiden Kernen des Handgriffes denen der oberen 
Körpersegmente an Grösse gleichkommt (7 Brustbeine, d. h. 5-4%). 
Andere Combinationen, und zwar solche, wo der eine Kern des 
Handgriffes grösser und der andere gleich gross oder kleiner ist 
als die oberen Kerne des Körpers sind auch selten (13 Brustbeine, 
d. h. 9 6%). 

Da verschiedene Beobachtungen dafür sprechen, dass die 
Knochenkerne im Handgriffe und in den beiden oberen Segmenten 
des Brustbeins ungefähr gleichzeitig auftreten, muss man die soeben 
besprochenen Grössenunterschiede auf ein rascheres Wachsthum der 
Verknöcherungen des Handgriffes zurückführen und zwar besonders 
des oberen, medianen Kernes desselben, welcher in der Mehrzahl 
der Fälle (in 104 Brustbeinen auf 132) als der grösste Knochenkern 
des Brustbeines sich erweist. 

Die beiden medianen Hauptkerne des Handgriffes beginnen 
bereits gegen Ende des intrauterinen Lebens mit einander zu ver¬ 
wachsen, und sind bei Neugeborenen gewöhnlich bereits verschmolzen 
(in 7 von 9 diesbezüglichen Fällen), so dass nur unbedeutende Ein¬ 
buchtungen der beiden Seitenränder anzeigen, dass hier ursprünglich 


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462 


zwei Knochenkerne vorhanden waren. Auch bei Kindern bis zu 3 
Jahren findet man viel öfter diese Kerne bereits vereinigt als getrennt, 
wobei die Verwachsung meistens bereits weit vorgeschritten ist und nur 
selten im Stadium einer Verbindungsbrücke getroffen wird. Bei 
4-jährigen und bei älteren Kindern sind diese Knochenkerne fast 
immer vollständig mit einander verwachsen und nur ausnahms¬ 
weise habe ich bei einem 9-jährigen Kinde die Verwachsung noch 
in Form einer Knochenbrücke gefunden (Taf. XI, Fig. 65). 

In den meisten Fällen bildet sich im Handgriffe nur ein einziger 
Knochenkern, welcher in der Mitte desselben liegt, denn auch bei 
Embryonen ist dies häufiger als zwei oder drei Kerne. Doch wäre 
es möglich, dass Brustbeine mit einem einzigen Hauptkerne im 
Handgriffe nicht so sehr oft Vorkommen, als dies aus den auf S. 458 
angegebenen Zahlen zu schliessen wäre, da in Betreff der Brust¬ 
beine von älteren Kindern (über 4 Jahre) es nicht möglich ist, mit 
mit Sicherheit zu entscheiden, ob die Verknöcherung des Handgriffes 
nur durch Wachsthum eines einzigen Knochenkernes oder aus der 
Verschmelzung von zwei oder mehreren Knochenkernen entstanden 
ist, welche ursprünglich getrennt angelegt waren. 

Der einfache Knochenkern des Handgriffes liegt zwischen der 
zweiten Zwischenrippenlinie und der ersten Rippenlinie (z. B. Taf. X, 
Fig. 8). Bei seinem Wachsthume überschreitet er jedoch bald diese 
beiden Linien. 

Der einfache Knochenkern des Handgriffes ist in der Regel der 
grösste Knochenkern des Brustbeins, was die Annahme als berechtigt 
erscheinen lässt, dass er am frühesten auftritt und am schnellsten 
wächst. Nur in drei Brustbeinen von 7—8-monatlichen Embryonen 
und bei zwei Neugeborenen fand ich, dass umgekehrt die Knochen¬ 
kerne im oberen Theile des Brustbeinkörpers grösser waren als der 
einfache Knochenkern des Handgriffes (Vergl. S. 456). 


Analog wie im Brustbeinkörper kommen auch im Handgriffe 
accessorische Kerne vor. Doch kann man hier keine so evidente 
Zugehörigkeit der accessorischen Kerne zu den Hauptkernen nach- 
weisen. Die accessorischen Kerne des Handgriffes sind kleine 
Knochenkerne, welche ohne irgend welche Ordnung, hier und dort 
ausser den Hauptkernen auftreten. Unter den 454 untersuchten 
Brustbeinen verschiedenen Alters, habe ich in 56 Brustbeinen (d. h. 
in 12 4 3 w / 0 ) 78 accessorische Kerne im Handgriffe gefunden, und zwar 
in 40 Brustbeinen je einen accessorischen Kern, in 13 Brustbeinen 
je zwei accessorische Kerne, in 2 Brustbeinen je drei accessorische 


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463 


Kerne und in 1 Brustbeine sogar sechs accessorische Kerne (S. Taf. X, 
Fig. 20, Fig. 34, Fig. 54). Bei Embryonen habe ich accessorische 
Kerne im Handgriffe nicht gefunden. Doch treten solche gewiss 
bereits am Ende des intrauterinen Lebens auf, da man sie bei Neu¬ 
geborenen findet (in 7 Fällen auf 62, d. h in 10%). In Brustbeinen 
von Kindern bis Ende des ersten Lebensjahres habe ich sie nicht 
öfter gefunden (in 11 Brustbeinen auf 101, d. h. ebenfalls in fast 
10%) Bei Kindern von 1—3 Jahren kommen sie viel öfter vor (in 
30 Fällen auf 152, d. h. in 20%). Man kommt also zu dem Ergeb¬ 
nisse, dass accessorische Knochenkerne des Handgriffes in der halben 
Zahl der Fälle erst nach der Geburt auftreten. Bei Kindern von 
4—8 Jahren findet man dieselben wieder weniger häufig, da sie mit 
den Hauptkernen verschmelzen Unter 28 Brustbeinen von Kindern 
zwischen 9 bis 16 Jahren habe ich nur ein einziges Brustbein ge¬ 
funden, welches im Handgriffe noch einen getrennten accessorischen 
Knochenkern hat, nämlich das Brustbein eines 13-jährigen Kindes. 
In diesem Alter findet man jedoch nicht selten noch Einschnitte 
am Rande der Verknöcherungen im Handgriffe, als Spuren von 
accessorischen Kernen, welche mit den Hauptkernen bereits ver¬ 
wachsen sind (Vergl. S 457). 

Die accessorichen Knochenkerne des Brustbein-Handgriffes liegen 
meistens seitwärts von den Hauptkernen, nahe dem Brustbeinrande 
(53 Brustbeine), ausnahmsweise in der Medianlinie, zwischen den 
Hauptkernen der beiden Segmente (3 Brustbeine) z. B. Taf. XII, 
Fig. 141. Abgesehen von diesen Ausnahmsfällen sind die accesso¬ 
rischen Kerne in der linken Hälfte des Handgriffes häufiger (46 Kerne) 
als in der rechten (29 Kerne). 

In jenen 40 Brustbeinen, welche im Handgriffe je einen accesso¬ 
rischen Kern haben, befindet sich derselbe in 10 Brustbeinen rechts, 
in 27 Brustbeinen links, neben einem Hauptkerne und nur in 3 
Brustbeinen (welche eben erwähnt wurden) in der Medianlinie. In den 
Brustbeinen, welche je zwei accessorische Kerne haben, liegen die¬ 
selben meistens (8 Fälle) zu beiden Seiten der Hauptknochenkerne 
(z. B. Taf. X, Fig. 54), seltener beide auf einer Seite (5 Fälle) und 
zwar entweder rechts (2 Fälle) oder links (3 Fälle), z. B. Taf. X, 
Fig. 25, Taf XI, Fig. 112. Wenn in einem Brustbein mehrere 
accessorische Kerne im Handgriffe vorhanden sind, so liegen sie zu 
beiden Seiten (z. B. Taf. X, Fig. 14, Fig. 20). Die accessorischen 
Kerne liegen übrigens meistens im unteren Segmente des Handgriffes. 

Die accessorischen Kerne des Handgriffes sind fast immer und 
in jedem Alter bedeutend kleiner als die Hauptkerne. Dieser Grössen¬ 
unterschied kann nur in jenen Fällen weniger gross sein, in welchen 


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464 


der Handgriff zwei oder mehrere Hauptkerne besitzt (z. B. Taf. XI, 
Fig. 66), welche sodann verhältnissmässig kleiner sind. Wenn in 
einem Brustbein zwei accessorische Kerne des Handgriffes neben¬ 
einander liegen, so verbinden sie sich, wie es scheint, zuerst unter 
einander und erst dann mit dem betreffenden Hauptkerne (z. B. 
Taf. X, Fig. 14, Fig. 20, Fig. 25, Taf. XI, Fig. 112. Taf. XII, Fig. 147). 
Eine solche Verbindung von accessorischen Kernen untereinander 
habe ich bereits bei einem Neugeborenen beobachtet; nach vollen¬ 
detem vierten Lebensjahre sind solche Kerne immer mit einander 
verschmolzen. 

Die accessorischen Kerne des Handgriffes verbinden sich mit 
einander manchmal vermittelst einer Knochenbrücke (Taf. X, Fig. 14 
Taf. XI, Fig. 89), viel öfter jedoch einfach dadurch, dass ihre con¬ 
vexen Ränder mit ihren gegenüberliegenden Punkten beim Wachs- 
thume zusammenstossen (Taf. X, Fig. 20, Taf. XII, Fig. 177). 

Die Verbindung von accessorischen Kernen des Handgriffes m it 
den Hauptkernen habe ich bereits bei mehrmonatlichen Kindern be¬ 
obachtet, doch kommt sie gewöhnlich erst später zu Stande. 


Zum Schlüsse muss ich noch hervorheben, dass der Verknöcherungs- 
Prozess im Handgriffe, wie aus dem obigen ersichtlich ist, in 
mancher Hinsicht unabängig von der Verknöcherung des Brustbein¬ 
körpers vorsich geht. Sehr oft findet man die Knochenkerne der 
beiden Segmente des Handgriffes bereits vollkommen verschmolzen, 
obwohl der Verschmelzungsprozess der Knochenkerne im Körper 
noch gar nicht im Anzuge ist und manche Kerne daselbst eben erst 
aufgetreten sind (z. B. Taf. X, Fig. 55, Taf. XI. Fig 78, Fig. 82, Fig. 83). 
Das umgekehrte Verhältniss kommt jedoch nicht vor, d. h. im Brust¬ 
beinkörper beginnt der Vorwachsungsprozess der segmentalen Ver¬ 
knöcherungen niemals früher als die Verschmelzung der Verknöche¬ 
rungen der beiden Segmente des Handgriffes. 

Die Selbständigkeit des Handgriffes gibt sich auch darin kund, 
dass manchmal (7 Brustbeine) im unteren Segmente desselben ein 
Knochenkern-Paar auftritt, obwohl im obersten Segmente des Körpers 
(also unterhalb dieses Knochenkern-Paares) ein medianer Kern zur 
Ausbildung gelangt (z. B. Taf. XI, Fig. 110, Taf. XII, Fig. 134). Im 
Brustbeinkörper selbst, kommen, wie wir bereits wissen, unterhalb 
von paarigen Knochenkernen mediane Kerne niemals vor, sondern 
nur wieder paarige oder asymmetrische. Die paarigen Knochen¬ 
kerne im unteren Theile des Handgriffes (im zweiten Brustbein- 


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segmente) vereinigen sich manchmal erst später als die paarigen 
Knochenkerne des Körpers (z. B. Taf. XI, Fig. 75, Taf. XII, Fig. 168). 

Man sieht also, dass weder in Betreff der Verwachsung der 
segmentalen Verknöcherungen untereinander, noch in Betreff der 
Verschmelzung der Knochenkern-Paare der einzelnen Segmente, kein 
allgemeines, d. h. für alle sieben Segmente des Brustbeins gütiges 
Gesetz besteht 


Wie bekannt, verwächst der Handgriff mit dem Körper erst 
bei erwachsenen Personen, d. h. nach Abschluss des Verknöcherungs- 
Prozesses in einem jeden von diesen beiden Theilen des Brustbeins. 
Nach Angabe der Autoren kommt diese Verwachsung in einem ver¬ 
schiedenen Alter zu Stande, d. h. einmal früher ein andermal später. 
Luschka') bemerkt in dieser Hinsicht: „Es ist ein vollendeter 
Irrthum, wenn man glaubt, die Brustbeinankylosen 
kommen vorzugsweise im höheren Lebensalter vor; 
sie finden sich mindestens ebenso oft bei jüngeren In¬ 
dividuen, ohne dass man im Stande ist, den Grund 
ihres jeweiligen Auftretens mit Sicherheit nachzu¬ 
weisen“. Zu ähnlichem Schlüsse ist auch Dwight gekommen. 

Bei der Untersuchung einer grossen Zahl von kindlichen Brust¬ 
beinen hatte ich Gelegenheit, mich zu überzeugen, dass im Kindes¬ 
alter die Synostose zwischen dem Handgriffe und dem Brustbein¬ 
körper nur sehr selten zu Stande kommt, doch manchmal bereits 
zu einer Zeit, in welcher die einzelnen segmentalen Verknöcherungen 
des Brustbeinkörpers mit einander noch nicht verschmolzen sind. 
Unter 454 Brustbeinen (von 4 Monate des intrauterinen Lebens bis 
zu 16 Lebensjahren) habe ich in 5 Brustbeinen diese Synostose auf 
verschiedenen Entwickelungsstufen getroffen, und zwar: bei einem 
Neugeborenen in Form einer Knochenbrücke zwischen der Ver¬ 
knöcherung des Handgriffes und der Knochenplatte des obersten 
Segmentes des Brustbeinkörpers (Taf, XI, Fig. 112) und bei vier 
Kindern im Alter von 2—4 Jahren, bei welchen diese Verbindung 
weiter vorgeschritten oder selbst nur vollständigen Verschmelzung 
gediehen ist (Taf. X, Fig. 33, Taf. XI, Fig. 113, Taf. XII, Fig. 163). 
In dreien von diesen Brustbeinen hatte der Verwachsungs-Prozess der 
einzelnen knöchernen Segmente des Brustbeinkörpers noch gar nicht 
begonnen, in einem findet man eben das Initialstadium dieses Pro¬ 
zesses, indem die Verknöcherungen des sechsten und des fünften 
Segmentes mit einander verwachsen, und nur in einem Falle, nämlich 

') L. c. Bd. I., S. 92. 


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bei einem dreijährigen Kinde (Taf, X, Fig. 33) sind die Verknöche¬ 
rungen des Brustbeinkörpers bereits alle mit einander zu einem 
knöchernen Ganzen fast vollständig verschmolzen, während zwischen 
dem Handgriffe und dem Körper erst nur eine Knochenbrücke sich 
gebildet hat. 

Ausser diesen fünf, soeben besprochenen Brustbeinen habe ich 
noch zwei Brustbeine getroffen, von denen man annehmen muss, 
dass auch in ihnen eine knöcherne Verbindung zwischen Handgriff und 
Körper in kurzer Zeit aufgetreten wäre, und zwar: im Brustbein 
eines Neugeborenen (Taf. X, Fig. 36) finden sich an den einander 
zugekehrten Rändern der Knochenkerne des zweiten und des dritten 
Segmentes hügelförmige Hervorragungen (Anlagen einer Verbindungs¬ 
brücke); im Brustbein eines 10-monatlichen Kindes (Taf XII, Fig. 169) 
sieht man eine Verbindung zwischen einem (medianen) accessorischen 
Kerne des dritten Segmentes und der Verknöcherung des Hand¬ 
griffes; ein ähnliches Verhältniss findet man auch noch im Brust¬ 
beine eines 2'/, Jahre alten Kindes (Taf. XII, Fig. 121). 

Es unterliegt keinem Zweifel, dass ein solches frühzeitiges Ver¬ 
schmelzen der Verknöcherungen des Handgriffes und des Körpers 
mit dem frühzeitigen Schwunde der Grenzlinie im Zusammenhänge 
steht, welche beim Embryo zwischen dem zweiten und dem dritten 
Segmente im knorpeligen Brustbein auftritt. In sämmtlichen, soeben 
besprochenen Brustbeinen, bei denen eine knöcherne Verbindung 
zwischen dem Handgriffe und dem Körper bereits gebildet oder in 
der Bildung begriffen ist, habe ich von einer solchen Grenzlinie 
keine Spur mehr gefunden, obwohl in der Mehrzahl der Brustbeine 
diese Grenzlinie sowohl bei Embryonen als auch bei Kindern noch 
erhalten bleibt (Vergl. S. 391). 

VII. Der Schwert-Fortsatz. 

Der Schwertfortsatz hat eine paarige Anlage, welche nach 
Rüge (8)') ähnlich wie die Anlage des Handgriffes und des Körpers 
ein Derivat der Rippen ist und zwar des 8. und 9. Rippenpaares. 
Dementsprechend besteht der Schwertfortsatz bei Embryonen, bei 
Neugeborenen und bei Kindern (besonders bei jüngeren) aus zwei 
seitlichen Hälften, welche oben, d. h. dort wo sie an den Brust¬ 
beinkörper anstossen mit einander verbunden sind, und nach unten 
zu auseinander gehen, indem sie von der Medianlinie sich entfernen 
(z. B. Taf. X, Fig. 1, Fig. 5, Fig. 16, Fig. 46, Fig. 51 u. s. w.). Ebenso 

*) S. 387—388. 


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oft findet man in einem anscheinend unpaarig angelegten Schwert¬ 
fortsatze ein Loch (z. B. Taf. X, Fig. 9, Fig. 10, Fig. 13 u. s w.), 
manchmal auch zwei Löcher, eins über dem anderen (z. B. Taf. XII, 
Fig. 167); wie Rüge richtig bemerkt, sind die Löcher der Ausdruck 
einer unvollständigen Verschmelzung der beiden Hälften der Anlage 
des Schwertfortsatzes. Zwischen der unten gabelig getheilten Form 
und der einheitlichen Form des Schwertfortsatzes findet man bei 
Kindern auch eine Reihe von Uebergangsformen (z. B. Taf. X, Fig. 50, 
Fig. 55). Manchmal spaltet sich der Schwertfortsatz unten in drei 
Theile (z. B. Taf. X, Fig. 8, Fig. 58), welche in anderen Brustbeinen 
mit einander sich wieder vereinigen, wodurch zwei nebeneinander 
liegende Löcher entstehen (Taf. XI, Fig. 69). Da bei Erwachsenen 
diese Gabelungen und Löcher im Schwertfortsatze bekanntermassen 
ziemlich selten sind, kann man schliessen, dass eine vollständigere 
Verschmelzung der beiden paarigen Anlagen des Schwertfortsatzes 
in vielen Fällen erst nach der Geburt zu Stande kommt. 

Die ungemeine Variabilität der Gestaltung des Schwertfortsatzes 
kann man füglich als einen Beweis ansehen, dass derselbe einen 
rudimentären Theil des Brustbeins repräsentiert. Mitunter tritt der 
Schwertfortsatz nur in Form eines knorpeligen Stäbchens auf, 
welches sich nicht in der Mitte, sondern seitwärts an das untere 
Ende des Körpers ansetzt und von da aus nach unten immer 
mehr von der Medianlinie sich entfernt. Es macht dies den Ein¬ 
druck, alswenn von der paarigen Anlage dos Schwertfortsatzes 
nur die eine Hälfte zur Ausbildung gelangt wäre, und die andere 
Hälfte ganz geschwunden wäre (z. B. Taf. XII, Fig. 133). Als ein 
höherer Grad der Rückbildung des Schwertfortsatzes sind jene Fälle 
anzusehen, in welchen derselbe mit dem Brustbeinkörper gar nicht 
in Verbindung steht und nur an die achte Rippe angefügt ist, 
welche zum Brustbein reicht, wie dies Luschka (2)‘) beschrieben hat. 

Als einen höchst merkwürdigen, und so weit ich aus der mir 
zugänglichen Literatur beurtheilen kann, noch nicht beobachteten 
Befund muss ich hier das gänzliche Fehlen des Schwertfortsatzes 
anführen. Einen vollständigen Mangel des Schwertfortsatzes habe 
ich nämlich beinern einjährigen Kinde (Taf. XI, Fig. 86) constatiert, 


') L. c. S. 120. — Einen ähnlichen Befund habe ich in zwei von den 
von mir untersuchten Brustbeinen constatiert (nämlich bei einem Neuge¬ 
borenen und bei einem 5-jährigen Kinde). Der Schwertfortsatz ist in diesen 
Fällen sehr schmal und steht nicht mit dem Brustbeinkörper sondern nur 
mit den beiden siebenten Rippen in Verbindung, welche an das untere 
Ende des Brustbeinkörpers unmittelbar nebeneinander sich inserieren und 
für den Schwertfortsatz gleichsam keinen Platz lassen. 


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an dessen Brustbein sich übrigens, wie gewöhnlich, beiderseits je 
sieben Rippen ansetzen. Die Rippenknorpeln der beiden siebenten 
Rippen inserieren sich am unteren Rande des Brustbeinkörpers un¬ 
mittelbar nebeneinander. Am unteren Rande des siebenten Rippen¬ 
knorpels findet sich eine kaum merkliche Verdickung, welche man 
vielleicht als die Spur des Schwertfortsatzes ansehen könnte, da ein 
rudimentärer Schwertfortsatz manchmal nur an einen von den untersten 
Rippenknorpeln anstosst. Uebrigens ist dieses ganze Brustbein schwach 
entwickelt: die drei letzten Rippenknorpel-Paare setzen sich unmittel¬ 
bar nebeneinander an, die oberen in geringen Abständen von einander; 
der Verknöcherungsprozess ist noch sehr wenig vorgeschritten, da 
ausser im Handgriffe nur in den beiden oberen Segmenten des 
Körpers Knochenkerne aufgetreten sind und in den unteren Seg¬ 
menten Knochenkerne noch fehlen, was in diesem Alter bekannter- 
massen nur selten der Fall ist ')• 

Unter 416 Brustbeinen von Neugeborenen und von Kindern 
bis zu 16 Jahren, welche ich untersucht habe, fand ich Verknöche¬ 
rungen im Schwertfortsatze nur in 151 Brustbeinen (d. h. in 36-6%) 
und zwar in 143 Brustbeinen (34-6%) je einen Knochenkern und in 
7 Brustbeinen (1*7%) je zwei Knochenkerne. 

Dieselben treten frühestens am Ende des Foetallebens auf, da 
ich unter 54 embryonalen Brustbeinen nur in einem einzigen, und zwar 
bei einem 9-monatlichen Embryo im Schwertfortsatze einen Knochen¬ 
kern gefunden habe; bei Neugeborenen dagegen habe ich unter 
68 Fällen in 19 (d. h. in 28%) einen Knochenkern im Schwertfort¬ 
satze gefunden. Bei Kinde n bis zu 2 Jahren findet man einen 
solchen nicht öfter (unter 134 Brustbeinen dieses Alters in 38, d. h. 
in 28%). Bei älteren Kindern finden sie sich öfter, doch hat eine 
Zusammenstellung der von mir untersuchten Brustbeine nach Alters¬ 
klassen keine brauchbaren Ergebnisse gegeben, indem die Zahl der 
Fälle mit Ossification zwischen 265% und 61% schwankt, ohne 
auf ein Gesetz hinzuweisen. Es unterliegt jedoch keinem Zweifel, 
dass der Knochenkern (beziehungsweise die Knochenkerne) im 
Schwertfortsatze genug oft erst nach der Geburt, und zwar in den 
ersten drei Lebensjahren auftreten, besonders da dieselben in diesem 
Alter manchmal noch sehr klein sind (z. B. Taf. XI, Fig. 100, Fig. 113, 

1 ) Auf den beigegebenen Tafeln ist noch ein zweites Brustbein 
(Taf. XI, Fig. 115) abgebildet, bei welchem ein Schwertfortsatz fehlt. In 
diesem Falle habe ich jedoch nicht die Gewissheit, dass derselbe bei der 
Herausnahme des Brustbeins aus der Leiche nicht abgeschnitten worden 
ist, da dies auf dem Präparate nach Herausnahme aus der Kalilauge 
nicht mehr zu entscheiden war. 


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Taf. XII, Fig. 152). Bei fünfjährigen und bei älteren Kindern habe 
ich im Schwertfortsatze niemals so kleine Knochenkerne gesehen, 
dass man annehmen müsste, dass sie erst eben aufgetreten sind. 
Auf Grund des untersuchten Materiales bin ich also geneigt anzu¬ 
nehmen, dass, wenn im Schwertfortsatze ein Knochenkern bis spä¬ 
testens zum 6. Lebensjahre nicht aufgetreten ist, im späteren Kindes¬ 
alter ein solcher sich nicht mehr bildet. 

Ob noch später, d. h. im Jünglingsalter oder bei ausgewachsenen 
Personen im Schwertfortsatze schliesslich doch noch ein Knochen¬ 
kern auftritt, kann ich auf Grund des von mir unt rsuchten Ma¬ 
teriales nicht entscheiden. Uebrigens ist es eine allgemein be¬ 
kannte Thatsache, dass der Schwertfortsatz nicht selten durch das 
ganze Leben knorpelig bleibt (Vergl. S. 383). 

Der Knochenkern (beziehungsweise die Knochenkerne) des 
Schwertfortsatzes entsteht immer später als die Kerne in den beiden 
oberen Segmenten des Brustbeinkörpers und ist bei Kindern kleiner 
als die letzteren. Er ist gewöhnlich (unter 151 Brustbeinen in 82, 
d. h. in 54%) kleiner als sämmtliche Knochenkerne des Körpers und 
zwar auch kleiner als der kleinste, nämlich der unterste Knochen¬ 
kern des Körpers, d. h. jener, welcher im 7ten, im 6ten oder im 
5ten Segmente aufgetreten ist (.Taf. XI, Fig 100, Taf. XII, Fig. 152). 

Selten hat der Knochenkern des Schwertfortsatzes die gleiche 
Grösse, wie der kleinste Kern des Körpers (auf 151 Brustbeine in 
32, d. h. in 21%, z. B. Taf. X, Fig. 55) oder ist grösser als ein Knochen¬ 
kern des Körpers (auf 151 Brustbeine in 37, d. h. in 25%, z. B. 
Taf. X, Fig. 49, Taf. XI, Fig. 62, Fig. 91). 

Aus diesem Verhalten kann man schliessen, dass öfter als in 
der halben Zahl der Fälle der Knochenkern des Schwertfortsatzes 
später auftritt als sämmtliche Kerne des Körpers, und dass nur in der 
Minderzahl der Fälle die Kerne des 7ten, des 6ten oder auch des 
5ten Segmentes später erscheinen, als der Kern des Schwertfortsatzes. 

In jenen Brustbeinen, welche im Schwertfortsatze nur einen 
Knochenkern haben, liegt derselbe immer im oberen Theile und naho 
dem oberen Rande desselben, median, d. h. in gleicher Entfernung 
von den beiden Seitenrändern und nur ausnahmsweise (z. B. Taf. XI, 
Fig. 114) näher dem einen Seitenrande. Da die beiden Rippen des 
letzten Paares, d. h. des siebenten beziehungsweise des achten, bei 
Kindern mit den Sternalenden ihrer Knorpeln auf der vorderen 
Fläche des Schwertfortsatzes liegen, so bedecken sie den Knochenkern 
des letzteren. 

Wenn zwei Knochenkernc im Schwertfortsatze auftreten, so 
liegen sie nebeneinander in den beiden Seitenhälften desselben 


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470 


(3 Brustbeine, wie z. B. auf Taf. XI, Fig. 80) oder der eine höher 
der andere unterhalb des ersteren (4 Brustbeine) z. B. Taf. X., 
Fig. 18 und Taf. XII, Fig. 179; in den letzteren Fällen ist bald der 
obere bald der untere Kern mehr seitwärts gerückt. 

Die weitere Entwickelung der Knochenkerne im Schwertfort¬ 
satze habe ich keine Gelegenheit gehabt zu verfolgen, da dieselbe 
in einem späteren Alter statt findet, als das der Brustbeine, welche mir 
als Untersuchungsmaterial dienten. 

Die Verbindung von zwei im Schwertfortsatze vorhandenen 
Kernen habe ich nicht beobachtet; aus dem auf Taf. XII, Fig. 163 
dargestellten Falle kann man jedoch schliessen, dass auch hier die 
Verbindung vermittelst einer Knochenbrücke zu Stande kommt, da 
die beiden Verknöcherungen durch einen schmalen Spalt getrennt 
sind, welcher von den parallen, einander zugekehrten Rändern der 
beiden Kerne begrenzt ist. Auf diese Weise sind auch die Ver¬ 
knöcherungen des Schwertfortsatzes mit jenen des Körpers verbunden 
in einigen Fällen, welche ich Gelegenheit hatte zu beobachten 
(Taf. X, Fig. 25. Taf. XI, Fig. 99 und Fig. 120). Eine solche Ver¬ 
bindung kommt übrigens bei Kindern nur sehr selten vor, denn ich 
habe innerhalb des ganzen untersuchten Materiales eben nur in 
diesen drei abgebildeten Fällen eine solche Verbindung gesehen. 
Es ist bemerkenswert, dass z. B. in dem auf Taf. X, Fig. 25 abge¬ 
bildeten Falle die Verknöcherung des Schwertfortsatzes mit dem 
Knochenkerne des sechsten Segmentes zu verwachsen beginnt, so 
dass man für diesen Fall bereits mit voller Bestimmtheit weiss, 
dass im siebenten Segmente kein Knochenkern mehr aufgetreten wäre. 

VII. Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse der Untersuchung, 
nebst Bemerkungen Qber die Morphologie und Phylogenese des 
menschlichen Brustbeins. 

Auf Grund der in den obigen Abschnitten dargestellten speziellen 
Ergebnisse der Untersuchung, will ich es versuchen, ein übersicht¬ 
liches Bild des Verknöcherungsprozesses im menschlichen Brustbein 
zu geben und zugleich gewisse Schlüsse in Betreff der Morphologie 
und Phylogenese des Brustbeins abzuleiten. 

Das wichtigste morphologische Ergebniss dieser Untersuchungen, 
ist,dassdas knöcherne Brustbein des Menschen aus einer 
Reihe von (intercostalen) Segmenten zusammengesetzt 
ist, welche den Metameren des Körpers entsprechen. 
Die Grenzlinien dieser Segmente verbinden die Ansätze je zweier 
Rippen desselben Paares und können als „Rippenlinien“ des 
Brustbeins bezeichnet werden. 


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471 


Erst aus der Verschmelzung der beiden obersten Sternal-Seg- 
mente geht der obere Theil des Brustbeins hervor, nämlich der 
Handgriff, und aus der Verschmelzung von weiteren fünf (oder selbst 
sechs) Segmenten (d. h. des 3ten bis 7ten oder bis 8ten) geht der 
Knochen des Brustbeinkörpers hervor, während die untersten nur rudi¬ 
mentär zur Entwickelung kommenden Segmente den Schwertfortsatz 
bilden. Diese drei definitiven Theile des Brustbeins bleiben als 
besondere Knochen in der Regel durch das ganze Leben, doch geht 
der Verwachsungsprozess der Segmente nicht selten noch weiter, 
und zwar es verwächst der Handgriff mit dem Körper, oder auch 
der Körper mit dem Schwertfortsatze. 

Die Segmente, welche wir im knöchernen, beziehungs¬ 
weise imossificierenden Brustbein unterscheiden können, 
scheinendenursprünglich enBestandtheilendesselben 
nicht zu entsprechen, aus welchen das Brustbein entstanden ist. 
Die Anlage des Brustbeins besteht allerdings aus einer Reihe von Theilen, 
welche den einzelnen Metameren des Körpers zugehören, indem nach 
den Untersuchungen von Hoffmann und von Rüge die einzelnen 
Rippen, und zwar, sowohl die rechten wie auch die linken, das 
Materiale liefern, aus welchem die beiden Sternalleisten (Rippen-Bögen) 
als paarige Anlagen des Brustbeins hervorgehen; doch theilt sich, nach 
der IJeberzeugung dieser beiden Forscher, eine jede Rippe gabel 
förmig in der Weise, dass die Grenzen der ursprünglichen Brustbein- 
Segmente den Zwischenrippenlinien entsprechen. Uebrigens ver¬ 
schmelzen diese ursprünglichen, paarigen Brustbein-Segmente, deren 
Zahl der Zahl der wahren Rippen entspricht, sehr bald mit einander 
so vollständig, dass in dem, aus dieser Anlage hervorgegangenen, 
knorpeligen Brustbein nicht die mindesten Spuren 
der ursprünglichen segmentalen (metameren) Zusam¬ 
mensetzung bemerkbar sind, ebensowenig, wie der ursprünglichen 
Zusammensetzung aus zwei seitlichen Hälften. 

In einem späteren Stadium tritt im einheitlichen, knorpe¬ 
ligen Brustbein neuerdings eine Quertheilung auf in Form 
von „Grenzstreifen“ in den Rippenlinien, wo das embryo¬ 
nale Gewebe eine von der Umgebung verschiedene Metaplasie zeigt 
(Vergl. S. 388—391). Ein solcher Grenzstreifen tritt constant auf, und 
zwar an der Grenze zwischen Manubrium und Corpus (zwischen 
dem zweiten und dritten Segmente) und bleibt am längsten sichtbar, 
doch auch er verschwindet schliesslich; in den folgenden, unteren 
(caudalen) Rippenlinien treten solche Grenzstreifen im mensch¬ 
lichen Brustbein nicht constant auf, und wenn sie sich gebildet 
haben, so verschwinden sie auch bald. 

Poln. Archiv, f. blol. u. med. Wissensch. __ 

Archive« polon. de eoienc. biol. et roddic. 


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472 


Trotzdem sind wir berechtigt, diese Grenzstreifen als einen 
Beweis anzusehen, dass im Laufe der phylogenetischen Entwickelung 
eine Theilung des knorpeligen Brustbeins in intercostale Segmente 
zur Ausbildung gelangte, dass jedoch diese Segmente mit einander 
wieder zu einem Ganzen verschmolzen sind; die Spuren dieses phy- 
logenetischen Vorganges, sind eben in der ontogenetisc-hen Ent¬ 
wickelung nachweisbar. 

Erst bei der Verknöcherung des Brustbeins tritt 
die definitive (intercostale) Segmentierung desselben 
höchst prägnant und dauernd entgegen. 

Auf Grund meiner Untersuchungen bin ich zur Ueberzeugung 
gelangt, dass einem jeden von diesen intercostalen 
Sternal-Segmenten seine eigenen, besoderen Ver¬ 
knöcherungen zukommen. Die scheinbar unregel¬ 
mässige Anordnung von Knochenkernen des Brustbeins, 
welche man in einer verhältnissmässig grossen Zahl der Fälle an¬ 
trifft, ist die Folge einer ungemein häufig vorkommenden A s y m- 
metrie der Gestalt (eigentlich des Baues) des knorpeligen 
Brustbeins, und nur in manchen Fällen wird dieselbe durch 
Auftreten von accessorischen Kernen, sowie durch andere Umstände 
herbeigeführt, auf welche ich oben Gelegenheit hatte hinzuweisen. 


Der Verknöcherungsprozess des Brustbeins be¬ 
ginnt in den oberen (cranialen) Theilen desselben, d. h. 
in jenen, welche ontogenetisch (wahrscheinlich auch 
phylogenetisch) die ältesten sind, und von da an 
schreitet er successive nach unten zu fort. 

Am frühzeitigsten (im 3—5 Monate des intrauterinen Lebens) 
treten die Knochenkerne im Handgriffe und in den obersten Seg¬ 
menten des Körpers auf, später in den unteren Segmenten des 
Körpers und zuletzt im Schwertfortsatze. 

Doch bereits in dieser Hinsicht geht der Verknöcherungs¬ 
prozess nicht regelmässig und nicht bei allen Indi¬ 
viduen in der gleichen Weise vorsich, sondern zeigt zahl¬ 
reiche und verschiedene individuelle Varietäten; allgemeine 
Gesetze kommen nur in der Mehrzahl der Fälle zum Ausdrucke. 
Die Knochenkerne treten in den einzelnen Segmenten nicht immer 
genau in der Aufeinanderfolge auf, welche der Reihenfolge der Seg¬ 
mente von oben nach unten entpricht. 

In den meisten Fällen tritt der erste Knochenkern im Manu- 
brium auf, doch kommt es manchmal im oberen Theile des Körpers 


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473 


und zwar im dritten (oder selbst im vierten) Brustbein-Segmente 
zur Ausbildung des ersten Knochenkernes. Wenn in einem oder in 
mehreren Brustbein-Segmenten Knochenkerne bereits vorhanden sind, 
so tritt der folgende Knochenkern nicht immer in dem nächsten 
caudalen Segmente auf, sondern manchmal mit Ueberspringung 
eines Segmentes, in welchem der Verknöcherungsprozess sich ver¬ 
spätet hat. 

In den unteren Segmenten (des Brustbeinkörpers) 
verspätet sich das Auftreten von Knochenkernen 
nicht selten sehr bedeutend, oder kommt gar nicht zu 
Stande. In der überwiegenden Mehrzahl der Fälle zeigt das letzte 
(siebente) Segment des Brustbeinkörpers keinen besonderen (eigenen) 
Knochenkern; ziemlich beträchtlich ist auch die Zahl von Fällen 
(24% \ in welchen die beiden letzten Segmente (sowohl das sechste 
als auch das siebente) keine eigenen Knochenkerne haben. In 
manchen (seltenen) Fällen kommen auch im fünften Segmente 
(ebenso wie in den beiden letzten) keine Knochenkerne zur Aus¬ 
bildung (Vergl. S. 401 und S. 427). 

Der Mangel eigener Knochenkerne im letztenoder 
in den beiden letzten Segmenten des Brustbeinkörpers 
ist jedoch keineswegs ein Hinderniss für die Ver¬ 
knöcherung des ganzen knorpeligen Brustbeins, da die 
Knochenkerne der oberen Segmente nach unten zu auswachsen und 
schliesslich auch die unteren Theile des Brustbeinkörpers einnehmen, 
in welchen besondere Knochenkerne fehlen. Wenn jedoch in den 
drei unteren Segmenten des Brustbeinkörpers keine Knochenkerne 
zur Ausbildung gekommen sind, so bleibt der untere Theil desselben 
durch das ganze Leben knorpelig, wie dies die von Bubenik,von 
Dwight und von Zuckerkandl beschriebenen Fälle beweisen 
weisen (Vergl. S. 401). 

Der Schwertfortsatz bleibt genug oft das ganze Leben knor¬ 
pelig (Siehe S. 469). 

Wir kommen nun zum Schlüsse, dass das knöcherne Brust¬ 
bein des Menschen nur selten morphologisch ein voll¬ 
ständiges ist, da ihm entweder ein knöcherner Schwertfortsatz, 
oder auch ein oder zwei unterste knöcherne Segmente des Körpers fehlen; 
trotzdem hat ein solches Brustbein den Anschein eines vollständigen, 
d. h. eines Knochens, an welchen sämmtlicbe wahre Rippen, also 
auch die beiden untersten Paare sich inserieren. Die unteren (cau- 
daulen) Segmente des knöchernen Brustbeins sind mithin sehr oft 
verkümmert (rückgebildet), obwohl die entsprechenden Theile des 
knorpeligen Sternums ausgebildet waren und auch die fehlenden 


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474 


knöchernen Segmente durch ein entsprechendes Wachsthum der 
oberen (cranialen) Segmente ersetzt worden sind. 


Der Handgriff des Brustbeins ist ohne Zweifel ein Theil, welcher 
aus der Vereinigung der beiden obersten Segmente entstanden ist. 
Hiefür spricht zunächst die Genese des Handgriffes und der Zu¬ 
sammenhang desselben mit den beiden oberen Rippenpaaren und 
besonders das Verhältniss des zweiten Rippenpaares zum Manubrium, 
welches dasselbe ist, wie das Verhältniss des dritten Rippenpaares 
zum dritten Segmente u. s. w. Einen weiteren Beweis hiefür liefert 
der Verknöcherungsprozess des Manubriums: in einer gewissen Zahl 
der Fälle (31-6%) findet man im Handgriffe Knochenkerne, welche 
den beiden Segmenten desselben entsprechen, und zwar im ersten 
(oberen) Segmente immer nur einen einzigen (medianen) Kern, im 
zweiten (unteren) Segmente entweder wieder nur einen (medianen) 
Kern, oder zwei Kerne (ein Knochenkern-Paar). 

In anderen Fällen (68 - 4"/ 0 ), in welchen im Handgriffe überhaupt 
nur ein einziger Knochenkern (an der Stelle von zwei oder von drei 
Kernen, welche nachher mit einander verschmelzen) auftritt, muss 
man annehmen, dass hier das Verschmelzen der Kerne mit einander 
ihrem Auftreten vorausgegangen ist, dass mithin hier eine Modi- 
fication, nämlich eine Vereinfachung und Abkürzung des Entwicke¬ 
lungs-Prozesses vorliegt, welche als Caenogenese zu bezeichnen 
ist: anstatt zwei oder drei Knochen kerne, welche 
später mit ei na nder verschmelzen, tritt in der Mehr¬ 
zahl der Fälle im Handgriffe ein von Anfang an ein¬ 
facher Kern auf. . 


Als zweites, sehr bemerkenswertes Ergebniss der Untersuchung 
des Verknöcherungsprozesses des menschlichen Brustbeins, ist her¬ 
vorzuheben, dass in den einzelnen Segmenten des Brust¬ 
bein s sehr oft paarige Knochenkerne auftrete n, nämlich 
rechte und linke. Da das ganze Brustbein, mithin auch jedes 
einzelne Segment desselben aus einer paarigen Anlage hervorge¬ 
gangen ist, so muss man das Auftreten von paarigen Knochenkernen 
in den einzelnen Segmenten als den ursprünglichen Zustand 
ansehen, und zwar um so mehr, als die beiden Kerne eines jeden 
Paares früher oder später mit einander verwachsen, so dass nachher 
das betreffende Segment eine einfache Verknöcherung enthält. Ein¬ 
fache, mediane Knochenkerne, welche man sehr oft in den Brust- 


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475 


bein-Segraenten antrifft, sind als eine spätere Entwickelungsstufe, 
also als ein consecutiver Zustand anzusehen. Wenn also in manchen 
Brustbeinen in sämmtlichen und in anderen Brustbeinen in gewissen 
Segmenten gleich von Anfang an einfache, mediane Knochen¬ 
kerne auftreten, so ist diese Erscheinung als eine caeno¬ 
genetische Abkürzung des ontogenetischen Entwickelungs¬ 
prozesses anzusehen. 

Mit einer solchen Anschauung stehen noch folgende Befunde 
im Einklänge: 

1) Die paarigen Knochenkerne verschmelzen zuerst im dritten 
Segmente, hierauf im vierten, dann im fünften und zuletzt (eventuell) 
auch im sechsten Segmente, also in derselben Reihenfolge, in welcher 
die betreffenden Abschnitte (paarigen Segmente) der knorpeligen 
Brustbein-Anlage (der Sternalleisten) mit einander verschmelzen. 

2) Die einfachen, medianen Knochenkerne treten als solche am 
häufigsten im dritten Brustbein-Segmente auf, in den folgenden 
Segmenten desto seltener, je weiter unten (caudalwärts) das be¬ 
treffende Segment liegt. Es ist klar, dass je frühzeitiger in einem 
bestimmten Segmente die Verschmelzung der beiden paarigen An¬ 
lagen zu Stande gekommen ist und je früher auch die daselbst auf¬ 
tretenden paarigen Knochenkerne (ontogenetisch und wahrscheinlich 
auch phylogenetisch) zur Verwachsung gelangten, desto mehr auch 
deren caenogenetische Verschmelzung erleichtert ist. 

Auf Grund dessen sind wir berechtigt, als den ursprüng¬ 
lichen, phylogenetischen Typus des knöchernen Brust¬ 
beins beim Menschen das zweireihige Brustbein anzu¬ 
sehen, also ein Brustbein, welches in sämmtlichen Segmenten 
paarige Verknöcherungen enthält, oder mit anderen Worten, ein aus 
seitlichen Hälften zusammengesetztes Brustbein, dessen jede Hälfte 
aus so vielen knöchernen Segmenten besteht, wie viel Rippen an 
dieselbe sich ansetzen. Bei fortschreitender, ontogenetischer Ent¬ 
wickelung des Verknöcherungs Prozesses, kommt es zur Ver¬ 
schmelzung der paarigen Verknöcherungen und zwar vom dritten 
Segmente angefangen, wodurch die zweireihigen Brustbeine in ein¬ 
zweireihige und schliesslich in einreihige übergehen. Später treten 
durch Caenogenese beim Menschen in gewissen Fällen gleich von 
vorneherein oin-zweireihige Brustbeine auf und bei manchen Personen 
selbst einreihige. Die einreihigen Brustbeine sind dem¬ 
nach ontogenetisch eine spätere (höhere) Entwicke¬ 
lungsform und phylogenetish der jüngste Typus des 
knöchernen Brustbeins. 


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476 


Ein sehr gewöhnliches Verhalten ist, dass die beiden 
Knochenkerne desselben Paares nicht genau neben¬ 
einander, nämlich nicht auf einer und derselben Querlinie liegen; 
nicht selten sind die beiden, einem Paare zugehörigen Knochenkerne 
sehr bedeutend gegen einander verschoben (Vergl. S. 409). Es ist 
dies eine Folge des asymmetrischen Baues des knor¬ 
peligen Brustbeins, welcher bei Embryonen und bei 
Kindern ausserordentlich häufig vorkommt (Vergl. S. 393) 
und welcher zunächst darin seinen Ausdruck findet, dass die zu 
den einzelnen Paaren gehörigen Rippen sich nicht einander gegen¬ 
über ansetzen. Im weiteren Verlaufe der Entwickelung kann die 
Gestalt solcher asymmetrisch gebauter Brustbeine sich ausgleichen, 
d. h. einer symmetrischen nahe kommen, doch die Knochenkerne 
der einzelnen Paare behalten ihre ursprüngliche, schiefe Lage oder 
sie verschieben sich selbst noch bedeutender gegen einander, so dass 
der eine oberhalb des anderen zu liegen kommt. In solchen Fällen 
trifft man eine scheinbar regellose Anordnung der Knochenkerne 
und erst, wenn man die Zwischenrippen-Linien construiert, über¬ 
zeugt man sich, dass man Knochenkern-Paare vor sich hat, welche 
entsprechend dem schiefen Verlaufe der Zwischenrippen-Linien, 
schief nebeneinander liegen. 

Beide Knochenkerne eines und desselben Segmentes, welche 
mithin zu einem und demselben Paare gehören, treten nicht immer 
gleichzeitig auf und sind nicht selten ungleich gross. Die Zahl der 
Fälle, in welchen der rechte Knochenkern in einem 
Segmente frühzeitiger auftritt als der linke, ist un¬ 
vergleichlich viel grösser als umgekehrt. Das Auftreten des 
einen von den paarigen Knochenkernen (insbesondere des linken) 
ist nicht selten so sehr verspätet, dass indessen der eine oder selbst 
beide Knochenkerne in dem nächst-unteren Segmente oder gar in 
zwei unteren Segmenten auftreten. Aus diesen Abweichungen vom 
normalen Typus ergibt sich eine Reihe von verschiedenen Varietäten 
in Betreff der Reihenfolge, in welcher die Knochenkerne im Brust¬ 
beinkörper auftreten (Vergl. S. 425 und S. 426). 

Die Verspätung des Auftretens des einen oder des anderen 
Knochenkernes wird in den unteren Segmenten des Brustbeinkörpers 
eine sehr bedeutende und steigert sich manchmal bis zu dem Grade, 
dass der eine oder der andere Knochenkern oder selbst mehrere 
gar nicht mehr zur Ausbildung gelangen. In den unteren Brust¬ 
bein-Segmenten findet man also genug oft asymmetrische Knochen¬ 
kerne, welche als solche bis zum Abschlüsse des Ossificationsprozesses 


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477 


verbleiben, oder auch im untersten oder in beiden untersten Seg¬ 
menten einen vollständigen Mangel von Knochenkernen. 

In den unteren Segmenten des Brustbein kör pers kommt also 
genug oft eine einseitige oder beiderseitige Verkümmerung der 
Knochenkerne vor. Es ist bemerkenswert, dass die einseitige Ver¬ 
kümmerung der Verknöcherung unvergleichlich viel öfter die linke 
Brustbeinhälfte betrifft als die rechte (Vergl. S. 405 und S. 426). 

In Anbetracht dessen, dass 

1) der Schwertfortsatz als das verkümmerte unterste Ende des 
Brustbeins, (welches dem achten und neunten Rippenpaare ent¬ 
spricht) anzusehen ist, dass 

2) beim Menschen acht wahre Rippen eigentlich nicht selten Vor¬ 
kommen, und zwar entweder einseitig oder auch beiderseitig, 
dagegen in anderen Fällen wieder nur 6 Rippen einerseits oder 
beiderseits an das Brustbein sich inserieren, dass also wahr¬ 
scheinlich dem Menschen ursprünglich wenigstens acht wahre 
Rippenpaare zukommen, welche Zahl auf sieben reduziert ist, 
und, wie es scheint einer noch weiteren Reduction unterliegt, 
dass schliesslich 

3) auch in Brustbeinen mit 7 wahren Rippenpaaren, also in Brust¬ 
beinen, deren Körper im knorpeligen Zustande unzweifelhaft aus 
sieben intercostalen Segmenten besteht, im untersten dieser Seg¬ 
mente sehr oft, und im vorletzten Segmente auch nicht selten be¬ 
sondere Verknöcherungen fehlen, oder mit anderen Worten, dass 
ein Mangel des siebenten oder auch des sechsten knöchernen 
Brustbein-Segmentes vorkommt, 

so ist man berechtigt, sowohl den vollständigen als auch den ein¬ 
seitigen Mangel von Knochen kernen in den untersten 
Segmenten des Brustbeinkörpers als einen Ausdruck 
einer von unten nach oben fortschreiten den Reduction 
des Brustbeins und des Brustkorbes überhaupt, anzu¬ 
sehen, welche in der gegenwärtigen phylogenetischen Periode des 
Menschengeschlechtes sich kundgibt•). Diese Reduction ist in 
der linken Brustbeinhälfte weiter vorgeschritten als 
in der rechten; was sowohl in dem verspäteten Auftreten der 
linken Kerne als auch darin seinen Ausdruck findet, dass die Knochen¬ 
kerne in der linken Brustbeinhälfte häufiger fehlen als in der rechten. 

Die Verminderung der Zahl der knöchernen Segmente des 
Brustbeins wird jedoch durch ein entsprechend intensiveres Wachs- 

') Eine solche Ansicht vertreten mit Hinblick auf andere Momente 
verschiedene Autoren wie: Rüge (8), S. 379, Bardeleben (12), 
Wiedersheim (20), Gegenbaur (27), S. 190. 


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478 


thum der Knöchenkerne der oberen Segment ; ersetzt, indem diese 
bis zum unteren Ende des knorpeligen Brustbeins sich erstrecken, 
so dass es (wenigstens vorläufig) zu einer bemerkbaren Verkürzung 
des Brustbeins nicht kommt, und dass nicht nur das vorletzte 
sondern auch das letzte Rippenpaar am Brustbeinkörper zu seiner 
Insertion noch Platz findet, trotzdem die Zahl der knöchernen Brust¬ 
beinsegmente ( Sternebrae ) reduziert ist. 

Da nun die Verknöcherungen der oberen Brustbein- 
Segmente die so oft fehlenden Knochenkerne der unteren Seg¬ 
mente ersetzen, so müssen sie nach unten zu stärker wachsen 
und die unteren Grenzen der betreffenden Segmente 
überschreiten, welche durch die Rippenlinien gegeben sind 
(Vergl S. 412). Es betrifft dies vor Allem und im höheren Masse 
die Verknöcherungen des letzten, Knochenkerne enthaltenden Seg¬ 
mentes, nämlich des sechsten beziehungsweise des fünften Segmentes; 
doch auch in den oberen Segmenten macht sich ein solches Herab¬ 
rücken oder eine Dislocation der Verknöcherungen nach unten zu 
bemerkbar, wenn auch nicht in dem Grade, wie im untersten; 
selbst die Knochenkerne des dritten Segmentes überschreiten manch¬ 
mal bei ihrem Wachsthume die ideale, untere Grenze ihres Seg¬ 
mentes, nämlich die dritte Rippenlinie. 

In Anbetracht dessen ist es auch leicht erklärlich, dass im 
Brustbeinkörper, und zwar besonders in dessen unteren Segmenten 
(d. h. im 5ten und 6ten) die Knochenkerno mitunter bereits bei 
ihrem Auftreten, also caenogenetisch unterhalb des Ortes, welcher 
ihnen zukommt, nämlich unterhalb der betreffenden Zwischenrippen¬ 
linie erscheinen (Vergl. S. 411). 


Die Bildung und das Wachsthum von Knochenkernen in den 
einzelnen Segmenten des Brustbeins, welche entweder paarweise 
auftreten und mit einander verschmelzen, oder von vornherein als 
einfache, mediane auftreten, führt dazu, dass auf einer gewissen 
Entwickelungsstufe das Brustbein aus einer gewissen 
Anzahl von unpaarigen, knöchernen Segmenten zu¬ 
sammengesetzt ist, welche von einanderdurch Ueber- 
reste des ursprünglich knorpeligen Brustbeins ge¬ 
schieden sind. Die Zahl dieser knöchernen Segmente ist eine 
grössere oder eine kleinere, jenachdem in allen intercostalen Seg¬ 
menten des knorpeligen Sternums Knochenkerne aufgetreten sind, 
oder in einem oder in den beiden untersten Segmenten solche nicht 
zur Ausbildung gekommen sind. 


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Auf dieser Entwickelungs - Stufe verbleibt das 
Brustbein bei vielen Säugethieren durch das ganze 
Leben; es ist mithin aus einer Reihe von knöchernen Segmenten 
(Sternebrae) zusammengesetzt, deren Zahl der Zahl der wahren (an 
das Brustbein sich ansetzenden) Rippenpaare entspricht. Bei manchen 
Thieren (z. B. beim Pferde) verschmelzen die beiden letzten Seg¬ 
mente zu einem Ganzen, an welches sich die zwei letzten wahren 
Rippenpaare inserieren. In einer ähnlichen Weise verschmelzen mit 
einander bei manchen Affen die letzten, caudalen (zwei oder mehrere) 
knöchernen Segmente ( Sternebrae ) mit einander und nur bei A n- 
thropoiden begegnen wir dieselben Verhältnisse wie beim Men¬ 
schen, d. h. dass sämmtliche Segmente des Brustbein¬ 
körpers zu einem Ganzen verschmelzen. 

Die Untersuchung des Ossifications-Prozesses im menschlichen 
Brustbein zeigt, dass das Verwachsen der einzelnen knö¬ 
chernen Segmente desselben an seinem candalenEnde 
beginnt und successive nach oben fortschreitet, so dass die Ver¬ 
knöcherung des vierten Segmentes mit jener des dritten Segmentes 
am spätesten verwächst (Vergl. S. 440 u. folgende). Es kommt jedoch 
vor, dass das dritte Brustbein-Segment durch das ganze Leben als ein 
besonderer Knochen erhalten bleibt (Luschka, Dwight), oder 
dass das Brustbein des erwachsenen Menschen aus mehreren ge¬ 
trennten Stücken (Sternebrae) besteht, welche nur mittelst Knorpeln 
mit einander verbunden sind (Luschka, Hyrtl, Krause). 

Die Fälle beweisen, dass der Verknöcherungsprozess der ein¬ 
zelnen knöchernen Segmente des Brustbeinkörpers ( Sternebrae ) beim 
Menschen manchmal nicht zum Abschlüsse kommt. 

In Anbetracht dieser Thatsachen unterliegt es keinem Zweifel, 
dass die Verwachsung der Verknöcherungen der ein¬ 
zelnen Segmenfe untereinander den phylogenetisch 
jüngsten Entwicke lungsvorgang vorstellt, ferner dass dieser 
Prozess zwischen den beiden (caudalwärts) letzten Segmenten seinen 
Anfang genommen hat und successive auf die oberen Abschnitte sich 
ausgebreitet hat. Diese Anschauung ist zunächst auf ver¬ 
gleichend-anatomischer Grundlage basiert, und steht 
mit den Ergebnissen im Einklänge, welche die Untersuchung der 
Ontogenie des menschlichen Brustbeins liefert, nämlich, dass die 
Verwachsung der knöchernen Segmente des Brustbeinkörpers caudal¬ 
wärts beginnt. Letzteres ist ganz einfach eine ontogenetische Wieder¬ 
holung des phylogenetischen Entwickelungsprozesses und nur als 
solche verständlich. 


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480 


Wenn man nämlich erwägt, dass der Verknöcherungs-Prozess 
des Brustbeins (und speziell des Brustbeinkörpers) in dessen oberen 
Segmenten seinen Anfang nimmt und successive nach unten (caudal- 
wärts) fortschreitet, und zwar, dass die Knochenkerne in den oberen 
Segmenten früher auftreten und rascher wachsen als in den unteren, 
dass ferner gleichsam direkt in Folge ihres Wachsthums die paarigen 
Knochenkerne mit einander verschmelzen und zwar wieder in den 
obersten Segmenten zuerst und in den unteren Segmenten immer 
später — so müsste man erwarten, dass in Folge des Wachsthums 
und der Ausbreitung der Ossificationen zur Verwachsung der ein¬ 
zelnen knöchernen Segmente ebenfalls in den oberen Theilen des 
Brustbeinkörpers es früher kommen müsste als in den unteren. 
Doch verhält sich die Sache geradezu umgekehrt. Es 
ist also nicht statthaft, die Verwachsung der segmentalen Ver¬ 
knöcherungen im Brustbein untereinander als eine einfache Folge 
ihres Wachsthums anzusehen. Es bleibt eben nichts anderes übrig, 
als dass man die Verwachsung der knöchernen Segmente 
des Brustbeinkörpers als einen besonderen Prozess 
ansehe, welcher ganz unabhängig von der Verknöche¬ 
rung der einzelnen Segmente vorsich geht. 

Die Verwachsung der metameren Verknöcherungen im Brust¬ 
bein ist übrigens kein Vorgang, welcher beispiellos wäre: in einer 
ähnlichen Weise verschmelzen mit einander die Wirbel in gewissen 
Abschnitten der Wirbelsäule, obwohl sie sich als besondere Skelet- 
knochen entwickelt hatten, und bilden zusammen ein Ganzes 
höherer Ordnung, z. B. das Kreuzbein und beim Menschen das 
Steissbein. 

Zwischen dem Steissbein und dem Brustbein besteht noch in 
der Hinsicht eine Aehnlichkeit, dass man in diesen beiden Körper- 
theilen beim Menschen eine von unten her forstÄhreitende Reduction 
eonstatiert *), und dass gleichzeitig auch der Verschmelzungs-Prozess 
der einzelnen, segmentalen Knochen von unten beginnt, während 
bei Thieren, bei welchen diese Theile keine Verkümmerung zeigen, 
auch die einzelnen Segmente ihre Selbständigkeit behalten. Eine 
solche Betrachtung führt zur Annahme, dass die Verwachsung der 


') Die Verwachsung der Steisswirbel untereinander beginnt ebenfalls 
am caudalen Ende, so dass der erste und zweite Steisswirbel am spätesten 
mit einander verwachsen, beziehungsweise am häufigsten getrennt bleiben 
(Luschka (2) S. 107, Räuber (19) S. 186, Disse (23) S. 65). 

Rückgebildete Skelettheile verwachsen übrigens gewöhnlich auch mit 
anderen Knochen, z. B. die Halsrippen, die Rippen des Lumbal- und 
Sacral-Theiles der Wirbelsäule. 




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481 


knöchernen Brustbein-Segmente untereinander, ebenso wie die Ver¬ 
wachsung der Steisswirbel beim Menschen mit der fortschreitenden 
Verkümmerung dieser Theile in einem gewissen Causalnexus stehen 
könnte. 


Sehr charakteristisch und interessant ist die Beobachtung, 
welche ich bei meinen Untersuchungen gemacht habe, nämlich, dass 
eine gewisse Zurücksetzung und Verkümmerung der 
linken Brustbeinhälfte viel öfter vorkommt als der 
rechten: die Knochenkerne treten in der linken Brustbeinhälfte 
gewöhnlich später auf als in der rechten (S. 424), die linken Knochen¬ 
kerne sind viel öfter kleiner als die rechten, seltener umgekehrt (S. 423 
Anm.), in den beiden letzten Segmenten und selbst auch im fünften 
Segmente kommt der Mangel eines linken Knochenkernes viel öfter 
vor als der Mangel eines rechten Kernes (S. 405). Es ist möglich, 
dass diese Befunde in einem gewissen Causalnexus mit dem nicht 
weniger charakteristischen Umstande stehen, dass bei asymme¬ 
trischem Baue des menschlichen Brustbeins (welcher bei Embryonen 
und bei jüngeren Kindern höchst häufig vorkommt) in der überwie¬ 
genden Zahl der Fälle die linken Rippen mehr unten sich ansetzen, 
als die rechten, d. h. dass die linke Sternalleiste gegen die rechte 
caudalwärts verschoben erscheint. 

Auf diesen asymmetrischen Bau des Brustkorbes und des Brust¬ 
beins, welcher bereits in sehr frühzeitigen Entwickelungsperioden 
(bei der Bildung und Verwachsung der Sternalleisten) entgegentritt, 
und sodann auch in späteren Entwickelungsvorgängen (in der Ossi- 
fication) sich kundgibt, kann die asymmetrische Lage der Einge¬ 
weide (besonders des Herzens) Einfluss haben. Da auch die Aus¬ 
bildung der thoracalen (oberen) Extremitäten zweifellos die Ent¬ 
wickelung des Thorax und speziell des Brustbeins beeinflusst 1 ), so 
liegt es nahe anzunehmen, dass der höhere Grad der Verkümmerung 
des Verknöcherungs-Prozesses in der linken Brustbeinhälfte auch 
darin begründet sein könnte, dass die linke obere Extremität seit 
einer langen Reihe von Generationen des Menschengeschlechtes 
weniger gebraucht wird als die rechte. 


') Bei Thieren, deren obere Extremitäten verkümmert sind, fehlt ein 
Brustbein; bei Thieren, deren Extremitäten-Skelet in Folge der Ver¬ 
kümmerung des Schlüsselbeins den Zusammenhang mit dem Brustbein ver¬ 
loren hat, ist der Brustbein-Handgriff nur schwach ausgebildet oder er 
fehlt ganz. 


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482 


Es wären noch gewisse Eigentümlichkeiten hervor- 
z u hebe n,welchederVerknöcherungs-Prozessi in Brus t- 
bein-Handgriffe zeigt im Vergleich mit der Verknöcherung 
des Brustbeinkörpers: 

1) Im oberen Segmente des Handgriffes habe ich niemals zwei 
paarige Hauptknochenkerne angetroffen, sondern in sämmtlichen 
Fällen nur einen einzigen, medianen; wenn man annimmt (was als 
höchst wahrscheinlich erscheint), dass auch in diesem Segmente 
ursprünglich paarige Kerne angelegt waren, welche erst nachher 
mit einander verschmelzen, so muss man zugleich constatieren, dass 
die caenogenctischo Verschmelzung dieser beiden 
Kerne als die phylogenetisch älteste, in diesem ersten Seg¬ 
mente des Brustbeins im Laufe einer langen Reihe von Gene¬ 
rationen bereits vollständig constant geworden ist, so 
dass bei sämmtlichen Individuen in diesem Segmente gleich von 
vorneherein ein einziger, medianer Kern auftritt. 

2i Im unteren Segmente des Handgriffes, d. h. im zweiten 
Brustbein Segmente treten nur in seltenen Fällen (2 6%) zwei paarige 
Kerne auf, viel öfter nur ein einziger, medianer Kern, was wieder 
als Caenogenese zu deuten ist. 

3) In der überwiegenden Mehrzahl der Fälle (684%) tritt im 
Handgriffe, anstatt der besonderen Knochenkerne, welche den beiden 
Segmenten desselben zukommen (d. h. von zwei oder drei Haupt- 
Knochen kernen), von vorneherein nur ein einziger Hauptkern auf. 
Wir haben also vor uns nicht nur eine caenogenetische Verschmel¬ 
zung der ursprünglich paarigen Kerne der einzelnen Segmente unter¬ 
einander, sondern zugleich auch eine caenogenetische Verschmelzung 
der Verknöcherungen der beiden Segmente untereinander. Eine der¬ 
artige caenogenetische Verschmelzung der Vorknöcherungen von 
benachbarten Segmenten kommt im Brustbeinkörper gar nicht vor. 
Die Constatierung einer so weit gehenden Caenogenese im Brustbein- 
Handgriffe ist ein weiterer Beweis, dass der Verknöcherungs-Prozess 
in diesem Theile des Brustbeins phylogenetisch am ältesten ist, 
ferner, dass hier der Verwachsungs-Prozess der beiden 
ersten knöchernen Segmente viel früher zu Stande ge¬ 
kommen ist als der Verwachsungs-Prozess der ein¬ 
zelnen, knöche rnen Segmente des Brustbeinkörpers, 
und zwar selbst früher als im caudalen Theile des Körpers. 

4) Wenn auch paarige Knochenkerne im unteren Segmente des 
Handgriffes verhältnissmässig nur selten auftreten (viel seltener als 
im obersten Segmente des Körpers), so kommt es doch vor (und 
zwar gar nicht so selten), dass im dritten Brustbeinsegmente 




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483 


ein einziger, medianer Kern vorhanden ist, während 
im zw eiten Segmente ein Paar von getrennten Knochen¬ 
kernen besteht. Im Brustbeinkörper dagegen ist, wie bereits 
wiederholt hervorgehoben, die Reihenfolge der Knochenkerne stets 
eine solche, dass man einen medianen Kern niemals in einem Seg¬ 
mente trifft, welches unterhalb eines, ein getrenntes Knochenkern- 
Paar enthaltenden Segmentes sich befindet. Der Verschmelzungs- 
Prozess der paarigen Kerne untereinander schreitet sowohl im Hand¬ 
griffe als auch im Körper von oben nach unten fort und auch der 
caenogenetische Prozess des Auftretens von medianen Kernen anstatt 
von paarigen, welche erst nachher mit einander verschmelzen, 
beginnt sowohl im Handgriffe als auch im Körper im obersten Seg¬ 
mente eines jeden von diesen beiden Theilen des Brustbeins — 
doch sind in dieser Hinsicht der Handgriff und der 
Körper von einander ganz unabhängig, und verhalten 
sich so, als wären sie nicht zu einem höheren Ganzen gehörig. 
Wenn auch der Prozess der caenogcnetischen Verschmelzung der 
paarigen Knochenkerne im Handgriffe weiter vorgeschritten ist 
(d. h. in der Mehrzahl der Fälle stattfindet), als in den obersten 
Segmenten des Brustbeinkörpers, so kommen doch einzelne Fälle 
vor, in welchen im unteren Segmente des Handgriffes noch ein Paar 
von Knochenkernen zur Ausbildung gelangt, während im oberen Seg¬ 
mente des Körpers anstatt eines Knochenkern-Paares nur ein einziger, 
medianer Kern caenogenetisch auftritt (z. B. Taf. X, Fig, 49); auch 
ontogenetisch kann die Verschmelzung von paarigen Kernen in den 
oberen Segmenten des Brustbeinkörpers der Verschmelzung der 
Knochenkerne des Handgriffes vorausgehen (z. B. Taf. XI, Fig. 87). 


Ausser den paarigen oder medianen, in den einzelnen Segmenten 
des Brustbeins typisch auftretenden Knochenkernen, findet man in 
einer gewissen, doch vorhältnissmässig nicht sehr bedeutenden Anzahl 
von Fällen (22 - 2°/„) accessorische Knochenkerne, welche in 
verschiedenen Segmenten und in einer verschiedenen Lage neben 
den Hauptkernen Vorkommen. 

Die überwiegende Mehrzahl von accessorischen Knochenkernen 
macht den Eindruck von abgetrennten Theilen oder von Ergänzungen 
der einzelnen Hauptkerne. Nur in sehr seltenen Fällen scheint 
es, alswenn die Zahl der knöchernen Bestandteile des Brustbeins 
vermehrt wäre, und zwar dadurch, dass in einem oder in dem 
anderen Segmente anstatt eines Knochenkern-Paares drei Knochen¬ 
kerne zur Ausbildung gelangten, oder dadurch, dass zwischen die 


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eigentlichen Brustbeinsegmente noch überzählige Segmente einge¬ 
schoben wären. Zwischen solchen accessorischen Kernen, welche 
den Eindruck von überzähligen Knochen des Brustbein - Skelets 
machen, und solchen, welche man ohne Weiteres als den typischen 
Ossificationen zugehörige Ergänzungen erkennen kann, findet man 
verschiedene Uebergangsformen (Vergl. S. 452 und S. 453). Es unter¬ 
liegt also keinem Zweifel, dass sämmtliche accessorische 
Kerne des Brustbeins nur abgegrenzte Theile von 
Hauptkernen vorstellen, und zu der einen oder zu der 
anderen von den typischen Verknöcherungen gehören, 
jedoch keine überzähligen Bestandteile des Brustbeinskelets sind. 
Man kann sich ja auch überzeugen, dass ein accessorischer Kern 
vor Allem mit dem einen oder dem anderen Hauptknochenkerne 
verschmilzt, also mit demjenigen, welchem er zugehört. 

