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Full text of "Pompeji: Die neuesten Ausgrabungen von 1874 bis 1881: für Kunst- und Alterthumsfreunde ..."

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POMPEJI. 

DIE NEUESTEN AUSGRABUNGEN 

VON 1874 BIS 1881. 
FÜR KUNST- UND ALTERTHUMSFREUNDE 



ILLUSTRIRT HER,\USGEGEBKN 



EMIL PRESUHN. 



ZWEITE VERBESSERTE UND SEHR VERMEHRTE AUFLAGE. 



ZEHN ABTHEILUNGEN. 



MIT 80 TAFELN IN CHROMOLITHOGRAPHIE, NACH AQUARELLEN 
VON G. raSCANNO UND A. BUITS. 



LEIPZIG. 

T. O. WEIGEL. 






V 



VORWORT ZUR ZWEITEN AUFLAGE. 



L-/ie grossartigen Entdeckungen in Olympia, Troja und Pergamon, welche das Interesse der 
ganzen gebildeten Welt fiir das klassische Alterthum so lebhaft angeregt haben, vermögen die Bedeu- 
tung der schon über ein Jahrhundert dauernden Ausgrabung Pompeji's nicht zu verringern ; denn wie 
die Funde auf griechischem Boden uns Schätze frühester Kulturperioden vorfuhren und die Architektur 
und Plastik der besten Zeiten in ein helles Lichtf stellen, so bleibt doch Pompeji der einzige Ort, 
wo die antike Malerei in ihren reizenden Formen und in ihrer Farbenpracht wieder aufersteht, und 
wo ein Gesammtbild des öffenlKchen und häuslichen Lebens aus dem Alterthum, gleichsam in einem 
mit den Insten Details ausgestatteten Mosaik, sich vor unserm Auge entfaltet. 

Auch in Pompeji sind neuerdings und besonders seit 1874 die Resultate der i^^grabungen, vor 
allem in kunsthistorischer Hinsicht, überaus hervorragende gewesen und haben lebhafteres Interesse 
denn je erweckt. Dadurch wurde die Herausgabe des vorliegenden Werkes angeregt, dessen erste Auf- 
läge 1878 mit 60 Tafeln erschien. Aber auch seitdem sind immer aufs neue so herrliche und merk- 
würdige Funde gemacht worden, dass die Vermehrung um 20 Tafeln kaum dem Reichthum und 
der Bedeutung der letzten Ausgrabungen entspricht. 

Es ist bekannt, dass die Ausgrabung Pompeji's in gewissem Sinne eine zweite Zerstörung der 
Stadt ist. Der grössere Theil der im Verlaufe eines Jahrhunderts ans Tageslicht gebrachten Wand- 
malereien ist längst dem Untergange verfallen, und viele Häuser, ja bereits einige Stadttheile, stehen 
als kahle Ruinen da. Oft leiden durch die Einflüsse der Witterung die Wände rasch, so dass der Stuck 
abßillt oder die Frescomalerei nach einigen Jahren fast spurlos verbleicht; ja, die Frische der Farben 
und manche zarten Bilder haben eine Dauer von nur wenigen Tagen. Vergeblich räth man auf Mittel 
zur Conservirung ; es gibt nur vorübergehende Aushülfen. Deshalb liegt eine grosse Wichtigkeit in 
dem Copiren, um die Mit- und Nachwelt an der Betrachtung dieser Kunstschätze theilnehmen zu 
lassen. Die italienische R^erung hat Maler angestellt, welche Bedeutenderes in facsimile copiren 
sollen; leider wird aber zu wenig gearbeitet. Daneben lässt das deutsche Institut in Rom die für die 
archäologische Forschung wichtigsten Bilder zeichnen, aber ohne Farben. Während eines achtjährigen 
Aufenthaltes in Italien, von dem ein bedeutender Theil auf Neapel und spedell Pompeji entfiel, hielt 
ich es für eine dankenswerthe Aufgabe, nach meinem bescheidenen Theil an der Conservirung Pom- 
peji's mitzuarbeiten, indem ich vorzugsweise die am meisten gefährdeten Wandmalereien sogleich nach 
der Au^abui^ in Aquarell copiren liess. Dies musste, sollte es übeiiiaupt von Werth sein, mit 
archäol(^[ischer Treue geschehen, und so scheute ich keine Mühe, um unter meiner fortwährenden eignen 
Direction die Copien herstellen zu lassen. Meine Künstler waren der von der R^erung als erster 
Zeichner für die Ausgrabungen angestellte Herr Discanno, und eine sehr geschickte, mit peinlicher 
Sorgfalt arbeitende englische Dame, Miss Amy Butts. Auf diese Weise wurde nach und nach eine 
bedeutende Sammlung von Aquarellen angelegt, die ein frisches, getreues Bild von dem theils 
schon dem Untergange verfallenden Farbenschmuck Pompeji's geben. 



VI 



Ueber meine Methode der VervielfältFgung durch Farbendruck, die ich ebenfalls persön- 
lich beaufsichtigte, habe ich mich in einem anderen Werke (»Die pompejanischen Wanddecorationen «, 
Leipzig 1877) ausgesprochen. Während bei Publicationen aus früheren Jahren durchweg das Streben 
vorwaltete, die Wandmalereien in Zeichnung und Farbe zu verschönern, gleichsam zu idealisiren, 
kam es mir durchaus auf stilgerechte Treue an, und im ganzen kann ich sagen, dassderpom- 
pejanische Charakter mit seiner flüchtigen Zeichnung, seiner leichten , ja oft nachlässigen Pinsel- 
führung und den satten, aber stumpfen Farben des Fresco erreicht worden ist. 

Der Plan des vorliegenden Werkes ist ganz allgemein gehalten, ohne archäologische und künst- 
lerische Zwecke; es sollen die Ausgrabungen unseres Zeitraumes dem grossen gebildeten Publi- 
kum voi^efuhrt und die Häuser in den Beziehungen beschrieben und illustrirt werden, wie jedes dem 
Besucher an Ort und Stelle Besonderes und Interessantes darbietet. Die gefundenen Hausgeräthe u. s. w., 
auch manche Gemälde, werden ins Museum nach Neapel gesdiafit und kommen im Zusammenhange 
dieser grossen Sammlung erst zu rechter Würdigung. Deshalb genügt es, von ihrer Auffindung be- 
treffenden Orts Notiz zu nehmen. Solche Gegenstände indessen, welche in charakteristischer Beziehung 
zur Fundstelle stehen, werden auch in den Bleich unserer Illustration gezogen, wie z. B. die Quittungs- 
tafeln des Bankiers in Abtheilung I, die Wirthshausscenen in Abtheilung V und die Brunnenfigur in 
Abtheilung IX. 

Bei der Auswahl der Illustrationen kam es mir auf die grösstmögliche Mannigfaltigkeit 
an, und ich hoffe dadurch erreicht zu haben, dass man das Interessante an dem Schmuck Pompeji's 
nicht mehr lediglich in den architektonisch gegliederten Wanddecorationen finde, wie sie von jeher zur 
Genüge vorgeführt worden sind. Halbzerstörte, wenn auch bedeutende, Malereien blieben besser von 
der Wiedergabe ausgeschlossen. 

Der Text soll eine nicht wissenschaftlich -archäologische, sondern eine allgemein verstand- 
liehe und ansprechende Beschreibung der Häuser geben. Literarische cNach weise für denjenigen, welcher 
sich näher unterrichten will, sowie specielle Bemerkungen sind in Anhänge verwiesen. Ich denke mir 
so das Werk als eine passende Ergänzung zu Gesammt-Beschreibungen Pompeji^s, wie für 
die Deutschen Overbeck eine so vorzügliche geliefert hat. Die dritte Auflage von Overbeck's Buch 
geht gerade bis zum Jahre 1874, und wer seine Darstellung über die früheren Ausgrabungen mit den 
erläuternden Holzschnitt-Illustrationen gelesen hat, wird mit neuem Interesse diese neueren Häuser in 
ihrem originalen Farbenschmuck betrachten, und dabei empfinden, dass Pompeji ohne Farben wie die 
Landschaft ohne Sonne ist. Für diejenigen Leser, welchen die Einrichtung der pompejanischen Ge- 
bäude noch unbekannt sein sollte, habe ich Plan und Erläuterung des Normalhauses zu besserem Ver- 
ständniss vorangeschickt. 

Möge diese zweite Ausgabe das Interesse der Freunde des Alterthums in noch höherem Mafse be- 
friedigen, als die erste! 

Coburg, im August 1881. 

E. Presuhn, 

Herzogl. S.-Goth. Schuldirector a. D. 



VII 



INHALT. 



Vorwort. 

Uebersicht der Literatur. 

Einleitung. Mit 2 Tafeln. 

A. Die Ausgrabung Pompeji's. 

B. Das pompejanische Normalhaüs. 



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I. Reg. V, Ins. I, N. 26. 20 — 32. i — 9. 

Das Haus mit Iphigenia. Mit 10 Tafeln. 

II. Reg. V, Ins. I, N. i8. 13 — 19. 

Das Haus mit den Bilderinschriften. Mit 10 Tafeln. 

ung III. Reg. VI, Ins. XIV, N. 20. 18. 19. 

Das Haus mit Orpheus. Mit lo Tafeln. 

ung IV. Reg. VI, Ins. XIV, N. 21—32. 

Die neue FuUonica. Mit 10 Tafeln. 

V. Reg. VI, Ins. XIV, N. i— 17. 33—44. 

Die Süd- und Westseite der XIV. Insula. Mit 7 Tafeln. 

ung VI. Reg. VI, Ins. XIII, N. i— 21. 

Die XIIL Insula. Mit 7 Tafeln. 

ung VII. Reg. IX, Ins. V, N. 1 — 10. 17 — 22. 

Westliche Häuser der V. Insula. Mit 7 Tafeln. 

ung VIII. Reg. IX, Ins. V, N. 11 — 16. 

Oestliche Häuser der V. Insula. Mit 7 Tafeln. 

ung IX. Reg. IX, Ins. VIII. 

Das Patrizierhaus von 1879. Mit 7 Tafeln. 

ung X. Reg. IX, Insula IV. Thermen. 

Reg. IX, Insula VI und VII. Unvollendetes. Mit 3 Tafeln. 

Anhang. 

A. Zusammenstellung der Tafeln. 

B. Sachregister. 



Abthe 



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VIII 



ÜBERSICHT DER LITERATUR. 



1 



Furchheim, Bibliotheca Pompejana. Neapel 1879. Katalog von Werken über Herkulaneum 
und Pompeji, jedoch lückenhaft. 

Giornale degll Scavi di Pompei. Nuova serie. Vol. I, II, III. Napoli 1868 — 77. Enthält 
bis 1875 die officiellen detaillirten Ausgrabungsberichte. 

Notizie degli Scavi dl Antichitä. Roma 1876 — 81. Wird fortgesetzt. Officielle Monatsberichte 
von Fiorelli herausgegeben. 

Fiorelliy Gli Scavi di Pompei dal 1861 al 1872. Relazione al Ministro di J. P. Napoli 
1873. WerthvoUe Darstellung der Ausgrabung und ihrer Methode. 

Fiorelli, Descrizione di Pompei. Napoli 1875. Vollständige und detaillirte topographische 
Beschreibung. 

Pompei e la Regione Sotterrata dal Vesuvio. Napoli 1879. Officielle Publication zur 1800 jäh- 
rigen Erinnerungsfeier, herausgegeben von dem Director der Ausgrabungen Ruggiero. Enthält 
18 Arbeiten verschiedener Autoren, darunter: 

Ruggiero, Ueber den Vesuvausbruch und die Verschüttung Pompeji*s im Jahre 79. 

Palmieri, Der Vesuv im Jahre 79. 

Scacchi, Die vom Blitz getroffenen Häuser. 

Comes, Die Pflanzen in der Wandmalerei. 

Viola, Die Ausgrabungen von 1873 — 1878. Fortsetzung der oben angeführten Darstellung 
von Fiorelli (1861 — 72). 

BuUettino delP Instituto di Corrispondenza Archeologica. Roma 1829 — 81. 

Annali dell' Instituto ecc. Roma 1829—80. 

Monument! delP Instituto ecc. Roma 1829 — 80. P'ür die wissenschaftliche Erforschung Pompeji's 
stehen neben den Arbeiten der italienischen Behörden und Gelehrten die Publicationen des deutschen 
archäologischen Instituts zu Rom in erster Linie. 

(H.) Heibig, Wandgemälde der vom Vesuv verschütteten Städte Campaniens. Leipzig 
1868. Bilderkatalog bis 1867, höchst werthvoUes Werk. 

(S.) Sogliano, Le pitture murali Campane. Bildet einen Theil der oben angeführten officiellen 
Publication von 1879. Fortsetzung des Helbig'schen Bilderkataloges von 1867 — 1879. 

Heibig, Untersuchungen über die Campanische Wandmalerei. Leipzig 1872. Eine grund- 
legende Schrift. 

(Pr.) Presuhn, Die pompejanischen Wanddecorationen. Mit 25 Tafeln. Leipzig 1877. 
Kunsthistorischen Charakters. 

Die bedeutendsten illustrirten Werke sind: 

Le antichitä d'Ercolano e contorni, incise con qualche spiegazione. 9 Bände. Napoli 
1757 — 92. Ausgezeichnete Kupferstiche. 

Mazois, Les Ruines de Pompei. Paris 1812 — 1838. 4 Bände. 

Zahn, Die schönsten Ornamente und merkwürdigsten Gemälde aus Herkulaneum, 
Pompeji und Stabiae. 300 Blätter in 3 Abtheilungen. Berlin 1827 — 59. 

Ternite, Wandgemälde aus Herkulaneum und Pompeji. In Heften. Berlin 1839 — 47. 

Niccolini, Le Case ed i Monumenti di Pompei. Napoli 1854 — 80. Etwa 64 Hefte; wird fort- 
gesetzt. 

Allgemeine Beschreibungen; 

Overbeck, Pompeji in seinen Gebäuden, Alterthümern und Kunstwerken. Dritte Auf- 
lage. Leipzig 1875. Vorzügliche, Alles umfassende, eingehende Darstellung mit zahlreichen 
Illustrationen. 

Schöner, Pompeji. Beschreibung der Stadt und Führer durch die Ausgrabungen. 
Stuttgart 1877. Gedrängte aber reichhaltige Darstellung. 



IX 



Die Ausgrabung Pompeji's. 

(Mit einem Gesammtplane der Stadt.) 

Ehemals lagen über dem verschütteten Pompeji zerstreute Bauernhäuser mit Wein- 
gärten und Aeckern, und trotz einzelner hervorstehender Ruinen und trotzdem die Stätte 
noch den Namen Civitä (Stadt) führte, ahnte niemand die verborgene Stadt. Im Jahre 
1748 wurden zufällig durch Bauern beim Graben antike Werthgegenstände gefunden, und 
am I.April desselben Jahres begannen auf Befehl des Königs Karl's III., welcher 1738 
auch Herkulanum entdeckt hatte, die Ausgrabungen (s. Abth. I, p. 6. 8). Im folgenden 
Jahre wurde auch Stabiae aufgefunden. Während des vorigen Jahrhunderts wurde indess 
lediglich nach Kunst- und Werthgegenständen gesucht und die Gebäude darnach 
wieder zugeschüttet. Die französische Herrschaft von 1806 bis 1815 hat den Ruhm der 
ersten wissenschjLftlichen Erforschung der Ruinen. Auch in den zwanziger und dreissiger 
Jahren wurde Erhebliches in den Ausgrabungen geleistet, z. B. die stattliche sog. Merkur- 
strasse au%edeckt; aus dieser Zeit datiren auch die meisten der 300 Tafeln von Zahnes 
grossem Illustrationswerk. Die folgenden Jahrzehnte förderten weniger für die Kunstgeschichte 
und Archäologie zu Tage. 

Mit dem Jahre 1861 beginnt unter Fiorelli's Direction die exacte wissenschaft- 
liche Arbeit in der alten Stadt. Die Ruinen werden seitdem sorgfältig abgeschlossen, 
bewacht und conservirt, und die Ausgrabung schreitet nach einem festen System vor. 
Fiorelli's Bericht vom Jahre 1873 gibt ein vollständiges Bild der wenig äusserlich glänzen- 
den, aber desto werthvoUeren Leistungen während 1 2 Jahren. Seit er zum Generaldirector 
der Museen und Ausgrabungen des Königreichs ernannt wurde (1875), ^^^^ ^^^ Direction 
der Ausgrabung Pompeji's ganz in seinem Sinne von Ruggiero fortgeführt. 

Im Jahre 1874 wurden die Ausgrabungen in die Central gegend der alten Stadt 
verlegt, und damit beginnt eine Periode, in welcher viele stattliche und interessante Privat- 
häuser zu Tage traten, und vor allem in kunsthistorischer Hinsicht eine überaus 
reiche Ausbeute gewonnen wurde. Die Entdeckungen gruppiren sich um den Kreuz ung s- 
punkt der Nolanerstrasse (Decumanus major) und der Stabianerstrasse (Cardo I). 

Auf der nördlichen Seite grub man von 1874 — 77 drei vollständige Insulae aus, 
Reg. V, Ins. I, Reg. VI, Ins. XIII und XIV, welche besonders an der Stabianerstrasse gross- 
artige Patrizierhäuser aufweisen. Diese drei Insulae sind in unseren Abtheilungen I 
bis VI reichhaltig illustrirt. Die Arbeiten wurden 1877 ^"^ ^^^ Südseite der Nolanerstrasse 
verlegt, in die IXte, die Centralregion Pompeji's. Man fand hier zunächst in Insula IV die 
dritte Bäderanlage der alten Stadt, die bei der Verschüttung gerade im Neubau be- 
griffen war. Wir besprechen sie in der X. Abtheilung. Die nebenliegende Insula V, von 
1877 bis 78 ausgegraben, enthält 7 mittlere, aber zum Theil schmucke Bürgerhäuser, 
die vielfaches Interessante bieten. Wir illustriren dieselbe in den Abtheilungen VII und 
VIII. Der VIten Insula, welche von 1878 bis 79 freigelegt wurde, aber noch nicht voll- 



X 



ständig, und welche wenig Hervorragendes aufweist, lassen wir in Abtheilung X eine 
kurze Besprechung angedeihen. 

Östlich angrenzend entdeckte man seit 1879 eine Insula, die Vlllte, ausgedehnter als 
viele andere, und deren Haupttheil von einem der grössten und reichsten Patricier- 
häuser, die man bis jetzt in Pompeji gefunden hat, eingenommen wird. Der Schmuck 
an schönen und interessanten Bildern ist ein geradezu überwältigender. Auch die Gesammt- 
Einrichtung bietet manches Neue und Merkwürdige. In diesem Prachthause fanden auch 
die zur 1800jährigen Gedenkfeier der Verschüttung Pompeji's am 25. Sept. 1879 veran- 
stalteten Ausgrabungen statt. Unsere IXte Abtheilung gibt ein anziehendes Bild dieses 
Hauses. 

Den Winter 1880/81 hindurch grub man in Insula VII, legte aber nur einen schma- 
len Streifen derselben bloss, und damit fast nur Theile von Häusern, kaum ein ganzes. 
Die Ausbeute an Bronzen und Bildern war indess eine sehr reiche, und werden wir 
dieselbe in Abtheilung X hervorheben. In dieser Gegend mussten die Ausgrabungen ein- 
gestellt werden (und sind deshalb die Insulae VI, VII, VIII unvollendet geblieben), weil 
zwei Bauernhäuser, die letzten über Pompeji, mit ihren Grundstücken noch in Privat- 
händen sind und die Regierung sie bisher nicht expropriirt hatte. Man arbeitet deshalb 
seit dem Sommer 1881 im Süden der Stadt, in der Vlllten Region, wo es zunächst die 
im Anfange dieses Jahrhunderts aufgehäuften ungeheuren Erdhügel wegzuschaffen gilt, und 
von Funden einstweilen kaum die Rede sein kann. 

Zur Erläuterung des beigefügten Stadtplanes wollen wir noch einige Worte sagen : 
Fiorelli theilt Pompeji in 9 Regionen, welche durch die 4 Hauptstrassen geschieden 
werden. Die blcme Farbe auf dem Plane macht dies leicht übersichtlich. Jeder von Strassen 
umschlossene Häusercomplex wird eine Insula genannt, und rings um dieselbe herum 
werden die Hauseingänge mit fortlaufenden Nummern bezeichnet. So ist die Orienti- 
rung sehr einfach, z. B. Regio IX, lusula V, N. 11. Die rothe Farbe bezeichnet die in 
vorliegendem Werke beschriebenen und illustrirten Insulae, deren specieller 
Plan sich vor den einzelnen Abtheilungen befindet. 

Man bemerkt mit einem Blicke auf den Plan, dass beinahe eine Hälfte der Stadt, 
die westliche, ausgegraben ist; die vollständige Ausgrabung Pompeji's, wenn sie in 
der bisherigen Weise fortgeführt wird, kann wohl noch ein Jahrhundert dauern. Und schön 
ist es, wenn auch unsere Söhne und Enkel noch die Freude haben werden, neue Aus- 
grabungen zu schauen. 



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I 






■^ 



XI 



Das pompejanische Normalhaus. 

Mit einem Grundriss und einem Längsdurchschnitt. 

Der Plan keiner modernen Stadt vermag wohl solche Unregelmässigkeiten und Ver- 
schiedenheiten in der Anlage der Hänser aufzuweisen, wie derjenige Ppmpeji's. Ein Blick 
auf unsere Specialpläne zeigt das bunte Gewirr der Mauern, gleichsam ein chaotisches 
Netz von Linien, welches die Baumeister Pompeji's über das Stadtareal ausgespannt haben. 
Bei alledem hat aber das pompejanische Haus mehrere wesentliche Grundzüge, die fast 
überall wiederkehren, und deshalb können wir die Haupttheile seiner Anlage recht wohl 
an dem Plane eines Normalhauses, das wir aus lauter wirklichen Elementen uns zu- 
sammenstellen, näher erklären. 

Da die Anlage des antiken Hauses ganz nach Innen concentrirt ist, so bieten die 
Strassen fronten der Häuser kaum etwas anderes als kahle Mauern. Nur bei vor- 
nehmen Häusern ist die Hausthüre manchmal von Stein-Pilastern mit plastisch gearbeiteten 
Kapitalen und von einem ornamentirten Stein- Architrav eingefasst. Selten zeigt die Stuck- 
bekleidung der Aussenwand einen Farbenanstrich oder auch nur die einfachste Decoration. 
Neben Läden ist zuweilen ein Merkur oder sonst ein Schild in rohester Weise angemalt. 

Die dipinti, Wahlaufrufe und sonstige Anzeigen enthaltend, sind das einzige, was der 
kahlen Wandfläche einen bunten Wechsel verleiht. Von besonderem Interesse für uns 
sind auch die vielen von Vorübergehenden eingekritzelten graffiti. 

Nicht nur in bürgerlichen Häusern, sondern auch in denen der Patrizier wurden die 
nach der Hauptstrasse hinausliegenden Räume als Geschäftslocalitäten , Läden oder 
Werkstätten, verwerthet, und entweder separat vermiethet, oder der Besitzer selbst 
Hess durch seine Sklaven ein Geschäft darin betreiben und die Erzeugnisse seiner Land- 
güter verkaufen. In letzterem Falle, wie z. B. die eine taberna auf unserem Plane, stehen 
sie mit dem Innern des Hauses in Verbindung. Nach der Strasse sind sie in ganzer Breite 
offen; durch Schiebthüren konnten sie geschlossen werden. Ein zweiter Laden (taberna) 
auf unserem Plane hat ein Hinterstübchen zum Wohnen und war an einen Wein- oder 
Oelhändler vermiethet; in dem steinernen Ladentisch finden sich noch die grossen Krüge 
eingemauert. Der Handwerker, welcher die Werkstatt (officina) gemiethet hatte, wohnte 
im Oberstübchen, zu welchem eine Treppe hinauffuhrt. 

Zwischen diesen Läden nun bildet der Hauseingang einen mehr oder minder langen 
und breiten Corridor, mit den Bezeichnungen vestibulum und ostium. Hier findet sich oft 
ein Mosaikboden mit der Inschrift Salve (sei gegrüsst) öder mit dem Bilde des Haushundes. 
Die Thür lag in der Hausfront oder inmitten des Corridors. 

Nun tritt man in den Hauptraum des Vorderhauses, das Atrium. Dies ist eine in 
Höhe des ersten Geschosses überdachte Halle; das Dach neigt sich von allen vier Seiten 
nach Innen, wo es auf Säulen oder (und dies ist das gewöhnlichste) auf durchgezogenen 



I 



XII 



Balken aufliegt und eine grosse viereckige Oeffnung lässt. Gerade unter derselben ist im 
Fussboden ein flaches Bassin, das Impluvium, meistens aus Marmor, in welches das 
Regenwasser zusammenläuft. Letzteres fliesst in die Cisterne ab und kann durch einen 
cylinderförmigen Brunnenaufsatz zur Benutzung heraufgezogen werden. 

Um das Atrium gruppiren sich nun verschiedene Räume, die nur von diesem aus Luft 
und Licht erhalten. Da pflegt zuerst eine Stube für den Haushofmeister (atriensis) 
oder eine kleinere fiir den Thürhüter (ostiarius) zu sein. Dann kommen die engen Schlaf- 
zimmer (cubicula) mit schmalen Thüren; sie sind für Gäste und erwachsene Söhne be- 
stimmt. Endlich liegt zu beiden Seiten ein AI a genannter Raum ; derselbe kann nur durch 
Portieren abgeschlossen werden, ist gewöhnlich reich decorirt und dient als Besuchszimmer. 

Das Tablinum präsentirt sich als der stattlichste Raum des Hauses; es ist das 
Empfangszimmer des Hausherrn und dient auch zur Aufbewahrung der Familienurkunden 
(tabellae). Es wird vom und hinten durch Portieren abgeschlossen. 

Ein enger Corridor, fauces genannt, fuhrt in den hinteren, privaten Theil des Hauses. 
Den Mittelpunkt desselben bildet ein offener Hof mit bedecktem Säulenumgang (peri- 
stylium) ; die Anlage entspricht also ganz dem Atrium des Vorderhauses. In der Mitte des 
Gartens (viridarium) ist oft ein Wasserbassin für Fische (piscina) mit einem Spring- 
brunnen angelegt. Unter den anstossenden Räumen finden wir zuerst ein Speisezimmer 
(triclinium) , in manchen Häusern auch zwei, welche je nach ihrer Lage als Sommer- oder 
Wintertriclinium dienen. Femer liegen hier Schlafzimmer (cubicula) für die Familie und 
verschiedene Geräthkammern (apotheca). Meistens im Hintergrunde des Peristyliums 
liegen die Gesellschaftszimmer (oecus, exedra), hohe und stattliche Räume. Die 
Wirthschaftsräume finden sich gewöhnlich in einer Ecke vereinigt, und haben, wo es 
möglich ist, einen Ausgang nach der Seitenstrasse. Küche (culina), Vorrathskammem, 
Sclavenzimmer und Latrine (Abort) liegen hier bunt durcheinander. 

Aus dem Peristylium führt die Treppe zum Obergeschoss, von welchem aber nur 
sehr selten Theile erhalten sind. Hier war das eigentliche Quartier der Hausfrau; hier 
waren die Zimmer fiir die Kinder und Kammern für Wäsche und Decken. Die Fenster 
gingen nach dem Atrium oder dem Peristylium, theilweise auch nach der Strasse hinaus; 
es waren viereckige, durch Läden verschliessbare Oefifnungen. 

Der Längsdurchschnitt auf unserer Tafel, welcher genau dem Grundrisse ent- 
spricht, zeigt uns deutlich die Gruppirung des Hauses um das Atrium und das Peristy- 
lium ; im Untergeschoss öffnen sich alle Räume auf diese beiden Centren, das Obergeschoss 
dagegen hat in sich eine im Innern durchlaufende Communication. Man sieht endlich noch, 
wie die Gesellschaftsäle (oecus, exedra) so hoch gebaut werden können, dass sie durch 
beide Stockwerke reichen. 