Verhältnissmässig häufig kommen accessorische Knochenkerne 
im Brustbein-Handgriffe vor, wo man sie auch nicht selten in einer 
verhältnissmässig grösseren Anzahl trifft, während in den einzelnen 
Segmenten des Brustbeinkörpers, wenn überhaupt, so fast immer 
nur einzelne accessorische Kerne Vorkommen und nur ausnahms¬ 
weise zwei accessorische Kerne in einem und demselben Segmente 
angetroffen werden. 

Dass im Handgriffe mitunter zahlreiche, accessorische Kerne 
angetroffen werden, ist möglicher Weise daraus zu erklären, dass 
der Knorpel des Handgriffes verhältnissmässig umfangreicher ist 
als die anderen Segmente des Brustbeins, so dass der Verknöche¬ 
rungs-Prozess, welcher von einem (oder höchstens drei) Punkte aus¬ 
geht, nicht immer allmählig sich ausbreitet, sondern manchmal 
sprungweise fortschreitet. 

In einer ähnlichen Weise könnte man auch erklären, dass 
accessorische Knochenkerne im fünften Segmente häufiger Vor¬ 
kommen als im dritten und im vierten; die vom fünften Segmente 
ausgehende Ossification hat auf ein verhältnissmässig grösseres 
Territorium sich auszubreiten, da ja im siebenten und im sechsten 
Segmente besondere Kerne sehr oft nicht zur Ausbildung gelangen. 


Die Ergebnisse der vorliegenden Untersuchungen erklären 
auch die fast uners chöpf liehe Verschiedenartigkeit 
der Varietäten, welche man im Brustbein in Bezug auf die Zahl 
und die Anordnung der Knochenkerne findet. Diese Varietäten sind 
nämlich das Ergebniss der Combination verschiedener Momente, 
und zwar: 


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1) Dass in Folge des asymmetrischen Baues der knorpeligen 
Anlage des Brustbe : ns, welcher ungemein häufig vorkommt, die 
paarigen Knochenkerne nicht immer auf einer queren Linie neben¬ 
einander liegen. 

2) Dass die ursprünglich paarigen Knochenkerne, welche den 
einzelnen Brustbein-Segmenten zukommen, entweder während des 
ontogenetischen Entwickelungs-Prozesses mit einander verschmelzen, 
oder dass in gewissen Segmenten caenogenetisch von vornherein 
einfache, mediane Knochenkerne auftreten. 

3) Dass die zu einem und demselben Paare gehörigen beiden 
Knochenkerne nicht gleichzeitig auftreten. 

4) Dass in den unteren Theilen des Brustbeins die Knochen¬ 
kerne in Folge Rückbildung, entweder einseitig oder auch beiderseitig 
nicht zur Ausbildung gelangen. 

5) Dass in Folge dieses Mangels von besonderen Knochen¬ 
kernen in den unteren Segmenten, die Knochenkerne der oberen 
Segmente bei ihrem Wachsthum herabrücken oder auch caenoge¬ 
netisch unterhalb der Orte, die ihnen zukommen, auftreten. 

ß) Dass die Verbindung und Verschmelzung der Knochenkerne 
eines und desselben Paares nicht immer in derselben Weise statt¬ 
findet und manchmal selbst nicht in der regelmässigen Reihenfolge 
von oben nach unten. 

7) Dass auch beim Verschmelzungs - Prozesse der segmentalen 
Verknöcherungen, welche in der Regel unten beginnt und successive 
nach oben fortschreitet, verschiedene Abnormitäten und Varianten 
Vorkommen. 

8) Dass in verschiedenen Theilen des Brustbeins gar nicht 
selten accessorische Knochenkeme auftreten. 

9) Dass der Verhnöcherungs-Prozess des Brustbeins innerhalb 
einer sehr langen Zeitperiode sich abspielt, und zwar in der Weise, 
dass kein Stadium dieses Prozesses an ein bestimmtes Alter ge¬ 
bunden ist, so dass aus den Fortschritten, welche der Verknöcherungs¬ 
prozess im Brustbein gemacht hat, man nicht im Stande ist, wenn 
auch nur annähernd, auf das Alter des betreffenden Individuums 
zu schliessen. 


Literatur. 

1. Schwegel: Die Entwickelungsgeschichte der Knochen des Slam 
mes und der Extremitäten, mit Rücksicht auf Chirurgie, Geburtskunde 
und gerichtliche Medizin. — II. Die Entwickelung des Brustbeins. — 


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486 


Sitzang8ber. d. math.-nat. CI. der Akademie der Wissensch. in Wien 
30 Bd. 1858, S. 349—351. 

2. Luschka: Die Anatomie des Menschen I. Bd. 2 Abth: Die Brust. 
1863 S. 87. 

3. Rambaud et Renault: Ongine et däveloppement des os. Paris 
1864. 

4. He nie: Handbuch der systematischen Anatomie des Menschen I. 
Bd. I. Abth 1867. S. 61 —62. * 

5. Krause: Handbuch der menschlichen Anatomie II. Bd 1879 S. 84. 

6. Kölliker: Entwickelungsgeschichte des Meuschen und der höheren 
Thiere. 1879 S. 

7. C. K. Hoffmann: Zur Morphologie des Schultergürtels und des 
Brustbeins bei Reptilien, Vögeln, Säugethieren und beim Menschen. 
Niederländ Archiv f. Zoologie. Bd. V. 1879 — 1882. 

8. G. Rüge: Untersuchungen über Entwickelungsvorgänge am Brust¬ 
beine und an der Storno-clavicularverbindung des Menschen. Morphol. 
Jahrb. Bd. VI. 1880. 

9. R. Hartmann: Handbuch d. Anatomie d. Menschen 1881 S. 82. 

10. Strauch: Anatomische Untersuchungen über das Brustbein des Men¬ 
schen. — Dissert. Dorpat 1881. 

11. T. Dwight: The Sternum as an index of sex and age. — Journal 
of Anatomy und Physiology. Vol. XV. 1881 S. 327. 

12. K. Bardeleben: Ueber die anatomischen Verhältnisse der vorderen 
Brustwand und die Lage des Herzens. Sitzungsberichte d. Jenaischen 
Gesell. 1885 S. 107. 

13. Sappey: Trait6 d’anatomie desriptive Tome I. 1888 S. 337—338. 

14. Hyrtl: Lehrbuch d. Anatomie d. Menschen 1889. S. 370. 

15. T. Dwight: Sternum as an index of sex, height and age. Journal of 
Anatomy and Physiology Vol. XXIV. P. IV. July 1890 S. 527—535. 

16. Hoves G. B. The Morphology of the Sternum. Reprinted with 
a Correction from „Nature“ Vol. 43 Nr. 1108 S. 269. 1890. 

17. O. Hertwig: Lehrbuch der Entwickelungsgeschichte. 

18. L. Stieda: Grundriss der Anatomie des Menschen, von weil. Adolf 
Pansch. — Berlin 1891 S. 499. 

19. Räuber: Lehrbuch der Anatomie des Menschen, vierte neu bearbei¬ 
tete Auflage von Quain-Hoffmanns Anatomie I. Bd. I. Abtheil 1892 
S. 308 - 309. 

20. Wiedersheim: Grundriss der vergl. Anatomie 1893 S. 84. 

21. May et: Recherches sur Tossification du sternum chez les sujets nor- 
maux et chez les rachitiques. Bulletins de la societä anatomique de 
Paris 1895. 

22. Merkel: Handbuch der topographischen Anatomie II. Bd. II. Liefer. 
1896 S. 318-319. 

23. Disse: Skeletlehre. Abtheil. I. in Bardeleben’s Handbuch der Ana¬ 
tomie I. Bd. I. Abth. 1896 S. 90. 

24. Schultze 0.: Grundriss d. Entwickelungsgeschichte des Menschen 
und der Säugethiere 1897. 

25. Schultze 0.: Ueber die Herstellung und Conservirung durchsichti¬ 
ger Embryonen zum Studium der Skeletbildung (Verhandl. d. anatom. 
Geselschaft. Jena 1897). 


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487 


26. Janoäik: Anatomie öloveka Dil. I. 1897 S. 123. 

27. öegenbaur: Vergleichende Anatomie Bd. I. 1898. 

28. Toldt: C Längere Lehrbuch der systematischen und topographischen 
Anatomie 1897 S. 42. 

29. Kollmann: Lehrbuch der Entwickelungsgeschichte des Menschen 
1898. 

30. Gegenbaur: Lehrbuch der Anatomie des Menschen I. Bd. 1899 
S. 192. 

31. Reinke: Kurzes Lehrbuch der Anatomie des Menschen 1899 
S. 20. 

32. Giebel. Bronns Klassen und Ordnungen des Thier-Reiches. Sechster 
Band. V. Abtheilung. S. 388. 

33. Bade Peter: D : e Entwickelung des menschlichen Skelets bis zur 
Geburt — Archiv für mikroskop. Anatomie Bd. 55. — 1900 S. 
258-262. 

34. Zuckerkandl: Bericht des Wiener anatomischen Institutes über 
des Quinquennium 1874—1879. Medizinische Jahrbücher. Wien 1880 
S. 1. 

35. Bubenik: Varietätenbeobachtungen aus dem Insbrucker Secirsaale. 
Berichte des naturwissenschaftlich-medizinischen Vereines in Innsbruck 
XIII. Jahrg. 1882/83 S. 66. 


Erläuterung der Safeln X, XI und XII. 

Die knorpeligen Theile der auf diesen Tafeln in der Ansicht von vorne 
dargestellten Brustbeine sind blau, die Verknöcherungen schwarz. Das Ver- 
hältniss zwischen der Grösse der Figuren und der natürlichen Grösse der 
Präparate ist bei einer jeden Figur rechts unten in Form eines Bruches 
bezeichnet. Links unten ist das Alter durch Buchstaben mit Exponenten 
bezeichnet, und zwar bezeichnet: 

e die Brustbeine von Embryonen 
n v „ Neugeborenen 

m „ „ „ mehrmonatlichen Kindern 

a 9 „ „ mehrjährigen Kindern. 

Die Exponenten bezeichnen die Zahl der Monate, beziehungsweise 
Jahre. Auf den Tafeln X und XI sind Brustbeine dargestellt, welche im 
Körper nur typische Haupt-Knochenkerne enthalten; auf Taf. XI sind 
Brustbeine mit accessorischen Kernen im Körper dargestellt. 

Tafel X. 

Fig. 1. Brustbein mit einem einzigen Knochenkerne und zwar im Hand¬ 
griffe. 

Fig. 2—36. Brustbeine, welche nur einfache, mediane Knochenkerne im 
Körper enthalten (einreihige Brustbeine). 

Fig. 2—18. Brustbeine, mit noch ganz getrennten medianen Knochenkernen 
der einzelnen Segmente. 

Poln. Archir f. biol. u. med. Wissen sch. 

Archive* polon. d. scienc. biol. et medio. ^4 


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488 


Fig. 19—33. Brustbeine, in welchen die medianen Kerne verschiedene 
Stadien der Verbindung untereinander zeigen, bis zur gänzlichen 
Verschmelzung. 

Fig. 34 — 36. Einreihige Brustbeine, in welchen die Knochenkerne der 
Segmente in ungewöhnlicher Weise in Verbindung treten, d. h wo die 
Verknöcherungen höherer Segmente bereits mit einander sich verbinden, 
während jene der unteren Segmente noch vollkommen getrennt sind. 

Fig. 37 — 42. Zweireihige Brustbeine. 

Fig. 37 und Fig 42. Asymmetrische Brustbeine, in welchen die linken 
Knochenkerne gegen die rechten nach unten zu beträchtlich verschoben 
sind und zwar in einem höheren Grade als die linken Rippenansätze 
im Vergleiche mit den rechten. 

Fig. 43—60. Ein-zweireihige Brustbeine mit nur je einem medianen Kerne 
im Körper, nämlich im obersten Segmente desselben. 

Fig. 29, 38, 40 und 49. Brustbeine mit je drei Knochenkernen im Hand¬ 
griffe, von denen der obere ein medianer ist, die beiden unteren ein 
Paar bilden. 

Fig. 4, 12. 13, 14, 18, 21, 22, 23, 25, 28, 34, 48, 50, 51, 53, 55 und 
58. Brustbeine mit zwei (medianen) Hauptkernen im Handgriffe 

Alle übrigen Brustbeine auf dieser Tafel enthalten im Handgriffe nur 
je einen Haupt-Kuochenkern 

Fig. 14, 20, 25, 34, 45, 54 und 55. Brustbeine mit accessorischen Kernen 
im Handgriffe, welche man an ihrer geringen Grösse leicht erkennt. 

Fig. 16, 20, 22, 25, 26, 27, 28, 33, 34, 41, 42, 47, 49, 50. 53, 54, 55, 
58 und 59. Brustbeine mit je einem Knochenkern ira Schwert- 
fortsatze. 

Fig. 18. Brustbein mit zwei Knochenkernen im Schwertfortsatze. 

Alle übrigen, auf dieser Tafel dargestellten Brustbeine haben im Schwert¬ 
fortsatze keinen Knochenkern. 

Fig. 3, 9, 27 und 52. Brustbeine mit je acht wahren Rippen zu beiden 
Seiten. 

Fig 18, 20, 32, 37 und 48. Brustbeine mit acht wahren Rippen rechts 
und sieben wahren Rippen links 

Fig. 6 und 55. Brustbeine mit sieben wahren Rippen rechts und acht 
wahren Rippen links. 

Eig. 43. Brustbein mit je sechs wahren Rippen beiderseits. 

Fig. 15, 23, 24 und 25. Brustbeine mit sieben wahren Rippen rechts 
und sechs wahren Rippen links. 

Alle übrigen, auf dieser Tafel dargestellten Brustbeine haben beiderseits 
je sieben wahre Rippen. 


Tafel XI. 

Fig. 61--72. Ein zweireihige Brustbeine mit je zwei medianen Knochen¬ 
kernen (im dritten und im vierten Segmente). 

Fig. 73—103. Zwei- und ein-zweireihige Brustbeine in verschiedenen 
Stadien des Verwachsungs-Prozesses der paarigen Knochenkerne in 
den einzelnen Segmenten, sowie der benachbarten segmentalen Ver¬ 
knöcherungen. 


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Fig. 84, 93, 99, 100 und 105. Brustbeine, in welchen diese beiden Ver¬ 
wachsungs-Prozesse gleichzeitig vorsich gehen. 

Fig. 93. Asymmetrisches Brustbein, an welches acht rechte und sieben 
linke Rippen sich ansetzen, wobei die rechten Rippen vom vierten 
Paare angefangen, höher sich ansetzen als die entsprechenden linken. 
Im dritten Segmente eine mediane Verknöcherung; im vierten Seg¬ 
mente zwei paarige Knoohenkerne, mit einander bereits verbunden; 
unterhalb derselben befinden sich drei mit einander verbundene 
Knochenkerne, von denen der obere und der mittlere dem fünften 
Segmente angehören und den vierten Intercostalräumen entsprechen 
(der obere dem rechten, der mittlere dem linken), der untere Kern 
bereits im sechsten Segmente liegt und zwar vorwiegend in der 
rechten Hälfte desselben. Der obere und der mittlere Kern sind 
demnach der rechte und der linke Kern des fünften Brustbein Seg¬ 
mentes, der untere ist der rechte (asymmetrische) Kern des sechsten 
Segmentes. 

Fig. 105. Asymmetrisches Brustbein, an welches sich sieben rechte und 
acht linke Rippen ansetzen, wobei die rechten Rippen höher an den 
Brustbeinrand gelangen als die linken. In Uebereinstimmung hiemit 
liegen die rechten Knochenkerne höher als die linken. Die gegen¬ 
seitige Verschiebung der Knochenkerne der einzelnen Paare erreicht 
hier einen viel höheren Grad als die Verschiebung der Rippenansätze, 
welche in diesem Falle ursprünglich (d. h. bei der Verwachsung der 
Sternalleisten) ohne Zweifel bedeutender war, doch beim Wachsthum 
des Brustbeins zum Theile sich ausgeglichen hat. Im dritten Seg¬ 
mente liegt der linke Kern schief unterhalb des rechten und ist mit 
demselben bereits verwachsen. Im vierten Segmente liegt der linke 
Kern direkt unterhalb des rechten und ist mit demselben ebenfalls 
verwachsen. Unterhalb dieses Paares befindet sich eine längliche 
Verknöcherung, welche man an ihren seitlichen Einschnitten als einen 
Complex von fünf mit einander verwachsenen Knochenkernen erkennen 
kann: die beiden oberen sind die paarigen Kerne des fünften Seg¬ 
mentes, die beiden folgenden sind das Knochenkern-Paar des sechsten 
Segmentes, und der unterste gehört dem siebenten Segmente an. 
Wir haben also ein zweireihiges Brustbein vor uns, welches in den 
vier oberen Segmenten des Körpers paarige Knochenkerne und im 
siebenten Segmente einen asymmetrischen (rechten) Knochenkern 
enthält. 

Fig. 109 — 120. Brustbeine mit abnormen Verbindungen zwischen den 
paarigen Knochenkernen der einzelnen Segmente und den Verknö 
cherungen benachbarter Segmente. 

Fig. 109 —110. Brustbeine, in welchen die paarigen Knochenkerne unterer 
Segmente verwachsen, während in oberen die Knochenkern Paare 
noch ganz getrennt sind, 

Fig. 111. Ein hochgradig asymmetrisches Brustbein, bei welchem vom 
zweiten Rippenpaare angefangen die rechten Rippen bedeutend höher 
sich ansetzen als die entsprechenden linken Im dritten Segmente 
dieses Brustbeins findet man einen noch getrennten Knochenkern in 
dessen rechter Hälfte. Unterhalb desselben sieht man eine Ver¬ 
knöcherung, welche aus der Verschmelzung von drei Knochenkernen 

* 


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entstanden ist; der obere von diesen ist der linke Knochenkern des 
dritten Segmentes, wenn auch dessen unteres Ende weiter nach unten 
sich erstreckt; die zwei anderen Theile dieses Complexes sind die 
beiden Knochenkerne des vierten Segmentes von denen der rechte 
wieder höher liegt als der linke. Eine ähnliche Verknöcherung im 
unteren Theile des Brustbeinkörpers zeigt ebenfalls seitliche Ein¬ 
schnitte, an welchen man dieselbe als einen Complex von drei mit 
einander verwachsenen Knochenkernen erkennen kann, von denen 
der obere als rechter Kern des fünften Segmentes, der mittlere als 
linker Kern desselben Segmentes und der untere als rechter (asym¬ 
metrischer) Kern des sechsten Segmentes anzusehen ist. Die ano¬ 
male Anordnung der Knochenkerne in diesem Brustbein hängt mit 
der Asymmetrie desselben zusammen, welche ohne Zweifel ursprünglich 
noch eine bedeutendere gewesen ist, so dass die linken Kerne viel 
weiter unten aufgetreten sind als die rechten (ähnlich wie auf Taf. X, 
Fig. 39 und Fig. 42) und bei ihrem Wachsthum zwischen die letzteren 
gegen den rechten Sternalrand sich eingeschoben haben, während 
wieder die rechten Kerne in derselben Weise zwischen die linken, 
gegen den linken Sternalrand gewachsen sind. Dadurch hat die ano¬ 
male Lagerung der Knochenkerne bei ihrem Wachsthume einen be¬ 
deutenderen Grad erreicht, während indessen die Asymmetrie der 
Rippenansätze beim Wachsthum hatte geringer werden können. Es 
ist möglich, dass mit dieser anomalen Lage der Knochenkerne auch 
die abnorme Verwachsung derselben untereinander in einem gewissen 
Causalnexus stehe; der rechte Kern des dritten Segmentes ist noch 
ganz getrennt, während der linke Kern dieses Segmentes mit den 
beiden Kernen des vierten Segmentes zu einem einzigen Knochen 
verschmolzen ist; ebenso sind die beiden Kerne des fünften Segmentes 
untereinander und mit dem rechten (asymmetrischen) Kerne des 
sechsten Segmentes zu einem Ganzen vereinigt. 

Fig. 112 und 113. Brustbeine mit einer abnormen Verbindung zwischen 
der obersten Verknöcherung des Brustbeinkörpers und jener des 
Handgriffes. 

Fig. 114 und 115. Brustbeine mit einer vorzeitigen Verbindung der Ver¬ 
knöcherungen der beiden oberen Segmente des Körpers, welche 
möglicher Weise mit der anomalen Anordnung derselben in Folge des 
asymmetrischen Baues derselben in einem causalen Nexus steht. 

Fig. 116. Ein asymmetrisches Brustbein: die rechten Rippen inseriren 
sich höher als die entsprechenden linken; die Zahl der rechten wahren 
Rippen beträgt acht, der linken sieben. 

Im dritten Segmente findet sich eine Verknöcherung mit Ein¬ 
buchtungen der Ränder, welche beweisen, dass dieselbe aus der Ver¬ 
schmelzung von zwei schief liegenden Kernen entstanden ist. Unter¬ 
halb dieser Verknöcherung befindet sich eine zweite ähnliche, grössere, 
bisquitformige Verknöcherung, deren unterer Theil unterhalb der 
vierten Zwischen rippen Linie sich erstreckt. Ausserdem sieht man 
im unteren Theile des Brustbeinkörpers zwei kleine Knochenkerne, 
welche als linker Kern des fünften Segmentes und als rechter Kern 
des sechsten Segmentes wohl charakterisiert sind. Man muss also 
annehmen und als wahrscheinlich ansehen, dass jene grössere Ver- 


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knöcherung, welche in Bisquitform den mittleren Theil des Brustbein - 
körpers einnimmt, aus der Verschmelzung nicht von zwei, sondern 
von drei Knochenkernen hervorgegangen ist, und zwar, dass dessen 
oberer Theil, welcher mehr rechts liegt und durch zwei Einbuchtungen 
abgegrenzt ist, den rechten Kern des vierten Segmentes vorstellt, 
während der untere, viel grössere Theil, welcher so ziemlich im me¬ 
dianen Theile des Körpers sich findet, aus der vorzeitigen Verschmel¬ 
zung von zwei weiteren Kerrien entstanden ist, nämlich des linken 
Kernes des vierten Segmentes und des rechten Kernes des fünften 
Segmentes. Wir haben also vor uns ein zweireihiges Brustbein, mit 
je zwei paarigen Kernen in den drei oberen Segmenten des Körpers 
und einem asymmetrischen (rechten) Kerne im sechsten Segmente. 

Fig. 117. Ein asymmetrisches Brustbein (mit nach unten zu verschobenen 
linken Rippen insätzen und linken Knochenkemen), welches in Betreff 
der Anordnung und Verbindung der Knochenkerne sich ganz ähnlich 
verhält, wie das in Fig 116 dargestellte Brustbein; da die Verschmel¬ 
zung der einzelnen Knochenkerne hier nicht so weit vorgeschritten 
ist, wie in Fig. 116, so kann man die Zahl und Anordnung der 
Knochenkerne viel leichter und sicherer erkennen. Im dritten Seg¬ 
mente findet man eine Verknöcherung mit Einbuchtungen der gegen¬ 
überliegenden Ränder, welche beweisen, dass dieselbe aus der Ver- 
Schmelzung von zwei paarigen schief liegenden Knochenkernen ent¬ 
standen ist. Unterhalb dieser Verknöcherung findet man den rechten 
Knochenkern des vierten Segmentes, welcher nach links hin zwischen 
die linken Kerne des dritten und des vierten Segmentes hineinge¬ 
wachsen , und zwischen diese eingekeilt ist, also die Form eines 
Dreiecks mit abgerundeten Ecken und mit nach links gekehrter Spitze 
angenommen hat. Der linke Kern des vierten Segmentes ist vom 
rechten Kern des fünften Segmentes noch getrennt, dagegen (vor¬ 
zeitig^ mit dem rechten Kerne des fünften Segmentes verwachsen, 
während der linke Kern des fünften Segmentes, sowie der rechte 
(einzige, d. h. asymmetrische) Kern des sechsten Segmentes noch ganz 
getrennt geblieben sind. 

Fig. 118 und 119. Brustbeine mit einer vorzeitigen Verbindung zwischen 
den Verknöcherungen des vierten und des fünften Segmentes, da 
unterhalb dieser letzteren Verknöcherungen noch ein (Fig. 118), be¬ 
ziehungsweise zwei (Fig. 119) getrennte Knochenkerne sich befinden. 

Fih. 120. Ein Brustbein mit je acht wahren Rippen zu beiden Seiten, dabei 
asymmetrisch, da die rechten Rippen (besonders die dritte und die 
vierte) höher sich inserieren als die betreffenden linken. Im dritten 
und im vierten Segmente sind die paarigen Kerne, welche schief 
liegen (der rechte höher als der linke) mit einander verschmolzen. 
Die Verknöcherungen des fünften und des sechsten Segmentes, welche 
ohne Zweifel ebenfalls paarig waren, sind mit einander zu einem 
einzigen Complexe verschmolzen, an dessen Seitenrändern sich jedoch 
noch Einbuchtungen befinden, welche die Grenze zwi chen den Ver¬ 
knöcherungen dieser beiden Segmente anzeigen. Zwischen dieser 
knöchernen Masse und dem linken, nach unten zu gerückten (wie 
gesagt, mit dem rechten bereits verschmolzen) Knochenkeme des 
vierten Segmentes hat sich bereits eine knöcherne Verbindimgs-Brücke 


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gebildet. Im unteren Theile des Brustbeinkörpers befindet sieh noch 
eine Verknöcherung, welche mit einem ziemlich grossen Knochenkerne 
des Schwertfortsatzes bereits verwachsen ist; zwei Paare von Ein 
buchtungen an den Seitenrändern dieser Verknöcherungen beweisen, 
dass dieselbe aus der Verschmelzung von drei Knochenkernen her¬ 
vorgegangen ist, von denen die zwei oberen (kleineren) noch dem 
Brustbeinkörper angehören und nur der unterste dem Schwertfortsatze. 
Wir haben also ein Brustbein mit acht wahren Rippen, also ein aus 
acht Segmenten bestehendes Brustbein vor uns, in welchen sämmtliche 
sechs, den Brustbeinkörper bildende Segmente, besondere Verknöche¬ 
rungen besitzen. Im siebenten und im achten Segmente sind, wie 
es scheint, nur einfache Knochenkerne aufgetreten, welche zwar in 
der Medianlinie liegen, jedoch als asymmetrische Knochenkerne auf¬ 
gefast werden müssen (Siehe S. 407—409 und S. 428) 

Fig. 75. 87 und 110. Brustbeine mit Hauptknochenkernen im Handgriffe 
und zwar einem medianen und zwei (paarigen) unterhalb desselben. 

Fig. 62, 65. 66, 74, 78, 79, 82, 83, 84, 88, 89, 99, 100, 102, 107 und 
115. Brustbeine mit zwei (medianen) Haupt - Knochen kernen im 
Handgriffe. 

Alle übrigen Brustbeine haben im Handgriffe nur je einen Haupt* 
Knochenkern. 

Fig. 66, 76, 89, 90, 96, 111 und 112. Brustbeine mit accessorischen 
. Knochenkernen im Handgriffe 

Fig. 61 - 64, 67-70, 72, 83, 84, 89-91, 95, 97-100, 102-106, 108 
bis 110, 113, 114 und 120. Brustbeine mit je einem Knochenkerne 
im Schwertfortsatze. 

Fig. 80. Brustbein mit je zwei Knochenkernen im Schwertfortsatze. 

Fig. 86 und Fig. 115 (?). Brustbeine, bei denen der Schwertfortsatz fehlt. 

Alle übrigen Brustbeine zeigen im Schwertfortsatze keine Knochen¬ 
kerne. 

Fig. 66 und 120. Brustbeine mit je acht wahren Rippen beiderseits. 

Fig. 61, 63, 64, 69, 70, 72, 91, 93, 103 und 116. Brustbeine mit acht 
wahren Rippen rechts und sieben wahren Rippen links. 

Fig. 80 und 105. Brustbeine mit sieben wahren Rippen rechts und acht 
wahren Rippen links. 

Fig 83. Brustbeine mit sechs wahren Rippen rechts und sieben wahren 
Rippen links. 

Fig. 85. Brustbein mit sieben wahren Rippen rechts und sechs wahren 
Rippen links, wobei die vierte linke Rippe gabelig getheilt ist. 

Alle übrigen Brustbeine haben beiderseits je sieben wahre Rippen. 

Tafel XII. 

Fig. 121 —133. Einreihige Brustbeine mit accessorischen Knochenkernen 
im Brustbeinkörper. 

Fig. 134 — 180. Zwei- und ein zweireihige Brustbeine mit accessorischen 
Knochenkemen im Brustbeinkörper. 

Fig. 121. Brustbein mit einem accessorischen Kerne im dritteu Segmente, 
welcher oberhalb des Hauptkernes sich befindet und mit demselben 
verwachsen ist. 


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Fig. 122. Brustbein mit zwei Knochenkernen im vierten Segmente, welche 
in der Medianebene einer über dem anderen liegen und beide noch 
klein sind; der eine muss als ein accessorischer angesehen werden. 
Unterhalb dieser Kerne sieht man eine grössere Verknöcherung, 
deren oberer Theil durch seitliche Einbuchtungen abgegrenzt ist, und 
welche ohne Zweifel aus mehreren Kernen entstanden ist, welche 
ungewöhnlich frühzeitig mit einander verschmolzen sind. 

Fig. 123. Brustbein mit einem accessorischen Kerne, welcher im vierten 
Segmente oberhalb des Hauptkernes sich befindet. 

Fig. 124. Brustbein mit zwei accessorischen Kernen, welohe im vierten 
und im fünften Segmente oberhalb der betreffenden Hauptkerne liegen. 

Fig. 125 und 126. Brustbeine, welche im fünften Segmente einen Haupt- 
knochenkern und einen accessorischen Kern haben. 

Fig. 127. Brustbein mit einem accessorischen Kerne, welcher wahrscheinlich 
zum fünften Segmente gehört und mit dem unteren Rande der Ver- 
knöcheruDg des vierten Segmentes verbunden ist. 

Fig. 128. Brustbeine mit zwei medianen Kernen im fünften Segmente 
anstatt eines einfachen; welcher von diesen beiden der Hauptkern 
und welcher der accessorische Kern ist, lässt sich nicht entscheiden. 

Fig. 129. Brustbein mit zwei kleinen und sehr nahe bei einander liegen¬ 
den Knochenkernen im sechsten Segmente, so dass man nicht ent¬ 
scheiden kann, welcher der Hauptkern ist und welcher der acces¬ 
sorische. 

Fig. 130. Brustbein mit einem sehr kleinen, accessorischen Kerne unter¬ 
halb des medianen Knochenkernes des vierten Segmentes. Im fünften 
• Segmente liegen nebeneinander zwei Kerne, von denen der linke 
mittelst einer schmalen Knochenbrücke mit einer länglichen Ver¬ 
knöcherung in Verbindung steht, welche unterhalb sich befindet und 
deren Seitenränder Einschnitte haben, als Beweis, dass dieselbe 
aus der Verschmelzung von mehreren Knochenkernen entstanden 
ist. In diesem Falle ist es schwer zu entscheiden, ob das Brustbein 
ein einreihiges ist mit einem accessorischen Kerne rechts, neben dem 
medianen Hauptkerne des fünften Segmentes und mit bereits ver¬ 
wachsenen medianen Verknöcherungen der unteren Segmente — oder 
ob es ein-zweireihig ist, d. h. in den beiden oberen Segmenten des 
Körpers mediane Kerne hat, im fünften Segmente ein noch getrenntes 
Knochenkern-Paar und im sechsten und im siebenten Segmente, 
paarige doch übereinander liegende (ähnlich wie auf Taf. XI. Fig. 105) 
und mit einander bereits verschmolzene Kerne besitzt. Für die letztere 
Annahme spricht der Umstand, dass die längliche Verknöcherung im 
unteren Theile des Körpers derartige Einschnitte zeigt, alswenn sie 
aus der Verschmelzung von drei oder selbst von vier Knochenkernen 
entstanden wäre, ferner die Asymmetrie dieses Brustbeins, welche 
darauf beruht, dass acht rechte und sieben linke wahre Rippen an 
dasselbe sich ansetzen. 

Fig. 131. Ein einreihiges Brustbein mit einem kleinen accessorischen 
Kerne im fünften Segmente, welches mit dem linken Seitenrande des 
betreffenden Hauptkernes bereits verwachsen ist. 

Fig. 132. Brustbein mit einem accessorischen Kerne, welcher mit dem 
linken Rande einer, aus der Verschmelzung der medianen Kerne 


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des sechsten und siebenten Segmentes entstandener Verknöcherung 
verwachsen ist. 

Fig. 133. Brustbein mit zwei kleinen accessorisehen Kernen zu beiden 
Seiten des medianen Hauptkernes im vierten Segmente. 

Fig. 134. Brustbein mit einem accessorisehen Kerne oberhalb und medial- 
wärts vom linken Hauptknochenkerne des vierten Segmentes. Nach 
unten hiervon liegen drei kleinere Kerne, welche in einer ähnlichen 
Weise angeordnet sind, wie die drei Kerne des vierten Segmentes; 
man könnte also diese drei Kerne für die Kerne des fünften Seg¬ 
mentes halten, und zwar annehmen, dass der linke Kern dieses Seg¬ 
mentes ähnlich wie im vierten Segmente in zwei Theile getheilt ist; 
doch ist es auch möglich, dass der unterste von diesen drei Kernen 
zum sechsten Segmente gehört und einen asymmetrischen (linken) 
Kern desselben vorstellt. 

Fig. 135. Brustbein mit einem accessorisehen Kerne beim linken Haupt¬ 
kerne des vierten Segmentes, schief nach oben und medialwärts vom 
letzteren und mit demselben bereits verwachsen. 

Fig. 136. Brustbein mit einem accessorisehen Kerne, welcher von oben 
her, zwischen die beiden paarigen Hauptkerne des vierten Segmentes 
eingekeilt ist und mit demselben bereits in Verbindung steht. Im 
sechsten Segmente befindet sich ein asymmetrischer (rechter) Knochen- 
kern, welcher bis zu der oberen Grenze dieses Segmentes hinauf¬ 
gerückt ist. 

Fig. 137. Brustbein mit einem accessorisehen Kerne im fünften Segmente, 
oberhalb des linken Hauptkernes. 

Fig. 138 und 139. Brustbeine mit je einem accessorisehen Kerne im 
fünften Segmente, oberhalb des rechten Hauptkernes. 

Fig. 140. Brustbein mit zwei Kernen im fünften Segmente, welche eine 
verschiedene Grösse und eine verschiedene Lage haben: der rechte 
Kern ist verhältnissmässig klein und liegt hoch oben, der linke ist 
viel grösser, reicht nicht so weit nach oben, dagegen erstreckt er 
sich nach unten bis zur Grenzlinie dieses Segmentes. Es ist dies 
also entweder ein Knochenkern-Paar, mit sehr bedeutend gegeneinander 
verschobenen Kernen (was jedoch bei der symmetrischen Gestalt 
dieses Brustbeins nicht wahrscheinlich erscheint), oder es ist der 
rechte Kern ein accessorischer und der linke ein asymmetrischer 
Hauptkern, wenn man annimmt, dass rechts der eigentliche Haupt¬ 
kern nicht zur Ausbildung gelangt ist. sondern nur ein accessorischer 
Kern. Im sechsten Segmente hat dieses Brustbein unzweifelhaft nur 
einen von den beiden paarigen, nämlich den rechten Kern als einen 
asymmetrischen, während der linke fehlt. 

Fig. 141. Brustbein mit einem accessorisehen Kerne im fünften Segmente 
oberhalb des rechten (accessorisehen) Hauptkernes. 

Fig. 142. Brustbein mit einem accessorisehen Kerne im fünften Segmente, 
oberhalb und medial vom rechten Hauptkerne, welcher ursprünglich 
zwischen die beiden Hauptkerne von oben eingekeilt war und dann 
mit dem rechten Kerne verschmolzen ist. 

Fig. 143. Brustbein mit einem accessorisehen Kerne im vierten Segmente 
links-unten, beim medianen Hauptkerne; diesen accessorisehen Kern 
könnte man füglich auch als linken Hauptkern dieses Segmentes 


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deuten; doch ist er bedeutend viel kleiner als der rechte und auch 
viel kleiner alä die beiden paarigeu Kerne des fünften Segmentes. 
Dieser bedeutende Grössenunterschied ist übrigens der einzige Umstand, 
welcher diesen Kern als einen accessorischen erscheinen lässt. 

Fig. 144 und 145. Brustbeine 'mit je einem acsessorischen Kerne, welcher 
median zwischen die aus der Verschmelzung von zwei (paarigen) 
Kernen entstandene Verknöcherung des vierten Segmentes und die 
beiden (paarigen) Kerne des fünften Segmentes eingeschaltet ist. 

Fig. 146. Brustbein mit einem accessorischen, zwischen die mediane 
Verknöcherung des viertes Segmentes und das Knochenkernpaar des 
fünften Segmentes von links her eingeschobenen Kerne. 

Fig. 147. Ein asymmetrisches Brustbein, an welches die rechten Kippen 
sich mehr unten als die linken Rippen ansetzen. Im dritten Segmente 
befindet sich eine mediane Verknöcherung; im vierten Segmente sind 
zwei mit einander bereits verschmolzene Kerne noch deutlich zu 
unterscheiden, von welchen der linke oberhalb des rechten liegt. Im 
fünften Segmente findet man ebenfalls zwei mit einander verwachsene 
und in einer verticalen Linie liegende Kerne; man kann entweder 
dieselben als die beiden Hauptkerne dieses Segmentes deuten, welche 
vertical (der linke oberhalb des rechten) liegen, oder nur den unteren 
als einen (asymmetrischen, rechten) Hauptkern ansehen und den 
oberen (kleineren) als einen accessorischen. 

Fig. 148. Brustbein mit einem accessorischen Kerne im fünften Seg¬ 
mente, welcher mit dem oberen Rande des rechten Hauptkernes ver¬ 
wachsen ist. 

Fig. 149. Brustbein mit einem accessorischen Kerne im fünften Segmente, 
welcher zwischen die beiden paarigen Knochenkerne dieses Segmentes 
von oben her eingekeilt war und mit dem rechten Hauptkerne bereits 
verwachsen ist (Vergl. Fig. 142). 

Fig. 150. Brustbein mit einem accessorischen Kerne, welcher mit dem 
oberen Rande des linken Hauptkernes im fünften Segmente ver¬ 
wachsen ist 

Fig. 151. Brustbein mit einem accessorischen Kerne, welcher mit dem 
oberen Rande der, wahrscheinlich aus der Verschmelzung von mehreren 
Kernen hervorgegangenen, Verknöcherung des fünften Segmentes ver¬ 
wachsen ist. 

Fig. 152. Brustbein mit einer Verknöcherung im fünften Segmente, welche 
bis in den Bereich des sechsten Segmentes sich erstreckt und eine 
derartige Gestalt hat, dass man annehmen muss, es sei aus der 
Verschmelzung von mehreren Kernen hervorgegangen, und zwar nicht 
nur von Hauptkernen, sondern auch von einem oder zwei accesso¬ 
rischen Kernen. 

Fig 153 und 154. Brustbeine mit je einem accessorischen Kerne welcher 
zwischen die paarigen Hauptkerne des fünften Segmentes von oben 
eingekeilt ist und mit demselben sich verbindet. 

Fig 155. Brustbeine mit einem accessorischen Kerne, welcher unterhalb 
und medialwärts beim linken Hauptkerne des vierten Segmentes liegt 
und mit demselben fast vollständig verschmolzen ist. 

Fig. 156. Brustbein mit einem accessorischen Kerne, welcher zwischen 
die Verknöcherungen des vierten und des fünften Segmentes in der 


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Medianlinie eingeschaltet und mit der Verknöcherung des vierten Seg¬ 
mentes verwachsen ist. 

Fig. 157. Brustbein mit einem accessorischen Kerne welcher mit dem 
unteren Rande der medianen Verknöcherung des vierten Segmentes 
bereits fast vollkommen verschmolzen ist und mittelst zweier Kuochen- 
brücken auch mit dem rechten Hauptkerne des fünften Segmentes in 
Verbindung steht. 

Fig. 158. Brustbein mit einem medianen, accessorischen Kerne, welcher 
zwischen die Verknöcherung des vierten Segmentes und die beiden 
paarigen Kerne des fünften Segmentes eingeschaltet ist und durch 
zwei Knochenbiücken mit dem linken Hauptkerne des fünften Seg¬ 
mentes in Verbindung steht. 

Fig. 159. Dieses Brustbein hat eigentlich gar keine accessorischen Kerne, 
obwohl man bei flüchtiger Betrachtung meinen könnnte, dass solche 
vorhanden sind. Es ist dies ein hochgradig asymmetrisches Brustbein, 
bei welchem die rechten Rippen viel höher sich ansetzen als die ent¬ 
sprechenden linken. Im dritten und im vierten Segmente findet man 
paarige Knochenkerne, welche sehr bedeutend gegeneinander ver 
schoben und paarweise mit einander verwachsen sind. Mit dem linken 
Kerne des vierten Segmentes sind noch drei Kerne verwachsen, 
welche in der Medianlinie eine Längsreihe bilden: der obere von 
denselben ist der rechte, der mittlere (grösste) der linke paarige 
Kern des fünften Segmentes der untere Kern ist der rechte Kern 
des sechsten Segmentes, obwohl er, wie die beiden vorigen, in der 
Medianlinie sich befindet. In diesem Brustbeine haben sich die 
Lageverhältnisse der paarigen Knochenkerne in einer ähnlichen Weise 
gestaltet, wie in anderen asymmetrischen Brustbeinen (z B. auf Taf. XI, 
Fig. 105 und Fig. 111). 

Fig. 160. Brustbein, in dessen sechstem Segmente anstatt eines rechten 
Hauptkernes, zwei sich gebildet haben (ein oberer grösserer und ein 
unterer kleinerer), während der linke Hauptkern einfach und auch 
viel grösser ist als die beiden rechten zusammen. 

Fig. 161. Brustbein mit einem kleinen accessorischen Kerne im sechsten 
Segmente, am oberen Rande des einzigen, asymmetrischen (rechten) 
Hauptkernes, mit welchem derselbe bereits verwachsen ist. 

Fig. 162. Brustbein, in welchem der linke Kern des sechsten Segmentes 
ein doppelter ist: ein grösserer Kern liegt oberhalb der betreffenden 
Zwischenrippenlinie, ein kleinerer unterhalb des ersteren, und zwar 
genau auf der Zwischenrippenlinie; es ist demnach schwer zu ent¬ 
scheiden, welcher von diesen beiden der Hauptkern ist und welcher 
der accessorische. 

Eig. 163. Ein Brustbein, in welchem die Verknöcherung des dritten Seg¬ 
mentes (des obersten Körper-Segmentes) mit der Verknöcherung des 
Handgriffes verwachsen ist, so dass es auf den ersten Blick den 
Anschein hat, alswenn der Handgriff bis zum dritten Rippen-Paare 
sich erstreckte. Dieses Brustbein hat einen accessorischen Kern 
im sechsten Segmente, welcher mit dem oberen Rande des linken 
Knochenkernes dieses Segmentes verwachsen ist und durch eine 
schmale Knochenbrücke mit dem linken Kerne des fünften Segmentes 
in Verbindung steht. 




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Fig. 164. Brustbein mit einem accessorischen, zwischen die beiden paarigen 
Kerne des vierten Segmentes eingeschobenen Kerne. 

Fig. 165. Brustbein mit einem accessorischen, zwischen die paarigen 
Kerne des dritten Segmentes eingeschobenen Kerne. 

Fig. 166. Brustbein, welches in der linken Hälfte des dritten Segmentes 
zwei Kerne hat, die in einer verticalen Linie liegen und von gleicher 
Grösse sind, so dass es nicht möglich ist zu entscheiden, welcher 
von ihnen der Hauptkern ist und welcher der accessoriche. Beide 
sind mit dem rechten, einfachen Kerne des dritten Segmentes ver¬ 
wachsen. 

Fig. 167. Ein asymmetrisches Brustbein mit acht rechten und sieben 
linken wahren Rippen und einer abnormen Verknöcherung im unteren 
Theile des Körpers. Da die einzelnen Knochenkerne hier mit ein 
ander bereits verschmolzen sind, ist es schwer die Genese dieser 
Verknöcherung zu erläutern. Im dritten Segmente findet sich eine 
einfache, mediane Verknöcherung, im vierten Segmente zwei noch 
getrennte Knochenkerne. Unterhalb der letzteren findet man eine 
grössere Knochenplatte, welche bis zum Schwertfortsatze sich erstreckt; 
seitliche Einschnitte zeigen, dass diese Knochenplatte aus der Ver¬ 
schmelzung von mehreren Knochenkernen hervorgegangen ist. Am 
linken Rande dieser Knochenplatte, und zwar entsprechend dem 
fünften linken Intercostalraume befindet sich noch ein gesonderter 
Knochenkern, welchen man entweder als den linken Hauptkern des 
sechsten Segmentes oder als einen accessorischen Kern deuten könnte. 

Fig. 168. Dieses Brustbein bat einen medianen, zwischen die Verknöche¬ 
rungen des dritten und des vierten Segmentes eingeschalteten, acces¬ 
sorischen Kern; ein zweiter medianer, accessorischer Kern liegt 
zwischen der medianen Verknöcherung des vierten und den paarigen 
Kernen des fünften Segmentes. Die Verknöcherung des fünften Seg¬ 
mentes ist wahrscheinlich (wie dies Einschnitte an denselben Rändern 
anzeigen) aus der Verschmelzung von zwei paarigen Hauptkernen und 
von einem accessorischen Kerne hervorgegangen, welcher unterhalb 
derselben lag. 

Fig. 169. Brustbein mit zwei accessorischen Kernen : der eine ist von 
oben zwischen die beiden paarigen Hauptkerne des dritten Segmentes 
eingekeilt und mittelst einer Knochenbrücke mit dem unteren Knochen¬ 
kerne des Handgriffes verbunden; der zweite ist mitten zwischen 
die paarigen Kerne des vierten und des fünften Segmentes ein¬ 
geschaltet. 

Fig. 170. Ein hochgradig asymmetrisches Brustbein, an welches sich 
acht rechte und sieben linke, wahre Rippen inserieren, und zwar in 
einer solchen Weise, dass im oberen Theile des Brustbeins die rechten 
Rippen den linken Intercostalräumen gegenüber sich inserieren und 
im unteren Theile, die sechste rechte Rippe gegenüber der fünften 
linken Rippe, die siebente rechte Rippe gegenüber der sechsten 
linken, und die achte rechte gegenüber der siebenten linken sich 
inseriert. In Folge dessen sind bereits im dritten Segmente die 
Knochenkerne so bedeutend gegeneinander verschoben, dass der 
rechte direkt oberhalb des linken zu liegen kommt und im unteren 
Theile des Brustbeins findet man, dass in einer und derselben, queren 


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(horizontalen') Linie zwei Knochenkerne nebeneinander zu liegen 
kommen, welche nicht zu einem und demselben Segmente gehören, 
sondern zu zwei aufeinander folgenden Segmenten; es liegen nämlich 
nebeneinander: der linke Kern des fünften Segmentes und der rechte 
Kern des sechsten Segmentes. Wenn man jedoch in diesem Brust 
beine die Zwischenrippenlinie construiert, so ist es möglich, in einer 
klaren und unzweifelhaften Weise zu erkennen, zu welchem Seg¬ 
mente und zu welcher Brustbeinhälfte jeder einzelne Knochenkern 
gehört; man überzeugt sich auf diese Weise, dass hier ein zwei¬ 
reihiges Brustbein vorliegt, und dass nur dessen asymmetrischer Bau 
eine solche, scheinbar unregelmässige und räthselhafte Anordnung 
der Knochenkerne zur Folge hat. Im oberen Theile des Brustbein - 
körpers findet man hier einen Complex, welcher aus der Verwachsung 
von vier Knochenkernen hervorgegangen ist, wie dies aus den Ein¬ 
schnitten an dessen Rändern zu erkennen ist: der oberste von diesen 
Kernen ist der rechte Kern des dritten Segmentes; der folgende, 
schief-elliptische, grösste Kern ist der linke Kern des dritten Seg¬ 
mentes, welcher zwischen die rechten Kerne des dritten und des 
vierten Segmentes hineingewachsen ist und dem rechten Brustbein¬ 
rande sich nähert (entsprechend dem dritten Intercostalraume); unten 
ist mit diesem Kerne eben der rechte Kern des vierten Segmentes 
verwachsen, welcher wieder links unten mit dem linken Kerne des 
vierten Segmentes zusammenhängt. Links findet man nur noch einen 
und zwar getrennten Kern, nämlich den linken Kern des fünften 
Segmentes, welcher genau beim vierten linken Intercostalraume liegt. 
Dagegen findet man rechts noch zwei getrennte Kerne, nämlich die 
rechten Kerne des fünften und des sechsten Segmentes, deren Lage 
ebenfalls den betreffenden rechten Intercostalausschnitten (nämlich 
dem vierten und dem fünften) ganz genau entspricht. Da nun in 
diesem Brustbein der fünfte rechte Intercostalraum in gleicher Höhe 
mit dem vierten linken Intercostalraume liegt, so erklärt es sich, 
dass auch der rechte Kern des sechsten Segmentes und der linke 
Kern des fünften Segmentes in gleicher Höhe zu liegen kommen. 

Fig. 171. Brustbein mit drei accessorischen Kernen im fünften Segmente: 
der eine liegt unmittelbar unterhalb des linken Kernes des vierten 
Segmentes, der zweite ist mit dem oberen Rande des rechten Kernes 
des fünften Segmentes verwachsen und der dritte befindet sich nach 
unten von dem rechten Kerne des fünften Segmentes. 

Fig. 172. Brustbein mit je zwei kleinen Knochenkernen in jeder Hälfte 
des fünften Segmentes von denen in jeder Hälfte der eine als 
Hauptkern und der andere accessorischer Kern anzusehen wäre Im 
untersten Theile des Körpers findet man noch einen kleinen Knochen¬ 
kern, welchen man als zum sechsten Segmente gehörig und als be¬ 
deutend nach unten verschoben, oder als zum siebenten Segmente 
gehörig und nach oben verschoben (was wahrscheinlicher erscheint) 
oder auch füglich als einen accessorischen Kern ansehen kann. 

Fig. 173. Brustbein mit zwei accessorischen Kernen: der eine liegt im 
fünften Segmente zwischen den beiden paarigen Hauptkernen des¬ 
selben und etwas nach oben zu, der zweite befindet sich im sechsten 
Segmente; in diesem letzteren Segmente liegt der linke Kern genau 


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auf der betreffenden Zwischenrippenlinie, während rechts sich zwei 
Kerne vorfinden: der untere, sehr kleine liegt ebenfalls genau auf 
der Zwischenrippenlinie, und wäre aus diesem Grunde als Hauptkern 
zu deuten, während der obere Kern, trotzdem er grösser ist, als 
accessorischer Kern anzusehen wäre. Dieser letztere Kern ist mit 
dem rechten Kerne des fünften Segmentes durch eine schmale Knochen- 
brücke verbunden. 

Fig. 174. Brustbein mit zwei accessorischen Kernen: der eine ist mit 
dem unteren Bande (etwas links) des medianen Hauptkernes des 
dritten Segmentes verwachsen; der zweite findet sich im vierten 
Segmente, wo an der Verknöcherung Einschnitte sich finden, welche 
beweisen, dass dieselbe aus der Verschmelzung von drei Kernen 
entstanden ist, nämlich eines rechten und eines linken Hauptkernes 
und eines accessorischen Kernes, welcher oberhalb des rechten 
Hauptkernes aufgetreten war. Die paarigen Knochenkerne des 
fünften Segmentes liegen schief und sind nicht gleich gross. 

Fig. 175. Ein Brustbein, bei welchem der grössere Theil des Handgriffes 
abgeschoitten ist. Dasselbe enthält vier oder vielleicht selbst fünfaccesso- 
rische Kerne im Körper: einen kleinen, freien, welcher in der Median¬ 
linie, zwischen den Verknöcherungen des dritten und des vierten 
Segmentes liegt; einen zweiten grösseren, welcher mit dem oberen 
Bande des linken Hauptkernes des vierten Segmentes verwachsen 
ist; ein dritter liegt schief zwischen dem rechten Kerne des vierten 
und dem linken Kerne des fünften Segmentes und hat Einker¬ 
bungen, welche anzeigen, dass derselbe aus der Verschmelzung von 
zwei Kernen entstanden ist; der vierte, beziehungsweise fünfte, 
accessorische Kern ist mit dem oberen Bande des rechten Haupt¬ 
kernes des fünften Segmentes verwachsen. 

Fig. 176. Ein Brustbein mit drei accessorischen Knochenkernen: ein 
sehr kleiner Kern liegt frei, nahe dem rechten Brustbeinrande beim 
Ansätze der dritten Bippe; der zweite ist mit dem unteren Bande 
des medianen Kernes des vierten Segmentes verwachsen; der dritte 
liegt gerade in der Mitte zwischen den beiden paarigen Hauptkernen 
des fünften Segmentes und ist mit denselben, ebenso wie mit dem 
rechten Kerne des sechsten Segmentes verwachsen. 

Fig. 177. Brustbein mit vier accessorischen Kernen ira Körper: der eine 
ist zwischen die beiden paarigen Hauptkerne des dritten Segmentes 
eingekeilt; der zweite befindet sich zwischen den rechten Knochen¬ 
kernen des dritten und des vierten Segmentes; der dritte ist mit 
dem unteren Bande des linken Hauptkernes des vierten Segmentes 
verwachsen; der vierte ist von einer höchst bedeutenden Grösse und 
liegt mitten zwischen die paarigen Knochenkerne des fünften und 
des sechsten Segmentes eingefügt. Die Hauptmasse dieses accesso¬ 
rischen Kernes liegt jedoch im Bereiche des fünften Segmentes; 
man ist also berechtigt, denselben als einen accessorischen Kern des 
fünften Segmentes anzusehen, welcher, bei seinem bedeutenden Wachs- 
thume nach unten hin, in den Bereich des sechsten Segmentes 
getreten und zwischen die beiden paarigen Kerne desselben sich 
eingekeilt hat. 


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Fig. 178. Brustbein mit fünf accessorischen Kernen im Körper: ein 
grosser ist mit dem oberen Rande des rechten Kernes des vierten 
Segmentes verwachsen; ein zweiter, kleinerer ist mit dem unteren 
Rande desselben Hauptkernes verschmolzen; der dritte und der 
vierte sind noch frei unterhalb der bereits verwachsenen Kerne des 
vierten Segmentes zu sehen; der fünfte ist mit dem oberen Rande 
des rechten Kernes des fünften Segmentes verwachsen. 

Fig. 179. Brustbein mit vier accessorischen Kernen: der erste und der 
zweite sind an die oberen Ränder der rechten Haupt-Knochenkerne 
des vierten und des fünften Segmentes angefugt; der dritte ist mit 
dem oberen Rande des linken Hauptkernes des fünften Segmentes 
verwachsen; der vierte liegt noch frei, unterhalb des unteren Randes 
des linken Hauptkemes des vierten Segmentes. 

Fig. 180. Brustbein mit mehreren accessorischen Kernen, deren Zahl 
wegen des weit vorgeschrittenen Verschmelzungs * Prozesses der 
Knochenkerne nicht genau bestimmt werden kann. Man kann jedoch 
noch vier accessorische Kerne deutlich unterscheiden: zwei, welche 
mit dem oberen und mit dem unteren Rande des rechten Kernes 
im vierten Segmente verwachsen sind; einen dritten, welcher an den 
unteren Rand des linken Kernes desselben Segmentes angefügt ist; 
und einen vierten, welcher mit dem oberen Rande des rechten Kernes 
des fünften Segmentes verwachsen ist. 

Fig. 134, 135 und 168. Brustbeine mit je drei Haupt-Knochenkernen im 
Handgriffe und zwar einem medianen und zwei paarigen unterhalb 
des ersteren. 

Fig. 121, 122, 130, 133, 141, 142, 146, 147, 151, 169, 177—179. 
Brustbeine mit zwei (medianen) Hauptkernen im Handgriffe. 

Fig. 175. Brustbein, dessen Handgsiff zum Theile abgeschnitten ist; im 
erhaltenen unteren Theile desselben liegen zwei (paarige) Kerne. 

Alle übrigen Brustbeine haben im Handgriffe nur je einen Haupt- 
Knochenkern. 

Fig. 121, 127, 139, 141, 144, 147, 151, 159, 164, 171 und 177. Brust¬ 
beine mit einem oder mehreren accessorischen Knochenkernen im 
Handgriffe, welche viel kleiner sind als die Haupt*Knochenkerne. 

Fig. 130, 132, 135. 136, 144—146, 150—152, 154, 155, 160, 161,168, 
171 und 173. Brustbeine mit je einem Knochenkerne im Schwert¬ 
fortsatze. 

Fig. 163, 175 und 179. Brustbeine mit je zwei Knochenkernen im 
Schwertfortsatze. 

Alle übrigen Brustbeine zeigen im Schwertfortsatze keine Knochen¬ 
kerne. 

Fig. 131, 151, 155, 161, 163 und 172. Brustbeine mit je acht wahren 
Rippen beiderseits. 

Fig. 130, 132, 167, 170 und 176. Brustbeine mit acht wahren Rippen 
rechts und sieben wahren Rippen links. 

Fig. 149. Brustbein mit sieben wahren Rippen rechts und acht wahren 
Rippen links. 

Fig. 179. Brustbein mit sieben wahren Rippen rechts und sechs wahren 
Rippen links. 


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Fig. 169. Brustbein mit sechs wahren Rippen rechts und sieben wahren 
Rippen links. 

Alle übrigen Brustbeine, welche auf dieser Tafel dargestellt sind, haben 
beiderseits je sieben wahre Rippen. 


NACHTRAG. 

Als die vorliegende Arbeit bereits im Drucke war, ist es zu 
meiner Kenntniss gelangt, dass über die Entwickelung und Ver¬ 
knöcherung des menschlichen Brustbeins Paterson arbeitet, welcher 
eine vorläufige Mittheilung über die Ergebnisse seiner Untersuchungen 
im October 1900 gemacht hat *), also einige Monate später, nachdem 
ich die wichtigen Ergebnisse meiner Arbeit auf dem Congresse der 
polnischen Naturforscher und Aerzte in Krakau im Juli 1900 mit- 
getheilt hatte. 

Paterson hat 236 Brustbeine von Embryonen zwischen dem 
3- 9 Monate untersucht und die Ergebnisse dieser Untersuchungen 
hauptsächlich in Form von tabellarischen Zusammenstellungen nach 
dem Alter mitgetheilt. Während Paterson den Handgriff (prae - 
sternum) und den Schwertfortsatz (metasternum) als einheitliche Theile 
betrachtet, theilt er den Brustbeinkörper in vier Stücke (pieces ), 
von denen die drei oberen {first, second and third piece of meso - 
sternum) den oberen drei Segmenten des Brustbeinkörpers, welche 
ich unterscheide, entsprechen, d. h. dem dritten, dem vierten und 
dem fünften Brustbein-Segmente, während das vierte Stück den 
beiden untersten Segmenten des Brustbeinkörpers, nämlich dem 
sechsten und dem siebenten Segmente zu entsprechen scheint. An 
einer Stelle (S. 27) spricht Paterson von „einem Theile des 
Brustbeinknorpels zwischen den Ansätzen des sechs¬ 
ten und des siebenten Rippenknorpels“, und gibt zu, dass 
dieser Theil einen besonderen Knochenkern haben kann, wenn er 
auch bei der Geburt knorpelig ist. Von diesem Theile des Brustbeins 
sagt Paterson Folgendes: 

„It appears that it may be ossified by extension from the fourth 
piece , though there is reason for believing that in some cases at last 
it may possess a separate and independent centre u . 


*) Paterson: The sternum: its early developpement and ossifi - 
cation in man and mammals f preliminary communication). — Joum. of. 
anat, and physiol. Vol. XXXV, 1900, S. 21—32. 


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502 


Aus dem Obigen wäre zu schliessen, dass Paterson im Brust¬ 
beinkörper dennoch fünf Segmente unterscheidet, obwohl er dies 
nirgends ausdrücklich sagt und in seiner ganzen Arbeit an die 
oben erwähnte Eintheilung des Brustbeins in vier Stücke sich hält. 

Zu welcher Zeit in den einzelnen von Paterson unter¬ 
schiedenen Theilen des Brustbeins Knochenkerne auftreten, hat der¬ 
selbe in einer besonderen Tabelle (Table I, Ossification of the Sternum, 
1. c. S. 24) zusammengestellt. Ich glaube von einer speciellen Ver¬ 
gleichung der von Paterson angegebenen Zahlen mit jenen, welche 
ich erhalten habe (Vergl. S. 415) absehen zu können; denn selbst die 
Statistik von Paterson, welcher eine grössere Zahl von embryo¬ 
nalen Brustbeinen zu Grunde liegt, also dem wirklichen Thatbestande 
sich mehr nähern muss, als die meinige, führt zu keinen constanten 
und sicheren Ergebnissen, in Bezug darauf, wie oft in den einzelnen 
Segmenten des Brustbeins in den verschiedenen Altersklassen Knochen¬ 
kerne auftreten; auch Paterson hat bei älteren Embryonen mit¬ 
unter in einer geringeren Prozentzahl Knochenkerne gefunden als 
bei jüngeren. Ich will mich also nur auf einige allgemeine Bemer¬ 
kungen beschränken. 

Im Handgriffe hat Paterson, ähnlich wie ich, Knochenkerne 
bereits bei dreimonatlichen Embryonen constatiert; in manchen 
Fällen (3-3%) vermisste er jedoch selbst bei 9-monatlichen Embry¬ 
onen Knochenkerne in diesem Theile des Brustbeins, wogegen ich 
vom 7-ten Monate des intrauterinen Lebens angefangen, in allen 
Fällen wenigstens einen Knochenkern im Handgriffe gefunden habe. 

Was den Brustbeinkörper anbelangt, so ergibt sich aus den 
Untersuchungen von Paterson, dass manchmal (in 22% der Fälle) 
in den oberen drei „Stücken“ Knochenkerne bereits bei 3-monat- 
lichen Embryonen vorhanden sind, dagegen bei manchen 9-monat¬ 
lichen Embryonen (in 08% der Fälle) im obersten „Stücke“ des 
Brustbeinkörpers (d. h. im dritten Sternalsegmente) noch fehlen. 
Solche Brustbeine habe ich nicht die Gelegenheit gehabt, zu sehen. 
Bei spezieller Vergleichung der in der vorliegenden Arbeit auf S. 415 
in der Tabelle angegebenen Zahlen mit jenen von Paterson findet 
man übrigens hier und dort grössere und kleinere Differenzen. 

Was die Reihenfolge anbelangt, in welcher die Knochenkerne 
in den verschienen Theilen des Brustbeins auftreten, so bemerkt 
Paterson ganz im Allgemeinen, dass die ersten Kerne im Hand¬ 
griffe ( praesternum ) und im ersten „Stücke des Brustbeinkörpers 
gewöhnlich im 6-ten Embryonalmonate auftreten, im zweiten und 
im dritten Stücke im 7-ten Monate; im 8-ten und im 9-ten Monate 
des intrauterinen Lebens treten nach Paterson keine neuen Knochen- 


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503 


kerne auf, das vierte »Stück“ des Brustbeinkörpers und der Schwert¬ 
fortsatz sind dennoch bei reifen Embryonen gewöhnlich nur knorpelig. 

Im Schwertfortsatze (metastemum ) hat Paterson niemals mehr 
als einen Knochenkern gefunden, und zwar bereits bei 7-monatlichen 
Embryonen, oder -- wie er an einer anderen Stelle (Table II, auf S. 26) 
angibt — bei 5-monatlichen Embryonen. Als besonders bemerkens¬ 
wert muss ich noch hervorheben, dass Paterson unter 189 unter¬ 
suchten Brustbeinen in 7 Fällen (3 - 7%) das Fehlen des Schwert¬ 
fortsatzes constatiert hat. 

Sowohl im Handgriffe als auch in den einzelnen „Stücken“ des 
Körpers tritt nach Paterson entweder ein medianer Knochenkern 
(centre single), oder zwei paarige Kerne (centre double) oder auch 
drei oder mehrere Kerne ( three or more) auf. Die paarigen Kerne 
liegen entweder nebeneinander (lateral) oder schief (oblique double 
nodules) oder Übereinander (vertical). Wie oft diese in den einzelnen 
Theilen des Brustbeins von Paterson unterschiedenen Arten von 
Knochenkernen Vorkommen, hat derselbe in einer besonderen Tabelle 
zusammengestellt (Table II. Median and lateral Ossification, l.c.S 26)'). 

Aus dieser Zusammenstellung zeigt sich, dass Paterson, 
ähnlich wie ich, im Handgriffe am häufigsten einen einzigen Knochen¬ 
kern (centre single) vorgefunden hat und viel seltener zwei vertical 
übereinander liegende Knochenkerne (double vertical). In den speziellen 
Zahlen bestehen Unterschiede: Paterson fand einen einfachen 
Kern in 79% der Fälle, ich dagegen nur in 68 4%; zwei Kerne fand 
Paterson in 17-2%, ich hingegen in 29%. Aus diesen Differenzen 
könnte man den Schluss ziehen, dass in einer gewissen Anzahl von 
Fällen ein zweiter Kern im Handgriffe erst nach der Geburt auftritt, 
dass also Paterson aus dem Grunde zwei Kerne im Handgriffe 
weniger oft gefunden hat, weil er ausschliesslich embryonale Brust¬ 
beine untersucht hat, während ich vorwiegend Brustbeine von 
Kindern vor mir hatte. Da jedoch andere Umstände, und zwar be¬ 
sonders die Grössenverhältnisse der betreffenden Knochenkerne bei 
Kindern dafür sprechen, dass ein zweiter Kern im Handgriffe nur 
sehr selten erst nach der Geburt auftritt (Vergl. S. 460), so wäre ich 
geneigt die Unterschiede zwischen den Zahlen von Paterson und 
vor mir, als zufällige anzusehen. Für eine solche Annahme spricht 
auch der Unstand, dass auch in meinem Materiale je zwei Kerne 

*) In dieser tabellarischen Zusammenstellung über die Frequenz der 
oben angegebenen Arten von Knochenkernen in den verschiedenen Theilen 
des Brustbeins hat Paterson die schief gestellten, paarigen Kerne mit 
den quer gestellten zusammen in eine Gruppe gerechnet als „double lateral “ 
und nur die „double vertical u als eine besondere Gruppe unterschieden. 

Polo. Archiv f. biol. u. med. Wissensch. 

Archives polon. d. aoione. biol. et medic. **0 


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504 


im Handgriffe ich bei älteren Kindern zufällig öfter begegnete als 
bei jüngeren Kindern und bei Embryonen. So habe ich z. B. bei den 
(106) von mir untersuchten Embryonen und Neugeborenen nur in 
13% der Fälle je zwei Knochenkerne im Handgriffe gefunden, da¬ 
gegen bei (69) Kindern bis zu 6 Monaten in 36% der Fälle u. s. w. 
Wir haben hier also einen weiteren Beleg hiefür, dass man über ein 
Materiale von einer unvergleichlich viel grösseren Anzahl von Brust¬ 
beinen aus jeder Altersklasse verfügen müsste, um auf dem Wege 
von statistischen Zusammenstellungen zu ganz sicheren Schlüssen 
in Betreff der Altersperioden gelangen zu können, innerhalb welcher 
die Knochenkerne in bestimmten Brustbein - Segmenten anftreten. 

Nur in seltenen Fällen hat Paterson im Brustbein-Handgriffe 
zwei nebeneinander liegende Kerne (centre double lateral) gefunden 
(1%) oder drei oder mehrere Kerne (2 6%)» über deren Anordnung 
er übrigens nichts Näheres angibt Man kann also nur vermuthen, 
dass zu dieser letzteren Kathegorie Paterson nicht nur jene Fälle 
gerechnet hat, in welchen der Handgriff drei Haupt-Knochenkerne 
(nämlich einen medianen Kern im oberen Segmente und ein Kern- 
Paar im unteren Segmente) zeigte, sondern auch Fälle mit accesso- 
rischen Kernen. Zwar habe ich selbst im Handgriffe bei Embryonen 
keine accessorischen Kerne angetroffen, da ich jedoch bei Neuge¬ 
borenen bereits ziemlich oft solche begegnete (in 10% der Fälle) so 
bin ich geneigt anzunehmen, dass Paterson innerhalb einer viel 
grösseren Zahl von untersuchten embryonalen Brustbeinen (und zwar 
unter 122 Brustbeinen von Embryonan von 9 Monaten) dennoch in 
diesem oder jenem Falle einen oder mehrere accessorische Kerne ange¬ 
troffen habe. Bei einer solchen Annahme wäre es auch erklärlich, 
dass die Zahl jener Fälle, in welchen Paterson zwei nebenein¬ 
ander liegende Kerne (also ein Knochenkern-Paar im unteren Seg¬ 
mente des Handgriffes) getroffen hat, zusammen mit jenen Fällen, 
in welchen derselbe drei oder mehrere Kerne vorfand, 3 6% beträgt, 
während ich nur in 2 6% der Fälle drei Haupt Knochenkerne im 
Handgriffe vorfand. Von der Prozentzahl P a t e r s o n’s wären nämlich 
jene Fälle abzuziehen, in welchen die Zahl von Knochenkerneu 
durch accessorische Knochenkerne vermehrt war, dagegen wieder 
die Zahl jener Fälle zuzurechnen, in welchen (bei Embryonen) noch 
nicht alle Kerne aufgetreten waren, welche sich später gebildet 
hätten. 

Was den Brustbeinkörper anbelangt, so gibt Paterson eben¬ 
falls statistische Zusammenstellungen, um zu zeigen, wie oft in den 
einzelnen „Stücken“ desselben die vier von ihm unterschiedenen 


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505 


Arten von Knochenkernen Vorkommen und zwar: a) centre single, 
b) centre double vertical, c) centre double lateral, d) centre three or more. 

Diese von Paterson unterschiedenen Arten von Knochen¬ 
kernen entsprechen der von mir angenommenen Eintheilung derselben 
nicht; man kann also die Zahlen von Paterson und von mir 
nicht direkt mit einander vergleichen. Da jedoch eine solche Ver¬ 
gleichung sehr erwünscht erscheint, indem erst dadurch für die 
Wissenschaft dieses ganze Materiale, nämlich das von Paterson 
und von mir untersuchte verwertet werden könnte, so war ich be¬ 
strebt eine solche Vergleichung zu ermöglichen. 

Zu diesem Zwecke müssen die von Paterson und von mir 
angegebenen Zahlen in einer entsprechenden Weise zusammen¬ 
gestellt werden. 

Die erste von Paterson unterschiedene Kathegorie, nämlich 
dessen „centre single“ umfasst meine r medianen Kerne“ und 
meine „asymmetrischen Kerne“. 

Die zweite von Paterson unterschiedene Kathegorie, nämlich 
dessen „centre double vertical * gehört vorwiegend zu meinen „me¬ 
dianen Kernnen“, bei denen accessorische Kerne oberhalb, oder 
unterhalb des betreffenden Hauptkernes aufgetreten sind; nur einen 
unbedeutenden Bruchtheil innerhalb dieser Kathegorie Patersons 
können füglich jene höchst seltenen Fälle bilden (4 Fälle auf 454 
von mir untersuchte Brustbeine, d. h. O88°/ 0 ), in welchen wegen 
hochgradiger Asymmetrie der Rippenansätze die einzelnen Knochen¬ 
kern-Paare derartig verschoben Sind, dass der rechte Kern oberhalb 
des linken Kernes des betreffenden Paares zu liegen kommt (Vergl. 
S. 415). Zu dieser Kathegorie hat Paterson schliesslich offenbar 
auch solche Fälle als „centre double vertical u seines vierten Stückes 
gerechnet, in welchen nicht nur im sechsten Segmente, sondern 
auch im siebenten Segmente ein Knochenkern zur Ausbildung ge¬ 
langt war, da Paterson diese beiden Segmente zusammen als 
„ein Stück, betrachtet. Wenn man auch Alles dies berücksichtigen muss, 
so kann man schliesslich dennoch annehmen, dass die Summe der Fälle, 
in welchen Paterson seine „centre single 11 und seine „centre double 
vertical “ fand, mehr weniger genau der Summe jener Fälle ent¬ 
sprechen dürfte, in welchen ich einerseits „mediane Kerne“, 
andererseits „asymmetrische Kerne“ constatiert habe. 

Ebenso wird man nicht fehl gehen, wenn man annimmt, dass 
jene Fälle, in welchen Paterson seine „centre tliry or more u vor¬ 
fand, meistens Fälle waren, in welchen nach unserer Auffassung 
ausser eines Hauptknochenkern-Paares in dem betreffenden Segmente 
noch ein oder zwei accessorische Kerne aufgetreten sind. 

# 


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506 


Es wird also die Summe jener Fälle, in welchen Paterson 
seine „centre double lateral * und seine „centre thry or more“ fand* 
jenen Fällen entsprechen, in welchen ich in den betreffenden Seg¬ 
menten ein vollständiges „Knochenkern-Paar“ vorfand, ohne Rücksicht 
darauf, ob noch accessorische Kerne vorhanden waren oder nicht. 

Nun will ich zunächst die von Paterson angegebenen Zahlen 
in folgender Weise zusammengestellt angeben: 


1 

2 

3 

4 

5 

6 

7 

8 

Piece 

Geaammtzahl 
der Brustbeine 
welche in der 
betreffenden 
.Piece Ver¬ 
knöcherungen 
zeigen 

centre 

single 

Centre 

double 

vertical 

Summa 

I 

(3+4) 

Centre 

double 

lateral 

Centre 
thry or 

more 

Summa 

11 

(«+7) 

I (3) 

187=100# 147=78-5# 

5=2-6# 

152=811# 


6=26# 

35=186# 

II (4) 

132=100« 

108=59*3% 

7=3-8# 

115=631# 


7=3-8# 

67=36-8# 

III (5) 

142=100# 

86=60-5% 

5=3-5# 

91=64 0# 

42=29 5% 

9=6-8# 

51=35-8# 

IV (6+5) 

47=100% 

25=530% 

10=21-3# 

35=743# 

12=25-6# 


12=255# 


Um mit dieser Zusammenstellung meine eigenen Zahlen-Ergeb- 
nisse vergleichen zu können, habe ich zunächst die auf S. 397 gege¬ 
bene Tabelle insoferne ergänzen müssen, als zu diesem Behufe es 
unumgänglich nothwendig erscheint, die Zahlen jener Brustbeine 
gesondert anzugeben, welche in den einzelnen Segmenten des Körpers 
asymmetrische Knochenkerne enthalten 1 ). Es ist dies unentbehrlich, 
wenn man einerseits die Zahl jener Brustbeine bestimmen will, 
welche in den einzelnen Segmenten vollständige Knochenkern- 
Paare enthalten, andererseits wieder die Summe der Brustbeine 
mit medianen Kernen und jener mit asymmetrischen Kernen in 
den betreffenden Segmenten. Das in dieser Weise zusammen- 


*) In der auf S. 397 gegebenen Tabelle sind nur die Gesammtzahlen 
der Brustbeine mit vollständigen Knochenkern-Paaren oder mit asym¬ 
metrischen Kernen (d. h. unvollständigen Paaren) angegeben, da ich diese 
beiden Arten zusammen in eine und dieselbe Kathegorie zu rechnen be¬ 
rechtigt bin, und zwar im Gegensätze zu den einfachen medianen 
Kernen. Spezielle Angaben darüber wie oft asymmetrische Kerne in 
den einzelnen Segmenten des Brustbeinkörpers Vorkommen, findet man 
übrigens auf S. 403—405, wobei das ganze von mir untersuchte Materiale, 
also auch die embryonalen Brustbeine berücksichtigt sind (nämlich 456 
Brustbeine, welche im Körper bereits Knocheukerne zeigen). Die Tabelle 
auf S. 397 betrifft dagegen nur die Brustbeine von Neugeborenen und von 
Kindern (also nur 416 Brustbeine). Diese Tafel gebe ich also hier noch 
einmal mit der besagten Ergänzung. 


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507 


gestellte Untersuchungs - Materiale, über welches ich verfügte, ergibt 
folgende Tabelle: 


1 

2 

3 

4 

5 

6 

7 

i 

Geeammtzabl 

Zahl der Brust-(zahl der Brust- 

Zahl der Brust¬ 
beine mit nur 
einemKerneTom 
betreffenden 
Paare, d. h. mit 
einem asymme¬ 
trischen Kerne 

Summe der 

Summe der 

<2 

der Brustbeine belne mit einem 

beiue mit einom 

Brustbeine mit 

Brustbeine mit 

J3 

*5 

mit Verknö¬ 
cherung im 

medianen 

Knochenkerne 

Tollständigen 

Knochenkern 

Tollständigen 
oder unTollstän- 

medianen oder 
asymmetrischen 


betreffenden 

im betreffenden 

Paare im betref- 

digen Kern- 

2 

« 

Segmente 

Segmente 

fanden Segmente 

paaren (4 f6j 

Kernen (3+5) 

3 

416 = 100 # 

372 = 894 # 

44=10-6# 

0 = 0 # 

44 = 10 * 6 # 

372=894# 

4 

415 = 100 # 

256 = 61 - 7 # 

156=376# 

3 = 0 * 7 # 

159=38 3 # 

259=62-4# 

5 

407 = 100 # 

153 = 37 - 6 # 

205=50-4# 

49 = 12 * 0 # 

254 = 62 - 4 # 

202=49-6# 

6 

282 = 100 # 

96 = 340 # 

74 = 26 - 2 # 

112 = 89 - 8 # 

186 = 660 # 

208=73-8# 

7 

27 = 100 # 

4 = 14 - 8 # 

0=00# 

23=85 2 # 

23 = 85 - 2 # 

27=100 0# 


Nachdem die Ergebnisse von Paterson und von mir auf 
diese gleichsam gemeinsame Form zurückgeführt sind, kann man sie 
miteinander vergleichen'), in der Ueberzeugung, dass in Anbetracht 
der ziemlich grossen Gesammtzahlen, welche diesen beiden Zusammen¬ 
stellungen zu Grunde liegen, die Unterschiede der Ergebnisse fast 
ausschliesslich davon abhängen werden, dass Paterson Embryonen, 
ich dagegen (wenigstens was die obige Zusammenstellung anbelangt) 
ausschliesslich Kinder untersucht habe. Die Unterschiede könnte 
man also als Ausdruck der Veränderungen ansehen, welche im Brust¬ 
beine nach der Geburt, d. h. im Kindesalter stattfinden. 

Im dritten Brustbein Segmente (first piece of mesosternum ) fand 
Paterson paarige Kerne in 18-6% der Fälle, in welchen in diesem 
Segmente Knochen kerne bereits aufgetreten waren, ich dagegen nur 
in 10'6% der Fälle. Dieser Unterschied ist ein Beweis, dass bei 
Kindern (verschiedenen Alters), welche ich untersucht habe, in einer 
gewissen Zahl von Fällen (8°/ 0 ) die im embryonalen Zustande paarigen 
Kerne dieses Segmentes zu einer einzigen Verknöcherung verschmolzen 
waren. Es wird also nur die Thatsache bestätigt, welche ich in 
meiner Arbeit bereits hervorgehoben habe, nämlich die Verschmel¬ 
zung von paarigen Knochenkernen. 

Im vierten Brustbeinsegmente (second piece) fand Paterson 
paarige Kerne in 368"/* der Fälle, ich in 37 6 % der Fälle. Diese 
Uebereinstimmung der Befunde (die Differenz beträgt ja nur 0'8"/ o ) 

') Es sind natürlicher Weise die entsprechenden Rubriken dieser 
beiden Tabellen mit einander zu vergleichen, und zwar die Rubrik 5 der 
Tabelle Fatersons mit Rubrik 7 meiner Tabelle — und die Rubrik 8 
der Tabelle Patersons mit der Rubrik 4 meiner Tabelle. 


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508 


kann man jedoch nicht als einen Beweis ansehen, dass anch der 
Geburt die Verhältnisse in diesem Segmente dieselben bleiben, wie 
im embryonalen Zustande; es ist dies eben nur ein zufälliges, von 
zwei in entgegengesetzter Weise einwirkenden Momenten, und zwar 
einerseits des Umstandes, dass im vierten Segmente ein zweiter 
Kern nicht selten erst nach der Geburt auftritt (Vergl. S. 418), wodurch 
die Zahl von Brustbeinen mit einem einzigen (asymmetrischen) 
Kerne eine geringere wird — andererseits der Verschmelzung von 
paarigen Kernen zu einem einheitlichen Ganzen, wodurch wieder 
die Zahl der Brustbeine mit nur einem Kerne in diesem Segmente 
nach der Geburt eine grössere wird. Es ist auch möglich, dass die 
geringere Zahl von Brustbeinen mit einem einzigen Korne im vierten 
Segmente, welche Paterson gefunden hat, zum Theile auch daraus 
zu erklären wäre, dass in dem einen oder in dem anderen von den 
von Paterson untersuchten Fällen thatsächlich die paarigen Kerne 
in einer verticalen Linie lagen (was übrigens nur sehr selten vor¬ 
kommt) und in Folge dessen nicht in diese Kathegorie eingerechnet 
worden sind. 

Am grössten ist der Unterschied zwischen den Prozentzahlen, 
welche sich auf das fünfte Sternal-Segment (third piece) beziehen. 
Paterson fand hier paarige Kerne in 35*8% der Fälle, ich in 50*4% 
der Fälle. Um dieses Ergebniss richtig zu beurtheilen, muss man 
zunächst berücksichtigen, dass thatsächlich die Knochenkerne im 
fünften Segmente genug oft erst nach der Geburt auftreten. Pater¬ 
son hat auf 226 untersuchte embryonale Brustbeine nur in 142 
Brustbeinen, d. h. in 60% der Fälle Knochenkerne im fünften Seg¬ 
mente gefunden, ich dagegen auf 416 untersuchte kindliche Brust¬ 
beine in 407 Brustbeinen, d. h. in 98% der Fälle. Ebensowenig 
unterliegt es einem Zweifel, dass im fünften Segmente von den 
paarigen Kernen der eine nicht selten noch vor der Geburt auftritt, 
während der andere erst nach der Geburt sich bildet (Vergl. S. 404 
und S. 419). Die Zahl von Brustbeinen, welche im fünften Segmente 
ein Knochenkernpaar zeigen, wird also nach der Geburt eine grössere, 
obwohl indessen in einer gewissen Anzahl von Fällen die paarigen 
Kerne mit einander verschmelzen. Der Unterschied zwischen meinen 
Zahlen und jenen von Paterson ist also der Ausdruck von Ver¬ 
änderungen, welche im embryonalen Brustbeine nach der Geburt 
stattfinden. 

Die Zahlen, welche das Verhältniss zwischen den Brustbeinen 
mit paarigen Knochenkernen im sechsten Segmente und solchen mit 
unpaarigen Kernen in diesem Segmente ausdrücken, sind bei Pater¬ 
son und bei mir ziemlich die gleichen. Paterson fand in 25*5% 


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509 


der Fälle paarige Kerne, in 74 , 3% unpaarige (mediane oder asym¬ 
metrische) Kerne in diesem Segmente; ich fand dagegen in 26 - 2% 
der Fälle paarige und in 73 - 8% der Fälle mediane oder asymmetrische 
Kerne. Wenn man jedoch in Betracht zieht, dass Paterson auf 
236 untersuchte embryonale Brustbeine nur bei 47, d. h. in 19 - 6% 
Verknöcherungen im sechsten Segmente vorfand, während ich auf 
416 Brustbeine in 282, d. h. in 67*8°/ 0 der Fälle Knochenkerne im 
sechsten Segmente constatierte, d. h. in der überwiegenden Mehr¬ 
zahl der Fälle, dass also die Knochenkerne des sechsten Segmentes 
gewöhnlich erst nach der Geburt auftreten, so muss man die Ueber- 
einstimmung der Prozentzahlen von Paterson und von mir als 
eine rein zufällige ansehen. 

Schliesslich muss ich bemerken, dass Paterson, ähnlich wie 
die anderen, vorherigen Forscher, weder die asymmetrischen Kerne 
von den medianen, noch die accessorischen Kerne von den Haupt¬ 
kernen unterscheidet; er konnte also zu keinen allgemeineren Schluss¬ 
folgerungen gelangen, aus welchen man die Gesetze ableiten könnte, 
nach welchen der Verknöcherungs-Prozess der menschlichen Brust¬ 
beins vorsich geht und welche die Morphologie des knöchernen 
Brustbeins aufklären könnten. 




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Zum feineren Ban der Trematoden 

▼on 

CONSTANT1N v. GRONKOWSKI 
mit Tafel XIII und drei Figuren Im Texte. 

-- 

Der feinere Bau der Trematoden hat in den letzten Dezennien 
besonderes Interesse wachgerufen. Nachdem es in den letzten 
Jahren vollends gelungen war, bei den Cestoden, den nächsten 
Verwandten der Trematoden, die Abstammung der Cuticula voi 
einem versenkten Epithel und besondere Eigentümlichkeiten auca 
am Parenchym festzustellen, sind diese Fragen auch bei den Tre¬ 
matoden sozusagen auf die Tagesordnung getreten. Ich nahm dahei 
den Vorschlag des Herrn Prof. Dr. Blochmann, neue genaue Unter¬ 
suchungen über diese Frage anzustellen, gerne an, und lasse nun im 
Nachstehenden eine kurze Darstellung meiner einschlägigen Arbeiten 
und der dabei gewonnenen Resultate folgen. 

Die vorliegenden Untersuchungen, welche sich hauptsächlich 
auf das Epithel und Parenchym der Trematoden erstrecken, 
wurden in den Jahren 1899/1900 im zoologischen Institute der Uni¬ 
versität Tübingen ausgeführt und es gereicht mir zur besonderen 
Genugtuung, Herrn Prof. Dr. Blochmann, für die mir seinerseits 
dabei zuteil gewordene freundliche Unterstützung auch an dieser 
Stelle meinen verbindlichsten Dank zum Ausdruck bringen zu können. 


Technik. 

Die histologische Untersuchung der Trematoden und Cestoden 
stösst bekanntlich auf besondere Schwierigkeiten und darin wird 
die Erklärung für die grosse Mannigfaltigkeit der weiter unten, im 
geschichtlichen Theile meiner Arbeit, angeführten Ansichten der ver¬ 
schiedenen Autoren über die uns interessierenden Fragen wohl am 
meisten zu suchen sein. Will man ferner eine Nachprüfung an¬ 
stellen, so ist es besonders notwendig zu wissen, welche Methode 


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511 


bei der zu controlierenden Untersuchung in Anwendung gekommen 
war. Es dürfte deshalb nicht unangebracht erscheinen, wenn ich 
über die Fixierungs- und Färbe-Verfahren, deren ich mich bei meinen 
Untersuchungen bedient habe, hier Einiges vorausschicke. 

Die besten Resultate bekam ich bei Objekten, welche mit 
Formol conserviert waren. Als Färbemittel zur Darstellung des 
Epithels diente mir anfangs das H e i d e n h a i n’sche Eisenhaematoxylin 
mit Vorfärbung durch Bordeau R. Ausserdem probierte ich noch 
eine ganze Reihe anderer Färbungen, wie z. B. Eisenhaematoxylin 
nach Benda, dann verschiedene Modificationen der Weigert’schen 
Methode etc., bis ich schliesslich die besten Resultate mit der soge¬ 
nannten Kaliumhypermaganat-Methode nach Henneguy erzielte. 
Ich will an dieser Stelle es nicht versäumen, darauf hinzuweisen, dass 
man bei dieser Methode, um gute Resultate zu erzielen, nur Zwar de¬ 
in aker’sches Saffranin benützen möge. Bei Controlpräparaten 
werden ferner mit gutem Erfolge Haematoxylin mit Phosphor¬ 
molybdänsäure oder Haematoxylin-Kupfer nach Benda angewendet. 
Dist. lanceol. gab sehr schöne Bilder bei Färbung intra vitam mit 
Methylenblau, auch bei Anwendung des Molybdän-Verfahrens nach 
Bethe. Bei Amph. conic. bekommt man schöne Tinctionen bei An¬ 
wendung einer etwas veränderten Ben da’sehen Methode. Zur 
Beizung nimmt man Liq. fer. sulfur. 10%. färbt nach dem Aus¬ 
waschen mit Bordeau R., sodann mit Delafield’schem Haematoxylin 
und differenziert schliesslich sehr vorsichtig in Liq. fer. sulfur. Anstatt 
Bordeau R., kann man Saffranin nach Zwardemaker nehmen. 
Besonders gute Resultate bekam ich bei Färbung mit Apathy’s Hae¬ 
mateinlösung I. A. 

Bei diesen Färbemethoden spielt indessen die vorausgegangene 
Conservierung des Materials eine grosse Rolle. So habe ich mit 
Objecten, welche in anderen Flüssigkeiten als Formol fixiert waren, 
keine guten Resultate erzielt, ausgenommen Distomum varieg., welches 
in Kalium bichrom. mit Essigsäure fixiert war und das sich bei Anwen¬ 
dung der erwähnten H e n n e g u y’schen Methode ausgezeichnet färbte. 

Die Dicke der Schnitte schwankte zwischen 5 und 10 /«. Zur 
Darstellung der Parenchymzellen habe ich bei Distomum hepat. nach 
der Blochmann’schen Angabe in mit einer Spur Essigsäure ange¬ 
säuertem Säurefuchsin gefärbt, welche Methode hiefür sehr empfehlens¬ 
wert ist. Auch die Fibrinmethode von Weigert liefert ausge¬ 
zeichnete Bilder. Blochmann bekam sehr beweisende Präparate 
mit Goldfärbung. Amphistomum conicum liess sich sehr schön mit 
A p a t h y’s Haemateinlösung I. A. behandeln. Für Cercarien wandte 
ich eine etwas modificierte van Gieson’sche Methode an. 


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512 


H. €pithel. 

lieber die Abstammung der Cuticula der Trematoden war man 
fast bis in die letzten Jahre ganz im Unklaren. Soweit sich zurück¬ 
verfolgen lässt, sah man schon seit der ersten Hälfte des verflossenen 
Jahrhundertes unter der Körperbedeckung von Distomum hepaticum 
Zellen, welche Walter (2) im Jahre 1858 „Hautdrüsen“ nannte. 
Auch Leuckart (14) neigte sich anfangs dieser Anschauung zu; die 
ganze Körperbedeckung der Trematoden nannte man schlechtweg 
Hautmuskelschlauch und unterschied darin neben Cuticula, 
Basalmembran und Muskelschicht (Ring-, Längs- und Diagonalmuskeln), 
besondere Gebilde, welche zwischen der Muskulatur liegen und Fort¬ 
sätze in der Richtung nach der Cuticula aussenden — eben die 
oben erwähnten „Hautdrüsen“. Im Jahre 1873 stellte sodann 
Schneider (5) die Behauptung auf, die Trematoden hätten infolge 
des Parasitismus das Epithel verloren und die äussere Körper¬ 
bedeckung sei durch die sogenannte Basementmembran gebildet. 
Biehringer (12) dagegen sagte im Jahre 1885, die Cuticula der 
Trematoden sei die Epidemis selbst. Im Jahre 1891 versuchte 
Jägerskiold (17) an Stelle der Benennung Cuticula die Be¬ 
zeichnung „Gren zm emb ran“ einzuführen und nahm an. dass diese 
„Zellmembran“ aus den chromophilen Zellen entstehe, die,seiner 
Meinung nach, den sogenannten Matrixzellen bei den Cestoden 
homolog seien. Im Jahre 1892 erklärte Brandes, dass die Cuticula 
„das Product der bei allen Trematoden vorhandenen Hautdrüsenschicht“ 
sei. Den Namen Cuticula für die äusserste Oberfläche der Trema¬ 
toden trifft man zwar bei den meisten früheren Forschern an, aber 
erst Brandes war es, der die Abstammung der Cuticula mit 
den oben erwähnten Hautdrüsen in Zusammenhang brachte und 
damit der richtigen Deutung der wirklichen Natur der Cuticula nahe 
kam. Allein der Beweis, dass diese Hautdrüsen auch echte, 
wirkliche Hautdrüsen sind, stand aus, so dass Loos (23), obwohl 
selbst Anhänger der Hautdrüsentheorie, im Jahre 1894 noch sagte: 
„Nach Allem hat Braun jedenfalls Recht , wenn er den Beweis Jür die 
wirkliche Drüsennatur der unter dem Namen Hautdrüsen beschriebenen 
Gebilde in der grössten Mehrzahl der Fälle für nicht erbracht hält“. 
Ausser Brandes veröffentlichte Ziegler (10) 1883 eine wertvolle 
Arbeit über unsere Frage, worin er die Hypothese vom metamor- 
phosierten Epithel in der Hautschicht von Trematoden aufstellt. 
Lang (24) sprach sich im Jahre 1894 darüber so aus: „es sei nicht 
unmöglich, dass diese Haut (von Trematoden und Cestoden ) selbst ein 
stark modificiertes Epithel darstellt “. Bütschli (19) behauptete im 


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513 


Jahre 1892, ,, dass die Cuticula sammt den Haken durch direcie 
Umbildung eines Plasmagerüstes entstanden sei . obgleich ja die eigent¬ 
liche Herkunft dieser Bedeckung des Trematodenkörpers immer noch 
etwas zweifelhaft erscheint “. Nach demselben Autor setzen sich 
„die faserigen Qerüstwerke der Cuticula ganz deutlich in die jenes plas¬ 
matischen Gerüstes (der Hautdrüsenschicht der oben erwähnten 
Autoren) zwischen der Muskulatur fort*. Er sagt: „plasmatisches Gerüst - 
werk u — er zweifelte demnach, ob es Hautdrüsen sein können. 
Braun führt aus, dass „es nach Allem wahrscheinlich genug sei, dass 
die Grenzmembran das Epithel ist'. E. Walter macht in seinen Beob¬ 
achtungen der Cuticula der Trematoden folgende Bemer¬ 
kung: „Ueber die Deutung dieser feinen , die Cuticula durchsetzenden 
Fäden bin ich lange Zeit im Unklaren gewesen. Im Laufe der Unter¬ 
suchung fiel mir nun auf, dass die sehr jeinen Fibrillen der Parenchym- 
muskelbündel, welche letztere sich in der Nähe der Periphei'ie des Thieres 
pinselförmig in jene Fibrillen aufiösen , etwa dieselbe Zahl und Richtung 
auf wiesen, wie die anscheinenden PorenkanälcJien. Lange Zeit konnte ich 
sie aber nicht über den innersten, undurchsichtigen Rand hinaus verfolgen. 
Schliesslich gelang er mir jedoch , einige geeignete Präparate herzustellen, 
die deutlich den Ueber gang der dor so • ventralen Muskel¬ 
fibrillen in die anscheinenden Porenkanälchen auch durch das innerste 
Band hindurch erkennen Hessen. Ich glaube nun , dass diese Befestigungs 
und Endigungsweise der Parenchym-Muskelfibrillen ziemlich allgemein 
unter den Trematoden verbreitet ist u , (p. 206). — Seine Untersuchungs¬ 
objecte waren Monostomen. Was die Abstammung der Cuticula 
betrifft, so glaubt er, dass die chromatophilen Subcuticularzellen zur 
Bildung der Cuticula in Beziehung stünden. — „Meine Ansicht “ sagt 
er „ist also die , dass die Cuticula ein Product der darunter liegenden 
Subcuticula und diese wieder ein Product der chromophilen Subcuticular¬ 
zellen ist“, (p. 210). 

Der Auffassung, der oben erwähnten Gebilde als Hautdrüsen 
tritt A. Schuberg (26) im Jahre 1895 kategorisch entgegen. Nach 
ihm sind die sogenannten Hautdrüsen „bindegewebige Ele¬ 
mente , auf keinen Fall Drüsen , wie dies behauptet worden ist.“ Er 
nannte diese Gebilde „Sn bcuticularzellen, welche durch f eine, ver¬ 
zweigte Ausläufer mit denjenigen benachbarter Zellen in Verbindung 
stehen “, (p. 185). Erst im Jahre 1895 kam Kowalewski (28) auf 
Grund erneuter Untersuchungen darauf, dass die Cuticula der 
Trematoden „eine epitheliale Schicht“ sei. Blochmann mit seinen 
Schülern wiesen dies bei Cestoden nach. Nach Blochmann (29) 
ist die „Cuticula eine an der Oberfläche eines Epithels liegende, von 


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diesem erzeugte, vom Protoplasma chemisch mehr oder weniger differente 
Membran . Wie die Cestoden, sagt er weiter , so besitzen auch die Tre - 
matoden ein äusseres Epithel, dessen Eigentümlichkeit, wie dort , darin 
besteht, dass die Epithelzellen durch die Basalmembran — die äusserste 
Schicht des Parenchyms — hindurch in die Tiefe gesunken sind l Die 
Epithelzellen stehen dann durch feine die Basalmembran durchsetzende 
Fortsätze mit der Cuticula , welche sie abscheiden, im Zusammenhang . 
Indessen schloss sich Pratt (35) noch im Jahre 1898, auf Grund seiner 
Untersuchungen, den Gegnern der epithelialen Abstammung der Cu¬ 
ticula bei den Trematoden an. Im Jahre 1899 bemerkt A. Schu- 
berg (36) bezüglich der Bl och mann’sehen Ausführungen: K Ich 
habe a.a.O.die betreffenden Zellen noch als „subcuticulare Zellen 
bezeichnet, schliesse mich jetzt aber der Auffassung Blochmanris an“, 
(p. 12). Dann fügt er ferner hinzu: „ andererseits aber finden sich bei 
Blochmann weder im Texte , noch in den Figuren Andeutungen 
darüber, dass die Epithelzellen der Trematoden und Cestoden unterhalb 
der Basalmembran durch Ausläufer mit einander' verbunden werden u , 
(Ibidem). Wie die von A. Schuberg beschriebenen Gebilde zu 
deuten sind, darauf werden wir später zurückkommen. 

Für die bisher angeführten Arbeiten dienten fast ausschliesslich 
Distomeen als Untersuchungsobject. Distomum hepaticum, lanceol etc. 
waren von den Forschern bevorzugt. Was nun die Amphistomeen 
betrifft, so wurde anscheinend wenig über sie gearbeitet. In den 
dreissiger Jahren war es Laurer, welcher eine vorzügliche makro¬ 
skopische Beschreibung dieses specifischen Parasiten der Ungulaten 
gegeben hat und die Cuticula mit der Epidermis verglich: „stratum exti - 
mum epidermidi comparandum' 1 (p. 6). 40 Jahre später machte Blum¬ 
berg (4) in einer Arbeit als erster eine Mittheilung über Hautdrüsen 
bei Amphistomum conicum. Blumberg beschreibt genau seine 
Befunde, er sagt: „Im Bindegewebe, dicht unter dem Hautmuskel - 
schlauche l efinden sich bimförmige Gebilde . Mit dem verdickten Ende 
sind sie zum Centrum , mit dem verjüngten zur Peripherie gebracht . 
Die engen Ausjührungsgänge ziehen in gekrümmten Linien zwischen 
den über ihnen liegenden Hautmuskeln zur Haut hinauf und durch¬ 
setzen die beiden Schichten derselben -, um auf der Oberfläche der 

Cuticula zu münden (p. 16). Braun (22) bemerkt darauf, dass, 
Blumberg „ mehr gesehen hat , als zu sehen ist u und machte auch 
aufmerksam auf die Unrichtigkeit der Angabe Küchenmeisters, 
welcher anstatt eines Bildes von Distomum hepaticum ein solches 
vom Amphistomum conicum aus der Arbeit Blumberg’s gibt. Im 
Jahre 1881 untersuchte Lejtenyi (9) einen Vertreter der Amphi¬ 
stomeen: Gastrodiscus polymastos alias Gastrodiscus aegyptiacus und sah 


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an der Cuticula Poren. Die Unrichtigkeit dieser Angaben wies Loos 
nach und bemerkte dazu, diese Arbeit sei „ inexact et errone sur 
plusieurs points“. Im Jahre 1895 beschrieb Loos (27) denselben Pa¬ 
rasiten und nannte die Blumberg’sehen Hautdrüsen „couche eellu- 
laire subcuticulaire“ . Er wies nach, dass die oben erwähnten Zellen 
gar nichts mit Hautdrüsen zu thun haben. Im Jahre 1896 erschien 
die Arbeit von Otto (30), welcher eine Reihe von Amphistomeen 
untersuchte. Er schliesst sich den Loos’sehen Angaben an und 
hält diese Subcuticularzellen alias „chromatophilen Zellen" für „ XJeber- 
reste des embryonalen Parenchyms 11 . Zu gleichen Resultaten kam 
Stafford (31) in seinen zu gleicher Zeit angestellten Untersuchungen 
über Aspidogaster conchicole. Im Jahre 1898 erschien eine neue 
Arbeit von Brandes (34), deren Gegenstand Gastrothylax war und 
worin er sich der Bl och mann’ sehen Auffassung anschloss. Nach 
ihm sind diese Subcuticularzellen alias „Pallisadenzellen' 1 nichts 
anderes als Epithelzellen. Bemerkenswert ist diesem Umstande 
gegenüber der Standpunkt von Loos. Als Schüler von Leuckart, 
welcher schon Ende der 80er Jahre anerkannt hatte, dass die oben 
erwähnten Gebilde bei Tromatoden mit Hautdrüsen gar nichts zu 
thun haben, dennoch bei der Lehre von der Epithellosigkeit stehen 
blieb, suchte Loos noch 1894 sich mit der Erklärung zu behelfen, 
dass „die Bedecicuny der Distomeen für ein Absonderunysproduct des 
yesammten Körpers zu hellen sei * (p. 112). Auch an anderer Stelle 
sagt er über Amphist. subclav.: „Die Cuticula ist auyenfälliy ein Ab¬ 
sonderunysproduct des Thierkörpers u , (p. 149). Leuckart und Loos 
haben offenbar die Epithelzellen für Parenchymzellen gehalten. Am 
weitesten ist mit dieser Annahme Loos gegangen. 

Zu meinen Arbeiten übergehend, muss ich bemerken, dass ich zur 
Untersuchung der Epithelfrage bei den Trematoden benutzt habe: 
Distomum hepaticum, Amphistomum conicum und Distomum varie- 
gatum und lanceolatum. Die lehrreichsten Präparate gaben mir 
hauptsächlich Längsschnitte. 


I. Distomum hepaticum. 

Das Erste, was an dem Bilde von Distomum hepaticum auf¬ 
fällt, ist die Doppelschichtigkeit der Cuticula. Man kann an der¬ 
selben leicht eine oberflächliche, homogene, dunkle Schicht von einer 
folgenden, etwas helleren unterscheiden, die von feinen Querstreifen 
durchzogen ist. Dieser letzteren Schicht liegt centralwärts die Basal¬ 
membran an, welche Brandes bei Trematoden als parenchyma- 


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tisches Bidegewebe ansieht. Lang (11) bezeichnete diese Basal¬ 
membran bei Polycladen mit folgenden classischen Worten: „ Histo¬ 
logisch ist sie ein Bindegewebe, das morphologisch wohl kaum zum Epithel 
gehört, jedoch physiologisch ist sie eine Art Hautskelet , das chm Körper 
zur Stütze und speciell den Muskeln zur Anheftung dient. Man wird sie 
deshalb in Zukunft besser als Stütz- oder Skelethaut des Körpers be¬ 
zeichnen t“. (p. 65). Blochmann (29) schliesst sich dieser Ansicht 
vollständig an und fügt noch ausdrücklich hinzu, dass „die Basal¬ 
membran bei den Plattwürmern zum Epithel sicher nicht gehöre 
Sie sei die äussere Lage des Parenchyms “. (p. 4). 

Bei starker Vergrösserung sieht man in der Basalmembran eine 
ganze Reihe feiner Fortsätze, die in radiärer Richtung von innen 
nach der Peripherie verlaufen. Diese Ausläufer, welche die Basal¬ 
membran durch ihre grosse Anzahl dicht quergestreift erscheinen 
lassen, wurden schon früher von mehreren Forschern wahrgenommen. 
Meine Präparate zeigen nun deutlich, dass diese in der Basalmembran 
zum Vorschein kommenden Gebilde völlig selbständig und mit den 
Straf OBgen der Cuticula in keinen Zusammenhang zu bringen sind. 
Die Basalmembran — wie dies die Abbildung auf Taf. XIII, Fig. 1 
darthut — ist durch einen scharfen Saum von der Cnticiiiä getrennt, 
deren Streifungen ein von den Ausläufern der Basalmembran ver¬ 
schiedenes Bild darbieten. Die Streifungen der Cuticula erscheinen 
als äusserst feine, dicht aneinander gelagerte, gerade Striche, während 
die Ausläufer der Basalmembran viel dicker sind und nirgends 
gerade gestreckt, sondern in Form von Verästelungen auftreten. Ver¬ 
folgt man diese Ausläufer, so ersieht man unschwer, dass sie Fort¬ 
sätze von Zellen sind, welche dicht unter der Basalmembran, theils 
einzeln, zum Theil zu Packeten vereinigt (Taf. XIII, Fig. 1) zwischen 
der Ring- und Längsmuskulatur eingebettet hegen. 

Diese Zellen — einzeln oder in ihren Complexen — haben ein 
bimförmiges Aussehen, stehen fast in gar keinem näheren 
Zusammenhang mit anderen, sie umgebenden Gebilden, 
sind somit vollkommen selbständig und entsenden die genannten 
Ausläufer einzig und allein direct zur Basalmembran, in der sie sich 
verästelt ausbreiten und deren Grenze sie nirgends mehr verlassen. 

Dafür, dass, wie Brandes anfänglich (siehe oben) meinte, jene 
Gebilde Hautdrüsen seien, und dass die Cuticula ihr Product sei, ist 
der Beweis nicht erbracht. Im Gegentheil, sprechen sich alle Forscher 
dagegen aus, weil diese Zellen nie auf eine specifische Drüsenfärbung 
reagieren. Vielmehr lehrt ein Vergleich der Abbildungen Bloch- 
mann’s, welche dieselben Verhältnisse bei Ligula wiedergeben, mit 
den meinen, von Distomum hepaticum stammenden, dass die in 


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Frage stehenden, bimförmigen Zellen und Zellen häufen hier, bei 
Distomum hepaticum, in allen wesentlichen Punkten mit den dort, 
bei Ligula, sich findenden genau übereinstimmen. Von vornherein 
ist daher auch anzunehmen, dass sie hier, bei Distomum hepaticum, 
dasselbe sind, wie dort bei Ligula, wo sie Blochmann als ver¬ 
senkte Epithelzellen, deren Product die Cuticula ist, erwiesen hat 
Bei Distomum hepaticum erscheinen diese Zellen scharf be¬ 
grenzt, haben einen ovalen Kern, ihre oft verästelten Fortsätze 
laufen in der Richtung auf die Cuticula nach aussen (Taf. XIII, Fig. 1), 
durchsetzen die Basalmembran und gehen genau bis an die Cuticula, 
ohne in diese letztere einzudringen. Dass, wie Schuberg be¬ 
hauptet, die Epithelzellen unterhalb der Basalmembran durch Aus¬ 
läufer mit einander verbunden wären, habe ich bei Distomum hepa¬ 
ticum nicht beobachtet. 


II. Amphistomum conlcum. 



Für die Prüfung der Epithelfrage bei Amphistomum conicum 
standen mir zunächst die Abbildungen von Blumberg (4) zur Ver¬ 
fügung. Die neben stehende 
Figur (Längsschnitt, 600-fache 
Vergrösserung) ist seiner,schon 
oben erwähnten Arbeit ent¬ 
nommen. Die mit g bezeich- 
neten Zellen sind seine „Haut¬ 
drüsen“. Wir erkennen in 
ihnen unschwer dieselben Ge¬ 
bilde, welche wir bei Disto¬ 
mum hepaticum, der Auf¬ 
fassung Blochmann’s fol¬ 
gend, als Epithelzellen 
erklärt haben. Bluraberg 
sagt von ihnen: „Mit dem ver¬ 
dickten Ende sind sie zum Cen- 
Fig. A. Nach Bluraberg. trum, mit dem verjüngten zur 

Peripherie gebracht. Die engen 
Ausjührungskanäle ziehen in gekrümmten Linien zwischen den über ihnen 
liegenden Hautmuskeln zur Haut hinauf und durchsetzen die beiden Schichten 
derselben.... um auf der Oberfläche der Cutictda zu münden “. (p. 16). 
Ferner beschreibt er sie als Congloraerate „von bimförmigen , breiten, 
langen Zellen (</), welche eine sehr zarte Hülle, einen fein granulierten 


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Inhalt und einen hellen , büschelförmigen Kern mit distincten Kern¬ 
körperchen wahmehmen lassen. Sie sind über und neben einander gelagert 11 . 

Ganze Reihen von meinen Präparaten bestätigen seine Be¬ 
schreibung, mit Ausnahme jedoch der zarten Hülle, welche nach 
meinen Beobachtungen an den Epithelzellen nicht wahrzunehmen 
ist. Ferner entsenden in meinen Präparaten (Taf. XIII, Fig. 2) die 
Zellen ihre Fortsätze zwar ganz wie es Blumberg sagt, in ge¬ 
krümmten Linien zwischen die Muskulatur hindurch, aber nur bis 
an die Cuticula und nicht weiter. Auch sind an der Oberfläche der 
Cuticula, welche übrigens hier nicht die ausgesprochene Schichtung, 
wie bei Distomum hepaticum zeigt,, sondern mehr homogen ist, über¬ 
haupt keine Ausmündungen vorhanden. 

(Die Basalmembran ist nach Blumberg bindegewebiger Natur. 
Er findet in ihr hie und da kleine Kerne, welche Zellen angehören 
sollen, die in der Basalmembran liegen, eine cylindrische Form 
haben und welche an ihrem basalen, der Ringmuskelschicht zuge¬ 
kehrten Ende, die genannten kleinen Kerne liegen haben Bloch¬ 
mann sah aber, wie bereits erwähnt, bei den von ihm untersuchten 
Plathelminthen in der Basalmembran keine Zellen, wie denn auch 
übrigens Blumberg selbst angibt, dass man sie bei Amphistomum 
conicum nur sehr selten sehen könne. Was mich betrifft, so sah 
ich bis jetzt in der Basalmembran der gleichen Objecte weder die 
oben erwähnten Kerne, noch Zellen). 

III. Distomum variegatum. 

Bei Distomum variegatum ist die Klarlegung dieser Verhältnisse 
etwas schwieriger. Bei diesem Entoparasiten scheint auf den ersten 
Anblick der ganze Körper von Muskulatur und parenchymatösen 
Gebilden ausgefüllt. Loos (23), welcher die mikroskopischen Ver¬ 
hältnisse dieses Parasiten untersuchte, spricht nur von Parenchym¬ 
zellen und dem Uebertritt der Körpermassen derselben in die 
Haut. Das rührt aber daher, dass er seine Präparate in Sublimat- 
Alkohol fixiert und mit Haematoxylin gefärbt batte; die Differen¬ 
zierung gelingt aber, wenn man als Fixierungsflüssigkeit Kalium- 
bichromat mit Essigsäure nimmt, und dann die Henn eguy’sche 
Färbung anwendet (welche für die Präparate aus Kaliumbichromat 
besonders gut ist). 

Bei letzterer Behandlung fällt vor Allem sofort in die Augen, 
dass auch hier die Basalmembran deutlich von feinen Fortsätzen 
durchzogen ist, welche sich ziemlich weit in die Tiefe des Körpers 
verfolgen lassen, sowohl durch die Ring- als auch Längsmuskel- 


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schichten hindurchgehen, und ihren Ursprung in länglich ovalen 
Zellen nehmen, welche aus der ganzen Reihe parenchymatöser Ge¬ 
bilde deutlich hervortreten (Taf. XIII, Fig. 3). Wir haben es wieder¬ 
um mit versenktem Epithel zu thun, welches seine feineren Fort¬ 
sätze in die Basalmembran entsendet. Diese Epithelzellen zeigen 
sich bei Distomum variegatum als sehr zarte Gebilde, viel zarter als 
diejenigen von Distomum hepaticum (am schärfsten und am deut¬ 
lichsten treten sie bei Amphistomum conicum hervor). Sie sind 
länglich, ihre Breite ist unbedeutend, meistens trifft man sie in 
Haufen. Der Kern tritt deutlich hervor, der ganze übrige Raum der 
Zelle ist erfüllt von Protoplasma. Typisch ist erstens ihr länglich 
ovales Aussehen, obwohl sie zuweilen sehr bizarre Formen zeigen, 
welche an die von A. Schuberg (36) beschriebenen Epithelzellen 
in den Hoden von Hirudo erinnern, und zweitens die Spaltung ihres 
Fortsatzes gegen das obere Ende, nur dass dieselbe häufig schon 
vor der Grenzmembran sich spalten. 

Besonders deutlich unterscheiden sich hier die Epithelzellen, 
von den sogenannten Sinneszellen, welch’ letztere viel schlanker 
gebaut sind als die ersteren. Der Kern der Epithelzellen erscheint 
heller gefärbt als der der Sinneszellen und, was das wichtigste ist, 
während die peitschenförmigen Fortsätze der letzteren, dicht an den 
Epithelzellen verlaufen und die Basalmembran durchsetzend, bis in 
die untere Cuticularschicht Vordringen, gehen die Ausläufer der 
Epithelzellen nie über die Grenzen der Basalmembran hinaus. Ausser¬ 
dem zeigt es sich, dass die Epithelzellen, wie schon bei Distomum 
hepaticum erwähnt worden ist, oft als ganze Zellencomplexe im 
Grundgewebe liegen und dann mit ihren Fortsätzen entweder sich 
verflechten oder verschmelzen, um sozusagen einen gemeinsamen 
Fortsatz zur Basalmembran zu entsenden — eine Erscheinung, die bei 
den Sinneszellen niemals beobachtet wurde und für die Epithelzellen 
charakteristisch bleibt. 


VI. Distomum lanceolatum. 

Bei Distomum lanceolum zeigt das versenkte Epithel einige 
eigenartige Abweichungen von dem Epithel der vorhin untersuchten 
Trematoden. Charakteristisch ist der grosse Zwischenraum von 
einer Epithelzelle zur anderen. Die Zellen liegen meistens vereinzelt, 
Zellencomplexe trifft man hier nie. Sie liegen dicht unter 
der Cuticula, welche so fein und dünn ist, dass sie sehr leicht ver¬ 
letzt wird. Die Zellen haben ein länglich-ovales Aussehen, ihr 
Fortsatz ist kurz und beim Uebergang in die Basalmembran ver- 

Pol«. Archiv, f. biol. n. med. Wiesensch. 

Archives polon. de soienc. biol. et midie. 36 


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zweigt (Taf. XIII, Fig. 4). Grosse und zahlreiche Myoblasten erschweren 
das Auffinden der Epithelzellen, ausserdem ist die Basalmembran, 
entsprechend der feinen Struktur des Thieres, auffallend dünn. 


Soweit meine eigenen Untersuchungen. Vielfach sind von 
anderen Beobachtern auch an anderen Vertretern der Trematoden 
ähnliche Befunde beschrieben worden. So gab im Jahre 1895 Loos 
(27) in der schon mehrfach angeführten Arbeit eine genaue Be¬ 
schreibung der mikroskopischen Verhältnisse von Gastrodiscus aegyp- 
tiacus. Seine prächtigen Abbildungen zeigen ganz genau dasselbe 
Bild, das ich bei Amphistomum conicum bekam. Seine „ couche cellu- 
laire subcuticulaire “ ist durchaus identisch mit meinen Epithelzellen. 
Diese Subcuticularzellen sind auch bei Gastrodiscus aegyptiacus 
bimförmige Gebilde, mit langen Fortsätzen in der Richtung nach der 
Cuticula, und man sieht diese Zellen zum Theil in Gruppen zusammen¬ 
liegen und ihre Fortsätze sich in der Basalmembran verzweigen. In 
der letzten Zeit (1898) zeigten die Untersuchungen von Brandes über 
Gastrothylax elongatus, dass ähnliche Gebilde auch bei diesem 
Trematoden sich vorfinden. Brandes erklärte diese Pallissaden- 
zellen oder Subcuticularzellen für Epithelzellen, indem er sagt: 
„... * Ausserdem finden sich aber noch unter der Cuticula und senkrecht 
zu ihr stehend sehr sonderbare cylinderepithelartige Zellen , die ein stark 
gekörntes Protoplasma enthalten. Diese Zellen, die auch von Loos und 
von Otto (30) erwähnt werden, dringen tief in den Hautmuskelschlauch 
ein. In ihrem basalen Abschnitt liegt ein ziemlich grosser Kern, der 
aber nicht leicht aufzufinden ist, weil er meist von einer gelbrothen Masse 
umgeben ist.... (p. 6). Von einander getrennt sind die Zellen durch 
die Ausläufer der Parenchymmuskeln....“ — Morphologisch sind sie 
seines Erachtens aufzufassen: „ als ein wirkliches Epithel, dessen Ele¬ 
mente allerdings nicht einer Basalmembran aufsitzen, sondern mit ihren 
kernhaltigen Basaltheilen ins Innere des Körperparenchyms eingedrungen 
sind, ganz wie dies Blochmann für die sogenannten Subcuticularzellen 
wahrscheinlich gemacht hat 11 , (p. 8). 

Dass Loos, Stafford und Otto abweichende Ansichten 
haben, wurde oben schon kurz angeführt. Am weitesten gieng Otto 
(30) in der Verkennung des Epithels; bei seiner Untersuchung mehrerer 
Amphistomeen erklärte er, die fraglichen Zellen als „ Embryonalzellen 
des Parenchyms, die noch keinerlei weitere Metamorphose eingiengen, wohl 
aber dabei die Function besitzen, die Cuticularsubstanz abzusondem 


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Er meint, dass „der von den betreffenden Zellen producierte Stoff ein¬ 
fach durch Intercellularräume an die Körperoberfläche tritt 

Wie künstlich und unwahrscheinlich diese Deutung ist, (in der 
er übrigens nur mit anderen Worten eine früher von Leuckart 
über die gleichen Zellen beim Leberegel ausgesprochene Meinung 
wiedergibt), erhellt auf den ersten Blick. Unsere Zellen machen 
nichts weniger als den Eindruck von Embryonalzellen ohne 
weitere Metamorphose. Otto’s Abbildungen ermöglichen es 
nicht, sich näher über die Verhältnisse zu orientieren und von einem 
solchen Thatbestand sich zu überzeugen. Auch bringt Otto keinen 
zwingenden Grund für seine Annahme bei, sodass ihr gegenüber 
das Eintreten von Brandes (34) und (in jüngster Zeit) von S c h u- 
berg (36) für die epitheliale Natur unserer Zellen umsomehr ins 
Gewicht fällt. Erwähnenswert ist es, dass Schuberg noch im Jahre 
1899 kategorisch die Behauptung aussprach: „die Epithelzellen der 
Trematoden und Cestoden seien unterhalb der Basalmembran durch Aus¬ 
läufer mit einander verbunden “. Er bezog sich dabei auf seine Arbeit 
vom Jahre 1895, in welcher er diese Verbindung nach Beobachtung 
des lebend gefärbten Distomum lanceol. beschrieben 
und von der Fläche abgebildet hatte. In jener Arbeit sagt 
er wörtlich: „Bei Distomum lanceolatum befindet sich unmittelbar unter 
dem Hautmnskelschlauch eine Schicht von ziemlich glatten Zellen. Die 
einzelnen Elemente dieser Schicht liegen in der Regel (sic.) in Gruppen zu 
mehreren vereint und sind dadurch und durch feine , verzweigte Ausläufer 
charakterisiert , welche mit denen benachbarter Zellen in Verbindung stehen“. 

Bei Besprechung meiner oben angeführten Präparate hatte ich 
wiederholt Gelegenheit, hervorzuheben, dass eine Verbindung, wie 
sie Schuberg beschreibt, bei den Epithelzellen der Trematoden 
nirgends zu beobachten ist. Bei Distomum lanceolatum verhält es sich 
auch nicht anders. Beim Vergleich aber meiner Präparate mit denen 
vonSchuberg kommt man dagegen unschwer zu der Ueberzeugung: 
1) dass das, was Schuberg beschreibt, gar keine Epithelzellen, 
oder wie er sie dort nennt, „Subcuticularzellen “ waren, und 2) dass 
seine Zeichnung nichts anderes als Myoblasten zur Abbildung bringt, 
auf welche seine Beschreibung allerdings gut passt. Bei Distomum 
lanceolatum hegen die charakteristischen, verhältnismässig sehr kleinen, 
bimförmigen Epithelzellen mit ihren kurzen, gabelförmig verzweigten 
Fortsätzen nicht nur nirgends inGruppen zu mehrerenver- 
ei nigt, sondern treten überhaupt nie so zahlreich, wie bei Distomum 
hepaticum auf. Ebensowenig stehen ihre Fortsätze mit einander 
in Verbindung. Die „ unmittelbar unter dem Hautmuskelschlauch' 1 zahl- 


* 


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reich vorhandenen Myoblasten haben die wirklichen Epithelzellen 
Schubergs Blicken entzogen. 


B. Parenchym. 

Parenchymzellen bildet zweifellos schon Walter (2) in der 
oben erwähnten Arbeit vom Jahre 1858 ab. Die nebenstehende 

Figur ist eine Copie einer sei¬ 
ner Zeichnungen, die nach 
einem Schnitte von Disto- 
mum hepaticum gefertigt 
ist. Was er darin (unter f) 
„als feinste Gefässverztoei- 
gungcn mit Bindegewebskör- 
perchen ähnlichen Zellen in 
den Knotenpunkten“ bezeich¬ 
net, kann dem Aussehen 
nach nichts anderes sein 
als Parenchymzellen. 

Taschenberg (6) 
stellte in seinen Mittheilg. 
über das Körperparenchym 
der Trematoden an ver¬ 
schiedenen marinen Ver¬ 
tretern derselben das Vor¬ 
handensein verzweigter Pa- 
..e renchymzellen (b) neben 
solchen ohne Fortsätze (a) 
„in den Lücken des Binde¬ 
gewebes' 1 fest. 

Ebenso sah und be¬ 
schrieb K e b e r t (8) (1881) 
im Körperparenchym des 
Distomum Wester, zwei 
Arten von Zellen: „1) mem¬ 
branlose runde, mit einein 
feinkörnigen Inhalt und deut¬ 
lichen Kern, 2) andere Zellen mit deutlichen Ausläufern, welche sich mit 
denen der anderen Zellen vereinigen “ (p. 542). Dieselben zwei Arten 
von Parenchymzellen, nämlich solche mit und solche ohne Fortsätze 
beobachtete im Jahre 1873 Ziegler (10) an Bucephalus, nach ihm 
dienen beide zur osmotischen Vertheilung der Nahrungsstoffe. Die 



Fig. B. Nach Walter. 



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Taschenberg’sche Angabe über Parencbymzellen wurde einerseits 
bestätigt von Heckert (1889), andererseits angezweifelt und be¬ 
kämpft von Leuckart, besonders aber von Loos und Otto, 
welche ihr scharf entgegentreten. Bemerkenswert ist, dass, wie 
Leuckart einer der ersten war, der die verästelten Parenchym¬ 
zellen beobachtet zu haben angegeben hatte und erst in den letzten 
Jahren sich von dieser Annahme lossagte, so auch Loos noch im 
Jahre 1885, in seiner Arbeit über Distomum paliat. behauptete, 
diese Zellen gesehen, sie sogar im Saugnapfe der oben genannten Tre- 
matoden entdeckt zu haben, und zwar in derselben Weise, wie dies 
von Heckert, Taschenberg und Ziegler beschrieben wurde. 
Gegenwärtig besteht nach Loos das Körperparenchym der Trema- 
toden aus ganz gleichartigen Zellen, ohne irgendwelche Fortsätze. 
Zernecke (25) wiederum (1895) findet in seinen Untersuchungen 
über das Parenchym der Cestoden, dass dasselbe r aus vielfach ver¬ 
zweigten Bindegewebszellen bestehe , deren protoplasmatische Ausläufer 
unter sich und mit denen der benachbarten Zellen in Verbindung treten “. 
(p. 150). Auch Blochmann erwähnt bei Distomum hepaticum im 
Jahre 1896 verästelte Parenchymzellen, deren Ausläufer er auf grosse 
Strecken verfolgen konnte. Im Gegensätze zu allen diesen Angaben, 
beschreibt B1 u m b c r g bei Amphistomum conicum unter dem Namen 
„Parenchymzellen “ auffallender Weise ganz anderartige Gebilde, von 
ganz besonderer Grösse und unregelmässiger Gestalt, welche mehrere 
Kerne enthalten sollen. Ich werde weiter unten darauf zurückkommen. 

Gehen wir nun zu unseren Untersuchungen über. 

I. Distomum hepaticum. 

Die zahlreichen Präparate, welche ich bei diesem Theile meiner 
Arbeit angefertigt habe, und von denen eines auf Taf. XIII, Fig. 5 
abgebildet ist, bieten sämmtliche folgendes Bild: Den ganzen Raum 
beherrscht zunächst das Grundgewebe, welches sich auf den 
Schnitten als ein Maschenwerk darstellt, deren unregelmässig 
gestaltete und verschieden grosse Maschen im Allgemeinen nach 
dem Innern des Thierkörpers zu, im Umkreise des Darmes sowie 
in der Nähe der Basalmembran, somit in der Gegend der Excretions- 
gefässe, sich immer mehr und mehr verengen. Vielfach sieht man 
dieses Maschengewebe die Muskelzüge begleiten und umschliessen, 
so dass namentlich der Raum im sogenannten Muskelschlauch 
durch dasselbe besonders eng wird. Das Grundgewebe umgibt 
stets die Muskelfasern, wie ein Perimysium und umhüllt mehr 
oder minder dicht die Epithelzellen, sowie die sogenannten 


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Parenchym- oder Bindegewebezellen, mit denen wir uns 
hier eingehender beschäftigen werden. 

Diese Zellen sind mächtige multipalare, in der Grundsubstanz 
zwischen den Grundgewebsmaschen befindliche Gebilde, von denen 
lange, hie und da aufgetriebene und mit Varicositäten und Knoten 
versehene, auf weiten Strecken verfolgbare Fortsätze nach allen 
Richtungen ausgehen. (Taf. XIII, Fig. 5). Diese Fortsätze begleiten 
vielfach die Muskelfasern, scheinen zum Theil (und zwar bei der 
Darmmuskulatur) in dieselben einzudringen und kreuzen sich 
häufig, ohne sich jedoch untereinander zu verbinden. Sie scheinen 
die Gegend rings um den Darm besonders zu bevorzugen, indem sie 
dort mitunter dicht zusammengedrängt auftreten. Nicht selten ver¬ 
laufen sie zwischen die Epithelzellen hindurch bis zu der Basal¬ 
membran und unterscheiden sich von den Ausläufern anderer Zellen 
durch ihre feinere und gestrecktere Gestaltung. In gelungenen Prä¬ 
paraten treten Bindegewebszellen und Fortsätze auf blassem Grunde 
scharf hervor und das ganze Grundgewebe ist wie besät damit. 

Ausser den eben beschriebenen typischen und charakteristischen 
Bindegewebszellen sieht man an der Wand der meisten Maschen des 
Grundgewebes einen, oft zwei, selten mehrere, kleinere Kerne liegen, 
um welche herum sich eine ganz blasse, äusserst fein granulierte 
Masse wahrnehmen lässt, die wohl als Ueberrest der Gewebsflüssigkeit, 
beziehungsweise als Coagulum der im Gewebssaft gelösten spärlichen 
Eiweisskörper aufzufassen ist. 

Ich unterscheide somit im Parenchym von Distomum hepaticum 
dreierlei Elemente: 

1) ein maschiges Netz, beziehungsweise Gerüstwerk — das Grund¬ 
gewebe; 

2) kleinere Kerne an den Wänden der dieses Gerüstwerk bilden¬ 
den Maschen, und 

3) in den Lücken zwischen diesen Maschen gelegene multipolare 
Parenchym- oder Bindegewebszellen. 

Um in den genetischen Zusammenhang dieser drei so verschie¬ 
denen Elemente einen Einblick zu gewinnen, betrat ich den Weg 
der Entwickelungsgeschichte, indem ich Längs- und Querschnitte 
von jungen Cercarien anfertigte, dieselben, wie oben gesagt, nach 
van Gieson färbte und einer genauen Untersuchung unterzog. 
Bevor wir jedoch auf die Ergebnisse meiner Beobachtungen näher 
eingehen, hören wir, welche Deutung die drei uns interessierenden 
Element.* von anderen Forschern erhalten haben. 

Lcuckart, der fast als Erster das Körperparenchym bei Dist. 
hepat. untersucht, und im Jahre 1886 dasselbe aufs Neue zum Gegen- 


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Stande seiner Untersuchung gemacht hat, spricht in dieser letzteren 
Arbeit von einem Fach- oder Maschenwerk das von 

scharf gezeichneten, sich vielfach durchkreuzenden 4 
derben Häuten gebildet ist, wie folgt: 

„Es kann auch nicht zweifelhaft sein , dass das Maschenwerk unseres 
Egels, wie das Pflanzengewebe einen Zellenbau besitzt , denn in den Wan¬ 
dungen der Hohlräume erkennt man in mehr oder minder grossen Ab¬ 
ständen deutliche Zellenkerne . Da diese stets vereinzelt liegen , und 

immer nur einzeln den Hohlräumen entsprechen, ist man auj den ersten 
Blick vielleicht geneigt, die letzteren als gewöhnliche Blasenzellen in An¬ 
spruch zu nehmen und die Substanzmasse des Fachwerkes als die mit¬ 
einander verschmolzenen Zellenwände zu deuten . Es ist jedoch fraglich , 
ob die Verhältnisse so einfach liegen . Die scheinbare Zeüenwand ist 
viel zu derb und der Inhalt zu wenig plasmafisch, als man es dieser 
Deutung nach annehmen sollte . Selbst der Umstand, dass das Fachwerk 
zugleich der Träger der Muskelfasern und deren Verästelungen abgibt, 
vermag die Unterschiede von genuinen Zellenwänden nicht zu beseitigen . 
Um die Eigentümlichkeiten der Grundsubstanz mit jener Auffassung in 
Einklang zu bringen . muss man annehmen , dass entweder zwischen die 
Blasmzellen noch eine besondere Bindemasse eingelagert ist, oder dass 
erstere ihr Protoplasma im Laufe der Zeit durch Ansammlung einer 
hellen Flüssigkeit im Innern auf eine der Wand anliegende feste Binde¬ 
masse reduciert haben. Ich trage kaum Bedenken, mich für die letztere 
dieser Eventualitäten auszusprechen , nicht bloss , weil jene intei'sticieUe 
Bindesubstanz nicht nachweisbar ist, sondern auch deshalb, weil die Blasen¬ 
räume im Umkreis der die Grundsubstanz durchziehenden Eingeweide 
und unter der Hautmuskulatur nicht bloss sehr viel kleiner sind als in 
der Tiefe , sondern vielfach auch noch ein genuines Zellenprotoplasma in 
in sich einschliessen, ja , zum Theil vollständig davon erfüllt sind “ Bei 
Besprechung der peripherischen Schicht der Grundsub¬ 
stanz ist Leuckart ferner geneigt, die oben besprochenen Epithel¬ 
zellen als Parenchymzellen, die ihre Entwickelungsgeschichte noch 
nicht zum vollen Abschluss gebracht haben, zu betrachten. 

Auch Loos leitet das Grundgew^ebe und die in ihm zerstreuten 
Kerne von den Blasenzellen ab; nur lässt er die ziemlich festen 
und dicken Membranen, welche die Substanzmasse des Fach¬ 
werkes bilden, durch Verkittung der dicht an einander schliessenden 
Zellenwandungen vermittelst einer Intercellularmasse entstehen, 
während Leuckart, wie wir oben gesehen haben, das Vorhanden¬ 
sein einer besonderen intersticiellen Bindesubstanz, weil nicht nach¬ 
weisbar, nicht annehmen zu dürfen glaubt, und die derbe Beschaffenheit 
des Grundgewebe - Fach Werkes als dadurch bedingt erklärt, dass 


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die ursprünglichen Blasenzellen „ihr Protoplasma durch Ansammlung 
einer hellen Flüssigkeit im Innern, auf eine der Wand anliegende feste 
Bindenschicht reduciert haben“. Nach Lenckart besteht somit das 
Grundgewebe aus den Blasenzellenwänden (reduciertem Protoplasma), 
nach Loos dagegen — aus ebensolchen Wänden (ßindesubstanz). 

Beide Forscher stimmen darin überein, dass die von ihnen be¬ 
obachteten Kerne „ vereinzelt liegen “ und einzeln den Hohlräumen 
entsprechen. Loos will diese Kerne „ meist central gelegen und von 
einem Hofe feinkörnigen, d. h. noch nicht völlig veränderten Plasmas um¬ 
geben“ gesehen haben. 

Was die von mir oben beschriebenen Parenchym- oder Binde¬ 
gewebszellen betrifft, so spricht neuerdings Leuckart von ihnen 
gar nicht, Loos aber stellt das Vorhandensein solcher Zellen in 
Abrede, indem er ausdrücklich sagt: „ Von der Existenz wirklicher ver¬ 
ästelter Zellen mit deutlichem, zugehörigem Kern, habe ich mich bei 
neueren Beobachtungen nirgends überzeugen können“ . Dem gegenüber 
muss ich entschieden bemerken, dass meine Präparate und Zeich¬ 
nungen, welche die Bilder genau und ohne auch nur im mindesten 
zu schematisieren, wiedergeben, die Zellen und ihre Ausläufer mit 
einer unzweifelhaften Schärfe und Klarheit hervortreten lassen, so 
dass eine Controverse über ihre Existenz nicht mehr bestehen kann. 
Es sind nur die betreffenden Zellen, wie schon bemerkt, sehr schwer 
tingierbar und eben Loos es ist nie gelungen, sie sichtbar zu 
machen. Uebrigens stehen diese multipolaren, verästelten Zellen zur 
Bildung des Fachwerkes in gar keiner Beziehung; sie liefern keines¬ 
wegs wie Taschenberg, allerdings von marinen Trematoden, be¬ 
hauptet, ..auf Kosten ihres Protoplasmas das feine Netzwerk' 1 (des 
Grundgewebes). Die echten, multipolaren Bindegewebszellen 
und das Grundgewebe mit seinen Bindegewebskernen 
sind streng auseinander zu halten. Gleichzeitig möchte ich 
betonen, dass Taschenberg der Erste war, der bei Trematoden die 
oben erwähnten, verästelten Zellen gesehen hat, was jedoch von Loos 
energisch bestritten wurde. Hier ist noch der Ansicht von A. Lang 
(24) Erwähnung zu thun, der das Grundgewebe bei Platoden als 
„blasiges Bindegewebe “ (S. 24) anspricht. Nach seinen, übrigens sehr 
schematisch gehaltenen Zeichnungen kann man zu der Ansicht 
gelangen, dass das erwähnte Grundgewebe aus lauter blasigen Zellen 
bestehe, deren Protoplasma, von welchem man um die Kerne herum 
noch Reste beobachten kann, sich reduciert habe. Lang behauptet, 
„das blasige Bindegewebe kehrt bei manchen Plathelminthen in das reti- 
culäre Bindegewebe über, wenn die mit Flüssigkeit erfüllten Räume benach- 


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harter Zellen in geringerer oder grösserer Ausdehnung miteinander ver¬ 
schmelzen 1 ''. (S. 41). Wir werden weiter sehen, dass die Sache sich 
anders verhält. 

Nehmen wir nun unsere Cercarienpräparate zur Hand und 
sehen zu, welche Aufschlüsse sie uns gewähren. Dabei gestatte ich 
mir zu bemerken, dass ich hier über den feineren Bau der Cercarien 
nur kurz referieren werde, da ich eine eingehendere Behandlung 
dieses Gegenstandes in Bälde zu veröffentlichen gedenke. 

Auf Taf. XIII zeigen Fig. 14 und Fig. 15 die Bilder von zwei 
verschiedenen Entwickelungsstadien von Cercarien aus Limnaeus 
stagnalis. Im jüngeren Stadium (Taf. XIII, Fig. 15) sieht man 
peripher, ausser anderen Einlagerungen: 1) ziemlich grosse, rundliche, 
helle Kerne, welche embryonalen Myoblasten angehören; 2) ganz dicht 
unter der Oberfläche viel kleinere, häufigere, meist ovale Kerne, 
welche mir Kerne embryonaler Epithelzellen zu sein scheinen. Das 
Innere des Thierkörpers ist gedrängt angefüllt mit sogenannten 
Blasen- oder Urparenchymzellen, welche je einen hellen, wohl aus¬ 
gebildeten Kern und ein fein und ganz dicht granuliertes Proto¬ 
plasma besitzen. Die Zellengrenzen sind so zart, dass man sie kaum 
wahrzunehmen vermag. Im Ganzen erinnert ihr Anblick an die 
sogenannten „epithelioidalen Zellen “ bei Wucherungsprozessen in der 
menschlichen und thierischen Pathologie. 