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J)0MUS POMPEIANA. 






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ABTHEILUNG I 



REGIO Y. INSULA I, N. 26, 



CARDO - STABIANERSTRASSE. 



DOMUS L CAECILI JUCUNDI 



ODER 



DAS HAUS MIT IPHIGENIA. 



AUSGEGRABEN 1875. 






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Haus des L. Caecilius Jucundus 

mit dem Bilde der Iphigenia. 

Während man im allgemeinen nur von sehr wenigen Häusern Pompeji's den Namen 
des Besitzers mit voller Sicherheit angeben kann, ift dieses das einzige, dessen Bewohner 
wir nach Namen, Porträtbüste und Stand kennen; ja, die Vermögensverhältnisse 
und Geschäfte dieses Bankiers Jucundus liegen uns in seinen Geschäftsbüchern offen 
vor. Wir wollen ihm in seinem Hause jetzt einen Besuch abstatten. 

Es ist eins der ältesten Häuser dieser Stadtgegend, wie schon der Stein-Kar nies s 
über dem Portal beweist. Den Mittelpunct des Hauses, das Tablinum, welches man 
gleich beim Eintritt überblickt, haben wir in der Ansicht auf Tafel II dargestellt. Auf der 
Schwelle (a) ruht der Haushund, nicht mehr den fremden Eintretenden anbellend, 
sondern nur noch in Mosaik abgebildet (Tafel III). Er mag übrigens kaum bösartig 
gewesen sein, da er weder an der Kette liegt, noch ein cave canem („hüte dich vor 
dem Hund!") ihm beigeschrieben ist, wie in den Mosaiken zweier seiner pompejani- 
schen Genossen im Museum zu Neapel. * 

Die Decoration des Atriums ist fast unkenntlich geworden. Der Fussboden ist von 
elegantem schwarzem Mosaik mit eingelegten bunten Marmorstückchen, und um 
das Impluvium (ö) herum zieht sich in schwarz-weissem Mosaik ein breiter Orna- 
mentrand. 

In der Ecke links (bei c) steht der Hausaltar aus weissem Marmor (Tafel IV), 
an dessen Fries das Erdbeben vom Jahre 63 n. Chr. in Relief dargestellt ist. Der Jupi- 
tertempel auf dem Forum neigt seine Säulen gar bedenklich, und höchst ergötzlich wackeln 
die Reiterstatuen auf den Seiten. Zur Rechten sieht man, wie ein Stier als Sühnopfer nach 
dem Altar der Venus Pompejana geführt wird. Auch unser Hausherr, ängstlich geworden, 
wollte bei seinen Opfern die Schutzgöttin der Stadt vor allem darum bitten, sein Haus mit 
dergleichen Heimsuchung zu verschonen. Trotzdem wurde es im Jahre 79 n. Chr. erst 
tüchtig geschüttelt, und dann verschüttet. 

Die eiserne Geldkiste, wie man deren im Museum zu Neapel mehrere sieht, 
wurde von den reichen Pompejanern im Atrium zur Schau gestellt. Bei d ist das niedrige 
gemauerte Postament für dieselbe erhalten. — Die vier um das Atrium herumliegenden 
Schlafzimmer, sowie die Ala links und rechts, bieten wenig Bemerkenswerthes, 

Die Büste des Hausherrn aus Bronce fand sich vom Pfeiler herabgeschleudert, 
ist auch nicht wieder aufgesetzt worden, sondern befindet sich jetzt im Museum zu Neapel 
auf einem ganz gleichen Pfeiler, der ehedem links vom Tablinum stand. Es ist ein mei- 
sterhaftes Porträt: Herr Bankier Jucundus, ein wohlgenährter Fünfziger, findet, dass er 
sich gut steht, und blickt behäbig in die Welt; beim vielen Rechnen hat der Mund sich 
schief gezogen; eine Warze, gleich der Beere einer Muskateller Weintraube, hängt an 
der linken Backe. Auf dem Pfeiler (e) lesen wir die Inschrift (siehe auf Tafel II): 



GENlO'LNOSlkl 



FEUX' L 



Dem Genius unseres Lucius 
weihte der Freigelassene Felix diese Büste. 



Wir treten in das hohe Tablinum (Tafel II), welches bei der Ausgrabung in Far- 
benpracht glänzte, wie wohl kein anderes jemals in Pompeji entdecktes; besonders der 
herrliche Zinnober machte einen zauberhaften Eindruck. Unsere Tafel V kann noch eine 
Vorstellung davon geben. Die Decoration ist alterthümlich , nach unserm Geschmack zu 
reich, aber doch von eigenartiger Schönheit, und fiir die Entwickelungsgeschichte des 
pompejanischen Stils ein interessantes Beispiel. Auf unserer Tafel sind ein Mittelfeld und 
das linke Seitenfeld copirt; man muss sich also rechts noch ein Seitenfeld vorstellen, 
sowie eine Oberwand nach den Resten, wie sie auf Tafel II erkennbar sind. Auf Tafel VI 
sind Detailornamente von dieser Wand wiedergegeben. Das grosse Mittelbild (bei/), 
jetzt im Museum zu Neapel, stellt Iphigenia aufTauris dar, wie sie aus dem Tempel 
schreitet, um die beiden fremden Gefangenen zu opfern! Wo letztere stehen sollten, ist der 
Stuck zum grössten Theil abgefallen. Die Ausführung ist in feinem griechischen Stil gehalten 
(vgl. auch Heibig, Wandgemälde 1333 — 36. 1387). 

Das Peristylium, in welches man durch einen schmalen Corridor (fauces) (g) 
gelangt, hat auf zwei Seiten einen an 7 Säulen hinlaufenden, einst bedeckten Porticus. 
Da die Decoration des Tri cl in iu ms (//) und eines Gesellschaftszimmers (exedra) (t) 
sehr zerstört ist, wenden wir uns sogleich links, und finden zunächst eine Vorraths- 
k a m m e r , in welcher bei k ein kleines rundes Glasfenster erhalten ist. Dann folgt e i n 
O e c u s oder Empfangssaal, der sich durch feine, zum Theil wohl erhaltene Decoration aus- 
zeichnet. An zwei Wänden sind stattliche Mittelbilder zu sehen: bei /das Paris ur theil, 
wo leider die obere Partie beschädigt ist (vgl. H. a. a. O. 1 281-1286); bei m Theseus, 
Ariadne auf Naxos verlassend. Wir haben dieses lebensvolle Bild auf Tafel IX copirt 
(vgl. H. a. a. O. 1 2 1 6- 1 2 2 1 ). Über demselben krönt das Ornament auf Tafel X das Mittelfeld 
der Wand, indem es als Tempelarchitrav über zwei hohe Säulen gelegt ist. Die G u i r- 
lande derselben Tafel dagegen läuft unter dem Parisurtheil durch das gelbe Wandfeld. 

Auf einem ehemaligen Zinnoberstreifen der Wand m liest man folgendes Distichon 
eines unbekannten Dichters eingekritzelt (graffito): 

Quisquis amat valeat pereat qui nescit amare 

bis tanto pereat quisquis amare vetat. 
Sei mir gegrüsst, wer da liebt; wer nicht kann lieben, der fliehe; 
Zweifachen Fluch aber dem, welcher die Liebe zerstört. 

Ein kleines Schlafzimmer enthielt zwei Betten, die an den Wänden n und stan- 
den. Über jedem derselben war die Decke durch Holzstäbe, die mit Stuck beworfen waren 
als Gewölbe geformt. In das fensterartige Loch über der Thür stellte man die Lampe, 
deren Qualm so ins Freie abzog. 

Der letzte R a u m im Peristyl (/>) zeigt nur nackte Kalkwäride. Bei g führt eine Treppe 
in den Keller, die indessen zuletzt vom Hausbesitzer mit Balken und Estrich überdeckt war. 

An dem Garten liegen noch drei Wohn- und Schlafzimmer (r, Sy «), welche 
später zwischen die ehemals frei stehenden Säulen eingebaut waren. Das mittlere hat 
einen Altai» (/) nach dem Garten hinaus mit zwei vortretenden Säulen. 

Die Garten wand (w) zeigt eine grosse Landschaft mit wilden Thi er en belebt; zur 
Seite sind Park^ebüsche gemalt, im Architrav aber kämpfende Galeeren. 

Bei V auf unserem Plane wurden am 3. Juli 1875 in einer Höhe von etwa 4 Metern, 
mehrere Hundert Holztäfelchen gefunden, welche im Obergeschoss in einem nur in 
Fragmenten erhaltenen Holzkasten aufbewahrt gewesen waren. Sie sind ganz verkohlt, 



wenige vollständig erhalten, viele zerbröckelt. Je zwei oder drei gehören zusammen und 
waren mit einer Schnur, die durch 2 am Rande befindliche Löcher gezogen wurde, zu- 
sammengebunden; man unterscheidet darnach Diptychen (2 Tafeln) und Triptychen 
(3 Tafeln). Die beiden Deckelseiten sind glatt und meistens unbeschrieben. Auf den 
inneren Seiten ist der Mittelraum etwas ausgetieft, so dass ringsum ein Rand bleibt. 
Die Schreibfläche war mit Wachs überzogen, und in dieses waren mit einem Stift die 
Buchstaben eingegraben. — Dieser werthvolle Fund wird im Papyrussaale des Museums zu 
Neapel aufbewahrt. Die meisten dieser Büchelchen beziehen sich auf Versteigerungen, 
welche unser Jucundus als Makler abhielt, und enthalten Quittungen des Verkäufers an 
den letzteren. Eine andere Kategorie sind Quittungen an Jucundus über Gelder, die er für 
die Pacht von Gemeinde-Eigenthum zu zahlen hatte. 

Wir haben auf unseren Tafeln VII und VIII ein gut erhaltenes Triptychon der 
ersten Kategorie in natürlicher Grösse zur Anschauung gebracht. Die Deckelseiten 
bezeichnen wir als pagina i und 6; pag. 2 und 3 enthalten den Contract über die 
Zahlung; auf pag. 4 haben sich die Zeugen links mit Vor- und Geschlechtsnamen, 
rechts mit Beinamen unterschrieben; auf dem höheren Steg in der Mitte befanden sich 
ihre Siegel. Pagina 5 zeigt die vom Verkäufer oder dessen Bevollmächtigten eigenhändig 
geschriebene Quittung. Man hat sich also pag. i und 2 auf dem gleichen Täf eichen 
ebenso 3 und 4, sowie 5 und 6 zu denken. 

2. HS NIdDoo 00 00 DLXII Sestertien baar 8562 Etwa 1883 Franken. 

Quae pecunia in stipu Dieses Geld ist ein Gut- 

latum L. Caecili Jucundi haben geworden des L. Cae- 

venit ob auctionem cilius Jucundus, aus der Ver- 

Pulliae Lampuridis Steigerung der PuUia Lampuris, 

mercede minus exclusive Provision. Sic betrog 2 Procent. 

Persoluta habere Es empfangen zu haben 



3. 



se dixsit Pullia 


Lampuris 


ab L Caecil- 


Jucundo 






Act Pomp 


X K 


Januar 


Nerone Caesare II ^^^ 


L Caesio 


Mart 


1- 


L. Vedi 




Cerati 


A Caecili 




Philolog 


Cn Helvi 




Apollon 


M Fabi 




Crusero- 


D Volc 




Thalli 


Sex Pomp 




Axsioch 


P Sexti 




Primi 


C. Vibi 




Alcimi 



Von L. Caecilius Jucundus hat Pullia 
Lampuris erklärt. 

Geschehen zu Pompeji, am X ten Tage 
vor den Kaienden des Januarius unter 
dem Consulat von Nero Caesar (zum 
zweiten Male) tmd L. Caesius Martialis. 



Am 23. December 57 
n. Chr. 



Unterschriften 
und 
Sie^l 
der ileugen . 



Kommt ak Wahl- 
kandidat in einem 
Plakat R. VI, XIV, 
n. 22 und öfter, vor. 
Seine Wohnung war 
Reg. VI, J. XIII, 
n. 19. 



5. Nerone Caesare II.... 



CoSS 



L. Caesio Martiale 
X K Januarias Sex Pompeius 
Axiochus scripsi rogatu 
Pulliae Lampuridis eam 
accepisse ab L Caecilio Jucundo 
Sester nummum octo millia 
quingenti sexages dupun 
dius ob auctionem ejus 
ex interrogatione facta 
tabellarum. signatarum 



Unter dem Consulat von Nero Caesar 
(zum zweiten Male) und L. Caesius Mar- 
tialis am X ten Tage vor den Kaienden 
des Januarius habe ich, Sextus Pompejus 
Axiochus, auf Ersuchen der Pullia Lam- 
puris hiermit niedergeschrieben, dass sie 
von L. Caecilius Jucundus erhalten hat 
Sesterzien baar tuht tausend fünfhun- 
dertundsechzig, auch zwei in Kupfer, 
wegen ihrer Versteigerung, gemäss den 
unterschriebenen Festsetzungen. 



Am 23. Dec. 57 n. 
Chr. 

Konnten damals 
vielleicht die Damen 
nicht selbst eine 
Quittung schreiben? 

Dupundius ist eine 
Kupfermünze von 2 
Ass, die soviel galt 
wie 2 Silbersestert. 



r 



Also Pullia Lampuris hat eine Versteigerung durch L. Caecilius Jucundus 
abhalten lassen. Dieser hat ihr den Erlös ausbezahlt, ihn aber vom Käufer gut behalten, 
der ihm für diesen Vorschuss 2 Procent Provision zahlen muss. Der Name des Käufers 
wird in diesen Quittungen des Verkäufers an den Makler meistens nicht angegeben. Im 
Namen der Verkäuferin stellt einer der Zeugen, Sextus Pomp ejus Axiochus, 
noch eine specielle Quittung über den Empfang des Geldes aus. 

An der Strassenfront besass unser Bankier zwei Läden, N. 25 u. 27, in denen er 
wohl, da sie mit seiner Wohnung in Verbindung stehen, durch seine Sklaven Geschäfte 
betreiben Hess. 

Es bleibt uns übrig, noch das Nebenhaus N, 23 zu beschreiben. Es hat ein 
Atrium und T a b 1 i n u m , aus welchem man über einen Hof {a) hin in die Hinterräume 
mit dem Ausgang A^. 10 gelangt. Die Küche [i) hat einen grossen Herd und einen ge- 
mauerten Wasserbehälter; ihr gegenüber {c) liegt eine gewölbte Vorrathskammer. 
Zwei Corridore {d u. e) führen in das Atrium und in das Peristyl des Haupthauses. 

N. 22 u. 24 sind separate Läden. 

Anhang. 

N. 20-21. N. 28-32. A^. 1-9. 

Der südliche Theil dieser Isten Insel der Vten Region enthält ferner einige 
kleinere Wohnungen und ein Patricierhaus. 

N. 20 u. 21 bildeten vielleicht ein kleines Wirthshaus. Im Vorderraume (bei d) 
ist auf rothem Wandfelde Bacchus gemalt, der dem Panther aus einer Schale ein- 
giesst. Interessant ist es, wie eine ähnliche Figur, welche auf dem gelben Felde daneben 
(bei ^) war, verwittert ist und kaum Spuren zurückgelassen hat (Presuhn, Wanddec. p. 26). 

N. 28 war ein kleines Handwerkerhaus und sieht ärmlich aus; doch wurden 
ein goldnes Armband, ein silberner Spiegel und ein Bett von Bronce mit eingelegtem Silber 
hier gefunden. N. 29, 30, 31 sind Läden. Im Hinterstübchen von A^ 31 sind die Wände 
nach Art unserer Tapeten decorirt (vgl. Pr. a. a. O. p. 21). 

An der Strassenecke A^. 32 und N. i liegt eine Schenke. 

Wir biegen in die Nolanerstrasse. Hier ist der Ort, wo die Ausgrabung 
Pompeji's am i. April 1748 begonnen, aber nicht fortgesetzt wurde. Die folgenden 
Häuser wurden dann 1836-38 zum Theil, gänzlich aber erst 1876 ausgegraben. 

A^. 2 ist eine Werkstatt, N. 3 ein kleines bürgerliches Haus in Verbindung mit 

A^ 4-9, welches das ältesteHaus dieser Insel ist und als dessen Besitzer L. P o n t. 
Successus bezeichnet wird. Die Fa<;ade besteht aus 6 stattlichen Mauer-Pfeilern aus 
mächtigen, accurat behauenen Quadersteinen. A^ 4 und 5 sind Werks tätten, in denen eine 
Anzahl gemauerter Feuerungsstätten für grosse Kessel sich findet. A^. 6 u. 8 waren Läden. 

Das Portal A^ 7 führt in ein grosses Atrium mit Larenaltar (bei d). Am Impluvium 
steht ein Pfeiler (^), auf welchem der Broncestier (jetzt im Museum zu Neapel), welcher 
dem Hause den gemeingebräuchlichen Namen gegeben hat, als Wasserspeier diente. Von 
der Decoration des Hauses, die zum grossen Theil im ältesten Stil gehalten ist (Pr. a- 
a. O. p. 11), sind in vielen Zimmern Reste zu sehen. 

Die Hinterwand des Peristils, welches auf etwas höherem Terrain liegt, ist mit 
Brunnennischen architectonisch gestaltet [c). Die Bekleidung mit Mosaik und Muscheln 
ist jetzt zerfallen. Durch ausgedehnte Hinterräume gelangt man in die Badestuben rf 
und e. Auf der andern Seite führt ein mit N. 9 bezeichneter Ausgang in die Seitenstrasse. 



• • 



ÜBERSICHT DER TAFELN. 



III. 

IV. 

Y. 

VI. 

YILl 
YIII.I 

IX. 



I. Plan. Das Hauptgebäude ist roth, das Nebenhaus blau angelegt Die Loca- 
litäten mit violett sind im Anhang beschrieben. 

Ansicht des Tablinums. 

Mosaikbild des Haushundes. 

Der Hausaltar im Atrium. 

Wand mit dem Bilde der Iphigenia aus dem Tablinum. 

Ornamente aus der Decoration des Tablinums. 

Holztäfelchen oder Triptychon mit Qmttungen des Bankiers. 

Theseus verlässt Ariadne auf Naxos. Ohne die Farben des Originals 
reproducirt 

X. Ornamente aus der Decoration des Oecus. 



8 



SPECIELLE LITERATUR. 



Giornale degli Scavi, IIL p. 150, 175, 251—56. 

Bulletino deir Instituto, 1875, p- ^6c, 261. 1876, p. 12, 34, 145, 161, 222, 241. 
1877, p- 17, 41. 
Fiorelli, Descrizione, p. 419. 
Fiorelli, Guida, p. 55. 

Overbeck verlegt auf seinem Plan von Pompeji den Ort der Ausgrabung vom i. April 
1748 in die XIVte Insel der VIten Region, während er in der Ecke der Iten Insel der 
Vten R. liegt. 

Schöner, p. 161. Die unglücklichste Bezeichnung von allen ist jedenfalls „Haus 
des Felix" nach dem Freigelassenen, welcher dem Hausherrn die Büste setzte. Der 
populäre Name des Hauses an Ort und Stelle ist: Casa del notajo. 

De Petra, Le tavolette cerate di Pompei, NapoU 1877. 

Der besonderen Güte des Herrn Prof. de Petra, Director des Museums zu Neapel, 
verdanken wir die retouchirten Photographien, nach welchen wir die Abbildung eines 
Triptychons geben. Es führt bei de Petra die N. 34 und ist auf pag. 45 abgedruckt. 
Durch einen Druckfehler steht dort die Jahreszahl 55 statt 57 n. Chr. 

Heibig, Wandgemälde, p. 472. 

Presuhn, Wanddecorationei\, p. 13, 14, 17, 18, 19, 20, 21, 22, 36, 39. 

Tafel XVIII. 



Regio V, Insula I. 



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ABTHEILUNG H. 



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REGIO V. INSULA I, N. 18, 



CARDÜ -STABIANERSTRASSE. 



DAS HAUS MIT DEN 



BILDERINSCHRIFTEN. 



AUSGEGRABEN VON 1875 — 1876. 



Das Haus mit den 

Bilderinschriften. 

Dieses Haus ist wegen seiner reichen und gediegenen Malereien, die sich noch 
ziemlich frisch und wohl erhalten an Ort und Stelle befinden, augenblicklich das inter- 
essanteste in Pompeji. 

Treten wir unter das hohe Portal, so haben wir sogleich den Durchblick durch das 
ganze Haus, und sehen an der hinteren Gartenwand (bei w auf dem Plane) die stattliche 
Landschaft, in der ein Stier, vom Tiger angefallen, dahinrast (Tafel II). Dieser 
angenehme Prospect für den Eintretenden, durch die geöffneten Vorhänge des Tablinums 
hin, war wohl vom Hausherrn beabsichtigt. 

In der sanft ansteigenden Hausflur oder ostium (ä) war ein hübscher Fussboden 
hergestellt durch das Einstreuen bunter Marmor Stückchen in rothen Estrich 
(Tafel III oben). 

Das weite Atrium macht noch jetzt einen imposanten Eindruck, wenn auch nicht 
mehr in dem Maasse wie nach der Ausgrabung, als alle Wände in frischen lebhaften 
Farben erglänzten. Zwischen breiten rothen Wandfeldern sind schwarze Zwischenfelder, 
mit gemalten schlanken Candelabern, an denen Korallenketten hängen, und welche 
Vasen tragen oder mit Kronen abschliessen (Tafel IV rechts). Inmitten der grossen Felder 
sind in Medaillonform die Büsten von 7 Göttern mit naturfrischem kräftigem Ausdruck 
gemalt. — In der Mitte, über dem Impluvium, war das Atrium offen, ringsum aber bedeckt, 
indem die nach innen geneigten Dächer auf vier sich kreuzenden Balken ruhten (atrium 
tuscanicum). 

Das kleine Zimmer links (^) mit rohen Kalkwänden war die Zelle des Thürhüters. 
Es folgt ein Schlafzimmer {c) mit Decoration im Stil der dritten Epoche (vgl. Pre- 
suhn, Wanddecorationen p. 14); grosse gelbe Wandfelder, in deren Mitte Gefässe 
und Thiere gemalt sind (Tafel V), werden von weissen Zwischenfeldern durchbrochen; 
die Oberwand hat ebenfalls weissen Grund. Aehnlich ist die A 1 a (öT) decorirt, von deren 
r o t h e n Feldern wir auch auf Tafel V zweiThierfiguren wiedergegeben haben. Der 
Ziegenbock und noch ein anderer ihm gegenüber waren in meisterhafter Weise gemalt; 
bei dem Hasen kann man die in den Stuck eingeritzten Contouren erkennen (vgl. Pr. 
Wanddec. p. 27). In dieser Ala wurde das Silbergeräth des Hausherrn, sowie ein 
feines Gewebe aus Gold, das vielleicht eine Geldbörse gebildet hatte, gefunden. 

Rechts vom Tablinum ist ein Schlafzimmer {e) mit rohen Wänden. Von der De- 
coration des Tablinums ist leider wenig erhalten; schwarze Zwischenfelder trennten 
rothe-und gelbe Wandfelder, gleich dem Atrium im Stil der zweiten Epoche componirt 
(P r. Wandd. p. 1 3). Ein Tafelbild (bei /), obgleich sehr zerstört, ist noch erkennbar ; V e- 
nus und Adonis sind hier dargestellt (vgl. Hei big, Wandgemälde 329-345), mit 
einem hübschen weinenden Amor, der die Zerstörung des Bildes bis jetzt überdauert 



I 



hat. Auf dem einen Seitenfelde führt ein Amoretto einen Windhund an der Leine, auf 
dem anderen steht er bei einem erlegten Eber; in der gelben Oberwand trägt er eine 
prächtige Guirlande (Pr, VVandd. Tafel XIX). Der rothe Estrich - Fussboden des 
Tablinums hat in der Mitte eine Verzierung mit eingelegten bunten Marmorstückchen 
(Tafel III unten). 

Am Peristyl, auch durch eine Thür von den fauces [g) zugänglich, befindet sich ein 
kleines Wohn- oder Schlafzimmer, welches durch seine überaus reiche, gut aus- 
geführte und interessante Decoration einen hohen Werth hat. Unglücklicherweise ist 
es rasch dem Ruin verfallen; wir haben aber sofort nach der Ausgrabung sämmtliche 
Wände mit allen Details aufs beste copiren lassen, und gedenken mit diesen Tafdn eine 
hübsche Publication zu veranstalten. 

Die Mitt el wand ist oben durch einen breiten bemalten Stu ckkar nies s begrenzt. 
Wir haben ein Wandfeld mit einem Zwischen fei de bei h copirt (Tafel VI), wo der 
Stuck leider kurz nachher durch Nässe und Frost sich abgelöst hat. Das gegenüberlie- 
gende Feld (bei i) zeigt eine ähnliche Bacchantengruppe sehr gut erhalten, und 
ebenso finden sich an den Wänden noch mehrere grüne und gelbe Mo nochro me, ähnlich 
wie der Seekentaur auf unserem Blatt. Ein Tafelbild aus einem Mittelfelde ist ins 
Museum zu Neapel versetzt. 

ImSockel sind ausser dem Reiher ein Hund mit der Beischrift AS YNCL ET VS, 
sowie ein Vogel im Kampf mit einer Schlange u. a. m. gemalt. Letztere Bildchen sind 
fürs Museum zu Neapel ausgehoben worden. 

Die Oberwand, welche durch einen schmalen Stuckkarniess nochmals gegen 
einen weissen Friesstreifen abgegrenzt ist, zeigt auf der ganzen Südseite hin (über i) 
eine schöne und interessante scenische Malerei, die sich auf den Mythus von Admet 
und Alcestis bezieht. 

Admet US war König zu Pherae in Thessalien; ihm war durch ein Orakel ein län- 
geres Leben versprochen worden, wenn in seiner Todesstunde jemand sich für ihn auf- 
opfern würde. Dies that, während weder Vater noch Mutter für ihn sterben wollten, seine 
Gattin Alcestis; aber Proserpina, von ihrer Liehe gerührt, schickte sie wieder aus dem 
Hades herauf. Euripides hat diesen Mythus in seiner Tragödie „Alcestis" dargestellt. 

In Herculaneum und Pompeji fanden sich mehrere, Bflder mit diesem Gegenstande 
(H. 1 157-61), von denen die beiden hervorragendsten im Museum zu Neapel Abtheilung 
XXXIV zu sehen sind. Die hier vorkommenden Figuren sind ausser den Hauptpersonen 
Admets Eltern, Apollo, ein Jüngling, der auf einer Schriftrolle das Orakel mittheilt, und 
eine weibliche Figur, die nicht wohl zu bestimmen ist. 

Darnach ist die Malerei, welche wir jetzt betrachten, zu erklären. Die Mitte ist 
zerstört; hier hat man sich Apollo und den Jüngling zu denken. Rechts sitzt mit traurig 
gesenktem Haupte Admet, neben ihm Alcestis, von der aber nur ein Arm übrig ist. 
Auf der linken Seite sitzt die andere oben erwähnte weibliche Figur, die jedenfalls 
eine ganz besondere Bedeutung hat. Hinter ihr stehen Admets Eltern. Das Ganze ist 
in überreiche Architecturmalerei eingefügt; zu beiden Seiten treten Personen aus 
den Thoren des Palastes, die erschrocken das Orakel anhören. 

Wir gelangen jetzt in einen später erweiterten T heil der Wohnung, der hinter 
dem Terrain des Hauses N. 14 bis 16 liegt. Zuerst wollen wir durch einen schmalen Cor- 
ridor in einen langen hinteren Saal eintreten, der ehemals durch einen Vorhang in 



zwei Räume geschieden war und vielleicht als Triclinium diente. Wir haben die Decoration 
des Vorzimmers {k) auf Tafel IV links^ die des Hauptzimmers (/) auf Tafel X wiedergegeben. 

In das Peristyl zurückgekehrt, sehen wir in einem Wohnzimmer [m) dasFussbo- 
den-Mosaik der Tafel VII. Die Wände, welche im Stil der dritten Epoche decorirt 
waren, sind grösstentheils zerstört. 