Im späteren Stadium (Taf. XIII, Fig. 14) sehen wir Folgendes: 
Die Cuticula ist dicker geworden; zwischen ihr und der Schicht der 
Epithelkerne zieht sich deutlich ein schmaler, heller, ganz homogener 
Streifen hin (die spätere Basalmembran), Epithel und Myoblasten¬ 
kerne sind sich gleich geblieben. Das übrige Gewebe dagegen zeigt 
grosse Veränderungen. Waren früher (Taf. XIII, Fig. 14) die Zell¬ 
grenzen kaum wahrnehmbar, so erscheinen sie jetzt als scharf her¬ 
vortretende, feinere oder dickere Leisten, wie sie etwa in pflanzlichen 
Vegetationspunkten proximalwärts auftreten. Die Formen der Zellen 
sind nicht mehr polygonal, sondern unregelmässig, im Allgemeinen 
gestreckter, und zwar, wie es scheint, theils infolge des eigenen 
Wachsthums, wobei benachbarte Zellen mehr oder weniger zu 
kümmerlichen, verbildeten Formen zusammengedrückt wurden, theils 
vielleicht auch dadurch, dass Wände zwischen den Zellen aufgelöst 
worden sind, wofür wohl der Umstand zu sprechen scheint, dass in 
diesen Zellen, welche sich oft fast durch die ganze Dicke des Thieres 
erstrecken, beinahe durchwegs zwei oder mehrere Kerne enthalten sind, 
was in den oben erwähnten jüngeren Stadien nicht zu bemerken 
ist. Allerdings darf man die Befunde von den Cercarien aus Lim- 


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naeus stagnalis nicht ohne Weiteres auf den Leberegel beziehen, und 
zwar deswegen, da diese Cercarien jedenfalls zu einer ganz anderen 
Distomee gehören und da, wie Loos und auch wir uns über¬ 
zeugt haben, bei der Mehrzahl der Distomeen das Parenchym ganz 
anders gebaut ist, als bei Distomum hepaticum. 

Der Zellinhalt selbst ist viel lichter, zum Theil beschränkt sich 
die Granulierung auf die nächste Umgebung des Kernes oder der 
Kerne, wobei sie hier auch weniger dicht ist. Das Cytoplasma hat 
also verhältnismässig abgenommen, wurde jedenfalls durch eine 
indifferente Gewebsflüssigkeit ersetzt, so dass der ganze Zellinhalt 
dünnflüssiger geworden ist. 

Die Deutung der Verhältnisse bei Erwachsenen Formen (Taf. 
XIII, Fig. 16) ist demnach ziemlich klar. Die dicht aneinander 
liegenden Blasenzellen scheiden an ihrer Peripherie die festen 
Leisten aus, welche, während das Protoplasma allmählich ver¬ 
schwindet, fortbestehen, sich aber beim fortdauernden Wachsthum 
des Thieres mannigfaltig verschieben und schliesslich die unregel¬ 
mässigen Hohlräume bilden, welche wir bei erwachsenen Formen 
kennen gelernt haben. Erhalten bleiben ausserdem die Kerne, die 
wir oben als der Wand der Hohlräume dicht anliegend beschrieben 
haben. Wir sehen also: 

1) Dass das Maschenwerk, welches das Grundgewebe bildet, bei 
erwachsenen Trematoden nicht aus eigentlichen Zellen besteht, 
auch nicht, wie A. Lang behauptet, ein aus blasigem Binde¬ 
gewebe durch Verschmelzung entstandenes, reticuläres Binde¬ 
gewebe darstellt, sondern dass dasselbe ein Ausscheid ungs- 
product, der früher, während der embryonalen Periode, an 
der Stelle dieses Maschenwerkes befindlichen Blasenzellen ist, 
von denen jetzt nur noch die Kerne übrig geblieben sind. 

Für die Annahme, dass zwischen den Blasenzellen noch 
eine besondere intersticielle Bindemasse existiert, ist nicht der 
geringste Anhalt gegeben. 

2) Da sowohl Leuckart als auch Loos zugeben, dass die grossen 
Hohlräume der Grundgewebsmaschen durch Auflösung oder 
Schwund von Wänden benachbarter Zellen entstanden sind, 
ist es schwer zu erklären, wie sie die Kerne „nur vereinzelt 
liegend und nur einzeln den Hohlräumen entsprechend •*, gesehen 
haben können, zumal auf unseren Abbildungen, die der Wirk¬ 
lichkeit thatsächlich entsprechen, in beinahe sämmtlichen Hohl¬ 
räumen zwei und mehrere Kerne deutlich zu sehen sind. 


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3) Dass das Grundgewebe mancher Cercarien (in Paludina vivi- 
para) neben den, diesen letzteren eigenthümlichen Blasenzellen 
fast immer auch multipolare Bindegewebszellen, und zwar an 
denselben Stellen, nämlich in den Lücken der Blasenzellen, ent¬ 
hält, so dürfte dieser Umstand die Schlussfolgerung gestatten, 
dass das Grundgewebe der Trematoden, insbesondere des 
Distomum hepaticum, schon von Anfang an eine zellige 
Bindesubstanz darstelle, welche fast immer mindestens zwei 
Arten von Bindegewebszellen enthält, blasige und multipolare 
Zellen, wobei die ersteren, nachdem sie das Gerüstwerk pro- 
duciert haben, zu Grunde gehen und bei den erwachsenen 
Parasiten bereits verschwunden sind, die letzteren dagegen 
auch bei den erwachsenen Thieren fortbestehen, mit ihren Aus¬ 
läufern im Grundgewebe ein ganzes Netz bilden, und was höchst 
wahrscheinlich ist, für das Leben des Thieres eine besondere 
physiologische (trophische) Bedeutung haben. 

Nach Vollendung meiner Arbeit erhielt ich in den letzten Tagen 
eine Arbeit von Havret, welcher bei Distomum hepaticum 
ebenfalls multipolare Zellen beschreibt, und dieselben zum Theil als 
Muskelzellen bezeichnet, hiebei jedoch bemerkt, dass es „ prolablement“ 
NervenzeIlen sind. Ichhoffe, dass ichbald Gelegenheit 
haben werde, die von Havret angeregte Frage beantworten zu 
können. 


II. Amphistomum conicum. 

Die Besprechung der vorstehenden Präparatenreihe führte uns, 
wie wir gesehen haben, zu dem Schlüsse, dass das Grundgewebe 
der Platoden aus Bindegewebe besteht, welches seinen ausschliesslich 
zelligen Charakter, der uns scharf ausgeprägt im embryonalen 
Zustande der genannten Thiere entgegentritt, bei völlig entwickelten 
Trematoden zum Theil einbüsst. Es muss hier überhaupt bemerkt 
werden, dass bei den verschiedenen Ento- und Ectoparasiten das 
Grundgewebe eine äusserst verschiedenartige Beschaffenheit zeigt, 
weshalb es durchaus nicht angezeigt ist, dieses Gewebe bei den 
verschiedenen Trematoden über einen Kamm zu scheren. Während 
bei den Cercarien Blasenzellen vorherrschen, begegnen wir bei 
geschlechtsreifen Trematoden eine überaus reiche Mannigfaltigkeit 
in der Gestaltung sowohl des Bindegewebes, als auch der Binde¬ 
gewebszellen. 

Was Amphistomum conicum betrifft, so habe ich bei sorgfäl¬ 
tiger Untersuchung meiner Präparate Folgendes gefunden. Zunächst 


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zeigt das Parenchym des Saugnapfes, (welches bei Distomum hep. 
nichts Auffälliges enthält), so grosse Verschiedenheiten von dem 
übrigen Körperparenchym, dass es in der Beschreibung völlig von 
diesem zu sondern ist. 

Die Hohlräume des Körperparenchyms (Taf. XIII, Fig. 9) sind 
noch viel mannigfaltiger gestaltet, als bei Distomum hepaticum. 
Immerhin sind sie im Allgemeinen grösser und ihre Wände mehr 
ausgebaucht, so dass die Räume meist von Bögen begrenzt sind. 
Die Wände selbst stellen man doppelt ccntouriert dar. Ferner sieht 
man das ganze Gebiet des Grundgewebes besät, mit äusserst kleinen, 
dunklen Punkten, welche man zunächst für Farbstoff-Niederschläge 
halten könnte. Bei sorgfältiger Prüfung jedoch, bei stärkerer Ver- 
grösserung, stellen sie sich als feinste Poren heraus, welche die 
Farbe capillar aufgenommen und behalten haben. Durch diese 
feinsten Poren kommunicieren sämmtliche Hohlräume miteinander. 
Sie lassen sich wohl am besten mit den einfachen Tüpfeln in pflanz¬ 
lichen Leitungsgeweben vergleichen, mit denen sie vielleicht auch 
die physiologische Bedeutung theilen mögen. In diesen Hohlräumen 
liegen zerstreut zahlreiche kleine Kerne, bald einzeln, bald, was 
häufiger ist, zu Nestern vereinigt. Aller Wahrscheinlichkeit nach 
haben wir auch hier mit Kernen von ehemaligen embryonalen 
Zellen zu thun. Dies jedoch bestimmt zu beweisen, bot sich bisher 
noch keine Möglichkeit, da die embryonale Entwickelung von Amphi- 
stomum conicum uns noch völlig unbekannt ist. 

Andere Kerne von demselben Charakter und Aussehen liegen 
zwischen und dicht an den Muskelzügen. (Taf. XIII, Fig. 8). Auf 
meinen Präparaten habe ich rings um diese Kerne niemals irgend 
welches Protoplasma entdecken können, was freilich auch durch die 
Methode der Färbung bedingt sein könnte. Gesehen wurden diese 
Gebilde (die bäuchigen Hohlräume und Kerne) bei Amphistomum 
conicum fast von sämmtlichen Forschern, allein der erwähnte 
Umstand, dass um sie herum niemals Protoplasma zu entdecken 
ist, mag die Ursache gewesen sein, dass sie eben constant für 
Parenchymzellen gehalten wurden, was sie aber nicht sind. 

Nun habe ich allerdings wirkliche, echte Parenchymzellen 
gefunden, welche aber ganz andere Gebilde darstellen, als die eben 
besprochenen Kerne und Hohlräume. Auf Taf. XIII, zeigt Fig. 7 
eine solche Parenchymzelle. Wie man sieht, ist sie von ganz aus¬ 
nehmender Grösse. In der sie umgebenden Grundgewebesubstanz, 
welche auch die erwähnten Formen aufweist, treffen wir einge¬ 
schlossen die schon erwähnten kleinen Parenchymkerne. Der Innen¬ 
raum der Zelle ist erfüllt von coaguliertem Protoplasma, an der 


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Wand liegen zwei Kerne. Die ganze Zelle ist rund uud kommt im 
Ganzen weniger häufig vor als die multipolaren Parenchymzellen. 
Meistens liegen aber dann mehrere beieinander, wie auch auf 
Taf. XIII, Fig. 7 noch Theile von zwei weiteren Zellen zeigt, welche 
genau dieselben Merkmale aufweisen. Es ist also merkwürdig, 
dass diese Zellen bisher noch von Niemandem gesehen, beziehungs¬ 
weise beschrieben worden sind. 

Multipolare Parenchymzellen finden sich auch bei Amphist. 
conicum zwischen den Maschen im gewöhnlichen Grundgewebe 
und in dem des Saugnapfes. Sie haben dort einen deutlichen, 
besonders scharfen Kern im körnigen Protoplasma. Die Ausläufer 
dieser multipolaren Parenchymzellen begleiten die Muskelfasern des 
Saugnapfes und sind reich verzweigt. Diese Zellen sind homolog mit 
den multipolaren Parenchymzellen von Distomum hepaticum, von 
denen sie sich einzig durch ihren etwas schlankeren und zarteren 
Bau unterscheiden. Dafür fehlen im Saugnapfe (Taf. XIII, Fig. 6) die 
grossen, runden Parenchymzellen, die doppelte Contour der Wände der 
Hohlräume und die Poren. Das maschige Grundgewebe ist in seinem 
Charakter dem bei Distomum hepaticum ähnlicher, als dem Körper¬ 
parenchym von Amphistomum conicum, doch sind die Wände sehr fein 
und zart geblieben und die Hohlräume enthalten Parenchymkeme sehr 
viel spärlicher. Aehnliche, verästelte Parenchymzellen beobachtete 
Loos im Saugnapfe von Distomum paliat. Loos tritt entschieden 
für die bindegewebige Natur dieser Zellen ein, die er anfänglich 
als „ Reste der ursprünglichen Bindegewebszellen des Saugnapfes und des 
Pharynx “ erklärte. Wie wir wissen, stellte Loos später das Vor¬ 
handensein dieser Zellen bei sämmtlichen Trematoden in Abrede. 

Ziemlich selten findet man im Körperparenchym bei Amphi¬ 
stomum conicum, hauptsächlich an der Peripherie, bipolare 
Parenchymzellen, welche übrigens dieselben Eigenschaften haben, 
wie die multipolaren Zellen bei Distomum hepaticum und 
Amphistomum conicum. Dass diese bipolaren Zellen keine 
Nervenzellen sind, dafür spricht der vollständige Mangel eines 
Zusammenhanges derselben mit Nervenfasern; übrigens haben die 
Parenchymzellen, welche bei Amphistomum conicum an der 
ganzen Peripherie des Körpers sich zerstreut finden, ein ganz anderes 
Aussehen und sind viel zahlreicher als die Nervenzellen. 

III. Distomum variegatum. 

Multipolare Parenchymzellen finden sich bei Distomum varie¬ 
gatum nicht, aber man sieht im Grundgewebe zerstreute Parenchym- 


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kerne (einmal sah ich einen solchen sogar in der Cuticula. Taf. XIII, 
Fig. 11). Oft findet man auch ziemlich scharf abgegrenzte, rundliche 
oder keilförmige, grössere, körnige Substanzmassen (Protoplasma?) 
in welchen, wie in Nestern zahlreiche Kerne mehr oder weniger 
dicht gedrängt zusammenliegen (Taf. XIII, Fig. 3 und Fig. 12). Diese 
Kerne und Kemcomplexe treten besonders häufig und dicht im 
hinteren Ende von Distomum variegatum auf. Sonst ist der bevor¬ 
zugte Platz dieser Parenchymkerne die nächste Umgebung des 
Darmes (wie auch bei Distomum hepaticum, siehe oben), ferner 
erscheinen sie zahlreich zwischen den Muskelfasern, wie bei Amphi- 
stomum conicum und auch in der Nähe des versenkten Epithels. 
Letzterer Befund veranlasst« Loos, den Ursprung der Cuticula im 
Parenchym zu suchen. Er sagt: „aw/ günstigen Querschnitten zeigt 

sich . ein Zusammenhang der körnigen Parenchymzellen mit der hier 

ebenfalls stark körnigen Haut. Es ist mir in der That nie gelungen , 
eine Trennung zwischen beiden durchzuführen; die Gänge gehen so zahl¬ 
reich, so deutlich und so zweifellos in die Haut über, dass an der Zu¬ 
sammengehörigkeit beider nicht zu zweifeln ist. Andererseits sieht man 
ebenso deutlich , dass diese Gänge nicht durch die Haut hindurchgehen .... 
sondern dass ihre Masse sich in der Basis der Haut ausbreitet und zu 

dieser gehört .“ (p. 120—111). Diese letztere Thatsache, dass diese 

Gänge nicht weiter als „in der Basis sich ausbreiten “ spricht aber 
dafür, dass es keine Gänge, sondern einfach Fortsätze von Epithel¬ 
zellen sind. Ausserdem haben wir es bei Distomum variegatum 
nur mit Parenchymzellen zu thun; hier treffen wir bei Distomum 
variegatum, wieder ganz abweichende Verhältnisse des Parenchyms 
als die von Loos angegebenen: Wir haben uns vielfach überzeugt, 
dass bei dieser Distomee von verästelten Zellen nichts zu finden ist 
und dass in den Lücken keine Kerne liegen, während solche ohne 
erkennbarem Plasmastoff im Grundgewebe selbst hie und dort Vor¬ 
kommen. 


IV. Distomum lanceolatum. 

Bei Distomum lanceolatum (Taf. XIII, Fig. 10) hat man ganz 
ähnliche Zustände, wie bei Distomum variegatum, nur sind die 
Parenchyrakerne nicht so zahlreich; die oben erwähnten Nester 
von Parenchymkernen findet man auch. Die Kerne liegen häufig 
paarweise nebeneinander. Der Bau des Grundgewebes stimmt bei 
diesen beiden Distomeen vollständig überein. 


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Die abweichenden Meinungen anderer Untersucher über die hier 
behandelten Formen sind oben zum Theil erwähnt und widerlegt 
worden. Ueber Amphistomeen erschien im Jahre 1896 eine Arbeit 
von Otto, worin er im Ganzen die Lehre von Leuckart und 
Loos wiederholt, (siehe oben). Aus den betreffenden Abbildungen 
lässt sich aber so gut wie nichts erkennen, was vielleicht ihre 
mangelhafte Reproduction verschuldet hat. Dagegen stimmen, soweit 
es sich aus Tas chenb er g’s Angaben ersehen lässt, die Verhältnisse 
bei marinen Trematoden in den wesentlichen Punkten mit denen 
der von mir untersuchten Entoparasiten überein. Eine ähnliche 
Uebereinstimmung der Cestoden mit den Trematoden zeigen Zer- 
necke’s Beobachtungen über das Verhältnis der Ausläufer der 
Parenchymzellen zu den Muskeln bei Cestoden. Auch hier haben 
die Parenchymzellen, ganz wie bei Distomum hepaticum, eine unregel¬ 
mässige, viel verzweigte Gestalt „ ähnlich dm multipolarm Ganglien- 
zellen u . Ausserdem sah Zernecke „ die einzelnen Ausläufer an die 
Dorsoventral- und Transversal-Muskelfasern herantreten und hier Seitm¬ 
äste in die Muskelfasern abgeben , oder selbst im rechten Winket um¬ 
biegen, um längs den einzelnen Muskelfasern zu verlaufen “. 


Resumö. 

Nach dem Vorangehenden möchte ich das Ergebnis meiner 
Arbeit in Folgendem zusammenfassen: 

1) Wie bei den Cestoden, so ist auch bei den Trematoden 
die Cuticula das Product eines echten Epithels, dessen Zellen aber 
nicht, wie sonst, der Basalmembran aufsitzen, sondern durch sie 
hindurch in die Tiefe gesunken sind. 

2) Das Grundgewebe ist bei den Trematoden das Ausscheidungs- 
product der Urparenchymzellen, deren Kerne wenigstens zum grössten 
Theil persistieren, während das Plasma theilweise zu Grunde geht. 

3) Es gibt bei Distomum hepaticum und Amphistomum conicum 
in der Grundsubstanz wohl ausgebildete, verästelte, multipolare 
Parenchymzellen. Amphistomum conicum besitzt im Körperparenchym 
ausserdem noch grosse, runde, mehrkernige, echte Parenchymzellen, 
ohne jeden Fortsatz. 


Literatur. 

1. Laurer J. F. Disquisitiones Anatomicae de Amphistomo eonico. 
Gryphiae MDCCCXXX. 


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2. Walter G. Beiträge zur Anatomie und Histologie einzelner Trema- 
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S. 269—297. 

3. Leuckart B. Die Parasiten des Menschen und die von ihnen her¬ 
rührenden Krankheiten. I. Auflage 1863. 

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Dissert... Dorpat 1871. 

5. Schneider. Untersuchungen über Plathelminthen. — im XIV. Be¬ 
richt d. oberhess. Gesell, f. Natur- und Heilkunde Giessen 1873, 
S. 69—140. 

6. Taschenberg Weitere Beträge zur Kenntnis entoparasitischer, ma¬ 
riner Trematoden.— im Festschr. z. F. des 100 jhr. Besteh, der nat. 
Geselschaft in Halle a. S. 1879. 

7. Küchenmeister Fr. und F. A. Zürn. Die in und an dem Kör¬ 
per des lebenden Menschen vorkomroenden Parasiten. — 2. Auflage 
1881. 

8. Kerbert. Beitrag zur Kenntnis der Trematoden — im Archiv für 
mikroskopische Anatomie, 19. Bd. 1881, S. 529—578. 

9. Lejtenyi. Ueber den Bau des Gastrodiscus polymastos —Inaug. 
Diss. Leipzig 1881. Fr. a. M. 

10. Ziegler H. E. Bucephalus und Gasterostomum — in d. Zeit. wiss. 
Zool. V. 39, 1883, S. 537—571. 

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Neapel, XI. Monogr. 1884. 

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13. Loos. Beiträge zur Kenntnis der Trematoden. Zeit. f. wiss. Zool. 
1885, Bd 4L, S. 390—446. 

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15. HeckertG. Monographische Darstellung der Entwickelung und Le¬ 
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Trematoden "(Sep. Abd.) 1893. 

21. W a 11 e r E Untersuchungen über den Bau der Trematoden — in: Zeit, 
wiss. Zool., V. 56. 1893, S. 189-235. 

22. Braun M. Würmer. — in: Bronn’s Klassen und Ordnungen des 
Thierreichs, V. 4, Lief. 9—30, 1889 — 93. 

23. Loos Die Distomeen unserer Fische und Frösche, 1894. 

24. Lang A. Lehrbuch der vergleichenden Anatomie, 1894. L Auflage. 


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535 


25. Zernecke E. Untersuchungen überden feineren Bau der Cestodne. 
in: Zool. Jahrb. V. 8. Anat. 1895, S. 92—161. 

26. Schuberg A. Zur Histologie der Treraatoden. — in: Arb Zool. zool. 
Inst. Würzburg V. 10 1895, S. 165— 188. 

27. Loos. Rechercbes sur la faune parasitaire de l’Egypte 1885. 

28. Kowalewski M Studya helraintologiczne. II Przyczynek do histo- 
logicznej budowy skdry niektörych przywr. In Krakau 1895. 

29. Blochmann F. Die Epithelfrage bei Cestoden und Trematoden 
18 96. 

30. Otto. Beiträge zur Anatomie und Histologie der Amphistomeen 
Inaug. Diss. Leipzig 1896. 

31. Stafford J. Anatomieal structure of Aspidogaster conchicole — in: 
Zoologische Jahrbücher. Abth. für Anat. und Ontog. der Thiere, IX. 
Band 1896, S. 477-539. 

82. Bettendorf H. Ueber Muskulatur und Sinneszellen der Tremato¬ 
den. — Inaug. Diss. 1897. 

33. Plate L H. Beiträge zur Anatomie und Systematik der Anneliden 
(Sep. Abd.) 189d. 

34. Brandes G. Die Gattung Gastrotyiax. — in: Abh. der naturf. Gesell¬ 
schaft zu Halle. Bd XXI 1897, S. 4-33. 

35. Pratt S. H A. Contribution to the Life history and Anatomy of 
the Appendiculate Distomes. — in: Zoologische Jahrbücher Abth. für 
Anat. und Ontog. der Thiere, XI. Band 1898, S. 351—388. 

36. Schuberg A. Beiträge zur Histologie der männlichen Geschlechts¬ 
organe von Hirudo und Aulostomum, nebst einigen Bemerkungen zur 
Epithelfrage bei den Plattwürmern. —in: Zeit. wiss. Zool. LXVI. 1899, 
S 1-15 

37. Havet J. Contribution ä l’etude du systäme nerveux des Trematodes 
(Distomum hepaticum). — in: La Cellude XVII., 1900, S. 352—381. 


Erklärung der Tafel XIXI. 

Allgemeine Zeichen: 

St. — Stachel. 

Cut. — Cuticula. 

Bas M. — Basalmembran. 

L. M, — Längsmuskulatur. 

Ep. Z. — Epithelzellen. 

Myob. — Myoblasten. 

R. M. — Ringsmuskulatur. 

Par. K. — Parenchymkerne. 

M. — Muskulatur (Muskelfasern). 

Par. Z. — Parenchymzelle. 

Pig. 1. Längsschnitt von Distomum hepaticum, Dicke 7 p, Vergrösserung: 
Zeiss, Oel Immersion. Ocular IV, Färbung nach Henneguy mit 
Hematoxylin-Kaliumhy permanganat. 

Polo. Archiv f. biol. n. med. Wissentch. 

Archive« polon. d. scienc. biol. et medie. 37 


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536 


Fig. 2. Längsschnitt von Amphistomum conicum , Dicke 7 p t Vergrösserung : 
Zeiss, Oel-Immersion, Ocular IV, Färbung nach Henneguy mit 
Hematoxylin Kaliumhypermanganat. 

Fig. 3. Längsschnitt von Distomum variegatum , Dicke 7 ji,Vergrösserung: 

Zeiss, Oel-Immersion, Ocular IV, Färbung nach Henneguy. 

Fig. 4. Distomum lanceolatum , Intravitale Färbung, mit Methylenblau in 
toto. Vergrösserung: Zeiss, E., Ocular HI. 

Fig. 5. Längsschnitt von Distomum hepaticum, Dicke 15 /*, Vergrösserung: 

Zeiss, E., Ocular III. Färbung: Säurefuchsin mit Eisessig. 

Fig. 6. Längsschnitt vom Saugnapf von Amphistomum conicum . Dicke 8 p. 
Färbung: A p a t h y’ s Hämatein IA. Vergrösserung: Zeiss, Oel- 
Immersion, Ocular IV. 

Fig. 7. Längsschnitt von Amphistomum conicum , Dicke 7 p, Färbung: 
Apathy’s Haematein I a. Vergrösserung: Zeiss, Oel-Immersion, 
Ocular IV. 

Fig. 8 und Fig 9. Längsschnitte von Amphistomum conicum , Dicke 8 jti, 
Färbung: A p a t h y’ s Haematein I A. Vergrösserung: Zeiss, Oel- 
Immersion, Ocular IV. 

Fig. 10. Längsschnitt von Distomum lanceolatum , Dicke 7 p Färbung: 
Apa thy ? s Haematein I A. Vergrösserung: Zeiss. Oel-Immersion, 
Ocular IV. 

Fig. 11. Längsschnitt von Distomum variegatum, Dicke 8 p. Färbung: 
Henneguy's Haematoxylin - Kaliumhypermanganat. Vergrösserung : 
Zeiss, Oel-Immersion, Ocular IV. 

Fig. 12. Ein Theil eines Längsschnittes von Distomum variegatum , sonst 
Alles wie in Fig. 11. 

Fig. 13. Flächenschnitt von Distomum lanceolatum , Dicke 10 p 9 Färbung: 
Boraxcarmin und Triphenil-rosanilin-sulfosaurer Kalk. Vergrösserung: 
Oel-Immersion, Ocular IV. 

Fig. 14 und 15. Längsschnitte von Cercarien (aus Limnaeus stagnalis) 
Dicke 7 p , Färbung: Boraxcarmin und Triphenil-rosanilin-sulfosaurer 
Kalk. Vergrösserung: Zeiss, F., Ocular III. 

Fig 16. Flächenschnitt von Distomum hepaticum , Dicke 10 //, Färbung: 
Boraxcarmin und Triphenil-rosanilin-sulfosaurer Kalk. Vergrösserung: 
Zeiss. F., Ocular III. 




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Polnisches Archiv für biologische und medidnische Wissenschaften - Bd. I 
Dr. Markowski Joicph: Ober die Varietäten der Ossldeatica des meneeUiehea BrastMu 


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Polnisches Archiv für biologische und medicinische. Wissenschaften — Bd 
Dr. Markowski Joseph: Über die Varietäten der Ossifloation des menschlichen Brusttx 




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Polnisches Archiv fOr biologische und medizinische Wissenschaften. Bd. I. 

Conetantin v. Qronkowski: Zum feineren Bau der Trematoden. 



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Ueber die Pbyllodeo i. deren Anordiung in der Kirnerscbicbt der Kleinhirn-Rinde 

von 

Dr. T. KOD1S in St. Petersburg 
mit Tafel XIV. 

-- 


An den feineren Dendriten gewisser Nervenzellen im Gehirne 
haben viele Forscher bereits seit langer Zeit seitliche Fortsätze 
(Anhängsel) bemerkt. Dieselben sind zuerst von Ramon y Cajal 
im Jahre 1891 beobachtet und beschrieben worden. Später wurden 
sie auch von Anderen gesehen, wie von Döjerine, Stefanowska, 
Azoulay u. A. Doch haben die meisten Forscher diese Gebilde 
als Kunstprodukte angesehen, welche durch eine zufällige Abscheidung 
von Silber auf der äusseren Oberfläche der Dendriten entstehen. 
Von dieser Deutung ist man auch nicht abgekommen, obwohl im 
Jahre 1896 Cajal diese Zacken auch mit Hilfe von Methylenblau 
dargestellt hatte; man hat nämlich angenommen, dass in diesem 
Falle durch Einwirkung des Formal ins die Dendriten quellen, dann 
schrupfen und die von Cajal beschriebene Gestalten annehmen. 
Die Ueberzeugung, dass die Anhängsel der Dendriten Kunstprodukte 
seien, war zunächst darin begründet, dass man diese Anhängsel 
verhältnismässig selten in G o 1 g i’ sehen Präparaten antrifft (R e t z i u s) 
und dass man dieselben niemals an frischen, sorgfältig isolierten 
und nicht gefärbten Dendriten sehen kann ‘). Besonders der letztere 
Umstand war ausschlaggebend für die gangbare Anschauung, dass 
die Zacken der Dendriten Kunstproducte sind. 

') Kolliker äussert sich hierüber sehr vorsichtig. Auf S. 349 
seines „Handbuch für Gewebelehre“ finden wir Folgendes: n Doch habe 
ich vor vielen Jahren schon im Verlaufe der grössten Aeste an solchen Prä¬ 
paraten einzelne , ganz kurze Zacken oder Spitzen gefunden, die denselben 
das Aussehen eines Dornenstockes geben , woraus ersichtlich ist dass möglicher 
Weise ein Theil dessen, was Qolgi 'sehe Präparate zeigen , nicht zufällig ist“. 

Polo. Arohiv f. biol. u. med. Wiwenich. 

Archiv#* polon. d. aoiene. biol. et medio. oo 


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538 


Die Variabilität der Ergebnisse bei der Färbung von Dendriten 
war die Folge davon, dass der angewendeten Silbermethode viele 
Mängel anhaften. Vor Allem sieht man nur das in den Präparaten 
ausgeschiedene Silber und hat gar keine Anhaltspunkte um zu ent¬ 
scheiden, was in der Structur selbst begründet und was ein Kunst¬ 
produkt ist. Das Methylenblau gibt zwar eine positive Färbung, 
doch färbt es electiv, so dass nicht alle Zellen und nicht sämmtliche 
Zellentheile gefärbt erscheinen und dass die Anhängsel der Dendriten 
thatsächlich nur in sehr seltenen Fällen gefärbt sind. 

Ich habe zur Färbung der nervösen Centralorgane eine Färbungs- 
Methode in Anwendung gebracht, welche auf die morphologische 
und physiologische Bedeutung der Anhängsel der Dendriten ein ganz 
neues Licht wirft. Mit Hilfe dieses Verfahrens ist es leicht diese 
Zacken.nicht electiv sondern positiv durchzufärben; sie treten mit 
mathematischer Sicherheit immer an denselben Elementen des Gehirns 
und immer in derselben Zahl auf. Hat jemand nur einmal dieselben 
in einer solchen Färbung gesehen, so wird er ohne Bedenken die 
Anhängsel der Dendriten als organische Bestandtheile des Gehirns 
anerkennen und nicht mehr für Kunstproducte halten. Im Folgenden 
werde ich Gelegenheit haben, in dieser Richtung noch specielle Belege 
anzuführen. Die genaue Beschreibung meiner Methode, welche darauf 
beruht, dass die Präparate in Quecksilber-Cyanid fixiert und mit 
molybdänsaurem Haematoxylin oder mit phosphor-molybdänsaurem 
Haematoxylin gefärbt werden, habe ich im „Archiv f. mikrosk. Anat.“ 
Bd. 59, S. 211—220 (November 1901) gegeben. Hier möchte ich nur 
gewisse, noch nicht bekannte Eigenschaften der Anhängsel der 
Dendriten beschreiben und deren wahrscheinliche, morphologische 
Bedeutung besprechen. 

Die Anhängsel der Dendriten sind als „Appendices pyriformes “, 
als „Dornenfortsätze“, als „Spitzen“, „ Stacheln“ u. sav. beschrieben worden. 
Diese Benennungen beziehen sich auf ihre Gestalten, da dieselben in 
Golgi’sehen Präparaten in Form von Stacheln oder Stäbchen auf- 
treten, welche in verhältnismässig seltenen Fällen an ihren Enden 
mit Kügelchen versehen sind An Präparaten, welche mit meiner 
Methode gefärbt worden sind, kann man drei Arten dieser Gebilde 
unterscheiden, und zwar: 

1. Dorne, welche verhältnismässig nicht dicht stehen, und dieselbe 
Färbung annehmen, wie die Dendriten (d. h. in meinen Präpa¬ 
raten eine himbeerrothe); 

2. Gestielte Kügelchen, welche in spärlicher Zahl (nicht dicht) 
stehen und in meinen Präparaten ebenfalls himbeerroth ge¬ 
färbt sind; 


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539 


3. Gestielte Kügelchen, welche dicht sitzen und eine andere 

Färbung annehmen (an meinen Präparaten eine violette oder 

bläuliche). 

Die letzteren Gebilde treten massenhaft auf, während die himbeer- 
rothen Kügelchen relativ selten und die Dorne noch seltener sind. 

Mit der Golgi’schen Methode werden meistens nur Dorne 
gefärbt, in seltenen Fällen die rothen, gestielten Kügelchen, während 
die violetten, gestielten Kügelchen wahrscheinlich niemals sich färben. 

Aut Taf. XIV, Fig. A sind Dendriten mit Stacheln und bläulich 
gefärbte Kügelchen dargestellt. 

Auf Taf. XIV, Fig. E ist ein Zweig eines Dendriten mit roth 
gefärbten Kügelchen dargestellt. 

Auf Taf. XIV, Fig. D ist ein Zweig eines Dendriten mit bläulich¬ 
violett gefärbten Kügelchen dargestellt'). 

Wie ich in meiner oben angeführten Arbeit brreits hervor¬ 
gehoben habe, zeigen die Kügelchen gewisse charakteristische Merk¬ 
male, durch welche sie sich von den Dendriten unterscheiden, während 
die Dorne stets mit den Charakteren von Dendriten auftreten. Die 
Kügelchen färben sich viel leichter als die Dendriten und lassen 
sich mit Anilinfarbstoffen färben, und zwar sowohl mit alkalischen 
als auch mit sauren. Bei Färbung eines in Quecksilber-Cyanid 
fixierten Gehirnes mittelst der Heiden hei n'sehen Methode (Eisen- 
haematoxylin) behalten die Kügelchen bei der Entfärbung mit Eisen 
den Farbstoff viel länger, als andere Bestandttheile des Gehirns, mit 
Ausnahme der Markscheiden. Bei Anwendung von mechanischem 
Druck auf das Präparat werden die Kügelchen leichter vernichtet 
als die Dendriten. Bei Einwirkung von Alkohol und von Aceton 
verlieren die Kügelchen ihre Gestalt und verkleben sich mit den 
Dendriten. 

Bei der Untersuchung von frischen, nicht fixierten Gehirnen, 
kann man die Kügelchen nur an ausserordentlich dünnen Schnitten 
sehen, besonders an Gefrierschnitten. Bei der Isolierung der Den¬ 
driten mittelst Nadeln, werden die Kügelchen meistens abgerissen, 
da sie innerhalb dichter Netzwerke von anderen Bestandteilen des 
Gehirns liegen. Hat man an gefärbten Präparaten bereits eine 
gewisse Uebung erlangt, die Kügelchen zu beobachten, so bemerkt 
man dieselben leicht auch an frischen Präparaten. Im frischen 
Zustande sind die Kügelchen stärker lichtbrechend als die Dendriten. 


*) In meiner vorigen Arbeit habe ich die Kügelchen von den Domen 
noch nicht unterschieden. Nach eingehender Untersuchung halte ich diese 
Unterscheidung für unerlässlich. 

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Alles das soeben gesagte betrifft die Kügelchen, welche violett 
oder bläulich sich färben. Die rothen Kügelchen kommen nämlich 
nur selten vor und es ist mir nicht gelungen, mit Sicherheit zu ent¬ 
scheiden, ob dieselben nur in Folge einer zufälligen Differenzierung 
in der Färbung auftreten, oder auch morphologisch von den violetten 
Kügelchen verschieden sind. Es bleibt auch die Frage unentschieden, 
ob dieselben mit den Dornen identisch sind. Gegen die Annahme 
der Identität spricht die Thatsache, dass die Dorne gewöhnlich länger 
und dicker sind und weniger dicht stehen. 

Es ist demnach höchst wahrscheinlich, dass die Kügelchen in 
structuraler Hinsicht von den Dendriten verschieden sind. Mit ihren 
Stielen zusammen stellen sie besondere Organe der Nervenzelle vor. 
Da in der Mitte der Kügelchen mitunter ein ungefärbter Fleck 
deutlich zu sehen ist, so muss man innerhalb derselben einen cen¬ 
tralen Raum annehmen, welcher sich nicht färbt, und die Kügelchen 
als eine Art von Bläschen ansehen (Siehe Taf. XIV, Fig. D). 

Mit Hinblick auf das Gesagte erscheint es angezeigt, mehrere 
Arten von Anhängseln an den Dendriten zu unterscheiden. Indem 
ich den Namen „Dorn“ nur für die spitzigen Anhängsel in Anspruch 
nehme, habe ich für die gestielten Kügelchen in der bereits ange¬ 
führten Arbeit den Namen „ Phyllode “ (von (fvXhodrfi = blattähnlich) 
in Vorschlag gebracht. Diese Bezeichnung entspricht dem Bilde, 
welches eine Zelle mit ihren verzweigten Dendriten bietet, welche 
mit einer Unzahl von winzigen Gebilden, wie mit Blättern besetzt sind. 

Nicht alle Nervenzellen besitzen Phylloden. Dieselben fehlen an 
den peripheren Ganglienzellen, in der Netzhaut, in den Intervertebral- 
Ganglien; ebensowenig trifft man sie im Rückenmarke, im verlän¬ 
gerten Marke und im Nucleus dentatus. Man findet sie nur in der 
Gross- und in der Klein-Hirnrinde so wie in den centralen grauen 
Massen des Gehirns, doch auch hier nicht an allen Zellen. Weder 
die Stern- noch die Korb-Zellen der Kleinhirnrinde haben Phyl¬ 
loden, während die dazwischen sich verbreitenden Dendriten der 
Purkynje’sehen Zellen ganz dicht mit Phylloden besetzt sind. 
In meiner ersteren Arbeit habe ich irrthümlich angegeben, dass in 
der Körnerschicht des Kleinhirns nur die grossen Zellen des zweiten 
Golgi’sehen Typus Phylloden besitzen. Bei genauer Untersuchung 
dieser Schicht habe ich mich überzeugt, dass hier Phylloden vorhan¬ 
den sind, jedoch in sehr dichten Gruppen zusammengedrängt stehen 
und dass diese Gruppen zu den Dendriten der kleinen Golgi¬ 
schen Zellen gehören, wie dies auf Taf. XIV, Fig. B zu sehen ist; 
man hat diese Gruppen von Phylloden wegen ihrer dichten An¬ 
häufung für Zellen gehalten und als „eosinophile Zellen von Denis- 


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8eiiko‘ l beschrieben. An meinen Präparaten treten sie deutlich 
als Gruppen von Phylloden hervor. 

Die Körnerschicht stellt sich in meinen Präparaten folgender- 
massen dar (vergl. Taf. XIV, Fig. B): 

Wie man sieht, besteht dieselbe: 

1) aus kleinen Golgi’schen Zellen, d. h. aus „Körnern“, welche 
bekanntlich ihre Axone zur Molekularschicht senden; 

2) nebst den kleinen Zellen finden sich in einer verhältnismässig 
nicht grossen Zahl grosse Golgi’sche Zellen mit kurzen, stark 
verästelten Axonen; 

3) ferner trifft man Neurogliazellen mit ihren Fasern; 

4) ausserdem eine grosse Zahl von Nervenfasern mit und ohne 
Markscheiden; 

5) schliesslich sieht man bei schwacher Vergrösserung rundliche 
oder ovale, verschieden grosse Plaques von undeutlicher Structur, 
von der Grösse einer kleinen bis zu einer grossen Golgi’schen 
Zelle, welche sich als Conglomerate von Kügelchen derselben 
Art erweisen, wie in der molekularen Schicht, und auch kleinere, 
himbeerroth gefärbte Gebilde enthalten, welche wahrscheinlich 
nichts anderes sind, als in verschiedenen Richtungen durch¬ 
schnittene Dendriten. 

Wegen der grossen Menge von Fasern und von Dendriten ist 
es schwer, den Zusammenhang dieser Dendriten mit den Zellen in 
der Körnerschicht nachzuweisen, besonders da die Dendriten der 
kleinen Golgi’schen Zellen schwieriger sich färben als andere Den¬ 
driten. An manchen Präparaten sieht man dennoch deutlich den 
Zusammenhang der oben beschriebenen Plaques mit den kleinen 
Golgi’schen Zellen (Taf. XIV, Fig. C). Die Zahl dieser Plaques 
ist eine geringere als die Zahl der kleinen Golgi’schen Zellen; man 
muss also annehmen, dass diese Plaques durch Verästelung von 
Dendriten zu Stande kommen, welche von mehreren Zellen stammen. 
Dadurch wäre auch die bedeutendere Grösse dieser Plaqnes erklärlich, 
Welche ja grösser sind, als man erwarten könnte, wenn man die 
Ausdehnung der Dendriten der kleinen Golgi’schen Zellen an Prä¬ 
paraten in Betracht zieht, welche nach der Golgi’schen Methode 
hergestellt sind. 

Auch die Querschnitte der Dendriten, welche man auf Taf. XIV, 
Fig. C, k, sieht, sind viel dicker, als die Querschnitte der Dendriten 
derselben Zellen, welche man an Golgi’schen Präparaten sehen 
kann. Dieser Umstand spricht dafür, dass die Dendriten der kleinen 
Golgi’schen Zellen mit himbeerroth gefärbten Phylloden besetzt 
sind, welche dicht gedrängte Haufen bilden. Da die Phylloden mit 


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Silber sich nicht färben, so sieht man in Golgi’schen Präparaten 
nur dünne Dendriten. In meinen Präparaten sind die Phylloden-Haufen 
von aussen mit Farbstoff überzogen, woraus sich die bedeutende Ver¬ 
dickung der Endzweige der Dendriten erklärt. Diese Phylloden haben 
auch ein ungefärbtes Centrum, sie haben also die Form von Bläschen. 

Höchst interessant ist die Thatsache, dass in die Plaques, welche 
von Phylloden gebildet werden, Nervenfasern treten, wie dies übrigens 
auch Cajal beobachtete, welcher dieselben, als in die Endver¬ 
zweigungen von Dendriten tretende Nervenfasern beschrieben hat. 
Ausser diesen Cajal’sehen Fasern sieht man noch andere, welche 
oft durch die Gruppen von Phylloden ziehen (Taf. XIV, Fig. B,g)*). 
Diese Fasern sind von Bradley’) beobachtet und beschrieben 
worden. 

Es wäre sehr erwünscht, das Verhältnis der Axone zu den 
Phylloden eingehender zu studieren. Da jedoch mit Hilfe meiner 
Methode es nicht gelingt, die feineren centripetalen Nervenfasern zu 
färben, so war es mir nicht möglich diese Verhältnisse genauer zu 
erforschen. Vorläufig ist nur so viel sicher, dass die Phylloden in 
einer doppelten Relation zu den Zellen stehen, und zwar einerseits 
durch eine unmittelbare Verbindung mit dem Dendriten der eigenen 
Zelle, andererseits in functioneller Verbindung, wahrscheinlich durch 
Contact, mit den Verzweigungen von Axonen anderer Zellen. 

In den tieferen Schichten der Grosshirn - Rinde findet man 
Phylloden in grosser Zahl. Sie füllen die Räumo aus, welche die 
Zellen, die dicken Dendrite und die Axone freilassen. Von Neuroglia 
enthalten diese Schichten sehr wenig. Ueberhaupt treten die Phylloden 
an der Grenze zwischen der weissen und der grauen Substanz auf 
und zwar etwas tiefer als die Ganglienzellen selbst. Es ist selbst¬ 
verständlich, dass die Neurogliazellen keine Phylloden besitzen. Bis 
jetzt ist es mir noch nicht gelungen, genauer zu erforschen, welche 
Zellen der grauen Substanz Phylloden tragen und welche nicht. 
Die betreffenden Untersuchungen sind sehr schwierig, wegen der 
dichten Verzweigungen von Dendriten, denn an dünnen Schnitten 
ist es nicht möglich die Dendriten bis zu den betreffenden Zellen zu 
verfolgen. Ich muss bemerken, dass es auch hier, ähnlich wie im 
Kleinhirn, Dendriten gibt, welche keine Phylloden besitzen. Man kann 
sich überzeugen, dass sämmtliche Pyramidenzellen Phylloden besitzen 

*) Auf Taf. XIV, Fig. B ist das Kleinhirn eines Schafes dargestellt. 
Im menschlichen Kleinhirn findet man viel kleinere, jedoch zahlreichere 
Plaques von Phylloden. 

J ) Henry J. Bradley: w M. D. John Hopkins Hospital Reports, 
Vol. HI, S. 205. 


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543 


und zwar an allen Dendriten, d. b. sowohl an den kleinen, basalen, 
als auch an den Verzweigungen des Haupt-Dendriten. Doch sind 
auch hier, ebenso wie bei anderen Zellen, nur die feineren Veräste¬ 
lungen der Dendriten mit Phylloden besetzt. 

Die Anwesenheit von Phylloden im Gehirn und zwar in einer 
so grossen Anzahl, zwingt uns zur Annahme, dass denselben eine 
wichtige physiologische Funktion zukommt. Wenn man die An¬ 
ordnung der Phylloden in Betracht zieht, so muss man zugeben, 
dass das Gehirn so gebaut ist, dass den Phylloden eine grösst- 
möglichste quantitative Entwickelung gesichert erscheint. Damit 
bei einer gegebenen Zahl von Zellen und in einem gegebenen, sphä¬ 
rischen Raume die grösstmöglichste Zahl von Phylloden Platz finden 
könnte, mussten die Axone in die Tiefe, die Phylloden dagegen 
gegen die Oberfläche gerichtet werden. Diese Anordnung hat die 
Eintheilung des Gehirnes in eine innere, weisse und eine äussere, 
graue Substanz zur Folge. In dieser Weise ist es begreiflich, dass 
die Ganglienzellen von den Fasermassen getrennt liegen und nicht 
zwischen ihnen. Ferner ist auch die langgezogene Gestalt der Zellen 
in der Gehirnrinde verständlich, und zwar sowohl der Pyramiden¬ 
zellen der Gehirnrinde als auch der Purkynje’schen Zellen der 
Kleinhirnrinde. Diese Zellen wachsen gegen die Gehirnoberfläche 
hin, ähnlich wie die Bäume nach oben wachsen, um für die Ent¬ 
wickelung der Blätter eine grösstmöglichste Oberfläche zu bieten. 
Das Gehirn ist nach dem Grundsätze der, unter gegebenen Verhält¬ 
nissen, maximalen Entfaltung der Phylloden gebaut. Wie dem Knochen¬ 
baue das Prinzip der grössten Festigkeit bei geringstem Aufwande 
von Materiale zugrunde liegt, so ist auch das Gehirn so gebaut, dass 
bei einer gegebenen Anzahl von Zellen und innerhalb eines gege¬ 
benen Raumes die grösstmöglichste Zahl von Phylloden zur Ent¬ 
faltung kommen könnte. Beide diese Prinzipe sind spezielle Fälle 
des Raum-Oekonomie-Prinzipes, welches die Untersuchungen von 
Cajal und von Loeb auch für das Gehirn erwiesen haben. 

Diese morphologischen Eigenschaften der Phylloden zwingen 
zur Annahme, dass ihre Funktionen für die Zelle als ein Individuum 
eine prinzipielle Bedeutung haben. Sie können also nicht aus¬ 
schliesslich dazu dienen, damit der Contact der einen Zelle mit der 
anderen ein grösserer sei, wie dies Cajal annimmt, sondern sie 
haben ohne Zweifel zugleich auch eine prinzipielle selbständige 
Funktion zu erfüllen. Demnach muss auch die Ansicht über die 
Funktion der Dendriten modifiziert werden. Dieselben sind nicht 
nur die Vermittler bei der Einwirkung der einen Zelle auf die andere, 
wie man es bisher angenommen hat, sondern vor Allem bei der 


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wechselseitigen Einwirkung des Axons und der Zelle einerseits und 
der Phylloden andererseits, und zwar in der Weise, wie die Zweige 
eines Baumes als Vermittler zwischen dem Stamme und den Blättern 
funktionieren. 

Um uns klar zu machen, welche spezifische Funktion den 
Phylloden zukommen kann, müssen wir berücksichtigen, dass dort, 
wo die nervösen Funktionen automatisch oder reflektorisch vorsich 
gehen, Phylloden fehlen. Dagegen finden sie sich dort vor, wo wir 
gewohnt sind, den Sitz von höheren physiologischen Prozessen zu 
suchen, welche mit den psychologischen Prozessen parallel sich ab¬ 
spielen. Es wäre natürlicher Weise voreilig, aus dieser Thatsache 
irgend welche Theorien ableiten zu wollen. Doch erscheint es statt¬ 
haft, anzunehmen, dass die Phylloden in einem Zusammenhänge 
mit gewissen spezifischen Funktionen stehen, welche bei einer 
höheren Organisation des Nervensystems auftreten, nämlich wo 
der Nerven-Apparat nicht ausschliesslich auf reflektorischem Wege 
funktioniert. 


Erklärung der Safel XIV. 

Sämmtliche ZeichmiDgen sind mit Leitz l / l2 Oc. 4 entworfen. Die 

Präparate waren mit Phosphor - Molybdän - Haematoxylin gefärbt und in 

Paraffin eingebettet, mit Ausnahme des der Fig. A zugrunde liegenden, 

welches in Celloidin eingebettet war. 

Fig. A. Dendriten aus der moleculären Schicht des Kleinhirnes vom Rinde. 
An den Dendriten — Dorne. Den violetten Grund bilden Phylloden, 
welche man jedoch wegen der Dicke des Präparates (10 fi) nicht 
deutlich unterscheiden kann. 

Fig. B. Körnerschicht des Kleinhirns vom erwachsenen Schafe, a — Plaques 
von Phylloden (vormals „Zellen“ von Denissenko); b — kleine 
Golgi’sche Zellen („Körner“); c — Axone; e — eine grosse 
Golgi’sche Zelle; d — Kanäle in diesen Zellen; g — ein Axon, 
welcher durch eine Gruppe von Phylloden zieht; n — Neuroglia-Fasern. 

Fig. C. Körnerschicht aus dem Kleinhirn eines Schafes ; b — eine kleine 
Zelle: h — ihr Dendrit, welcher dieselbe mit einer Phylloden-Gruppe a 
verbindet; k — Verdickungen der Endzweige der Dendriten; n — Neu- 
rogliafasern. 

Fig. D. Molekularschicht aus dem Kleinhirn eines Schafes. Die Phylloden 
an den kleinen Dendriten sind bläulich gefärbt, m stellt den Haupt- 
dendriteu einer Purkynje’scheu Zelle mit einer deutlich fibrillären 
Struktur vor. 

Fig. E. Ein Dendrit aus der Molekularschicht des Kleinhirns eines Schafes 
mit röthlich gefärbten Phylloden. 

Eingegangen am 10. Februar 1902. 


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Ans dem pathologiseh-ioatomisehen Institute der Lembergcr Universität (Chef: Prof. Obrznt). 


Aiatoniscbe Befände io tiei Fällen 

von traumatischer Läsion des Lendenmarks. 

Von 

Dr. Gustaw Bikeles 

Prirat-Doxenten an der Lemberger Universität. 

mit Taf. XV. 


Folgende Mittheilung geschieht einzig und allein ihres anato¬ 
mischen Interesses wegen. Von einem genaueren Eingehen auf 
klinische Krankheitserscheinungen muss leider abgesehen werden, 
da mir diesbezüglich nur sehr dürftige Notitzen zur Verfügung 
stehen. Dies sei allerdings bemerkt, dass in beiden Fällen Pa¬ 
raplegie der unteren Extremitäten bei aufgehobe¬ 
nem Patellarsehnenrefle x bestand, auch Retentio- 
urinae war vorhanden. 

Einzelnbcfund im Falle I. 

Das Rückenmark stammt von einem 29-jährigen Manne, der 7 Mo¬ 
nate vor dem Exitus letalis von einem, mit Ziegeln beladenen, von einer 
Anhöhe heruntereilenden Wagen überfahren wurde. Schon die Art des 
Traumas lässt eine ungewönliche Vehemenz desselben voraussetzen, noch 
mehr aber geht dies aus der Thatsache hervor, dass die Obduction das 
Vorhandensein von mehrfachen Knochenfrakturen nachweisen konnte. Es 
fand sich nämlich eine Querfraktur des Kreuzbeins, eine Längsfraktur 
des horizontalen Astes des rechten Schambeins nebst einer Lösung 
der rechten Synchondrosis sacro-iliaca, dann ausserdem eine Fraktur dreier 
Wirbeln u. zwar des XII. Brust-des I. und. II. Lendenwirbels. 

Am Rückenmark fiel nach der Herausnahme desselben aus dem 
Wirbelkanal auf, dass zwischen Dorsal-und Lumbalmark die Kontinuität 
nur durch eine dünne, fast fadenförmige, bindegewebige Verbindung 


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hergestellt war. Es kam offenbar unter der Gewalteinwirkung des Trau¬ 
mas zu einer completten Ruptur der Rückenmark -Substanz an der Gren¬ 
ze zwischen Dorsal-und Lumbalmark und wurde der weitere Zusammen 
hang dieser Theile durch die RückenmarkshUllen resp. deren Reste be¬ 
werkstelligt. Ober-und unterhalb dieser bindegewebigen Brücke erscheint 
der nächst anliegende Rückenmarkstheil im Querschnitte bedeutend verrin¬ 
gert; ausserdem befindet sich oberhalb (bis an das 10-te Dorsalsegment 
h’naufreichend) eine fibröse, schwartige Verdickung der Meningen (Pa- 
chymeningitis externa et interna), während unterhalb der Ruptur die 
Verdickung der Rückenmarkshäute keine beträchtliche ist. 

Das Rückenmark wurde in Müller ’ scher Flüsigkeit aufgehoben. Die 
aus dem gehärteteu Rückenmark angefertigten Schnitte wurden gefärbt 
nach WeigertrPal, Azoulay, van Gieson, dann mit Karmin und Hämato- 
xylin (Delafield), endlich wurden auch Doppelfärbungen (Weigert u. Co¬ 
chenille Alaun) hergestellt. 

Mikroskopische Befände. 

A. Unterh.alb der Ruptur. Von der Stelle der Ruptur bis an 
das 4-te Lumbalsegment wurde das Rückenmark in Serien von je 20—25 
Schnitten zerlegt. 

Selbst ummittelbar unterhalb der Ruptur nur massige Verdickung 
der Meningen und auch diese verringert sich alsbald, dagegen finden 
sich in den meningealen Blutgefässen die schwersten Alterationen. Man 
sieht besonders vorne zahlreiche Gefässe, an denen vor allem die enorm 
gewucherte, das Lumen fast verlegende oder mitunter wirklich ausfallen¬ 
de Endothelschicht in die Augen fällt; an diesen Gefässen ist auch die 
Adventitia bedeutend verbreitert. Bei anderen Gefässen handelt es sich 
um eine mehr gleichmässige Verdickung aller Schichten. An manchen Ve¬ 
nen wiederum ist die Wandung so hochgradig bindegewebig verdickt, 
dass das Lumen in einen schmalen, linearen Spalt umgewandelt erscheint. 
Innerhalb der Meningen geringe Mengen von amorphem Blutpigment. 

Das Rückenmark selbst ist zunächst in frontaler Richtung stark ab¬ 
geplattet, nach vorne leicht halbmondförmig ausgehöhlt und lässt nichts 
von der gewöhnlichen Textur erkennen (Taf. XV. Fig. 1). Von nervöser 
Substanz zeigt sich auf der einen Seite eine eintretende, gut gefärbte, 
hintere Wurzel (Taf. XV. Fig. 4, a, b. und c) deren Fortsetzung im 
Rückenmark in horinzontaler Richtung strahlenförmig auseinander wei¬ 
chend aus sehr feinen, ungemein zarten Fäserchen besteht 1 ), auch auf der 
zweiten Seite finden sich solche dünne, zarte Nervenfasern, die ebenfalls 
einer hinteren Wurzel entsprechen. Sonst sieht man am Querschnitte bloss 


*) Diese zarten Fäserchen (Taf. XV. Fig. 4, b und c) haben ganz 
das Aussehen von regeneriertenNervenfasern und sind unzweifel¬ 
haft identisch mit den von Stroebe (Deg. u. re parat. Vorg. bei d. Hei¬ 
lung v. Verletzungen d. Rückenmarks. Zieglers Beiträge B. 15 p. 416) 
beim Thiere beschriebenen regenerativen Vorgängen von hinteren Wur¬ 
zeln aus. Ich möchte darin ebenso, wie Stroebe, bloss einen Versuch zu 
einer Regeneration im beschädigten Rückenmark erblicken. 


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ziemlich mächtige Bindege webszüge, dann auffallend vermehrte Blutgefässe 
von reduziertem Lumen mit enormer Endothelwucberung. Zwischen den Binde- 
gewebszügen Gruppen von Körnchenzellen; hie und da Myelinspuren, 
nicht selten in Quellung. 

In der Richtung nach abwärts finden sich Myelinspuren am Quer¬ 
schnitte in zunehmender Anzahl, ohne dass jedoch die Form das Rücken* 
markquerschnittes auch nur annähernd auftrete. Im Gegentheil zeigt sich in den 
nächten Serien, mit der Verringerung der Querschnittsabplattung, das Gewe¬ 
be wie durchsetzt von Lücken und Höhlen ohne scharfe Begrenzung (Taf. 
XV, Fig. 1) und ohne Anzeichen einer Reaktion in deren Umgebung; fehlen es 
auch die unmittelbar unterhalb der Ruptur am Rückenmarksquerschnitte kon¬ 
statierten mächtigen Bindegewebszüge und die Blutgefässe (des Rückenmarks) 
gewähren meist das Bild einer hyalinen Degeneration ihrer Wandungen. 

Erst in der Mitte des 2-ten Lumbalsegmentes (Taf. XV. Fig. 2) 
beginnt die Rückenmarkskonfiguration wieder aufzutreten. Die Lücken 
und Höhlen beschränken sich da auf die graue Substanz, von welcher 
besonders die Mittelzone hochgradig defekt erscheint, aber auch in die 
Vorder-und Hinterhörner hinein setzen sich die Lücken in beträchtlicher 
Ausdehnung fort und zwar in stärkerem Masse und tiefer hinunterreichend 
auf der einen Seite. Im Gebiete der weissen Substanz weisen vor allem 
die Hinterstränge in dieser Höhe alsbald einen reichlichen Markfaserge¬ 
halt auf, welcher allerdings infolge der offenbar starken traumatischen 
Beschädigung von einigen hinteren Wurzeln auf der einen Seite sehr 
asymmetrisch auftritt und auch eine auffällige Asymmetrie der Hin¬ 
terstränge herbeiführt. In diesen markhaltigen Hintersträngen b e- 
fremdet aber nicht wenig die gänzliche Degeneration 
des ventralen Hinterstrangfeldes dessenkomplett dege¬ 
nerierter Ra umsich zwischen dieasymmetrischund schief 
gegen einander gestellten Hinterstränge keilförmig ein¬ 
schiebt. Nach hinten vom ventralen Hinterstrangfeld findet sich an 
dem Septum poster. eine zweite längliche Degenerationsfigur, in der man 
ohneweiters das absteigend degenerierende ovale Feld erkennt. Endlich 
ist noch im Hinterstrang entweder der ganze hintere (dorsale) Rand oder 
bei theilweisem Auftreten wenigstens der in der Nähe des Hinterhorns 
liegende Abschnitt desselben degeneriert. Im Vorder-und Seitenstrang 
wird auf dieser Höhe der der grauen Substanzzugekehrte Saum von innen 
nach aussen je tiefer an Breite zunehmend allmälig mässig markhaltig; 
auf der Seite, auf weicher ausser der Mittelpartie auch das Hinterhorn 
fast ganz von Höhlen eingenommen ist wird der innere Rand des Seiten¬ 
strangs etwas weiter unten mit Verminderung der Höhlen des Hinterhorns 
markhaltig 

Mit Beginn des 3-ten Lumbalsegmentes (Taf. XV. Fig. 3) befinden 
sich die Lücken nur noch in der Mittelzone der grauen Substanz, theil- 
weise auch an der Basis des Vorderhorns und hören bald gänzlich auf. 
Im Vorderhorn finden sich sehr vermehrte, dickwandige Gefässe, während 
die grossen Vorderhornzellen in den ersten Serien dieses Segmentes kom¬ 
plett fehlen, dann treten sie, nach abwärts immer mehr an Zahl zuneh¬ 
mend, auf. Die grossen Vorderhornzellen erscheinen zunächst reichlicher 
auf der Seite, auf welcher im höheren Segment das Vorderhorn weniger 
von Lücken durchsetzt war. Auf derselben Seile, wo höher oben die Mit- 


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telzone weniger von Lücken eingenommen war, beginnt auch das ven¬ 
trale Feld früher wieder aufzutreten, trotzdem die eigentlichen Fort 
Setzungen von Hinterwurzelfasern gerade auf der anderen Seite viel stärker 
entwickelt sind. In dieser Höhe finden sich im Gebiete des bereits 
auftretenden ventralen Hinterstrangfeldes geringe Mengen von Blut¬ 
pigment; etwas mehr angehäuft ist dasselbe in der Mittellinie; dage¬ 
gen war höher oben, im Bereiche des absolut degenerierten Feldes keine 
Spur von Blutpigment wahrzunehmen. Dicht markhaltig erscheint das ven¬ 
trale Hintertrangfeld am unteren Ende des 3-ten Lumbalsegmentes. In 
der übrigen weissen Substanz schreitet der Markfasergehalt fort. Was den Fis¬ 
suren theil des Vorderstrangs betrifft, derbisdahin fehlte, ist dessen Vorhan¬ 
densein erst in diesem Segmente zu notieren. Was die Vorder wurzelfasern die¬ 
ses Segmentes anbelangt, so begegnet man denselben in Weigert*scheu, 
und Azoulay’schen Praeparaten in einiger Entfernung (in der 4-ten 
Serie) unterhalb des Niveaus, in welchem motorische Vorderhornzellen 
zuerst zum Vorschein kommen und von da ab wächst deren Anzahl anhal¬ 
tend in der Richtung nach unten. In reichlicher Menge trifft man Vor¬ 
derwurzelfasern aus dem Rückenmark austretend und extramedullär wei¬ 
ter verlaufend erst am unteren Ende dieses Segmentes. 

Vom unteren Ende des 3 ten Lumbalsegmentes ab mit Ausnahme der 
absteigenden Degenerationen (Pyramidenseitenstrangbahn und dorsome- 
diales Sakralfeld) vollständige Unversehrtheit. 

B Oberhalb der Ruptur. Unmittelbar oberhalb der Ruptur 
findet sich auf einer Längsausdehnung von V/ % cm innerhalb der Pachy- 
meningitis bloss narbiges Gewebe, ohne die geringste Beimengung ner¬ 
vöser Textur. Erst höher oben tritt nervöse Substanz wieder auf und es 
bekommt das Rückenmark allmählig seine charakteristische Gestalt: aus 
diesem, bis in das 10-te Dorsalaegment hineinreichenden Abschnitt wur¬ 
den Serien von je 20 —25 Schnitten angefertigt. 

Die Befunde sind folgende: Das perimedulläre Gewebe ist stark durch¬ 
setzt von amorphem Blutpigment u. z. in besonderem Masse im vorderen 
Umfange, wo auch stellenweise auffallend starke Kernanhäufungen zum 
Vorschein kommen, weichein den ersten Serien selbst über stecknadelkopf¬ 
grosse Herde bilden. Auch starke Bindegewebswucherung lässt sich zwi¬ 
schen den einzelnen Herden constatieren. Die Dura mater enorm verdickt 
in Form von konzentrischen, mächtigen Bindegewebszügen und innerhalb 
derselben weder Residuen von Blutpigment noch Kernanhäufungen vor¬ 
handen. Ähnlich wie die Dura mater verhält sich auch die Pia mater . Da¬ 
gegen ist im hinteren Umfange, im Bereiche der Arachnoidea wiederum 
sowohl einiges Blutpigment als auch beträchtliche Kernvermehrung wahr¬ 
zunehmen. Die intermeningealen, arteriellen Gefässe zeigen nebst Verdi¬ 
ckung der Media und Adventitia eine, besonders in den grösseren Gefässen, 
auffallende Wucherung der Intima , hie und da auch Obliteration eines 
kleineren Gefässes. 

Vom Rückenmark selbst fehlt bis zur 2&-ten Serie, also bis nahe 
an das 10-te Dorsalsegment, die ganze hintere Hälfte (Taf. XV. Fig. 5). 
Die hintere Rückenmarkshälfte ist höchstens angedeutet durch einen 
schmalen, aller nervösem Elemente beraubten und etwa 1 mm. breiten 
Streifen, in welchen ausser einer geringen Menge von Blutpigment und 
deutlicher Kernvermehrung noch zahlreiche, sehr dickwandige Blutgefässe 


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von winzigem Lumen enthalten sind. Aber auch von der vorderen Rücken-' 
markshälfte tritt die Konfiguration nicht mit einem Male, sondern ver- 
hältnissmässig langsam und successive auf, wobei auch eine, im Beginne 
sogar recht auffallende Asymmetrie zwischen beiden Seiten bemerkbar 
ist. Zunächst tritt der Fissurentheil mit dem an ihn angrenzenden me¬ 
dialen Abschnitte des eigentlichen Vorderstrangs sammt einem kleinen 
Abschnitte des Vorderhorns auf. Sowohl im Fissurentheil als auch im 
eigentlichen Vorderstrang sind in den ersten Serien bloss minimale Mye¬ 
linspuren vorhanden. Bald aber wird der dem Vorderhorn zugekehrte 
Rand der erwähnten Vorderstrangabschnitte immer mehr und mehr ma rk- 
haltig. Zugleich wird sowohl das Vorderhorn wie auch das das 
Vorderhorn umrahmende Areal der weissen Substanz successive 
immer vollständiger, indem zuerst der Vorderstrang in seiner ganzen 
Breite, dann auch der vordere Theil des Seitenstrangs auftritt. Auch in 
den letzteren Theilen ist es der innere, der grauen Substanz zugewandte 
Rand, der vor allem markhaltig wird, während der äussere Theil gänzlich 
marklos bleibt. Die graue Substanz des Vorderhorne zeigt mit komplette¬ 
rem Auftreten eine ebenfalls stetig zunehmende Markentfaltung, welche 
jedoch weit hinter der Dichte des Fasernetzes in einem normalen Vorder- 
hom zurückbleibt. Weiters zeigt auch das voll entwickelte Vorderhorn 
einen Reichthum an Blutgefässen, welche in allen Schichten ihrer Wan¬ 
dung verdickt und im Lumen stark verengt sind, hingegen v ermisst 
man sowohl in Karmin-und vanGieson’schen Praeparaten, als auch in mit 
Cochenille-Alaun nach behandelten Weigert-Pal’sehen Praeparaten j e- 
deSpur von den gros se n (motorische n) Vorderhorn zellen. 

Die äussere Konfiguration des Vorderhorns und dessen Umrahmung 
auch von Seitenstrang tritt uns schon in Serie 15 u. 16 deutlich entge¬ 
gen. Von da bis zur Serie 25, also auf einer über ! /s cm betragenden 
Längsausdehung, ändert sich relativ wenig; Das Vorderhorn tritt immer 
voller hervor und dementsprechend wächst dessen laterale Seitenstrang¬ 
begrenzung; ausserdem nimmt der Markgehalt des dem Vorderhorn zuge¬ 
kehrten Randes der weissen Substanz anhaltend zu, wobei der markhaltige 
Rand von innen nach aussen sich verbreitert. Während im Seitenstrang 
die äussere Hälfte, im eigentlichen Vorderstrang das äussere Drittel 
sehr markarm verbleibt, wird der Fissurentheil des Vorderstrangs von 
hinten nach vorne fortschreitend immer mehr in ganzer Breite dicht 
markhaltig; zu bemerken ist noch, dass in allen diesen Serien die Commig - 
sura anterior ganz fohlt. 

Die vordere Kommissur tritt erst auf in den Serien 25 - 30 d. i. im 
unteren Abschnitte das 10 ten Dorsalsegmentes. (Taf. XV. Fig. 6). Daselbst 
tritt auch das Areal der hinteren Rückenmarkshälfte rasch wieder auf. 
Dasselbe ist zunächst ganz von Höhlen durchsetzt, die aber bald verschwin¬ 
den. indem an deren Stelle Hinterhörner samt den Hintersträngen sichtbar wer¬ 
den. In den degenerierten Hintersträngen wird zuerst auf der einen, etwas 
später auf der zweiten Seite die Wurzeleintrittszcne *) raarkhaltig. Im 
Hinterhorn kommen alsbald nach dessen Auftreten Zel- 


’) Damit stimmt mehr weniger die Angabe über die Grenze der Anäs¬ 
thesie überein Dieselbe sollte nämlich bis an die Höhe des 1-ten Len¬ 
denwirbels gereicht haben. 


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len der Clarke’schen Säulen zum Vorschein, (Taf. XV. Fig. 
8 6), allerdings zunächst zahlreicher auf der einen Seite. Während 
aber die Zellen derClarke*sehen Säulen schon bei mässi- 
ger Vergrösserung (Obj. No. 4). hervortreten, ist es nicht 
wenig befremdend, dass auch da noch die grossen Vorder- 
hornzellenbei mässiger Vergrösserung gänzlich vermisst 
werden. (Taf. XV. Fig. 8 c). Erst bei Anwendung stärkerer 
Vergrösserungen (Obj. No. 7) gelingt es, im Vorderhorn 
hie und da, im allgemeinen sehr rare, ganz vereinzelte 
motorische Vo r der ho r nzelle n von schwacher Tinktion 
nachzuweisen. Das Vorderhorn enthält auch hier vermehrte, dick¬ 
wandige Gefässe und deutliche Gliavermehrung. Übereinstimmend mit dem 
konstatierten Mangel an motorischen Vorderhornzellen ist das Fehlen 
von au8tretenden Vorderwurzelfasern sowohl in Weigert’ 
sehen als auch in Azoulay’schen Präparaten (obwohl die Färbung 
nach Azonlay zum Nachweis von peripheren Nervenfasern besonders ge« 
eignet ist). 

Erst in Schnitten aus dem mitteren und höheren Abschnitt des 
lO ten Dorsalsegmentes finden sich zahlreiche motorische Vorderhomzel • 
len und man sieht auch austretende Vorderwurzelfasem. 

Durch die ganze Länge des 10-ten Dorsalsegmentes, wo auch die 
chronische Meningitis nicht mehr anzutreffen ist, findet man in dem be¬ 
reits vollständigen Seitenstrangareal das Feld der Pyramidenseitenstrang¬ 
bahn hochgradig degeneriert. Es bietet dasselbe ein weitmaschiges, lücken¬ 
haftes Aussehen dar, doch ist diese Alteration nicht scharf auf die Py¬ 
ramidenbahn beschränkt und in der Höhe des 9-ten Dorsalsegmentes hört 
dieselbe fast auf. 

Mit dem Auf hören der retrograden Degeneration der Pyramidenbahn, 
welche in unserem Falle unzweifelhaft als traumatische Reaction aufzufasn 
sen ist, verbleiben nur noch die hinreichend bekannten aufsteigende- 
Degenerationen. 

Die Art, in welcher hier die Rückenmarksstruktur sowohl unter¬ 
halb wie auch oberhalb der Ruptur successive aufritt, verdient 
Beachtung. Es ist gewiss etwas ganz gewöhliches, wenn unterhalb 
der Läsion zu den hinteren Wurzeln in Beziehung stehende Nerven¬ 
fasern angetroffen werden. Auffallend ist es hingegen, dass oberhalb 
der Ruptur auf einer relativ beträchtlichen Längsausdehnung die 
hintere Rückenmarkshälfte gänzlich fehlt. Unzweifelhaft spielt die 
stärkere Adhärenz der verdickten Meningen an der hinteren Rücken¬ 
marksperipherie eine Rolle, aber ebenso wahrscheinlich ist es, dass die 
starke, aufsteigende Degeneration der Hinterstränge und die in unserem 
Falle noch höher oben zu konstatierende retrograde Degeneration in der 
Gegend der Pyramidenbahn dabei von Einfluss waren. Bemerkenswert 
ist es, dass sich eine fast analoge Querschnitts - Figur von ober¬ 
halb der Läsion in einem von Kelly 1 ) mitgetheilten Falle findet. 


*) Journal of nervous and mental disease 1896 p. 721. 


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Unter wie oberhalb der Ruptur zeigt sich das erste Auf¬ 
treten von Markfasergehalt im Vorder-und Seitenstrange an de¬ 
ren innerstem, der grauen Substanz zunächst anliegendem Ran¬ 
de. Da auf-und absteigende Fasern schwerlich eine kontinuirliche 
Schicht in der unmittelbarsten Nachbarschaft der grauen Substanz 
bilden dürften, liegt es nahe, in denselben Abkömmlinge von Strang¬ 
zellen desselben Niveaus der grauen Substanz zu erblicken. Es ent¬ 
steht daher die Frage, inwiefern deren Auftreten in den erwähnten 
Strängen bei Erhaltensein bloss gewisser Theile der grauen Sub¬ 
stanz mit der nach der Golgi’schen Methode bei Embryonen ge. 
wonnenen Resultaten bezüglich der Verbreitung von Strangzellen 
übereinstimmt. In dieser Beziehung ist folgendes zu bemerken: Un¬ 
terhalb der Ruptur ist auf der Seite, auf welcher ausser der Mittel¬ 
zone auch das ganze Hinterhorn stark von Lücken durchsetzt er¬ 
scheint, selbst der vordere Abschnitt des Seitenstrangs ganz mark¬ 
los (Taf. XV. Fig. 2) und zeigt sich eine Umrahmung von markhal¬ 
tigen Nervenfasern nur am Vorderstrang. Während aber dieser Be¬ 
fund mit der Angabe v. Lenhossöks') wonach die Seitenstrang¬ 
zellen in der Mittelzone und im Hinterhorn ihren Sitz haben sollen, 
gut übereinstimmt, wird oberhalb der Ruptur, auch da, woselbst von 
der Mittelzone nichts zu sehen ist, der vordere Theil des Seitenstrangs 
vom innersten Rande aus markhaltig, (Taf. XV. Fig. 5), aller¬ 
dings in geringerem Grade, als der Vorderstrang. Es scheint daraus 
zu folgen — die Schlussfolgerung verlangt jedenfalls eine gewisse 
Reserve — dass bei reichlichem Abgehen von Strangzellenfasern 
aus dem Vorderhorn, was in der in Rede stehenden Partie ober¬ 
halb der Läsion statthat, auch der vordere Abschnitt des Seiten¬ 
strangs solche erhält und demgemäss müsste sich auch im Vorder¬ 
horn eine Minderheit von Strangzellen für den vorderen Seiten¬ 
strangabschnitt finden. 

Unterhalb der Läsion erscheint in unserem Fall auf der Höhe 
des 2-ten Lumbalsegmentes das ventrale Hinterstrangsfeld durchwegs 
hochgradig degeneriert u. z. auch da, wo die Hintertränge bereits 
reichlich markhaltig sind. (Taf. XV. Fig. 3). In der Gegend der stärk¬ 
sten Degeneration dieses Feldes enthält dasselbe kein Blutpigment. 
Erst tiefer unten, wo das ventrale Hinterstrangfeld nicht mehr 
degeneriert ist, ist Blutpigment, oft zwischen den Nerven¬ 
fasern, sichtbar. Angesichts des Befundes von Blutpigmeut läge es 
gewiss nahe, die Degeneration des ventralen Feldes auf eine in 
dessen Gebiet stattgehabte Blutung zurückzuführen. Gegen diese 


') Feinerer Ban d. Centralnervensystems 1895. 


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Annahme spricht aber entschieden der Mangel von Blutpigment in 
der grössten Ausbreitung der Degeneration') Vielmehr ist es -wahr¬ 
scheinlicher, dass die Degeneration des ventralen Hinterstrangfeldes 
durch Zerstörungen innerhalb der grauen Substanz, woher die Fa¬ 
sern dieses Feldes ihren Ursprung nehmen, verursacht wurde. Da 
die Degeneration sich sehr weit von der Stelle erstreckt, wo die 
Hinterhörner bereits unversehrt sich finden und erst dort sich zu vermin¬ 
dern beginnt, wo die Lücken in der Mittelzone aufhören, so ist anzuneh¬ 
men, dass die entsprechenden Zellen ihre Lage, wenn nicht,in der Mit¬ 
telzone selbst, so doch wenigstens in deren nächsten Nähe haben. 
Dieser Lokalisation könnte noch am ehesten entsprechen die Ansicht 
Rothmanns’), nach welchem Strangzellen für das ventrale Hin¬ 
terstrangfeld an der Basis des Hinterhorns sich befinden sollten. 
Keineswegs aber darf man dieselben weiter nach rückwärts ver¬ 
legen. 

Sowohl unterhalb als auch oberhalb der Läsion fehlen in 
dem sonst unverzehrteii Vorderhorn die motorischen Vorderhorn¬ 
zellen u. z. in einer verhältnissmässig recht beträchtlichen Längsaus¬ 
dehnung. Noch auffallender erscheint der Umstand, dass oberhalb 
der Ruptur, im unteren Abschnitt des 10-ten Dorsalsegmentes, das 
eben erst aufgetretene, bis dahin gänzlich fehlende Hinterhorn eine 
recht bedeutende Anzahl von Zellen der Clarke’sehen Säule 
aufweist, während in derselben Höhe in dem schon beträchtlich 
tiefer unten in voller Ausdehnung bestehenden Vorderhorn nur hie 
und da, im allgemeinen sehr rare, ganz vereinzelte, stark abgeblasste 
motorische Vorder hornzellen sich beim emsigen Suchen unter stärke¬ 
rer Vergrösserung auffinden lassen und inAzoulay’schen Prae- 
paraten daselbst jede Spur von motorischen Wurzelfasern vermisst 
wird. Es verdient dies umsomehr Beachtung in Anbetracht der 
von Erb’) mitgetheilen Fälle von Poliomyelitis anterior chronica nach 
Trauma. In den Fällen von Erb, wie in denjenigen wenigen in der 
Literatur mitgetheilten, handelt es sich um schleichend einzetzende 
Paresen und Atrophien der oberen oder unteren Extremitäten je 
nach der Region der Einwirkung des Traumas, welches unmittelbar 
von keinen schweren Folgen begleitet war. Als anatomisches Sub- 


') Auch hat es nicht den Anschein, als würde es sich nm eine 
primäre traumatische Erweichung dieses Gebietes handeln u. ist zu beach¬ 
ten, dass die Commiss. poster. noch von der vollständigen Wiederher¬ 
stellung des ventralen Hinterstrangfeldes sich zeigt. 

*) Arch. f. Anat. u. Phys. Thys. Abth. 1899. 
s ) Deutsche Zeitschrift für Nervenheilkunde XI 




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653 


strät dieses Processes nimt Erb ein eklektisches, langsam fortschrei¬ 
tendes Erkranken der motorischen Vorderhornzellen an. Entspre¬ 
chende Obduktionsresultate liegen nicht vor und sollten in der näch¬ 
sten Zukunft solche auch gewonnen werden, ist es noch fraglich, ob 
dadurch die Entstehungsweise der Veränderungen wie der Kausal¬ 
nexus mit dem vorausgegangenen Trauma eine Klärung erfahren 
wird. In dieser Beziehung ist daher der Befund in unserem Falle 
sehr lehrreich. Im Anschluss an eine allerdings sehr schwere Rücken¬ 
marksverletzung — in dieser Hinsicht jedenfalls abweichend von den 
Fällen Erbs — finden wir beträchtlich weit von der Stelle, 
wo das Vorderhorn erhalten ist und auch einen gewissen 
Markfasergehalt aufweist, einen hochgradigen Untergang von moto¬ 
rischen Vorderhornzellen, der noch nach dem Auftreten von Zellen 
in den Clarke’sehen Säulen eines bisdahin sehr beschädigten 
Hinterhorns andauert. Es beweist dies, dass unter gegebenen Umstän¬ 
den, infolge eines Traumas thathächlich vorzüglich die motorischen 
Vorderhornzellen der Vernichtung anheimfallen können, was in un¬ 
serem Falle in Begleitung einer viel schwereren Läsion und in einiger 
Entfernung von derselben, in den Fällen Erbs dagegen ohne ander¬ 
weitige Verletzung geschieht. 

Auch über den Hergang, weshalb in manchen Fällen gerade die 
motorischen Vorderhornzellen ergriffen werden, dürfte vielleicht unser 
Fall Aufklärung verschaffen. Im Vorderhorn trafen wir nämlich dort, 
wo es eben noch erhalten ist, dickwandige Blutgefässe mit verengtem 
Lumen an, so wie Vermehrung von Glia, welche kaum ohne Einfluss 
auf den Untergang der motorischen Vorderhornzellen, von deren di¬ 
rekter traumatischer Beschädigung abgesehen, geblieben sind. Es 
ist daher denkbar, dass manchmal die Wirkung des Traumas auf 
das Rückenmark sich zunächst einzig in dem Hervorrufen von relativ 
leichten, klinisch symptomlos bleibenden, nekrobiotischen Verände¬ 
rungen innerhalb der grauen Substanz, speciell des Vorderhorns 
äussert, denen sich die Folgen von Gefässalterationen sammt Zunahme 
des gliösen Gewebes in langsamerem oder rascherem Tempo hinzu¬ 
gesellen. Möglich auch, dass in einem so veränderten Vorderhorn 
vor allem die grossen Zellkörper auf derartige Nutritions-Störungen 
reagieren. 

Von den auf — und absteigenden Degenerationen sollen im 
Folgenden nur gewisse Punkte zur Sprache kommen 

Aufsteigende Degeneration findet sich im Hinterstrang, in der 
Gowers’schen und in der Kleinhirnseitenstrangbahn. 

Bezüglich des Hinterstrangs ist Folgendes zu bemerken: Die 
dorsale Zone des Hinterstrangs, welche sich hinter der bereits mark- 

Poln. Arohir f. biol. u. med. Wittenteh. 

Archive« polon. d. «ciono. biol. et medio. 3“ 


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554 


haltigen Wurzeleintritts- und mittleren Zone befindet, erscheint 
noch im 8-ten Dorsalsegment degeneriert. Erst im 7-ten Dorsalseg¬ 
ment beginnt auch diese Zone markhaltig zu werden und bekommt 
imö-ten Dorsalsegment ein normales Aussehen. 

Der ventrale, ummittelbar hinter der Commissura posterior ge¬ 
legene Hinterstrangabschnitt wird erst in der Höhe des 1-ten Dor¬ 
salsegmentes von der Seite her markhaltig, während bis dahin in 
diesem Gebiete nur ganz zerstreute und wenige Nervenfasern ent¬ 
halten sind. 

Die Clarke’schen Säulen, deren Faserausfall von der Hin¬ 
terstrangdegeneration abhängig ist, zeigen in diesem Falle von kom¬ 
pletter Kontinuitätsunterbrechung viel klarer als bei Tabes dorsalis 
und anderweitigen Läsionen das differente Verhalten zwischen me¬ 
dialer und lateraler Partie. Während nämlich der mediale Abschnitt 
auf einer beträchtlichen Längsausdehnung ganz licht und faser- 
arm verbleibt, wird der laterale Abschnitt, nach aufwärts an Breite 
zunehmend faserreicher. (Taf. XV. Fig. 7). Mit anderen Worten die 
Ansicht Lissauers, der zufolge der mediale Theil des Fasernetzes im 
Gebiete der Clarke’seben Säulen von tiefer unten eintretenden 
hinteren Wurzeln, der laterale Theil hingegen von hinteren Wurzeln 
ungefähr desselben Niveaus herstammt, wird vollständig bestätigt. 

Die Clarke’schen Säulen werden in unserem Falle erst ge¬ 
gen ihr oberes Ende, im 2-ten Dorsalsegment, im ganzen Areal fa¬ 
serreich. 

Nebstbei sei hier auf die abnorme Lage der Clarke’schen 
Säulen in den unteren Dorsalsegmenten hingewiesen. Dieselben sind 
mehr als gewöhnlich nach vorne gelagert und berühren sich fast 
gegenseitig. 

Die aufsteigende Degeneration des Hinterstrangs begrenzt sich 
im obersten Dorsal- und im Halsmark auf den Goll’schen Strang, 
von dem noch beiderseits der lateralste Streifen markbaltig bleibt. 
Ausser dem lateralen Streifen sieht man im oberen Halsmark einen 
von ventralen Feld her, längs des Sept. post, mehr oder weniger weit 
nach rückwärts sich erstreckenden, sehr dünnen, nach hinten sich 
noch mehr verschmälernden, markhaltigen Streifen. 

Betreffs der aufsteigenden Degenerationen des Seitenstrangs, 
sei hervorgehoben: Die Degeneration der Gower’schen Bahn ist 
eine beträchtlich intensivere, als die der Kleinhirnseitenstrangbahn 
übrigens confluiert das Areal beider im unterem Dorsalmark bis an 
die Peripherie heranreichenden Bahnen. Im obersten Dorsal- und im 
Halsmark treten lateral vom degenerierten Gowers’schen Bündel im¬ 
mer mehr gnt gefärbte Nervenfasern auf, wodurch die degenerierte Go- 


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555 


w e r s’s c h e Bahn fast gänzlich (mit Ausnahme des vorderen Endes) von 
der Peripherie weggedrängt wird. In letzteren Abschnitten nimmt auch 
das Degenerationsgebiet des Gowers’sch'en Bündels bedeutend ab. 

Bezüglich der absteigenden Degenationen sei Folgendes bemerkt: 

1) Trotz der totalen Querläsion des obersten Lumbalmarks 
erstreckt sich die absteigende Hinterstrangsdegeneration im dor- 
somedialen Sakralfeld nicht auf den untersten Konusabschnitt, wo 
der Hinterstrang beiWeigert’scher Färbung im ganzen gut gefärbt 
erscheint. Man muss daher in Übereinstimmung mit L. M. Müller 1 ) 
annehmen, dass die absteigenden Fasern des dreieckigen 
Feldes im untersten Sakralabschnitt überwiegond 
keine Fortsetzungen des ovalen und dorsomedialen 
Feldes darste 11 en. 

2) Dagegen findet sich ganz ausnahmsweise im diesem Fall, 
durch das ganze Sacralmark, fast bis an das Filutn terminale heran¬ 
reichend, eine ziemlich gut umschriebene Seitenstrangdegeneration 
deren Form und Lage eine der Pyramidenseitenstrangbahn des un¬ 
teren Rückenmarkabschnittes entsprechende ist. Man wird also, be¬ 
sonders in Rücksicht auf die Befunde von Döjerine und Tho¬ 
mas*), welche die Pyramidenseitenstrangbahn erst im Filtim ter¬ 
minale authören lassen, das Vorkommen von individuellen Verschie¬ 
denheiten bezüglich der Höhe, in der diese Bahn verschwindet, an¬ 
zunehmen haben. 


Einzelnbefnnde im Falle II. 

Dieses Rückenmark rührt her von einem 17-jährigen Burschen, 
welcher von einem Baum, 4 Meter tief herunterstürzend sich eine Fraktur 
des 1-ten Lendenwirbels zuzog. Exitus letalis 32 Tage nach erfolgtem 
Trauma. 

Das Rückenmark wurde in Mülle r’scher Flüssigkeit aufgehoben; 
von demselben wurden hierauf dünne Scheiben nach M a r c h i behandelt 
und ausserdem Schnitte nach den im Falle I. angeführten Methoden ge¬ 
färbt. 

Als Sitz einer ausgedehnten Läsion zeigen sich nun das Lumbal¬ 
mark und die drei oberen Sakralsegmente. Betroffen ist vor allem die 
graue Substanz nnd in manchen Schnitten, speziell in denen aus dem mitt¬ 
leren Lumbalmark, ist die Läsion fast ausschliesslich auf die graue 
Substanz beschränkt. 

Des genaueren ist der Querschnittsbefund folgender: An den Me¬ 
ningen stellenweise deutliche Kern Vermehrung, am stärksten ist die Kern- 


’) Untersuchungen über die Anatomie u. Pathologie d. untersten 
RUckenmarkab8chnitte8. -Deutsche Zeitschr. für Nervenh. 1898. 

*) Cit. nach. Ziehen „Nervensystem“ p. 266. 


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556 


anhänfung in der Piaduplikatar innerhalb der Fissnra long. antef. Die 
meningealen Blutgefässe sind im allgemeinen, in ihrer überwiegenden 
Mehrzahl nicht wesentlich verändert, nur einige wenige besonders am vor¬ 
deren Umfang zeigen eine Verbreiteruug der Adventitia, theilweise auch 
der Intima. In manchen Schnitten erscheint die Zentralarterie innerhalb 
der Fissnra ariter. durch die enorm gewucherte Endothelschicht unweg¬ 
sam und ohne Lumen. Im Gegensatz zu den meningealen Blutgefässen 
sind die des Rückenmarks selbst durchwegs in den Wandungen stark 
verdickt und von minimaler Lichtung. Besonders auffällig an den Rü- 
ckenmarksgefässen ist die starke Verbreiterung der Adventitia, deren 
Schichten mächtig aufgebläht sich darstellen, aber auch starke Intima¬ 
wucherung ist nicht selten anzutreffen. Am ganzen peripheren Rücken¬ 
marksumfang dichte Anhäufung von sebr grossen, meist runden, nicht 
selten aber auch länglichen, häufig vakuolisierten Zellen, die überwiegend 
nur einen Kern besitzen. Der von diesen Körnchenzellen (Epitheloiden) 
eingenommene Rand ist im oberen Sakral- und unteren Lumbalmark ziem¬ 
lich breit, so dass derselbe in W e i g e r t-P aTschen Präparaten schon 
makroskopisch als Randabblassung hervortritt, während er im mittleren 
Lumbalmark ganz schmal bleibt. Ausser am Rande finden sich solche 
Zell enanhäufun gen auch tiefer, u. z dann den Blutgefäss Wandungen anlie¬ 
gend. Da, wo diese Zellen in der Nähe von Blutgefässen mit stark ge¬ 
blähter Adventitia angehäuft sind, ist der allmälige Übergangder 
Form 1 ) derAdventitiazellenin solche der Körnchenzel¬ 
lensehr auffallend. An wenigen Stellen der weissen Substanz im 
Anschluss an Blutgefässe massige Leukokyteninvasion, hie und da zer¬ 
streute, vereinzelte Kerne. 

Die graue Substanz ist durchsetzt von zahlreichen kleineren und 
grösseren unregelmässig begrenzten HerdeD, welche in Karmin- und 
van Giesson’schen Präparaten meist blass und strukturlos erscheinen. 
In manchen Schnitten haben viele dieser Herde schon bei schwacher 
Vergrösserung ein gelbliches Aussehen und bei stärkerer Vergrössernng 
zeigen sich massenhaft rothe Blutkörperchen, grösstentheils beträchtlich 
ausgelaugt, manchmal aber noch ziemlich gefärbt. Stellenweise ist die 
graue Substanz rarefiziert, so dass nur wenige Gliafasern und in dieses 
Gebiet hineinragende Blutgefässe zurückgeblieben sind. Die zwischen den 
nekrotischen Herden vorhandene graue Rückenmarkssubstanz stellt sich 
als körnige mit Detritus und mässiger Kernanhäufung untermengte Masse 
dar, auch minimale Spuren von Blutpigment sind da nachweisbar. Die 
grossen Vorderhornzellen heben sich in Karmin und van Gieson’schen 
Praeparaten nur wenig von ihrer Umgebung ab und ist in denselben ein Kern 
wie auch ein Kernkörperchen kaum oder gar nicht zu erkennen. In Weigert- 
PaTsch e n Präparaten ist die gesammte graue Substanz ohne Unterschied 
gleichmässig auffallend hell; mikroskopisch vermisst man in derselben das 


*) Es finden sich da nicht selten Bilder, welche vollständig den 
von Fr. Hartmann („Klinische u. patb. anatom. Untersuchungen über 
d. unkomplizierten traumatischen Rückenüiarkserkrankungen“. Jahrb. f. Psych. 
u. Neurol. XIX Bd. beschiebenen und abgebildeten gleichen; es ist also 
die bindegewebige Herkunft dieser Zellen erwiesen.(vgl. Stroebe 1. o.) 


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5B7 


Vorhandensein von Nervenfasern mit Ausnahme von einigen wenigen in 
der nächsten Nähe des Hinterstrangs. 

Das Gebiet der grauen Substanz erscheint wie beträchtlich auf Ko¬ 
sten der weissen Substanz vergrössert. Thatsächlich überzeugt man sich 
an W eigert-Pal’schen Präparaten (Taf. XV. Fig. 9), dass von der 
weissen Substanz nur gewisse Bezirke gefärbt sind. Es 
sind dies: Die Hinterstränge mit Ausnahme des ventralen 
Abschnitt es, diePyramidenseitenstrangfelder, eine schma¬ 
le äussere Zone des Seiten- und Vorderstrangs, die im 
mitteren Lumbalmark makroskopisch der Peripherie anzuliegen scheint, 
tiefer unten aber von derselben wegen der breiteren Handaffektion etwas 
entfernt bleibt. Von der inneren Partie des Seitenstrangs, insbeson¬ 
dere von deren vor der Pyramidenbahn gelegenen ziemlich breiten Schi¬ 
chte ist überhaupt nichts zu erkennen. Dieses Gebiet konfluiert derart mit 
dem der grauen Substanz, dass man die laterale Begrenzung der eigent¬ 
lichen grauen Substanz nicht konstatieren kann. 

Die vorderen Wurzelfasern sind ganz degeneriert. 
Die hinteren Wurzeln sind überwiegend gut erhalten, 
doch zeigen in den meisten derselben wenige oder winzige Bündel stär¬ 
kere Veränderungen. Gar nicht selten findet sich in der in Rede stehen¬ 
den Höhe einkleinerer oder etwas grösser Herd vollvonDe- 
tritus und Markzerfallsproducten in einer hinteren 
Wurzel, gerade unmittelbar hinter dem Eintritte der¬ 
selben ins Rückenmark 1 ). 

Von dem im Vorigen beschriebenen Bilde zeigt nur der oberste Ab¬ 
schnitt der Querschnittsläsion, d. i. der untere Theil des 1-sten Lumbal¬ 
segmentes, ein abweichendes Verhalten. Einerseits ist da die laterale 
Hälfte eines Vorderhorns sammt der ihr anliegenden inneren Schicht des 
Seitenstrangs ziemlich gut erhalten und zeigt sich hier nur leichte Quel¬ 
lung von Markscheiden und Achsenzylindern. Andererseits aber enthält 
die überwiegende graue Substanz eine beträchtliche Vermehrung von übri¬ 
gens sehr dickwandigen Blutgefässen, zwischen denen vollgepropft Körn¬ 
chenzellen (Epitheloiden) sich finden. Auch die Körnchenzellenausbrei¬ 
tung in der weissen Substanz ist in dieser Höhe eine mehr diffuse und 
findet sich hochgradigster Markscheidenzerfall auch in denjenigen Partien 
der weissen Substanz, welche tiefer unten gut gefärbt waren, wie z. B. 
im ganzen Hinterstrang, in der Pyramidenbahn. Stark lädirt zeigt sich 
ebenfalls eine hintere Wurzel, Höher oben (also im mittleren und oberen 
Theil des 1 sten Lumbalsegmentes 2 ) kann schon von einer Querschnitts- 
affection weder der grauen noch der weissen Substanz die Rede sein. 
Mann trifft nur noch da, dann im XII. Dorsalsegment einen ganz zir¬ 
kumskripten Erweichungsherd, von meist geringem Umfang an, u. z. bloss 
auf der rechten Seite, ein kleineres oder etwas grösseres Gebiet im vor- 


*) Auch im Falle I. findet sich in einem Präparate an ganz identi¬ 
scher Stelle ein analog aussehender Herd. 

a ) Die Grenze der Anästhesie reichte vorne ungefähr bis an die 
Mitte des Oberschenkels, was mit der Begrenzung der Hauptläsion gut 
vereinbar ist« 


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558 


deren Abschnitt des rechten Hinterstrangs einnehmend. Im Xl-ten Dor¬ 
salsegment *) findet man endlich eine das rechte Ilmterhorn in ganzer 
Breite einnehmende Erweichung von spitzovaler Form (vgl. Schmaus 
„Vorlesungen“ p. 409 und Virchows Archiv B. 122), welche von der 
Subst. gelatin. Rolandi bis in die Hinterhornbasis hineinreicht und ausser 
Epitheloiden und Detritus noch an manchen Stellen reichlich Blutpigment 
enthält. Bemerkenswert ist es, dass in unserem Fall das Gebiet der 
rechtseitigen Clarke’schen Säule durch den spitzovalen Hinterstrangsherd 
eine beträchtliche Verlagerung erfahren hat, ohne aber irgendwie sichtbar 
an Markfaser- und Zellengehalt eingebüsst zu haben. 

Im XI und XII Dorsalsegment stellt sich die hintere Hälfte des 
peripheren Seitenstrangrandes in nach Weigert-Pal gefärbten Schnitten gut 
gefärbt dar und lassen sich da Lücken in Folge von Quellung von Achseuzylin- 
dern und Markscheiden nicht nachweisen; im vorderen Theil des Seitenstrang¬ 
randes und stellenweise auch hinten in den tiefen Schichten, entsprechend 
schon der Pyramidenbahn, zeigen sich nicht selten Gruppen von Fasern in 
Quellung. 

Schon am Übergänge zwischen dem Lumbal- und Dorsalmark findet 
sich eine starke Ependymwucherung mit Anhäufung von Kernen zu bei¬ 
den Seiten und hinten vom 
Zentralkanal, welcher den 
ersten Anlaufzu einer Erwei¬ 
terung zeigt. Von da aufwärts 
bis in die Höhe des 2-ten 
Dorsalsegmentes ist der Zen¬ 
tralkanal mehr oder weniger 
beträchtlich erweitert: dersel¬ 
be ist entweder mit einer weit 
noch hinten gerichteten Spitze 
sagittal gestellt oder er ist 
frontal gestreckt und mitunter 
besitzt er eine rautemförnige 
Gestalt. Überwiegend ist der 
Zentralkanal von Epithel aus¬ 
gekleidet und zeigt derselbe 
dann nur stellenweise geringe 
Unterbrechungen, durch wel¬ 
che das in der Nähe des Zen¬ 
tralkanals befindliche feinfa¬ 
serige und weitmaschige Glia- 
gewebe in den Zentralkanal 
eindringt. Ein ganz abwei¬ 
chendes Aussehen bieten aber Schnitte aus der Höhe etwa des 
3-ten Dorsalsegmentes, wo der Epithelüberzug wie förmlich auseinan¬ 
der gesprengt erscheint. (Siehe nebenstehende Figur). Die hier an 
Stelle des Zentralkanals gelegene Höhle ist direkt von einer breiten 

*) Bei diesem Patienten war oberhalb der Anästhesiegrenze eine 
sehr breite hyperästhetische, bis an den Nabel (d. i. bis an das 
Innervationsgebiet des 10 ten Dorsalnerven) heranreichende Zone vorhan- 



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weitmaschigen aus feinfaserigem, gliösem Gewebe bestehenden Schicht um 
geben, der abgebröckelte Stücke vom Epithelbelag oft in sonderbarster 
Lagerung beigemengt sind, während das Lumen der Höhle nur noch in 
einer winzigen Ausdehnung von Epithel begrenzt ist. Im Gegensätze zu 
dem den Zentralkanal zunächst umgebenden und locker gefügten Gewebe 
findet sich weiter nach aussen, zu beiden Seiten, besonders aber hinten 
eine beträchtliche Anhäufung von Kernen, mit Verdichtung des Gliagewe¬ 
hes, welches sich zwischen die Hinterstränge in der Richtung des Sept. 
med . post, fortsetzt, wobei ausser dem vorderen Abschnitt des Hinter 
Strangs tiuch noch die Commissura posterior gänzlich geschwunden ist. 
Ein leichterer Grad von Wucherung des gliösen Gewebes in der Richtung 
des Sept . med. post, zwischen die Hinterstränge hinein war übrigens 
stellenweise auch tiefer unten bemerkbar und in der Höhe des 10-ten 
Dorsalsegmentes fehlte auch in geringer Längsausdehnung die Com - 
miss. post. 

In diesem Fall erzeugte das Trauma zahlreiche nekrotische Herde. 
Der Umstand, dass mit alleiniger Ausnahme des spitz-ovalen Hin¬ 
terhornherdes im XI Dorsalsegment, überall sonst Blutpigment nur 
in minimaler Spur sich vorfindet, weist darauf hin, dass beim 
Entstehen aller übrigen Herde Hämorrhagien keine wesentliche 
Rolle gespielt haben. Erst] nachträglich kam es in einer Anzahl 
derselben zu Blutungen und dementsprechend zeigen sich uns in 
denselben, 32 Tage nach statt gehabtem Trauma, nicht Pigment, 
sondern rothe Blutkörperchen mehr oder weniger ausgelaugt. 
Diese ursprünglich traumatisch - nekrotischen Herde haben im 
Sakral- und unteren Lumbalmark ihrem vorzüglichen, im mittle¬ 
rem Lumbalmark fast ausschliesslichen Sitz in der grauen 
Substanz. 

Da in den nach Weig ert-Pal') gefärbten Querschnitten aus 
den erwähnten Höhen secundäre Strangdegenerationen noch feh¬ 
len, stellen sich in denselben u. z. besonders in Schnitten aus dem 
mittleren Lumbalmark Bilder dar, welche ganz das Aussehen haben 
wie nach temporärer Unterbindung der Bauchaorta beim Kaninchen. 
Wie nämlich bekannt, haben Ehrlich undBrieger’) nachge¬ 
wiesen, das beim Stenson’schen Versuch, durch Kompression 
der Abdominalaorta Paraplegie und Anästhesie der hinteren Extre¬ 
mitäten zu erzeugen, es sich um eine Nekrose der grauen Substanz 


den, was mit der Höhe des im Hinterstrang oder in dessen Nähe existie¬ 
renden Erweichungsherdes ebenfalls harmonieren könnte. 

f ) M a r c h i’s c h e Präparate aus dieser Höhe sind weniger instruk¬ 
tiv, da in denselben gerade die bei W e i g e r t’s c h e r Färbung tingierten 
Abschnitte schwarze Schollen enthalten. 

Zeifcschr. für kl. Medicin VH. zitiert nach Singer und Münzer. 


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560 


des unteren Rückenmarkabschnittes handelt und dass sich dabei 
Degenerationen in den vorderen Wurzeln, dann in den Vordersei¬ 
tensträngen, mit Ausnahme einer schmalen Zone an deren äusser- 
ster Peripherie finden, während die hinteren Wurzeln normal blei¬ 
ben und im Hinterstrang nur die unmittelbar hinter der Commisaura 
posterior gelegene Partie alteriert ist. Sing er und Münzer 1 ) stell¬ 
ten bei Anwendung der March i’schen Methode fest, dass von dem Vor¬ 
derseitensträngen besonders die die graue Substanz umgebende Zone 
stark degeneriert, während nach der Peripherie zu die Degeneration 
an Dichte abnimmt und dass die Gegend der Pyramidenseitenstrang¬ 
bahn gänzlich frei bleibt. Damit stimmt nun das Verhalten in un¬ 
serem Fall vollständig überein. Wir sehen nämlich im Vorder- und 
Seitenstrang ausser den Pyramidenseitenstrangfeldern nur noch 
eine ziemlich schmale äussere Zone erhalten und vom Hinterstrang 
ist das ventrale Hintetstrangfeld degeneriert; weiters sind die vor¬ 
deren Wurzeln hochgradig beschädigt, die hinteren Wurzeln dagegen 
verhältnissmässig sehr wenig. 

Ausser der temporären Unterbindung der Abdominalaorta wur¬ 
de in neuerer Zeit behufs Nekrotisierung der grauen Substanz des 
unteren Rückenmarkabschnittes von Lamy 1 ) und dann von 
Rothmann*) das Hervorrufen von experimentellen Embolien, wel¬ 
che das Gebiet der Zentralarterien bevorzugen, angewendet. Auch 
bei diesem Verfahren ist, falls die Embolien innerhalb der weissen 
Substanz rar bleiben, das Degenerationsgebiet des weissen Substanz 
ganz analog denjenigen nach temporärer Kompression der Aorta ab¬ 
dominalis und Rothmann weist auch dafür nach, entgegen der 
Ansicht von Lamy, dass es sich um sekundäre, von dem Untergän¬ 
ge von Zellen der grauen Substanz abhängige Degenerationen 
handelt. Der Vorgang in unserem Fall ist unzweifelhaft einzig mit 
dem Verfahren von experimentellen Embolien in Parallele zu setzen. 
Es entsteht daher die Frage, ob man die in unserem Fall konsta¬ 
tierten analogen Degenerationen der weissen Substanz ebenfalls als 
sekundäre aufzufassen hat oder ob die Veränderungen der grauen 
und der inneren Schichten der weissen Substanz koordiniert, und durch 
Störungen im Gebiet der stellenweise durch Endothelwucherung im Lu¬ 
men verlegten Zentralarterie bedingt sind, welche, wie Kadyi*) 


*) Denkschrift der Wiener-Academie 1890. 

*) Arch. de Physiol. 1896 p. 77, Archivesde Physiol. 1897 p. 184. 
3 ) Sekundäre Degenerationen beim Hunde nach Ausschaltung d. Sa¬ 
kral und Lendenmarkgrau: Archiv f. Anat. u. Physiol. — physiol. Abth. 1899. 
*) Über Blutgefässe des menschlichen Rückenmarks. Lemberg 1889. 


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661 


nachweist, Äste in das innere Drittel der weissen Substanz abgibt. 
Trotz der wirklichen Schwierigkeiten, die sich der präzisen Beant¬ 
wortung dieser Frage gerade in unserem Fall entgegenstellen, dürfte 
das Hervortreten der erhaltenen Pyramidenseitenstrangbahn, wie 
der Umstand, dass die Verlegung des Lumens der Zentralarterie in¬ 
folge der Intimawucherung nur manchmal statthat, dafür sprechen, 
dass wir auch hier der Hauptsache nach mit sekundären Degene¬ 
rationen zu thun haben. In Anbetracht dessen, dass in diesem Fall 
bei W e i g e r t-P a l’s c h e r Färbung die aufsteigenden Strangdege¬ 
nerationen, wenn überhaupt, nur sehr schwach entwickelt sind, 
muss man annehmen, dass in den in der Nähe der grauen Substanz 
liegenden Schichten des Vorderseitenstrangs wie im ventralen 
Hinterstrangfeld der Ablauf der Degeneration ein rascherer ist, als 
in den übrigen Strangsystemen. 

Das Verhalten der hinteren Wurzeln verdient in diesem Fall 
besondere Beachtung. Läsionen von hinteren Wurzeln im Gefolge 
von anderenweitigen traumatischen Beschädigungen des Zentralner¬ 
vensystems sind keine Seltenheit') und werden dieselben als pri¬ 
mär, direkt durch das Trauma entstanden angesehen. Was aber 
dem Befunde im vorliegenden Fall besonderes Interesse verleiht, 
ist der Umstand, dass in der Höhe des Lumbal- und oberen Sakral¬ 
markes mehrfach Schnitte angetroffen werden, in denen die hin¬ 
teren Wurzeln unmittelbar hinter deren Eintritts¬ 
stelleins Rückenmark einen kleineren oder etwas 
grösseren Erweichungsherd voll Detritus, krümmeligen 
Massen und Markzerfallsproduoten aufweisen. Die vorderen Wur¬ 
zeln dieser Gegend sind wohl durchgehends komplett degeneriert, 
enthalten aber nirgends einen Herd von breiiger Beschaffenheit und 
dasselbe gilt von den einzelnen weniger oder stärker degenerierten 
Bündeln innerhalb der hinteren Wurzeln, welche sich in einiger Ent¬ 
fernung von der Lissauer’schen Randzone befinden. Diese merk¬ 
würdige Lokalisation der Erweichungsherde im Verlaufe der hinte¬ 
ren Wurzeln erinnert sehr an die bekannte Anschauung von Ober¬ 
steiner und Redlich*), wonach die Durchtrittsstelle durch die 
Pia, wo die hintere Wurzel eine Einschnürung mit Markverlust er¬ 
fährt, einen Locus minoris resistentiae abgibt. Thatsächlich sieht 
man in dem einen und anderen Präparat, in welchem am Quer- 


*) Vgl. Schmau8:inVirchows Archiv B. 122 p. 481. Bineles: 
Neurol. Centralbl. 1899. 875. Hartmann 1. c. p. 451. 

*) „Über Wesen und Pathogenese der tabischen Hinterstrangde¬ 
generationen“ Arbeiten ans dem Laborat. d. Prof. Obersteiner. Heft 2. 


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schnitt der Durchtritt der hinteren Wurzel durch die Ginschnürungs¬ 
stelle in der Pia zum Vorschein kommt, wie der Erweichungsherd 
in die Eintrittstelle hinein sich fortsetzt und kaum dürfte sich je¬ 
mand wundern, wenn die Wirkung eines Traumas sich nicht aus¬ 
schliesslich auf letztere Stelle beschränkt'). Da sich auch im 1-ten 
Fall unweit unterhalb der Ruptur, auf der Seite des noch sehr de¬ 
fekten Hinterstrangs an analoger Stelle die Überreste eines alten 
Erweichungsherdes, umgeben von einer reaktiven Zone finden, ist 
anzunehmen, dass derartige Befunde bei traumatischen Läsionen 
gar nicht so selten sein dürften. Aber trotzdem wir konstatierten, 
dass der Sitz der erwähnten Veränderungen in den hinteren Wurzeln 
mit einer Stelle identisch ist, welche manche Autoren als Ausgangs¬ 
punkt der Tabes dorsalis ansehen und trotzdem diese Alteration 
in unserem zweiten Fall so häufig sich findet, möchten wir uns doch 
bezüglich der Frage, ob ein Trauma die Ursache einer echten Tabes 
und nicht etwa eines bloss tabesähnlichen Symptomenkomplexes 
abgeben kann, verneinend verhalten. 

Unmittelbar oberhalb des Hauptherdes treten uns, wie r bereits 
erwähnt, mächtige Proliferationsvorgänge an den Ependymzellen 
entgegen und präsentirt sich von da angefangen durch den grössten 
Abschnitt des Dorsalmarks das Bild einer Hydromyelie. Bei der 
Häufigkeit von Hydromyelie im Anschluss an traumatische Rücken¬ 
marksläsionen *) wird man besonders im vorliegenden Fall, wo 
Ependymzellenwucherung und Erweiterung des Zentralkanals bereits 
in der nächsten Nähe der Einwirkungsstelle des Traumas auftreten, 
berechtigt sein, die Hydromyelie als eine erworbene, durch das Trauma 
bedingte*) anzusehen. Desto interessanter erscheint daher der hier 


') In einem Schnitte zeigen sich auf der einen Seite drei kleine 
von einander abgegrenzte Herde, von denen einer zu weit lateralwärts, 
schon hinter dem Seitenstrang sioh befindet, als dass man in ihm eine 
direkte Fortsetzung einer Erweichung an der Einschüürungsstelle erblicken 
könnte. Doch ist nicht ausgeschlossen, dass lückenlose Serien — die leider 
nicht angefertigt wurden — in den weiteren Schnitten einen solchen 
Zusammenhang hätten aufweisen können. 

Eine andere Erklärung für den angegebenen Sitz der Erweichungs- 
herde, der zufolge vielleicht vorzüglich die Insertionsstellen der sonst 
kaum straff angespannten Wurzeln einer traumatischen Läsion leicht un¬ 
terliegen, scheint doch beim gänzlichen Mangel von solchen Herden inner¬ 
halb der vorderen Wurzeln unwahrscheinlich. 

’) Vergl. Minor: InternationalerCongress zu Moskau 1897. 

*) Auch Schlesinger (Syringomyelie) zit. nach Bie 1 schowsky 
Neurol, Centralbl. 1901 p. 349) beschreibt einen Fall von traumatischer 


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563 


auf der Höhe des 3-ten Dorsalsegmentes erhobene Befund. An letzte¬ 
rer Stelle ist der erweiterte Zentralkanal nur noch in winziger Aus¬ 
dehnung von Epithel begrenzt, meist ist derselbe direkt umgeben 
von einem weitmaschigen Gewebe feiner Gliafasern, dem sich erst 
weiter nach aussen, besonders hinten, eine sehr dichte Gliaschicht mit 
starker Kernanhäufung, welche sich in den frontalen Abschnitt der Hin¬ 
stränge hinein fortsetzt, anschliesst. Dass die mangelhafte Ependym¬ 
auskleidung des Zentralkanals nicht durch die Konservirungs- und Be¬ 
handlungs-Weise bedingt ist, beweist am besten das Vorhandensein 
von isolierten, wie versprengtaussehenden Stücken des Epithelbela¬ 
ges, innerhalb der weitmaschigen Gliaschicht, wobei es sich nur 
manchmal um mit wucherndem Gewebe ausgelüllte Ausbuchtungen 
des Zentralkanals bandelt. Es sind dies lauter Befunde, die schon 
ganz in den Rahmen einer Syringomyelie hineinpassen, welche allen¬ 
falls auch erworben und speziell, wie neuere Forschungen zeigen, 
traumatischer Herkunft sein kann. Schultz erführt zweierlei Mö¬ 
glichkeiten für die Entstehung einer Syringomyelie nach Rücken¬ 
markstrauma an, u. z. vorausgehende Hämatomyelie (vgl. auch Mi¬ 
nor 1. c.) oder Erweichung. Unser Fall würde eventuell eine dritte, 
Möglichkeit für das Auftreten von Syringomyelie post Trauma dar¬ 
stellen, nämlich im direkten Anschluss an eine Hydromyelie 
besonders wenn kompliziert mit Beschädigung (Zerreissung) 
der Wandung des Zentralkanals*). Spricht aber auch Vieles 
für die traumatische Genese der im Rede stehenden Verän¬ 
derungen und ist auch das Bestreben nach einer möglichst einheit¬ 
lichen Erklärung aller pathologisch-anatomischen Einzelnheiten eines 
gegebenen Falles ganz berechtigt’), so ist doch hier mit Rücksicht 
auf die kurze Zeit, die seit der Einwirkung des Traumas verfloss 
und die zum Erzeugen solcher Veränderungen vielleicht doch nicht 
ausreicht, Vorsicht geboten. 


Luxation im unteren Brusttheil, in welchem nach dem, 3. Monate post 
Trauma erfolgten Tode sich eine Erweiterung des Zentralkanals fast 
Ober das ganze Brustmark verfolgen liess. 

*) Fr. Schnitze „Congress zu Moskau“ 1897. 

’) Vgl. in letzter Beziehung Schmaus „Vorlesungen“ p. 507, 
wo auch Zerreissungen des Zentralkanals Erwähnung finden. Nebst¬ 
bei sei bemerkt, dass die Ansicht von Bielschowsky (1. c), wonach 
die Wegsamkeit, d. i. die nicht erfolgte Obliteration des Zentralkanals 
bei der Entstehung von erworbenen Hydromyelien von Einfluss ist, plau¬ 
sibel erscheint; eine solche Annahme ist bei unserem 17-jährigen 
Patienten sehr berechtigt. 

’) Vgl. Henneberg: Archiv für Psychiatrie Bd. XXXII. p. 566 
„Beitrag z. Kenntniss der kombinierten Strangdegenerationen“. 


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564 


In unseren beiden Fällen handelt es sich um jugendliche Pa¬ 
tienten, bei denen sonst jede Ursache für pathologische Veränderun¬ 
gen innerhalb der Blutgefässwandungen fehlte. Im ersten Fall fin¬ 
den wir 7 Monate nach stattgebabtem Trauma eine sehr grosse 
Anzahl von intermeningealen Blutgefässen stark alteriert. Im zweiten 
Fall hingegen, in welchem der Patient nur 32 Tage das Trauma über¬ 
lebte, ist mit Ausnahme der enorm veränderten Zentralarterien nur 
eine ganz geringe Anzahl von intermeningealen Blutgefässen sicht¬ 
lich beschädigt, während im Rückenmark selbst alle Randgefässe 
ausnahmslos, auffallend hochgradig in ihren Wandungen verdickt 
sind. Es beweist dies unzweifelhaft, dass ein grosser Theil von Blut¬ 
gefässveränderungen nach traumatischen Läsionen nicht die unmit¬ 
telbare Folge von deren mechanischer Verletzung, sondern vielmehr 
sekundär durch den Gewebszerfall in der Umgebung bedingt ist. 
Sonst wäre es ganz unverständlich, wesshalb in unserem zweiten 
Fall die medullären Randgefässe in unvergleichlich grösserer Anzahl 
affiziert sind als die intermeningealen. Es wäre aber auch gefehlt, 
wollte man primäre Beschädigungen der Blutgefässwandung nach 
Trauma in Abrede stellen (vgl. Hartmann 1. c.). Die Hochgradig¬ 
keit der Veränderungen gerade nach Trauma, wie der Umstand, dass 
Strobe (1. c. p. 439) experimentell schon nach 24 Stunden pro¬ 
gressive Veränderungen an den Endothelzellen kleiner Blutgefässe 
nachweisen konnte, zeigen, dass das Trauma auch direkt auf die 
Blutgefässwandung schädigend ein wirkt. Allem Anschein nach kommt 
es zwischen der traumatischen Erkrankung der Blutgefässe und der 
des nervösen Gewebes zu einem Circulus vitiosus, indem die eine 
Läsion sekundär den Grad der zweiten steigert und es könnte darauf 
vielleicht, wie wir bereits erwähnt haben, die Möglichkeit einer Progres¬ 
sion etwa in Form einer Poliomyelitis anterior chronica nach einem 
relativ nicht schweren Trauma beruhen. Das Trauma könnte näm¬ 
lich zunächst einerseits verhältnissmässig leichte nekrobiotische Vor¬ 
gänge an Bestandteilen der nervösen Substanz, andererseits gewisse, 
wenn auch nicht gerade schwere Alterationen in den Blutgefäss¬ 
wandungen erzeugen. Durch den weiteren Ablauf des nekrobioti- 
schen Prozesses kommt es aber sekundär zu einer Steigeruug der 
Veränderungen innerhalb der Gefässwandungen, die ihrerseits wie¬ 
derum zu einem Fortschreiten im Untergange der nervösen Substanz 
führen. Die Giia, welche bei schwerem Trauma ebenfalls mit be¬ 
troffen ist, braucht es bei leichterem Trauma nicht zu sein; im Ge- 
gentheil sind die Gefässalterationen und das Zugrundegehen von 


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665 


nervöser Substanz geeignet, Gliawucherung 1 ) zu unterhalten, was 
abermals für die nervöse Substanz von deletärer Wirkung ist. 

Es erübrigt uns noch vom zweiten Fall die Konstatierung der 
auf- und absteigenden Strangdegenerationen, wobei nur bemerkens¬ 
wertere Details hervorgehoben werden sollen. 

In Mar chi’schen Präparaten finden sich starke, schon makro¬ 
skopisch sichtbare Degenerationen in den Hintersträngen, dann im 
Gowers’schen Bündel, während die Kleinhirnseitenstrangbahn 
nur relativ wenig degeneriert erscheint. Angesichts der noch nicht erziel¬ 
ten Einigung über die Höhe, in welcher beim Menschen die Kleinhirnsei¬ 
tenstrangbahnauftritt und bei dem neuerlichen Nachweis dieser Bahn 
beim Thier (vgl. Rothmannl. c., daselbst Literatur) selbst nach Läsio¬ 
nen des Konus medullaris, dürfte das Verhalten dieser Bahn in unserem 
Fall von Interesse sein. Wir sehen nämlich, dass die Degeneration 
innerhalb der Kleinhirnseitenstrangbahn, trotzdem dieselbe auf der 
Höhe des XII u XI Dorsalsegmentes noch durch die traumatische 
Läsion von unmitettelbar hinter dem Gowers’schen Bündel gele¬ 
genen Randfasern einen, allerdings nicht beträchtlichen, Zuwachs 
erfährt, dennoch eine sehr winzige bleibt. (Taf. XV. Fig. 10). Man 
wird daher kaum fehl gehen, wenn man beim Menschen den 
oberen Lutnbaltheil (1-tes Lumbalsegment) al s dengewöhn- 
lichenOrt des ersten Auftretens derKleinhirnseiten- 
strangbahn ansieht. 

Obwohl die in unserem Fall degenerierten Kleinhirnseitenstrangfa¬ 
sern aus einem tieferen Rückenmarksabschnitt stammen, finden wir 
die Degeneration im obersten Dorsalmark (Taf. XV. Fig 12) und im Hals¬ 
mark (Taf. XV. Fig. 13) über das ganze Querschnittareal der Klein¬ 
hirnseitenstrangbahn ausgestreut. Es würde dies mehr in Einklang 
stehen mit dem Befund von Auerbach 1 ), welcher Befund für die 
Flechsig’sche Bahn auf eine Mischung der Fasern aus verschie¬ 
denen Höhen hinweist. 

Das stark degenerierte Gowers’sche Bündel konnte nicht nur 
durch das ganze Rückenmark, sondern auch noch auf dessen hin¬ 
reichend bekanntem Verlauf durch Oblongata und Pons bis an die 
Vierhügelgegend (weiteres Material war nicht zur Verfügung) ver- 

') Obwohl ich in Übereinstimmung mit den Ergebnissen Stroebes 
(1. c.) nach Rackenmarksdurschneidung anerkenne, dass die reparatorischen 
Vorgänge im traumatischen Erweichungsherd von dem Bindegewebsappa- 
rafc ihren Ursprung nehmen (vgl. auch Hartmann 1. c.), halte ich doch, 
auf Grund des Befundes im Vorderhorn oberhalb der Ruptur in Falle I, 
an Stellen relativ leichter nekrobiotischer Vorgänge einen Ersatz des ner¬ 
vösen Gewebes durch wuchernde Glia für möglich. 

*) Virchows Arch. B. 124 Taf. IV. Fig 2 u. 3. 


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folgt werden. Da oberhalb des Hauptberdes d. i. vom mittleren Ab¬ 
schnitt des l*ten Lendensegmentes an, eine Randaffektion fehlt und 
höchstens noch minimale Gruppen von Nervenfasern direkt trauma¬ 
tisch lädirt sind, so folgt daraus, dass trotz der negativen Befunde 
von Gowers und Schaffer (cit. nach Ziehen .Nervensystem*), 
auch die aus Zellen das Lutnbalmarks stammenden Gowers’schen 
Fasern theilweise in die Med. oblong, übergehen. 

Während des Verlaufes durch das Rückenmark erfolgt eine 
recht beträchtliche Reduktion des degenerierten Bündels, wie man 
aus der Vergleichung der Fig. 10, Fig. 11, Fig. 12, und Fig 13 auf 
Taf. XV ersieht. Obwohl in unserem Fall selbst bei darauf gerich- 
terer Aufmerksammkeit nirgends ein Umbiegen von Fasern 
in die graue Substanz hinein nachgewiesen werden konnte, 
müssen wir doch, ebenso wie Ho che*) ein solches Abge¬ 
hen von Fasern als Ursache der Reduktion ansehen. Ziehen (1. c.) 
versucht eine andere Erklärungsweise, wonach das allmählige 
Hinüberwandern von kaudaleren Fasern des Gowers’schen Bündels 
in das Gebiet der Flechsig’schen Bahn die angegebene Reduk¬ 
tion herbeiführen sollte. In unserem Falle hat es im obersten Dor¬ 
salmark, wie in der Halsanschwellung den Anschein, als würde die 
Anzahl der degenerierten Fasern der Kleinhirnseitenstrangbahn eine 
gewisse Steigerung erfahren, doch steht diese Vermehrung in gar 
kleinem Verhältniss zu der so auffälligen Reduktion der G o w e r s’c h e n 
Bahn; man kann daher letztere nur durch eine theilweise En¬ 
digung in der grauen Substanz erklären. 

In der Oblongata ist eine Reduktion des Gowers’schen Bündels 
durch Abgeben von Fasern an den Seitensstrangkern nicht vorhanden. 

Nach Gowers soll das anterolaterale Bündel dicht bis zur 
vorderen Pyramidenbahn heranreichen; Bechterew') bestreitet 
dies auf Grund von entwicklungsgeschichtlichen Untersuchungen. 
In unserem Fall sieht man die Degeneration längs des äusseren 
Vorderstrangrandes bis an die Fissura unter, sich fortsetzen und ganz 
ähnlich ist das Bild bei Weigert-Pal’schen Färbung im Fall I. 
Im ersten Fall ist die Degeneration am Vorderstrangsrand im Hals¬ 
mark nicht mehr vorhanden, im zweiten Fall (Mar chi) wird diesel¬ 
be hier bedeutend schwächer und zieht sich im oberen Halsmark 
von der Fissura unter, ganz zurück. Obwohl die Degeneration am 
Vorderstrangsrand dem Gowers’schen Bündel anliegt, ist hiemit 
die Hinzugehörigkeit zur Gowers’schen Bahn nicht erwiesen und 

’) Arch. f. Psych. B. 28 . (cit. nach Ziehen). 

') „Leitungsbahnen“ p. 89 . 


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567 


es könnte sich um das faisceau sulcomarginal ascendant Marie’s 
handeln. 

Bemerkt sei, dass auch in unserem zweiten Fall im Halsmark 
die noch vorhandene dichtere Schollenanhäufung des Gowers’schen 
Bündels sich meist mit Ausnahme des vorderen Endes von der Pe¬ 
ripherie, wo nur zerstreute schwarze Schollen verbleiben, zurück¬ 
zieht (Taf. XV. Fig, 13). Es folgt daraus, dass der periphere Rand 
daselbst überwiegend von Fasern anderer Herkunft, welche mit der 
Gowers’schen Bahn nichts zu thun haben, eingenommen wird. 

Die Hinterstrangdegeneration präsentiert sich in Marchi’schen Prä¬ 
paraten nicht wesentlich abweichend von dem hinreichend Bekannten. 
Anführen wollen wir nur, dass im Halsmark der ganze Golfs che 
Strang von schwarzen Schollen bestreut erscheint (Taf. XV. Fig. 13) 
und dass im unteren Dorsalmark noch mehrere Segmente nach der 
Befreiung der Wurzeleintrittszone von Degeneration der ganze dorsale 
Hinterstrangsrand reichlich schwarze Schollen enhält, (Taf. XV. Fig. 
11). Es stimmt dies gut überein mit dem Befund im Fall I, wo erst 
in der Höhe des 5-ten Dorsalsegmentes der dorsale Hinterstrangrand 
(hintere Zone) ein normales Aussehen bekam; man darf daher 
die hintere Zone als Aufnamsort für zerebral wärts ziehende Fasern 
tieferer Wurzeln ansehen •). 

In W e i g e r t-P a 1 ’ s c he n Präparaten ist ausschliesslich im 
Hinterstrang eine aufsteigende Degeneration anzutreffen. Dieselbe ist 
am Querschnitt erst in den oberen Dorsalsegmenten einigermassen 
erkennbar, besser allerdings tritt sie da hevor, falls man die Entfär¬ 
bung beträchtlich länger als gewöhnlich fortsetzt. Im Halsmark wird 
die Abblassung des Goll’schenStrangesje höherdesto mehr 
deutlich,bleibt aber auch im obersten Halsmark mas¬ 
sig. (Taf, XV. Fig. 14). Dieser Befund, den man als beginnende, ab¬ 
steigend verlaufende Hinterstrangsdegeneration zu bezeichnen ver¬ 
sucht sein könnte, konstrastiert nicht wenig mit dem Verhalten in 
Karmin- wie in van Gieson’schen Präparaten. Es ist nämlich in 
letzteren der Ach e nzy lin derausfa 11 im G o ll’sche n Strang, 
respektive tief unten im ganzen Hinterstrang ein überraschend 
enormer und man gewahrt im bezeichneten Gebiete bei mässiger 
Vergrösserung (Obj No. 4) an Stelle der bekannten „Sonnenbildchen“ 
überwiegend rundliche Lücken. (Taf. XV. Fig. 15). Die Anwendung 
von stärkerer Vergrösserung (Obj. No. 7) überzeugt, dass es beson- 


*) Vgl. C Mayer, in Jahrbücher f. Psych. B. XIII und Margulies, 
in Neurol. Centralbl. 1896 p. 349. 


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ders mehr oder weniger geschwellte Achsenzylinder sind, welche un¬ 
gefärbt bleiben, während zwischen denselben vermengt eine Minder¬ 
heit von feinen, gut gefärbten Achsenzylindern zu Vorschein kommt 
Der Umstand, dass die bei Achsenzylinderfärbungen im ganzen 
Verlaufe der sekundären 1 Degeneration konstatierten Veränderungen 
wohl mit der Marchi’schen Methode, nicht aber mit der Wei- 
gert-Pal’schen Färbung in Einklang stehen, findet allerdings 
seine Erklärung in dem Nachweise Homöns*) wonach die ersten 
Erscheinungen der sekundären Degeneration (natürlich bei Anwen¬ 
dung anderer Methoden als die M a r c h i ’s c h e) am Achsenzylinder, 
der auiquillt, körnig wird und seine Färbbarkeit verliert, auftreten 
können. Hingegen wäre es ganz unerklärlich, hielte man in unse¬ 
rem Fall auf Grund des Aussehens in W e i g e r t-P a l’s c h e n 
Präparaten an dem Bestehen einer absteigenden Hinterstrangsde¬ 
generation fest, wesshalb denn in Karminpräparaten der Grad und die 
Intensität der Veränderungen überall, oben wie unten, sich ungefähr 
gleich bleiben. Es ist daher wahrscheinlicher, dass auch im vorlie¬ 
genden Fall das Absteigen der Hinterstrangdegeneration in Wei- 
g ert-Pa l’sch e n Präparatenein nur scheinbares ist 1 ) und man darf 
auch da annehmen, dass bei der Weigert’schen Färbung zu¬ 
nächst bloss ein Bruchtheil der lädirten Nervenfasern, diejenigen 
nämlich, welche oberhalb der Läsion die längste Strecke zu durch¬ 
laufen haben, sich degeneriert zeigen und zwar umso deutlicher, 
je gedrängter bei einander sie sich befinden, d. i. je höher oberhalb 
der Läsion. Thatsächlich konnten wir an nach Weigert-Pal ge¬ 
färbten Längsschnitten überall oberhalb der Läsion das Beste¬ 
hen einer Hinterstrangdegeneration nachweisen, welche aufstei¬ 
gend, a n Blässe anhaltend zunimmt, und zwar propor¬ 
tional der Einengung des Degenerationsgebietes. 

An dieser Stelle wollen wir noch einige Bemerkungen über 
die Bedeutung der ventralsten, unmittelbar hinter der Commissura 
post, an der Kuppe des Hinterstrangs gelegenen Fasern des Dorsal¬ 
marks hinzufügen. Für das analog gelagerte ventrale Feld des Sa- 
cral- und Lumbalmarks ist bekanntlich eine überwiegend endogene 
Abstammung der auch meist kurzen Fasern anzunehmen. Da in un¬ 
serem ersten Fall dieses Gebiet im Dorsalmark bis an die Höhe des 
1-ten Dorsalsegmentes (Taf. XV. Fig. 7) nur ganz zerstreute und 


') Exper. Beitr. z. pathol. Anat. d. Backenmarks; Fortschritte der 
Medizin 1885. 

’) Vgl. G. Bikeles in Neurol: Centralbl. 1900 No 4. u. 20. 


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ebenso wenige Nervenfasern, wie im übrigen degenerierten Hin¬ 
terstrangabschnitte, enthält, so folgt daraus, dass beim Menschen 
endogene Fasern des Dorsal m arks an bezeichne ter 
Stelle zu keinem irgendwie kompakteren Bündel zu¬ 
sammentreten 1 ). Es ist aber möglich, dass eine winzige Faser¬ 
anzahl von langem Verlaufe aus dem ventralen Feld des untersten 
Rückenmarkabschnittes sich noch im Dorsal mark an identischer 
Steile fortsetzt. In Fällen von vorgeschrittener Tabes auch des Brust¬ 
marks finden wir nämlich da, hinter der Commiss. post, eine zwar 
unbedeutende, jedoch unzweifelhaft etwas reichlichere Faseranhäu¬ 
fung, als in den mehr nach rückwärts gelegenen Partieen. 

Gegen unsere Annahme, dass das ventrale Faserfeld des Brust¬ 
marks, mit Ausnahme vielleicht weniger aus dem Lendenmark 
aufsteigender, endogener Fasern, exogenen Ursprungs ist, spricht ab¬ 
solut nicht die in Anschlüsse an die Hydro- (Syringo-) Myelie des 
Brustmarks entstandene Degeneration im ventralen Hinterstrang¬ 
abschnitte, da es sich im letzteren Falle offenbar um die direkte 
Folge einer Gewebszerstörung durch den gliösen Wucherungspro¬ 
zess handelt und hält auch Schlesinger 2 ) einen selchen Hergang 
für möglich. Interessant ist es, dass an die erwähnten Veränderun¬ 
gen im vorderen Hinterstrangabschnitte in der Höhe des 3-ten Dor¬ 
salsegmentes sich eine an der ventralen Spitze des GoIPschen 
Stranges gelagerte und bis an die Hinterstrangskerne hinauf rei¬ 
chende, sekundäre Degeneration anzuschliessen scheint. Man sieht 
nämlich konstant in dem bei Weigert’scher Färbung sonst nur 
sehr schwach degenerierten GolPschen Strang vorne eine viel 
hellere Degeneration, von geringem Umfange. (Taf. NV. Fig. 14). Beim 
ersten Anblick erinnert dies an den mehrfach bestätigten Befund von 
Singer und Münzer (1. c.), wonach beim Thier die langen Fasern 
des ventralen Hinterstrangfeldes höher oben in den GoIPschen 
Strang übergehen. Ein solcher Vergleich ist aber nicht berechtigt 
und vielmehr ist in Hinsicht auf die starke.Degeneration auch des 
ventralen Abschnittes bis an die Höhe des 1-ten Dorsalsegmentes 
in unserem I-ten Fall plausibel, dass auch im zweiten Fall durch 
den in den vorderen Hinterstrangsabschnitt übergreifenden gliösen 


f ) Vgl. Pineies: „Die Veränderungen im Sacral- und Lenden¬ 
mark bei Tabes dorsnlis“ Arb. aus d. Labor, d. Prof. Obersteiner, Heft 
IV. dann Dejerine und Spiller Comp. rend. de la soc. de biologie 
1895 cit. nach Pineies. 

2 ) „Über Hinterstrangveränderungen bei Syringomyelie“ Arb. aus d. 
Labor, d. Prof. Obersteiner Heft 3. 

Poln. Archiv, f. biol. u. xned. Wissensch. 39 

Archive« polon. de acieno. biol. et midie. 


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570 


Wucherungsprozess exogene Fasern von tiefen, hinteren Wurzeln 
lädirt wurden, deren Fortsetzung im GolTschen Strang von vorn¬ 
herein zu erwarten ist. 

Unterhalb der Läsion, im eigentlichen Conus mcduUaris (4. u. 
5-tes Sacral-Segment) zeigt der Seitenstrang bei Marohi’scher Fär¬ 
bung bloss zerstreute, degenerierte Nervenfasern, dagegen ist der 
Hinterstrang in toto degeneriert und von schwarzen Schollen einge¬ 
nommen. Zu einer auch in W e i ge r t‘sc hen Präparaten sichtba¬ 
ren, absteigenden IIinterstrang<legcneraUon ist es in diesem 2-ten 
Fall noch nicht gekommen. 

Zum Schlüsse sei noch erwähnt, dass ich anderswo 1 ) experimen¬ 
tell nachgewiesen habe, dass auch schon ein lokalisiertes Trauma sehr 
ausgebreitete Veränderungen in Zentralnervensystem hervorrufen kann. 
Kazowsky *) bestätigte dies und Hart mann (1. o.) konstatierte 
in seinen Fällen, dass selbst weitab von der Stelle der stärkst en Ver¬ 
änderung Wurzeldegenerationen und Zellalterationen bestehen kön¬ 
nen. In unseron eben beschriebenen 2. Fällen, in denen allerdings 
die Konservierung in Müller scher Flüssigkeit eine Färbung noch Nissl 
nicht mehr gestattete, ist mit Ausnahme der förmlichen Zerreisung 
des Zentralkanals auf der Höhe des d-ten Dorsalsegmentes im 2-ten 
Fall keine anderweitige, beträchtliche Beschädigung von Nervensub- 
stanz weitab von der Einwirkungsstelle des Traumas vorhanden. Es 
berechtigt dies zur Annahme, dass für das Zustandekommen von 
Veränderungen weitab von der Einwirkungsstelle der Traumas be¬ 
sonders solche Fälle wichtig sind, welche zu keiner Knochenfraktur 
geführt haben. Wo eine oder sogar eine mehrfache Fraktur erzeugt 
wurde, mag eher die Vehemenz des Traumas lokal sich erschöpfen. 

Erklärung des Tafel XV. 

Diese Lichtducktafel ist eine getreue .Reproduktion von Photogra¬ 
phien der diesbezüglichen Präparate des Verfassers. Dieselben sind 
im Institute für deskriptive Anatomie der Universität in Lemberg mit dem 
mittleren, horizontalen, mikrophotographischen Apparate von C. Reichert 
aufgenommen worden. 

Neben jeder Figur ist die Vergrösserung in Bruchform angegeben 
d. h. das Verhältniss zwischen der Grösse der Figur und des Präparates. 