Ein stattlicher Oecus (Empfangszimmer) liegt daneben, und ist dessen Decoration 
auf rothem Grunde, im zweiten Stil, wohl erhalten. Das Bild bei n^ Danae mit dem 
Perseuskinde darstellend (vgl. H. a. a. O. N. 119- 121), ist ins Museum zu Neapel 
gebrächt worden. Wir haben die zwei noch an Ort und Stelle befindlichen Bilder copirt. 
MarsundVenus (bei ^) kehren oft in Pompeji wieder (vgl. H. a.a.O. N. 313-328). Drei 
Amoretten spielen mit den Waffen des Mars, ein anderer bringt die Toilette-Gegenstände 
der Venus (Tafel VIII). 

Das beliebteste Thema der Pompejanischen Malerei bilden These us und Ariadne 
(vgl. H. a. a. O. N. 1216-40). Sollte etwa im Leben der Pompejaner oft ein Verlassen der 
Geliebten vorgekommen sein ? — Auf unserem Bilde (bei /, Tafel IX) sehen wir Ariadne 
auf Naxos erwachend, wie sie in Verzweiflung dem Schiffe des Ungetreuen nachblickt, 
das schon in weiter Ferne segelt. Nemesis zeigt das Garnknäul und beschwört die Ver- 
geltung herauf, und Amor weint über die verrathene Liebe. — Im Hause N. 26 der gleichen 
Insel I, Reg. V, ist ein anderer Moment • derselben Sage dargestellt. 

Vorzüglich ausgeführte Medaillon-Büsten schmücken die Seitenfelder unseres 
Oecus. 

Es folgt eine tiefe exedra oder Gesellschaftszimmer (^, r), welche in abwech- 
selnd rothen und gelben Wandfeldern nach Art des Stils der zweiten Epoche bemalt 
ist. Aehnlich wie in der Ala finden sich Thierfiguren auf den Seitenfeldern. Die Mittelfel- 
der jeder Wand sind schwariz und sollen von landschaftlichen Darstellungen eingenommen 
werden, die indessen nicht bis unten herabreichen (vgl. Pr. a. a. O. p. 14). Eins von diesen 
Bildern war schon bei der Ausgrabung zerfallen; die beiden anderen sind gegenwärtig 
beinahe unkenntlich geworden. Bei r waren Paris mit seiner Heerde und Merkur 
dargestellt; letzterer kündigt das Nahen der drei Göttinnen an, wie die Inschrift„A/^ 
judtces^'' andeutet: y^hier sollst du Schiedsrichter seifC\ Diana im Bade ist bei q noch 
zu erkennen, während Actäon nicht mehr zu sehen ist. 

Die letzte kleine Stube im Peristyl (^, /, ti) enthält archaistische Malereien, die 
den Stil der zweiten Epoche besonders characterisiren (vgl. Pr. a. a. O. p. 14). Sie 
sind aus diesem Grunde, und ferner wegen der beigefügten griechischen Inschriften 
kunstgeschichtlich und archäologisch von höchstem Interesse und können dem ganzen 
Hause den zutreffendsten Namen geben. Wir bedauern, dies Zimmer nicht gleich nach der 
Ausgrabung copirt zu haben: jetzt sind die Bilder zum besten Theil verschwunden, und 
die Umrisszeichnungen in denMonumenti delT Instituto geben nur eine undeutliche 
Idee von ihnen. • 

Bei ^ sehen wir Eros und Pan in Gegenwart der Aphrodite kämpfend (vgl. H. 
a. a. O. 404-407). Auf einem zweiten Bilde (bei /) sitzt Homer mit den Symbolen der 
Ilias und Odyssee; vor ihm stehen zwei Fischer. Es soll wohl eineScene aus dem sagen- 
haften Wettkampf zwischen Homer und Hesiod sein. Die dritte Wand (bei ti) zeigt eine 
gemalte Statue des Bacchus mit dem Panther. Wir können auf die noch übrigen Bilder 
und die gemalten Inschriften, von denen sich eine in der griechischen Anthologie, eine 



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andere in einem Epos eines alexandrinischen Grammatikers wiederfinden, hier nicht weiter 
eingehen. 

Die Säulen des geräumigen Peristyls sind unten roth, oben weiss. Hinter den letz- 
ten derselben baute der Hausbesitzer eine Vorrathskammer (v) mit kleinem Fenster 
nach dem Garten, und mit niedrigem Obergeschoss. Auf der Vorderseite dieser neu ein- 
gezogenen Wand befindet sich die auf Tafel II dargestellte Malerei; die verbauten Säulen 
treten hier als Halbsäulen hervor und sind, sowie die nächste freistehende, in Harmonie 
mit der Gartenmalerei decorirt. 

In der gegenüberliegenden Ecke • des Peristyls (bei x) führte die T r e p p e ins Ober- 
geschoss des Hauses. Man bemerke noch im Garten (bei ^ ) den Regulator der Wasser- 
leitung mit vier Hähnen. 

Endlich besuchen wir noch die Wirthschaftsräume und die Skia venwohnung, 
die sich hinter dem Hause N. 13 hinziehen und bei 11 u. 12 besondere Ausgänge in die 
Nebenstrasse haben. Sie zeigen nur rohe Kalkwände. Bei z ist die Küche mit Herd 
und kleinem Backofen. 

Das oben beschriebene Patricierhaus hat nach seiner Decoration einen alterthüm- 
lichen Character. Letztere ist in früherer Zeit, aber natürlich nicht auf ein Mal, aus- 
geführt worden. Jedenfalls hatten die auf einander folgenden Besitzer eine besondere 
Vorliebe für die hellenistische Cultur und haben mehrfach geborene Griechen bei 
den Malereien beschäftigt. 

Anhang. 

Wir wollen noch ganz kurz die kleineren Nachbarhäuser besprechen. Um nichts 
zu übergehen, erwähnen wir vorher die Läden N. 17 u. 19 an der Strassenfront, die 
separat vermiethet wurden. 

A. Die Zuckerbäckerei. 

N. 14. 15, 16. 

Ein kleines freundliches Bürgerhaus hat seinen Eingang bei -A^. 15. Der Zuckerbäcker 
hatte zwei schöne Backöfen (rf u. ^) an seinem Gärtchen (/). Man hat auch seine 
Kuchen formen aus Bronce gefunden. 

Die Ala (d) war auf schwarzem Grunde fein decorirt; man sieht noch einige Kin- 
derköpfe und Thierfiguren, die genial hingeworfen sind. Diese Decoration, sowie die 
zweier anderer Zimmer (a und c) mit weissem Grunde, gehört der jüngsten Epoche der 
Stilentwicklung an (vgl. Pr. a. a. O. p. 16). 

Von den beiden Läden ist -A^. 14 mit ziemlichem Aufwand decorirt; vielleicht 
war dies die Conditorstube für sitzende Gäste. 

B. Die Schenke. 

^. 13. 

Wie so häufig in Poippeji, liegt an der Strassenecke eine Schenke. Im Ladentisch 
sind grosse A m p h o r e n eingemauert ; an der Seite desselben sieht man (bei ä) eine kleine 
marmorne Bacchus her me. In der anderen Ecke (bei ^) befindet sich ein Herd mit ein- 
gemauertem Zinkkessel, um warme Getränke zu bereiten. Wer nicht im Vorbeigehen 
trinken wollte, konnte im Hinterstübchen (c) Platz nehmen. 



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ÜBERSICHT DER TAFELN 



I. Plan. Das Hauptgebäude ist roth, die Nebenräume sind blau angelegt. Die 

Localitäten mit violett sind im Anhang beschrieben. 

II. Gartenwand mit Stier und Tiger. 

III. Zw^ei Fussböden mit bunten Marmorsteinchen. 

IV. Wanddecorationen im Atrium und im hinteren Saal. 
Y. Decorative Figuren. 

VI. Wandstück mit Bacchantengruppe. 
YII. Fussboden-Mosaik. 

YIII. Tafelbild: Mars und Venus. Ohne die Farben des Originals reproducirt. 
IX. Tafelbild: Die verlassene Ariadne. Ohne die Farben des Originals re- 
producirt. 

X. Wanddecoration im hinteren Saal. 



- 8 



SPECIELLE LITERATUR. 



Giornale degli Scavi III, 253, ss. 
Notizie degli Scavi, 1876, p. 13, 27, 45. 

Das graffito hie judices habe ich nicht mehr finden können. Doch stand es wohl 
unter dem Bilde mit Paris und Merkur, nicht unter der Diana. 

Bulletino dell' Instituto 1875, p. 261; 1876 p. 29, 145. 161, 222, 241; 1877 
p. 17^ 65, 92, 129. 
Annali delV Instituto 1876, pag. 294. Tafel P. 
Monumenti dell' Instituto X, Tafel 35 und 36. 
Fiorelli, Guida p. 54. 

Schöner p. 160 bezeichnet die bei u auf unserem Plane gemalte Statue als Cy- 
bele mit dem Panther, und in der That scheint die Figur eine weibliche Brust zu 
haben; aber Thyrsos und Kranz passen doch nur für Bacchus. 

Presuhn, Wanddecorationen, p. 12, 13, 14, 15, 17. 35, 36, 40. 



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ABTHEILUNG III. 



REGIO VI. INSULA XIV, N. 20, 



CARDO - STABIANERSTRASSE. 



DOMUS VESONI PRIMI 



ODER 



DAS HAUS MIT ORPHEUS. 



AUSGEGRABEN VON 1874— 1875. 



Haus des Vesonius Primus 

mit dem Orpheusbilde. 

An dem Kreuzungspuncte der Nolaner- und Stabianerstrasse (Decuma 
nus major und Cardo), einem Centralplatz der ältesten Stadtanlage, haben wir den wei- 
testen Durchblick nach vier Seiten hin durch Pompeji ; nur im Norden, nach dem Vesuv- 
thor hin, reichen die Ausgrabungen noch nicht ganz bis zur Stadtmauer, 

Aus ältester Zeit, als nur erst Feldwege an Stelle der späteren Strassen liefen, hat 
sich an diesem Kreuzwege der Altar erhalten, der nachmals erneuert wurde (a auf 
dem Plane Tafel I). Auf der giebelartig zugespitzten Wand über demselben ist in roher 
Malerei ein Opfer dargestellt, welches die Vorsteher der vier hier aneinandergrenzenden 
Stadtbezirke den Laren oder Schutzgottheiten der Stadt darbringen. Letztere sind in 
grösserer Statur als die Menschen gemalt. Das Wassercastell mit den Kanälen für 
die Bleiröhren (d) und der Brunnen {c\ an dessen Stock ein in Relief gebildeter Silen 
das Wasser aus seinem Schlauch fliessen lässt, stehen mit den späteren Strassenanlagen 
in Verbindung. 

Das älteste Haus an diesem Kreuzwege, dasjenige unseres Vesonius Primus, aus 
mächtigen Tuffstein -Qu ädern erbaut, hatte seine Ecke bei d auf unserem Plane, 
und jetzt noch ragen dort die Quadermauern zu bedeutender Höhe empor. Später, aber 
auch noch aus Quadersteinen , wurde der Theil , der jetzt (bei e) .die Strassenecke bildet 
und bei N. 19 einen besonderen Eingang hat, angebaut. Zuletzt erweiterte der Besitzer sein 
Haus noch durch die Wirthschaftsräume mit der Thür N. 18. Hier sieht man Brocken- 
steine und Ziegelsteine gemischt angewandt. Mannigfache Reparaturen deuten auf Erdbeben 
oder andere gewaltsame Beschädigungen zurück. 

Stehen wir vor dem Haupteingang N. 20, so fällt uns sogleich das grossartige 
Orpheusbild an der hinteren Gartenwand (bei r) ins Auge (Tafel II), welches dem Hause 
seinen gemeingebräuchlichen Namen gegeben hat. Doch stand ursprünglich dieser Durch- 
blick nicht so frei, vielmehr war das Tablinum gegen den Garten (bei ^) durch einen 
Vorhang abgeschlossen, dessen eiserne Befestigungsklammern noch in der Mauer zu 
erkennen sind. In der Regel schlössen die alten Pompejaner auch von der Vorderseite 
das Tablinum durch einen Vorhang gegen das Atrium ab. 

Wir treten jetzt in den Vorraum des Hauses, Ostium oder Vestibulum genannt (/). 
Hier, an seinem Posten, auf fünf Fuss hoher Aschenschicht, fand der treue Wächter des 
Hauses, der Hund, bei der Verschüttung Pompeji's seinen Tod, Ein wahrhaft ergrei- 
fendes Bild von dem Todeskampfe dieses Thieres gewinnen wir an dem Gipsausguss 
(Tafel III), der jetzt im Localmuseum zu Pompeji aufbewahrt wird. Es ist bekannt, dass 



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von den Cadavern sich die Skelette unter der Verschüttungsmasse erhalten haben, wäh- 
rend durch die Verwesung der übrigen Theile eine Höhlung entstanden ist, die man beim 
Auffinden mit Gips ausgiesst. So ist dieser Hund bis ins einzelnste getreu erhalten auf 
die Nachwelt gekommen, und sogar von den Ringen seines Halsbandes ist die grüne Oxyda- 
tionsmasse im Gips haften geblieben. — Im Leben lag er vor des Thürhüters Stübchen, 
rechts vom Eingänge (bei^), an der Kette, und so ist er in Mosaik auf der Schwelle dieses 
Zimmers dargestellt (Tafel IV). Das Mosaik wurde ins Museum zu Neapel gebracht. 

Sei gegrüsst in deinem Atrium, edler alter Pompejaner Vesonius Primus! Dir 
hatte dein Freigelassener und Hausmeister (arcarius) Anteros diese Herme gesetzt, und 
an deinen Festtagen hängten die Deinigen Kränze unter deinem Bildniss auf. Im Alter 
von mehr als 60 Jahren traf dich die Katastrophe Pompeji's; wer weiss, ob dir die Flucht 
gelang und dir noch einige Jahre fern von deinem Heim zu leben vergönnt war? Deine 
Herme war in Stücken umhergeschleudert worden; im Garten fand man den Kopf und 
die Basis, im Atrium den Pfeiler; Fiorelli s Mitleid hat dich wieder an deinem Platz zusam- 
mengestellt (/), und unser Maler, noch zartfühlender, hat dir die zerbrochene Nase und 
Ohren geheilt (Tafel V). 

Da wir hier grade vom Hausherrn reden, so wollen wir bemerken, dass sein Beiname 
Primus auf der Herme, der Geschlechtsname Vesonius aber in zwei gemalten Wahl- 
plakaten (dipinti) an der Aussenwand seines und des Nachbarhauses N. 22 gelesen wird. 
Da der Besitzer des letzteren ebenfalls den Namen Primus führt, so könnte man vermuthen, 
dass es auch unserm Vesonius eigen gewesen sei. Die Inschrift der Herme ist: 






Primo Nostro Anteros arcarius. Unserem Primus der Kassirer Anteros. 
Die beiden gemalten Aufschriften zeigen in rother Farbe Buchstaben dieser Form: 



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VESMIIVJ ^ 



Das heisst: 

Cajum Gavium Rufum duumvirum O. V. F (oro vos facite) utilem rei publicae 
Vesonius Primus rogat; den Cajus Gavius Rufus empfiehlt, als einen der Stadtgemeinde 
nützlichen Mann. Vesonius Primus zum Duumvir (Bürgermeister); bitte, wählt ihn! 

Cnejum Helvium Aedilem dignum rei publicae Vesonius Primus rogat. Den 
Cnejus Helvius, welcher der Stadt würdig ift, empfiehlt zum Aedilen (Polizeivorsteher) 
Vesonius Primus. 

Geht man links um das Atrium herum, so ift zuerst ein kleines Schlafzimmer (A) 
zu bemerken, dessen Wände neu bemalt werden sollten; es ift aber kaum der frische 
Stuckbewurf über der früheren Decoration fertig geworden. Darnach kommt der Durch- 
gang (i) zu den bereits oben erwähnten, später dem Hause hinzugefügten Räumen mit 
Küche, Vorrathskammern, Brunnen, Sklavenwohnung etc. (N. 18 u. 19). Ferner reihen 






sich um das Atrium noch:, links eine Ala (k)^ rechts gegenüber eine andere (#»), mit 
gemauerten Postamenten ftir zwei Schränke; dann kommen zwei Räume, deren einer (^) 
durch einen mächtigen , in den Boden eingelassenen Weinkrug sich als Vorrathskammer 
ausweist. 

DasTablinum, dem Hauseingang gegenüber, das wir uns etwa als das Empfangs- 
zimmer des Hausherrn zu denken haben, wurde schon auf Seite 3 besprochen. Rechts von 
demselben führt ein schmaler Gang (/) (fauces, auf deutsch „Schlund") in den zwei- 
ten, hinteren, mehr dem privaten Leben gewidmeten Theil der Wohnung. Hier gruppiren 
sich alle Wohnräume um den Säulengang (Peristylium), der den kleinen Hausgarten 
(Viridarium) einschliesst. An der Rückwand des letzteren (bei r) ist eine grosseWand- 
malerei (Tafel VI u. II), die in Beziehung zu den Pflanzen des Gartens componirt ist, 
und in deren Mitte sich das Orpheusbild befindet. Wir sehen den thracischen Sänger 
majestätisch zwischen den Thieren thronend, welche durch die Töne seiner Leier herbei- 
gelockt und besänftigt werden. 

Das Fenster in dieser Wand geht in ein reizendes kleines Zimmer (^) (Tafel VII), 
welches dem würdigen Hausherrn ein ruhiges Plätzchen zum Studiren, vielleicht auch 
Kühlung zum Schlafen in Sommernächten, bot. Die gelben Wände strahlten bei der Aus- 
grabung in frischem Glänze, und haben sich bis jetzt wenigstens ziemlich gut erhalten. 
Das flache Gewölbe existirt nicht mehr. Der Fussb öden ist opus signinum, das heisst 
ein Estrich von gestossenen Thonscherben ; mit weissen Mosaiksteinchen ist eine Zeichnung 
eingelegt (Tafel VIII). 

Hinter diesem Zimmer ist ein kleiner Raum (/), den man nach einem gemauerten 
altarartigen Aufbau für. den Opferraum halten könnte. Durch die Löcher in der Wand 
wäre der Rauch abgezogen. 

Daneben öfihet sich weit ein stattliches, hohes Gesellschaftszimmer (Exedra), 
ehemals mit reicher Malerei geschmückt, die aber zum grössten Theil untergegangen ist. 
Wir haben die Landschaft auf der Rückwand (bei u) copirt (Tafel IX), mit Staffage 
einer mythologischen Scene. Eine Erklärung ist den Archäologen noch nicht gelungen. Man 
bemerkt Athene vom Himmel niederschwebend, in der Mitte ein Opfer, und im Vorder- 
grunde einen Krieger und eine Frau sich umarmend. An Orestes und Iphigenia in Tauris 
könnte man wohl nur im ersten Augenblick denken. Vielleicht handelt es sich um einen 
Zug der Mythe, den irgend ein verlorener alexandrinischer Dichter dargestellt hatte. 

Ein Raum, einfach decorirt, schliesst sich an {v\ der etwa als Schlafzimmer gedient 
haben könnte. 

Wir gehen im Peiristyl zurück, sehen eine kleine, lange Vorrathskammer {x)^ 
und gelangen dann in das weitgeöffnete T r i c 1 i n i u m oder Speisezimmer (^), welches eine 
sehr interessante Decoration zeigt (Tafel X). Die Figuren in der Oberwand, die Sphinx 
in der Mittelwand, der Reiher im Sockel deuten auf Aegypten hin, das Land, wo die 
pompejanische Decorationsmalerei ihren Ausgangspunct hat Die Landschaft auf gelbem 
Grunde hat eine idyllische Staffage, Hirten, die an Priap, den Gott der Fruchtbarkeit 
des Feldes und der Heerden, ein Gebet richten. Alle drei Wände dieses Zimmers sind 
in gleicher Art decorirt. 

Jetzt haben wir um das Peristylium herum alle Räume durchwandert, und erwähnen 
nur noch den engen Treppenaufgang (bei z) ins Obergeschoss, von welchem letzteren 
nichts erhalten ist, und wo man sich die Frauenwohnung zu denken hat. 



Auf den Säulen des Peristyls erkennt man mannigfache eingekritzelte Inschrif- 
ten (graffiti). Die interessanteste ist diejenige an der Säule bei w: 



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Quis amare vetat 
Quis custodit amantes. 

Wer verbietet die Liebe, 
Wer bewacht die Liebenden? 



Eine dritte Zeile ist unleserlich. Vielleicht sind diese Seufzer aus einem nicht mehr 
erhaltenen Gedicht nach Art der Ovidischen Poesie. 

Das Haus des Vesonius Primus zeigt in Bauart und Decoration den Character äl- 
terer Zeit. Nach der reichen Decoration und vielem gefundenen werthvoUen Hausrath 
zu urtheilen, lebte der Besitzer in bedeutendem Wohlstande. Wir können ihn 
deshalb für einen alteingesessenen Patrici er Pompeji's halten. Erscheint eine um- 
fassende Reparatur seines Hauses unternommen zu haben, weil neben den reich de- 
corirten Räumen andere, wie Tablinum, Atrium etc. in ganz rohen Kalkwänden dastehen; 
die Katastrophe aber kam, und alles, alte Räume, bereits erneuerte und zu erneuernde 
wurden verschüttet, um nach 1800 Jahren die alten Pompejaner noch in ihren Plänen 
und Arbeiten uns zu zeigen. 



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ÜBERSICHT DER TAFELN 



I. Plan. Das Hauptgebäude ist roth, die Nebensachen sind blau angelegt. 

II. Orpheus, grosses Wandgemälde. 

III. GipsausgUSS des Haushundes. Im Museum zu Pompeji N. 44. 

IV. Hund in Mosaik, von der Schwelle des Thür^üters. Jetzt im Museum zu 

Neapel. 

Y. Marmorbüste des Hausherrn. 

VI. Gartenwand mit dem Orpheusbilde. 
VII. Kleines Zimmer am Garten. 
VIII. Fussboden-Mosaik des Gartenzimmers. 

IX. Landschaftsbild aus der Exedra. 
Wand aus dem Triclinium. 



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SPECIELLE LITERATUR. 



Giornale degli Scavi IIL p. 69, 99, 138, 140, 166, 167, 169. 

Von Sogliano stammt die nicht zu begründende Vermuthung, auf der Landschaft in 
der Exedra sei die Erkennungsscene zwischen Orestes und Iphigenia dargestellt. 

BuUettino deir Institute 1875 p. 261. 1876, p. 17. 243. 

Mau stellt die ganz interessante Hypothese auf, an diesem Quadrivium sei vorher 
der centrale öffentliche Platz Pompeji's gewesen, von dem später nur der kleine 
Streifen bei dem Altar erhalten geblieben sei. Die Thatsachen , auf welche sich seine 
Ausführung stützt, sind richtig, doch möchte die Folgerung zu bestreiten sein. Die Häuser 
N. 20 und 12 (bis 14) sind die ältesten, N. 15 bis 19 sind offenbar später angebaut (auch 
19 gewiss); die Säule in der Mauer der Küche steht jedenfalls auf ihrem ursprünglichen 
Platz, denn zum blossen Mauer-Material würde man ihre nicht durch Kalk verbundenen 
einzelnen Theile benutzt haben. 

Gewiss war hier, wie so vielfach im Areal der Stadt, in der ältesten Periode ein 
freier Raum. Ein solcher war aber ebensowohl auf den anderen Ecken dieses compitum. 
So müssen wir uns einen freien Platz rings um den Kreuzweg herum denken, wo 
der Verkehr sich ausbreitete und das Volk bei Feier der Compitalien etc. sich versam- 
melte. Der Laren-Altar gehört nämlich der Zeit der Gründung der Stadt an. 

Bei der späteren Strassenregulirung wurden die Häuser in die gerade Flucht- 
linie vorgebaut, und nur um den altheiligen Altar musste ein freier Raum gelassen werden. 
Es lag wohl kein Anlass vor, auf dem Niveau der Trottoirs, während die Strassen so tief 
eingeschnitten wurden, nur auf einer Ecke ein sonderbar gestaltetes kleines Forum 
anzulegen. 

Die erwähnte Säule wäre für einen Porticus auf öffentlichem Platze doch recht nie- 
drig (kaum 2 Meter). Sie hat vielmehr nach meiner Meinung eine Bedeutung als Grenz- 
stein gehabt, ist deshalb erhalten worden, und während sie der Mauer genau die 
Flucht anwies, musste sie auf einer Seite erkennbar frei bleiben, um dem Besitzer für 
ewige Zeiten ein Document zu liefern. 

Ich will hier noch erwähnen, dass man bei der Baugeschichte nicht nur auf das Ma- 
terial, sondern auch auf die Linien des Grundrisses Rücksicht nehmen und von dem 
Grundsatz ausgehen möge, dass die schiefen Winkel einer älteren, die rechten aber neuerer 
Bauperiode zuzuweisen sind. In unserem Falle sind das Wassercastell, der Brunnen und 
die Aussenmauer von N. 15 bis 19, sowie die Mauer mit der Säule in N. 18. unter der 
neueren Baupolizei angelegt, während der Altar, das Haus N. 20 und die Innenwände 
von N. 18 u. 19 sich noch nicht nach deren Linien richten. 

Fiorelli Descrizione p. 429. 
Fiorelli Guida p. 53. 
Schöner, p. 159. 

Heibig, Wandgemälde N. 41. Der Altar ist nicht von Ziegelstein, wie dort 
angegeben, sondern von Brockensteinen. Das Fundament der giebelartigen Mauer besteht 
aus einem grossen Sarnostein-Block. 

Presuhn, Wanddecorationen, p. 13. 17. 23. 31. 35. 40. 






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ABTHEILUNG IV. 



REGIO VI. INSULA XIV, N. 21 bis 32, 



CARDO-STABIANERSTRASSE. 



DIE NEUE FULLONICA 



UND NACHBARHAUSER. 



AUSGEGRABEN VON 1874— 1876. 



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Die neue Fullonica 

und Nachbarhäuser- 

An das Haus des Patriciers Vesonius Primus. (N. 20) schliesst sich eine Reihe klei- 
nerer bürgerlicher Wohnungen an, von denen mehrere im Laufe der Zeit in der Hand eines 
Besitzers vereinigt wurden. Wir haben so vier Hauscompl exe zu betrachten. 

A- Die Fullonica. 

N. 21 bis 24. 

Der Besitzer dieser Fabrik führte gleich seinem Nachbar Vesonius den Beinamen 
Primus., wie zwei Wahlaufschriften an der Aussen wand seines Hauses bezeugen, in 
deren einer er sich als den „FuUo Primus" bezeichnet. Man kann vermuthen, dass die 
Häuser beide demselben Vesonius Primus gehörten. 

Die fullones öder Tuchwalker bildeten im Alterthume eine wichtige Handwerker- 
zunft, und auch in Pompeji waren sie zahlreich und angesehen. Die grösste derartige 
Fabrik (alte Fullonica) liegt in der Nähe des Forums. Das Gewerbe betraf das Ap- 
pretiren, Waschen und Färben neuer und alter Wollenstoffe. 

Wir treten durch den Hauseingang iVl 22 in das Atrium, von dem Tafel II uns eine 
Ansicht gibt. In der Mitte befindet sich, wie in jedem Atrium, das Impluvium (^J auf 
dem Plane Tafel I), eine mit Marmor eingefasste Vertiefung im Boden, um das Regen- 
wasser aufzunehmen und in die darunter befindliche Cisterne zu leiten. Aus einer bron- 
cenen Röhre im Mittelpunct sprang eine Fontäne auf. Ein marmorner Trog auf zwei 
Fussgestellen befindet sich im Impluvium ; dahinter ein Pilaster, mit bunten Marmortafeln 
bekleidet, und mit einer Bronceröhre an der Vorderseite, aus welcher das Wasser in den 
Trog fiel. Ausserdem ist noch ein Marmortisch vorhanden. Eine so reiche Zusammenstellung 
derartiger Gegenstände findet sich in den Atrien anderer Häuser Pompeji's nicht. Der 
Durchblick auf unserem Bilde geht durch das Tablinum in den Fabrikhof (/). 

Rechts vom Atrium (bei b) ist die Küche, von der wir durch Tafel III eine Vor- 
stellung geben wollen. Man bemerke zuerst den steinernen Herd ; dann kommt ein ofen- 
artiger Aufbau mit eingemauertem kupfernem Kessel, der jetzt schön blau oxydirt ist. 
Eine Stufe in dieser Ecke erleichterte einem Koch von kleiner Statur die Benutzung des 
Kessels. An der linken Wand ist der Anrichtetisch erhalten, oben mitThonfliesen bedeckt, 
während unten eine Holztafel zum Absetzen von Geschirr bequem ist. 

Das Zimmer (^) links vom Tablinum ist gegen den Fabrikhof weit geöffnet, und möchte 
ich deshalb annehmen, dass es für den Werkmeister oder Aufseher bestimmt war. Wir 
haben auf Tafel IV die Mosaikzeichnung des Fussbodens wiedergegeben, welche 
durch weisse und schwarze Steinchen in dem rothen Estrich gebildet wird. 

Die fauces {d) bilden den Verbindungsgang mit dem hinteren Theile des Hauses. 
Jetzt liegt dort zwischen den Scherben des grossen Topfes ein Haufe Seife, welche im 
Wasser noch schäumt, und von der man sich wohl ein wenig mitnehmen darf. 



Unter den Räumen der Privatwohnung ist besonders das Gesellschaftszimmer, 
die exedra, mit reicher Decorationsmalerei, hervorzuheben. Bei e ist ein Wandbild 
ziemlich erhalten, auf welchem Jupiter und der Hermaphrodit dargestellt sind. In der 
Oberwand sieht man Nereiden auf Seepferden und Seestieren, und Neptun, der auf einem 
Seekentaur reitet. 

Am interessantesten ist der Fabrikhof (/), der zwischen .Säulen und mächtigen 
Pfeilern drei grosse gemauerte Bassins einschliesst, in welche noch die bleiernen Wasser- 
röhren hineinführen. Auf einem erhöhten Gange (g) finden sich 3 andere gemauerte Tröge. 

Wie die fuUones hier arbeiteten, sehen wir aus einer bildlichen Darstellung an einem 
Pfeiler der alten Fullonica, jetzt im Museum zu Neapel Abth. LXXXI. Mit hochaufge- 
schürzter Tunica stehen sie in den Trögen und stampfen mit den Füssen die zu waschen- 
den Wollenstoffe. 

In der Galerie {g) ist auf den drei weissgetünchten Mauern eine figurenreiche 
Darstellung caricaturartig gemalt, welche uns die fullones am Festtage vorführt. Es 
reihen sich verschiedene Scenen aneinander, von denen unsere Tafel V zwei (bei Ä) 
wiedergibt. 

Auf einem Tribunal unter einem Baldachin sitzen vier Richter, in eifriger Discussion 
gesticulirend. Drei Männer mit langen Lanzen, von denen einer als Ankläger auf die 
Tribüne getreten ist, haben einen Gefangenen herbeigeführt, der einen nackten, am ganzen 
Körper blutenden Menschen so jämmerlich zugerichtet hat. Vielleicht eine der schon 
damals üblichen Sonntagsschlägereien unter Arbeitern. Es folgt eine andere Scene. 
Zwischen zwei Säulen, die Opfergaben und Götterbilder zeigen, bewegen sich fünf Männer 
in aufgeregter Haltung nach dem Gerichtsort hin, vielleicht Zuschauer oder Betheiligte 
am Streit. 

In den anderen, noch schlechter gemalten und jetzt mehr verblassten Scenen bemer- 
ken wir mehrfach die Eule und den Olivenbaum, Attribute der Minerva, welche die Pa- 
tronin der fullones war. Dazwischen sind anch Rohheiten der Walkergesellen mit derber 
Komik gemalt. — Die Ausführung der Malerei ist, wie es immer bei solchen realistischen 
Darstellungen der Fall ist, sehr roh, und durchaus verschieden von der pompejanischen 
Decorationsmalerei im allgemeinen (Vgl. Presuhn, Wanddecorationen p. 23). 

Von den Läden an der Strassenfront des Hauses wurde der mit dem Eingang N, 24 
und mit Treppe zum Obergeschoss A^. 23 separat vermiethet; N. 21 diente dagegen dem 
Walker selbst als L a d e n , zugleich auch noch als Arbeitslocal. An der Wand rechts (bei t) 
war die Zeugpresse aufgestellt, die wir uns nach der Abbildung im Museum Abth. LXXXI 
gut vorstellen können. 



B. Kleines Haus. 

N. 25 u. 26. 



Die Anlage der kleinen Wohnung -M 25 ist ganz unregelmässig und durchaus ab- 
weichend von dem bekannten Plan pompejanischer Patricierhäuser. Es mag hier ein 
Gewerbe betrieben worden sein, denn in dem langen Corridor (a), der in einen offenen 
Hof [b) fiihrt, ist ein breiter offener Kanal zum Ausschütten grösserer Flüssigkeitsmassen. 
Ganz arm war aber dieser Handwerker nicht, da er sich mehrere Stuben, ohne Pracht, 
aber hübsch hat ausmalen lassen. 



Wir haben aus seinem Hauptzimmer (c) eine weisse Wand auf Tafel VI wiederge- 
geben. Die Decoration der anderen kleineren Zimmer (d u. e) ist gleichartig. Auch einen 
winzigen Hausgarten (/) hat er, um nach Art der Reichen im Grünen zu schwelgen, auf 
seinem beschränkten Terrain anzulegen vermocht. 

Den Laden M 26 mit Hinterstübchen vermiethete er.. 

C. Kleines Haus. 

N. 27. 

Aehnlich, wie das vorhin beschriebene, mit langem Corridor-Eingang (ä), aber noch 
kleiner und in allen Räumen die rohen Kalkwände zeigend. In einem kühl gelegenen 
Räume (^) sind sehr grosse Krüge in die Erde eingelassen. Es könnte darnach ein 
Weinhändler hier gewohnt haben. Zu erwähnen ist noch, dass eine Anzahl Statuetten 
von Laren, Penaten und andere, aus Bronce, Silber und Marmor, in einem verkohlten 
Holzkasten hier gefunden wurde. 

D, Hauscomplex. 

Ni 28 bis 32. 

Ursprünglich drei verschiedene Häuser, befanden sie sich in der letzten Zeit Pom- 
pejis im Besitze eines Herrn. 

N. 28. 

Wenn man die hohe Frontseite betrachtet, so erkennt man, dass dieses Haus in der 
letzten Zeit Pompeji's neu gebaut oder wenigstens von Grund auf umgebaut ist. Die 
Malerei gehört ebenfalls der letzten Periode an (Vgl. Presuhn, WanddeCorationen p. 16). 

Im Erdgeschoss liegt ein grosser, nach der Strasse weit geöffneter Ladenraum, 
dessen Wände auf weissem Grunde fein und reich decorirt sind. In den Wänden sind 
mehrere Löcher für Holzleisten, auf denen Borten ruhten. Da der Raum mit dem Innern 
des Haupthauses in Verbindung steht, so ist anzunehmen, dass der Hausherr selbst hier 
irgend ein feineres Ladengeschäft, vielleicht eine Weinstube für vornehmere Gäste 
betrieb. 

Wir haben auf Tafel VII und VIII zwei Genrebilder copirt. Das eine (bei a) kommt 
sehr häufig in Pompeji vor (vgl. H eibig, Wandgemälde N. 346-355) und läuft unter dem 
Namen der angelnden Venus; da aber eigentlich jedes Attribut einer Gottheit fehlt, 
so können wir lieber sagen: „ein schönes Mädchen angelt mit Amor im Verein", wie's 
auch heutzutage noch vorkommt. Die Zuschauerin auf dem Berge (Skopia) ist eine bei 
solchen Genrescenen in der hellenistischen Malerei stehende Figur; wer will, kann sich 
in ihr „des schönen Mädchens Base" vorstellen. 

Recht niedlich ist das andere Bildchen (bei ^), wie zwei Satyrknaben sich um 
eine Traube streiten, und auch der Hund seinen Anspruch bellend geltend macht. Das 
dritte Seitenstück (bei c) zeigt Polyphem, dem ein auf einem Delphin reitender Amor 
einen Liebesbrief Galathea's bringt ; die Mythe tritt hier also in umgekehrter Gestalt auf 
wie bei Ovid, wo ja gerade Galathea von jenem Herrn nichts wissen will (Vgl. auch H. 
a. a. O. 1048-49). Ein viertes Bild (bei d) stellt Bacchus und Merkur dar. 

In dem kleinen Nebenraum (e) ist noch das Obergeschoss mit ganzer Decoration 



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erhalten; man beobachte hier nach der Balkenlage, wie dick die Estrichböden auch im 
zweiten Stockwerk waren. 

N. 29. 30. 31. 

Dies war das älteste Haus von allen oben vorgeführten, wie man nicht nur an 
dem Quadersteinbau bei / erkennt, sondern mehr noch an der Lage, da es schräg gegen 
die Strasse und einige Schritte zurück steht. Es war eben nicht, wie die anderen Häuser, 
bei der späteren Strassenregulirung in die Fluchtlinie vorgebaut worden. 

N. 29 ist ein ganz kleiner Raum, an dessen Wänden eine bequeme Treppe zum 
Oberstübchen hinaufführte. Wer hier so separat wohnte, können wir nicht wissen. — 
Ein Bild (bei g)^ welches eine Mahlzeit darstellt, ist ins Museum zu Neapel gebracht 
worden. 

N. 30 ist einigermaassen herrschaftlich angelegt, mit Atrium, Tablinum und kleinem 
Garten, in welchem wir eine Wand mit Gartenmalerei {h) und eine Nische für die Haus- 
götter (Lararium) in Tempelform (^') erblicken. Im Atrium befand sich ein roh gemaltes 
Bild des Laokoon mit seinen beiden Söhnen {k)^ welches wegen seines nicht unbedeu- 
tenden kunstgeschichtlichen Interesses (in Bezug auf die Vaticanische Marmorgruppe) ins 
Museum zu Neapel geschafft wurde. Ebendaselbst befindet sich jetzt ein Bild aus dem 
Tablinum (bei /), welches Aeneas und Polyphem nach Virgil darstellt. — Speciell In- 
teressantes bieten die Wohnräume nicht. 

N. 32. 

Dies Haus hatte seinen Eingang in der noch nicht ausgegrabenen Querstrasse, und 
bildet eine Bäckerei mit drei Mühlen {^)^ Backofen («) und Backstube [o\ wo noch die 
grossen Schüsseln zum Bereiten des Teiges erhalten sind. Ausserdem finden sich einige 
Wohnräume für die Bäcker. Zum Verkauf des Brodes mochte der Hausherr den grossen 
Laden N. 31 an der Hauptstrasse bestimmt haben. 

E. Stabianerstrasse. 

Am 23. April 1875 wurden in der Stabianerstrasse, bei/ auf dem Plane, in 4 Meter 
Höhe vom Boden auf einer Aschenschicht zwei Skelette entdeckt, die man in den 
Gips einschloss, mit welchem die umgebende leere Höhlung ausgegossen wurde. Ta- 
fel IX und X zeigen uns diese erneuerten Körper. 

Ruhig schlummert die Frau im Tode, mit "dem Gesicht auf dem rechten Arm lie- 
gend. Der Gips-Ausguss ist so gut gelungen, dass man noch die schönen Formen der Glie- 
der bewundert. Am Hinterkopfe sieht man die grosse Haarlocke, in welche die Haare 
zusammengebunden waren; eine ähnliche ist auf der Stirn. Die leichte Kleidung bedeckt 
nur noch den Oberkörper. Auch auf der Unterseite ist der Körper fast vollständig aus- 
geprägt. Er liegt in einem Glaskasten, den man auch von unten betrachten kann. 

Wie herben Todeskampf zeigt dagegen d e r 'M a n n ! Die; Beine sind eingezogen, die 
Hände greifen krampfhaft ins Gewand und ziehen es in dicken Falten empor." Das Gesicht 
ist voll, der Schädel hoch, die Lippen sind dick aufgeworfen: ein keineswegs schöner 
Typus. An den Füssen sind die Sandalenbänder ausgeprägt. Neben ihm liegt eine eiserne 
Stange, vom Rost zerfressen. 

Wer weiss, in welchem Hause an der Stabianerstrasse diese Unglücklichen, die in 
ihrem tragischen Geschick bei der Nachwelt fortleben, vor 1800 Jahren wohnten? — 



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ÜBERSICHT DER TAFELN. 



I. Plan. Die Hauscomplexe sind abwechselnd roth und blau angelegt. Mit violett 

sind die Separat Wohnungen abgegrenzt. 

A. Die Fullonica. N. 21 bis 24. 

II. Ansicht des Atriums. 

III. Ansicht der Küche. 

IV. Fussboden-Mosaik. 

V. Gemalte Festtagsscenen der Walkergesellen. 

B. Kleines Haus N. 25 u. 26. 

VI. Wanddecoration auf w^eissem Grunde. 

D. Hauscomplex N. 28 bis 32. 

VII. Venus und Amor angelnd, Wandbild aus N. 28. 

VIII. Genrebild: Zwei Satyrknaben, aus N. 28. 

E. Stabianerstrasse. 

IX. Gipsausguss des Körpers einer Frau. Im Museum zu Pompeji N. 40. 
X. Gipsausguss des Körpers eines Mannes. Im Museum zu Pompeji N. 43 b. 






8 



SPECIELLE LITERATUR. 



Giornale degli Scavi III, p. 103. 142. 145. 167. 170. 172. 173. 255. Tafel IV 

und V. 

Die Bezeichnung der einen Nereide als Europa ist unstatthaft, da letztere auf dem 
Stier, nicht aber auf einem Seestier das Meer durchschwimmt (vgl. Heibig 122-130). Die 
Seitenstücke der zwei Nereiden auf Seepferd und Seestier ähnlich im Museum Abth. XVII. 

Figur neben Jupiter ist wohl (mit Mau) besser als Hermaphrodit, wie als 
Venus anzusehen. 

Die Erklärung des Bildes im Tablinum N. 30 als Aeneas und Polypheni (Sogliano) 
scheint mir glücklicher als die von Mau: Odysseus und Polyphem, da die Haltung des 
Fliehenden ihn wirklich als trepidus und erstaunt characterisirt. Würde nicht aucTi die 
mehr realistische Ausführung einiger Figuren für eine Scene nach dem Virgil sprechen, 
wenn man vergleicht, was Heibig, Untersuchungen p. 89 darüber schreibt? 

Notizie degli Scavi 1876. p. 45. 195. 

BuUettino deir InstitutO 1876, p. 23. 44. 63. 242. Mau nimmt die Hausnummern 
23 bis 26 zusammen. Nach der ursprünglichen Anlage mochten sie wohl ein Haus bilden, 
schliesslich gehörten aber 23 und 24 dem fuUo N. 22, wie man an dem schwarz gemalten 
Sockel der Aussenwand erkennt. — N. 32 war, als Mau über 28 bis 31 schrieb, noch nicht 
ausgegraben. 

Annali deir Institute 1875, p. 273. 326. Tafel O. 

Fiorelli, Guida, p. 53. Fiorelli zieht es vor, den Namen des fuUo nach einem ge- 
fundenen Siegel zu bestimmen, als ihn durch das dipinto: Primus Fullo einfach ge- 
geben sein zu lassen. 

Auf Seite 89 gibt Fiorelli unrichtig an , der in Gips geformte Körper des Mannes 
(N. 43) sei in der via nona gefunden, statt im Cardo. 

Schöner, p. 104. 159. Es ist eine Verwechslung, den am 23. April 1875 gefun- 
denen Mann (N. 43) für einen Neger zu halten; im Glaskasten N. 37 liegt der Neger. 









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ABTHEILUNG V. 



REGIO VI. INSULA XIV, N. 1-17. 33-44. 



DECUMANUS MAJOR-NOLANERSTRASSE. 

VIA NONA. 



DIE SÜD- UND WESTSEITE 



DER XIV. INSULA. 



AUSGEGRABEN 1834. 1845—46. 1874—77. 









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Die Süd- und Westseite 



der XIV. Insula. 



A. Die Westseite. 



N. 33 bis 43. 



Im Norden unserer XIVten Insula sehen wir auf dem Plane (Tafel I) die aus vulkanischer 
Asche und Bimssteinen (Rapilli) bestehenden Hügel gezeichnet, welche die nächste, bis 
zur Stadtmauer am Vesuvthor sich hinziehende Insula noch bedecken. Die beiden Häuser, 
welche ihren Eingang von der nördlichen Nebenstrasse hatten, sind gegenwärtig nur von 
Osten und Westen her zugänglich. Das eine derselben, N. 32, eine Bäckerei, stand schon 
ursprünglich mit dem Hause N. 30 auf der Ostseite in Verbindung, und ist deshalb in 
der IVten Abtheilung p. 6 bereits beschrieben worden. 

^ 33 ist ebenfalls eine Bäckerei, die aber vielleicht nicht in vollem Betriebe war, 
da man nur Postamente für Mühlen [d) fand , die Mühlsteine selbst aber nicht. Bei c 
sind grosse flache Schüsseln, die zum Bereiten des Teiges dienten, in steinerne Un- 
terpfdler eingemauert. Der Backofen (^) ist mit weitem Gewölbe aus Ziegelsteinen auf- 
geführt. Ein grosser Raum (/) endlich ist die Backstube (panificium), mit verschiedenen 
gemauerten Postamenten, über welche Tischplatten gelegt werden konnten. 

Diese Werkstätte steht mit der einfachen Wohnung des Bäckers {N. 34) in 
Verbindung. 

Wir wollen nun einen Augenblick in die Schenke an der Strassenecke treten 
{N. 35 und 36). Bei a ist, der Ladentisch mit 2 eingemauerten grossen Amphoren, 
aus denen die beiden Weinsorten, welche man hier haben konnte, geschöpft wurden. Aber 
auch warmes Getränk wurde, verabreicht; bei b ist der Heerd mit eingemauertem 
Zinkkessel, aus welchem eine Röhre durch die Wand führt, so dass die Kellnerin 
bequem in der vorderen Stube den Punsch aus einem Hahne fliessen lassen konnte. Ich 
glaube,* dass die alten Pompejaner meistens nur im Vorübergehen ein Gläschen, tranken, 
weil die Schenken an Kreuzwegen liegen und durchweg recht eng sind ; auch stehen die 
Ladentische ofifen an der Strasse. Aber es kam auch vor, dass sitzende Gäste sich in den 
Hinterstübchen aufhielten, und solche Bilder des Kneipenlebens hat man in diesem 
Local an der Wand bei c gefunden. Wir geben dieselben auf Tafel VI und VII wieder. 



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1 1 



I. 



Das erste Bild stellt einen Mann und eine Frau dar, welche sich küssen; die 
Inschrift darüber heisst etwa: 

NOLO Ich will nicht 

CUM MURTAL mit Murtal 

und scheint ein Widerstreben der einen oder anderen Person anzudeuten. 

Auf dem zweiten Bilde sehen wir zwei sitzende Frauen, denen die Kellne- 
rin einen Krug Wein und einiGlas bringt. Aber beide machen eine abwehrende Bewegung; 
die eine fragt: 

HOC 

„ was, dies soll für mich sein? " Die andere erklärt entschieden; 

NON 
MIA EST 

„ Das ist nicht für mich!" Doch die Kellnerin entgegnet: 

QUI VOL. 

SUMAT. 

OCEANE 

VENI. BIBE. 

„ wer es bestellt hat, muss es auch nehmen; Oceane. komm, trinke''. 

Die beiden Bilder auf Tafel VII führen zwei zusammengehörende Scenen vor. 
Zuerst sitzen zwei Kneipbrüder beim Würfelspiel. Der eine meint gewonnen zu haben, 
und ruft: 

EXSI „ ich bin aus! " 

Der andere aber zeigt auf die Würfel und entgegnet: 

NON „ Nicht 

TRIA. DUAS. drei, zwei 

EST sind' s! " 

Jetzt springen sie auf und gerathen thätlich aneinander. Der erste ruft grimmig: 

NON II „ Nicht zwei 

A ME für mich, 

TRIA sondern drei. 

EGO ich 

FUI bin aus gewesen! " 

Aber sein Gegner gibt ihm eine derbe Antwort: 

ORTE. FELLATOR „ Elender Spitzbube, 
EGO FUI. ich bin aus gewesen! " 

Nun kommt der Wirth hinzu, spricht: 

ITIS „ geht 

FORAS hinaus 

RIXSATIS zum Streiten" 

und wirft sie hinaus. 



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So sehr man einst nur die Schönheit der Kunst in Pompeji bewunderte, so interessant 
sind solche Überlieferungen aus dem täglichen Leben dieses alten Volkes, welche man 
neuerdings aufmerksam beachtet. Über die Ausführung derartiger realistischer Malereien 
haben wir in Abtheilung IV, pag. 4 gesprochen. 

N. 37 ist ein kleines Wohnhaus. Die Wände zeigen Brandflecken, und ebenso 
fand man grosse Klumpen zusammengeshmolzenen Eisens und anderer Materien, ein 
Zeichen, dass dieses Haus vom Feuer zerstört worden ist. Vielfach ist die Meinung 
verbreitet, dass ganz Pompeji durch Feuer untergegangen sei ; aber im Ganzen sind Brand- 
spuren nur selten, und die Verkohlung des Holzwerkes ist vielmehr aus der combinirten 
Einwirkung von Feuchtigkeit und Druck und dadurch erzeugter Wärme zu erklären. Wie 
würden sonst z. B. die in Abtheilung I beschriebenen Täfelchen, welche vollständige Holz- 
kohlen- oder Braunkohlen-Structur zeigen, noch die Spuren der feinen in das Wachs ein- 
gegrabenen Schrift und Reste zerflossenen Wachses haben bewahren können? 

Bei a auf unserem Plane konnte die Dicke einer ehemaligen Holzthüre mit Gips 
ausgegossen werden, wie man es im Localmuseum zu Pompeji sehen kann. 

Wir haben auf Tafel III eine in die weisse Wand des Atriums (bei S) eingekratzte 
Inschrift copirt, die folgen dermaassen zu lesen ist: 

CHADIUS VENTRIO „Chadius Ventrio* 

EQUES NATUS ROMANUS INTER römischer Ritter geboren zwischen 

BETA ET BRASSICA. Kohl und Rüben." 

Es soll dies wohl ein blosser Witz sein, ohne dass der Schreiber das Verdienst 
desjenigen, der sich vom Landmann zu angesehener Stellung emporgeschwungen hatte, 
hätte schmälern wollen. 

Wir gelangen nun durch den Eingang N. 38 in ein vornehmeres Haus. Es 
gehörte wohl einem Geschäftsmann, da an der Aussen wand neben derThür ein Merkur 
roh gemalt ist, welcher in einer Hand den caduceus, in der anderen eine Börse trägt, 
also recht als „Gott der Spitzbuben und Kaufleute'' characterisirt ist. 

Zwei kleine Schlafzimmer links und rechts {a und b) sind im Stil der ersten 
Epoche decorirt (vgl. Pr. Wanddec. p. 11); das erstere hat ein Fensterchen nach der 
Strasse mit noch erhaltenem Eisengitter. In dem grösseren Schlafzimmer {c) ist 
ein gut erhaltenes Wandbild bemerkenswerth , welches einen musikalischen Wett- 
streit darstellt (vgl. H. 1378. 78\ 79). 

Die Wände des Tablinums waren anmuthig im II. Stil bemalt (vgl. Pr. a. a. O. 
p. 14); zwei Medaillonbilder inmitten der Wandfelder, welche die Büste der Psyche 
mit Flügeln an den Schultern zeigten, sind jetzt ziemlich zerstört. Dagegen ist im an- 
stossenden Triclinium {h) ein Bild noch wohl zu sehen, auf welchem Theseus von 
Ariadne den Knaul erhält, und welches dadurch interessant ist, dass es zum dritten 
Mal in Pompeji vorkommt, während die verlassene Ariadne sich dutzendweise wiederholt. 
Vgl. H. 121 1. 12. Pr. Tafel X; St. Tafel VI. 

Unser Haus hat ein recht stattliches Peristylium, |in dessen Ostseite der Be- 
sitzer, als ihm seine Wohnräume nicht mehr ausreichten, ein hübsches Gesellschaftszim- 
mer {k) und zwei kleinere Stuben (/, /) hineinbaute. 

Bei m ist die Küche, bei n eine Vorrathskammer. 

Die folgenden drei Häuser sind von späterer Bauart, und eng zwischen die alten 
Patrizierhäuser N. 38, N. 43 und 20 eingezwängt. 



Neben der Thtir von N. 39 ist an der Aussen wand ein Stück des gelb gemalten 
Sockels erhalten, welches ganz mit Kritzeleien bedeckt ist. Unsere Tafel III gibt 
einige derselben wieder. Ein kleiner Schulknabe hat sein ABC eingekratzt, ein grösserer, 
weiter oben, den Hund. Ausserdem liest man vielerlei Namen, unter anderen den einer 
Sklavin : 

MODESTA TERMINALIS. 

Das Haus N. 39 hat ein in Mosaik gearbeitetes Impluvium (^), welches wir auf 
Tafel V abbilden. An dem vorderen Rande liest man die Inschrift: 



LUCRUM GAUDIUM 



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der Gewinn ist meine Freude" 



ähnlich dem 



SALVE LUCRU 



„sei gegrüsst, Gewinn" 



auf der Schwelle des Hauses Reg. VII, Ins. I, n. 47. (Ov. p. 283). Also auch im klassischen 
Alterthum war „Geldgewinn" für Manche die erste Parole. Hinter dem Impluvium stand 
ein Marmortisch auf ganz niedrigen Füssen (fl?), welche aufs vorzüglichste als Greifen, 
gearbeitet sind (vgl. Ov. Tafel zu p. 373). Welche Vorliebe die Bürger Pompeji's für 
Hausgärten hatten, können wir daraus entnehmen, dass auch dieser Hausbesitzer, dem 
der Raum aufs kärglichste zugemessen war, vier Säulen um ein offenes Plätzchen stellte, 
das er nun viridarium nennen konnte [g). Ein marmornes Becken für einen Springbrun- 
nen steht noch da. Bei h führen einige Stufen zu einem Gesellschaftszimmer (Oecus) 
k hinauf, von dessen Decoration noch eine grosse Figur des Cyparissus (ohne Kopf) 
übriggeblieben ist (vgl. H. 218). Der Fussboden der hinteren Stäbchen / und nt ist einge- 
stürzt. Unter den letzterwähnten 3 Räumen >6, /, nt zieht sich der Keller hin, in welchen 
die Treppe i hinabführt. Die vielen noch dastehenden Krüge lassen vermuthen; dass der 
Besitzer ein Weinhändler war. Im Kellergeschoss ist bei / der Hausaltar mit Bildern 
der Laren und den heiligen Schlangen. 

Auch N. 40 hat ein Atrium ohne Zimmer auf den Seiten. Das Tablinum ist ver- 
hältnissmässig stattlich, mit reicher Decoration in einer abgeleiteten Form Uten Stils 
(vgl. Pr. a. a. O. p. 13). In der Oberwand bemerkt man die Figuren des Bacchus, des 
Apollo und der Ceres. 

Im Peristyl (bei h und g) findet man die auf Tafel III mitgetheilten graffiti: 



QUIIINTUS ROM ANUS VA 
QUINTUS ROMANUS FELIX. 



vale, „sei gegrüsst^' 
„sei glücklich.'' 



Der Quintus Romanus, an den diese Grüsse gerichtet werden, war vielleicht ein Gla- 
diator, wenn man den Gladiatoren-Dreizacken diese Beziehung geben will. 

Das schönste Zimmer dieses Hauses ist das grosse T r i c 1 i n i u m [t)^ dessen Deco- 
rätion auf schwarzem Grunde, so eigenartig sie ist, auch uns jedenfalls prächtig 
erscheint (Tafel IV). 