Fig. 1 — 8 gehören zu Fall I; Fig. 9 — 15 zu Fall II. 

Fig. 1, Fig 2 und Fig. 3 sind Photographieen von Querschnitten 


U „Zur patli Anat. d. Hirn u Rückenmarks-Erschütterung“ Arbeiten 
aus dem Laborat. des Prof. Obersteiner. Heft III. 

5 ) „Beitr. z. Lehre v. d. Veräuder. d. Nervensystems bei Erschüt¬ 
terung“. Neurol. Central bl. 1899. 


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571 


des Rückenmarks (Taf. I.) unterhalb der stattgehabten Ruptur, aufge¬ 
nommen mit Reicherts Projektions-System von 100 mm Brennweite 
(ohne Okular), Vergrösserung 4 /r Fig* K ist der Rupturstelle am näch¬ 
sten, Fig. 2. weiter unten und Fig 3. noch mehr von der Ruptur ent¬ 
fernt. Diese Präparate sind nach Weigert Pal gefärbt. 

In Fig. 4 a ist bei einer etwas stärkeren (12-maligen) Vergösse- 
rung, ein Theil eines ebensolchen Präparates dargestellt, wie in Fig. 1 
und zwar ein hinteres Wurzelbündelund der Theil des Rückenmarks, in 
welchem die betreffenden Wurzelfasern sich verbreiten. Zwei rechteckige, 
mit b und c bereichnete Stellen dieser Figur sind bei noch stärkerer 
(120-maliger) Vergrösserung in Fig. 4 b und Fig. 4 c dargestellt, in 
welchen man markhaltige Nervenfasern (W e i g e r t-Pa l’s c h e Färbung) 
unterscheiden kann. Fig. 4 b stellt einen Theil des Wurzelbündels dar, 
woselbst man ausser dickeren Nervenfasern ganz feine (regenerierte) be¬ 
merkt; Fig. 4 c zeigt einen Theil der Rückenmark-Substanz mit zahl¬ 
reichen (dichten), feinen (regenerierten) Nervenfasern. 

Fig. 5 zeigt bei dreifacher Vergrösserung einen Rückenmark- 
Querschnitt oberhalb der stattgehabten Ruptur, samint Dura mater , ge¬ 
färbt nach W e i g e r t-F a 1, aufgenommen mit R e i ch e r t’s Projektions- 
System von 100 mm Brennweite (ohne Okular). 

Fig. 6 zeigt bei dreifacher Vergösserung einen Rückenmark-Quer¬ 
schnitt samint Dura mater etwas höher (als Fig. 5), oberhalb der Ruptur 
(von 10-ten Dorsal-Segment), gefärbt nach Weigert-Pal. 

Fig. 7 zeigt bei 13-maliger Vergrösserung einen Theil eines Rücken¬ 
mark-Querschnittes vom tnitteren Brustmark, nach Weigert-Pal ge¬ 
färbt. aufgenommen mit Reichert's Projektions-System von 50 mm 
Brennweite (ohne Okular), ln den Hintensträngen findet man nur verein¬ 
zelte, zerstreute Nervenfasern mit gefärbten Markscheiden; die medialen 
Theilo der Clarke’schen Säulen enthalten verhältnissmässig nur spär¬ 
liche Fasern, während in den lateralen Theilen derselben ein ziemlich 
dichtes Fasernetz sich lindet. 

Fig 8 a zeigt einen Theil eines Querschnittes von derselben Serie 
wie Fig. 0, welcher jedoch mit Karmin gefärbt ist; Vergrösserung 11. 
malig, Aufnahme mit Reichert’s Projektions System von 50 mm Brenn¬ 
weite (ohne Okular). In dieser Figur sieht man das Vorderhorn und einen 
Theil dos fast quergestellten Hinterhorns 

In Fig. 8 b ist ein Theil des Vorderhorns desselben Präparates 
etwas stärker (ßO-raal) vergrössert und zwar das in Fig. 8 a mit b be* 
zeichnete Rechteck, aufgenommen mit Reichert’s Obj. No. 3 mit Pro¬ 
jektions-Okular. Die Kernfärbung gestattet hier die Blutgefässe des Vor¬ 
derhorns zu unterscheiden; motorische Ganglienzellen sind gar nicht 
zu sehen. 

Fig. 8 c stellt jenen Theil des in Fig. 8 a abgebildeten Präparates 
dar, welcher daselbst vom Rechteck c begrenzt ist, innerhalb dessen die 
(Jlarke’sche Säule sich findet. Vergrösserung und Aufnahme, wie in Fig. 
8 b. Ausser Blutgefässen sieht man in der Clark e’schen Säule ganz 
deutlich Ganglienzellen. 

Fig. 9. Ein Querschnitt aus dem mittleren Lumbalmark (Tall. II) 
nach W ei g er t Pal gefärbt, aufgenommen mit Reichert’s Projektions- 
System von 100 mm Brennweite (ohne Okular), zweimal vergrössert. 

4t 


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572 


Gefärbt erscheinen die Hinterstränge (jedoch das ventrale Hinierstrang- 
feld sehr blass), die Gegend der Pyramidenseitenstrangbahnen und ein 
schmaler, äusserer Streifen der Testierenden Vorderseitenstränge. Auch 
kontrastieren die meist gut gefärbten, hinteren Wurzeln mit den degene¬ 
rierten, vorderen Wurzeln (die Längsspalte im linken Hinterstrang ist 
Artefakt). 

Fig. 10, Fig 11, Fig. 12 und Fig. 13 sind nach Marc hi gefärbte 
Rückenmark-Querschnitte (Fall II) fünfmal vergrössert aufgenommen 
mit Reicher t’s Projektions-System von 100 mm Brenweite (ohne 
Okular 1 . 

Fig. 10 Querschnitt vom 12 Brust Segmente. 

Fig. 11. Querschnitt vom unteren Brustmarke (10 oder 11 Segment) 

Fig. 12. Querschnitt vom oberst.eu Brustmark. 

Fig 12*. Querschnitt von der Intumescentia cervicalis . 

Fig. 14 Querschnitt vom Halsmark (Fall II), gefärbt nach Wei¬ 
gert Pal, 2 ! /*-mal vergrössert. aufgenommen mit Reich er t’s Projek¬ 
tions-System von 100 mm. Brennweite (ohne Okular'. Der GoH’scIte 
Strang, mit Ausnahme der vorderen, ganz lichten Kuppe zeigt nur geringe 
Degeneration. 

Fig. 15. Ein Theil eines Querschnittes vom Haisinnrk (Fall II), in 
welchem das Septum intermedium und die anliegenden Tlieile des 
GoH’schen und Burdach’schen Stranges zu sehet: sind. Kanninfär- 
bung, Aufnahme mit Reicheres Obj. No 4 (mit Projektions-Okular). 
Yergrösserung 160-mal. Im Go 11’selten Strang (links) ein auffallen¬ 
der Ausfall von Achsenzylindern (auch im hinteren Abschnitte), während 
im Bu r d ach’sch e n Strange (rechts) fast alle Acltsettzylinder ganz 
deutlich sichtbar sind. 

Eingegangen im Februar 1902 


e&o-- 


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Cllolque medicale de l’Acadeoiie Hititaire de Medecloe 4 St. Petersbourg. 

(Chef; Profcsseur Dr. Pasternacki). 

AlealiciU du sang dass les dtats Physiologien et pathologi^nes de l'oipime^ 

(Etüde de clinifjue experimentale). 

Par 

Mr. le Dr. en med. Witold Eugene Ortowski 

ordinatear de la cliniqae. 

Vu su gründe importante pour la vie animale, le sang a 6t .6 
depuis longtemps l’objet de minutieuses recherches. Ces recherches 
contribuant notablement ä leelaircir de nombreux phenomenes, qui 
so piesentent dans Porganisme, les biologistes se posent toujours de 
nouveaux problemes d’hematologie, ou, eil employant de nouvelles 
inet Indes, cherchent a refcoudre ces problemes, qui jusqu’ ä präsent 
iront. pas etc äclaircis d’une maniere satisfaisante. Un tel probleme 
a resoudre, c’est präcisement la question de l’alcalicitä du sang. 

II est connu depuis longtemps que le sang donne une räaction 
alcaline. Pourtant les recherches sur Timportance de ce fait ne da- 
tent que du commeneement de la septieme dizaine du siöcle dernier, 
au moment ou Salkowski (1) parvint ä dämontrer que Tapplication 
prolongäe de la taurine (qui se decompose dans Porganisme en de- 
gageant Packle sulfurique), amene finalement chez les lapins la mort 
rappelant des symptömes analogues a Pintoxication acide. 

Walter (2) explique plus nettement les causes de cette mort. 
Les experiences ont prouve que la reaction alcaline du sang est 
indispensable a la vie, que Pintroduction des acides dans le sang 
amene la mort, simplcmonten ötant au sang des substances basiques, 
meme avant qu’il seit completement depourvu de substances alca- 
lines; ainsi les lapins cessent de vivre des que la quantitä d’aeide 
carbonique (CO,) dans le sang baisse ä 2,07 - 2,94%. 

Des recherches qui ont suivi prouvent, que Porganisme animal 
est, jusqu’ä un certain point, garanti contre les oscillations de Palca- 
licite du sang, gräte ä certains regulateurs. Ces regulateurs chez les 
carnivores sont plus exeitables et fonctionnent plus promptement 

*) Ce travail a publik ea polonais dans le periodique medical 
„Przeglqd lekarski*‘-Cracovie 1902 Nr. 1—8. 


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574 


que chez les herbivores. Cette rögulation est due chez les herbivores 
aux alcahs fixes, au sodium (NallO) et au potassium (KPIO), d’apres 
W a 11 e r (2); chez les carnivores et chez I’homme, avant, tout a rammo- 
nium, d’aprös C o r a n d a (3), II a 11 e r v o r d e n (4) et v. L i m b e c k (5)» 
et puis aux bases non volatiles, au sodium et au potassium, mais 
le röle de ces derniers est insignifiant [Gäthgens (6), Biernacki(7) 
et v. Limbeck (5)]. 

La prösence seule de la substance garantissant l’organisme 
contre les oscillations de Talcalicitd du sang, prouve que l’alcalicitö 
du sang doit etre d’une importance notable pour les fonctions de 
Porganisme. Mais les recherches sur ce point n’ont pas röussi 
jusqu’ ä präsent. 

Vers la fin de la huitiöme dizaine du siöcle dernier on suppo- 
sait que le degrö d’alcalicite du sang jouait un certain röle dans 
la rösistance de Porganisme contre diverses infections [Behring (8), 
Fraenkel (9), Gamaleia (10), Löwy et Richter (11), Neu¬ 
mann (11), Fodor (11) etc.]; mais cette thöorie a beaucoup perdue 
de sa portöe, lorsque Buchne r (12) et Orthenberger ötaient 
arrivös h prouver que la neutralisation du serum alcalin du sang 
n’a aucune influence sur ses qualitös bactörieides. 

Bien que les recherches sur Palcalicite du sang n’aient pas 
contribuö jusqu’aujourd’hui Pexplication de son röle dans les di¬ 
verses fonctions normales, dans la pathologie eiles ont meite ä une 
thöorie, qui explique la pathogenese de certaines maladies par Pauto- 
intoxication avec des acides (v. Jaksch(13), Stadelmann (14), 
Kraus (15) et autres). 

Je ne veux point analyser ici la portöe de cette ttteorie que 
j’ai minutieusement discutöe dans un de mes travaux anterieurs (KV), 
je veux seulement signaler que cette tlteorie est fondee sur des 
bases bien fragiles, comme je l’avais dejä promte dans le travail que 
je viens de mentionner (16). 

II est donc övident que les recherches sur ralcalicite du sang 
n’ont donnö aucun rösultat positif. II semblait meine, que les ob- 
servations cliniques eussent röduit ä rien Pimportance de ce facteur. 
Effectivement, toute une sörie d’experiences (v. Jaksch (17), 
C o n a r d (18), P e i p e r (19), Rumpf (20), Kraus (21), v. L i m b e c k 
(22) etc.) a abouti ä cette conclusion que Palcalicite du sang varie 
non seulement dans divers etats pathologiques, mais aussi dans la 
meme maladie chez difförents individus. II est vrai que la plupart 
des observateurs appliquaient des methodes tres peu exactes, comme 
Pa prouvö Löwy (23). Cependant malgrö que Ton se füt servi de 
la möthode exacte de Löwy (24), on n’a obtenu que des rösultats 


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semblables. Lövy lui memo a constatö raccroissement de Palca- 
licite du saug dans le diaböt • (1 cas, 4 analyses), dans la nephrite 
parenrhymateu.se (I ras) et intersticielle (1 cas). dans l’endecardite 
septique (1 cas, 2 analyses). dans 1 1 pneumonie croupeuse (1 cas), 
dans la septicömie puerperale (1 cas, 2 analyses), dans rarthrite 
(1 cas) et dans Pandmie (1 cas, 3 analyses), ndanmoins dans deux 
autres cas de pneumonie croupeuse, de chlorose (1 cas), d’andmie 
(1 cas) de rhumatisme articulaire aigu (1 cas) Palcalicitd du sang 
a etc trouvde normale. Schultz-Schultzenstein (28), v. L i m- 
bcck et Steindler (25), Karfunkel (26), Strauss (27) et 
Brandenburg (28), ont constate chez malades febricitants tantot 
Paugmentation, tantot letat normal de Palcalicitd du sang. Contrai- 
rement a Popinion de Löwy, Karfunkel (26) a constatd dans 
deux cas de diaböte un degrd normal d’alcalicite. Karf unkel (26) 
Brandenburg (23) et Löwy (24) en ont observd Pabaissement 
dans Pandmie, tandis que Strauss (27) n’avait pu constater ce 
fait dans tous les cas observes. 

Strauss (27) constate un rehaussement d’alcalicitd dans Par¬ 
ti i rite, Karfunkel (26) et Magnus-Levy (29), au contraire (34 
cas), n’avaient trouve de changeinents ni pendant Pacces d’arthrite 
ni pendant les intervalles. II est donc evident que, tout en appli- 
quant la mdthode de Löwy. on n’arrive pas non plus a la conclusion, 
que Palcalicitd du sang dans la meine maladie peut monter, baisser 
ou bien se maintenir normale. On ignore, pour le moment, les causes 
de cette inconstance. Ndanmoins ce fait est incompatible avec la 
presence dans Porganisrne des regulateurs, qui servent maintenir 
Palcalicitd du sang a un degrd constant. Eclaircir cette contradiction, 
c’est le but du present travail. 

II. 

En abordant le sujet, je crois necessaire d’examiner la valeur 
des methodes, dont on se sert, pour mesurer Palcalicitd du sang, et 
avant tout de determiner la signification du terme: „atcalicite du sang* 
pour donner plus de clarte ä mes recherches. 

Les methodes pour mesurer Palcalicitd du sang peuvent. etre 
divisdes en trois categories: 1) celles qui eonsistent ä mesurer Pal- 
calicite du sang par la quantite des substances basiques qui se 
trouvent. dans la cendre du sang, 2) d’apres la quantite d’acide car- 
boni([ue contenu dans le sang (Walter (1), Meyer (30), Min¬ 
kowski (31), 3) d’apres le resultat de la titration. Les deux pre- 
mieres methodes ont etc avec raison abandonndes non seulement 
des clinicistes, mais aussi des physiologistes. En effet, toute une Serie de 


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travaux ont prouvö, que par la mdthode gazom^trique on ne peilt 
meme ddterminer cette partie des bases qui se trouvent dans des 
substances anorganiques du sang (S wiatecki (32), Kraus (21) 
etc.), les rösultats etant älteres par certains facteurs qui nous eehap- 
pent, comme par la condensation de C0 a dans les bronchioles 
[Cohnstein (33)]. La methode de calcination ne donne que des 
rdsultats erronnds cause de la prösence, dans la cendre du sang, 
de Tacide phosphorique qui pendant la calcination dlimine les 
autres acides volatiles de leurs combinaisons, de sorte que cette m6- 
thode donne des chiffres d’alcalicitö supörieurs aux röels [Hladik 
(34)]. Enfin les experiences de Lehmann (35) ont d<?montr6 que 
l’alcalicitö du sang dc*pend, non seulement des bases inorganiques, 
mais surtout des bases organiques. Quelques uns de ces corps or- 
ganiques donnent par eux-meines une reaction alcaline, d’autres 
sont, comme Tont dömontrd [Hamburger (36), Lehmann (37), 
L ö w y et Zuntz (38)], des substances albumineuses neutres, qui 
pourtantse decomposent continuellement, sous l’action de CO a ,enpro- 
duisant des bases. Une nnSthode parfaitement exacte doit aussi prendre 
en considöration cette partie d'alcalicitö, que le sang tient de la 
presence des substances organiques. Les diverses methodes de titra- 
tiou suffisent plus ou moins pour atteindre ce but. Ddjä en 1867 
Z u n tz (39) avait recommande une mdthode de titration. Ces dernräres 
methodes peuvent etre toutes classees en trois groupes. Le premier 
comprend les mßthodes qui, avant la titration, exigent la d^coloration 
du sang, c’est ä dire lelimination des globules rouges au moyen de 
filtration, de dialyse etc. [Kraus (21) Danilewski (40) etc.]. Le 
deuxieme groupe comprend les methodes de titration du sang naturel 
inalter<5 [Landois (41), v. Jak sch (17)]. Enfin le troisieme com¬ 
prend les methodes qui consistent en la titration du sang aux glo¬ 
bules rouges dissoutes [Lüwy (42), Schultz-Schultzenstein 
(43), Berond (44), v. Limbeck (45), Engel (46) et d’autres]. L)e 
toutes ces möthodes il n'y a que la titration du sang aux globules 
rouges dissoutes qui donne des resultats exacts et constants [Loewy 
(23), Berendt (44)]. Les autres methodes donnent des resultats va¬ 
riables, selon la temperature et la rapidite du proeddd. 

En passant sous silence les autres methodes, je ne veux 
nroccuper que de celles de Loewy et de Landois-Jak sch, que 
j’ai appliquees dans mes expöriences. 

La methode de Lüwy (23) consiste a verser 5 cc. de sang direc- 
tement du vaisseau sanguin dans 45 cc. d’une solution d’oxalate d’am- 
monium neutre ä 0,2%; les globules rouges se dissolvent dans 
cette solution; ensuite on titre 5 cc. de ce liquide avec une solution 


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’/jj- normale d’acide tartrique jusqu’ a neutralite; de la il est facile 
de calculer ralcalicite en miligrammes de NaOIl par 100 cc. du sang. 

Voici le methode de Landois-Jaksch: on mele des volumes 
egaux d’un melange de sang et de Solutions titrees d’acide tartrique 
k differentes concentrations; ces Solutions titrees sont des meianges 
d’une solution saturtSede snlfate desodiurn avec une solution , /i 0 " nor “ 
male d’acide tartrique, prepartfe non pas a l’eau, comme le con- 
seillent Landois et v. Jak sch, mais plutot k une solution 
satureo de sulfate de sodium, suivant les indications de Szczer- 
bakow (47). Apres avoir fait tout une serie de ces meianges de 
sang .avec des Solutions titrees d’acide, il ne reste qu’ a cherchor, 
dans lequel des tubes la reaction du melange est neutre et a cal¬ 
culer, suivant cette constatation, l’alcalicite du sang en miligr. de 
NaOIl par 100 cc. de sang. 

J’en arrive k mes experiences. 

III. 

En etudiant la riche litterature concernant notre sujet, il est 
impossible de ne pas remarquer, que l’abaissement d’alcalicite du 
sang a etd constate principalement dans ces etats pathologiques 
dans lesquels, d’apres les observations les plus recentes (v. Lim- 
beck (45), Janowski (48), Troicki (52) et bien d’autres), le sang 
presente une plus grande resistance aux Solutions salines. En parlant 
de resistance, j’entends non pas la resistance (rimmunite) aux divers 
agents septiques, mais celle ä l’action des Solutions salines dissol- 
vant les globules rouges, particulierement au chlorure de sodium. 
On peut mesurer cette sorte de resistance par le degrd de concen- 
tration de la solution du chlorure de sodium, dans laquelle les 
globules rouges commencent k se dissoudre. Plus la solution, pro- 
voquant cet effet, est diluöe, plus la resistance du sang est consi- 
derable. Le degre de resistance du sang varie non seulement- dans 
difförentes maladies, mais aussi chez des sujets sains. Comme une 
certaine partie des substances basiques du sang est contenuo dans les 
globules rouges [L o e w y (23)], on pourrait supposer, que l’inexactitudo 
de diverses methodes, excepte celle de Loewy, provienne de la va- 
riabilite de la resistance des globules rouges: cette partie d’alcalicite 
du sang, que nous trouvons immediatement apres avoir tir6 une 
portion de sang, par exemple aumoyen de la methode de Landois- 
Jaksch qui est la plus usitee, varie meme chez des sujets sains 
selon les variations de la resistance du sang; plus cette resistance 
est considerable. plus la partie d’alcalicite, dependant de la decom- 
Position des globules rouges, est insignifiante et vice versa. 


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La quantitE de globales rouges est Evidemment aussi d’une gründe 
importanoe; plus le sang abonde en globules rouges, plus la partie d'al- 
calieite, qui provient de la dissolution de ces globules, est considE- 
rable. En admuttant cette theorie, il faudrait supposer que da ns deux 
portions du sang pris ä deux personnes cette partie d’alealicitE, qui pro¬ 
vient de la dissolution des globules rouges, Etant calculEe pour la 
liieme quantitE de globules dans les deux portions, serait propor- 
tionnello au degre de resistanee de ces deux portions de sang. 

J’ai fait toutos ces experiences sur des chiens, avec le sang 
defibriuE; les expuriene.es prEliminaires ayant prouvE que cc sang 
a le meine degre d’alealicite que celui contenant la fibrine. 

J'ai dEterminE la resistanee du sang au moyen de la metbode 
de Hamburger (53): je versais dans 16 Eprouvettes par lOcc. de So¬ 
lution de chlorure de sodium de concentration differente, depuis 
0,3% jusqu’ä 0,6‘/ 0 (dans chaque Eprouvette suivante, la solution Etait 
de 0,02% plus concentrEe que dans la precEdente), j’ajoutuis ensuite 
dans ehacune de ces Eprouvettes lcc. de sang dEfibrine, apres les avoir sc- 
couees je les gardais pendant 24 lieures dans la tempErature du la- 
boratoire (17*5—20'' C); au bout de ce temps je faisais la revue de 
mes eprouvettes, et je marquais celle dans laquelle la couclie supe- 
rieure du liquide etait le moins coloree. Si dans rEprouvette a 0.5°,, 
de NaCl. la couclie supErieure Etait dEcolorEe et que dans celle 
ft 0,48% se trouvät. une faible coloration, je dEterminais la resistanee 
du sang ä 0,49% de NaCl. 

J’ai donc disposE mes experiences de maniEre ä dEterminer tout 
d’abord le nombre de globules rouges dans 1 mim 3 de sang de chien, 
ä dEterminer ensuite 1’alcalicitE du sErum apres la coagulation spon- 
tanEe du sang, enfin a dEterminer la rEsistance et FalcalicitE du 
sang dEfibrinE, en appliquant les mEt.hodes de Loewy et de Lan- 
dois-Jaksch. 

Voici quelques unes de mes experiences. 

ExpErience I. 

5/1 1901 Un chien pesant 14 k°. Le nombre de globules rouges 
par 1 mm 8 = 5,342.000. Leur resistanee = 0,49% Na CI. L’alcalicite 
du sang d’npres la metbode de Loewy = 336 mlgr. de Na Ci. par 
100er L’alcalicitE du serum apres la coagulation spontanEe = 160 mlgr. 
ce qui fait 47.6% d’alealicite totale; les globules rouges contienneut par 
consEquent 172 mlgr. (52,4%) de substances alcalines. 

En determinant par la metbode de Landois-Jaksch, j’ai obtenu: 
(-}- 17,5—20° C) des resultats suivants: 


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1) aprfts 10' total 198 mlgr. et de t;lob. rouges dissoutes 38 mlgr. 

2 ) , « 240 _ ' . „ 80 „ 


137,6 „ 
142 
174 


6) n n 297,5 „ n „ „ fl 

4) , 60' „ 302 r „ , jf „ „ „ 

5) „ 6 h. 334 r „ „ „ , „174 „ 

Experience IE. Le 8 janvier 1901. Un chien pesant 3200 grm. Norabre 

d- globales rouges d&ns 1 mm 3 de sang: 5,210.000, donc 1,025 fois moins 
que «Inns l’exp proc. Leur rosislance zz 0,57% de Na CI, donc 1,16 fois 
l-lus Faible que da ns l’exp I L’alcalicite du sang d'apres la methode de 
Loewy 369 2 mlgr. de Na OH °/o L’alcalicite du serum 203 mlgr 
(55%); donc les glob ronges en contiennent 166,2 mlgr. (45%). 

La methode de Landois Jak sch a donne: 

1) apres 10* total 2^5 mlgr. et de glob rouges dissoutes 42 mlgr. 


2) 

» i v •• 

29t „ 

” v r 

fl 

fl 

91 


3) 

.. 30' . 

361 „ 

r n n 

r ) 

n 

158 

» 

4) 

„ 60' .. 

363 r 

n fl >’ 

n 

n 

160 


5) 

* 6h. „ 

361 5 „ 

v m 1 

TJ 


161,5 


<!) 

24’ 

„ ^ ?• 

368,0 „ 

» M 

n 

n 

165,9 

n 


Experience III. Le 16 fävrier 1901. Un chien pesant 10 kg. Nom- 
bre de globales rouges dans 1 mm 3 de sang: 6.025,000, donc 1,13 fois 
davantage que dans l'exp. I. et 1,16 fois davantage que dans l’exp. II. La 
resistance de globules — 0,53% de Na CI, donc 1,08 fois plus faible 
que dans l'exp. I. et 1,076 fois plus forte que dans l'exp. II. L’alcalicite 
du sang d’apres Loewy 350 mlgr., celle du serum 165 mlgr. (47, 14%), 
donc dans les globules rouges - 185 mlgr. (59, 86%). 

Determination par la methode de Landois-Jaksch: 

1) apres 10' total 212 mlgr. et de glob. rouges dissoutes 47 mlgr, 

2) „ 15' „ 263 „ . . „ „ 98 „ 

3) „ 30' , 331 , , „ „ „ „ 166 n 

4) „ 60' „ 338 „ „ „ , „ . 173 , 

5) „ 24 h 348 ,, „ „ „ „ „ 183 „ 

Experience IV. Le 19 fevrier 1901. Un chien pesant 6,500 gr. 

Le nombre de globules rouges dans 1 mm 1 4,821.000, donc 1,107 fois 
moins que dans l’exp. I, 1,09 fois moins que dans l’exp. II, et 1.25 fois 
moins que dans l’exp. III. Leur resistance = 0,44% de Na CI , donc 

I, 114 fois plus forte que dans l’exp. I, 1,3 fois plus forte que dans l’exp. 

II. et 1,2 fois plus forte que dans l’exp. III. Alcalicit6, d'apres la methode de 
Loewy, 310 mlgr., celle du serum 160 (51,9%) donc 150 mlgr. (48,1 %) 
dans les globules rouges. 

Par la methode de Landois-Jaksch: 

1) apres 10' total 191 mlgr. et de glob. rouges dissoutes 

2) „ LV r 226 w n ., r „ „ 

6) » 3U n 2/0 n n r> n r> n 

'0 n 60 M 275 „ n n n r> 

Pour comparer deux cas (experiences), il faut pour un de ces cas 
ealcaler li partie de l’alcalicite totale. d4pendant des globules rouges en 
dissnlution, qui repondrait a la quantit.6 de globales rouges, trouvee 
dans le sang de l’uutre cas; apres avoir fait cette reduction, nous trouvons 
que le rapport entre les parties de l’alcalicit6 du sang qui, dans les deux 


31 mlgr. 
66 „ 
110 ,, 

115 ' 


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cas de pendent des globules rouges en dissolution, est egal au rapport 
entre los rosistences des globales rouges dans les deux cas compares. 

En effet ce rapport pour les exp. I. et II est: 1) au bout de 10 
min. 1,13 = (“'j; 0 “) 2) au bout de 15—1,166; 3) au bout de 30'-1,18; 
4) au bout de 60' — 1,15; 5) au bout de 6 h. — 0.95 ; au moyen de la m6- 
thode de Hamburger on trouve pour ce rapport 1,16. 

Pour les experiences III. et I. ces rapports se pr£sentent ainsi: 

1) au bout de 10'—1,095 = ( i ); 2) au bout de 15'—1,078 3) au bout 
de 30'- 1,068, 4) au bout de 60'—1,077; le rapport entre la resistance 
du sang dans ces deux experiences, trouve au moyen de la methode de 
Hamburger est ögal ä 1,08. 

Pour les exp. II et III. ces rapports se prösentent ainsi: 1) au bout 
de 10'—1,04 (= 4 ‘ 4 * 16 -) 2) au bout de 15' — 1,078, 3) au bout de 30'—1,05, 
4) 60' —1,07, 5) au bout de 24 heures 1,05; nous trouvons le meme rap- 
porfc, en mesurant la resistance du sang au moyen de la methode de 
Hamburger, (1,076). 

Pour les experiences I. et IV.: 1) au bout de 10'—1,118 (— 

2) au bout 15'—1,96 ; 3) au bout de 30'1,—127; 4) au bout de 60'—1.118. Eu 
determinant le rapport entre les resistances des globules rouges en ces 
deux cas, au moyen de la methode d’Haraburger nous trouvons: 1,114. 

Pour les experiences II. et IV.: 1) au bout de 10'—1,27 (= 1 0 4 * S( ) ; 
2) au bout de 15'—1,28; 3) au bout de 30'—1,32 4) au bout de G0 f -1,29; 
entre les resistances, mesurees au moyen de la methode de Hamburger 
le rapport est egal ä 1,3. 

Pour les experiences III. et IV.: 1) au bout de 10' —1,213 
2) au bout de 15' —1,188, 3) au bout de 30'- 1,2, 4) au bout de 60' —1,2; 
en determinant la resistance du sang au moyen de la methode de Ham¬ 
burger le rapport est egal ä 1,2. 

Ces experiences prouvent (Tune maniere Evidente, que le resul- 
t.at de la methode de Landois * Jaksch de determiner l’alcalicite 
du sang dopend en grande partie du nombre de globules rouges 
et de leur resistance. II en est de meine, quand nous nous servons 
des methodes, qui consistent en titration da sang apr&s l’ölimination 
de globules rouges; car il est impossible d’eliminer les globules rouges 
du sang humain, sans les detruire plus ou moins. Par cons^quent 
il laut renoncer tout a fait ä ces methodes, meine dans les recher- 
ches comparatives. 

IV. 

Mes experiences conduisent de plus ä la conclusion, que les 
globules rouges conthnnent une partie considörable de bases du 
sang, c’est a dire 45-53°/ 0 de l’alcalicite totale. Nous arrivons ä la 
presomption que cette circonstance peut etre la väritable cause de 
ces variations de l’alcalicite du sang, variations inexplicables au 
premier coup d’oeil, mais constatöes par tous ceux qui se 


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servent de la mEthode de Löwy. Pour rEsoudre ce problEme 
il etait indispensable de masurer ralcalicite du sang chez des 
sujets malades aussi nombreux que possible, en dEtcrminant dans 
chaque cas particulier le nombre de globules rouges du sang. J ? ai 
fait ces expEriences principalement sur des malades internes de la 
clinique du Prof. Dr. Pasternacki, puis sur des malades exter¬ 
nes de cette clinique, enfin sur quelques-uns de mes malades dans 
les Etablissements de bains du Caucase, notamment il Es¬ 
sen tuki pendant les saisons de 1900 et de 1901. J’examinais le 
sang de ces personnes apres le dejeuner (the), d’abord au micro- 
scope, apres quoi je mesurais la quantitE d’hemoglobine au moyen 
de l’appareil de Govers, ensuite je comptais le nombre de globu¬ 
les rouges, enfin je mesurais ralcalicite du sang. Je comptais cha¬ 
que fois plus ou moins 1600 globules rouges (16 grands carreaux), 
de sort-o que l’erreur, provenant de la methode d’observation, mon- 
t.ait il peine 1,2—2,1% [Abbe (54]; en comptant les globules 

blanches,jo le faisais dans 100 champs de Vision. 

Quant ä ralcalicite du sang je la mesurais ä l'aide de l’alcali- 
metre d’Engel (46), construit d’apres le „melangeur“ pour les glo¬ 
bules rouges: on delaie dans cot alcalimetre 0,05 ctm. cub. de sang, 
tirE du doigt, de 100 parties d’eau distillee, d’une rEaction neutre ; 

on titre cette portion du sang aux globules rouges dissoutes, avec 

une solution V^-normale d’acide tartrique, jusqu’A ce qu'une 
goutte du melange, qu’on laisse tomber sur un papier lacmus, ne 
donne plus de coloration rouge. Du nombre des centimotres cubes 
de la solution titree qu’on a employEs, on peut facilement calculer 
1’alcalicitE du sang par miligr. de NaOH. sur 100 centm. cub. de sang. 

Avant de me servir de cet appareil pour mes expEriences 

j’en ai dEterminE la prEcision par raisonnement suivant: Engel 

emploie pour ses titrations une solution ^-normale d’acide tartri- 
quo, c’est k dire d’une solution tres delayEe, mais süffisante pour co- 
lorer visiblement en rouge le papier bleu de lacmus, ou le papier 
de lacmo’ide. 

La question se prEsente pourtant, si une seule goutte de cette 
faible solution, delayEe encoredeöCC. de liquide neutre, ne perdrait 
pas de son action sur le lacmus. En effet, une goutte d’un mElange 
de 0*05 CC. de cette solution, avec 5 CG. d’eau distillee, d’une 
reaction neutre, n’agissait pas sur le bleu du papier de lacmus, mal- 
gre la grande sensibilite du papier dont je me servais puur mes ex¬ 
pEriences, et qui se.colorait en rouge d'une goutte de liquide cmi- 
tonant 2,6 ctm. d'une solution 7 l0 -normale d’aeide tartrique 
dans 1 litro d’eau distillee d'une reaction neutre, Ce netait qu’en 


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ajoutant 0,075CC. de solution V 75 -normale d’acide tartrique que 
j’obtenais uno coloration rouge du papier de lacmus. laquelle pour- 
tant disparaissait bientot. 0*1 CC. de cette solution a pour effrt une 
ration rouge plus prononcde. 

Pour ddterminer avee plus de pröcision l’erreur possible. prove- 
nant de la cause mentionnde plus haut, pendant. la titration de 
0,05 cent. cub. de sang, delayd avec 100 CC. de l’eau distillee, je 
procedais de deux manieres: 

1) Je laissais couler 5 CC. de sang directement de l’artere femorale 
d un chien dans 45 CC d’une 0*2 [i j c solution neutre doxalate d’ammonimn. 
Je prenais 5 CC. de ce melange pour determiner son degre d'alealicite 
par la metliode de Loewy. Apres avoir strictement neutralis.'i une autre 
portion de 5 CC du meme melange au inoyen d’une solurion 1 nor¬ 
male d’acide tartrique, j’ajoutais ä ce nouveau melange de l'eau distillee 
neutre jusqu’au volume de 50 CC J obtonais de cetle maniere 50 CC. de 
liquide, contenant 0,5 CC. de sang genuin; javais donc tiu sang centuple- 
ment delaye, comine dans l’appareil dEngel, ayant ses globules rouges 
dgalement dissoutes avec cette seule difference. qu‘il donniit une reaction 
neutre au lieu d’alcaline. En ajoutant ä 5 CC. de ce melange neutre 
d’une solution x j lh -normale d’acide tartrique, j’ai constate que 0*1 CC. 
de cette derniere solution suffit pour qu’une goutte de melange produise 
une coloration rouge du papier de lacmus, laquelle persiste pendant 5 mi- 
nutes. II en resulte, quen se servant d’alcalimötre d' Engel pour de¬ 
terminer l’alcalicite du sang, on doit ajouter toujours 0,1 CC de plus de la 
1 | 75 -normale solution d’acide tartrique qui n’est pas indispensable pour 
la neutralisation; et puisque cette quantite de solution 
d’acide tartrique repond strictement d 106,6 mlgr. de NaOH. (°/„) d 
faut, par consdquent, du chiffre de l’alcalicite, qu’on a obtenu, retrancher 
106.6 mlgr. 

II. Je versais 5 CC de sang directement de l’artere femorale du 
chien dans 45 CC. d une 0 2"/ 0 solution d'oxalate d’ammonium neutre. L’alca¬ 
licite du sang, dans la premiere experienoe de cette categorie, mesuree par 
la metliode de Loewy, etait de 216 mlgr de NaOH. (“/„). Je delayais 
5 cc. du liquide obtenu, ayant les globules rouges dissoutes, parladilitio» 
de 45 CC. d’eau distillee ä reaction neutre. De cette maniere, le sang 
genuin se trouvait centuplement delaye, j’avais donc le meme degr6 de 
dilution que dans l’alcalinietre d Engel. Pour neutraliser 5 CC. de ce 
sang delayö, il a fallu 0.3 CC. d’acide tartrique. En calculaut d’apres Engel 
l’alcalicit^ du sang, on obtient le nombre de 320 mlgr. de NaOH qui 
surpasse de 104 mlgr. le nombre reel. 

Je ne citerai pas toutes mes experiences de cette categorie; 
dans quelques-unes je delayais ä dessein le sang, non plus au een* 
tnple mais plus ou inoins de fois, et le nombre de 106.6 diminuait 
ou augmentait en proportion. 


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Toutes ces experiences mcnent ä cette conclusion, que l’alca- 
imetre d’Engel raarque Palealicitö de sangen chiffres de 106,6 mlgr. 
de NaOII. (°/ 0 ) supPrieurs ä la quantite reelle, quand on se sert de 
papier de laemus d'une sensibilitö prealablement determinee et 
quand on considere la titration comme terminee du moment oü la co- 
Ioration rouge du papier bleu se maintient pendant 5 minutes. J’ob- 
servais rigoureusement cette dernirre condition dans toutes mes ex¬ 
periences, sans quoi les chiffres d’alcalicitö du sang qu’on obtnmt, 
n’(3taient pas assez exactes pour et re com partes. (Thomas et a utres). Je 
ne prolongeais point mes experiences au dela de 5 minutes, (re 
que Loevy rocommande) cest que j’avais principalement en vue 
ce qui est praticable dans les cliniques. 

A cöte de Perreur que je viens d’indiquer, Pappareil d’Engel 
donne des osrillations dans les limites de 8- 12 mlgr. (5%) ä cause de 
la quantite du sang, relativement tres petite, dont on se sert dans 
ces experiences. J ai reussi c\ constater et ä indiquer cette inexacti- 
tude, propre ä tous les appareils, en comparant les resultats obtenus 
et en inesurant Palcalicitö du sang de chiens au moyen des me- 
thodes de Loewy et d’Engel*). 

Si on satisfait <\ toutes les conditions enumereFs plus haut, on 
trouve que Pulcalicite du sang chez les individus sains varie entre 
240 et 267 milgr. de NaOII. par 100 CG. de sang. En mesurant l’aI- 
calicite du sang plusieurs fois chez le memo individu, avec les pre- 
cautions nöcessaires, j obtenais toujours les meines resultats, eon- 
formes a ceux de Lüwy (24), de Limbeck (45) de Karfunkel 
(26) de Strauss (27), de Brandenburg, (28), mais contraires 
a ceux de Berend (44) seul. 

Outre le laemus, je me servais aussi de lacmoYde. Dans ce cas 
Perreur iPetant que de 119 mlgr. de NaOH. (°/ 0 ), on trouve l’alca- 
licite du sang chez les individus sains de 269—292 mlgr. J’ai ce- 
pendant bientot abandonne ce reactif a cause de sa preparation plus 
compliquee; du reste, pour la titration du sang aux globules rouges 
dissoutes, le lacmoide iPest pas indispensable. 


*) II y a encore une autre source d'erreur dans Palcalimetre d’En¬ 
gel: 20 gouttes de solution ! / 75 - normale d acide tartrique ne repon 
dent nullement k 1 CG. dans son appareil comme il le pretend. Par oon- 
spquent, en calculant Palcalioite du saug suivant ses indications, da, res 
le nombre des gouttes de solution emplovees, on obtient des ebiffres 
difförant de la realitoe. Nons pouvons cependant eviter ces erreurs en comp¬ 
tant non pas lu nombre de gouttes, mais bien le nombre de centimetres 
cubea du liquide titr6. 


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V. 

J’en arrive maintenant aux observations sur les malades: j'en 
ai fait 138 sur 63 malades; de ce nombre, j’ötudiais 50 cas dans la 
clinique medicale du prof. Pasternacki en 1901, deux dans l'am- 
bulance de la meme clinique et 11 cas dans ma clientele privöe 
a Essen tu ki. 

Je faisais les mesurations dans des conditions identiques et 
presque toutes je les ai reproduites plusieurs fois. Le tableau I pre¬ 
sente les rösultats obtenus. Si je faisais des mesurations deux jours 
de suite, j’en donne la moyenne. 

Ce tableau montre qu’en effet le degrö d’alcalicitö da sang n’est 
pas le meme dans difförents ötats pathologiques, qu'il n’ost pas con- 
stant dans la meme mala die cbez divers individus. Si nous incttons 
au regard Falcalicitö du sang et le noinbre de globules rouges, nous 
trouvons, que ces deux quantites sont toujours en raport constant: des 
que le nombre de globules rouges du sang diminue, le degrö de son 
alcalicitö devient moindre; quand le nombre de globules rouges est 
normal, Falcalicitö est aussi normale. Je regrette de n’avoir pu, dans 
tous les cas citös, mesurer ä part Falcalicitö du plasma et. du Se¬ 
rum, ces mesurations exigeant une quantitö considörable de sang. 
D’aprös les observations de Brau den bürg (28) et de Berend (44), 
faites sur Fhomme, celles de Löwy (23) sur des boeufset les mien- 
nes sur des chiens, nous pouvons admettre que Falcalicitö du sö 
rum est c\ peu pres ögale ä 50% du total de Falcalicitö du sang 
c’est h dire approximativement a 120 —134 milgr. de NaOH. (%). 
Les autres 50% proviennent des substances basiques, contenues dans 
les globules rouges. En faissant ce calcul nous arrivons ä, cette con- 
clusion, que la diminution de Falcalicitö du sang dans les differents 
ötats pathologiques provient. de Fappauvrissement correspondant du 
sang en globules rouges. II en rösulte que Falcalicitö du plas- 
ma du sang, dans differents ötats pathologiques, de- 
meureabsolument invariable ou bien queses varia- 
tions sont minimes. 

Cette conclusion saccorde parfaitement avec la portöe physio- 
logique de Falcalicitö du sang et avec la prösence dans Forganisme 
des rögulateurs, qui maintiennent Falcalicitö du sang ä un degre 
invariable. 

Cependent, il y a des ötats pathologiques oü Falcalicitö du sang 
subit quelques modifications. En effet, comme je Fai dömontrö dans 
un de mes travaux pröcödents (16), dans le diaböte, dans Furömie et 
dans le carcinome de differents Organes, Fabaissement de Falcalicitö 


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685 


du sang est causd principalement par Pappauvrissement de ce dernier 
en globules rouges. Je suis parvenuä ddterminer d’une manidre trds- 
oxacte le degrd de cet abaissement de Palcalicitd du sang dans 
trois cas d’urdmie; dans deux cas, j’ai analysd le sang avant et pen- 
dant l’acces d’urdmie, dans le troisieme cas — pendant et apres 
l’acces. Dans le premier cas, le nombre de globules rouges avait baissd 
de 207.500 dans 1 mim. cub. (6,32%), (et Palcalicitd du sang de 
93 mlgr. (46,5%); donc de 40,18 n / 0 en plus de ce qui rdpondrait 
k la diminution du nombre de globules rouges. Dans le deuxidme cas 
le nombre de globules rouges, pendant Faeces d'urdmie, a baissd de 
2,13% (77,550 du mm.*) et Palcalicitd du sang de 43,66% (93 mlgr.); 
par consdquent de 41,53% de plus que n’a dtd rdduit le nombre 
de globules rouges. Dans le 3-dme cas, Panalyse du sang, apres l’urd- 
mie, a fait voir 1’augmentation du nombre de globules rouges de 
8,72% (338,000 pr. 1 mm. 3 ), et Paugmentation de Palcalicitd du sang 
de 42% (67 mlgr.) en comparaison ä l’etat du sang pendant l’urd- 
mie; Paugmentation de Palcalicitd du plasma, aprds l’accds, dtait donc 
de 33,28%. 

L’alcalicitd du sang a encore bien plus baissd dans la cache- 
xie carcinomateuse. J’ai observd des cas d’abaissement tellement 
considdrable, que l’alcalicitd du sang dtait infdrieure k l’alcalicitd 
normale du serum du sang. Dans tous ces cas, il faut admettre que 
l’alcalicitd du plasma est absolument abaissd. Les maladies dans 
esquelles j’ai observd ces phdnomenes, la cachexie carcinomateuse, 
e diabdt?, et 1’urdmie, prdsentent justement ces dtats pathologiques 
pendant lesquels, seien Popinion d’un grand nombre d’auteurs, s’ae- 
curnulent dans le sang des quantitds considdrables de produits acides, 
provenant de la transformation de la matiere. II faut pourtant re- 
marquer, qu’un pareil abaissement de Palcalicite du sang, c’est a dire, 
du plasma, ne se laisse pas constater au ddbut de la maladie, mais 
seulement dans la derniere periode, ce que j’ai ddmontrd dans mes 
expdriences (16) sur les chiens et dans mes observations cliniques 
sur les urdmiques. 

On pouvait prdvoir d’avance, qu’un pareil abaissement d’alca- 
licite du sang, respectivement du serum, n’etait pas un symptöme 
pathognomonique de ces maladies, car nous ne pouvons nier que 
pendant d’autres procös pathologiques, une perturbation de la 
transformation de la matiere, produisant une accumulation considd- 
rable de substances acides, ne soit possible. En effet, j’ai observd un 
pareil abaissement dans un cas tres grave de pneumonie croupeuse; 
Panalyse du sang a ete faite le 4-dme et 5-eme jour de la maladie 
(le 11 mars le 12 mars 1901); la nuit du 13 mars la malade a de- 

Poln. Archiv, f. biol. u. med. Wissensch. 40 

Archive« polon. de acieno. biol. ot mödic. 


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686 


cddd; ä Pautopsie on a constatd la pneunomie croupeuse. Dans ce 
cas, l’alcalicitd du sang, au point culrainant de la maladie, n’etait. 
que de 200 mlgr., ICC. du sang contenant 4,450.000 globules rouges. 
Cependant, comme nous Pavons vu, un abaissement. d’alcalicitd du 
sang tellement prononcd arrive rarement dans d’autres raaladies, 
mais, au contraire, il est ordinaire dans la cachexie carcinomateuse, 
dans des cas graves de diabdte et dans Puremie. Ce Symptome petit 
donc, dans certains cas, faciliter la diagnose differentielle. 

En rdsumant les rdsultats de toutes mes recherches et expd 
riences, j’arrive aux conclusions suivantes: 

1) Les mdthodes anterieures de la mesuration de Palcalicitd du 
sang (Landois-Jaksch, Danielewski et autres) ne donnent 
que des rdsultats variables, meine chez des individus sains; eiles 
doivent donc etre abandonnees. 

2) II n’y a que la titration du sang aux globules rouges 
dissoutes, qui donne des rdsultats constants; c’est \ä Punique mdthode 
qui convient et merite d’etre pratiquee. 

3) Les variations de Palcalicitd du sang, dans diverses mala- 
dies ou bien dans la meme maladie. constatdes au moyen de la me- 
thode Landois-Jaksch et de celles analogues, dependent de 
Pindgalitd de la rdsistance du sang et de la quantite de globules 
rouges dans les cas divers. 

Les oscillations de Palcalicite du sang, constatees au moyen de 
la mdthode de Loewy, s'expliquent principalementpar les differen- 
ces dans la quantite de globules rouges. 

5) L’alcalicitd du plasma du sang est fortement diminudo dans la 
cachexie carcinomateuse, dans Puremie et dans des cas graves de diabete. 

6) Dans d’autres dtats pathologiqucs, Palcalicite du sang de- 
meure normale, gräce ä l’action des rdgulateurs; eile ne subit d’os- 
cillations, que dans des cas exceptionnels. 

VI. 

L’abaissement considdrable de Palcalicitd du sang dans la cachexie 
carcinomateuse, dans Purdmie et dans le diabete ddpend, d’apres les 
experiences que je viens de citer, de Paccumulation de substances 
acides dans le sang, lesquelles provoquent Pabaissement de Palcalicite 
du plasma. Un grand nombre de savants supposent, dansces dtats, une 
autointoxication de Porganisme avec des substances acides; cette thdorie 
est meme acceptde presque gdndralement pour expliquer la som- 
nolence diabdtique. C’est sur cette thdorie que s’appuie la tlidrapie 
de cette meladie, c’est ä dire, Papplication de substances alcalines. 




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587 


P jt! consdquent, il est de toute iinportance de rechercher, quelle 
influcnco sur l’aloalieite du sang a l’introductuction dans l’or- 
ganisine des alealis par la beuche ou par le rectum. J’ai fait des 
expdriences sur 5 sujets sains et sur deux malades de diabete grave- 
Chacun d’eux prenait pendant 7 jours de suite, trois fois par jour, 
uue cuilleree ä cafe de bicarbonate de sodium dans un verre d’eau: 
le matin ä jeun (ä 7 heures) puis, une heure avant le diner (11 ’/a 
heures) et avant le souper (ä 5 heures apres midi). 

Je mesurais le degrd d’alcalicite du sang avant la premiere 
dose et, dans quelques - unes des expdriences, au bout de 30, 60 et 
90 minutes apres la premidre dose de bicarbonate de sodium, pour 
constater l’effet d’une seule dose. Aprfes 7 jours de ce traitement le 
lendernain ä 9 lieures du matin (16 heures apres la derniöre dose)je 
mesurais de nouveau Palealicite du sang; ces mesurations je lescontinuais 
pendant deux jours suivants ä 9 heures du matin, (40 et 64 heures 
apres la derniöre dose). Quand l’alcalicitd du sang dtait redescendue 
ä son degrd initial, j’appliquais aux memes sujets les memes doses 
de bicarbonate de soude en lavements d’un verre d’eau distillde 
ä 37,5*C. trois fois par jour; les lavements dtaient facilement rd 
sorbds. Au bout de 7 jours je mesurais de nouveau le degrd de l’al- 
calicitd 16, 40 et 64 heures apres le dernier lavement. 

Les rdsultats de ces observations sont prdsentds au tableau II: 

TABLEAU II. 


Alcalicitö 
du sang 
au com- 

mence- 
ment des 
experien¬ 
ces 

L’alcalicite du sang apr£s l’application du 
bicarbonate de sodium par la bouche 

L’alcalicite du sang 
aprös les lavements 
chauds, alcalins, 
appliquös pendant 

7 jours 

aprös une seule dose 

aprös 7 jours de trai¬ 
tement 3 fois par jour 
une cuilleräe k cafö 

au bout de 

au bout de 

au bout de 

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3 

03 

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3 

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1Vs teure 

16 heures 

03 

2 

3 

03 

ja 

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64 heures 

16 heures 

40 heures 

64 heures 

267 


240 


280 

240 


320 

254 


240 

253 

213 

— 

280 

240 

— 

293 

240 

— 

240 

— 

— 

— 

1 267 

240 

— 

320 

267 

240 

254 

— 

— 

— 

260 

240 

— 

293 

240 

_ 

227 

213 

267 

227 


— 

— 

— 

— 

— 





aprös 14 jours de 








traitement 




240 


— 


312 

254 

240 

267 

267 

— 


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588 


De ces chiffres on peut tirer les conclusions suivantes: 1) Une 
seule dose de bicarbonate de sodium produit un rehaussement d’alca- 
licitö du sang relativement insignifiant et de courte dur6e; 2) Les 
lavements alcalins la rehaussent plus que l’introduction de substan- 
ces alcalines par la bouche; 3) Le rehaussement de l'alcalicite du 
sang sous l’action de lavements ou de boissons alcalines, admini- 
strös pendant huit jours, est insignifiant et de courte dur6e. 

La premiere de ces conclusions est parfaitement d’accod avec 
les observations de Loewy et de Richter (11), qui ont prouve 
que Palcalicite du sang n’augmente qu’ä un degr£ tres-faible et 
pour un espace de temps trös court, mOme apr£s Tinjection directe 
de doses trös considörables de substances basiques dans le sang de 
lapins. Chez des chiens ce fait est encore plus prononcA 

Pour studier l’inögalite de l’action d. s alcalis sur les sujets, 
dont le plasma n’a pas le degr 6 normal d’alcalicit£, (comme dans 
les exp^riences citdes plus haut), j’ai entrepris ä la clinique du prof. 
Pasternacki des recherches analogues sur des malades dediab^te. 

1.) L—w., 26 ans, se plaint depuis un mois d’une grande soif et 
d’une Sensation continuelle de faiin. Le sujet est d’une taille et de Con¬ 
stitution moyennes; la nutrition un peu alt6r6e, r^flexes des genoox 
evidemment affaiblis; au dessus de la clavicule et de l’homoplate gauches 
le son de percussion l£g6rement obtus et la respiration rauque. Le spu- 
tuin muqueux ne contient point de bacilles de Koch. L’urine (Tableau 
111.) contient du sucre et des traces d acßtone, pas d’albumine ni d’acide 
ac6tono-ac6tique. 

TABLEAU III. 


Pöriodes 

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| *0 

Au comencement 










des exp4riences 
Ire pöriode de trai- 

10-11/1 

7700 

1033 

8 

596 

133 

72 

5,100.000 

— 

tement de sou- 
de (voie buc ca- 










le) 3 jours . . 
Les (trois) jours 

20/1 

8310 *) 

1-031*) 

5-8 *) 

483 •) 

160 

70 

4,872.000 

4525 

| 

suivants . . . 

26m« pöriode de 
traitement de 
soude (lavements), 

23/1 

7300 

1035 

6-8 

496-4 

93 

70 

4,440.000 

8927 

1 

7 jours. . . . 
Les (trois) jours 

30/1 

6300 *) 

1-034*) 

6-54*) 

406 *) 

240 

66 

3,890.000 j 

7780 

suivants . . . 

2/2 

7000 

1-032 

8 

560 

120 

65 

3,720.000 ■ 

8100 

! 


*) Chiffre moyen des deux derniers jours de la päriode. 


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589 


Ce tableauIII prouve, que l’aplication du bicarbonate du sodium 
par la bouche pendant 7 jours de suite a rehausse l’alcalicitd du 
sang de 27 m!g., ce qui fait 20,3%, mais comme le nombre de 
globules rouges a diminuee simultanöment de 228.000 dans 1 mim.* 
(4 47%), on peut estimer le rehaussement de l*alcalicit<$ du sang, parti- 
culiörement du plasma, ä 24,77%- Sous l’action des lavements alcalins, 
appliques pendant 7 jours consdcutifs. Talcalicite du sang s'est 
t.rouvee rehaussee de 158% (147 mlg.), et comme le nombre de glo¬ 
bules rouges a diminue simultandment de 12,5% (550,000 par 1 
mm. 8 ), il faut convenir, que l’alcalicite du plasma du sang est re- 
hausee de 170,5%. c-e qui fait de 145,73°/ 0 de plus qu’apies l’admi- 
nistration de la meine quantite de bicarbonate de sodium pendant 
7 jours par la voie buccale. Des que Tapplication de bicarbonate de 
sodium a dtd interrompue, Talcalicitd acommence ä baisser k ce point 
qu’au bout de 88 heures apres le dernier lavement l’abaisseinent 
atteignait presque 50%. 

II. S—a. 25 ans, ßproave une grando soif et une Sensation de 
faim; la malade maigrit malgre un bon appetit, et faiblit graduellement. 
L’examen objectif: taille moyenne Constitution moyenne, mal nourrie, un 
leger oedema aux pieds et aux jambes (depuis 4 mois); les Organes 
internes ne präsentent aucuno affection ; dans l’urine (v. Tableau IV.) du 
sucre, absence d’albumine, d’acötone et d’acide aceto-aoetique. 


TABLEAU IV. 


P6riodes 

1 

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Nombre 

de globules rouges 
par 1 mm.* 

ii 
1-° s 

60 O, 

0 

Au comencement 
des exp£riences 

16 16/1 8000 

1036 

8 

640 

200 

65 

4,240.000 

6337 

1« periode de trai- 
tement avec la 
soude (voie buc¬ 
cale) 8 jours . . 

24/1 

7600 *) 10345’ 

6*75*) 

514 *) 

133 

62 

3,960.000 

1 6000 

Les (trois) jours 
suivauts . . . 

26/1 

7200 

1*035 

8*1 

583 

128 

« 

3,972.000 

0563 

vöme periode de trai- 
tement avec la 
soude (lavements) 

7 jours . . 

2/2 

6450 q 

1*037*) 

6 56') 

423 ') 

200 

65 

4,012.500 

7337 

Les (trois) jours 
suivants . . . 

5/2 

6900 

1035') 

t 

7*2 

1 

497 

144 

64 

3,980.000 

7200 


*) Moyenne des deux derniers jours. 


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590 


Le tableau IV fait voir que, malgrd Tapplication de bicarbo- 
nate de sodium par la bouche pendant 7 jours, l’alcalicitö du sang 
a baisse de 33,5% (07 mlgr.), le nombre de globules rouges ayant 
diminuö en meme temps de 6,6% (280,000 dans 1 mm.*); par con- 
sequent Tabaissement de Talcalicite du plasma du sang atteint 
26,9%. 

II est clair que cet abaissement de ralcalicitö du plasma est 
dü, non ä l’action du bicarbonate de sodium, mais bien au progres 
de la maladie, qui a eausö une production d’acides que la quantite 
de soude introduite n*a pu neutraliser; en effet, pendant ce laps de 
temps on a pu constater dans l’urine la prösence d’acötone. Sous 
l’action des lavements alcalins, administrös pendant 7 jours de suite, 
l’alcalicite du sang a augmentö de 56,25% (72 mlgr.); et puique 
le nombre de globules rouges a augmentö simultanöment de 1,02% 
(40.500 par 1 mm.*), ralcalicitö du plasma a ötö par consequent 
rehaussöe de 55,23%. Pourtant au bout de 88 heures, apres le 
dernier lavement, Talcalicite du plasma a baisse de 28% (66 mm. a ); 
le nombre de globules rouges est reste presque le möme. 

Nous voyons donc que dans le diabete: 

1) L’introduction des alcalis dans l'organisme rehausse ralcali- 
citö du sang d'un degrö bien plus considörable que chez les indivi- 
dus sains. 

2) Les lavements alcalins chauds rehaussent l’alcalicite du 
sang ä un degrö bien plus grand que Tintroduction de substances 
basiques par voie buccale. 

3) L'augmentation de l’alcalicite du sang, obtenu par rintroduc- 
tion d’alcalis par le rectum, n’est pas d’une duröe considörable. 
mais dure plus longtemps que celle qu’on obtient par Tintroduction 
de substances basiques par voie buccale. 

Ces resultats ont une grande importance dans la pratique. 
car ils prouvent que des le döbut de la somnolence diabetique 
il est plus aisö d’atteindre le but thörapeutique, c’est ä ^dim 
la neutralisation de l’acide /?-oxybutyrique, cause prösomptive 
de la somnolence, en introduisant des substances basiques sous 
forme de lavements chauds, que par voie buccale; le traitement 
alcalin doit etre prolonge, quelque temps apres que le danger imme- 
diat a ete ecartö, autrement le sang revient bientot au degrö d’al- 
calicite qu’il a eu auparavant. 


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591 


Littörature: 


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27. Strauss: Ueber das Verhalten der Blutalcalescenz etc. —Zeitsch. f 
kl. Med. 1896 Bd. 30. 

28. Brandenburg: Ueber die Alcalescenz des Blutes — Zeitsch. f. kl. 
Med. 1899 Bd. 36. 

29. Magnus-Löwy: Ueber Gicht. —Ibid. 

SO. Meyer: Studien über die Alcalescenz des Blutes Arch. f. exp. — 
Path. u. Pharm. 1883 Bd. 17. 

31. Minkowski: Ueber d. Kohlensäuregehalt des Blutes etc. Mitteil, 
aus d. med. Klinik zu Königsberg Leipzig 1888. Arch. f. exp. Path. 
u. Pharm. 1884. 

32. Öwi^tecki: Hoppe-Seyler’s Zeitschr. t. physiol. Ch. 1891 Bd. 14. 

33. Cohnstein: Ueber die Aenderungen der Blutalcalescenz durch 
Muskelarbeit. — Virch. Arch. 1892 Bd. 130. 

34. Hladik: Zeitschr. f. kl. Med. 1900 Bd. 39. 

35. Lehmann: Verhandl d phys. Geselsch. zu Berlin 1893 N. 14; 
puis l’article de Zuntz: Ueber die Natur uud die bindung der 
Basen und Säuren im Blute. — Du Bois Reymond’s Arch. f. Anat u. 
Phys. Abth. 1893 S. 356. 

36. Hamburger: Ueber den Einflus von Säuren und Alcali auf 
briniertes Blut. — t Ibid. 1892 S. 513. 

Ueber den Einfluss von Säuren und Alkali auf d. Permealnli- 
tät d. lebendigen Blutkörperhen etc. — Ibid. 1893 Phys. Abth. 
Supplemement-Band. 

37. Lehmann: Untersuch, über d. Alcalescenz des Blutes und speziell 
die Einwirkung der Kohlensäure darauf. — Pfl Arch 1894 Bd. öS. 

38. Löwy und Zuntz: Ueber d. Bindung der Alkalien in Serum und 
Blutkörperchen. — Pfl. Arch. 1894. Bd. 58. 


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23 


39. Zutz: C. f. d. med. Wiss. 1867 Bd. 5 N. 51. 

40. Danilewski: eite d’aprös l’article de D r o b n y j : Izsledowanija 
krowi pri ostrych i chroniczeskich zabolewanijach. — Russkij Arehiw. 
patol. kl. med. i bacteryol. 1896. 

41. Landois: Real Encyklop. 1885. 

42. Löwy: Zur Methode der Bluttitration. — C. f. d. med. 1892, 1892, 
N. 34. 

43. Schultz-Schultzenstein: Vorläufige Mitteil, über eine neue 
klin. Meth. etc. f. — d. med. Wiss. 1894 N. 46. 

44. Berend: Ueber eine neue klin. Meth. zur Bestim. derBlutalcalesc. 
etc. Zeitschr. f. Heilkunde 1896 Bd. 17. 

45. y. Limbeck: Grundriss einer klin. Path. des Blutes. Jena 1896. 

46. Engel: Zur klin. Bestim. der Alcalescenz des Blutes. — Berl. kl. 
Woch. 1898 N. 14. 

47. D’apres Bur min: Szczeloczno&S krowi pri niekotorych bolezniach. 
Wracz 1895 Nr. 22. Zeitschr. f. kl. Med. 1900. 

48. Janowski: Materyaly k woprosu o patologiczeskom znaczenii po- 
wyszenia stojkoöci krasnych krowionnych tielec. — Izwiestija Impie- 
rat Wojenno-Medicinskoj Akademii 1901 T. II. N. 1. 

49. Niedrygajlow: Srawnitielnoje izsledowanije stojkoäci krasnych 
krwianych szaryköw pri briusznom tifie etc. Diss. Petersb. 1897. 

50. Passyn: K woprosu o stojkoäci krowi pri chlorozie i anemii. Diss. 
Petersb. 1900. 

51. Baumholz: K woprosu ob izmiennienii krowi pri legocznoj bugor- 
czatkie. Diesert. Peterb. 1899. 

52. Troicki: Bolnicz. gazeta Botkina 1900 N. 44. 

53. Hamburger: Ueber d. Einfluss chem. Verbind, auf Blutkörperchen 
im Zusammenhang mit ihren Moleculargewichten. — Du Bois-Rey- 
mond’s Arch. f. Anat. u. Phys. phys. Abth. 1886. 

54. A b b 6: Ueber Blutkörperchenzählung. — Sitzungsber. d. Gesellseh, f. 
Med. u. Naturwiss. in Jena 1878. 

55. Tornas: Ueber die Wirkung einiger narkot. Stoffe etc. — Schmiede- 
berg’s Arch. f. exp. Path. u. Pharm. 1898 Bd. 41. 

-- 


Poln. Archiv, f. biol. und med. Wissenach. 41 

Archive« polon de scienc. biol. et midie. 


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BIBLIOGRAPHIE 


DER IN POLNISCHER SPRACHE 
ERSCHIENENEN BIOLOGISCHEN 
UND MEDIZINISCHEN PUBLIKA¬ 
TIONEN 

FÜR DAS JAHR I9OI. 


DES PUBLICATIONS BIOLO- 
GiqUES ET MEDICALES, PARUES 
EN LANGUE POLONAISE 

ANNEE I9OI 


H. TEIL. 


H. PARTIE. 


Zeitschriften, periodische Schriften und Sammelwerke. 
Journaux, p6riodiques et oeuvres collectifs. 

1. ROZPRAWY WydziaJu matematyczno-przyrodniczego Akademii 
Umiejetnoöci w Krakowie. Serya III. Tom I. Dziat A, nauki ma- 
tematyczno-fizyczne. Zeszyt 4—6. Dziat B. Nauki biologiczne. 
Zeszyt 4—6. — 1901. 

Verhandlungen der mathematisch-naturwissenschftlichen Klasse 
der Akademie der Wissenschaften in Krakau. Serie IR, Band I, 
Abteilung A. ; Mathematisch - physikalische Wissenschaften, 
Heft 4—6. Abteilung B.; Biologische Wissenschaften. Heft 
4—6 — 1901. 

Travaux de la Classe des Sciences mathdmatiques et natu¬ 
relles de l’Acadömie des Sciences de Cracovie, Sörie HI. Vol. I« 
Section A. Sciences mathömatiques et physiques Cah. 4—6 
Section B. Sciences biologiques. Cah. 4—6. — 1901. 

2. ROZPRAWY AKADEMn UMIETNOSCI. Wydziat matematyczno- 
przyrodniczy. Serya II. Tom. XVIII. (ogölnego zbioru tom 38) 
i serya II. Tom XIX. (ogölnego zbioru tom 40) — W Krako¬ 
wie 1901. 

Verhandlungen der Akademie der Wissenschaften. Mathematisch¬ 
naturwissenschaftliche Klasse. Serie II. Band XVIII. (der gesamm- 


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595 


ten Sammlung. Band 38) und Serie II. Band XIX. (der gesamm* 
ten Sammlung. Band 40) - Krakau 1901. 

Travaux de TAcaddmie des Sciences. Classe des Sciences ma- 
thdmatiques et naturelles, Sörie II- Volume XVIII. (de la Col¬ 
lection totale vol. 38) et Sörie II. Volume XIX. (de la Col¬ 
lection totale vol. 40) — Cracovie 1901. 

3. PAMIIJTNIK TOWARZYSTWA LEKARSKIEGO WARSZAW- 
SKIEGO. Warszawa. 1901. Tom 97. Zeszyt 2—4. 

Denkschriften der Warschauer Gesellschaft der Ärzte. — War¬ 
schau. 1901 Bd. 97. Heft 2—4. 

Mörnoires de la Sociötö mödicale de Varsovie. Varsovie, 1901. 
Vol. 97. Cah. 2 4. 

4. KOSMOS. Czasopismo polskiego Towarzystwa przyrodniköw imie- 
nia Kopernika. Lwöw. 1901. Rocznik 26. Zeszyt 8—12. 

Kosmos. Zeitschrift der polnischen Naturforscher- Gesellschaft 
Namens „Kopernikus“. Lemberg, 1901. Jahrgang 26. Heft 8 -12. 

Kosmos. Publication pöriodique de la Sociötö polonaise des na- 
turalistes, nommöe „Copernic“. Löopol 1901. 26* annöe. Cah. 8—12. 

5. POLSKIE AROHIWUM NAUK BIOLOGICZNYCH I LEKAR- 
SKICH. Pod redakcya Prof. - Dr. Henryka Kadyi’ego. Tom I 
Zeszyt 1. Lwöw. 1901. 

Polnisches Archiv für biologische und medizinische Wissen¬ 
schaften. — Unter der Redaktion von Prof. Dr. Heinrich Kadyi 
Bd. I. Heft 1. Lemberg 1901. 

Archives polonais des Sciences biologiques et mödicales. Sous 
la rödaction du prof. Dr. Henri Kadyi Vol. I. Cah. 1. Löopol 1901. 

6. WSZECHÖWIAT. Tygodnik popularny, poäwi^cony naukom 
przyrodniczym. Warszawa. 1901. Rocznik 20. Nr. 27—52. 

Wszechöwiat. (Universum). Populäre Wochenschrift für Natur¬ 
kunde. Warschau. 1901. Jahrgang 20. Nr. 27 - 52. 