Im Garten bei / befindet sich das Lararium mit gemalten Schlangen am Altar. 

Das folgende Haus mit den Nummern 41 und 42 wurde grösstentheils schon vor 30 
Jahren ausgegraben und damals nach der Kaiserin von Russland benannt. 

Die Anlage ist ähnlich derjenigen der zuletzt beschriebenen Häuser. Hinter dem 
Tablinum liegt ein ziemlich weiter Hof (/) während das Gärtchen (h) beschränkt ist. 



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Mit der Küche: {d) communicirt das Nebenhaus, welches einen besonderen Eingang von 
der Strasse {N. 41) hat. 

B^i N. 43 treten wir in das stattlichste Haus dieser kleinen Strasse. 

Das Atrium ist ausserordentlich geräumig. Hinter dem Impluvium {d) befindet 
sich eine kleine Brunnennische [b)) der Marmortisch {c) ruht auf 4 aus Porphyr 
gearbeiteten Thierfuss-Pilastern. Von den graffiti an den Wänden des Atriums möge 
hier folgendes dem Ovid (Amor. III, 11. 35) entnommene Distichon angeführt werden: 

CANDIDA ME DOCUIT NIGRAS 

ODISSE. PUELLAS. ODERO. SE.POTERO. SE NON INVITUS 
AMABQ. 

Schwarze Mädchen zu hassen hat mich die weisse gelehret; 

Kann ich's, so hasse ich sie ; wenn nicht, so lieb' ich doch schwarze. 

Links vom Tablinum ist der Durchgang (fauces) (/), welcher bei d nur eine enge 
und niedrige Öffnung zeigt, über welcher die Wand als blindeThür in Stuck geformt 
ist. Wir haben hier ein interessantes Modell pompejanischer Schreinerarbeit, die wir im 
übrigen nur aus den Gipsabgüssen im Localmuseum kennen lernen. 

Das Peristylium und der Garten entsprechen ganz dem Reichthum, mit welchem 
diese Wohnung angelegt war. Wir haben auf der Tafel II den reizenden Mosaikbrunnen 
abgebildet, welcher bei / vor der Gartenwand steht. Diese Brunnennischen, von denen in 
Pompeji 5 oder 6 vorkommen, sind in der Weise hergestellt, dass man die Mosaiksteinchen 
und Muscheln in den nassen Kalk des Aufbaues eindrückte. In dem Halbrund steht ein 
kleiner Pfeiler, aus. welchem der Wasserstrahl hervorquoll. Das Wasser floss dann in 
das mitten im Garten befindliche Marmorbassin m ab. 

Von der Decoration dieses Hauses ist wenig erhalten, da dasselbe schon in früherer 
Zeit ausgegraben wurde. 

B. Die Südseite. 

N. 44. N. I bis 17. 

Die Nolanerstrasse (Decumanus major), eine der vier Hauptstrassen Pompeji's, 
durchschneidet die Stadt von Westen nach Osten und ist bis jetzt noch die einzige unter 
diesen, welche in ihrer ganzen Länge ausgegraben freiliegt. 

Auf unserem Plane (Tafel I) haben wir mit blau die Schrittsteine angezeichnet, 
welche in so practischer Weise das Übertreten von einem der hohen Trottoirs zum an- 
deren erleichterten, und zwischen denen die Radspuren des Fuhrwerks durchlaufen. Das 
Pflaster ist freilich hier, wie grösstentheils in Pompeji, in einem so schlechten Zustande, 
wie es heutzutage auch in ganz vernachläffigten kleinen Städten kaum zu finden sein 
dürfte. 

Die Frontseite der XIVten Insula an dieser Strasse wurde bereits in früheren 
Jahren ausgegraben, und sind die Häuser daher kaum mehr als kahle Ruinen. An der 
Ecke N. I und 44 war eine Schenke. Darnach folgen eine kleine Wohnung (iV[ 2) 
und eine ganze Reihe von Läd6n, zwischen denen wir die Eingänge zu zwei besse- 



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ren Häusern finden. Im Atrium von N. 5. berichtet eine eingekritzelte Inschrift 
(graffito) : 

L. NONIO ASPRENATE 

A. PLOTIO COS ASSELLUS NATUS 
PRIDIE NONAS. CAPRATINAS. 

die Geburt eines Eselchens am 6. Juli 29 nach Chr. 

N. 12 ist ein altes Patrizierhaus. 

Die Mauerpfeiler des Eingangs sind aus Quadersteinen und tragen korinthi- 
sche Capital e. Hinter dem Atrium liegt kein Tablinum, sondern man tritt sogleich 
in eine von 2 Säulen getragene Halle, an welcher das schmale Gärtchen (viridarium) 
sich hinzieht. Der mit h bezeichnete Raum ist die Küche. 

Dem Besitzer dieses Hauses gehörten auch die Lad en bis zur Strassenecke. Von dem 
mit M ij bezeichneten läuft ein schmaler Porticus hin, ganz gemacht für diejenigen, 
welche das Vorbeipassiren der Leute an diesem Kreuzwege auch bei Sonnenhitze und 
Regenwetter zu beobachten liebten. 

Wir sind hier auf dem kleinen öffentlichen Platz angelangt, von welchem un- 
sere Beschreibung der Ostseite dieser Insula in der Illten Abth. p. i ausging. 



ii 



• • 



ÜBERSICHT DER TAFELN. 



I. Plan. Die einzelnen Häuser sind durch abwechselnde Farben bezeichnet, und 

schmale Streifen grenzen die separirten Räume ab. 

IL Mosaikbrunnen aus N. 43. 
IIL Graffiti aus N. 37. 39. 40. 

IV. Schwarze Wanddecoration aus N. 40. 

V. Impluvium in Mosaik. 
VI 1 

^yy'i WirthshauSSCenen aus N. 35. 36. Jetzt im Museum zu Neapel. 



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SPECIELLE LITERATUR. 



Notizie degli scavi 1876 p. 62. 77. 94. 103. 145. 192; 1877 p. 62. 95. 117. 128. 

1876 Tafel VI. 

Auf den Wirthshausscenen des Hauses N. 35-36 sind jetzt die Inschriften ziem- 
lich unleserlich geworden, sodass ich dieselben nach Fiorelli's Abbildung restaurirt habe. 
Aus dem gleichen Grunde habe ich mich auch wörtlich an Fiorelli's Erklärung gehalten, 
obgleich manche Einzelheiten nach den Resten der Schriftzüge, wie man sie jetzt noch 
erkennt, nicht zutreffend zu sein scheinen. 

Der eingemauerte Kessel in N. 35 soll nach Fiorelli (ebenso wie derjenige Reg. V. 
Ins. I, N. 13) aus Blei bestehen. Reines Blei ist nun das Material keineswegs, eher eine 
Mischung von Blei mit einem härteren Metall. Mir scheinen die Kessel aus Zink zu sein. 

Im graffito aus N.40 bringt man freilich aus den dastehenden Schriftzügen ein VA 
nicht heraus ; ich bin aber auch hierin Fiorelli gefolgt, um überhaupt nur eine Erklärung 
des graffito geben zu können. 

Fiorelli, Descrizione, p. 426. 

Schoener, p. 155. 

O verbeck, p. 435. 

Heibig, Wandgemälde, p. 472, XIV. 



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ABTHEILUNG VI. 



REGIO VI. INSULA XIII, N. 1-21 



DECUMANUS MAJOR -NOLANERSTRASSE, 

VIA PRIMA, OCTAVA, NONA. 



DIE XIII. INSULA 



AUSGEGRABEN 1837. 1874—77. 



Die XIIL Insula. 

Diese Insula hat durch das Erdbeben sehr gelitten, weshalb besonders von Wandma- 
lereien nur wenig übrig geblieben ist. 

A. Die Südseite. 

N. 20. 21. N. I bis 9. 

> 
Man entdeckte diese Häuser bereits in früheren Jahren, .warf aber manche Räume 

wieder mit Erde zu, so dass neue Ausgrabungsarbeiten nöthig geworden sind. 

N. 20. 21. -A^ I bis 4. 

Der Eingang dieser Patrizierwohnung ist mit -M 2 bezeichnet. Um dasAtrium 
herum finden wir nichts Bemerkenswerthes mehr ; wir treten deshalb in den hinteren Theil 
des Hauses, der fich um ein von 8 Säulen gebildetes Peristylium gruppirt. Es entspricht 
dies der Normalanlage reicher pompejanischer Häuser. Zu beiden Seiten sind Wohn- und 
Schlafzimmer; im Hintergrunde öffnet [sich weit ein Gesellschaftszimmer (exedra) 
(/), dessen Decoration wenigstens im ganzen noch erkennbar ist ; doch wollen wir von 
einer Beschreibung der Reste einzelner Bilder absehen. 

Das interessanteste dieses Hauses ist des Lararium in der Ecke des Peristyliums 
bei e^ welches wir auf Tafel 11 abgebildet haben. Es ist freilich nur der Unterbau erhalten ; 
auf demselben erhob sich ehemals ein kleines Tempelchen mit einer Säule an der vor- 
deren Ecke. An den Seiten wänden sind die Hausgötter oder Laren gemalt. D i e S c h 1 a n- 
gen und der kleine Altar am Postament sind in Relief aus Stuck geformt. Den ersteren 
hat unser Zeichner die Vergoldung der Köpfe wiederhergestellt, von welcher man an Ort 
und Stelle noch Spuren bemerkt. 

Haus des M. Terentius Eudoxus. 

N. 5 bis 9. 

Die Anlage der Wohnung, in welche wir bei N. 6 eintreten, ist der oben beschriebe- 
nen ganz ähnlich. In einem Schlafzimmer rechts vom Atrium finden wir bei a ein 
ziemlich gut erhaltenes Wandbild, welches Venus undAdonis darstellt, ein Gegenstand, 
der häufig von den Malern in Pompeji behandelt wurde, vgl. H. 331. Von den zahlreichen 
Bildern in den anderen Räumen des Hauses hat man einen Theil jetzt im Museum zu 
Neapel zu suchen; ein anderer Theil ist dem Untergange anheimgefallen. 



_-ii 



Der Hausherr, Marcus Terentius Eudoxus, zeichnet sich durch seine Lie- 
benswürdigkeit gegen die Schmarotzer Pompeji' s aus, von denen einer auch seinen Ruhm 
für die Nachwelt ve rewigt hat. Dieser schrieb nämlich in einem Schlafzimmer, wo er be- 
herbergt wurde, folgendes graffito (bei b) in die Wand, welches unsere Tafel III wie- 
dergibt: 

SEMPER M. TERENTIUS EUDOXSUS 
UNUS SUPSTENET AMICOS ET TENET 
ET TUTAT SUPSTENET OMNE MODU. 

„Immer ist M. Terentius Eudoxus der einzige, der seinen Freunden zu essen gibt, 
sie bei sich behält, sie beschützt und in jeder Weise unterstützt." 

Im Alterthum war demnach die Schmarotzerzunft Avenigstens aufrichtig und dankbar. 

N. 8 und 9 bezeichnen Thüren desselben Hauses in der Nebenstrasse, in welche wir 
jetzt einbiegen. 

B. Die Ostseite. 

N. lo bis 17. 

An der Strassenecke steht ein Brunnen, an dessen Pfeiler wir einen Stierkopf be- 
merken. Diese Bilder dienten wohl einestheils zur Verzierungr der Brunnenröhren, ande- 
rentheils benannte man vielleicht nach ihnen den Brunnen und die Strassenecke, wie es 
auch neuerdings wieder in Pompeji populär ist. 

N, 10 bis 12. 

Das erste Haus dieser Strasse. N. 10 und 11, ist so unbedeutend, dass es keinen 
Besuch verdient. 

N. 12 ist der hintere Ausgang eines Hauses auf der Westseite. 

N. 13. 14. 15. 18. 

Ein geräumiges Patrizier haus erstreckt sich quer durch die Insula und hat seinen 
hinteren Ausgang bei N. 18. Die Schwelle des Eingangs N. 13 in buntem Mosaik 
(bei ci) finden wir auf unserer Tafel IV wieder. In gleichem Stil ist der Fussboden des 
oecus oder Wohnzimmers {c) mosaicirt, wie man auf derselben Tafel sieht. Das breite 
Peristyl läuft an cannelirten Säulen aus Stein hin, die aber einst doch mit Stuck 
bekleidet waren. Es sei darauf hingewiesen, dass der grösste Theil der Säulen in Pom- 
peji, nach der Bauart jüngster Epoche, aus Ziegelsteinen aufgeführt ist, und der Stuck 
das Aussehen von Marmorsäulen nachahmte. 

Im Garten ist ein Marmor tisch mit schön gearbeiteten Füssen aufgestellt (bei y)^ 
Tafel V. An der Hinterwand finden wir bei ^ eine kleine La renn is che. Die Küchen 
ist noch zum Theil mit Schutt angefüllt. 

N. 16. 17. 

Auch diese kleine schmale Wohnung hat eine zweite Thüre auf der Westseite 
der Insula. Zu beiden Seiten der Hausthüre {N. 16) sind Wahlprogramme angemalt 
(dipinti), die in Pompeji so überaus zahlreich sind und von denen wir auf Tafel III eine 



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Probe geben wollten. Dieses zeigt an, dass die Nachbarn (welch gute Nachbarn!) den Ga- 
vius zum Aedilen wählen wollen und alle bitten, auch für ihn zu stimmen. 

GATIUM. AED OVF Gavium Aedilem [oramus vos faciatis] 

ViciNi ROG vicini rogant 

Das Haus gehörte einem Weinhändler, der auf dieser Seite wohnte, und an der 
anderen Strasse (bei A^ 17) eine Schenke hielt. Man fand eine grosse Anzahl Wein- 
krüge (Amphoren) in seinem Garten (^), welche durch ihre griechischen Inschriften 
interessant sind und die gegenwärtig in dem grossen Magazin von Krügen (in den. öf- 
fentlichen Bädern beim Forum) aufgestapelt sind. Die Namen sollen wohl den Wein pro- 
ducenten andeuten, wie man heutzutage sagt: Marsala Florio, oder Champagne Moet. 

Wir haben zwei dieser Weinkrüge mit den antiken Etiketten auf Tafel III ab- 
gebildet. 

C. Die Nordseite. 

Hauseingänge sind an dieser Strasse nicht. Äusserst intersssant ist aber hier* die 
Wasserleitung, von welcher ein ganzes System weitverzweigter Bleiröhren aufge- 
deckt ist (an der Mauer bei a, ö). Auf unserer Tafel VI haben wir die Stelle b gezeichnet. 
Bei c auf dem Plane befindet sich der grosse massive Pfeiler (castellum aqüarium), von 
dessen Höhe die Röhren herabliefen, so dass ein kräftiger Druck das Wasser in die 
Häuser vertheilte. 



D. Die Westseite. 

Diese Strasse, von Fiorelli als Via octava bezeichnet, war für Fuhrwerk durch einen 
Steinpfeiler mitten zwischen den Schrittsteinen an der Hauptstrasse gesperrt. Am Nord- 
ende ist ein Brunnen in der Strasse selbst angelegt. 

Nur ein einziges hat seinen Haupteingang an dieser Seite der Insula. 

Haus des Sextus Pompejus Axiochus. 

N. 19. 12. 

Den Besitzer haben wir bereits in der Isten Abtheilung, pag. 5 als denjenigen 
kennen gelernt, welcher für Frau Pullia Lampuris eine Quittung ausstellte. Sein Haus hat 
man an dem hier gefundenen Siegel mit den Namen 

POMPEI 

AXIOCHI 
erkannt. 

Neben der Hausthüre ist an der Aussenwand eine kleine Fläche Stuck erhalten ge- 
blieben, auf welcher man zahlreiche graffiti liest. Wir haben auf Tafel VII eins der- 
selben copirt, ein Distichon des Propertius (II, 5. 9-10). 

NUNC EST IRA REGENS NUNC EST DISC(EDERE) TEM(PUS) 
SI DOLOR AFUERIT CREDE REDIBI(T AMOR). 

Jetzt ist heftig der Zorn, jetzt ist es Zeit sich zu trennen; 

Ist der Schmerz erst gestillt, glaub mir, die Lieb' kehrt zurück. 



I 






Ein erzürnter Liebhaber hat die erste Zeile angeschrieben, und eineandereHand 
die tröstenden Worte hinzugefügt. 

In einem geräumigen Schlafzimmer links vom Atrium ist von den 3 Wandge- 
mälden nur eins (bei b) gut erhalten, welches die Scene vorführt, wie Perseus die An- 
dromeda befreit; vgl. H. 11 83- 1203. 

Am Diu'chgang (fauces) liegt dann ein anderes Zimmer, von dessen weisser Wand 
(bei e) wir auf Tafel VII folgenden hübschen Gruss an ein Mädchen copirt haben: 

VA(LE) MODESTA VA(LE). VALEAS UBICUMQ(U)E (E)S. 

„Sei gegrüsst, Modesta, sei gegrüsst; 
Möge es dir wohl gehen, wo du auch bist." 

Durch die fauces gelangt man in die Küche k mit daranstossender gewölbter Vor- 
rathskammer m\ aus einem anderen Räume führt ein Ausgang N. 12 in die öst- 
liche Strasse der Insula. 

Besonders merkwürdig ist an diesem Hause die G a r t e n w a n d (e), in welcher in be- 
deutender Höhe eine Reihe Larennischen angebracht sind. Man fand hier einige Sta- 
tuetten von Laren, ausserdem zeigen mehrere der Nischen Reste von gemalten La- 
renfiguren. 



/ 



ÜBERSICHT DER TAFELN. 



I. Plan. Die Häuser sind mit abwechselnden Farben bezeichnet 

IL Lararium aus N. 2. 

IIL Graffiti und Dipinti aus N. 6. 16. 17. 

IV. Fussboden in buntem Mosaik aus N. 13. 

Y. Marmortisch aus N. 13. 

VI. Wasserleitung an der Nordseite der Insula. 

VII. Graffiti aus N- 19. 



SPECIELLE LITERATUR. 



Notizie degli Scavi 1876 p. 45. 59. 78. 93. 94. 103. 147. 

Das Graffito auf unserer Tafel VII zeigt die Contraction QES , nicht wie FiorelU mit 
sie bekräftigt; QE ES. Alle Worte folgen in einer Linie, welche wir theilen mussten. 

Bei einem Dipinto in der Via Prima gehört LIBERALIS nicht zu APPULEIUM, son- 
dern zu einem vorher dort empfohlenen Candidaten , dessen Name mit jenem übermalt 
wurde. Farbe und Form der Buchstaben beweisen es. 

Fiorelli, Descrizione, p. 422—26. 

Auf Seite 426 ist statt der Nummer 9 zu schreiben; 10 und 11. 

Fiorelli Guida, p- 50- 52- 

Schoener, p. 154- 155- 

Zahn, II, 86 gibt die Umrisszeichnung einer Wanddecoration aus N. 2. 

Heibig, Wandgemälde, p. 471, XIII. 

Druckfehler. 

In dem graffito Nunc est fehlt das T von tempus. Die letzten Buchstaben der Verse 
sind nicht erhalten, weil hier der Stuck abgebröckelt ist. 



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ABTHEILUNG VII. 



REGIO IX, INSULA V, N, 1-10. 17-22. 



DECUMANUS MAJOR-NOLANERSTRASSE. 

VIA PRIMA. QUARTA. 



WESTLICHE HAUSER 

DER V. INSULA. 



AUSGEGRABEN 1877 — 1878 



A. Allgemeines über die V. Insula. 

Der Plan dieser Insula ist durch mannigfaltige Umbauten in verschiedenen Bau- 
perioden so gestaltet worden, wie ihn Tafel I zeigt. Ursprünglich war das Areal wohl 
in zwei gleiche Bauplätze, einen westlichen und einen östlichen getheilt; von den ältesten 
Bauten aus Hausteinen aber sind nur wenige Spuren geblieben. Durch die Colonisirung 
Sulla*s {im Jahre 8i v. Chr.), welche den Veteranen ein Drittheil des Areals von Pompeji 
zutheilte, wurden Neubauten veranlasst, welche an den Eckpfeilern aus ziegelsteinförmig zu- 
geschnittenen Kalksteinen zu erkennen sind. Später traten noch viele Veränderungen ein; 
besonders nach dem Erdbeben von 63 n. Chr. machten sich umfassende Reparaturen nöthig. 
Diese späteren Constructionen sind entweder aus Ziegelsteinen allein, oder aus solchen mit 
Tuffsteinen von gleicher Form abwechselnd, aufgeführt. 

Wanddecorationen im Stil der ersten Epoche (Fr. p. 11) sind nur in spärlichen 
Resten vertreten; aus der zweiten Stilepoche (Pr. p. 13) finden wir eine kleine Anzahl von 
Zimmern mit grossen, zum Theil sehr schönen Bildern; die meisten Räume sind im 3ten 
(oder 4ten) Stil decorirt, mit kleinen Bildern, von denen viele geringen Kunstwerth haben. 

Die vorderen Räume der Häuser AT. i bis 12 sind, wie die ganze Nolanerstrasse, 
schon seit vielen Jahren freigelegt, und folglich die Malereien hier fast ganz der Zerstörung 
anheimgefallen. 

Die Insula setzt sich aus sechs mittleren bürgerlichen Wohnhäusern, mit 
wenigen Geschäftslocalen , zusammen; dazu kommt als siebentes Haus eine kleine Bäckerei. 

B. Das Haus mit den Skeletten. 

N. j. 2. 3. 22. 

In dem Eckhause wohnte ein Bürger, der in zwei Läden an der Strasse {JV. i u. 3) 
von seinen Sklaven Geschäfte betreiben Hess. Er war ein bemittelter Mann; das bezeugen 
der gefundene Hausrath und die Decoration der Zimmer mit mehreren vorzüglichen Gemäl- 
den. — Bei der 1 800jährigen Erinnerungsfeier der Verschüttung Pompeji's wurden in diesem 
Hause acht Skelette ausgegraben; zwei andere hatte man schon vorher gefunden. Welch' 
merkwürdige Thatsache! während die grosse Mehrzahl der Bevölkerung sich so leicht retten 
konnte, waren hier in einem einzigen Hause, und zwar gleich zu Anfang der Katastrophe, 
zehn Personen umgekommen. War die Familie des Hausherrn so zahlreich? oder waren 
zufällig, auch andere Leute bei ihm anwesend? — Der Schreck muss furchtbar gewesen sein, 
da sich in ein kleines Schlafzimmer 4 Menschen, in ein anderes 3 geflüchtet hatten. 

In der Anlage des Hauses ist ein grösserer Raum hinter dem. Tablinum eigen- 
thümlich. Hier stand wohl ein Schrank; man fand von dessen Inhalt Gefässe aus Bronze, 
Glas und Terracotta, 2 Lämpchen und 2 Würfel. Bei A ist die mit einem Marmordeckel 
geschlossene Öffnung des Brunnens. Ein Hunde haus, {i) ist in der Ecke aus Ziegel- 
platten hergestellt. 



J! 



Auf das Peristylium öffnet sich das prächtigste Zimmer dieses Hauses (j, i^u). An 
Hausrath barg es zwei Vasen und zwei Candelaber von Bronze, mit eingelegter Silberarbeit. 
Drei grosse Bilder aus der Geschichte des Achilles schmücken die Wände. Vorzügliche 
Composition, meisterhafte Ausführung und vollständige Erhaltung ist an dem mittleren 
zu rühmen; es stellt die Scene dar, wie Achilles von Odysseus und Diomedes unter den 
Töchtern des Lykomedes erkannt wird. — Rechts (bei /) ist Thetis in der Schmiede 
des Vulcan dargestellt, welcher ihr die Waffen des Achilles zeigt. Mit Bewunderung 
blickt Thetis auf den Schild ; eine geflügelte typische Figur, die mit dem Stab auf denselben 
hinzeigt, will uns zu gleicher Betrachtung anregen. Auf Tafel II erkennt man, dass der 
obere Theil des Bildes sehr gelitten hat. — Gegenüber (bei u) ist, noch weniger gut er- 
halten, das Gemälde, auf welchem Thetis, von einem Seekentauren getragen, ihrem Sohne 
die Waffen überbringt. 

Viele und mannigfaltige Ge fasse von Glas wurden in diesem Hause gefunden, 
darunter ein Becher mit Relieffiguren. In der Geräthkammer / sehen wir auch ein rundes, 
wohl erhaltenes Glasfenster (vgl. Abth. I, p. 4). 

C. Eine kleine Bäckerei. 

N. 4. 

Wir treten in ein ärmliches Handwerkerhaus. Im vorderen Räume wurde das Brod 
verkauft, dann kommt die Mühle, wo noch die 4 Mühlsteine [a) zum Handbetrieb stehen. 
Die Räume d und e sind die Backstuben; flache Thonschalen (auch bei b und c) dienen 
zum Bereiten des Teiges, ein niedriger Pfeiler als Fuss fiir einen Tisch. Durch eine 
Öffnung in der Wand bei g wurde das Brod nach dem Backofen [h) hinüber gereicht. 
Bei / war ein zweiter, jetzt zerstörter Backofen. Endlich im letzten Räume [k) wurde das 
gebackene Brod auf Tische gelegt. 

Alle Räume sind ohne irgend welche Decoration. Die Wohnung war wohl im Ober- 
geschoss, zu dem bei f die Treppe gewesen sein mag. 



D. Das schmale Haus- 

N. 5. 6. 7. 17. 

Dies ist ein Privathaus von eigenthüml icher, langgestreckter Anlage. Es enthält bei 
ziemlich reicher Decoration v i e 1 e B i 1 d e r , die besonders mythologische Scenen darstellen, 
jedoch ohne besonderen künstlerischen Werth sind. 

Die Läden N. 5 und 7, mit Treppen zu den Oberstübchen, waren separat ver- 
miethet. Das Tablinum ist in ganz besonderer Weise mit einem umlaufenden Corridor 
[h) gebaut, der bei g von der steinernen Treppe unterbrochen wird; der Raum unter 
derselben gehört zu einer Geräthkammer [t). Die Wände des Tablinums sind im 3ten 
Stil decorirt (Pr. p. 14), und sehr gut erhalten. Zwei mythologische Bilder schmücken die 
rothen Mittelfelder, hübsche Amoretten die gelben Seitenfelder; mannigfaltige decorative 
Figuren stehen in der weissen Oberwand. 

In dem unbedeckten Corridor k^ welcher zum Garten fuhrt, wurden vier Marmor- 
büsten gefunden, die einst an den Wänden aufgestellt waren. Es sind Porträts von 



sehr guter Arbeit. — An diesem Corridor liegen die Küche (^), Geräthkammern und 
Sklavenzimmer. 

Am Eingange in den Garten steht bei r ein steinernes Bassin, in welches die 
Röhre der Wasserleitung hineinführt; man hatte da das Wasser bequem zum Küchen- 
gebrauch und zum Begiessen der Blumen. 

Das Haus hat einen Ausgang, N. 17, in die südliche Nebenstrasse. Hier ist ein 
Stall für Esel (ee;) mit gemauerter Krippe, sowie ein Raum mit Oberstübchen für die 
Sklaven (z/). 

E. Das Haus mit den Nilbildern. 

N. 8. 9. 10. 

Der Geschäftsmann, welcher dieses Haus baute, wies seinen zwei Läden [N, 8 und 10) 
erheblichen Raum an; vom Atrium aus konnte er durch Fenster den Betrieb überwachen. — 
Das Impluvium zeichnet sich durch einen schönen Ornamentrand aus, der in weiss 
und schwarzem Mosaik ausgeführt ist (Tafel V). In der Ala e traten bei der Ausgrabung 
auf gelben und rothen Wandfeldern vergoldete Figuren zu Tage, die inzwischen 
freilich durch die Witterung sehr gelitten haben. In der Mitte der hinteren Wand erblicken 
wir Venus, an welcher nicht nur der gesammte Schmuck, sondern auch Stellen des nackten 
Körpers vergoldet waren. Von den 5 Amoretten haben wir auf Tafel III den niedlichsten 
wiedergegeben ; er trägt ein Schmuckkästchen und einen Fächer in Form eines grünen Blattes. 