Wszechöwiat (L’univers). Publication hebdomadaire populaire 
pour les Sciences naturelles. Varsovie. 1901. 20« annöe. Nr. 27 -52. 

7. GAZETA LEKARSKA. Warszawa. Rok. 36. 1901. Nr. 27-52. 
Medizinische Zeitung. Warschau. Jahrgang 36. 1901. Nr. 27—52. 
Gazette mödicale. Varsovie. 36* annöe. 1901. Nr. 28—52. 


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596 


8. MEDYCYNA. Warszawa. 1901. Tom 29. Nr. 27—52. 

Medizin. Warschau. 1901. Band 29. Nr. 27—52. 

Mddecine. Varsovie. 1901. Volume 29. Nr. 27—52. 

9. PRZEGL4D LEKARSKI. Kraköw. Rok 40. 1901 Nr. 27-52. 
Medizinische Rundschau. Krakau. Jahrgang 40. 1901. Nr. 27—52 
Revue mddicale. Cracovie. 40* annde. 1901. Nr. 27—52. 

10. KRONIKA LEKARSKA. Warszawa. Rok 22. 1901. Nr. 13—24. 
Medizinische Chronik. Warschau. Jahrgang 23. 1901. Nr. 13-24. 
Chronique mddicale. Varsovie. 22*annee. 1901. Nr. 13-24. 

11. CZASOPISMO LEKARSKIE. Lödz. Tom. 3. 1901. Nr. 7- 12. 
Medizinische Zeitschrift. L<5d2, Band 3. 1901. Nr. 7—12. 
Pdriodique medical. LödA Volume 3. 1901. Nr. 7—12. 

12. KRYTYKA LEKARSKA. Warszawa. Rok 5. 1901. Nr. 7—12. 

Medizinische Kritik. Warschau. Jahrgang 5. 1901 Nr. 7 12. 

La critique mddicale. Varsovie. 5* annde. 1901. Nr. 7—12. 

13. NOWINY LEKARSKIE. Poznan. Rok 13. 1901. Nr. 7-12. 
Medizinische Neuigkeiten. Posen. Jahrgang 13. 1901. Nr. 7 — 12. 
Nouvelles mddicales. Posen. 13* annde. 1901. Nr. 7 -12. 

14. CHEMIK POLSKI. Warszawa. 1901. Rok 1. Nr. 19-39. 

Der polnische Chemiker. Warschau 1901. Jahrgang 1. Nr. 19—39. 
Le chimiste polonais. Varsovie 1901. 1* annde. Nr. 19-39. 

15. CZASOPISMO TOWARZYSTWA APTEKARSKIEGO. Lw<5w. 1901. 
Rok 31. Nr. 13-24. 

Zeitschrift der Apotheker-Gesellschaft. Lemberg. 1901. Jahr¬ 
gang. 31. Nr. 13—24. 

Pdriodique de la Socidtd des pharmaciens. Ldopol. 1901. 31* an¬ 
nde. Nr. 13—24. 

16. PRZEGL4D FARMACEUTYCZNY. Warszawa. 1901. Rok IV. 
Nr. 13-24. 


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597 


Pharmazeutische Rundschau. Warschau. 1901. Jahrgang IV. 
Nr. 13-24. 

Revue pharmaceutique. Varsovie. 1901. IV* anöe. Nr. 13-24. 

17. WIADOMOÖCI FARMACEUTYCZNE. Warszawa. 1901. Rok 28. 
Nr. 13-24. 

Pharmazeutische Nachrichten. Warschau, 1901. Jahrgang 28. 
Nr. 13- -24. 

Notices pharmaoeutiques. Varsovie. 1901. 28* annöe. Nr. 13—24. 

18. KRONIEA FARMACEUTYCZNA. Kraköw. 1901. Rok IV. Nr.7 -12. 
Pharmazeutische Chronik. Krakau. 1901. Jahrgang IV. Nr.7—12. 
Chronique pharmaceutique. Cracovie. 1901. IV* annöe. Nr. 7-12. 

19. POSTIjP OKULISTYCZNY. Kraköw. Rocznik 3. 1901. Nr. 7—12. 

Fortschritte der Augenheilkunde. Krakau. Jahrgang 3. 1901. 
Nr. 7—12. 

Les progrös ophtalmologiques. Cracovie. 3* annöe. 1901. Nr. 7—12. 

20. PRZEGL^D DENTYSTYCZNY. Warszawa. 1901. Rocznik 4. 

Nr. 7—12. • 

Zahnärztliche Rundschau. Warschau. 1901. Jahrgang 4. Nr.7- 12. 
Revue odontologique. Varsovie. 1901. 4* annöe. Nr. 7- 12. 

21. ZDROWIE. Rocznik 17. 1901. Zeszyt 7—12. 

Die Gesundheit. Warschau. Jahrgang 17. 1901. Heft 7—12. 

La Santö. Varsovie. 17* annöe. 1901. Cah. 7 - 12. 

22. PRZEGL4D WETERYNARSKI. Lwöw. Rok IG. 1901. Nr. 7-12. 
Thierärztliche Rundschau. Lemberg. Jahrgang 16.1901. Nr. 7— 12. 
Revue vötörinaire. Löopol. 16° annöe. Nr. 7—12. 

23. LUD. Organ Towarzystwa ludoznawczego we Lwowie. 1901. 
Tom VII. Zeszyt 4. 

Das Volk. Organ des Vereines für Volkskunde in Lemberg. 1901. 
Bd. VII. Heft 4. 

Le peuple. Organe de la sociötö pour ethnographie ä Löopol. 
1901. Tome VH. Cah. 4. 


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598 


24. WISLA. Miesiecznik podwiecony krajoznawstwu i ludoznawstwu. 
Warszawa. 1901. Tom XV. Zeszyt 5—6. 

„Die Weichsel“. Monatschrift für Landes- und Volkskunde. War¬ 
schau. 1901. Band XV. Heft 5—6. 

„La Vistule“. Revue mensuelle consacrde ä la gdographie et 
ä Tethnographie. Varsovie, 1901. Vol. XV. Cah. 5 -6. 

25. KSI^GA JUBILEUSZOWA DOKTORA MEDYCYNY TEODORA 
DUNINA, ordynatora Szpitala Dzieciatka Jezus, ku uczczeuiu 
25-letniej dzialalnoäci Jego lekarskiej wydana przez Jego bylych 
i obecnych uczniöw. — Warszawa. 1901 IV*° str. 529 z 5 tabl. 
30 drzeworytami i portretem Jubilata. 

Jubileums-Schrift für Doktor der Medizin Teodor Dunin, ordini 
renden Arzt des Krankenhauses „Kindlein-Jesus“, zur Feier Seiner 
25-jäbrigen ärztlichen Wirksamkeit, herausgegeben von seinen 
ehemaligen und derzeitigen Schülern. — Warschau. 1901. IV 
529 S. 5 Taf. 30 Holzschnitte und Porträt des Jubilars. 

Livre pour le jubild du docteur en medecine Theodor Dunin, 
chef de Service ä Phöpital „Enfant-Jösus“, en l’honneur de son 
activitd mddicale de 25 ans, publid par ses disciples anciens 
et actuels. — Varsovie. 1901. IV to pag. 529 avec 5 planches, 30 
figures et un portrait du raaitre. 

26. PRACE SEKCYI GRU&LICZEJ IX. Zjazdu przyrodnikdw i lekarzy 
polskich w Krakowie w roku 1900. — Warszawa. 1901. 8” 
str. 276. 

Arbeiten der Sektion für Tuberkulose des IX. Kongresses polni¬ 
scher Naturforscher und Ärzte in Krakau 1900. — Warschau. 
1901. 8 TO S. 276. 

Travaux de la section pour la tuberculose du EX. Congres des 
naturalistes et mddecins polonais ä Cracovie 1900. — Varsovie. 
1901. 8 T0 p. 276. 


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599 


Die in den vorgenannten Zeitschriften publizierten Arbeiten; 
W erke und Monographien. 

Travaux insdrds dans les pöriodiques 6numer6s ci-dessus; 
ouvrages, monographies. 

I. Allgemeine Biologie. 

Biologie gönörale. 

265. KOWALEWSKI M.: Studya helmintologiczne VI. 0 czterech 

gatunkach rodz. Trichosoma liud. (z 1 tablica). 

— Helminthologische Studien: VI. Über vier Arten der Gattung 
Trichosoma Rud. (mit einer Tafel). 

— Etudes helminthologiques. VI. Sur quatre especes du genre 
Trichosoma Rud. (avec une planche). 

Rozprawy Akademii Umiejqtnoäci w Krakowie. Wydzial 
mat. przyr. Serya II. Tom XVIII. Ogölnego zbioru Tom XXXVIII. 

266. KULWIEÖ K.: Pratkankowce (mezozoa). 

— Mesozoa. 

— Mesozoa. . 

Wszechäwiat T. XX. Nr. 29, 30. 

267. KULWIEÖ K.: Organizm jako spoteczenstwo komörek. 

— Der Organismus als ein Zellen-Staat. 

— L’organisme comme association des cellules. 

Wszechäwiat T. XX. Nr. 36. 

268. MINKIEWICZ R.: 0 wptywie roztworöw o rozmaitym zggszcze- 

niu (koncertracyi) na ustroje nizsze. 

— Über den Einfluss von Lösungen verschiedener Konzentra¬ 
tion auf niedere Organismen. 

— Sur l’influence des Solutions de concentrations differentes 
sur les organismes införieurs. 

Wszeohäwiat 1901. Nr. 44. 

269. PRZESMYCKI A. M.: 0 paru rodzajach pierwotniaköw paso- 

rzytujacych we wrotkach (Rotatoria) Novae species: Endophrys 
rotatoriorum, Dimoerium hyalinum (z 3 tablicami). 


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600 


— Ober einige Arten von Protozoen welche in Rotatorien pa¬ 
rasitären. Novae species : Endophrys rotatoriorum, Dimoerium 
hyalinum (mit 3 Tafeln). 

— Sur quelques especes des Protozoa, parasitaires des Rota- 
toria. Novae species: Endophrys rotatoriorum, Dimoerium hya¬ 
linum (avec 3 planches). 

Rozprawy Wydzialu mat. przyr. Akademii Umiej^tnosci 
w Krakowie. Ogölnego zbioru T. XLI. Dzial B. 

270. SOSNOWSKI J.: Studya nad zmianami geotropizmu u Para- 

maecium aurelia. 

— Studien über Veränderungen des Geotropismus bei Para- 
maecium aurelia. 

— fitudes sur les variations du göotropisme de Paramaecium 
aurelia. 

Rozprary Akademii UmiejqtnoÄci w Krakowie. Wydziat 
mat. przyr. Serya II. Tom XVHI. Ogdlnego zbioru Tom XXXVUI. 

271. TUR J.: 0 regeneracyi. 

— Über Regeneration. 

— Sur la regdnöration. 

WszechsSwiat T. XX. Nr. 35. 

272. TUR J.: Mikrofotografia na usJugach biologii. 

— Mikrophotographie im Dienste der Biologie. 

— La microphotographie dans la biologie. 

Wszechäwiat 1901. Nr. 39. 

273 WRÖBLEWSKI A.: Ogölne cechy jestestw zywych pod wzgle- 
dem ich sktadu chemicznego i przemiany materyi. 

— Die allgemeinen Kennzeichen der Lebewesen in Bezug auf 
ihre chemische Zusammensetzung und Stoffwechsel. 

— Les caractdres gdnöraux des Otres vivants au point de vue 
de leur composition chimique et de 1 ’dconomie. 

Wszechäwiat T. XX. Nr. 32, 33. 


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II. Morphologie. 
Morphologie. 


601 


274. BOCHENEK A.: Drogi nerwowe przedmözdza salamandry pla- 

mistej 8 rycinami) 

— Die Nervenbahnen im Vorderhirn von Salamandra maadata 
(mit 8 Abbildungen). 

— Les voies nerveuses du prosencSphalon de la Salamandra 
macidosa (avec 8 figures). 

Rozprawy Akademii Umiej^tnoöci w Krakowie. Wydzial 
mat. przyr. Serya II. T. XVIII. Ogölnego zbioru T. XXXVIII. 

275. BOCHENEK A.: 0 unerwieniu splotöw naczyniowych mözgu 

zaby (z 2 rycinami). 

— Uber die Innervation der Plexus chorioidei beim Frosche (mit 
2 Abbildungen). 

— Sur l’innervation des plexas chorioidei de la grenouille (avec 
2 figures). 

Rozprawy Akademii Umiej^tnoöci w Krakowie. Wydzial 
mat. przyr. Serya II. T. XVIII. Ogölnego zbioru T. XXXVIII. 

276. BROWICZ T : Drogi odzywcze w komörce watrobnej (z ta- 

blicq,). 

— Die Ernährungs-Bahnen in der Leberzelle (mit einer Tafel). 

— Les voies nutritives de la cellule hepatique (avec une planche). 

Rozprawy Akademii Umiej§tnoöci w Krakowie Wydzial 
mat. przyr. Serya II. T. XVIII. Ogölnego zbioru T. XXXVIII. 

277. BROWICZ T: Pochfanianie krwinek czerwonych przez ko- 

mörk§ watrobna i ztqd powstad mogace obrazy w tej ko¬ 
mörce (z tablica). 

— Das Verschlingen roter Blutkörperchen durch die Leberzelle 
. und die Bilder, welche in dieser Zelle dadurch entstehen 
können (mit einer Tafel). 

— L’englobement des erythrocytes par la cellule du foie et les 
images raicroscopiques qui en resultent dans cette cellule 
(avec une planche). 

Rozprawy Akademii Umiej^tnosci w Krakowie. Wydzial 
mat. przyr. Serya H T. XVIII. Ogölnego zbioru T. XXXVIII.* 


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602 


278. BROWICZ T.: 0 budowie naczyn wfoskowatych krwionioSnycb 

i ich stosunku do komörek w^trobnych (z tablicq.). 

— Über den Bau der Blut-Kapillaren und ihr Verhältniss zu 
den Leberzellen (mit einer Tafel). 

— Sur la structure des capillares sanguins et leur rapport aux 
cellules höpatiques (avec une planche). 

Rozprawy Akademii Umiej^tnosci w Krakowie. Wydzial 
mat. przyr. Serya II. Tom XIX. Ogölnego zbioru Tom XL. 

279. BROWICZ T.: Czy kanaliki zölwiowe mi§dzykomörkowe maja 

wiasne gcianki? (z 1 tablicg,). 

— Haben die Gallenkapillaren eigene Wände ? (mit einer Tafel). 

— Les conduits biliaires intercellulaires, ontils leurs propres 
parois? (avec une planche). 

Rozprawy Akademii Umiej^tnosci w Krakowie. Wydzial 
mat. przyr. Serya 11. Tom XIX. Ogölnego zbioru Tom XL. 

280. BURZYNSKI A.: 0 konserwacyi narz^döw w naturalnych bar- 

wach. 

— Über Konservierung der Organe in natürlichen Farben. 

— Sur la Conservation des Organes dans leurs couleurs naturelles. 
Polsk Arch. nank biol. i lek. T. I, zesz. 1. 

281. FAJERSZTAJN J: 0 barwieniu wiökien osiowych za pomoca 

laki chromowo-hematoksylinowej. 

— Über die Färbung von Achsenzylindern mittelst Hämatoxy- 
lin-Chromlack. 

— Sur la coloration des cylindres-axes par de la laque chromo- 
h&natoxylique. 

Polsk. Arch. nauk biol. i lek. T. I. zesz. 1. 

282. FLATAU E: Anatomia i fizyologia ukfadu nerwowego. 

Poradnik dia samouköw. Cz. I. wyd 2-gie. Wydawnictwo 
St Michalskiego i Al. Heflicha. Warszawa 1901. 

— Anatomie und Physiologie des Nervensystems. 

Wegweiser für Autodidakten. I. Th., 2. Aufl., Herausgeber 
St. Micbalski und Al. Heflich — Warschau, 1901. 

— Anatomie et Physiologie du systheme nervcux. 

Guide pour les autodidactes. I. partie, 2-me Edition. St- 
Mihalski et Al. Heflich editeurs. — Yarsovie, 1901. 




603 


283. QODLEWSKI E.: (jun.): Rozwdj tkanki miesnej w mioäniach 

szkieletowych i w sercu zwierzat ssacych (z 2 tablicami). 

— Die Entwickelung des Muskelgewebes in den Skeletmuskeln 
und im Herzen der Säugetiere (mit 2 Tafeln). 

— Le ddveloppement du tissu musculaire dans les muscles du 
squdlette et du coeur chez les mammiföres (avec 2 planches). 

Rozprawy Wydzialu mat. przyr. Akademii Umiej^tnoäci 
w Krakowie. Ogolnego zbioru Tom XLI. Dzial B. 

284. GÖLSKI S.: Dojrzewanie i zapfodnienie jajka u Ascidii: Cionia 

intestinalis. F. (z 2 tablicami). 

— Reifung und Befruchtung des Eies bei der Ascidie : Cionia 
intestinalis F. (mit 2 Tafeln). 

— La maturation et fecondation de l’oeuf de l’ascidie: Cionia 
intestinalis F. (avec 2 planches). 

Rozprawy Akademii Umiej$tno$ci w Krakowie. Wydzial 
mat. przyr. Serya II. T. XVIII. Ogöluego zbioru T. XXXVIII. 

285. KADYI K.: 0 zastosowaniu aldehydu mröwkowego w Zakla- 

dzie anatomii opisowej Uniwersytetu Lwowskiego. 

— Über die Anwendung des Formaldehyds im Institute für 
deskriptive Anatomie der Universität in Lemberg. 

— Sur l’emploi du formaldehyde ä l’institut d’anatomie d6- 
scriptive de l’universitä de L6opol. 

Polsk. Arch. nauk biol. i lek. T. I. zesz. 1. 

LITYftSKI A : vide 303. 

286. Dr. MAZIARSKI S.: 0 narzadach ruchu i elementach kurczli- 

wych. — Wyklad habilitacyjny. 

— Über die Bewegungsorgane und die kontraktilen Elemente 
(Habilitations-Vorlesung). 

— Sur des Organes du mouvement et les ölöments contractiles. 
Wszechöwiat T. XX. Nr. 30 31. 

287. NEUGEBAUER F.: Kilka stöw o powtarzaniu sif obojnactwa 

wrzekomego w jednej i tej samej rodzinie. (De pseudoher • 
maohroditismo hereditario). 


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604 


— Einige Worte über mehrfaches Auftreten von Pseudoherma¬ 
phroditismus in einer und derselben Familie. (De pseudo- 
hermaphroditismo hereditario). 

— Quelques mots sur la röitöration du pseudohermaphroditisme 
dans la meme famille. [De pseudohermaphroditismo here¬ 
ditario). 

Kronika lekarska. 1901. Nr. 15, 16, 17, 18. 

288. PILTZ J.: Przyczynek do badan nad szlakami oärodkowemi 

nerwöw okoruchowych. 

— Ein Beitrag zur Erforschung der zentralen Bahnen der 
Augenmuskelnerven. 

— Contribution aux recherches pour döterminer les voies cen¬ 
trales des nerfs moteurs des yeux. 

Gazeta lekarska. 1901. Nr. 40. 

289. REISS W.: 0 rozwoju naskörka w pierwszych miesiqcach iy- 

cia plodowego ze szczogölnem uwzgl§dnieniem warstwy 
Malpighiego (z 1 tablica). 

— Über die Entwickelung der Epidermis in den ersten Mona¬ 
ten des Foetallebens mit besonderer Berücksichtigung der 
Malpighi’schen Schicht (mit 1 Tafel). 

— Sur le ddveloppement de l’epiderme pendant les premiers 
mois de la vie embryonnaire, specialement ä l’ögard de la 
couche de Malpighi (avec 1 planche). 

Rozprawy Akademii Umiej^tnoäci w KraKowie. Wydzial 
mat. przyr. Serya IT. T. XVIII. Ogolnego zbioru T. XXXVIII. 

290. ROSNER A.: 0 powstawaniu ciazy blizniaczej monochorialnej 

(z 1 tabica). 

— Über die Entstehung der monochorialen Zwillings-Schwan¬ 
gerschaft (mit 1 Tafel). 

— Sur la gdnöse de la grossesse gdmellaire monochoriale 
(avec 1 planche). 

Rozprawy Wydziatu mat. przyr. Akademii Umiej^tnosci 
w Krakowie. Ogolnego zbioru Tom XLI. D/.ial B. 

TUR J.: vide 271. 


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605 


III. Physiologie. 

Physiologie. 

291. A. Z. Znuienie i wypoczynek. Wedlug prof. M. Verworna. 
— Die Ermüdung und Erholung. — Nach Prof. M. Verworn. 
— La lassitude et le repos. — D’apres le prof. ^f. Verworn. 

Krytyka lekarska. 1901. Nr. 78. 

292. BECK A.: Zjawiska elektryczne w rdzeniu pacierzowym (z 1 ta- 

blicq, i 2 rycinami). 

— Die elektrischen Erscheinungen im Rückenmark (mit einer 
Tafel und 2 Abbildungen). 

— Les phönomeues dlectriques dans la moelle dpiniöre (avec 
une planche et 2 figures). 

Rozprawy Wydziatu mat. przyr. Akademii Umiej^tnosci 
w Krakowie. Ogölnego zbiora Tom XL1. Dzial B. 

293. CYBULSKI N. i KIRKOR M.: 0 przewodzeniu stanu czynnego 

przez zwoje mi§dzy - kr§gowe i o odruchowem wahaniu 
wstecznem pradu spoczynkowego. 

— Über die Leitung des aktiven Zustandes durch die Inter- 
vertebral-Ganglien und über reflektorische Rückschwankung 
des Ruhestromes. 

— Sur la conduite de l’dtat actif, dans les ganglions interverte- 
braux et sur l’oscitation nögative reflexe du courant continu. 

Rozprawy Akademii Umiej^tnoici w Krakowie. Wydzial 
mat. przyr. Serya II. T. XVIII. Ogölnego zbioru T. XXXVIII. 

294. G4SIOROWSKI N.: Wpfyw dziatania kokainy, przeci§cia nerwu 

i mechanicznego podraznienia na budowo c.ialek dotyko- 
wych Grandy’ego (z 1 tablicq). 

— Einfluss der Einwirkung des Kokains, der Durchschneiduug 
der Nerven und der mechanischen Reizung auf die Struktur 
den G r a n d r y’schen Körperchen (mit 1 Tafel). 

— L’influence de l'action de la cocaine, de la coupure du nerf 
et de l’excitation möcanique sur la structure des corpu- 
scules de Grandry (avec 1 planche). 

Polsk. Arch. nauk biol i lek. T. I. zesz. 1. 


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606 


295. GODLEWSKI E. (syn): 0 oddychaniu zarodköw zwierz§cych. 

— (junior) Über die Atmung bei tierischen Embryonen. 

— (fils) Sur la respiration des embryons des animaux. 

Wszecböwiat T. XX. Nr. 32, 33. 

296. HEINRICH W.: Krytyczny przeglad dotychczasowych badah 

nad wrazeniami barwnemi. 

— Kritische Übersicht der bisherigen Forschungen über die 
Farbenempfindung. 

— Revue critique des recherches actuelles sur la perception 
des couleurs. 

Rozprawy Akademii Umiejqtnoäci w Krakowie. Wydzial 
mat. przyr. Serya II. Tom XIX. Ogölnego zbioru Tom XL. 

297. HEINRICH W.: 0 staloäci wrazenia zaledwie dostrzegalnego 

przy uzyciu tonöw czystych. 

— Über die Konstanz des kaum merklichen Eindruckes bei 
der Einwirkung von reinen Tönen. 

— Sur la constance de la perception minime pendant l’action 
des tons purs. 

Rozprawy Akademii Umiej^tnosci w Krakowie. Wydzial 
mat. przyr. Serya II. Tom XIX. Ogölnego zbioru Tom XL 

298. KIRKOR M.: 0 zmianach szybkoäci ruchu krwi w mi§äniach 

prqikowanych podczas ich czynnoäci dowolnej i odrucho- 
wej (z 3 tablicami i 5 rycinami). 

— Über die Veränderungen der Geschwindigkeit des Blutstro¬ 
mes in den quergestreiften Muskeln während ihrer willkür¬ 
lichen und reflektorischen Tätigkeit (mit 3 Tafeln und 5 
Abbildungen). 

— Sur les changements de la vitesse du sang dans les muscles 
striös pendant leur fonction volontaire et reflexe (avec 3 
planches et 5 figures). 

Rozprawy Wydzialu mat. przyr. Akademii Umiej$tnosci 
w Krakowie. Ogölnego zbioru Tom XLI. Dzial B. 

299. KUCZYNSKI A.: Fizyologia. 

Poradnik dla samouköw Cz. I. Wyd. H-gie. Wydawnictwo 
St Michalskiego i Al. Heflicha. Warszawa 1901. 


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607 


— Physiologie. 

Wegweiser für Autodidakten. I. Th., 2. Aufl. — Heraus¬ 
geber St. Michalski und Al. Höflich. — Warschau, 1901. 

— Physiologie. 

Guide ponr les autodidactes. I. partie, 2. edition. — St. 
Michalski et Al. Heflich editeurs. -- Varsovie, 1901. 

300. KUROPATWINSKI. Jeszcze slöw kilka o pozornej postaci 

sklepienia nieba i pozornem powi§kszeniu ärednicy ksi§- 
iyca i gwiazd na widnokr§gu. 

— Noch einige Worte über die scheinbare Gestalt des Him¬ 
mels-Gewölbes und über die scheinbare Vergrösserung des 
Durchmessers des Mondes und der Sterne am Horizonte. 

— Encore quelques mots sur la forme apparente de la voüte 
cöleste est sur l’agrandissement apparent du diamötre de la 
lune et des ötoiles ä l’horizont. 

Postqp okulistyczny. 1901. Nr. 11. 

301. LANDAU A.: Badania za poraocq bhjkitu metylenowego nad 

sprawnoscia nerek. 

— Untersuchungen über die Leistungsfähigkeit der Nieren mit¬ 
telst Methylenblau. 

— Recherches sur l’energie de la fonction du rein au raoyen 
du bleu de möthylüne. 

Ksi^ga jub. Dunina. 7. 

302. LEMBERGER J.: 0 przyrzqdzie do badania wymiany gazöw 

podczas oddychania u zwierzqt (z 1 tablicq). 

— Über einen Apparat zur Messung des respiratorischen Gas¬ 
wechsels bei Tieren (mit 1 Tafel). 

— Sur un appareil ä mesurer l’öchange des gaz pendant la 
respiration des animaux (avec 1 planche). 

Polsk. Aroh. nauk biol. i lek. Tom I. zesz. 1. 

303. LITYNSKI A.: Z fizyologii zarodzi. 

— Aus der Physiologie des Protoplasmas. 

— Quelques mots sur la Physiologie du protoplasma. 
Wszech&wiat T. XX. Nr. 62. 


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608 


304. MORACZEWSKI: 0 odczynnikach fizyologicznych. 

— Über'physiologische Reagentien. 

— Sur les röactifs physiologiques. 

Kronika lekarska. 1901. Nr. 20. 

305. NOISZEWSKI: Badania widzenia rözriiczkowego i caikowego. 
— Untersuchung des differentialen und integralen Sehens. 

— L’examen de la vue differentielle et integrale. 

Postqp okulistyczny. 1901. Nr. 9. 

306. NOISZEWSKI: Poczucie przestrzeni i wyobrazenia wzrokowe. 
— Die Raumvorstellung und die Gesichts-Eindrücke. 

— L’idee de l’espace et les impressions de la vue. 

Nowiny lekarskie. 1901. Nr. 10. 

307. NOISZEWSKI: Przyrzad kontroluj^cy celnoäc strzelaj^cego. 

— Ein Apparat zur Kontrollierung der Treffsicherheit des 
Schiessenden. 

— Un appareil pour contröler la justesse du coup d’oeil du tireur. 
Postgp okulistyczny. 1901. Nr. 11. 

308. PRUS I: 0 umiejscowieniu o£rodköw ruchowych \v korze 

mözdäka. 

— Über die Lokalisation von motorischen Zentren in der Klein¬ 
hirnrinde. 

— öur la localisation des centres moteurs dans Tecorce du 
cervelet. 

Polsk. Arch. nauk biol. i lek. T. I. zesz. 1. 

SIERADZKI W.: vide 224. 

309. SOSNOWSKI J: Badania nad oporem nerwöw, I. Mierzenie 

oporu metod% elektryczn^. 

— Untersuchungen über den Widerstand in den Nerven. 
I. Messung des Widerstandes mittelst der elektrischen Methode. 

— Recherches sur la resistanee dans les nerfs. I. La mäsuration do 
la resistanee au moyen de la methode 61ectrique. 

Rozprawy Wydzialu mat. przyr. Akademii Umiej^tnosci 
w Krakowie. Ogölnego zbioru Tom XLI. Dzial A. 


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609 


310. SOSNOWSKI J. 0 : 0 elektryczno^ci zwierz§cej. 

— Über die tierische Elektrizität. 

— Sur rälectricit(§ animale. 

Wszechäwiat. 1901. Nr. 34*. 

311. SOSNOWSKI J.: Kilka siöw o zm§czeniu oSrodköw nersvowych. 
— Einige Worte über die Ermüdung der Nervenzentra. 

— Quelques mots sur la lassitude des centres nerveux. 
Wszechäwiat. T. XX Nr. 37. 

312. ÖWI^TOCHOWSKI J.: 0 wplywie alkoholu na krazenie krwi 
— Über den Einfluss von Alkohol auf den Blutkreislauf. 

— De l’influence de l’alcool sur la eirculation du sang. 

Gazeta lekarska. 1901. Nr. 43, 44, 45. 

313. WYCZÖLKOWSKA A.: 0 iluzyach optycznych (z 14 rycinami). 
— Über optische Illusionen (mit 14 Abbildungen). 

— Sur les illusions optiques (avec 14 figures). 

Rozprawy Akademii Umiej^tnoäci w Krakowie. Wydziah 
mat. przyr, Serya II. T. XVIII. Ogdlnego zbioru T. XXXVIII 

IV. Medicinische Chemie. 

Chimie mödicale. 

314. DAIN: Sacharyna. 

— Saccharin. 

— Saccharin. 

Przegl^d farmaceutyczny. 1901. o. d. Nr. 17/18, 19/20, 
21/22, 23/24. 

315. C1ECHANOWSKI W.: Przypisek do artykulu Dr. Mincera. Kilka 

uwag o wainiejszych zagadnieniach urologii. 

— Zusatz zum Artikel von D. Mine er: Einige Bemerkungen 
über wichtigere Probleme der Urologie. 

— Note ä Particle du Dr. M i n c e r : Quelques observations sur 
des problemes plus importants de lurologie. 

Nowiny lekarskie. 1901. Nr. 12. 

Poln. Archiv, f. biol. und med. Wiasenach. 42 

Archive! polon. de acienc. biol. et mädic. 


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6iO 


316. DZIERZGOWSKI i SALAZKIN: 0 odszczepianiu si§ amoniaku 
pod dzialaniem trypsyny i pepsyny na biatko. 

— Über die Abspaltung von Ammoniak bei Einwirkung von 
Tripsin und Pepsin auf das Eiweiss. 

— Sur l’ammoniac se detachant par l’action de tripsine et de 
pepsine sur l'albumine. 

Gazeta lekarska. 1901. Nr. 35. 


317. MARCHLEWSKI Z. i SCHÜNCK C. A.: Wptyw bromu na filo- 
porfiryn§ i hematoporfiryn§ (z 1 rycin^). 


— Die Einwirkung von Brom auf Phylloporphyrin und Hae- 
matoporphyrin (mit einer Abbildung). 


— L'action du brome sur la phylloporphyrine et l’hdmatopor- 
phyrine (avec une figure). 


Rozprawy Akademii Umiej^tnosci w Krakowie Wydziat 
mat. przyr. Serya II. T. XYIII. Ogölnego zbioru T. XXXVTII. 


318. MINCER A.: Kilka uwag o wazniejszych zagadnieniach uro 
logii. 

— Einige Bemerkungen über wichtigere Probleme der Urologie 

— Quelques observations sur quelques problemes plus impor- 
tants de l’urologie. 

Nowiny lekarskie. 1901. Nr. 11, 12. 


319. MORACZEWSKI W. D.: 0 znaczeniu reakcyi indykanu w mo- 
czu w przypadkach cukrzycy. 

— Über die Bedeutung der Indikan-Reaktion im Urin bei 
Zuckerbarnruhr. 

— Sur la signification de la reaction de 1 'indican dans l'urine 
dans les cas de diabete. 

Przegl%d lekarski. 1901. Nr. 32. 

MORACZEWSKI: vide 304. 

SIERADZKI W.: vide 224. 


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6ii 


320. SZUMOWSKI W.: Z cheraii ciai biatkowatych. 

— Aus der Chemie der Eiweisskörper. 

— Sur la chimie des corps albumineux. 

Przeglqd lekarski. 1901. Nr. 33. 

321. WßÖBLE WSKI, BEDNARSKI i WOJCZYNSKI: Przyczynek do 

wiadomoäci w dziafaniu enzymöw na enzymy. 

— Beitrag zur Kenntniss der Einwirkung von Enzymen auf 
Enzyme. 

— Contribution ä la connaissance de l’action des enzymes sur 
enzymes. 

Przegl%d lekarski. 1901. Nr. 35, 86. 

322. ZEBROWSKI B.: Rozbiör zölci otrzymanej z przetoki u czto- 

wieka. 

— Analyse der aus einer Gallenfistel beim Menschen erhalte 
nen Galle. 

— L’analyse chimique de la bile obtenue par une fistule bi 
liaire chez l’homme, 

Gazeta lekarska. 1901. Nr. 33. 

V. Pharmakologie und Pharmakognosie. 

Pharmacoiogie et Pharm acognosie. 

323. BANKOWSKI: Przypadek ostrej niedroznoäci kiszek, wyleczony 

za poinocq, wysokiej dawki atropiny. 

— Ein Fall von akuter Darmverschliessung, geheilt durch eine 
hohe Dosis von Atropin. 

— Un cas d’occlusion intestinale aigue, gueri par une grande 
dose d’atropine. 

Czasopismo lekarskie 1901. Nr. 7. 

324. BERNSTEIN: 0 jod- i kreozot-wazogenach. 

— Über Iod- und Kreozot- Vasogene. 

— Sur les vasogünes de jode et de crdozote. 

Medycyna. 1901. Nr. 35. 

* 


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612 


325. CZAPLICKI: 0 dziakmin atropiny w pewnych przypadkach * 

niedroänoSci jelit. 

— Über die Wirkung des Atropins in Fällen von Unwegsamkeit 
des Darmes. 

— Sur Paction de Patropine dans les cas d’occlusion de l’in- 
testin. 

Medycyna. 1901. Nr. 42, 43, 44. 

DAIN: vide 314. 

326. FRIEDLANDER E.: Pastilli jodoferrati comp. n Jahr u . 

— Pastilli jodoferrati comp. „Jahr“. 

— Pastilli jodoferrati comp. „Jahr“. 

Przegl^d lekarski. 1901. Nr. 40. 

327. FROMMER A.: 0 pröbach zastapienia jodoformu weglem. 

— Über die Versuche das Jodoform mit Kohle zu substituieren. 

— Sur les tentatives du remplacement du jodoforme par le 
charbon. 

Przegl^d lekarski. 1901. Nr. 39. 

G^SIOROWSKI N.: vide 294. 

328. GRUOZINSKI Z i KONWERSKI S.: awiatto jako örodek lecz- 

niczy. 

— Das Licht als ein Heilmittel. 

— La lumi&re comme un remede thörapeutique. 

Gazeta lekarska. 1901. Nr. 41, 42, 43. 

329. HALPERN M.: W kwestyi leczenie t§tniaköw aorty za pomocg, 

podskörnych wstrzykiwan zelatyny. 

— Zur Frage der Behandlung von Aortenaneurysmen mittelst 
subkutaner Gelatininjektionen. 

— Au sujet du traitement des anevrysmes de Paorte par les 
injections subcutanees de gelatine. 

Ksi^ga jub. Dunina 23. 


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613 


330. HANDELSMAN: Pr/.ypadek üzca lec/.enego surowica swoistq, 

z zejfeiern pomyälnem. 

— Ein Fall von Tetanus mit dem spezifischen Serum mit 
günstigem Ausgange behandelt. 

— Un cas de tetanie traite par. le serum specifique avec un 
r£sultat favorable. 

Czasopismo lekarskie. 1901. Nr. 10. 

331. HERYNG T.: Kilka^ojwag o dziafaniu ortoformu. 

— Einige Bemerkungen über die Wirkung des Orthoforms. 

— Quelques remarques sur l’action de rorthoforme. 

Gazeta lekarska. 1901. Nr. 39. 

332. JURAS A: 0 Ieczeniu raköw arszenikiem. 

— Über die Behandlung des Karzinoms mit Arsenik. 

— Sur le traitement de carcinome par I’arsenic. 

Przegl%d lekarski. 1901. Nr. 40. 

37 b . KORCZYNSKI Z.: Rozwöj i obecne stanowisko organoterapii. 
Ciqg dalszy. 

— Die Entwickelung und der gegenwärtige Stand der Organo¬ 
therapie. Fortsetzung. 

— Revolution et l’etat actuel de l’organotherapie. Suite. 

Przegl^d lekarski. 1901. Nr. 30, 31, 32, 37, 38, 39. 

333. LANDAU H.: Poszukiwania dogwiadczalne nad zachowaniem 

si§ zelaza w ustroju zwierzat i ludzi. 

— Experimentelle Untersuchungen über das Verhalten des 
Eisens im menschlichen und tierischen Organismus. 

— Recherches experimentales sur le röle du fer dans l’orga- 
nisme des animaux et de Thomme. 

Ksi$ga jub. Dunina. 11. 

334. MAJEWSKI F.: 0 zachowaniu si§ bhjkitu metylenowego 

w ustroju. 

— Über das Verhalten des Methylenblau im Organismus. 

— Sur le rOle du bleu de methylene dans l’organisme. 

Gazeta lekarska. 1901. Nr. 42, 43. 


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614 


335. MALINOWSKI F.: Zatrucie ortoformem. 

— Vergiftung mit Ortiioform. 

— Intoxioation avec de I 'orthojorme. 

Gazeta lekarska. 1901. Nr. 48. 

336. PALMIRSKI W.: 0 blonicy i surowicy przeciwbfoniczej. 

— Über Diphterie und über das Diphterie-Heilserum. 

— Sur la diphterie et sur le sörum antidiphtörique. 

Ksiqga jub. Dunina 9. w 

337. PRECHNER: Dwa przypadki zatrucia atropinq. 

•— Zwei Fälle von Atropin-Vergiftung. 

— Deux cas d’intoxication avec de l’atropine. 

Czasopismo lekarskie 1901. Nr. 9. 

338. SURZYCKI: 0 Srodkach nasercowych na podstawie wlasnych 

i obcych doäwiadczen. 

— Über Herz-Mittel auf Grund eigener und fremder Erfahrung. 

— Sur les remedes cardiaques d’apres les expdriences de l’au- 
teur et d’aut.res savants. 

Pami^tnik Tow. lek. warsz. 1901. T. 97. zesz. 4. 

VI. Allgemeine Pathologie und pathologische Anatomie. 
Pathologie gönörale et Anatomie pathologique. 

339. BROWICZ T: 0 pochodzeniu substancyi skrobiowatej (z 3 ta- 

blicami). 

— Über die Herkunft der amyloiden Substanz (mit 3 Tafeln). 

— Sur l’origine de la substance amylolde (avec 4 planches) 

Rozprawy Wydzialu mat. przyr. Akademii Umiej^tnosci 
w Krakowie. Ogölnego zbioru Tom XLI. Dzial B. 

340. BROWICZ: W sprawie pochodzenia substancji skrobiowatej. 
— Über die Herkunft der amyloiden Substanz. 

— Sur l’origine de la substance amylo'ide. 

Przegl^d lekarski. 1901. Nr. 43, 44. 

BRUDZEWSKI: vide 470. 


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615 


341. CIECHANOWSKI S.: Sprawy wydziolniczo w komörkach pier- 

wctnych gruczolaköw i raköw gruczolakowych watroby. 

— Sekretorische Vorgänge in den Zellen von primären Adeno¬ 
men und Adenokarzinomen der Leber. 

-- Les phönomönes secrötoires dans les cellules d’adönomes et 
d’addnocarcinomes primaires du foie. 

Rozprawy Akademii Umiejqtnoici w Krakowie. Wydziat 
mat. przyr. Serya II. T. XIX. Ogölnego zbioru T. XL 

342. DROBA S.: 0 tworach olbrzymich w tkankach gru21iczych 

(z 5 tablicami). 

— Über Riesenzellen in tuberkulösen Geweben (mit 5 Tafeln). 

— Sur les cellules göantes des tissus tuberculeux (avoc cinq 
planches). 

Rozprawy Akademii Umiej^tnosci w Krakowie. Wydzial 
mat. przyr. Serya II. T. XVIII. Ogölnego zbioru T XXXVIII. 

343. DZIEMBOWSKI: Cianka ludzka (trichocephalus dispar) jako po 

w<5d zapalenia älepej kiszki. 

— Trichocephalus dispar als Ursache von Blinddarm-Entzündung. 

— Le trichocephalus dispar comme cause d’une inflammation du 
cöcum. 

- Nowiny lekarskie. 1901. Nr. 7. 

344. GOJIKA A.: W sprawie powstawania niektörych cyst w blo- 

nie äluzowej dziqsla (z 1 tablica). 

— Zur Entstehung mancher Kysten in der Schleimhaut des- 
Zahnfleisches (mit 1 Tafel). 

-- Sur l’origine de cortains kystes dans la muqueuse des gen- 
cives (avec 1 plane he). 

Polsk. Aroh. nauk biol. i lek. T. I. zesz. 1. 

345. HEWELKE 0.: Usposobienie do gruZlicy. 

— Prädisposition zur Tuberkulose, 

— La prödisposition ä la tuberculose. 

Prace sekeyi gruil. IX. Zjazdu str. 23-31. 


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616 


346. JANOWSKI W.: Fizyologia i patologia ogdlna wymiotöw. 

Odczyty kliniczne. Warszawc. 1901. Nr. 151. 

— Physiologie und allgemeine Pathologie des Erbrechens. — 
Klinische Vorträge — Warschau 1901, Nr. 151. 

— Physiologie et pathologie gdndrale des vomissements. — 
Le^ons cliniques. — Varsovie 1901, Nr. 151. 

347. JANOWSKI W.: Znaczenie rozpoznawcze i rokujace krwawych 

wymiotöw. 

— Über den diagnostischen und prognostischen Wert des Blut- 
Erbrechens. 

— Sur la valeur diagnostique et prognostique des vomissements 
sanguins. 

Ksiqga jub. Dunina. 4. 

KARLINSKI J.: vide 524. 

348. KRAMSZTYK Z.: Zdrowie i choroba. — Odczyt publiczny. 

— Gesundheit und Krankheit. — Eine öffentliche Vorlesung. 

— La sante et la maladie. — Une Conference publique. 

Wszechäwiat. T. XX. Nr. 28, 29. 

349. KROKIEWICZ A.: Gruzlica na podstawie materyafu sekcyjnego 

w prosektoryum szpitala glöwnego we Lwowie w r. 1894/96. 

— Die Tuberkulose auf Grund des Sektionsmateriales im Sezier¬ 
saale des allgemeinen Krankenhauses in Lemberg in den 
Jahren 1894 — 1896. 

— La tuberculose d'apres les mat^riaux des obductions a rhopi- 
tal gön^ral ä Löopol annees 1894 — 1896. 

Prace sekcyi gruzl. JX. Zjazdu 92—113. 

350. KRZYSZKOWSKI I.: Kilka slöw o anatomii patologicznej wq- 

glika. 

— Einige Worte über die pathologische Anatomie des Anthrax. 
— Quelques mots sur l’anatomie pathologique de l’anthrax. 
Przegl%d lekarski. 1901. Nr. 41, 42. 


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617 


351. KRZYSZKOWSKI J. i WICZKOWSKI J.: Tqtniak pnia tetnicy 

pluc-nej, wielokrutne tetniaki rozgalezien tejzc tqtnicy i prze- 
wöd Botala otwarty. 

-- Eia Aneurysma dos Stammes der Pulmonalis, multiple Aneu¬ 
rysmen deren Verzweigungen und Persistenz des Ductus Botalli 

— Anevrysme du tronc de l’artero pulmonaire, anevrysmos 
multiples de ses ramifications et persistance du Duclus Botalli 

Przeglqd lekarski. 1901. Nr. 48, 49, 50. 

352. KRZYSZTALOWICZ F.: Przyczynek do histologii samuistnego 

rozlanogo zapalenia sköry ( atrophia cutis idiopathica diffusa). 

— Beitrag zur Histologie der Atrophia cutis idiopathica diffusa . 
— Contribution a Hiistologie de Vatrophia cutis idiopathica diffusa. 
Przeglqd lekarski. 1901. Nr. 28, 29, 30. 

353. KUCERA P.: Dzisiejszy stan nauki o przyczynie raka. 

Odczyty kliniczne. —Warszawa. 1901. Nr. 150. 

— Der gegenwärtige Stand der Lehre von der Pathogenese 
des Karzinoms. 

Klinische Vorträge. — Warschau, 1901, Nr. 150. 

— L’etat actuel de letiologie du carcinome. 

Le 9 ons cliniques. — Varsovie 1901. Nr. 150. 

354. MUTERMILCH: Stanowisko gruzliey w rodzinie choröb za- 

kaänych. 

— Die Stellung der Tuberkulose in der Familie der Infections- 
Krankheiten. 

— La place de la tuberculose dans la famillo des maladies 
intectieuses. 

Krytyka lekarska. 1901. Nr. 11. 

355. MUTERMILCH: 0 wzajemnem wykluczaniu si<j pewnych po- 

staci chorobowych. 

— Über das gegenseitige Ausschliessen gewisser Krankheits¬ 
formen. 

— Sur Texclusion reeiproque de eertaines formes des maladies. 
Krytyka lekarska. 1901. Nr. 12. 


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618 


356. MUTERMILCH S.: WJasno&ü cheminzne i morfologiczne wy- 

si§köw tfuszczowycli {hydrops chylosus et chyliformis). 

— Über die chemischen und morphologischen Eigenst-haften 
der fettigen Transsudate ( hydrops chylosus et chyliformis). 

— Les propriötös chimiques et morphologiques des öpanche- 
ments chyleux {hydrops chylosus et chyUformis ), 

Ksi^ga jub. Danina 15. 

357. ORLOWSKI W. E.; Samozatrucie ustroju kwasami jako czyn 

nik etyologiczny w patologii choröb wewn§trznych, ze 
szczegölnem uwzgl§dnieniem mocznicy. 

— Autointoxikation des Organismus mit Säuren, als ätiologi¬ 
sches Moment in der Pathologie der inneren Krankheiten 
mit besonderer Berücksichtigung der Urämie. 

— L’autointoxication de jl’organisme par des aciditds, comme 
agent ätiologique dans la pathologie des maladies internes, 
spdcialement de l’urömie. 

Przegl%d lekarski. 1901. Nr. 29, 30. 

358. PECHKRANZ S.: Przyczynek do nauki o kostniej^cem zapa« 

leniu mi§£ni. 

— Beitrag zur Lehre über die Myositis ossificans . 

— Contribution ä Tötude de la myositis ossificans. 

Gazeta lekarska. 1901. Nr. 29. 

359. PSTROKONSKI J.: Pierwotny mi^sak iofydka. 

— Primäres Magensarkom. 

— Sarcome primaire de l’estomac. 

Ksiega jub. Dunina. 20. 

360. RUFF S.: 0 znaczeniu urazu w etiologii nowotworöw zfoöliwych 

— Über die Bedeutung von Traumen in der Aetiologie maligner 
Neubildungen. 

— Sur le röle des traumes dans l’dtiologie des mdoplasmes 
malins. 

Przegl^d lekarski. 1901. Nr. 34. 


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619 


361. STEINHAUS: 0 nowotworach mieszanych Slinianek. 

— Über Mischgeschwülste des Speicheldrüsen. 

— Sur los nöoplasmes mixtes des glandes salivaires. 

Medycyna. 1901. Nr. 44, 45. 

362. STERLING : Miesak rozlany serca, nerek i gruczolu krokowego. 

— Ein diftuses Sarkom des Herzens, der Nieren und der 
Prostata. 

— Un sarcome diffus du coeur, des reins et de la prostate. 
Gazeta lekarska. 1901. Nr. 30. 

363. WICHERKIEWCZ: Uraz jako bezpoSrednia przyczyna powsta- 

wania miesaköw narzadu wzrokowego. 

— Trauma als direkte Ursache von Sarkomen des Seh¬ 
organes. 

— Les traumes comme causes directes des sarcomes des Or¬ 
ganes de la vue. 

Postqp okulistyczny. 1801. Nr. 8, 9. 

VII. Bakteriologie. 

Bactöriologie. 

364. B^DZYNSKI S.: 0 wspöfczesnym stanie nauki o pr^tku gru- 

iliczym i zakazeniu gruiliczem. 

— Über den gegenwärtigen Standpunkt der Wissenschaft über 
den Tuberkel-Bazillus und die tuberkulöse Infektion. 

— Sur l’ötat actuel de la Science sur le bacillus tuberculeux 
et sur l’infection tuberculeuse. 

Prace sekoyi gruzl. IX. Zjazdu str. 11—22. 

365. D^BROWSKI W.: Badania nad zarazkiem ospy. 

— Untersuchungen über den Virus der Variola. 

— Recherchen sur l’agent infectieux de la variole. 

Ksiqga jub. Dunina. 16. 


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620 


366. ERBRICH F.: 0 nowycli sposobach badania laseczniköw dyfte- 

rytycznych. 

— Über neue Untersuchungs Methoden der Diphterie-Bazillen. 

— Sur les nouvelles müthodos des recherches des bacilles de 
la diphthdrie. 

Gazeta lekarska. 190!. Nr. 51. 

WRÖBLEWSKI, BEDNARSKI i WOJCZYNSKI: vide 321. 

367. ZAUSMER: Termoregulator naftowy i uproszczona centryfuga. 

— Ein Thermoregulator für Petroleum und eine vereinfachte 
Zentrifuge. 

— Un thermoregulateur de pötroleum et un centrifugo simplifte. 
Medycyna. 1901. Nr. 27. 


VIII. Innere Medizin. 

Mödecine interne. 

368. BARSZCZEWSKI: Czego wymaga klinika od radioskopii i ra- 

diografii. 

— Was verlangt die Klinik von der Radioskopie und der Ra¬ 
diographie. 

— Qu’est-ce qu’exige la clinique de la radioscopie et de la ra- 
diographie. 

Gazeta lekarska. 1901. Nr. 28. 

369. BIALOBRZESKI: Dwa przypadki obrzeku gluzowego {myxoedema). 
— Zwei Fälle von Myxoedem. 

— Deux cas de myxoedema . 

Gazeta lekarska. 1901. Nr. 31. 

370. BIEGANSKI W.: Wyktady o chorobach zakainych ostrych. 

T. H. Warszawa 1901 — 8. Str. 619 i IV. 

— Vorlesungen über akute Infektions-Krankheiten. II. Band f 
Warschau 1901. — 8-ve 8. 619 und IV. 

— Le^ons sur les maladies infectieuses aigues. Tome 11-de 
Varsovie 1901. — 8-ve Pag. 619 et IV. 


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621 


371. CYBULSKI H: 0 uzyciu fonendoskopu. Bazzi — Bianchi. 

- Über die Anwendung des Phonendoskops von Bazzi-Bianch. 
— Sur Papplication du phonendoscope de Bazzi-Bianchi 

Gazeta lekarska. 1901. Nr. 45. 

CZAPLICKI: vide 326. 

372. GOLDBAUM J.: 0 sztucznem zywieniu chorych. 

— Über die künstliche Krankenernährung. 

— Sur Palimentation artificielle des malades. 

Ksi$ga jub. Dunina. 6. 

373. GOLDBAUM J.: Kilka uwag krytyeznych w sprawie rozpozna- 

nia raka ioJqdka. 

— Einige kritische Bemerkungen über die Diagnose des Magen- 
Karzinoms. 

- Quelques observations critiques sur la diagnose du carci - 
noma ventricull 

Gazeta lekarska. 1901. Nr. 52. 

HALPERN M.: vide 329. 

HANDELSMAN: vide 330. 

JANOWSKI W.: vide 346. 

JANOWSKI W.: vide 347. 

374 KONWERSKI: Semiotyka i metodyka badania odruchöw. 

— Semiotik und Methodik der Untersuchung von Reflex-Be¬ 
wegungen. 

— Sömiotique et methodique de Pexamen des mouvements 
reflexes. 

Pami^tnik Tow. lek. warsz. 1901. T. LXLVII Zesz. III. 


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622 


375. KORYBUT-DASZKIEWICZ: 0 wartoSci rozpoznawczej i lecz. 

niczej przekiöcia ledzwiowego (punclio lumbalis) wobec dzi- 
siejszego stanu wiedzy. 

— Über den diagnostischen und therapeutischen Wert der 
Punctio lumbalis beim gegenwärtigen Stande der Wissenschaft 

— Sur la valeur diagnostique et thdrapeutique de la punctio 
lumbalis, dans l’dtat actuel de la Science. 

Medycyna. 1901. Nr. 31, 32, 33. 

376. KROKIEWICZ A.: W sprawie leczenia gruzlicy pluc wstrzy- 

kiwaniami podskörnemi hetolu i natrii sozojodolici. 

— Über die Behandlung der Lungen-Tuberkulose mit subku¬ 
tanen Injektionen von Hetol und von Natrium sozojodolicum. 

— Sur le traitement de la tuberculose des poumons par injec- 
tions subcutandes de Hetol et de Natrium sozojodolicum. 
Qazeta lekarska. 1901. Nr. 51. 

377. KRUKOWSKI: Przypadek samowolnego krwawienia z sutka, 

jako objaw hemofilii. 

— Ein Fall von spontaner Blutung der Brustdrüse als Symptom 
von Hämophilie. 

— Un cas d’hdmorhagie spontande de la mamelle, comme un 
Symptome d’hdmophilie. 

Medycyna. 1901. Nr. 34. 

KRZYSZKOWSKI I. i WICZKOWSKI I: vide 351. 

378. LEJZEROWTCZ: Kilka uwag w sprawie tezca i jego uleczalnodci. 
— Einige Bemerkungen über Tetanus und dessen Heilbarkeit. 
— Quelques remarques sur la tdtanie et sur la possibilitd de sa 

gudrison. 

Medycyna. 1901. Nr. 35, 36. 

379. MARISCHLER J,: Przyczynek do powstania vvzglednej niedo- 

mykalnodci zastawki tröjdzielnej (insu/, tricuspidalis relatim) 
przy zmianach w tetnicy gtöwnej (aorta). 

— Beitrag zur Entstehung einer relativen Insuffizienz der Tri¬ 
cuspidalis bei Erkrankungen der Aorta. 

— Contribution ä la gdn&se de Pinsuffisance relative de la 
valvula tricuspidalis , acompagnee d’alterations de l’aorte. 
Przegl^d lekarski. 1901. Nr. 45, 46. 


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623 


380. MINTZ S: 0 nadierkach wybroczynowych iolqdka. 

— Über haomorrhagische Erosionen des Magens. 

— Sur les örosions hömorrhagiques de l’estomac. 

Ksi$ga jub, Dunina. 13. 

381. NOWACZEK S: Przypadek skurczowego zw§£enia przetyku. 
— Ein Fall von spastischer Stenose des Oesopbegus. 

— Un cas de stönose spasmodique de l’oesophage. 

Ksi^ga jub. Dunina. 10. 

PSTROKO&SKI I.: vide 361. 

382. RENCKI R.: 0 czynnoöci äofqdka przy wrzodzie i zw^zeniu 

dobrotliwem po zabiegach operacyjnych. 

— Über die Magenfunktion bei Geschwür und gutartiger Ste¬ 
nose nach Operationen. 

— Sur la fonction de l'estomac pendant l’ulcßre et pendant la 
stönose bdnigne aprös l’opöration. 

Pami^tnik Tow. lek. warsz. 1901. T. LXLVII. Zesz. II. 

383. RZ^TKOWSKI K.: Wsprawie przemiany materyi przy prze- 

wlektem zapaleniu nerek. 

— Zur Frage über den Stoffwechsel bei chronischen Nierenent¬ 
zündungen. 

— Notes sur l’öconomie dans la ndphrite chronique. 

Ksigga jub. Dunina 2. 

384. RUBIN: Przyczynek do zachowywania si§ czynnoSci iofqdka 

w moczöwce cukrowej. 

— Beitrag zum Verhalten der Funktion des Magens bei Zucker¬ 
harnruhr. 

— Contribution ä, l’etat des fonctions de l’estomac dans le diabfete. 
Medycyna. 1901. Nr. 27, 28. 

385. SERKOWSKI: 0 kryoskopji. 

— Über Kryoskopie. 

— Sur la cryoscopie. 

Gzasopiamo lekarskie 1901. Nr. 10, II. 


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624 


386. SKLODOWSKI J.: Dwa przypadki ciqzkiej niestrawnoSci ner- 

wowej. 

— Zwei Fälle von schwerer nervöser Dyspepsie. 

— Deux cas de dyspöpsie nerveuse grave. 

Ksi^ga jub. Dunina. 22. 

387. SZAYEROWICZ: 0 leczniczej i diagnostycznej wartoSci naktu- 

cia Iqdzwiowego. 

— Über den therapeutischen und diagnostischen Wert des 
Lendeneinstiches. 

— Sur Pimportanee thörapeutique et diagnostique de la ponc- 
tion lombaire. 

Czasopismo lekarskie 1901. Nr. 9. 

388. ZIELINSKI E.: 0 zboczeniach w budowie ciala suchotniköw 
— Über Anomalien des Körperbaues bei Phthisiker. 

— Sur les anomalies de la conformation du corps chez les phthi- 
siques. 

Prace sekcyi gruzl. IX. Zjazdu... 121 —124. 

IX. Neurologie und Psychiatrie. 

Neurologie et Psychiatrie. 

389. BÜRO: 0 padaczce. 

— Über Epilepsie. 

— Sur Pöpilepsie. 

Medycyna. 1901. Nr. 46—52. 

390. DUNIN T.: Zasady leczenia neurastenii i histeryi. 

— Die Grundsätze der Behandlung der Neurasthenie und Hy¬ 
sterie. 

Klinische Vorlesungen. — Warschau, 1991, Nr. 152 und 153. 

— Los principes de la therapie de la neurasthönie et de Physterie. 
Le^ons cliniques. — Varsovie, 1901, Nr. 152 und 153. 


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625 


391. FLATAU i KOELICHEN: 0 stwardnieniu rozsianem (sclerosis 

multiplex ), przebiegajacem pod postaciq, zapalenia rdzenia 
poprzecznego ( myelitis transversa). 

— Über Sclerossis disseminata, welche unter der Form von 
Myelitis transversa verläuft. 

— Sur la sclerosis disseminata , se manifestant sous la forme de 
myelitis transversa. 

Medycyna. 1901. Nr. 39, 40 41, 42, 43. 

392. FLATAU i KOELICHEN: 0 zapaleniu rdzenia. 

— Über Myelitis. 

— Sur la myölite. 

Kronika lekarska. 1901. Nr. 13 -24. 

393. GOLDBAUM M.: Epilepsia procursiva. Przyczynek do kaznistyki 

padaczki. 

— Procursive Epilepsie. — Ein Beitrag zur Kasuistik der Epi¬ 
lepsie. 

— L’äpilepsie procursive. — Contribution ä la casuistique de 1’6- 
pilepsie. 

Gazeta lekarska. 1901. Nr. 34, 35. 

394. JANOWSKI W.; Trzy przypadki zapalenia nerwöw wskutek 

otrucia arszenikiem. 

— Drei Fälle von Neuritis infolge von Arsenvergiftung. 

— Trois cas de növrite causde par l’intoxication arsdnicale. 

Ksi$ga jub. Dunina. 5. 

395. JASIENSKI T.: Przypadek astazyi-abazyi i kilka uwag o tem 

cierpieniu. 

— Ein Fall von Astasie-Abasie nebst einigen Bemerkungen 
über dieses Leiden. 

— Un cas d’astasie-abasie avec quelques observations sur cette 
maladie. 

Ksiqga jub. Dunina. 17. 

Poln. Archiv, f. biol. und med. Winenicb. 43 

Archive« polon. de soienc. biol. et midie. 


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626 


396. KOPCZYNSKI S : Z kazuist.yki nowotworöw i ropni mözgowych. 

Aus der Kasuistik der Neubildungen und Abszesse im 
Gehirn. 

— Casuistiquö des tumeurs et des abcös du cerveau. 

Ksi$ga jub. Dunina. 12. 

397. LEHR W.: 0 leczeniu nerwobolu kulszowego (Ischias) mi§sie- 

niem i bezkrwawemi naciaganiami. 

— Über die Behandlung von Ischias mittelst Massage und 
unblutiger Dehnungen. 

— Sur le traitement de la sciatique par Je massage et par des 
extensions non sanglantes. 

Ksi§ga jub. Dunina 8. 

398. MAJEWSKI: Kilka przypadköw zaburzen umystowych po ope* 

racyi zacmy. 

— Einige Fälle von Geistesstörung nach Staaroperation. 

— Quelques cas d’aliönation mentale aprös Topöration de la 
cataracte. 

Post§p okulistyczny. 1901. Nr. 8. 

399. OLTUSZEWSKI W.: Zwyrodnienie psychiczne i jego stosunek 

do röznych kategoryi zboczen mowy. 

— Psychische Entartung und ihr Verhältniss zu verschiedenen 
Anomalien der Sprache. 

— La dögönöration psychique et son rapport aux anomalies 
du langage. 

Gazeta lekarska. 1901. Nr. 48, 49. 

400. OLTUSZEWSKI W.: Niemota, belkotanie, mowa nosowa, j^- 

kanie oraz hygiena mowy. 

Wydanie drugie. Warszawa. 1901. M. Arct. 

— Stummheit, Lallen, Näseln, Stottern, zugleich Hygiene der 
Sprache. — Warschau 1901. — M. Arct. 

— Le mutisme, bcgaiement, nasillement, balbutiement, ainsi 
quo riiygicne du langage. — Varsovie 1901. — M. Arct. 

ORLOWSKI S.: vide 422. 


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0 21 

401. PAÄSK.I K.: Przypadek rozsianego, ostrego zapalonia rdz :nia 

po zaczadzeniu, zakonczony wyzdrowieniem. 

— Ein Fall von disseminierter akuter Rückenmarksentzilndung 
nach Kohlenoxydvergiftung mit Ausgang in Genesung. 

— Un cas de mydlite aigue, dissemind apres intoxication avec 
de l’oxyde de charbon terminde par la gudrison. 

Ksi^ga jub. Dunina. 3. 

402. PULAWSKI A.: Neurastenia peryodyczna. 

— Über periodische Neurasthenie. 

— Sur la neurasthdnie pdriodique. 

Ksi^ga jub. Dunina 18. 

403. STRÖME WS KI' K.: Przypadek przymiotu rdzenia z objawami 

Brown- Sequarda. 

— Ein Fall von Rückenmarks-Syphilis mit Symptomen von 
Brown-Sdquard. 

— Un cas de Syphilis de la raoelle rhachidienne avec les sym- 
ptömes de Brown-Sdquard. 

Gazeta lekarska. 1901. Nr. 36. 

404. äWIIJTOCHOWSKI I.: Przyczynek do nauki o migrenid. 

— Beitrag zur Lehre von der Migräne. 

— Contribution ä la thdorie de la migrdne. 

Ksigga jub. Dunina. 24. 

405. SZMURLO: 0 stanach neurastenicznych powstafych na tle za- 

burzen nosowych. 

— Über neurasthenische Zustände in Folge von Erkrankungen 
der Nasenhöhle. 

— Sur les dtats neurasthdniques, causds par des maladies de 
la cavitd nasale. 

Medycyna. 1901. Nr. 37, 38. 


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X. Chirurgie. 

Chirurgie. 

406. BAR^CZ R.: Przyczynek do plastyki ubytköw tchawicy (tra- 

cheoplastyki). 

— Beitrag zur Tracheoplastik. 

— Contribution ä la tracheoplastique. 

Przeglqd lekarski. 1901. Nr. 42. 

407. BORZYMOWSKI: 0 sterylizacji materyalöw opatrunkowycb. 

— Über Sterilisation der Verbandstoffe. 

— Sur la Sterilisation des materiaux ä pansement. 

Medycyna. 1901. Nr. 36, 37. 

408. BORZYMOWSKI: Nowy przyrzqd do podawania ligatur. 

— Eine neue Vorrichtung zur Entnahme von Ligaturen. 

— Un nouveau möcanisme pour präsenter des ligatures. 

Medycyna. 1901. Nr. 50. 

409. GOTARD H.: Nowotwör stopy, niezwykle przebiegaj^cy. 

— Eine Neubildung am Fusse mit ungewöhnlichem Verlaufe 
— Un nöoplasme au pied, d’un cours extraordinaire. 

Gazeta lekarska. 1901. Nr. 32. 

FROMMER A.: vide 327. 

410. HERMAN M. W.: 0 leczeniu zapalenien wyrostka robaczkowego 
-- Über die Behandlung von Appendizitis. 

— Sur le traitement do l’appendicite. 

Przegl%d lekarski. 1901. Nr. 34, 36, 36, 37. 

411. HERMAN M. W.: Kilka uwag w sprawie leczeuia gruilicy 

j^der. 

— Einige Bemerkungen über die Behandlung der Hoden-Tu¬ 
berkulose. 

— Quelques romarques sur le traitement de la tuberculose des 
testicules. 

Gazeta lekarska. 1901. Nr. 36, 37, 39. 


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629 


412. HERMAN M. W.: Przyczynek do techniki wycinania wyrostka 

robaczkowego. 

— Beitrag zur Technik der Resektion des Wurmfortsatzes. 

— Contribution ä la teehnique de la rösection de l'appendice 
vermiforme. 

Przegl%d lekarski. 1901. Nr. 41. 

413. HERMAN M. W.: Przyrznd do splökiwania rak w czasie operacyi. 

— Eine Vorrichtung zum Abspülen der Hände während der 
Operation. 

— Appareil pour laver les mains pendant l’opdration. 

Przeglqd lekarski. 1901, Nr. 52. 

414. JASINSKI 8.: 0 wycinaniu Sledziony. 

— Über Extirpation der Milz. 

— Sur l’extirpation de la rate. 

Przegl^d lekarski. 1901. Nr. 51, 52. 

415. KUEWSKI F.: 0 wycinaniu pJuc. 

— Über Resektion der Lunge. 

— Sur la rösection du poumon. 

Pamiqtnik Tow. lek. warsz. 1901. T. 97. Zosz. 4.... 

416. KRAUSE: Przyczynek do kazuistyki rzadkich przypadköw prze- 

puklin jelita grubego. 

— Beitrag zur Kasuistik seltener Fälle von Hernien des Dick¬ 
darms. 

— Contribution ä la casuistique de cas rares de l’hemie de 
l’intestin gras. 

Medycyna. 1901. Nr. 28, 29. 

417. KRAUSHAR: O stosowaniu intubacyi w btonicy krtani w prak- 

tyce prywatnej. 

— Über die Anwendung der Intubation bei Croup des Kehl¬ 
kopfes in der Privatpraxis. 

— L’application de l’intubation dans le croup du larynx dans 
la pratique privöe. 

Medycyna. 1901. Nr. 30, 31. 


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630 


418. LEWENSTERN E.: Przypadek tetniaka urazowego tetniey szy- 

jowej \vewn§trznej (z rycinq). 

— Ein Fall von Aneurysma traumaticum der Art. Carotis interna. 
— Un cas d’anövrysme traumatique de la carotide interne. 
Gazeta lekarska. 1901. Nr. 27. 

419. MARKIEWICZ J.: 0 przewlekfem unieruchomiajacem zapaleniu 

kregoshipa. 

— Über die chronische ankylosierende Entzündung der Wirbel¬ 
säule. 

— Sur la Spondylose rhizomölique. 

Ksi§ga jub. Dunina. 21. 

420. MOSING S.: Przyczynek do leczenia operacyjnego wargi zaj§- 

czej u niemowl^t. 

— Beitrag zur operativen Behandlung der Hasenscharte bei 
Neugeborenen. 

— Contribution au traitement op^ratoire du bec-de-li&vre chez 
les nouveau-nös. 

Przegl^d lekarski. 1901. Nr. 38. 

421. NODZYNSKI B.: Intubacya w reku prowincyonalnego lekarza 
— Die Intutation in der Hand des Landarztes. 

— L’intubation exercäe par le mödecin provincial. 

Przegl^d lekarski. 1901. Nr. 50. 

422. ORLOWSKI S.: Przypadek bezpoSredniego zranienia mostu 

Varola przy nieuszkodzonej czaszce. 

— Ein Fall von direktem Trauma der Varols-Brücke bei unver¬ 
letztem Schädel. 