Aus dem Atrium tritt man direct in das stattliche Peristylium, dessen 5 Säulen 
wie diejenigen auf Tafel II in unserer Uten Abtheilung bemalt sind. Die Wände sind in 
grosse rothe und gelbe Felder getheilt; an der Stelle k befinden sich die 2 interessanten 
Bilder aus dem pompejanischen Volksleben, welche wir auf Tafel VI conservirt 
haben. Eins ist nämlich jetzt fast verschwunden, und auch das andere geht dem Unter- 
gange entgegen. Rechts steht ein Fischer, der sein Netz auswirft ; links auf einer Bank 
ein Stuckarbeiter, der mit einem Eisen die Wand glättet. 

An der gleichen Stelle (^) wurde auf dem Boden ein merkwürdiger Fund ge- 
macht; es waren nämlich durch einen bei dem Vesuvausbruche gefahrenen Blitz eine 
Menge kleiner Bimssteine [lapillz) mit einem kleinen Topf und einer Schale aus Thon zu 
einem Klumpen zusammengeschmolzen worden. Die Elektricität hatte aus der Thonerde 
Eisenoxyd- und Aluminiumoxyd-Krystalle hervorgelockt. In dem Topf befanden sich noch 
die Gräten kleiner Fische, die der Koch zu einem Mahl hatte anrichten wollen. 

Die Gartenwände zeigen verschiedene Thierstücke, darunter ein besonders schönes, 
ein Tiger ein Reh zerreissend (vgl. Abth. II, Tafel II). Von speciellem Interesse ist aber 
das kleine Schlafzimmer ^, mit Fenster nach dem Garten hinaus. Die Wände sind 
mit landschaftlichen Darstellungen bedeckt, welche uns eine Nil-Überschwemmung 
vorführen. Alles trägt den spät - ägyptischen Character; man sieht Tempel griechischer 
Art, Landhäuser, Palmen und viele Wasserthiere , wie Enten, Krokodile und ein Nilpferd. 
Belebt wird die Landschaft durch allerlei Pygmäen-Scenen; zwei rudern in einem 
Kahn, andere opfern, noch andere bekämpfen Krokodile. Wir haben auf Tafel IV eine 
solche kleine Scene wiedergegeben; einer von den Zwergen ist auf die Palme geklettert; 
der andere verhöhnt im Fliehen das Krokodil, welches resignirt dreinschaut. 



Noch mehrere Räumlichkeiten sind um das Peristylium gruppirt. / ist das Triclinium, 
m die Küche, o und/ Gesellschaftszimmer. In letzterem ist ein eisernes Fenstergitter 
nach dem Garten des Nachbarhauses hinaus gut erhalten. 

F. Das vom Blitz getroffene Haus. 

N. i8— 21. 

Ganz und gar weicht dieses Privathaus von der regelmässigen Anlage pompejanischer 
Häuser ab. Der Haupteingang ist iV. 18 in der Südstrasse. Es fehlt merkwürdiger- 
weise das Atrium, und wir treten gleich ins Peristylium, in dessen Mitte ein Bassin mit 
Springbrunnen [a] angelegt ist. Zur Linken befinden sich die Prachträume des Hauses. 
In dem Schlafzimmer sind 3 grosse interessante Bilder, von welchen wir Medea auf 
Tafel VII wiedergegeben haben. Dieses Gemälde geht wahrscheinlich auf ein Original 
des Timomachus zurück. Eine ergreifende Composition : die lieblichen Kinder beim Würfel- 
spiel der düster sinnenden Mutter gegenüber; entsetzt erscheint der Pädagogos als Zeuge 
des tragischen Momentes. — Die Exedra ist ein wahrhaft imposanter Saal, weit geöffnet 
gegen das Peristylium und 7 Meter hoch, doppelt so hoch wie die übrigen Räume. Die 
Decoration ist reich im 2ten Stil mit Verwendung des theuren Zinnobers (vgl. Abth. I, 
Taf. V) ausgeführt. Die grossen Wandbilder dieses Raumes, wie des anstossenden Oecus /, 
sind für das Museum in Neapel ausgehoben worden. — Eine andere Gruppe von Wohn- 
zimmern liegt nördlich vom Peristyl; die Wirthschaftsräume aber an einem Corridor, 
der seinen Ausgang. bei iV. 21 in die Seitenstrasse hat. 

Wir haben auf unserem Plane die Verhältnisse des Obergeschosses, wie sie nur 
selten in Pompeji des näheren zu verfolgen sind, durch verschiedene Schraffirungen ange- 
deutet. Es zerfiel in 3 Theile. Aus dem Peristylium führte die Treppe f zu den Ober- 
stuben, welche die Familie des Hausbesitzers selbst inne hatte. Die beiden, erst in späterer 
Zeit nach dem Hausbau angebrachten Treppen N. 19 und 20 bilden die Zugänge zu 
separirten Miethwohnungen. — Die Exedra ist so hoch, dass sie durch beide Stock\verke 
reicht. Ehe das Obergeschoss in 3 Theile zerlegt wurde, musste es in sich eine Verbindung 
haben; wir haben uns also über dem westlichen und östlichen Porticus Gallerien zu denken. 

Noch seien zwei interessante Einzelheiten an diesem Hause erwähnt. In den Treppen- 
raum N. 2Q hat bei dem Vesuvausbruche der Blitz eingeschlagen; eine Bleiröhre ist 
geschmolzen und oxydirt, der Stuck von der Mauer gerissen, der Tuffstein geschmolzen, 
der Travertin calcinirt. 

Neben der Hausthür N. 18 las man bei der Ausgrabung den folgenden mit Kohle 
an die Wand geschriebenen Pentameter; 

Discite dum vivo mors inimica venit. 
»Lernet, so lange der Tod feindlich dem Lebenden droht.« 



1' 



ÜBERSICHT DER TAFELN. 



I. Plan. 

II. Thetis bei Vulcan, aus N. 2. Ohne die Farben des Originals. 

III. Amorino, aus N. 9. 

lY. Krokodil und Zwerge, aus N. 9. 

Y. Mosaikrand des Impluviums, aus N. 9. 

YI. Yolkstypen, aus N. 9. 

YII. Medea, aus N. 18. Ohne die Farben des Originals. 



8 



SPECIELLE LITERATUR. 



Notizie degli Scavi, 1878, p. 41. 145 (über N', i — 3. 22], 

p. 41 (über N'. 4). 
1877? p. 330 (über N. 5—7;. 
Viola, p. 32—34- 

Bull. delP Inst, 1879, p. 22. 185 [AUgem. über Ins. V.. 

p. 24. 48 (über A''. i — 3. 22], 
p. 90. 100 (über A^. 4 — 7). 
Sogliano, Bilderkatalog. Die fehlenden Bilder sind im Bull, deir Inst, nachzusehen. 

Bemerkungen zum Hause N. 8—10. 

Notizie degli Scavi, 1877, p. 274. 
Bull, deir Inst. 1879, p. 129. 
Scacchi, p. 120. 
Ruggiero, p. 28, Tafel V, Fig. 2 und 3. 

a. Zu Bull. A'; 2. 4. Zwei tragische Masken (mit Thyrsus und Bronzegefäss; , und 2 komische 
(mit pedum, 2 tibiae und Weinschlauch). 

b. Zu Bull. A^ 6 und S. 311. Das Kästchen ist j etzt weiss, war aber vergoldet. Ausserdem Fächer 
in Blattform. 

c. S. 689. Die ägyptischen Landschaften sind vollständig und aufs genaueste auf 6 Blättern 
copirt in meiner Sammlung, mit vielen Einzelheiten, die in den Beschreibungen fehlen. 

Bemerkungen zum Hause N. 18—21. 

Notizie degli Scavi, 1878, p. 263. 

Bull, deir Inst. 1880, p. 19. 73. 184. 

Scacchi, p. 117, mit Abbildung. 

Ruggiero, p. 28. Tafel V, Fig. 4 und 5. Tafel VI, Fig. i. 

Ghirardini, Giasone e Pelia. In der ofilciellen Publication : Pompei e la regione sotterrata ecc, p. 151. 

d. Zu S. 396 und Bull. p. 186, A^. 19. Psyche trägt den Pfau (Attribut der Juno) und Eros 
schwingt die Blitze (Attribut des Zeus) . Vgl. Bull. 1879, p. 107, A^. 15. Copie in meiner Sammlung. 

r. Zu Bull. p. 186, A^. 22, Die weibliche Figur ist eine Victoria (grünes Monochrom) , mit Speer 
und Schild, auf welchem die Buchstaben : S C. — 



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Lilh M. IGBich, Ui|iziJ. 



ABTHEILUNG VIIL 



REGIO IX. INSULA V, N. 11-16 



DECUMANUS MAJOR- NOLANERSTRASSE. 

VIA PRIMA, QUINTA. 



ÖSTLICHE HÄUSER 

DER V. INSULA. 



AUSGEGRABEN 1877— 1878. 



V» 



A. Das Haus mit den Musen. 

N. II. 12. 13. 

Regelmässig gebaut und wohnlich eingerichtet, fein decorirt und mit trefflichen Bildern 
ausgestattet, erweckt dieses Privathaus von bescheidenen Dimensionen unser besonderes 
Wohlgefallen. Mauerwerk und Malereien sind wohl erhalten; der Brand, welcher bei der 
Verschüttung hier ausbrach, und von dem man noch mehrfach Spuren an den Wänden 
sieht, hat also nicht so viel Schaden angerichtet wie in anderen Häusern das Erdbeben. 
Es ist interessant zu beobachten, wie die Decoration dieses Hauses nicht in mehreren 
Epochen, sondern ziemlich gleichzeitig von verschiedenen Malern mit Gesellen und 
Lehrlingen ausgeführt wurde (vgl. Pr. pag. 23). Utensilien wurden weniger hier ge- 
funden, denn das Haus war, gleich so vielen anderen in Pompeji, von den zurückkehrenden 
Bewohnern durchsucht worden; Zeugniss davon geben die in die Wände gehauenen Löcher. 

Einen Laden an der Strasse [N. 12) hatte der Eigenthümer separat vermiethet. Der 
Hauseingang ist mit N, 11 bezeichnet. Ein stattliches Impluvium [d] aus weissem 
Marmor ziert das Atrium; in demselben stehen zwei Fussgestelle für das Wasserbecken. 
Ein hoher Tisch von buntem Marmor mit vier Füssen vervollständigt das Bild des Implu- 
viums, welches wir demjenigen auf Tafel II der IV. Abtheil, an die Seite setzen können. 

Links im Atrium, bei /, ist eine niedrige Steinmauerung, auf der noch Reste von 
dem Boden der eisernen Geldkiste zu erkennen sind (vgl. Abth. I, pag. 3); von ihrem 
Inhalte fand sich nur noch ein goldener Ring vor. Also ein wohlhabender Mann (ein 
»Privatier«) muss der Hausbesitzer gewesen sem. Über dieser Schatzkiste ist auf rother 
Wand die sehr graziöse Figur unserer Tafel III, eine Allegorie des Sommers, gemalt. 
Der Frühling, als Mädchen mit einem Lamm und mit frischem Käse im Körbchen, ist 
gegenüber bei h dargestellt (Tafel II). Verschwunden sind Herbst und Winter, welche 
ohne Zweifel die zwei entsprechenden Stellen des Atriums einnahmen. 

Neben dem Eingang ins Atrium liegt die grosse Stube [a) des ersten Haussklaven. 
Die Wohnzimmer (alae) e und /sind beide elegant im 3ten Stil decorirt (Pr. p. 14); 
der Sockel ist schwarz, die Wandfelder abwechselnd roth und gelb, mit weissen Zwischen- 
feldem; die Oberwand weiss. In der Ala links sind 9 zum Theil erhaltene hübsche 
Amoretten inmitten der Wandfelder gemalt. Der Hausherr, wie wir noch weiter sehen 
werden, scheint den Amor besonders gern gehabt zu haben. Unterhalb der einen dieser 
Figuren fand sich ein offnes Buch gemalt und darauf die Worte (dipinto) : 

non ego tam curo Venerem de marmore factam carmini. . . . 

Manche Buchstaben sind verlöscht; die Lesart ist deshalb nicht sicher. Möchte man 
eine Übersetzung von mir haben? Nun wohl: »Was frag' ich nach der Venus, die aus 
Marmor gemacht ist.^c Das hat wenigstens einen Sinn. 

Die Ala rechts war mit 3 Amoretten und 6 Brustbildern in Medaillonform geziert. 
Aber nur zwei der letzteren sind ganz gut erhalten. Jedesmal sind zwei Büsten dargestellt, 
eine männliche und eine weibliche; der Ausdruck ist überaus weich, ja bei zwei Köpfen 
pathetisch; obgleich der Character porträtartig erscheint, so halten wir sie doch eher für 
Genrebilder. Die Ausführung ist ganz vorzüglich. 

Wir treten nun in die drei Schlafzimmer, welche am Atrium liegen. Von den 



ursprünglich vorhandenen 1 1 Amoretten in c ist wenig erhalten ; auch in b ist fast alle 
Malerei zerstört. Amor war wieder 7 Mal da, daneben ein Bild der angelnden Schönen 
(vgl. Abth. IV, Taf. VII) und eine verlassene Ariadne (vgl. Abth. II, Taf. IX). Wie charac- 
teristisch ist die Zusammenstellung! 

Links an das Atrium schliesst sich ein weiter Saal (/), der als Triclinium diente. 
Inmitten der Wandfelder sind zwei Landschaften mit Eroten auf der Jagd bemerkenswerth ; 
einer jagt ein Reh mit dem Speere, der andere hält einen Hund zurück, welcher ein 
Kaninchen verfolgt. Wie die Ausfuhrung dieser Bilder flüchtig ist, so vorzüglich sind die 
Genrefiguren gemalt, mit denen die Oberwand geschmückt ist; 11 derselben (von ur- 
sprünglich 13) sind mehr oder minder gut erhalten. 

Die Bibliothek, welche auch als Gesellschaftszimmer (oecus) diente, hat ebenfalls 
vom Atrium ihren Eingang [k). Nach dem Garten hinaus geht ein Fenster; in diesem 
wurde ein verbranntes Skelett, mit einem goldenen Ringe am Finger, gefunden. Sollte 
es unser wackrer Hausherr sein, der in so tragischer Weise auf der Flucht umkam? — 
Die Decoration ist auf weissem Grunde ausgeführt; inmitten der Wandfelder sind die 
Musen gemalt, mit Apollo, dem Musenführer. Die Zahl der Musen variirt bei den alten 
Schriftstellern zwischen 3, 4, 5, 6, 8 und 9; hier sind es 8, höchst ideal aufgefasste und 
characteristisch ausgeführte Gestalten. Bei der Ausgrabung sah man noch Reste der 
Vergoldung an Armspangen, Halsbändern und Ohrringen. 

Die Wände des T a b 1 i n u m s sjnd in schönstem Blau gehalten ; in den Feldern stehen 
6 ideale Kriegergestalten, mit Helm und Schild, Wehrgehänge und Speer, auf gemalten 
gelben Consolen, die aus der Wand hervorzutreten scheinen sollen. Wir haben den 
schönsten, der zugleich allein ganz gut erhalten ist, auf Tafel IV dargestellt. 

Durch einen schmalen Gang (fauces) treten wir in den hinteren Theil des Hauses. 
Das Peristylium läuft an zwei Seiten mit 4 Säulen hin. Der innere Raum wird statt 
von einem Garten von steinernen Speisesopha's (Sommertriclinium) eingenommen, auf 
die man Teppiche breitete [s). Wie schön und kühl speiste sich's hier im Freien zur 
Sommerzeit! In der Mitte ist ein runder steinerner Tisch für die Speisen, an der Seite 
steht ein niedriger gemauerter Pfeiler, wahrscheinlich um den Mischkessel darauf zu setzen. 
An der Hinterwand sind in grossem Massstabe Jagdscenen gemalt. 

Mancherlei Inschriften (graffiti) finden sich in die Säulen und Wände des Peri- 
styliums eingekritzelt. Die interessanteste ist die folgende (bei ni) ; 

Amoris ignes si sentires, mulio, 

Magi properares ut videres Venerem. 

Diligo juvenem (puerum) venustum; rogo: punge! iamus! 

Bibisti; iamus! prende lora et excute! 

Pompeios defer, ubi dulcis est amor 

meus. es 

In frischester Ursprünglichkeit haben wir hier einen Herzenserguss des Schreibers (eines 
Sklaven) vor uns, der in poetischer Form (die Verse mit Ausnahme des dritten sind 
öfüssige Jamben) hier mittheilt, wie er einst auf einem Maulthier nach Pompeji ritt, und 
der Treiber ihm zu langsam war: 

Wenn du, Maulthiertreiber, der Liebe Feuer fühltest, 
Würdest du mehr eilen, die Venus zu sehen. 



=-i 



Ich liebe den anmuthigen Jungen; ich sage dir: stich ihn"*) doch! rasch voran! 
Getrunken hast du; vorwärts! nimm die Peitsche und treibe (ihn) an! 
Nach Pompeji bringe mich, wo mein süsses Liebchen ist. 

Mit dem es am Schlüsse hat der Schreiber weiter fortfahren wollen. 

Im Peristylium rechts ist zunächst die Treppe zum Obergeschoss [n). Dann folgt 
eine Geräthkammer (/), die mit dem Raum unter der Treppe (0), wo ein grosser 
Weinkrug halb in den Boden eingelassen ist, in Verbindung steht. Man fand in / drei 
Gefässe von Bronze, 2 grosse Schüsseln, einen kleinen silbernen Löffel und eine thönerne 
Lampe. — q und r sind Räume für die Sklaven. 

Links vom Peristylium gelangt man in die Wirthschaftsräume. Eine kleine 
Geräthkammer ist u mit drei Borten ; v die Speisekammer, / die Küche mit dem Herd und 
der Larennische. Man fand in der Küche 2 Kessel und einen Rührlöffel von Bronze, einige 
Gefässe und ein Lämpchen von Terracotta, sowie einen Weinkrug mit Inschrift. — x ist 
die Latrine, w eine Vorrathskammer. Bei N. 13 ist der Ausgang in die Seitenstrasse, 
so dass die Besorgungen fiir den Haushalt nicht durch die Wohnung zu passiren brauchten. 

B. Eine feine Gastw^irthschaft. 

N. 14. 15. 16. 

Das Haus an der Südostecke unserer Insula ist von ganz unregelmässiger Anlage und 
scheint aus drei kleinen Wohnungen zusammengebaut zu sein. Der Besitzer betrieb in 
einem Häuschen neben seiner Wohnung ein Geschäft, das ihn bald wohlhabend machte, 
und ihn so veranlasste, noch ein Nachbarhäuschen zur Anlegung eines stattlichen Peri- 
styliums zu erwerben. Besuchen wir zuerst seine splendid eingerichtete Wohnung [N. 14, 
15), und dann sein Restaurant [N, 16). 

N. 14. 15. 

In der Hausflur wurde der eiserne Hausschlüssel gefunden. Das geräumige 
Atrium hatte ein marmornes, aber nun zerstörtes I m p 1 u v i u m. Drei Bilder sind in dem 
kleinen Schlafzimmer a gut erhalten. Eins stellt die oft vorkommende Fischerin (vgl. 
Abth. IV, Tafel VII) dar; die zwei anderen sind als Gegenstücke behandelt. Die Geschichte 
von Hero und Leander tritt uns hier in recht naiver Darstellung entgegen; Hero schaut 
aus dem Fenster eines Thurmes, und hält ein Lämpchen in der Hand, während Leander 
zu ihr herüberschwinmit; jenseits sitzt auf einem Vorsprung des Schlosses ein Bursche mit 
einer Laterne. Gar niedlich, wenn auch ebenfalls leicht hingeworfen, ist das andere Bild, 
welches wir auf Tafel VI wiedergeben. Amoretten spielen an und auf dem Wasser, 
segeln und angeln; im Vordergrunde wollen zwei mit Dreizacken einen Polypen spiessen. 
Eine eben so winzige, genrehaft aufgefasste Venus fischt, wie auf dem vorhin erwähnten 
grösseren Bilde. 

Die 3 Gemälde in der Kammer e sind von ziemlich roher Arbeit. 

Die hintere Hälfte der Ala ^ war in ganzer Breite zu einem hohen, sehr geräumigen 
Schranke eingerichtet worden. Weiter vorn sehen wir zwei mythologische Bilder: 
Iphigenia in Tauris (vgl. Abth. I, Tafel V) und Theseus und Ariadne, in nach- 
denklicher Haltung, nachdem der Minotaurus getödtet ist (wiedergegeben auf Tafel V). 



»\ 



] sc. den Esel, mit dem Stachelstock, noch in Neapel pungolo genannt. 



An die Ala schliesst sich ein grösseres Schlafzimmer c^ mit einfacher Decoration 
ohne Bilder. Ein prächtiger Saal aber ist die Exedra, mit rothen Wänden und reichem 
Bilderschmuck. Die drei grossen Bilder, von mittelmässiger Ausführung, aber archäologisch 
von Interesse, sind fürs Museum zu Neapel ausgehoben worden. Auf den übrigen Wandfeldem 
sind die Musen, 9 an der Zahl, mit Apollo, dem Musenführer, gemalt; die meisten der- 
selben sind aber mehr oder minder zerstört. Sie sind schwebend dargestellt, theatralischer in 
der Haltung und viel weniger ausdrucksvoll als diejenigen va N, w (s. oben) ; auch die 
Zeichnung ist nicht so gut. 

Das Tablinum fehlt ; durch eine weite Thüröffnung treten wir aus dem Atrium in das 
Peristylium, welches das bedeutendste in dieser ganzen Insula ist. Vor uns steht eine 
Reihe von 4 hohen Säulen ; an der Seite sind 5 niedrigere, auf denen eine obere Veranda 
ruhte. So konnten die Frauen vom Obergeschoss aus sich an der Frische des Gartens 
laben. Es liegen in letzterem noch 6 der unteren Ziegel des Daches, mit komischen 
Masken versehen, welche das Regenwasser ausspieen. 

Am Peristylium liegt in einer Ecke ein Schlafzimmer {g). Das grosse Triclinium, 
der Oecus und die Kammer h^ alle 'auf der östlichen Seite des Peristyliums liegend, 
sind ohne Stuck und Decoration ; hier wollte der Besitzer wohl seinem neuesten Geschmack 
huldigen, als ihm für immer die Freude an seiner Wohnung zerstört wurde. 

In entferntem Winkel des Hauses liegen die Wirthschaftsräume. ^ ist die Küche, 
i die Treppe, / die Latrine; nt und 11 sind Sklavenzimmer. 

N. 16. 

Dies ist eine von feinerem Publikum besuchte Wirthschaft, wie sie gern an den Ecken 
von Seitenstrassen versteckt liegen. Durch die Hausthür N. 16 tritt man gleich ins Atrium, 
welches im Hintergrunde mit der Privatwohnung des Besitzers in Verbindung steht. Zwei 
Schädel wurden im Atrium gefunden; sollten es diejenigen der letzten Gäste sein? — 

Das Impluvium s ist von einer niedrigen Mauer umgeben; in eine obere Vertiefung 
derselben wurden Blumen gepflanzt. Gleich neben der Thür, bei 0^ ist ein kleiner Herd 
zur Bereitung warmer Getränke. Auch die geräumige Küche (/) liegt vorn im Hause. 
Das Zimmer q ist der Raum für den Haussklaven, der Thürhüter, Koch und Kellner 
zugleich sein mochte. Bei r sind zwei angebundene und fressende Hunde gemalt; in 
Wirklichkeit mussten wohl an diesen Stellen des Atriums die Hunde der Gäste auf ihre 
Herren warten. Der als Ala gestaltete Raum / ist die erste Gaststube; hier sind in- 
mitten der Decoration auf weisser Wand Still leben, der Bestimmung des Raumes ent- 
sprechend, gemalt: Geflügel und Fische, und ein recht realistisches Bild, welches unsere 
Tafel VII zeigt. Das beste Stück vom Rind, ein frisches Brod und dunkelrother Wein 
laden die Gäste zum Schmause ein. Der Hauptspeisesaal ist «, wo auch ähnliche 
Stillleben in der Decoration wiederkehren. 

Ein ganz apartes Zimmer [v] liegt gegenüber, wo noch 4 auf weissem Grunde roh 
gemalte Bilder vorhanden sind. Wir erkennen an ihnen, dass auch diese Kneipe, wie die- 
jenige, welche in Abth. IV, pag. 5 besprochen wurde, unter dem Schutze des Mercur, 
des Bacchus und der Venus stand; ersterer sorgte für die Gasse des Besitzers, letztere 
walteten über den Gästen. 



I. 

II. 

III. 

IV. 

V. 

VI. 

VII. 



ÜBERSICHT DER TAFELN. 



aus dem Atrium N. 1 1 . 



Plan. 

Frühling 

Sommer 

Kriegerfigur aus dem Tablinum N. ii. 

Theseus und Ariadne aus N, 14. Ohne die Farben des Originals. 

Spielende Amoretten aus N. 14. 
Stillleben aus N. 16. 



8 



SPECIELLE LITERATUR. 



Notizie degli Scavi, 1877, p. 247 (über N. 11 — 13). 

1878, p. 180 (über N, 14 — 16). 
Viola, p. 33- 

Bull. delP Inst. 1877, p. 223; 1879, p. 193 (über N, 11 — 13). 

1879, p. 207, 252, 258 (über N. 14 — 16). 
Die im Katalog bei Sogliano fehlenden Bilder sind im Bull. delV Inst, nachzusehen. 

Bemerkungen zum Hause N. 11 — 13. 

a. Zu den zwei ersten Zeilen des grafilto »Amoris ignes« sind die übrigen (von anderer Hand?) später 
hinzugefügt worden; der Stift ist bei letzteren dicker gewesen, die Schrift ist frischer. — Die im 
Text gegebene Erklärung ist nicht die allein richtige. 

b. S. 807 beschreibt eine weibliche Figur mit einem Palmzweig; es ist der Sommer, richtig be- 
schrieben Bull. N. 6. 

c. Die beiden Büsten sind nicht als Hippolyt und Phädra zu deuten (wie S. 540; Bull. A^. 85; 
Not. p. 249); die Analogie H. 1247 ist ja selbst unsicher. 

d. Zu Bull. N. 86. Die Frau hat goldne Ohrringe mit einer Perle; im Haare zwei Goldreifen. 
Die andere Figur ist unzweifelhaft männlich (so auch S. 680) ; er kann nicht »aufmerksam die 
Frau anblicken«, sondern blickt seitwärts hinter ihr hervor. 

e. Es ist Narcissus (so Bull. A^. 64), nicht weibl. Figur (S. 625) oder Adonis (Not. p. 249). 
Das Wasser unten war ganz deutlich. 

/. Die Bull. A^. 54 und S. 409 beschriebene Figur kann keine Muse sein; sie ist vielmehr Apollon 
Musagetes. Gründe: Die Gestalt hat offenbar männliche Formen und ein durchaus männliches 
Gesicht; das Kitharödengewand und die grosse Kithara könnten freilich (H. p. 172) fiir Terpsichore 
passen, aber auch fiir Apollo; endlich ist diese Figur allein unter allen bekränzt; vgl. in Be- 
treff dessen die Analogie Reg. IX, Ins. V. N, 14 exedra (Bull. 1879, p. 260, N. 7). Denkbar 
ist auch, dass es ursprünglich doch 9 Musen waren, da ein Feld durch das vielleicht erst nachher 
eingebrochene Fenster weggenommen ist, so dass es im Ganzen zuerst 11 Felder waren. 

g> Der Eros hetzt nicht den Hund gegen das Kaninchen (wie S. 373), sondern hält den Hund 
zurück (richtig Bull. N. 25). 

Bemerkung zum Hause N. 14 — 16. 

Ä. Zu Bull. 264, A^. 26. Im Vordei^[runde ist neben der Ziege ein Stock an den Felsen gelehnt; 
/ rechts, an den Stufen des Thurmes, ist es nicht sowohl ein Stock, als ein Beinknochen. 
Miss Butts sieht in diesem und in der darüber an dem Baum hängenden Tänia eine Allegorie 
des Todes. — Unter dem Porticus im Wasser ein Delphin. 






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ABTHEILUNG IX. 



REGIO IX, INSULA VIII. 



DECUMANUS MAJOR-NOLANERSTRASSE. 

VIA QUINTA. 



DAS PATRICI ERHAUS 

VON 187(5. 



AUSGEGRABEN 1879— 1880. 



Das Patricierhaus von 1879. 

Wohl fiir kein Haus Pompeji's ist jemals das Interesse der gebildeten Welt durch 
Berichte der Zeitungen so allgemein angeregt worden, wie fiir dieses. Die Ursachen davon 
sind verschiedene. Erstens zog sich die Ausgrabung durch zwei ganze Jahre hin; dann 
stand gerade 1879, als die 1800jährige Erinnerungsfeier der Verschüttung statt 
fand, die eine Hälfte in voller Frische zu Tage, und wurden an dem Festtage, d. 25. Sept., 
die Hauptfunde von Objecten hier gemacht; endlich ist das Haus durch merkwürdige und 
grossartige Anlage, durch überwältigenden Bilderschmuck und durch manche gefundenen 
Kunstwerke und vieles Hausgeräth besonders interessant. 

Ebenso grosse und reiche Patricierhäuser g^bt es mehrere in Pompeji; wir erinnern 
hier nur an das 1 83 1 ausgegrabene Haus, wo die Statuette des tanzenden Faunes gefunden 
wurde. Aber eine Eigenthümlichkeit kommt diesem Hause zu; meiner Vermuthung war 
nämlich der Besitzer nicht irgend ein Patricier überhaupt, sondern er nahm eine beson- 
dere Stellung im Gemeinwesen ein; die vielen Besonderheiten, wie Cultus- und Opfer- 
scenen, scenische Darstellungen, ägyptische Figuren u. s. w., die Mannigfaltigkeit der 
dargestellten Gottheiten, und mehrere apart eingerichtete Theile des Hauses, könnten 
darauf schliessen lassen, dass er ein" Oberpriester etwa des Isiscultus, oder das Haupt eines 
Mysteriendienstes gewesen sei.: 

Die Baulust scheint den alten Pompejanern mächtig inne gewohnt zu haben. Zum 
Theil mag dieselbe hervorgerufen und nothwendig gemacht worden sein durch die mehr- 
fachen, durchgreifenden Veränderungen, welche das Gemeinwesen betrafen, und durch die 
nicht seltenen Erdbeben. Aber auch ausserdem liebte es der Pompejaner, immerdar an 
seinem Hause zu verändern, sei es durch Ankauf benachbarter Localitäten, sei es durch 
Abtrennung zu vermiethender Pi^cen, sei es, um jeder Laune und jedem neu eintretenden 
Bedürfniss Befriedigung zu gewähren. Auch unser Haus gibt davon ein eclatantes Bei- 
spiel. Die Farben auf dem Plane heben die verschiedenen Theile des Hauses her- 
vor. Wie unregelmässig ist nur die Grenze gegen die Nachbarhäuser, was auf mannig- 
fache bauliche Veränderungen hinweiset, und uns geradezu annehmen lässt, dass auch diese 
unserm Besitzer eigenthümlich gehörten oder einmal gehört hatten. Zwei vollständige 
ältere Häuser, von denen die Atrien intact erhalten sind, bilden den Kern der Anlage. 
Diesen beiden Atrien wurde das Peristyl vorgelegt, mit seinen verschiedenen Hinter- 
räumen; endlich wurde der ganze lange Streifen bis an die Seitenstrasse angebaut. 
Das wären die vier Hauptmomente der Baugeschichte ; aber auch zur Zeit der Katastrophe 
war der Besitzer noch keineswegs am Ende seiner Neuerungsgelüste : Fussböden und Wand- 
decorationen in manchen Räumen harren nun fiir immer der Vollendung. 

Wir betrachten nun das Haus zuerst von der Aussenseite und dann in seinen 
sieben gesonderten Th^ilen. 



A. Die Strassenfront des Hauses. 

Das Trottoir an der Hauptstrasse ist in vornehmer Breite angelegt. An der Ecke 
der Seitenstrasse sind die Reste eines Wassercastells, und gleich in der Nähe, in die 
Fahrstrasse weit hineinreichend, ein öffentlicher Brunnen. Unzählige Wahlinschriften 
(vgl. Abth. VI. Tafel III) bedeckten die Front des Hauses; der Regen hat aber dieselben 
längst fast alle abgewaschen. Die östliche Seitenstrasse ist noch nicht ausgegraben. 

Die zwei Hauseingänge sind auf dem Plane mit x^ und x^ bezeichnet. Zwischen 
denselben öffnen sich fünf an Geschäftsleute vermiethete Räume, x^ ist ein Laden 
oder eine Werkstätte; x^ wahrscheinlich die Werkstätte eines Schreiners, nach einigen 
gefundenen Werkzeugen zur urtheilen; zwei Läden sind x^, und x^^ letzterer mit Wohnge- 
lassen. Der interessanteste Laden ist x^\ zu beiden Seiten des Einganges sind zwei 
rohe Gemälde an der Strasse: ein genius familiaris mit dem Füllhorn und Merkur, der 
Gott des Handels. Überreiche Objecte wurden hier am Feste, den 25. Sept., gefunden; 
es war der Laden eines Trödlers, der alles verkaufte, alte Utensilien, »Fischsaucen«, 
Vogelfutter und Zeugstoffe. 

B. Das erste Atrium (A— E). 

Prachtvolle rothe Wände und ein feiner, weisser und schwarzer Mosaikfussboden 
verleihen diesem geräumigen Atrium ein vornehmes Ansehen. Hinter dem Impluvium 
ist der Eingang zu einem Weinkeller, der gerade kühl neben der Cisterne liegt. Links 
im Atrium fand man eine mit Eisenblech beschlagene, hölzerne Kiste; auf der rechten 
Seite aber 27 Gl asge fasse, von 64 — 290 mm Höhe, verschiedene Terracotta-Schalen 
und ein Bronzesieb. 

An den Wänden finden sich drei dramatische Scenen gemalt; eine vierte ist 
leider zerstört. Diese Scenen sind, so oft sie in Pompeji vorkommen, immer wieder inter- 
essant, da sie uns nicht nur die Äusserlichkeit der Aufführung, sondern in dem Ausdruck 
und der Haltung der Personen auch den Charakter antiker Dramen anschaulich machen. 
Bestimmte Scenen uns erhaltener Dramen wiedererkennen zu wollen, ist meistens ein ver- 
gebliches Bemühen. Wir haben auf Tafel IV eine Tragödien- und auf Tafel V eine 
Comödienscene reproducirt. Während bei den Griechen alle Personen mit Masken spiel- 
ten, und auch Frauenrollen von Männern gegeben wurden, so wurde dies in der römischen 
Kaiserzeit nicht mehr streng festgehalten. In der tragischen Scene sehen wir zwei Figuren, 
den Herkules und den Alten, welcher die Frau führt, und in der Comödienscene die Frau, 
ohne Masken. Gesichter und Masken wurden mit Mennige geschminkt. Auf der Tra- 
gödienscene ist offenbar Herkules mit der Löwenhaut und Keule dargestellt, aber in welcher 
Handlung können wir nicht sagen. 

Es ist bekannt, dass neben der, der späteren griechischen nachgebildeten römischen 
Comödie des Plautus und Terenz (Comoedia palliata und togata) italische Volks- 
comödien sehr beliebt waren, die aus der oskischen Stadt Atella bei Neapel (jetzt Aversa) 
stammenden Atellanae. Die Eigenthümlichkeit derselben ist die Anwendung stehender 
Charaktermasken, und noch hat die Volkscomödie Neapels eine solche Figur, Pulcinella, 
erhalten, welcher, der stehenden Tradition zufolge, Aversa als seine Vaterstadt bezeichnet. 
Ganz dem heutigen Pulcinella entsprechend, finden wir die komische Person auf unserm 
Bilde (diejenige mit dem Hute), und fast noch charakteristischer auf der zweiten Comö- 



dienscene dargestellt, wo eine Frau mit zwei Kindern erscheint, während um die Thürecke 
herum schalkhaft Pulcinella blickt. 

Die um das Atrium liegenden 6 Räume [A) können nur ganz allgemein als Schlaf- 
zimmer bezeichnet werden. Von einigem Interesse ist nur das erste links; hier sind auf 
weissem Grunde sieben ägyptische Figuren gemalt, und man fand ein Sistrum (Instru- 
ment, das zum Isiskultus diente) , und ein Bronze-Hautrelief mit der Büste einer weiblichen 
ägyptischen Gottheit. 

Die A 1 a rechts {B) wurde fast ganz von einem grossen Schranke eingenommen ; in der 
gegenüberliegenden sind auf rothem Grunde phantastische decorative Figuren sehr fein 
gemalt; auch imponirt ein Bild der Diana, die in würdevoller Haltung mit Zackenkrone 
und Bogen dargestellt ist. 

Das T abiin um bietet nichts bemerkenswerthes ; es wurde am 19. April 1880 in 
Gegenwart der deutschen Kronprinzessin ausgegraben, und dabei wurden gefunden: von 
Bronze ein Flüssigkeitsmaass, ein Thürgriff, ein Handgriff von einer Kiste, zwei Schlösser; 
von Eisen ein grosser Schlüssel; endlich eine zerbrochene Fensterscheibe. — Links von 
den Fauces (C) und rechts vom Tablinum ist je ein nach dem Peristyl geöffneter Oecus. 
D hat schwarzen Mosaikboden und schwarze Wanddecorationen, prachtvoller und 
viel feiner ausgeführt, als diejenige auf Tafel IV der V. Abthl. In dem anderen Oecus 
{B) ist der Fussboden aus weissem Mosaik mit bunten Marmorstückchen in der Mitte ge- 
bildet (vergl. Abthl. II, Tafel III); die Decoration der Wände ist auf weissem Grunde 
äusserst zierlich und fein ausgeführt. Blumen- und Weinguirlanden rahmen die Felder ein ; 
auf ihnen sitzen Schnecken, kleine Vögelchen und Schmetterlinge gar niedlich gemalt, 
lieber dem Sockel sind einige Jagdscenen angebracht, und vor allem interessant sind die 
Carricaturen, Zwerge auf der Weinlese, welche unsem besten Leistungen in diesem 
Genre nichts nachgeben. 

C. Das zweite Atrium (F— P). 

Dieses Atrium zeigt eine ältere Decoration und ist nicht so nobel gehalten wie das 
andere. Das interessanteste Bild ist in der Ala links {G) auf weissem Grund in die weisse 
Wand eingelassen; es zeigt Philo et et auf Lemnos, der in Pompeji zum ersten Mal vor- 
kommt. Daraufist eine Inschrift eingekritzelt (graffito), welche ein Beispiel von dem derben 
Humor der Alten giebt. An der gleichen Wand findet sich noch ein anderes graffito, 
nämlich die Figuren zweier kämpfenden Gladiatoren; über dem Kopf des einen steht: 
Diomedes, und seitwärts liest man: 

Officiosus fugit VIII idus Nov. 
Druso Caesare M. Junio Silano Cos. 
»Officiosus ist geflohn (vor Diomedes) am 6. November des Jahres 15 n. Chr.« 
Von den übrigen am Atrium liegenden Räumen ist wenig zu sagen. Der Thürhüter 
hat seine Zelle in (/); daneben ist eine kleine Vorrathskammer {//). Zur Seite liegt 
ein grosser Raum (Z), von dem der Besitzer selbst wohl noch nicht wusste, wie und 
wozu er ihn einrichten sollte. Wände und Boden sind noch ganz wüst und roh; Haus- 
geräth in buntem Gemisch wurde hier gefunden. 

Nach dem Peristyl hinaus öffnen sich ausser dem Tablinum zwei Zimmer. Das klei- 
nere {N) ist roth decorirt, mit einer ganz eigenthümlich aber genial hingeworfenen Land- 



Schaft; nur die drei Farben schwarz, weiss und roth sind verwendet. In der Mitte des 
Fussbodens war ein Kopf der Medusa, der zu den vorzüglichsten musi vischen Arbeiten 
Pompeji's gehört, und jetzt in's Museum nach Neapel gebracht worden ist. Zwei Ske- 
lette wurden in diesem Zimmer gefunden. 

Die Fauces verlängern sich zu einem Corridor (O), von dem die Seitenpartien 
des Hauses ihre Zugänge haben. 

D. Die Gemächer der Mysterien (Q— U). 

Eine in sich abgeschlossene, ganz versteckt liegende Partie des Hauses, 
erweckt sie durch diese ihre Anlage und durch den bildlichen Schmuck die Vermuthung, 
dass hier gottesdienstliche Culte, und zwar eigner Art, wie sie in der Kaiserzeit von Aegyp- 
ten nach Rom gekommen waren, geübt wurden. Nicht so sehr die griechischen Geheim- 
culte, als vielmehr orientalische, z. B. der Isiscultus, fanden in Italien Eingang. Ausser 
dem Geheimnissvollen der rituellen Gebräuche tritt bei dieser besondern Art des Gottes- 
dienstes eine erregte Gemüthsstimmung , die sich bis zum sinnlichen Taumel steigert, 
hervor (Orgien). 

In dem winkligen Corridor (Ö), der zu diesen Gemächern führt, wurde das Ske- 
lett einer Frau gefunden, und daneben 38 Kupfermünzen, ein Armband von Bronze, 
zwei Thürschlüssel ; ein goldner Ohrring mit Perle, ein silbernes Löfifelchen und eine sil- 
berne Haarnadel. Ausserdem wurden in dem Corridor noch fünf Glasfläschchen gefunden. 
Die Wände des Zimmers (7?) zeigen drei gemalte Opferscenen. 

S ist der grösste und prächtigste Saal dieses Hauses mit glänzend schwarzen 
Wänden. Drei Bilder traten bei der Ausgrabung in solcher Farbenfrische hervor, dass 
sie aussahen wie gestern gemalt. Am besten erhalten hat sich unter ihnen das Bild der 
Iphigenia in Tauris, in neuer bedeutungsvoller Composition (vgl. Abth. I, Tafel V). 
Iphigenia tritt mit dem Artemisbilde, das sie unter dem Mantel verbirgt, aus dem Tempel, 
erregten Blickes. Orestes sitzt in schlaffer Haltung auf dem Altar, sein Ausdruck ist trübe, 
seine grossen Augen sind unbeweglich auf die Schwester gerichtet. Sein Kranz liegt am 
Boden. Daneben stehend schaut Pylades aufmerksam, aber ohne innerlich so bewegt zu 
sein, wie sein Freund, auf die Priesterin. — Der Raub des Artemisbildes kommt in Pom- 
peji nur an dieser Stelle und Reg. IX, Ins. V, -A^. 14 vor (s. Abth. VIII, p. 5). Bemer- 
kenswerth ist die grosse Verschiedenheit in der Composition des gleichen Gegenstandes; 
die unsrige (auf Tafel VII) ist bei weitem die vorzüglichere. — Dagegen sehen wir in 
diesem Saale ein anderes Bild, Theseus und Ariadne, ganz nach demselben Original, 
aber frei aus dem Gedächtniss gemalt, wie in dem oben erwähnten Hause N. 14 (Abth. VIII, 
Tafel V). — Das dritte Bild von ganz vorzüglicher Ausführung, stellt den Hermaphro- 
diten mit weissem weibischem Körper und melancholischem Gesichtsausdruck dar, daneben 
den braunen stnippigen Silen. — Auf den Wandfeldern des Saales sind noch eine Cul- 
tusscene und mannigfaltige ägyptische Figuren mit verschiedenen Attributen zu er- 
wähnen. — Das wichtigste und interessanteste aber war in diesem Saal ein rings umlau- 
fender Friesstreifen mit einer grossen Anzahl scenischer Darstellungen. Schon bei der 
Ausgrabung war manches beschädigt, aber dann ist durch die Witterungseinflüsse alles 
so schnell zerstört worden, dass ich, obgleich von Neapel herbeigeeilt, die Darstellungen 
nicht einmal mehr in Aquarellen copiren lassen konnte, und von vielem nur Ahnungen 



behalten habe. Dies ist ein wahrer Verlust für Pompeji. Die Darstellungen scheinen 
griechischen Charakters gewesen zu sein. — In der Oberwand über dem Fries sind sechs 
eingerahmte Bilder gemalt, welche Scenen des häuslichen Lebens darstellen, mehr 
römischen Charakters. Aber auch sie sind bald ganz der Zerstörung anheimgefallen. 

An diesen prachtvollen Saal stösst eine Art Vorzimmer {T\ mit schlecht gemalten 
Bildern; nur eins ist von vorzüglicher und charakteristischer Ausführung, die Seherin Kas- 
sandra in wildem Schmerz versunken. — Wir treten in das innerste Cabinet {[/), 
wo der Venus Orgien gefeiert wurden. Zwei Bilder, von denen das eine der Ausführung 
nach zu dem vorzüglichsten gehört, was die pompejanische Wandmalerei geleistet hat, 
schmücken die Mittelfelder der Seitenwände ; an der Hinterwand befindet sich das Bild des 
trunkenen oder ruhenden von Amoretten umspielten Herkules. Auf den Seitenfeldem 
sind eigenthümlich aber wirkungsvoll skizzirte Landschaften und zwei schwebende 
Bacchantinnen gemalt. 

E. Die Bäder (V— Z;. 

Grossartiger als sonst in Privathäusern ist diese Badeanlage, welche eben auch für 
dies Haus eine besondere Bedeutung gehabt zu haben scheint. Ein weiter Saal bildet das 
Frigidarium (K), mit breitem und tiefem Badebassin (-ST), zu welchem drei Stufen 
hinanfiihren. Auf einer Holztreppe gelangt man in das etwas höher gelegene Apoditerium, 
das Auskleide- und Conversationszimmer {IV). In Verbindung mit diesem Zim- 
mer stehen das Tepidarium (K) und das mit einer halbkreisförmigen Nische abschlies- 
sende Caldarium (Z), beide überwölbt und schön mit Stuckarbeit decorirt. 

F. Die ersten Wirthschaftsräume (a— e). 

Am Ende der Corridors {O) gelangen wir in die Wirthschaftsräume, welche 
einen besondern Eingang von der Seitens trasse {N", i) haben. Hier wurde das Ske- 
lett eines Esels gefunden, mit einem Eisentheile, der zum Zaume gehörte. — a ist die 
Küche mit langem Herde; hier ist zugleich der Ofen für die anstossenden Baderäume. 
Ein Stück eines Kruges wurde gefunden mit der Inschrift: »mulsum«, d. h. mit Honig ver- 
mischter Wein, ein sehr beliebtes Getränk (Vs Wein und V5 Honig). Bei 6 fuhrt die 
Treppe in den Keller hinab, der aus drei Abtheilungen besteht. Fünf Räume für die 
Sklaven sind mit c und d bezeichnet. 

Von Interesse ist aber das Lararium in der Ecke ^, von einer niedrigen Mauer um- 
geben. Hier ist in höchst bizarrer Gestalt, ganz in eine colossale Weintraube gehüllt, 
Bacchus gemalt. An der andern Wand finden sich die Laren und davor steht ein kleiner 
Altar. Wir sehen, dass Bacchus, welchem in dem weit verbreiteten Cultus Unteritaliens 
der Name Liber gegeben wurde, auch bei unserm Hausherrn besondere Verehrung genoss. 

G. Das Peristylium (f— s). 

Der Glanzpunkt des Hauses ist das in seinem Centrum gelegene Peristylium mit 
22 Säulen. Diese sind von Ziegelstein und mit Stuck bekleidet; der untere Theil ist roth 
angestrichen. Sie waren neu gesetzt; Stücke von früheren steinernen Säulen mit jonischem 
Capital sieht man noch auf dem Platze umherliegen. 

Inmitten des Virida ri ums liegt ein Bassin (piscina) für Fische, von denen man 
noch Schuppen und Gräten fand. Auf einem kleinen Pilaster stand eine der besten Bronze- 



8 



Statuetten, welche Pompeji geliefert hat, ein Faun, der aus seinem Weinschlauch den 
Wasserstrahl in das Bassin schiessen lässt. Eine Bleiröhre, die unten mit einem Bronze- 
hahn versehen ist, führte das Wasser vom Postament in den Schlauch hinauf. 

Die technische Ausführung ist so vorzüglich, dass er dem berühmten tanzenden Faun 
(1831) sich würdig an die Seite stellen kann. Mit der verrosteten und zerfressenen Patina 
sind an vielen Stellen Theile von Asche und Bimsstein zusammengeschmolzen, wodurch die 
Figur im Ganzen ein eigenthümliches weissbraunes Ansehen gewonnen hat. Die Meinungen 
sind getheilt, ob seine Stellung Trunkenheit andeutet, oder die Anstrengung den Schlauch 
zu halten; dabei bezöge sich sein schalkhaft lächelnder Gesichtsausdruck auf die Spielerei 
mit dem Wasserstrahl, den er durch Drücken des Schlauches zu unterbrechen und mit der 
andern Hand aufzufangen sucht. Ich halte mich eher zur ersteren Ansicht. Siehe Tafel IL 

Die westliche Wand des Peristyliums (/, ^, ^) präsentirt sich in überreicher Deco- 
ration dritten Stils. Von den decorativen Figuren heben wir die im Sockel gemalten sechs 
Winddämonen hervor, unter denen aber nur die beiden am besten gemalten gut erhal- 
ten sind. Hier stehen sie inmitten geöffneter lederner Blasebälge, genial aufgefasst und 
mit grossartigen Pinselstrichen durchgeführt (Tafel VI). 

Südlich vom Peristylium liegt eine Reihe von Zimmern [t — s)^ die theils als Schlaf- 
zimmer, oder zu gesellschaftlichen Zwecken dienten. Etwas ganz besonderes ist das hinter 
der Exedra [Q) liegende kleine Ziergärtchen oder vielmehr Gewächshaus, da es nicht 
offen zu denken ist. Auf zwei Seiten läuft eine Gallerie (^, auf dem Plane violett) um, 
über welcher die Wände mit Thier- und Jagdscenen in der Wildniss bemalt sind. Auf 
dieser Gallerie standen wohl die Blumen. In der Mitte ist eine Brunnennische aus 
Mosaik und Muscheln (vgl. Abth. V, Tafel II), aus welcher das Wasser über eine Marmor- 
treppe in das tiefe Bassin (/) herabplätscherte. Das interessanteste ist aber der Streifen 
((?), welcher an der Gallerie und den andern Wänden umlaufend gemalt ist und ein Aqua- 
rium darstellt. Hier zeigt sich uns in bunter Mannigfaltigkeit die Fauna des Golfs von 
Neapel, und werden die einzelnen Arten noch jetzt von den Zoologen wieder erkannt. 
Während die übrigen Malereien von Gesellen herrühren, sind zwei Gruppen künstlerisch 
componirt und aufs beste ausgeführt. Die eine (bei O'i) führt den Kampf einer Muräne 
mit einem Polypen vor ; auf dem anderen Bilde (bei 0{ , Tafel III) durchbohrt ein Hummer 
die Muräne. 

H. Die zweiten Wirthschaftsräume (t— x). 

In ganz eigenthümlicher Weise stehen diese mit dem Hause in. Verbindung, nämlich 
durch einen unter der oben erwähnten Gallerie hinlaufenden Corridor (^), welcher durch 
einige Luftlöcher von derselben aus Licht erhält. Im einzelnen lässt sich über die Be- 
stimmung der hinteren Räume [t) wenig sagen; vielleicht waren sie Wohnungen für die 
zahlreichen Sklaven dieses Hauses. Ein Ausgang [x) führt in die östliche Seitenstrasse. 



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ÜBERSICHT DER TAFELN. 



I. Plan. 

II. Bronzestatuette: Trunkener Faun. Jetzt im Museum zu Neapel. 

III. Aquarium. 

IV. Tragödienscene. 
V. Comödienscene. 

VI. Winddämon. 

VII. Iphigenia in Tauris. Ohne die Farben des Originals. 



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SPECIELLE LITERATUR. 



Notizie degli Scavi, 1879, p. 119. 147. 188. 241. 280. 325. 347. 

1880, p. 34. 65. 97. 148. 184. 
Bull. delP Inst. 1881, p. 113 (wird fortgesetzt). 
Sogliano, Bilderkatalog enthält einen Theil der Bilder dieses Hauses. 

Inder »Leipziger lUustrirten Zeitung« N, 1975 habe ich in Holzschnitten publicirt : Wind- 
dämon, Gegenstück zu Tafel VI. Aquarium, Gegenstück zu Tafel III; Bacchus; Diana. Im »Daheim« 
1881 N, 26 befindet sich ein vorzüglicher Holzschnitt der Kassandra. 
a. Zu Notizie 1880 p. loi. Hier wird gesagt, dass der antike Besitzer den Kunstwerth der Faun- 
Statuette nicht zu schätzen gewusst habe , indem er sie als Brunnenfigur verwandte und durch 
ein Bleirohr verunstaltete. Aber die ganze Idee dieses Kunstwerks beruht ja auf seiner prak- 
tischen Bestimmung; als Galleriestück wäre es nie geschaffen worden. Die Anforderungen des 
Lebens sind der Grund, in welchem die antike Kunst die starken Wurzeln ihrer Kraft hat. 
ö. Zu Notizie 1880 p. 98. Eine Frau mit zwei Kindern ist nicht immer Medea. 

c. Konisch geformte Berge, wie z. B. neben dem Bacchus am Lararium, können nicht so leichthin 
als Abbildungen des antiken Vesuvs angesehen werden. Für des letzteren Gestalt ist Palmieri's 
Abbildung (in: Pompei e la regione sotterrata ecc.) zu vergleichen. 

d. An der westlichen Wand des Peristyliums {/) sind neben einander zwei Wandbilder, von denen 
das eine zerstört ist, mir aber ehedem noch Spuren zeigte, dass Perseus und Andromeda mit 
der gewöhnlichen Scenerie gemalt waren. Das andere noch erhaltene Bild behandelt den gleichen 
Gegenstand in der Art, dass man nur eine bewusste Travestie der Sage darin erkennen kann. 

e. Die Winddämonen stehen in geöffneten Blasebälgen. Auf einer Photographie aus Afrika sah 
ich, dass Neger vom Stamme der Bari mit gerade solchen Lederbeuteln ihr Feuer anblasen. 



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ABTHEILUNG X. 



REGIO IX, INSULA IV 

THERMEN. 



AUSGEGRABEN 1877 — 1878. 



REGIO IX, INSULA VI. 



UNVOLLSTÄNDIG AUSGEGRABEN 1878— 1879. 



REGIO IX, INSULA VII 



THEILWEISE AUSGEGRABEN 1880— 188 1. 



Regio IX. Insula IV. 

Thermen. 

Mit einem Plan, Tafel I. 

Eine öffentliche Badeanstalt, die dritte, welche man bis jetzt entdeckt hat, 
nimmt die ganze Insula ein. Das Areal kommt uns jetzt beinahe wie ein Bauplatz vor, 
da bei der Verschüttung ein vollständiger Umbau und Neubau erst in den Anfängen 
war. Das frühere Gebäude war wahrscheinlich durch das Erdbeben im Jahre 63 n. Chr. 
zerstört worden, wie man an den mächtigen, durcheinander gestürzten Mauer- und Ge- 
wölbetrümmem erkennt, die noch nicht alle aufgeräumt waren. . 

An beiden Hauptstrassen sind Eingänge (iV. 5 und 18); eine Nebenpforte ist in 
der südlichen (ungepflasterten) Seitenstrasse (iV. 10) ; endlich Ausgänge für das Bedienungs- 
personal nach der anderen Seitenstrasse {N. 15 und 16). Nach den Hauptstrassen öffnet 
sich eine Anzahl Läden; in der Nebenstrasse sind öffentliche Latrinen [N. 11 — 14.) 