— Un cas d’un trauma direct du Pons Varoli le cräne £tant 
intact. 

Medycyna. 1901. Nr. 29, 30. 


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631 


423. RUBIN W.: Przypadek gastritidis toxicae i zw^Äenia od^wicr- 

nika w nast§pst\vie zatrucia kwasem azotnym. Gastroente 
rostomict. Wyzdrowienie. 

— Ein Fall von Gastritis toxica und Pylorus-Stenose in Folge 
vonVergiftung mit Salpetersäure. Gastroenterostomie. Heilung. 

— Un cas de gastrite toxique et de stönose du pylorus aprös 
Tempoisonnement avec de l’acide nitrique. Gastroenterosto¬ 
mie. Gudrison. 

Gazeta lekarska. 1901. Nr. 44. 

424. RYDYGIER L.: Nowy sposöb podwiazania t§tn. bezimiennej 

oraz opis przypadku podwiazania t§tn. podobojczykowej. 

— Eine neue Unterbindungs-Methode der Arteria innominata , 
zugleich die Beschreibung eines Falles von Unterbindung 
der Arteria subclavia. 

— Une nouvelle m£thode de ligaturo de la „ arteria innominata 11 
et la döscription d’un cas de ligature de la „ arteria subclavia u . 
Przagl^d lekarski. 1901. Nr. 41. 

425. SCHRAMM EL: W sprawie leczenia ostrego zapalenia wyrostka 

robaczkowego. 

— Zur Behandlung der akuten Entzündung des Wurmfortsatzes 

— Sur le traitement de l’inflammation aigue de l’appendice vermi- 
forme. 

Przegl^d lekarski. 1901. Nr. 49, 50. 

1335. SCHUMAN Z.: Przyczynek do chirurgicznego leczenia kamieni 
äöfciowych. Ciag dalszy. 

— Beitrag zur chirurgischen Behandlung der Gallensteine. Fort 
Setzung. 

— Contribution au traitement chirurgical de calculs biliaires. Suite. 
Nowiny lekarskie. 1901. Nr. 7, 8, 9, 10. 

426. TRZEBINSKI S.: 0 operacyjnem leczeniu obrz§k<5w przy n hy - 

drops anasarca u . 

— Über die operative Behandlung der Oedeme bei „Hydrops 
anasarca“. 

— Sur le traitement op^ratoire de „hydrops anasarca“. 

Ksiqga jub. Dunina. 14. 


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G32 


427. W 4 TOREK A.: Douiusfosc praktyczna i naukowa mojego przy- 

rzadu przenoSnego dla aseptyki operacyjnej. 

— Die praktische und wissenschaftliche Tragweite meines 
transportablen Apparates zur operativen Aseptik. 

— L’importance pratique et scientiflque de mon appareil trans¬ 
portable pour l’asepsie. 

Przeglqd lekarski. 1901. Nr. 43, 44, 45, 46. 

428. ZAWADZKI A.: Wygodna i tania strzykawka do aseptycznych 

wstrzykiwan pfynu Schieicha lub fizyologicznego roztworu 
soli. 

— Eine bequeme und billige Spritze zur Injektion von 
Schleich’scher Flüssigkeit oder von physiologischer Kochsalz¬ 
lösung. 

— Une seringue pratique et bon marchö pour injections de 
liquide de Schleich ou de solution physiologique de natrium 
chloratum. 

Gazeta lekarska. 1901. Nr. 33. 

XI. Geburtshilfe und Gynäkologie. 

ObstAtrique et GynAcologie. 

429. BOCHENSKI K.: 0 opatrywaniu p§powiny wedlug Martina 

w stosunku do innych sposoböw polecanych. 

— Über den Nabelverband nach Martin im Vergleiche mit 
anderen empfohlenen Methoden. 

— Sur le pensement du cordon ombilical d’aprfes Martin, en 
comparaison avec d’autres möthodes recommandöes. 
Przeglqd lekarski. 1901. Nr. 48. 

430. BOCHEÄSKI K: Przypadek niezwyklego umiejscowienia obraäe- 

nia czeSci miekkich glöwki plodu, powstatego podczas porodu. 

— Ein Fall von ungewöhnlicher Lokalisation einer während 
der Geburt entstandenen Verletzung der Weichteile des 
Kindskopfes. 

— Un cas de blessure des parties molles de la tete de l’enfant, 
faite au cours de l’accouchement et situöe ä un endroit 
extraordinaire. 

Przegl^d lekarski. 1901. Nr. 51. 


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633 


431. BOGDANIK J.: 0 zachowawczein (konserwatywnem) wyiusz- 
czaniu wiökniaköw macicy. 

— Über konservative Extirpation von Uterus-Fibromen. 

— Sur l’extirpation conservative des fibromes de Puterus. 
Gazeta lekarska. 1901. Nr. 45. 


432. BOGDANIK J.: 0 ci;|zy zamacicznej. 
— Über „Graviditas extraute rina“. 

— Sur la grossesse extrautärine. 

Gazeta lekarska. 1901. Nr. 50. 


433. ENDELMAN: Przyczynek do kazuistyki i anatoraii patologicz- 
nej t. z. podkosmkowych krwawiaköw. 

— Beitrag zur Kasuistik und zur pathologischen Anatomie der 
subchorialen Hämatome. 

—- Contribution ä l'^tiologie et ä Panatomie pathologique des 
hömatomes subchoriales. 

Medycyna. 1901. Nr. 47, 48. 

KRUKOWSKI: vide 377. 


434. MONSIORSKI Z.: Samoistne p§kni§cie p§powiny przy porodzie 
w pozycji poziomej. 

— Spontane Zerreissung des Nabelstranges bei der Entbindung 
in horizontaler Lage. 

— Rupture spontanes du cordon ombilical pendant Paccouche- 
ment dans la position horizontale. 

Gazeta lekarska. 1901. Nr. 48. 

, 144i. NEUGEBAUER F.: Thrombus vaginae et vulvae . Ciqg dalszy. 

Gazeta lekarska. 1901. c. d. Nr. 27, 28. 

NEUGEBAUER F.: vide 287. 


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634 


435. PULAWSKI W.: Przypadek zapalenia popoiogowego wielkich 

splotöw nerwowych koriczyn görnych i dolnych, zropienie 
obu gruczoMw sutkowych; wyzdrowienie. 

— Ein Fall von puerperaler Entzündung der Nervenplexus der 
oberen und unteren Extremitäten, und Vereiterung beider 
Brustdrüsen; Heilung. 

— Un cas d’inflaraation puerpörale des plexus nerveux des 
extrömitös supörieures et införieures et de suppuration des 
deux mamelles; guörison. 

Czasopismo lekarskie 1901. Nr. 19. 

ROSNER A.: vide 290. 

STRZEMINSKI: vide 440. 

436. SZAYEROWICZ 8.: Dwa przypadki p§kni$cia sklepienia pochwy. 
— Zwei Fälle von Ruptur des Scheidengewölbes. 

— Deux cas de la rupture du fornix vaginae. 

Gazeta lekaraka. 1901. Nr. 48. 

XH. Augenheilkunde. 

Ophthalmologie. 

437. BRUDZEWSKI: Guzy leukaemiczne pozagalkowe. 

— Retrobulbäre leukämische Geschwülste. 

— Tumeurs leukaemiques. rötrobulbaires. 

Poat^p okuliatyczny. 1901. Nr. 7. 

438. ENDELMAN Z: W sprawie szklistego zwyrodnienia w rogöwce. 
— Zur hyalinen Degeneration der Hornhaut. 

— Sur la dögönöration hyaline de la cornöe. 

Gazeta lekaraka. 1901. Nr. 34. 

439. FEINSTEIN: Ciekawy pod wzgl§dem leczenia przypadek urazu 

rogöwki. 

— Ein in therapeutischer Hinsicht interessanter Fall von Hora¬ 
hautverletzung. 

— Un cas de lösion de la cornöe, interessant au point de vue 
de la thörapie. 

Postsp okuliatyczny. 1901. Nr. 12. 


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635 


440. STRZEMINSKI: Zapalenie r/.eäaczkowe spojöwki noworodköw 

(blennrrhoea neonatorum), pochodzace z zakazenia przedpo- 
rodowego. 

- Blennorhoea neonatorum in Folge Infectiun vor der Geburt. 

— Blennorhoea neonatorum causöe par une infection avant la 
naissance. 

Post^p okulistyozny. 1901. Nr. 9. 

441. STRZEMINSKI: Rzadkie powiklanie zapalenia glinianek przy- 

usznych ze strony oczu. 

— Eine seltene Komplikation von Parotitis mit Affektion der 
Augen. 

— Une complication rare de la parotide avec une affection des 
yeux. 

Post§p okulistyczny. 1901. Nr. 10. 

442. WICHERKIEWICZ B.: Wypaproszenie gafki ocznej, jego wska- 

zanie i sposöb wykonania. 

— Die Extirpation des Bulbus, deren Indikation und Ausführung. 
— L’oxtirpation du globe de l’oeil, indications et exöcution. 
Przegl^d lekarski. 1901. Nr. 40. 

443. WICHERKIEWICZ: Uwagi nad etyologi^ odczepienia siatköwki. 
— Bemerkungen über die Aetiologie der Netzhaut-Abhebung. 
— Remarques sur l’^tiologie de Vablatio retinae. 

Postqp okulistyozny. 1901. Nr. 11, 12. 

WICHERKIEWICZ: vide 363. 

XIII. Dermatologie und Syphllidoiogie. 

Dermatologie et Syphilidoiogie. 

444. BERNHARDT R.: Jeszcze o wielolicznych samoistnych mi^sa- 

kach barwnikowych sköry. 

— Nochmals über primär.', multiple Piment-Sarkome der Haut. 

— Encore sur les sarcomes pigmenteux de la peau, primaires 
et multiples. 

Gazeta lekarska. 1901. Nr. 38, 39, 40. 


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636 


445. BERNHARDT: Wagry ( cotnedones ). 

— Mitesser (Komedonen). 

— Les comödons. 

Medycyna. 1901. Nr. 49. 

446. BERNHARDT R.: Wczesne fazy tradzika czerwonego (acne ro- 

sacea) u braci w wioku dzieci§cym. 

— Rezente Phasen von Acne rosacea bei Brüdern im Kindes¬ 
alter. 

— Phases röcentes d 'Acne rosacea chez des fröres dans l’enfance. 
Gazeta lekarska. 1901. Nr. 50. 


447. BERNHARDT R.: Rzeäqczka czyli tryper i jego leczenie. 

Warszawa. 1901. Wende i Ska. 8-ka. Str. 72. 

— Gonorrhoe oder Tripper und dessen Behandlung. 

Warschau 1901. Wende und Co. 8v. Seite 72. 
Gonorrhöe ou blennorhagie et son traitement. 

Varsovie 1901. Wende et Co. 8-ve, Pag. 72. 


448. BIRON: Uwagi nad zasadniczemi pytaniami dotyczqcemi le- 
czenia przymiotü rt§ciq. 

— Bemerkungen über prinzipielle Fragen in Betreff der Be¬ 
handlung der Syphilis mit Quecksilher. 

— Remarques sur les questions fondamentales, concernant le 
traitement de la syphilis par le mercure. 

Medycyna. 1901. Nr. 33, 34. 


449. CHRZ^SZCZEWSKI W.: R<5g skörny prqcia olbrzymich roz- 
miaröw. 

— Ein Hauthorn des Penis von riesenhaften Dimensionen. 

— Une corne cutanöe au pönis de dimensions colossales. 
Przegl%d lekarski. 1901. Nr. 33. 


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637 


450. FONFERKO: Röia na podstawie materyaiu klinicznego od roku 

1890 do 1900. 

— Das Erysipel auf Grund des klinischen Materiales vom Jahre 
1890 — 1900. 

— L’drysipfele d’aprös les matdriaux cliniques dos annöes 
1890 — 1900. 

Nowiny lekarskie. 1901. Nr. 7. 

451. GRYGLEWICZ T.: Larwy muchy \ve wrzodzikach sköry. 

— Fliegen-Larven in Hautgeschwüren. 

— Larves de la mouche dans des ulcferes de la peau. 

Gazeta lekarska. 1901. Nr. 53. 

452. KARWOWSKI: Leczenie rzezqczki cytrynianem srebra czyli 

itrolem. 

— Die Behandlung des Trippers mit zitronensaurem Silber (Itrol). 
— Le traitement de la gonorrhöe par le cirtrate d'argent (Itrol) 
Nowiny lekarskie. 1901. Nr. 11. 

KRZYSZTALOWICZ F.: vide 352. 

453. STERLING W.: Trqd. . 

Odczyty kliniczne. — Warszawa. 1901. Nr. 155 i 156. 

— Lepra. 

Klinische Vorträge. — Warschau 1901 Nr. 155 und 166 
— La löpre. 

Leijons cliniques. — Varsovie 1901 Nr. 155 et 166. 

454. WESOEOWSKIW.: Przypadek kamienia skörnego z niezwyktem 

umiejscowieniem. 

— Ein Fall von Hautstein mit ungewöhnlicher Lokalisation. 

— Un cas de calcul d’une localisation peu commune dans la 
peau. 

Gazeta lekarska. 1901. Nr. 52. 


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638 


455. WIELOWIEYSKI i KOPYTARSKI: Przyczynek do kliniki i do 

zmian anatomo-patologicznych w skörze przy pityriasis ru¬ 
bra Hebrae. 

— Beitrag zur Klinik und zur pathologischen Anatomie der 
Haut bei Pithyriasis rubra Hebrae. 

— Contribution ä la clinique et ä l’anatomie pathologique de 
la peau dans la Pithyriasis rubra Hebrae. 

G&zeta lekarska 1901. Nr. 37, 38, 40, 41. 

456. WOJCIECHOWSKI: Leczenie przymiotu za pomocq merkuriolu 

Blomquist'a w workach. 

— Die Behandlung des Syphilis mit Mercuriol von Blomquist 
in Säcken. 

— Le traitement de la Syphilis par le mercuriol de Blomquist 
dans des sacs. 

Kronika lekarska. 1901. Nr. 23, 24. 


XIV. Zahnheilkunde. 

Odontologie. 

467. KRAKOWSKI: 0 wyjmowaniu zebtfw u ci§£arnych. 

— Über Zahnextraction bei Schwangeren. 

— Sur l’extraction de dents pendant la grossesse. 

Przegl^d dentystyczny. 1901. Nr. 12. 

GONKA A.: vide 344. 

LEPKOWSKI i WACHHOLTZ: vide 223. 

458. ZIELINSKI: 0 protetycznem leczeniu braköw podniebienia. 
— Über prothetische Behandlung von Gaumendefekten. 

— Sur le traitement prothötique des ddfauts du palais. 
Przegl^d dentystyczny. 1901. Nr. 8, 9, 10, 11. 


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639 


XV. Otiatrie, Rhinologie und Laryngologie. 

Otiatrie, Rhinologie et Laryngologie. 

459. BAUROWICZ A.: Przypadek torbiela (mucocele) M§dnika sito- 

wego ze zmianami w oczodole. 

— Ein Fall von Kyste ( Mucocele ) des Siebbeinlabyrinthes nebst 
Veränderungen in der Orbita. 

— Un cas de kyste ( mucocele ) du labyrinthe ethmoidal avec des 
altbrations dans l’orbite. 

Przegl%d lekarski. 1901. Nr. 27. 

460. CYBULSKI EL: Mentorol w leczeniu gruzlicy krtani. 

— Das Menthorol in der Therapie der Kehlkopf-Tuberkulose. 

— Le Mevthorol dans la thörapie de la tuberculose du larynx. 
Gazeta lekarska. 1901. Nr. 35. 

461. PIENI4&EK P.: W sprawie chirurgicznego leczenia gruzlicy 

krtani. 

— Über chirurgische Behandlung der Kehlkopf-Tuberkulose. 

— Sur le traitement chirurgical de la tuberculose du larynx. 
Gazeta lekarska. 1901. Nr. 50. 

462. SEJDZIAK: Wpiyw pomyälny rözy na przebieg ci§zkiego ro- 

pnego zapalenia ostrego ucha Srodkowego. 

— Günstiger Einfluss des Erysipels auf den Verlauf einer 
schweren akuten, eitrigen Entzündung des Mittelohres. 

— L’influence favorable d’örysipele sur le cours d'une grave 
inflammation aigue suppurative de l’oreille moyenne. 

Kronika lekarska. 1901. Nr. 22. 

SZMURLO: vide 405. 

463. WRÖBLEWSKI W.: Resekcya muszli dolnej. 

— Resektion der unteren Muschel. 

— Rösection de la conque införieure. 

Gazeta lekarska. 1901. Nr. 49. 


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640 


464 ZALEWSKI: 0 leczeniu polipöw usznych. 

— Über die Behandlung der Ohrpolypen. 

— Sur le traitement de polypes de Toreille. 

Gazeta lekaraka. 1901. Nr. 28, 29, 30, 31. 

465. ZALEWSKI T.: Przyczynek do nauki o postepowaniu poope- 

racyjnem po atykoantrotomii. 

— Beitrag zur Lehre über das Verfahren nach der Operation der 
Attiko -Antrotomie. 

— Contribution aux principes du traitement aprös l’opdration 
de l’attico-antrotomie. 

Przegl%d lekarski. 1901. Nr. 44, 45. 

XVI. Pädiatrie. 

Pädiatrie. 

466. BRUDZINSKI: 0 stosunku wzajemnym zotzöw i gruilicy 

u dzieci. 

— Über die Wechselbeziehungen zwischen Skrophulose und 
Tuberkulose bei Kinder. 

• Sur les rapports reciproques de la scrophulose et la tuber- 
culose chez des enfants. 

Medycyna. 1901. Nr. 45, 46. 

467. BRUDZINSKI J.: 0 dzialaniu bismutozy w chorobach prze- 

wodu pokarmowego niemowlqt. 

— Über die Wirkung der Bismutose bei Krankheiten des 
Darm-Kanals bei Säuglingen. 

— Sur l’action de la bismutose dans les maladies du tube di- 
gestif des enfants ä la mammelle. 

Gazeta lekarska. 1901. Nr. 52. 

468. CL^GLINSKI: Pare slöw o cierpieniach oörodköw nerwowych 

u dzieci z niezwyklym przebiegiem. 

— Einige Worte über Leiden der Nerven-Zentra bei Kindern 
mit ungewöhnlichem Verlaufe. 

— Quelques mots sur les affections des centres nerveux chez 
des enfants, d’un cours extraordinaire. 

Kronika lekarska. 1901. Nr. 19. 


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G41 


469. JERZYKOWSKI: 0 szczelinach odbytu u dzieci. 

— Über Mastdarmfissuren bei Kindern. 

— Sur les fissures anales chez des enfants. 

Nowiny lekarskie. 1901. Nr. 8, 9. 

470. MOROZEWICZ: Zatrzymanie rnoczu u dziecka, jako powikla- 

nie influenzy. 

— Harnretention bei einem Kinde als Komplikation von In¬ 
fluenza. 

— Rötention d’urine chez un enfant comme complication 
de l’influenza. 

Kronika lekarska. 1901. Nr. 21. 

471. OFFENBERG: Przypadek septicopyaemiae medicalis. 

— Ein Fall von Septicopyaemia medicalis . 

— Un cas de septicopyaemia medicalis . 

Czasopismo lekarskie. 1901. Nr. 7, 8. 


XVII. Hygiene. 

Hygiöne. 

472. BARSZCZEWSKI: WpJyw gorsetöw na uströj kobiecy w gwie- 

tle badan promieniami Röntgena. 

— Der Einfluss des Mieders auf den weiblichen Organismus 
im Lichte der Röntgen’sche Strahlen. 

— L’action du corset sur l'organisrne feminin ä la lumiöre des 
rayons de Röntgen. 

Zdrowie. 1901. Nr. 10. 

473. BIALOBRZESKI: Warto &6 wöd miasta Lublina pod wzgl§dem 

hygienicznym. 

— Der Wert der Wässer der Stadt Lublin in hygienischer 
Hinsicht. 

— La valeur des eaux de la ville de Lublin au point de vue 
de Thygiöne. 

Wiadomoäci farmaceutyczne. 1901. Nr. 13, 14, 15. 

Poln. Archiv, f. biol. and med. Wissenich. 44 

Archive» polon. de «cienc. biol. et mödic. 


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642 


474. BLOCH: Ogölnc sprawozdanie o stosunkach i urzqdzeniach 

vveterynarno-policyjnych tudziez o stanie hodowli zwierzqt 
domowych w Galicyi w roku 1898. 

— Bericht über die veterinärpolizeilichen Zustände und Ein 
richtungen und über den Stand der Tier-Zucht in 
Galizien im Jahre 1898. 

— Rapport gönöral sur Tdtat et les institutions de police vöt6- 
rinaire et sur l’Etat de l'Elevage des animaux domestiqueß 
en Galicie en 1898. 

Przegl^d weterynarski. 1901. c. d. Nr. 8, 9, 12. 

475. .BREGMAN: Leczenie pijaköw i walka z alkoholizmem. 

— Die Behandlung der Säufer und der Kampf mit dem Alko¬ 
holismus. 

— Le traitement des ivrognes et la lutte contre l’alcoolisme 
Zdrowie. 1901. Nr. 11, 12. 

476. BUJWID 0.: 0 zapobieganiu gruälicy 

— Über die Prophylaxis bei Tuberkulose. - 
— Sur la prophylaxis de la tuberculose. 

Prace sekcyi gruil. IX. Zjazdu. 125—135. 

477. CHELCHOWSKI: Nasze kqpiele prowincyonalne publiczne, ko- 

lejowe i fabryczne. 

— Unsere öffentlichen, Eisenbahn- und Fabriks-Bäder in der 
Provinz. 

— Nos Etablissements de bains publiquos dans les gares et dans 
les fabriques en province. 

Zdrowie. 1901. Nr. 8, 9. 

478. DANIELE WICZ: Ömiertelnoäö dzieci warszawskich w pierw- 

szym roku äycia. 

— Die Sterblichkeit der Kinder im ersten Lebensjahre in 
Warschau. 

— La mortalitö des enfants ä Varsovie dans la premiere an- 
nöe de leur vie. 

Zdrowie. 1901. Nr. 10. 


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643 


479. DLUSKI K.: 0 sanatoryach 
— Über Sanatorien. 

— Sur les stations sanitaires. 

Prace sekcyi gruil. IX. Zjazdu... 218—251. 

480. D 4 BROWSKI: Projekt towarzystwa do walki z chorobami za- 

kaznemi. 

— Entwurf einer Gesellschaft zur Bekämpfung der Infektions- 
Krankheiten. 

— Projet d’une sociötö pour combattre les maladies infectieuses. 
Zdrowie. 1901. Nr. 8. 

481. DOBRSKI K.: Uwagi w przedmiocio statystyki gruzlicy w to- 

warzystwach ubezpieczeh na zycie. 

— Bemerkungen in Betreff der Statistik der Tuberkulose in 
den Lebensversicherungs- Gesel lschaften. 

— Remarques sur la statistique de la tuberculose dans les 
compagnies d'assurance sur la vie. 

Prace sekcyi gruil. IX. Zjazdu... str. 71 — 78. 

482. DOBRZYCKI H.: Profilaktyka gruzlicy w zdrojowiskach i uzdro- 

wiskach w obr§bie Krölestwa i graniczaoych z niem gu- 
berniach Cesarstwa. 

— Die Prophylaxis gegen Tuberkulose in den Bade- und Kur- 
Orten im Königreiche (Polen) und den benachbarten Gou¬ 
vernements des Kaiserreiches (Russland). 

— La prophylaxis contre la tuberculose dans los stations bal- 
nöaires et climatiques du Royaume (de Pologne) et des gou- 
vernements voisins de TEmpire (Russie). 

Prace sekcyi gruil. IX. Zjazdu... 167—173. 

483. DRECKI: Szczepienie ospy ochronnej w powiecie kaliskim 

w 1-szetn pölroczu 1901 roku. 

— Die Schutzpocken-Impfung im Bezirke Kalisz im I-ten Halb¬ 
jahre 1901. 

— La vaccination protectrice de variole dans Ie district do 
Kalisz pendant le premier semestre de 1901. 

Zdrowie. 1901. Nr. 12. 


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644 


484. GÖRSKI: Przyczynek do stat.ystyki szkolnej.. 

— Beitrag zur Schulstatistik. 

— Contribution ä la statistique scolaire. 

Gzasopismo lek. 1901. Nr. 9. 

485. GRODECKI: Kilka uwag w sprawie walki z syfilisem na pro- 

wincyi. 

— Einige Bemerkungen über die Bekämpfung der Syphilis auf 
dem Lande. 

— Quelques remarques sur la iutte contre la syphilis en province. 
Gzasopismo lek. 1901. Nr. 7. 

HEWELKE 0.: vide 347. 

486. J. K.: Stosunki sanitarne w Slawonii i Kroacyi, skreSlone na 

podstawio dziela Dr. Ivo iirovdlöa. 

— Die sanitären Verhältnisse in Slavonien und Kroatien dar¬ 
gestellt auf Grund des Werkes von Dr. Ivo 2irovöic. 

—■ L’dtat, sanitaire de la Croitie et de la Slavonie, d’aprös 
l’ouvrage de Dr. Ivo 2irovcic. 

Przegl%d lekarski. 1901. Nr. 80. 

487. JÄNISZEWSKI T.: Projekt organizacyi walki z gru21icq w Ga- 

licyi. 

— Vorschlag einer Organisation zur Bekämpfung der Tuberku¬ 
lose in Galizien. 

— Projet d’une Organisation pour combattre la tuberculose en 
Galicie. 

Prace sekcyi gruil. IX. Zjuzdu... 157—166. 

488. JÄNISZEWSKI T.: Zapobieganie gruzlicy w zdrojowiskach 

i uzdrowiskach galicyjskich. 

— Die Prophylaxis gegen Tuberkulose in den Bade- und Kur 
orten Galiziens. 

— La prophylaxis contre la tuberculose dans les stations bal* 
neaires et climatiques do Galicie. 

Prace sekcyi gruzl. IX. Zjazdu... 174—183. 


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645 


489. JARUNTOWSKl A.: Sanatorya ludowe dla chorych piersiowych 

w Niemczech. 

Volks-Sanatorien für Brustkranke in Deutschland. 

— Les stations sanitaires populaires pour poitrinaires en Alle- 
rnagne. 

Prace sekeyi gruil. IX. Zjazdu... 252—272. 

490. KARWOWSKI A.: Statystyka gruilicy w W. Ksi§stwie Po- 

nanskiem. 

— Statistik der Tuberculose im Grosfürstentum Posen. 

— Statistique de la tuberculose dans le grand-duchd de Posen. 
Prace sekeyi gruil. IX. Zjazdu... str. 51 — 63. 

491. KOMOROWSKI: Stosowanie opatrunköw tegminowych przy 

szczepieniu ospy. 

— Anwendung des Tegminverbandes bei Kuhpocken-Impfung. 
— L’application de tegmine dans la vaccination de la variole. 
Medycyna. 1901. Nr. 32. 

492. KOSMACINSKI: Opis lazni ludowej w Drobinie, gubernii 

PJockiej. 

— Beschreibung des Volks-Bades in Drobin im Gouvernement 
Plock. 

— Description de l'ütablissement de bains populaires ä Drobin, 
gouvernement de Piock. 

Zdrowie. 1901. Nr. 9. 

493. KOSSAK J.: Statystyka Smiertelnoöci z powodu gruilicy pluo 

w Warszawie w ciqgu ostatnich 5 lat. 

— Statistik der Sterblichkeit an Lungentuberkulose in War¬ 
schau in den letzten 5 Jahren. 

— La statistique de la mortalite oausöe par la tuberculose des 
pouinons ä Varsovie pendant les 5 annöes derniöres. 

Prace sekeyi gruil. IX. Zjazdu... 64—68. 

KROKIEWICZ A.: vide 351. 


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<340 


494. KUGLER: Praktyczne wskazöwki du analizy masta i wykry- 

cia jego zafalszowania. 

— Praktische Anleitungen zur Analyse der Butter und zum 
Nachweise von Verfälschungen derselben. 

— Guide pratique pour analyser le beurre et pour en döcouvrir 
les sophistications. 

WiadomoSci farmac. 1901. Nr. 17. 

495. MERUNOWICZ J.: Statystyka gruzlicy w Galicyi. 

— Die Statistik der Tuberkulose in Galizien. 

— Statistique de la tuberculose en Galicie. 

Prace sekcyi gruil. IX. Zjazda str. 44— 48. 

496. MUCHA: Walka z goraczkq. pologowq. 

— Kampf mit dem Puerperalfieber. 

- - La lutte contre la fiövre puerpörale. 

Zdrowie. 1901. Nr. 11. 

497. MUTERMILCH.: 0 ile gruzlica jest zaraäliwq,. 

— Inwiefeme ist die Tuberkulose ansteckend. 

— Jusqu’ä quel point la tuberculose est-elle contagieuse. 
Krytyka lekarska. 1901. Nr. 9. 

498. MUTERMILCH: Odczyt prof. R. Kocha o zwalczaniu g r uzlicy 

w oSwietleniu krytycznem. 

— Der Vortrag von Prof. R. Koch über die Bekämpfung der 
Tuberkulose in kritischer Beleuchtung. 

— Le discours du prof. R. Koch sur la lutte contre la tu- 
berculose ä la lumiöre de la critique. 

Krytyka lekarska. 1901. Nr. 10. 

499. PALMIRSKI i KARLOWSKI: Wyniki szczepieh ochronnych 

wedlug metody Pasteura w roku 1900. 

— Ergebnisse der Schutzimpfungen nach der Pas teu r’schen 
Methode im Jahre 1900. 

— Les rösultats de la vaccination präventive d’apräs la m6- 
thode Pasteur, en 1900. 

Medycyna. 1901. Nr. 51, 52. 




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647 


500. POLLAK J.: Statyst.yka suchot plucnych. 

— Statistik der Lungen-Schwindsucht. 

— La statistique de la phthisie des poumons. 

Prace sekcyi gruil. IX. Zjazdu... str. 68 - 70. 


501. RZIjTKOWSKI: Plwocina suchotniköw, jako 2r<5dfo zakaien 
gruzliczych i sposoby jej unieszkodliwienia. 

— Die Sputa der Phthisiker als Infektions-Träger und die 
Mittel dieselben unschädlich zu machen. 

— Les crachats des tuberculeux comine porteurs de la conta- 
gion et les moyens de les rendre inoffensifs. 

Zdrowie. 1901. Nr. 9. 


502. S. M.: 0 sztucznem barwieniu pomarancz. 

— Über künstliche Färbung von Pomeianzen. 
— Sur la coloration artificielle des oranges. 
Wiadomoici farmac. 1901. Nr. 15. 


503. SraiertelnoSe z gruzlicy i zapalenia pluc w Galicyi w latach 
1896-1899. 

- Sterblichkeit an Lungen-Tuberkulose und -Entzündung in 
Galizien in den Jahren 1896-1899. 

— La mortalitd en Galicie causde par la tuberculose des pou¬ 
mons et par la pneumonie, pendant les annöes 1896-1899- 

Prace sekcyi gruil. IX. Zjazdu... str. 48—50. 


504. SOKOLOWSKI A. : Statystyczne dano dotycz^ce niektörych 
momentöw, usposabiaj^cych do gruZlicy pfuc. 

— Statistische Anhaltspunkte in Betreff gewisser zur Lungen¬ 
tuberkulose prädisponierender Momente. 

— Bases statistiques relatives ä certains facteurs qui prddis- 
posent ä la tuberculoso de poumons. 

Prace sekcyi gruil. IX. Zjazdu... str. 32 - 43. 


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648 


505. STERLING: Brytanski kongres gruäliczy w ceiu zapobiegania 

suchotom. 

— Der britische Tuberkulose-Kongress behufs Prophylaxe ge¬ 
gen Lungenschwindsucht. 

— Le Congr&s britannique pour la prophylaxie contre la tuber- 
culose. 

Czasopismo lek. 1901. Nr. 8. 

506. STERLING: W sprawie statystyki gruSlicy. 

— Zur Statistik der Tuberkulose. 

— Sur la statistique de la tuberculose. 

Krytyka lekarska. 1901. Nr. 12. 

507. STERLING: 0 zakresie patologii zawodowej. 

— Über das Gebiet der Pathologie der Berufs-Krankheiten. 

— Sur le domaine de la pathologie des maladies profesionelles. 
Czasopismo lek. 1901. Nr. 11. 


508. STERLING: Statystyka suchot w 39 szpitalach prowincyonal 
nych Krölewstwa Polskiego. 

— Statistik der Phthise von 39 Provinzial Krankenhäusern im 
Königreiche Polen. 

— Statistique de la phtisie dans 39 hopitaux provinciaux dans 
le Royaume de Pologne. 

Prace sekcyi gruil. IX. Zjazdu... 87 — 91. 


509. STERLING S.: Leczenie poäwi§cone zwalczaniu pierwszych 
okresöw gruzlicy u ludzi ubogich i niezamoinych. 

— Die Behandlung behufs Bekämpfung der ersten Perioden 
der Tuberkulose bei armen und unbemittelten Leuten. 

— Le traitement pour combattre les premiöres pöriodes de la 
tuberculoso chez des gens pauvres et peu aisös. 

Prace sekcyi gruil. IX. Zjazdu... 184—193. 


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649 


510. ST^POWSKI: 0 dochodzeniu zafatszowania soku malinowego 
wod$. 

— Über den Nachweis der Verfälschung des Himbeersaftes mit 
Wasser. 

— Sur les preuves de la sophistication du sirop de framboises 
avec de l’eau. 

Kronika farmaceutyczna. 1901. Nr 8. 


511. Sprawozdanie c. k. krajowej Rady zdrowia o stosunkach zdro- 
wotnych w Galicyi w roku 1899. — Lwöw 1901. St. 185« 
i XLVIII. 

— Bericht des k. k. Landes-Sanitätsrates über die sanitären 
Verhältnisse in Galizien im Jahre 1899. — Lemberg 1901, 
S. 185 und XLVIII. 

— Rapport du conseil de santä imp. et roy. provincial sur l’dtat 
sanitairo de la Galicie en 1899. — L6opol 1899, Pg. 135 et 
XLVIII. 


512. SZUMOWSKI W.: Skad grozi niobezpieczeüstwo zaraäenia si§ 

gruzlica. 

— Woher kommt die Ansteckungsgefahr bei Tuberkulose? 

— D’oü vient le päril de l’infection de la tuberculose? 
Wszechöwiat. T XX. Nr. 42. 

513. TCHÖRZNICKI: Statystyczne dane co do szpitali warszawskich. 

— Statistische Materialien in Betreff der Krankenhäuser in 
Warschau. 

— Donnöes statistiques des höpitaux de Varsovie. 

Prace sekcyi gruil. IX. Zjazdu... 114—120. 

514. WRONSKI W.: Sanatorya dla (zamoänych) chorych piersiowych. 
— Sanatorien für (bemittelte) Brustkranke. 

— Stations sanitaires pour poitrinaires (aisös). 

Prace sekcyi gruil. IX. Zjazdu... 194—212. 


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650 


515. ZAREWICZ i KRZYSZTALOWICZ: Sprawozdanie statystyczno- 

lekarskie z dzialalnoäci Krakowskiego tow. ubezpieczeü. 

— Statistisch-ärztlicher Bericht über die Wirksamkeit der Kra¬ 
kauer Versicherungs-Gesellschaft.. 

— Rapport statistique-mödical sur l’activitö de la Compagnie 
d’assurance de Cracovie. 

Prace sekoyi gruil. IX Zjazdu... atr 78 85. 

516. ÄÖRAWSKI: NabiaJ, jako przyczyna gruilicy u czfowieka 

i Srodki zaradcze. 

— Die Milch und die Produkte der Milchwirtschaft als Ursache 
der Tuberkulose beim Menschen und die Vorsichts-Massregeln. 

— Le laitage comme cause de tuberculose chez l’homme et 
les moyens pröventifs. 

Zdrowie. 1901. Nr. 9. 

517. ÄÖRAWSKI: Gruilica w äwietle doäwiadczeü Kocha. 

— Die Tuberkulose im Lichte der Versuche von Koch. 

— La tuberculose ä la lumifere des expöriences de Koch. 

Przegl%d weterynarski. 1901. Nr. 11. 

XVin. Gerichtliche Medizin. 

Mödecine lögale. 

2236. LEPKOWSKI i WACHHOLZ: 0 z§bach pod wzgl?dem sq- 
dowo-lekarskiem. Ciag dalszy. 

— Ober die Zähne vom gerichtsärztl. Standpunkte. Fortsetzung 

— Sur les dents au point de vue de la mddecine lögale. Suite. 

Przegl%d dentystyczny. 1901. Nr. 7, 8, 9, 10, 11. 

Przegl^d lekarskj. 1901. Nr. 31, 32, 33. 

2246. SIERADZKI W.: 0 t. zw. hemotoksynach i innych pokrewnych 
im cialach, oraz o znaczeniu ich dla medycyny w ogöle 
a dla medycyny sadowej w szczegölnoäci. Ciag dalszy. 

— Über sogenannte Hämotoxine und verwandte Körper nebst 
deren Bedeutung für die Medizin im Allgemeinen und für 
die gerichtliche Medizin im Besonderen. Fortsetzung. 

— Sur les hömotoxines et d’autres corps semblables, ainsi que 
sur leur röle dans la mödecino en gönöral ec spöcialement 
dans la mödecine lögale. Suite. 

Przeglqd lekar8ki. 1901. c. d. Nr. 28, 28, 29. 


A 


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651 


% 

XIX. Balneologie, Hydrotherapie und Elektrotherapie. 
Balneologie, Hydrotherapie et Electrotherapie. 

518. MALEWSKI: Przyczynek do klimatologii i zdrowotnoSci NaJ§- 
czowa i jego okolic. 

— Beitrag zur Klimatologie und Gesundheit von Nahjczow und 
seiner Umgegend. 

— Contribution ä la climatologie et ä la salubritö de Naleczow 
et de ses environs. 

Zdrowie. 1901. Nr. 10. 


519. PULAWSKI A.: Pröba okreälenia wartoäci odzywczej jedzenia 
w zakladzie leczniczym (Nat^czöw). 

— Versuch den Nährwert der Kost in einer Heilanstalt (Nal§czöw) 
zu bestimmen. 

— Essai de döfinition do la valeur nutritive des aliments 
dans une maison de saute (Naleczdw). 

Ksiqga jub. Dunina, 19. 


520. STIJPOWSKI: Pr^dy Tesli w lecznictwie. 

— Die Ströme von Tesla in der Therapie. 

— Les courants de Tesla dans la thörapie. 

Wiadomoöci farmaceutyczne. 1901. Nr. 8. 


XX. Thierheilkunde. 

M6decine vötörinaire. 

2384. BADURA: Chöw drobiu i bydla, oraz weterynarya ludowa 
w wioskach parafii Pobiedr i Krzecin. Ciag dalszy. 

— Geflügel- und Vieh-Zucht und volkstümliche Tierheilkun le 
in den Dörfern der Kirchgemeinden Podbiedr und Krzecin. 
Fortsetzung, 

— filevage de la volaille et du bdtail, ainsi que l’art vötöri- 
naire chez le peuple dans les villages des paroisses de 
Pobiedr et de Krzecin. Suite. 

Przegl^d weterynarski. 1901. c. d. Nr. 8/9, 10, 12... 


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652 


521. GOTLIEB: Kilka s?öw o spozytkowaniu padliny i odpädköw 

rzeznianych. 

— Einige Worte über die Verwertung von Tierkadavern und 
von Schlachthaus-Abfällen. 

— Quelques mots sur le mode d’utiliser les cadavres des ani- 
maux et les issues de la boucherie. 

Przegl^d weterynarski. 1901. Nr. 10. 

522. GRABOWSKI M : 0 zwalezaniu i zapobieganiu gru^licy bydfa. 

— Ober die Bekämpfung und die Prophylaxis gegen die Tuberku- 
des Rindes. 

— Sur la lutte et la prophylaxis contre la tuberculose bovine. 
Prace sekcyi grufcl. IX. Zjazdu... 136 - 156. 

523. KACZYNSKI: Malarya u bydfa rogatego. ( Malaria s. Haemoglo - 

binuria toxhaemica). 

— Malaria des Rindes (Malaria s Haemoglobinuria toxhaemica). 

— Malaria du boeuf {Malaria s. Haemoglobinuria toxhaemica). 
Przegl^d weterynarski. 1901. Nr. 7, 8/9. 

524. KARLENSKI J.: W kwestyi przenoszenia si§ gru^licy na bydlo 

rogate. 

— Über die Übertragbarkeit der Tuberkulose aut das Rind. 

— De la transmission de la tuberculose au boeuf. 

Przegl^d weterynarski. 1901. Nr. 11, 12. 

2435. KRAJEWSKI: 0 chorobie pyskowo-racicowej {Aphthae epizoo- 
ticae) u zwierz^t domowych i o udzielaniu si§ takowej lu- 
dziom. Ciäg dalszy. 

— Über die Maul- und Klauen Seuche {Aphthae epizooticae) bei 
Haustieren und deren Übertragbarkeit auf Menschen. Fort¬ 
setzung. 

— Sur la fievre aphteuse {aphthae epizooticae) chez les animaux 
domostiques et son infectiositd pour les hommes. Suite. 

Przegl^d weterynarski. 1901. c. d. Nr. 7, 


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663 


525. KULCZYCKI W : Wykaz statystyczny choröb u koni tramwa- 
jowych we Lwowie za lata 1897—1900. 

— statistischer Bericht über Krankheiten der Pferde der Tram¬ 
way-Gesellschaft in Lemberg für die Jahre 1897—1900. 

— Rapport statistique sur les maladies des chevaux de tram- 
way ä Leopol pour les annöes 1897 -1900. 

Przeglqd weterynarski. 1901. Nr. 10. 


526. MARKIEL: Ubezpieczenie bydia w ksi§stwie Badefiskiem, 
w Bawarji i w Nizszej Austryi. 

— Die Viehversicherung im Grosherzogtum Bad e> n, in Baier 
und in Niederösterreich. 

— L’assurance du bdtail dans la grand-duchö de Bade, dans la 
Baviöre et dans l’Autriche införieure. 

Przegl%d weterynarski. 1901. Nr. 7. 


527. SOCHANTEWICZ: Wyniki rozpoznawczego badania i szcze- 
pienia bydta rogatego tuberkulinq wykonanych w r. 1900 
w oborach zarodowych. 

- Ergebnisse der diagnostischen Untersuchung und Impfung 
von Rindern mit Tuberkulin, welche im J. 1900 in Zucht- 
Stallungen ausgefürt wurden. 

-- Les rösultats des recherches diagnostiques et des inocula- 
tions de la tuberculine, faites aux boeufs en 1900 dans 
les ötables d’dlevage. 

Przegl%d weterynarski. 1901. Nr. 8/9. 


XXI. Anthropologie. 

Anthropologie. 

528. BZOWSKI K.: Kilka slöw o krzyäowaniu si§ ras ludzkich 
— Einige Worte über die Kreuzung von Menschen-Rassen. 

— Quelques mots sur le croisement des races humaines. 
Wszechöwiat. T. XX. Nr. 31. 


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664 


2476. JAWORSKI J.: 0 przesadach i zwyczajach ludu naszego, do- 
tyczqcych pomocy dla rodz^cych oraz opieki nad nowo- 
rodkiem. Ciqg dalszy. 

— Über die Vorurteile und Gebräuche unseres Volkes in Betreff 
des Beistandes bei Gebärenden und der Pflege von Neuge¬ 
borenen. Fortsetzung. 

— Sur les superstitions et les couturnes de nos paysans, rela¬ 
tives ä i’asistanco aux acouchöes et au soins ä donner aux 
nouveau nös. Suite. 

Krytyka lekarska. 1901. c. d. Nr. 7. 

529. OLECHNOWICZ W.: Rasy Europy i wzajemny ich stosunek 
dziejowy. 

— Die Rassen von Europa und das gegenseitige geschichtliche 
Verhältniss derselben. 

— Les races de l’Europe et leurs rapports historiques. 

Wisla. T. XV. 5-6. 

630. PARZEWSKA: Lecznictwo ludowe. 

—' Die Heilkunde beim Volke. 

— La mödecine chez le peuple. 

Wisla. T. XV. 5-6. 

XXII. Geschichte der Medicin und Allgemeines. 

Histoire de mädecine et g6nöralit6s- 

531. BIEGANSKI: 0 zadaniach towarzystw lekarskich prowincyo- 

nalnych. 

— Über die Aufgaben der ärztlichen Gesellschaften in der Provinz. 
— Sur la mission des sociötös mödicales dans la province. 
Czasopismo lek. 1901. Nr. 10. 

532. BOGUCKI I. I: Mowa jako delegata sekcyi chemicznej na po- 

grzebie Marcelego Nenckiego. 

— Trauerrede als Deleg. der chemischen Sektion beim Leichen¬ 
begängnisse von Marzel Nencki. 

— Oraison funSbre prononcde au nom de la section chimique 
aux funörailles de Marcel Nencki. 

Wszechswiat. T. XX. Nr. 43. 


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655 


533. DRABCZYK: Z powodu zgonu prof. Marcelego Nenckiego. 

— Aus Anlass des Hiuscheidens von Prof. Marzel Nencki. 

— A l’ocasion du döcös du prof. Marcel Nencki. 

Czasopismo lekarskie 1901. Nr. 12. 

534. DZ1EKONSKI i KOPEÖ: Nowe budowle szpitala Dziecüjtka 

Jezus na folvvarku Swietukrzyskim. 

— Die Neubauten des Krankenhauses „Kindlein Jesus“ auf 
den Gründen des Maierhofes „Swi§tokrzyski“. 

— Les nouveaux bätiments pour l’höpital „Enfant Jdsus“ sur 
le terrain de la mötairie de „Swigtokrzyski“. 

Zdrowie. 1901. Nr. 7. 

535. FELS J.: „0 zaraath“ biblii hebrajskiej. Przyczynek do bistory 

tr^du. 

— Über das „ Zaraath“ der hebräischen Bibel. Beitrag zur Ge¬ 
schichte der Lepra. 

— Sur le „ Zaraath“ dans la Bible htibraTque. Contribution ä 
l’histoire de la lfepre. 

Przeglqd lekaraki. 1901. Nr. 38, 39. 

536. GALECKI: Dzieje budowy szpitala Dzieciatka Jezus w War- 

szawie. 

— Die Geschichte des Baues des Krankenhauses „Kindlein 
Jesus“ in Warschau. 

— L’histoiro de la construction de l’ödificc pour l'höpital „En¬ 
fant Jdsus“ ä Varsovie. 

Zdrowie. 1901. Nr. 7. 

537. GIEDROYÖ F.: trödia biograficzno-bibliograficzne do dziejöw 

medycyny w dawnej Polsce. 

— Biographisch-bibliographische Quellen zur Geschichte der 
Medizin im alten Polen. 

— Les sources biographiques et bibliographiques de l’histoire 
de la mddecine dans l'ancienne Pologne. 

Pamitjtnik Tow. lek. warsz, 1901. T. LXLVII. Zesz. 4. 


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656 


538. HERMAN M : Z kroniki pierwszego 10-lecia zjazdöw chirurgöw 

polskich. 

— Aus der Chronik des ersten Dezeniums der polnischen Chi¬ 
rurgen-Kongresse. 

— Chronique de la premiere decade des congres des chirur- 
giens polonais. 

Nowiny lekarskie. 1901. Nr. 7. 

539. HERMAN M. W.: Pierwsza dekada zjazdöw chirurgöw polskich. 
— Die erste Dekade der polnischer Chirurgen-Kongresse. 

— La premiöre döcade des congres des chirurgiens polonais. 
Przegl^d lekarski. 1901. Nr. 27, 28. 

540. IGLOWSKI J.: Listy z Syberyi. 

— Briefe aus Sybirien. 

— Lettres de Sybörie. 

Przegl%d lekarski. 1901. Nr. 31. 

541. JAKUBOWSKI M. L.: Kronika szpitala öw. Ludwika dla dzieci 

w Krakowie. Okres 25 lat od roku 1876 do roku 1900. — 
Kraköw 1901. 

— Chronik des St. Ludwig-Kinderspitals in Krakau. Zeitraum 
von 25 Jahren von 1876 bis 1900. — Krakau 1901. 

— Chronique de l'höpital St. Louis pour les enfants ä, Cracovie. 
Pöriode de 25 ans, 1876 ä 1900 — Cracovie 1901. 

542. JABLONSKI: Instytut anatomo-patologiczny. 

— Das pathologisch-anatomische Institut. 

— L’institut d’anatomie pathologique. 

Zdrowie. 1901. Nr. 7. 

543. JAKOW8KI M.: Prace Marcelego Nenokiego dotyczace trawienia. 

- Die Arbeiten von Marzel Nencki über die Verdauung. 

— Les travaux de Marcel Nencki sur la digestion. 

Gazeta lekarska. 1901. Nr. 47. 


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657 


644, JANOWSKI W.: Koszta budowy szpitala Dzieci^tka Jezus. 

— Die Baukosten des Krankenhauses „Kindlein Jesus“. 

— Les frais de construction de l’höpital „Enfant Jdsus“. 
Zdrowie. 1901. Nr. 7. 

545. JANOWSKI W.: Teodor Dunin. 

— Theodor Dunin. 

— Theodore Dunin (lisez Dounine). 

Ksigga jab. Dunina. 1. 

546. JANOWSKI W.: Nowy szpital Dzieci^tka Jezus i Dom Wy- 

chowawczy w Warszawie. 

— Das neue Krankenhaus „Kindlein Jesus“ und das Erzieh¬ 
ungs-Haus in Warschau. 

— Le nouvel höpital „Enfant-Jesus“ et la maison d’education 
ä Varsovie. 

Gazeta lekarska. 1901. Nr. 29. 

547. KLARNER: Ogrzewanie i przewietrzanie nowozbudowanego 

szpitala Dzieciatka Jezus w Warszawie. 

— Die Beheizung und Ventilation im neugebauten Kranken¬ 
hause „Kindlein Jesus“ in Warschau. 

— Mode de chauffage et de Ventilation dans les nouveaux bä- 
timents de l’höpital „Enfant Jösus“ ä Varsovie. 

Zdrowie. 1901. Nr. 7. 

548. KLARNER: Kanalizacya, wodociagi i drenai nowo zbudowa- 

nego szpitala Dzieciatka Jezus w Warszawie. 

— Die Kanalisation, Wasserleitungen und Drainagen im neu¬ 
gebauten Krankenhause „Kindlein Jesus“ in Warschau. 

- La canalisation, les conduites d’eau et mode de drainage 
dans les nouvelles constructions de l’höpital „Enfant-Jösus“ 
ä Varsovie. 

Zdrowie. 1901. Nr. 7. 

Poln. Archiv, f. biol. und med. Wissensch. 45 

Archives polon. de scienc. biol. et mödic. 


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058 


649. KOSTANECKI K.: Mowa jako delegata Akademii uroiej. na 
pogrzebie Marcelego Nenckiego. 

— Trauerrede als Delegierten der Akademie der Wissenschaften 
beim Leichenbegängnisse von Marzel Nencki. 

— Oraison fünäbre prononcöe au nom de l’Acadömie des Sci¬ 
ences aux fundrailles de Marcel Nencki. 

Wszeohiwiat. T. XX. Nr. 43. 


660. KUDER: Kuchnie parowe, pralnia, piekarnia i komora 
dezinfekcyjna przy szpitalu i Domu wychowawczym Dzie- 
ci^tka Jezus. 

— Die Dampiküche, die Waschanstalt, die Bäckerei und die 
Desinfections-Kammer im Krankenhause und Erziehungs- 
hause „Kindlein Jesus“ in Warschau. 

— La cuisine ä vapeur, la buanderie, la boulangerie et la Cham¬ 
bre ä dösinfection de l’höpital et de la maison d’dducation 
„Enfant Jesus“. 

Zdrowie. 1901. Nr. 7. 


551. LACHS: Ginekologia u Celsusa. Przyczynek do historyi gine- 
kologii. 

— Die Gynäkologie bei Celsus. Ein Beitrag zur Geschichte der 
Gynäkologie. 

— La gynöcologie de Celsus. Contribution ä l’histoire de la gynö- 
cologie. 

Medycyna. 1901. Nr. 38, 39, 40, 41. 


552. LEPPERT W.: Marceli Nencki — przemöwienie W l. Lepperta 
na posiedzeniu sekcyi chemicznej dnia 19. paidziemika 1901. 

— Marceli Nencki. Gedächtnissrede gehalten in der Sitzung der 
chemischen Sektion am 19. Oktober 1901. 

— Marcel Nencki. Discours prononcde ä la söance de la section 
chimique du 19 Octobre 1901. 

Chemik polski. T. I. Nr. 31. 

Wszechswiat. T. XX. Nr. 43. 


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659 


553. LE PPERT W.: Marceli Nencki. W spomienie poämiertne. 
— Marzel Nencki. Nachruf. 

— Marcel Nencki. Notice näerologique. 

Wszechiwiat. T. XX. Nr. 42. 


554. NUSBAUM H.: Witalizm i Marceli Nencki. 
— Vitalismus und Marzel Nencki. 

— Le vitalisme et Marcel Nencki. 

Gazeta lekarska. 1901. Nr. 47. 


555. PALMIRSKI: Odkrycia i. p. Marcelego Nenckiego dotyczqce 
czqce ksi§gosuszu i surowicy przeci wksi§gosuszowej 

— Die Errungenschaften von weil. Marzel Nencki in Betreff 
der Rinderpest und des Schutz-Serums gegen Rinderpest. 

— Les däcouvertes de feu Marcel Nencki relatives ä la peste 
bovine et ä la vaccination präventive contre la peste bovine. 

Gazeta lekarska. 1901. Nr. 47. 


556. PRUSZYNSKI J.: Dzialalnoiö naukowa §. p. Marcelcgo Nenc¬ 
kiego (z literaturq, od 1869—1901). 

— Die wissenschaftlichen Leistungen von Marzel Nencki 
(Literatur von 1869—1901). 

— Les oeuvres scientifiques de Marcel Nencki (Littärature de 
1869-1901). 

Gazeta lekarska. 1901. Nr. 46. 


557. PRUSZYNSKI J.: Mowa jako delegata Tow. lek. Warsz. na 
pogrzebie Marcelego Nenckiego. 

— Trauerrede als Delegierten der Warschauer Gesell, der Ärzte 
beim Leichenbegängniss von Marzel Nencki. 

— Oraison funäbre prononcee au nom de la sociätä des mä- 
decins de Varsovie aux funärailles de Marcel Nencki. 

Wszechiwiat. T. XX. Nr. 43. 


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660 


558. ROTMIL: Oäwietlenie elektryczne nowozbudowanego szpitala 

Dzieciqtka Jezus w Warszawie. 

— Die elektrische Beleuchtung im neugebauten Krankenhaus 
„Kindlein Jesus“ in Warschau. 

— Installation pour la Iumiöre ölectrique dans les nouveaux 
bätiments de I’höpital „Enfant J&sus“ ä Varsovie. 

Zdrowie. 1901. Nr. 7. 

559. RZIjBKOWSKI: Teodor Dunin. (Z powodu 25 -letniej dziaial- 

noäci Jego lekarskiej). 

— Theodor Dunin, (aus Anlass Dessen 25-jähriger ärztlicher 
Wirksamkeit). 

— Thöodore Dunin, (ä propos de la 25-öme annde de son acti- 
vitd mädicale. 

Krytyka lekarska. 1901. Nr. 12. 

560. S. K.: Ze starych pieleszy. — (1866- 1901). (Warszawskiej szkoly 

weterynaryi). 

— Die alte Stätte (1876—1901) (der Yeterinärschule in Warschau). 

% 

— L’ancienne installation (1867—1901) (de l’öcole v6t6rinaire 
ä Yarsovie). 

Przegl%d weterynarski. 1901. Nr. 8/9. 

561. STIJPOWSKI: Rzut oka na dzieje farmacyi w Polsce w XIX. 

stuleciu. 

— Ein Blick auf die Geschichte der Pharmazie in Polen im 
XIX. Jahrhundert. 

— Un coup d’oeil sur Thistoire de la pharmacie en Pologne 
au XIX. siede. 

WiadomoSci farmaceutyczne. 1901. Nr. 3—7. 

662. 6ZWAJCER: 0 ruchu chorych w szpitalu miejskim gw. Sta- 
nislawa. 

— Der Krankenverkehr im St-Stanislaus-Krankenhause. 

— La statistique du mouvement des malades ä l'höpital 
St. Stanislas. 

Zdrowie. 1901. Nr. 12. 


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661 


563. 8CHWAJCER: Projekt planu szpitala prowincyonalnego na 

36 fözek. 

- Entwurf ines Bauplanes für ein Provinzial-Krankenhaus 
mit 36 Betten. 

- Un projet de construction d’un höpital ä 36 lits pour la 
province 

Zdrowie. 1901 Nr. 8. 

564. W.: Nasze wydziaTy lekarskie. 

- Unsere medizinische Fakultäten. 

— Nos facultas de mödecine. 

Krytyka lekarska 1901 Nr. 11. 

565. WALTGÖRSKI: C.: Spostrzeäenia z praktyki lekarskiej. 

— Beobachtungen aus der ärztlichen Praxis. 

— Observations de la pratique mödicale. 

Przegl^d lekarski 1901. Nr. 46. 

566. ZALESKI J.: Mowa na pogrzebie Marcelego Nenckiego. 
— Trauerrede beim Leichenbegängnisse von Marzel Nencki. 

— Oraison funebre prononc^e aux fun£railles de Marcel 
Nencki. 

Wszechswiat. T. XX. Nr. 33. 

567. Z.: Marceli Nencki. — Nekrolog. 

— Marzel Nencki. — Nekrolog. # 

— Marcel Nencki. — Notice necrologique. 

Chemik polski. T. I. Nr. 30. 


Poln. Archiv f. biol. u med. Wis«en«ch. 
Archive» polon. do »cienc. biol. et m£dic. 


46 


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Polnisches Archiv für biologische und medicinische Wissenschaften Bd. I. 

Dr. T. Ko dis: Über die Phylloden und deren Anordnung in der Körnerschicht des Kleinhirns, 



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FÜR 

biologische und medizinische 

WISSENSCHAFTEN 


DES SCIENCES 

biologiques et medicales 


herausgegeben von 


publiees par 


Prof. Dr. Ign. BARANOW8KI <Vareovie) “ Prof. Dr. M. GRABOWSKI (Wopol, - 

Prof. Dr. A. GLUZIÄSKl (Wopol) - Dr ' A °j ASI S 3K! ( Wopol) _ Prof. Dr. Br. KADER (Cr.cor.6, - 
Prof. Dr. M. JAKUB0W9KI <Cracov,e) - Dr. W1^JASIN3 _ Prof. Dr. K. KOSTANECKI (Cracovle) - 

Prof. Dr. H. KADYI (Wopcl) - Prot ^ ^r. JEWSKI .V.raovi.) - Dr. A. KROKIEWICZ (Cracovio, - 

DO«. Dr. E. KOWAI.SKI (Wopol) - m ™ ^ÜkaSIEWICZ (Wopol) - Prof. Dr. B. MACHEK 

Prof. Dr. J. ZAZARSKl (Cracov.e) - Prof. ^ ” ( Var.ovie) - Prof. Dr. J. NUSBAUM (Wopol) - 

(Wopol) - Prof. Dr. A- MARS (Wopol) " D \ J NA ^ ^ o l) _ Prof . D r St. PONIKEO (Cracovie) - 
Dr. H. NUSBAUM (Varaovie) - Prof. A. OBRZÜ l ^ Dr . Wl . REISS (Craoovie) - 

Prof. Dr. J. PRUS (Wopol) - Dr. J - „ ie , _ Dr. D. SOHELLENBERG (Wopol) - 

Dr. M. REJCHMAN (Varaovie) - Dr. K , g £ D ZtJ f K ( Var 8 ovie) - Prof. Dr. Wl. SIERADZK1 (Wopol) - 
Doo. Dr. H. SCHRAMM (Wopol) - Dr. J. ^DZIAK_ ur H gwIljCICKl (Poaeo) - 
Dr A. SOKOEOWSKI (Varaovie) - Dr. E. STR.0> . AWSKI ^^opol» - Prof. Dr. Wl. SZYMONOWICZ 
Prof. Dr. J. 8ZPILMAN (Wopol) - Doc. Dr. A. JS WEHR (L6opo l) - Prof. Dr. B. WICHER- 

<“»*" -»• zn, " E ”" 


UNTER DER RED ACTION VON 


SOUS LA RfiDACTION DU 


Prof. Dr. H. KADYI. 





v 


LEMBERG. 

ERLAG DER HERAUSGEBER. PROP 

ln Commission bei H. Altenberg, Buchhandlung En 

in Lemberg. 


LEOPOL. 

RlfiTfi DES EDITEUR 
vente i la llbralrle de H. Altenberg 

& L^opol. 


s. 


Preis dieses Heftes 12 Kronen (10 Mark). 


Prix de cette 


francs). 






INHALT: 


SOMMAIRE: 


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Dr. ~ 

Bibii»^ te Ä i<, ‘ 0 ^ , °” “'Ä«*;,»» d,is 

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537 

545 

573 


594 


-»c^IcNji — . 


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Eine Reihe von wichtigen wissen¬ 
schaftlichen Arbeiten polnischer For¬ 
scher auf dem Gebiete der biologi¬ 
schen und medizinischen Wissenschaf¬ 
ten ist für die Mehrzahl der dies¬ 
bezüglichen Fachgenossen schwer oder 
gar nicht zugänglich, wenn diese Arbei¬ 
ten, wie es vielfach geschieht, nur in pol¬ 
nischer Sprache veröffentlicht werden. 

Referate, welche über diese Arbei¬ 
ten den verschiedenen „Centralblät¬ 
ternund „Jahresberichten“ zukom¬ 
men, erweisen sich als nicht ausreichend 
ftir jene Forscher, welche mit demsel¬ 
ben Gegenstände sich speciell befassen. 

Im Interesse der Wissenschaft ist 
es höchst erwünscht, dass wo möglich 
alle streng wissenschaftlichen-Arbeiten 
polnischer Forscher nicht nur in pol¬ 
nischer Sprache, sondern zugleich auch 
in einer, den meisten Fachgenossen 
aller Nationen geläufigen Sprache in 
Extenso veröffentlicht werden. 

Um diesem Bedürfnisse Rechnung zu 
tragen, hat eine Anzahl von polnischen 
Biologen und Ärzten es unternommen 
eine Zeitschrift unter dem Titel: 


„polnische; Archiv 

für biologische 

und medizinische Wissenschaften“ 


herauszugeben, welche in Lemberg 
unter der Redaction von Prof. D r. 
Heinrich Kadyi erscheint. 

In dieses „Archiv“ werden streng 
wissenschaftliche Arbeiten, welche 
auf speziellen Untersuchungen be¬ 
gründet sind, aufgenommen und zwar 
aus dem Gebiete der Morphologie 
( Anatomie, Histologie, Entwickelungs¬ 
geschichte), Physiologie (und physio¬ 
logischen Chemie), experimentellen 
Pathologie (und Bakteriologie), expe¬ 
rimentellen Pharmacologie, pathologi¬ 
schen Anatomie (und Histologie), so 
wie streng wissenschaftlich durchge- 


Un grand nombre d’importants 
travaux scientifiques des auteurs po- 
lonais sur des questions biologiques 
et m^dicales n’etant publies qu’en 
langue polonaise, sont par cela m§me 
ä peu pres inaccessibles aux savants 
des autres nations. 

Les extraits et les rösumes de 
ces travaux, qui paraissent parfois 
dans quelques „Revues“ et „Comptes- 
Rendus“, et qui ne donnent que des 
resultats obtenus, ne peuvent ren- 
seigner suffisamment les savants qui 
s occupent de recherches speciales sur 
les memes sujets. 

II serait donc de grande utilitö 
pour la Science, que tous les travaux 
purement scientifiques des auteurs po¬ 
lonais fussent, autant que possible, 
publi^s in extenso, non seulement en 
polonais raais aussi en une langue 
connue du plus grand nombre des 
savants de tous les pays. 

Desireux de röpondre ä ce besoin, 
un groupe de biologistes et m^decins 
polonais a resolu d’entreprendre une 
publication intitulöe: 


„Archive; polonaise; 

des Sciences 

biologiques e) medicales“ 


et paraissant k Lwöw (Löopol _ 

Autriche) sous la redaction de M. 
le Dr. Henri Kadyi, professeur 
ä l’Universite. 

Les „Archives“ contiendront des 
travaux purement scientifiques, bas<§s 
sur de recherches speciales, se rappor- 
tant k la Morphologie (Anatomie, Histo¬ 
logie' Embryologie), ä la Physiologie 
(Chimie physiologique), k la Pathologie 
experimentale (et k la Bactäriologie), 
k la Pharmacologie experimentale, 
k l’Anatomie (et k l’Histologie) pa- 
thologique, ainsi que des travaux cli- 
niques purement scientifiques. 


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führte Arbeiten aus den Gebieten der 
klinischen Medizin. 

Das „Polnische Archiv für biologi¬ 
sche und medizinische Wissenschaften 

erscheint gleichzeitig in zwei Ausga¬ 
ben, nämlich in einer polnischen und 
in einer deutsch-französischen, welche 
letztere in deutscher oder in französi¬ 
scher, getreuer Übersetzung alle jene 
Arbeiten umfassen wird, welche in der 
polnischen Ausgabe dieses „Archives 
erscheinen. In der deutsch-französi¬ 
schen Ausgabe können auch -getreue 
Übersetzungen von solchen streng wis¬ 
senschaftlichen Arbeiten, aufgenommen 
werden, welche in polnischer Sprache 
anderwärts (in Zeitschriften, Akade¬ 
mie Schriften) publicirt worden sind. 

Ausserdem wird das „Archiv“ ein 
möglichst vollständiges Verzeichniss 
der Titeln sämmtlicher auf dem Gebie¬ 
te der biologischen und medizinischen 
Wissenschaften in polnischer Sprache 
erscheinenden Werke, Arbeiten und 
Artikeln führen, sammt deutscher und 
französischer Übersetzung dieser Titel. 

Das „Polnische Archiv für biologi¬ 
sche und medizinische Wissenschaften“ 
erscheint in iwangslosen Heften. Eine 
Serie von aufeinanderfolgenden Heften, 

welche zusammen 30 bis 40 Druckbo¬ 
gen umfassen, bildet einen Band. 

Der Pränumerations - Preis der 
deutsch-französischen Ausgabe . des 
Polnischen Archives für biologische 
und medizinische Wissenschaften“ be¬ 
trägt pr. Band 48 Kronen 40 Mark. 

Der Ladenpreis wird für jedes 
Heft und für jeden Band besonders 
festgestellt werden. . 

Das „Polnische Archiv für biologi¬ 
sche und medizinische Wissenschaften 
übernimmt in Commission die V e r- 
la^s-Buchhandlung von H. Al¬ 
tenberg in Lemberg. (Zu beziehen 
durch sämmtliche Buchhandlungen). 


Les „Archives polonaises des 
Sciences biologiques et medical es 
seront publtees simultanement en 
deuxAditions: une üdition polonaise et 
une autre lran 9 aise et allemande; cette 
derntere edition contiendra une fid£le 
traduction en langue fran^aise on 
allemande de tous les travaux, qui 
paraitront dans lAdition polonaise 
des „Archives“. Dans lAdition franco- 
allemande peuvent aussi trouver place 
les traductions fideles en langue fran- 
5 aise oii en langue allemande des 
travaux polonais purement scienti- 
fiques, insöres dans d’autres pubh- 
cations polonaises (periodiques, pu- 
blications de l’Academie etc.). 

En outre, les „Archives“ donne- 
ront une bibliographie, aussi 
complete que possible, de tous les 
ouvrages, traites, Communications, pa- 
rus en langue polonaise sur des ma¬ 
tteres biologiques et medicales, avee 
la traduction de leurs titres en fran- 
(jais et en allemand. 

Les „Archives polonaises des 
Sciences biologiques et ntedicales“ 
paraitront sans terme fixe d’avance 
en livraisons separees. Une serie de 
livraisons parues consücutivement for- 
mera un volume de 30-40 feiuUes 
d’impression. 

Le prix d’abonnement de 1 edition 
franco-allemande des „Archives polo¬ 
naises des Sciences biologiques et me¬ 
dicales“ a ete fix6 ä 48 couronnes 
50 francs pour un tome. 

Le prix de libraire sera fix6 pour 
chaque livraison et pour chaque 

tome. , . , 

Les „Archives polonaises des 

Sciences biologiques et mödicales s© 
trouvent en vente chez H. Alten¬ 
berg, libraire-editeur ä Leo¬ 
pol. (On pöut aussi s’abonner ou ache- 
ter dans toutes les librairies). 




Buchdruckerei „Ludowa“ in Lemberg. 


j by VjAqMiijs«! 


Ludowa üt Mopol 




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JIILWIMS 


UNIVERSITY OF MICHIGAN 

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