Die Anlage gliedert sich in zwei Hälften. Die vordere bildet ein grosser Hof, 
welcher als Palästra dienen sollte. Hier sehen wir in dem Schutte Steine, Kapitale, 
Säulen [/) umherliegen, welche der Steinmetz frisch behauen hatte, als er für immer 
fliehen musste. Von dem Porticus ist auf zwei Seiten der Grund gelegt [d) und einzelne 
Säulenbasen, erst roh behauen, sind bereit gestellt. Auf der dritten Seite war man noch 
mit Erd- und Kanalisirungsarbeiten beschäftigt. Von der älteren Anlage ist ein 
kleines aufgemauertes Wasserbassin [c) übrig, in welches noch die Bleiröhre mit bron- 
zenem Hahn hineinfuhrt. Offenbar wäre dies Bassin durch den Bau des Porticus beseitigt 
worden. An der Hinterwand des Hofes, die von einer langen, mit Bogenfenstern durch- 
brochenen und mit Rundpilastem belebten Backsteinmauer gebildet wird, zieht sich das 
grosse und tiefe Schwimmbassin (Natatio) hin. Der Boden desselben ist mit Lava- 
steinen gepflastert. Die von den Alten ausgegrabene Erde liegt noch als Hügel daneben. 

In der hinteren Hälfte liegen die grossen Badesäle. Zwei Eingänge [k) fuhren 
in das Auskleide-Zimmer, Apodyterium, mit dem verschiedene kleinere Räume in Ver- 
bindung stehen [l—p). Der erste Saal ist das Frigidarium mit grossem Bassin flir die 
kalten Bäder. Daran schliesst sich das Tepidarium, das lauwarme Bad, und endlich 
kommt das Caldarium, das heisse Bad, dessen Wände mit Hohlziegeln gefuttert sind, 
welche die heisse Luft überall herumleiten. Hier sind zwei Bassins für warme Ab- 
waschungen, sowie ein kleines in der Mitte der Längswand. Ganz eigenthümlich ist das 
Schwitzbad (Laconicum) von kreisrunder Form, wo die Hitze bis aufs äusserste ge- 



steigert wurde. Der Anlage gemäss und den Kanälen nach zu schliessen, mussten zwei 
Heizungen da sein (bei r und s)\ sie waren aber noch nicht gebaut. 

Hinter den Badesälen, durch die fauces [q) zugänglich, sind weite Räume, welche 
für die Bedürfnisse des Betriebes diente. 

Ein Frauenbad, wie in den beiden anderen Thermen Pompeji's, ist bei diesen Central- 
Thermen nicht vorhanden. 

In der Höhe von 3 Metern über dem Boden dieser Thermen, zwischen den Lapilli 
und der Asche (deshalb konnten sie nicht ausgegossen werden), fand man vier Skelette, 
und neben denselben Goldschmuck und Silbergeräth (6 grosse und 15 kleine silberne 
Löffel) . Also auf der Flucht Umgekommene ! ! 



Regio IX. Insula VI. 

Der heutige Besucher findet in dieser Insula, welche noch nicht vollständig aus- 
gegraben worden ist, wenig Bemerkens werthes. Zwei grössere Häuser gewähren in 
ihren Peristylien einen stattlichen Anblick. Ausserdem finden sich mehrere kleinere Woh- 
nungen, einige Läden, eine Schankwirthschaft und eine Herberge. 

Von Wandmalereien sind nur wenige Reste erhalten, da das Erdbeben hier mehr 
auf die Mauern eingewirkt zu haben scheint, als anderswo. Ein interessantes Gemälde 
griechischen Stils stellt Dädalus und Icarus dar; letzterer liegt todt am Boden. Mit 
duftigen Farben war eine sicilische Landschaft gemalt, aber nur ein Stück davon mit der Figur 
des Polyphem ist übrig. Von einem anderen grossen Bilde ist kaum etwas mehr als vier 
Füsse erhalten, deren Besitzer durch Inschriften als Dido und Aeneas bezeichnet werden. 
— Ein mit Laubgewinden und Vögeln niedlich ausgemaltes Lararium trat kürzlich frisch 
und unversehrt zu Tage. 

Ziemlich reich waren die Funde an allerlei Hausgeräth bei der Ausgrabung dieser 
Insula. In dem Peristyl des grössten Hauses wurden gefunden: fünf Vasen, eine 
Waage, zehn Armbänder, zwei Spiegel, ein Dintenfass, ein Dreifuss, eine Schüssel, alles 
von Bronze; eine Hacke von Eisen; 12 thönerne Lämpchen und ein Mörser aus Marmor. 
Nicht weit davon wurden Statuetten der Laren und des Merkur gefunden, und an einer 
andern Stelle lag ein Skelett und viele Münzen daneben. Wahrscheinlich war dieser Haus- 
rath hierher zusammengestellt worden, um fortgeschafft zu werden, was aber bei der Hef- 
tigkeit der Katastrophe nicht mehr gelang. — In einem kleinen Wohnhause [N. 3) 
wurde am 23. Mai 1879 in Gegenwart IL KK. HH. des Grossherzogs und der Frau Gross- 
herzogin von Oldenburg eine reichgefüllte kleine Vorrathskammer (apotheca) ausgegraben. 
Es wurde gefunden: ein Kessel und eine Waage von Bronze; eine eiserne Axt; mehrere 
Thonvasen mit verschiedenem Farbenmaterial u. a. m. Vor allem interessant aber war 
es, als ich eine Thonschaale heraushob und nach Abheben des Deckels sich fiinf unver- 
sehrte Glasge fasse, drei Tassen und zwei Fläschchen, darin zeigten. 

Die plastischen Marmorarbeiten dieser Insula sind von keinem grossen Kunst- 



werth, aber durch ihre Bemalung von Interesse ; ich erwähne eine weibliche Gewandstatue, 
zwei Porträtbüsten und einen Frauenkopf von einer Herme. 



Regio IX. Insula VII. 

Man hätte wohl besser gethan, nicht den schmalen Streifen von dieser Insula frei zu 
legen, da die Ausgrabung des Restes voraussichtlich noch in weiter Ferne liegt. Es stehen 
so fast nur Theile von Häusern zu Tage. Die hier gemachten Entdeckungen sind aber 
höchst bedeutende. In erster Linie steht ein Mosaikbrunnen, demjenigen auf Tafel II 
unserer V. Abtheilung vergleichbar; statt aber mit blossen Ornamenten, ist er mit kunst- 
vollen mosaicirten Bildern geschmückt, welche Scenen aus dem Venus-Mythus darstellen. 

Herrliche . B r o n z e n wurden in einem und demselben Hause aufgefunden. Da ist 
zuerst die reizende Brunnenfigur eines Amorino mit dem Delphin, deren vollendete 
Form und schimmernde Patina auf Tafel II wiedergegeben sind. Eine vorzügliche Arbeit 
ist auch die Gruppe der Hausgötter (Tafel III); der genius familiaris, der Schutzgeist 
der Familie, hält in der Linken das Füllhorn des Segens und in der Rechten eine silberne 
Schaale, aus welcher er den oberen Göttern das Trankopfer im Namen der Familie spendet. 
Zur Seite stehen, ebenfalls in der Handlung der Libation, die Laren ; sie repräsentiren die 
Geister guter Verstorbener des Hauses. Äusserst kunstvoll ist die Lampe, in Form eines 
Fusses gearbeitet, mit silbernen Sandalenbändern. Bei der Ausgrabung fand man noch 
den Docht darin. 

Eine ganze Reihe werth voller Gemälde griechischen Stils wurden in dieser Insula 
entdeckt. Darunter Hylas und die Nymphen, Bellerophon und Pegasus, Perseus und An- 
dromeda. Besonders merkwürdig ist auch ein Bild von naiver Ausführung, welches das 
Hereinholen des hölzernen Pferdes nach Troja darstellt. 



■- 1 



ÜBERSICHT DER TAFELN. 



, I 



L Plan der Thermen. 

IL Bronzestatuette: Amorino mit Delphin. 
IIL Bronzestatuetten ; Hausgötter. 



1 1 



1 1 



8 



SPECIELLE LITERATUR. 



I 
I 
I 

,1 

I 



Regio IX, Insula IV. 

Notizie degli Scavi, 1877, p. 128. 218. 

1878, p. 70. 110. 
Viola, p. 30. 

Bull, dell' Inst. 1877, p. 214. 

1878, p. 251. 

Regio IX, Insula VL 

Notizie degli Scavi, 1878, p. 263, 322, 371. 

1879, p. 19. 44. 71. 120. 154. 207. 242. 325. 347. 
Bull, dell' Inst. 1880, p. 193. 217. 265. 

1881, p. 22. 

Regio IX, Insula VIL 

Die italienischen Gelehrten machen aus dem genius familiaris eine Fortuna; man vergleiche aber 
doch nur die zahlreichen beiderseitigen Analogien in Helbig's Catalog! 



. Nachträge. 

Zu Abth. I: 

Annali dell' Inst. 1877, p. 268. Tafeln O. P. 
Zu Abth. IV: 

Annali dell' Inst. 1879, p. 79. Tafel H. 

Bull, deir Inst. 1877, p. 91. 

1878, p. 86. 196. 
Zu Abth. V : 

Bull, dell' Inst. 1877, p. 207. 

1878, p. 86. 109. 186. 

Scacchi, p. 126 (mit Plan). 
Zu Abth. VI : 

Bull, dell' Inst. 1877, p. 138. 161. 205. 



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REqio K, Insulä N. 
Thermae. 




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A. VERZEICHNISS DER TAFELN. 



A. Pläne. 

Plan der Stadt und der Ausgrabungen 1874 — 81 

Das pompejanische Normalhaus 

Specialpläne vor jeder Abtheilung 



B. Ansichten. 

Atrium mit Imphivium 

Tablinum mit Durchblick ins Peristylium 

Küche 

Altar aus Marmor 

Lararium 

Mosaikbrunnen 

Wasserleitung 



C. Wanddecorationen. 

Wand im ersten Stil 

Wandtheile im ersten und zweiten Stil 

Wand mit ägyptischen Figuren im zweiten Stil 

Gelbes Zimmer im zweiten Stil 

Wand, mit Zinnober gemalt, im zweiten Stil 

Wand mit Satyrgruppe im dritten Stil 

Weisse Wand im vierten Stil 

Schwarze Wand im vierten Stil 

Ornamente zweiten Stils 

Ornamente vierten Stils 

Decorative Figuren 

Gartenwand mit Orpheus 

Gartenwand mit Stier und Tiger 



D. Wandgemälde. 

a. Mythologische Scenen. 

Mars und Venus 

Thetis bei Vulcan 

Athene mit Landschaft 

Orpheus unter den wilden Thieren 

Medea . . ' 



Theseus und Ariadne nach der Tödtung des Minotaurus 

Theseus verlässt Ariadne auf Naxos 

Die verlassene Ariadne 

Iphigenia in Tauris . 



b. Hellenistisches Genre. 



Winddämon 
Frühling . 
Sommer . 



Einleitung. 


Einlei 


itung. 


AbtUg. 


Tafel 


IV 


2 


I 


2 


IV 


3 


I 


4 


VI 


2 


V 


2 


VI 


6 


II 


10 


II 


4 


III 


10 


m 


7 


I 


5 


II 


6 


IV 


6 


V 


4 


I 


6 


I 


10 


II 


5 


III 


6 


II 


2 



II 


8 


VII 


2 


III 


9 


III 


2 


VII 


7 


VIII 


5 


I 


9 


II 


9 


IX 


7 


IX 


6 


VIII 


2 


VIII 


3 



12 



-Cto 



Spielende Amoretten. 
Fischendes Mädchen . 

Satyrknaben 

Schwebender Amorino 
Kriegerfigur 



c. Römisch-campanisches Genre. 

Pompejahische Volkstypcn 

Wirthshausscenen 

Würfelspieler im Wirthshaus 

Die Tuchwalkergescllen 

d. Verschiedenes. 

Tragödienscene 

Komödienscene 

Krokodil und Zwerge 

Aquarium 

Stillleben 



E. Mosaiken. 

Omamentrand des Impluviums 

Impluvium 

Ornamentirter Fussboden 

Ornamentirter Fussboden 

Ornamentirter Fussboden 

Fussboden mit farbigem Blätter-Ornament 

Zwei Fussboden mit bunten Marmorstückchen. . . . 

Liegender Hund 

Hund an der Kette 

[Mosaikbrnnnen s. unter B.] 

F. Plastisches- 

Gypsausguss eines Mannes 

Gypsausguss einer Frau 

Gypsausguss eines Hundes 

Bronzestatuette: Trunkener Faun 

Bronzestatuette: Amorino mit Delphin 

Bronzestatuetten : Hausgötter 

Marmor-Herme des Vesonius Primus 

Tisch aus weissem Marmor 



Abthlg. 

VIII 

IV 

IV 
VII 
VIII 



VII 

V 
V 
IV 



IX 
IX 

VII 
IX 

VIII 



VII 

V 

II 
III 

IV 
VI 

II 
I 

III 



IV 
IV 

III 

IX 
X 
X 

III 

VI 



G. Inschriftliches- 

Wachstäfelchen des Bankiers 

Dasselbe, Rückseite 

Graffiti auf grauer Wand 

Graffiti auf gelber Wand 

Graffito, Dipinto und Weinkrüge mit Inschriften . . . . 



I 

I 

VI 
V 

VI 



Tafel. 
6 

7 

8 

3 
4 

6 
6 

7 

5 



4 
5 
4 
3 
7 



5 

5 

7 
8 

4 
4 
3 
3 
4 



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9 
3 

2 
2 

3 
5 

5 



7 
8 

7 
3 
3 



1 

• 

B. 


* 

• 

SACHREGIS lER. 


(Das den Zahlen beigesetzte * verweist anf eine bildliche 


■ 

Darstellung. ) 


Achilles VII, 4. 


Badestuben, private I, 6. 


Erdbeben VI, 3; VII, 3. 


% 

Actäon, s. Diana. 


Bankier, L. Caec. Jucundus I, 3. 


Erdbeben-Marmorrelief *I, 3. 


Admet 11, 4. 


Baugeschichte VII, 4. 


Erinnerungsfeier, 1 8oojährigeIX, 3 . 


Adonis, s. Venus. 


Baulust IX, 3. 


Eros II, 5 ; VII, 8. 


Aegyptische Figuren *in, 5 ; IX, 


Bauperioden V|, 4. 


Eroten auf der Jagd VIII, 4. 


5. 6. 


Bauthätigkeit III, 3. 6; IV, 5. 6. 


Eselskelett IX, 7. 


Aeneas und Polyphem IV, 6. 


Beinknochen VIII, 8. 


Estrich *rV, 3; aus Mannor- 


Alcestis, s. Admet. 


Bellerophon X, 5. 


brocken *II, 3; mit Marmor- 


Allegorie des Frühlings *VIII, 3 ; 


Bibliothek VIII, 4. 


stückchen *li, 4; roth *III, 5. 


des Sommers *VIII, 3. 


Bilderinschriften I, 2. 


Faunstatuette *IX, 8. 10. 


Altar, am Kreuzwege Hl, 3* mit 


Blasebälge IX, 8. 10. 


Fenster I, 4. 


Laren V, 6; mit Laren und 


Blei V, 10. 


Fenstergitter VII, 6 ; von Eisen 


Schlangen *V1, 3; von, Mar- 


Bleiröhren VI, 5. 


V, 5. 


mor *I, 3. 


Blitzschlag VII, 5. 6. 


Fensterscheibe IX, 5. 


Amor VII, 5; VIII, 4. 


Brand, s. Feuersbrunst. 


Feuersbrunst V, 5. 


Amoretten II , 3 . 4 ; VIII , 3 ; 


Bronzen X, 5; Stier I, 6. 


Fischbassin IX, 7. 


*V1II, 5. 


Brunnennische V, 7 ; in Mosaik 


Fischendes Mädchen *IV, 5. 


Amprino mit Delphin *X, 5. 


V, 7. 


Fischer VII, 5. 


Amphora, s. Weinkrüge. 


Brunnen, öffentliche III, 3; VI, 


Frau, Gypsausguss *IV, 6. 


Andromeda, s. Perseus. 


4. 5; IX, 4. 


Friesstreifen IX, 6. 


Ansicht des Impluviums *IV, 3; 


Büsten aus Marmor VII, 4. 


FuUones, Arbeit derselben IV, 4 ; 


der Küche *IV, 3. 


Büsten, Caec. Juc. I, 3; Veson. 


Festtagscenen IV, 4. 


Apollo V, 6; Musagetes Vin, 4. 


Primus *I1I, 4. 


FuUonica *IV. 


5. 8. 


Carricaturen IX, 5. 


FuUo Primus IV, 3. 


Aquarium *IX, 8. 10. 


Centralplatz III, 3. 8. 


Fussboden, s. Estrich u. Mosaik. 


Ariadne VIII, 4 ; s. auch : Theseus. 


Ceres V, 6. 


Galathea IV, 5. 


Artemisbild IX, 6. 


Colonisirung Sullas VII,. 3. 


Garten V, 6. 


Asyncletus II, 4. 


Cultusscene IX, 6. 


Gartenwand, Malereil, 4; *II, 3; 


Atellanae IX, 4. 


Cybele 11, 8. 


III, 5*; mit Nischen VI, 6. 


Athene bei Opferscene *III, 5. 


Cyparissus V, 6. 


Gastwirthschaft VIII, 5. 6. 


Atrium, Ansicht *I, 3; *rV, 3. 


Daedalus und Icarus X, 4. 


Geldkiste I, 3; VIII, 3. 


Ausgrabung am i . April 1 748 1, 6. 


Danae II, 5. 


Gemälde X, 5. 


Aversa IX, 4. 


Delphin VIII, 8. 


Genrebilder, hellenistische IV, 5**; 


Axiochus, s. Pompeius I, 5 ; VI, 5. 


Diana II, 5 ; IX, 5. 


röm. campan. IV, 4*. 


Bacchus I, 6; II, 5; IX, 7. 10; 


Dido und Aeneas X, 4. 


Genrefiguren VIII, 4. 


Herme II, 6; IV, 5; V, 6. 


Dintenfass X, 4. 


Gerichtsscene *IV, 4. 


Bäckerei IV, 6; V, 3; VII, 4. 


Dipinto, s. Inschrift. 


Getränke, warme V, 3. 


Badeanlage IX, 7. 


Distichon I, 4; V, 7; VI, 5. 


Gewächshaus IX, 8. 


Badeanstalt, öffentliche X, 3- 


Endoxus, M. Terentius VI, 3. 


Gladiatoren IX. 5. 


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14 



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• 

Glasfenster I, 4. 


Krokodil »VII, 5. 




Nolanerstrasse V, 7. 


Glasfläschchen IX, 6 


Küche, Ansicht IV, 3*. 




Notaia, Casa del I, 8. 


Glasgefässe VII, 4; IX, 4; X, 4. 


Kuchenformen II, 6. 




Obergeschoss VII, 6; erhalten 


Gottesdienst IX, 6. 


I^den VIII. 3; IX, 4. 




IV, 5. 


Götterfiguren 11, 3. 


Laden: in jeder Abtheilungr. 




Oberpriester IX, 3. 


Graflßto, s. Inschrift. 


Laden eines Trödlers IX, 4. 




Odysseus IV, 8. 


Gypsausgüsse, Frau * IV, 6 ; Hund 


Lampe X, 5. 




Opfer der vici magistri III, 3. 


*III, 3; Mann *IV, 6. 


Lampuris, Pullia I, 5. 6. 




Opferraum III, 5. 


Hausgeräth X, 4. 


Landschaft II, 3; mit Athene 


Opfcrscenen IX, 6. 


Hausgötter •X, 5. 


in, 5*j sicil. X, 4; mit Staf- 


Opus signinum s. Estrich. 


Häusliche Scenen IX, 7. 


fage III, 5*. 




Orestes s. Iphigenia. 


Hausschlüssel VIII, 5. 


Landschaften VII, 5. 




Ornamente I, 4; II, 3. 


Hecrd VIII, 6. 


Laokoon IV, 6. 




Orpheus III, 5. 


Hercules IX, 4. 7. 


Lararium IV, 6; V, 6; VI, 


3* = 


Ovid V, 7. 


Hermaphrodit IV, 4; IX, 6. 


X, 4. 




Pan II, 5. 


Herme, Veson. Primus *III, 4. 


Laren, gemalt V, 6 ; VI, 6 ; 


der 


Parisurtheil I, 4; II, 5. 


Hero und Leander VIII, 5. 


Kreuzwege III, 3. 




Patricierhaus IX, 3. 


Holztafeln, Quittungen I, 4. 5**. 


Larennischen VI, 4. 6. 




Pegasus X, 3. 


Homer II, 5. 


Laren, Statuetten IV, 5; VI, 


6. 


Penaten, Statuetten IV, 5. 


Hummer *IX, 8. 


Löffel, silberne X, 4. 




Pentameter VII, 6. 


Hund, Asyncletus II, 4: Gyps- 


Lucrum gaudium V, 6*. 




Perseus II, 5 ; VI, 6 ; X, 5 ; u. 


ausguss *III, 3 ; Mosaik I, 3*; 


Lykomedes VII, 4. 




Andromeda IX, 10. 


Mosaik *III, 4. 


Mann, Gypsausguss *IV, 6. 




Philoctet IX, 5. 


Hunde, gemalte VIII, 6. 


Marmorarbeiten X, 4. 




Polyp -IX, 8. 


Hundehaus VII, 3. 


Marmortisch VIII, 3. 




Polyphem IV, 5. 6; X, 4. 


Hylas mit Nymphen X, 5. 


Mars s. Venus. 




Pompeius, S. — Axiochus I, 6. 


Jagdscencn VIII, 4. 


Masken VII, 8; IX, 4. 




Porticus am Centralplatz V, 8. 


Impluvium, Ansicht IV, 3*; Mosaik 


Medea VII, 6. 




Portraits, Caec. Jucundus I, 3; 


•V, 6. 7- 
Inschrift: Widmui^[ "I, 3. 

Inschrift (dipinto) VII, 6; VIII, 


Medusenkopf IX, 6. 




Veson. Primus III, 4*. 


Mercur IV, 5 ; V, 5. 
Miethwohnungen VII, 6. 
Minotaurus VIII, 5. 
Mörser X, 4. 




Primus fuUo IV, 3. 
Primus Vesonius III, 3. 
Prjvathaus VIII, 3. 


3 ; auf griech. Btldernll, 5 ; auf 

^P ^P •■■Ca ^ ^ - «- ^^ ^^ ^H 




Propertius VI, 5. 


Kneipbildern V, 4* ; auf Krü- 

T TV Jk A • V V « • • 


Mosaikbr<unnen V, 7*; X, 5. 




Psyche V, 5; VII, 8. 


gen VI, 5**; Wahlen betr. 

TTT Jklk 1t TT M. « W 


Mosaik, buntes: Fussboden VI, 


Pulcinella IX, 5. 


III, 4**; VI, 5*; IX, 4. 


4»; Hund I, 3«; IIJ, 4'. 


5*; 


Pullia Lampuris I, 5. 6. 


Inschrift /graffito), VIII, 4; IX, 5; 


T » 9 ^ f ' / ■ 

IV, 3; Impluvium V, 6*; 


In- 


Pygmäen VII, 5. 


Distichon I, 4; 11 5; HI, 6*; 


Schrift V, 6*; aus Marmor- 


Pylades s. Iphigenia. 


V,5.6.6.6.7.8; VI, 4. 5*. 6*. 


stücken II, 3*; Ornament: 


Quittungstafeln I, 4 — 5**. 


Iphigenia in Tauris *!,. 4; VIII, 


Fussboden II, 5* ; Ornamept- 


Satyrknaben IV, 5*. 


5; *IX, 6. 


rand VII, 5 ; Schwelle VI, 


4*. 


Scenen, dramatische IX, 4. 


Isiscultus IX, 6. 


Mühle, siehe Bäckerei. 




Scenische Darstellung II, 4. 


Jucundus, L. Caecilius I, 3. 


Muräne *IX, 8. 




Schenke s. Wirthschaft. 


Jupiter IV, 4. 


Musen VIII, 4. 5. 




Schlafzimmer I, 4. 


Kassandra IX, 7. 10. 


Musikalischer Wettstreit V, 5 


• 


Schrittsteine V, 7. 


Keller V, 6. 


Mysteriengemächer IX, 6. 




Seife IV, 3. 


Kiste IX, 4. 


Mytholög.Scenem.Landsch.III 


,5«. 


Siegel VI, 5. 


Kneipleben V, 3**. 


Narcissus VIII, 8. 




Silen IX, 6; Brunnenrelief III, 3. 


Komische Person IX, 4. 


Neptun IV, 4. 




Sistrum IX, 5. 


Komödienscenen *IX, 4. 


Nereiden IV, 4. 




Skelett VIII, 4; VII, 3; «, 6; 


Kriegerfigur *VIII, 4. 


Nilbilder VII, 5. 




X, 4. 

• 



15 






Skelettfunde IV, 6; in der Sta- 
bianerstrasse IV, 6. 

Stall VII, 5, 

Statuetten X, 4; Laren VI, 6; 

Laren und Penaten IV, 5. 
Stier, Bronzefigur I, 6. 
Stier und Tiger II, 3. 
Stillleben *VIII, 6. 
Strassenpflaster V, 7. 
Stuckarbeiten VII, 5. 
Successus, L. Pontius I, 6. 
Sühnopfer I, 3, 

Tablinum, Ansicht I, 3*. 
Tapetenartige Decoration I, 6. 

Theseus *VIII, 5; IX, 6; ver- 
lässt Ariadne I, 4*; Ariadne 
verlassen II, 5*; u. Ariadne, 
Knäuel V, 5. 

Thetis VII, 4. 
Thierfiguren II, 3. 

Thierstuck II, 3; III, 5; VII, 5. 

Thür, blinde V, 7; Gypsausguss 

V, 5- 
Timomachus VII, 6. 
Tisch aus Marmor V, 6. 7; VI, 4. 



Tragödienscene *IX, 4. 

Treppe VIII, 5. 

Triptychon I, 4. 5*. 

Trojanisches Pferd X, 5. 

Trottoir IX, 4. 

Tuchwalkerei IV, 3. 

Vasen X, 4. 

Venus II, 5 ; VII, 5 ; und Adonis 

II, 3; VI, 3. 

Venus angelnd s. Fischendes 

Mädchen. 
Venus und Mars II, 5. 
Venus-Mythus X, 5. 
Venus Pompejana I, 3. 
Vergoldete Figuren VII, 5. 
Vesonius Primus III, 3* 
Vesuv IX, 10. 
Victoria VII, 8. 
Volkskomödien IX, 4 
Volkstypen VII, 5. 
Vulcan VII, 4. 

Waage X, 4. 
Wachstafeln I, 4. 5. 

Wahl- i^^^A s. Inschrift. 
\programmj 

Walkerei IV, 3. 



Walkergesellen IV, 4. 
Wanddecorationen I, 4; II, 3. 

4.5.5; IV, 5*; V, 6; VII, 
3. 4. 6. 

Wasserbassin X, 3. 

Wassercastell III, 3; VI, 5*; 
IX, 4. 

Wasserleitung VI, 5*. 

Wasserregulator II, 6. 

Weih-Inschrift I, 3». 

Weinhändler IV, 5; V, 6; VI, 5. 

Weinkeller IX, 4. 

Weinkrüge im Schenktisch II, 6; 
V, 3; mit Inschrift VI, 5**. 

Werkstätten : in jeder Abtheilung. 

Winddämon *IX, 8. 10. 

WirthschaftI, 6; 11, 6; IV, 5; 
V, 3. 7 ; VI, 5 , VIII, 5. 6. 

Wirthshausscenen V, 3**. 

Würfelspiel V, 4*. 

•Zeugpresse IV, 4. 

Zink V, 10. 

Zinkkessel II, 6; V, 3. 

Zinnober VII, 6; in der Wand- 
decoration I, 4. 

Zuckerbäckeret II, 6. 





Leipzig. 
Drnck von A. Th. Eng«lhardt. 



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